Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten: Band 7 Hackert - Indische Dichtungen 9783110378429, 9783110374148

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Table of contents :
INHALTSÜBERSICHT
VORWORT UND DANK
ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS
ZUR BENUTZUNG
439. Jakob Philipp Hackert [Ankündigung und Auszug] – 450. Der Hausball. Eine deutsche Nationalgeschichte
440. Philipp Hackert
441. Hackert: Zwei Landschaften von Philipp Hackert
442. Hagen: Olfried und Lisena, ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen . . .[Ankündigung]
443. Hagen: Olfried und Lisena. Ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen
444. Hagen: Olfried und Lisena noch einmal
445. Hamann
446. Hanau [Nachtrag]
447. Handschriften
448. Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt
449. Harmonie der Farben
450. Der Hausball. Eine deutsche Nationalgeschichte
451. Hausmanns Vorlesung – 466. Hermann und Dorothea
452. Joseph Haydns Schöpfung. Aufgeführt an dessen Geburtstage dem 31. März 1826
453. Hebel: Allemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten
454. Heidelberg [Nachtrag]
455. Die heiligen drei Könige I. Manuscript, lateinisch, aus dem funfzehnten Jahrhundert
456. Die heiligen drei Könige II. Auf Seite 156 [169] bezüglich
457. Die heiligen drei Könige III
458. Die heiligen drei Könige noch einmal
459. Heinroths Anthropologie
460. Helena in Edinburgh, Paris und Moskau
461. Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung
462. Henschel: Physiognomische Skizzen der Gebrüder Henschel
463. Herder
464. Herder: Ide´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite´ par Herder, traduites par Quinet. Paris 1828
465. Hermann: Die tragischen Tetralogien der Griechen, Programm von Ritter Hermann. 1819
466. Hermann und Dorothea
467. Herr Mawe. Nachricht von seinen letzten Expeditionen im Oktober 1817
468. Herrn von Hoffs geologisches Werk
469. Herschels Beobachtungen . . . Wirkung farbiger Beleuchtung auf Pflanzen
470. Hervortreten des Unterschiednen
471. Herzogliches Hoftheater zu Weimar 1792
472. Herzogliches Hoftheater zu Weimar 1795
473. Gottlieb Hillers Gedichte und Selbstbiographie. Erster Theil. 1805
474. Über die Hindernisse, die dem modernen Künstler im Wege stehen, vom gestaltlosen zur Gestalt zu gelangen
475. Hinrichs: Das Wesen der antiken Tragödie, in ästhetischen Vorlesungen durchgeführt von Hinrichs
476. Über Aloys Hirt
477. Hittdorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile
478. Hittdorf et Zahnt: Architecture moderne de la Sicile
479. Über den Hochschnitt
480. Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen
481. Höherer Chemismus des Elementaren
482. Hör-, Schreib- und Druckfehler
483. Über das Hofleben
484. Hoftheater zu Weimar
485. Holtei: Gedichte in schlesischer Mundart
486. Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft
487. Homer nach Antiken. Neuntes Heft
488. Homer noch einmal
489. Homers Apotheose
490. Hood: Whims and Oddities
491. Von dem Hopfen und dessen Krankheit, Ruß genannt – 511. Indische Dichtungen
492. Der Horn
493. Hornblendekugel bei Weimar
494. Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch
495. Humboldt, A. v.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane [I]
496. Humboldt, A. v.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane [II]
497. Humboldt, A. v.: Berlin: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse
498. Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen. Von Bernhard Hundeshagen. Mit 13 Kupferabdrücken
499. Ideen über organische Bildung [Plan]
500. Iffland: Almanach für Theater und Theaterfreunde, auf das Jahr 1807. Von August Wilhelm Iffland
501. Besuch von Iffland, auf meiner Reise über Mannheim nach der Schweiz im Jahre 1779
502. Das Igeler Monument
503. Iken: Eunomia von Dr. Karl Iken. Drei Bände. Grimma 1827
504. Iken: Leukothea von Dr. Karl Iken. Leipzig 1827. 2 Bände
505. Iliadis Fragmenta
506. Ilias im Auszug
507. Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle
508. In Sachen der Physik contra Physik
509. In wiefern die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen angewendet werden könne
510. Über die Incommunicabilien unter den Paralipomenen
511. Indische Dichtungen
ANHANG
ABBILDUNGEN
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Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten: Band 7 Hackert - Indische Dichtungen
 9783110378429, 9783110374148

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MOMME MOMMSEN DIE ENTSTEHUNG VON GOETHES WERKEN BAND VII Begonnen am I N S T I T U T F Ü R D E U T S C H E S P R A C H E U N D L I T E R AT U R D E R DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN fortgeführt und herausgegeben von K AT H A R I N A M O M M S E N unter den Auspizien der M O M M S E N F O U N D AT I O N F O R T H E A D VA N C E M E N T OF GOETHE RESEARCH

P R O J E K T B E R AT U N G U N D G E S C H Ä F T S F Ü H R U N G David Pike Geschäftsführender Direktor der Mommsen Foundation

W I S S E N S C H A F T L I C H E M I TA R B E I T E R Dietrich Brandt · Heinz Hamm · Uwe Hentschel Shu Ching Ho · Sylke Kaufmann Caroline Köhler · Peter Ludwig · Ute Maack M a n f r e d We n z e l · M a r g r i t Wy d e r

DIE ENTSTEHUNG VON GOETHES WERKEN IN DOKUMENTEN

Begründet von MOMME MOMMSEN Fortgeführt und herausgegeben von K AT H A R I N A M O M M S E N Redaktion UTE MAACK

BAND VII HACKERT ⎯ INDISCHE DICHTUNGEN

2015 WA LT E R D E G R U Y T E R

¯ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 978-3-11-037414-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-037842-9 e-ISBN (ePub) 978-3-11-039235-7 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © Copyright 2015 by Walter de Gruyter GmbH, Berlin/München/Boston Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany

Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com

I N H A LT S Ü B E R S I C H T Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungs- und Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439. 440. 441. 442. 443. 444.

445.

446. 447.

448. 449.

450.

XI XV XXIV

Jakob Philipp Hackert [Ankündigung und Auszug] . . . . . . . . . . . . . . . 1 Philipp Hackert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Hackert: Zwei Landschaften von Philipp Hackert . . . . . . . . . . . . . . . 57 Hagen: Olfried und Lisena, ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen . . . [Ankündigung] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Hagen: Olfried und Lisena. Ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen . . . . . . 63 Hagen: Olfried und Lisena noch einmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Hagen, v. d.: Tausend und ein Tag. Morgenländische Erzählungen, nach von der Hagens Übersetzung . . . siehe: Tausend und ein Tag. Haller: Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 105). Haller: Usong, eine Morgenländische Geschichte in vier Büchern siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 106). Hamann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Hamburger Vorspiel siehe: Schema zu einem Vorspiel bey Eröffnung des neuen Hamburger Theaters. Hanau [Nachtrag] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Handschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Handzeichnungen siehe: Über die Entstehung der zweiundzwanzig Blätter meiner Handzeichnungen (EGW 4, 2). Handzeichnungen Goethes siehe: Schwerdtgeburth: Radierte Blätter . . . Hans der Schuflicker; Die Pilgrimme von Mecca; Röschen und Colas; der Zauberer . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen, Poinsinet (EGW 6, 118). Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Harmonie der Farben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 Hasche: Vermischtes Magazin eine Wochenschrift . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 106). Der Hausball. Eine deutsche Nationalgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Hausen: Leben und Charakter Herrn Christian Adolph Klotzens . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 106).

VI 451. 452. 453. 454. 455. 456. 457. 458.

459. 460. 461. 462. 463. 464. 465. 466. 467.

468. 469. 470.

471. 472.

INHALTSÜBERSICHT Hausmanns Vorlesung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joseph Haydns Schöpfung. Aufgeführt an dessen Geburtstage dem 31. März 1826 Hebel: Allemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten . . . . Heidelberg [Nachtrag] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die heiligen drei Könige I. Manuscript, lateinisch, aus dem funfzehnten Jahrhundert Die heiligen drei Könige II. Auf Seite 156 [169] bezüglich . . . . . . . . . . . Die heiligen drei Könige III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die heiligen drei Könige noch einmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten siehe: Füeßli (EGW 6, 167). Heinrich Meyer’s Tabelle zu dessen Kunstgeschichte siehe: Meyer. Heinroths Anthropologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helena classisch-romantische Phantasmagorie siehe: Faust (EGW 5). Helena in Edinburgh, Paris und Moskau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helvig: Frithiof siehe: Vorläufige Anzeige Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . Henschel: Physiognomische Skizzen der Gebrüder Henschel . . . . . . . . . . Herder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herder: Ide´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite´ par Herder, traduites par Quinet. Paris 1828 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann: Die tragischen Tetralogien der Griechen, Programm von Ritter Hermann. 1819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann und Dorothea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heroische Statuen von Tieck siehe: Tieck, Fr. Herr Mawe. Nachricht von seinen letzten Expeditionen im Oktober 1817 . . . . Des Herrn G. R. von Göthe sämmtliche Werke in acht Bänden siehe: Werke, Ankündigung der Ausgabe S. Herrn Hollands philosophische Anmerkungen über das System der Natur . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 106). Herrn von Hoffs geologisches Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herschels Beobachtungen . . . Wirkung farbiger Beleuchtung auf Pflanzen . . . . Herstellung des Straßburger Münster siehe: Alt-Deutsche Baukunst (EGW 1, 25). Hervortreten des Unterschiednen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herwich: Franken zur griechischen Litteratur . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 107). Herwich: Nachricht [über J. J. Herwichs Vorlesungen über die elegante Literatur; Voranzeige] siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen, Nachricht (EGW 6, 117). Herwig: Wahre Beschreibung zweyer aneinander gewachsener Kinder siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 107). Herzogliches Hoftheater zu Weimar 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herzogliches Hoftheater zu Weimar 1795 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . v. Heufeld: Theateralmanach für das Jahr 1773, verfasset von einigen Liebhabern der deutschen Schaubühne . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 107). Heyne: Einleitung in das Studium der Antike, oder Grundriß einer Anführung zur Kenntniß der alten Kunstwerke . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 107).

108 109 111 123 126 128 136 140

146 148 157 177 179 190 198 202 319

328 331 338

339 342

INHALTSÜBERSICHT 473. Gottlieb Hillers Gedichte und Selbstbiographie. Erster Theil. 1805 . . . . . . . 474. Über die Hindernisse, die dem modernen Künstler im Wege stehen, vom gestaltlosen zur Gestalt zu gelangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475. Hinrichs: Das Wesen der antiken Tragödie, in ästhetischen Vorlesungen durchgeführt von Hinrichs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476. Über Aloys Hirt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Histoire de la vie et des ouvrages de Molie`re siehe: Taschereau. 477. Hittdorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile . . . . . . . . . . . . . . 478. Hittdorf et Zahnt: Architecture moderne de la Sicile . . . . . . . . . . . . . . Hochländisch siehe: Übersetzungen. 479. Über den Hochschnitt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hoff siehe: Herrn von Hoffs geologisches Werk (S. 328). Holland siehe: Herrn Hollands philosophische Anmerkungen über das System der Natur . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 106). 480. Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen . . . . . . . . . . . . . . 481. Höherer Chemismus des Elementaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 482. Hör-, Schreib- und Druckfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483. Über das Hofleben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 484. Hoftheater zu Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Hohelied Salomons siehe: Übersetzungen. v. Holbach: Examen de l’Essay sur les pre´juge´s. Par le Philosophe de Sans-Souci. London 1772 siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 108). 485. Holtei: Gedichte in schlesischer Mundart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Homer siehe: Benjamin Constant über Ilias und Odyssee (EGW 2, 232). siehe: Einleitung zu Ilias im Auszug (EGW 3, 273f.). siehe: Aus Homer. siehe: Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft (S. 408). siehe: Homer nach Antiken, neuntes Heft (S. 410). siehe: Homer noch einmal (S. 412). siehe: Homers Apotheose (S. 424). siehe: Aus Homers Odyssee. Siebenter Gesang, Vers 78 bis 131. siehe: Iliadis Fragmenta (S. 491). siehe: Ilias im Auszug (S. 493). siehe: Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle (S. 517). siehe: Versuch, eine Homerische dunkle Stelle zu erklären. Aus Homer siehe: Übersetzungen. 486. Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . 487. Homer nach Antiken. Neuntes Heft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488. Homer noch einmal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 489. Homers Apotheose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aus Homers Odyssee. Siebenter Gesang, Vers 78 bis 131 siehe: Übersetzungen. Des Hommes Ce´le`bres de France au dixhuitie`me sie`cle . . . siehe: [Diderot III] (EGW 3, 28). 490. Hood: Whims and Oddities . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII 344 347 352 357 360 362 363

377 385 387 389 391

404

408 410 412 424

430

VIII

INHALTSÜBERSICHT

491. Von dem Hopfen und dessen Krankheit, Ruß genannt . . . . . . . . . . . . . Hoppe: Joachimi Hoppii Commentatio succincta ad Institutiones justinianeas . . . siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 108). Horazens Oden von [K. A.] Kütner siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen, Kütner (EGW 6, 110). 492. Der Horn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493. Hornblendekugel bei Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Howard siehe: Goethe zu Howard’s Ehren (EGW 6, 613). siehe: Luke Howard an Goethe. siehe: Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch (S. 441). siehe: Wolkengestalt nach Howard. Luke Howard an Goethe siehe: Übersetzungen. 494. Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch . . . . . . . . . . . . . . . . Hülle: siehe: Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle (S. 517). 495. Humboldt, A. v.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane [I] . . . . . . 496. Humboldt, A. v.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane [II] . . . . . . 497. Humboldt, A. v.: Berlin: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse . . . . . . 498. Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen. Von Bernhard Hundeshagen. Mit 13 Kupferabdrücken . . . . . . . . . . . . . . . . Hunger: Thrasybulus. Oder von der Liebe zum Vaterlande siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (EGW 6, 108). Ich auch . . . siehe: Übersetzungen. Ich glaubte nicht . . . siehe: Übersetzungen. 499. Ideen über organische Bildung [Plan] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse siehe: Humboldt, A. v. (S. 448). Ide´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite´ par Herder, traduites par Quinet. Paris 1828 siehe: Herder, Ide´es (S. 190). Idylle siehe: Maskenzüge. Idyllische Kantate zum 30. Januar 1813. Iffland siehe auch: Über die Entstehung des Festspiels zu Ifflands Andenken (EGW 4, 3). siehe auch: Nachspiel zu Ifflands Hagestolzen. siehe auch: Zu Schillers und Ifflands Andenken. 500. Iffland: Almanach für Theater und Theaterfreunde, auf das Jahr 1807. Von August Wilhelm Iffland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501. Besuch von Iffland, auf meiner Reise über Mannheim nach der Schweiz im Jahre 1779 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 502. Das Igeler Monument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 503. Iken: Eunomia von Dr. Karl Iken. Drei Bände. Grimma 1827 . . . . . . . . . 504. Iken: Leukothea von Dr. Karl Iken. Leipzig 1827. 2 Bände . . . . . . . . . . Iken: Touti Nameh siehe: Touti Nameh. Il conte di Carmagnola siehe: Manzoni. 505. Iliadis Fragmenta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 506. Ilias im Auszug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 507. Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

430

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INHALTSÜBERSICHT 508. In Sachen der Physik contra Physik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509. In wiefern die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen angewendet werden könne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510. Über die Incommunicabilien unter den Paralipomenen . . . . . . . . . . . . . Indicazione di cio ` che nel 1819 si `e fatto in Italia intorno alle lettere, alle scienze ed alle arti siehe: Übersetzungen 511. Indische Dichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A n h a n g zum Artikel Nr. 484 Hoftheater zu Weimar

IX 526 530 533

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Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 547

VORWORT UND DANK Die alphabetische Reihenfolge der Werktitel bringt es mit sich, daß Goethes lebenslängliche Liebe zum heiligen Homer aufgrund der ihm gewidmeten Werke aus früher und später Zeit einen deutlichen Schwerpunkt dieses Bandes bildet. „Homers Apotheose“ thematisiert Goethes bis heute gültige Deutung eines antiken Basreliefs, das die göttliche Verehrung Homers darstellt. „Homer nach Antiken gezeichnet“ und „Homer nach Antiken. Neuntes Heft“ weist auf des Freundes J. H. W. Tischbein bildliche Darstellungen nach antiken Vorlagen hin, „Iliadis Fragmenta“ auf Kupferstiche eines Kodex der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand. „Homer noch einmal“ bietet ein abschließendes Resümee zum Thema der poetischen Einheit Homers, die F. A. Wolf 1795 bestritten hatte. Dadurch im Tiefsten aufgeregt, reagierte Goethe in über 30 Jahren immer aufs neue: „Ilias“ dokumentiert sein Bestreben, dieses Werk aller Werke leichter übersehbar und als ein Ganzes sichtbar zu machen, um sich seiner Einheit zu vergewissern. Als Goethe dann endlich die Ilias-Auszüge und Gleichnisse publiziert, freut es ihn tief, die verhaßte sondernde, verneinende Epoche überstanden zu haben und eine jüngere Generation zu erleben, die an der Ilias deren Lebendigkeit, Würde, Einheit und frische Jugendkraft zu erkennen vermochte. „Ilias in Prosa und Odyssee“ weist noch auf neue Homer-Übersetzungen hin. Doch das schönste Resultat von Wolfs Homer-Kritik blieb, daß Goethe, ermutigt durch die Vorstellung, Ilias und Odyssee seien nicht dem einzigen, unvorstellbar großen, sondern mehreren aufeinander folgenden Dichtern zu verdanken, es daraufhin wagte, als Homeride, sein Epos Hermann und Dorothea zu dichten. Statt griechischer Helden besingt er dort ein sich im Flüchtlingselend tapfer bewährendes deutsches Mädchen, umgeben vom zeitgenössisch vertrauten Milieu einer Kleinstadt mit deren verschiedenen Charakteren und typischen Reaktionen auf politische Turbulenzen. Wie das Echo bezeugt, war hier auf der ungeheuren Basis der französischen Revolution ein echtes Volksgedicht gelungen: die einzige Odyssee, die in unseren Tagen noch möglich schien, wobei Goethe, da es um menschliche, nicht um Nationalszenen geht, wie Homer, nirgends Partei ergreift. Auf produktive Verbindung mit den auch ihrerseits auf Homer zurückgehenden Repräsentanten der Klassischen Philologie und Archäologie deuten Goethes Essays „Über Aloys Hirt“, „Hermann: Die tragischen Tetralogien der Griechen“ und „Hinrichs: Das Wesen der antiken Tragödie“. Leidenschaft für die Kunst

XII

VORWORT

der Antike und Renaissance ist deutlich spürbar bei Goethes intensiver Beschäftigung mit deren juwelenhaften Nachbildungen in geschnittenen Steinen („Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung“). Besorgnis um die Entwicklung der bildenden Künste aufgrund des Mangels an Anschauung antiker Vorbilder veranlaßte „Über die Hindernisse, die dem modernen Künstler im Wege stehen“. Interesse für die Entwicklung immer neuer Techniken zur Reproduktion von Kunstwerken löste „Über den Hochschnitt“ aus. Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, daß zahlreiche sowohl in den Propyläen als auch in Ueber Kunst und Alterthum erschienene Rezensionen und Essays, die unsigniert oder unter der Signatur W.K.F. erschienen, obwohl von früheren Ausgaben nur Heinrich Meyer zugeschrieben, in der EGW als Werke behandelt werden, wenn Goethes Initiative und weitere wichtige Aktivitäten, wie das Entleihen der betreffenden Bücher, deren Lektüre und Gespräche darüber, durch Zeugnisse nachweisbar sind. In Übereinstimmung mit unseren Erfahrungen erschienen 1999 erstmals die von Goethe herausgegebenen Hefte Ueber Kunst und Alterthum unter Goethes Ästhetischen Schriften in der Frankfurter Ausgabe, wobei Henrik Birus mit Recht konstatierte, ob von Goethe selbst verfaßt oder inspiriert oder nur adoptiert, so gelte doch für alle die vorangestellte Autorbezeichnung: Von Goethe, auch wenn seine Autorschaft hier die eines ,eˆtre collectif‘ sei. Tatsächlich handelt es sich in vielen Fällen um echtes Teamwork. Im Bereich der Römischen Antike bewegte Goethe sich bei der unvermuteten Begegnung mit dem „Igeler Monument“, dessen genauere Erforschung und Erhaltung sein Verdienst bleibt, da er die Bedeutung dieses römischen Kunstwerks auf deutschem Boden als erster erkannte und die Fachwelt darauf hinlenkte. – Antike und moderne Architektur Siziliens bilden den Gegenstand seiner Rezensionen von Jacob Ignaz Hittorfs Werken. Liebe zu Italien und zur Kunst verbinden sich gleichfalls in den drei seinem ehemaligen Lehrer Philipp Hackert gewidmeten Werken, deren Dokumentation zumeist auf einem von Goethe selber sorgfältig gesammelten und für die Nachwelt bewahrten Konvolut basiert, das seine Freundestreue zu dem hochgeschätzten Landschaftsmaler bekundet. Sie umschloß die Verpflichtung, ein einmal gegebenes Versprechen unter allen Umständen, selbst den widerwärtigsten, einzuhalten, aber auch die Freude, Entscheidendes zum Andenken und zur Geltung eines bedeutenden Künstlers zu tun, und schließlich die Genugtuung beim Echo der empfänglichen Freunde, daß die Mühsal gelohnt hatte; war doch Hackert um 1830 ein schon nahezu vergessener Maler. Wer hätte sich seiner erinnert, wenn nicht Goethe für seine Biographie gesorgt hätte? Eine Wirkung auch in zeitliche Ferne – bis heute! Goethes Interesse für das deutsche christliche Mittelalter zeigen vier „Die heiligen drei Könige“ betreffende Werke, die auf spätmittelalterlichen Manuskripten basieren, und „Hundeshagen: Kaiser Friedrich II. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen“. Besondere Beachtung verdient, wie freudig Goethe Johann Peter Hebels Alemannische Gedichte rühmt und wie entzückt er reagiert auf die persönliche Begegnung mit dem ,oberrheinischen Hausfreund‘. Ähnlich in ihrer erstaunlichen Intensität ist Goethes Neigung zu der idyllischen „Dichtung Olfried und

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Lisena des blutjungen, an Homer gebildeten ostpreußischen Dichters Ernst August Hagen bei gleichzeitiger, nur zu berechtigter Sorge: der junge Mann möchte sich in solchem Umfang zu früh ausgegeben haben. Stets waches Interesse für We l t l i t e r a t u r spiegelt sich in zwei „Iken“ Rezensionen zur neugriechischen Poesie und in „Indische Dichtungen“. Auf den Bereich des T h e a t e r s beziehen sich zwei an die Persönlichkeit Ifflands geknüpfte Werke, zwei Reportagen „Herzogliches Hoftheater zu Weimar“ für die Jahre 1792 und 1795 sowie, als Überraschung, die Anzeige „Hoftheater zu Weimar“ von 1798. Ihr liegt ein anonymer Text zugrunde, den man weder in der Weimarer noch in einer neueren Ausgabe findet, obwohl Woldemar Frhr. v. Biedermann ihn schon längst entdeckt und aufgrund sprachlicher Merkmale auf Goethes Autorschaft hingewiesen hatte. Kundig wie eh und je lenkte Michael Engelhard die Aufmerksamkeit der EGW-Herausgeberin auf diesen Text. Nun galt es, weitere Beweise für dessen Authentizität zu liefern durch Zeugnisse, aus denen hervorgeht, wie sehr dem Dichter und Theaterdirektor die Renovierung des Hoftheaters am Herzen lag und welch enormes Ausmaß an hingebungsvoller Mühe und Zeit er an dieses Unternehmen gewendet hat. Dabei stellte sich heraus, daß Widersacher den unter seiner Leitung stehenden Theaterumbau in Mißkredit bringen wollten. Um sich dagegen zur Wehr zu setzen, kam Goethe offenbar auf die Idee, anonym Propaganda für das neugestaltete Theater in mehr als einem Medium zu machen, worüber er noch mit Schiller scherzte. Uns erfüllt es mit Genugtung, daß es der EGW auch heute noch gelingt, bisher unbekannte Texte Goethes ans Licht zu stellen. Reich und vielfältig wie in jedem Band ist das Gebiet der N a t u r k u n d e vertreten: „Hausmanns Vorlesung “ zur Frage der Herkunft von erratischen Blöcken im Alpenvorland und im Norden Deutschlands, „Herrn von Hoffs geologisches Werk “ , „Höherer Chemismus des Elementaren “ , „Von dem Hopfen und dessen Krankheit, Ruß genannt “ , „Der Horn “ und „Hornblendekugel bei Weimar “ seien als Beispiele angeführt. „In Sachen der Physik contra Physik“ gibt u. a. Einblick in Goethes Kompetenz bei der Besetzung von Lehrstühlen der Universität Jena, da er sich über die Entwicklung der Wissenschaften in allen ihren Zweigen stets auf dem laufenden hielt. Speziell hingewiesen sei noch auf „A. v. Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse“ und „A. v. Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane“, die 1806 und 1823 Goethes Stellungnahme veranlaßten, wobei es sich glücklich trifft, daß ein bisher fast unbekanntes, besonders schönes Porträt Alexander von Humboldts, das nach Goethes Worten den allgemein verehrten und geliebten Naturforscher, in Gestalt eines Lehrenden, und so viele Unterrichtete noch immer Lernbegierige nach antiker Weise ganz eigentlich zu seinen Füßen zeigt, den Hauptgegenstand von „Henschel: Physiognomische Skizzen“ bildet, und daß wir unserem Band diese Darstellung A. v. Humboldts aus dem Jahr 1828 beifügen können. Durch A. v. Humboldt wurde Goethe auch zu einer Zeichnung angeregt, die „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“ zeigt. Dort verband Goethe sie noch mit Wolken, deren verschiedene Formen zurückgingen auf den ersten Systematiker von Wolkenformen, Luke Howard. Goethes besondere An-

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teilnahme an diesem Engländer zeigt seine Bitte an ihn, ihm eine Skizze seines Lebens zu senden, die er dann selber übersetzte und veröffentlichte („Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch“). Auch hier erscheint Goethes Bewunderung für die wissenschaftliche Leistung gekoppelt mit großer Sympathie für den Menschen. Interessierte Leser finden weitere Informationen – darunter das Namensregister der EGW-Bände – auf der Website des Projekts: http://goethe-egw.org Nur weil es dem Dank sich eignet, ist das Leben schätzenswert – unter diesem Goethe-Motto stehen die Danksagungen an alte und neue Freunde, die sich auch bei diesem Band als hilfreich erwiesen haben, sei es durch die Beschaffung, sei es durch die Erlaubnis zur Verwendung von Handschriften- und Bildmaterial der Klassik Stiftung Weimar aus deren Graphischen Sammlungen, dem Goethe-Nationalmuseum, Goethes Privatbibliothek, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und vor allem dem Goethe- und Schiller-Archiv zu Weimar. Auch in Frankfurt sind wir im Freien Deutschen Hochstift und im Goethe-Haus auf hilfreiche Geister gestoßen; das gleiche gilt für das Düsseldorfer Goethe-Museum, die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die Berliner Staatsbibliothek, das Deutsche Literaturarchiv Marbach/CottaArchiv, die Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel sowie das British Museum, London. Allen diesen Institutionen sei gedankt für die benötigten Kopien und deren Reproduktionserlaubnis. Ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter haben sich durch sachkundige Auskünfte und in einigen Fällen sogar durch Hilfe bei den Entzifferungen spezielle Verdienste erworben. Diejenigen denen wir uns – in Weimar wie auch andernorts – besonders verpflichtet fühlen, mögen es verzeihen, hier in alphabetischer Reihenfolge ohne ihre akademischen Titel aufgeführt zu sein: Ulrike Bischof, Thomas D. Boehm, Leonardo Boschetti, Michael Engelhard, Paul Engelhard, Birgit Fiebig, Bernhard Fischer, Birgit Fischer, Viola Geyersbach, Katharina Hofmann-Polster, Jochen Klauß, Claudia Krüger, Matthieu Lescuyer, Evelyn Liepsch, Ariane Ludwig, Sebastian Mangold, Christoph Michel, Hermann Mildenberger, Olaf Mokansky, Katrin Nitzschke, Margarete Oppel, Eva Oßwald, Manfred Osten, Vivi Perraky, Philipp Restetzki, Elke Richter, Karin Schellbach, Heike Spiess, Paul Warmbrunn, Edith Zehm, Eva Zimmer-Baldini und Bettina Zimmermann.

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS A = Goethe’s Werke. Bd 1–13. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1806–10. AA-Divan = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Akademie-Ausgabe]. Goethe. West-östlicher Divan. 3 Bde. 1. Text. 2. Noten und Abhandlungen. 3. Paralipomena. Bearb. von Ernst Grumach. Berlin 1952. AA-DuW = Goethe. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearb. von Siegfried Scheibe. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Akademie-Ausgabe]. Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. AA-Epen = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Epen. Bearb. von Siegfried Scheibe. Bd 1: Text. Berlin 1958. Bd 2: Überlieferung, Varianten und Paralipomena. Berlin 1963. AA-SL = Goethe. Schriften zur Literatur. Historisch-kritische Ausgabe. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (ab Bd 3: Hsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR) Bearb. von Edith Nahler u. a. 7 Bde. Berlin 1970–82. Akademische Blätter = Akademische Blätter. Beiträge zur Litteratur-Wissenschaft. Hsg. von Otto Sievers. Jg. 1. Braunschweig 1884. ALZ = Allgemeine Litteratur-Zeitung. Hsg. von Christian Gottfried Schütz. Jena 1785–1803 (ab 1804: Halle); s. auch JALZ. Athenaeum = Athenaeum. Eine Zeitschrift von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel. Berlin 1798–1800. Reprint: Hsg. in zwei Teilen und mit einem Nachwort versehen von Bernhard Sorg. Dortmund 1989. Aus der Jenaer Bibliothek = Entleihung aus der Universitätsbibliothek in Jena; zitiert nach → Bulling. Aus der Jenaer Schloßbibliothek = Entleihung aus der Schloßbibliothek in Jena; zitiert nach → Bulling. Aus der Weimarer Bibliothek = Entleihung aus der Herzoglichen (Großherzoglichen) Bibliothek in Weimar; zitiert nach → K e u d e l l . B = Goethe’s Werke. Bd 1–20. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1815–19. Bayer 2009 = Johann Wolfgang Goethe. Die Actenstücke jener Tage sind in der größten Ordnung verwahrt . . . Goethe und die Gründung der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im Spiegel des Briefwechsels mit Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Hsg. von Ulrike Bayer. Göttingen 2009. BerFDH = Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt a. M. Hsg. vom Akademischen Gesamt-Ausschuß. Neue Folge. Bd 1–17. Frankfurt a. M. 1876–1901.

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BG = Goethe: Begegnungen und Gespräche. Begr. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hsg. von Renate Grumach. Bd 1 flg. Berlin 1965 flg. Boissere´e = Sulpiz Boissere´e. [Hsg. von Mathilde Boissere´e.] 2 Bde [Bd 2: Briefwechsel mit Goethe.] Stuttgart 1862. Bosse 1999 = Anke Bosse in: Meine Schatzkammer füllt sich täglich . . . Die Nachlaßstücke zu Goethes West-östlichem Divan. Dokumentation – Kommentar. 2 Bde. Göttingen 1999. Br = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 4. Abtheilung: Briefe. Bd 1–50. Weimar, Hermann Böhlau. 1887–1912; ergänzt durch: Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hsg. von Paul Raabe. 3 Bde (= Br 51–53). München 1990; als Zitatgrundlage sukzessive ersetzt durch → G B . Brandt = Hermann Brandt: Goethe und die graphischen Künste. Heidelberg 1913. Bratranek = Goethe’s Naturwissenschaftliche Correspondenz. (1812–1832.) Im Auftrage der von Goethe’schen Familie hsg. von F. Th. Bratranek. 2 Bde. Leipzig 1874 (= Neue Mittheilungen aus Johann Wolfgang von Goethe’s handschriftlichem Nachlasse. Th. 1. 2. Goethe’s naturwissenschaftliche Correspondenz). Bratranek 1876 = Goethe’s Briefwechsel mit den Gebrüdern von Humboldt. (1795–1832.) Im Auftrage der von Goethe’schen Familie hsg. von F. Th. Bratranek. Leipzig 1876 (= Neue Mittheilungen aus Johann von Goethe’s handschriftlichen Nachlasse. Dritter Theil). Braun = Goethe im Urtheile seiner Zeitgenossen. Zeitungskritiken, Berichte, Notizen, Goethe und seine Werke betreffend, aus den Jahren 1773–1786 (1787–1801. 1802–1812), gesammelt und hsg. von Julius W. Braun. Eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Goethes Werken. Berlin 1883–85. (= Schiller und Goethe im Urtheile ihrer Zeitgenossen . . . Zweite Abtheilung: Goethe. Bd 1–3.) Nachdruck: Hildesheim 1969. Briefe aus dem Elternhaus = Johann Caspar Goethe, Cornelia Goethe, Catharina Elisabeth Goethe. Briefe aus dem Elternhaus. Hsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zürich 1960. Bulling = Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken. Von Karl Bulling. Gedenkgabe der Universitätsbibliothek Jena zu Goethes 100. Todestag. Jena 1832. (Claves Jenenses. Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Jena. Hsg. von Theodor Lockemann. H. 2.) [Reprint Leipzig 1982; zusammengeb. mit Keudell]. C1

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Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Unter des durchlauchtigsten deutschen Bundes schützenden Privilegien. [Taschenausgabe.] 60 Bde und Registerbd. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung 1827–42. [Bd 1–40: 1827–30. Bd 41–55: 1832–34. Registerbd: 1835. Bd 56–60: 1842. – Bd 41–60 unter dem Haupttitel: Nachgelassene Werke.]

ChronWGV = Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Bd 1 flg. Wien 1886 flg. CG = Corpus der Goethezeichnungen. Hsg. von Gerhard Femmel u. a. Bd I–VII (in zehn). Leipzig 1958–73 (2. Aufl. München 1972–81). Charl. Schiller – Knebel = Briefe von Schillers Gattin an einen vertrauten Freund. Hsg. von Heinrich Düntzer. Leipzig 1856. Charlotte Schiller = Charlotte Schiller und ihre Freunde. [Hsg. von L. Urlichs.] Bd 1– 3 . Stuttgart 1860– 6 5 . Cotta-Archiv = Cotta-Archiv im Deutschen Literaturarchiv Marbach. D = Druckangaben, am Kopf der einzelnen Artikel. Deutsche Revue = Deutsche Revue über das gesamte nationale Leben der Gegenwart. Hsg. von Richard Fleischer. Breslau 1875 flg. [in Jg. XI (1886) 1. 2. 4. Quartal und Jg. XII (1887) 1. 3. 4. Quartal: Aus den Tagebüchern Riemers, des vertrauten Freundes von Goethe. Mitgeteilt von Robert Keil]. Dreyer = Ernst Adolf Dreyer: Friedrich Vieweg und Sohn in 150 Jahren deutscher Geistesgeschichte. [Braunschweig 1936].

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Düntzer 1890 = Goethes Hermann und Dorothea. Erl. von Heinrich Düntzer. 6. neu durchges. Aufl. Leipzig 1890 (= Erläuterungen zu den Deutschen Klassikern. Erste Abtheilung: Erläuterungen zu Goethes Werken 1). DuW = Dichtung und Wahrheit. E = Kurzangaben über Entstehungszeit, am Kopf der einzelnen Artikel ED = Erstdruck. egh. = eigenhändig. EGW = Mommsen: Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Bd 1flg. Berlin 1958 flg. Elsaghe 1990 = Yahya A. Elsaghe: Untersuchungen zu Hermann und Dorothea. Bern u. a. 1990 (= Zürcher Germanistische Studien 22). Elsaghe 1991 = Yahya A. Elsaghe: Der Schluß von Goethes Hermann und Dorothea aus entstehungsgeschichtlicher Sicht. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 35 (1991) 57–72. English Correspondents = Douglas F.S. Scott: Some English Correspondents of Goethe. London 1949. Entl. = Bibliotheksentleihung. Euphorion = Euphorion. Zeitschrift f. Lit(t)eraturgeschichte. Begr. von August Sauer, 1894 flg. Ex. = Exemplar. FA = J. W. Goethe. Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. [Frankfurter Ausgabe]. Hsg. von Friedmar Apel u. a. 40 Bde in 2. Abt. Frankfurt a. M. 1985– 99. [Bd 40: Das Register zum Gesamtwerk. 2 Teilbde. Hsg. von Christoph Michel. Frankfurt a. M. 2013.] Fambach = Goethe und seine Kritiker. Die wesentlichen Rezensionen aus der periodischen Literatur seiner Zeit, begleitet von Goethes eigenen und seiner Freunde Äußerungen zu deren Gehalt. In Einzeldarstellungen, mit einem Anhang: Bibliographie der Goethe-Kritik bis zu Goethes Tod. Von Oscar Fambach. Düsseldorf 1953 (Berlin 1955). FDH = Freies Deutsches Hochstift. Frankfurt a. M. Femmel – Heres = Die Gemmen aus Goethes Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. FGM = Frankfurter Goethe-Museum. Fichte GA = Johann Gottlieb Fichte: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hsg. von Reinhard Lauth. 42 Bde. Stuttgart. Bad Cannstatt 1962–2012. FL = Zur Farbenlehre. Fränkel = Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hsg. von Jonas Fränkel. Umgearb. Neuausg. Bd 1–3. Berlin 1960–62. G = Johann Wolfgang (v.) Goethe. GB = Johann Wolfgang Goethe – Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar hsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers u. Elke Richter. Berlin 2008 flg. G–Christiane = Goethes Briefwechsel mit seiner Frau. Hsg. von Hans Gerhard Gräf. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1916 [Nachdruck Frankfurt a. M. 1989]. G– Cotta = Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797– 1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe in drei Bänden [in 4]. Hsg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979– 83. gD = unter gleichem Datum. Geiger 1897 = Ludwig Geiger: Die erste Ausgabe von Goethes Hermann und Dorothea und ihr Verleger. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 1 (1897) H. 1, Apr 1897, 143–49. Gerlach – Sternke = Karl August Böttiger. Literarische Zustände und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im Klassischen Weimar. Hsg. von Klaus Gerlach und Rene´ Sternke. 2. Aufl. Berlin 1998.

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GG = Goethes Gespräche. Eine Sammlung . . . auf Grund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Freiherrn von Biedermann ergänzt und hsg. von Wolfgang Herwig. Bd 1– 5 (in 6). Zürich u. Stuttgart (Bd 1– 3), Zürich u. München (Bd 4– 5) 1965– 87. G–Grüner I = Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rathe [Johann Sebastian] Grüner. Leipzig 1853. G–Grüner II = Goethes Briefwechsel mit Joseph Sebastian Grüner und Joseph Stanislaus Zauper (1820–1832). Hsg. von August Sauer. Mit Einl. von Josef Nadler. Prag 1917 (= Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen 17). GHb3 = Goethe Handbuch in vier Bänden . . . Hsg. von Bernd Witte u. a. Stuttgart und Weimar 1996–99. G–Humboldt = Goethes Briefwechsel mit Wilhelm und Alexander von Humboldt. Hsg. von Ludwig Geiger. Berlin 1909. G–Jacobi = Briefwechsel zwischen Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi. Hsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. GJb = Goethe-Jahrbuch. Weimar 1880 flg. [Generalsigle mit durchgehender Jahreszählung anstelle der bisherigen Siglierung und Zählung nach Serien. Umfaßt folgende Serien: 1. GoetheJahrbuch. Hsg. von Ludwig Geiger. Bd 1– 34 und 3 Registerbde. Frankfurt a. M. 1880– 1913. 2. Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hsg. von Hans Gerhard Gräf (Bd 10 flg. von Max Hecker). Bd 1– 21 und 1 Registerbd. Weimar 191 4– 35. 1936. 3. Goethe. Vierteljahresschrift (Bd 3 flg. Viermonatsschrift) der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitw. von . . . hsg. von Hans Wahl. (Bd 10 flg. Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hsg. von Hans Wahl; Bd 11 von Hans Wahl und Andreas B. Wachsmuth; Bd 12 flg. von Andreas B. Wachsmuth.) Bd 1–9. Weimar 1936–44. 4. Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 10–30. Weimar 1947–68. 5. Goethe-Jahrbuch (Zählung nach der Gesamtfolge). Weimar 1969 flg.] G–Knebel = Briefwechsel zwischen Goethe und [Carl Ludwig von] Knebel 1774–1832. [Hsg. von Gottschalk Eduard Guhrauer.] Bd 1. 2. Leipzig 1851. GMD = Goethe-Museum Düsseldorf. Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung. GNM= Goethe-Nationalmuseum. Weimar. Gräf I = Goethe über seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Äußerungen des Dichters über seine poetischen Werke von Hans Gerhard Gräf. Erster Theil: Die epischen Dichtungen. Bd 1. 2. Frankfurt a.M. 1901–02 [Reprint Darmstadt 1967]. Gräf II = Goethe über seine Dichtungen . . . von Hans Gerhard Gräf. Zweiter Theil: Die dramatischen Dichtungen. Bd 1– 4. Frankfurt a. M. 190 3– 0 8 [Reprint Darmstadt 1967]. Gräf III = Goethe über seine Dichtungen . . . von Hans Gerhard Gräf. Dritter Theil: Die lyrischen Dichtungen. Bd 1. 2. Frankfurt a. M. 1912–14. G–Reinhard = Goethe und [Carl Friedrich Graf] Reinhard: Briefwechsel in den Jahren 1807–1832. Mit einer Vorrede des Kanzlers Friedrich von Müller. Wiesbaden 1957. GSA = Goethe- und Schiller-Archiv. Weimar. G–Schultz = Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrath [Christoph Friedrich Ludwig] Schultz. Hsg. und eingel. von Heinrich Düntzer. Neue Ausgabe. Leipzig 1856. GT = Johann Wolfgang Goethe. Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik hsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler u. Edith Zehm. Stuttgart. Weimar 1998 flg. H = Handschrift (im krit. Apparat; sonst: Hs./Hss.). HAAB = Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Weimar. HA-BaG = Briefe an Goethe. Hamburger Ausgabe. Hsg. von Karl Robert Mandelkow. Bd 1– 2. [3. Aufl.] Hamburg 1988.

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Hagen = Die Drucke von Goethes Werken. Bearb. von Waltraud Hagen. 2., durchges. Aufl. Berlin 1983. Hagen, Gedächtnißschrift = August Hagen. Eine Gedächtnißschrift zu seinem hundertsten Geburtstage, 12. April 1897. Berlin 1897. Heitmüller = Aus dem Goethehause. Briefe Friedr. Wilh. Riemers an die Familie Frommann i. Jena. (1803–1824.) Nach den Originalen hsg. von Ferdinand Heitmüller. Stuttgart 1892. Hempel1 = Goethe’s Werke. Nach den vorzüglichsten Quellen revidirte Ausgabe. Hsg. von Gustav v. Loeper. Th. 1– 36. Berlin, Gustav Hempel [186 8 –79]. Herder Briefe = Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe. 1763–1803. Bearb. von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold. Bd 1–9. Weimar 1977–88; Bd 10: Register; Bd 11: Kommentar zu Bd 1–3; Bd 12: Kommentar zu Bd 4–5. 2005. Herder SW = Herders Sämmtliche Werke. Hsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. HKA = Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet von Adolf Beck, hsg. von Horst Gronemeyer u. a. Berlin u. a. 1974 flg. Hoffmeister = Briefe von und an Hegel. 4 Bde. Hsg. von Johannes Hoffmeister und Friedhelm Nicolin. 3. Aufl. Hamburg 1969–81 (= Philosophische Bibliothek 235–37; 238 a/b). Hs./Hss./hs. = Handschrift(en) / handschriftlich. Inv.-Nr. = Inventar-Nummer. Irmscher 2005 = Hans Dietrich Irmscher: Goethe und Herder – eine schwierige Freundschaft. In: Johann Gottfried Herder: Aspekte seines Lebenswerks [Tagung, die vom 18. bis 20. Dezember 2003 anläßlich des 200. Todestages von Johann Gottfried Herder im Goethe-Nationalmuseum in Weimar stattfand]. Hsg. von Martin Keßler. Berlin u. a. 2005, 233–70. Ital. Reise = Goethe: Italiänische Reise. I. – III. Teil. JA = Goethes Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe in 40 Bänden. In Verbindung mit . . . hsg. v. Eduard von der Hellen u. a. Stuttgart u. Berlin 1902–12. Hsg. von Konrad Burdach. JALZ = Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung. Hsg. von H. C. A. Eichstädt. Jena 1804–32; s. auch ALZ. JbFDH = Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. JbSK = Jahrbuch der Sammlung Kippenberg. [Hsg. von Anton Kippenberg.] Bd 1–10. Leipzig 1921–35 [Neue Folge, 4 Bde: 1963, 1970, 1974, 1983]. JG1 = Der junge Goethe. Seine Briefe und Dichtungen von 1764–1776. Mit einer Einleitung von Michael Bernays. Th. 1–3. Berlin 1875–76. JG2 = Der junge Goethe. Neue Ausgabe in 6 Bdn, besorgt durch Max Morris. Leipzig 1909–12. JG3 = Der junge Goethe. Neu bearbeitete Ausgabe. Hsg. von Hanna Fischer-Lamberg. Bd 1–5. Berlin 1963–73. Registerband. Bearb. von Hanna Fischer-Lamberg und Renate Grumach. Berlin 1974. JT 1892 = Das Journal von Tiefurt. Mit einer Einleitung von Bernhard Suphan hsg. von Eduard von der Hellen (= SchrGG 7). Weimar 1892. JT 2011 = Es ward als ein Wochenblatt zum Scherze angefangen. Das Journal von Tiefurt. Hsg. von Jutta Heinz und Jochen Golz unter Mitarbeit von Cornelia Ilbrig, Nicole Kabisius und Matthias Löwe (= SchrGG 74). Göttingen 2011. KA = Ueber Kunst und Alterthum. Von Goethe. Bd 1–6. Stuttgart, in der Cotta’schen Buchhandlung. 1816–32. Kanz = Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck. Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe nebst ergänzenden Schreiben. Bearb. von Kai Torsten Kanz. Halle 2003 (= Acta historica Leopoldina 40).

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Keudell = Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearb. von Elise von Keudell. Hsg. m. e. Vorw. von Werner Deetjen. Weimar 1931 [Nachdruck Leipzig 1982; beigebunden: Karl Bulling: Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken. Jena 1932]. KFSA = Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Hsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von JeanJacques Anstett u. Hans Eichner. Paderborn u. a. 1958 flg. Knebel – Henriette = Aus K arl Ludwig von Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette (1774–1813). Ein Beitrag zur deutschen Hof- und Litteraturgeschichte. Hsg. von Heinrich Düntzer. Jena 1858. Körner – Wieneke = August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hsg. von Josef Körner und Ernst Wieneke. Leipzig 1926. Köster = Die Briefe der Frau Rath Goethe. Gesammelt u. hsg. von Albert Köster. 2 Bde. 4. Aufl. Leipzig 1908. LA = Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina), begr. v. K. Lothar Wolf u. Wilhelm Troll, hsg. von Dorothea Kuhn u. Wolf von Engelhardt. Weimar 1947 flg. Leonhards Taschenbuch = Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, mit Hinsicht auf die neuesten Entdeckungen. Hsg. von Carl Caesar (v.) Leonhard. Frankfurt a. M. 1807–24. Löhneysen = Wolfgang Frh. v. Löhneysen: Propyläen (Reprint). Darmstadt 1965. MA = Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens [Münchner Ausgabe]. Hsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder u. Edith Zehm. 20 Bde. München 1985–99 [Bd 21: Register sämtlicher Werke. Bearb. von Gisela Fichtl. München 1998; Register der Namen, Orte u. Werke. Hsg u. bearb. von Sebastian Mangold, Edith Zehm u. Karl Richter. München 2014]. Maurer-Constant = Briefe an Johann v. Müller [Supplement zu dessen sämmtlichen Werken]. Hsg. von Heinrich Maurer-Constant. 6. Bde. Schaffhausen 1834 flg. Meier = Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hsg. von Andreas Meier. 2 Bde. Berlin 2003. Miller/Nordhoff = Norbert Miller u. Claudia Nordhoff: Lehrreiche Nähe. Goethe und Hackert. Bestandsverzeichnis der Gemälde und Graphik Jakob Philipp Hackerts in den Sammlungen des Goethe-Nationalmuseums Weimar . . . München, Wien 1997. Mittheilungen = Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Von Friedrich Wilhelm Riemer. Bd 1.2. Stuttgart u. Tübingen 1841. Morgenblatt = Morgenblatt für gebildete Stände. Jg. 1–59. Im Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. Stuttgart u. Tübingen 1807–65. Morph = Zur Morphologie. Von Goethe. Bd 1. 2. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1817–24. Ms./Mss. = Manuskript(e). N = Goethe’s neue Schriften. Bd 1–7. Berlin. Bei Johann Friedrich Unger. 1792–1800. Nadler = Josef Nadler: Die Hamannausgabe. Vermächtnis – Bemühungen – Vollzug. Halle (Saale) 1930. Nahler 1968 = Edith Nahler: Goethes Aufsatz Indische Dichtung. In: Studien zur Goethezeit. Festschrift für Lieselotte Blumenthal. Hsg. von Helmut Holtzhauer und Bernhard Zeller. Weimar 1968, 277–84. Nat = Zur Naturwissenschaft überhaupt. Von Goethe. Bd 1. 2. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1817–24.

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XXI

Nickel = Gisela Nickel: Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen. Eine Publikation Goethes in Bertuchs Verlag. In: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822). Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar. Hsg. Gerhard R. Kaiser u. Siegfried Seifert. Tübingen 2000, 673–89. NL = Goethes Werke. Th. 1–36. Berlin und Stuttgart [1882–97] (= Deutsche Nationallitteratur. Hist.-krit. Ausg. Hsg. von Joseph Kürschner. Bd 82–1172). Nordhoff/Reimer = Claudia Nordhoff u. Hans Reimer: Jakob Philipp Hackert: 1737–1807. Verzeichnis seiner Werke. 2 Bde. Berlin 1994. Norton = Correspondence between Goethe and Carlyle. Ed. by Charles Eliot Norton. London 1887. NS = Goethe Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 2. Abtheilung: Naturwissenschaftliche Schriften. Bd 1–13 (13 Bde in 14). Weimar, Hermann Böhlau. 1890–1906. NuA = Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan. Pollmer = Friedrich Wilhelm Riemer. Mitteilungen über Goethe. Aufgrund der Ausgabe von 1841 und des handschriftlichen Nachlasses hsg. von Arthur Pollmer. Leipzig 1921. Prop = Propyläen. Eine periodische Schrifft herausgegeben von Goethe. Bd 1–3. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1798–1800. Q = Goethe’s poetische und prosaische Werke in Zwei Bänden (zu je 2 Abtheilungen). Stuttgart u. Tübingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1836–37. [Quartausgabe]. QuZ 1 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearb. von Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler. Berlin 1966. QuZ 2 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearb. von Waltraud Hagen. Berlin 1982. QuZ 3 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearb. Von Edith Nahler und Horst Nahler. Berlin 1986. QuZ 4 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 4: Die Einzeldrucke. Bearbeitet von Inge Jensen. Berlin 1984. RA = Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform. [Regest-Ausgabe]. Hsg. von Karl-Heinz Hahn. Redaktor Irmtraut Schmid [ab Bd 5.2: Hsg. von der Stiftung Weimarer Klassik u. Kunstsammlungen. Goethe- und Schiller-Archiv. Bearb. von Manfred Koltes, Ulrike Bischof und Sabine Schäfer]. Weimar 1980 flg. Reiter = Friedrich August Wolf. Ein Leben in Briefen. Die Sammlung besorgt und erl. durch Siegfried Reiter. Bde 1–3. Stuttgart 1935 (enth. Wolfs Briefe an G); Erg.-Bd 1 u. 2 bes. durch R. Sellheim u. R. Kassel. Erg.-Bd 1 Halle 1956 (Repr. Opladen 1990); Erg.-Bd 2 Opladen 1990. Rez. = Rezension(en). Rieger-Briefbuch = Briefbuch zu Friedrich Maximilian Klinger. Sein Leben und Werke. II. Von M. Rieger. Darmstadt 1896. Ruppert = Goethes Bibliothek. Bearb. von Hans Ruppert. Weimar 1958. S = Goethe’s Schriften. Bd 1–8. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen. 1787–90. s3 = J.W. Goethens Schriften. Bd 1–4. Berlin. Bei Christian Friedrich Himburg, 1779. Sanders = The collected letters of Thomas and Jane Welsh Carlyle. Duke-Edinburgh edition. General Editor Charles Richard Sanders. Durham, North Carolina 1970 flg. Sanford = Goethes Briefwechsel mit seinem Sohn August. Mit Einleitung, Kommentar und Register. Hsg. von Gerlinde Ulm Sanford. 2 Bde. Weimar 2005.

XXII

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SBB PK = Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Scheibe 1959 = Siegfried Scheibe: Zu Hermann und Dorothea. In: Beiträge zur Goetheforschung. Hsg. von Ernst Grumach. Berlin 1959, 226–67. Scheibe 1961 = Siegfried Scheibe: Neue Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Hermann und Dorothea. In: GJb 1961, 265–98. Schillers Leben = Caroline von Wolzogen: Schillers Leben. Verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eigenen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner. Stuttgart, Tübingen 1850. Schmidt = Schillers Sohn Ernst. Eine Briefsammlung mit Einleitung von Karl Schmidt. Paderborn 1893. Scholz = Paul Scholz: Karl Ernst Schubart. Ein Beitrag zur Litteraturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Mit einem Anhang bisher ungedruckter Briefe August Hagens, Alexanders von Humboldt, Friedrich Eichhorns. Königliches Gymnasium Hirschberg in Schl. Ostern 1892. [Programm Nr. 186]. Hirschberg 1892. Schreckenbach = Goethes Autographensammlung. Katalog. Bearb. von Hans-Joachim Schreckenbach. Weimar 1961. SchrGG = Schriften der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hsg. von Erich Schmidt [u. a.]. Bd 1 flg. Weimar 1885 flg. Schuchardt = Goethe’s Kunstsammlungen. Beschrieben von [Joh.] Chr[istian] Schuchardt. Th. 1–3. Jena 1848–49. Schulz 1971 = Carl Ludwig Ikens Briefe an Goethe (1817–1830). In: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 15 (1971) 105–207. Semper = Die geologischen Studien Goethes. Beiträge zur Biographie Goethes und zur Geschichte und Methodenlehre der Geologie von Max Semper. Bearb. im Auftrag des Goethe-NationalMuseum in Weimar hsg. mit Unterstützung der Goethe-Gesellschaft und der Rheinischen Gesellschaft für wissenschaftliche Forschung. Leipzig 1914. Sign. = Signatur. SLUB Dresden = Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. SNA = Schillers Werke. Nationalausgabe. 1940 begr. von Julius Petersen. Fortgef. von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik u. des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1943 flg. Stunden mit Goethe = Stunden mit Goethe. Für die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hsg. von Wilhelm Bode. 9 Bde. Berlin 1905–13. Sydow = Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen. Hsg. von Anna von Sydow. Bd 1–7. Berlin 1906–16. Tgb = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 3. Abtheilung: Tagebücher. Bd 1–15 (15 Bde in 16). Weimar, Hermann Böhlau. 1887–1919; als Zitatgrundlage sukzessive ersetzt durch → GT. ThHStA = Thüringisches Hauptstaatsarchiv. Weimar. Trunz = Goethe und der Kreis von Münster. Zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Waltraud Loos hsg. von Erich Trunz. 2. Aufl. Münster 1994. TuJ = Goethe: Tag- und Jahres-Hefte als Ergänzung meiner sonstigen Bekenntnisse. u. d. T. = unter dem Titel. Unger = Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Mit einer einleitenden Übersicht . . . von Flodoard Frhr. von Biedermann. Berlin 1927. Unterhaltungen = Kanzler [Friedrich] von Müller. Unterhaltungen mit Goethe. Krit. Ausg. besorgt von Ernst Grumach. Weimar 1956.

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XXIII

v. = Vers(e). Verf. = Verfasser(in). Voß Briefe = Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hsg. von Abraham Voß. 3 Bde. Halberstadt 1829–32. W = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 1. Abtheilung: Werke. Bd 1–55 (55 Bde in 63). Weimar, Hermann Böhlau, 1887–1918. Wagner 1988 = Wolfgang Wagner: Helfrich Bernhard Hundeshagen 1784–1858. Leben und Werk eines Romantikers. In: Zs. des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 93 (1988) 11–128. Wahl = Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hsg. von Hans Wahl. 1. Bd 177 5 –1806. 2. Bd 1807–1820. 3. Bd 1821–1828. Berlin 1915. 1916. 1918. (Carl August. Darstellungen und Briefe zur Geschichte des Weimarischen Fürstenhauses und Landes. Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen zur Hundertjahrfeier des Großherzogtums. Hsg. von Erich Marcks. IV. Abteilung: Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe.) WöD = West-östlicher Divan. Weitz – Boissere´e = Sulpiz Boissere´e. Tagebücher 1808–1854. Im Auftrag der Stadt Köln hsg. von Hans-J. Weitz. 4 Bde u. Registerbd. Darmstadt 1978–96. Weitz – Willemer = Marianne und Johann Jakob Willemer. Briefwechsel mit Goethe. Hsg. von Hans-J. Weitz. Frankfurt a. M. 1965. Wolzogen = Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen. 2. Aufl. 2 Bde. Leipzig 1867. Wieland BriefeAA = Christoph Martin Wieland. Briefwechsel. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenchaften zu Berlin. Berlin 1963 flg. W.K.F. = Weimarische Kunstfreunde. (In der Zs. Propyläen als Gruppenname eingeführte Chiffre, mit der Goethe, H. Meyer, Schiller u. a. ihre klassizistischen Beiträge unterzeichneten. Später wurden Riemer und Fernow gleichfalls einbezogen.) Z = Zeugnis(se). Zehn Jahre = Fre´de´ric Soret. Zehn Jahre bei Goethe. Erinnerungen an Weimars klassische Zeit 182 2 –1832. Aus Sorets handschriftlichem Nachlaß, seinen Tagebüchern und seinem Briefwechsel zum erstenmal zusammengestellt, übersetzt und erläutert von H. H. Houben. Leipzig 1929. Zs./Zss. = Zeitschrift(en).

ZUR BENUTZUNG 1. Reihenfolge der Artikel Die einzelnen Artikel erscheinen in alphabetischer Folge unter den in der Weimarer Ausgabe, für die Naturwissenschaftlichen Schriften in der Leopoldina angesetzten Titeln. Ordnungswort ist das erste Wort innerhalb des Werktitels, das nicht Artikel oder Präposition ist. Ausnahmen: a) Bei Schriften, die das Werk eines Dritten zum Gegenstand haben (Rezensionen, Übersetzungen, Bearbeitungen u. dgl.), wird dessen Name Ordnungswort, nicht das Werk. b) Bei Satztiteln und bei Titeln mit nicht umkehrbarer syntaktischer Folge ist schon das erste Wort Ordnungswort, auch wenn es Artikel oder Präposition ist (Beispiel: „Das Unternehmen wird entschuldigt“). Widmungsartige Titel werden wie Satztitel behandelt (Beispiel: „An Seine Majestät den König von Bayern“). c) Als besondere Gruppen erscheinen unter Sammeltitel: Maskenzüge; Theaterreden; Rezensionen in den Frankfurter gelehrten Anzeigen; Übersetzungen (Sonderband).

2. Aufbau der Artikel Die einzelnen Artikel gliedern sich in die drei Abteilungen: E (= Kurzangaben über die Entstehungszeit); D (= Druckangaben); Z (= Zeugnisse). Fehlt bei einem Artikel eine der drei Abteilungen (E, D oder Z), so konnten innerhalb derselben keine Angaben gemacht werden.

3. Druckbesonderheiten a) Petitdruck wird verwendet: in E zur Vorführung tabellarischer Angaben; in D für alle Angaben; in Z für Sekundärzeugnisse. In Petitdruck und runden Klammern erscheinen in Z: Datierungsvermerke von Goethe, Schreiberrechnungen, Vermerke über Bibliotheksentleihungen und Verweise. b) Kursivschrift wird verwendet zur Kennzeichnung von Zitaten innerhalb der Anmerkungen.1) Werktitel werden kursiviert, wenn sie im syntaktischen Zusammenhang erscheinen. Unterstreichungen innerhalb von Zeugnissen werden durch Sperrung wiedergegeben.

1)

Über die Verwendung von Anführungsstrichen s. unten Nr. 7: Zeichenerklärung.

ZUR BENUTZUNG

XXV

c) Wenn im Original eines Textzitates deutsche und lateinische Buchstaben abwechseln, werden die lateinischen Buchstaben durch eine besondere Drucktype gekennzeichnet.

4 . Z i t a t e o h n e Q u e l l e n a n g a b e n : a u s G o e t h e s Ta g e b ü c h e r n Zum Zweck der Raumersparnis erscheinen Zitate aus Goethes Tagebüchern (in Z) ohne Angabe der Quelle. Sie sind durch diese Besonderheit auch von den übrigen Zeugnisarten leicht zu unterscheiden. Zu den verwendeten Ausgaben s. unten Nr. 8.

5. Ortsangaben und Personen Aus Gründen der Raumersparnis erscheinen Zitate aus Goethes Tagebüchern und Briefen, die in Weimar verfaßt wurden, ohne Angabe des Ortes. Doch wird die Ortsangabe für Weimar hinzugefügt, wenn das letzte vorhergehende Goethesche Zeugnis von einem anderen Ort stammt. – Biographische Daten zu Personen bietet das Online-Personenverzeichnis auf der EGW-Website: http://goethe-egw.org

6 . A n g a b e d e r Ta g e s z e i t Berichten Zitate aus Goethes Tagebüchern von Vorgängen, die sich innerhalb der ersten Tageshälfte zutrugen, so wird aus Gründen der Raumersparnis die Tageszeit nicht besonders vermerkt. In den übrigen Fällen wird die Angabe [Nachmittags] oder [Abends] hinzugefügt.

7. Zeichenerklärung ... [ ]

Auslassung innerhalb eines Zitates. Herausgeber-Zusätze innerhalb eines Zitates sind in eckige Klammern eingeschlossen. Eckige Klammern bei Datumsangaben am Rande weisen auf einen Unsicherheitsfaktor in der Datierung des betreffenden Zeugnisses hin. ? Ein hochgestelltes Fragezeichen vor einem Zeugnis bedeutet: Beziehung zweifelhaft. − − Zwei Striche am Rand bedeuten: Zeugnis ohne Datierung; bei Zeugnissen aus Goethes Werken: nähere Angaben über die Entstehungszeit des hier beginnenden Zeugnisses finden sich im Artikel zu dem Werk, aus dem das Zeugnis stammt. * In Goethes Agenda Zeichen für: als erledigt gestrichen. In den Postsendungs-Listen der Weimarer Ausgabe Zeichen für: Packet. „ “ Anführungszeichen werden innerhalb des eigenen Textes (in Verweisen und Anmerkungen) nur verwendet, um Titel von Einzelartikeln der EGW zu kennzeichnen.

8. Editorische Notiz Goethes Werke, Tagebücher und Briefe werden grundsätzlich nach der Weimarer Ausgabe zitiert. Die II. Abteilung der Weimarer Ausgabe (NS) ist inzwischen vollständig durch die Leopoldina (LA) ersetzt. Die Weimarer historisch-kritischen Ausgaben der Tagebücher (GT) und der Briefe Goethes (GB) lösen die Abteilungen III (Tgb) und IV (Br) schrittweise ab und werden verwendet, soweit sie vorliegen. Dichtung und Wahrheit wird zitiert nach der historisch-kritischen Ausgabe von S. Scheibe (AA-DuW).

XXVI

ZUR BENUTZUNG

Kürzel der Mitarbeiter: CK DB HH HO KM PL SK UH UM WY WZ

Caroline Köhler Dietrich Brandt Heinz Hamm Shu Ching Ho Katharina Mommsen Peter Ludwig Sylke Kaufmann Uwe Hentschel Ute Maack Margrit Wyder Manfred Wenzel

Jakob Philipp Hackert [Ankündigung und Auszug]1)

E D

1807 Juni 7.−10. Morgenblatt Nr. 148, 22. Juni 1807, 592.2) − Morgenblatt Nr. 154, 29. Juni 1807, 613−153) u. 30. Juni 1807, Nr. 155, 617f.4) − W 41.1, 22−33.5) − MA 9, 657 [Notiz]; 657−64. − FA I 19, 346 [Notiz zu Hackerts Biographie]; 347−54.

Z ⎯ Apr

1806 ⎯ (s. „Philipp Hackert“: Tag- und Jahres-Hefte gD, S. 4) 4. (s. „Philipp Hackert“: an P. Hackert gD, S. 6)

Mai 27. (s. „Philipp Hackert“: P. Hackert an G gD, S. 7)

1807 ⎯

Juni

⎯ Tag- und Jahres-Hefte6) (W 36, 11): Ich vernehme H a c k e r t s To d ,

5. 7. 8. 9.

man übersendet mir nach seiner Anordnung biographische Aufsätze und Skizzen, ich schreibe sein Leben im Auszuge, zuerst für’s Morgenblatt. [Karlsbad] Nachricht von Hackerts Tod [28. Apr 1807], nebst Biographie desselben.7) [Karlsbad, abends] In den Zwischen Stunden die Hackertsche Biographie und Anecdoten. [Karlsbad] . . . Fortsetzung von Hackerts Biographie. [Karlsbad] Hackerts Leben für das Morgenblatt abgekürzt.

1

) Für das Morgenblatt bestimmte Auszüge aus der von G verfaßten, 1811 bei Cotta erschienenen Biographie, s. „Philipp Hackert“, S. 3. 2 ) Dort unter Notizen die Ankündigung: Der vortreffliche und berühmte Landschaftsmahler Jacob Philipp H a c k e r t , welcher im vergangenen April zu Florenz im 70. Jahre seines Alters gestorben, hat eine Biographie hinterlassen, aus welcher ein Auszug nächstens im Morgenblatt erscheinen wird. 3 ) Jakob Philipp Hackert (bis einschließlich Fünfte Epoche). 4 ) Jakob Philipp Hackert (Beschluß): Sechste Epoche, Siebente Epoche, Achte Epoche. 5 ) Ohne die Ankündigung, diese in Br 19, 347 u. W 53, 396 (Paralip. 101). 6 ) Verfaßt zwischen 1817 u. 1825. 7 ) s. „Philipp Hackert“, 9. Mai 1807: W. Titel an G, S. 8.

2

HACKERT [ANKÜNDIGUNG UND AUSZUG]

1807

Juni 10. [Karlsbad] An Cotta (Br 19, 346f.): . . . werthester Herr Cotta . . . denke

ich gleich mit etwas angenehmem zu dienen, mit einem Auszuge aus einer Biographie Hackerts. Das Manuscript soll mit der nächsten Post abgehen; haben Sie nur die Güte, einstweilen folgendes ins Morgenblatt setzen zu lassen: Der vortreffliche und berühmte Landschaftsmahler Jacob Philipp Hackert, welcher im vergangenen April zu Florenz im 70. Jahre seines Alters gestorben, hat eine Biographie hinterlassen, aus welcher ein Auszug nächstens im Morgenblatt erscheinen wird.1) 10. [Karlsbad] Mit dem Auszug aus Hackerts Biographie beschäftigt. Brief an Cotta ihn anzukündigen. 14. [Karlsbad] An Cotta2) (Br 19, 349): Hierbey folgt das Versprochene über unsern trefflichen Landsmann Hackert für das Morgenblatt.3) Juli

8. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 160): Euer Excellenz beide gnädige vom 10 und 14 vM. habe ich zu meinem unterthänigen Dank und grossen Freude erhalten − das Mblatt wurde gleich mit dem intressanten Gemählde von Hackert geziert.4)

Aug 30. [Karlsbad] An Cotta (Br 19, 405): Daß Sie meinen Aufsatz über Ha-

ckert erhalten haben, ist mir dadurch gewiß geworden, daß er, wie ich höre, in das Morgenblatt eingerückt ist: denn eigentlich haben wir alles literarische Neue nur von Hörensagen, indem man hier, mehr als sich denken läßt, von aller Communication dieser Art abgeschnitten ist.5) Sept 29. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 163): Es ist mir unbegreiflich, daß das Morgenblatt seit April Hochdenselben fehlen soll; ich werde sogleich genaue Erkundigung deswegen einziehen, in jedem Fall aber das Fehlende und die Fortsezung schleunigst suppliren und besorgen lassen.

UH

1

) Abgedruckt im Morgenblatt vom 22. Juni 1807; s. oben D. ) Tgb 14. Juni bestätigt Sendung: An H. Cotta nach Tübingen mit dem Auszug aus Hackerts Leben . . . 3 ) Abgedruckt im Morgenblatt vom 29. u. 30. Juni 1807; s. oben D. 4 ) Mit Gemälde von Hackert meint Cotta kein Bildnis, sondern den von G eingereichten biographischen Auszug Jakob Philipp Hackert. − Die Fortsetzung des Briefes s. in „Philipp Hackert“: Cotta an G gD. 5 ) Infolge der Besetzung deutscher Gebiete durch Napoleonische Truppen. 2

1806

PHILIPP HACKERT

3

Philipp Hackert1)

E

1807 Juni − 1811 Apr 1807 Juni 7. − 1808 März Mitte/Ende Vorarbeiten 1808 Aug 23./24. Schema 1808 Apr 15. − 1810 Mai 13. Rechtsstreit über Hackerts Nachlaß2) 1809−1811 Ausarbeitung/Redaktion der Materialien 1809 Nov 18. − 1810 Dez 17. Hackerts Lebensbeschreibung 1810 Dez 18. − 1811 Jan 18. Tagebuch einer Reise nach Sicilien von Henry Knight 1811 Jan 28. − 1811 Apr 3. Nachträge Vorerinnerung Charles Gore Ausführliche Beschreibung . . . Tschesme Hackerts Kunstcharakter . . . [von H. Meyer] Über Landschaftsmahlerei [Text von Hackert, eingeleitet von G] Sittliche Wirkung [Text von Hackert] Über Ölmahlerei [Text von Hackert mit Schluß von G] Philipp Hackerts Brief . . . vom 4. März 1806 Hinterlassenes

1811 Febr 16. Widmung an die Großfürstin Maria Pawlowna3) 1811 Jan−Mai: Drucklegung

1

) Untertitel: Biographische Skizze meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen. Ein von G als Herausgeber, Redakteur, Übersetzer u. Autor zusammenfügtes Buch aus ganz verschiedenen, um die Persönlichkeit von Philipp Hackert (1737−1807) kreisenden Texten. G begegnete dem berühmten Landschaftsmahler (W 31, 18) zuerst am 28. Febr 1787 in Neapel. 14 Tage später reiste er mit ihm nach Caserta, nahm dort zwei Wochen lang Zeichenunterricht bei ihm u. weitere zwei Wochen im Juni in der Umgebung Roms. Früher schon hatte G Werke von Hackert gesehen, z. B. besaß Herzog Ernst von Gotha ein Paar schöne Landschaften von Hackert (14. Juni 1783: an Ch. v. Stein, Br 6, 171). Auch hatte er selbst 1803 zur Anschaffung zweier Landschaften durch Carl August beigetragen. Vgl. „[Hackert:] Zwei Landschaften von Philipp Hackert“, S. 57. − G bewunderte Hackerts unglaubliche Meisterschaft [. . .], die Natur abzuschreiben (Ital. Reise 16. Juni 1787; W 32, 4) u. bekannte, in diesen wenigen Tagen viel von ihm gelernt (ebd.) zu haben; zum Verhältnis G’s zu Hackert s. GJb 1987, 301−17; GHb3 3, 595−99 u. Miller/Nordhoff. G’s Wunsch, dem Freund (Ital. Reise 27. Mai 1787; W 31, 250) nach der kurzen Würdigung in Winkelmann und sein Jahrhundert (Abschnitt Landschaftsmalerei) ein größeres literarisches Denkmal zu setzen, beförderte auch die eigene Biographie: ich hatte Ursache mich zu fragen, warum ich dasjenige was ich für einen andern thue nicht für mich selbst zu leisten unternehme? (W 36, 62). Zur Komplexität des Vorhabens s. R. Nutt-Kofoth, GJb 2011, 198−216. − Für das locker komponierte Lebensbild nutzte G verschiedene Quellentexte, u. a. aus Hackerts Nachlaß, was dessen Erben, die sich daran bereichern wollten, zu verhindern suchten, so daß G erst nach einem, mit gütlichem Vergleich endenden langwierigem Rechtsstreit über die Papiere verfügen konnte. 2 ) Die Akten zum Rechtsstreit nach Auskunft des Thüringischen Staatsarchivs vermißt. 3 ) Datiert zu ihrem 25. Geburtstag.

4

D

PHILIPP HACKERT

Philipp Hackert. Biographische Skizze meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen von Goethe. Tübingen in der J. G. Cottaischen Buchhandlung 1811. − Schlacht bey Tschesme, Gemählde von Philipp Hackert. In: Morgenblatt Nr. 122, 22. Mai 1811, 585−87.1) − Aa 18 (1811) 1−253.2) − C1 37 (1830) 99−380. − W 46, 103−388. − MA 9, 665−869. − FA I 19, 411−599.

Z ⎯

1806

1806 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 253): Aber betrüben mußte mich ein

Brief von Hackert;4) dieser treffliche Mann hatte sich von einem apoplektischen Anfall nur insofern erholt, daß er einen Brief dictiren und unterschreiben konnte. Es jammerte mich die Hand, die soviel sichre Charakterstriche geführt, nun zitternd und unvollständig, den eigenen, so oft mit Freude und Vortheil unterzeichneten berühmten Namen bloß andeuten zu sehen. März 4. [Florenz] P. Hackert an G5) (Miller/Nordhoff 98−101): Es wird Beynahe ein Jar sein, das ich die Ehre gehabt habe Ihnen zu Schreiben, und zugleich 20 Stück Medaillien von Ertz zu Schicken, worüber ich bis jetz Keine Antwort bekommen habe.6) Seit der zeit habe ich leider in Kurzen Vieles Erfahren. Nach den Gelben Fiber in Livorno, Krig, und Andere Fataliteten, den Todt meines Bruders Georg den 4 Nov.br Verwichens Jar.7) −− Die Stütze in Meinen Alter ist verloren. −− Indeßen so bin ich Gesund, und Glücklich mit einem Kleinen Husten u Schnupfen der Grippe die viel Unheil Angerichtet hat, Entwischet. Mahle und Studire Fleisig wie ein junger Bursche.8) . . . Da jetz Wenig Fremde in Italien Reisen, so sind wenige Bestellungen, ohn erachtet, so mache ich immer Kleine Geschäfte, habe noch vor Achtage 4 Stück Landschaften a 60 Zech: nach Frankreich Geschicket. Ihr Buch [Winkelmann und sein Jahrhundert] hat mir Auf 1

) Teildruck: W 46, 13024 − 3820 (Schlacht bei Tschesme). ) Nachdruck der Ausg. A (Gedruckt bey Anton Strauß. In Kommission bei Wien 1811); Titelkupfer: Hackert wird von seinem Gönner geehrt (von V. Grüner); s. Abb. I. 3 ) Verfaßt 1822 u. 1825. 4 ) s. das folgende Z. 5 ) In redigierter Form nahm G den Hauptteil des Briefes in die Nachträge zu Hackerts Biographie auf unter der Überschrift: Philipp Hackerts Brief an den Herausgeber. Datirt vom 4. März 1806 (ED 336−42; W 46, 380−85). − Der Abdruck nach Hackerts Handschrift erscheint uns gerechtfertigt, weil der Vergleich der Fassungen Einblick in G’s redaktionellen Arbeitsprozeß gibt. Vgl. W 46, 411−14. 6 ) Zw. 18. Okt 1803 u. 4. März 1806 sind Briefe Hackerts an G nicht überliefert. Auf die nie nach Weimar gelangte Medaillen-Sendung bzgl. G’s Antwort vom 4. Apr 1806 (Br 51, 188): Wohl ist es beynahe ein Jahr, daß ich einen Brief von Ihnen, werthester Herr Hackert, erhielt; allein die damals angekündigten Medaillen sind noch bis jetzt nicht angekommen. Dieses hätte ich freylich eher melden sollen, und mein Versäumniß wird vielleicht nur dadurch entschuldigt, daß mehrere Sendungen aus jenen Gegenden, theils an mich, theils an andre, zwar lange ausblieben; aber doch zuletzt glücklich und unvermuthet ankamen. Und so habe ich auch jenem Paket von Woche zu Woche entgegengesehen, bis mich denn endlich Ihr freundlicher Brief aus meinem Schlummer weckt und zu einer ungesäumten Antwort auffordert. 7 ) Der Kupferstecher Georg Abraham Hackert (geb. 1755) starb 1805 in Florenz. 8 ) Das Folgende s. in „Winkelmann und sein Jahrhundert“: Hackert an G gD. 2

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eine Idee gebracht, / ich hoffe daß Sie meiner nicht Spotten werden, daß ich in meinen Alter noch Neue Dinge Unternehmen werde. / Daß ist mit den Großen Idealischen Stiehl Warheit der Natur, so wohl in thon als Formen zu ver binden. Pußin [N. Poussin] Carrach [A. Carracci], Domenikin,1) u.s.w. haben einen Großen Stihl Allein die Objeckte sind auch öfters so unwohl als wären sie aus einer Andern Weldt. Diese Konvention ist einmahl angenommen wie bekant ist. Waß das Kollerith betrieft so ist es nicht Allein Unwahr sondern Hart. Man entschuldiget dise Respecktabele Männer, daß die Zeit, die Arth zu Mahlen, die Gemählde Schwartz gemacht habe. Ich kan durch die Waßerfarben Gemählde die ich in Pallast Colonnan, u Franiesko di Bologna2) in Pallast Borghese beweisen daß Pußin nie Harmonisch in der Farbe gewesen ist, seine Luft ist imer hart, die gewönglichen Rothe Streiffen die zu dunkelblaue Fernung, die Hart Grüne Monotonische Bäume, die zu gelbe Felsen und Wege wo der Blose Ocker herschet, Diese Waßer Farben Gemählde haben sich nicht verändert, hingegen durch daß Verduncklen der Terraverde sind seine Öhl Gemählde Eher harmonischer Geworden. Francesco di Bologna ist in seine Waßer farben Harmonischer seine Baume haben denselben Fehler daß sie zu Dunkel Grün u Monoton sind. [N.-D.] Boguet hat in Pistoja einen Saal gemahlt, und den Pußin so imitirt, mit die Gelbe Felsen, u nach Kohl Schwartze Baume Gemahlt so daß man Angst und Bange wird wen man es ansiehet, es ist mir unbegreiflich wie ein Man wie Boguet der Würcklich so Viele Geschicklichkeit hat, u. ernsthafte Gute Studien in Portefeuille besitz, solch Tolles Zeug darzustellen. Ich bin Also mit meine Neue Versuche in Werck, Vieleicht Gelingt es mir, daß ich in einen Großen Verschönerten Stiehl, den Silberthon der Schönen Natur, die Nebligten Dünste, die Schönen Formen der Bäume, ohne die Natur den Karackter des Baums zu vernachläßigen Kurz Alles mögliche Idial Schönes was die Natur Einer Landschaft darbietet, in Einem Gemählde Vorzustellen, daß die Elusion von einer Schönen Landschaft machet. Um nicht in daß Manierirte zu fallen, und die Großen Meister zu bestehlen, oder Schwach nach zu Spotten, wie es leicht den Imitateurs Geschiehet, Also dißes zu vermeiden, so habe ich in Meinen Portefeuille Gegenden gewählet, die Würcklich Schon den Stempel des Großen Stiehl haben, Also dise Idealisch zu verschönern, so hoffe ich daß Meine Wercke die Originalitet behalten werden, und man immer die Warheit der Natur verschönert darin finden wird. jetz wird es darauf Ankommen, wie dise Wercke von den Liebhabern der Kunst werden Aufgenommen, bis hie her ist der Geschmack fürs wahre gewesen, einjeder hat entweder zur erinenrung Italiens Getreue Nachgeahmte Gegenden haben wollen; oder seinen Freunden in sein Vaterland nach seine Zurückkunft zu zeigen, waß er gesehen hat, um Anecktoten u.s.w. dabey zu Erzehlen. Gibt es für dißen Meinen Neuen Stiehl nicht Algemeine Liebhaber dafür, so wird es doch einige Kunstkenner geben, die wen es mir Würcklich Glücket, Gerechtigkeit wider fahren laßen. Künstler wird es freylich gefallen, die sind aber die nicht die da zahlen Können. H. Fabre der hir seit der Bahvillischen Geschichte Aus Rom hie her geflü[c]htet ist,3) lebt seit der Zeit hier, er ist ein sehr Geschickter Mann, Mahlt mit Geschmack u hat ein sehr Gut Brilliand Collerieth er Mahlet Auch dan und wan Landschaften, mit Kleine Historische Figuren, im Pußinschen Stiehl, welche beßer sein würden wenn er den Pußin weniger Imitirte er traf mir bey einen besuch den er mir machte bey meine Neue Unternehmung, Welche ihm sehr gefiehl, ob ich ihm zwar noch nicht deutlich meine Idee entdecken wolte. [P.] Benvenuti ist jetz hier Direckter von der Akademie, Demargy [J.-B. F. Desmarais] ist hier er Komponirt vortreflich, ob 1

) Der Maler Domenichino, eigentl. Domenico Zamperi. ) Giovanni Francesco Grimaldi gen. il Bolognese, ital. Landschaftsmaler, Radierer, Architekt. 3 ) Wie viele Franzosen war auch der Maler Franc¸ois Xavier Fabre nach dem Attentat auf den Vertreter des frz. Nationalkonvents in Rom, Nicolas-Jean Hugo(n) de Basseville (1793), aus der Stadt geflohen. 2

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er gleich Kein Schüler von [J. L.] David ist. Seine Farbe ist Schwer, Kompackt, sein Pinsel nicht Angenehm, Seine Kompositzion in Kleine Gemählde sind Ausnehmend Schön. Die Sujets Aber immer Grausam Mord und todschlag, noch sehe ich Keinen der die Simplizitet und Schonheit der Alten hat. Gofier [L. Gauffier] und seine Geschickte Frau [Pauline] in Haußlichen genre gemählden Starben vor einige Jahre einer gleich nach dem Andern an die Schwindsucht. Goffier war auf den Gipfel seiner Kunst, hatte sich bis dahin gequelet daß zu erreichen, da er Genießen sollte so Starb er − . Verzeihen Sie mein Weitlauftiges Schreiben, ein so langer Brief wird Ihnen ermüden zu leßen. Ich habe die Ehre mich Ihrer Fernern Gewogenheit und Freundschaft zu Empfehlen, und bin mit der Volkommensten Hochachtung Dero Ergebenster Diener Philipp Hackert. P.S. Bitte meine Empfehlung an H.[errn] Gore. seit lange Zeit höre nichts mehr von ihm. Man hat mir gesagt Mis Emelie wäre verheyratet.1) ich weiß nicht an wem sie verheyrathet ist.

Apr

4. An P. Hackert2) (Br 51, 189f.): . . . Ihr Brief [vom 4. März] enthält

abermals so treffliche Belehrungen und Fingerzeige auf wichtige Theile der Kunst, daß ich mir die Erlaubniß erbitten muß, davon wenigstens theilweise irgend Gebrauch machen zu dürfen. Aber es ist mir bey dieser Gelegenheit noch etwas ganz anderes in den Sinn gekommen. Da Sie Ihr Leben, so wie Ihre Kunst in der Deutlichkeit vor sich sehen, da ein so seltner Mann nicht allein in seinen Werken, sondern auch in seinen Handlungen, Begebenheiten, Ueberzeugungen und theoretischen Einsichten der Nachwelt bleiben sollte, da Ihnen das Schreiben, wie manchem andern Künstler, nicht unbequem ist; so wollte ich S i e v e r a n l a s s e n , eine S e l b s t b i o g r a p h i e a u f z u s e t z e n , s o k u r z , oder so umständlich, als es Ihnen belieben möchte, und m i r s o l c h e a n z u v e r t r a u e n . Indem wir auf unser Leben zurücksehen und es in Gedanken recapituliren; so genießen wir es zum zweyten male, und indem wir es aufzeichnen, bereiten wir uns ein neues Leben in und mit andern. Wie belehrend und aufmunternd überhaupt die Geschichte eines Mannes seyn müsse, der von der Natur mit außerordentlichen Talenten begabt sich durch ununterbrochnen Fleiß sein Schiksal in mehr als einem Sinne selbst gemacht hat, brauche ich kaum zu erwähnen. Nehmen Sie ja diese meine aufrichtigen Wünsche zu Herzen und lassen mich bald wissen, daß Sie angefangen haben, sie zu erfüllen. Ja was Sie mir etwa Theilweise senden, soll bey mir zum Besten a u f g e h o b e n s e y n . Selbst der Verlust Ihres theuern Bruders,3) den wir mit Ihnen herzlich betrauern, sollte zu so einem Unternehmen eine unmittelbare Veranlassung werden, indem Sie auch ihm und so manchem wackern Mann, der mit Ihnen gelebt, zugleich ein Denkmahl stiften.

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) Unzutreffendes Gerücht. ) Geprüft nach GSA 25/XLIV, 3 Bl. 84ff.; G’s Tgb vermerkt am 4. Apr: [Brief an] Hackert Florenz. 3 ) s. voriges Z. 2

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Mai 27. [Carregi] P. Hackert an G (Miller/Nordhoff 104f.): Meinen letzten brief [vom 4. März] Erinnere ich mir so halb und halb, ich schrieb ihm so hin wie es mir ein fil, so daß ich nicht die Geringste prete[n]ion darauf mache, Finde Sie einige Sachen Brauchbaar, so ist es mir lieb Machen Sie den gebrauch davon nach Ihren gut befinden, ich bin von Ihnen zu sehr versichert daß Sie mir nicht beim publico Compromettiren werden. Ich habe nicht die pretention zu schreiben, indeßen da ich verschidene Aufsätze in Fragmente gemacht haben seit Napel schon, da vor 2 Jahr der H. Kisewetter [J. G. K. C. Kiesewetter] aus Berlin hier aufden Lande einige Stücke sahe, so bat er mir fort zu fahren, es ihm zu schicken er wolte es in Ordnung bringen, ich kan nicht wißen wie weit ich Vertrauen auf ihn haben kan, der Mann kan vieleicht sehr gut schreiben über die Kantische Philosophie,1) über die Kunst ist es ein ander Ding. Es kan vieleicht ein guter Stiel sein, ob es deutlich, verstandlich und Nützlich ist daß ist eine andere Frage. Meines erachtens finde ich es außer ordentlich schwer über bildende Künste zu schreiben, weil alles Sinlich ist, bey den Leße[r]n, wer nicht Würcklich recht inizirt in der Kunst ist macht sich öfters falsche Begriffe u Andere ideen wie die Würcklichkeit der sache ist. Vor ein Bild oder andere Kunstsache zu S[p]rechen, ist leichter. Ich hatte angefangen Ideen uber die Landschaft Mahlerey zu Schreiben in zwey Briefe,2) es ist dabey geblieben viele Unannehmlichkeiten haben mir verwichenen Sommer davon abgehalten, so daß alle Fragmente da liegen, in der Stadt sind zu viele Störungen, es ist bloß auf dem Lande da ich Zeit habe solches zu thun, uber haupt bin ich mehr für die thätig keit, als fürs Schwatzen über die Kunst. Wollen Sie daß Postgeld anwenden, so schicke ich Ihnen den Anfang und finden Sie daß es Nützlich sein kan, so will ich fortfahren, wo nicht so verbrennen sie die Beyde Briefe. Meine Biografie was die Ersten Jahre der Jugend betrieft waren schon in Napel geschrieben, da ich gewiß glaubte daß mein Bruder Georg mir uberleben würde so konte er es endigen, da dises verhindert ist so werde ich es selbst thun, und bey erster sicherer Gelegenheit es Ihnen Schicken, Unter Ihrer Feder wird es immer intereßant werden. Sie Müßen mir nicht Ubel Nehmen wen Italienische und französische Wörter drein kommen, den oft erinnere ich mir daß deutsche Wort nicht, ob ich zwar nicht daß deutsche vergeßen habe, so fehlet es mir oft an den rechten wahren Ausdruck. Die Byografie Meines Bruders sollen Sie bald haben,3) sie würde interreßanter seyn, wen er fortgefahren hätte wie er angefangen hatte, Allein die Umstände die zuglücklich waren; verführeten ihm, so daß er nicht allein seine Kunst neglegirte [vernachläßigte], sonder mir vielen Verdruß machte, wegen sein debaugirtes [ausschweifendes] Leben, welches ihm auch den frühen todt verursacht hat.

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⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 64) (AA-DuW 2,

474): Hackerts Biographie . . . 1

) Kiesewetter verfaßte mehrere Einführungen zu Kants Werk. ) Hss. in GSA XLIV, 5,2 Bl. 12−21, gedruckt in Miller/Nordhoff 108−22; auch in Nachträge: Über Landschaftsmahlerei. Theoretische Fragmente (W 46, 356−73). Zu den Quellen schreibt G: Es liegen mehrere Papiere vor uns, welche von dieser Bemühung [theoret. Reflexion über Landschaftsmalerei] zeugen, und ihr Inhalt ist werth und würdig genug aufbewahrt zu werden. Allein es kann dieses nur in Gestalt von Fragmenten geschehen, die wir denn auch so unsern Lesern mittheilen. (W 46, 357). 3 ) Inwieweit G diese verwendete, ist nicht mehr feststellbar; vgl. unten 28. Sept 1807: an F. Biondi Perelli. 4 ) Verfaßt 1809 Okt−Dez. 2

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⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 30f.): Zu Hackerts Biographie wurde

die Vorarbeit ernstlich betrieben. Es war eine schwierige Aufgabe; denn die mir überlieferten Papiere waren weder ganz als Stoff noch ganz als Bearbeitung anzusehen. Das Gegebene war nicht ganz aufzulösen, und wie es lag nicht völlig zu gebrauchen. Es verlangte daher diese Arbeit mehr Sorgfalt und Mühe als ein eigenes aus mir selbst entsprungenes Werk, und es gehörte einige Beharrlichkeit und die ganze, dem abgeschiedenen Freunde gewidmete Liebe und Hochachtung dazu, um nicht die Unternehmung aufzugeben, da die Erben des edlen Mannes, welche sich den Werth der Manuscripte sehr hoch vorstellten, mir nicht auf das allerfreundlichste begegneten. März 25. Einige Briefe geschrieben . . . Florenz, Hackert.2) 28. Postsendungen (Br 19, 539): Hackert, Florenz.3) Mai

9. [Florenz] W. Titel4) an G (GSA 25/XLIV,4 Bl. 6f.): Ich erfülle hiemit die traurige Pflicht, Ew. Excellenz das am 28ten Ap: erfolgte Ableben des Herrn Ph. Hackert zu berichten. Indem er sich von seinen Schmerzen durch den Schlagfluß zu erholen schien, gesellte sich plötzlich ein hitziges ansteckendes Fieber hinzu und machte seinem thätigen Leben am 9ten Tage ein Ende. Dem Wunsche Ew. Excellenz und Herrn Hackerts Versprechen gemäs bin ich so frei, Denenselben seine Biographie zu überschicken; sie ist theils von ihm selbst, theils von einem seiner Freunde5) aufgesetzt. Sollten Dieselben etwa hie und da einige Dunkelheiten finden, so könnte ich vielleicht so glücklich sein, Dieselben aufzuklären, indem ich mehrere Monate um den Verstorbenen war und seine Begegniße öfters aus seinem eignen Munde vernommen habe. − Ich füge eine Sammlung von Anecdoten hinzu,6) welche er anfangs für seine Freunde bestimmt; hernach aber sich äußerte daß sie niemanden anders in die Hände kommen mögten als Ew. Excellenz. Ich, der ich dies schreibe, bin ein junger Mahler von Stralsund, der seit einem Jahre in Italien studiert; ich bedaure in Hackert den Verlust eines Wohlthäters und Rathgebers. Er sprach mir immer viel und oft von Ew. Excellenz, und wäre es möglich, meine Hochachtung für Dieselben zu vermehren so wäre es durch ihn geschehn. Da ich auch versichert bin daß ihn Dieselben sehr achteten als einen großen Künstler, so bin ich so frei Ihnen eine getreue Copie seines von H [F. X.] Faber [Fabre] im vorigen Jahre gemahlten kleinen Portraits, welches sehr ähnlich ist, und für seine Verwandten in Berlin bestimmt ist, anzutragen.7) Das Original wird deshalb noch nicht abgeschickt weil mir der Selige die Erlaubniß gab, es copieren zu dürfen zu meinem eigenen Vortheil. Ich bitte aber dass Ew. Excellenz die Gnade haben es mir nächstens zu schreiben ob Sie es wünschen oder nicht!

1

) Verfaßt 1817 u. 1825. ) Nicht überliefert. 3 ) Nicht überliefert. 4 ) Der Maler Wilhelm Titel war ein Vertrauter Hackerts in Florenz, vgl. seine Lebenserinnerungen in: Pommersche Jahrbücher 3 (1902) 159−76. 5 ) Nicht nachweisbar; nach W. Meinhold soll es sich um Balthasar von Haus handeln (Philipp Hackert. Zur Ergänzung seiner Lebensgeschichte von Goethe. In: Kunstblatt 19 [1838] 113). 6 ) Anecdotes pour ses parents apre`s la morte. 7 ) Es existieren eine Zeichnung (Kupferstichkabinett Dresden A 423,2) u. ein darauf zurückgehendes Gemälde (Kunsthalle Hamburg, Bestandskat. Nr. 1953), jeweils datiert 1806. 2

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5. [Karlsbad, nachmittags] Nachricht von Hackerts Tod, nebst Biographie

desselben. 6. [Karlsbad] Riemer Tagebuch (BG 6, 648): Hackert’s Biographie gelesen.1) 7. [Karlsbad, abends] In den Zwischen Stunden die Hackertsche Biogra-

phie und Anecdoten. 7. [Karlsbad] Riemer Tagebuch (BG 6, 283): Vorgelesen aus Hackert. 8. [Karlsbad] Nachher Fortsetzung von Hackert Biographie. 8. [Karlsbad] Riemer Tagebuch (BG 6, 283): Bei G. geschrieben an Hackert’s Biographie u. Abriß. 10. (s. „Jakob Philipp Hackert. [Ankündigung und Auszug]“: an Cotta, gD, S. 2) 14. [Karlsbad] an H. Cotta nach Tübingen mit dem Auszug aus Hackerts

Leben [zum Morgenblatt],2) und einem Brief an den Mahler Titel in Florenz beygeschlossen.3) 14. [Karlsbad] An Cotta (Br 19, 349−51): Das von Hackert hinterlassene Manuscript, größtentheils von seiner eigenen Hand, ist ein köstliches Denkmal;4) doch ohne vorgängige Redaction dem Publicum nicht zu übergeben. Ich werde die Sache durchdenken und überlegen, wie man es anzugreifen hat, damit der Sache ihr Recht widerfahre. Gedruckt würde es etwa zwölf Bogen in Octav geben. Ich würde noch einige sehr interessante Briefe, die er mir in den letzten Jahren geschrieben,5) und eine treue Würdigung seines Kunsttalentes hinzufügen.6) Auch ließe sich, wegen Kunstverwandtschaft und freundlicher Lebenstheilnahme, eine kurze Biographie des Herren Charles Gore, eines Engländers, dessen in der Hackertschen Biographie erwähnt wird, anschließen [W 46, 331−40]. Er lebte bey uns in Weimar in seinen letzten Lebensjahren und ist erst vor kurzem gestorben.7) Eine große Sammlung von Zeichnungen, die er nach der Natur, meist durch die Camera obscura, auf seinen Reisen gefertigt und worunter die See- und Hafenprospecte wegen der vielen angebrachten Schiffe sehr merkwürdig sind, hat er der Weimarischen Bibliothek vermacht,8) und es würde interessant seyn, 1

) Da G im Tgb die gemeinsame Lektüre nicht erwähnt, ist es möglich, daß G nicht zugegen war. 2 ) s. „Jakob Philipp Hackert [Ankündigung und Auszug]“ gD, S. 2. 3 ) Brief an W. Titel vom [10.] Juni nicht überliefert; vgl. unten 18. Juli: W. Titel an G. 4 ) Nicht überliefert. 5 ) Allein Philipp Hackerts Brief an den Herausgeber. Datirt vom 4. März 1806 wurde den Nachträgen beigegeben (W 46, 380−85). 6 ) Erfolgt durch H. Meyer: Hackerts Kunstcharakter und Würdigung seiner Werke (W 46, 348−56). 7 ) Am 23. Jan 1807. Über G’s Beziehung zu Charles Gore s. Willi Ehrlich, GJb 1974, 117−35. 8 ) Vgl. Katharina Krügel: Charles Gore und sein künstlerischer Nachlaß im GoetheNationalmuseum. Weimar 1999.

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auch öffentlich von dem in mehr als einem Sinne bedeutenden Mann etwa zu sagen. Ich lege einen Brief [an W. Titel] bey, den ich nach Florenz zu schicken bitte. Da ich ihn offen gelassen habe, werden Sie daraus ersehen, daß ein junger Mahler, Namens Titel, die Copie eines Portraits von Hackert offerirt. Das Original ist von Herr Faber [Fabre] im vorigen Jahre gemahlt und zwar nicht in allzugroßem Format.1) Ich glaube, es würde wohlgethan seyn, sich dieses Bildes zu versichern und es vor die Biographie stechen zu lassen.2) Sie würden dazu einen geschickten Künstler wählen, deshalb ich auch wünsche, daß es geradezu an Sie adressirt werde. Juni 24. [Aarau/Basel, anonym:] Philipp Hakkert’s Tod und Aussicht zu einer Biographie von ihm, bearbeitet vom Hrn. Geheimen-Rath von Göthe (Miscellen für die Neueste Weltkunde Nr. 50, 24. Juni 1807, 199): Hakkert hat eine von ihm selbst aufgesetzte Biographie hinterlassen, die der Hr. Geheime-Rath von Göthe, dem er sie versprochen hatte, nun wahrscheinlich bald herausgeben wird. Hakkert hoffte noch das Vergnügen zu haben, seine Lebensbeschreibung von der Meisterhand des ersten Schriftstellers Deutschlands bearbeitet, zu lesen. Er hat dieses Vergnügen verloren, vielleicht gewinnt aber das Publikum desto mehr dabei; denn Biographieen sollen Denkmale für die Nachwelt sein, und belehrende Wahrheiten, ohne Rücksicht auf den, dessen Leben beschrieben wird, darin ausgesprochen werden. Das zu erwartende Werk wird daher in aller Rücksicht ein besonders für die Künstler, Kunstliebhaber und Kunstwürdiger wichtiges Werk sein. Es wird um so mehr als ein Muster für Werke dieser Art gelten können, da bisher vielleicht noch keine einzige zweckmäßige Biographie eines Malers erschienen ist, und niemand dazu größeren Beruf haben kann, als H r . v o n G ö t h e , der nicht nur die tiefsten und ausgebreitesten Kunstbegriffe und Kunstkenntnisse besitzt, sondern auch Hakkert genau und zwar in seiner blühendsten Zeit gekannt hat. Von dieser Seite läßt sich alles, weniger von dem eigenen Aufsatze Hakkert’s erwarten . . . Immer wird die Geschichte dieses Mannes ein interessanter Spiegel des Zeitalters sein, in dem er lebte, wie des Kunstgeschmacks, der damals herrschte, und des Talents, denselben gleichsam für sich zu gewinnen, worin Hakkert eine besondere Geschicklichkeit besaß. Juli

8. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 160): Euer Excellenz beide gnädige vom 10 und 14. vM. habe ich zu meinem unterthänigen Dank und grossen Freude erhalten . . . Die Beilage nach Florenz liese ich gleich abgehen und dabei das Nöthige wegen Übersendung des Portraits beifügen: ich werde einen geschikten Künstler zum Stich wählen, um das Kupfer der Biographie würdig zu liefern. 18. [Florenz] W. Titel an G (GSA 25/XLIV,4 Bl. 8f.): Ich habe die Ehre den Empfang Dero werthen Schreibens vom 10ten Junius zu bestätigen; es ist aber erst spät genug den 13ten dieses in meine Hände gekommen. Ich bin bereits mit der Copie von Hackerts Portrait für Ihro Excellenz beschäftigt. Erlauben mir Dieselben aber einen Einwurf: Vor einigen Tagen versichert mich ein hiesiger Deutscher Kupferstecher (ein Schüler von Morghan [R. Morghen]) er habe bei Hackerts Leben die Erlaubniß bekommen und zugleich versprechen müßen dieses Bild nach seinem Tode zu stechen. Daraus würde folgen, daß ich meine Kopie nur in solche Hände geben dürfte, die sie auf keine andre Weise in die Welt verbreiteten. Ich habe ihm pflichtmäßig dieses versprechen müßen, und bitte daher Ew. Excellenz unterthänigst mich in keine Unannehmlichkeiten zu

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) Franc¸ois Xavier Fabres Porträt von Hackert ist nicht erhalten geblieben. ) Es erfolgte nicht.

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versetzen. Derselbe Kupferstecher [J. B.] (Metzger) versicherte mich ferner daß er wegen des Verkaufs der zu stechenden Platte mit H[errn] [D.] Artaria in Manheim in Unterhandlung stünde; der Vertrag ist aber noch nicht geschloßen und kann also sogleich aufhören, wenn Ihro Excellenz die Sache für sich unternehmen ließen zum Behuf der Biographie. Es mögte auf beiden Seiten mehr Gewinn dabei sein. Er thut Ihnen also durch mich hiemit förmlich den Antrag und Dieselben werden sodann aus meiner übersandten Copie (das Original bleibt ihm so lange er es bedarf nach der Übereinkunft mit den Erben) bestimmen, in welcher Größe und Format Sie es befehlen. Herr Metzger ist für jetzt noch mit einer andern Platte beschäftigt und könnte etwa in 6 Monaten nach Vollendung derselben den Anfang damit machen. Er wird also mit Artaria abbrechen; es sey denn daß Ihro Excellenz den Vorschlag nicht annähmen. Das Verzeichniß von H.[ackerts] Arbeiten; nämlich die Bilder welche er im Hause zum Verkauf stehen hatte, findet sich allerdings vor. Es ist aber nicht die geringste Erklärung dabei; er nennt blos die Gegend und nach der Größe des Gemäldes bestimmt er den Preis. Befehlen Ihro Excellenz einen solchen Cathalog so werde ich das Vergnügen haben, ihn abzuschreiben.

Sept 13. [Firenze] F. Biondi Perelli1) an G (GSA 25/XLIV,4 Bl. 11): Eccellenza Il Signor Consigliere di Corte Behrendt rappresentante i propri Figli e gl’altri coeredi del Signor Filippo Hackert avendo inteso che io [unleserlich]dando L’intenzione di esso Signor Hackert avevo rimissa a V.E: la sua Biografia disapprova il mio operato e pretende di tenermene a conto quando non li venga giustficato che questa opera per disposizione del defunto dovesse passare nelle mani dell’E.V. Avendo io recusato d’impegnarmi in questa prova con mezzi sussidiari persuaso che l’E.V: avia i documenti per concluderla sul posto, il mentovato Signor Behrendt ha determinato nel suo ritorno a Berlino di presentarsi personalmente a V.E. per conoscere i titoli onde Ella `e autorizzato a ritenere con giustizia l’opera predetta, e per ottenere in caso diverso la restituzione tanto di essa quanto della copia del Ritratto del Signor Hackert che [unleserlich] esserle stata rimessa dal Signor Titel per inciderla e porla in fronte dell’opera medesima. Prego pertanto la bonta` dell’E.V. di dare al Signor Behrendt tutti quelli schiarimenti che brama ed interdirsela seco lui, per togliermi dell’imbarazzo in cui mi troverei unicamente per servire all’amicizia e alla confidenza che aveva in me riposto il sopracitato Sig. Hackert. Ho intanto l’onore di risegnarmi con la piu ` alta considerazione di V. E. . . . Dev.[otissi]mo obb.[ligatissi]mo ser.[vitore] Filippo Biondi Perelli2)

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) Filippo Biondi Perelli, ein Florentiner Edelmann, Freund u. Testamentsvollstrecker Hackerts. 2 ) Übers. von Michael Engelhard: Herr Hofrat Behrendt, Vertreter der eigenen Kinder und der anderen Miterben des Herrn Philipp Hackert, mißbilligt, nachdem er erfahren hat, daß ich, der Absicht dieses Herrn Hackert gemäß, E. E. seine Biographie übersandt habe, mein Verhalten und verlangt, mich dieserhalb zur Rechenschaft zu ziehen, wenn ihm nicht rechtlich nachgewiesen wird, daß dieses Werk aufgrund einer Verfügung des Verstorbenen in die Hände E. E. gelangen sollte. Da ich mich geweigert habe, mich auf dieses Verfahren mit Hilfsmitteln einzulassen und überzeugt bin, daß E. E. die Dokumente haben, um es vor Ort abzuschließen, hat sich der erwähnte Herr Behrendt entschlossen, sich auf seiner Rückreise nach Berlin E. E. persönlich zu präsentieren, um die (Rechts-)Titel, die Euch autorisieren, das genannte Werk rechtmäßig zurückzuhalten, kennenzulernen und andernfalls die Übergabe sowohl desselbigen als auch die der Kopie des Porträts des Herrn Hackert durchzusetzen, die Euch [unleserlich] von Herrn Titel übersandt worden war, um sie als Stich auf die Vorderseite des Werkes zu übertragen. Ich bitte deshalb E. E. um die Güte, dem Herrn Behrendt alle die Aufklärungen zu geben, die er begehrt, und mit ihm zu einer Lösung zu kommen, um mich aus einer Verlegenheit zu ziehen, in der ich mich einzig deswegen befinde, weil ich der Freund-

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Sept 21. [Weimar] An D.[r] Cotta nach Tübingen (wegen Hackerts Porträit,

Brief von1) und an Titel2) nach Florenz beygelegt). 21. An Cotta (Br 19, 414): Hiebey sende ich, werthester Herr Cotta, einen Brief, den ich so eben aus Florenz erhalte. Auf diesem Wege wird die Sache zu weitläuftig und Sie sehen, was ich daher geantwortet habe. Wenn Sie auch der Meinung sind, so haben Sie die Gefälligkeit, meinen Brief baldigst abzusenden. Wenn ich mich diesen Winter leidlich befinde, so kann ich Ihnen das Manuscript bald senden, so daß das Werkchen zu Ostern erscheinen kann. Ich wünschte, daß es gedruckt würde wie Cellini, an den es erinnert. Ich füge eine kurze Lebensbeschreibung des Herrn Gore hinzu, dessen in der Biographie erwähnt wird. Einige sehr interessante Briefe von Hackert an mich und eine etwas weitre Ausführung der Stelle über Hackerts Talent aus unserer Kunstgeschichte. Nächstens schicke ich einige Anecdoten aus dieser Schrift für das Morgenblatt,3) von welchem ich seit dem Monat März nichts erhalten habe. 28. An [F.] Biondi Perelli4) (Br 19, 421f.): Auszug aus einem Briefe Herrn Philipp Hackerts.5) . . . Aus dieser Stelle, die man, wenn es nöthig seyn sollte, in vidimirter Copie mittheilen kann, zeigt sich ganz deutlich, daß der Cavalier Biondi von Herrn Hackert den Auftrag erhalten, mir die biographischen Papiere z u w e i t e r e r B e a r b e i t u n g z u ü b e r s e n d e n . Über das Leben Des Herrn Georg Hackert habe ich jedoch nichts erhalten. Es thut mir leid, daß Sie über diese Angelegenheit einiges Mißvergnügen gehabt haben, da Sie doch nur das Vertrauen geehrt, welches der Verstorbene zu Ihnen gehabt, und seine ausdrücklichen Aufträge befolgt. 29. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 163): Euer Excellenz gnädiges vom 21 h. erhalte ich so eben und sende den Brief nach Florenz, mit dessen Inhalt ich vollkommen einverstanden seyn muß, mit der heutigen Post ab . . . Die Einrichtung ist getroffen, daß nach Eingang des Manuscriptes die Biographie H[ackert]s und das Weitere zur Ostermesse gefördert werden kan . . . Okt [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (BG 6, 352): Göthe ist gesunder zurückgekommen [vor 4.] u ist jetzt munter u wohl, wie wohl er viel arbeitet an seinem Farben Werk, an Hackerts Biographie pp. schaft und dem Vertrauen, das der genannte Herr Hackert in mich gesetzt hat, gedient habe. Ich habe indessen die Ehre, mich mit höchster Achtung zu unterzeichnen als . . . ergebenster und gehorsamster Diener . . . 1 ) s. oben 18. Juli 1807: W. Titel an G. 2 ) G’s Brief an W. Titel nicht überliefert. 3 ) Im Morgenblatt erschien am 22. Mai 1811 ein Vorabdruck des Kap. Schlacht bey Tschesme, Gemählde von Philipp Hackert. 4 ) G’s Tgb vermerkt am 28. Sept eine Sendung an: Cavalier Biondi Firenze. 5 ) Es folgt der redigierte letzte Passus aus Hackert an G aus Carregi vom 27. Mai 1806 (s. oben) von Meine Biographie . . . bis Die Biographie meines Bruders Georg sollen Sie bald haben.

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Okt 31. [Florenz] W. Titel an G (GSA 25/XLIV,4 Bl. 13f.): Der Cav. Biondi, welcher den Brief E: Excellenz am 20ten dieses erhalten, worin Dieselben sich als rechtmäßigen Eigenthümer der Hackertschen Papiere vollkommen rechtfertigen, sandte denselben, nachdem er ihn zuvor von mir für sich hatte ins französische übersetzen laßen, unvorzüglich an den Herrn Behrendt1) ab. Glücklicher Weise traf ihn der Brief noch zu rechter Zeit; indem er grade seine Rückreise, u n d z w a r ü b e r We i m a r , antreten wollte. Aus welcher Ursache, können Dieselben leicht errathen;2) denn die Begierde, die Biographie zu besitzen war diesem Herrn nicht aus dem Kopfe zu bringen. − Anstatt sich aber durch den Brief von der Unrechtmäßigkeit seiner Forderungen überzeugen zu laßen, so dringt er nur noch mehr auf sein Recht und will gleichfalls einen Brief von H.[ackert] besitzen, worin ihm allein die Schriften vermacht werden. − Das hat H. Behrendt H. Cavalier Biondi in dem letzten Billette, welches er an ihn schrieb, versichert, und setzt hinzu, daß, ohngeachtet deßen welches in Ew. Excellenz Briefe steht, er die Biographie dennoch nicht ohne ausdrückliche Erlaubniß der Erben hatte abschicken müßen. Doch ist dies vielleicht die kleinste von allen Chikanen welche er diesem rechtschaffnen Manne angethan − − Und in Hinsicht Ew. Excellenz versichert er, d a ß e r D i e s e l b e n v o r d e m Tribunal v e r k l a g e n w o l l e : es sey denn, daß ihm die Biographie zurückgestellt würde. Ich würde mich nie unterstanden haben, Ew. Excellenz von einer solchen Impertinence eines andern zu schreiben: der Cav. Biondi meinte aber es sey beßer Dieselben davon zu preveniren und vielleicht kommt dieser Brief vor H. Behrendt’s Ankunft in Weimar in Dero Hände. Was die von H.[ackert] eigenhändig geschriebenen „Anecdotes pour Ses Parents apre`s sa morte“ betrift, welche ich gleichfalls an Ew. Excellenz geschickt habe: so haben Sie die Gnade und reißen diese Aufschrift hinab; ich habe keinen andern Beweis als den, daß es mir H. g e s a g t hat: „auch dies mögte Denenselben eigen sein“; und H. Behrendt könnte zuletzt mit mir einen Krieg darüber anfangen. Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom 21 Sept. bestätige ich. Ich hatte kaum den Anfang mit der Copie gemacht, als H. Behrendt hier ankam. Man hatte ihm von seines sel. Schwagers Portraite geredt, und er bat mich es ihm zu zeigen. − Ich habe es aber hernach nicht wieder zu Gesichte bekommen, ungeachtet aller meiner Bitten es mir auf einige Zeit zurückzustellen; den[n] H. Behrendt ist keiner von den höflichsten Leuten. Glücklicher Weise daß man zuvor bei H:[ackert] Leben eine vortreffliche Copie davon machte, und ich hoffe mich dieser (wenn ich sie werde in einiger Zeit erhalten haben) eben so gut zu bedienen wie des Originals, um Ew. Excellenz aufwarten zu können . . . [am Rand:] Der Herr Cav. Biondi versichert Ihnen seine Hochachtung. − Er ist sehr begierig den Ausgang dieser Sache zu erfahren. [Nov]

[Florenz, anonym] Varietäten. Aus Italien. Florenz, im Nov. In: Miscellen für die Neueste Weltkunde Nr. 100, 16. Dez 1807, 400: Wie es heißt, haben H a k k e r t ’s Erben dessen Manuskript, überschrieben von ihm selbst: „ N a c h r i c h t e n ü b e r m e i n L e ben, nebst einigen Kunstbemerkungen und andern hiezu gehörigen B r i e f e n “ zurückverlangt, nachdem Hr. W. D i e t a l [ T i t e l ] es bereits für Hrn. v. G ö t h e in Beschlag genommen und abgesandt hatte. Die Erben, die, wie es scheint, auf die ganze Nachlassenschaft sehr eifersüchtig sind, wollen selbst für die Herausgabe sorgen.

Nov 20. [Jena] Major v. Knebel. Sizilien. Taormina

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Theater daselbst.3)

) Friedrich Christian Behrendt, Hofrat in Berlin, vertrat als Ehemann von Hackerts jüngster Schwester Wilhelmine die Interessen der Erbengemeinschaft vor Gericht. 2 ) G wußte von Behrendts Absicht, nach Weimar zu kommen, um Hackerts Manuskripte einzusehen, bereits durch F. Biondis Brief vom 13. Sept 1807 (s. d.). 3 ) Eine Beschreibung des Theaters in Ital. Reise, W 31, 195f. Die Notiz steht wohl im Zusammenhang mit der Arbeit an Philipp Hackert, W 46, 219f.

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4. [Weimar] An F. C. Behrendt1) (Br 20, 1f.):2)Indem ich Ew. Wohlgebor-

nen zu der wohlvollendeten Reise Glück wünsche,3) habe ich die Ehre hierbey den Auszug aus zwey Briefen unsers seligen Freundes mitzutheilen.4) Es sind die Stellen die sich auf seine Lebensbeschreibung beziehen. Daß ich die Briefe nicht selbst, sondern nur eine vidimirte Abschrift der Stellen quaestionis übersende, werden Ew. Wohlgebornen verzeihen: denn der erste Brief besonders ist lang und enthält mehrere strenge Urtheile über deutsche Künstler, die ich in mancher Rücksicht gern für mich allein behalten mag. Ew. Wohlgebornen werden aus dem Mitgetheilten die Intention unsers trefflichen abgeschiedenen Freundes deutlich ersehen und ich wünsche mir bald die nöthige Zeit, um die Arbeit auszuführen, die nicht gering ist, weil alles umgeschrieben werden muß, wenn der Inhalt in einer des großen Künstlers einigermaßen würdigen Form erscheinen, und den Beyfall aller Hackertischen Freunde sowohl als der Kunstfreunde überhaupt verdienen soll. Ich werde nicht ermangeln mit einem Exemplar aufzuwarten. 17. [Jena] Abends bey Frommanns Hackerts Biographie 19. [Jena] Knebel an G (BG 6, 417): Für die liebe Vorlesung [aus Philipp Hackert] bei Frommanns danken wir noch. Man könnte sie der König5) und sein Künstler betiteln. Das ächte spanische Blut in jenem macht sie beinahe mährchenhaft. [21.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 55, 186): Ich habe bedauert, daß, wie ich heute früh vernommen, Ew. Exzellenz wegen des Hackertschen Manuskripts schikaniert werden. Es scheint auf eine berlinische Geldschneiderei hinauszugehen. 22. [Weimar] Abends bey der regierenden Herzoginn die Hackertschen An-

ecdoten. 22. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 419): Früh an Hackerts Biographie geschrieben. [22.] [Weimar] Maria Pawlowna, Choses remarquables. Journal 1805/08 (BG 6, 419f.): Entendu ˆ lire le vendredi 22 janvier `a Göthe, un soir chez la duchesse, des anecdotes sur Hackert par Philippe Hackert lui meˆme: impossible de rien entendre de plus gai, de plus inte´ressant et de plus amusant: tout y paroit peint au natu ˆrel, et tout y est anime´. 23. [Weimar] Maria Pawlowna an Maria Feodorowna (BG 6, 419): Hier Soir j’ai ´ete´ prendre le the´ chez la Duchesse: Göthe y ´etoit, et nous a lu ˆ des anecdotes sur Hackert, ´ecrites par feu Hackert lui meˆme, elles sont charmantes, Göthe ´etoit d’une disposition radieuse, de sorte que c’e´toit tre`s agre´able, et je me suis extre`mement amuse´e: quand il veut et qu’il est bien dispose´ il est impossible d’eˆtre plus aimable que Göthe. 1

) G’s Tgb vom 4. Jan vermerkt: . . . an Hofrath Behrendts wegen der Hackertschen Papiere. 2 ) Zum hier Folgenden existiert ein Briefkonzept von Riemers Hand (GSA 25 XLIV 4, 15). 3 ) Behrendt hatte sich in Neapel aufgehalten, um den Nachlaß Hackerts zu sichten. 4 ) Briefabschriften nicht erhalten, vermutl. Brief vom 27. Mai 1806 (s. d.), zweiter Brief nicht nachweisbar. 5 ) Ferdinand IV. v. Neapel, dritter Sohn des span. Königs Karl III.

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23. [Weimar] Henriette v. Knebel an Knebel (BG 6, 420): Gestern abend las Goethe bei der Herzogin uns den neapolitanischen König1) oder aus Hackerts Biographie vor. Es hat uns sehr ergötzt und fand großen Beifall. 23. An Knebel (Br 20, 10): Ich danke dir noch für deinen heitern Antheil,

den du an den Hackertschen Anecdoten nahmst. Dergleichen Dinge werden erst etwas, wenn sie sich in empfänglichen und geistreichen Gemüthern bespiegeln. 23. [Weimar] J. C. W. Schumann2) an G (GSA 25/XLIV,4 Bl. 16): Die Hackertschen Erben können zwar nicht in Abrede stellen, daß ihr Erblaßer gemeint [?] gewesen ist, seine Biographie Euer Excellenz zu übersenden; Sie behaupten aber, es sey das blos zu dem Zweck gewesen, um das Manuscript bearbeiten zu laßen, nicht aber in der Absicht, um Euer Excellenz dasselbe zum Eigenthum zu geben. Es ist nicht zu leugnen, daß in dem beglaubigten Extracte aus den Hackertschen Briefen, daß derselbe sich des Manuscripts ganz habe entäusern wollen, in solchen Ausdrücken, die auf eine dergleichen Entäuserung einen gültigen Schluß zulaßen, nicht vorgehet; Ich wünschte daher die Hackertschen Briefe, aus denen jener Extract entnommen ist und vielleicht auch noch andere dahin Bezug habende, wenn dergl. in Euer Excellenz Händen sind, ganz einzusehen und erlaube es mir um deren gnädig gefällige Mittheilung unterthänig zu bitten. Nach gehabter Einsicht werde ich mir die Ehre geben Euer Excellenz aufzuwarten und meine unvorgreiflichen Gedanken über die Hackertsche Exploration zu äusern. 28. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 422): Früh an allerlei, an Hackerts Lebensbeschreibung. Febr 1. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 425): Früh an Hackerts Lebensbeschreibung. [19. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 55, 189): Ew. Exzellenz haben mir einen Berliod. 26.?] nismus vorgelegt,3) über den ich nur erst noch mit meinem Sohn sprechen und darauf die Ehre haben will, mit Ihnen mündlich darüber zu konferieren. Mir scheint die Sache durch die mitgeteilte Korrespondenz gehoben zu sein, da das Zutraun des toten Freundes auf einen Pekuniärprofit der Erben nicht gezielt haben kann, weil dieses sonst bedungen sein müßte. 22. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 430): An Hackert’s Lebensbeschreibung bis 1 Uhr. 23. Mittags H.[err] Landschaftssyndicus Schumann zu Tische [wegen der

Verhandlungen mit Hackerts Erben]. März 8. [Florenz] W. Titel an G (GSA 28/51 Bl. 60): Verzeihen Sie Excellenz daß ich so spät kam. Mehrere Umstände hielten mich ab, meinem Versprechen gemäß, das Portrait alsbald zu vollenden − − und endlich verhinderte die feuchte Witterung das Trocknen der Oel-farbe. Ich wünschte daß Dieselben mit meiner Arbeit zufrieden wären; ich kann Ihnen wenigstens versichern daß mehrere meiner Freunde welche den seligen Hackert persönlich kannten, versichern daß Aehnlichkeit und Charakter in der Copie dem Originale völlig entsprechen und Ihro Excellenz werden hierauf mehr Werth setzen als in einen zärtlichen Pinsel, welcher, ich weis nicht wie es kam, in meinen übrigen Arbeiten mehr anzutreffen ist. Sgnr. Faber [Fabre] wird für einen Kopf dieser Größe mit 20. Ducaten belohnt; wollen mir Ihro Excellenz für die Copie die Hälfte geben; und für Emballage, Porto und Doane etwa einen Louisdor ersetzen, so werde ich Ihnen

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) Vermutl. Abschnitt König von Neapel (W 46, 230−34). ) Johann Christoph Wilhelm Schumann, 1789 Hofadvokat in Weimar. 3 ) Voigt wußte bereits von dem sich anbahnenden Rechtstreit, s. oben 21. Jan 1808: Voigt an G. 2

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sehr verbunden sein. Wenngleich ich f ü r j e t z t n i c h t in Florenz zu bleiben denke, so bitte ich demungeachtet dorthin den Brief an mich zu senden, mit dem Beisatz: in Casa Biondi. Der Sgnr. Cav: Biondi vermeldet Ew. Excellenz seine Hochachtung. Indem er selbst in die Affairen der Hackert-schen Biographie anfangs mit Herrn H[ofrat] Behrendt verwickelt war wie Dieselben sich erinnern werden, so bittet er Ew. Excellenz ergebenst ihm in dem Briefe an mich eine kleine Auskunft über den Ausgang der Sache zu geben; es würde ihm aber leid thun, wenn Dieselben diese kleine Neugierde übel ausdeuteten.

März 14. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 436): Nach Tische an Hackert. 25. Bey Fräulein [Emilie] Gore wegen der Biographie ihres Vaters.1) Apr 26. [Berlin] F. C. Behrendt, Replice2) in Sachen der Mahler Hackertschen Erben, Kläger wider den Herzoglich Sachsen Weimarschen wircklichen Geheimen Rath Herrn Johann Wolfgang von Goethe, Beklagten (GSA 25/XLIV,3 Bl. 50−83): Wenn wir blos über die mangelhafte Einlassung des Herrn Verklagten3) Beschwerde zu führen hätten, so ließe sich darüber nicht viel sagen, weil der künftige erlauchtete Richter dieses selbst zu unserem Vortheil, wie wir hoffen, bemercken wird; allein auch die Verfügung auf unsere Klage ist eben so mangelhaft. Wir haben dahin angetragen: dem Herrn Geheimen Rath von Goethe so fort aufzugeben: das Manuscript unsers Erblassers ad depositum Judiciale [unter Vorbehalt seiner Rechte] zu liefern und ihm alle Bearbeitung desselben zu untersagen. Hierüber ist gar nichts verfügt, da es doch selbst nach gemeinen Rechten feststehet: daß jede streitige Sache ad depositum Judiciale auf den Antrag der Partheien gebracht werden müße. Boehmer Introduct in Jus Dig. Lib.4) X VI. Tit. III § 20. u. 22. daß das in Rede stehende Manuscript nun würcklich res litigiosa [Gegenstand des Rechtsstreites] ist, wird keinem Zweifel unterworfen seyn. daß uns eine Damnum irreparabile [unwiederbringlicher Nachteil] entstehen könne, wenn es in den Händen des Herrn p. von Goethe bleibt, der davon einen nachtheiligen Gebrauch machen kann, ist eben so gewiß. Wir wiederholen daher gegenwärtig jenen Antrag und bitten unterthänigst: ungesäumt darauf zu verfügen. In der Haupt-Sache erklären wir uns ad Mandatum de 17.ten Martii anni curr. et praef. de 1n April anni curr. dahin: daß wir uns bei der Einlaßung des Herrn p. von Goethe nicht beruhigen können und daß wir dahero den Herrn Cammer-Consulent [C. F. V.] Hufeland daselbst bevollmächtiget haben, die Sache weiter fort zusetzen und bis zum Rechtsspruch zu befördern. Die Einlaßung des Herrn p. von Goethe ist wircklich auch von der Art, daß sie unsern Anspruch mehr bestätigt als restutiret. Es ist im juristischen Sinn keine ordentliche Beantwortung unserer Klage, sondern vielmehr blos, eine einseitige Darstellung der Sache, abgesehen von dem, worauf es eigentlich ankömmt. Die Entscheidung hängt nehmlich von Beantwortung nachstehender Fragen ab: ist das Manuscript des verstorbenen Landschafts-Mahler Philipp Hackert, welches seine Biographie, verschiedne Anectoten und Fragmente über die Landschafts Mahlerey enthält, ein Eigenthum der Hackertschen Erben und können diese darüber nach den Befugnißen rechtmäßiger Eigenthümer disponiren. oder ist es ein Eigenthum des Herrn p. von Goethe? Um ersteres zu begründen, haben wir uns auf ein Schreiben vom ersten März

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) Charles Gore, Teil der Nachträge zu Philipp Hackert (W 46, 331−40). ) Replik auf G’s Schreiben an F. C. Behrendt vom 4. Jan 1808 (s. d.), hier über G’s Kopf hinweg an dessen vorgesetzte Behörde gerichtet, weswegen der Geh. Rat u. Direktor des Herzogl. Sächs.-Weimarischen Consiliums, C. F. C. Frhr. v. Wolffskeel, sich des juristischen Verfahrens u. Schriftwechsels in der gegen G gerichteten Klage annehmen mußte. 3 ) s. oben 4. Jan 1808: an Behrendt. 4 ) Justus Henning Boehmer: Introductio in jus digestorum. Halle 1704. 2

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1806. des Defuncti [Toten] an den Hofrath Behrendt bezogen,1) wir haben ferner den von dem Defuncto eigenhändig beschriebenen Umschlag, worinn sich das Manuscript befunden hat und worauf die Worte stehen: Schrift über das Leben des Philipp Hackert nach Berlin an seine Verwandten bestimmt. beigebracht. Ueber die Recognition oder Diffeßion [Ableugnung der Echtheit der Urkunde] dieser der Klage zum Grunde liegenden Documente muß Herr Beklagter sich erklären; unser Mandatarius wird sie ihm zu dem Ende originaliter vorlegen. Ferner muß er sich bestimmt erklären ob er unser Eigenthum und aus welchem rechtlichen Grunde bestreitet. Endlich muß er sich darüber auslassen: ob er ein ihm zustehendes unumschränktes alleiniges EigenthumsRecht des quästionirten [in Frage stehenden] Manuskripts behauptet und den Titel mit welchem er, daßelbe erworben angeben, da der bloße Besitz zumahl wenn er fehlerhaft ist, dazu nicht hinreicht. Nur aller erst dann, wenn eine Einlaßung dieser Art erfolget ist, wird sich die Rechtmäßigkeit der wechselseitigen Ansprüche beurtheilen lassen. In der jetzigen Beantwortung der Klage bemühet der Herr Verklagte sich auszuführen. 1.) daß er in einem freundschaftlichen Vernehmen mit dem Defuncto gestanden, mit dem er bei Gelegenheit seiner Reise durch Italien bekannt geworden sey. Dies bestreiten wir nicht. 2.) daß dieses Verhältnis auch nach seiner Rückkehr in Deutschland noch fortgedauert habe. auch dies wird zugegeben. 3.) daß Defunctus sich berufen gefühlet habe über den technischen so wohl als ästhetischen Theil seiner Kunst der Mit- und Nachwelt nützlich zu werden und daß er überhaupt eine Neigung gehabt habe sich mit zutheilen. Dies wird nur zum Theil zugegeben, denn in dem Brief vom 27. May 1806. den Herr Verklagter unter A. beygeleget hat, sagt Defunctus: ich habe keine pretention zu schreiben 4.) daß Defunctus sich über einen Artikel in der vom Herrn Verklagten heraus gegebenen Geschichte der Kunst des 18ten Jahrhunderts,2) der ihn betraf, sehr umständlich und mit großer Einsicht erklärt habe. Dies kann seyn, erwiesen ist es nicht, daher wird es nicht zugestanden. Sollte der Richter darauf Gewicht legen, so muß der Herr Beklagte das Schreiben selbst erst beybringen. 5.) daß er den Defunctum ersucht, von gedachtem Schreiben gelegentlich Gebrauch zu machen, daß er ihn auch aufgefordert habe: von seinem bedeutenden K u n s t - u n d We l t l e b e n e i n i g e N a c h r i c h t z u h i n t e r l a s s e n . Dies wird eingeräumt, wenn Herr Verklagter darunter das Schreiben vom 4ten April 1806 versteht, welches sich im Nachlaß vorgefunden hat.3) 6.) bringt Herr Verklagter ein Schreiben des Erblaßers vom 27sten May 1806 bey, dessen wesentlicher Innhalt sich darauf reducirt: daß er angefangen habe Ideen über die LandschaftsMahlerey und Studien zu schreiben, daß er zwey Briefe darüber fertig habe, daß er anfrage: ob er den Herrn Verklagten die beyden Briefe abschicken solle, wobey er sich dahin geäußert. finden Sie daß es dienlich und nützlich seyn kann, so werde [ich] nachher fortfahren so viel als ich kann und weiß, wo nicht so verbrennen Sie die beiden Briefe. Von diesem Schreiben wird zuvörderst die Production des Originals gewärtiget, wir behalten uns die Erklärung, ob wir dasselbe recognosciren, hiernächst vor die Einlaßung, welche jetzt über den Inhalt dieses Schreibens erfolgt, erfolgt blos Salvo jure [mit Vorbehalt]. In Absicht der Selbst Biographie kommt nachdem er von deren Anfertigung gesprochen, folgende Stelle vor: n a c h d e m To d e w i r d e s d e r C a v a l i e r B i o n d i o d e r s e i n e F r a u d i e S i ga R o s a t h u n , d i e e s I h n e n ü b e r s c h i c k e n w e r d e n . Die erstern Worte sollen sich im Context noch auf Endigung der Biographie beziehen, die letztern sind die, auf welche sich der Herr Verklagte vorzüglich stützt. Allein bereits in der Klage haben wir ausgeführt, daß diese ganze Periode 1

) Nicht überliefert. ) Winkelmann und sein Jahrhundert. In Briefen und Aufsätzen herausgegeben von Goethe. Tübingen 1805, darin H. Meyers Entwurf einer Geschichte der Kunst des 18 ten Jahrhunderts. 3 ) Unter Aus dem Schreiben des Herrn Geheimen-Rath von Goethe an Philipp Hackert de dato Weimar den 4. April 1806 (GSA 25/XLIV,3 Bl. 84ff.) der Replice beigefügt. 2

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in dem Original-Concept des Briefes, welches sich im Nachlaß vorgefunden hat, fehlet, daß daher selbige nicht eher für ächt und richtig recognosciret werden kann, als bis das Original produciret worden. Nun heißt es ferner in diesem Schreiben: bey ersterer sicherer Gelegenheit werde ich es Ihnen überschicken, unter Ihrer Feder wird es interessanter werden. Diese Stelle wird mit Vorbehalt der Production des Originals für ächt anerkannt. 7.) Producirt er ein Schreiben vom 3ten März 1807.1) worinn der Erblasser saget: Gmelin2) verlangt gleichfalls eine Biographie von mir, sie bleibet aber einzig für Sie aufbehalten und ich warte nur auf eine gute Gelegenheit, sie Ihnen zu übersenden. Die Production des Originals dieses Schreibens wird erwartet, ehe wir uns über die Recognition desselben erklären können. 8.) Ziehet er nunmehro aus allem Vorhergehenden die Folgerungen a.) daß Hackert seine Wahrnehmungen ins Publicum gebracht haben und sich im Publico noch nach seinem Tode in einem gewißen Andencken erhalten wollen, daß es ihm aber nicht einerley gewesen, durch wen seine Wahrnehmungen ins Publicum gebracht werden, sondern daß er sie blos durch ihn ins Publicum a u s g e h e n l a ß e n w o l l e n , weil er ihm zugetrauet, daß er am competentesten über seine Kunst zu urtheilen vermöge, und daß er als sein Freund, ihn nicht compromittiren werde. b.) daß seine Biographie lediglich f ü r i h n aufbehalten bleiben sollen, weil er gewußt, daß niemand beßer als er, der einige Zeit hindurch in den freundschaftlichen Verhältnißen mit und neben ihm gelebt, seine schönsten Arbeiten vor Augen gehabt, sie beurtheilen konnte. Wenn mann diese Folgerungen nach dem Sinne nimt, welchen ein jeder andre mit diesen Worten verbinden würde; so konnte mann sie zugeben, denn sie stehen in Uebereinstimmung mit dem Briefe vom ersten März 1806 an den Hofrath Berendt in welchem sich der Erblaßer, nachdem er sich nicht günstig für den Profeßor Kiesewetter erkläret hatte, dahin ausspricht: in Freund Goethes Händen bin ich sicher, daß daraus etwas werden kann; habe ich Zeit, so werde ich selbst thun, was ich kann, alsdann, wenn eine elegante Feder s i e s c h r e i b e t , so kann das Werck vielleicht n ü t z l i c h seyn. und es würde nie mehr und weniger aus allen diesen Aeußerungen heraus zubringen seyn, als daß der Herr Geheime Rath von Goethe die Biographie b e a r b e i t e n s o l t e . Allein der Herr Verklagte verbindet mit dem Ausdruck: i n s P u b l i c u m a u s g e h e n l a s s e n . etwas mehr und wahrscheinlich s e i n e n Vo r t h e i l , er sagt es nicht gerade zu; allein per indirectum, indem er sagt: der Gedancke, welchen wir /: die Kläger:/ dem Verstorbenen unterlegten wie er nur gewollt habe, daß seine Biographie blos von ihm bearbeitet würde nicht aber daß er sie selbst ins Publicum ausgehen laßen solle, s e y u n r i c h t i g Da wir nun verlangt haben, daß der Herr Verklagte das Manuscript heraus geben solle, damit wir über dasselbe zum Vortheil und Besten der Erb-Maße disponiren könnten, das ist, damit wir davon einen pekuniairen N u z z e n z i e h e n k ö n n t e n . Diesem aber der Herr Verklagte sich entgegen stellt; so folgt daraus von selbst: daß er sich diesen Nutzen zueignen will. Diese seine Meynung sucht er nun auch durch einige Gründe zu unterstützen. So sagt er 1.) Hackert habe ihm ja frei gestellt, seine ihm schriftlich mit getheilten Gedancken, wenn er sie nicht nutzen könne, zu verbrennen. Dies ist mit Erlaubniß gesagt, blos Poesie, bei Num. 6. haben wir die Aeusserungen, auf welche sich der Herr Verklagte hier beziehet aufgestellt und es wird sich aus selbigen bestätigen, daß das, wo vom Verbrennen die Rede ist, nur von zweien Briefen, welche der Defunctus ihm bereits übersandt hatte und die Ideen über die Landschafts-Mahlerey enthielten, die Rede war. Diese Briefe sind himmelweit von der Biographie des Defuncti und von seinen sonstigen Scripturen, welche er für uns /: seine Erben: / bestimmt hatte, die er aber von Herrn Verklagten b e a r b e i t e t wünschte, verschieden. Ein so unrichtiges Zusammenrechnen verschiedener Gegenstände hätte mann billig von dem Herrn Verklagten 1

) Nicht überliefert. ) Wilhelm Friedrich Gmelin, Zeichner u. Kupferstecher, lebte u. arbeitete Ende der achtziger Jahre zusammen mit Hackert in Neapel.

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nicht vermuthen sollen. 2.) beziehet er sich darauf, daß Defunctus dies noch deutlicher seinen Freunden in Italien einen jungen Künstler Titel und einem Cavalier Biondi zu erkennen gegeben habe; denn gleich nach seinem Tode habe letzterer ohne daß es seiner Seits verlangt worden, ihm die Biographie zugesandt. Was der Brief des p Titel unter 6. betrift, auf welchen er sich hier beziehet, so sollte mann nach seinem Vortrage glauben, daß es ein Schreiben des p Biondi und eben dasjenige sey, womit ihm dieser die Biographie übersandt habe. Keines von beiden. Es ist blos ein Schreiben des Titel vom 12ten September 18071) in der Zeit geschrieben, als die Erben des Hackert nach dem fehlenden Manuscript bereits forschten. Dies Schreiben beweiset gar nichts, es kann auch als Scriptum eines Tertii [Dritten], der die Hackertischen Erben / nicht verbinden kann, nicht recognosciret werden. Merckwürdig ist es indeß, daß der Schreiber dieses Briefes in selbigem den Herr von Goethe auffordert, wie Se / Excellenz nachweisen möchten: daß sie der einzige rechtmäsige Erbe der von ihm übersandten Papiere wären und folglich nach deren Belieben damit schalten und walten könnten, wie Sie wollten. Der Verfaßer dieses Briefes ist nun zwar k e i n J u r i s t ; allein diese Aufforderung hätte den Herrn p von Goethe doch schon der Zeit auf den Gedancken bringen sollen, auf einen justum titulum seines nicht ausgesprochenen aber beabsichtigten Eigenthums-Rechtes dieser Papiere zu dencken. Auf jeden Fall tragen wir dahin an: d a ß d e r H e r r p v o n G o e t h e d a s S c h r e i b e n e d i r e , m i t t e l s t w e l c h e s i h m d i e B i o g r a p h i e v o n F l o r e n z a u s ü b e r s a n d t w o r d e n . Sollte seine Meinung bei diesem Punct übrigens dahin gehen, die beiden genannten Personen als Zeugen abhören laßen zu wollen, so muß hierbey historisch Nachstehendes bemerckt werden. Der p Titel war von dem verstorbenen Hackert der ihm Wohlthaten erwiesen und ihn in seinem Hause aufgenommen hatte, bereits einige Monate vor seinem Tode aus seinem Hauße entlaßen und ihm alle Einmischung in seine Geschäfte untersagt worden, weil er seine Güte gemißbraucht und sein Vertrauen verloren hatte. Der Cavalier Biondi war zwar als Testaments Executor vom Defuncto ernannt, allein, weil sich auch das Zutrauen gegen diesen gemindert hatte, so war durch einen Nachtrag des Testaments ihm der Kupferstecher Metzger zu Florenz zur Seite gesetzt. Der p Biondi hat aber diesen Nachtrag zum Testamente verheimlicht und den Metzger keinesweges nach dem Willen des Hackert bey der Regulirung seines Nachlaßes zugezogen; statt dessen aber hat derselbe den p Titel mit dem er immittelst ein sehr genaues FreundschaftsBündniß geschloßen, nach dem Tode des Hackert bey Untersuchung seines Nachlaßes und seiner Papiere hinzu gezogen und denselben damit nach Gefallen schalten laßen Als der p Titel von dem Hofrath Behrendt über die Entfernung der Biographie zur Rede gestellet wurde, so sagte er: der Herr p von Goethe habe dieselbe aus dem Grund des Versprechens des Defuncti Hackert von dem Cavalier Biondi gefordert; der leztere aber behauptete wieder, daß der Defunctus ihm mündlich den Auftrag zur Uebersendung an den Herrn pp. von Goethe gegeben habe. Beyder Widerspruch unter einander war hinreichend uns zu überzeugen, daß das Manuscript uns auf eine unerlaubte Art entzogen war. Hierdurch rechtfertiget sich auch der Ausdruck in unserer Klage, welchen der Herr pp von Goethe excipiendo [durch Einrede] als etwas zu hart gerügt hat. Man hat Scapham Scapham2) genannt. Sollten gedachte Personen als Zeugen vernommen werden, so behält mann sich dieser Seits vor, dasjenige zu bescheinigen, was im Vorhergehenden vorgetragen worden, und ihrer Glaubwürdigkeit entgegen steht. 3.) sagt er die Wohlhabenheit des Hackert habe für den Gedancken einer Buchhändler Speculation gesichert, wovon ein Italienier überhaupt keinen Begriff habe. Seine Absicht sey blos und allein gewesen, durch die Feder eines Mannes der über Kunst zu urtheilen verstehe, der sein Freund sey, und sein häusliches Leben gekannt habe, der ihn endlich 1

) Nicht überliefert. ) Scapham scapham dice˘re (lat.), einen Kahn einen Kahn nennen, d. i. das Kind beim rechten Namen rufen, frei heraussprechen.

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nicht compromittiren werde in dem öffentlichen Andencken fort zu leben. Wir müssen zur Ehre unsers Erblassers darinn mit dem Herrn Verklagten übereinstimmen, daß ersterer wircklich zu liberal dachte, als daß er selbst eine Geld-Speculation mit seiner Selbst-Biographie für sich beabsichtigt hätte, denn er würde es nur mit Mitleid angehöret haben, daß mehrere seiner Landsleute dazu fähig sind und daß die Selbst Biographien aus diesem Grunde bey uns an der Tages-Ordnung gekommen sind. Allein in Rücksicht auf seine Geschwister, als seine alleinige Erben, die zum Theil arm sind, dachte er anders. Sonst war es nicht nöthig, daß er den Hofrath Behrendt bereits im März 1806. auf dieses Manuscript aufmercksam machte, welches sich nach seinem Todte vorfinden würde und der Ausdruck: n ü t z l i c h kann sich eben so gut für den pekuniairen Vortheil der Erben als in Beziehung auf etwas anders erklären und anwenden laßen. Wahrscheinlich hat er eben diese Liberalität bey dem Herrn p von Goethe vorausgesetzt und nicht geglaubt, daß sein Zutrauen zu ihm die Erben in Gefahr setzen könnte, ganz um ihr Eigenthum zu kommen. 4.) sagt der Herr von Göthe: Defunctus habe auf seine Schriften keinen Werth gelegt und daher geäußert, unter des Herrn von Goethe Feder würden sie interessanter werden. Das ist wahr, auf seinen eigenen schriftlichen Vortrag nicht, denn er sagt: ich mache keine pretention zu schreiben. Aber wohl auf seine Biographie deshalb bedient er sich auch des Ausdrucks: i n t e r e s s a n t e r . Dieser comparativus ist für die Bearbeitung durch den Herrn Verklagten, der Positivus Interessant, gehört der Biographie selbst. So ein vortrefflicher Mann der Defunctus übrigens war, so wird ihm als Künstler doch ein kleiner Grad von Egoismus nicht gefehlet haben und damit läßt es sich wohl verbinden, ohne seinen guten Character im geringsten nahe zu treten, wenn wir behaupten: er habe sich seine Biographie selbst als interessant gedacht. So sehr wir nun auch das Zutrauen unsers Erblassers zu dem Herrn Geheimen-Rath von Goethe ehren; so wünschen wir doch unserer Seits den möglichsten Nuzzen aus seinem Manuscript zu ziehen und wir haben gar kein Hehl dies zu gestehen. Wir haben selbst Hoffnung, daß Herr Verklagter uns dieses Eigenthum nicht länger vorenthalten wird, als allenfalls die Bearbeitung desselben Zeit erfordert, und daß er uns mit letzterm ein Geschenck aus Pietät und Freundschaft für den verstorbnen machen dürfte. Er sagt nehmlich am Ende seiner Erklärung: auch bey ihm sey nicht Buchhändler Speculation die Veranlaßung, weshalb er die Ausantwortung des Hackertschen Manuscripts verweigere, sondern blos Freundschaft, womit er dem Verstorbenen noch [innerst?] zugethan sey, verpflichte ihn seinen Willen zu erfüllen und sein Andencken nur durch ihn ins Publicum gehen zu lassen. er könne mithin den Anträgen der Erben um so weniger nachgeben: da er sonst den Anschein als hätte er ungerechter Weise fremden Eigenthums sich anmaaßen wollen, wieder sich erregen würde. Wenn mithin nicht Eigennutz die Veranlassung ist, weshalb wir bis jezt unser Eigenthum entbehren, wenn die Weigerung des Herrn Beklagten blos aus Achtung für die Manen unsers Erblaßers entspringt, alsdann wird sich leicht ein Mittelweg finden laßen, auf welchem er uns, ohne daß seine Delicatesse beleidigt wird, unser Eigenthum wieder zurück geben kann. Wir wollen des jezt eingeschrittenen Rechtsweges gar nicht gedencken, wir wollen öffentlich die Güte des Herrn Geheimen Rath von Goethe rühmen, durch welche wir im unversehrten Besitz dieses Eigenthums gekommen sind und sollte er sich aus Pietät für unsern Erblasser noch entschliesen, das Manuscript zu bearbeiten und die Bearbeitung durch sich ins Publicum gelangen laßen zu wollen, so wollen wir ihm unsern Danck öffentlich zollen, da wir seine Delicatesse beleidigen würden, wenn wir ihm dafür eine Renumeration [Vergütung] anböten. Zu diesem Entschluß dürften den Herrn Beklagten auch noch einige Gründe determiniren, welche wir schließlich nicht mit Stillschweigen übergehen können. a.) In seinem Schreiben an unsern Erblaßer de dato Weimar den 4ten April 1806, wovon ein Extract hier beygeschlossen wird, dessen Original zur Production sich in den Händen unsers Sachwalters befindet, sagt er: − − so wollte ich Sie veranlaßen, eine Selbst Biographie aufzusetzen, so kurz oder so umständlich als es Ihnen belieben mögte, und mir solche /: n i c h t eigenthümlich zu überlaßen, n i c h t : zu übereignen, nein blos /: anzuver-

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trauen. − − Ja was Sie mir etwa Theilweise senden, soll bey mir zum Besten a u f g e h o b e n seyn. b.) In seinem Schreiben de dato Weimar den 18.ten September 1807 welches unserer Klage unter 6. originaliter beigefügt worden, lässt er sich dahin aus: − − Aus dieser Stelle /: des Hackertschen Briefes vom 27n May 1806 :/ die mann, wenn es nöthig seyn sollte, in vidimirter Copie mittheilen kann, zeigt sich ganz deutlich: daß der Cavalier Biondi vom Herrn Hackert den Auftrag erhalten, mir die biographischen Papiere z u r w e i t e r n B e a r b e i t u n g zu übersenden Eigene Geständnisse sind die besten Beweis-Mittel. Wir enthalten uns daher aller weitern Folgerungen; wir wollen nicht weiter auf den Verstand des Herrn Beklagten würcken, wir nehmen blos sein Gefühl in Anspruch. Unser Erblaßer berechtiget uns durch sein Vertrauen zu dem Herrn Beklagten zu einem gleichen, er wünschte ohne compromittirt zu seyn, durch die Mitwürckung eines Mannes, der über Kunst zu urtheilen versteht, der sein Freund war, in dem öffentlichen Andencken fortzuleben. Das Andencken in Gerichten ist zwar auch ein öffentliches allein dieß hat sich wohl unser Erblaßer nicht gedacht. Wir reclamiren aber die thätige Freundschaft des Freundes unsers Erblassers, weil wir uns schmeicheln sein Andencken dadurch mit zu ehren, wenn wir auch keinen seiner Freunde compromittiren. Sollte unser Antrag aber schlechterdings nicht Eingang finden, so bitten wir unterthänigst: nach dem Antrage in unserer Klage zu erkennen. Die wir allstets ersterben Ewr Herzoglichen Durchlaucht unterthänigste die Erben des verstorbenen Landschafts-Mahler Philipp Hackert der Hofrath Behrent und Consorten.

Mai

2. [Weimar] C. F. C. v. Wolfskeel1) an G (GSA 25/XLIV Bl. 3, 88): Dem Vesten, Herrn Johann Wolfgang von Göthe, Herzogl. Sächs. wirklichen Geheimen Rath, wird mittelst der abschriftlichen Beylage zu ersehen gegeben, wohin sich die Hackertischen Erben, der Hofrath Behrendt zu Berlin und Cons. anderweit wegen der von Ihm verlangten Extradition eines Hackertischen Manuscripts anher vernehmen laßen und was dieselben zu verfügen gebeten. Nachdem nun von Herzogl. Regierung die Entschließung gefaßt worden, diese Irrung in Verhör zu ziehen und wo möglich durch Vergleich beyzulegen, als wird gedachter Herr Geheimer Rath von Göthe andurch citirt den 19ten May ai. curr. [anni currentis], wird seyn der Donnerstag nach dem Sonntag Cantate, welcher in der Sache zum Audienz-Termin anberaumt worden, vor Herzogl. Regierung allhier, durch einen hinlänglich legitimirten und instruirten Gevollmächtigten zu erscheinen und eines Vortrags zu Beseitigung oder Regulirung sothaner Irrung zu gewärtigen. Signatum Weimar den 2. May 1808, Herzogl. Sächsl. Canzley dah:[ier] Frhr. von Wolfskeel 9. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 475): Mittags lang gewartet, da Goethe beim Herzog war [wegen des Rechtshandels mit Hackerts Erben]. 10. An Carl August2) (Br 20, 62−64): Ew. Hochfürstliche Durchlaucht ha-

ben geruht mir die fernere Erklärung der Hackertschen Erben zu Ber1

) Als Kanzler des Herzogl. Oberkonsistoriums zu Weimar war Frhr. Christian Friedrich Carl v. Wolffskeel zuständig für die Festsetzung des Anhörungstermins vor der Herzogl. Kanzlei in Sachen der gegen G erhobenen Klage der Hackertschen Erben. 2 ) G’s Entwurf (W 46, 401f.): An Fürstliche Regierung Nach meiner Absicht soll die kleine zu Hackerts Andenken bestimmte Schrift aus folgenden Theilen bestehen: 1) Vorbericht. 2) Die Biographie selbst, sowohl die allgemeinen Schicksale als die besondern Fälle enthaltend. 3) Noten hiezu, weil manches nur im Allgemeinen angedeutet ist, nur demjenigen verständlich, dem die nähern Verhältnisse des Landes, der Personen und der Kunst bekannt sind. 4) Eine Nachricht von dem Leben des Herrn Carl Gore, dessen in der Biographie gedacht wird, der mit Hackert eine Reise nach Sicilien gemacht. 5) Beurtheilung des Hackertschen Künstlertalentes. 6) Noch einiges andre was sich auf ihn und seine Zeitgenossen bezieht.

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lin [vom 15. Apr 1808] gnädigst zufertigen zu lassen und zugleich auf den 19. May einen Vergleichs Termin anzusetzen. In einigen Tagen ist meine Reise nach Carlsbad nothwendig und mein bisheriger Sachwalter befindet sich nicht an Ort und Stelle. Deswegen nehme ich mir die Freyheit durch gegenwärtiges Ew. Durchlaucht Absichten entgegenzukommen und meine Nachgiebigkeit, so wie es in dem Termin geschehen könnte, an den Tag zu legen. Die Hackertischen Erben geben in ihrem letzten Exhibito glücklicherweise selbst Gelegenheit zu einem bessern Verständniß. Sie verlangen das Manuscript nicht unbedingt zurück; sie weisen meine Hand nicht ab, von Bearbeitung desselben. Nach meiner Absicht soll die kleine zu Hackerts Andenken bestimmte Schrift aus folgenden Theilen Bestehen: 1) Vorbericht. 2) Die Biographie selbst, sowohl die allgemeinen Schicksale als die besondern Fälle enthaltend. 3) Noten hiezu, weil manches nur im Allgemeinen angedeutet ist, nur demjenigen verständlich, dem die nähern Verhältnisse des Landes, der Personen und der Kunst bekannt sind. 4) Eine Nachricht von dem Leben des Herrn Carl Gore, dessen in der Biographie gedacht wird, der mit Hackert eine Reise nach Sicilien gemacht. 5) Beurtheilung des Hackertschen Künstlertalentes. 6) Noch einiges andre, was sich auf ihn und seine Zeitgenossen bezieht. Wollten wir nun zu dieser vorhabenden Arbeit die Hackertischen Erben aus den Papieren des Verstorbenen, oder aus eigner Kenntniß, auf meine Anfragen, oder aus eigner Wahl, manches mittheilen, was zu besserer Ausführung des vorseyenden Geschäftes dienen könnte; so wollte ich solches nach meinem besten Vermögen vollbringen. Wäre das Manuscript fertig, so sollte dessen künftige Stärke im Druck überschlagen, und ihnen nebst dem Gebot eines Buchhändlers bekannt gemacht werden. Hiervon, oder von einer, auf eine andere Weise zu erhaltenden höheren Summe würde ich den Erben die Hälfte zugestehen, und auf diese Weise gern die ganze Sache, die aus einem guten und freundschaftlichen Vernehmen mit dem Erblasser entsprungen, wieder dahin, in Bezug auf dessen Erben, zurückführen. Durch diese Erklärung glaube ich meine Pflicht erfüllt zu haben, indem ich, sowohl meinem eignen Gefühl, als dem von Ew. Hochfürstl. Durchlaucht gegebenen Winke mich zu einem Vergleich bereitwillig finden zu lassen, eine freywillige und schuldige Folge leiste. Mai 11. An Cotta (Br 51, 238): Sie erhalten hierbey, werthester Herr Doctor, das Porträt von Hackert.1) Wollen Sie dagegen dem Mahler Wilhelm Titel in Florenz, Zwölf Zecchinen anweisen lassen. Er ist in Casa Biondi zu erfragen. Es könnte dieses Porträt einstweilen in Kupfer ge-

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) Zur Sendung des Porträts s. oben 8. März 1808: W. Titel an G, sowie unten 1808 Juli 19. u. 25., Nov 8., Dez 2.

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stochen werden, und zwar so, daß es allenfalls zu groß und klein Octav paßte. Die Erben machen Ansprüche an das M[anu]sc[ri]pt. Ich werde mich mit ihnen abfinden. Sobald die Bearbeitung zu Stande ist, schreibe ich das nähere. Mai 15. [Karlsbad, abends] . . . Hackerts Biographie besprochen. Juli ⎯ Agenda (GT 3.1, 455): Hackert. 2. [Karlsbad] An Ch. v. Stein (Br 20, 109): Sagen Sie ihr [Emilie Gore], daß ich Hoffnung habe das Tagebuch der Sicilianischen Reise1) von Frankfurt zu erhalten, wo es unter den Krausischen Sachen2) hingekommen. Es wird mir sehr angenehm seyn, es zu erhalten, indem ich dadurch in den Stand gesetzt werde das unternommene freundschaftliche Denkmal [Philipp Hackert] desto besser und ausführlicher aufzustellen. 19. [Florenz] W. Titel an G (GSA 28/51 Bl. 46): Ich schickte im Märtz Monat dieses Jahrs das von Dero Excellenz verlangte Hackert-sche Portrait auf Dero Befehl an Herrn Director v. Mannlich3) nach München ab, mit der Bitte es weiter befördern zu laßen. Indem mir nun bis jetzt noch keine Antwort zugekommen ist, so fürchte ich es könnte vielleicht verlohren gegangen sein, indem die Italienischen Posten äußerst unsicher gehn; und ich erdreiste mich daher, bei Ihro Excellenz ergebenst anzufragen . . . 25. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 179): Herrn Titel habe ich die anbefohlene 12 Zecchinen ausbezalen lassen und das Porträt von Hackert in Arbeit gegeben.4) Aug

8. [Weimar] Emilie Gore an G (GSA 28/364 St. 2):5) Me soit’il permi, cher Monsieur Goethe, de m’introduire pour un moment dans votre maison? Je voudriai rectifier un erreur que j’ai de´couvrit dans la note que je vous ai donne´ et je veux vous prier d’y mettre L i n c o l n s h i r e partout ou ` il est question de Yo r k s h i r e . 16. [Karlsbad] Zu Mittag [K. L.] Kaaz . . . Ueber die vorzüglichsten Land-

schaftsmahler gesprochen, über ihre Eigenschaften, Verdienste, Umgebungen, Originalität und s. w. 23. [Karlsbad] Die Hackertsche Biographie durchgedacht. 24. [Karlsbad] . . . das Schema zu Hackerts Biographie dictirt,6) und deshalb die sämmtl.[ichen] Mscpte durchgesehn und durchgedacht. 25. [Karlsbad, nachmittags] Das Nächstbevorstehende durchdacht . . .

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) Manuskript einer Reisebeschreibung Expedition into Sicily. 1777 des brit. Kunstsammlers Richard Payne Knight, das teilweise, von G übersetzt, in die Schrift einging. 2 ) Es handelt sich um den Nachlaß von Georg Melchior Kraus, der am 5. Nov 1806 gestorben war. 3 ) Johann Christian v. Mannlich, Direktor der Kurfürstlich-Bayrischen Galerien in München. 4 ) Übersendung von W. Titels Porträt s. oben 11. Mai 1808: an Cotta. Dennoch erschien G’s Publikation ohne das von ihm gewünschte Hackert-Porträt. 5 ) RA 5, 338, Nr. 952 resümiert: In ihren biographischen Aufzeichnungen über C. Gore möge G. die falsche Ortsangabe Yorkshire durch Lincolnshire ersetzen. 6 ) Nicht überliefert; erhalten sind Kapitelüberschriften von Riemers Hand (GSA 547/1).

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8. [Florenz] W. Titel an G (GSA 28/51 Bl.18): Nach einem abermaligen Zeitraum von beinahe vier Monaten wage ich es zum zweiten mahle Dieselben anzufragen ob das Hackerts-sche Portrait durch Herrn von Mannlich in Dero Hände gekommen sey oder nicht?1) − − Im letzten Falle würde ich einen Postenlaufzettel ergehen laßen. Haben Sie, Excellenz nur die Gnade und würdigen mich einer kleinen Antwort.

[Dez 2.] [Weimar] An Cotta (Konzept; Br 20, 229): Herr Titel von Florenz

schreibt mir vom 8. November, und ist noch in Zweifel ob das Hackertsche Porträt an mich gelangt sey. Wenn ich nicht irre so zeigten Sie mir an, daß die zehn Ducaten dafür ausgezahlt werden sollten oder schon wären.2) Wollten Sie wenigstens vorläufig die Gefälligkeit haben ihm melden zu lassen, daß dieß Porträt angekommen ist, und die Zahlung gelegentlich verfügen. Er heißt Wilhelm Titel und ist zu finden in Casa del Signor Biondi. Dez 17. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 191): Die Zahlung an Titel habe ich damals gleich an Herrn [Bankier] von Halder in Augsburg aufgetragen, auch an Titel dem mir gesandten Auftrag gemäß geschrieben − ich wiederhole nun Beides.

1809 Juni 29. An Carl August (Br 20, 369f.): Die Propositionen, welche die Hackert-

schen angeblichen Erben in ihrer jüngsten Eingabe3) gemacht haben, sind schlechterdings nicht von der Beschaffenheit, daß ich mich darauf einlassen könnte. Ich habe mich daher entschlossen, aller Ansprüche auf die Hackertschen Papiere mich zu begeben und überreiche also Ew. Herzoglichen Durchlaucht beygehend die aus Italien mir zugesendeten Hackertschen Papiere versiegelt, mit der unterthänigsten Bitte: dieselben den Personen, die zu den Eigenthumsrechten auf solche sich gehörig legitimiren werden, aushändigen zu lassen. Ich bemerke dabey, daß der verstorbene Hackert in seinem Testamente fünf Erben, und unter diesen seinen Bruder Georg, genannt hat. Soviel ich weiß, ist dieser vor ihm unverheyrathet, also ohne eheliche Descendenz, [am 4. Nov 1805] verstorben. Ob aber die gegen mich implorirenden [klagenden] Dorothea Hackert und Consorten dieselben sind, deren in dem Hackertschen Testamente Erwähnung geschiehet, kann ich nicht sagen, ich für mein Theil bezweifle es nicht, ich wünschte aber doch auch dagegen sicher gesetzt zu seyn, daß ich nicht noch einmal in Anspruch genommen würde.

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) Die erste Anfrage s. oben 19. Juli 1808: Titel an G. ) In Cottas Brief an G vom 25. Juli 1808 (s. d.). 3 ) Eingabe nicht überliefert. 2

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⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 60): Hackerts Biographie ward indessen

ernstlich angegriffen, eine Arbeit, die viel Zeit und Mühe kostete; wobei uns das Andenken an den verewigten Freund zu Hülfe kommen mußte. Denn obgleich die vorliegenden Papiere von Bedeutung waren und genugsamen Gehalt lieferten, so blieb doch die verschiedenartige Form desselben schwer zu gewältigen und in irgend ein congruentes Ganzes zusammenzufügen. ⎯ Tag- und Jahres-Hefte (Lesarten; W 36, 399): Bey dieser Gelegenheit [Beschäftigung mit der Autobiographie] wurden die Sicilianischen Studien2) einigermaßen in Ordnung gebracht.3)

Febr 24. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3 Bl. 2f.): Ewr Excellenz sind der vieljährige Freund meines verstorbenen Schwagers Philipp Hackert gewesen, um so mehr mußte es mich kräncken, daß ich um die Biographischen Pappiere deßelben mit Hochdieselben in einen Process verwickelt wurde, besonders da auch ich seit langer Zeit ein stiller Verehrer von Ewr Excellenz Denkungsart und Talenten gewesen bin. Mein sehnlichster Wunsch war, die Ha.[ckert] Biographie von Ewr Excellenz bearbeitet und ins Publicum ausgesandt zu wißen, da Hochdieselben vorzüglich über Kunst zu urtheilen verstehen und die Lebensweise meines seel. Schwagers haben kennen lernen. Es war mir daher eine große Freude, als mir H Kammer Consulent Hufeland im Sept. 1808 meldete, daß Ewr Excellenz sich bereit erkläret, mit Hülfe der Ha. Pappiere zu Hackerts Andencken eine Schrift die Biographie deßelben enthaltend, ans Licht treten zu laßen, und daß die für das Manuscript zu lösende Summe den Hackertschen Erben zur Hälfte gezahlet werden solle. Ohngeachtet ich diese Offerte sofort genehmiget, so höre ich dennoch von der Sache nichts weiter, da Hr. Hufeland alle meine Briefe unbeantwortet läßt. Ich glaube daß Ewr Excellenz eben sowohl als die Erben das Andencken des seel. Hackert zu ehren wünschen, und da es mir scheint, daß Hochdieselben und die Erben durch andere Personen mißgeleitet worden, so bin so frey mich nochmahls an Dieselben zu wenden, und gehorsamst anzufragen, ob Hochdieselben die mir durch H. Hufeland gemeldete Offerte annoch zu erfüllen geruhen, oder davon abstehen und die Pappiere zurückgeben wollen. Da ich nicht glauben kann daß Ewr Excellenz den Erben die Papiere so lange vorenthalten haben würden, wenn Hochdieselben die Bearbeitung nicht weiter übernehmen wollen indem dadurch den Erben ein bedeutender Schaden durch die Länge der Zeit verursacht würde so schmeichle ich mich einer gewünschten Antwort und beharre mit allem Respect . . . 28. LandschaftsSyndicus Schumann4)

1

) Verfaßt 1819/1825. ) Hierbei von Bedeutung G’s Übersetzung des Tagebuchs einer Reise nach Sicilien von Henry Knight (Dez 1810 / Jan 1811), die eingefügt wurde in Philipp Hackert (W 46, 151−224). 3 ) Nach H2a heißt es (W 36, 399): Hackerts Biographie ward indessen ernstlich angegriffen und da ich bey dieser Gelegenheit so weit nach Süden geführt wurde, sah ich mich veranlaßt, die sizilianischen Studien einigermaßen in Ordnung zu bringen. 4 ) Gespräch über die Rechtsstreitigkeiten mit Hackerts Erben, s. voriges Z; s. ferner oben 29. Juni 1809: an Carl August. 2

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Febr 28. An Carl August (Br 21, 197f.): Ob die von den Hackertschen Erben

beygebrachte Legitimation ausreichend sey, das muß ich zu Ew. erleuchtetsten Ermeßen ausstellen. Mir hat sie nicht ausreichend geschienen, weil unter dem Blanquet sub E weder Siegel noch Unterschriften der Vormünder befindlich sind. Da hiernächst die Hackertschen Erben am Schluße ihrer Eingabe vom 20. dieses Monats1) sich nicht allein die Restitution der ihnen erwachsenen Kosten, sondern auch den Regreß wegen längerer Zurückbehaltung der Papiere und die Anforderung des Manifestations Eides dahin, daß von den Papieren nichts abhanden gekommen sey, oder Auszüge und Abschriften davon genommen worden seyen, vorbehalten; so kann ich die Ausantwortung der befraglichen Papiere an sie vor der Hand auch nicht geschehen laßen, sondern muß dagegen feyerlichst protestiren und um rechtliches Gehör darwider bitten. Als ich mich [am 29. Juni 1809] erklärte, daß ich alle Ansprüche auf die Hackertschen Papiere aufgeben wolle, waren mir die Hackertschen Erben mit der Erklärung, daß ich solche behalten und bearbeiten möchte, vorangegangen; die Bedingungen aber, unter denen mir solche zur Bearbeitung überlassen werden sollten, konnten wir nicht verstehen, ich that also lieber Verzicht auf meine Ansprüche. Bis dahin hatten die Hackertschen Erben weder von einem Kostenersatz, noch von einer Entschädigung wegen vermeintlicher Zurückbehaltung dieser Papiere, noch von einem Manifestations Eide, das geringste erwähnt; es konnte mir daher auch kein Gedanke daran einfallen. Jetzt nun, da sie mit diesen Dingen hervortreten, kann ich die Ausantwortung der befraglichen Papiere geradehin nicht zugeben, denn, wenn sie wegen des Manifestations Eides oder wegen einer Entschädigung angeblicher Zurückbehaltung halben, den Rechtsweg gegen mich einschlagen wollen, so gehört zu meiner Vertheidigung, daß das Manuscript zur Hand sey, und bevor diese meine Vertheidigung geführt ist, kann ich das Manuscript nicht in fremde Hände laßen. Wollen daher die Hackertschen Erben von ihren Vorbehalten nicht abgehen, so bitte ich unterthänigst, sie sofort zu deren Anbringung in rechtlicher Ordnung zu verweisen. [März 5.] An C. F. E. Frommann (Konzept; Br 21, 202f.): Ew. W.[ohlgeboren] erlauben mir eine Anfrage und verzeihen eine Bitte um ein Gutachten in einer Angelegenheit, die Sie am besten übersehen. Die Hackertschen Erben, welche der Herausgabe der biographischen Papiere, von welchen Sie einen Theil kennen, bisher Hindernisse entgegengesetzt, fangen nunmehr, da ich die Sache ganz aufgegeben, sich zu bestimmen an, möchten gerne wieder einlenken, und da gemeinsam mit ihnen nichts vorzunehmen ist; so thue ich den Vorschlag, die gedachten Ma-

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) Nicht überliefert.

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nuscripte ihnen abzukaufen, und für eine rechte und billige Summe an mich zu bringen. Die Papiere, wie sie liegen, würden 10 bis 12 Bogen in 8°, gedruckt, wie ohngefähr mein Winkelmann, allenfalls ausmachen. Was könnte eine solide Buchhandlung für ein solches Manuscript zahlen? wobey zu bedenken ist, daß wenn man sie auch ohne weiteres abdrucken wollte, immer, wo nicht ein Redacteur, doch ein geschickter Corrector zu honoriren seyn würde, der mit Sach- und Sprachkenntniß versehen, diese Aufsätze einigermaßen producibel machte. Was würde dagegen eine gedachte Buchhandlung für ein Manuscript zahlen können, das ohne an Volumen merklich gewonnen zu haben, eben diese Aufsätze, von einem namhaften Schriftsteller verarbeitet, nutz- und genießbarer, lieferte! Haben Sie die Gefälligkeit mir diese Fragen, ohne weitere Rücksicht, nach Ihrer genauen Kenntniß des Buchhandels zu beantworten, und zwar dergestalt, daß ich allenfalls Ihr Schreiben jenen Interessenten mittheilen könnte. März 6. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 161f.): Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom gestrigen Dato sezt mich einigermaßen in Verlegenheit. Was Sie vor einiger Zeit die Güte gehabt uns aus den Hackertschen biographischen Papieren mitzutheilen1) hatte freilich auch so wie es da lag ein Intreße in sich, würde aber doch schwerlich ohne eine geistvolle Bearbeitung eines nahmhaften Schriftstellers, der Autorität, Sach- und Sprachkentnis in sich vereinigte, einem irgend bedeutenden Publikum recht nutze und genießbar werden. Auch müste derselbe wohl nähere Kenntnis von Hackert und seinen Verhältnißen, wie Liebe für ihn zu dieser Arbeit mit bringen. So wird die Herausgabe und das Verdienst immer schwieriger und größer und in eben dem Maße scheint der Werth jener Papiere selbst für eine Buchhandlung, als Verlags Artikel betrachtet, sich zu verringern. Indem Sie nun die Stärcke derselben zu 12. Bogen in anständigen Druck ohngefähr anschlagen, glaube ich nicht daß eine Buchhandlung in unserer Zeit, mehr als etwann 12. Louisd’or dafür zahlen könnte, wogegen sie nach und nur durch eine wahre, oben angegebne, Ver- und Be-arbeitung leicht ein das Doppelte für den Verlag an Werth gewinnen würde. Dies ist meine ohnmasgebliche Ansicht der Sache die ich Ew. Excellenz nähere Prüfung unterwerfe. 11. [Weimar] W. Schumann an G (GSA 25/XLIV,3 Bl. 14): Euer Excellenz werden mir gnädig verzeihen, wenn ich den beyliegenden ConceptBrief2) erst heute zu remittiren mir die Ehre gebe − ich kam am Freytage unpäßlich von Schoenstedt und habe gestern die Stube und das Bett hüthen müssen. Ich finde bey dem Briefe gar nichts zu erinnern − nur folgendes erlaube ich mir unterthänig zu bemercken: 1) − zur 3ten Seite, Sollte jedoch in der Klage − möchte ich wünschen, daß dieser [!] Periode, weil es ein Versprechen von Euer Excellenz enthält, etwas bestimmter gefaßt würde, welches vielleicht dadurch geschehen könnte, wenn nach den Worten: über das doppelte, gesteigert werden, noch die Worte also das Buchhändler Honorar über 24 Louis d’or betragen oder so etwas ähnliches, hinzugefügt würde. Bey Versprechungen die man von sich giebt, bin ich dafür sich ganz bestimmt auszudrücken, man kommt sonst leicht in Mißverständniße. 2) würde ich wünschen, daß Euer Excellenz noch einiges darüber sagten, warum das Manuscript und das daraus zu fertigende Werck keinen großen Werth hat, nemlich weil es ein Werck sey das nur einen kleinen Theil des Publicums interessire, denn die Hackertschen Erben dencken sich sonst einen viel größeren 1 2

) s. oben 17. Jan 1808: Tgb. ) Vgl. unten 21. März 1810: an Behrendt.

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Werth, berechnen sich daß der Bogen mit 6 Louis d’or bezahlt werde etc. und finden dann die offerirten 17 Louisd’or vielleicht nicht annehmlich.

[März [Jena] An C. F. Behrendt1) (Konzept; Br 21, 209f.; Konzept; Br 30, 21.] 138−40): Ew. Wohlgebornen gefälliges Schreiben vom 24. Februar hat

mir viel Vergnügen gemacht, indem ich daraus die Möglichkeit sehe, daß mein Verhältniß zu den Hackertschen Erben demjenigen ähnlich werden könne, welches ich zu einem abgeschiedenen hochgeschätzten Freunde gehabt. Der bisherigen Vorgänge würde ich daher gar nicht erwähnen, wenn es nicht nothwendig schiene, mich von dem Vorwurf zu reinigen, als wenn ich an Verzögrung der Sache schuld sey. Auf meine den 11. May 1808 eingereichten Vergleichs-Vorschläge2) hat Herr Cammerconsulent Hufeland erst den 3. May 1809 eine Erklärung übergeben, welche so wenig eine gütliche Auskunft und eine gemeinsame Behandlung des Geschäfts hoffen ließ, daß ich mich lieber entschloß die Sache aufzugeben, und deshalb am 1. July 1809 das versiegelte Packet mit den Manuscripten übergab,3) mit geziemender Bitte, dieselben den Personen, die zu den Eigenthums Rechten auf selbige sich gehörig legitimiren würden, aushändigen zu lassen. Hierauf hat Herr Hufeland erst am 21. Februar dieses Jahrs ein Schreiben und mit demselben mehrere allgemeine Vollmachten, jedoch keine besondere für den vorliegenden Fall, übergeben, dabey auch aufs Neue solche Bedingungen und Vorbehalte hinzugefügt, welche zu freundlicher Beendigung eines so wenig bedeutenden Geschäfts keine angenehme Aussicht eröffnen.4) Jedoch dieses alles und manches andere Unfreundli1

) G’s Tgb vermerkt am 21. März: An den Hofrath Berends [Behrendt] nach Berlin. ) Vgl. oben 10. Mai 1808: an Carl August. 3 ) s. oben 29. Juni 1809: an Carl August. 4 ) Die Fortsetzung des Briefes ist in zwei Fassungen überliefert. Das Nachstehende (Br 21, 21025−1214) hat G nicht abgeschickt: Mit desto mehr Zufriedenheit habe ich Ew. W. gefälliges Schreiben erhalten, und will, ganz frey und unbewunden, über die Sache meine Gedanken mittheilen. Wie unbedeutend sie sey, fällt sogleich in die Augen, wenn man den Gegenstand des Streits näher betrachtet. Die sämmtlichen Papiere von denen die Rede ist, würden gedruckt nicht mehr als 10 bis 12 Bogen in Octav ausmachen. Eine Buchhandlung könnte dafür allenfalls 12 Louisd’or geben, wobey noch immer, wo nicht ein Redacteur, doch ein geschickter Corrector zu honoriren seyn würde, der mit Sachund Sprachkenntniß versehen, diese Aufsätze einigermaßen producibel machte. Nicht gerechnet, daß manches daraus noch wegfallen muß. Da ich die Sache mir aus dem Sinne geschlagen und ganz andere Arbeiten vorgenommen, deren Beendigung ich sobald nicht entgegensehe; so würde ich nicht einmal gegenwärtig die in meinen Vergleichs Vorschlägen angezeigten Vorsätze erfüllen und das Werk, wie ich es mir damals gedacht, zu leisten im Stande seyn. Um jedoch auch hier meine Bereitwilligkeit zu zeigen; so offerire ich mich, den Hackertschen Erben obgedachte Summe von 12 Louisdor in der Leipziger Jubilate Messe vorauszuzahlen, da ich mich wegen eines Termins der Herausgabe noch sonst auf irgend eine Weise binden oder verpflichten kann. Sollte jedoch in der Folge, durch meine Bearbeitung, der Werth des Manuscripts über das Doppelte gesteigert werden; so erbiete ich mich das Surplus Ew. Wohlgebornen anzuzeigen und zu entrichten; 2

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che beyseite gesetzt, erkläre ich auf Ew. W.[ohlgeboren] neueren Antrag hiemit, daß ich, ob ich mir gleich die Sache schon gänzlich aus dem Sinne geschlagen, dennoch das Geschäft wieder übernehmen will, wenn man jenerseits dasselbe wieder in den Weg des Vertrauens und der Neigung, wohin es eigentlich gehört, zurückzuführen geneigt ist. Mögen Ew. Wohlgebornen bey Herzoglicher Regierung deshalb die nöthige Erklärung thun, oder mir eine zu diesem Behuf hinlängliche Acte ausstellen; so werde ich das versiegelte Packet wieder zurücknehmen, und von meiner Seite die Arbeit möglichst beschleunigen; wobey ich das Interesse und die Zufriedenheit der Hackertschen Erben gewiß nicht aus den Augen verlieren werde. Möchte man doch bedenken, daß die Dazwischenkunft von Sachwaltern und Richter zu einem solchen Zwecke nicht frommen könne, daß wir in einer Zeit leben, wo uns der gute Humor nicht wie sonst zu Gebote steht, wo vielmehr Zufälligkeiten und Hindernisse aller Art jede Thätigkeit, besonders eine geistreiche, leider oft genug unterbrechen und wo Privatpersonen sich ja unter einander nicht noch die wenigen guten Stunden verkümmern sollten. Die Sache selbst ist von geringer Bedeutung. Die sämmtlichen vorliegenden Papiere würden, gedruckt, nicht mehr als 10−12 Bogen in 8° ausmachen; wobey noch immer, wo nicht ein Redacteur, doch ein geschickter Corrector zu honoriren seyn würde, der mit Sachund Sprachkenntniß versehen, diese Aufsätze einigermaßen producibel machte; nicht gerechnet, daß manches daraus noch wegfallen müßte. Ich wünsche diesen Stoff durch meine Bearbeitung so zu steigern, daß die den Hackertischen Erben zukommende Hälfte ihnen einige Zufriedenheit erregen könne. In weniger Zeit werde ich von hier abreisen, und den Sommer auswärts zubringen. Ew. W.[ohlgeboren] ersuche daher um eine baldige gefällige Antwort, der ich eine Nachricht beyzulegen bitte, was etwa von Hackertschen Kunstarbeiten noch in Ihren Händen unverkäuflich ist. Es kommen manchmal ehe man es vermuthet Gelegenheiten zu Empfehlung solcher Dinge. Apr 14. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3 Bl. 17−19): Eine 14tägige GeschäftsReise hat mich behindert Ewr Excellenz sehr geehrtes und angenehmes Schreiben vom 21 März d. J. früher zu beantworten. Die Hackertschen Erben sind erfreuet über Ewr Excellenz geneigte Äußerung, die Biographie ihres Erblaßers für die Hälfte des daraus

wobey sich von selbst versteht, daß mein gegebenes Wort hiebey als hinreichende Sicherheit angesehen werde. Mögen daher Ew. W. bey Herzoglicher Regierung deshalb die nöthige Erklärung thun, oder mir eine zu diesem Geschäft hinlängliche Acte ausstellen; so will ich das versiegelte Packet wieder zurücknehmen, und von meiner Seite die Arbeit möglichst beschleunigen. In weniger Zeit werde ich von hier abreisen und den Sommer auswärts zubringen. Ew. W. ersuche daher um eine baldige gefällige Antwort, der ich eine Nachricht beyzulegen bitte, was etwa von Hackertschen Kunstarbeiten noch in Ihren Händen und verkäuflich ist. Es kommen manchmal, ehe mans vermuthet, Gelegenheiten zu Empfehlung solcher Dinge.

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zu lösenden Geldbetrags bearbeiten zu wollen, und da sie von Ewr Excellenz ausgezeichneten Kentnißen und Talenten überzeuget sind, so überlaßen sie auch Hochdenselben lediglich, nach welchem Plan Sie die Hackertschen Papiere bearbeiten wollen; denn mein seel. Schwager äußerte sich in einem seiner lezten Schreiben an mich,1) daß von allen ihm bekannten Gelehrten nur Ewr Excellenz gründlich über Kunst zu urtheilen im Stande wären, und da dieses auch meine Überzeugung ist, so füge ich nichts weiter als die Versicherung hinzu daß es mich ungemein viel Vergnügen macht, diese wieder meine Neigung gerichtlich anhängig gewordene Sache gütlich beigeleget zu wißen. Solten Ewr Excellenz etwa bey der Bearbeitung der gen[annten] Pappiere noch einige Auskunft nöthig finden; so werde ich und die übrigen Geschwister des seel Hackert gerne so viel als uns bekannt ist, davon mittheilen; denn dieser als Künstler und Mensch gleich hochverehrte Mann ist mit recht von seiner Familie zu sehr geachet, als daß sie nicht wünschen solte, eine vorzüglich interessante LebensBeschreibung ans Licht treten zu sehen. Seit 1788 beglückte mich seine Freundschaft und Vertrauen und ich bin fast der einzige von der Familie gewesen mit dem er einen beständigen Briefwechsel unterhalten hat, und durch den er unzählige Wohlthaten an seine Geschwister und andere gelangen laßen. Kurz vor seinem Tode im Jahr 1807 hat er sich noch durch den berühmten Mahler Xaver Fabre zu Florenz in Lebens Größe mahlen laßen. Dieses Gemälde soll ihm nach der Versicherung seiner dortigen Freunde sehr ähnlich seyn, und wird gegenwärtig nach seiner Anordnung durch einen hofnungsvollen jungen deutschen Namens Metzger in Kupfer gestochen. Dieser Metzger ist aus dem Badenschen, ein Schüler von Raphael Morghen . . . er wird gewiß für die Freunde des seel. Hackert ein schönes KunstProduct liefern. Er sitzt in einer schönen Landschaft und beschäftiget sich mit dem Zeichnen − so wird auch der Kupferstich. Dem Herrn Hufeland habe ich heute aufgetragen, sofort bey Herzoglicher Regierung zu erklären, daß mit Ewr Excellenz ein gütlicher Verein zu Stande gekommen sey, und daß die Erben consentiren, daß an Hochdieselben das versiegelte Packet wieder returniret zugleich aber auch die Repos.[itur] der Acten verfüget werde. Von dem was ich an Hackertschen Kunstarbeiten in Händen habe, lege ich Verzeichniße bey, und wenn Ewr Excellenz zu deren Empfehlung beyzutragen die hohe Gewogenheit haben wollen, werden Sie die Erben noch ganz besonders zur Danckbarkeit verpflichten. Die Kunstwercke des seel. Hackert sind zwar rühmlichst bekannt; allein Empfehlungen von Ewr Excellenz würd[e]n Freunde der Kunst doch gewiß auch eher bestimmen, etwas davon zu besitzen . . . damit nicht etwa durch H. Hufeland die Anzeige an Herzogl. Regierung verzögert werde, lege ich das Schreiben an ihn bey.

Apr 22. [Jena] an H.[errn] Cammer Consulent [C. F. V.] Hufeland,2) mit einem

Mai

Brief des Hofrath Behrends aus Berlin wegen der Hackertschen Angelegenheiten.3) 1. [Jena] an H.[errn] Landschaft Syndikus Schumann4) Auftrag die Hackertschen Papiere von der Regierung zu nehmen. 3. [Jena] An H. Meyer (Br 21, 271f.): Ferner sende ich verschiedene, auf Hackerts Arbeiten sich beziehende Papiere zur Ansicht. 1.) ein Catalog der von ihm hinterlassenen Gemälde und Zeichnungen. 2.) Catalog der Kupferplatten von und bey Georg Hackert. Bey diesen scheint

1

) Nicht überliefert. ) Nicht überliefert. 3 ) s. voriges Z. 4 ) Nicht überliefert. 2

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mir merkwürdig, daß die Platten von den vier schönen, von Philipp selbst radirten Vüen und Studien nicht darunter befindlich sind, welche doch immer eine höchst schöne und merkwürdige Arbeit bleiben. Knebel hat mir damit in diesen Tagen ein Geschenk gemacht. 3.) Antike geschnittene Steine mit unsinnigen Preisen. Indessen ist es doch immer merkwürdig, daß man weiß wo diese Dinge stecken; ich will sehen, daß wir Abdruck davon erhalten.1) 4.) Moderne geschnittene Steine, gleichfalls mit unsinnigen Preisen. Vielleicht wäre es auch belehrend von einigen dieser Abdrucke zu erhalten. Schicken Sie mir diese Papiere mit ihren Bemerkungen baldmöglichst wieder zurück. Die vorjährige Rechnung haben Sie die Güte Herrn Geheimenrath Voigt zuzustellen. Derselbe ist prävenirt. Mai [4.] [Weimar] C. F. V. Hufeland an J. C. W. Schumann (GSA 25/XLIV,3 Bl. 21): Die Sache hat ihre Richtigkeit. Ich habe das Schreiben an die Regierung schon unter der Feder, worum ich bitte: daß dem H. Geh. R. v. Göthe . . . die pp Papiere zurück gegeben werden. Wenn nicht noch diesen Vormittag so kommt es morgen an Ort und Stelle. Das einzige bemerke ich dabei, daß HGeh. Rath vGöthen die Kosten der Deposition und Zurückgabe, überhaupt oder noch allenfalls rückständige, mir noch nicht zu liquidirte übernimmt. Sie können, wenn Ihnen solches Verlangen bekant wird, leicht ja! sagen: der Hr. v. G. bezahlt als Geh. Rath doch keine [Gebühren] und wir haben schon genug gezahlt. 5. [Weimar] J. C. W. Schumann an G (GSA 25/XLIV,3 Bl. 20): Ew. Excellenz werden mir gnädig erlauben, daß ich, um mich kurz zu faßen, mich auf das anliegende Billet des Herrn Cammer Consulent Hufeland2) beziehen darf. In längstens 14. Tagen hoffe ich, soll die Aushändigung der Papiere erfolgen, es wäre aber doch wohl gut, wenn Ew. Excellenz den Herrn Canzler [C. F. K.] von Wolfskeel um baldige Aushändigung in einem privat Schreiben ersuchten.3) 7. [Weimar] J. W. C. Ludecus4) an G (GSA 25/XLIV Bl. 3, 23f.): Sogleich nach Eingang des geehrten Schreibens, welches Ew: Excellenz wegen Beendigung der über die Hackert. Biographie entstandenen Irrung an mich zu erlaßen geruhet haben,5) habe ich mit dem Cammer Consulent Hufeland gesprochen. Dieser zeigte mir das Concept eines Schreibens, welches er so eben an H.[erzogliche] Regierung entworfen hatte und deßen Inhalt dahin ging, daß, wenn Ew. Excellenz die durch die Deposition des Manuscripts erwachsene g e r i c h t l . K o sten übernehmen würden, er die Extradition des Manuscripts geschehen laßen würde. Da nun Ew. Excellenz kostenfrey sind, so kann nur von denen Kosten die Rede seyn, welche Hr. Hufeland ausgelegt hat, und welche über ein paar Thaler wohl nicht betragen können. Wenn es Ew. Excellenz gefällig seyn sollte, mich hierüber mit Dero gnädigen Intention bekannt zu machen, so würde ich es möglich machen können, daß das Ms. sogleich nach Eingang jener an Ew. Excellenz abgehen könne, indem es sich noch in meinem Beschluß befindet; außerdem würde von der Regierung Hochdenßelben das Hufelandsche Schreiben zuvörderst zur Erklärung zugefertiget werden. 1

) Vgl. die Abb. von Gemmenabdrücken aus der Daktylothek Hackerts in: Weimarer Klassik. Kultur des Sinnlichen [Ausst.-Kat.]. Hsg. von Sebastian Böhmer, Christiane Holm u. a. Weimar, Berlin u. a. 2012, 112f. 2 ) s. voriges Z. 3 ) Nicht nachweisbar. 4 ) Johann Wilhelm Karl Ludecus, Gerichtssekretär in Weimar. 5 ) Nicht überliefert, vielleicht von Schumann verfasst; s. oben 1. Mai 1810: Tgb.

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PHILIPP HACKERT 9. [Jena, an] Regierungs Secr Ludekus1)

Hackertische Papiere.

11. [Weimar] J. W. C. Ludecus an G (GSA 28/53 Bl. 47): Obgleich durch eine Unpäßlichkeit dH. Referenten die Extradition des Hackertisch. Manuscripts2) noch nicht decretirt worden, so finde ich doch kein Bedenken, Ew: Excellenz solches in Anschluß zu übersenden, und ich bewircke dieses um so eher als ich ungewiß bin, ob Ew: Excellenz nicht vielleicht in den ersten Tagen abreisen. Ich erlaube mir die unterthänigste Bitte, um eine Bescheinigung des Empfang − ohne datum − um die Acten damit zu complettiren . . . 15. [Jena] an H.[errn] Hofrath Behrends [Behrendt] nach Berlin3) mit den

Hackertschen Gemmenverzeichnissen.4) Juli

2. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 289f.): Dieses Blatt ist ein Bild meines Zustandes: geschäftig, mancherley treibend, zerstreut, unzusammenhängend, wenig wird gefördert auch bey dem besten Willen; ich wünsche und hoffe, daß es Ihnen besser ergehe. Vergeben Sie, wenn mich dieser Zustand weder an die versprochene Charakteristik einer Baumwollenfabrikantinn5) noch an den Aufsatz über Hackert6) hat Hand anlegen lassen. 10. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3 Bl. 25f.): Ich bin über 4 Wochen in Geschäften verreißt gewesen, und erst kürzlich zurückgekommen. Meine Abwesenheit hat verursacht, daß ich Ewr Excellenz sehr geehrtes Schreiben vom 14 May a. ct. [anni currentis]7) nicht früher habe beantworten können. Es freut mich ungemein, daß Sich Ewr Excellenz bereits wieder im Besitz der Hackertschen Pappiere befinden, und daß sich Hochdieselben mit deren Bearbeitung beschäftigen wollen. Die Familie des seel. Hackert, seine zahlreichen Freunde und Verehrer der Kunst sehen jezt mit aller Zuversicht ein[em], diesem vortreflichen Manne und großen Künstler würdiges Werck entgegen. Von den Druckschriften, welche derselbe in Italienischer Sprache über die Landschafts Mahlerey, und den Gebrauch eines Firnißes herausgegeben haben soll, ist mir niemahls etwas bekannt geworden, und ich habe davon unter seinem Nachlaß auch nichts vorgefunden. Herr Hofrath [A.] Hirt erinnert sich etwas daran, und wird darüber an Ewr Excellenz besonders schreiben. Ich habe einige von Hackert geschriebene Fragmente über die Landschafts Mahlerey vorgefunden, welche ich Ewr Excellenz zu überschicken die Ehre haben werde. Herr p Hirt beschäftiget sich jezt mit Anfertigung einer genauen Beschreibung der geschnittenen Steine, und sobald solche fertig,8) werde ich dieselbe überschiken,9) da ich Ewr Excellenz Vorschlag, die qn. [quaestion.] Steine nach dieser Beschreibung mit einer günstigen Würdigung dem Wercke einzuverleiben,10) sehr gerne genehmige und dafür sehr danckbar verbleiben werde. Ich bemühe mich

1

) G’s Schreiben an Ludecus ist nicht überliefert. ) Autobiographische Aufzeichnungen. ) G’s Schreiben an Behrendt ist nicht überliefert. 4 ) Sendung an Behrendt vermutl. mit Bitte um Beschreibung der zwei Verzeichnisse (GSA 25/XLIV,5,3 Bl. 55f.; Femmel − Heres 217−19): 1) Pietre intagliate e in Cameo, Antiche (Nr. 1−7); 2) Pietre fini e intagliate e in Cameo di Autori moderni conosciuti e visuti in tempo di Filippo Hackert (Nr. 1−44), s. auch oben 3. Mai 1810: an H. Meyer. 5 ) Motiv zu G’s Wilhelm Meisters Wanderjahren III 5 u. 13 (W 25.2, 262−71). 6 ) Abschnitt Hackerts Kunstcharakter (W 46, 348−56). 7 ) Nicht überliefert, s. oben 15. Mai 1810: Tgb u. Tagebuchnotiz (Br 21, 491). 8 ) Vermutl. Wunsch G’s, im nicht überlieferten Brief vom 14. Mai 1810 ausgesprochen. 9 ) s. unten 23. Febr 1811: Behrendt an G. 10 ) Fünf Steine beschrieb von G unter Hinzuziehung von Hirts Vorarbeiten (W 46, 386f.). 2 3

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jezt, jemanden aufzutreiben, der recht schöne Abdrücke macht, und werde sobald selbige fertig, Ewr Excellenz vorläufig einige Exemplare davon überschiken.1) Unter den Antiken sind besonders der Pompeius u. Ulysses von der vortreflichsten Arbeit, und H[err] Hirt versichert, man könne nichts vollkommeneres in Steinschneide Arbeit sehen. Die Modernen Steine sind sämtlich von Künstlern, welche als Zeitgenoßen des seel. Hackert zu betrachten, und sich während dieser Zeit berühmt gemacht. Sollten Ewr Excellenz in den Hackertschen Papieren Lücken entdecken, so werde ich diese nach Möglichkeit auszufüllen bemühet seyn.

Juli 13. [Karlsbad] Abends bey Frau von Eybenberg: Hackertische Anekdoten. Nov

7. [Berlin] A. Hirt an C. F. Behrendt (Femmel − Heres 227): Mit Rücksendung des Schlüssels für den Gemmenkasten habe ich die Ehre Ew. Wohlgeb. zugleich zu benachrichtigen, daß Se. K.[önigliche] Hoheit der Prinz [Friedrich Wilhelm] die Sammlung [Hackerts]2) mit großem Vergnügen besehen haben. Indessen machet der Prinz keine Sammlung, und er zweifelt, daß es iezt die Zeit seyn möchte, über einen solchen Ankauf den Vorschlag an den König zu machen. Würden aber die Erben sich einlassen, einzelne Stücke zu verkaufen, so wäre der Prinz nicht ab[ge]neigt, den Hercules von der Theresa Talani3) zu kaufen, wenn derselbe um den Preis von 24 bis 25 Dukaten erlassen werden könnte. Was den Sextus Pompejus4) betrifft: „dürfte er (sagt der Prinz) sich auf einen so hohen Preis als der Stein angesetzt wäre, nicht einlassen; aber er würde den Erben bis auf tausend Rthl. in Courant anbieten, wenn dieser Preis denselben conveniren könnte.“ Dies ist der Auftrag, den ich vom Prinzen erhielt. Ich entledige mich desselben gegen Ew. Wohlgeb., ohne mich weiter in die Sache zu mischen, oder den Erben rathen zu wollen. Manchmal ist eine sichere und sogleich zahlbare Summe willkommner, als eine mehr schmeichelhafte, aber unsichere Zukunft. Die Erben werden entscheiden, und dann werden Ew. Wohlgeb. so gefällig seyn, mir die Antwort sowohl über den einen, als den andern Stein in wenigen Zeilen wissen zu lassen, um des Prinzen K.[önigliche] Hoheit davon zu benachrichtigen. 18. [Weimar] Hackertsche Biographie.

19., 20. Hackerts Biographie. 21. Hackerts Biographie umzudictieren angefangen. 21. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.4, 46): Hackerts Biographie umdiktiert . . . 22. Hackerts Biographie fortgefahren. 30. Einiges an Hackerts Biographie. Dez Erste Abtheilung der Hackertschen Lebensbeschreibung5) 1., 2. 2. An Cotta (Br 51, 302): Wir haben viel Besuch von Fremden und ich

lebe in einer anhaltenden Zerstreuung . . . Damit indessen die Zeit nicht ganz verloren gehe, habe ich mich an die Redaction der Hackertischen Biographie gemacht, welche ganz artig und unterhaltend werden soll. Ich wünschte sie in dem Format und mit den Lettern wie die 1

) s. unten 23. Febr 1811: Behrendt an G. ) Verzeichnis der Gemmen in Femmel − Heres 217−19. 3 ) Femmel − Heres 218, Nr. 32. 4 ) Femmel − Heres 217, Nr. 1. 5 ) = W 46, 109−50. 2

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Dez

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Wahlverwandtschaften gedruckt. Dergleichen äußre Erinnerungen thun gute Wirkung aufs Publicum. Das Werkchen könnte etwa ein Alphabet werden. Wenn Sie Herrn Frommann nähere Bestimmung geben; so können wir den Druck sogleich anfangen, und ich denke, eine Thätigkeit soll zur andern führen. 3. Hackerts Biographie. Erster Aufenthalt zu Neapel.1) 3. [Jena] C. F. E. Frommann an Cotta (QuZ 4, 169): Bey einem Besuche bey dem Herrn GR v. Goethe sagte mir derselbe daß er wünsche, sehr bald „Hacker[t]s Leben mit Beylagen“ zu drucken u. trug mir zugleich auf das Monogramm von PhH zu der Schrift wie die „Wahlverwandtschaften“ gießen zu lassen, welches ich besorgen werde. Er wünscht Druck u. Papier wie die Wahlverwandtschaften u. wird Ihnen schon geschrieben haben oder nächstens schreiben. Ich bitte allso nur um baldige nähere Instruktion über Auflage2) etc.

4., 5. Hackerts Biographie. Neapolitanische Verhältnisse. 5. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (GG 2, 592): Am Hackert geht es scharf, alle Morgen. 8. Hackertische Biographie 9. Hackerts Biographie. Eintritt der franz. Revolution3) 10. Hackerts Biographie. [10.] An Marianne von Eybenberg (Br 21, 437): Daß in diesen Tagen nicht

viel Weiteres ist von mir gethan und geleistet worden, können Sie wohl denken. Indessen, daß doch etwas geschehe, redigire ich die Hackert’sche Biographie, von der ich, wenn ich mich nicht irre, Ihnen früher Etwas vorgelesen habe.4) Man erstaunt wirklich über das Schlaraffenleben, welches der Künstler damals in Italien und besonders in Neapel führte, und mit einer sonderbaren Empfindung erinnert man sich, daß man auch mit an diesen Tische gesessen hat. 11. Vorbereitungen zu der Hackertschen Biographie 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 18. März 1811 −: Rehfues, Philipp Josef [v.]: Neuester Zustand der Insel Sicilien. T. 1. Tübingen 1807.5)) 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 7. März 1811 −: 1) Hager, [Joseph]: Gemälde von Palermo. Berlin 1799 − 2) Houel, [Jean Pierre Louis Laurant Houe¨l]: Reisen durch Sicilien, Malta und die Liparischen Inseln. Übers. a. d. großen . . . franz. Originalwerke von J. H. Kerrl [J. H. Keerl]. Gotha 1797.6)) 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 8. Jan 1811 −: 1) Graf v. Borch: Briefe über Sicilien und Maltha an H. G. von N. Geschr. i. J. 1777 . . . Th. 1.2. Bern 1783.7) − 1

) = W 46, 126−30. ) Die Auflage betrug 1000 Ex. 3 ) Beginn der Revolution (Sicilien, W 46, 307−09.); Kriegsbeginn in Italien (Kriegsunruhen, W 46, 309−13); Folgen des Einmarsches in Italien (Franzosen, W 46, 313f.). 4 ) s. oben 13. Juli 1810: Tgb. 5 ) Auch in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4059). 6 ) Kurzcharakteristik des Reiseberichts in W 46, 327. 7 ) Kurzcharakteristik des Reiseberichts in W 46, 327; das frz. Original (Turin 1782) in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4045). 2

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2) Gore, Charles: Original drawings during his several voyages in the years 1773−1791. Bd. 2. 1791.)

Dez 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 16. März 1811 −: Gorani, Joseph: Me´moires secrets et critiques des cours, des gouvernements et des moeurs des principaux ´etats de l’Italie. T. 1−3. Paris 1793.) 12. Hackertische Biographie.

Bestellung bey Wollbaum [J. E. Walbaum], wegen der Chiffre PH [Philipp Hackert].1) Gorani . . . Abends für mich, die Lectüre von Gorani fortgesetzt. 14. Nach Tische Gorani. 17. Hackertsche Biogr. erste Abtheilung durchgegangen Hernach Sicilien, Gore’s Zeichnungen2) u Knights Reisebeschreibung.3) 17. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 220): Hackerts Biographie, wozu Frommann die Ordre erhilt, wird als Zwischen Arbeit Ihnen ein angenehmer Gegenstand seyn. Sie erinnern sich doch, daß wir ein Porträt dazu haben, das uns das Format bestimmen muß. 18. Sicilianische Reise. Vorbereitungen. 19. Sicilianische Reise zu übersetzen angefangen. 19. An F. H. Jacobi (Br 21, 446): Was mich betrifft, so bin ich immer

20. 21. 22. 23.

beschäftigt, ohne viel zu thun, und am Ende kommt denn doch dieses oder jenes zu Stande. Gore’s sicilianische Zeichnungen, ingl. Houel.4) Reise nach Sicilien übersetzt . . . [Nachmittags] Major von Knebel. Hackertsche Biographie. Blieben Abends beysammen. Fortsetzung der Sicilianischen Reise. Hackertsche Biographie.

23. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 28): Man geht aus dem Hause des Weisen nie hinweg, ohne noch andere Schätze erworben zu haben,5) als die uns auch die gewöhnliche Freundschaft darbietet. Ich danke Dir aber auch für die letztern sehr. Manches erhält erst hier jetzt bei mir Reife und Gedeihen. Darunter gehören auch die lieben Vorlesungen, die Du mir gehalten hast. Die Art, wie auch gewöhnliche Dinge von einem

1

) Ornamentale Ligatur der Buchstaben P u. H, angefertigt von dem Weimarer Schriftgießer u. Stempelschneider Justus Erich Walbaum; im ED verwendet, in W jedoch in den entsprechenden Abschnitten (46, 117−50 u. 225−322) aufgelöst. 2 ) 112 aquarellierte Zeichnungen, entstanden 1777 während Gores Reise durch Sizilien, die er mit Hackert u. Knight gemeinsam unternahm; von Carl August aus dem Nachlaß angekauft u. der Herzoglichen Bibliothek übergeben, wo G sie zur Verfügung hatte; heute im GNM (Th. Scr. 2:2/3). 3 ) Abschrift des engl. Reise-Tagebuchs Expedition into Sicily (1777) von R. P. Knight, vermutl. im Sommer 1808 entstanden (GSA 25/XLIV,7), s. oben 2. Juli 1808: an Ch. v. Stein; auf der Grundlage dieser Abschrift neu ediert v. Claudia Stumpf (London 1986). Zu dem in der SLUB Dresden aufbewahrten Originalmanuskript (Mscr. Dresd. P 125) u. zu G’s Übersetzung s. auch Joachim Rees (GJb 2002, 78−95). 4 ) s. oben 12. Dez 1810: Buchentleihungen. 5 ) Knebel war vom 19. bis 22. Dez zu Gast bei G.

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trefflichen Munde ausgesprochen werden, unterscheidet sich so sehr, daß sie selbst auch schon einen höhern Charakter der Vollkommenheit der Sache selbst giebt. Deine Darstellung des Lebens von Hackert wird dadurch vortrefflich werden.

Dez 24. Reise nach Sicilien. (bis Palermo)1) 25. Knight’s Reise nach Sicilien . . . Nach Tische Houels Reisen2)

Graf von Borch: Quæstiones Forcianæ.3) lianische4) 27. Knights Reise nach Sicilien.

Abends Andres Italiänsche u Sici-

27. [Drackendorf bei Jena] Pauline Gotter an Schelling (GG 2, 587): Künftige Woche haben wir die frohe Aussicht, ihn [G] ganz in unsere Nähe zu bekommen, er bringt vierzehn Tage in Jena zu, um an Hackerts Leben fleißig zu arbeiten, das die Ostermesse erscheinen soll. 29. Knights Reise durch Sicilien. 30. Verschiedenes auf Sicilien Bezügliche5) . . . Abends allein, Stollbergs

Reisen.6) 31. Sicilianische Reise.

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⎯ Jan

⎯ Tag- und Jahres-Hefte7) (W 36, 61f.): Das Leben Philipp Hackerts ward

abgedruckt und die vorliegenden Papiere nach jedesmaligem Bedürfniß sorgfältig redigirt. Durch diese Arbeit wurd’ ich nun abermals nach Süden gelockt; die Ereignisse die ich jener Zeit in Hackerts Gegenwart oder doch in seiner Nähe erfahren hatte, wurden in der Einbildungskraft lebendig . . . ⎯ Tag- und Jahres-Hefte (Lesarten; W 36, 401): Ferner [nach Abfassung von DuW Teil I] kam Hackerts Leben an die Reihe . . . 1. Nachmittags Stollbergs Reisen, besonders Sicilianische Geschichte betreff.[end]8) 2. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 175): Wir denken nun bald zu Ihnen [nach Jena] zu kommen,9) theils um den Druck der Hackertschen Biographie 1

) = W 46, 172−76. ) s. oben 12. Dez 1810: Aus der Weimarer Bibliothek. 3 ) Titel irrtümlich v. Borch zugeordnet, vgl. oben 12. Dez 1810: Buchentleihung. Das Werk Forcianae quaestiones von Ortensio Lando nutzte G 1796 während der Vorbereitung auf seine dritte Italienreise, s. W 34.2, 186 u. 238. 4 ) s. oben 12. Dez 1810: Buchentleihung. 5 ) s. oben 12. Dez 1810: Buchentleihung. 6 ) Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sicilien. 4 Bde. Königsberg u. Leipzig 1794; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 3971); Buchhinweis in W 46, 327. 7 ) Verfaßt 4. Mai 1825. 8 ) s. oben 30. Dez 1810: Tgb; hier Bd 3, 271−80. 9 ) G notiert am 9. Jan 1811 im Tgb: nach Jena gefahren. 2

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einzuleiten, der alsdann ohne Unterbrechung fortgehen dürfte. Zu ein paar Bogen ist völlig fertiges Mscpt bereit; die nächsten besorg’ ich jetzt; an einem eingeschobenen Reisejournal [Expedition into Sicily] eines Engländers [R. P. Knight] der mit Hackert u. Gore gereist, wird täglich stark übersetzt; der Rest der Biographie liegt auch im Mscpt da, bedarf aber, in Absicht des Styls, noch großer Nachhülfe, die sich in einer ruhigen Woche bey Ihnen schon geben läßt. Ich weiß nicht, ob Cotta Ihnen bereits gemeldet,1) daß er das Werkchen im Format des Winkelmann u. Cellini gedruckt wünscht, weil es sich an diese anschließt, und er ein gestochenes Portrait Hackerts in gleicher Größe schon vorräthig liegen hat. Wallbaum hat die Chiffre bereits geschnitten, u. sie nimmt sich im Druck neben den übrigen Buchstaben weiter nicht seltsamer aus, als ein e und ähnliche Zeichen. So wäre denn ein Anfang da, und es fragt sich nur ob Sie Papier haben, und sonst eingerichtet und lustig sind den Versuch zu machen.

Jan 5., 6. [Weimar] D. Engelhard an J. u. W. Grimm (GG 2, 623f.): Ich schreibe . . . von Weimar, wo ich seit dem 2. dieses Monats bin und alte Freunde wiedergefunden habe, bin auch so glücklich, Ihnen viel von Goethe schreiben zu können, da ich denselben zweimal gesehn und gesprochen und gestern den ganzen Mittag und Nachmittag bei ihm gewesen bin und beständig mit ihm gesprochen habe . . .2) Das Neueste, was von Goethe auf Ostern zu erwarten, ist Hackerts Leben, größtenteils von Hackert selbst geschrieben. 8. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 7. März 1811 −: 1) [Riedesel, J. H. Frh. v.]: Reise durch Sicilien und Großgriechenland. Zürich 1771. − 2) Brydon, P.: Reise durch Sicilien und Malta . . . T. 1.2. 1774.) 10. [Jena] Sicilianische Reisen von Brydone und Riedesel3) 11. [Jena] Reise durch Sicilien. Alicata4) und Syracus5). 12. [Jena] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 28): Fortsetzung der Reisebeschreibung. Gegen Abend Herr Frommann . . . 12. [Jena] Sicilianische Reise bis Catanea.6) 13. [Jena] Sicilianische Reise, besonders Aetna.7) 14. [Jena] Sicilianische Reise bis Messina8) . . . [Nachmittags] Sicilianische

Reisen gelesen.9) 15. [Jena] Sicilianische Reise, vorzügl. Messina.10) 16. [Jena] Sicilianische Reise. Rückkehr nach Neapel.11) 1

) s. oben 17. Dez 1810: Cotta an G. ) G’s Tgb vom 3., 4. u. 5. Jan 1811 vermerkt Begegnungen mit dem seit 1809 in Kassel tätigen Architekten Daniel Engelhard. 3 ) Kurzcharakteristik beider Reiseberichte in W 46, 327. 4 ) = W 46, 195f. 5 ) = W 46, 198−205. 6 ) = W 46, 205−11. 7 ) = W 46, 211−17. 8 ) = W 46, 217−21. 9 ) s. oben 12. Dez 1810 u. 8. Jan 1811: Buchentleihungen. 10 ) = W 46, 221−24. 11 ) Rückreise von Messina nach Neapel u. die anschließende Betrachtung über Sizilien u. seine Einwohner von G nicht aufgenommen; in Knights Tagebuch ist zw. S. 96 u. 97 ein siebenseitiges Manuskript eingelegt von Riemers Hand mit Korrekturen von G; was zunächst auf Fortsetzung der Übertragung u. deren späteren Abbruch schließen läßt. 2

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17. [Jena] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 29): Die sizilianische Reise durchgesehen und manches berichtigt. 18. [Jena] Früh die sicilianische Reise durchgesehen.1) 18. [Jena] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 29): Früh bei Goethe. Mit ihm das Manuskript durchgegangen. In Stollbergs Reise nach Sizilien gelesen.2) 19. [Jena] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 29): Erster Bogen von Hackerts Biographie aus der Druckerei. 20. [Jena] Correctur des 1. Bogens der Biographie von Hackert.3) 21. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 176): Wegen der Exemplare von Hackerts Biographie soll ich anfragen, ob Sie welche auf Velinpapier drucken. Man vermuthete es; sollte es nicht bestellt seyn von Cotta; so wünscht G., daß Sie ein Duzzend oder anderthalb Duzzend auf Velin drucken möchten. Auf Schreibpapier versteht sichs ja wohl ohnehin. Jene wird er doch zum Theil dem Hofe sacrifieren müssen.4) Ich habe gestern Abend nur ein nochmaliges Exemplar des ersten Bogens erhalten, welches uns ganz recht ist. Ich merke aber dabey, daß ich mich geirrt habe, indem ich es für den zweyten Correcturbogen hielt. 22. [Weimar] An C. F. v. Reinhard (Br 22, 20f.): An der Hackertschen

Biographie wird gedruckt, und sie wird Ihnen einiges Vergnügen machen. Wenigstens stellt sie ein thätiges, bedeutendes, glückliches und im Unglück sich wiederherstellendes Leben dar. 22./23. [Weimar] Charlotte v. Schiller an Erbprinzessin Caroline v. Mecklenburg-Schwerin (GG 2, 629): Jetzt gibt der Meister Hackerts Leben heraus, davon haben Sie einmal gehört. Er war zwölf Tage [vom 9.−21. Jan] in Jena dieser Arbeit wegen. 25. [Jena] J. D. Gries an B. R. Abeken (BG 8, 13): Göthe war die letzten beiden Wochen [9.−21. Jan] hier, um an seinem Hackert zu arbeiten, ist aber zu Anfang der jetzigen wieder nach Weimar gegangen . . . 26. Correctur vom 2ten Bogen der Hackertischen Biographie.5) [26. ?] [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 177): Hier, mein Theuerster, die Correctur des 2. Bogens. Den 3. Bogen habe ich heute erhalten, aber noch nicht fertigen können. Sie sollen ihn aber morgen mit der Post haben. G. meynte, daß Sie von beyden Sorten, Velin und Schreibpapier, gleich viel Exemplare, also von jedem etwa 12. abziehen möchten. Indeß da er der Großfürstinn einige bestimmt hat,6) auch sonst noch gute Freunde sich finden; so weiß i c h nicht, ob man nicht wenigstens auf Schreibpapier ein halb Duzzend mehr, also 18 besorgte. Was meynen Sie? . . . Für heute nichts als freundliche Grüße, und Bitte, daß die Aenderungen und Fehler in dem ersten und zweyten Bogen sorgfältig gemacht werden.

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) Abschluß der Übersetzung. ) s. oben 30. Dez 1810: Tgb m. Anm. 6. 3 ) = W 46, 1091−2126. 4 ) G widmete das Werk der kunstsinnigen Großfürstin Maria Pawlowna zu ihrem 25. Geburtstag. 5 ) = W 46, 12127−3414. 6 ) Das der Großfürstin Maria Pawlowna dedizierte Werk datierte G: Weimar, den 16. Febr. 1811. 2

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28. Das letzte Drittel von Hackert Biographie geordnet. Swinbornes Reise

nach Sicilien1) . . . [Nachmittags] Die Morgen-Lectüre fortgesetzt; ingleichen Abends . . . [Febr/ Philipp Hackert. Nachträge. Vorerinnerung (W 46, 325f./329): Die März?] Nachricht von dem Tode seines verehrten Freundes Philipp Hackert erhielt der Herausgeber zugleich mit einem Packet biographischer Aufsätze, welche ihm der Verewigte in einer frühern und letzten Verordnung zugedacht hatte. Sie sind größtentheils von Hackerts eigener Hand, und freilich war die vorzunehmende und dem Verstorbenen zugesagte Redaction manchen Schwierigkeiten unterworfen. Die Anmuth solcher Aufsätze beruht auf einem natürlichen, fast mehr noch als die Rede selbst, losen und ungezwungenen Stil, welcher sich jedoch in einer Druckschrift wunderlich ausnehmen, ja kaum lesbar sein würde. Den Freunden des Künstlers und der Kunst eine nicht mißfällige Lectüre zu bereiten, und dem Natürlichen, Wahren, Anmuthigen jener Blätter bei einer Bearbeitung so wenig als möglich zu entziehen, war die Aufgabe, welche man zu lösen sich angelegen sein ließ; und man wünscht, daß die Absicht wenigstens im Ganzen möge gelungen sein. Diese durch unsere Redaction entstandene Sammlung besteht in drei Abtheilungen, wovon die erste einen kurzen Abriß des Lebens- und Kunstganges unsers Hackert bis in sein vierzigstes Jahr enthält; die zweite aus dem Reise-Journal eines Engländers, der mit Hackert Sicilien durchzog; die dritte aus einer Anzahl nicht eigentlich zusammenhängender Anekdoten besteht, welche jedoch die Kunst- und Lebensthätigkeit des merkwürdigen Mannes vielseitig vor Augen stellen. Möchte man von jener ersten Abtheilung wünschen, daß sie etwas mehr, und von der letzten, daß sie etwas weniger ausführlich verfaßt wäre, so geschähe es wohl nicht ganz mit Unrecht. Doch hat man bei Redaction dieser Hefte weder dort etwas zugeben, noch hier etwas abnehmen können, ohne den Charakter derselben zu zerstören. Da man hier Nachrichten von einem bedeutenden Manne und zwar durch ihn selbst erhält, so ist es billig, daß man auch seiner eigenen Art, womit er von sich spricht, etwas nachgebe. Wir haben daher an diesen Aufsätzen nicht mehr gethan als nöthig war, um sie lesbar zu machen, damit das meistens glückliche Leben unsers Freundes auch glatt und bequem vor den Augen des Beschauers hinfließen möge. Was das Reise-Journal betrifft, so konnte die Frage entstehen, ob es wohl der Mühe werth sei, solches zu übersetzen und abzudrucken . . .2) Zu dieser Apologie des gegenwärtig abgedruckten Tagebuchs läßt sich noch hinzu1

) Heinrich [Henry] Swinburne: Reisen durch Beide Sicilien in den Jahren 1777−1780; aus dem Engl. u. mit Anm. von J. R. Forster. 2 Bde. Hamburg 1785−87; angeführt in Philipp Hackert (W 46, 327). 2 ) In diesem Abschnitt begründet G die Aufnahme der Übersetzung.

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fügen, daß es doch gleichsam gefordert wird, in dem Leben eines Landschaftmahlers auch einmal die Landschaft selbst zu sehen, welches eigentlich nur durch einen Dritten geleistet werden kann . . . [Febr/ Philipp Hackert. Nachträge. Hinterlassenes (W 46, 385): Nach HaMärz?] ckerts Ableben sind seine sämmtlichen Besitzungen an die in Berlin sich befindenden Erben gekommen; darunter zuerst mehrere Gemählde, von welchen ein gedruckter Katalog ausgegeben wird. Man hat die Absicht diese Kunstwerke auszuspielen, und wird deßhalb zu seiner Zeit dem Publicum nähere Nachricht ertheilen,1) weßwegen wir auch eine beschreibende Anzeige nicht für nöthig erachtet. [Febr 4.] An G. Sartorius (Konzept; Br 22, 30): . . . jetzt lasse ich an der Hackertschen Biographie drucken und mache mir den Spaß, an meiner eignen zu schreiben. Ich muß aber erst einen guten Theil vor mir sehen, bis ich beurtheilen kann, ob dieses Unternehmen zulässig ist. Febr 13. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 177): Ihre heutige Sendung der Aushänge und Correcturbogen ist richtig eingegangen und mittlerweile werden auch Sie die Revision des 4. Bogens mit der Post erhalten haben. Leider kann ich das Heutige heut nicht expediren, indem der ganze Morgen unten consumirt worden ist; aber morgen erhalten Sie es gewiß, und Mscpt dazu. 14. Nach Tische Campi phlegrei.2) 15. Hackertsches Mscpt. 16. Hackertsches Mscpt nach Jena.3) 16. (Widmung an die Großfürstin Maria Pawlowna datiert: Weimar, den 16. Febr 1811) 23. Hackertsches Mscpt nach Jena. 23. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3,2 Bl. 27f.): Ich bin so unglücklich seit mehrern Monathen krank zu seyn . . . Gottlob jezt fangt es an sich zu beßern, so daß ich mich wieder um meine Geschäfte bekümmern kann, ich eile daher auch Ewr. Excellenz um geneigte Entschuldigung zu bitten, daß ich Dero geehrtes Schreiben vom 14. May vJ.4) bisher unbeantwortet gelaßen,5) und mich deßen jetzt seit soweit meine Kräfte erlauben zu entledigen. Ich habe die Papiere meines seel. Schwager Hackert genau durchgesehen, finde aber die kleinen Druckschriften in italienischer Sprache deren Ewr. Excellenz erwehnen nicht, Alles was ich gefunden sind Skizzen über LandschaftsMahlerey p [Über Landschaftsmahlerei, W 46, 356−75], einige recepte über die Zubereitung und den Gebrauch der Farben p, und diese erfolgen in der Kiste mit hierbey, in sofern Ewr. Excellenz davon bey Bearbeitung der Hackertschen Biographie noch Gebrauch machen können und wollen. Ich habe dieserhalb auch mit Hr Hofrath Hirt gesprochen, welcher aber davon auch nichts besizt. Er erinnert sich aber daß ein Buch

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) s. unten 30. Juli 1811: Nachricht an das Publikum. ) William Hamilton: Campi Phlegrai. Observations on the Volcanos of the two Sicilies, with 54 Plates colour’d after Natur. 3 Vol. Neapel 1776−79. G kannte die opulenten, reich bebilderten Bde über den Vesuv schon seit vielen Jahren; vgl. Br 9, 82. 3 ) = W 46, 225−64. 4 ) Nicht überliefert, s. oben 15. Mai 1810: Tgb. 5 ) Erinnerungsfehler, s. oben 10. Juli 1810: Behrendt an G. 2

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über den Meister von Messina von einem Messiner geschrieben und von Hackert mit einer Vorrede herausgegeben worden, betitelt: Memoire de Pittori Messinesi. Napoli 1792.1) Von den geschnittenen Steinen hat Herr Hirt eine genaue Beschreibung angefertigt, welche ich mit übersende2) und Ewr. Excellenz gehorsamst bitte, eine günstige Würdigung dieser KunstSachen dem Hackertschen Wercke einzuverleiben.3) Ich habe durch Jemand hier Abgüße davon machen laßen und übersende solche in 6 Kästchen hierbey.4) Sollten Ew. Excellenz Gelegenheit haben, solche Liebhabern zu empfehlen,5) so bemercke daß die Auslagen dafür jedes Kästchen 2 # [Dukaten]. betragen, wofür ich sie auch ablaßen will. Der Verfertiger hat sich nur nicht mit seiner Arbeit verewigt, denn sie ist nur mittelmäßig gerathen. Sehr viel Vergnügen wird es mich machen zu hören, wenn Ewr. Excellenz mit der Bearbeitung des Wercks vorgerückt sind, worauf so viele Freunde und Verehrer des seel. Hackert aufmerksam sind. Die von Georg Hackert verfertigten und hinterlaßenen Kupferplatten sind jezt an den Kunsthändler Domenico Negri in Livorno verkauft, und dieser hat der Wunsch geäußert daß doch Euer Excellenz die Gewogenheit haben möchten in dem Hackertschen Wercke auch den Hackertschen Kupferstich zu erwähnen, und daß solche von nun an in der Verlagshandlung deßelben zu Livorno in guten Abdrücken zu haben wären.

Febr 27. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 178f.): Freylich bin ich dießmal nicht nur lakonisch, sondern taciturn [still] gewesen; wie wohl sehr ungern. Die Botentage mangelt es mir immer so an Zeit, daß ich knapp das Mscpt oder die Correctur bis um 1 Uhr gefertigt habe: Denn ich bringe alle Morgen bey G. bis beynahe gegen 1 Uhr zu; und selbst des Nachmittags giebt es Briefe ins reine zu schreiben. Auch dieses schreibe ich wenige Minuten vor 1 Uhr. Neues Mscpt erhalten Sie auf den Sonnabend, wo nicht früher. Alsdann aber werden Sie wohl nicht pausiren, aber doch etwas langsamer schreiten müssen, weil nun G. doch ein acht Tage Vorbereitung zu dem braucht, was er über Hackert zu sagen gedenkt,6) und was sonst noch von ihm dabey zu thun ist. März 2. Correctur vom Hackert. von 10−12 Bogen7) . . . Abends Hofrath Mey-

er. Hackert. Kunstgeschichte. Hackertsche Gemmen.8) 4. Hackert über Landschaftsmalerey umdictirt9) 4. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 8, 33): Hackert über Landschaftsmalerei umdictirt. 5. Hackertsches Mscpt revidirt.

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) Gaetano Grano: Memorie de’ Pittori Messinesi. Publicato da F. Hackert. Napoli 1792. 2 ) Geschnittene Steine aus dem Nachlaß des Herrn Philipp Hackert, vgl. Femmel − Heres 221−26. 3 ) = W 46, 386ff. 4 ) Vgl. Schuchardt 2, 345. 5 ) Im Abschnitt Hinterlassenes heißt es: Abdrücke . . . wird Herr Hofrath Behrendt in Berlin den Liebhabern auf Verlangen für ein Billiges überlassen (W 46, 388). 6 ) Gemeint ist wohl der Schlußabschnitt Nachträge. 7 ) = W 46, 22520−6416. 8 ) Schuchardt 2, 345; zur Notation der Stücke durch A. Hirt s. oben 23. Febr 1811: Behrendt an G. − Hirts Beschreibung bildete die Grundlage für G’s Darstellung der ersten fünf Stücke der Sammlung im Abschnitt Hinterlassenes (W 46, 386−88; vgl. dazu Femmel − Heres 225f.). 9 ) = W 46, 356−75.

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März 11. [Jena] C. F. E. Frommann an Riemer (QuZ 4, 173): Hacker[t]s Leben (kömt denn zu diesem sein Portrait? und wenn, lassen Sie es einlegen?) wird indes zur Messe gewis fertig. 13. [Weimar] C. Bertuch an L. F. Froriep (BG 8, 42): Göthe und Wieland sind diesen Winter recht wohl. Ersterer liefert bis Ostern die Lebensbeschreibung des Mahlers Phillip Hackert, der in Florenz starb. 15. Abends Hofr. Meyer. Hackert.1) 17. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 180): Erst heute erfahre ich von G. daß Sie hier gewesen [10. März], indem er mir aufträgt, Ihnen den verlangten Titel für den Meßcalender einzusenden. Wie man über den Taufnahmen eines Kindes selten einig werden kann, so auch über den Titel eines Buchs. Vorläufig also und wesentlich bleibt es bey diesem Philipp Hackert. Eine Selbstbiographie, herausgegeben von Goethe. etc. etc. Davon thun werden wir nun nichts; aber es könnte seyn, daß man auf dem wirklichen Titel des Buches noch eine Bestimmung hinzusetzte, welches wohl kein Mißstand ist, und gewiß Vorgänger u. Nachfolger hat. Nächsten Mittwoch erhalten Sie ein neues Mscpt. Und ich denke, daß wohl alsdann keine Störungen eintreten werden. Doch melde ich Ihnen das Genauere auf besagten Mittwoch. 18. [Jena] C. F. E. Frommann an Cotta (QuZ 4, 173): Ich sprach am 10t. den GR v Goethe in Weimar, der meint mit Hackerts Bild wären Sie in einem Misverständnis. Er hat Herrn Tittels Gemählde vorlängst geschickt und meint Sie hatten es dort stechen lassen, da dies nun aber nicht geschehen zu seyn scheint, so glaubt G. bliebe das Kupfer nun lieber ganz weg. Ist dies auch Ihre Meinung? − Noch habe ich von ihm nicht das lezte Mspt. kann also die Stärcke nicht bestimmen. Wir schlagen es zu 20 u. 23 Bogen an.2) 19. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 22. März 1811 −: Spallanzani, Lazzar: Reisen in beyde Sicilien und in einzelne Gegenden der Apenninen. A. d. Ital. m. Anm. Th. 1−5. Leipzig 1795.3)) 19. Nachtrag zu Hackerts Biographie4) 20. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 180f.): Sie erhalten hiermit das versprochne Mscpt. zum Hackert. Es ist nur noch ein Blatt zurückbehalten, mit welchem die eigentlichen Lebensnachrichten aufhören. Dann folgen seine Briefe u. etwas Schriftliches über die Landschaftsmalerey; sodann seine Characteristik als Künstler von Hofr. Meyer.5) Wir sind gegenwärtig dabey und Sie werden uns wohl nicht sogleich einholen. Wir bleiben nun auch ohne Unterbrechung daran. 20. Hackerts Kunstverdienst von Hofrath Meyer . . . Gegen Abend Hofrath

Meyer. Mit demselben hauptsächlich die Hackertschen Angelegenheiten durchgesprochen.

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) Vermutl. Gespräch über Meyers Beitrag Hackerts Kunstcharakter und Würdigung seiner Werke (W 46, 348−56), vgl. auch oben 2. März 1811: Tgb. 2 ) Der Umfang betrug schließlich etwas mehr als 22 Bogen. 3 ) Buchhinweis W 46, 327f. 4 ) Nachträge, der letzte Teil der Hackert-Biographie (W 46, 323−88). 5 ) Endgültige Reihenfolge der Beiträge: Vorerinnerung, Charles Gore, Ausführliche Beschreibung der Sechs Gemälde, Hackert’s Kunstcharakter und Würdigung seiner Werke, Über Landschaftsmalerei, Über Oelmalerei, Philipp Hackerts Brief an den Herausgeber [vom 4. März 1806] u. Hinterlassenes.

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März 21. Biographische Nachrichten von Charles Gore u Knight.1) 22. Beschreibung der Hackertschen 6 Gemälde vom Sieg der russischen

Flotte.2) 25. Hackertsche Biographie. Nachträge. 25. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 8, 40): Hackertsche Biographie. 26. Revision des Nachtrags zu PH [= Philipp Hackert]. 27. Hackerts Aufsatz über Landschaftsmalerey.3) 27. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 182): Am Hackert sind wir fleißig; wir denken diese Woche mit allem fertig zu seyn; und Sie erhalten, dann alles Mscpt auf einmal. 28. Hackerts Aufsätze über Landschaftsmalerey. 30. Einiges an dem Nachtrage zur Biographie von Hackert. 31. Einiges an dem Nachtrage zu PH’s [Philipp Hackerts] Biographie. 31. An Cotta (Br 22, 388): Ew. Wohlgebornen

vermelde . . . daß die Hackertsche Biographie sich ihrer Vollendung nähert und zu Ostern abgedruckt seyn wird.

nach 31. [Weimar] C. Bertuch Tagebuch (BG 8, 42): Goethe lebte als Hofmann diesen Winter, viel an Hof . . . War zieml. wohl, u. schrieb diesen Winter Hackerts Biographie. Apr

1. Revision der Nachträge zu Hackert. [3.]4) An H. Meyer (Br 22, 73): Sie erhalten hierbey, theurer Freund, den

Nachtrag zu der Hackertischen Biographie.5) Möchten Sie wohl die Gefälligkeit haben, solchen durchzulesen und mit einem Bleystift einige Bemerkungen hinzufügen, besonders wenn Sie in Absicht auf Rechtschreibung der Namen etwas zu erinnern hätten. Ich erbitte mir dagegen den Fea6) und das Kästchen Hackertsche Schwefel.7) Sagen sie mir, ob Sie heute Abend unter der Comödie mich besuchen und mir zu dem vollbrachten Werke Ihren mündlichen Segen ertheilen wollen. 3. Weniges an Hackerts Biogr. nachgeholfen . . . Abends Hofrath Meyer. Kunstgeschichte.

1

) = W 46, 329f. ) = W 46, 340−47. G’s Übersetzung von Hackerts Manuskript Description des Six tableaux representants les deux Combats de Chisme, peint par ordre de Sa Majeste´ L’Imperatrice de toute les Russies. Selon les Instructions rec¸ues de Son Excellence Monsieur le Comte d’Orlow. 3 ) = W 46, 356−79. 4 ) Nach Br 22, 424 handelt es sich vermutl. um den 1. Apr. 5 ) s. oben 20. März 1811: Riemer an Frommann. 6 ) Carlo Fea: Miscellanea filologica critica e antiquaria. Roma 1790 oder ders.: Relazione di un viaggio ad Ostia. Roma 1802. 7 ) Sechs Kästchen verschiedenfarbig getönter Schwefel, Schuchardt 2, 345; s. auch oben 23. Febr 1811: Behrendt an G. 2

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[Apr 9.] [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 182): Das Portrait von Hackert, von Titel gemahlt, erinnere ich mich, daß es Goethe schon vor mehrern Jahren an Cotta gesendet hat. Wo es aber auch seyn mag: nun ist es doch zu spät. Indeß wollen wir ihm nachspüren wo es steckt, damit es gestochen werde: Es verkauft sich dann wohl, wenn das Buch erst bekannt ist. Apr 10. Hackertische Biographie zur Correctur 15 u 16. Bogen1) 18. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 183): Sie erhalten hier die Correctur des 17. Bogens zurück,2) und ich wünschte nun zu erfahren, wie viel Bogen das Mscpt noch geben könnte. Wir haben hier nichts mehr als den Titel, die Dedication an die Großfürstinn,3) und einige Zeilen Vorwort, die wir nun verlängern oder verkürzen können, wie es Ihnen bequem ist. Doch ja, auch noch ein Blatt Inhaltsanzeige. Mit Register wollen wir uns dießmal nicht abgeben. Haben Sie also die Güte das nächste Mal zu melden, ob der letzte Bogen voll wird, oder wie viel ihm etwa noch fehlt. 20. 18ter Correctur Bogen von Hackert.4) 27. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 184f.): Uebrigens daß die Correcturen so spät eingetroffen, ärgert mich: denn ob ich sie gleich niemals mit den Boten senden konnte, so habe ich sie doch jedesmal der nächsten Post mitgegeben und dringend um baldige Besorgung bitten lassen . . . Die Correcturen werde ich nun nicht aufhalten, da wenig zu erinnern seyn wird. Das Blatt welches den Titel zu der Dedication an die Großfürstinn enthält,5) bringt Goethe [auf der Durchreise nach Karlsbad] mit. [Mai]

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[Weimar] Charlotte v. Schiller an Knebel (Charl. Schiller − Knebel 75f.): Ich will mit ihr [Emilie Gore] den Hackert lesen. Sie sagt, sie verstünde das Deutsch, wenn man es lese, so gut wie Englisch. Da will sie mir von allen ihr bekannten Gegenständen Rechenschaft geben; sie hat Hackert sehr lieb gehabt. Frau von Stein liest ihn jetzt, alsdann hat Meyer ihn mir zurückgelassen. Cotta hat es nur vergessen, sonst wäre er mein eigen; er schickt ihn auch, hoff’ ich, noch.

1. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 8, 56): Früh bei Goethe. Korrektur, die er mitgebracht hatte, expediert. 4. An Cotta (Br 22, 390): Mögten Sie mir den für die Hackertische Bio-

graphie gefällig zu bestimmenden Betrag des Honorars anzeigen; so geschähe mir ein besonderer Gefalle indem ich mich mit den wunderlichen Erben gern auseinander zu setzen wünsche.6) 4. . . . letzter Bogen von Hackert zur Correctur7) . . . ingl. [Brief] an H.[errn] Doctor Cotta . . . [ca. 6.] An C. A. Vulpius (Br 22, 391): Von Jena aus wird eine Anzahl VelinExemplare von der Hackertischen Biographie an die Herzogliche Bibliothek gesendet werden. Von dieser wird e i n Exemplar sehr elegant 1

) = W 46, 29111−31625. ) Mit dem Anfang der Nachträge. 3 ) Datiert auf den 16. Febr 1811, den Geburtstag Maria Pawlownas. 4 ) = W 46, 3303−432. 5 ) s. oben 18. Apr 1811: Riemer an Frommann. 6 ) s. oben 24. Febr 1810: Behrendt an G. 7 ) 21. Bogen (W 46, 36921−8024), es folgen der 22. als Halbbogen (38025−873) u. der 23. Bogen mit dem Schluß (3874−8818). 2

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als das Dedications-Exemplar gebunden. Dieses enthält Ihro Kaiserl. Hoheit die Frau Erbprinzeß. Sodann werden vier Exemplare sauber g e h e f t e t aber n i c h t b e s c h n i t t e n . Solche erhalten Durchl. der Herzog. Durchl. die Herzoginn. . . . der Erbprinz. . . . die Erbprinzeß von Mecklenburg. N.B. letzteres wird wohl eingepackt auf der fahrenden Post nach Ludwigslust adressirt. Jene erstern trägt, sobald sie fertig sind, [Bibliotheksdiener J. C.] S a c h s e in die respectiven Garderoben. Die übrigen werden aufbewahrt. Mai 9. [Brief] an H.[errn] General-Major und Ritter [F. M.] v. Klinger1) nach Petersburg mit einem Exemplar v Hackert 10. An H. Meyer (Br 22, 95): Sie erhalten hiebey, mein lieber Freund, einen Hackert und Ihre Manuscripte zurück. 10. [Leipzig] Cotta an G (G−Cotta 1, 224): Für Hackerts Biographie habe ich Eurer Excellenz 400 rt gutgeschriben,2) wegen der Erben aber einen Brif beigelegt,3) denn dise haben keinen Anspruch auf das, was ich unserm Verhältniß schuldig zu seyn glaube. 10. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 8, 67): Abends zu Tisch im Gartenzimmer. Dann [C. J.] Raabe aus Hackert vorgelesen. 13. [Weimar] Ch. v. Stein an G (Fränkel 2, 449): Gestern trug mir die Hoheit [Maria Pawlowna] auf Ihnen zu sagen wie sehr sie gerührt gewesen in der Zueignung von Hackerts Leben ihre so geliebten Verwandten [Katharina II. u. Paul I.] so hübsch erwähnt zu sehen, und habe ihr gefreut daß Ihnen das Gefühl von ihr zu diesen theuren Personen nicht fremd sey, so war es ohngefähr was sie mir sagte Ihnen zu schreiben . . . 15. [Jena] Knebel an Henriette v. Knebel (Knebel − Henriette 541): Nun hat mir Goethe, der vorgestern von hier nach dem Karlsbad abgereist ist, seine „biographische Skizze von Philipp Hackert“ hinterlassen. Ich möchte daran fast dasselbe loben, was ich eben an Fox [Geschichte Jakobs II.] gelobt habe.4) Freilich ist es in einer andern Art, doch das Ganze äußerst angenehm und interessant. 18. [Weimar] Ch. v. Stein an Knebel (Stunden mit Goethe 7, 92): Einen Teil von Hackerts Leben hat uns Goethe schon bei der Herzogin vorgelesen. Hofrat Meyer hat mir Hoffnung gemacht, mir’s zu verschaffen.

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) G’s Jugendfreund, der Schriftsteller Friedrich Maximilian v. Klinger, war seit 1780 Offizier in russ. Diensten, seit 1796 Generalmajor. 2 ) Cottas Honorar-Konto für G verzeichnet am 9. Mai: Hackerts Biographie Rth. 400 (QuZ 4, 176). 3 ) Im beigelegten Brief gleichen Datums heißt es: Euer Excellenz habe ich die Gnade unterthänigst anzuzeigen, daß, nachdem ich nun das Ende der Biographie Hackerts durch Herrn Frommann erhalten habe, ich den Betrag des Honorars mit rt 200 Hochdenselben gutgeschriben habe, und Hochdero Disposition darüber erwarte (G−Cotta 1, 224f.). Von diesem für die Hackertschen Erben bestimmten ostensiblen Brief Cottas, hat G keinen Gebrauch gemacht. Dazu Dorothea Kuhn in G−Cotta 3.1, 209: Goethe hat die Möglichkeit, das Honorar Hackerts Erben gegenüber nur zur Hälfte gelten zu machen, nicht genutzt. Vgl. unten 21. Sept 1811: an Behrendt. 4 ) Charles James Fox: Geschichte der früheren Regierungszeit James des Zweyten. Übers. von D. W. Soltau. Hamburg 1810. Dazu im selben Brief: Welcher scharfe Geist und doch zugleich welche hohe Mäßigung in allen seinen Urtheilen! (Ebd.).

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Mai 22. Schlacht bey Tschesme, Gemählde von Philipp Hackert.1) In: Morgenblatt Nr. 122, 22. Mai 1811, 485: [Anonyme Anm.] Aus „ P h i l i p p H a c k e r t . Biographische Skizze, meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen von G o e t h e .“ Ein für Künstler und Kunstfreunde gleich interessantes Buch, welche diese Messe im Verlage der J. G. Cottaschen Buchhandlung erscheint. 24. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 38f.): Daß ich meinen Brief nicht blos, wie die Zeitungen, mit Unglücksfällen anfülle, so sage ich Dir vor allem meinen herzlichsten Dank für das schöne Geschenk, das Du mir und der Welt durch Ph. Hackerts Leben gemacht hast. Es ist so zierlich zusammengestellt, daß man alles darin findet, was nur eine angenehme und unterhaltende Lektüre gewähren kann; und man könnte das Ganze zugleich einen wahren Kunst-, Menschen- und Fürstenspiegel nennen. Da es in allen Theilen der Welt gefallen wird, so hätte der Verleger wohl nicht Unrecht gehabt, zugleich eine französische Uebersetzung von diesem Werke zu veranstalten, die ihm nicht wenig würde eingetragen haben. [nach [Leipzig] C. G. Herrmann [Rez.] Philipp Hackert. Biographische Skizze, meist nach Mai] dessen eigenen Aufsätzen entworfen, von Göthe. Tübingen in der Cottaischen Buchh. 1811. In: Bibliothek der redenden und bildenden Künste. Bd 8. Leipzig 1811, 255; 258f.: Philipp Hackert hat durch sein ganzes Leben viel Glück gehabt, und nach seinem Tode ist ihm ein Biograph geworden, wie es deren wenige giebt. Allerdings zwar ward dem Herrn v. Göthe die Arbeit durch die Papiere sehr erleichtert, die er aus Hackerts Nachlaß erhielt: aber die Art, wie er solche benutzte und zu einem classischen Werke verarbeitete, ist so, wie sie nur von ihm erwartet werden konnte; von ihm, der selbst geistreiche Landschaften gezeichnet und radiert, und zu wiederholtenmalen Italien besucht hat; überdem aber einer dramatischen Darstellung mächtig ist. Leben und Beweglichkeit herrscht daher auch durch die ganze Erzählung . . . Hr. v. Göthe liefert von diesen Gemälden [Schlacht bei Tschesme u. a.] eine besondere, sehr gute Beschreibung, und die Anekdoten über ihre Verfertigung, die Hackert erzählt, sind beynahe anziehender als die Bilder selbst. Gleich anziehend sind die Anekdoten über den Neapolitanischen Hof und die Besetzung Neapels durch ein französisches Kriegsheer, die späterhin vorkommen. Juni

1. [Weimar] Charlotte v. Schiller an Erbprinzessin Caroline v. Mecklenburg-Schwerin (Charlotte Schiller 1, 584): Von unserem Meister hör’ ich gar nichts . . . Wenn es mir zu lange dauert, schreibe ich selbst einmal, sobald ich den Hackert gelesen habe. Die gute Emilie [Gore] hat sich darüber [Philipp Hackert] erfreut, weil von dem guten alten Papa [Gore] darin vorkommt. Sie will mit mir darin lesen, weil sie viele Menschen kennt. Wenn ich es ihr vorlese, sagt sie, verstünde sie es. 6. [Jena] Knebel an Henriette Knebel (Knebel − Henriette 544): Die kleine Lebensbeschreibung ihres [Emilie Gores] Vaters in Goethes neuster Schrift über Hackerts Leben hat ihr unendlich wohl gethan. Sie hat mir darüber die zartesten und empfindlichsten Worte geschrieben, die ich wieder an Goethe mittheilen will. 8. [Weimar] Emilie Gore an G (GSA 28/364 St. 3): Permit me to thank you in my own n a t i v e L a n g u a g e for your very interesting Book, which you have been so kind and to send me by Monsieur Vulpius. − I have read it with infinite Satisfaction! but, very particularly your p o r t r a i t of the C h a r a c t e r of my excellent Father, expressed in so a m i a b l e a manner, & with so m u c h t r u t h , effuse to you for e v e r , both my Affection and Gratitude − I think, that a Man of Superior Genius, never appears so amiable himself as when he is expressing his admiration of Goodness and Virtue, & it is quite a Happiness to me to think that the memory of My Dear Father and Sister will be still longer sensed through y o u r n a m e and F r i e n d s h i p −

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) Vorabdruck von W 46, 13024−3820; vgl. D-Rubrik.

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Juni 11. [Jena] Knebel an Henriette Knebel (Charl. Schiller − Knebel 20): Die Schillern schreibt mir verrücktes Zeug über [G’s] Hackert. Ihr gefällt der König [von Neapel] gar nicht, und sie will ihm durchaus den Scepter statt des Waidmessers in die Hand geben. Wenn er nun aber nicht dazu geboren ist? Was kann der arme König dafür, daß er so erzogen worden? Und in d i e s e m Lande? unter s o l c h e n Umständen? Es ist wahr, dafür hat er auch jetzt seine Krone eingebüßt. Er konnte sie nicht erhalten. Aber was wäre es denn, wenn er wider sein Geschick und Gestirn zum Kriegshelden wäre gemacht worden, sich damit jämmerlich abgeplagt hätte und am Ende mit dem Verlust und bei der Unehre von vielen Tausenden dieselbe Krone hätte hingeben müssen? So ist e r doch wenigstens nicht ganz unglücklich geworden, und den Seinigen hat er eben auch nicht geschadet, an denen nicht viel zu holen war. In einem einmal verrückten Staat, bei einer solchen Nation ist schwer zu helfen. − Ganz anders ist es bei einem deutschen Staat, wo die Menschen meist an einen blöden und blinden Gehorsam gewöhnt sind und sie wenig andre Leidenschaften und Bedürfnisse haben als die Brot- und Titellust − und doch sehen wir, was geschehen ist! Es wäre vielleicht besser, wenn manchem unsrer Fürsten nicht weisgemacht worden wäre, daß er selbst regieren müsse. 15. [Karlsruhe, anonyme Rez.] Philipp Hackert, biographische Skizze, meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen von Göthe. In: Süd-Deutsche Miscellen für Leben, Literatur und Kunst Nr. 48, 15. Juni 1811, 194: Im April 1807. starb zu Florenz der deutsche Landschaftsmahler, Philipp Hackert, nach einem langen, äußerst thätigen, und man darf sagen, im Ganzen glücklichen und wohlbelohnten, Leben. Zu den vielen herrlichen Erfolgen desselben gesellte sich noch einer der glänzendsten, daß sein Bild von dem größten Schriftsteller seiner Nation unter dieser aufgestellt wurde, und daß so sein Andenken für die späte Zukunft doppelt, in eigenem Verdienste, und in Göthe’s glänzendem Ruhme begründet wurde. Beide waren langjährige Freunde gewesen. In die Hand des Dichters legte der Künstler das Vermächtniß derjenigen schriftlichen Aufsätze, in welchen er die Ereignisse und das Fortschreiten seiner ungewöhnlichen Lebensschicksale geschildert hatte. Herr von Göthe behandelte diese Darstellungen mit derjenigen Treue, welche die Freundschaft und die Anerkennung eines ausgezeichneten Verdienstes erfodert, aber auch mit der zarten Sorgfalt, welche dem Freunde jede Mißdeutung und Schmälerung desselben zu verhüten sucht. So ward denn aus diesem Werke eine Lebensbeschreibung, in welcher die Eigenthümlichkeit eines schönen Talents für Leben und Kunst durch den feinen Sinn eines vollendeten Mannes zwar erhalten, aber hie und da doch, wo es noth that, kunstvoll gemildert worden ist. [24.] [Leipzig, anonyme Rez.] Zeitung für die elegante Welt, Nr. 125, 24. Juni 1811, 994: Obgleich das Leben dieses Künstlers, weder in dem Gange der Ausbildung seines wahrhaft großen Talents, noch in der Verkettung seiner Schicksale, etwas ganz Außergewöhnliches und vorzüglich Anziehendes aufstellt, so wird es doch theils dadurch interessant, daß der Herausgeber meistens − wie er auch auf dem Titel angegeben hat, − die eigenen Aufsätze des Künstlers benutzt, und durch die geschickte Zusammenstellung derselben ein äußerst lebendiges, sprechendes Bild der Individualität des mit Recht geachteten, und berühmten Mannes entworfen hat, theils aber auch dadurch, daß man eine Menge nicht unbedeutender Anekdoten und Charakterzüge von Menschen findet, von denen man sonst nur wenig gehört hat. Eine der anziehendsten Partieen des Werks bleibt indessen wohl das Tagebuch eines Freundes von Hackert, eines Engländers K n i g h t , welches derselbe auf einer Reise durch S i c i l i e n niedergeschrieben hat. Juli 3. [Drackendorf bei Jena] Pauline Gotter an Schelling (Aus Schellings Leben. In Briefen. Hsg. v. G. L. Plitt. Bd 2. Leipzig 1870, 259): Haben Sie Hackert schon zu Gesicht bekommen? ich möchte gar gern etwas von Ihnen darüber hören. Was über Kunst im Allgemeinen darin ausgesprochen wird, hat mich am meisten interessirt, die Erzählung der Lebensbegebenheiten selbst ist nach meinem Gefühl nicht so befriedigend; wenn man sie mit anderm vergleicht, so steht sie doch z. B. dem Benvenuto [Cellini] an Originalität des Ausdrucks und der Wendungen sowohl, als der Ereignisse und Handlungsweise sehr nach.

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Juli 30. Nachricht an das Publikum. Berlin 1811, 1; 7: Der Landschaft-Maler P h i l i p p H a c k e r t , geboren in Prenzlow in der Uckermark; starb zu Florenz im Jahr 1807. Die von den Verstorbenen nachgelassenen Gemälde und Zeichnungen, theils von ihm selbst, theils von andern berühmten Meistern verfertigt, sind mit einer Sammlung vortrefflich geschnittenen in Gold gefaßten Steine, und einer Anzahl Kupferstiche von G e o r g H a c k e r t und andern Künstlern, als Erbtheil uns zugefallen. Viele von diesen Kunstwerken sind zu einem Werthe von 2 bis 300 Ducaten gewürdigt worden, aber eben dieser große Werth ist es, welcher in jetzigen Zeiten den Freunden der Kunst es unmöglich macht, den Wunsch des Besitzes zu befriedigen. Von vielen Seiten sind wir daher aufgefordert worden, zur Veräußerung dieser Kunstsammlung den Weg der Ausspielung derselben zu wählen. Des Königs Majestät haben uns huldvoll die Erlaubniß dazu zu ertheilen geruhet, um das Andenken dieses so berühmt gewordenen Künstlers dadurch zu ehren. Der Preis, welchen der verstorbene H a c k e r t einem jeden einzelnen Kunstwerke beigelegt und beigesetzt hatte, ist von andern Kunstverständigen überall bestätigt worden, und der Werth des ganzen Kunst-Nachlasses beläuft sich hiernach auf 36000 Rthl. Nur zu dieser Summe und nicht höher, bringen wir diesen Nachlaß hier zur Ausspielung, ohne die beträchtlichen Kosten des Transports von Italien hierher, und der Ausspielung selbst, mit anzurechnen. Die hier zur Ausspielung kommenden Gemälde, Studien, Zeichnungen, Kupferstiche und geschnitte Steine, sind namentlich folgende: [Auflistung folgt] 1. Zur Ausspielung dieser 1000 Kunstwerke sind 6000 Loose zu Zwei holländischen Ducaten Einsatz gemacht worden. Die Loose sind, zum Beweise der Legalität dieser Ausspielung, mit dem Stempel der Königl. GeneralLotterie-Direction bezeichnet, und mit meiner des Hofraths Behrendt Unterschrift signirt. 2. Die Ziehung dieser Ausspielung wird am 3ten Februar 1812 öffentlich geschehen und von der Königlichen General-Lotterie-Direction besorgt werden. 3. Da jedes Kunstwerk in dem vorstehenden Verzeichniß, mit einer besondern Nummer von 1 bis 1000 versehen ist; so werden diese Nummern von 1 bis 1000 aus dem einen Glücksrade gezogen werden, um die Gewinne dadurch für jeden einzelnen Spieler durch den Zufall auf diese L o o s e entscheiden zu lassen, welche aus dem andern Glücksrade, worin die Loose von 1 bis 6000 befindlich sind, gezogen werden; die Ziehung geschieht also ganz in der Art, wie es bei die kleine Geld-Lotterie eingeführt ist. Die Königl. General-Lotterie-Direction wird die Gewinnlisten hierüber publiciren. 4. Für die richtige Aushändigung der gewonnenen Gemälde und andern Kunstwerke, gegen Zurückgabe des Gewinnlooses, haften wir und insbesondere ich der Hofrath Behrendt einem jeden Interessenten, doch muß die Abforderung innerhalb drei Monaten vom Ziehungstage an gerechnet, geschehen. Ueberdies steht es einem jeden frei, die zur Ausspielung kommenden, unter meiner des Hofraths Behrendt besondern Aufsicht stehenden, Kunstwerke, Sonntags und Mittwochs Vormittags von 11 bis 1 Uhr in meiner Wohnung, Königsstraße Nr. 60. in Augenschein zu nehmen. 5. Diejenigen Lotterie-Einnehmer, welche Loose zu debitiren wünschen, so wie Theilnehmer im Auslande werden sich deshalb an mich den Hofrath Behrendt, oder an die Kunsthändler Gaspare Weiß & Comp. allhier gefälligst zu wenden belieben, und von diesen mit Loose versehen werden. Außer der gewöhnlichen Provision, erhalten die Einnehmer auch noch von dem Spieler 2 gGr. [gute Groschen] pro Loos Schreibgebühren, weiter aber nichts. 6. Nicht abgesetzte in Commission zum Debit genommene Loose, müssen nach der bestehenden Lotterie-Verfassung Acht Tage vor der Ziehung, wieder abgeliefert werden, oder auf Rechnung des Einnehmers verbleiben. Berlin, den 30. July 1811. Die Hackertschen Erben. Der Hofrath Behrendt für sich und Namens der übrigen Erben. [31.] [München, anonyme Rez.] Philipp Hackert. Biographische Skizze, meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen von Göthe. Tübingen 1811. In: Gesellschaftsblatt für gebildete Stände Nr. 60, 31. Juli 1811, Sp. 483f.: Diese biographische Skizze ist so verfaßt, daß man den beschriebenen Gegenstand von allen Seiten kennen lernen kann,

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und zwar hauptsächlich aus seinen großen und merkwürdigen Umgebungen. Beweise genug für die Gültigkeit der angelobten Eigenschaften des Philipp Hackert, wenn wir Proben der ausgezeichneten Achtung vor uns sehen, worin der denkende Künstler bey großen Herrschern und fremden Nationen stund − denn nicht die Kunst oder Wissenschaft allein macht den Menschen zugleich so allgemein beliebt und geschätzt, wenn nicht der Charakter desselben von so edler Art ist, daß er mehr als Bewunderung über seine Meisterstücke, daß er auch Herzen durch seine Handlungen gewinnt. − Das Buch zerfällt in viele Abtheilungen und beginnt mit einer Beschreibung der jugendlichen Anfänge des strebenden Künstlers.

Aug 13. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 55, 328): Für Hackert − meinen gehorsamsten Dank! 22. [Dresden] Sophie (Sara) v. Grotthuß an G (GSA 28/375 St. 4): . . . so ist alles waß aus Ihrer Feder kömt ein Neues Document Ihrer Größe u die lieblich einfache Biographie Hakerts! Wo die Simplicität so rührend den Caracter darstelt, wo Ausdruck und Sprache so eigenthümlich zum Dargestellten P a s s e n , o wie Mannigfaltig bilden Sie unsern Geschmak bey Hakerts Lebensbeschreibung ist als wenn die Hand der Natur den Schweis der Kunst hin wegewischt hätte, möchte noch v i e l e s , aus diesem hohen Geiste zu uns kommen, nur fühlen, nicht würdig aussprechen, kan das Jahrhundert seinen Dank, man hatt mir gesagt daß wir Ihre eigne Biographie zu erwarten hätten. Dies Geschenk wäre die Kronne der übrigen . . . 31. An C. F. v. Reinhard1) (Br 22, 159): Cammerherr [C. E.] von Spiegel

geht nach Cassel, er will ein freundliches Wort an Sie bringen und da mag denn auch der alte Hackert mitgehen der früher hätte anlangen sollen. Sept

7. [Kassel] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 162): Herr von Spiegel, mein verehrter Freund, hat mir Ihr freundliches Andenken überbracht oder überschickt vielmehr; denn erst heute hoff ich ihn zu sehn. Ihren Hackert, meinen alten Bekannten, hatt ich mir zwar schon zugeeignet; das Exemplar, das von Ihrer Hand kommt, soll nun meine Bibliothek zieren . . . 7. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3,6 Bl. 35f.):2)Ich habe zwar vor einiger Zeit durch einen mir ganz fremden Mann, jedoch wie er mich schreibt auf Ewr. Excellenz Befehl drey Exemplare der Hackertschen Biographie überschickt bekommen, Ewr. Excellenz haben mich aber mit keiner Antwort auf mein leztes Schreiben beehrt,3) noch habe ich darüber Auskunft erhalten unter welchen Bedingungen das Manuscript an die Cottasche Buchhandlung überlaßen worden. Da die Miterben sich darnach erkundigen, so bin so frey Ewr. Excellenz um geneigte Nachricht ganz ergebenst zu bitten. Sehr leid thut es mir daß ich das Manuscript nicht wie ich mich geschmeichelt vor dem Druck zu sehen bekommen habe, ich würde dann Ewr. Excellenz noch manche interessante Nachrichten über Hackerts Künstler und Privat Leben haben mittheilen können. Dies würde ohnedem geschehen seyn, wenn ich nicht geglaubt hätte, daß davon schon in den Papieren des seel. Hackerts etwas enthalten wäre. Der Plan zur Ausspielung der Hackertschen Kunstwercke ist jezt gedruckt worden, und ich gebe mir die Ehre denselben mit der gehorsamsten Bitte hierbey zu übersenden,4) dies Un1

) G’s Tgb vermerkt am 31. Aug: Packet an Hrn v. Rheinhard [Reinhard] nach Cassel durch Hrn. v. Spiegel inliegend Hackert. 2 ) Am Briefkopf egh. Vermerk von G’s Hand: beantwortet d. 21. S. 1811. 3 ) s. oben 23. Febr 1811: Behrendt an G. 4 ) s. oben 30. Juli 1811: Nachricht an das Publikum, in G’s Bibliothek, unaufgeschnitten (Ruppert Nr. 2426).

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ternehmen dem dortigen Herzoglichen Hofe, welcher die schönen Künste verehrt, beschüzt und befördert, zur Unterstützung und Theilnahme hochgeneigt zu empfehlen. Die Antiken geschnittenen Steine [aus Hackerts Nachlaß] habe ich nicht mit zur Ausspielung bestimmt, will solche vielmehr besonders unter der Hand zu veräußern suchen, da ich sie bey jetzigen Zeiten leider nicht behalten kann. Der Kopf des Pompejus und des Ulysses zeichnen sich vorzüglich schön aus. Solten sich nicht etwa Se. Herzoglichen Durchlaucht von Weimar zum Ankauf entschließen? oder haben Ewr. Excellenz die Gewogenheit gehabt, davon etwas nach Petersburg zu erwehnen?

Sept

9. [Jena] C. F. E. Frommann an Cotta (QuZ 4, 182): Hackerts Rechnung [für Druckkosten] betrug . . . R.[eichsthaler] 211.18. 11. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 192): Zugleich bittet G. ihm anzuzeigen, wie viel Ve l i n Exemplare vom Hackert Sie herübergesendet haben? Ich müßte es zwar auch aus dem beygekommenen Zettel wissen; allein, durch das Verändern meiner Wohnung sind die Briefe von Ihnen so durcheinander gekommen, daß ich den hier entscheidenden nicht auffinden kann. Die Bibliothek will nur von 7 wissen: Goethe ließ nämlich die Exemplare vor seiner Abreise nach der Bibliothek bringen.

[21.] An C. F. Behrendt (Br 22, 165f.): Auf Ew. Wohlgeb. gefälliges Schrei-

ben vom 7ten huj verfehle nicht in Antwort zu erwiedern: daß die Hackertische Biographie der Cottaischen Buchhandlung für 400. rh. Sächsisch überlassen worden: da denn 200 rh. als die den T. Herren Erben zugehörige Hälfte bey mir zu Erhebung bereit liegt.1) Ew. Wohlgebohren überlasse irgend jemanden zu dem Empfang derselben zu autorisieren oder mir anzuzeigen, auf welche Weise ich sie Ihnen übermachen soll. Der Lotterie Plan ist von mir empfohlen worden und obgleich die Meynungen darüber getheilt sind; so hoffe ich doch, daß einige Loose werden genommen werden, wovon ich zu seiner Zeit Nachricht ertheilen werde. Die zurückbehaltnen Antiken Steine haben zwar wahrhaften Kunstwerth; aber die Preise, nach dem mir bekannten Verzeichnis, sind in früherer Zeit angesetzt,2) jetzt aber, da so viele Kunstwercke verkäuflich sind, möchten sie schwerlich zu erhalten seyn. Wollten Ew. Wohlgeb. sich deshalb mit Alterthums Kennern berathen und mir von etwa verminderten Preisen Nachricht geben; so würde ich vermögenden Liebhabern gern aufs Neue diese unschätzbaren Wercke anbieten. Die mir anvertrauten Papiere sowie die wenigen wohlgerathnen Abgüsse der Gemmen3) sende gelegentlich zurück. Okt 12. [Berlin] C. F. Behrendt an G (GSA 25/XLIV,3,6 Bl. 37f.):4) Nach Ewr. Excellenz sehr geehrtem Schreiben vom 21. Septbr d. J. kann ich über 200 rh. Sächsisch als die Hälfte 1

) G bezog die 400 Taler, wie das Tgb und die Rechnungen von 1811 ausweisen, von Frege & Co. in Form einer Assignation an den Hofschauspieler Haide in Weimar u. sandte am 20. Okt 200 Taler für Behrendt an die inzwischen von diesem bezeichnete Firma Anger & Co. in Leipzig. 2 ) Hirts Verzeichnis der Geschnittenen Steine (Femmel − Heres 221−26); das Taxat der Gemmen Hackerts stammt von dem Berliner Steinschneider Giovanni Calandrelli. 3 ) s. oben 23. Febr 1811: Behrendt an G. 4 ) Am Briefkopf egh. Vermerk von G’s Hand: Beantwortet am 30ten Octbr mit Übersendung des Geldes an die Herrn Anger und C. nach Leipzig. / G.

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des für die Hackertsche Biographie von der Cottaschen Buchhandlung gezahlten Honor. disponiren. Da ich jezt Gelegenheit habe, diese Summe auf eine leichte Art von Leipzig zu beziehen; so bitte Ewr. Excellenz gehorsamst, die Gelder des baldigsten geneigt an die Handlung Anger & Comp. in Leipzig durch die Post zu überschicken, ich werde nicht verfehlen, sobald ich von der Ankunft des Geldes in Leipzig Nachricht erhalten, Euer Excellenz darüber Quitung zu überschiken. Da Herr Cotta die Biographie nicht theuer bezahlt hat, so hätte er für die Erben des seel. Hackert wohl mehrere Frey Exemplare verabfolgen können, denn es hat nicht einmahl jeder Interessent ein Exemplar erhalten. Vieleicht können Ewr. Excellenz denselben bey Gelegenheit noch dazu disponieren. Für die geneigte Empfehlung des Lotterie Plans statte ich Euer Excellenz meinen verbindlichsten Dank ab; ich hoffe davon den besten Erfolg für den Debit der Loose. Was die Antiken Steine betrift, so findet Herr Hofrath Hirt, welcher diese Sachen kennt und sie überaus schön erachtet, die Preise nach dem bekannten Verzeichniß [der Gemmen Hackerts]1) nicht zu theuer; indeß wollen die Erben die Preise der Haupt Stücke, nemlich des Sextus Pompejus und des Ulysses jeden um 100 # [Dukaten] heruntersetzen, wenn sich bald ein Käufer dazu findet. Es würden also für den erstern 400 und für den leztern 300 # [Dukaten] zu zahlen seyn, für den Pompejus hat mir der Bruder unsers Königs der Prinz Wilhelm bereits 1000 Rthl. cour offerieren lassen, wie das anliegende Schreiben des H. Hirt2) ergiebt. Den Hercules, das Fragment einer Camee und den Jupiter, den jungen Brutus und den Kopf einer Livia in ein Onyx der sehr schön ist würde ich zusammen für 200 # [Dukaten] abstehen [ablassen]. Ewr. Excellenz bitte ich gehorsamst diese Samlung schäzbarer Antiken geneigt einigen Ihren bekannten vermögenden Kunstliebhabern anzubieten . . .

Okt 18. [St. Petersburg] F. M. Klinger an G (Rieger-Briefbuch 140f.): Ich benutze die sich mir darbiethende Gelegenheit, Ihnen, mein verehrter Freund, meinen Dank, für das überschikte leben Hackerts, zuzusenden. Dieser Beweis Ihrer freundlichen Erinnrung hat mir einen sehr angenehmen Tag gemacht, und ich würde sagen, mich in jene glükliche Jugend Zeit versetzt, wenn ich aufgehört hätte darinnen zu leben. Auch ich habe Hakert gekannt, und einige angenehme Tage bey ihm, auf seinem Landsitz bey Rom, zugebracht. 21. [Göttingen] J. D. Fiorillo [Rez.] Göttingische gelehrte Anzeigen 168. St., 21. Okt 1811, 1673; 1678: Da wir mit Recht voraussetzen dürfen, daß dieß Buch, mit welchem uns die Meisterhand des Hrn. v o n G o e t h e beschenkt hat, in keiner Bibliothek eines gebildeten Künstlers oder Kunstliebhabers fehlen wird: so können wir uns hier nur auf eine kurze Anzeige der wichtigsten Lebensumstände P h i l . H a c k e r t ’ s einschränken, und den Leser auf die vortrefflichen Zusätze des Herausgebers aufmerksam machen . . . Wir hoffen, daß die Lectüre dieses Buches allen Liebhabern der Kunst ein großes Vergnügen machen wird, und danken in ihrem Namen dem vortrefflichen Herausgeber. 23. [Leipzig] Anger & Co an G (GSA 25/XLIV,3,6 Bl. 40): Ew. Excellenz gnädigst an uns erlaßene Zuschrift vom 20.t dieses, begleitet mit Rthl. 200. − Sächsisch, haben wir empfangen und versichern, daß wir damit die Verfügung des Herrn HofRath Behrendt in Berlin befolgen werden.3) Dez 4. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/57 Bl. 253): Darf ich es wagen, Eu. Excellenz mit der Anzeige der Hackertschen Kunstlotterie in Berlin, und mit Einem oder mehrern Loosen `a 2 # [Dukaten] u. 2 gr [Groschen] unterthänig aufzuwarten?

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) Femmel − Heres 217−19. ) s. oben 7. Nov 1810: Hirt an Behrendt. 3 ) Zu den Zahlungsmodalitäten s. oben 12. Okt 1811: Behrendt an G. 2

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Dez 10. [Mittags] Nach Tische italiänisches Portefeuille. 28. [Brief an] Magister Stimmel Leipz.1) 31. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/57 Bl. 277): Soeben in Begriff, Eu. Hochfreyherrl. Excellenz einen ausgezeichneten Münzkatalog zu übersenden, erhalte ich Dero Geehrtes vom 21sten,2) und melde unterthänig, daß, so viel ich vom Hofrath Behrendt in Berlin selbst weiß, die Hackertsche Verloosung im Febr. k.[ommenden] J.[ahres] gewiß vor sich gehen wird. Ich bin daher so frey, vor der Hand mit vier Loosen aufzuwarten, nehmlich mit den Nrn 342, 355, 363 und 364, das Loos `a 2 holl. # [Dukaten] 2 gr. [Groschen] und bin auf Verlangen mit mehrern zu Dienste.

1812 Jan

19. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/57 Bl. 11): Soeben habe ich von Berlin aus Nachricht unter dem 11t huj. erhalten, daß bis jetzt sich noch Nichts vorgefunden hat was der Hackertschen Kunstloterie entgegen wäre. Auch bin ich angegangen worden, Ende diesen Monates wegen der unterbrachten Loose meine Rechnung abzuschließen, und die übriggebliebenen zu remittiren. Damit nun Eu. Excellenz auch wissen möge, welche Gegenstände es sind, so bin ich so frey, mit einigen N a c h r i c h t e n gehorsamst aufzuwarten, so, daß jeder Inhaber eines Looses eine dergleichen bekomme. 22. [Wien] Caroline v. Humboldt an G (GJb 1887, 79): Das neueste was uns von Ihren Schriften zugekommen ist, ist Hackerts Leben. 23. An Magister Stimmel nach Leipzig, wegen noch anzuschaffender vier

Loose der Hackertschen Lotterie.3) Jan

[Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/57 Bl. 262): Ew. Hochwohlgeborenen Excellenz Ende warte ich auf Dero Verlangen mit noch vier Hackertschen Kunstloosen unterthänigst auf . . .

Febr

1. [Brief] an H.[errn] Magister Stimmel nach Leipzig.4)

Juni

3. [Karlsbad] An Christiane (Br 23, 30f.): Hier folgen nun einige Com-

missionen . . . 5) Unter den angekommenen Briefen wird ein Brief von Magister Stimmel in Leipzig seyn, (ich lege ein Blättchen von seiner Hand mit bey). Diesen macht August auf, und wenn er, wie wahrscheinlich, Nachricht enthält, wie es mit der Hackertischen Verloosung abgelaufen, so wird er solchen an Hofrath Meyer übergeben, welcher die Gefälligkeit haben wird, Durchl. die Herzoginn und Erbprinzeßinn mit dem Inhalt bekannt zu machen. Beyde Damen haben eingelegt. Okt 19. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/59 Bl. 102): Ich gebe mir die Ehre, Ew. Hochwohlgebornen Excellenz unterthänig anzuzeigen, daß laut mitfolgender Liste in zwey Exemplaren, kein einziges von allen denjenigen Loosen auf die Hackertsche Kunstlotterie mit einem Gewinn heraus gekommen ist. Sonderbar mit 2 rückständigen und von zurück gelieferten ist es gerade zufallsweise besser gewesen, sie sind mit einem, obgleich kleinen, Gewinn herausgekommen. 1

) Nicht überliefert; G bestellte vermutl. Lotterie-Lose. ) Nicht überliefert. 3 ) Nicht überliefert; zur Lotterie s. oben 21. Sept 1811: an Behrendt. 4 ) Brief nicht überliefert. 2

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1813 Nov 24. [Wien] J. A. Koch an Baron K. F. E. v. Uexküll (Moderne Kunstchronik oder die Rumfordische Suppe gekocht und geschrieben von J. A. Koch. Hsg. v. Ernst Jaffe´. Innsbruck 1905, 13): Diese Abende habe ich etwas geschrieben, was Herr [F.] Schlegel in das deutsche Museum aufnehmen wird, nämlich das Jahrhundert Winckelmanns vergleichen mit den herrlichen Zeiten der Kunst bey Gelegenheit der Lebensbeschreibung des Philipp Hackert; Herr Schlegel findet meine Ansichten gut1) . . .

1815 Juni 25. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 355f.): Seit acht Tagen . . . besuche ich jeden Nachmittag die Auction von Wielands Büchernachlaß. Da nun aus allen Enden von Deutschland, aus Dänemark und Schweden und Holland Aufträge da sind, so gibt der Inhalt der Bücher, die hohen und niedrigen Preise, zu denen sie verkauft werden, die Gegenden, wohin sie gehen pp., Gelegenheit, über den Zustand des Geschmacks der gelehrten und Lesewelt, die man sonst nicht leicht so anschaulich machen kann, nachzudenken . . . So zum Beyspiel haben die Journale nicht viel von Hackerts Leben gesprochen, indessen ist es doch um 1 rth. 12 Gr. verkauft worden, und es waren der Biether so viele, daß, ich glaube, 10 Exemplare um diesen Preis anzubringen gewesen wären.

1816 Jan

4. [Weimar] An C. A. Vulpius (Br 51, 377): Herrn Bibliothekar Vulpius

Juli

werden nachstehende Bücher [für die Weimarer Bibliothek] übergeben: . . . 1 Bd. G[oethe] Philipp Hackert, Schreibpapier. 6. An C. W. Becker (Konzept; Br 27, 74):2)Um nur nicht ganz leer vor Ihnen zu erscheinen,3) lege die von mir redigirte Biographie Hackerts bey . . .

Sept

2. [Offenbach] C. W. Becker an G (GSA 28/71 Bl. 371): Für die mir übersandte Biographie von Hackert und die Probdrücke von den alten Medaillons statte ich meinen gehorsamsten Dank ab, beyde haben mir sehr viele Freude verursacht . . .

1817 Febr 16. [Rom] B. G. Niebuhr an F. K. v. Savigny (B. G. Niebuhr: Lebensnachrichten. Bd 2. Hamburg 1838, 289): Ich möchte glauben, daß Goethe für bildlich darstellende Künste grade gar keinen Sinn hat: d. h. kein Licht was aus ihm selber leuchtend ihm, unabhängig vom Geschmack der Zeit, noch weniger g e g e n diesen, das wahrhaft Schöne zeige: oder, wenn er diese Gabe als Jüngling zu Straßburg hatte, so ist sie ihm in der

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) Aufsatz nicht erschienen. ) G’s Tgb vermerkt am 6. Juli: Paq. an Becker mit Hackert Biographie. 3 ) G hatte Münzen erhalten. 2

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unseeligen Zeit verloren gegangen, deren Erzählung der übersprungen ist, während des Weimarer Hoflebens, bis zur Italienischen Reise; und wieder hergestellt hat sie sich nicht; davon zeugte W i n c k e l m a n n u n d s e i n J a h r h u n d e r t , H a c k e r t s L e b e n , die P r o p y l ä e n , die K u n s t a u f g a b e n und K u n s t a r t i k e l in der L i t t . - Z . ; ohne vom R h e i n u n d M a i n zu reden.

Juni

4. [Frankfurt] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 398f.): Bilder von neueren Künstlern bei Enders, Hof-Meister vom Grafen Schönborn . . . ein Bild von Hackert. Sonn-Untergang durch einen schönen Baum im Vorder-Grund verdeckt; − einfacher Gegenstand − Vorder-Grund schlecht ausgeführt, aber sonst sehr schöne Nachahmung des Claude [Lorrain] treffliche Harmonie und gute Zeichnung. Und gegen diesen schimpft der [J. A.] Koch, nennt ihn einen Schmierer. Und liest eine Recension von Goethes ,Leben Hackerts‘ mit größtem Schimpf und Spott zur Erbauung aller Neuerer vor in Wien, in Rom und überall wo sie ihn hören mögen. Das sagt und rühmt [F.] Schlegel!

1819 Aug

9. [Wien] Zelter an G (MA 20.1, 577): Um mir etwas Neues zuzulegen bin ich vorgestern bei dem hiesigen Buchhändler Ulrich gewesen wo ich den [Wiener] Nachdruck Deiner Schriften [Ausg. A] und darin die Biographie des P. Hackert fand, die den 18 Band dieser Ausgabe vom J. 1811 ausmacht. Die Art wie Du das Werkchen aus Fragmenten aufgefädelt hast ist so eigen und leicht daß ich meine Herzensfreude daran erlebt habe. Es war mir so gut als neu weil ich es i. J. 1811 zu Schweidnitz nur durchfliegen konnte. Solltest Du noch ein Exemplar besitzen, so sei so gut es mir nach Berlin mit Gelegenheit zu schicken. Hackerts jüngster Bruder, Georg der Kupferstecher ist mein sehr intimer Schulgenosse auf der Berliner Zeichenakademie gewesen . . . Wie ich ihn beneidete daß er einen Bruder hatte der ihn zu sich rufen konnte, das weiß Gott . . . Das Buch hat mir [ihn] und jene Zeit lebendig hervorgerufen und mich in diesem Augenblick 40 Jahre jünger gemacht. Wenn ich diese unschuldige Zusammenfügung eines fruchtreichen Künstlerlebens gegen andere prächtig aufgestutzte Biographieen halte wodurch das Große kleiner und das Wahre unglaublich wird so erscheint mir recht klar wie viel dazu gehört um nicht zu viel zu wollen. 10. Secretär Kräuter that meine nach Boston zu sendenden Schriften zu-

sammen. 11. An J. G. Cogswell (Konzept zur Büchersendung; Br 31, 400): Sendung

nach [Textlücke] von Goethes . . . Ph. Hackert. 11. An die Harvard University (Br 31, 254): Goethe’s . . . Life of J. G. Hackert. 11. Ein Paquet mit meinen sämmtlichen poetischen und wissenschaftlichen

Werken an Herrn Cogswell aus Neu-England für die Universität Cambridge durch Vermittelung der Herren Bassenge und Comp. in Dresden.

1820

PHILIPP HACKERT

55

1820 Apr 14. An Zelter1) (Br 32, 242f.): In vierzehn Tagen gedenk ich nach Carlsbad

zu gehen und da hab ich dir auch noch einen H a c k e r t vorgesucht und sende ihn sauber gebunden.2) Du hast dem Büchlein Sorgfalt und Sinn abgefühlt, die ich ihm gewidmet und verliehen habe; es ist in dem lieben Deutschland verschollen und mit vielem andern, Gutem und Nützlichen von den Sandweben des Tags zugedeckt, wird aber immer doch wieder einmal wie der Bernstein ausgeschwemmt oder -gegraben. Habe Dank daß du mich daran erinnern wollen. 19. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 598): Nun schönen Dank! für alles Gute was Du mir tust. Deinen Phil. Hackert habe ich schon wieder durchgelesen . . .

1822 Mai

2. Vorschlag zu einer vollständigen Ausgabe zu Goethe’s Nachlaß von ihm

selbst entworfen (W 41.2, 400): . . . Hackert . . .

1823 Mai

7. An C. L. F. Schultz (Br 37, 35): Der theilnehmende Ve r e i n 3) wird von

meiner Schwiegertochter sehr gelobt, welche in allen Auctionen meine früheren Ausgaben, sogar theilweise einzeln aufkaufen läßt; bey einigen, H a c k e r t , W i n c k e l m a n n , die P r o p y l ä e n , ist sie zu ihrem großen Verdruß überboten worden.

1825 Mai Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letz19./20. ter Hand4) (Paralip. 5, W 421, 470):

Zur Vergleichung. Neue Ausgabe. XL. Bände. Aeltere. XX. B. XXXVI. Hackert. Einzeln abgedruckt.

1

) G’s Tgb vermerkt am 12. Apr: [Brief u. Packet] An Zelter in Berlin . . . Biographie Philipp Hackerts. 2 ) s. oben 9. Aug 1819: Zelter an G. 3 ) Die Gründung eines Vereins zur Archivierung von G’s sämtlichen Schriften hatte E. Schubarth in seiner Zs. Paläophron und Neoterpe, H. 1, 315−18 angekündigt. 4 ) s. die Vorarbeiten in den Z vom 12. u. 13. Jan. Das Inhaltsverzeichnis wurde am 11. Juni an die Gebrüder Brockhaus u. am 14. Juli an den Verleger Reimer geschickt; s.Tgb 19. Mai 1825: Doppelte Abschrift des Plans zur neuen Ausgabe.

56

PHILIPP HACKERT

1825

Jan Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzEnde/ ter Hand (W 421, 114): . . . [Bd] XXXVI. P h i l i p p H a c k e r t . Febr 5.

1826 Mai

6. An Cotta (Br 41, 22f.): Könnten mir Dieselben 3 Exemplare von Ha-

ckert . . . zukommen lassen, so geschähe mir ein besonderer Gefalle. Es haben sich diese Bände aus meiner und meiner Freunde Sammlung, durch Ausborgen völlig verloren und nirgends her zu erhalten.

1830 Febr 28. An Riemer (Br 46, 255) Wollten Sie wohl, mein Werthester, den bey-

28. März 2. 3. 12. 30. Apr

2. 2.

Okt 31. Dez 29.

kommenden Band meiner Werke [C1] gefälligst durchsehen, ob vielleicht dabey einiges zu erinnern wäre. Möchten Sie zugleich auf die bisher beobachtete Orthographie Rücksicht nehmen, so würde die Gleichförmigkeit mit dem Übrigen desto eher herzustellen seyn; es gehört dieser Band zur letzten Lieferung die ich Ostern abzusenden mich glücklich fühlen werde. [Abends] Herrn Professor Riemer, den 37. Band meiner Werke zur Durchsicht. [Nachmittags] Den 37. Band mit Riemer besprochen. [Abends] Herrn Professor Riemer den 37. Band vollständiger. [Nachmittags] Herr Professor Riemer wie gewöhnlich. Er brachte den 37. Band revidirt zurück. [Nachmittags] Herr Professor Riemer, welcher den 37. Band meiner Werke durchgesehen und völlig arrangirt hatte. An W. Reichel (Br 47, 2): . . . habe anzuzeigen: das Original vom 36. und 37. Bande meiner Werke sey an Dieselben so eben abgegangen. Herrn Reichel den 36. und 37. Band nach Augsburg. Herrn Factor Reichel nach Augsburg 37. Band. Kam die letzte Lieferung meiner Werke an in Sedez.

1831 Febr

4. Mittags Dr. Eckermann. Über Hackert und Winckelmann, die er eben

gelesen, manches durchgesprochen. Juni 25. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1494f.): Zufälligerweise kommt mir Ph. Hackerts Brief1) vom 4 März 1806 an Dich in die Hand der nicht bloß liebenswürdig und be1

) Brief fand sich in C1 31, 98−101.

1831

PHILIPP HACKERT

57

lehrend im Alter des 70ten Jahres noch den Vorsatz faßt seinen Styl zu vergrößern und zu verschönern. Da hat man denn wieder frischen Mut und die Welt kann Dirs nicht genug danken und dem guten Geschicke daß diese biographischen Fragmente durch Deine Hand gegangen sind.

UH

[Hackert:] Zwei Landschaften von Philipp Hackert1)

E D

1804 nach Jan 13. Intelligenzblatt der JALZ 1804, Nr. 19, Sp. 151f. u. Nr. 20, Sp. 159f.2) − W 48, 125−29 [unterzeichnet: W. K. F.].3) − MA 6.2, 179−82. − FA I 18, 929−31.

Z

1803

März 4. [Weimar] C. Gore4) an G (GSA 28/39 Bl. 93f.):5) Monsieur Monsieur de Goethe Monsieur Gore presente ses complimens a Mns. de Goethe et a le plaisir de luy remettre la re´ponse de Mns. Hackert qu’il vient de rec¸evoir et qu’il le prie de mettre sous les yeux de Son Altesse [Carl August]. Il seroit tre`s charme´ si cela pourroit procurer une couple de ses Beaux tableaux qui certainement seroient un ornement digne de s. Chateaux et il luy semble que de la manie`re dont Mns. Hackert parle de sa presente disposition et situation que cela promet encore quelque chose souperieur meme a ses autres ouvrages. Mns. Gore seroit bien aise de ravoir la lettre apres que Mns. de Goethe s’en est servi. Vendredy 4 Mars. 9.6) [Weimar] Carl August an G (Wahl 1, 310): Wegen Hakertschen gelegentlich ein mehreres. [15./20.] [Weimar] Emilie Gore an G (GSA 28/39 Bl. 131):7) Mon Pe`re se chargera [chargerait?] avec bien du plaisir de la commission de Monseigneur le Duc / [pour] Mons-. Hackert / 1

) Beschreibung von zwei, zur Ausschmückung des Weimarer Schlosses erworbenen Landschaftsgemälden. Es handelt sich um die 1803 auf Leinwand als Pendants gefertigten Ölgemälde (120 x 168 cm): Arnotal bei Florenz u. Blick auf den Tiber und die Milvische Brücke; Verbleib nach 1945 unbekannt; s. Nordhoff/Reimer 1994, Nr. 314 u. 315; Reproduktionen in Georg Biermann: Deutsches Barock und Rokoko. Bd 2. Leipzig 1914, zw. 682 u. 683 sowie 557. 2 ) Nachdruck der Anzeige u. d. T. LandschaftsGemählde von Rom und Florenz von Philipp Hackert in: Ephemeriden der italiänischen Litteratur, Gesetz-Gebung und Kunst für Deutschland. Hsg. v. Joseph Wismayr. Salzburg, Jg. 4 (1804) H. 4, 90−93. 3 ) Rolf H. Seiler (GJb 1987, 310) hielt H. Meyer für den Verf. 4 ) Charles Gore, ein seit 1791 mit seinen Töchtern in Weimar lebender, vielseitig gebildeter engl. Privatier, dessen Zeichentalent durch Hackert gefördert worden war. 1777 hatte Gore zusammen mit ihm u. dem engl. Kunstfreund u. Münzforscher Richard Payne Knight Sizilien bereist. 5 ) RA 4, 195, Nr. 617 resümiert: Gore bittet die beiliegende Antwort J. P. Hackerts dem Herzog Karl August vorzulegen. Zwei der schönen Hackertschen Bilder wären gewiß ein würdiger Schmuck des Weimarer Schlosses . . . Das Schreiben Hackerts erbitte er zurück. 6 ) Datierung nach RA 4, 200, Nr. 632. 7 ) RA 4, 202, Nr. 639 resümiert: C. Gore wolle sich gern des Auftrages vom Herzog für J. P. Hackert sowie des Billets von G. an Hackert (1803 März 22.) annehmen.

58

HACKERT: ZWEI LANDSCHAFTEN

1803

ainsi que du billet que vous voulez bien luis envoyer1) . . . veuillez bien Monsieur agre´er les assurances de Notre Amitie´ E.

März 16. [Weimar] Carl August an G (Wahl 1, 312): Bestelle mir also ein paar Bilder in der Art, wie wir es abgeredet haben. Mit oder ohne Rahmen, wie es dir beliebt. [ca. 20.] [Weimar] Emilie Gore an G (GSA 28/39 Bl. 137):2) Il ne faut pas presser Monseigneur le duc qui peut ˆetre n’a pas encore eu le loisir de prendre une Resolution − Mon Pe`re de´sirerait seulement ravoir la lettre de Monsieur Hackert. Lorsque S.[on] A.[ltesse] n’en aura plus besoin. En de´sirant que votre sante´ soit meilleure j’ai l’honneur Monsieur de vous souhaiter bien le bon jour. E. [vor 22.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 1, 312f.): Wegen Hackerts Bilder muß ich nur noch bemercken, daß sie dergestalt arrangirt müßen werden, damit entweder 1) die Beleuchtung bey dem einen r e c h t s , 2) die Beleuchtung bey den andern l i n c k s komme, 3) oder daß beyde von vorne beleuchtet werden, damit mann wisse, wo man sie hinhängen solle und sie als Compagnons dienen können; gleichviel welche von diesen Beleuchtungen, entweder von vorne, oder von der Seite . . . Der Spaß wird doch mit Rahmen und Transport an 1500 Thlr. kosten. 22. An P. Hackert (Konzept; Br 16, 206f.): Aus Ihrem Brief an Herrn von

Gore habe ich gesehen3) daß Sie, werthester Herr Hackert, noch eben in der schönen Thätigkeit ununterbrochen fortfahren, die ich früher in so manchen glücklichen Stunden zu bewundern Ursache hatte. Wie viel Vergügen, wie viel Belehrung bin ich Ihnen nicht schuldig geworden, und wie sehr habe ich nicht in späteren Zeiten, da ich manches besser einsehen lernte, gewünscht wieder in Ihrer lehrreichen Nähe zu seyn. Gegenwärtig wird bey mir nicht geringe Zufriedenheit erregt, da wir Hoffnung haben ein Paar Meisterwercke von Ihrer Hand bey uns zu bewundern. Durchl. der Herzog wünschen ein Paar Bilder von 3′ [Fuß] 9″ [Zoll] Höhe 5′ 2″ Breite das Stück zu 200 Zechinen. Möchten Sie, werthester Herr und Freund, ein Paar recht interessante Gegenden aussuchen. Etwas Fiesolanisches, oder von Val ombroso.4) Wir werden stolz seyn von Ihrer neusten Arbeit zu besitzen, da Gotha von Ihren früheren Schöpfungen aufzuweisen hat.5) So klein unser Ort ist; so ein guter Platz ist es zur Ausstellung eines Kunstwerks, da außer den einheimischen Freunden der Kunst viele Fremde sowohl durchreisende als verweilende theil nehmen. Auch ich werde nicht unter den letzten seyn die sich Ihres großen Talentes wieder erfreuen. Nur eines bemerke ich noch, daß man wünscht die beyden Bilder von verschiedenen Seiten 1

) s. unten 22. März 1803: an P. Hackert ) RA 4, 204, Nr. 651 resümiert: Vermutlich habe Herzog Karl August noch keine Zeit gefunden, wegen des Auftrages für J. P. Hackert einen Entschluß zu fassen. C. Gore bitte jedoch um Rückgabe von Hackerts Brief falls ihn der Herzog nicht mehr brauche. 3 ) s. oben 4. März 1803: C. Gore an G. 4 ) Gegenden in der Toskana, wo Hackert sich nach seiner Flucht aus Neapel niedergelassen hatte. 5 ) Hackerts Gemälde für den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, die seit 1783 in Gotha waren: Landschaft mit der Flucht der Vestalinnen II (Nordhoff/Reimer, Nr. 161) u. Landschaft im Morgenlicht (Nordhoff/Reimer, Nr. 162). 2

1803

HACKERT: ZWEI LANDSCHAFTEN

59

beleuchtet zu sehen, indem sie an denen für sie bestimmten Plätzen verschieden gegen das Licht hängen werden. Mai 10. [Florenz] P. Hackert an G (Miller/Nordhoff 89−92): Die bestellung der beyden Landschaften für den Durchl: Herzog haben mir ein außer ordentlich Vergnügen gemacht, weil von meine letzte Arbeiten wenig in mein Vaterland ist. Jeder bemercket nach Vierjährige Ernsthafte Studien von Bäume vorgrund und Vieh, die ich ehedem wohl Zeichnete, aber seit der Zeit fertig nach die Natur gemahlt habe einen großen unterschied, so das meine Arbeiten wie Sie Sehen werden gewonnen haben, ich werde meinen besten Fleiß anwenden den Durchl. Herzog Mein Meisterstück zu Schicken. Eine Gegend habe ich gewählt wo Fiesoli drein ist, nebst die Plane von Prato Pistoja bis in der weitesten entfernung wo noch die Hohen Berge von Carra[ra] erscheinen. Der Arno ist öfter in der Pläne durch seine Sch[l]angen bewegung zu sehen. Dises wäre die Fernung, der Mittel Grund wird mit Gruppen von verschiedenen Arten Bäume komponiret wo im Vorgrunde eine Eiche mit verschiedene Arten Horn Vieh komen und Einige Wenige Figuren. Dises ist in den Morgen Efeckt eine der schönsten Gegend die auch bekannt ist in Toskan, die Gegenden hier sind angenehm u gefällig Es herschet nicht der Große Stiel wie bei Rom u Napel die vielen Kleinen Hügel die Kultur verhindert daß man nicht die Schöne wahre Natur mehr Siehet, und an Vorgründe ist außer die Appeninen nicht zu dencken, weil der Toskaner Alle Bäume verstümelt, und weit entfernt ist von der Kultur der Wilden Baume, Folglich muß man Mittel und Vordergrund wen man Stil herein bringen wil komponiren Vallombrosa Camaldoli, Alla Verna1) sind die, die eine Menge Stof geben in verschieden arten der Schönen und auch Wilden Natur, diese Mönche verstehen zimlich die Kultur der Bäume, die Natur ist nicht verstümmelt, man läßt sie ihren freien lauf dadurch siehet man sie in ihrer Vollkommen heit, Felsen, Baume von verschieden Arten, Pflantzen von außerordentlicher Schönheit, Kurz allen Stof zu die Schönsten u besten Vorgründe so wohl in Form als Farbe, so daß ich Jung werde wenn ich mit den innigsten Vergnügen sie nach Mahle. Es fehlen fernungen; die von Valombroso sind zu sehr Vogel Gesicht, und zu wällicht, so das wenig still darinne ist, der Horizont wird so hoch daß Wenig Luft in den Bilde seyn kann, Also Kein Bild von einen Schönen und Großen Efeckt machen kan. Die Gegenden die Mahlerisch sind, sind Gesperrete Gegenden, wo die Großen Berge mit Silber tannen und Büchen bewachsen sind. die die Schweitzer Gegenden sehr Ähnlich sind. Camaldoli ist ein Ander Stil, wo man vilen Stof findet Mittel Bilder zu mahlen, wo aber die Manigfaltigkeit zu einen Großen Bilde in Ganzen fehlet, Alla Verna ist eine Außerordentliche Schöne Natur in Felsen, und Grotten, die so wohl in Form als Farbe daß Schönste sind waß ich je gesehen habe, Allein Alles Gespärte Gegenden, die die Natur so schön zusammen gesetzet hat, mit Bäume, Strauche und verschieden Pf[l]anzen, Maß u: d: g: so daß so wohl in Form als Farbe den Brilliantesten Efeckt machen. Ich war so insperit [inspiriert] das ich mit entzücken diese Schönheiten betrachtete, und ein Monath lang bey die Guten bettel Mönche, so Gut als ich konte verschieden Studien nach die Natur fertig Mahlete, und in Florentz mit diser Begeisterung so Gleich die Grotte des H. Fran[z]iskus2) Anfing von innen Heraus zu sehen Mahlete, welches Würcklich Glücklich ausgefallen ist Den H:-Fran[z]iskus habe ich selbst mit seinen Leien drein gemahlt, erster wie er Kniend vors Kreutz betet, und zweiter wie er sitzet und seinen Rosen-Krantz ab Plappert, so wie es die geschichte Sagt. Das Neben Bild3) ist dieselbe Grotte von Außen, die von der Sonne starck beleuchtet, die Figuren sind ein Junger Man mit ein Junges Mädchen die die treppe der Grotte die mehren 1

) Toskanische Landschaften. ) Das Gemälde jetzt im Städel-Museum, Frankfurt (Nordhoff/Reimer, Nr. 296). 3 ) Dem Gemälde liegt eine Zeichnung von 1800 zugrunde; beides jetzt im Folkwangmuseum, Essen (Nordhoff/Reimer Nr. 295 u. 936). 2

60

HACKERT: ZWEI LANDSCHAFTEN

1803

theils in Felsen Gehauen ist herauf steigen, daß Mädchen hält sich ihren Schal vor, wegen des Starken Sonnenlichts, ich vermuthe das sie ihre Andacht in der Grotte verrichtet haben; nebst ein Englischer Hund. Epangeul [Spaniel]. Beyde sind Glücklich ausgefallen, so daß Kenner und Künstler nicht entschieden sind, welches beßer ist. Auf ineres Gefühl komt es bloß an, wen man eines den Andern vorziehen will. Beyde Bilder habe ich noch, sie sind in die Höhe, 3 Fuß 10 zoll hoch und 3 Fuß breit Französisch Maß. Der Preiß für beyde ist 300 Zechini. Wäre Zu derzeit wie Mal Murat1) hir war daß Neben Bild fertig gewesen, so wären sie jetz in Paris, sie hat mir Andere Bilder Abgekauft wie auch ihr Mann der General die jetz da sind. Daß Neben Bild für den Durchl: Herzog habe ich gewählt. Ponte molle nebst die fernung von Sabinerland von der Villa Madame genommen, welches mir sehr interreßant scheint und wo ich Mittel und Vorgrund gut komponiren kan, wo ein Großer Kastanien Baum und Ziegen in VorGrund kommen. An Stof fehlet es mir nicht ich habe tausende Zeichnungen nach der Natur mit richtigkeit gezeichnet, so das ich sagen kan, das ich beinahe den KirchenStat und daß Königreich Napel u Sicilien in meine Portefeuls habe. Es Komt nur darauf an, daß ich den Geschmack des Liebhabers treffe, und solchen Hinter Grund habe wo ich in der Komposizion des Vorgrundes nicht genirt bin, das Stil annähmlichkeiten und wahre Schönheit in Bilde komt. Nach meiner Rechnung wen mir Keine Kran[k]heit daran verhindern solte so dencke ich am Ende Septembers mit die Beyde Bilder fertig zu seyn. Da alsden die Bilder noch frisch sind, so ist gefahr dabey wen ich sie aufrolle ob man gleich sie auf einen Cilinder wen sie trocken genug sind rollen kan. Es wäre also beßer das ich sie alsdan auf die Blindrame in einer Kiste zu Lande überschicke. Wollen Sie unterdeßen die Vergoldete Rahme dazu machen laßen, So beliben Sie mir zu Schreiben, alden so Schicke ich Ihnen in einen Brief daß Genaue Maaß im Lichten den die Fußstäbe2) trügen weil sie nie gleich sind. Verzeihen Sie meine Weitläuftigkeit, ich Prüfe Ihre Geduld alles dises zu leßen

Aug 16. [Florenz] P. Hackert an G (Miller/Nordhoff 92f.): Ich habe die Ehre gehabt Ihnen d. 10 May zu schreiben, da ich keine Antwort bis jetz erhalten habe, so lege ich hirbey daß Maß von die Landschaften, die Sie mir für den Duchlauchtigsten Herzog bestellet haben, des fals Sie die Rahme indeßen wollen machen laßen, so haben Sie daß Vergnügen daß wen die Bilder ankommen sie in ihren volkommen Efeckt zu sehen. obgleich der Rahm das Bild nicht beßer mahlt, so Schlist er das Bild ein, macht es Rein, die Gold Farbe hebt die Farben, und daß Auge ist nicht gestöhrt, so daß man den wahren Efeckt siehet. Die Außicht von Villa madama nach ponte molle genommen ist so zu sagen fertig, es fehlet nur einiger Schummer und Glaßirung. Daß andre von Fiesoli ist weit vorwärts, so daß Beyde in Anfang Septembers fertig werden, und gegen Ende können Abgeschickt werden. Die Spedition macht sich hir sehr leicht und Richtig, durch [Spediteur] Morelli zu Lande, er Schicket die Kiste gerade von hier nach Bozen und so Uber Insprug- Augsburg . . . Haben Sie die Güte und Schreiben mir an wem ich die Kiste in Weimar adr[e]ssiren soll. Die Gemählde werden nicht gerollet, sie bleiben auf die Blindrahme da sie frisch sind so könten sie leiden wen sie gerollet werden . . . PS. auf daß Maß des Rahmens habe ich Französisch geschrieben, weil ich die Deutsche wörter des Tischlers Handwercks ziemlich vergeßen habe. Herr Krous [G. M. Kraus] weiß die Französische Kunstwörter genau und kann sie expliziren. Sept

8. [Brief] A Mons. Philipp Hackert. Florence.3)

1

) Marie Annonciade Caroline Murat, geb. Bonaparte, jüngste Schwester Napoleons I., verheiratet mit dem frz. Marschall Joachim Murat, 1808 König von Neapel. 2 ) Älterer Begriff für Zollstöcke. 3 ) Nicht überliefert.

1803

HACKERT: ZWEI LANDSCHAFTEN

61

Sept 13. [Florenz] P. Hackert an G (Miller/Nordhoff 93): Ich berufe mich auf meinen Brief den ich die Ehre hatte Ihnen d. 10ten August [richtig: 16. Aug] zu schreiben, worin daß Maaß war, für die Rahme zu die Beyde Landschaften für den Durchl. Herzog. seit einigen Tagen sind die Beyden Landschaften völlig geendiget, und bereit sie abzuschikken, so bald ich die Nachricht von Ihnen werde erhalten haben, an wen ich die Kiste in Weimar adreßiren soll. Ich Schmeichle mir daß diese Gemählde beyfall erhalten werden, die Gegenden sind Interreßant, Carackterisiren jedes land, der Vor und Mittel Grund Scheint mir in der Komposition Glücklich ausgefallen zu sein; sie sind Brillant, und ohngeachtet des Fleises mit den sie ausgeführet sind, machen sie einen Großen Efeckt. Sie werden sie Selbst mit eines Kenners Auge beurtheilen wen sie angekommen sind. Hier finden sie Allgemeinen beyfal . . . 7. An H.[errn] Hackert.1)

Okt

18. [Careggi bei Florenz] P. Hackert an G (Miller/Nordhoff 95−97): Laut Ihren Brief von 8ten Sbre [Sept] so habe ich die beide Landschaften, Ponte molle et Fiesoli, unter Ihre Adreße Spediret . . . sie sind mit aller Sorgfalt eingepackt, das aller Wahrscheinlichkeit nach kein Tropfen Waßer ein dringen kann. Uberdem so ist Wachstuch und andere Leinwand darüber, so daß ich aus erfahrung habe, daß Kisten auf diese Weise gepacket und verpicht, auf der Englichen Küste 11 Tage in die See gelegen haben, und ein Anders mahl 13 Tage, ohne daß ein Tropfen waßer ein gedrungen ist und Alles wohl an kam. Also Zweyfle ich nicht daß sie auch Glücklich Ankommen werden . . . Mein Bruder Georg hat die Kisten2) gestern Spediret. Sie gehen von hier gerade nach Bozen, den nach Augsburg a Waimar unter Ihre Adresse . . . Bitte mir die mit die 400 Zech: für die Landschaften, für den Durchl: Herzog mit zu Übermachen. Es wird Ihnen am Vortheil haftesten seyn uber Augsburg bitte aber in den Wechsel die Zechini in Golde zu ubermachen, sonst habe ich Verlust . . . [Nov Dez

[Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 154): Noch ist weder von Hackert noch Hoff29.] mann3) etwas angekommen.

2. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 156): Weder von Hoffmanns noch Hackerts Bildern ist bis dato noch nichts angekommen . . . [21.] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 158): Die Hackertischen Bilder sind noch nicht angekommen . . .

1804 Jan

13. Kamen die Hackertschen Bilder an.

[nach [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 55, 34): Die Bezahlung der Hackert- und Hoff13.]4) mannischen Malereien ist angeordnet. Vor Absendung der Wechsel soll Ihnen Nachricht gegeben werden. Der Brief kommt zurück. [14.] An Schiller (Br 17, 14): Die angekommenen Hackertischen Landschaf-

ten haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz au1

) Nicht überliefert. ) Sie enthielten auch Werke für C. Gore u. Heinrich XLIII. Graf von Reuß-SchleizKöstritz. 3 ) Der Kölner Maler Joseph Hoffmann schuf das Gemälde Diana unter ihren Nymphen für Herzogin Luises Wohnzimmer. 4 ) Datierung nach RA 4, 400, Nr. 1292. 2

62

HACKERT: ZWEI LANDSCHAFTEN

1804

ßerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabey erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.1) [Jan [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 158): Es geht mir wirklich ein Licht auf wegen Mitte] der Hackertischen Bilder; denn da wir eigentlich nichts mit denselben zu thun gehabt, so ist allerdings am besten, sie werden nur stillschweigend abgegeben und eben Gott anbefohlen. Jan [Weimar] Emilie Gore an G (GSA 28/43 Bl. 35f.):2) le Papa et moi nous sommes Tous [16.?] les deux bien fache´s d’apprendre que Vous aiez aussi `a Vous plaindre de votre sante´, il est encore dans la retraite mais j’espe`re que vous en sortirez ainsi que lui biento ˆt et alors je vous supplie de venir jouir avec nous de ce beau paisage que je ne regarde jamais sans penser `a tout le plaisir qu’il eut fait `a la che`re Elise.3) J’espe`re que le Duc est egalement content des soins, sans quoi notre satisfaction ne serait pas complette. J’espe`re les aller voir au premier jour. . . . E. 19. [Brief] An H.[errn] Philip Hackert. Florenz.4) [25.] An Caroline v. Humboldt (Konzept; Br 17, 32): Ein Paar große Bilder

von Hackert sind hierher gekommen, die als praktische Nachbildung des Wirklichen vielleicht nichts vollkommneres denken lassen. [Febr An Charlotte v. Schiller (Br 17, 44): Hier, wertheste Freundinn, die Anf.] Recension von Hackerts Bildern. Febr

9. [Weimar] Charlotte v. Schiller an W. v. Wolzogen (Literarischer Nachlaß der Frau Caroline von Wolzogen. Bd 2. Leipzig 1849, 223f.): Es sind sehr schöne italienische Landschaften von Hackert angekommen, eine Gegend von Florenz, so eine schöne, reiche Landschaft so ausgeführt, und doch so genialisch ist mir nicht leicht etwas vorgekommen; die andre ist eine Gegend bei Rom, wo die Beleuchtung und die Ferne vortrefflich ist, die glühenden Berge, der lichte Himmel und das durchsichtige Wasser sind prächtig, es ist die Tiber, die man sieht, und das Wasser ist so schön gemacht, daß als ich’s sah, wie eben die Sonne darauf fiel, ich wie einen Spiegel sah. Man sagt, die zwei Landschaften sollen in der Großfürstin [Maria Pawlowna] ihre Zimmer kommen.

UH

1

) G’s Text in der JALZ beginnt: Vor einigen Tagen sind in Weimar zwei beträchtliche große, in Öl gemahlte Landschaften von Philipp Hackert angekommen, zur Verzierung des fürstlichen Schlosses bestimmt . . . (W 48, 125). 2 ) RA 4, 401 Nr. 1299 resümiert: Sobald sich G.s Gesundheit gebessert habe, möge er bei Gores die Landschaft von J. P. Hackert bewundern. Der Herzog sei hoffentlich mit seinen Bildern ebenso zufrieden . . . 3 ) Ihre 1802 verstorbene Schwester, eine Schülerin Hackerts. 4 ) Nicht überliefert.

1820

HAGEN: OLFRIED UND LISENA . . . [ANKÜNDIGUNG]

63

[Hagen, A.:] Olfried und Lisena, ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen, von August Hagen. Königsberg, in der Universitätsbuchhandlung. 1820 [Ankündigung]1)

E D

1820 Aug 2./31.2) KA II 3 (1820) 4. Umschlagseite. − W 41.1, 222. − AA-SL 2, 91. − MA 13.1, 439 (Kurze Anzeige). − FA I 20, 552.

Z

1820

Aug 28. [Jena] C. F. E. Frommann an Cotta (QuZ 4, 334): Von Goethe Kunst II B. 3 H. sind nun nur noch die [letzten] Bogen . . . u. Umschlag zu sezzen u. zu drucken . . . 31. [Jena] Der Umschlag in die Druckerey. Sept

4. [Jena] An A. v. Goethe (Br 33, 200): Meine Druckgeschäfte gehen gut;

das Heft Kunst und Alterthum ist vollbracht. 6. [Jena] An August Hagen nach Königsberg mit dem Umschlag des letzten Hefts von Kunst und Alterthum.3) 9. [Jena] Schluß und Umschlag von Kunst und Alterthum. CK

[Hagen, A.:] Olfried und Lisena. Ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen von August Hagen. Königsberg in der Universitätsbuchhandlung. 18204)

E D

1820 Aug 2. / Sept KA III 1 (1821) 82−90.5) − C1 45 (1833) 225−30. − W 41.1, 250−54. − AA-SL 2, 102−04. − MA 13.1, 440−43. − FA I 21, 54−57.

1

) Titelanzeige von A. Hagens Olfrid und Lisena, Lektüre empfehlend u. Rez. im kommenden Stück KA III 1 (1821) ankündigend; s. den nächsten u. übernächsten Artikel. 2 ) G erhielt Hagens Werk am 2. Aug (s. nächsten Artikel); Beschäftigung mit dem Umschlag von KA II 3 ist erst Ende Aug nachweisbar. Die von MA 13.1, 888 u. FA I 20, 1425 aufgrund des Tgb-Eintrags: Olfried und Lisena; einige Worte darüber dictirt, vorgeschlagene Datierung auf 12. Aug ist weder zwingend noch auszuschließen. 3 ) Brief nicht überliefert. 4 ) Positive Rez. von August Hagens Olfrid und Lisena (s. folgende Anm.), in der G weitgehend E. Schubarths Einschätzung übernahm; s. 1820 Aug 22.: an Schubarth; Aug 31. u. Sept 9.: Schubarth an G. 5 ) 11. von 13 Beiträgen in KA III 1 u. d. T.: Nachträge zu den vorigen Heften und sonstige Einzelheiten.

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HAGEN: OLFRIED UND LISENA

Z

1820

1820

⎯ ⎯ (s. „Hagen: Olfried und Lisena noch einmal“: Tag- und Jahres-Hefte gD, S. 71) Juni 23. [Königsberg] A. Hagen1) an G (GSA 28/88 Bl. 319.342): Hochwürdiger! Hoch- und Wohlgeborner Hochzugebietender Herr Staatsminister! Nicht Eitelkeit, sondern unbegrenzte Achtung, die ich stets für Ew. Excellenz hegte, bestimmt mich diese Zeilen niederzuschreiben. Das Gefühl des Rückhalts und der Scham erstickt die laute Stimme des Dankes. Die Meisterwerke des großen deutschen Dichters waren es, die schon in früher Zeit mir Bewunderung einflößten; sie hießen mich oft, wenn die äußere Welt stürmisch auf mich eindrang, in der innern eine friedliche Heimath suchen; sie ermunterten mich auch, meine Jugendarbeit zu vollenden, wenn gleich an keine Vollendung zu denken ist. Ich sehe den geringen Werth meiner Dichtung ein, aber dennoch wage ich sie Ew. Excellenz mitzutheilen, um eine Gelegenheit zu haben, mich dem Wohlwollen Ew. Excellenz zu empfehlen.2) Hochachtungsvoll Ew. Excellenz ergebener August Hagen Stud. Aug

2. [Jena] Nachts Sendung von Weimar. Olfried und Lisena von August

3., 11. 12. 13. 14. 15. 22.

24.

Hagen, Königsberg. [Jena] Nachts Olfried und Lisena. [Jena] Olfried und Lisena; einige Worte darüber dictirt. [Jena] Nachts Olfried und Lisena hinausgelesen. [Jena] Nachts Olfried und Lisena im einzelnen näher betrachtet. [Jena] Nachts Olfried und Lisena; die symbolischen Darstellungen durchgedacht . . . [Jena] An E. Schubarth3) (Br 33, 169f.): Mögen Sie wohl das romantische Gedichtchen in zehn Gesängen: Olfried und Lisena von August Hagen in Königsberg nach Ihrer Einsicht und Übersicht entwickeln? Es scheint mir höchst bedeutend, daß ein Jüngling dergleichen hervorbringen könne . . . mit Verlangen einem solchen Aufsatz entgegen sehend. [Jena] Herr Vicedirector von Both aus Rostock,4) ein academischer Freund meines Sohns . . . Abends bey Knebel, wo Herr von Both und Frau zum Abendessen waren.

1

) Der damals erst 22jährige Ernst August Hagen wurde später bekannt als Schriftsteller, Naturdichter u. Kunsthistoriker, ab 1825 Prof. für Literatur- und Kunstgeschichte in Königsberg. 2 ) Beilage: Olfrid und Lisena. Ein romantisches Gedicht in zehn Gesängen von August Hagen. Königsberg 1820 (Ruppert Nr. 927). 3 ) G’s Tgb vom 22. Aug bestätigt die Sendung: An Schubarth nach Breslau . . . Mit dem jungen Philologen u. Schriftsteller Carl Ernst Schubarth stand G seit 1818 in Kontakt, 1820 Korrespondenz über die Frage der poetischen Einheit des Homer, vgl. „Homer noch einmal“, S. 412−24. 4 ) Der Jurist Carl Friedrich von Both aus Demmin, seit 1818 in Rostock, ab 1820 Vizekanzleidirektor, weilte mit seiner Frau Rudolphine geb. Brüning zu Besuch in Jena.

1820 Aug

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[Jena] C. F. v. Both (Ein Besuch bei Goethe und Knebel in Jena, 1857; GG 3.1, 204): [24.] Dann gab er mir die kleine Zeichnung1) − der er später den Namen eines Buches, das er mir zu lesen empfohlen hatte [Olfrid und Lisena], beifügte − und sagte: „Behalten Sie es zu meinem Andenken.“

31. [Breslau] E. Schubarth an G (GSA 28/829 St. 11): Olfrid u Lisena von August Hagen habe sogleich zu lesen angefangen, und den ersten Gesang vollendet. Hiernach zu urtheilen scheint der junge Dichter sehr glücklich die Aufgabe gelöst zu haben, wie das Mährchenhafte, Abentheuerliche, Seltsame auf eine erfreuliche Weise mit bekannter, gewohnter menschlicher Sinnesart in Verbindung zu setzen sey. Alles scheint auf ein heiteres, reines und sehr sanftes Naturell mit gelindem Schwunge einer der Fülle u Stärke gar nicht entbehrende Einbildungskraft zu weisen. Die Griechischen Ueberschriften scheinen anzudeuten, daß der Dichter seinen Sinn an Homer glücklich bewahrt und genährt. Mit Interesse werde ich das Ganze vollenden, mich davon zu durchdringen suchen, um Ew. Excellenz die geforderte Rechenschaft ablegen zu können.2) 31. (s. „Hagen: Olfried und Lisena . . . [Ankündigung]“: Tgb gD, S. 63) Sept [Jena] Schema zu KA III 1 (AA-SL 3, 323): Litt[e]ratur . . . Olfried und Anf.3) Lisena . . . 4. [Jena] An A. v. Goethe (Br 33, 200): Grüße Ottilien zum schönsten . . .

Die Frauenzimmer sollen ja zusammen urtheilen und votiren und mir etwas nach Belieben über Olfried und Lisena sagen. 6. (s. „Hagen: Olfried und Lisena . . . [Ankündigung]“: Tgb gD, S. 63) 7. [Jena] An A. v. Goethe (Br 33, 205): Möchte sich doch Adele [Scho-

penhauer] entschließen über Olfried und Lisena aus dem Stegreif etwas zu sagen. Die Mädchen sind ja sonst mit ihrer Meinung bey der Hand, warum nicht auch dießmal?4) 9. (s. „Hagen: Olfried und Lisena . . . [Ankündigung]“: Tgb gD, S. 63) 9. [Dresden] E. Schubarth an G (GSA 28/829 St. 12): Olfried und Lisena von August Hagen habe vollendet. Was ich nach einer ziemlich unterbrochenen Lesung auf der Herreise von diesem Produkt jetzt ohngefähr sagen kann, ist dieses: Es ist kein Homersches Epos wie wohl die äußere Form Erzählung und die Einführung auf den Schauplatz durch den Dichter statt findet. Hier ist vielmehr ein geistiger, sittlicher Anakreon dem Homers Fülle und Breite einmal zugesagt hat, in aller Vollständigkeit und Ausführlichkeit von sich zu geben, was im kleinen, harmlosen Gedicht u. Lied unschuldig anmuthig gerührt u gefallen hätte. Die moderne Denkweise, die mehr auf die Gesinnung als auf kräftigen sichtbaren Ausdruck nach Art der Alten alles bezieht, verläugnet sich nirgends. Daher . . . denn die innerste Anlage des Gedichts mehr von

1

) Von P. Vischer: Grabmal des Magdeburger Erzbischofs Ernst v. Sachsen; vgl. TuJ 1805 (W 35, 207). 2 ) Von G mit leichten Veränderungen in die Rez. übernommen (W 41.1, 25216−30). 3 ) Zur Datierung vgl. den vorigen Artikel: Ende Aug / Anfang Sept 1820 Beschäftigung mit dem Umschlag zn KA II 3, der die Ankündigung der Rez. enthielt, vgl. auch EGW 1, 187. Die in AA-SL 6, 505 vorgeschlagene, einem Tgb-Zeugnis folgende Datierung: 10 Juli 1820 (Für das neuste Kunst und Alterthum zusammen getragen und disponirt) erscheint zu früh, da G sich Hagens Werk erst Anfang Aug nach Jena schicken ließ. 4 ) Adele Schopenhauers Reaktion s. unten 11. u. 26. Sept.

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Höhe u Tiefe als Breite zeigt. Ja diese leztere ist ganz auf die Nebenparthien und Unwesentlichkeiten vertheilt. Doch in dem ich auf jene längern Episoden u Einflechtungen von griechisch Mythischem ziele, bin ich weit entfernt hiermit einen Fehler auszusprechen, vielmehr finde ich es höchst liebenswürdig u anmuthig, daß der Dichter, was dem Norden abgeht, so wahr und unumwunden eingesteht, und gern mit des Südens Vortheilen die Leere u Einöde erfüllen u erheitern mag, die doch nun einmal besteht. Dürfen wir uns deßhalb wundern, daß uns überhaupt nur ein Mährchen geboten wird? und daß der Sänger Wahrheit und Dichtung sich einander entgegen zu setzen sich gezwungen sieht? Auch hier also fehlt jener antike Vortheil von einem Gegebenen, wirklich Vorhandenem auszugehen, und die Erfindung eines nicht Vorhandenen, Daseyenden, das an die Stelle des unzulänglich Wirklichen tritt, äußert sich ganz nach neuerer Dichterweise. Daß jedoch der Dichter jenes Erfundene so unmittelbar in Verbindung mit seinem Oertlichen, Klimatischen, ja mit seiner persönlichen, individuellen Gesinnung bringt, muß ihm als eine höchst glückliche Auskunft ausgelegt werden, jenem bezeichneten antiken Vortheil sich zu nähern. Und vielleicht ist hier der Punkt, wo die ganze Produktion wie von heiterster und reinster, so lobenswürdigsten erscheint [!]. Denn geben wir jene frauenhafte Gesinnung einmal zu, so muß uns die Fülle, der Reichthum von Gleichnißen u. Schilderungen, die alle dem Landstrich, der Meeresküste, der Vegetation entnommen sind, höchst überraschend seyn, indem wir diese wirklichen Elemente zu einem neuen Ganzen abermals verbunden sehen, das eigentlich jenseits und über dem Wirklichen steht. Ueberhaupt dürfte man fragen, ob das Gedicht im Sinne unserer neuern Romantiker romantisch zu nennen sey. Es ist zwar im reinsten u zartesten Sinne von Sehnsucht, welche die höchsten, sogar überirdischen Regionen berührt, gedichtet; indessen werden wir doch auf einen Himmel, ein Ewiges, Dauerndes geführt, das nicht zu Ungunst sondern Vortheil des viel schwächeren Erdenwesens sich wirksam erweist. Und so ist eigentlich jene Kluft gefüllt, die unsere gemeinen Romantiker zwischen Erd u Himmel nur immer größer zu machen gewöhnlich sich bestreben.1)

Sept 10. [Jena] An C. L. F. Schultz2) (Br 33, 211): Zu welcher ruhigen, heitern,

liebevoll durchdringenden Kritik er [E. Schubarth] sich herangehoben habe, zeugt sein Gutachten über Olfried und Lisena, das ich von ihm verlangte; dem ersten Gesang hat er schon alles abgewonnen, was von den neun übrigen zu sagen ist. 11. [Jena] An S. Boissere ´e3) (Br 33, 214f.): Lassen Sie sich, Freunden und Freundinnen ein Gedicht empfohlen seyn: Olfried und Lisena. Ein Gedicht in Stanzen und zehn Gesängen von August Hagen, Königsberg. Folgendes Urtheil eines einsichtigen jungen Freundes trifft mit meiner Überzeugung völlig überein und wird auch der Ihrigen zusagen. Freylich gehört ruhiger Sinn und gelegene Zeit zum Genuß dergleichen Productionen.4) [11.] [Weimar] Adele Schopenhauer an G (GJb 1898, 53f.): Einige Zeilen Ihres Briefes an August,5) lieber bester Herr Geheimerrath, berechtigen uns Mädchen zum Urtheil, ja, 1

) Mit leichten Veränderungen in die Rezension übernommen (W 41.1, 253f.). ) G’s Tgb vom 10. Sept bestätigt die Sendung: Brief an Herrn Staatsrath Schultz. 3 ) G’s Tgb vom 11. Sept bestätigt: Brief an Boissere´e concipirt und mundirt. 4 ) Der weitere Text entspricht 31. Aug: Schubarth an G.; keine Antwort auf Lektüreempfehlung. 5 ) Vgl. oben 7. Sept: an A. v. Goethe. 2

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des alten Brauch’s halber, sogar zu vorlauten Redensarten ueber das uns anvertraute Liebes Pärchen Olfried und Lisena; und Heute kommen mir obendrein allerliebste kleine, runde Gesandte, mich zu Dank und Lachen aufzuregen, und mir in’s Gewißen zu reden. Wäre ich nicht eben von der niedlichsten Packerei der Kleinen Dicken, und der ihnen eignen Artigkeit ermuthigt, und aus meinem gewohnten Gleise herausgerißen, so hätte ich nicht den Muth a l l e i n , ohne die Andern, ein Wörtchen zu sagen, so muß ich aber doch erklären daß ich eben das Buch allein vollende, indem ich’s bereits 3 oder 4 mal vergeblich zu Ottilien [v. Goethe] gebracht. Ich konte die guten Liebenden unmöglich allein in ihren Fatalitäten verlaßen, und meine arme Tille [Ottilie v. G.] hat vor lauter Besuchern noch nicht den Anfang gehört. Wenn ich nun erst die mir verehrten Champignons verzehrt habe, so findet sich vieleicht in der Erinnerung an Ihre Freundlichkeit der Muth allerlei des wunderlichen Buches halber zu fragen, oder auch zu sagen; und vieleicht darf ich das recht bald mündlich thun, da wir alle hoffen, Sie nocheinmal in Weimar zu sehen, eh’ Ihnen ein neuer Enkel sein Willkommen zuschreit, und zujauchzt. Ihre Güte spielt mir die Feder in die Hand, und ich möchte sie so gern nehmen, wenn ich nur die Mädchen- oder Hasennatur ueberwinden könnte, ich fürchte vieleicht etwas dummes zu sagen, und doch muß alles heraus, wenn mich mein lieber Geheimerrath frägt! Für’s erste also nur herzlichsten Dank für geistigen und körperlichen Genuß das Buch versetzt mich zur einen1) Heimath nach Danzig, und die Pilzen2) erinnern an Hamburg, wo soll nun so ein gejagdter Mensch, der zu dem Transport keine Siebenmeilen Stiefeln hat, Ruh finden um noch etwas anderes hinzu zu fügen, als den freundlichsten Gruß und Kuß. Ihre Adele.

Sept 12. [Jena] Olfried und Lisena von Seiten Herrn von Knebels zum Geburts-

13.

13.

13.

14.

tage . . . [Nachmittags] Olfried und Lisena, eigenes und eingesendetes von Schubarth in Briefen zusammengestellt. [Jena] An C. L. F. Schultz (Br 33, 218): Lächeln Sie . . . über meine Leidenschaft für zwey junge Talente, einen Dichter und einen Kritiker; beide kann ich Ihnen dießmal zusammen empfehlen.3) [Jena] An K. C. v. Leonhard (Br 33, 221): Und nun [nach Naturwissenschaftlichem] noch eine ästhetische Mittheilung! Lassen Sie ein Gedicht, O l f r i e d u n d L i s e n a , von August Hagen in zehn Gesängen, Königsberg, sich und allen zart und rein fühlenden Freunden und Freundinnen bestens empfohlen seyn. [Jena, Briefe an] Herrn Staatsrath Schultz nach Berlin, Abschrift des 2. Gutachtens von Schubarth über Olfried und Lisena . . . Geh. Rath von Leonhard . . . [Jena] An E. Schubarth (Br 33, 222):4) Über Olfried und Lisena haben Sie ganz meine Empfindungen und Ansichten ausgesprochen; ich verlangte nicht mehr als das, was Sie geben.

1

) In GJb: Meinen. Hier korrigiert nach Hs. (GSA 28/89, 951). ) G’s Tgb vom 11. Sept verzeichnet: [Jena] An Fräulein Schopenhauer [per Bote] Schwämme . . . − Sie erhielt die Pilze wohl noch am selben Tag u. antwortete sofort (GJb 1898, 53 datiert: Mitte Sept.). 3 ) Gemeint sind Hagen u. Schubarth; beigelegt Schubarths Hagen-Kritik vom 9. Sept. 4 ) G’s Jenaer Tgb vom 15. März vermerkt: [Brief an] Herrn Carl Ernst Schubarth nach Leipzig. 2

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Sept 18. [Berlin] C. L. F. Schultz an G (G−Schultz 211): O l f r i e d u n d L i s e n a habe ich sehr hastig durchgelesen, und dabei die Längen, welche vorkommen, so gut, als möglich, vermieden. Auf diese Art macht das Gedicht schon jetzt eine vollkommne, sehr erfreuliche Wirkung, indem der reine Glanz dieser jugendlichen Phantasie überall heiter und anmuthig anspricht. Es scheint mir häufig des Guten zu viel zu sein, obwohl alles aus reiner, ächter Quelle ist, und im Einzelnen unseren Dank verdient, wenn es hier auch nicht an seiner Stelle ist. Durchaus erwirbt sich der Dichter einen Platz im Herzen aller derer, die sich von der Krankheit unserer Zeit frei erhalten haben, und ich begrüße seinen Auftritt im Osten als den eines glücklichen Gestirns. Eine Gelegenheit, die ich gefunden, über seine Persönlichkeit nähere Nachrichten einzuziehen, werde ich benutzen, und davon Mittheilung machen. 20. [Jena] An Zelter1) (Br 33, 239f.): Damit aber du Wellengeschaukelter,

Meeresgeruchschnufflender, Ufersehnsüchtiger, im Stillen und Ruhigen diesen Winter, an das gefährliche Große dich erinnernd,2) vergnügliche Stunden genießen könnest, so rath ich dir ein Gedicht anzuschaffen: O l f r i e d u n d L i s e n a in zehn Gesängen und über 600 Stanzen, von A u g u s t H a g e n , einem Jünglinge in Königsberg. Wenn auch diese Speise deinem derben Gaumen und guter Verdauungskraft hie und da allzuleicht erscheinen möchte, so wirst du gewiß entzückt seyn, gerade deinen Ostseeduft durch das ganze Büchlein anwehend zu spüren. Es ist eine wundersame Erscheinung, die mir viel Freude gemacht hat. 23. (s. „Zur Farbenlehre“: C. L. F. Schultz an G gD, EGW 4, 785) 25. [Jena] An C. L. F. Schultz (Br 33, 257): Am 13. September ging ein

Brief ab, auf Schubarth und Olfried und Lisena bezüglich. 26. [Weimar] Adele Schopenhauer an G (GJb 1898, 54f.): Ich trage heute Augusten das Buch hin, welches ich Ihrer Güte dankte, lieber Geheimmerrath, und nun ichs von mir gebe will es mich beinah betrübt machen mich davon zu trennen; so habe ich mich nach und nach festgelesen. Ich muß Ihnen wenigstens sagen, daß es mir viel Freude gemacht hat; es kommt dem guten Dichter alles so natürlich aus Aug’ und Herzen, daß es auch uns zum Herzen dringt und vieles dem äußern Auge wirklich vorzuschweben scheint, weil es dem Innern mit gar großer Treue gezeigt ist. Nun ist mir freilich am Helden der Geschichte wenig gelegen, es ist ein Leichtfuß und Schwächling, der mit respect. Feen gar nicht umzugehen weiß und ohne eigentliche Noth sich in Tod und Jammer stürzt; denn ich meine: ein rechter Liebhaber fände tausend Wege, um tröstend zur Liebsten durchzudringen. Und wie er endlich die alte Büchse wiederfindet, wird er durch das Wunder so klug zu thun, was er gleich thun konnte − er zieht einen anderen Rock an und geht eben hin! Der eigentliche Held ist mir der Dichter; und weil ich eben Muth habe zum Reden dessen, was meine Gedanken stets an Sie richteten im Lesen, so lassen Sie mich eine tolle Nebenidee bekennen, die ich nicht loswerden kann. Der Dichter spielt mir ein Märchen im Märchen, er kommt mir vor, wie ein verhexter herrlicher Held, der in eine Küche gebannt, als Küchenjunge zu leben gezwungen ist. Plötzlich rufen ihn draußen, irgend wie, Schicksalsstimmen zur That auf − die edle Natur erwacht mächtig in ihm, er will nun Wa f f e n und macht im Eifer den

1

) G’s Jenaer Tgb gleichen Datums vermerkt [Brief an] Zelter, Begrüßung bey seiner Rückkehr von Riga. 2 ) Betr. Zelters Schilderungen seines Ostseeaufenthalts im Brief vom 18. Aug − 16. Sept 1820 (MA 20.1, 629−40).

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Topf zum Helm, den Bratspieß zur Lanze, die Schüssel zum Schild und thut Wunder damit; wie neckisch auch die Rüstung, er ist und bleibt ein Held und mag wohl am Ende den Kranz erreichen, der dann auch seine Waffen verwandeln und veredlen wird. − So erkläre ich mir den g e q u i r l t e n Schaum des Meers und andre unedle Bilder, welche oft die zartesten und gewinnendsten Stellen verunzieren. Der Dichter ist so wahr, daß er nicht nur das Schöne der Natur, sondern oft auch all ihre Mängel uns bringt. Ungemein lieblich sind für mich die Fischer Episoden und alles sich auf Strand und Meer Beziehende. Ich glaube oft dort zu sein, denn der Nordküsten-länder zeigt sich überall, seine schönsten Gegenden gehören den Werdern, der Nehrung, ebenso alle Naturerscheinungen seinem Vaterlande. Und eben das macht mir das Buch so lieb, weil es den Dichter so wahr macht und weil es ihn erwärmt und aus Liebe begeistert. Man liest immer mit Interesse bis ans Ende. Wie diese Leistung dort möglich ward, begreife ich dennoch nicht, er muß eine reiche Fantasie haben und das Leben in ihm muß noch sehr jugendlich frisch sein, sonst wäre es unmöglich − ich kenne die Schwierigkeiten, durch die er seine Bahn brechen mußte. Mein guter lieber Geheimmerrath seyn Sie mir nicht böse, ich habe im Schreiben vergessen, wem ich schriebe und mich so keck und bestimt geäußert, daß mir mit einem Male sehr bange wird; sehen Sie nur aus der Überwindung, mit der ich nun schicke, was ich nicht anders schreiben kann, Sie aber vielleicht nicht loben können, wie sehr ich Sie liebe. Ihr Wunsch gestaltete sich in mir zur Nothwendigkeit und ich that was ich nicht lassen konnte.

Sept 27. [Jena] Brief von Adelen . . . 29. [Jena] An A. v. Goethe (Br 33, 271): Adele werde schönstens wegen

Brief und Silhouette gegrüßt, ersterer kritischen, zweyte romantischen Inhalts.1) Sie erhält nächstens einige Worte dankbaren Sinnes und Geistes. 30. [Jena] An Adele Schopenhauer2) (Br 33, 272): Schönsten Dank für Ihr liebes Blatt, meine gute Adele! Nun besitz ich schon drey Äußerungen über Olfried und Lisena, zwey männliche [von Schubarth und Schultz] und eine frauenzimmerliche, und wie sehr erfreut mich die daraus hervorgehende allgemeine Cultur, da sie in der Hauptsache durchaus gleichlautend sind. Nur daß die Männer den Poeten für einen guten Jungen gelten lassen, Sie ihn aber, mit scheinbarer Unbarmherzigkeit, als Küchenjungen an den Herd versetzen. Doch läßt sich auch dieses zu seinen Gunsten auslegen, denn indem Sie, als würdige Haustochter, auch wohl einmal am Herd ein Geschäft treiben, so schien es Ihnen nicht unangenehm, einen so zarten hübschen Burschen gelegentlich in der Nähe zu haben, der, nachdem er sich soviel mit dem Wasser beschäftigt, doch auch wohl dem Feuer etwas abgewinnen könnte. 1

) Möglicherweise die Silhouette, die G am 12. Juli 1821 an Marianne v. Willemer sandte, s. „Hagen: Olfried und Lisena noch einmal“, S. 72. Dazu s. auch die Berichte Hagens an Molly (Emilie Cäcilie) Oestreich vom 21. Nov 1821 u. Apr/Mai 1822, s. „Hagen: Olfried und Lisena noch einmal“, S. 74 u. 76. Wenn es sich immer um denselben Scherenschnitt handelt, dann müßte Adele Schopenhauer im Nov 1821 Hagen von ihm erzählt haben, ohne zu wissen, daß er von G bereits an Marianne v. Willemer versandt worden war; G selbst scheint gegenüber Hagen nicht davon gesprochen zu haben. 2 ) G’s Jenaer Tgb v. 1. Okt vermerkt Brief an Adele Schopenhauer . . .

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Okt

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Schönsten Dank zugleich für das liebenswürdige Bildchen . . . Wie gern hätt ich den weimarischen Freunden diesen bedeutenden jungen Mann [E. Schubarth] vorgestellt, auch Adelchen, hoffe ich, sollte ihn besser locirt haben, als jenen Helden.1) 2. [Jena] An L. Nicolovius2) (Konzept; Br 33, 280): Da ich diese merkwürdige Stadt [Königsberg] nenne, von daher so viel Bedeutendes über Deutschland ergangen, so kann ich mich nicht enthalten, ein romantisches Gedicht O l f r i e d u n d L i s e n a , in Stanzen und zehn Gesängen, von August Hagen bestens zu empfehlen. Der Dichter ist sehr jung, man muß es daher in gewissem Sinne nicht allzu genau mit ihm nehmen. Er vereinigt mit dichterischem Verdienst auch das sittliche, und man freut sich, in seiner Arbeit keinen der Fehler zu finden, die man an unserer Jugend bedauert. 10. [Berlin] L. Nicolovius an A. Hagen (A Selection of Autographs and Manuscripts offered for sale by Kotte Autographs. Rosshaupten 2014 Nr. 216): . . . Heute bietet sich mir eine so schöne Gelegenheit, Schuld u. Dank Ihnen auf eine erfreuliche Weise, u. beßer als ich je aus eignen Mitteln es vermöchte, abzutragen, daß ich diesen Augenblick erhasche u. flugs schreibe. In einem heute erhaltenen Briefe von Goethe steht nämlich folgendes: − Da ich die merkwürdige Stadt Königsberg nenne, von daher so viel Bedeutendes über Deutschland ergangen, so kann ich mich nicht enthalten ein romantisches Gedicht, Olfried u. Lisena, in Stanzen u. zehn Gesängen, von August Hagen bestens zu empfehlen. Der Dichter ist sehr jung, man muß es daher in gewißem Sinne nicht allzu genau mit ihm nehmen. Er vereinigt mit dichterischem Verdienst auch das Sittliche u. man freut sich in seiner Arbeit keinen der Fehler zu finden, die man an unserer Jugend bedauert. Diese Stimme des ehrwürdigen Meisters möge Sie erfreuen u. ermuntern, ernsthaft weiter zu streben, u. geistige u. sittliche Würde in Sich ferner zu pflegen, u. der wahren Weise von oben immer mehr theilhaftig zu werden! Erlauben Sie es mir zu sagen, daß ich mit herzlicher Theilnahme Sie auf Ihrer Bahn begleite . . . 21. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 647): Olfried und Lisena sind so eben auch angekommen, darüber soll es morgen hergehn. 26. [Königsberg] F. Nicolovius3) an G (GSA 28/659): Entschuldigen Sie, geehrter Onkel, wenn ich Ihnen durch ein paar Zeilen einige Augenblicke nehme, ich bin hierzu aber um so mehr veranlaßt, da unserer Stadt von Ihnen selbst so ehrenvoll gedacht wird. Sie haben hier einen meiner Jugendfreunde, den Verfasser des Olfried zum glücklichsten Menschen gemacht. In seinem Namen darf ich sagen, daß er die mannigfachen Schwächen dieses dichterischen Versuches wohl erkannt, und Ihnen denselben zu überschikken nicht gewagt haben würde, wenn Ihm nicht Ihre große Nachsicht bekannt wäre. Da Sie ihn sogar einer öffentlichen Anzeige gewürdigt haben, werden gewiß in mancher Hinsicht bessere Produktionen von ihm zu Tage gefördert werden. Von hier und dort

1

) Besuche von Schubarth im Tgb 24.−28. Sept täglich vermerkt (Tgb 7, 227−29). Vgl. „Homer noch einmal“: Tgb 24. Sept 1820 m. Anm., S. 413. 2 ) G’s Neffe Georg Heinrich Ludwig Nicolovius stammte aus Königsberg, wo er seit 1805 als preuß. Konsistorialrat für Schulwesen u. Kirchenangelegenheiten zuständig war. Seit 1808 lebte er als Staatsrat im Innenministerium, zuständig für Kultus u. Unterricht, in Berlin. 3 ) Großneffe G’s Georg Heinrich Franz Nicolovius, zweiter Sohn von Luise u. Ludwig N.

1820

HAGEN: OLFRIED UND LISENA

71

wurde ihm der Rath gegeben, noch einige Jahre den jetzigen Versuch als Manuscript liegen zu lassen, ihn dann umzuarbeiten und zu comentiren, um aber überhaupt erst zu wissen, ob dichterische Anlage in ihm sei, übergab er das Werk schon jetzt dem Drucke und jedem noch so strengen Urtheile.

Nov

2. [Jena] An F. Lehmann (Konzept; Br 34, 1): Hiebey erhalten Dieselben

soviel Manuscript, als wohl zum fünften und sechsten Bogen hinreichen möchte.1) 13. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 271f.): Olfried und Lisena lese ich nur zuweilen am Abend. Unbedingtes Lob möchte ich wohl dem Gedichte nicht beilegen. Unsre Stanzendichter sind auch mit den Stanzen gar nicht zufrieden, und auch wohl nicht ganz mit Unrecht. Ueberall bemerkt man das Hinderniß, das ihm die oft wiederholten Reime beilegen. Der dritte Gesang zeugt mir vorzüglich von dem Geist und Talent des Dichters, wo er bei den Statuen im Garten den Charakter der Personen auf das Trefflichste darstellt. 26. [Weimar] Revision des 6. Bogens von Kunst und Alterthum . . . An Wes-

selhöft den 6. Revisionsbogen zurück. CK

[Hagen, A.:] Olfried und Lisena noch einmal2)

E

1821 Febr / Sept Anf.?−Nov 30. (Abschluß Druckvorbereitung KA III 3)

D

KA III 3 (1822) 135−37. − C1 45 (1833) 230f. − W 41.1, 356f. − AA-SL 2, 113. − MA 13.1, 456f. − FA I 21, 274.

Z ⎯

1820 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 175): Von deutschen Productionen war

mir O l f r i e d u n d L i s e n a eine höchst willkommene Erscheinung, worüber ich mich auch mit Antheil aussprach. Das einzige Bedenken, was sich auch in der Folge einigermaßen rechtfertigte, war: der junge Mann möchte sich in solchem Umfang zu früh ausgegeben haben.

1821 Jan

31. [Berlin] L. Nicolovius an G (GSA 28/659 St. 7): Ganz besondere Freude hat mir auch die freundliche Herablaßung zu dem jungen Königsbergischen Dichter Hagen gemacht. Er ist ein guter Geselle meiner Kinder, Sohn eines geachteten, wohlhabenden Hauses,

1

) Bogen 6 u. a. mit Olfried und Lisena (QuZ 4, 344). ) Nachtrag zur Rez. von 1820 (s. die beiden vorangehenden Artikel); G äußert Vorbehalte als Ratschläge für Hagens weiteres Schaffen. 3 ) Verfaßt 1822/26. 2

72

HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

1821

das altväterisch Ehre u. Sitte bewahrt, und, wenn bisher gleich nicht einen Dichter, doch immer wißenschaftliche Männer, insonderheit geachtete Chemiker u. Botaniker in sich auferzogen hat.1) Der ernste, redlich einfache Sinn des jungen Dichters wird ihn gewiß vor mancher Abschweifung bewahren, u., wenn die Kraft hinreicht, an ein schönes Ziel fördern.

Febr

5. Briefe von Zelter und Nicolovius durch Max Jacobi und Dlle [Maria

Susanna] Schlosser. [23.] An L. Nicolovius2) (Konzept; Br 34, 142): Daß der junge Königsberger

Dichter [A. Hagen] auch ein Zeugniß guter sittlicher Eigenschaften würde aufzuweisen haben, konnte bey dem flüchtigsten Überblick seiner wohlgesinnten Arbeit vorausgesetzt werden; und mich freut besonders, daß ich meine gute Meynung einem so schönen Familien- und Freundeskreise unbewußt und ohne äußeren Anlaß widmen können. Es läßt sich gar manches Gute von dem Gedichte sagen, in dem nächsten Stück von Kunst und Alterthum werden wir auf ihn zurückkommen. Juli 12. An Marianne v. Willemer3) (Br 35, 8): Damit Sie denn ferner diesem guten Kinde [Adele Schopenhauer] noch mehr geneigt werden, sende eine andere kleine Arbeit4) und muntere Sie zugleich auf, wenn Olfried und Lisena auf der [Gerber-]Mühle noch nicht gekannt wären, das anmuthige Paar dorthin einzuladen, zur Unterhaltung an manchen, nächst zu hoffenden trockenen und heiteren Sommerabenden.5) 20. [Königsberg] A. Hagen an G (GSA 28/380 St. 1): Wohl heischte es die Pflicht für die gnädige Zuschrift v 1 Sept 20,6) in der ich mehr als eine Verzeihung meines kühnen Unterfangens erblickte, Ew. Excellenz meinen tief empfundenen Dank demuthsvoll niederzulegen. Allein aus Furcht, unbescheiden zu erscheinen, wagte ich damals nicht, die hohe Freude der Überraschung auszusprechen über ein so großes, nie geahntes Glück. Um dasselbe zu vollenden, erhielt ich nun das neuste Heft der Zeitschrift über K. und A.,7) dem ich mit kindlich brennendem Verlangen entgegenharrte und nicht länger darf ich schüchtern anstehn, von mir den Vorwurf der Undankbarkeit zu entfernen. Gewiß muß jeder die huldvolle Beurtheilung mit inniger Rührung lesen, in der jegliches Wort, 1

) A. Hagens Vater war der Königsberger Medizinalrat u. Professor für Chemie, Physik, Botanik u. Mineralogie an der Universität in Königsberg, Karl Gottfried Hagen. Der Großvater, Heinrich Hagen, war Apotheker in Königsberg. A. Hagens Bruder Joh. Friedrich übernahm die Hofapotheke des Vaters; der Bruder Carl Heinrich wurde Professor für Politik an der Universität Königsberg. 2 ) G’s Tgb zufolge ging der Brief am 24. Febr: . . . an Staatsrath Nicolovius . . . 3 ) Laut Tgb Absendung des Briefes am 13. Juli an: Herrn Geh. Rath von Willemer, Frankfurt a. M. 4 ) Dazu vermerkt M. Hecker: Goethes Briefwechsel mit Marianne von Willemer. 5. Aufl. Leipzig 1937, 403: vermutlich ein Scherenschnitt zu dem Epos ,Olfried und Lisena‘; so auch Weitz − Willemer 405 (s. „Hagen: Olfried und Lisena“ 29. Sept 1820: an A. v. Goethe, S. 69). Aus Versehen hatte G ein Ex. der Wanderjahre mit hs. Widmung zu Adeles Geburtstag an Marianne geschickt. 5 ) Eine Antwort auf die Lektüreempfehlung erfolgte nicht. 6 ) Nicht überliefert; vermutl. war der nicht überlieferte Brief vom 6. Sept 1820 gemeint; s. „Hagen: Olfried und Lisena . . . Ankündigung“, S. 63. 7 ) KA III 1 mit G’s Rez.; s. „Hagen: Olfried und Lisena“, S. 63.

1821

HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

73

dem strengen Richtertone abhold, Liebe athmet; um wie viel mehr ich. Unmöglich kann ich daher mein Entzücken schildern über einen so großen Lohn für so kleines Verdienst, zumahl da mich noch die Unruhe erfüllt, die bei mir ein unerwartet frohes Ereigniß zu erregen pflegt und meine Empfindungen zwischen andachtsvollem Anstaunen und seliger Begeisterung wogen. Wie sollte auch der überraschte Jüngling es schon fassen können, eine so unbeschreiblich gütige Aufnahme beim größten Dichter gefunden zu haben? Wenn die Bilder, die sich mein Geist von großen Männern entwirft, stets an überirdische Erhabenheit grenzen, so muß ich doch mit tiefer Beschämung bekennen, daß ich solche Größe mit solcher Herablassung vereint, nie zu denken mir erlaubt habe. Stets wird es einer der schönsten Tage meines Lebens bleiben, an dem ich jene Schrift erhielt, die ich immer von neuem lese und nie oft genug lesen kann. Stolz könnte sich leicht in meine Seele schleichen, wenn ich nicht zu deutlich erkennen mögte, daß die ehrenvolle Auszeichnung allein dem unendlichen Wohlwollen Ew Excellenz beizumessen sei. Also ermuthigt will ich ferner wandeln auf dem Pfade der heitern Kunst und im Gefühl eigner Schwäche dem Tadler liebreich begegnen und den Spötter vermeiden.

Aug

5. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 595f.): Verzeichniß der angekommenen Briefe seit dem 26. Jul. [G’s Abreise nach Marienbad] . . . Hagen . . . Dankerfüllt von der gütigen Aufnahme von Olfrid und Lisena, hocherfreut über die Beurtheilung in . . . K. u. A. Entschuldigung mit Gründen nicht schon längst geschrieben zu haben.1) 25. [Frankfurt, Gerbermühle] Marianne v. Willemer an G (Weitz − Willemer 119): Die liebenswürdige Darstellerin [Adele Schopenhhauer] der liebenswürdigsten Gedanken sei dankbar und freundlich von mir gegrüßt2) . . .

Sept

7. [Eger] An J. St. Zauper (Br 35, 76): Ist Ihnen ein Heldengedicht in

Stanzen: O l f r i e d u n d L i s e n a vorgekommen? Versäumen Sie nicht, es zu lesen. Der Verfasser ist sehr jung, aber ein entschiedenes Talent; ich habe ihm gerathen, künftig nur einfache Gegenstände und Motive in kleineren Gedichten auszuführen, da denn, wenn er sich auch einmal vergreift, der Schade nicht so groß ist. Ein Gedicht, wozu ein so langer Athem gehört, zu unternehmen, halte für doppelt gefährlich; vom Gegenstand wird verlangt, daß er würdig sey, und von der Ausführung, daß sie vollkommen gleich bleibe.3) Nov 19. [Weimar] Anmeldung von Hagen aus Königsberg, welcher bey den Kindern zum Thee war. Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 8, 315): De seditionibus a Crescentio Romae conflatis Dissertatio [24. Sept 1821] etc. Publice defendet Ernst. Aug. Hagen. Regiomonti . . . V. Verfasser.4) 20. Mittag [H.] Nicolovius5) und Hagen von Königsberg. Nach Tische Un-

terhaltung.

1

) Eingang des Briefs noch einmal gelistet in Augusts Verzeichnis vom 6. Sept 1821 (Sanford 1, 634). 2 ) Vgl. oben 12. Juli 1821: an Marianne v. Willemer m. Anm. 4. 3 ) Hinweis auf die Arbeit an Olfried und Lisena noch einmal? 4 ) Vermutl. Geschenk bei Hagens Besuch; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 3455). 5 ) G’s Großneffe Friedrich Heinrich Georg Nicolovius.

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HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

1821

Nov 21. Dr. Hagen; Unterhaltung mit demselben über seine nächsten Arbeiten

. . . Mittag Dr. Hagen und Nicolovius. 21. [Weimar] A. Hagen an Molly [Emilie Cäcilie] Oestreich1) (Hagen, Gedächtnißschrift, 55f.): [Ottilie v. Goethe] . . . empfing mich mit der Frage, wie ich geschlafen habe und stellte mich ihrer Freundin, Adelen Schopenhauer, der Tochter der Schriftstellerin und der Lieblingin Goethes, auf die liebenswürdigste Weise als Landsmann vor. Ich hatte nur eine Bekanntschaft wieder zu erneuern, da ich bereits in Danzig sie gesehen und als höchst interessant kennen gelernt hatte. Kurz darauf trat Goethe ein, ein jugendlicher Greis, in dessen Zügen sich Würde, aber nicht Stolz oder Hochmuth verräth. Ich überreichte ihm das Schreiben des Staatsraths [G. H. L.] Nicolovius und er begrüßte mich mehr vertrauensvoll, als ich es je erwarten konnte. Man setzte sich zu Tisch und Goethe, der, wie seine Schwiegertochter mir sagte, mit jedem Tage lebhafter und liebenswerther würde, zeigte die heiterste Laune und den glücklichsten Humor. Seine Neckereien, meist gegen das weibliche Geschlecht gerichtet, wozu ihn Adele reizte, waren eben so artig als harmlos . . . Während des Tisches richtete er viele Fragen, die Königsberg betrafen, an mich und ich freute mich, in viele Gegenstände ihn eingeweiht zu finden, von denen ich nicht geglaubt hätte, daß sie außer dem Bezirk der Stadtmauern bekannt wären. Nach Tische ging er mit mir in dem Nebenzimmer auf und ab und erkundigte sich nun nach meinen wissenschaftlichen und poetischen Arbeiten, an welchen er den innigsten Antheil nahm, fragte nach meinem Lebensplan und dann nach meinen Geschwistern. Ueber meinen Vater hatte er bereits Nachricht von Heinrich N.[icolovius], der in seinem Hause seit sechs Wochen lebt, eingezogen. Goethe zeigte mir Sachen, die Adele Sch. auf eine bewunderungswürdig feine, geschmackvolle und geistreiche Art aus schwarzem Papier geschnitten hatte und unter Glas und Rahmen prangten . . . Während des Gespräches mit Goethe kam ich auf die litthauischen Dainos [Volkslieder] zu sprechen, sogleich rezitierte er eins und sprach nun mit mir ebenso angenehm als belehrend über Nazionalgesänge.2) 22. [Weimar] A. Hagen an Molly [Emilie Cäcilie] Oestreich (Hagen, Gedächtnißschrift, 57): Pünktlich stellte ich mich ein und mußte ihm . . . den Plan meines Trauerspiels haarklein erzählen,3) und er gab mir seine Zufriedenheit zu erkennen. Darauf sprach er mit mir über die englische, spanische Litteratur und entließ mich . . . Er nahm von mir mit einem herzlichen Händedruck Abschied und bat mich, wenn ich mich einige Zeit in Göttingen aufgehalten hätte, etwas von mir hören zu lassen. 25. An L. Nicolovius4) (Konzept; Br 35, 186f.): Noch eben zur rechten Zeit

um seinen Königsberger Freund [H. Nicolovius] zu begrüßen, ist Doctor Hagen angekommen, ich habe diesen jungen Mann so innig gegründet und so redlich strebend gefunden, wie sein Gedicht erwarten ließ. Indessen ist es sehr schwer, einem solch entschiedenen Talente auf irgend eine Weise zu nutzen. Die angeborne Fähigkeit sieht sich im Weiten um, sie sucht sich selbst Aufgaben, deren Lösung man ihr überlassen muß, wenn man auch das Unternehmen nicht billigen könnte. Auf alle Fälle können wir uns beruhigen, da der Aufenthalt in Göttingen seinem historischen Bestreben gewiß förderlich seyn wird. Was die 1

) Hagens Verlobte. ) Vgl. „Rhesa: Dainos“ u. „Vorläufige Anzeige“. 3 ) Das Trauerspiel Bonifacio und Imelda (s. unten 10. u. 31. Jan 1822: Hagen an Schubarth; 5. Febr 1822: Schubarth an G); das Trauerspiel ist nicht nachweisbar. 4 ) G’s Tgb vermerkt am 25. Nov: [Brief] An Staatsrath Nicolovius nach Berlin. 2

1821

HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

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Reise nach Italien auf ihn wirken kann, ist nicht zu berechnen; ich veranlasse ihn, mir von Zeit zu Zeit von seinen Zuständen Nachricht zu geben, aus eigner Neigung und in herzlichem Betracht des Antheils, den Sie an ihm nehmen. Überhaupt finde ich ihn zu einem geselligen Betragen schon hinlänglich gebildet, und wird ihm sein Benehmen, das einem jungen Gelehrten gar wohl geziemt, zuerst in Göttingen sehr zu statten kommen. Es fehlt ihm zwar nicht an Empfehlungsschreiben, ich will aber doch an meinen Freund [G.] Sartorius seinethalben ein zutrauliches Wort vermelden.1) Nov 30. Abschriften von Kunst und Alterthum 3. Bandes 3. Heft. Dez 1. Der neunte Revisionsbogen [u. a. mit Olfried und Lisena noch einmal] angekommen, und der Schluß von Kunst und Alterthum III, 3. nochmals durchgesehen und zur morgenden Absendung vorbereitet.

1822 Jan

10. [Göttingen] A. Hagen an E. Schubarth (Scholz 13f.): Mein zweitägiger Aufenthalt in Weimar2) reichte hin, um die seltene Herablassung des Herrn Geheimrath von Goethe in seiner [!] ganzen Größe kennen zu lernen. Nicht genug, daß ich zweimal zur Mittagstafel gezogen wurde, wo ich den jugendlichen Humor des Greises zu bewundern Gelegenheit fand, würdigte er mich auch einer besonderen Unterredung, in der er sich mit dem Plane meines Trauerspiels: Bonifacio und Imelda (die Streitigkeiten der bolognesischen Häuser Lambertazzi und Gieremei betreffend) von mir bekannt machen ließ. Die Schilderung, die Sie mir von dem großen Manne entworfen, fand ich vollkommen gerechtfertigt. 31. [Göttingen] A. Hagen an E. Schubarth (Scholz 14f.): An meinem Trauerspiele: Bonifacio und Imelda, habe ich hier, wo die vielfachen Zerstreuungen des Lebens in einer großen Stadt wegfallen, bisher fleißig gearbeitet und es in diesen Tagen vollendet. Ich bin gegenwärtig damit beschäftigt es abzuschreiben. Leider! habe ich hier niemand gefunden, dessen Urteil ich zu Rate ziehen könnte, da die handwerksmäßig betriebene Gelehrsamkeit jenen Sinn ganz ertötet zu haben scheint, den ein Bürger, Hölty und andere erweckt hatte. Ein Umstand, der mir um so schmerzlicher ist, da ich den kühnen Plan hegte, diese Tragödie dem Herrn Geheimrath v. Goethe in Abschrift zu übersenden. Wenn mich auch die Furcht daran hindert, daß mein Betragen leicht für eine Anmaßung ausgelegt werden könnte, die um so sträflicher erscheinen muß, wenn sie nicht der Wert des geschickten Manuskripts rechtfertigt, so ermuntert mich wiederum die Hoffnung, Verzeihung zu erhalten, zur Ausführung meines Vorsatzes, da der Herr Geheimrath mit dem Plane des Trauerspiels nicht unzufrieden zu seyn schien und überdies mir beim Abschied die Erlaubniß gab, ihm bisweilen über mein Treiben Nachricht zu ertheilen. Noch weiß ich nicht, wozu ich mich entschließen werde.

Febr

5. [Berlin] E. Schubarth an G (GSA 28/830 St. 30): Von August Hagen erhalte ich eben einen Brief, worin er mir schreibt, daß er sein Trauerspiel B o n i f a c i o u I m e l d a fertig gemacht.3) So bald davon eine reinliche Abschrift zu Stande ist, wird er es Ew. Excellenz übersenden.

1

) Geschah nicht. ) s. oben 21. u. 22. Nov 1821. 3 ) Vgl. oben 10. u. 31. Jan 1822: Hagen an Schubarth. 2

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HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

1822

[ca. Apr/ [Dresden] A. Hagen an Molly [Emilie Cäcilie] Oestreich (Hagen, Gedächtnißschrift, Mai] 58): Mein Trauerspiel ist nun fertig, jetzt bleibt mir nur noch die Mühe des Feilens − dann wird es an Vater Goethe geschickt. Mit dem Plan war er zufrieden, hoffentlich wird er es auch mit der Ausführung sein . . . Goethes Güte erscheint mir im höchsten Licht − − ich weiß nicht, ob ich Dir erzählt habe, was ich in Weimar von Adele Schopenhauer hörte, nämlich, daß es Goethes Absicht sei, mir eine von ihr zu meinem Gedicht ausgeschnittene Gruppe . . . zuzuschicken. Wie habe ich diese Aufmerksamkeit nur verdient? Apr

8. Der deutsche Gil Blas, eingeführt von Goethe1) ( W 42.1, 99): A u g u s t

H a g e n von Königsberg, Verfasser von O l f r i e d u n d L i s e n a , hat, wie wir hören, mehrere kleine Gedichte eigenthümlichen Zuständen seiner vaterländischen Gegend gewidmet, wir wünschen solche bald gedruckt zu sehen. Uns wenigstens ist es höchst erfreulich, wenn ein wahres dichterisches Talent sich dem Besondern widmet, und das, was dem Menschen als gemein und alltäglich vorkommt, in aller Eigenthümlichkeit glänzend hervorzuheben weiß, wovon in dem genannten Heldengedichte schon die schönsten Beyspiele vorhanden sind . . . Mai

3. [Dresden] A. Hagen an G (GSA 28/97 Bl. 124f.): Indem es mir eine eben so heilige, als angenehme Pflicht seyn muß, für den wohlgemeinten Rath meinen heißesten Dank zu zollen, ergreife ich diese Gelegenheit um von der gütigen Erlaubniß Gebrauch zu machen, Ew. Excellenz über meine Bestrebungen Nachricht ertheilen zu dürfen. Ich erkenne es immer deutlicher, wie sehr ich der Leitung bedarf, um einmal den Weg zu finden, der allein dem Ziele der Vollkommenheit entgegenführt. Wie sehr wünschte ich meine kleinen poetischen Arbeiten Ew Excellenz übersenden zu können, unter denen manche erzählende Gedichte vielleicht den Forderungen der Kritik am ersten entsprechen würden . . . Da ich indeß gern ein Zeugniß meines poetischen Strebens ablegen mögte, so werden Ew Excellenz gütigst entschuldigen einen dramatischen Versuch zu erhalten, dessen Mangelhaftigkeit wohl von neuem zeigt, wie hoch ich des Meisters Wort zu verehren habe.2) 7. An A. Hagen3) (Konzept; Br 36, 33f.): Die Ankunft des mir übersen-

deten Trauerspiels verfehle nicht sogleich zu melden, ohne jedoch Ihrem Wunsch gemäß einige Betrachtungen darüber hinzufügen zu können. Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich gewöhnt, alle Schauspiele . . . nur in Bezug auf das weimarische Theater und in wie fern sie auf demselben, unverändert oder verändert, vorgestellt werden können, zu betrachten . . . Seit meiner Entfernung vom Theater und bey Ermanglung alles praktischen Zwecks ist es mir unmöglich, ein neues Bühnenstück zu lesen, weil ich es ohne Bezug auf unmittelbare Vorstellung nicht zu beurtheilen wüßte. Erlauben Sie mir also, das Stück, wenn es meine Kinder und jüngern Freunde gelesen, wieder dankbar zurückzusenden. Finde ich in dem Urtheil dieser lebens- und bühnenlustigen Jugend einiges was Sie erfreuen und fördern könnte, so soll es sogleich erfolgen. Ihre kleineren Gedichte würde mit Vergnügen sehen. 1

) s. „Sachse: Der deutsche Gil Blas“. ) Dazu s. oben 1822 Jan 10. u 31.: Hagen an Schubarth; Febr 5.: Schubarth an G. 3 ) G’s Tgb v. 8. Mai vermerkt: Brief an Herrn Hagen in Dresden. 2

1822

HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

77

[Mai [Dresden] A. Hagen an Molly [Emilie Cäcilie] Oestreich (Hagen, Gedächtnißschrift, Mitte] 70): Montag erhielt ich einen drei Seiten langen Brief von Goethe, worin er mir den Empfang des Trauerspiels anzeigt und mich benachrichtigt, daß er meiner im Vorworte des deutschen „Gil Blas“ gedacht habe.1) Mai 31. [Dresden] A. Hagen an Molly [Emilie Cäcilie] Oestreich (Hagen, Gedächtnißschrift, 74): Ein Verwandter Tiecks erzählte mir, daß Goethe an ? geschrieben und auf mich aufmerksam gemacht habe.2) Juni 27. [Dresden] A. Hagen an G (GSA 28/380 St. 2; St. 3): Wenn ich es erst jetzt wage, meinen tiefen Dank für die mir unendlich theure Zeitschrift auszusprechen; so mag mich allein der Wunsch entschuldigen, Ew. Excellenz einen glücklichen Erfolg der mit einer Verlagshandlung meiner Gedichte halber angeknüf[!]ten Verbindung zu melden. Leider ist mir ein neuer Versuch fehlgeschlagen und es bleibt mir daher keine andere Aussicht, als vielleicht in einem der gelesensten Taschenbücher für das zukünftige Jahr meine anspruchlosen Dichtungen Ew. Excellenz vorlegen zu können.3) Indem ich nochmals wegen meiner Kühnheit, mit der ich es wagte einen dramatischen Versuch als Zeichen meiner poetischen Wirksamkeit zu übersenden, demüthigst um Entschuldigung bitte, so muß ich es ablehnen, das Verlangen damit verbunden zu haben, darüber besonders belehrt werden wollen. Zumahl da meine geringe Fähigkeit einen Beschützer gefunden, der mit unbeschreiblicher Herabstimmung, was gut an mir ist, zu pflegen strebt, wie ich nicht nur aus der Vorrede zum deutschen Gilblas,4) sondern auch aus Zaupers Studien ersehe,5) so daß ich es mir als unverzeihliche Unbescheidenheit auslegen müßte, mich an Ew. Excellenz in einer andern Absicht zu wenden, als zu danken. Da im deutschen Gilblas einer Sammlung plattdeutscher Gedichte rühmlich erwähnt wird, so bin ich so frei im Vertrauen auf gütige Verzeihung eine Romanze, treu einer Volkssage nach erzählt, in meiner heimischen Volkssprache beizulegen.6) Ich dichtete sie in der Absicht, um den für Poesie sehr empfänglichen Sinn der niedern Klasse in meiner Vaterstadt nach Kräften zu nähren und dadurch der Verbreitung unsauberer Ergießungen einer ausschweife’nden Muse zu steuern. Der gute Wille mag für die That gelten.

1823 März

Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 9, 324): August Hagen, Gedichte. Königsberg. 1822. Vom Verfasser.7) 1

) Bezieht sich wohl auf G’s Brief vom 7. Mai; darin allerdings kein Verweis auf Gil Blas (s. voriges Z u. oben 8. Apr). 2 ) Hagen, Gedächtnißschrift vermerkt zum Empfänger des G-Briefes: Name im Originalbriefe unleserlich. Es könnte sich um G an Nicolovius, 25. Nov 1821 (s. oben) oder G an Zauper, 7. Sept 1821 (s. oben) handeln; letzteres abgedruckt in Zaupers Studien über Goethe. Wien 1822 (s. unten Anm. 5). 3 ) Hagen hatte für die Publikation seines Gedichtbandes Schubarth um Vermittlung an einen Verleger gebeten (vgl. oben erwähnte Briefe Hagens an Schubarth vom 10. u. 31. Jan 1822 (Scholz 13f.). 4 ) s. oben 8. Apr 1822. 5 ) Dort zur empfehlenden Vorrede G an Zauper vom 7. Sept 1821 (s. d.), u. a. mit der Passage über Hagen, abgedruckt. J. St. Zauper: Studien über Goethe. Als Nachtrag zur deutschen Poetik aus Goethe. Wien 1822, 5 u. 11. 6 ) Beilage: Gedicht u. d. T. De Onderheadschtes. Von Hagen kommentiert: Wahrscheinlich: die Unterirdischen (GSA 28/380 St. 3). Wohl nicht publiziert. 7 ) Hagen befand sich vom Sommer 1822 bis zum 31. Juli 1823 auf einer Italienreise.

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HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

1823

Sept 18. [Jena] Eckermann Gespräche (FA II 12, 49f.): „Da ist der August Hagen in Königsberg, ein herrliches Talent; haben Sie seine Olfried und Lisena gelesen? Da sind Stellen darin, wie sie nicht besser sein können; die Zustände an der Ostsee und was sonst in dortige Lokalität hineinschlägt, alles meisterhaft. Aber es sind nur schöne Stellen, als Ganzes will es niemanden behagen. Und welche Mühe und welche Kräfte hat er daran verwendet! ja er hat sich fast daran erschöpft. Jetzt hat er ein Trauerspiel gemacht!“ Dabei lächelte Goethe und hielt einen Augenblick inne. Ich nahm das Wort und sagte, daß . . . er Hagen in Kunst und Alterthum geraten, nur kleine Gegenstände zu behandeln. „Freilich habe ich das . . . aber tut man denn, was wir Alten sagen? Jeder glaubt, er müsse es doch selber am besten wissen, und dabei geht mancher verloren und mancher hat lange daran zu irren. Es ist aber jetzt keine Zeit mehr zum Irren, dazu sind wir Alten gewesen, und was hätte uns alle unser Suchen und Irren geholfen, wenn Ihr jüngeren Leute wieder dieselbigen Wege laufen wolltet. Da kämen wir ja nie weiter! Uns Alten rechnet man den Irrtum zu Gute, weil wir die Wege nicht gebahnt fanden; wer aber später in die Welt eintritt, von dem verlangt man mehr, der soll nicht abermals irren und suchen, sondern er soll den Rat der Alten nutzen und gleich auf gutem Wege fortschreiten. Es soll nicht genügen, daß man Schritte tue, die einst zum Ziele führen, sondern jeder Schritt soll Ziel sein und als Schritt gelten.“ Dez 10. [Königsberg] A. Hagen an G (GSA 28/104 Bl. 390): So harte Urtheile ich auch erfahren habe, so will ich die Gaben der Musen darum nicht abweisen, sondern sie nur vor ihrer Mittheilung einer strengern Prüfung unterwerfen. So viele Plane mein Gemüth erfüllen, so werden fürs künftige mir nur wenig Stunden vergönnt seyn, meiner Lieblingsneigung zu huldigen, da ich in Ostern meine akademische Laufbahn mit einer Vorlesung über die Geschichte der deutschen Dichtkunst zu eröffnen Willens bin.1) Wohl fühle ich, wie wenig Reife ich besitze, um einen Gegenstand von solcher Wichtigkeit zu umfassen, jedoch lebe ich in der Hoffnung durch Eifer und Anspruchslosigkeit einige Zuhörer zu gewinnen und will meinen Fleiß für reichlich belohnt halten, wenn es mir gelingen sollte, in einige Gemüther Ehrfurcht einzuflößen für den Glanz deutscher Literatur.

1827 Mai 13. [Königsberg] A. Hagen an G (GSA 28/380 St. 4): Nach einem langen Zeitraum wage ich es wieder, mein Andenken bei Ew. Excellenz zu erinnern, indem ich mir die Freiheit nehme, beiliegende archäologische Abhandlung ehrerbietungsvoll zu überreichen2) Da zur Übersendung des Buches kein Begleitbrief überliefert ist, wurde es möglicherweise vom Verlag direkt an G versandt, wie es im Falle F. A. v. Kalckreuths überliefert ist: Kalckreuth dankte verspätet am 19. Febr 1825 für die Gedichte, mit welchen Sie mich aus dem fernen Italien zu bedenken sogar [durch den Verlag] veranstalteten (Hagen, Gedächtnißschrift, 108). − Hagens Buch in G’s Bibliothek, teilweise unaufgeschnitten (Ruppert Nr. 926). 1 ) Hagen begann im Frühjahr 1824 an der Universität Königsberg als Privatdozent über Literatur und Kunst zu lesen. 1825 wurde er dort außerordentlicher und 1831 ordentlicher Professor der Theorie und Kritik der schönen Künste und Wissenschaften (Hagen, Gedächtnißschrift, 111). Hagen prägte das kulturelle Leben Königsbergs nachhaltig mit, begründete einen Kunstverein, das Stadtmuseum und die Altertumsgesellschaft Prussia, war Hsg. der Preußischen Provinzialblätter und veröffentlichte eine Vielzahl wissenschaftlicher und literarischer Arbeiten. 2 ) De Herculis laboribus qua ratione in antiquis monumentis sint expressi dissertatio archaeologica quam conscripsit Ernestus Augustus Hagen. Regiomontii 1827 (Ruppert Nr. 2047).

1827

HAGEN: OLFRIED UND LISENA NOCH EINMAL

79

. . . Da akademische Berufspflichten meine ganze Zeit in Anspruch nehmen, so kan ich nur selten meiner Neigung folgen. Einige dramatische Gedichte sind es vorzüglich, die in den Erholungsstunden mich beschäftigen. Ein Lustspiel,1) das ich dem Druck zu übergeben gedachte und das ich vorher dem prüfenden Urtheil des Herrn Hofrath [L.] Tieck unterwarf, wird von mir ganz zurückbehalten oder umgearbeitet werden, da es sich den Beifall des genannten Dramaturgen nicht erwarb.2) Dem, was mir seit der frühesten Jugendzeit als das höchste vorschwebte, keineswegs entfremdet, bereitet mir der Briefwechsel, in dem ich mit Alfred Nicolovius stehe, seltene Genüsse und entfacht mein inbrünstiges Interesse, an dem, was wahrhaft poetisch ist, an dem, was den größten Dichter anbetrifft, der auch mir freundlich gelächelt hat.

Juni 21. Ferner ein Packet . . . von August Hagen von Königsberg.

1829 Aug

9. [Königsberg] A. Hagen an G (GSA 28/380 St. 5): Da ich es gewagt habe, die Zahl meiner schriftstellerischen Versuche durch einen neuen zu vermehren, so wage ich ein größeres, indem ich denselben Ew. Excellenz gehorsamst überreiche, denn nur um Nachsicht kann ich bitten, nicht auf Beifall rechnen. Nach den herben Verlusten, die mich trafen − da beide Eltern, welche noch heiter und gesund den Anfang dieses Jahres begrüßten, mir in dem kurzen Zeitraum von vier Monaten dahin starben − war mir das erste erhebende eine Unterredung mit dem Herrn Professor Gebser, der neben vielem erfreulichen aus Weimar mir mittheilte, wie Ew. Excellenz sich meiner noch gnädigst erinnert hätten.3) Um so zuversichtlicher biete ich gegenwärtiges Buch, N o r i c a [Norika, das sind Nürnbergische Novellen aus alter Zeit (1827)] betitelt, Hochdenselben dar.4) Weniger soll es die Kunst und Künstler der ruhmwürdigen Reichsstadt schildern, als vielmehr das rege Kunstleben veranschaulichen, das während der Reformationsperiode daselbst so viele und seltene Früchte trug. Vielleicht gelingt es ihm hie und da Liebe zur bildenden Kunst zu wecken und zu verbreiten! . . . Ich schließe diese Zeilen mit dem Wunsche und Gebete, daß der acht und zwanzigste August [G’s Geburtstag] Ew. Excellenz in Fülle der Heiterkeit und Gesundheit finden möge jetzt und noch oft zum Segen und zur Freude der Welt!

CK

1

) Nicht nachweisbar. ) Hagen hatte Tieck im Frühjahr 1822 in Dresden persönlich kennengelernt. 3 ) August Rudolf Gebser, 1824−1829 Professor der Theologie in Jena, mit G bekannt (s. Tgb 6. Mai 1824 u. 15. Okt 1825), später an der Universität u. Superintendent in Königsberg. 4 ) Bei Ruppert nicht verzeichnet. 2

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HAMANN

1772

[Hamann]1)

E D

1813 Juni 26.2) W 42.2, 515. − AA-SL 2, 263 (Reflexion über Hamann).3) − FA I 14, 973.4)

Z5) [Jan?]

1772 [Frankfurt] An Herder (GB 1.1, 227): Jetzo studir ich Leben und Todt eines andern Helden, und dialogisirs in meinem Gehirn.6) Noch ist’s nur dunckle Ahndung. Den Sokrates, den Philosophischen Heldengeist, die „Eroberungswuth aller Lügen und Laster besonders derer die keine scheinen wollen“;7) oder vielmehr den göttlichen Beruf zum Lehrer der Menschen, die εζουσιαν des μετανοειτε, die Menge die gafft, die wenigen denen Ohren sind zu hören, das Pharisäische Philistertum der Meliten und Anüten, die Ursache nicht, die Verhältnisse nur der Gravitation und endl.[ichen] Ubergewichts der Nichtswürdigkeit. Ich brauche Zeit das zum Gefühl zu entwickeln. Und dann weiss ich doch nicht / ob ich von der Seite mit Aesopen und la Fontainen verwandt binn, wo sie nach Hamannen mit dem Genius des Sokrates sympatisiren; ob ich mich von dem Dienste des Götzenbildes das Plato bemahlt und verguldet, dem Xenophon räuchert, zu der wahren Religion hinaufschwingen kann, der statt des Heiligen ein groser Mensch erscheint, den ich nur mit L i e b Entusiasmus an meine Brust drücke, und rufe mein Freund und mein Bruder. Und das mit Zuversicht zu einem g r o s e n Menschen sagen zu dürfen! − Wär ich einen Tag und eine Nacht Alzibiades, und dann wollt’ ich sterben. 1

) Reflexion über Hamann. Aus zeitl. u. inhaltl. Gründen seit AA-DuW als Paralip. zu Dichtung und Wahrheit angesehen. H1 von G egh. mit Tinte auf einer vermutl. am 26. Juni 1813 empfangenen Visitenkarte der Madame de Gablenz et Mademoiselle de Gablenz sa Fille. Inhaltl. übereinstimmend mit der Quintessenz der ,herrlichen Maxime‘ Hamanns in DuW Buch 12; vgl. Z Febr/Juli 1813: DuW. 2 ) Datierung aufgrund von AA-SL 5, 493: Als Datum post quem dürfte für die Entstehung von H 1 der 26. Juni 1813 in Frage kommen (Scheibe, AA−DuW 2, 583: H141 = Paralip. 123). 3 ) AA-DuW 2, 583 verzeichnet die Reflexion als H141 bzw. Paralip. 123. 4 ) Dort als Paralip. 79 zu Dichtung und Wahrheit. 5 ) Die Z−Rubrik enthält als Voraussetzung zu G’s Reflexion Zeugnisse zur Vorgeschichte seiner Beziehung zu Hamann. Weiteres darüber s. Josef Nadler: Die Hamannausgabe. Vermächtnis − Bemühungen − Vollzug. Halle 1930. − Th. C. von Stockum: Goethe und Hamann. Prolegomena zu einer Monographie. In: Neophilologus 1958, 300−08. − Arthur Henkel: Ergänzende Bemerkungen zu einem denkwürdigen Geistergespräch. In: Euphorion 77 (1983) 453−69. − Hans Dietrich Irmscher: Prophet und Dichter. Über Goethes Versuche, Hamann zu verstehen. In: GJb 1998, 13−28. 6 ) Pläne zu einem Sokrates-Drama im Anschluß an Hamanns Sokratische Denkwürdigkeiten. 7 ) Zitat aus der Einleitung von J. G. Hamanns Sokratischen Denkwürdigkeiten.

1772

HAMANN

81

Okt 27. Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 86,1) 27. Okt (W 37, 234f.): [Wie-

land:] Der goldene Spiegel oder Die Könige von Scheschian . . . Den dritten Theil ziehen wir den beiden ersten wegen der meisterhaften Pinselstriche vor, womit er den Despotismus geschildert hat. Selbst der Sokratische Faun in Königsberg [Hamann] kann nicht mit dieser Wahrheit und bittern Wärme gegen die Unterdrückung reden, und sie häßlicher darstellen . . .

1775 März 16. [Zürich] Lavater an J. G. Zimmermann (L. Hirzel, Goetheana. In: Im neuen Reich. Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst. Jg. 8, 1878, 605f.): Erbärmlich seicht, leer und atonisch, und rasend partheyisch fängt der Merkur,2) den ich heute durchblätterte, zu reden an. Wie doch Wieland dem Herder und Hamann, denen er nicht die Füße zu waschen werth ist, erniedrigen kann . . . G o e t h e behauptet, H a m a n sey der Autor, von dem er am meisten gelernt. Ich sage von Herder, (von dem Haman sagt „alles recht, wenn der gute Mann nur auch so simpel schriebe, wie Er!!“). Wenn Herder in seiner Urkunde nichts geschrieben hätte, als was ich auszog, verdiente er keine so b ü b i s c h e Abfertigung. Ein solch Werk, mit einer so passionvollen verächtlichen Anzeige verächtlich machen zu wollen, heiß ich Pyramiden wegferzen wollen. „Das sind mir Hunde“ hör ich G o e t h e stampfend rufen. Und diesmal wollt ich ihm den Mund mit der Hand nicht zuhalten! [Okt [Frankfurt] An P. E. Reich (GB 2.1, 224): dürft ich Sie bitten, Sich um Ende] nachfolgende Hamanische Schrifften zu bemühen, und solche, oder was

Sie davon auftreiben an meine gewöhnliche Adresse nach Franckfurt mit dem Postwagen zu schicken, und meine Schuld zu notiren. 1) Wolcken ein Nachspiel sokr. Denckwürdigk. [Altona 1761] 2) Hirtenbrief über das Schuldrama [o.O. 1763] 3) Essai a la Mosaique [o. O. 〈Königsberg〉 1762] 4) Schrifftsteller und Kunstrichter [Königsberg 1762] 5) Schrifftsteller und Leser.[o. O. 1762] 6.) des Ritters v. Rosenkreuz lezte Willens meynung über den Urspr. der Sprache [Königsberg 1770] 7.) Zwo Rezensionen Nebst einer Beylage. [Königsberg 1772] 8.) Beylage zun [sic] Denckwürdigk. des seel. Sokr.[ates] [2. Aufl. Halle 〈recte Leipzig〉 1773] 9.) Brief der Hexe von Kadmonbor. [Berlin 1773] 10.) Lettre perdue d’un Sauvage du Nord un Financier de Pe-Kim. [o.O. 1773; auch: Amsterdam 1773] 11) Lettre provinciale neologique d’un Humaniste au Torrent de Kerith. [o. O. 〈A Bedlam; recte: Königsberg〉 1761] Sie verbinden dadurch Ihren allzeit ergebensten Dr Goethe.3) 1

) Zu G’s vermutl. Beteiligung an der Rezension vgl. „Frankfurter gelehrte Anzeigen“, EGW 6, 128. 2 ) Der Teutsche Merkur, 1773−1789 hsg. von Chr. M. Wieland in Weimar. 3 ) G’s Bibliothek enthält folgende Nrn. der Liste mit Hamanns Werken: Nr. 2, 3, 4, 6, 7 u. 8 (Ruppert Nr. 938, 936, 945, 948, 943, 933). Vier Nummern (Nr 1, 3, 4, 8) führt Reichs Bücherrechnung für G am 29. Nov 1777 auf (H: GSA 34/II,2 [Nr. 31]; als

82

HAMANN

1779

1779 [Mai? [Weimar] An Herder (Br 4, 35): Hier lieber Bruder das Hamanns.1) Anf.?] Mich dünckt hätte nichts liebers und herrlichers von ihm gelesen. Der

Brief au Salomon2) ist nun ganz ohne gleichen. Seine Briefe kriegst auch. Mai [Weimar] Herder an Hamann (Herder Briefe 4, 92): Göthe dankt sehr. Er hat Ihre 17.−19. Schriften sehr sorgfältig in einer Schachtel u. auch an dieser mit großer Lust gesogen.

1784 Sept 17. An Ch. v. Stein (Br 6, 359f.): Haman de Koenigsberg a ecrit une petite

brochure3) contre le traite´ de Mendelsohn qui a pour titre J e r u s a l e m . 4) J’ai toujours aime´ beaucoup les feuilles Sybillines de ce mage moderne et cette nouvelle production m’a fait un plaisir bien grand que je voudrois pouvoir partager avec toi, ce qui sera difficile a cause de la matiere et de la fac¸on dont il la traite. Il y a des bon mots impaiables, et des tournures tres serieuses qui m’ont fait rire presque a chaque page. Apresant il faut que je relise le livre de Mendelsohn pour mieux entendre son adversaire, car il m’a ete´ impossible la premiere fois de le suivre toujours. Je me trouve tres heureux d’avoir le sens qu’il faut pour entendre jusqu’a un certain point les idees de cette tete unique, car on peut bien affirmer le paradoxe qu’on ne l’entend pas par l’entendement.

1785 Jan

12. An F. H. Jacobi (GB 6.1, 9): Theile ia alles mit was du von Haman

empfängst. Gott erhalt ihn noch lange da uns Nathan [Moses Mendelssohn] entronnen ist.

Liefermonat wird Okt 1775 angegeben. Nach G’s Brief an Reich vom 8. Nov 1775 waren die Bücher zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingetroffen (GB 2.2, 563). 1 ) Bezieht sich laut Ruppert Nr. 939 auf: ΚΟΓΞΟΜΠΑΞ [Konxompax]. F r a g m e n t e einer apokryphischen Sibylle über apokalyptische Mysterien. [Weimar 1779].− Herder hatte G zwei Briefe u. eine Hs. Hamanns mit zwei Texten von 1772 geliehen: Au Salomon de Prusse und Philologische Einfälle und Zweifel über eine akademische Preisschrift. Entworfen vom Magus im Norden (Nadler 94). 2 ) J. G. Hamann: Au Salomon de Prusse; hier gemeint die in Herders Besitz befindliche Handschrift. 3 ) [J. G. Hamann:] Golgatha und Scheblimini! Von einem Prediger in der Wüsten. [Riga 1784]. 4 ) Moses Mendelssohn: Jerusalem oder über religiöse Macht und Judenthum. Berlin 1783.

1787

HAMANN

83

1787 März 5. [Neapel] Ital. Reise. An Herder (W 31, 27f.): Gar bald machte er1)

mich mit einem alten Schriftsteller bekannt, an dessen unergründlicher Tiefe sich diese neuern italiänischen Gesetzfreunde höchlich erquicken und erbauen, er heißt Johann Baptista Vico, sie ziehen ihn dem Montesquieu vor. Bei einem flüchtigen Überblick des Buches,2) das sie mir als ein Heiligthum mittheilten, wollte mir scheinen, hier seien sibyllinische Vorahnungen des Guten und Rechten, das einst kommen soll oder sollte, gegründet auf ernste Betrachtungen des Überlieferten und des Lebens. Es ist gar schön, wenn ein Volk solch einen Ältervater besitzt; den Deutschen wird einst Hamann ein ähnlicher Codex werden.

1788 Apr 22. [Pempelfort] F. H. Jacobi an G (G−Jacobi 109): Dein Herzog [Carl August] hatte Neßelroden3) gesagt, du würdest noch dieses Jahr in Rom zubringen. Hamann konnte sich nicht darüber trösten; er reist im August zurück nach Königsberg, und verlohr einen Hauptgegenstand seiner Wanderung, wenn er dich nicht zu Weimar antraf. Juli 21. [Weimar] An F. H. Jacobi (Br 9, 4): Hamans Verlust ist hart, ich hatte

nie gerechnet ihn zu sehn, seine geistige Gegenwart war mir immer nah. Und doch was muß die Nähe solch eines Menschen seyn! Was muß er dir geworden seyn! und wie sehr mußt du seinen Abschied empfinden. Laß uns solang wir leben einander was möglich ist seyn und bleiben.

1806 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte 18064) (W 35, 261): H a m a n n s Schriften wur-

den von Zeit zu Zeit aus dem mystischen Gewölbe wo sie ruhten, hervorgezogen. Der durch die sonderbare Sprachhülle hindurch wirkende rein kräftige Geist zog immer die Bildungslustigen wieder an, bis man, an soviel Räthseln müde und irre, sie bei Seite legte und doch jedesmal eine vollständige Ausgabe zu wünschen nicht unterlassen konnte. März 28. Hamans Schr.[iften] wiedergefunden5)

1

) Der ital. Rechtsgelehrte Gaetano Filangieri. ) Giovanni Battista Vico: La scienza nuova. 1725. 3 ) Der mit Jacobi befreundete Karl Franz A. J. W. Graf v. Nesselrode-Ehreshoven. 4 ) Verfaßt 1817/1823. 5 ) Vgl. im vorigen Z den hierauf bezüglichen Passus der TuJ 1806. − Dazu GT 3.2, 806: Seit 1775 sammelte er [G] Hamanns Schriften; s. Ruppert Nr. 932−34, 936, 938−39, 941, 943−45, 947−48 (in Nr. 929: Johann Georg Hamann, Schriften 1762−1780); 937, 942, 946 u. 949 (in Nr. 930: Johann Georg Hamann, Schriften 1773−1776); 935 u. 2

84

HAMANN

1806

März 29. Hamanns Schriften1)

1809 Jan

27. An Marie Anna Louise Nicolovius2) (Br 20, 290): Sagen Sie Ihrem

lieben Gatten, für den ich kein besonderes Blatt einlege, daß auch ich jenem Mann, dem er seine Bildung verdankt [Hamann], gar manches, zwar nicht unmittelbar doch durch die Vermittelung unsers trefflichen Herder’s schuldig geworden sey, und daß sein Andenken bey allen denen immer lebendig bleibt, die aufrichtig anerkennen, welchen großen Antheil an deutscher Cultur jene Männer gehabt, die in der zweyten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Königsberg zusammenlebten und wirkten.

1810 Apr 23. Abends zu Knebel. Verschiednes über [F.] Hemsterhuis, Fürstin [Adel-

heid Amalia] Gallitzin, [F. F. W.] Fürstenberg, Hamann u.s.w.

1811 [nach Dichtung und Wahrheit Buch 10 (AA-DuW 1, 340): So machte er [HerApr 5.]3) der] mich zuerst mit H a m a n n s Schriften bekannt, auf die er einen

sehr großen Werth setzte. Anstatt mich aber über dieselben zu belehren und mir den Hang und Gang dieses außerordentlichen Geistes begreiflich zu machen; so diente es ihm gewöhnlich nur zur Belustigung, wenn ich mich, um zu dem Verständniß solcher Sibyllinischen Blätter zu gelangen, freylich wunderlich genug gebärdete. Indessen fühlte ich wohl, daß mir in H a m a n n s Schriften etwas zusagte, dem ich mich überließ, ohne zu wissen, woher es komme und wohin es führe.

940; s. auch Schreckenbach Nr. 656−57 (Hamann an F. C. L. Freiherr von Moser [1762−1798], 1. Dez 1773 u. 27. Febr 1774). 1 ) s. die vorige Anm. 2 ) Die Adressatin war G’s Nichte ,Lulu‘, deren Mann, Ludwig Nicolovius, G am 27. Jan 1809 zum Tod seiner Mutter kondoliert u. im weiteren Verlauf des Briefes seine durch Hamanns Einfluß entstandenen Bindungen an Königsberg erwähnt hatte (RA 5, 374). Mit ihm entwickelte sich daraufhin noch eine weitere intensive Korrespondenz über Hamann u. die Pläne zur Ausgabe seiner Werke. 3 ) Datierung nach „Dichtung und Wahrheit“: Rubrik E, Buch 10, Herder in Straßburg (EGW 2, 352).

1812

HAMANN

85

1812 Ueber Hamann und seine Schriften.1) [Aug Dichtung und Wahrheit Buch 11 (AA-DuW 1, 374): Zu gleicher Zeit . . . Mitte?]2) riß er [Herder] mich fort auf den herrlichen breiten Weg, den er selbst zu durchwandern geneigt war, machte mich aufmerksam auf seine Lieblingsschriftsteller, unter denen Swift und Hamann oben an standen, und schüttelte mich kräftiger auf als er mich gebeugt hatte. März 21. Mittag unter uns.

Aug 12. [Neudorf] F. L. Graf zu Stolberg an seinen Bruder Christian (J. Janssen: Friedrich Leopold Graf zu Stolberg seit seiner Rückkehr zur katholischen Kirche. Freiburg i. B. 1877, 216): In Carlsbad empfahl und lieh mir G o e t h e 3) den ersten Theil von Jacobi’s Schrift,4) auf daß ich Hamann’s Briefe lesen möchte, von denen Goethe mit Bewunderung sprach, wie sie es auch verdienen. Aber ist es nicht sonderbar, daß G o e t h e mich damit bekannt machen mußte und sie so anpries?5) 31. [Karlsbad, nachmittags] Mit Langermann6) nach der Carlsbrücke . . .

über Hamann und anderes.

1813 [Febr/ Dichtung und Wahrheit Buch 12 (AA-DuW 1, 424−26): Da ich mich Juli]7) nun sowohl zu dem Sibyllinischen Stil solcher Blätter als zu der Her-

ausgabe derselben eigentlich durch Haman hatte verleiten lassen, so scheint mir hier eine schickliche Stelle, dieses würdigen einflußreichen Mannes zu gedenken, der uns damals ein eben so großes Geheimniß war, als er es immer dem Vaterlande geblieben ist. Seine S o c r a t i s c h e n D e n k w ü r d i g k e i t e n 8) erregten Aufsehen . . . Unsere Aufmerksamkeit auf diesen Mann hielt jedoch Herder immer lebendig . . .

1

) Nach GT 4.2, 1416 entstanden die auf Hamann bezogenen Notizen des Paralip. 87.3 (AA-DuW 2, 554): Haman Socr[atische] Denkw[ürdigkeiten] Haman Wolken ein Nachspiel vermutl. um den 21. März 1812. 2 ) Datierung ungewiß; vgl. zu DuW Buch 11 „Dichtung und Wahrheit“, EGW 2, 353. 3 ) Wann G 1812 in Karlsbad mit dem Grafen Stolberg zusammentraf, ist nicht überliefert. G hielt sich vom 3. Mai−12. Juli u. vom 12. Aug−12. Sept 1812 in Karlsbad auf. 4 ) Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hsg. v. Friedrich Roth. Bd 1. Leipzig 1812 (darin fünf Briefe aus dem Briefwechsel Jacobis mit Hamann). 5 ) Nach Nadler warb G für Hamann, wie es Herder getan hatte (Nadler 96). 6 ) Joh. Gottfried Langermann, ein von G hochgeschätzter Gesprächspartner: Mediziner, Begründer der Psychiatrie in Deutschland, 1805 Direktor der psychiatrischen Heilanstalt in Bayreuth, 1810 Staatsrat im Innenministerium in Berlin, Obermedizinalrat, Leiter des preuß. Medizinalwesens. 7 ) Die Arbeit an DuW Buch 12 hatte Okt−Dez 1812 begonnen u. wurde 1813 weitergeführt, im Okt 1813 gelangte das Buch zum Druck; vgl. die Zeugnisse dieses Zeitraums u. die E-Rubrik in „Dichtung und Wahrheit“ EGW 2, 354 u. ebd. 454−56. 8 ) [J. G. Hamann:] Sokratische Denkwürdigkeiten. Amsterdam [recte: Königsberg] 1759.

86

HAMANN

1813

Ich besitze eine meist vollständige Sammlung seiner Schriften und einen sehr bedeutenden handschriftlichen Aufsatz über Herders Preisschrift, den Ursprung der Sprache betreffend,1) worin er dieses Herdersche Probestück, auf die eigenste Art, mit wunderlichen Schlaglichtern beleuchtet. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, eine Herausgabe der Hamanschen Werke entweder selbst zu besorgen, oder wenigstens zu befördern, und alsdann, wenn diese wichtigen Documente wieder vor den Augen des Publicums liegen, möchte es Zeit seyn, über den Verfasser, dessen Natur und Wesen das Nähere zu besprechen; inzwischen will ich doch einiges hier schon beybringen . . . Das Princip, auf welches die sämmtlichen Aeußerungen Hamans sich zurückführen lassen, ist dieses: „Alles was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch That oder Wort oder sonst hervorgebracht, muß aus sämmtlichen vereinigten Kräften entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich.“ Eine herrliche Maxime! aber schwer zu befolgen. Von Leben und Kunst mag sie freylich gelten; bey jeder Ueberlieferung durch’s Wort hingegen, die nicht gerade poetisch ist, findet sich eine große Schwierigkeit: denn das Wort muß sich ablösen, es muß sich vereinzeln, um etwas zu sagen, zu bedeuten. Der Mensch, indem er spricht, muß für den Augenblick einseitig werden; es gibt keine Mitteilung, keine Lehre, ohne Sonderung. Da nun aber Haman ein für allemal dieser Trennung widerstrebte, und wie er in einer Einheit empfand, imaginierte, dachte, so auch sprechen wollte, und das Gleiche von andern verlangte; so trat er mit seinem eignen Stil und mit allem was die andern hervorbringen konnten, in Widerstreit. Um das Unmögliche zu leisten, greift er daher nach allen Elementen; die tiefsten geheimsten Anschauungen, wo sich Natur und Geist im Verborgenen begegnen, erleuchtende Verstandesblitze, die aus einem solchen Zusammentreffen hervorstrahlen, bedeutende Bilder, die in diesen Regionen schweben, andringende Sprüche der heiligen und Profanscribenten, und was sich sonst noch humoristisch hinzufügen mag, alles dieses bildet die wunderbare Gesammtheit seines Stils, seiner Mitteilungen . . . Persönlich habe ich ihn nie gesehn, auch kein unmittelbares Verhältniß zu ihm durch Briefe gehabt . . . Soviel glaubte ich jedoch durchaus zu ersehn, daß er die Ueberlegenheit seiner Geistesgaben aufs naivste fühlend, sich jederzeit für etwas weiser und klüger gehalten als seine Correspondenten, denen er mehr ironisch als herzlich begegnete. Gälte dieß auch nur von einzelnen Fällen, so war es für mich doch die Mehrzahl und Ursache, daß ich mich ihm zu nähern niemals Verlangen trug.

1

) J. G. Hamann: Philologische Einfälle und Zweifel über eine akademische Preisschrift. Entworfen vom Magus im Norden. 1772.

1813

HAMANN

87

Juni 23. [Karlsbad] Die zwey ersten Bücher des dritten Bandes1) an meinen

Sohn durch den rückkehrenden Kutscher. 27. [Karlsbad] Frau [Marianne] von Gablenz.2) CK/Red.

Hanau [Nachtrag]3)

E D

1817 März 17. u.18. KA I 2 (1817) 209 (Hanau).4) − W 34.1, 149. − MA 11.2, 133. − FA I 16, 641 (Paralip. 25); FA I 20, 189.

Z Nov

1815 6. An K. C. v. Leonhard (Br 26, 141f.): . . . danke, nur mit wenigen Wor-

ten, doch mit dem aufrichtigsten Herzen, daß Sie mir eine so schöne und gründliche Nachricht von Hanau mittheilen wollen.5) Wenn ich sie gleich nach meinen jetzigen Zwecken nicht in extenso kann abdrucken 1

) Buch 11 u. Buch 12 von DuW sollten Riemer zur Redaktion übergeben werden, wie aus G’s Brief an Riemer vom 20. Juni 1813 (Br 23, 367) hervorgeht. Doch gelangte die Sendung erst später durch den Weimarer Kaufmann Desport von Dresden nach Weimar, wie G’s Tgb vom 30. Juni 1813 bezeugt: NB ging das Manuscript des 11. und 12. Buchs von Dresden durch Desport nach Weimar (GT 5.2, 562). Im Juli u. Aug erfolgten noch Revisionen u. Korrekturen. Das erklärt, warum die Hamann-Reflexion erst nach dem 27. Juni 1813 in endgültiger Form eingerückt wurde. 2 ) Frau des Obristhofmeisters v. Gablenz in Dresden; am Vortag scheint G deren Visitenkarte erhalten zu haben, auf die er seine Reflexion zu Hamann schrieb (s. oben S. 80, Anm. 1). Frühestes Entstehungsdatum der Reflexion. Da sie im Zentrum des Hamann-Passus in DuW Buch 12 steht, ist anzunehmen, daß sich G zur selben Zeit mit diesem beschäftigte. Das letzte Z, das die Arbeit an Buch 12 belegt, ist der Tgb-Eintrag vom 21. Aug 1813: [Weimar] Prof. Riemer 12. Buch. Im Okt 1813 ging das Buch zum Druck. 3 ) Nachträgliche Ergänzung zum Kap. Hanau in Kunst und Alterthum am Rhein und Main von 1816 (KA I 1, 103−19). 4 ) Rubrik: IV. Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes. 5 ) G hatte Hanau am 27. u. 28. Juli u. nochmals vom 20. bis 24. Okt 1814 im Rahmen seiner Rheinreise besucht; er äußerte gegenüber dem Geologen u. Minerologen K. C. v. Leonhard, daß ihm der angenehme als belehrende Aufenthalt in Hanau . . . unvergeßlich bleiben werde (31. Okt 1814; Br 25, 65). Da G 1815 nicht wieder nach Hanau kam, erbat er Leonhards Unterstützung für seine Reisebemerkungen über Kunst und Alterthum (KA I 1, 103−19): Nun muß ich nothwendig auch von Hanau reden, und hätte gern diese merkwürdige Stadt unter Ihrer Anleitung nochmals beschaut, da mir aber dieß nicht gelungen, so nehme mir die Freyheit hierbey ein Blatt zu übersenden, auf welchem aus dem Gedächtniß die Hauptpuncte verzeichnet, mit Bitte um vollständigere Nachricht von allem, was Hanau in diesem Sinne merkwürdig macht (20. Okt 1815; Br 26, 103). Leonhards Zuarbeit (W 34.2, 43−46) ergänzte G’s Wissen über Hanau beträchtlich.

88

HANAU [NACHTRAG]

1815

lassen, so sehe ich mich doch im Stande Wahres und Sicheres mitzutheilen, und benutze das Übrige bey nächster Gelegenheit.1)

1816 ⎯

⎯ Kunst und Alterthum am Rhein und Main (W 34.1, 139−41, 145f.):

H a n a u .2) Die neuere Zeit hat dieser Stadt einen vortheilhaften und bewährten Ruf in naturgeschichtlicher Hinsicht verschafft. Es fanden sich hier eifrige Forscher . . . Ebenso hatten sich in dem Herrn Geheimen Rath L e o n h a r d und dem nun verstorbenen Pfarrer [E. K. F.] M e r z thätige Bearbeiter für Mineralogie gefunden.3) Das Publicum kennt das von beiden in Gemeinschaft mit Dr. [J. H.] Kopp herausgegebene größere tabellarische Werk.4) Geheimer Rath Leonhard, der fortdauernd durch seine Zeitschrift wirkt,5) hat ferner eine topographische Mineralogie verfaßt,6) und ehestens haben wir von ihm, Dr. Kopp und [C. L.] G ä r t n e r dem jüngern . . . eine Einleitung und Vorbereitung zur Mineralogie . . . zu erwarten7) . . . Mitten in den Stürmen der Zeit, im ungeschlichteten Zwiste der Völker, 1808, wurde der Plan zu Begründung eines wissenschaftlichen naturhistorischen Vereines gefaßt8) . . . Es ist leicht zu erachten, daß bei dem regen Eifer der Hanauer Naturforscher auch mehrere wichtige Sammlungen hier zu finden sein müssen. Das Museum der Wetterauischen Gesellschaft umfaßt alle Zweige dieses Wissens und war bisher in stetem Zunehmen . . . Geheimer Rath Leonhard hat sich durch die Stiftung eines mineralogisch-mercantilischen Instituts Ansprüche auf den Dank des Publicums erworben . . . Unter den Bildungsanstalten zur Kunst verdient die Zeichenschule eine sehr ehrenvolle Erwähnung. Herr Hofrath We s t e r m a y r , welcher diesem Institute, das vom Staate eine nur mäßige Unterstützung erhält, als erster Lehrer und Director vorsteht, hat um das1

) Für den Nachtrag benutzte G allerdings nichts aus dieser Quelle. ) Der Hanau-Nachtrag ergänzt das im Folgenden über K. C. v. Leonhard, die Gesellschaft Wetterauischer Naturfreunde u. den Leiter der Hanauer Zeichenakademie Westermayr Berichtete. 3 ) G hatte am 21. Okt 1814 Leonhards Mineralien-Kabinett besucht (s. Tgb). 4 ) K. C. Leonhard, K. F. Merz, J. H. Kopp: Systematisch-tabellarische Uebersicht und Charakteristik der Mineralkörper. In oryktognostischer und orologischer Hinsicht aufgestellt. Frankfurt 1806; nicht in G’s Bibliothek. 5 ) Taschenbuch für die gesammte Mineralogie . . ., hsg. v. C. C. Leonhard. Frankfurt a. M. 1807−1828, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4208). 6 ) C. C. Leonhard: Handbuch einer allgemeinen topographischen Mineralogie. 3 Bde. Frankfurt 1805−1809, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4801). 7 ) C. C. Leonhard, J. H. Kopp, C. L. Gärtner: Propädeutik der Mineralogie. Frankfurt 1817, nicht in G’s Bibliothek. 8 ) Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde, gegr. v. K. C. v. Leonhard u. J. H. Kopp; hierzu im Hanau-Nachtrag (W 34.1, 1499−11). 2

1816

HANAU [NACHTRAG]

89

selbe sehr wesentliche Verdienste. Seit seiner Wiederkehr von Weimar ist der Sinn für die Kunst bedeutend geweckt worden1). . . Mai 5. An C. Westermayr (FDH/FGM, Kopien, Sig: KF 3896): Ew. Wohlgebohren haben mir durch das übersendete Diplom mit Ihrer werthen Gattin,2) ein sehr schätzbares Zeichen Ihres freundlichen Andenkens gegeben. Ich wünsche Glück zu der erneuerten Kunstacademie, und bitte mich den sehr achtbaren Herrn Directoren, und den ansehlichen Gliedern derselben, als einen Dankbaren zu empfehlen. Sollte ich etwas Förderliches beitragen können, so würde ich es mit dem größten Vergnügen thun. Von Ihrer schätzbaren Gattin habe nunmehr vernommen, was für Hanau schöne Aussichten eröffnet. Der ich mich unter den aufrichtigsten Wünschen zu geneigten Andenken empfehle ergebenst Goethe Weimar d. 5n May 1816.3) Sept 28. An K. C. v. Leonhard (Br 27, 178): Haben Sie ja die Güte mich immer mit dem was Sie vorhaben und vollbringen bekannt zu machen. Ihre Tabellen4) sind mein und meines Sohnes beständige Begleiter. Dez 24. An K. C. v. Leonhard (Br 27, 283f.): Ew. Hochwohlgeb. haben der ganzen wissenschaftlichen Welt und mir besonders durch Ihre akademische Rede5) ein großes Geschenk gemacht, auch mein gnädigster Herr, der Großherzog, liest solche mit Aufmerksamkeit und dankt bestens für die Mittheilung . . . Möge es Ihnen an der neuen Stelle recht wohl gehen, da sie Ihnen Gelegenheit giebt in solchem Grade wirksam 1

) Der Hanauer Conrad Westermayr bzw. Westermeyer, Sohn eines Goldschmieds, selber auch Goldschmied, Zeichner u. Maler; 1791 lernte er in Weimar bei Lips die Kupferstecherei u. blieb dort bis 1806 für Bertuchs Industrie Comptoir tätig, heiratete 1800 die Weimarer Malerin, Radiererin u. Kunststickerin Henriette Stötzer. Nach Hanau übersiedelten sie 1806, um an der dortigen Zeichenakademie zu unterrichten, deren Mitdirektor u. Professor er bald wurde. Beide wurden von den W. K. F. hoch geschätzt; 1812 wurde Westermayr sachs.-weimar. Hofrat. In Hanau informiert G über seine Ernennung zum Direktor der dortigen Kunstakademie (W 34.1, 14912−15). Vgl. „Hundeshagen: Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen“: B. Hundeshagen an H. Meyer 21. Dez 1808, S. 460. 2 ) Am 23. Okt 1814 stattete G in Hanau Henriette Westermayr einen Besuch ab. Sie überbrachte ihm im Mai 1816 seine Ernennung zum Ehrenmitglied der Hanauer Zeichenakademie, wofür sich G am 5. Mai bei Conrad Westermayr bedankte. Am 6. Mai 1816 verzeichnet G’s Tgb: Fr. Hofräthin Westermeyer u. Riemers zu Tisch. 3 ) Teildruck des Briefes in: I. Schneider: Conrad und Henriette Westermayr − Leben und Arbeiten in Weimar und Hanau. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte (Mitteilungen des Hanauer Geschichtsvereins) 1996, 21. 4 ) s. oben 1816: Kunst und Alterthum am Rhein und Main m. Anm. 4. 5 ) Die in Hanau gerühmte, von K. C. Ritter v. Leonhard in der öffentl. Versammlung der Akademie der Wissenschaften zu München am 12. Okt. 1816 vorgelesene Abhandlung: Bedeutung und Stand der Mineralogie. Frankfurt am Main: J. C. Hermannsche Buchh. 1816. G hatte sie vom Verf. mit einer Sendung vom 10. Okt 1816 aus München erhalten (Ruppert Nr. 4797). − Auf die Bereicherung durch dieses Werk wies G nochmals in TuJ 1816 (W 36, 111) hin.

90

HANAU [NACHTRAG]

1816

zu seyn1) . . . Indem ich dieses Blatt nochmals durchsehe, muß ich bemerken, daß kein Wort von der herrlichen Darstellung, wovon Ihre Rede recht musterhaft glänzt, gesagt ist. Sie wird von allen Lesern bewundert und so will ich auch nur dieses Wenige, das sich schon von selbst versteht, über die Form Ihrer so gehaltreichen Rede hinzugefügt haben.

1817 Jan

3. [München] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8A, 453): . . . so kann ich mir es doch nicht versagen, Ihnen die Freude auszudrücken, welche mir der Empfang Ihrer letzten verehrlichen Zuschrift [vom 24. Dez 1816] gerade am ersten Tage des Jahres verursachte . . . Die nachsichtvolle Aufnahme welche Euere Exzellenz meinem Büchlein vergönnten, hat mich höchlich erfreut . . .

März 16. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 258): . . . übel wäre es nicht wenn Sie noch einige Zeilen, etwann eine oder eine halbe geschriebene Seite, von Pag. 209 an [für KA I 2] einschalten könnten.2) 17. Rhein und Mayn von Jena. 18. An C. F. E. Frommann (Br 28, 25):3)Nach Ew. Wohlgeboren Anleitung

habe noch einige Artikel dazwischen geschoben [u. a. Nachträge zu Hanau und Heidelberg]. Das Arrangement des letzten halben Bogens in diesem Sinne lege bey. UH

Handschriften4)

E D

1820 Ende März W 42.1 (1904) 360f.5) − AA-SL 4, 348f. (Paralip. 1 u. 2). − MA 13.1, 884f. (Paralip. zu Chronik des Otto von Freysingen). − FA I 20, 643f. (Schemata zur Beschreibung von Handschriften [1] u. [2]). 1

) K. C. v. Leonhard, der in vielerlei Ämtern lange in Hanau gewirkt hatte, war 1816, als die Königl. Baier. Akad. der Wissenschaften ihn zum Mitglied ernannte, nach München gezogen, wie G in Hanau erwähnt (W 34.1, 1495f.). 2 ) Bezieht sich auf Rubrik IV. von KA I 2: Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes (zur Entstehung s. „Ueber Kunst und Alterthum“), mit Nachträgen zu Cölln (S. 199f.; EGW 2, 228) u. Frankfurt am Mayn (S. 200−09; EGW 6, 53−55), die G nun durch den zu Hanau (S. 209) ergänzte. 3 ) G’s Tgb am 18. März: Letzten halben Bogen Manuscript zum 2. Rhein und Mayn-Heft an Frommann. 4 ) Projekt zur Einteilung verschiedener Typen von Schriftzügen in ihrer paläographischen Erscheinung nach Nationen u. Entwicklung über Jahrhunderte; die Schemata (GSA 25/XXXVIII,3,2 Bl. 1) s. in Abb. IIa u. IIb. − G’s starkes Interesse an graphologischen Besonderheiten bekundet auch seine eigene Hss.-Sammlung. Die darauf bzgl. Z 1805−1817 s. in „Autographa [Goethes Verzeichnis seiner Autographensammlung]“, EGW 6, 687−728. 5 ) Dazu Schüddekopf (W 42.1, 360): Das Schema in Kräuters Hs. auf der 1. u. 3. Seite

1819

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Z Okt

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1819 1. (Aus der Jenaer Schloßbibliothek − bis 14. Okt 1819 −: Min.[nesänger] Codex.1)) 2. [Jena] Alte Mscrpte von der Bibliotheck.2) 5. (Aus der Jenaer Schloßbibliothek − bis 5. Okt 1819 −: 1) W i e d e b u r g , Basilius Christian Bernhard: Ausführliche Nachricht von einigen alten teutschen poetischen Manuscripten aus dem dreyzehenden und vierzehenden Jahrhunderte welche in der Jenaischen akademischen Bibliothek aufbehalten werden. Jena: Melchior 1754. − 2) M y l i u s , Joh. Christoph: Memorabilia Bibliothecae Academicae Jenensis sive designatio codicum manuscriptorum in illa bibliotheca . . . Jenae et Weissenfelsae: Apud Croekerum 1746).

Nov 18. [Weimar] Abends Hofrath Meyer. Alte Handschriften . . . 23. Mit August nach Tische Autographa gesondert. 24. Nach Tische Autographa eingeschaltet. 25. Fortgesetzte Betrachtung und Nachbildung alter Handschriften. Diesel-

ben geordnet und geheftet . . . [Nachmittags] Autographa einrangirt. 26. Alte Schriften aus verschiedenen Zeiten . . . 27. Abends Hofrath Meyer . . . Handschriften und kleine Zeichnungen aju-

stirt.

1820 3

März 20. [Leipzig] K. B. Preusker ) an G (GSA 28/87 Bl. 222; Anlage: 28/104 Bl. 401f.): Hochwohlgebohrener Herr, Gnädigster Herr Minister! Verzeihung einem Unbekannten, der es hiermit wagt, Ew. Excellenz um Mittheilung eines gütigen Rathes in wissenschaftlicher Hinsicht, ganz unterthänigst zu bitten. Lang zögerte ich die Feder zu ergreifen;

eines gebrochenen Bogens vergilbten Konzeptpapiers zerfällt deutlich in zwei Teile . . . der zweite scheint eine weitere Ausführung des ersten darzustellen. In AA-SL 4, 348f. kehrte E. Nahler die Reihenfolge um, weil der Bg ursprünglich auch so gefaltet gewesen sein konnte, daß Bl 2 ehemals Bl 1 und Bl 1 Bl 2 bildete (ebd. 341). Dem schlossen sich G. Henckmann u. I. Schneider in MA 13.1, 884f. u. H. Birus in FA I 20, 643f. an; auch uns erscheint diese Reihenfolge sinnvoller. 1 ) Dazu Bulling 55: wohl die Jenaer Liederhandschrift (entstanden um 1330, in der Minnesangforschung mit Sigle J bezeichnet). 2 ) Dazu Bulling 55: Danach hat es den Anschein, als ob Goethe mehrere Handschriften entliehen oder wenigstens benutzt hat . . . − G’s Entleihungen standen auch im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Ehrenmitglied der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, für die sein Dankschreiben vom 5. Okt 1819 die Hoffnung aussprach, zu jenen herrlichen vaterländischen Zwecken einigermaßen mitzuwirken (Br 32, 46). Alte Mss. u. Inschriften lösten mehrere seiner Publikationen aus; vgl. u. a. „Über eine altdeutsche Taufschale“ (EGW 1, 28−39), „Grotefends Deutung der Heilsberger Inschrift“ (EGW 6, 895−907), „Die Inschrift von Heilsberg“ (EGW 8) u. „Otto von Freisingen“. 3 ) Der als königl. sächs. Regimentsquartiermeister tätige Bibliothekar, Archäologe u. spätere Wegbereiter des öffentlichen Bibliothekswesens Karl Preusker besaß eine große Autographensammlung; s. das folgende Z (Anlage).

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HANDSCHRIFTEN

1820

doch Ew. Excellenz bekannte Gnade und Nachsicht gab mir Muth, dieses Gesuch zu äußern, das auf der Beilage näher angedeutet ist. Dero Forschungen wegen des Verhältnißes des Geistes zum Körper laßen mich gründlichen Aufschluß erwarten, welcher auf meine künftige wissenschaftliche Beschäftigung Einfluß haben wird. Sollten Ew. Excellenz nicht geruhen können, mich mit einer Antwort zu beglücken, so bitte ich diese Zeilen der Vergeßenheit zu übergeben, und gnädigst zu verzeihen, daß ich durch deren Zusendung beschwerlich fiel. Ew. Excellenz ganz unterthänigster Karl Preusker, Königl. Sächs. Regiments-Quartier-Meister. [Anlage:] Seit länger als einem Jahrzehnd sammle ich bereits eigenhändige Schriftzüge berühmter Personen, älterer und neuerer Zeit, und durch fortgesetzte unermüdete Bemühung und durch Beiträge von Gelehrten und Buchhändlern, ist diese Sammlung bereits auf mehrere Hundert gestiegen. Sie enthält nicht nur die berühmtesten Schriftsteller und Künstler, sondern auch Staatsbeamte, Militairpersonen, oder, wessen sonst die politische, die Literatur-, oder Kunstgeschichte mit Auszeichnung gedenkt. Die Bewegungsgründe zur Anlegung dieser Sammlung sind folgende: 1.) Um ein auf die Personalität großer Männer näher Bezug habendes Andenken zu besitzen, (welches ausserdem nicht selten selbst wegen des Inhaltes interessant ist, und mithin dann doppelt erfreulich auf den Beschauer wirkt.) 2.) Um sie künftig zum Behufe der zwar für sehr schwer, doch für möglich zu haltenden Fertigkeit, aus der Handschrift auf den Charakter zu schließen, benutzen zu können. In Betreff dieser Kunst, (Chirographignomick von Einigen genannt,) wage ich Ew. Excellenz um gütigen Rath, und besonders um Auskunft zu bitten: „Was Dieselben darüber urteilen, ob sie als möglich betrachtet werden kann, und wie weit und auf welche Gemüthsanlagen namentlich wohl dadurch zu schließen sein dürfte“? Ich habe mich bestrebt, alles dasjenige aufzufinden, was darüber in Schriften geäusert wurde, auch mit mehreren Gelehrten darüber gesprochen, doch kein erwünschtes Resultat erlangt, indem t h e i l s , (und unter andern sogar von den Herrn von [C. G. v.] Murr in Nürnberg, der selbst eine ähnliche Sammlung besaß,) geläugnet wird, daß von den, von so unzählig zufälligen Dingen abhängigen, Schriftzügen auf das Gemüth des Schreibenden zu schließen sey; t h e i l s dieses zwar möglich, aber schwierig gehalten, und die tiefste Menschenkenntniß dazu erfordert wird. Ich habe Neigung dieses Studium näher zu berücksichtigen, und zu diesem Behufe, (außer jener Sammlung,) auch von fast allen denen Personen, die ich p e r s ö n l i c h näher kennen lernte, Briefe gesammelt, um die Schriftzüge g e i s t i g verwandter Personen zusammen zu legen, und dadurch das Verwandte in der Schrift aufzufinden, darauf die Resultate auf die erst erwähnte Sammlung anzuwenden, und mit den Schilderungen der betreffenden Männer zu vergleichen, mithin dadurch die Probe auf das Rechnungsexempel zu versuchen. − Sollten Ew. Excellenz hierinnen nicht nur das Bestreben den rechten Weg aufzufinden, sondern diesen letzten selbst, (falls ein solcher möglich,) dafür erkennen; so würde es mich sehr freuen. Um nun aber mich zuletzt nicht getäuscht zu finden, so wünschte i c h v o r h e r überzeugt zu seyn, daß die darauf zu wendende Mühe nicht verlohren seyn wird, und deshalb bitte ich Ew: Excellenz um gütigen Rath, und um Mittheilung Dero Ansichten und Lebenserfahrungen, weil ich dann, wenn Ew. Excellenz es billigen, ich jenen Versuch vorbereiten und später beginnen werde. − − Sollten Dieselben aber, wie mehrere Andere, nur Täuschung darinnen gefunden haben, so werde ich mein Bestreben, etwas Nützliches zu leisten, auf andere Gegenstände richten. Ew. Excellenz Lebenserfahrung wird dieses entscheiden, wofern mich Dieselben einer Mittheilung würdig finden sollten. Wollten Ew. Excellenz vielleicht außerdem noch die Gnade haben, mir ein Billet von Herder, (Möser, oder Hamann, die mir unter andern auch noch fehlen,) aus Dero älteren Schriften hervorsuchen zu laßen, so würde meine Freude bei der sehnlich erwarteten Antwort noch mehr erhöht werden.

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März 27. Sendung . . . von Leipzig wegen der Autographen.1) 30. Charakteristik der Handschriften.2) 31. Schema zu den Handschriften3) . . . Viel im Garten und manches Vor-

seyende durchgedacht.4) 31. (Ha2 [Paralip. 2] datiert links unten: W.[eimar] 31. Maerz 1820) Apr

2. Über Deutung der Schriftzüge. Brief. Beschäftigung, nebenstehende

Expeditionen abzuschließen: . . . Herrn Carl Preusker, K. S. RegimentsQuartiermeister . . . 3. An K. B. Preusker (Konzept; Br 32, 224f.5)): Daß die Handschrift des Menschen Bezug auf dessen Sinnesweise und Charakter habe und daß man daran wenigstens eine Ahndung von seiner Art zu seyn und zu handlen empfinden könne, ist wohl kein Zweifel, sowie man ja nicht allein Gestalt und Züge, sondern auch Mienen, Ton, ja Bewegung des Körpers als bedeutend, mit der ganzen Individualität übereinstimmend anerkennen muß. Jedoch möchte wohl auch hiebey mehr das Gefühl als ein klares Bewußtseyn statt finden; man dürfte sich wohl darüber im Einzelnen aussprechen, dieß aber in einem gewissen methodischen Zusammenhang zu thun möchte kaum jemand gelingen. Indessen da ich selbst eine ansehnliche Sammlung Handschriften besitze, auch hierüber nachzudenken und mir selbst Rechenschaft zu geben oftmals Gelegenheit genommen; so scheint mir daß ein jeder, der seine Gedanken auf diese Seite wendet, wo nicht zu fremder, doch eigener Belehrung und Befriedigung einige Schritte thun könne, die ihm eine Aussicht auf einen einzuschlagenden Weg eröffnen. Da die Sache jedoch äußerst complicirt ist und man selbst über die Stelle in Zweifel schwebt, wo der Ariadneische Faden, der uns durch dieses Labyrinth führen soll, anzuheften wäre? so läßt sich, ohne weit auszuholen, hierüber wenig sagen. Da mir es aber nicht unmöglich scheint, daß man dasjenige, was man bemerkt und bedacht, auch andern zu einiger Aufmunterung und zu eigener Fortbemühung gar wohl überliefern könne; so gedenke ich, aufgeregt durch Ihre Anfrage, in dem nächsten Stücke von Kunst und Alterthum soviel darüber zu äußern, wie zu solchem Zweck eine Sammlung anzulegen, zu bereichern und einem zu fällenden Urtheil vorzuarbeiten sey.6) Nehmen Sie einstweilen Gegenwärtiges als eine Versi1

) Betr. Preuskers Sendung vom 20. März; vgl. unten 2. Apr (Tgb) u. 3. Apr: an Preusker. 2 ) AA-SL 4, 341 zufolge ist vermutlich Paralip. 1 (Ha1) gemeint, dessen zeitlicher Zusammenhang mit Paralip. 2 nicht mehr genau feststellbar ist. 3 ) Auf Paralip. 2 bezüglich, wie die Datierung W. 31. Maerz 1820 (Kräuters Hs. in lat. Buchstaben) erweist. Vgl. Abb. IIa u. IIb. 4 ) Ob sich dieser Satz noch auf die Handschriften-Thematik bezieht, ist ungewiß. 5 ) ED: Abendzeitung, Nr. 18, Montag, 21. Jan 1833. S. 70. Berliner Sammlung III 2,1 (Br 32, 379). 6 ) In dem nächsten Stücke von Kunst und Alterthum, KA II 3 (1820) u. auch in KA

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cherung meines Antheils auch an solchen Betrachtungen freundlich auf und fahren indessen fort mit Eifer zu sammlen. Ihren Wunsch wegen Möser und Hamann kann ich nicht erfüllen, da ich sie selbst nur einzeln besitze; von Herders Hand wird sich wohl etwas vorfinden.1) Juni

1. (Aus der Jenaer Schloßbibliothek − bis 1. Aug 1820 −: W i e d e b u r g , Basilius Christian Bernhard: Ausführliche Nachricht von einigen alten teutschen poetischen Manuscripten aus dem dreyzehenden und vierzehenden Jahrhunderte welche in der Jenaischen akademischen Bibliothek aufbehalten werden. Jena: Melchior 1754.) 15. (Aus der Jenaer Schloßbibliothek − bis 17. Juni 1820 −: M y l i u s , Joh. Christoph: Memorabilia Bibliothecae Academicae Jenensis sive designatio codicum manuscriptorum in illa bibliotheca . . . Jenae et Weissenfelsae: Apud Croekerum 1746.) 15. Vorbereitung und Schema zu Beschreibung alter Handschriften.2) 29. (Aus der Jenaer Schloßbibliothek − bis 1. Aug 1820 −: M y l i u s , Joh. Christoph: Memorabilia Bibliothecae Academicae Jenensis sive designatio codicum manuscriptorum in illa bibliotheca . . . Jenae et Weissenfelsae: Apud Croekerum 1746.)

1823 Dez 16. [Döbeln] K. B. Preusker an Goethe (GSA 28/104 Bl. 399f., Anlage Bl. 403−06): Hochwohlgebohrner Hochverehrter Herr Minister! Ew. Excellenz waren vor einigen Jahren so gnädig mich mit einem gütigen Antwortschreiben, in Betreff der charakteristischen Eigenthümlichkeiten der Schriftzüge zu beehren,3) in welchem Dieselben zugleich Hoffnung gaben, Ihre Ansichten darüber in einem Journale zu äußern. Seitdem habe ich dieselben noch nicht gefunden und hoffe daher, daß es noch Zeit seyn wird beyfolgende literärische Nachweisung über jenen Gegenstand zur vielleicht gefälligen Berücksichtigung mitzutheilen, da Ew. Excellenz auch bei andren literärischen Arbeiten so gern die Urtheile Anderer einer näheren Prüfung zu würdigen pflegen. Im 2ten Theile von Wa h r h e i t u n d D i c h t u n g fand ich nur eine Stelle über Schriftzüge, nehmlich da; wo von Gellerts Empfehlung einer schönen Hand gesprochen wird. Vielleicht darf sich das Publicum bald einer weiteren Mittheilung über diesen Gegenstand erfreuen! − Schon im Begriff die auf der Beilage sub A) angegebenen Schriften − in Original oder in Abschrift − Ew. Excellenz zur Ansicht zuzusenden, begnüge ich mich jetzt nur ein Verzeichniß derselben beizufügen, weil es Ihnen, Hochverehrter! leicht seyn wird, diese Schriften dort vorzufinden. Von meiner Handschriften-Sammlung, die sich seit einigen Jahren wiederum auf mehrere Hundert vermehrt hat, befindet sich eine Abtheilung (und zwar die der interessantesten Personen,) jetzt in Dresden in den Händen eines Literators zur Vo r z e i g u n g in dem Dichterkreise und sonst, weil es mir nicht genügt, sie allein zu besitzen und zu benutzen, sondern weil ich noch größeres Vergnügen darinnen finde, Andre, welche dergleichen Dinge zu schätzen wissen, durch deren Mit-

III 1 (1821) oder den folgenden Heften veröffentlichte G nichts darüber, wie eine Handschriften-Sammlung anzulegen, zu bereichern und einem zu fällenden Urtheil vorzuarbeiten sei. Während der Erarbeitung von KA II 3 beschäftigte er sich noch einmal am 15. Juni 1820 mit Handschriften (s. d.). 1 ) Zu G’s eigener Hss.-Sammlung vgl. „Autographa“ [Goethes Verzeichnis seiner Autographensammlung], EGW 6, 687−728. 2 ) Dieses Schema scheint nicht erhalten geblieben zu sein. 3 ) Vgl. oben 3. Apr 1820: an K. B. Preusker.

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theilung einige angenehme Stunden zu bereiten. Die Mißbilligung dieser Zuschrift Seiten Ew Excellenz würde ich bitten durch schleunige Vernichtung derselben den üblen Eindruck baldmöglichst zu vertilgen; wofern aber Ew Excellenz diesen Zeilen − wenn auch von einem unbedeutenden und unbekannten Dilletanten, doch in w a h r e r Ve r e h r u n g u n d g u t e r M e i n u n g m i t g e t h e i l t − gnädig aufzunehmen geruhen wollten: so würde ich stolz darauf seyn, daß Deutschlands erster Dichter und Forscher in der Natur und Kunst meiner nachsichtig und w[ohl]wollend gedächte Ew. Excellenz unterthänigster Karl Preusker Regiments-Quartiermeister im Königl. Sächs. IIten Schützen-Batailloun Döbeln. [Anlage:] N a c h w e i s u n g von Büchern und Aufsätzen über Handschriften und über die Kunst, aus denselben auf den Character des Schreibers zu schließen. A. (in meinem Besitze) L a v a t e r , von dem Character der Handschriften, im IIIt Theile seiner bekannten physiognomischen Fragmente pag. 110−16, mit mehrern Kupfertafeln. B ö t t i g e r , Fac Similes, im Freimüthigen 1805 November, No: 229, pag. 498. ff. Struve, Chirographiognomik, oder die Kunst, verschiedene Geistes- und Gemüths-Eigenschaften eines Menschen aus seiner Handschrift zu erkennen. Im Freimüthigen 1805 Debr: No: 247, pag. 570. ff. [J. C.] S c h l ü t e r , über Handschriften in physiognomischer Hinsicht; zerstreute Bemerkungen in dem Taschenbuche für 1814, herausgegeben von Fr. Raßmann. Erster Jahrgang, Düsseldorf 1814. 16. (zum Theil sehr treffende Bemerkungen enthaltend) [J. K.] Höck, Antwort auf eine Anfrage, über die Kunst aus der Handschrift auf den Character zu schließen. Im Reichsanzeiger 1808, May, No: 127. S. 1387−88. Höck, über Handschriften und Facsimiles, in dessen Miszellen. 1815. Gmünd, 8. Seite 246−256. (mit fast vollständiger Literatur) Ueber Handschriften berühmter Personen, in dem Göttingschen Taschenbuche auf das Jahr 1810. pag. 81−85 mit 2 Kupfertafeln. −––− L’art de juger du caracte`re des hommes sur leur e´criture. Paris, 1812. 8. mit 42 Kupfertafeln. Eine Anzeige dieser Schrift, nebst einer Probe-Kupfertafel, befindet sich im Morgenblatt 1813 Februar, Seite 176. (Kleinerer Andeutungen über diesen Gegenstand in Cramer’s Individualitäten, 4tes Heft, pag. 237. − Nickolai’s1) Selbstkunde, Quedlinburg 1816 1r Theil, pag. 98−99. − Stör’s Physiognomie, Coburg 1804:2) − Facius Pötiz,3) 1801. No: 3, S. 6. etc. nicht zu gedenken.) Der bekannte Sammler literar. Seltenheiten, Herr v. M u r r in Nürnberg und der Literator [J. G.] M e u s e l sprachen sich (in Briefen an den Einsender dieser Nachweisung) völlig g e g e n j e n e K u n s t aus. B., (von mir noch nicht aufgefunden) Außerdem hat Prof. [J. C.] Grohmann in Hamburg (seiner Angabe nach) in früheren Jahren einen Aufsatz über das Characteristische der Handschriften in Moritz Erfahrungs-Seelenkunde geliefert. A e l t e r e S c h r i f t e n : Prosperi Aldorisii ideographia.4) Dieses, zu Anfange des 17ten Jahrhunderts erschienene, Werk, soll die Grundsätze der Kunst, aus der Handschrift zu urtheilen etc. enthalten. Etwas Näheres über dasselbe läßt sich nicht angeben. (Nach einer Mittheilung des Hrn. Biblioth. [F. A.] Ebert in Wolfenbüttel) Camillo Baldo,5) de ratione cognoscendi mores & qualitates scribentis ex ipsius epistola, sine divinatione epistolari. Bologna, 1664, welches auf i t a l i e n i s c h erschienen, jedoch

ungeachtet mehrfacher Nachfrage in Bibliotheken eben so wenig, wie vorstehendes Buch, zu erlangen gewesen ist. 1

) Erster, allgemeiner Teil der Abhandlung Ueber Selbstkunde, Menschenkenntniß und den Umgang mit Menschen (2 Bde) von Carl Nicolai. 2 ) Physiognomik oder Kunst, die Menschen aus dem Gesichte zu beurtheilen (2 Teile) von dem Benediktiner u. Naturforscher Cölestin Stöhr. 3 ) Die von Joh. Fr. Facius in Coburg 1800−1801 hsg. Quartalsschrift Pözile. 4 ) Idengraphicus nuntius. Neapel 1611. Der Verf. Prosper Aldorisius gilt als Vater der Graphologie. 5 ) Das Werk des ital. Mediziners u. Philosophen C. Baldi (auch Baldo, Baldus) gilt als erste Abhandlung über Graphologie.

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C. S a m m l u n g e n v o n F a c s i m i l e s . Chirographa personarum celebrium. E. collect. Cph. Th. de Murr. Missus (& unicus) Vinariae, 1804, Fol. mit 12 Kupfertafeln (worauf 30 Handschriften berühmter Personen nachgebildet sind.) (Herr v. Murr besaß eine bedeutende Anzahl solcher Handschriften − außer jenen − zum Theil ebenfalls in Kupfer gestochen, deren Abdruck aber nicht erfolgt ist. Er bot sie mittelst gedrucktem Verzeichnisse in getrennten Sammlungen zu 100, 200, 300 fl. [Gulden] so wie auch die Kupferplatten zum Verkauf aus, jedoch, so viel ich erfahren habe, ohne Erfolg.) British authography, a collection of facsimiles of the handwriting of illust. persons, of Great. Britani, with their portraits. Published by George Thane.1) Lond. 1788, 4, 3 Bände in 12 Lieferungen (mit 248 Kpfre) (Soll sich auf der Dresdner Bibliothek befinden) The Origin and Progres of Writing as well hieroglyphie a elementary, illustr. by engravings taken from marbles, manuscripts and charter ancient & etc. by Thomas Astle. London, 1803. J. U. Zasii Epistolae ad viros aetatis suae doctissimos. quas collegit. Jos. Ant. Riegger Eq. J. C. Frib. Ulmae 1774 mit 13, in Kupfer gestochenen Schriftzügen be-

rühmter Gelehrten. (wahrscheinlich der erste Versuch dieser Art in Deutschland) In v. M u r r s Journal zur Kunstgeschichte, so wie in dessen Beschreibung der Nürnbergischen Bibliotheken, in Webers Geschichte der Augsburg. Reformation (1783)2) und in den Reformations-Almanachen 1817 etc. befinden sich viele Fac similes, und außerdem einzelne Nachbildungen in vielen andern Schriften, deren Aufzählung hier ohne Nutzen und nur dem Sammler derselben vielleicht angenehm seyn würde. Im neuen liter. Anzeiger (z. B. in d. Jahren 1806, 1807, 1808) befinden sich viele Nachweisungen von Handschriften berühmter Personen, von Stammbüchern und ähnlichen, hierher gehörenden Sammlungen. −–− D. In der Jenaischen allgem. Literatur Zeitung 1807 No. 186, S. 278, zu Anfange der Recension von Bergmanns franz. Vorlegeblätter3), heißt es unter andern: „Wenn es seine Richtigkeit hat, mit der Kunst, die zu besitzen L a v a t e r sich rühmte, und die noch ganz neuerlich Hr. v. Ts c h a r n e r ,4) Lavaters Landsmann in Freiberg n i c h t o h n e b e w u n d e r t e n E r f o l g g e ü b t h a t , − mit der Kunst, aus jeder Handschrift, die vorgelegt wird, die auffallendsten Characterzüge desjenigen, von dem sie herrührt, fast jedesmal richtig anzugeben: so kann es wohl keinem Zweifel unterworfen seyn, daß jedes Individuum auch etwas Characteristisches in seiner Handschrift haben müsse, und daß es, vermöge seines Characters, nur so und nicht anders schreiben könne. Nun bestehen Nationen aus einer Menge Individuen, die bei aller ihrer sonstigen Verschiedenheit, doch nur eben so viele Nüancen eines Hauptzuges des National-Characters sind. Es wird sich daher auch, nach der obigen Voraussetzung in der Handschrift eines jeden Individuums dieser Nation ein Zug, eine Schreibemanier, oder sonst etwas entdecken lassen müssen etc. welches die ganze Nation characterisirt, so wie es von ihrem Character ausgegangen ist etc etc. (Von eben erwähnten Hrn. v. Ts c h a r n e r ist mir nichts Näheres bekannt worden) − K. Preusker.

KM

1

) Richtig: John Thane, engl. Drucker u. Kupferstecher. ) Die Kritische Geschichte der Augsburgischen Confession aus archivalischen Nachrichten (2 Bde. Frankfurt a. M. 1783) des Weimarer Oberkonsistorialrats und Hofpredigers Georg Gottlieb Weber. 3 ) Adolf Bergmann: Kleine französische Vorlegeblätter. Leipzig 1807. Der Zeichner u. Kupferstecher war Lehrer an der Nicolai-Schule zu Leipzig. 4 ) Nicht ermittelt. 2

1769−1775

HANSWURSTS HOCHZEIT

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Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt ein mikrokosmisches Drama1)

E D

1775 Frühjahr2) Q 1.2 (1836) 38f. (Titelzusatz: 〈Fragmentarisch.〉) 1774). − C1 57, 257−63 (Titelzusatz: 〈Fragmentarisch.〉). − W 38, 45−52; Paralip. 439−49. − JG2 5, 199−212. − JG3 5, 183−95. − MA 1.2, 122−33 (Hanswursts Hochzeit oder Der Lauf der Welt). − FA I 4, 575−88.3)

Z ⎯



1769−1775 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 35, 5): . . .5) Dagegen waren die Fragmente

des e w i g e n J u d e n und H a n s w u r s t s H o c h z e i t [dem Lesepublikum] nicht mitzutheilen. Letzteres erschien darum heiter genug, weil die sämmtlichen deutschen Schimpfnamen in ihren Charakteren persönlich auftraten. ⎯ Ouvrages poe ´tiques de Goethe6) (W 53, 208): de 1769 jusq. 1775 Mainte petite production comique et satyrique.

1

) Nur fragmentarisch überlieferte, an grobianische Harlekinspossen der dt. Spätrenaissance anknüpfende gesellschaftssatirische Burleske von 1775, als G’s eigene Hochzeit bevorstand, so daß Hanswurst, trotz grotesker Übertreibungen, G’s Verzweiflung über den Konflikt zwischen seiner totalen Verzauberung durch seine Braut und der durch Bindung an sie bedrohten Treue gegen sich selbst widerspiegelt, da der sie umgebende Personenkreis mit seiner doppelbödigen Moral ihm unerträglich war. Eine Veröffentlichung des von sexual- u. fäkalsprachlichen Provokationen strotzenden satirischen Weltspiegels hat G nie geplant; vgl. unten Z 6. März 1831 zu Eckermann. − Bruchstücke auf mehreren Blättern (längere Partien: W 38, 471−4838 [Anfangsmonolog K. Brustflecks] in G’s Reinschrift u. W 38, 4839−52133 flüchtige Niederschrift G’s) u. zwölf Notizzetteln. Deren von Morris in JG2 vorgeschlagene Reihenfolge wurde von späteren Drucken weitgehend übernommen. 2 ) Die Datierung des ,mikrokosmischen Dramas‘, im Gegensatz zum ,makrokosmischen‘ Faust-Projekt, ist nicht sicher, doch ergeben sich Indizien aus der parodistischen Nähe des Anfangsmonologs von K. Brustfleck zu dem im Frühjahr 1775 bereits vorhandenen Anfangsmonolog von Faust (s.„Faust. Frühe Fassung“, EGW 5). Die Formulierung Mir ist das liebe Wertherische Blut / Immer zu einem Probir hengst gut (W 38, 4481f.) setzt Bekanntheit der im Herbst 1774 erschienenen Leiden des jungen Werthers voraus. − Anf. 1775 waren G u. Lili Schönemann einander begegnet, am 16. Apr (Ostern) hatten sie sich inoffiziell verlobt. Doch [10./13.?] Mai schreibt G an Herder (GB 2.1, 190): Dem Hafen Häuslicher Glückseeligkeit . . . wähnt ich vor kurzem näher zu kommen, bin aber auf eine leidige Weise wieder hinaus in’s weite Meer geworfen. So ist vermutungsweise Ende Apr / Anfang Mai als Entstehungszeit anzunehmen. 3 ) Zusammenstellung nach JG2 u. JG3. 4 ) Verfaßt 14. Febr 1819. 5 ) Das Vorausgehende s. in „Faust. Frühe Fassung“ gD, EGW 5. 6 ) Verfaßt 21. Aug 1823.

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HANSWURSTS HOCHZEIT

1773

1773 März 6. [Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 2.1, 13f.): Unser Theater, seit

Hanswurst verbannt ist,1) hat sich aus dem Gottschedianismus noch nicht losreißen können. Wir haben Sittlichkeit und lange Weile, denn an jeux d’esprit, die bei den Franzosen Zoten und Possen ersetzen, haben wir keinen Sinn, unsre Sozietät und Charakter bieten auch keine Modele dazu, also ennuyiren wir uns regelmäßig und willkommen wird jeder seyn, der eine Munterkeit, eine Bewegung auf’s Theater bringt.

1773−1775 ⎯





⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 112) (AA-DuW 1, 384): Ein schönes

Kind, welches wir mit Wohlgefallen Bertha nennen, würden wir zu beleidigen glauben, wenn wir es Urselblandine nennen sollten. Gewiß, einem gebildeten Menschen, geschweige denn einem Liebhaber, würde ein solcher Name auf den Lippen stocken.3) Der kalt und einseitig urtheilenden Welt ist nicht zu verargen, wenn sie alles was phantastisch hervortritt, für lächerlich und verwerflich achtet . . . ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 134) (AA-DuW 1, 490): . . . die kleinsten [der belebten Sinngedichte] finden sich unter den gemischten Gedichten, sehr viele sind zerstoben und verloren gegangen, manche noch übrige lassen sich nicht wohl mittheilen. Was hiervon im Druck erschienen, vermehrte nur die Bewegung im Publicum, und die Neugierde auf den Verfasser; was handschriftlich mitgetheilt wurde, belebte den nächsten Kreis, der sich immer erweiterte. ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 185) (AA-DuW 1, 594−97): Um einen Boden zu finden worauf man poetisch fußen um ein Element zu entdecken in dem man freysinnig athmen könnte, war man einige Jahrhunderte zurückgegangen wo sich aus einem chaotischen Zustande ernste Tüchtigkeiten glänzend hervorthaten und so befreundete man sich auch mit der Dichtkunst jener Zeiten[.] Die Minnesänger lagen zu weit

1

) Hinweis auf die symbolische Verbrennung des ,Hanswurst‘ durch Karoline Neuber 1737, die zeitweise die klassizistischen Vorgaben J. C. Gottscheds auf der sächs. Bühne umsetzte. 2 ) Verfaßt 1812. 3 ) Hanswursts Geliebte führt den Namen Ursel Blandine. E. Schmidt zufolge (GJb 1880, 376): erinnerte Goethe sich dabei jenes groteskeren Doppelnamens . . . wahrscheinlich aus J. G. Schochs verbreiteter „Comoedia vom Studentenleben“ 1657, wo Pickelhering 5, 4 über einen nächtlichen Auflauf vor dem Haus einer galanten Dame äussert: „Es war den guten Freunden vmb Jungfer Vrschel Blandingen.“ 4 ) Verfaßt Juni 1813? 5 ) Verfaßt 20. Dez 1816; 1831 März 6., 15.; Sept 16.

1773−1775

HANSWURSTS HOCHZEIT

99

von uns ab, die Sprache hätte man erst studiren müssen und das war nicht unsre Sache wir wollten leben und nicht lernen. Hans Sachs, der wirklich meisterliche Dichter, lag uns am nächsten; ein wahres Talent, freylich nicht wie jene Ritter und Hofmänn[er], sondern ein schlichter Bürger, wie wir uns auch zu seyn rühmten. Ein didactischer Realism sagt[e] uns zu, und wir benutzten den leichten Rhytmus, den sich bequem anbietenden Reim bey manchen Gelegenheiten. Es schien diese Art so bequem zur Poesie des Tages und deren bedurften wir jede Stunde [.] (Spatium ca 20 Zeilen) Wenn nun bedeutende Werke . . . welche eine jahrelange ja eine lebenslängliche Aufmerksamkeit und Arbeit erforderten, auf so verwegenem Grunde, bey leichtsinnigen Anlässen mehr oder weniger aufgebaut wurden, so kann man sich denken, wie freventlich mitunter andere vorübergehende Productionen sich gestalteten, z. B. die poetischen Episteln, Parabeln und Invectiven aller Formen, womit wir fortfuhren uns innerlich zu bekriegen und nach aussen Händel zu suchen. Außer dem schon abgedruckten ist nur Weniges davon übrig; es mag erhalten bleiben, kurze Notizen mögen Ursprung und Absicht denkenden Männern etwas deutlicher enthüllen. Tiefer Eindringende, denen diese Dinge künftig zu Gesicht kommen, werden doch geneigt bemerken daß allen solchen Excentricitäten ein redliches Bestreben zu Grunde lag. Aufrichtiges Wollen streitet mit Anmaßung [,] Natur gegen Herkömmlichkeiten, Talent gegen Formen, Genie mit sich selbst, Kraft gegen Weichlichkeit, unentwickeltes Tüchtiges gegen entfaltete Mittelmäßigkeit, so daß man jenes ganze Betragen als ein Vorpostengefecht ansehen kann, das auf eine Kriegserklärung folgt und eine gewaltsame Fehde verkündigt. Denn genau besehen, so ist der Kampf in diesen funfzig Jahren noch nicht ausgekämpft, er setzt sich noch immer fort, nur in einer höhern Region . . . Ich hatte, nach Anleitung eines ältern deutschen Puppen- und Budenspiels,1) ein tolles Fratzenwesen ersonnen, welches den Titel H a n s w u r s t s H o c h z e i t führen sollte; das Schema war folgendes: Hanswurst, ein reicher elternloser Bauerssohn, welcher soeben mündig geworden, will ein reiches Mädchen, Namens Ursel Blandine,2) heyrathen. Sein Vormund, Kilian Brustfleck,3) und ihre Mutter Ursel pp. sind es höchlich zufrieden. Ihr vieljähriger Plan ihre höchsten Wünsche wer1

) Vermutl. das im 17. Jh. populäre, unter verschiedenen Titeln firmierende Singspiel Harlekins Hochzeitsschmaus, von Gottsched in der Critischen Dichtkunst erwähnt (4. Aufl. Leipzig 1751, 736); Vgl. auch R. Köhler: Harlekins Hochzeit und Goethes Hanswursts Hochzeit. In: Zeitschrift für deutsches Alterthum 20 (1876) 119−26; Zum mögl. Einfluß weiterer Harlekinaden s. FA I 4, 1008. 2 ) Vgl. S. 98 Anm. 3 zu DuW Buch 11. 3 ) Zur Herkunft der Figur Kilian Brustfleck s. Christian Neuhuber: Der Vormund des Hanswurst. Der Eggenbergische Hofkomödiant Johann Valentin Petzold und sein Kilian Brustfleck. In: Daphnis 35 (2006) 263−300. Vgl. Abb. III.

100

HANSWURSTS HOCHZEIT

1773−1775

den dadurch endlich erreicht und erfüllt; hier findet sich nicht das mindeste Hinderniß und das Ganze beruht eigentlich nur darauf, daß das Verlangen der jungen Leute, sich zu besitzen, durch die Anstalten der Hochzeit und dabey vorwaltenden unerläßlichen Umständlichkeiten hingehalten wird. Als Prologus tritt der Hochzeitbitter auf, hält seine herkömmliche bannale Rede und endiget mit den Reimen: Bey dem Wirth zur goldnen Laus Da wird seyn der Hochzeitschmaus.1) Um dem Vorwurf der verletzten Einheit des Orts zu entgehen war im Hintergrunde des Theaters gedachtes Wirthshaus mit seinen Insignien glänzend zu sehen, aber so, als wenn es, auf einem Zapfen umgedreht nach allen vier Seiten könnte vorgestellt werden; wobey sich jedoch die vordern Coulissen des Theaters schicklich zu verändern hatten. Im ersten Act stand die Vorderseite nach der Straße zu, mit der goldnen nach dem Sonnenmikroscop gearbeiteten Insigne; im zweyten Act, die Seite nach dem Hausgarten, die dritte nach einem Wäldchen die vierte nach einem nahe liegenden See, wodurch denn geweissagt war, daß in folgenden Zeiten, es dem Decorateur geringe Mühe machen werde einen Wellenschlag über das ganze Theater bis an das Soufleurloch zu führen.2) Durch alles dieses aber ist das eigentliche Interesse des Stücks noch nicht ausgesprochen; denn der gründliche Scherz ward bis zur Tollheit gesteigert, daß das sämmtliche Personal des Schauspiels aus lauter deutsch herkömmlichen Schimpf- und Eckelnamen3) bestand wodurch ihr Charakter sogleich ausgesprochen und das Verhältniß zu einander gegeben war. Da wir hoffen dürfen daß Gegenwärtiges in guter Gesellschaft auch wohl im anständigen Familienkreise vorgelesen werde, so dürfen wir nicht einmal wie doch auf jedem Theater-Anschlag Sitte ist, unsre Personen hier der Reihe nach nennen, noch auch die Stellen wo sie sich am klarsten und eminentesten beweisen hier am Ort aufführen, obgleich auf dem einfachsten Wege, heitere, neckische, unverfängliche Beziehungen und geistreiche Scherze sich hervorthun müßten. (Spatium ca 8 Zeilen) Zum Versuch legen wir ein Blatt bey, 1

) Das in G’s Fragmenten nicht enthaltene Verspaar steht auf S. 23 in dem anonymen Singspiel Pickelhärings Hochzeit / Oder Der lustig singende Harlequin. Frölichshausen 1752, aus dem G noch weitere Handlungselemente übernahm (Neudruck hsg. von Georg Witkowski u. W. Baensch 1907, 23). Das Deckblatt der Ausg. 1752 s. Abb. IV. 2 ) Zu den angeführten bühnentechnischen Details vgl. D. Borchmeyers Zweifel (FA I 4, 1008), daß sie mit Sicherheit nicht der ungestüm arbeitende Stürmer und Dränger [entwarf], sie sind vielmehr dem geschulten, szenischen Blick des späteren Theaterdirektors zu verdanken. 3 ) Dazu FA I 4, 1008: Ein Schimpfwort- und Redensartenkatalog wurde bereits 1572 unter dem Namen von Klaus Narr, der ja auch im Figurantenverzeichnis aufgeführt ist, herausgegeben, wie überhaupt ein satirischer Einschlag der Literatur der Spätrenaissance, repräsentiert durch Sebastian Brant, Thomas Murner und Johann Fischart, sowie deren Vorbild Franc¸ois Rabelais, unverkennbar ist. Aus dem 16. Jahrhundert stammen zudem die Knittelverse des Hans Sachs . . .

1773−1775

HANSWURSTS HOCHZEIT

101

unsern Herausgebern die Zulässigkeit, zu beurtheilen anheim stellend. Ve t t e r S c h u f t hatte das Recht, durch sein Verhältniß zur Familie, zu dem Fest geladen zu werden, niemand hatte dabey etwas zu erinnern; denn wenn er auch gleich durchaus im Leben untauglich war, so war er doch da, und weil er da war konnte man ihn schicklich nicht verläugnen; auch durfte man an so einem Festtage sich nicht erinnern daß man zuweilen unzufrieden mit ihm gewesen wäre. Mit Herrn S c h u r k e war es schon eine bedenklichere Sache, er hatte der Familie wohl genutzt, wenn es ihm gerade auch nutzte, dagegen ihr auch wieder geschadet, vielleicht zu seinem eignen Vortheil, vielleicht auch weil er es eben gelegen fand. Die mehr oder minder Klugen stimmten für seine Zulässigkeit, die wenigen die ihn wollten ausgeschlossen haben wurden überstimmt. Nun aber war noch eine dritte Person über die sich schwerer entscheiden ließ; in der Gesellschaft ein ordentlicher Mensch, nicht weniger als andere, nachgiebig, gefällig und zu mancherley zu gebrauchen; er hatte den einzigen Fehler daß er seinen Namen nicht hören konnte und sobald er ihn vernahm in eine Heldenwuth, wie der Norde sie Berseckerwuth benennt, augenblicklich gerieth, alles rechts und links todtzuschlagen drohte und in solchem Raptus theils beschädigte theils beschädigt ward: wie denn auch der zweyte Act des Stücks durch ihn ein sehr verworrenes Ende nahm. Hier konnte nun der Anlaß unmöglich versäumt werden den räuberischen Maklot zu züchtigen.1) Er geht nämlich hausiren, mit seiner Maklotur [Verbindung aus Macklot und Makulatur], und wie er die Anstalten zur Hochzeit gewahr wird, kann er dem Trieb nicht widerstehen auch hier zu schmarutzen und auf anderer Leute Kosten seine ausgehungerten Gedärme zu erquicken. Er meldet sich, Kilian Brustfleck untersucht seine Ansprüche muß ihn aber abweisen, denn alle Gäste, heißt es, seyen anerkannte öffentliche Charaktere woran der Supplicant doch keinen Anspruch machen könne. Maklot versucht sein Möglichstes um zu beweisen daß er eben so berühmt sey als jene. Da aber Kilian Brustfleck als strenger Ceremonienmeister, sich nicht will bewegen lassen, nimmt sich jener Nicht-Genannte, der von seiner Bersecker-Wuth am Schlusse des zweiten Acts sich wieder erholt hat, des ihm so nahe verwandten 1

) Johann Michael Macklot, bad. Buchhändler u. -drucker. G gibt in DuW Buch 16 eine weitere Charakteristik Macklots durch Erzählung der folgenden anekdotischen Geschichte: Die Frau Markgräfin [Karoline Luise von Baden], als eine thätige Dame, habe auch eine Papier-Fabrik angelegt, die Waare sey aber so schlecht geworden, daß man sie nirgends habe unterbringen können. Darauf habe Buchhändler Maklot den Vorschlag gethan, die deutschen Dichter und Prosaisten auf dieses Papier abzudrucken um dadurch seinen Werth in etwas zu erhöhen. Mit beyden Händen habe man dieses angenommen. Wir erklärten zwar diese böse Nachrede für ein Mährchen, ergötzten uns aber doch daran. Der Name Maklot ward zur gleichen Zeit für einen Schimp[f]namen erklärt und bei schlechten Begebenheiten wiederholt gebraucht. (AA-DuW 1, 558f.)

102



HANSWURSTS HOCHZEIT

1773−1775

Nachdruckers so nachdrücklich an, daß dieser unter die übrigen Gäste schließlich aufgenommen wird. ⎯ Schema zu Dichtung und Wahrheit Buch 181) (Paralip. 132.1; AA-DuW 2, 591): Geheimes Archiv, wunderlicher Productionen . . . Hanswursts Hochzeit . . . Invectiven und Widerstreit im Innern.2)

1775−1780 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 5f.): An allen vorgemeldeten, nach Wei-

mar mitgebrachten, unvollendeten Arbeiten konnte man nicht fortfahren . . .

1807 Febr 26. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 230): Mittags über Tisch von unvollendeten und projectirten Gedichten und Dramen Goethe’s. (Die Hochzeit Hanswursts; die Gäste haben alle Schimpfnamen . . .)

1822 Mai 19. Über die Incommunicabilien unter den Paralipomenen (W 42.2, 55):

Mögen meine Freunde künftighin darüber entscheiden, wie ihnen denn auch das Endurtheil über jugendliche Versuche, die theils zu schwach, theils zu frech möchten gefunden werden, anheimgegeben bleibt.4)

1829 Nov

8. [Weimar] . . . Herr Professor Riemer zu Tische. Wir gingen die Dramas

von 1773 und 74 durch und hatten sonst noch angenehme litterarische Unterhaltungen. Blieben bis spät zusammen.

1

) Verfaßt ab Dez 1816. ) Ähnlich Paralip. 158 zu DuW Buch 18, datiert Weimar d. 16. Sept 31 (AA-DuW 2, 654): Geheimes Archiv Faust Hanswursts Hochzeit Ewiger Jude Infectiven und Widerstreit im Innern. Versuch einer Trennung von Lili . . . Poetisch phantastische Anregungen . . . 3 ) Verfaßt 14. Febr 1819. 4 ) Vgl. „Über die Incommunicabilien unter den Paralipomenen“, S. 533. 2

1830

HANSWURSTS HOCHZEIT

103

1830 ?

Juni 30. Hofrat [F. S.] Voigt meldete sich und wurde zu Tisch eingeladen. Ju-

gendliche Fragmente, gestern durch Professor Riemer zur Sprache gebracht.

1831 März 6. Mittag Dr. Eckermann. Wir besprachen die geniale Fratze von Hans-

wursts Hochzeit. Über den 4. Theil der Biographie [DuW] wurde gleichfalls einiges verhandelt.1) 6. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 457f.): Zum Nachtisch las Goethe mir sodann einige seit 1775 sich erhaltene Fragmente von Hanswursts Hochzeit. Kilian Brustfleck eröffnet das Stück mit einem Monolog, worin er sich beklagt, daß ihm Hanswursts Erziehung, trotz aller Mühe, so schlecht geglückt sei. Die Szene, sowie alles Übrige, war ganz im Tone des Faust geschrieben. Eine gewaltige produktive Kraft bis zum Übermut sprach sich in jeder Zeile aus, und ich bedauerte bloß, daß es so über alle Grenzen hinausgehe, daß selbst die Fragmente sich nicht mitteilen lassen. Goethe las mir darauf den Zettel der im Stück spielenden Personen,2) die fast drei Seiten füllten und sich gegen hundert belaufen mochten. Es waren alle erdenklichen Schimpfnamen, mitunter von der derbsten lustigsten Sorte, so daß man nicht aus dem Lachen kam. Manche gingen auf körperliche Fehler, und zeichneten eine Figur dermaßen, daß sie lebendig vor die Augen trat; andere deuteten auf die mannigfaltigsten Unarten und Laster, und ließen einen tiefen Blick in die Breite der unsittlichen Welt voraussetzen. Wäre das Stück zu Stande gekommen, so hätte man die Erfindung bewundern müssen, der es geglückt, so mannigfaltige symbolische Figuren in eine einzige lebendige Handlung zu verknüpfen. „Es war nicht zu denken, daß ich das Stück hätte fertig machen können, sagte Goethe, indem es einen Gipfel von Mutwillen voraussetzte, der mich wohl augenblicklich anwandelte, aber im Grunde nicht in dem Ernst meiner Natur lag, und auf dem ich mich also nicht halten konnte. Und dann sind in Deutschland unsere Kreise zu beschränkt, als daß man mit so etwas hätte hervortreten können. Auf einem breiten Terrain, wie Paris, mag dergleichen sich herumtummeln, sowie man auch dort wohl ein Be´ranger sein kann, welches in Frankfurt oder Weimar gleichfalls nicht zu denken wäre.“ Juni

7. (s. „Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand“: an Marianne v. Willemer gD)

UH

1 2

) Vermutl. Ausführungen über Hanswursts Hochzeit in DuW Buch 18. ) Paralip. 1 (W 38, 439−41).

104

HARMONIE DER FARBEN

1798

[Harmonie der Farben]1)

E D

1798 Nov 14. u. 15. LA I 3, 386. − LA II 3, Tafel VIII. − CG V A, Nr. 345. − MA 6.2, 777f. − FA I 23.2, 199 mit Tafel 38.

Z

1798

Aug Einleitung in die Propyläen (W 47, 15f.): Bisher konnte der Mahler die [vor 11.] Lehre des Physikers von den Farben nur anstaunen, ohne daraus eini-

Nov 12. 13. 14.

15.

gen Vortheil zu ziehen; das natürliche Gefühl des Künstlers aber, eine fortdauernde Übung, eine praktische Nothwendigkeit führte ihn auf einen eignen Weg, er fühlte die lebhaften Gegensätze, durch deren Vereinigung die Harmonie der Farben entsteht, er bezeichnete gewisse Eigenschaften derselben durch annähernde Empfindungen, er hatte warme und kalte Farben, Farben die eine Nähe, andere die eine Ferne ausdrücken . . . Vielleicht bestätigt sich die Vermuthung, daß die farbigen Naturwirkungen, so gut als die magnetischen, elektrischen und andere, auf einem Wechselverhältniß, einer Polarität, oder wie man die Erscheinungen des Zwiefachen, ja Mehrfachen in einer entschiedenen Einheit nennen mag, beruhen. [Jena] . . .2) Abends bey Schiller . . . Fruchtbares Gespräch mit Schiller über die Methode des Vortrags der Farbenlehre. [Jena] Verschiednes noch sonst an der Farbenlehre geordnet.3) [Jena] . . .4) Abends bey Schiller, wo die Lehre von den verschiednen Graden der Harmonien der Farben und die Art des bequemsten Vortrags derselben durchgesprochen wurde. [Jena] Beschäfftigt mit den allgemeinen Ideen der Farbenlehre bezügl.[ich] auf das gestern mit Schillern gesprochene. Auch machte ich

1

) Titel nach LA I 3, 386 (aus G’s Brief an H. Meyer vom 15. Nov 1798, s. d.). Auf der linken Seite eines Doppelblatts; rechtsspaltig vier Skizzen von Farbenkreisen, linksspaltig zugehöriger Text (darunter zwei gestrichene Skizzen), alles von G’s Hand. Jeweils zwei Farben des Farbenkreises werden durch Sehnen unterschiedl. verbunden u. nach dem verschiedenen Grad der Harmonie u. ihrer Wirkung auf den Menschen in vier Rubriken möglicher Kombinationen gebracht: harmonisch fordernde, charakteristische, gemeine, negative (FA I 23.2, 199). Auf der rechten Seite des Doppelblatts weitere Skizzen, auf denen Farben mit Magneten korrespondieren (vgl. „Symbolische Annäherung zum Magneten“). Ausführl. erläutert in FA I 23.2, 387−91, LA II 3, 359−65 sowie bei R. Matthaei (GJb 1958, 155−77). 2 ) Das Vorausgehende und die Auslassung s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 337. 3 ) Das Vorausgehende und Folgende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 337. 4 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 337.

1798

Nov 15.

16. 18. 19. 20. [vor 21.]

21.

HARMONIE DER FARBEN

105

eine [Farb-]Tafel1) in dem Sinne . . . Abends zu Schiller, neue Idee wegen des rothen.2) [Jena] An H. Meyer (Br 13, 310f.): . . .3) Über die verschiednen Bestimmungen der Harmonie der Farben durch den ganzen Kreis hat er [Schiller] sehr schöne Ideen, die eine große Fruchtbarkeit versprechen, wovon Sie künftig das mehrere vernehmen werden. [Jena] Diderots getrenntes zweytes Kapitel4) wieder geordnet. über die Wirkung der Farben das Kapitel durchgedacht. [Jena] Früh Diderot zweytes Capitel, von dem Eindrucke der verschiednen Farben auf den Menschen. [Jena] Diderots zweytes Capitel.5) [Jena] Früh Diderots zweytes Kapitel. Diderot’s Versuch über die Mahlerei. Zweites Capitel: Meine kleinen Ideen über die Farbe. Von der Harmonie der Farben (W 45, 306f.): Es gibt nicht eine Harmonie, weil der Regenbogen, weil das Prisma sie uns zeigen, sondern diese genannten Phänomene sind harmonisch, weil es eine höhere allgemeine Harmonie gibt, unter deren Gesetzen auch sie stehen . . . So lange nun in der Farbenlehre nicht auch klar wird, daß die Totalität der Phänomene nicht unter ein beschränktes Phänomen und dessen allenfallsige Erklärung gezwängt werden kann, sondern daß jedes einzelne sich in den Kreis mit allen übrigen stellen, sich ordnen, sich unterordnen muß; so wird auch diese Unbestimmtheit, diese Verwirrrung in der Kunst dauern, wo man im Praktischen das Bedürfniß weit lebhafter fühlt, anstatt daß der Theoretiker [Physiker] die Frage nur stille bei Seite lehnen und eigensinnig behaupten darf: alles sei ja schon erklärt! [Jena] Schluß des zweyten Capitels von Diderot. WZ

1

) Symbolische Annäherung zum Magneten (FA I 23.2, 200 u. Tafel 40; CG V A, Nr. 142). 2 ) Für G bisher Eigenschaft des Gelben u. Blauen u. durch Verdichtung dieser Farben zum Vorschein kommend; im Dialog mit Schiller Rot als Ergebnis einer Steigerung (Schiller: Intension): Gelb steigert sich zu Gelbrot, Blau zu Blaurot, die edle Mischung der gesteigerten Farben ergibt Purpur/Rot (vgl. FA I 23.2, 389). 3 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: an H. Meyer gD, EGW 4, 338. 4 ) Vgl. „Diderot’s Versuch über die Mahlerei . . .“ (EGW 3, 41−52). 5 ) Das Folgende s. in „Von Personen, welche gewisse Farben nicht unterscheiden können“ gD.

106

DER HAUSBALL

1781

Der Hausball. Eine deutsche Nationalgeschichte1)

E D

1781 Sept, Okt2) Journal von Tiefurth Sechstes Stück (1781) o. S.3) (Der Hausball. eine deutsche National Geschichte.) u. Neuntes Stück (1781) o. S.4) (Fortsezung des Hausballs einer 1

) Von G nicht in seine Werke aufgenommene ironische Bearbeitung einer anonymen Vorlage, die er als Gefälligkeit für Anna Amalia in ihr Tiefurter Journal stiftete, das in wenigen hs. Ex. in ihrem Umkreis zirkulierte u. nie zum Druck bestimmt war, doch, da als Wochenblatt angekündigt, ständig Stoff brauchte. Aufnahme in G’s Werke empfahl C. A. H. Burkhardt (Die Grenzboten 1871 III, 288), was 1873 durch G. v. Loeper in der Hempel-Ausg. geschah (s. Rubrik D), der G, abgesehen von der ihm allein gehörigen Einleitung, als Nacherzähler angibt, der das rohere veredelte, das zu starke milderte, das fremdartige durch bekannteres ersetzte. A. Sauer gelang die Auffindung der Quelle: Der Hausball. Eine Erzählung v. V***, Wien gedruckt bey Joh. Thom. Edl. v. Trattnern, k. k. Hofbuchdruckern und Buchhändlern, 1781. (86 S. 120.), wovon er 1883 einen genauen Abdruck in Wiener Neudrucke, T. 3 veranstaltete. Die Frage, wer hinter der Chiffre V*** steckt, führte Sauer in die Nähe des Wiener Volksstücks um 1760, vor allem auf Philipp Hafners Komödie Neue Bourlesque, betittelt: Etwas zum Lachen im Fasching. Oder: des Burlins und Hanswursts seltsame Carnevals Zufälle, die auch von einem Hausball ausgeht, den der liederliche Burlin gerade so wie der Held der Erzählung unternimmt. Dadurch verschuldet, bleibt er, von den geladenen Gästen arm gefressen, als Ballveranstalter allein mit seinen Sorgen beim Kerzenstümpfchen zurück. G. Gugitz verfolgte die Spur weiter: „Der Hausball“ und sein Verfasser in: ChronWGV 56 (1952) 16−20: Er stieß auf Hafners Songes Hanswurstiques in dessen Kalender von 1763 mit dem im Hornung (Febr) mitgeteilten Hanswurst der übel angekommene Ballgast, worin er die Keimzelle zu der Erzählung „Der Hausball“ erkannte u. durch Parallelstellen nachwies. Weil Hafner 16 Jahre vor Veröffentlichung der Erzählung (1781) starb, fragt Gugitz, wer der literarische Freibeuter war, der sich unter der Chiffre V*** verbirgt? Er vermutet: Matthias Voll, der sich in jungen Jahren am Theater als Bearbeiter von fremden Stücken u. Broschürenschreiber betätigte u. 62jährig 1822 starb, oder sein unter verschiedenen Pseudonymen publizierender Vater Joseph Voll, der 86jährig 1823 starb. Beider literar. Tätigkeit sei schwer auseinanderzuhalten. Gugitz führt Indizien für Eingriffe in fremdes geistiges Eigentum an u. meint, J. Voll habe sich zu dem etwa gleichaltrigen Philipp Hafner (1735−1764), dem originellsten Dramatiker Wiens im 18. Jh. in Beziehung gesetzt u. sich, als dieser allzu früh an Auszehrung in Armut starb, Zugang zu seinem Nachlaß verschafft. In der durch die milde josephinische Handhabung der Zensur hereingebrochenen Broschürenflut von 1781 zeichne sich einzig Der Hausball durch Originalität aus, voll echter Bodenständigkeit und im Menschlichsten wurzelnd. Gugitz sieht in G’s prosaischem Fragment einen merkwürdigen Versuch, eine seltsame wienerische Produktion, deren volkstümliche frische Originalität ihn angezogen habe, ihres Wustes zu entkleiden u. sozusagen hoffähig zu machen. Die neuere Forschung stimmt darin überein, daß nur Einleitung u. Schluß des Hausballs von G stammen, der größere Teil stellt eine von Goethe korrigierte Abschrift seines Dieners Philipp Friedrich Seidel von der Druckvorlage dar, in die Seidel auch selbständig eingegriffen haben kann (JT 2011, 426). 2 ) G’s Vorlage erschien 1781 in Wien. Weitere Datierungsanhalte ergeben sich dadurch, daß im 6. Stück des TJ vor dem Hausball-Text Verse an Ch. v. Stein stehen: Euch bedaur’ ich unglückseelge Sterne . . ., angeblich Nach dem Griechischen, wie G im Brief vom 20. Sept 1781 erwähnt: Was beyliegt ist dein. Wenn du willst so geb ich’s in’s Tiefurter Journal und sage es sey nach dem Griechischen. (Br 5, 194). Im Okt 1781 erschien die Fortsetzung des Hausballs in TJ Stück 9, wie aus G an Ch. v. Stein vom

1781

DER HAUSBALL

107

deutschen Original Geschichte). − Hempel1 5 (1873) 269−75 (Der Hausball. Fragment. 1781). − Das Journal von Tiefurt. Weimar 1892, 50−79.1) − W 18, 349−58. − FA I 18, 572−77. − MA 2.2, 333−37.

Z

1781

Sept 10. An P. C. Kayser (Br 5, 188): Bey Gelegenheit der Feyerlichkeiten [zu

Glucks Ehren] in Wien zu seyn ist kein geringer Reiz für einen ieden . . .2) [Sept]

Dez

Journal von Tiefurt Sechstes Stück (JT 2011, 89): [Wieland]: . . . da es für diesesmal, dem Verlauten nach, in dem Bureau des Journals von T. ziemlich an Materialien gebrechen soll3) . . .

3. An Knebel (Br 5, 228f.): Von dem Kaiser denke ich auch wie du.4)

Wenn ihm das Glük will und ihn sein Genius nicht verläßt, so ist er gemacht viel ohne Schwerdtstreich zu erobern. KM

1. Okt hervorgeht, wo er das gleichfalls angebl. Aus dem Griechischen stammende Einen wohlgeschnizten vollen Becher . . . mit dem Hinweis ankündigt, er habe ein Gedicht gemacht das du durch den Weeg des Tiefurter Journals sollst zu sehen kriegen (Br 5, 199); dort ist es auch plaziert vor der Hausball-Fortsetzung. 3 ) JT 2011, 86f. 4 ) JT 2011, 11−13. 1 ) Innerhalb des Erstdrucks des bis dahin nur handschriftlichen Journal von Tiefurt in JT 1892. 2 ) Diese briefl. Äußerung deutet auf G’s aktuelles Interesse an Wien, wo 1781 Joseph II., der bis dahin nur Mitregent gewesen war, u. a. die Zensur so lockerte, daß auf dem Bücher- u. Broschürenmarkt vieles auftauchte, was vorher nicht hätte gedruckt werden können. 3 ) Auf diese Bemerkung Wielands (aus dessen Erster Versuch über die Frage: Was würckt am stärcksten auf des Menschen Seele, Mahlerey oder Musik?) verweist E. v. d. Hellen zur Beurteilung der Frage nach G’s Veranlassung zur Bearbeitung von Der Hausball (SchrGG 7, 367; s. oben Anm. 1). 4 ) Hinsichtlich des in G’s Einleitung zu Der Hausball vertretenen Standpunktes gegenüber Joseph II. weist E. v. d. Hellen auf diese Briefstelle hin. So auch auf G an Lavater 9. Apr 1781 (Br 5, 109): Dem Kayser gönn ich allen Seegen. Gieb acht! gieb acht! Sein Kopf steht gut. Irr ich nicht sehr; so fehlts am Herzen, das zum grosen Menschen, zur That wie zum Kunstwerck unentbehrlich, und durch Vernunft nicht zu ersezzen ist. Aber schon am 5. Mai 1782 schreibt er noch kritischer an Knebel (Br 5, 319): Hier lege ich ein Antwortsschreiben des Kaisers an den Churfürsten von Trier bey . . . Wenn es autentisch ist, wie mich ein und anderer Umstand vermuthen läßt, so ist es meiner Meinung nach doch ein wenig zu schnakisch. . .

108

HAUSMANNS VORLESUNG

1829

[Hausmanns Vorlesung]1)

E D

1829 Okt 17. / Nov 6.2) NS 10 (1894) 267f. (ohne Titel, Paralip. II. b); 13 (1904) 424 (erster Abschnitt in LA, eigentl. Notiz auf Umschlag). − LA I 11, 320f. − FA I 25, 657f. − MA 18.2, 377f.

Z

1829

Okt 17. [Abends] Las der Gebrüder Meyer Ersteigen der Jungfrau im Jahr Nov

1811.3) Betrachtung über die heruntergeschobenen Urgebirgsblöcke.4) 4. Abends las ich meine frühere Schweizreise [von 1779] im 16. Bande.5)

1

) Ausführungen G’s zur Frage der Herkunft von erratischen Blöcken im Alpenvorland und im Norden Deutschlands, diktiert an Schuchardt. Darin Bezugnahme auf den Vortrag des Geologen J. F. L. Hausmann: De origine saxorum, per Germaniae septemtrionalis regiones arenosas dispersorum commentatio, gehalten am 25. Aug 1827 bei der Königl. Ges. der Wissenschaften zu Göttingen; dt. zusammengefaßt in: Göttingische gelehrte Anzeigen 22. Sept 1827 (151. u. 152. Stück, 1497−1517). Ohne Namensnennung eingeflossen ist auch G’s Kenntnis von Jean-Andre´ de Luc d. J.: Me´moire sur le phe´nome`ne des grandes pierres primitives alpines, distribue´es par groupes dans le bassin du lac de Gene`ve et dans les valle´es de l’Arve. Gene`ve 1827; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4849), wohl von Soret überbracht. Dieser hatte bei einem Besuch in Genf im Aug 1827 von De Luc einige kleine Aufsätze . . . für Ew. Exzellenz erhalten (Zehn Jahre 207). − Findlinge beschäftigten G auch u. a. in: Herrn von Hoffs geologisches Werk, S. 328, Wilhelm Meisters Wanderjahre, Gespräch über die Bewegung von Granitblöcken durch Gletscher (EGW 6, 572f.), Zur Geologie November 1829 (EGW 6, 307−11) u. Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831 (EGW 6, 311−15). 2 ) 1829 datiert auch Semper (364, Nr. 156) im Hinblick auf den 1827 erschienenen Druck von Hausmanns Vortrag in den Göttingischen gelehrten Anzeigen. LA, FA u. MA datierten auf Anf. 1832 aufgrund einer erst in G’s Todesjahr erschienenen lat. Publikation des Vortrags. Zur genaueren Eingrenzung der Entstehungszeit vgl. Anm. 4. 3 ) Johann Rudolf Meyer u. Hieronymus Meyer: Reise auf den Jungfrau-Gletscher und Ersteigung seines Gipfels. Im Augustmonat 1811 unternommen. Aus den Miszellen für die neueste Weltkunde besonders abgedruckt. [Aarau 1811]. In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4026). 4 ) Betrachtung über die heruntergeschobenen Urgebirgsblöcke (LA II 8 B/1, M 80), diktiert an Schuchardt. An diesen Text schließt Hausmanns Vorlesung inhaltlich eng u. zeitnah an. G setzt einleitend als bekannt voraus, was jene beiden Männer uns umständlich dargestellt (LA I 11, 320), nämlich den alltäglichen Transport von Gesteinen durch Gletscher. LA bezog jene beiden Männer irrtümlich (durch Voranstellung eines auf dem Umschlag notierten Satzes von G, als ersten Absatz von Hausmanns Vorlesung) statt auf die Brüder Meyer auf zwei andere Männer, nämlich Hausmann u. L. von Buch. Vgl. Margrit Wyder: Noch einmal: Goethe und die Eiszeit (GJb 2012, 97−121, hier 112−14). 5 ) Briefe aus der Schweiz. Zweyte Abtheilung, in C1 16 (1828) 219−302. Enthält u. a. Beschreibungen der Reise von G u. Herzog Carl August durch das Berner Oberland u. von Genf durch das Tal der Arve nach Chamonix. G konnte hier also seine Erinnerungen an die von den Brüdern Meyer u. von De Luc beschriebenen Gegenden auffrischen.

1829 Nov

HAUSMANNS VORLESUNG

109

5. Einiges zur Geologie dictirt.1) 6. Geologisches dictirt.

WY

Joseph Haydns Schöpfung. Aufgeführt an dessen Geburtstage dem 31. März 18262)

E D

1826 Juni KA V 3 (1826) 120−30. − W 41.2, 381−86; 42.1, 347−51. − AA-SL 3, 138−40. − MA 13.1, 569−73. − FA I 22, 253−58.

Z

1800

Dez 30. In der Probe von der Schöpfung . . .

1801 Jan

1. Abends in der Schöpfung.3)

1826 Mai 25. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 924f.): Da Du mein Geschreibsel gerne hast; so lege ein Manuskriptchen4) bei das mir die Gelegenheit abgewonnen hat. Vielleicht gebe ichs in ein oder anderes Taschenbuch da ich den alten Humoristen [J. Haydn] gar lieb habe und das Wesen doch einmal geschrieben ist. Möchtest Du mir wohl ein Wort sagen obs auch wert ist abgedruckt zu werden? ich bin in solchen Sachen ein furchtsames Kind da ich weder Logik noch eine Sprache regelmäßig kenne. Juni

1. Sah Zelters Aufsatz durch zu Haydns Geburtsfeste. 3. An Zelter (Br 41, 49f.):5) Wolltest du mir, mein Theuerster, die Erlaub-

niß geben deinen Hymnus zu Mozarts [versehentlich für: Haydns] Ge1

) Diktat an John; auf den 5. Nov datiert sind die thematisch verwandten Texte Umherliegende Granite u. Kälte; s. „Zur Geologie November 1829“, EGW 6, 307−10. 2 ) Von G bearbeitete Fassung eines Aufsatzes von Zelter aus Anlaß von Joseph Haydns 94. Geburtstag, signiert mit Z., im Inhaltsverzeichnis von KA V 3 betitelt Joseph Haydn’s Schöpfung. 3 ) Aufführung im Weimarer Theater unter Leitung des Konzertmeisters Joh. Friedr. Krantz. − G hatte die Aufführung von Haydns Oratorium (Urauff. Wien 1798) in Weimar angeregt u. sich über den Fortgang der Vorbereitungen wiederholt unterrichten lassen (GT 3.2, 550). 4 ) Aufsatz u. d. T. Aufführung der Schöpfung an Joseph Haydns Geburtstage den 31. März 1826 [an der Berliner Singakademie unter Zelters Leitung]. − Im Original abgedruckt in: MA 20.3, 743−45. 5 ) Sendung bestätigt durch Tgb 3. Juni: [an] Herrn Professor Zelter nach Berlin.

110

JOSEPH HAYDNS SCHÖPFUNG

1826

burtstag in Partitur zu setzen, so würde ich den Versuch machen, inwiefern es mir gelänge. Wegen der Anwendung könnte man alsdann übereinkommen. Juni [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 929f.): . . . So ist mir auch die verlangte Erlaubnis, den 6.–8. Hymnus zu Mozarts Geburtstag in Partitur zu setzen nicht weniger problematisch. Sollte nun das übersandte Manuskriptchen über Haydn gemeint sein; so hast Du volle Freiheit damit zu schalten denn ich habe darüber gar nichts verfügt . . . Donnerstag [8.]. Indem Du bescheiden um Erlaubnis fragst mein Geschreibe zurecht zu stoßen fällt mirs wie Blei aufs Gewissen wie ich mit Deinen Gedichten ohne alle Anfrage manchmal verfahren bin. 12. Den Zeltrischen Aufsatz über Haydn dictirt. 12. (Druckmanuskript des Aufsatzes für KA V 3 datiert: Weimar den 12en Juny 1826) Juli (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb u. an F. J. Frommann gD) 1., 12. 15. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 18. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: an F. J. Frommann gD) 19. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 25. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: F. J. Frommann an G gD) 29. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb u. an F. J. Frommann gD) Aug

5. An Zelter (Br 41, 116): Nächstens das Weitere mit den sechs letzten

Aushängebogen; hierbey ein einzelner,1) mit Dank für die Mittheilung. 10. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 944): Unserm Haydn hast Du feine Verbesserungen beigegeben wofür ich schönstens danke.2) Händel hatte ich nicht genannt weil ich viele hätte nennen müssen, denn auch [J. A.] Hasse, [K. H.] Graun, Mozart, Gluck, [J.] S. Mayer und noch andere sind in demselben Falle. 26. An Zelter (Br 41, 129): Hierbey also der Schluß des dießmaligen Hef-

tes.3) Möge dir darin mehreres gefällig seyn. Im Grunde aber habe ich mit deinen zehn Seiten meinen übrigen 1824) großen Schaden gethan: denn wer diese Bogen liest, spricht von dem musicalischen Stern und nimmt von der übrigen Milchstraße keine Notiz. Doch gönne ich dir am liebsten diesen Triumph und freue mich des guten Eindrucks. DB

1

) Revisionsbogen des Aufsatzes, da im gehefteten Ex. der Revisionsbogen zu KA V 3 Bogen 8 u. das 1. Bl. von Bogen 9 fehlt, vermutl. von G herausgetrennt u. an Zelter geschickt. 2 ) G’s Verbesserungen bestanden zumeist in Präzisierungen. 3 ) Vermutl. Bogen 7−12; die Bogen mit dem Aufsatz hatte G schon am 5. Aug gesandt. 4 ) Gesamtumfang von KA V 3: 192 Seiten.

1804

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

111

[Hebel:] Allemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten, von J. P. Hebel, Prof. zu Karlsruhe. Zweite Auflage. 1804. VIII und 232 S. 81)

E D

1805 Jan ca. 16.−26. JALZ Nr. 37, 13. Febr 1805, Sp. 289−94. − C1 33 (1830) 166−77.2) − W 40, 297−307. − AA-SL 3, 177−183 (Allemannische Gedichte von J. P. Hebel). − MA 6.2, 581−88 (Johann Peter Hebel: Allemannische Gedichte). − FA I 18, 974−81 (Johann Peter Hebel: Allemannische Gedichte).

Z

1804

Dez 16. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 258): [J. D.] Falk hat unlängst eine Recension über die Alemannischen Gedichte eingeschickt, mit welcher [H.] Voß sehr unzufrieden ist. Jener besteht gleichwohl auf dem Abdruck, u. möchte gern Vossen zum öffentlichen Widerspruche reizen. Allein dieser hat zu einer Fehde mit F. so wenig Lust, als unsere Blätter Raum dafür haben. Mit Nächstem sende ich Falks Brief (der noch bey Voß liegt) nebst dem Corpus delicti, der Recension. 19. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 258): Bey dieser Gelegenheit übersende ich Verschiedenes . . . die neulich erwähnte Recension, nebst Brief, von Falk. Voß verwirft durchaus die erste, u. mag mit dem letzten nichts zu schaffen haben. Das ästhetische Fach [der JALZ] wird leider noch manchen Kummer verursachen! 30. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 261): Ns. Die Alemannischen Gedichte hat Voß nicht mehr in Händen: sonst würde ich sie schon der vorigen Sendung beygelegt haben. Nichts desto weniger wage ich, Ew. Excellenz die bewußte Recension zu empfehlen.

1805 ⎯

⎯ Wörterverzeichnis zu Hebels Gedicht Sonntagsfrühe (AA-SL 6, 224f.):3)

Samstig, Samstag, Sonnabend. 1

gseit, gesagt.

hani, hab’ ich.

gleit,

) Nachdrücklich lobende Besprechung von Hebels in oberdeutschem Dialekt verfaßten Gedichten (zuerst erschienen: Karlsruhe 1803), mit denen er im Begriff sei, sich einen eignen Platz auf dem deutschen Parnaß zu erwerben, worin der Charakter der Volkspoesie sehr gut getroffen wird (W 40, 297, 301). Zu G’s Interesse für Volks- u. Mundartdichtung vgl. die Rez. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart (1798 u. 1805, EGW 6, 907−13), Gottlieb Hillers Gedichte und Selbstbiographie (1805, S. 344–47), Arnim und Brentano: Des Knaben Wunderhorn (1806, EGW 1, 146−51), [Talvj] Volkslieder der Serben, J. G. D. Arnold: Der Pfingstmontag (1820/21, EGW 1, 152−56), I. F. Castelli’s Gedichte in niederösterreichischer Mundart (1828, EGW 2, 119). 2 ) Die Druckvorlage für C1, eine Abschrift von D1, weist etliche Flüchtigkeitsfehler auf, die sich auch auf die folgenden Drucke auswirkte (W 40, 459; AA-SL 6, 217−19). 3 ) Auf G’s intensive Beschäftigung mit Hebels Allemannischen Gedichten geht das an Riemer diktierte Wörterverzeichnis zum Gedicht Sonntagsfrühe zurück, das zu den besten gehört, die jemals in dieser Art gemacht worden u. das G als ein Musterstück am Ende der Rez. abdruckt (W 40, 300, 305−07).

112

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1805

gelegt. sin, sind. Schaffe, (schaffen) arbeiten, wirken. hi, hin. sölli, sehr. gsi, (gewesen) geworden. gohtmer, geht mir. cha, kann. stoh, stehn. seit, sagt. schlacht, schlägt. aben, abe, (ab) abwärts, unter. bschließt, zuschließt. düselet, taumelt schlaftrunken, von düsele, schlummern, halbschlafend gehen, diminutiv von dosen; wovon d u s e l i c h t , schläfrig, schlaftrunken, taumelnd. no, nach. obsi, über sie. cho, kommen. chunnt, kommt. pöpperlet, von pöpperle, deminutiv von poppere, schnell und schwach klopfen, in andern Dialecten puppern. Lädemli, Laden, Fensterladen. enanderno, (einander nach) Unmittelbar, sogleich, geschwind. lisli, leise. niemes, niemand. im, dem. Guhl, Hahn. wemmen, wenn man. au, auch. verwacht, erwacht. luegt, schaut, guckt. eim, einem. i, ein, herein. mittem, mit dem. uffem, auf dem. en, einen. wemme, wenn man. seig, sey. glitzeret, glänzt. weiht, weht. Chriesi-Blust, Kirschenblüte. SchlecheDuft, Schlehenduft. Immli, Bienchen, Diminutiv von Imme, Biene. aß, daß. dra, dran. Zinkli, Hyacinthen. me, men, man. Hüst und Hott, Links und Rechts, Zuruf an Zugpferde. Dank der Gott, Dank dir Gott. git, giebt. Frili, freylich. Dur, durch. Hurst, Strauch, Gebüsche, Dickicht. Nast, Ast. Distelzwigli, Distelfink. lüte, läuten. weger, wegerli, wahrlich. well, will. zitli, zeitlich, bey Zeiten, bald. schints, scheint’s. Gang, geh. eis, eines, jemand. drab, (darob) darunter, herunter, davon. Chüngeli, Diminutiv von Chüngi, Kunigunde. weidli, hurtig. di dich. leg di weidli a, zieh dich hurtig an. muesch, must. derno, darnach, hernach. ne, eine. Meje, Blumenstrauß. ha, haben. Jan Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart (W 40, 308):1) Die Grü16./23. bel’schen Gedichte verdienen wohl neben den Hebel’schen gegenwärtig genannt zu werden . . . 16. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 239): Um die Falkische Recension zu beurtheilen, mußte ich erst die A l l e m a n n i s c h e n G e d i c h t e lesen. Dieses ist nun geschehen, und ich finde leider, daß von ihr gar nichts zu brauchen ist. Der gute Mann ist mit sich selbst und seinen Grundsätzen nicht einig und nun kommen seine Grundsätze auf wunderliche Weise den Allemannischen Gedichten in die Haare. Das zerrt sich nun herum, sodaß man gar nicht weiß, wo man hinsehn soll. Indessen da mich die Gedichte interessiren, will ich sehen, ob ich Ihnen in diesen Tagen eine kurze Recension darüber aufsetzen kann. Vielleicht nehme ich dann auch die Grübelschen Gedichte vor, welche, wenn ich nicht irre, Falk viel höher schätzt, die ich aber caeteris paribus den allemannischen wohl an die Seite setzen möchte.

1

) G’s Rezension von Grübels Mundartgedichten folgte in der JALZ unmittelbar auf die Rez. der Allemannischen Gedichte.

1805 Jan

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

113

23. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 245): Ich habe . . . in diesen Tagen

folgende Recensionen bearbeitet: Allemannische Gedichte . . . Ich hoffe sie nächsten Sonnabend überschicken zu können. 26. [An] H.[errn] Hofrat Eichstedt Jena. Rezensionen. Falcks Rec. der allem. Ged. . . . 26. u. 27. (s. „Collin: Regulus“: an H. C. A. Eichstädt u. Eichstädt an G gD, EGW 2, 230f.) 27. [Weimar] H. Voß an B. R. Abeken (BG 5, 543): Gestern abend [26. Jan] war ich bei Goethe bis 11 Uhr, und er laß mir aus den Alemannischen Gedichten vor, was nun aus seinem Munde gar herzig klingt. Göthe recensirt sie, u. Du wirst Dich des Werkes freuen.1) 30. (s. „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart“: H. C. A. Eichstädt an G gD, EGW 6, 911) Febr [Weimar] Schiller an G (SNA 32, 196): Mit wahrem Vergnügen habe ich die Reihe der 28. [?] ästhetischen Recensionen gelesen, die ihren Urheber nicht verkennen lassen. Wenn Sie Sich auch nur Stoß- und Ruckweise zu einem solchen Critischen Spaziergang entschließen können, so werden Sie dadurch die gute Sache überhaupt und das Beste der Jenaischen Zeitung ins besondere nicht wenig befördern. Gerade dieses schöpferische Construieren der Werke und der Köpfe und dieses treffende Hinweisen auf die Wirkungspunkte fehlt in allen Critiken und ist doch das einzige was zu etwas führen kann. Die Recensionen sind zugleich in einem behaglichen und heitern Ton geschrieben, der sich auf die angenehmste Art mit theilt . . . [Hebels] Sonntags frühe möchte ich wohl in einer reinen und hochdeutschen Dichtersprache lesen, weil die Mundart, wenigstens beim Lesen, immer etwas störendes hat. Das Gedicht ist ganz vortrefflich und von unwiderstehlichem Reiz.2)

1807 ⎯

⎯ Entwurf zu Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 388): Von Gedichten mach-

ten die Hebel’schen einen großen Effect. Febr

5. Abends bey Mde Schoppenhauer Vorlesung von Hebelschen Gedichten 5. [Weimar] S. Schütze Tagebuch (BG 6, 223): Thee bei der Sch[openhauer]. [5.] [Weimar] St. Schütze: Die Abendgesellschaften der Hofräthin Schopenhauer in Weimar, 1806−1830 (Weimar’s Album zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst am 24. Juni 1840. Weimar, 193): Mit Vergnügen sah man ihn in größerer Bewegung, wenn eben etwas Neues, wie z. B. zur Zeit die erste Sammlung von Volksliedern oder das Niebelungenlied oder die allemanischen Gedichte seine Phantasie ergriffen hatte, und,

1

) Am 17. März schrieb Voß an Abeken mit Bezug auf diesen Abend (BG 5, 543): Ich wollte, Du hättest Göthe den Abend gesehn, als er Hebels Gedichte gelesen. Nach neun Uhr abends lud er mich noch ein; „und wenn Sie im Schlafrock wären (sagte der Bediente), Sie sollten nur so zu meinem gn[ädigen] Herrn kommen; er m u ß Sie noch sprechen.“ Als ich kam, sprudelte ein serapiontischer Erguß über die Gedichte; der am andern Morgen um 7 Uhr schon Recension war. 2 ) SNA 32, 565 hält es für möglich, daß in diesem Zusammenhang das undatierte Wörterverzeichnis zu Sonntagsfrühe (s. oben) entstand. 3 ) Verfaßt um 1822; in H2, im Druck der TuJ ausgelassen.

114

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1807

geschah es dann, daß er in der ersten Aufregung im Lobe etwas übertrieb, wer hätte ihm das übel deuten sollen! Es war so rein-menschlich und so poetisch zugleich. Er kam auch bald wieder in sein voriges Gleichgewicht zurück.

Febr 12. [Weimar] Johanna Schopenhauer an Arthur Schopenhauer (Die Schopenhauers. Der Familien-Briefwechsel von Adele, Arthur, Heinrich Floris und Johanna Schopenhauer. Hsg. v. L. Lütkehaus. Zürich 1991, 146): . . . es wurde viel den Abend gelacht, zuletzt aber kam das Gespräch auf die Alemanischen Gedichte. [H.] Meyer als Schweizer und Legationsrath [P. C.] Weyland als Elsasser sind der Sprache mächtig und lasen manches daraus sehr hübsch vor, Göthen ist die Sprache fremde . . . er las aber doch sein Lieblingsstück das Gespenst von der Kanderer Straße (er hält viel von diesem Gedichte) und er las es wie nur er lesen kann.1)

1810 Jan

26. [Abends] Stellte M. Haendel2) verschiedene ihrer Acte vor. Hebelische

Lieder. 26. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.3, 56): . . . abends Thee . . . Machte die Händel einige Stellungen. Über Tische Hebels Gedichte, Nachrichten über ihn. Nov 16. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.4, 46): Abends bei Fr. v. Egloffstein zum Thee, wo Fr. v. Schiller und H. v. Fritsch, Goethe und seine Frau und [Caroline] Ulrich. Las Goethe aus Hebels Volksfreund vor. 16. Abends bey Frau [Caroline] von Egloffstein, wo Fr v Schiller u H.

Praesident [C. W.] Fritsch − Der Hausfreund3) . . . [Brief] an Doctor Cotta nach Stuttgard [16.] An Cotta (Konzept; Br 30, 160): Ferner wollte ich Sie ersuchen mir die sämmtlichen Jahrgänge des Rheinländischen Hausfreundes, eines Calenders, der in Karlsruh herauskommt, zu verschaffen. Ich habe den auf 1811 gesehen, welcher allerliebst ist. Soviel ich weiß hat dieses Volksbüchlein unsern vortrefflichen Hebel zum Verfasser. 23. [Weimar] Charlotte von Schiller an K. Schiller (Schmidt 62): Neulich hat uns [P. A.] Wolf[f] bei Frau [Friedrike Sophie Eleonore] von Schardt ein paar Lieder von H e b e l deklamirt. Es ist eine lebendige Manier in seinen Gedichten; sie sind schön zusammengestellt und geistreich bei großer Einfachheit. Die Geschichte von dem Bergmann in Falun [Unverhofftes Wiedersehen] hat uns der Geheimrath G o e t h e in einer Gesellschaft [16. Nov ?] vorgelesen. Wir haben Alle geweint. So rührend hat er es mit seiner schönen Stimme gelesen. Er sagt, es sei die erste Geschichte in allen 42 Taschenbüchern, die in dieser Messe erschienen sind.

1

) In G’s Rez. ein Gedicht, von welchem . . . man besonders auch sagen kann, daß in seiner Art nichts Besseres gedacht noch gemacht worden ist (W 40, 301). 2 ) Die Schauspielerin, Tänzerin, Pantomimin Henriette Hendel-Schütz machte während ihrer Tournee Station in Weimar. 3 ) J. P. Hebels Der Rheinländische Hausfreund oder Neuer Calender auf das Jahr 1811, mit lehrreichen Nachrichten und lustigen Erzählungen.

1810

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

115

Dez 17. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 220): . . . mit den sämtlichen Jahrgängen des Hausfreunds warte ich auf Ostern in der neuen Ausgabe auf, die bei mir erscheint − es ist ein ausgezeichnetes Product [Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes].

1811 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 72): H e b e l s abermalige Alemannische

Gedichte gaben mir den angenehmen Eindruck, den wir bei Annäherung von Stammverwandten immer empfinden.2) [Jan 23.] An Karl Fürst Lichnowsky (Konzept; Br 22, 25): Zu dem neulichen Verzeichniß wären noch Hebels Allemannische Gedichte zuzusetzen, welche auf alle Weise verdienen, unter unsern deutschen Werken beachtet zu werden.3) Mai 10. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 224): Durch Herrn Bertuchs RetourGefärth hatte ich heute Gelegenheit ein Paket mit . . . Hebel Schazkästlein . . . zu übersenden . . . Aug

3. Das Paket Bücher von Cotta aufgemacht.

Hebels Schatzkästlein. 22. An Cotta ) (Br 22, 153): Auch verfehle ich nicht, für . . . das Hebelsche Schatzkästchen und was Sie mir sonst an neuen Druckschriften haben verehren wollen, auf das schönste zu danken. 4

Dez [Weimar] Charlotte v. Schiller an K. v. Schiller (BG 8, 177): Ich soll Dir vielmahls [vor 23.] danken, für den Hausfreund [Hebels Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes], der Geh. Goethe hat eine große Freude daran.

1812 Febr 21. An Cotta (Br 22, 286): . . . so lege ich einige Verzeichnisse meiner

Handschrift-Sammlung bey, mit inständiger Bitte, mir von der Hand Ihrer ältern und neuern schwäbischen bedeutenden Männer einige Zeilen zu verschaffen . . . Auch H e b e l s Handschrift, vielleicht eins seiner Gedichte von seiner Hand, wäre mir sehr erwünscht.5) März 25. [Weimar] Charlotte v. Schiller an G (GJb 1883, 271): Um Ihnen mit den guten Meyer vielleicht eine heitre Abendstunde zu machen, sende ich Ihnen Theuerer verehrter Freund, diese Schweizerlieder, die ich eben von Knebel zurückerhalte . . . Es ist aber

1

) Verfaßt 1819/1825. ) Gemeint war wohl Hebels Schatzkästlein; s. unten 10. Mai u. die folgenden Zeugnisse. 3 ) Lichnowsky hatte am 29. Juli 1810 im Auftrag der Kaiserin von Österreich um ein kritisches Verzeichniß für eine kleine Bibliothek deutscher Litteratur gebeten (RA 5 Nr. 1527), das G ihm am 16. Okt 1810 samt Preisen übersandt hatte. 4 ) G’s Tgb vom 22. Aug bestätigt: An H. Doctor Cotta nach Stuttgart . . . 5 ) G’s Wunsch nach einer Gedichthandschrift Hebels erfüllte Cotta nicht; vgl. EGW 6, 706, Anm. 2. 2

116

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1812

ein so eigner waldeston herrschend, u. so viel natur, dass man sich wie an den Allemanischen Liedern erfreuen kann, u. ich hofe sie machen Ihnen eine heitre Stunde.

1815 ⎯ Okt

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 102): Von Personen habe noch mit

Ehrfurcht und Dankbarkeit zu nennen: . . . in Karlsruhe . . . Hebel2) . . . 4. [Karlsruhe] Zu [K. C.] Gmelin. Hebel. 4. [Karlsruhe] Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 280): Gegen Abend bei Gmelin . . . Dann [kamen] eine Oberforsträtin [Dorothea Jakobine] Laurop und andere Frauen und Hebel: dieser wird von der Laurop − einer Niedersächsin − zum Hersagen seiner Gedichte genötigt. Der arme Mann muß endlich nachgeben und übersetzt jeden Vers in Hochdeutsch. G.[oethe] grimmig darüber − man sollte dem Dichter doch die Ehre antun seine Sprach zu lernen. Die Niedersächsin wird, da sie noch widerbellt, schön mit ihrem Niedersächsisch und Nord geschoren, − G. lobt das Oberländische − sagt noch etwas sich auf ein Liebchen beziehendes Elsassische her. 5. [Karlsruhe] Museum. [5.] [Karlsruhe] F. v. Biedenfeld: Novellen und bunte Blätter, 1836 (GG 2, 1110): Goethe war [im Museum] unerschöpflich in Frohsinn und Herzenslust. Hebel schritt, eine Hand in der Hosentasche, die andre am Busen bergend, mit dem lächelnd gespitzten Mund voll Schalkheit und den in Wiesentallust und Hausfreund-Humor abwechselnd blitzenden Augen stumm auf und nieder, blieb dann wieder stehen und betrachtete langen tiefen Blicks den großen Dichter. Ein Wolke des Trübsinns gleitete über seine Stirne, als fühlte er: Neben dem wird jede Größe zum gewöhnlichen Rekrutenmaß! Die Hände falteten sich herabhängend in seinem Schoße, und sein Auge hob sich so froh und feierlich wieder zum Himmel, als dankte er in heißem Gebet für das endliche volle Bewußtsein seines Dichterberufs, an dem der Herrliche früher fast immer kindisch gezweifelt hatte. Goethe hatte ihm mit aller Herzlichkeit die Freude über seine Alemannischen Gedichte, über seinen Rheinischen Hausfreund und über seine persönliche Bekanntschaft zu erkennen gegeben! 21. [Weimar] An Knebel (Br 26, 106): Den 6. dieses befand ich mich noch

in Carlsruh an einem unglaublich schönen Tage. Hebel ist ein ganz trefflicher Mann. 26. Abends . . . Allein den Hausfreund gelesen.3) Dez [Nachmittags, abends, Lektüre] Hausfreund. 16., 17.

1

) Verfaßt 1819/1823. ) Erste u. einzige persönliche Begegnung der beiden Dichter. 3 ) Unter dem Eindruck der persönl. Begegnung in Karlsruhe: Lektüre von Hebels Der Rheinländische Hausfreund, Jg. 1815. 2

1816

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

117

1816 ⎯

⎯ Kunst und Alterthum am Rhein und Main (W 34.1, 193f.): Wünschen

wir sodann dem Oberrhein Glück, daß er des seltenen Vorzugs genießt, in Herrn H e b e l einen Provinzialdichter zu besitzen, der von dem eigentlichen Sinne seiner Landesart durchdrungen, von der höchsten Stufe der Cultur seine Umgebungen überschauend, das Gewebe seiner Talente gleichsam wie ein Netz auswirft, um die Eigenheiten seiner Lands- und Zeitgenossen aufzufischen und die Menge ihr selbst zur Belustigung und Belehrung vorzuweisen . . .

1819 Nov Der Pfingstmontag I (W 41.1, 168): In wie fern es [J. G. D. Arnolds 5./12. Lustspiel in Straßburger Mundart] übrigens auch in die Hände der in

Mittel- und Niederdeutschland hausenden Literaturfreunde gelangen werde, steht zu erwarten; wenigstens haben ihm H e b e l s allgemein erfreuliche Gedichte schon glücklich den Weg gebahnt.

1820 Aug 14. [Karlsruhe] Sophie Reinhard1) an G (GSA 28/88 Bl. 381f.): Herr Geheimerath! Indem ich eine Arbeit deren mangelhaftes ich zum Theil wohl selbst kenne, dem ersten Kenner überreiche, gebe ich sie auch dem wärmsten Freund der Kunst, welcher das gute Streben, und einiges nicht mißlungene zu würdigen weiß; dieser Glaube giebt mir Muth einen Wunsch in Erfüllung zu bringen den ich schon lange lebhaft fühlte! Dem Manne auf den ganz Deutschland stoltz ist, dessen Schriften über Kunst mir so weßentlich nützten, einen Beweiß meiner hohen Achtung und meines Dankes geben zu können. Hebel ist mit meiner Arbeit zufrieden, findet sein Oberländer, und sagt ich hätte ihn verstanden. Neun Jahre meiner Jugend die ich unter diesem einfachen Volk verlebte machtens mir möglich eine Arbeit zu unternehmen, die sehr viel reizendes für mich hatte, weil sie mich beständig an frohe Tage erinnerte; die radier Nadel welche ich bey dieser Gelegenheit zum erstelmahl[!] in die Hand nahm erschwerte mir jedoch Vieles und um den Ausdruk meiner Köpfe nicht zu verliehren, verzichtete ich auf weitere Ausführung. Möchten Sie Herr Geheimerath, meine Arbeit, und die Versicherung meiner unbegränzten Verehrung gütig aufnehmen.2) 24. [Jena] Herr Vicedirector von Both aus Rostock, ein academischer

Freund meines Sohns . . . Abends bey Knebel, wo Herr von Both und Frau zum Abendessen waren.

1

) Die Karlsruher Zeichnerin, Malerin u. Radiererin Sophie Reinhard übersandte Zehn Blätter nach Hebels Alemannischen Gedichten, Heidelberg 1820 (Ruppert Nr. 2467). 2 ) Über Sophie Reinhards Radierungen zu Hebels Gedichten s. unten 1. Sept: an H. Meyer.

118 Aug

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1820

[Jena] C. F. v. Both: Ein Besuch bei Goethe und Knebel in Jena, 1857 (GG 3.1, 204f.): [24.] Wir setzten uns nun alle wieder an den runden Tisch, wo das Gespräch sich ausschließlich den neuern Erscheinungen in der Literatur zuwandte . . . Es wurde über Hebels alemannische Gedichte gesprochen, die von Goethe sehr belobt wurden, dann über plattdeutsche Gedichte und über die plattdeutsche Sprache überhaupt, für die Goethe sich zu interessieren schien.

Sept

1. [Jena] An H. Meyer1) (Br 33, 184): Zu Hebels Gedichten hat eine So-

phie Reinhardt zu Carlsruhe geistreiche Radirungen gefertigt, die gleichfalls eine gemäßigte ehrenvolle Erwähnung verdienen. 6. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 554f.): Die Sophie Reinhard ist vielleicht dasjenige Frauenzimmer, welche vor manchem Jahre schon Zeichnungen verfertigt hat, wozu die Gegenstände aus Ihren Wahlverwandtschaften genommen sind und wovon einst zwey Contradrucke durch Weinbrenner in meine Hände geriethen, welche ich vielleicht wieder finden kann, und weil wir damahls ganz stille geschwiegen haben, so soll es mir um desto angenehmer seyn, von den Entwürfen nach Hebel Gutes berichten zu können.2) Okt 30. Der Pfingstmontag II (W 41.1, 243f.): In Mitteldeutschland machen

sich Gesellschaften gebildeter Personen, obgleich mit einiger Mühe, das Geschäft, diesem Werke sein Verdienst abzugewinnen, gefördert durch H e b e l s Gedichte, welche man längst gern und schon mit Leichtigkeit aufnimmt. Und hiermit würde denn der Weg zu einer wahrhaften, einzigmöglichen, geistigen Sprachverbindung der Deutschen gebahnt.

1822 Mai 17. [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an G (GSA 28/225 St. 1): . . . Im Jahre 1805 war ich von Lievland, meinem Vaterlande, ins Ausland gereist, und las damals die von Ew. Excellenz in der Jenaer Lit. Zeitung eingerückte Recension über Hebels allemannischen Gedichte. Dieselbe veranlaßte mich, mich um die Verständigung dieser Gedichte zu bemühen, allein gezwungen eylig heimzukehren, wurden mir hierzu alle Mittel genommen; nichts desto weniger aber blieb der Wunsch mir im Herzen, und als ich jetzt im J. 1820 auf eine längere Zeit hierher kam, wo sich mir die Gelegenheit bot diesen meinen früheren Wunsch zu realisiren, brachte ich mit Fleiß denselben zur Ausführung. Je weiter ich in meinem Bestreben verweilte, desto mehr ward ich belohnt, und das so unwiderstehlich Ansprechende dieser Gedichte, besonders bey der jetzt herrschenden Herzlosigkeit in der Poesie wie überall im Leben, ließ mich den Gedanken fassen diese Gedichte ins Hochdeutsche metrisch zu übersetzen. Anfangs beschränkte ich mich blos auf die Bearbeitung derjenigen dieser Gedichte die Ew. Excellenz als die vorzüglichsten ausgehoben haben; allein der Genuß den mir diese Arbeit gewährte, brachte mich weiter, und ich habe bis auf wenige, die Sie als die minder vollkommenern bezeichnet haben, alle übersetzt. Ich zeigte meinen Versuch mehreren Freunden, und der Beyfall des vortreffl. Verfassers selbst munterte mich noch mehr auf und bestimmte mich zu

1

) G’s Tgb notiert die Sendung vom 1. Sept aus Jena an: Hofrath Meyer. Vgl. das nächste Z. 2 ) Meyers guter Vorsatz einer KA-Rez. von S. Reinhards Radierungen kam nicht zur Ausführung.

1822

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

119

dem, was ich früher nicht bey dieser Arbeit beabsichtigte, diese Übersetzung in den Druck zu geben. Ich habe jedoch, da ich weit entfernt davon bin mir etwas zuzutrauen, diesen Wunsch meiner Freunde nur mit dem Bedi[n]g nachgegeben: daß ich mir vorher das Gutachten Ew. Excellenz über mein Machwerk einhohlen wolle, weil Ihre Beurtheilung des Originals mich zu meiner Copie veranlaßt habe. Dies also die Veranlassung dieser Zeilen, denen ich es wage einige Gedichte als Probe anzuschließen, Sie gehorsamst bittend: dieselben Ihrer Prüfung zu würdigen, welches denn das Schicksal dieser Arbeit bestimmen soll. Die Wahl der . . . Gedichte ist ganz zufällig gewesen, und glaube behaupten zu dürfen, daß unter den zurückbehaltenen, da ich Ew. Excellenz mit dem Ganzen nicht beschweren dürfte, nicht schlechtere sich befinden. Es ist das erste dieser Art womit ich als Schriftsteller auftreten will und darf ich es unter Ihrer Aegide thun, so bin ich des belohnenden Erfolges gewiß, und darf es wohl kaum auszusprechen wagen: daß ein paar Worte Ew. Excellenz als Vorwort zu diesen Gedichten allen meinen Wünschen die Krone aufsetzen und mich zu ewigem Danke verpflichten würde. Ich habe mich bestrebt dem Originale möglichst treu zu bleiben, um meinen teutschen Brüdern in Rußland, für die ich vorzugsweise diese Arbeit bestimmte, nichts von dem zu entziehen was der herrliche Hebel in seinen Gedichten hergegeben hat, und wodurch jedes richtig fühlende Gemüth angesprochen und entzückt werden muß. Wenn ich in den Hexametern nicht immer ganz correkt gewesen bin, so möge mich die Schwierigkeit, dem Originale möglichst treu zu bleiben, ein Bestreben dem mein beschränktes Talent nicht immer genügen konnte, entschuldigen; in jedem Fall aber blieb es vorzugsweise mein Augenmerk, den Charakter meines Vorbildes nicht zu verletzen und nach Kräften das in selbigem athmende Gemüth wiederzugeben. Wohl fühlte ich oft wie viel mir hier an Fähigkeit abging, und dies um so mehr, je mehr ich den Sinn dieser herrlichen Gedichte erfaßte, doch war mir der Genuß den mir diese Arbeit gewährte zu lieb, als daß ich auf dieselbe verzichten wollte, und ich glaube, daß mir dieser Egoismus um so eher zu vergeben ist, da ich nicht den Sinn hatte durch die Publicität derselben parradiren zu wollen; auch jetzt davon abstrahire wenn Ew. Excellenz mir dazu den Muth nicht einsprechen. Nur die eine große Versündigung habe ich zu büßen, daß ich es wagte Ihnen beschwerlich zu fallen, den ich so über jeden Ausdruck verehre, und in diesem innigen Gefühl mit dankbarer Seele verpflichtet bin. Ja ich weiß zu meiner Entschuldigung für diese meine Versündigung gegen Sie, nichts zu sagen, als daß ich . . . mich Ihnen auf Gnade und Ungnade zutrauensvoll ergebe und bitte: wenn mein Machwerk schlecht ist dasselbe gleich zu vernichten, im entgegengesetzten Fall aber, als Zeichen Ihrer Vergebung durch einige Zeilen, die meinen gewagten aber so lieben Wünschen Erhörung geben, denjenigen zu beglücken der sich wahr und wahrhaftig zu Ihren innigsten Verehrern zählt, und in diesem Gefühle sich zu seiner Ehre nennt Ew. Exzellenz gehorsamster Diener. Otto Freiherr von Budberg Russisch Kayserl. Landrichter. wohnhaft derzeit in Mannheim im Maynzer Hof.

[Juni [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an G (GSA 28/225 St. 2): Halten Ew. Exzellenz Anf.] mich nicht zudringlich, wenn ich abermals Ihnen mit meinem Geschreibe zu nahen wage. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort: daß diese Zeilen keine Mahnung in Bezug auf meine bescheidene Sendung, meine Uebertragung der Hebelschen Allemannischen Gedichte seyn sollen, und, einzig nur der Wunsch und das Bedürfniß, das Andenken jenes vortrefflichen Menschen und Dichters nicht so spurlos als es bisher geschehen, schwinden zu sehen, gibt denselben das Daseyn. Auffallend und wahrhaft betrübend ist es, daß . . . man einem Manne wie Hebel nirgend, in keinem öffentlichen Blatte gerechte Anerkennung wiederfahren läßt, und es ist unter solchen Umständen wohl doppelt wünschenswerth, daß ein gewichtiges Wort des Dichterfürsten, die verstummten Verehrer des Hingeschiedenen aus ihrem Schlafe wecke. Wäre mir von den Göttern Kraft u Fähigkeit zugetheilt in dem Maaße, als wahr und innig ich das Wahre, Gute, u Schöne anerkenne und fühle, ich würde nicht der Letzte gewesen seyn, dem Manne, den ich im Leben so hoch ehrte u dessen Liebe u Freundschaft ich mich erfreute, im Tode ein

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HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1822

geziemendes Opfer zu bringen; allein − wie auch der Wunsch u der Willen redlich u stark sind, ich fühle daß ich nicht der Auswerwählte bin. Tadeln und verwerffen Ew. Exzellenz meine Arbeit; − ich werde tief trauern und bescheiden auf immer in meine untergeordnete Region zurücktreten, aber weisen Sie eine aus reinem Herzen erzeugte Bitte nicht von sich, u sprechen S i e ein allbelebendes mächtiges Wort aus, damit Hebel’s Andenken, dessen Werth als Dichter Ihr Wort begründet u gehoben hat, nicht unbeachtet im großen Strome der Alltäglichkeit untergehe. Vielleicht, u wohl gewiß, wird durch solchen Preis ermuthigt dem deutschen jetzt darbenden Vaterlande ein Sänger wie Hebel war, wieder erstehen, der wie er, aus dem geheiligten Quell eigenen wichtigen Gefühles schöpfend, die Zerrbilder neumodischer Formenproducte bannend, die Zerrenden zur Natur, der Mutter der Poesie, zurückführen. Ich schließe mit wiederhohlten Bitte: daß Ew. Exzellenz meine Ueberlästigkeit vergeben, und mich nicht falsch beurtheilen mögen. Mag ich tausend Fehler eingestehen müssen, der, der Selbstsucht und des Dünkels, lastet nicht auf mich, und ein Mann wie S i e richtet milde das, vielleicht zu rege Gefühl.

Juni [Weimar] An O. Chr. Frhr. v. Budberg1) (Konzept; Br 36, 67f.): Ew. [12.] Hochwohlgeboren angenehme Sendung erreicht mich in dem Augen-

blick, da ich meine Badereise nach Böhmen anzutreten im Begriff und deshalb der bedeutenden Arbeit die gehörige Aufmerksamkeit zu widmen nicht im Stande bin. Soviel sag ich indeß: was ich von den gereimten Strophen gelesen, scheint mir gar wohl gelungen; die hexametrischen Gedichte betreffend, würde wünschen, daß Sie die Herren Voß in Heidelberg, Vater und Sohn, dafür interessirten, zwey Männer, höchst einsichtig und geneigt, guten Rath zu ertheilen. Für die löbliche Bemühung, des trefflichen Hebels Verdienst einem weiteren Kreise anschaulich zu machen, wünschte selbst mehr zu thun können, bedauere daher, nur mit so wenigem Ihr geschenktes Zutrauen erwidern zu müssen. Aug 13. [Stuttgart] O. Chr. Frhr. v. Budberg an J. F. Cotta (Cotta-Archiv, Cotta: Briefe): [Über die allemannischen u. eigenen Texte] . . . über diese Gedichte hat Göthe sich gütig gegen mich ausgesprochen.2) Sept 7. [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an J. F. Cotta (Cotta-Archiv, Cotta: Briefe): . . . was aber die Vorrede anlangt, so muß ich erst Göthes Antwort abwarten, an den ich erst vor 8 Tagen schreiben konnte.3) 8. [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an G (GSA 28/225 St. 3): Ew. Exzellenz müssen mir auch diese Zeilen wieder vergeben. Ich konnte es mir nicht versagen, Ihnen für die Güte und Nachsicht innig zu danken, mit der Sie meine geringe Arbeit aufgenommen haben. Ihr Ausspruch hat mir Muth, und meinem Bestreben neues Leben gegeben, so, daß ich es nunmehr wage Ew. Exzellenz anbey auch die Uebersetzung der anderen Hebelschen Gedichte in gereimten Strophen zu übersenden. Ich schmeichele mir: daß diese zum Theil besser als die Ersten noch gerathen sind, und so sich Ihres belohnenden Beyfalls erfreuen dürften, der vorausgehen muß wenn ich den Druck bewerkstelligen lassen soll. Anlangend die hexametrischen Gedichte habe ich Ihrer beehrenden Weisung Folge geleistet, habe in der freundlichen Aufnahme Hr. Prof. Voss u seines

1

) G’s Tgb vom 12. Juni bestätigt: [Brief an] Herrn von Budberg nach Mannheim. ) Vgl. oben 12. Juni: an O. Chr. v. Budberg. 3 ) Ein von Budberg vor 8 Tagen geschriebener Brief an G ist nicht überliefert. 2

1822

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

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Hr. Vaters das gefunden wozu mir Ihr Brief die Aussicht eröffnete, u hoffe mit dem hier gewonnenen Beystand und meiner durch mehrerer Uebung auch gesteigerten Fertigkeit, auch hier Ew. Exzellenz so zu genügen, als ich die Freude gehabt habe es bey Hr. Prälat Hebel zu erleben. Ich lege nur eine Probe dieser Gattung hier bey um Sie nicht zu ermüden, und Ihre Güte nicht zu misbrauchen. Schelten Ew. Exzellenz mich nicht zudringlich, wenn ich durch diese Ihre Güte dreyst gemacht eine Bitte an Sie wage. Diese Bitte, zu der mich Hr. v. Cotta, der den Verlag übernommen hat, ermuthigte nachdem er Ihr gütiges Schreiben gelesen hatte, ist die: mir, wenn meine Arbeit sich Ihres Beyfalls erfreut, mir w e n i g e Z e i l e n z u v e r e h r e n , d i e i c h d e m a l s Vo r w o r t v o r d r u c k e n l a s s e n d a r f .1) Nicht Eitelkeit, wie es scheinen dürfte, bewegt mich diese zudringliche Bitte an Ew. Exzellenz zu wagen, im Gegentheil ich glaube, daß nur hierdurch meine Arbeit, die ich Ihrer Maj. der jungen Kayserin dedicirt habe, derselben von Werth seyn u von ihr mit Freude gelesen werden wird . . . Sieht dies wie Eigennutz aus, oder ist er es gar, so sind Ew. Exzellenz doch gewiß zu billig und gut, als daß Sie ihn nicht verzeihlich finden sollten, und ich betheure es Ihnen: daß Eigenliebe und Eigennutz meiner Seele ganz fremd sind. Ich wünschte daß meine vorliegende Arbeit dies auch nachweise; denn, wenn ich auch gern gestehe, daß ich mit meiner Uebersetzung weit hinter dem Original zurück blieb, so hoffe ich doch in derselben dargethan zu haben: daß ich innigen Sinn für das in diesen Gedichten ausgesprochene Gemüth, u für die in demselben athmenden Gefühle eines reinen kindlichen Herzens, habe. Dies wiederzugeben, war mein Bestreben. Höher durfte ich, meine Kräfte kennend, mir das Ziel nicht setzen; − ob ich, und wie ich es erreichte, bestimme Ihr gütiger Ausspruch. Offen, wie ein der Dichtkunst innig ergebenes Gemüth es seyn muß, habe ich mich hier gegen Ew. Exzellenz ausgesprochen, und was Sie nun auch über meine Zudringlichkeit u über meine Bitte beschließen, ich werde es als gut mit der Verehrung hinnehmen mit der Ihnen mein ganzes Wesen ergeben ist u anhängt . . . N. S. Erlauben mir Ew. Exzellenz eine Bemerkung, die mir vielleicht bey mancher Haerte in meiner Dichtung das Wort reden dürfte. Erstens habe ich mich unabweichlich streng an das Metrum gehalten; zweytens so wenig als möglich mir Abweichungen von dem wortlichen Inhalt des Originals erlaubt; drittens mir die in den allemannischen so häufig vorkommenden Verkürzungen des: e s zu Anfang einer Strophe, ingleichen des Artikels in gleichem Fall, eben so wenig gestattet, als die ebenfalls häufig vorkommende Verkürzung von: ’ne, statt eine u. so w. viertens endlich. Kommen in der Allemannischen Dichtung keine, oder doch nur selten, wirkliche Reime vor, welches gewiß die Uebertragung ins Hochteutsche um so mehr erschwerte, da das würksamste Mittel, den poetischen Wohllaut zu erhalten, dadurch entnommen war. Daß bey allem diesen, die Wiedergabe des eigenthümlichen, naiven Charakters dieser Gedichte, um so schwieriger ward, brauche ich nicht zu bemerken, eben so wenig als ich im Sinn habe meine beschränkte Arbeit hierdurch das Wort reden zu wollen.

[Okt

An O. Chr. Frhr. v. Budberg (Konzept; Br 36, 176): Ew. Hochwohlzutrauliche Sendung habe ich mit Vergnügen durchgesehen; möge das löbliche Unternehmen glücklich zu Stande kommen. Zwar ein Vorwort kann ich nicht zusagen, doch wird zunächst in Kunst und Alterthum Gelegenheit seyn, auch Ihrer Bemühung zu gedenken.3)

2.]2) geboren

1

) Ein Brief dieser Art liegt im Cotta-Archiv nicht vor; womögl. mündl. Vorschlag von Cotta, als Budberg im August in Stuttgart war. Für freundl. Auskunft sei Frau Eva Oßwald gedankt. 2 ) G’s eigene Datierung lautet: Weimar den 23. September 1822. 3 ) Erfolgte nicht.

122

Okt

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

1822

Denn es ist mir vorzüglich angelegen, von solchen Dichtern zu handlen, welche von der Natur ausgehen oder zu ihr sich zurückzuwenden; unter welchen letztern unser Hebel, um dessen Verbreitung Sie sich so verdient machen, gewiß den ersten Platz einnimmt. 2. Nebenstehendes abgeschlossen: Freyherrn von Budberg, mit den Hebelschen Gedichten, nach Mannheim. 3. [Stuttgart] J. F. Cotta an O. Chr. Frhr. v. Budberg (Cotta-Archiv, Briefe Budberg, Nr. 2a): Euer Hochwohlgeboren Geehrtes v 7 v. M würde ich früher beantwortet haben, wenn nicht meine Abwesenheit auf dem Lande und der Wunsch Ihre Übertragung mit dem Original zu vergleichen, mich bisher daran verhindert hätten. Das lezte habe ich nun bei einigen Gedichten vorgenommen und solche Abweichungen gefunden, daß ich es Ihnen und der Sache schuldig bin, Sie darauf aufmerksam zu machen. Es ist natürlich, daß die Übertragung um so mehr gewinnen muß, je treuer sie das Original gibt − und hier lisse sich mehrers leicht verbessern; es ist außerdem nothwendig, daß der Sinn nie anders gegeben wird als das Original, und dergleichen Stellen, wie folgende sind disem Grundsaz entgegen: Jezt schafst du sorgend an und ein − heißt die Übertragung. Hebel sagt aber: Jezt haben wir’s (meint das freudige Stündchen) d. jezt sind wir da. Ich führe nur dise an, weil bei dem Gedränge meiner Geschäfte ich nur wenig freie Zeit zu dergleichen Arbeit habe und weil mir solche Abweichung auf mehrere andre schliessen läßt. Da ich nun voraussezen darf, daß Hochdenselben daran liegt, dem Original so treu als möglich zu bleiben, so wollte ich nicht unterlassen Sie hierauf aufmerksam zu machen, indem wahrscheinlich weder Göthe noch Hebel noch Voß dise Vergleichung je angestellt hatten.1)

1826 Okt

5. [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an G (GSA 28/120 Bl. 326.331): Erlauben Ew. Excellenz daß ich, ohne zudringlich seyn zu wollen, die sich mir durch die Güte der Frau [Caroline] von Heigendorf [Heygendorff] bietende Gelegenheit nutze, mich bey Ihnen ergebenst zu erkundigen: ob meine bescheidene Sendung m e i n e r U e b e r t r a g u n g d e r H e b e l s c h e n A l l e m : G e d i c h t e , die schon früher im Manuscripte sich Ihres hohen Beyfalls zu erfreuen so glücklich waren, in Ihre Hände gelangt sind? Ich wage deshalb diese Frage, weil ich die Besorgung einem Freund in Frankfurt a.M. aufgetragen habe . . . und ich ohne Nachricht bin. Ich glaube daß mein Bemühen diese herrlichen Gedichte für ein größeres Publikum in dem möglichst treuen Abbild greifbar zu machen, jetzt im Werthe steigen wird, da der gefeierte Sänger der Allem: Gedichte gestorben ist. Am 25 ten v. M. haben wir ihn in Schwetzingen, wo die Krankheit und ein schneller Tod ihn übereilten, zur Gruft bestattet, und gewiß werden Ew. Excellenz den Gedanken billigen, den seine hiesigen Verehrer an seinem Grabe faßten, ihm im Schwetzinger Garten mit Erlaubniß des H. GroßHerzogs ein Denkmal zu errichten, um so, da dieser Garten von dem ganzen reisenden Europa besucht wird, das Gedächtniß dieses als Dichter und Mensch gleich verehrenswerthen Mannes bleibend bey der ganzen gebildeten Welt zu erhalten. Entschuldigen Ew. Excellenz diese zudringlichen Zeilen und genehmigen Sie in Güte die Versicherung der unbegrenzten Verehrung, mit der ich mich zeichne Ew. Excellenz gehorsamer Diener vBudberg. 1

) Cotta akzeptierte das Ms. nicht, weil die Übertragung ihm auch weiterhin unzureichend erschien. (Vgl. Cottas Briefe an Budberg von 1822 Nov 23., 1823 Jan 24., März 16. u. Mai 28., alle im Cotta-Archiv, Briefe Budberg Nr. 4a/b, Nr. 5a, Nr. 8a u. Nr. 9a.)

1826 Okt

HEBEL: ALLEMANNISCHE GEDICHTE

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5. [Mannheim] O. Chr. Frhr. v. Budberg an G (Ruppert Nr. 950): Sr. Excellenz dem Herrn Geheimen Rath und Ritter von Göthe, als einen Beweis seiner tiefsten Verehrung und Ergebenheit der Verfasser.1)

CK/Red.

Heidelberg [Nachtrag]2)

E D

1817 März 17. u. 18.3) KA I 2 (1817) 210f. (Heidelberg).4) − C1 43 (1833) 428f.5) − W 30.1, 191f. − MA 11.2, 134. − FA I 16, 643f. (Paralip. 27); 20, 189f.

Z

1816

März Über Kunst und Alterthum in den Rhein- und Maingegenden von Goe[12.] the [Anzeige]. In: Morgenblatt Nr. 62, 12. März 1816 (W 49.1, 17):

Hier macht der Herausgeber nun eine Pause [= Ende des 1. Heftes], und verspricht in dem nächsten Stück die übrigen Juwelen der Boissere´e’schen Sammlung gleicherweis zu behandeln . . . Juli

2. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 121): Was ich von der Aufnahme Ihrer Schrift höre, ist so günstig, als wir es erwartet hatten. Den besten Beweis gibt das allgemeine Verlangen nach mehr und mehr; ein jeder beklagt sich, daß Sie zu kurz gewesen . . . Der unserer Sammlung gewidmete Abschnitt hebt sich wunderbarlich ernsthaft heraus . . . Schade nur, daß die Umstände Ihnen nicht erlaubten, gleich das Ganze auszuführen.6)

1

) Widmung der bei R. Schlicht in Mannheim erfolgten Veröffentlichung: J. P. Hebel’s Allemannische Gedichte, in’s Hochdeutsche metr. übertr. von Otto Freyh. v. Budberg. Heidelberg 1826. (Ruppert Nr. 950): Auf einem eingeklebten Oktavblatt das Widmungsgedicht Weihe hs. vom Verf. mit einigen Abweichungen in der 2. Strophe. 2 ) Nachträgliche Ergänzung zum Abschnitt Heidelberg in KA I 1, 132−96. Im Inhaltsverzeichnis der Bde KA I−IV (KA IV 3, 164) nach dem Eintrag Gemälde-Sammlung der Gebrüder Boissere´e in Heidelberg aufgeführt unter Fernere Nachricht von dieser Sammlung. 3 ) Unter Benutzung einer Vorlage aus S. Boissere´es Brief vom 30. Dez 1816 (s. d.). 4 ) Rubrik: IV. Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes. 5 ) Ohne Titel; dem Kap. Heidelberg als Abschnitt eingefügt mit geändertem Anfang: Ueber die Boissere´e’sche Gemähldesammlung fügen wir noch hinzu, daß sie seit einem Jahre ansehnlich vermehrt worden [weiter wie im Nachtrag]. 6 ) Boissere´e war enttäuscht darüber, daß im Abschnitt über Heidelberg in Kunst und Alterthum am Rhein und Main die Gemäldesammlung, die G während seiner Besuche vom 24. Sept bis 9. Okt 1814 u. 20. Sept bis 7. Okt 1815 mehrmals gesehen hatte, nicht ausführlicher beschrieben worden war; s. unten 1816 Juli 27.: an S. Boissere´e u. Nov 7.: S. Boissere´e an G. − Mit Heidelberg reagiert G auf diese durchaus verständliche Erwartung (s. voriges Z), und mit der Bemerkung im Nachtrag, daß er sich eine ausführliche Beschreibung . . . vorbehalten wolle (W 34.1, 191), vertröstet er Boissere´e weiter; doch zu der auch hier angekündigten Fortsetzung kam es nicht.

124

HEIDELBERG [NACHTRAG]

1816

Juli 10. An S. Boissere ´e (Br 27, 79): Im nächsten Stücke wollen wir suchen

Ihre Sammlung abzuschließen und gar manches hat sich sonst schon gefunden. 21. [Frankfurt] Dorothea Schlegel an S. Boissere´e (KSFA 29, 208): Von Ihrer Sammlung habe ich mir doch eigentlich mehr in dem trefflichen Buch zu finden erwartet − vielleicht kömmt es noch im zweiten Theil nach. Was sagen denn Sie dazu? 27. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 126): Die Wirkung der Schrift . . . zeigt sich fortwährend nach Wunsch und Erwartung. Diejenigen, welche mit der Sache bekannt sind, glauben, es sey ihr nicht genug geschehen . . . Bleiben Sie doch ja bei Ihrem Vorhaben, die Fortsetzung zu vollenden. Aug 31. [Baden-Baden] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 135): Sagen Sie mir doch wieder etwas von Ihrem zweiten Heft über A. und K. [KA I 2] und ob ich Ihnen vielleicht noch einiges dazu beitragen kann. Sept 27. An S. Boissere ´e (Br 27, 170f.): Darnach [nach Druck von Bd 1 der Ital.

Reise] beginnt sogleich der Druck des zweyten Heftes von Rhein und Mayn . . . Zunächst giebt denn Ihre Sammlung Anlaß die wahre nicht angemaßte heilige Kunst zu rühmen. Meister Hemmling1) ist schon in Tennstedt durchgedacht . . . Mein eigenes Notirte, vieles von Ihnen Verzeichnete, kommen mir hiebey zu Hülfe. Sollte mir irgend etwas abgehen, so haben wir Zeit darüber zu conferiren. Nov

7. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 146): Wie weit sind Sie denn nun mit unserer Sammlung gekommen? Ich werde Ihnen nächstens wieder etwas bezügliches schicken.2)

Dez 16. An S. Boissere ´e (Br 27, 276f.): Das Rhein- und Maynheft, 2. Stück,

liegt in den Händen des Setzers . . . Ob von Ihren Besitzungen zu reden Platz bleibe, ob und was davon zu sagen? darüber läßt sich noch conferiren. 24. An S. Boissere ´e (Br 27, 285): . . . dießmal wird von Ihrer Sammlung [in KA I 2] nichts weiter ausgeführt, aber erwähnen muß ich derselben. Legen Sie mir in den Mund, was ich von den bisherigen Negociationen sagen soll. 30. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (G−Boissere´e 2, 155f.): Wegen der Ungeduld der Lesewelt ist es Schade, daß Sie darin [in KA I 2] den Aufsatz über die Sammlung nicht fortsetzen können. Man bestürmt uns unaufhörlich mit Fragen nach dieser Fortsetzung. Für unsere Wünsche reicht es einstweilen hin, wenn Sie auf die fortgehende glückliche Vermehrung aufmerksam machen. Zu diesem Zweck fasse ich hier kurz zusammen, was wir, seit Sie uns zuletzt besuchten − als seit einem Jahr − neues erworben haben. 3) Von Meistern, welche uns fehlten, sind eingerückt: Wohlgemuth [M. Wolgemut], [A.] Altorfer, Beuckelaar [J. Beuckelaer] und ein bisher ganz unbekannter, trefflicher köl-

1

) Hans Memling, in der Sammlung Boissere´e die Sieben Freuden Mariae, vgl. G’s Aufzeichnungen unter dem Titel Mstr Hämmling (W 34.2, 34). 2 ) Erfolgt im Schreiben vom 3. Dez 1816 (Boissere´e 2, 148−51). 3 ) Von hier an bis zum Ende des Briefes Übernahme in den Heidelberg-Nachtrag, vgl. W 34.1, 1919−9210.

1816

HEIDELBERG [NACHTRAG]

125

nischer Meister, Joh. v. Melem, in der Art des Schoreel [J. van Scorel]. Wir besitzen nun von diesen vier Künstlern sehr bedeutende, köstliche, ja zum Theil Hauptwerke. Die übrigen neuen Anschaffungen von Meistern, die wir bereits besaßen, sind von M. Schön [Schongauer], von dem mit Dürer gleichzeitigen, ausgezeichneten Porträtmaler Walch [J. de Barbari], von Dürer selbst und von Joh. Mabuse [J. Gossaert]. Letzterer ist bekanntermaßen als einer der größten altniederländischen Maler, auch noch durch die Mannichfaltigkeit seiner Behandlungsweise merkwürdig. Um so höher schätzen wir das Glück, daß wir mehrere Hauptwerke und wahre Kleinode der Ausführung und Erhaltung aus seinen verschiedenen Lebenszeiten erwerben konnten. Es befindet sich ein Bildchen dabei, das man Hemmling [Memling] an die Seite setzen dürfte. Doch achten wir unter allem neu angeschafften die Kreuzabnahme von Dürer1) am höchsten. Weil es eben eines seiner größten und vorzüglichsten historischen Gemälde ist, deren er wegen seiner vielen Kupferstich- und anderen Arbeiten überhaupt nur wenige gemacht hat, so daß man außer fürstlichen Gallerien schwerlich noch ein ähnliches antreffen mag. Rücksichtlich der noch zu erwartenden und in Unterhandlung stehenden Erwerbungen würden Sie uns sehr verbinden, wenn Sie noch hinzufügten, daß unsere günstigen und weitverbreiteten Verbindungen zur ferneren zweckmäßigen, vervollständigenden Bereicherung die gegründetste Hoffnung geben, ja daß wir dadurch das Glück haben dürften, schon bald mehrere seit Jahrhunderten im fernen Ausland zerstreute, für die Aufklärung der vaterländischen Kunstgeschichte höchst schätzbare Denkmale wieder zu gewinnen und zu dem ihnen entsprechenden Kreise zu vereinigen.

1817 März 16. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 258): . . . übel wäre es nicht wenn Sie noch einige Zeilen, etwann eine oder eine halbe geschriebene Seite, von Pag. 209 an [für KA I 2] einschalten könnten.2) 17. Rhein und Mayn von Jena. 18. (s. „Hanau Nachtrag“: an C. F. E. Frommann gD, S. 90)

UH

1

) Die Beweinung Christi (1498/99). ) Bezieht sich auf Rubrik IV. von KA I 2: Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes (zur Entstehung s. „Kunst und Alterthum“), in der sich bereits Nachträge zu Cölln (199f.; EGW 2, 228) u. Frankfurt am Mayn (200−09; EGW 6, 53−55) befanden. G entscheidet sich nun, den Bd u. a. mit dem Nachtrag Heidelberg (210f.) zu ergänzen; dafür zieht er die Ausführungen Boissere´es vom 30. Dez. 1816 heran (s. d.), die er, mit kleinen stilistischen Änderungen versehen, an Frommann schickt.

2

126

DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE [I]

1819

Die heiligen drei Könige [I]. Manuscript, lateinisch, aus dem funfzehnten Jahrhundert1)

E D

1819 Okt 15. / Nov 12. KA II 2 (1820) 156−76. − C1 45 (1833) 190−203. − W 41.1, 169−82. − AA-SL 1, 220−26. − MA 11.2, 280−89. − FA I 20, 441−50.

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[Okt?]2) Okt 15. 16. 20. 22.

Schema zu KA II 2 (AA-SL 3, 322): 43) Drey Könige . . . [Jena] Abends altes Mspt. die 3 Könige betr. [Jena] Altes Mspt. Sonstiges überlegt . . . Fortgesetzte Entzifferung des alten Mspts. [Jena] Hl. Drey Könige. Briefe an Boissere´e . . . [Jena] An S. Boissere´e4) (Br 32, 77−79): Nun aber fließt so eben ein Bach bey mir vorüber, den ich gar zu gern auf Ihre Mühle leiten möchte. Ich erwerbe zufällig ein altes Manuscript, klein Quart, 84 Blätter, mit Abbreviaturen, consequent und also leserlich geschrieben, wenn es mir gleich stellenweise noch Mühe macht. Es enthält die Legende der heiligen drey Könige und ihres Sternes, vom Ausgang der Kinder Israel aus Aegypten an bis zur fortwährenden Verehrung ihrer Reste in Cöln. Zu welcher Zeit das vorliegende Manuscript geschrieben ist, will

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) Ausführliche Inhaltsbeschreibung des von G erworbenen lat. Manuskripts: Johann v. Hildesheim: Liber de translatione trium regum (Papierhs. 14. Jh.); in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 2673). Lob seiner volkstümlich-märchenhaft ausgebreiteten Details, die durchaus allerliebst und mit heiterem Pinsel ausgemalt seien (W 41.1, 182). − Dazu ein Paralip. (AA-SL 4, 329): Die reine evangelisten Uberliefrung blos ideal Durch die sonder[bare] Legende getrüb[t] und ins Unwahrscheinl[iche] getrie[ben] Soll nun durch ein Mährchen gerette[t] werden Das denn doch zuletzt auch seine Wirckung nicht verfehlt. Wie G zu dem Manuskript gelangte, ist noch ungeklärt; vgl. 22. Okt 1819: an S. Boissere´e: Ich erwerbe zufällig . . . 2 ) Vgl. AA-SL 6, 504f. zu H4 mit den Schemata Nr. 3.1 u. Nr. 3.2. Danach ist H4 nach 31. März 1819 zu datieren, da Schema 3.1 (rechte Spalte des Bogens) auf einen an diesem Tag datierten Brief A. O. Blumenthals an G Bezug nimmt (Blumenthal in Breslau: Deutsche die lateinisch gedichtet). Doch trifft dies mit Gewißheit nur auf Nr. 3.1 zu, nicht unbedingt für die endgültig[e] Fassung (W 41.1, 460), das auf Nr. 3.1 aufbauende flüchtige Schema in der linken Spalte (Nr. 3.2) von G’s Hand mit der Erwähnung Drey Könige. Dies entstand vermutl. erst im Okt 1819, in zeitl. Nähe zum vermuteten Zeitpunkt des Manuskripterwerbs, vgl. 22. Okt 1819: an S. Boissere´e: Nun aber fließt so eben ein Bach bey mir vorüber, den ich gar zu gern auf Ihre Mühle leiten möchte . . . 3 ) Die 4 bedeutet: an 4. Stelle der KA-Rubrik: Literarische, Poetische Mittheilungen. 4 ) G’s Tgb bestätigt: [Jena, Brief an] S. Boissere´e . . . Drey Könige, Legende, alt Mspt., [nach] Stuttg.

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ich nicht gleich entscheiden; das Original aber mag, nach innern deutlichen Kennzeichen, zu Anfang des 15. Jahrhunderts verfaßt seyn. Jetzt ist nur die Frage: ob es bekannt ist oder nicht? und deshalb will ich davon in meinem nächsten Stücke Kunst und Alterthum sprechen; vielleicht wissen Sie darüber Auskunft zu geben. Mag es seyn daß die Überraschung dieses Fundes mich dafür einnimmt, oder weil es an die Reise von Montevilla sogleich erinnert;1) Geschichte, Überlieferung, Mögliches, Unwahrscheinliches, Fabelhaftes mit Natürlichem, Wahrscheinlichem, Wirklichem bis zur letzten und individuellsten Schilderung zusammen geschmolzen, entwaffnet wie ein Mährchen alle Kritik. Genug ich meine nicht, daß irgend etwas Anmuthigeres und Zierlicheres dieser Art mir in die Hände gekommen wäre. Weder Pfaffthum noch Philisterey noch Beschränktheit ist zu spüren, die Art, wie der Verfasser sich Glauben zu verschaffen sucht und dann doch auf eine mäßige Weise das Zutrauen seiner Hörer mißbraucht, ohne daß man ihn geradezu für einen Schelm halten kann, ist allerliebst; genug ich wüßte kein Volksbuch neben dem dieses Büchlein nicht stehen könnte. Mehr sag ich nicht und lege nur Anfang und Schluß bey, woraus hervorgeht, daß das Büchlein eigentlich für Cöln geschrieben ist, und es frägt sich hauptsächlich, ob ein Bischof dieses Namens damals existiret habe und ob man den Dom, wie an andern Orten, die MünsterKirche genannt hat? . . . Von Martin Schön [Schongauer] erhielt ich mehrere bedeutende Blätter. Hätte der Unselige statt der detestablen Passion nur immer die drey Könige wiederholt, so würde man sein liebenswürdiges Talent gewiß erkennen. Eine seiner klugen und unklugen Jungfrauen ist zu mir gekommen; es ist nicht möglich besser zu denken, als diese beyden Blätter gedacht sind. Ich wiederhole mein Glück auf! bey euren Niederdeutschen, im Sinne felix colonia! Drey ernste Könige mit Gefolg und Schätzen nach Belieben, herrliche Mutter und Kind mit ärmlicher Umgebung, fromme tüchtige Ritter, eilftausend hübsche Mädchen, das ist doch noch ein Element worin der Künstler sich ergehen und fromm mit den Fröhlichen seyn kann . . . [Beilage: Anfang u. Schluß der Legende; Br 32, 299:] Anfang Reverendissimo in Christo patri domino Florencio de Wulkanen divina providentia Monasteriensis ecclesiae Episcopo dignissimo. Schluß. Tandem

felix Colonia quae ex speciali gratia et providentia divina tam nobilissimis tribus regibus primiciis gentium et virginum ac nobili canonicorum collegio ipsorum ministris ornatus de quibus plus quam de cunctis opibus tuis gloria pp2) 1

) Mitte des 14. Jh. von J. Mandeville verfaßter romanhafter Bericht seiner Reise ins Heilige Land u. nach Asien. G hatte kurz vorher ein Johannes von Montevilla betiteltes Kap. (W 7, 188) für die im Sept 1819 publizierten Noten und Abhandlungen zum Westöstlichen Divan verfaßt. 2 ) Gustav Schwab übersetzt in: Die Legende von den heiligen drei Königen, 1822, 51 u.

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Okt 27. [Weimar] Manuscript der heiligen drey Könige und nähere Gedanken 28.

29. 31. Nov

1. 2.

12. 13. Dez

1. 4.

über die Absicht und Zweckmäßigkeit. Kunst und Alterthum Band 2, Stück 2, erster Revisionsbogen. Ferneres Manuscript ajustirt, besonders die drey Könige . . . Nach Tisch Manuscript der drey Könige. [Nachmittags] Die heiligen Könige in Manuscript. Legende der heiligen drey Könige. Auszug der Legende der heiligen drey Könige mit Bemerkungen vollbracht. Die heiligen drey Könige, Concept und Mundum vollbracht . . . [Nachmittags, abends] Professor Riemer. Altes Manuscript von den heiligen drey Königen und Auszug desselben. Betrachtungen über die Abbreviaturen, Styl u. d. g. Abschluß und Correctur . . . der drey Könige. Nebenstehendes nach Jena durch Färber: An Wesselhöft Manuscript zu Kunst und Alterthum.1) An C. F. E. Frommann (Br 32, 106): Hierbey der 10. Bogen revidirt2) . . . Der 11. Revisionsbogen von und nach Jena.3) CK/Red.

[Die heiligen drei Könige II] Auf Seite 156 [169] bezüglich4)

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1819 Dez 12./16.5) KA II 2 (1820) 3. Umschlagseite. − W 41.1, 194. − AA-SL 1, 227 (Mitteilung über den Verfasser der Legende von den heiligen drei Königen in KuA II 2, 3. Umschlagseite). − FA I 20, 458 (Umschlag Band II Heft 2 〈1820〉).6)

197: Dem ehrwürdigsten Vater in Christo, Herren F l o r e n t i u s v o n We v e l k o v e n , hochwürdigem Bischoffe der Kirche zu Münster . . . Darum freue dich, du seelige Cölln! denn aus sonderlicher Gnade und Fürsehung Gottes bist du mit so edeln drei Königen, den Erstlingen der Heiden und der Jungfrauen geziert, und mit ihren Dienern, einer edeln Versammlung von Kanonikern, deren du dich mehr rühmen kannst, als aller deiner Schätze . . . (vgl. „Die heiligen drei Könige noch einmal“, S. 140). 1 ) Vermutlich mit Druckvorlage zu Die heiligen drei Könige. 2 ) Bogen 10 von KA II 2 enthielt auf S. 156−60 den Anfang von Die heiligen drei Könige. 3 ) Bogen 11 von KA II 2 enthielt S.161−76 Fortsetzung u. Schluß von Die heiligen drei Könige. 4 ) Biographische Notiz zum Verfasser des Manuskripts als Nachtrag zur Rez. (s. vorigen Artikel). Seitenangabe [169] bezogen auf Seitenzählung in W. 5 ) G empfing den Brief Boissere´es, der Aufschluß über den Verf. der Hs. enthielt, am 12. Dez 1819; am 16. Dez ging das Ms. zum Umschlag von KA II 2 an Frommann ab. 6 ) Überschrift zum Umschlag hinten innen: Auf Seite 156 [441] bezüglich.

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Okt 30. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 581): Legende der Drei Könige −− Recherchen. 31. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 581): Crombach, Köln. Kronik. Nov 1. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 581): Bibliothek. Legend der 3 Könige ,Acta Sanctorum‘. Annal. Sebastian Brant. Baron. Surius. −− Dufresne, Constantinopol. Christiana1) Procop, de aedific. Justiniani.2) Gibbon.3) 2. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 582): Recherchen wegen der 3 König-Legende. 6. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 582): Morgens Bibliothek. Recherchen in Actis Sanctorum. Annalib. Baronii Surius etc. Mosheim Kirch-Geschichte.4) 7. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 582): Crombach ,Historia 3 Regum‘ −− 8. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 583): ,Historia 3 Regum‘ excerpirt . . . 3 Könige. 9., 10. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 583): ,Historia 3 Regum‘ . . . 11. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 583): ,Historia 3 Regum‘ absolviert. Bemühen Friedrich I. sich auch mit einem geistlichen Glanz zu umgeben − das Kaisertum heilig zu machen als Gegen-Mittel gleichsam gegen das Mißtrauen welches ihm sein Streit mit dem Papst bei den Frommen erregen konnte. 22. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 584): Brief an Goethe über die 3 Königs-Legende. 25. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 585): Fortsetzung des Briefs an Goethe. Dez

1. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 586): 3 Königs-Legende wieder vorgenommen. 1. An C. F. E. Frommann (W 32, 106): Die drey Seiten des Umschlags

[von KA II 2] wünsche zu Nachrichten und einer allgemeinen Inhaltsnachricht zu benutzen; nächstens sende das Manuscript. 4. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 586): 3 Königs-Legende. 6. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 586): Bibliothek. Vogt, Catalogus libr. rar.5) Fabrizius, Apocryph. Testament.6) Thomas-Evangel. Arab. Evangel. 3 1

) Charles Du Fresne Du Cange: Constantinopolis Christiana, seu descriptio urbis Constantinopolitanae, qualis exstitit sub imperatoribus christianis, ex variis scriptoribus contexta et adornata (1680). 2 ) De Aedificiis (6 Bücher, vermutl. unvollendet, um 555), Werk des bedeutenden griech. Historikers der Spätantike Prokopios (Procopius, Prokop) von Caesareas über die Bauprojekte des röm. Kaisers Justitian I. in Konstantinopel u. den Provinzen. 3 ) History of the Decline and Fall of the Roman Empire (6 Bde, 1776−1789) des brit. Historikers Edward Gibbon. 4 ) Johann Lorenz v. Mosheim gilt als Vater der neueren Kirchengeschichtsschreibung. Kirchenhistor. Hauptwerk: Institutionum historiae ecclesiasticae antiquae et recentioris (4. Bde, 1755). 5 ) J. Vogt: Catalogus historico-criticus librorum rariorum. Hamburg 1732. 6 ) J. A. Fabricius: Codex Apocryphus Novi Testamenti . . . Hamburg 1703, galt als maßgebliches Werk zu apokrypher christl. Literatur.

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Magier erhalten einen unverbrennlichen Schleier von der Maria. Zoroaster hat den Stern vorausgesagt. Fabrizius, Bibl. Latinitat. Medii Aevi1) − Hildesheim würklich der Verfasser der 3 Königs-Legende. Oudinus, Commentar de scriptoribus Eccles . . . Brief an Goethe abgeschlossen.

Nov 22.– [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 256−63): Ich hätte Ihren unschätzbaren Dez 6. Brief gleich beantwortet,2) wenn ich nicht über die Legende der drei Könige, von der Sie eine so allerliebste Beschreibung machen, eine Forschung hätte anstellen wollen. Diese aber war ziemlich beschwerlich und langwierig und wurde ich darin vielfach unterbrochen. Hier erhalten Sie nun die Ausbeute. Vor allem sollen Sie erfahren, daß der Bischof Florencius de Wulkanen, dem Ihr Büchlein dedicirt worden, ein Bischof von Münster ist, denn das bezeichnet der Zusatz: Ecclesiae Monasteriensis. Auch findet sich unter den Bischöfen von Münster vom Jahr 1364 bis 1379 ein Florencius de Wevelinkhoven, welches der Name eines sechs Stunden unterhalb Köln gelegenen Orts und daher stammenden altadeligen Geschlechts ist. In Ihrer Handschrift wurde dieser Name ohne Zweifel durch Abbreviatur verstümmelt. Der Zeitpunkt, in welcher die Legende verfaßt, fällt also zwischen die Jahre 1364 und 1379; und dieses paßt sehr gut mit dem, was von einem J o h a n n e s v . H i l d e s h e i m gesagt wird, der gegen 1360 blühte und eine sehr märchenhafte Legende der drei Könige schrieb. Der Jesuit Crombach in seiner weitläufigen Historia trium regum3) drückt sich folgendermaßen über ihn aus: S. 691. Historiam S. S. Regum comprehendit libello 46 capitum, sed tot inspergit fabulas, ut suspectam reddident omnem suam narrationem cauteque legendus sit.4) Aber auch außerdem habe ich noch Gründe zu muthmaßen, daß dieser Johannes v. Hildesheim der Verfasser von Ihrem Büchlein sey; nach der Charakteristik nämlich, die Sie mir von der Legende machen, scheint sie die Quelle der in dem Leben der Heiligen von Sebastian Brand5) (Straßburg 1517) verkürzt aufgenommenen zu seyn, und diese stimmt mit keiner andern, als mit den wenigen Auszügen aus der Schrift des J. H. bei Crombach. Sie werden die Sache gleich entscheiden, wenn Sie die Zahl der Kapitel und folgende bei Crombach S. 691 [692] aus dem 41. Kapitel ausgezogenen Stelle vergleichen. – et ex tunc Archiepiscopus ipsa trium Regum corpora cum aliis reliquiis publice et honorifice transtulit et ab omni populo cum hymnis et laudibus recepta in ecclesia St. Petri ibidem reverenter collocavit perquos (reges) Deus ibidem quam plurima mirabilia et virtutes in praesentem diem operatus et a principus et nobilibus et diversis populis devote venerantur: et a longissismis terrae partibus et provinciis cum maximis reverentiis quaeruntur et visitantur.6) Vielseitig angestellte Nachsuchungen überzeugen mich, daß diese

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) J. A. Fabricius: Bibliotheca latina mediae et infimae aetatis. 6 Bde. Hamburg 1734−1746. 2 ) G’s Brief vom 22. Okt, den Boissere´e am 29. Okt empfing; s. „Die heiligen drei Könige [I], S. 126f. 3 ) Primitae Gentium seu historia SS. trium Regum Magorum, Köln 1654, verfaßt von dem Kölner Professor der Theologie Hermann Crombach. 4 ) (Lat.) Die Geschichte der Heiligen Könige beschreibt er in einem Büchlein von 46 Kapiteln, streut aber soviel Fabelhaftes ein, daß es seinen ganzen Bericht in Verruf bringt und er nur mit Vorsicht zu lesen ist. 5 ) Der Heiligen Leben (Straßburg 1502) des Humanisten Sebastian Brant. 6 ) (Lat.) Daraufhin überführte der Erzbischof öffentlich und ehrenvoll die Leichen der drei Könige selbst mit noch anderen Reliquien, und nachdem sie vom ganzen Volk mit Hymnen und Lobgesängen empfangen worden waren, bestattete er sie ebenda mit Ehrerbietung in der Kirche des Heiligen Petrus; und durch sie (die Könige) bewirkte Gott ebenda bis zum heutigen Tage sehr viel Erstaunliches und Wunderbares, und von Fürsten, Edlen und entlegenen Völkern werden sie demütig verehrt: und von den entferntesten Weltgegenden und Provinzen mit großer Ehrfurcht aufgesucht und besichtigt.

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Legende auch als Manuscript höchst selten seyn muß. Ob sie je gedruckt worden, kann ich nicht finden, in diesem Fall ist sie jedoch gewiß an Seltenheit einer Handschrift gleich zu achten. Damit Sie über das Verhältniß, zu der im Sebastian Brand aufgenommenen Legende noch weiter urtheilen können, setze ich ein paar Züge daraus hieher: In der Nacht, in welcher das Christkind geboren wird und den Weisen der Stern erscheint, wird dieses noch Jedem durch ein besonderes Wunder kund gethan. König Caspar besitzt einen Strauß, dieser brütet von einem Ei ein Lamm und einen Löwen, anzudeuten, daß in dieser Nacht ein Kind geboren sey von Lammessinn und Löwenmuth. König Melchior hat in seinem Garten einen Cedernbaum, in dessen Zweigen erhebt sich ein Rauschen wie von vielen Wasserfällen und ein Vogel setzt sich darauf und singt: Siehe eine Jungfrau hat einen Sohn geboren etc. In des Königs Balthasar Land kömmt in dieser Nacht ein Kind zur Welt, welches, sobald es aus dem Mutterleib hervorgegangen ist, ausruft: Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, deß Name ist Rath, Kraft, Held, Wunderbar, Ewig Vater, Fürst des Friedens. Und ferner, als die Könige ihres Weges ziehen, bei Nacht und bei Tage, da hungert es sie nicht, es dürstet sie nicht, sie ermüden nicht; wohin sie kommen, da ebnen sich die Höhen und erhöhen sich die Thale, die Sumpfe und Moräste trocknen aus, das Meer tritt zurück, die Ströme thürmen sich rechts und links gleich Mauern; allenthalben ist eine breite ebene Bahn, alle Städte werden aufgeschlossen, alle Thore wurden aufgethan, überall empfängt man sie auf das ehrenreichste und möchte sie gerne beherbergen, allein sie begehren weder der Speise noch des Trankes, sondern ziehen fürbaß ohne auszuweichen weder zur Rechten noch zur Linken etc. Endlich geschieht es durch göttliche Schickung, daß diese drei Könige in einem und demse-lben Augenblick, wiewohl jeder auf einem besondern Wege, zusammentreffen auf dem Gipfel des Berges Calvaria. In demselben Augenblick vertheilt sich auch der Nebel, die Sonne geht auf, die drei Könige stehen einander gegenüber und zu ihren Füßen liegt die Stadt Jerusalem. Für mich war dieß immer die Krone der Legenden, und ich muß gestehen, ich habe mich oft über die Sinnlosigkeit der Leute gewundert, die uns mit einem Schwall von Legenden überschwemmen und gerade die beste bei Seite liegen lassen. − Wie schön wäre es nun, wenn Sie die Quelle derselben entdeckt hätten und ihre Meisterhand zu einer Uebertragung anwenden wollten. Um Ihnen zu beweisen, daß ich mich so ziemlich in allen Rüstkammern nach dieser Legende umgethan habe, führe ich Ihnen außer dem Leben der Heiligen von Sebastian Brand und Crombachs Historia trium Regum auch noch an: die Legenda aurea des Jacobus a Voragine, Bischof von Genua, gestorben 1298 [,] des Surius Vitae Sanctorum,1) verfaßt um das Jahr 1570 und die Acta Sanctorum anno 1640−80.2) In ersterm ist die Legende ziemlich einfach, aber desto reicher die Ausstattung mit moralischen und frommen Beziehungen aller Art, das poetische Element fehlt eigentlich ganz und der Vortrag ist höchst pedantisch und scholastisch. Bei den beiden letzten aber sucht man die Legende vergebens, die Verfasser halten sich allein an dem Evangelium Matthäi. In den Actis Sanctorum, wo man nach der sonst befolgten Art eine nähere Nachweisung und einigermaßen eine Kritik der Legende zu erwarten gehabt, versprechen die gelehrten Patres dieselbe am 23. Juli, als dem Tag der Ueberbringung der Gebeine nach Köln, zu liefern, an diesem Tag aber verweisen sie auf eine neue Ausgabe des Januars, welche nicht zu Stande gekommen ist. Sie waren zu gescheidt, um die alles durcheinander wirrende, historisch seyn sollende Arbeit ihres Mitbruders Crombach zu billigen, hatten aber nicht Sinn noch Geist genug, das poetische an der Sache zu erkennen und diesem, indem sie es von dem geschichtlichen unterschieden, sein eigenthümliches Recht widerfahren zu lassen. So tadelt 1

) Laurentius Surius: De probatis vitis Sanctorum ab Al. Lippomano olim [1550] conscriptis nunc primum emendatis et auctis, 1570−1576. 2 ) Hsg. ab 1643 von Jean (Johann) Bolland, Gottfried Henschen u. Daniel Papebroch (auch Papebroeck) in Antwerpen.

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denn der tüchtige P. Papebroche in seinen Noten zum moscovitischen Calender (in Actis Sanctor. Monat Mai) den Crombach gar sehr, daß er für dasjenige, was über die Erzählung des Evangeliums hinausgehe, lauter unhaltbare Zeugen beigebracht habe und lobt ihn nur, daß er den vermeinten Verfasser Ihres schönen Büchleins, Johannes v. Hildesheim, für einen fabulosum erkannt! Indessen bleibt Crombach immer die reichste Fundgrube für alles was über die drei Könige geschrieben ist. Und die Durchsuchung dieses weitschweifigen Folianten hat mir, mit Zuziehung von einigen andern, eine Uebersicht über die Entstehung der Legende und die Verehrung dieser Heiligen verschafft, die manches Merkwürdige darbietet. Ich theile sie Ihnen hier so kurz als möglich mit. E n t s t e h u n g d e r S a g e . Matthäus erzählt: Da Jesus geboren war, kamen die Weisen vom Morgenland gen Jerusalem und sprachen: wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande und sind kommen ihn anzubeten. Herodes erschrack darüber und fragte die Hohenpriester und Schriftgelehrten. Die sagten zu Bethlehem, denn also stehe geschrieben von dem Propheten: „Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mit nichten die kleinste unter den Fürsten Judä, denn aus dir soll kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sey.“ Hierauf wies Herodes die Weisen nach Bethlehem mit dem Bedeuten, wenn sie das Kind gefunden, sollten sie es ihm wieder sagen, daß er auch komme und es anbete. Als sie nun hinzogen ging der Stern, den sie im Morgenlande gesehen, vor ihnen her bis er stand oben über, wo das Kind war. Und so gingen sie in das Haus, fanden das Kind mit Maria seiner Mutter, fielen nieder und beteten es an; thaten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Gott aber befahl ihnen im Traum, nicht zurückzukehren zu Herodes und sie zogen durch einen andern Weg wieder in ihr Land. Die Anführung eines Propheten − es ist Micha − veranlaßte die ältesten Leser des Matthäus, auch andere nachzuschlagen, da fanden sie dann bei Moses die Weissagung Bileams von einem Stern, der aus Jakob aufgehen werde; und bei Jesaias und David folgende auf die wundervolle Begebenheit zu deutende Stellen bei (Jes. Cap. 60.): Dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir, denn siehe Finsterniß bedecket das Erdreich und Dunkel die Völker. Aber über dir geht auf der Herr und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Heiden werden in deinem Licht wandeln und die Könige in dem Glanz, der über dir aufgeht. etc. Du wirst deine Lust sehen und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kameele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian und Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herren Lob verkündigen. Bei David, Psalm 72, Vers 10. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen, die Könige aus Reich Arabia und Saba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. Schon die ersten Kirchenväter wie Tertullian im zweiten Jahrhundert, Origines im dritten u. s. w. heben diese prophetisch-poetischen Stellen heraus. Sie sind mit jener einfachen Erzählung des Matthäus als ein Ganzes anzusehen und bildet dieß den eigentlichen Kern und Keim zu der nachher so reich entwickelten Sage. Die lange Erwartung des Sterns, die königliche Würde der Weisen, ihre Zahl, die nähere Bezeichnung ihrer Heimath, ihr großes Gefolge, Pracht und Reichthum, die Heimfahrt zu Schiffe und noch manches andere konnte bereits daraus gefolgert werden. Auch spricht schon Origines von der fortgesetzten Ueberlieferung des Bileams Weissagung und nennt schon Tertullian die anbetenden Könige, ohne jedoch ihre Zahl zu erwähnen, diese findet sich erst später bei [Papst] Anastasius [I.], Ambrosius [v. Mailand] und Augustus [v. Hippo] u. a. Offenbar gab die dreifache Art der Geschenke die Veranlassung, drei Könige anzunehmen. In den unterirdischen Grabgebäuden zu Rom und auf Sarkophagen sieht man Vorstellungen der drei Könige aus der Zeit vor und kurz nach Constantin [d. Gr.] − einmal in dazischer Tracht mit phrygischen Mützen, dann mit Togen und wieder in Chlamyden mit Diademen auf den Häuptern. Daß die Könige zur See nach Hause gefahren, ergibt sich aus Arnobius [d. Ä.?] und Cassiodor. Aber von den Namen Cas-

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par, Melchior, Balthasar ist bis zum achten Jahrhundert nicht die Rede. Da kommen sie bei Beda [Venerabilis] in den Collectaneis vor, wenn sonst diese dem ehrwürdigen Vater angehören? Cardinal Bellarmi [R. Bellarmino] findet sie desselben unwürdig und Pater Passebroche [D. Papebroch?] bemerkt, daß außerdem kein anderes Werk vor Kaiser Friedrich I. die Namen enthalte. − Sey dem jedoch wie ihm sey, die Collectaneen des Beda sind nicht allein wegen der Benennung, sondern auch wegen der Unterscheidung der Könige nach dem Alter und Aussehen von wichtigem Einfluß auf die Sage und künstlerische Darstellung gewesen. Nach ihm war König Melchior ein Greis mit einem langen Bart, Balthasar ein brauner, bärtiger Mann und Caspar ein Jüngling. Ersterer brachte das Gold, der Zweite die Myrrhen und der Dritte den Weihrauch. Diese Darstellung der Könige nach den drei Lebensaltern scheint von nun an in allen Bildern beibehalten worden zu seyn, nicht so die braune Farbe des Balthasars. Man findet noch Gemälde aus dem vierzehnten Jahrhundert, worauf alle drei Könige mit weißer Gesichtsfarbe abgebildet sind. Auch verwechselt man nachher oft den Balthasar mit dem Caspar, d. h. man ließ diesen Jüngling braun oder gar schwarzfarbig seyn und die Myrrhen darbringen. Die ersten Kirchenväter, wie Irenäus, Origines u. s. w., deuteten die Geschenke auf die dreifache, die göttliche, königliche und menschliche Eigenschaft Christi, auf die erstere bezogen sie den Weihrauch, auf die zweite das Gold, auf die dritte, wegen der Sterblichkeit, die Myrrhen. Und so mag man später die drei den Neugeborenen verehrenden Personen auf die drei der Kindheit folgenden Lebensalter bezogen haben. Ob nun auch die ihnen beigelegten Namen eine Bedeutung haben, oder bloßer Willkür ihren Ursprung verdanken, darüber müssen gründliche Kenner der orientalischen Sprachen entscheiden. Crombach bringt verschiedene Erklärungen bei. Melchior ist ohne Zweifel hebräisch und heißt König des Lichts, Jaspar (wie viele schreiben) läßt sich ebenfalls aus dem Hebräischen ableiten, ein Rechenmeister oder Sternkundiger, nur stößt man hier auf die Schwierigkeit, daß es ein Zeitwort ist und heißt: er wird erzählen, er wird verkündigen. Crombach macht daraus einen Boten, Rechenmeister, Verkündiger. Nach der gewöhnlichen Schreibart wäre Caspar aus dem Aethiopischen, als der freie und herrliche; Balthasar aber, aus dem Syrisch-Chaldäischen, als der Schatzmeister des Herrn oder auch als Heerführer zu erklären. Wer weiß, ob diese Namen nicht aus einer mißverstandenen, entstellten hebräischen Inschrift entstanden? Doch da aus dem oben Bemerkten wahrscheinlich, daß sie nicht sowohl in der Zeit vor Beda, als vielmehr in der von Friedrich dem Ersten [Barbarossa] aufgekommen, so dürfte es auch nicht befremden, wenn sie aus einem nicht zu entwirrenden Gemisch von alten und neuen orientalischen Worten zusammengesetzt wären. Die Kreuzzüge erregten durch die neuen Berührungen, Eindrücke und Verhältnisse, welche sie hervor brachten, den poetischen Sinn und Erfindungsgeist der westlichen Völker in jeder Hinsicht. Sie hatten wie auf die Entstehung mancher Sagen und Dichterwerke, so auf die weitere Ausbildung der Legenden entscheidendsten Einfluß. Am wenigsten konnte dieses bei der Legende der drei Könige fehlen, die so unmittelbar an den wunderreichen Orient anschließt. Man weiß bestimmt, daß der Zusatz von den späteren Schicksalen der Könige und ihre Taufe durch den Apostel Thomas aus der Zeit Friedrichs des Ersten herrührt. Die nähere Bekanntschaft mit den nestorianischen Christen im persischen Reich und den anverwandten Thomasschriften in Indien scheint besonders dazu beigetragen zu haben. Der hochgeschätzte Geschichtsschreiber Otto v. Freisingen,1) Oheim Friedrichs I., berichtet, er habe im Jahr 1145 zu Rom einen Syrischen Bischof gesprochen, der ihm von dem Priesterkönig Johannes unter anderm erzählt, dieser Fürst habe vor wenigen Jahren einen Sieg über die Perser erfochten, sey ein Nestorianer und soll von einem der drei Könige abstammen! − Die Auffindung der nach diesen Heiligen benannten Gebeine, im Jahr 1159 zu Mailand, traf also in eine 1

) Mit der Chronik des Otto von Freising (um 1112−1158), seit 1138 Bischof von Freising, beschäftigte sich G 1820, s. „Otto von Freisingen“.

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sehr empfängliche Zeit. Beweis von dem wundersamen, allgemeinen Aufsehen, welches sie gemacht, gibt die Nachricht des Matthias von Paris, daß die Tataren bei ihrem Einfall in Schlesien 1243 unter anderm vorgegeben hätten, sie kämen, um die Gebeine der drei Könige nach ihrem Vaterland zurück zu holen! − Genug im zwölften und dreizehnten Jahrhundert vereinigte sich alles, die Sage von den weisen Königen vor und rückwärts mit den mannichfaltigsten Zusätzen auszustatten. Und nachdem im vierzehnten Jahrhundert durch die Schriften des Marco Polo, Hailonn [!],1) Verwandten eines armenischen Königs, der sich zum Christenthum bekehrte, den Krieger- mit dem Mönchstand vertauschte und gegen das Jahr 1307 eine Geschichte der Tartaren schrieb, und Monte Villa [Mandeville] die märchenhaften Erscheinungen und Geschichten des Orients nun gar zu allgemeiner Kunde gekommen waren,2) so bedurfte es nur eines glücklich begabten poetischen Kopfes, der das alles benutzte und die nach und nach aus geschichtlicher, prophetischer, allegorischer und anderer Ueberlieferung entstandene Sage zu einem ebenso höchst anziehenden, reizenden, als sinnreichen Ganzen gestaltete. Am 6. December. Nicht nur an der Forschung, sondern wie Sie sehen, auch an diesem Briefe bin ich lang unterbrochen worden. Meine Geduld reißt mir nun und so schließe ich, damit Sie doch endlich wieder ein Lebenszeichen von mir erhalten. Den zweiten Abschnitt von der Verehrung der Heiligen schicke ich in einigen Tagen nach, heute füge ich nur noch bei, daß ich bei wiederholtem Nachschlagen alter Literatoren die vollkommenste Bestätigung meiner, über Ihre Legende aufgestellten Vermuthung gefunden habe. Oudinus3) in seinem Commentar de scriptoribus Eccles. Antiq. T. III. p. 1275 sagt ausdrücklich, daß ein Carmelit, Johann von Hildesheim mit dem Zunamen Gleuel, um das Jahr 1370 eine höchst märchenhafte Legende von den drei Königen geschrieben und dem Bischof von Münster, Florenz von Wewelkoven, dedicirt habe. Sie ist nach ihm bloß einmal, in der ersten Zeit der Druckerei 1477, in Mainz gedruckt worden. − Oudinus lebte um die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts, war Franzose und Prämonstratenser Mönch. Er läßt mit dem alten Ordenshaß den Hochmuth seiner mönchischen Prosa gegen den poetischen Johann v. Hildesheim los, gleichsam als wäre das Carmeliterkleid Schuld an dem Reichthum seiner Phantasie. − Hoc opus fabulosum, sagte er, Carmelitis nugamenta anilium ac fabulas muliercularum et somnia amantibus dignissimum.4)

Dez

7. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 586): Brief an Goethe abgesandt. 12. [Abends] Boissere ´e’s Brief über das Manuscript der heiligen drey Kö-

nige. 13. Abends Aufklärung wegen des Verfassers der heiligen drey Könige und des Prophets Elisa. Einige Blättchen an Boissere´e geschrieben. [13.] Bibliographische Notizen über Johannes von Hildesheim5) (AA-SL 4, 333, Paralip. 1): Legende von den heiligen drei Königen verfaßt ums Jahr 1370, von einem Carmeliten 1

) Der armenische Mönch u. Geschichtsschreiber Hetum von Korykos (auch: Hethum, Hajton, Hayton, Haithonus) übersetzte 1307 im Auftrag Papst Clemens V. seine Geschichte der Tartaren ins Altfrz. Die lat. Übers. Flos historiarum terrae Orientis (Sammlung der Geschichten des Orients) wurde in ganz Europa bekannt. 2 ) Zu John de Mandeville s. oben S. 127 m. Anm. 1. 3 ) Casimirus Oudinus: Commentarius de scriptoribus ecclesiasticis. Leipzig 1722. 4 ) (Lat.) Dieses fabulöse Werk des Karmeliters ist höchst passend für die, die den Unsinn alter Weiber und die Märchen und Träumereien der Frauen lieben. 5 ) Von Kräuter, aus G. W. Panzers Annales Typographici Bd 2, Nürnberg 1794, 128, u. C. G. Jöchers Allgemeinem Gelehrten-Lexikon T. 2, Leipzig 1750, Sp. 1925 (H1). Zur Datierung vgl. voriges Z.

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Johannes von Hildesheim. Sie soll gedruckt sein in Maynz 1477. Johannis Hildesemensis, episcopi, historia trium regum. Moguntiae 1477. fol. Panzer Vol. II. p. 128. dessen übrige Schriften sind: Chronica historiarum. s. fasciculus temporum ordinis Carmelitarum. − Legendae abbreviatae; − de monstris in ecclesia, in Versen. − Defensorium sui ordinis, s. dialogus inter directorem et detractorem. de fonte vitae. − Dialogus s. speculus fontis vitae. − de anti Christo. − contra Judaeos. in turpia pingentem. − Epistolae und Sermones. (Gad. T. Alegre paradis. Carmel. Possev. O. Fa.) Jöcher Gel. Lexik.

[Dez 13.] Abschrift aus Zedlers Grossem vollständigen Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Künste Bd 14 (1735) Sp. 865f.1) (AA-SL 4, 333f.; Paralip. 2): Joannes II. unter denen Bischöffen zu Hildesheim, hieß mit dem Zunamen S c h a d l a n d , und war aus dem Cölnischen gebürtig, wiewohl einige Scribenten ihn für einen Friesländer halten wollen. Er war Ord. Praedic. Magister, und ward als der erste dieses Namens 1349. Bischoff zu Culm in Preußen. (Hartknoch alt und neu Preuß. II. 5. §. 4. p. 460.) Wegen seiner Gelehrsamkeit stund er bei dem Pabst Gregorio XI. wohl, welcher ihm auch 1362 zu dem Bißthum Hildesheim, unter dessen Bischöffen er der zweite dieses Namens ist, wider des DomCapitels Willen verhalf. Als er in Hildesheim ankam, fragte er zu allererst, wo die Bibliothek wäre? Darauf führten ihn die Hof-Leute ins Zeughaus, wiesen ihm das Geschütz und sagten: das wären die Bücher, mit denen seine Vorfahren die Zeit vertrieben hätten, und die würde er nunmehro auch zur Hand nehmen müssen, wofern er die Grenzen des Bißthums wider alle Nachbarn beschützen wollte. (Catal. Episc. Hildesh. p. 22. Eggehard Chron. Hillesh. sp. Leibnit. Scr. Rerum Brunsv. T. I. p. 760. Reutel Chron. Hillesh. Moeck. Hildesh. Sax. p. 19.) Er hielt hierauf bei dem Pabst um ein ruhiger Bißthum an und ward 1369. zum Stift Augsburg befördert; er resignirt aber 1372. und wird ihm Schuld gegeben, daß er einen großen Schatz und sonderlich viel Kirchenschmuck mit sich genommen, als er darauf Bischoff zu Worms worden. Er ward auch daselbst nicht sonderlich geliebet und starb 1373. zu Coblentz, da er 1370 das Stifft freywillig aufgegeben hatte. (Schannat Hist. Episcop. Wormat. Tom. I. p. 399. sqq. Bucel. Catal. Episcop. Wormat. in Germ. Hartknoch Preuß. Crantz Metropolis.) Er hat Historiam trium Regum hinterlassen, so zu Mainz 1477. in fl. aufgeleget worden. (Bengham in cunab. typogr.) Zedler’s Universal Lex. 14r. Thl. J. pag. 865. Dez 13. An S. Boissere ´e (Br 32, 116): Mit tausend Danck für Ihre Untersu-

15. 16. 16.

16.

chungen und Aufklärung, hier die Revisions-Bogen, woraus schon mehr ersichtlich.2) Nächstens mehr! Umschlag zu Kunst und Alterthum besorgt. 12. Revisionsbogen zurück und Manuscript zum Umschlag . . . Brief an Boissere´e bezüglich auf die drey Könige . . . An C. F. E. Frommann (Br 51, 464): Ew Wohlgeboren erhalten anbei den zwölften Revisionsbogen zurück, sodann M[anu]SC[rip]t wie die vier Seiten des Umschlags zu benutzen. An S. Boissere´e (Br 32, 119): Im Gefolg Ihrer werthen Mittheilung, mein Theuerster, haben wir auch hier zu Land manche Untersuchungen angestellt; zusammengenommen geben unsere gemeinsamen Be1

) Kräuters Abschrift (H2), zur Datierung s. oben Tgb gD. − Die wohl älteste Fassung von G’s biograph. Notiz (H3) mit Informationen aus H2 u. auf der Rs. mittelalterlichen lat. Schriftproben G’s entstand vermutl. auch am 13. Dez. 2 ) Revisionsbogen zu Die heiligen drei Könige [I]; s. d.

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mühungen beykommendes Resultat; auch ist vom Leben und Schriften des Johanns von Hildesheim noch manches andere bekannt geworden. Sie finden ferner die angeführte Stelle dem Manuscript in seiner Eigenheit nachgeschrieben. Ich erheitere mir die langen Winterabende durch solche Facsimiles aus freyer Hand.1) CK/Red.

[Die heiligen drei Könige. III]2)

E D

1820 Sept / Nov 2. KA III 1 (1821) 69f. (Nachträge zu den vorigen Heften und sonstige Einzelnheiten, Nr. 8). − W 41.1, 241 (Die heiligen drei Könige). − AA-SL 1, 233 (Mitteilung über den Verfasser der Legende von den heiligen drei Königen in KuA III 1). − MA 13.1, 443 (Nachricht von dem Verfasser der heiligen drei Könige und einer gefundenen alten deutschen Übersetzung 3)). − FA I 21, 48f. (Nachricht von dem Verfasser der heiligen drey Könige und einer gefundenen alten deutschen Uebersetzung).

Z

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Dez 30. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 590): Manuscripte von Heidelberg. 3 Königs-Legende ist die alte Übersetzung von Joh. von Hildesheim.

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1. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 267): Für die Mittheilung der Stücke aus der Dreikönigslegende danke recht sehr.4) Auch kann ich Ihnen jetzt melden, was ich früher nur vermuthet und deßhalb verschwieg, daß sich unter den Heidelberger Manuscripten eines aus dem fünfzehnten Jahrhundert befindet, welches eine wörtliche Uebersetzung Ihrer Legende ist. Ich habe die Handschriften seit vorgestern in Händen und sage bald ein Näheres. Mein zweiter Abschnitt von der Verehrung der drei Könige wird noch manches merkwürdige, ja lustige enthalten. Wie finden Sie den ersten? Mögen Sie ihn nicht ganz so drucken lassen, wie er allenfalls noch Ihrer gütigen Verbesserung vorliegt, so wäre mir lieb, wenn Sie nichts weiter daraus benützten, denn ich würde ihn dann wohl noch einmal umarbeiten. Ich bin begierig, ob Sie noch mehr als die kleine biographische Notiz über Johannes von Hildesheim haben abdrucken lassen? konnte aber noch nicht dazu kommen, Cotta um Aufschluß und Mittheilung der Druckbogen zu bitten. 1

) Eine Briefbeilage ist nicht erhalten, überliefert ist jedoch der in altertümlichen Schriftzügen von G’s Hand geschriebene Umschlagtext (s. AA-SL 4, 331f. zu H4, ebd. Faks. 12). 2 ) Wörtliche Wiederholung des Textes von Auf Seite 156 bezüglich (s. den vorigen Artikel), ergänzt durch den Hinweis auf eine alte deutsche Uebersetzung u. das Vorhaben einer Neuausgabe. − Zur Hs.-Überlieferung s. AA-SL 4, 352f. 3 ) Titel nach Inhaltsverzeichnis von KA III, 182. 4 ) Vom 16. Dez 1819; s. „Die heiligen drei Könige II“, S. 135f.

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9. Briefe von Boissere ´e . . . 13. Abschrift des Briefs an Boissere ´e. 14. An S. Boissere ´e1) (Br 32, 143f.): Das neuste Heft unserer Zeitschrift

war schon abgeschlossen und ich konnte nur noch auf dem Umschlag das Blättchen, das ich Ihnen zusandte, abdrucken lassen.2) Da nun eine deutsche Übersetzung in Ihren Händen ist und jede Untersuchung deshalb Ihnen näher liegt als mir, so überlaß ich Ihnen gern alles was sich darauf beziehen und daraus entwickeln kann. Sie werden aus der Übersetzung geschwinder als ich aus der abbrevirten Originalschrift einsehen was zu brauchen ist, und finden wahrscheinlich in Ihrer Nähe jemanden der einen lesbaren Auszug macht; denn manches Lästige findet sich doch hie und da im Ganzen. Indessen bin ich überzeugt, es kann sich aus allem Diesem etwas Angenehmes entwickeln. 15. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 268): Ueber die Heidelberger Handschrift der deutschen Dreikönigslegende kann ich jetzt sagen, daß sie aus 90 Quartblättern besteht und aller Wahrscheinlichkeit nach im fünfzehnten Jahrhundert geschrieben ist. Nach der auf beiliegendem Blatt nachgebildeten Schrift können Sie einigermaßen urtheilen. Auch sehen Sie daraus, da es dieselbe Stelle ist, die Sie mir aus dem Original mitgetheilt haben, daß der Uebersetzer sich doch nicht ganz wörtlich an den Text gehalten hat. Die Sprache ist der kölnische Dialekt. Die Dedikation an den Bischof fehlt, aber es fehlt auch der Titel. Auf den ersten Blättern steht das Inhaltsverzeichniß der 46 Kapitel, sodann fängt gleich das erste Kapitel folgendermaßen an: „Also nu dy werlde myt-eynander lobit unde eret dy heylgen dry Konyge So ist er lob gelich dem Scheyne der Sunnen etc.“ In dem 34. Kapitel heißt es, nachdem von der Einsetzung

des Priesters Johann als Nachfolger der drei Könige die Rede gewesen: im Jahr 1351 (und diese Zahl ist mit Buchstaben angegeben) waren Edele aus dem Geschlecht Vaus in Rom − dieß scheint eine große Abweichung von Ihrem Text, denn Sie haben, Ihrem Auszug zufolge, an derselben Stelle das Jahr 1380 und Gesandte des Priesters Johann in Rom. Ueberhaupt kommt keine jüngere Jahreszahl in der Uebersetzung vor als diese 1351; die nach derselben folgenden sind 1341, 1340, 1268, 1200, 1164 etc.

Febr

7. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 598): Mit Schwab die 3 KönigsLegende gelesen. 24. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 271f.): Unterdessen haben Sie seit Absendung Ihres Briefes den meinigen vom 15. Januar empfangen; und bald nachher wird Ihnen auch das Paket mit den Büchern und eine Rolle mit dem Umriß von der großen Gruppe der drei Könige nach Hemmling [H. Memling]3) zugekommen seyn . . . Der Umriß nach Hemmling ist ein erster Versuch von einem jungen Mann, Namens Lauter,4) der bei uns wohnt und sich auf die Kunst verlegt. Wir hatten diese Zeichnung für Sie bestimmt, noch ehe die Dreikönigslegende zur Sprache kam, dieß bestärkte uns nachher desto mehr, und wir wünschen jetzt, daß Ihnen das Blatt einige Freude möge

1

) G’s Tgb vom 14. Jan bestätigt die Absendung des Briefes: An Dr. Sulpiz Boissere´e . . . ) s. „Die heiligen drei Könige II“, S. 128. 3 ) Boissere´es Tagebuch verzeichnet die Sendung am 22. Jan 1820 (Weitz −Boissere´e 1, 595). 4 ) Der Zeichner, Lithograph u. spätere Verwaltungsbeamte Florentin Theodor Lauter aus Heidelberg, Freund u. Mitarbeiter S. Boissere´es, ging mit diesem nach Stuttgart u. lebte dort 1819−1827 in dessen Haus. 2

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gemacht haben. Wegen der Dreikönigslegende habe ich auf Ihre letzte Erklärung eine Abrede mit dem hiesigen jungen Dichter, Gustav Schwab, getroffen; dieser, ein sehr verständiger, einsichtsvoller Mann, ist bereits beschäftigt, von dem deutschen Manuscript, welches das badische Ministerium mir nur auf drei Monate hat senden lassen, eine Abschrift zu besorgen. Wenn diese vollendet ist, wünschen wir, sie mit Ihrem lateinischen Original zu vergleichen, worauf dann die Redaktion, wir glauben am besten in Luthers Bibelsprache, vorgenommen und alles weitschweifige und unbehagliche weggeschnitten werden soll. Sind Sie mit diesem Plan zufrieden, so haben Sie die Güte, mir Ihr Manuscript mitzutheilen, Sie werden dasselbe gleich nach dem Gebrauch zurückerhalten, und wir werden Ihnen dann später die Bearbeitung zur gütigen Durchsicht und Beurtheilung vorlegen. Weil Sie die Legende jetzt öffentlich zur Sprache gebracht und doch selbst nicht weiter Hand anlegen wollen, so fürchtete ich, die Sprach- und Deutungswuth möchte darüber kommen, und deßhalb glaubte ich, da ich einmal in die Sache hineingezogen bin und die deutsche Handschrift aufgefunden habe, gleich etwas thun zu müssen, um einem solchen Beginnen vorzubauen.

Febr 27. Sendung an Boissere ´e.1) 28. Kunst und Alterthum 2. Bandes 2. Heft an Dr. Boissere ´e nach Stutt-

gardt2) . . . März 13. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 275): Von der Dreikönigslegende als einem durch und durch bekannten rede ich nicht mehr, ich erwähne sie nur, um zu bitten, daß Sie in Ihrem nächsten Brief mir auf meine Mittheilung wegen der Uebersetzung gütigst antworten mögen. 19. Brief von Boissere ´e. 20. Brief an Boissere ´e concipirt. 23. An S. Boissere ´e3) (Br 32, 204f.): Die Behandlung bey’m Bearbeiten der

alten Übersetzung des Manuscripts der heiligen drey Könige billige ich vollkommen; es gehört Geschmack und Sinn dazu um dergleichen ohne Pedanterey und Neologie wieder an den Tag zu bringen. − Ich sende zu diesem Zweck mein Original, mit der inständigen Bitte: die größte Sorgfalt dafür zu hegen; es hat für mich einen gar vielfachen Werth. 23. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 277): Wegen der Uebersetzung der Dreikönigslegende und dem Vorschlag, Ihre lateinische Handschrift hieher zu senden, erwarte ich Ihre gütige Antwort. Apr

25. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 607): 3 Königs-Legende. 2. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 280): Daß Sie mit der beabsichtigten Behandlung der Dreikönigslegende zufrieden sind und Ihr lateinisches Original zur Benützung mittheilen wollen, ist mir sehr lieb. Herr Goes4) wird das Manuscript gerne an mich mitnehmen und sorgfältigst bewahren. Die Abschrift des deutschen Heidelberger Manuscripts ist bereits vollendet. 1

) Vgl. das nächste Z. ) KA II 2, enthaltend 156−76: Die heiligen drey Könige. Manuscript, lateinisch, aus dem funfzehnten Jahrhundert u. auf der 3. Umschlagseite: Auf Seite 156 bezüglich (s. die beiden vorigen Artikel). 3 ) Absendung des Briefs vom 23. vermerkt G’s Tgb erst am 26. März: An Sulpiz Boissere´e nach Stuttgardt . . . 4 ) Der württemberg. Legationsrat Georg Wilhelm v. Goes begleitete König Wilhelm I. Friedrich Karl von Württemberg bei seinem Besuch in Weimar am 9. Apr (s. d.). 2

1820 Apr

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6. [Jena] An S. Boissere ´e (Br 32, 231): Damit nicht am Schluß meines

hiesigen Aufenthalts1) das Manuscript der drey Könige, woran Ihnen gelegen seyn wird, vergessen werde, übersende solches alsobald und wünsche guten Gebrauch; nur bitte für dessen Erhaltung Sorge zu tragen, da es mir in manchem Betracht gar werth ist. 9. [Weimar] Abends . . . Legationsrath von Goes.2) 10. An S. Boissere ´e (Br 32, 231): Beykommendes Verspätete siegele eiligst, damit durch Herrn von Goes die Heiligen drey Könige zu Ihnen gelangen mögen. 10. Manuscript der heiligen drey Könige durch Legationsrath von Goes nach Stuttgardt an Sulpiz Boissere´e.3) 11. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 611): Vergleichung der Handschrift von Schwab von der 3 Königs-Legende. 13. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 611): Vergleichung der Handschrift von Schwab. 14. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 611): Brief von Goethe, der König [Wilhelm I. von Württemberg] bei ihm gewesen. lateinische Handschrift. Vergleichung der Handschrift der 3 Königs-Legende vollendet. 18. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 613): Letzte Vergleichung von Schwabs Abschrift der 3 Königs-Legende. 29. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 616): Abends Schwab das Manuscript der 3 Königs-Legende und Goethes latein. Original übergeben. Mai

1. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 283): Die Handschrift von der Dreikönigslegende wird sorgfältigst verwahrt und behandelt, sie ist zur Aufklärung der in manchen Stellen sehr nachlässigen Uebersetzung von dem höchsten Nutzen.

Juli

1. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 286): Ihre lateinische Handschrift zu benützen, läßt sich Herr Schwab sehr angelegen seyn, in zwei Monaten hoffe ich sie Ihnen zurückschicken zu können.

8. [Karlsbad] Briefe von Haus . . . und Boissere ´e.

12. [Jena] Briefe von . . . Boissere ´e . . . Sept [Jena] Schema zu KA III 1 (AA-SL 3, 323): Litt[e]ratur . . . Drey Könige Anf.4) . . . 1

) In Jena war G nochmals 19.−23., ehe er nach Eger (26.), Marienbad (27.) u. Karlsbad (29.) fuhr. 2 ) Er überbrachte Boissere´e das lat. Ms; s. oben 2. Apr: Boissere´e an G u. folgendes Z. 3 ) Boissere´es Tagebuch vermerkt einen Besuch von Goes am 16. Apr (Weitz − Boissere´e 1, 612). 4 ) Datierung nach EGW 1, 187. Gräf III 2.1, 325 datiert das Schema auf Juli 10. oder etwas früher, Jena, wohl infolge von G’s Tgb-Eintrag Für das neuste Kunst und Alterthum [III 1] zusammen getragen und disponirt. AA-SL 6, 505 (zu H5) hält diesen Zusammenhang ebenfalls für möglich, auch weil der Schreiber des Schemas, J. M. C. Färber, in Jena häufig für G arbeitete. Demgegenüber scheint die spätere Datierung plausibler, da G den Entschluß, Schwabs Übersetzung in KA III 1 anzuzeigen, vermutlich erst Anfang Sept in Jena faßte, s. folgendes Z.

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DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE [III]

1820

Sept 11. [Jena] An S. Boissere ´e1) (Br 33, 214): Hierauf folgt eine Bitte: ich

Nov

wünschte in meinem folgenden Hefte (des zweyten Bandes drittes Heft ist so eben geendigt) eine Nachricht zu geben von dem Verfasser der Dreykönigs-Legende, ausführlicher als der Umschlag des vorigen Stücks sie lakonisch hingiebt. Sein wunderliches Leben ist wirklich merkwürdig; Sie haben alles gegenwärtig, und der Redacteur der Übersetzung wird ohnehin in der Vorrede darüber sprechen, vielleicht übernimmt er die kleine Bemühung selbst. Man könnte noch irgend etwas vom lateinischen Manuscript, sodann von der Heidelberger deutschen Übersetzung etwas sagen, auch das Unternehmen, diese lesbarer herauszugeben, vorläufig ankündigen. Das Publicum würde dadurch wieder erinnert und angeregt, welches in Deutschland, bey dem zudringenden Schwall der Schriften aller Art, höchst nothwendig ist. 2. [Jena] An F. Lehmann (Konzept; Br 34, 1): Hiebey erhalten Dieselben soviel Manuscript, als wohl zum fünften und sechsten Bogen hinreichen möchte.2) 6. [Jena] C. F. E. Frommann an Cotta (QuZ 4, 342): Von Kunst u. Alterthum III B. 1. H. habe ich pp 6 Bogen Mscpt (bey denen dann der Druck vor der Hand abgebrochen werden soll) in der Druckerey. 23. [Weimar] Kunst und Alterthum 5. Bogen zur Revision.

CK/Red.

Die heiligen drei Könige noch einmal3)

E D

1821 Okt 29. u. 30. KA III 3 (1822) 137−41. − C1 45 (1833) 204−06. − W 41.1, 358−60. − AA-SL 1, 234f. − MA 13.1, 454f. − FA I 21, 275f.

1

) G’s Jenaer Tgb vom 11. Sept bestätigt: Brief an Boissere´e concipirt und mundirt. ) Im 5. Bogen von KA III 1 auf S. 69f. unter Nr. 8 wiederholte G den auf der 3. Umschlagseite von KA II 2 gegebenen Nachtrag: [Die heiligen drei Könige II] Auf Seite 156 [169] bezüglich, ergänzt durch Zusätze. 3 ) Lobende Besprechung des von G. Schwab ausgeführten Projekts, die alte Übersetzung (s. die drei vorangegangenen Artikel) neu herauszugeben, in einem Tone dem Alterthum und dem Gegenstande gar wohl angemessen, u. ergänzt durch zwölf Schwabsche Romanzen, einer Dichtart deren Ton ihm so wohl gelingt (W 41.1, 358f.). Johann von Hildesheim: Die Legende von den Heiligen drei Königen. Aus einer von Goethe mitgetheilten lateinischen Handschrift und einer deutschen der Heidelberger Bibliothek bearbeitet und mit 12 Romanzen begleitet von Gustav Schwab. Stuttgart u. Tübingen: Cotta 1822 (Ruppert Nr. 2674). 2

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DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE NOCH EINMAL

Z

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1820

Dez 23. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 300): Von der Dreikönigslegende kann ich melden, daß die Bearbeitung in meinen Händen ist;1) ich werde sie so bald als möglich mit Freund Schwab durchgehen und dann Ihnen sammt Ihrer Handschrift zur gütigen Beurtheilung und Verbesserung schicken.2)

1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 196): Ein Manuscript aus dem funf-

zehnten Jahrhundert, die Legende der heiligen drei Könige in’s Mährchenhafteste dehnend und ausmahlend, hatte mich, da ich es zufällig gewann, in manchem Sinne interessirt. Ich beschäftigte mich damit, und ein geistreicher junger Mann, Dr. Schwab, mochte es übersetzen. Dieses Studium gab Anlaß zu Betrachtung wie Mährchen und Geschichten epochenweise gegen und durch einander arbeiten, so daß sie schwer zu sondern sind, und man sie durch ein weiteres Trennen nur weiter zerstört. Jan

1. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 697): Besuch von Schwab. er hat Romanzen über die 3 Könige gemacht. 23. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 701): Abends Drei König-Legende von Schwab. 24. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 701): Abends Cotta. Schwab 3 König-Legende. Drei Königs-Romanzen.

Apr 19. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 715): Schwab 3 Königs-Legende Romanzen. Mai 10. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 720): Schwab 3 Königs-Legende. 19. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 721): Paket an Goethe mit dem Manuscript der 3 Könige und Schwabs Manuscript. 26. Erhielt das Manuscript der drey Könige von Stuttgardt zurück, nebst

Übersetzung und Bearbeitung. 28. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 309): Seit meinem Brief vom 7. Mai werden Sie nun auch das Paket erhalten haben, worin ich Ihnen Ihr Manuscript der Dreikönigslegende und die Uebersetzung und Romanzen von Professor Schwab sandte. Dieser Freund baut auf meine freundschaftliche Zwischenkunft, noch mehr aber auf den Gefallen, den Sie an der Legende gefunden haben, und hofft, Sie werden seine Bearbeitung mit Wohlwollen aufnehmen, ihr einige Aufmerksamkeit schenken und mir Ihr

1

) Vielleicht am 21. Dez 1820 von Schwab an Boissere´e übergeben. Dessen Tagebuch vermerkt an diesem Tag Besuch bei Gustav Schwab (Weitz − Boissere´e 1, 696). 2 ) Zu G’s Überlassung der kostbaren Hs. des Johann von Hildesheim an S. Boissere´e u. G. Schwab vgl. das Vorausgehende in „Die heiligen drei Könige III“: 1820 März 23., Apr 6. u. 10.: an Boissere´e, S. 138f. 3 ) Verfaßt 1822/1826.

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1821

Urtheil darüber mittheilen. Auch bittet er um Entschuldigung, daß er sein Heft nicht habe ins Reine schreiben können. Ganz vorzüglich aber empfiehlt er die Romanzen Ihrer gütigen Nachsicht. Sie sind ihm während seiner Beschäftigung mit der Legende entstanden, ohne daß er sich dabei weiter einen Zweck vorgesetzt hätte. Da aber seine Freunde glauben, daß diese gedrängte poetische Darstellung der Lesewelt angenehm seyn dürfte und eine passende Zugabe zu der Legende bilden könnte, so hat er sich auf mein Zureden, obwohl mit großer Schüchternheit, dazu entschlossen, sie Ihnen zur Prüfung vorzulegen. Sollten Sie nun Beides, oder auch nur die Uebersetzung, Ihres Beifalls werth finden, und Sie wollten das Büchlein mit einem Vorwort begleiten, so würden Sie mir und Schwab die größte Freude machen.

Juni

1. Wenn was irgend ist geschehen (W 4, 71):1)

Wenn was irgend ist geschehen, Hört man’s noch in späten Tagen; Immer klingend wird es wehen, Wenn die Glock’ ist angeschlagen. Und so laßt von diesem Schalle Euch erheitern, viele, viele! Denn am Ende sind wir alle Pilgernd Könige zum Ziele. 3. Brief von Boissere ´e. 4. Wegen des Manuscripts der drey Könige an Boissere ´e ein Brief concipirt. 7. An S. Boissere ´e (Br 34, 277f.):2) Die Legende folgt hier mit Lob und 3 Dank zurück; ) die Übersetzung lies’t sich gut, alterthümlich und natürlich, welches immer viel heißen will; stellenweise verglich ich sie mit dem Original und konnte die Behandlung nicht anders als billigen. Ebenso finde auch die Romanzen sehr gut gerathen und den Gedanken höchst glücklich, durch diese poetischen Summarien den eigentlichen fabelhaften Standpunct anzudeuten. Ein kleines Verslein habe eingeschoben, um dessen Aufnahme hiermit freundlichst ersuche.4) Zum Schluß wünscht ich noch eine kurze Lebensgeschichte des Ruhe suchenden und immer unruhigen Autors, wobey nicht zu übersehen wäre, daß er schon von seinen Glaubensgenossen wegen der mährchenhaften weitläufigen Behandlung einer laconischen Stelle heiliger Schriften getadelt worden. In einem der folgenden Stücke von Kunst und Alter-

1

) Hs. datiert: Weimar d. 1. Jun 1821; notiert auf der letzten Seite des Boissere´e−Briefs vom 28. Mai 1821. ED auf einer unpaginierten, ans Titelblatt anschließenden Seite der Ausg. von Schwabs Übertragung (W 5.2, 48). In den Aufklärenden Bemerkungen von 1825 erläutert G: Im Wandersinne zu einem alten Manuscript der heiligen drei KönigsLegende (W 4, 84). 2 ) G’s Tgb vom 28. Juni vermerkt: [Brief] An Sulpiz Boissere´e, die heiligen drey Könige zurückgeschickt. 3 ) Empfang der Sendung nach Boissere´es Tagebuch am 16. Juni (Weitz − Boissere´e 1, 727). 4 ) Z vom 1. Juni 1821.

1821

DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE NOCH EINMAL

143

thum würde ich, mich alsdann darüber äußernd, ein gutes Wort zum Ganzen aussprechen. Grüßen Sie den wackern Verfasser auf’s schönste. Juni 8. [Brief] An Sulpiz Boissere ´e, die heiligen drey Könige zurückgeschickt. 24. An Cotta (Br 34, 299): Sollten Sie nicht abgeneigt seyn, jenen deutschen Gil Blas, von dem ich im ersten Heft des dritten Bandes spreche, in Verlag zu nehmen, so würde sich der Verfasser mit einem mäßigen Honorar begnügen. Ich könnte es allenfalls zur Ansicht schicken, und Professor S c h w a b , der gegenwärtig die Legende der heiligen drey Könige übersetzt, wäre wohl der Mann, dem Buche die schicklichste Gestalt zu geben.1) 28. [Brief an] Herrn von Cotta nach Stuttgardt, nebst Berechnung. 30. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 314): Für die freundliche Aufnahme der Legende und der Romanzen ist Ihnen Professor Schwab auf das dankbarste verbunden und ich bin es mit ihm. Er hatte keineswegs ein so günstiges Urtheil erwartet, der beigefügte Vers hat ihm nun gar die größte Freude gemacht. Ihr Wunsch wegen der Lebensgeschichte des Verfassers wird bestmöglich erfüllt werden. Wenn Sie mir die Ihnen schon zur Hand liegenden Notizen gefälligst übersenden wollten, würde es noch um so leichter und befriedigender geschehen können. Aug

5. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 737): Excerpte von Schwab über Joh. v. Hildesheim. 8. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 318f.): Das Büchlein von den Dreikönigen ist schon unter der Presse.2) Wir haben daher über den Verfasser noch fernere Nachforschungen angestellt, fanden aber, daß er nicht dieselbe Person mit dem Bischof von Hildesheim, welcher ein Dominikaner, noch auch dieselbe mit dem Kölner Carmelit, Johann Gleuel, sondern ein dritter in Westphalen gebürtiger Carmelit ist. Dieser Johann von Hildesheim war Professor in Avignon und Paris, nachher 1358 Prior in Hessen-Kassel, ein geübter Schriftsteller in Prosa und Versen, ausgezeichneter Volksredner, Vermittler zwischen Königen und Fürsten. Im Jahr 1366 reiste er nach Rom; als er von dort zurückkam, wurde er Prior in seinem Stammkloster zu Marienau, vermittelte dann einen Frieden zwischen dem Bischof von Hildesheim und dem Herzog von Braunschweig, und starb 1375 in genanntem Kloster wo er neben dem Stifter, einem Grafen v. Gleichen, begraben ist, wie seine in Caspar [richtig: Sebastian] Münsters Saxonia mitgetheilte Grabschrift beurkundet.3) 15. [Marienbad] Briefe erhalten: von . . . Boissere ´e. 16. [Marienbad, Brief] An Dr. Sulpiz Boissere ´e . . . 17. [Marienbad] An S. Boissere ´e (Br 35, 50f.): Auch die L e g e n d e soll mir

Gelegenheit geben, anmuthig belehrend zu seyn; senden Sie mir die Aushängebogen, so wirkt mein guter Wille früher, da K u n s t u n d A l t e r t h u m sich langsam bewegt.

1

) Erschienen 1822 bei Cotta, ohne Beteiligung von Schwab. ) Vgl. Boissere´e Tagebuch 20. Juli 1821 (Weitz − Boissere´e 1, 733): Erste Druck-Bogen von Schwabs 3 König-Legende. 3 ) G verwendete die Informationen in seiner Besprechung (W 41.1, 360). 2

144 Okt

DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE NOCH EINMAL

1821

6. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 321): Damit aber meine Antwort Sie in Weimar treffe und Ihnen auch die Aushängebogen von der Dreikönigslegende so vollständig als möglich zukämen, habe ich bis heute gewartet, wo ich Ihnen anzeigen kann, daß der erste in nächster Woche abfahrende Postwagen Ihnen die ganze Legende bringt.1) Professor Schwab läßt sich Ihnen bei dieser Gelegenheit wiederholt empfehlen. 29. [Jena] Gegen Abend . . . die Legende von den drey Königen. Betrach-

tung über das Wahre, was unter diesem Märchenhaften verborgen. 30. [Jena] Die Dreykönigs-Legende für Kunst und Alterthum. [Nov 1.] [Jena] An S. Boissere ´e (Br 35, 174f.): Der gemeldete russische Freund

Nov

1. 24.

Dez

1.

2. 20.

[W. A. Schukowskij] folgte den heiligen drey Königen auf dem Fuße nach; leider konnte er nicht so lange wie diese bey mir verweilen . . . Die heiligen drey Könige, Legende und Text, sind wirklich allerliebst, vielleicht verführt mich eine alte Neigung, doch ich dächte, es müßte vielseitig gefallen. Gelingt es mir, so sag ich bey dieser Gelegenheit in Kunst und Alterthum etwas über Legende und das Menschen-Bedürfniß, einzelne laconische Traditionen auszuwickeln, auszuspinnen, auszuweben, auszumahlen. Dann aber hat das Büchlein noch eine bedeutende Seite, es erinnert an die Reisen des Johann v. Mandeville,2) der von 1332 bis 1366 Süden und Osten bereis’te. Wie bey unserem Freunde ist auch das Gesehene und Gehörte, das Erfahrne und das Gefabelte behaglich durch einander gearbeitet, und wenn man auch nichts weiter daraus gewänne als den Begriff von Dunkelheit und Irrthümern jenes Zustandes, so wäre das schon genug. Nun erfährt man aber auch bey genauster aufmerksamster Sonderung sehr viel Wahres über Localität, Natur-, Welt- und Kirchengeschichte. [Jena] An Boissere´e, wegen der heiligen drey Könige. [Weimar, Sendung an] Wesselhöfts Druckerey, Manuscript [KA III 3] bis Fol. R.3) Der neunte Revisionsbogen [mit Die heiligen drei Könige noch einmal] angekommen, und der Schluß von Kunst und Alterthum III, 3 nochmals durchgesehen und zur morgenden Absendung vorbereitet. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 35, 200): Hiebey . . . [den] revidirten 9. Bogen . . . . . . Aushängebogen [mit Bogen 9?] von Kunst und Alterthum . . .

1

) Lt. Boissere´es Tagebuch war am 1. Okt Schwabs Abhandlung über die Drei-KönigsLegende vollendet, die Abschrift erfolgte am 4. u. 5. Okt (Weitz − Boissere´e 1, 750). 2 ) Zu John der Mandeville s. oben S. 127, Anm. 1. 3 ) Für die Schlußbogen (QuZ 4, 373).

1822

DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE NOCH EINMAL

145

1822 Jan

5. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 325): Daß Sie mit der Dreikönigslegende so zufrieden sind, freut mich und den Freund Schwab über die maßen. Der Verleger hat, ich weiß nicht aus welchem mercantilischen Grund, beschlossen, das Büchlein erst um Ostern ans Licht treten zu lassen. 13. Brief von . . . Boissere ´e . . . 15. An S. Boissere ´e1) (Br 35, 236): Sodann einige Blätter aus Kunst und

Alterthum [KA III 3]. Dem durch den Verleger verspäteten Büchlein eine hoffentlich nützliche Ankündigung. März 25. [Stuttgart] G. Schwab an G (GSA 28/842 St. 1): Euer Excellenz nähere ich mich mit dem Werkchen, das seine Entstehung Hochdenselben verdankt; durchdrungen von dem Gefühl mit welchem der Lehrling vor den großen Meister, und der beschränkte Arbeiter vor den schaffenden Geist tritt. Nur das Vertrauen, mit welchem Sie die Wahl meines Freundes Boissere´e, die zur Bearbeitung des herrlichen Stoffes auf mich gefallen, bestäthigt haben, der wohlwollende Blick, den sie auf das werdende geworfen, der belohnende Gruß, mit dem Sie, nach Vollendung und Vorlegung des Ganzen den Herausgeber erfreut, das gütige Wort, das Sie zu Gunsten der Schrift jetzt öffentlich aussprechen, − können mich ermuthigen, Euer Excellenz mit diesen Zeilen zu belästigen, die nicht im Stande sind, die Verehrung und Bewunderung auszudrücken, mit welcher mein Geist sich vor dem Manne beugt; dessen Zeitgenossenschaft ein gütiges Geschick mir gönnt, und dessen Beifall erhalten zu haben zu den glücklichsten Erinnerungen eines Jugendlebens gehört, das sich der Erstrebung des Schönen widmet. Genehmigen Euer Excellenz den wahrhaftigen Ausdruck dieser Gesinnungen, mit welchen ich voll der tiefsten Verehrung und innigsten Hochachtung mich zu nennen wage Euer Excellenz unterthänigen Diener Gustav Schwab, Professor am Gymnasium zu Stuttgart.2) Apr 14. An S. Boissere ´e3) (Br 36, 16f.): Daß die heiligen drey Könige . . . bey

mir glücklich angekommen, vermelde sogleich . . . Herrn Schwab grüßen Sie zum allerschönsten; der frühere Eindruck sowohl des Originals als seiner Übersetzung bleibt immer eben derselbige. Der Ton ist ihm glücklich gelungen, worauf bey solchen Dingen ja alles ankommt. Da er nun aber in dieser Bemühung so weit gegangen, so wünscht ich, daß er nach Anleitung der wenigen Worte siehe Kunst und Alterthum 3. Bandes 3. Heft pagina 141 die Reisen des Mandeville studirte und die Übereinstimmung beider Schriften, sowohl dem ganzen Sinne als den mitgetheilten Einzelnheiten nach, bemerkte und notirte. Dadurch schließt sich das gegenwärtige Büchlein an eine andere Region und wird demjenigen, der sich mit der Geschichte der Reisen abgibt, inter1

) G’s Tgb vom 16. Jan vermerkt: [Brief an] Herrn Dr. Sulpiz Boissere´e, Stuttgardt. ) Schwabs Hochachtung vor G äußerte sich außer in zwei Lobgedichten vor allem in seinen Rez., in denen er G als Autorität und Maßstab in Kunstfragen anerkannte; vgl. Marek Halub: Johann Wolfgang von Goethe und Gustav Schwab im gegenseitigen Blickfeld. In: Goethe und die Romantik. (Acta Universitatis Wratislaviensis 1329). Wroclaw 1992, 75−89, hier 81. 3 ) Am 15. Apr vermerkt G’s Tgb Absendung des Briefes an: Herrn Dr. Sulpiz Boissere´e nach Stuttgardt. 2

146

DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE NOCH EINMAL

1822

essant und nothwendig; auch hab ich früher schon in Kunst und Alterthum darauf hingedeutet. CK/Red.

Heinroths Anthropologie1)

E D

1824 Nov 5. / 1825 März 13. KA V 2 (1825) 175f.2) − C1 49 (1833) 98. − W 41.2, 163. − LA I 10, 226f.3) − MA 17, 768. − FA I 13, 370.

Z ⎯

1822 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 36, 218): Heinroths Anthropologie gab mir

Aufschlüsse über meine Verfahrungsart in Naturbetrachtungen, als ich eben bemüht war mein naturwissenschaftliches Heft [Morph und Nat II 1] zu Stande zu bringen. Okt 29. (s. „Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort“: Heinroth an G gD, EGW 1, 195) Dez 4., (s. „Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort“: Bücher-Vermehrungs12., 22. liste, Tgb u. an Boissere´e gD, EGW 1, 196f.)

1823 (s. „Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort“: Z gD, EGW 1, 197)

1824 Nov

5. Notizen zu Ueber Kunst und Alterthum (LA II 10 A, 702): . . . Hein-

roth . . .

1

) Nach der zustimmenden ausführl. Besprechung des Lehrbuchs der Anthropologie (Leipzig 1822) des Leipziger Arztes u. Prof. der psychischen Heilkunde J. C. A. Heinroth in: Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort (Morph II 1, 1823, 46−51; vgl. EGW 1, 194−97) erneuter aphoristischer Hinweis auf Heinroths Werk, hier kritisch-polemisch gegenüber seiner orthodoxen Tendenz. Der Text liegt in drei Hss. von J. A. F. John. mit egh. Korr. G’s (bei einer auch Riemers) vor. 2 ) Heinroths Anthropologie erschien in der KA-Rubrik Einzelnes in einer Gruppe von Aphorismen (vgl. KA V 2, 159). Darauf beziehen sich in Z Formulierungen wie die Einzelheiten, Das Einzelne, An den einzelnen Paragraphen (s. unten Z Dez 1824). 3 ) Entwurf in LA II 10 B/1, 22, M 4. 4 ) Verfaßt 1822/1826.

1824

HEINROTHS ANTHROPOLOGIE

147

6. Sonstige Einzelnheiten dictirt, wissenschaftlich und psychologisch.1)

Nov ?

20. Einiges dictirt in Bezug auf die neuen Hefte. [Auch KA V 2?] 1. Einiges zu Kunst und Alterthum . . . [Abends] Ich . . . beachtete die

Dez

2.

?

3.

?

11.

?

12. 14. 19.

20. 28.

29.

Einzelheiten auf’s neue.2) Auf das nächste Stück von Kunst und Altherthum [KA V 2] die Aufmerksamkeit gewendet. Das Einzelne von gestern Abend wieder aufgenommen und überdacht. Einiges auf Kunst und Alterthum Bezügliche durchgesehen. Einige Emendationen zu dem Manuscript von Kunst und Alterthum. Ich beschäftigte mich ferner mit dem fertigen Manuscript Kunst und Alterthum. [Die Aphorismengruppe] Einzelnes vorgenommen. . . . für Kunst und Alterthum. Für eben dies neue Heft manches vorbereitet. Besonders das Einzelne näher gerückt und in Ordnung gebracht. An den einzelnen Paragraphen. Abends Professor Riemer . . . Nachher die einzelnen Bemerkungen für Kunst und Alterthum durchgegangen, die wichtigsten Puncte besprochen. Einiges Einzelne dictirt.

1825 Febr 14. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 459): Bey Uebersendung der Aushängebogen von Kunst u. Alterthum . . . bemerke, daß das M[anu]s[kri]pt nur 16 Col[umnen] auf den Bogen 10 gegeben hat.3) 22. Abends Professor Riemer, den Bogen 10 Kunst und Alterthum revidirt. März 1. Abends Professor Riemer. Mit demselben die Revision des Bogens 11,4)

ingleichen das letzte Manuscript. 2. [Sendung an] Wesselhöft, Revision 11. Bogen, Jena; Inhalt und Ma-

nuscript für den 12.5) 13. [Nachmittags] Mit Professor Riemer den 12. Bogen und den Umschlag [für KA V 2]. 1

) Betr. vermutl. Aphorismen zu Heinroths Anthropologie und Stiedenroths Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen (KA V 2, 168−70). 2 ) Die Z vom 1. Dez 1824 bis 23. Apr 1825 beziehen sich auf die ganze Aphorismengruppe Einzelnes bzw. Heft KA V 2; spezielle Z für einzelne Aphorismen wie Heinroths Anthropologie gibt es nicht. 3 ) Bogen 10 von KA V 2 enthielt den Anfang der Rubrik Einzelnes (159f.). 4 ) Bogen 11 mit dem größten Teil von Einzelnes (161−76). 5 ) Bogen 12 mit dem Rest von Einzelnes (bis 179).

148

HEINROTHS ANTHROPOLOGIE

1825

März 14. [Sendung an] Herrn Wesselhöft Revisionsbogen 12 und Umschlag nach

Jena. 27. An Zelter (Br 39, 157): Das neue Heft von K u n s t u n d A l t e r t h u m ist fertig . . . Apr 23. Sendung der Exemplare Kunst und Alterthum V, 2 von Jena. Juni 29. (s. „Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort“: F. v. Müller gD, EGW 1, 197)

WZ

Helena in Edinburgh, Paris und Moskau1)

E D

1828 Mai 1. Hälfte KA VI 2 (1828) 429f.2) − W 41.2, 358; 42.1, 333f. − AA-SL 3, 427. − MA 18.2, 134f. − FA I 22, 514f.

Z Mai

1827 6. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 613): Abermalige Tischgesellschaft bei Goethe, wobei dieselbigen Personen zugegen, wie vorgestern.3) Man sprach sehr viel über die Helena und den Tasso. 9. [Weimar] J. J. Ampe`re an A. M. Ampe`re (GG 3.2, 120): Je viens de lire He´le´na, ´episode de la suite de Faust, qu’il a compose´ l’hiver passe´, `a soixante-dix-sept ans, et qui paraıˆtra dans quinze jours avec la premie`re livraison de ses œuvres comple`tes. C’est un ouvrage tre`s-extraordinaire, on y trouve des passages d’une puissance, d’une graˆce incomparable. 9. [Weimar] J. J. Ampe`re an Julie Re´camier (GG 3.2, 121): J’ai lu en manuscrit un ouvrage tre`s-extraordinaire de lui, qui va paraıˆtre; c’est un ´episode ou pluto ˆt un inter-

1

) Anzeige dreier ausländischer Rezensionen von Helena klassisch−romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust, dem Vorabdruck in C1 4 (1827) 229−307 u. künftigen Akt III von Faust II. Vgl. „[Zu Faust:] Helena klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust“ in EGW 5. − Vgl. auch Heinz Hamm: Die Aufnahme von Goethes „Helena“-Zwischenspiel in Deutschland und im Ausland. In: Weimarer Beiträge 27 (1981) H. 12, 30−54. 2 ) Untertitel: The Foreign Review No. II. 1828, p. 430. Le Globe Tom. VI. No. 34. p. 209. Der Moskowische Bote No. 21. 1827, 79. 3 ) Anwesend: Jean Jacques Ampe`re, der 22. Apr−16. Mai 1827 in Weimar war, u. Johann Friedrich Stapfer, ein Vetter des Goethe-Übersetzers Albert Stapfer. Eckermann notiert 4. Mai 1827 (FA II 12, 612f.): Zu Ehren Ampe`res und seines Freundes Stapfer großes Diner bei Goethe . . . Er freute sich, daß mit Ampe`re ein so hübsches Verhältnis angeknüpft worden, wovon er sich für die Anerkennung und Verbreitung der deutschen Literatur in Frankreich die schönsten Folgen verspreche. „Ampe`re, fügte er hinzu, steht freilich in seiner Bildung so hoch, daß . . . er seinem Geiste nach weit mehr ein Weltbürger ist, als ein Bürger von Paris. Ich sehe übrigens die Zeit kommen, wo er in Frankreich Tausende haben wird, die ihm gleich denken.“

1827

HELENA IN EDINBURGH, PARIS UND MOSKAU

149

me`de destine´ `a trouver place dans la suite de Faust qui n’est pas encore faite. C’est, comme il l’intitule lui-meˆme, une fantasmagorie `a peu pre`s intraduisible; mais, `a travers beaucoup de bizarrerie et assez d’obscurite´, pleine de profondeur, de poe´sie et de graˆce. Depuis le sie`ge de Troie jusqu’au sie`ge de Missolonghi, la mythologie grecque, le moyen ˆage, le temps actuel, lord Byron, tout s’y trouve. C’est un reˆve d’un grand sens, et cette conception, dans laquelle, bon ou mauvais, tout est cre´e, est sortie d’une teˆte presque octoge´naire.

Mai

9. [Weimar] J. J. Ampe`re an A. Stapfer (GG 3.2, 122): Je vous annonce la premie`re livraison qui va paraıˆtre dans quinze jours. Ce sont cinq volumes qui contiennent les anciennes poe´sies, des poe´sies nouvelles, le Divan et He´le`ne. He´le`ne est un Zwischenspiel qui doit se trouver entre la suite de Faust et la fin, et qui est intitule´: Fantasmagorie classique et romantique. Je viens de lire manuscrit ce singulier ouvrage − ceci n’est pas pour le Globe, mais pour vous − c’est une des choses les plus extraordinaires que Goethe ait faites, et ce qui ne l’est pas le moins, c’est qu’il l’a faite l’anne´e passe´e, `a 77 ans. L’ide´e qui est au fond est pre´cise´ment la tant belle question du classique et du romantique. Le tout a une centaine de pages, c’est un ve´ritable ouvrage `a part.

Juli 20. An Th. Carlyle (Br 42, 267): Gegenwärtig sehe ich mich in dem Stan-

de, auch ein Paquet an Sie abzuschicken1) mit dem Wunsche freundlicher Aufnahme. 22. Besorgte Nebenstehendes: [An] Herrn Christian Parish & Comp. nach Hamburg. Bücher an Herrn Carlyle nach Edinburgh. Aug 20. [Edinburgh] Th. Carlyle an G (Norton 33): Helena, also, in that beautiful new edition of your poems,2) I have not failed to read; a bright mystic vision, with its Classic earnestness and Gothic splendour; but I must read it again and again before its whole manifold significance becomes clear to me. Could mere human prayers avail against an æsthetic necessity, Faust were surely made triumphant both over the Fiend and himself, and this by the readiest means; the one would go to Heaven, and the other back to his native Pit: for there is no tragic hero whom one pities more deeply than Faust.

1828 Febr 12. [Moskau] N. Borchardt3) an G (GJb 1916, 174−77):4) Sr. Exzellenz, dem Herrn wirklichen Geheimen Rat und Staatsministers von Sachsen-Weimar usw. usw. J. W. von Goethe Moskwa, am 31. Jan 1828 a.[lten] St[ils].5) Dem gefeiertsten Sänger Germaniens, dem hohen Meister unter den Vorbildern der deutschen Literatur − wagt

1

) Darin die 1. Lieferung von C1 mit Bd 1−5; in Bd 4 Helena klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust. 2 ) Thomas Carlyle hatte die Büchersendung am 9. Aug 1827 erhalten. 3 ) Nikolai (Nikolaus) Iwanowitsch Borchardt, russ. Beamter, um 1828 im Ministerium für Aufklärung und öffentlichen Unterricht in Moskau. 4 ) Der Brief enthält als Beilage u. d. T. Goethe’s Würdigung in Rußland zur Würdigung ˇevyre¨v: Elena, klasvon Rußland den Aufsatz des russ. Schriftstellers Stepan Petrovic´ S sicˇesko-romanticˇeskaja fantasmagorija. Mezˇdude˘jstvie k Faustu iz socˇ. Gete, in: Mosˇ ast 6. Moskva 1827, No 21, 79−93 in Nicolaus Borchardts dt. Übers. kovskij Ve˘stnik. C Er umfaßt außer Borchardts einführenden Bemerkungen eine Inhaltsangabe der Helena mit anschließender Interpretation. 5 ) Entsprechend dem in Rußland gebräuchlichen Julianischen Kalender.

150

HELENA IN EDINBURGH, PARIS UND MOSKAU

1828

hiermit ein Russe, ein angehender Dilettant in deutscher Zunge, obwohl nicht von gleichem Volke, ein geringes, jedoch inniges Scherflein am Altare der Verehrung Europa’s niederzulegen. Der einzige Werth dieses Zolls besteht zwar nur in der Kunde der Verbreitung einer vollkommnen Würdigung des g r o ß e n A n e r k a n n t e n , dessen Glorie nun auch auf Rutheniens Musenchor einen Einfluß äußert, welcher die letzte Blume in den Kranz der Unsterblichkeit des germanischen Dichterfürsten windet! Unterzeichneter, der in Bezug zu Deutschlands literarischem Leben noch w e n i g , in Bezug auf poetischen Gehalt, welchen die hehren Gebilde des allverehrten Goethe’s für unsere Zeitepoche unerreichbar gemacht hat, n i c h t s geleistet haben kann − wagt es, als Jünger, dem Meister selbst, Gaben darzubringen, welche eine edle Würdigung Rußlands zugleich gestatten: − dies ist die einzige Entschuldigung, die er in Anspruch zu nehmen sich erdreistet. Mit Schüchternheit wage ich es, mich dem edelsten der Geister, ohne Formenregel zu nähern, da Formenzwang mir es nicht gestatten würde − dem großen Goethe, aus der Hauptstadt des alten Zarenlandes, meine innigst tiefgefühlte Verehrung, das Gefühl meines ganzen geistigen Seyns rein auszusprechen; − die Erfüllung dieses meines einzigsten Wunsches beglückt mich unsäglich in diesem Augenblicke. Sollte nun u n s e r gefeierter Goethe, denn in der geistigen Weltbürgerlichkeit gehört Er auch Ruthenien an, − sollte unser allverehrter Goethe meine jugendliche Sendung, deren Schwäche kaum den Dreißigjährigen verkünden möchte, einer flüchtigen Durchschau würdigen, so schätze ich mich glücklich, Ihm hiermit den Schatz meiner Freuden, die Seele meiner Wünsche dargebracht zu haben. Ich hätte es dem Druck übergeben können, aber ein gerechtes Mißtrauen in eigene Kräfte, eine gewisse Unbefugniß und offenherzig! der allein ermuthigende Gedanke einer geistigen, obgleich ehrfurchtsvollen Annäherung, bewogen mich, dieses Manuskript zu übersenden, wie es ist. Die E i n l e i t u n g ist vom Gepräge der lautersten Wahrheit, welche durch meine Annäherung selbst bedingt wird; die Ü b e r s e t z u n g des Aufsatzes aus dem Moskowitischen Boten ist treu und der vielleicht nicht makellose Inhalt ist und bleibt das reine Opfer eines hoffnungsvollen jungen Dichters, dessen Mängel der Meister noch väterlich rügen dürfte. Und der Empfang einer solchen Rüge aus dem Munde unsers großen und herrlichen Goethe’s wäre mir und meinem Freunde, allen unsern Dichtern, ja für ganz Rußland − ein hohes Fest, eine Freudenepoche! − − Doch vielleicht schmeichle ich mich mit dem Strahle einer Hoffnung, welche uns nie entgegen leuchten wird! Dem sei wie ihm wolle: − dem großen G o e t h e hier meine Verehrung zum Gruße, mit diesem meinen kindlichen Dank, für Lehre und Genuß, welchen Seine Schöpfungen mir brachten und zu bringen n i e aufhören werden: − von einer sehnsuchtsvollen Bürde entfessele ich heute meine dankbedürftige Seele und auf leichten Schwingen erhebt sie sich zum Urquell alles Herrlichen, Ihm zu danken, für den Abglanz seiner Güte, für das Leben unsers Goethe! − möge der Schöpfer die köstlichen Lebensmomente des Unvergleichlichen verlängern bis in das späteste Alter! Dies ist nicht die Sprache der Poesie, es ist die Sprache der reinsten Anerkennung, mit welcher sich glücklich und schon belohnt, es thun zu dürfen, unterzeichnet Goethe’s innigster Verehrer Nicolaus Borchardt Kais. Russ. Beamter der zehnten Klasse, Mitglied des Ministeriums der Aufklärung und des öffentlichen Unterrichts zu Moskwa. P. S. Sollte Hr. von Goethe seinen Verehrern in Rußland die einzige Gunst nicht verweigern wollen und ihnen die Nachricht vom richtigen Empfange dieser Zeilen nicht versagen, so ist folgende leichte Adresse ein sicheres Mittel zur Beförderung des theuren Wohlwollens: „Herrn Nicolas Borchardt“. „Adresse:“ „Herrn Iw. K o s h e v n i k o f f “ „Ohne Aufenthalt“ „in“ „Moskwa“.1)

März 1. Brief aus Moskau von Nicolaus Borchardt . . . Mittag die Herren Riemer

und Eckermann. Blieben nach Tische und wurde die Sendung von Moskau besprochen. 1

) G’s Dankbrief s. unten 1. Mai 1828: an N. Borchardt.

1828

HELENA IN EDINBURGH, PARIS UND MOSKAU

151

März 7. [Edinburgh] Th. Carlyle an John A. Carlyle (Sanders 4, 336): I know not whether you have seen the Foreign Review; it is not worth going far to see. A stupid Book, but pays well, and edited by a very civil and well-meaning man [William Fraser]: I design from time to time to correspond with it. They gave me £47 for my trash on Werner: I have sent them a far better paper on Goethe’s Helena [underscored twice], for which I shall not get so much . . . For the Foreign Review next No. I have also engaged to send in a long paper on Goethe’s Character generally; this of Helena [underscored twice] being only a sort of introduction. 12. Mittag Dr. Eckermannn, Helena in Paris1) und Moskau durchgespro-

chen. 14. [Abends] Den Aufsatz über Helena im Globe abermals durchgesehen

und durchdacht. 15. Abends für mich. Durchgedacht die Aufnahme der Helena in Deutschland,2) Paris und Moskau. Apr 11. [London] W. Fraser an G (English Correspondents 69f.): Sir, I beg to send your Excellency the 2nd No of the Foreign Review − which contains an Article on your Poem of the ,Helena‘. The Article in question is from the Pen of one of your most ardent admirers in this Country − Mr. Carlyle − and I hope that it will meet with your Admiration. 16. [Edinburgh] Th. Carlyle an John A. Carlyle (Sanders 4, 361): For myself, unshaken in my former belief, tho’ Jane rather wavers, I have written forty long pages on his [G’s] Helena, which are already printed,3) and will be here in few days; and now must commence a still longer Essay on the Man himself. I am sorry that you do not see these lucubrations: but I have now some hope that you will; for I mentioned the defect to [A.] Black the Bookseller, who must be in Germany ere now; and even directed him to send the two Numbers of his Review to your Baron in my name. Of mine only the Helena, and that hardly, is worth reading by any but your two selves. 18. [Edinburgh] Th. Carlyle an G (Norton 85f.; 90): On the whole, our study and love of German Literature seem to be rapidly progressive: in my time, that is, within the last six years, I should almost say that the readers of your language have increased tenfold; and with the readers the admirers; for with all minds of any endowment, these two titles, in the present state of matters, are synonymous. In proof of this, moreover, we can now refer not to one, but to two Foreign Journals, published in London, and eagerly, if not always wisely, looking towards Germany: the Foreign Quarterly Review, and the Foreign Review, with the last of which I, too, have formed some connection. No. I. contained a sketch of your unhappy Zacharias Werner from my hand;4) and here since I began writing has No. II. arrived, with a long paper in it, from the same

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) Jean Jacques Ampe`res Rezension: He´le`ne, Fantasmagorie classico-romantique, Interme`de pour la suite de Faust, par Goethe, in : Le Globe VI 34 (20. Febr 1828) 209−11. Die Nr. traf vermutl. am 27. Febr 1828 bei G ein, der die Rez. sicher gleich las, auch wenn er sie jetzt erst erwähnt. Dem entspricht Eckermann an Carlyle, 15. Juni 1828 (s. d.), die frz. Rezension sei als erste (in Weimar) erschienen. 2 ) Beleg für die anfängliche Absicht, die dt. Reaktionen mit den ausländischen zu vergleichen. 3 ) s. folgendes Zeugnis. 4 ) [Th. Carlyle:] Lebens-Abriss Friedrich Ludwig Zacharias Werner. Von dem Herausgeber von Hoffmans Leben und Nachlass (Sketch of the Life of Frederick Ludwig Zacharias Werner . . .). Berlin 1823. In: Foreign Review Vol. 1, No. 1, 95−141.

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unworthy quarter, on the Interlude Helena,1) with the promise of a still longer one, by the next opportunity, on your Works and character in general! Nor am I without hope that these criticisms, set forth with the best light and convictions I had, may meet with a certain tolerance from you . . . P. S. . . . No. II. of the Foreign Review, which arrived here to-day, will reach you in Weimar, as I hope, in a few days after this letter.

Mai

1. Im Foreign Review No 1, gestern angekommen, die Rezension über

Werner gelesen.2) 1. An N. Borchardt (Br 44, 78−81): Die Gelegenheit, welche sich mir darbietet, ein Blatt nach Petersburg zu bringen, damit es von da bequemer und gewisser zu Ihnen gelange, darf ich nicht versäumen, und ich ergreife sie um zu versichern, daß Ihre glücklich angekommene Sendung mir zu ganz besonderm Vergnügen gereicht. Wenn man viele Lebensjahre ernstlich dazu angewendet hat, sich selbst auszubilden und die Spuren der Vorschritte seiner eigenen Denkweise in Schriften zu erhalten, damit auch der Nachkommende aufmerksam werde auf das was ihm allenfalls bevorstehen, was ihn fördern und hindern könnte, und man erfährt sodann in hohen Jahren, daß ein erst fern scheinender Zweck erreicht, ein kühner Wunsch erfüllt sey, so kann dieß nicht anders als die angenehmste Empfindung erregen. Ich bin in meinen Arbeiten nicht leicht didaktisch geworden: eine poetische Darstellung der Zustände, theils wirklicher, theils ideeller, schien mir immer das Vortheilhafteste, damit ein sinniger Leser sich in den Bildern bespiegeln und die mannichfaltigsten Resultate bey wachsender Erfahrung selbst herausfinden möge. Wenn wir Westländer nun schon auf mehr als eine Weise, namentlich auch durch Herrn Bowring,3) mit den Vorzügen Ihrer Dichter bekannt geworden und wir daher so wie aus andern edlen Symptomen auf eine hohe ästhetische Cultur in ihrem ausgedehnten Sprachkreise zu schließen hatten, so war es mir doch gewissermaßen unerwartet, in Bezug auf mich jene so zarten als tiefen Gefühle in dem entfernten Osten aufblühen zu sehen, wie sie kaum holder und anmuthiger in den seit Jahrhunderten sich ausbildenden westlichen Ländern zu finden seyn dürften. Das Problem oder vielmehr der Knaul [Knäuel] von Problemen, wie meine Helena sie vorlegt, so entschieden-einsichtig als herzlich-fromm gelös’t zu wissen,

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) Goethe’s Sämmtliche Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. First Portion, vol. 1−5. In: The Foreign Review, and Continental Miscellany. Vol. 1. London 1828. No. 2, 429−68. 2 ) Gleichzeitig mit der No. 1 wird am 30. Apr 1828 auch die No. 2 angekommen sein. − Mit der Kenntnisnahme der Rezension von Th. Carlyle ist der terminus post quem der Anzeige gegeben. 3 ) John Bowring, engl. Staatsmann, Schriftsteller u. Übersetzer, gab 1821−1823 Specimens of the Russian poets heraus; s. Z in „Bowring: Servian popular poetry“, EGW 1, 427−30. Ein von Bowring übersandter Bd der Anthologie von 1821 in G’s Bibliothek; vgl. Ruppert Nr. 1744.

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mußte mich in Verwunderung setzen, ob ich gleich schon zu erfahren gewohnt bin, daß die Steigerungen der letzten Zeit nicht nach dem Maaß der früheren berechnet werden können. Wie denn ein höchst erquickliches Verhältniß zu Herrn Joukovsky1) mir von der zartesten Empfänglichkeit und rein-wirksamsten Theilnahme schon die Überzeugung gab. In dem Falle, wie Sie sind, mein Werthester, hat man alle Ursache, Ihnen Glück zu wünschen, daß Sie auf die Bildung einer großen Nation einen so schönen und ruhigen Einfluß ausüben. Halten Sie fest wie bisher, im gemessenen Schritte dasjenige zu überliefern, was zunächst den Ihrigen heilsam ist. Das Auge stets nach dem Monarchen und seinen weisen wohlwollenden Absichten gerichtet, fördern Sie an Ihrer Stelle das Vorliegende. − Was dem Redlichen möglich ist, ist auch nützlich; was von dem Einfachen verstanden wird, ist auch fruchtbar. Möge Ihnen immer Ihr eigenes Herz zugleich mit Ihren Obern ermunternden Beyfall geben. Die Betrachtungen, die ich hier niederzuschreiben veranlaßt bin, sind so weit und umgreifend wie das Reich, in dessen Mittelpunct Sie sich befinden. − Schon hat sich die alte Kaiserstadt, die wir uns vor kurzem in Trümmern dachten, aus der Asche unbegreiflich wieder hervorgehoben, und da Sie an so merkwürdigem Weltpuncte, an bedeutendster Epoche, verbunden mit würdigen Freunden, theilzunehmen berufen sind, so setzen Sie Ihren Studien keine Gränzen, um desto sicherer dahin zurückzukehren, wo eine edle, reine, einfache Wirkung Noth thut, damit manches Hinderniß beseitigt und viel Gutes gefördert werde. Hier muß ich endigen; denn fast will es scheinen, als ob meine Betrachtungen allen Gehalt verlören, indem sie sich von dem Besondern entfernen; doch darf ich mir vorstellen, daß Sie in Ihrer Lage demjenigen, was ich im Allgemeinen ausspreche, einen eigenen Sinn zu ertheilen wissen. Mai

2. (s. „Edinburgh Reviews“: Tgb gD, EGW 3, 174) 21. An Zelter (Br 44, 101): . . . Sodann bemerke, daß die von mir angeru-

fene Weltliteratur auf mich, wie auf den Zauberlehrling, zum Ersäufen zuströmt; Schottland und Frankreich ergießen sich fast tagtäglich, in Mailand geben sie ein höchst bedeutendes Tagesblatt heraus, L’Eco betitelt;2) es ist in jedem Sinne vorzüglich, in der bekannten Art unsrer Morgenblätter, aber geistreich, weitumgreifend. Mache die Berliner aufmerksam darauf, sie können ihre täglichen Schüsseln gar löblich damit würzen. In Gefolg dieses habe zu vermelden, daß mir nun be-

ˇ ukovskij, russ. Dichter, Lehrer u. ,Entdecker‘ Alexander Push) Vasilij Andrejevic´ Z kins, nach seinem ersten Besuch in Weimar von G am 16. Nov 1821 als neuer Freund bezeichnet (Br 35, 172). 2 ) s. „L’Eco, Giornale di Scienze, Lettere, Arti, Commercio et Teatri. Milano“, EGW 3, 151−56. 1

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kannt geworden, wie man Helena in Edinburg, Paris und Moskau begrüßte. Es ist sehr belehrend drey verschiedene Denkweisen hiebey kennen zu lernen: der Schotte sucht das Werk zu durchdringen, der Franzose es zu verstehen, der Russe sich es zuzueignen.1) Vielleicht fände sich bey deutschen Lesern alles drey. Juni 14. An F. J. Frommann2) (Konzept; Br 44, 135): Ew. Wohlgeboren erhalten hiebey den endlichen Abschluß unseres dießmaligen Heftes [KA VI 2]. Es möchte wohl noch einen Bogen betragen und wir kämen also bis auf die Hälfte des achtundzwanzigsten Bogens.3) Dieselben werden auch dieses zum besten einzurichten wissen. 15. An Th. Carlyle (Br 44, 137−39): Vier Hefte Ihrer zwey Zeitschriften die sich mit fremdem Interesse beschäftigen liegen vor mir, und ich muß wiederholen, daß vielleicht noch nie der Fall eintrat, daß eine Nation um die andere sich so genau umgethan, daß eine Nation an der andern soviel Theil genommen als jetzt die schottische an der deutschen. Eine so genaue als liebevolle Aufmerksamkeit setzt sich durchaus fort und fort, ja ich darf sagen, daß ich gewisse Eigenheiten vorübergegangenen bedeutenden Menschen abgewonnen sehe in dem Grade, um mir gewissermaßen Angst zu machen, solche Persönlichkeiten, die mir im Leben gar manchen Verdruß gebracht, möchten wieder auferstehen und ihr leidiges Spiel von vorne beginnen. Dergleichen war der unselige We r n e r , dessen fratzenhaftes Betragen bey einem entschiedenen Talente mir viel Noth gemacht, indessen ich ihn auf’s treuste und freundlichste zu fördern suchte. Ich mußte Ihren Aufsatz4) zuerst weglegen, bis in der Folge die Bewunderung Ihrer Einsicht in dieses seltsame Individuum den Widerwillen besiegte den ich gegen die Erinnerung selbst empfand. Desto erfreulicher war mir Ihre Behandlung der H e l e n a . Sie haben auch hier sich nach eigner schöner Weise benommen, und da zu gleicher Zeit aus Paris und Moskau über dieses so lang gehegte und gepflegte Werk mir zwey Aufsätze zukamen, so sprach ich mich darüber lakonisch folgendergestalt aus: Der Schotte sucht das Werk zu durchdringen, der Franzose es zu verstehen, und der Russe sich es anzueignen.5) Unverabredet haben also diese drey die sämmtlichen Kategorien der Theilnahme an einem ästhetischen Werke dargestellt; wobey sich versteht daß diese drey Arten nicht entschieden getrennt seyn können, sondern immer eine jede die andere zu ihren 1

) Zitat aus der Anzeige Helena in Edinburg, Paris und Moskau, die demnach schon vorhanden war. 2 ) G’s Tgb vom 14. Juni bestätigt die KA VI 2 betr. Sendung an: Herrn Frommann, Abschluß des Manuscripts und das Inhaltsverzeichniß. 3 ) Bogen 28, der letzte von KA VI 2, enthielt Helena in Edinburg, Paris und Moskau. 4 ) Vgl. oben 18. Apr 1828: Th. Carlyle an G m. Anm. 4, S. 151. 5 ) Erneutes Zitat aus der Anzeige.

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Zwecken zu Hülfe rufen wird. Da ich mich aber in solche Betrachtungen nicht einlassen darf, ob gleich bey solchem Zusammenstellen gar manches Erfreuliche und Nützliche zu sagen wäre, so habe ich einen jungen Freund ersucht, sich darüber auszusprechen mit Rücksicht auf die unter uns geführten Gespräche. Es ist Dr. Eckermann, der sich bey uns aufhält und den ich als Hausgenossen anzusehen habe. Er macht die hier studirenden jungen Engländer mit der deutschen Literatur auf eine sehr einsichtige Weise bekannt und ich muß wünschen, daß er auch mit Ihnen in Verhältniß trete. Er ist von meinen Gesinnungen, von meiner Denkweise vollkommen unterrichtet, redigirt und ordnet die kleineren Aufsätze wie sie in meinen Werken abgedruckt werden sollen und möchte wohl, wenn diese noch weitaussichtige Arbeit zu vollenden mir nicht erlaubt seyn sollte, alsdann kräftig eintreten, weil er von meinen Intentionen durchaus unterrichtet ist. Juni 15. [Weimar] Eckermann an Th. Carlyle (Norton 104f.):1) Ganz frisch leben Sie in unserem Andenken durch ihre Beurteilung der Helena, wie sie solche No. II des Foreign Review überbracht hat; und ich kann nicht umhin zu sagen, dass ich nicht leicht über einen literarischen Gegenstand grössere Freude empfunden habe als eben bey Lesung dieser Beurtheilung und der besonders treffenden Übersetzung. Ein geistreicher Artikel im französischen Globe war das Erste was von Bedeutung über die Helena erschien; sodann folgte das Urtheil eines jungen russischen Dichters zu Moskau, welches man gleichfalls sehr zu schätzen hatte. Sie Selbst nun gehen weiter, sowohl durch höheren Ernst als tiefere Gründlichkeit, woraus denn ein klares und weiteres Detail entstanden, während jene nur im Allgemeinen geblieben sind. Man könnte verlockt werden Ihrer Darstellung im Einzelnen zu folgen und sich mit Ihnen schrittweise darüber zu besprechen, wenn dieses nicht über die Gränzen eines Briefes hinausginge. Ich behalte mir daher vor meine Ansichten über die Helena und ihre Französischen, Russischen und Englischen Beurtheiler, mit Einflechtung dessen was über diesen wichtigen Gegenstand in Gesprächen mit Goethe vorgekommen, in einer besonderen Schrift niederzulegen und Ihnen zukommen zu lassen, während ich jetzt nur flüchtig sage was mir zunächst am Herzen liegt. Ihre Uebersetzung, die mit dem Original in Rhythmus und Treue des Ausdrucks völlig gleichen Schritt geht, hat mir zuerst die Ueberzeugung gegeben, daß es möglich sey den Faust in einer fremden Sprache vollkommen wiederzugeben. Es erfordert dies freylich das tiefste Verständniss des Originals, verbunden mit nicht geringen eigenen poetischen Kräften und technischen Gewandtheiten; aber Ihre mitgetheilten Proben der Helena beweisen, dass Sie alle diese Erfordernisse in hohem Grade besitzen, indem Sie sowohl in der altgriechischen wie in der romantischen Gesinnungsund verschiedenen Form-Weise, sich gleich bewunderswürdig zu finden und zu schikken gewusst. Ich hoffe Sie haben die Helena ganz übersetzt, und werden auch so mit der Fortsetzung des neuen Faust thun, sowie auch der alte Theil, den Sie so gut verstanden, sicher keinen besseren Uebersetzer finden wird als eben Sie. 24., 25., 28. Juli

} (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD)

1. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: F. J. Frommann an G gD)

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) Beilage zu G’s Brief an Carlyle vom 15. Juni 1828.

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2. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 6. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: F. J. Frommann an G gD)

Aug 25. [Craigenputtoch] Th. Carlyle an John A. Carlyle (Sanders 4, 400): Several weeks ago I had a long letter from Goethe, inclosing another from Dr Eckermann his Secretary full of commendations and congratulations about my criticism of his Helena. Dez

9. [Craigenputtoch] Th. Carlyle an Eckermann (Sanders 4, 425f.): Your promised publication on the three national Criticisms of Helena cannot fail to be an object of great curiosity to me: Helena I reckon to be a piece of that depth, and genuine life, that it will yield a new significance almost from every new point of sight; and, as in the case of all true Creations, the Critic in judging it, never so faithfully, will not so much exhaust and completely depict its whole spirit and purport, as depict his own. Viewed under a national aspect, the comparison of these Criticisms may give rise to many important considerations. Meanwhile let me thank you for the kind judgement you express of my poor labours in this matter: it were foolish enough in me, did I subscribe literally to your encomiums but I see, the truth of my Endeavour is recognised, and these things are meant for my encouragement, in which sense I gratefully accept them. My own obligations to Goethe have been such as they are to no other man; a truth which, as a well-wisher to my brethren of this age, mostly in need of similar help, I hold myself bound, on all fit occasions, to make known: but that he should in any wise concern himself with my exertions was a thing I had not hoped for, the more delightful therefore, now when it actually occurs. As to the reception which Helena has met with generally in England I can say little. The Newspaper Critics in most quarters, as I have understood, declared their dissatisfaction with me at least, and I suppose, by implication, with my original. These, however, are a class of persons from whom next to no light is to be obtained; except it were on the length to which Triviality has extended its empire over the British printing world, where indeed we knew already that, as in most other countries, it reigns well nigh supreme . . . Faust I have yet found time only to read once. But you will write to me again, and I shall answer again, ere long? Meanwhile, believe me ever − Most truly Your’s −

HH

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Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung1)

E D

1822 vermutl. nach März 30. u. Nov−Dez 11. (Druckvorbereitung)2)

Z

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KA IV 1 (1823) 152−58. − C1 39 (1830) 313−17. − W 49.2, 101−05. − MA 13.2, 147−50. − FA I 21, 385−88.

⎯ Schema zu Campagne in Frankreich3) (W 33, 369): [Zum Münster-

Aufenthalt 1792] . . . Gemmensammlung. Studium derselben, ausführlicher . . . [Dez Campagne in Frankreich4) (W 33, 233f., 236−40, 243f., 253−59): [F.] 6./10.] Hemsterhuis, Niederländer, fein gesinnt, zu den Alten von Jugend auf gebildet, hatte sein Leben der Fürstin [Gallitzin] gewidmet, so wie seine Schriften, die durchaus von wechselseitigem Vertrauen und gleichem Bildungsgange das unverwüstlichste Zeugniß ablegen. Mit eigener scharfsinniger Zartheit wurde dieser schätzenswerthe Mann dem geistig Sittlichen, so wie dem sinnlich Ästhetischen unermüdet nachzustreben geleitet. Muß man von jenem sich durchdringen, so soll man 1

) G’s Aufsatz ergänzt den Bericht über die Hemsterhuis-Galizinische Gemmensammlung in der Campagne in Frankreich (s. zweites Z), in dem er v. a. über deren Verbleib nach 1792 unterrichtet. Keine Hs. überliefert. − Entgegen der zeitgemäßen Einschätzung der W. K. F., die größte Anzahl dieser geschnittenen Steine für echt antike Kunstdenkmale zu halten (s. unten 6./10. Dez 1792: Campagne in Frankreich), gelten sie heute zumeist als Renaissancearbeiten (Femmel − Heres 41). G ließ Reproduktionen anfertigen (s. unten Apr u. Mai 1796, 14. Jan 1797). Zur Sammlung auch K. Fuhrmeister: Die Gemmen im Besitz der Fürstin Amalia von Gallitzin. In: . . . und es fehlte an fast keiner Art. Antikenliebhaberei und Antikenstudium in Münster. Dokumentation und Ausstellung zur 1200-Jahrfeier der Stadt Münster. Hsg. v. K. Stähler. Münster 1993, 17−33; Marianne Maaskant-Kleibrink: Catalogue of the engraved gems in the Royal Coin Cabinet The Hague. The Hague, Wiesbaden 1978, 34−39. 2 ) Eindeutige Z fehlen; vermutl. nach Abschluß der betr. Campagne in Frankreich-Partien (März 1822) entstanden, da in der Campagne-Darstellung der Verbleib der Sammlung noch ungewiß, im Aufsatz dagegen ,aufgeklärt‘ ist (W 49.2, 104). Wann u. wie G die Information erhielt, geht aus überlieferten Z nicht hervor; vermutl. mündl. am Weimarer Hof, worauf G’s Brief an Großherzogin Luise vom 30. Jan 1823 (s. d.) deutet. 3 ) Entstanden vermutl. 11. März 1822 (s. d). 4 ) G verweist zu Beginn des Aufsatzes Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung auf diesen Bericht in Campagne in Frankreich, der darstelle, wie eine von Hemsterhuis hinterlassene Gemmensammlung [dem Münster-Aufenthalt 1792] den geistig ästhetischen Mittelpunct verlieh (W 49.2, 101). Die Campagne-Darstellung entstand Febr u. März 1820, Dez 1821, 2. u. 3. März 1822 (zur Datierung s. „Campagne in Frankreich“, EGW 2, 24). Den Abschnitt über die anschließende Beschäftigung mit der Sammlung schrieb G im März 1822, in diesem Zusammenhang oder kurz danach wohl auch den Aufsatz.

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von diesem immer umgeben sein; daher ist für einen Privatmann, der sich nicht in großen Räumen ergehen und selbst auf Reisen einen gewohnten Kunstgenuß nicht entbehren kann, eine Sammlung geschnittener Steine höchst wünschenswerth; ihn begleitet überall das Erfreulichste, ein belehrendes Kostbares ohne Belästigung, und er genießt ununterbrochen des edelsten Besitzes. Um aber dergleichen zu erlangen, ist nicht genug daß man wolle; zum Vollbringen gehört, außer dem Vermögen, vor allen Dingen Gelegenheit. Unser Freund entbehrte dieser nicht; auf der Scheide von Holland und England wohnend, die fortdauernde Handelsbewegung, die darin auch hin- und herwogenden Kunstschätze beobachtend, gelangte er nach und nach durch Kauf- und Tauschversuche zu einer schönen Sammlung von etwa siebenzig Stükken, wobei ihm Rath und Belehrung des trefflichen Steinschneiders [J. L.] Natter für die sicherste Beihülfe galt. Diese Sammlung hatte die Fürstin zum größten Theile entstehen sehen, Einsicht, Geschmack und Liebe daran gewonnen, und besaß sie nun als Nachlaß eines abgeschiedenen Freundes, der in diesen Schätzen immer als gegenwärtig erschien . . . Zu den geschnittenen Steinen . . . wieder zurückzukehren war mehrmals höchst erfreulich; und man mußte dieß gewiß als einen der sonderbarsten Fälle ansehen, daß gerade die Blüthe des Heidenthums in einem christlichen Hause verwahrt und hochgeschätzt werden sollte. Ich versäumte nicht die allerliebsten Motive hervorzuheben, die aus diesen würdigen kleinen Gebilden dem Auge entgegen sprangen. Auch hier durfte man nicht verläugnen, daß Nachahmung großer würdiger älterer Werke, die für uns ewig verloren wären, in diesen engen Räumen juwelenhaft aufgehoben worden, und es fehlte fast an keiner Art. Der tüchtigste Hercules mit Epheu bekränzt durfte seinen colossalen Ursprung nicht verläugnen; ein ernstes Medusenhaupt, ein Bacchus, der ehemals im Mediceischen Kabinett verwahrt worden, allerliebste Opfer und Bacchanalien, und zu allem diesem die schätzbarsten Porträte von bekannten und unbekannten Personen mußten bei wiederholter Betrachtung bewundert werden. Aus solchen Gesprächen, die ungeachtet ihrer Höhe und Tiefe nicht Gefahr liefen sich in’s Abstruse zu verlieren, schien eine Vereinigung hervorzugehen, indem jede Verehrung eines würdigen Gegenstandes immer von einem religiosen Gefühl begleitet ist. Doch konnte man sich nicht verbergen, daß die reinste christliche Religion mit der wahren bildenden Kunst immer sich zwiespältig befinde, weil jene sich von der Sinnlichkeit zu entfernen strebt, diese nun aber das sinnliche Element als ihren eigentlichsten Wirkungskreis anerkennt und darin beharren muß. In diesem Geiste schrieb ich nachstehendes Gedicht augenblicklich nieder. Amor, nicht aber das Kind, der Jüngling, der Psychen verführte, Sah im Olympus sich um, frech und der Siege gewohnt;

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Eine Göttin erblickt’ er, vor allen die herrlichste Schöne, Venus Urania war’s, und er entbrannte für sie. Ach, und die Heilige selbst, sie widerstand nicht dem Werben, Und der Verwegene hielt fest sie im Arme bestrickt. Da entstand aus ihnen ein neuer lieblicher Amor, Der dem Vater den Sinn, Sitte der Mutter verdankt; Immer findest du ihn in holder Musen Gesellschaft, Und sein reizender Pfeil stiftet die Liebe der Kunst. Mit diesem allegorischen Glaubensbekenntniß schien man nicht ganz unzufrieden; indessen blieb es auf sich selbst beruhen, und beide Theile machten sich’s zur Pflicht von ihren Gefühlen und Überzeugungen nur dasjenige hervorzukehren, was gemeinsam wäre und zu wechselseitiger Belehrung und Ergötzung ohne Widerstreit gereichen könnte. Immer aber konnten die geschnittenen Steine als ein herrliches Mittelglied eingeschoben werden, wenn die Unterhaltung irgend lükkenhaft zu werden drohte. Ich von meiner Seite konnte freilich nur das Poetische schätzen, das Motiv selbst, Composition, Darstellung überhaupt beurtheilen und rühmen, dagegen die Freunde dabei noch ganz andere Betrachtungen anzustellen gewohnt waren. Denn es ist für den Liebhaber, der solche Kleinodien anschaffen, den Besitz zu einer würdigen Sammlung erheben will, nicht genug zur Sicherheit seines Erwerbs, daß er Geist und Sinn der köstlichen Kunstarbeit einsehe und sich daran ergötze, sondern er muß auch äußerliche Kennzeichen zu Hülfe rufen, die für den, der nicht selbst technischer Künstler im gleichen Fache ist, höchst schwierig sein möchten. Hemsterhuis hatte mit seinem Freunde Natter viele Jahre darüber correspondirt, wovon sich noch bedeutende Briefe vorfanden. Hier kam nun erst die Steinart selbst zur Sprache in welcher gearbeitet worden, indem man sich der einen in frühern, der andern in folgenden Zeiten bedient; sodann war vor allen Dingen eine größere Ausführlichkeit im Auge zu halten, wo man auf bedeutende Zeiten schließen konnte, so wie flüchtige Arbeit bald auf Geist, theils auf Unfähigkeit theils auf Leichtsinn hindeutete, frühere oder spätere Epochen zu erkennen gab. Besonders legte man großen Werth auf die Politur vertiefter Stellen und glaubte darin ein unverwerfliches Zeugniß der besten Zeiten zu sehen. Ob aber ein geschnittener Stein entschieden antik oder neu sei, darüber wagte man keine festen Kriterien anzugeben; Freund Hemsterhuis habe selbst nur mit Beistimmung jenes trefflichen Künstlers sich über diesen Punct zu beruhigen gewußt. Ich konnte nicht verbergen daß ich hier in ein ganz frisches Feld gerathe, wo ich mich höchst bedeutend angesprochen fühle und nur die Kürze der Zeit bedaure, wodurch ich die Gelegenheit mir abgeschnitten sehe, meine Augen sowohl als den innern Sinn auch auf diese Bedingungen kräftiger zu richten. Bei einem solchen Anlasse äußerte sich die Fürstin heiter und einfach: sie sei geneigt mir die Sammlung mitzugeben, damit ich solche zu Hause mit

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Freunden und Kennern studiren und mich in diesem bedeutenden Zweige der bildenden Kunst, mit Zuziehung von Schwefel- und Glaspasten, umsehen und bestärken möchte. Dieses Anerbieten . . . lehnt’ ich jedoch dankbarlichst ab; und ich gestehe daß mir im Innern die Art, wie dieser Schatz aufbewahrt wurde, eigentlich das größte Bedenken gab. Die Ringe waren in einzelnen Kästchen, einer allein, zwei, drei, wie es der Zufall gegeben hatte, neben einander gesteckt; es war unmöglich bei’m Vorzeigen am Ende zu bemerken ob wohl einer fehle; wie denn die Fürstin selbst gestand, daß einst in der besten Gesellschaft ein Hercules abhanden gekommen, den man erst späterhin vermißt habe. Sodann schien es bedenklich genug in gegenwärtiger Zeit sich mit einem solchen Werth zu beschweren und eine höchst bedeutende ängstliche Verantwortung zu übernehmen. Ich suchte daher mit der freundlichsten Dankbarkeit die schicklichsten ablehnenden Gründe vorzubringen, welche Einrede die Freundin wohlwollend in Betracht zu ziehen schien, indem ich nun um desto eifriger die Aufmerksamkeit auf diese Gegenstände, insofern es sich nur einigermaßen schicken wollte, zu lenken suchte . . . Der Tag des Abschieds nahete heran . . . Nun, sagte die Fürstin, hier gilt keine Widerrede, Sie müssen die geschnittenen Steine mitnehmen, ich verlange es. Als ich aber meine Weigerung auf das höflichste und freundlichste fortbehauptete, sagte sie zuletzt: So muß ich Ihnen denn eröffnen, warum ich es fordere. Man hat mir abgerathen Ihnen diesen Schatz anzuvertrauen, und eben deßwegen will ich, muß ich es thun; man hat mir vorgestellt, daß ich Sie doch auf diesen Grad nicht kenne, um auch in einem solchen Falle von Ihnen ganz gewiß zu sein. Darauf habe ich, fuhr sie fort, erwidert: Glaubt ihr denn nicht, daß der Begriff, den ich von ihm habe, mir lieber sei, als diese Steine? Sollt’ ich die Meinung von ihm verlieren, so mag dieser Schatz auch hinterdrein gehen. Ich konnte nun weiter nichts erwidern, indem sie durch eine solche Äußerung in eben dem Grad mich zu ehren und zu verpflichten wußte. Jedes übrige Hinderniß räumte sie weg; vorhandene Schwefelabgüsse, katalogirt, waren zu Controlle, sollte sie nöthig befunden werden, in einem sauberen Kästchen mit den Originalen eingepackt, und ein sehr kleiner Raum faßte die leicht transportablen Schätze . . . [Betr. die auf G’s Rückkehr nach Weimar folgende Zeit bis 1797.] Um nun aber auch Genuß und Studium der anvertrauten Gemmensammlung vorzubereiten und zu sichern, ließ ich gleich zwei zierliche Ringkästchen verfertigen, worin die Steine mit einem Blick übersehbar neben einander standen, so daß irgend eine Lücke sogleich zu bemerken gewesen wäre; worauf alsdann Schwefel- und Gipsabgüsse in Mehrzahl verfertigt und der Prüfung durch stark vergrößernde Linsen unterworfen wurden, auch vorhandene Abdrücke älterer Sammlungen vorgesucht und zu Rathe gezogen. Wir bemerkten wohl daß hier für uns das Studium der geschnittenen

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Steine zu gründen sei; wie groß aber die Vergünstigung der Freundin gewesen, wurde erst nach und nach eingesehen. Das Resultat mehrjähriger Betrachtung sei deßhalb hier eingeschaltet, weil wir wohl schwerlich unsere Aufmerksamkeit so bald wieder auf diesen Punct wenden dürften. Aus innern Gründen der Kunst sahen sich die Weimarischen Freunde berechtigt, wo nicht alle, doch bei weitem die größte Anzahl dieser geschnittenen Steine für echt antike Kunstdenkmale zu halten, und zwar fanden sich mehrere darunter welche zu den vorzüglichsten Arbeiten dieser Art gerechnet werden durften. Einige zeichneten sich dadurch aus, daß sie als wirklich identisch mit ältern Schwefelpasten angesehen werden mußten; mehrere bemerkte man, deren Darstellung mit andern antiken Gemmen zusammentraf, die aber deßwegen immer noch für echt gelten konnten. In den größten Sammlungen kommen wiederholte Vorstellungen vor, und man würde sehr irren, die einen als Original, die andern als moderne Copien anzusprechen. Immer müssen wir dabei die edle Kunsttreue der Alten im Sinne tragen, welche die einmal glücklich gelungene Behandlung eines Gegenstands nicht oft genug wiederholen konnte. Jene Künstler hielten sich für Original genug, wenn sie einen originellen Gedanken aufzufassen und ihn auf ihre Weise wieder darzustellen Fähigkeit und Fertigkeit empfanden. Mehrere Steine zeigten sich auch mit eingeschnittenen Künstler-Namen, worauf man seit Jahren großen Werth gelegt hatte. Eine solche Zuthat ist wohl immer merkwürdig genug, doch bleibt sie meist problematisch: denn es ist möglich daß der Stein alt und der Name neu eingeschnitten sei, um dem Vortrefflichen noch einen Beiwerth zu verleihen. Ob wir uns nun gleich hier wie billig alles Katalogirens enthalten, da Beschreibung solcher Kunstwerke ohne Nachbildung wenig Begriff gibt, so unterlassen wir doch nicht von den vorzüglichsten einige allgemeine Andeutungen zu geben.1) Kopf des Hercules. Bewundernswürdig in Betracht des edeln freien Geschmacks der Arbeit und noch mehr zu bewundern in Hinsicht auf die herrlichen Idealformen, welche mit keinem der bekannten Herculesköpfe ganz genau übereinkommen, und eben dadurch die Merkwürdigkeit dieses köstlichen Denkmals noch vermehren helfen. Brustbild des Bacchus. Arbeit, wie auf den Stein gehaucht, und in Hinsicht auf die idealen Formen eines der edelsten antiken Werke. Es finden sich in verschiedenen Sammlungen mehrere diesem ähnliche Stücke, und zwar, wenn wir uns recht erinnern, sowohl hoch als tief geschnitten; doch ist uns noch keines bekannt geworden, welches vor dem gegenwärtigen den Vorzug verdiente. Faun, welcher einer Bacchantin das Gewand rauben 1

) Die folgenden Beschreibungen bis zum Abschluß (eine Arbeit von Natter . . . schließen läßt) entsprechen fast wörtlich Meyers JALZ-Aufsatz 1. Jan 1807; dort aufgeführt als Nr. 1, 5, 10, 15, 17, 18, 24, 33, 34, 42−44, 46−51, 57, 4. (s. d.).

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will. Vortreffliche und auf alten Monumenten mehrmals vorkommende Composition, ebenfalls gut gearbeitet. Eine umgestürzte Leyer, deren Hörner zwei Delphine darstellen, der Körper, oder wenn man will der Fuß, Amors Haupt mit Rosen bekränzt; zu derselben ist Bacchus Panther, in der Vorderpfote den Thyrsusstab haltend, zierlich gruppirt. Die Ausführung dieses Steins befriedigt den Kenner, und wer zarte Bedeutung liebt, wird gleichfalls seine Rechnung finden. Maske mit großem Bart und weit geöffnetem Mund; eine Epheuranke umschlingt die kahle Stirn. In seiner Art mag dieser Stein einer der allervorzüglichsten sein, und eben so schätzbar ist auch Eine andere Maske mit langem Bart und zierlich aufgebundenen Haaren; ungewöhnlich tief gearbeitet. Venus tränket den Amor. Eine der lieblichsten Gruppen die man sehen kann, geistreich behandelt, doch ohne großen Aufwand von Fleiß. Cybele, auf dem Löwen reitend, tief geschnitten; ein Werk welches als vortrefflich den Liebhabern durch Abdrücke, die fast in allen PastenSammlungen zu finden sind, genugsam bekannt ist. Gigant, der einen Greif aus seiner Felsenhöhle hervorzieht. Ein Werk von sehr vielem Kunstverdienst, und als Darstellung vielleicht ganz einzig. Die vergrößerte Nachbildung desselben finden unsere Leser vor dem Voßschen Programm zu der Jenaischen A.L.Z. 1804 IV Band. Behelmter Kopf in Profil, mit großem Bart. Vielleicht ist’s eine Maske; indessen hat sie im geringsten nichts Carricaturartiges, sondern ein gedrungenes heldenmäßiges Angesicht und ist vortrefflich gearbeitet. Homer, als Herme, fast ganz von vorne dargestellt und sehr tief geschnitten. Der Dichter erscheint hier jünger als gewöhnlich, kaum im Anfange des Greisenalters; daher dieses Werk nicht allein von Seiten der Kunst, sondern auch des Gegenstandes wegen schätzbar ist. In Sammlungen von Abdrücken geschnittener Steine wird oftmals der Kopf eines ehrwürdigen bejahrten Mannes mit langem Bart und Haaren angetroffen, der (jedoch ohne daß Gründe dafür angegeben werden) das Bild des Aristophanes sein soll. Ein ähnlicher, nur durch unbedeutende Abweichungen von jenem sich unterscheidender Kopf ist in unserer Sammlung anzutreffen, und in der That eins der besten Stücke. Das Profil eines Unbekannten ist vermuthlich über den Augenbraunen abgebrochen gefunden, und in neuerer Zeit wieder zum Ringstein zugeschliffen worden. Großartiger und lebenvoller haben wir nie menschliche Gestalt auf dem kleinen Raum einer Gemme dargestellt gesehen, selten den Fall, wo der Künstler ein so unbeschränktes Vermögen zeigte. Von ähnlichem Gehalt ist auch Der ebenfalls unbekannte Porträtkopf mit übergezogener Löwenhaut; derselbe war auch so wie der vorige über dem Auge abgebrochen, allein das Fehlende ist mit Gold ergänzt. Kopf eines bejahrten Mannes von gedrungenem kräftigem Charakter mit kurzgeschornen Haaren. Außerordentlich geistreich und meisterhaft gearbeitet; besonders ist die kühne Behandlung des Barts zu bewundern

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und vielleicht einzig in ihrer Art. Männlicher Kopf oder Brustbild ohne Bart, um das Haar eine Binde gelegt, das reichgefaltete Gewand auf der rechten Schulter geheftet. Es ist ein geistreicher kräftiger Ausdruck in diesem Werk, und Züge, wie man gewohnt ist dem Julius Cäsar zuzuschreiben. Männlicher Kopf ebenfalls ohne Bart, die Toga, wie bei Opfern gebräuchlich war, über das Haupt gezogen. Außerordentlich viel Wahrheit und Charakter ist in diesem Gesicht, und kein Zweifel daß die Arbeit echt alt und aus den Zeiten der ersten römischen Kaiser sei. Brustbild einer römischen Dame; um das Haupt doppelte Flechten von Haaren gewunden, das Ganze bewunderungswürdig fleißig ausgeführt, und in Hinsicht des Charakters voll Wahrheit, Behaglichkeit, Naivetät, Leben. Kleiner behelmter Kopf, mit starkem Bart und kräftigem Charakter, ganz von vorne dargestellt und schätzbare Arbeit. Eines neuern vortrefflichen Steines gedenken wir zum Schlusse: das Haupt der Meduse in dem herrlichsten Carneol. Es ist solches der bekannten Meduse des Sosikles vollkommen ähnlich und geringe Abweichungen kaum zu bemerken. Allerdings eine der vortrefflichsten Nachahmungen antiker Werke: denn für eine solche möchte er unerachtet seiner großen Verdienste doch zu halten sein, da die Behandlung etwas weniger Freiheit hat, und überdieß ein unter dem Abschnitt des Halses angebrachtes N doch wohl auf eine Arbeit von Natter selbst schließen läßt.1) An diesem wenigen werden wahre Kunstkenner den hohen Werth der gepriesenen Sammlung zu ahnen vermögen. Wo sie sich gegenwärtig befindet, ist uns unbekannt; vielleicht erhielte man hierüber einige Nachricht, die einen reichen Kunstfreund wohl anreizen könnte diesen Schatz, wenn er verkäuflich ist, sich zuzueignen.2) Die Weimarischen Kunstfreunde zogen, so lange diese Sammlung in ihren Händen war, allen möglichen Vortheil daraus. Schon in dem laufenden Winter gab sie der geistreichen Gesellschaft, welche sich um die Herzogin Amalie zu vereinigen pflegte, ausgezeichnete Unterhaltung. Man suchte sich in dem Studium geschnittener Steine zu begründen, wobei uns das Wohlwollen der trefflichen Besitzerin sehr zu

1

) Nr. 4 lautet bei Meyer (JALZ 1. Jan 1807): Das Haupt der Medusa. Es ist solches der bekannten Medusa des Sosokles dergestalt ähnlich, dass die geringen Abweichungen kaum zu bemerken sind, und allerdings eine der vortrefflichsten neueren Nachahmungen nach antiken Werken. Denn für eine solche möchte er, ungeachtet seiner großen Verdienste, doch zu halten seyn, da die Behandlung etwas weniger Freyheit hat, und überdiess unter dem Abschnitt des Halses ein W eingegraben ist, womit vermutlich Flavius Sirletti, ein berühmter römischer Steinschneider aus dem Anfange des vergangenen Jahrhunderts, und vorzüglich geschickter Nachahmer antiker Arbeiten, seinen Namen andeuten wollte. 2 ) 1819 von König Wilhelm I. der Niederlande erworben. Im Aufsatz HemsterhuisGalizinische Gemmen-Sammlung zeigt sich G dann im Besitz dieser Information durch Aufklärung . . . höchsten Orts (W 49.2, 104); s. dazu auch unten 30. Jan 1823: an die Großherzogin Luise.

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statten kam, indem sie uns mehrere Jahre diesen Genuß gönnte. Doch ergötzte sie sich kurz vor ihrem Ende noch an der schönen anschaulichen Ordnung, worin sie die Ringe in zwei Kästchen auf einmal, wie sie solche nie gesehen, vollständig gereiht wieder erblickte und also des geschenkten großen Vertrauens sich edelmüthig zu erfreuen hatte. Dez 27. [Münster] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 82): Ich schließe auch wenn ich ihn finden kann den Catalogue der Steine bey − wo nicht so folgt er künftigen Posttag.1) 27. [Frankfurt] Carl August an G (Wahl 1, 167): Deine 2 Briefe, mein Lieber, habe ich richtig erhalten;2) ich hätte dich freylich gerne gesprochen, ehe du nach Hause kehrtest, unter den gegebenen Umständen aber war es dir nicht zu verargen, daß du in ein menschliches Leben zurückeiltest, da du das unmenschliche so treu mit mir außgehalten hattest . . . Zum Kostbaren anvertrauten Pfande [Gemmensammlung] wünsche ich Glück.

1793 Nov 15. [Weimar] Sophie v. Schardt an Fritz v. Stein (BG 4, 46): Heute habe ich beym Göthe bey einem dejeune´ Frankenbergs, Gores, die Herz: Mutter, Hofdamen, Wieland, Meyer gesehen, u. die Voß mitgebracht: daselbst Caffe´ getrunken bon bons gegeßen, u. Gemmen beschauet . . .

1794 Jan

20. [Münster] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 91): Ist keine Hofnung zum Verkauf der geschnittenen Steine vorgefallen? − meine Begierde nach einem hier sehr nötigen anfang von Etablißement für Mädgen Erziehung erhält diesen Wunsch lebendig in mir. Obschon ich selbe jezt mehr als jemals geniesse da sie s o genossen und s o genießbar gemacht werden − behalten Sie selbe nur in Gottes Nahmen noch lange − solte ich unterdeßen sterben − so werden sie k e i n e m als Overbergen [H. Overberg] dem Freund der in meinem Hause wohnt, eingehändigt . . .

Juli 17. [Eutin] J. H. Voß an G (GJb 1884, 40): Von dem Steine, worauf ein Gigant mit einem Greife kämpft, hat mir die Fürstin Galitzin einen Abdruck geschickt.3)

1795 ⎯

⎯ [Weimar] Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 71): Eine Menge Kunstwerke hat er [G] durch eine ganz eigene Art, das Eigenthum gewisser Dinge in suspenso zu lassen, zu seinem Eigenthum gemacht. So ist es auch mit der prächtigen Gemmensammlung, die er aus dem Feldzug in die Champagne mitgebracht

1

) Katalog, vielleicht noch von Hemsterhuis stammend, ist unbekannt (Trunz 317); womöglich ist auch nur der im vorigen Z genannte Katalog der Schwefelabgüsse gemeint. 2 ) Nicht überliefert. 3 ) Von dem Motiv des Steins handelt Meyer in der JALZ-Besprechung v. 1. Jan 1807 (unter Nr. 3) u. G in Campagne in Frankreich (s. oben 6./10. Dez 1792).

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hat, und über die er so mysteriös spricht. Diese Gemmen gehören der verwitweten Fürstin Gallizin. S[iehe] in Hennings Briefen.1)

Jan

24. [Münster] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 94): . . . wofern sie sich das bild des Elends welches uns umringt − (indem Münsterland der Sammelplatz aller nach u nach Emigrirten geworden ist) einiger maassen vorstellen − und wo sollen sie n u n hin? Die Keyserl Länder sind geschloßen und alle diese unglüklichen sind catholisch, ein großer theil Priester. Für die hälfte des Geldes für welches ich sonst meine Steinsammlung hingegeben hätte würde ich sie gern jezt hingeben um mich in stand zu sezen mehreren zu helfen. 25. [Münster] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 95): Solte ihr Herzog nicht das Werk der Barmherzigkeit auf sich nehmen [Emigranten unterzubringen] . . . Wenn er das nicht kann − wenigstens einen kleinen Zuschuß an Geld uns gewähren um sie fürs erste sonst wo unter zu bringen? lieber Göthe, ich beschwöre sie um ein wörtchen antwort über dieses Anliegen . . . Sollten sie meine antiken anbringen und mir geld dafür schaffen können so lasse ich gern meinen vielleicht unbescheidnen anspruch auf die Allmosen ihres Fürsten fahren und bestreite es aus meinen Mitteln.

März 25. [Neuhaus] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 97): Die antique die Mikel [A. Miquel] ihnen überbringt, weil ich glaube daß sie meine Sammlung nicht misstalten wird2) − ist ein Geschenk vom Grafen D’angevillers [C. C. F. de la Billarderie Graf d’Angiviller] ehmaliger oberaufseher über die Schönen Künste u Wissenschaften am französischen Hofe.

1796 Febr

6. [Weimar] Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 77): Von den Gemmen, die Göthe aus Hemsterhuis Sammlung durch die Fürstin Galliczin hat, fing Mayer [H. Meyer] die vorzüglichsten zu zeichnen an. 10 sind davon fertig.

Apr

3. [Rom]3) H. Meyer an G (SchrGG 32, 222): Ich habe mir ein sicheres Recept für Glaspasten zu verschaffen gewußt und will Ihnen solches nächstens schicken, damit auf allen Fall Drücke von Ihren Steinen gemacht werden können, auf welche hernach Pasten zu gießen sind. Jener Schatz vergrößert sich in meinen Augen mehr und mehr. 18. An H. Meyer (Br 11, 57): Das Recept zu Glaspasten erbitte ich mir

aufs baldigste, damit ich erfahre, wie die Abdrücke am schicklichsten zu machen sind, denn ich werde denn doch vor meiner Abreise der Fürstin die Sammlung zurückgeben.4) Mai

4. [Rom] H. Meyer an G (SchrGG 32, 237f.): Recept, Glaspasten zu machen. Man nimmt 2 Theile fein geriebenen Trippel5) und einen Theil feinen Gyps und mischt solche mit 1

) Wohl auf einen Besuch bei G zu beziehen; für den 28. Mai 1795 ist eine BöttigerBemerkung überliefert: Wir besahen Goethes Gemmensammlung (GJb 1894, 91). 2 ) Nicht festellbar, welcher Stein der Sammlung gemeint ist (Trunz 335). 3 ) Meyer hielt sich seit Okt 1795 in Italien auf. 4 ) G hatte vor, zu H. Meyer zu reisen. Der Plan blieb unausgeführt. Im Sommer 1797 reiste G in die Schweiz, traf in Stäfa mit Meyer wieder zusammen. − Zu G’s Beschäftigung mit Pastentechniken s. „Glaspasten nach der Königlichen Gemmensammlung in Berlin“, EGW 6, 601−04, bes. 601, Anm. 1. 5 ) Mit Schwankungen in der Schreibung: Tripel, Triepel, Trippel, Trypel: kieselhaltige, erdige Gesteinsart aus der Umgebung der Stadt Tripolis (daher der Name) u. in der

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Wasser zusammen zu einem Brey, welchen man mittelst eines zarten Pinsels in den Stein einstreicht und auf diese Weise, nachdem es trocken geworden, einen sehr genauen Abdruck erhält (der Gyps muß aber gut binden). Wenn nun der Abdruck sorgfältig zubereitet ist, so wird er in einen eisernen Ring mit 2 Theilen Ziegelmehl und einem Theil Gyps mit Wasser zusammen angemacht, feste eingesetzt (den Rand des eisernen Ringes läßt man etwas vorstehen). Wenn es trocken ist, so wird die Glaspaste darauf gelegt und so in den Ofen gebracht. Ist nun die Hitze so stark geworden, daß das Glas zu schmelzen anfangen will (welches daran erkannt wird, wenn es sich biegt und in die Tiefe des Gypsabdruckes sinkt), so wird es aus dem Ofen genommen und mit einem eisernen Spachtel oder Löffel fest auf die Gypsform angedrückt. Wenn dieses geschehen, so setzt man den Ring mit Gypsguß und Glas in heiße Asche; wenn es nun langsam abgekühlt und ganz kalt worden (etwa am folgenden Tag), so kann man die Glaspaste oder Glasabdruck von der Form abnehmen. Den Glasfluß, Glaspaste p. macht man in Böhmen, die beste kömmt aber aus Venedig. Wenn man einen hochgeschnittenen Stein Camee abgießen will, macht man zuerst einen Abdruck von Wachs und in diesen dann die Mischung von Trippel u. Gyps.

Mai 20. [Jena] An H. Meyer (Br 11, 71): Ich will suchen von denen Steinen, die

in meinen Händen sind, wenigstens noch doppelte Abdrücke von dem Gemisch von Trippel und Gips machen zu lassen, sie können alsdann bis zu unserer Rückkunft liegen, und zu gelegener Zeit in Glas ausgedruckt werden. [Okt [Florenz] H. Meyer an G (SchrGG 32, 377): Ich sage Ihnen nun daher aus geprüfter Mitte]1) Erfahrung, daß die Sammlung, welche Sie in Händen haben, unschätzbar ist; es gibt nichts Bessers, als dieselbe enthält.2) Dez 26. [Münster] B. Overberg an G (Trunz 98): Bey der Veränderung die an dem Russischen Hofe vorgefallen [Tod der Zarin Katharina II. am 17. Nov], erwartet der Fürst Gallitzin, daß er werde in kurzem vermuthlich dahin berufen werden. Das wäre eine so bequeme Gelegenheit die Sammlung der antiquen Steine da bekannt zu machen und zu verkaufen, als vielleicht nie wieder vorfallen wird. Die Fürstinn läßt also Euer Hoch-Wohlgebohren bitten, Hochdieselben wollen, so bald als möglich, diese Sammlung der Fürstinn zurückschicken, weil sie nicht weiß wie geschwinde der Fürst nach Rußland werde berufen werden.

1797 [Jan 12.] [Weimar] An B. Overberg (Konzept; Br 12, 6f.): Die Sammlung ge-

schnittner Steine, welche sich durch die Güte der Fürstin Gallitzin schon einige Jahre bey mir befindet steht schon verschiedene Monate reisefertig und ich würde sie sogleich abgehen lassen, wenn ich nicht ein Bedenken hätte, worüber ich mir eine Entscheidung erbitte. Da ich diesen Schatz durch die fahrende Post abschicken muß, so bin ich Levante. Zarte, weiße bis gelbliche Kreide, die zum Gebrauch weder spröde noch sandig sein darf. 1 ) Datierung nach RA 2, Nr. 409. 2 ) Vermutl. auf die Hemsterhuis-Gallitzinische Sammlung zu beziehen (Femmel − Heres 177).

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zugleich genöthigt eine Summe des Werthes anzugeben, diese ist zwar, besonders in diesem Falle, ganz willkührlich und eine hohe Summe würde, unnöthigerweise, sowohl die Aufmerksamkeit auf dieses Packet allzusehr erwecken, als auch die Kosten des Transports vergrößern, jedoch getraue ich mir nicht eine geringere nach eigner Willkür darauf zu setzen und bitte deshalb mich zu belehren auf wie hoch ich das Kästchen einschreiben lassen soll? Es kann auf eine deshalb gefällige Antwort sogleich abgehen. Es war mir sehr angenehm bey dieser Gelegenheit die Versicherung zu erhalten, daß Ew. Wohlgeb. mir noch ein gütiges Andenken schenken wollen. Nur die weite Entfernung kann mich abhalten das anvertraute Pfand selbst zu überbringen, der würdigsten Frau meinen lebhaften Dank mündlich zu sagen und mich auch Ihres Umgangs wieder auf einige Zeit zu erfreuen. [Jan 12.] An die Fürstin v. Gallitzin (Konzept; Br 12, 7−9): Die mir anvertraute kostbare Sammlung geschnittner Steine steht bey mir schon mehrere Monate reisefertig, denn da ich vergangenen Sommer hoffte nach Italien zu gehen, so hatte ich unter andern Anordnungen auch diese vorzüglich nicht vergessen. Da sich aber meine Reise verschob, so verschob ich auch Sie, wertheste Freundin, über die weitere Bestimmung dieser Kunstwerke zu fragen; wie man sich denn so ungern von etwas trennt, das man so werth hält. Nun veranlaßt mich Herr Overberg in Ihrem Nahmen die Sammlung zurückzuschicken, und sie soll sogleich abgehen sobald er mir Ihre Entschließung meldet, über einen Punct, wegen dessen ich in meinem Briefe an ihn anfrage. Möchte ich doch, indem ich Ihnen diesen Schatz zurücksende, recht deutlich machen können, welche Wohlthat Sie mir durch Ihr Vertrauen erzeigt haben. Sie haben mir und einem werthen Freunde [H. Meyer], der jetzt wieder nach Italien gegangen ist, Gelegenheit gegeben einen Theil der alten Kunst näher kennen zu lernen, der so schwer zu beurtheilen ist. Wir konnten diese vortrefflichen Werke wiederholt betrachten, uns an ihnen bilden und jede Art von vorgefaßter Meynung, durch eine anhaltende Prüfung, berichtigen. Eine solche Übung der Sinne und des Geistes, wodurch wir das Vortreffliche kennen und dasselbe von dem Mindern unterscheiden lernen, ist mehr werth als der eigenthümliche Besitz, denn wir werden durch jene Bildung zur Theilnahme an allem Guten fähig und geschickt. Möchten doch diejenigen, denen große Summen Geldes zur freyen Anwendung gegeben sind, eben so sehen und denken wie ich, und Sie, meine würdige Freundin, durch einen Tausch bald in den Fall setzen sich in Wohlthaten zu erfreuen, eine Lust, die Ihrer allein werth bleibt, nachdem Sie vor so manchen andern Freuden vorüber gegangen sind. Erhalten Sie mir Ihr Andenken und Ihr Wohlwollen, das ich vielleicht um so mehr verdiene als ich auf einem Wege wandle, auf dem man wenig Begleiter findet. Möchten doch Ihre körperliche Leiden erträglich seyn und Sie noch lange Sich

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und den Ihrigen erhalten werden. Sie erlauben mir daß ich bey Übersendung der Steine noch ein Wort hinzufüge. Jan 14. Die Gemmen wurden abgegossen. 24. [Münster] B. Overberg an G (Trunz 101): Die Fürstinn v. Gallitzin dankt Euer Hochwohlgebohren für Hochdero gütige Erinnerung, und angenehme Zuschrift. Sie ist nebst dem Freyherrn [F. F. W.] v. Fürstenberg auch der Meynung daß es nicht dienlich sey durch einen sehr hohen Preis die Aufmerksamkeit auf das Packet der antiquen zu sehr zu erwecken, daß er doch aber beträglich seyn müße, um so viel Aufmerksamkeit der Postmeister darauf zu ziehen als nöthig um es in guter verwahrung zu halten. Sie glaubt daß zu diesem Zwecke der Preis von hundert Pistolen gnug sey.1) Sollten Euer Hochwohlgebohren dafür halten daß eine noch geringere Summe hinreichte, so überläßt Sie es Hochdero Einsicht so viel darauf zu setzen als Sie es dienlich finden werden. Febr

2. Früh an Galizin Brief. 5. [Weimar] A. G. Hauptmann, Postquittung (Trunz 102): Daß heute dato den 5. Febr. 1797 ein mit Einhundert Louisd’or an Werth nach Münster, beschwerthes Kist[chen] haltend an Mad. la Princ: Galizin . . . in das hiesige Post-Amt zur fernern Besorgung richtig aufgegeben, und gegenwärtiger Schein, so Ein Viertel-Jahr gültig, darüber ertheilet worden, wird hierdurch bescheiniget. Herzogl. Sächs. Post-Amt zu Weimar. 6. An die Fürstin Gallitzin (Konzept; Br 12, 32f.): Heute früh ist die

Sammlung mit der fahrenden Post abgegangen und ich wünsche daß sie glücklich ankommen möge. Wenn man den Ausdruck des Dancks in die besten Wohlgerüche verwandeln könnte, so würde Ihnen bey Eröffnung des Kästchens der angenehmste Duft entgegendringen. Leider läßt sich eine wahrhafte Dankbarkeit mit Worten nicht ausdrücken und eben so wenig darf sie an eine unmittelbare Wiedervergeltung denken, lassen Sie mir deswegen nur mit wenigen Worten wiederholen: daß Ihre Wohltat sehr groß war, sowohl des Vertrauens, das Sie mir zeigten, als des Kunstgenusses den Sie mir gewährten. Die Kentnisse die ich mir dadurch erwarb, werden mich mein ganzes Leben begleiten, so wie Ihnen das Bewußtseyn bleiben muß einen Freund ganz auf seine eigenste Weise glücklich gemacht zu haben. Apr

4. [Münster] B. Overberg an G (Trunz 104): Die Antiquen sind richtig, und zum Vergnügen der Fürstinn, in einer schönen Ordnung rangirt, zu uns übergekommen. Die Fürstinn hoffte bald selbst an Euer Hochwohlgebohren schreiben, und der Antiquen Ankunft melden zu können. Ihre Hoffnung ward, bey ihrer Kränklichkeit, immer wieder durch neue Zufälle getäuscht, und so geschah es, daß Euer Hochwohlgebohren über die Erhaltung der Steine in Ungewißheit blieben.

Juli 31. [Weimar] K. Morgenstern, Reisebericht (GG 1, 768f.): . . . Ich bewundere Goethe . . . Rastlose Tätigkeit für Wissenschaft und Kunst. Kabinett geschnittener Steine, worunter die vortrefflichsten Originale; man weiß nicht, woher Goethe sie hat; auch nicht, ob sie ihm eigentümlich sind etc. [Nachträgliche Bemerkung:] sie waren von Franz Hemsterhuis an die Fürstin Gallitzin gekommen, die sie Goethen auf unbestimmte Zeit geliehen.

1

) Urspr. spanische Goldmünzen, eine Pistole wie ein Louisd’or im Wert von 5 Reichstalern (Trunz 337).

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1801 [Okt 14.] An die Fürstin Gallitzin1) (Konzept; Br 15, 265): Diesen Sommer, ver-

ehrte Freundin, war ich Ihnen so nahe, daß nur die Pflicht meine Pyrmonter Kur ordentlich abzuwarten, nicht aber Wetter und Weg mich abhielten Ihnen meine Aufwartung zu machen. Der Duc de Sennet [Se´rent] der so glücklich war Sie zu sehen, schmeichelte mir mit der Versicherung Ihres Andenkens und ich erfuhr zugleich daß die schöne Sammlung geschnittener Steine noch in Ihren Händen sey. Auf meiner Rückreise hatte ich Gelegenheit den Herzog von Gotha zu sprechen, einen Herrn, der seit den friedlichern Aussichten, deren sich unser Vaterland erfreut, wieder manches auf Kunstwerke wendet und nicht abgeneigt wäre einen Schatz dieser Art an sich zu bringen. Sollten Sie daher, verehrteste Freundin, noch, wie ehemals, geneigt seyn gedachte Sammlung zu veräußern; so haben Sie doch ja die Güte mir durch irgend einen Vertrauten davon nähere Nachricht zu geben und mir den Preis gefällig zu bestimmen. Nov 31. [Münster] Fürstin Gallitzin an G (Trunz 111): . . . ich muß . . . eilen ihnen für die aussicht zu danken die sie mir eröfnen, und ihnen in Beantwortung ihrer anfrage hierüber nur kurz vorzustellen − daß ich mit einem Fond der viel unter 12 000 rth wäre, die Grundlage zu einer Anstalt zur Pflege der kranken wie diejenige die ich bey veräuserung der Steine beziele weil sie hier ganz fehlet nicht legen könnte − 20 000 oder wenigstens 18 hatte ich in Rußland und in England wo mir (besonders in Rußland) große Hofnung gemacht wurde, gefodert − ich besize noch eine schriftliche Zusage von der Kayserin Catharine auf den frieden − erst mit den lezten Verwirrungen ist sie d o r t g a n z gescheitert2) − in England noch nicht. Es zieht sich aber so sehr damit in die länge − und mein lebens Pfad in die Kürze daß ich ein geringeres nahes und sicheres, den entferntern Hofnungen weit vorziehen würde. I h n e n habe ich hiemit genug gesagt − ich weiß Sie werden diese Intereße mit einem H a b s ü c h t i g e n E i f e r besorgen den Sie für die ihrigen nicht haben würden − Handeln Sie wie ein Jude − Vielleicht werden sie zum Lohne dieser Liebe aus dem alten ins neue Testament erhoben. Das und alles erdenkliche gute wolle der ihnen geben den ich täglich für sie flehe. Dez 27. An den Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha (Konzept; Br 16, 403):3)

Wenn ich nicht irre, so ist der Überbringer dieses [Briefs], ein Italiäner, der mit geschnittenen Steinen handelt, Ew. Durchl. schon angekündigt.4) Ich erinnere mich seiner von Rom . . . Was er mit sich führt ist meistentheils von neuen Meistern, die man bey dieser Gelegenheit, mit Vergnügen, kennen lernt; doch hat er auch einige gute und fürtreffliche alte Sachen. Mit noch mehrerm Interesse besah ich diese 1

) G’s Tgb vom 14. Okt bestätigt die Sendung an: Fürstin Gallizin [nach] Münster. ) Nach dem Mord von Katharinas II. Sohn u. Nachfolger Paul I. am 23. März 1801. 3 ) Br 16, 403 nimmt an, das Konzept sei wohl nicht mundiert worden; auch Femmel − Heres 190 folgen dieser Ansicht. Doch der Brief ist abgesandt worden, wie aus der Antwort des Herzogs vom 3. Jan 1802 (nächstes Z) ersichtlich ist. 4 ) Womöglich der ital. Kunsthändler B. Paoletti (RA 4, Nr. 7). 2

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Kunstwerke und horchte so im allgemeinen nach ihren Preisen; da ich die Antwort von der Fürstin Gallizin habe, welche noch immer geneigt ist ihre Sammlung geschnittener Steine wegzugeben und zwar gegenwärtig um einen Preis an dem nicht so viel abzudingen seyn möchte. Indessen bleibt es immer ein ernsthaftes Geschäft, über das ich Ew. Durchl. nächstens ausführlicher zu schreiben nicht verfehlen werde. Wenn ich nicht irre so besitzen Sie die Abdrücke davon in Gips.

1802 Jan

3. [Gotha] Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha an G (GSA 28/765 St. 7): Der Uberbringer [Paoletti] Ihrer theueren Zeilen, hat mir, mit der Vorzeigung seiner [Paolettis] prächtigen Sammlung Gegrabner Steine, eine ungemein angenehme Unterhaltung gewährt, denn da befinden sich allerdings sehr schöne und wichtige Dinge unter der großen Menge derselben, die freylich nicht anders als sehr gemischt seyn konnte [Über die Sammlung u. Kriterien historischer Einschätzung am Beispiel eines Stücks] . . . Gewiß ist viel Ausdruck in den Gesichtern, indessen, eben dieses ist es was mir glauben macht, daß er das nicht sey, wofür man ihn ausgiebt [d. h. antik zu sein]. Unsere Großen Meister im Alterthume deuteten mehr die Dinge an, die sie sagen und ungefähr ausdrücken wollten, als daß sie solche so sehr verkleinert ausgeführt hätten. Denn natürlicher Weise, lies es der enge und kleine Raum, den sie zu bearbeiten hatten, nicht zu, in alle die Details des Ausdrucks zu gehen, und daher, hätten lauter Carricaturen, daraus entstehen müssen welche, die Aeltern Künstler jeder Zeit vermieden, und welches mir gerade das Hauptcriterion der neuern Künstler zu seyn vorkömmt, sie sind kleinlich genau in gewissen Hauptzügen, womit sie die Ubereinstimmung des Ganzen zu verderben und zu verfehlen pflegen1) . . . In Ansehung der paar Worte, die Sie Lieber und bester Goethe (verzeihen Sie mir die Vertraulichkeit dieses meinem Herzen so theuern Ausdrucks) wegen der Fürstin Gallitzin fallen lassen, kann ich Ihnen nicht bergen, daß Sie mir damit la puce a l’oreille [Floh ins Ohr] gesezt haben. Dieser Floh beißt und jückt mich gewaltig, und ich wünschte wohl doch zu wissen, was Sie mir zu verschweigen scheinen. O lassen Sie mir deshalb mehreres von diesem Gegenstand hören! Sie sind gewiß näher von ihm unterrichtet.

[vor 11.] An den Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha (nicht abgesandtes Vorkon-

zept; Br 16, 403f.):2) . . . Da Ew. Durchl. wenigstens einige Neigung zu der Gemmensammlung der Fürstin Gallizin zu erkennen geben so ist es 1

) Solche Überlegungen in Bezug auf die Echtheit künstlerischer Werke könnten G dazu veranlaßt haben, in seinem Aufsatz eine diesbezügliche Erklärung des Herzogs zu zitieren (W 49.2, 102f.): „So lebhaft er auch den Besitz der vorliegenden, von ihm als köstlich anerkannten Gemmen wünsche, so hindere ihn doch daran, nicht etwa ein innerer Zweifel, sondern vielmehr ein äußerer Umstand; ihm sei keine Freude etwas für sich allein zu besitzen, er theile gern den Genuß mit andern, der ihm aber sehr oft verkümmert werde. Es gebe Menschen, die ihre tiefblickende Kennerschaft dadurch zu beweisen suchen, daß sie an der Echtheit irgend eines vorgelegten Kunstwerks zu zweifeln scheinen und solche verdächtig machen. Um sich nun dergleichen nicht wiederholt auszusetzen, entsage er lieber dem wünschenswerthen Vergnügen.“ Für die überlieferte Korrespondenz über die Hemsterhuis-Gallitzinische Sammlung läßt sich eine solche Erklärung nicht nachweisen. Zu den Ablehnungsgründen des Herzogs s. unten 14. Jan. 2 ) Vorkonzept zum Antwortbrief (nächstes Z).

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HEMSTERHUIS-GALIZINISCHE GEMMEN-SAMMLUNG

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sowohl meine als des Professors Meyers erste Sorge uns noch mehr als bisher über diesen Gegenstand aufzuklären. Wir haben zwar nur unvollkommene Gipsabgüsse vor uns demohngeachtet läßt sich wenigstens vorläufig einiges Urtheil darüber aufstellen. Es kommt jedoch vor allen Dingen darauf an wie Durchl. über den Preis überhaupt denken man verlangt 12 000 Thlr. wobey man bemerken wird daß man davon nicht viel nachzulassen geneigt seyn werde. Ich erinnere mich recht gut, daß vor vier fünf Jahren von 18 000 die Rede war. Prof. Meyer hat um nur einigermaßen eine Schätzung zu begründen die ganze Sammlung in vier Classen getheilt, wo in der ersten die unschätzbaren gesetzt und jedes Stück mit 100 Louisdor geschätzt ist in der letzten aber die zweydeutigen stehen die ohngefähr auf 6 Louisd’or angeschlagen sind. Diese Schätzung reicht denn doch auf 10 000 Thlr. Wahrscheinlich würde sich hierbey, wenn man die Steine selbst sehen könnte verschiedenes ändern nicht weniger würde die Liebhaberey und Neigung diesen oder jenen Stein vielleicht herauf oder herab in eine andere Klasse setzen. Hierüber kann in der Folge Ew. Durchl. auf Befehl das nähere vorgelegt werden. [Jan 11.] An den Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha (Konzept; Br 16, 2f.): Da Ew. Durchl. einige Neigung zu der Gemmensammlung der Fürstin Gallitzin zeigen, so läugne ich nicht, daß ich wohl wünschte Ew. Durchl. möchten zu der herrlichen Münzsammlung welche Sie besitzen auch noch diese kostbare und seltene Sammlung von Stempeln acquiriren. Man verlangt gegenwärtig dafür 12000 rthlr., freylich mit der Bemerkung daß man nicht gerne von dieser Forderung weit abgehen möchte. Wenn ich nicht irre so besitzen Ew. Durchl. Abgüsse davon in Gips aus welchen man schon den Werth des Steins bis auf einen gewissen Grad beurtheilen kann. Sollten Ew. Durchl. sich ernstlich darauf einzulassen geneigt seyn und allenfalls irgend ein vorläufiges Gebot darauf thun so glaube ich wohl daß die Fürstin mir die Sammlung nochmals übersenden würde, weil man wohl Ursache hat eine so kostbare Waare unmittelbar und von allen Seiten zu betrachten. Befehlen Ew. Durchl. bey dieser wichtigen Acquisition die Assistenz eines Kunstverständigen, so wird Prof. Meyer mit Vergnügen aufwarten. Nach erhaltener gnädigster Resolution werde ich sogleich das weitere besorgen. Jan 11. [Brief] An Herzog von Gotha Durchl. Die Gemmensammlung der Fürstin Gallizin betr. 14. [Gotha] Herzog Ernst II. v. Sachsen-Gotha an G (Trunz 112): Um nun auf einen andern, in seiner Art, mir nicht minder wichtigen Gegenstand zu kommen. Es betrifft solcher die Gemmen Sammlung, nach der Sie mich so lüstern gemacht, und mir so freundschaftsvolle Anerbiethungen gethan haben. Fürwahr! mein Herz blutet mir lieber Herr Geheime Rath, wenn ich wenigstens vor der Hand Verzicht thun muß. Die Mißliche Ihnen Selbst nur allzu gut bekannte Critische Lage, unsers Deutschen Vaterlandes − meiner eigenen Politischen existence, und so manche andere Rücksichten, erlauben mir für jetzt nicht daran zu dencken, indem ich ein so beträchtliches Capital, über kurz

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oder lang, selbst vielleicht bedürffen könnte, meinem heran nahenden Alter Ruhe oder Vergeßenheit zu verschaffen. Sie werden mich nun allzugut und allzuwohl verstehen um nicht zu wissen worauf ich deute. Überdies lieber und würdiger Freund, hab’ ich mich die letzte Zeit her, an andern Kunst Wercken etwas verblutet, und hauptsächlich, meine Müntz Sammlung ansehnlich vermehrt und verbeßert, zwey wichtige Sammlungen darzu ertauscht . . . solche noch vollständiger zu machen, muß ich spahren; und hier bey Ihrer Sammlung würde und müßte ich einen Neuen Zweig einschlagen oder vielmehr an dem antiquarischen Baume der Gelehrsamkeit ausschlagen lassen müßen, der mich immer weiter verführen würde, denn so beträchtlich Ihre Sammlung an Kunst Wercken ist, so ist sie es doch nicht an der Zahl derselben, und bey solchen Sammlungen kömmt es doch zum Theil auch auf die Anzahl der Stücke selbst an, um in den Augen der minder Kenntnißvollen zu glänzen. Die Sache, das Studium selbst ist verführerisch, und wie man im gemeinen Leben zu sagen pflegt, ein Wort giebt und folgert das zweyte, und zulezt, weiß man sich selbst nicht zu mäßigen − noch zu sagen, welches der Punckt sey, wo man aufzuhören habe, darauf zu sammlen. Ich glaube daher vernünftiger zu handeln, wenn ich sogleich Verzicht darauf thue, da ich ohnehin die Zahlung nicht auf der Stelle würde leisten können, und dennoch nichts Schuldig bleiben möchte. Wie ichs stets zu halten pflege, denn die neuern Münz und Bildereinkäuffe die ich gethan, sind Gott Lob! bezahlt, wenn ich eine Kleinigkeit, die nicht in Betracht kommt ausnehme, die ich vielleicht in wenig Wochen auszahlen werde. Genug lieber und theuerer Freund, ich bedaure es, daß ich Ihnen Bemühungen dieserwegen verursacht habe, und bitte Sie, Sie wollen mich dieserwegen entschuldigen.

[Apr]

[Münster] Amalia Fürstin Gallitzin an G (Trunz 113): Die nicht wohl vorzusehende noth so vieler der würdigsten menschen, welche durch die neuen Kirchen einrichtungen u.d.g. in Frankreich entstanden ist, hat meine − sonst ziemlich mäßige Geldgierde so sehr vermehrt, daß ich, obschon nicht ohne besorgniß Ihnen über lästig zu fallen, Sie bitten muß, mir mit einigen worten nur, zu wissen zu thun; − wie es mit ihrer Hofnung, die Steine in ihrer nachbarschaft anzubringen stehe − melden sie mir doch auch gütigst ob man, falls der angesezte Preiß die Schwirigkeit verursachet, − um einen geringern, und um We l c h e n , sich zum ankauf dieser Collection entschließen würde, es ist hier würklich so g r o s s e noth um b a a r e s Geld daß ich es vielleicht bald für Pflicht werde halten müssen mich dazu zu verstehn. In England sind meine Hofnungen gescheitert, in Rußland noch nicht ganz.

Juli 20. An Amalia Fürstin Gallitzin (Br 16, 103f.): Auf Ihren vertraulichen

Brief, verehrteste Freundin, hätte ich früher geantwortet, wenn ich etwas erfreuliches hätte zu sagen gehabt. Leider sind diejenigen von meinen Gönnern und Freunden, die ansehnliche Summen Geldes auszugeben haben, ohne entschiedene Neigung zur Kunst. Der Herzog von Gotha, der viel anschafft und sich an Gemälden und Münzen freut, scheut sich gleichsam vor einer neuen Liebhaberei, bei der so viel bedenkliches zusammenkommt; denn nichts ist vielleicht schwerer als eine sichere Kenntniß von geschnittenen Steinen. Ich habe vor kurzem mit einem sehr einsichtsvollen Freunde die Abdrücke, die noch in meinen Händen sind, abermals durchgegangen, da wir uns denn von dem großen Werth der Originale überzeugten. Wie schwer ist’s aber, solche Überzeugung auf andere fortzupflanzen! Wir dachten auch schon Umrisse von den Gemmen mit einer kurzen Rezension herauszugeben, um dadurch die Sammlung bekannter zu machen, so wie überhaupt die Menschen etwas mehr Respect vor den Dingen haben,

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wenn sie in Kupfer gestochen, oder im Druck irgendwo angeführt sind. Allein auch dieses hat seine Schwierigkeiten, weil es baare Auslagen erfordert und man ohne Aufopferung wohl keinen Verleger finden würde. Soviel wüßte ich zu sagen und überlasse Ihnen nun, ob Sie mir etwa die geringste Summe melden wollen, um die Sie allenfalls die Sammlung überließen. Auch ob Sie mir die Steine wieder zuschicken wollten; denn freilich macht der Anblick solcher Waare wieder Lust, da man sich gegen den Gedanken noch immer allenfalls vertheidigen kann. Ich würde sie alsdann sogleich dem Herzog von Gotha vor die Augen bringen, auf den ich allein noch einige Hoffnung habe. Juli 30. [Brief an] Fürstin Galizin.1) 30. Postsendungen (Br 16, 497): Gallitzin, Paderborn.

1806 Juni

4. [Lütkenbeck bei Münster] F. L. Graf zu Stolberg an G (Trunz 118): Du hast die Gallitzin gekannt, also geehrt u: geliebt, lieber Göthe! Nicht um Dir ihren Tod zu melden, den Du ohne Zweifel schon erfahren, schreib ich diese Zeilen. Sie starb am 27sten April, nach langem unbeschreiblich schmerzhaften Krankenlager, auf dem sie, immer voll Geistes u: voll Liebe sich gleich blieb, und mit himmlischer Geduld, mit mehr als Geduld, mit wonnevoller Erwartung des Todes uns tröstete u: stärkte, bis sie im Dankgebet ihre schöne Seele Gott übergab. Ich schreibe Dir um Dich zu bitten, aus Liebe zu ihrem Andenken, ein Werk der Liebe zu befördern, welches ihr am Herzen lag. Du kennst ihre schöne Hemsterhuysische Sammlung geschnitner Steine, weißt auch daß, so lieb ihr diese auch war, sie doch solche zu verkaufen wünschte, weil sie den Ertrag einem guten Zweck bestimmte. Sowohl der Sache selbst, als ihres Andenkens wegen, wünschen ihre Erben ihre Absicht erreicht zu sehen. Wollest, wo möglich, diese Sammlung gut anzubringen suchen. Der seel. Hemsterhuys schäzte sie zu 20 000 Rth. Die seel. Gallitzin hätte sie für 12 000 verkauft. Die Erben würden lieber selbst noch davon etwas nachlassen, als die Sammlung vielleicht viele Jahre lang noch behalten zu müssen. Habe die Güte mich es wissen zu lassen, wenn, u: was Dir darauf etwa möchte geboten werden. 28. [Jena] An H. Meyer (Br 19, 152): Die Steine der Fürstin Gallitzin sind

nach ihrem Tode abermals angeboten worden, ich glaube aber schwerlich, daß man einen Käufer finden wird. Sprechen Sie wenigstens gelegentlich davon bey der Erbprinzeß [Maria Pawlowna]. Zwar ist es bey den Großen durchaus schlimm vor einer Reise wie nach einer Reise. In jener Epoche hält man das Geld zusammen, weil man fort will, und in dieser ist keins mehr da, weil man fort gewesen ist. Aug 15. [Jena, Brief] an Graf Stollberg, wegen der Gallizinschen Gemmensammlung.2) 1

) Nicht überliefert (GT 3.2, 657); vielleicht der auf den 20. Juli (voriges Z) datierte Brief gemeint? 2 ) Nicht überliefert. Nach Stolbergs Antwort vom 17. Dez (s. unten) kündigte G im Brief die JALZ-Publikation an; s. unten 1. Jan 1807.

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1806

Aug 19. [Jena, Brief] an Stollberg wegen der gallizin. Gemmensammlung.1) Dez 17. [Münster] F. L. Graf zu Stolberg an G (Trunz 119): Du schriebst mir diesen Sommer, liebster Göthe, daß du eine in Eure Literaturzeitung einzurückende Anzeige von der Sammlung geschnitner Steine unserer seel. Freundin veranstalten würdest, und daß Du desto mehr davon hoftest, da die Abbildung der schönsten in einem Kupferstich sie begleiten würde.2) Da Dein Genius über dieser Anzeige freundlich walten wird, so hoffe ich viel davon. Indessen sind die Umstände unseres Vaterlandes unsrer Idee nicht günstig. Ich sähe daher gern, daß jene Anzeige auch in französischer Sprache erscheinen könnte, und um eine Uebersetzung derselben zu veranstalten, hätte ich gern die Kupfertafel. Du würdest mir eine wahre Liebe erzeigen, liebster Göthe, wenn Du mir diese vom Besitzer kaufen, u. zugleich mit einigen Exempl. der Anzeige senden woltest. Solte dieses Schwürigkeit haben, so würde ich mir 50 Exempl. der Anzeige ausbitten; aber weit lieber hätte ich die Tafel, da ohne sie die fr. Uebersetzung ihren Zweck nicht leicht erreichen möchte. Wollest mich wissen lassen wie ich die Auslage wieder bezahlen soll. 22. [Weimar] H. Meyer an H. C. A. Eichstädt (GG 2, 173): Es geschahe auf Herrn Geh. Rat v. Goethes Geheiß, daß ich die Stelle über den Verkauf der Gemmensammlung dem Manuskript eingerückt, und glaubte, er habe mit Ihnen darüber Rücksprache genommen. Ich bin die Weglassung darum wohl zufrieden und habe ferner mit Goethe gesprochen, der es ebenfalls genehmigt und wünscht, Sie möchten auch mit der Anzeige des Verkaufs-Anerbietens im Intelligenzblatt so lange warten, bis die gegenwärtigen Besitzer dieser Sammlung sich solches von Ihnen selbst ausbitten würden.3)

1807 Jan

1. W. K. F. [H. Meyer]: Unterhaltungen über Gegenstände der bildenden Kunst als Folge der Nachrichten von den Weimarischen Kunstausstellungen (JALZ 1. Jan 1807, Extrabeilage, I−V):4) I. Nachrichten von einer Sammlung meistens antiker geschnittener Steine. Dieselbe besteht aus mehr als 60 Stücken, worunter sich verschiedene Gemmen des ersten Ranges befinden, manche, welche nebst guter Kunst merkwürdige Gegenstände enthalten, und nur von Wenigen möchten strenge Kunstrichter urtheilen, dass sie nicht eben von vorzüglichem Werthe sind. Fünf der preiswürdigsten Stücke dieser Sammlung sind auf beygefügter Kupfertafel in vergrösserter Gestalt abgebildet, worauf wir, so wie solche an die Reihe kommen, hindeuten werden . . . [Folgen 60 Nummern mit Kurzbeschreibungen der Stücke] Ausser diesen angezeigten sämmtlich tiefgeschnittenen Steinen, enthält die Sammlung auch noch ein paar hochgeschnittene oder Cameen, welche indessen nicht von der Beschaffenheit sind, dass sie einer näheren Beschreibung bedürften. Aus inneren Gründen der Kunst sehen wir uns berechtigt, wo nicht alle, doch bey weitem die grösste Zahl der Steine der vorgedachten in mehrerer Hinsicht merkwürdigen Sammlung für ächt antike Denkmale zu halten. Wenn auch die Darstellung manches Stücks mit anderen antiken Gemmen zusammen trifft, so ist die-

1

) Nicht überliefert. ) Fünf Abb. sind der JALZ-Publikation vom 1. Jan 1807 beigegeben: Kopf des Herkules (Nr. 1 in Meyers Besprechung), Kopf eines bejahrten Mannes (Nr. 48), Brustbild des Bacchus (Nr. 5), Profil eines Unbekannten (Nr. 46) u. unbekannte[r] Portrait-Kopf mit übergezogener Löwenhaut (Nr. 47). 3 ) Zur Anzeige s. 11. März 1807. 4 ) Der Beitrag komplett auch abgedruckt bei Trunz 177−86 u. Femmel − Heres 198−205. 2

1807

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ser Umstand noch keineswegs erheblich genug, um sogleich an moderne Copie zu denken . . . welcher vernünftige Alterthumsforscher . . . wollte wohl so sehr misstrauisch und eigensinnig seyn, um von einer jeden mehreremale wiederholten Darstellung nur ein einziges Exemplar für ächt antik, die übrigen aber alle für moderne Nachahmungen auszugeben? Es ist also bloss darum zu thun, ob die in unserer Sammlung befindlichen Steine, wo ähnliche Darstellungen auch noch anderwärts zu finden sind, denselben an eigenthümlichen Merkzeichen des Alterthums, so wie an Kunstgehalt gleichzustellen sind . . .

Jan

26. [Weimar] Brief an Graf Stollberg nach Münster mit dem Programm1) 27. Postsendungen (Br 19, 539): Stolberg, Münster.

März 11. [Münster] F. L. Graf zu Stolberg an G (Trunz 120): Ich danke Dir von Herzen für das Programm, welches mir Freude gemacht hat. Wenn Du mir 50 Abdrücke sendest, so ist mir das wohl so lieb wie die Platte. Aber einige Exemplarien des Programms, wenigstens Eins, hätte ich sehr gern, denn das empfangne habe ich an einen Kenner nach Paris gesandt. Und dann, liebster Göthe, erbitte ich mir von Deiner Freundschaft ein Wort günstiger Anzeige in der Lit. Zeit., daß diese so schöne Sammlung für billigen Preis zu haben sey.2) 22. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 11.1, 62): Morgens bei Goethe. Interessante Materien im Gespräch. Fürstin Galliczin . . . sagte zu Goethe, als sie ihm was Großes anvertraute (es waren die geschnittenen Steine): „Wenn Ihr mich betrügt, so schadt’s auch nichts, so bin ich um eine Erfahrung reicher.“ − Es hat wohl jeder im Leben Momente, Vorfälle gehabt, über die er nicht hätte hinauskommen sollen . . . Apr 26. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 312): Beyliegende kurze Nachricht we-

gen der geschnittenen Steine haben Sie wohl die Güte in das Intelligenzblatt aufzunehmen. 29. Intelligenzblatt der JALZ, Nr. 33, Sp. 295f.: Sollten Kunstliebhaber geneigt seyn, die in dem Januarsprogramm angezeigte und gewürdigte Sammlung von Gemmen sich käuflich zuzueignen: so giebt Herr Graf von Stollberg zu Münster desshalb nähere Auskunft. Wobey man zugleich bemerkt, dass jene Anzeige mit der äussersten Gewissenhaftigkeit und Strenge gemacht ist, und dass man, ohne von der Wahrheit abzuweichen, noch viel mehr Gutes von gedachter Sammlung hätte sagen können, wovon sich jeder Kunstfreund und Kenner, dem die Sammlung vor die Augen kommt, gar bald überzeugen wird.

1822 März 3. Schemas des Rückwegs von Münster [für Campagne in Frankreich],

auch des Studiums der Gallizinischen Gemmensammlung.3) 4., 5. Winter von 92 auf 93. 7. Den Aufenthalt bey Fürstin Gallizin ausschließlich durchgesehen. 1

) Nicht überliefert. ) G entsprach dem Wunsch, s. unten 26. u. 29. Apr. 3 ) Im Zuge der Campagne-Arbeiten bzw. kurz danach entstand vermutl. auch der Aufsatz. 2

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HEMSTERHUIS-GALIZINISCHE GEMMEN-SAMMLUNG

1822

März 8. Einiges zur Rückkehr nach Hause im Jahr 92. 11. Schema zur Rückkehr von Münster; ingleichen den Weimarischen Win12. 15. 16. [16.]2)

17. 18.

30. Apr 24. Nov

9. 10. 11.

12. 28.

29. 30.

teraufenthalt.1) Winteraufenthalt in Weimar von 1792−93 . . . Winteraufenthalt in Weimar . . . Abschrift der [Meyerschen JALZ-] Recension [1807] Gallizinischer Gemmen [für Campagne in Frankreich]. Winteraufenthalt in Weimar abgeschlossen und an Hofrath Meyer gesendet. An H. Meyer (Br 35, 255): Herrn Hofr. Meyer mit Bitte beykommendes aufmercksam durchzulesen, und Morgen Abend um solches zu besprechen mich freundlichst zu besuchen. Nach Tische Betrachtung der Gallizinischen Steine. Abends Hofrath Meyer, Verhandlung wegen des Winteraufenthalts von 92. An Riemer (Br 35, 289): An Beyliegendem . . . ist noch manches geschehen, auf Verabredung mit Hofrath Meyer und sonst; deshalb ich denn wünschte, Sie möchten diesen Blättern noch einen Überblick gönnen und mir solche nächstens zurücksenden. Wesselhöfts Druckerey . . . Revisionsbogen 25.3) Den Vorrath zum nächsten Stücke [IV 1] von Kunst und Alterthum durchgesehen . . .4) Nach Tische die Revisionsbogen [zu KA IV 1] und Folge. Nach Tische das Nächste zu den laufenden Heften. Weitere Bearbeitung der laufenden Hefte . . . Nach Tische an den laufenden Heften gearbeitet. Abends Hofrath Meyer. Verschiedenes durchgesprochen. Verschiedene Abschriften, Schemata, Concepte. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 36, 215): Ew. Wohlgeboren erhalten hiebey Manuscript für den Abschluß des neusten Stückes von Kunst und Alterthum . . . Sendung für Wesselhöft vorbereitet. An Wesselhöft . . . Manuscript zum Schluß von Kunst und Alterthum. 1

) Vermutl. das Schema W 33, 367−70 (EGW 2, 45); s. oben erstes Z. ) Datierung nach SchrGG 35, 30. Br 35, 255 datiert aufgrund Meyers Notiz auf dem Brief − N. B. Betrifft den Theil aus meinem Leben wo von der Sammlung geschnittener Steine der Fürstin Gallizin gehandelt wird und von den Weimarischen Theater Angelegenheiten − auf Jan 1822, da die entsprechenden Bogen 23−25 der Campagne ab 20. März bereits zum Druck abgingen, während es sich hier mutmaßlich noch um das Manuscript handele (Br 35, 384f). Vgl. aber voriges u. folgende Z. 3 ) Damit Abschluß der entsprechenden Passagen für Campagne in Frankreich. 4 ) Weitere Inhaltsplanung von KA IV 1 lt. Tgb am 12. Mai 1822: Nächstes Heft von Kunst und Alterthum überdacht sowie am 20. Mai 1822: Nähere Betrachtung des vorseyenden ersten Stückes 4. Bandes von Kunst und Alterthum. 2

1822

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Dez 11. An C. F. E. Frommann1) (Br 36, 228f.): Und so empfehl ich diesen

Abschluß zu geneigter Aufmerksamkeit. Den auf den Umschlag zu druckenden Inhalt sende nächstens, wie denn auch die Revision des Bogens 10 beyliegt.2)

1823 [Jan 30.] An Großherzogin Luise (Konzept; Br 36, 290): . . . nehme mir die Frey-

heit, beyliegendes Heft [KA IV 1] zu überreichen. In demselben habe der für mich so bedeutenden Mittheilung erwähnt, die wegen der Hemsterhuis-Galizinischen Gemmensammlung an mich ergangen.3) Vielleicht beliebten Höchst Dieselben, dorthin diese Blätter gelangen zu lassen, wo sie in Absicht auf ihren Inhalt nicht unangenehm und vielleicht einer weiteren gewünschten Wirkung günstig wären.4) SK/PL

[Henschel:] Physiognomische Skizzen der Gebrüder Henschel5)

E D

1828 Mai6) / Juni 14. (Ms.-Sendung zum Druck) KA VI 2 (1828) 424f. − W 49.1, 410. − MA 18.2, 269f. − FA I 22, 511. 1

) G’s Tgb vom 11. Dez bestätigt: [Sendung an] Herrn Frommann Schluß von Kunst und Alterthum, Revisionsbogen 10 in Revision, Manuscript zum Abschluß. 2 ) Bogen 10 mit Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung. 3 ) Gemeint wohl die Information, daß sich die Sammlung inzwischen im Besitz des Königs der Niederlande befand (s. oben E-Rubrik, Anm. u. 6./10. Dez 1792: Campagne in Frankreich. S. 163, Anm. 2). 4 ) G kommt in KA IV 3 auf die Sammlung zurück; s. „Jonge: Notice sur le Cabinet des Me´dailles . . .“. 5 ) Lobende Anzeige eines von den Brüdern Moritz u. Wilhelm Henschel gefertigten Miniaturbildnisses zu Ehren von A. v. Humboldts Vortragserfolgen an der Univ. Berlin u. Sing-Akademie Anfang Nov 1827 bis Ende Apr 28. G wußte davon u. a. durch Zelter (an G 28. Jan − 3. Febr; MA 20.2, 1090) u. den Bildhauer F. Tieck, der an einer entspr. Gedenkmedaille mitgearbeitet hatte (an G, 12. Apr 1828; GJb 1896, 52). Laut G veranschaulichen die Henschels den allgemein verehrten und geliebten Naturforscher, in Gestalt eines Lehrenden, und so viele Unterrichtete noch immer Lernbegierige nach antiker Weise ganz eigentlich zu seinen Füßen (W 49.1, 410). Vgl. GNM, Inv.-Nr. Gr–2011/110. Dort die Maßangabe: 13,3 x 9,7 cm; s. Abb. V. − Schon 1820 u. 1823 wies G in KA auf diverse Werke der Brüder Henschel hin durch H. Meyers Rez.: Ifflands Darstellungen von den Gebrüdern Henschel; Scenen aus Goethes Jugend-Jahren, nach Anleitung von Dichtung und Wahrheit. Von denselben (KA II 2, 73−75) u. Besuch des Königs von Preußen an Blüchers Krankenbette (KA IV 1, 51). 6 ) Eindeutige Zeugnisse fehlen. Datierungsanhalte: 1) Die in Schuchardts Hand überlieferte Anzeige steht auf demselben Blatt wie der vermutl. Mai/Anf. Juni geschriebene Aufsatz Elfenbeinarbeiten in Berlin (W 49.2, 316; EGW 3, 407−09). 2) Der Schluß der Anzeige, auch in Schuchardts Hand, auf einem Blatt mit einem Entwurf zum Aufsatz über Klödens Programm zur Prüfung der Zöglinge der Gewerbeschule, der Mitte Mai entstand (W 53, 401). Das den Beitrag anführende Schema zu KA VI 2 entstand vermutl. bis 10. Mai (s. unten).

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HENSCHEL: PHYSIOGNOMISCHE SKIZZEN

Z

1828

1828

[Mai Schema zu KA VI 2 (Nr. 10.8; AA-SL 3, 333): 5.) . . . Gebrüder Henvor10.]1) schel, physiognomische Scizzen . . . Mai 23. [Berlin] Kunst-Anzeige (Berliner Conversationsblatt für Poesie, Literatur und Kritik Nr. 100, 394): Das Bildniß des Herrn Al. von Humboldt von den Gebr. Henschel. Die Herren Henschel, denen wir schon manches interessante Bildniß danken, eröffnen mit diesem Portrait eine Gallerie berühmter Männer in sehr compendiösem Format. Das Bildchen zeigt uns Herrn von Humboldt in ganzer Figur als Professor auf der wissenschaftlichen Rednerbühne vor seinem versammelten Auditorium. Obwohl das Format des Bildes sehr klein − 2 Zoll hoch 1 1/2 Zoll breit − so ist die Ähnlichkeit nicht zu verkennen, ja selbst unter den 12 Zuhörern, welche sichtbar werden, findet man bekannte Gesichter heraus. Es dürfte daher dieses auf Seidenpapier gedruckte Blättchen insonderheit den Zuhörern und − Zuhörerinnen noch mehr − als Andenken zu empfehlen sein. Juni 14. An F. J. Frommann2) (Br 44, 135): Ew. Wohlgeboren

erhalten den endlichen Abschluß unseres dießmaligen Heftes [KA VI 2].3)

20. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 525): . . . hierbei . . . 2. Correcturbogen von Bogen 27.4) 29. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 528): Ewr Excellenz empfangen hierbei die beorderte 2te Revision des 27. Bogens . . .5) Juli

1. Abends mit Professor Riemer, den endlichen Abschluß des Heftes von

Kunst und Alterthum bewirkt. SK/PL

1

) Zur Datierung s. AA-SL 6, 516. Der Anzeigentitel ist auch im etwa zeitgleich entstandenen Schema 10.9 gelistet: Physiognomische Skizzen von Gebrüder Henschel (AASL 3, 334). 2 ) G’s Tgb vom 14. Juni vermerkt: Sendungen nach Jena: Herrn Frommann, Abschluß des Manuscripts und das Inhaltsverzeichniß. 3 ) Mit dieser letzten Ms.-Sendung u. a. wohl auch Physiognomische Skizzen der Gebrüder Henschel. 4 ) Enthaltend u. a. Physiognomische Skizzen der Gebrüder Henschel. 5 ) Am selben Tag an F. J. Frommann zurückgesandt (Br 44, 413).

1771

HERDER

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[Herder]1)

E D

1811 Apr 2./6. Abschnitt 1 (W 36, 2542−11)2) 1821 ca. Juni 8. Abschnitt 2 (W 36, 25413−25617)3) Q 2.2 (1837) 541f. (1. Abschnitt: ohne Titel4)). − C1 60 (1842) 263−65 (2. Abschnitt: Herder. 1803). − W 36, 254−57.5) − AA-DuW 2, 528f. (1. Abschnitt: Paralip. 60: Herder späterhin). − FA I 14, 971 (1. Abschnitt: Paralip. 77 zu DuW). − FA I 17, 364f. (2. Abschnitt: Verhältniss zu Herder).6) − MA 9, 940 (1. Abschnitt: Herder späterhin)7). − MA 14, 567f. (2. Abschnitt: Herder).

Z8)

1771

Sept/Okt [Frankfurt?] An Herder9) (GB 1.1, 224): Herder, Herder. Bleiben Sie

m i r , was Sie m i r sind. Binn ich bestimmt Ihr Planet zu seyn so will ich’s seyn, es gern, es treu sein Ein freundlicher Mond der Erde . . . Adieu lieber Mann. Ich lasse Sie nicht los. Ich lasse Sie nicht! Jakob rang mit dem Engel des Herrn. Und sollt ich lahm drüber werden. 1

) Von G nie veröffentlichte Charakteristik Herders, zusammengesetzt aus zwei gesonderten Abschnitten: Der 1. entstand im Kontext der DuW-Darstellung von G’s Begegnung mit Herder in Straßburg; der 2. wurde ausgelöst durch den im letzten Abschnitt angedeuteten widerwärtigen Trumpf Herders beim Lob von G’s Eugenie (Deine „Natürliche Tochter“ gefällt mir viel besser, als Dein natürlicher Sohn!) in Herders Todesjahr 1803. 2 ) Paralip. 60 (Ri, H68) überschrieben: Herder späterhin. (AA-DuW 2, 528f.) − Die auf Herder in Straßburg bzgl. Partien zu DuW Buch 10 entstanden: 1811 Apr 2., 5. u. 6.; vgl. „Dichtung und Wahrheit“ gD, EGW 2, 381. 3 ) Paralip. zu Tag- und Jahres-Hefte 1803. W 36, 440 zufolge sind zwei Hss. überliefert; H1 u. eine Reinschrift H2 überschrieben: Verhältniß zu Herder. Es fällt auf, daß G in TuJ 1803, dem Sterbejahr Herders, diesen mit keinem Wort erwähnt, aber ausführlich über Eugenie (Die Natürliche Tochter) referiert. Die Herder-Charakteristik des 2. Abschnitts war vermutl. ein Entwurf zu TuJ 1803, den G aber nicht verwendete, sondern stattdessen über Herder schwieg. Vorbereitungen zu TuJ 1803 begannen 1819 mit TgbExzerpten u. einem Konzept des literar. Lebens; zur Ausarbeitung u. Niederschrift gelangte G erst nach u. nach 1823, 1824 u. 1825, ehe 1830 der Druck erfolgte. Wörtliche Parallelen mit dem von F. v. Müller überlieferten Gespräch vom 8. Juni 1821 deuten auf zeitl. Nähe der Abfassung des 2. Abschnitts hin. 4 ) Irrtümlich durch Eckermann den Annalen [TuJ] von 1795 einverleibt. 5 ) Rubrik: Biographische Einzelnheiten. Abschnitt 2 durch Strich u. Zwischenüberschrift 1803 von Abschnitt 1 abgesetzt. 6 ) Rubrik: Biographische Einzelheiten. 7 ) Unter der Rubrik: Aus meinem Leben. Fragmentarisches. 8 ) Die Z-Rubrik enthält diverse zur Vorgeschichte der Darstellung gehörige Z, die auf Herders zwiepältiges Wesen deuten, mit dem er G immer wieder verletzt u. ihre Freundschaft getrübt hatte. Diese schmerzlichen Erfahrungen verschwieg G letztlich eingedenk all des Positiven, das er ihm zu verdanken hatte. Als Verbundene, Zusammengehörige, besonders in den Jahren 1783−87, zeigte B. Suphan sie in: Goethe und Herder (Deutsche Rundschau 52, 1887, 63−76) auf überzeugende Weise. 9 ) Zu Herders u. G’s erster Begegnung in Straßburg zw. Sept 1770 u. Apr 1771, s. unten 1811: DuW.

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HERDER

1772

1772 März 21. [Bückeburg] Herder an Caroline Flachsland (Herder Briefe 2, 154): Göthe ist würklich ein guter Mensch, nur äußerst leicht u. viel zu leicht, u. Spazzenmäßig, worüber er meine ewigen Vorwürfe gehabt hat. Er war der Einzige, der mich in Strasburg in meiner Gefangenschaft besuchte u. den ich gern sahe: auch glaube ich ihm, ohne Lobrednerei, einige gute Eindrücke gegeben zu haben, die einmal würksam werden können. Jetzt bin ich aber seit langer, langer Zeit außer Briefwechsel mit ihm . . . Juli 10. [Wetzlar] An Herder (GB 1.1, 231f.): Es vergeht kein Tag dass ich mich

nicht mit euch unterhalte, und offt dencke wenn sichs nur mit ihm leben liesse. Es wird, es wird . . . Lasst uns ich bitte euch versuchen, ob wir nicht öffter zu einander tretten können. Ihr fühlt wie ihr den umfassen würdet der euch das seyn könnte was Ihr mir seyd. Lasst uns nur nicht dadurch, dass wir nothwendig manchmal aneinander gerathen mussen, nicht dadurch wie Weichlinge abgeschreckt werden, stosen sich unsre Leidenschafften, können wir keinen Stos aushalten. Das gilt [für] mich mehr als euch. Genug habt ihr was wider mich so sagts. Grad und Ernst, oder Bös, grinsend wies kommt. Dez [7.] [Darmstadt] An Herder (GB 1.1, 247f.): Soll ich nun auch dem Liebesboten kein Zettelgen von mir anhängen!1) Nein so arm sind wir noch nicht Herder. Gott weis wie wir dich lieben, und ein Ries Papier hättest du an den Unterredungen mit dir diese Zeit2) . . . Wir sind die Alten, ein wenig herüber hinüber modifizirt thut nichts zur Sache. Und wenn du aufs Frühjahr kommst wirds herrlich seyn. Mein Vater lässt dich grüssen, und du sollst unter sein Dach treten mit Gastliebe, das versteht sich von selbst . . . Meine Schwester Caroline ist Engel, und wie sie dich liebt, ich bringe dich ihr, darüber haben wir schon viel Paradiese geträumt. Indessen leb wohl . . .3)

1775 Jan

18. [Frankfurt] An J. G. und Caroline Herder (GB 2.1, 157): Der Moment

in dem mich dein Brief traf lieber Bruder war höchst bedeutend.4) Ich hatte mich eben mit viel Lebhafftigkeit des Wesens und Unwesens un-

1

) G’s Brief war eingelegt in Caroline Flachslands Brief vom 7. Dez, in dem sie ihrem Bräutigam versichert, er allein sei der einzige Gedanke ihrer Seele. 2 ) Dazu GB 1.2, 467: Vermutlich bezieht sich Goethe . . . auf Herders Brief an Caroline Flachsland vom 28. November, in dem dieser die Befürchtung ausspricht, Caroline könne „an mich nichts mehr zu schreiben wißen“ und ihr Briefwechsel „in die Länge ermatten“ (Herder Briefe 2, 270). 3 ) Auf diesen herzlichen Brief hin, in dem Goethe Herders Braut Caroline seine Schwester nennt, hüllte Herder sich über zwei Jahre in Schweigen. 4 ) Seit G’s Brief vom 7. Dez 1772, den Herder nie erwidert zu haben scheint, knüpfte er die Korrespondenz nach zweijähriger Unterbrechnung wieder an.

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ter uns erinnert, und siehe du trittst herein und reichst mir die Hand, da hast du meine u. lass uns ein neu Leben beginnen mit einander. denn im Grund hab ich doch bisher für dich fortgelebt, Du für mich. Sey Du mir auch immer fort hold und gut liebe Schwester, mir wirds recht wohl dass ich an euerm Buben und Haushalt wieder Theil habe. Lebt wohl. Dez 12. [Weimar] An Herder (Br 3, 4): Lieber Bruder der Herzog bedarf eines General Superintendenten, hättest du die Zeit deinen Plan auf Göttingen geändert, wäre hier wohl was zu thun. Schreib mir ein Wort. Allenfalls ist auf die Veränderlichkeit der Zukunft ein Blick hierher. Leb wohl. Grüs das Wibele.

1780 Sept

8. [Ilmenau] An Ch. v. Stein (Br 4, 285): Herders haben, merck ich die

Minute abgepasst dass ich weg wäre, um einen Fus in Ihr Haus zu sezzen, ich bitte die Götter auch dass ich darüber recht klar werden möge, und einsehen möge was bey der Sache an mir liegt, bis dahin ist mirs eckelhafft.1)

1781 Juni

1. [Weimar] An Ch. v. Stein (Br 5, 132): Herder war gar gut, wenn er

öffter so wäre man mögte sich nichts bessers wünschen. Sept 21. An Knebel (Br 5, 195): Mit Herdern bin ich in ein Verhältniß gerückt,

das mir für die Zukunft alles Gute verspricht. Schone ihn! man schont sich selbst wenn man nicht streng und grausam in gewissen Lagen gegen Menschen ist, die uns oder den Unsrigen wieder näher werden können.

1782 Juli 11. [Weimar] Herder an Hamann (Herder Briefe 4, 226): Er [G] ist also jetzt Wirklicher geheimer Rath, Kammerpräsident, Präsident des Kriegscollegii, Aufseher des Bauwesens . . . selbst überall der erste Acteur, Tänzer, kurz das fac totum des Weimarschen u. so Gott will, bald der major domus sämmtlicher Ernestinischer Häuser, bei denen er

1

) Zur Entwicklung des Verhältnisses mit G nach Herders Antritt als Superintendent führt GHb3 4.1, 483 aus: Die beiderseitigen Erwartungen auf enge Zusammenarbeit wurden . . . bald enttäuscht. Herder fühlte sich zurückgesetzt gegenüber G., der schnell zum Minister avancierte und nobilitiert wurde − darüber gibt es von beiden Herders sehr gehässige Äußerungen −, und ihr Verhältnis war mehrere Jahre distanziert . . . Hinzu kam die zunehmende Unzufriedenheit Herders darüber, wie wenige seiner Reformideen er in seinem Amt tatsächlich umsetzen konnte (vgl. Irmscher 2005, 246f.).

182

HERDER

1782

zur Anbetung umherzieht . . . Bei alle dem gehts in Geschäften, wie es gehen will u. mag: meine Gegenwart ist hier beinah unnütz u. wird mir von Tag zu Tage lästiger.

1783 Aug 29. An Herder (Br 6, 191): Noch vielen Danck für das gestrige Gute.1) Nov 12. An F. H. Jacobi (Br 6, 211): Von meinem Leben ist es wieder ein

schönes Glück daß die leidigen Wolcken die Herdern solange von mir getrennt haben, endlich, und wie ich überzeugt bin auf immer sich verziehen mußten. Es würde dir ietzo gewiß recht wohl bey uns werden. [Dez An Lavater (Br 6, 232): Eine der vorzüglichsten Glückseligkeiten meiEnde] nes Lebens ist daß ich und Herder nichts mehr zwischen uns haben das uns trennte. Wäre ich nicht so ein ehrner Schweiger, so hätte sich alles früher gelöst, dafür ists aber auch für immer, und mir eine freudige Aussicht. Denn eines edlern Herzens und weitern Geistes ist nicht wohl ein Mensch.

1784 Dez 15. An Knebel (Br 6, 407): Die Stein und Herder sind mir vom grösten

Werth und sind beynahe meine einzigen hiesigen Capitale von denen ich Zinsen ziehe.

1789 März 7. [Rom] Herder an Caroline Herder (Herder Briefe 6, 122): Goethens Gedichte sind hier angekommen2) . . . Ich kenne die meisten, und es sind unglaublich schöne Stücke darunter; alles aber, wie es da ist, hätte er nicht sollen drucken lassen . . . Hole der Henker den Gott, um den alles ringsumher eine Fratze sein soll, die er nach seinem Gefallen brauchet; oder gelinder zu sagen, ich drücke mich weg von dem großen Künstler, dem einzigen rückstrahlenden All im All der Natur, der auch seine Freunde und was ihm vorkommt bloß als Papier ansieht, auf welches er schreibt . . . Gott sei Lob und Dank, daß er mich nicht zu einem so hellstrahlenden Spiegel des Universums gemacht hat; ich mag gern eine dunkle Scherbe bleiben.

1

) G’s Geburtstag 1783 gilt als Wendepunkt, an dem durch G’s Initiative das Verhältnis geklärt u. eine Phase intensiver Zusammenarbeit begonnen werden konnte (vgl. auch „Herder: Ide´es sur la philosophie de l’histoire . . .“, S. 190). Laut GHb3 4.1, 483 hatte G dem über mangelnde Förderung seiner Schulreformpläne mißmutigen Herder bekannt, daß er ebenfalls an der Reformwilligkeit aufgeklärter Fürsten verzweifelte. 2 ) Zur Ostermesse 1789 in Goethe’s Schriften (Ausg. S) Bd 8: Vermischte Gedichte.

1794

HERDER

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1794 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 38f.): Die Hauptfiguren [der deutschen

Kultur zu dieser Zeit] wirkten ihrem Geist, Sinn und Fähigkeit nach unbedingt; an sie schlossen sich andere, die sich zwar Kräfte fühlten, aber doch schon gesellig und untergeordnet zu wirken nicht abgeneigt waren . . . H e r d e r wirkte später [als Klopstock]. Sein anziehendes Wesen sammelte nicht eigentlich eine Menge um ihn her, aber Einzelne gestalteten sich an und um ihn, hielten an ihm fest, und hatten zu ihrem größten Vortheile sich ihm ganz hingegeben.

1795 [vor [Weimar] Herder an Karoline A. C. Gräfin von Baudissin (Herder Briefe 7, 152f.): Mai?] Göthe denkt hierinn anders; Wahrheit der Scenen ist ihm alles, ohne daß er sich eben um das Pünktchen der Waage, das aufs Gute, Edle, auf die m o r a l i s c h e Grazie weiset, ängstlich bekümmert. Im Grunde ist dies der Fehler bei mehreren seiner Schriften. Er hat sich also auch ganz von meinem Urtheil weggewandt, weil wir hierinn so verschieden denken. Ich kann es weder in der Kunst noch im Leben ertragen, daß dem, was man Talent nennt, wirkliche insonderheit moralische Existenz aufgeopfert wird u. Jenes alles seyn soll.2) Okt 30. An Caroline Herder (Br 10, 318f.): Nicht um Ihre Meynung zu lencken

sondern um Ihnen die meinige vorzulegen, ergreife ich die Feder . . . Mit Ihnen zu sprechen möchte in diesen leidenschaftlichen Augenblikken nicht räthlich seyn; wir werden einander nicht überzeugen. Sie haben mir schon geschrieben was ich nicht lesen sollte ich müßte erwarten zu hören was ich nicht hören darf.3)

1796 Juni 14. An Schiller (Br 11, 95f.): Herders zwey neue Bände4) habe ich auch mit

großem Antheil gelesen. Der siebente besonders scheint mir vortrefflich gesehen, gedacht und geschrieben, der achte so viel treffliches er enthält macht einem nicht wohl und es ist dem Verfasser auch nicht 1

) Verfaßt 1819/1826. ) Zuerst war Herder an G’s seit Aug 1794 gemeinsamem Wirken mit Schiller beteiligt, doch schlug Herder mit seiner nun vehement einsetzenden Kritik an der Kantischen Philosophie einen Weg ein, auf dem weder Goethe noch Schiller ihm folgen wollten (Irmscher 2005, 258), was zunehmende Spannungen erzeugte. 3 ) Caroline Herder hatte mit heftigen, nicht in allen Punkten berechtigten Vorwürfen gegen Carl August und G. die finanzielle Unterstützung für die Ausbildung ihrer Söhne gefordert, die Herder 1789 zugesichert worden war, um sein Weggehen an die Universität Göttingen zu verhindern (GHb3 4.1, 485). Die Beziehungen blieben von nun an − bis auf Einzelereignisse wie August v. Goethes Konfirmation 1802 − zerrüttet. 4 ) Briefe zur Beförderung der Humanität. 7. und 8. Sammlung. Riga 1796. 2

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wohl gewesen, da er ihn schrieb. Eine gewisse Zurückhaltung, eine gewisse Vorsicht, ein Drehen und Wenden, ein Ignoriren, ein kärgliches Vertheilen von Lob und Tadel macht besonders das was er von deutscher Litteratur sagt äußerst mager.1) Juni 18. [Jena] Schiller an G (SNA 28, 227f.): Herders Buch machte mir ziemlich dieselbe Empfindung wie Ihnen . . . An seinen Confessionen über die deutsche Litteratur verdrießt mich, noch ausser der Kälte für das Gute, auch die sonderbare Art von Toleranz gegen das elende . . . Seine Verehrung gegen [E. Chr. v.] Kleist [H. W. v.] Gerstenberg und Geßner − und überhaupt gegen alles verstorbene und vermoderte hält gleichen Schritt mit seiner Kälte gegen das Lebendige.

1802 Apr 26. An Herder (Br 16, 73): Du willst, verehrter, alter Freund, die Gefällig-

keit haben meinen Sohn in die christliche Versammlung einzuführen, auf eine liberalere Weise als das Herkommen vorschreibt. Ich dancke dir herzlich dafür und freue mich daß er den, für Kinder immer apprehensiven, Schritt, an deiner Hand, auf eine Weise macht, die mit seiner gegenwärtigen Bildung zusammentrift. Er wird sich dir, mit seinem Lehrer, nächstens vorstellen, empfang’ ihn freundlich und ordne alles nach Gefallen, indem du meiner gedenckst.

1803 Apr 17. [Weimar] Caroline Herder an J. I. Gerning (Herder Briefe 8, 351): Wir haben einen innigen hohen Genuß gehabt − Goethes E u g e n i a 2) ist gegeben worden. Ein hohes, tiefgedachtes, tiefempfundenes Stück − an Inhalt wie an Kunst. G o e t h e s g a n z w ü r d i g . Sein bester Genius war mit ihm. Mein Mann u. ich haben eine so reine Freude darüber, wie wir sie in langen Jahren nicht gehabt. Der Inhalt ist ganz politisch − das menschliche im Kampf oder vielmehr durchflochten mit dem politischen − das ewige Schauspiel der Welt! − u. dies alles in der einfachsten edelsten Sprache, in den schönsten Jamben. Das Stück spielt in unsrer Zeit − wir sind ganz und innigst dabei. Er will das Ganze in drei Abtheilungen geben, wovon wir jetzt die erste haben. Ach es wird noch sehr traurig kommen, es ist hoch tragisch angelegt, uns innig ansprechend, wahr. Ich wollte daß Sie hier wären u. es mit uns sähten. Mein Mann hats gestern zum erstenmal gesehen − seine ganze Seele ist davon bewegt u. erfüllt, so wie die meinige.3) 1

) Herder hatte im 104. Brief der 8. Sammlung bei sehr zurückhaltendem Lob G’s neueren Werken indirekt Formalismus vorgeworfen, indem er alles Lob durch den wiederholten Satz einrahmte: Form ist Vieles bei der Kunst; aber nicht Alles. (Herder SW 18, 121) und: Bei dem Allen aber komme ich auf den Anfang meines Briefes zurück: Form ist nicht Alles in der Dichtkunst . . . (ebd. 124) u. schließlich: Sehr undeutsch wäre es, wenn bei uns die M o r a l i t ä t ein verspotteter Name würde; der alten Sitte nach gehört sie mit zu unserm Charakter und kann uns durch nichts ersetzt werden (ebd.125). Zur Sache vgl. Irmscher 2005, 258. 2 ) Die natürliche Tochter; Uraufführung am 2. Apr 1803 in Weimar. 3 ) Einen Auszug dieses Briefes übermittelte G’s Mutter am 24. Juni 1803 an G (RA 4, Nr. 778), worauf G im 2. Abschnitt, ohne Namensnennung, Bezug nimmt.

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Mai [Jena] J. D. Färber, Kalender (BG 5, 348): Den 14 sind d. H. General Superind: Herter 14.−17. aus Weimar ein log. Den 15 Ist der Superintend. Marzoll [J. G. Marezoll] durch den Herrn Obr. Consistorial Präsident Herter ein geführt worden. Den 15 Abends 7 Uhr sind d. H. Geh.rath v. Göthe ein log. Den 17. sind d. H. GeneralSuperind. Herter wieder nach Weimar abgereist. 16. [Jena] Hr. Präs. v. Herder.1) 16. [Jena] J. H. Voß d. Ä. an H. Chr. Boie (BG 5, 346): Dieser Nachmittag brachte uns Göthe, der gestern von Lauchstädt zurükkam . . . Mitten im Gespräch unterbrach uns Herder, der Marezoll eingeführt und die Schulen besucht hat. Gestern hatten wir mit ihm einen gewaltigen Schmaus bei Hr. Kammerrath [G. W.] Vogel . . . Heute wurden nur abgleitende Worte gewechselt, weil der Hr. Kammerrath in der Gesellschaft war und Herder mit Göthe wieder gespannt sein soll. Ob Herder mir selbst gern auswiche, kann ich noch nicht sicher bestimmen; aber es scheint . . . auch die Einleitung einer bildlichen Sentenz: Da die beiden Herren da Dichter sind, und ich keiner bin, so − hierauf antwortete Göthe mit Laune, die Spott zu verdecken schien. An so etwas zu denken, wird man wenigstens veranlasst; und man dankt dem Himmel für die Ruhe in der Bachgasse. [16.] W. Bode (BG 5, 348): Frau [Amalie] Ridel . . . erzählte ihm [J. G. Stötzer] als Grund der gänzlichen Entfremdung zwischen Herder und Goethe folgendes: Goethe habe seine „Natürliche Tochter“ in Jena im Kreise der Professoren vorgelesen, und Herder sei auch dabei gewesen. Als Goethe geendet, hätten alle das Stück außerordentlich gelobt, nur Herder sei stumm geblieben. „Nun, Alter“, habe ihn Goethe angeredet, „Du sagst gar nichts, gefällt Dir denn das Stück gar nicht?“ „O doch!“ antwortete Herder, „Deine ,Natürliche Tochter‘ gefällt mir viel besser, als Dein natürlicher Sohn!“2) Dez 19. [Jena] An Charlotte v. Schiller (Br 16, 383): Wir können uns Glück

wünschen, daß diese winternächtliche Kranken- und Todtenbilder durch eine so geistreiche Natur [Anne Germaine de Stae¨l] einigermaßen verscheucht und der Glaube ans Leben wieder gestärkt wird.3) 1

) Tag der fatalen Äußerung Herders, die den Text des 2. Abschnitts auslöste. ) Demnach hätte Herder den höchst widerwärtigen Trumpf G sogar öffentlich im Kreis von Professoren versetzt, während man nach G’s Darstellung eher ein Gespräch unter vier Augen vermuten würde. Den Wortlaut von Herders Sottise verschwieg G konsequent, so im Gespräch mit J. I. Gerning vom 10. Jan 1805: Herder sey in der letzten Zeit kränkl. gewesen an Körper u. Geiste, drum müsse man ihm vieles zu gut halten. Hätte er länger gelebt, er wäre noch − verrückt! worden. Sein gutes Urtheil über Eugenie war Göthen befremdend, u. nicht wohlthuend, weil es ebenso schlimm von der andern Seite seyn konnte. Pro oder auch contra Etwas habe sich Herder leicht durch seine leichte blendende Schreibart verführen lassen . . . von einem jugendl. genialischen Geiste ließ man sich Paradoxen gefallen, wenn aber ein älterer den g r a d e n W i n k e l schief drücke, so sey es falsch pp. (BG 5, 540). Vgl. unten 8. Juni 1821: G’s Gespräch mit F. v. Müller. In einer Anm. dazu behauptet W. v. Biedermann, abweichend von der obigen Berichterstattung Amalie Ridels an Stötzer: Die nach Goethes eigner Erzählung ihn so tief verletztende Äußerung Herders, womit er das Lob von Goethes ,Natürlicher Tochter‘ beschloß, lautete nach Mittheilung der Geheimen Kammerräthin Ridel geb. Buff: „Am Ende ist mir aber doch Dein natürlicher Sohn lieber, als Deine ,Natürliche Tochter‘.“ (BG 5, 347). Dazu MA 14, 834: Diese zweite Version von Herders Wortspiel erscheint wenig glaubwürdig. 3 ) Zu Kranken- und Todtenbilder: Herder war am 18. Dez 1803 gestorben. Am selben Tag hatte C. G. Voigt aus Weimar berichtet: daß Frau von Imhof mit Tode abgegangen 2

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1803

Dez 20. [Jena] An Charlotte v. Schiller (Br 16, 386): Daß ich aber Sonnabends

nach Weimar soll und will, macht mir eine unaussprechliche Differenz . . . Gerade zu einer Zeit, die mir die verdrießlichste im Jahre ist; wo ich recht gut begreife wie Heinrich III. den Herzog von Guise erschießen ließ,1) bloß weil es fatales Wetter war, und wo ich Herdern beneide, wenn ich höre daß er begraben wird.2)

1804 März 23. [Weimar] Böttiger: Abschiedsrede3) (Encyclopädie der deutschen Nationalliteratur. Hsg. v. O. L. B. Wolff. 1. Bd. Leipzig 1835, 338): Warum kann ich, ehrwürdiger H e r d e r , nicht in dieser Scheidestunde, wo alle Binden fallen, nur die der Liebe nicht, nicht noch zum letztenmale Deine Hand ergreifen, die mir so lange eine treue Vaterhand war . . . Ich bekenne es laut, und werde nie aufhören, es zu bekennen, daß ich nie von Dir ging, ohne belehrter und weiser zu seyn. Und für alles dieß konnte ich nicht einmal Deine kalte Hand im Tode noch in die meinige legen, als Du zu dulden aufgehört hattest. Zwar diese theure Hand war schon früher erkaltet. Du, Großherziger, warst nicht schuld daran. Aber, bei Gott dem Allwissenden, ich auch nicht: obgleich mich es tief schmerzen mußte. ist. Auch ihr Sohn ist . . . verstorben . . . H e r d e r , fürchten wir, überlebt diese Nacht nicht, et tunc magna sui sub terras ibit imago! [nach Vergil, Aeneis IV 654.] Am 19. Dez 1803 schrieb Voigt an G: Kaum eine Stunde nach Abgang meines gestrigen Briefes ist unser Herder entschlafen . . . Uns bleibt nur das so viele Gute und Vortreffliche des hingeschiedenen Freundes im Andenken, und wir vergessen alles, was Umstände, Körperlichkeit und fremder Einfluß zum eignen Mißmut des teuren Toten beitrug. Man hat die Kondolenzvisiten verbeten. B ö t t g e r ist gestern verreiset . . . Herr von Ziegesar ist über den Tod seiner Schwiegertochter so betrübt, weil besonders zugleich die Frau von Werthern sehr krank ist. So viel von Krankheit, Tod usw. Nächstens von Leben und Lebenlassen (SchrGG 54, 391f.). 1 ) Heinrich III. von Frankreich ließ 1588 den Herzog von Guise u. dessen Bruder ermorden. G’s Interesse für die verworrenen Zeiten der Hugenottenkriege in Frankreich war vermutl. schon durch Voltaires satirische Henriade (1723) in des Vaters Bibliothek geweckt u. durch die Frz. Revolution erneut belebt worden, wie die beiläufige Bemerkung zeigt: Wer die Revolution überlebt hat, fühlt sich in die Geschichte hineingetrieben, er sieht im Gegenwärtigen das Vergangene mit frischem, die fernsten Gegenstände heranziehendem Blick (Französisches Haupttheater; W 40, 134). 2 ) Am 20. Dez hatte C. G. Voigt an G berichtet: Daß Herders Leiche in der Kirche begraben werden soll − ist heute auf Verlangen des Doktors Herder . . . bewilligt worden. Man will morgen schon (wenn es dabei bleibt) 12 Pastores in pontificalibus zu Trägern der Leiche anstellen und die Marschälle, wie bei adeligen Beerdigungen sittlich, organisieren. Ich glaube sicherlich, daß B ö t t g e r ein paar Tage ausgewandert ist, um aller Förmlichkeit, Parentation u.s.w. überhoben zu sein . . . Am 21. Dez 1803 meldete Voigt: Ich schreibe das in der Begräbnisstunde des alten Freundes Herder. Mein Sohn wohnt der Prozession bei und vertritt auch meine Stelle. Ich bin schnupfig und mag mich nicht der Abenderkältung exponieren. Mehr möge mein Sohn, wenn er morgen die Ehre hat, Sie zu besuchen, Ihnen erzählen (SchrGG 54, 393). 3 ) Böttigers Abschiedsrede in der überfüllten Aula des Weimarer Gymnasiums, dessen Direktor und Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten er auf Herders Veranlaßung seit 1791 war. G’s Reaktion auf Böttigers öffentliche Erwähnung seines Mißverhältnisses zu Herder s. im nächsten Z.

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März 29. [Weimar] An C. G. Voigt (Br 30, 81): Diese Böttcheriade zu pariren

wird allerdings verdienstlich seyn.1) Es ist recht sonderbar, daß der Mann nicht einsieht daß die Stelle wirklich beleidigend ist . . . Böttcher ist unglücklicher weise zugleich bösartig und unklug. Wer wird eines Misverhältnisses zu einem Manne wie Herder öffentlich erwähnen? Wer wird sich dabey durch Anschuldigung anderer entschuldigen wollen? Doppelt und dreyfache Ungeschicklichkeit.

1808 Dez

8. An H. C. A. Eichstädt (Br 20, 250): Die auf altdeutsche Poesie sich

beziehenden Aufsätze2) haben mir desto weniger Freude gemacht. Dem Verfasser fehlt es gar sehr an historischen Kenntnissen . . . Was soll man zu der großen Lücke zwischen Bodmer und Tieck sagen? Warum ist denn von Herdern einmal gar nicht, und das andere Mal nur im Vorbeygehn die Rede? Wer diese vierzig Jahre mitgelebt und mitgewirkt hat, der weiß besser, wem man diese Ärnten schuldig ist, welche die jungen Herren mit soviel Dünkel abmähen. Das Wunderhorn, das ich sehr schätze,3) ist keineswegs unmittelbar und augenblicklich aus dem Boden entsprungen.4) Es geziemte denen, die sich mit solchen Dingen abgeben, die Geschichte solcher Erscheinungen zu erforschen.

1811 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 10 (AA-DuW 1, 335−37)5): . . . das be-

deutendste Ereigniß, was die wichtigsten Folgen für mich haben sollte, war die Bekanntschaft und die daran sich knüpfende nähere Verbindung mit H e r d e r . Durch mannigfaltige Fragen suchte er sich mit mir und meinem Zustande bekannt zu machen, und seine Anziehungskraft wirkte immer stärker auf mich. Ich war überhaupt sehr zutraulicher Natur, und vor ihm besonders hatte ich gar kein Geheimniß. Es währte jedoch nicht lange, als der abstoßende Puls seines Wesens eintrat und 1

) Mehrere Stellen der auf Herzogin Luises Wunsch gedruckten Rede Böttigers − eine gegen Carl August gerichtete, daß über dem Schloßbau das Gymnasium zurückstehen müsse, u. eine über sein (Böttigers) erkaltetes Verhältnis zu Herder − wurden von der Zensur in Jena gestrichen bzw. gekürzt. Vgl. Tümmler (SchrGG 55, 376) mit Hinweis auf Voigts Brief an Böttiger vom 29. März 1804. 2 ) Nicht ermittelt; Eichstädt war seit 1804 der Herausgeber der JALZ. 3 ) Vgl. „Arnim und Brentano: Des Knaben Wunderhorn“ (EGW 1, 146−51). 4 ) Das Z zeigt G’s faires Bemühen um den Nachruhm Herders, dessen Verdienste um das Volkslied er miterlebt hatte, so im gemeinsamen Von deutscher Art und Kunst Herders Auszug aus einem Briefwechsel über Oßian und die Lieder alter Völker (1771/73) bis zur Edition der Volkslieder 1778/79. 5 ) Verfaßt 2.−6. Apr 1811.

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Apr

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1. 2. 5. 6.

1811

mich in nicht geringes Misbehagen versetzte . . . Ich sprach von diesen Dingen mit einiger Behaglichkeit; allein er war anderer Meynung, verwarf nicht allein dieses ganze Interesse, sondern wußte es mir auch lächerlich zu machen, ja beynahe zu verleiden . . . Herder konnte allerliebst einnehmend und geistreich seyn, aber eben so leicht eine verdrießliche Seite hervorkehren. Dieses Anziehen und Abstoßen haben zwar alle Menschen ihrer Natur nach, einige mehr, einige weniger, einige in langsamern, andere in schnelleren Pulsen; wenige können ihre Eigenheiten hierin wirklich bezwingen, viele zum Schein. Was Herdern betrifft, so schrieb sich das Uebergewicht seines widersprechenden, bittern, bissigen Humors gewiß von seinem Uebel [einer Tränenfistel] und den daraus entspringenden Leiden her. Dieser Fall kommt im Leben öfters vor, und man beachtet nicht genug die moralische Wirkung krankhafter Zustände, und beurtheilt daher manche Charactere sehr ungerecht, weil man alle Menschen für gesund nimmt und von ihnen verlangt, daß sie sich auch in solcher Maße betragen sollen. Die ganze Zeit dieser Cur1) besuchte ich Herdern Morgens und Abends; ich blieb auch wohl ganze Tage bey ihm und gewöhnte mich in kurzem um so mehr an sein Schelten und Tadeln, als ich seine schönen und großen Eigenschaften, seine ausgebreiteten Kenntnisse, seine tiefen Einsichten täglich mehr schätzen lernte. Die Einwirkung dieses gutmütigen Polterers war groß und bedeutend. Er hatte fünf Jahre mehr als ich, welches in jüngeren Tagen schon einen großen Unterschied macht; und da ich ihn für das anerkannte was er war, da ich dasjenige zu schätzen suchte was er schon geleistet hatte, so mußte er eine große Superiorität über mich gewinnen. Aber behaglich war der Zustand nicht: denn ältere Personen, mit denen ich bisher umgegangen, hatten mich mit Schonung zu bilden gesucht, vielleicht auch durch Nachgiebigkeit verzogen; von Herdern aber konnte man niemals eine Billigung erwarten, man mochte sich anstellen wie man wollte. Indem nun also auf der einen Seite meine große Neigung und Verehrung für ihn, auf der andern das Misbehagen, das er in mir erweckte, beständig mit einander im Streit lagen; so entstand ein Zwiespalt in mir, der erste in seiner Art, den ich in meinem Leben empfunden hatte. Eigene Biographie, Schemata.2) Schema zur Biographie. Herder. Biographie. Herder in Straßburg. Biographie. Schluß von der Herderschen Gegenwart. 1

) Herders im Winter 1770/71 in Straßburg vorgenommene Augenoperation, die mißlang u. keinerlei Besserung brachte. 2 ) Dies u. die folgenden 3 Z beziehen sich auf die Entstehung von Dichtung und Wahrheit Buch 10, in dessen Kontext der 1. Abschnitt von G’s Herder-Reflexion entstanden zu sein scheint (vgl. S. 179, Anm. 1).

1816

HERDER

189

1816 Nov

7. An Zelter (Br 27, 221): . . .1) Herder hatte sich auch solche jugendliche

Unarten bis in’s Alter durchzuführen vermessen und ist darüber verzweiflend in die Grube gefahren.2) Untersuche dich ja ob dir dergleichen Zeug in den Gliedern steckt, ich thu es alle Tage. Man muß von den höchsten Maximen der Kunst und des Lebens in sich selbst nicht abweichen, auch nicht ein Haar, aber in der Empirie, in der Bewegung des Tages will ich lieber etwas Mittleres gelten lassen, als das Gute verkennen, oder auch nur daran mäkeln.

1818 Dez 18. Festzug dichterische Landes-Erzeugnisse, darauf aber Künste und Wis-

senschaften vorführend.3) (W 16, 270f.): Die Ilme [zu Herders Ruhm]: Ein edler Mann, begierig zu ergründen / Wie überall des Menschen Sinn ersprießt, / Horcht in die Welt, so Ton als Wort zu finden / Das tausendquellig durch die Länder fließt. / Die ältesten, die neusten Regionen / Durchwandelt er und lauscht in allen Zonen. // Und so von Volk zu Volke hört er singen / Was jeden in der Mutterluft gerührt, / Er hört erzählen was von guten Dingen / Urvaters Wort dem Vater zugeführt. / Das alles war Ergetzlichkeit und Lehre, / Gefühl und That, als wenn es Eines wäre. // Was Leiden bringen mag und was Genüge, / Behend verwirrt und ungehofft vereint, / Das haben tausend Sprach- und Redezüge, / Vom Paradies bis heute, gleich gemeint. / So singt der Barde, spricht Legend’ und Sage, / Wir fühlen mit, als wären’s unsre Tage. // Wenn schwarz der Fels, umhangen Atmosphäre / Zu Traumgebilden düstrer Klage zwingt, / Dort heiterm Sonnenglanz im offnen Meere / Das hohe Lied entzückter Seele klingt; / Sie meinen’s gut und fromm im Grund, sie wollten / Nur Menschliches, was alle wollen sollten. // Wo sich’s versteckte wußt’ er’s aufzufinden, / Ernsthaft verhüllt, verkleidet leicht als Spiel; / Im höchsten Sinn der Zukunft zu begründen, / H u m a n i t ä t sei unser ewig Ziel. / O, warum 1

) Das Vorausgehende bezieht sich auf eine Absurdität F. A. Wolfs gegenüber G, über die Zelter ihm am 25. Okt 1816 berichtet hatte. 2 ) Dies Problem taucht in Reflexionsform wiederholt auf, so schon an Schiller 17. Aug 1799: Ein Jugendfehler ist nicht liebenswürdig als in so fern er hoffen läßt daß er nicht Fehler des Alters seyn werde (Br 14, 156), in den Aphorismen 1821: Der Irrthum ist recht gut solange wir jung sind, man muß ihn nur nicht mit ins Alter schleppen. (Maximen und Reflexionen, W 42.2, 118) u. im Gespräch mit Eckermann vom 16. Aug 1824: „Man muß keine Jugendfehler ins Alter hineinnehmen; denn das Alter führt seine eigenen Mängel mit sich“ (FA II 12, 122). 3 ) Vgl. „Maskenzug [XVII] Bei Allerhöchster Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar“.

190

HERDER

1818

schaut er nicht, in diesen Tagen, / Durch Menschlichkeit geheilt die schwersten Plagen!1)

1821 Juni

8. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 41−44): . . . wir kamen aber bald wieder auf philosophische Gegenstände, auf die schöne Zeit der Herzogin Mutter und auf sein Verhältniß zu Wieland und Herder zu sprechen. Über die Ursachen seiner Spannung mit Herdern, den er drei Jahre lang in der letzten Zeit nicht sah, theilte er Vertraulichstes mit, unter feierlichstem Handschlag. In Jena trafen sie sich dann einmal wieder. Goethe besuchte Herdern zuerst. Sie sprachen lange und doch − setzte er hinzu − getraue ich mir den Ausgang dieses Gesprächs nicht zu offenbaren. Herders Frau sei an allem schuld gewesen, mit ihrem unbiegsamen Spatzenkopf; ihre Anforderungen an den Hof seien ins Grenzenlose gegangen, und der Herzog habe unmenschliche Geduld bewiesen und sich wahrlich nichts gegen Herder vorzuwerfen. Herdern selbst muß man vieles wegen seiner steten Kränklichkeit zu gute halten; leider hatte er die Reizbarkeit und Bitterkeit im Urtheil, die ihm von Jugend auf angeklebt, in’s Alter hinüber getragen. Aber Unarten, die in der Jugend so gar interessant und am Manne noch erträglich sind, werden ganz unleidlich, wenn man sie in’s Alter hinüber nimmt. Je mehr man Herdern geliebt, je mehr habe man sich von ihm entfernt, entfernt halten müssen, um ihn nicht todt zu schlagen.

CK/Red.

[Herder:] Ide ´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite ´ par Herder, traduites par Quinet. Paris 18282)

E D

1827 März Ende3) / 1828 Mai 22.4) KA VI 2 (1828) 393f. − C1 46 (1833) 177. − W 41.2, 345. − AA-SL 2, 226. − MA 18.2, 129 (J. G. Herder: Ide´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite´ par Herder, traduites par Quinet. Paris 1828). − FA I 22, 489. 1

) Indirekte, Herders Wirken zusammenfassende, Hauptakzente setzende u. auf die Briefe zur Beförderung der Humanität anspielende Ehrung, ein Balance-Akt, besonders in den letzten Versen. 2 ) Anerkennende Besprechung der Übersetzung u. Einleitung des frz. Historikers Edgar Quinet von Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. 4 Theile. Riga 1784−91, die dadurch auch auf die frz. Nation gleichfalls zu wirken und . . . den menschlichsten Einfluß auszuüben gewürdigt werden. 3 ) Übersendung der Ide´es sur la philosophie de l’histoire de l’humanite´, par Herder. Ouvrage trad. de l’allemand et pre´ce´ce´ d’une introd. par Edgar Quinet. T. 1. [u. vermutl. T. 2] Paris: F. G. Levrault 1827. (Ruppert Nr. 3068) T. 1, mit hs. Widmung: A l’illustre Ami de Herder, Le Ministre d’e´tat Goethe Hommage du Respect et de l’Admiration du Traducteur. Vgl. unten 25. März 1827: Quinet an G. − T. 3, Paris 1828, sandte Quinet am 27. März 1828 an G (s. d.); der Bd enthielt einen eingeklebten Brief des Verlegers F. Berger-Levrault an G, dat. Strasbourg, fevrier 1828; er blieb (Ruppert Nr. 3068 zufolge) unaufgeschnitten, lag also G’s Rezension nicht mehr zugrunde. 4 ) Zur Datierung von H1 sind keine Z bekannt, doch enthält das Bl. unten das Konzept des Briefes an C. W. v. Fritsch, dessen Absendung G’s Tgb vom 22. Mai 1828 vermerkt; die Rez. entstand also vorher (AA-SL 5, 380). Doch kann sie erst nach Empfang von Quinets Brief vom 25. März 1827 verfaßt sein, der die Einl. u. T. 1 seiner HerderÜbers. begleitete. − Die Ideen betrachtete G als Herders vorzüglichstes Werk; dessen Anfänge reichten in die Straßburger Zeit zurück, u. als Herder es in den 80er Jahren in

1783

Z Dez

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191

1783 8. An Knebel (Br 6, 224): Herder schreibt eine Philosophie der Geschich-

te, wie du dir dencken kannst, von Grund aus neu. Die ersten Kapitel haben wir vorgestern zusammen gelesen, sie sind köstlich. Ich lebe neuerdings sehr eng doch artig. Welt und Naturgeschichte rast iezt recht bey uns.

1784 März 12. An Ch. v. Stein (Br 6, 253): Herders Fortsetzung [der Ideen] ist ganz

trefflich und ihm ist das Werck schon fast verleidet. 27. (s. „Dem Menschen wie den Thieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben1). . .“: an Herder gD, EGW 2, 267) Mai

1. (s. „Dem Menschen wie den Thieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben. . .“: Ch. v. Stein an Knebel gD, EGW 2, 270) 10. [Weimar] Herder an Hamann (Herder Briefe 5, 43): Hier haben Sie, lieber bester ältester Freund, den ersten Theil meiner neugebackenen Philosophie der Geschichte . . . Keine Schrift in meinem Leben habe ich unter so vielen Kümmernissen u. Ermattungen von innen u. Turbationen von außen geschrieben, als diese; so daß wenn meine Frau, die eigentlich Autor autoris meiner Schriften ist u. Göthe, der durch einen Zufall das erste Buch zu sehen bekam, mich nicht unabläßig ermuntert u. getrieben hätten, alles im αδης [Hades] der Ungebohrnen geblieben wäre.

Nov 17. An Knebel (Br 6, 389f.): Hier schicke ich dir endlich die Abhandlung

aus dem Knochenreiche, und bitte um deine Gedancken drüber. Ich habe mich enthalten das Resultat, worauf schon Herder in seinen Ideen deutet, schon ietzo mercken zu lassen, daß man nähmlich den Unterschied des Menschen vom Thier in nichts einzelnem finden könne. Vielmehr ist der Mensch aufs nächste mit den Thieren verwandt.2)

G’s Weimarer Nähe ausarbeitete, waren sie einander nahe verbunden; G’s Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens (1784) bestätigte beider Überzeugung, die Entwicklung aller Lebewesen erfolge in einer sprunglosen Kette. − Die Z-Rubrik enthält Belege für G’s Teilnahme an Herders Ideen; den Abschluß bilden einige Z, die sich auf G’s weiteres Interesse an dem Übersetzer Quinet beziehen. 1 ) Das Fehlen dieses Knochens hatte als Unterscheidungsmerkmal zwischen Affen und Menschen gegolten, so daß G’s Fund Herders Idee von der Kontinuität in der Entwicklungsgeschichte der Natur (T.1, Buch 9, Kap. 4.) bestätigte (GHb3 4.1, 483). − Vgl. „Dem Menschen wie den Thieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben . . .“ Anf. Nov 1784: an Herder, EGW 2, 276f. 2 ) Vgl. Buch 2, Kap. 4.: Der Mensch ist ein Mittelgeschöpf unter den Tieren der Erde in Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. T. I. Riga u. Leipzig 1784 (Herder SW 13, 65−71).

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1785

1785 [Jan 6.] An Knebel (GB 6.1, 5): In den andern Theilen der Naturlehre treibe

ich mich mit Herdern durch disputiren immer weiter. Er ist fleisig an seinem zweyten Theile [der Ideen]. Febr 20. An Herder (GB 6.1, 17f.): Dein Manusc[ript] habe ich auf heute früh gespaart, um wenigstens die ersten Stunden des Sabaths zu feyern, und es mit reinen Augen zu lesen. Es ist fürtreff.[lich] und wird gar gut auf s Publikum würcken. Zu dem ganzen Innhalte sage ich i a und A m e n und es lässt sich nichts bessers über den Text: A l s o h a t G o t t d i e We l t g e l i e b t ! sagen. Es ist auch sehr schön geschrieben, und was du nicht sagen konntest, noch ietzo schon wolltest, ist schön vorbereitet und in glückliche Hüllen und Fernen gebracht. Ich dancke dir!

1787 Febr

3. [Rom] An Herders (GB 7.1, 108): Du wirst auch mir einen großen

Dienst erzeigen wenn du in den I d e e n den Gesichtspunckt der Geschichte zurechte rückst. Denn wie mir es jetzt scheint hat uns das alte und neue Rom, alles schief gerückt.1) Mai 17. [Neapel] Ital. Reise. An Herder (W 31, 238): Ich bin freilich, wie Du sagst, mit meiner Vorstellung sehr an’s Gegenwärtige geheftet, und je mehr ich die Welt sehe, desto weniger kann ich hoffen, daß die Menschheit je Eine weise, kluge, glückliche Masse werden könne. Vielleicht ist unter den Millionen Welten eine, die sich dieses Vorzugs rühmen kann; bei der Constitution der unsrigen bleibt mir . . . wenig für sie . . . zu hoffen.2) 1

) Für das antike Rom faßt Herder zusammen: Die Römer zerstörten und wurden zerstört; Zerstörer aber sind keine Erhalter der Welt . . . Die Römer waren und wurden, was sie werden konnten: alles ging unter oder erhielt sich an ihnen, was untergehen oder sich erhalten mochte (J. G. Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, III, Herder SW 14, 203). Die Quintessenz von Herders Aussagen zur Funktion des mittelalterlichen Roms findet sich erst in T. IV: Der Druck der Römischen Hierarchie war vielleicht ein nothwendiges Joch, eine unentbehrliche Fessel für die rohen Völker des Mittelalters; ohne sie wäre Europa wahrscheinlich ein Raub der Despoten, ein Schauplatz ewiger Zwietracht, oder gar eine Mogolische Wüste worden. Als Gegengewicht verdienet sie also ihr Lob; als erste und fortdaurende Triebfeder, hätte sie Europa in einen Tibetanischen Kirchenstaat verwandelt (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, IV, Herder SW 20, 492f.). 2 ) Reflexionen zur Humanität als Zielpunkt der menschlichen Entwicklung vor allem in Buch 15; sie ziehen den Schluß: Indessen gehet die menschliche Vernunft im Ganzen des Geschlechts ihren Gang fort: sie sinnet aus, wenn sie auch noch nicht anwenden kann: sie erfindet, wenn böse Hände auch lange Zeit ihre Erfindung mißbrauchen . . . Es ist keine Schwärmerei, zu hoffen daß wo irgend Menschen wohnen, einst auch vernünftige, billige und glückliche Menschen wohnen werden: glücklich, nicht nur durch ihre eigene,

1787 Juni

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8. [Rom] An Ch. v. Stein (GB 7.1, 158): Auf Herders dritten Theil [der

Ideen] freu ich mich sehr, hebe mir ihn auf, biß ich sagen kann wo er mir begegnen soll. Er wird gewiß den schönen Traumwunsch der Menschheit daß es dereinst besser mit ihr werden möge trefflich ausgeführt haben. Auch muß ich selbst sagen halt ich es für wahr daß die Humanität endlich siegen wird, nur fürcht ich daß zu gleicherzeit die Welt ein großes Hospital und einer des andern humaner Kranckenwärter werden wird. Okt 12. [Castel Gandolfo] Ital. Reise. An Herder (W 32, 113): Nur ein flüchtig Wort, und zuerst den lebhaftesten Dank für die Ideen!1) Sie sind mir als das liebenswertheste Evangelium gekommen, und die interessantesten Studien meines Lebens laufen alle da zusammen. Woran man sich so lange geplackt hat, wird einem nun so vollständig vorgeführt. Wie viel Lust zu allem Guten hast du mir durch dieses Buch gegeben und erneut!

1804 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 186f.): In diesen Zeiten meldete sich

auch bei mir Graf Zenobio,3) um die fünfzig Carolin wieder zu empfangen, die er vor einigen Jahren bei mir niedergelegt hatte; sie waren als Preis ausgesetzt für die beste Auflösung einer von ihm gestellten Frage, die ich gegenwärtig nicht zu artikulieren wüßte, die aber auf eine wunderliche Weise da hinausging: wie es eigentlich von jeher mit der Bildung der Menschen und menschlicher Gesellschaft zugegangen sei. Man hätte sagen mögen, die Antwort sei in Herders Ideen und sonstigen Schriften der Art schon enthalten gewesen; auch hätte Herder in seinem früheren Vigor um diesen Preis zu gewinnen wohl noch einmal zu einem faßlichen Re´sume´ seine Feder walten lassen.

sondern durch die gemeinschaftliche Vernunft ihres ganzen Brudergeschlechtes (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, III, Herder SW 15, 249). 1 ) Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Dritter Teil. Riga und Leipzig 1787. 2 ) Verfaßt 1819/1825. 3 ) GT zum 26. Febr. 1801: Alvise Luigi Conte di Zenobio hatte an diesem Tag G das Vorhaben einer Preisaufgabe vorgetragen und dazu die genannte Summe bei G hinterlegt: Un prix de 50 Louis sera donne´ par l’Universite´ de Jena pour la solution de la question suivante. / Comment arrive-t-il que certains peuples, comme les Grecs, ont atteint un haut degre´ de connaisance politique et Metaphysique, tandis que des autres ont continue´ dans un Etat de Barbarisme, et que plusieurs se trouvent encore en ce moment dans l’Etat sauvage? Das Projekt wurde fallengelassen.

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194

1808

1808 Juni 22. [Karlsbad] An C. F. v. Reinhard (Br 20, 95): Wenn Sie dann im Stillen

die letzten zwanzig Jahre der deutschen Literatur nachholen, wie Ihnen erst jetzt Herders Ideen zu Hand gekommen sind; so werden Sie den merkwürdigen Gang, den diese große Masse genommen hat, klarer einsehn, als diejenigen, die selbst mitwirkten.1)

1809 Febr 29. [Weimar] Johannes Falk: Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt. Leipzig 1832, 36f.: „Im ersten Bande von Herder’s Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit sind viele Ideen, die mir gehören, besonders im Anfange. Diese Gegenstände wurden von uns damals gemeinschaftlich durchsprochen. Dazu kam, daß ich mich zu sinnlichen Betrachtungen der Natur geneigter fühlte, als Herder, der immer schnell am Ziele sein wollte und die Idee ergriff, wo ich kaum noch einigermaßen mit der Anschauung zu Stande war, wiewol wir gerade durch diese wechselseitige Aufregung uns gegenseitig förderten.“

1811 [Apr 5. Dichtung und Wahrheit Buch 10 (AA-DuW 1, 340): Was die Fülle dieod. 6.]2) ser wenigen Wochen betrifft, welche wir [in Straßburg] zusammen leb-

ten, kann ich wohl sagen, daß alles, was Herder nachher allmählich ausgeführt hat, im Keim angedeutet ward, und daß ich dadurch in die glückliche Lage gerieth, alles was ich bisher gedacht, gelernt, mir zugeeignet hatte, zu completiren, an ein Höheres anzuknüpfen, zu erweitern.

1

) Antwort auf C. F. v. Reinhards Brief vom 4. Mai 1808 (G-Reinhard 62f.): Unter Büchern, die ich neulich von Hamburg erhielt, finden sich auch Herders Werke. Seine Ideen zur Geschichte der Menschheit fallen in eine Zeit, wo ich der deutschen Literatur ganz entfremdet war; ich hatte sie noch nicht gelesen. Was er mit lieblicher, vielbelesner Wohlredenheit in diesen Bänden durchführt, ist meine Idee und ist sie nicht. Daß das Resultat der Individualitäten eine Geschichte der fortschreitenden Menschheit hervorbringe, geb ich nicht zu; sie wandelt im Kreise. Überhaupt scheint es mir, daß Herder immer am Warum? scheitere. Immer sagt er sehr zierlich: Was ist, das ist; höchstens setzt er hinzu, es ist, weil und wie es ist; aber in seinem „wie es ist“ finden sich vortreffliche Sachen. Der Mensch ist zur Humanität geschaffen, freilich; und der Hund zur Hundheit. 2 ) Die betr. DuW-Passage über die Straßburger Zeit mit Herder verfaßte G am 5. oder 6. Apr 1811.

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1817

195

1817 [März Zur Morphologie. Der Inhalt bevorwortet (LA I 9, 13): Meine mühse29./ lige, qualvolle Nachforschung ward erleichtert, ja versüßt, indem H e r Apr 3.]1) d e r die Ideen zur Geschichte der Menschheit aufzuzeichnen unter-

nahm. Unser tägliches Gespräch beschäftigte sich mit den Uranfängen der Wasser-Erde, und der darauf von altersher sich entwicklenden organischen Geschöpfe. Der Uranfang und dessen unablässiges Fortbilden ward immer besprochen und unser wissenschaftlicher Besitz, durch wechselseitiges Mitteilen und Bekämpfen, täglich geläutert und bereichert.

1824 Nov

9. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 123): Wir sprachen über Klopstock und Herder, und ich hörte ihm gerne zu, wie er die großen Verdienste dieser Männer gegen mich auseinandersetzte. „Unsere Literatur“, sagte er, „wäre ohne die gewaltigen Vorgänger nicht das geworden, was sie jetzt ist. Mit ihrem Auftreten waren sie der Zeit voran und haben sie gleichsam nach sich gerissen; jetzt aber ist die Zeit ihnen vorangeeilt, und sie, die einst so notwendig und wichtig waren, haben jetzt aufgehört, Mittel zu sein. Ein junger Mensch, der heutzutage seine Kultur aus Klopstock und Herder ziehen wollte, würde sehr zurückbleiben.“ . . . Wir kamen auf Herder zurück und ich fragte Goethe, was er für das Beste seiner Werke halte. „Seine Ideen zur Geschichte der Menschheit, antwortete Goethe, sind unstreitig das vorzüglichste. Später warf er sich auf die negative Seite und da war er nicht erfreulich.“

1827 März 25. [Heidelberg] E. Quinet an G (GSA 28/714): Monsieur Daignez me permettre de vous offrir comme un hommage de mon profond respect la traduction de l’un des ouvrages d’Herder. Peut-eˆtre accueillerez vous avec bonte´ les efforts d’un jeune homme sans nom, pour faire connaitre `a sons pays celui que les liens de l’amitie´ et du ge´nie a uni pour jamais `a votre me´moire. S’il eut ve´cu peut-eˆtre il n’eut pas repousse´ cette faible marque de ma reconnaissance pour tout le bien que j’ai rec¸u de son noble ge´nie dans ˆ vous qui avez si souvent pe´ne´tre´ dans sa pense´e la plus tout le cours de ma vie. O intime, vous que je suis accoutume´ `a ve´ne´rer depuis ma premie`re jeunesse; recevez pour lui et pour vous l’offrande de ma reconnaissance, et de mon admiration. J’ai l’honneur d’eˆtre avec le plus profond respect de votre Excellence Le tre`s humble serviteur Edg. Quinet.2)

1

) Zur Datierung des 3. Abschnitts des Vorworts von Morph I 1 vgl. „Das Unternehmen wird entschuldigt . . . Die Absicht eingeleitet . . . Der Inhalt bevorwortet“ (EGW 2, 252−54). 2 ) Erst nach Eintreffen von Quinets Sendung kann G die Besprechung seiner Einl. u. Übers. verfaßt haben; vgl. oben Rubrik E, erste Anm.

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1828

1828 März 27. [Heidelberg] E. Quinet an G (GSA 28/128 Bl. 64): Grand homme! J’ai l’honneur de vous offrir, comme un hommage de ma profonde Sousmission la traduction du troisie`me volume d’Herder.1) Ma plus douce re´compense serait d’apprendre que vous ne la repoussez point, malgre´ les nombreux de´fauts. Un de mes compatriotes, le jeune ne´ Ampe`re que vous avez bien voulu accueillir avec bonte´,2) me fait espe´rer que je serai admis un jour `a vous pre´senter les hauts sentimens que nous unissons tous `a votre nom. Ce souvenir ferait ma force et ma richesse. Veuillez agre´er l’hommage de mon plus profond respect et de ma religieuse admiration Votre tre`s humble et tre`s obeissant serviteur Ed. Quinet ?

1. [Weimar] Rectificirte ich nachher das Nächste zu Kunst und Alterthum

Mai ?

10.

?

19. 22.

25.

[VI 2].3) Kunst und Alterthum [VI 2] Bogen 23.4) Über das neuste Verhältniß der deutschen Literatur zur französischen. Besonders in Bezug auf Übersetzung der Vorreden der Ausländer bey dieser Gelegenheit. Zu Kunst und Alterthum kleinere Aufsätze diktirt. Einiges zu Kunst und Alterthum . . . Herrn Staatsminister [C. W.] von Fritsch auf die Jenaische Bibliothek bezügliche Aktenstücke zurückgesendet.5) Mit Schuchardt einiges zu Kunst und Alterthum . . . Herrn Frommann d. J. Manuscript zu Kunst und Alterthum nach Jena, zum Abschluß des Bogens 25 pp.6)

25. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: an F. J. Frommann gD) Juni 14. Kam der 26. Revisionsbogen von Jena. Wurde an Riemern geschickt. 14. An Riemer (Br 44, 134): Wenn Sie, mein Werthester, sich einigerma-

ßen bey Kräften fühlen, so haben Sie die Gefälligkeit, Beyfolgendes durchzugehen. Es ist zwar auf das Manuscript alle Sorgfalt verwendet worden, doch möchte immer noch eins und das andere zu bemerken seyn.

1

) T. 3 von Quinets Herder-Übers. blieb unaufgeschnitten; vgl. oben Rubrik E, erste Anm. 2 ) Zu J. J. Ampe`res Besuch in Weimar im Apr/Mai 1827 vgl. „Helena in Edinburgh, Paris und Moskau“, Z vom 6. Mai 1827 m. Anm. (S. 148). 3 ) Ob sich das auch auf die Herder-Quinet-Besprechung auf Bogen 26 von KA VI 2 bezog, ist ungewiß; vgl. „Ueber Kunst und Alterthum“, die Z vom Mai 1828. 4 ) QuZ 4, 520 vermutet, daß es hier um das Ms. Nationelle Dichtkunst auf Bogen 23 ging. Doch die folgenden Sätze könnten auch auf die Herder-Quinet-Übers. u. Einleitung Bezug haben. 5 ) Das Z wird hier nur aus Datierungsgründen angeführt, weil durch die Absendung des Briefes an v. Fritsch am 22. Mai (Br 44, 103), dessen Konzept sich auf H1 befindet, der terminus ante quem der Besprechung gegeben ist; s. oben zweite Anm. zu Rubrik E. 6 ) Die Rezension zu Ide´es . . . steht auf der 1. Seite von Bogen 26.

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1828

197

Juni 16. Professor Riemer, die Revision des Bogens 26 bringend. 17. Herrn Frommann, 26. Bogen Revision. Juli 10. [Dornburg] Nach Tische Herr Frommann d. J. mit seiner Schwester,

und brachten die ersten Exemplare von Kunst und Alterthum.

1830 [März[Vorwort zu] Thomas Carlyle, Leben Schillers. Aus dem Englischen. Apr] Eingeleitet durch Goethe (W 42.1, 188f.): Eine Bemerkung möchte

sodann hier wohl am Platze sein: daß sogar dasjenige, was unter uns beinahe ausgewirkt hat, nun, gerade in dem Augenblicke, welcher auswärts der deutschen Literatur günstig ist, abermals seine kräftige Wirkung beginne und dadurch zeige, wie es auf einer gewissen Stufe der Literatur immer nützlich und wirksam sein werde. So sind z. B. H e r d e r s I d e e n bei uns dergestalt in die Kenntnisse der ganzen Masse übergegangen, daß nur wenige, die sie lesen, dadurch erst belehrt werden, weil sie durch hundertfache Ableitungen von demjenigen, was damals von großer Bedeutung war, in anderem Zusammenhange schon völlig unterrichtet worden. Dieses Werk ist vor kurzem in’s Französische übersetzt; wohl in keiner andern Überzeugung, als daß tausend gebildete Menschen in Frankreich sich immer noch an diesen Ideen zu erbauen haben. Nov 19. [Weimar] De la Gre`ce Moderne et de ses Rapports avec l’antiquite´ par Edgar Quinet, den Übersetzer der Herderschen Ideen.1)

1832 Jan

19. Les deux Mondes, Ankündigung einer neuen Monatsschrift. Viel ver-

sprechend wie gewöhnlich. Die bedeutendsten Schriftsteller als Mitarbeiter genannt. Als Musterstück: De l’Allemagne et de la Re´volution. Par Edgar Quinet . . . [Nachmittags] Nachher jenes französische Heft durchgelesen. Der Aufsatz Deutschland und die Revolution ist bedeutend, aber schwer zu enträthseln. Er enthält geistreiche Ansichten, Resultat und Zweck nicht ganz klar. 21. [Nachmittags] Nachher wiederholt die Anzeige der Revue des deux Mondes, auch De l’ Allemagne ect. par Quinet. CK/Red.

1

) Das Werk, als Geschenk des Verfassers, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 3463).

198

HERMANN: DIE TRAGISCHEN TETRALOGIEN DER GRIECHEN

1817

[Hermann, G.:] Die tragischen Tetralogien der Griechen, Programm von Ritter Hermann. 18191)

E D

1823 Jan/Apr KA IV 2 (1823) 158–65.2) – C1 46 (1833) 11–15. – W 41.2, 64–68. – AA-SL 1, 175−77. – MA 13.1, 317−19. – FA I 21, 488–91.

Z

1817 − − Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 129): Von Büchern und sonstigen Druckschriften und deren Einwirkung bemerke Folgendes: H e r m a n n über die älteste griechische Mythologie interessirte die Weimarischen Sprachfreunde auf einen hohen Grad.4)

1

) Beistimmende Besprechung von Johann Gottfried Jakob Hermanns lat. Aufsatz über die Komposition der tragischen Tetralogien (s. Z 31. Juli 1820: G. Hermann an G, Anm., d. h. die Aufführungspraxis im antiken Griechenland: drei am selben Tag nacheinander gespielten Tragödien ein Satyrspiel anzufügen u. damit die Trilogie zur Tetralogie zu erweitern. (Zum Thema vgl. Uwe Petersen: Goethe und Euripides. Heidelberg 1974, der auch S.165f. Belege enthält, daß Hermann damals als bester Kenner der griech. Tragödie u. Sprache galt.) Hermann betont, die vier zusammen aufgeführten Dramen mußten keineswegs durch denselben Mythos zusammenhängen oder eine Steigerung desselben Stoffes bringen, sondern gefordert wurde diversitas (Vielfältigkeit). Sogar die trilogische Darstellungsform begründet er mit diversitas: daß nämlich die gedrängte Handlung der 1. Tragödie vor allem des Zuschauers animis (Herz), die vornehmlich lyrisch-musikalischen Klänge der 2. Tragödie speziell die Ohren (auribus) u. überraschend Neues in der 3. Tragödie zumeist die Augen (oculis) in gespannter Aufmerksamkeit halten sollten. Im Gegensatz zu H. C. Genelli (Theater zu Athen. 1818) u. A. W. Schlegel (Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur) behauptet Hermann, gerade völlig Unzusammenhängendes habe große Wirkung aufs Publikum ausgeübt, worin er mit dem Theaterpraktiker G übereinstimmte, der große Verschiedenheit der Stücke höchst natürlich und wahrscheinlich fand u. Beispiele wirkungsvoller Kontraste aus eigener Erfahrung in Italien u. in Schillers Wallenstein nennt. Hss. Entwürfe u. Druckvorlage nicht überliefert (AA-SL 4, 235). 2 ) Dort im Anschluß an G’s durch Hermann angeregten, in zwei Folgen erschienenen Restaurierungsversuch: Phaethon, Tragödie des Euripides u. Zu Phaethon des Euripides (s. EGW 4, 219–30). 3 ) Verfaßt 29. Apr / 2. Mai 1825. 4 ) De mythologia Graecorum antiquissima dissertatio, scripta creationi 13 Philos. DD. et AA. 11. magistrorum . . . a Godofredo Hermanno . . . Die 20. Febr. a. 1819. Lipsiae [1817]: litt. Staritzii. 36 S. Die Z zu dem G stark beeindruckenden Werk über griech. Mythologie werden hier angeführt, weil dessen Einwirkung zur Vorgeschichte seiner Auseinandersetzung mit den trag. Tetralogien gehört.

1818

HERMANN: DIE TRAGISCHEN TETRALOGIEN DER GRIECHEN

199

1818 Jan

16. [Jena] An S. Boissere ´e (Br 29, 13): . . . H e r m a n n in Leipzig ist da-

gegen unser eigenster Vorfechter . . . seine lateinische Dissertation über die alte Mythologie der Griechen macht mich ganz gesund: denn mir ist es ganz einerley, ob die Hypothese philologisch-kritisch haltbar sey, genug, sie ist kritisch-hellenisch patriotisch und aus seiner Entwickelung und an derselben ist so unendlich viel zu lernen als mir nicht leicht in so wenigen Blättern zu Nutzen gekommen ist. 17. [Jena] Hermanns älteste Mythologie der Griechen. Febr 10. [Jena] An J. A. G. Weigel (Br 29, 44f.): Haben Sie die Gefälligkeit anzuordnen, daß . . . baldigst durch die fahrende Post nach Jena, wo ich mich gegenwärtig befinde, gesendet werde . . . zwey Exemplare der Dissertation des vortrefflichsten Hermanns, dem ich gelegentlich meine Verehrung auszudrücken bitte, De Graecorum mythologia antiquissima ...

1820 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 173, 181): Von . . . Theilnahme an Wer-

ken mancher Art wäre so viel zu sagen. H e r m a n n s Programm über das Wesen und die Behandlung der Mythologie2) empfing ich mit der Hochachtung, die ich den Arbeiten dieses vorzüglichen Mannes von jeher gewidmet hatte: denn was kann uns zu höherem Vortheil gereichen, als in die Ansichten solcher Männer einzugehen, die mit Tiefund Scharfsinn ihre Aufmerksamkeit auf ein einziges Ziel hinrichten? . . . In Karlsbad treff’ ich mit Gönnern und Freunden zusammen . . . Mit Professor H e r m a n n aus Leipzig führt mich das gute Glück zusammen, und man gelangt wechselseitig zu näherer Aufklärung. Mai 20. [Karlsbad] Gegen Abend hinter St. Florian hinauf, die Stadt Nürnberg aufzusuchen, merkwürdig als augenblickliche Herberge der Professoren Hermann und Poelitz aus Leipzig3) . . . 21. [Karlsbad] Nach Hause, Legationsrath Conta, Hermann und Poelitz aus Leipzig.

1

) Verfaßt 13./28 Apr 1825. ) Ueber das Wesen und die Behandlung der Mythologie. Ein Brief an Herrn Hofrath Creuzer. Leipzig 1819. Von Hermann zusammen mit der Schrift über die Komposition der tragischen Tetralogien am 31. Juli 1820 an G gesandt (s. d). 3 ) Laut Karlsbader Kurliste (Tgb 7, 316): Herr Gottfried Hermann, Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst zu Leipzig, und Ritter des k. sächs. Zivilverdienstordens, Herr Karl Hein. Pölitz, Professor der Staatswissenschaften zu Leipzig, w.[ohnhaft im Hotel] zur Stadt Nürnberg auf dem Jakobsberg. 2

200

HERMANN: DIE TRAGISCHEN TETRALOGIEN DER GRIECHEN

1820

Mai 22. [Karlsbad, nachmittags] Bey der Rückkehr die Herren Professor Her-

mann und Poelitz angetroffen. Mit ihnen spazieret und conversirt. 25. [Karlsbad] Am Brunnen, mit Prof. Hermann gesprochen. 26. [Karlsbad] An Carl August (Konzept; Br 33, 46): Höchst erfreulich war es mir auch, Professor Hermann aus Leipzig nach vielen Jahren wiederzusehen;1) er ist noch so wacker und nett wie jemals, sein Dämon ist ihm getreu geblieben. 27. [Karlsbad, nachmittags] Nachher Prof. Hermann. Über Trilogie pp.2) Juli 31. [Leipzig] G. Hermann an G (GSA 28/88 Bl. 337): Verehrtester Herr Geheimer Rath, Mit freudiger und dankbarer Erinnerung an einige unvergeßliche Stunden, die ich in Karlsbad mit Ew. Excellenz mich mündlich unterreden zu können das Glück hatte, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen meine letzten Schriften, von denen einige damals Erwähnung geschah, zu übersenden.3) Glücklich würde ich mich schätzen, wenn einiges darin Ihre Zustimmung erhielte. Übrigens bitte ich Sie überzeugt zu seyn, daß, je mehr ich meine Griechen liebe, desto wahrhafter und lebendiger die große Verehrung ist, mit der ich bin Ew. Excellenz Hochachtungsvoll ergebener G. Hermann Aug

6. [Jena] Den Tag über in Zwischenzeiten Hermann Über das Wesen und

Sept

9. [Jena] An G. Hermann (Br 33, 242f.): Ew. Hochwohlgeboren

die Behandlung der Mythologie. würde für die erfreulich lehrreiche Sendung [vom 31. Juli] schon früher meinen schuldigen Dank abgestattet haben, wenn nicht einigermaßen dieselbe zu erwidern gewünscht hätte. Ein so eben abgeschlossenes Heft von Kunst und Alterthum [II 3] verleiht mir die erwünschte Gelegenheit . . . Und so möge auch Ihnen ewiger Dank bleiben, daß Sie den alten griechischen Kern uns unverhüllt bewahren und von Zeit zu Zeit, auf mancherley Weise, die Nebel zerstreuen, die sich darüber hin- und herziehen . . . Haben Sie die Güte, mich künftighin mit demjenigen, womit Sie das Öffentliche beschenken, auch bald bekannt zu machen. Das glückliche Zusammenseyn hat mich, bey allzukurzer Dauer, auf’s neue gekräftigt und die Anhänglichkeit und Verehrung, die ich Ihnen längst gewidmet, auf’s neue lebhaft hervorgerufen.4)

1

) G hatte Hermann am 7. Mai 1800 in Leipzig kennengelernt u. traf nach 20 Jahren erneut mit ihm zusammen (vgl. P. Primer: Goethes Beziehungen zu Gottfried Hermann. Frankfurt 1913, 11−13). 2 ) Das Gespräch über Trilogien pp. führte gewiß auf Hermanns Schrift über die Tetralogien, die G am 31. Juli 1820 von ihm erhielt; s. das nächste Z m. Anm. 3 ) Darunter auch: De compositione tetralogiarum tragicarum dissertatio, scripta creationi 25 philosophiae DD . . . procancellario decanoque Godofredo Hermanno . . . D. 25. Febr. a. 1819. Lipsiae (1819): litt. Staritii. 28 S. (Ruppert Nr. 688). − G besaß noch ein 2. Ex. davon in einem Sammelband mit vier Schriften Hermanns von 1819−1820 (Ruppert Nr. 687). 4 ) Schlußvermerk des Briefs: Abgegangen den 20. September 1820. Das angekündigte Heft nächstens.

1823

HERMANN: DIE TRAGISCHEN TETRALOGIEN DER GRIECHEN

201

1823 ⎯

⎯ 1823. Übersicht1) (W 36, 433f. Paralip.): . . . Hermann.

Rubriken zu 1823 . . . T h e i l n a h m e . . . . Hermann über die Tetralogien. Jan 10. [Weimar] Hermann de compositione Tetralogiarum tragicarum Dissertatio. Lipsiae 1819.2) 29. Griechische Tetralogie nach Hermann . . . Nach Tische . . . Später den Apr

3. 6.

Mai

5. 7. 22.

23. 24. Juni 17. Okt 19.

Aufsatz über Tetralogien durchgearbeitet.3) Expedition an Ritter Hermann vorbereitet. An G. Hermann4) (Br 37, 4): . . .5)Auch muß ich vermelden, daß vor kurzem mir das höchst schätzbare Programm ü b e r d i e Te t r a l o g i e n der Alten in die Hände gelangt, wodurch veranlaßt worden, einige neuere Beyspiele6) solcher unzusammenhängend-gesteigerten theatralischen Darstellungen in’s Gedächtniß zurück zu führen und an dasjenige, was Ew. Hochwohlgeboren behaupten, unmittelbar anzuknüpfen. [Nachmittags] Professor Riemer den 10. Bogen Kunst und Alterthum revidiert bringend. Nebenstehende Expeditionen . . . Herrn Wesselhöfts Druckerey Revisionsbogen 10 nach Jena. Sendung des 11. Bogens Kunst und Alterthum von Jena . . . [Abends] Mit Professor Riemer später den 11. Bogen Kunst und Alterthum und sonstiges auf die Hefte Bezügliches. [Abends] Professor Riemer; mit demselben den 11. Bogen Kunst und Alterthum durchgegangen. Terminologie griechischer Dramatiker. [Nachmittags] Herrn Wesselhöfts Druckerey, Revisionsbogen 11 Kunst und Alterthum . . . nach Jena. [Nachmittags] Aushängebogen von Kunst und Alterthum IV, 2. An G. Hermann7) (Br 37, 243): . . . das durch meine lange SommerAbwesenheit mehr als billig verspätete Heft [KA IV 2] endlich zu übersenden8). . . DB/Red. 1

) Zunächst vorgesehen für das dann nicht mehr in TuJ ausgeführte Jahr 1823, vermutl. 1824 abgefaßt. 2 ) Ruppert Nr. 688; vgl. oben 31. Juli 1820: Hermann an G m. Anm. 3 ) Ob dies eine Vorstufe oder die Druckvorlage war, ist ungewiß; vgl. AA-SL 4, 235. 4 ) G’s Tgb vom 6. Apr bestätigt die Sendung an: Herrn Professor Ritter Hermann nach Leipzig. 5 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Phaethon [I], Tragödie des Euripides“ gD, EGW 4, 233f. 6 ) Da G in Anknüpfung an Hermanns Tetralogien als neuere Beispiele Schillers Wallenstein, die ital. Opernpraxis u. dreiaktige Stücke von Goldoni nennt, war der Aufsatz wohl schon abgeschlossen. 7 ) G’s Tgb zufolge abgesendet am 20. Okt an: Herrn Ritter Hermann nach Leipzig. 8 ) Das Folgende s. in „Die Bacchantinnen des Euripides“ gD, EGW 4, 216f.

202

HERMANN UND DOROTHEA

1796

Hermann und Dorothea1)

E

1796 Sept 11.−1797 Juni 7. 1796 Sept 11.−19. (Erste Niederschrift I.−IV. [VI.]2) Gesang) Sept 28.−Okt bis 18. (Überarbeitung I.−III. [IV.] Gesang) Nov vor 15. (Abschrift I.−IV. [VI.] Gesang, 1. Heft von H) Dez vor 7. (Niederschrift der Elegie) 1797 Jan bis 8. (Schema des Schlusses) Febr 18. (IV. [V., VI.] Gesang) März 1. (Fertigstellung und Abschrift IV. [V., VI.] Gesang) März 2.−14. (VI. [VIII., IX.] Gesang, Korrekturen I.−III. [IV.] Gesang) März 15. (vorläufige Fertigstellung VI. [VIII., IX.] Gesang) März 16.−28. (Überarbeitung des Ganzen) März 21. (vorläufiger Schluß VI. [VIII., IX.] Gesang; Beginn der Abschrift IV.−VI. [V.−IX.] Gesang, 2. Heft von H) Apr bis 8. (Überarbeitung gemeinsam mit W. v. Humboldt; Neueinteilung in neun Gesänge und Hinzufügung der „doppelten Inschriften“) Apr 11./13. (Durchsicht I.−IV. Gesang durch Böttiger) Apr 15. (Durchsicht V.−IX. Gesang durch W. v. Humboldt) Apr 17. (Absendung I.−IV. Gesang zur Drucklegung an Vieweg) Mai bis 6. (Revision der Druckvorlage I.−IV. Gesang durch W. v. Humboldt und J. D. Sander) Mai 13. (Durchsicht [vermutl.] V.−IX. Gesang) Mai 21. (Absendung V.−VIII. Gesang zur Drucklegung an Vieweg) Mai 29. (Umarbeitung und Abschrift IX. Gesang) Mai bis 30. (Revision der Druckvorlage V.−VIII. Gesang durch W. v. Humboldt) Juni 4. (Absendung IX. Gesang [unvollständig] an Böttiger) Juni 7. (Niederschrift des Schlusses) Juni 8. (Absendung des Schlusses an Vieweg; letzte Korrekturen V.−VIII. Gesang an W. v. Humboldt) Juni vor 15. (Durchsicht des Schlusses durch Böttiger) 1

) Versepos, das G, angespornt durch J. H. Voß’ Luise u. F. A. Wolfs Prolegomena ad Homerum von 1795, als ,Homeride‘ in der Versart von Ilias und Odyssee dichtete. Anstelle griech. Helden besingt G ein heldenhaftes dt. Mädchen der eigenen Zeit im vertrauten Milieu einer typischen dt. Kleinstadt mit ihren diversen Charakteren u. deren verschiedenen Reaktionen auf Flüchtlingselend u. polit. Turbulenzen der zeitgenössischen Gegenwart. 2 ) Angaben in eckigen Klammern: Zählung der Gesänge nach der Neugliederung von Hermann und Dorothea von 6 in 9 Gesänge; vgl. unten 8. Apr 1797: an Schiller m. Anm. 5. − III. Gesang [III., IV.]; IV. Gesang [V., VI.]; V. Gesang [VII.]; VI. Gesang [VIII., IX.].

1796

HERMANN UND DOROTHEA

203

Juni 20. (Vieweg empfängt den Schluß des Gedichts) Juli ca. 11. (Druck des letzten Bogens)

D

Taschenbuch für 1798 [Okt 1797]. Herrmann und Dorothea von J. W. Göthe. Berlin bey Friedrich Vieweg dem älteren (D1, in verschiedenen Ausstattungen1)).2) − Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe. Neue Ausgabe mit zehn Kupfern. Braunschweig bei Friedrich Vieweg 1799.3) − Na 8 (1801) 1−124.4) − A 10 (1808) 203−93.5) − Hermann und Dorothea von Goethe. Stuttgart u. Tübingen: J. G. Cotta’sche Buchhandlung 1814.6) − B 11 (1817) 203−93.7) − C1 40 (1830) 231−337. − Q 1.1, 239−68. − W 50, 187−267. − AA-Epen 193−280. − MA 4.1, 551−629. − FA I 8, 807−83. Elegie: N 7 (1800) 244−48. − A 1 (1806) 344−46. − B 1 (1815) 300f. − Herrmann und Dorothea von J. W. Göthe. Neue Ausgabe. Braunschweig: Friedrich Vieweg [um 1820].8) − C1 1 (1827) 330−32. − W 1, 293f. − FA I 1, 622f. − MA 4.1, 858f.

Z ⎯

1796 ⎯ Campagne in Frankreich (W 33, 265):9) [Winteraufenthalt in Weimar]

. . . Wie mich aber niemals irgend ein Äußeres mir selbst entfremden konnte, mich vielmehr nur strenger in’s Innere zurückwies, so blieben jene Nachbildungen des Zeitsinnes [Der Groß-Cophta und Der Bürgergeneral] für mich eine Art von gemüthlich tröstlichem Geschäft. Die Unterhaltungen der Ausgewanderten, fragmentarischer Versuch, das unvollendete Stück, die Aufgeregten, sind eben so viel Bekenntnisse dessen was damals in meinem Busen vorging;10) wie auch späterhin 1

) Mit Kalender für 1798, Titelkupfer der preuß. Königsfamilie von D. N. Chodowiecki (s. Abb. VI), farbigem Modekupfer von E. H. nach J. W. Meil u. sechs Landschaftskupfern von J. A. Darnstedt nach J. D. Schubert (s. unten 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm.). Versch. Ausstattungen: 1. Einband aus gewirkter Seide (mit Schere u. Messer); 2. in Futteral aus rotem Maroquin; 3. Pappeinband mit buntem od. weißem Umschlag; 4. ohne Kalender, Kalender u. Kupfer, vgl. unten 20. Sept 1797: Anzeige des Vieweg-Verlages. − Die Schreibung hier u. in den beiden folg. Drucken: Herrmann, ab Ausg. B: Hermann. Zahlreiche weitere Einzeldrucke bei Vieweg, s. Hagen 102−08. 2 ) Davon 1798 flüchtiger Nachdruck eines unbekannten Verlages, von diesem Nachdruck Reutlingen 1806 (Hagen 103: D1a u. D1a2), vermutl. benutzte G ihn als Druckvorlage für Ausg. A. 3 ) Mit Kupfern von W. Jury, C. Kohl u. J. F. Bolt nach F. L. Catel (D2). 1799 weiterer, unautorisierter Druck durch Vieweg, Nebentitel: Göthe’s neue Schriften. 4 ) Goethe’s neue Schriften. Erster − Zehnter Band. Neue Auflage. Mannheim 1801−05. [In einigen Bdn:] Renard scrips. (Hagen 16f.). 5 ) Aa 8 (1810): Goethe’s sämmtliche Schriften. Erster − Sechs und zwanzigster Band. Wien 1810−1817 bei Anton Strauß (Hagen 25). 6 ) Erste Cotta-Ausg. (D7, nach A 10) von G unbeeinflußt, aber genehmigt, vgl. unten 1813 Okt 29.: an Cotta, Nov 16.: Cotta an G (weitere Einzelausg. bei Cotta 1817 u. 1829). 7 ) Nachdruck (Ausg. Ba): Wien: Armbruster 1817 (Hagen 36). 8 ) Einzeldruck D10, erste Ausg. mit der Elegie Hermann und Dorothea als Einleitung. 9 ) Verfaßt März 1822. 10 ) Vgl. EGW 1, 159, Anm. 2 (Z zu „Die Aufgeregten“ 1793).

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HERMANN UND DOROTHEA

1796

Hermann und Dorothea noch aus derselbigen Quelle flossen,1) welche denn freilich zuletzt erstarrte. ⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 65): Kaum . . . hatte ich mich durch successive Herausgabe davon [Wilhelm Meisters Lehrjahre] befreit als ich mir eine neue Last auflegte, die jedoch leichter zu tragen, oder vielmehr keine Last war, weil sie gewisse Vorstellungen, Gefühle, Begriffe der Zeit auszusprechen Gelegenheit gab. Der Plan von H e r r m a n n u n d D o r o t h e a war gleichzeitig mit den Tagesläuften ausgedacht und entwickelt, die Ausführung ward während des Septembers begonnen und vollbracht, so daß sie Freunden schon producirt werden konnte. Mit Leichtigkeit und Behagen war das Gedicht geschrieben, und es theilte diese Empfindungen mit. Mich selbst hatte Gegenstand und Ausführung dergestalt durchdrungen, daß ich das Gedicht niemals ohne große Rührung vorlesen konnte, und dieselbe Wirkung ist mir seit so vielen Jahren noch immer geblieben. ⎯ Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften (W 42.1, 84): 1796 . . . Hermann und Dorothea begonnen . . . 1797 . . . Dasselbe vollendet und herausgegeben . . . ⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 63) (AA-DuW 2, 467/69): 1796 . . . Wachsthum. Metam[orphose] Morphologie4) Herr-

1

) Hermann und Dorothea gehört aufgrund der Flüchtlingsthematik zu den Nachbildungen des Zeitsinnes. Nicht zufällig dichtete G das Epos während des bedrohlichen Vorrückens frz. Truppen auf dem europäischen Kontinent. Frankfurt a. M. wurde am 15. Juli 1796 eingenommen, was G wegen seiner Mutter beunruhigte (vgl. unten 11. Sept 1796: an C. G. Voigt), der er in der Gestalt von Hermanns Mutter ein liebevolles Denkmal setzte (vgl. Düntzer 1890, 37 u. 7. Aug 1796: C. G. Voigt an G m. Anm. 1, S. 206 u. 17. Juni 1797: Elisabeth Goethe an G). Thüringen war gleichfalls von Kriegsgefahr bedroht, so daß Carl August im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Sachsen sein Truppenkontingent von der Reichsarmee zurück berief. − Stoffl. Anregungen fand G auch in G. G. G. Göckings Vollkommener Emigrations-Geschichte von denen aus dem Erzbißthum Saltzburg vertriebenen und größtentheils nach Preussen gegangenen Lutheranern . . . (Frankfurt, Leipzig 1734, 671f.), vgl. unten 10. Juni 1809. H. Düntzer vermutet, daß G 1793/94 bei der Suche nach Motiven für die Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten darauf stieß; vgl. unten 25. Dez 1796: Böttiger, Literarische Zustände: Goethe gieng seit 2 Jahren mit diesem Süjet schwanger, und versuchte es erst als Drama, dann als eine Idyllenreihe. Als etwaige frühere Quelle erwähnt Düntzer eine die Aufnahme der vertriebenen Salzburger in der Stadt Gera darstellende Flugschrift vom 12. Mai 1732, die andere Schriften später mit geringen Veränderungen übernahmen, z. B. Ausführliche Historie derer Emigranten oder vertriebenen Lutheraner aus dem Erzbißthum Salzburg (Leipzig 1732) u. d. T. Wunderbare Heyrath, von Göcking im Abschn. Von den Spuren der göttlichen Vorsehung aufgenommen (Düntzer 1890, 2−4, Abdr. der Geschichte: ebd. 3−6). Im selben Abschn. (666) auch die von G in Hermann und Dorothea (I 137−43) verarbeitete Geschichte vom Umsturz eines bepackten Wagens. 2 ) Verfaßt Aug−Okt 1824 / Jan 1825. 3 ) Verfaßt Okt−Dez 1809. 4 ) Überliefert ist ein Heft u. d. T. Die Metamorphose der Inseckten, besonders der

1796

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mann und Dorothea Chromatic . . . 1797. Metamorphose der Insecten Schillers Plan zu Wallenst[ein] Herrm[ann] u[nd] Doroth[ea] Der neue Pausias . . . 1799 . . . Herrmann und Doroth[ea] gedr[uckt] Juli

2. [Jena] Schiller an G (SNA 28, 236f.): [Über Wilhelm Meisters Lehrjahre]1) . . . Theresen verspreche ich wenig Gönner . . . Theresens muthige und entschloßene Widersetzlichkeit gegen die Parthey, welche ihr ihren Bräutigam rauben will . . . ist ganz in der Natur, und treflich; auch daß Wilhelm einen tiefen Unwillen und einen gewißen Schmerz über die Neckerey der Menschen und des Schicksals zeigt, finde ich sehr gegründet . . . was ich in der Verknüpfung der Begegenheit auch besonders bewundre, ist . . . Nataliens und Wilhelms Verbindung . . . Auf keinem andern Weg hätte dieses so schön und natürlich geschehen können, als gerade auf dem eingeschlagenen, der davon zu entfernen drohte. Jetzt kann es mit höchster Unschuld und Reinheit ausgesprochen werden, daß Wilhelm und Natalie für einander gehören . . . Solche Erfindungen sind von der ersten Schönheit, denn sie vereinigen alles, was nur gewünscht werden kann, ja was ganz unvereinbar scheinet, sie verwickeln und enthalten schon die Auflösung in sich, sie beunruhigen und führen zur Ruhe, sie erreichen das Ziel, indem sie davon mit Gewalt zu entfernen scheinen.

[2./7.] An Schiller (Br 11, 324):2) Ich werde, in so fern man in solchen Din-

gen Herr über sich selbst ist, mich künftig nur an kleinere Arbeiten halten3) nur den reinsten Stoff wählen um in der Form wenigstens alles thun zu können was meine Kräfte vermögen. Außer Hero und Leander habe ich eine b ü r g e r l i c h e Idylle [Hermann und Dorothea] im Sinn, weil ich doch so etwas auch muß gemacht haben.4) Aug

7. [Eisenach?] C. G. Voigt an G (SchrGG 53, 291): Ihr freundschaftlicher patriotischer Beifall5) zu dem, was hier geschehen ist6) . . . macht mir so viel Vergnügen als Serenis-

Schmetterlinge, wie auch ihre übrigen Eigenschaften und Oekonomie betreffend, 1796 (NS 6, 401−28), das Versentwürfe zu Hermann und Dorothea (I 46 u. 47) enthält (GSA 26/LIV,6,42). Vgl. W 50, 377: zu H4; AA-Epen 2, 177: zu H1. 1 ) Womöglich gab Schiller hier unbewußt Anstöße zu G’s in diesen Tagen erwogenem Epos-Plan. 2 ) Vermutl. kassiertes Mundum (s. Br 11, 323). 3 ) Im Vergleich zu Wilhelm Meister Lehrjahre, an deren Schluß G damals arbeitete. Ursprünglich sollte Hermann und Dorothea erheblich geringeren Umfang als die spätere Ausführung haben, vgl. unten 13. Sept 1796: an Christiane u. 5. Dez 1796: an H. Meyer. 4 ) Vgl. 26. Juli 1796 an Schiller (Br 11, 140f.): Ich werde indessen so fleißig als möglich seyn, um einige Zeit in Ruhe bey Ihnen bleiben und mich über manche neue Unternehmung mit Ihnen unterhalten zu können. 5 ) Betr. einen nicht überlieferten Brief G’s. − Das Z wird hier wiedergegeben, weil die turbulente polit. Situation zum ,patriotischen‘ entstehungsgeschichtl. Hintergrund von Hermann und Dorothea gehört. 6 ) Am 4. Aug hatte Voigt an G berichtet (SchrGG 53, 290): . . . Während er [der Kurfürst von Sachsen] mit 20−30 000 Mann im Rücken der Franzosen armiert ist . . . werden sie lieber eine Neutralität ohne Erkaufung eingehn, und werden wir nicht gebrandschatzt, so ist das alles, was nur möglich ist zu wirken. Itzt rumort die Kordonziehung. Hieher kommt morgen und übermorgen 1 Bataillon Sachsen. Von hier bis gegen Saalfeld kommen 16 000 Mann zu stehen . . . − Am 5. Aug Voigt an G (ebd. 290f.): Heute rücken 900 Sachsen hier ein; das Getümmel ist groß, weil etliche 20 Offiziers bei Wege sind. Sie

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HERMANN UND DOROTHEA

1796

simo [Carl August] selbst. Ihro Durchlaucht lassen Ihnen das mit dem besten Kompliment durch mich wissen, und ich sende den heroischen Brief Ihrer vortrefflichen Frau Mutter zurück, der uns sehr amüsiert hat an dem gestrigen Abend, wo eben die Unterhaltung über Frankfurt war.1)

Aug 17. An Schiller (Br 11, 163): Da ich den Roman los bin, so habe ich schon 17.

Sept

9. 9.

9.

11. 11.

11.

wieder zu tausend andern Dingen Lust. An H. Meyer (Br 11, 164): Ich habe noch manches andere [außer der Elegie Alexis und Dora] im Sinne, wozu sich aber bis jetzt noch keine Stimmung finden wollen. [Jena] Neuer Antrieb zur großen Idylle [Hermann und Dorothea]. [Jena] An Christiane (Br 11, 189): Ich kann Dir nicht sagen, mein liebes Kind, ob ich in den nächsten Tagen kommen werde, es kommt alles darauf an ob sich die Lust bey mir zu einer neuen Arbeit einfindet. Geschieht das, so bleibe ich hier, es ist nämlich die große Idylle [Hermann und Dorothea], von der du weißt, könnte ich diese noch diesen Monat fertig machen so wäre ich über alle Maßen glücklich. [Jena] An C. G. Voigt (Br 11, 189−91): Mit Dank kommen die mitgetheilten Politika zurück, was kann noch aus allen diesen werden? ich fürchte nur die schlimmsten Nachrichten von Frankfurt zu hören2) . . . Die völlige Abgesondertheit in der ich hier lebe, setzt mich in sehr gute Stimmungen und macht mir die Ausführung von gewissen Arbeiten3) möglich, die mir sonst sehr entfernt, ja unmöglich schienen . . . [Jena] Anfang die Idylle [in Hexametern] zu versificiren. [Jena] An Christiane (Br 11, 192): Ich denke bis heute über acht Tage schon ziemlich weit in meiner Arbeit zu seyn und komme wohl alsdann hinüber. [Jena] An C. G. Voigt (Br 11, 193): Für die mir gegebenen politischen Nachrichten danke aufs beste.4) Hören Sie etwas von Frankfurt, so lassen Sie mir es doch gleich wissen, ich bin wegen meiner Mutter sehr besorgt und weiß nicht ob ich sie nicht, wenn dieser Sturm vorbey ist, gleichsam nöthigen sollte zu mir nach Weimar zu kommen, denn, wie werden sich leicht vorstellen, wie unser gnädigster Herr insoferne einigermaßen in seinem Element ist . . . (G u. Voigt hofften auf Neutralität u. einen Separatfrieden). 1 ) Heroisch klingen alle Briefe Elisabeth Goethes an G vom längsten tag [21. Juni] 1796, vom 22. Juli sowie vom 1. u. 7. Aug 1796 (Köster 384−92). Sie enthalten lebendige Schilderungen der durch frz. u. österr. Truppen ausgelösten kriegerischen Turbulenzen, der Bombardierung Frankfurts, Verletzungen, Todesfälle, Fluchtversuche, Vermögensverluste der Bürger durch Feuer u. Plünderungen − alles aus der Perspektive einer mutigen, glaubensstarken Frau. 2 ) Dazu SchrGG 53, 511: Der eilige Rückzug Jourdans aus Franken ließ befürchten, daß die Gegend von Frankfurt abermals Kriegsschauplatz werden würde. Am 8. Sept räumten die frz. Truppen Frankfurt. 3 ) Hauptsächlich Hermann und Dorothea. 4 ) Der entsprechende Brief Voigts fehlt.

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die Sachen jetzt stehn, können jene unglücklichen Gegenden noch mehrmals aus einer Hand in die andere fallen. [Jena] Früh Idylle. [Jena] An C. G. Voigt (Br 11, 197): Ich danke Ihnen nochmals für die vergangenen Sonntag [11. Sept] mir so bald überschriebene gute Nachricht, ich habe die dadurch mir gewordene gute Stimmung1) gleich zu einer Arbeit verwendet, die Ihnen vielleicht dereinst auch einiges Vergnügen machen soll [Hermann und Dorothea]. [Jena] An Christiane (Br 11, 198): Diese Woche will ich noch hier bleiben, mit meiner Idylle geht es sehr gut, sie wird aber viel größer als ich gedacht habe. [Jena] Früh Idylle Ward fertig der Zweyte Gesang. [Jena] Früh Idille [Jena] früh Idille [Jena] Früh Idylle. ward fertig der Vierte [V., VI.] Gesang [Jena] Zweyte Halfte des dritten [IV.] Gesangs [Jena] Erste Hälfte des dritten Gesangs. Der 2. 3. 4. [II.−VI.] Ges. zusammengehängt.

[18./30.]2) Caroline v. Wolzogen (Schillers Leben 307): Das Anschauen des innigen Verhältnisses zwischen ihm [G] und Schiller, der immer rege Ideenwechsel, das offene, heitere Zusammenseyn − dies Alles bot tausendfältigen Genuß. An Gegenständen der Unterhaltung fehlte es nicht . . . Indeß entstanden unsterbliche Werke. Wallenstein und Hermann und Dorothea. Wie das Ineinanderstrahlen der beiden Dichterseelen auf ihre poetische Kraft und Darstellung wirkte, vermag wohl der Zartempfindende zu ahnen. Im Wallenstein athmen Hauche des Goethe’schen Lebens, und in Hermann und Dorothea weht Schiller’scher Geist. Mit Rührung erinnere ich mich, wie uns Goethe, in tiefer Herzensbewegung, unter hervorquellenden Thränen, den Gesang, der das Gespräch Hermanns mit der Mutter am Birnbaume enthält [III., später IV. Gesang], gleich nach der Entstehung vorlas. „So schmilzt man bei seinen eigenen Kohlen,“ sagte er, indem er sich die Augen trocknete.3) 19. [Jena] Erste Halfte des ersten Gesanges. 22. [Jena] An C. G. Körner (Br 11, 211): Ähnliche Arbeiten dieser Art [wie

Alexis und Dora] machen mich hier im Saalgrunde vergessen, daß ich jetzt eigentlich am Arno wandeln sollte.4) 28. [Jena] Das epische Gedicht wieder vorgenommen. 1

) Womögl. aufgrund beruhigender Nachrichten über Frankfurt; vgl. oben 11. Sept: an C. G. Voigt. 2 ) Datierung nach BG 4, 246. 3 ) Vgl. auch unten 30. Okt 1797: Schiller an G. 4 ) 1796 durchkreuzte der frz. Feldzug in Oberitalien unter General Bonaparte G’s Italien-Pläne; H. Meyer hielt sich bereits am Arno auf. Am 13. Sept schrieb G an Voigt (Br 11, 196): . . . die Italienischen Zeitungen . . . sehen freylich unter den gegenwärtigen Umständen wunderlich genug aus. Meyer schreibt von Florenz, daß man auch daselbst in Ungewißheit und Sorgen lebe.

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Okt 15. [Weimar] An Schiller (Br 11, 232): Die zwey armen letzten Gesänge

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[VII.−IX.] werden noch eine Zeit im Limbo verweilen müssen, es ist wirklich eine Art der fürchterlichsten Prosa hier in Weimar, wovon man außerdem nicht wohl einen Begriff hätte. An F. H. Jacobi (Br 11, 233f.): . . . dann habe ich mich mit allen meinen Kräften auf das e p i s c h e geworfen und will sehen, am Ende meiner Laufbahn, auch noch um diesen Eckstein herumzukommen, worüber ich denn sehr gerne theoretisch mit dir geschwatzt und dir meine Versuche vorgelegt hätte. An Schiller (Br 11, 236): Die drey ersten Gesänge [I.−IV.] des neuen Gedichtes sind nun so ziemlich durchgearbeitet, ich werde nunmehr an den 4ten [V.,VI.] gehen. Alle vier zusammen werden etwa 1400 Hexameter haben, so daß, mit den zwey letzten Gesängen [VII.−IX.], das Gedicht wohl auf 2000 anwachsen kann. An Schiller (Br 11, 237): . . . sagen Sie ihm [C. G. Körner] etwas von meinem neuen Gedichte und versichern Sie ihn, daß ich mich freue es dereinst in seinen Händen zu sehen. Das epische Gedicht beym H.[erzog Carl August] gelesen. An Schiller (Br 11, 243, 337f.) An das letzte Stück der Horen dieses Jahres wie an die ersten des folgenden habe ich auch schon gedacht, es ist mir aber leider noch kein Rath erschienen.1) . . . Ich2) habe auch schon gedacht, ob man nicht die drey Gesänge [I.−IV.] meines epischen Gedichts indessen sollte etwa ins erste Stück geben, bis das liebe Frühjahr die übrigen brächte. Es ist aber auch gewagt, den Anfang besonders von so einer kleinen Composition die sich leicht übersehen läßt zu publiciren und dann muß man doch auch den leidigen Mammon gedenken, denn da das Ganze so stark wird, als die Luise von Voß,3) so würde es wenigstens einen halben Band meiner Schriften geben, wobey ich dennoch [denn noch; MA] den Spaß hätte, es auf Einmal gedruckt zu sehen, ich weiß daher nicht recht, was man thun oder lassen soll.

28. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 28, 323): Göthe hat jetzt ein neues poetisches Werk unter der Arbeit, das auch größtentheils fertig ist. Es ist eine Art bürgerlicher Idylle durch die Louise von Voß in ihm zwar nicht veranlaßt, aber doch neuerdings dadurch geweckt; übrigens in seiner ganzen Manier, mithin Voßen völlig entgegengesetzt.4) Das Ganze ist mit erstaunlichem Verstande angelegt und im ächten epischen 1

) Schiller hatte G um Beiträge für die Horen gebeten, s. Schiller an G (SNA 28, 318). ) Ab hier nicht abgesandte Hs., vermutlich kassiertes Mundum (Br 11, 337). 3 ) J. H. Voß: Luise. Ein laendliches Gedicht in drey Idyllen. Königsberg 1795. Erstfassung: Des Bräutigams Besuch. In: Musenalmanach für das Jahr 1783. Hamburg 1783 (2. Idylle); Luise. In: Musenalmanach für das Jahr 1784. Hamburg 1784 (1. Idylle); Luise. In: Der Teutsche Merkur, Weimar, Nov 1784 (3. Idylle). 4 ) Vgl. das vorige Z, dazu unten 6. Dez 1796: an J. H. Voß, 13. Febr 1797: W. v. Humboldt an K. G. v. Brinckmann u. 28. Febr 1798: an Schiller. 2

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Tone ausgeführt. Ich habe 2 Dritttheile davon, nehmlich 4 Gesänge, gehört, die vortreflich sind. Das Ganze kann wohl 12 Bogen betragen. Die Idee dazu hat er zwar mehrere Jahre schon mit sich herumgetragen, aber die Ausführung, die gleichsam unter meinen Augen geschah, ist mit einer mir unbegreiflichen Leichtigkeit und Schnelligkeit vor sich gegangen, so daß er, 9 Tage hinter einander,1) jeden Tag über anderthalb 100 Hexameter niederschrieb.

Okt 29. An Schiller (Br 11, 245): Ein schönes Glück wär’s wenn mir in Ilme-

nau2) noch ein Stück des epischen Gedichts gelänge, die große Einsamkeit scheint etwas zu versprechen. 29. [Berlin] Marianne Meyer (v. Eybenberg) an G (GSA 28/306 St. 12): . . . auf den [!] Epischen Gedicht „Hermann u [Doro]tea“ freue ich mich ungemein, ich halte mich an Ihr Versprechen daß ich bald etwas davon sehn soll; und seufze wahrlich recht tief, daß es mir nicht so wohl ward es von Ihnen lesen zu hören −3) 30. [Jena] Caroline v. Humboldt an Rahel Levin (GG 1, 651): Goethe macht eine Idylle in einem durchaus eignen und rührenden Ton. Sie würden wie ich bei der simplen Erzählung weinen. 31. [Jena] Schiller an G (SNA 28, 326): Ich begrüße Sie in Ihrem einsamen Thal [Ilmenau] und wünsche daß Ihnen die holdeste aller Musen da begegnen möge. Wenigstens können Sie dort das Städtchen Ihres Hermanns finden, und einen Apotheker oder ein grünes Haus mit Stuccator-Arbeit4) giebt es dort wohl auch.

An Knebel (Br 11, 251): Ich habe mich jetzt wieder in das epische

Okt

Ende Fach gewendet, woraus ich dir einige Proben bald vorzutragen wün-

sche. Nov

1. [Ilmenau] An C. G. Voigt (Br 11, 253): Das Regenwetter macht den

hiesigen Aufenthalt sehr traurig und ich habe ohngeachtet der Einsamkeit noch nicht zur Stimmung gelangen können etwas zu arbeiten . . . 1. [Ilmenau] An Christiane (Br 11, 254): Noch will mirs hier nicht recht behagen, denn der Kleine [6jährige Sohn August], so artig er auch übrigens ist, läßt mich die Nächte nicht ruhig schlafen und Morgens nicht arbeiten. So geht mir die Zeit verloren und ich habe noch nicht das mindeste thun können . . . 9. [Weimar] C. G. Voigt an gefreut hat, für Sie und sung seiner Epopee, die Schreiben Sie mir etwas ihn zu fragen der Anlaß 1

G. Hufeland (BG 4, 253): Herr G. R. v. Goethe ist, was mich Ihr Haus sehr freundlich gesinnt und hat mir von der Vorleer in neuerer [neuere?] Zeit zu verlegen gewagt hat, erzählt. von dem Gegenstande und Inhalt dieses Phänomens, worüber durch Nebendinge mir abgeschnitten wurde.5)

) s. Z 11.−19. Sept 1796. ) G mußte am 30. Okt 1796 wegen eines Stollenbruchs nach Ilmenau u. kehrte erst am 9. Nov nach Weimar zurück. Vgl. unten 1796 Nov 1.: an C. G. Voigt u. Nov 12.: an Schiller. 3 ) Am 11. März 1797 (GSA 28/306 St. 13) dankte Marianne Meyer G für Übersendung der Elegie Hermann und Dorothea u. schrieb, sie verlange sehr, das Epos zu erhalten, da G versprochen habe, daß dem mir jezt zugeschickten, bald mehr nachfolgen solle. G’s Brief ist nicht überliefert. 4 ) Vgl. Hermann und Dorothea IV, 81ff. (in der alten Zählung: III. Gesang). 5 ) Vgl. Otto Jahn (Hsg.): Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt. Leipzig 1868, 2

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Nov 12. [Weimar] An Schiller (Br 11, 260f.): Sonst habe ich aber auch nicht

den Saum des Kleides einer Muse erblickt, ja selbst zur Prosa habe ich mich untüchtig gefunden, und weder Production noch Reproduction ließ sich im geringsten spüren. Das weitere müssen wir nun geduldig erwarten. 13. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 4): . . . die poetische Stunde wird schon schlagen. [vor 15.] (Abschrift der Gesänge I.−IV. durch Geist.1)) 15. An Schiller (Br 11, 263): . . . nach dem tollen Wagestück mit den Xe-

nien2) müssen wir uns bloß großer und würdiger Kunstwerke befleißigen3) und unsere proteische Natur, zu Beschämung aller Gegner, in die Gestalten des Edlen und Guten umwandeln. Die drey ersten Gesänge [I.−IV.] meines epischen Gedichts sind fleißig durchgearbeitet, und abermals abgeschrieben. Ich freue mich darauf sie Humboldts4) gelegentlich vorzulesen. 25. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 268): Ich halte es für meine Pflicht, Ew. HochWohlgeb. unverzüglich eine Nachricht mitzutheilen, die ich so eben von dem Buchhändler Vieweg in Berlin geschrieben erhalte. Zugleich erbitte ich mir die Erlaubniß, Ihnen noch auf ein Viertelstündchen a l l e i n meine Aufwartung machen, und einen buchhändlerischen Plan vorlegen zu dürfen, den ich an Sie gelangen lassen soll.5) vor 27.6) [Weimar] Knebel an G (G−Knebel 1, 142): Ich erinnern, mir von Deiner neuen epischen Arbeit eine Stunde des Morgens oder des Nachmittags, bin sehr verlangend das Versprochene zu hören, ringer-Lande zu vernehmen.

darf Dich wohl an Dein Versprechen etwas hören zu lassen! Bestimme mir daß ich zu Dir kommen kann . . . Ich und Aganippens Wasserfall7) im Thü-

47: Bei Hufeland las Goethe 1796 und 1797 die einzelnen Gesänge von Hermann und Dorothea vor; s. auch unten 3. Mai 1797: an G. Hufeland. 1 ) Vgl. das folgende Z. Abschrift des 1. Heftes der erhaltenen Hs. (AA-Epen 2: H3), das die Verse I, 1−IV, 252 enthält. Vgl. AA-Epen 2, 178f. 2 ) Im Musenalmanach für 1797. − Ältere Entwürfe zu einigen Versen von Hermann und Dorothea, offenbar aus der Xenienzeit 1796/97, in einem Notizbuch 8, das u. a. Xenien enthält, s. W 50, 376f.: zu H3; AA-Epen 2, 177f.: zu H2. 3 ) Wie Schillers vorher erwähnter Wallenstein; vgl. unten 7. Dez 1796: an Schiller m. Anm. 4 ) Schiller an G 13. Nov 1796 (SNA 29, 5): Humboldts . . . sehnen sich, Sie zu sehen. 5 ) J. F. Vieweg fragte am 14. Nov 1796 bei Böttiger an: Hr. G.[eheim] R.[ath] von Göthe hat seinen Meister geendet. Glauben Sie wohl daß er sich geneigt finden lassen würde, die Herausgabe eines Kalenders zu übernehmen? (Dreyer 144). Mit dieser Anfrage wandte sich Böttiger an G. Die Unterredung fand vor dem 28. Nov statt, da Böttiger an diesem Tag über seine Verhandlungen mit G in einem unbekannten Brief an Vieweg berichtete (vgl. J. F. Vieweg an Böttiger 13. Dez 1796, Scheibe 1961, 268f.). 6 ) Datiert: Febr 1797; Datierung nach RA 2/473. Bezieht sich wohl auf die Lesung am 27. Nov 1796; vgl. Knebel, Tagebuch 27. Nov 1796 (BG 4, 258): Mittags bey Göthe, mit Wieland. Epische [?] Gedichte vorgelesen.Vgl. unten 4. Dez 1796: Böttiger an C. F. W. Jacobs. 7 ) Den Musen geweihte Quelle am Helikon in Böotien, die den Trinkenden dichterische Begeisterung spendete, benannt nach der Nymphe Aganippe, der Tochter des Flußgottes Permessos; bekannt u. a. aus Vergils Eklogen 10, 12 und Pausanias’ Beschreibung 9, 29, 5.

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[Nov An Böttiger (Br 11, 270): Die auf den Berliner Almanach bezüglichen Ende/ Papiere nebst dem Portefeuille schicke ich dankbar zurück.1) Dez Anf.] Dez

3. [Jena] Caroline v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann (BG 4, 259): Göthe schreibt eine Idylle in 6 Gesängen von der die größere Hälfte fertig ist. Es ist etwas durchaus neues, weder er, noch sonst ein Dichter hat je etwas ähnliches gemacht und eine Situation aus dem gewöhnlichsten Lebens und Menschenkreise so behandelt. Göthens antike volle Menschheit athmet lebendig in dem Gedicht. Ich mag nichts weiter darüber sagen. Es erscheint hoffentlich bald.2) 4. [Weimar] Böttiger an C. F. W. Jacobs (Akademische Blätter 1884, 75): Uebrigens scheinen es beide Duumviri [G und Schiller] jetzt darauf anzulegen, durch ein paar Aufsehen erregende Geistesproducte ihren Muthwillen [der Xenien] vergessen zu machen. Schiller arbeitet unablässig an seinem schon oft versprochenen Trauerspiel Wallenstein, und Goethe hat vorige Woche3) hier die ersten 2 Gesänge seiner in Plan und Ausführung völlig neuen Epopöe, die durch Vossens Luise veranlasst worden ist, mit allgemeinem Beifall vorgelesen. 5. An H. Meyer (Br 11, 272f.): Durch meine Idylle [Alexis und Dora],

über welche mir Ihr Beyfall sehr wohlthätig ist, bin ich in das verwandte epische Fach geführt worden, indem sich ein Gegenstand, der zu einem ähnlichen kleinen Gedichte bestimmt war, zu einem größern ausgedehnt hat, das sich völlig in der epischen Form darstellt, sechs Gesänge und etwa zweytausend Hexameter erreichen wird. Zwey Drittel sind schon fertig und ich hoffe nach dem neuen Jahre die Stimmung für den Überrest zu finden. Ich habe das reine menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht, und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet. Die Zeit der Handlung ist ohngefähr im vergangenen August und ich habe die Kühnheit meines Unternehmens nicht eher wahrgenommen, als bis das Schwerste schon überstanden war. In Absicht auf die poetische sowohl als prosodische Organisation des Ganzen habe ich beständig vor Augen gehabt was in diesen letzten Zeiten bey Gelegenheit der Voßischen Arbeiten mehrmals zur Sprache gekommen ist,4) und habe verschiedene streitige Puncte praktisch zu entscheiden gesucht, wenigstens kann ich meine Überzeugung nicht besser

1

) Empfangen vermutl. beim Treffen mit Böttiger (s. oben 25. Nov 1796 m. Anm.); Rücksendung von Viewegs Brief an Böttiger vom 14. Nov 1796, dem ein Kalenderbogen und zwei Kupfer beigelegt waren (Geiger 1897, 143). 2 ) Vgl. Caroline v. Humboldt an Rahel Levin 1. Dez 1796 (BG 4, 260): Er [G] las uns sein neuestes Gedicht so weit vor, als es vollendet ist. Humboldts hielten sich am 29. Nov 1796 in Weimar auf u. waren mittags bei G zu Gast, s. G an Schiller 26. Nov 1796 (Br 11, 268). 3 ) 27. Nov 1796, s. oben vor 27. Nov 1796: an Knebel m. Anm. 4 ) Vgl. oben 26. Okt 1796: an Schiller m. Anm. 3 u. 28. Okt 1796: Schiller an Körner m. Anm.

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ausdrücken als auf diese Weise. Schillers Umgang und Briefwechsel bleibt mir in diesen Rücksichten noch immer höchst schätzbar. 6. An J. H. Voß (Br 11, 277f.): Eigentlich bin ich aber sehr froh, daß ich diese Composition [Wilhelm Meisters Lehrjahre], die ihrer Natur nach nicht rein poetisch seyn kann, nunmehr hinter mir sehe, um an etwas zu gehen das nicht so lang und wie ich für mich und andere hoffe, befriedigender ist. Bald werden Sie vielleicht die Ankündigung einer epischen Arbeit sehen;1) was davon fertig ist, war die Frucht der schönen Herbstzeit, zum Schluß und zur Ausarbeitung muß ich die neuen Frühlingstage erwarten. Ich werde nicht verschweigen, wie viel ich bey dieser Arbeit unserm Wolf und Ihnen schuldig bin. S i e haben mir den Weg gezeigt und e r hat mir Muth gemacht ihn zu gehen.2) 7. An Schiller (Br 11, 279): Sie finden auch wieder eine Elegie,3) der ich Ihren Beyfall wünsche. Indem ich darin mein neues Gedicht ankündige, gedenke ich damit auch ein neues Buch Elegien anzufangen . . . Mit dieser wünschte ich eröffneten Sie das neue Jahr der Horen, damit die Menschen durchaus sehen daß man auf alle Weise fest steht und auf alle Fälle gerüstet ist.4) 7. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 238): Göthe hat uns jüngst5) ein treffliches, in seiner Art völlig neues bürgerliches Heldengedicht vorzulesen angefangen, worüber man ihm freilich, man mag wollen oder nicht, wieder gut seyn muß. 8. An C. G. Körner (Br 11, 284f.): Wie ein Schiffer, der von einer gefähr-

lichen Fahrt zurückkommt, sich deswegen doch nicht im Hafen halten kann, sondern wieder sobald möglich ausfährt, so habe ich mich auch wieder auf eine neue Reise begeben.6) Ein episches Gedicht das etwa auf 6 Gesänge und 2000 Hexameter steigen kann, ist jetzo meine Liebe 1

) Die als Ankündigung geplante Elegie Hermann und Dorothea drückt G’s Entzücken über Voß’ Luise u. dessen Vorläuferschaft als neuzeitl. Versepiker aus (W 1, 294): Uns begleite des Dichters Geist, der seine Luise Rasch dem würdigen Freund, uns zu entzücken, verband. Vgl. das folgende Z. 2 ) Zu: S i e haben mir den Weg gezeigt vgl. die vorige Anm. Zu: und e r hat mir Muth gemacht ihn zu gehen vgl. die Verse zu Ehren von F. A. Wolf (ebd.): Erst die Gesundheit des Mannes, der, endlich vom Namen Homeros Kühn uns befreiend, uns auch ruft in die vollere Bahn. Denn wer wagte mit Göttern den Kampf? und wer mit dem Einen? Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schön. − Vgl. oben 28. Okt 1796: Schiller an C. G. Körner m. Anm. 4 u. unten 28. Febr 1798: an Schiller m. Anm. 5, ferner unten 26. Dez 1796: an F. A. Wolf m. Anm. 2, S. 219. 3 ) Demnach entstand die Elegie Hermann und Dorothea vor 7. Dez 1796. Vgl. unten 1796 Dez 9., 10. u. 21. sowie 29. Jan 1797: Böttiger an J. F. Vieweg. Die Elegie erschien nicht in den Horen, sie wurde erst 1800 in der zweiten Abteilung der Elegien in den Neuen Schriften Bd 7, 244−48, veröffentlicht. Als Einleitung zum Epos erschien sie in keiner von G veranlaßten Ausgabe. 4 ) Auf den Streit um die Xenien bezogen; vgl. oben 15. Nov 1796 u. unten 9. Dez 1796. 5 ) Vgl. oben 4. Dez 1796: Böttiger an C. F. W. Jacobs m. Anm. 6 ) Nach Vollendung von Wilhelm Meisters Lehrjahre.

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und meine Sorge. Je mehr man dem Beyfall giebt was davon schon fertig ist, desto bänger bin ich, ob ich auch so endigen werde wie ich angefangen habe, doch hilft hier, wo bey einem für recht erkannten Plan die Ausführung bloß von dem Augenblick abhängt, weder hoffen noch sorgen, hier ist der Glaube eigentlich am Platz. Die zur Einleitung bestimmte Elegie lege ich in Abschrift bey . . . Dorchen [Stock, Körners Schwägerin] wird sehen, daß, ich weiß nicht durch welchen Zauber, meine neue Heldin schon wieder Dorothea heißt.1) Dez

9. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 22−24): Die Elegie macht einen eigenen tiefen rührenden Eindruck, der keines Lesers Herz, wenn er eins hat, verfehlen kann. Ihre nahe Beziehung auf eine bestimmte Existenz giebt ihr noch einen Nachdruck mehr, und die hohe schöne Ruhe mischt sich darinn so schön mit der leidenschaftlichen Farbe des Augenblicks. Es ist mir eine neue trostreiche Erfahrung, wie der poetische Geist alles Gemeine der Wirklichkeit so schnell und so glücklich unter sich bringt, und durch einen einzigen Schwung den er sich selbst giebt, aus diesen Banden heraus ist, so daß die gemeinen Seelen ihm nur mit hofnungsloser Verzweiflung nachsehen können. Das Einzige gebe ich Ihnen zu bedenken, ob der gegenwärtige Moment zur Bekanntmachung des Gedichts auch ganz günstig ist? In den nächsten 2, 3 Monathen, fürchte ich, kann bey dem Publicum noch keine Stimmung erwartet werden gerecht gegen die Xenien zu seyn. Die vermeyntliche Beleidigung ist noch zu frisch wir scheinen im Tort zu seyn, und diese Gesinnung der Leser wird sie verhärten. Es kann aber nicht fehlen, daß unsere Gegner, durch die Heftigkeit und Plumpheit der Gegenwehr sich noch mehr in Nachtheil setzen und die Beßergesinnten gegen sich aufbringen. Alsdann denke ich würde die Elegie den Triumph erst vollkommen machen . . . Ich bin noch immer in der Elegie − jedem, der nur irgend eine Affinität zu Ihnen hat, wird Ihre Existenz, Ihr Individuum darinn so nahe gebracht. 10. An Schiller (Br 11, 287): Daß Sie sich der Elegie erfreuen thut mir

sehr wohl, ich vermuthe daß einige Gesellen bald nachfolgen werden. Was das Drucken betrifft, darüber bleibt Ihnen das Urtheil ganz anheim gestellt, ich bin auch zufrieden daß sie noch ruht. Ich werde sie indeß in der Handschrift Freunden und Wohlwollenden mittheilen,2) denn ich habe aus der Erfahrung, daß man zwar bey entstandenem Streit und Gährung seine Feinde nicht bekehren kann, aber seine Freunde zu stärken Ursache hat. 17. [Dresden] C. G. Körner an G (GJb 1883, 300): Wüssten Sie, wie viel Freude Sie mir und den Meinigen durch Mittheilung der neuen Elegie gemacht hätten, Sie würden 1

) Dora, Abk. für Dorothea = Gottesgeschenk. Zur Namenswahl in Alexis und Dora vgl. K. Mommsen: Kein Rettungsmittel als die Liebe. Schillers und Goethes Bündnis im Spiegel ihrer Dichtungen. Göttingen 2010, 50−56. 2 ) Außer an Körner (s. oben 8. Dez 1796 sowie folgendes Z) sandte G die Elegie auch an Marianne Meyer (s. oben 29. Okt 1796 m. Anm.). Knebel bedankte sich ca. 10. Dez 1796: Ich danke Dir, Lieber, für das liebe Geschenk Deiner Muse. Es erfreut mich herzlich. Wie wohl thun die Töne, die unmittelbar aus der Brust hervordringen! Ich sage Ja! und Amen! zu Allem. (G−Knebel 1, 137). Weitere Empfänger: Albertine Henriette Antonie v. Wolfskeel von und zu Reichenberg (vgl. dieselbe an G nach 10. Dez 1796, RA 2/502) sowie August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. derselbe an G 15. Dez 1796, RA 2/514).

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einen besondern Copisten halten, um jedes Ihrer Produkte sogleich, wie es fertig wäre, für uns abschreiben zu lassen. Der Ton dieses Prologs konnte nur in einem sehr glücklichen Momente gefunden werden, und es war gewiss kein kleines Verdienst ihn auch nur in einem so kurzen Gedichte festzuhalten. Diese Weichheit ohne Schwäche, diese Ruhe ohne Entkräftung, diese Lieblichkeit mit jugendlichem Muth verbunden bringt eine sonderbare gemischte Wirkung hervor, die zugleich rührend und stärkend ist. Wie begierig muss man nun auf das grössere Gedicht werden, und wie sehr müssen Sie verzeihen, wenn Ihre Güte uns unbescheiden macht. Wäre es denn nicht möglich uns nur ein kleines Fragment davon lesen zu lassen? Dez 17. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Dreyer 145): Was mir der Herr von Göthe zugedacht,1) ist ganz so wie ichs brauche, um eines allgemeinen Beyfalls gewiß zu seyn und mich verlangt nur um zu erfahren, was er dafür an Honorar bestimmt . . . Daß die Kupfer nicht zum Texte gehören sollen, ist mir auch sehr lieb. Mann wird durch der Art − s. Voß Luise − so selten befriediget . . . Wenn ich mich, wie ich gewiß glaube, weil ichs so sehr wünsche, mit dem Hr: v. G. einige, so ist es mir sehr wichtig, die Sujets zu den Kupfern2) bald zu erfahren. Sie werden dies bald bei einem Kalender für 1799 vielleicht sonderbar finden, aber ich weiß es leider durch eine kostbare Erfahrung, daß man früher als ein Jahr vorher kommen muß, wenn man unsere g u t e n Künstler nicht besetzt finden und übereilte Arbeit verhüten will. Und dann muß ich bei einem Kalender der s o werden soll, wie ich mir diesen Götheschen denke, doppelt so viel Zeit als ein anderer haben. Ich vermuthe, daß Hr. v. G. mit der Bearbeitung des gewählten Gegenstandes großentheils fertig ist, so daß ich das Ms. In der Mitte des nächsten Jahres ohne Unbequemlichkeit für ihn erhalten könnte . . .

21. An Schiller (Br 11, 292): Es freut mich sehr daß die Elegie bey Körner

gut gewirkt hat.3) Im Ganzen bin ich aber überzeugt, daß Ihre Bemerkung4) richtig ist, daß sie nämlich öffentlich noch zu früh käme, ich bin auch privatim sehr sparsam damit umgegangen. 1

) Vgl. oben 25. Nov 1796: Böttiger an G m. Anm. ) Die Sujets der Kupfer für den Kalenderteil blieben bis kurz vor Beendigung des Drucks unbestimmt, da sich etliche Vorschläge aus Zeitmangel nicht realisieren ließen: G wünschte Szenen aus Wilhelm Meisters Lehrjahren (s. unten 16. Jan 1797: an J. F. Vieweg), empfahl aber, als Chodowiecki für diese Arbeit kurzfristig nicht zu gewinnen war (s. unten 21. Jan 1997: Vieweg an Böttiger), dessen Kupfer der königlichen Familie und schlug vor, die Kalender zusätzlich mit kleinen Scheren, Etuis u. Messerchen auszustatten. Böttiger riet, Karten mit Kupfern nach antiken Gemmen oder mit Schauspielerattitüden beizulegen (29. Jan 1797: Böttiger an Vieweg). Die Gemmen-Abbildungen konnten nicht rechtzeitig beschafft werden, deshalb bat Vieweg G, mit sechs schon fertigen Landschaften von J. A. Darnstedt vorlieb zu nehmen (11. März: Vieweg an Böttiger), die G jedoch ablehnte (1. Apr: Vieweg an Böttiger, 14. u. 15. Mai: an W. v. Humboldt). Vermutl. Ende März trug Böttiger zunächst Vieweg, am 7. Apr dann G die Idee vor, Abbildungen der neun Musen zu bringen (s. d.). Dieser Plan wurde fallengelassen, nachdem Schadow, den G mit der Herstellung betraut wissen wollte, aus Zeitgründen absagte (1797 Apr 8.: Böttiger an Vieweg, 21. u. 22.: Vieweg an Böttiger). Die Szenen aus Wilhelm Meister wurden auch nicht rechtzeitig fertig, u. so erschien das Taschenbuch schließlich mit Chodowieckis Titelkupfer Die königliche Familie, einem Modeblatt von Meil u. den G verhaßt[en] Landschaften von Darnstedt (vgl. 20. Juni 1797: Vieweg an Böttiger). 3 ) Schiller an G 18. Dez 1796 (SNA 29, 28): Körnern und seine Familie hat Ihre Elegie sehr lebhaft interessiert. Sie wißen nicht genug davon zu erzählen, und Ihrem epischen Gedichte sehen sie mit unbeschreiblicher Sehnsucht entgegen. Vgl. oben 17. Dez 1796: C. G. Körner an G. 4 ) Zur Elegie s. oben 9. Dez 1796: an H. Meyer. 2

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Dez [Florenz] H. Meyer an G (SchrGG 32, 406): Sie haben mir mit der Nachricht1) von 21./26. Ihrem neuen Gedicht, welches Sie unter Händen haben, ein reines Vergnügen und eine schöne Hoffnung erweckt, aber ich möchte sagen, daß darum auch die Last und Bitterkeit der Entfernung lebhafter von mir empfunden wird. Denn es dünkt mich, daß Nutz und Vergnügen durch den größern Antheil, den man an einem Kunstwerke nimmt, welches vor unsern Augen entsteht, doppelt werden: man versteht es und sieht das Räderwerk desselben in einander greifen. 24. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Dreyer 146):2) . . . [nichts könne ihn abhalten], die Bedingungen des H.[errn] G.[eheim] R.[ath] v. G., sein Ms. für den e r s t e n 3) Kalender zu benutzen, anzunehmen . . . ich wünsche, daß die einem Kalender nun einmal nöthigen Verzierungen, diesem Inhalte würdig seyn möchten, Sie erinnern sich, daß Sie selbst mir riethen, nicht zum Anfange A l l e s zu geben. Ich habe Ihren Rath befolgt, aber nun ist mir, was ich dem ersten bestimmte, für diesen Götheschen nicht gut genug. Ich wünsche das Mögliche versuchen zu können, wünsche dies um so angelegentlicher, da ich nun, bei so beschränkter Zeit, manches werde aufgeben müssen, was ich so gern ausgeführt hätte. Helfen Sie mir also . . . recht bald zu dem Sujets der dem Kalender selbst von dem Herrn von G. bestimmten allegor. Kupfern, zu einer wann auch nur ohngefähren Angabe der Stärke dieses Gedichts und zu den Verlags Bedingungen. 25.4) Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 80−86): Goethe liest mir seinen Hermann und Dorothea. Warum ist das Städtchen so leer, so öde die Straßen?5) Damit fängt sich ohne alle weitere Ankündigung oder sonst gewöhnliche Anrufung der Muse das Gedicht so gleich dramatisch an zu bewegen. In einem niedlichen Landstädtchen ohnfern dem Rheine ist Alt und Jung und alles was Füsse und Wagen hatte, hinaus auf die Landstraße gegangen, um dort einen langen Zug von Auswandernden mit ihrem Gepäck und Gewirre vorüberziehen zu sehn. Der Dichter denkt die Szene zu Anfang des Julius dieses 96 Jahres, wo vor dem Andringen der Neufranken sich die wohlhabendsten Anwohner des Rheins in unabsehlichen Haufen flüchteten. Der Wirth zum goldenen Löwen mit seiner verständigen Hausfrau ist zwar aus Bequemlichkeit und weil ihn der Anblick zu sehr verwunden würde, zu Hause geblieben, hat aber seinen einzigen 20jährigen Sohn, Hermann zu Wagen hinausgeschickt, u. die sorgsame Mutter hat ihm ein Paket alte Leinewand und des Vaters cattunenen Schlafrock, so wie auch Mundprovision mitgegeben, um den Nothdürftigsten damit auszuhelfen. Unterredung des auf der steinernen Bank vor dem Hause sitzenden Wirths mit seiner Frau, die sich mit dem Wunsche endigt: wenn doch mein Hermann mir bald eine junge Wirthin ins Haus brächte! Unterdessen kommen die Haufe der Neugierigen zurück, es wird lebendiger auf den Straßen, es kommt auch der geschäfftige Apotheker und der ehrwürdige junge Pfarrherr zurück, der erste der Nachbar, der zweite der Hausfreund des Gastwirths. Beide referiren, was sie gesehn. Eine hohe epische Stelle, wobey man sich doch der Thränen kaum erwehren kann. Laßt uns in die kühle Hinterstube gehn, sagt der Wirth, und dort ein Glas Wein zur Stärkung und Erquickung tringen! Ende des ersten Gesangs. [I, 160−62] Hermann kommt zum Hofthore hereingefahren, tritt dann in die Stube und erzählt, daß er über dem sorgsamen Einpacken der Mutter verspätet, den eigentlichen Emigrantenzug nicht mehr angetroffen, wohl aber einen einzelnen Wagen, mit zwey großen ausländischen Ochsen

1

) s. oben 5. Dez 1796. ) Antwort auf einen nicht bekannten Brief Böttigers an Vieweg vom 19. Dez 1796. 3 ) Taschenbuch für 1798; vgl. dagegen oben 17. Dez 1796: J. F. Vieweg an Böttiger. 4 ) Am 24. oder 25. Dez 1796 dankte Böttiger für die Einladung und bat, den Schotten James MacDonald mitbringen zu dürfen (GSA 28/15 Bl. 474.476a). 5 ) I, 1. In diesem Wortlaut nur durch Böttiger überliefert. 2

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bespannt und von einer trefflichen, beyhergehenden jungen Dirne getrieben, eingehohlt habe. Die Treiberin bittet ihn mit edelm Stolze um Hülle und Leinewand für die im Wagen befindliche grade vor dem Eintritt der Flucht entbundene junge Frau. Hermann langt mit bewegtem Herzen sein mütterliches Packet hervor und eilt ihr, als der Wagen schon vorwärts ist, um dem im nächsten Dorfe Nachtquartier machenden Zuge noch nachzukommen, noch einmal nach, und hier giebt er der holden Treiberin auch noch die Lebensmittel zur Vertheilung und Selbstgebrauch, die er anfänglich selbst ins Dorf zu überbringen entschlossen war. So weit die höchstrührende, Herzergreifende Erzählung des jungen Hermanns. Reflexionen der Geselschafft. Der Vater wiederholt seinen schon früher gegen die Mutter allein geäußerten Wunsch noch einmal laut gegen den Sohn: er möge sich doch bald von den Töchtern des gewerbsamen Kaufmanns im schönen grünen Hause gegenüber eine zur Frau aussuchen. Es sey doch gut eine bemittelte Frau sich zu wählen. Da würden Kisten und Kasten gefüllt u.s.w. Nun erwiedert Hermann seine Zweifel. Er sey sonst auch der Meinung geweßen, sey aber, als er jüngst im erwählten Sontagsputz die Mädchen besucht habe, von Vater und Töchtern wegen seiner Unwissenheit, wer Tamino und Pamina sei, spöttisch verlacht worden, da eben Minnchen am Clavier Arien gespielt habe. Diesen Spott könne er nie vergeben. Nun poltert der Vater hitzig auf, schilt den Sohn einen Bauerntölpel, der ihm nie Ehre machen werde, und versichert grade zu: ein armes Mädchen werde er nie als Schwiegertochter über die Schwelle kommen lassen. Der Apotheker spricht seine Sentenzen über den Luxus der Zeit, und Hermann schleicht betrübt zur Thüre hinaus. Zweiter Gesang. Während der Pfarherr zum Frieden redet, schleicht die gute Mutter dem Sohne nach, erfährt im Hofe, er sey in Garten am Hause gegangen, findet ihn auch da nicht, geht durch die Pforte in der Stadtmauer hinaus, auf ihren hart anliegenden Weinberg, findet auch da nichts, und geht ihm bis eben an den großen Birnbaum, der hinten ihre Aecker begränzt, mit schwerem Herzen nach. Hier beschleicht sie den Sohn mit einer Thräne im Auge aufs Gebirge hin blickend. Der unmuthsvolle will Soldat werden, u. vors Vaterland fechten. Sohn, sagt die Alte, du täuschst mich nicht. Dir blutet eine tiefere Wunde. Rührende Geständnisse des Sohnes im Schooß der treuen Mutter. Das holde Mädchen, die den Wagen trieb, muß heute noch meine Braut werden, oder ich heurathe nie. Aber der Vater will nicht. Also − Tröstender Zuspruch: Steht doch immer ein Mann dem Mann, wie ein Felsen dem andern! Du mußt bitten können, ich will auch helfen. Komm zum Vater! Dritter Gesang. [III., IV.] Eben hat der Prediger ein treffliches Wort zu seiner Zeit gesprochen, als die Mutter mit dem Sohne hereintritt, u. in sanfter, doch fester Rede den Entschluß ihres Hermanns dem Vater kund thut, worauf auch dem Sohne die Zunge gelößt wird. Der Prediger stimmt ein. Der Apotheker erbietet sich so gleich als Brautwerber ins Dorf zu fahren. Endlich willigt auch der überwundene Vater ein, daß Hermann so gleich mit dem Prediger und Apotheker hinausfahren soll. Jene beiden sollen sich nach dem guten Namen und den Umständen des Mädchens erkundigen. Dieß soll entscheiden. Es wird angespannt. Hermann führt sie fort, und hält, als sie ans Dorf gekommen sind, unter den Linden am Anger. Die Abgesandten gehn, nachdem H[ermann] ihnen zuvor das Mädchen durch eine meisterhafte Schilderung kenntlich gemacht hat. So weit laß Göthe auch den vierten Gesang vor [etwa bis V, 183]. Man erräth schon das Ende. Dorothea, so heißt das Mädchen, wird noch beim Mondschein diesen Abend heimgeführt. So läuft die ganze Geschichte ununterbrochen fort, in dem engen Zeitraum von Nachmittag um 3 Uhr bis Abends um 9 Uhr eingeschlossen.1) Man sieht, daß die Fabel des Gedichts so äuserst 1

) In der Druckfassung beginnt die Handlung schon am Mittag (I, 7), diese temporale Bestimmung ist in der erhaltenen Hs. (s. oben vor dem 15. Nov 1796 m. Anm.) noch nicht vorhanden, sie wurde offenbar erst in die (nicht erhaltene) Druckvorlage eingefügt. Möglicherweise wurde die Erweiterung der erzählten Zeit von 6 auf 9 Stunden parallel zur Neugliederung des Textes von 6 in 9 Gesänge vorgenommen; vgl. Elsaghe 1991, 60, Anm. 19.

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einfach ist, daß sie sich kaum auch nur erträglich erzählen läßt. Aber desto mehr Breite, desto belebenderes Detail, gestattet nun diese scheinbar einfache Alletagsgeschichte. Und hier ist Göthe Homerisch groß und neu. Stellen, wie die Episode, wo die Wirthin erzählt, wie vor 21 Jahren, als das Städtchen abbrannte, ihr jetziger Mann auf der rauchenden Brandstätte ihr seine Hand anbot [II, 107−57], Schilderungen, wie der Gang der Mutter durch Garten, Weinberg, Kornflur mit den bezeichnenden Localumständen [IV, 10−59], Lebenssprüche, wie sie der edle Pfarherr zu verschiedenenmalen ausspricht, müssen alle Classen und alle Stände gleich stark ergreifen und hinreißen. War je eine Epopöe Volksgedicht, so muß es dieß werden. Der gemeinste Verstand wird es fühlen, der geübteste und gelehrteste wird es bewundern. Goethe gieng seit 2 Jahren mit diesem Süjet schwanger, und versuchte es erst als Drama,1) dann als eine Idyllenreihe. Aber grade durch diese vorbereitenden Studien wurde er erst des Gegenstandes ganz mächtig, u. konnte nun alle diese mühsamen Vorbereitungen wie Blüthenblätter zu einem Fruchtknoten schließen. Des großen Meisters würdig sind folgende Rücksichten bey diesem Gedichte. Es steht auf einer ungeheuren Basis, auf der französischen Revolution, und eilt schon dadurch einer ganzen Generazion zuvor, indem es Effekte schildert, deren Umfang und Größe erst nach 30 bis 40 Jahren ganz gemessen werden wird. Nur durch diesen fürchterlichen und in ihrer Art einzigen Länder- und Völkerumsturz wurde dieß Gedicht möglich, und doch sieht man ihn die Schrecknisse nur aus der Ferne, hört das Gewitter nur hinter dem Gebürge, wird nie im fröhlichen Genuße der sichern Gegenwart gestört. Dabei kennt der Dichter kein Vaterland, keine Parthei. Das Gedicht kann jenseits des Rheins mit so herzlicher Theilnahme durchgenossen werden, als disseits. Es sind menschliche, nicht Nationalscenen. Es kann so gar in alle Sprachen übersetzt, und in allen Zungen gleich herzlich empfunden werden. Es ist die einzige Odyssee, die in unsern Tagen noch möglich schien. Denn wie sich dort die Irsaale eines einzigen Menschen doch auf den gewaltigen Hintergrund des Kampfes zweier Welttheile miteinander, des zerstörten Troja und [der] bei der Rückkehr verderbten Griechen lehnen: so stützt sich hier die schnelle Bewerbung eines erbar redlichen Gastwirthsson um eine in flüchtender Armuth edle Braut auf eine Kriegsfluth und Emigration, wie sie vieleicht kein folgendes Jahrhundert wieder sieht. Das Colorit des Gedichts ist das hellste, was nur unser nordisches Klima gewähren kann. Es ist ein heller klarer Sommertag in der Jahreszeit, wo alles den Scheunen und Kellern entgegen reift, in schwellender Ueppigkeit und glühender Sonnenbeleuchtung. Darum wandeln auch alle Figuren in so reinen, klaren Umrissen; man sieht im Anfang des Gedichts den Flüchtlingszug auf der bestaubten Chaussee, man fühlt die Kühlung im Hinterzimmer des Wirths, man greift den Seegen des Jahres im Dahingehn der Mutter durch den Obstgarten, wo sie die Stützen der Bäume richtet, u. die Raupen vom Kohl abließt, und in die Geißblattlaube guckt, und alle die Naturgeschenke, die ihr gehören, mit Hausmütterlicher Aemsigkeit durchschreitet. Man erblickt von der Anhöhe des Birnbaums herab das Kammerfensterchen Hermanns, auf das er im Gespräch der Mutter hindeutet, von den Stralen der sinkenden Sonne beschimmert u. s. w. Um dieß Kunststück zu vollenden, wird im 6ten Gesang eben diese Gegend noch einmal im vollen Mondschein aufgethan werden. Die Charaktere der handelnden Personen sind aus der Menschenklasse genommen, die in unsern Tagen allein noch Individualität und Naturgepräge haben, und doch ist es keine phantastische Idyllenwelt. Es sind die sogenannten Honoratioren einer kleinen Stadt, wie sie leiben und leben. Dieß, sagte Göthe, ist Voßens Verdienst, ohne dessen Luise dieß Gedicht nicht entstanden seyn könnte.2) Voß hat durch die epische Behandlung einer Landpredigersfamilie einen verständigen Fingerzeig gegeben, wo unser Epos hingehört. Nun kann seine Luise darum schon kein eigentliches Heldengedicht seyn, weil ihm alle Continuität, aller 1 2

) Davon ist nichts überliefert. ) Vgl. oben 6. Dez 1796: an J. H. Voß.

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Zusammenhang fehlt. Dann hat er auch durch alzuausführliche Malerei des kleinsten hors d’oeuvre den epischen Eindruck vernichtet. Die Charaktere selbst vereinigen die zwey so schwer zu vereinbarenden Foderungen, daß das bestimmteste Individuum doch überal Repräsentant seines ganzen Geschlechts sey. Man hat solche Mütter, solche Väter, wie Hermanns Eltern sind, solche verschlossene, tiefe, aber im entscheidenden Augenblick unwiderstehlich hervordringende Gemüther, wie das des jungen Hermanns ist, solche behäglich pedantische Apotheker, wie hier der Nachbar aus der Engelsapotheke ist, oft schon im Leben bemerkt. Aber durch die sinnige Behandlungsart des Dichters würde man doch die hier gezeichneten Menschen wieder unter tausend ihrer Art und Gattung herausgreifen können. Da alle Cultur der neuern Zeit von der Bibel ausgegangen ist: so kann der kluge Epopöendichter, der sich in dem angeführten Kreise bewegt, kaum der Citaten und Anspielungen auf die Bibel, auf gewisse Kernsprüche und Trostsentenzen entbehren. Auch in diesem Gedichte läßt der Dichter den Wirth einigemal biblisch sprechen. Der Prediger hingegen, der schon auf einer höhern Culturstufe steht, bedient sich dieser Sprache nie selbst. Seine selbsterprobte Weisheit ist aus keinem Sprachregister geschöpft. Er ist gleichsam der Gott des Stückes selbst, der nicht durch fremde Offenbarung zu helfen braucht, und erhält schon dadurch den Rang der ersten und vornehmsten Figur in dieser Gallerie. Denn an eine Maschinerie einer von ausen herein übernatürlich eingreifenden Kraft, die man sonst vom Heldengedicht unzertrennlich dachte, konnte natürlich ein Göthe nicht mehr denken. Sein höheres Wesen, sein Jupiter oder Minerva ist, wie gesagt, der Prediger. Aber noch eine Neuigkeit dieses Gedichts ist: es kommt kein einziges Gleichniß darinnen vor. Auch diesem Nothbehelf früherer Zeiten entsagt der Dichter.1) Der Gang des Hexameters in diesem Gedichte ist der rascheste Wechseltanz, den je eine nordische Sprache in griechischer Modulation einherschwebte. Wie verschieden von dem leichtsinnigen Hüpfen im Reinecke Fuchs, und von dem pathetischen Gang in einigen Uebersetzungen homerischer Hymnen. Man fühlt es, daß der Dichter bis auf das Sylbenmaaß selbst, in dem er sich bewegt, Schöpfer war, und seyn wollte. Jeder Vers mahlt, und doch ist kein Gedanke an kindische Ziererey. Freilich, um alles zu verstehn, mußte man den göttlichen Rhapsoden sein Gedicht selbst deklamiren hören.

Dez 25. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 29): Ihr längeres Ausbleiben2) ist mir sehr unangenehm: möchte es nur Ihre jetzige schöne Thätigkeit nicht zu lang unterbrechen. 26. An F. H. Jacobi (Br 11, 294): Ich wünsche mir daß ich die Passion zu

meinem neuen epischen Gedicht in das nächste Jahr, recht lebhaft, mit hinüber bringen möge. Die Art, wie Max [Jacobi] solches genommen,3) hat mir wieder neuen Muth dazu gegeben. 26. An F. A. Wolf (Br 11, 296f.): Vielleicht sende ich Ihnen bald mit mehrerem Muthe4) die Ankündigung5) eines epischen Gedichtes, in der ich 1

) Vgl. unten 23. Dez 1797: an Schiller. ) G mußte Herzog Carl August auf einer Reise vom 28. Dez 96 − 10. Jan 97 nach Leipzig u. Dessau u. wieder über Leipzig zurück nach Weimar begleiten. 3 ) Max Jacobis Anm. zu diesem Brief (G−Jacobi 216): Hermann und Dorothea, noch nicht ganz vollendet, in erster Abschrift [I.−IV. Ges., s. oben 15. Nov 1796]. Als der Jüngling [Max Jacobi] die Blätter dem übergütigen Dichter tief bewegt und angeregt wieder übergab, verbarg dieser ihm seine Freude nicht, heiter hinzufügend: Nach Ihnen ist nun Böttiger der nächste [vgl. oben 25. Dez 1796: Böttiger], dem ich es mittheile; denn bei dem bin ich bei der Beurtheilung von allem Einfluß des Gemüthes auf den Verstand sicher, und so einen brauche ich. 4 ) Als die Sendung von Wilhelm Meisters Lehrjahre. 5 ) Die Elegie Hermann und Dorothea. 2

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nicht verschweige, wieviel ich jener Überzeugung schuldig bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben.1) Schon lange war ich geneigt mich in diesem Fache zu versuchen und immer schreckte mich der hohe Begriff von Einheit und Untheilbarkeit der Homerischen Schrifften ab, nunmehr da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen, so ist die Kühnheit geringer sich in grössere Gesellschafft zu wagen und den Weg zu verfolgen den uns Voß in seiner Luise so schön gezeigt hat. Da ich nicht im Falle bin Ihre Schrifft2) theoretisch zu prüfen, so wünsche ich nur daß Sie mit diesem practischen Beyfall nicht unzufrieden seyn mögen; denn der thätige Mann will ja nicht allein überzeugen sondern auch wirken, und diese doppelte Freude erleben Sie an Ihren Schülern alle Tage. Warum kann ich doch nicht, da ich das, was mir von Zeit und Lebenskrafft übrig bleibt der Erkenntniß wahrer Kunst und, wenn der Genius will, ihrer Ausübung zu widmen hoffe, auch Ihnen näher seyn um von Ihren Arbeiten unmittelbar den erwünschten Vortheil zu gewinnen. Leben Sie recht wohl und füllen die Lücken, die eine strenge Critik an meinen Arbeiten finden möchte durch ein fortgesetztes Wohlwollen aus. Dez An Schiller (Br 11, 300): Seitdem ich Ihnen jene Bemerkungen über [27.]3) die Elegie danke,4) habe ich manches erfahren und gedacht, und ich wünsche Ihnen bey der gegenwärtigen5)

1

) Vgl. die Verse zu Ehren von F. A. Wolf in der Elegie Hermann und Dorothea, oben 6. Dez 1796: an J. H. Voß m. Anm. 2. 2 ) Prolegomena ad Homerum sive de operum homericorum prisca et genuina forma variisque mutationibus et probabili ratione emendandi. Scripsit Frid. Aug. Wolfius. Vol. I. Halis Saxonum, e libraria orphanotrophei. 1795. G beschäftigte sich während der Entstehungszeit von Hermann und Dorothea mit Wolfs Schrift (vgl. unten Z vom 19. u. 20. Apr 1797: an Schiller u. Tgb sowie 6. Mai 1797: J. D. Sander an Böttiger). Darin wird die − von G zunächst abgelehnte − Auffassung vertreten, die homerischen Epen stammten nicht von einem Autor, sondern seien zunächst mündlich überliefert und später von mehreren Bearbeitern aufgezeichnet u. aus einzelnen Liedern zusammengesetzt worden. G diskutierte die Frage ausführlich mit Schiller, daraus entstand die gemeinsame Arbeit Ueber epische und dramatische Dichtung sowie G’s Achilleis. In der Elegie Hermann und Dorothea spielt er auf den Einfluß F. A. Wolfs an. − W. Schadewaldt (Goethestudien. Zürich 1963, 149) resumiert: . . . damit das Epos [Hermann und Dorothea] entstehen konnte, mußte noch etwas sehr Absonderliches eintreten; ein Gelehrter, ein unmusischer, kritischer Geist mußte den Dichter, dem Goethe eine fast göttliche Verehrung widmete, entthronen und ihm auch sein Gedicht in Stücke hauen. Das geschah durch Fr. A. Wolfs P r o l e g o m e n a z u H o m e r , die im Frühjahr 1795 erschienen und mit der damals unwiderleglichen Leugnung der Schreibkunst für die Zeit Homers die Ilias zerschlugen und sie statt zum Kinde eines Vaters, des Homer, zum Geschöpf vieler Dichter, der Homeriden, machten. Vgl. auch „Ilias im Auszug“, S. 493. 3 ) Die Datierung erfolgte in W nach Schillers Kalender u. dem Inhalt. 4 ) s. oben 9. Dez 1796: Schiller an G. 5 ) Ende des ersten Bogens. Die Fortsetzung des Briefes ist nicht überliefert.

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Dez 28. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 241f.): . . . Göthe hat so eben ein Heldengedicht in sechs Gesängen, H e r m a n n und D o r o t h e a , vollendet, das auf die Emigrantenscenen dieses trostlosen Krieges gegründet so unvergeßlich seyn wird, als die ungeheure Ländererschütterung, die ihm zur Basis dient. Die Nation hat durchaus noch nichts der Art aufzuweisen, und Göthe ist darin ganz Göthe. 28. [Weimar] Böttiger an G. J. Göschen (GJb 1885, 107): So viel kann ich Ihnen sagen, dass er [G] ein neues Heldengedicht in 6 Gesängen unter der Feder hat, welches sich auf die französische Revolution gründet, ohne diese doch zu berühren und in dem Goethe ganz der göttliche Goethe ist. Es muss das erste Volksgedicht werden, das eine neuere Nation aufzuweisen hat. Wieland hat geweint als es ihm Goethe vorlas.1) [1796]

E. F. A. Vitrolles (BG 4, 269): Une autre fois, il [G] me raconta l’espe`ce de de´fi qui avait fait naıˆtre deux charmants ouvrages. Voss et lui se demandaient s’il serait possible de peindre les ide´es et les mœurs modernes avec la meˆme simplicite´ que dans les narrations de la Bible ou dans celle d’Home`re. Chacun l’entreprit de son co ˆte´. Voss peignit dans sa Louise, avec une graˆce parfaite, le mariage de la fille d’un ministre protestant, et Goethe ´ecrivit avec un naturel admirable son petit poe`me d’Hermann et Dorothe´e, ou ` il semble avoir re´solu dans la perfection le proble`me qu’ils s’e´taient pose´.

1797 Jan

2. [Jena] Caroline v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann (Rudolf Haym zum Gedächtnis. Neue Briefe von Karoline von Humboldt. Hsg. und erl. von Albert Leitzmann. Halle 1901, 15): Denken Sie sich nichts im Voraus von Goethens neustem Gedicht, denn es ist ein genre das nie existirt hat, nichts Louisen ähnliches, nichts eigentlich heldenmäßiges, obgleich ein sehr heroischer Charakter darin hervortritt [Dorothea], denken Sie sich das rein menschlichste in der schönsten Wahrheit und Kraft. Da es sehr bald erscheinen soll, so will ich nichts weiter sagen . . . Eine kleine Epistel die sein neues Gedicht ankündigt erscheint in dem ersten Horenstück des neuen Jahrs.2) 3. [Dessau] An Christiane (Br 12, 4): An das Gedicht habe ich wenigstens

gedacht und werde den Plan ausarbeiten, so weit mir nur möglich ist, so kann es alsdann einmal, ehe wir es uns versehen, fertig seyn. 8. [Leipzig] Das Schema3) zum Schluß des epischen Gedichtes ward in diesen Tagen fertig. 10.4) [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (SLUB Dresden, Ms. Dresd.h.37,4°, Bd 208, Nr. 6):5) Hier mein theuerster Freund mit dem allerherzlichsten Danke zurük, was Sie mir über Göthens Herrmann mitzutheilen die Güte gehabt. Sie haben mir und meiner Lotte6) einen schönen Vorgenuß verschaft und ich war so gewißenhaft, daß ichs auch [F. v.] Gentz [,] nur erst nach Vorzeigung Ihres lezten Briefes an ihn, sehen ließ. Daß ich nun der Entscheidung mit um so gespannterer Erwartung entgegen sehe und wie ich es

1

) Vgl. oben vor 27. Nov 1796: Knebel an G m. Anm. 6. ) Vgl. oben 7. Dez 1796: an Schiller m. Anm. 3. 3 ) Nicht überliefert. 4 ) Von Vieweg irrtümlich datiert 1796. 5 ) Die Transkription der Briefe Viewegs aus der SLUB Dresden erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Karin Schellbach (SLUB) und Christoph Michel. 6 ) Viewegs Frau Sophie Elisabeth Lucie Charlotte. 2

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bedauere, daß die Reise des H. v. G. [nach Leipzig und Dessau] gerade jezt geschehen und mich um 8 Tage der so kostbaren Zeit bringen musste, können Sie sich leicht denken. Ich erinnere mich kaum daß ich irgend etwas mit größerer Sehnsucht erwartet und auf eine Unternehmung mich so gefreut. Ein solches Meisterstück bedarf um so [!] gefallen keiner äuseren Zierathen und ich werde ihm geben m ü ß e n was ich habe, da mir [D. N.] Chodowiecky auf deßen Zeit ich im voraus Beschlag legen wolte, vor 8 Tagen erklärte, daß er bis Juny nichts mehr übernehmen könnte. Und doch hätte auch ich so gern einen solchen Inhalt würdig ausgestattet! Zwar werden1) Format und Druck, besonders aber die Bände,2) sich von allen bisher erschienenen vortheilhaft auszeichnen, aber mir doch immer nicht genügen. Wie würde ich mich freuen, wenn mir der H. v. G. bei einem der folgenden Jahrgänge [des Taschenbuchs] Gelegenheit geben wollte, meine Ideen auszuführen!3)

Jan

11. [Weimar] An Schiller (Br 12, 5): Poetisches hat mir die Reise4) nichts

14. [16.]

16.

16.

eingetragen als daß ich den Schluß meines epischen Gedichts vollkommen schematisirt habe. Früh Herrmann de Metris.5) Böttiger wegen des epischen Gedichts. An J. F. Vieweg (Br 12, 11): Ich übersende Ihnen im versiegelten Anschlusse ein Manuscript. Will Herr Vieweg dafür nicht 200 Friedrichsd’or zahlen, so beliebe er den Pack zurückzusenden, ohne ihn zu entsiegeln.6) An Böttiger (Br 12, 11): [Für das epische Gedicht H e r r m a n n u n d D o r o t h e a verlange ich Eintausend Thaler in Golde. Weimar d. 16. Jan. 1797. Goethe.] Herr Oberconsistorial Rath Böttiger wird ersucht gegenwärtiges bis zur bekannten Epoche bey sich uneröffnet liegen zu lassen.7) An J. F. Vieweg (Konzept; Br 12, 11f.):8) Ich bin geneigt Herrn Vieweg in Berlin ein episches Gedicht Herrmann und Dorothea das ohngefähr 2000 Hexameter stark seyn wird zum Verlag zu überlassen. Und zwar dergestalt daß solches den Inhalt seines Almanachs auf 1798 ausmache und daß ich nach Verlauf von 2 Jahren allenfalls dasselbe in meinen Schriften wieder aufführen könne. Was das Honorar betrifft so stelle

1

) Im Ms. wirden, aus erweitertem wird. ) D. h. die Einbandgestaltung der Bände; zu dieser s. Hagen Nr. 231. ) Die illustrierten Einzeldrucke Viewegs (ab 1799) verzeichnet Hagen Nrn. 243−47. 4 ) Vom 28. Dez 1796 bis 10. Jan 1797 mit Carl August nach Leipzig u. Dessau. 5 ) Gottfried Hermann: De metris poetarum graecorum et romanorum 1. I−III. Leipzig 1796. Ruppert Nr. 676. Vgl. unten 10. u. 13. Febr 1797: W. v. Humboldt an G u. an K. G. v. Brinckmann. 6 ) s. Br 12, 396: Es ist nicht unmöglich, dass dieses Billet kein wirklich geschriebenes, sondern ein aus der Tradition der Viewegschen Buchhandlung irrig reconstruirtes ist. 7 ) Die in Klammern gesetzten Worte von G’s Hand stehen auf S. 1 des gefalteten Quartbogens, die an Böttiger gerichteten Worte von Schreiberhand auf dem Kuvert, das die Forderung einschloß (Br 12, 396). Vgl. unten 16. Jan 1797: an J. F. Vieweg m. Anm. 1, S. 222. 8 ) Faksimile des Briefes bei Dreyer zw. 148 u. 149. 2 3

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ich Herrn Oberconsistorialrath Böttiger ein versiegeltes Billet zu, worinn meine Forderung enthalten ist und erwarte was Herr Vieweg mir für meine Arbeit anbieten zu können glaubt. Ist sein Anerbieten geringer als meine Forderung, so nehme ich meinen versiegelten Zettel uneröffnet zurück, und die Negotiation zerschlägt sich, ist es höher, so verlange ich nicht mehr als in dem, alsdann von Herrn Oberconsistorialrath zu eröffnenden Zettel verzeichnet ist.1) Die Anzahl der Exemplarien welche gewöhnlich an den Verlasser abgegeben werden stelle Herrn Vieweg anheim. Zu Kupfern bringe ich Vorstellungen aus Wilhelm Meister zum Vorschlag und werde sogleich eine Anzahl Gegenstände dazu vorschlagen. Das Manuscript kann, zum Theil, zu Anfang April, der Schluß aber gewiß auf die Jubilatemesse abgegeben werden, auf welcher auch das Honorar bezahlt würde. Jan

16. [Weimar] Böttiger an J. F. Vieweg (Dreyer 147): Nun kam es auf den Hauptpunkt, das Honorar. Ich will mich nicht kompromittiren, sagt er, aber auch dem Verleger nicht wehe thun. Nun theilte er mir den Gedanken mit, der auf beifolgendem von ihm eigenhändig unterschriebenen Zettel des weiters zu lesen ist. Das versiegelte Billet mit dem eingesperrten Goldwolf liegt wirklich in meinem Büreau. Nun sagen S i e also, was Sie geben können und wollen? Ich stelle mich in Ihre Lage, theuerster Vieweg, und empfinde, was ein Zuschauer, der Ihr Freund ist, empfinden kann. Nur eins erlauben Sie mir nach dem, was ich ohngefähr von Göthes Honoraren bey Göschen, Bertuch, Cotta und Unger weiß, anzufügen: u n t e r 200 Fr[iedrichs]d’or [=1000 Reichsthaler] können Sie nicht bieten. Die Clausel im Billet: u n d d i e N e g o t i a t i o n z e r s c h l ä g t s i c h ist unter Schillers Einfluß dictirt, denn Schiller will durchaus seinem Cotta diesen Bissen nicht wegschnappen lassen. Durch die Angabe 2000 Hexameter (Göthe meinte, es würden wahrscheinlich m e h r , gewiß nicht weniger. Er hat fast 1800 Verse, und ist noch nicht mit dem 4ten Gesange fertig) sind Sie im Stand gesetzt nach Ihrem Formate genau auszurechnen, wie viel Bogen es füllen wird, da jeder Hexameter gebrochen gedruckt werden muß.2)

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) Auf G’s erstaunliche Vorwegnahme einer sog. Zweitpreisauktion mit verdeckten Geboten wiesen hin B. Moldovanu u. M. Tietzel: Goethe’s second-price auction. In: Journal of Political Economy 106/4 (1998) 854−59. Vgl. dazu B. Schefold: Goethe und das Wirtschaftsleben. In: Liber Amicorum. Katharina Mommsen zum 85. Geburtstag. Hsg. von Andreas u. Paul Remmel. Bonn 2010, 487−89: Das Prinzip der von W. Vickrey 1961 erstmals analysierten u. nach ihm benannten Vickrey-Auktion (1996 erhielt Vickrey für seine Untersuchungen zum Thema den Nobelpreis) folgt der Überlegung: Wie kann man, wenn zwischen Käufer und Verkäufer ungleiche Informationen vorliegen, den Käufer (hier den Verleger) dazu veranlassen, den Wert, den das Gut für ihn besitzt, preiszugeben? Man kann zeigen, daß dies möglich ist, wenn gemäß der Vereinbarung nicht zum höchsten Gebot verkauft wird (das, wenn der Handel zustande kommt, der Verleger selbst macht), sondern zum zweithöchsten (das dann von Goethe selbst stammt). G’s Absicht, neben der Vermeidung des Handelns v. a. den ,wahren‘ Wert des Werks für den Verleger zu erfahren, wurde durch Böttigers Indiskretion vereitelt (s. 16. Jan 1797: Böttiger an J. F, Vieweg), das Honorar fiel dennoch sehr anständig aus (M. Tietzel: Goethe − ein Homo oeconomicus. In: Homo oeconomicus. Bd IX/2. München 1992, 342). 2 ) Das Folgende s. in „Wilhelm Meisters Lehrjahre“: Böttiger an J. F. Vieweg gD.

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HERMANN UND DOROTHEA

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17. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 35): [bzgl. auf ein Gespräch bei G’s Besuch vom 13. Jan:] Besonders aber erfreut mich Ihre lebhafte Neigung zu einer fortgesetzten poetischen Thätigkeit. Ein neues schöneres Leben thut sich dadurch vor Ihnen auf, es wird sich auch mir nicht nur in dem Werke, es wird sich mir auch durch die Stimmung, in die es Sie versetzt, mittheilen, und mich erquicken. Ich wünschte besonders jetzt die Chronologie Ihrer Werke zu wißen, es sollte mich wundern, wenn sich an den Entwicklungen Ihres Wesens nicht ein gewißer nothwendiger Gang der Natur im Menschen überhaupt nachweisen liesse. Sie müssen eine gewiße, nicht sehr kurze, Epoche gehabt haben, die ich Ihre analytische Periode nennen möchte, wo Sie durch die Theilung und Trennung zu einem Ganzen strebten, wo Ihre Natur gleichsam mit sich selbst zerfallen war und sich durch Kunst und Wißenschaft wieder herzustellen suchte. Jetzt deucht mir kehren Sie, ausgebildet und reif, zu Ihrer Jugend zurück, und werden die Frucht mit der Blüthe verbinden. Diese zweyte Jugend ist die Jugend der Götter und unsterblich wie diese. Ihre kleine und große Idylle1) und noch neuerlich Ihre Elegie [Hermann und Dorothea] zeigen dieses, so wie die alten Elegien und Epigramme. 18. Bey Knebel im Garten über deutsche Prosodie gesprochen.2) 21. [Berlin] J. F. Vieweg an G (Scheibe 1961, 269f.): Ew. Hochwohlgebohren haben mir durch den Herrn O.[ber]K.[onsistorial]R.[ath] Bötticher auf mein Ersuchen die schöne Hoffnung werden laßen, den ersten meiner Kalender durch Ihr Gedicht „Herrmann und Dorothea“ ausgestattet zu sehen und mir zugleich erlaubt, meine Verlags-Vorschläge einreichen zu dürfen.3) Von Bogen kann bei einem Wercke und einer Bestimmung der Art die Rede nicht seyn; ich offerire Ihnen also für das Ganze Ein Tausend R[eichs]th[ale]r und wünsche daß diese nicht unter der Forderung seyn mögen, welche Sie dem Herrn O.[ber]K.[onsistorial]R.[ath] Böttiger einhändigen laßen. War mein Anerbieten so glüklich Ihren Erwartungen zu entsprechen, so bliebe mir dafür der erste Gebrauch dieses Gedichts für den Kalender von 1798 und für die beiden darauf folgenden Jahre der alleinige Besitz. Nach dieser Zeit wäre es wieder Ihr Eigenthum und ich hätte es allein Ihrer Güte zu danken, wenn mir der Verlag dieses Wercks, unter dann von neuen zu schliessenden Bedingungen bliebe. Da ich keinen gewöhnlichen Kalender liefern will, mithin der meinige theurer und so der Gefahr des Nachdrucks noch mehr ausgesezt seyn würde, so müsste ich auch um die Erlaubniß bitten, eine − nicht schlechte, aber doch geringere − Ausgabe ohne Kalender und Kupfer4) i m R e i c h verkaufen laßen zu dürfen, um so einem wohl nur zu gewißen Nachdruck zu begegnen und wo möglich dadurch zu verhüten. Ich habe dann nur noch Eine, aber eine sehr angelegentliche Bitte − um die möglichst baldige Einsendung des vollendeten Theils der Handschrift. Die gütige Erfüllung meines Wunsches wäre für mich bei diesem Unternehmen, wie ich es aus zu führen denke und welches so sehr von der Zeit abhängt, von der allerhöchsten Wichtigkeit, besonders da mich die beschränkte Zeit schon hindern würde, manches aus zu führen, was mir ein Jahr später möglich gewesen wäre und ich dann so ungern entbehren werde.

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) Alexis und Dora (Ach! unaufhaltsam strebet das Schiff) u. das Versepos Hermann und Dorothea. 2 ) Wohl im Anschluß an die Lektüre von Hermanns De metris poetarum graecorum et romanorum (vgl. oben 14. Jan 1797 m. Anm.) u. im Hinblick auf Hermann und Dorothea. 3 ) Eine Notiz Viewegs, den Inhalt seiner Offerte betreffend, bei Dreyer 148 (deren Faksimile auf der folgenden unpag. Seite). 4 ) Vgl. unten Z vom 31. März u. 1. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm.

224 Jan

HERMANN UND DOROTHEA

1797

21. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 270): Heute . . . empfing ich Ihren lieben Brief vom 16n und die Aufforderung des H[errn] G.[eheim]R.[at] v. Göthe. Ich glaubte diese noch heute beantworten zu müßen . . . Hier ist sie und mit ihr zu gleich also auch die Entscheidung des Schiksals meines Lieblingswunsches.1) Ich habe für seine Erhaltung gethan, was ich nur immer thun konte, aber ich kann darum doch nicht ruhig seyn und bitte Sie so sehr ich nur bitten kann, mir mit u m g e h e n d e r Post das Ja oder Nein wißen zu laßen. Die Zeit ist kostbar . . . Chodowiecky ist bis Ende July besezt;2) ich muß also dann zu 6 Kupfern aus Wilhelm Meister auf einem andern Wege Rath schaffen.

26./27. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 272f.): Hier ist schon die Depesche aus Berlin. Haben Sie nun die Gnade, mir morgen oder übermorgen eine Stunde bestimmen zu lassen, wenn ich mit dem versiegelten Billet in meiner Verwahrung bey Ihnen erscheinen soll . . . Ich habe zugleich noch einige Erläuterungen zu geben, die Vieweg nur in der Eil ausgelassen hat. Dahin gehört, daß er die 1000 Thaler in Fr[iedrichs]d’or zu Ostern franco an Sie zu senden sehr gern erbötig ist.3) 28. Mit Böttcher abgeschlossen wegen dem Almanach. 28. An Böttiger (Br 12, 24): Für die Mittheilung der Göttinger Anzeigen4)

dancke recht sehr. Es ist mir angenehm daß man, bey einer so unreinen Form, von dem Gehalt was Gutes sagen mag, und mancher sich manches daraus nehmen kann. Lassen Sie uns auf die Ausbildung des Gedichts desto mehr Sorgfalt wenden. 29. An Schiller (Br 12, 25): Ferner habe ich auch mein episches Gedicht verhandelt, wobey sich einige artige Begebenheiten ereignet haben. 29. [Weimar] Böttiger an J. F. Vieweg (Dreyer 149f.): Göthe war zwey Tage mit dem Herzoge verreist. Sobald er zurück war, schickte ich ihm Ihren Brief. Er ließ den versiegelten Zettel n i c h t abhohlen. Nun war ich froh. Ich steckte ihn zu mir und gieng selbst. Es war heller Sonnenschein auf seiner Stirn. Wir haben uns zusammengetroffen, rief er mir entgegen. Das Billet wurde entsiegelt, und es stand darinnen: Für mein Gedicht H. u. D. verlange ich 1000 Thaler in Golde. Er fühlte und schätzte Ihre offene und schnellentschlossene Art zu handeln, die auch meinige innige Hochachtung hat.5) So weit wären wir also! Nun weiter. Ich benutzte die frohe Stimmung, ihm das Versprechen abzugewinnen, daß er die treffliche Elegie, die ich Ihnen sub rosa schon mittheilte, als Vestibül zu seinem epischen Tempel mitgäbe. Er wollte sie nehmlich zu einer andern, schon fertigen Sammlung von Elegien schlagen. Er nahm meinen Vorschlag freundlich auf, und schickt Ihnen hier die Elegie zur Ansicht. Es kömmt nun bloß darauf an, daß Sie ihn selbst noch darum bitten, und er giebt sie gewiß. Sie dürfen

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) Vieweg legte seine Antwort auf G’s Brief bei und bat Böttiger, die Bitte um die baldige Übersendung des fertigen Theils der Handschrift zu unterstützen. In einer Nachschrift bat er um Bestätigung des Termins für die Honorarzahlung zu Ostern (Scheibe 1961, 270); vgl. folgendes Z. 2 ) Vgl. oben 10. Jan 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 3 ) s. voriges Z, Anm. 1. 4 ) Mit G. Sartorius’ Rez. des Romans, s. „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 31. Dez 1796: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen; vgl. unten 29. Jan 1797: Böttiger an J. F. Vieweg. 5 ) B. Schefold (s. oben S. 222, Anm. 1) vermutet, daß G wegen der Übereinstimmung von Gebot und Forderung erriet, daß Böttiger Vieweg über G’s Forderung informiert hatte, aber gute Miene zum bösen Spiel machte.

1797

HERMANN UND DOROTHEA

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sich übrigens dieser Elegie nun a u c h ö f f e n t l i c h freuen. In 14 Tagen geht er nach Jena um das Ganze zu vollenden, und so hat er mir schon versprochen, daß Sie Anfangs April die erste schon jetzt vollendete Hälfte haben können. Er betrachtet dieß Gedicht selbst für das glücklichste seiner Geniekinder, und wendet eine seltene Pflege und Feile darauf. Also ist Aufschub hier wahrer Gewinn. Als ich ihm vor kurzem die Recension seines Meisters im letzten Blatt der vorjährigen Göttinger Anzeigen zugeschickt hatte, schrieb er mir: „Man hat nicht unrecht, wenn man am Plan des Meisters manches auszusetzen findet. U m s o m e h r w o l l e n w i r z u s e h n , d a ß d i e s b e i m e i n e m H e r m a n n n i c h t d e r F a l l s e i . “ 1) Ueber die Kupfer! Da ist Göthe der Meinung, daß so bald Sie nicht Chodowiecki a l l e i n dazu bekommen können, Sie dieß Unternehmen aufgeben möchten. Ueberhaupt sei er selbst mit Chodowiecki nicht einmal glücklich. Göschen mußte mehrere Blätter ganz zurücklegen. Darum habe er zu keiner seiner neueren Schriften dieß Lilliputtische Schnörkelwerk gegeben. Er bitte Sie daher, sich Unkosten und ihm Unmuth zu ersparen. Aber man könne doch auf allerlei andere Ornamente sinnen. Schon die Form Ihres Kalenders mit den englischen Etuis, Scheerchen, Messerchen u. s. w. sey allerliebst und entschädige gewissermaßen für die Kupferchen. Dazu rathe er Ihnen das allerliebste Blatt, die königliche Familie,2) besonders aufzuziehen und in alle g u t e n Calendern ins Portefeuilleräumchen besonders zu legen. Bei den schlechtern könne es mit hineingebunden werden. Vieleicht ließen sich in dieß Fachwerk noch einige andere Sachen ausdenken. Göthe hat mich selbst aufgefordert darüber nachzudenken und ich habe schon folgende zwey Ideen gefaßt, die ich hier nur angedeutet haben möchte. 1) Eine neue Art von Karten für gewisse herzliche Mittheilungen, 12 Stück, wozu treffliche Gemmen aus dem Museo Florentino3) als Vignetten gestochen werden könnten, sämtlich Amor und Psyche in einer besonderen Attitüde gegen einander enthaltend. Dieß könnte zugleich in einem kleinen Text als eine zusammenhängende Geschichte launicht erklärt werden. 2) Eine Attitüde von Iffland und eine von der Vigano.4) Auch ließe sich wohl ein Dutzend sogenannter Grylli,5) oder fantastische Zusammensetzungen von allerlei Thier- und Menschenköpfen aus echten antiken Gemmen zusammenbringen, die aufs neue nachgestochen als bedeutende Aufgaben in gesellschaftlichen Spielen aufgestellt werden könnten. Alle diese Dinge dürften nicht in die Calender eingebunden, sondern müßten bloß als Beylagen gegeben werden. Urtheilen, prüfen Sie, theuerster Freund, und verlassen sich darauf, daß ich mit Göthe gemeinschaftlich auch für diese hors d’oeuvres zärtliche Sorge tragen werde. Hier ist Göthes Antwort6) und die Elegie!

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) Vgl. oben 28. Jan 1797: an Böttiger. ) Chodowieckis Kupferstich Die Königliche Familie 1796 s. Abb. VI. 3 ) Francesco Antonio Gori: Museum Florentinum. 6 Bde. Florenz 1731−42. Die Bde 1 und 2 (1731/32) enthalten Beschreibungen und Abbildungen antiker Gemmen. 4 ) Das Tänzerpaar Salvatore u. Maria Vigano war dem Berliner Publikum durch Gastspiele 1796/97 bekannt. Schadow schuf zahlreiche Zeichnungen und Radierungen von Stellungen der Maria Vigano. Vgl. unten 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm. 5. 5 ) Grylloi (nach griech. γρυ λλοι = Ferkel) nannte man häßlich mißproportionierte Karikaturen meist zwergenhafter Figuren mit übergroßen Köpfen, die nach Plinius’ Naturalis historia 35, 114 der Maler Antiphilos im späten 4. Jh. erfunden hatte, die aber schon früher in der Vasenmalerei begegnen. 6 ) s. folgendes Z. 2

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1797

30. An J. F. Vieweg (Konzept; Br 12, 26f.): Ihr Anerbieten trifft genau mit

dem Blatte welches Herr Oberconsistorialrath Böttiger in Händen hat überein, und ich überlasse Ihnen, mit Vergnügen, das benannte Gedicht, auf die in Ihrem Briefe bemerkten Bedingungen, nämlich für den Calender von 1798, und für die beyden darauf folgenden Jahre, zum alleinigen Verlag und Besitz. Daß Sie eine geringere Ausgabe drucken lassen bin ich gleichfalls zufrieden, und werde der Übersendung des Honorars nach völliger Einsendung des Manuscripts entgegen sehen. Nach meiner vorigen Äußerung wünschte ich die erste Hälfte des Gedichtes Anfangs April zu schicken, weil ich das Ganze erst fertig zu haben wünschte, ehe ich einen Theil aus den Händen gäbe, dazu brauche ich zwar nicht viel Zeit, aber die reinste Stimmung, wie sie die Unruhe des Winters und die Zerstreuung desselben nicht leicht hervorbringen. Sollten Sie jedoch Ihrer Anstalten wegen das Manuscript nothwendig früher brauchen, so läßt sich Rath schaffen und ich bitte Sie sich hierüber näher zu erklären. Freylich da ich einmal so viel Sorgfalt an diese Arbeit gewendet habe; so wünschte ich sie nun zuletzt soweit meine Kräfte reichen zu vollenden.1) Herr Oberconsistorialrath Böttiger wird noch einiges hinzufügen . . . 31. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 40): . . . was das epische Werk betrifft, so hoffe ich, Sie sind in gute Hände gefallen. Das Werk wird einen glänzenden Absatz haben, und bey solchen Schriften sollte der Verleger billig keinen Profit zu machen suchen, sondern sich mit der Ehre begnügen. Mit schlechten Büchern mag er reich werden. Febr

3. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 254): Auf der andern Seite ist es Ihnen vielleicht nicht unlieb, eine schöne Elegie von unserm Göthe im voraus zu besitzen, die dem Gedichte zur Einleitung gegeben werden soll . . . 4. An Schiller (Br 12, 32): Übrigens sind jetzt alle meine Wünsche auf die

Vollendung des Gedichtes gerichtet und ich muß meine Gedanken mit Gewalt davon zurückhalten, damit mir das Detail nicht in Augenblicken zu deutlich werde wo ich es nicht ausführen kann. 4. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (SLUB Dresden, Ms. Dresd.h.37,4°, Bd 208, Nr. 15): Sie können sich leicht denken mein innigst verehrter Freund welch’ eine Freude mir Ihr lieber Brief und die Zusendung des Herrn von Göthe, gemacht − mein Herz hat nun keinen angelegentlicheren Wunsch, als Ihnen seine Dankbarkeit zu bezeigen, wie ich sie empfinde . . . Durch ein Versehen des Postamts kam Ihr Brief in die Hände des andern Viewegs, aus diesen zwar unerbrochen in die meinigen, aber doch so spät, daß ich dem Herrn v. Göthe erst mit der nächsten Post und Ihnen heute nur das Allernöthigste schreiben kann. Dies sind − die Kupfer, die mir [wie] ein schwerer Stein auf dem Herzen liegen, und mich in eben dem Grade unruhig machen, als ich mich der Ausführung freue. Niemand kann überzeugter seyn als ich, daß der beßere Theil des Publikums bei einem solchen Geschenk Kupfer aller Art nicht vermißen würde. Aber dies beßere, ist auch das kleinere und für das große Publikum sind Kupfer unentbehr1

) so wünschte − vollenden hat G im Konzept egh. eingesetzt für so möchte ich es nun zuletzt an nichts fehlen lassen, um ihr im Ganzen sowohl als im Einzelnen die Vollendung zu geben, deren der Gegenstand fähig ist (Br 12, 398).

1797

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lich. Ich glaube also darauf denken zu müßen und bitte Sie inständigst um Ihre baldige Hülfe. Ihr Vorschlag zu 12 Karten nach Gemmen aus dem Museo Florentino hat meinen vollkommensten Beifall, so wie der, sie als einzelne Blätter bei zu legen. Der Gedanke ist neu und wird durch seine liebenswürdige Bescheidenheit allgemein gefallen. Haben Sie nur die Güte mir die gewählten Gemmen zu bestimmen und mit einem kleinen Kommentar für den Künstler zu begleiten. Ob das Mus. Florent. auf der königl. Bibliothek ist, kann ich heute nun nicht mehr erfahren, aber mein erster Gang soll Montag zu Biesten [J. E. Biester] seyn, so wie ich Ifland [A. W. Iffland]1) bewege, Ihnen auch mit dieser Bitte lästig zu werden. Überdem kennen Sie das Ganze des Götheschen Gedichts und können also am besten rathen. Den fertigen Theil des Gedichts hätte ich freilich sehr gern früher als Anfang Aprill, aber ich bescheide mich auch so lange zu warten, wenn es ohne Nachtheil nicht früher seyn kann . . . Laßen Sie doch mein Übereinkommen mit dem Herrn v. G. für Jeden ein Geheimniß seyn. Sie errathen wohl warum i c h dies wünschen und Sie sehr darum bitten m u ß .

Febr 6.2) An Fürstin Gallitzin (Konzept; Br 12, 34): Schon vor einiger Zeit

schrieb ich Ihnen3) daß ich mich mit dem epischen Altvater [Homer] beschäftige, jetzt kann ich Ihnen sagen daß ich mit einem eignen Gedichte, von der erzählenden Art, beynahe fertig bin. Ich darf es Ihnen ja wohl, so bald es gedruckt ist, zuschicken? 7. [Berlin] J. F. Vieweg an G (Dreyer 151):4) Die Nachricht von dem für mich so glücklichen Zusammentreffen meines Anerbietens mit Ew. Hochwohlgebr: Forderung,5) war mir die angenehmste, welche mir werden konnte. Dankbar verehre ich die mir bei dieser Gelegenheit so gütig gegebenen Beweise Ihres Vertrauens und wünsche nun um so angelegentlicher, daß die beschränkte Zeit mir nicht hinderlich seyn möge, mich Ihrer Zufriedenheit und Ihres fernern Wohlwollens würdig zu bezeigen. Dieser Wunsch allein war die Veranlassung meiner Bitte, den fertigen Theil der Handschrift früher als Anfangs Aprill zu erhalten: Jetzt aber nachdem Ew. Hochwohlgebr.: mir die Ursach dieser Verzögerung anzuzeigen die Güte gehabt, bescheide ich mich gern, bis dahin zu warten und wünsche nur beim Empfange der ersten Hälfte, die Anzahl der Hexameter des ganzen Gedichts zu erfahren, da die schon fertigen Maroquin Bände mich nöthigen, das Format nach ihnen einzurichten und die Stärke des Ganzen im Voraus berechnen zu können.6) Mit dem Honorar werde ich von Leipzig aus aufzuwarten die Ehre haben. Die mir gütig gestattete Ausgabe ohne Kalender denke ich mit lateinischen Lettern zu drucken und werde auch dieser ein solches Aeußere geben, wie ich es dem innern Gehalte schuldig bin. Herr Ober Konsistorialrath Böttiger habe ich mit voriger Post gebeten, mir über die in Vorschlag gebrachten Kupfer − Gemmen aus dem Museo Florentino − eine nähere Erklärung und bestimmte Anzeige zu geben . . . 7. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 46): Soll ich Ihre Elegie nun etwa zum Druck abschikken, daß sie am Anfang Aprils ins Publikum kommt?7)

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) Vgl. oben 29. Jan 1797: Böttiger an J. F. Vieweg. ) Diktiert lt. Tgb (GT 2.1, 95) am 2. Febr 1797, das Datum dem Mundum hinzugefügt (Br 12, 400). 3 ) Der Brief ist nicht überliefert. 4 ) Bei Dreyer irrtümlich datiert auf 11. Febr 1797 (so auch QuZ 4, 655), die Datierung erfolgt hier nach der Hs. (GSA 28/16 Bl. 74). 5 ) s. oben 30. Jan 1797: an J. F. Vieweg. 6 ) s. oben 4. Febr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 7 ) G scheint darauf schriftlich nicht geantwortet zu haben, die Elegie erschien nicht in den Horen. Vgl. oben 7. Dez 1796: an Schiller m. Anm. 2

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7. [Weimar] Ch. v. Stein an Charlotte v. Schiller (Charlotte Schiller 2, 319): Goethe hat eine Elegie gemacht, worin er das Publikum wegen der Xenien wieder versöhnen wird, denn sie ist recht poetisch schön und ist wie Anakreon würde von sich gedichtet haben. Nur schade, daß bei der Gattin, die am reinlichen Herd kocht, immer die Jungfer Vulpius die Illusion verdirbt. Vielleicht haben Sie sie schon gelesen; ich habe sie durch die dritte Hand bekommen. 9. An Sara Wulff (Br 12, 37): Bald sehen Sie wieder ein episches Gedicht

von mir, dem ich eine so gute Aufnahme, auch in Ihrem Zirkel,1) wünsche als die Neigung stark ist, womit ich es angegriffen habe und nun bald zu vollenden hoffe. 10. [Jena] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 29): Wollten Sie wohl Sonntag den Hermann de metris mitbringen?2) 13. [Weimar] W. v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann (BG 4, 284): Mit Göthe hatte ich gestern ein langes Gespräch über metra, wo er allen Vossischen Regeln gräßlich das Urtheil sprach.3) Ich bewundre diese Größe, aber es bringt mich nur dahin, daß ich gleich, wie ich zu Hause komme, wieder zur Buße den Voß lese und die Ruthe küsse, die einen züchtigt. Wahr aber ist es, daß der Sprache mit einer Prosodie, die so wenig auf sie, und ganz auf die Alten berechnet ist, als die Vossische, nicht gedient seyn kann. Göthe bemerkte mit Recht: wie Voß wohl den Homerischen Hexameter goutiren kann, da für sein Ohr die position und alle Regeln dieser Art nicht gelten, und also eine Menge Trochaeen hintereinanderherhinken. Göthens Hauptbuch ist jetzt der Herrmann de metris, der das Epitheton des Dunkeln wohl auch mit mir theilen kann. Doch scheint er ihn vorzüglich als eine Autorität zu licenzen zu gebrauchen. Ich studire jetzt diesen Herrmann. Ich bin in den Hauptpunkten mit ihm uneins, aber das Buch ist ein Meisterwerk.4) 17. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 51): Wünschten Sie Ihren Almanach nicht auf dem Papier gedruckt zu sehen, worauf ich hier schreibe. Es ist viel wohlfeiler als Velin und mir kommt es wirklich eben so schön vor. Das Buch [Papiermenge von 24 Bogen] kommt ohngefehr auf 13 gr. da das Velin 18 gr. kostet. Hermann und Dorothea müßten sich prächtig darauf ausnehmen. 18. An Schiller (Br 12, 41): Ich wage es endlich Ihnen die drey ersten

Gesänge [I.−IV.] des epischen Gedichtes zu schicken, haben Sie die Güte es mit Aufmerksamkeit durchzusehen und theilen Sie mir Ihre Bemerkungen mit, Herrn von Humboldt bitte ich gleichfalls um diesen Freundschaftsdienst.5) Geben Sie beyde das Manuscript nicht aus der

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) Dazu gehörten Rahel Levin u. die Schwester der Adressatin, Marianne Meyer; vgl. oben 29. Okt 1796: an Marianne Meyer m. Anm. 2 ) Vgl. oben 14. Jan 1797: Tgb m. Anm. sowie folgendes Z. G war am 12. u. 13. Febr u. nochmals am 20. Febr bis 31. März in Jena, wo er sich mit W. v. Humboldt über metrische Fragen beriet. Vgl. unten 27. März 1797: W. v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann. 3 ) Zu G’s Abneigung gegen sklavische Anwendung metrischer Regeln vgl. unten 23. Dez 1807: C. F. E. Frommann an J. D. Gries m. Anm. u. 19. März 1818: an Zelter. 4 ) Am 16. Febr 1797 schrieb Humboldt an G: Ich habe nunmehr in Hermann das Kapitel vom Hexameter durchgelesen, und glaube, Ihnen davon Rechenschaft geben zu können. Es folgt ein Auszug aus dem betreffenden Kapitel (G−Humboldt 29). 5 ) Vgl. oben 10. Febr 1797: W. v. Humboldt an G m. Anm.

1797

HERMANN UND DOROTHEA

Febr 24. 27.

[März Anf.]

März 1. 1.

1.

2. 2.

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Hand und lassen Sie mich es bald wieder haben. Ich bin jetzt an dem vierten [V., VI.] Gesang und hoffe mit diesem wenigstens auch bald im Reinen zu seyn.1) [Jena] An Christiane (Br 12, 52): . . . sage dir nur: daß ich wohl bin und an allerley Dingen arbeite, in Erwartung der Laune zum Gedicht. [Jena] An Schiller (Br 12, 53): Wir wollen hoffen daß wir, aus der Erniedrigung dieser realen Bedrängnisse,2) zur Herrlichkeit poetischer Darstellungen nächstens gelangen werden, und glauben dieß um so sichrer als uns die Wunder der stetigen Naturwirkungen bekannt sind. [Jena] An Carl August (Konzept; Br 12, 53): Der Besuch der Musen, die sich zwar wieder zur rechten Zeit eingefunden haben, hat sich dießmal auf eine unfreundliche Weise, durch einen sehr heftigen Cathar, angekündigt, doch scheinen sie den asthenischen Zustand, in welchen ich durch dieses Übel versetzt bin, nicht zu verschmähen, vielmehr sich nur desto freundlicher zu betragen. Wenn der Faden nicht abreißt, hoffe ich mit meiner Arbeit bald fertig zu seyn, zu der ich besondere Lust habe, weil sie wirklich als etwas ganzes erscheinen kann. [Jena] Früh den vierten Gesang [V., VI.] in Ordnung gebracht und zum abschreiben gegeben.3) [Jena] An Schiller (Br 12, 55): Nachdem die Insecten4) mich an den vergangenen Tagen beschäftigt, so habe ich heute Muth gefaßt den vierten Gesang [V., VI.] völlig in Ordnung zu bringen, und es ist mir gelungen, ich schöpfe daraus einige Hoffnung für die Folge. [Jena] An Schiller (Br 12, 55f.): Mein Cathar ist zwar merklich besser, doch fange ich an die Stube lieb zu gewinnen, und da es ohnedem scheint daß die Musen mir günstig werden wollen, so könnte ich wohl selbst meinen Hausarrest auf einige Tage verlängern, denn der Gewinnst wäre zu groß wenn man so unversehens an’s Ziel gelangte. [Jena] Aus der Mitte des sechsten [VIII., IX.] Gesangs. An den vorhergehenden corrigirt. [Jena] An Knebel (Br 12, 56, 58): . . . seitdem5) habe ich mich zu meinen poetischen Arbeiten, nach gewohnter Weise, vorbereitet und bin 1

) Vgl. Schiller an C. G. Körner 24. Febr 1797 (SNA 29, 52): Vielleicht kann ich die 3 ersten Gesänge seines epischen Gedichts noch zeitig genug bekommen, um sie beyzulegen, denn er hat sich entschloßen, sie Dir mitzutheilen. Kommen sie heute nicht mit, so erhältst Du sie mit der nächsten Post. Das Manuskript befand sich in den Händen W. v. Humboldts, der es entweder am gleichen Tag Schiller zurückgab oder es kurz darauf selbst an Körner sandte (s. SNA 29, 371). Vgl. unten 7. März 1797: W. v. Humboldt an C. G. Körner. 2 ) G litt unter einer starken Erkältung, s. folgendes Z. 3 ) An J. L. Geist; die Abschrift ist nicht überliefert. 4 ) s. „Entomologische Studien“: an Schiller gD, EGW 3, 443. 5 ) Seit Empfang des Briefs von Knebel vom 21. Febr 1797 (GSA 28/16 Bl. 80−81), in dem es hieß: . . . ich hoffe, daß Du nun bald dein großes Gedicht zu Stande bringen

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nun so nach und nach zur Stimmung gekommen, in der ich, wenn sie mich nicht zu früh verläßt, mein Gedicht zu endigen hoffe . . . Ich muß mich nun die erste Zeit recht zusammenhalten bis mein letzter Gesang [VI. = VIII., IX.] auch aus seiner Puppe ausgekrochen ist und ihm die Flügel gewachsen sind,1) dann hoffe ich wieder eine Zeit lang will’s Gott als ein freyer Mensch zu leben. März 3. [Jena] Der Anfang des sechsten [VIII.] Gesangs . . . 3. [Jena] An Schiller (Br 12, 59): Ich kann glücklicherweise vermelden daß das Gedicht im Gange ist und, wenn der Faden nicht abreißt, wahrscheinlich glücklich vollbracht werden wird. So verschmähen also die Musen den asthenischen Zustand nicht, in welchen ich mich durch das Übel versetzt fühle, vielleicht ist er gar ihren Einflüssen günstig, wir wollen nun einige Tage so abwarten. 3. [Jena] An Christiane (Br 12, 60): Nun kann ich dir die gute Nachricht sagen: daß das Gedicht wieder im Werk ist und daß es wahrscheinlich in kurzem fertig seyn wird. Ein leidiger Cathar, den ich mir wahrscheinlich durch einen Spaziergang zuzog, hat mich diese Tage her geplagt, jedoch, weil ich zu Hause bleiben mußte, meine Arbeit mehr gefördert als gehindert.2) . . . Ich sehe indessen auch die ersten Gesänge durch und so wird eins mit dem andern fertig werden. Bis heut über 8 Tage wird alles entschieden seyn . . . 3.3) [Jena] Charlotte Schiller an Fritz v. Stein (BG 4, 296): Goethe ist jetzt hier, und ich hoffe, er vollendet sein großes episches Gedicht hier, was sehr schön ist. Es ist einem oft, als hörte man den Homer . . . 4. [Jena] Früh am sechsten [VIII., IX.] Gesang. 4. [Jena] An Schiller (Br 12, 60f.): Die Arbeit rückt zu und fängt schon an

Masse zu machen, worüber ich denn sehr erfreut bin und Ihnen als einem treuen Freunde und Nachbar die Freude sogleich mittheile. Es kommt nur noch auf zwey Tage an, so ist der Schatz gehoben, und ist er nur erst einmal über der Erde, so findet sich alsdenn das Poliren von selbst. Merkwürdig ist’s wie das Gedicht gegen sein Ende sich ganz zu seinem Idyllischen Ursprung hinneigt. 4. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 54): Es konnte gar nicht fehlen, daß Ihr Gedicht idyllisch endigte, sobald man dieses Wort in seinem höchsten Gehalte nimmt. Die ganze Handlung war so unmittelbar an die einfache ländliche Natur angebaut, und die enge Be-

wirst [?]. Verzögere nicht zu lange mir auch etwas davon mitzutheilen . . .Vgl. Knebels Antwort vom 4. März 1797: Ich freue mich . . . daß Du in guter Stimmung bist und Dein Gedicht heranwächst. (G−Knebel, 1, 144) 1 ) G beschäftigte sich zu dieser Zeit mit der Schmetterlings- und Insektenkunde; s. oben 1 März 1797: an Schiller, s. auch „Entomologische Studien“ gD, EGW 3, 443. 2 ) Vgl. Christiane an G 1. März 1797 (G−Christiane 92): Daß du die Decke verlangst, kommt mir vor, als wenn das Gedicht nicht in Jena fertig werden wollte. 3 ) Irrtümlich datiert am 3. März 1798.

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schränkung konnte, wie ich mirs denke, nur durch die Idylle ganz poetisch werden. Das was man die Peripetie darinn nennen muß, wird schon von weitem so vorbereitet, daß es die ruhige Einheit des Tons am Ende durch keine starke Paßion mehr stören kann.

März 4. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 53, 338): Auf das Gedicht freue ich mich sehr . . . 5. [Jena] Früh am sechsten [VIII., IX.] Gesang . . . 5. [Jena] An Christiane (Br 12, 62): Mit dem Gedichte geht es gut . . .1) 6. [Jena] Früh Bergrath [A.] v. Humboldt . . . vorher sein Bruder Bemer-

kungen zu den zwey ersten Gesängen durchgegangen . . . 6. [Jena] Caroline v. Humboldt an Rahel Levin (BG 4, 289): Goethe ist jezt hier seit 14 Tagen, ich sehe ihn ziemlich oft und es ist jedes mahl ein neuer Genuß. Er vollendet hier sein neuestes Gedicht, dessen einzige Schönheit v o n I h n e n recht verstanden werden wird. 7. [Jena] An Christiane (Br 12, 62): Mit dem Gedichte geht es ganz gut

und ich bin nahe am Ende, doch weil ich die ersten Gesänge wieder vornehmen muß, so giebt es noch manches zu thun und ich will daran arbeiten so lange ich Lust behalte, damit ich mich so viel als möglich frey davon mache. Ich will deswegen lieber etwas länger hier bleiben und mich aller der Vortheile bedienen, die ich aus der hiesigen Lage ziehen kann, wir können nachher desto ruhiger eine Zeit lang zusammen seyn.2) 7. [Jena] W. v. Humboldt an C. G. Körner (BG 4, 289): Mit herzlicher Freude packte ich neulich das Göthische Gedicht für Sie ein, liebster Freund, im Vorgefühl des Genusses, den es Ihnen verschaffen würde. Gewiß kommt es auch, Ihrem Urtheile nach, Göthens besten früheren Produkten gleich, und sein episches Genie zeigt sich hier schon in seiner vollen Größe. Er ist jetzt in der Mitte der Arbeit der letzten Gesänge und denkt sie noch hier zu vollenden; Schiller scheint − denn gesehen habe ich noch nichts davon − mit gleichem Glück mit seinem Wallenstein beschäftigt, und ich habe eine unendlich interessante Existenz zwischen ihnen beiden, wie sie beide jetzt gerade in dem Feuer der Composition sind. Besonders ist es ein reichlicher Anlaß über die epische oder tragische Bestimmung beider zu dissertiren, und dieß führt uns gewöhnlich tief in das Wesen der Tragödie ein . . . 9. [Jena] Früh am Gedichte corrigirt . . . 9. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 29, 54): Wenn Du das Göthesche Gedicht noch nicht auf die Post gegeben haben solltest, so sende mirs doch ja mit erster Post. Er braucht es sehr nöthig, da die ersten Gesänge mit Anfang Aprils zum Druck abgehen sollen [I.−III. = I.−IV.].3)

1

) Vgl. Christiane an G 4. März 1797 (G−Christiane 94): Daß Du Dich nicht wohl befindest, ist mir gar nicht lieb; daß aber das Gedicht im Werden ist, freut mich, da habe ich doch Hoffnung, Dich bald wiederzusehen. 2 ) Vgl. Christiane an G 8. [?] März 1797 (G−Christiane 97): Du mußt Dich wegen uns in nichts irre machen lassen. Denn mir [!] waren schon einmal schuld, daß das Gedicht nicht fertig wurde. 3 ) Vgl. oben 18. Febr 1797: an Schiller m. Anm. 1, S. 229. Am 10. März 1797, noch vor Empfang des Briefes, schrieb C. G. Körner an Schiller (SNA 36.1, 449): Göthen kannst Du versichern, daß ich die Mittheilung seines Gedichts zu schätzen weiß. Schreib

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März 10. [Jena] Früh am Gedichte corrigirt und abgeschrieben . . . 10. [Jena] An Christiane (Br 12, 63f.): Durch die Anwesenheit des Herzogs

bin ich ein wenig an meinem Gedicht gestört worden, doch ist es noch recht gut im Gange und wird gewiß fertig, wenn ich mir nur die gehörige Zeit lasse. Ich will nicht eher von hier weggehen, bis das Ganze beysammen ist und bis die ersten drey Gesänge [I.−IV.] abgeschrieben und fortgeschickt sind. Dadurch gewinne ich auch ein paar Monate die schönste Ruhe und Freyheit, denn ich mögte jetzt um vieles nicht den guten Gang unterbrechen, in welchen ich diese Arbeit eingeleitet habe. 11. [Jena] Den ganzen Tag zu Hause, viel am Gedichte arrangirt und corrigirt. 11. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (SLUB Dresden, Ms. Dresd.h.3,4°, Bd 208, Nr. 17): Verzeihung mein theuerster Freund daß ich Ihre beiden lezten Briefe bisher unbeantwortet ließ und Ihnen erst heute sage, wie herzlich dankbar ich die gütigen Bemühungen, mich aus meiner Kupfer-Verlegenheit zu reisen, erkenne. Leider konnte ich Ihnen auf Ihre Vorschläge nichts antworten und leider leider kann ichs auch heute noch nicht. Das Museum Florent. ist nach Potsdam gefodert worden, wo es wahrscheinlich von den Mahlern in den königl. Kammern benuzt werden soll. Man hofte es in diesen Tagen zurück zu haben, aber stat seiner kam eine unbestimte Antwort und so kann ich nun noch lange vergeblich darauf warten. Ich m u ß also zu meinem großen Verdruß, das Vergnügen entbehren diesen Wunsch des H. von Göthe zu erfüllen1) und ihn bitten mit 6 Landschaften von Darnstedt nach Schubert vorlieb zu nehmen, die ich eben aus Dresden erhalte.2) Sie sind ganz artig und werden, nebst der Königl. Familie als Titelkupfer3) und einem Modeblatte4) d e m Theile des Publikums gewiß genügen, welcher bei einem solchen Inhalte noch Kupfer verlangen könte. Außer diesen sind noch 6 Zeichnungen aus Wilhelm Meister, die beim Empfange Ihres lieben Briefes vom 13. Febr schon so gut als fertig waren, in den Händen der Herren [C.] Kohl, [J. F.] Bolt und [E. S.] Henne. Fallen sie, wie ich hoffe, gut aus, so können ja auch diese benuzt werden. [J. G.] Schadow hat hier einige Stellungen der Vigano herausgegeben, unter denen einige treffliche Blätter sind. Unger sagt mir eben, daß er sie dem Herrn Göthe gesandt5) und so werden auch Sie sie schon kennen. Erforderten diese Blätter nicht eine sehr sorgfältige Illumination und wäre die Zeit nicht zu beschränkt dazu, so würde ich Schado[w] bitten, mir ein paar Blätter zu radiren . . . mir doch, wenn ich es zurückschicken muß. Es wird mir schwer mich davon zu trennen. Sorge ja, daß ich die Fortsetzung bald bekomme. Am 13. März schickte Körner die Handschrift an G zurück (s. SNA 29, 374); vgl. unten 15. Apr 1797: an Schiller m. Anm. 1 ) Bezogen auf die Herstellung der Karten nach Gemmen aus dem Museum Florentinum (s. oben 29. Jan 1797: Böttiger an J. F. Vieweg). 2 ) Die Kupfer, von J. A. Darnstedt nach Vorlagen von J. D. Schubert gestochen, wurden schließlich dem ersten Druck von Hermann und Dorothea beigegeben (Hagen Nr. 231); vgl. unten 21. März 1797: Böttiger an G. 3 ) Chodowieckis Darstellung der preuß. Königsfamilie, s. Hagen Nr. 231 zu D1 u. Abb. VI. 4 ) Von E. H. nach J. W. Meil. 5 ) Am 8. März 1797. Vgl. G an J. F. Unger 28. März 1797 (Konzept; Br 12, 78): Sie haben mir, werthester Herr Unger, durch die übersendeten radirten Blätter, ein ganz besonderes Vergnügen gemacht. Man muß ein so solider, geistreicher und geübter Künstler seyn wie Herr Schadow, um vorübergehende Momente dergestalt zu fassen . . .

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März 12. [Jena] Früh zu Hause am Gedichte corrigirt. ca. 12. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 53, 342): Vor tausend Hexametern habe ich schon i n d e r F o r m einen unendlichen Respekt; und für die Materia noch mehr. Möge nichts das Glück der Phantasie und der Bildung stören! 13. [Jena] Früh am Gedicht dem Ende zugeruckt . . . Abends zu Schiller viel

über epische Gegenstände und Vorsätze. 14. [Jena] An Christiane (Br 12, 65): . . . jetzt befinde ich mich wieder

15. 16. 17.

17. 18. 18.

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völlig hergestellt und habe nichts verloren, da mein Gedicht sich zu Ende neigt; ich will aber, da ich einmal so weit bin, von hier nicht weggehen bis das Ganze fertig ist und die drey ersten Gesänge [I.−IV.] nach Berlin abgeschickt sind. [Jena] Früh das Gedicht geendigt . . . [Jena] Früh am ersten Gesang corrigirt . . . [Jena] An Christiane (Br 12, 71): Es war mir gar zu angenehm dich einmal wieder zu sehen und ich habe jetzt wieder Lust noch die Sachen wegzuarbeiten die zunächst vor mir liegen, damit ich dich recht frey und heiter wiedersehen kann. [Jena] Abends . . . Zu Schiller über die Rubriken der einzelnen Gesänge.1) [Jena] Früh in Schillers neuem Garten . . . vorher den ersten und zweyten Gesang noch einmal durchgegangen. [Jena] An H. Meyer (Br 12, 72, 74): Ich habe indessen meine Zeit gut angewendet, das Epische Gedicht wird gegen Ostern fertig und kommt auch in Kalenderform bey Vieweg in Berlin heraus. Auf diesem Wege wird es am meisten gelesen und am besten bezahlt. Was kann ein Autor mehr verlangen . . . Mein Gedicht und dessen letzte Ausarbeitung erfordert viel Aufmerksamkeit, Anfangs April geht die erste Hälfte ab.2) [Jena] Früh am Gedicht corrigirt . . . [Jena] Am Gedicht corrigirt besonders am 6ten [VIII., IX.] Gesange . . . Weiter3) an dem Gedichte. [Jena] An Christiane (Br 12, 76): Ich bin nun so weit daß die letzte Hälfte des Gedichts nun auch rein abgeschrieben ist, freylich nicht zum letztenmale, indeß ist schon viel gewonnen, die erste Hälfte ist beynah ganz im Reinen, doch giebt’s immer dabey noch genug zu thun, es 1

) Dazu Gräf I 1, 114: Vielleicht war dies Verfahren [jeder Gesang trägt neben der ersten ,Inschrift‘, dem Namen einer der neun Musen, als zweite ein oder zwei auf seinen Inhalt bzgl. Worte] schon, im Gespräch mit Schiller, am 17. März festgesetzt worden. Lt. Scheibe kann dies erst nach dem 21. März 1797 erfolgt sein, da sie in der Abschrift des Schlusses (2. Heft) ebenso fehlen wie die Neugliederung in neun Gesänge; s. S. 234, Anm. 1. 2 ) Vgl. unten 15. Apr 1797: an Schiller m. Anm. 3 ) Nach dem Weggang des Besuchers A. N. Scherer.

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wird sich nun bald ausweisen wann ich wieder kommen kann . . . Sonst weiß ich weiter nichts zu sagen, denn ich habe mich diese Zeit fast bloß mit dem Gedicht beschäftigt, und fast weiter nichts gehört noch gesehn. März 21. [Jena] Früh den Schluß des letzten Gesangs1) Anfang zur Abschrifft [2. Heft]2) der drey letzten Gesänge [IV.−VI. = V.−IX.]. Diese Nachmittags bey Schiller vorgelesen. 21. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 273): Endlich hat Hr. Vieweg in Berlin etwas von sich hören lassen. Hier ist sein Brief, den ich mir doch gelegentlich zurückerbitte.3) Die Hüttchen und Sitzchen in den beykommenden Gartenideen4) möchten in einem Gartenalmanach ganz erträglich seyn. Mich dünkt, der gute Mann ist von seinen Berlinischen Kunstfreunden schlecht berathen. Soll ich ihm etwas schreiben? 22. [Jena] Früh corrigirt. Luise [von Voß] durchgesehen Packet von Bötti24.

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ger . . .5) [Jena] An Christiane (Br 12, 76): Ich habe nunmehr festgesetzt daß ich heute über 8 Tage den 31. März wieder bey dir anlangen will. Alle meine Sachen sind bisher recht gut gegangen und ich habe sogar wieder allerley neue Ideen . . . [Jena, nachmittags] . . . bey Humboldts die letzte Hälfte des Gedichts [IV.−VI. = V.−IX. Gesang] gelesen. Dann zu Schiller über das Gedicht. [Jena] An Christiane (Br 12, 77): Ich sehne mich recht euch wieder zu sehen und komme vergnügt zurück, da mir alles nach Wunsch gelungen ist. [Jena. Nachmittags?] . . . in Schillers Garten. Dann zu ihm ins Haus wo er viel über das Gedicht sprach.

27. [Jena] W. v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann (BG 4, 295): Göthe ist noch hier, er hat hier sein Episches Gedicht beendigt, das unendlich schön ist, und dessen Ende noch den Anfang selbst übertrift. Auch mit dem Versbau hat er sich viel Mühe gegeben, und mich oft consultirt. Ich habe ihm meinen Rath ganz offen ertheilt, und nicht wenig Verse hat er wirklich geändert. Allein sollte auch alles durchaus fehlerfrei seyn, so wird der große Reichthum und die Kraft des Rhythmus ihm nie recht eigen seyn, wenigstens nie so praevalired als in Voß. Gerade aber dieß liegt in seiner ungeheuren Superiorität über diesen, und dagegen darf dieser und schwerlich sonst jemand sich in Absicht des Periodenbaus mit ihm messen. 28. [Jena] An G. W. A. v. Pape (Konzept; Br 12, 80): Indessen suche ich

meine Zeit so gut als möglich anzuwenden und habe eben ein episches Gedicht, das den Titel: H e r r m a n n und D o r o t h e a führen wird, zu

1

) Vorläufiger Schluß (vgl. unten 3. Juni 1797: an Schiller m. Anm.). Der endgültige Schluß wurde erst am 7. Juni geschrieben (s. d.). 2 ) Vgl. unten 8. Apr 1797: an Schiller, Anm. 5. 3 ) s. oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 4 ) Die Landschafen von Darnstedt; s. oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 5 ) Mit Brief vom 21. März 1797 und den Illustrationsvorschlägen, s. voriges Z.

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Ende gebracht. Es wird vielleicht gegen den Herbst öffentlich erscheinen und ich wünsche daß Sie meiner dabey im Guten gedenken mögen. März 28. [Jena] An Knebel (Br 12, 81): Wenn du mein Gedicht sehen wirst, das beynahe ganz geendigt und von vorn bis hinten nochmals durchgearbeitet ist, so wirst du am besten beurtheilen können, daß ich diese 4 Wochen nicht müßig war . . . und indem ich so sehr Ursache habe über die Natur des epischen Gedichts nachzudenken, so werde ich zugleich veranlaßt auch auf das Trauerspiel aufmerksam zu seyn, wodurch denn manches besondere Verhältniß zur Sprache kommt.1) 30. [Jena] Abends bey Schiller gelesen.2) 31. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 274f.): Rechnen Sie es doch nicht mir zu . . . wenn die mir in Vorschlag gebrachten Kalender Kupfer beim jetzigen Entbehren des Museums und in der so beschränkten Zeit nicht fürs erste Jahr ausgeführt werden können . . . Auszeichnen soll und wird dieser erste sich doch und jede der 3 verschiedenen Ausgaben3) etwas neues und anziehendes haben . . . Vielleicht können Sie es [das Titelblatt eines Werkes von Tischbein] schon dem Anfange des G[oetheschen] M[anu]s[kriptes] beilegen. Wie ich nach diesem verlange, das sagen keine Worte. Apr

1. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (SLUB Dresden, Ms. Dresd.h.37,4°, Bd 208, Nr. 19): Also keine Kupfer?4) − Ich bin das gern zufrieden und Sie mein theurer Freund wißen, daß bei d i e s e m Inhalte von ihrer Entbehrlichkeit für d a s b e ß e r e Publikum Niemand stärker überzeugt seyn kann, als ich es bin. Mir thut es nur weh’ daß der H. von Göthe daran zu zweifeln und mich mißverstanden zu haben scheint. Wer spart nicht gern, besonders wenn er von der Unnöthigkeit eines Aufwandes überzeugt ist, und wie gern muß ich bei einem Unternehmen sparen, das ohnehin so kostbar [d. h. teuer] ist. Wenn ich also diese Kupfer wünschte und in Vorschlag brachte, so geschahe dies von mir d e m K a u f m a n n e , der gerne a l l e Theile des Publikums für sein Unternehmen gewönne. Diese 12 Kupfer waren freilich für keinen Götheschen Kalender bestimt, auch j e z t von mir nicht dem Götheschen Inhalt, sondern dem K a l e n d e r - B o g e n und auch den beßeren Ausgaben in Seide und Maroquin n i c h t , s o n d e r n n u r der schlechteren Ausgabe auf gewöhnlich Papier in einem Bande von Pappe. Dieses bestimte ich dem minder reichen Publiko und denen die nun einmahl gern bildern wollen. Glauben Sie nun mein liebster Freund daß für d i e s Publikum, die 9 Musen anziehender als diese Landschaften seyn würden und ist es Ihnen möglich mir die Zeichnungen bis zur Meße dort anfertigen zu laßen, so will ichs gern versuchen, einen Stecher dazu zu finden, ob ich gleich fürchte, daß Zeichnung, Stich und Druck dieser Kupfer mehr Zeit erfodern, als mir bis zum bestimten Termine der Erscheinung meines Kalenders bleibt. [Nachtrag:] Vielleicht sind auch keine Zeichnungen nöthig, wenn Sie mir anzeigen, wo ich d i e Abbildungen der 9 Musen zu finden [!], die H. v. G. nachgestochen zu sehen

1

) Der Brief berichtet von der Teilnahme an der Arbeit der zugleich in Jena anwesenden Freunde und Kunstverwandten. Schiller arbeitete am Wallenstein, der ältere Humboldt an der Übersetzung des Agamemnon von Aeschylus, A. W. Schlegel an der Übersetzung von Shakespeares Julius Cäsar. Vgl. unten 7. Apr 1797: Schiller an C. G. Körner. 2 ) Wahrscheinlich auf Hermann und Dorothea bezogen. 3 ) Zur Ausstattung der verschiedenen Ausgaben s. Hagen Nr. 231 a−c, sowie unten 25. Okt 1797: Verlagsanzeige Vieweg. 4 ) Offenbar hatte Böttiger am 24. März 1797 Vieweg in einem (nicht überlieferten) Brief G’s Einspruch gegen die sechs Landschaftskupfer und die sechs Darstellungen aus Wilhelm Meister mitgeteilt, s. oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger.

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wünscht.1) Die hiesigen werden es [!] Anfangs August und m i r ist es b e i m e i n e m P r i v i l e g i o von der allerhöchsten Wichtigkeit nicht später zu kommen. Auch hierüber werde ich Ihnen mündlich die näheren Aufschlüße geben.

Apr

3. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 275): Wahrscheinlich ist der Herr von Göthe nun zurück und ein Theil des Ms. in Ihren Händen!2) Wäre es nur auch schon in den meinigen! Ich kann es mir nicht versagen, Sie nochmahls und aufs angelegentlichste zu bitten, die Absendung m ö g l i c h s t zu beschleunigen . . . Herr von Humboldt will den 17n oder 18n hier ankommen. Darf ichs aufs späteste wohl durch den erwarten?3) 4. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 276): Daß Sie Göthens Herrmann u. Dorothea zur Revision bekommen befremdet mich gar nicht. Ich bin nicht halb so sehr Kenner als Sie; u. doch wüßte ich noch allerlei in Göthens Schriften zu verbessern: kleine Sprechunrichtigkeiten, Uebel klänge, u. unlogische Interpunktionen. Ich wünschte, daß Vieweg mir die Korrektur des Gedichtes auftrüge; dann stände ich für einen völlig fehlerfreien Druck, u. gute Interpunktion. Auch änderte ich wohl hin u. wieder einen Buchstaben, aber gewiß kein Wort.4) 7. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 276f.): Hier ist der gestern von Vieweg eingegangene Brief,5) aus welchem doch so viel hervorgeht, daß Vieweg d e r B u c h h ä n d l e r noch nicht so sehr vom Kakodämon der Geschmacklosigkeit besessen ist, als wir befürchteten. Ich hatte ihm geschrieben, daß sich vieleicht, wen es doch Kupfer seyn müßten, ein Nachstich der 9 Musen noch am erträglichsten ausnehmen würde, und hatte dabey die Herculanischen6) im Sinne, an welchen vieleicht am wenigsten durch Ungeschicklichkeit zu verderben ist. Ich lege diese Idee auch Ihnen jetzt noch zur Prüfung vor, bescheide mich aber sehr gern, daß auch dieß eine hohle Idee sey.7)

1

) Satz am Seitenrand eingefügt. − Vieweg nimmt irrtümlich an, der Vorschlag gehe von G aus; Böttiger unterbreitete ihn G jedoch erst am 7. Apr 1797 (s. Z dort). 2 ) G hielt sich bis zum 31. März 1797 in Jena auf. 3 ) Der erste Teil des Ms. wurde erst am 17. Apr 1797 nach Berlin geschickt, vgl. unten 15. Apr 1797: an Schiller, sowie 21. u. 22. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 4 ) Vgl. unten 21. u. 22. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 5 ) Vom 1. Apr 1797 (s. d.). 6 ) Abbildungen der ausgegrabenen Fundstücke aus der antiken mittelital. Stadt Herculaneum zuerst in: Le Antichita ` di Ercolano esposte. Vol. 1−8. Napoli 1757−92 (Le pitture antiche d’ Ercolano, T. 1−5, 1757−79). Später in: Tommaso Piroli: Le Antichita` di Ercolano. Roma 1789−1807 (Pitture 1−3, 1789/90). Eine dt. Ausg. erschien u. d. T.: Abbildungen der Gemälde und Alterthümer, welche seit 1738 sowohl in der verschütteten Stadt Herkulanum, als auch in den umliegenden Gegenden an das Licht gebracht worden, nebst ihrer Erklärung, von Christoph Gottlieb von Murr. Nach den OriginalKupferstichen in Contorni, verfertigt und herausgegeben von Georg Christoph Kilian, Kunstverlegern Augsburg, 1777−99. 7 ) Das hatte Böttiger schon Vieweg vorgeschlagen, s. oben 1. Apr 1797. Scheibe vermutet, daß Böttiger G zur Verwendung der Musennamen als Inschrift der (bereits umnumerierten?) Gesänge veranlaßte (AA-Epen 2, 181), da das am 21. März entstandene 2. Heft der erhaltenen Hs. diese ebenso wenig enthält wie die Neueinteilung in 9 Gesänge. Zudem erwähnt G erst am 8. Apr 1797 im Brief an Schiller erstmals die doppelten Inschriften (s. d. m. Anm.). Daß sich Böttigers Vorschlag statt dessen lediglich auf die Auswahl der Kupfer und nicht auf die Verwendung der Musennamen selbst bezieht, legt sein Brief an Joh. v. Müller vom 16. Juli 1797 nahe (s. d.). Vgl. gegen Scheibes These auch Elsaghe 1990 (20−46), der Titelgebung und Neueinteilung aus der internen Struktur des Gedichts motiviert sieht.

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7. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 29, 60): Das epische Gedicht von Göthen, das ich habe entstehen sehen, und welches, in unsren Gesprächen, alle Ideen über epische und dramatische Kunst in Bewegung brachte, hat, verbunden mit der Lecture des Shakespear und Sophocles, die mich seit mehrern Wochen beschäftigt, auch für meinen Wallenstein große Folgen . . . 7. [Weimar] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 38): Zum Hermann wird sich dieses Gedicht [Die Jagd]1) schön stellen. Der Hermann ist so durchaus rührend; er hat überall den Menschen, das Schicksal, den Wechsel, dem das Privatglück unterworfen ist, zum Hintergrunde, dies wird prächtiger und feuriger, es wird weniger idyllenartig auf einzelne Lagen, friedlichen Genuß, noch mehr episch auf große Massen, Staaten und Völker, kühne Unternehmungen usw. hinweisen. Der ganze Ton von Anfang herein soll dies ankündigen und jeder Umstand dazu passen. So erscheint z. B. im Hermann die Feuersbrunst schon wie sie verglimmt und nur noch der letzte Rauch aufsteigt . . . 7. [Weimar] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 39): Goethe quält mich so sehr, bis Sonntag früh zu bleiben. Er wünscht es auch wegen des Hermanns . . .2) 7. [Jena] W. F. v. Burgsdorff an Rahel Levin (BG 4, 294): Göthe sah ich hier noch den Tag als ich ankam, und hörte ihn aus seinem göttlichen Gedicht: Herrmann und Dorothea lesen.3) 8. [Weimar] Früh am Gedichte. Mittag, nebst v. Humbold, Wieland, Kne-

bel, Bötticher. − Knebel blieb lange. Vorlesung des fünften und sechsten Gesanges.4) 8. An Schiller (Br 12, 84f.): Wir [G und W. v. Humboldt] haben über die letzten Gesänge ein genaues prosodisches Gericht gehalten und sie so viel es möglich war gereinigt. Die ersten sind nun bald in’s reine geschrieben und nehmen sich, mit ihren doppelten Inschriften,5) gar artig aus. Ich hoffe sie die nächste Woche abzusenden. . . . Diejenigen Vortheile, deren ich mich in meinem letzten Gedicht bediente, habe ich alle von der bildenden Kunst gelernt. Denn bey einem gleichzeitigen, 1

) Werkplan, später als Novelle realisiert. Vgl. das unmittelbar Vorhergehende in Z zu „Novelle“ gD. 2 ) Mit W. v. Humboldt, der vom 2. bis 9. Apr in Weimar war, bemühte G sich noch um metrische Verbesserungen der letzten Gesänge des Epos. G’s Tgb erwähnt Humboldt am 2., 5., 6., 7., 8. u. 9. Apr ohne Bezug auf Hermann und Dorothea, doch geschieht das in den Briefen an Schiller vom 8. u. 15. Apr 1797 (s. d.). 3 ) Lesung bei Schiller, s. oben 30. März 1797. 4 ) Wohl den IV. Gesang nach der alten Zählung. Vgl. Knebel an G ca. 13. Apr 1797 (Datierung nach RA 2, Nr. 726): Ich habe Dir seitdem [8. Apr] jeden Tag wieder danken wollen . . . für Deine letzte liebe Vorlesung. Möchte es Dir vielleicht einmal dünken, um den Ort zu verändern, mir das Ende davon in meinem Garten genießen zu lassen? Er ist zwar nicht so wohl zubereitet wie der Deinige, aber doch auch still und einsam (G−Knebel 1, 146). 5 ) Die Einteilung in neun Gesänge war nun mit Sicherheit beschlossen (vgl. oben 7. Apr 1797: Böttiger an G m. Anm.). Jeder Gesang erhielt als erste „Inschrift“ den Namen einer der neun Musen, als zweite ein oder zwei auf den Inhalt des jeweiligen Gesangs bezügliche Worte. Terminus ante quem für die Neugliederung des Gedichts; terminus post quem ist der 21. März, das Entstehungsdatum des 2. Heftes der erhaltenen Hs., in das die „Inschriften“ nachträglich eingetragen wurden (AA-Epen 2, 180).

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sinnlich vor Augen stehenden Werke ist das überflüssige weit auffallender, als bey einem das in der Succession vor den Augen des Geistes vorbeygeht.1) Apr

8. [Weimar] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 39f): Wir sind fast immer mit dem Hermann beschäftigt, und Goethe ist erstaunlich emsig, noch Kleinigkeiten an ihm zu verbessern. 8. [Weimar] Böttiger an J. F. Vieweg (Dreyer 152): Göthe wünscht, daß der würdige Hr. Professor S c h a d o w durch Sie dahin bewogen werden könnte, vor dem leeren Blatt jedes mit einer Muse (nach Maaßgabe beyfolgender Musterangabe) zu bezeichnenden Gesanges eine Muse grade in der Manier zu geben, wie er die Stellungen der Vigano gab.2) Diese kecke Skizzenmanier würde sich freilich nur für die geringere Ausgabe schicken, aber grade die K e n n e r bewegen, sich neben der niedlichern und prächtigern auch diese anzuschaffen. Hr. S c h a d o w , fährt Göthe fort, habe gewiß selbst die schönsten Zeichnungen von Musen in seinen Portefeuilles. Indeß steht Göthe selbst mit einer meisterhaften Zeichnung von Meyer nach dem bekannten Basrelief, wo alle Musen neben einander gestellt sind,3) erforderlichen Falls zu Befehl. Könnte nun Hr. Schadow, so heißt es weiter, gar bewogen werden, wo nicht selbst, doch durch einen seiner Schüler und unter seiner unmittelbaren Aufsicht auch zu den eleganten Ausgaben, etwa aus alten Gemmen auch neue feinere Umrisse der 9 Musen zu veranstalten, die aber nicht mit jenen übereinkommen dürften: so wäre auch dieß eine schöne Kunst- und Musenausstattung für die bessere Ausgabe. Auch dazu sollten von Göthe und mir erforderlichen Falls Vorschläge gethan werden. Diese Zeichnungen nach Gemmen könnten übrigens b l o ß e U m r i s s e seyn, weil die A u s f ü h r u n g bey der Kürze der Zeit unmöglich seyn dürfte. Aber alles dieß ist bloß auf Hr. S c h a d o w gestellt. Von irgend einen andern mag Göthe durchaus nichts zugethan haben: die unglückliche Ausführung der vorgeblichen Muse im Schillerschen Musenalmanach 97 nach einer Schadowischen Skizze hat Göthe sehr bitter gegen a n d e r e Künstler gemacht, und daß dünkt mich, von Rechts wegen. − Also, mein geliebter Freund, versuchen Sie was Ihre Ueberredungskunst bey Schadow vermag . . . Ueber 8 Tage erfolgt die erste Hälfte des Gedichts gewiß. Heute erhalt ich sie von Göthe zur letzten Revision. −4) 11. An Böttiger (Br 12, 85f.): Hier kommen endlich die vier ersten Musen,

haben Sie die Güte das was an ihren Worten und Werken zu erinnern ist mit Bleistift zu unterstreichen, worüber wir sodann mündlich conferiren. Ich wünsche sodann auch Ihnen und unserm wackern Schotten5) die letzten Gesänge [V.−IX.] vorzulesen.

1

) Folgendes s. in „Ueber epische und dramatische Dichtung: an Schiller gD, EGW 4, 109. 2 ) Vgl. oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm. 5, ferner unten 21./22. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. Böttiger übermittelte den Brief am 27. Apr 1797 an G. 3 ) Vermutlich handelt es sich um die Reliefdarstellung der neun Musen auf einem röm. Sarkophag, entst. 2./3. Jh. n. Chr. (Abb. in : D. M. Field: Die Mythologie der Griechen und Römer. Zollikon 1977, 40). Eine Zeichnung Meyers danach konnte nicht nachgewiesen werden (freundliche Auskunft von Viola Geyersbach, GNM). 4 ) Vgl. folgendes Z. Zur Fortsetzung dieses Z vgl. „Novelle“ gD. 5 ) Wahrscheinlich James Macdonald, der seit Ende 1796 bei Böttiger wohnte (s. Br 12, 410).

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Apr 13. Bötticher wegen des Gedichts1) . . . 15. An Schiller (Br 12, 87): Montags2) gehen die vier Ersten M u s e n ab,

indeß ich mich mit den fünf letztern fleißig beschäftige, und nun besonders die prosodischen Bemerkungen Freund Humboldts benutze. 15. Abends Böttiger, v. Knebel und der Schotte [J. Macdonald] Vorlesung der 5 letzten Gesänge.3) 15. Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 86−89): Ich habe diesen Abend die letzten 5 Gesänge von Hermann und Dorothea vom Meistersänger selbst vorlesen hören. Welch eine Welt von Handlung und Gefühl in welchem engen Raum mit wie wenigen Mitteln? Göthe fühlte, daß so bald seine Dorothea auftrete, Hermann gewissermaaßen nur zur zweiten Figur herabsinken müsse, und daß je später sie auftritt, desto größer die Spannung der Hörer (Leser möcht ich bei einem Gedicht nicht sagen, daß eigentlich nur durchs Ohr empfangen werden sollte) seyn müsse. Im 5ten Gesang fährt Hermann mit den zwey Brautwerbern ins Dorf. Da ist noch gar nicht die Rede von ihr. Aber im 6ten dreht sich alles um sie. Hermann signalisirt sie nach ihrer Kleidung und Wesen, damit sie von seinen Begleitern, die sie unter dem Getümmel im Dorfe aufsuchen sollen, erkannt werden könne. Hier die erste sinnliche Beschauung der Heldin, die doch noch nicht gesehn wird. Nun erzählt der Richter der fliehenden Menge dem Pfarherrn eine Großthat vom Mädchen, die ihre geistige Physiognomie ohngefähr eben so treffend charakterisirt, als vorher Hermanns Schilderung ihre Aeuserlichkeit. Immer höher wird die Erwartung gespannt. Nun hat sie der spähende Apotheker unter dem Apfelbaume im Garten die Docke wickelnd gefunden. Er kommt und erzählt es dem Pfarherrn. Beide gehn hin. Jetzt erscheint sie wirklich, durch alle Vorbereitungen ein Wesen höherer Art. So wird bei einem Schaugepränge, oder theatralischen Aufzug dadurch die Hauptfigur, der König, der Gott auf dem Triumphwagen durch jeden vorausgehenden im Zuge gleichsam um eine Stufe höher gestellt. Als sie der Pfarrer erblickt, gesteht er: so ein Mädchen finde er selbst vor allen ihres Geschlechts liebenswürdig! Die Art, wie er dieß Geständniß ablegt, ist im Kleinen völlig mit jenem berühmten Geständniß der Trojanischen Greise auf dem Skäischen Thore von der Helena im 3ten Gesange der Ilias parallel: ουÆ νε μεσι] κ.τ.λ.4) Aber noch immer wird sie nur gesehn. Hermann entläßt seine Begleiter, die nun zurückfahren. (Ein herrlicher Kunstgriff. Hätte Hermann, wie man anfangs erwartet oder vielmehr befürchtet, seine Dorothea im Wagen heimgeführt: so wäre alle patriarchalische Hoheit und Simplicität des Gedichts, auf welches doch alles zusammengehalten ist, verloren gegangen. Er muß mit ihr im Mondschein nach Hause gehen.) Er bleibt in Gedanken verloren am Brunnen vor dem Dorfe sitzen. Siebenter Gesang. Da tritt Dorothea plötzlich, wie Pallas Athena offt in der Odyssee erscheint, selbst hervor. Sie kommt mit zwey Wasserkrügen reines Brunnenwasser an diesem Quell zu schöpfen. Hier finden sich die Liebenden. Hermann hilft ihr schöpfen. Ihre im Quell sich spiegelnden Gesichter begegnen sich. Eine unbeschreiblich schöne, rührende patriarchalische Pastorale! Aber Hermann erblickt an Dorotheens Finger einen goldenen Ring (sie hatte wirklich einen Liebhaber gehabt, der aber in Paris guillotinirt worden war) Fürchterliche Zweifel bekämpfen seine Brust, u. als nun das Mädchen fragt: Warum kamst du hieher? antwortet er sich verstellend: Dich als Haushälterin bey unserm großen Hauswesen zu dingen. Sie

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) Vermutl. gab Böttiger die am 11. Apr 1797 empfangene Hs. zurück u. der Termin für die Vorlesung der fünf letzten Gesänge wurde auf den 15. Apr festgesetzt. 2 ) 17. Apr 1797. Vgl. unten 21./22. Apr 1797: J. F. Vieweg. 3 ) Vgl. folgendes Z. 4 ) Kein Tadel treffe die Troer und die hellumschienten Achaier (Homer: Ilias 3, 156).

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entschließt sich auf der Stelle: sie will, statt ein herumstreifendes Leben zu führen, dienen. Hier eine der schönsten Stellen über die Bestimmung des Weibes: Nur durch Dienen kann sie herschen! Abschied von den Ihren im Garten. Eine Szene, wobey der Vorleser und wir Zuhörer die Thränen im Auge hatten. Achter Gesang. Nun wandeln sie, Hermann vorausleitend, den Fußpfad zur Stadt durch reifende volle Kornfelder. Ein Gewitter thürmt sich vor die untergehende Sonne. Wechselgespräch. Hermann beschreibt seiner Geworbenen die Gemüthsart seiner Eltern. So gelangen sie unter den Birnbaum. Dieß alles ist mein! sagt Hermann. Nur der Anblick des verhaßten Ringes kämpft das Geständniß zurück in die pochende Brust. Im Mondschein schimmert das Kammerfenster Hermanns. Sie steigen die Weinbergstreppe hinab. Dorothea tritt fehl und sinkt dem vorausgehenden Jüngling an die Brust. Aber er bekämpft sich, er bleibt starr und unbeweglich. Dadurch wird er Dorotheens wert, die den Muth hatte, sich zum Dienen zu erniedrigen. Ein magischer Zug des Gedichtes. Neunter Gesang. Aengstliches Harren im Hause des Gastwirths. Endlich treten sie, wie höhere Gestalten, zur Stubensthür ein. Gewaltige Misverständisse. Ehe der auf die Seite gerufene Pfarherr dem alten Vater das Verständniß öffnen und ihm sagen kann, daß die eigentliche Brautwerbung noch gar nicht gethan sei, platzt dieser los, u. bewilkommt sie als Braut. Dieß muß Dorothea als bittern Spott nehmen. Ihr gekränkter Stolz macht sich Luft. Der Pfarrer reizt sie absichtlich noch mehr. Nun gesteht sie selbst ihre Liebe zu Hermann, aber auch den festen Entschluß, auf der Stelle zu den Ihrigen zurückzukehren. Hermann, die Mutter springen dazwischen. Alles entwickelt sich. Die letzten 100 Verse ein treffliches Nachhallen u. Besänftigen1) O, es ist eine unnennbare Kunst in der ganzen Composition. Man kann es kühn versuchen, irgend einen Fall, einen Knoten der Verwicklung anders anzunehmen. Nirgends käme dieser Effekt heraus. Die Alten sagten eben dieß von der Odyssee. Im ganzen Gedicht kommen nur 2 Gleichnisse vor, und die Anrufung der Musen erst im letzten Gesange. Die herrlichen Verse, die in einen vollen Spondeus ausgehn.

Apr [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 53, 331): Ich weiß Ihnen . . . die angenehmen Mitte2) Stunden nicht genug zu verdanken, die mir und meinem kleinen häuslichen Kreise Ihre Gesänge gemacht haben. Was wir poetisch zu nehmen und zu beurteilen nicht wagen können, das können doch unsre Herzen bezeugen, die ganz voll Teilnehmung gewesen sind. Mir hat besonders die Würde imponiert, womit die dem Anschein nach gemeinen Gegenstände mir in dem schönen Rhythmus entgegenkamen. Selbst Vo ß hat mir hin und wieder nicht von Tändelei frei geschienen; statt daß hier alles so wahr und ohne Affektation vorgehet. 18. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 65): Zur Absendung der vier ersten Musen wünsche ich Glück. Es ist in der That merkwürdig, wie rasch die Natur dieses Werk gebohren, und wie sorgfältig und bedächtlich die Kunst es ausgebildet hat. 19. An Schiller (Br 12, 89−91): . . .3) Einen Gedanken über das epische

Gedicht will ich doch gleich mittheilen4) . . . Noch eine specielle Be1

) Der Satz gibt vermutl. eine Paraphrase G’s wieder, den zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhandenen Schluß betreffend (93 Verse: IX, 226−318). Mit dem von Böttiger mitgeteilten Schluß Hermann, die Mutter springen dazwischen (IX, 225) endet auch die Reinschrift, aus der G las. Der Schluß wurde später (s. unten 7. Juni 1797: Tgb) als Diktatniederschrift in die Hs. eingetragen (vgl. Scheibe 1959, 237; AA-Epen 2, 180). Elsaghe 1991 zufolge handelt es sich um eine Neukonzeption des Schlusses, dem ein bereits im Frühjahr 1797 schematisierter Schluß vorausging (s. oben 21. März 1797: Tgb). 2 ) Datiert Ende 1796, Datierung nach RA 2/728. 3 ) Vorher berichtet G: Ich studire jetzt in großer Eile das alte Testament und Homer, lese zugleich Eichhorns Einleitung in’s erste Wolfs Prolegomena zu dem letzten. Es gehen mir

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merkung. Einige Verse im Homer, die für völlig falsch und ganz neu ausgegeben werden, sind von der Art wie ich einige selbst in mein Gedicht, nachdem es fertig war, eingeschoben habe um das Ganze klarer und faßlicher zu machen und künftige Ereignisse bey Zeiten vorzubereiten.1) Ich bin sehr neugierig was ich an meinem Gedicht, wenn ich mit meinen jetzigen Studien durch bin, zu mehren oder zu mindern werde geneigt seyn, indessen mag die erste Recension in die Welt gehen. Eine Haupteigenschaft des epischen Gedichts ist daß es immer vor und zurück geht, daher sind alle retardirende Motive episch. Es dürfen aber keine eigentliche H i n d e r n i s s e seyn, welche eigentlich in’s Drama gehören. Sollte dieses Erforderniß des Retardirens, welches durch die beyden Homerischen Gedichte überschwenglich erfüllt wird, und welches auch in dem Plan des meinigen lag, wirklich wesentlich und nicht zu erlassen seyn, so würden alle Plane, die grade hin nach dem Ende zu schreiten, völlig zu verwerfen oder als eine subordinirte historische Gattung anzusehen seyn.2) Apr 21. (s. „Ueber epische und dramatische Dichtung“: Schiller an G gD, EGW 4, 111) 21. u. 22. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (SLUB Dresden, Ms. Dresd.h.37,4°, Bd 208, Nr. 21): Eben komme ich von Schado[w], den ich mehrmahlen vergeblich gesucht. Er findet sich durch den Wunsch des H. v. G. sehr geschmeichelt, bewies mir aber leider daß es ihm durchaus unmöglich wäre, ihn zu erfüllen. Auser der Statue − der beiden Prinzeßinnen von Preußen − mit der er eben beschäftiget ist und an die ihn der König seit ewiger Zeit oft und ungedultig erinnern laßen, hat er von diesem und der Gr. von L. noch andere Aufträge, die er nicht schnell genug ausführen könne. Auf meine Erinnerung, wie wenig Zeit i h m diese 9 kleinen Platten kosten würden, gestand er mir: daß er sehr ungeübt in dergleichen Arbeiten sei und eine gute Ausführung, mehrere Versuche erfodern würden [!], die er j e t z t nicht machen könte. Der Beifall des H. v. G. sei ihm zu schäzbar und er wolle was dieser in einem Briefe an Unger3) sehr gütig über ihn geurtheilt verdienen und sich erhalten. Ich bat nur um blosse Zeichnungen, aber auch diese schlug er mir ab, wollte mir aber für einen andern Künstler gern mittheilen was er für diesen Gegenstand brauchbares besitze. Was soll ich nun thun mein liebster

dabey die wunderbarsten Lichter auf, worüber wir künftig gar manches werden zu sprechen haben. − Eichhorns Einleitung in das alte Testament (3 Bde, Leipzig 1780−83) las G im Zusammenhang einer bibelkritischen Untersuchung, deren Ergebnis erst 1819 als Kap. Israel in der Wüste in die NuA einging (vgl. „West-östlicher Divan“ 12. Apr 1797: an Schiller). Aus der Lektüre folgten nachträgliche Reflexionen zur epischen Einheit in dem zu diesem Zeitpunkt fast fertiggestellten Epos Hermann und Dorothea; s. dazu auch unten 22. Apr: an Schiller. 4 ) Das Folgende s. in „Ueber epische und dramatische Dichtung“ gD, EGW 4, 110. 1 ) Möglicherweise nachträgliche Interpolationen nach der Neukonzeption des Schlusses (s. oben 15. Apr 1797: Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen m. Anm. 1, S. 240); in der Rekonstruktion von Elsaghe 1991 handelt es sich dabei um: VI, 183−90; VII, 101; VIII, 65. Der terminus ante quem für diese Neukonzeption wäre dann die Abschrift des zweiten Faszikels der erhaltenen Hs. (s. oben 21. März 1797: Tgb m. Anm.), in deren ältester Textschicht sich diese Einschübe bereits finden. 2 ) Es folgen Betrachtungen zum geplanten Gedicht Die Jagd, s. in „Novelle“ gD. 3 ) s. oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger.

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Freund? Von irgend einem andern, schreiben Sie mir mag G. durchaus nichts hinzu gethan haben − Und doch ließe sich wohl noch ein guter Kupferstecher finden, wenn nur diese nicht jezt vor der Meße alle so sehr beschäftiget und nach der Meße die Zeit nicht zu kurz wäre. Ich bin würklich in einer großen und mir bei diesem Unternehmen besonders unangenehmen Verlegenheit. Senden Sie mir doch die Meyersche Zeichnung;1) ich will wenigstens einen Versuch machen laßen, damit ich den H. v. G. nur überzeuge, daß es nicht an mir liegt, wenn dieser Wunsch unbefriedigend bleiben muß . . . [22. Apr] Mein sehnlichstes Erwarten ist erfült; Heute empfing ich den Anfang des Ms. und Heute Abend erwartet mich dieser schöne Genuß. Meinen besten Dank für die freundschaftliche Besorgung. Die Vorschrift des H. v. G. soll genau befolgt werden. Freund Sander wird die Korrektur übernehmen und Heute über 8 Tagen die ersten Aushängebogen an Sie abgehen. Wann wünscht H. v. G. das Honorar zu haben? ists zur Zeit, wenn Sie die Güte haben, es mit zu nehmen? Es kann sonst auch früher und noch von Hier abgehen.

Apr 22. An Schiller (Br 12, 92f.): . . .2) In meinem Herrmann bringt die Eigen-

schaft des Plans den besondern Reiz hervor daß alles ausgemacht und fertig scheint und durch die retrograde Bewegung gleichsam wieder ein neues Gedicht angeht. So hat auch das epische Gedicht den großen Vortheil daß seine Exposition, sie mag noch so lang seyn, den Dichter gar nicht genirt, ja daß er sie in die Mitte des Werks bringen kann, wie in der Odyssee sehr künstlich geschehen ist. Denn auch diese retrograde Bewegung ist wohlthätig . . .3) 24. [Jena] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 31): Von Berlin aus schreibe ich Ihnen gleich. Ich sehne mich sehr, Ihren Hermann dort wiederzusehen,4) er wird mich so lebendig zu Ihnen zurückversetzen. 24. [Eutin] J. H. Voß an G (GJb 1884, 43):5) Über alles hat mich erfreut, was Sie von Ihrem epischen Gedichte schreiben. Ein Epos, im Sinne der Alten, von Göthe! Mir ist, als hörte ich die Nachricht, unter den Rollen, die der Vesuv umsonst vor den Barbaren zudeckte, habe sich ein Alcäus, ein Antimachus, ein Simonides gefunden. O wären wir erst in dem Zauberkreis des holden Gesangs, des jüngsten, der uns die älteren Brüder auf einige Zeit soll vergessen machen! 25. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 68): . . .6) Uebrigens mag es mit der epischen Qualität Ihres neuen Gedichts [Die Jagd] bewandt seyn, wie es will, so wird es gegen Ihren Herrmann gehalten immer eine andere Gattung seyn, und wäre also der Herrmann ein reiner Ausdruck der epischen G a t t u n g und nicht bloß einer epischen S p e c i e s , so würde daraus folgen, daß das neue Gedicht um so viel weniger e p i s c h wäre. Aber das wollten Sie ja eben wißen, ob der Herrmann nur eine epische Art oder die ganze Gattung darstelle, und wir stehen also wieder bey der Frage . . . Ihr neues Gedicht, kommt mir vor, verhält sich ungefähr eben so zu der Comödie, wie der Herrmann zu dem Trauerspiel: mit dem Unterschied nehmlich, daß dieser es mehr durch seinen Stoff thut, jenes mehr durch die Behandlung. 1

) s. oben 8. Apr 1797: Böttiger an J. F. Vieweg m. Anm. 3. ) Das Vorausgehende in „Ueber epische und dramatische Dichtung“ gD, EGW 4, 111. 3 ) Es folgen Ausführungen zum Werkplan Die Jagd; s. „Novelle“: an Schiller gD. 4 ) Das Druckmanuskript und die Korrekturbögen. Humboldt überwachte in Berlin den Druck von Hermann und Dorothea; s. unten 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. 5 ) Vgl. oben 6. Dez 1796. 6 ) Zuvor über die Gesetze des Epischen und G’s Werkplan Die Jagd; s. Z zu „Novelle“: Schiller an G gD. 2

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Apr 27. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 280): Ich eile, Ihnen den so eben eingegangenen Brief von Vieweg zu überschicken.1) Haben Sie die Gnade, mir auf die darin vorkommenden Anfragen Ihre Antwort, wo möglich, so zukommen zu lassen, daß ich sie morgen mit der Landkutsche nach Jena schicken kann, wo sie Viewegen noch vor seiner Abreise aus Berlin trifft. 27. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 280): Die Erörterungen an Vieweg werden bestens besorgt,2) und der Ueberbringer des Geldes bin ich mit größten Vergnügen. Vieleicht kann ich also auch noch 4 Gesänge mit nach Leipzig nehmen. Ich reise den Sonntag, als den 6ten May, Abends von hier ab . . .3) 28. (s. „Ueber epische und dramatische Dichtung“: an Schiller gD, EGW 4, 113f.) 28. Abends zu Haus. Homers Odyssee. 28. An H. Meyer (Br 12, 109f.): Mein Gedicht ist fertig, es besteht aus

zweytausend Hexametern und ist in neun Gesänge getheilt, und ich sehe darinn wenigstens einen Theil meiner Wünsche erfüllt; meine hiesigen und benachbarten Freunde sind wohl damit zufrieden, und es kommt hauptsächlich noch darauf an: ob es auch vor Ihnen die Probe aushält? denn die höchste Instanz, vor der es gerichtet werden kann, ist die, vor welche der Menschenmahler seine Compositionen bringt, und es wird die Frage seyn ob Sie unter dem modernen Costum die wahren ächten Menschenproportionen und Gliederformen anerkennen werden? der Gegenstand selbst ist äußerst glücklich, ein Sujet wie man es in seinem Leben vielleicht nicht zweymal findet. Wie denn überhaupt die Gegenstände zu wahren Kunstwerken seltner gefunden werden als man denkt, deswegen auch die Alten beständig sich nur in einem gewissen Kreis bewegen.4) Mai

1. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 29, 70): Göthens Hermann und Dorothea erscheint diese MichaelisMeße in Calenderform bei Vieweg in Berlin. Er hat diese Form vorgezogen, theils weil man ihn noch einmal so gut dafür bezahlen kann, theils, um das Gedicht auf diese Weise recht in Umlauf zu bringen. 2. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 281): Hier . . . den ersten Aushängebogen,5) den ich Ihnen schon am Sonnabend [29. Apr] hätte senden können, wenn ich nicht von einem Tage zum andern den Herrn von Humboldt erwartet.6) Nun dieser auch Gestern nicht kam, habe ich ihn abdrucken laßen müssen. Die Korrektur hat

1

) s. oben 21. u. 22. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. ) In einem (nicht bekannten) Brief, den Böttiger an Vieweg übermittelte, hatte G vermutlich entschieden, keine der vorgeschlagenen Kupfer (Landschaften oder Musen) beizugeben (vgl. unten 14. u. 15. Mai 1797: an W. v. Humboldt). An der Vorstellung, Kupfer nach Szenen aus Wilhelm Meister zu geben, hielt er jedoch noch fest (vgl. unten 10. Juni 1797: Böttiger an G m. Anm.). 3 ) Böttiger konnte noch keine neuen Manuskripte mitnehmen, die Gesänge 5−8 wurden erst am 21. Mai 1797 an Vieweg geschickt. 4 ) Fast wörtlich aufgenommen in Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Joh. Peter Eckermann (W 34.1, 205). 5 ) Die ersten Aushängebogen enthalten die Verse I, 1−205. 6 ) W. von Humboldt traf erst am 2. Mai 1797 in Berlin ein (Bratranek 1876, 28). Vgl. unten 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. 2

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unser Freund Sander übernommen. Ich wünsche daß dem Herrn von Göthe Format Lettern und Druck gefallen mögen. Ich wählte diese Schrift, um sie auch den schwachen Augen leicht lesbar zu machen. Gern hätte ich das Format lichter gehalten, aber die nun einmahl fertigen Kalender-Bände beschränken mich auf eine bestimte BogenZahl.

Mai

3. An G. Hufeland (Br 12, 114): Ich . . . hoffe Sie bald zu sehen und Ihnen

die letzten Gesänge meines Gedichts vorzutragen.1) 6. An Schiller (Br 12, 118): In diesen Tagen, da ich mich seiner [Voß’] Homerischen Übersetzung wieder viel bediente, habe ich den großen Werth derselben wieder auf’s neue bewundern und verehren müssen. 6. [Berlin]2) W. v. Humboldt an G (Bratranek 1876, 29−35): Vieweg hat sich in Gefolge der Stelle in Ihrem Briefe an ihn, die mich betrifft und in der Sie mir eine so gütige Vollmacht gaben, sogleich an mich gewandt, mir das bereits Abgedruckte vorgelegt, und auch Ihr Manuscript noch einmal zur Durchsicht der etwaigen Schreibfehler mitgetheilt. Den Druck haben Sie jetzt selbst schon gesehen. Ich muß offenherzig gestehen, daß ich ihn nicht billigen kann.3) Die Lettern möchten noch angehen, allein die Kleinheit des Formats, die Enge der Zeilen und noch außerdem der ganz überflüssige Strich unter der Seitenzahl, der das Ganze noch mehr drückt, machen, dünkt mich, keinen recht angenehmen Eindruck. Ich habe dies Vieweg selbst gesagt, und er fühlt es ohnedies. Er hat mir aber auseinandergesetzt, daß alles dies einmal nicht anders sein konnte, sobald das Gedicht für den Almanach bestimmt sein sollte, und dies sehe ich freilich auch selbst wohl ein. Auch zweifle ich nicht, daß ein ganzes fertiges Exemplar auf Velinpapier sich um sehr vieles besser ausnehmen wird. Vieweg, dem es, wie ich Ihnen mit Wahrheit versichern kann, an dem ernstlichsten Willen, Ihrem Hermann alle Mühe und allen Aufwand zu schenken, der nur in seinen Kräften steht, und dabei auch Ihren Willen auf das pünktlichste zu erfüllen, auf keine Weise fehlt, will indeß eine andere Nebenauflage − jedoch nur von 500 Exemplaren − machen, bei der nun noch ein anderes Format und andere Lettern gewählt werden könnten, und über die er auch schon, wie er mir sagte, mit Ihnen correspondirt hat. Er hat auf meinen Vorschlag eine Probe davon mit deutscher und lateinischer Schrift drucken lassen, die er mir aufträgt, Ihnen anliegend zu übermachen. Diese ist, meinem Urtheile nach, nun zwar offenbar besser, als der Kalenderdruck; freilich aber ist es auch nichts eigentlich Schönes. Ein so großes Octav zu finden, daß die Zeilen nicht brauchten gebrochen zu werden, sei, meint er, unmöglich. Ich gestehe zwar offenherzig, daß es mir nicht lieb ist, daß der Hermann, für den ich einen so lebhaften Enthusiasmus fühle, nicht in dem allerschönsten Gewande erscheint; im Ganzen aber ist doch, glaube ich, für das Gedicht gewonnen, daß es in einem A l m a n a c h e gedruckt wird. Dadurch und selbst durch die deutschen Lettern4) erhält es ein u n g l e i c h größeres Publikum, und dies ist bei einem

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) Vgl. oben 9. Nov 1796. ) Absendeort bei Bratranek irrtümlich Jena. Humboldt hielt sich seit dem 2. Mai in Berlin auf. 3 ) Vgl. unten 14. und 15. Mai 1797: an W. v. Humboldt. 4 ) Vgl. Elisabeth Goethe an G 12. März 1798 (Briefe aus dem Elternhaus 741): . . . wären deine Schrieften mit den fatahlen Aristokraten [mit lateinischen Lettern] gedruckt; so allgemein wären sie bey all ihrer Vortreflichkeit nicht geworden −so recht anschaulich ist es mir auf neue bey Herrmann und Dorothea geworden − Schneider − Nätherinnen − Mägte alles ließt es − jedes findet etwas das so gantz vor sein Gefühl paßt . . . Zu den unterschiedlichen Ausstattungen mit deutschen und lateinischen Lettern vgl. oben 7. Febr 1797: J. F. Vieweg an G. 2

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solchen Producte, das eines so allgemeinen Eindrucks fähig ist, in der That nicht gleichgültig. Es kann nicht fehlen, daß nicht in zwei Jahren dieser Abdruck vergriffen sein sollte, und wer hindert Sie dann, das Gedicht auf das prächtigste drucken zu lassen? Ihr Urtheil über diesen Probedruck und Ihre Entscheidung, welche von beiden Arten oder welche dritte sonst Sie verlangen, schreiben Sie wol mir oder Vieweg selbst. Der zweite Punkt in Absicht des Aeußeren betrifft die Kupfer, von denen zwischen Ihnen und Vieweg, wie ich höre, die Rede gewesen ist. Schadow hat die Zeichnungen zu den Musen nicht übernehmen können; er hat nicht Zeit genug, um sie in derjenigen Güte zu vollenden, bei der er nicht fürchten dürfte, Ihre gute Meinung, die Sie ihm über die Vignette geäußert und die ihm erstaunlich geschmeichelt hat, wieder einzubüßen.1) Vieweg ist jetzt in Verlegenheit, wem er diese Arbeit übertragen soll, da er, so kostbar es ihm auch sein würde, dennoch gern Ihren Willen erfüllen möchte. Wenn ich meine Meinung darüber äußern soll, so möchte ich Ihnen beinahe rathen, von diesem Gedanken abzugehen. Es scheint mir nicht zu erwarten, daß aus diesen Vignetten etwas Vernünftiges werden sollte, es fehlt zu sehr an Subjecten, die sie gut und ordentlich machen könnten; ist aber das nicht, so machen sie Ihnen nur Verdruß, und dazu halten sie den Druck auf, da es bei einer Auflage von 3000 Exemplaren 27000 Kupferabdrücke gibt. Die Landschaften, die Ihnen Böttiger mitgetheilt hat, hat zwar Vieweg, da Sie sie verworfen haben, wol aufgegeben. Indeß, meint er, hätte Böttiger Ihnen seine Meinung wol nicht ganz richtig vorgestellt. Er habe nie die Absicht gehabt, sie Ihrem Gedichte beizufügen. Sie hätten blos in der Zeitrechnung stehen und also ebenso abgesondert von Ihrem Hermann sein sollen als das von Ihnen bereits gebilligte Kupfer der königlichen Familie.2) Soviel ich gesehen habe, läge ihm sehr viel daran, daß Sie ihm die Erlaubniß ertheilten, diesen Plan doch noch auszuführen. Er versichert, daß ihm eine nicht unbeträchtliche Menge von Käufern sonst entgehen würde, die ohne Rücksicht auf weitern Inhalt nur einen Kalender, aber keinen Kalender ohne Kupfer kaufen wollen, und die ihm doch nicht unbedeutend sein können. Ich habe die Landschaften nicht einmal gesehen, und habe also gar kein eigenes Urtheil darüber. Ich habe Ihnen nur sein Anliegen, da er wirklich ein guter braver Mann ist und sich mit diesem Unternehmen sehr viel Mühe gibt, vortragen wollen. Die Nebenauflage erhielte sie auf alle Fälle nicht, auch brauchten sie bei weitem nicht der ganzen eigentlichen Kalenderauflage, sondern nur einer solchen Zahl Exemplare beigefügt werden, als diesen Liebhabern von Kupferchen genügt. So kämen sie Ihnen vielleicht nie zu Gesicht. Dies ist das Einzige, was sich vielleicht d a f ü r sagen läßt; denn an sich scheint’s auch mir freilich eine erbärmliche Idee. Was nun noch das Innere betrifft, so danke ich Ihnen herzlich, liebster Freund, für das freundschaftliche Vertrauen, was Sie mir dabei äußern. Seien Sie von meiner größten Sorgfalt, aber auch ebenso sehr von der größten Discretion bei Benutzung desselben versichert. Der erste Bogen hat mir sehr correkt gedruckt geschienen; der Correktor ist ein Herr Sander, der selbst Schriftsteller ist und mir ein genauer und sorgfältiger Mann scheint. Er wird nicht nur, wie er mir, da ich ihn gleich dieser Sache wegen besuchte, versprach, wenn ihm etwas im Manuscripte auffallen sollte, sogleich bei mir darüber anfragen, sondern ich werde auch, solange ich hier bin, die letzte Revision bekommen. In der Interpunktion ist er mir zu freigebig mit Distinctionszeichen gewesen; die Schrift ist mit Kommaten übersäet. Ich habe ihm dies gesagt; freilich stehen einige solche Kommata im Manuscript. Allein, da ich weiß, daß Sie über Ihre eigene Interpunktion nicht streng halten, und mir der Correktor hierin verständig scheint, so habe ich ihm gesagt, hierin nicht zu ängstlich zu sein. So hätte ich kein Komma gemacht:3) 1

) Vgl. oben 21. u. 22. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm. ) Vgl. oben 1. Apr 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 3 ) Folgende Ausführungen zur Korrektur auch in AA-Epen 2, 187−89, sie fehlen jedoch in der Edition von Geiger (G−Humboldt). 2

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S. 4, V. antepen. [I, 21]: Wohlbehaglich, zur Frau ″ 10, ″ 1. 2 [I, 94−95]: die Spuren Tilget, des schmerzlichen Uebels ″12, ″ 10 [I, 131]: Mit schwächeren Thieren, der eine − In dem letztern Fall wird es sogar unverständlich, da das Komma trennt, was eigentlich1) zusammengehört. Manchmal sind diese Dinge sehr fein. So Euterpe, S. 28 v. ult. [IV, 128−129]: als im Geräusche Wilden − Lebens. Soll nach G e r ä u s c h e ein Komma stehen? Modern die Sache genommen gewiß nicht. Aber nach Homer’s Sinn, in dem Sie hier doch auch dichten, hält der Sänger bei G e r ä u s c h e ein. Er sagt erst das Allgemeine, hernach erst setzt er die Bestimmung hinzu. Indeß ist ein Komma doch, glaube ich, hier ein zu starkes Zeichen. Sagen Sie mir doch mit zwei Worten Ihre Meinung hierüber. Zu ändern habe ich mir natürlich nichts herausgenommen als ein paar Kleinigkeiten, die offenbar Versehen waren; so Terpsichore, S. 10, V. 2 [II, 14]: d a s Bündel statt den Bündel. Es ist ein bloßer Schreibfehler, denn nachher brauchen Sie selbst es als neutrum. Thalia, S. 20, V. 2 [III, 17−18] haben Sie: das Haus d e r neuen Unterstützung erwartet. Ich habe d i e gesetzt. Jenes scheint mir unrichtig. S. 45, V. 62) antepen. [III, 29]: Rühmt nicht jeder das Pflaster und die wasserreichen etc. Ich habe, da ich weiß, daß Sie diese Anomalie nun einmal stehen lassen wollen, das u n d vorläufig gestrichen, bis Sie vielleicht selbst mir etwas anderes schreiben. Beim nochmaligen Durchlesen sind mir indeß wieder einige Verse aufgestoßen, die doch vielleicht eine Aenderung verdienten. Da ich weiß, daß es Ihnen lieb ist, setze ich sie her: Terpsichore, S. 12, V. 5. [II, 68−70]: Auf den Wagen gegeben, d a m i t ich den Nackten bekleide, Sondern sie fügte d a z u noch Speis’ und manches Getränke Und es ist mir genug d a v o n im Kasten des Wagens.

Diese Wiederholung ist nicht recht wohlklingend. Ebend. S. 13, V. 3. [II, 98]: Keineswegs denk’ ich wie ihr und tadle die Rede. Ist leicht doppelsinnig, da man leicht auch bei: t a d l e ich die Negation supplirt. Möchten Sie vielleicht: ich Keineswegs denk’ ich wie ihr; tadle etc. und ich Sollte es vor Ihrer Antwort zum Druck kommen, so werde ich blos vor das u n d ein Semikolon setzen.

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Ebend. S. 14, V. 9 [II, 136]: Lagen darüber und Schutt und nichts zu se¯hn wa˘r vo ˘m Thiere. Vielleicht: Schutt; nichts war von dem Thiere zu sehen. Thal. S. 22 [III, 81−82]: wie nimmt − − die Stuckatur − − sich prächtig. 1 2

) In AA-Epen 2, 187: wesentlich. ) Fehlt in AA-Epen 2, 188.

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Müßte es nicht heißen: wie nimmt sich prächtig a u s ? Eut. S. 25, V. 8 [IV, 24]: Au ¯fstı¯eg de˘n Wäre dieser prächtige Spondäus nicht zu retten? Ebend. S. 26, V. 9 [IV, 57]: S. 27, V. 3 [IV, 87]:

Unter ihm pflegten1) sich die etc. Ach! und unser einer etc.

Sind nicht beide Hemistichien, besonders das letztere ein wenig zu schleppend? Ebend. S. 28, V. ult. [IV, 128]: Besser im Stillen etc. eigentlich w o l o f t früher stehen sollte?2) Indeß ist: Be¯sse˘r o ˘ft reift er zur That im Stillen als3) im Geräusche auch zu4) hart. Ebend. S. 29, V. 13 [IV, 141]: die mir das Herz zerreißen. Da dieser Hexameter so in zwei ganz gleiche Hälften zerfällt, scheint mir nun der spondäische Ausgang zu matt. Ebend. S. 29, V.1 [IV, 145]:

Der sich hı¯ngı¯bt we˘nn etc.

Der prächtige Spondäus! Ebend. S. 30, V. 2 [IV, 178]:

Stets in Gedanken der Aelteren5) etc.

Dieser Vers scheint mir auf einmal dunkel; wenigstens kann der Leser leicht einen Augenblick anstehen. Fiele Ihnen vielleicht eine gute Aenderung ein? Ebend. S. 31, V. 1 [IV, 193]: wenn der6) Schlaf − vergnügte,7) Vergnügen ist mir hier fremd. Ebend. S. 31, V. 2−4 [IV, 194−196]: Ach da kommt mir s o e i n s a m v o r w i e K a m m e r 8) der Hof und Garten − − − − − − − herumzieht, Denn ich fühle mich e i n s a m etc. W i e K a m m e r ist wohl zu abgebrochen, ohne allen Artikel; vielleicht vermeiden Sie auch das doppelte e i n s a m . Ebend. V. 7 [IV, 199−200]:

Daß dir w e r d e die Nacht etc. Und die Arbeit − − w e r d e .

Ebend. S. 32 v. antepen. [IV, 238] haben Sie die Aenderung unstreitig deshalb gemacht, weil: versahst du’s zu rechter,9) dopelsinnig war. Allein die Aenderung selbst gefällt mir nicht recht. Der Vers: N i e b e d e u t e n d , scheint mir zu matt [IV, 240]. Dies wären meine redlichen Zweifel. Es hat gewiß keine Gefahr, wenn Sie auch alles beim alten lassen; nehmen Sie es nur als einen Beweis meiner Liebe zu Ihrem Werk. Sollten Sie ändern, so schreiben Sie mir doch, ob ich, wenn mir eine Aenderung nicht glücklich schiene, es auch beim alten lassen darf.10) 1

) AA-Epen 2, 188: pflegeten ) AA-Epen 2, 188: Eigentlich müßte wohl o f t früher stehn. 3 ) AA-Epen 2, 188: Stillen, als 4 ) Fehlt in AA-Epen 2, 188 5 ) AA-Epen 2, 189: Eltern 6 ) In AA-Epen 2, 189: folgt Bindestrich. 7 ) In AA-Epen 2, 189: fehlt Komma. 8 ) AA-Epen 2, 189: folgt Komma. 9 ) AA-Epen 2, 189: rechten. 10 ) Im Sinne der Humboldtschen Monita nahm G Änderungen in II, 14; III, 29, 81f.; IV, 24, 57, 87, 193, 194−96 und 238 vor. 2

248 Mai

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6. [Berlin] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 51): Mit Goethes Hermann habe ich schon viel zu tun gehabt, die erste Hälfte noch einmal durchgelesen und Goethen mehrere Verse wieder zum Umändern vorgemerkt. Goethe hat mir zwar in einem Briefe an Vieweg Vollmacht gegeben, selbst zu ändern was ich will, doch tue ich das natürlich nicht. Indes werde ich deshalb als ϑεος geehrt und beständig von Vieweg konsultiert. Gedruckt wird es nicht hübsch. Es ist zu eng und zu kleines Format; die Lettern − es sind deutsche − gehn noch an. Aber das Honorar? Es ist ein fürchterliches Geheimnis, sage es bloß Schillern, nicht ihr, nicht Alexandern und niemandem. Stell Dir nur vor: 1000 Reichstaler, das macht zwölf Groschen für jeden Vers. Vieweg hat es mir heute mit einer Art Beklemmung gestanden. 6. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 282f.): Hat denn Herr v. Göthe wirklich eine so „läppische Freude“ über die angebliche Nichtexistenz eines Homers?1) S i e können das näher wissen, als es ein Paar Verse in G’s Elegie freilich anzudeuten scheinen. Der junge [J. F. F.] Delbrück . . . erzählte mir: „Herr v. Göthe habe Herrmann u. Dorothea eigentlich in der Absicht gemacht, um zu zeigen, wie es möglich gewesen sey, daß man die einzelnen Rhapsodieen des Homer zu einem Ganzen vereinigt habe. In seiner bürgerlichen Epopee solle jeder einzelne Gesang für sich bestehen, u. dennoch alle sechs (oder jetzt alle neun) auch unter sich verbunden seyn.“ Dies hatte Herr Delbrück von Wolf in Halle; es ist aber, wie ich nun sehe, ungegründet: denn die einzelnen Gesänge, so viele ich ihrer bis jetzt kenne, lassen sich doch in der That nicht von einander trennen. Sie wollen doch nun wohl auch wissen, welchen Eindruck das Gedicht auf mich gemacht hat. Nun, ich verkenne die schönen, aus der Natur aufgegriffenen Züge nicht; aber in der Diction, oder in der Versification, finde ich allerlei zu tadeln. Die so oft hinten angehängten Beiwörter lasse ich unangetastet, weil Herr v. G. sich nun einmal darauf gesetzt hat, unsre Sprache der Griechischen näher zu bringen; doch, auch darüber hinweg gesehen, wird der Kritiker noch immer viel zu erinnern finden. Gleich auf der ersten Seite:2) „M ö c h t i c h m i c h d o c h n i c h t rühren vom Platz“ pp. Zwei Zeilen weiter: „Das ü b e r rheinische Land, das schöne, verlassend zu uns her ü b e r kommen.“ Wieder zwei Zeilen weiter: Trefflich hast du ge h a n d e l t , o Frau, daß du milde den Sohn fort-Schicktest.“ G e h a n d e l t , gehört nicht in diesen vertraulichen Ton; es sollte nach meinem Gefühl heißen; Du hast wohl daran gethan. Auch das o ist mir in dieser Verbindung anstößig. M i l d e (auch über das mildern sollende, aber grammatikalisch unrichtige e hinweggesehen) ist hier ein bloßes Flickwort. In dem Fortschicken des Sohnes liegt die Milde nicht, sondern in dem Geben. Nur noch eine Seite. Vater, nicht g e r n e verschenk’ ich die abgetragene Leinwand; D e n n sie ist zu manchem Gebrauch u. für Geld nicht zu haben, We n n man ihrer bedarf. Doch heute gab ich so g e r n e Manches bessere Stück pp D e n n ich hörte von Kindern u. Alten, die nackend daher gehn. Wirst du mir aber ver/zeihn? D e n n / auch dein / Schrank ist geplündert Das letzte d e n n ist mir doppelt anstößig. Außer der unangenehmen Wiederholung, macht es den Vers auch schleppend. Es müßte, denk’ ich, gänzlich wegbleiben, da der Dichter es mit Recht für gut fand, die Mittel-Idee, welche der schulgerechte prosaische Vortrag verlangt hätte, wegzulassen. Und die unangenehme Scansion: Den ˇ n / au ¯ch deı¯n / Schra¯nk. Es wäre doch viel besser, wenn die Cäsur so fiele: „Den ˇ n au ˘ch / deı¯n

1

) Vgl. oben 26. Dez 1796: an F. A. Wolf m. Anm. 2, S. 219. ) Sander zitiert aus dem Anfang des I. Gesangs (Verse 8, 10f., 13f., 23−28) vermutlich nicht nach dem Druckmanuskript, sondern nach dem Korrekturbogen, denn es treten kaum Abweichungen zum Erstdruck auf, zudem führt W. v. Humboldt am gleichen Tag im Brief an G das Druckmanuskript an (s. Scheibe 1961, 284).

2

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Schra¯nk /.“ Das wäre ein reiner Spondeus. Ich hätte mit meinem Bekritteln lieber gar nicht anfangen sollen, da ich schon wieder aufhören muß. Aber ein andermal weiter . . . Noch einmal zu Hermann und Dorothea. Herr Vieweg wird Ihnen sagen, daß Herr von Humbold sich für den Druck des Gedichtes interessirt. Jetzt, da ich an ihm eine Autorität habe, die Herr von G. gelten läßt, will ich strenger seyn, als bei dem ersten Bogen. Uebrigens darf ich Ihnen nicht erst sagen, daß ich Herrn Vieweg mit dem Hermann pp. viel Glück verspreche: Theils, weil er wirklich viel echt Schönes enthält, theils weil er von Göthe ist . . .

Mai 10. Bey der reg. Herzoginn das epische Gedicht gelesen.1) 12. [Jena] Caroline v. Humboldt an W. v. Humboldt (Sydow 2, 61): Das Honorar für den Hermann ist ungeheuer, und doch gibt es keinen Preis für solch eine Arbeit. Schiller meinte auch, es sei enorm bezahlt, aber Vieweg werde es herausbringen, noch einen ansehnlichen Gewinnst davon zu machen, und sei unklug, wenn er nicht eine Auflage von 4000 Exemplaren veranstalte. Er erzählte mir, daß er Goethe gefragt, ob er zufrieden mit dem Honorar sei, und dieser habe ihm geantwortet: „O ja, recht gut, ich kann leidlich zufrieden sein.“ Etwas Außerordentliches habe Goethe also gar nicht darin gefunden. Schiller hatte sich eingebildet, Vieweg gäbe ihm etwa 150 Louisdor. Es war ihm recht lieb, die eigentliche Summe zu erfahren, und übrigens bleibt es ein strenges Geheimmis. vor 13. [Weimar] Sophie v. Schardt an G (GSA 28/17 Bl. 236−37): Die Herzogin L:[uise] hat die Güte gehabt mich auf den Sonnabend [13. Mai] zum Beschluß der Vorlesung Ihres Herrmann u. Dorothea einzuladen2) . . . Sie hat mir zugleich den Rath gegeben, mir von Ihnen die ersten Gesänge zum Durchlesen auszubitten: weil sonst das Ende unverständlich seyn möchte. Wollen Sie die Güte haben mir solche anzuvertrauen so sollen Sie sie aus meinen Händen gleich zurück bekommen u. soll sie kein menschliches Auge mit einem Blick nicht einmal zu sehen bekommen, geschweige zu lesen. 13. Correcktur am Gedicht.3) 13. An Schiller (Br 12, 120): Von Humboldt habe ich einen weitläufigen

und freundschaftlichen Brief, mit einigen guten Anmerkungen über die ersten [4] Gesänge, die er in Berlin nochmals gelesen hat.4) Auf den Montag5) schicke ich abermals viere [V.−VIII.] fort und komme nach Jena um den letzten zu endigen.6) Auch mir kommt der Friede7) zu statten und mein Gedicht gewinnt dadurch eine reinere Einheit. 1

) Wohl bereits die Fortsetzung der Lesung. Vgl. Herzogin Luise an G 9.[?] Mai 1797 (GSA 28/779 St. 21): Wenn Sie morgen vormittag keine Geschäfte haben, so bitte ich Sie so gütig zu seyn einigen Damen und mir die Fortsetzung Ihres Gedichtes vorzulesen. Vgl. auch unten vor dem 13. Mai 1797: Sophie v. Schardt an G zum Schluß der Lesung. 2 ) Vgl. oben 10. Mai 1797: Tgb. 3 ) Vermutl. an den Gesängen V−VIII, die am 15. Mai abgeschickt werden sollten, vgl. folgendes Z. 4 ) s. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. 5 ) Den 15. Mai 1797. Vgl. dagegen G an W. v. Humboldt 14. u. 15. Mai 1797, der die Absendung des Manuskriptes für den 21. Mai ankündigt, was im Brief Böttigers an G (Z vom 22. Mai 1797) bestätigt wird. 6 ) Vgl. unten 16. Mai 1797: Schiller an G. 7 ) Die Nachricht vom Frieden zu Leoben, am 18. Apr 1797 zwischen Österreich und Frankreich geschlossen, war am 24. Apr in Weimar eingetroffen (vgl. Br 12, 100, 1−4/412).

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Mai 14. Bötticher . . . Geld von Vieweg1) 14. [Jena] A. v. Humboldt an C. F. v. Schuckmann (BG 4, 307): Göthe ist meist hier,2) er hat sein großes Heldengedicht Hermann und Dorothee nun vollendet. Es gehört zu dem schönsten, was er je geliefert und zeigt ihn in der ganzen Fülle seiner Jugend. In 6 Wochen war dies Meisterwerk begonnen und vollendet. 14. u. 15. An W. v. Humboldt (Konzept; Br 12, 121−23):3) Wie viel Dank bin ich

Ihnen schuldig, werthester Freund, daß Sie, bey so vielen eignen Geschäften, meinem Gedicht noch eine solche Aufmerksamkeit widmen wollen, die ich selbst darauf zu wenden nicht im Stande wäre; wie sehr bin ich Ihnen verpflichtet für die feinen kritischen Bemerkungen, da ich an meinen Sachen, sobald die Stimmung, die sie hervorbrachte, vorüber ist, so wenig zu thun im Stande bin. Auf einem beyliegenden Blatte4) finden Sie die Veränderungen, die ich versucht habe, und es soll ganz von Ihnen abhängen, ob Sie solche genehmigen, das Alte beybehalten, oder etwas eigenes, Ihrer Überzeugung gemäßes, einschalten wollen. Der Druck ist freylich nicht sehr reizend,5) allein da es einmal Kalenderformat seyn soll, und da man noch überdieß wegen schon fertiger Decke genirt ist, so muß er denn wohl hingehen, übrigens ist er denn doch deutlich und nicht unangenehm zu lesen. Da es bey diesem Gedicht auch mit um die augenblickliche Ausbreitung zu thun ist, so war diese Kalendergestalt, nach der jetzigen Lage der Dinge, immer das bequemste Vehikel. Zur zweyten Ausgabe6) würde ich die lateinische Schrift wählen, da sie heiterer aussieht, und da auch wir nun schon einen deutschen Druck haben, ich glaube denn doch zu bemerken, daß der gebildete Theil des Publikums sich durchaus zu lateinischen Lettern hinneigt. Auf den Kupfern, welche die Musen vorstellen sollten, bestehe ich nicht weiter, so wie es auch scheint, daß Vieweg sich wegen der Landschaften beruhigt. Es traf sich mit diesen Blättchen gar zu sonderbar, daß sie gerade Vorstellungen enthalten, die mir äußerst verhaßt sind, und die ganz antipodisch zu meiner Denkund Dichtart stehen. Böttiger, der mir manches von Vieweg gebracht hat, erwähnt derselben nicht weiter, und ich wünsche, daß es auch dabey verbleibe.7) Die vier nächsten Musen gehen heute über acht 1

) Vieweg schickte einen Teil des Honorars. ) G traf erst wieder am 19. Mai zu einem längeren Arbeitsaufenthalt (bis Mitte Juni) in Jena ein. Ein Zusammentreffen mit A. v. Humboldt ist im Tgb vom 23. Mai vermerkt (GT 2.1, 112). 3 ) Am 15. Mai vom Schreiber mundiert (vgl. Br 12, 415). 4 ) Nicht erhalten. Es bezog sich auf die von Humboldt im Brief vom 6. Mai 1797 (s. d.) angeregten Änderungen. 5 ) Vgl. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. 6 ) Vgl. oben 7. Febr 1797: J. F. Vieweg an G. 7 ) Vgl. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G, unten 20. Juni 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm. 2

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Tage ab.1) Erlaubt es Ihnen Ihre Zeit, so gönnen Sie auch diesen einen aufmerksamen Blick. Wie manches wird noch darinnen anzuzeichnen seyn! ob ich gleich selbst nicht einmal die Schreibfehler darinn mehr gewahr werde, besonders da ich es vor einigen Tagen wieder vorgelesen habe,2) wodurch mir alles Interesse auf eine ganze Zeit wieder erschöpft ist. Heute über acht Tage3) denke ich denn auch wieder nach Jena zu gehen, da ich denn den Schluß des neunten Gesanges bald zu finden hoffe, besonders da die Erfüllung des Friedens4) auch meine Arbeit begünstigt. Mai [Weimar] Herder an G (Herder Briefe 7, 313): Gestern habe ich 4 Gesänge von Deiner Mitte HeldenDorothea u. braven Hermann gehört; mit großer Freude. 16. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 77): Es ist recht schön, daß Sie Ihr Gedicht, das hier angefangen wurde auch hier vollenden. Die Judenstadt5) darf sich was darauf einbilden. Ich freue mich schon in voraus, nicht auf das Gedicht allein, auch auf die schöne Stimmung, in welche die Dichtung und die Vollendung Sie versetzen wird. 17. An Herder (Br 12, 124): Der Beyfall, den du meinem Gedichte geben

magst, ist mir unschätzbar, ich wünsche, daß du es desselben bis zu Ende und auch künftig werth finden mögest. 17. An Schiller (Br 12, 124): Ich suche so viel als möglich aufzuräumen, um mir ein paar ganz freye Wochen zu verdienen, und wo möglich die Stimmung vom Schluß meines Gedichts zu finden. 18. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 266): Vielleicht gewährt es Ihnen einiges Vergnügen, wenn ich Ihnen im Ve r t r a u e n den Anfang des Neunmusengedichtes von Göthe beilege. Ich habe die letzte Revision. So kommen die Aushängebogen in meine Hände. 20. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 284): In der vorigen Woche aß [I. A.] Feßler einmal bei mir, u. das Gespräch fiel auf den Herrn von H[umbol]dt, der jetzt wieder hier ist: wie es scheint, fast nur in der Absicht, um Göthens Gedicht mit unter seiner Aufsicht drucken zu lassen. Ich habe ein Paar Kleinigkeiten geändert; u. er hat es gebilligt. Bei andren Stellen habe ich nur Erinnerungen gemacht; er hat diese zum Theil richtig gefunden, aber doch nichts ändern mögen . . . Von Göthens Herrmann werde ich heute den vierten Bogen6) bekommen. Auf dem steht schon ein beträchtliches Stück vom vierten Gesange; u. zum fünften [Bogen] wird der Ueberrest der ersten Sendung nicht mehr hinreichen. − Herr von H[umbol]dt hat mir versichert: „er werde Herrn von G. schreiben: in welche gute Hände die Correktur seines Herrmann gekommen sey. Bin ich nicht recht glücklich! Aber in Ernst, um die Interpunktion mache ich mich wirklich verdient; auch habe ich schon drei oder vier wirkliche Sprechfehler weg korrigirt . . .7)

1

) 21. Mai 1797. Vgl. oben 13. Mai 1797: an Schiller m. Anm. 5. ) s. oben 10. Mai 1797 und vor 13. Mai 1797. 3 ) Am 19. Mai, vgl. oben 14. Mai 1797: A. v. Humboldt an C. F. v. Schuckmann, Anm. 4 ) s. oben 13. Mai 1797: an Schiller m. Anm. 7. 5 ) Schillers Gartenhaus lag am Jüdengraben. 6 ) Enthält III, 80 − IV, 135. Der 5. Bogen schließt mit V 51, während das bisher von G gesandte Ms. nur bis zum Ende des IV. Gesangs reichte (Scheibe 1961, 285). 7 ) Vgl. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. 2

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Mai 21. [Jena] Wolfs Briefe an Heinen.1) 22. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 285): Hier ist der zweite Aushängebogen.2) Ich finde die Interpunction musterhaft, und − was bei diesen so ganz fürs Gehör und fürs Vorlesen berechneten Gesängen nicht unwichtig ist − dem Declamator nachhelfend. Gestern ist das Msct. an Vieweg abgegangen.3) Was mir Voigt darüber schrieb, schien mir nicht von so großem Belang, daß es einen Expressen verdient hätte. Ich lege sein Billet selbst bey.4) Um alles in der Welt möchte ich den durch den Vortritt der besten Dichter des Alterthums gerechtfertigten Doppeltspondaikon nicht angetastet sehn, der an seiner Stelle einen so malerischen Effekt thut. Das: H e r z i h m e r h o b n , [ V I , 6 ] kan allenfalls dem kalten syllabirenden Leser, aber nicht dem accentuirenden Hörer anstößig seyn. Doch es ist vermessen, vor Ihnen Ihren Apologeten zu machen! 22. [Jena] Caroline v. Humboldt an W. v. Humboldt (Sydow 2, 69): Er [G] dankt tausendmal für Deine Mühe wegen des Hermanns. 23. [Berlin] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 70): Von Goethe habe ich gestern einen Brief gehabt.5) Er schreibt äußerst freundlich und schickt mir noch einige Änderungen zu seinem Gedicht. 26. [Jena] An Böttiger (Br 12, 128): Es ist mir sehr angenehm zu hören

daß Sie mit der Interpunction des Gedichtes zufrieden sind und wir haben Ursache dem Freunde [W. v. Humboldt] dankbar zu seyn, der uns diesen Dienst leistet, es ist eine Kunst die ich nie habe lernen können. Sie werden die nächste Woche Hofrath Schiller’n und mir sehr willkommen seyn;6) kann ich voraus wissen, wann Sie kommen, so läßt sich vielleicht noch besser einrichten daß wir einen Abend ungestört beysammen seyn können . . . Meinem ruhigen Aufenthalte hier ist die Muse nicht ganz ungünstig, doch habe ich den Schluß des Gedichtes noch zu erwarten. 26. [Jena] An Christiane (Br 12, 129): Ich bin die Zeit auf allerley Art fleißig gewesen und hoffe noch manches in diesen Tagen zu Stande zu bringen.

1

) F. A. Wolf: Briefe an Herrn Hofrat Heyne. Eine Beilage zu den neuesten Untersuchungen über den Homer. Berlin 1797 (1796 einzeln in der Zeitschrift Deutschland erschienen). Wie Wolfs Prolegomena setzt sich auch diese Schrift mit der Frage nach der Autorschaft des Homer auseinander. Vgl. oben 26. Dez 1796: an F. A. Wolf m. Anm. 2, S. 219; 1797 Apr 19.: an Schiller; Apr 20.: Tgb; Vgl. „Ilias im Auszug“, S. 493. 2 ) Enthält Verse I, 206 − II, 163, von Vieweg am 16. Mai 1797 an Böttiger gesandt: Hier . . . die Aushängebogen des 2 ten (Scheibe 1961, 285). 3 ) Vgl. oben 14. u. 15. Mai 1797. 4 ) Das Billett ist nicht überliefert. Vgl. C. G. Voigt an G 22. Mai 1797 (SchrGG 53, 359): Das Manuskript ist zur bestimmten Zeit an Herrn Böttiger gelangt. 5 ) Vgl. oben 14. u. 15. Mai 1797: an W. v. Humboldt. 6 ) Böttiger besuchte Jena vom 29.−31. Mai, s. Böttiger an G 22. Mai 1797 (GSA 28/17 Bl. 256; diese Passage ist nicht im oben zit. Teildruck enhalten). Vgl. auch G an Schiller 28. Mai 1797: Böttiger wird morgen ankommen und einige Tage bleiben, es wird nun von Ihnen abhängen wann er Ihren Grund und Boden einmal betreten darf (Br 12, 131).

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Mai 28. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 129): . . . aller Augen warten auf Göthes b ü r g e r l i c h e s H e l d e n gedicht: Hermann und Dorothea in neun Gesängen, jeder mit einer Muse bezeichnet. Schon habe ich Aushängebogen davon in der Hand. Ein Wink von Ihnen, und sie könten auch nach Hamburg fliegen. 29. [Jena] Am letzten Gesange. Ward derselbe abgeschrieben.1) 30. [Jena] An Christiane (Br 12, 134): Ich bin hier fleißig so wie es gehen

will, und mache eins nach dem andern fertig. 30. [Berlin] W. v. Humboldt an G (GJb 1887, 67−69): Verzeihen Sie, theurer Freund, wenn ich heute auf Ihren freundschaftlichen Brief vom 14ten dieses nichts, als einige Bemerkungen über Ihre neuen vier Musen [V.−VIII.] erwidern kann . . . Ihrer gütigen Aufforderung gemäß, folgen also hier nun die Stellen, bei denen ich eine kleine Aenderung wünschte. Polyhymnia. fol. 1°. v. 11 Immer / gleichen / ruhigen / Sinns / u. s. w. [V, 26] Könnten Sie nicht dieß Zusammenfallen der Wort- und Silbenfüße durch irgend eine Verschränkung abändern? NB. 2. −1. Städtchens der ländlich Gewerb mit Bürgergewerb paart [V, 32] Hier sind nur 5 Füße. Ich habe vorläufig gesetzt: welcher ländlich u. s. f. Aber überhaupt ist das doppelte „Gewerb“ mit folgenden Consonanten wohl zu hart. Polyhymnia fol. 4.42) pen. Lange Jahre stockt und kaum zur / No ¯thdu ¯rft sı˘ch / regte [V, 110] 4° v. 13. Wiedergegeben in Euch, wie / sı¯e verständige Kinder [V, 124] N.B. 7. v. antepen. Also sagte der Mann, und also schwiegen verträglich, Standen neben einander die Wagen, das Vieh und die Menschen. [V, 205f.] Hier muß wohl ein Schreibfehler seyn; da sonst „schwiegen“ auch auf die Wagen construirt werden müßte. Ich habe vorläufig verändert: Also sagte der Mann [, ]3) und alle schwiegen verträglich, Neben einander standen die Wagen u. s. f.4) ¯¯b sı˘e gle¯ich / sitzt, so sehen wir doch Clio fol. 14. v. vlt. O die trefliche Größe. [VI, 143] 15°. v. 6. Als sie das Schwerdt in der / Ha¯nd sı¯ch / un ¯ d dı˘e / ihren beschützte [VI, 181] Könnten Sie / sı¯ch un ˘ d dı˘e / ihren u. s. w. so stellen, würde es schöner seyn. 16°. v. antepen. An den Wagen unter den Linden /, die Pferde zerstampften [VI, 221] Ist der bewußte nicht erlaubte Abschnitt.

1

) Vermutl. Entstehung und nachträgliche Einfügung der Verse IX, 46−54 in eine nicht erhaltene Reinschrift (s. AA-Epen 2, 180f.; Scheibe 1959, 237). 2 ) In AA-Epen 2, 190: 4. v. 3 ) Lesart nach AA-Epen 2, 190. 4 ) Vgl. unten 13. Juni 1797: J. D. Sander an Böttiger, dort die Korrektur Sanders.

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NB. Clio fol. 19. v. 2, Daß sich der Sohn nicht geirrt und daß es werth ist das Mädchen. [VI, 289] Werth für würdig wird wohl nicht absolut gebraucht, sondern immer mit dem Zusatz wessen werth. Soll ich setzen: und daß es würdig das Mädchen. Oder haben Sie gewollt, daß man verstehen sollte: und daß das Mädchen es werth ist. Allein dann scheint mir im Zusammenhange dieses es zu dunkel. Man kann dann nur es darauf beziehen, daß sie werth ist, daß sich der Sohn nicht irrte. 10. Schnell den Wagen bestieg und den Sitz des Führers besetzte [VI, 297] Könnten Sie nicht ein anderes Wort wählen? 1 )21°. v. 3. Sag, warum / kom ¯¯mst Du ˘ ˘al / lein zum Quell? der doch so entfernt liegt [VII, 18] Dem Sinn nach ruht der Ton auf Du, Du und nicht die andern. 24° v. 5. Zu der verdienten Gewalt, die doch ihr2) im Hause gehöret [VII, 116] Wollten Sie nicht einen andern Ausdruck wählen? Ihre vorigen Aenderungen habe ich, so viel es geschehen konnte, eingeschaltet. Einige nun abgeänderte Stellen waren aber schon abgedruckt. Könnten Sie mir Ihre Meynung über die drei mit NB. bezeichneten Stellen mit umgehender Post sagen, so wäre es mir sehr lieb.3) Theils geht der Druck schnell, theils reise ich bald ab. Aus dem letztern Grunde haben Sie die Güte Ihren Entschluß, wie diese oder die übrigen Stellen bleiben sollen, lieber geradezu an Vieweg zu schicken, und ihm auch die Antwort auf diesen Brief einzulegen . . . Möchte mir Ihre neunte Muse noch hier erscheinen.

Juni

2. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 286): Eben jetzt erhalte ich von Vieweg die Rolle mit 100 kaiserl. Ducaten.4) Sie liegt bis auf weitere Ordre bei mir verwahrt. Ich lege sein Briefchen selbst bey,5) wegen seiner Bitte um die beschleunigte Uebersendung der Handschrift. 3. [Jena] An Böttiger (Br 12, 134f.): Den letzten Gesang schicke ich Mor-

gen durch einen Boten, damit Freund Vieweg nicht abgehalten werde, ich wünsche selbst, daß Herr von Humboldt noch einen Blick darauf werfen möge. Die eingegangenen 100 Ducaten bitte nebst beyliegendem Billete in mein Haus zu schicken und nur gegen einen Empfangschein abgeben zu lassen. Grüßen Sie Herrn Vieweg schönstens und danken ihm für vollwichtige Bezahlung, ich werde, wenn ich den kleinen Rest des Gedichts schicke, selbst schreiben.6) Was noch abgeht ist 1

) Davor in AA-Epen 2, 191: Erato. ) In der Vorlage ihm. Korrektur nach AA-Epen 2, 191. 3 ) Aus einer erhaltenen Korrekturliste (s. W 50, 376: zu H2) geht hervor, daß G auf Anregung Humboldts Änderungen an den Versen V, 26, 32, 110, 124, 205f.; VI, 143, 181, 289, vornahm. Davon wurden nicht in D übernommen: V, 26 u. 32 sowie VI, 289 (wahrscheinlich durch einen Setzerfehler; vgl. unten 28. Juni 1797: W. v. Humboldt an G). Vermutl. ist die Liste am 7. Juni 1797 entstanden u. am folgenden Tag an Humboldt gesandt worden, s. unten 7. und 8. Juni 1797. Dieser war bereits aus Berlin abgereist, so daß er den Brief erst am 28. Juni 1797 über Vieweg erhielt; s. unten 28. Juni 1797. 4 ) Umgerechnet 300 Thaler, also ca. ein Drittel des Honorars. 5 ) Der Brief ist unbekannt. 6 ) s. unten 8. Juni 1797: Tgb. 2

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wenig über 100 Hexameter also etwa noch vier Blätter.1) Zu der andern Ausgabe2) bin ich ganz wohl mit der hierbey zurückkommenden lateinischen Schrift zufrieden, nur wünsche ich einen breiten Steg und überhaupt viel Rand, als die wahre Zierde jedes Buches. Juni

3. [Jena] An Schiller (Br 12, 136): Hierbey Urania.3) Möchten uns doch

die neune, die uns bisher beygestanden haben, bald noch zum epischen Schweife verhelfen . . . Ich bitte mir den Gesang, sobald Sie ihn gelesen haben, wieder zurückzuschicken, indem ich ihn gleich abzusenden denke. 4. [Jena] (Briefverzeichnes 1797, Br 12, 462): [Nach] Weimar [an] O.[ber] C.[onsistorial] R.[ath] Böttiger Urania übersendet. 4.4) [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 286): Ihre Aufträge nach Berlin sollen pünctlich besorgt werden. Die Instrumentalursachen, sind a l s s o l c h e , keiner Zurechnung fähig. darum verdiene auch ich in allem, was ich gethan habe, keinen Dank . . . 6. [Jena] An Christiane (Br 12, 144f.): Schreibe mir doch ob Böttiger dir

die 100 Ducaten mit einem Briefe von mir überschickt hat? ob du den Schein abgegeben und das Geld verwahrt hast? . . .5) Der Schluß des Gedichtes hat sich noch nicht gezeigt . . . 7. [Jena] Humboldtische Erinnerung zum Gedicht6) Schluß des epischen

Gedichtes. Briefe an Humboldt und Vieweg.7) 8. [Jena. Nach] Berlin [an] Friedr. Vieweg (Briefverzeichniss 1797, Br 12,

462f.): Das Ende des ep. Gedichts geschickt. Dank vor gute Bezahlung.8) [Nach] Berlin [an] Legat. v. Humboldt: Verbesserungen einiger Stellen.9) 9. [Jena] An Christiane (Br 12, 151): Die beste Nachricht die ich dir zu geben habe ist denn doch wohl daß das Gedicht fertig ist, und so wäre es recht gut, wenn ich nur sonst ruhen könnte . . . 9. [Jena. Nach] Weimar [Brief an] G[eheimen] R[ath] Voigt (Briefverzeich-

niss 1797, Br 12, 463): Schluß des Gedichts angezeigt . . . [Nach] 1

) Vgl. oben 15. Apr 1797: Böttiger m. Anm. ) Vgl. oben 14. u. 15. Mai 1797: an W. v. Humboldt. 3 ) IX. Gesang, mit Ausnahme der letzten (etwa 100) Hexameter; vgl. Schillers Anfrage am 29. Mai 1797 (SNA 29, 80): . . . und wie ste[h]ts dann um die Urania?, vgl. voriges Z. 4 ) Vgl. oben 3. Juni 1797: an Böttiger. 5 ) Antwort von Christiane, vermutlich am 7. Juni 1797: Den Brief und das Geld habe ich erhalten und den Schein zurückgegeben (G−Christiane 1, 119). 6 ) Vgl. oben 30. Mai 1797: W. v. Humboldt an G m. Anm. 7 ) Die Sendung erfolgte erst am 8. Juni (s. folgendes Z). 8 ) Vgl. auch Tgb 8. Juni 1797 (GT 2.1, 116): Sendung an Vieweg geschlossen. 9 ) Nicht überliefert. Vgl. voriges Z, ferner unten 20. Juni 1797: J. F. Vieweg an G sowie 24. Juni 1797: W. von Humboldt an J. F. Vieweg. 2

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Weimar [Brief an] C[onsistorial] R[ath] Böttiger: Nachr. d. geendigt. Gedichts und der Absend. Versprech. auf den Mittwoch [13. Juni].1) Juni 10. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 287): Ich sehe alles, was mir Ihr gütiges Schreiben ankündigt, als ein Land der Verheisung an . . . Künftigen Montag soll unverzüglich an Vieweg geschrieben und wegen der Zeichnungen zum Wilhelm Meister Erkundigung eingezogen werden. Ich sah eine in Leipzig, die mir gut erfunden und sehr leidlich ausgeführt schien . . . 10. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 53, 371): Ich freue mich auf die Fortsetzung und Vollendung Ihrer herzigen Epopöe; wenn sie erst ins Publikum kommt, habe ich ein Exemplar sofort zu einem Zweck bestimmt, der gewiß Ihren Beifall finden soll. 12. [Jena] An Carl August (Br 12, 152f.): Bald werde ich nun auch mich

nach Weimar zurückbegeben, da die beynahe völlige Einsamkeit ihre reichen Früchte getragen hat. Das Gedicht, dessen Anfang Ihnen nicht mißfiel, ist nun geendigt und es wird nun bald in die deutsche Welt ausgehen.2) 13. [Jena] An Böttiger (Br 12, 155): Ew. Wohlgeboren gratuliren mir gewiß, daß das Ende des Gedichtes endlich erschienen sey; ich wünsche nur auch Ihre Gratulation zu vernehmen, daß eben dieses Ende gerathen sey; haben Sie die Güte, solches nunmehr an Herrn Vieweg zu befördern. [13.] [Jena] An Herzogin Luise (Konzept; Br 12, 157f.): Sie haben an dem Gedichte einen so gütigen Antheil genommen daß ich wohl wagen darf den Schluß zu überschicken in der Hoffnung daß Sie ihn dem übrigen nicht ungleich finden werden.3) Das Ganze schien mir zu fordern daß die zwey Gesinnungen in die sich jetzt beynahe die ganze Welt theilt neben einander und zwar auf die Weise wie es geschehen ist dargestellt würden.4) 13. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 288): Herr von Humbold ist vorgestern nach Dresden abgereist, um von da über Wien nach Italien zu gehen. Es thut mir leid, daß er schon weg ist; u. zwar wegen einer Stelle im fünften Gesange von Göthe’ns Gedichte. Im Manuskript steht: „Also sagte der Mann (der Richter), u. Alle schwiegen verträglich; Standen neben einander die Wagen, das Vieh u. die Menschen. Herr von Humboldt hat den zweiten Vers geändert: „Neben einander standen die Wagen, pp Ich glaube aber, die Interpunktion ist falsch. Es sollte da stehen: − − − „und alle schwiegen; verträglich Standen neben einander“ pp

1

) Briefe nicht überliefert. ) Vgl. Carl August an G 17. Juni 1797 (Wahl 1, 227): Sehr freue ich mich auf deine neuen Produckte und zumahl auf das Gedicht par excellence. 3 ) Zum nur teilweise gelungenen Versuch, den entstehungsgeschichtlich gegebenen Abstand des Werkschlusses zum übrigen Text zu kaschieren, vgl. Elsaghe 1991, 63. 4 ) Herzogin Luise schickte mit vielem Danck den Schluß Ihres Gedichtes am 16. Juni 1797 zurück (GSA 28/779 St. 2). 2

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So habe ich abgeändert, und, um alle Chikane zu verhüten, dann folgen zu lassen: − Verträglich Standen neben einander die Menschen, das Vieh u. die Wagen.“ Diese geringe Abänderung glaube ich, bei dem Herrn von G. verantworten zu können . . .1)

[Juni vor [Hamburg] Klopstock an G. J. Göschen (HKA 9.1, 130): Schreiben Sie doch diesem od. 13.] [Böttiger], Er möchte mir die erwähnten Aushängebogen immer schicken, wenn Er damit zufrieden wäre.2) Juni [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 289): Die in jeder Bedeutung des Worts voll14.3) endete Dorothea wandelt morgen nach Berlin.4) Ich gestehe, daß ich mir allerley Fälle gedacht hatte, wie sich das Gedicht schließen würde, und daß keiner derselben der Wahrheit nahe kam. Aber ich fühle auch aufs allerlebhafteste, daß der wirkliche Schluß der einzig mögliche ist. Einen abgebrauchten Theaterstreich verachtete Ihre Muse. Hier ist alles aus Einem. So muß es seyn! das ehrwürdige Idolon des abgeschiedenen Liebhabers formt und erweitert den an und für sich so engen Kreiß auserordentlich und lößt die gespannte Erwartung in ein tiefergreifendes Gefühl auf. Und den patriotischen Schluß müssen alle Rhapsoden des 19ten Jahrhunderts zum Thema ihrer Gesänge machen . . . 17. [Frankfurt] Elisabeth Goethe an G (Köster 409): Auf das Werck worinnen eine Frau Aja5) vorkommen soll freue ich mich sehr. 20. [Berlin] J. F. Vieweg an G (GSA 28/17 Bl. 357): Die Veränderungen welche mir Ew. Hochwohlgebohren unterm 8en dieses zu übersenden die Güte gehabt, konnten, den zum ersten [Aushängebogen] ausgenommen, noch alle benuzt werden. Dem Herrn von Humboldt habe ich die Einlage nach Dresden gesandt, so wie ich heute dem Herrn O.[ber]K.[onsistorial]R.[ath] Böttiger die Folge der Aushängebogen und zwei Exemplare des Titelkupfers übersende. 20. [Berlin] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 290): Hier . . . die Folge der Aushängebogen, 2 Expl. des Kalender-Titel Kupfers für den H von Gothe . . . Ich arbeite nun mit allen meinen und Anderer Kräften den Druck des Kalenders zu enden . . . In dem Paquete finden Sie auch einen Abdruck der 12 Kalender-Landschaften. Solten denn unter diesen nicht 6 seyn die der Herr von Göthe erträglich fände. Eine Ausgabe ist wie Sie wißen ganz ohne Kupfer; nun meinte Humboldt da H v. G. das Titelkupfer gebilliget, das so wenig wie die andern mit dem Texte zu schaffen habe, so werde er auch diese genehmigen.6) Die gewöhnliche Ausgabe des Kalenders auch ganz ohne Kupfer zu liefern wiederriethen mir alle mein Leipziger Tisch-Freunde und mehrere verständige und erfahrene Buchhändler. Ich glaube also folgen zu müßen, denn Sie

1

) Vgl. oben 30. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. In H ist Sanders Korrektur ausgeführt. G änderte zunächst die Verse nach Humboldts Vorschlag, Sanders Korrekturvorschlag ging schließlich in den Druck ein. G’s Änderungen finden sich auf der Korrekturliste (s. oben 30. Mai 1797, Anm. 4, S. 253). Vgl. Scheibe 1961, 288f; ferner unten 27. Juni 1797: J. D. Sander an Böttiger. 2 ) Vgl. oben 28. Mai 1797: Böttiger an Klopstock. 3 ) Irrtümliche Datierung 14. Jan 1797. 4 ) Absendung des Ms. am 15. Juni 1797 an Vieweg. 5 ) Kosename für G’s Mutter in Analogie zur Mutter der Haimonskinder des Volksbuches; sie wußte also schon, daß G charakteristische Züge ihrer Persönlichkeit der Mutter Hermanns verliehen hatte. 6 ) Vgl. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G. Wann G das Titelkupfer genehmigte, ist nicht bekannt. Vgl. dazu oben 11. März 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm. 2.

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wißen wie wichtig mir diese Unternehmung ist und daß ich mit einem Absatze, den mann so gut nent nicht zu frieden seyn kann. Die Vorstellungen aus Göthe’s Meister werden leider nicht fertig und so kann ich sie weder für mich benutzen, noch H Hofr. Schiller ablaßen. Herrn von Göthe habe ich über diese Angelegenheit nichts geschrieben, weil S i e mein gütiger lieber Freund das beßer mündlich können, auch sich über so etwas leichter umständlich sprechen und schreiben läßt . . . Eben kommt das Ende. Meinen besten Dank! Nun ist mir um vieles leichter!

Juni 22. [Weimar] An C. G. Körner (Br 12, 166): Die vergangenen vier Wochen

habe ich in Jena zugebracht und daselbst theils mein episches Gedicht geendigt . . . von jenem habe ich zuletzt keine reine Abschrift in Händen behalten,1) sonst würde ich Ihnen das Ganze geschickt und es nochmals zu freundschaftlichem Antheil empfohlen haben. Nehmen Sie es freundlich auf, wenn es gedruckt vor Sie kommt. [24.]2) [Dresden] W. v. Humboldt an J. F. Vieweg (BerFDH, 1889, 261f.): Ich sage Ew. Wohlgeb. den gehorsamsten Dank für die mir gütigst mitgeteilten zwei Bogen des Götheischen Gedichts. Ich habe mich sehr gefreut, sie gleich fehlerfrei, als die vorigen zu finden, und je mehr man jetzt von dem Ganzen zusammen sieht, desto besser macht sich auch der Druck, so daß er mir, wie ich gern gestehe, nunmehr weit besser, als anfangs, gefällt. Von den überschickten Aenderungen sind nicht alle mehr zu benutzen gewesen. Göthe äußert, ob sie nicht die, welche jetzt nicht aufgenommen werden konnten, in der neuen Ausgabe mit lateinischen Lettern brauchen wollten, u. ich hielte dieß für ganz schicklich.3) Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie mir jetzt am 1ten (Dieß ist gerade ein Posttag in Berlin) das alsdann von Hermann fertig Abgedruckte gütigst hieher senden wollten. Es ist dieß der letzte Termin, an dem mich ein Brief hier antrifft. Der Ueberrest könnte mich hernach in Wien finden, da Sie unstreitig bis Ende Augusts, als wie lange ich in Wien bleibe, mit dem Ganzen fertig werden. 24. [Wien] Joh. von Müller an Böttiger (GJb 1900, 282f.): Den größten Dank für den Anfang des Meisterstücks von Goethe;4) es hat mich gantz bezaubert; ich halte es für ein Originalwerk, wie unsere Literatur in dieser Art noch keines hat. 26. (s. „Novelle“: Schiller an G gD) 27. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 291): Der Göthische Vers quaest. ist, wahrscheinl. auf Humboldts Kritik, noch von dem Meister selbst abgeändert worden, u. die Abänderung zu rechter Zeit angekommen.5) Ich sehe, daß Göthe wirklich nicht eigensinnig ist; oder hat etwa nur des Herrn von H. Urtheil bei ihm Gewicht? Der letzte Gesang von Göthens Epopee hat mir vorzüglich gefallen; und zumal eine schöne Stelle auf der vierten Seite, im Munde des Pfarrers: über Jugend u. Alter.6) Das ist

1

) C. G. Körner an G 29. Mai 1797: Uns verlangt sehr nach Herrmann und Dorothea und bis Michael können wir uns unmöglich gedulden. Eine Abschrift haben Sie doch wohl bey sich, wenn Sie noch diesen Sommer zu uns kommen? (GJb 1887, 56); vgl. auch unten 30. Juni 1797. 2 ) Undatiert; Datierung nach BG 4, 556. 3 ) Humboldt bezieht sich auf G’s Brief vom 8. Juni mit den übersandten Korrekturen (s. d.), s. oben 30. Mai 1797, Anm. u. unten 28. Juni 1797. Die Verse sind trotzdem in die folgenden Drucke von Hermann und Dorothea nicht eingegangen (s. AA-Epen 2, 193). 4 ) Vgl. oben 18. Mai 1797. 5 ) Vgl. oben 13. Juni 1797: J. D. Sander an Böttiger. 6 ) IX, 52−54, nachträglich eingefügt; s. oben 29. Mai 1797: Tgb m. Anm.

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Göthe’ns gänzlich werth. Jetzt wird der 8te Bogen1) gedruckt, u. etwa in 14 Tagen muß der 11t u. letzte2) fertig seyn. Freund Vieweg hofft gegen Ostern eine neue Ausgabe in Groß-Oktav veranstalten zu können;3) u. gegen die Zeit will denn auch ich ein wenig an dem Werke kritteln u. mäkeln:4) wenigstens zu meinem eignen Vergnügen . . .

Juni 28. [Dresden] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 38−42):5) Ihre Aenderungen der angezeigten Stellen hat mir Vieweg nicht mitgeschickt. Er schreibt mir indes, daß er, zwei ausgenommen, von allen übrigen hat Gebrauch machen können.6) Ich bewundere, wie unermüdet Sie beschäftigt sind, diesem schönen Werke auch die letzte Vollendung zu geben, und da Sie es wünschen, so sollen meine kleinlichen Bemerkungen, auch mit dem Druck selbst noch nicht aufhören. Der Schluß des Ganzen, den Sie mir zugleich mitteilen, ist Ihnen vortrefflich gelungen. Er hilft das große Bild von der Lage der Zeit und der neuen Um[ge]staltung der Dinge, worauf das ganze übrige Gedicht wie auf einer ungeheurn Basis ruht, trefflich vollenden, und die Gesinnungen der beiden Verlobten Dorotheens greifen so schön ineinander ein, daß sie nun im eigentlichsten Verstande alles umschließen, was nur über diesen Gegenstand menschlich gedacht und empfunden werden kann. Die unerwartete Erscheinung des ersten Geliebten tut eine sehr große Wirkung. Sie gewinnen dadurch den großen Vorteil, einen höhern, kühnern, mehrumfassenden, heldenmäßigen Charakter auftreten zu lassen und mit dem Interesse des Ganzen zu verknüpfen, als der übrigen Anlage Ihres Planes nach möglich war. Die beiden Hauptarten menschlichen Daseins, die Sie selbst an einem andern Ort so meisterhaft schildern, das unruhige Streben nach Erweiterung und Veredlung und die bescheidene Beschränktheit, die nur auf der kleinen ihr angewiesenen Stelle tätig ist, stehen unbeschreiblich lebendig und individuell durch die Schilderung so weniger Verse da. Aber was darin so vorzüglich groß ist, ist, daß der ruhige Hermann eigentlich nicht minder heldenmäßig erscheint als der andere; er zeigt vielmehr eine Stärke und Festigkeit des Entschlusses, die nur, durch Vernunft und richtigen praktischen Sinn geleitet, sich in bescheidenen Schranken hält; und der ganze Unterschied zwischen beiden liegt vielleicht in Einflüssen des Himmelstrichs und der Nationalverschiedenheit. Denn auch dies haben Sie so meisterhaft benutzt und dem Deutschen (der Ihnen, wie ich gern einmal recht umständlich ausführen möchte, für die idealische Darstellung seines Charakters schon so viel schuldig ist) wieder einen sehr edeln Platz angewiesen. Diesen Schluß vollendet nun zugleich, wie es mir scheint, den Begriff des Epischen in Ihrem Gedicht, vorzüglich im Gegensatz mit der Idylle. Diese Idylle kann in der Tat nicht mehr als eine Stimmung des menschlichen Gemüts kennen, bloß die beschränkte, die auf Ruhe und bloße Zufriedenheit geht. Das kühne Bemühen des Völkerverbesserns, das rastlose Streben des Weltumseglers, der emsige Fleiß des Naturforschers, selbst der höhere Standpunkt des Philosophen, mit dem er sich über die bloße Wirklichkeit erhebt, alles dies ist der Idyllenstimmung nicht bloß fremd, sondern entgegengesetzt. Sie ist schlechterdings nur das Bild einer Hälfte der Menschheit, und ich habe oft gedacht, ob es nicht eine Gattung der Dichtart geben müßte, die ebenso ausschließend nur die andere schilderte. Das Epos allein umfaßt die gesamte Menschheit, vereinigt zugleich Flug des Geistes und Ruhe der Empfindung, und fügt alle Elemente des menschlichen Daseins zu einem großen Ganzen zusammen. Dies finde ich in so hohem Grade in Ihrem Hermann und dies macht ihn mir besonders so vorzüglich wert. Einige

1

) Enthält VI, 220−VII 79. ) Enthält IX, 135−318, mithin den Schluß. 3 ) Vgl. unten 30. Juni 1798: J. F. Vieweg an G m. Anm. 4 ) Urspr.: mein Scherflein zur Politur des Werks beitragen. 5 ) Antwort auf den unbekannten Brief G’s an W. v. Humboldt vom 8. Juni 1797 (s. d.). 6 ) s. oben 30. Mai 1797: W. v. Humboldt an G m. Anm. 3, S. 254. Vgl. ferner oben 24. Juni 1797: W. v. Humboldt an J. F. Vieweg. 2

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einzelne Verse in diesem neuen Schluß sind zugleich so glücklich gesagt, daß sie einen unbeschreiblichen Eindruck machen. So die beiden: Alles regt sich, als wollte die Welt, die gestaltete, rückwärts Lösen in Chaos und Nacht sich auf, und neu sich gestalten. [IX, 273f.] Nur daß Sie im zweiten Vers „gestalten“ wiederbringen, gefällt mir nicht ganz. Es ist nicht bloß die Wiederholung, an der ich mich stoße. Es ist mir eben, als forderte der Zusatz „neu sich gestalten“ auch eine Partikel bei dem ersten „die gestaltete“, was doch nicht anginge. Doch wird es freilich schwer sein, einen andern gleich passenden Ausdruck zu finden. Sonst kann ich nicht sagen, daß mir auch nur Kleinigkeiten in diesem Schluß aufgefallen wären. Das Ganze schien mir zwar sich noch nicht so rein und ohne Anstoß lesen zu lassen als die vorigen Gesänge; doch konnte ich nicht finden wo es im einzelnen steckte, und überdies schrieben Sie mir ja, daß Sie es noch hier und da umändern.

Juni 30. [Dresden] C. G. Körner an G (GJb 1887, 56f.): Auf Herrmann und Dorothea warte ich wie die Kinder auf Weihnachten. Humbold verspricht mir die Aushängebogen zu schaffen. Juli

1. An Schiller (Br 12, 179): Von meinem Gedichte sind 7 Bogen ange-

kommen, welche 5 Gesänge und die Hälfte des 6ten enthalten. 7. An H. Meyer (Br 12, 186): Zum Willkomm auf deutschem Grund und

Boden sende ich Ihnen etwas über die Hälfte meines neuen Gedichtes.1) Möge Ihnen die Aura die Ihnen daraus entgegenwehet angenehm und erquicklich seyn. Weiter sage ich nichts.2) 8. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 292): Der Druck von Göthens Gedichte geht indessen fort, u. etwa am künftigen Dienstag ode[r] Mittwoch wird der letzte (11te) Bogen3) in die Presse kommen. Ich denke, es sollen keine Druckfehler stehen geblieben seyn; u. wäre das je der Fall, so soll doch die neue Auflage in Groß-Oktav, die Vieweg gegen Ostern zu veranstalten denkt,4) gewiß ganz korrekt werden. Die Kommata u. Punkte, die ich darin weggestrichen u. zugesetzt habe, sind nicht der Rede werth, u. Hundert Andre hätten eben das thun können; aber an der neuen Ausgabe möchte ich, versteht sich mittelbar, gern etwas mehr thun . . . 16. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 269): Ich lege diesem Briefe die Fortsetzung des Göthischen Gedichtes bei, so weit es nun in meinen Händen ist. Das Interesse steigt mit jedem Gesang. Aber kaum wird man ihm auch so die anmaßende Benennung der Gesänge durch die Musen verzeihen. Selbst Herodot nannte seine Geschichte nicht selbst, sondern die in der πανη γυρις [festliche Versammlung] zu Olympia versammelten Griechen.5) 1

) Vgl. Briefverzeichnis 7. Juli 1797 (Br 12, 464): [Nach] Stäfa bei Zürich [an] Prof Meyer: Uebersend d 1. Aushängebogen des epischen Gedichts. 2 ) Meyer kehrte gerade aus Italien zurück. Wörtlich übernommen in Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Joh. Peter Eckermann (W 34.1, 212f.). 3 ) Enthält die Verse IX, 135−318. 4 ) s. oben 27. Juni 1797: J. D. Sander an Böttiger m. Anm. 3, S. 259. 5 ) Das den Zeitgenossen vertraute Vorbild für die Musentitel in Hermann und Dorothea waren zweifellos die Historien Herodots, die posthum durch Editoren in neun Bücher eingeteilt und mit den Namen der neun Musen betitelt wurden. Ob und inwieweit die erst spät gewählten Musentitel in Hermann und Dorothea einen inhaltlichen Bezug zu den jeweiligen Gesängen aufweisen, wird in der Forschung kontrovers diskutiert (s. Elsaghe 1990, 60−82). Vgl. unten 12. Dez 1797: Nürnbergische gelehrte Zeitung u. 28. Aug 1823: Varnhagen v. Ense m. Anm.

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Juli 20. [Stäfa] H. Meyer an G (SchrGG 34, 11f.): Wir wollen uns nimmermehr über das A u f h a l t e n betrüben, welches allerley Zufälle in unsern Vorhaben bewirkt haben,1) da eben dieselben die wahrscheinliche Ursache zu der Entstehung des Gedichts abgegeben, von dem Sie mir ein halb Dutzend Gesänge haben zukommen lassen. Sie haben mich damit in der That herrlich tractiert, und habe von der köstlichen Speise so heute wie gestern die Fülle genossen. Ich vermag zwar nicht das innere Räderwerk, die Kunst in ihren Theilen durchzuschauen und muß dieses den Meistern überlassen; der Stoff aber ist ungemein glücklich gewählt, die Anlage, der Gang ist mit so edler Einfalt gedacht, geführt, daß wir dadurch fast unserm Zeitalter entrückt und in die Tage der Vorwelt versetzt zu seyn glauben würden, wenn nicht alles darin vor unsern Augen von unsers gleichen geschähe. Es scheint mir auch daraus, daß wir alle, die jetz [!] leben, gleichsam S e l b s t z e u g e n der Handlung sind, der Vortheil einer ungemeinen Wirkung zu fließen; es rührt die ergreifende Wahrheit der Situationen mit mächtiger Kraft die zartesten Saiten des Herzens, und die nur leise abgestochenen Charaktere der handel[n]den Figuren, die jede so rein m e n s c h l i c h und ganz s i e s e l b s t ist, man möchte wohl sagen, sie sind für die Ewigkeit zugemeißelt. Es wird einem so wohl unter diesen Menschen; wer wird nicht Freude an ihnen haben! Wahre Seelenspiegel sind sie. Lassen Sie mir doch den Rest bald zukommen, ich bitte, und verzeihen Sie, wenn ich mich etwas wortreich über diesen Gegenstand heraus gelassen. Allein wenn das Herz voll ist, da fließt der Mund über, oder wenn Sie wollen, auch die Feder.2) 20. An C. G. Körner (Br 12, 198f.): Leben Sie . . . recht vergnügt und

lassen sich mein idyllisch-episches Gedicht gefallen. Leider ist auch dieses wie die meisten meiner Sachen beinah’ nur aus dem Stegreife; meine Tage rollen sich gar zu geschwinde auf, und ich möchte mir die Ehre anthun, mich mit der Leier des Orpheus zu vergleichen, die nur noch zufällige Töne von sich giebt, indem sie von den Wellen eilig dem großen Meere zugeschaukelt wird. 21. [Jena] Schiller an H. Meyer (SNA 29, 105f.): Auch wir waren indeß nicht unthätig wie Sie wißen, und am wenigsten unser Freund, der sich in diesen letzten Jahren wirklich selbst übertroffen hat. Sein episches Gedicht haben Sie gelesen, Sie werden gestehen, daß es der Gipfel seiner und unsrer ganzen neueren Kunst ist. Ich hab es entstehen sehen und mich fast eben so sehr über die Art der Entstehung als über das Werk verwundert. Während wir andern mühselig sammeln und prüfen müssen, um etwas leidliches langsam hervorzubringen, darf er nur leis an dem Baume schütteln, um sich die schönsten Früchte, reif und schwer, zufallen zu lassen. Es ist unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er jetzt die Früchte eines wohlangewandten Lebens und einer anhaltenden Bildung an sich selber einärntet, wie bedeutend und sicher jetzt alle sein Schritte sind, wie ihn die Klarheit über sich selbst und über die Gegenstände vor jedem eiteln Streben und Herumtappen so bewahrt. 22. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 148): Göschen komt erst im Sept. u so lange habe ich nicht Lust auf das zu warten, was Sie mir durch ihn schicken wollen. Ich trug ihm auf, Sie in m.[einem] Namen zu bitten, mir die von Ihnen erwähnten

1

) Mit Aufhalten und Vorhaben bezog sich Meyer auf die geplante, aber durch Kriegshandlungen vereitelte gemeinsame Italienreise. Deren Scheitern sei wohl die Entstehung von Hermann und Dorothea zu verdanken. Meyer hatte also inzwischen den Anfang erhalten, wonach sich G noch am 14. Juli 1797 (Br 12, 191) erkundigt: Ich hoffe Sie haben meinen Brief vom 7. mit dem Anfange des Gedichts richtig erhalten . . . 2 ) G’s Antwort s. unten 5. Aug 1797.

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Aushängeb.[ogen] zu schicken, w e n n sie Ihnen gefielen. Hat er m.[einen] Auftrag nicht vergessen; so hat Ihnen also das neunmusige Gedicht nicht gefallen.1)

Juli 26. An Böttiger (Br 12, 206): Vom Viewegischen Almanach wünschte ich

folgende Exemplare abgegeben. An die drey FürstlPersonen;2) jeder ein Herder . . . . . . . . . . . . . . Wieland . . . . . . . . . . . . . . Schiller . . . . . . . . . . . . . . Voigt . . . . . . . . . . . . . . . In mein Haus . . . . . . . . . . . Nach Franckfurt an meine Mutter . .

Ex . . . . . . . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. . . . . . .

. 3 . 1 . 1 . 2 . 1 . 2 . 2 –––– Ex. 12

Die allenfalls übrigen bitte mir aufzuheben.3) 26. [Weimar] Böttiger an G (GSA 28/18 Bl. 391): Bei dieser Gelegenheit darf ich mir wohl auch die Aushängebogen von H e r m a n n u n d D o r o t h e a zurückerbitten, die ich doch − verzeihen Sie mir diese gerechte Liebhaberey − um alles in der Welt nicht missen möchte . . . Uebermorgen früh erwarte ich den ehrlichen Sander aus Berlin, der sich das Correctoramt bey Ihrem Gedicht so verständig angelegen seyn ließ, und überhaupt ein Mann von Kopf und Herz ist. Ich werde mit ihm nach Berlin reisen, und erbitte mir in voraus die Erlaubniß, ihn auf einige Minuten bey Ihnen einführen zu dürfen. 27. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 151): Das neunmusige Gedicht habe ich Ihnen nicht deswegen vorenthalten, weil ich es Ihres Anblicks unwürdig hielt:4) sondern weil mir der böse Göschen, zerissen durch seine Druckereiverpflanzung,5) seit 5 Wochen keine Sylbe geschrieben, und also auch Ihren Wunsch verschwiegen hat. Die Aushängebogen, die ich besaß, sind nicht mehr in meiner Gewalt. Aber sobald ich in Berlin bin, schicke ich Ihnen diese b ü r g e r l i c h e Epopöe. Ihnen geziemts dann zu urtheilen, ob das n o v e m M u s i s c a e l a t u m o p u s 6) (im buchstäblichen Sinne, denn die 9 Pierinnen sollen in figura vor jedem Gesang erscheinen) dort einen Platz erhalten werde, wo nicht die H e r r s c h e r , sondern die Schwäne die Medaillen ertheilen.7)

1

) Vgl. oben vor oder am 13. Juni 1797: Klopstock an G. J. Göschen. ) Herzog Carl August, Herzogin Luise, Herzogin-Mutter Anna Amalia. 3 ) Anordnung vor G’s Abreise von Weimar am 30. Juli 1797; vgl. auch unten 13. Okt 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. 4 ) Vgl. oben 22. Juli 1797: Klopstock an Böttiger. 5 ) Verlegung der Druckerei von Leipzig nach Grimma, wo Göschen eine uneingeschränkte Druckkonzession erhalten hatte. 6 ) Nach Horaz Epistulae II 2, 92: caelatumque novem Musis opus (Die Musen haben alle daran gemeißelt); d. h. ein gelungenes (hier: besonders korrektes, sorgsam ausgearbeitetes) Kunstwerk. 7 ) Anspielung auf Ludovico Ariosts Orlando Furioso (Rasender Roland) Canto 34, wo Schwäne aus dem Strom Lethe von vielen Medaillen, die ein die Zeit verkörpernder alter Mann in den Strom der Vergessenheit geworfen hat, nur wenige mit den Namen Unsterblicher ans Ufer zu einer Nymphe des Tempels der Unsterblichkeit bringen, damit diese sie dorthin trägt und so ihr Gedächtnis für alle Zeiten sichert. (Ein von Angelica Kauffmann und anderen Malern gern gestaltetes Motiv.) 2

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5. [Frankfurt] An H. Meyer (Br 12, 211): Der Beyfall, den Sie meinem

Gedichte geben,1) ist mir unendlich schätzbar, denn der Menschenmaler ist eigentlich der competenteste Richter der epischen Arbeit. Die nachfolgenden Bogen sollen hoff’ ich noch vor mir bey Ihnen eintreffen. Ich habe diese Arbeit mit vieler Sorgfalt und völligem Bewußtseyn, obgleich in kurzer Zeit, fertig gebracht. [12.] [Frankfurt] An Schiller (Br 12, 228f.): Hier möchte ich nun mich an ein großes Stadtleben wieder gewöhnen, mich gewöhnen nicht nur zu reisen sondern auch auf der Reise zu leben; wenn mir nur dieses vom Schicksal nicht ganz versagt ist, denn ich fühle recht gut daß meine Natur nur nach Sammlung und Stimmung strebt, und an allem keinen Genuß hat was diese hindert. Hätte ich nicht an meinem Hermann und Dorothea ein Beyspiel daß die modernen Gegenstände, in einem gewissen Sinne genommen, sich zum epischen bequemten, so möchte ich von aller dieser empirischen Breite nichts mehr wissen.2) [16.] [Frankfurt] An Böttiger (Konzept; Br 12, 241):3) Die letzten Bogen des epischen Gedichtes bitte ich baldmöglichst unmittelbar an Herrn Prof. Meyer [nach Stäfa] zu schicken. 26. [Berlin] F. Schlegel an A. W. Schlegel (KFSA 24, 8f.): Von Hermann und Dorothea weiß ich Dir nicht viel zu sagen aus der Ursache, die ich Karolinen geschrieben habe,4) . . . Es ist das herzlichste, biederbste, edelste, naivste und sittlichste unter G[oethen]’s Gedichten. Was könnte der moralisirende Jenisch5) nicht erst alles über die Wirthin zum goldnen Löwen sagen, welche an Würde und Werth leicht alle Frauen und Mädchen im [Wilhelm] Meister übertrift. Das Gedicht ist offenbar mit der Absicht gedichtet, so sehr altes Griechisches homerisches επος zu seyn, als bey dem romantischen Geist, der im Ganzen lebt, möglich wäre. Bey sehr großer Aehnlichkeit im Einzelnen ist also absolute Verschiedenheit im Ganzen. Durch diesen romantischen Geist ist es weit über Homer, dem es aber an ηθος und Fülle wieder weit nachsteht. Man könnte es ein romantisirtes επος nennen. Aber freylich in ganz anderm Sinne, als das Romanzo der Italiäner. − Auch wo es am antiksten und naivsten ist, und am homerischsten scheint, läßt s.[ich] doch ein Bewußtseyn, eine Selbstbeschränkung wahrnehmen, die höchst unhomerisch oder vielmehr überhomerisch sind. − Man vergleicht es viel mit Voßens Louise, und wird es noch viel thun. Ich wüßte aber nicht in welcher Rücksicht diese Vergleichung interessant seyn könnte, es müßte denn die vom absoluten Gegensatz zwischen Geist und Buchstaben seyn.

1

) s. oben 20. Juli 1797: H. Meyer an G. ) Wörtlich übernommen in Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Joh. Peter Eckermann (W 34.1, 238). 3 ) Kopie von Schreiberhand, in der Überschrift datiert. 4 ) Der Brief an Karoline Schlegel ist verschollen; zu F. Schlegels Würdigung von Hermann und Dorothea vgl. sein Gespräch über die Poesie, s. unten Aug 1800. 5 ) Der Berliner Schriftsteller, Popularphilosoph u. Prediger Daniel Jenisch, der G 1795 durch seinen Aufsatz Über Prose und Beredsamkeit der Deutschen im Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks zu seiner Streitschrift Literarischer Sansculottismus anreizte, wo G ihn anonym als Tadler, Krittler, Thersiten bezeichnete. 2

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1. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 292): Die Kalender werden schwerlich vor Ende dieses Monats fertig.1) Ein komplettes Exemplar des Gedichtes muß aber jetzt schon von Berlin aus nach Frankfurt auf dem Wege seyn. In die besseren Exemplare kommen noch 6 Vorstellungen aus Wilhelm Meister.2) Es ist übrigens alles, was Sie wünschen, bestellt . . . 2. [Weimar] Böttiger an G (Scheibe 1961, 292f.): Fast sollten Sie gegen meine Empfehlung einiges Mißtrauen haben, da Vieweg seine Pflicht in Uebersendung der Kalender so langsam beobachtet. Denn bis zum heutigen Posttag ist nichts angekommen. An derben Worten habe ich es an nicht[s] fehlen lassen . . . 5. [Stuttgart] Abends bey Rapp. Vorlesung des Herrmann.3) 5. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 293): Ihren Auftrag an Vieweg habe ich noch diesen Morgen durch meine [Frau] Sophie, die gerade ausgehen wollte, bestellen lassen. Er hat nicht recht gern daran gewollt, Herrmann u. Dorothea vollständig nach Frankfurt zu schicken, weil ihm bange ist, daß das Exemplar durch Unachtsamkeit einem Nachdrucke[r] in die Hände gerathen könnte . . . 5. [Wien] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 44): Von Ihrem Hermann habe ich leider nur 8 Bogen;4) doch erwarte ich den Ueberrest noch hier durch Vieweg zu erhalten. 12. [Tübingen] An Schiller (Br 12, 300): Als ich bemerken konnte, daß

mein Verhältniß zu Rapp und Dannecker im Wachsen war und beyde manchen Grundsatz, an dem mir theoretisch so viel gelegen ist, aufzufassen nicht abgeneigt waren, auch von ihrer Seite sie mir manches Angenehme, Gute und Brauchbare mittheilten, so entschloß ich mich ihnen den Herrmann vorzulesen, das ich denn auch in einem Abend vollbrachte. Ich hatte alle Ursache mich des Effects zu erfreuen, den er

1

) Vgl. unten 13. Okt 1797: J. F. Vieweg an Böttiger. ) Nicht bekannt, vermutl. ist keines dieser Ex. erschienen. Vgl. Böttiger an J. F. Vieweg 19. Okt 1797: Sind denn gar keine Kupfer aus Göthes W. Meister fertig geworden? (Dreyer 154). 3 ) Vgl. unten 12. Sept 1797: an Schiller. − G’s Lesung von Hermann und Dorothea am Vorabend seiner Abreise nach einwöchigem Aufenthalt in Stuttgart. Nach Anna Marie Pfäfflin: Gottlob Heinrich Rapp Goethes „wohl unterrichteter Kunstfreund“ in Stuttgart 1761−1832. Stuttgart u. Leipzig 2011, 325, fand die Lesung am 5. Sept 1797 vor den Familien Rapp und Dannecker im Rappschen Haus in der Stiftstraße 7 statt: Neben den Erwachsenen durfte auf Goethes Bitte hin auch Rapps fünfjähriges Töchterchen Emilie Charlotte (1792−1835) die spätere Gattin des Stuttgarter Musikalienhändlers Gustav Adolf Zumsteeg (1794−1859) an der Lesung teilnehmen. Nach Beendigung des Vortrages soll das Kind in breitestem Schwäbisch gerufen haben: „Der Ma soll no meh lesa.“ − Vgl. Gustav Ströhmfeld: G. H. Rapp, sein Haus und seine Gäste. Stuttgart 1892, 16, der sich für diese Überlieferung auf Rapps Tochter Marie Pauline Weckherlin berief. − J. H. Dannecker berichtete 26. Okt 1797 W. v. Wolzogen: Meinem Schwager [Rapp] und seiner Frau, meinem lieben Weibchen und mir las er [G] eines Abendes seine Elegie [richtig: sein Epos] vor. Ach Gott wie schön, wie gross wie voll Gefühl ist dieses Werk! Das heiss’ ich zeichnen, malen, bilden. kurz ich war entzückt; es fatiguirte mich auch so, dass ich den andern Tag zu nichts taugte (Wolzogen 1, 463). 4 ) Vgl. W. v. Humboldt an Schiller 4. Sept 1797 (SNA 37.1, 129): Sein [G’s] Herrmann soll jetzt, wie ich höre, fertig gedruckt seyn. Ich habe erst bis zum 8ten Bogen. 2

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hervorbrachte, und es sind uns allen diese Stunden fruchtbar geworden.1) Sept [vor [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 157): Ich hörte vor Kurzem von einem od. 12.] Reisenden, daß eine von Göthens neun Musen sagt: Die Schinken, die schweren [II, 77]. Mein sehr lieber Voß hat unsre Sprache, die am Ende doch nicht mit sich spielen läßt (ich kenne ihre Geschichte recht gut) halb zur griechischen machen wollen:2) u das geht so gewiß nicht, als es mir, bey meinen genauen Abmessungen (so maß ich schon im zwanzigsten Jahre) auf einigen N a c h t r i t t e n i n i h r e n We g e n u S t e g e n gelungen ist. Ich darf dieß liebe Wort wohl aussprechen: Denn ich kenne a u c h die Geschichte unsrer Sprache von unserer Zeit an, u ich verdiene es einigermassen jenes Wort auszusprechen. 15. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 132): [Über die Wahl der Stoffe für die poetische und bildende Darstellung] So scheint mir der Begriff deßen, was man einen p r æ g n a n t e n Moment nennt sich vollkommen durch seine Qualification zu einer durchgängig bestimmten Darstellung zu erklären. Ich weiß in der poetischen Gattung keinen treffendern Fall als Ihren Herrmann. Hier würde sich vielleicht durch eine Art von Induction zeigen lassen, daß bei jeder andern Wahl der Handlung etwas hätte unbestimmt bleiben müssen. 16. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 159): Die Aushängebogen zu Göthes Hermann sind mir entrissen worden. Ende des Septembers sind sie so in aller Händen. 19. [Berlin] F. Schlegel an A. W. Schlegel (KFSA 24, 17): Hermann sagt mir Vieweg gestern würde in 8 Tagen etwa fertig seyn. Dann schicke ichs gewiß gleich . . . Sehr amüsant ist mir seine [F. Nicolais] Bewundrung Voßens. Er behauptet, Hermann sey eine platte Nachahmung der Louise. 20. [Jena] Anzeige des Verlags Friedrich Vieweg (Intelligenzblatt der ALZ Nr. 116, 20. Sept 1797, Sp. 973): Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe, in Taschenformat mit einem Kalender für 1798. Erscheint zur Michael-Messe in meinem Verlage und wird mit und ohne Kupfer, in Bänden von gewirkter Seide, von Maroquin,3) oder auch bloß geheftet, in allen soliden Buchhandlungen zu habe seyn. 22. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 136f.): Ich wäre sehr begierig gewesen, den Eindruck, den Ihr Herrmann auf meine Stuttgardter Freunde gemacht, zu beobachten. An einer gewißen Innigkeit des Empfangens hat es sicher nicht gefehlt, aber so wenige Menschen können das Nackende der menschlichen Natur ohne Störung genießen. Indeßen zweifle ich gar nicht, daß Ihr Herrmann schlechterdings über alle diese Subjectivitäten triumphieren wird, und dieses durch die schönste Eigenschaft bei einem poetischen Werk, nehmlich durch sein Ganzes, durch die reine Klarheit seiner Form und durch den völlig erschöpften Kreis menschlicher Gefühle. 24. [Eutin] J. H. Voß an Gleim (Voß Briefe 2, 339): Über das Göthische Gedicht: H e r m a n n u n d D o r o t h e a denke ich völlig, wie Ernestine [Voß]. Lesen Sie nur durch; Sie werden für manche zu eilfertig gearbeitete Stellen durch sehr schöne entschädigt werden. Die zur Vorrede bestimmt gewesene Elegie beweist hinlänglich, daß es ihm Ernst war, etwas, wo nicht homerisches, doch homeridisches aufzustellen: um a u c h d i e s e n K r a n z des Apollo zu gewinnen. Ich werde mich herzlich freun, wenn Griechenlands Geist uns Deutschen ein vollendetes Kunstwerk gewährt, und nicht engher-

1

) Fast wörtliche Übereinstimmung in Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Joh. Peter Eckermann; dort am 14. Sept datiert (W 34.1, 339f.). 2 ) Vgl. unten 10. Febr 1798: Rez. Neueste Critische Nachrichten. 3 ) Vgl. unten Dez 1797: Bertuch Modenachrichten m. Anm.

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zig nach meiner Luise mich umsehn. Aber eben so ehrlich denke ich für mich, und sage es Ihnen: die Dorothea gefalle, wem sie wolle; Luise ist sie nicht.1)

Sept 24. [Jena] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke 64): In etwa acht Tagen hat man uns H e r m a n n u n d D o r o t h e a versprochen . . .2) [27.] [Stäfa] An Barbara Schultheß (Konzept; Br 12, 322f.): Meyern habe ich

gefunden wie einen Steuermann, der aus Ophyr [Buch der Könige 9, 27] zurückkehrt, es ist eine herrliche Empfindung, mit einer so bedeutenden Natur nach einerley Schätzen zu streben und sie nach einerley Sinn zu bewahren und zu verarbeiten. Hätte ich doch auch, meine Liebe, die Überzeugung mitnehmen können daß wir uns beyde noch in demselben Fall befinden. Prüfe du diese Zweifel indessen an meiner letzten Arbeit, wovon ich dir die erste Hälfte überschickte, ich habe da hinein, so wie immer, den ganzen laufenden Ertrag meines Daseyns verwendet. Sollte dieses Gedicht ein Mittler zwischen uns werden, so würde mich seine Existenz um so mehr freuen.3) 27. [Dresden] C. G. Körner an Schiller (SNA 37.1, 144f.): Herrmann und Dorothea habe ich nun ganz gelesen, aber noch nicht studirt. Der Ton ist durchaus glücklich gehalten, und der höhere Schwung vor dem Schluße thut treffliche Wirkung. Das ganze Produkt gehört unstreitig unter Göthens Werke vom ersten Range. Aber fast ist es von zu hohem aesthetischen Werthe um nach Verdienst aufgenommen zu werden. Der größte Theil des Publikums klebt immer am Stoffe, und hier sind die herrschenden politischen Partheyen einigermaßen interessirt. Daher erwarte ich die seltsamsten Urtheile im Lob und Tadel. Okt

⎯ [Berlin] F. Schlegel an K. G. v. Brinkmann (KFSA 24, 27): Wollen Wir heute Abend, unter dem Siegel der strengen Verschwiegenheit, Goethens Dorothea mit mir lesen . . . 1. [Halberstadt] Gleim an J. H. Voß (GJb 1912, 21): Zu Leipzig hörten wir von einer zweyten Louise, mit welcher ein großer Sünder seine Sünde gut machen will! Ein Göthianer hatte sie gelesen, Voß ist übertroffen! Man recitirte die Elegie, die zur Einführung der Übertrefferin dienen soll. Man habe Goethen zum Verbrechen gemacht, daß er im Properz gelesen, daß er nach Rom gereist sey, daß er die Musen mitgenommen habe − Wir werden sehen sagt ich! Hätt er aber auch gesieget, ich halt’ es nicht für möglich, so macht er seine Sünden nur größer. 2. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 142): Herrmann und Dorothea rumorieren schon im Stillen, auch Körner schreibt mir daß er das Ganze gelesen, und findet, daß es in Eine Klaße mit dem besten gehöre, was Sie geschrieben.4) Danks ihm der T −!

1

) Vgl. den Bericht von J. H. Voß’ Ehefrau Ernestine: In der ewigen Sandwüste vor Berlin las Vo ß mir die Aushängebogen von Hermann und Dorothea vor, und wir recensirten weitläuftig und in angenehmer Laune Anlage und Ausführung auf eine Art, bei der Goethe hätte gegenwärtig sein dürfen, wenn ihm auch manche Bemerkungen nicht gefallen hätten (Voß Briefe 3.1, 126). 2 ) Vgl. oben 19. Sept 1797: F. Schlegel an A. W. Schlegel. 3 ) Über die Trübung von G’s Verhältnis zu der Züricher Freundin Barbara Schultheß s. B. Suphan in GJb 1892, 149−62, hier: 158−60. Schultheß dankte am 28. Sept 1797 (GJb 1892, 20). Ihr Lob des Werks s. unten 10. Okt u. 25. Nov 1797: B. Schultheß an G. 4 ) Vgl. oben 27. Sept 1797: Körner an Schiller; Zelter bezeichnete Körners Lob später als vornehmes Nichts, s. Zelter an G 26. Sept 1830 (MA 20.2, 1376).

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2. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 12): Nun habe ich die erste Anzeige von Herrmann und Dorothea in der Hamburger Zeitung gelesen, nach welcher dises so sehnlichst erwartete Produkt auf die Michaelis Messe erscheinen soll: ich darf also hoffen, es in 14 Tagen hier zu haben. 2. [Weimar] Christiane an G (G−Christiane 163): Angekommen an Dich ist . . . kein ,Hermann und Dorothea‘. 10. [Zürich] Barbara Schultheß an G (GJb 1892, 21): Dein Hermann macht mir grosse freüde ist’s einem doch der alte Homer lebe unter uns − und Erzähle geschichten unsrer Tage . . . 13. [Leipzig] J. F. Vieweg an Böttiger (Scheibe 1961, 294): Gestern Abend kam ich Hier an . . . und laße nun Heute die Absendung der nach Weimar bestimmten Expl. des Götheschen Gedichts mein ersten Geschäft seyn. Früher war es mir durchaus unmöglich.1) 17. [Weimar] Böttiger an Schiller (SNA 37.1, 164): Endlich kann ich Ihnen . . . dem Auftrage des Herrn Geheimen Raths Göthe gemäß, Dorotheen, die Schnellvermählte und Längsterwartete zusenden. Das Exemplar in Seide ist der Frau Hofräthin bestimmt, der ich Hochachtungsvoll die Hand küsse und wohl die Frage vorlegen möchte, welche von den neun Musen, die hier erscheinen, ihr die liebste sey? Schon als mir Göthe das Gedicht zum erstenmale vorlaß, wurde der Wunsch sehr lebendig in mir, dem Publikum ein Wort darüber ins Ohr zu sagen,2) daß Gedichte der Art, aus welchen der Geist der Homerischen Rhapsoden athmet, nicht gelesen, sondern gehört seyn wollen, und bei dieser Gelegenheit auf die nur hörbaren Schönheiten desselben aufmerksam zu machen. Unglücklicherweise zerstört die auf morgen angekündigte Ankunft der Frau [Elisa] v. der Recke meinen Plan, Ihnen morgen selbst auf ein Stündchen aufzuwarten, und meine Ideen, für welche ich mir vieleicht ein Plätzchen in den Horen ausgebeten hätte, Ihrem berichtigenden Urhteile vorzulegen. 18. [Jena] Schiller an Böttiger (SNA 29, 146f.): Haben Sie recht schönen Dank von mir und meiner Frau für das schöne Geschenk, das unser edler Freund uns durch Sie sendet. Man weiß kaum, was man dazu sagen soll, wenn man Gedichte von dieser Art und Abkunft in Verbindung mit Meßer und Scheere in die Hand bekommt, und so die höchsten und die gemeinsten Bedürfnisse der Sterblichkeit zugleich befriediget sieht . . . Führen Sie ja Ihren Vorsatz aus, einige Worte über die großen Vortheile der lauten Recitation bei dergleichen Dichterwerken dem Publikum ans Herz zu legen . . . Ich wünschte in allem Ernst, es kämen in dieser Speculationsreichen Zeit einige gute Köpfe auf den Einfall, ein Gedicht wie unser Hermann und Dorothea ist von Dorf zu Dorf auf Kirchweihen und Hochzeiten zu recitieren und so die alte Zeit der Rhapsoden und der Minstrels zurückzuführen. 20. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 148f.): Vor einigen Tagen überschickte uns Böttiger zwey schöne Exemplare Ihres Herrmanns, womit wir sehr erfreuet wurden. Er ist also nunmehr in der Welt und wir wollen hören, wie sich die Stimme eines Homerischen Rhapsoden in dieser neuen politisch rhetorischen Welt ausnehmen wird. Ich habe das Gedicht nun wieder mit dem alten ungeschwächten Eindruck und mit neuer Bewegung gelesen, es ist schlechterdings vollkommen in seiner Gattung, es ist pathetisch mächtig und doch reizend in höchstem Grad, kurz es ist schön was man sagen kann . . . Wer 1

) Das Paket enthielt drei Ex. für die drei Fürstlichen Personen, acht für G selbst, jeweils eins für Herder, Wieland u. Voigt u. zwei für Schiller; vgl. oben 26. Juli 1797: an Böttiger. Vgl. Böttiger an J. F. Vieweg 19. Okt 1797: Böttiger bestätigte den Eingang des Pakets u. monierte das Fehlen eines Ex. (s. Dreyer 154). Am 9. Dez 1797 folgten zwölf weitere, für G bestimmte Ex. (s. Geiger 1897, 148). 2 ) Nicht verwirklicht.

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fühlt nicht alles das im Meister, was den Herrmann so bezaubernd macht! Jenem fehlt nichts, gar nichts von Ihrem Geiste, er ergreift das Herz mit allen Kräften der Dichtkunst und gewährt einen immer sich erneuenden Genuß, und doch führt mich der Herrmann (und zwar bloß durch seine rein poetische Form) in eine göttliche Dichterwelt, da mich der Meister aus der wirklichen Welt nicht ganz herausläßt.

Okt 21. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 173): Für das bebimsteinte u neunmusige Geschenk meinen besten Dank.1) 22. [Oßmannstedt] Wieland an Böttiger (Wieland BriefeAA 14.1, 74): Das Werk der 9 Musen gedenke ich meiner Familie in einem Paar der nächsten Abende vorzulesen. Ich habe mich also begnügt bloß hinein zu gucken, stieß aber zum Unglück, sogleich auf den Anfang der Klio: Als nun der geistliche Herr den fremden Richter befragte Was die Gemeine gelitten, wie lang sie von Hause vertrieben pp. // [VI 1f.] Jesu, maria! Ja nicht viel Verse von d i e s e r force oder wir sterben eines nassen Todes! 23. [Oßmannstedt] Wieland an Luise v. Göchhausen (Wieland BriefeAA 14.1, 76): Vermuthlich, liebe Freundin ist das Taschenbuch für das Jahr 1798, welches mit Goethes Hermann und Dorothea prangt, bereits auch in ihren Händen. Nach Horazens Meinung soll ein Meisterstück desto mehr gefallen, je öfter man es sieht, oder hört, oder ließt. Ich bin begierig wie Hermann u. Dorothea diese Probe bestehen wird. Von einem Gedichte wozu alle neun Musen geholfen haben, darf und soll man billig nichts geringeres erwarten, als daß es neun Lectüren mit immer zunehmenden Vergnügen des Lesers aushalten könne. 23. [Zürich] G. Geßners Tagebuch (BG 4, 378): Goethe war da zum Nachtessen . . . Über seinen Hermann − über diese Art der Dichtung. 25. [Zürich] An C. G. Voigt (Br 12, 343): Ich freue mich, wenn der Al-

manach2) Ihnen etwas Angenehmes gebracht hat, sowohl dieser als der Viewegische sollte schon aufgewartet haben, wenn meine Bestellungen alle wären richtig besorgt worden.3) 25. [Zürich] An Böttiger (Br 12, 344): Die Freunde, denen ich hier Herrmann und Dorothea gern mitgetheilt hätte, werden sich denn wohl noch eine Zeit lang gedulten, Vieweg hat vielleicht Ursache [Sorge vor Nachdrucken] daß er einzelne Exemplare, ehe die ganze Versendung gemacht ist, nicht in die Welt streuen mag. 25. [Zürich] An Schiller (Br 12, 346f.): Keinen Musenalmanach, keinen Herrmann habe ich noch gesehen, alles das und mehreres wird mir denn wohl in Deutschland begegnen. 25. [Zürich] An Christiane (Br 12, 349): Daß nichts bey dir ankommt wundre dich nicht, es geht mir eben so, ich habe auch noch keinen Herrmann.

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) Ex. von Hermann und Dorothea, vermutlich von Böttiger mit dem Brief vom 27. Okt 1797 an Klopstock gesandt (HKA 9.2, 592f.). 2 ) Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1798, der zahlreiche Beiträge G’s enthielt. 3 ) Gleichlautend in Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Joh. Peter Eckermann (W 34.1, 433); vgl. oben 13. Okt 1797: J. F. Vieweg an Böttiger m. Anm.

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Okt 25. Anzeige des Verlags Friedrich Vieweg (Intelligenzblatt der ALZ Nr. 134, 25. Okt 1797, Sp. 1115): Herrmann und Dorothea von Göthe, in Taschenformat mit einem Kalender für 1798 ist nun in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben, und kostet in Bänden von gewirkter Seide 2 Rthlr. 12 gr. − in Maroquin gebunden 2 Rthlr. 4 gr. und in Pappe mit bunten und weissen Umschlägen 1 Rthlr. 12 gr. 1 Rthlr. 8 gr. 30. [Tübingen] An Schiller (Br 12, 352): Es freut mich daß Herrmann in

Ihren Händen ist und daß er sich hält.1) 30. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 153f.): Diese 2 Werke [Wilhelm Meisters Lehrjahre und Hermann und Dorothea] sind auch dem Stoff nach aesthetisch frey, und so gebunden auch in beiden das Local aussieht und ist, so ist es doch ein rein poetischer Boden und repræsentiert eine ganze Welt . . . Sie würden sich vielleicht jetzt2) eher gewöhnen, mit mir darüber zu sprechen, da die Einheit und Reinheit Ihres Herrmanns durch Ihre Mittheilungen an mich, während der Arbeit, so gar nicht gestört worden ist. Und ich gestehe daß ich nichts auf der Welt weiß, wobei ich mehr gelernt hätte, als jene Communicationen, die mich recht ins Innre der Kunst hineinführten . . . Ich las neulich d[en] Herrmann vor einer Gesellschaft von Freunden in Einem Abend von Anfang biß zum Ende: er rührte uns wieder unbeschreiblich, und mir brachte es noch die Abende, wo Sie ihn uns vorlas[en], so lebhaft zurück, daß ich doppelt bewegt war. [nach [Weimar] Herder an Luise Theodora Emilie Herder (Herder Briefe 7, 339): Hier hast Okt] Du einen Taschenkalender. Das Gedicht ist hübsch u. in vielen Stellen sehr lehrreich; in andern etwas zu kleinstädtisch u. langweilig. Die Dorothea ist aber sehr brav; u. da Du Theodora heißest . . . so nimm sie Dir in dem was b r a v ist, zum Muster. Schreibe sodann einmal, wie u. was Dir darinn gefällt. [nach Nov [Berlin] F. Schlegel an A. W. u. Caroline Schlegel (KFSA 24, 37): Der Rec.[ension] von Anf.] Hermann3) . . . sehe ich mit Ungeduld entgegen. Nov

4. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 17): Meinen besten Dank für das übersandte schöne Exemplar von Göthens Gedichte. Wenn Homer s o l c h e Gegenstände für die Odyssee aus seinem Zeitalter gewählt hätte, als Göthe fast durchgehends aus dem seinigen gewählt hat; so würde jene wohl nicht bis auf uns gekommen seyn. Ich weiß nicht, ob Sie wollen, daß ich noch hinzusetze: Wenn H. die Gegenstände so gebildet hätte, wie G. doch wirklich zu oft thut. Ich konte nicht eher in Einem fortlesen, bis ich auf die beyden lezten Gesänge kam, die ich nicht allein las, sondern vieles wieder las. Einen zehnten Gesang, wie den achten u neunten hätte er meinethalben Apollo nennen mögen. Sie verstehn mich, u nehmen Apollo cum grano salis. 4.4) [Halberstadt] Gleim an J. H. Voß (GJb 1912, 22): Goethe, der Löwe, ruft man zu Leipzig, zu Deßau, zu Magdeburg so gar, hat überwunden! Man wußte die nicht mit abgedrukkte Vorrede zu seinem Herrmann auswendig; diese Vorrede sagt ich sey eine der häßlichsten Xenien, deren Sünden Sie als verzeyhlich vorstellen wollten;5) nun ich seinen Herrmann nicht gelesen, wer kann solche Sechsfüßer lesen, sondern angesehen

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) Vgl. oben 20. Okt 1797: Schiller an G. ) Während der neuen epischen Arbeit am Tell (aufgegebener Werkplan), s. „Tell“ gD. Vgl. unten 30. Juni 1798: an Schiller. 3 ) Vgl. unten 11.−13. Dez 1797; A. W. Schlegels anonyme Rez. 4 ) In GJb irrtümlich datiert: 4. Dez 1797; vgl. Johann Heinrich Voß-Briefverzeichnis, 136; online unter: http://www.voss-gesellschaft.de/index htm files/Voss-Briefe.pdf [Stand: 16.02.2014]. 5 ) Mit Vorrede meint Gleim die Elegie Hermann und Dorothea. 2

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habe, nun sag ich: Dieser Hermann und Dorothea ist eine goethische Sünde wider meinen heiligen Voß, ist zu Götter Helden und Wieland das Seitenstükk, ist, ich laß es mir nicht ausreden, eine gottlose Satire, meines Voß Luise will der Bube lächerlich machen!1) . . . Hier sind alle gute reine Seelen meiner Meinung!

Nov

5. [Frankfurt] Elisabeth Goethe an Christiane (Köster 415f.): Haben Sie die Güte Ihrem Herrn Bruder recht schön zu dancken vor die 2 vortreflichen Taschen bücher die sind in und äußerlich gantz herrlich − das eine wird nur zur parade alle Sonntage und Festage gebraucht − das ist so schön, daß es nur die besten Freunde von mir in die Hände nehmen dürfen − und der Inhalt hat auserordentliche Wirckung gemacht − jedermann findet es gantz vortreflich − unser Senior Doctor [W. F.] Hufnagel hat ein Brautpaar mit den worten womit Herrmann und Dorothea eingesegnet worden − zusammengegeben und dabey gesagt − eine beßre Copulation rede wüßte Er nicht. 8. [Nürnberg] An G. H. Rapp (Br 12, 355): Sie erhalten hierbey . . . das

Gedicht in seiner reinsten typographischen Form,2) gönnen Sie ihm abermals eine gute Aufnahme . . . Empfehlen Sie mich Ihrem Kreise und nehmen für so manigfaltige Gefälligkeiten nochmals meinen lebhaften Dank.3) 11. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 179): Habe ich Ihnen neulich4) gesagt, (es scheint mir jezt so) ich hätte erst in den beyden lezten Gesängen von Göth. Ged. in Einem fortlesen können; so habe ich Ihnen falsches gesagt. Es hätte in den drey lezten heissen sollen. 18. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 186f.): Für die [Zuhörer auf Jahrmärkten] mag denn Kalliope von dem Sürtout des Gastwirthes singen. Herm. u Dor. ist, wohl auch nach Ihrer Meinung, (die letzten 3 Ges. ausgenommen) unter Vossens Luise. Aber wie weit? Lassen Sie uns den zehnten Grad, als den untersten annehmen, u. sagen Sie mir dann: Wie weit? . . . Ich habe eben meinen Brief wieder durchgelesen . . . Mein Auge fiel dabey auf Ihren Brief, u da fand ich denn, daß Ihnen die Deutschen nicht einmal originell in der Narrheit sind. So? das sind sie nicht einmal? Wie ungerecht sind Sie doch. Also ist es, in der genanten Sphäre, nicht originell, daß alle neun Musen für die Dorfschenken gesungen haben? 21. [Berlin] J. D. Sander an Böttiger (Scheibe 1961, 294f.): Was meinen Sie wohl, wie stark die Auflage von Herrmann und Dorothea ist? − 6,000!! Ich fürchte, ich fürchte, der gute Vieweg wird sich verrechnet haben. So viel ich den Handel verstehe, muß er etwa 3,500 absetzen, ehe er seine Kosten wieder hat. (Auch die seidenen Bände haben ihm nehmlich schweres Geld gekostet, da er den Webstuhl erst mußte einrichten lassen, u. zwar zu drei verschiednen malen, weil ihm die Zeichnungen immer nicht gefielen.) Wird er aber, bei dem theuren Preise,5) den er nun zu machen genöthiget war, so viel verkaufen?6) − Ich gestehe Ihnen, daß ich die Unternehmung nicht gewagt hätte . . .

1

) Vgl. oben 6. Dez 1796: an J. H. Voß m. Anm. 1. ) Ausgabe von Hermann und Dorothea ohne Kalender und Kupfer (Hagen Nr. 231 c). 3 ) Aus Dankbarkeit für Rapps manigfaltige Gefälligkeiten hatte G in dessen Stuttgarter Familien- und Freundeskreis Hermann und Dorothea vorgelesen; vgl. oben 5. Sept 1797: Tgb m. Anm. 4 ) Vgl. oben 4. Nov 1797: Klopstock an Böttiger. 5 ) Vgl. oben 25. Okt 1797: Anzeige der Verlags F. Vieweg. 6 ) Wegen der zu hohen Auflage veranstaltete Vieweg in den Jahren 1805, 1807 u. 1811 Neudrucke des Erstdrucks mit anderem Titelblatt (sog. Titelauflagen; s. bei Hagen unter D1, 1.−3.). 2

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Nov 24. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 191): Also Vossens Luise sitzt auf einem Throne, zu den zehn Stufen führen. Auf der wie vielsten blieb Herm. und Doroth. beim Hinaufsteigen zu ihr stehn? Ich denke mit dem 7ten Gesang tritt H. und D. auf die unterste. − Denn so viel ist wohl nicht zu leugnen: Progression ist darin, mehr als in der Luise. Die ist aber noch, wie der Horazische Weise, totus in se teres atque rotundus.1) Wissen Sie, was unsere edle Elisa [von der Recke] daran sehr übel genommen hat? Daß er die Dorothea mit dem Schwerte drein schlagen läßt [VI, 104−18]. Dieß widerstrebt, sagt sie, der wahren Weiblichkeit . . .2) Noch eine Anecdote. Die Frankfurter haben allein 800 Exemplare von Göthe zur Verzweiflung aller übrigen Almanachsmäkler gekauft.3) Das sind aber eben die, welche vor einigen Wochen mit kleinen Kanonen auf ihrem Theater wirklich g e s c h o s s e n und mit einer wirklichen Granate eine Schauspielerin verwundet haben. Sie sehen, daß ich nun sicher an deutsche Originalität glaube. 25. [Zürich] Barbara Schultheß an G (GJb 1892, 23f.): . . . ich kann nicht länger zögern, dir meine freüde über deine Dorothea zu sagen . . . wie lieblich hast du das trefflich begonnene vollendet, das vorgesehene auf den unvorgesehensten wegen zum ziele geführt, mit all den schönsten Farben den Charakter der Edeln im hellsten Glanze vorgestellt. Dass Hermann den Mondschein vorüber gehen liess ist mir gar so lieb das hätt auch nicht einer gethan, und dann die Scene mit dem Vater, und die des geistlichen die beyde ihr das erwünschte geständniss abnöthigen, das sie so unbefangen ablegte . . . ich meyne diese drey seyen das schönste von allem . . . und aber was hat man nicht lieb am ganzen wie kann man genug Ehren dieses Kunstverbergende Kunstwerk. − den Reichthum und geist der durch das ganze athmet und Lebt. 27. [Weimar] An G. H. Rapp (Konzept;4) Br 12, 364): Mit vieler Freude

vernehme ich Ihre fortdauernde Neigung zu meinem neusten Gedichte.5) Wenn man eine solche Arbeit nur abgeschieden von der Welt hervorbringen kann, so ist es desto belohnender wenn sie bey ihrer Erscheinung ihre Wirkung nicht verfehlt. 28. [Breslau] Ch. Garve an Ch. F. Weiße (A. Nicolovius, Ueber Goethe. Literarische und artistische Nachrichten. Th. 1. Leipzig 1828, 84): Hermann und Dorothea hat mit Luise von Voß, als häusliches Gemählde, viel Aehnlichkeit, aber es erhebt sich über das letztere durch größeres Interesse, so wie es ihm von Seiten der Versifikation nachsteht. 29. [Zürich] Lavater an J. K. Hotze (GG 1, 684): Daß ich Goethe nicht sprach, weißest Du schon − sein Hermann ist vortrefflich − und ein Versöhnopfer für die Xenien. Dez ⎯ [Weimar] Bertuch: Modenachrichten (Journal des Luxus und der Moden Jg. 12, Dezember 1797, 629f.): Als Muster einer geschmackvollen Buchbinderarbeit . . . muß ich auch die s e i d e n e n und r o t h e n M a r r o q u i n -Bände des neuen bey V i e w e g d . ä . in Berlin erschienenen Kalenders, der Göthe’s schöne Stadt-Ekloge,6) H e r m a n n u n d 1

) Anlehnung an Horaz’ Satirae II 7, 86: et in se ipso totus, teres atque rotundus (Der in dem eignen Ich Genüge findet, wie eine Kugel abgerundet und vollkommen). Horaz: Sämtliche Werke. T. 2. München 1970, 125. 2 ) Vgl. unten 23. März 1829: Eckermann Gespräche. 3 ) Vgl. dagegen J. D. Sander an Böttiger, 2. Dez 1797 (Scheibe 1961, 295): Viewegs ungeheure[r] Absatz seines Kalenders in Frankfurt ist ein Märchen. Er hat noch nicht einmal 150 Exemplare dahin geschickt; u. bis jetzt ist nicht Eins nachverlangt worden. Am stärksten ist der Absatz, verhältnißmäßig, in Prag und Kopenhagen. 4 ) Von Schreiberhand, Überschrift: An Herrn Rapp nach Stuttgard den 24. Nov. 1797 (Br 12, 455). 5 ) Rapp hatte G am 10. Nov 1797 brieflich gedankt (GSA 28/19 Bl. 483; Br 12, 455). 6 ) Vgl. unten 22. Dez 1797: Böttiger an Klopstock.

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D o r o t h e a , enthält, anführen. Die seidenen besonders sind eigens dazu gewebt, und so viel ich weiß, der erste in Teutschland gemachte, und recht glücklich gerathene Versuch von der sogenannten Mignatur-Bildweberey. Der Grund ist croisirt, in der Mitte steht ein Medaillon mit einem Mignatur-Bouquette, welches ein Kranz von Weinreben einfaßt. Der geschickte Seidenfabrikant Hr. David Girard in Berlin ist der Verfertiger davon.1)

Dez

1. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 17): Herrmann und Dorothea kamen Einen Tag nach Ihrer Abreise2) an und verbreitete und verbreitet überall das gröste Vergnügen: man kan sich nicht satt daran lesen, weil man bei jeder Zeile neue Schönheiten entdekt. 2. [Berlin] A. Hirt an G (GJb 1894, 69): Wie unsterblich Sie sich aufs neue in den Berliner Cirkeln gemacht haben, kann Ihnen als Beispiel sein, dass vorigen Mittwoch [29. Nov] in unserer Gesellschaft Hermann und Dorothea von Anfang bis zu Ende von einem sehr guten Leser − David Friedländer − vorgelesen ward und dass den Freitag vorher [24. Nov] in der andern Gesellschaft − wovon ich gleichfalls Mitglied bin − eine sehr detaillirte Auseinandersetzung dieses Gedichtes statt hatte; und künftigen Freitag [8. Dez] erwarten wir eine zweite. 4. [Frankfurt] Elisabeth Goethe an G (Briefe aus dem Elternhaus 732): Was Herrman und Dorothea hir vor große Wirckung verursacht hat − davon habe schon etwas an meine Liebe Tochter geschrieben −3) Hufnagel ist so gantz davon belebt daß Er bey Copulationen und wo es nur möglich ist gebrauch davon macht . . . Er behauptet so hättest du noch gar nichts geschrieben. Für die vortreflichen Taschenbücher dancke hertzlich − in und auswendig sind sie zum küßen4) − Hufnagel hält alle die es nicht haben oder es nicht als ein Handbuch im Sack beysich tragen − vor Hottentotten − die Elisa Bethmann mußte in seiner Gegenwart sogleich eins von den theuresten Exemplaren kaufen u.s.w. 5. [Berlin] F. Schlegel an A. W. Schlegel (KFSA 24, 59): Schön wäre es, wenn Du ein Ex.[emplar] von Deiner Rec.[ension] des Hermann, auf die ich so begierig, drucken ließest und mir schicktest . . . Wenn es hier nur nicht Entweihung für Goethe wäre: so wünschte ich wohl, daß Du einmahl Deine volle Meynung über die Louise sagtest. Was du [darüber] schreibst, hat mich unendlich ergötzt.5) 6. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 197): Gegen Göthen sind Sie zu streng. Ich denke, die drey lezten Gesänge auf die fünfte Stufe; u. die andern dann weiter herunter, wie’s komt. 12. [Nürnberg, anonyme Rez.] Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung (Braun 2, 265f.): Die schöne Kalenderform abgerechnet, übergiebt hier der originelle Dichter des Vaterlandes dem Publikum ein Gedicht, in Hexametern und 9 Gesängen, welche nach Art der herodotischen Geschichte, die Namen der 9 Musen zur Aufschrift haben − ein Gedicht, das in seiner Art ein unübertreffliches Meisterstück ist. Die Scene ist eine Gegend am 1

) Die Luxusexemplare waren in rotem oder grünem Maroquin gebunden u. mit Brieftasche ausgestattet. Sehr wenige u. sehr teure Exemplare wurden (erstmals in Deutschland) nach dem Vorbild frz. Almanache des Louis-seize in Seide mit Bildweberei aus der Berliner Seidenmanufaktur Girard & Sohn eingebunden, von diesen sind drei Varianten nachgewiesen. Vgl. Manfred v. Arnim: Die Luxuseinbände zur Goethes Taschenbuch für 1798 und der Fabrikant ihrer Seiden. In: Philobiblon 36/4 (Dez 1992) 361−65, dort auch Abb. der Einbände. 2 ) G war am 1. Nov 1797 aus Tübingen abgereist (GT 2.1, 223). 3 ) s. oben 5. Nov 1797: Elisabeth Goethe an Christiane. 4 ) Vgl. oben 6. Mai 1797: W. v. Humboldt an G, Anm. 4, S. 244. 5 ) Vgl. unten Juli 1798: A. W. v. Schlegels Fragmente.

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Rhein, und die Geschichte ist aus unsern neuesten Tagen genommen. Dorothea ist ein herrliches deutsches Mädchen, ausgewandert aus einer von den Franzosen überschwemmten Gegend, und Herrmann ein kräftiger deutscher Jüngling. Ueberall herrscht die schönste Simplicität in den Empfindungen und Gesinnungen, Wahrheit der Natur in den Handlungen und Schilderungen, bis zum Leben getroffene Charakterzeichnungen, die sich durch die glücklichsten Kontraste noch mehr heben, und besonders eine so schlichte und populaire Lebensweisheit, daß es auch als goldenes Sittenbüchlein mehr als einmal gelesen zu werden verdient . . . Aus den hier gegebenen Proben wird schon erhellen, wie sehr sich der Ausdruck der homerischen Einfalt nähert − und sogar auch in den Wortfügungen und in dem Gebrauche solcher Partikeln, mit denen man sonst beym Uebersetzen in beiden Sprachen nichts Kluges anzufangen weiß. Eben so sind kleine Züge angebracht, die uns an die patriarchalische Manier des alten Griechen erinnern, oder den selbstschaffenden Dichter verrathen, wie z. B. wenn er von einer Feuersbrunst sagt: „Erzeugend sich selber den Zugwind.“ [II, 118] − Doch was braucht es einer längern Anzeige, da kein Mann von Geschmack dieses Werk ungelesen lassen wird?

Dez [Jena, A. W. Schlegel, Rez. anonym] Herrmann und Dorothea (ALZ Nr. 393, 11. Dez 11.−13. 1797, Sp. 641−48; Nr. 394, Sp. 649−54; Nr. 395, Sp. 365−68): Obgleich dies Gedicht seinem Inhalte nach in der uns umgebenden Welt zu Hause ist, und, unsern Sitten und Ansichten befreundet, höchst faßlich, ja vertraulich die allgemeine Theilnahme anspricht: so muß es doch, was seine dichterische Gestalt betrifft, dem Nichtkenner des Alterthums als eine ganz eigne, mit nichts zu vergleichende Erscheinung auffallen, und der Freund der Griechen wird sogleich an die Erzählungsweise des alten Homerus denken . . . Gäbe es eine gültige Theorie der Poesie, worin die Vorschriften dieser Kunst aus den unabänderlichen Gesetzen des menschlichen Gemüths hergeleitet, nach den nothwendigen Richtungen desselben die ursprünglichen Dichtarten bestimmt und ihre ewigen Grenzen festgestellt wären: so würden wir auch über das Wesen der epischen Gattung im klaren seyn, und der Kunstrichter hätte nur die schon bekannte Lehre auf einen vorliegenden Fall anzuwenden . . . Wir begnügen uns hier mit dem Versuch, in aller Kürze eine in sich zusammenhängende Charakteristik der ursprünglichen epischen Gattung zu entwerfen, um davon zu der Frage überzugehn, wie der Dichter die Aufgabe gelöst hat, jene in unserm Zeitalter und unsern Sitten einheimisch zu machen. Wir müssen hiebey zuvörderst alle gangbaren und in unsern Lehrbüchern immer wiederholten Begriffe von der sogenannten Epopöe gänzlich bey Seite setzen. Man hat dem Homer die unverdiente Ehre erzeigt, ihn zum Stifter derselben zu machen . . . Die historischen Untersuchungen eines scharfsinnigen Kritikers [F. A. Wolf] über die Entstehung und Fortpflanzung der Homerischen Gesänge, die vor kurzem die Aufmerksamkeit aller derer auf sich gezogen haben, welche Fortschritte in den Wissenschaften zu erkennen wissen, gaben uns zum Glücke einen festen Punkt, wovon die künstlerische Betrachtung des Homer in einer ganz entgegengesetzten Richtung ausgehen kann . . . Die epische Einheit bezieht sich nicht auf die Vernunft . . . sondern sie gilt nur die Phantasie [!], d. h. sie ist nichts weiter als Umriß, sichtbare Begrenzung. Daher läßt sie sich denn auch nicht absolut bestimmen: sie kann vergrößert und erweitert werden, bis die Masse der Anschauungen die sinnliche Auffassungskraft übersteigt . . . Auf der andern Seite ist die epische Einheit auch theilbar: kleine Stücke der Ilias und Odyssee enthalten sie noch in sich . . . Die epische Schönheit ist die einfachste, und konnte daher zunächst nach den wilden rhythmischen Ergießungen, die noch nicht freyes Spiel, sondern Entledigung vom Drange eines Bedürfnisses waren, gefunden werden. Besonnenheit ist die früheste Muse des nach Bildung strebenden Menschen, weil in ihr zuerst das ganze Bewußtseyn seiner Menschheit erwacht. Also nicht als die höchste oder vorzüglichste, aber als eine reine, vollendete Gattung hat das Epos ewig gültigen Werth. Seiner Einfachheit wegen kann man es noch ohne Kunstsinn als Natur genießen . . . In diesem Stücke, wie in allem Wesentlichen, stimmt Hermann und Dorothea, un-

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geachtet des großen Abstandes der Zeitalter, Nationalcharakter, und Sprachen bewundernswürdig mit seinen großen Vorbildern überein. Ein Dichter, dem es nicht darum zu thun ist, ein Studium nach der Antike zu verfertigen, sondern mit ursprünglicher Kraft, national und volksmäßig, zu wirken, wie es einem epischen Sänger geziemt, wird seinen Stoff nicht im classischen Alterthume suchen, noch weniger aus der Luft greifen dürfen. Damit die lebendige Wahrheit nicht vermißt werde, muß seine Dichtung festen Boden der Wirklichkeit unter sich haben, welches nur durch die Beglaubigung der Sitte oder der Sage möglich ist . . . Wenn der Dichter aber keine Sagen vorfände, oder aus Wahl keinen Gebrauch von vorhandenen machte, so müßte er nothwendig in seinem Zeitalter, unter seinem Volke daheim bleiben . . . Der Dichter hat . . . nur eine enge Wahl unter den mittlern Ständen, wo es immer noch nicht so leicht seyn wird, Lagen für seine Personen zu ersinnen, wodurch sie entfernt von steifen Conventionen, unverdorben, gesund an Leib und Gemüth, und doch nicht in allzu dumpfer Beschränktheit erhalten werden. In dem vorliegenden Gedichte ist dies auf das glücklichste getroffen. Herrmanns Aeltern haben das sichre Gefühl der Unabhängigkeit, welches Wohlhabenheit giebt; doch wird ihre Wohlhabenheit nicht in Trägheit genossen, sie ist durch redlichen Fleiß erworben . . . Dorothea tritt zwar in der Tracht einer Bäurin, aber einer im Wohlstande erzogenen, auf, und die reife Festigkeit, ja die zarte Bildung ihres Geistes wird aus ihrer besondern Geschichte befriedigend erklärt . . . Alles dies verschafft nun den Vortheil, daß an den handelnden Personen jene Entwickelung der Geisteskräfte, wodurch eine Welt von höheren sittlichen Beziehungen sich aufthut, die für den roheren Menschen gar nicht vohanden ist, mit Einfalt der Sitten verträglich wird. Einfalt aber, gleichsam der Styl der Natur und der Sittlichkeit im Erhabnen, wie Kant sagt, ist dem epischen Gedichte überhaupt angemessen, weil sie uns in dem Dargestellten einen Widerschein von der Einfachheit der Darstellung erblicken läßt. Vollends in einem solchen, welches seinen Stoff aus unserm Zeitalter und einheimischen Sitten entlehnt, ist sie das einzige Mittel, die Handelnden mit dichterischer Würde, die kein Rang verleiht, zu umgeben . . . Der große Hebel, womit in unsern angeblichen Schilderungen des Privatlebens, Romanen und Schauspielen, meist alles in Bewegung gesetzt wird, ist die Liebe . . . in Herrmann und Dorothea ist sie nicht eine eigentliche romanhafte Leidenschaft, die zu dem großen Stile der Sitten nicht gepaßt hätte, sondern biedre, herzliche Neigung, auf Vertrauen und Achtung gegründet . . . Ohne ein Zusammentreffen außerordentlicher Umstände würde daher auch die Entstehung und die Befriedigung solch einer Liebe in den leisen unbemerkten Gang des häuslichen Lebens mit eintreten, und nicht mit schleuniger Gewalt unerwartete Entscheidungen hervorrufen. Dies letzte hat der Dichter durch ein einziges Mittel bewirkt, woraus dann alles mit so großer Leichtigkeit herfließt, als hätte gar keine glückliche Erfindungskraft dazu gehört, es zu entdecken . . . Durch die zugleich erschütternde und erhebende Aussicht auf die großen Weltbegebenheiten im Hintergrunde ist alles um eine Stufe höher gehoben, und durch eine große Kluft vom Alltäglichen geschieden. Die individuellen Vorfälle knüpfen sich dadurch an das Allgemeinste und Wichtigste an . . . Es ist das Wunderbare des Gedichts, und zwar ein solches Wunderbares, wie es in einem Epos aus unserer Zeit einzig Statt finden darf: nämlich nicht ein sinnlicher Reiz für die Neugier, sondern eine Auffoderung zur Theilnahme an die Menschheit . . . Alles ist einfach und gleitet ohne Sprung in einer unveränderten Richtung fort, deren Ziel man bald vorhersieht. Man kann sagen, daß Verknüpfung und Auflösung durch das Ganze gleichmäßig vertheilt ist, oder vielmehr, daß durch eine Mehrheit von kleineren, an einander gereihten, Verknüpfungen und Auflösungen das Gemüth immer von neuem angeregt doch nicht in dem Grade mit fortgerissen wird, daß es die Freyheit der Betrachtung verlöre . . . Mit eben der Kraft und Weisheit, womit der Dichter bey der Wahl oder vielmehr Erschaffung des Darzustellenden dafür gesorgt, daß es der schönen Entfaltung so würdig, so rein menschlich, und doch zugleich so wahr und eigenthümlich wie möglich wäre, hat er den anmaaßungslosen Stil der Behandlung dem Werke nicht von außen mit schmückender Willkür angelegt, sondern als nothwendige Hülle des

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Gedankens von innen hervorgebildet. Es scheint, als hätte er, nachdem er das Wesen des Homerischen Epos, abgesondert von allen Zufälligkeiten, erforscht, den göttlichen Alten ganz von sich entfernt und gleichsam vergessen . . . Daß ein so bescheidner, schmuckloser, und doch an Farbe und Gestalt durchhin epischer Ausdruck, wie er in Herrmann und Dorothea herrscht, in unsrer Sprache möglich war, beweist die hohe Bildung, welche sie schon erreicht hat . . . Wir . . . fassen nur unsre Betrachtung des vorliegenden Werks in kurze Resultate zusammen. Es ist ein in hohem Grade sittliches Gedicht, nicht wegen eines moralischen Zwecks, sondern insofern Sittlichkeit das Element schöner Darstellung ist. In dem Dargestellten überwiegt sittliche Eigenthümlichkeit bey weitem die Leidenschaft, und diese ist so viel möglich aus sittlichen Quellen abgeleitet. Das Würdige und Große in der menschlichen Natur ist ohne einseitige Vorliebe aufgefaßt; die Klarheit besonnener Selbstbeherrschung erscheint mit der edlen Wärme des Wohlwollens innig verbunden, und gleiche Rechte behauptend. Wir werden überall zu einer milden, freyen, von nationaler und politischer Parteylichkeit gereinigten Ansicht der menschlichen Angelegenheiten erhoben. Der Haupteindruck ist Rührung, aber keine weichliche, leidende, sondern zu wohlthätiger Wirksamkeit erweckende, Rührung. Herrmann und Dorothea ist ein vollendetes Kunstwerk im großen Styl, und zugleich faßlich, herzlich, vaterländisch, volksmäßig; ein Buch voll goldner Lehrern der Weisheit und Tugend.

Dez 13. [Kopenhagen] Charlotte v. Schimmelmann an Schiller (SNA 37.1, 201): Wir hatten schon im Octobre hier, die Erscheinung von Göthens Hermann und Dorothea − wir waren entzückt, und erkannten auch im neuen gewande, der hohe Geist des ächten Dichters − doch hat uns Göthe dießmahl überrascht − − mögte er uns oft so ins Heilligthum der wahrheit, hereinführen . . . 16. An A. W. Schlegel (Br 12, 379): Bewahren Sie beykommendes Exem-

plar meines neuesten Gedichtes1) zu meinem Andenken, wie sehr wünsche ich auch Ihre Gedanken darüber zu hören . . .2) 20. An Schiller (Br 12, 380): Seit der Erscheinung der Schlegelschen Recension meines Herrmanns habe ich die Gesetze der Epope´e und des Dramas wieder durchgedacht . . .3) 22. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 172): Die Schlegelsche Recension Ihres Hermanns kenne ich noch nicht und weiß überhaupt nicht, von welchem Schlegel sie ist. Sie sei aber von welchem sie wolle, so finde ich bei keinem die ganze Competenz dazu, denn es gehört vorzugsweise zu Würdigung dieses Gedichts das was man Gemüth heißt, und dieses fehlt beiden, ob sie sich gleich der Terminologie davon anmaassen. 22. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 203): Wegen der Grade, auf welchen Göthes Herm u. Dor. steht, hat nun unser Bertuch rein abgesprochen. Der nennt es im Modenjournale, wo von dem geschmackvollen Einbande die Rede ist, glattweg eine Stadtekloge.4) Was wird Aug. Wilh. Schlegel in Jena dazu sagen, der vorigen Sontag [17. Dez] deswegen hieher kam, um Göthen seine durch 4 Blätter gehende Recension in der Alg. Lit. Z.5) auf den Altar zu legen? Da in dieser Recension eine nagelneue Theorie 1

) Vgl. 16. Dez 1797 [Nach] Jena [An] Rath Schlegel (Briefverzeichnis 1797, Br 12, 472): Mit Übersend. von Herrmann und Dorothea. 2 ) G kannte also Schlegels ALZ-Rezension noch nicht, die er erst am 17. von ihm persönlich empfangen zu haben scheint; vgl. unten 22. Dez 1797: Böttiger an Klopstock. 3 ) Folgendes s. in „Ueber epische und dramatische Dichtung“ gD, EGW 4, 119. 4 ) Vgl. oben Dez 1797: Bertuch, Modenachrichten. 5 ) Deren Wortlaut s. oben 11.−13. Dez 1797.

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der Epopöe aufgestellt wird: so werden Sie doch auch wohl einige Notiz davon nehmen müssen.

Dez 23. An Schiller (Br 12, 383f.): . . .1) Um nun zu meinem Aufsatze [Ueber

epische und dramatische Dichtung] zurückzukommen, so habe ich den darinn aufgestellten Maßstab an Herrmann und Dorothea gehalten und bitte Sie desgleichen zu thun, wobey sich ganz interessante Bemerkungen machen lassen, als z. B. 1. Daß kein ausschließlich episches Motiv, das heißt kein retrogradirendes, sich darinn befinde, sondern daß nur die vier andern, welche das epische Gedicht mit dem Drama gemein hat, darinn gebraucht sind. 2. Daß es nicht außer sich wirkende, sondern nach innen geführte Menschen darstellt und sich auch dadurch von der Epope´e entfernt und dem Drama nähert. 3. Daß es sich mit Recht der Gleichnisse enthält, weil bey einem mehr sittlichen Gegenstande das Zudringen von Bildern aus der physischen Natur nur mehr lästig gewesen wäre. 4. Daß es aus der dritten Welt, ob gleich nicht auffallend, noch immer genug Einfluß empfangen hat, indem das große Weltschicksal theils wirklich, theils durch Personen, symbolisch, eingeflochten ist und von Ahndung, von Zusammenhang einer sichtbaren und unsichtbaren Welt doch auch leise Spuren angegeben sind, welches zusammen nach meiner Überzeugung an die Stelle der alten Götterbilder tritt, deren physisch-poetische Gewalt freylich dadurch nicht ersetzt wird.2) 26. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 177f.): Ihr H e r m a n n hat wirklich eine gewiße Hinneigung zur Tragödie, wenn man ihm den reinen strengen Begriff der Epopee gegenüber stellt. Das Herz ist inniger und ernstlicher beschäftigt, es ist mehr pathologisches Interesse als poetische Gleichgültigkeit darinn, so ist auch die Enge des Schauplatzes, die Sparsamkeit der Figuren, der kurze Ablauf der Handlung der Tragödie zugehörig3) . . . an Ihrem Hermann ist die Hinneigung zur Tragödie offenbar kein Fehler, wenigstens dem Effekte nach ganz und gar nicht. Kommt dieses etwa davon, weil die Tragödie zu einem b e s t i m m t e n , das Epische Gedicht zu einem allgemeinen und freien Gebrauche da ist? 26. [Weimar] Böttiger an F. A. Wolf (BG 4, 392): Ihr Beifall gilt ihm [G] 10 Schegelsche profuse Rezensionen in der ALZ.4) und in der Tat ist bis jetzt meist nur lahmes Zeug über sein treffliches Gedicht geschwatzt worden. 26. [Siebeneichen b. Meißen] Novalis an F. Schlegel (KFSA 24, 70): Dein Bruder hat mir geschrieben, daß die Kritik von Hermann und Dorthea fertig ist, Ich bin unbeschreiblich gespannt. H.[ermann] und D.[orothea] ist für mich erstaunlich viel. Ich habe mir noch nicht verstattet, ein Urtheil darüber zu fällen − und [noch] kann ich auch kein Gedicht darüber machen.5)

1

) Das Vorausgehende s. in „Ueber epische und dramatische Dichtung“, EGW 4, 119−21. G hatte den Aufsatz dem Brief beigefügt. 2 ) Folgendes s. in „Achilleis“, EGW 1, 2f. 3 ) Folgendes s. in „Iphigenie auf Tauris [Jambenfassung]“ (EGW 8). 4 ) Vgl. oben 11.−13. Dez 1797. 5 ) Vgl. unten Mai 1798: Novalis. Blütenstaub-Fragment.

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Dez 28. [Halle] F. A. Wolf an Böttiger (Reiter 1, 246): Die hiesigen Abderiten1) wollen den Hermann noch nicht faßen, trotz der Nasenstüber die ich gelegentlich austeile. 28. Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 230): Wir [Böttiger und Wieland] sprachen über die Recension von Schlegel in der Alg[emeinen] Lit[eratur] Z[eitung] wo Göthe auf Unkosten Homers und Virgils gelobt ward . . . Göthes Unglück sei, nichts vollenden zu können. So sehe man dem Schluß von Hermann und Dorothea offenbar den Ueberdruß an, daher auch die Verschrobenheit am Ende, wo der vorher rechtliche Gastwirth die Dorothea durch einen pöbelhaften Scherz beleidige, und nun Dorothea selbst tragisch werde, und gegen ihren Charakter herausgehe [IX, 75ff.]. So sei es in allen Werken Göthes. 30. [Rom] C. L. Fernow an J. Pohrt (Carl Ludwig Fernow: Römische Briefe an Johann Pohrt 1793−1798. Berlin 1944, 281f.): Deinen letzten Brief mit der ersten Sendung von Herrmann u. Dorothea2) habe ich erhalten u. mit vielem Vergnügen das Gedicht gelesen. Bis jetzt scheint es mir noch unter der Luise [von J. H. Voß] zu seyn, an Reinheit des Stils u. Versbaues sowohl, als in dem Ausdruck des Dichters; obwohl ich das natürliche darin sehr wohl erkenne u. schätze. Ich hoffe aber das beste ist noch da hinten.

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⎯ [Leipzig, anonyme Rez.] Herrmann und Dorothea von J. W. Göthe . . . (Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste 61. Bd, 2. St. Leipzig 1798, 230−67): Jedermann kennt das Gedicht, über das wir unsere Bemerkungen mittheilen wollen. Wenn der berühmte Nahme seines Verfassers auch nicht schon allein die Aufmerksamkeit des Publikums auf dasselbe gerichtet hätte, so würde doch die zierliche Form, unter der es demselben angeboten wurde, hinlänglich zu seiner Empfehlung gewirkt haben. Es ist also von allen Freunden neuer Lectüre begierig gelesen worden. Die einen haben es eben so sehr erhoben, als es die andern herabgesetzt haben, und das eine war wie das andere zum voraus zu erwarten. Eine ruhige Aufnahme schienen die Umstände nicht zu verstatten. Wir glauben für unsere Person, daß es eben so wenig ohne Einschränkung gerühmt, als ohne Einschränkung getadelt oder für unbedeutend erklärt werden könne. Doch scheint uns dasjenige in demselben, was auf Beyfall Anspruch macht, bey weitem das Zahlreichere und Wichtigere; das Tadelnswerthe hingegen minder bedeutend zu seyn. Diese kleine Composition, diese kurze Geschichte eines halben Tages, die sich auf eine ganz einfache Weise verschlingt und lößt, macht eine Gattung von Gedicht aus, welche gleichsam die Gränze des epischen und mimischen Gedichtes ist. Wenn jenes die Menschen, so weit es kann, von der Beschränkung bürgerlicher Verhältnisse befreyt, und die Handlung in eine ideale Welt zu spielen sucht, um die freye Bewegung der Empfindungen und Leidenschaften so wenig als möglich zu stören; so webt und lebt hingegen das letztere in der naiven Darstellung jener beschränkenden Verhältnisse selbst. In Herrmann und Dorothea ist weder das eine noch das andere ausschließend geschehn. Die Welt, in welcher sich die Handlung

1

) Anspielung auf Wielands satir. Roman Die Abderiten (1774), danach die Bezeichnung für törichte, engstirnige, lächerliche Typen. − Die griech Stadt Abdera hatte große Männer wie Demokrit u. Protagoras hervorgebracht, dennoch galten die Abderiten schon in der Antike als einfältige Kleinstädter, vergleichbar den Schildbürgern aus der Stadt Schilda. 2 ) Abschriften Pohrts, wie aus Fernow Brief an Pohrt vom 14. Jan 1798 hervorgeht, der die zweite Lieferung beigelegt war (Fernow, Römische Briefe 284).

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entfaltet, ist die wirkliche und gegenwärtige Welt. Recht absichtlich sind die Begebenheiten, durch die Erwähnung der Zeitumstände, als eine Geschichte unserer Tage vor die Augen des Lesers gerückt; recht absichtlich sind die handelnden Personen aus einer niedrigern Classe genommen, und die Fesseln ihrer Verhältnisse nur durch den Umstand ihres Reichthums ein wenig erweitert und erleichtert worden. Hier hat nun der Dichter, wie es uns scheint, mit großer Kunst und der ihm eigenthümlichen Geisteskraft, das nicht leichte Problem gelößt, mit täuschender Wahrheit so viel ideale Schönheit, und mit willkührlicher Beschränkung so viel Freyheit zu paaren, als nur immer möglich war. Die Handlung selbst entwickelt sich mit voller Freyheit. Alles, was zu ihrer Möglichkeit vorausgesetzt wird, gehört in die Classe der gewöhnlichen Zufälligkeiten des menschlichen Lebens; aber die Hauptmomente der Handlung gehen von selbst und durch eine innere Nothwendigkeit aus der Verbindung jener wahrscheinlichen Voraussetzungen mit den Charaktern der handelnden Personen hervor . . . Die Charaktere der handelnden Personen hat der Dichter mit so viel Schönheit ausgestattet, als die Bedingungen der Handlung erlaubten. Zunächst mußten sie freylich so gewählt werden, daß die Handlung überhaupt möglich würde; aber unter allen Personen ist doch nicht eine, welcher − einige flüchtige Züge abgerechnet − nicht so viel sittliche Schönheit zugetheilt wäre, als jene Bedingung vertrug . . . Die schöne Mäßigung, welche in der Darstellung der Charaktere die schöpferische Kraft des Dichters beherrscht, und nicht das kleinste Verdienst eines fruchtbaren Geistes ist, zeigt sich nicht weniger in der Behandlung der Empfindungen und Leidenschaften . . . Anmuth, Lieblichkeit und schmelzende Rührung hat unser Dichter mehr vermieden als gesucht. Seine Muse hat mit verständiger Ueberlegung nach einem Lorbeer gegriffen, den nur wenige Deutsche gebrochen haben . . . Wenn uns nun in diesem Gedicht der das Ganze durchströmende männliche Geist, die sittliche Schönheit der Charaktere und die alles beherrschende Mäßigung der größten Lobsprüche werth scheint, so können uns doch diese Vorzüge nicht gegen die Mängel verblenden, durch welche die Ansprüche desselben auf den Ruhm eines vollendeten Kunstwerkes doch bis jetzt zurückgewiesen werden. Einer derselben ist ein Mangel von Verhältniß in den einzelen Parthien zum Ganzen. Die Beschreibung des Ganges der Mutter durch den Garten und das Feld im vierten Gesange hat, bey dem vollen Verdienste einer großen Anschaulichkeit, diesen Fehler einer unverhältnißmäßigen Ausdehnung, die bey einer Composition von so geringem Umfange nicht unbemerkt bleiben kann . . . In Rücksicht auf den Ausdruck der handelnden Personen ist hin und wieder ein Mangel an Einheit fühlbar, welcher vorzüglich aus der Einmischung homerischer Redensarten entspringt. Ueberhaupt ist im Ganzen eine etwas unerwartete Nachahmung der Vossischen Sprache überall sichtbar. Auch Göthe erlaubt es sich das Beywort dem Hauptworte nachzusetzen, welches wir bey bedeutungsvolleren Beywörtern nicht tadeln möchten . . . aber bey müßigen Beywörtern muß diese Freyheit noch immer bestritten werden. Von dieser Art ist . . . S. 26. „Brachte die Schinken hervor, die schweren.“ [II, 77] u. a. m.1) . . . Aber zwey Mängel sind es vorzüglich, welche diesem Gedichte zur Last fallen, Vernachlässigung des Ausdrucks und eine oft rauhe, oft kraftlose Versifikation. − Jener ist bisweilen platt, oft verworren und dunkel . . . Bey allen Freyheiten, die sich der Verfasser in Rücksicht auf die Sprache erlaubt hat, ist es ihm doch nicht gelungen, seine Verse richtig und wohlklingend zu machen . . . das können wir nicht unbemerkt lassen, daß dem Dichter sogar ein siebenfüßiger Hexameter − man erlaube uns dies contradictio in adjecto − entlaufen ist . . .2)

1

) Den gleichen Einwand erhob Klopstock; vgl. oben vor od. 12. Sept 1797: Klopstock an Böttiger. 2 ) Vgl. unten 23. Dez 1807: C. F. E. Frommann an Gries u. Rez. 23. Mai 1808.

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2. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 180): Von Herman und Dorothea las ich kürzlich eine Recension in der Nürnberger Zeitung,1) welche mir wieder bestätigt, daß die Deutschen nur fürs allgemeine, fürs verständige und fürs moralische Sinn haben. Die Beurtheilung ist voll guten Willens, aber auch nicht etwas darinn, was ein Gefühl des poetischen zeigte oder einen Blick in die poetische Oeconomie des Ganzen verrieth. Bloß an Stellen hängte sich der gute Mann und vorzugsweise an die, welche ins Allgemeine und Breite gehen und einem etwas ans Herz legen. 3. An Schiller (Br 13, 5): Wenn uns als Dichtern, wie den Taschenspie-

lern, daran gelegen seyn müßte daß niemand die Art, wie ein Kunststückchen hervorgebracht wird, einsehen dürfte; so hätten wir freylich gewonnen Spiel, so wie jeder, der das Publikum zum besten haben mag, indem er mit dem Strome schwimmt, auf Glück rechnen kann. In Herrmann und Dorothea habe ich, was das Material betrifft, den Deutschen einmal ihren Willen gethan und nun sind sie äußerst zufrieden. Ich überlege jetzt ob man nicht auf eben diesem Wege ein dramatisches Stück schreiben könnte? das auf allen Theatern gespielt werden müßte und das jedermann für fürtrefflich erklärte, ohne daß es der Autor selbst dafür zu halten brauchte. 5. [Nürnberg] Knebel an G (G−Knebel 1, 154): Ich habe Deinen Hermann und Dorothea diese Zeit wieder bei Holzschuher und den Seinigen vorgelesen.2) Sie haben uns den allermeisten Genuß verschafft. Kein Wort fiel ohngefühlt zur Erde. Wir lieben und bewundern dies herrliche Produkt einer seltenen Geistesintegrität. 6. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 9.1, 207): S t a d t e k l o g e 3) ist so übel nicht. Ich bin nach nichts neugierig, was [A. W.] Schl.[egel] schreibt, u. solte es auch selbst eine nageln. Theorie der Epopöe seyn. Eins von ihm möchte ich indeß doch wol wieder lesen, näml. ein Lob Göthens,4) das man gewiß für Satire nähme, wenn man dies von dem Anbeter denken könte. 12. An Knebel (Br 13, 17): Es freut mich daß du mein Gedicht nochmals

vorlesen wollen.5) Einer Gesellschaft von Freunden harmonische Stimmungen zu geben und manches aufzuregen was bey den Zusammenkünften der besten Menschen so oft nur stockt sollte von rechtswegen die beste Wirkung der Poesie seyn. 20. [Paris] W. v. Humboldt an Schiller (SNA 37.1, 228) . . . muß ich Ihnen doch Vossens Urtheil über den Herrmann sagen, das er Vieweg, Göthens Verleger, der jetzt hier ist, geäußert hat. Er hat gesagt, er habe anfangs geglaubt, dieß Gedicht werde seine Luise ganz vergessen machen; dieß sei zwar nicht der Fall, allein es habe einzelne Stellen, für die er seine Luise gern ganz hingeben würde. An dem Versbau lasse sich freilich noch immer viel tadeln, indeß sey es kein Wunder, daß er, der nun eine so große Uebung besitze, dieß besser verstehe, und immer seyen diese letzten Göthischen Hexameter bei weitem besser, als alle seine vorigen. So Vossisch dies Urtheil ist, und so ganz der 1

) Vgl. oben 12. Dez 1797. ) In Nürnberg im Hause seines Jugendfreundes. 3 ) Vgl. oben 22. Dez 1797: Böttiger an Klopstock. 4 ) Göthe. Ein Fragment v. A. W. Schlegel [richtig: F. Schlegel]. In: Deutschland, 1796, St. 2, 258−62. 5 ) Vgl. oben 5. Jan 1798: Knebel an G. 2

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totale Unterschied beider Gedichte darin übersehn ist, so ist es doch ein so complettes Lob, als man aus Vossens Munde nur erwarten konnte. Auch hat es mich für seine eigne Billigkeit gefreut.

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23. [Halberstadt] Gleim an J. H. Voß (GJb 1912, 22): Schlegels Posaune1) hab ich nicht gehört! Er und keiner wird mir meine Meinung ausreden! Mir ist unbegreiflich, wie man andrer Meinung seyn kann! Ich möchte jeden der die elenden Sechsfüßer gelesen hat, fragen: Wie lesen Sie denn? Welch eine Luise! Welch eine Dorothea! Luise Voß und Dorothea Goethe Schön, beyde, wie die Morgenröthe, Stehn da zur Wahl, Und Wahl macht Qual; Hier aber, seht! ist nichts zu quälen! Hier kann die Wahl nicht fehlen. Luise Voß ist mein, im Lied und im Idill, Die andre nehme, wer da will. Neulich laß ich aus dieser Dorothea eine Stelle bis über den Parnaß erheben und fand sie so platt, daß ein Blockbergsdichter sie hätte machen können. Sey’s, was es will, ich finde, daß der welcher Götter Helden und Wieland gemacht hat diese Dorothea auch zu machen boshaft genug gewesen sey!

[30.]2) An A. Hirt (Konzept; Br 13, 45f.): Wenn Herrmann und Dorothea in

Berlin eine gute Sensation machen, ist es mir sehr erfreulich.3) Berlin ist vielleicht der einzige Ort von dem man sagen kann daß ein Publikum b e y s a m m e n sey, und um so mehr muß es einen Autor interessiren wenn er daselbst gut aufgenommen wird. Febr 3. An Schiller (Br 13, 53): Zu leugnen ist es nicht daß Herrmann und Dorothea schon auf diese Natur gewirkt hat,4) und es ist wirklich sonderbar wie unsere junge Naturen das was sich von einer Dichtung durchs Gemüth auffassen läßt an sich reißen, nach ihrer Art reproduciren und dadurch zwar mitunter ganz was leidliches hervorbringen, aber auch gewöhnlich was man durch die ganze Kraft seiner Natur zum Styl zu erhöhen strebte, sogleich zur Manier herabwürdigen und gerade dadurch, weil sie sich dem Publiko mehr nähern, öfters einen größern Beyfall davon tragen als das Original, von dessen Verdiensten sie nur theilweise etwas losgerissen haben. 10. [Greifswald, Rez.]: Dz., Taschenbuch für 1798. Hermann und Dorothea, von J. W. Göthe . . . In: Neueste Critische Nachrichten, 10. Febr 1798 (Braun 2, 278−80): Derjenige unter unsern Dichtern, dem nur sehr wenige den Vorrang streitig machen können, und der, was das Bewundernswürdigste ist, mit gleichem Erfolge die verschiedensten Zweige der Dichtkunst bearbeitet, schenket uns hier ein episches Gedicht, dem

1

) A. W. Schlegels Rez. in der ALZ, vgl. oben 11.−13. Dez 1797. ) Konzept von Schreiberhand (kassiertes Mundum), am Schluß datiert 25. Dez 1797 (Br 13, 380). 3 ) Antwort auf oben 2. Dez 1797: A. Hirt an G. 4 ) Schiller hatte G am 30. Jan 1798 die Idylle Die Kapelle im Walde von Louise Brachmann zur Begutachtung geschickt (SNA 29, 198), die das 12. Stück der Horen (1797) eröffnete. 2

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nur der an die verwürzten Gerichte unserer abentheuerlichen Modeschriftsteller gewöhnte Gaumen keinen Geschmack abgewinnen, das aber auf unverdorbene und veredelte Gemüther unwiderstehlich wirken wird, so wie es die Forderungen der strengsten Kritik fast bis auf alle Kleinigkeiten befriedigt. Sollte wohl eine andere Nation zwei Gedichte haben, die so ganz von griechischem, von homerischem Geiste belebt sind, als dieses und Vossens Luise? Wiewohl die letztere kein eigentliches episches Gedicht ist, so haben beide doch die größte Aehnlichkeit durch Geist und Darstellung. Wir überlassen es dem Leser, die Schönheiten des Göthischen Gedichtes selbst zu genießen, zumal da bald nach der Erscheinung desselben ein einsichtsvoller, obgleich etwas zu enthusiastischer Kunstrichter in der allgemeinen Litteraturzeitung sich sehr damit beschäftigt hat,1) und schränken uns auf wenige Erinnerungen ein. Der Versbau, so schön er im Ganzen ist, erreicht doch nicht durchgehends den Voßischen; denn G. hat sich selbst einige Verstöße gegen die Quanität erlaubt . . . Eine Wendung brauchte der Dichter Vossen nach, deren wir doch auch erwähnen wollen; er setzt nämlich das Adjectiv mit dem Artikel hinter das Hauptwort, zu welchem es gehört, z. B. S. 4. Leider das überreinische Land, das schöne, verlassend.2) [I, 10; folgen weitere Beispiele] In den angeführten und manchen anderen Stellen scheint uns diese Wendung sehr erlaubt und von guter Wirkung. Allein da können wir sie nicht billigen, wo der Begriff des Beiwortes gar nicht hervorgehoben werden soll, oder wo der bloße Begriff des Hauptwortes nicht genug Bedeutung hat, um erst allein voraufgeschickt zu werden . . .3)

Febr 11. [Berlin] J. F. Unger an G (Unger 89): Ich glaube, daß Ihr Hermann und Dorothea eine zierlichere äußere Gestalt hätte haben müssen. Die Druckeinrichtung finde ich nicht für ein s o herrliches u. in seiner Art einziges Gedicht nicht [!] geschmackvoll genug. Dies habe ich Hrn. Vieweg auch selbst vorgestellt, u. er fand meine Gründe richtig; der Einband aber wird wohl Ihren Beifall gefunden haben? Ich weiß nicht wie es zuging, daß H. Vieweg, als er den Druck besorgte, für mich ein Geheimniß daraus machte. Hätte er dies nicht gethan, so glaube ich, würden meine Vorschläge in Absicht der Druckeinrichtung Eingang gefunden, u. diese mit seinen vielleicht noch vorzunehmenden Abänderungen vereinigt, hätten das äußere dieses erhabenen Kunstwerks reizender darstellen können. 23. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 210f.): Humboldt schreibt mir auch das Urtheil, welches Voß über Ihren Herrmann gefällt hat:4) er hat es von Vieweg, der jetzt in Paris ist. „Er habe gefürchtet, sagt Voß, der Herrmann würde sein Louise in Vergeßenheit bringen. Das sei nun zwar nicht der Fall, aber er enthalte doch einzelne Stellen, für die er seine ganze Louise hingeben würde. Daß Sie im Hexameter die Vergleichung mit ihm nicht aushalten könnten, sei Ihnen nicht zu verdenken, da dieß einmal seine Sache sey, aber doch findet er daß Ihre neuesten Hexameter viel vollkommener seyen“5) − Man sieht, daß er auch keine entfernte Ahndung von dem innern Geist des Gedichts und folglich auch keine von dem Geist der Poesie überhaupt haben muß, kurz keine allgemeine und freie Fähigkeit, sondern lediglich seinen Kunsttrieb, wie der Vogel zu seinem Nest und der Biber zu seinen Häusern. 24. [Halberstadt] Gleim an J. H. Voß (GJb 1912, 23): Gott! was giebts für Abderiten! Dorothea wird Elisen [Luise von Voß] vorgezogen, nicht von dem u n g e h e u r e n R e c e n s e n t e n [A. W. Schlegel], den meine ich nicht, der ist ein Ungeheuer, sondern von 1

) A. W. Schlegel in der ALZ, vgl. oben 11.−13. Dez 1797. ) Vgl. oben 6. Mai 1797: J. D. Sander an Böttiger u. 1798: Rez. in Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste. 3 ) Ähnliche Einwände s. vor od. 12. Sept 1797: Klopstock an Böttiger. 4 ) Vgl. oben 20. Jan 1798: W. v. Humboldt an Schiller. 5 ) Vgl. oben 24. Sept 1797: J. H. Voß an Gleim. 2

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sonst guten rechtschaffenen Leuten, wie diese an Luisen sich versündigen können, ist mir unbegreiflich! Könnt’ ich, so würd ich die Armen durch eine ernsthafte Vergleichung zurecht bringen, sie sind verkrüppelt; Es ist ein unangenehmes Geschäft, aber es würde, glaub ich, von großem Nutzen seyn! Wer’s übernähme, täte mir einen großen Gefallen, denn ich bin auf die Trompete [Gleims Neffe] Dorothea’s erschrekklich böse!

Febr 25. [Berlin] K. G. v. Brinckmann1) an Luise v. Berg (BG 4, 401): Ihre Kritik über Herrman u. Dorothea läßt mich beinah befürchten, daß Sie den Verfasser nicht so unbedingt wie ich für das größte Genie des Jahrhunderts halten, aber es ist unmöglich, daß er Ihnen nicht auch als einer der mächtigsten Heroen der Literatur erscheinen solte. 26. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 221): Der wackre Mellish2) ist einige Wochen hier gewesen. Er fing an, Göthes Hermann u. Dorothea in blank verses zu verenglishen.3) 28. An Schiller (Br 13, 83f.): Mein Gedicht scheint, wie ich aus diesen

Nachrichten sehe, ihm [J. H. Voß] nicht so wohltätig als mir das seine.4) Ich bin mir noch recht gut des reinen Enthusiasmus bewußt mit dem ich den Pfarrer von Grünau aufnahm, als er sich zuerst im Merkur sehen ließ, wie oft ich ihn vorlas, so daß ich einen großen Theil davon noch auswendig weiß, und ich habe mich sehr gut dabey befunden.5) Denn diese Freude ist am Ende doch productiv bey mir geworden, sie hat mich in diese Gattung gelockt, den Herrmann erzeugt und wer weiß was noch daraus entstehen kann. Daß Voß dagegen mein Gedicht nur se defendendo [in Selbstverteidigung] genießt thut mir leid für ihn, denn was ist denn an unserm ganzen Bischen Poesie, wenn es uns nicht belebt und uns für alles und jedes was gethan wird empfänglich macht. Wollte Gott ich könnte wieder von vorn anfangen und alle meine Arbeiten als ausgetretne Kinderschuhe hinter mir lassen und was bessers machen. März 14. An Schiller (Br 13, 92): Damit Sie sehen in welcher unmittelbaren Connexion unser liebes Weimar mit Paris steht, übersende ich Ihnen einige französische Blätter.6) Mir sind dergleichen Saalbaderische Ge1

) Der schwedische Diplomat und Schriftsteller hatte auf seiner Reise nach Paris am 18.−22. Febr in Weimar Station gemacht, wo er mit G und Schiller zusammentraf. 2 ) Joseph Charles Mellish of Blyth, engl. Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1798 Titularkammerherr in Weimar. 3 ) Vgl. unten 16. Apr 1798: Böttiger an Klopstock u. 2. Mai 1798: an Schiller. 4 ) Vgl. oben 23. Febr 1798: Schiller an G u. 6. Dez 1796: an J. H. Voß. 5 ) Auf den Beginn der dritten Idylle der Luise von J. H. Voß bzgl., s. oben 26. Okt 1796, Anm. Vgl. G an J. H. Voß 1. Juli 1795 (Br 10, 274): Ich habe besonders die dritte Idylle, seitdem sie im Merkur stand, so oft vorgelesen und recitirt, daß ich mir sie ganz zu eigen gemacht habe. 6 ) G übersendet neben J. J. Mouniers Lettre sur la Philosophie de Kant Johann Gottfried Schweighäusers Rez. Hermann und Dorothea. Poe¨me de M. Goethe. In: Magasin encyclope´dique Jg. 3, Bd 5, 216−28, Paris 1798 (abgedr. in Fambach 26−30); Ruppert Nr. 1951. Vgl. H. Meyer an G 12. Juni 1797 (SchrGG 34, 42): Herr Millin [der Hsg. Aubin Louis Millin] in Paris lasse sich Ihnen bestens empfehlen und für Ihr episches chefd’oeuvre bestens danken. Es sollen einige Stellen daraus im Magasin encyclope´dique

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meinplätze in der Natur zuwider. Die französische Sprache ist aber auch recht dazu gemacht, um die Erscheinung der Erscheinungen auszudrücken. Übrigens scheinen ihre Litteratoren so zahm als ihre Politik gewaltsam ist. März 14. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 219): Der Discours über Herrmann und Dorothea1) gefällt mir doch gar nicht übel, und wenn ich wüßte daß er von einem recht leibhaften Franzosen herrührte so könnte mich diese Empfänglichkeit für das Deutsche des Stoffes und das Homerische der Form erfreuen und rühren. 17. An Schiller (Br 13, 96): Den französischen Aufsatz über Herrmann

habe ich nun noch ihn denn auch von frieden seyn solle, schrieben hätte; es

einmal, und zwar mit Ihren Augen, angesehen und der Art gefunden daß man damit nicht ganz unzuja er wäre ein Wunder wenn ihn ein Franzos geist aber ein Deutscher wie ich wohl weiß.

[Apr [Paris] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 48f., 54, 58): In Rücksicht auf die Verse Anf.]2) muß ich noch einmal auf Ihren Hermann zurückkommen. Ich weiß nicht, ob Sie mit Brinkmann3) über Prosodie gesprochen haben; er ist aber sehr fest und geübt darin, und so wenig ich ihm auch gerade viel dichterisches Talent einräumen möchte, so hat er kein kleines Verdienst in der Reinheit und Leichtigkeit jeder Art der Versifikation. Er hat Ihren Hermann unglaublich studiert, und da ich in seinem Exemplar einige Verse angestrichen sah, so forderte ich ihn auf, das Gedicht einmal ganz durchzugehen, die prosodischen Kleinigkeiten, die ihm aufstoßen würden, anzumerken, und zu versuchen, wie man ihnen vielleicht durch leichte Versetzungen abhelfen könnte. Ich selbst will das nämliche tun, und wenn Sie erlauben, schicken wir Ihnen unser grammatikalisches Machwerk in kurzem. Da Sie mir ausdrücklich sagten, daß ich mir ein durchschossenes Exemplar halten möchte, so denke ich, ist Ihnen dies nicht unlieb . . . Die Anzeige Ihres Hermann im Magasin encyclope´dique haben Sie wohl gelesen. Sie war nicht übel. Sie ist vom jungen Schweighäuser4) . . . [Vieweg] will nun auch bald anfangen, die neue Auflage des Hermann zu drucken,5) vielleicht schicken Sie ihm einige kleine Aenderungen dazu. Apr

7. [Straßburg] J. G. Schweighäuser an G (Fambach 32): Ich erlaube mir Ihnen wegen einem Werke, an welchem Ihre ganze Nation mit Stolze hinaufsieht, insbesondere meine Bewunderung zu bezeugen. Wenn noch einige Rückerinnerung an die Zeit Ihrer hier zugebrachten Jugend . . . in ihrer Seele haftet, so wird Ihnen vielleicht der Ausdruck unsres Entzückens über dieses Werk, welches ich das Vergnügen hatte den edelsten und liebenswürdigsten hiesigen Gesellschaften zu wiederholten Malen vorzulesen, nicht ganz gleichgültig sein. Ich bin verwegen genug, Ihnen diese Empfindungen auszudrükken, und bedaure, daß ich dieselben in meinem französischen Aufsatze nicht noch stärker entwickeln konnte, weil meine Feder noch nicht so geübt ist, als ichs wünschte. Ich freue mich dieser Gelegenheit, den deutschen Musen und ihrem Herren zu huldigen.

übersetzt erscheinen. Am 21. März 1798 meldet Böttiger an G, daß das für Millin bestimmte Ex. von Hermann und Dorothea mit G’s Widmung nach Paris abgegangen sei (GSA 28/20 Bl. 117; 96/2627). 1 ) Von Schweighäuser im Magasin encyclope´dique s. voriges Z m. Anm. 2 ) Datierung nach RA: 10.[?] Apr 1798. 3 ) Vgl. oben 25. Febr 1798: K. G. v. Brinckmann an Luise v. Berg m. Anm. 4 ) s. oben 14. März 1798: an Schiller m. Anm. 5 ) D2; vgl. unten 1798 Juni 30.: Vieweg an G u. Juli 12.: an Vieweg.

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[Apr?]

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An J. G. Schweighäuser (Konzept; Br 13, 128): Sie haben mir durch Ihren Brief und durch das überschickte eine aus manchen Elementen zusammengesetzte Freude gemacht . . . So selten es ist einen wirklichen Einklang bey so viel Scheinbarem zu vernehmen so sehr muß er erfreuen wenn man ihn gewahr wird. Wie angenehm muß es uns seyn uns mit Ihnen in dem Fall zu befinden.

Apr 16. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 236): Hr. [J. C.] Mellish . . . läßt eine Uebersetzung von Goethes Hermann und Dorothea in Jamben oder b l a n k v e r s e s für seine Landsleute in Hamburg drucken.1) Er hat mir vor einiger Zeit die ersten 3 Gesänge vorgelesen. Er hat wacker mit seinem Original gekämpft, und seine Jamben klingen oft voller als die göthischen Hexameter. Doch vielleicht wissen Sie dieß alles schon durch seine eigene Feder.2) 19. [Paris] W. v. Humboldt an Schiller (SNA 37.1, 276−79): Endlich . . . kann ich Ihnen schicken, was ich Ihnen schon vor mehreren Wochen versprach3) . . . Sie werden finden, daß sie vorzüglich einen dreifachen Zweck hat: 1. das eigentliche Wesen der K u n s t ins Licht zu stellen; 2. von Göthe’s Eigenthümlichkeit Rechenschaft zu geben; 3. die Natur der epischen Dichtung zu ergründen, und zu zeigen, daß sie und die lyrische eigentlich die einzigen großen Hauptklassen sind, unter die sich alle übrigen bringen lassen. Wie ich diese Zwecke erreicht habe, darüber zu urtheilen, lege ich nun in Ihre und unsrer Freunde Hände. Wenn mir etwas gelungen ist, wenn ich das, was in dem Künstler in den Momenten seiner Begeisterung vorgeht, nicht ganz verfehlt habe, so bin ich es allein dem Glücke schuldig, Sie und Göthe oft und lange beobachtet zu haben . . . Göthen habe ich sie, ob sie gleich ihn selbst betreffen, nicht unmittelbar geschickt, weil ich es lieber mag, daß Sie erst sehen und urtheilen, und ihn, je nachdem es Ihnen vorkommt vorbereiten . . . Jetzt noch über den öffentlichen Gebrauch. Sie wissen, daß ich es anfangs für die Horen bestimmte, und auch noch möchte ich das. Wie ist aber das möglich. Es ist dreimal so lang als ein Horenstück . . . es ist mir so unter den Händen im Umarbeiten gewachsen, daß ich vorher nicht urtheilen konnte. Stücke daraus möchte ich schlechterdings nicht gedruckt wissen. Einer solchen Arbeit schadet das sehr. Die Hauptsache ist nun erst Ihr und Göthe’s Urtheil zu erfahren. Es fragt sich erst, ob Göthe es gern sieht, daß es, und daß es ganz so, wie es da ist gedruckt wird. Da es sein Werk betrift so richte ich mich hiernach streng nach ihm. Hernach bitte ich Sie mir zu sagen, ob Sie den Druck, ohne weitere Umarbeitung, für rathsam halten, oder ob die Arbeit Fehler hat, die diese nöthig machen. Sind es kleine Dinge, so ändern Sie diese wohl selbst ab. Daß Sie Freiheit zu allem haben, brauche ich nicht erst zu sagen. Sind Sie für den Druck, so wie ich nach der Art, wie ich die Sache jetzt ansehe, so hat mir schon Vieweg geäußert, daß er es nehmen will, und so ist da also keine Schwierigkeit . . . Das Inhaltsschema habe ich zu Ihrer Bequemlichkeit beigelegt. 28. An Schiller (Br 13, 126): Ich will nun auch Freund Humboldt antwor-

ten und ihn besonders ersuchen mit Brinkmann einen prosodischen Congreß über Herrmann und Dorothea zu halten,4) so wie ich Ihnen noch mehr dergleichen Fragen im allgemeinen vorzulegen gedenke. 1

) Vgl. oben 1798 Febr 26.: Böttiger an Klopstock u. unten Mai 2.: an Schiller. ) Ein entsprechender Brief von Klopstock ist nicht überliefert. 3 ) Das Ms. von Humboldts Abhandlung Ueber Göthe’s Herrmann und Dorothea; ED als 1. Teil von Humboldts Ästhetischen Versuchen. Braunschweig: Vieweg 1799. Schiller erhielt die Sendung am 12. Mai; vgl. unten 16. Mai 1798 m. Anm. − Datierung der Abhandlung in ED: Paris, im April 1798. 4 ) Vgl. oben Anfang Apr 1798: W. v. Humboldt an G. 2

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[Berlin] Novalis, Blüthenstaub (Athenaeum I 1, 103f.): Wie wünschenswerth ist es nicht, Zeitgenoß eines wahrhaft großen Mannes zu seyn! Die jetzige Majorität der kultivirten Deutschen ist dieser Meynung nicht. Sie ist fein genug, um alles Große wegzuläugnen, und befolgt das Planirungssystem. Wenn das Kopernikanische System nur nicht so fest stände, so würde es ihnen sehr bequem seyn, Sonne und Gestirn wieder zu Irwischen und die Erde zum Universum zu machen. Daher wird Goethe, der jetzt der wahre Statthalter des poetischen Geistes auf Erden ist, so gemein als möglich behandelt und schnöde angesehn, wenn er die Erwartungen des gewöhnlichen Zeitvertreibs nicht befriedigt, und sie einen Augenblick in Verlegenheit gegen sich selbst setzt. Ein interessantes Symptom dieser direkten Schwäche der Seele ist die Aufnahme, welche Herrmann und Dorothea im Allgemeinen gefunden hat.

2. An Schiller (Br 13, 135): Die englische Übersetzung meiner Dorothea

welche Herr Melish unternommen hat ist, wie er mir gestern sagte, fertig, er will mir die vier ersten Gesänge zeigen die er mit hat.1) Ich selbst kann so was gar nicht beurtheilen, ich will veranlassen daß Schlegel sie zu sehen kriegt, der das Verhältniß beyder Sprachen mehr studirt hat. 15. An Knebel (Br 13, 145): Habe ich in Herrmann und Dorothea mich näher an die Odysse gehalten . . .2) 16. An Schiller (Br 13, 149): Von einer unerwartet erfreulichen Novität3) habe ich keine Ahndung noch Muthmaßung, doch soll sie mir ganz willkommen seyn. 18. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 237f.): . . . die Novität von der ich Ihnen schrieb und worüber ich Sie nicht in eine zu große Erwartung setzen will ist ein Werk über Ihren Herrmann, von Humboldt mir in Mscrpt zugeschickt. Ich nenne es ein Werk, da es ein dickes Buch geben wird, und in die Materie mit größter Ausführlichkeit und Gründlichkeit eingeht. Wir wollen es, wenn es Ihnen recht ist mit einander lesen, es wird alles zur Sprache bringen, was sich durch Raisonnement über die Gattung und die Arten der Poesie ausmachen oder ahnden läßt. Die schöne Gerechtigkeit die Ihnen darinn durch einen denkenden Geist und durch ein gefühlvolles Herz erzeigt wird muss Sie freuen, so wie dieses laute und gründliche Zeugniß auch das unbestimmte Urtheil unsrer deutschen Welt leiten helfen, und den Sieg Ihrer Muse über jeden Widerstand, auch auf dem Wege des Raisonnements entscheiden und beschleunigen wird . . . Was mich aber besonders von ihm [Cotta] zu hören freute ist die Nachricht die er mir von der ungeheuren Ausbreitung Herrmanns und Dorotheas gab. Sie haben sehr recht gehabt, zu erwarten, daß dieser Stoff für das deutsche Publicum besonders glücklich war,4) denn 1

) Erst am 9. Apr 1800 erbat J. C. Mellish im Brief an Schiller das Manuskript der Übersetzung zurück (SNA 38.1, 243): Bitten Sie den Göthe, nebst vielen freundschaftlichen Empfehlungen von mir, mir seine Bemerkungen über meine Uebersetzung zu geben, und schicken Sie mir gleich wieder Manuscript. Eine 1801 in Aussicht stehende Publikation kam nicht zustande; vgl. unten 20. Mai 1801: J. C. Mellish an G. 2 ) Vgl. in „Achilleis“: an Knebel gD, EGW 1, 7. 3 ) Betr. Humboldts Abhandlung, die er Schiller am 19. Apr 1798 zugesandt hatte (s. d.). Vgl. auch Schiller an G 15. Mai 1798 (SNA 29, 236): . . . behalte ich biß dahin eine ganz neue und unerwartete Novität zurück, die Sie sehr nahe angeht und die Ihnen viel Freude machen wird, wie ich hoffe. Vielleicht errathen Sie sie aber. 4 ) Vgl. oben 3. Jan 1798: an Schiller; vielleicht auch auf vorangegangene Gespräche bezogen.

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er entzückte den deutschen Leser auf seinem eigenen Grund und Boden, in dem Kreise seiner Fähigkeit und seines Interesse, und er entzückte ihn doch wirklich, welches zeigt, daß nicht der Stoff sondern die dichterische Belebung gewirkt hat. Cotta meint, Vieweg hätte eine wohlfeile schlechte Ausgabe gleich veranstalten sollen, denn er sei sicher, daß bloß in Schwaben einige Tausende würden abgegangen seyn.

Mai 19. An Schiller (Br 13, 151): Humboldts Arbeit1) erwartete ich wirklich

21.2) 22. 23. 24.

24. 25.

nicht und freue mich sehr darauf. Um so mehr als ich fürchtete daß uns seine Reise [nach Paris] seinen theoretischen Beystand, wenigstens auf eine Weile, entziehen würde. Es ist kein geringer Vortheil für mich daß ich wenigstens auf der letzten Strecke meiner poetischen Laufbahn mit der Kritik in Einstimmung gerathe. [Jena] Gegen Abend bey Schiller, den Humboldtischen Aufsatz über das Epische Gedicht angefangen. [Jena] Abends bey Schiller fortsetzung der Humboldtischen Abhandl[ung] . . . [Jena] Abends bey Schiller fortsetzung des Humboldtischen Aufsatzes. Und bey Gelegenheit desselben viel über das epische Gedicht . . . [Jena] An Schiller (Br 13, 154): Heute Mittag bin ich in Ihrer Nachbarschaft zu Gaste, alsdann komm ich um die gestrige Lectur und Unterhaltung fortzusetzen. [Jena] Abends bey Schiller, der Humboldt[ische] Aufsatz fortgesetzt. [Jena] Abends . . . bey Schiller. Humboldts Abhandlung fortgesetzt.

25. [Jena] Schiller an Körner (SNA 29, 238): Goethe ist seit 8 Tagen wieder hier und wird noch wohl einen Monat bleiben. Ein Manuscript von Humboldt über Herrmann und Dorothea, welches eine ausführliche Analysis nicht nur dieses Gedichts sondern der ganzen Gattung zu der es gehört samt allen Annexis enthält, beschäftigte uns indessen sehr, weil es die wichtigsten Fragen über poetische Dinge zur Sprache bringt. 26. [Jena] Abends bey Schiller den Humboldtischen Aufsatz fortgesetzt. 27. [Jena] Abends bey Schiller. Fortsetzung von dem Humboldtischen Auf-

satz. [Juni [Altona] A.[ugust] H.[ennings, Rez.:] Herrmann und Dorothea von Göthe. Ein episches Anf.]3) Gedicht und Taschenbuch (Der Musaget. Ein Begleiter des Genius der Zeit, 2. St. 1798, 94/111): . . .4) Dieses wäre denn das Gedicht, welches man Voßens vortreflicher Luise hat zur Seite stellen wollen. Wie ungleich im Wohlklang des Versbaus, im Reitze der 1

) s. voriges Z. G und Schiller lasen vom 21.−27. Mai die Abhandlung zum großen Teil gemeinsam, den letzten Teil las G allein; s. folgende Z u. unten 16. Juli 1798: an W. v. Humboldt. 2 ) Vgl. Z in „Achilles“ 21.−26. Mai 1798, EGW 1, 9; in „Ueber epische und dramatische Dichtung“ 21.−26. Mai 1798, EGW 4, 125f. 3 ) Die Zeitschrift erschien vierteljährlich, Datierung der Anm. des Verlegers im 1. St. 1798: 1. März 1798, im 3. St.: 1. September 1798, so daß davon auszugehen ist, daß das 2. St. Anfang Juni 1798 erschien. 4 ) Vorausgehend eine der Kritik entsprechende banalisierende Zusammenfassung des Inhalts.

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Erfindung, in rührenden Characteren und Empfindungen! Wie liebt man alles in Voßens Luise, wie mögte man alles so um sich haben, wie alles so sehen! Wie lieblich sind die Gemählde, wie veredelt wahre Natur, wie ungekünstelt herbei geführt die Begebenheit, und doch wie anziehend, wie überraschend. Der Herr von Göthe giebt Natur, aber er mahlt nicht; er erzählt, aber er dichtet nicht. Seine Schwätzer schwatzen wahres Geschwätz. Nicht ein Character ist liebenswürdig, ist wahrhaft interessant. Fast alle sind fehlerhaft und zurükstoßend. Die in dem Tone eines redseligen Nestors beygebrachten Moralen oder Gemeinsprüche sind ein unaufhörliches Gewebe das ganze Gedicht hindurch. Die Begebenheiten entstehen alle wie ein Deus ex machina, keine ist natürlich . . . Die Anlage und Ausführung dieses kleinen Gedichts zeigen unverkennbar, daß der Dichter sich weder Zeit gelassen hat, seinen Plan richtig durchzudenken und zu ordnen, noch der Bearbeitung durch die Wahl dichterischer Charactere, und die Feinheit der Gefühle einen poetischen Werth und ein wahres Interesse zu geben. Er hat es hinreichend geglaubt, seine Phantasie mit Dichter-Talent und einer gewissen, durch Uebung erhaltenen Vertraulichkeit mit dieser Sprache fortlaufen zu lassen, ohne mit der Schnelle des Genies das Regelmässige sich und andern zum Gesez aufzustellen, oder dem geläuterten Geschmak zu huldigen. Es ist, um ein grosser Mahler zu seyn, nicht hinreichend, Colorit und selbst Zeichnung in seiner Macht zu haben, man muß Ordnung, Harmonie, Geschmak in eine große Composition zu vereinigen wissen, um ein gefälliges Gemählde zu liefern. Sonst kann man freilich nicht sagen, non est pictum, aber man kann, wie Tartini ienem Violin-Künstler, sagen, es ist schön; aber es sagt mir nichts. Und in Herrmann und Dorothea ist nicht einmal alles gemahlt; bey weitem nicht alles schön. Man kann nicht umhin, bey dieser Erscheinung auch in Ansehung des Aeussern einige Auffallenheiten zu bemerken, Luise ist in gewöhnlicher Buchgestalt mit typographischem Schmuk gedrukt . . . Herrmann und Dorothea sind in Almanachs- oder Weihnachtsgeschenk-Form mit Umschlägen oder Einbindungen aller Art erschienen, und mit großen Lettern in den Zeitungen angekündiget worden. Besser würde es gewesen seyn: Weniger Epheu und mehr Geist! Auffallender aber noch, als die Verleger-Ausstaffirung, ist die Recension einer in der Litteratur unerheblichen Spielerei in der allgemeinen Litteratur-Zeitung, die schon am 12ten Dezember 1797 erschienen und so ansehnlich ist, wie sie noch keinem Werke eines unsterblichen Meisters zu Theil geworden. Sie übertrifft beynahe das Gedicht an Grösse. Voran gehet eine Epopöe über das Epos, wobey man ganz den ruhigen Ton vermißt. Dann folgt eine Vergötterung des Taschenbuches. Anders kann man die Recension nicht ansehen; denn, wenn Homer der göttliche heißt, welchen Namen verdient denn der, welcher einzig ein ihm zur Seite zu stellendes Ganzes dichtete, wogegen Homer nur Rhapsoden sang? . . . Viele und nicht gemeine Leser haben . . . Göthens Gedicht für eine Posse gehalten, um Vossens Luise lächerlich zu machen. Und wahrlich, wenn wir Vergleichungen anstellen wollen, welches sehr gerne unterbleiben kann, so ist es kein Wunder, wenn Goethens Nachahmung als die Carricatur eines trefflichen Originals erscheint, wo dort rumort, und hier für eine griechische Gesellschaft gedichtet wird.

Juni

6. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 9.1, 248): Vieweg hat an Göthes Hermann und Dorothea gewiß einen Verlust von 1000 Rth. 8. [Halle] F. A. Wolf an F. Schlegel (Reiter 1, 252): Denken Sie, der Mensch [A. Lafontaine] hat sich vom H e r m a n n verlauten laßen, so ein Gedicht mache er, wenn er sich zu dergl. herabließe, in 3 Wochen! Kann man die Unverschämtheit höher treiben?1)

1

) Das Gerücht gibt entstellt wieder was J. D. Sander, der im Juli 1797 bei Lafontaine zu Besuch gewesen war, am 5. Jan 1797 Böttiger berichtete: Ich hatte Lafontaine’n Aushängebogen von Herrmann u. Dorothea mit nach Halle gebracht. Er fand mich morgens früh mit einem Briefe an meine Sophie beschäftigt u. sagte: „ich werde auch an Ihre Frau schreiben. Ich muß doch einmal versuchen, ob ich auch wohl Hexameter

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Juni 20. [Rastatt] J. I. v. Gerning an G (SNA 37.2, 406): Dank für Ihr herziges wiederum Einziges Herrmanns Stück! − Die Stuttgarder Musenfreunde waren noch voll von Ihnen,1) und Danecker und sein Sapphochen2) grüßen Sie. 27. [Jena] Schiller an W. v. Humboldt (SNA 29, 244): Ihre Schrift . . . war mir in der That eine ganz überraschende Erscheinung . . . Der Gedanke, an Göthens Gedicht die Gesetze der epischen, ja der ganzen Poesie überhaupt zu entwickeln, ist sehr glücklich, und eben so gut gewählt war dieses Produkt, um Göthens individuelle Dichternatur daran zu zeigen. Denn wie Sie selbst sagen, in keinem Gedichte erscheint die poetische Gattung und die epische Art so rein und so vollständig als hier, und in keinem hat sich Göthens Eigenthümlichkeit so vollkommen abgedruckt. Man erweißt Ihnen bloß Gerechtigkeit, wenn man sagt, daß noch kein dichterisches Werk zugleich so liberal und so gründlich, so vielseitig und so bestimmt, so kritisch und so aesthetisch zugleich beurtheilt worden ist. Und das konnte auch gerade nur durch eine Natur geschehen, wie die Ihrige, die zugleich so scharf scheidet und so vielseitig verbindet . . . Der Gesichtspunkt, den Sie genommen haben, um dem geheimnißvollen Gegenstande, denn das ist doch jedes dichterische Wirken, mit Begriffen beizukommen, ist der freiste und höchste, und für den Philosophen, der dieses Feld beherrschen will, ist er ohne Zweifel der geschickteste. Aber eben wegen dieser philosophischen Höhe ist er vielleicht dem ausübenden Künstler nicht bequem, und auch nicht so fruchtbar, denn von da herab führt eigentlich kein Weg zu dem Gegenstande.3) 30. [Weimar] An Schiller (Br 13, 198f.): Ihr Schreiben an Humboldt4) ist

zwar recht schön und gut, doch wird es dem Freunde nicht ganz erquicklich seyn, denn es druckt nur allzusehr aus: daß diese Arbeit5) nicht ganz in unsere gegenwärtigen Umstände eingreifen konnte. Sie haben einen recht wichtigen Punct berührt: die Schwierigkeit im praktischen etwas vom theoretischen zu nutzen. Ich glaube wirklich daß zwischen beyden, sobald man sie getrennt ansieht, kein Ve r b i n d u n g s m i t t e l statt finde, und daß sie nur in so fern verbunden sind, als sie von Haus aus verbunden wirken, welches bey dem Genie von jeder Art statt findet6) . . . wobey unser Freund Humboldt gelobt werden machen kann, wie Göthe.“ Etwa in 20 Minuten kam er wieder, u. brachte mir das Blättchen (Die Briefe Johann Daniel Sanders an Carl August Böttiger. Hsg. von Bernd Maurach. Bd 2. Bern u. a. 1990, 122f.). 1 ) Auch in Erinnerung an G’s Vorlesung von Herrmann und Dorothea am 5. Sept 1797 im Hause von Rapp (s. d. mit Anm.). 2 ) Dannecker arbeitete zu dieser Zeit an einer Statuette einer liegenden Sappho. 3 ) Das Folgende s. in „Ueber epische und dramatische Dichtung gD, EGW 4, 126. 4 ) Schiller an W. v. Humboldt 27. Juni 1798 (SNA 29, 244−49). Vgl. Schiller an G 28. Juni 1798 (SNA 29, 249): An Humboldt geht heute mein Brief ab, die Abschrift lege ich bey, soweit sie sein Werk betrifft. Da ich es nicht vor Augen hatte, und mir diese Gedankenrichtung überhaupt jetzt etwas fremd und widerstrebend ist, so habe ich nur in generalibus bleiben können. Sie werden in Ihrem Briefe für das weitere schon sorgen. Vgl. ferner Schiller an G 25. Juni 1798: In ein Detail kann ich mich dießmal nicht einlaßen, besonders da ich das Mscrpt nicht habe, welches in Ihrer Verwahrung ist. (SNA 29, 243). G hatte sich zuvor das Ms. von Schiller erbeten (s. G an Schiller 11. Juni 1798, Br 13, 172). 5 ) W. v. Humboldts Über Göthes Hermann und Dorothea, s. oben 19. Apr 1798: W. v. Humboldt an Schiller m. Anm. u. 18. Mai 1798: Schiller an G. 6 ) Folgen Anm. zum Ertrag für den Werkplan Tell (vgl. oben 30. Okt 1797: Schiller an G), s. „Tell“: an Schiller gD.

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soll, daß er mir durch die ausführliche Darlegung der Eigenschaften des ersten das weite Feld deutlich gezeigt hat in welches hinein ich das zweyte [Tell] spielen kann. Juni 30. [Berlin] J. F. Vieweg an G (Scheibe 1961, 295f.): Ew. Hochwohlgebohren erlaubten mir von „Herrmann und Dorothea“ eine Oktav-Ausgabe zu drucken, welche ich nun anfangen zu laßen wünsche und deshalb ergebenst anfrage: ob dieser neue Abdruck1) nach der ersten Ausgabe geschehen kann, oder ob ich dazu Veränderungen zu erwarten? Ein im Reiche erschienener Nachdruck dieses Gedichts und das unglükliche Zusammentreffen verschiedener Umstände, habe[n] meine Erwartungen die ich hatte und bei solchem Aufwande haben mußte, empfindlich getäuscht. Her O.[ber]K.[onsistorial]R.[ath] Bötticher, der eben in Leipzig war, wird mir dies gern bezeugen und so glaube ich Ew. Hochwohlgebohren mir so gütig geäusertes Wohlwollen nicht zu verliehren, wenn ich Sie um die Verlängerung meines Verlagsrechts ergebenst bitte, das nach unserem Übereinkommen Michael Meße 1799 aufhörte. Wären Ew. Hochwohlgebohren auch geneigt mir als Anhang zu diesem neuen Abdruck, den einiger Ihrer Elegien zu erlauben, so würde mir diese Vermehrung des inneren Gehalts, besonders in Rüksicht des Nachdrucks, sehr wohltätig werden und ich das dafür zu bestimmende Honorar mit Vergnügen zahlen. Juli2) ⎯ [A. W. Schlegel:] Fragmente (Athenaeum I 2, 4): Manche haben es in Herrmann und Dorothea als einen großen Mangel an Delikatesse getadelt, daß der Jüngling seiner Geliebten, einer verarmten Bäurin, verstellter Weise den Vorschlag thut, als Magd in das Haus seiner guten Eltern zu kommen. Diese Kritiker mögen übel mit ihrem Gesinde umgehen. ⎯ [A. W. Schlegel:] Fragmente (Athenaeum I 2, 71): Noch ehe Hermann und Dorothee erschien, verglich man es mit Vossens Luise; die Erscheinung hätte der Vergleichung ein Ende machen sollen; allein sie wird jenem Gedicht immer noch richtig als Empfehlungsschreiben an das Publikum mit auf den Weg gegeben. Bey der Nachwelt wird es Luisen empfehlen können, daß sie Dorotheen zur Taufe gehalten hat. 12. An J. F. Vieweg (Konzept; Br 13, 203):3) Ich leugne nicht daß ich, bey

unserer Abrede, mir eine Octavausgabe gleichzeitig mit der in Duodez dachte, wenigstens erwartete ich sie auf der Ostermesse. Nun aber will ich auch nicht dagegen seyn daß Sie solche noch nachbringen, und wünsche daß sie Ihnen einigen Vortheil gewähre. Wahrscheinlich nehme ich das Gedicht in Bezug auf eine zweyte Ausgabe sobald nicht wieder vor,4) wie ich denn auch gegenwärtig keine Veränderungen mittheilen könnte, doch möchte ich nicht ausdrücklich Ihr Verlagsrecht verlängern,5) da so manche Umstände eintreten können unter welchen man nicht gebunden zu seyn wünscht. 6 16. ) An W. v. Humboldt (Konzept; Br 13, 214f.):7) Bey meiner Ankunft hier überraschte mich Schiller mit Ihrem Aufsatze über Herrmann und Do1

) D2 (Hagen Nr. 243). ) Bd 1, H. 2 der Zs. Athenaeum erschien im Juli 1798. 3 ) Antwort auf Viewegs Brief vom 30. Juni 1798 (s. d.). 4 ) Dies geschah erst 1806/07 für den Druck von Ausg. A, s. unten Z zu 1805. 5 ) Vgl. oben 16. Jan 1797: G an J. F. Vieweg, ferner unten 24. Mai 1825. 6 ) Lt. Briefverzeichnis am 20. Juli 1798 abgesandt (Br 13, 434). Vgl. „Achilleis“ gD, EGW 1, 9. 7 ) Der Brief war in großer Zerstreuung entstanden (an Schiller 15. Juli 1798, Br 13, 2

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rothea,1) wir lasen den größten Theil zusammen und, nachdem wir verschiednemal unterbrochen worden, habe ich den Schluß für mich allein gelesen und nach Anleitung des I n h a l t s und der Ü b e r s i c h t manche einzelne Theile wiederholt, und nun sey Ihnen dafür sogleich der schönste und beste Dank gesagt. Daß Sie Ihre Theilnahme für mich und meine Arbeiten auch mit in das merkwürdige Land [Frankreich] nehmen würden, durfte ich hoffen, daß Sie aber ein so fortgesetztes Nachdenken meinem Gedichte widmen sollten, daß Sie sich entschließen könnten, eine so große Arbeit als diese Entwicklung ist in einer Zeit zu unternehmen, die Ihnen so mannigfaltige andere Genüsse anbot, konnte ich auch nicht zum fernsten ahnden, und diese Erscheinung ist mir nun um so erfreulicher, als sie mir beweist, wie innig Sie der Kunst, Ihrem Vaterlande und Ihren Freunden angehören. Ich will Ihnen gern gestehen, daß mich Ihr Studium meines Gedichtes, wenn Sie auch nicht ganz so günstig davon zu urtheilen geneigt gewesen wären, doch beschämt haben würde, wenn ich nicht zugleich gedächte, daß es Ihnen mit angehört und Sie also eine Art von Neigung, wie zu einer eignen Arbeit, gegen dasselbe fühlen müssen. Es ist nicht eine Höflichkeit, die ich hier sage, denn Sie wissen selbst, wie sehr wir in dem Kreise, in dem wir nun schon eine Zeit lang zusammen leben, uns wechselseitig auszubilden unaufhörlich gearbeitet haben. Juli 28. An Schiller (Br 13, 232): Aufrichtig . . . will ich gestehen daß ich nicht sehe, wie es möglich seyn soll eine Revision seiner [W. v. Humboldts] Arbeit, wie er sie vorschlägt, zu veranstalten.2) Denn wenn Sie, nach Ihrer Vorstellung, daran zu rücken anfangen, so wird ja das Gebäude mehr geregt, als daß es in allen seinen Fugen bleiben könnte. Nach meiner Vorstellungsart ließe sich so etwas kaum durch Gegenwart und Gespräch leisten.

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⎯ [Kiel, Rez.] Ta. [J. K. F. Manso]: Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe . . . (Neue allgemeine deutsche Bibliothek. 44. Bd, 1. St., H. 1, 29−31): In einem berühmten kritischen Blatte ist dieß kleine Gedicht der Ilias an die Seite gesetzt, und als das Muster, von welchem die Theorie der epischen Dichtungsart abzuziehen sey, betrachtet worden.3) Eine unserer neuesten Zeitschriften4) hat es, wir mögen selbst nicht sagen 206). Auch Schiller bekannte, er habe nicht mehr die ganze Aufmerksamkeit darauf wenden können (Schiller an G 16. Juli 1798, SNA 29, 252). Vgl. folgendes Z. 1 ) s. oben 18. Mai 1798: Schiller an G. 2 ) Vgl. oben 19. Apr 1798: W. v. Humboldt an Schiller. Auch Schiller kam dies etwas ungelegen, zudem empfand der das Korrigieren in fremden Arbeiten als eine ebenso undankbare als schwierige Arbeit (Schiller an G 27. Juli 1798, SNA 29, 258). Zu einer detaillierten Kritik der Schrift durch Schiller kam es nicht mehr. Er sandte das Ms. am 13. Aug 1798 an J. F. Vieweg (SNA 29, 261). 3 ) Bzgl. auf A. W. Schlegels ALZ-Rez, vgl. oben 11.−13. Dez 1797. 4 ) Vermutlich die seit 1798 in Altona erscheinende, von A. Hennings hsg. Zs. Musaget. Ein Begleiter des Genius der Zeit, s. oben Hennings Rez. Anfang Juni 1798.

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wie, und in welchem Tone behandelt, und es unwürdig gefunden, auch nur von ferne mit Vossens Luise verglichen zu werden. In einer unserer bekannten Bibliotheken1) erhält das Ganze ein gerechtes; aber mäßiges Lob, und einzelne Stellen erfahren einen bescheidenen Tadel. Einer eigenen, diesem Gedichte gewidmeten und bereits angekündigten Schrift von Hrn. von Humbold2) sehen wir noch entgegen. Unter solchen Umständen, die zum Theil deutlich verrathen, daß sich noch etwas anders, als unbefangene Wahrheitsliebe, in die Beurtheilung des Göthischen Werkes eingemischt habe, und der eigentliche Zeitpunkt für die Würdigung desselben noch nicht erschienen sey, hält der Rec. es für eben so unnütz als anmaßend, irgend ein Wort, das einem Urtheile ähnlich sehe, auf die Schale der Kritik zu legen, und begnügt sich bloß, den Eindruck, den es bey nochmaligem Lesen auf ihn gemacht hat, ohne allen Anspruch auf rechtliche Gültigkeit, anzuzeigen. Er hat die Geschichte an sich, weder in ihrer Anlage, noch in ihrer Auflösung interessant; aber er hat die Wahl des Gegenstandes glücklich gefunden. Eine Begebenheit, die so genau mit den wichtigsten Ereignissen unserer Tage verbunden und gewissermaßen aus ihnen hergeleitet ist, erweckt durch sich schon Aufmerksamkeit, und sie wird sicher Theilnahme erregen, wenn ein philosophischer Dichter sie ausführt. In dieser Ausführung und Behandlung liegt auch wirklich, nach der Empfindung des Rec., ein großer Theil von dem eigenthümlichen Reize, der dieses Gedicht schmückt . . . Ein andres Verdienst des Gedichts sind die Charakterzeichnungen, denen es bey dem beschränkten Umfange desselben, weder an Mannichfaltigkeit noch an Eigenthümlichkeit fehlt. Der Verf. versteht die nicht leichte Art, seinen Personen unaufhörlich Gelegenheit zur Entwickelung ihrer Denkungsart und Gesinnungen zu geben, und übt sie mit vielem Glücke aus. Fast das ganze Gedicht ist, wie die Ilias ein fortlaufender Dialog, und wie dort die Handlung größtentheils mit und durch ihn zu Stande kömmt, so vollendet er sie fortschreitend, auch hier. Der siebente und neunte Gesang zeichnen sich von der Seite vorzüglich aus. Neues Vergnügen gewährt die Sprache. Auch sie strebt hinan zu der Einfalt der heroischen, und erreicht sie, in sofern es bey dem verschiedenen Genius beyder Sprachen, und den nicht minder von einander abweichenden Sitten unsers und des heroischen Zeitalters möglich ist. Ohne Mühe schmiegt sie sich allen Verhältnissen, Empfindungen und Affekten an, und erscheint überall als die folgsame Tochter des durch sie sich mittheilenden Genius. Ob Luise oder Herrmann und Dorothea vorzüglicher sey, − wer mag es entscheiden, und wozu bedürfte es der Entscheidung? Der Rec. gesteht unverholen, daß die patriarchalische Einfalt, die sich in dem Vossischen Gedichte so mannichfaltig und schön offenbart, ihn mit stärkeren Banden anzieht, als das bunte Leben des Göthischen . . . aber er bescheidet sich gern, daß sein Geschmack einseitig sey, und ein andrer Gesichtspunct eine andre Schätzung erzeugen könne. Weniger Widerspruch dürfte vielleicht sein Urtheil über den metrischen Werth beyder Gedichte erfahren. Der göthische Hexameter dünkt ihn eine leichte, gefällige, oft nicht ganz richtige Melodie; der vossische dagegen eine reine, edle und mit dem Gegenstand selbst auf das Genaueste übereinkommende Harmonie.

Febr 22. [Weimar] Böttiger an Joh. v. Müller (Maurer-Constant 1, 307): Sonderbar, daß über sein [G’s] letztes Gedicht: Hermann und Dorothea der ästhetische Commentar uns erst von Paris kommen mußte. Denn dort schrieb August [recte: Wilhelm] von Humboldt . . . seine so eben in Berlin erschienenen, auf Kantische Principien gegründeten Beurtheilungen. März 15. (s. „Achilleis“: an Knebel gD, EGW 1, 11)

1

) Vgl. oben 1798: Rez. in Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. 2 ) Vgl. oben 19. Apr 1798: W. v. Humboldt an Schiller m. Anm.

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7. [Jena] An H. Meyer (Br 14, 81): Die Viewegischen Exemplare von Her-

mann und Dorothea1) schicken Sie mir doch hierher, damit ich sie beschaue ehe ich sie an Freunde austheile. 12. [Jena] An Christiane (Br 14, 91): Ich schicke dir von Herrmann und Dorothea zwey Exemplare, eins für die Mutter und eins für dich, lasse aber deins nicht durch viele Hände gehen, indem ich dir wenns beschmutzt ist keins so leicht wieder schaffen kann . . . 24. [Frankfurt] Elisabeth Goethe an G (Köster 443f.): Sage meiner Lieben Tochter vielen und hertzlichen Danck, vor das vortrefliche Exemplar von Herrmann und Dorothea − das Werck verdint solche verschönerungen − denn es ist ein Meisterstück ohne gleichen! Ich trage es herum wie die Katze ihre Jungen − biß Sontag nehme ich es mit zu Stocks − die werden krehen und jublen . . . Übrigens freue ich mich, daß du wieder in oder um Jena bist − da gibts wieder so einen Hermann − oder der gleichen . . . 26. (s. „Achilleis“: an W. v. Humboldt gD, EGW 1, 14) 26. [Eutin] J. H. Voß an seinen Sohn Heinrich (Voß Briefe 3.1, 206): [F. A.] Wolfs Wohlgefallen an Hermann und Dorothea begreife ich, und begreife es nicht. Sei vorsichtig, nicht deines Vaters Luise und sein Urtheil gegenüber zu stellen. Juli 10. [Weimar] An J. Dalton2) (Konzept; Br 14, 130): Ich lege meine letzte

Aug

Arbeit bey, welche durch einen Ihrer Landsleute, der sich in unserer Nachbarschaft aufhält, übersetzt worden ist.3) Sollte ich in dieser oder in einer ähnlichen Art wieder etwas publiciren; so werde ich es mit Vergnügen mittheilen . . . 5. An J. F. Unger (Br 14, 144): Mit Herrn Vieweg hatte ich bisher alle Ursache zufrieden zu seyn, indem er seine Obliegenheiten gegen mich pünctlich erfüllt hat; aber das kann ich nicht loben, daß er Herrmann und Dorothea als den ersten Band einer neuen Sammlung verkauft, worüber zwischen uns keine Abrede getroffen worden.4)

1

) Freiex. von D2 (Hagen Nr. 243). Vgl. H. Meyer an G 4. Mai 1799: V i e w e g habe vier oder fünf Exemplare von Hermann und Dorothea an Böttiger gesendet, welche für Sie bestimmt sind. Soll ich sie Ihnen nach Jena schicken oder hier behalten? (SchrGG 34, 92). G erhielt sie am 9. Mai (an H. Meyer, Br 14, 83). Schon am 26. Apr hatte Böttiger ein Exemplar der Oktavausgabe an G übersandt (GSA 28/25 Bl. 153f.). 2 ) Antwort auf den Brief des engl. Übersetzers J. Dalton aus Guildford bei London v. 17. Mai 1799, in dem Dalton, der angibt, einige Werke G’s ins Englische übersetzt zu haben, sich nach neuen Werken G’s erkundigt (RA 3/203). Vgl. Tgb 13. Juli 1799 (GT 2.1, 309): Herrmann u Dorothea nach London abgeschickt durch H.[errn] Bergr. Scherer. 3 ) Bzgl. auf den in Dornburg lebenden Mellish, vgl. oben 2. Mai 1798: an Schiller m. Anm. 4 ) Unger, der zu dieser Zeit G’s Neue Schriften (N) herausgab, hatte am 23. Juli 1799 bei G angefragt, ob Vieweg G’s Erlaubnis habe, Hermann und Dorothea als besonderes Werk unter dem Titel Ihrer N e u e n S c h r i f t e n E r s t e r B a n d zu drukken (Unger 102). Vgl. G an Cotta 22. Sept 1799 (Br 14, 189): Daß Herr Vieweg Hermann und Dorothea auch als ersten Band neuster Schriften ausgiebt daran thut er nicht wohl, indem hierüber zwischen uns nichts verabredet worden.

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Aug 31. Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 260f.): Ich [Wieland] habe Göthes Hermann und Dorothea wieder gelesen und gefunden, daß der letzte Gesang mich jetzt ganz befriedigte, so wenig er mir sonst gefallen wollte. Nur durch das dort eingeleitete Mißverständniß konnte sich Dorothea so herrlich zeigen. Ich bin mit Humbolds Critik ganz zufrieden und lese sie mit großer Aufmerksamkeit . . . Bei dieser Lectüre habe ich mich aufs neue überzeugt, Göthe sei eigentlich zum Künstler geboren. Die Figuren in Hermann und Dorothea sind alle in großen Raphaelischen Umrissen herrlich gezeichnet. Es sind Figuren in Marmor gehauen. Ans Colorit muß man dabei nicht denken. Auch dieß könnte Göthe geben, wen er mahlen wollte. Aber hie ist er Bildhauer. Alles ist im großen Stil. Die Vernachläßigung des Verses kommt daher, weil er alles dictirt. Jamben und Hexameter sind ihm ohngefähr gleich geläufig. Aber er achtet es nicht, 10 Verse von dem selben Einschnitt aufeinander folgen zu lassen.

1800 März 22. [Frankfurt] Elisabeth Goethe an G (Köster 453): Senior [W. F.] Hufn[a]gel überschickt dir hir etwas1) − daß von Hermann und Dorothe die Rede darinnen ist kanst du leicht errathen − dieses vortrefliche Werck hat auf Ihn einen Eindruck gemacht der nicht leicht größer seyn kan . . . Mai

7. [Leipzig] Heute erhielt ich die Probe von Bitaubes Übersetzung von

Herrmann und Dorothea.2) [Aug]

F. Schlegel, Gespräch über Poesie, darin: Versuch über den verschiedenen Styl in Goethe’s früheren und späteren Werken (Athenaeum III 2, 178): In den Erzeugnissen der ersten Manier ist das Subjektive und das Objektive durchaus vermischt. In den Werken der zweyten Epoche ist die Ausführung im höchsten Grade objektiv. Aber das eigentlich Interessante derselben, der Geist der Harmonie und der Reflexion verräth seine Beziehung auf eine bestimmte Individualität. In der dritten Epoche ist beydes rein geschieden, und Herrmann und Dorothea durchaus objektiv. Durch das Wahre, Innige könnte es eine Rückkehr zur geistigen Jugend scheinen, eine Wiedervereinigung der letzten Stufe mit der Kraft und Wärme der ersten. Aber die Natürlichkeit ist hier nicht selbst eine natürliche Ergießung, sondern absichtliche Popularität für die Wirkung nach Außen. In diesem Gedicht finde ich ganz die idealische Haltung, die andre nur in der Iphigenia suchen. 1

) Ueber das Verdienst des vollendeten Gesangs: Herrmann und Dorothea, religiösen Bürger- und Familiensinn allgemeiner zu verbreiten. In: Für Christenthum, Aufklärung und Menschenwohl, Bd 2 (1798) H. 8, 676−740. Die Abhandlung − weitgehend bestehend aus einer durch kurze Kommentare unterbrochenen Aneinanderreihung von Zitaten aus Hermann und Dorothea − rühmt die Verdienste der Auswahl, der Ansicht, und der Darstellung der ächt deutschen Dichtung, in der man gerade die VaterlandsAngelegenheit aus derselben Ansicht, welche die bessern Einsichten in die Natur des Menschen und seiner Verhältnisse zu Gott, als die einzig wahren festsetzen, unnachahmlich schön dargestellt finde (683f.). − Zu Hufnagel vgl. oben 5. Nov 1797: Elisabeth Goethe an Christiane u. 4. Dez 1797: an G. 2 ) Herman et Dorothe´e, en IX chants; Poe`me allemand de Goethe, trad. par [Paul Jeremias] Bitaube´. Paris et Strasbourg 1800. Mit einem Kupfer von [F. L.] Catel von F. Huot gestochen, Kupfer zum 8. Gesang, v. 91−98 (Ruppert Nr. 1844). G erhielt zunächst zwei Abschnitte der Übers. in der Abschrift J. H. Campes. Die fertige Übertragung, in ungebundener Rede verfaßt, sandte der frz. Schriftsteller u. Übersetzer Bitaube´ am 6. Sept 1800 an G (s. d.).

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1800

6. [Paris] J. Bitaube´ an G (Re´vue de litte´rature compare´e 12, 1932, 206f.): Monsieur, J’ai l’honneur de vous envoyer un exemplaire de ma traduction de votre admirable poe`me d’Hermann et Dorothe´e; je souhaite que les beaute´s de l’original n’aient pas trop perdu dans cette traduction, et qu’elle ait le bonheur de vous contenter; je n’ai pas ´epargne´ mes soins; mais vous que la Muse a inspire´, vous me direz si elle a daigne´ me sourire. M. Campe vous a fait parvenir deux morceaux de cette traduction, qu’il a bien voulu copier d’apre`s mon manuscrit; j’ai eu des regrets de cet envoi puisque j’ai fait ensuite diverses corrections `a ces morceaux; cependant j’ai appris avec plaisir qu’ils ne vous avaient pas de´plu, ce qu j’ai regarde´ comme un augure favorable pour mon travail. J’ai de´ja` lieu de croire par l’effet que la lecture da ma traduction commence `a produire, qu’Hermann et Dorothe´e auront ici un bon nombre d’amis: puissent-ils en avoir autant qu’en Allemagne! Comme mon ouvrage ne fait que sortir de presse, on n’aurait pu le relier tout de suite sans l’exposer `a ˆetre macule´; je vous en pre´viens, en cas que vous le fassiez relier; vous m’excuserez si, pour n’en pas retarder l’envoi, je vous le pre´sente en carton.

Okt 10. [Paris] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 138): Die Uebersetzung Hermanns und Dorotheas1) hat doch ein ziemliches Publikum gefunden . . . In der letzten Sitzung des Nationalinstituts wurde öffentlich dieser Uebersetzung und dabei Ihrer, Schillers und Klopstocks erwähnt. Nov

3. [Weimar] An Knebel (Br 15, 137): So könnte ich dir die Übersetzung

von Hermann und Dorothea durch Bitaube´ schicken.2) Die Übersetzung selbst sowohl als seine Äußerungen in der Vorrede, und einige Bemerkungen eines Recensenten, in der Decade Philosophique,3) sind deshalb merkwürdig, weil die französische Nation hier in einem bedeutenden Gegensatz gegen die deutsche erscheint. Es zeigt sich, daß wir durch Schätzung des Mittelstandes ächt republikanische Gesinnung verrathen, an Statt daß die Republikaner davon gar nichts wissen wollen, sondern sich noch immer, nach dem Zeugniß ihrer eignen Landsleute, als eingefleischte Aristokraten beweisen. 19. An P. J. Bitaube ´ (Konzept; Br 15, 148f.):4) Wenn es rühmlich für einen Schriftsteller ist von fremden Nationen gekannt zu seyn, so ist es, dünkt mich, noch ehrenvoller, von Männern geschätzt zu werden, wel1

) von J. P. Bitaube´, s. oben 7. Mai 1800: Tgb m. Anm. ) s. oben 7. Mai 1800: Tgb m. Anm. 3 ) La de´cade philosophique, litte´raire et politique. Par un Socie´te´ de Gens de lettres, No. 2 und 3, 20. und 30. Vende´miaire, anne´e IX de la Re´publique Franc¸aise, 69−77 u. 161−68, brachte eine mit dem Kürzel D. G. gezeichnete Rez. von Bitaube´s Übertragung. Darin hieß es u. a.: Hermann et Dorothe´e fait les de´lices de’Allemagne. Un Poe¨me, dont le sujet serait tire´ d’une petite ville de France, et ne ferait que de´crire l’existence inte´rieure d’une de ses familles, ne serait pas lu a ` Paris (72) . . . Une ho ˆtellerie, serait parmi nous un lieu fort mal choisi pour ´etablir le lieu de la sce`ne, a ` moins qu’on ne voulu ˆt faire du Poe¨me une come´die . . . Un des principaux personnages dans H e r m a n n e t D o r o t h ´e e est un voisin apothicaire. Mais ce titre d ’ a p o t h i c a i r e re´veille parmi nous des ide´es de ridicule qui n’existe point en Allemagne, ide´es que le Traducteur a essaye´ de de´tourner, en adoptant le mot de p h a r m a c i e n (75). 4 ) Vgl. GT 2.1, 394 (19. Nov 1800): An H.[errn] Bitaube´ Paris. Dank für Herrmann u Dorothea eingeschl.[ossen]; ferner W. v. Humboldt an G 6. Dez 1800: Bitaube´ hat sich durch Ihren Brief sehr angenehm überrascht gefunden (G−Humboldt 141). 2

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che die Muster kennen nach denen er sich zu bilden gesucht hat. Sie haben, würdiger Mann, mein Gedicht der Übersetzung nicht unwerth geachtet, nachdem Sie, in früherer Zeit, Ihr Gefühl für unsere Lehrer, die Griechen, und für den Reiz patriarchalischer Sitten, durch Übersetzung und eigne Arbeit an den Tag gelegt hatten.1) Sie lassen, durch diesen Antheil an meinem Gedicht, dem Bestreben Gerechtigkeit wiederfahren, das in mir immer lebendig war, mich von den Formen der Alten so viel als möglich zu durchdringen. Ich wünsche Ihrer Arbeit in Frankreich um so mehr Beyfall, als schon der Inhalt für den Leser nicht ohne Nutzen bleiben kann.2) In jedem Staat, besonders aber in einer Republik, ist es höchst wichtig daß der Mittelstand geachtet werde und sich selbst achte; welches bey Ihren Landsleuten nicht immer der Fall zu seyn scheint. Wäre ich jünger, so würde ich den Plan machen Sie zu besuchen, die Sitten und Localitäten Frankreichs, die Eigenheiten seiner Bewohner, so wie die sittlichen und geistigen Bedürfnisse derselben nach einer so großen Crise näher kennen zu lernen. Vielleicht gelänge es mir alsdann ein Gedicht zu schreiben, das, als Nebenstück zu Herrmann und Dorothea, von Ihrer Hand übersetzt, nicht ohne Wirkung bleiben sollte; die, wenn sie auch nur beschränkt wäre, doch dem Übersetzer wie dem Verfasser genug thun könnte. Doch ein solches Unternehmen erfordert Kräfte, die ich mir nicht mehr zutraue.3)

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⎯ Fichte: Friedrich Nicolais Leben und sonderbare Meinungen4) (Fichte GA I 7, 428): . . . es würde eine Aesthetik entstehen, nach welcher jeder Spitz die Schönheit einer Emilia Galotti kunstmäßig zerlegen, und die Fehler in Herrmann und Dorothea so fertig nachweisen könnte, als es jetzt G o t t f r i e d [richtig: Garlieb] M e r k e l vermag . . .

Febr 13. [Hamburg] Th. Holcroft an G (English Correspondents 6f.): Some time ago, hearing your Herman and Dorothea praised as a beautiful poem, I began its’ perusal; with no view but that of reiceiving pleasure, and familiarizing myself with the German Language in the best and purest idioms of which I was told it abounded. At the same time, I 1

) Bitaube´s frz. Prosaübersetzung der Ilias und der Odyssee, 1787 in 3. Aufl. erschienen; Me´moire sur l’e´tude des anciens, 1796. 2 ) Vgl. das am 8. Mai 1826 datierte Paralipomenon Studien zur Weltliteratur, W 42.2, 491: Übersetzung von Hermann und Dorothee durch B i t a u b ´e that nur im Stillen seine Wirkung. 3 ) Vgl. die Rez. der Übersetzung von Mh. in: Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Anhang zum 29.−68. Bd 2. Abt. Berlin u. Stettin 1803, 833−35 (Braun 3, 69): Aller poetische Geist, den Göthe seinem trefflichen Werke in reichsten Maaße eingehaucht hat, ist in der Französischen Nachbildung verdunstet, und nur das Caput mortuum ist übrig geblieben. 4 ) Erschienen Mai 1801 in Tübingen bei Cotta u. d. T. Friedrich Nicolai’s Leben und sonderbare Meinungen. Ein Beitrag zur Litterar-Geschichte des vergangenen und zur Pädagogik des angehenden Jahrhunderts. Hsg. von A.W. Schlegel.

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compared it with the version of Bitaube´, in French; and I own that the latter, though it often gave the meaning, was so distant from the spirit and sweet poetry of the original that, without further intention than to gratify the wish of the moment, I translated a part of the first Canto, in blank verse. A prose translation, of such a poem, must eternally be insipid . . . Having translated a hundred lines, I became more delighted with the original, and could not resist my desire to proceed a little farther; and was thus led on, till at length I was determined to compleat the work. This I have done, absolutely con amore, and sent it to London; without knowing wether the poem has not already been translated into English. Should that have happened, my version will still probably be published . . . if you please, you should peruse my translation and favor me with such remarks as you may think proper to make . . . I have indeed taken some liberties; but they are few: and I will tell you why they have been taken, if you think fit to peruse the Manuscript . . .

[Apr 2.] [Oberroßla] An Th. Holcroft (Konzept; Br 15, 211f.): Ein Schreiben

von einem Manne zu erhalten, dessen Verdienste sowohl um die Litteratur seiner Nation, als um fremde Litteraturen, mir schon längst wohl bekannt seyn mußten,1) war mir um so angenehmer als ich daraus den Antheil ersah, welchen derselbe an meinen Productionen zu nehmen geneigt ist. Hermann und Dorothea auch durch Sie übersetzt zu sehen, kann mir nicht anders als schmeichelhaft seyn und Sie würden mir ein besonderes Vergnügen machen wenn Sie mir Ihre Arbeit, entweder im Manuscript, oder sobald sie die Presse verlassen hat, zusenden wollen. Die Verwandtschaft der englischen Sprache mit der deutschen begünstigt auch eine metrische Übersetzung, und wenn Sie an einigen Stellen von dem Original abgewichen sind, so werde ich wahrscheinlich die Ursachen billigen müssen welche Sie dazu bewogen haben. Sehr gern werde ich, sobald ich mit Ihrer Arbeit bekannt geworden, hierüber meine Gedanken eröffnen. Mai 20. [Weimar] J. C. Mellish an G (English Correspondents 9): Ein Verleger hat sich endlich gefunden für meine Uebersetzung von Hermann und Dorothea.2) Herr Geisweiler, ein Deutscher, der eine Buchhandlung in London führt hat es übernommen. Dieser wünscht nun um der Concurrenz der Holcroftischen desto kräftiger zu steuern, Ihre Meinung über meine Uebersetzung dem Publico vorlegen zu dürfen.3) Sie würden seine

1

) Holcrofts erfolgreiche Komödie The Road to Ruin (1792) lag in dt. Übers. des Autors vor: Leichtsinn und kindliche Liebe, oder: Der Weg zum Verderben (Berlin: Unger 1794) auch u. d. T.: Güte rette in der Übers. v. L. F. Huber (Leipzig: Göschen 1793), sein Roman Anna St. Ives (1792) in der Übers. von C. Ph. Moritz (Berlin: Unger 1792−94); Holcroft hatte u. a. die Übersetzung Essays on Physiognomy by J. C Lavater (1793) u. Posthumous works by Frederic II King of Prussia (1789) vorgelegt. Ob G von diesen Publikationen Kenntnis genommen hat, ist ungewiß. 2 ) Deren Abschluß erwähnt G am 2. Mai 1798: an Schiller (s. d.). 3 ) Geisweiler sandte am 14. Juli 1801 einen Prospekt an G, der eine zweisprachige Prachtausgabe in Folio mit Mellishs Übersetzung sowie einer kritische[n] Vorrede von Göthe, über die verschiedenen, sowohl englischen als französische und italienische Uebersetzungen seines Gedichtes ankündigte. In einem auf der Rückseite des Prospekts befindlichen Brief bat der Verleger um den kleinen Aufsatzt [!] (English Correspondents 9f.). − Von einem solchen Aufsatz G’s ist nichts bekannt; vgl. aber folgendes Z.

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Absichten befördern und mir zugleich einen grossen Gefallen thun, wenn Sie mir die Meinung darüber schriftlich gäben welche Sie öfters mündlich geäussert haben. − Ein paar Zeilen von diesem Innhalt nebst dem Wunsche, dass ich meine Uebersetzung drucken laszen möchte, gäben meinem Werke den entschiedendsten Vorzug. Wenn Sie auch die gröbsten Misdeutungen der Holcroftischen Uebersetzung berührten, so wäre meine Sache klar . . .

Mai 29.1) [Jena] An Th. Holcroft (Konzept; Br 15, 233f.): Indem ich die mir

mitgetheilte Übersetzung von Hermann und Dorothea mit Danck zurücksende2) erlauben Sie mir, werthgeschätzter Herr, einige Betrachtungen. Man kann wie es mir scheint, nach zweyerley Maximen übersetzen, einmal wenn man seiner Nation den reinen Begriff eines fremden Autors überliefern, fremde Zustände derselben anschaulich machen will, wobey man sich denn genau an das Original bindet; man kann aber auch ein solches fremdes Werk als eine Art Stoff behandeln, indem man es, nach eignen Empfindungen und Überzeugungen, dergestalt verändert, daß es unserer Nation näher gebracht und von ihr gleichsam als ein Originalwerk aufgenommen werden könne.3) In dem letzten Falle scheinen Sie sich zu befinden. Sie haben zwar im Ganzen den Gang meines Gedichtes beybehalten, aber durchaus, so viel ich beurtheilen kann, die Dramatisch charakteristischen, läßlichen Äußerungen meiner Personen strenger, auffallender, didacktischer überliefert, und die gemächliche Epische Bewegung in einen ernsteren gemeßnern Schritt verwandelt. Nach meiner wenigen Einsicht in die englische Litteratur darf ich schließen daß Sie hierbey den Charakter Ihrer Nation vor Augen gehabt, und es ist mir um so angenehmer eine völlige Aufklärung hierüber in der Vorrede und den Noten, welche Sie Ihrer Arbeit beyzufügen gedenken, nächstens zu erhalten. Übrigens kann ich die meisten Abweichungen vom Original aus meinem gefaßten Standpuncte ziemlich beurtheilen, nur vermag ich nicht einzusehen warum Sie die Stelle, vom 126. Vers Ihrer Übersetzung an, bis zum 142. [II, 112−44], auf den ehemaligen Brand des Städtchens gedeutet, da, im Original, dieser längst vergangenen Begebenheit nur im Vorbeygehen erwähnt und eigentlich die Beschreibung des Zuges der Ausgewanderten durch diese Stelle fortgesetzt wird. Doch erhalte ich wohl auch hierüber einige Belehrung und ergreife vielleicht irgend eine Ge-

1

) Absendung erst am 3. Juni 1801; vgl. GT 3.1, 25: An H.[errn] Hofr. Starke. Jena. Herrmann und Dorothea übersendet. An H.[errn] Holcroft Hamburg. 2 ) Holcroft hatte sein Manuskript am 18. Apr 1801 an G abgesandt, aus Zeitmangel jedoch das Vorwort und seine Anmerkungen nicht abschreiben und beilegen können. Seine Absicht, G’s Beanstandungen für den Druck zu berücksichtigen, habe er nicht realisieren können, da er bis zum 4. Apr keine Antwort erhalten habe (Th. Holcroft an G 18. Apr 1801, s. English Correspondents 8). 3 ) Vgl. den 1818 verfaßten Abschn. Übersetzungen in Noten und Abhandlungen zum besseren Verständniß des West-östlichen Divans (W 7, 235−39).

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legenheit über die vier, nunmehr vor mir liegenden, Übersetzungen meines Gedichtes1) öffentlich meine Gedanken zu sagen.2)

1802 Juli 28. [Weimar] An Cotta (Br 16, 106f.): Unser Rath [C. J.] Jagemann hat

eine italienische Übersetzung, in eilfsilbigen Versen, von H e r r m a n n u n d D o r o t h e a ausgearbeitet und ist, so viel ich weiß, beynahe damit fertig.3) Er wünscht denn freylich einen Verleger zu finden und sich, für die große angewendete Mühe, einigermaßen honorirt zu sehen.4) Sie werden besser als ich beurtheilen können, ob ein solches Werk, bey den gegenwärtigen Neigungen des Publikums, eine verkäufliche Waare seyn könne. Haben Sie wenigstens die Gefälligkeit mir Ihre Gedanken darüber zu sagen. Mit der Arbeit selbst bin ich, in so fern ich sie beurtheilen kann, recht wohl zufrieden. Auch habe ich neulich mit einem Italiener, der beyde Sprachen versteht, darüber gesprochen, welcher ein motivirtes günstiges Urtheil fällte.5) Sollten Sie oder sonst jemand nicht ganz abgeneigt seyn den Verlag zu übernehmen; so könnte man einige Gesänge zur Durchsicht überschicken.

1803 Mai 20. [Jena] J. H. Voß an L. H. Frhr. v. Nicolay (Wilhelm Herbst: Johann Heinrich Voss. Bd 2.2. Leipzig 1876, 279): Göthe kömmt oft nach Jena, und ich freue mich seiner Besuche. Er legt es ernstlich auf Reinheit des Ausdrucks und des Verses an, und denkt selbst seine Dorothea noch einmal zu verbessern.6) Aug 18. (s. „Die Natürliche Tochter“: Fichte an Schiller gD)

1

) Die Übers. von Mellish (s. voriges Z), Bitaube´ (s. oben 7. Mai 1800 m. Anm.), die dän. Übers. Hermann og Dorothea. Af. J. G. von Göthe, fordansket og omarbejdet af Jens Smidth. Kjöbenjavn 1799, sowie Holcrofts Übers. Hermann and Dorothea. A Poem from the German of Goethe. Introduction and Notes. London 1801. 2 ) Vgl. voriges Z. m. Anm. 3. 3 ) Eine Probe der Übers. erschien im Neuen Teutschen Merkur v. 1. Apr 1803, 252−58; der vollständige Text in Halle 1804 u. d. T. Ermanno e Dorotea. Poema tedesco del Sign. di Goethe. Tradotto in versi italiani sciolti dal Sign. Jagemann. Am 4. Okt 1802 bat Jagemann G um Rücksendung des Manuskripts (Übers. der Gesänge II−VI), da er keine andern Abschriften davon besitze u. es ihn sehr viele Mühe und Zeit kosten [würde,] sie wieder herzustellen (GSA 28/38 Bl. 511.514). Der Verleger Ludwig Heinrich Jakob übersandte ein Ex. am 7. Dez 1803 an G (GSA 28/42 Bl. 639). Ob sich G’s Dankschreiben an Jakob vom 29. März 1804 (s. GT 3.1, 161) auf diese Sendung bezieht, ist ungesichert. 4 ) Cotta sah sich außerstande, eine Empfehlung abzugeben, vgl. Cotta an G 5. Aug 1802 (G−Cotta 1, 94f.). 5 ) Vermutlich der Improvisateur Pietro Scotes aus Verona, der damals mit seiner Stegreifdichtung in Weimar u. Tiefurt auftrat (G−Cotta 1, 171). 6 ) Vgl. unten 22. Okt 1804: an H. C. A. Eichstädt m. Anm.

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1804 Okt 22. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 207): Könnten Ew. Wohlgeb. mir

auf kurze Zeit H e r m a n n u n d D o r o t h e a verschaffen, so geschähe mir ein besonderer Gefalle.1)

1805 März 7. (s. „Götz von Berlichingen . . .Für die Bühne bearbeitet“: anonyme Rez. gD, EGW 6, u. 9. 814) Apr 15.2) [Weimar] H. Voß an B. R. Abeken (BG 5, 559): Ich habe Göthes Hermann u. Dorothea schon in beßere Hexameter umgeschmolzen, wozu ich vierzehn angestrengte Tage gebraucht. Göthe hat mir seinen Beifall gegeben, u. mich gelobt, daß ich so schonend verfahren, und nie dem Character Abbruch gethan; er meinte, ich habe ihm, wenige Stellen ausgenommen, nichts hinein gebracht, was seinem Geiste fremd wäre. Mai

1. (s. „Achilleis“: an Cotta, Inhaltsplan für Ausg. A gD, EGW 1, 15) 22. [Weimar] H. Voß an K. Solger (BG 5, 593f.): Göthe arbeitet jezt ( d o c h d i e s s e i n u r f ü r m e i n e F r e u n d e g e s a g t ! ) an der Ausgabe seiner sämtlichen Werke [Ausg. A] . . . Riemer und ich haben hierbei auch unser Geschäft bekommen. Mir hat Göthe ein Exemplar v. Hermann u. Dorothea gegeben, mit Papier durchschossen. Ich soll die Hexameter mustern, und alle meine Einfälle unter dem Namen Ändrungen und Vorschläge beischreiben.3) Drauf wollen wir Conferenzen halten, und über die Lesarten debattiren. Ihr könnt leicht denken, daß dies für mich ein zugleich angenehmes und lehrreiches Geschäft sein wird.

Juli 31. [Weimar] H. Voß an G (GJb 1884, 48): Ich bin . . . bis jezt noch nicht mit Ernst bei der aufgetragenen Arbeit, Hermann und Dorothea gewesen; doch habe ich in diesen Tagen den Anfang gemacht. Die 6 folgenden Tage will ich mit allem Eifer daran gehn. Ich bin aufmerksam 1) auf die Quantität der einzelnen Worte 2) auf den regelmässigen Bau der einzelnen Hexameter, und endlich 3) auf die Verbindung der Hexameter unter einander. Manchmal finde ich etwa 6 unverbesserliche Hexameter hinter einander, die aber, wenn ich nicht irre, zu gleichförmig fallen und lauten; da sinne ich denn nach, wie dem abzuhelfen ist, ohne dass die Diction darunter leidet. − Meine Einfälle schreibe ich darüber, und an einigen Stellen bin ich, wenn mich nicht alles trügt, schon so glücklich gewesen, eine Verbesserung zu finden. Aug

3. [Weimar] H. Voß an B. R. Abeken (BG 5, 609f.):4) Ich habe in diesen 14 Tagen ein Geschäft eigner Art, das mich ganz beschäftigt . . . Göthe hat mir die Umarbeitung von Herrmann und Dorothea aufgetragen, und ich darf ändern wo und wie viel ich will. Dazu hat er mir sein Manuscript gegeben, wo die einzelnen Verse so weit von einander

1

) Steht möglicherweise im Zusammenhang mit der gemeinsam mit H. Voß jr. vorgenommenen Überarbeitung von Hermann und Dorothea für Ausg. A (s. W 50, 381). G besaß kein Ex. von D1 (vgl. Ruppert), woraus sich erklären ließe, daß der Neuausgabe ein in Reutlingen verlegter fehlerhafter Nachdruck (Hagen Nr. 238) zugrundegelegt wurde, der gegenüber D1 zahlreiche Entstellungen aufweist (vgl. Scheibe 1959, 256f. sowie AA-Epen 2, 194). 2 ) Voß begann mit der Durchsicht im Apr 1805 u. nahm sie im Juli wieder auf. Vgl. folgende Z. 3 ) Voß’ Korrekturen finden sich in der überlieferten Hs. (H). 4 ) An der Hs. überprüft.

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abstehen, daß ich viel dazwischen schreiben kann. Ich war anfangs schüchtern dabei, doch nun habe ich, da er es nicht anders haben will, auch toll hineincorrigirt. „Nicht bloß begangene Sünden, sagte er, sondern auch die Unterlassungssünde suchen Sie zu tilgen.“ Nun lege ich jeden Hexameter auf die Goldwage, und sehe zu, das Gedicht auch in dieser Hinsicht vollkommen zu machen, ohne daß die naive Sprache, und die vollendete Diction dabei einbüßt. Göthe ist jezt in Lauchstädt; ich gebe ihm alle Woche Rechenschaft, wie weit ich gekommen bin, und wenn er zurückkommt, da wollen wir das Gedicht noch einmal gemeinschaftlich durchgehn . . . Göthe ist mit dem Anfang meiner Arbeit, den er nur gesehn hat, zufrieden, und sagte, sie wäre besonnen, und mit Eindringung in seinen Sinn gearbeitet, und dieß Zeugnis macht mir Muth, unverdrossen fort zu fahren.1)

Okt 30. [Weimar] H. Voß an K. Solger (BG 5, 664): Ich habe Herrman und Dorothea in metrischer Hinsicht durcharbeiten müssen und habe . . . meine Vorschläge u Critiken am Rande seines Manuscripts beigeschrieben. Ich bin nun sehr besorgt gewesen kein sacrilege to beauty zu begehen, sondern dem Metrum aufzuhelfen, und den Ausdruck ungekränkt zu lassen, kurz keine manirirten oder seinem Geiste fremdartigen hineinzubringen. Göthe ist mit meiner Arbeit zufrieden, und will jezt mit mir das Ganze noch einmal durchgehn, wobei wir, wie er sich ausdrückte, einmal ein ganzes Vierteljahr auf Hexameter verwenden wollten.2) Nov 19. [Leipzig] V. H. F. Schnorr v. Carolsfeld an G (GSA 28/48 Bl. 154f.): Ich wage es, Sie auf einige Minuten in Ihren Geschäften zu unterbrechen, indem ich Ihnen eine Skizze zu einem Allegorischen Titel-Kupfer [eingefügt: zu Hermann u. Dorothea] vorlege, wozu H. Viehweg eine Zeichnung von mir verlangt hat.3) Sie werden die Güte haben, verehrter Herr Geheimerath, zu entscheiden, ob die Ide geht oder nicht. Ich wollte andeuten daß der Altar, (worauf ein Pflüger und einige Palmbäume sich befinden,) gewaltsam umgeworfen worden, welches Schicksal auch die entferntern Gebäude gehabt hätten. Daher kam ich auf die Ide einen getödeten Geyer, den Vogel der wilden Bellona, hinzuwerfen. Es sind nun zwischen dem zerstöhrten friedlichen Altar junger Rosengebüsche und aus den herum gepflanzten Myrthenbäumen junge Reiser hervorgesprossen. Auf dem Stock sitzen traulich der Venus weisse Tauben; und Amor pflückt von jenem Rosenbusche eine Rose, indem sein Blick und die Hand auf seiner Brust uns eine Bestimmung ahnden laßen. Die zwey oben vereint schwebenden Genien so wie der Dritte mit dem Füllhorn sollten die Ide mehr binden und den Hauptgedanken der Allegorie klärer machen. Jedes Wort von Ihnen, die Entscheidung falle wie sie wolle, wird ungmein lehrreich für mich seyn, daher bitte ich nur um zwey Zeilen, wofür ich innigst danken werde. Sie haben für die Kunst ja schon so viel gethan!4) Dez 28. (s. „Reineke Fuchs“: an N. Meyer gD)

1

) Vgl. H. Voß an Ch. F. Hellwag 26. Aug. 1805 (BG 5, 609): Mehreren seiner jüngeren Freunde hat er [G] in dieser Hinsicht [der Ausgabe seiner sämmtlichen Werke] Arbeiten aufgegeben, mir z. B. die Durchsicht des Hexametrischen Vers- und Periodenbaues in seinen antiken Gedichten, und ich bin vorerst an Hermann und Dorothea gegangen, wo ich meine Probe ablege, wie weit ich meinem Vater den Hexameterbau nach den strengsten Regeln abgelernt habe. 2 ) Zu einer Durchsicht G’s kam es nicht (vgl. unten 26. Apr 1807), ebensowenig scheint er Voß’ Korrekturen eingearbeitet zu haben; vgl. Scheibe 1959, 242. 3 ) 1806 erschien bei Vieweg Göthe’s neue Schriften. Herrmann und Dorothea. Neue Ausgabe (D4: Hagen Nr. 245). Titelkupfer wie schon in D2 (1799) von F. Bolt. 4 ) Eine Antwort G’s ist nicht überliefert. Sie erfolgte vielleicht am 5. Febr. 1806, vgl. den Tgb-Eintrag: Leipzig [Brief an] Hrn. Schnorr.

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1806 Febr 24. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Cotta gD) März 28. (s. „Reineke Fuchs“: an N. Meyer gD)

1807 Apr 26. [Weimar] H. Voß an B. R. Abeken (BG 6, 178): Außer Hermann und Dorothea habe ich nichts durchgesehen. Nur Schade, daß ich nicht dazu gekommen bin, sie noch einmal mit ihm gemeinschaftlich durchzusehn. Das wollten wir immer . . . Mai

4. [Königsberg] Fichte an Marie Johanne Fichte (Fichte GA III 6, 89): Wenn alles so im gewöhnlichen Gleise fortgeht, sagt, denk ich, irgendwo G ö t h e ; so ist sich selbst jeder der Beste und Klügste: Wenn aber Trübsal kommt, so lernt man den untüchtigen und den tüchtigen unterscheiden.1) 8. Inhaltsverzeichnis der 3. Lieferung von Ausg. A (QuZ 1, 431):2) Z e h n -

Nov

t e r B a n d . Reinecke Fuchs Hermann und Dorothea Achilleis 1. [Weimar] An Cotta (Br 19, 446): Der Band meiner Schriften, mit dem ich noch im Rest bin [Bd 10 der Ausgabe A], wird auch bald redigirt und in Ihren Händen seyn. 30. [Jena] Riemer Tagebuch (BG 6, 383): Nach Tische Hermann und Dorothea.

Dez

1. [Jena] Riemer Tagebuch (BG 6, 383): Früh an Hermann und Dorothea. 7. [Jena] Die epischen Gedichte durchgegangen . . . Nach Tische fortge-

fahren an den epischen Gedichten, und verschiednes [mit Riemer] besprochen. 7. [Jena] Riemer Tagebuch (BG 6, 387): . . . mit Goethe den Reinecke Fuchs und Hermann absolvirt. 7. [Tübingen] Cotta an G (C−Cotta 1, 167): Mit dem Druk der Werke geht es immer vorwärts, nun kommt es auch bald an Hermann und Dorothea − Vieweg hat erst kurz wieder eine neue Auflage davon gemacht,3) ich weiß nicht, wie weit er dazu befugt

1

) Vgl. Hermann und Dorothea V, 210−22 (W 50, 230): . . . wenn das Volk in glücklichen Tagen dahin lebt . . . Da geht alles von selbst, und jeder ist sich der Klügste, Wie der Beste; und so bestehen sie neben einander, Und der vernünftigste Mann ist wie ein andrer gehalten: Denn was alles geschieht, geht still, wie von selber, den Gang fort. Aber zerrüttet die Noth die gewöhnlichen Wege des Lebens, Reißt das Gebäude nieder, und wühlet Garten und Saat um, Treibt den Mann und das Weib vom Raume der traulichen Wohnung, Schleppt in die Irre sie fort, durch ängstliche Tage und Nächte: Ach! da sieht man sich um, wer wohl der verständigste Mann sei, Und er redet nicht mehr die herrlichen Worte vergebens. 2 ) Konzept. Inhaltsübersicht der Bde 9−12 von Ausg. A; bei Cottas Besuch auf der Rückreise von der Leipziger Messe nach Tübingen gab G sie ihm mit. Vgl. GT 3.1, 309: Kam H.[err] Cotta. 3 ) Vieweg veranstaltete mehrere Neuausgaben, hier: Ausg. 1806, s. Hagen Nr. 245 (D4); vgl. unten 24. Jan 1808: an Cotta. J. F. Vieweg an Böttiger 3. Mai 1807 (QuZ 1, 436): Mit Cotta habe ich über Nichts bis jetzt Händel gehabt; aber er weiß, daß ich sie

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war? und da ich doch gerne den Nuzen einer besonderen Auflage für mich haben, keineswegs aber anstossen möchte, so bin ich so frei, mir Hochdero Meinung darüber zu erbitten.

Dez

8. [Jena] Einiges an den Epischen Gedichten arrangirt und diesen Band

eingepackt . . . an Dr. Cotta nach Tübingen; Absendung des letzten1) Bandes. 23. [Jena] C. F. E. Frommann an J. D. Gries (BG 6, 395): Ge läßt Ihnen zum Trost sagen, er wäre sehr zufrieden wenn man ihn nie ärger und mehr verdruckt als Sie, auch muste man den Metrikern und Grammattikern auch einen leckern Bißen goennen, weshalb er sogar a b s i c h t l i c h in den neuen Auflage der Dorothea einen Siebenfüßler stehen laßen . . .2)

1808 ⎯

⎯ Riemer Mittheilungen (Pollmer 229f.): Einen prosodischen Fehler, „einen Vers mit überzähligem Halbfuß“, nämlich: „Ungerecht bleiben die Männer, u n d die Zeiten der Liebe vergehen“ [II, 186] rügt das Morgenblatt von 1808, Nr. 123,3) mit Bedauern, daß der Vers unverbessert geblieben, aber − setzen wir hinzu − mit Bewußtsein und Absicht in die letzten Ausgaben miteingewandert. Ich hatte Goethen bereits aufmerksam darauf gemacht, weil aber der Vers, ohne sein p r o v e r b i a l i s c h e s Ansehn zu verlieren und eine gewisse grata negligentia [angenehme Nachlässigkeit] einzubüßen, nicht wohl zu ändern war; ich mich auch erinnerte, daß F . A . Wo l f einmal von diesem Verse sprechend ihn nicht nur entschuldigt, sondern auch durch Homerische Beispiele erläutert habe: so ließen wir ihn stehen oder hingehen. Nun machte später auch H . Vo ß , der Sohn, auf ihn aufmerksam, und Goethe soll, wie jener erzählt, gesagt haben: „Die siebenfüßige Bestie möge als Wa h r z e i c h e n stehen bleiben!“4)

Jan

24. [Weimar] An Cotta (Br 51, 227): Sie fragten in einem Ihrer vorigen

Briefe5) was es für eine Bewandniß haben möchte mit der neuen Ausgabe von Hermann und Dorothea durch Vieweg. Es ist eine bloße Freybeuterey. Er hat gar kein Recht dazu . . .6) Mai 23. [Tübingen, anonyme Rez.] Goethe’s Werke X. und XI. Band. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1808 (Morgenblatt Nr. 123, 23. Mai 1808, 490): [Vorausgehendes s. in „Reineke Fuchs“] Versen, wie folgenden [Reineke Fuchs II, 17 u. II, 42] und ähnlichen hätten wir doch die Feile gewünscht. Eben dies möchten wir auch

wegen Göthes Herrmann haben werde und vielleicht pränumeriert er deßhalb mit seiner Unzufriedenheit. 1 ) Bd 10 (s. oben 8. Mai 1807 m. Anm.). Bd 12, der letzte Bd war schon im Mai fertiggestellt worden. Vgl. voriges Z, ferner G an Cotta 15. Dez 1807 (Br 19, 473): Sie erhalten . . . ein den 8. December abgegangenes Paket, den rückständigen Band meiner Werke enthaltend. 2 ) Vgl. oben 3. Aug 1805: H. Voß an B. R. Abeken u. folgendes Z. 3 ) Vgl. die anonyme Rez. unten 23. Mai 1808. 4 ) Vgl. voriges Z m. Anm. 5 ) Vgl. oben 7. Dez 1807: Cotta an G m. Anm. 6 ) Vgl. oben 12. Juli 1798: an J. F. Vieweg.

1808

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unumwunden von dem trefflichen ländlich-epischen Gedichte H e r m a n n u n d D o r o t h e e bekennen, das die zweyte Stelle einnimmt, einem Gedichte, das, wie es ein novem musis inspiratum opus ist, leicht auch ein novem musis caelatum opus1) hätte werden können, wenn der Verf. Musse oder Laune gehabt hätte, einige Nachläßigkeiten, in der Hexametrik besonders, so leicht und fließend sie im Ganzen ist, wegzuwischen. So ist z. B. in dem zweyten Gesange Te r p s i c h o r e S. 222 der Vers mit dem überzähligen Halbfuß [II, 186] stehen geblieben: Ungerecht bleiben die Männer, und die Zeiten der Liebe vergehen.

Juli

6. (s. „Faust. Eine Tragödie“: Johanna Frommann an G gD)

1809 Juni 10. Hermann und Dorothea. Aus G. G. Göcking’s vollkommener Emigrations-Geschichte von denen aus dem E.[rtz] B.[ißthum] Salzburg vertriebenen und größtentheils nach Preussen gegangenen Lutheranern, u.s.w. Frankfurt und Leipzig 1734. 4. im ersten Bande, S. 6712) (Morgenblatt Nr. 138, 10. Juni 1809, 551, Anm. d. Red.): Wir danken dem Herrn Einsender auf das Verbindlichste für die Mittheilung dieser merkwürdigen Stelle; sie ist wahrscheinlich nicht vielen unsrer Leser bekannt und daher nehmen wir sie mit Vergnügen auf. Da wir aber herzlich wünschen, ihnen jeden geistigen Genuß zu verschaffen, der in unsrer Macht steht; so bitten wir sie, nun das herrliche Meisterwerk des großen Dichters, zu welchem diese Stelle wahrscheinlich die erste Idee gab, selbst zur Hand zu nehmen und sie werden Ihn erkennen: „Den des Genius Blick, als er geboren ward, Mit einweihendem Lächeln sah.“3) Uns jedenfalls hat es unendliche Freude gewährt, den Künstler gleichsam in seiner innersten Werkstatt zu belauschen, und es hat wo möglich die hohe Achtung für den schöpferischen Genius noch vermehrt, der aus dem rohen unförmlichen Blocke ein solches Götterbild zu zaubern, und den schwachen poetischen Funken, der in der Erzählung kaum sichtbar glimmt, zur hellen, stralenden Lebensflamme anzufachen vermochte. Den Stoff führt oft der Zufall herbey; ihn vermag auch ein untergeordnetes Talent hervorzubringen: die Ausführung bewährt die Hand des Meisters. 16. [Kassel] J. Grimm an W. Grimm (Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit. Hsg. von Hermann Grimm und Gustav Hinrichs. Weimar 1881, 111): Im Morgenblatt ist eben eine interessante Stelle, wonach Goethe den Stoff zu Hermann und Dorothea aus den Reisen der Salzburger Emigranten genommen hat, jedoch habe ich davon schon mehr gehört, wenn ich nicht irre.

1812 Nov 12. (s. „Achilleis“: an Cotta, Inhaltsplan für Ausg. B gD, EGW 1, 16f.)

1

) s. oben 27. Juli 1797: Böttiger an Klopstock m. Anm. 6. ) Die Anekdote gilt als Quelle für G’s Epos. Abdruck in: FA I 8, 1196f. Vgl. oben 1796: Campagne in Frankreich m. Anm. 1, S. 204 u. folgendes Z sowie unten 2. Mai 1824 u. 15. Jan 1827: A. Turgenjew an I. I. Koslow. 3 ) Beginn von Klopstocks Ode Der Lehrling der Griechen (1771). 2

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1813 Okt 29. An Cotta (Br 24, 20): Zu überlegen gebe ich ob Sie nicht H e r r m a n n

u n d D o r o t h e a in Taschenformat abdrucken und um wohlfeilen Preis ausstreuen mögen. Ich bin aufgefordert einen zweyten Theil zu schreiben, weiß aber kaum ob ich ihn zu Stande bringe. Auf alle Fälle würde jenes Werkchen jetzt von guter Wirkung seyn. Nov 16. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 255): Ungemein erfreulich war mir Hochdero Auftrag, Herrmann und Dorothea schnell in wolfeilem Preiß in Taschenformat zu verbreiten − ich habe sogleich damit anfangen lassen.1) Die Hofnung eines zweiten Theils bitte ich doch gewiß zu realisiren!

1814 Jan 27.2) An H. C. A. Eichstädt (Br 24, 125): Man hat H e r m a n n u n d D o r o -

t h e a dem Zeitgeist auch als ein Opfer darbringen wollen, Ich kann es nicht mißbilligen; denn ich wundre mich selbst, da ich das Büchlein lange nicht angesehen, wie genau nach so großen Veränderungen der Sinn noch paßt und zutrifft. Mag einer Ihrer würdigen Mitarbeiter in dieser Rücksicht etwas darüber sagen, so wird es mir sehr angenehm seyn. Ich lege deshalb ein Exemplar zu beliebigem Gebrauche bey.3) Man hat von mir einen zweyten Theil verlangt, bis jetzt aber wüßte ich, was Grundsätze und Grundmotive betrifft, diesen nur zu wiederholen. Ist aber das große Werk vollendet, können wir mit Sicherheit ein Gedicht mit F r i e d e ! schließen, so wäre freylich der betrachtenden und darstellenden Dichtkunst ein großes Feld eröffnet. Febr 7. An Cotta (Br 24, 130): Mit vielem Dank erkenne ich die übersendeten Exemplare von Hermann und Dorothea.4) Haben Sie die Gefälligkeit mir noch funfzig mit der fahrenden Post zu senden, und mir solche in Rechnung zu notiren. So vielen vorübergehenden alten und neuen Freunden wünsche ich immer etwas zum Andenken auf den Weg zu geben.5)

1

) Erschienen 1814, Hagen Nr. 248 (=D7), vgl. unten 7. Febr 1814: an Cotta. ) Vgl. Tgb 26. Jan 1814: [Brief an] G[eheimen] H[of-] R[at] Eichstedt Herrm. u. Dor. 3 ) Ex. der Cottaschen Ausgabe von 1814 (s. voriges Z m. Anm.); Eichstädt veranlaßte eine Besprechung von Hermann und Dorothea, vgl. unten März 1814: Rez. von C. L. v. Woltmann. 4 ) Vgl. oben 16. Nov 1813: Cotta an G m. Anm. Cotta hatte G am 31. Dez 1813 einige Exemplarien übersandt (s. G−Cotta 1, 256). 5 ) Am 19. Febr 1814 schickte Cotta 50 Ex. der Hand Ausgabe von Herrmann und Dorothea (s. G−Cotta 1, 257). − Vgl. unten 1814 März 7.: W. v. Humboldt an G u. Apr 22.: an C. F. E. Frommann. Während eines Unterrichtsbesuchs in der von dem Pestalozzi-Schüler Jean de l’Aspe´e geleiteten Elementarschule in Wiesbaden verteilte G 2

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März ⎯ [Jena, C. L. v. Woltmann, Rez. anonym] Hermann und Dorothea, von Goethe. 1814 (JALZ Nr. 45, März 1814, Sp. 353−56; Rubrik: Schriften über die Tagesgeschichte in Deutschland): Daß wir diese neue Auflage eines berühmten Gedichts unter den Schriften über die Tagesgeschichte in Deutschland aufführen, verräth schon den Gesichtspunct, aus welchem wir es hier in Betrachtung ziehen. Er ist nicht der ästhetische . . . sondern wir verfolgen hier den politischen. Es ist so voll schöner Lehre und so umfassender als tiefer Blicke für und in die Umwälzungen und Umwandelungen unserer Tage, daß man oft verführt ist zu glauben, es sey in dem gegenwärtigen Moment erst gedichtet. Dieß geschieht aus drey Ursachen, zuerst, weil jene Zeit, wo es gedichtet wurde, und aus welcher seine Darstellungen sind, ein Theil ebendesselben Ganzen von Zeit ist, zu welchem auch unsere Tage gehören und noch viele Jahrzehende gehören werden, und zweytens, weil Goethe, wie alle wahrhaftig großen und ächten Geister, jede Bewegung der Zeit, die einen universellen Charakter gewinnen soll, in allen ihren eigenthümlichen Kreisen wahrnimmt und nach ihren künftigen Strömungen wittert; endlich, weil er ein Deutscher, und welcher ist! Sobald er an der französischen Nation vor Augen hatte, was eine Nation vermag, wenn sie als solche aufgeboten und in Schwung gebracht wird; und dieß hatte sich glänzend offenbart, als jenes Gedicht gesungen ward: fühlt er glühend den Wunsch für die deutsche Nation, daß auch sie als solche aufstehen und sich herrlich beweisen möchte. Unerlöschlich schlägt dieser Wunsch aus seinem Gesang hervor; und jetzt endlich ist er über alle Erwartung in Erfüllung gegangen. Goethe hat sich durch die neue Auflage von Hermann und Dorothea hinlänglich mit Sehergeist über das Große erklärt, was jetzt die deutsche Nation vollbringt. Aber sollte der ewig junge Dichter an der Grenze des höheren Alters durch die Verjüngung seines Volks, für welches er so unaussprechlich Viel gethan hat, nicht noch Schwung und Lust zu neuer poetischer Schöpfung erhalten? Der Stoff zu einem großen deutschen Nationalepos ist da . . . Seine [Hermanns] Worte am Ende des Gedichts1) sind fast sprichwörtlich in Deutschland geworden, und Tausende jener Heldenjünglinge, die gegen den Feind Germaniens erlagen und kämpften, tragen sie glühend in ihrer Brust. Daß wir nicht schwanken zur schwankenden Zeit . . . und eben so frisch und freudig die Brust dem Feind entgegenstellen, der uns von Habe und Sitte irgend etwas nehmen will: sind diese Lehren nicht ein Katechismus für den deutschen Mann? Überhaupt sollte man dieses Epos, zu Preisen, die kaum Druck und Papier bezahlten, als eine deutsche Haustafel unter unser Volk bringen. 7. [Chatillon-sur-Seine] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 235): Der neue Druck H[ermann] und D[orotheas] freut mich sehr, und Ihr freundliches Andenken an meine Beschäftigung damit hat mir aufs neue Ihre Freundschaft und Liebe bewiesen. 12. An H. C. A. Eichstädt (Br 24, 193): Ew. Wohlgeboren haben mich

durch das übersendete Zeitungsblatt sehr angenehm überrascht.2) Wenn dasjenige, was man in früherer Zeit gethan, auch in späterer von eineine Anzahl von Exemplaren an die Zöglinge als Zeichen seiner Zufriedenheit mit ihnen (J. de l’Aspe´e an J. H. Pestalozzi 9. Aug 1814, GG 2, 945f.; vgl. Tgb: Bey Unterricht im Pestaluzzischen Sinn u. 26. 8.: Examen bey Delaspe´e. 1 ) IX, 298−318: Desto fester sei, bei aller allgemeinen Erschüttrung, Dorothea, der Bund! Wir wollen halten und dauern, Fest uns halten und fest der schönen Güter Besitzthum. Denn der Mensch, der zur schwankenden Zeit auch schwankend gesinnt ist, Der vermehret das Übel, und breitet es weiter und weiter . . . O, so stellt sich die Brust dem Feinde sicher entgegen. Und gedächte jeder wie ich, so stünde die Macht auf Gegen die Macht, und wir erfreuten uns alle des Friedens. 2 ) Woltmanns Rez. in der JALZ v. März 1814 (s. d.), erste Exemplare hatte Eichstädt am 8. März 1814 an G gesandt (GSA 28/61 Bl. 94).

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sichtsvollen und wohldenkenden Männern gebilligt wird, so muß es zu gleicher Zeit beruhigend und aufmunternd seyn. Danken Sie dem Verfasser auf’s schönste; ich lasse keines seiner Worte weder jetzt noch künftig unbeachtet. März 13. An F. W. H. v. Trebra (Konzept; Br 24, 196): Nun kann ich auch . . . einige gedruckte Heftchen [Hermann und Dorothea] hinzufügen. Es ist zwar etwas Altes, das sich aber in diesen Tagen selbst erneut, und aus der Asche lebendig wieder hervortritt. 25. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 147): Sehr erfreut hat es mich, dass ich in der Litteratur-Zeitung [Rez. JALZ vom März] Deinen Hermann und Dorothea unter den politischen Schriften fand. Dies ist das erste Mal, so viel ich weiß, daß ein teutscher Schriftsteller einem teutschen Gedichte eine Stimme in politischen Angelegenheiten ertheilt. Apr 22. An C. F. E. Frommann (Br 24, 220): . . . ich wünsche, daß das Werk-

lein, durch die Zeit welche es vor seiner Erscheinung ausgeruht hat, möge gewonnen haben.1) Das ist gewiß, daß es, nach der großen glücklichen Epoche, in einem besseren Momente hervortritt, als wenn es während der Sorge, Hoffnung und Erwartung herausgegangen wäre.

1815 Febr 20. An Cotta (Br 25, 202): Inhalts-Verzeichniß

Apr

der zwanzig Bände Goethischer Werke [Ausg. B] . . . 1 1 . B a n d . Reinecke Fuchs. Hermann und Dorothea. Achilleis. Pandora. 3. Widmung in: Hermann und Dorothea. Stuttgart u. Tübingen 1814 (GJb 1885, 18): Herren LeutenantGauby zuVnterhaltung und Andencken imFelde Weimar d. 3. Apr. 1815.2)

Sept 17. [Gerbermühle b. Frankfurt] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 270): G. erzählt von der schönen Müllers-Tochter3) in der Nonnen-Mühle4) bei Wiesbad, mit der 1

) Sendung von Hermann und Dorothea an Frommann verzeichnet Tgb 23. Apr 1814. ) Auf dem vorgeklebten Vorsatzblatt von Kräuters Hand mit egh. Unterzeichnung G’s: Herr Philipp Gauby, gebürtig aus Tarragona in Catalonien, gegenwärtig 23 Jahr alt, ward im März 1810 als Dollmetscher bey den Herzogl. Sächss. in Spanien kriegführenden Truppen angestellt, so wie im Februar 1811 zu Agde beym Weimar. Bataillon als Junker. Im Jahr 1812 wohnte der als Sergent dem Russischen Feldzuge bey, gelangte bis Danzig, von wo er im Februar 1814 zurückkam und sogleich wieder als Lieutenant nach Frankreich marschierte. Seit dem abgeschlossenen Frieden aber in Weimar in Garnison stand, und nunmehr zum zweytenmal, den Feldzug gegen Frankreich unternimmt. Dieser junge Mann hat sich durch sein Betragen die Gunst und das Zutrauen seiner Vorgesetzten, aller Derer die ihn näher kennen, und auch die meinige erworben, deshalb ich keinen Anstand nehme, ihn meinen Freunden, zu denen ihn das Geschick führen könnte, hiermit zu empfehlen, und zu versichern, dass ich es dankbar erkennen werde, wenn sie ihm etwas Freundliches und Förderliches gelegentlich erzeigen mögen (GJb 1885, 18f). − G’s Tgb verzeichnet am 5. Apr: Für Gauby Herrm. und Dorothea. 3 ) Katharina Eleonora Reinhard, Tochter des Müllers Johannes Reinhard. 4 ) Klostermühle bei Klarenthal in der Nähe von Wiesbaden. 2

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Frau Pansa [Bansa] ihn bekannt gemacht als einem Gegenstück zu seiner Dorothea. Reinlichkeit, Wohlhabenheit, Schönheit, Derbheit. − Sie spielt Clavier. Die Brüder sind zugleich Fuhrleute, eine alte Mutter steht dem Haus vor. − Eine alte Muhme ist der Apotheker aus ,Hermann und Dorothea‘ − und recht gut.1)

1816 Aug 24. [Tennstädt] Herrm. u. Doroth.2)

1818 März 19. [Jena] An Zelter (Br 29, 90f.): Gott behüte mich vor deutscher Rhyth-

mik3) wie vor französischem Thronwechsel. Dein mitternächtiger Sechsachtel Tact erschöpft alles.4) Solche Quantitäten und Qualitäten der Töne, solche Mannichfaltigkeit der Bewegung, der Pausen und Athemzüge! Dieses immer Gleiche immer Wechselnde! Da sollen die Herren lange mit Balken und Hütchen − ˘ ˘ − sich unter einander verständigen, dergleichen bringen sie doch nicht heraus. Nun vergessen sie immer daß sie uns früher, bis zur langen Weile, versicherten: ein Poet sey kein Grammatiker! Homer, Homeriden, Rhapsoden und alle das confuse Geschlecht haben so hin gesaalbadert wie Gott gewollt, bis sie endlich so glücklich gewesen daß man ihr dummes Zeug aufgeschrieben, da denn die Grammatiker sich ihrer erbarmt und es nach zweytausendjährigem Renken und Rücken endlich so weit gebracht, daß außer den Priestern dieser Mysterien niemand mehr von der Sache wisse noch wissen könne. Apr 15. [Jena] Egh. Widmung in: Hermann und Dorothea. Stuttgart u. Tübingen 1814 (Chronik des Wiener Goethe-Vereins 1889, Nr. 2, 20. Febr 1889, 10): Herren Ferientse´k, zu freundlichem Andenken des Aufenthalts im Saalthale, Jena d. 15. Apr. 1818. Goethe.5)

1

) Vgl. 6. Juni 1815: an Antonie Brentano (Br 26, 28): Mad. Bansa hat Wort gehalten und mir das Mädchen producirt, das allenfalls für Dorotheens jüngere Schwester gelten könnte. Gestalten die nicht aus der Luft gegriffen sind müssen sich doch wohl hie und da auf der Erde wieder finden. 2 ) Weist vermutlich auf die Durchsicht des Textes für Ausgabe B (s. AA-Epen 2, 195). 3 ) Das Thema der Tirade auch im Divan-Gedicht Nachbildung; vgl. WöD 16. März 1819: Tgb m. Anm. − Vgl. dazu auch oben 13. Febr 1797: W. v. Humboldt an K. G. v. Brinkmann u. 23. Dez 1807: C. F. E. Frommann an J. D. Gries m. Anm. 4 ) Zelters Vertonung des Gedichts Um Mitternacht (W 3, 47). 5 ) Tgb-Eintrag vom 16. Apr 1818: Die nebenstehenden [Expeditionen] abgeschlossen . . . An Ferjentse´k Herrmann und Dorothea. − Samuel Ferjentse´k, ungar. Theologiestudent 1816−18 in Jena.

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Dez 23. [Weimar] Charlotte v. Schiller an Knebel (Charl. Schiller − Knebel 444): Die Zeiten nach der Entstehung von „Hermann und Dorothea“ . . . sind mir als ein Zug in Goethe’s Leben unvergeßlich, und die Abende, wenn er uns [Schiller und ihr] jeden vollendeten Gesang vorlas, gehören zu den schönsten meines Lebens.

1819 Sept

3. (s. „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“: S. Boissere´e, Vorschlag . . . gD, EGW 6, 57)

Dez ⎯ (s. „Benvenuto Cellini“: Dem Menschen wie den Thieren . . . gD, EGW 2, 154)

1820 [1820/ [Berlin] Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik1) (G. W. F. Hegel: Werke in zwanzig 1829] Bänden. Hsg. v. E. Moldenhauer u. K. M. Michel. Frankfurt a. M. 1970. Bd 15, 414f.): Suchen wir nun in neuester Zeit nach wahrhaft epischen Darstellungen, so haben wir uns nach einem anderen Kreise als dem der eigentlichen Epopöe umzusehen. Denn der ganze heutige Weltzustand hat eine Gestalt angenommen, welche in ihrer prosaischen Ordnung sich schnurstracks den Anforderungen entgegenstellt, welche wir für das echte Epos unerläßlich fanden, während die Umwälzungen, denen die wirklichen Verhältnisse der Staaten und Völker unterworfen gewesen sind, noch zu sehr als wirkliche Erlebnisse in der Erinnerung festhaften, um schon die epische Kunstform vertragen zu können. Die epische Poesie hat sich deshalb aus den großen Völkerereignissen in die Beschränktheit privater häuslicher Zustände auf dem Lande und in der kleinen Stadt geflüchtet, um hier die Stoffe aufzufinden, welche sich einer epischen Darstellung fügen könnten. Dadurch ist denn besonders bei uns Deutschen das Epos idyllisch geworden, nachdem sich die eigentliche Idylle in ihrer süßlichen Sentimentalität und Verwässerung zugrunde gerichtet hat. Als naheliegendes Beispiel eines idyllischen Epos will ich nur an die Luise von Voss sowie vor allem an Goethes Meisterwerk, Hermann und Dorothea, erinnern. Hier wird uns zwar der Blick auf den Hintergrund der in unserer Zeit größten Weltbegebenheit eröffnet, an welche sich dann die Zustände des Wirtes und seiner Familie, des Pastors und des Apothekers unmittelbar anknüpfen, so daß wir, da das Landstädtchen nicht in seinen politischen Verhältnissen erscheint, einen unberechtigten Sprung finden und die Vermittlung des Zusammenhanges vermissen können; doch gerade durch das Weglassen dieses Mittelgliedes bewahrt das Ganze seinen eigentümlichen Charakter. Denn meisterhaft hat Goethe die Revolution, obschon er sie zur Erweiterung des Gedichts aufs glücklichste zu benutzen wußte, ganz in die Ferne zurückgestellt und nur solche Zustände derselben in die Handlung eingeflochten, welche sich in ihrer einfachen Menschlichkeit an jene häuslichen und städtischen Verhältnisse und Situationen durchaus zwanglos anschließen. Was aber die Hauptsache ist, Goethe hat für dieses Werk mitten aus der modernen Wirklichkeit Züge, Schilderungen, Zustände, Verwicklungen herauszufinden und darzustellen verstanden, die in ihrem Gebiete das wieder lebendig machen, was zum unvergänglichsten Reiz in den ursprünglich menschlichen Verhältnissen der Odyssee und der patriarchalischen Gemälde des Alten Testaments gehört. Sept

1. (s. „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“: an S. Boissere´e gD, EGW 6, 70) 1

) T. III: Die romantischen Künste, Kap. 3 C, I.3.c. Das romantische Epos.

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1823 Mai Bücher-Vermehrungsliste 1823 (Tgb 9, 326): Goethe’s Hermann und [1.od.2.] Dorothea. Aus Versen in Prosa umgebildet von C. Th. Kersten. London

1823.1) − Vom Verfasser. 2. [Weimar, nachmittags] . . . prosaische Übersetzung von Hermann und Dorothea.2) Juli 8. An C. L. F. Schultz (Br 37, 123): Man brachte mir die lateinische Übersetzung von Herrmann und Dorothea,3) es ward mir ganz sonderbar dabey; ich hatte dieses Lieblingsgedicht viele Jahre nicht gesehen, und nun erblickt ich es wie im Spiegel, der, wie wir aus Erfahrung und neuerlich aus dem Entoptischen wissen, eine eigene magische Kraft auszuüben die Fähigkeit hat. Hier sah ich nun mein Sinnen und Dichten, in einer viel gebildeteren Sprache, identisch und verändert, wobey mir vorzüglich auffiel, daß die römische nach dem Begriff strebt und, was oft im Deutschen sich unschuldig verschleyert, zu einer Art von Sentenz wird, die, wenn sie sich auch vom Gefühl entfernt, dem Geiste doch wohlthut. Ich möchte übrigens nicht weiter darüber nachdenken, denn eine solche Vergleichung führt zu tief in den Text. Aug 21. Ouvrages poe ´tiques de Goethe (W 53, 209): . . . [de 1797] jusqu’a` 1800 . . . Hermann et Dorothea, poe`me ´epique en dix chants . . .4) [28.] [Berlin] Varnhagen von Ense, Goethe in den Zeugnissen der Mitlebenden. Beilage zu allen Ausgaben von Goethe’s Werken. Erste Sammlung. Zum 28. August 1823. Berlin 1823, 181: Hermann und Dorothea. / Goethe’n empfing gastfreundlich der Chor süßtönender Musen; / Diese Gesänge darauf ließ er zum Danke zurück.5) Okt 27. [Bücher-Vermehrungsliste 1823] (Tgb 9, 331): Metrische griechische

Übersetzung des ersten Gesanges von Goethes Hermann und Dorothea von Dr. Winckler. Gießen.6) − Vom Verfasser

1

) Göthe’s Hermann und Dorothea. Gedicht in neun Gesängen. Aus den Versen in Prosa umgebildet von Carl Theodor Kersten. Mit Holzschnitten von William Hughes. London, Leipzig 1823. 2 ) s. das vorige Z. 3 ) Hermann und Dorothea von Goethe / Arminius et Theodora auctore Goethe. Ins Lat. übers. von Benjamin Gottlob Fischer. Stuttgart 1822 (dt. und lat. Text); Ruppert Nr. 1845. Vgl. Tgb 8. Juli 1823: [Nachmittags] . . . Hermann und Dorothea lateinisch. 4 ) Vgl. „Achilleis“ gD, EGW 1, 17. 5 ) Kontrafaktur eines Distichons aus der Antologia Palatina, das die Herkunft der Historien Herodots erklärt, s. Elsaghe 1990, 63: Herodot habe die Musen empfangen . . . und zum Dank für seine Gastfreundlichkeit habe ihm eine jede ein Buch geschenkt. Vgl. oben 16. Juli 1797: Böttiger an Joh. v. Müller m. Anm. 6 ) Erschienen als Einladungsschrift zu den am 25., 26. und 27. Sept 1823 im academischen Pädagogium stattfindenden öffentlichen Prüfungen und Redeübungen von Dr. Heinrich Arnold Wilhelm Winckler. Vgl. Ruppert Nr. 1845: nicht mehr vorhanden.

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Nov ⎯ [Weimar, anonyme Rez.] Berliner Aufführung der Bühnendichtung Hermann und Dorothea von C. Töpfer1) (Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode Nr. 115, Dez 1823, 942f., Rubrik: Correspondenz): Berlin, im November. Das Drama: H e r m a n n u n d D o r o t h e a , von T ö p f e r , nach G ö t h e ’ s G e d i c h t , findet hier ungemeinen Beifall, und macht auf die Zuschauer einen tiefen Eindruck; es rührt Männer und Frauen, und zwar nicht in der gemeinen Weise. Dieß ist wohl der beste Beweis, daß der Bearbeiter es verstanden hat, das innere Leben des epischen Gedichts in die dramatische Form übergehn zu lassen. Ganz übergegangen ist es freilich keineswegs, und es wäre unbillig, dieß zu fordern; bei der dramatischen Umbildung mußte manches eine andere Gestalt gewinnen, und dem theatralischen Effecte mußte manches aufgeopfert werden, wenn das epische Gedicht wenigstens den S c h e i n eines Dramas gewinnen sollte.2) 7. [Berlin] Varnhagen von Ense an G (GJb 1893, 65−67): Hermann und Dorothea steht unter den stets wiedergelesenen und wiederzulesenden Werken des Dichters in erster Reihe. Die vertrauteste Bekanntschaft aber, indem sie in jeder neuen Wiederholung, die erste Wärme des Gefühls in aller Lebensfrische ungeschwächt wiederfindet, sieht dem Verständnisse jedesmal die Anschauungen und Bezüge sich vermehren. Während nun auf solche Weise die Dichtung in sich selbst immer auf’s neue ihre unerschöpfliche Befriedigung trägt, führen jedoch andre Betrachtungen aus dem abgeschlossenen Kreise derselben wieder heraus, und möchten sie in ihren Quellen und Beziehungen der Wirklichkeit gleichfalls auffassen und geniessen. Die grosse Weltbegebenheit, welche dem Gedicht zur Unterlage dient, hat dasselbe durch ihren weiteren Geschichtsverlauf nur immer mächtiger emporgeführt, und, gleich der Eugenie [Die natürliche Tochter], als vorangeeilte Seherdichtung, mit einem Commentar von Ereignissen und Erfahrungen versehen, der jedem Einzelnen nach seinem Masse zugänglich ist. In dieser Hinsicht dürfte der Leser neue Aufschlüsse von dem Dichter selbst kaum begehren. Auch die liebliche Begebenheit aus der Geschichte der Salzburger Emigranten, welche den inneren Stoff des Gedichtes dargeboten, ist bekannt,3) und darf genügen, die schöpferische Erhebungskraft der Poesie für den gegebenen Fall an diesem einen gänzenden Beispiel verehrend zu erkennen und zu bewundern. Aber nach so vielem andern bliebe zu fragen, so viele Beziehungen wären zu verfolgen, zu erläutern! Die Örtlichkeit insbesondere hat etwas unbeschreiblich Anziehendes; man meint diese Stadt und Gegend zu kennen, man will sie wiederfinden, und die Einbildungskraft schweift ängstlich über alle Eindrücke hin, welche die reichen Lande längs des Oberrheins in ihrer tieferen Erstreckung dem Reisenden ehmals überschwänglich dargeboten, ohne dass die Wahl sich entscheiden und feststellen will! Ein bestimmter Ort aber, eine bestimmte Gegend, das nehmen wir für gewiss an, hat, wenn auch nur durch einige glückliche Punkte, die Grundlinien der ganzen Schilderung geliefert. Lebhafter und beseelter Frauenantheil legt uns diesen Gegenstand besonders an’s Herz, über ihn zuvörderst wünschten wir Aufschuss zu erhalten, und wagen denselben, da ja die Zeit solcher Mittheilungen gekommen, durch das schon glücklichste dafür bestehende Organ, die Hefte von Kunst und Alterthum, auch für Andere zu Nutz und Frommen, freundlichst und ehrerbietigst zu erbitten!4) Aber auch was sonst noch über das Gedicht aus dem Standpunkte des Dichters selbst zu sagen wäre, wünschten wir bei diesem Anlasse von daher zu emp-

1

) Carl Friedrich Töpfers Hermann und Dorothea. Idyllisches Familiengemälde in vier Aufzügen. Nach Goethes Gedicht wurde am 20. Okt 1823 im Kgl. Theater zu Berlin uraufgeführt. Vgl. das folgende Z u. unten 4. Dez 1823: Rez. Morgenblatt; 1824 Febr 20.: Tgb m. Anm. u. Mai 9.: Graf C. F. M. v. Brühl an G. 2 ) Folgen Ausführungen zu den Änderungen der Bühnenfassung. 3 ) Vgl. oben 1796: Campagne in Frankreich m. Anm. 1, S. 204 u. 10. Juni 1809 m. Anm. 2. 4 ) Vgl. unten 27. Dez 1826: Eckermann Gespräche.

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fangen. In Betreff der epischen Form knüpfen sich die wichtigsten Untersuchungen hier an, da als Thatsache feststeht, dass seit Homer selbst nichts so Homerisches in der Welt erschienen ist. Vielleicht sind gewisse Unterhaltungen über diese Angelegenheit mit dem trefflichen Friedrich August Wolf noch in gutem Andenken . . . Vielleicht ist es vergönnt, bei dieser Gelegenheit auch ein Wort über die neuliche Erscheinung von Hermann und Dorothea auf unserer Bühne berichtend anzufügen.1) Der dramatische Bearbeiter hat freilich den glücklichen Gedanken von seiner Seite nur traurig ausgeführt, allein sein Unberuf vermochte die hinreissende Kraft des Gedichtes nicht zu überwältigen; die bezaubernde Anmuth und vaterländische Tüchtigkeit strahlten leuchtend aus jeder Vertrübung und Schwächung hervor. Ohne Noth, ja zum Erstaunen, sind die ergreifendsten Züge verkümmert, der heiterste Schmuck abgebrochen, aber jedermann erinnerte sich an das, was fehlte, und so war es, wenn auch nicht durch das Verdienst des Bearbeiters, doch gegenwärtig und mitwirkend. Die Vergröberung des Gehaltes war umsonst, die Anwesenden sahen und fühlten ihn doch in seiner edlen Feinheit und Erhabenheit. Ausserordentlich war der Eindruck, alles in tiefgerührter Bewegung. Die Schauspieler erhielten den grössten Beifall; doch überluden sie ihre Darstellung, die aus dem reinen hohen Äther des Gedichts völlig in die schwere untere Luft der Bearbeitung niederging . . . Das Stück, in dieser Gestalt, wird sich schwerlich für immer auf der Bühne erhalten . . .

Nov

8. [Berlin, anonyme Rez.] Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen Nr. 34, 8. Nov 1823): Es könnte . . . bedenklich erscheinen, daß ein A n d e r e r es wagt, d i e s e [epische] Form aufzuheben und durch die D r a m a t i s i r u n g des Gegenstandes das Gedicht selbst in seinem innersten Wesen anzutasten. Denn ist etwa bei w a h r e n D i c h t e r n die F o r m gleichgültig und willkührlich . . .? Aber über diese Bedenklichkeit mag uns eben auch Goethe selber hinweghelfen. Er sagt in dem prosaischen Theil seines West-Oestlichen Divans, daß oft in dem kleinsten Gedicht die verschiedenen Naturformen der Poesie beisammen seien und eben durch diese Vereinigung im engsten Raum das herrlichste Gebild hervorbrächten.2) Und so ist es . . . Allerdings zwar ist die epische Form dem Inhalt von Herrmann und Dorothea, wie ihn Goethe behandelt, so angemessen . . . daß manches köstliche durch Auflösung dieser Form nothwendig verloren gehen muß . . . So zum Beispiel hat D o r o t h e a selbst durch die . . . Dramatisirung . . . viel und bei weitem mehr als die andern Personen verloren, namentlich dadurch, daß die schöne, rührende Erzählung von allen, auch den geringsten Umständen ihres Abschieds aus der Gesellschaft der unglücklichen Vertriebenen, denen sie bis dahin Alles war, in dem Drama so beschränkt und zusammengedrängt worden, daß dem Zuschauer nun Dorothea die Sache zu leichtnehmend erscheinen und an Interesse verlieren muß . . . Indeß ist des Trefflichen und für das D r a m a Tüchtigen, so viel in dem Gedicht, daß dem Herrn Toepfer . . . ein herzlicher Dank gebührt, schon für den bloßen Gedanken solch ein J u w e l poetischer Schöpfungskraft auch in d e n Kreis zu fördern, der nicht blos lieset und höret . . . 14. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 74): Dagegen war es ganz gegen meine Natur, über das, was ich von poetischen Plänen vorhatte, mit irgend jemanden zu reden, selbst nicht mit Schiller. Ich trug Alles still mit mir herum und niemand erfuhr in der Regel etwas als bis es vollendet war. Als ich Schillern meinen Hermann und Dorothea3) fertig vorlegte, war er verwundert, denn ich hatte ihm vorher mit keiner Sylbe gesagt, daß ich dergleichen vorhatte.

1

) Vgl. voriges Z. ) Im Abschnitt Naturformen der Dichtung der Noten und Abhandlungen zu besserem Verständniß des West-östlichen Divans (W 7, 118). 3 ) Vermutl. Verwechslung mit Die natürliche Tochter. 2

312 Dez

HERMANN UND DOROTHEA

1823

4. [Berlin, anonyme Rez.] Korrespondenz-Nachrichten zur Aufführung der Bühnendichtung Hermann und Dorothea von C. Töpfer1) (Morgenblatt Nr. 308, 25. Dez 1823, 1232f.): Berlin, 4. Dezember . . . Das dicht gedrängte Auditorium ward von der Wahrheit dieser Dichtung so ergriffen, so erschüttert, so hingerissen, wie es in langen Jahren nicht geschehen war; sämmtliche Schauspieler wurden hervorgerufen und bey jeder Wiederholung des Stücks war das Haus überfüllt. Hatte uns schon früher der Gedanke, dieses National-Gedicht auf die Bühne zu bringen, mächtig begeistert, so waren wir jezt von der lebendigen Erscheinung der geliebten Dichtung so tief und ganz ergriffen, wir waren dem dramatischen Dichter so dankbar für seine sinnige Wahl uns so entzückt von dem liebevollen Fleiß der Schauspieler und ihrer gelungenen Darstellung, daß jeder tadelnde Einwand gegen das Stück oder die Vorstellung uns nicht etwa verlezte, sondern gänzlich unberührt ließ.2)

1824 Jan

10. [Nachmittags] Hermann und Dorothea prosaisch.3)

[Febr [Weimar] R**pf [J. D. F. Rumpf]: Woher hat’s der Dichter? (KA IV 3, 77f.): Ich 12.]4) erwartete freylich [in den Recognitiones Clementi als vermuteter Quelle für die erste Erzählung der Wanderjahre] nichts Anderes zu finden, als etwa eine Spur einer ähnlichen Geschichte, so wie man den ersten Keim von „Hermann und Dorothea“ in einer Nachricht von den Salzburger Emigranten aufgefunden hat. Es ist jedoch immer unterhaltend, den rohen Stoff kennen zu lernen, den ein Goethe zu einem glänzenden Juwel verarbeitet hat . . . Febr 20. Herrn Regisseur Durand, mit Hermann und Dorothea.5) März 27. [Weimar] A. v. Goethe an A. Durand (Br 38, 323): Im Namen meines Vaters soll ich, mein werthester Herr Durand, Ihnen dessen Bedauern ausdrücken, daß er der freundlichen Einladung auf heute Abend nicht, wie er wohl wünschte, Folge leisten kann.6) Apr

⎯ [Weimar, Rez.] Sch.7) Aehnlichkeit (Journal für Litteratur, Kunst, Luxus und Mode Nr. 43, Apr 1824, 337f.): Herrmann und Dorothea von Töpfer macht einen ganz eigen1

) Vgl. oben Nov 1823: Rez. Journal für Literatur . . . m. Anm. 1 u. unten 1824 Febr 20.: Tgb m. Anm. u. Mai 9.: Graf C. F. M. v. Brühl an G. 2 ) Der Verf. widmet sich u. a. ausführlich der polemischen Kommentierung der Rez. der Berlinischen Nachrichten (s. oben 8. Nov) u. resümiert, die Meinung des verehrlichen Herrn Kollegen höre durch unmaßgebliche Aber, Allerdings, Indeß, Fast u. dgl. auf, selbst eine Meinung zu seyn. Der Beschluß der Rez. in: Morgenblatt Nr. 309, 26. Dez 1823, 1236. 3 ) Vgl. oben 1. und 2. Mai 1823. 4 ) KA IV, 3 erschienen. Eintrag G’s Tgb: Die angekommenen Exemplare Kunst und Alterthum IV, 3. 5 ) Vermutlich mit dem Regie- oder Soufflier-Manuskript von Töpfers Stück Hermann und Dorothea, das am 20. März 1824 erstmals in Weimar aufgeführt werden sollte (Theaterzettel 2033/Bl. 98, ThHStA). Vgl. das folgende Z. 6 ) Antwort auf Durands Einladung zur zweiten Vorstellung von Töpfers Hermann und Dorothea; nach dem Konzept von Johns Hand. Vgl. Tgb 25. März 1824: War früh Herr Durand dagewesen, um mich auf den Sonnabend einzuladen, sowie Tgb 28. März 1824: Mittag war viel von der gestrigen Vorstellung: Hermann und Dorothea die Rede gewesen. Vgl. unten 2. u. 3. Okt 1824. 7 ) Der Rezensent der Weimarer Aufführung v. Töpfers Bühnenfassung von Hermann

1824

HERMANN UND DOROTHEA

313

thümlichen Eindruck, und man ist geneigt, diesen dem Gedichte von Göthe, wornach das Drama ist bearbeitet worden, zuzuschreiben, und doch, wenn man eine Vergleichung anstellt, findet man in dem Gedichte oft nur allgemeine Andeutungen, die Töpfer zu wirklichen theatralischen Scenen erhöht und vereinzelt hat, man findet, daß auf diese Weise von ihm sehr viel gethan, sehr viel hinzugefügt worden, und daß das Drama als ein solches keineswegs schon in dem Gedichte vorhanden gewesen. Zieht man die Verwandlung selbst nach ihrer Wirksamkeit in Betrachtung, so bemerkt man sogar, daß er auf eine Ifflandische Weise den Gegenstand in die häusliche Rührung hinübergespielt habe, die nun eben die auffallende Wirkung hervorbringt. Also sieht man hier T ö p f e r und I f f l a n d sich begegnen; und dennoch spüren und empfinden wir das Göthesche Gedicht hindurch, und laben uns an dem Geist, der uns von ihm herüberweht.

Apr

⎯ [Weimar, anonym] Theaterbericht (Journal für Litteratur, Kunst, Luxus und Mode, Nr. 43, Apr 1824, 338f.): Weimar . . . neu: H e r m a n n u n d D o r o t h e a , von Töpfer. Alle sieben Rollen waren mit b e s t e n S u b j e c t e n besetzt. Der Erscheinung Dorothea’s sah man gespannt entgegen, und fand, daß uns Hr. Töpfer zu lange auf sie warten ließ. Viel hätte man darum gegeben, wenn man den Zug der Auswanderer im Hintergrunde hätte vorbeipassiren sehen, was die Scene mehr belebt und dem Stück mehr Interesse gegeben haben würde . . . Der Mangel des Dramatischen wurde, bei der Darstellung, durch die Kunst der Spielenden trefflich ersetzt. Es hieß, G ö t h e wolle, nach Jahren, zum erstenmal wieder im Theater erscheinen, um dieses Stück zu sehen. 20. An Graf C. F. M. v. Brühl (Br 38, 113f.): . . . von Herrmann und Do-

rothea kann sie [Ottilie v. Goethe] noch nicht ohne äußerstes Entzükken und wahrer Herzensrührung sprechen und erzählen.1) Auch hier ist das Stück aufgeführt worden und hat eine gute Wirkung in gewissem Grade nicht verfehlt. Eben so ist man gesonnen mit dem Paria zu verfahren; da aber, wie ich mit Wahrheit sagen kann, der Vorgang des Berliner Theaters hier durchaus respectirt wird und man die große Sorgfalt, durch gehörige Decoration und Garderobe musterhafte Darstellungen zu erzielen, anzuerkennen und zu schätzen weiß, so hat man mich ersucht, ob ich nicht mein trauliches Verhältniß zu Ihnen, mein Theuerster, dießmal unserer Bühne zum Vortheil wenden und Sie ersuchen möchte eine flüchtige Skizze der Decorationen und Kleidungen zu entwerfen und sie mir mittheilen zu lassen. Mai

2. [Frankfurt] Der Stoff zu Göthe’s Hermann und Dorothea, aus einer im Jahr 1734 erschienen Beschreibung der Salzburger Religionsunruhen. In: Iris. Unterhaltungsblatt für Kunst, Literatur und Poesie Nr. 36, 2. Mai 1824, 152): Einsender dieses las vor mehreren Jahren in einem öffentlichen Blatt2) die folgende Geschichte einer Salzburger Emigrantin. Es war daselbst nichts davon beigemerkt, daß Göthe wohl sein Epos „Hermann und Dorothea“ daraus geschöpft habe; doch ist dieses ganz augenscheinlich, denn nicht allein das Wesentliche der Begebenheit, sondern auch fast alle kleinsten

und Dorothea war vermutl. der Weimarer Theologe, Schriftsteller u. Hofrat Joh. Stephan Schütze. 1 ) Ottilie v. Goethe hatte in Berlin eine Aufführung von Töpfers Bühnenfassung gesehen; vgl. F. v. Müller 9. Febr 1824 (Unterhaltungen 102). 2 ) Nicht ermittelt. Vgl. oben 10. Juni 1809 u. unten 15. Jan 1827: A. Turgenjew an I. I. Koslow.

314

HERMANN UND DOROTHEA

1824

Umstände sind dieselben, und das schöne Epos unsers großen Landmannes liegt in der einfachrührenden Erzählung gleichsam wie im Ei beschlossen. Da nun Göthe unbezweifelt aus dem seiner Zeit nähern Buche, worin diese Erzählung vorkommt, den Stoff zu Hermann und Dorothea genommen, sich aber Einsender dieses gegenwärtig nicht entsinnen kann, ob irgendwo Göthe sich über den Ursprung seines Gedichts ausgesprochen hat, so bittet derselbe zugleich die Freunde und Verehrer Göthe’s, welchen etwas darüber bekannt seyn sollte, um gefälligen Aufschluß in diesen Blättern.1)

Mai

9. [Berlin] Graf C. F. M. v. Brühl an G (GSA 28/107 Bl. 101−104): Daß Sie mit der Aufführung von Hermann und Dorothea einverstanden sind, ist mir ein wahrer Trost, denn ich hatte früher das Gegentheil erfahren, und wenn gleich das Unternehmen sehr kühn war, eines Ihrer vortrefflichsten Gedichte durch die dramatische Bearbeitung in mancher Hinsicht verschwächt zu sehen, so baute ich andern Theils auch wieder auf das unbeschreiblich reitzende und anziehende des Gedichts, welches gewißermaßen wie ein guter Geist auf die Bühne mit herüber schweben mußte, wobey mir freilich noch der große Vorzug zu Theil wurde, es hier besser besetzen zu können, als irgendwo in Deutschland. Daß das Wolffsche Ehepaar hierbey das beste gethan, liegt wohl theils in der eigenen Vortrefflichkeit beider Künstler und in der Liebe, welche sie Ihnen von ganzem Herzen zollen. Die Rolle der Dorothea ist neuerlich in Abwesenheit der Madame Stich durch Madame Unzelmann doublirt und meinem Gefühle nach verbeßert worden, obgleich diese lezte Künstlerin weder den Ruhm noch den gefeierten Namen der Ersteren hat. Madame Unzelmann ist eben so schön, wo nicht schöner als Madame Stich, groß, kräftig und schlank. Der Ausdruck ihres Gesichts ist aber reiner, unschuldiger, folglich für Dorothea paßender, und die Scene im Hause des alten Feldern giebt sie mit weniger Heftigkeit als jene, mehr mit dem Gefühl des unschuldig gekränkten liebenden Mädchens, dagegen Madame Stich mehr die Aufwallung des gekränkten Stolzes zeigt.

[Juli Individualpoesie (W 42.2, 61f.): Vo ß hat in seiner L u i s e diesen häusnach 7.]2) lichen Ton angegeben; in H e r m a n n u n d D o r o t h e a habe ich ihn

aufgenommen, und er hat sich in Deutschland weit verbreitet. Und es ist wohl keine Frage, daß diese dem Sinne des Volks sich nähernde Dichtart den individuellen Zuständen am besten zusagt. Sept ⎯ [Weimar, anonym]: Miscellen (Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode Nr. 95, Sept 1824, 760): (Göthe, in’s Schwedische übersetzt.) Von Göthe’s Hermann und Dorothea ist im vorigen Jahre eine sehr gute Schwedische Uebersetzung erschienen,3) von ˚ bo. Schon im J. 1819 gab der Landprediger Sjöström, Adjunct der Academie zu A Rancken eine Uebersetzung von Göthe’s Tasso. Beide Werke sind zu Abo gedruckt. Okt

2. [Abends] Im Schauspiel Hermann und Dorothea.4) 3. Mittag Dr. Eckermann. Über die gestrige Vorstellung von Hermann und

Dorothea. 1

) Folgt Abdruck Die Salzburger Emigrantin aus Göckings Emigrations-Geschichte der aus Salzburg vertriebenen Lutheraner. 2 ) Betrachtung anläßlich der Vermischten Gedichte von J. W. Meinhold, die dieser G zugesandt hatte; G notierte den Eingang am 7. Juli 1824 im Tgb; er beabsichtigte, die Betrachtung in KA V 2 (1825) mitzuteilen; vgl. W 42.2, 285f. 3 ˚ bo 1823. ) Goethe´s Herrman och Dorothea. Öfwersatt af Axel Gabriel Sjöström. A 4 ) Aufführung der Bühnenfassung von C. Töpfer am Weimarer Hoftheater (Theaterzettel 2033/102, ThHStA); vgl. oben Nov 1823 m. Anm. Weitere Aufführungen: 1825 Jan 12. u. Nov 19.

1825

HERMANN UND DOROTHEA

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1825 Jan

18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 141): Hermann und Dorothea, sagte er unter andern, ist fast das einzige meiner größeren Gedichte, das mir noch Freude macht; ich kann es nie ohne innigen Anteil lesen. Besonders lieb ist es mir in der lateinischen Übersetzung;1) es kommt mir da vornehmer vor, als wäre es der Form nach, zu seinem Ursprunge zurückgekehrt.

Mai 20. An Cotta (W 42.1, 466−68):2) Zur Vergleichung.

Neue Ausgabe. XL. Bände Ältere. XX. B. . . . XII. Epische Gedichte und Verwandtes . . . Herrmann und Dorothea. XI.

24. [Weimar] A. v. Goethe an J. F. Vieweg (Br 39, 352):3). . . den richtigen Empfang des kleinen Exemplars von Herrmann und Dorothea neuster Ausgabe von diesem Jahre vermeldend,4) lege die Copie eines Briefes5) bey mit der Anfrage, ob sich unter Ihren Papieren etwas findet wodurch [die Bestimmung, daß] der alleinige Verlag bloß für 1798 und 99 zugesichert wird, etwa aufgehoben seyn könnte.6) In meines Vaters Papieren findet sich nichts weiter darüber, es müßte aber etwas dergleichen ausgesprochen seyn, wenn der seit dreyßig Jahren fortgesetzte und wiederholte Abdruck zu erklären wäre. Bisher hat man einer solchen Behandlung . . . stillschweigend nachgesehen; gegenwärtig aber da ein allgemeines Privilegium gegen den Nachdruck ertheilt ist, so muß man Denenselben bemerken daß auch fromme Absichten ein dergleichen Verfahren nicht rechtfertigen. Juni 18. An C. W. Göttling (Br 39, 230): Ew. Wohlgeboren

halten sich überzeugt daß ich das Geschäft des Grammatikers in seinem ganzen Umfang zu schätzen weiß und daß ich mir gern erst von ihm die Erlaubniß erbitte, als Poet mich einiger Freyheiten bedienen zu dürfen. Haben Sie die Gefälligkeit Ihre Bemühungen, die mir so sehr zu Gute kommen, weiter fortzusetzen, und so werden wir uns zu rechter Zeit mit Freuden am Ziele sehen.7)

Juli 12. [Jena] C. W. Göttling an G (AA-Epen 2, 196) Was also Hermann und Dorothea anlangt, so erlaube ich mir nur zu bemerken, ob nicht S. 218, Z. 5 (v.u.) der Vers „Meiner

1

) Vgl. oben 8. Juli 1823: an C. L. F. Schultz m. Anm. ) Briefbeilage. Aufstellung der Entwicklung der Bandfolge der Ausg. letzter Hand (C). 3 ) Vermutl. von G diktiert. 4 ) Ausgabe zum Besten der durch die Wasserfluthen in der Nacht vom 4ten auf den 5ten Februar 1825 Verunglückten (D13; s. Hagen Nr. 259). Vieweg hatte G am 20. Apr 1825 ein Ex. übersandt mit den Worten: Da meinem Herzen nicht genügte, was ich in meiner Lage für die Unglücklichen thun konnte . . . so bestimmte ich ihnen den Ertrag von 100 Exemplaren von Hermann und Dorothea, welche auch, zu meiner Freude, in kurzer Zeit für 100 Thaler verkauft wurden (QuZ 4, 676). 5 ) s. oben 21. Jan 1797: J. F. Vieweg an G (Abschrift). 6 ) Vgl. oben 12. Juli 1798: J. F. Vieweg an G u. unten 19. Mai 1830: Cotta an G m. Anm. 7 ) Göttling arbeitete seit Ende Jan 1825 an der metrischen und grammatischen Durchsicht von G’s Werken für Ausg. C (vgl. an C. W. Göttling 10. Jan 1825; Br 39, 76f.) und erhielt zu diesem Zweck die Bde der vorhergehenden Ausg. (B) von G zugesandt. Vgl. Tgb 18. Juni 1825: Herrn Professor Göttling dahin [nach Jena], 11. und 12. Band meiner Werke. 2

316

HERMANN UND DOROTHEA

1825

seligen Mutter, wovon noch nichts verkauft ist“ [II, 90] durch eine geringe Veränderung einen hexametrischen Ausgang gewinnen könnte, weil das Ganze gegen das Ende ein zu iambisches Ansehn hat. Dagegen hab ich mir erlaubt S. 222, Z. 5 (v.u.) das arrhythmische u n d in dem Verse: „Ungerecht bleiben die Männer u n d die Zeiten der Liebe vergehen“ [II, 186] wegzustreichen, welches ich in frühern Ausgaben nicht gelesen zu haben glaube.1) S. 279, 14. ist mir der allzu trocheische Anfang des Hexameters: „sogleich stützte der Starke“ [VIII, 88] etwas aufgefallen.2)

1826 Jan Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzEnde/ ter Hand (W 42.2, 111): . . . [ B d ] X I I . E p i s c h e G e d i c h t e u n d Febr 5. Ve r w a n d t e s : Reineke Fuchs; Hermann und Dorothea; Achilleis; Pan-

dora. Dez 20. Oeuvres dramatiques de Goethe, traduites de l’allemand; pre ´ce´de´es

d’une Notice biographique et lite´raire. 4 vol. in 8 (W 41.2, 197):3) Dieß ist die Geschichte des Theaters unsers Dichters, und studirte man seinen Geist in andern Dichtarten, die er versucht hat, würde man leicht auf den verschiedenen Linien die Puncte finden, welche denen, die wir auf der unsern angedeutet haben, entsprechen; man würde Werther Götz gegenüber, H e r m a n n u n d D o r o t h e a zur Seite von Iphigenien finden . . . 27. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 192): In ästhetischer Hinsicht ist jetzt an gar keine Verbindung und Korrespondenz zu denken. Da wollen sie wissen, welche Stadt am Rhein bei meinem Hermann und Dorothea gemeint sei!4) − Als ob es nicht besser wäre, sich jede beliebige zu denken! − Man will Wahrheit, man will Wirklichkeit und verdirbt dadurch die Poesie.

1827 Jan

15. A. Turgenjew an I. I. Koslow (Fahrten nach Weimar. Slawische Gäste bei Goethe. Weimar 1958, 44): Wir waren zu einer literarischen Abendgesellschaft bei der hiesigen Malerin und Literatin Mlle. Winkel5) . . . Dort hörten wir den Journalisten [Johann 1

) Vgl. oben 23. Dez 1807: C. F. E. Frommann an Gries, 1808: Riemer Mittheilungen u. Mai 23.: Rez. Morgenblatt. 2 ) Zu dem ersten von Göttling monierten Vers notierte G am unteren Rand des Briefes die Variante: Das alles noch heilig verwahrt [Variante: ist] liegt. Zum dritten genannten Vers notierte er an gleicher Stelle Sorglich. Die erste Variante ging nicht in den Druck ein, die zweite wurde benutzt. Ein Antwortschreiben G’s ist nicht bekannt. 3 ) Übersetzung von Jean Jacques Ampe`re’s Rez. der Übertragung von G’s Werken ins Französische durch Albert Stapfer (4 Bde, Paris 1821−25, s. Ruppert Nr. 1805), in: Globe, T. III. Nr. 55, 29. Apr 1826, und Nr. 64, 20 Mai 1826. G’s Text erschien in zwei Teilen in KA V 3 u. KA VI 1. Hier datiert nach der Hs. (s. W 41.2, 490). 4 ) Vgl. die Nachfrage Varnhagen v. Enses im Brief an G vom 7. Nov 1823 (s. d.). 5 ) Therese E. H. aus dem Winckel, Malerin, Harfenistin, Schriftstellerin in Dresden.

1827

HERMANN UND DOROTHEA

317

Friedrich] Kind, der über Goethe herfiel, weil dieser das Sujet für Hermann und Dorothea irgendeinem zeitgenössischen Journalisten entwendet habe, der Wort für Wort im Rheinischen Journal1) die Anekdote erzählte, die dem Werk Goethes zugrunde liegt . . . diesem Ausfall verdanken wir die Antwort des Antiquars Böttiger, der sich, nachdem er Kind angehört hatte, auf seinen Platz setzte und selbst eine Anekdote erzählte, deren Zeuge er selbst in Weimar bei der Herzogin gewesen war. In einem Gespräch Goethes mit Herder hatte der letztere einmal zu Goethe gesagt, daß der Inhalt von Hermann und Dorothea doch gewiß Anekdoten über die französischen Emigranten des Jahres 1792 entlehnt sei. Hier hatte Goethe Herder heftig geantwortet, daß er fast alle seine Werke aus der Natur und der Geschichte, also von anderen, genommen, daß er aber gerade das einfache Sujet dieser Idylle von niemand entlehnt, sondern selbst erfunden habe.2)

Jan (s. „Novelle“: Eckermann Gespräche gD) 15., 18. 31. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 223): Es ist bei ihnen [den Chinesen]3) alles verständig, bürgerlich ohne große Leidenschaft und poetischen Schwung und hat dadurch viele Ähnlichkeit mit meinem Hermann und Dorothea . . .

1828 Okt 11. Umrisse von Moritz Oppenheim zu Hermann und Dorothea. Durch

Herrn Canzler von Müller.4) 28. [Weimar] F. v. Müller an M. Oppenheim (BerFDH 13, 71f.): Goethe verspricht, Ihnen ehestens zu schreiben. Er lobt die Composition ganz vorzüglich und ich kann beteuern, daß ihm das Ganze große Freude gemacht. Sie haben Hermann und Dorothea aufs Würdigste nachgedichtet.

1829 Febr

4. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 303): Wenn man meinen Hermann und Dorothea lieset, so denkt man, das wäre auch auf dem Theater zu sehen. Töpfer hat sich verführen lassen es hinaufzubringen; allein was ist es, was wirkt es, zumal wenn es nicht ganz vorzüglich gespielt wird, und wer kann sagen, daß es in jeder Hinsicht ein gutes Stück sei? −5) Für das Theater zu schreiben ist ein Metier, das man kennen soll, und will ein Talent, das man besitzen muß. 1

) Nicht bekannt; der Titel wurde aus dem Russischen rückübersetzt. ) Vgl. dagegen die Zeitungsmeldungen oben 10. Juni 1809 u. 2. Mai 1824. 3 ) G beschäftigte sich vom 31. Jan bis zum 6. Febr 1827 mit dem Band Chinese Courtship in verse von Peter Perring Thoms (1824). Vgl. Z zu „Chinesisches“ gD, EGW 1, 181f. 4 ) Der Maler Moritz von Oppenheim veröffentlichte 1828 Umrißzeichnungen zu Hermann und Dorothea bei Brönner in Frankfurt a. M. (zehn Blätter in Quer-Folio, von A. Lucas in Stein übertragen). Müller übermittelte G das für diesen bestimmte Ex. Vgl. 24. Mai 1830: Vorschlag (W 53, 219f.): Herr Professor [. . .] hat eine Folge von Bildern nach den Ereignissen von Herrmann und Dorothea ausgegeben, wo wir mit Gefallen den Ergebnissen jener Fabel nachgehen und uns in diesem Kreise befreunden.Vgl. ferner Tgb 14. Okt 1828: Um halb 11 Uhr verwittibte Frau Großherzogin. Vorgewiesen das Oppenheimische zu Hermann und Dorothea. 5 ) Vgl. oben Nov 1823 m. Anm. 1. 2

318

HERMANN UND DOROTHEA

1829

März 23. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 322): Ja, mein Guter, man hat von seinen Freunden zu leiden gehabt! − Tadelte doch Humboldt auch an meiner Dorothea, daß sie bei dem Überfall der Krieger zu den Waffen gegriffen und drein geschlagen habe!1) Und doch, ohne jenen Zug, ist ja der Character des außerordentlichen Mädchens, wie sie zu dieser Zeit und zu diesen Zuständen recht war, sogleich vernichtet, und sie sinkt in die Reihe des Gewöhnlichen herab. − Aber Sie werden bei weiterem Leben immer mehr finden, wie wenige Menschen fähig sind, sich auf den Fuß dessen zu setzen, was sein muß, und daß vielmehr Alle nur immer das loben und das hervorgebracht wissen wollen, was ihnen selber gemäß ist. Und das waren die Ersten und Besten, und Sie mögen nun denken, wie es um die Meinungen der Masse aussah, und wie man eigentlich immer allein stand. Okt 27. An Cotta (Briefbeilage, Br 46, 124): . . . Von meinen k l e i n e n G e d i c h -

t e n und von H e r m a n n u n d D o r o t h e a sind neuerlich, wie ich sehe, einzelne Abdrücke erschienen.2) Hiervon möcht ich Dieselben um einige Exemplare ansprechen. Da man so oft in den Fall kommt Freunden und Gönnern etwas Angenehmes zu erweisen so geschieht dieses wohl am besten durch zwar geringe aber doch dem innern Sinne nach gehaltreiche Gaben . . . Nov 14. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: an W. Reichel gD)

1830 Mai 19. [München] Cotta an G (G−Cotta 2, 280f.): Der Abdruk der lezten Liefrung wird mit Eifer betrieben: von Herrmann und Dorothea, was darinn erscheint, macht Vieweg immer noch besondre Abdruke.3) Juli

⎯ [Jena, Rez.] Wi.: Tübingen b. Osiander: Hermann und Dorothea, von Goethe. Ins Lateinische übers. von Joseph Grafen von Berlichingen. 18284) (JALZ Nr. 129, Juli 1830, Sp. 72): Der Vf. hat sein deutsches Original in lateinischen Hexametern, meist sehr glücklich, wiedergegeben, und die Züge von Einfalt, Würde und Anmuth, welche das Goethische Gedicht so anziehend für jeden fühlenden Leser machen, sind darin keineswegs verwischt. Der lateinischen Uebersetzung steht die deutsche Urschrift zur Seite . . . Die Uebersetzung des Gedichts hält sich genau an das Original, das sie Vers für Vers wiedergiebt.

1

) Vgl. W. v. Humboldts Abhandlung Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea (Braunschweig 1799), 111−14, über VI, 104−18. Vgl. oben 19. Apr 1798: W. v. Humboldt an Schiller m. Anm. 2 ) Hagen Nr. 261; von dieser Ausgabe erhielt G 12 Ex. (s. G−Cotta 2, 252), vgl. an Cotta 13. Febr 1830 (Br 46, 237): Den zugesagten Exemplaren von Herrmann und Dorothea sehe mit Vergnügen entgegen. 3 ) In Bd 40 der Ausgabe letzter Hand erschien Hermann und Dorothea. Vieweg hatte kein Recht mehr zu neuen Auflagen von Hermann und Dorothea (vgl. oben 24. Mai 1825), zeigte gleichwohl verschiedene illustrierte Prachtausgaben an (vgl. Hagen Nr. 262−264), s. G−Cotta 3.2, 203. 4 ) Erste Aufl. 1826. − Vgl. Hegel an Christiane Hegel 7. Dez 1829 (Hoffmeister 3, 289f.), wo von Herrn Graf[en] v[on] Berlich[ingens] gemütlicher und geistvoller Uebertragung die Rede ist.

1831

HERMANN UND DOROTHEA

319

1831 Juni

2. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: an Thomas Carlyle gD)

UM

Herr Mawe. Nachricht von seinen letzten Expeditionen im Oktober 18171)

E D

1817 Nov 25. − Dez 21. NS 13 (1904) 395−98 (Paralip. 378).2) − LA I 2, 103−06; I 11, 188−90. − FA I 25, 562−65. − MA 11.2, 543−46.

Z ⎯

1817 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 120): M a w e ’s Aufsatz über Brasilien

und die dortigen Edelsteine gab uns von dieser Seite eine nähere Kenntniß jener Länder. Ich aber trat in ein unmittelbares Verhältniß zu ihm, und erhielt durch seine Vorsorge eine schöne Sammlung englischer Zinnstufen, wie immer, unmittelbar vom Urgebirg gewonnen, und zwar dießmal im Chloritgestein. Juni 20. [Jena] Bestellungen nach London angefangen. 23. [Jena] An C. G. C. Vogel,4) mit Beilage (Konzept; Br 28, 139−41):5) Dießmal habe nur einige Anfragen welche nach London zu befördern 1

) Übersetzung eines Berichts des engl. Mineralogen u. Mineralienhändlers John Mawe mit Zusätzen von G. Aufnahme dieses Kontakts wegen G’s Interesse an den Zinnvorkommen in England. Der Zinnformation ging er seit Mai 1813 nach; vgl. „Ausflug nach Zinnwalde und Altenberg“ (EGW 1, 171−74), „Bildung des Granits und Zinnvorkommen“ (EGW 1, 566−69) u. „Zinnformation“. G betrachtete Zinn als „Urmetall“, dessen Entstehung seiner Ansicht nach direkt auf die Granitepoche folgte. Frühere Versuche G’s, durch K. C. v. Leonhard Zinnstufen aus England zu erhalten, waren u. a. wegen der Kontinentalsperre nicht gelungen; vgl. Z von Dez 1813 sowie Jan u. Mai 1814 in „Zinnformation“. Mawe erhielt durch G die Mitgliedschaft in der Jenaer Mineralogischen Gesellschaft und lieferte Anfang 1818 engl. Zinnstufen nach Weimar. Eine von G in Aussicht gestellte Publikation des übersetzten Berichts in den Schriften der Gesellschaft kam nicht zustande, doch nahm er weitere Werke von Mawe interessiert zur Kenntnis. 2 ) Titelvariante: . . . im October 1817. 3 ) Verfaßt 29. Apr / 3. Mai 1825. 4 ) G’s Tgb vom 23. Juni bestätigt Aufträge nach England mundirt, dazu Brief an Canzleyrath Vogel. Absendung der Bestellung nebst Brief an Vogel nach Weimar am 24. Juni (s. Tgb). 5 ) Kanzleirat Vogel in Weimar vermittelte G’s Wünsche an J. C. Hüttner, den weimarischen Agenten u. Korrespondenten in London. Im gleichen Schreiben auch Anfrage zu Informationen über die von Lord Elgin nach London gebrachten antiken Kunstwerke, s. „Elginische Marmore“ (EGW 3, 409−21) u. „Elgin Marbles“ (EGW 3, 421−25).

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und Herrn Hüttner meinen lebhaftesten Dank für bisherige Förderung abzustatten bitte . . . Geologischer Gegenstand. Man wünscht eine unterrichtende Folge von der englischen Zinnformation. Es ist hier nicht um kostbare und außerordentliche Zinnstufen zu thun, obgleich unter den instructiven Stücken auch wohl schöne würden angenehm seyn. Hauptsächlich wär man aber darauf gestellt die nächste Gang- und Gebirgsart, ja die entferntere, zu besitzen. Denn da das Zinn in [Corn-]Wallis wie überall in einem nur scheinbaren Granit vorkommt so wünschte man von dem entferntern echten Urgebirg, und wenn es mehrere Stunden weit davon läge, Musterstücke zu besitzen. Man wagt nicht deshalb eine Bestellung zu machen, weil die Bemühung dergleichen zu sammeln und der völlige Mangel von Schätzung als Geldeswerth dergleichen Aufträge unsicher macht. Könnte man aber nur einigermaßen erfahren: ob und um welchen Preis eine solche Sammlung irgendwo zu erhalten sey, so würde sich schon das Nähere bestimmen lassen. [Beilage von J. G. Lenz, LA II 8A, 462f.:] Der Z i n n s t e i n bricht zu Cornwallis 1) in einem grobkörnigen Granit eingesprengt, 2) mit Quarz und Chlorit 3) in einem Aftergranit, d. i. in einem Gestein das aus Quarz und Glimmer besteht. Der f a s r i g e Z i n n s t e i n findet sich in den Seifenwerken in Gesellschaft mit Zinnstein in dem Kirchspiele St. Colomb-Roch, so wie auch der splittrige Zinnstein aus den Seifenwerken Stream-works. Das Z i n n - K u p f e r e r z , olim Z i n n k i e s kommt vor zu Whealkock in St. Agnes in Cornwallis, woselbst es einen neun Fuß mächtigen Gange bildet, und zwar in Gesellschaft mit Kupferkies, Kupferschwärze und Brauner Blende.

Juli 15. [London] J. C. Hüttner an C. G. C. Vogel (LA II 8A, 465): Auf die Anfragen Sr. Exz. des Herrn Minister von Goethe dient folgendes zur untertänigsten Antwort. Eine unterrichtende Folge von der englischen Zinnformation wird schwerlich auszumitteln sein. Doch kann diesen Posttag noch keine definitive Antwort erfolgen. Der Mineralog am Britischen Museum [K. D. E. König],1) und H.[err] [J. H.] Heuland, zwei treffliche Mineralogen verwiesen auf Mawe, den bekannten Verfasser der Mineralogy of Derbyshire, der Reise in Brasilien uam. welcher mit englischen Mineralien handelt. In seinem Katalog, der mit diesem Paketboote nach Weimar abgeht, sind nur wenig englische Zinnstufen verzeichnet. Er selbst ist jetzt nicht in London, kommt aber bald zurück, und gleich nach einer Unterredung mit ihm über diesen Punkt, soll berichtet werden, was für einen Bescheid er gibt. 22. [Jena] Bergrath Lenz, über neuangekommene englische Stufen. 22. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 466): In Betreff des geologischen Gegenstandes ist Mawe, der Mineralienhändler befragt worden und hat geantwortet, er wolle eine genugtuende Folge Cornwallischer Zinnstufen (denn Wales erzeugt deren nicht) bestehend aus 25 Stück, für circa acht bis zehn Pfund Sterling herbeischaffen. Es erfolgt hierbei seine eigene geschriebene Antwort, in welcher man sich nicht an die schlechte Orthographie stoßen darf, indem Mawe keine literarische Bildung erhalten zu haben scheint, aber sich durch Übung gute mineralische Kenntnisse erworben hat. Er ist ein betraueter und rechtlicher Mann, und macht persönlich öftere Reisen nach Cornwall, Derbyshire pp. 1

) Vgl. unten 19. Sept 1817.

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[Beilage von J. Mawe:] The tin series of Cornwall including the rocks and descriptive act. of their geognostic situation. Including above 25 specimens will cost from 8 to 10 Pound. This will include the tins crystalloid, with flun [?] − with apatite and the sulphurity tin etc.

Aug

1. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 56, 317): Der Kanzleirat Vogel bringt mir eben beiliegendes Blatt von Hüttner aus London und bittet, daß Ew. Exzellenz ihm Befehl geben möchte, was er antworten solle. Bergrat Lenz wird über die Mineralien Auskunft geben können. 2. [Jena] Nach Tische in’s Museum, wo wir Lenz . . . fanden. 6. [Jena, nachmittags] Kam Bergrath Lenz . . . Auf’s Museum. Lenz und

Voigt. Geologica. 8., 9. (s. „Elginische Marmore“: Tgb gD, EGW 3, 412) Sept

4. [Weimar] Briefe . . . Canzleyrath Vogel, Bestellung an Herrn Hüttner

nach London1) . . . Mineralien geordnet. 5. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 20. Juli 1818 −: Mawe, J[ohn]: A descriptive catalogue of minerals intended for the use of students . . . 2. ed . . . London 1816.) 6. Einige Folgen von Mineralien. Mawe’s Catalog. 7. Mineralien geordnet. 19. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 477): Die Ankunft der Mineralien ist den Herren König und Heuland gemeldet . . . H. Mawe ist soeben wieder in Cornwall, aber sein Haus soll ihm die bewußte Bestellung übersenden. Avis nächstens. 20. Agenda (LA II 8A, 478): Lenz.

Mawe Diplom.

26. An J. G. Lenz (Br 28, 263): Erfolgt eine Anfrage: ob Herr G. [richtig: J.]

Mawe, Author of the Mineralogy of Derbyshire, Travels in Brazil, Treatise upon Diamonds and others precious Stones ein Diplom von uns erhal-

ten hat; wenn nicht, so ersuche um dessen baldige Ausfertigung. Okt

5. (s. „Elginische Marmore“: Tgb gD, EGW 3, 413) 10. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 482): An Mawe ist längst geschrieben wegen der Suite Cornwallischer Zinnstufen. Er wird in einer Woche in London zurück erwartet, und bringt vermutlich von dort die Sammlung mit. 13. [Nachmittags] Bergrath Lenz . . . Mineralien, besonders Zinnformation

Lenzen vorgezeigt. 23. Mawe’s Edelsteine. 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 20. Dez 1817 −: Mawe, John: Abhandlung über die Demanten und andre Edelsteine. Aus d. Engl. von Carl Gottlob Kühn. Leipzig 1816.) 24. Mawe’s Demanten. 25. [Nachmittags] . . . Mawe wie gestern.

1

) Auch in den Tagebuchnotizen zum 4. Sept vermerkt: C. G. C. Vogel, Weimar (Br 28, 459); s. auch „Elginische Marmore“: Tgb gD, EGW 3, 412.

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Okt 31. [London] J. Mawe an G (LA II 8A, 486−88):1) Having received an order from a Distinguished character to make a Tour into C o r n w a l l to collect whatever might appear Interesting in the Mineral department either for the cabinet or Grotto − I proceeded through Devonshire & will state a narrative of my journey − After I left Exeter I visited for some days the singular situation of Bovey & its coal formation − Bovey is a Village to the East of Dart Moor which it [is] probably some ages back formed a part but the land about it is now Inclosed it is built on Granite Lime and is upon Syenite which caps (overlays) the Granite, at the foot of these elevations is a plain ( l i t t l e higher than the sea & a few Miles in extent], the land is very poor under the Vegetable formation is a tenatious fine Clay of from four to twelve feet deep which covers the Water to rest on the surface & to render the Land barren − The Clay is of various shades of White but commonly of a light smokey color & when burnt becomes p u r e W h i t e & forms excellent Earthen ware with little preparation; to the North & more to the West the Granite Mountains particularly that Variety called M o o r S t o n e , which contains a layer proportion of Feldspat than any other, is in Decomposition; Mountains of Clay slate & Syenite are to the North but less abundant than Granite − This plain covered with Clay may be said to be formed at the feet of the Dartmoor Mountains of Granite − In this Vicinity is scarcely any Trees or Wood the Moor is so exposed, so Mountainous, so barren that scarcely any thing grows upon it but bad Grass, Lichens, Goss, Rushes & such like a few feet below the surface on the Westernmost part of Bovey Heath. The plain before alluded to a Singular Variety of Carbonatious matter is met with which extends above two miles! incumbent on it is a stratum of bitumnous Schist, friable & soon decomposed by expression & about 5 to 7 feet thick − The coal is worked open to day − & from the Top to the bottom it is full Forty feet presenting a perpendicular View of at least Twentyfive feet of Coal above the water which stands at the bottom of the excavation − Its appearance is like unto a large stack of o l d m a n u r e its Color Various Shades of Brown & Blackish brown − It was every where massive Texture lignious in every direction, particular pieces exhibiting the perfect Organization of Wood, It is not brittle, never shining or splendent always dull, embedded in it is found Rettin asphalt laying which readly inflames with the candle & burns with a agreable odour. The Coal is hewn out or cut by sharp spades or edged tools when ignited it gives considerable heat with an unpleasant smell so that it is only used to burn Limestone, Earthen ware & in the houses of the Indigent − Pieces may be cut with the greatest care ressembling a board of almost any length & not above an Inch thick! It may be deemed soft but when dry becames harder & brittle This substance so different to what an Englishman understands by Coal deserves particular attention No Sandstone nor strata attending the coal formation attends this − No clay Iron stone, no Vegetable impressions no pyrities or Sulphurous matter so general in the regular coal Formation is here met with No Fossil Shells or any Substance but what has been stated viz. (Clay. & Bitumnous Schist) except a few rounded pebbles of Quarz on the Surfaces. The formation of this Coal so unlike any other renders it peculiarly worthy the notice of Geologists it has been cut considerably deeper 55 feet & needs cut through but as its surface. Is at the feet of Mountains it is floaded at a small depth and has not been cut lower than Fifty five feets; So often an opinion relative to its formation would be too hazardous for me to attempt but on Comparing the Coal formation of Derbyshire so different to that of Bovey the following Observations impress my mind which I beg to lay before the Society Hypothesis2) Our Coal beds in Derbyshire are generally covered by Various Strata of considerable thickness called the Coal formation. If heat has been produced by the Result of Fermentation under these Strata, Ignition may [have] taken place & leave the 1 2

) Vorlage für G’s Übersetzung. ) Titel von G eingefügt. Von diesem letzten Teil des Textes hat er unter dem Titel

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HERR MAWE. NACHRICHT VON SEINEN LETZTEN EXPEDITIONEN

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Carbonatious matter in the form of one perfect Coal which often contains thin layers of C h a r c o a l If these beds of Coal are of lignious Orign some new light may be discoverd relative to their formation If they are not here does it happen that Charcoal is so frequently found throughout the Coal beds − and that particular Variety called C a n e l Coal which has a lignious structure, tho in Color, Texture & hardness different from that a Bovey − The Bovey Coal has scarcely any covering over it merely a Vegetable deposit & a thin stratum of Clay & Bitumnous Schist the former evidently of recent formation and the clay a precipitate from the Granite − Therefore the Covering has been extremly imperfect − If this Coal is of Lignious Orign the state of its present appearance may be owing to imperfect Fermentation (without Ignition) producing heat but not sufficient to Carbonize it owing to the Chaloric escaping for want of Incumbent Strata or Matter. It is at all times a pleasure to state facts & I shall be glad to give any Explanation in my power accompanied with Shieness but feel at a loss here to state my ldeas not being accustomed to write, freely acknowledging my want of Theory therefor I beg to invite enquiry − The description of remainder of my Tour thro[ugh] the Mines of Devonshire − particularly the one I possess that produced the Groups of Tourmalins Apatite − The Iron Glimmer in M o o r s t o n e the A r s e n i c a l C o b a l t & S i l v e r m i n e in a North & South Vein of Quarz & Schist The Mine that produces Uranite in Granite the new discovered combination of crystallised Phosphate of Iron in Clay Slate − The Silky White Lead in a Vein in Sienite & are at your service if you think a description of them (or the stream Tin Works where the Wood Tin1) is found) Interesting I will have pleasure in giving you a faithfull acc[oun]t of them & some new discoveries relative to the Toad stone of Derbyshire which I remarked the last ten days I was in that County − I am in daily expectation of abowe Sixty Packages of Mineralsubstances which I collected during my Tour & will gladly exchange for the produce of any of the Mines on the Continent Geological & Mineralogical Specimens beeing always in demand at my house.

Nov

1. [Weimar] Lieferung der Buchhandlung Hoffmann (LA II 8A, 488): 1 Mawe Demanten.2) 4. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 489f.): Der Mineralog Mawe. Das Diploma der mineralogischen Sozietät hat diesem wahrhaft würdigen Manne die größte Freude gemacht. Das beweist nicht nur sein beigefügtes Dankschreiben, sondern auch die für die Sozietät ausdrücklich von ihm aufgesetzte Nachricht von seiner jüngsten Reise nach Cornwall. Er findet sich um so mehr beehrt durch die Aufnahme in einen Verein so gelehrter Männer, weil „es ihn kränkt, daß seine gelehrten Landsleute sich so wenig um ihn kümmern, vermutlich weil er nur ein Engländer, und Ladenhändler sei“. Gedachte Anmerkungen über das merkwürdige Bovey Coal work sind nie öffentlich erschienen. Sollte die Sozietät ihm die Ehre erzeigen (seine eigenen Worte) davon Notiz zu nehmen so will er have great pleasure in giving a particular description of almost every interesting fact relative to Mining hitherto unnoticed (nämlich in Hinsicht auf Großbritannien): er fährt fort in seinem Billet an H[üttne]r. I have invited enquiry, which if made, I shall be much flattered by replying: and if sections will be more explanatory, I will gladly give them. Anything this Country or Brazil produces, and which I either possess or can procure, I am willing freely to exchange for the mineral productions of the Continent. Soweit er selbst. Das erwähnte Kohlenbergwerk gehört ihm selbst. Er ist ein reicher Mann und im Begriffe sogleich ein Handelshaus in Frank-

Nachtrag nur eine Passage in seine Übersetzung aufgenommen (von The description of remainder of my Tour . . . bis . . . the last ten days I was in that County). 1 ) In LA Word Tin; vgl. aber Holzzinn in G’s Übersetzung (LA I 11, 190) u. Z 6. Febr 1818. 2 ) Vgl. Z 23.−25. Okt 1817. In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4870).

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furt am Main, Baden oder Leipzig zu etablieren, weshalb er nächstens (vermutlich gegen das Frühjahr) eine Reise nach Deutschland machen wird. Als Mitglied der Mineralog. Sozietät in Jena, worauf er sich nicht wenig zu Gute tut, kömmt er ohne Zweifel auch nach Jena. Neben den Mineralien, handelt er mit herrlichen Vasen, Geräten, Früchten pp. aus Derbyshire Spar kunstreich und geschmackvoll in allen Farben verfertiget, und hat die Hauptfabrik davon. Die bestellten Zinnstufen werden alle Tage zu Schiffe aus Cornwall erwartet. Er wird die schönsten wählen. Sie sollen in der Mitte dieses Monats in meinen Händen sein − und dann vermutlich über Paris spediert werden, weil der Weg über Hamburg für Sachen die mit Schiffen abgehen müssen, bei annahendem Winter lang und mißlich wird.

Nov 24. [Jena, nachmittags] Sendung von London. Aufsatz von Mawe. Studium

desselben. Weitere Überlegung dieses Verhältnisses. Um 5 Uhr zu Major von Knebel, über die Aussichten des Bezugs auf England . . . Um 6 Uhr Bergrath [J. W.] Döbereiner, Hofrath [F. S.] Voigt. Unterhaltung über Chemie, Steinkohlenformation . . . Nachts der Mawesche Aufsatz, entziffert und durchgedacht. 25. [Jena, nachmittags] Übersetzung des Aufsatzes von Mawe, über die Steinkohlen von Bovey.1) 27. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 4. Juli 1818 −: Mawe, John: Reisen in das Innere von Brasilien, vorzüglich nach den dortigen Gold- und Diamantdistrikten . . . Nebst e. Reise nach d. La Plata Fluß . . . Nach d. Engl. m. Anm. . . . deutsch von E. A. W. Zimmermann. Bamberg u. Leipzig 1817.)2) 28. [Jena] An A. v. Goethe (Br 28, 316): Herr Mawe ist höchst geehrt

durch das Diplom, wir haben von ihm das Beste zu erwarten. Der Wintertag, der mir die Zinnstufen aus Cornwallis bringt, soll mit einem Stern bezeichnet werden. Überhaupt wird das ganze Studium so klar und consequent, daß ich hoffen kann, meine Ideen beynahe ohne mein Zuthun realisirt zu sehen. 29. [Jena, nachmittags] Mawe’s Reise nach Brasilien.3) 29. [Weimar] A. v. Goethe an G (LA II 8A, 492):4) Auf die Suite der Zinnformation von Cornwallis freue ich mich ausnehmend, besonders, da sie mir ganz neu sein wird, Zugleich hör ich sehr gern daß sich der Ruf und Ruhm unserer mineralogischen Sozietät immer mehr im Auslande begründet. Dez 17. [Jena, nachmittags] Mawe’s schriftliche Mittheilung redigirt und ferner

übersetzt. Abends Bergrath Lenz, Mineralogisches und Academisches. 18. [Jena, nachmittags] Fortsetzung von Mawe’s Aufsatz. 20. [Jena] An G. Cattaneo (Br 28, 348): . . . füge hinzu: daß wir jetzt besonders beschäftigt sind, die Gebirgsfolgen mehrerer Länder bey einer 1

) Vermutlich Entstehung von H1. ) Anm. zum Leihschein von Th. Kräuter (Keudell Nr. 1120): . . . durch die fahrende Post an Se. Excellenz nach Jena gesendet und durch mich besorgt. 3 ) Bezug auf die Brasilienreise von Mawe auch in einem Brief von C. F. A. v. Schreibers an G vom 23. März 1819 (LA II 8A, 546). 4 ) Randbemerkung auf G’s Brief vom 28. Nov 1817. 2

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sich immer mehr erweiternden Erdkunde zu sammeln, damit der angehende Geognost sich belehre und ein schon geübter Kenner vergleichende Nachlese finden könne.1) Dez 21. (H2: Herr Mawe. Nachricht von seinen letzten Expeditionen im Oktober 1817, datiert: Jena, den 21. Dezember 1817.) 21. [Jena] Brief an Vogel zugleich Aufsatz an Mawe.2) 25. [Weimar] C. G. C. Vogel an G (LA II 8A, 498): Ew. Exzellenz gnädigem Befehl gemäß ist von der Anlage Abschrift genommen worden, welche ich zur etwaigen beliebigen Namensunterschrift untertänig überreiche und dabei bemerken muß, daß in dem Original ein Wort ausgelassen ist, welches zu supplieren sein würde. Nach Rückerhaltung dieser Beilage werde ich nicht ermangeln, es sogleich nach England abzuschicken. 26. [Jena, nachmittags] Canzleyrath Vogel, die Mawesche Abschrift.3)

1818 Jan

11. [Jena] Ganz frühe Sendung der Zinnstufen von Weimar. Notiz an den

Großherzog und meinen Sohn.4) Dieselbe ausgepackt und betrachtet. [Abends] zu Frommanns. 11., 12. (s. „Bildung des Granits und Zinnvorkommen“: Tgb u. Johanna Frommann an F. J. Frommann gD, EGW 1, 567) Febr

6. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 502f.): Mawe, von welchem ein kleines Zettelchen5) erfolgt, ist voll des aufrichtigsten Dankes für die erzeigte Ehre. Die Übersetzung seines Aufsatzes ist ihm verdolmetscht worden. Im ganzen ist sie richtig. Kleine Irrtümer sind aus der Unleserlichkeit einiger Worte entstanden. Für Lies Dart Mon Syrenit Monstein Berge von Thon Schiefer und Syenit sind in Norden seltener als Granit Dartmonberge Der Mon ist der Witterung so − sodaß man sie nur zum Kalkbrennen gebraucht, zu . . . und in d. Wohnungen d. Armen

1

Dart Moor Syenit Moor-stein Berge von Thonschiefer und Syenit grenzen (oder stoßen − an; im Original skirt) in Norden an den Granit Dartmoor-Berge Der Moor sodaß man sie nur zum Kalkbrennen und in den Häusern der Armen, aber nie in den Wohnungen der Reichen und Großen brauchen kann.

) Vollständiger Brief s. „Epochen bei der Weltbildung“ EGW 4, 136f. ) Auch in den Tagebuchnotizen vermerkt: December 21. C. G. C. Vogel, Weimar (Br 28, 462). 3 ) Auch in den Tagebuchnotizen zum 26. Dez vermerkt: C. G. C. Vogel, Weimar (Br 28, 462). 4 ) Notiz nicht überliefert. Zu A. v. Goethes mineralog. Interessen s. oben 29. Nov 1817: A. v. Goethe an G. 5 ) Mit den von Hüttner unten mitgeteilten Verbesserungen; s. unten. 2

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Im Nachtrage Monstein wie auch von den Seifenwerken, wo das Holzzinn −

Moorstein wie auch von den Stromwerken (stream-works d. i. solchen die mit Hülfe des Wassers gebaut werden). Wie die von Sr. Exzellenz sich bildende Sammlung von bedeutenden Mineralien1) für Mawe an denselben zu befördern wäre, darüber ist er nicht im Stande eine befriedigende Antwort zu geben. Im Notfalle könnte darüber mit Herrn Buchhändler Bohte aus London gesprochen werden, welcher positiv die Leipziger Messe besucht, und ein eben so ehrlicher als gefälliger Mann ist. N. S. Mawe schmeichelt sich über den Krötenstein der Mineral. Soc. in Jena Lesenswertes mitteilen zu können − eine ganz neue Ansicht. Enthusiastisch wies er dem Einsender eine Liste genau bezeichneter Exemplare, wovon er die Sozietät ersuchen wird auch etliche von ihm anzunehmen.

Febr

9. [Jena, nachmittags] Hofrath [F. S.] Voigt . . . Zinnformation . . .

März 10. [Weimar] Mineralien vom Rhein durchgegangen wegen der Sendung an

Mawe. 13. Mawische Mineralien etikettirt und eingepackt. Apr

4. (s. „Bildung des Granits und Zinnvorkommen“: Tgb gD, EGW 1, 567)

Juli 14. An C. G. C. Vogel (Konzept; LA II 8A, 131): Vorstehende Mineralien2)

und mehrere stehen bei mir eingepackt, ohngefähr ein Viertels Zentner, und ich würde solche Herrn Mawe alsobald übersenden, wenn ich nicht vorher gewiß zu seyn wünschte ob sie auch für denselben einigen Werth haben. Ich könnte solche alsdann nach Hamburg schaffen und meinem dortigen Correspondenten die Addreße angeben die ich mir mitzutheilen bitte. 16. Brief an Vogel, allhier, die Mawische Expedition nach London betreffend. Aug

7. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 522): Auf die Botschaft an Mawe erfolgt ohne Zweifel mit nächstem Posttage die Antwort. Er studiert darüber − fand sich sehr geschmeichelt − sprach freundlich von zwei kuriosen Stufen, welche er der Jenaer mineralogischen Gesellschaft zu verehren sich die Freiheit nehmen würde. 11. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 8A, 524f.): Se. Exzell. der Herr Geheime Rat von Goethe werden untertänigst benachrichtigt, daß Mawe den größten Teil der angebotenen Mineralien nicht wohl brauchen kann. Er sagt verbindlichst, daß er auf gar nichts Anspruch zu machen habe: Wenn man ihm aber etwas schicken wolle, so erbäte er sich Exemplare von den auf beikommendem Zettel bemerkten Gegenständen. [Beilage von J. Mawe:] I beg to express my thanks for your kind offer to send me Geological Specimes but I am not in want of them − any Metals or Bismuth, Nickel, Cobalt, Antimony, Silver Varieties or any thin however small or any Varieties of saxon crystallised substances − red Silver Sphere. Harz Minerals Grundners [?] Antimony Adularia of any sort Opal notte Hyalite [?] Lepidolith 1 2

) Als Gegengeschenk für die Zinnstufen; vgl. unten 10., 13. März u. 14. Juli 1818. ) Sendung an Herrn Mawe, LA II 8A, M 97. Die Liste enthält 25 Stück Mineralien.

1818

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Aug 28. Bildung des Granits und Zinnvorkommen (LA I 11, 206): C o r n w a l l i s . Gleichfalls in einem vom Granit abweichenden Gestein. Meist im Chloritschiefer, der Chlorit beständiger Begleiter. 28. (s. „Bildung des Granits und Zinnvorkommen“: Tgb gD, EGW 1, 569)

1820 Juli Ende / Sept Anf.1)

Zur Geologie, besonders der Böhmischen (LA I 8, 141): Der Mineralienhändler Hr. Mawe in London versorgte mich mit einer vollkommen befriedigenden Sammlung aus Cornwallis und Herrn Ritter von Giesecke2) bin ich, außer einem eingreifenden Nachtrag, aus den englischen Zinnseifen,3) auch noch Malacca-Zinn schuldig geworden. Dies alles liegt wohlgeordnet und erfreulich beisammen; der Vorsatz aber etwas Auslangendes hierüber zu liefern erlosch in einem frommen Wunsche, wie so vieles was ich für die Naturwissenschaft unternommen und so gerne geleistet hätte. Soll nun nicht alles verloren gehn, so muß ich mich entschließen in diesen Heften, wie es mit andern wissenschaftlichen Zweigen geschehen, das Vorhandene mitzuteilen, um es möglichst an einander zu knüpfen und vielleicht mit einigen Hauptgedanken zu beleben.

1825 Sept

2. [Weimar] J. S. Grüner (GG 3.1, 808): . . . nach dem Frühstücke besah ich das Mineralienkabinett Goethes und bewunderte besonders die Suiten von . . . Zinngraupen aus Cornwallis . . .

1826 Jan

13. [Abends] New descriptive Catalogue of Minerals. By John Mawe.4) 14. Mawe Mineralogie, Betrachtung über die Facilität und Faßlichkeit die-

ser Compendien gegen die schwierige Ausführlichkeit der unsrigen. WY 1

) Zur Entstehung u. Datierung s. „Zur Geologie, besonders der böhmischen“, EGW 6, 305−07. 2 ) Der Schauspieler, Theaterdichter u. Mineraloge Karl Ludwig Metzler v. Giesecke, bis 1804 an verschiedenen Wiener Bühnen tätig, war nach mehrjährigen Forschungsreisen seit 1813 Prof. für Mineralogie in Dublin. 3 ) G hatte am 20. Juni 1819 eine Sendung von Mineralien aus Wien erhalten, wo sich Metzler v. Giesecke zu dieser Zeit aufhielt. G bedankte sich am 17. Juli (Konzept; Br 31, 231f.). Metzler v. Giesecke schrieb am 4. Nov 1819, die englischen Mineralien habe er zufälliger Weise in London erhalten, und dieselben beigepackt, weil ich dorten hörte, daß Euer Exzellenz einige englische Zinnerze wünschten (LA II 8A, 568). 4 ) Titel seit der 3. Aufl. (1818): (A) new descriptive catalogue of minerals. − 1825: 5th edition.

328

HERRN VON HOFFS GEOLOGISCHES WERK

1785

Herrn von Hoffs geologisches Werk1)

E D

1823 Jan 17. u. 18. Hempel1 33 [1877], 459−63. − NS 9 (1892) 280−87 − LA I 2, 252−56 − LA I 11, 223−27 − FA I 25, 593−97. − MA 13.2, 243−46.

Z2)

1785

Jan/Apr3) J. C. W. Voigt: Drey Briefe über die Gebirgs-Lehre für Anfänger und Unkundige. Weimar 1785, 55: Es läßt sich . . . gar wohl denken, daß, als bey Abnahme des alten Meeres unsere Hügel nach und nach zu Sandbänken und Inseln heranwuchsen, auf eben diese Weise Stürme viel Eis mit innliegenden fremdartigen Steinen an dieselben getrieben haben können.4)

1819 Aug 16. (s. „Granitarbeiten in Berlin“: F. Nicolovius an G gD, EGW 6, 847)5)

1

) Überlegungen zur Herkunft von Findlingen in Thüringen, angeregt durch die Geschichte der durch Überlieferung nachgewiesenen natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche (Gotha 1822) des Juristen u. Geologen Karl Ernst Adolf v. Hoff, eine von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen prämierte Schrift zu der 1818 ausgeschriebenen Preisaufgabe: Die gründlichste und umfassendeste Untersuchung über die Veränderungen der Erdoberfläche, welche in der Geschichte sich nachweisen lassen, und die Anwendung, welche man von ihrer Kunde bey Erforschung der Erdrevolutionen, die ausser dem Gebiete der Geschichte liegen, machen kann. Die Schrift widmet sich im ersten Abschnitt den Veränderungen in dem Verhältnisse zwischen Land und Meer (21−101). In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4682). Zu G’s Interesse an erratischen Blökken vgl. „Hausmanns Vorlesungen“, S. 108. 2 ) Vgl. Z zu „Architektonisch-naturhistorisches Problem“, EGW 1, 126−33. 3 ) Voigts Briefe erschienen auch im 1. Quartal 1785 des Teutschen Merkurs, der hier zit. dritte Brief im März (210−29; zit.: 228). − G legte die Schrift seinem Brief an J. C. Kestner vom 25. Apr 1785 bei (GB 6.2, 132). 4 ) Voigt hatte seine hier publizierte Hypothese zum Transport der Findlinge durch Eisschollen in Gesprächen mit G entwickelt, der ihn 1780 beauftragt hatte, die Gesteine des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach zu untersuchen; vgl. M. Wyder: Noch einmal: Goethe und die Eiszeit (GJb 2012, 101f. u. 107f.). In seinen durch von Hoffs Schrift angeregten Überlegungen widmet er Voigts Drifttheorie einen eigenen Abschnitt (LA I 11, 22628−22720). 5 ) Auf die von Franz Nicolovius mit seinen Freunden in der Umgebung Berlins gesammelten Granite und Beschreibung der Proben stützt sich G’s Notiz: . . . c) um Berlin . . . (LA I 11, 22324) u. der Absatz: . . . In der Gegend um Potsdam . . . so wie um Berlin; von dorther haben mir junge Freunde sehr schöne Sammlungen gesendet, wovon ich hier in kurzem nähere Nachricht gebe, und zugleich bemerke daß man dieses Gestein zu bearbeiten angefangen . . . (LA I 11, 2251−6).

1820

HERRN VON HOFFS GEOLOGISCHES WERK

329

1820 Apr 8. (s. „Zur Geologie November 1829“: A. K. v. Preen an G gD, EGW 6, 308)1) 17., 18. (s. „Zur Geologie November 1829“: Tgb u. an A. K. v. Preen gD, EGW 6, 308f.)

1822 ⎯ Sept

⎯ (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: Tag- und Jahres-Hefte 1822 gD, EGW 1, 127f.) 3. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: v. Hoff an G gD, EGW 1, 128) 5. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: Tgb u. Bücher-Vermehrungsliste gD, EGW 1, 128) 6. [An] Herrn von Hoff nach Gotha. 6. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: an v. Hoff gD, EGW 1, 128f.)

1823 ⎯

⎯ (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: Tag- und Jahres-Hefte, Rubriken zu 1823 gD, EGW 1, 129)

Jan

Stoffverteilungsentwurf zu Nat II 1 (NS 13, 26): Auf Band 2, Heft 1 bezüglich . . . Sonstiges . . . c. Zu Herrn von Hoffs Werk über die letzte Gestalt der Erd-Oberfläche. 17. Von Hoffs Erdoberfläche zu Seite 427 etwas dictirt. 18. Anmerkungen zu Herrn von Hoff . . . Zu Mittag Herr Hofrath Voigt von Jena, von seiner Göttingischen Reise erzählend; auch die Verhältnisse naturgeschichtlicher Vorträge seit funfzig Jahren auseinander setzend: auch die Steigerung der neusten Zeit besprechend.2)

Febr 9. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: an v. Hoff gD, EGW 1, 129f.) März 4. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: v. Hoff an G gD, EGW 1, 130) Apr 24. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: Tgb gD, EGW 1, 131) 25. [Weimar] F. v. Müller (GG 3.1, 493): Abends lange bei Goethe mit Riemer . . . Über generatio aequivoca. Über v. Hoffs Preisschrift.3) Über die unerklärbaren Phänomene in der Natur, die man anerkennen und eben sich darein ergeben müsse. 1

) Darauf stützt sich G’s Notiz durch Herrn von Preen von großen durch den Sund einströmenden Eismassen, Granitblöcke heranführend Weimar den 17. Jänner 1823 (LA I 11, 22329−31) u. der Abschnitt, der beginnt: Wenden wir uns nunmehr weiter nordwärts . . . (LA I 11, 2257−22627) sowie der Schlußabsatz: . . . in diesen letzten Jahren erhielt ich von meinem nicht genug zu belobenden Freunde dem Kammerherrn von Preen, die Nachricht daß bei eintretendem Frühling große Eismassen mit Granit beladen den Sund hereingeschwommen seien (LA I 11, 22716−20). 2 ) Möglicherweise ging es im Gespräch mit Voigt auch um v. Hoffs Schrift, vgl. oben Jan/Apr 1785. 3 ) Zu der preisgekrönten Schrift von K. E. A. v. Hoff s. S. 328, Anm. 1.

330 Juni

HERRN VON HOFFS GEOLOGISCHES WERK

1823

2. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: Tgb u. an v. Hoff gD, EGW 1, 131f.) 7. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: v. Hoff an G gD, EGW 1, 132)

Juli 15. Las in von Hoffs Geschichte der Erdoberfläche. 16. Von Hoffs Werk fortgelesen . . . Mittag für mich, von Hoff fortgesetzt. Okt 26. Ein Heft Zur Naturwissenschaft pp. . . . Nach Tische . . . Von Hoff. Dez 30. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: an v. Hoff gD, EGW 1, 133)

1824 Jan

3. (s. „Architektonisch-naturhistorisches Problem“: v. Hoff an G gD, EGW 1, 133)

Dez 14. An Graf Sternberg (Br 39, 41): Nun muß ich aber bekennen daß ich,

im festen Vertrauen auf des verehrten Freundes Geduld und Nachsicht, meinem bösen Humor, in den mich Herrn von Hoffs tumultuirender zweyter Band1) versetzt hatte, auf einer ganzen Seite den Lauf ließ, die ich aber unterdrücke,2) weil dergleichen wohl im Gespräch verziehen wird, aber als Wirkung in die Ferne nicht ergötzlich ist. Indessen haben sich alle wüsten Götter Jupiter-Pluvius, Aeolus, Neptun und Pluto in der letzten Zeit so wild hervorgethan daß freylich genannter Freund vor sich selbst und der Welt doppelt und dreyfach recht behalten möchte. 14. An Graf Sternberg (Konzept; Br 39, 288): Enthalten kann ich mich nun aber nicht von HE. von Hofs zweyten Theil zu reden, der mir beym ersten Einblick bösen Humor gemacht hat; es ist nun einmal in mir idiosynkratisch daß ich nicht leiden kann wenn man die Erklärung (Ableitung) eines Phänomens in die Weite und Ferne schiebt. Gott und die Natur haben uns Organe für die Gegenwart, für das Nächste gegeben, deshalb wird mir die neue Plutonische Küche nichts Schmackhaftes bereiten. Kann ich doch, sobald ich eine tüchtige Voltaische Batterie zusammenstelle, in meiner Stube Gold verbrennen und der Natur dürfte es nicht erlaubt seyn oben in den Klippen von Gastein heisses Wasser hervorzubringen?! Soll sich der Abgrund einen S c h l o t durchs Riesengebirge durchbohren um den wenigen aber tüchtigen Basalt dort oben hinzuschaffen. Man versuche doch und male solche Schlöte durch Grund- Mittel- und Flötzgebirg durch auf Käfersteins Durchschnitten3) bis oben zu den Basaltkuppchen, wer es nicht lächerlich findet mag es 1

) Bd 2 erschien 1824 mit dem Untertitel: Geschichte der Vulkane und der Erdbeben (drei weitere Bde mit Nachträgen und Aufzeichnungen aus dem Nachlaß folgen 1834 und 1840/41). 2 ) s. folgendes Z. 3 ) Zu Chr. Kefersteins 1821 unter Mitwirkung G’s erschienener geologischer Übersichtskarte von Deutschland vgl. „Keferstein: Bildung des Erd-Körpers“.

1824

HERRN VON HOFFS GEOLOGISCHES WERK

331

sich selbst verzeihen. Dieses ist bey allen solchen Dingen das Grundböse daß wenn man von einer Seite das Phänomen durch scheinbare Erklärung beseitigt hat, daß uns von allen andern Seiten die Schwierigkeiten gleich Hydraköpfen bedrohlich angrinzen. Da ich nichts zu lehren und also auch nichts zu behaupten habe so erhalt ich mir meinen freyen Sinn das Problem da liegen zu lassen wo ihm vor diesmal weiter nichts anzuhaben ist. Verzeihung und abermals Verzeihung!

1828 Aug Die geologische Thermometer-Tabelle (LA II 8B/1, 108): . . . v. Hoff, 30./31. Vulcane u.s.w.

HO/Red.

[Herschels Beobachtungen . . . Wirkung farbiger Beleuchtung auf Pflanzen]1)

E D

1803/04? 1806?2) NS 5.2 (1906) 163−65, 204 (Paralip.). − LA I 3, 248, 251f.; II 3, 9, M 13 (Paralip.)

Z

1801

März 7. An J. W. Ritter (Konzept; Br 15, 191−93): . . .3) Ich trage die Her-

schelischen Erfahrungen [über Wärmemessungen im Spektrum],4) be-

1

) Titelgebung folgt LA I 3, 248 u. 251; ursprünglich Passagen eines Textes, der − z. T. von der Hand Riemers − von G und Seebeck stammt. Dieser lieferte eine Notiz zu den Beobachtungen von Jean Senebier und Henri Alexandre Tessier über Pflanzenwachstum unter gefärbten Gläsern; letztere, auf einem gesonderten Zettel an Hs. angeheftet, abgedruckt in LA I 3, 2512−17. G beschäftigte sich zwar kurz in §§ 673−81 des Didaktischen Teils der FL mit Physische[n] und chemische[n] Wirkungen farbiger Beleuchtung, überließ aber Seebeck die Bearbeitung der diversen Kap. zur Wirkung farbiger Beleuchtung. (Statt des versprochenen supplementaren Teils; FA I 23.1, 994−1009). − Die Zeugnisse zu den Experimenten mit Pflanzen werden im morphologischen Kontext des Artikels „Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 1796“ (vgl. FA I 24, 285−313) geliefert. 2 ) Die Datierung (LA II 3, 279: 1803 frühestens) ist unsicher. Die meisten Zeugnisse zur Thematik (zu Versuchen Seebecks) stammen aus dem Jahr 1806. Allerdings deutet der letzte Satz des Textes (Wunsch, die chemischen Farben isolirt behandelt zu sehen), in LA I 3, 252 irreführend abgetrennt, auf ein früheres Entstehungsdatum. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: an Ritter gD, EGW 4, 360f. − ED des vollständigen Briefes, mit Anm. Ritters, im Journal für die Chemie, Physik und Mineralogie 6 (1808) H. 4, 719−29; dazu LA II 3, 278f. mit Ritters Einführung. 4 ) F. W. Herschel, Konstrukteur optischer Instrumente u. engl. Hofastronom, hatte

332

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

1801

züglich auf beyliegende Tafel,1) nach unserer Weise kürzlich vor und füge einige Fragen und Vorschläge hinzu. Das Sonnenlicht a fällt in eine dunkle Kammer. Man messe die Wärme des Raums a. b. durch ein Thermometer 1. Das Licht wird durch das Prisma c gebrochen und geht nur an den Rändern gefärbt heraus. Man messe die Wärme des farblosen Raums hinter dem Prisma durch ein Thermometer 2. Es fragt sich: hat das Sonnenlicht durch die Brechung an Wärme gewonnen oder verloren? Das im spitzen Winkel, oben und unten, auf den Rändern des Prismas, aufstehende Phänomen verbreitet sich und zeigt die beyden einfachen Farben Gelb und Blau, nach innen, mit ihren Steigerungen ins Rothe nach außen, deutlich. Endlich treffen die inneren Farben, Blau und Gelb, zusammen und bilden das Grün. Auf dieser Stufe, des nunmehr völlig farbigen Spectri, hat Herschel seine Versuche unternommen, welche aber, auf unsere Weise dargestellt, ein anderes Ansehen gewinnen. Er vergleicht die Wärme seines gefärbten Lichtes nur mit der Wärme der dunklen Kammer, wir hingegen nahmen das Phänomen früher und untersuchten die Wärme des gebrochnen, nicht gefärbten Lichtes. Nun fragen wir: wird das Thermometer 3 auf der + Seite der Farben-Erscheinung gegen das Thermometer 2 steigen oder fallen? Ich vermuthe das letzte. Die Erfahrung mag den Ausspruch thun. Man führe alsdann das Thermometer ins Grüne bey No 8 und endlich ins Violette bey No 4, so wird nach Herschelischen Erfahrungen das Thermometer immer weiter herabsinken und sich dem Thermometer 7 in der dunkeln Kammer nähern. Nun wäre noch die sich über die Grenzen des Roths hinaus erstreckende Wärme auf das Thermometer 6 zu untersuchen, wobey ich vor allen Dingen rathen wollte zu erforschen: ob nicht etwa der erleuchtete und erwärmte Raum a. b. nach der Seite zu auf das Thermometer 5 einige Wärme verbreitet? so daß solches höher stünde als eines in 7 oder sonst einem Orte der dunklen Kammer. Was die Art die Versuche anzustellen be1800 das infrarote Licht entdeckt u. in den Philosophical Transactions (1800, Part II, 255−92) darüber berichtet: Investigation of the Powers of the prismatic Colours to heat and illuminate Objects und Experiments on the Refrangibility of the invisible Rays of the Sun. In Deutschland 1801 in Annalen der Physik (7, H. 2, 137−56): Untersuchungen über die wärmende und erleuchtende Kraft der farbigen Sonnenstrahlen; Versuch über die nicht-sichtbaren Strahlen der Sonne und deren Brechbarkeit. Die Chemisch-physische Wirkung der spezifizierten Farben . . . aufs Thermometer erscheint dann als Stichwort in G’s Göttinger Schema der Farbenlehre vom 2. Aug 1801 (vgl. FA I 23.2, 256). − In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4662): Des Herrn Dr. Herschels Untersuchungen über die Natur der Sonnenstrahlen. Aus d. Englischen übers. von C.[arl] L.[udwig] Harding. Celle 1801. 1 ) Dem Druck in Br nicht beigegeben; abgedruckt in Journal für die Chemie, Physik und Mineralogie 6 (1808) Tafel 3, danach in LA I 3, Tafel XXII. Eine weitere Tafel G’s zum Thema in CG V A, Nr. 366 (Plan zur Temperaturmessung im Spektrum). Zu den Abweichungen beider Tafeln vgl. ebd. 99 und LA II 3, 279.

1801

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

333

trifft bemerke ich folgendes: Beyliegende Zeichnung ist als ein Grundriß anzusehen. Anstatt nämlich daß Herschel die Axe des Prisma horizontal stellt, stelle man sie vertikal und werfe das lichte Bild nach der Seite, wodurch man den Vortheil hat, daß man die Thermometer von oben herein, ganz frey, in den farblosen Raum sowohl als in die farbigen Räume bringen kann, wozu der Apparat nicht schwer seyn wird. Ich rathe zu dieser Anstalt weil die Nähe der Holztafel, bey dem Herschelschen Versuche, mir verdächtig ist, indem dieselbe, von dem rothgefärbten Lichte erwärmt, die Wärme wohl weiter verbreiten kann, als sie der gefärbte Lichtrand selbst nicht verbreiten würde. Fängt man das gefärbte Bild hinten mit einer Tafel auf, so kann man am Schatten der Thermometerkugel sehen ob man sich in der rechten Farbe befindet. Auf beyliegender Tafel habe ich auch, in der dritten Figur, die Erscheinung nach der Schattenseite gezeichnet. Es wäre wohl interessant auch die Wärme des Purpurs zu untersuchen; allein die Vorrichtung dazu würde einige Schwierigkeiten haben. Davon mündlich mehr. Damit die Tafel auch zur deutlichen Darstellung der Controvers mit den Newtonianern dienen könne, habe ich die falsche Darstellung nach der Hypothese zugleich mit aufgezeichnet,1) umsomehr als man den Sinn, in welchem Herschel versucht hat, mit dem unsrigen dadurch am leichtesten vergleichen kann. So manches noch hinzuzufügen ist, schließe ich doch gegenwärtig und erwarte die Resultate Ihrer Untersuchungen. [Apr [Oberroßla] An Schiller (Br 15, 214f.): . . .2) Die neuen Entdeckungen 3. od. 4.] Herschels, welche durch unsern jungen Naturforscher [Ritter] weiter fortgesetzt und ausgedehnt worden, schließen sich gar schön an jene Erfahrung an, von der ich Ihnen mehrmals gesagt habe: daß die bononischen Leuchtsteine3) an der gelbrothen Seite des Spectrums kein Licht empfangen, wohl aber an der blaurothen. Die physischen Farben identificiren sich hierdurch mit den chemischen. Apr 17. [Jena] Schelling an G (LA II 3, 135): Indem ich an einer neuen Darstellung meiner naturphilosophischen Sätze4) arbeite, bin ich unwillkürlich auch auf die neuen Herschelschen Versuche über die wärmende Kraft der Sonnenstrahlen geführt worden. Irre ich mich, oder sind selbige aus Ihrer Ansicht der prismatischen Erscheinungen vollkommen wohl zu begreifen?5) 1

) Vgl. dazu entsprechend FL, Tafel 5 u. 6. mit der Darstellung des ordentlichen und umgekehrten Spektrums und G’s Kommentar: Diese beiden Tafeln . . . müssen den einseitigen Newtonischen Poltergeist auf immerdar verscheuchen (FA I 23.1, 1021). 2 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 363. 3 ) Vgl. dazu Versuche mit Leuchtsteinen (FA I 23.2, 71−75). − Leuchtsteine bestehen aus rotgelb nachleuchtendem, phosphoreszierendem Schwefelbarium, das durch Glühen mit Kohle aus dem Bologneser Schwerspat (vom Monte Paderno südlich von Bologna) gewonnen wurde. Vgl. auch „Bologneser Stein“ in EGW 1, 400f. 4 ) Schelling: Darstellung meines Systems der Philosophie. In: Zeitschrift für spekulative Physik II 2 (1801) 1−127; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4216). 5 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Schelling an G gD, EGW 4, 364.

334

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

1806

1806 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 254f.): Dr. Seebeck brachte das ganze

Juni 28.

Aug 10.

17.

18. 19. 20. 30. 31.

Jahr in Jena zu und förderte nicht wenig unsere Einsicht in die Physik überhaupt, und besonders in die Farbenlehre. Wenn er zu jenen Zwekken sich um den Galvanismus bemühte, so waren seine übrigen Versuche auf Oxydation und Desoxydation, auf Erwarmen und Erkalten, Entzünden und Auslöschen für mich im chromatischen Sinne von der größten Bedeutung.2) [Jena] An T. J. Seebeck (Br 51, 196): Indem ich recht wohl zu leben wünsche, lege ich einige farbige Brillen bey, mit dem Wunsche, daß Sie durch dieselben die Oxydation, Desoxydation, Erwärmung und Erkältung gefällig versuchen möchten. Es wird mir sehr angenehm seyn, bey meiner Rückkunft die Resultate zu erfahren. [Jena] . . .3) D.[r] Seebeck, welcher von seinen Versuchen über die Oxydation und Desoxydation, über mehr und weniger Erwärmung durch gefärbtes Licht Nachricht ertheilte. [Jena] Kam D. Seebeck. mit selbigem verschiedene Versuche in der Camera obscura besonders Oxydation und das Entgegengesetzte durch die prismatischen Farben. [Jena] Machte D. Seebeck die Versuche, wegen der Wärme verschiedener Farben. [Jena] . . .4) D. Seebeck gegen Mittag. Versuch wegen der verschieden erwärmenden Eigenschaft der Farben. [Jena] D. Seebeck in der Camera obscura. Versuche wegen der mehr oder weniger wärmenden Kraft der gefärbten Lichter.5) [Jena] Zu Mittag Versuche mit Dr. Seebeck in der Camera obscura, die mehr oder weniger erwärmende Eigenschaft der Farben betreffend. [Jena] . . .6) Gegen Mittag Major v. Knebel und Dr. Seebeck. Über die optischen Dinge . . . [Nachmittags] Camera obscura. Nach 5 Uhr zu D. Seebeck in Garten . . . Verschiednes die Farbenexperimente betreffend.

31. [Jena] Riemer Nachlaß (LA II 4, 112): Abends um 7. nach einem Besuch mit G. bei D. Seebeck im Garten. Das rote Licht ist wärmer, als das violette. Ich glaube zur Wärme gehört eine Solideszenz. Das Trübe ist ein Schritt zur Solideszenz.7)

1

) Verfaßt 1817/1825. ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1806 TuJ gD, EGW 4, 399−402. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 431. 4 ) Vorausgehendes und Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 432. 5 ) Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 432. 6 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 433f. 7 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Riemer Nachlaß gD, EGW 4, 434. 2

1806

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

335

Sept [Jena] Versuche mit Seebeck. 28., 30. 30. [Jena] An Riemer (Br 19, 194): D. Seebeck hat die Versuche über die

durch die Farbe bewirkte Erleuchtung, Erwärmung und Oxydation, nebst ihren Gegensätzen, sehr hübsch mit großer Genauigkeit durchgeführt, so daß man dieses Kapitel für unsern Zweck schon als fertig ansehen kann.1)

1807 Apr 24. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 1, 305): . . .2) es hat ihn [Seebeck] aufs neue ermuntert, einige Gegenstände dieser Farbenlehre weiter zu untersuchen und zu berichtigen. Mai

5. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 1, 306): Seebeck benutzt die Sonnenstrahlen zu seinen Versuchen. 22. [Jena] Riemer Tagebuch (BG 6, 272): Zu Seebecks. Gemischte Wirkung der farbigen Lichter aufs Hornsilber.3)

Okt 23. . . .4) Nach Tische Dr. Seebeck. Nachricht von seinen Versuchen über

den Einfluß der specificirten Farben auf das Thermometer und Hornsilber. Nov 24. [Jena] . . .5) Spatzieren mit Seebeck um die Stadt . . . Verschiedenes über Seebecks eigene chromatische Versuche und über die Fortsetzung derselben im Frühjahr.

1810 Febr 18. [Weimar] An T. J. Seebeck (Br 51, 277): . . .6) Möchten Sie wohl, wenn

es nicht vielleicht schon geschehen, sich nach demjenigen umthun, was Senebier7) über den Einfluß der sogenannten farbigen Lichter auf 1

) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Riemer gD, EGW 4, 437. ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: Knebel an G gD, EGW 4, 458. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Riemer Tagebuch gD, EGW 4, 460. Vgl. auch in „Zur Farbenlehre“ 12. Dez 1806: Seebeck an G, EGW 4, 443. Hornsilber = Silberchlorid, das durch Licht geschwärzt wird. 4 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 483. 5 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: Tgb gD, EGW 4, 496f. 6 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: an Seebeck gD, EGW 4, 569f. − Aus G’s Bitte resultiert Seebecks Text Wirkung der farbigen Beleuchtung auf die Pflanzen mit der Erwähnung von J. Senebier und H. A. Tessier für Statt des versprochenen supplementaren Teils in FL (FA I 23.1, 100f.). Seebecks Äußerungen stimmen − teilweise bis in die Formulierungen hinein − mit seiner von G an die Hs. von Herschels Beobachtungen . . . Wirkung farbiger Beleuchtung auf Pflanzen angehefteten Notiz überein; vgl. oben S. 331, Anm. 1. 7 ) Der Naturforscher und Theologe J. Senebier publizierte 1782 in Genf sein Werk Me´moires physico-chymiques, sur l’influence de la lumie`re solaire pour modifier les ˆetres des trois re`gnes de la nature. 2

336

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

1810

Pflanzenwachsthum geleistet hat. Ich habe darüber etwas in meinen Collectaneen1) . . . März 22. [Jena] An T. J. Seebeck (Br 51, 284f.): . . .2) Ich lege einen ältern Aufsatz über das Erwärmende und Erkältende farbiger Beleuchtung bey,3) den ich eben unter meinen Papieren finde. Er enthält wohl nichts, als was Ew. W[ohlgebornen] weit besser geleistet haben. Indessen gibt er wohl zur Unterhaltung Gelegenheit.

1812 Nov [Nürnberg] T. J. Seebeck an G (LA II 5 B/1, 524): . . .5) Noch bin ich gesonnen diesen Ende4) Winter einige merkwürdige und ganz übersehene Beobachtungen von Herschel über lichtlose Wärme6) näher zu untersuchen. Ich habe mir hierzu 2 empfindliche korrespondierende Thermometer7) in Ansbach bestellt, welche ich nächstens erhalten soll8) . . .

1813 ⎯

⎯ Knebel: Buchauszug (LA II 5 B/1, 557): Versuche über den Phosphor und über die Wirkung des Sonnenlichtes auf ihn. Von Vogel, aus Paris: aus Gilberts Annalen S. 66.9) . . . Ich habe ein Stückchen Phosphor in das Violett und ein anderes in das Rot des prismatischen Farbenbildes der Sonne gebracht. Ersteres wurde schneller rot als

1

) Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 1796 (FA I 24, 285−313). ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: an Seebeck gD, EGW 4, 574. 3 ) Nicht ermittelt. 4 ) Der Brief sollte am 30. Nov 1812 abgehen, blieb aber bis 11. Dez liegen; s. „Doppelbilder des rhombischen Kalkspats“: Th. J. Seebeck an G 11. Dez 1812, EGW 3, 94. RA 6 Nr. 597 datiert auf 1812 Dezember vor 11. 5 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Seebeck an G gD, EGW 4, 643 u. „Doppelbilder des rhombischen Kalkspats“: Seebeck an G gD, EGW 3, 90−92. Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Seebeck an G gD, EGW 4, 643, „Jenaische Museen und Sternwarte“: Seebeck an G gD u. „Physische Farben“: Seebeck an G gD. 6 ) Vgl. oben 7. März 1801: an Ritter m. Anm. − Seebeck greift hier erneut Herschels Entdeckung des infraroten Lichtes (1800) und dessen erwärmender Kraft auf, die vor allem im Aug 1806 zu eigenen, von G und Ritter begleiteten Versuchen geführt hatten. 1811 las Seebeck eine von A. F. Lüdicke übersetzte Abhandlung von Thomas Young (Versuche und Berechnungen zur physikalischen Optik. In: Annalen der Physik, hsg. von L. W. Gilbert, 39 = N. F. 9, 1811, H. 3, 262−90), in der es auch um den möglichen Wärmenachweis mit besonders empfindlichen Thermometern bei den von Ritter 1801 entdeckten ultravioletten Strahlen ging (vgl. ebd., 282−84). 7 ) Besonders zur Erfassung kleiner Temperaturdifferenzen geeignet. 8 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Seebeck an G gD, EGW 4, 643, „Jenaische Museen und Sternwarte“: Seebeck an G gD und „Physische Farben“: Seebeck an G gD. 9 ) H. A. Vogel: Versuche über den Phosphor, und über die Wirkung des Sonnenlichts auf ihn. In: Annalen der Physik, hsg. von L. W. Gilbert, 45 = N. F. 15 (1813) H. 1, 63−73, bes. 66. − Heinrich August Vogel, Chemiker am Lyce´e Napoleon in Paris, ab 1826 Prof. der Chemie in München. 2

1813

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

337

das letztere; und doch macht, wie man seit geraumer Zeit weiß, der rote Strahl das Thermometer höher als der violette ansteigen1) . . .

1817 Sept

4. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 25. Sept 1817 −: Me´moires historiques et critiques sur les plus ce´le`bres personnages vivans de l’Angleterre . . . trad. de l’anglais sur la 3. ´ed. T. 1. 2. Paris 1803.) 4. [Weimar, nachmittags] Herschels Biographie.2)

1819 Juni

1. [Berlin] T. J. Seebeck an G (LA II 5 B/2, 861f.): . . .3) Vor einigen Wochen [13. März 1819] habe ich die erste Abhandlung dort [in der Berliner Akademie der Wissenschaften] vorgetragen, welche von der ungleichen Wärme des prismatischen Sonnenbildes handelt,4) und Versuche enthält, die ich in den Jahren 1806, 7 u. 8 in Jena angestellt habe. Die Resultate derselben sind Ihnen bereits bekannt, nämlich, daß die stärkste Erwärmung bei einigen brechenden Mitteln im Rot, bei andern im Gelb, und nur bei einigen wenigen außerhalb des Farbenbildes, jenseits der Gränze des tiefen Rots statt findet. Die Zusammenstellung dieser Versuche hat mir viel Vergnügen gemacht, da alle, auch zu ganz verschiedenen Zeiten angestellten, aufs schönste mit einander übereinstimmen, und nicht minder wie die übrigen Erscheinungen, den polaren Gegensatz der Farben bestätigen5) . . .

1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte6) (W 36, 207): . . .7) Seebecks Vorlesung über die

Wärme im prismatischen Sonnenbilde8) war höchst willkommen, und

1

) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Knebel Buchauszug gD, EGW 4, 649. ) Vgl. oben 7. März 1801 an Ritter m. Anm. − Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 741. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Seebeck an G gD, EGW 4, 765. 4 ) Thomas Johann Seebeck: Über die ungleiche Erregung der Wärme im prismatischen Sonnenbilde. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin. Abh. d. Physikal. Kl. 1818/19 (1820) 305−50. Später auch in: Journal für Chemie und Physik, hsg. von J. S. C. Schweigger, 40 = Jahrbuch der Chemie und Physik 10 (1824) H. 2, 129−76. 5 ) Das Folgende s. „Entoptische Farben“: Seebeck an G gD, EGW 3, 465. 6 ) Verfaßt 1822/1829. 7 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“ 1821: TuJ, EGW 4, 789f., „Purkinje: Das Sehen in subjectiver Hinsicht“: 1821 TuJ, „Physische Farben“: 1821 TuJ, „Ältere Einleitung“: 1821 TuJ, EGW 3, 266 und „Geschichtliches“: 1821 TuJ, EGW 6, 531. 8 ) Vgl. voriges Z m. Anm., s. unten 12.−14. Apr 1821. 2

338

HERSCHELS BEOBACHTUNGEN

Apr 12. 13.

13.

14.

1821

die früheren eigenen Vorstellungen1) über diese merkwürdigen Erscheinungen erwachten wieder.2) [Abends] . . .3) Kam eine Rolle von Seebeck an.4) [Sendung an] Färber nach Jena . . . den Seebeckischen Aufsatz für Major von Knebel5) . . . [Nachmittags] Seebecks Abhandlung über die Wärme im prismatischen Sonnenbilde. An J. M. Färber (Br 51, 479): Sie erhalten hiebey, mein guter Färber abermals einige Aufträge. 1, das Seebeckische Heft überreichen Sie H. v. Knebel mit meiner Empfehlung. Seebecks Abhandlung über ungleiche Wärme im prismatischen Sonnenbilde.6)

16. [Jena] Knebel Tagebuch (LA II 5 B/2, 950): Durch Goethe eine Schrift von Seebeck aus Berlin erhalten.

WZ

Hervortreten des Unterschiednen7)

E D

1817 Dez?8) NS 13 (1904) 316 (Paralip. Nr. 307). − LA I 11, 191. − FA I 25, 566. − MA 11.2, 546.

WY

1

) Seebecks Aufsatz ging auf gemeinsam mit G unternommene Versuche aus den Jahren 1806/07 zurück, bei denen er Temperaturmessungen in unterschiedlichen Bereichen von Spektren vornahm. Er lieferte damit gewissermaßen eine Fortsetzung zu seinem Beitrag Wirkung farbiger Beleuchtung in G’s FL (FA I 23.1, 994−1009). 2 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1821 TuJ, EGW 4, 790, „Entoptische Farben“: 1821 TuJ, EGW 3, 479 und „Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen . . .“: 1821 TuJ, EGW 3, 275. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Ältere Einleitung“: Tgb gD, EGW 3, 267 und „Purkinje: Das Sehen in subjectiver Hinsicht“ gD. 4 ) Mit Seebecks Aufsatz; vgl. oben 1. Juni 1819: Seebeck an G. Offenbar sandte Seebeck zwei Exemplare, von denen G eins am nächsten Tag an Knebel weitergab. 5 ) Folgendes s. „Entoptische Farben“: Tgb gD, EGW 3, 483 und „Ältere Einleitung“: Tgb gD, EGW 3, 267. 6 ) Das Folgende s. in „Purkinje: Das Sehen in subjectiver Hinsicht“: Tgb gD und „Ältere Einleitung“: Tgb gD, EGW 3, 267. 7 ) Egh. Aufzeichnung G’s zur Bildung von Gesteinen u. Metallen, die sich nach der Granitepoche ausdifferenziert haben sollten; doch schließt G nicht aus, daß sie mehrmals entstehen konnten. Weiterführung der im Schema zum Geologischen Aufsatz angedeuteten Gedanken; s. „Zum Geologischen Aufsatz September 1817“ (EGW 6, 315−22), auf deren Z-Rubrik hier hingewiesen sei. 8 ) Die Datierung auf Dez 1817 naheliegend durch Parallelen zu „Epochen bei der Weltbildung“ (EGW 4, 130−38) und zu „Chemische Kräfte bei der Gebirgsbildung“ (EGW 2, 181).

1791

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1792

339

Herzogliches Hoftheater zu Weimar [1792]1)

E D

1792 Aug 1. Theater-Kalender, auf das Jahr 1793. Hsg. von H. A. O. Reichard. Gotha: C. W. Ettinger, 199−201.2) − Hempel1 27.1 [ca. 1875] 307f.3) − W 36, 244−46. − NL 30, 814f.4) − JbFDH 1966, 131f. − AA-SL 3, 15f. − MA 4.2, 10−14. − FA I 18, 286f.

Z ⎯

1791 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte5) (W 35, 17−20): Damit ich aber doch von dich-

terischer und ästhetischer Seite nicht allzukurz käme, übernahm ich mit Vergnügen die Leitung des H o f t h e a t e r s . Eine solche neue Einrichtung ward veranlaßt durch den Abzug der Gesellschaft Bellomo’s, welche seit 1784 in Weimar gespielt und angenehme Unterhaltung gegeben hatte. Sie war aus Ober-Deutschland gekommen, und man hatte sich mit jenem Dialekt im Dialog, um des guten Gesangs willen, befreundet. Nun waren die Stellen der Abziehenden desto leichter zu ersetzen, weil man die Theater von ganz Deutschland zur Auswahl vor sich sah. Breslau und Hannover, Prag und Berlin sendeten uns tüchtige Mitglieder, die sich in kurzer Zeit in einander einspielten und einsprachen, und gleich von Anfang 1791 viele Zufriedenheit gewährten. Sodann blieben auch von jener abziehenden Gesellschaft verdienstvolle Individuen zurück, von welchen ich nur den unvergeßlichen [C. F.] M a l k o l m i nennen will. Kurz vor der Veränderung starb ein sehr schätzbarer Schauspieler, [Joh. Christian] N e u m a n n ; er hinterließ uns 1

) Anonymer, hs. nicht überlieferter Bericht über das erste Jahr von G’s Hoftheaterintendanz, der vor allem die 12 Aktrizen u. 16 Akteurs mit ihren Rollenfächern in alphabet. Folge anführt u. auf neue und gute ältere Stücke hinweist, deren Aufführung das Journal des Luxus und der Moden von Monat zu Monat verzeichnet. – Woldemar Frh. v. Biedermann erkannte G als Verf. aufgrund von Sach- u. Stilmerkmalen: Es dürfte ebenso wenig zu bezweifeln sein, daß derselbe von G. verfaßt ist, als daß der im vorhergehenden Jahrgang gleichbetitelte nicht von ihm ausgegangen ist; eine Bestätigung kann noch darin gefunden werden, daß in dem „Theater-Kalender auf das Jahr 1796“, S. 322, auf diesen Aufsatz unter Anführung seines Anfangs mit betonter Anerkennung Bezug genommen ist (in: Hempel1 27, 550f.); ebenso in W 36, 437: Inhalt und Fassung lassen keinen Zweifel darüber zu. Für den Übersichtsteil nimmt MA 4.2, 921 Beteiligung von F. Kirms an. – Zum Themenkomplex vgl. „Herzogl. Hoftheater zu Weimar [1795]“, S. 342, „Hoftheater zu Weimar“, S. 391 und „Geschichte des Weimarischen Theaters“ (EGW 6, 505−08). 2 ) Gleichlautend, ohne Monatskalender: Taschenbuch für die Schaubühne, auf das Jahr 1793. Gotha, bey Ettinger, 199−201. 3 ) In der Rubrik Biographische Einzelnheiten. Erstmalige Zuschreibung von G’s Autorschaft, s. oben Anm. 1. 4 ) Dort abgedruckt im Anhang. 5 ) Verfaßt 1819/1826.

340

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1792

1791

eine vierzehnjährige Tochter [Christiane], das liebenswürdigste, natürlichste Talent, das mich um Ausbildung anflehte. Nur wenig Vorstellungen zum Eintritt wurden in Weimar gegeben. Die Gesellschaft hatte einen großen Vortheil, Sommers in Lauchstädt zu spielen; ein neues Publicum, aus Fremden, aus dem gebildeten Theil der Nachbarschaft, den kenntnißreichen Gliedern einer nächst gelegenen Akademie [Halle], und leidenschaftlich fordernden Jünglingen zusammengesetzt, sollten wir befriedigen. Neue Stücke wurden nicht eingelernt, aber die ältern durchgeübt, und so kehrte die Gesellschaft mit frischem Muthe im October nach Weimar zurück. Mit der größten Sorgfalt behandelte man nun die Stücke jeder Art; denn bei der neu zusammentretenden Gesellschaft mußte alles neu eingelernt werden. Gar sehr begünstigte mich jene Neigung zur musikalischen Poesie. Ein unermüdlicher Concertmeister, [J. F.] K r a n z , und ein immer thätiger Theaterdichter, [C. A.] Vu l p i u s , griffen lebhaft mit ein. Einer Unzahl italiänischer und französischer Opern eilte man deutschen Text unterzulegen, auch gar manchen schon vorhandenen zu besserer Singbarkeit umzuschreiben. Die Partituren wurden durch ganz Deutschland verschickt. Fleiß und Lust, die man hiebei aufgewendet, obgleich das Andenken völlig verschwunden sein mag, haben nicht wenig zur Verbesserung deutscher Operntexte mitgewirkt. Diese Bemühungen theilte der aus Italien mit gleicher Vorliebe zurückkehrende Freund, [F. Hildebrand] v o n E i n s i e d e l , und so waren wir von dieser Seite auf mehrere Jahre geborgen und versorgt, und da die Oper immer ein Publicum anzuziehen und zu ergötzen das sicherste und bequemste Mittel bleibt, so konnten wir, von dieser Seite beruhigt, dem recitirenden Schauspiel desto reinere Aufmerksamkeit widmen. Nichts hinderte dieses auf eine würdige Weise zu behandeln und von Grund aus zu beleben. Bellomo’s Repertorium war schon von Bedeutung. Ein Director spielt alles ohne zu prüfen; was fällt, hat doch einen Abend ausgefüllt, was bleibt, wird sorgfältig benutzt. Dittersdorfische Opern, Schauspiele aus Ifflands bester Zeit, fanden wir und brachten sie nach. D i e t h e a t r a l i s c h e n A b e n t e u e r , eine immer erfreuliche Oper mit [D.] Cimarosa’s und Mozarts Musik, ward noch vor Ende des Jahrs gegeben; K ö n i g J o h a n n aber, von Shakespeare, war unser größter Gewinn. C h r i s t i a n e N e u m a n n , als Arthur, von mir unterrichtet, that wundervolle Wirkung; alle übrigen mit ihr in Harmonie zu bringen, mußte meine Sorge sein. Und so verfuhr ich von vorne herein, daß ich in jedem Stück den vorzüglichsten zu bemerken und ihm die andern anzunähern suchte. [Sept [Berlin, anonym] Bellomoische Schauspielergesellschaft in Weimar (Annalen des Theanach 5.]1) ters. Hsg. von C. A. v. Bertram. Heft 8. Berlin bei F. Maurer. 1791, 83): . . . Von dem neuen Hoftheater, welches nun hier [Weimar] errichtet, und über welches der Herr 1

) Datierungsanhalt: H. 8, 126f., der Annalen enthält eine auf den 5. Sept 1791 datierte Anzeige von C. A. Vulpius.

1791

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1792

341

Geheimerath von G ö t h e die Oberaufsicht führen wird, werde ich Ihnen nächstens Nachricht geben können.

[Sept [Berlin, anonym] Hoftheater in Weimar1) (Annalen des Theaters. Hsg. von C. A. v. nach 5.] Bertram. Heft 8. Berlin bei F. Maurer. 1791, 83): Weimar am 6. Juli 1791. − „Die Ihnen ertheilte Nachricht, daß Herr Geheimerrath von Göthe, Intendant des neuerrichteten Theaters geworden sey, ist zum Vortheil des hiesigen Theaterwesens, völlig gegründet. Es ist nicht zu läugnen, daß im Durchschnitt, unser Geschmack, durch die sonst hier spielende Bellomoische Schauspielergesellschaft, ein wenig verstimmt worden ist, aber es gewinnt jetzt den Anschein, als wollte die gute Stimmung wiederkommen. Verbessert haben wir uns in Ansehung vieler Mitglieder der neuen Entreprise völlig, und es ist zu hoffen, daß dieses auch in Zukunft der Fall in der Wahl der Schauspieler seyn wird.2)

1792 ⎯

⎯ [Weimar, anonym3)] Allgemeines Theaterjournal. Hsg. v. H. G. Schmieder. Frankfurt u. Mainz 1792, H. 1, 68−71 (JbFDH 1966, 127): [Bericht von der] neuen heilsamen Epoche unsers Theatergeschmaks . . . der vorher unter Ketten seufzte, die ihm der Direkteur [Bellomo] einer wandernden Schauspielertruppe jährlich immer fester anschlug . . . heilsame Theaterrevolution der wir uns jetzt zu erfreuen haben . . .



⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 35, 20): So war der Winter hingegangen

und das Schauspiel hatte schon einige Consistenz gewonnen. Wiederholung früherer, werthvoller und beliebter Stücke, Versuche mit aller Art von neueren gaben Unterhaltung und beschäftigten das Urtheil des Publicums, welches denn die damals neuen Stücke aus Ifflands höchster Epoche mit Vergnügen anzuschauen sich gewöhnte. Auch Kotzebue’s Productionen wurden sorgfältig aufgeführt und, insofern es möglich war, auf dem Repertorium erhalten. Dittersdorfs Opern, dem singenden Schauspieler leicht, dem Publicum anmuthig, wurden mit Aufmerksamkeit gegeben; [F. G.] Hagemannische und [J. G. L.] Hagemeisterische Stücke, obgleich hohl, doch für den Augenblick Theilnahme erregend und Unterhaltung gewährend, nicht verschmäht. Bedeutendes aber geschah, als wir schon zu Anfange des Jahrs Mozarts D o n J u a n und bald darauf D o n C a r l o s von Schiller aufführen konnten. Ein lebendiger Vortheil entsprang aus dem Beitritt des jungen [J. H. A.] Vo h s zu unserm Theater. Er war von der Natur höchst begünstigt und erschien eigentlich jetzt erst als bedeutender Schauspieler. Aug

1. (Herzogl. Hoftheater zu Weimar. [1792] datiert: Weimar, den 1sten August 1792.)

1

) Abschluß des in H. 7 begonnenen Aufsatzes. ) Folgt Bekanntgabe des Ensembles, Bericht über die Eröffnung am 7. Mai 1791 mit G’s Prolog und einer Liste der Aufführungen bis 7. Aug 1791. 3 ) Als Verf. vermutet O. Fambach: vielleicht Vulpius (JbFDH 1966, 127). 4 ) Verfaßt 1819/1826. 2

342

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1792

1795

1795 [nach Herzogliches Hoftheater zu Weimar [1795] (AA-SL 3, 17): Was wir Juni schon mit Fug und Recht im Jahrgange 1793 dieses Taschenbuchs, von 24.]1) unserm, nun seit dem Monat Mai 1791. bestehenden Theater sagen

konnten, können wir jezt mit gutem Gewissen im Jahr 1795. wiederholen. DB/Red.

Herzogliches Hoftheater zu Weimar [1795]2)

E D

1795 Juni 24. / Sept3) Theater-Kalender auf das Jahr 1796. Hsg. v. H. A. O. Reichard. Gotha: C. W. Ettinger, 322f.4) − JbFDH 1966, 132f. − AA-SL 3, 17f. − MA 4.2, 14f. − FA I 18, 338f.

Z ⎯

1793 ⎯ (s. „Die Aufgeregten“: TuJ gD, EGW 1, 158 u. „Der Bürgergeneral“: TuJ gD, EGW 1, 542)

1794 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte5) (W 35, 30f.): Das Theater, wenn es mich auch

nicht ergötzte,6) unterhielt mich doch in fortwährender Beschäftigung; ich betrachtete es als eine Lehranstalt zur Kunst mit Heiterkeit, ja als ein Symbol des Welt- und Geschäftslebens, wo es auch nicht immer sanft hergeht, und übertrug was es Unerfreuliches haben mochte. 1

) Zur Datierung s. den nächsten Artikel, Anm. zu Rubrik E. ) Anonymer Theaterbericht; Hs. nicht überliefert. Otto Fambach entdeckte G als Verf. des an den früheren Bericht Herzogl. Hoftheater zu Weimar [1792] anknüpfenden Textes, dessen zweiter, das Personal u. die neueinstudierten Stücke verzeichnender Teil evtl. von Franz Kirms stammt. (O. Fambach: Ein bisher unerkannter Goethescher Theaterbericht. In: JbFDH 1966, 119−64); vgl. AA-SL 6, 26. – Zur Sache vgl. auch „Geschichte des Weimarischen Theaters“, EGW 6, 505−13. 3 ) Da der Text Neueinstudirte Stücke von Michaeli 1794 bis Johanni 1795 nennt, entstand er nach Johanni (24. Juni), während Reichards Hsg.-Vorwort Sept 1795 datiert ist (AA-SL 6, 26). 4 ) Der gleiche Druck ohne Monatskalender in Taschenbuch für die Schaubühne, auf das Jahr 1796, Gotha, bey Ettinger, 322f. 5 ) Verfaßt 1819/1826. 6 ) Wegen der polit. Verhältnisse, des Guillotine-Terrors in Frankreich u. den nach dem gescheiterten 1. Koalitionskrieg drohenden Folgen der Französischen Revolution in Deutschland. 2

1794

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1795

343

Schon zu Anfang des Jahres konnte die Z a u b e r f l ö t e 1) gegeben werden, bald darauf R i c h a r d L ö w e n h e r z ,2) und dieß wollte zu jener Zeit, unter den gegebenen Umständen, schon etwas heißen. Dann kamen einige bedeutende Ifflandische Schauspiele an die Reihe, und unser Personal lernte sich immer besser und reiner in diese Vorträge finden. Das Repertorium war schon ansehnlich, daher denn kleinere Stücke, wenn sie sich auch nicht hielten, immer einigemal als Neuigkeit gelten konnten. Die Schauspielerin [Christiane Henriette] B e c k , welche in diesem Jahre antrat, füllte das in Ifflandischen und Kotzebue’schen Stücken wohlbedachte Fach guthmütiger und bösartiger Mütter, Schwestern, Tanten und Schließerinnen ganz vollkommen aus, [J. H.] Vo h s hatte die höchst anmuthige, zur Gurli3) geschaffene [Friederike Margaretha] P o r t h geheirathet, und es blieb in dieser mittlern Region wenig zu wünschen übrig. Die Gesellschaft spielte den Sommer über einige Monate in Lauchstädt, daher man wie immer den doppelten Vortheil zog, daß eingelernte Stücke fortgeübt wurden, ohne dem Weimarischen Publicum verdrießlich zu fallen.

1795 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 35, 50f.): Das Theater war ganz an mich

gewiesen; was ich im Ganzen übersah und leitete ward durch [F.] K i r m s ausgeführt; [C. A.] Vu l p i u s , dem es zu diesem Geschäft an Talent nicht fehlte, griff ein mit zweckmäßiger Thätigkeit. Was im Laufe dieses Jahrs geleistet wurde, ist ungefähr Folgendes: Die Zauberflöte gewährte noch immer ihren früheren Einfluß, und die Opern zogen mehr an als alles Übrige. D o n J u a n , 5 ) D o c t o r u n d A p o t h e k e r , 6 ) [ U n a ] C o s a r a r a , 7 ) d a s S o n n e n f e s t d e r B r a m i n e n 8) befriedigten das Publicum. Lessings Werke9) tauchten von Zeit zu Zeit auf, doch waren eigentlich Schröderische, Ifflandische, Kotzebue’sche Stücke an der Tagesordnung. Auch [F. G.] Hagemann und [G. F. W.] Großmann galten etwas. A b ä l l i n o 10) ward den Schillerischen Stücken 1

) Von G inszenierte erste Weimarer Aufführung von Mozarts Oper am 16. Jan 1794. ) Die Oper des frz. Komponisten A. E. M. Gre´try wurde am 30. Jan 1794 aufgeführt. 3 ) Figur in Kotzebues Schauspiel Die Indianer in England. 4 ) Verfaßt 1819/1826. 5 ) Mozarts Don Juan wurde schon am 30. Jan 1792 in G’s Inszenierung in Weimar erstaufgeführt. 6 ) Komische Oper des österr. Komponisten Karl Ditters von Dittersdorf. 7 ) Oper des Spaniers Vicente Martin y Soler, des Direktors der ital. Oper in St. Petersburg. 8 ) Oper von Wenzel Müller, Text von C. A. Vulpius. 9 ) G führte 1795 Lessings Minna von Barnhelm und Emilia Galotti in Weimar auf. 10 ) Des Schweizer Dramatikers J. H. D. Zschokke Ritterdrama Abällino, der große Bandit. 2

344

HERZOGLICHES HOFTHEATER ZU WEIMAR 1795

1795

ziemlich gleichgestellt; unsere Bemühung aber, alles und jedes zur Erscheinung zu bringen, zeigte sich daran vorzüglich, daß wir ein Stück von Maier, den S t u r m v o n B o x b e r g , 1) aufzuführen unternahmen, freilich mit wenig Glück; indessen hatte man doch ein solches merkwürdiges Stück gesehen und sein Dasein wo nicht beurtheilt doch empfunden. Daß unsere Schauspieler in Lauchstädt, Erfurt, Rudolstadt von dem verschiedensten Publicum mit Freuden aufgenommen, durch Enthusiasmus belebt und durch gute Behandlung in der Achtung gegen sich selbst gesteigert wurden, gereichte nicht zum geringen Vortheil unserer Bühne und zur Anfrischung einer Thätigkeit, die, wenn man dasselbe Publicum immer vor sich sieht, dessen Charakter, dessen Urtheilsweise man kennt, gar bald zu erschlaffen pflegt. DB/Red.

Gottlieb Hillers Gedichte und Selbstbiographie. Erster Theil. 1805 . . . Mit des Verfassers Bilde und einem unendlichen Pränumerantenverzeichniß2)

E D

1806 um Jan 2. / Apr 19. (Erwähnungen) C1 49 (1833) 178−86. − W 42.2, 24−31. − AA-SL 2, 66−70. − MA 6.2, 616−21. − FA I 19, 268−76.

Z ⎯

1806 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 260): . . .4) H i l l e r s Naturdichtungen;

gerade in Gegensatz, ganz gegenwärtig und der Wirklichkeit angehörig, wurden nach ihrer Art mit billigem Urtheil empfangen. Jan

1. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 16. Okt 1806 −: Hiller, Gottlieb: Gedichte und Selbstbiographie. T. 1. Cöthen 1805)5) 2. Wunderhorn. Hiller s.[o] g.[enannte] Naturdichter.

1

) Ein pfälzisches National-Schauspiel in drei Aufzügen (Mannheim 1778) des Mannheimer Theaterdichters Jakob Maier, für die Weimarer Bühne umgearbeitet von C. A. Vulpius. 2 ) Für die JALZ geplante, doch erst posthum veröffentlichte Rez. der Gedichte u. Selbstbiographie des Ziegelformers G. Hiller. Hss. Überlieferung u. Entwürfe s. AA-SL 5, 77f., 80−83. 3 ) Abfassungsdaten 1823 u. 1825. 4 ) Das Vorausgehende s. in „Arnim und Brentano: Des Knaben Wunderhorn“: TuJ gD, EGW 1, 147. 5 ) Das Buch auch in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 962).

1806 Jan

HILLER: GEDICHTE UND SELBSTBIOGRAPHIE

345

17. Hillers Gedichte . . . Abends Recension der Hillerischen Gedichte.

[17.]1) Entwurf (W 42.2, 272−74.2)): Jedes Gedichte des Wunderhorn Cha-

rackter ohne ausgebildetes Talent hier Talent ohne Charackter Frische Quelle die im Gebirg entspringt jeder Wasserfall die reichen wie die ärmern haben einen besondren Charackter Hier sieht man den seichten Arm eines breiten Wassers das ins Meer geht, halb versandet wie seine Gesellen die das Berühmte Delta formiren. Warum sollte man aber gegenwärtiges Büchlein von der schwächsten Seite von der poetischen betrachen, Wir halten uns lieber zuerst an die Person. Denn wie man sonst dem Menschen danckt daß er uns Poesie liefert; muß man hier der Poesie dancken daß sie uns mit einem wackern Menschen bekannt macht. Gebohren mit technischer Fähigkeit Ruhiges redliches Anschaun der Gegenwart, pracktischer Sinn, tiefes sittliches Gefühl, a plomb auf sich selbst, ein edler Stolz eine Leichtigkeit im Leben. Genug von dieser Seite eine Musterhafte Natur. Die Anmuth womit er sich selbst, sein Talent seine Fortschritte Gewahr wird ist durchaus liebenswürdig und kindlich und wir fordern das Gewissen aller gebildeten auf ob sie sich wohl in Gleichen Fällen so viel Mässigung des Selbgefühles und Betragens zutrauen dürfen. Die Scizze seiner Gesichtsbildung ist höchst interessant sie erinnert uns an die Faunartigen Gefäße denen sich Socrates vergleicht, und wir läugnen nicht daß wir in dem ganzen Menschen etwas socratisches zu finden glauben. Der Gerad und Rechtsinn, das derbe tüchtige Halten auf einer verständigen Gegenwart die Unbestechlichkeit und was sich jeder selbst entwickeln mag. Kommt ihm aber dies Alles als Menschen zu statten so verliert er dabei desto mehr als Dichter. Wenn er vor seinem ernsten Könige sich einen kleinen König dünckt wenn er der Liebenswürdigen Königinn viertelstundenlang getrost in die schönen augen sieht, so soll er dafür gelobt und glücklich gepriesen werden. Aber ein wahrer Dichter hätte sich ganz anders in der Nähe der Majestät gefühlt. Ein einziger Blick aus solchen Augen hätte ihm genügt Hymnen pp. Gute Aufnahme Lobenswürdige Patrone Beschädigen ihn durch Hoffnung Er wird nichts besser machen Überhaupt sind wir wegen seiner Zukunft in Sorge Zwey zustände die für ihn paßten Vorhin vielleicht zu viel gesagt Tillartig Ernst lustiger Rath GeradSinn Klarheit Derbheit Klugheit Er sieht die Verhältnisse richtig Muß sich für gute Bewirthung und Subscription danckbar erzeigen. Doch schenckt er seinen Wirthen und Gönnern nichts und man sieht wohl daß er sie kennt. Gleimen schl.[echte] Verse Im König nur [?] den . . . Menschen nicht das ungeheure fühlt was innerhalb einer solchen Persönlichkeit begrif1

) Tentative Datierung aufgrund der Tgb-Notiz gleichen Datums. ) In W 42.2, 272 gekennzeichnet als: Eine ältere Stufe in der Entwicklung des Aufsatzes . . . Eigenhändige schematische Niederschrift Goethes mit Bleistift . . .

2

346

Jan

HILLER: GEDICHTE UND SELBSTBIOGRAPHIE

18. 24.3)

Febr 19.4) Apr 19.6)

1806

fen ist, der ungestraft den Anblick der liebensw Königin aushält Wäre wohl geeignet am Hof eine Stelle zu bekleiden die sonst nicht leicht besonders am Brandenb. Preusischen Hofe erledigt worden Wer erinnert sich nicht eines Gundlings Taubmanns Morgensterns Bölniz Icilius,1) die mit mehr oder weniger Würde zum Plastron dienten und sich dagegen auch als wackre Klopffechter etwas herausnehmen durften. Eine solche Stelle wollten wir ihm gönnen nur müßte es möglich sein daß er an trocknem Selbstgefühl etwas ab und gutem Humor etwas zunähme. Der zweyte Vorschlag den wir für ihn hätten ist kaum unausführbarer. Poetisches Talent kann sich nicht wie das plastische Mahler[ische] oder musikalische expatriiren2) Recension durchgesehen . . . [Abends] Hillers Gedichte. Vorgelesen von Riemer. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 99): Die Recension von Hillers Gedichten soll sich auch, hoffe ich, bald auf den Weg machen. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 103): Der Aufsatz über Müllers Biographie folgt hierbey,5) hoffentlich auch bald jener über Hiller, der schon bis über die Hälfte geschrieben ist. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 124): Wenn ich einigermaßen glücklich bin, so erhalten Sie bald die Recension über Hiller [und andere] . . . Gedacht sind sie und skizzirt; zur Ausführung gebe der Himmel Gedeihen!

1809 Nov 25. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.1, 285): Goethes Vorsatz, seine Rezensionen zu sammeln und herauszugeben, mit einem Anhang verspäteter (als über . . . Ifflands Theater-Kalender, Naturdichter Hiller etc.) und neue dazu zu machen . . .

1

) Zu Tabakskollegium u. Tafelrunde zugelassene Höflinge Friedrich Wilhelms I. u. Friedrich II. v. Preußen: Jakob Paul Frhr. v. Gundling, Friedrich Taubmann, Salomon Jakob Morgenstern, Carl Ludwig Frhr. v. Pöllnitz (Bölniz), Karl Gottlieb Guichard (gen. Quintus Icilius). Die Namen fand G in K. F. Flögel: Geschichte der Hofnarren. Liegnitz u. Leipzig 1789; die Lektüre verzeichnet Tgb 19. Jan 1806. 2 ) Bricht ab mit dem Schluß der Seite. 3 ) Tgb vom selben Tag: [Brief nach] Jena Hofr. Eichstedt. 4 ) Tgb vom selben Tag: [Brief nach] Jena. Hofr. Eichstedt . . . 5 ) Rez. in JALZ 26. Febr 1806, Nr. 48: Bildnisse jetzt lebender Berliner Gelehrten . . . (W 40, 360−66). 6 ) Tgb vom selben Tag: [Brief] an Hofrath Eichstädt nach Jena . . .

1833

HILLER: GEDICHTE UND SELBSTBIOGRAPHIE

347

1833 Febr 24. [Weimar] Eckermann an F. v. Müller (QuZ 3, 144): . . . G o t t l i e b H i l l e r s G e d i c h t e . . . [fand] . . . ich erst vor einigen Tagen in einem Pakete . . . das der Aufschrift nach nur b e r e i t s g e d r u c k t e Sachen enthalten sollte, und wo diese trefflichen Sachen seit 1807. begraben gewesen sind. Wahrscheinlich erschienen sie Goethe damals zu pikant und er legte sie zurück.1)

CK

[Über die Hindernisse, die dem modernen Künstler im Wege stehen, vom gestaltlosen zur Gestalt zu gelangen]2)

E

1798 Mai/Aug

Z

1798

März 3. An Schiller (Br 13, 85): Die Einleitung dazu [Propyläen] wird wohl

meine erste Arbeit in Jena seyn, da ich denn auch das Schema sowohl über das theoretische als über das Erfahrungsganze, das schon entworfen ist, noch besser ausarbeiten werde. Mai (s. „Propyläen, Einleitung“: Tgb gD) 24.–27. ⎯ ⎯ 3) Vorarbeiten und Bruchstücke zu den Propyläen (W 47, 278−81): Z u

b e a r b e i t e n d e M a t e r i e . . . Allgemeine Betrachtungen . . . Über die 1

) Dadurch kam es zum ED in C1 49 (1833) 178−86. ) Geplanter, aber unausgeführter, für G’s Zs. Propyläen (1798−1800) bestimmter Aufsatz, dessen Titel G am 21. Juli 1798: an Schiller erwähnt. Sein Hauptinhalt ging vermutl. in die Mai/Aug 1798 entstandene Einl. in die Propyläen (I, 1) ein; zu deren Entstehung vgl. „Propyläen, Einleitung“. Die Themenstellung zielt auf das Problem der Abirrung (hier: Auflösung, Verworrenheit, Vagheit) moderner Kunst, Kunsttheorie u. -rezeption von der Idee des vollkommenen, durch Werke der klass. Antike verkörperten Kunstwerks. G’s Besorgnis galt offensichtl. dem Mangel an Anschauung antiker Vorbilder durch Zerstörung u. Dislocirung des von ihm selbst noch erfahrenen Kunstkörpers Italiens infolge der napoleonischen Italienfeldzüge 1796−98 u. der durch keine Schule zu kompensierenden geograph. Ferne nördlicher Regionen von den Schauplätzen antiker Kunst (vgl. Joh. Grave: Schule des Sehens. Formen der Kunstbetrachtung bei Goethe. In: Weimarer Klassik. Kulturen des Sinnlichen. Hsg. von Sebastian Böhmer u. a. Weimar 2012, 96−105). Das rührt zugleich an die Schwierigkeit des kunsttheoretischen, kunstpolitischen u. -didaktischen Anliegens der Propyläen, der klassizistischen Kunstanschauung normative Geltung zu verschaffen u. sie gegenüber modernen (frühromantischen) Auflösungstendenzen u. dem Dilettantismus zu profilieren. Die Thematik führt ins Zentrum der kunsttheoret. u. naturwissenschaftl. Überlegungen G’s zur ,prägnanten Form‘; vgl. Sabine Schneider: „ein strenger Umriß“ − Prägnanz als Leitidee von Goethes Formdenken im Kontext der Weimarer Kunsttheorie. In: GJb 2011, 98−106. 3 ) Vermutl. in zeitl. Nähe zu 27. Mai 1798: an Cotta entstandene Inhaltsübersicht (Beilage dat. 28. Mai; s. folgendes Z), was inhaltl. u. wörtl. Parallelen nahelegen. MA 6.2, 2

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Schwierigkeit von dem Formlosen zur Gestalt zu gelangen . . . Geographische Kunstbetrachtungen. a. Das ehemalige Italien als Kunstkörper betrachtet. b. Die jetzige Zerstücklung deselben.1) c. Neue Aufstellung in Paris. d. Besitzungen der übrigen europäischen Länder.2) e. Was ein Künstler künftig zu thun habe um sich auszubilden und die gegenwärtigen Dislocationen für sich wenigstens unschädlich wo nicht gar nutzbar zu machen. Mai 28.3) [Jena] An Cotta (Br 13, 166f.): Etwas ferner liegt eine Ausarbeitung, enthaltend: a) Das ehemalige Italien als Kunstkörper betrachtet. b) Die jetzige Zerstücklung desselben. c) Neue Aufstellung in Paris. d) Besitzungen der übrigen europäischen Länder. e) Was ein Künstler künftig zu thun habe um sich auszubilden und die gegenwärtigen, großen Dislocationen, für sich wenigstens, unschädlich, wo nicht gar nutzbar zu machen. (Diese letztere könnte eben so gut in unser gegenwärtiges Werk mit eingeschlossen werden, als es eine unterhaltende und brauchbare kleine Schrift gäbe.) Juni

9. (s. „Propyläen“: Tgb gD) 15. (s. „Propyläen, Einleitung“: an H. Meyer gD)

Juli (s. „Propyläen“: Tgb gD) 16.−19. 21. [Weimar] An Schiller (Br 13, 223f.): Übrigens habe ich mich diese Zeit

mit Redaction meiner eignen und der Meyerschen Aufsätze beschäftigt. In acht Tagen wird das erste Manuscript abgehen . . . Eins will ich nicht leugnen daß mich indessen die Redaction der Meyerschen Arbeiten unglücklich macht. Diese reine Beschreibung und Darstellung, dieses genaue und dabey so schön empfundne Urtheil fordert den Leser unwi-

964 schließt aus Tgb 23. Sept 1798: Allgemeine Disposition und Recapitulation des Materials zu den Propyläen auf spätere Entstehung. 1 ) Infolge der Napoleonischen Eroberungskriege und des Abtransports vieler Kunstwerke nach Paris. 2 ) In der linken Spalte daneben (späterer) Zusatz von G: Wallmodische Sammlung zu Hannover. S. Novemberstück des [Berlinischen] Archivs der Zeit [und ihres Geschmacks] ein Aufsatz von [F.] Ballhorn. [richtig: Oktoberheft, 346−60] Dresdner Antiken aus [J. F.] Wackers Papieren durch [J. G.] Lipsius. S. Allgem. Zeitung. 12. Jan. 99. − Die Allgemeine Zeitung Nr. 12 vom 12. Jan 1799, 48 wies mit Rekurs auf den entsprechenden Passus in G’s Einleitung zu den Propyläen (W 47, 32) auf beide Sammlungen hin; ebenso auf die von A. Hirt geförderten Bestrebungen, die schönen Uiberreste des Alterthums, die ein Gemeingut der Menschen sind, öffentlich zugänglich zu machen, wodurch leicht ein idealer KunstKörper aus diesem allzusammengedacht und zur Bildung und Veredlung des Geschmacks auch diesseits der Alpen angewandt werden! 3 ) Beilage zum Brief vom 27. Mai 1798, datiert Jena, am 28. May 1798, eine Liste mit geplanten u. z. T. fertiggestellten Arbeiten für die Propyläen. Ein Aufsatz über die Schwierigkeit, vom Formlosen zur Gestalt zu gelangen, ist hier im Gegensatz zum Schema (s. voriges Z) nicht aufgeführt.

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derstehlich zum Anschauen auf. Indem ich diese Tage den Aufsatz über die Familie der Niobe1) durchging, hätte ich mögen anspannen lassen um nach Florenz zu fahren . . . Ich war diese Tage mit Meyern in einer kleinen Differenz über die wir uns noch nicht ganz ausgesprochen haben, er behauptete, daß sogar das g e n i a l i s c h n a i v e 2) in einem gewissen Sinne durch Schule überliefert werden könne, und er mag wohl Recht haben wenn man den Ausdruck nur so modificirt: daß die Aufmerksamkeit des Künstlers von frühen Jahren an auf den Werth desselben in der bildenden Kunst gerichtet werden könne und solle. Sonderbar scheint es freylich daß in unserer Zeit sogar die Idee davon völlig verloren gegangen ist, wie an dem neulichen Vorschlag Danneckers zu einem Basrelief erhellet3) und wie uns in Gesprächen mit Thouret,4) welcher der Repräsentant einer großen Masse ist, indem er Künstler und Publikum zugleich vorstellt, aufs neue so sehr aufgefallen ist. Sein Jahrhundert kann man nicht verändern, aber man kann sich dagegen stellen und glückliche Wirkungen vorbereiten. Einer meiner nächsten Aufsätze soll den Titel führen: über die Hindernisse, die dem modernen Künstler im Wege stehen, vom gestaltlosen zur Gestalt zu gelangen.5) Juli (s. „Propyläen“: Tgb gD) 22.−24. 23. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 257f.): In Ihrem Streit mit Meiern scheint mir dieser ganz Recht zu haben. Ob sich gleich das schöne naive in keine Formel faßen und folglich auch in keiner solchen überliefern läßt, so ist es doch seinem Wesen nach dem Menschen natürlich, da die entgegengesetzte sentimentale Stimmung ihm nicht natürlich sondern eine Unart ist. Indem also die Schule diese Unart abhält oder corrigiert und über den natürlichen Zustand wacht, welches sich recht wohl denken läßt, so muß sie den naiven Geist nähren und fortpflanzen können. Die Natur wird das Naive in jedem Individuum, der Art, wenn gleich nicht dem Gehalt nach, hervorbringen und nähren, sobald nur alles weggeräumt wird, was sie stört; ist aber Sentimentalität schon da, so wird die Schule wohl nicht viel thun können. Ich kann nicht anders glauben, als daß der naive Geist, welchen alle Kunstwerke aus einer gewißen Periode des Alterthums gemeinschaftlich zeigen, die Wirkung und folglich auch der Beweis für die Wirksamkeit, der Ueberlieferung durch Lehre und Muster ist. Nun wäre aber die Frage,

1

) Meyers Aufsätze Niobe mit ihren Kinder u. Die Familie der Niobe, erschienen in Prop. II 1 u. II 2 (1799). 2 ) Bezug nehmend auf Schillers Abhandlung Über Naive und sentimentalische Dichtung, SNA 20, 424 (Naiv muß jedes wahre Genie seyn, oder es ist keines) u. 475. 3 ) Dannecker hatte Thouret eine Zeichnung zu einem Basrelief mitgegeben, die leidende Andromache darstellend, vgl. Dannecker an G 30. Sept 1798 (GJb 1909, 39f.). G hielt das Motiv für keinen günstigen Gegenstand u. verwies auf den gemeinsam mit H. Meyer verfaßten Aufsatz Über die Gegenstände bildenden Kunst in Prop. H. 1 vom Okt 1798 (G an Dannecker 7. Okt 1798, Br 13, 288). 4 ) Der Stuttgarter Architekt N. F. Thouret leitete seit Ende Mai 1798 die Bauarbeiten am Weimarer Schloß u. Theater; s. „Hoftheater zu Weimar“, S. 391. 5 ) Hier taucht erstmals der Titel des geplanten Aufsatzes auf.

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was sich in einer Zeit wie die unsrige von einer S c h u l e für die Kunst erwarten liesse. Jene alten Schulen waren Erziehungsschulen für Zöglinge, die neuern müßten Correctionshäuser für Züchtlinge seyn, und sich dabei, wegen Armut des produktiven Genies, mehr kritisch als schöpferischbildend beweisen. Indeßen ist keine Frage daß schon viel gewonnen würde, wenn sich irgendwo ein fester Punkt fände oder machte, um welchen sich das Uebereinstimmende versammelte; wenn in diesem Vereinigungspunkt festgesetzt würde was für canonisch gelten kann und was verwerflich ist, und wenn gewiße Wahrheiten, die regulativ für den Künstler sind, in runden und gediegenen Formeln ausgesprochen und überliefert würden. So entstünden gewiße symbolische Bücher für Poesie und Kunst, zu denen man sich bekennen müßte und ich sehe nicht ein, warum der Sektengeist der sich für das Schlechte sogleich zu regen pflegt, nicht auch für das Gute geweckt werden könnte. Wenigstens scheint mirs, es ließe sich eben soviel zum Vortheil einer ae s t h e t i s c h e n Confession und Gemeinheit anführen, als zum Nachtheil einer philosophischen.

Juli 25. An Schiller (Br 13, 225): Mit Ihrer Ausgleichung der Differenz zwi-

schen Meyer und mir bin ich sehr wohl zufrieden. Sie erlauben daß ich gelegentlich, wenn ich an diese Materie komme, mich Ihrer Worte bescheidentlich bediene. 25. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Cotta gD) 27. (s. „Propyläen, Einleitung“: Tgb gD) 28. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Schiller gD) 31. (s. „Propyläen, Einleitung“: Schiller an G gD) Aug

3. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Cotta gD) 7. [Jena] An H. Meyer (Br 13, 243): Unser Werk fördert gut . . . meine

Einleitung muß vor Sonntag [12. Aug] fertig seyn . . . Ich habe auch ein Verzeichniß der zunächst zu behandelnden Materien aufgesetzt,1) davon ich Ihnen eine Abschrift mittheilen will, damit Sie über das Aufgezeichnete gelegentlich denken und das Register aus Ihren Schätzen vermehren mögen. 8. (s. „Propyläen, Einleitung“: Tgb gD) 9. [Jena] An der Einleitung fortgeschrieben . . . Abends mit Schiller bis an

die hohe Saale spatzieren. Viel über die Kunst und Natur. Schemata, ihre Einrichtung und Ausführung. 10. [Jena] . . . fortgesetztes Schema zur Einleitung. [9./11.?] Vorarbeiten und Bruchstücke2) zu den Propyläen (W 47, 283): F e r n e r e A u f z e i c h n u n g ü b e r d e n I n h a l t d e r P r o p y l ä e n . . . Fortsetzung des Verzeichnisses der Vorrede3) . . . Über die Schwierigkeit von dem Formlosen zur Gestalt zu gelangen. 1

) Möglicher Datierungsanhalt für das in folgendem Z angeführte Schema Fernere Aufzeichnung über den Inhalt der Propyläen. Die linke Spalte des Schemas ist überschrieben mit Zunächst. Darunter folgt eine Liste von Aufsatzthemen für die Propyläen. 2 ) De facto: Inhaltsplan für die Propyläen. 3 ) Überschrift der rechten Spalte eines zweispaltigen Schemas, zur mögl. Datierung vgl. voriges Z.

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Aug 11. [Jena] Einleitung geendigt. 15. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Cotta gD) 22. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Schiller gD) 29. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Schiller gD) 31. (s. „Propyläen, Einleitung“: an Cotta gD) [Okt Einleitung in die Propyläen (W 47, 3f., 20−22): I n h a l t . . . Der Mitte]1) Mensch leidet von seinem Zeitalter, wie er von demselben Vortheil

zieht − Einfluß des Publicum auf die Kunst − Einstimmung des Künstlers − Zufriedenheit beyder mit einander − Einzelnes Beispiel, Schwierigkeit von dem Formlosen zur Gestalt überzugehen − Wirkung eines Aufenthalts in Italien auf den Künstler − Sein Schicksal nach seiner Zurückkunft . . .2) Dem deutschen Künstler, so wie überhaupt jedem neuen und nordischen, ist es schwer, ja beinahe unmöglich, von dem Formlosen zur Gestalt überzugehen, und wenn er auch bis dahin durchgedrungen wäre, sich dabei zu erhalten. Jeder Künstler, der eine Zeit lang in Italien gelebt hat, frage sich: ob nicht die Gegenwart der besten Werke alter und neuer Kunst in ihm das unablässige Streben erregt habe, die menschliche Gestalt in ihren Proportionen, Formen, Charakteren zu studiren und nachzubilden, sich in der Ausführung allen Fleiß und Mühe zu geben, um sich jenen Kunstwerken, die ganz auf sich selbst ruhen, zu nähern, um ein Werk hervorzubringen, das, indem es das sinnliche Anschauen befriedigt, den Geist in seine höchsten Regionen erhebt? Er gestehe aber auch, daß er nach seiner Zurückkunft nach und nach von jenem Streben heruntersinken müsse, weil er wenig Personen findet, die das Gebildete eigentlich sehen, genießen und denken mögen, sondern meist nur solche, die ein Werk obenhin ansehen, dabei etwas Beliebiges denken, und nach ihrer Art etwas dabei empfinden und genießen. Das schlechteste Bild kann zur Empfindung und zur Einbildungskraft sprechen, indem es sie in Bewegung setzt, los und frei macht, und sich selbst überläßt; das beste Kunstwerk spricht auch zur Empfindung, aber eine höhere Sprache, die man freilich verstehen muß; es fesselt die Gefühle und die Einbildungskraft; es nimmt uns unsre Willkür, wir können mit dem Vollkommenen nicht schalten und walten wie wir wollen, wir sind genöthigt uns ihm hinzugeben, um uns selbst von ihm, erhöht und verbessert, wieder zu erhalten. UM

1

) Das erste Heft der Propyläen erschien Mitte Okt 1798, vgl. G an Cotta 17. Okt 1798 (Br 13, 292): Sehr erfreulich war mirs, das erste Stück der Propyläen zu erhalten . . . 2 ) Vorher über wechselseitige Einflüsse von Künstler und Publikum des jeweiligen Zeitalters und der Nationen.

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HINRICHS: DAS WESEN DER ANTIKEN TRAGÖDIE

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[Hinrichs:] Das Wesen der antiken Tragödie, in ästhetischen Vorlesungen durchgeführt von Hinrichs. Halle 18271)

E D

1827 März 15./31. W 15.2 (1888) 214f;2) 42.2 (1907) 80f.3) − AA-SL 1, 188.4) − FA I 22, 688f. − MA 18.2, 65f.

Z

1825

Febr 24. Abends . . . [Lektüre von] Professor Hinrichs zu Halle Commentar über

Faust5) . . .

1827 März 12. [Halle] H. F. W. Hinrichs an G (GSA 28/415 St. 5): Ew. Excellenz übersende hiemit freundlichst und gehorsamst ein Exemplar meines Buches über die antike Tragoedie, worin ich versucht habe, dieselbe, wie den Faust als das Gegenbild der Christlichen Welt, als ein Gegenbild des Griechischen Lebens aufzufassen. Daß dieses Buch ganz allgemein zugänglich, und jedem Gebildeten verständlich geschrieben ist, bringt die

1

) Ursprünglich für KA VI 1 geplante, wohlwollende Anzeige von Hermann Friedrich Wilhelm Hinrichs: Das Wesen der antiken Tragödie, in ästhetischen Vorlesungen durchgeführt an den beiden Oedipus des Sophokles im Allgemeinen u. an der Antigone insbesondere. Halle 1827 (Ruppert Nr. 691: Mit zahlr. Bleistiftstrichen am Rande). − Die von dem hegelianischen Philosophen u. Ästhetiker Hinrichs verfaßten Aesthetischen Vorlesungen über Göthe’s Faust, auf die sich der Anfang von G’s Text bezieht, kannte G seit Febr 1825 (s. d.). Zunächst weckten Hinrichs Vorlesungen über Das Wesen der Tragödie G’s Wunsch, der Verf. möge sich auch des Verhältnisses von F a u s t zu H e l e n a . . . annehmen, doch regten sich bald die an dem Gespräch mit Eckermann vom 28. März 1827 (s. d.) erkennbaren Bedenken, so daß G die Hinrichs-Anzeige, deren Hauptanliegen dem gerade erschienenen Helena-Akt galt, ungedruckt ließ; stattdessen publizierte er in KA VI 1 seinen eigenen erläuternden Aufsatz über Helena. Zwischenspiel zu Faust. 2 ) ED des auf Faust und Helena bzgl. Schlußpassus der von G nicht veröffentlichten Anzeige. Dieser wird von der Forschung als Faust-Paralipomenon betrachtet; W 15.2, 214f. publiziert ihn im Apparat zu Faust II als Paralip. 123.3. Dessen Wortlaut s. auch in „[Zu Faust] Helena klassisch-romantische Phantasmagorie. Zwischenspiel zu Faust“: Tgb m. Anm 15. März 1827, EGW 5. 3 ) ED des gesamten Textes. Aus den Lesarten in W 42.2, 299f. geht hervor, daß es außer Konzepten von Friedrich Krauses Hand u. einem Folioblatt von Schuchardts Hand eine von Riemer durchgesehene Reinschrift Johns gibt, die an zweiter Stelle auf einem Foliobogen steht. Dort an erster Stelle G’s Aufsatz Helena. Zwischenspiel zu Faust, der in KA VI 1, 200−03 publiziert wurde. 4 ) Text auf der Grundlage der von Riemer korrigierten Niederschrift Johns; s. AA-SL 4, 259−63. 5 ) Aesthetische Vorlesungen über Göthe’s Faust: als Beitrag zur Anerkennung wissenschaftlicher Kunstbeurtheilung hsg. von Dr. H. F. W. Hinrichs, ord. Prof. der Philosophie an der Universität zu Halle. 240 S. Halle 1825.

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Natur der Sache mit sich, was von den Vorlesungen über den Faust nicht gesagt werden kann, und deshalb die größten Mißverständnisse veranlaßt hat. Es wäre ein Leichtes gewesen, auch die andere in der Weise der Vorlesung über den Faust raisonnirt zu haben, aber solche höchst überflüssige Rednerei hilft zu nichts. Faust als eine poetische Figur, die in der Wesen Tiefe trachtet, und erkennen will, was die Welt im Innersten zusammenhält, hat selbst schon den Gedanken zu seinem Pathos, und indem der Gedanke wissenschaftlich wesentlich die Idee ist, mußte die Arbeit über die Dichtung durchaus die speculative Form erhalten, wenn anders die Nothwendigkeit der Bildung, Entwicklung und des Fortganges derselben, worum es eben zu thun ist, erkannt und begriffen werden sollte. Denn nur insofern als eine Kunstkritik diese Nothwendigkeit nachweist, kann dieselbe darauf Anspruch machen, wissenschaftlich zu seyn. Jede andere Dichtung, wie die antike Poesie überhaupt, die Dramen des Shakespeare, wenn sie in diesem Sinne betrachtet werden, bedürfen dieser speculativen Form nicht, eben weil die Helden derselben noch selbst nicht speculativ sind, was ich aber als das Ende und die Spitze der Poesie ansehe. Nichts würde mich mehr freuen, als wenn dieser kleinen Schrift Ew. Excellenz Beifall zu Theil würde, und ich dieses gelegentlich erfahren dürfte, indem verharre in aller Liebe und Dankbarkeit Ew. Excellenz innigst ergeben H F W Hinrichs.

März 15. Das Wesen der antiken Tragödie von Hinrichs erhalten und in Sorgfalt

gelesen. Die nächsten Erfordernisse überdacht1) . . . 16. Blieb Abends allein und las Hinrichs Wesen der antiken Tragödie. 21. Mittag Dr. Eckermann über Hinrichs Wesen der antiken Tragödie. 21. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 581f.): Goethe zeigte mir ein Büchelchen von Hinrichs über das Wesen der antiken Tragödie. „Ich habe es mit großem Interesse gelesen, sagte er. − Hinrichs hat besonders den Oedip und die Antigone von Sophokles als Grundlage genommen, um daran seine Ansichten zu entwickeln. Es ist sehr merkwürdig und ich will es Ihnen mitgeben, damit Sie es auch lesen und wir darüber sprechen können. Ich bin nun keineswegs seiner Meinung; aber es ist im hohen Grade lehrreich, zu sehen, wie ein so durch und durch philosophisch gebildeter Mensch von dem eigentümlichen Standpunkt seiner Schule aus ein dichterisches Kunstwerk ansieht. Ich will heute nichts weiter sagen, um Ihnen nicht vorzugreifen. Lesen Sie nur, und Sie werden sehen, daß man dabei zu allerlei Gedanken kommt.“ 25. Abends für mich, vorbereitende Arbeiten diktirt an Friedrich [Krau-

se].2) 28. Mittag Dr. Eckermann. Einsichtige Relation desselben über Hinrichs, vom Griechischen Theater . . . Abends an Friedrich [Krause] diktirt.3)

1

) Vermutlich kam G bei dieser ersten Lektüre die Idee, daß der mit dem Wesen der antiken Tragödie vertraute Hinrichs die besten Voraussetzungen mitbrächte, um die im Apr 1827 erscheinende Helena klassisch-romantische Phantasmagorie, Zwischenspiel zu Faust angemessen zu würdigen. 2 ) Evtl. bezüglich u. a. auf die Krause diktierte H1, was AA-SL 4, 260 zufolge ungewiß ist. 3 ) Evtl. auf H2 bezüglich, bei der AA-SL 4, 260 zufolge nicht zu entscheiden ist, ob es sich um eine die Orthographie berichtigende Abschrift der von G korrigierten Fassung von H1 handelt, oder ob ein Diktat nach der korrigierten Fassung von H1 vorliegt. (Gewiß ist nur, daß sie zw. 15. u. 31. März entstand.)

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März 28. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 582−89): Ich brachte Goethen das Buch von Hinrichs zurück, das ich indes eifrig gelesen. Auch hatte ich sämtliche Stücke des Sophokles abermals durchgenommen, um im vollkommenen Besitz des Gegenstandes zu sein. „Nun? sagte Goethe, wie haben Sie ihn gefunden? Nicht wahr? er geht den Dingen zu Leibe.“ Ganz wunderlich, sagte ich, geht es mir mit diesem Buche. − Es hat keins so viele Gedanken in mir angeregt als dieses, und doch bin ich mit keinem so oft in Widerspruch geraten, als gerade mit diesem. „Das ist’s eben! sagte Goethe. − Das Gleiche läßt uns in Ruhe; aber der Widerspruch ist es, der uns produktiv macht.“ Seine Intentionen, sagte ich, sind mir im hohen Grade respektabel erschienen; auch haftet er keineswegs an der Oberfläche der Dinge. Allein er verliert sich oft so sehr im Feinen und Innerlichen der Verhältnisse, und zwar auf so subjektive Weise, daß er darüber die wahre Anschauung des Gegenstandes im Einzelnen, wie die Übersicht des Ganzen verliert, und man in den Fall kommt, sich und den Gegenständen Gewalt antun zu müssen, um so zu denken wie er. − Auch ist es mir oft vorgekommen, als wären meine Organe zu grob, um die ungewöhnliche Subtilität seiner Unterscheidungen aufzufassen. „Wären Sie philosophisch präpariert, wie er, sagte Goethe, so würde es besser gehen. Wenn ich aber ehrlich sagen soll, so tut es mir leid, daß ein ohne Zweifel kräftig geborener Mensch von der norddeutschen Seeküste, wie Hinrichs, durch die Hegelsche Philosophie so zugerichtet worden, daß ein unbefangenes natürliches Anschauen und Denken bei ihm ausgetrieben und eine künstliche und schwerfällige Art und Weise sowohl des Denkens wie des Ausdruckes ihm nach und nach angebildet worden, so daß wir in seinem Buch auf Stellen geraten, wo unser Verstand durchaus stille steht und man nicht mehr weiß, was man lieset.“ Das ist mir nicht besser gegangen, sagte ich. Doch habe ich mich gefreut, auch auf Stellen zu stoßen, die mir durchaus menschlich und klar erschienen sind, wie z. B. seine Relation der Fabel des Oedip. „Hiebei, sagte Goethe, mußte er sich freilich scharf an der Sache halten. Es gibt aber in seinem Buche nicht wenige Stellen, bei denen der Gedanke nicht rückt und fortschreitet und wobei sich die dunkele Sprache immer auf demselbigen Fleck und immer in demselbigen Kreise bewegt, völlig so, wie das Einmaleins der Hexe in meinem Faust. Geben Sie mir doch einmal das Buch! Von seiner sechsten Vorlesung über den Chor habe ich so viel wie gar nichts verstanden. Was sagen Sie z. B. zu diesem, welches nahe am Ende steht:“ „Diese Wirklichkeit (nämlich des Volkslebens) ist als die wahre Bedeutung derselben deshalb auch allein nur ihre wahrhafte Wirklichkeit, die zugleich als sich selber die Wahrheit und Gewißheit, darum die allgemein geistige Gewißheit ausmacht, welche Gewißheit zugleich die versöhnende Gewißheit des Chors ist, so daß allein in dieser Gewißheit, die sich als das Resultat der gesamten Bewegung der tragischen Handlung erwiesen, der Chor erst wahrhaft dem allgemeinen Volksbewußtsein gemäß sich verhält, und als solcher nicht bloß das Volk mehr vorstellt, sondern selbst an und für sich dasselbe seiner Gewißheit nach ist.“ „Ich dächte wir hätten genug! − Was sollen erst die Engländer und Franzosen von der Sprache unserer Philosophen denken, wenn wir Deutschen sie selber nicht verstehen.“ Und trotz alle dem, sagte ich, sind wir darüber einig, daß dem Buch ein edles Wollen zu Grunde liege und daß es die Eigenschaft habe, Gedanken zu erregen. „Seine Idee von Familie und Staat, sagte Goethe, und daraus hervorgehen könnenden tragischen Konflikten ist allerdings gut und fruchtbar; doch kann ich nicht zugeben, daß sie für die tragische Kunst die beste, oder gar die einzig richtige sei.“ „Freilich leben wir Alle in Familien und im Staat und es trifft uns nicht leicht ein tragisches Schicksal, das uns nicht als Glieder von Beiden träfe. Doch können wir auch ganz gut tragische Personen sein und wären wir bloße Familien- oder wären wir bloße Staatsglieder. Denn es kommt im Grunde bloß auf den Konflikt an, der keine Auflösung zuläßt, und dieser kann entstehen aus dem Widerspruch welcher Verhältnisse er wolle, wenn er nur einen echten Naturgrund hinter sich hat und nur ein echt tragischer ist. So geht der Ajas zu Grunde an dem Dämon verletzten Ehrgefühls, und der Hercules an dem Dämon liebender Eifersucht. In beiden Fällen ist nicht der geringste Konflikt von Familienpietät und Staatstugend

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vorhanden, welches doch, nach Hinrichs, die Elemente der griechischen Tragödie sein sollen.“ Man sieht deutlich, sagte ich, daß er bei dieser Theorie bloß die Antigone im Sinne hatte. Auch scheint er bloß den Charakter und die Handlungsweise dieser Heldin vor Augen gehabt zu haben, als er die Behauptung hinstellte, daß die Familienpietät am reinsten im Weibe erscheine und am allerreinsten in der Schwester, und daß die Schwester nur den Bruder ganz rein und geschlechtslos lieben könne. „Ich dächte, erwiderte Goethe, daß die Liebe von Schwester zur Schwester noch reiner und geschlechtsloser wäre! Wir müßten denn nicht wissen, daß unzählige Fälle vorgekommen sind, wo zwischen Schwester und Bruder, bekannter- und unbekannterweise, die sinnlichste Neigung stattgefunden.“ „Überhaupt, fuhr Goethe fort, werden Sie bemerkt haben, daß Hinrichs bei Betrachtung der griechischen Tragödie ganz von der Idee ausgeht, und daß er sich auch den Sophokles als einen Solchen denkt, der bei Erfindung und Anordnung seiner Stücke gleichfalls von einer Idee ausging und danach seine Charaktere und deren Geschlecht und Stand bestimmte. Sophokles ging aber bei seinen Stücken keineswegs von einer Idee aus, vielmehr ergriff er irgend eine längst fertige Sage seines Volkes, worin bereits eine gute Idee vorhanden, und dachte nur darauf, diese für das Theater so gut und wirksam als möglich darzustellen. Den Ajas wollen die Atreiden auch nicht beerdigen lassen; aber so wie in der Antigone die Schwester für den Bruder strebt, so strebt im Ajas der Bruder für den Bruder. Daß sich des unbeerdigten Polineikes die Schwester und des gefallenen Ajas der Bruder annimmt, ist zufällig und gehört nicht der Erfindung des Dichters, sondern der Überlieferung, welcher der Dichter folgte und folgen mußte.“ Auch was er über die Handlungsweise des Kreon sagt, versetzte ich, scheint ebensowenig Stich zu halten. Er sucht durchzuführen, daß dieser bei dem Verbot der Beerdigung des Polineikes aus reiner Staatstugend handele; und da nun Kreon nicht bloß ein Mann, sondern auch ein Fürst ist, so stellt er den Satz auf, daß da der Mann die tragische Macht des Staates vorstelle, dieses kein Anderer sein könne, als derjenige, welcher die Persönlichkeit des Staates selber sei, nämlich der Fürst, und daß von allen Personen der Mann als Fürst diejenige Person sei, welch die sittlichste Staatstugend übe. „Das sind Behauptungen, erwiderte Goethe mit einigem Lächeln, an die wohl Niemand glauben wird. Kreon handelt auch keineswegs aus Staatstugend, sondern aus Haß gegen den Toten. Wenn Polineikes sein väterliches Erbteil, woraus man ihn gewaltsam vertrieben, wieder zu erobern suchte, so lag darin keineswegs ein so unerhörtes Vergehen gegen den Staat, daß sein Tod nicht genug gewesen wäre und daß es noch der Bestrafung des unschuldigen Leichnams bedurft hätte.“ „Man sollte überhaupt nie eine Handlungsweise eine Staatstugend nennen, die gegen die Tugend im Allgemeinen geht. Wenn Kreon den Polineikes zu beerdigen verbietet und durch den verwesenden Leichnam nicht bloß die Luft verpestet, sondern auch Ursache ist, daß Hunde und Raubvögel die abgerissenen Stücke des Toten umherschleppen und damit sogar die Altäre besudeln, so ist eine solche Menschen und Götter beleidigende Handlungsweise keinesweges eine Staats-Tugend, sondern vielmehr ein Staats-Verbrechen. Auch hat er das ganze Stück gegen sich. Er hat die Ältesten des Staats, welche den Chor bilden, gegen sich; er hat das Volk im Allgemeinen gegen sich; er hat den Teiresias gegen sich; er hat seine eigene Familie gegen sich. Er aber hört nicht, sondern frevelt eigensinnig fort, bis er alle die Seinigen zu Grunde gerichtet hat und er selber am Ende nur noch ein Schatten ist.“ Und doch, sagte ich, wenn man ihn reden hört, so sollte man glauben, daß er einiges Recht habe. „Das ist’s eben, erwiderte Goethe, worin Sophokles ein Meister ist und worin überhaupt das Leben des Dramatischen besteht. Seine Charaktere besitzen alle eine solche Redegabe und wissen die Motive ihrer Handlungsweise so überzeugend darzulegen, daß der Zuhörer fast immer auf der Seite dessen ist, der zuletzt gesprochen hat.“ „Man sieht, er hat in seiner Jugend eine sehr tüchtige rhetorische Bildung genossen, wodurch er denn geübt worden, alle in einer Sache liegenden Gründe und Scheingründe aufzusuchen. Doch verleitete ihn diese seine große Fähigkeit auch zu Fehlern, indem er mitunter in den Fall kam, zu weit zu gehen.“ „So kommt in der Antigone eine Stelle vor, die mir

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immer als ein Flecken erscheint, und worum ich Vieles geben möchte, wenn ein tüchtiger Philologe uns bewiese, sie wäre eingeschoben und unecht.“ „Nachdem nämlich die Heldin im Laufe des Stückes die herrlichsten Gründe für ihre Handlung ausgesprochen und den Edelmut der reinsten Seele entwickelt hat, bringt sie zuletzt, als sie zum Tode geht, ein Motiv vor, das ganz schlecht ist und fast ans Komische streift.“ „Sie sagt, daß sie das, was sie für ihren Bruder getan, wenn sie Mutter gewesen wäre, nicht für ihre gestorbenen Kinder und nicht für ihren gestorbenen Gatten getan haben würde. Denn, sagt sie, wäre mir ein Gatte gestorben, so hätte ich einen anderen genommen, und wären mir Kinder gestorben, so hätte ich mir von dem neuen Gatten andere Kinder zeugen lassen. Allein mit meinem Bruder ist es ein Anderes. Einen Bruder kann ich nicht wieder bekommen, denn da mein Vater und meine Mutter tot sind, so ist Niemand da, der ihn zeugen könnte. „Dies ist wenigstens der nackte Sinn dieser Stelle, die nach meinem Gefühl in dem Munde einer zum Tode gehenden Heldin die tragische Stimmung stört, und die mir überhaupt sehr gesucht und gar zu sehr als ein dialektisches Kalkül erscheint. − Wie gesagt, ich möchte sehr gerne, daß ein guter Philologe uns bewiese, die Stelle sei unecht.“ Wir sprachen darauf über Sophokles weiter und daß er bei seinen Stücken weniger eine sittliche Tendenz vor Augen gehabt, als eine tüchtige Behandlung seines jedesmaligen Gegenstandes, besonders mit Rücksicht auf theatralische Wirkung. „Ich habe nichts dawider, sagte Goethe, daß ein dramatischer Dichter eine sittliche Wirkung vor Augen habe; allein wenn es sich darum handelt, seinen Gegenstand klar und wirksam vor den Augen des Zuschauers vorüberzuführen, so können ihm dabei seine sittlichen Endzwecke wenig helfen und er muß vielmehr ein großes Vermögen der Darstellung und Kenntnis der Bretter besitzen, um zu wissen, was zu tun und zu lassen. Liegt im Gegenstand eine sittliche Wirkung, so wird sie auch hervorgehen, und hätte der Dichter weiter nichts im Auge, als seines Gegenstandes wirksame und kunstgemäße Behandlung. Hat ein Poet den hohen Gehalt der Seele wie Sophokles, so wird seine Wirkung immer sittlich sein, er mag sich stellen, wie er wolle. Übrigens kannte er die Bretter und verstand sein Metier wie Einer.“ Wie sehr er das Theater kannte, versetzte ich, und wie sehr er eine theatralische Wirkung im Auge hatte, sieht man an seinem Philoktet und der großen Ähnlichkeit, die dieses Stück in der Anordnung und dem Gange der Handlung mit dem Oedip in Kolonos hat. In beiden Stücken sehen wir den Helden in einem hülflosen Zustande, Beide alt und an körperlichen Gebrechen leidend. Der Oedip hat als Stütze die führende Tochter zur Seite; der Philoktet den Bogen. Nun geht die Ähnlichkeit weiter. Beide hat man in ihrem Leiden verstoßen; aber nachdem das Orakel über Beide ausgesagt, daß nur mit ihrer Hülfe der Sieg erlangt werden könne, so sucht man Beider wieder habhaft zu werden. Zum Philoktet kommt der Odysseus, zum Oedip der Kreon. Beide beginnen ihre Reden mit List und süßen Worten; als aber diese nichts fruchten, so brauchen sie Gewalt, und wir sehen den Philoktet des Bogens und den Oedip der Tochter beraubt. „Solche Gewalttätigkeiten, sagte Goethe, gaben Anlaß zu trefflichen Wechselreden, und solche hülflose Zustände erregten die Gemüter des hörenden und schauenden Volkes, weshalb denn solche Situationen vom Dichter, dem es um Wirkung auf sein Publikum zu tun war, gerne herbeigeführt wurden. Um diese Wirkung beim Oedip zu verstärken, läßt ihn Sophokles als schwachen Greis auftreten, da er doch, allen Umständen nach, noch ein Mann in seiner besten Blüte sein mußte. Aber in so rüstigem Alter konnte ihn der Dichter in diesem Stück nicht gebrauchen, er hätte keine Wirkung getan, und er machte ihn daher zu einem schwachen, hülfsbedürftigen Greise.“ Die Ähnlichkeit mit dem Philoktet, fuhr ich fort, geht weiter. Beide Helden des Stückes sind nicht handelnd, sondern duldend. Dagegen hat jeder dieser passiven Helden der handelnden Figuren zwei gegen sich. Der Oedip den Kreon und Polineikes, der Philoktet den Neoptolemos und Odyß. Und zwei solcher gegenwirkenden Figuren waren nötig, um den Gegenstand von allen Seiten zur Sprache zu bringen und um auch für das Stück selbst die gehörige Fülle und Körperlichkeit zu gewinnen. „Sie könnten noch hinzufügen, nahm Goethe das Wort, daß beide Stücke auch darin Ähnlichkeit

1827

HINRICHS: DAS WESEN DER ANTIKEN TRAGÖDIE

357

haben, daß wir in beiden die höchst wirksame Situation eines freudigen Wechsels sehen, indem dem einen Helden in seiner Trostlosigkeit die geliebte Tochter, und dem andern der nicht weniger geliebte Bogen zurückgegeben wird.“ „Auch sind die versöhnenden Ausgänge beider Stücke sich ähnlich, indem beide Helden aus ihren Leiden Erlösung erlangen; der Oedip, indem er selig entrückt wird, der Philoktet aber, indem wir durch Götterspruch seine Heilung vor Ilion durch den Aeskulap voraussehen.“

März 29. Abends Dr. Eckermann . . . War auch wieder von Hinrichs Entwicklung

der griechischen Tragödie die Rede, von neuem aber der Hauptbegriff durchgeführt, daß ein Kunstwerk in sich selbst abgeschlossen seyn müsse. KM

Über Aloys Hirt1)

E D

1828 Apr od. 1829 Apr−Juni2) W 49.2 (1900) 271. − MA 18.2, 329.

Z

1786

Nov 17. [Rom] An Wieland3) (GB 7.1, 26.): Ich habe schon viel gesehen . . . und

ich habe gute, trefliche Begleiter. Von Einem derselben ist meine Ab1

) Porträtskizze des Archäologen u. Kunsthistorikers Aloys Hirt als Vorarbeit zur Ital. Reise, die eine weitgehend gleichlautende Darstellung Hirts − im Anschluß an die von P. C. Kayser u. H. Meyer − enthält (W 32, 151−53): Zweiter Römischer Aufenthalt. Bericht November [1787]. (W wies das Hirt-Porträt den Schriften zur Kunst bzw. KA zu, während MA 18.2, 1180 u. FA I 22, 968 den Zusammenhang mit der Ital. Reise richtig erkannten.) − G’s biograph. Skizze entstand nach über 40jähriger Bekanntschaft mit Hirt, dessen außerordentliche Kenntnisse er schon im Nov 1786 schätzen gelernt hatte. Hirt lebte von 1782−1796 in Rom, danach in Berlin als hochangesehener Gelehrter der Universität u. Akademie. Sein Verhältnis zu G zeigt sich u. a. in 24 Publikationen (s. Ruppert), die er G im Laufe der Jahre zusendete. Es gab Diskussionen, z. B. über die Laokoongruppe, bedeutende Differenzen über Kunstprinzipien, immer wieder Anziehung u. Abstoßung, im Gegensatz zu G’s dauerhafter Übereinstimmung mit H. Meyer. 2 ) Arbeitsphasen, in denen vermutl. an der Ital. Reise III (Bericht. November) gearbeitet wurde; s. „Italiänische Reise“ die E- u. Z-Rubriken im entsprechenden Zeitraum (EGW 8). MA 18.2, 1180 datiert auf die erste Hälfte des Jahres 1829. (Die Hs. ist von John, also nicht vor Nov 1814 entstanden.) 3 ) Das Z hier zitiert als erster Beleg für G’s Bekanntschaft mit Hirt u. sein frühes Interesse für ihn, dem er im weiteren Verlauf des Briefes durch Wielands Unterstützung zu einem Fundament seiner Existenz zu verhelfen wünscht (GB 7.1, 27f.): . . . der gute H i r t ist im Anfange, in einigen Jahren kann sein Schicksal gemacht seyn, gern wünscht ich einem Landsmann der sich redlich in der Fremde nähren will zu helfen. − Auch die folgenden Z sind nicht als Entstehungszeugnisse im eigentlichen Sinne anzusehen, sondern als inhaltliche Bestätigungen zu Über Aloys Hirt.

358

ÜBER ALOYS HIRT

1786

sicht dich heute zu unterhalten . . . Er heißt H i r t und ich will dich mit wenigen Worten mit ihm bekannt machen. Er ist in Werden, ein trockner, treuer fleißiger Deutscher, der schon recht schöne historische Kenntniße von Rom und von der Kunst hat und seinen Geschmack im Umgange mit Verständigen bildet.1) In wenigen Jahren wird er sich zu einem vorzüglichen Cicerone qualificiren, und schon jetzt werd ich ihn denen, die mich befragen empfehlen, wenn ihnen an einem soliden Unterricht gelegen ist.

1809 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 51): H i r t s Werk über die Baukunst3)

forderte zu neuer Aufmerksamkeit und Theilnahme in diesem Fache, sodann nöthigte er uns durch die Restaurationen des Tempels der Diana zu Ephesus,4) ingleichen des Salomonischen.5) in’s Alterthum zurück. Zu Geschichte und trümmerhafter Anschauung mußte die Einbildungskraft sich gesellen; wir nahmen lebhaft Theil, und wurden zu ähnlichen Versuchen aufgeregt.

1827 Aug 12. [Weimar] An A. Hirt (Br 43, 7): Nun erinnert mich das übersendete

Werk6) auf’s angenehmste an gemeinsamen Eintritt in das Kunstgebiet;7) es gibt Zeugniß von fortwährendem parallelen Handeln und Bemühn, von convergirendem und begleitendem Thun und Wirken. Auch gibt Ihre werthe Sendung für den Augenblick architektonischer Betrachtung des Alterthums einen neuen Schwung, indem ich manchen 1

) Vgl. in Über Aloys Hirt: . . . Macht sich in Rom schnell mit den Gegenständen bekannt. Um Fremde führen zu können. Erweist mir diesen Dienst aufs Gefälligste Sein Hauptstudium die Baukunst. Ohne das Übrige zu vernachlässigen . . . 2 ) Verfaßt 1819 / Nov 1825. 3 ) A. Hirt: Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten. Mit 50 erl. Kupfertaf. Berlin 1809 (Ruppert Nr. 2345). Vom Verf. mit Begleitschreiben vom 23. Mai 1809 übersendet. Im Tgb vom 31. Mai 1809 notiert G: . . . das Hirtische Werk über die Baukunst, der Tempel der Diana zu Ephesus, der Tempel Salomonis. − Lesarten zu TuJ 1810 (W 36, 400): Bedeutende, wirksame Bücher. . . Hirts Baukunst. 4 ) A. Hirt: Der Tempel der Diana zu Ephesus. Vorgelesen in d. Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin d. 4. Januar 1804. Mit 3 Kupfertaf. Berlin 1809 (Ruppert Nr. 2068). 5 ) A. Hirt: Der Tempel Salomos. Vorgelesen in d. Königl. Akad. d. Wiss. zu Berlin d. 1. Dec. 1804. Mit 3 Kupfertaf. Berlin 1809 (Ruppert Nr. 2069). 6 ) A. Hirt: Die Geschichte der Baukunst bei den Alten. Bd 3. Berlin 1827. Vgl. G’s Tgb 26. Juli 1827: Kam die Sendung von Hofrat Hirt: Geschichte der Baukunst 3. Band. Bde 1 u. 2 (Berlin 1821 u. 1822) hatte G schon 1822 empfangen; vgl. Tgb 20. Okt 1822: Abends Hofrath Meyer, Hirts Geschichte der Baukunst (Ruppert Nr. 2061). 7 ) Mit gemeinsamen Eintritt in das Kunstgebiet spielt G auf Rom an, vgl. oben Anm. 1.

1827

ÜBER ALOYS HIRT

359

Abend mit unserm Ober-Baudirector Herrn Coudray Tafeln und Erklärungen durchgehe und wir ein lebendiges Anschauen in der Erinnerung wieder aufzufrischen geschäftig sind.

1828 Apr

⎯ (s. „Italiänische Reise“ gD)

1829 Jan

2. [Wetzlar] C. L. F. Schultz an G (G−Schultz 359):1) Ein großer Scandal dürfte kaum zu vermeiden sein. Am mehrsten fürchte ich ihn mit Hirt, der gar zu übel wegkommt, nachdem er sich an die Spitze derer gestellt, welche diesen Vitruv für den Baumeister August’s erklären. Wüßte ich guten Rath, wie er zu schonen wäre, ohne der Wahrheit Abbruch zu thun, ich wäre aus großer Verlegenheit; je breiter er in seiner plumpen Selbstgefälligkeit sich gemacht hat, um so weniger kann man vermeiden, an allen Enden auf ihn zu stoßen. Man weiß sich des Lachens und des Jammers nicht zu erwehren, wenn man, über Vitruv einmal klar geworden, sieht, wie die Kunstgelehrten, vor allem aber Hirt, sich mit Reverenzen und Entschuldigungen gegen diesen Schelm gebärden, während sie, ehrlich gesprochen, auf jeder Seite gestehen müßten, daß er sie in Verzweiflung setze. Erinnere ich mich recht, so haben Sie sich ehedem irgendwo über Vitruv zweifelhaft und unwillig ausgesprochen;2) es muß jedem so ergehen, der gesunden Sinn hat. Die verdrießliche Pflicht, diesen Kampfplatz zu betreten, vergütet daher die Hoffnung, eine reinere und fruchtbarere Bahn denen zu eröffnen, welche sich unbefangen an alter Baukunst erfreuen. Die niederdrückende Autorität dieses PseudoVitruv soll den klaren Blick auf die Reste des Alterthums nicht ferner verwirren, und das Aechte, ewig Schätzbare, welches der barbarische Compilator mit den Armseligkeiten seiner abgeschmackten Unwissenheit verunreinigt und fast unkennbar gemacht hat, wird eine hellsehende Critik, nachdem ihr die Binde von den Augen genommen worden, alsbald herauszusondern wissen. 10. An C. L. F. Schultz (Br 45, 114f.): Die kritische Zwietracht [mit Hirt],

die Sie erregen werden, muß uns allen willkommen seyn. Ich ehre und liebe das Positive und ruhe selbst darauf, insofern es nämlich von Uralters her sich immer mehr bethätigt und uns zum wahrhaften Grunde des Lebens und Wirkens dienen mag. Dagegen freut mich nicht etwa die Zweifelsucht, sondern ein directer Angriff auf eine usurpirte Autorität. Diese mag Jahrhunderte gelten . . . Glück und Heil also zu Ihrem Unternehmen! 1

) Seit 1825 informierte Schultz G über seine Forschungen zu Römischen Bauten auf dt. Gebiet, u. a. an der Mosel, die zu Unstimmigkeiten mit diversen Forschern führten, vor allem mit Hirt. So gaben G mehrere Briefe von Schultz charakteristische Beispiele für die in Über Aloys Hirt erwähnten Controversen [schon] in Rom Entspringen wie überall aus der Verschiedenheit der Ansichten. 2 ) Vgl. Ital. Reise, Venedig 12. Okt 1786 (W 30, 150): Vitruv lies’t sich nicht so leicht [wie Palladio]; das Buch ist an sich schon düster geschrieben und fordert ein kritisches Studium.

360

ÜBER ALOYS HIRT

1829

Apr – (s. „Italiänische Reise“ gD) Juni Mai

6. [Wetzlar] C. L. F. Schultz an G (G−Schultz 363): Sie erinnern sich, daß es mich quälte, nicht zu wissen, wie ich eine harte Polemik gegen Hirt vermeiden könne,1) indem ich die Unnächtheit des sogenannten Vitruv darzuthun mich anschicke . . . Nun aber hat Ihr Wunsch, je eher je lieber zu erfahren, woran man über Vitruv sei, mich veranlaßt . . . mit dem Angriff auf den Hauptgegenstand . . . ungesäumt vorzugehen.2)

1830 Mai 24. An A. Hirt (Br 47, 71): Sie haben, verehrter Freund, durch Ihre reich-

haltige Sendung3) mich in ganz eigens angenehme Zustände versetzt. Ich erinnerte mich deutlichst der ersten Augenblicke, da ich, ein frischer Ankömmling in Rom, Sie dort schon als Eingeweihten fand, durch Sie geführt, der unschätzbaren Herrlichkeiten zuerst gewahr wurde. Sie haben Ihr ganzes Leben solchen Betrachtungen gewidmet, ich war wenigstens in dem Falle meine Neigung zur bildenden Kunst durch eine wachsende Kenntniß belebt zu erhalten; und hiernach fügt sich’s denn, daß wir in späteren Jahren, vertraulich wieder zusammentretend, eines abermaligen freyen Umgangs durch solche Regionen in heiterer Übereinstimmung genießen können. UH

[Hittorf et Zanth:] Architecture antique de la Sicile par Hittorf et Zanth4)

E

1828 vermutl. Apr 26. − Mai Anf.5) 1

) Vgl. oben 2. Jan 1829: Schultz an G. ) Folgt ausführliche Darlegung über Pomponius Mela und Vitruv. 3 ) A. Hirt: Kunstbemerkungen auf einer Reise über Wittenberg und Meissen nach Dresden und Prag. Berlin 1830. G erhielt das Werk am 10. Mai 1830 (Ruppert Nr. 2164). 4 ) Lobende Anzeige des Tafelwerks: Architecture antique de la Sicile ou Recueil des plus inte´ressans monumens d’architecture des villes et des lieux les plus remarquables de la Sicile ancienne; mesure´s et dessine´s par J. Hittorff et L. Zanth. Livr. 1−5. 31 Taf. Paris: J. Hittorff o. J. 20 (Ruppert Nr. 2071). Mit hs. Widmung: Sr. Excellence dem Herrn von Goethe. − Zur Hss.-Überlieferung s. W 49.2, 342f. 5 ) Entgegen der gängigen Datierung auf Jan 1828 (so u. a. MA 18.2, 1032) betont FA I 22, 1310, daß die Anzeige am Schluß zum nächstfolgenden KA VI 2-Beitrag Südöstliche Ecke des Jupiter-Tempels von Girgent . . . Oelbild von Herrn Klenze überleitet u. daher erst nach dem 26. Apr − an diesem Tag traf lt. G’s Tgb das Klenze-Bild bei G ein − geschrieben sein könne. Nimmt man das KA-Schema von ca. 5. Mai (s. d.) hinzu, so läßt sich für die Niederschrift beider Rezensionen die Zeit Ende Apr / Anf. Mai vermuten, was jedoch nicht ausschließt, daß es dazu (nicht erhaltene) Vorarbeiten aus den Tagen 14./18. Jan gegeben haben könnte. 2

1827

HITTDORF ET ZANTH: ARCHITECTURE ANTIQUE DE LA SICILE

D

361

KA VI 2 (1828) 407. − C1 44 (1823) 173f.1) − W 49.2, 147. − MA 18.2, 242. − FA I 22, 499.

Z

1827 2. Herr Oberbaudirector Coudray mit dem Architekten Zanth,2) welcher

Aug

die Hefte über Sicilien vorlegte,3) auch vieles von seiner Expedition dorthin in Gesellschaft des Herrn Hittdorff erzählte.4)

1828 Jan

12. Kam eine Sendung von Paris von dem Künstler Herrn Zanth, ältere 14. 15. 17. 17.

?

18. 22.

[Mai ca. 5.]6)

und neuere Bau- und Decorations-Monumente. Die leichten Pariser architektonischen Kupfer durchgegangen. Mittag Oberbaudirector Coudray. Wir besahen und beurtheilten zusammen die Hittorffische Sendung. [Nachmittags] Die Prospectus der sizilianischen alten und neuen Bauwerke durchgesehen. An H. Meyer (Br 43, 248): Nichts Nothwendiges liegt vor. Nur der Wunsch nach freundlicher Unterhaltung und die Absicht das Sicilianische Werck nochmals durchzugehen lies mich die Einladung senden. Mittag Herr Hofrath Meyer, wurden die Aufsätze über bildende Kunst nochmals durchgegangen und besprochen.5) Die Frau Großherzogin, Hoheit . . . einiges von dem Hittorffischen Sicilien [gezeigt]. Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 332, Nr. 10.6): . . . Hüttorf und Zanth . . .

1

) Dort unter dem übergeordneten Titel (S. 171): Architektur in Sicilien. ) Carl Ludwig Wilhelm Zanth, Architekt, Maler u. Kunsthistoriker, Schüler des aus Köln stammenden Pariser Hofbaumeisters Jakob Ignaz Hittorff, mit dem zusammen er Sizilien bereist und die Tafelwerke geschaffen hatte. 3 ) Die ersten Hefte von Architecture antique de la Sicile . . . und von Architecture moderne de la Sicile. 4 ) Expedition − eine zweijährige Sizilienreise 1822−1824, aus der sowohl Architecture antique de la Sicile als auch Architecture moderne de la Sicile hervorging, s. die folgenden Z u. den Artikel. 5 ) Auf die Sizilien-Werke und/oder auf H. Meyers Sammelbeitrag Bildende Kunst für KA VI 2 zu beziehen? 6 ) Zur Datierung s. AA-SL 6, 515. Auch in den beiden unmittelbar anschließend entstandenen KA-Schemata 10.7 (Hittorf und Zanth, Sicilien mit Erwähnung des Vorhergegangenen.) u. 10.8 (Sicilien von Hüttorf und Zant.) gelistet; s. AA-SL 6, 332 u. 334. 2

362 Juni

HITTDORF ET ZANTH: ARCHITECTURE ANTIQUE DE LA SICILE

1828

7. An F. J. Frommann (Br 44, 122): Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey die Fortsetzung des Manuscriptes [u. a. mit Architecture antique u. Architecture moderne].1)

13. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 524): Ewr. Excellenz empfangen hierbei die Correctur des 26. Bogens [u. a. mit Architecture antique u. Architecture moderne] v. K. u. A. in 2 Abzügen. 16. Professor Riemer, die Revision des Bogens 26 bringend. 17. [Sendung an] Herrn Frommann, 26. Bogen Revision. 20. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 525): . . . hierbei 4 Aush[änge]Bgn von Kunst und Alterth. VI. Bgn 25. 26. . . . Aug 16. [Dornburg] An F. C. Weyland (Br 44, 278): Zu gefälliger Besorgung

empfiehlt Nachstehendes: . . . Ein Heft Kunst und Alterthum für Herrn Hittorf2) . . . 16. [Dornburg, Besuch von] Herr Legationsrath Weyland aus Paris . . . Ein Exemplar Kunst und Alterthum an Herrn Hittorff . . . Herrn Legationsrath Weyland zu geneigter Besorgung übergeben . . . SK/PL

[Hittorf et Zanth:] Architecture moderne de la Sicile, par J. Hittorf et Zanth. A Paris3)

E D

1828 vermutl. Apr 26. − Mai Anf.4) KA VI 2 (1828) 404−07. − C1 44 (1833) 171−73.5) − W 49.2, 148−50. − MA 18.2, 240−42. − FA I 22, 497f.

Z Aug

1827 2. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 361)

1

) Das Tgb vom 7. Juni bestätigt: [An] Herrn Frommann nach Jena, eine [Ms.-]Rolle. ) Der aus Köln stammende Hittorff lebte seit 1810 in Paris, wo er seit 1818 Hofbaumeister war. 3 ) Nachdrückliche Empfehlung des Tafelwerks: Architecture moderne de la Sicile ou Recueil des plus beaux monumens religieux et des ´edifices publics particulie´s . . . Messure´s et dessine´s. Livr. 1−4. Paris o. J. (Ruppert Nr. 2346). Lt. der Architecture moderne de la Sicile vorangestellten Liste des Souscripteurs gehörten G u. Coudray zu den Subskribenten. Zur Hss.-Überlieferung s. W 49.2, 342f. 4 ) Vermutl. zeitgleich mit Architecture antique de la Sicile . . . entstanden (s. den vorigen Beitrag). 5 ) Dort übergeordneter Titel: Architektur in Sicilien. 2

1828

HITTDORF ET ZAHNT: ARCHITECTURE MODERNE DE LA SICILE

363

1828 Jan 12.,14.,15.,17. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 361) 17. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: an H. Meyer gD, S. 361) ?

18. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 361)

22. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 361) [Mai (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Schema zu KA VI 2 gD, ca. 5.] S. 361) Juni

7. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: an Frommann gD, S. 362) 13. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Frommann an G gD, S. 362)

16., 17. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 362) 20. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Frommann an G gD, S. 362) Aug 16. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: an F. C. Weyland gD, S. 362) 16. (s. „Hittorf et Zanth: Architecture antique de la Sicile“: Tgb gD, S. 362)

SK/PL

Über den Hochschnitt1)

E D

1798 Dez 4.−6. Prop I 2 (1799) 164−74.2) − Hempel1 28 [ca. 1875] 533−42.3) − W 47, 363f., Paralip. Vorarbeiten und Bruchstücke (Zusätze zu Meyers Aufsatz „Über den Hochschnitt“). − MA 6.2, 68−74. − FA I 18, 609−11 (Zusätze zu Meyers Aufsatz „Über den Hochschnitt“).

1

) Von G mit angeregter u. durch Zusätze ergänzter Aufsatz von H. Meyer. Das Wort Hochschnitt verquickt ,Holzschnitt‘ u. ,Hochdruck‘ zur Bezeichnung einer im Hochdruckverfahren mit einem geschnittenen hölzernen Druckstock hergestellten Graphik. Angeregt wurde der Text durch J. F. Unger: Über Holzschneidekunst. In: Jahrbücher der preußischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten. Bd 3 (Okt 1798) 171−77 u. einige von A. W. Schlegel an G übermittelte Holzschnitte Ungers; s. Z 14. Nov 1798: Tgb. Voraus ging im Juni/Juli 1798 G’s u. H. Meyers Beschäftigung mit der neuen Hochdrucktechnik Anaglyphik (s. Z 15. Juni 1798: an H. Meyer m. Anm.). − Zu G’s Interesse am Holzschnitt vgl. „Jakson der Formschneider“ sowie Hermann Brandt: Goethe und die graphischen Künste. Heidelberg 1913, 77−82; Otto Bettmann: Goethe und der Holzschnitt. In: Hans Bockwitz (Hsg.): Goethe und die graphischen Künste. Leipzig 1932, 41−45 (= Buch und Schrift 6). 2 ) Titel im Inhaltsverzeichnis von Prop I 2: Ueber Holzschnitte. Bey Gelegenheit der neuen englischen Arbeiten von Bewik und Anderson. 3 ) G’s Text erschien hier erstmals in einer Werkausgabe; dem Hsg. Fr. Strehlke zufolge lassen die Z 28. Juli 1798: an Schiller u. 15. Nov 1798: an H. Meyer (s. d.) keinen Zweifel über G’s Verfasserschaft (534, Anm.): Man wird bemerken, daß namentlich in dem Briefe an Meyer mehrere der im Aufsatze vorkommenden Ausdrücke und Redewendungen wörtlich wiederholt werden.

364

ÜBER DEN HOCHSCHNITT

Z

1798

1798

Juni 12. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 42): Beyliegend erhalten Sie die Versuche, welche Facius gemacht hat;1) es frägt sich, ob dieselben auch erhaben genug sind, um abgedruckt werden zu können. 15. [Jena] An H. Meyer (Br 13, 177f.): Daß wir mit unsern Versuchen die

Holzstocknachahmung in Kupfer zu leisten2) mit dem ersten Versuche schon ziemlich weit vorwärts gekommen sind werden Sie aus den flüchtigen Abdrücken sehen, die ich hierbey übersende. Es kommt nun bey dem nächsten Versuch hauptsächlich darauf an, daß 1.) Große weiße Räume vermieden werden, weil man diese wohl jederzeit wird in dem Abguß tiefer stechen müssen, dagegen können wir grade was am Holzschnitt am schwersten ist, die zartesten Schraffuren, mit allen Gradationen leicht und bequem hervorbringen. 2.) Müßten die Striche freylich tiefer gegraben seyn, der feinste kann trichterförmig ins Kupfer gehen, wenn er nur unten seine gehörige Stärke hat, auch könnte man sich bey wiederkehrenden Zierrathen gar wohl, wie schon geschehen ist, stählerner Stempel bedienen. Lassen Sie ihn doch gleich einen kleinen Versuch etwa auch nur in der Knopfgröße aber in oben angeführten Rücksichten machen, ich will ihm gern das billige bezahlen. Legen Sie ihm nur Stillschweigen auf, denn ich wünschte daß wir mit diesem Spaß zuerst öffentlich erschienen und die Decke unseres Werks damit auszierten. Ich lege zugleich einen Buchdruckerstock bey, damit Facius, wenn er keinen bey der Hand hat, sehen kann worauf es eigentlich ankommt. Mit ein paar Versuchen sind wir gewiß am Ziel, die Anwendung zum Noth und Hülfsbüchlein wird nicht außen bleiben. 16. [Weimar] H. Meyer an G (SchGG 34, 45): Beyliegend erhalten Sie den Holzschnitt und die Skizze zu dem Monument.3) Facius werde ich besprechen und Ihren Wünschen gemäß eine zweyte Probe machen lassen. 1

) Zu Facius vgl. folgendes Z m. Anm. ) Von dem Medailleur Friedrich Wilhelm Facius durchgeführte Versuche, verfeinerte Holzschnitt-, also Hochdrucktechniken in Kupfer nachzuahmen, später wegen technischer Probleme abgebrochen. Das Verfahren sollte ursprüngl. für den Umschlag der Propyläen u. Schillers Musenalmanach auf das Jahr 1799 angewendet werden. Mit den Vorteilen neuer, kostengünstigerer Hochdrucktechniken für den Buchdruck, die wenig später mit dem Holzstich Verbreitung fanden, setzt sich auch der Aufsatz Über den Hochschnitt auseinander. 3 ) Für die 1797 verstorbene Weimarer Schauspielerin Christiane Becker. Bzgl. darauf hatte G am 15. Juni aus Jena an Meyer geschrieben (Br 13, 178): Meine Elegie [Euphrosyne] auf die Beckern ist fertig . . . Schiller meint, man solle vor den Almanach etwas auf sie bezügliches setzen. Wie wäre es, wenn Sie das skizzirte Monument ins Reine zeichneten, es hat mir immer sehr wohl gefallen. Es schadet nichts wenn wir Psyche auch vor übers Jahr vorräthig behalten da doch mit den Kupferstecher immer eine solche Noth ist. Schicken Sie mir wenigstens die Skizze herüber, sie liegt entweder auf meinem Glasschranke oder wird nicht weit davon zu finden seyn. Wenn Sie den Englischen Holzschnitt in meinem Zimmer auf dem Bücherbret an der Thüre finden können, so legen Sie ihn doch auch bey. 2

1798

ÜBER DEN HOCHSCHNITT

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Juni 18.? [Weimar] H. Meyer an G (SchGG 34, 46): Herr Facius wird einen neuen, fleißigeren und verbesserten Versuch von den Buchdruckerstöcken liefern. Juli 21. [Weimar] An Schiller (Br 13, 222f.): Aus der Beylage sehen Sie daß

unser erster anaglyphischer Versuch1) gut genug gerathen ist. Der Abdruck ist nur aus freyer Hand gemacht, wo das Kreuzchen steht ist er am besten gerathen und Sie werden leicht sehen daß sich diese Arbeit sehr hoch treiben läßt. Der Einfall macht mir viel Spaß. Facius ist grade der Mann um so was auszuführen und unser Meyer, indem er weiß was sich in dieser beschränkten Art thun läßt, wird durch seine Zeichnung das Unternehmen heben. Wir wollen zum Almanach eine ähnliche, jedoch sehr reiche Decke besorgen, sie soll alsdann auf farbig Papier abgedruckt und mit harmonirenden Farben illuminirt werden. Das alles zusammen wird nicht theurer zu stehen kommen als eine Kupferdecke mit Stich und schwarzem Abdruck. Ich bin überzeugt daß, wenn es einmal im Gange ist, so muß es, besonders da nun viele Bücher geheftet ausgegeben werden, sich als Deckenzierrath sehr weit verbreiten. 23. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 256f.): Ihr erster anaglyphischer Versuch läßt viel Gutes von dieser Unternehmung erwarten. Ich hatte anfangs nur den kleinen Anstand ob das Ganze nicht einen zu sehr zusammengestückelten Anblick geben wird, so wie die gedruckten Musicnoten. Vielleicht aber habe ich Ihre Idee nicht ganz gefaßt und es kann alles wie aus Einem Stück gemacht erscheinen. 25. An Schiller (Br 13, 227): Die anaglyphischen Versuche rücken recht

schön zu. Ein Kauz auf einer Leyer, der die Rückseite des Almanachs zieren soll, wird von Freund Meyer nach der Natur gezeichnet und sorgfältig nachgebildet werden, um zu zeigen was man auch in diesem Fache sich von der neuen Manier versprechen könne.2) 25. An Cotta (Br 13, 229): Zur Decke [Umschlag der Propyläen] werden wir den Versuch einer neuen Art anaglyphischer Arbeiten dem Publiko vorlegen, ich darf mir schmeicheln, daß diese Erfindung manchen typographischen Vortheil haben wird, indem man die Zeichnungen, die freylich dazu geeignet seyn müssen, um einen leidlichen Preis in Buchdruckerstöcke wird verwandeln können. Ich lege hier Probedrücke eines Eckstücks bey. Der Schillersche Almanach soll mit einer ähnlichen Decke verziert werden, die, denk ich, noch reicher und besser ausfallen soll.3)

) anaglyphischer Versuch = griech. αÆ ναγλυ ϕειν, in erhabener Arbeit schnitzen, Reliefs machen. Hier bezogen auf die Herstellung der geplanten Zierleiste für den Umschlag zu den Propyläen. 2 ) Zum Dekor des Musen-Almanachs auf das Jahr 1799 vgl. die nächsten Z u. folgende Anm. 3 ) H. Meyer entwarf für den Holzschnitt das symbolische Dekor zum Musen-Almanach 1799, dessen Rs. mit Kauz auf zwei [!] Leiern, umgeben von Früchteranken. Ausge1

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Juli 28. An Schiller (Br 13, 233): In der Anzeige der neuen Anaglyphik1) gebe

ich ein Beyspiel wie man wohl sogar jedes mechanisch einzelne an das allgemeine der geistigen Kunst immer künftig anschließen sollte. 2 [Aug?] ) Fernere Aufzeichnung über den Inhalt der Propyläen (Vorarbeiten und Bruchstücke zu den Propyläen, W 47, 283): [Linke Spalte:] Zunächst . . . Facius Aug

4. [Weimar] F. W. Facius an G (GSA 28/22 Bl. 363): Ew. Excellenz befehlen eine Erklärung der Zeit, zu welcher ich im Stande die Druckerstöcke fertig zu bringen; doch ohnmöglich kann ich mit Bestimmtheit meine unterthänige Versicherung geben. Vielleicht bin ich so glücklich durch ununterbrochenen Fleiß an dem mir gnädigst gesezten Zeitpunkt die Arbeit zu beendigen. 15. [Jena] An Cotta (Br 13, 253): Der Stock zur Decke kommt auch zu

gehöriger Zeit.

?

?

29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Nov [17]99 −: Gesner, Konrad: Icones animalium quadrupedum viviparorum et oviparorum quae in historia animalium Conradi Gesneri describuntur . . . Ed. 3. Novis iconibus . . . auctior. Heidelbergae 1606.3)

?

29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Nov 1798 −: Gesneri, Conradi Historiae animalium lib. 1−5 . . . (Lib. 5: ex variis schedis eiusdem compositus per Jacobum Carronum . . .) Tiguri 1511−87.)

Sept ⎯ [Weimar] Böttiger: Vervollkommnung der Holzschneidekunst in England (Journal des Luxus und der Moden Jg. 13, Sept 1798, 513−15):4) Zu den merkwürdigsten artistischen Erscheinungen, die uns neuerlich England aufgestellt hat, gehören gewiß die Proben der aufs höchste veredelten und vervollkommneten Holzschneidekunst, die uns unter andern ein ornithologisches Werk unter folgendem Titel geliefert hat: History of british Birds. The Figures engraved on Wood, Vol I Containing the history and description of Land-birds. Newcastle and London Robinson. 1798. in gr. 8. 335. S. Es ist hier nicht

um den naturhistorischen Gehalt des Werks zu thun . . . als vielmehr um die herrliche Ausstattung, die ihm der Holzschneider T . B e w i c k in 120 herrlichen Schnitten, welche die sämmtlichen brittischen Landvögel darstellen, und in ungefähr 60 Anfangs- und Schlußvignetten (head- and tail-pieces) bestehn, die den einzelnen Beschreibungen beyführt wurde der Entwurf dann doch als Kupferstich von Joh. Chr. E. Müller; vgl. unten 14. Sept 1798: an Cotta (letzter Satz). 1 ) Bezug unklar: Vielleicht nicht ausgearbeiteter, zugunsten des Aufsatzes Über den Hochschnitt fallengelassener Plan, wohl kaum bereits der Hochschnitt-Aufsatz selbst (vgl. dagegen Brandt 80), oder beabsichtigte, dann im Druck weggefallene Bekanntmachung im Rahmen der (erst viel später entstandenen) Anzeige der Propyläen, vgl. unten 16. Febr 1799: Schema der Anzeige u. 29. Apr 1799: Anzeige der Propyläen m. Anm. 2 ) Datierung nach Löhneysen 1108: wohl kurz vor oder 4. Aug, vgl. folgendes Z. 3 ) Dieses u. folgendes Z wahrscheinlicher Bezug, da Über den Hochschitt wiederholt Gesners Historiae animalium erwähnt: Aehnliches Lob verdienen auch verschiedne Vögel im großen Geßnerischen Tierbuche . . . (Prop I 2, 165); . . . die Geßnerischen Vögel haben sie [Bewick u. Anderson] ohnstreitig im Auge gehabt . . . (ebd. 168, Klammerzusatz G’s): Die Vögel haben ein gutes, natürliches Ansehen, in Absicht aber auf die bedeutenden Züge können sie sich mit den bessern im Geßnerischen Werke nicht messen (ebd. 170). 4 ) Einleitende Bemerkungen zum Abdruck der ins Dt. übersetzten Bemerkungen über die Holzschnitte aus der engl. Zs. Monthly Review (515−21); Orig.-Druck nicht ermittelt.

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gefügt sind, mitgegeben hat. Nichts geht über die Feinheit, Zierlichkeit und den charakteristischen Ausdruck den die Vogelfiguren selbst, nebst ihren kleinen Nebenwerken, als Steingeklüfte, Holzäste, Laub und Mooswerk, Gesträuche, Quellen u.s.w. hier erhalten haben. Man sieht sie mehrmals darauf an, ob dieß auch wirklich Holzschnitt sey, und kehrt mit immer neuer Bewunderung zu ihrer Beschauung zurück. Jede Feder am Vogel ist charakteristisch und mit unglaublicher Präcision und Feinheit herausgearbeitet. Jedes Bild ist in seiner Art ein kleines Meisterwerk. Dazu kommen die eben so witzig erfundenen, als sinnreich ausgeführten Schlußvignetten, in welchen sich der Künstler als ein wahres Genie zeigt . . . Dieß alles kostet nicht mehr als 13 Schillinge oder ohngefähr 4 Thaler in unserm Gelde in England, und überrascht daher auch durch seine Wohlfeilheit . . . Außer Bewick ist noch ein zweyter mit ihn wetteifernder Engraver on Wood, [J.] A n d e r s o n , merkwürdig, der sich in London aufhält . . . von welchem wir Ankündigungskarten in Holzschnitt vor Augen hat [!], die an Eleganz jeden Kupferstich in dieser Gattung übertreffen. Auch Teutschland hat neuerlich merkwürdige Versuche der Art aufgestellt, wovon wir hier nur der mit eben so viel Kunst als Fleiß ausgeführten Probe des Herrn Buchhändlers U n g e r in Berlin erwähnen wollen. [Folgen in dt. Übers. Bemerkungen über die Holzschnitte aus Monthly Review über die Vorzüge der neuen Holzschnittechnik für den Druck, ergänzt durch einige Anmerkungen Böttigers].1)

Sept

6. [Weimar] An Schiller (Br 13, 268): Der Umschlag zu den Propyläen ist

auch fertig geworden, Sie sehen einen Probedruck aus der Beylage. Was für mechanische Schwierigkeiten dabey zu überwinden waren, und noch sind, ließ sich gar nicht voraussehen. Indessen hat sie der ächt deutsche Geist unsers Facius, mit aller Treue, bekämpft, und ich hoffe noch manchen Spaß davon zu erleben. 11. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 32): Die Anzeige wird am räthlichsten mit der wirklichen Erscheinung des ersten Heftes zu machen seyn: ich wünschte sehr, daß Sie die Gewogenheit hätten, sie zu verfertigen, um das Publikum vom Zweck p. zu berichten.2) 14. An Cotta (Br 13, 269f.): Mit der heutigen fahrenden Post sind die

Druckerstöcke zu den Decken abgegangen, wovon ich hier einen Abdruck beylege und dazu folgende Bemerkungen mache: . . . 2) Ferner bitte ich beym Abdruck auf das sorgfältigste verfahren zu lassen damit diese Probe unserer neuen Anaglyphik sich Ehre mache. 3) Da es manchmal nöthig ist die Form auszuwaschen, man den Kitt aber zu schonen hat, so nimmt man ein kleines Bürstchen und Terpentinspiritus um die Form zu reinigen, der Terpentinspiritus wird zuletzt mit lauem Seifenwasser wieder abgebürstet, weil man heißes Wasser und Lauge vermeiden muß. 4) Können Sie ein graulich Papier wie die Beylage zeigt etwa zur Decke erhalten, so würde sich der Abdruck noch besser ausnehmen. Es ist in Nürnberg zu haben. Sollte es aber zu spät 1

) Den Aufsatz beschließt F. J. Bertuchs Nachschrift des Herausgebers (521f.) über den Nutzen der neuen Holzschnittechnik im industriellen Stoffdruck; vgl. unten 3. Dez 1798: F. J. Bertuch an G. 2 ) G’s Antwort s. unten 17. Okt 1798, die Anzeigen unten 15. Dez 1798 und 29. Apr 1799.

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seyn, so kann man auch zum Anfange eine andere Farbe, etwa die rothe von den Horen nehmen. Wir wollen überhaupt von Zeit zu Zeit mit unserer Decke changiren. 5) Wie ich nun mit diesen Stöcken unserm Institut ein kleines Geschenk mache, so wünschte ich Ihnen meine Aufmerksamkeit dadurch zu bezeigen, daß ich zur Flora ein paar ähnliche Stöcke schicke.1) Die Zeichnung ist schon gemacht, und ich will sehen ob ich bis zum neuen Jahrgange die Arbeit kann fördern lassen. Zu dem Schillerschen Almanach mußten wir diesmal noch Kupferstich nehmen. Sept 23. Allgemeine Disposition und Recapitulation des Materials zu den Propyläen. 2 [23.] ) Zu bearbeitende Materie (Vorarbeiten und Bruchstücke zu den Propyläen, W 47, 279): Neuste Kunst. . . . Holzschnitte Okt

1. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 34f.): Euer Excellenz gnädiges vom 14 Sept. wolte ich nicht früher beantworten, bie die darinnen avisirten BuchdrukerStöcke angekommen waren. Dise sind nun unversehrt in des Buchdrukers3) Händen . . . Für diese Stökke, so wie für das ähnliche Geschenk, das Sie der Flora gnädig bestimmten, mache ich meinen untertänigen Dank. Solten sich die MetallMassen nicht besser befestigen lassen, wenn man sie wie die gewönliche Buchdruker-Stöcken mit feinen Nägeln anheftete? 17. [Jena] An Cotta (Br 13, 294): Sobald das zweyte Stück [Prop I 2] da

ist, schicke ich Ihnen alsdann einen kleinen Aufsatz für die Allgemeine Zeitung, der die Sache schon weiter führen soll.4) In den jenaischen Anzeiger will ich nur eine ganz kurze Anzeige des Inhalts einrücken lassen. [Nov [Jena] An A. W. Schlegel (Br 13, 108): Für die Mittheilung der Holz14.]5) schnitte danke ich recht sehr. Wenn Sie ohnedies spatziren gehen und bey mir gegen zwölfe anfragen wollen, so soll es mir angenehm seyn Sie und Ihre Freunde vielleicht zu sehen. Ich erwarte Gäste von Weimar . . . 1

) Flora. Teutschlands Töchtern geweiht von Freundinnen und Freunden des schönen Geschlechts. Monatsschrift (später: Quartalsschrift) mit Kupfern. Tübingen: Cotta 1793−1803. 2 ) Nach Löhneysen 1108 auf Tgb-Notiz vom selben Tag bezogen, s. voriges Z. Am 24. Sept 1798 Aufstellung des letzten Plans, vgl. Weitere Ausführung der Aufsätze, W 47, 282. 3 ) Johann Friedrich Balz, Drucker in Tübingen. 4 ) kleinen Aufsatz bzgl. auf die geplante Anzeige Propyläen. Eine periodische Schrift, die in der Allgemeinen Zeitung am 29. Apr 1799 (s. d.) erschien. 5 ) Datierung nach Körner − Wieneke 76 u. 221 (Anm. zu Nr. 58), vgl. Tgb-Eintrag vom gleichen Tag u. Brief an Meyer 15. Nov 1798. Nach Br 13, 389 zu datieren: 4. Apr 1798, da nachweisbar nur in dieser Zeit lebhaften Verkehrs zwischen Goethe und Schlegel, der Herzog und Voigt von Goethe in Jena erwartet wurden (vgl. GT 2.1, 240). Schüddekopf (SchrGG 13, 322) datiert 18. Okt 1798, denn eine Beschäftigung Goethes mit den erwähnten Holzschnitten ist nur aus dem Spätherbst 1798 verbürgt, u. das Tgb (GT 2.1, 262) vermerkt am 18. Okt Besuch von Durchl der Prinz [Carl Friedrich] mit Kamerrath Riedel ingl. G. R. Voigt mit Familie zum Besuch in Jena.

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Nov 14. [Jena] Rath [A. W.] Schlegel, Ungerische und Englische Holzschnitte. 15. [Jena] An H. Meyer (Br 13, 308f.): Ich schicke einen Boten damit

einiges geschwinder gehe. Sie erhalten: . . . was Unger geschickt hat. Bey den Englischen Holzschnitten ist manche Betrachtung anzustellen. Bey der Jagd (The Chase)1) sind die Titelstöcke vor den Büchern wirklich außerordentlich schön und ich bin neugierig in den Preußischen Annalen wieder zu lesen was Unger eigentlich dagegen einwendet.2) Denn da Unger doch selbst bey seiner schraffirten Manier auf Haltung Anspruch macht, so sehe ich nicht ein, wie man einem Holzschneider verbieten könnte an sich die Forderung zu machen, im Ausdruck noch weiter zu gehen und die tiefen Schatten, so wie die dunkeln Lokaltinten, durch ganz schwarze Partien auszudrucken, besonders wenn er jene durch helle Striche und diese durch charakteristische Umrisse zu beleben weiß, wie bey dem Tigerfell und den Hunden, die ich gezeichnet habe,3) geschehen ist. Übrigens kann wohl seyn daß diese Art weniger Abdrücke verträgt als die gemeine. Die beygelegten vierfüßigen Thiere4) wollen vorn herein nicht viel sagen, der gekämmte Pelz nimmt sich gar trocken aus. Die drey letzten scheinen mir bey weiten die besten. Die kleinern Stücke, die wir von Schlegeln schon haben, liegen auf dem Bücherbret, in meiner Stube, an der Thüre. Mich verlangt nun zu wissen was Sie zu dem allen sagen. Wir brauchen zwar nur noch wenig zu dem zweyten Stück [Prop I 2], indessen wird eine kleine Abhandlung noch immer willkommen seyn. [17.?] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 61f.): Nach etwas genauerer Anschauung der englischen und Ungers Holzschnitte und Vergleichung beyder mit den alten aus Dürers Zeit hat freylich Herr Unger in seiner Abhandlung in den Annalen der Preußischen Monarchie [Okt 1798] nicht am besten raisonniert, und es wird Kunst kosten, ihm artiges und freundliches Lob zu ertheilen, wie doch unsere Absicht ist. Ich hoffe indessen, daß es gehen werde. Nach dem, was ich bis jetz habe bemerken können, so kann diese Art Holzschnitt alles eben so gut und in gewissen Rücksichten noch mehr leisten als Kupferstich, ja wenn es möglich ist, große Blätter zuwege zu bringen, so läßt

1

) Das zuerst 1735 erschienene, in vier Bücher gegliederte Gedicht The Chase von William Somervile. Illustriert mit Holzstichen von John und Thomas Bewick. London 1796. 2 ) Unger reagierte mit seiner Kritik auf die positive Besprechung der engl. Holzschneidekunst durch Böttiger (vgl. oben Sept 1798: Böttiger). Unger schrieb: Sobald Bewick etwas Bestimmtes machen will, mißräth ihm dieses . . . Kein Deutscher, der auf den Künstlernamen Anspruch macht, wird sich mit solchen unkunstmäßigen Produkten vor das große Publikum wagen. Bewicks Arbeiten verrathen, daß er entweder Cattunformschneider war, oder sich nach diesen Arbeiten gebildet hat. Bewahr uns Deutsche doch der Himmel, daß diese Halbkunst Eingang finde, und der richtigere und bessere Geschmack, den deutsche Holzschneider durch bestimmte Darstellung der schönen Zeichnung mit großer Sorgfalt stets einführten, dadurch verdrängt werde (172). 3 ) Nicht ermittelt. 4 ) Ralph Beilby: A General History of Quadrupeds. The Figures Engraved On Wood By T. Bewick. Newcastle Upon Tyne 1790.

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sich voraus sehen, daß die Kupferstecherey darüber ins Abnehmen kommen wird. Wenn Sie glauben, daß wir die Sache im Ernst für unser Gericht ziehen sollen, so haben Sie die Güte und lassen doch Ungers Aufsatz aus den Annalen der Preußischen Monarchie ausziehen und schicken mir solchen; denn hier kann ich nicht dazu gelangen, weil dieses Journal coursiert. Auch wäre die kleine Landschaft in Holzschnitt, welche [J. Chr.] Loder hat, auf ein paar Tage nothwendig, weil sie, wie ich glaube, von einem andern Meister gearbeitet ist. ?

Nov 19. [Jena] Nach Tische Rath [A. W.] Schlegel . . . 20. [Jena] An H. Meyer (Br 13, 313f.): Ich habe den Ungerischen Auf-

satz,1) welcher hierbey abschriftlich folgt, wieder gelesen und mich über die darin herrschende Stumpfheit gegen die englischen schönen Productionen gewundert. Da wir einmal mit diesen Mitteln versehen sind, so wird es gut seyn wenn Sie einen Aufsatz darüber vorbereiten. Ich schicke auch das kleine Landschäftchen mit, welches allerdings von einem andern Meister ist. Das Grabmahl des Porsenna käme nach dem Anschlag freylich allzuhoch.2) Überhaupt finde ich unsere Kupferstecher unleidlich theuer, welches wohl daher kommen mag daß sie ohnehin genug zu thun haben. [J. H.] Lips verlangt für so eine osteologische Platte 6 Louisd’or, welches gegen 6 Karolin für das gradlinige Grabmahl gar keine Proportion ist. Wir wollen es also ein wenig ruhen lassen. 21. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 64): So eben erhalte ich das Packet mit Ungers Aufsatz p. von Ihnen. Ich will nun sogleich meine Bemerkungen über das Holzschneiden niederschreiben; unterdessen sind wir gegen Unger in einer mißlichen Stellung, da ich einer ganz andern Meinung bin, als er ist. [24.] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 65): Den Aufsatz wegen den Holzschnitten bereite ich, und wahrscheinlich erhalten Sie solchen am Mittwoch [28. Nov]. Ich bin zwar nicht recht zum Überdenken von dergleichen Sachen aufgelegt, weil mich die Erfindung des Frieses [zum neudekorierten Weimarer Schloß] beschäftigt, unterdessen hoffe ich doch so viel zuwege zu bringen, als für diesen Zwecke nöthig seyn wird. [28.] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 67): Hier folgt der Aufsatz über das Holzschnittwesen. Ich habe die Blätter von Unger und das englische Gedicht noch zurück behalten, um, wenn Sie allenfalls noch etwas zu erinnern hätten, den ganzen Apparat bey der Hand zu haben. Dez

3. [Weimar] F. J. Bertuch an G (GSA 25/XLV,1 Bl. 63): Eur. Hochwohlgeb. theile ich einstweilen hierbey Bewick’s History of the British Birds, und einige kleine Arbeiten von [J.] Anderson, denen Beyden Hr. Unger sehr Unrecht gethan hat mit. Vergleichen Sie selbst damit das beste, was wir vielleicht an Teutscher Holzschneiderkunst besitzen, die Elias Porzelius [Porcelius] Bilder Biebel,3) die ich hier beylege, und Sie werden mir 1

) Ungers Abhandlung s. oben S. 363, Anm. 1. ) Meyer hatte am [17.?] Nov berichtet (SchrGG 34, 62): Herr Müller meint, daß er an dem Grabmahl des Porsenna zwischen 5 bis 6 Carolin verdienen werde. Die Illumination, wenn sie recht sauber seyn soll, kann auf 100 6 Thaler kommen; nun frägt sich’s, ob die Sache überhaupt thunlich sey. Sagen Sie mir gelegentlich Ihre Gedanken, wir haben ja noch Zeit. 3 ) Elias Porcelius schuf eine Holzschnittfolge nach den Zeichnungen des Johann Jakob v. Sandrart: Gantz neue Biblische Bilder-Ergötzung, Nürnberg: Endter o. J. [ca. 1700]. 2

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Beyfall geben. Hr. Ungers ganzer Ausfall gegen die Engl. Holzschnitt Manier ist blos dazu bestimt, um sein eignes Talent gelten zu machen, und ein Urtheil von mir1) dazu zu benutzen um sich ein Paar Lehrlinge von der Akademie, und dafür eine Pension auf Lebens Zeit zu verschaffen. Da ich sehr daran arbeite für meine Tafeln der Allg. Nat. Geschichte2) die Englische Holzschneide Kunst mit zu benutzen, so bin ich so glücklich gewesen mir auch von Anderson einen Original Stock zu verschaffen und darnach schon glückliche Versuche machen zu laßen; die ich das Vergnügen haben werde Eur. Hochwohlgeb. selbst zu überbringen und zu zeigen.

Dez

4. [Weimar] Ueber die Hochschnitte. Aufsatz in den Propyläen. 5. Lerse sahe die Holzschnitte des Herzogs3) . . . 6. Die Hochschnitte betreffend. 6. Anzeige der Propyläen (W 47, 289):4) [IV. Über Holzschnitte. Bei Ge-

legenheit der neuen englischen Arbeiten von Bewick und Anderson]5) 6. [Berlin] J. F. Unger an G (Unger 94): Nehmen Sie, verehrungswürdiger Mann, beiliegende Blätter6) mit Güte und Nachsicht an, die ich meinem guten Vater zum Andenken druckte,7) und welche einen kleinen Beweis meiner Dankbarkeit an seine Liebe u. Sorgfalt für mich ablegen soll. Ich weiß, wie sehr Sie Sich für Künstler u. Kunst interessiren; ich habe so viele wohlwollende Aeußerungen von Ihnen in Händen, ohne diese würde ich es nicht gewagt haben, dies kleine Denkmahl meines Vaters, das bloß Eingebung des Herzens war, Ihnen zu überreichen. 7. Briefverzeichnis8) (Br 13, 438): Von Weimar. Decbr. 7. [nach] Tübin-

gen [an] Cotta mit der Abhandl. über die Holzschnitte . . .

1

) In der Hsg.-Nachschrift zu Böttigers Aufsatz; s. oben Sept 1798: Böttiger m. Anm. 1, S. 367. 2 ) F. J. Bertuch: Tafeln der allgemeinen Naturgeschichte nach ihren drey Reichen. Weimar 1801; Ruppert Nr. 4383. 3 ) Franz Christian Lerse´, Theologe u. Pädagoge, G’s Universitätsfreund in Straßburg, Erzieher u. Begleiter des Grafen Moritz Christian Johann v. Fries. Vgl. Carl August an G 29. Nov 1798 (Wahl 1, 268): Graf Friese und Lerse´ sind gestern angekommen und wünschen, wie natürlich, dich zu sehn. Ich dächte, du kämest herüber; es geht dann gleich beßer mit der Gesellschaft. G’s Tgb-Notiz läßt vermuten, daß angesichts der histor. Blätter aus der herzogl. Sammlung über Holzschnitte gesprochen wurde, wobei nicht auszuschließen ist, daß bei G’s aktuellem Interesse an der Materie auch von dem im Aufsatz behandelten speziellen Problem die Rede war. 4 ) Unten egh. Notiz: Den 6 Dez. 98 an H. Justizr. [G.] Hufeland nach Jena expedirt. Vgl. unten 15. Dez 1798: Anzeige der Propyläen. 5 ) In W 47, 289 anstelle des Textes der Anzeige nur der Vermerk: II. III. IV geben nur die Überschriften der Artikel und ihrer Abschnitte. 6 ) J. F. Unger: Denkmahl eines berlinischen Künstlers und braven Mannes von seinem Sohne. In: Jahrbuch der preußischen Monarchie Bd 3, Dez 1798, 362−73. Vgl. A. W. Schlegel an G 16. Dez 1798 (Körner − Wieneke 79): Sie erhalten ein Packet von Unger . . . Vermuthlich theilt er Ihnen ein kleines Denkmal mit, welches er seinem wackern Vater in den Jahrbüchern der Preußischen Monarchie gesetzt hat, und welches wie mich dünkt recht einfach und herzlich geschrieben ist. 7 ) Johann Georg Unger (1715−88), Drucker, Formschneider. 8 ) G’s Tgb vom 7. Dez 1798 bestätigt: Expedition nach Tübingen.

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7. (s. „Propyläen. Ersten Bandes Zweites Stück“: an Cotta gD) 12. An A. W. Schlegel (Br 13, 337f.): Ew. Wohlgeb.

übersende die Holzschnitte alter und neuer Art mit vielem Dank, wovon Sie Herrn Unger seinen Theil gefällig abtragen werden. Einige Blätter die Ihnen angehören, liegen noch wohl verwahrt in Jena, sobald ich hinüber komme sollen auch diese zurückgegeben werden. In meinem Aufsatz, den ich zum zweyten Stück der Propyläen bestimme, kann ich mit unserm guten Unger nicht einerley Meinung seyn; doch wird sich zuletzt wohl noch eine Conciliation finden lassen. Das Unglück ist, daß die Engländer, in ihrer neuen Manier, durch eine viel leichtere mechanische Behandlungsart, in gewissen Theilen weit mehr leisten als die Deutschen, nach der alten Weise, jemals zu Wege bringen können. Diese beyden Behandlungsarten gegen einander zu stellen ist eine Aufgabe für künftig, diesmal haben wir nur von den Effecten gesprochen.

14. [Jena] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke 77): Das Englische Werk nebst den übrigen Sachen1) ist mir wohlbehalten wieder zu Händen gekommen, u ich danke Ihnen für die Zurücksendung. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie bey Ihrer Untersuchung über den Holzschnitt meinem Freunde Unger etwas ermunterndes für seine Kunst hätten sagen können: nämlich, wie Sie mündlich über seine Arbeiten urtheilten, daß er in seiner Manier das mögliche geleistet. Er schreibt mir, er sey jetzt sehr beschäftigt mit einer Arbeit in diesem Fache, die ihm vom Könige aufgetragen worden. − Die Bewicksche Manier, behauptet er, sey gar keine neue Erfindung, sondern schon in den allerfrühesten Zeiten des Formschneidens in Gebrauch gewesen, und komme in vielen Büchern des 15ten Jahrhunderts vor, namentlich in einer Chronik in groß Folio vom J. 1493;2) nur sey sie da nicht mit so viel Nettigkeit u nach so guten Zeichnungen ausgeführt. 15. An A. W. Schlegel (Br 13, 343): Dabey schicke ich die ersten Bogen

der Propyläen, die Sie vielleicht nicht ungern etwas frühzeitiger lesen und mir gefällig bald wieder zurückschicken . . . Herr Unger hat ganz recht daß sich schon in den frühern Holzschnitten Spuren finden von der Art welche die Engländer nun so hoch empor gehoben haben, und desto sonderbarer ist es daß man bisher davon keinen Gebrauch gemacht hat, und daß den Engländern die Ehre der Wiederentdeckung und Cultur dieser verlornen Insel Ehre macht ist nicht zu leugnen. Wenn die Sache nur erst recht ins Klare ist, giebt uns Herr Unger vielleicht Muster von beyden mit einer kleinen Abhandlung über die Differenz von beyden Behandlungsarten.

1

) Vgl. oben 15. Nov 1798: an H. Meyer die in Anm. 1 u. 4 genannten Werke. ) Die Nürnberg 1493 lat. u. dt. erschienene Schedel’sche Weltchronik, Hauptwerk des Arztes u. Humanisten Hartmann Schedel mit über 1800 Holzschnitten aus der Werkstatt der Nürnberger Maler u. Holzschneider Michael Wolgemut u. Wilhelm Pleydenwurff gilt als bedeutendes Zeugnis dt. Buchdrucker- u. Holzschnittkunst des späten Mittelalters.

2

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Dez 15. Anzeige der Propyläen (ALZ, Intelligenz-Bl. Nr. 183, 15. Dez 1798,

Literarische Anzeigen, Sp. 1513f.): Ersten Bandes zweites Stück . . . IV. Über Holzschnitte. Bei Gelegenheit der neuen englischen Arbeiten von Bewick und Anderson.

1799 [Febr Schema der Anzeige der Propyläen (W 47, 286): Phänomen der engli16.]1) schen Holzschnitte, daß wenn es auch nicht an höhere Kunst reicht,

doch in mancher Rücksicht Aufmerksamkeit verdient. Die Englische und Deutsche mechanisch und im Effect verschieden. Künftig von einer dritten Art, wovon der Umschlag der Propyläen eine Probe giebt, die wenigstens vorerst bis man sie weiter treibt, zu Verzierung der Decken, da täglich mehr Schriften geheftet ausgegeben werden, dienen kann. Wunsch, künftig in allen Aufsätzen eine solche Proportion zu halten, daß zwar des wichtigen Kunststammes vorzüglich gedacht werde, doch aber den äußersten Zweigen des Mechanismus nicht alle Aufmerksamkeit entzogen werde. Apr 29. [Anzeige der] Propyläen. Eine periodische Schrift herausgegeben von Goethe. Ersten Bandes Erstes und zweites Stück, Zweiten Bandes Erstes Stück, Tübingen 1799 in der Cotta’schen Buchhandlung (Allgemeine Zeitung, Nr. 119, 29. Apr 1799, Sp. 512−14; W 47, 46f.): Durch Arbeit einer subalternen, obgleich nicht gering zu schätzenden Kunstart, haben die Engländer seit einiger Zeit die Aufmerksamkeit der Liebhaber auf sich gezogen. Sie haben nämlich in ihren Holzschnitten einen Effect zu erreichen gewußt, den man sonst nur bei Kupferstichen und schwarzer Kunst hervorzubringen im Stande war. Ein kleiner Aufsatz über den Hochschnitt, Stück 2, zeigt den Unterschied dieser neuen Holzschnitte von den bisher so genannten, und man wird künftig auch über das Mechanische dieser Arten vielleicht etwas beibringen. Auch solche Kunstzweige, welche zwar nicht an das höchste Interesse Anspruch machen, doch aber zu Verbreitung des Gefälligen und Nützlichen geeignet sind, verdienen von Zeit zu Zeit unsre Aufmerksamkeit.2) Und es ist der Wunsch, der Verfasser sowohl als des Herausgebers, künftig in den Aufsätzen eine solche Proportion zu halten, daß der wichtigsten Kunststämme vorzüglich gedacht, doch aber den äußersten Zweigen nicht alle Aufmerksamkeit entzogen werde. 1

) Datierung aufgrund des Tgb-Eintrags vom 16. Febr 1799: Schema zur Anzeige der Propyläen. 2 ) In der Hs. der ersten Fassung der Anzeige (H in W 47, 400) folgt: Vielleicht wird man auch bald von einer neuen Art anaglyphische Arbeiten zu fertigen, womit sich der geschickte Künstler Facius zu Weimar beschäfftigt und wovon die Decke der Propyläen den ersten Versuch zeigt die weitern Fortschritte anzeigen können (W 47, 404).

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1799

Mai 12. Der Sammler und die Seinigen, Vierter Brief (W 47, 155):1) Von den

We i c h l i c h e n kamen wir natürlicherweise auf die Holzschnitte und Kupferstiche der frühern Meister, deren Werke, ungeachtet ihrer Strenge, Härte und Steifheit, uns durch einen gewissen derben und sichern C h a r a k t e r noch immer erfreuen. 14. [Berlin] J. F. Unger an G (Unger 97): Mit Entzücken habe ich Ihren schönen Aufsatz über Holzschnitte gelesen. Für dies Vergnügen und für diese Belehrung muß jeder Künstler Ihnen danken. Sollte ich zu Ende dieses Jahres Zeit gewinnen, so würde ich es wagen, etwas über praktische Behandlung der verschiedenen Arten Holzschneiderei aufzusetzen, und ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn Sie diesen Aufsatz2) vor dem Druck lesen wollten, und Ihr Urtheil mir zu sagen, ob er der Bekanntmachung werth sei oder nicht. Aug

5. An J. F. Unger (Br 14, 144): Ihren Aufsatz über die Holzschneidekunst

erwarte ich mit vielem Verlangen und hoffe dadurch einige Puncte aufgeklärt zu sehen, über die ich noch nicht ganz mit mir einig werden konnte.3)

1800 Nov 12.– Kurzgefasste Miszellen (W 48, 26f.):5) In zwei neuen Holzschnitten 15.4) übte Herr Unger in Berlin mit glücklichem Erfolg die Manier aus, de-

ren sich die Engländer Bewick und Anderson bedient haben, von welchen wir im zweiten Stück des ersten Bandes der Propyläen Nachricht gegeben. Das eine der erwähnten Stücke ist eine kleine Vignette, von dem siebenten Theil der neuen Schriften des Herausgebers,6) das andere, etwas größer, mit mehreren allegorischen Figuren. Besonders ist die Ausführung des letzeren musterhaft sauber gerathen.

1802 Mai 19. [Berlin] J. F. Unger an G (Unger 166f.): Das Interesse, welches Sie der Holzschneidekunst gewürdigt haben, macht mich so dreist, Ihnen einige neuere Sachen von mir im Probedruck zu überreichen. Ich wünsche, daß Sie mit meiner Arbeit zufrieden sein

1

) An diesem Tag lt. Tgb Fertigstellung des Aufsatzes Der Sammler und die Seinigen, den G im Nov 1798 in Zusammenarbeit mit Schiller begonnen hatte; vgl. 20. Nov 1798 Tgb: Abends bey Schiller Schema über die verschiednen Kunstfertigkeiten. 2 ) Nicht ermittelt. 3 ) Im nicht abgesandten Konzept des Briefes (dat. 10. Juli 1799, Br 14, 272) heißt es: Mit Verlangen erwarte ich Ihren Aufsatz über die Holzschneidekunst; denn Sie können die Geheimnisse dieser schweren und sonderbaren Arbeit gewiß am besten aufklären. 4 ) In dieser Zeit Revision des letzten Bogens von Prop III 2 durch G (GT 2.1, 393); vgl. Löhneysen 1166. 5 ) In Prop III 2, 173 (1800). 6 ) Titelvignette (Nemesis: trauernder Engel mit Fabeltier) von Göthe’s neue Schriften. Berlin. Bei Johann Friedrich Unger 1800.

1802

ÜBER DEN HOCHSCHNITT

375

mögen, obgleich manches vielleicht bei der Zeichnung zu erinnern wäre . . . Ich habe zweierlei Versuche von Nachtstücken gemacht, wo sich die Kreutzlage wohl am besten ausnimmt, aber mit so unendlicher u. unbeschreiblicher Schwierigkeit verbunden ist, wo wohl selten ein Schüler dieser Kunst die dazu nöthige Geduld u. Augen bekommen wird. Blos um die Möglichkeit zu zeigen, habe ich diese Manier ausgeführt, wo die mit geraden Strichen lange nicht so schwer ist . . . Diese beiden Stücke will ich bei einem Aufsatz gebrauchen, der einen Unterricht für Holzschnitt enthalten soll, um die größten Schwierigkeiten dieser Kunst dabei auseinander zu setzen.1)

1803 Mai

6. [Leipzig] J. F. Unger an G (Unger 168): Sie interessirten Sich einst für meine Kunst, deshalb wage ich es, Ihnen mit meiner letzten Arbeit unter die Augen zu treten. Dieser beiliegende Holzschnitt ist für meine Zeitung [Königlich privilegierte berlinische Zeitung] bestimmt, u. kann wohl Ansprüche auf Mühseligkeit u. einer gewissen Kunstspielerei machen, aber deshalb bedarf er auch für einen so erhabenen und im strengsten Sinn so edlen Kunstfreund u. Kenners große Nachsicht. − Vielleicht ist es Ihnen bald möglich, einer Ihrer einstmahligen für mich so erfreulich gewesenen Aeußerung zu folgen, etwas vorzuschlagen, das ich mit der Holzschneiderei als K u n s t p r o d u k t auszuführen im Stande wäre.

Juni

8. [Jena] An J. F. Unger (Br 16, 236): Das vollgedrängte, so klein und

fein ausgeführte Preußische Wappen ist ein neues Zeugniß Ihres außerordentlichen Talents. Ich habe den Abdruck durch eine starke Vergrößerung angesehen und Ihre Arbeit nur noch mehr bewundert. Leider ist in unserer Zeit kaum Hoffnung mit dieser schönen Technik höhere Kunstzwecke zu verbinden.

1804 Nov 24. [Berlin] F. W. Gubitz2) an G (SchrGG 57, 419−21): Nehmen es E. H. nicht übel, daß ein Unbekannter es wagt, Ihnen durch diese Zeilen Zeit zu verderben . . . Ich bin, oder will wenigstens Künstler sein . . . Ich wählte . . . die Holzschneidekunst, weil ich hoffte, in dieser etwas Ausgezeichnetes zu leisten. Jetzt bin ich 19 Jahre alt, habe in diesen 4 Jahren 386 Blättchen gearbeitet, in meinen Nebenstunden einige nützliche Erfindungen gemacht, worunter auch die gehört, unnachahmliche Bankscheine und Papiergelder zu verfertigen; Zugleich beschäftige ich mich mit Verbesserung des Drucks; den Erfolg, sowohl meiner Kunst als auch im Druck können Sie an beikommenden Blättern bemerken3) . . . Ich habe mir einiges Vermögen gesammelt, um damit eine kleine Pracht1

) Eine Antwort G’s ist nicht bekannt. ) Friedrich Wilhelm Gubitz, der sich schon in jungen Jahren einen Ruf als Holzschnittkünstler erarbeitet hatte, wurde 1805 Lehrer für Holzschnittkunst an der Berliner Kunstakademie u. als solcher Ungers Nachfolger. 3 ) Vgl. H. Meyers Beurteilung der Gubitzschen Holzschnitte in Siebente Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1805, in: JALZ 3 (1806) Bd 1 (Extrabeilage, S. IX): Hr. Gubitz fährt in seinen Bemühungen, den Holzschnitt zu vervollkommenen, redlich fort; auch kann es ihm an belohnenden Resultaten unmöglich fehlen, wenn er nur unverwandt das rechte Ziel im Auge behält, wohl überlegt, was in seinem Fache sich vorzüglich leisten läßt, und was hingegen außer den Grenzen desselben liegt. 2

376

ÜBER DEN HOCHSCHNITT

1804

ausgabe zu unternehmen. 3 Gedichte und ebenso Holzschnitte von mir in 4to. E. H. erraten meinen Zweck, ich will den ersten Dichter Deutschlands bitten, mir eines − nur eines dazu zu liefern . . . Lange Zeit habe ich gesucht, um einen Mann zu finden, der mir bei Ihnen Mittelsperson würde, jedoch ich kannte nur einen Mann, von dem ich glaube, er hat das Glück Ihrer Bekanntschaft und Ihres Briefwechsels, den Herr Professor Unger. Aber an diesen konnte ich mich nicht wenden, weil gerade er mich auf alle Weise zu unterdrücken sucht.1)

1816 Dez 16. [Weimar] An Cotta (Br 27, 278): Zufälliger Weise konnte ich Herrn [F. W.]

Gubitz eine Gefälligkeit erweisen, daß er zu der Ausgabe des Divans mit Holzschnitten gewiß das Seinige beytragen würde.2) Nun entstehen aber mancherley Fragen, welche zu beherzigen sind, eh man an’s Werk schreitet. Erstlich, könnte es wohl Ihre Convenienz seyn, daß jene geschmückte Ausgabe in Berlin gedruckt würde? weil die größte Sorgfalt dazu gehört, die neue Art der Holzschnitte, wo öfters schwarze Flächen vorkommen, abzudrucken, wozu wir die Einrichtung und Fertigkeit nicht haben SK/UM

1

) Unter der Rubrik Irrtümliches und Zweifelhaftes druckt BG 5, 693 ein Gespräch G’s mit F. W. Gubitz, bereits auf Febr 1804 datiert: „Wer sind Sie? Doch nicht der Gubitz, der sich in der Holzschneidekunst auszeichnete?„so fiel Goethe fragend ein, wie selber betroffen, und nach meiner Entgegnung: „Ob auch von Ihrer gütigen Meinung beschämt, habe ich freilich zu antworten: Der bin ich.“ . . . Noch zwei Tage blieb ich in Weimar, stundenlang in Goethe’s Zimmern, wo ich, zwischeninne oft ohne seine Anwesenheit, die musterhaft geordneten Sammlungen von Zeichnungen und Kupferstichen beschauen, mich zugleich noch mancher Beweise seiner Zuthulichkeit erfreuen konnte. In bester Laune erwähnte er, daß er als Student in Leipzig sich im Breitkopf’schen Hause auch mit dem Holzschnitt beschäftigt habe, also wohl wisse, was mir gelungen, und ich vernahm dabei aufmunternde Aeußerungen . . . und als ich erzählte, wegen meiner Bemühung im Holzschnitt sei ich bereits von drei Kupferstechern öffentlich befehdet, sagte er aufgeregt und mir unvergeßlich: „Es steckt etwas Verruchtes in solcher steten Negation, die immer bei der Hand ist; man muß sich nicht daran kehren, doch das Rechte thun, sonst ist nichts zu heben.“ − Zwar vermutet W. Scheidig (SchrGG 57, 421) ein reines Phantasieprodukt des eitlen Memoirenschreibers, doch sprechen die mitgeteilten Details für die Authentizität des Gesprächs, so daß nicht auszuschließen ist, daß Gubitz sich rückblikkend lediglich hinsichtlich des Datums geirrt hat. 2 ) Nicht realisiert; s. die betr. Z in „West-östlicher Divan“.

1807

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

377

Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen1)

E D

1807 März 16. / Apr 13; 1813 Jan−Apr Allgemeine Geographische Ephemeriden 41, 1. St. (1813) 3−8 mit Tafel.2) − Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen von Hrn. G. R. von Göthe, Weimar im Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs 1813.3) − NS 12, 238−40.4) − LA I 11, 159−61 u. Tafel II.5) − CG V B, 84f., Nr. 201.6) − FA I 25, 523−26 u. Abb. Nr. 25.7) − MA 9, 911−17 (912f.: Tafel, 914: Widmungstafel von A. v. Humboldt mit einer Vignette von Bertel Thorvaldsen).

Z ⎯

1807 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte8) (W 36, 8f.): Hochgeehrt fand ich mich auch in

der ersten Hälfte des Jahrs durch ein, von Herrn Alexander von Hum1

) G’s unter diesem Titel veröffentlichte Zeichnung (Tableau) wurde angeregt durch A. v. Humboldts Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer (Tübingen 1807) und ist in verschiedenen Varianten überliefert: GNM Inv.-Nr. 2242 u. Nr. Ak. 3219, FDH Inv.-Nr. 853. G’s Entwurf zur Randbeschriftung der Tafel s. LA II 8A, 60f., M 37. 2 ) Aquatinta-Druck, gestochen von Johann Christian Thomas Starke, Abb. der ebenfalls von Starke ausgeführten Vorlage in: Wiederholte Spiegelungen. Weimarer Klassik 1759−1832. Ständige Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums. München, Wien 1999, 669. 3 ) Sonderdruck aus: Allgemeine Geographische Ephemeriden, Bd 41, St. 1, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 1847) auf dem Umschlag aufgeklebter Zettel, von G egh. beschriftet: Höhen Vergleichung. Eingeheftet sind noch zehn Probetafeln: eine Tuschzeichnung mit Feder u. Pinsel; Unterschrift: Höhen der alten und neuen Welt, bildlich verglichen (von Göthe), auf dem Stein: Herrn Alexander v. Humboldt. Randbeschriftung von fremder Hand. Ein Druck ohne Beschriftung; Unterschriftsentwurf: Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen, auf dem Stein keine Beschriftung, keine Randbeschriftung, fremde Hand mit Blei u. Tinte. Folgende Exemplare unter dem gleichen Titel: ein stark kolorierter Druck (darauf Stempel der Sammlung Henckel-Vulpius) u. vier Drucke mit gestochenem Rahmen, bräunlich getönt. Ein Druck wie der vorige, aber stark koloriert mit aufgeklebten Wolken u. hss. Unterschrift Johns: Zugleich auch die Howardischen WolkenFormen den verschiedenen Höhen angeeignet u. G’s egh. Ergänzung am Rand (darauf Stempel der Sammlung Henckel-Vulpius), s. Abb. VII. Vgl. unten 9. Dez 1817: an L. F. v. Froriep m. Anm. Ein stark kolorierter Druck mit Unterschrift Höhen der alten und neuen Welt, bildlich verglichen (von Göthe), unter der Tafel steht Göthe fec., auf dem Stein keine Beschriftung, Randbeschriftung fremde Hand mit Tusche (?), ein leicht kolorierter Druck ohne Beschriftung, am Rand nur Ziffern. Vgl. LA II 8A, 696. 4 ) Nur LA I 11, 15929−6121. 5 ) Dieses Göthe fec. unterzeichnete, mit Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen unterschriebene Bild ist im Besitz des FDH (Inv.-Nr. 853), abgebildet in: LA II 8A, Tafel III. 6 ) In CG VI B, Nr. N 16 Abdruck der im FDH befindlichen Zeichnung (Inv.-Nr. 853). 7 ) Die Zeichnung von 1807. CG V B, Nr. 201. 8 ) Verfaßt 1817/25.

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HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

1807

boldt, in bildlicher Darstellung mir, auf so bedeutende Weise, gewidmetes gehaltvolles Werk: I d e e n z u e i n e r G e o g r a p h i e d e r P f l a n z e n , nebst einem Naturgemählde der Tropenländer.1) Aus frühster und immer erneuter Freundschaft für den edlen Verfasser und durch diesen neusten, mir so schmeichelhaften Anklang aufgerufen, eilte ich das Werk zu studiren; allein die Profilcarte dazu sollte, wie gemeldet ward, erst nachkommen. Ungeduldig meine völlige Erkenntniß eines solchen Werkes aufgehalten zu sehen, unternahm ich gleich, nach seinen Angaben, einen gewissen Raum, mit Höhenmaßen an der Seite, in ein landschaftliches Bild zu verwandeln. Nachdem ich, der Vorschrift gemäß, die tropische rechte Seite mir ausgebildet, und sie als die Lichtund Sonnenseite dargestellt hatte, so setzt’ ich zur linken an die Stelle der Schattenseite die europäischen Höhen, und so entstand eine symbolische Landschaft, nicht unangenehm dem Anblick. Diese zufällige Arbeit widmete ich inschriftlich dem Freunde, dem ich sie schuldig geworden war. März 2. [Tübingen] Cottasche Buchhandlung an G (G−Cotta 1, 154): Sr Excellenz Herrn Geheimen Rath von Goethe in Weimar 1 Humbold Geographie der Pflanzen Velin . . . 16. [Nachmittags] Kam die erste Lieferung meiner Schriften von Tübingen

an . . . mit v. Humboldts Ideen zu einer Geographie der Pflanzen. 17. Von Humboldts Reise 1. Band . . . Nach Tische fortgefahren in Humboldts Reise . . . Landschaft mit dem Maßstabe der Berghöhen nach Humboldts Angabe. 17. [Weimar] Riemer Tagebuch (BG 6, 235): Aus Humboldt’s Reise vorgelesen. Geographie der Thiere und Pflanzen. Abends bei G. . . . 18. Nach Tische in Humboldts Reise fortgefahren. 18. An Cotta (Br 19, 285): Sie haben mir, werthester Herr Cotta, durch

Ihre Sendung vom zweyten März ein doppeltes Vergnügen gemacht. Die verschiedenen Abdrücke meiner Werke2) nehmen sich recht gut aus . . . Auch das Humboldtische Werk war mir sehr angenehm, da ich schon so lange drauf gewartet hatte.3) Die Belehrung, die mir dadurch zuwächst, sowie die Ehre, die er mir erzeigt, machen mir diesen Band sehr werth . . . Zu dem Humboldtischen Werke gehört ein in Kupfer 1

) A. v. Humboldt und Aime´ Bonpland: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Gemälde der Tropenländer . . . Tübingen 1807 (Ruppert Nr. 4710, mit der gedruckten Widmung An Göthe und einer Widmungstafel. Die von Bertel Thorwaldsen entworfene u. von R. U. Massard gestochene allegorische Vignette zeigt Apollon mit Lorbeerkranz und Leier als Dichter, der die ephesische Diana als Symbol der Natur entschleiert. Zu Füßen der Diana liegt ein Buch Metamorphose der Pflanzen. 2 ) Bde 1−4 der Werke A; s. Cottasche Buchhandlung an G 2. März 1807: 4 Wercke 1ste Lieferung 1ster bis 4ter Band Schweizerppr (G−Cotta 1, 154). 3 ) Bereits am 6. Febr 1806 schrieb A. v. Humboldt an G und kündigte dieses Werk an; vgl. „Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse“: Humboldt an G gD, S. 449.

1807

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

März 19. 20. 28. 29.

379

gestochener Durchschnitt, worauf er sich durchaus bezieht. Dieser ist wohl noch nicht fertig. Ich bitte, mir ihn bald möglichst zu verschaffen. Nach Tische fortgefahren in der Humboldtschen Reise. Nach Tische fortgefahren in Humboldts Reise. [Nachmittags] Die Humboldtische Reise durchdacht. Den Vortrag auf Mittwoch durchgedacht1) . . . Illuminirte indessen Hofrath Meyer die fingirte Landschaft zu Humboldts Reisen . . . [Abends] Geographische Ephemeriden in Bezug auf Humboldts Reise durchgegangen.2)

31. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: Tgb gD, EGW 6, 294) [März (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: an Ch. v. Stein gD, EGW 6, Ende] 294) Apr

1. Um 10 Uhr kamen die Damen. 1. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: Charlotte v. Schiller, Vortragsaufzeichnungen gD, EGW 6, 294f.) 1. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: Sophie v. Schardt, Vortragsaufzeichnungen gD, EGW 6, 295) 3. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: an A. v. Humboldt gD, EGW 6, 295f.) 4. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: an Knebel gD, EGW 6, 296f.) 10. Brief an Humboldt umgeschrieben. 13. Brief3) und Zeichnung an Alex. Humboldt nach Berlin.4)

Mai

5. Kam die Humboldtische Profilkarte der Berghöhen . . . Abends Hofrath

Juni

3. [Karlsbad] Die Humboldtschen Durchschnitte aufgenagelt.

Meyer. 8. [Karlsbad] Zur Tafel beym Herzog . . . Vorher bey Reinhards wegen der

Copie der Mad. [Christine] Reinhard, nach meiner Gebirgszeichnung. 11. [Karlsbad] Christine Reinhard an Sophie Reimarus (BG 6, 283): Un meˆme jour il [G] est venu quatre fois: dans la matine´e pour m’aider dans la copie que je fais de sa carte des hauteurs . . . 1

) G’s Geognostische Vorlesung im Rahmen der Mittwochsgesellschaft. Vgl. „Geognostische Vorlesungen 1807“: an Christiane v. Goethe 30. März u. 3. Apr 1807, EGW 6, 294f. 2 ) s. G’s Aufzeichnungen über die in den Allgemeinen Geographischen Ephemeriden (Bd 1−22, hsg. v. F. v. Zach, Weimar 1798−1807) erschienenen Aufsätze von A. v. Humboldt und Nachrichten über seine Reise (LA II 8A, 22f. M 12). 3 ) s. oben 3. u. 10. Apr 1807: an A. v. Humboldt. 4 ) s. A. v. Humboldt an G. v. Cotta 24. Juni 1854: Göthe, dem Ihr Herr Vater . . . den Text und die von Thorwaldsen geschmakvoll componirte Dedications-Vignette nach Weimar, ohne die grosse Kupfertafel, die noch unvollendet war, geschikt hatte, war so von der Grösse und Kühnheit des Unternehmens angeregt, daß er sich sogleich selbst eine pittoreske Darstellung componirte, wenig glüklich, weil Perspective und verticaler Durchschnitt vereint waren (GJb 1985, 11−33, hier: 27f.).

380

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

1807

Juni 21. [Karlsbad] Zu Hause . . . illuminirt. Dann Dr. Kappe1) über die geo-

graphischen Durchschnitte.

1813 Jan

6. [Weimar] Vor Tische Legationsrath Bertuch wegen der Abdrücke und

Berghöhenkarte. 15. An C. Bertuch (Br 23, 249): Ew. Wohlgeb. haben die Gefälligkeit, mir

26. März 25. 30.

31. Apr

3. 5. 7. 7.

einen Probedruck von dem Umrisse der bewußten Berghöhencharte gefälligst zukommen zu lassen, ehe die Aqua tinta drauf getragen wird, um noch vorher einiges bedenken zu können. Legationsrath Bertuch wegen der Höhenvergleichungslandschaft. Landkammerrath Bertuch wegen der Gebirgshöhen. An C. Bertuch (Br 23, 305f.): Ew. Wohlgeb. hätten ja wohl die Gefälligkeit, mich morgen früh um eilfe, begleitet von Herrn [J. C. T.] Starke zu besuchen und das Original jenes Höhenbildes mitzubringen. Da könnte alles auf einmal durchgesprochen und abgethan werden. Im Garten. Stark mit der illuminirten Probe der verglichenen Höhen. Legationsrath Bertuch wegen des Höhenbildes. [Nachmittags] Legationsrath Bertuch wegen des Höhenbildes. Die vergleichende Höhenkarte corrigirt und an Bertuch abgesendet. An F. J. Bertuch (Br 23, 306f.): Hiebey sende ich eine von mir corrigirte und beschriebene Charte und wünschte nur, daß auf der Platte nichts weiter geändert oder hinzugeschrieben würde, als was ich selbst mit rother Dinte angegeben habe, außer daß noch die beyden Schneelinien punctirt, auch Quito und Micuipampa verrückt werden. Übrigens bleiben die kleineren vorgeschlagenen Veränderungen weg. So habe ich auch mehrere beygeschriebene Namen weggelassen, da es nur eine allgemeine Übersicht und h e i t e r e R e c a p i t u l a t i o n seyn soll. Dagegen habe ich die Namen der beyden Bergbesteiger und die Gränze den Pflanzenabstufungen hinzugefügt. Wie es sich mit den beyden Schneelinien verhalte, will ich in meinem Aufsatze angeben, damit nicht zuviel Schrift an die Ränder komme. Die Namen auf der Seite der alten Welt sind wohl alle an den Bleystiftstrich zu rücken, den ich vorgezeichnet habe; drüben giebt sich’s von selbst. Auch wünschte ich, daß man noch Baumstämme hie und da durchblicken ließe, wie ich sie gleichfalls mit rother Dinte vorgezeichnet habe, damit Wälder und nicht bloße Gebüsche vorgestellt würden. Um allen Zweifel über den Felsen im Vordergrunde zu benehmen, habe ich den Namen des Herrn 1

) Der in Leipzig u. Dresden tätige praktische Arzt Christian Erhard Kappe behandelte G in Karlsbad.

1813

Apr

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

381

von Humboldt als eine Art von Dedication daraufgesetzt. Nach vollbrachter Abänderung erbitte mir noch eine Revision, bis dahin wollen wir auch wegen der Illumination völlig in’s Reine seyn. 8. Kleiner Aufsatz zu der Höhenvergleichung . . . 8. An F. J. Bertuch (Br 23, 308−10): Ew. Wohlgeb. haben aus meinen Skizzen neulich eine hervorgesucht, die schon mehrere Jahre verfertigt ist. Sie gedenken solche dem Publicum vorzulegen, und ob ich gleich durch Ihre Wahl schon überzeugt bin, daß Sie derselben eine günstige Aufnahme versprechen, so halte ich es doch für räthlich, zu Erklärung und Entschuldigung derselben Einiges zu eröffnen. Ich glaube, dieß nicht besser thun zu können, als wenn ich erzähle, wie dieser leichte, anspruchslose Entwurf entstanden ist. Im Jahre 1807 sendete mir unser vortrefflicher Alexander von Humboldt seine Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebst einem Naturgemälde der Tropenländer. Die schmeichelhafte Zueignung, womit er mir diesen kostbaren Band widmete, erfüllte mich mit Vergnügen und Dankbarkeit. Ich verschlang das Werk und wünschte es mir und andern sogleich völlig genießbar und nützlich zu machen, woran ich dadurch einigermaßen gehindert wurde, daß meinem Exemplar der damals noch nicht fertige Plan abging. Schnell zog ich an die beyden Seiten eines länglichen Vierecks die Scale der 4000 Toisen,1) und fing, nach Maaßgabe des Werks, vom Chimborasso herein die Berghöhen einzuzeichnen an, die sich unter meiner Hand wie zufällig zu einer Landschaft bildeten, Antisana, Cotopaxi, die Meierey, Micuipampa, Quito, Mexiko an seinen Seen, kamen an ihre Stelle, der höchsten Palme gab ich einen in die Augen fallenden Platz, und bezeichnete sodann von unten hinauf die Gränze der Palmen und Pisangs, der Cinchona, ingleichen der Baumarten, Phanerogamen und Kryptogamen, und um zu bedeuten, daß wir vom Flußbette, ja von der Meeresfläche zu zählen anfingen, ließ ich unten ein Krokodil herausblicken, das zu dem Übrigen etwas colossal gerathen seyn mag. Als ich mit der Tages- und Lichtseite der Tropenländer so weit fertig war, gab ich der alten Welt die subordinirte Schattenseite. Hier verfuhr ich, der Composition wegen, umgekehrt, indem ich den höchsten Berg, den Montblanc, voransetzte und das Jungfrauhorn, sodann den Pic von Teneriffa und zuletzt den Ätna folgen ließ. Die Höhe des Gotthards, das Hospiz an dem Fuße desselben, die Dole, den Brocken, die Schneekoppe anzudeuten, schien mir hinreichend, weil die dazwischen fallenden Höhen gar leicht von jedem Liebhaber angezeichnet werden können. Als dieß geschehen, zog ich die beyden

1

) Frz. Längeneinheit, dem dt. Klafter entsprechend. Ab 1812 (Einführung des metrischen Systems in Frankreich) entsprach die Toise usuelle oder Toise me´trique einer Länge von zwei Metern.

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HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

1813

Schneelinien, welche, da die höchsten Gebirge der neueren Welt in einer heißeren, die der alten hingegen in einer kälteren Himmelsgegend sich befinden, auch gar sehr an Höhe unterschieden seyn müssen. Diejenigen Männer, welche die höchsten Höhen in beyden Welttheilen erklommen, persönlich anzudeuten, wagte ich kleine Figuren auf die beyden Puncte zu stellen und ließ den Luftschiffer Gay Lussac1) nach seiner Angabe in Regionen schweben, wohin vor wenigen Jahren nur die Einbildungskraft den Menschen hinzuheben wagte. Eine leichte Illumination sollte diese landschaftliche Darstellung noch besser auseinander setzen, und so entstand das Bildchen, dem Sie einige Aufmerksamkeit geschenkt haben. Mehr wüßte ich nicht zu sagen; nur bemerke ich, daß solche symbolische Darstellungen, welche eigentlich nur eine sinnliche Anschauung der tabellarischen Behandlung hinzufügen, billig mit Nachsicht aufgenommen werden. Sie machen eigentlich weder an ein künstlerisches noch wissenschaftliches Verdienst Anspruch; dem Kenntnißreichen dienen sie zur heitern Wiederholung dessen, was er schon weiß; dem Anfänger zur Ermunterung, dasjenige künftig genauer kennen zu lernen, was er hier zum ersten Male und im Allgemeinen erfahren hat.2) Apr 16. An F. J. Bertuch (Br 23, 315): Ew. Wohlgeb. vor meiner Abreise noch ein freundliches Wort zu vermelden, erkenne als eine angenehme Pflicht. Ich wünsche, daß meine Reise nach Töplitz dem Vorsatze nicht schaden möge, den Sie haben, die Höhencharte herauszugeben. Es ist aber alles so gut eingeleitet, daß es nicht fehlen kann. Möchte Herr Starke wegen der Illumination sich mit Herrn Hofrath Meyer noch einen Augenblick besprechen, so würde das der Sache günstig seyn. Mai 28. [Seeberg] B. A. v. Lindenau an F. J. Bertuch (GJb 1883, 221): . . .das Tableau von Goethe hat mich lebhaft interessirt; es ist eine glückliche Idee wie alle dieses genialen Mannes. Nun doch auch ein paar Ausstellungen daran; 1. Wie hat sich der Mont Cenis zwischen 4 und 500 Toisen Höhe verirrt? 2. In der neuen Welt ist die realiter höchste menschliche Wohnung angegeben; warum ist dies nicht auch in der alten geschehen? Das Hospiz auf dem Grossen Bernhard ist merklich höher als das auf dem Gotthard und, wenn ich nicht sehr irre, so liegt sogar das ganze Dorf Zermatt am nördlichen (wallisischen) Abhang des Mont Cervin höher als das Hospiz des Gotthard. Die Höhe von Le Breuil, ein Ort von 4−6 Chalets am südlichen Abhang des Mont Cervin folgt aus meiner Barometerbeobachtung 1053 Toisen über die Meeresfläche; durch Zufälligkeiten wurde mir die beabsichtigte Reise über den Mont Cervin vereitelt, so dass ich also nicht selbst nach Zermatt kam, allein meine beiden Guides versicherten mich, dass

1

) Der frz. Chemiker u. Physiker Louis Joseph Gay-Lussac hatte im Sept 1804 während seines zweiten Aufstieges mit einem Wasserstoffballon eine Höhe von über 7000 Meter erreicht. Die von ihm in verschiedenen Höhen genommenen Luftproben analysierte er gemeinsam mit A. v. Humboldt. Mit diesem unternahm er 1805 eine Forschungsreise nach Italien. Ab 1809 lehrte er in Paris. 2 ) Vgl. G’s Notiz: Höhen der alten und neuen Welt (LA II 8A, 60 M 37) und die in NS 13, 479 (Nr. 432) gedruckte Skizze.

1813

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

383

es höher als Le Breuil liege. Übrigens gibt es auch auf der Passage des Mont Cervin in einer Höhe von 17−1800 Toisen noch Gebäude, d. h. eine Art von Festungswerken, deren frühere Bestimmung Abhalten der Walliser vom Eindringen ins Aosta-Thal war. Es ist eine der wildesten Gegenden, die ich kenne, die von Macugnaga über Deinla Val Tourranche über Le Breuil nach dem Mont Cervin hinauf. Schon bei 1200 Toisen kommen hier ewige Schneefelder vor. 3. Bei 600 T. ist Grenze der Palmen angegeben, allein bei 1200 T. ist auf einem Felsen noch ein grosser Palmbaum abgebildet. 4. Finde ich es doch nicht Recht, dass die älteste Welt, i. e. Asien ganz unberücksichtigt geblieben ist.1) In Summa aber ist das Blatt sehr interessant und ich danke vielmals für dessen Zusendung.

Juli 10. [Weimar] Erschienene Neuigkeiten (Allgemeiner typographischer Monatsbericht für Teutschland, Nr. VII und VIII, Juli u. Aug 1813, 97): Ve r g l e i c h u n g d e r H ö h e n d e r a l t e n u n d n e u e n We l t . Vom Hrn. Geh. Rath v. Göthe. Imperial-Folio. Mit einem colorirten od. braunen Kupfer. Colorirt 2 thlr. 12. gr. oder 4. fl. 30 kr. Aqua Tinta braun, 1 thlr. 12 gr. oder 2fl. 42 kr. Wir ließen diese kleine interessante Abhandlung des Hrn. G . R . v . G ö t h e , mit dem vortrefflichen Tableau, aus dem X L I . B a n d e d e r A . G . E p h e m e r i d e n auf Verlangen der Liebhaber besonders abdrucken; und hoffen, daß dies schöne Geschenk des würdigen Hrn. Verfassers jedem Liebhaber der physischen Geographie äußerst willkommen sein werde. Weimar den 10 Julius 1813. H. S. priv. Landes-Industrie-Comptoir. Nov 29. [Paris] Schünemann2) an G (LA II 8A, 325): Das Mai Monatsstück der beliebten Geographischen Ephemeriden lieferte dem Publikum eine Ihrer glücklichen Ideen, die Versinnlichung der Höhen der alten und neuen Welt betreffend wovon der Wert allgemein anerkannt und geschätzt wurde. Meiner Lage nach, mußte ich diesen Entwurf den Herrn General Baron von Pommereul vorlegen, und da es nicht fehlen durfte, daß auch die fränkische Litterature Ihre einfache Versinnlichung, den verdienten Beifall zollen mußte, so wurde ich aufgefodert die Abbildung mit hiesige Belege bekannt zu machen; und so entstand eine Karte, wovon ich die Ehre habe Ew. Hochwohlgeborn, ein Exemplar untertänigst vorzulegen. Ich habe die Ehre gehabt mit d. Herrn von Humboldt über mehrere Gegenstände, Rücksprache zu nehmen; und hat Selbiger die Güte gehabt, aus seinem Portefeuille mit mehrere Belege an Händen zu gehen, welche für den hiesigen Publikum besonderes Interesse haben könnten; an dem Hauptschnitt, und die primitive Zueignung dieses Tableaus wagte ich aber keine Abänderung; da meine Hochachtung gegen Ew. Hochedelgeborn, nur mit meinem Dasein rivalisieren und ich mir nie zu keiner Infraction Ihrer glücklichen Ideen herabwerfe. 29. Riemers Anmerkungen zu G’s Werken (LA II 8A, 325): H ö h e n K a r t e . Gs HöhenKarte wurde auch in Paris nachgebildet, unter den Auspizien des General Baron v. Pommereul, mit Einwirkung Alex v. Humboldts durch Schünemann, Interpreten des langues du Nord `a la Direction Ge´ne´rale de la libraire. Mit deutschem Brief an G. v. 29. Novbr 1813. 29. [Paris] Schünemann an F. J. Bertuch (Nickel 680f.): Ihre beliebten Geographischen Ephemeriden lieferten in Monat Mai d. J eine Darstellung der Höhen der alten und neuen Welt, wovon der Name des allgemein verehrten Herrn Geheimer-Rat von Göthe, als Verfasser schon allein den größten Wert voraussetzen ließ, wenn die Idee an und für sich allein nicht schon allgemeines Interesse dafür erweckte. Nach der Lage meiner

1

) Vgl. unten 9. Dez 1817: an L. F. v. Froriep m. Anm. ) Schünemann, Übersetzer an der Direction Ge´ne´rale de l’Imprimerie et de la Libraire in Paris, dessen Vorgesetzter war der General Franc¸ois Rene´ Jean Baron de Pommereul, kaiserl. Staatsrat u. Generaldirektor der Druckereien und des Buchhandels in Frankreich.

2

384

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

1813

Verhältnisse mußte ich davon d. Herrn General Baron von Pommereul, Directeuer Ge´ne´ral der Buchhandlung, referieren, und er konnte nicht fehlen, daß besagter Entwurf den verdienstvollen Beifall aller Beföderer der Wissenschaften zu teil wurde. Ich wurde aufgefordert, dem fränkischen Publikum mit dieser naive glückliche Idee [!] bekannt zu machen; und so entstand eine neue Abbildung, wovon ich die Ehre habe Ew Wohlgeborn einige Exemplaire beizulegen. Ich habe die Ehre gehabt, deshalb mit d. Herrn von Humboldt zu referieren, welcher die Güte hatte aus seinen Portefeuille mehrere Ausmessungen beizufügen welche für den hiesigen Publikum direktes Intiresse [!] haben konnten; allein durch vaterländische Hochachtung und Ergebenheit für den Herrn Geheimer Rat von Göthe beseelt, glaubte ich in der Hauptsache des Plans noch der Ausführung nichts abändern zu dürfen; völlig zufrieden wenn diese Beweggründe auch Ihrerseits seinen beabsichtigten Wert finden.

1817 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 127): Da aus näherer Betrachtung der

Howardischen Wolkenformen hervorzugehen schien, daß ihre verschiedenen Formen verschiedenen atmosphärischen Höhen eigneten, so wurden sie versuchsweise auf jene frühere Höhentafel sorgfältig eingetragen, und so die wechselseitigen Bezüge im Allgemeinen versinnlicht und dadurch einer Prüfung angenähert. Nov 30. [Nachmittags] Herr von Froriep war morgens dagewesen und brachte die Vorstellung der Gebirgshöhen. Dez 9. [Jena] An L. F. v. Froriep (Konzept; Br 28, 324): Die mir übergebene große Gebirgszeichnung habe durchschaut und durchdacht, bildlich dürfen wir die ungeheuern Gebirge nicht auf unser Blatt bringen,2) aber angeschrieben an der Seite kann das Maaß wohl werden, wie ich es bey dem vorhandenen Exemplar besorge und es alsdann zurücksende. Bey dieser Betrachtung ist mir eingefallen, daß man, wo nicht dieselbe Platte, doch eine ähnlich behandelte gar wohl brauchen könnte, um Howards Lehre von den Wolken-Formen höchst anschaulich darzustellen, auch geognostische Probleme bequem vor’s Auge zu bringen. Da unser erster Versuch in Frankreich und England nachgebildet worden,3) so wäre wohl auch für die genannten Gegenstände, gleicher 1

) Verfaßt 1819/1823. ) Eine Version von Goethes Höhenzeichnung mit Ergänzung der Himalaja-Region erschien 1821 in Bertuchs Bilderbuch für Kinder. 3 ) Am 1. Aug 1816 erschien bei dem Londoner Kartenhersteller und -verkäufer Charles Smith eine Bildtafel: Comparative View of the Heights of the Principal Mountains in the World, angefertigt vom Kupferstecher Gardner. Dies war eine seitenverkehrte und vergrößerte Bearbeitung der französischen Version von G’s Höhenbild. In John Thomsons New General Atlas (1817) wurde ein von James Wyld gestochenes Bild A Comparative View of the Heights of the Principal Mountains and other Elevations in the World aufgenommen. Beide Bilder wurden neu abgedruckt in: Margrit Wyder: Vom Brocken zum Himalaja. Goethes „Höhen der alten und neuen Welt“ und ihre Wirkungen. In: GJb 2004, 141−64, Abbildungen auf S. 156f. 2

1817

HÖHEN DER ALTEN UND NEUEN WELT BILDLICH VERGLICHEN

385

Weise behandelt, einige Gunst zu hoffen. Kurze Aufsätze würden jenes erst gedruckte Heft verstärken und den Naturfreunden wieder in Erinnerung bringen. Dürfte ich mir zu diesem Zweck ein illuminirtes und zwey blanke Exemplare ausbitten?1) Dez 12. [Weimar] L. F. v. Froriep an G (GSA 28/76 Bl. 774): Ew. Excellenz Habe ich die Ehre beikommend die gewünschten Abdrücke zu übersenden und werde mich sehr freuen, wenn es Ew. Excellenz gefällig seyn wird eine Versinnlichung der Wolkenlehre mitzutheilen; ob dazu die gegenwärtige Platte adaptirt unnd zu der Gebirgs Zeichnung eine Neue, vielleicht größere, gewählt werden soll pp hängt ganz von Ew. Excellenz Winde ab.

1819 Juli

4. [Weimar] An L. F. v. Froriep (Br 31, 210f.): Daß Ew. Hochwohlgebo-

ren die englische vergleichende Höhenkarte nicht sogleich übersenden kann, thut mir sehr leid, ich wüßte sie nicht sogleich zu finden, doch hoffe ich nächstens sie mit Dank wieder zuzustellen. HO

[Höherer Chemismus des Elementaren]2)

E D

1826 Nov 9. NS 13 (1904) 314f. (Paralip. 302, ohne Titel). − LA I 11, 272. − FA I 25, 638. − MA 13.2, 267.

1

) In G’s Nachlaß befinden sich zwei Exemplare: ein unkoloriertes Ex. mit Eintrag der Wolkenterminologie auf den zugehörigen Höhen und das kolorierte, bei dem die verschiedenen Wolkenformen direkt auf das Blatt geklebt wurden. G ergänzte eigenhändig mit Bleistift auf der linken Seite von oben nach unten: 1794 // Ramond. Montperdu 1763 // Verste[inerung] 1500 // im Kalck von / Novigno bey / Tretto [:] Mandel[stein] [etwa in der Höhe von 850 Toisen] // Bas.[alt] 660. Auf der rechten Seite von oben nach unten: 2430 Bas.[alt] // 2207 Verst.[einerung] // 2000 Verst.[einerung] 1282 foss[ile] El.[ephanten] Knoch[en] (Nickel 684). 2 ) Versuch einer Hypothese über die chemischen und physikalischen Verhältnisse in den Uranfängen (LA I 11, 272) der Erde; mit zugehörigen Notizen LA II 8B/1, M 61 u. M 62. Stärker wirkende Kräfte der Chemie und Erdanziehung sollen es nach G’s Ansicht damals erlaubt haben, daß sich Niederschläge auch seitlich an steile oder sogar überhangende Felsen (LA I 11, 272) der Urgebirge anlegen konnten. Mit dieser neptunistischen Hypothese ließen sich steil stehende Gesteinsschichten, wie sie etwa bei Ilmenau gefunden wurden, ohne spätere Erdrevolutionen erklären. G nahm die Idee erneut auf in Lage der Flöze (vgl. Zur Geologie November 1829; EGW 6, 307−10) u. in Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831 (EGW 6, 311−15). Das Reden über die ersten Zeiten der Erdgeschichte soll nach G dichterisch sein (LA I 11, 272), womit er auf seinen Text Granit II von 1785 (EGW 6, 844−46) zurückweist. Die Bemerkung zur Solideszenz mit Erschütterung nimmt entsprechende Ausführungen in

386

Z

HÖHERER CHEMISMUS DES ELEMENTAREN

1826

1826

Mai 25. [Weimar] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 2, 66f.): Mit dem Alten [G] über die Forschungen von [A. v.] Humboldt, [L. v.] Buch, [G.] Cuvier. Befangenheit in wunderlichen Ansichten über Vulcane usw. − gewaltsame Entstehung vieler Berge als Erddrusen und anderes [?]. [A. W. u. F.] Schlegel. Es ist etwas Unredliches in den übertriebenen Ansichten und Vorstellungen dieser Leute, und manche sind bloß durch Verhältnisse gezwungen mehr oder weniger einzustimmen, oder sie werden dadurch abgestumpft in der Neigung zu freier Forschung, so Humboldt Cuvier in ihrem Verhältnis zu den Franzosen − Juli 13. (s. „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique . . .“: S. Boissere´e an G gD, EGW 6, 257) Aug

4. Cuviers Resume ´ seiner fossilen Knochenlehre.1)

Sept 19. An Graf Sternberg (Br 41, 168f.): Freundliche Mittheilungen aus

Frankreich, besonders von Herrn Cuvier, haben mich wieder in die Naturbetrachtung gezogen . . . Am reichsten aber und vollkommen zusammenhängend ist der Discours sur les re´volutions de la surface du globe 1826, die dritte Ausgabe, wo der Verfasser alles benutzt hat, was seit der ersten ist bemerkt worden. Es zeigt dieses Werk den gegenwärtigen Zustand der Geologie auf das klarste, und ich erkenne es mit höchstem Dank. Doch fällt mir bey meiner Art, die natürlichen Dinge zu betrachten, jenes geistreiche Wort dabey ein: „Der Franzose liebt das Positive, und wenn er’s nicht findet, so macht er es.“2) 18. (s. „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique . . .“: Tgb gD, EGW 6, 259) 20. (s. „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique . . .“: an C. F. v. Reinhard gD, EGW 6, 260) 26. (s. „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique . . .“: Tgb gD, EGW 6, 260) Nov

9. Einiges mit [J. C.] Schuchardt, auf Naturwissenschaft bezüglich. 9. (Hs. datiert: Weimar den 9. November 26.)

WY Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (1824; EGW 6, 187−91) auf. Die mit der Gegenwart nicht vergleichbaren Verhältnisse der Urzeit beschäftigten G schon 1817 in Chemische Kräfte bei der Gebirgsbildung (EGW 2, 181) u. Epochen bei der Weltbildung (EGW 4, 130−38). 1 ) Georges Cuvier: Discours sur les re´volutions de la surface du globe et sur les changemens qu’elles ont produits dans le re`gne animal. Paris, Amsterdam 1826 (Ruppert Nr. 4476); 3. Aufl. der Einleitung in Cuviers Recherches sur les ossemens fossiles (Paris 1812). Darin erklärt Cuvier, daß das Vorkommen von steil stehenden Schichten ein Beweis für geologische Revolutionen in der Vergangenheit sei (6). Er nimmt aber ebenso wie G an, daß sich die damaligen Veränderungen nicht mit den heute noch beobachtbaren chemischen und physikalischen Kräften erklären ließen (20). 2 ) Vorhergehendes u. Folgendes s. in „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique . . .“: an Graf Sternberg gD, EGW 6, 259f.

1816

HÖR-, SCHREIB- UND DRUCKFEHLER

387

Hör-, Schreib- und Druckfehler1)

E D

Ende Nov 1817 / Ende Nov 18192) KA II 2 (1820) 177–85.3) – C1 45 (1833) 158–64.4) – W 41.1, 183–88. – AA-SL 1, 59–62. – MA 11.2, 289–93. – FA I 20, 450–54.

Z

1816

Nov 26. An C. F. E. Frommann (Br 27, 245): Doch muß ich bitten, daß Sie uns

eine Revision herüber schicken, der Schreiber [J. A. F. John] ist gar zu unachtsam, sodaß durch ihn kein reines Manuscript zu erhalten ist, weil er immer neue Fehler in die Abschriften hineinbringt. Auch sind der Eigennamen gar zu viel, welche sehr verzeihliche Irrthümer verursachen können.

1817 Juni 13. [Jena] An A. v. Goethe (Konzept; Br 28, 126): Wenn wir andern

Schriftsteller unsere Handschriften nicht reinlicher in die Druckerey schickten, als ihr junge Leute wichtige Documente einreicht, so würden Setzer, Corrector und Revisor wunderliche Gesichter schneiden, und Druckfehler auf Druckfehler sich häufen. [Nov Ueber Kunst und Alterthum. Schemata Zu Kunst und Alterthum I 3 Ende?]5) (AA-SL 3, 319f.): II. Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes. a)

Deutsche Sprache. . . . 9. Schreib- und Druckfehler. erstere a des Hörens beim Dictiren b. des Falschschreibens beim Abschreiben.

1

) Aufsatz G’s mit einer Sammlung von aus eigener Erfahrung angeführten wunderbarsten Beyspiele von Fehlern (s. Einleitung des Aufsatzes), unterteilt in Hör-Fehler, Druckund Schreibfehler aus Unachtsamkeit, Verwandlung französischer Worte im Ohr und Sinn der deutschen Menge, sowie Verwandlung eines deutschen Worts durch französische akademische Jugend. – Weder Vorarbeiten noch Druck-Vorlage sind überliefert, doch wird der Text dreimal in Stoffverteilungsentwürfen (s. unten) zu KA genannt (vgl. AASL 4, 53). 2 ) Datierung nach FA I 20, 1299. 3 ) In KA II 2 als Nr. V im Abschnitt Literarische, Poetische Mittheilungen. 4 ) Die Liste der Hörfehler ist gegenüber KA II 2 um ein Beispiel erweitert: die sie schätzt − die Sujets (vgl AA-SL 4, 54). 5 ) Zur Datierung s. AA-SL 4, 53 (vgl. auch „Deutsche Sprache“ [28.?] Nov 1817: Stoffverteilungsentwurf zu KA I 3, EGW 2, 339).

388

HÖR-, SCHREIB- UND DRUCKFEHLER

1818

1818 [Frühj.]1) Ueber Kunst und Alterthum. Schemata

Kunst und Alterth. II 1 IV. Stück (AA-SL 3, 321): . . . Deutsche Sprache2) . . .

1819 [nicht Ueber Kunst und Alterthum. Schemata Kunst und Alterthum II 2 vor (AA-SL 3, 322): . . . Schreib- und Druckfehler . . . 5. Hör- pp Fehler4) Apr]3)

1820 Febr

5. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD)

1821 Juli 22. Von Professor [G.] Hermann aus Leipzig Fragmente des Euripideischen

Phädons.5)

1824 März 1. Agenda

den 1 ten März (Carl Vogel: Goethe in amtlichen Verhältnissen. Jena 1834, 366)): . . . die Seepost dieses Epos . . .

1

) Datierung nach EGW 2, 340. ) Möglicherweise Bezug auf den Text Hör- Schreib- und Druckfehler (vgl. oben Schemata zu KA I 3 sowie EGW 2, 340, Anm. 5. 3 ) Datierung nach AA-SL 4, 53. 4 ) G schickte am 1. Dez 1819 das Manuskript des 12. Bogens von KA II 2 nach Jena zum Druck und erhielt den Bogen am 15. Dez 1819 zur Revision zurück, um ihn dann am folgenden Tag wiederum an Frommann nach Jena zu senden (vgl. Tgb 7, 117 u. 121). 5 ) Tgb-Notiz mit Hörfehler durch Mundart (Saxonismus): Phädon statt Phaethon (vgl. W 41.2, 404, Anm. 1). 6 ) Von Vogel mit dem Hinweis versehen: Wahrscheinlich Goethe’n bemerkenswerth als Hör- und deshalb Schreibfehler. Der Hörfehler die Seepost ist demnach aus dieses Epos zu erklären. − W 41.1, 479 stellt zudem einen Zusammenhang zu der ähnlich klingenden Wortfolge dieses See-Epos aus dem Text Frithiofs Saga (W 41.2, 10523) her. Da sich G erst am 5. März mit der Übersetzung des Epos beschäftigte (s. „Tegne´r: Frithjofs Saga“), müßte der Hörfehler erst nachträglich in die Agenda vom 1. März eingetragen worden sein. 2

Undatiertes

HÖR-, SCHREIB- UND DRUCKFEHLER

389

Undatiertes ⎯ ⎯ 1) Aufzeichnung von ähnlich klingenden Wörtern2) (AA-SL 4, 54f.):

[Paralip. 1]:

Leise Leise Stille Stille Läuse Läuse Stühle Stühle [Paralip. 2]: Ringellocken voll unge ziefer lies Ringellocken voll j unge r Sylfen DB

[Über das Hofleben]3)

E D

1780 Jan 3. Br 4 (1889) 159−61. – Gräf II 4, 454f. – Fränkel 1, 198f. – FA I 5, 899.

Z Jan

1780 1. [Darmstadt] An Ch. v. Stein (Br 4, 158f.): Seitdem wir uns an den

Höfen herumtreiben und in der sogenannten grosen Welt hin und her fahren ist kein Seegen für die Correspondenz . . . Der Herzog ist munter und erkennt sich nach und nach im alten Elemente wieder, beträgt sich vortrefflich, und macht köstliche Anmerckungen. Von mir kann ich das nicht rühmen ich stehe von der ganzen Nation ein für allemal ab, und alle Gemeinschafft die man erzwingen will, macht was halbes, indess führ ich mich so leidlich auf als möglich . . . Wenn Sie iezt von dieser Welt wären könnt ich mit einer schönen Anzahl Schilderungen aufwarten coll amore dell odio [mit der Liebe des Hasses4)] gezeichnet. Es ist unglaublich was der Umgang mit Menschen die nicht unser sind den armen Reisenden abzehrt, ich spühre ietzt manchmal kaum dass ich in der Schweiz war.5) 1

) Entstehungszeit unbekannt, vgl. AA-SL 4, 54f., H4 u. H5. ) Die zwei Hss. als spätere und ergänzende Notizen zur Thematik sind im GSA überliefert (25/XXXVI, 20, 5). Überschrift nach AA-SL 4, 54. 3 ) Personenverzeichnis eines geplanten, noch titellosen Dramas, erwähnt am 1. Jan 1780 im Brief an Ch. v. Stein. – Textskizzen sind nicht überliefert, das Projekt wurde nicht ausgeführt (vgl. FA I 5, 1465). – Titel nach FA I 5, 899; Titel in Gräf II 4, 707 (Anhang I) lediglich: Personen-Verzeichniß zu einem Drama. 4 ) Möglicherweise ausgelöst durch Francesco Arajas Oper La forza dell’amore e dell’odio (1734). 5 ) Aus der Schweiz heimkehrend, besuchten Herzog Carl August und G im Winter 1779/80 einige am Reiseweg liegende süddeutsche Höfe. Der Gegensatz zwischen ihrem freien und natürlichen Leben in den Schweizer Bergen und der zur Schau gestell2

390 Jan

ÜBER DAS HOFLEBEN

1780

3. [Homburg] An Ch. von Stein (Br 4, 159−61): So ziehen wir1) an den

Höfen herum, frieren und langeweilen, essen schlecht und trincken noch schlechter. Hier iammern einen die Leute, sie fühlen wie es bey ihnen aussieht und ein fremder macht ihnen bang. Sie sind schlecht eingerichtet, und haben meist Schöpse und Lumpen um sich . . . Den sogenannten Weltleuten such ich nun abzupassen worinn es ihnen denn eigentlich sizt? Was sie guten Ton heisen? Worum sich ihre Ideen drehen, und was sie wollen? und wo ihr Creisgen sich zuschliest? Wenn ich sie einmal in der Tasche habe werd ich auch dieses als Drama verkehren. Interessante Personae dramatis wären Ein Erbprinz Ein abgedanckter Minister Eine Hofdame Ein apanagirter Prinz Eine zu verheurathende Prinzess Eine reiche und schöne Dame Eine dito hässlich und arm. Ein Hofkavalier der nie etwas anders als seine Besoldung gehabt hat. Ein Cavalier auf seinen Gütern der als Freund vom Haus bey Hofe tracktirt wird. Ein Avanturier in französchen Diensten eigentlicher: in französcher Uniform. Ein Charge´ d’affaires bürgerlich. Ein Musickus, Virtuoso Komponist beyher Poete. Ein alter Bedienter der mehr zu sagen hat als die meisten. Ein Leibmedikus Einige Jäger, Lumpen, Cammerdiener und pp. Diese Nachricht bitte als ein Geheimniss zu verwahren denn ob es gleich nicht viel gesagt ist so könnte mir doch ein andrer den Braten vorm Maul wegnehmen. DB

ten Künstlichkeit der höfischen Etikette in Karlsruhe, Mannheim und Darmstadt wirkte auf G ernüchternd und drückte seine Stimmung. Vor diesem Hintergrund ist die Entstehung des Konzeptes für ein Hofdrama zu sehen, in dem G vermutl. in satirischer Überzeichnung die unproduktive Leere der höfischen Lebensform darstellen wollte. Nach Rückkehr in die Residenzstadt Weimar und zu seinen amtlichen Tätigkeiten gewann er wieder Abstand von seinem Vorhaben, und so blieb es nur bei der Ankündigung (vgl. FA I 5, 1465f.). 1 ) G mit Herzog Carl August und Oberforstmeister O. J. M. v. Wedel (Gräf II 4, 454).

1797

HOFTHEATER ZU WEIMAR

391

Hoftheater zu Weimar1)

E D

1798 Theater-Kalender, auf das Jahr 1800. Hsg. von H. A. O. Reichard. Gotha bey C. W. Ettinger, 1799 [auch ohne Monatskalender, sonst inhaltlich identisch, erschienen als] Taschenbuch für die Schaubühne auf das Jahr 1800, hsg. von H. A. O. Reichard. Gotha bey C. W. Ettinger, 1799, 295f. − Nord und Süd. Eine deutsche Monatsschrift. Hsg. von Paul Lindau. Breslau 1895, Mai. LXXIII, 257/9: Ein übersehener Aufsatz von Goethe. Mitgetheilt von Woldemar Frhr. v. Biedermann, Dresden. − NL 30 (1896) 818.

Z

1797

Aug 30. [Stuttgart] Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 284f.): Nachdem ich

mich umgekleidet, besuchte ich nach 10 Uhr Herrn Handelsmann R a p p 2) und fand an ihm einen wohlunterrichteten verständigen Kunstfreund . . . Wir besuchten Professor [J. H.] D a n n e c k e r in seinem Studio im Schlosse . . . Was mich aber besonders frappirte, war der Originalausguß von Schillers Büste, der eine solche Wahrheit und Ausführlichkeit hat, daß er wirklich Erstaunen erregt . . . Man fängt an, den Theil des Schlosses, der . . . abbrannte, wieder auszubauen . . .3)

1

) Anonymer Bericht über die architektonische Neugestaltung des am 12. Okt 1798 wiedereröffneten Weimarer Schauspielhauses (s. Anhang, S. 545). G’s Autorschaft entdeckte Woldemar Frhr. v. Biedermann, der den Text u. d. T. Ein übersehener Aufsatz von Goethe publizierte (s. D-Rubrik) u. seine Entdeckung auf sprachl. Eigentümlichkeiten G’s stützte, die für G’s Autorschaft sprechen; so sorgte er für dessen Aufnahme in Goethes Werke (NL, s. D-Rubrik). Dennoch nahmen W u. die folgenden Ausgaben den Text nicht auf. Daß die EGW ihn in G’s Werke einbezieht, ist Michael Engelhard zu verdanken, der K.M. auf den Text aufmerksam machte. Dessen Echtheit untermauern die Z, die eindeutig G’s enormen persönl. Einsatz beim Umbau des Hoftheaters beweisen, speziell um Schillers Bühnenwirksamkeit zu erhöhen. Doch bekunden die Z auch Schwierigkeiten durch Geldknappheit, Widersacher u. Streitigkeiten hinter den Kulissen. So nutzte G die Anonymität, um die sehr vortheilhafte Veränderung und Erneuerung des Schauspielhauses zu propagieren, wofür auch galt, was er am 6. Okt 1798 an Schiller schrieb: Da ich mich einmal auf das Element der Unverschämtheit begeben habe, so wollen wir sehen wer es mit uns aufnimmt. (Dort mit Bezug auf die Vorrezension von Wallensteins Lager.) Vgl. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“, EGW 4, 170−74, und „Weimarischer neudecorierter Theatersaal. Dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller.“ 2 ) Während seines Stuttgarter Zwischenaufenthalts übergab G dem Kaufmann u. Kunstkenner Gottlob Heinrich Rapp einen Empfehlungsbrief Schillers. Rapp führte ihn in die Ateliers der Stuttgarter Künstler, die sich Schiller verbunden fühlten. Vgl. zum Aufenthalt in Stuttgart vom 30. Aug − 6. Sept Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 283−320). 3 ) Die in den Werkstätten der Stuttgarter bildenden Künstler gewonnenen Eindrücke ließen G an die architektonischen u. dekorativen Bedürfnisse beim Weimarer Schloß u. Hoftheater denken.

392 Sept

HOFTHEATER ZU WEIMAR

1797

1. [Stuttgart] Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 295f.): Den 1. Septem-

2.

5.

6.

Nov 27.

ber war ich mit Professor Dannecker in H o h e n h e i m . . . der Garten sowohl als das Schloß, ist eine merkwürdige Erscheinung . . . Eine einzige altgothisch gebaute . . . Capelle wird jetzt von T h o u r e t , der sich lange in Paris und Rom aufgehalten und die Decoration studirt hat, mit sehr vielem Geschmack ausgeführt1). . . [Stuttgart] Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 302f.): Den 2. September . . . besuchten wir den Professor Thouret, bei dem ich verschiedne gute Sachen sah . . . Ich werde nach diesem und nach der Zeichnung, die ich in Hohenheim von ihm gesehen, rathen, daß man bei Decorirung unseres Schlosses auch sein Gutachten einhole. [Stuttgart] Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 308): Früh im großen Theater.2) Ich sah daselbst verschiedene Decorationen . . . Professor [V. W. P. v.] H e i d e l o f f besorgt gegenwärtig die Theatermahlerei. Maschine, um das Parterre in die Höhe zu heben . . . [Stuttgart] Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 310f.): Früh besuchte mich Herr Professor Thouret, mit dem ich über die architektonischen Decorationen sprach. Dazu kam Professor Heideloff, der leider sehr an den Augen leidet . . . Darauf ging ich mit Thouret, sein Modell zum Ovalsaal in Stuttgart zu sehen, das im Ganzen gut gedacht ist; nur wäre die Frage: ob man den Übergang von den langen perpendikularen Banden, der mir zu arm scheint, nicht reicher und anmuthiger machen könnte. Ich ging alsdann mit ihm . . . das Schloß zu besehen, wo ich nichts Nachahmungswerthes fand, vielmehr unzählige Beispiele dessen, was man vermeiden soll . . .3) [Weimar] An G. H. Rapp (Konzept; Br 12, 364f.): Auf beyliegende Anfrage wünschte ich eine baldige Antwort, um sie unserer Schloßbau Commission vorlegen zu können. Herr Professor Dannecker, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, übernimmt ja wohl mir solche zu verschaffen . . . [Beilage:] Man wünscht zu wissen was Herr Professor Thouret verlangt, wenn man die Decoration zu ein halb Dutzend Zimmern bey ihm bestellte? Es versteht sich daß man keine ausgeführten Zeichnungen erwartet, sondern nur so viel als nöthig ist um die Maße der Eintheilungen im Ganzen, so wie die Formen der einzelnen Glieder deutlich vor sich zu sehen, eben so ist es mit den Farben und andern 1

) Es war G’s Idee, den Stuttgarter Architekten u. Maler Nikolaus Friedrich Thouret, der wie Schiller die Hohe Carlsschule besucht hatte, für den Weimarer Schloß- und Theaterumbau anzuwerben; s. das folgende Z. 2 ) G’s Interesse dafür hing auch mit dem geplanten Umbau des Weimarer Hoftheaters zusammen. 3 ) Im folgenden ausführliche Gespräche mit Thouret über Dekorationen des Weimarer Schlosses, z. B. bei dem Appartement unserer Herzogin, dessen Lage ich ihm bezeichnete . . . (W 34.1, 314−20).

1797

HOFTHEATER ZU WEIMAR

393

Bestimmungen. Sowohl die Wände als Decke und Fußboden würden angegeben und Muster zu passenden Meublen mit beygefügt. Bey der Übersendung der nöthigen Risse würde man einige allgemeine Anmerkungen, welche den Künstler bey seiner Arbeit leiten können, hinzufügen.1)

1798 ⎯ Apr

⎯ (s. „Weimarischer neudecorierter Theatersaal“: Tag- und Jahres-Hefte gD) 8. An N. F. Thouret (Konzept; Br 13, 112): Mit besonderm Vergnügen,

werthester Herr Professor, ersehe ich aus Ihrem Briefe daß Sie zu Ende Aprils bey uns [in Weimar] einzutreffen gedenken, und wünsche nur daß Sie durch nichts abgehalten werden mögen Ihre gefällige Zusage zu erfüllen . . . wir werden Ihnen danken wenn Sie einen tüchtigen Quadrator vermögen sich bey uns niederzulassen,2) nur müßte er unverheirathet seyn, weil es wohl leichter seyn möchte Männer aus jenen Gegenden als Frauen zu uns zu verpflanzen. 10. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 225): Ich höre von meinem Schwager [W. v. Wolzogen] der heute hier war, daß Touret nun nächstens kommen wird.3) Mai 26. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 66): Gestern ist . . . Thouret angekommen . . .4)

1

) G gewann Thourets Mitwirkung nicht allein für den Wiederaufbau des 1774 verbrannten Weimarer Schlosses, sondern auch zum Umbau des Weimarer Theaters; s. die nächsten Z. 2 ) Am 7. Apr 1798 hatte G an die Schloßbau-Kommission geschrieben (Br 13, 111): pro Voto. Beyliegenden Brief erhalte ich von Professor Thouret. Seine Ankunft zu Ende dieses Monats ist uns ganz erwünscht, um so mehr da er Zeit hat länger da zu bleiben und sogar die Ausführung einzuleiten. So möchte es auch wohl nützlich seyn einen tüchtigen Quadrator herzuziehen, welches ein Mann ist der die genaue Ausführung der vorgeschriebenen Stuckaturarbeit, die Ziehung der Gesimse, das Einsetzen der gegoßnen architektonischen Zierrathen versteht und selbst zu arbeiten weiß. Sollten meine hochgeehrtesten Herren Mitcommissarien hierinne mit mir einerley Meynung seyn, so würde ich auch über diesen Punct mit der nächsten Post eine beyfällige Antwort ablassen. − Die zustimmenden Voten der Schloßbau-Kommission (J. C. Schmidt, C. G. Voigt und W. v. Wolzogen) erfolgten daraufhin. 3 ) N. F. Thouret traf am 25. Mai in Weimar ein. 4 ) Vgl. G an C. G. Voigt, 27. Mai 1798 aus Jena (Br 13, 158f.): Haben Sie die Güte mir gelegentlich anzuzeigen, wie sich Thouret anläßt. Wenn ich mich nicht irre, so ist er bei seiner Geschicklichkleit resolut und expedit, Eigenschaften die wir in dem gegenwärtigen Falle sehr brauchen. Nehmen Sie ihn doch im Gespräche einmal vor und hören, wo es hinaus will. − C. G. Voigt an G, 27. Mai 1798 (SchrGG 54, 72): Von Herrn Thouret habe ich weiter noch nichts vernommen . . . − C. G. Voigt an G, Weimar, den 2. Pfingsttag 1798 [28. Mai]: Von Thouret höre ich noch nichts. Auf den Mittwoch will ich Wolzogen sagen, daß er ihn mir bekannt machen soll, was er schon getan haben könnte, wenn er nicht allzu gern einseitig handelte (SchrGG 34, 72f.).

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Mai 26. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/21 Bl. 224): Der Studgarder Mahler [J. F. C. Heideloff]1) ist angekommen und wurde mir von dem Baumeister sehr gelobt. Juni

3. Abends Thouret und Haidlof [J. F. C. Heideloff].

Juli

5. Idee wegen der Veränderung des Theaters mit Prof. Thouret und Bau-

meister Steiner2) im Comödienhause. 13. An G. H. Rapp3) (Konzept; Br 13, 204): Herr Prof. Thouret ist bey uns in der lebhaftesten Thätigkeit und wird manches schöne Andenken zurücklassen.4) 14. [Weimar] Luise v. Sachsen-Weimar-Eisenach an G (GSA 28/22 Bl. 320): Sollte es ihnen vielleicht gelegen seyn, heute um 12, die Riße, wovon Sie neulich die Güte hatten, zu schreiben, mir zu zeigen.5) 14. Gegen Mittag zu Durchl. der Herzogin den Riß [von Thouret] zum

Neuen Theater vorgelegt. Verschiedne Besorgungen zu diesem Zweck. 14. An Schiller (Br 13, 205f.): Der Riß [von Thouret] zum neuen Theater

ist nun bestimmt, ja sogar auf dem Fußboden schon aufgezeichnet und nächste Woche wird wohl angefangen werden. Der Gedanke ist sehr artig und anständig und wenn das Ganze zusammen ist wird es gewiß gefallen. Es gehen etwa zweyhundert Menschen mehr hinein als bisher und wird doch bey weniger zahlreichen Repräsentationen nicht leer aussehen.6) Ich denke auch wir wollen zur rechten Zeit noch fertig werden. Ich will nun alles möglichst zu ordnen und einzuleiten suchen und sobald als möglich wieder zu Ihnen [nach Jena] hinüber kommen . . . 15. Zusammenkunft wegen dem neuen Theaterbau. 15. An Schiller (Br 13, 206f.): Der Plan zur Decoration des Theatersaals ist nun regulirt, morgen geht die Arbeit selbst los.7) Wenn es beysammen 1

) Der Stuttgarter Maler Johann Friedrich Carl Heideloff, Bruder von Viktor H.; er blieb in Weimar u. wurde dort 1811 Hofmaler. 2 ) Die Zusammenarbeit des Weimarer Baumeisters Johann Friedrich Rudolf Steiner mit Thouret erwies sich als problematisch. 3 ) Vgl. oben 30. Aug 1797: Reise in die Schweiz 1797 m. Anm. 2 u. 27. Nov 1797: an Rapp. 4 ) Das bezog sich zunächst vor allem auf das Weimarer Schloß, doch bald auch aufs Hoftheater. 5 ) Vgl. die beiden folgenden Z. 6 ) Um auf G’s Wunsch zusätzliche Sitzplätze zu gewinnen, sorgte Thouret dafür, daß das Theater außer dem bisherigen Parterre noch einen auf einem Säulenhalbkreis lagernden Balkon erhielt. (Zum Umbau s. nähere Angaben in GT 2.2, 621.) − Laut Paul Faerber: Nikolaus Friedrich von Thouret. Ein Baumeister des Klassizismus. Stuttgart 1949, 60, blieb von Thourets Zeichnungen für den Umbau des Weimarer Hoftheaters nur eine Grundrißdarstellung erhalten, die veröffentlicht wurde in Karl Gotthardt Langhans: Vergleichung des neuen Schauspielhauses zu Berlin mit verschiedenen ältern und neuern Schauspielhäusern in Rücksicht auf Akustische und Optische Grundsätze. Berlin 1800, Bildanhang. 7 ) G hatte dafür gesorgt, daß Landsleute Schillers am Weimarer Theaterumbau maß-

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ist wird es recht artig aussehen und bequem seyn, mich aber wird es große Aufopferung kosten, denn das nächste Vierteljahr, wenn es mir auch nicht ganz verloren geht, wird durch dieses Unternehmen doch sehr zerstückt. Juli 16. An Knebel (Br 13, 213): Ein zur Decoration des Schlosses berufner, geschickter Stuttgardter Künstler, Professor Thouret, hat auch eine Zeichnung zur Decoration des Theatersaals gemacht, die wir in der Geschwindigkeit auszuführen gedenken. 16. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 253): Zu der Verbeßerung im Theater gratuliere ich. Wollte Gott wir könnten dieser äusern Reforme auch mit einer innern im dramatischen Wesen selbst entgegen kommen. Mein Schwager [W. v. Wolzogen] der gestern hier war, rühmt die Anlage auch sehr, er meinte aber, daß man über die Festigkeit nicht ganz sicher wäre.1) 16., 17. Theater u. Schloß bau. 18. An Schiller (Br 13, 219): Mit unserer Theateranlage geht es lebhaft

fort, sie wird gewiß artig und gewiß auch fest. Es scheint ein unverbrüchliches Naturgesetz zu seyn: daß sich jeder Thätigkeit eine Negation entgegen setzt. Man wünschte so lange eine beßre Einrichtung und jetzt, da die Anstalten dazu gemacht sind, werden Zweifel erregt und herumgetragen, um die Menschen, die wenigstens künftig bequem sitzen werden, durch eine Sorge für ihre Hälse zu incommodiren.2) Da es aber nur ein altes Märchen ist das sich repetirt, so kann man es wohl geschehen lassen. 18. [Ilmenau] Knebel an G (G−Knebel 1, 182): Mich freut es, daß Euer Weimarisches Theater so schöne Dekorationen bekömmt, und wünschte sie wohl einmal zu sehen. 19. Theater, Schloßbau. 20. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 255): In Ihrem theatralischen Bauwesen werden Sie Sich durch die Bedenklichkeitskrämer nicht irre machen laßen. Ich berührte jenes Dubium3) auch bloß deswegen, weil mir gesagt wurde, daß Thouret selbst sich so geäussert habe. 23. Früh Beseitigung einiger Frictionen beym Theaterbau.4) geblich beteiligt waren, die sich ihm auch als ehemalige Absolventen der Hohen Karlsschule verbunden fühlten. ) Zu G’s Entgegnung auf dies Gerücht vgl. 18. Juli: an Schiller m. Anm. 2 ) Entgegnung auf die von Schiller am 16. Juli (s. d.) geäußerten Zweifel, die W. v. Wolzogen diesem übermittelt hatte, daß man über die Festigkeit nicht ganz sicher wäre. Zugleich indirekter Hinweis auf Widerstände, u. a. durch den eigenwilligen Bürochef des Hoftheaters, F. Kirms, der zu verborgener Cliquenbildung neigte. Vgl. Effi Biedrzynski: Goethes Weimar. Zürich 1993, 235. 3 ) Die am 16. Juli erwähnten gerüchtweisen Zweifel an der architektonischen Sicherheit des Theaterbaus. 4 ) Sie ergaben sich durch Anfeindungen einheimischer Bauleute gegen den Architekten Thouret. Schon H. Meyer hatte in seinem Brief an G vom 9. Juni 1798 Einwendungen gegen Thouret erwähnt: doch scheint er mir der Mann, welcher Einwendungen ertragen kann (SchrGG 34, 41). 1

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Juli 25. An Schiller (Br 13, 228): Alle Tage erliege ich schier der Versuchung

wieder zu Ihnen [nach Jena] zu kommen, doch der strömende Lauf unserer kleinen Unternehmungen hält mich jedesmal ab. In 14 Tagen soll das innere Gerippe unserer neuen Theatereinrichtung schon stehen, die kannelirten Säulen sind unter der Condition verdingt daß sie den 7. August zur Stelle geliefert werden und was der Späße mehr sind. Thouret und Haidlof1) mahlten am Vorhange. Schaffen Sie uns nur jetzt noch den Wallenstein zur Stelle.2) [vor 26.] [Weimar] Eliza Gore an Goethe (GSA 28/22 Bl. 339):3) Monsieur venant d’apprendre les changemens favorables projette´s pour le theater, ou `, l’on vu [?] certaines [unleserlich verwischter Text] des loges. Je prends la liberte´ de vous demander (au cas que leur destination ne soit pas de´ja` de´cide´e) si vous ne puissiez pas avoir la bonte´ de faire, ensuite, que nous en ayons une b o n n e , p o u r n o u s − que nous prendrions voluntiers pour la saison − si ce n’est pas une indiscre´tion, Je vous demanderais la faveur de vous voir un moment, le plan, en nous recommandant [?] a votre souvenir en cet occasion. J’ai l’honneur de [danach Umbruch auf Rs] − vous souhaiter bien le bon jour [?] avec bien des − voeux de la part de ma soeur Eliza Gore ce vendredi midi 26. Bei Goors [Gores] mit den Rissen des Theaters.4) 28. Im Theater und Schloß. 30. Im Schloss und Theater. Aug

1. Verschiednes v. Schloß u Theaterbau. 3. [Jena] Briefverzeichniss 1798 (Br 13, 435): [Sendung an:] Geh. R.

Voigt über Haidlof mit einem Aufsatz denselbigen betr., weg. der Policey u. andern Anstalten in Jena bezügl. auf einen Brief des Herzog.5) 3. [Jena] An F. Kirms (Br 13, 238f.): Ich habe nach verschiedenen Negotiationen endlich mit dem Maler Haidlof auf 7 Thaler die Woche convenirt, lassen Sie ihm doch morgen drei Wochen auszahlen, man kann annehmen, daß er so lange für’s Theater gearbeitet hat. Haben Sie überhaupt die Güte, auf die Fortsetzung des Baues mit allem Eifer zu treiben, ich denke wir werden ja noch zur rechten Zeit fertig. 4. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/22 Bl. 362): Ich werde nach Ew. HochWohlgeb. Befehl dem [J. F. C.] Heideloff heute Nachmittag die Zahlung leisten. Wie steht es aber mit seiner Beköstigung, wenn Herr Thouret fort seyn wird, und mit seinem Quartier? Ich bitte dieses zeitig auszugleichen . . . Der Bau im ComödienHauße geht noch immer seinen raschen Gang.

1

) J. F. C. Heideloff, den Thouret aus Stuttgart mitgebracht hatte. ) Mit der Uraufführung von Wallensteins Lager sollte das renovierte Weimarer Theater am 12. Okt 1798 wiedereröffnet werden. 3 ) Inhaltsresümee in RA 2, 381, Nr. 1378: Sie habe erfahren, daß man im Theater Logen einbauen wolle, und bitte G, ihrer Familie zu einer solchen zu verhelfen. 4 ) Vgl. das vorige Z u. zu den Rissen des Theaters oben 14. Juli 1798: an Schiller m. Anm. 5 ) Dazu SchrGG 54, 413.: (Briefverz.). Haidlof: Der Maler Johann Friedrich Carl Heideloff aus Stuttgart war an der Ausgestaltung des Schlosses und des Theaters beteiligt. 2

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4. [Weimar] C. F. C. Steiner1) an G (GSA 28/22 Bl. 361): Unterthänige Relation! Im Comoedien Hause ist 1.) das Gerüste der unteren Gallerie, bis auf einige wenige künftige Woche noch aufzulegende Balken, völlig zu Stande. Ueber denselben sind 2.) an der Gartenseite acht runde Säulen für die obere Gallerie mit ihren Blattstücken aufgerichtet. Welches in Künftiger Woche nur Theilweise geschehen kann; weil queer für die mit auf die Säulen zu legende Balken, Riegel nach der Höhe der Säulen, in der hintern Wand einzulegen sind. Es wird jedoch die Errichtung dieser Gallerie, da bereits der Anfang damit gemacht ist, künftige Woche geendet werden. 3.) Ist die alte Gallerie größten theils abgetragen; welche Abtragung, so wie die neue Gallerie nach und nach errichtet wird continuirt. 4.) Die Niesche für den Ofen des Orgesters [Orchesters] ist in Arbeit genommen, und wird gegen die Mitte künftiger Woche nebst Ecke fertig. In künftiger Woche werden obige unvollendete Arbeiten fortgesetzt; und mit der Breterbeschlagung der untern Gallerie auch Ausbeßerung des Fußbodens der Anfang gemacht; desg.[leichen] werden die Decken der äußeren Gallerien, in welchen die Treppen und Eingänge befindlich, abgetragen, und sodann mit Aufrichtung der neuen durchgehenden Säulen, zur Verstärkung der Haupt Wand, fortgefahren. 5. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 86f.): Der Bauverwalter wird das verlangte Papier überbracht haben . . . H e i d e l o f f s Sache will ich in Ordnung bringen. 7. [Jena] An C. G. Voigt2) (Br 13, 241f.): We g e n H e r r n T h o u r e t s

R e m u n e r a t i o n [ Vergütung ] . Da man sich über dieselbe voraus zu entschließen hat, so habe ich meine Gedanken zur Prüfung vorlegen wollen. Um einen Maßstab zu haben ließ ich mir einen Auszug geben: was Herr Schurich3) aus Dresden, für die zum Römischen Haus-Bau verfertigte Decorationszeichnungen erhalten habe. Nach Beyliegendem Billet des Lieutenant [J. C. G.] Vent betrug das Honorar 260 Rthlr., welche ihm für ausgeführte Zeichnungen von 4 Zimmern, so wie der dazu nöthigen Meubles abgereicht wurde. Herr Professor Thouret hat bis jetzt die Zeichnungen zu 5 Zimmern, obgleich noch nicht völlig im reinen, und ohne Meubles vorgelegt, so daß vielleicht dadurch beyde Arbeiten einander balanciren möchten. Rechnet man dagegen, daß Herr Schurich nur 5 Wochen, Prof. Thouret aber, mit der Reise, auf 3 Monate uns widmet, daß der letztere bey der Ausführung des runden Zimmers und der Decke des Entreezimmers thätige Hülfe geleistet und anhaltende Aufsicht geführt, daß er eine Zeichnung zur innern Einrichtung des Theaters gefertigt, und sowohl beym mahlen des Vorhangs als sonst Hand mit angelegt, daß er uns ferner durch Mittheilung von Stukatur Modellen künftig manchen Vortheil verschaffen kann; so wird es wohl eine mäßige Remuneration seyn wenn man ihm 400 Rthlr. bey seiner Abreise auszahlt und etwas proportionirliches für seine Hinreise 1

) Der Weimarische Architekt u. Baurat Carl Friedrich Christian Steiner (auch Steinert), der Sohn von J. F. R. Steiner, s. oben 5. Juli 1798: Tgb m. Anm u. unten: 10. Aug 1798: J. F. R. Steiner an G. 2 ) G’s Tgb-Notiz vom 7. Aug: Expedition nach Weimar bezieht sich auf diesen u. den Brief an H. Meyer gD. 3 ) Der Dresdner Architekt u. Zeichner Christian Friedrich Schuricht war als Innenarchitekt des Römischen Hauses beschäftigt worden.

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Aug

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vergütet, da die Herreise schon bezahlt ist. Die Auszahlung geschähe aus der Schloßbaucasse und man würde künftig nach einem billigen Ermessen von Seiten des Theaters vielleicht etwas zu ersetzen haben. 7. [Jena] An H. Meyer (Br 13, 244): Nächsten Sonntag den 12. hoffe ich Sie mit Professor Thouret hier zu sehen. Gehen Sie doch diese Woche ein wenig ins Schloß und ins Theater und sehen Sie wohin die Sache realiter und personaliter etwa hinaus will, damit wir bey der Conferenz ohngefähr wissen was zu erwarten und zu thun steht, und daß Sie mir Ihr eigenstes Gutachten in der Stille eröffnen können. 8. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/22 Bl. 378): Herr Horni [K. Horny] meldet mir alleweiln, daß H. Thouret ihn ersucht, am übrigen beym Vorhange, wie auch im Comödien Hauße mahlen zu helfen. Auf Befragen meinte derselbe: er verlange nicht mehr als was er beym römischen Hauße erhalten habe, nehmlich 1 r.[Thlr.] 8 g.[r.] täglich. Nun bekomt Heidelof nur 1 r täglich, daher Ew. Hochwohlgeb. davon Anzeige thue und um baldige Resolution bitte . . . [Über die Lauchstädter Bühne] Nun mehro giebt es immer mehr Lerm im ComödienHauße. Die Decke im Corridor ist nunmehro herunter, und mit Ende der Woche wird der Zimmermann Plaz machen.

8. [?] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 50): Im Theater bin ich schon verschiedene Mahle gewesen, ohne jedoch den Baumeister Steinhart [J. F. R. Steiner] gesprochen zu haben; es rückt auch vor. Thouret hat sich und uns Hindernisse gemacht dadurch, daß er sich überworfen. Sein Vorhang ist beynahe fertig. 9. [Jena] An F. Kirms (Br 13, 244f.): Horny’s Mitarbeit bei der neuen

Theater-Einrichtung brauchen wir freilich höchst nöthig. Es ist wahr, er hat bisher jeden Arbeitstag 1 Thlr. 8 gr. erhalten, welches die Woche 8 Thlr. macht; Haidlof erhält wöchentlich 7 Thlr., welches auf den Arbeitstag 1 Thlr. 4 gr. macht. Ich wünschte daß Horny bei der jetzigen Arbeit, die doch eine Zeitlang dauert, sich mit eben dem Honorar begnügte, da, so viel ich voraussehe, doch mehr Anstreicher- als MalerArbeit dabei seyn wird. Allenfalls könnte er auch seine Zettel auf 7 Thlr. wöchentlich machen und man verspräche ihm den 8ten am Ende, als Gratial und Nachschluß. Doch überlasse ich Ew. Wohlgeb. völlig die Sache nach den Umständen zu arrangieren, denn freilich können unsere Künstler, wenn sie für Bertuch arbeiten wollen, es in der Woche hoch genug bringen, deswegen ich auch den Fremden anstellte, weil man ihnen nicht einmal einen Gefallen thut, sie außer ihrem gewöhnlichen Gleise zu beschäftigen. Leben Sie recht wohl und überstehen Sie glücklich die wilde und schmutzige Epoche des Theaterbaues; in kurzer Zeit wird es darin desto freundlicher werden. 9. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/22 Bl. 379): Wenn das, was in unsern Comödien Haus Saal gesagt worden in einem Saal der noch einmahl so groß wäre, in gehöriger Ausdehnung stehen würde, so würde man sagen können, es sey Verhältniß in dem Bau. Ew. HochWohlgeb. habe ich meine Bemerckung, daß wo 3 Säulen jezt stehen 2 noch zu viel gewesen seyn würden, nicht vorenthalten, und damit glaube ich meine Pflicht gethan zu haben, jezt nehmen aber die Bekleidungen just noch Handebreit mehr Raum ein als die Säule selbst, und das ist zu arg. Ich kann es nicht verbieten, ich kann aber auch nicht hart arbeiten laßen, bis Ew. HochWohlgeb. Selber kommen, sehen und

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modificiren, oder sagen, es soll so seyn. Wir bauen ja das Parterre für die Zuschauer und nicht zur schönen Aussicht für die Schauspieler. Vielleicht entschließen Ew. HochWohlgeb. sich in diesen Tagen Selbst herüber zu kommen, um das weitere zu reguliren.

Aug 10. [Jena] An Christiane (Br 13, 246): Sonntag fährt Herr Meyer zu mir

herüber mit Prof. Thouret. 10. [Weimar] J. F. R. Steiner an G (GSA 28/22 Bl. 380): Gestern wurden die ersten Bekleidungen der Arcaden par Törre [= Parterre] im Comoedien Hause angeschlagen, welche aber von H.[errn] Hoff-Kammer Rath Kirms, viel zu starck gefunden, und von selbigen verlangt wurde daß sämt. Bekleidungen verschwächt und unter 15 zol. ˆ [Quadrat] gemacht werden solten. So wenig H.[err] Profeßor Thouret welcher gegenwärtig war, wolte dazu was sagen als auch ich selbst, und ich erwarte also Ewr Hochwohlgeb. Befehle wie ich mich hiebey zu benehmen habe, mercke jedoch unvorgreiflich an; daß die Verschwächung der Arcaden Pfeiler nicht allein viele Arbeit verursachen, sondern auch a proportion der obern Canulirten Säulen werden alsdann zu schwach ins Auge fallen mögten. So viel hat Thouret nachgegeben, daß nach dem Kern des stärcksten Pfeilers die Bekleidungen fortgesetzt werden könten, wodurch den[n] selbige statt 15′. nur 14 zol. ˆ werden, und ich halte dafür daß dis alles ist, was nur geschehen kan, vorzüglich da mir jede Minute kostbar ist und ich würcklich auf Abänderungen nicht gerne die Zeit verschwenden mögte. Ich erwarte über dem Vorgang gnädige Verhaltungs-Befehle und beharre mit unterthänig. Respeckt. 10. [Jena] Briefverzeichnis (Br 13, 435): [An] Baumstr. Steiner Wegen des

Maßes der Pfeiler . . . [An] Hofk. R. Kirms weg. einiger Theatereinrichtungen. 11. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 51): Die Aussicht auf morgen, Sie zu besuchen, erfreut mich sehr . . . Im Theater geht’s rasch. Sie werden durch ein Schreiben des Hofkammerrath Kirms erfahren haben, wie er in Verzweiflung ist. Über dieses alles aber werden wir mündlich uns einander näher mittheilen. 11. [Weimar] C. F. C. Steiner an G (GSA 28/22 Bl. 387. 3901)): Unterthänige Relation: Im Comedien Hause sind 1.) die beyden neuen Gallerien nun vollig errichtet; und der Bildhauer Schmidt,2) hat die Capitäler der Säulen für die obere Gallerie am 9ten huj. in Arbeit genommen. 2.) Sind die Tischer Meister [J. G.] Johler und Taubert,3) junior ersterer an die Ausbeßerung des Parterre Bodens, und letzterer zur Bekleidung der untern Gallerie Pfeiler, ebenfalls desgl huj. angestellt worden. 3.) Ist die Nische des Orgesters fertig; und die Maurer sind jezt an der Ausmauerung, der, wegen Einlegung der neuen Gallerien-Gebälke ausgeschlagenen Fache. 4.) Ist das Proscenium von den Zimmerleuten in Arbeit genommen; und bereits der untere Theil desselben, zu beyden Seiten errichtet. Außer den eben erwähnten, und noch fortzusezzenten Arbeiten, erhält in künftiger Woche die Ovale Öffnung der Saal Decke, ihre bestimmte Giebel Form; und die Tüncher fangen mit künftigen Montag an, die Decke und Wände in Ordnung zu bringen, wie auch das Gesims über den Proscenium zu gießen. Auch wird mit der Leinewand Ueberziehung, der unteren Gallerie Pfeiler und Bögen, in künftiger Woche der Anfang gemacht. 12. [Jena] Besuch von Prof. Meyer und Thouret [wegen des Theater- und

Schloßumbaus]. 1

) Blatt 390 enthält eine Skizze. ) Der auch beim Schloßbau beschäftigte Bildhauer war bis 1807 in Weimar ansässig. 3 ) Johann Gottfried Taubert war ein Tischlermeister in Weimar; mit Taubert junior ist wohl ein Sohn von ihm gemeint. 2

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Aug 13. [Jena] Früh die Theatersachen. 13. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/22 Bl. 393f.): . . . Was Ew. HochWohlgeb. gewöhnlich reguliren, ist mir immer recht, wie Sie wissen: auch wird das neue Parterre, ob es gleich sehr enge wird, architectonisch schön seyn; ich rede aber nie gegen meine Uberzeugung, und bleibe dabey, H.[err] Th[o]uret hat nicht zweckmäßig gearbeitet, wir verlieren viel mehr Plaz, als wir gewinnen. Es ist indessen geschehen! mündlich ein Mehreres. Man kann die Treppe in die Logen und auf die Gallerie wie der auf den zeitherigen Platz bringen, doch so dass der Eingang auf leztere zwischen der StubenThüre und der Boden Treppe sey, wodurch wir recht viel Plaz zur Garderobe bekommen. Sollten Sie die Zuschauer aus der Loge diese Treppe nicht gerne mit herunter gehen laßen wollen, so wird noch eine Treppe hinten bey der jetzigen Caße angelegt werden können. Künftigen Freytag über 8 Tage, als am 24 August welches auch der Geburts Tag meiner guten Mutter ist, wo sie in’s 76ste tritt, soll der Hochzeit Tag meiner Niece seyn. Es wird ihr und allen Anwesenden gewiss eine grosse Ehre und Freude seyn, wenn Ew. HochWohlgeb.: con amore dabey seyn wollten. Ich bin so frey bey Ihnen für mich deshalb an zu fragen, ob Sie wohl eine Einladung dieserhalb nicht ausschlagen würden? . . . Bey Eröfnung des neuen Schauspielhaußes sollte auch mit etwas imponirenden die Bühne wieder eröfnet werden. Wäre Götz von Berlichingen dazu nicht das schönste Stück? H.[err] Vulpius hat es schon einmahl für die Bühne bearbeitet: jezt käme es lediglich darauf an, daß Sie noch den Griffel ansezten. − Eben da ich vom Bau komme und man nun schon eben herum gehen kann, finde ich, daß viele Menschen auf den ersten Platz gehen: Schade aber daß auf diesen Plaz wenige Menschen gehen werden. Ich habe noch neuere Ideen, wie die böse untere korpulente Säulen Reihe einigermaaßen genuzt werden könnte . . . 13. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 89): Ob die Gesellen gebetenermaßen einquartiert werden sollen? Z w e i t e n s wünsche ich, wenn Herr Prof. Thouret nun abgehet, wegen seiner Reisekosten informiert zu sein. Herwärts hat er schon 259 Rtl. 22 gr. erhalten. Herr Praeses Cameralis zielte darauf, daß doch wohl rückwärts eine billige Abkunft statthaben würde. Übrigens trug er mir sein Kompliment auf und wollte haben, ich sollte Ihnen schreiben, daß Sie abnehmen würden, wie hoch er Ihre Beschlüsse ästimiere, da er sich gegen diese Zahlungen keine weiteren Erinnerungen erlaube. (Doch sagte er mir zugleich, daß er vorgestern abends, als ich vorher die Sache mit ihm besprochen gehabt, davon nicht habe einschlafen können.) Wie dem auch sei, so bin ich gut mit diesem alten Freund übereingekommen, wenngleich sein Maßstab in Schätzung eines Künstlers mit dem unsrigen nicht übereinstimmt. Er war besonders auch in Sorge, daß das Hofamt die Kost zu teuer anrechnen möchte, so wie es z.B. die Bouteille Selterser Wasser mit 9 angesetzt habe, die nur 4 gr. koste usw. D r i t t e n s , den modum betreffend, um die Thouret- und Heidloffschen Zahlungen zu besorgen, so wäre wohl am besten, bloß auf a u t o r i s i e r t e Q u i t t u n g e n , ohne spezielle Verordnungen an den Rechnungsführer, zu prozediren. So laufen die Dinge weniger durch die Kanzleien und bleiben unter uns. Da ich nicht anders weiß als Herr Prof. Thouret gehet den 17. d. M. ab, so bin ich dadurch veranlaßt, mich in Zeiten um Dero Gesinnungen über die vorstehenden Punkte zu erkundigen. 14. [Jena] An F. Kirms (Br 13, 251f.):1) Es freut mich, daß Sie durch eine

Promenade auf unserm ersten Platze einigermaßen consolirt worden sind, denn Sie wissen wie wünschenswerth mir Ihre Zufriedenheit ist. Denn freilich von dort muß man künftig unser Theater sehen und ich bin überzeugt, daß, wenn alles beisammen ist, so wird der Saal ohn1

) Diplomatische Antwort auf Kirms Brief vom 13. Aug (s. d.).

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geachtet seiner Kleinheit auf eine angenehme Weise imponiren. Freilich wird man jetzt irre, wenn man unten den großen leeren und gewissermaßen unnützen Raum sieht. Daß wir Platz verloren hätten, war mathematisch unmöglich, er ward nur von unten nach oben transportirt und ich hoffe die Idee soll current werden und das Publikum selbst wird fühlen, was an Anstand, Artigkeit und Bequemlichkeit gewonnen ist, und heraufbegeben wird man sich nach und nach auch. Lassen Sie uns nur darüber gleiche Sprache im Publico führen, das ein für allemal determinirt sein will und bei aller anfänglichen lebhaften Opposition sich doch zuletzt in die Sachen findet. Sie werden sehen, wenn Alles zusammen kommt, was es für einen schönen Anblick machen wird und wie gern sich die geputzten Leute drinne produciren werden.1) Daß nicht bei längerm Nachdenken und Durcharbeiten die Sache noch günstiger hätte ausfallen können, davon will ich die Möglichkeit nicht leugnen, ob ich gleich selbst für den Augenblick es nicht anzugeben wüßte. Ich überschicke hier die Risse nebst einem kleinen Aufsatze, worüber ich bitte, mit dem Professor Thouret und dem Baumeister Steiner zu conferieren. Vielleicht nähert sich die von mir vorgeschlagene Idee der untern Loge der Ihrigen und wir können sie noch reifer werden lassen. Zu Ende der Woche denke ich nach Weimar zu kommen . . . Aug 19. [Weimar] Theater und Schloß. 20. Desgleichen. 21. früh im Theater und Schloss. 21. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal“: Schiller an G gD) 22. An Schiller (Br 13, 256): . . .2) Wenn Sie recht klopfen, sägen, häm-

mern, hobeln hören wollen so sollten Sie sich jetzt Tags ein paar Stunden ins Theater setzen. Es geht sehr rasch und wird recht artig werden. 23. An Knebel (Br 13, 257): Mich beschäftigt gegenwärtig die neue Einrichtung des Schauspielhauses, das, wie ich hoffe, ganz anständig und lustig aussehen wird. 24. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 266): . . . vielleicht komme ich nächste Woche auf einen Tag, und sehe dann vielleicht auch das theatralische Bauwesen. 25. im Theater 25. An Schiller (Br 13, 258): Ich habe so eben unsern Theaterbau besucht,

wo alles sehr rasch geht. In der Mitte der künftigen Woche wird die 1

) Anklang ans Vorspiel auf dem Theater (Faust. Eine Tragödie, 119f.): [Director:] Die Damen geben sich und ihren Putz zum besten Und spielen ohne Gage mit. − Dieses Vorspiel scheint ursprünglich zur Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters bestimmt gewesen zu sein, ehe G Mitte Sept zugunsten eines Vorspiels zu Wallensteins Lager entschied. 2 ) Vorausgehendes über den am Vortag von Schiller in Aussicht gestellten Abschluß von Wallensteins Lager (SNA 29, 264).

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Decke fertig, das leichte Gerüst herausgenommen und der größte Schmutz getilgt seyn, alsdann wird man sich schon einen Begriff von der Intention machen können. Ich hoffe es soll deswegen auch recht artig werden, weil von gewissen Plätzen aus das Publikum sich wechselsweise selbst sieht, auch werden sehr viel Menschen hinein gehen. Es wäre sehr artig wenn Sie uns bald besuchten . . . der Bau würde Sie des Tags ein paar Stunden unterhalten. Vielleicht gäb Ihnen auch der Anblick eines Theaters neue dramatische Anlässe. Aug 27. An Schiller (Br 13, 259f.): Indem ich Ihren Boten erwarte so finde ich daß ich Sie noch einmal aufmuntern sollte herüber zu kommen . . . denn . . . 2) Wird Sie der Theaterbau unterhalten . . . Wie die Sache mit dem Theater gegenwärtig steht kann ich nicht weg. Leben Sie recht wohl und entschließen Sie sich wo möglich auf das kürzeste. In 14 Tagen stehen die Sachen so daß ich wieder nach Jena gehen kann und bis zu Ende Septembers bleibe. 29. Diese Zeit meist den Theaterbau . . . Mittag Prof. Thouret. 31. An Cotta (Br 8, 264): Da Herr Professor Thouret einen Theil seines Honorars, das man ihm hier zu denkt, in jener Gegend angewiesen wünscht, so werde ich ihm eine Anweisung auf 50 Carolin an Sie mitgeben.1) Sie hätten alsdann die Güte wegen des übrigen mir meine Rechnung zu stellen und das was ich Ihnen schuldig bleibe allenfalls Herrn Hofrath Schiller zuzurechnen mit dem ich alsdann schon überein kommen will. 31. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 271): Ich freue mich den Theaterbau mit anzusehen, und glaube Ihnen, daß der Anblick der Bretter allerlei wecken wird. Sept

1. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal . . .“: an Schiller gD) 6. An Schiller (Br 8, 267): Wir haben Sie mit Sehnsucht erwartet2) . . .

Mich hält das Theater fest, bey dessen Bau und Einrichtung alle Tage etwas zu ordnen vorkommt, sonst wäre ich schon wieder zu Ihnen hinüber gekommen. 9. Früh im Theater. 10. Kam Herr Hofrath Schiller . . . Nachmittags mit Herrn Hofr. Schiller u Prof. Meyer im Theater. 11. Früh im Theater . . . Nachmittag im Theater. 11. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 32): Herrn T[h]ouret werde ich die 50 Carol. sogleich bezalen und dann die Abrechnung einsenden. 12. Gegen Abend im Theater.

1

) Cottas Antwort 11. Sept 1798 (s. d.). ) Schiller, durch Erkältung am geplanten Weimar-Aufenthalt verhindert, besuchte G vom 10. bis 15. Sept.

2

1798

HOFTHEATER ZU WEIMAR

403

Sept 13., (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal“: Tgb gD) 14., 15. 18. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal . . .“: Schiller an G gD) 21. Das Theater und dessen Bau besorgt. 21. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal“: an Schiller; Schiller an G gD) 25. u. 26. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal“: an F. Kirms gD) 26. (s. „Theaterreden. Prolog zu Wallensteins Lager“: an H. Meyer gD) 29. (s. „Weimarischer neudecorirter Theatersaal“: Schillers Kalender; an Schiller, an Cotta gD) Okt

1. Früh von Jena weg.

Besichtigung des Theaters.

2. [Weimar] Früh im Schauspielhause. 3. (s. „Theaterreden. Prolog zu Wallensteins Lager“: Schiller an G gD) 4., 5. (s. „Weimarischer neudecorierter Theatersaal“: Tgb gD) 5. (s. „Theaterreden. Prolog zu Wallensteins Lager“: an Schiller gD) 6. (s. „Weimarischer neudecorierter Theatersaal“: Tgb u. an Schiller gD) 7. (s. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“: an Schiller gD, EGW 4,171) 8. (s. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“: an Cotta gD, EGW 4, 171) 11. (s. „Weimarischer neudecorierter Theatersaal“: Tgb gD) 12. (s. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“: Tgb gD, EGW 4, 171) 13. (s. „Weimarischer neudecorierter Theatersaal“: Tgb gD) 14. (s. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“: Tgb; Caroline an F. Schlegel gD, EGW 4, 171) 19. [Jena] An N. F. Thouret (Br 13, 297):1) Das Blatt, welches den Theater

und Redoutensaale betrifft, folgt hierbey zurück. Ich bleibe Ihnen dankbar, sowohl für Ihre artistische Bemühungen als für Ihre persönliches Betragen in manchen Fällen. Fahren Sie fort mir dieses ohnehin so schwierige Unternehmen fördern und erleichtern zu helfen 30. [Weimar] An Knebel (Br 13, 300f.): Du wirst mir verzeihen, werther Freund, daß ich so gar lange nichts von mir gemeldet habe . . . Über die Einrichtung des Theaters, sowohl zum Schauspiel als zur Redoute, bin ich bisher fast nicht zu mir gekommen, nun mag denn alles gelassen seinen Gang gehen . . . Nov 13. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 54): Im Theater ist ebenfalls nach Ihrem Willen die Ausbesserung von Coulissen und anderm bestellt und durch Heidloff bereits Hand angelegt worden.2)

KM 1

) G’s Briefverzeichnis 1798 registriert Postsendungen: Von Jena (Br 13, 436): Octbr. 19. Weimar [An] Prof. Thouret Wegen des Redouten Saals, eingeschl. an Hofk. R. Kirms, demselben über verschiednes. − G’s eingeschlossener Brief an Kirms ist nicht überliefert. 2 ) Wieviel Kraft u. Zeit G in diesen Theaterumbau investierte, bekunden die hier präsentierten Z, die auch ahnen lassen, was in ihm vorging, als das Gebäude im März

404

HOLTEI: GEDICHTE IN SCHLESISCHER MUNDART

1827

[Holtei, K. v.:] Gedichte in schlesischer Mundart1)

E D

Z Juni

1828 März / Mai Anf. KA VI 2 (1828) 351−55 (Gedichte in schlesischer Mundart, von Karl von Holtei).2) − Schlesische Gedichte von Karl von Holtei. Berlin 1830, 131−33.3) − MA 18.2, 119−21. − FA I 22, 465f.

1827 5. [Berlin] K. v. Holtei an F. v. Müller (GJb 1917, 171): Möchten Sie es freundlich übernehmen, mich bei Riemer zu entschuldigen, daß ich ihm sein Idiotikon4) mitgenommen habe? Er empfängt es dankbar, wenn nicht eher, doch am 27. August zurück.5) Es ist mir unschätzbar bei meinen schlesischen Arbeiten, und da er Freude an diesen naiven Versuchen gefunden, so rechne ich kühn auf seine Nachsicht.

1825 niederbrannte. Vgl. 22. März 1825 zu Eckermann (FA II 12, 542f.): Ich habe die ganze Nacht wenig geschlafen; ich sah aus meinen vorderen Fenstern die Flamme unaufhörlich gegen den Himmel steigen. Sie mögen denken, daß mir mancher Gedanke an die alten Zeiten, an meine vieljährigen Wirkungen mit Schiller . . . durch die Seele gegangen ist und daß ich nicht ohne einige innere Bewegung davon gekommen bin. An C. L. F. Schultz, 31. Mai 1825 (Br 39, 205): Mit dem Theaterbrande sind nun alle sinnlichen Documente meiner früheren Thätigkeit dieser Art verschwunden . . . 1 ) Voranzeige u. d. T. Nationelle Dichtkunst (mit 8 weiteren Rez. u. Anzeigen) zu einer geplanten Publikation des schlesischen Schriftstellers, Rezitators, Schauspielers u. Theaterdirektors Karl von Holtei: Schlesische Gedichte. Berlin 1830 (Ruppert Nr. 965). Den vermutl. von Holtei veranlaßten und womöglich von ihm stammenden Text hat G jedoch spürbar überarbeitet, denn z. B. „unser Riemer“ durfte kaum ein andrer als Goethe schreiben (Erich von dem Hagen: Goethe als Herausgeber von „Kunst und Alterthum“ und seine Mitarbeiter. Berlin 1912, 180), vgl. unten Anm. 4. Holtei nennt G in der Nachschrift der Schlesischen Gedichte nicht als Autor (s. Z 1830: Holtei, Schlesische Gedichte). − G’s Sympathie für mundartl. Poesie hatte Herder in Straßburg geweckt, sie hielt zeitlebens an; vgl. u. a. „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart“ [1798 u. 1805], EGW 6, 907−13, „Hebel: Allemannische Gedichte“, S. 111 u. die an die Holtei-Ankündigung anschließende Anzeige „Castelli: Gedichte in niederösterreichischer Mundart“, EGW 2, 119. 2 ) Im Inhaltsverzeichnis von KA VI 2 als eingereicht bezeichnet, was die Vermutung nahelegt, daß die Voranzeige auf Holtei selbst zurückgeht, vielleicht sogar von ihm verfaßt wurde, weswegen W, C1 und AA-SL auf ihre Publikation verzichtet haben. 3 ) Unter Auslassung des Satzes (Abs. 4): Wir dürfen also dieser Sammlung eine günstige Aufnahme wünschen und prophezeihen (MA 18.2, 120). 4 ) Mundartwörterbuch einer bestimmten Region, hier Riemers aus 16 Bl. bestehendes alphabet. Verzeichnis schlesischer Wörter im GSA (78/267, 2). − Vgl. Holteis Gedicht ˆn a A ` Heˆrrn Riemer ei’ Weimar, wie ˆch ı `em sei schläsingsches Wärterbüchel retur schikken tha ˆt. In: Schlesische Gedichte. Berlin 1830, 87; dort 141−62 Holteis alphabet. Erklärungen der in diesen Gedichten vorkommenden Provinzialismen. Auf Riemers Anregung deutet d. letzte Abs. d. Voranzeige: Auch unser R i e m e r ist so freundlich gewesen, seine Sammlung in diesem Felde zur Verwendung zu gestatten. 5 ) Holtei war im Mai 1827 in Weimar gewesen, am 5. Mai bei G; den für Aug 1827 geplanten Aufenthalt sagte er ab (K. v. Holtei an F. v. Müller am 20. Juli 1827, GJb 1917, 174f.).

1828

HOLTEI: GEDICHTE IN SCHLESISCHER MUNDART

405

1828 [Febr]1)

K. v. Holtei: Vierzig Jahre. Breslau 1846, Bd 5, 143: Die Damen des [Goetheschen] Hauses waren auch diesmal gütig und nachsichtig für mich, und widmeten, wie früher, meinen lyrischen Poesieen herzliche Theilnahme. Was ich von Liedern hatte, mußte ich erklingen lassen. Besond’rer Auszeichnung erfreu’ten sich die in schlesischer Mundart, von denen denn auch, − Dank sey es den vermittelnden Bestrebungen seiner Schwiegertochter! − der alte Herr Kenntniß nahm, und ihres bevorstehenden öffentlichen Erscheinens in einem Hefte von „Kunst und Alterthum“ einleitend gedenken ließ.

Febr 28. An Zelter (Br 43, 291): Unser Vorleser [K. v. Holtei] macht seine Sache

gut; ich habe ihn bey mir einmal zu Tisch gesehn [am 9. Febr 1828], wo er als angenehmer Gesellschafter erschien. Es sey mit ihm wie es will, er bringt eine gewisse allgemeine geistige Anregung in unseren Kreisen hervor. Ein wirklich gebildetes Publicum muß doch einmal Stand halten, hören, was es sonst nicht vernähme, und gewinnt dadurch ein neues Ingrediens zu seinem Stadt-, Hof- und Engländerklatsch; wodurch denn der Augenblick einigermaßen bedeutender wird. 2 [März] ) Ueber Kunst und Alterthum VI 2, Schema (AA-SL 3, 330, Nr. 10.4): Nationalpoesie . . . M. Holtey schlesisch März 3. Herrn von Holtei [2 Trauerspiele von M. Beer] . . . zugesendet . . . Das Nächste zu Kunst und Alterthum überdacht, schematisirt und arrangirt. Apr 17. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) [Mai Anf.- Ueber Kunst und Alterthum VI 2, Schema (AA-SL 3, 331, Nr. 10.5): Mitte]3) Fortsetzung. Nationelle Dichtkunst . . . von Holtei, Gedichte in Schle-

sischer Mundart. Mai 3.4) An F. J. Frommann (Konzept; Br 44, 83): Beykommendes Manuscript

wird hinreichen, den 23. Bogen zu füllen; das fernerhin Nöthige soll ungesäumt nachfolgen.5)

1

) Holtei war von Ende Jan bis Anfang Apr 1828 in Weimar u. hielt an zehn Abenden (5. Febr. − 11. März) Vorlesungen im kleinen Stadthaussaal, vor allem aus Faust I u. dem Helena-Zwischenspiel (s. EGW 5). G nahm an keiner Vorlesung teil, ließ sich aber ausführlich von Sohn, Schwiegertochter, Riemer, Eckermann, F. v. Müller u. a. berichten u. traf wiederholt mit Holtei zusammen (vgl. Tgb vom 9. u. 26. Febr, 4. u. 8. März). In KA VI 2, 370−76 berichtete Eckermann über die Dramatischen Vorlesungen von Tieck und v. Holtei, vgl. Z Mitte Juli 1828: Eckermann. 2 ) Zur Datierung AA-SL 6, 514f. : In Frage kommen lt. Tgb März 3., 12., 16., 18., 25. Die letzten zwei Zeilen des Schemas (darunter die Notiz zu Holtei) sind von Goethe in sehr flüchtigen Schriftzügen ergänzt. Möglicherweise entstanden sie an einem der späteren Daten. 3 ) Zur Datierung s. AA-SL 6, 514. 4 ) Tgb gD: [Nachmittag, an] Herrn Frommanns Druckerey Manuscript zum 23. Bogen. 5 ) Enthält Nationelle Dichtkunst bis S. 355 (QuZ 4, 521). Vermutlich kurz zuvor Überarbeitung der Voranzeige der Schlesischen Gedichte.

406

HOLTEI: GEDICHTE IN SCHLESISCHER MUNDART

1828

Mai 10. Kunst und Alterthum Bogen 23 . . . [Sendung] An Frommanns Druk-

kerey nach Jena Kunst und Alterthum Band [Bogen] 23. 10. An F. J. Frommann (Konzept; Br 44, 87): Indem ich die Fortsetzung des Manuscripts hiedurch übersende, wünsche zugleich von dem zurückgehenden dreyundzwanzigsten Bogen noch eine Revision. 13. Kam eine zweyte Revision und Aushängebogen von Jena.1) 14. [Berlin] K. v. Holtei an A. v. Goethe (GJb 1917, 187): [P. S.] Ist Kunst und Alterthum schon versendet? Juni

4. Kamen die Aushängebogen 23 von Jena.

Juli 10. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) [Juli [Weimar] Eckermann, Dramatische Vorlesungen (KA VI 2, 375): . . . es stehen ihm Mitte]2) [v. Holtei] auch die mannigfaltigsten Dialekte der verschiedensten Provinzen zu Gebote, die er, als ein auf Erfassung lebendiger Wirklichkeit Gerichteter sich vollkommen angeeignet hat.

1830 ⎯

⎯ K. v. Holtei, Schlesische Gedichte (Nachschrift, 131 u. 135): In vorstehenden Gesängen ist nicht eine peinliche Nachbildung der in unserer Mundart vorkommenden, verschiedenartigen Unterabtheilungen zu suchen. Da dieselben äußerlich oft von einander abweichen . . . so wäre ja gerade mein Hauptzweck: „Schlesische Gedichte“, zu geben, (das heißt solche, die dem Heimath-Lande im Ganzen anzugehören Anspruch haben,) verloren gegangen, wenn ich nicht einen Mittelweg eingeschlagen hätte. Das ist es auch, was der über meine Lieder, in Göthe’s „Kunst und Alterthum“ enthaltene Aufsatz in folgenden Worten heraushebt [folgt die Voranzeige].3) . . . [S. 135:] Zu dieser Hoffnung [daß vielleicht hier und da ein Ausländer das Buch eines Blickes würdigen möchte] berechtigt mich die günstige Aufnahme, welche einzelnen dieser Gedichte im Auslande zu Theil geworden ist. Ich habe die Freude gehabt, sie in Weimar . . . singen zu hören.

[Apr 4.] [Berlin] K. v. Holtei an Ottilie v. Goethe (SchrGG 28, 244): Der Druck meiner schlesischen Gedichte ist nun beendigt. Wir halten nur noch an dem Wörterbuch, welches aber, dem Vertrage zwischen Buchhändler und Drucker zu Folge, den 15. April auch fertig seyn muß. Natürlich gehen die ersten Exemplare nach Weimar und Papa bekommt ein ganz über alle Maßen schönes.4)

1

) Von Bogen 23 (QuZ 4, 521). ) KA VI 2 erschien Mitte Juli 1828. 3 ) In G’s Anzeige heißt es dazu (MA 18.2, 120f.): Der Dichter hat es vermeiden wollen, ausschließlich in einem bestimmten Jargon, wie er da oder dort in Schlesien üblich, zu denken und zu schreiben . . . so muß man ihn loben, daß er nicht einem Striche Landes auf Kosten des andern sich anschloß, sondern einen Ton fand, der sich in anständiger Mitte bewegt . . . Wir erkennen in diesen Gedichten mehr den s c h l e s i s c h e n S i n n , die dort eigenste Wendung des G e d a n k e n s . . . und hören eigentlich nur den gebildeteren Landmann reden, der in bescheidner Dorfschule die härtesten Ecken abgeschliffen, ehrlich-schlesischen Ton jedoch treu bewahrt hat. 4 ) Vgl. folgendes Z mit Anm. 2

1830 ⎯

HOLTEI: GEDICHTE IN SCHLESISCHER MUNDART

407

⎯ Karl von Holtei, Schlesische Gedichte, Berlin 1830, III−IV:1) ˆ n `a G ö t h e ! A Du hust me`r’sch vergünnt . . . und do stell’ ich mich ei’ `ßen; Und lä’ de`r mei’ Büchel zu Fü ’s seyn `a poor Hamseln Liedel derbei, `ßen! Jedwedes wil dich begrü Se klingen wu `l fremde, . . . D u wirscht se` verstihn, Denn weil se`, daˆß se` vum Härzen gihn. ` jeder dä`r singt wie ’s’e`m juste kimmt, A Jedes Land hot o ´ch seine Kale`re . . . ´ ner de` Urgel stimmt, Wu oder ock E Do ’fefft se` zu Deiner Ehre; `sten gedenkt, Weˆr Deinen Ruhm zu verwü Deˆr hot sich sälber ˆan’s Fiebig gehenkt. Und wenn be`r alle vergässen seyn, Sammt ünsen mühsäligen Weˆrken, Do wär’n se` vu’ Deinem Sunneschein De` rechte Wärmde irscht meˆrken; Do wär’n se sprechen: ihr andern schreibt! Ihr müßt vergih’n . . . und deˆr Göthe bleibt. Su bleibe, bleibe Du gru ˆßer Maˆn Und siech der vun Deiner Hihe De andern Leute freundlich ˆan, Do drunten, wu ˆch ı o ´ch stihe; Und Go ˆt’ d’erhalt’ de`r a guden Mut’, Du ˆader, bleib’ me`r `a Brinkel gu `t!?

Mai

6. Oberbaudirector Coudray. Zeigte ihm verschiedenes Neuangekommene

vor. Von Holtei’s schlesische Gedichte. UM

1

) Vom Autor an G übersendetes Ex. in Pergament mit Goldprägung und Goldschnitt in ˆn a Hülse. Titel mit gedruckter Widmung A ` Göthe! u. Gedicht in Golddruck (Ruppert Nr. 965).

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HOMER NACH ANTIKEN GEZEICHNET, ACHTES HEFT

1823

Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft1)

E D

1823 März / 1824 Okt 11. KA IV 3 (1824) 38−40.2) − W 53, 408, Nr. 121.3) − FA I 21, 529−30.

Z

1823 4

[Jan [W.K.F.:] ) Wilhelm Tischbeins Homer, 7s Heft (KA IV 1, 26f.; FA I 21, 322−27): Ende] W i l h e l m T i s c h b e i n s H o m e r , nach Antiken gezeichnet, mit Text von Heyne in 17 Heften, groß Fol., ist Freunden der Kunst und Verehrern des Alterthums wegen einiger schön gestochenen Blättern und vieler merkwürdigen Darstellungen hinlänglich bekannt. Nach mehrern Jahren Unterbrechung wird das Werk nun aufs neue fortgesetzt; denn es trat vor kurzem in der Cottaischen Buchhandlung der siebente Heft an das Licht, sechs Kupfertafeln enthaltend mit Erklärungen versehen, von dem im Fach der Archäologie rühmlich bekannten Herrn Dr. Ludwig Schorn, Verfasser der Studien der griechischen Künstler und Herausgeber des Kunstblatts. Dieser [!] siebente Heft enthält, so wie jeder der vorigen, sechs, nach eben so vielen alten Denkmalen gezeichnete Blätter, und zwar, dem Erforderniß des Gegenstandes gemäß, theils bloße Umrisse, theils auch ausführlicher gestochen.5) März ⎯ V [= J. D. W. O. Uhden; Rez.]: Stuttgart u. Tübingen, in der Cotta’schen Buchhandlung: Homer, nach Antiken gezeichnet von Heinrich Wilhelm Tischbein, Director − −, mit Erläuterungen von Dr. Ludwig Schorn, VII Heft, 1821. VIII Heft, 1822 (JALZ Nr. 50, März 1823, Sp. 3936)): Wilhelm Tischbein, der ruhmwürdige Greis voll Jugendkraft und homerischer Begeisterung, hat größtentheils in Italien, wo er viele Jahre, zulezt als 1

) Besprechung der auf Ulysses bezüglichen acht Kupfertafeln des 8. Heftes als Fortsetzung der Rezension des 7. Heftes von Wilhelm Tischbeins Homer, nach Antiken gezeichnet (mit. Erl. v. Ludwig Schorn. Stuttgart u. Tübingen: Cotta 1822) in KA IV 1 (1823) 26−36. − W 53, 408, Nr. 121 zufolge stammen die beiden Einleitungssätze u. die Beschreibung von Tafel I (S. 38) wahrscheinlich von Goethe, der Rest von H. Meyer. Vgl. Abb. VIII. War G doch während seiner Ital. Reise mit Tischbein so nah befreundet, daß, als er 1801 in Göttingen Köpfe Homerischer Helden von T i s c h b e i n in großem Maßstabe ausgeführt sah, die Hand des alten Freundes erkannte und sich seiner fortgesetzten Bemühungen freute, durch Studium der Antike sich der Einsicht zu nähern, wie der bildende Künstler mit dem Dichter zu wetteifern habe . . . nämlich nicht nach dem Homer, sondern wie Homer, mythologisch-epische Gegenstände bildkünstlerisch zu behandeln. (TuJ 1801; W 35, 97). 2 ) So im Inhaltsverzeichnis KA IV 3, 175; im Text KA IV 3, 38 ohne Überschrift. 3 ) In W 53, 408 ohne Titel, als Paralip. 121 zu den Kunstaufsätzen, während das Inhaltsverzeichnis von Goethes Schriften Abt. I in W 55 Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft nicht anführt. 4 ) Mit G’s Beteiligung von H. Meyer verfaßter Text, der dem 7. Heft der Tischbeinschen Serie galt; Überschrift nach Inhaltsverz. KA IV 3, 172. 5 ) Folgt Erläuterung aller sechs Tafeln. 6 ) Vollständige Rez. Sp. 393−400. Im März 1823 folgten noch sechs Fortsetzungen dieser Rez. in Nr. 51, Sp. 401−08; Nr. 52, Sp. 409−16; Nr. 53, Sp. 417−24; Nr. 54, Sp. 425−32; Nr. 55, Sp. 433−40; Nr. 56, Sp. 441−44. Sie enthalten äußerst krit. Auseinandersetzungen mit den textl. Erläuterungen von L. Schorn, der sich seinerseits bezog auf die neu aufgekommene mytholog.-symbol. Schule von J. J. v. Görres (Mythengeschichte der asiatischen Welt. 1810), G. F. Creuzer (Symbolik und Mythologie der

1823

HOMER NACH ANTIKEN GEZEICHNET, ACHTES HEFT

409

Director der Malerakademie zu Neapel, unter griechischen Kunstwerken lebte, theils aus anderen Cabinetten und Privatsammlungen, eine erlesene Zahl von alten, auf Homer sich beziehenden, Abbildungen gezeichnet, und viele mit eigener Hand gestochen. Lehrreich sind diese Zeichnungen auch für den Geschichtforscher der Mythologie. Wem der homerischen Fabel vielfache Veränderungen aus schriftlichen Denkmälern bekannt sind, der sieht in den Werken der früheren und späteren Kunst die wechselnden Begriffe der Zeit genauer im Einzelnen dargestellt, und erweitert durch zeitmäßige Ausschmückungen der Willkühr. Die ersten 6 Hefte, mit Erläuterungen von Heyne, erschienen 1801 − 2 bey Dieterich in Göttingen, als Prachtwerk in groß Folio . . . Zur späteren Fortsetzung entschloß sich die Cotta’sche Buchhandlung, und zur Erläuterung der Hr. Dr. Schorn. Beide Erläuterer zeigen Kunstsinn des Tags und archäologische Belesenheit; Kenntniß der oft veränderten Mythologie vermißt man. Beide setzen eine ursprüngliche Symbolik voraus, wovon alle Mythologie, sowohl Homers, als der Folgenden, abstammen soll; und verschmähen die Geschichtsforschung, die erst nach Hesiod umdeutende Symbolik, wiederum in vielfach wechselnder Gestalt, wahrnimmt. Schade, daß von den Heynischen Erläuterungen so wenig Gutes zu sagen ist, und viel Schlimmes von den Schornischen. In der Mythologie wird fast Nichts erläutert, entstellt desto mehr. Möchten doch, zum Behufe der Wissenschaft, beide Verlagshandlungen sich großmüthig vereinigen, Tischbeins herrliche Kupfertafeln, auch ohne den vertheuernden, meist unnützen, häufig sogar schädlichen, Text, auszugeben.

März 19. Abends Professor Riemer. Unterhaltung über . . . die Recension der All-

gemeinen Litteratur-Zeitung Tischbeins Homer betreffend.1) 20. (Aus der Weimarer Bibliothek − [Rückgabe ohne Datum] −: T i s c h b e i n , Heinrich Wilhelm: Homer nach Antiken gezeichnet. M. Erl. von Ludwig Schorn. [8. Heft.] Stuttgart u. Tübingen 1821 [richtig: 1822]. 2°.) Mai

7. An C. L. F. Schultz (Br 37, 36): Nur noch eine trauliche Bitte. In dem

VIII. Heft von T i s c h b e i n s H o m e r n a c h A n t i k e n g e z e i c h n e t stellt die erste Tafel den Ulysses nackt dar, er hat die gewöhnliche Mütze auf dem Haupte, trägt auf der linken Schulter ein Ruder und in der rechten Hand eine Fackel. Die antike Paste, wornach dieses Blatt gezeichnet ist, soll in den Händen des Herrn Staatsrath [J. D. W. O.] Uhden seyn, und ob wir gleich für die Tischbeinische Mittheilung dankbar sind, so möchten wir denn doch das Original sehen, das für alten Völker, besonders der Griechen. 1810−1821), F. Schlegel, A. W. Schlegel u. a., die die Religions-Sonne u. den Urquell aller Mythen aus Indien und von dort westwärts, durch Persien, Ägypten, nach Rom und in die gothischen Dome dringen sahen u. einem episch griechischen Gebilde eine Symbolik unterschob, die erst viel später aufgekommen war. − Ob G die spöttisch polemischen JALZ-Fortsetzungen noch zur Kenntnis nahm, ist ungewiß. Fest steht, daß er u. Meyer sich nicht auf Schorns Erläuterungen einließen; nur an einer Stelle wird im neutralen Ton erwähnt, der Auffassung von Wilhelm Tischbein stünde Herrn Schorns eigene Meynung entgegen. G u. Meyer ging es bei ihrer kurzen Uebersicht des Inhalts vom achten Heft, d.h. der acht Kupfertafeln, die leicht und geistreich radirt seien, um Tischbeins Wiedergaben der antiken Vorbilder, Pasten u. geschnittenen Steine. 1 ) Die Rez. veranlaßte G, das 8. Heft von Tischbeins Homer nach Antiken gezeichnet aus der Weimarer Bibl. zu entleihen (s. unten 20. März), woraus sich auch die KA-Rez. ergab, die sich stark von der Haupttendenz der JALZ-Rez. unterscheidet; zu dieser s. das folgende Z m. Anm.

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HOMER NACH ANTIKEN GEZEICHNET, ACHTES HEFT

1823

eins von den schätzbarsten Denkmalen dieser Art gar wohl zu halten ist; können Sie uns einige Abdrücke oder Abgüsse davon verschaffen, so werden wir es dankbarlichst anerkennen. Juni 11. An C. L. F. Schultz (Br 37, 71): Herrn Uhden empfehlen Sie mich zum schönsten; der gebückte Ulysses kömmt nächstens zurück,1) ich habe ein paar Gypsabgüsse einer sehr schönen Medaille des 16. Jahrhunderts hinzugefügt. Es würde mir sehr angenehm seyn, wenn Herr Bischof Münter, der mir immer geneigt gewesen, und dem ich mich bestens empfehle, einen gleichen Abdruck wollte zukommen lassen;2) der Gedanke ist einer der schönsten, ich möchte ihn wohl von einem vortrefflichen Meister des Alterthums ausgeführt sehen. Okt 10. [Jena] J. K. Wesselhöft an G (QuZ 4, 419): Ew. Excellenz erhalten hierbey . . . 4 Aushängebogen Kunst und Alterthum IVr 3s 1.2. 2 Abzüge der Correctur von dto 3.3) 11. Kam der Revisionsbogen IV, 3 an.

KM

Homer nach Antiken Neuntes Heft4)

E D

1825/1826 KA V 3 (1826) 40−45. − FA 22, 217−19.

1

) Bzgl. auf die der Tafel I zugrundeliegende antike Paste im Besitz des Staatsrats Uhden, der sie G durch Schultz leihweise übermittelt hatte, s. voriges Z. 2 ) Der dt.-dän. Theologe F. C. K. H. Münter, Bruder der Schriftstellerin Friederike Brun, machte sich u. a. als Altertumsforscher u. Münzsammler verdient. Aus der Rez. in JALZ Nr. 50 wußte G, daß der Rez. V [= J. D. W. O. Uhden] dort in Sp. 398 zur 1. Tafel Odysseus mit dem Ruder und der Fackel erwähnt hatte: Die nämliche Zeichnung besitzt der Anzeiger als Geschenk von T i s c h b e i n ; und den Abdruck einer fast ähnlichen alten Paste durch Münters Gewogenheit. Deshalb erbat G sich jetzt von ihm einen gleichen Abdruck über C. L. F. Schultz. − G kannte Doctor Münter schon seit ihrer Begegnung in Rom im Dez 1786 (W 30, 237f.) u. auch Münters: Nachrichten von Neapel und Sizilien, auf einer Reise in den Jahren 1785 und 1786 gesammlet. 3 Bde. Kopenhagen 1790 (dän. 1788−90). 3 ) Bogen 3 enthält auf S. 38−40 Homer nach Antiken gezeichnet. 4 ) Abschließende Rezension von sechs Zeichnungen Tischbeins nach antiken Basreliefs, Vasengemälden und einem Cameo, graphisch wiedergegeben als Kupferstich oder Lithographie, in der letzten Lieferung des Fortsetzungswerkes, dessen frühere Lieferungen − Wilhelm Tischbeins Homer, 7s Heft in KA IV 1 (1823) 26−36 und Homer nach Antiken gezeichnet, Achtes Heft in KA IV 3 (1824) 38−40 − bereits von den W. K. F. (H. Meyer u. Goethe) besprochen worden waren.

1819

HOMER NACH ANTIKEN NEUNTES HEFT

Z

411

1819

Dez 20. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 4. Febr 1820 −: Dubois-Maisonneuve: Peinture de vases antiques vulgairement appele´ ´etrusques . . . grav. par A. Clener, accomp. d’explications par A[ubin] L[ouis] Millin . . . publ. par Maisonneuve. T. 1.2. Paris 1808−1810.1))

1823 [Jan (s. „Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft“: Wilhelm Tischbeins Homer, 7s Ende] Heft gD, S. 408)

1824 ⎯

⎯ [W. K. F. = H. Meyer und G:] Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft (KA IV 3, 38): Dem in vorigem Heft von Kunst und Alterthum angezeigten siebenten Heft des Werks H o m e r n a c h A n t i k e n g e z e i c h n e t , ist so eben das achte gefolgt . . .

1825 ?

Apr 24. Einiges zu Kunst und Alterthum [V 3]2)

Juli (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 6., 10. ?

12. Kleine Recensionen für Kunst und Alterthum [V 3]3)

?

17. Fuhr mit Hofrath Meyer über OberWeimar zum untern Garten. Dann

um’s Webicht. Wir besprachen das Einzelne für Kunst und Alterthum [V 3]. Nicht weniger den allgemeineren Aufsatz über die Kunst der letzten Zeit.4)

1

) Abschnitt V. VI. Die Eroberung von Troja, aus neunzehn Figuren bestehendes Vasengemälde in: Homer nach Antiken Neuntes Heft nimmt kritisch Bezug auf die sehr fehlerhafte Abbildung dieses Vasengemäldes, welche Millin in dem Werk Peintures de Vases antiques Tom I. pl. 25 und 26 gegeben, die G seit dieser Entleihung bekannt war. 2 ) Es fehlen spezifische Zeugnisse zu Homer nach Antiken. Neuntes Heft.− Am 27. März 1825 erklärte G das vorausgehende Heft (KA V 2) für fertig (im Brief an Zelter; Br 39, 157). Am 1. Apr 1825 vermerkt G’s Tgb: Abends Hofrath Meyer. Das Nächste besprochen. Doch geriet KA ins Stocken, nachdem H. Meyer am 22. Apr seine Frau verlor und nach Belvedere umzog. Auch G mußte die Arbeit an KA einige Zeit aufgeben wegen der TuJ und Ausg. letzer Hand (an C. L. F. Schultz, 31. Mai 1825; Br 39, 205). 3 ) Zu den kleinen Recensionen gehört auch Homer nach Antiken. Neuntes Heft. 4 ) Vermutlich die Rubrik Bildende Kunst für KA V 3, die mit Homer nach Antiken. Neuntes Heft beginnt.

412

HOMER NACH ANTIKEN NEUNTES HEFT

1826

1826 ?

Mai 14. Das gewünschte Manuscript von Hofrath Meyer durch Schuchardt. Be?

trachtung desselben. Einiges daran gebessert und eingeschaltet. 26. Nähere Beachtung des Manuscripts zu Kunst und Alterthum.1) 30. Kunst und Alterthum gesondert, was mir und was Hofrath Meyern zugehört . . . Das Manuscript von Kunst und Alterthum V. Bandes 3. Heft bereitet.2) 31. Nebenstehendes arrangirt: Herrn Frommann, Manuscript zu Kunst und Alterthum bis Endes des Aufsatzes: Kupferstiche, fol. . . .3) KM

Homer noch einmal4)

E

1820 (fortgesetzte Überlegungen seit 1795) 1826 Aug/Dez (Druckvorbereitungen)5)

D

KA VI 1 (1827) 69−71. − C1 46 (1833) 64f. − W 41.2, 235f.; 41.1, 509.6) − AA-SL 1, 189. − MA 13.1, 333. − FA I 22, 328.

1

) Daß es vor allem im Hinblick auf KA V 3 geschah, liegt nahe; vgl. FA 22, 1081. ) Abschließende Durchsicht der Rubrik Bildende Kunst für KA V 3. 3 ) Die Sendung enthielt auch die Druckvorlage zu Homer nach Antiken. Neuntes Heft. 4 ) Noch einmal geht es in G’s Resumee um die 1795 durch F. A. Wolfs Prolegomena ad Homerum in Frage gestellte poetische Einheit; das Inhaltsverzeichnis von KA VI fügt dem Titel noch (Einheit Homer’s.) hinzu. − 1821 u. 1822 waren in KA III 2 u. 3 G’s Ilias-Auszüge erschienen (s. „Ilias im Auszug“, S. 493. Vgl. auch „Einleitung zu Ilias im Auszug“, EGW 3, 273f. m. Anm. − Inzwischen trat zu G’s Genugtuung eine jüngere Generation auf, welche ihrerseits die unter Homers Namen überlieferten Epen als eine herrliche Einheit betrachtete. Zu ihnen gehörten der Philologe, Schriftsteller u. Pädagoge Carl Ernst Schubarth (1796−1861) u. der Philologe u. Lehrer Georg Friedrich Lange (1804−1843), dessen Versuch, die poetische Einheit der Iliade zu bestimmen, Ein Sendschreiben an Goethe G nach jahrzehntelangem Ringen mit der ,Homerischen Frage‘ wohl 1826 den Anstoß zu seinem Fazit gab. Doch ist auch an die Gespräche mit Zauper über dessen Ilias-Übers. 1821, 1822 u. 1823 in Marienbad sowie an H. Hülles Odyssee-Übers. von 1826 zu denken; vgl. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle“; S. 517. 5 ) Zur Datierung von H2 vgl. E. Nahler AA-SL 4, 265: Wann sie entstand, geht aus Br u. Tgb nicht hervor. Niederschrift u. Korrektur wohl im Spätsommer od. Herbst 1826, als das Ms. zum Druck für KA VI 1 vorbereitet wurde, das mit der letzten im Tgb vermerkten Ms.-Sendung 16. Dez 1826 nach Jena abging. 6 ) Eine Vorform von Homer noch einmal in der älteren Fassung einer Einleitung zum Auszug der Iliade; deren Wortlaut s. unten [3.−4.] Dez 1820: [Entwurf einer Einleitung zum Auszug der Ilias]. 2

1795

HOMER NOCH EINMAL

Z

413

1795

Mai 17. (s. „Ilias im Auszug“: an Schiller gD, S. 500)

1796 Dez 26. (s. „Hermann und Dorothea“: an F. A. Wolf gD, S. 218f.)

1798 Apr 27. (s. „Achilleis“: Schiller an G gD, EGW 1, 5) Mai (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 5f. u. 7f.) 2., 16.

1819 März 16. (s. „Ilias im Auszug“: Julie von Egloffstein, Aufzeichnung gD, S. 507)

1820 Sept 24. [Jena] Kam [E.] Schubarth an von Breslau und blieb zu Tische . . .

Unterhaltung mit Schubarth, welcher . . . Abends wieder kam, das Gespräch fortzusetzen.1)

}

Nov 11., 12., 24., 25., 26., (s. „Ilias im Auszug“: Tgb gD, S. 507f.) 27., 28., 29., 30. Dez 1. (s. „Ilias im Auszug“: Tgb gD, S. 508) 2. [Weimar] Homers Ilias. [3.–4.]2) [Entwurf einer Einleitung zum Auszug der Ilias] (W 41.1, 509f.): Es

begegnet einzelnen Menschen, daß sie in gewissen Lebensepochen ihre

1

) Schon am 14. Sept hatte G an E. Schubarth geschrieben (Br 33, 222): Sie sollen zum schönsten [in Jena] willkommen seyn, und wir dürfen uns für beide gar manchen Vortheil von kürzerem oder längerem Zusammenseyn versprechen. − Ausführliche Gespräche mit Schubarth über mehrere bedeutende Gegenstände verzeichnet G’s Tgb am 25. u. 26.; am 27. speziell über griechische und lateinische Studien; am 28. fand die Schlußunterhaltung statt. Gewiß ging es in den Jenaer Tagen auch vorrangig um Homer, da Schubarth 1821 Ideen über Homer und sein Zeitalter veröffentlichte; s. unten 17. Mai 1821: E. Schubarth an G m. Anm. 2 ) Die Datierung des Entwurfs ergibt sich W 41.1, 509 zufolge aus Tgb 4. Dez 1820: Wolfs Prolegomena gelesen. Über die Lust zu trennen und zu verbinden dictirt. Das Datum in der Hs.: Weimar, den 3. Novb. 1820, ist unrichtig, denn am 3. Nov war G in Jena; es muß heißen: 3. (oder 4.) Dez.

414

HOMER NOCH EINMAL

1820

Gesinnung verändern, das gleiche widerfährt ganzen Nationen; nur weil diese nicht aussterben, gereicht es ihnen zum Vortheil, sich von Zeit zu Zeit zu verjüngen. Uns Deutschen ist es auch in gewissen Fällen ebenso ergangen. Seit dreyßig Jahren hat die sondernde und zweifelnde Kritik dergestalt überhand genommen, daß wir fast allen Glauben an schriftlich Überliefertes verlieren mußten. Ein alter Autor nach dem andern ward uns entrissen und wir sahen nichts als Trümmer jener hohen Zeit auf zerfetztem Pergament, und trauerten, wie uns eine Marmorsammlung halbzerstörter Kunstwerke traurig macht. Wir waren so alt als möglich geworden, auf einmal ermannt sich die deutsche Jugend wieder, neigt sich ehrfurchtsvollst vor der Bibel wie vor dem Homer und stellt die Lebendigkeit, Würde, Einheit und frische Jugendkraft wieder her. Vorzügliche Jünglinge, die mir näher bekannt sind,1) gehen von dem Standpunct aus, auf jenen Gesichtspunct los, und [wir] wollen sie nicht irre machen, da doch auch die Gegenseite immerfort lebendig und wirksam bleiben wird, und deßhalb dem nächsten Mannes- und Greisenalter keineswegs eine Verkürzung bevorsteht. Deßhalb säum’ ich denn nicht, frühere Arbeiten, in solchem Sinne unternommen, jetzt wieder vorzunehmen, durchzusehen und zu redigiren; dazu gehört denn jetzt ein Schema der Ilias, welches die sämmtlichen Motive der Handlung in genauer Folge darstellen soll, wodurch man verleitet werden kann, dieses unsterbliche Werk, wenn es auch nicht völlig fertig und gerüstet wie Pallas entsprungen wäre, doch auf einen Hephaistos hindeutet, welcher so künstlich zu arbeiten weiß, daß Leuchter sich von selbst von und zu ihren Plätzen bewegen und goldene Mädchen mit Sinn und Anmuth ihrem Schöpfer unter die Arme greifen. Möge diese frühere, jetzt wieder aufgenommene und sorgfältig durchgeführte Arbeit zu rechter Zeit eintreten und eine gute Aufnahme finden. Dez 4., (s. „Ilias im Auszug“: Tgb gD, S. 508) 5., 6. Dez 17. (s. „Ilias im Auszug“: an Knebel gD, S. 508) 22. (s. „Ilias im Auszug“: Knebel an G gD, S. 509)

1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 189−91): Man erinnert sich welch ein

schmerzliches Gefühl über die Freunde der Dichtkunst und des Genusses an derselben sich verbreitete, als die Persönlichkeit des Homer, die Einheit des Urhebers jener weltberühmten Gedichte, auf eine so kühne 1

) Zu denken ist vor allem an Schubarth, mit dem G im Sept 1820 in Jena viele Gespräche geführt hatte. 2 ) Verfaßt 1822/1823.

1821

HOMER NOCH EINMAL

415

und tüchtige Weise bestritten wurde. Die gebildete Menschheit war im Tiefsten aufgeregt, und wenn sie schon die Gründe des höchst bedeutenden Gegners nicht zu entkräften vermochte, so konnte sie doch den alten Sinn und Trieb sich hier nur Eine Quelle zu denken, woher so viel Köstliches entsprungen, nicht ganz bei sich auslöschen. Dieser Kampf währte nun schon über zwanzig Jahre, und es war eine Umwälzung der ganzen Weltgesinnung nöthig, um der alten Vorstellungsart wieder einigermaßen Luft zu machen. Aus dem Zerstörten und Zerstückten wünschte die Mehrheit der classisch Gebildeten sich wieder herzustellen, aus dem Unglauben zum Glauben, aus dem Sondern zum Vereinen, aus der Kritik zum Genuß wieder zu gelangen. Eine frische Jugend war herangewachsen, unterrichtet wie lebenslustig, sie unternahm mit Muth und Freiheit den Vortheil zu gewinnen, dessen wir in unsrer Jugend auch genossen hatten, ohne die schärfste Untersuchung selbst den Schein eines wirksamen Ganzen als ein Ganzes gelten zu lassen. Die Jugend liebt das Zerstückelte überhaupt nicht, die Zeit hatte sich in manchem Sinne kräftig hergestellt, und so fühlte man schon den früheren Geist der Versöhnung wiederum walten. Schubarths Ideen über Homer wurden laut, seine geistreiche Behandlung, besonders die herausgehobene Begünstigung der Trojaner, erregten ein neues Interesse, und man fühlte sich dieser Art die Sache anzusehn geneigt. Ein englischer Aufsatz über Homer,1) worin man auch die Einheit und Untheilbarkeit jener Gedichte auf eine freundliche Weise zu behaupten suchte, kam zu gelegener Zeit, und ich, in der Überzeugung daß, wie es ja bis auf den heutigen Tag mit solchen Werken geschieht, der letzte Redacteur und sinnige Abschreiber getrachtet habe ein Ganzes nach seiner Fähigkeit und Überzeugung herzustellen und zu überliefern, suchte den Auszug der Ilias2) wieder vor, den ich zu schnellerer Übersicht derselben vor vielen Jahren unternommen hatte. Jan

6. [Breslau] E. Schubarth an G (GSA 28/830 Bl. 54): . . . Da gewährt denn Vater Homer manchen Trost, in dessen Ilias ich mich versenkt, indem ich durch deren regelmäßig fortgesetzte Lesung mir über die Zeit weghelfe. 12. (s. „Ilias im Auszug“: an E. Schubarth gD, S. 509) 13. An E. Schubarth (Br 34, 97): Vorstehendes3) war geschrieben, als ich

Ihren werthen Brief [vom 6. Jan] erhielt. Mit Bewunderung seh ich daraus die klare Einsicht verständiger Jünglinge in ihre keineswegs er1

) Michael Bernays’ Vermutung, daß es sich bei dem engl. Aufsatz über Homer um Th. Campbell’s Lectures on Poetry handelt, bestätigte W 42.2, 452 mit Hinweis auf 28. Okt 1821: an Riemer, während MA 14, 728f. vermutet, G habe des engl. Altphilologen Granville Penn Untersuchung der Streitfrage über die ursprüngliche Handlung der Ilias gemeint: An Examination of the primary action argument of the Iliad, wovon er durch eine Zs. erfahren haben könnte. 2 ) G’s Ilias-Auszüge; s. „Ilias im Auszug“, S. 493. 3 ) s. „Ilias im Auszug“: an Schubarth, 12. Jan 1821, S. 509.

416

HOMER NOCH EINMAL

1821

freulichen Lagen. Möge Homer indeß Ihnen über die nächsten Monate hinüber helfen, wie er mir durch die letzten durchhalf. Diene sodann mein Auszug Ihnen zu leichterer Übersicht und Vergegenwärtigung.1) Jan

20. [Breslau?] E. Schubarth an G (GSA 28/830 Bl. 56): Ich empfange das Schreiben Ew Excellenz vom 13en Januar d. J. in der bedeutenden Gemüthsverfassung, in der ich mit nichts wenigerm umgehe, als dem Entschluße, meine bisherige litterarische Laufbahn aufzugeben. Einer der Hauptbeweggründe ist, daß ich mir gestehen muß, auf diejenigen günstigen Umstände, die allein die Liebe und Lust zur Fortsetzung des angezettelten Gewebes erhalten könnten, nicht rechnen zu dürfen. Eine gewisse Litteratenrolle jedoch in der Form eines Abentheurers auf gut Glück zu spielen, habe ich auf keine Weise länger Lust. Ich mag mich zu dem Unangenehmsten in jeder andern Gestalt eher, nur nicht unter dieser entschließen, welches nach meinem Bedünken das Traurigste und Geringste ist, was es gibt . . . Und was verliere ich im Grunde genommen als Mensch, ob ich mich künftig Iliaden und Nibelungen oder mit Zahlen und dem todten Buchstaben abgebe; da ich doch vielleicht zur Lesung Homers so wenig angebornes Geschick habe, als für das Zusammenlesen jener Zahlen.

Mai 17. [Leipzig] E. Schubarth an G (GSA 28/829 Bl. 36f.): . . . bis zu Ende Juny werde ich wohl in Breslau verharren, weil ich an dem Manuscript: Ideen über Homer und sein Zeitalter2) noch einiges zu ergänzen habe . . . 22. An E. Schubarth3) (Br 34, 254): Was Sie über Homer und sein Jahr-

hundert sagen werden, erwarte mit Verlangen; es stimmt gewiß mit Ihrer übrigen Denkweise zusammen, die ich zu kennen glaube.4) 26.5) [Breslau] E. Schubarth an G (GSA 28/830 Bl. 75f.): Die Theilnahme, die mir Ew. Excellenz für Homer und sein Zeitalter bezeugen, bewegt mich Ew. Excellenz die ersten so eben fertig gewordenen 6 Druckbogen in Anlage zu übersenden. Es ist gerade da, wo der sechste Bogen endet ein Abschnitt, und somit das was ich gegenwärtig zustelle, ohngefähr die Hälfte des Ganzen. Ich muß indessen Ew. Excellenz sogleich ersuchen hinsichtlich dessen was ich S. 23−28 zum Nachtheile Pindars und der Attischen Tragiker in Bezug auf Homer gesagt, ja nicht zu glauben, als ob ich verkannte, welche höhern Vorzüge vor Homer genannte, von mir zurückgestellte Dichter und Dichtungen in der That haben. Dießmal galt es fürwahr eigentlich nur Platz und Raum für den guten Homer zu gewinnen; und da mußte denn alles zurückgestoßen [!] werden, ohne Unterschied, ob es vortrefflich, noch vortrefflicher sey oder nicht, sobald es eben nichts Homerisches war. Hält man diesen Gesichtspunkt fest, so wird man den Eifer wohl loben müßen, der zu Gunsten der Homerischen Poesie und der Homerischen Weltzustände alles sonst bekannte unterschieden und abgewiesen hat. Der fernere Verlauf der Arbeit wird zeigen, daß ich Homer für einen Troer halte, der als Dichter am Hofe der Aeneaden gelebt haben mag. Für Aeneas Geschlecht konnte nichts Kränkendes darin liegen, den Untergang des Hauptzweiges besungen zu hören: Da ja eben diesem Untergange des Hauptzweiges die Aenaeden ihr gegenwärtiges Primat verdankten. Auch waltet überdieß Hektor in dem Gedicht, was uns als Ilias überschrieben ist, in solcher Art, daß wenn wir den Achill leidenschaftlich groß und ungeheuer nennen müßen, wir jenen gegen seine Ueberzeugung mit Aufopferung fürs 1

) E. Schubarths Antwort vom 20. Jan 1821 s. das nächste Z. ) E. Schubarth: Ideen über Homer und sein Zeitalter. Eine ethisch-historische Abhandlung. Breslau 1821 (nicht verzeichnet in Rupperts Katalog von G’s Bibliothek). 3 ) G’s Tgb vom 23. Mai 1821 verzeichnet: [Brief] an Carl Ernst Schubarth. 4 ) Das Folgende siehe in „Ilias im Auszug“: an Schubarth gD, S. 511. 5 ) 1. Nachschrift zu einem Brief vom 25. Mai 1821. 2

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HOMER NOCH EINMAL

417

Ganze, und bey bewußt vergeblichen Erfolgen, kämpfenden Heroen unbedenklich erhaben nennen müßen. Und es lautet ja das ganze Gedicht nicht zu Gunsten der Achäer. Denn, wie sie anfänglich gleich in dem größten Zwiespalt unter sich erscheinen, so muß der Dichter in Thersites die volle Schaale des Häßlichen bald dazwischen ausgießen, um jenen ersten übelen Eindruck zu mäßigen. Es ist also das größe Extrem, von dem wir zur Betrachtung des Werthes der sonstigen Eigenschaften jener Herren zurück gerufen werden. Und ist dem Achill nicht ganz nach den Gesetzen alles vorschnell und ungeheuer Ueberreichende gehalten, das sich eigentlich in jenem heftigsten Vordringen um alles Bestehen selbst bringt? Wer ist denn im größern Vortheil und Uebergewicht der Darstellung genommen, der um eines ganzen Volkes hinsterbende Hektor, oder jene Grausamkeit Achilles, die um eines geliebten verlorenen Einzelnen wahnsinnig bis zur Bestialität wüthet? Wie schön endet das ganze Gedicht mit der tief gefühlten Trauer um Hektor. Wer klagt über Achill, dem sein Roß den Untergang weißsagt? − Eine Hektoreis würde das Gedicht unbedenklich genannt worden seyn müßen. Denn der Gesinnung und der Anstrengung und dem Leisten nach steht Hektor oben an. Freylich der Erfolg ist nicht der gleiche, und hier beginnt die Theilung, weßhalb das Ganze, da es noch weniger etwa Achilleis werden konnte, mit Recht den schicklichen Namen Ilias erhalten hat und noch gegenwärtig führt. Wolfen, seinen Schülern u Anhängern wird ihr Recht ebenfalls wiederfahren. Ich werde Ihnen gern zugeben, was ich Ihnen zugestehen kann, ja muß, ohne daß ich deshalb meine Ansicht im mindesten zu verändern brauche. Sie haben gefunden, daß an dem Rahmen des Bildes manches zerbrochen sey, hier und da ist selbst die Farbe in den Gewändern nicht gleich, und es sind Flecken da. Doch bleibt im Angesicht so viel Leben, Geist und Wahrheit übrig, daß sie darauf sehen, erstaunen und erschrecken hätten sollen, wie sie das Holz nur so betastet, um das neue Kreuz aufzurichten. Fürchten Ew. Excellenz nicht, daß ich das so mit dürren Worten in der Arbeit selbst sagen werde. Ich bin klüger geworden. Ich werde mich vor Wolf verneigen und sein Genie preisen: denn das Wahre mag wohl zu denken erlaubt seyn, nur darf es niemand der Welt ohne Beymischung von Lüge bekannt machen.

Mai 28. . . .1) Sendung von Schubarth: Homer und sein Zeitalter mit Briefen und

Erklärung. Juni

3. (s. „Ilias im Auszug“: Einleitung zum Auszug der Iliade gD, S. 511f.) 14. An C. L. F. Schultz2) (Br 34, 284): Nun muß ich aber anzeigen, daß

der gute Ernst Schubarth von Breslau gerade in dieser Zeit nach Berlin zu reisen gedenkt. Sie lassen wohl ein Billet an ihn zurück, wohin er sich während Ihrer Abwesenheit allenfalls zu wenden habe; er verdient auf alle Weise, daß man sich seiner annehme. Er hat mir sechs Bogen eines Aufsatzes geschickt: über H o m e r u n d s e i n Z e i t a l t e r , von schöner und klarer Übersicht, zusammentreffend mit dem, was wir in unserem Kreise für wahr und recht halten. Er wird in dieser verworrenen und sich immer mehr verwirrenden Zeit gewiß viel Gutes stiften und alle fördern, die sich reiner Ansichten erfreuen. Sept 24. (s. „Ilias im Auszug“: an C. L. F. Schultz gD, S. 513) Okt 14. [Jena] An Zelter (Br 35, 141): Begegnest du einem Carl Ernst Schu-

barth, von Breslau, so sey ihm freundlich in meine Seele; er . . . gibt 1 2

) Das Vorausgehende s. in „Ilias im Auszug“: Tgb gD, S. 511. ) G’s Tgb verzeichnet am 14. Juni: Brief an Staatsrath Schultz nach Berlin.

418

HOMER NOCH EINMAL

1821

jetzt heraus: I d e e n ü b e r H o m e r u n d s e i n Z e i t a l t e r ; ein Büchlein, das ich höchlich loben kann, weil es uns in guten Humor versetzt. Die Zerreißenden werden nicht damit zufrieden seyn, weil es versöhnt und einet. Okt 19. [Jena] An Zelter (Br 35, 146f.): Ernst Carl Schubarth, der über meine Arbeiten geschrieben, ist gegenwärtig in Berlin; meldet er sich, so begegne ihm freundlich. Es kommt ein Büchlein von ihm heraus: I d e e n ü b e r H o m e r u n d s e i n Z e i t a l t e r ; begegnet es dir, so greife darnach. Es ist vermittlend, einend, versöhnend, und heilet die Wunden, die uns von dem Raubgethier [F. A. Wolf] geschlagen worden. 20. (s. „Ilias im Auszug: Tgb gD, S. 513) [21.] [Berlin] Zelter an G1) (MA 20,1, 674f.): Dein Schubarth soll nicht gescholten werden wenn er kommt. Sein Buch hat mir Freude gemacht. Er wird schon längst erwartet doch meines Wissens ist er nicht hier. 21. (s. „Ilias im Auszug: Über Campbell’s Lectures on Poetry gD, S. 513f.) 28. (s. „Ilias im Auszug: an Riemer gD, S. 514f.) Nov

7. [Weimar] An E. Schubarth2) (Br 35, 170): Ihr Homer wird immer er-

freulicher, je länger man dabey verweilt. Da es eine Zeit ist, zu spalten, und eine andere, wieder zu vereinen, eigentlich aber doch nur die Menschen die Zeit machen, so sehe ich in den jungen Männern, die das letztere bewirken, ganz eigentlich gute Dämonen, welche das Versöhnen und Einen als nothwendigen Naturtrieb empfinden. 19. An E. Schubarth3) (Br 35, 178f.): Die ersten 15 Bogen Ihres Werkes [Ideen über Homer und sein Zeitalter] machten mir und meinen Freunden schon seit geraumer Zeit viel Vergnügen, da Ihre Überzeugung mit der unsrigen übereintrifft; nun kommt das Ganze und soll uns gleich willkommen seyn. Dabey freute mich gar sehr, daß mein Auszug der Ilias aus einem zwanzigjährigen Schlafe zu gleicher Zeit erwachte, da dessen Zweck und Absicht ist, sich das herrliche Ganze der Ilias übersehbarer menschlichen Kräften darzustellen . . . Da ich die sondernde, verneinende Epoche überstanden habe, die dem Dichter durchaus verhaßt seyn muß, so thut es mir sehr wohl, zu erleben, daß Jüngere bemüht sind, ihn wieder zu Ehren zu bringen. 21. An E. Schubarth (Br 35, 182): Ihre Noten zum Homer beschäftigen uns gegenwärtig; Riemer behauptet sogar, Sie hätten in gewissen Stücken zu viel nachgegeben; ich muntere ihn auf sich darüber zu erklären; er hat sich früher, da das Local von Troja zur Sprache kam, mit der Angelegenheit ernstlich beschäftigt, und das griechische Sprachstudium 1

) Antwort auf G’s wiederholten Hinweis auf Schubarth vom 14. u. 19. Okt 1821 (s. oben). 2 ) G’s Tgb verzeichnet am 7. Nov: [Brief an] Herrn Carl Ernst Schubarth nach Berlin. 3 ) G’s Tgb verzeichnet am 19. Nov: [Brief an] Herrn Schubarth nach Berlin.

1821

HOMER NOCH EINMAL

419

nöthigt ihn immer wieder in diese Region. Auffallend vergnüglich ist mir immer der Unterschied von Ansichten, wenn zweye von verschiedenen Seiten an einen Gegenstand herantreten. In diesem Sinne gefiel mir wohl, daß Sie den Hercules, eine der bildenden Kunst unentbehrliche und deshalb von uns höchst verehrte Figur, von der sittlichen Seite sehr schlecht tractiren.1) Nov 24. [Berlin] E. Schubarth an G (GSA 28/829 St. 23): Da ich in Berlin gegenwärtig an keine bestimmte Beschäftigung gewiesen bin; so habe ich Zeit genug, um über die Gegenstände und Materien, an denen ich mich künftig versuchen möchte, nachzudenken. Da liegen denn zwey ungemeine Stoffe vor mir. Der eine ist H o m e r i n u n d m i t s e i n e r We l t : den andern liefert mir die R e f o r m a t i o n i m 1 6 e n J a h r h u n d e r t ! . . . Unterdessen werde ich am H o m e r meine Schuldigkeit erfüllen können. Denn, um den Fund zu behaupten und zugleich immer faßlicher zu machen, d a ß e s E i n G a n z e s s e y , w e l c h e s a u s e i n e m U n t e r g a n g e u n d e i n e r R e t t u n g Tr o i s c h e r Z u s t ä n d e i n i h r e r u n u n t e r b r o c h e n e n S t e i g e r u n g h e r v o r g e g a n g e n s e y , werde ich mich wohl zu einer zweyten Abhandlung entschließen müßen. Ihre verschiedenen Kapitel dürften aber freylich ziemlich auseinander zu fallen scheinen. Eines davon möchte den Versuch enthalten, von dem Verdienste Wolfens um die Philologie zu handeln. Er ist unstreitig der größte deutsche Philolog, mit dem jedoch auch dieses Gebiet sich abschließt. Wer nach ihm noch zu nutzen und zu wirken denkt, muß es ganz anders anfangen, will er das tüchtig schon dagewesene nicht bloß wiederholen. − Der gute alte Herr mag fürchten, daß ihm eine übermüthige Jugend den Lorber vom Kopfe reißen werde, die ihm die Zeit seiner Anstrengungen wegen über Homer gereicht. Allein er soll finden, wenn diese Jugend ihm auch etwas zu nehmen weiß, sie anderes auch zu geben vermag, wodurch sein ächter Ruhm der Nachwelt erst ganz klar werden wird. Ein zweytes Kapitel dürfte über die drey so genannten Naturformen Epos, Lyrik und Drama sich verbreiten, und ihre Existenz, wie sie gewöhnlich in den Poetiken abgehandelt wird, etwas in Zweifel ziehen, und zwar auf Veranlaßung Homers. Denn es ist offenbar, daß Hektor dem Sinne nach in der Ilias ganz d r a m a t i s c h gehalten ist, von Anfang bis zu Ende. Dagegen ist Achill durchweg l y r i s c h ; und selbst die Befriedigung, zu der wir endlich über diesen Charakter gelangen, ist die einer reinen Subjektivität, die zu dem schmerzensvollen Glück gelangt ist, sich bis zu dem Moment des schleunigsten und bewußten Unterganges treu zu bleiben, indem sie alles von sich stößt, was mit der in wohnenden Richtung ein mal nicht übereintrifft. Die Heiterkeit und das Bewußte, das Homer dieser Darstellung beygefügt, giebt ihr jene Unermeßlichkeit in der Höhe, an der sie beginnt, und in der Tiefe, in die sie sich versenkt und begräbt. So bleibt denn das eigentliche Epos ohngefähr so übrig, wie die Dekorationen, Pfosten und Breter vom Schauspiel, das sie nicht herbeyführen können, wenn die Bühne personenleer, verharrt, und der Dichter sich nicht gefällig erweisen mag. Es ist allerdings etwas Wahres an diesen Unterschieden, nur nicht wie man es gemeinhin glaubt. Deshalb man wohl dagegen sagen dürfte: ein gutes Epos müße ungefähr soviel Dramatisches und Lyrisches in sich enthalten, als Episches; ferner ein lyrisches Gedicht eben so viel Episches und Dramatisches; endlich das Drama so viel Lyrik und Episches als Dramatisches besitzen. Daß die ächten Alten alles dieses drey in jeder Naturform ganz durchzuführen vermochten, macht, daß sie eine vollständige Poesie überall besaßen; während wir Neuern nur Einzelnheiten von allem diesem aufweisen können, oder höchstens Zusammensetzungen, die aber nicht Eins in Einem sind. Ferner werde ich nochmals auf Achäer und Troer im Einzelnen und Ganzen zurückkommen, und namentlich den Punkt hervorheben, warum der Dichter die Achäer so günstig behandelt,

1

) Zu Hercules vgl. unten Schubarths Anwort vom 1. Dez 1821.

420

HOMER NOCH EINMAL

1821

daß wir uns verführen laßen können, das Gedicht ihnen zu Liebe, und zu Gunsten abgefaßt zu nehmen: da er doch seiner rein menschlichen Gesinnung nach ganz auf Seiten der Troer und der Besten unter ihnen, welches in Hektor und den Seinigen in der damaligen Welt erschien, und nur erscheinen konnte, steht. Freylich sein Ta l e n t stellt ihn im Gegentheil ganz auf die Seite der Achäer. Beurtheilen wir daher nur von diesem Punkte aus das Gedicht, so möchte es schwer auszufinden seyn, ihn für etwas anderes als einen leibhaften Genossen jener Gesellen zu halten. Dieses aber gehört mit zu jener Meisterschaft des Gedichtes, daß, wir mögen auf jedem einzelnen Flecke stehen, wir immer zugleich uns im Ganzen desselben zu befinden glauben. Endlich werde ich über M e p h i s t o p h e l e s - H e r r noch einen kleinen Beytrag liefern; und indem ich sie A p o l l o n , dem Gott, der den Musen gebietet und die Troer führt, gegenüberstelle, wird der verkappte Dichter hoffentlich hervorspringen, um seinem Gotte und seinen Landsleuten die alleinige Feyer und Ehre zu erweisen. Nächst diesem dürfte zur Sprache kommen, in wiefern jene Gedichte und Gesänge, theilweise und ganz, ursprünglich unter den Troern bey den Aeneaden durch den Dichter zu einer Rückführung und äußern Darstellung gebracht worden sind! Aus dem hierbey gebrauchten und eingeübten Personal müßen wir uns die Stammhalter jener spätern Rhaspoden [!] ableiten, seit mit dem Herabsinken der Troischen Zustände in der Folge, ja ihrer Vernichtung durch die überschwemmenden Ansiedelungen Europäisch-Griechischer Stämme die Aufführung und Darstellung in ihrem ersten Glanze und Vollständigkeit nicht mehr vollzogen werden konnte, sie vielmehr eine bloße Privatunternehmung wird. Da leuchtet denn Chios für später hin, als der Punkt hervor, von wo man mit jenen Gesängen, seine Zwecke richtig berechnend, unter die neuen Ansiedelungen hervortrat, und indem angeblich die Väter- und Urväter jener Ansiedeler darin besungen wären, Gunst zu erregen und dem neuen Stande der Dinge sich anzufügen und anzupassen wußte. Aus dieser politisch-merkantilischen Divulgirung ist der Homer unter die Ioner gekommen, und es ist daraus leicht begreiflich, warum die Inhaber jener Gesänge sich stets hüten mußten, eine Aufklärung über diese Dichtungen zu geben und zu verbreiten, die auf eine andere Beziehung und Richtung als den gegenwärtigen immer herrschender werdenden Zustand ging. Vorstehendes ist geschrieben, als ich das zweyte Schreiben Ew. Excellenz aus Weimar vom 21en Novbr. erhalte, und daraus ersehe, daß Homer Ew. Excellenz eine gleiche Beschäftigung wie mir gibt. Für die beygefügten Mittheilungen sage ich Ew. Excellenz meinen verbindlichsten Dank. Vorzüglich aber freut mich, daß wir Jüngern so glücklich sind, als Welt und Außen, mit unserm Bestreben Ew. Excellenz bey einem so bedeutenden Falle nicht abzustoßen, anzuwidern; sondern einem Ihrer Natur Gemäßem dieß mal richtig begegnet sind. Sehnlich wünsche ich die Fortsetzung des Auszugs der Ilias: denn ich fühle nur zu gut, daß über gewiße Dinge in dem Gedicht doch niemand so vollständig sich zu äußern vermag als Ew. Excellenz, indem Sie den großen Vortheil vor uns andern allen voraus haben, s e l b e r a l s D i c h t e r z u m G e d i c h t e e i n e s a n d e r n D i c h t e r s h e r a n t r e t e n z u d ü r f e n . Was wir andern sagen und zu sagen haben, wird immer mehr oder weniger nur eine gute, gesteigerte P r o s a seyn und bleiben müßen. Deshalb empfehle ich nochmals der Nachsicht alles was ich schon bereits über die Dichter gesagt, und nochmals in der Zukunft etwa sagen werde.

Nov 28. An C. L. F. Schultz1) (Br 35, 193f.): Da wir einmal so weit gelangt, will

ich auch noch des wackern Schubarths gedenken, der Ihnen gewiß täglich lieber geworden. Auch dieß gehört zu den Wunderlichkeiten meiner alten Tage, daß junge Leute aufstehen, die den immerfort einenden 1

) G’s Tgb vom 28. Nov 1821 verzeichnet: [Brief an] Herrn Geh. Staatsrath Schultz nach Berlin.

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und versöhnenden Dichter gegen den zersplitternden unversöhnlichen Kritiker in Schutz nehmen.1) Dez

1. [Berlin] E. Schubarth an G (GSA 28/829 St. 24): Die Bemerkung über Herakles in dem lezten Briefe Ew. Excellenz [vom 21. Nov] sagt mir leider aufs Neue, daß ich kein Schriftsteller-Talent besitze. Doch Ew. Excellenz sprachen vom H e r k u l e s und ich gedachte von H e r a k l e s zu reden. Das ist freylich etwas anderes . . . der H e r k u l e s d e r b i l d e n d e n K u n s t , und alle übrigen H e r a k l e s s e der Welt dürfen sich nicht schämen, so tüchtig, so feine und so edle Leute sie im Verlauf der Dinge geworden seyn mögen, auf diesen herben, ungeschlachten Vo r h o m e r i s c h e n H e r a k l e s ihren Stammbaum zurückzuführen. Möchte man mich nicht auch, wenn ich von den Achäern sage, sie seyen das Außen, Außere, blendende Schaale, an das Wort erinnern: Und so sage ich zum zehnten Male Alles gibt sie reichlich und gern; N a t u r h a t w e d e r K e r n N o c h S c h a l e .2) In so fern es wirklich so gute Leute schon gegeben hat, die mir jenes Wort zugerufen, wußten sie freylich nicht, was ich wissen mußte, daß ich die Schale ihrer eigenen Dummheit nur wegfegen wollte. Und so brauch ich nicht zu sagen, was Gescheidte von selbst verstehen, daß vor ihnen weder von Schale noch Kern zu reden ist. Die Achäer sind keine Gesellen aus Auerbachs Keller, so lange Homer selbst das Wort führt. Doch sind nicht alles Homere, die nach Homer sprechen; und für d i e gilt jene Aeußerung.

1822 Jan

16. (s. „Ilias im Auszug“: an Knebel gD, S. 515)

1823 Dez

1. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 79): Heute ward ich bei Goethe zu Tisch geladen. Ich fand Zelter bei ihm sitzen, als ich hereintrat . . . Ich fragte nach Schubarth. „Er besucht mich wenigstens alle acht Tage, sagte Zelter. Er hat sich verheiratet, ist aber ohne Anstellung, weil er es in Berlin mit den Philologen verdorben.“

1824 Apr 19. (s. „Ilias im Auszug“: Eckermann Gespräche gD, S. 516) Aug 20. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper an G gD, S. 520)

1826 Jan

12. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper an G gD, S. 523)

1

) Das Folgende s. in „Ilias im Auszug“: an C. L. F. Schultz gD, S. 515. ) Nach v. 12−15 aus G’s Gedicht Allerdings (W 3, 105): . . .Sage mir tausend tausendmale: / Alles gibt sie reichlich und gern; / Natur hat weder Kern / Noch Schale . . .

2

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1826

Mai 20. An Zelter (Br 41, 38): Wenn man bedenkt, daß so viel wichtige Men-

schen doch am Ende wie Öltropfen auf Wasser hinschwimmen und sich höchstens nur an Einem Puncte berühren, so begreift man, wie man so oft im Leben in die Einsamkeit zurückgewiesen ward. Indessen mag denn doch ein so langes Nebeneinanderleben, wie uns mit [F. A.] Wolf geworden, mehr als wir gewahr werden und wissen, gewirkt und gefördert haben. Juli

6. [Darmstadt] G. Lange an G (GSA 28/119 Bl. 293f.): Ew Excellenz bitte ich demüthigst diesen schwachen Versuch1) nicht ganz zu verschmähen und als eine bescheidne Frage eines unerfahrenen Jüngers an den erfahrenen Meister zu betrachten. In ganz Europa kann Niemand, als Ew Excellenz sogleich prima vista über die Haltbarkeit meiner Hypothese entscheiden: denn Hypothese bleibt es immer, so lange Ew Excellenz noch nicht darüber entschieden haben. Eine zweite Bitte sprech’ ich mit noch größerer Demuth aus. Werden Ew Excellenz es huldvoll verstatten, daß ich dieß Werkchen hochdenselben dedicirn und somit meine innigste Dankbarkeit und Liebe aus zusprechen wage. Unter Ihren Auspizien, hoffe ich, wird es dann kühn allen Stürmen zu Wasser und zu Land trotzen können. Die königl. Societät in London hat 1823 einen Preis für den ausgesetzt, welcher den besten Versuch dieser Art liefern würde. Ein ermunterndes Wort von Ew. Excellenz und ich werde es wagen, in die Schranken zu treten. Allein fast muß ich glauben (denn genau hab’ ich noch nichts erfahren können) daß jener Preis schon gewonnen ist. Möchte sich denn ein tüchtiger Buchhändler finden, welcher mehr Sinn für ein gediegnes, wissenschaftliches Unternehmen hat, als meine frühere Buchhandlung, welche den Ossian selbst, wie ich zu meinem Leidwesen mehr und mehr erfahre, ganz `a la Walter Scott, tractiren will. Aber ich fürchte, bei meiner literarischen Unerfahrenheit kaum einen dafür interessiren zu können. Ich könnte dann die Untersuchung über die Geschichte des Epos entweder in einem besondern Werkchen und zwar mehr ausgearbeitet ediren (indem ich diesen Versuch höchstens einen Embryo nennen darf) oder auch als Einleitung zu einer Uebers. des Ossian voran drucken lassen, zumal da ich die Geschichte des Ossianischen Epos auf eine ähnliche Art, wie die des Homerischen, mir wenigstens, zur Evidenz zu bringen gesucht habe. Weil letztere zu voluminös geworden, so habe ich es nicht gewagt, Ew Excellenz zu bemühen, auch die erstere noch in meinem ohnedieß so unleserlichen MSS durchzugehen, so sehr sich auch die Gesetze der beiden epischen Dichtungen in vieler Hinsicht gegenseitig bestätigen. O möchte die windschnelle Iris mir bald Antwort aus Ihrem Olymp bringen, sag ich die letzte Bitte, welche ich an Ew Excellenz zu richten wage. Ich habe die Ehre, in tiefster Verehrung zu verharren Ew Excellenz gehorsamster Diener Georg Lange, Candidat der Philologie.2)

Sept 11. [Weimar] Riemer an G (GSA 28/119 Bl. 295f.): Excellenz, Durch den jungen Weyland, der morgen nach Darmstadt reist, bin ich so eben angegangen worden, mit einer An-

1

) Georg Lange: Versuch, die poetische Einheit der Iliade zu bestimmen. Ein Sendschreiben an Goethe. Darmstadt 1826. 2 ) Georg Lange u. Ernst Schubarth hatte G vor allem im Sinn, als er im letzten Abschnitt von Homer noch einmal auf das Phänomen hinwies, daß eine neue Generation auftritt, welche, sich das Vereinen, das Vermitteln zu einer theuren Pflicht machend, uns, nachdem wir den Homer einige Zeit, und zwar nicht ganz mit Willen, als ein Zusammengefügtes, aus mehreren Elementen Angereihtes vorgestellt haben, abermals freundlich nöthigt, ihn als eine herrliche Einheit und die unter seinem Namen überlieferten Gedichte als einem einzigen höheren Dichtersinne entquollene Gottesgeschöpfe vorzustellen (W 41.2, 236).

1826

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423

frage: ob vielleicht Ew. Excellenz, in Betreff des Candidaten Lange, der Hochdenenselben einen Aufsatz über Homers und Ossians Gedichte mit dem Wunsche solchen Ew. Excellenz dediciren zu dürfen zugesendet, etwas zu resolviren geruht hätten, mit dessen Ueberbringung er dem Harrenden Freude zu machen das Glück haben könnte. Da ich ihm hierüber keine Auskunft geben konnte, so versprach ich ihn im Laufe des Tages Ew. Excellenz Gesinnung wissen zu lassen. Ich wende mich daher mit der gehorsamsten Bitte an Ew. Excellenz mir den deshalb gefaßten Entschluß geneigtest zu eröffnen, falls Hochdieselbe nicht verzichten sollten dem Autor selbst etwas zu erwiedern. In dieser Absicht lege ich den Aufsatz bey, den ich zu wiederhohlten Malen gelesen, und der mir sehr triftig u zeitgemäß erschienen. Es erheben sich itzt von allen Seiten Stimmen über die Wolfische Ansicht der Homerischen Gesänge, und diese Schrift scheint mir besonders geeignet die ältere Vorstellung der Einheit gegen die gemachten Einwürfe aus den Veränderungen des Textes und der spätern Fixierung durch Schrift auf eine anthropologische Weise zu retten. Ich hatte vor die Abhandlung auszuziehen, bin aber durch die Zerstreuungen des Tags und amtliche Geschäfte an dem weitern Fortschritt gehindert worden. Indem ich Ew. Excellenz Resolution entgegen hoffe, verharre ehrfurchtsvoll Ew. Excellenz gehorsamster Riemer

Sept 11. An F. W. Riemer1) (Konzept; Br 41, 148): Wenn bey Gelegenheit des

fraglichen Werks, dem Sie ein so schönes Zeugniß geben, auch meiner in Gutem gedacht wird, kann es mir nicht anders als zu Freuden und Ehren gereichen.2) Dez 16. Nebenstehendes ausgefertigt: Herrn Frommann d. J., Folge von Kunst und Alterthum VI, 1, Jena.3)

1827 Juli 30. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper: Homers Odyssee. Wien 1827, Vorwort gD, S. 525) ⎯

H o m e r w i e d e r H o m e r . 4) Scharfsinnig habt ihr, wie ihr seid, Von aller Verehrung uns befreit, Und wir bekannten überfrei Daß Ilias nur ein Flickwerk sei.



1

) G’s Tgb vermerkt am 11. Sept: An Professor Riemer über des Candidat Lange Homerischen Aufsatz. 2 ) Vermutlich handelte es sich um einen G’s Formulierung aufgreifenden Antwortbrief Riemers an Lange, den dieser im Vorwort seiner Abhandlung zitiert: Als ich in der Mitte dieses Jahres Ew. Excellenz jenen Versuch . . . mit der Anfrage zuschickte . . . ob ich dieses Werk Ew. Excellenz dediciren dürfe, so ward mir die ebenso unerwartete, als schmeichelhafte Antwort: „Ew. Excellenz hätten jenes Manuscript mit Antheil und Zustimmung aufgenommen und es würde Ihnen nur zur Freude und Ehre gereichen, Ihrer auch öffentlich gedacht zu sehen.“ 3 ) Am 1., 2. u. 6. Jan 1827 erfolgte die Revision des Aufsatzes, s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD. 4 ) ED 1827 C1 3, 166 (W 3, 159, 416). Vielleicht schon früher (1821 oder 1826) im Zusammenhang mit G’s Wiederbeschäftigung mit Homer entstanden, wie MA 13.1, 731 mutmaßt; FA I 2, 1122 sieht insbes. in v. 5 ein Indiz für Entstehung in den frühen 20er Jahren, vor F. A. Wolfs Tod 1824.

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HOMER NOCH EINMAL

1827

Mög’ unser Abfall niemand kränken; Denn Jugend weiß uns zu entzünden, Daß wir Ihn lieber als Ganzes denken, Als Ganzes freudig Ihn empfinden. CK/Red.

Homers Apotheose1)

E D

1827 Sept 27. − Okt 26. C1 44 (1832) 203−07. − W 49.2, 25−28.2) − MA 18.2, 234−38. − FA I 22, 702−05.

Z

1826

Apr 17. Gegen Abend die Herren Schinkel und Beuth, von Berlin nach Paris

und London gehend. Brachten architektonische und sonstige Abbildungen mit.3) Mai 21. (s. „Relief von Phigalia“: S. Boissere´e Tagebuch gD) Sept 11. (s. „Sendungen aus Berlin“: an ? gD) Okt 11. An Zelter (Br 41, 193−95): Wenn Herr Geheime Rath Beuth mir die

gefällig zugesagten Basreliefe sendet,4) werd ich solche höchst dankbar 1

) G’s Auslegung des figurenreichen, ca. 125 v. Chr. entstandenen antiken Basreliefs des Archelaos von Priene, die göttliche Verehrung Homers darstellend; s in Abb. IXa die von G erwähnte Radierung des ital. Malers u. Radierers Giovanni Battista Galestruzzi (1615/18−nach 1678) von 1656. Das Original hatte G 1787 in Rom im Palazzo Colonna gesehen, ehe es ans British Museum gelangte. Als G am 27. Sept 1827 (s. Tgb) Gipsabgüsse von vier Figuren erhielt (Abb. IXb−e), entstand seine Deutung des gesamten Reliefs u. speziell der im rechten Winkel der zweiten Reihe von unten auf einem Piedestal stehenden Figur als eines Dichters, der sich einen Dreifuß durch ein Werk, wahrscheinlich zu Ehren Homers, gewonnen und zum Andenken dieser für ihn so wichtigen Begebenheit sich hier als Widmenden vorstellen lasse. Damit überzeugte G die späteren Archäologen: Durch diese Bestimmung ist Goethe für alle nachfolgenden archäologischen Behandlungen des Archelaos-Reliefs maßgebend geblieben (Max Wegner: Goethes Anschauung antiker Kunst. Berlin 1949, 68). 2 ) Ebd. 324f. Lesarten; 257−59: Paralip., hier zit. in Z 3. Okt 1827. 3 ) Erstes Zusammentreffen mit dem preuß. Ministerialrat für Handel, Gewerbe und Bauwesen C. Peter W. F. Beuth in Gesellschaft des Berliner Malers u. Architekten K. F. Schinkel. − Durch Beuth gelangte G nach und nach in den Besitz von Gipsabgüssen antiker Kunstwerke aus dem British Museum, zu denen auch die Kopien der vier Figuren aus Homers Apotheose gehörten. Die Z von 1826 u. 1827 bekunden G’s Passion für Kopien antiker Kunstwerke. 4 ) die gefällig zugesagten Basreliefe − vermutl. auch mit Bezug auf Homers Apotheose. − Doch Beuths folgende Sendungen betrafen zunächst andere antike Werke; vgl. „Sendungen aus Berlin“: 1826 Okt 26.: Beuth an G; Nov 15.: an Beuth; Dez 20.: Beuth an G u. Dez 31. (Tgb): Die Beuthische Sendung von Berlin war angekommen. Merkwürdigste Terracottas. Vergleichung derselben mit englischen Kupfern.

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annehmen. Am sichersten geschieht es durch den Fuhrmann, wohlgepackt, vielleicht auch durch die fahrende Post, auf jede Weise unfrankiert . . . ich wiederhole, daß mich Herr Geheime Rath Beuth durch einige Gypssendung sehr glücklich machen wird, und ich zehre gar lange an etwas der Art . . . Gott erhalt uns im Alten und beym Alten!

1827 Juli 23. An P. Beuth (Br 42, 274−76): Ew. Hochwohlgeboren

haben in meine Umgebung abermals eine große Anmuth gebracht1) . . . Wie manches Erfreuliche geht uns von Berlin aus und warum hindern mich meine Jahre dort unmittelbar an dem Erwünschtesten Theil zu nehmen! Bey solchen Gefühlen und Wünschen überzeugen Sie sich, daß einige Figuren der Homerischen Apotheose, eines Kunstwerks, dessen ich mich nur im Allgemeinsten erinnere, mir höchst angenehm seyn werden.2) Nun aber lassen Sie mich mit der Bitte schließen daß Sie ja Ihre schätzbaren Gedanken über diesen und jenen Kunstgegenstand mir nicht vorenthalten mögen; denn wie muß nicht eine ausgebreitete Erfahrung und thätiges Nachdenken Ihre Einsichten allerwärts erhöht haben! Sept 27. Erhielt eine Sendung von Herrn Beuth aus Berlin3) . . . Betrachtung der Gipsabgüsse gedachter Beuthischen Sendung. 28. Gegen Abend für mich in den Garten. Fuhr gegen 6 Uhr zurück. Fand Herrn Oberbaudirector Coudray . . . Sodann mit Herrn Professor Riemer. Beide vergnügten sich mit den von Berlin angekommenen Gipsabgüssen. 29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Nov 1827 −: Cuper, Gisbert: Apotheosis vel consecratio Homeri . . . Amstelodami 1683.4) 29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 11. Okt 1827 −: Polenus, Johannes: Utriusque Thesauri antiquitatum Romanarum Graecarumque nova Supplementa congesta. Vol. 2. Venetiis 1737. 2°.) 1

) Betr. durch Beuth erhaltene Gipsabgüsse antiker Vorlagen; vgl. „Sendungen aus Berlin“: 1827 Jan 2. u. 4.: Tgb; Jan 9.: an P. Beuth u. an Zelter; Jan 19.: Tgb; Jan 22.: Zelter an G; Juni 13.: an P. Beuth. 2 ) Des Archelaos Basrelief hatte G in Rom wohl am 27. Juni u. 6. Dez 1787 beim Besuch des Palazzo Colonna gesehen, auch wenn die Ital. Reise es nicht eigens erwähnt. Sein besonderes Interesse an Figuren der Apotheose Homers ist schon durch das Thema einer so exorbitanten Dichterehrung begreiflich. 3 ) Sie enthielt vier Gipsabgüsse von Figuren aus Homers Apotheose, die Schuchardt (II 336, Nr. 121) so verzeichnet: a, Jupiter, sitzend, mit langem Scepter im rechten Arm; b, Apollo Kitharoedos; c, Mnemosyne; d, tanzende Thalia] aus einem Relief in gebrannter Erde, die Apotheose Homer’s darstellend, welches sich im Britt. Museum befindet. Der Künstler hat das Werk mit seinem Namen, Archelaos, bezeichnet. Vgl. Abb. IXb−e und die folgenden Z. 4 ) Vgl. unten 3. Nov 1827: an Beuth. Cupers Werk gleich zu Anfang erwähnt in Homers Apotheose wegen der Abbildung von Galestruzzi.

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Sept 29. [Nachmittags] Die Schriften bezüglich auf die Apotheose Homers fer-

ner studirt und manches zu einem kurzen Aufsatze darüber bemerkt. 30. Mittags für uns. Sodann beschäftigt mit der Apotheose Homers, wie solche von Cooper [G. Cuper] und andern behandelt worden. 30. An H. Meyer (Br 43, 93): Herr B e u t h hat mir vier Figuren aus der Apotheose des Homers gesendet; herrliche Dinge, welche zu neuer Betrachtung dieses wundersamen Kunstwerks aufrufen. In welche Zeit wäre es wohl zu setzen? Über die Darstellung glaube ich etwas Eignes, Neues gefunden zu haben.1) Okt

3. (Schema datiert: Weimar den 3. October 1827.) 3. Schema (W 49.2, 257−592)): H o m e r s A p o t h e o s e .

Altes merkwürdiges Basrelief, gefunden in agro [auf dem Gebiet] Ferentino zu Marino auf den Gütern des Fürsten Colonna in den Ruinen der Villa des Kayser Claudius. In der Hälfte des 17. Jahrhunderts? Zu unsrer Zeit in Rom in dem Palast Colonna noch vorhanden. Auf’s Neue darauf aufmerksam geworden durch einige von Freundeshand erhaltene Abgüsse von Figuren derselben. Eine Abbildung, von dem Florentiner Calestruzzi [Galestruzzi] im Jahr 1656 gezeichnet und gestochen, giebt uns einen hinlänglichen Begriff davon.3) Kircher4) ad fol. 80. Cuper ad fol. 1. Sie findet sich in dem Werke Cuper’s über diesen Kunstgegenstand. Calestruzzi ist dem Alterthumsliebhaber schon bekannt durch ähnliche nach Polydor [Polidoro Caldara] radirte Blätter, z. B. den Untergang der Familie Niobe. Eine wahrscheinlich durchgezeichnete, aber sehr schwache und ungeschickte Copie findet sich in Polena’s [Poleni] Supplementen zu dem thesaurus des Graevius5) und Gronovius6) im 2ten Theile zu S. 298. und einer Abhandlung von Schott,7) worin mit einigen Cuperischen Sätzen controvertirt wird. Unseres Geschäffts ist nicht, hievon Relation zu geben; vielmehr wollen wir, da in jedem problematischen Falle eines jeden Meinung sich nach Gefallen ergehen

1

) etwas Eignes, Neues war G’s Hypothese, daß die Figur vor dem Dreifuß ein Dichter sei, der diesen in einem dichterischen Wettkampf gewonnen u. das Relief gestiftet hatte. Vgl. oben S. 424, Anm. 1. − Eine Antwort des auf Reisen befindlichen Meyer ist nicht bekannt; am 22. Sept schrieb er an G (SchrGG 35, 143): wahrscheinlich vor Ende Octobers wieder in Weimar zu seyn; s. unten 26. Okt 1827: an H. Meyer. 2 ) Foliobogen von Schuchardts Hand halbseitig beschrieben, mit egh. Korrekturen u. Hinzufügungen G’s. 3 ) Vgl. Abb. IXa. 4 ) s. unten 4. Okt 1827 die Bibliotheksentleihung. 5 ) Johann Georg Grävius: Thesaurus antiquitatum Romanarum. 12 Bde. Utrecht 1694−99. 6 ) Jacob Gronov: Thesaurus antiquitatum Graecarum.13 Bde. Leiden 1697−1702. 7 ) Andreas Schott: Homericae apotheosis in antiquo lapide designatae nova explanatio (Neue Auslegung der Apotheose des Homer, auf antikem Stein dargestellt), in Teil 2 des Werks von Polenus enthalten.

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darf, auch die unsere kürzlich vortragen; und wir sondern was nach prüfender Betrachtung des Bildes, nach Lesung der darüber verhandelten Schriften klar geworden, und was allenfalls zweifelhaft geblieben, sorgfältig von einander. Klar ist und zugestanden: die auf einem abgeschlossenen Vorhangsgrunde als im Heiligthume vorgestellte göttliche Verehrung Homers auf dem untern Theile des Bildes. Die Ilias und Odyssee knieen demüthig zur Seite; Eumelia und Kronos stehen im Rücken ihn zu kränzen; vor ihm Mythos als opfernder Knabe; Historia Weyrauch streuend; Poesie mit Fackeln vorleuchtend, hinter ihr Tragödia und Comödia alle gleichsam vorwärtsschreitend, preißend und feyernd; hinter ihnen eine turba [Menge] stehend, aufmerksam, deren einzelne Figuren mehr durch Inschriften als durch ihre Gestalt bezeichnet werden, und wo man Buchstaben und Schrift sieht, ist man überall zufrieden. Aber ohne Namen und Inschrift darf man von oben herunter die Vorstellung ebenfalls für klar halten. Auf der Höhe des Bergs Zeus sitzend, Mnemosyne hat aber von ihm die Erlaubniß zur Vergötterung ihres Lieblings erhalten. Er mit rückwärts zugewandtem Gesicht scheint gleichgültig; die Göttin aber, im Begriff sich zu entfernen, schaut ihn, mit auf die Hüfte gestützten Armen, gleichsam über die Schulter an, als wenn sie ihm nicht besonders dankte für das was sich von selbst verstehe. Eine jüngere Muse, jugendlich munter hinabspringend, verkündets freudig ihren sieben Schwestern, welche hinunterwärts auf dem dritten und zweiten Plan theils stehen theils sitzen, und mit dem was oben vorging, beschäftigt scheinen, bis zur Höhe, wo Apollo Musagetes ruhig aufmerksam dasteht. Neben ihm Bogen und Pfeile über der Cortina. So weit wären wir also aufgeklärt. Von oben herein wird nämlich das göttliche Patent ertheilt und den zwey mittleren Feldern bekannt; das unterste 4te Feld stellt die wirkliche, obgleich poetisch symbolische Ausführung der zugestandenen hohen Ehre dar. Problematisch bleiben uns jedoch noch zwey Figuren in dem rechten Winkel der zweiten Reihe von unten. Auf einem Piedestal steht eine Figur, gleichsam die Statue eines mit Unterkleid und anständigem Mantel einfach bekleideten Mannes; Füße und Arme sind nackt, in der Rechten hält er ein Papier oder Pergamentrolle und über seinem Haupte ist ein Dreyfuß zu sehen. Die früheren Erklärungen dieser Figur können in obgemeldeten Büchern nachgesehen werden; wir aber behaupten, es sey die Abbildung eines Dichters, der sich einen Dreyfuß durch ein Werk, wahrscheinlich zu Ehren Homers gewonnen, und zum Andenken dieser für ihn so wichtigen Begebenheit steht er hier als der Widmende. Nach etwas Ähnlichem im Alterthume ist zu forschen. Die Bilder des Perikles auf dem Schild der Minerva deuten hierher. In unserm Basrelief hat der Künstler seinen Namen und Vaterland schriftlich ausgedruckt, der Dichter steht bildlich. Von seiner Seite durch den Sieg berechtigt, tritt seine Lieblingsmuse zu Phöbus heran, diesem eine

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Rolle überreichend, wahrscheinlich das triumphirende Gedicht. Daß es später ist, zeigt schon die mehr als sonst im Alterthum gebräuchliche Allegorie, hier sogar durch Inschriften verdeutlicht. Was sonst allenfalls noch zu beobachten. Weimar den 3. October 1827. Okt

4. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Nov 1827 −: Kircheri, Athanasii, Turris Babel sive Archentologica . . . Amstelodami 1679. [Daran:] Kircheri Latium i. e. nova et parallela Latii cum veteris tum novi descriptio . . . Amstelodami 1671.1)) 5. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 23. Okt 1827 −: Augustini, Leonardo: Gemmae et sculpturae antiquae depictae. Add. eorum enarratione in Lat. versa ab Jacobo Gronovio. T. 1. 2. Amstelodami 1685.)2) 25. Hofrath Meyer zu Tische . . . Kunstgegenstände wurden besprochen. 26.3) An H. Meyer (Br 43, 126f.): Mögen Sie, mein Theuerster, durch Be-

Nov

trachtung des Homerischen Bildes, durch Lesung meines kleinen Aufsatzes sich bewogen fühlen, Ihre früheren Notamina deshalb aufzusuchen. Heute Mittag hoffe ich Sie bey uns zu sehen und das Weitere so wie manches Andre zu besprechen. 3. An C. D. Rauch (Br 43, 143f.): Die Bestrebungen des Herrn Beuth sind mir durch die Freundlichkeit des werthen Mannes immerfort bekannt geblieben. Ich verdanke ihm die anmuthigsten Abgüsse einiger Terracottas und einiger Figuren aus der Vergötterung Homers. 3. An P. Beuth (Konzept; Br 43, 145−47): Ew. Hochwohlgeboren hat, wie ich hoffen kann, der theure Zelter schon zu melden Gelegenheit gehabt,4) wie die Weimarischen Kunstfreunde durch Ihre gefällige letzte Sendung5) in Thätigkeit gesetzt worden. Um alles auf die Vergötterung Homers, in jenem wichtigen Marmor dargestellt, Bezügliche sich vergegenwärtigen zu können, wurden die Nachbildungen des Santo Bartoli6) und Galestruzzi hervorgesucht, nicht weniger was durch Pater Kircher, Cuper, Polenus und andern darüber ausgesprochen worden, woraus denn ein kleiner Aufsatz entstand, welchen ich in dem nächsten 1

) Anastasius Kirchers Latium erwähnt in Homers Apotheose wegen der Abbildung von Galestruzzis Stich bei der 80. Seite. 2 ) Die lat. Übers. von Leonardo Agostini: Le Gemme Antiche Figurate. 2 Bde. Rom 1657 u. 1669. 3 ) Datum zweifelhaft, da G’s Tgb vom 25. Okt H. Meyer als Tischgast verzeichnet (Br 43, 354). Meyers Stellungnahme zu G’s Auslegung von Homers Apotheose ist nicht überliefert. 4 ) Zelter war vom 12.−18. Okt 1827 G’s Gast in Weimar gewesen. 5 ) Bzgl. auf die am 27. Sept eingetroffene Sendung mit den vier Gipsabgüssen zu Homers Apotheose. 6 ) Zu dem ital. Maler u. Kupferstecher Pietro Santo Bartoli enthält G’s Winkelmann und sein Jahrhundert (1805) H. Meyers Hinweis im Abschnitt Kupferstecherei und Holzschneidekunst: Den P. S. Bartoli kennen die Liebhaber aus seinen vielen schönen Blättern nach Antiken, Basreliefs und Gemälden, welche in Absicht auf Treue des Details zwar nicht alle Wünsche befriedigen, den Geschmack der Antiken aber überhaupt sehr wohl darstellen (195).

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429

Heft von Kunst und Alterthum mitzutheilen gedenke1) . . . Alfred Nicolovius, der mich so eben verläßt, um nach Berlin zurückzukehren, übernimmt, Gegenwärtiges zu überbringen; ich ergreife diese Gelegenheit um so lieber, als er mündlich bezeugen kann, wie sehr Ihre Gaben zu der belehrenden Behaglichkeit beytragen, in der ich mich durch manche versammelte Gegenstände zu erhalten wünsche. Nov 6. An Zelter (Br 43, 148): . . . Dagegen fährt die bildende Kunst, besonders die plastische, immer fort, mich glücklich zu machen . . . Herrn Beuths höchst gefällige Sendungen dienen mir und Meyern zu den besten Entwickelungs- und Belehrungsgesprächen. Wir stellen ein Heft Kunst und Alterthum zusammen2). . . 11. An S. Boissere ´e (Br 43, 164): Auch war mir plastisches Gebilde fortwährend günstig: Von Berlin erhielt ich fernere Gypsabgüsse . . . auch einzelne Figuren von dem berühmten Basrelief, die Vergötterung Homers vorstellend, zu meiner Zeit noch im Palast Colonna. Dergleichen Gegenstände treiben immer auf’s neue in’s Alterthum, zur Betrachtung der Gesinnungen, Sitten und Kunstweise jener Zeiten. Da man sich denn immer einrichten muß, in einem unerforschlichen Meere zu schwimmen.3)

1828 Jan

12. An A. Nicolovius (Konzept; Br 43, 236): . . . ich habe ferner zu wün-

schen, daß Du den Herren [C. D.] Rauch und [C. F.] Tieck für die bedeutende Sendung dankest, womit sie mir das neue Jahr ausschmükken wollen. Herren Beuth würdest du das Gleiche ausrichten und so einem schuldigen Erwidern einige Stundung zu verschaffen wissen. KM

1

) Dieser Vorsatz kam nie zur Ausführung. ) Warum Homers Apotheose nicht in KA aufgenommen wurde, ist ungeklärt. Sollte H. Meyer G’s Enthusiasmus gedämpft haben? Jedenfalls wurde G’s Auslegung bei Lebzeiten nie gedruckt. Zur Anerkennung durch die spätere Archäologie s. S. 424, Anm. 1. 3 ) Der letzte Satz könnte ein Hinweis darauf sein, daß G seiner Auslegung nicht mehr so sicher war. 2

430

HOOD: WHIMS AND ODDITIES

1827

[Hood, Th.: Whims and Oddities]1)

E D

1827 Apr 2. u. 3. C1 46 (1833) 275f. (Whims and Odditys. 1827). − W 42.2, 82f. − AA-SL 2, 168. − MA 18.2, 81f. − FA I 22, 813f.

Z Apr

1827 2. Ich schloß mich ein und suchte manches bisher Stockende in Bewe-

gung zu bringen und zu expediren . . . Whims and Oddities . . . Abends Herr Hofrath Soret. Die englischen Karikaturen beschauend und besprechend. Später noch einiges an Friedrich diktirt.2) 3. (Hs. datiert: Weimar den 3ten April 1827)3)

KM

Von dem Hopfen und dessen Krankheit, Ruß genannt4)

E

1823 Juni 29. / Sept 11.[?],5) Sept 29. (Text), Nov 3. / Dez 5. (Druckbogen)

D

Morph II 2 (1824) 74−76 − NS 7 (1892) 350f.; verbessert: NS 13 (1904) 84−86. − LA I 9, 328f. − MA 12, 327f. − FA I 24, 608f. 1

) Von G nie selbst veröffentlichte Charakterisierung der humoristischen Gedichtsammlung Whims and oddities in prose and verse (2 Bde, 1826/1827) von Th. Hood, eines in London lebenden engl. Schriftstellers u. Humoristen, der kurze Zeit Kaufmann, dann Kupferstecher, seit 1821 ausschließlich Schriftsteller war. Nachdem er früh schon für belletristische Blätter Beiträge lieferte, übernahm er 1821 die Redaktion des London Magazine, leitete später The New Monthly Magazine u. gründete schließlich Hood’s Monthly Magazine. − Warum G den erst posthum durch Eckermann hsg. Text selbst nicht veröffentlichte, liegt für MA 18.2, 780 auf der Hand: Bei aller Konzilianz und dem Lob für gelungene Passagen . . . überwiegt doch unüberhörbar G.s Skepsis. Ebd. zahlreiche Belege für G’s Abneigung gegenüber Parodie, Karikatur, Travestie u. einen Humor, der seine Gegenstände ins Absurde, Possenhafte hinabzuziehen droht. 2 ) G’s Diener Gottlieb Friedrich Krause, der 1824−1832 gelegentl. Schreiberdienste leistete. So entstand am 2. Apr Krauses noch viele Hör- und Schreiberfehler enthaltende Niederschrift Ha1, die G korrigierte u. ergänzte, u. a. durch die Überschrift Whims and Od. in lat. Schrift. 3 ) Ha2, eine saubere Niederschrift von Joh. Chr. Schuchardt, von der J. Salomon AA-SL 5, 229 aufgrund der vielen Abweichungen von Ha1 annimmt, daß sie keine direkte Abschrift war, sondern daß G nach Ha1 diktierte und dabei Änderungen vornahm. 4 ) Zu diesem Nachtrag zum Aufsatz Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung aus Morph I 3 (1820) 285−303 liegen in der Hs. von J. A. F. John mit Korrekturen G’s die Druckvorlage für Morph II 2 und ein Entwurf zum Schlußteil vor. 5 ) In dieser Zeit hielt G sich in Eger, Marienbad und Karlsbad auf. Möglicherweise ist eine in diesem Zeitraum in Böhmen aufgesetzt[e] Notiz Teil des Aufsatzes; s. unten 29. Sept 1823: Tgb m. Anm.

1823

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

Z

431

1823

Sept 20. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 11. Okt 1823 −: Krünitz, Johann Georg: Oeconomische Encyclopädie . . . Bd 25: Hom−Hug. Berlin 1782.)1) 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 21. Febr 1824 −: Schkuhr, Christian: Botanisches Handbuch der mehresten theils in Deutschland wild wachsenden, theils ausländischen . . . Gewächse. Bde 3 u. 4. Wittenberg/Leipzig 1803/1808.)2) 24. . . . mit John Brief an Nees von Esenbeck. 25. [Nachmittags] Hopfenblüthen aus der Frau Gräfin [E. M. O.] Henckel[-

Donnersmarck] Garten. 26. [Nachmittags?] Die Sendung an Nees von Esenbeck weiter geführt, ingleichen manches andere zu den bevorstehenden Heften [Morph und Nat II 2]. 29. An Nees v. Esenbeck (Br 37, 232): Beylegen muß ich noch ein Hopfenblatt, vom R u ß ,3) wie man es nennt, angegriffen, mit einer kurzen Notiz, die ich in Böhmen aufgesetzt habe; ich füge Fragen hinzu, über die Sie mich geschwinder aufklären, als ich mich selbst durch Nachschlagen und Nachdenken fördern könnte. In solchen Fällen nehm ich mir künftig die Freyheit einer eiligen Anfrage, und ich kann nur immer dabey gewinnen. 29. Aufsatz wegen des Hopfens.4) Sept/ Agenda (LA II 10 A, 634): Nees . . . Mehltau schöne Beantw. Fragen. Okt Okt

1. [Brief an] Herrn Nees von Esenbeck nach Bonn, enthaltend . . . Ruß-

krankheit des Hopfens. 3. Agenda (LA II 10 A, 620): . . . Lupulin5) / Hopfen Abbildungen . . .

Hopfen 1

) Mit den Artikeln über Hopfen und Honigtau. G war am 17. Sept 1823 aus Böhmen, wo er den Hopfenkulturen besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, nach Weimar zurückgekehrt. 2 ) Ebenfalls für Studien über den Hopfen entliehen. Da G die beiden ersten Bände des Werks besaß (Ruppert Nr. 5067), hat er vermutlich (entgegen Keudell Nr. 1488) die Bände 3 u. 4 entliehen. In seinem Aufsatz bezieht er sich auf Tafel 326 des 4. Bandes. − In diesen Kontext gehört ein Bestellzettel für die Bibliothek, auf den G Fragen und Stichworte notiert hat, die in seinem Aufsatz wiederum auftauchen (abgedruckt in LA II 10 A, 114, M 55). 3 ) Rußtau wird hervorgerufen durch den zu den Rostpilzen (Uredinales) gehörenden Pilz Fumago salicinia (Capnodium salicinum). 4 ) Stichworte zum Aufsatz sind abgedruckt in LA II 10 A, 113, M 54. − Unklar ist, ob bzw. inwieweit die im vorhergehenden Z genannte Notiz aus Böhmen in den Aufsatz eingegangen ist. Möglicherweise stellt sie den ersten Teil des Aufsatzes dar, an den G noch drei Fragen anschließt. 5 ) G hatte in seinem Aufsatz die Frage gestellt 3) Wo ist vom Lupulin gehandelt? (FA I 24, 609), die Nees v. Esenbeck ausführlich beantwortete; s. unten 17. Okt 1823: Nees v. Esenbeck an G. − ß-Lupulinsäure oder Lupulon ist Bestandteil des Harzes vom Hopfen (Humulus lupulus).

432

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

1823

Okt 17. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 179f.): Auf die Beylage [vom 29. Sept], über den Ruß am Hopfen sey mir vergönnt, auch auf einer Beylage zu antworten,1) weil einige Citationen nicht umgangen werden können. Leider gehen die Hauptfragen, doch nicht durch meine Schuld, leer aus. Vielleicht kommt künftig eine Frage an mich vor, die mich beßer gerüstet trifft. 27. [Abends] Sendung von Nees von Esenbeck. 28. Das gestrig Angekommene besorgt und studirt. 31. [Briefe an] Herrn Rath Grüner nach Eger, inliegend kleine Promemo-

rias an . . . Herrn Bergmeister Lößl nach Falkenau. [An] Herrn Präsident Nees von Esenbeck nach Bonn. 31. An I. Lößl (Br 37, 255f.): Ew. Wohlgeboren haben mich sowohl durch Darlegung der Umstände, unter welchen der sogenannte Ruß den Hopfen angreift, als durch gefällige Bemerkung, woher dieses Übel seinen Ursprung haben möchte, ingleichen durch einige Musterstücke angegriffener Blätter, im vergangenen Herbst sehr verpflichtet.2) Bey Mittheilung dieses alles an Pflanzenfreunde entstand die Frage: ob dieser Ruß gleichfalls die männlichen Pflanzen überziehe? nicht weniger, ob derselbe auch am wilden Hopfen, wie er an Hecken und Zäunen wächst, wahrgenommen werde? Erstere Frage wird schwer zu beantworten seyn, weil die Hopfenbauer sich bloß auf die weibliche Pflanze verlegen;3) letzteres, das auch für niemand ein sonderliches Interesse hat, ist vielleicht zufällig bemerkt worden. 31. An Nees von Esenbeck (Konzept; Br 37, 256f.): Ew. Hochwohlgeboren habe nur eilig aus der Mitte von willkommenen Zerstreuungen . . . für die doppelte Sendung [vom 17. Okt 1823 mit Beilage] den besten Dank abzustatten . . . Und so will ich denn auch für die reiche Belehrung, den R u ß und R o s t betreffend, den allerschönsten Dank sagen; wir rücken auf diese Weise doch immer weiter, und die Probleme werden mehr in die Enge getrieben. Darf ich bitten, meine Anfragen zurückzusenden, ich habe sie verlegt und wünschte doch das Ganze zusammen in dem nächsten morphologischen Hefte [Morph II 2] abdrucken zu lassen. Nov 3. Vorbereitung zum 1. Bogen zur Morphologie.4) 1

) Nees von Esenbeck übersandte den siebenseitigen Aufsatz Über Ruß, Mehltau und Honigtau, mit Bezug auf den Ruß des Hopfens, den G unmittelbar an seinen eigenen anschließend abdruckte (Morph II 2, 77−83). Nees v. Esenbeck zeigt darin, daß es sich bei der Krankheit um einen Pilzbefall handelt. 2 ) Lößl, den G seit Aug 1822 in Falkenau kannte, besuchte ihn am 10. Sept 1823 in Eger. In Falkenau und Pilsen befanden sich bedeutende Hopfen-Anbaugebiete. 3 ) Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze, männliche und weibliche Blüten kommen nicht am selben Individuum vor. 4 ) Entspricht Bogen 5 von Morph II mit dem Anfang des zweiten Heftes, u. a. enthaltend G’s Aufsatz Von dem Hopfen und dessen Krankheit, Ruß genannt sowie nachfolgend den Beginn von Nees v. Esenbecks Aufsatz Über Ruß, Mehltau und Honigtau . . .

1823 Nov

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

433

5. [Sendung an] Herrn Wesselhöfts Druckerey . . . zur Morphologie Ma-

nuscript 1. Bogen. [5.] ) An C. L. F. Schultz (Br 37, 268): Vom neuen Hefte . . . zur Morphologie [ist] einer [ein Bogen] abgedruckt. 1

16. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 422): Ew Excellenz erhalten hierbey . . . 1 dto [Correcturen] Morphologie [Sig.] 5. dto [nebst Mspt] dto [in 2 Abzügen] 29. [Sendung an] Herrn Wesselhöfts Druckerey . . . Revisionsbogen Mor-

phologie 5. Dez

5. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 424): Ew. Excellenz sende hierbey von der Morphologie II Band. 2s Heft 1 Aushängebogen Schr[eib]p[a]p[ier] Sign 5 3 dto Dr[u]ckp[a]p[ier] −− [Sign] 5 . . .

1824 März 14. [Falkenau] I. Lößl an G (LA II 10 A, 662f.): Erst vor 14 Tagen war ich so glücklich, die verehrte Zuschrift Euer Exzellenz − vom 31ten Oktober v: J: [1823] vom Rat Grüner, durch Gelegenheit zu erhalten . . . wegen des Hopfenrußes . . . Ich habe in Betreff dieses Gegenstandes, mit mehreren hiesigen Bürgern, welche den Hopfenbau nicht bloß nach altem Schlendrian betreiben, und auch über diesen Zweig der Ökonomie Beobachtungen anstellen, gesprochen, und einstimmig wurde mir versichert, daß auch der hier an manchen Orten wachsende, sogenannte Stauden-Hopfen, so wie der Rot-Hopfen − welcher hier allgemein gebaut wird − dieser Rußkrankheit unterliege. Ein gleiches trifft den sogenannten Grünhopfen, welcher hier, aber nur auf einigen Gründen gebaut wird, wo der Rot-Hopfen nicht gut gedeiht. Ob dieser Ruß auch die männliche Hopfenpflanze überziehe? Diese Frage konnte mir hier Niemand beantworten, weil, nach richtiger Bemerkung Euer Exzellenz, hier nur weibliche Pflanzen angebaut sind. Die männliche Pflanze ist hier keinem Hopfenbauer bekannt. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit, über diesen Gegenstand noch einige hier allgemeine Bemerkungen zu berühren, und selbe Euer Exzellenz mitzuteilen2) . . . Es würde mich sehr erfreuen, wenn Euer Exzellenz mein Bericht wenigsten zum Teil genügte . . . Juli

3. An C. L. F. Schultz (Br 38, 180): Das naturhistorische Heft mußte

ruhen,3) ich lasse jetzt wieder daran drucken; einiges Fremde hab ich aufgenommen4) . . .

1825 Jan

17. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 163f.): Der Morphologie 2. Heft des 2. Bandes lesend, sind mir einige Sachen in der Erinnerung wieder lebendig geworden, die ich an Herrn Nees v. Esebek [Esenbeck] mitzutheilen bitte, weil er meine Bemerkungen sei-

1

) Abgesandt am 3. Dez 1823. ) Die folgende Textpassage hat G unter dem Titel Noch etwas über den Ruß des Hopfens, nachgebracht vom Herrn Bergmeister und Justitiarius Lössl, zu Falkenau in Morph II 2 (1824) 100f. abgedruckt. Eine Notiz dazu in LA II 10 A, 114, M 56. 3 ) Erschien erst am 6. Dez 1824. 4 ) So die Beiträge zum Ruß am Hopfen von Nees v. Esenbeck und nun auch Lößl. 2

434

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

1825

ner Localität wegen [Botanischer Garten in Bonn], am besten untersuchen kann. Der Aufsatz den Rusz, M[ehl] Th[au], H[onig] Th[au] betreffend giebt hier die Veranlassung. Die beste Untersuchung des Rußes in betracht seiner Entstehung, kan mann an Orangen und Citronenbäumen anstellen, weil mann die beständig vor Augen haben und sie beobachten kann. Sie setzen häufig Ruß auf den Blättern in denen Häusern an, wo ofte die Luft fehlerhafft sich befindet, zuviel oder zu wenige Transpiration der Blätter, auch unregelmäßige Niederschläge bewirckt. Hierbey möchte ich wohl das Problem ausstekken, ob nicht zu erörtern sey, daß die Blattläuse, die gleich sich zeigen, wenn Ruß sichtbar wird, Ve g e t a b i l i s c h e n U r s p r u n g e s seyn könnten? Mehlthau, Honigthau ist mit dem Ruße nahe verwandt, kömmt aber bloß in freyer Luft vor, und entsteht wohl aus ähnlichen Ursachen, aus welchen der Ruß entspringt. Diese Materie betreffend kan Herr Nees v. E[senbeck] sich beym Hofrath [C. C. G.] Sturm in Boppelsdorf [Poppelsdorf] nach einem Phänomen erkundigen, das in Tiefurth beständig vorkommt, nehmlich indem daß am lincken Ilm Ufer daselbst, mehrere Ruthen vom Wasser abgelegen und viel höher wie der Spiegel des Flusses, in den vortreflichen Boden kein Cereal reifet, während die Pflanzen derselben äußerst üppig wachsen. Diese Erscheinung gehört mit unter die schädlichen Einflüsse der Atmosphere. Qu[a]eritur, ob diese Erscheinung an mehreren Orten ist bemerckt worden? und wie das zu erklären ist.

[Jan 17.] An Nees v. Esenbeck1) (Konzept; Br 39, 86): Ew. Hochwohlgeboren

übersende sogleich einen Auszug aus Serenissimi Billet vom heutigen Datum; da ich in dieser Jahrszeit das Haus, wohl auch das Zimmer hüte, hab ich das Glück solcher schriftlichen Mittheilungen. Ich füge nichts weiter hinzu, damit diese Sendung nicht zurück bleibe; von meiner treuen Anhänglichkeit sind Sie überzeugt. Manches bereitet sich um später mitgetheilt zu werden. Jan 17. An Carl August (Br 39, 86): Die bezügliche Stelle ist sogleich an Nees von Esenbeck abgegangen. Was die Blattläuse betrifft, bin ich gleicher Überzeugung; Pflanzentheile in Wasser gelegt, erzeugen gar wunderliche Geschöpfe; Pflanzen im Wasser wachsend bringen die seltsamsten lebendigen Gestalten hervor; Pflanzen in Berührung mit der Atmosphäre wachsend, die doch immer als ein höchst feuchtes Element anzusehen, erzeugen eben so gut lebendige Geschöpfe; dieß sind die Analogien, wie sie sich bey mir zusammenstellen. Febr

1. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 223, 336): Euer Exzellenz können leicht denken, wie sehr mich die Aufmerksamkeit erfreut hat, welche Se Königl[iche] Hohheit, der Herr Großherzog, meinen Aeußerungen über den Ruß des Hopfens geschenkt haben. Eine vorläufige Erörterung liegt unter A bei,2) und zwar von einer etwas deutlicheren Hand [Schreiber] geschrieben, als von der meinigen. Was etwa eine künftige Beobachtung hierüber darbieten oder ein Versuch lehren könnte, soll treulichst berichtet werden. Die Tafel und die kleine Schrift machen als Beylagen einen Theil dieser Mittheilung aus.3) Ich habe aus den in jenen Blättern angegebenen Gründen die Gelegenheit,

1

) G’s Tgb vermerkt am 17. Jan: [Brief an] Herrn Präsident Nees von Esenbeck nach Bonn. 2 ) Abgedruckt in LA II 10 B/1, 3−10, M 1.2 und Kanz 329−34: Zwey Aufsätze von Praesident Nees von Esenbeck erster in Bezug auf den Ruß besonders der Orangenbäume mit Einlage von Prof. Sturm . . . 3 ) H. C. Alt: De Phthiriasi [Läusesucht]. Bonn 1824, mit einer Tafel.

1825

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

435

eigne Beobachtungen über den Ruß der Orangeriebäume zu machen, nicht nahe zur Hand; doch wird sie sich im Einzelnen wohl bald anbieten, wenn ich mehr darauf achte. Als eine für meinen Satz beinahe entscheidende Beobachtung will ich noch anführen, daß mein Bruder [T. F. L. Nees v. Esenbeck] vor mehreren Jahren in Holland auf Linden einen Honigthau sah, welcher bei dem Vertrocknen schwarz wurde und die Blätter mit der entschiedensten Fumago Tiliae [Linden-Rußtaupilz] überzogen zurückließ. Daß der Ruß der Orangerie etwas Oehliges, wohl von dem ätherischen Oehl des Baums, enthalte, geht daraus hervor, daß er sich nicht mit Waßer, sondern nur mit schwacher Lauge oder Salzwaßer abwaschen läßt. Wenn man Bäume, die daran leiden, sehr trocken werden läßt und der Ostluft aussetzt, so springt der Ruß in Form eines Häutchens ab u. die Bäume genesen. Dieses ist eine Beobachtung des botanischen Gärtners [W.] Sinning . . . [Beilage: C. C. G. Sturm an Nees v. Esenbeck, 1. Febr 1825:] Das fragliche Feldstück in Tieffurt wo keine Frucht wohl zu ziehen war, liegt an einem nordöstlichen Abhang an dem Ufer der Ilm. Oberhalb liegt eine Ziegelei u[nd] der vormahlige Gutspächter, Herr Stark, schrieb diesen Umstand dem herunterziehenden Rauche des Brennofens zu. Das glaube ich aber nicht; sondern ich halte es für eine Folge der ganzen Lage des dortigen Terrains. Denn an Stellen, wo der Rauch nie hinkommen konnte z. b. in dem kleinen ökonomischen Garten unmittelbar vor dem Salon, deßen sich Se. Königliche Hoheit wohl erinnern werden, war nie eine Getreidefrucht zur Reife zu bringen, sondern alle wurden nach der Blüthe von Mehlthau befallen und es zeigten sich dann Blattläuse, wodurch die Frucht zerstört wurde. Offenbar scheint der Mehlthau eine Folge einer unterdrükten Ausdünstung zu seyn, da er sich gerade am meisten in der Zeit einstellt, wo die Tage heiß, die Nächte aber kühl sind, mithin sich die Ausdünstungen verdichten, das Blatt überziehen, die Poren verstopfen und vielleicht bei Stöhrung des Gleichgewichts, d[ur]ch eine Generatio equivoca Insekten erzeugen. Sie werden mit mir der Meinung seyen, daß dieß eben so sicher behauptet, als widersprochen werden kann. Sehr wichtige Aufschlüsse über die Erzeugung dieses Insekts geben nach meinem Bedünken, die so genannten Saubohnen (Vicia faba)[.] Diese werden allgemein wenn sie in voller Blüthe sind, geköpft d. h. die Gipfel oben etwa 3 Zoll lang abgeschnitten, um sie gegen Mehlthau zu schützen, wovon sie sonst in der Regel befallen und dann von Blattläusen als natürliche Folge zerstört werden. Hier scheint die Eröffnung der Poren am Stengel, die bei dieser Pflanze schon mit bloßen Augen auffallend sichtbar sind, die Verdichtung der Ausdünstung u[nd] dadurch die Erzeugung der Blattläuse zu verhindern.

Febr 14. [Nachmittags] Sendung von Nees von Esenbeck. Dieselbe studirt. 23. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 227): Meine frühere Sendung [vom 1. Febr 1825] über Ruß . . . wird, wie ich hoffe, eingegangen seyn. März 4. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 170f.): Das blaue Manuscript möchte ich gerne noch etwas behalten.1) [Der Arzt W. E. C.] Huschke hat jetzt einen Fall zu behandeln, der in unsern Kram taugt, und ich sporne ihn schon sehr an, seine untergebenen Läuse mit gehöriger Aufmercksamkeit zu behandeln. [W.] Rehbein wird die Disp[u]t.[ation] wieder bringen. Wenn doch recht viele Versuche mit der künstlichen Zucht von Inseckten und Infusionsthieren gemacht würden! So habe ich sagen hören, daß wenn man frischen Urin und Sägespähne von weichen (Nadel) Holze in ein festgeschloßenes Glas thäte, binnen 24 Stunden F l ö h e entstünden. Ist zu probiren! 13. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 173): Rehbein wird dir vermuthlich etliche Filzläuse geliefert haben?

1

) Die Schrift von H. C. Alt; s. oben 1. Febr 1825: Nees v. Esenbeck an G, Anm.

436

HOPFEN UND DESSEN KRANKHEIT RUSS

1825

März 24. An Nees von Esenbeck1) (Konzept; Br 39, 151): Ew. Hochwohlgebo-

ren haben mich die Zeit her mit so mancher angenehmen belehrenden Sendung erfreut daß ich im gegenwärtigen Augenblick kaum für alles im Besondern zu danken wüßte. Die . . . Aufsätze über den Ruß der Pflanzen . . . nicht weniger was die Haut-Insecten betrifft, haben Serenissimi Aufmerksamkeit, so wie die meinige sogleich auf sich gezogen und mehrere Tage zur Unterhaltung Stoff gegeben, besonders letzterer Punct, da ein ähnlicher Fall gegenwärtig unsere Arzte beschäftigt. Ist es möglich, so schick ich einige Exemplare der höchst unwillkommenen Gäste. Apr 23. Hofrath Stark den zweyten Band seiner pathologischen Fragmente bringend2) . . . [Nachmittags] Einiges in Starks Werk gelesen. Merkwürdige Beobachtungen und Folgerungen des Autors. Mai 10. [Dresden] C. W. v. Schütz an G (Bratranek 2, 245f.): Das zweite Heft des zweiten Bandes zur Naturwissenschaft [meint auch Morph II 2] hat mich wieder ungemein interessirt . . . Ferner sprach mich durch Anknüpfung an frühere eigene Wahrnehmungen und Betrachtungen die Reihe von Artikeln über die Krankheit des Hopfens, den Ruß, an. Ich habe nicht widerstehen können, darüber nachträglich noch etwas aufzusetzen, und bin so dreist, es Euer Excellenz vorzulegen.3)

WZ

Der Horn4)

E D

1820 Mai 7. ? (Ms.), Sept 25. (Druckbogen) Nat I 3 (1820) 230f. − C1 51 (1833) 144f. − NS 9, 98f. − LA I 8, 165f. [auch LA I 2, 126f.]. − MA 12, 542f. − FA I 25, 389f.

Z

1819

Aug 20. [Jena] An C. F. A. v. Schreibers5) (Konzept; Br 31, 265): . . . vermelde

daß ich in einigen Tagen nach Carlsbad abreise und daselbst bis Ende 1

) G’s Tgb vermerkt am 24. März: [Brief an] Herrn Präsident Nees von Esenbeck, Bonn . . . 2 ) C. W. Stark: Pathologische Fragmente. Bd 2. Weimar 1825. Darin auch über Auftreten von Hautausschlägen, Mehltau, Rost und Brand. 3 ) Die entsprechende Beilage, Witterungseinfluß auf den Ruß, eine Krankheit des Hopfens, ist teilweise abgedruckt in LA II 10 B/1, 198f. G äußerte sich dazu nicht. 4 ) Beschreibung von Basaltbruchstücken vom Horn, einer Basaltkuppe bei Elbogen, südwestlich von Karlsbad, in denen G trotz aller Modifikationen im einzelnen eine gemeinsame regelmäßige Grundform zu erkennen glaubte. Hs. nicht überliefert. 5 ) Der Arzt u. Naturforscher C. F. A. Ritter v. Schreibers war seit 1806 Direktor des Zoologischen und Mineralogischen Museums in Wien. Daß Musterstücke vom Horn an Schreibers nach Wien gesendet wurden, erwähnt G in TuJ 1820 (s. d) m. Anm. 5.

1819

DER HORN

437

Septembers zu verweilen gedenke;1) sollten Ew. Hochwohlgeboren in dieser Zeit an mich etwas gelangen zu lassen beliebig finden; so trifft mich solches innerhalb den Gränzen der Monarchie. Wo ich aber auch sey, werd ich mich immer der geneigten Theilnahme erfreuen, die Sie unsern wissenschaftlichen und persönlichen Bedürfnissen bisher gegönnt haben und um deren wünschenswerthe Fortdauer hiemit abermals gebeten haben möchte. Sept 11. [Karlsbad] Übereinstimmende Gestalt der Basalte vom Horn. Auf eine Grundform zu reduziren. 16. [Karlsbad] Nach Tische auf Ellbogen. Carl [Stadelmann] ging um den Hornberg. 20. [Karlsbad] An Knebel (Br 32, 24f.): Nach einem dreywöchentlichen Aufenthalt [in Karlsbad] . . . Meine erste Beschäftigung hier war, die Müller’sche Sammlung2) [des Mineralienhändlers u. Steinschneiders Joseph M.] wieder vor mir aufzulegen . . . bis nach und nach . . . wirklich alles beysammen war . . . Durch diese Veranlassung habe ich denn auch wieder die Gegend umher meist gesehen . . . Elbogen zweymal, wo der Überrest des Meteorsteins höchst merkwürdig ist.3)

1820 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 36, 157−59, 181): Die kleinen Basalte vom

Horn, einem hohen Berge in der Nähe von Elbogen, denen man bei der Größe einer Kinderfaust oft eine bestimmte Gestalt abgewinnen kann, gaben mir manche Beschäftigung. Der Grundtypus, woraus alle die übrigen Formen sich zu entwickeln schienen, ward in Thon nachgebildet, auch Musterstücke an Herrn [C. F. A.] von Schreibers nach Wien gesendet.5) . . . Von Büchern waren mir sehr angenehm: N o s e über Basaltgenese . . .6) In Karlsbad . . . Legationsrath C o n t a 7) nimmt einsichtigen Theil an den geognostischen Excursionen. Die auf solchen 1

) 1819 war G vom 28. Aug bis 26. Sept in Karlsbad, 1820 vom 29. Apr bis 28. Mai. ) Vgl. „Müller: Echte Joseph Müllerische Steinsammlung“. ) Es handelte sich um einen im Rathaus von Elbogen gesehenen Eisenmeteoriten, worauf FA I 25, 1126 zu dem in Der Horn erwähnten Aerolithen-Haufen hinweist. 4 ) Verfaßt 1822/1826. 5 ) Auf diese Sendung beziehen sich vermutl. die Tagebuchnotizen 1820 (Br 33, 406): Mai 25. [an] v. Schreibers, [nach] Wien (conc.[ipiert] 23. Mai); s. unten 23. Mai 1820: an Schreibers u. 25. Mai: Tgb. 6 ) G las u. exzerpierte Noses Werk Historische Symbola die Basalt-Genese betreffend, zur Einigung der Parteien dargeboten. Bonn 1820 (Ruppert Nr. 4942) Ende Juli, Anf. Aug 1820 u. stellte das Referat in der Reihe der geologischen Abhandlungen in Nat I 3 den Aufsätzen Der Horn und Kammerberg bei Eger unmittelbar voran; vgl. unten 13. Juni 1821: C. W. v. Schütz sowie „Karl Wilhelm Nose“. 7 ) Vgl. unten 24. Mai 1820 m. Anm. 2 3

438

Mai

DER HORN

7. 8. 23.

24.

1820

Wanderungen und sonst zusammengebrachten Musterstücke betrachtet der Fürst v o n T h u r n u n d Ta x i s mit Antheil1) . . . Mit Professor H e r m a n n 2) aus Leipzig führt mich das gute Glück zusammen, und man gelangt wechselseitig zu näherer Aufklärung. [Karlsbad] Betrachtung der Basalte vom Horn und Nachbildung ihrer Gestalt in Thon. [Karlsbad] Basalte vom Horn nachgebildet. [Karlsbad] An C. F. A. v. Schreibers (Konzept; Br 33, 39f.): Ew. Wohlwohlgeboren höchst erwünschte Zuschrift3) trifft mich, der freundlichen Absicht gemäß, gerade in dem Augenblick, da ich meine Trennung von Carlsbad vorbereite. Alle Ihre lieben und guten Segenswünsche sind in Erfüllung gegangen . . . Die angekündigte kleine Sendung war so eben eingepackt, die Verzeichnisse, mit einigen Bemerkungen, niedergeschrieben, und so möge denn das alles zusammen Ihrer Nachsicht empfohlen seyn.4) [Karlsbad] . . . besuchte mich wieder Legationsrath Conta5) . . . Nach Tische um 3 Uhr die Chausse´e gegen den Horn, daselbst Basalte aufgelesen. Herr Conta war von der Gesellschaft. 1

) Zum größeren Zusammenhang vgl. „Zur Geologie, besonders der böhmischen“ in EGW 6, 305−07. 2 ) Mit einem lat. Zitat des berühmten Professors poeseos et eloquentiae in Leipzig, Gottfried Hermann, endet Der Horn; vgl. unten 5. Okt 1820: an G. Hermann m. Anm. G’s Karlsbader Tgb verzeichnet vom 20. Mai an wiederholt Hermanns Namen. 3 ) Vom 18. Mai. Darin erwähnte Schreibers: (Br 33, 339f.): Herrlich wird sich diese Suite pseudovulkanischer Produkte an jene nachbahrlichen grossentheils neptunischen Ursprunges anreihen die wir daselbst als ein so vielseitig verehrliches Denkmahl bereits verwahren und der huldvollen Bedachtnehmung Ihr. Majest. der höchstseligen Kaiserinn Marie Louise verdanken. − Hierauf erwiderte G am 23. Mai gegen Schluß (Br 33, 41): Schließlich kann ich mich aber nicht enthalten, mit wenig Worten auszudrücken, wie sehr mich der Umstand rührt, daß meine Sendung in der Nähe von jener verwahrt werden soll, die von der Umgegend von Töplitz sich durch die Vorsorge der Höchstverehrten [Kaiserin Maria Ludovica] schon dort befindet. Diese Sammlung, der ich mich noch recht wohl erinnere, bezeichnet eine für mich entscheidende, höchst glückliche Zeit. 4 ) Das Folgende s. in „Zur Geologie, besonders der böhmischen“: an v. Schreibers gD, EGW 6, 305. 5 ) Carl Friedr. v. Conta nahm bei dem zweiwöchigen Zusammensein in Karlsbad vom 12.−28. Mai einsichtigen Theil an den geognostischen Excursionen (s. oben TuJ 1820). Daher vermuten FA I 25, 1126 und LA II 8A, 735 mit junger Geolog habe G möglicherweise Conta gemeint, obwohl dieser hauptberuflich Jurist war. Die Vermutung läßt sich stützen durch einen Brief, den Conta noch von Karlsbad aus am 5. Juni 1820 an G schrieb (GJb 1901, 22f.): Ew. Excellenz haben mir den schmeichelhaften Auftrag ertheilt, Ihnen 8 Tage nach Ihrer Abreise von hier zu schreiben . . . Um mit der Natur, wie billig, anzufangen . . . Dieses böse Wetter hat mich von meinen mineralogischen Wanderungen nicht abgehalten und ich habe einige hübsche Exemplare zusammen getragen, die ich unterthänig vorzulegen die Ehre haben werde . . . Professor Hermann ist nicht recht wohl . . . Hier geht es wiederum um mineralogische Wanderungen und um Gottfried Hermann − wie in Der Horn.

1820

DER HORN

439

Mai 24. Wolkengestalt nach Howard (FA I 25, 230): . . . Regen mit Donner . . .

So dauerte es über Mittag bis gegen 5 Uhr, wie wir auf einer Fahrt nach dem Horn erfuhren. 25. [Karlsbad] Am Brunnen, mit Prof. Hermann gesprochen. Spazieren. GLR [Geheimer Legationsrat] Conta. Eingepackt das sämmtliche Gestein. Briefe dazu. Kleine Samml. an Conta . . . [An] Von Schreibers Brief und Sendung eines Kistchens Mineralien. Juli 31. [Leipzig] G. Hermann an G (GSA 28/88 Bl. 337): . . . Mit freudiger und dankbarer Erinnerung an einige unvergeßliche Stunden, die ich in Karlsbad mit Ew. Excellenz mich mündlich unterreden zu können das Glück hatte, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen meine letzten Schriften, von denen einige damals Erwähnung geschah, zu übersenden.1) Sept 25. [Jena] Bogen P. zur Correctur gebracht2) . . . [Abends] Revision des

Bogens P. . . . Okt

5. [Jena] An G. Hermann (Br 33, 289): Indessen ist mir ein herrliches

Wort aus Ihren Mittheilungen zu Gute gekommen,3) welches, zwar mit kleinen Lettern, aber mit großer Bedeutung anzuführen mich nicht enthalten konnte. Es ist dieses in dem neusten Heft der Morphologie pp. [Nat I 3, 231] geschehen; ob am rechten Platz, beurtheilen Sie geneigtest selbst, wenn ich genannte Blätter zu übersenden wage. Mich zum allerbesten fortdauerndem Wohlwollen empfehlend . . .

1821 Juni 13. [Leipzig] C. [= C. W. v. Schütz, Rez.], Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie von Göthe: Ersten Bandes drittes Heft (Literarisches Conversations-Blatt, Nr. 135, 13. Juni 1821, 138f.): P r o b l e m a t i s c h : K a r l W i l h e l m N o s e : d e r H o r n : d e r K a m m e r b e r g b e i E g e r . Sie bilden eine Kette von Ideen, welche jede in ihrer Art, theils durch Betrachtung des Einflusses, den der Wasserdruck der Töpel auf die warmen Quellen in Carlsbad ausgeübt hat, theils durch Beleuchtung der Meinungen über die Basalt-Genese, theils endlich durch Ansichten über die Gesteinbildungen als Folge neptunischer und vulcanischer Phänomene, die Lösung der wichtigen Streitfrage zwischen den Vulcanisten und Neptunisten scheinen vorbereiten zu wollen.

WZ/Red.

1

) Folgendes s. in „[Hermann] Die tragischen Tetralogien“ gD, S. 200. − Unter den Sendungen auch die Abhandlung De musis fluvialibus Epicharmi et Eumeli [Über die nach Flüssen genannten Musen bei Epicharmos und Eumelos]. Leipzig 1819 (Ruppert Nr. 687), aus der G in Der Horn zitiert; s. unten 5. Okt 1820: an Hermann m. Anm. 2 ) Mit geologischen Aufsätzen, darunter Der Horn. 3 ) Hermanns herrliches Wort steht am Anfang von dessen De musis fluvialibus Epicharmi et Eumeli, während G den Aufsatz Der Horn mit dem lat. Zitat schließt und dessen Autor durch Hermannus kennzeichnete. − In dt. Übers.: Es gibt auch eine Kunst und Wissenschaft des Nicht-Wissens.

440

HORNBLENDEKUGEL BEI WEIMAR

1818

[Hornblendekugel bei Weimar]1)

E D

1818 Febr 12./13. NS 13 (1904) 361f. (Paralip. 332, ohne Titel). − LA I 11, 202. − FA I 25, 331. − MA 11.2, 548.

Z Jan

1818 29. [Jena, nachmittags] Sendung von Weimar. [29.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 205): Die Beylagen sind die 1. Ausbeute des Grandbruches in der Kalten Küche,2) unter den Römischen Hause, wo die Orientalische Thürbekleidung steht.

[Febr 2.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 207): Unter den neulich Dir zugesendeten Steinen aus der hiesigen Grube, ist ein mit einer grünlichten Schaale umgebenes zerschlagenes Stück Granit oder Sienit. Die Formation deßelben ist sehr wunderbar, die innere schwarze Farbe macht dieses Stück kenntlich; in der heimischen Sammlung3) wird sich vieleicht auch noch ein solches Stück finden, und daraus erführe mann, wo auf den Thüringer Walde die Felsen sind, von den diese Bruchstücke abgespühlt wurden. Beliebe suchen zu laßen. Febr [9.] [Jena, nachmittags] Hofrath [F. S.] Voigt, Betrachtung eines proble-

matischen Kunst- oder Naturproducts . . . 12. [Jena] Untersuchung wegen der Hornblendekugel . . . Nach Tische Fär-

ber, Briefe und was sonst zu notiren. 13. [Jena, nachmittags] Eine Stunde zu Hause, um zu expediren: . . . Sere-

nissimo, die Hornblendekugel betreffend. 13. (Hs. datiert: Jena den 13. Februar 1818.)

WY

1

) G’s Gutachten als Antwort auf Carl Augusts Frage nach Herkunft eines in einer Kiesgrube des Weimarer Parks gefundenen kugelförmigen Gesteinsstückes. Hs. von Färber mit G’s Korrekturen. G verwies auf J. L. Heims Geologische Beschreibung des Thüringer Waldgebürgs. 3 Teile, Meiningen 1796−1812 und, wegen der kalten Jahreszeit, auf spätere Nachsuche in J. C. W. Voigts speziell den Thüringer Wald betreffende Sammlungen im (ungeheizten) Jenaer Mineralogischen Museum. Es scheint aber nicht erfolgt zu sein. (Zu Entstehung u. Erwerb s. „Instruktion für den Bergbeflissenen J. K. W. Voigt“, EGW 8). 2 ) Grandbruch = Kiesgrube; Kalte Küche = Teil des Weimarer Parks. 3 ) Sammlung des Meininger Konsistorialrats J. L. Heim; 1816 übergegangen an das Mineralogische Museum in Jena.

1821

LUKE HOWARD TO GOETHE. A BIOGRAPHICAL SCETCH

441

Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch1)

E D

1822 Juni 1.−3. Morph I 4 (1822) 357−59. − C1 51 (1833) 238−41.2) − NS 12, 43−45. − LA I 9, 264f. − MA 12, 262f. − FA I 25, 235f.

Z

1821

Sept 25. (s. „Luke Howard an Goethe“: an J. C. Hüttner gD)

1822 Apr 8., 10., 11. u. 12.

}

(Luke Howard an Goethe: Tgb gD)

Mai 28. Den 23ten Bogen Morphol. zur Druckerey.3) Juni

1. Anzeige von Howards Biographie. 2. Abschrift von Howards Anzeige durch [J. D. G.] Compter.4) 3. Zu Hause Revision des 23. Bogens zur Morphologie.5) 12. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 36, 69): Ew. Wohlgeboren

ersuche hiedurch, überbringendem Boten die mir zukommenden Exemplare der Morphologie [Morph I 4] oder einen Theil derselben gefällig zu übergeben; sie würden mir bey bevorstehender Abreise [am 16. Juni nach Marienbad], und wären sie auch nicht gebunden, angenehm seyn.

12. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 391): Ew. Excellenz sende ich hierbey was ich nur mit Drängen bis diesen Abend 6 Uhr vom Buchbinder erhalten konnte . . . 16 Expl. DruckP[a]p[ie]r . . . 13. Kamen von Jena . . . 16 Exemplare Morphologie [auf] Druckpapier.6) 16. [Sendung an] Herrn Präsident Nees von Esenbeck deßgleichen [Morph

I 4], Bonn. 1

) Ankündigung des biograph. Aufsatzes Luke Howard an Goethe für Nat II 1 (1823), zweifach vorliegend von Färbers Hand mit G’s Korrekturen. Dazu drei Entwürfe zu einzelnen Textteilen von G’s Hand (vgl. LA II 2, 678). 2 ) C und NS stellen die Ankündigung mit leichten Textanpassungen an den Anfang der Abhandlung Luke Howard an Goethe u. gliedern sie ihr dadurch ein; zu den Abweichungen vgl. LA II 2, 679f. 3 ) Der hier noch nicht vollständige 23. Bogen wurde quasi als Notlösung mit der Voranzeige Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch aufgefüllt (vgl. Z 1.−3. Juni 1822), die nach der meteorologischen Thematik eigentlich in Nat I 4 (und nicht Morph I 4) gehört hätte. 4 ) Nicht überliefert. 5 ) Nun vervollständigt durch Luke Howard to Goethe . . . 6 ) Folgendes s. in „Wolkengestalt nach Howard“ gD.

442

LUKE HOWARD TO GOETHE. A BIOGRAPHICAL SCETCH

1822

Juli 14. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 130f.): Das vierte Heft Zur Morphologie . . . giebt mir die liebe Erlaubniß, danckbar und herzlichst zu erwiedern . . . Zwar habe ich mir aus diesem Heft bisher, wie es so zu gehen pflegt, nur neugirig das Nächste und Geselligste bekannt gemacht . . . dann, wie meine erhabenen Lieblinge, die Strophen auf Howard, in England verstanden und aufgenommen worden und wie sie von dorther Manches andere angeregt und berührt haben1) . . .

WZ

[Humboldt, A. v.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen von Alexander von Humboldt 〈I〉. Weimar den 16. März 1823]2)

E D

1823 März 16. C1 51 (1833) 187f. (Verschiedene Bekenntnisse).3) − NS 9, 26210−26319 u. 381f. (Verschiedene Bekenntnisse). − LA I 11, 228f. − FA I 25, 610−13. − MA 13.2, 247−49.

Z ⎯

1823 ⎯ Vorarbeit und Schema zu Tag- und Jahres-Hefte (W 36, 434): v. Hum-

boldt über die Vulkane, Vorlesung. Jan 12. An Graf Sternberg (Br 36, 272f.): Wenn ein a n d e r e r bey vorkommenden Phänomenen, die wir gern auf der Räthselseite der Natur stehen lassen, gleich die Erdrinde durchbricht und, um das Unbekannte zu erklären, zu unbekanntesten Regionen seine Zuflucht nimmt, starrt 1

) G berichtet darüber in Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch: Meine Strophen zu Howards Ehren [Howard’s Ehrengedächtniss; erweiterte Fassung mit sieben Strophen in Nat I 4] waren in England übersetzt, und empfahlen sich besonders durch eine aufklärende rhythmische Einleitung [die zur Erläuterung nachgelieferten drei ersten Strophen], sie wurden durch den Druck bekannt und also durfte ich hoffen, daß irgend ein Wohlwollender meinen Wünschen begegnen werde (FA I 25, 236). 2 ) Erste Reaktion auf A. v. Humboldts aufsehenerregenden Vortrag vom 24. Jan 1823 in der öffentl. Versammlung der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, dessen 1823 gedruckte Fassung G mit der hs. Widmung erhielt: Sr. Excellenz dem Herrn G. R. von Göthe als einen schwachen Beweis der innigsten Bewunderung und Dankbarkeit. Alexander Humboldt. (Ruppert Nr. 4702). Seine Stellungnahme vom 16. März 1823 hat G nie veröffentlicht. Eckermann vereinigte für die Ausg. letzter Hand u. d. T. Verschiedene Bekenntnisse (C1 51, 184−92) einen Teil dieses Ms. mit den Texten Kirchers Pyrophylacium wieder hergestellt (LA I 11, 269f.) von 1825, Über die Gestalt und die Urgeschichte der Erde von K. F. von Klöden von 1829 u. einem im März/Apr 1823 entstandenen Entwurf G’s zu einem geologischen Exkurs, der in die endgültige Fassung des in Morph I 2 publizierten Aufsatzes Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort nicht aufgenommen worden war; s. NS 9, 381f. u. LA II 8 B.2, 818. − Vgl. den nächsten Artikel (S. 445) sowie die wohl im selben Zeitraum entstandenen Aufzeichnungen Ursache der Vulkane wird angenommen (LA I 11, 230). 3 ) Hier nur die später in NS 9, 26210−6319 abgedruckten Textpartien; vgl. vorige Anm.

1823

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [I]

443

der Menschenverstand, fängt an sich selbst zu mißtrauen. Über diesen Unfug langte schon vor einiger Zeit ein Klageschreiben bey mir ein, welches hier mit Vergunst einen Platz finden möge.1) „Neusohl in Ungarn. Professor Pusch, der durch vier Monate unser Gast war, hat Ungarn in mehreren Richtungen durchreis’t. Er wird die ungereimten Nachrichten des Beudant in seiner Voyage mineralogique en Hongrie,2) besonders über die Perlstein-Formation3) kräftig widerlegen. Es ist in der That ärgerlich, daß ganz Europa einem Manne, der sich in der Schule der Vulkanisten bildete, blindlings nachplappert. Beudants Ansichten sind aus der Auvergne her, und nun sieht er auch Ungarn mit denselben Augen wieder an. Daraus entsteht der Nachtheil, daß man in Gefahr kommt zu wähnen, die Schemnitzer und Kremnitzer Erzniederlagen seyen durch vulkanische Processe entstanden.4) Auch die Hartmann’sche5) Übersetzung der Geographie von d’Aubuisson de Voisins erwähnt schon Beudants Ansichten; und so verbreitet sich eine falsche Lehre von Mund zu Munde, weil man das Behauptete, besonders in wie fern es Bezug auf Ungarn hat, ohne Untersuchung nachspricht. In wie weit durch die ungarischen Sammlungen des Dr. Zipser,6) die nach allen Gegenden hin verbreitet sind, diesen Irrthümern Einhalt geschehen, wird die Zeit lehren.“ Wer die Kirchen- und Ketzer-Geschichte recht gut kennt, wird sich nicht so bitter wie unsere Ungarn über die Wiederkehr der gewaltsamen Brandepoche beklagen. Irrthümer haben so gut wie Wahrheiten ihre Jahres- und Tageszeiten, ihres Gehens und Kommens . . . Und das kommt alles daher, daß die Menschen die Natur durch und durch erklären wollen; sie begreifen nicht, daß man bis auf einen gewissen Punct sehr sicher fortschreiten kann, dann aber sich entschließen muß, irgend ein Problem stehen zu lassen, dessen Lösung andern, vielleicht uns selbst in einiger Zeit vorbehalten ist. Febr

9. (s. „Architektonisch-Naturhistorisches Problem“: an v. Hoff gD, EGW 1, 128f.)

1

) Im Folgenden leicht veränderter Auszug aus einem Brief von Christian Andreas Zipser an J. G. Lenz (Universitäts-Archiv Jena, Akten der Mineralogischen Sozietät, Bd 19, Nr. 3173). 2 ) Der frz. Mineraloge u. Physiker Franc¸ois Sulpice Beudant vertrat in seiner Schrift Voyage mineralogique et ge´ologique en Hongrie pendant l’ anne´e 1818 (4 Vols., Paris 1822) die Auffassung, die Erzgänge von Schemnitz und Kremnitz seien vulkanischen Ursprungs. 3 ) Die vulkanische Bildung des Perlits (nach A. G. Werner: Perlstein) deutete J. E. Fichtel schon in Mineralogische Bemerkung von den Karpathen (Wien 1791), von Werner abgelehnt. 4 ) Vgl. NS 9, 2637 −9. 5 ) Johann Gottlieb Wiemann: Geognosie, oder Darstellung der jetzigen Kenntnisse über die physische und mineralische Beschaffenheit der Erdkugel. Dresden 1821. Übers. v. Aubuisson de Voisin: Traite´ de Ge´ognosie. 2 Vols., Straßbourg, Paris 1819. 6 ) Christian Andreas Zipser: Nachricht über das Vorkommen einiger Mineralien in der Gegend bei Schemnitz in Ungarn. In: Leonhards Taschenbuch 10 (1816) 413−30.

444 März

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [I]

1823

Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 9, 324): Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane pp von Alexander von Humboldt. Berlin 1823. Vom Verfasser.1) 16. Kurzer Aufsatz über Vulcanität bey Gelegenheit des von Humboldtschen Heftes. 16. (Hs datiert: Weimar den 16. März 1823.) 30. (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane II“: Tgb gD, S. 445)

Apr

3. (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane II“: Tgb gD, S. 445)

Juni 13. An Nees v. Esenbeck (Br 37, 80): Ferner ist in mir, bey soviel Über-

einstimmung und Billigung, das, was mich im Stillen oft beunruhigt, abermals rege geworden, daß ich nämlich bey’m Bilden der Erdoberfläche dem Feuer nicht soviel Einfluß zugestehn kann, als gegenwärtig von der ganzen naturforschenden Welt geschieht. Ich prüfe mich schon längst und glaube die Ursache darin zu finden: daß bis jetzt keine leitende Idee in mir aufgegangen ist, die mich durch dieses Labyrinth hindurch zu führen und ein der höheren Anschauung correspondirendes Wahre mir zu entwickeln vermocht hätte. Ungesäumt werd ich also das angeführte Werk2) vor die Hand nehmen, damit zu guter Stunde mir endlich Befriedigung und Friede gegönnt sey. Sept 18. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 71f.): Goethe kritisirte bitter die lezte Humboldische Vorlesung über Vulcane. Dieser Freund, sagte er, hat eigentlich nie höhere Methode gehabt, blos viel gesunden Verstand, viel Eifer und Beharrlichkeit. Im Aesthetischen mag Jeder noch allenfalls glauben und fühlen, wie er will, aber in den Naturwissenschaften ist das falsche und absurde rein unerträglich.

1824 Jan-Okt

(s. „Humboldt.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane II“: an A. v. Humboldt, Eckermann Gespräche u. an J. G. Langermann, S. 447)

1

) In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4702). Den Wortlaut der hs. Widmung s. oben S. 442, Anm. 2. ) Die von Nöggerath zitierte Schrift Alexander von Humboldts Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen, Berlin 1823. s. die in JALZ Nr. 101−108, Sp. 321−83 erschienene Rez. von Nees von Esenbeck und Nöggerath über G’s Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie Bd 1, H. 1−4. Nöggerath zitierte G’s Schlußbemerkung zu D’Aubuisson de Voisins Geognosie (NS 9, 22413−24; LA I 8, 26829−697) u. fügte hinzu: A. v. Humboldt beschließt nämlich seine neueste Schrift mit den Worten: Dem neugierig regsamen Geiste des Menschen sei es bisweilen erlaubt, aus der Gegenwart in die Vorzeit hinüberzuschweifen, zu ahnden, was noch nicht klar erkannt werden kann, und sich an den alten, unter vielerlei Formen wiederkehrenden Mythen der Geognosie zu ergötzen. − Der D i c h t e r G o e t h e unterschreibt dieses sicher ganz unbedingt, wenn der N a t u r f o r s c h e r G o e t h e auch vielleicht einige Bedenklichkeit dabei haben könnte (LA II 8 1, 351).

2

1831

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [I]

445

1831 Mai 15. Goethe, Testament (W 53, 340): Wegen der Naturwissenschaftlichen

Schriften ist der Vorschlag, solche in fünf Bände zu vertheilen, wie gegenüber steht . . . 4. und 5. Band. Mineralogie, Meteorologie, Natur im Allgemeinen, Einzelnes und überhaupt alles was sich von Papieren fände, die in die drei ersten Bände nicht eingehen. Herr Dr. Eckermann hat mir seit verschiedenen Jahren bei Bearbeitung vorstehender Werke treulich beigestanden; in wie fern sie als abgeschlossen oder unvollendet anzusehen sind, davon wird er jederzeit die beste Auskunft geben können. Ich ernenne ihn deßhalb zum Herausgeber vorgemeldeter Werke. 16. Mittag Dr. Eckermann. Unterschrift unsrer Übereinkunft wegen künftiger Herausgabe des Nachtrags zu meinen Werken. Dez

1. (s. „Humboldt.: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane II“: an W. v. Humboldt gD, S. 448)

HO

[Humboldt, A. v.:] Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane in verschiedenen Erdstrichen von Alexander von Humboldt [II]. Berlin 18231)

E D

1823 Apr 3. Nat II 1 (1823) 109f. − C1 60 (1842) 172f. − NS 9, 299f. − LA I 2, 295f. u. I 8, 354 − FA I 25, 613. − MA 12, 735.

Z ⎯

1823 ⎯ (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane I“: Vorarbeit und Schema zu Tag- und Jahres-Hefte, S. 442)

März 16. (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane I“: Tgb gD, S. 444) 30. Von Humboldt über die Vulkane . . . Nachts Alexander von Humboldt

neuste Vorlesung. Apr 3. Einige Worte über Humboldts Vulkane. [März 12./ Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort (NS 11, Apr 5.] 58−60): Herr Dr. Heinroth2) . . . bezeichnet meine Verfahrungsart als 1

) Konziliante Anzeige der im März 1823 empfangenen Druckfassung von seines Freundes A. v. Humboldt in Berlin am 30. Jan 1823 gehaltenen Vortrags; s. den vorigen Artikel S. 442. 2 ) s. Z zu „Bedeutende Förderniß durch ein einziges geistreiches Wort“, EGW 1, 195−97; „Heinroths Anthropologie“, S. 146.

446

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [II]

1823

eine eigenthümliche: daß nämlich mein Denkvermögen gegenständlich thätig sei, womit er aussprechen will: daß mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere; daß die Elemente der Gegenstände, die Anschauungen in dasselbe eingehen und von ihm auf das innigste durchdrungen werden; daß mein Anschauen selbst ein Denken, mein Denken ein Anschauen sei1) . . . Schon einige Jahre such’ ich meine geognostischen Studien zu revidiren, besonders in der Rücksicht, in wiefern ich sie und die daraus gewonnene Überzeugung der neuen, sich überall verbreitenden Feuerlehre nur einigermaßen annähern könnte, welches mir bisher unmöglich fallen wollte. Nun aber, durch das Wort gegenständlich ward ich auf einmal aufgeklärt, indem ich deutlich vor Augen sah, daß alle Gegenstände, die ich seit funfzig Jahren betrachtet und untersucht hatte, gerade die Vorstellung und Überzeugung in mir erregen mußten, von denen ich jetzt nicht ablassen kann. Zwar vermag ich für kurze Zeit mich auf jenen Standpunct zu versetzen, aber ich muß doch immer, wenn es mir einigermaßen behaglich werden soll, zu meiner alten Denkweise wieder zurückkehren. Aufgeregt nun durch eben diese Betrachtungen fuhr ich fort, mich zu prüfen und fand daß mein ganzes Verfahren auf dem Ableiten beruhe; ich raste nicht bis ich einen prägnanten Punct finde, von dem sich vieles ableiten läßt, oder vielmehr der vieles freiwillig aus sich hervorbringt und mir entgegen trägt, da ich denn im Bemühen und Empfangen vorsichtig und treu zu Werke gehe.2) Findet sich in der Erfahrung irgend eine Erscheinung, die ich nicht abzuleiten weiß, so lass’ ich sie als Problem liegen, und ich habe diese Verfahrungsart in einem langen Leben sehr vortheilhaft gefunden: denn wenn ich auch die Herkunft und Verknüpfung irgend eines Phänomens lange nicht enträthseln konnte, sondern es bei Seite lassen mußte, so fand sich nach Jahren auf einmal alles aufgeklärt in dem schönsten Zusammenhange. Ich werde mir daher die Freiheit nehmen, meine bisherigen Erfahrungen und Bemerkungen, und die daraus entspringende Sinnesweise fernerhin in diesen Blättern geschichtlich darzulegen; wenigstens ist dabei ein charakteristisches Glaubensbekenntniß zu erzwecken, Gegnern zur Einsicht, Gleichdenkenden zur Förderniß, der Nachwelt zur Kenntniß, und, wenn es glückt, zu einiger Ausgleichung.3) Juni 13. (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane I“: an Nees. v. Esenbeck gD, S. 444) Sept 18. (s. „Humboldt: Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane I“: Müller, Unterhaltungen gD, S. 444)

1

) Vgl. NS 9, 2998 −11. Vgl. 30. Juni 1798: an Schiller. ) Vgl. NS 9, 29914−3004. 3 ) Vgl. NS 9, 29914−3004. 2

1824

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [II]

447

1824 Jan

27. An A. v. Humboldt (Konzept; Br 38, 31): Der Gedanke: mit trefflichen,

verehrten Männern nach so vielen Jahren noch immer zusammen auf dieser Erde zu wirken, ist erheiternd und belebend, mich erquickt jeder Gruß, jede Sendung. Dieses gegenwärtig auszusprechen berechtigt mich Ihres Herrn Bruders freundlicher Besuch,1) der uns die schönsten Tage hoffnungsreicher Thätigkeit zurückrufen ließ. Nun mahnt mich die Gelegenheit durch eine schöne, liebenswürdige, talentvolle Frau dieß Blättchen mit Gruß und Wunsch, verehrter Freund, an Sie gelangen zu lassen.2) Möchte ich doch hinlängliche Zeit an Ihrer Seite in der Weltstadt verweilen können! Wie sehr würde ich mich gefördert, wie manche Zweifel gelöst sehen, über die ich weder mit mir noch mit andern einig werden kann. Erhalten Sie mir ein Wohlwollen, das mich glücklich macht, damit ich von Ihren großen Arbeiten immerwährenden Vortheil ziehen, die Freude einer ununterbrochenen Theilnahme, so lange sie mir noch gegönnt ist, ungetrübt genießen möge. Mai 18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 538): [G sagte:] Sobald man in der Wissenschaft einer gewissen beschränkten Konfession angehört, ist sogleich jede unbefangene treue Auffassung dahin. Der entschiedene Vulkanist wird immer nur durch die Brille des Vulkanisten sehen, sowie der Neptunist und der Bekenner der neuesten Hebungstheorie durch die seinige. Die Weltanschauung aller solcher in einer einzigen ausschließenden Richtung befangener Theoretiker hat ihre Unschuld verloren, und die Objekte erscheinen nicht mehr in ihrer natürlichen Reinheit. Geben sodann diese Gelehrten von ihren Wahrnehmungen Rechenschaft, so erhalten wir, ungeachtet der höchsten persönlichen Wahrheitsliebe des Einzelnen, dennoch keineswegs die Wahrheit der Objekte; sondern wir empfangen die Gegenstände immer nur mit dem Geschmack einer sehr starken subjektiven Beimischung. Weit entfernt aber bin ich, zu behaupten, daß ein unbefangenes rechtes Wissen der Beobachtung hinderlich wäre, vielmehr behält die alte Wahrheit ihr Recht, daß wir eigentlich nur Augen und Ohren für das haben, was wir kennen. Okt 16. An J. G. Langermann (Konzept; Br 38, 272): Von so manchen andern

Dingen die mich umgeben, anregen, treiben, nöthigen wag ich nicht anzufangen, das naturwissenschaftliche Heft bringt dergleichen Andeutungen genugsam; die Unvernunft der Plutonisten letzter Zeit macht mich ungeduldig; ich habe einmal gerade herausgesagt wie ich’s meyne, mit folgendem Vorwort: „Man thut immer besser daß man sich grad ausspricht ohne viel beweisen zu wollen, alle Beweise die wir vorbringen sind doch nur Variationen unserer Meynung.“ 1

) Vom 12. bis 23. Nov 1823 war W. v. Humboldt in Weimar. ) Die poln. Klaviervirtuosin Maria Szymanowska; vgl. F v. Müller (Unterhaltungen 99): Vergebliches Bemühen einen Empfehlungs Brief an [A. v.] Humbold für die Sz[ymanowska] zu erhalten. [G sagte] Da Sie zu denen Naturforschern gehören, die alles durch Vulcane erzeugt halten, so sende ich Ihnen einen weiblichen Vulcan, der alles vollends versengt und verbrennt, was noch übrig ist.

2

448

HUMBOLDT: BAU UND WIRKUNGSART DER VULKANE [II]

1831

1831 Dez

1. An W. v. Humboldt (Konzept; Br 49, 165): Ihrem Herrn Bruder, für

den ich keinen Beynamen finde, bin ich für einige Stunden offner freundlicher Unterhaltung höchlich dankbar geworden. Denn obgleich seine Ansicht der geologischen Gegenstände aufzunehmen und danach zu operiren meinem Cerebralsystem ganz unmöglich wird, so hab ich mit wahrem Antheil und Bewunderung gesehen wie dasjenige, wovon ich mich nicht überzeugen kann, bey ihm folgerecht zusammenhängt und mit der ungeheuren Masse seiner Kenntnisse in eins greift, wo es denn durch seinen unschätzbaren Charakter zusammengehalten wird. HO

[Humboldt, A v.:] Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse, von Alexander von Humboldt. Vorgelesen in der öffentlichen Sitzung der königl. preuss Akademie der Wissenschaften am 30. Januar 18061)

E D

1806 Febr 22./26. JALZ Nr. 62, 14. März 1806, Sp. 489−92. − C1 33 (1830) 138−45. − NS 7 (1892) 93−100. − LA I 10, 199−204. − MA 6.2, 770−75 (Alexander von Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse). − FA I 24, 378−83 (Berlin: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse, von Alexander von Humboldt).

Z Sept

1786 8. Ital. Reise. Auf dem Brenner (W 30, 22): Nun habe ich zwar meinen

Linne´ bei mir und seine Terminologie wohl eingeprägt,2) wo soll aber Zeit und Ruhe zum Analysiren herkommen, das ohnehin, wenn ich mich recht kenne, meine Stärke niemals werden kann? Daher schärf’ ich mein Auge auf’s Allgemeine . . . 1

) Anzeige mit ausführlichem Auszug über Sechzehn Pflanzenformen aus Humboldts bei Cotta in Tübingen gedruckter Berliner Vorlesung vom 30. Jan 1806. Hs. nicht überliefert; veröffentlicht im ED u. den weiteren in der D-Rubrik aufgeführten Drucken u. d. T. Berlin: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse, von Alexander von Humboldt. Vorgelesen in der öffentlichen Sitzung der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften am 30. Januar 1806. 29 S. 8. − Den erklärenden Titelzusatz enthält nur der zugleich erschienene Privatdruck der Vorlesung, weiterer Zusatz: Ein Abdruck für Freunde. Diese von Humboldt am 6. Febr 1806 an G gesendete Broschüre, (Ruppert Nr. 4711) enthält die hs. Widmung: Herrn Geh. Rath v. Goethe als ein schwaches Zeichen seiner dankbaren Verehrung der Verf. 2 ) C. v. Linne´: Genera plantarum. 4. Aufl. Halle 1752, eins der wenigen von G nach Italien mitgenommenen Bücher.

1786 Okt

HUMBOLDT: IDEEN ZU EINER PHYSIOGNOMIK DER GEWÄCHSE

449

8. [Venedig] Ital. Reise (W 30, 138): Am Meere habe ich auch verschie-

dene Pflanzen gefunden, deren ähnlicher Charakter mir ihre Eigenschaften näher kennen ließ, sie sind alle zugleich mastig und streng, saftig und zäh, und es ist offenbar, daß das alte Salz des Sandbodens, mehr aber die salzige Luft ihnen diese Eigenschaften gibt . . .1)

1806 ⎯

⎯ Tag-und Jahres-Hefte2) (W 35, 255): . . . Alexander v o n H u m b o l d t s

freundliche Sendungen riefen uns in die weit’ und breite Welt . . . Febr

6. [Berlin] A. v. Humboldt an G (G−Humboldt 297f.): Ich wollte nach so vieljähriger Abwesenheit3) nicht anders vor Ihnen erscheinen, als mit dem kleinen Denkmal, das meine tiefe Verehrung und innige Dankbarkeit Ihnen gestiftet hat. In den einsamen Wäldern am Amazonenflusse [Amazonas] erfreute mich oft der Gedanke, Ihnen die Erstlinge dieser Reisen widmen zu dürfen. Ich habe diesen fünfjährigen Entschluß auszuführen gewagt. Der erste Teil meiner Reisebeschreibung, das Naturgemälde der Tropenwelt, ist Ihnen zugeeignet4) . . . Seit 2 Monaten erwarte ich täglich die Herausgabe dieses Werkes, um es Ihnen zu überreichen5) . . . und ich muß jetzt mein Geheimnis selbst verraten, weil eine Charakterschwäche mich anreizt, Ihnen meine kleine Abhandlung über Physiognomik der Gewächse so früh als möglich zu übersenden.6) Es ist ein roher Versuch, physikalische und botanische Gegenstände ästhetisch zu behandeln. Wenn ich zu sagen wüßte, was und wie ich es fühlte, so müßte ich n a c h dieser Reise 1

) Die beiden Zeugnisse aus dem Jahr 1786 zeigen G’s Distanz zu Linne´s Art, Pflanzen nach einem künstlichen System zu bestimmen. Stattdessen ging er von der anschaulichen Ähnlichkeit von Pflanzen, von der Übereinstimmung ihrer Physiognomien aus, eine Methode, die A. v. Humboldt später in ähnlicher Weise anwandte und die ihm G’s Sympathien einbrachte. 2 ) Abgefaßt 1817/1825. 3 ) Aufgrund seiner von 1799 bis 1804 durchgeführten großen Süd- und Mittelamerikaexpedition. 4 ) Die gedruckte Widmung An Göthe steht in der dt. Ausg. von Friedrich Alexander von Humboldt und A. Bonpland: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer, auf Beobachtungen u. Messungen gegründet, welche . . . in den Jahren 1799 . . . 1803 angestellt worden sind. Bearb. u. hsg. v. d. Erstern. Mit 1 Kupfertafel. Tübingen: F. G. Cotta: Paris: F. Schoell 1807. 3 Bl., XII, 182 S. 4o (2o) = Humboldt; F. A. v., u. A. Bonplands Reise. Abt. I, Bd 1: Einleitung oder Ideen zu einer Geographie der Pflanzen . . . (Ruppert Nr. 4710). − Vorausgegangen war das frz. Original: Friedrich Alexander von Humboldt u. A[ime´] Bonpland: Ge´ographie des plantes ´equinoxiales. Tableau physique des Andes et pays voisins. Dresse´ d’ apre`s des observations & des a mesures prises sur les lieux depuis le 10. degre´ de lalitude bore´ale jusqu’au 10. De latitude australe en 1799 . . . et 1803 par Alexandre de Humboldt et Aime´ Bonpland. Esquisse´ et re´d. par M. de. Humboldt, dessine´ par [Lorenz Adolf] Schönberger et [Pierre Jean Franc¸ois] Turpin. Paris 1805 (Ruppert Nr. 4709). 5 ) Infolge der Kriegsverhältnisse konnte Cotta die dt. Ausg. von Humboldts u. Bonplands Ideen zu einer Geographie der Pflanzen . . . erst am 2. März 1807 an G senden, der sie am 16. März 1807 erhielt (Ruppert Nr. 4710). Weitere Details in „Geognostische Vorlesungen 1807“, EGW 6, 292−97. 6 ) Die Druckfassung der Berliner Vorlesung vom 30. Jan 1806: Ideen zu einer Physiognomik . . ., s. oben S. 448, Anm. 1.

450

HUMBOLDT: IDEEN ZU EINER PHYSIOGNOMIK DER GEWÄCHSE

1806

manchem einigen Genuß verschaffen können. Aber seit so vielen Jahren ein wüstes Leben führend, bin ich in der Sprache selten sicher. Auch ist der Boden, auf dem man in Deutschland tritt, sehr glatt geworden und das macht schüchtern und ungeschickt. Dennoch würde einer meiner heißesten Wünsche befriedigt, wenn Sie, verehrungswertester Mann, Sie, der Sie sonst mich oft hoben und aufmunterten, diese kleine Arbeit lesen wollten. Sie kostet Ihnen ja nicht 1/2 Stunde und am rauhen Winterabend wandelt man ja wohl gerne einmal in einem schön belaubten Tropenwald umher. Auch ist Ihnen der südliche Himmel nicht fremd und Sie haben ja Naturphysiognomische Reisen unter Ihren Schweizerischen und Italienischen Zeichnungen.

[Febr [Berlin] A. v. Arnim an G (SchrGG 14, 91): . . . er [A. v. Humboldt] las [am 30. Jan nach 6.] 1806] öffentlich über die Pflanzenphysionomieen, laut und vernehmlich, nachdem die übrigen Mitglieder mancherley sich in den Bart gebrummt. Es war wahrscheinlich von ihm für die dicke Versammlung berechnet, voll abwechselnder Worte, aber die eigenthümliche Ansicht fast ganz in allgemeiner Darstellung erstickt. Er hätte darum freilich nicht so weit zu reisen brauchen . . . Febr 22. [Weimar] Sendung von Alexander Humbold. 23. [Brief an] Alex. Humboldt. 24. [Brief an] Al. v. Humboldt n.[ach] B.[erlin]1) 25. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 108f.): Nächstens ein kurzer Auszug aus

Humboldts akademischer Rede am 30. Januar mit einem freundlichen Wort für den Verfasser . . . Die Humboldtische Rede führt den Titel : Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. 26. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 109): Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey Anzeige und Auszug der Humboldtischen Rede. Ich sende diese Blätter geschwind, damit sie nicht wieder, wie das manchmal bey mir zu gehen pflegt, in Stocken gerathen. Sie haben wohl die Güte, mir den Abdruck zur Revision zu senden. März 14. An Knebel (Br 19, 115): Daß dir die Humboldtische Arbeit viel Vergnügen machen würde, sah ich voraus und schickte dir die kleinen Hefte um so lieber. Dießmal theile ich dir auch seinen Brief [vom 6. Febr 1806] mit . . . Wie sehr wir Ursache haben, auf seine Naturgemälde der Tropenwelt zu verlangen,2) brauche ich nicht zu sagen.

1807 März 31. [Nachmittags] Vorbereitung zur morgenden Vorlesung im großen Zim-

mer.3)

1

) Brief nicht überliefert. ) Gemeint ist der erste Band des großen Reisewerks; s. oben 6. Febr 1806: A. v. Humboldt an G, Anm. 3 ) Sog. Mittwochsvorträge für Damen der Hofgesellschaft, Okt 1805 bis Juni 1806 zu physikalischen, im Apr/Mai 1807 zu geologischen und botanischen Themen. Vgl. „Geognostische Vorlesungen 1807“, EGW 6, 292−97 u. „Höhen der alten und neuen Welt“, S. 379. 2

1807

HUMBOLDT: IDEEN ZU EINER PHYSIOGNOMIK DER GEWÄCHSE

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März 31. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 13. Okt 1807 −: Humboldt, Alexander v.: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen 1806.)1) Apr

1. (s. „Geognostische Vorlesungen 1807“: Tgb u. Charlotte v. Schiller gD, EGW 6, 294f.) 3. An A. v. Humboldt (Br 19, 297): . . . die durch den Krieg unterbroch-

nen Unterhaltungen am Mittwoch, bey welchen ich unserer verehrten regierenden Herzogin [Luise], der Prinzeßin [Caroline] und einigen Damen bedeutende Gegenstände der Natur und Kunst vorzulegen pflege, haben wieder ihren Anfang genommen, und ich finde nichts interessanteres und bequemeres, als Ihre Arbeiten dabey zum Grunde zu legen und das Allgemeinere, wie Sie es ja schon selbst thun, anzuknüpfen. 8. Um 10 Uhr die Damen . . . nachher die erste Lection Pflanzen2) . . . 8. Stichworte zu botanischen Vorträgen (LA II 9 B, 68, M 58): Acer rubrum Virginischer Ahorn Erica herbacea Heide. Humboldts Stelle aus seiner Physiognomik der Pflanzen über ihre Ausbreitung.3) 8. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 11.1, 62): Goethes Vorlesung für die Damen. 8. [Weimar] Knebel Tagebuch (BG 6, 244): Bei Göthe in der Vorlesung.

WZ

1

) Daneben Ausleihe weiterer Werke von Humboldt (vgl. Keudell Nr. 482−84). ) Der erste Teil des Vortrags behandelte geologische Themen; vgl. „Geognostische Vorlesungen 1807“: Sophie v. Schardt gD, EGW 6, 297. 3 ) Vgl. A. v. Humboldt: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Tübingen 1806, 20f. 2

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HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

1808

[Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen. Von Bernhard Hundeshagen. Mit 13 Kupferabdrücken . . .]1)

E D

1819 Jan 9. KA II 1 (1818)2) 2. Umschlagseite. − W 53, 229 (Kurze Anzeigen von den Umschlagblättern zu Kunst und Alterthum).3) − MA 11.2, 515 (Kurze Anzeigen). − FA I 20, 369 (Umschlag Band II Heft 1 〈1818〉).

Z

1808

[Mai [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept; FDH Hs–1299, 1−3): Euer Wohlgevor15.]4) bohrnen wie des Herrn von Göthe gefällige Ansicht meiner Zeichnung der Kirche5) und des kleinen Aufsatzes dabei, begleitet durch den ermunternden Wunsch: daß ich Ge-

1

) Kurze Anzeige von: Kaiser Friedrichs I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit. Historisch und artistisch dargestellt von Bernhard Hundeshagen. Zweite Auflage, mit XIII Kupferabdrücken. Auf Kosten des Verfassers. Mainz 1819 (Ruppert Nr. 2352; 1. Aufl. Hanau 1814, Ruppert Nr. 2351, vgl. Z 28. Aug 1814). − Die Erforschung der Baukunst des dt. Mittelalters war zu Beginn des 19. Jh. noch in ihren Anfängen. Befördert wurde sie durch das Verblassen der bisher normativ geltenden Maßstäbe der griech. Antike u. die Mittelalterbegeisterung der Romantiker, die nach der preuß. Niederlage gegen Napoleon 1806 zunehmend patriotische Züge annahm. In diesem zeitgeschichtl. Zusammenhang steht auch das Interesse des Hanauer Hofgerichts-Advokat Helfrich Bernhard Hundeshagen an der frühmittelalterl. Architektur am Rhein. Doch ging es ihm nicht wie den Romantikern um Nachweise christlicher Symbolik. An den Überresten der um 1170 erbauten Kaiserpfalz zu Gelnhausen suchte er, zu einem Zeitpunkt, als der Stilbegriff Romanik noch nicht gebräuchlich war, einen vorgotischen, neugriechischen Baustil der Stauferzeit nachzuweisen, der zwar grundlegende Prinzipien aus der griech. Antike bezog, aber zugleich als historisch selbständiger Stil gelten konnte, in dem sich griechisch-römische, maurische u. arabische Stilelemente mit denen der alten dt. Baukunst, der heimischen Zweckmäßigkeit, verbanden. Seit 1808 erhoffte Hundeshagen Unterstützung durch die Weimarer Kunstfreunde u. korrespondierte vor allem mit H. Meyer. Zu persönl. Begegnungen mit G kam es 1814 u. 1815 in Wiesbaden, wo Hundeshagen seit 1813 als Bibliothekar tätig war. Vgl. Jens Bisky: Poesie der Baukunst. Architekturästhetik von Winckelmann bis Boissere´e. Weimar 2000, darin den Abschn. Bernhard Hundeshagens Architekturpublikationen (229−34); Wolfgang Wagner: Helfrich Bernhard Hundeshagen 1784−1858. Leben und Werk eines Romantikers. In: Zs. des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 93 (1988) 11−128. 2 ) Jahresangabe auf dem Heftumschlag: 1818. KA II 1 erschien erst im März 1819; s. „Ueber Kunst und Alterthum“: C. F. E. Frommann an G 6. März 1819 (Sendung der Freiex.). 3 ) W 41.1, 473f. verweist bzgl. der von G stammenden Umschlagtexte auf 14. Nov. 1818: an Frommann (s. d.) u. zitiert im Hinblick auf die Notiz der zweiten Seite den Hundeshagen betr. Text. 4 ) Die Datierung ergibt sich aus H. Meyers Antwortbrief. s folgendes Z. 5 ) Zu Frankenberg s. unten 15. Mai 1808: Meyer an Hundeshagen m. Anm. 4, S. 453.

1808

HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

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legenheit finden mögte beides öfentlich bekannt zu machen, gaben der Arbeit in meinen Augen erst öfentlichen Werth und mir vollends Muth . . . Von den Kupferplatten bis zu den kleinen Holzschnitten kommt alles aus meinen durch manche der bildenden Kunst so sehr entgegenstrebenden Beschäftigungen fast entwöhnten und ungeübten Händen, ja im Stich und Schnitt unversucht. Die Gedanken daran mögten Ew. Wohlgebohrnen gegenwärtig seyn bei dem Anblick des Werkchens das jetzt vor Ihren Augen liegt, wie es vor der Welt erscheinen muß, roh, klein, mit vielen Mängeln und Fehlern und nur das Gefühl daß diesem Werkchen ein anderes beßeres folgen wird, kann mich in etwas zufrieden erhalten. Es sind dies die Ueberbleibsel von Friedrichs Barbaroßa Pallast in der Burg zu Gelnhausen. Ein Werk des zwölften Jahrhunderts; eine architektonische Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen[.] Bisher, so viel ich weiß, unbekannt1) und vielleicht doch nicht geringerer Gestalt denn dasjenige was man zu Rom, zu Athen bewundert. Darum präsentiert sich erst ein kleiner Aufsatz nebst Skizzen in der Zeitung f.[ür] d.[ie] eleg.[ante] Welt2) u. bis das Schiksal Muße giebt die zwanzig großen Blätter Zeichnung zu vollenden, die das Werk umfaßen sollen, und ein günstiger Himmel zu litterarischen Quellen und Hülfsmittel verhilft, meine Gedanken das Große des Gegenstandes würdig zu beschreiben.3) Wollen Ew. Wohlgebohren von den zwei beiliegenden Exemplaren das eine behalten, das andere gefälligst dem Herrn Geheimen Rath von Göthe überreichen, und die Versicherung annehmen, die ich so gern thue, daß ich mit der größten und innigsten Hochachtung verbleibe Ew. Wohlg. ergebenster B. H.

Mai 15. [Weimar] H. Meyer an B. Hundeshagen (FDH, Hs–3149, 1−2): Hr. Geheime Rath von Goethe dankt Ew. Wohlgebohrnen nicht weniger als ich selbst für die übersendeten Exemplare von der alten gothischen Capelle zu Frankenberg.4) Es ist gewiß ein verdienstliches Bemühen was Sie unternommen haben dergleichen alte Reste eigenthümlicher deutscher Art und Kunst bekannter zu machen und ich meines Orts wünsche theils Ihnen den zur ferneren Fortsetzung nöthigen Muth und Gedult theils daß das Publikum für diese Sache die gehörige Theilnahme beweisen möge. Ungemein begierig bin ich auf die Reste des Pallasts K. Friedrich des Rothbarts zu Gelnhausen, von welchem Ew. Wohlgeb: so viel gutes melden. Dieser Fürst liebte die Pracht an Gebäuden sehr und ich habe irgendwo die Beschreibung eines von ihm aufgeführten Pallastes in

1

) In der Einl. zum Abbildungsteil von Hundeshagens Werk über die Kaiserpfalz Gelnhausen heißt es (37): Jetzt hält sie [die Burg Gelnhausen] noch hinter einen Gewirr von Mauern, unansehnlichen Höfen und Häusern, meist ein Aufenthaltsort der niedrigsten Volksklasse, die Ueberbleibsel des Kaiserlichen Palasts, wie ein verkommenes Kleinod, versteckt. Und so gerieth diese architektonische Urkunde des Adels der von Hohenstaufen und der schönen Baukunst ihrer Zeit . . .endlich bei den jüngsten Geschlechtern beinah gänzlich in Vergessenheit. − Die Ruine wurde bis 1811 als Steinbruch genutzt. Erst Ende des 19. Jh. wurden erste Maßnahmen zur Erhaltung der Gebäudereste ergriffen. 2 ) Nicht erschienen; s. unten 1808 25. Mai u. 11. Juni: Hundeshagen an Meyer. 3 ) Das folgende auf eingeklebtem Zettel, der einen Briefentwurf an G überdeckt, welcher sich durch die Bitte an Meyer, G ein Ex. des Aufsatzes zu überreichen, erledigt hatte: Euer Excellenz habe ich die Ehre beiliegendes Werkchen überreichen zu laßen, indem ich zugleich aus innigster Empfindung gestehe, daß ich war und seyn werde, wie ich der größten Verehrung bin Euer Excellenz hochachtungsvollst ergebener Bernhard Hundeshagen. 4 ) Bernhard Hundeshagen: Der alten gothischen Kapelle zu Frankenberg Grundriß, Aufriß und Durchschnitt, nebst Gedanken über die sogenannte gothische Kirchenbaukunst. Frankfurt a. M. 1808. − Später wurde dem Ex. in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 2350) angebunden: B. Hundeshagen: Des grossen Kaisers Friedrichs I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen [o. O. u. J. 1814 erschienen].

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Abruzzo oder Apulien gelesen der zwar gegenwärtig auch Ruine ist aber in seinen Überbleibseln sehr viel Geschmack und Pracht verräth. Es wäre ein schöner Gewinn für die Kunstgeschichte wenn Ew. Wohlgeb. durch Ihre Forschungen sich im Stande befänden oder dahin gelangen würden einiges Licht über den Anfang und Fortschritt der sogenannten gothischen Bauart zu verbreiten und ferner zu zeigen, auf was Weise dieselbe zu ihrer reinen Selbstständigkeit gelangt ist. Die von Carl dem Großen sowohl als auch im 1ten & 2 ten Jahrhundert nach ihm errichteten Kirchen welche ich in der Schweiz und im obern Theile von Italien gesehen verrathen durchaus Nachahmung des Maurischen Geschmacks1) − und es wäre merkwürdig zu wißen ob diejenigen Gebäude aus seiner Zeit welche noch etwa hier und da in Deutschland und in den Niederlanden vorhanden sind auch einiger Maaßen maurische Physiognomien haben − Wißen Ew. Wohlgeb. nicht ob zB. dieses am Dom zu Hildesheim der Fall ist? Später verliert sich aber dieses ganz und Gebäude in hiesiger Gegend im 11ten Jahrh. erbaut zeigen durchaus das eigenthümliche deßen was wir rein gothischen Styl nennen möchten Verzeihen Ew. Wohlgeb. wenn ich mich auf Dinge eingelaßen die Ihnen viel beßer bekant seyn müßen als mir und Ihnen folglich nichts Neues erzählt habe, unterdeßen mag es Ihnen wenigstens beweisen daß ich lebhaft an dem was Sie so sehr und Früchte bringend intereßirt theil nehme.

Mai 25.2) [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept; FDH, Hs–1301, 1−4): Sehr schmeichelhaft wie angenehm war mir von Euer Wohlgebohrnen das unterm 15ten d. M. übersandte Zuschreiben. Die Theilnahme die Ew. Wohlgebohrnen an meinen Beschäftigungen über alte Baukunst fortdauernd nehmen, ist mir von der erwünschtesten Art, indem sie mit mir zugleich die Sache selbst begreift Wer erkannt hat daß die Bestrebungen Aller nur allumfaßend seyn können, und daß es dem gewitzigten Einzelnen an Saft und Kraft mangelt das Einzelne für immer mit Leib und Seel zu umfaßen, wird sich mit mir erfreuen daß Euer Wohlgebohrnen nach dem Inhalt wie den Anfragen Ihres werthen Schreibens sich für die alte Sache thätig intereßiren. Kurz nach der Entdeckung der bewußten Ueberbleibsel von Barbaroßa’s Pallast übersandte ich an Herrn Hofrath Mahlmann3) zu Leipzig eine kurze Beschreibung nebst einem Grundriß, einen Aufriß von der Abendseite und eine perspektivische Ansicht dieser Gebäude, zum Einrücken in die Zeitung für die elegante Welt. Dies mag über ein halbes Jahr seyn; bis jetzt habe ich auf dringende Anfrage noch keine Antwort. Unterdeßen sind die zwanzig große[n] Blätter Zeichnungen welche das Werk für das Publikum umfaßen sollen, fertig geworden, und ich denke vorerst diesen Blättern eine architektonische Analyse beizugesellen. Denn das Werk, wenn heute nachgeahmt, mögte der strengsten Forderung der edelsten Critik entsprechen. Und so ist es doppelt wichtig zu wißen was wollte der Künstler mit seinem Werke, und auf welchen Grundsätzen beruht deßen trefende Schönheit, deren ewige Jugend ihre höchste Vollkommenheit bezeugt. Mich hatte so eben die strengste Analyse des Parthenons (nach Stuart’s Projektion) beschäftigt,4) als

1

) Vgl. folgendes Z sowie unten 11. Juni 1808 m. Anm. 1, S. 458. ) Vermerk Hundeshagens auf der ersten Konzept-Seite: abg.[esandt] am 25 ten May 1808. 3 ) Siegfried August Mahlmann, Publizist u. Schriftsteller, Hsg. der Zeitschrift für die elegante Welt in Leipzig. 4 ) James Stuart, engl. Maler, Architekt, Archäologe, Verf. von: The antiquities of Athens, 3 Bde. London 1762−1794. − Im Nachlaß Hundeshagens sind einige Blätter mit Zeichnungen der Akropolis überliefert, so u. a. ein Grundriß Ichnographie der Burg zu Athen und ihrer Umgebung, bearbeitet und berichtigt von Helfrich Bernhard Hundeshagen u. weitere Ansichten u. zeichnerische Rekonstruktionen der Akropolisbauten, doch gibt es keine Hinweise auf eine Griechenlandreise Hundeshagens (Wagner 1988, 117f. Abb. S. 120/121). 2

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ich das Werk aus der Zeit der Hohenstaufen erblickte, und auf gleichen Grundsätzen beruhend erfand. Sonst ist der Styl dieses in seiner Art vollkommnen Werks ganz von dem was man den gothischen nennt geschieden, ist selbstständ[ig] jedoch in Thür und Bogenstellung ähnlich dem Maurischen[,] in Gliedern und Verzierung dem Römisch−griechischen. So ist zum Beispiel durchaus bei den vielen und mancherlei Säulen der attische Säulenfuß angewendet, selbst den Säul[en] des mittleren Geschoßes des Haupt Gebäude[s] ist diesen vollkommnen Gliedern accourat nachgeahmt. Ich weiß nicht ob bis jetzt öfentlich genau die Kennzeichen des maurischen Geschmacks aufgestellt sind. Ich glaube nach dem was ich mir davon in Erfahrung gebracht daß seine Eigenheit in der besonderen Gestalt des Dichten der Thür und Fensteröfnung bestehen möge. zB. die Haupthür und Fenster zu Alhambra [2 Zeichnungen] Elevacion de la Puerta principal de la Fortalezza en Granada y de Fenestras de la Alhambra,1) also wo die Thür nach der menschlichen Figur profilirt ist, und wo die runden Bogen unmittelbar auf runden oder achteckigten Säulen ruhen. So sind auch die urältesten Gebäude hiesiger Gegenden welche zugleich mit oder unmittelbar nach Carl d. Großen entstanden sind. zB ein [ü. d. Zeile: Kirchthurm] Thurm in Nieder-Ingelheim, deß[en] Thüre [Skizze] und deß[en] Fenster Fenster [Skizze]2) Den Dom in Hildesheim kenne ich noch nicht, und bedaure Ew. Wohlgebohrn keine Nachricht darüber geben zu können. Viel hab’ ich gehört von der Bauart des Klosters Paulinzell3) in der Gegend von Weimar. Dies müßte einer genauen Untersuchung, Aufnahme, und Restauration, würdig seyn. Außer einem kolorirten Blatt von Krause [G. M. Kraus] erinnere ich mich nicht etwas über dies Gebäude gesehen zu haben. Oft führen Erinnerung an ein Kloster in Heßen, Breitenau,4) auch Ahndung mich im Geist über jenen Ort und meine Gedanken bleiben bei dem Unbekannten zuweilen, etwas davon zu vernehmen. Wenn es Ihnen willkommen ist, so gehen die Zeichnung über Barbaroßa’s Pallast auf eine kurze Zeit von hier nach Weimar ab. Der vergnügende Gedanke bei allem Ihnen und Herrn von Göthe einige Freude zu machen und dem Werk ein Hochachtung würdiges Urtheil zu verschaffen, laßen mich eine baldige Nachricht wünschen. Ich verschweige nicht daß es mein innigster Wunsch ist meine Arbeit mit dem edelsten Centralpunkt der Litteratur und Kunst in Deutschland in Berührung zu bringen und zu erhalten.5) 1

) Vgl. unten 11. Juni 1808 m. Anm. 1, S. 458. ) Die Skizzen geben den Türsturz des Portals und ein Fenster des romanischen Glokkenturms von St. Remigius in Nieder-Ingelheim wieder, vgl. Abb. Xa. 3 ) Die Klosterruine Paulinzella bei Rottenburg in Thüringen. Vgl. S. Boissere´e an M. Boissere´e 6. Mai 1811 kurz nach seiner ersten Begegnung mit G (Boissere´e 1, 115): Er [G] hatte den Baumeister Stieler [C. F. C. Steiner] gebeten, der mir ein Portefeuille mit der neugriechischen Klosterkirche von Paulinzell hier in der Nähe vorlegte, ich holte meine neugriechischen Sachen, das gefiel dem alten Herrn Alles sehr wohl; wir sprachen sehr viel und ausschließlich über das alte Bauwesen, Meyer und Riemer waren recht fleißig dabei, nach ihrer Art. 1817 brachte G seinen Geburstag dort einsam zu; vgl. TuJ 1817 (W 36, 130): Seit vierzig Jahren zu Wagen, Pferd und Fuß Thüringen kreuz und quer durchwandernd war ich niemals nach P a u l i n z e l l e gekommen, obgleich wenige Stunden davon hin und her mich bewegend. Es war damals noch nicht Mode diese kirchlichen Ruinen als höchst bedeutend und ehrwürdig zu betrachten; endlich aber mußte ich so viel davon hören, die einheimische und reisende junge Welt rühmte mir den großartigen Anblick, daß ich mich entschloß meinen diesjährigen Geburtstag, den ich immer gern im Stillen feierte, einsam dort zuzubringen . . . Seine [des Bauwerks] Entstehung fällt in den Anfang des zwölften Jahrhunderts, wo noch die Anwendung der Halbcirkelbogen stattfand. 4 ) Vgl. unten 11. Juni 1808: Hundeshagen an Meyer m. Anm. 2, S. 458. 5 ) Als Beleg für die Sendung behielt Hundeshagen folgende Notiz zurück (FDH Hs–1300–1): Parthenon. An Meyer in Weimar. 25/5 1808. „Unterdessen sind die zwan2

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[Juni [Weimar] H. Meyer an B. Hundeshagen (GSA 64/85,1): Es wundert mich nicht wenn 6.]1) Ew. Wohlgeb. an die Redaktion der Eleganten Zeitung eingesendeten Zeichnungen & Beschreibung den Pallast des Barbaroßa betreffend verspätet werden oder auch wohl gar nicht erscheinen dürften − Jenes Blatt / wie alle Periodischen Blätter / zunächst den Gewinn beabsichtigend, wird die Kosten des Stichs der Zeichnungen scheuen und hat überdem ein viel zu leichtfertiges Publikum zu befriedigen als daß ernste Untersuchungen oder ernste alte Gegenstände ihm so recht angemeßen scheinen könnten. Über diesen Punkt wäre weitläufiger zu reden als wir es in Briefen thun könnten und so will ich lieber abbrechen. Finden Ew. Wohlgeb. eine günstige Gelegenheit mir die Zeichnungen von besagtem Pallast des Barbaroßa zukommen zu laßen so werden Sie mir eine besondere Freude machen doch will ich um so weniger darauf bestehen als mein Freund Hr. Geheimrath v Goethe gegenwärtig nicht hier sondern in Carlsbad ist und schwerlich vor dem künftigen September Monat wieder nach Weimar zurück kehren wird.2) Ich will auch zugleich bemerken, daß es schwer seyn wird bloß in Briefen unsere Meinung über diese Dinge den Werth jener alten Gebäude u. s. w. ganz und genau einander mitzutheilen[.] Inzwischen sehe ich aus dem was Ew. Wohlgeb. in den letzten Briefen sagen, daß wir ziemlich einträchtig denken − Was ich letzthin über die Spuren des Maurischen Geschmacks an Gebäuden K.[aiser] C.[arl] d. G.[roßen] geäußert, bezog sich vornehmlich auf die in Verzierungen angebracht[en] Affen, Straußen, Elephanten u.d.gl. Löwen auf welche Säulen gesetzt sind wie auch noch mehrere dergleichen fremde und ich möchte wohl sagen offenbar afrikanische Abkunft beweisende Sachen. Giebt es von den Ruinen in Ingelheim genauere Nachrichten oder haben Ew. Wohlgeb. etwa selbst dergleichen verfertigt? Ich selbst bin nicht zu Paulinzella gewesen nach allem aber was ich davon höre sollen die dasigen Ruinen würklich merkwürdig seyn[.] Sie unterscheiden sich auch . . . von der Domkirche zu Naumburg Merseburg Erfurt u. a. wiewohl die Entstehung ungefähr gleichzeitig war. Juni 11.3) [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept; FDH, Hs–1305, 1−2): Ew. Wohlgebohrnen gefälliges Zuschreiben vom 6. May (Juny) d. J.4) bestimmt mich gänzlich die Abhandlung zur Zeichnung von Barbaroßas Pallast von der Red.[aktion] der Zeit. für d. elegante Welt zu reclamiren. Die Ursache des ersten Schrittes für diese Hingabe waren

zig große Blätter Zeichnungen welche das Werk für das Publikum umfaßen sollen fertig geworden, und ich denke vorerst diesen Blättern eine architektonische Analyse beizugesellen. Denn das Werk, wenn heute nachgeahmt, mögte der strängsten Forderung der edelsten Critick entsprechen. Und so ist es doppelt wichtig zu wißen was wollte der Künstler mit seinem Werke, und auf welchen Grundsätzen beruht dessen trefende Schönheit, deren ewige Jugend ihre höchste Vollkommenheit bezeugt. Mich hatte soeben die strengste Analyse des Parthenons (nach Stuarts Projektion) beschäftigt, als ich das Werk aus der Zeit der Hohenstaufen erblickte, und [auf] dergleich[en] Grundsätzen beruhend erfand. 1 ) Der Brief ist datiert: Weimar d. 6 ten May 1808. Doch ist aus Hundeshagens Antwortbrief vom 11. Juni (s. das folgende Z) zu schließen, dass Meyers Datierung auf Mai irrtümlich erfolgte. Auch trägt der Brief am oberen Rand von S. 1 einen Vermerk Hundeshagens: b.[eantwortet] am 11ten Juni ? und zugleich zur Einsicht übersandt 18 Blat Zeichnungen von den Breitenauer Pfeilerbekrönungen. 2 ) G kehrte am 17. Sept nach Weimar zurück. 3 ) Die Datierung basiert auf Hundeshagens Notiz am Kopf des Schreibens: An Mayer, Antwort auf seinen Brief vom 6 May (Juny), exp. am 11ten Juny. − Die bisherige Datierung auf 1809 trifft nicht zu, da G im Sommer 1809 in Weimar u. Jena blieb, auch der von Hundeshagen als Förderer erwähnte Joh. v. Müller 1809 um diese Zeit (am 29. Mai) bereits gestorben war; s. auch das folgende Z. 4 ) Zur Datierung s. das vorige Z m. Anm. 1.

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durch Freundschaft so zufällig wie einladend. Andere schicklichere Gelegenheit fehlte augenblicklich. Die Abwesenheit des Herrn Geheimen Raths von Göthe aus Weimar, habe ich zu bedauern, indem ich nun der Einladung des H.[errn] Joh. von Müller, der sich für die alte Sache sehr warm intereßirt folgend, die Zeichnung von dem Pallast nach Cas[sel] senden muß. An der Thüre einer alten Kirche zu Gelnhausen finden sich zwei liegende Löwen von zieml. Größe auf welchen Säulen des Eingan[gs] stehen, auch sonst Säulenknäupfe [!] welche die Form menschlicher Köpfe haben in Tücher gehült, ohngefähr wie die an dem Portik[us] des Tempels zu Dendera (Denon).1) Jedoch frei von dem ägyptischen Wesen. Die Baualtherthümer der Stadt Gelnh.[ausen] finde ich überhaupt höchst merkwürdig, besonders in Eigenheit, Schönheit und Kühnheit. Ich habe ein großes Werk darüber angefangen . . .2) Ueber den gewesenen Pallast K. d. G. zu Ingelheim finden sich schriftl. Nachrichten in den Actis Acad. Elect. Palatini3) und in Wundts Geschichte der Pfalz.4) Ich selbst fand vor zwei Jahren an Ort und Stelle nichts mehr denn ein Stück des Stammes einer marmornen Säule, bei welchem ein[e] große Tafel mit vergol[deten] Buchstaben schrieb: daß dies ein Werck aus Karl d. G. Zeit sey.5) Sonst sah man nichts denn einige alte Ringe auß Bruchsteinen, wahrscheinlich Fried. I. Werk. Die mineralog. Kennzeichen des Marmors bezeugt das er dasigen Ge1

) Über den auf ptolemäischen Tempelbauten basierenden griech.-römischen HathorTempel süd-östl. von Dendera in Oberägypten, am linken Nilufer ca. 55 km nördl. von Luxor, der zu den besterhaltenen u. archäol. bedeutsamsten Tempel-Komplexen gehört, hatte D.-V. Denon zuerst berichtet in: Voyage dans la basse et la haute Egypte pendant les campagnes du ge´ne´ral Bonaparte (1802), einem Teil der Description de l’Egypte publie´e par les ordres de Napoleon Bonaparte (1809−22). 2 ) Nicht erschienen. 3 ) In J. D. Schöpflin: Dissertatio de caesareo Ingelheimensi palatio. In: Acta Academiae Theodoro-Palatinae (Historia et commentationes academiae electoralis scientiarum et elegantiorum literarum Theodoro-Palatinae, Mannheim 1766−94), der ersten wissenschaftl. Zeitschrift der Pfalz, hsg. v. d. Kurpfälzischen Akad. der Wissenschaften, T. I (1766) 300−21. 4 ) Entweder Friedrich Peter Wundt: Entwurf der allgemeinen rheinpfälzischen Landesgeschichte von den ältesten Zeiten bis zu dem Jubelfeste der fünfzigjährigen Regierung Karl Theodors 1792. Mannheim 1798, der auf S. 17 nur einen knappen Hinweis liefert. − Oder Daniel Ludwig Wundt (Hsg.): Magazin für die Kirchen- und Gelehrten-Geschichte des Kurfürstenthums Pfalz (3 Bde, Heidelberg 1789−1793, letzter Bd zugleich Bd 1 von: Magazin für die Pfälzische Geschichte). 5 ) G schilderte die Lokalität in KA I 3, 1: Im Rheingau Herbsttage unter dem Datum des 4. Sept 1814 (W 34.1, 60f.): N i e d e r - I n g e l h e i m . . . Dieser Ort . . . an einer sanften Anhöhe gelegen, gehört zu dem District der sonst des heiligen Römischen R e i c h s T h a l genannt wurde. Carl des Großen Palast fanden wir halb zerstört, zerstückelt, in kleine Besitzungen vertheilt, den Bezirk desselben kann man noch an den hohen, vielleicht spätern Mauern erkennen. Ein Stück einer weißen Marmorsäule findet sich an dem Thor eingemauert, mit folgender Inschrift aus dem dreißigjährigen Kriege: „Vor 800 Jahren ist dieser Saal des großen Kaisers Carl, nach ihm Ludwig des milden Kaisers Carlen Sohn, im Jahr 1044 aber Kaisers Heinrichs, im J. 1360 Kaisers Carlen Königs in Böhmen Pallast gewesen und hat Kaiser Carle d. Große, neben andern gegossenen Säulen, diese Säule aus Italia von Ravenna anhero in diesen Pallast fahren lassen, welche man bey Regierung Kaisers Ferdinandi des II und Königs in Hispania Philippi des IV auch derer verordneter hochlöblicher Regierung in der untern Pfalz, den 6. Aprilis Anno 1628 als der katholische Glauben wiederumb eingeführet worden ist aufgerichtet. Münsterus in Historia von Ingelheim des heilg. römisch. Reichs Thal fol. DCLXXXIX.“ . . . Während der französischen Herrschaft hat man verschiedene Nachsuchungen gethan; auch wurden einige Säulen nach Paris geschafft.

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genden fremd sey. Mehrere vortrefliche Granitsäulen, die ich auf dem Heidelb. Schloß sah, sollen von Ingelheim dahin gebracht seyn worden. Außer dem alten Kirchthurm zeichnete ich in Ingelh. nichts. Kurz vorher da ich Ew. Wohlg. Nachricht von dem Kloster Paulinzell erhielt, hatte der Fürst Primas [des Rheinbunds, Frh. v. Dalberg]1) mich in Aschaffenburg mit seinem [Kunst-] Kabinet . . . bekannt gemacht. Ich fand daselbst zu meiner großen Freude auch eine große vortrefliche Darstellung der Paulinzeller Ruine. Ich hatte Zeit sie einige Tage genau zu studieren, und ihr höchst Charakteristisches für die Geschichte der allg. Kirchenb. wie die der eig. Gestalt der Benediktiner Klöster insbesondere zu bemerken. Das brachte mir eine solche, Kloster Breitenau, ins Gedächtniß, erbaut in der ersten Hälfte des 12ten Jahrh. von welchem die intereßanten Verzierungen der Pfeilerkrönung nach neuem Abriß durch einen jungen Architekten, meinen Freund, zur Herausgabe bereit lag. Doch der leidige Krieg verhindert dieses. Um nicht ganz mit leeren Händen zu scheinen, erhalten Ew. Wohlgebohrnen den ersten Entwurf der obigen Verzierung an Ort und Stelle aus meiner Brieftasche zur Einsicht . . .2)

Juni [Hanau] B. Hundeshagen an Joh. v. Müller (Konzept; Universitätsbibliothek Kassel, 21.3) Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Mss. Hass. 2o 287 Bl. 44): Wenn des Herrn von Göthe ermunternder Beifall und Wunsch mir vollen Muth gab allen den Schwierigkeiten entgegenzustreiten welche die Herausgabe des Werkchens über die Frankenberger Kapelle mit sich brachte, so war das beehrende Schreiben Euer Hochwohlg. wie dessen höchst schmeichelhafter Inhalt der süseste Lohn meiner Unternehmung . . . dies macht es mir zur süsesten Pflicht Hochdieselben ergebenst zu benachrichtigen, daß eins der vorhin angefang. Werke jetzt in Zeichnung und Schrift soeben fertig liegt. Es ist Kaiser Friedrich I, Barbaroßa Pallast in der Burg zu Gelnhausen. Ein Werk des zwölften Jahrhunderts. Eine architektonische Urkunde vom Adel und Pracht der Hohenstaufen, bisher soviel ich weiß, unbekannt. Und doch so prächtig und einer Vergleichung würdig mit dem was man zu Rom zu Athen bewundert. Auf zwanzig großen Blättern habe ich diese Gebäude kunstgerecht dargestellt, und jedes Blatt mit einer noch nie versuchten Entwickelung der Gestalt begleitet. (Jede Zeit hat ihren Styl. Doch der ist der vortreflichste, welchen das Bestreben Aller aus dem Vorhergehenden eint [,] die höchste Kraft wie Edelmuth entwickelt hat) Fleiß scheint mir ein Werk zu verdienen welches nicht allein in Vollkommenheit mit denen Griechenlands wetteifert, sondern auch in Rücksicht seiner heimischen Zweckmäßigkeit manchen Vorzug bei Nachahmung verdienen mögte. Aug

3. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 223): Von dem Hanauer Liebhaber alter deutscher Baukunst [Hundeshagen] habe ich interessante Zeichnungen von Verzierungen eines alten Benedictinerklosters in Hessen [Breitenau] erhalten; der Fürst Primas [des Rheinbundes, Frhr. v. Dalberg] und Johannes Müller begünstigen seine Forschungen

1

) Hundeshagens Förderer Carl v. Dalberg hatte 1792 seinen Versuch einiger Beyträge über die Baukunst vorgelegt. In den darin enthaltenen Bemerkungen zur Geschichte der Baukunst (33−42) verglich er die griechische und die gotische Baukunst miteinander u. leitete die Unterschiede aus den verschiedenen klimatischen Bedingungen her. Die gotische Baukunst stellte er gleichberechtigt neben die der Antike. Auch bei Dalberg findet sich die − damals nicht unübliche − Ansicht, der Zierat gotischer Bauwerke sei vom maurischen Stil beeinflußt, sowie der Hinweis auf die maurischen Gebäude in Granada (41). 2 ) Erwähnung der durch arabische Ornamentik beeinflußten Zieraten des romanischen Benediktinerklosters Breitenau, wie man sie selbst in Italien nicht finden könne, in H. Meyers unter Mitwirkung G’s 1809−15 entstandener Geschichte der Kunst (posthum erschienen Weimar 1974), 122. Vgl. unten 10. Okt 1808: Meyer an Hundeshagen. 3 ) So die egh. Datierung am Ende des Briefkonzepts.

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und hoffentlich auch die Herausgabe seiner Zeichnungen nach dem Pallast des Friedrich Barbarossa zu Gelnhausen.

Okt 10. [Tübingen, anonym:] M e r k w ü r d i g e R u i n e n e i n e s P a l l a s t e s , den F r i e d r i c h B a r b a r o s s a in der zweyten Hälfte des 12ten Jahrhunderts erbaute, in der Burg zu Gelnhausen (Morgenblatt Nr. 243, 10. Okt 1808, 971): Man kann es der deutschen Wißbegierde mit ziemlichem Rechte zum Vorwurfe machen, daß sie mehr nach dem Aeussern strebt, als nach dem, was ihr im Innern zunächst liegt, und daß sie oft das Einheimisch-Denkwürdige sorglos überschreitet, um jenseits der Gränze alles anzustaunen. Es ist . . . ein alter Fehler, um welchen uns das gänzliche Verschwinden so vieler kostbaren Denkmale der deutschen Vorzeit laut genug anklagt. Möchten die wenigen Reste jetzt noch beachtet, hervorgesucht und unter kräftigen Schutz gegen fernere Verwahrlosung gebracht werden! Unter diese Reste gehört vorzüglich auch das, was aus den schönen Zeiten F r i e d r i c h ’ s d e s E r s t e n noch in der Burg zu Gelnhausen gefunden wird, nämlich die Ruinen eines von diesem Kaiser erbauten Pallastes. Bis jetzt waren sie selbst in der eigenen Gegend beynahe nicht bekannt, weil sie von niedern Häusern und elenden Hütten umbaut und versteckt sind, und doch beurkunden sie laut und deutlich, daß schon in jenem Zeitalter ein eigener, lieblicher und großer Genius über den deutschen Kunstgeschmack herrschte1). . . Hr. B e r n h a r d H u n d e s h a g e n in Hanau hat den Vorsatz gefaßt, diese Merkwürdigkeiten näher bekannt zu machen, und ein Werk herauszugeben, das außer der perspektivischen Ansicht der Haupttheile des Pallastes achtzehn große Blätter mit Aufrissen, Grundrissen, Durchschnitten des Ganzen wie der einzelnen Theile etc. enthalten, und mit historischen und architektonischen Bemerkungen begleitet seyn wird. Jeder Freund der Geschichte und der Kunst wird diesem Werke das beste Gedeihen wünschen. 10. [Weimar] H. Meyer an B. Hundeshagen (GSA 64/85,1): Verehrter Herr & Freund! Die jetz wieder zurückfolgenden Zeichnungen von Verzierungen aus dem Kloster Breitenau würde ich schon vor geraumer Zeit wieder zurück gesendet haben, wenn ich nicht die Ankunft des H. Geh. Raths v. Goethe aus Carlsbad hätte abwarten wollen um solche demselben vorzuweisen, dem sie auch in der That viel Vergnügen gewährt haben. Es ist manches sehr zierliche darunter und die Centauren die Palmbäume & Fruchtgehänge etc. verrathen ohne Zweifel Nachahmung antiker griechischer Muster. Da dieses Kloster zu der Zeit der Kreuzzüge erbaut worden als mit dem Orient der Verkehr häufig war so laßen sie sich also leicht ableiten bleiben aber nichts desto weniger merkwürdig und wären gar wohl werth einst öfentl. bekannt gemacht zu werden. Wie geht es denn mit Ihren Zeichn: v. Barbarossa’s Pallast zu Gellnhausen. Geschieht von ihren hohen und vornehmen Gönnern2) der Sache einiger Vorschub & werden diese merkwürdigen Reste alter deutscher Kunst bald öffentlich herausgegeben werden? Nov

3. [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept;3) FDH, Hs–1303, 1−3): Hochgeehrter Herr Hofrath und Freund! Da sitze ich eben und vollende die Modelle zweier Knäupfe [!] aus der Gallerie des Saals von Barbaroßa’s Pallast. Es sind die intereßantesten, halb so groß wie das Original, und auf den Ruinen selbst postirt. Sonst hab’ ich wieder vier Wochen in der Stadt Gelnhausen zugebracht. Über den alten Baumerkwürdigkeiten dieses Orts entsteht ein eigenes historisches wie artistisches Werk: die Kunstgeschichte dieser Stadt. Die Pfarrkirche enthält 4 Gruppen Bildhauerarbeit aus dem 13ten Jahrh. von niegesehenem Styl. Mit Werck-Zeichnungen von Barbaroßas Pallast ist es noch keinen Schritt weiter zur Herausgabe gekommen. Ich glaube das Meinige gethan zu 1

) Folgt Schilderung des derzeitigen Zustands der Barbarossa-Burg von Gelnhausen. ) Gemeint sind der Fürst Primas Frhr. C. v. Dalberg und Joh. v. Müller, seit 1808 Direktor des öffentlichen Unterrichts im Königreich Westfalen. 3 ) Anfangsnotiz am oberen Rand: An Mayer. 3/11 1808. Antwort auf deßen Schreiben v. 10 8b. 8. 2

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haben. Auf Einladung der Vorsteher des Museums zu Frankfurt habe ich noch vergang. Spätsommer die erste Versammlung dieses Instituts mit kräftigen Worten und durch Darstellung meiner Zeichnung vor 200 Künstlern, Gelehrten und Handelsl[euten] und Liebhabern eröfnet. Da ward großes Angaffen1) gethan (mit Styl der Niebelung zu reden). Manche Architekten zweifelten an der Wirklichkeit, die Kunsthändler klagten der schlechten Zeiten; nur ein Liebhaber, ein Hofmeister mit seinen Kindern besuchte den schönen ehrwürdigen Platz des Altherthums, der nur 8 Stunden von Frankf. entfernt ist. Mit dem Verleger der Frank[enberger] Kapelle2) ist nichts anzufangen, und darum muß ich vieler Aufopferungen und künft. Unternehmungen halber wünschen die etwaigen goldenen Aehren meiner Arbeit zu erndten. Auf mich selbst durch das stumme Schicksal zurückgewiesen, soll es nicht fehlen. Auf Ostern erscheint wahrscheinlich auf Subscription die Zeichnung des Pallastes in dem Format der Frankenberger Kapelle: Steinabdrücke. Da sende ich Ihnen meine (ersten) Proben früher Arbeit, aus den drei Manieren dieser Kunst: Crayonmanier, Federzeichnung, Stich. Barbaroßa’s Haupt, des Kaiser Kopfs und langer Bart aus rothem Stein, den alte Zeit und heutige Sage sich als Wahrzeichen aufbewahrt. Die zwei intereßantesten Knäupfe aus der Gallerie von des Kaisers Saal (a, b), von denen ich die Modelle verfertigt. Alterhümer vom G. Rathhaus, nach meiner Composition und Erklärung: Treu, Lieb’ und Einigkeit. − Der Umriß eines von den obigen Knäupfen, und ein solcher dritter von denen der Gallerie. (Alles 1/5 der natürl. Größe) Könnte ich dem Werk über den Pallast zwei frühere Abhandlungen voraus gehen laßen! Die Composition eines Pantheons aus Rom da in griechisch römischem Styl [hier eingefügt:] Grundriß, Aufriß, Durchschnitt, und perspektivische neuere Ansicht. (Die aufopferung zur Herausgabe des Pallastes erlaubt noch nicht die Volendung der Skitzen) nebst meinen Begriffen, Urtheilen von dieser Bauart. 3)Dann eine Entwickelung der Theorie der griech. Baukunst nach Analysen des Parthenons, wo es mir gelungen sein mag, die verlornen mathematischen Grundsätze nach diesem Original so sicher aufgefunden zu haben wie man die griech. Längenmaße nach den von Pausanias aufbehaltenen Zahlen fand. Ich will diese Abhandlung Ihnen zur Einsicht beilegen. Die Worte stehen da wie sie gerade niedergeschrieben worden; vieles könnte beßer lauten, allein ich scheute das copiren bei meiner kurzen Zeit. Theilen Sie es gefälligst dem Herrn Gh. R. v. Göthe mit. Sollten Denselben die Steindrücke mehr als Augenblicklich intereßiren so überlaßen Sie ihm dieselben und ich schicke Ihnen alsbald andere. Ich wünschte Beßeres geben zu können!

Nov 11. [Weimar] Riemer, Tagebuch (BG 6, 591): Um 1 Uhr kam Humboldt auf mein Zimmer . . . Um 3 Uhr hinunter zu Goethe in den Saal gegangen. Kam erst Meyer und zeigte Hundeshagen’s Säulenabdrücke von Barbarossas Palast.4) Dez 21.5) [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept, FDH, Hs. 1303, 3): Wollten Sie die übersandte Abhandlung über das Parthenonforum von Hrn. Geh. R. v. Göthe unfrankiert (er hat die Post frei) unter Prof. Westermayr6) Adreße nach Gebrauch zurück senden?

1

) Darüber ein unleserliches Wort in runden Klammern. ) Zu dieser Publikation vgl. oben 15. Mai 1808 m. Anm. 4, S. 453. 3 ) Ab hier ist der Text bis zum Ende unterstrichen u. in der linken freien Spalte des Blattes der Vermerk Parthenon am 3ten Nov. 1808. Diese Passage auch auf einem zurückbehaltenem Beleg mit dem Vermerk Parthenon. An Meyer in Weymar 3/11 1808 (FDH, Hs–1302,1). 4 ) s. voriges Z. 5 ) Die Datierung basiert auf Hundeshagens Schlußvermerk: exp. am 21 ten Dec. 8. 6 ) Der Zeichner u. Kupferstecher Konrad Westermayr, s. „Hanau“: Kunst und Alterthum am Rhein und Main 1816 m. Anm. 1, S. 89. 2

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1809 Apr 23.1) [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Bruchstück eines Konzepts,2) FDH, Hs–1303): Ich habe Ew. Wohlgeb vor wenigstens 4 Monaten ein Manuscript einer Analyse des Parthenons zur gefälligen Mittheilung an Herrn Geh. R. v. Göthe zugeschickt,3) zu einer Zeit, wo Herr Hof R. Hirt, ein Freund S. Excellenz, nach einem Prospekt (den ich in der Jena.[ischen Litter[atur]Z[eitung] sogleich angezeigt fand) ein eigenes Werk über die alte Baukunst herausgeben will.4) Anstatt nur Rubriken habe ich in meinem kleinen Versuch die Sätze selbst gegeben, und war äußerst begierig ein Urtheil darüber zu vernehmen.5) Jetzt ist Gelegenheit durch unseren Freund der von der Leipz. Meße zurückkehrt es an mich zurückzuschicken. Mai 8.6) [Hanau] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept;7) FDH, Hs–1305, 1): Ew. Wohlgeb. benachrichtige ich vom Zurückempfang meiner Abhandlung über das Parthenon. Was Sie über diese Schrift sagten, ist sehr schmeichelhaft. Ich denke bestimmt zu derselben die Analyse der Propyleen und des Tempels des Erechtheus [in Athen] zu gesellen.

1810 März 16. [Hanau] B. Hundeshagen an G (GSA 28/53 Bl. 24; Bl. 24 a-b): Hochwohlgebohrener, hochzuverehrender Herr Geheimerath! Euer Excellenz erlauben gütigst, daß ich Hochdenenselben ein Probeblättchen8) nebst der Subscriptions-Anzeige meines Werkes über den Gelnhäusen Palast zu überreichen die Ehre habe. Ich glaube mit dieser Probe in etwa die Erwartungen zu befriedigen, welche ich privat und öfentlich von dem Gegenstande meines Werkes erregt haben mögte. Euer Excellenz kennen die Aufopferungen welche solche Werke im allgemeinen nach sich ziehen zu gut, um daß ich nöthig hätte von den meinigen etwas anzuführen. Ich schmeichele mir mit der Hofnung, daß Hochdieselben nach Dero bekannten und verehrt. Gesinnungen geneigt sein werden, mein Vorhaben gütigst zu befördern. Es verdient wohl dies schöne Werk der Vergangenheit der heutigen Welt wieder vor Augen gestellt zu werden, besonders noch, da der Kaiserslauterer Palast gänzlich weggebrochen worden ist, und er also in Deutschland einzig geworden, sondern es gibt auch die beste Gelegenheit den neugriechischen Styl der Baukunst des Mittelalters rücksichtlich seiner Originalität und reinen Construction näher kennen zu lernen.

1

) Die Datierung basiert auf Hundeshagens Schlußvermerk: exp. am 23 April 1809. ) Der vorausgehende Text fehlt. ) s. oben 3. Nov 1808: Hundeshagen an Meyer. Vom Parthenon war schon am 25. Mai 1808 die Rede, s. d. mit Anm. 4, S. 454. 4 ) A. Hirt: Die Baukunst nach Grundsätzen der Alten. Mit 50 erl. Kupfertafeln. Berlin 1809 (Ruppert Nr. 2345). Vgl. „Über Aloys Hirt“: TuJ 1809 m. Anm. 3, S. 358. 5 ) Bis hier Text unterstrichen; Abschrift dieser Passage als Beleg behalten (FDH-Hs. 1306). 6 ) Die Datierung basiert auf Hundeshagens Schlußvermerk: exp. am 8 ten May 9. 7 ) Auch als zurückbehaltene Kopie überliefert (FDH, Hs.–13054). 8 ) Beiliegend ein Blatt, gestochen von C. Westermayr nach Zeichnungen von Hundeshagen, darauf: Grundriß des Palastgebäudes, Aufriß der Hauptfassade des Reichssaalgebäudes, verschiedene Kapitelle, Wandgesimse, Thronverzierungen und ein sog. Barbarossakopf, s. Abb. Xb. 2 3

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HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

1810

[Anlage: Subskriptionsanzeige] K a i s e r F r i e d r i c h s I . B a r b a r o s s a , Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine architektonische Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen so wie der schönen Bildung ihrer Zeit. Aufgenommen, gezeichnet, restaurirt; mit historischen und artistischen Anmerkungen, dem Leben Friedrichs und einem Sittengemählde seiner Zeit begleitet und herausgegeben von B e r n h a r d H u n d e s h a g e n , wirklichem Mitgliede der Wetterauer Gesellschaft für die gesammte Naturkunde; auswärtigem Mitgliede der Acade´mie celtique zu Paris; des Frankfurter Museums für Kunst und Wissenschaft Ehrenmitglied. Einzig, wie das Lied der N i e b e l u n g e n , ohnegleichen wie E r w i n s v o n S t e i n b a c h Münsterthurm, und einfach groß wie der Sinn der hochgebildeten Menschen von denen sie zeugen, fand ich diese Ruinen der edelsten Vorzeit vor Jahren auf. Ihrer und meiner Arbeiten über sie geschah alsdann öffentliche Erwähnung in den Götting. gelehrt. Anzeigen 1809 [1808] Stück 112 bei Rezension der von mir herausgegebenen Kapelle zu Frankenberg und Gedanken über die gothische Kirchenbaukunst.1) Hoffnung zur Herausgabe, Proben und Nachricht von weitern Unternehmungen, daselbst Stück 194. Die Zeichnungen wurden im Sept. 1809 im Frankfurter Museum ausgestellt, und eine Nachricht stand im Morgenblatt, Stück 243 Jahr 1808.2) Ich konnte nicht umhin meine Zeichnungen mit dem Leben des Stifters und dem Sittengemählde seiner Zeit zu begleiten, nach manchen bis jetzt noch unbekannten Daten. Mein Werk soll, wenn sich bis Ende 1810 eine hinreichende Anzahl von Subscribenten bei mir postfrei meldet zur Deckung der Kosten des Stichs und Drucks, auf Ostern oder Michaelis 1811 in unten benannter Buchhandlung erscheinen. Der Subscriptionspreis ist auf fl. 9 rheinisch gesezt und die Namen der Subscribenten werden dem Werke vorgedruckt. Dreyzehn Kupfertafeln in Folio und unge1

) In Göttingische gelehrte Anzeigen Nr. 112, 14. Juli 1808, 1118: Wir wünschen, daß diese Schrift [über die Kapelle zu Frankenberg] mit verdientem Beyfall aufgenommen, und der Verf. dadurch ermuntert werden möchte, die Zeichnungen und Beschreibungen des Palastes Friedrichs Barbarossa in der Burg zu Gelnhausen, und die Pfarrkirche daselbst, herauszugeben. Ebd. Nr. 194, 3. Dez 1808, 1936f: Da uns der Wunsch, daß man der alten vaterländischen Kunst endlich mehr Aufmerksamkeit widme, sehr am Herzen liegt: so wird man uns verzeihen, wenn wir bey dieser Gelegenheit vorläufig ein Werk anzeigen, welches man von Hrn. Bernh. Hundeshagen zu Hanau zu erwarten hat. Er hat sich nähmlich entschlossen, auf Subscription der Edlern, ein Werk über Barbarossa’s Pallast in der Burg zu Gelnhausen selbst zu bearbeiten und zu drucken, da sich, aller Mühe ungeachtet, weder ein Verleger, noch fürstliche Hülfe finden will. Schon liegt das Werk in Zeichnung und Schrift fertig; eine architectonische Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen, wie der schönen Bildung ihrer Zeit, bisher den Neuern gänzlich unbekannt, und doch nicht geringerer Gestalt, wie der Verf. glaubt, als dasjenige, was man zu Rom, zu Athen, bewundert. Friedrich I. Barbarossa mag entzündet gewesen seyn von der Größe und Herrlichkeit alter Welt, und hat ihnen hier gleichgebildete, originell, aus eigner Schönheit und Kraft, die des edelsten der Griechen würdig ist. Hr. H. hat diese schönste Kaiserwohnung im Ganzen und nach den einzelnen Theilen auf zwanzig Blättern nicht allein kunstgerecht dargestellt, sondern auch das jetzt Fehlende (und dessen ist viel) oder Veränderte mit Glück ergänzt . . . Jedes dieser 20 Blätter begleiten historische und architectonische Bemerkungen, nicht viele Worte, nur dasjenige, was Hr. H. selbst von dem Werke erfuhr und dachte, in Hanau, an einem Orte und Umgebung, wo, von allem Urtheil kunstgeübter Freunde entfernt, jeder höchst nöthigen Unterstützung beraubt, er bis jetzt bloß auf sich selbst zurückgewiesen war . . . Wir haben bis jetzt nur vier Abbildungen von den Alterthümern in Barbarossa’s Pallast erhalten. Es sind: Barbarossa’s Bild, und die Knäufe von der Galerie vor dem Reichssaal. Hr. H. hat sie selbst auf Steinplatten mit größter Genauigkeit gezeichnet und abgedruckt, Möge er durch Zuspruch und Unterstützung angefeuert werden, sein Werk zu vollenden! 2 ) Die anonyme Ankündigung s. oben 10. Okt 1808: Morgenblatt.

1810

HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

463

fähr 24 Bogen Text, auf Velinpapier gedruckt, mit dem alten Bilde B a r b a r o s s a ’ s (1) in aqua tinta, auch mit einem gestochenen Titelblatt in den schönen Schriftzeichen des 12ten Jahrhunderts geziert,1) werden folgende Gegenstände historisch abhandeln oder bildlich darstellen . . . [folgt detaillierte Inhaltsbeschreibung:] A . D i e L e b e n s b e s c h r e i b u n g B a r b a r o s s a ’ s . . . B . D i e Z e i c h n u n g e n v o m P a l a s t . . . C . Vo n d e r s c h ö n e n B i l d u n g d i e s e r Z e i t . . . Von der Vortrefflichkeit des Hauptgegenstandes giebt das beiliegende Probeblättchen einen flüchtigen Beweis . . . Hanau am 16. Merz 1810 Bernhard Hundeshagen [folgt Nachschrift des Verlages Varrentrapp und Wenner, datiert: Frankfurt, den 16. Merz 1810]

1814 Juli 15. [Wiesbaden] Zelter an G (MA 20.1, 352): Was das Gesellschaftliche betrifft, so habe ich vorerst den hies. Bibliothekar, den Hofgerichtsadvokaten Bernhard Hundeshagen, durch [F. A.] Wolf, kennen lernen. Dies ist ein junger vielgeschickter Mann, der hübsch zeichnet sich mit Antiquitäten, Botanik und besonders mit Landeshistorie beschäftigt[,] dieser wünscht sehnlich Dir allerlei Raritäten der Natur und Kunst vorzuführen. 27. [Ankunft in] Gelnhausen. Die Burg. Merkwürdig Alterthum. Würde

und Enge. Lust zu zieren ohne Gefühl der Verhältnisse. [28.] [Hanau] An Christiane (Br 25, 2f.): D e n 2 7 t e n verlies ich Fulda . . . Weiter nach Gelenhausen zu. Vor diesem Orte Weinberge, sodann dies alte Gehocke, das schrecklicher, nach den letzten Leiden [durch Kriegseinwirkungen], aussieht als je. Ich besuchte die Burg Kayser Friedrich des Rothbarts. Eine höchste Merkwürdigkeit. Ruine, theilweise noch gut zu erkennen, von festem Sandstein. Säulenknäufe und Wandzierrathen wie von gestern. W ü r d e aber e n g s i n n i g , Z i e r l u s t ohne Begriff von Ve r h ä l t n i s s e n . So möcht ich im kurzen das Ganze characterisiren. Um sieben in Hanau. Jene Burg liegt eine viertelstunde von Gelnhausen; was man so nennt ist eigentlich eine Insel, von lebendigem Wasser umflossen. Der alte Kayserliche Pallast nimmt nur einen Theil davon ein. Der übrige Raum ist mit meist schlechten, theils einfallenden, von Juden bewohnten Häussern besetzt. Denn hier ist ein Asyl. Die Insel war nie der Stadt unterworfen, sondern an die Burg Friedberg gekommen. Zeichnete jemand im rechten Sinne die Reste des Pallastes; so gäbe es ein höchst interessantes Blatt. Vielleicht ists Herrn Hundeshagen gelungen, der jetzt in Wisbaden angestellt ist2) . . . saget Meyer vom Kayser-Pallaste. Aug 1. [Wiesbaden] An Christiane (Br 25, 7f.): H u n d e s h a g e n wird mir zu viel Freude und Nutzen seyn. Er ist viel besser als das was er zu Markte bringt. Und das geht ganz natürlich zu. In der Gegenwart erkennt man sein redliches Streben, den Reichthum seiner Erwerbnisse, aber

1 2

) Das Titelblatt s. Abb. Xc. ) Als Bibliothekar, wie G durch Zelters Brief vom 15. Juli 1814 wußte (s. d).

464

Aug

HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

4. 5. 6. 7. 7.

1814

um alles dies zusammenhänglich, anschaulich mitzutheilen, fehlt ihm dass er den Stoff nicht ganz durchdringt und nicht Herr der Form ist, daher erscheint auf den Blättern Übertriebenheit und Leerheit, die Seiner Unterhaltung keineswegs vorzuwerfen sind. Über Gelnhausen hat er mir die schönsten Dinge gesagt. Auf meiner Rückreise hoff ich das mit Augen zu sehen. Er scheint die Zeiten critisch zu sondern und, da er von der Technic ausgeht, das wachsende derselben sehr schön und einsichtig auszulegen. Riemer und Meyer werden sich an dieser Stelle erfreuen. [Wiesbaden, abends] Mit Hundeshagen nach dem Cursaal. [Wiesbaden] Hundeshagen Fried. Barbarossa1) . . . Table d’Hote. [gemeinsame Mittagstafel im Kurhaus mit] Hundeshagen. [Wiesbaden] Barbarossa, Pallast. [Wiesbaden, nachmittags mit] Bibl.[iothekar] Hundeshagen.2) [Wiesbaden] An Christiane (Br 25, 12): Ich finde hier mancherley Unterhaltung. Hundeshagen gefällt mir immer besser. Er hat recht schöne Kenntnisse und viel Thätigkeit.

28. [Wiesbaden] B. Hundeshagen an G zum 65. Geburtstag egh. Widmung (Ruppert Nr. 2351): Seiner Exzellenz dem Herrn Geheimen Rath von Göthe von dessen ergebensten Bernhard Hundeshagen. Wiesbaden am 28ten August 1814. [In:] B. Hundeshagen: Des grossen Kaisers Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine architektonische Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen so wie von der schönen Bildung der Zeit. [Hanau 1814]. 9 Bl. 4o.3) Okt 24. [Ankunft in] Gelenhausen Bey Hrn. [C.] v. Heimrod. Nachts daselbst. 25. [Abreise] Von Gelnhausen um 6 Uhr [morgens]. Nov

8. [Weimar] An F. A. Wolf (Beilage, Br 25, 71f.): Nach Wiesbaden zurück-

gekehrt, fand ich in des Herrn Oberbergrath [C. L. W.] Cramers vortrefflichem Kabinett, durch Güte und einsichtige Mittheilung des Besitzers, eine belehrende Unterhaltung . . . Herr Hauptmann und Bibliothekar Hundeshagen hatte zugleich durch antiquarische, artistischliterarische Mittheilung am Vergnügen und Nutzen, den ich aus meinem Aufenthalte zog, den größten Antheil.

1

) Gespräch zum Thema, evtl. auch ein Vorabdruck von Hundeshagens Schrift: Des grossen Kaisers Friedrichs I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen, die er G am 28. Aug schenkte. 2 ) Weitere Treffen G’s mit Hundeshagen in Wiesbaden laut Tgb am: Aug 10., 12., 13., Sept 9. u. 10. 3 ) Angeheftet an: Hundeshagen, H. B.: Der alten gothischen Kapelle zu Frankenberg Grundriß, Aufriß und Durchschnitt. Frankfurt a. M. 1808 (Ruppert Nr. 2351 mit Hinweis auf Schuchardt I 223, Nr. 110).

1815

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465

1815 Febr 27. An B. Hundeshagen (Br 25, 210f.): Durch Ihren gefälligen Brief und

Mai 26. 27. Juni

2. 5. 17.

Aug

5.

die angenehme Sendung1) erfüllen Sie einen Wunsch, den ich gehegt, und kommen dem Vorsatze zuvor, den ich diese Tage gefaßt hatte. Ich wollte nämlich Ew. Wohlgeboren schreiben und mich entschuldigen, daß ich, nach so freundlichem Empfang und Unterhaltung vergangenen Sommer, noch nichts von mir vernehmen lassen . . . Das mir bestimmte Exemplar lege mit Dank zu den andern schönen Rissen und Zeichnungen, die ich Ihrer geneigten Mittheilung schuldig bin . . . bleiben Sie überzeugt, daß ich Ihre Verdienste und Fähigkeiten so wie Ihre Thätigkeit und Geneigtheit in ihrem ganzen Umfange zu schätzen weiß! [Frankfurt, Reisebericht] Heller kühler Morgen. Von Fuld[a] 5 1/4 . . . Gelnhausen 1[Uhr mittags] Gespeist. Hanau . . . 6 Franckf. . . . 8 [Wiesbaden, nachmittags] In Wisbaden 1 1/2 . . . Einrichtung. Bibliothekar Hundeshagen . . . Hundeshagen zum zweyten male. [Wiesbaden, nachmittags] Hundeshagen. [Wiesbaden, nachmittags] Hundeshagen. [Wiesbaden, nachmittags] Bibl. Hundeshagen. [Wiesbaden] Bey Hundeshagen.

1816 [Juni Kunst und Alterthum am Rhein und Main2) (W 34.1, 102): W i e s b a Anf.] d e n . . . Dieses [Ordnung und Vermehrung der Bibliothek] geschieht

unter der Aufsicht des Herrn Bibliothekar H u n d e s h a g e n , welcher dem Publicum schon durch die Bemühungen um den Palast Friedrichs I. zu Gelnhausen rühmlich bekannt ist. Leider ist die ganze vollendete Ausgabe dieses Werks bei dem Bombardement von Hanau3) verbrannt, wiewohl die Kupfertafeln glücklich gerettet worden, deßhalb man die Hoffnung nähren kann, daß die günstigere Zeit auch die Reife dieses Werks befördern werde.

1

) Sendung vom 15. Febr 1815; sie enthielt u. a.: Topographisch-militairischer Plan der Stadt und Festung Maynz mit ihren Umgebungen. Nach den neuesten Original-Aufnahmen und Befestigungen hsg. von Bernhard Hundeshagen. Gestochen von C. Felsing z. Darmstadt. Den zur Befreiung und Beglückung Europa’s verbündeten Hohen Mächten verehrungsvoll gewidmet von dem Herausgeber. Frankfurt a. M. 1815 (fehlt bei Ruppert). 2 ) ED: KA I 1 (1816) 1−196, hier: 52f. − Das Aug 1815 / Febr 1816 verfaßte Heft erschien Anfang Juni; vgl. das zu den Vorarbeiten gehörige Paralip. Baukunst Carolingischer Zeit: . . . Barbarossa Gelnhausen. Hundeshagen (W 34.2, 14). 3 ) Durch die napoleonischen Truppen am 30. u. 31. Okt 1813.

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1816

Juli 13.1) [Wiesbaden] B. Hundeshagen an G (GSA 28/440 St. 1): . . . Eben so haben Eure Excellenz in den Nachrichten über Kunst und Alterthum2) uns Arbeitern in den Rheinund Maingegenden durch Werthschäzung und gegenseitige Kunde in ein eben so schönes als schmeichelhaftes Verhältniß zu setzen geruht, welches wir nicht allein zu unserem gegenseitigen wissenschaftlichen und künstlerischen Verkehr freudig benutzen sondern auch Euer Excellenz als hohen Beförderer desselben, jederzeit innigst dankbar verbleiben werden. 22. [Weimar] Briefe von . . . Hundeshagen.

1818 Nov 14. An C. F. E. Frommann (Br 31, 8): Da der Umschlag [zu KA II 1]

diesmal in der Druckerei besorgt wird, so könnte man die drei leeren Seiten, wie es bei der Morphologie geschehen, zu Notizen verwenden. die ich Ew. Wohlgeboren übersenden werde. Dez 22. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 300f.): Zu dem Umschlage [zu KA II 1] erwarte ich also die von Ihnen angekündigten Notizen für die drey leeren Seiten. 23.3) An C. F. E. Frommann (Br 31, 34): Nachschrift. Soeben erhalte ich

Ihre freundlichen Worte . . . Die große Zerstreuung hat mich abgehalten auf etwas zu sinnen, das schicklich die leeren Seiten des Umschlags einnehmen könnte. Indessen kann das Vorstehende4) nach Cotta’s Wunsch darauf Platz finden. 24. [Mainz] B. Hundeshagen an G (GSA 28/81 Bl. 12f.): Wie freue ich mich Ew. Excellenz . . . beikommend mit meinem soeben erschienenen Werk über den alten Kaiser-Palast zu Gelnhausen, welches ich des Großherzogs [Carl August] K. H. zu widmen gewagt habe,5) nähern zu können. Ew. Excellenz gütiger Empfehlung und Sr. Königlichen Hoheit hatte ich die Gnadenbezeugungen zu verdanken, welche mir von daher in meiner kümmerlichen Lage zu theil wurden. In HöchstIhro Hände erlaube ich mir das Sr. Königlichen Hoheit gewidmete Werk zu geben um es als einen Beweiß meines ehrfurchtsvollsten Dankgefühls Allerhöchstdemselben nebst einliegendem Schreiben gütigst zu überreichen6) . . . Ich ging nun an die Herausgabe des Werks über Gelnhausen . . . 1

) GJb 1885, 130 datiert 14. Juli; korrigiert aufgrund der Hs. (GSA 28/440 St. 1). ) Vgl. das vorige Z. 3 ) Nachschrift zum Brief an Frommann v. 22. Dez 1818. 4 ) Anzeige von J. M. Wagner: Das Eleusische Fest. Schillers Dichtung bildlich dargestellt. Rom 1817. s. „Das Eleusische Fest“, EGW 3, 404−07. 5 ) Die gedruckte Widmung der 2. Aufl. lautet: Seiner Königlichen Hoheit dem Allerdurchlauchtigsten Grossherzog, Fürst und Herr, Carl August Grossherzog zu SachsenWeimar und Eisenach, im Dankgefühl der Erinnerung an frühre allergnädigste Aufmunterungen ehrfurchtsvoll gewidmet von dem Verfasser. Das Subskriptionsverzeichnis für die 1. Aufl. (gedruckt in der 2. Aufl.) zeigt, daß die Herzogliche Bibliothek zu Weimar u. Carl August im Sept 1810 für je ein Ex. zeichneten, gefolgt von Maria Pawlowna im Okt 1812, vom Erbprinzen v. Sachsen-Weimar u. Prinz Bernhard v. Sachsen-Weimar mit je 1 Ex. im Nov 1814. 6 ) Folgt ausführliche Schilderung seiner prekären ökonomischen Verhältnisse bei gleichzeitigem Drang zu wissenschaftl. Projekten, u. a. der Restaurierung der von ihm 2

1818 Dez

HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

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[Mainz] B. Hundeshagen an Carl August (Konzept; FDH, Hs–1311): Ew. Königlichen 24.1) Hoheit frühre allergnädigste Aufmunterungen meiner wissenschaftlichen und artistischen Arbeiten und Studien bleiben mir ewig in ehrfurchtsvollster und dankbarster Erinnerung. Ein öffentliches Zeugniß meines Dankgefühls ablegen zu können war schon lange der sehnlichste Wunsche meines Herzens, das innigste Bestreben meiner Seele. Dieß Gefühl wagte es an dem Eingang des beikommenden Werks über den alten Kaiserpalast zu Gelnhausen meinem Dank und meine Ehrfurcht allerunterthänigst auszusprechen, und diesen wiedergeborenen Sprösling meines früheren Strebens Ew. K. H. Schutz, Huld und Gnade, zu empfehlen. Geruhen Allerhöchstdieselben dieß nicht ungnädig aufzunehmen . . .

24. [Mainz] B. Hundeshagen an H. Meyer (Konzept; FDH, Hs–1307): Endlich bin ich im Stande, Ew. Wohlgeborenen mein Werk über den alten Kaiserpalast zu Gelnhausen, welches wenn schon kein Phönix doch wie ein Phönix aus seiner Asche wieder erstanden beikommend zu übersenden. Ich bitte dieß Exemplar als einen geringen Beweis meiner unverjährbaren Hochachtung und Verehrung wohlwollend aufzunehmen. Schon frühe gönnten Sie meinem Bestrebungen für vaterländ. Kunst, Ihre gütige Aufmerksamkeit und Aufmunterung. Mögte diese nur ferner auch bleiben. Durch Ihre Güte mein Werk in der Jenaer Lz. [JALZ] beurtheilt zu sehen,2) würde auch für mich gewiß sehr belehrend ausfallen. Vieles habe ich, trotz den härtesten Schlägen des Schicksals, wieder gesammelt, geordnet und zur Herausgabe bereitet. Es bedarf jedoch einer belebenden Sonne, um zu reifen und gute Früchte zu bringen. Ich empfehle mich zur Fortdauer Ihrer schätzbaren Gewogenheit und verharre . . .

1819 Jan

7. War Hundeshagens Friedrichs-Palast zu Gelnhausen angekommen und

sind die Exemplare vertheilt worden. Hofrath Meyer; diese Überreste mit ihm durchgesprochen. 8. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 302): . . . lege ich . . . einen Abzug des Umschlags für K. u A. bey, auf dem allso allenfalls noch etwas für Seite 2 und 3 kommen könnte. 9. An C. F. E. Frommann:3) Vorläufig sende das Wenige, was auf die

beiden leeren Seiten des Umschlags gesetzt werden kann.4) 9. An B. Hundeshagen (Konzept; Br 31, 57): Ew. Wohlgeboren verfehle nicht sogleich zu vermelden, daß die Exemplare Ihres schätzbaren Werkes glücklich angekommen und alsobald vertheilt worden sind, ich hoffe zu allgemeiner Zufriedenheit. Möge nur auch daraus zu Ihrer persönlichen Förderniß etwas Erfreuliches entstehen; in so fern es an mir liegt, werde ich immer gern dazu beitragen. Mehr sage dießmal nicht, 1816 erworbenen Bilderhandschrift des Nibelungenlieds, heute bekannt als Hundeshagen’scher Codex. 1 ) Datiert aufgrund von Hundeshagens Vermerk oben rechts: Exped. am 24. Dez. 1818. 2 ) H. Meyer rezensierte Hundeshagens Werk nicht in der JALZ, sondern in KA, s. unten Z Febr 1820. 3 ) Tgb-Eintrag vom selben Tag: Brief an Frommann nach Jena. 4 ) Darunter die kurze Anzeige von Hundeshagen.

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HUNDESHAGEN: BARBAROSSA PALAST IN DER BURG GELNHAUSEN

1819

damit der Brief nicht zurück bleibe. Mich geneigtem Andenken unter der Zusicherung aufrichtiger Theilnahme empfehlend. Jan 10. Einige Expeditionen: Brief an Frommann nach Jena. Brief an Hundeshagen nach Maynz. (Beyde concipirt.) 15. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 304): Ew. Excellenz erhalten hierbey die vollständige Korrektur des Umschlages und werde ich nun den Abdruck deßelben auf gelblich farbigen Papiere [veranlassen] so bald ich diese Korrectur zurück erhalte.1) 30. [Weimar] C. A. Vulpius an B. Hundeshagen (Meier 1, 259): Für drei Exemplare Ihres Werks über Kaiser Friedrichs Pallast, welche die Bibliothek u die Hrn Minister von [K. W. Frhr. v.] Fritsch u. [A. C.] Graf Edling erhalten haben, sende ich Ihnen hierbei den Betrag von 278 f. Rhein. Pränumerations Geld . . . Febr 18. Herr Rath Völkel wegen Barbarossa’s Palast u. d. g. Bezügliches auf

Biographie fortgesetzt. 21. [Weimar] J. A. Völkel an B. Hundeshagen (FDH, Hs–1322): Ew. Wohlgebohren habe ich die Ehre auf gnädigsten Befehl des Herrn Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar Königl. Hoheit und der Frau Großfürstin, Erbgroßherzogin Kais. Hoheit für die überschickten 2 Exemplare Ihres Werkes über den alten Palast Friedrich I. zu Gelnhausen zu danken und den Subskriptions-Preiß von 15 fl. pr. Exempl. mit 30 fl. zu überschikken. Juli

8. [Mainz] B. Hundeshagen an Carl August (FDH, Hs–1312): Euer Königlichen Hoheit statte ich meinen innigsten Dank für das mir gnädigst übersandte Geschenk von zwanzig Karolins unterthänigst ab. Das selbe kam mit den gnädigsten Nachrichten während meiner Abwesenheit am Unterrhein dahier an; wie sehr ward ich bei meiner Ankunft erfreut mein Werk über den Gelnh[auser] Palast von Ew. K.[öniglichen] H.[oheit] gnädig aufgenommen zu wissen, und die Mittel zu meinen Untersuchungen und Arbeiten verdoppelt zu sehen.

1820 2

[Febr] )

[Weimar] H. Meyer, Kaiser Friedrichs I. Barbarossa Pallast, in der Burg zu Gellnhausen; eine Urkunde von dem Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit. Historisch und artistisch dargestellt von B e r n h a r d H u n d e s h a g e n 1819. 81 S. Text und 13 Kupferblätter in Folio (KA II 2, 81−83): Mit diesem Werk mögen wohl die meisten unserer Leser, wenigstens aus Anzeigen, bereits bekannt seyn, indem das Ganze schon im Jahr 1813 zur Herausgabe fertig war, aber im Brand zu Hanau den Flammen zum Raube geworden, daher kömmt die Benennung zweyte Auflage, welche man auf dem Titel lieset. Daß der Verfasser sich durch erwähntes Unglück nicht hat abschrecken lassen, sondern seine Arbeit, zum Theil neu begonnen und nun in friedlichen Tagen die wirkliche Herausgabe zu Stande gebracht, ist ein rühmliches Zeugniß von ausdauerndem Forschergeist und Liebe für deutsche Kunst und Alterthümer. Wer diese Neigung mit ihm theilt, und wir möchten solches jedem gebildeten Deutschen, wiewohl mit Mäßigung, zutrauen, wird die Arbeit des Herrn Hundeshagen dankbar aufnehmen und ihr verdiente Aufmerksamkeit schenken. Eine umständliche InhaltsAnzeige wäre demnach überflüssig, es ist genug wenn wir bemerken das Ganze zerfalle

1 2

) Wann G die Korrektur des Umschlags zurücksandte, ist ungewiß. ) Anfang Febr erschien KA II 2.

1820

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in zwey Abtheilungen, deren erste das Leben der Edlen von Hohenstaufen, insbesondere Kaiser Friedrichs des I. Barbarossa, enthält, die zweyte, Abbildung und Beschreibung der Ueberreste des kaiserlichen Pallastes in der Burg zu Gellnhausen; beyde sind eben so unterhaltend als lehrreich. Den Kupferstichen gehört das Lob, daß sie reinlich gearbeitet sind und alles architektonische Detail mit so vieler Genauigkeit darstellen als man nur von einem begeisterten Verehrer dieser, allerdings achtungswürdigen Reste erwarten darf. Was zur Entschuldigung des am wenigsten gelungenen perspectivischen Aufrisses der Pallastgebäude Tafel No. 1 zu sagen ist hat der Verfasser Seite 42 selbst beygebracht.1)

UM

Ideen über organische Bildung [Plan]2)

E

1806 Okt / 1807 Febr

Z ⎯

1806 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 256f.): [Heinrich] C o t t a ’ s Naturbe-

trachtung über das Wachsthum der Pflanzen4) . . . regte . . . jene Betrachtungen auf, denen ich soviele Jahre durch nachhing, und war die Hauptveranlassung, daß ich von neuem zur Morphologie mich wendend den Vorsatz faßte, sowohl die Metamorphose der Pflanzen als sonst sich Anschließendes wieder abdrucken zu lassen.5) ⎯ ⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 66) (AA-DuW 2, 474): . . . Morphologie Okt 24. An Cotta7) (Br 19, 218f.): Meine Ideen über organische Bildung, besonders am osteologischen Typus durchgeführt,8) wünsche ich auch 1

) Dort heißt es: Der Verf. bittet den Leser um Nachsicht für die aus baulichen Umständen und darstellungstechnischen Erwägungen verursachten Mängel in dem einem Panorama ähnlichen perspektivischen Aufriss von Palast und vorgelagertem Hofraum. 2 ) Nach 1795 und 1798 dritter, erst 1816 konsequent weiterverfolgter Anlauf zur Herausgabe der morphologischen Schriften. Es entstanden lediglich zwei kurze einleitende Aufsätze: Das Unternehmen wird entschuldigt und Die Absicht eingeleitet, vgl. EGW 2, 252−54. 3 ) Verfaßt 1817/1825. 4 ) H.[einrich] Cotta: Naturbeobachtungen über die Bewegung und Funktion des Saftes in den Gewächsen, mit vorzüglicher Hinsicht auf Holzpflanzen. Weimar 1806; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4468). G’s Rezension in JALZ, Intelligenzblatt Nr. 97, 22. Okt 1806, Sp. 799f. Vgl. auch „Zu H. Cotta’s Naturbeobachtungen“, EGW 2, 233f. 5 ) Ein weiterer Grund waren die nach der Schlacht von Jena und Auerstedt vom 14. Okt 1806 in Weimar durch frz. Truppen verübten Plünderungen, die G um seine Papiere fürchten ließen. 6 ) Verfaßt Okt−Dez 1809. 7 ) G’s Tübinger Verleger J. F. Cotta, nicht zu verwechseln mit H. Cotta, Forstrat in Weimarer Diensten und Begründer der Waldbaumwissenschaft. 8 ) Gemeint ist der im Jan 1795 geschriebene Aufsatz Erster Entwurf einer allgemeinen

470

IDEEN ÜBER ORGANISCHE BILDUNG

1806

noch diesen Winter drucken zu lassen. D. [F. S.] Voigt der jüngere zu Jena wird Noten und Zusätze dazu liefern,1) um zu zeigen, wie brauchbar jener Leitfaden in der Erfahrung werden kann. Ich sollte nicht denken, daß es viel über 12 Bogen geben könnte. Mögen Sie es in Verlag nehmen, so dürften Sie nur an [C. F. E.] Frommann [in Jena] deshalb das nöthige besorgen. Mein Text könnte immer gedruckt werden: denn Noten und Zusätze kommen ans Ende, und die Einleitung, die ich dem ganzen vorsetzen will,2) läßt man zuletzt drucken. In dieser will ich meine Ansichten überhaupt geben und ich denke, sie soll auch für das allgemeine Publicum nicht ohne Interesse seyn. Okt 29. An Knebel (Br 19, 221f.): Ersuche D. [F. S.] Voigt alle Zeit, die er übrig hat, auf mein Manuscript [Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung . . .] zu wenden. Ich will es baldigst abdrucken lassen, damit nur nicht die Bemühungen eines ganzen Lebens an einem Hefte Papier hängen. Seine Noten und Bemerkungen, die er dazu machen will, werden ohnedem hinterdrein gedruckt, und meine Einleitung, die ich über Morphologie schreiben will, kann später gedruckt und vorgebunden werden. 31. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 145): Mit unterthänigem Dank erkenne ich Ihren gnädigen Antrag des Verlags Ihrer „Ideen über organische Bildung“ und schreibe in der Anlage deßwegen an Frommann,3) damit er mit Eurer Excellenz das Nötige bespricht und die Anstalt wegen Papiers p trift − Nov

2. [Weimar] Riemers Nachlaß (LA II 9 B, 259): Admonenda . . . etwas bei Gelegenheit v. [F. J.] Galls Lehre. Es betraf die Einleitung zu der Pflanzenmetamorphose. (Sie haben seit 12 Jahren ihn heimlich benutzt, ohne ihn zu erwähnen. Er sieht also nicht ein, warum ers verschweigen sollte, was sie von ihm haben; z. E. Herr [C. G.] Himly (mit Ironie) treffe artig mit s. Ideen überein.) 6. [Weimar] Riemer Tischreden und Aphorismen (GG 2, 151): Angefangen an dem Schema und der Einleitung zur Morphologie, des Abends um acht Uhr.4)

Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie (FA I 24, 227−62; vgl. EGW 4, 183−91), in dem G den Knochenbauplan des Wirbeltiers in ständiger Wechselperspektive zwischen realem Skelett und idealem Grundmuster untersuchte. Vermutlich hatte sich G damit am 9. Okt 1806 erneut beschäftigt und den Aufsatz an Knebel gesandt (vgl. LA II 9 B, 257). 1 ) Laut Tgb traf G sich mit Voigt schon am 18. Aug, 29. Sept u. 4. Okt 1806. In der Folgezeit band G ihn noch stärker in seinen Plan ein: vgl. Voigt an G, 26. Okt 1806 (LA II 9 B, 258), Tgb 9.−11. Nov 1806, Voigt an G, 14. Nov 1806 (LA II 9 B, 261), an Voigt, 20. Dez 1806 (Br 19, 250), Voigt an G, 12. Jan, 13. u. 20. Febr 1807 (LA II 9 B, 269−72). Doch enden mit Febr 1807 Voigts meist ausführl. Berichte, ein Indiz, daß zu dieser Zeit der Plan der Ideen über organische Bildung aufgegeben wurde. 2 ) An den einleitenden Stücken, Das Unternehmen wird entschuldigt und Die Absicht eingeleitet, arbeitete G am 6. u. 10. Nov sowie am 6. Dez 1806 (vgl. LA II 9 B, 260f., 264). 3 ) Cottas Anlage an den Jenaer Buchdrucker C. F. E Fromman ist nicht überliefert. 4 ) Vermutlich dieses Schema abgedruckt in LA II 9 B, 57−59, M 54.

1806 Nov

IDEEN ÜBER ORGANISCHE BILDUNG

471

8. Morphologie. 9. Comparirte Anatomie . . . Dr. Voigt v. Jena zu Tische . . . [Nachmittags,

C. F.] Kielmeyers Rede.1) 10. . . .2) An der Einleitung einiges verändert. 22. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (LA II 9 B, 263): Ich gehe schon [für die Ideen über organische Bildung] die Metamorphose der Pflanzen durch3) . . . Dann käme die Morphologie [osteologische Aufsätze] . . . dann eine Rede von Kielmeyer; zuletzt Anmerkungen . . . 28. An F. A. Wolf (Br 19, 238): Einen Entwurf der Morphologie gedenk’

ich auch bald unter die Presse zu bringen, und meine Träume über Bildung und Umbildung organischer Wesen, wenigstens einigermaßen, in Worten zu fixiren. Dez 6. Einleitung zur Morphologie durchgegangen. 24. Die Metamorphose der Pflanzen fortgeschickt.4) 26. An Zelter (Br 19, 254): Auch werden meine Ideen und Grillen über die organische Natur nach und nach redigirt und so will ich von meinem geistigen Daseyn zu retten suchen, was ich kann . . .

1807 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte5) (W 36, 6): Um . . . meine Geister in’s Freie zu

wenden, kehrte ich an die Betrachtung organischer Naturen zurück. Schon waren mehrmals Anklänge bis zu mir gedrungen, daß die frühere Denkweise die mich glücklich gemacht, auch in verwandten Gemüthern sich entwickle; daher fühlt’ ich mich bewogen die M e t a m o r p h o s e der Pflanzen wieder abdrucken zu lassen, manchen alten Heft- und Papierbündel durchzusehen, um etwas den Naturfreunden Angenehmes und Nützliches daraus zu schöpfen. Ich glaubte des Gelingens dergestalt sicher zu sein, daß bereits im Meßkatalog Ostern dieses Jahres, eine Ankündigung unter dem Titel: G o e t h e ’ s I d e e n ü b e r o r g a n i s c h e B i l d u n g dieserwegen auftrat, als könnte zunächst ein solches Heft

1

) Riemer berichtet am 22. Nov 1806 (s. unten) gegenüber Frommann von dem Plan, eine Rede Kielmeyers in die Ideen über organische Bildung aufzunehmen; zu den Einzelheiten vgl. LA II 9 B, 260f. u. 263. 2 ) Das Vorausgehende s. in „Naturgedicht [Plan]“. 3 ) Dazu in LA II 9 B, 59−64, M 55 die Niederschrift zahlreicher Beobachtungen für eine Redaktion der Metamorphose der Pflanzen, auf die aber für den erneuten geplanten Druck nicht zurückgegriffen wurde. 4 ) An Frommann zum Satz für die Ideen über organische Bildung; s. unten 7., 10. u. 28. Jan 1807. 5 ) Verfaßt 1817/1825.

472



IDEEN ÜBER ORGANISCHE BILDUNG



Jan

7. 10. 28.

1807

ausgegeben werden. Die tieferen, hierauf bezüglichen Betrachtungen und Studien wurden deßhalb ernstlicher vorgenommen als je1) . . . Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 62) (AA-DuW 2, 474): . . . Morphologie . . . Erster Bogen der Morphologie.3) Zweyter Bogen der Morphologie.4) Den dritten Aushängebogen der Morphologie erhalten.5)

28. [Stuttgart u. Tübingen] Meßkatalog der Cottaschen Buchhandlung (LA II 9 B, 270): Neuigkeiten: Goethe, v., Ideen über organische Bildung. [28.] Notiz (NS 13, 3): Meßkatalog 1807 Ostermesse Ideen über Organische

Bildung Febr

2. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 153): Dörfte ich nicht einige Bruchstüke aus der . . . OrganBildung darein [ins Morgenblatt] geben?6) 23. [Jena] Hegel an Schelling (Hoffmeister 1, 151f.): Zugleich [mit FL] läßt er auch an einer Morphologie drucken − er scheint überhaupt sein Haus bestellen und seine zeitlichen Angelegenheiten in Richtigkeit bringen zu wollen − der Anfang derselben ist der ungeänderte Abdruck seiner Metamorphose der Pflanzen! − Die Abhandlungen über den tierischen Organismus,7) zu denen er von hier übergehen wird, kennst Du wohl schon näher.

1

) G nennt im weiteren ausdrücklich C. F. Wolff: Theorie von der Generation. Halle 1764, ein Werk, das er neben der lat. Ausgabe (Theoria generationis. Halle 1759) am 16. Febr 1807 von Loder aus Halle erhalten hatte; beide in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 5288f.). Außerdem erwähnt er seine am 4. Mai 1790 in Venedig gemachte Entdeckung (von G irrtümlich auf 1791 datiert), daß der Schädel aus metamorphorisierten Wirbeln bestehe, eine These, die 1807 auch von L. Oken in seiner Jenaer Antrittsvorlesung propagiert wurde u. dann zu Prioritätsstreitigkeiten zwischen G und Oken führte. 2 ) Verfaßt Okt−Dez 1809. 3 ) Mit Die Metamorphose der Pflanzen, bis § 31, für Ideen über organische Bildung. 4 ) Wie zuvor, bis § 67. 5 ) Wie zuvor, bis § 102. − Hier bricht der Satz ab, ohne jeglichen späteren Hinweis, warum die Ideen über organische Bildung zu dieser Zeit nicht weiterverfolgt wurden. Zum einen war es wohl der gewaltige Arbeitsaufwand, den G in den Jahren 1805 bis 1810 der FL widmete, der das Unternehmen zuletzt wieder aufhielt. Auch mag die noch nicht eindeutig sich abzeichnende Position zu den naturphilosophischen Bestrebungen von Autoren wie L. Oken, D. G. Kieser, H. Steffens und F. J. Schelver, die in ihrer verallgemeinernden Einseitigkeit G’s Intentionen zuwiderliefen, das Zögern befördert haben. Zur weiteren Diskussion vgl. LA II 9 B, 499−502. 6 ) Das geschah wegen Abbruch des Projekts nicht mehr. 7 ) Es handelt sich um die erst in Morph I (1820) erschienenen Abhandlungen Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie (verfaßt 1795, Morph I 2, 145−96), vgl. EGW 4, 183−91; Dem Menschen wie den Thieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben. Jena 1786 (korrekt 1784; Morph I 2, 199−251, dort erweitert um literarische Angaben Galens Büchlein von den Knochen . . . und Nachträge Die beiden nach vieljährigem Zaudern mitgeteilten Aufsätze . . .), vgl. EGW 2, 255−312; Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie. 1796 (Morph I 3, 258−84).

1807

IDEEN ÜBER ORGANISCHE BILDUNG

473

Apr 25. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 149): . . . frage ich: wo bleib[en] . . . Ihre Ideen über die organische Natur? kommen diese auch mit der Ostermesse ans Licht. Mai 25. [Heidelberg] F. J. Schelver an G (LA II 9 B, 281f.): Den von Ew. Exzellenz zu erwartenden Ideen über organische Bildung sehe ich mit großer Sehnsucht entgegen; denn sofern ich Ihre mündlichen Äußerungen richtig verstanden habe, werden sie diesen Gegenstand in dem höhern Sinne der universalen Bildung behandeln. Bisher war nur nach den besondren Erscheinungen, in der Physik, vom Organischen die Rede, mir scheint aber daß die Zeit überhaupt, nach der alten Formherrschaft und dem gleich notwendigen Rückgang in das Material, dem Organischen zugehe. Die freie Form von sich ab auf das Material gewendet und damit an sich selbst entkräftet, der Formalismus der Wissenschaft und des Lebens, war der eine Schritt zum Vermittelten, und der andre der zur Einheit anstrebende hinaufschauende Empirismus, jener das Organ der Willkür und Macht, dieser das Organ des Zufalls und Glücks versuchend, die man im physischen Ausdruck dem animalischen und vegetativen Organe gleichsetzt. Wie aber der Mensch diese zwei Organe ineinanderfassend, das erkennende Organ ist, so scheint auf gleiche Weise die Zeit, nachdem sie sich in den Elementen geübt, zu demselben unendlichen Organ der Wissenschaft und Bildung hinzulenken, und bald zu fassen daß im Menschen das höchste Erkennen daß aus ihm und nach ihm die Welt zu verstehen ist. Demnach werden Sie in der Idee organischer Bildung nur offener darlegen was Sie bereits in mannigfaltigster Dichtung erscheinen ließen.

18131) Okt 10. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (LA II 9 B, 370): So dürfte die Metamorphose der Pflanzen in einer neuen und reichern Umgebung auftreten . . . Aber die Einleitung ist ganz wie sie daliegt brauchbar . . .

1816 Sept

2. [Tennstedt] An Cotta (Br 27, 160f.): Vielleicht ist kaum erinnerlich,

daß vor Jahren [1806/07] über o r g a n i s c h e B i l d u n g und U m b i l d u n g eine Sammlung erscheinen sollte, wovon die dazu gehörige M e t a m o r p h o s e d e r P f l a n z e n bey Frommann schon [bis § 102] abgedruckt liegt. Diese Dinge sind nun auch an der Zeit.2) Jüngere Männer, die sich nun mit Vergnügen zu den Ideen bekennen,3) die ich 1

) 1813 wurde der Plan der Ideen über organische Bildung wieder aufgegriffen, bis er 1816 im neuen Unternehmen der Hefte zur Morphologie (Morph) aufging; vgl. „Der Inhalt bevorwortet“. 2 ) G hatte bereits zwischen Sept und Nov 1813, dann ab März 1816 an der Redaktion einzelner Aufsätze gearbeitet. Der Anfang 1807 aufgegebene Plan wurde nun mit G’s Zeitschrift Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (2 Bde, 1817−1824) in erweiterter Form realisiert; zur Morphologie traten Farbenlehre, Geologie u. Meteorologie hinzu. Über die neue, autobiographisch und historisch angelegte Konzeption unterrichtete G in einem weiteren, nach den einleitenden Aufsätzen von 1806 (s. oben 24. Okt 1806: an Cotta, Anm.) dritten Vorwort mit dem Titel Der Inhalt bevorwortet (FA I 24, 402−05). 3 ) Z. B. Nees von Esenbeck, F. S. Voigt, G. F. Jäger.

474

IDEEN ÜBER ORGANISCHE BILDUNG

1816

vor dreyßig Jahren emsig-mühsam aus der Natur auszuforschen trachtete, haben auf diesem Wege vieles geleistet und freuen sich meiner Theilnahme, wie ich mich ihrer Arbeiten. Sept 26. [Dotternhausen bei Balingen] Cotta an G (G−Cotta 2, 26): Daß diesem Allem . . . das längst ersehnte über organische Bildung und Umbildung bald folgen können, war mir eben so erfreulich als überraschend − und ein neues Belegen Ihres thätigen nie ermüdenden Geistes.

WZ

[Iffland:] Almanach für Theater und Theaterfreunde, auf das Jahr 1807. Von August Wilhelm Iffland1)

E D

1806 Dez nach 29.2) C1 49 (1833) 173−77. − W 40, 169−73. − AA-SL 3, 105−07. − MA 9, 563−65. − FA I 19, 328−30.

Z ⎯

1806 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 247): Im Spätjahr als der Kriegsdrang

jedes Verhältnis aufzulösen drohte, hielt man für Pflicht die Theateranstalt, als einen öffentlichen Schatz, als ein Gemeingut der Stadt [Weimar] zu bewahren. Nur zwei Monate blieben die Vorstellungen unterbrochen, die wissenschaftlichen Bemühungen nur wenige Tage, und Ifflands Theaterkalender gab der deutschen Bühne eine schwungvolle Aufmunterung. Dez 29. [Nachmittags] Ifflands Theater Calender 30. [Weimar] Riemer Aphorismen (BG 6, 203): Bei Ifflands Almanach für’s Theater. Auf meine Bemerkung, daß die Deutschen den F r a n z M o o r nicht los werden könnten, erwiederte G., daß Iffland ihn in seiner Jugend gut gespielt habe, und weil er ihn nicht losgeben wolle, ihn nun in das Würdige ziehe, einen R i c h a r d [III.] aus ihm mache etc. Was es denn aber helfe, Eine grelle Figur abzudämpfen, wenn die übrigen es noch blieben, ja nur stärker hervorträten? Schillers Intention, als Mann von Genie, sey vielmehr gewesen, in diesem fratzenhaften Stücke auch einen fratzenhaften Teufel auftreten zu lassen, der die andern übertrumpfe. − − − Aber nun beschneiden sie ihm die Krallen, u n d d a s o l l e s e i n w ü r d i g e r H u n d s f o t t w e r d e n , d a m i t i h n e i n würdiger Mann spielen könne.4) 1

) Nicht veröffentlichte Rez., vermutlich für die JALZ; Ifflands Almanach wurde schon bald rezensiert von A. Kuhn in Zeitung für die elegante Welt (Nr. 1, 1. Jan 1807, 1−5), von A. Klingemann im Morgenblatt (Nr. 42, 18. Febr 1807, 167f.), anonym in ALZ (Nr. 62, 13. März 1807, 489−96 u. Nr. 63, 14. März 1807, 497−503) sowie in Bibliothek der redenden und bildenden Künste (Bd 3. Leipzig 1807, St. 1, 243−85). 2 ) MA 9, 1260 vermutet Jan/Febr 1807. 3 ) Verfaßt 1822 u. 1825. 4 ) Das Bild vom Teufel auch in der Rez.: Gereicht’s dem Teufel zum Vortheil, wenn man

1807

IFFLAND: ALMANACH FÜR THEATER UND THEATERFREUNDE

475

1807 ?

Febr 21. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 271): Ein paar Recensionen sind mir ins

Stocken gerathen, weil ich die Sache zu ernsthaft nahm, und freylich, wo soll jetzt der leichte gute Humor herkommen, mit dem man manche Dinge behandeln müßte.

1809 Nov 25. [Weimar] Riemer Gespräch (GG 2, 486): Mittags allein mit Goethe . . . Goethes Vorsatz, seine Rezensionen zu sammeln und herauszugeben, mit einem Anhang verspäteter (als über Iffland’s Theaterkalender, Naturdichter Hiller1) etc.) . . .2)

UH

[Iffland] Besuch von Iffland, auf meiner Reise über Mannheim nach der Schweiz im Jahre 17793)

E4)

1821 Okt [?] ihm Hörner und Krallen abfeilt, ja zum Überfluß ihn etwa englisirt? Dem Auge, das nach Charakter späht, erscheint er nunmehr als ein armer Teufel. So gewinnt man auch bei einer solchen Behandlung des Franz Moor nur das, daß endlich ein würdiger Hundsfott fertig wird, den ein ehrlicher Mann ohne Schande spielen kann (W 40, 172f.). 1 ) Rez. zu Gottlieb Hiller: Gedichte und Selbstbiographie. Erster Theil. Cöthen 1805; die Kritik wurde zu G’s Lebzeiten nicht gedruckt, s. W 42.2, 24−31; zu deren Entstehung vgl. S. 344. 2 ) Der Plan, die Rez. gesammelt herauszugeben, wurde nicht realisiert. 3 ) Von G selbst nie veröffentlichte Porträtstudie. Ausgelöst wurde sie durch die auf G’s Rückreise von seinem zweiten Schweiz-Aufenthalt erfolgte Begegnung am 22. Dez 1779 mit dem etwas über zwanzig Jahr alten Iffland, der kurz vorher von der Gothaer Bühne nach Mannheim gelangt war. Dort wirkte er mit Erfolg als Schauspieler, Regisseur u. Stückeschreiber, später gastierte er an allen bedeutenden dt. Bühnen, so auch 1796, 1798, 1810 u. 1812 in Weimar. Ifflands Z bestätigen den Gesprächsverlauf. − K.-H. Kiefer betont (MA 4.2, 1128): Mit der Porträtskizze August Wilhelm Ifflands habe G eine eigene biographische Textsorte begründet, die er später bewußt pflegt. 4 ) Eindeutige Datierung ist nicht möglich. Die einzig überlieferte Hs. stammt von John, der ab Nov 1814 für G schrieb. − Im Okt 1821 notierte G im Schema zur Schweizreise von 1775 für DuW Buch 18 (Paralip. 138, Zeile 36; AA-DuW 2, 617): Manheim. Iffland. Das veranlaßte Düntzer zur Vermutung, G habe sein Iffland-Porträt zunächst irrtümlich der Schweizreise von 1775 zuweisen wollen, worauf auch in der Hs. zu DuW Buch 18 bei Mannheim eine Randnotiz „Ich hatte pp.“ hinweist, was wohl auf die Anfangsworte eben dieser kleinen Schilderung deutet (R. M. Meyer, JA 25, 331). − Das ab 1809 entstandene Biographische Schema Paralip. 6 zu DuW nennt Iffland nur unter 1796 und 1798, entsprechend der späteren Ausführung. Das Schema Deutsches Theater (Paralip. 42, AA-DuW 2, 514) notiert: Ifflands Persönlichkeit, was in Paralip. 45 (ebd. 518f.) näher ausgeführt wird, doch ohne erkennbaren Bezug zu G’s Porträtskizze. − K.-H. Kiefer vermutet (MA 4.2,1128), der Anlaß von G’s Niederschrift sei 1796 die Redaktion der Briefe auf einer Reise nach dem Gotthard für Schillers Horen (1796,

476

D

Z

IFFLAND: BESUCH VON IFFLAND

1779

Q 2.2 (1837) 649.1) − W 36, 243. − MA 4.2, 507. − FA I 16, 89;2) 17, 384f.3) (Besuch von Iffland).

1779

Dez 26. [Mannheim] Iffland an C. W. Eisendecher (BG 2, 214): Goethe . . . sagte neulich in einer großen Gesellschaft von mir, er habe heute mit dem artigsten jungen Menschen gesprochen, den er kenne. In Ansehung meines Spieles hat er mir außerordentliche Komplimente gemacht . . . 29. [Mannheim] Iffland an P. Iffland (BG 2, 214): Er [G] ließ [am 22. Dez] um 4 Uhr vor der Komoedie mich zu sich bitten, liegt ihnen etwas daran, sagte er, so versichere ich Ihnen meine gantze Bewunderung. Mit so viel Warheit und Delikateße sah ich seit Eckhoff nicht spielen . . . Bei Gott, ich wundere mich, daß Sie so jung sind und Resignation genug haben Alte zu spielen.4)

1780 Apr

7. An Merck (Br 4, 201): Der wichtigste Theil unserer Schweizerreise ist

aus einzelnen im Moment geschriebenen Blättchen und Briefen, durch eine lebhafte Erinnerung komponirt.5)

8. St.) gewesen, die aber die Rückreise u. damit das Mannheimer Treffen weglassen, was auch für alle späteren Fassungen der Briefe aus der Schweiz, 2. Abt., von 1808 (A), 1817 (B) u. 1828 (C1) gilt. − K.-D. Müller meint (FA I 16, 748): möglicherweise zu den Aufzeichnungen der zweiten Schweizerreise gehörig, denkbar ist aber auch eine Entstehung anläßlich von Ifflands Weimarer Gastspiel 1796. − I. Schmid vermutet (FA I 17, 724): Ifflands Brief [vom 14. Jan 1794; s. unten Z] war geeignet, G. zum vorliegenden Entwurf zu veranlassen. Auf diesen Brief stieß G im Apr 1824 bei den Vorarbeiten zu den Tag- und Jahres-Heften 1794. Daß G dadurch den Anstoß zum Text der Porträtskizze erhielt, die demzufolge auf Apr 1824 zu datieren wäre, ist noch spekulativer als die Datierung auf Okt 1821; s. das letzte Z. 1 ) In der Rubrik Biographische Einzelnheiten, so auch in W. 2 ) Anschließend an Briefe aus der Schweiz von 1779. 3 ) Anschließend an TuJ in Biographische Einzelheiten (wie Q u. W). 4 ) Im Text heißt es (W 36, 243): Ich konnte ihm meine Verwunderung nicht verbergen, daß er, mit solchen äußeren Vorzügen, sich als ein Alter zu maskiren beliebte und Jahre sich anlöge die noch weit genug von ihm entfernt seien. 5 ) Im Febr u. März 1780 arbeitete G sporadisch an einem Reisebericht, doch dann ließ er das Material liegen. Erst auf Nachfrage Schillers holte er 1796 die Hefte (Br 11, 29) wieder vor. Ob das Konvolut auch die Beschreibung der Begegnung mit Iffland enthielt, ist unbekannt. In den Briefen auf einer Reise nach dem Gotthardt (Die Horen 2 [1796] St. 8, 29−94) wird die Rückreise nicht beschrieben; zur Entstehung s. „Briefe aus der Schweiz. Zweyte Abtheilung“, EGW 1, 437−44.

1794

IFFLAND: BESUCH VON IFFLAND

477

1794 Jan

14. [Mannheim] Iffland an G1) (HA-BaG 1, 149f.): Wie sehr hat mich die Güte erfreuet, womit Sie meinem guten Willen Kraft für die Zukunft gegeben haben. Es war eine liebliche Erscheinung in jedem Fall. Wie viel mehr hier, in dieser dürren Wüste. Sie sagen mir, daß Sie Vergnügen haben würden mich spielen zu sehen? Ach, da begegnen Sie einem Lieblingswunsche von mir. Werden Sie nicht zürnen, wenn ich ihn früh in Erfüllung setze? Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen herzlich, daß Sie Ihre Hand auf mich gelegt haben. Es ist nun eine Ehrenbahn, dessen nicht unwert zu sein.

1796 Apr 24. In das Stammbuch des Schauspielers Iffland. Weimar, den 24. April

1796 (W 4, 231): Viel von Künsten und Künstlern wird immer in Deutschland gesprochen, Angeschaut haben wir nun Künstler und Künste zugleich.2)

1821 Okt 25. Schema zur Schweizerreise (AA-DuW 2, 617; Paralip. 138)3): Manheim.

Iffland. UH

Das Igeler Monument4)

E

1829 Mai nach 11. (Vorarbeiten), 24.−31. (Endfassung) 1

) Zur Rolle des Briefes im Zusammenhang mit Vorarbeiten zu TuJ 1794 s. oben Anm. E-Rubrik. − Doch brachten die TuJ 1794 nichts über Iffland; vgl. dagegen in TuJ 1796 die ausführl. Erwähnung (W 35, 62f.): Die Weimarische Bühne war nun schon so besetzt und befestigt, daß es in diesem Jahre keiner neuen Schauspieler bedurfte. Zum größten Vortheil derselben trat Iffland im März und April vierzehnmal auf. Außer einem solchen belehrenden, hinreißenden, unschätzbaren Beispiele wurden diese Vorstellungen bedeutender Stücke Grund eines dauerhaften Repertoriums und ein Anlaß das Wünschenswerthe näher zu kennen. Schiller, der an dem Vorhandenen immer fest hielt, redigirte zu diesem Zweck den Egmont, der zum Schluß der Ifflandischen Gastrollen gegeben ward, ungefähr wie er noch auf deutschen Bühnen vorgestellt wird. 2 ) Während und nach Ifflands Weimarer Gastspiel vom 25. März − 28. Apr 1796 suchten Carl August u. G vergeblich, Iffland für ein Engagement zu gewinnen. Als ihm im Okt die Direktion des Berliner Nationaltheaters angetragen wurde, die er unter glänzenden Bedingungen akzeptierte, nahm G den Absagebrief mit freundlichem Verständnis auf. 3 ) Schema datiert: d. 25. Octbr 1821. 4 ) G sah das Igeler Monument, eine 23 m hohe, mit zahlreichen Reliefs versehene obeliskartige Säule aus rotem Sandstein, am 23. Aug u. am 22. u. 23. Okt 1792 während des Frankreichfeldzugs, zeichnete es (Kupferstichkabinett Preußischer Kulturbe-

478

D

Z [Aug

DAS IGELER MONUMENT

1792

Das Römische Denkmal in Igel und seine Bildwerke, mit Rücksicht auf das von H. Zumpft nach dem Originale ausgeführte 19 Zoll hohe Modell, beschrieben und durch Zeichnungen erläutert von Carl Osterwald. Mit einem Vorworte von Goethe. Coblenz 1829.1) − C1 44 (1833) 175−87 (Das altrömische Denkmal bei Ygel unweit Trier).2) − W 49.2, 35−45; Paralip. 49.2, 260−62. − MA 18.2, 272−81 (Das Römische Denkmal in Igel und seine Bildwerke). − FA I 22, 826−34 (Das Römische Denkmal in Igel).

1792 Campagne in Frankreich 1792. Den 23. August 1792 (W 33, 9): Möge 23.] irgend ein Ingenieur, welchen die gegenwärtigen Kriegsläufte in diese

Gegend führen und vielleicht eine Zeitlang festhalten, sich die Mühe nicht verdrießen lassen, das Denkmal auszumessen, und, in so fern er Zeichner ist, auch die Figuren der vier Seiten wie sie noch kenntlich sind, uns überliefern und erhalten. Okt 28. [Trier] An H. Meyer (Br 10, 37): Einige schöne Alterthümer habe ich hier gefunden, besonders in der Nähe zu I g e l ein römisches Grabmonument das mit allen seinen Aufsätzen 65 franz. Fuß hoch noch ganz dasteht und die Basreliefs n u r von der Witterung gelitten haben.

1797 Juli 20. [Weimar] An Böttiger (Br 12, 198): . . . lege . . . eine etwas steife doch

unterrichtende Beschreibung des Igler Thurms bey, vielleicht finde ich auch noch die flüchtige Zeichnung zu einiger Rectification des in Pokock [R. Pococke] ganz falsch abgebildeten Monumentes.3)

sitz, CG VI B, Nr. 212) u. beschrieb es später in der Campagne in Frankreich (W 33, 821−1014; 14826−14916; 1516−1535). Es war G’s Verdienst, auf das altrömische Denkmal aufmerksam zu machen, wie auch dessen Vermessung u. Modellierung mit zu veranlassen. Der Text Das Igeler Monument, in den Vorarbeiten H. Meyers einflossen, wurde als Einleitung Teil einer wissenschaftlichen Monographie über das Denkmal (s. D-Rubrik). 1 ) Vorwort, S. 5−10 u. d. T.: Brieflicher Aufsatz seiner Excellenz des Herrn GeheimenRaths von Goethe. Hs. Material im Fascikel: Das altrömische Denkmal der Secundiner bey Igel unweit Trier, darin auch eine Vorarbeit G’s (GSA 25/XLVII,1,6d; W 49.2, 260−62). 2 ) Einleitender Abschnitt ein von Eckermann redigierter Auszug aus den Vorarbeiten von H. Meyer, ab S. 176 G’s Text u. d. T. Goethe an den Künstler, den Verfertiger der bronzenen Abbildung. 3 ) R. Pococke: A Description of the East and some other Countries. Vol. II. Part II. London 1745, 221.

1808

DAS IGELER MONUMENT

479

1808 Aug 23. [Abends] Über das Monument zwischen Trier und Luxenburg [nachge-

dacht] . . .

1824 [Dez]1)

Stoffverteilungsplan für KA V u. VI (AA-SL 3, 324; W 49.2, 273): . . . 6. Alter[t]hümer von Trier.2) Wunsch das Monu[men]t von Igel so dargestellt zu sehen,3) im jezigen und im ersten Zustand restaurirt.

1825 Jan

3. An Carl August (Konzept; Br 39, 67, 69f.): Ew. Königlichen Hoheit

die treusten Wünsche nochmals aufrichtigst wiederholend, schicke mich an über einiges neuere Eingegangene unterthänigsten Vortrag zu erstatten . . . Die trierischen Abbildungen sind . . . höchst erfreulich; nun steht zu hoffen daß man uns von dort her bey so vieler architektonischen Fähigkeit das Ygeler Denkmal in seinem jetzigen verderbten Zustande, sodann aber mit kritisch-antiquarischer Restauration gleichfalls vorlegen werde.

1

) Unsichere Datierung nach AA-SL 6, 506f. ) Malerische Ansichten der merkwürdigsten Alterthümer und vorzüglicher Naturanlagen im Moselthale bey Trier. Gezeichnet u. lithographirt von Johann Anton Ramboux. Mit einer allgemeinen Einleitung und einem erläuternden Texte von Iohann Hugo Wyttenbach. Geschrieben u. in Stein gravirt von Johann Evangelist Mettenleiter in München. [Nebentitel] Alterthümer und Naturansichten im Moselthale bey Trier. 4 Hefte. Trier u. München o. J.; auf dem 13. u. 14. Blatt des vierten Heftes: südliche u. östliche Seite u. noerdliche u. westliche Seite des Monuments zu Igel; Beschreibung 13f. u. Inschrift 15. 3 ) G erhielt Ende Dez 1824 / Anf. Jan 1825 Heft 1, dessen Vorrede auf Apr 1824 datiert ist, mit den ersten vier Blättern; zur Beschäftigung G’s s. Tgb-Einträge vom 3. Jan (Nach Tische die Trierischen Steindrücke), 21. Jan (Wir besahen die Steindrücke Trierscher Alterthümer) u. 25. Jan (Ferner die Trierischen Alterthümer); eine von H. Meyer u. G verfaßte Anzeige erfolgte in KA V 2, 188−91, wo G den Wunsch äußerte: Möge der Herausgeber nicht säumen im nächsten Heft die Abbildung des Monuments zu Igel mitzutheilen und zwar erst in dem Zustande, wie es jetzt befindlich, sodann aber nach einer glücklich antiquarisch-artistischen Restauration, wie schon ein Versuch im kleinen in dem Trierischen Alterthümern des Herrn Q u e d n o w erschienen ist. Denn eine vorzüglich gute befriedigende doppelte Abbildung, wie Herr R a m b o u x sie zu geben vermag, verdient dieses Denkmal vor andern als das Merkwürdigste aus dem Nachlaß der Römer auf deutschem Boden (ebd., 190f.); vgl. „Ramboux, J. A.: Alterthümer und Naturansichten im Moselthale bey Trier“. Abbildung erfolgte erst im vierten Heft, s. vorherige Anm.; zu Quednows Werk s. unten: 11. Mai 1829: Bibliotheksentleihung. 2

480

DAS IGELER MONUMENT

1826

1826 Mai

6. [Nachmittags] Von Trier kam das römische Monument zu Igel, behan-

Juni

delt von Hawich und Neurohr; eine willkommene Erscheinung; ich ging sowohl Text als Abbildung durch.1) 7. Betrachtung des Monuments von Igel. 6. . . . das Monument von Igel und Gemmenabdrücke.

1829 Apr 25. [Bonn] J. J. Nöggerath an G (GJb 1905, 95f.): Es war höchst erfreulich, eine Idee, auf deren Ausführung Euer Excellenz einen besonderen Werth zu legen schienen,2) nämlich die plastische Darstellung des römischen Monuments von Igel in verjüngtem Maasstabe und in einer Weise, welche beliebige Vervielfältigung gestattet, bei meiner Heimkunft in schon bedeutendem Vorschritte zu finden . . . Wie unendlich fördernd würde es dem Werke und seiner Verbreitung seyn, wenn Euer Excellenz auch nur in einigen Worten sich über das Modell in irgend einer beliebigen Form brieflich gegen die Künstler, gegen mich oder sonst aussprechen und zugleich gestatten möchten, daß dieses der Beschreibung (Osterwalds nämlich), die noch unter die Presse gehen soll, vorgedruckt würde. Die Künstler wagen es nicht, Euer Excellenz darum zu bitten, und so habe ich es daher auch in meiner Kühnheit übernommen, für dieselben dieses Begehren ehrerbietigst einzulegen, dabei auf die anerkannte Nachsicht Hochderselben in jedem Falle vertrauend. Mai 10. Betrachtung des von Bendorf angekommenen Modells des Monuments

von Igel.3) Verschiedene Überlegungen und Studien deßhalb4) . . . 1

) Abbildung des Römischen Monuments in Igel, gezeichnet u. lithographirt von Christoph Hawich, mit einem erläuternden Texte von Joh. Matthias Neurohr. Trier 1826; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 2103; Schuchardt I 222, Nr. 74); Neurohr sandte das Werk, angeregt durch die Anzeige von Alterthümer und Naturansichten im Moselthale bey Trier in KA V 2, 188−91, die den Wunsch nach einer Reproduktion des Denkmals aussprach; vgl. oben Dez 1824: Stoffverteilungsplan m. Anm. 2 ) Johann Jakob Nöggerath, seit 1821 Prof. für Mineralogie u. Bergwerkswissenschaften in Bonn, hatte G im Okt 1828 in Weimar besucht (Tgb 11, 292f.) u. vermutl. die Übersendung des Modells angekündigt. 3 ) Bronzeabguß von C. Osterwald u. H. Zumpft, gefertigt im Auftrag des Bildhauers Rauch in der Sayner Hütte bei Bendorf am Rhein (Schuchardt II 28, Nr. 1); Sendung vom 25. Apr 1829 (s. unten 11. Mai 1829: an Nöggerath), Begleitbrief nicht erhalten; zum Modell s. I. Krueger: ,Facsimile in Miniatur‘. Zur Entstehung und Geschichte des Modells der Igeler Säule aus der Sayner Hütte. In: Trierer Zeitschrift 48 (1985) 227−46; hier (233) auch Abb. des Bronzegusses. 4 ) Zu diesen Überlegungen heißt es im Text: Bei dem erfreulichen Anblicke des mir übersendeten löblichen Kunstwerkes eilte ich zuvörderst mich jener Zeit zu erinnern, in welcher mir es, und zwar unter sehr bedenklichen Umständen, zuerst bekannt geworden. Ich suchte die Stellen meines Tagebuchs der Campagne 1792 wieder auf und füge sie hier bei als Einleitung zu demjenigen, was ich jetzt zu äußern gedenke (W 49.2, 35). Es folgen (W 49.2, 3510−3725) aus der Campagne in Frankreich Auszüge der Abschnitte vom 23. Aug 1792 (W 33, 821−1011) u. 22. Okt 1792 (W 33, 14826−4916); zur Entstehungsvermutung s. EGW 2, 23, Anm. 1.

1829

DAS IGELER MONUMENT

481

Mai 10. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 11. Mai 1829 −: Ramboux, Johann Anton: Malerische Ansichten und . . . Naturanlagen im Moselthale bei Trier. Gez. u. lith. M. e. Einl. u. erläut. Texte von Joh[ann] Hugo Wyttenbach. Trier u. München o. J.) 11. Vorarbeiten zu dem Schreiben über das Monument von Igel . . . Mittag

Hofrath Meyer; demselben das Monument von Igel vorgewiesen und eine Recension desselben besprochen; blieb mit Dr. Eckermann zu Tische; wurde manches auf Kunst und Kunstgeschichte Bezügliches besprochen. 11. An J. J. Nöggerath (Konzept; Br 45, 269f.):1). . . vermelde, dankbar verpflichtet, hierdurch eiligst, daß die unter’m 25. April angekündigte Sendung2) heute glücklich eingelangt und sogleich zu meiner und der verbundenen Freunde größter Zufriedenheit aufgestellt worden. Sobald ich einen ruhigen Augenblick ersehe, schicke an die werthen Künstler [C. Osterwald u. H. Zumpft] sogleich einen brieflichen Aufsatz, wie sie ihn zu erwarten scheinen; denn es muß mir freylich höchst erwünscht seyn, einen Gegenstand, dem ich, bey seiner eignen Merkwürdigkeit, noch durch besondere Umstände angeregt eine persönliche Vorliebe gewidmet, auf eine so vollständige Weise zu schauen und hoffen zu können, daß sowohl Darstellungen und Inschriften sich immer mehr aufklären werden. Einen vortrefflichen Philologen3) in unsrer Nähe, mit dem ich gemeinsam zu arbeiten das Glück habe, finde schon dafür interessirt. Die zu erwartenden Zeichnungen und Erläuterungen werden demjenigen, was darüber gedacht und gearbeitet ward, neue Förderniß geben . . . Den jungen Männern in Bendorf bitte von abstehender Zusage, mit vorläufigen dankbaren Beyfall, gefällig Kenntniß zu geben. Nächstens das Weitere. 11. Eckermann Tgb-Notiz (FA II 12, 834): Monument von Igel. 11. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Juni 1829 −: Quednow, C[arl] F[riedrich]: Beschreibung der Alterthümer in Trier . . . aus der gallisch-belgischen und römischen Periode. Th. 1. 2. Trier [1820])4) 11. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 14. Mai 1829 −: [Rutland, Duchess of]: A Tour through part of Belgium and the Rhenish provinces. London 1822)5) ?

12. Mannigfaltige Vorarbeiten

1

) G’s Tgb vermerkt am 11. Mai: [Brief] An Herrn Oberbergrath Nöggerath in Bonn, Ankündigung der Sendung des Igeler Modells. 2 ) Schreiben nicht nachweisbar. 3 ) Br 45, 428 vermutet den Jenaer Philologen u. Archäologen C. W. Göttling; MA 18.2, 1111: Riemer. 4 ) Auch unvollständige und unzulängliche Abbildungen waren mir willkommen . . . Viel näher brachte schon den erwünschten Augenschein die Bemühung des Herrn Quednow, so wie der Herren Hawich und Neurohr (W 49.2, 38). 5 ) s. Anm. zum vorherigen Z.

482

DAS IGELER MONUMENT

1829

Mai 15. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 1. Juni 1829 −: [Howen, cte de:] Vues pittoresques des environs de Tre`ves. De´die´es `a S. A. le prince Fre´de´ric des Pays-bas. Lith. de Jobard. o. O. u. J.)1) 19. Hofrath Meyer kam zum Mittagessen. Wir besprachen besonders das

Monument von Igel und dessen Copie in Bronze. 24. Dictirt in Bezug auf das Igeler Monument. 25. Hofrath Meyers Beschreibung und Beurtheilung des Igeler Monu-

26.

27. 28. 29. 31. Juni

1.

ments.2) Ich wäge für mich alles was deßhalb in meinen Händen ist gegen einander. An Schuchardt dictirt bezüglich auf das Igeler Monument. Mit John deßgleichen . . . Abends Professor Riemer mit dem Wagen. Wir fuhren um’s Webicht und gingen nachher den Aufsatz über das Igeler Monument mit einander durch. Schuchardt mundirte am Igeler Monument. Mit Schuchardt, Reinschrift des Aufsatzes über das Igeler Monument. [Abends] Den Aufsatz über das Igeler Monument nochmals durchgegangen. Die Angelegenheit des Igeler Monuments abgeschlossen. An J. J. Nöggerath3) (Konzept; Br 45, 280): Ew. Wohlgeboren ersehen gefällig aus Beykommendem [Abschrift des Aufsatzes Das Igeler Monument], wie sich der Antheil der Weimarischen Kunstfreunde an dem bedeutenden überschickten Werke immer gesteigert hat. Die braven Künstler, denen ich diese Blätter einzuhändigen bitte, werden davon beliebigen Gebrauch machen, entweder im Ganzen oder theilweise, je nachdem es mit ihren Absichten zusammentrifft. Indessen fahren wir in unsern Betrachtungen weiter fort, wobey ich bemerke, daß sich noch sehr viel Günstiges über das Einzelne sagen läßt, welches wir nicht aussprechen wollten, um den Fluß des Vortrages nicht zu hemmen und die Übersicht des Ganzen nicht schwieriger zu machen. Für dieses Einzelne4) gibt es immer noch Zeit und Gelegenheit, wenn das Unternehmen erst im Gange ist5) und das Publicum anfängt, sich dafür zu 1

) Erwähnt in Das Igeler Monument, W 49.2, 383f. ) Vorarbeit Meyers unter der Überschrift Das alt römische Denkmal der Secundiner bey Igel unweit Trier (GSA 25/XLVII,1,6a). Zur Bearbeitung der Vorlage durch G vermerkt E. Trunz: Meyers Vorarbeiten zu einem Aufsatz über ,Das Igeler Monument‘ [hat] er völlig auseinandergenommen, sozusagen in die Einzelheiten zerlegt, und dann neu zusammengesetzt, in anderer Reihenfolge, anderer Darstellungsform, hat aber die Meyersche Deutung der Einzelheiten beibehalten (E. Trunz: Goethes Gemeinschaftsarbeit mit Heinrich Meyer. In: Ders.: Weimarer Goethe-Studien. Weimar 1980, 108). 3 ) G’s Tgb vermerkt am 1. Juni: [Brief an] Herrn Oberbergrath und Professor Dr. Nöggerath in Bonn. 4 ) s. zur Rubrik Einzelnes W 49.2, 328. 5 ) F. Knickenberg (GJb 1905, 98) vermutet hier Rauchs Absicht, die Nachbildung der Igeler Säule weithin bekannt zu machen, s. folgendes Z. 2

1829

DAS IGELER MONUMENT

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interessiren. Haben Sie die Gefälligkeit, mich von der Ankunft des Gegenwärtigen zu unterrichten und gedenken unsrer zu guter Stunde. [Juni [Saynerhütte] C. Osterwald u. H. Zumpft: Vorwort. In: Das Römische Denkmal in Igel nach 1.] . . . Koblenz 1829, 3f.: Die nachfolgenden Blätter waren schon niedergeschrieben und nebst den Platten, welche die Zeichnungen enthalten, bereit zur Presse gesandt zu werden, als wir zu unsrer freudigsten Ueberraschung in Stand gesetzt wurden, dieselben auf eine, des erhabenen Denkmals würdige, Weise in die Welt einzuführen. Wir hatten es gewagt, einen bronzenen Abguss eines nach dem Igeler Monument in verjüngtem Maasstabe geformten Modells, Sr. Excellenz, dem Herrn Geheimen-Rathe von Goethe zu übersenden, und um geneigte Beurtheilung unserer Arbeit zu bitten. Diese Bitte ward uns in einer, unsere höchsten Erwartungen übertreffenden, Weise durch den hier unten folgenden brieflichen Aufsatz gewährt, mit welchem dieser allverehrte Dichter und Kenner uns durch Vermittelung des Königl. Ober-Bergraths und Professors Herrn Dr. Noeggerath in Bonn zu beehren die Güte hatte, und zu welchem Er überdiess so gefällig war, die Erlaubniss der beliebigen Benützung hinzuzufügen. Indem wir daher von dieser unschätzbaren Erlaubniss Gebrauch machen, und den brieflichen Aufsatz, in jeder Beziehung von hohem Werthe, als Vorwort hier abdrucken lassen, sind wir überzeugt, dadurch zugleich den Bewunderern jenes Römischen Denkmals einen erwünschten Dienst zu leisten . . . Saynerhütte im Juni 1829. Juni 30. [Nachmittags] Kam Herr Professor Rauch . . . Er hatte Gefallen an dem

vortrefflichen Abguß des Igeler Monuments.

1830 Okt

3. An Varnhagen von Ense (Br 47, 273): . . . des Monuments zu Igel bin

ich eingedenk und hege es in meiner Gegenwart. UH

[Iken:] Eunomia von Dr. Karl Iken. Drei Bände. Grimma 18271)

E D

1828 März 18.−20.? KA VI 2 (1828) 413. − W 41.2, 353. − AA-SL 3, 275 (Iken, Eunomia). − MA 18.2, 106 (C. Iken: Eunomia). − FA I 22, 503.

1

) Anzeige von: Carl Jacob Ludwig Iken (Hsg): Eunomia. 3 Bde. Grimma: C. F. Göschen-Beyer 1827 (Ruppert Nr. 1758). Bd 1 u. 2: Darstellungen und Fragmente neugriechischer Poesie und Prosa. In Originalen und Übersetzungen. Aus englischen und französischen Werken und aus dem Munde geborener Griechen . . . Für Gelehrte und Nichtgelehrte gesammelt von Carl Iken. Bd 3: Karl Theodor Kind (Hsg.): Neugriechische Volkslieder im Originale und mit deutscher Uebersetzung nebst Sach- und Worterklärungen (s. „[Kind:] Neugriechische Volkslieder“). KA VI 2 erschien am 10. Juli 1828 (vgl. Tgb 11, 243f.).

484

IKEN: EUNOMIA

Z

1827

1827

Aug 25. [Bremen] Iken an G (Schulz 1971, 176−78)1): Die Gelegenheit, die sich mir darbietet, ein paar der neuesten Bände von meiner Arbeit Ew Excellenz übersenden zu können, nämlich die bei Göschen erschienene E u n o m i a und die L e u k o t h e a ,2) welche Sie gütigst anzunehmen mir die Ehre erzeigen wollen, ergreife ich mit Freuden, um auch dieses Mal meine besten Wünsche zum 28sten August [G’s Geburtstag] darzubringen . . . Neben den serbischen und altböhmischen Liedern, den persischen u türkischen,3) würde es mir lieb gewesen seyn, auch eine Probe von den neugriechischen Liedern [in KA] mit abgedruckt zu sehen, die ich vorigen Winter in Verdeutschungen und in Manuscript Ihnen zu übersenden die Ehre hatte.4) Doch war vielleicht der Raum oder die Zeit nicht mehr dazu hinreichend. Ueberdies haben Sie freilich auch in den früheren jenen, daß sie mehr von einzelnen namhaften griechischen Dichtern herrühren, nicht aus dem Volk. So dürfen wir denn also auch wohl die Neugriechen mit einschließen in den kernhaften Vers: „Wie David königlich zur Harfe sang − − Laßt alle Völker unter gleichem Himmel Sich gleicher Gabe wohlgemuth erfreun. u.s.w.“5) Die von mir übersendeten Griechenlieder im Manuskript sind seitdem nun sämmtlich abgedruckt in meiner Schrift E u n o m i a , wovon drei Bände bei Herrn Göschen d. j. so eben erschienen sind, welche ich zwar nicht beikommend übersende, die aber doch beinahe gleichzeitig mit diesem Schreiben eintreffen werden, da ich dem Herrn Göschen Auftrag ertheilt habe, daß sie von Leipzig aus Ihnen nach Weimar zugeschickt werden sollen. Die Beiträge dazu im 2. und 3ten Bande von Direktor F r i e d e m a n n in Braunschweig, vom Advokaten Doctor K i n d in Leipzig und Herrn Bibliothekar H a s e in Paris6) darf ich wohl Ihrer gütigen Aufmerksamkeit empfehlen; das Werk enthält viele neue, bisher unbekannte Griechenlieder, heitern und ernsten Inhalts, eben so auch die zwei Bände der L e u k o t h e a , die Sie gleichfalls von Leipzig aus erhalten werden. Da Sie zuerst die Musterform in Kunst und Alterthum angegeben haben, wie Griechenlieder übersetzt werden müssen, so darf ich auch voraussetzen, daß diese beiden Werke E u n o m i a und L e u k o t h e a einiges Interesse für Sie haben werden. Sollte es Sie nicht belästigen, so hoffe ich auch die Erfüllung der Bitte, daß es Ihnen gefallen möge, diese beiden inhaltreichen Werke im nächsten Heft von Kunst und Alterthum gütigst anzeigen zu wollen. Vom Ertrag des einen wird eine nicht unbedeutende Summe zum Besten der Griechen verwendet, zwar nicht vom Bremischen Griechenverein, zu dessen Stiftung ich vor einigen Jahren aufforderte, sondern vom Hallischen Hülfsverein.7) In beiden

1

) Die Briefe Ikens an der Hs. revidiert. ) s. „[Iken:] Leukothea“, S. 490. 3 ) KA VI 1 enthält: Uebersetzung zweyer persischen Gedichte des Seı¨d Ahmed Hatifi Isfaha `ni (51−55); Nach dem Serbischen, drei Gedichte von Wilhelm Gerhard (141−46); G’s Aufsätze Serbische Gedichte (188−92); Das Neueste serbischer Literatur (193−96); Böhmische Poesie (197−99). 4 ) Iken an G 12. Febr 1826 (Schulz 1971, 162−73). Die Beilage enthielt ein Expose´ und Textproben für einen unveröffentlicht gebliebenen Band Asprospitia. Rosen und Lilien aus dem Blüthenhain der orientalischen Poesie und Litteratur. Hsg von J. G. L. Kosegarten und Iken. 5 ) G-Zitat aus KA VI 1, 199 (W 4, 133). 6 ) Bd 2: Rede über den Ursprung der neugriechischen Sprache von Hase in Paris, übers. von F. T. Friedemann (211−32); F. T. Friedemann: Ueber die prosodischen und metrischen Eigenschaften der neugriechischen Sprache (233−44). Bd 3: K. Th. Kind: Vorwort (V−XXXII). 7 ) Iken, Anhänger des Aufstandes der Griechen gegen die Herrschaft des Osmanischen Reiches (1821−29), suchte G wiederholt für die Sache des Philhellenismus zu gewin2

1827

IKEN: EUNOMIA

485

genannten Werken wird an mehreren Stellen der Goethe’schen Schriften Erwähnung gethan, wie das Register nachweist.

Sept

8. [Leipzig] K. Th. Kind an G (GSA 28/125 Bl 492): Ew. Excellenz sende ich anbey in Auftrag des H. Dr. Iken in Bremen die von demselben herausgegebene Leukothea, wie die soeben erst fertig gewordene Eunomia.1)

27.2) An Iken (Br 43, 80f., 83f.): Ew. Wohlgeboren

auf Ihren freundlichen Brief zu antworten habe bisher gezögert, weil ich die Ankunft der beiden verkündeten Werke vorerst erwartete. Da sie aber wahrscheinlich später mit Meßgelegenheit ankommen, so benutze einen freyen Augenblick, vorläufig schönstens zu danken . . . Die angekündigten Werke sollen mir willkommen seyn, um so mehr als Ihre frühere schriftliche Sendung mir genugsames Interesse abgewonnen. Leider, nach so vielen Seiten hingezogen, ja hingerissen, versäumt ich in Kunst und Alterthum daran zu gedenken; in einem nächsten Stücke, dessen Erscheinung ich möglichst zu beeilen gedenke, kann es dagegen im Zusammenhange geschehen. Die Aufschlüsse die uns das interessante Werk: Cours de la litte´rature grecque moderne, par Jacovaky Rizo Ne´roulos, Gene`ve 1827,3) verleiht, geben hiebey die beste Richtschnur.

Okt 12. Ich las den ersten Theil von Ikens Eunomia. Dez 20. [Bremen] Iken an G (Schulz 1971, 183−85): Hoffentlich werden die Schriften E u n o m i a und L e u k o t h e a nunmehr in Ihren Händen seyn. Ich habe wenigstens in Leipzig wiederholt Auftrag gegeben, daß Ihnen solche zukommen sollten, und kürzlich auch bereits die Versicherung erhalten, dieselben müßten nun in Weimar eingetroffen seyn. Ich zweifle also nicht, daß mein Auftrag jetzt erfüllt ist. Ich schmeichle mir, daß in Ihrem nächsten Heft von Kunst und Alterthum noch ein Plätzchen übrig seyn wird, um wenigstens nur die Erscheinung der E u n o m i a und L e u k o t h e a mit zwei Worten zu berühren. Ich erwarte keineswegs, daß Sie alles durchlesen, noch weniger ist es die Meinung, daß sie eine Recension schreiben möchten. Lesen Sie bloß die Poesien darin; und wo diese zu finden, zeigt das Register an (unter dem Wort: Gedichte, in der L e u k o t h e a ). Diese Poesien sollen nur dazu dienen, eine Idee von der Dichtkunst der Neugriechen zu geben. Da diese vorläufige Idee aber noch sehr unbestimmt, schwankend und neblicht ist, so beabsichtige ich eine neue Sammlung unter dem Titel: P o l y d o r a 4) (die Sie auch in Kunst und Alterthum schon vorläufig gern erwähnen mönen. G verfolgte den Freiheitskampf der Griechen mit Interesse und beschäftigte sich mit der neugriech. Volks- und Befreiungslyrik; s. oben Anm. 1, S. 483 sowie die Rez. der Schriften Rizos-Nerulos’ in KA VI 2 (s. unten 27. Sept 1827: an Iken m. Anm.). Dem Philhellenismus dagegen stand G distanziert gegenüber, s. unten 9. Aug 1828: an Zelter. Vgl. Johannes Irmscher: Goethe und die neugriechische Literatur. In: GJb 1981, 43−48, sowie Nicholas Boyle: Griechischer Befreiungskampf. In: GHb3 4/1 446−48. 1 ) Sicher ist die Übersendung von Eunomia Bd 1, s. unten 12. Okt 1827. Wann G die Bde 2 und 3 erhielt, ist ungewiß. Vgl. unten vor 10. Mai 1828 m. Anm. 2 ) Tgb-Eintrag vom 27. Sept 1827: [Brief an] Herrn Dr. Iken nach Bremen. 3 ) Cours de Litte´rature Grecque Moderne par Jacovaky Rizo Ne´roulos [Iakobos RizosNerulos]. Publie´ par Jean Humbert. Genf 1827. Von G besprochen in der Sammelrez. Nationelle Dichtkunst in KA VI 2 (1828) 329−41, unmittelbar vor seiner Anzeige von Ikens Leukothea (342f.) und Neugriechische Volkslieder von Kind, dem 3. Teil von Eunomia (343−45). 4 ) Nicht erschienen.

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IKEN: EUNOMIA

1827

gen), worin alles bisher Zerstreute aus vielen Werken gesammelt werden soll, um ein deutlicheres Bild, ein vollständigeres Gemälde von der Poesie der neueren Griechen zu geben und die Umrisse bestimmter anzudeuten . . . Ein Plan ist bereits ausgearbeitet und nach Leipzig an D r . C a r l T h e o d o r K i n d abgesendet. Dieser letztgenannte Griechenfreund, höchst achtungswerth als Kenner wie als Mensch, sandte Ihnen schon früher ein Schreiben über diesen Gegenstand1) und wünscht nichts sehnlicher als mit einigen wenigen Zeilen von Ihrer Hand beehrt zu werden,2) um gewiß zu seyn, daß seine Zuschrift keine ungünstige Aufnahme gefunden habe. Von ihm ist der 3te Theil der E u n o m i a ganz allein geschrieben und er hat auch die Uebersendung dieses Werks nach We i m a r veranstaltet. Die Schrift von J a k o v a k i R h i s o N e r u l o [J. RizosNerulos] ist allerdings sehr schätzbar; da sein C o u r s d e L i t ´e r a t u r e aber erst mit dem Jahr 1700 beginnt, so kann er einige wichtige Namen nicht mit aufnehmen, die vor dem Jahr 1700 noch vorhergehn, wie z. B. C o r n a r o [V. Kornaros], den Verfass. des beliebten großen Gedichts E r o t o k r i t o s ,3) den berühmten L e o A l b ´a t i o s [Allatios] , P a n a g i o t i [Panagiotis Nikousios] und andre, die in der L e u k o t h e a stehn, eine Schrift, die bereits das Glück gehabt hat, ins Französische übersetzt zu werden, nämlich in der B i b l i o t h `e q u e u n i v e r s e l l e 1 8 2 6 , Mai, Juni u folgende Hefte (faisant Suite `a la Bibl. britannique) G e n f in Octavo, wo nicht nur die Leukotheabriefe vollständig übersetzt, sondern auch die „Beilagen des Herausgebers“ in Auszügen mit günstig lautenden Bemerkungen wiedergegeben sind.4) Sie finden auch eine ehrenvolle Erwähnung der L e u k o t h e a in der Vorrede S. XI zu Prof. K r u s e ’ s Fragen über das heutige Griechenland (Berlin 1826 bei Dunker und Humblot), die beantwortet sind von dem hier in Bremen lebenden Philhellenen G o t t f r i e d M ü l l e r .5) Im Leipziger Conversationsblatt oder Blätter für literarische Unterhaltung6) und in andern Zeitschriften ist die L e u k o t h e a gleichfalls vortheilhaft beurtheilt. Es war meine Absicht gewesen, daß die Schrift E u n o m i a Ihnen gleichsam avant la lettre zukommen sollte; ich bedaure es daher, daß die Sendung ohne meine Schuld so lange verzögert ist. Leider sehe ich jetzt zu spät, daß schon [I. A.] F e ß l e r einen seiner Romane ebenfalls E u n o m i a betitelt hatte.7) Es ist der Name von einer der drei Horen in H e s i o d s T h e o g o n i e , 1

) Nicht überliefert. ) Ein Brief G’s an Kind ist nicht überliefert. 3 ) Vitsentzos Kornaros: Erotokritos. Erzählendes Poem in über 10 000 Versen (um 1600); vgl. Iken: Eunomia, 11f. 4 ) Leukothea. Eine Sammlung von Briefen, etc. etc.: Lettres d’un Grec sur l’e´tat politique, la litte´rature et la poe´sie de la Gre`ce moderne; traduites du manuscrit grec et publie´es par Dr. Charles Iken. Deux vol. in–8.o Leipzig 1825. In: Bibliothe`que universelle des sciences, belles-lettres, et arts. Litte´rature. Gene`ve [1826], Tome 32, 34−52, 149−69, 249−59. 5 ) Friedrich Kruse: Fragen über mehrere für das höhere Alterthum wichtige Verhältnisse im heutigen Griechenland, beantwortet von einem Philhellenen [Gottfried Müller], nebst Beschreibung seiner Reise durch Morea nach Athen. Berlin 1827. Kruse übernimmt, wie in der Vorrede angegeben, einige Anmerkungen von Iken, dem berühmten Herausgeber der Leucothea und ächte[n] Griechenfreund (XI). 6 ) Literarisches Conversationsblatt. Leipzig: Brockhaus 1820−26, ab Juli 1826 ersch. u. d. T. Blätter für literarische Unterhaltung (bis 1898). − Eine positive Rezension, in der die Schrift Leukothea als höchst wichtige[s] Werk und Iken als gründlicher Kenner sowohl der neugriechischen Sprache als der Literatur der Neugriechen vorgestellt wird, in: Literarisches Conversationsblatt Nr. 212, 14. Sept 1825, 845−48. Eine anerkennende Erwähnung in dem Aufsatz Blicke auf die Literatur der Neugriechen (Nr. 27, 2. Aug 1826, 107). 7 ) I. A. Feßler war Hsg. der Zs. Eunomia. Eine Zeitschrift des neunzehnten Jahrhunderts (Berlin 1801−1805). 2

1827

IKEN: EUNOMIA

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Vers 902, oder nach Vossens Uebersetzung V. 894. Mögen denn beide Werke bei Ew Excellenz gütige Aufnahme und Nachsicht finden.

Dez 26. Brief von Iken . . .

1828 [März] März 18.

19. 20. ?

21.

Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 330, Nr. 10.4): VolcksPoesie . . . 5) Neugr[iechisch]. Iken und Kind1) Das Nächste für Kunst und Alterthum geordnet, sowohl Ästhetisches als Historisches. Schuchardt den Inhalt diktirt . . . Rizo Ne´roulos, Iken und Kind über die neuern Griechen . . . Abends . . . Die griechischen Angelegenheiten durchdenkend.2) Die Vorlesungen des Rizo Ne´roulos in Genf betreffenden Aufsatz an Schuchardt diktirt . . . Anderes Neugriechische betrachtet. An Schuchardt diktirt Fortsetzung der neugriechischen Gedichte. Abends Professor Riemer, einige Concepte [zu KA VI 2] mit ihm durchgegangen . . .3)

Apr 13. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: an Riemer gD) 15. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) ?

?

16. Nochmalige Revision der Concepte und Entwürfe. Munda durch Schu-

chardt. 16. An F. J. Frommann (Br 44, 65): Wahrscheinlich haben dringende Meßarbeiten Kunst und Alterthum bey Seite gedrängt; kommt dieses Heft wieder an die Reihe, so wird es desto rascher gehen. Manuscript ist genugsam vorbereitet . . .4)

1

) Zur Datierung s. Tgb 3. März 1828: Das Nächste zu Kunst und Alterthum überdacht, schematisirt und arrangirt (Tgb 11, 187); ebenso 1828 März 12., 16., 18., 25. u. die nächste Anm. 2 ) Die naheliegende Vermutung, daß die Anzeige von Ikens Eunomia Mitte März 1828 im Zusammenhang mit G’s anderen ,neugriechischen‘ Rez. für KA VI 2 (s. oben 27. Sept 1827: an Iken) entstand, die der Sammelrez. Nationelle Dichtkunst angehören, wird durch die Zählung von H1 und H2 unterstützt, in denen die Anzeige in unmittelbarer Nähe der Rez. von Ikens Leukothea steht (s. AA-SL 6, 422f. sowie „Iken: Leukothea“, S. 490). Doch muß die Druckvorlage spätestens am 20. Apr 1828, an dem das Ms. von Nationelle Dichtkunst an Frommann ging (s. „Iken: Leukothea“ gD), ausgeschieden und erst Mitte Mai 1828 endgültig in KA VI 2 aufgenommen worden sein (s. unten 16. Mai 1828: an W. Reichel, Anm.). 3 ) So auch 1828 März 25., 26., Apr 15. Bis Ende März Beschäftigung mit Rizo-Nerulos, in diesem Zusammenhang vielleicht auch immer wieder mit den anderen ,neugriechischen‘ Aufsätzen. 4 ) Wohl Ms. von Nationelle Dichtkunst, ungewiß, ob Eunomia zu diesem Zeitpunkt noch Bestandteil des Ms. ist, s. unten vor 10. Mai 1828, Anm.

488 ?

IKEN: EUNOMIA

1828

Apr 17.,18. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 20. (s. „Iken: Leukothea“: Tgb und an F. J. Frommann gD, S. 491) 27. [Mittags] Zu Tische waren gegenwärtig Herr Peucer, Dr. Iken von Bre-

men, Riemer, Meyer, Eckermann, [M. C. V.] Töpfer. 28. Gegen Abend Herr Canzler, Dr. Iken, Nicolovius, Coudray. Mai Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 332, Nr. 10.7): 7. Griechen und Phil[vor10.]1) hellenen.2) 1. [Nachmittags] Canzler von Müller. Ward von Herrn Iken und dessen Unterhaltungen gesprochen. 2. [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (GG 3.2, 265): Ein wackrer bremensischer Gelehrter, Dr. Iken, war einige Tage bei uns . . . 2. [Weimar] Iken an G (Schulz 1971, 191): . . .3) In der Eunomia dürfte das Lied „Der Elementenkrieg“ und die „Voskopula“ vielleicht vor andern Beifall finden; sie stehen im I. Theil.4) Ich erlaube mir, darauf Ew Excellenz aufmerksam zu machen. 9. [Grimma] C. F. Göschen-Beyer an G (GSA 28/129 Bl.265): Ew. Excellenz habe die Ehre, hiermit ein Exemplar der Eunomia, oder Darstellungen neugriechischer Poesie, im Namen des Verfassers, Herrn Dr. Iken in Bremen, zu übersenden.5) 9. [Bremen] Iken an Böttiger (GG 3.2, 263): Schon eine Stunde nach meiner ersten Anmeldung bei Goethe erfolgte eine Einladung an . . . Peucer und mich, gleich auf den folgenden Tag [27. Apr] zur Mittagstafel in seinem Familienkreise, wo ich ihn denn recht gesund, heiter und gesprächig fand. Am folgenden Abende besuchte ich ihn mit . . . von Müller in seinem Gartenhause, wo er sehr munter scherzte, und zum dritten Mal sprach ich ihn beim Abschiedsbesuch.6) 16. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 16. An W. Reichel (Br 44, 96): Nachstehendes haben Sie die Gefälligkeit,

baldmöglichst in das Beyblatt der Allgemeinen Zeitung einrücken zu lassen.7) 1

) Das vorbereitende Schema für den Schlußteil von KA VI 2 enthält noch keinen Hinweis auf die am 10. Mai in Weimar eingetroffene Zs. L’Eco, die G in diesem Heft anzeigte (s. „L’Eco, Giornale“: 11. Mai 1828, EGW 3, 152). Zur Datierung: AA-SL 6, 515f. (zu H21 und H22 bzw. Nr. 10.7 und 10.8). 2 ) In KA VI 2 darauf folgend die Anzeige von Eunomia, s. „Kratzeisen: Bildnisse ausgezeichneter Griechen und Philhellenen“. Im Schema 10.7 (wie im gleichzeitigen Schema 10.8) ist Eunomia noch nicht aufgeführt. Möglicherweise entschied sich G erst nach Lektüre des 2. Teils von Eunomia (s. unten 9. Mai 1828: C. F. Göschen-Beyer an G) endgültig für die Aufnahme des Textes; s. auch unten 16. Mai 1828: an W. Reichel, Anm. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Iken: Leukothea“ gD, S. 491. 4 ) Stoechomachia oder der Krieg der Elemente (Eunomia I, 31−36); Voskopula oder die schöne Schäferin (ebd., 22−31). 5 ) Möglicherweise Eunomia Bd 2 (MA 18.2, 824). 6 ) Peucer führte Iken bei G ein, vgl. GG 3.2, 263. Zum Besuch vgl. auch 265. 7 ) Sendung des Inhaltsverzeichnisses von KA VI 2. Darin ist die Anzeige von Eunomia erstmals aufgeführt; ebenso in einem vermutl. gleichzeitig entst. Schema (s. AA-SL 3, 336). Vgl. oben 18. März 1828: Tgb, Anm.; Mai [vor 10.]: Schema. − Das Inhaltsverzeichnis erschien in der Beil. der Allgemeinen Zeitung Nr. 144, 23. Mai 1828.

1828 Juni

IKEN: EUNOMIA

489

5. An H. Meyer (Br 44, 119): Haben Sie die Güte, mir das Durchgesehene

zurückzusenden und Beykommendes heute und morgen zu betrachten und zu überlegen, damit ich es Sonnabend [7. Juni] fortschicken könne.1) 6.? [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 35, 157): In den wieder zurück folgenden Blättern habe ich nichts gefunden, wo es erforderlich oder auch nur räthlich wäre, etwas hinzu zu setzen. 7. An F. J. Frommann (Konzept; Br 44, 122): Ew. Wohlgeboren erhalten

hiebey die Fortsetzung des Manuscriptes. Ich bitte, wenn es abgesetzt ist, mir anzuzeigen, wie weit wir in den folgenden Bogen hineinkommen; es drängt sich gerade am Ende noch soviel Neues zu und zwar soviel Vorzügliches, daß ich nicht weiß wie ich es ablehnen soll.2) 13. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 524): Ewr Excellenz empfangen hierbey die Correctur des 26. Bogens v. K. u. A. in 2 Abzügen. Das Msct, welches wir in Händen haben, füllt noch etwa die Hälfte des nächsten Bogens.3) 20. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 525): Ewr Excellenz habe die Ehre hierbei 4 AusgBgn von Kunst und Alterth. VI. Bg. 25. 26. sowie 2 Correcturbogen von Bogen 27. zu übersenden.4) 25., 27. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 29. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 528): Ewr Excellenz beorderte 2te Revision des 27. Bogens . . .5)

empfangen hierbei die

29. 2. Rev. von [Bogen] 27 geht nach Jena ab. Juli 1., 2. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 6. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 529): Ewr Excellenz habe die Ehre hiebei 4 AushBgn von Kunst und A. VI. Bd. Bgn. 27. 281/2 und Umschlag zu übersenden. Die Exemplare werden nun auch bald nachfolgen. 10. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) Aug

9. [Dornburg] An Zelter (Br 44, 262): Höchlich erfreute mich dein Ant-

heil an meiner Ableitung der neugriechischen Bildung.6) Ich habe das Wenige mit Ernst und Sorgfalt zu Steuer der Wahrheit niedergeschrieben, für gescheite Leute die sich an’s Haltbare halten wollen. Die Philhellenen des Tags7) werden schiefe Mäuler darüber ziehen, deshalb 1

) Ms. der Betrachtungen über Kunst für KA VI 2, 400−17 (Br 44, 391f. u. 392f.), enthaltend u. a. das Druckms. von Eunomia. 2 ) Enthält Druckms. von Eunomia (Br 44, 392f.). 3 ) Die Eunomia-Anzeige steht auf der 5. Seite von Bogen 27. 4 ) Bogen 27 dat. von Archivarenhand: Übersendet am 20. Juni (AA-SL 6, 423). 5 ) Von G am selben Tag an F. J. Frommann nach Jena zurück gesandt (Br 44, 413). 6 ) Zelter an G 27.−31. Juli 1828 (MA 20.2, 1142): Die Anzeige des cours 〈de〉 litterature grecque moderne ist wenigstens so viel wert als das ganze Buch; s. „Rizo Ne´roulos: Cours de litte´rature grecque moderne“. 7 ) Anspielung u. a. auf Iken; vgl. G’s Anzeige von Ikens Leukothea in KA VI 2: Aus dem Gesagten erhellt nun schon, daß man diese sämmtlichen Materialien mit Vorsicht und Kritik zu brauchen habe, indem sie uns von den Händen eines erklärten Philhelle-

490

IKEN: EUNOMIA

1828

steht es da. Über diese Angelegenheit, wenn man sie weiter führen wollte, ist noch gar viel zu sagen; auch steht das Nächste schon auf dem Papiere;1) alles auszusprechen ist noch nicht Zeit. UM

[Iken:] Leukothea von Dr. Karl Iken. Leipzig 1827. 2 Bände2)

E D

1828 März 18.−20.? KA VI 2 (1828) 342f. − C1 46 (1833) 360f. − W 41.2, 324. − AA-SL 3, 270 (Iken, Leukothea). − MA 18.2, 115f. − FA I 22, 460f.

Z

1827

Aug 25. (s. „Iken: Eunomia“: Iken an G gD, S. 484f.) Sept

8. (s. „Iken: Eunomia“: K. Th. Kind an G gD, S. 485) 27. (s. „Iken: Eunomia“: an Iken gD, S. 485)

Dez 20. (s. „Iken: Eunomia“: Iken an G gD, S. 485–87) 26. (s. „Iken: Eunomia“: Tgb gD, S. 487)

1828 [März] (s. „Iken: Eunomia“: Schema zu KA VI 2 gD, S. 487) März 18., 19., (s. „Iken: Eunomia“: Tgb gD, S. 487) 20., 21.

}

?

25. Abends Professor Riemer. Auf Kunst und Alterthum Bezügliches durch-

gegangen.3)

nen dargeboten sind, dem man nicht zumuthen kann, seinen Lieblingen irgend wehe zu thun (W 41.2, 324). 1 ) Am 29. März 1828, kurz nach Abschluß der Rez. Cours des litte´rature grecque moderne von Rizos-Nerulos, erhielt G das Werk in der dt. Übers. von Christian Müller (Die neugriechische Litteratur. In Vorlesungen, gehalten zu Genf 1826 von Jacovaky Rizo Nerulos. Mainz 1827; Ruppert Nr. 701). Am 31. März diktierte er einen Nachtrag zur Rezension, der zu Lebzeiten unveröffentlicht blieb; s. „Rizo Ne´roulos: Cours de litte´rature grecque moderne“ gD. 2 ) Anzeige von: Carl Jacob Ludwig Iken (Hsg.): Leukothea. Eine Sammlung von Briefen eines geborenen Griechen über Staatswesen, Litteratur und Dichtkunst des neueren Griechenlands. 2 Bde. Leipzig: Hartmann 1825 (nicht 1827). Erschienen 10. Juli 1828 in KA VI 2 (vgl. Tgb 11, 243f.), zusammen mit verschiedenen anderen Rez. u. d. T. Nationelle Dichtkunst. 3 ) Vermutl. Durchsicht und Entstehung von H7 von Rizo Ne´roulos: Cours des litte´rature (so auch am 28. März 1828). An die Zählung dieser Hs. schließt H2 von Leukothea an. Sie gehört in ihrer korr. Fassung zum Druckms. für KA VI 2. Aus der ursprüngl.

1828 ?

IKEN: LEUKOTHEA

491

Apr 16. (s. „Iken: Eunomia“: Tgb u. an F. J. Frommann gD, S. 487) 17., 18. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD)

?

20. An F. J. Frommann1) (Br 44, 67): Ew. Wohlgeboren

erhalten auf gestrige Verabredung2) das fernere Manuscript zu weiterer Fortsetzung des Drucks . . .

25. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 519): Ewr Excellenz empfangen hier den 21. Correcturbogen von K u. A. VI. Band in 2 Abzügen; der folgende Bogen3) wird wohl schon Dinstag [29. Apr] nachfolgen, das gesandte Msct ist schon abgesetzt. 27., 28. (s. „Iken: Eunomia“: Tgb gD, S. 488) 30. Abends . . . War angekommen die Revision des 22. Bogens.4) Mai

1. Den Bogen 21 und 22 nochmals revidirt. 1. (s. „Iken: Eunomia“: Tgb gD, S. 488) 2. (s. „Iken: Eunomia“: F. v. Müller an C. F. v. Reinhard gD, S. 488) 2. [Weimar] Iken an G (Schulz 1971, 190f.): Sollten Ew Excellenz in der Leukothea die beiden Lieder ächt griechischen Ursprungs: „Ode an den Frühling“ und die „Todtenklage oder neugriechische Elegie“ (I. Seite 278) Ihrer Aufmerksamkeit würdig halten, so ersuche, gelegentlich derselben in Ihrer Zeitschrift gefälligst zu erwähnen.5) Herr Prof. R i e m e r schien diese beiden Lieder mit Beifall zu lesen und er kennt sie jetzt, um darüber Auskunft geben zu können6) . . . 9. (s. „Iken: Eunomia“: Iken an Böttiger gD, S. 488)

Juli 10. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) Aug 9. (s. „Iken: Eunomia“: an Zelter gD, S. 489f.)

UM

Iliadis Fragmenta7)

E D

1819 Nov − 1820 Juni 2. KA II 3 (1820) 99−116. − FA I 20, 511−18. Zählung der Hs. zu Nationelle Dichtkunst geht hervor, daß die von G vorgesehene Reihenfolge der zugehörigen Aufsätze zunächst eine andere war: 1) Leukothea, 2) Kind, Neugriechische Volkslieder, 3) Rizo Ne´roulos (vgl. AA-SL 6, 404 zu H2). 1 ) G’s Tgb vom 20. Apr bestätigt: [Sendung an] Herrn Frommann, Manuscript, nationelle Dichtkunst. 2 ) Die beiden Frommanns waren am 19. Apr bei G zum Mittagessen (Tgb 11, 207). 3 ) Bogen 22 mit der Leukothea-Anzeige. 4 ) Korrekturbogen zu KA VI 2 mit der Leukothea-Anzeige (AA-SL 6, 404: d3). 5 ) Es geschah nicht. 6 ) Das Folgende s. in „Iken: Eunomia“: Iken an G gD, S. 488. 7 ) Untertitel: antiquissima cum picturis etc. [item Scholia vetera ad Odysseam] Editore Angelo Majo. Mediolani MDCCCXIX. Gr. Folio. Im Inhaltsverzeichnis KA I−IV (KA IV 3, 168) lautet der Titel: Gemälde eines alten Manuscripts, Fragmente aus der Ilias enthaltend. − Mit Beteiligung G’s von H. Meyer verfaßte Rezension der in Mailand hsg. Edition eines sehr alten in der Ambrosianischen Bibliothek befindlichen Codex, woran G u. Meyer vor allem die in Kupferstichen wiedergegebenen Gemälde mit Motiven aus der Ilias interessierten.

492

ILIADIS FRAGMENTA

Z Dez

1819

1819 2. Ilias von Majus. 4. Abends . . . Blieb mit Hofrath Meyer zu Haus, wo wir Maji Ilias vor-

nahmen. 17. [Weimar] H. Meyer an Böttiger (GJb 1902, 89f.): Sie fragen mich um meine Meinung über den Bilder-Homer der in Mayland gefunden und durch Majus herausgegeben worden? Er ist seit ungefähr 3 Wochen schon hier. Was an den darin enthaltenen Stücken von Versen aus der Ilias ist, und, in wie ferne die Scholien Werth haben [,] müssen die Schrift und Sprachkundigen beurtheilen. Die Bilder tragen freylich das Gepräge der späten schon sehr gesunkenen Kunst. Manches aber mag doch wohl aus ältern und trefflichen Werken genommen seyn. Man müßte das alte Manuscript selbst sehen um zu wissen, was an den Bildern etwa durch den Kupferstecher verzierlicht seyn mag; allemal halte ich das Werk für schätzbar und für einen recht glücklichen Fund. Ich würde Ihnen allenfalls einige die Bilder dieses Werks betreffende Bemerkungen anbieten1) wenn nicht Goethe dieselben schon im Voraus für sein 6tes Heft über Kunst und Alterth. bestellt hätte. 29. An Knebel (Konzept; Br 32, 131): . . . der neue in Mayland vorgefun-

dene gebildete Homer, besonders aber dessen Scholien werden unsern Literatoren von neuem zu thun geben, indessen der ästhetische Sinn am Hergebrachten immer noch genug Nahrung findet.

1820 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 170): Der Mailändische Codex der Ilias,

Apr 10. Juni

2. 3. 16. 17. 19.

obgleich aus späterer Zeit, war für die Kunstbetrachtung von großem Belang, indem offenbar ältere herrliche Kunstwerke darin nachgebildet und deren Andenken dadurch für uns erhalten worden. Gegen Abend Hofrath Meyer . . . bringend . . . Recension Homerischer Gemälde des Mayländer Codex. [Jena] Ilias mayländische revidirt . . . Zu Frommann [?]. [Jena] Meyerische Aufsätze durchgesehen.3) [Jena] Kunst und Alterthum 7. Bogen 2. Band 3. Heft. [Jena] An H. Meyer4) (Br 33, 70): Der erste Bogen Ihrer Ilias ist abgedruckt und nimmt sich recht gut aus. [Jena] 8. Bogen [von KA II 3] revidirt.5) KM 1

) Für Böttigers Zs. Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlicher Alterthumskunde (Leipzig 1820−1825). 2 ) Verfaßt 1822/1826. 3 ) Am 3. Juni gingen laut Tgb Zwey erste Bogen Kunst und Alterthum [II 3] an Frommann; doch erst auf Bogen 7 beginnt die Iliadis Fragmenta-Besprechung, die bis in den Anfang des 8. Bogens hineinreicht. 4 ) G’s Tgb vom 17. Juni 1820 bestätigt die Sendung eines Briefes an Hofrath Meyer. 5 ) Bogen 8 beginnt mit den 4 letzten Seiten der Iliadis Fragmenta-Besprechung (KA II 3, 113−16).

1794

ILIAS IM AUSZUG

493

Ilias [im Auszug]1)

E

1798 März 29. − Apr 2.; Mai 11.−21. (Auszüge aus Homers Ilias)2) 1820 Nov 11. − 1821 Juni 6. (Überarbeitung der Auszüge zum Druck in KA)3)

D

KA III 2 (1821) 1−42 (1.−12. Gesang); KA III 3 (1822) 1−51 (13.−24. Gesang). − W 41.1, 266−327. − AA-SL 1, 119−50; 4, 176−204. − MA 13.1, 256−96. − FA I 21, 111−30 (1.−12. Gesang); 209−32 (13.−24. Gesang).

1

) Übersicht über die wesentlichen Handlungsmomente des Homerischen Epos (das Skelett), ergänzt u. belebt durch die explizit gekennzeichneten Gleichnisse. G’s Ilias-Auszüge dienten zunächst zu eignem Gebrauch für die Achilleis (s. „Achilleis“ EGW 1, 1−17) u. Helena (s. „[Zu Faust] Helena . . .“, EGW 5). Die Auseinandersetzung mit dem Epos hing auch mit der Doppelfrage nach der Einheit von Ilias u. Odyssee und deren Dichter zusammen, den der junge G in Künstlers Morgenlied als heiligen Homer gerühmt hatte (W 2, 178). 1795 aber sprach F. A. Wolf die Homerischen Epen einer Vielzahl von Verfassern zu in: Prolegomena ad Homerum sive de operum homericorum prisca et genuina forma variisque mutationibus et probabili ratione emendandi. Halle 1795 (Ruppert Nr. 1300). − Zur Vorgeschichte der Ilias-Auszüge: schon als Kind lernte G durch eine prosaische Übers. Homer kennen (DuW Buch 1); zum Winter 1765/66 erwähnt er die engl. Ausg. mit S. Clarkes Übers. der Ilias 1729−32, Odyssea 1740, mit dem griech. Originaltext u. Clarkes lat. Prosaübers., sowie [J. A.] Ernestis Homeri opera 1756−64. Daß G in Straßburg mit Begeisterung den Altvater Homer im griech. Original las, bezeugt Herder gegenüber Merck. G verschaffte sich auch Schaufelbergers Nova Clavis Homerica 1761−68. Im Juni 1771 berichtet er Salzmann, daß er fast den Homer ohne Übersetzung lese. Zu Aug 1771 (Buch 12, AA-DuW 1, 456): So übersetzte ich ihr [Cornelia] aus dem Stegreife solche Homerische Stellen, an denen sie zunächst Antheil nehmen konnte . . . mein Vortrag verwandelte sich gewöhnlich in metrische Wendungen und Endungen, und die Lebhaftigkeit, womit ich die Bilder gefaßt hatte, die Gewalt womit ich sie aussprach, hoben alle Hindernisse . . . Zu 1771/72 (Buch 12, AADuW 1, 444f.): . . . das Homerische Licht ging uns neu wieder auf . . . Durch [P. A.] Guys war man eingeleitet [Voyages litte´raire de la Gre`ce ou lettres sur les Grecs anciens et modernes, 1771, 1772 dt. Übers.] . . . Eine Göttinger Recension [von Heyne in den Göttinger Anzeigen von gelehrten Sachen, März 1770] . . . machte uns mit der Absicht bekannt . . . Wir sahen . . . die abgespiegelte Wahrheit einer uralten Gegenwart, und suchten uns dieselbe möglichst heranzuziehen . . . ließ sich doch nicht leugnen, daß sowohl Europäer als Asiaten, in den Homerischen Gedichten schon auf einem hohen Grade der Cultur dargestellt worden, vielleicht auf einem höhern, als die Zeiten des Trojanischen Kriegs mochten genossen haben. Auch in Wetzlar u. anschließend in Frankfurt war Homer eine Lieblings lecktüre (vgl. an Kestner, 28. Jan 1773, GB 2.1, 7). Zu G’s Bemühungen um Bürgers Ilias-Übers. 1776ff. s. „Diesseitige Antwort auf Bürgers Anfrage wegen Übersetzung des Homers“ in EGW 3, 52−63. − Zu Homers lebenslangem Einfluß auf G vgl. Ernst Maaß: Goethe und die Antike. Berlin 1912; Wolfgang Schadewaldt: Goethe und Homer. In: W. S. Goethestudien. Zürich 1963, 127−57. 2 ) Zwanzig Blätter mit Exzerpten aus Homers Ilias entstanden laut Tgb zw. 29. März u. 2. Apr u. vom 11. bis 21. Mai 1798, von Geist nach G’s Diktat niedergeschrieben. Hörfehler, falsche Schreibungen griech. Namen u. sonstige Verschreibungen zumeist von G sofort korrigiert. Hist.-krit. Übersicht zur textl. Überlieferung mit Variantenverzeichnis s. AA-SL 4, 176−204. 3 ) Zu den Hss. s. AA-SL 4, 176−204; vgl. auch „Einleitung zu Ilias im Auszug“, EGW 3, 273f.

494

ILIAS IM AUSZUG

Z Juni

1794

1794 6. [Weimar] J. H. Voß an Ernestine Voß (GG 1, 545−47):1) Darauf gingen wir [gestern] zu Goethe. Er wohnt in einem prächtigen Hause, das mit Statuen und Gemälden des Altertums prangt. Herders kamen bald nach. Wir setzten uns zu Tische, und sprachen von Italien, Griechenland usw. Ich merkte, daß Goethe mich oft scharf betrachtete. Er ward allmählich lebhafter. Nach Tische gingen wir in sein Gartenkabinett, und tranken Kaffee. Er las Briefe von dem Maler [H.] Meyer, einem gar trefflichen Genie, der sich ganz nach den Alten gebildet . . . Die Unterhaltung ward sehr herzlich und vertraut. Goethe wandte sich zu mir, warum ich so schnell abreisen wollte; ich möchte ihm noch einen Tag schenken. Ich gab ihm die Hand, und versprach, einen Tag länger zu bleiben. Heute morgen soll ich seine Kunstwerke besehn, und zu Mittage in der gestrigen Gesellschaft bei ihm essen . . . Wir wurden zum Tee gerufen, und fanden Wielands, Goethe, Böttiger und von Knebel. Man umringte mich, und wollte dies und jenes von meinen Untersuchungen über Homer hören.2) Am weitläufigsten ward von der Homerischen Geographie geredet, die sehr interessierte. Ich mußte die Karte von der Odyssee erklären, und die Reisen des Odysseus. Alle gestanden, daß sie überzeugt wären, und freuten sich der Homerischen Einfalt. Aber nun sollte ich vorlesen. Die Odyssee ward gewählt, und ich las den Sturm des fünften Gesanges und den ganzen sechsten Gesang von Nausikaa. Ein einhelliger, warmer Beifall erfolgte. Alle gestanden, sie hätten einen solchen Versbau, eine so Homerische Wortfolge, die gleichwohl so deutsch, so edel, so kindlich einfach wäre, sich nicht vorgestellt. Goethe kam, und drückte mir die Hand, und dankte für einen solchen Homer. Ebenso Wieland; ich hätte ihn belehrt; er begriffe nicht, wie er mich hätte verkennen können. Man müßte von mir erst lernen, wie Homer müßte gelesen werden, und dergleichen. So auch Herder und seine Frau. Bei Tische ging das Gespräch fort über Homers Gedichte und Zeitalter. Ich ward dringend gebeten, viel von meinen Ideen aufzuschreiben, und mich um die böse Rotte [der Kritiker] nicht weiter zu bekümmern. Ich mußte noch das Homerische Haus erklären. Alles schien neu und befriedigend. Wir wurden ausgelassen fröhlich. Die Erzväter der Bibel wurden rezensiert mit unauslöschlichem Lachen, indem Herder komisch ihre Verteidigung übernahm. Dabei ward rechtschaffen gezecht, Steinwein und Punsch. Goethe saß neben mir; er war so aufgeräumt, als man ihn selten sehen soll. Nach Mitternacht gingen wir auseinander. Wieland herzte und küßte mich auf dem Wege, und sagte, ich hätte allen im äußersten Grade gefallen; ich gehörte ganz zu ihnen; ich müßte hier leben (welches ich lebhaft verbat); man hätte sich durchaus einen andern Begriff von mir gemacht; Goethe hätte mit Begeisterung von mir geredet, und was dergleichen mehr war. − Nachmittag. Ich hatte einen vergnügten Tag bei Goethe in der gestrigen Gesellschaft. Nach Tische zeigte er mir die Gemälde im Schlosse, und stellte mich der Herzogin vor, die sehr einnehmend war. 9. An H. Meyer (Br 10, 165): Voß war hier, ein recht wackrer, liebens-

würdiger Mann, offen und dem es strenger Ernst ist um das was er thut deßwegen es auch mit seinen Sachen in Deutschland nicht recht fort will. Es war mir sehr lieb ihn gesehen und gesprochen und die Grundsätze wornach er arbeitet von ihm selbst gehört zu haben. So läßt sich nun das was im allgemeinen mit uns nicht harmonirt durch das Medium seiner Individualität begreifen. 1

) J. H. Voß war vom 3. bis 7. Juni 1794 in Weimar. ) 1793 war Voß’ vierbändige Übersetzung von Homers Werken in Altona erschienen. 1781 hatte Voß schon die Übers. der Odyssee veröffentlicht, diese aber für die Gesamtausgabe wesentlich verbessert.

2

1794

ILIAS IM AUSZUG

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Aug 23. [Jena] Schiller an G (SNA 27, 25f.): . . . den Weg, den Sie Sich vorgezeichnet . . . Sie haben gewählt, wie Achill in der Ilias . . . Wären Sie als ein Grieche . . . gebohren . . . so wäre Ihr Weg unendlich verkürzt . . . Nun da Sie ein Deutscher gebohren sind, da Ihr griechischer Geist in diese nordische Schöpfung geworfen wurde, so blieb Ihnen keine andere Wahl, als . . . gleichsam von innen heraus und auf einem rationalen Wege ein Griechenland zu gebähren. Okt 31. [Weimar] Böttiger, Literarische Zustände und Zeitgenossen (GG 1, 577f.): In einem alle Freitage sich versammelnden Abendzirkel1) für den Winter zwischen 1794 und 1795 wurde beschlossen, jedesmal einen Gesang der Ilias nach Voß vorzulesen und sich dann die dabei von selbst kommenden Bemerkungen mitzuteilen. Goethe ist Vorleser. Einige lesen im Originale nach. Die andern sitzen im Zirkel herum. Den 31. Oktober 1794. Die härtesten Stellen wurden durch Goethes treffliche Deklamation und richtig wechselndes Andante und Adagio außerordentlich sanft und milde. Es ist unleugbar, daß Voß nur fürs Ohr und den lebendigen sukzessiven Eindruck, nicht fürs Auge und zergliedernden Überblick des Stils gearbeitet hat. Fragen. 1) Tat Voß recht daran, das anstößige κυνωÄ πα V. 159 und βοωÄ πις 551, jenes durch Ehrvergessener! dieses durch Hoheit blickende zu mildern und das echthomerische 588 ϑεινομε νην nur durch das sanftere: wenn er dich straft, zu übersetzen? Antwort: Keineswegs! in allen drei Fällen wird das stark Sinnliche durch abstraktere Vorstellungen entnervt. Auch ist das Hoheit blickende nicht einmal im Sinne Homers, da es bloß die auch in den Kunstwerken charakteristischen großen Augen der Juno (s. Winckelmann, Geschichte der Kunst V, 2. T. 1. p. 316 ed. Fea. So die Ludovisische Juno) bezeichnet. Sollte Voß nicht bloß das Farrenäugige seiner Vorgänger haben vermeiden wollen, und, weil er fühlte, er könne nichts Besseres geben, lieber eine unbefriedigende Abstraktion gesetzt haben? 2) Ist 1

) Die von G gegründete sog. ,Freitagsgesellschaft‘; über sie notierte G aus langem zeitlichen Abstand am 30. Dez 1824 für die damals noch geplanten Noten zu seinem Briefwechsel mit Schiller (W 42. 2, 455f.): Von den erwähnten Vorlesungen wäre wohl das nöthige zu erwähnen, da ihre Wirkung zur Zeit bedeutend war. Es versammelten sich etwa zwölf Personen wöchentlich Abends in meinem Hause, deren Namen schon von der Unterhaltungsweise genugsames Verständniß giebt. Geh. Rath [C. G.] v. Voigt, ein allseitig gebildeter Geschäftsmann, der in meiner Abwesenheit die Zusammenkunft fortführte und einleitete. [K. W.] v. Fritsch, jung, gebildet, bildungslustig, aufmerksam, durchaus theilnehmend. Wieland, Herder, [W. H. S.] Buchholz, [C. W.] Hufeland, Bertuch, [H.] Meyer, Krause [G. M. Kraus]; Männer vom verschiedensten Interesse, ein jeder in seinem Fach ernstlich beschäftigt, vorschreitend im Neuen, nachdenkend über das Alte; keiner der nicht in der Folge des Lebens sich bedeutend erwiesen hätte. Als Gäste fanden sich ein verschiedene Lehrer von Jena, [J. C. W.] Voigt von Ilmenau bey jedesmaligem Hierseyn, und so ward auch jeder bedeutende Fremdling eingeladen und wohl aufgenommen, so wie das was er etwa mitzutheilen hatte. Die Anmuth, so wie die Wirksamkeit einer solchen Unterhaltung wird sich jeder Denkende gern vergegenwärtigen . . . Da nun bey solchen Zusammenkünften mit Maas und Bescheidenheit alles zur Sprache kam, was empfunden, gedacht und gewußt zu werden verdiente, so war auch Poesie höchst willkommen. Nun war damals die Voßische Übersetzung der Ilias an der Tages-Ordnung und über die Lesbarkeit und Verständlichkeit derselben mancher Streit, daher ich denn nach alter Überzeugung, daß Poesie durch das Auge nicht aufgefaßt werden könne, mir die Erlaubniß ausbat, das Gedicht vorzulesen, mit dem ich mich von Jugend auf mannigfaltig befreundet hatte. Daß mir nun das rhapsodische Metier nicht ganz mißlungen, davon giebt Herrn von Humboldts Erwähnung gegen Schillern das beste Zeugniß, welches diesen bewog, einen gleichen Vortrag von mir gelegentlich zu verlangen.

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das αÆ μβρo ´σιαι χα˜ıται εÆ περÆ ρë ω σαντο wohl ganz richtig von Voß übersetzt: sie walleten vorwärts? Voß dachte sich das Haar im Augenblick des Zunickens. Aber so dachte sie sich wenigstens Phidias nicht. Da ist diese gewaltsame Bewegung, wenn sie überhaupt stattfand, schon vorbei, und die Locken zittern nur noch dem Scheitel entlang. In einigen Stellen ist der Nachdruck des Originals merklich geschwächt, als V. 132 μηÆ κλε πτε νo ´ωì : Sinne nicht auf Trug! Nach dem Original war dies schon geschehen, und jetzt suchte er nun wirklich Ausflüchte. Das χo ´λον καταπε πτειν ist auch zu schwach übersetzt, und Galle wollte Goethe der verschiedenen Nebenbegriffe wegen durchaus nicht gefallen. So tadelte Goethe auch das mehrmals wiederkommende: traun! V. 151 ist bei Homer ein distributiver Satz: ηà o ´ δo ´ν ε λϑε μεναι, ηà αÆ νδρα σιν ιËϕι μα χεσϑαι. In Vossens Übersetzung: Einen Gang dir zu gehn, und kühn mit dem Feinde zu kämpfen, fließt dies in einen einzigen Begriff zusammen. Voß wollte das gehässige oder vermeiden. Über die Roheit der ältesten Mythen, zum Beispiel die Vorstellung vom Briareus V. 400 ff. Goethe verglich sie mit dem Gradlinigten und Steifen des alten Stils in der Kunst. − Unverdauliche Abgeschmacktheiten im Göttersystem Homers. Seine Menschen handeln viel edler als seine Götter.

⎯ ⎯ 1) [Weimar] Böttiger (GG 1, 554): [Goethe:] Beim erneuerten Studium Homers empfinde ich erst ganz, welches unnennbare Unheil der jüdische Praß uns zugefügt hat. Hätten wir die Sodomitereien und ägyptisch-babylonischen Grillen2) nie kennen lernen, und wäre Homer unsere Bibel geblieben, welche eine ganz andere Gestalt würde die Menschheit dadurch gewonnen haben! Nov

7. [Weimar] Böttiger (GG 1, 580): [Bericht über die Freitagsgesellschaft] Den 7. November Zweiter Gesang der Ilias. Goethe hatte bei einer vorausgehenden Durchlesung die Bemerkung über den Catalogus navium3) gemacht, daß Homer nach einer fest angenommenen Rangliste die Völkerschaften sich nebeneinander stellen lasse. Dies erhelle ganz deutlich daraus, daß er da, wo die Myrmidonen jetzt nicht standen, weil sie mit dem Achill still saßen, sie doch in Reih und Glieder stellt V. 681−694. Die hier von der Rechten zur Linken gehende Ordnung war also beim Dichter nicht willkürlich, sondern er singt nach Stammsagen und empfangenen Registern. Agamemnon führt allem Anschein nach das Corps de Bataille. Zugleich wurde nach d’Anvilles Karte von Griechenland4) der Weg aufgespürt, in welchem Homer bei der Aufzählung geht. Er fängt mit Aulis an und macht einen doppelten Kreis. Diesmal war Wieland bei der Vorlesung, der auch in seinem kleinen Berglerschen Homer,5) so gut es gehn wollte, nachlas. Dieser war äußerst streng gegen Voß und gab besonders darüber seinen Unwillen zu erkennen, daß er oft bloß die natürlichste Art der Übersetzung darum verworfen habe, um nicht einerlei mit seinem Vorgänger6) zu sagen. Besonders ärgerte er sich über das häufig vorkommende: Jener

1

) Zeitpunkt des Gespräches unbekannt (GG 1, 554): Undatiertes 1786−1794. ) Grillen von G gebraucht im Sinne von wunderlichen Einfällen u. Spintisierereien. 3 ) Der sog. Schiffskatalog im 2. Gesang der Ilias, der die achaiischen Völker verzeichnet. 4 ) Atlas Antiquuus Danvillianus. Conspectus tabularum geographicarum. Nürnberg 1784. 5 ) Homeri opera quae extant omnia. Graece et Latine . . . Curante Stephano Berglero, Transylvano. Patavii 1744. 6 ) Eine Probe von Bürgers Übers. der Ilias in Jamben war in Wielands Teutschem Merkur 1776, Okt-Heft, 46−67 erschienen. – 1778 hatte Graf Friedrich Leopold zu Stolberg seine von Klopstock unterstützte vollständige Übers. der Ilias in Hexametern veröffentlicht. 2

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sagt’s, zum Beispiel V. 84, da doch das Jener in Relation mit dieser stehen müßte, im Homer aber das ωÊ ς εÍ ϕατ’ dies gar nicht sagen wolle. Goethe las also von nun an, um Wielands Ohr zu schonen, immer: also sprach er. Auch rügte Wieland das Willkürliche im Gebrauch oder Nichtgebrauch der Homerischen Konjunktionen. So habe zum Beispiel Voß selten das εÆ πει gesetzt, wo es im Griechischen stehe. Ferner die Auflösung des Adjektivs als Beiwort in ein neues Substantiv, zum Beispiel V. 89 αà νϑσιν ειÆ αρινοιë σιν, wo Voß übersetzt: Blumen des Frühlings. Wieland behauptete nach einem sehr richtigen Gefühl, daß lenzische Blumen weit individueller und malerischer sei als jene Zerstücklung in zwei Begriffe. Stellen, wo der griechische Ausdruck in der Übersetzung nicht erschöpft ist, V. 117 κ α τ ε λ υ σ ε κα ρηνα, 132 πλα ξουσι, 147 εÆ παιγι ξων; δ ι ο τ ρ ε ϕ ε ο ς bei König sei gar nicht das Vossische weit verkünstelte: Götterbeseligt. 266 ϑ α λ ε ρ o ` ν δα κρυ. 269 αÆ χρειÄον. 399 κα πνισσαν. 595 αÆ ντο μεναι, mißbilligte Goethe fanden. V. 209, 210. Hier hat Voß ein Paar Hexameter im Klopstockischen Silbentanz sehr passend angebracht, wie Goethe bemerkte. V. 225−43. Das herrlichste Original einer sansculottischen Demagogenrede. Auch Voß ist mit guter Absicht hier etwas niedriger in seinem Ausdrucke geworden.

Nov 14. [Weimar] Böttiger (GG 1, 581−83): [Bericht über die Freitagsgesellschaft] Den 14. November Dritter Gesang. Bei dem Schreien der Trojaner und dem stillen Anrücken der Griechen, welches schon die Alten als einen charakteristischen Zug der wahren Tapferkeit bemerkt haben, erinnerte Goethe noch sehr fein, daß dieser Kontrast durch den im zweiten Buch vorhergehenden Catalogus noch auffallender werde, wo die Schiffs- und Heerliste der Griechen so viel mehr Platz einnehme und Nachdruck zeige, als das enge Verzeichnis der Troer und ihrer Genossen, die doch nun grade, nach Art aller Poltrons, den größten Lärm machten. V. 33 übersetzt Voß δρα κοντα, Natter. Dachte dies wohl Homer dabei? V. 39 hat Voß für das schleppende: unglückseliger Paris! wie Stolberg das δυ σπαρι übersetzt hat, gradezu nur einen andern Begriff gesetzt: Weichling! Δυ σπαρις war unübersetzbar. Aber Weichling drückt doch auch gar nichts von dem aus, was in Δυ σπαρις liegt. Es ist: verhaßter, verderblicher Paris! V. 54 werden δωÄ ρ’ ÂΑϕροδι της durch Huld Aphroditens übersetzt, und weiter unten V. 64 wörtlicher: Gaben der goldenen Aphrodite. Diese Ungleichheit ist nicht im Homer. V. 75. Jene entschiffen zu Achajas rosigen Jungfraun. Ist ganz etwas anders, als das Homerische ëΑχαι δα καλλιγυ ναικα. Nach Vossens Übersetzung wären die Zurückschiffenden nicht viel weniger als παρϑενοπι παι gewesen. V. 130. νυ μϕα ϕι λη Voß: du trautes Kind! Es ist die Schwägerin Laodice, nicht Priamos, der spricht (wie unten V. 162 du trautes Töchterchen, ϕι λον τε κος). Ich ziehe daher Stolbergs Geliebte! vor, obgleich auch dies das νυ μϕα ϕι λη, liebes Weibchen! nicht ganz ausdrückt. V. 152. οÃπα λειριο εσσαν, hellschwirrende? Stolberg noch schlechter: schwacher Gesang. V. 166ff. „Nur den einzigen Agamemnon nennt uns Homer nicht in voraus und hebt ihn durch die so gespannte Erwartung vor den übrigen heraus.“ Goethe. V. 176. Τε τηκα, in Tränen verschwind ich. Zerschmelz ich, wie es Stolberg hat, wäre weit besser. Allein Voß verwarf es nur darum, weil es Stolberg schon vor ihm gebraucht hatte. V. 180. ΔαηÁ ρ αυË τ’ εÆ μοÁ ς εÍ σκε κυνω πιδος, ειÍποτ’ εÍ ην γε. Voß: Schwager mir war er vordem, der schändlichen (?) ach er war es. ΚυνωÄ πις ist auch hier, wie oben I, 159 βοωÄ πις, verwässert. Das ειÍποτ’ εÍ ην γε drückt etwas ganz anderes aus, als Voß übersetzt hat. Es soll heißen: wenn er überhaupt je mein Schwager war, wenn ich’s überhaupt verdiente, je seine Schwägerin zu heißen. Stolberg hat es lieber ganz weggelassen. V. 224. „Sinn: Nun wunderten wir uns nicht mehr so sehr darüber, daß Odysseus ein so dummes Ansehn gehabt habe.“ Wieland. Ζα κοτος im 220sten V. ist unvergleichlich durch tückisch übersetzt. Man könnte hierbei fragen: Hat bloß Homers Phantasie diese Körperformen geschaffen, oder hatte er sie durch Bild und Überlieferung? V. 286, 87. Die τιμη , die hinfort auch daure bei kommenden Menschenge-

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schlechtern, veranlaßt in der Übersetzung leicht den Begriff eines fortdauernden Tributs. Homer will aber nur eine Buße andeuten, die auch den Nachkommen unvergeßlich bleibe. V. 362. ϕα λος kann nicht durch gekegelten Helm gegeben werden. Es waren die ϕα λοι kleine polierte Metallplatten, womit der Helm ausgeschmückt war. Dies lehrt schon das abgeleitete Wort τρυϕα λεια. Das Mißverständnis ist aus der gewöhnlichen lateinischen Übersetzung conus entstanden. S. Ernesti in Clav. Cic. s.v. phalearae.1) V. 399 ff. „Helena behandelt hier die Venus wie eine Kupplerin.“ Goethe. V. 419. κατασχομε νη, gesenkt. V. 449 ff. Goethe fand den Kontrast zwischen der Gardinenszene und dem auf dem Schlachtfelde wütenden Menelaus um so lächerlicher, weil hier der wütige Menelaus mit seinem Aktäonischen Schmuck, als cocu,2) herumlaufe. Wieland macht einige Gegenbemerkungen, aus dem frühen Zeitalter hergenommen.

Nov 27. An Schiller (Br 10, 208): Herr v. Humbold ist neulich [21. Nov] zu

einer ästhetisch-critischen Session gekommen, ich weiß nicht wie sie ihn unterhalten hat.3) 29. [Jena] Schiller an G (SNA 27, 95): H. v. Humboldt, der sich Ihnen aufs beßte empfiehlt, ist noch ganz voll von dem Eindruck, den Ihre Art, den Homer vorzutragen auf ihn gemacht hat, und er hat in uns allen ein solches Verlangen darnach erweckt, daß wir Ihnen, wenn Sie wieder auf einige Tage hieher kommen, keine Ruhe laßen werden, biß Sie auch eine solche Sitzung mit uns halten.

1795 März 23. [Weimar] Böttiger an F. A. Wolf (GG 1, 547f.): Daß es mit der ganzen Legende von Cadmus’ Buchstabentransport,4) und der frühen Schreiberei sehr mißlich aussähe, und daß von hier aus alle Kritik des Homers anheben müsse, dies habe ich Voßen, als er hier war, bei Herdern abends bei Tische vordemonstriert, so gut ich es vermochte. Er stritt aber mit Händ’ und Füßen vor seine Buchstaben-σηειÄα, wiewohl er ja nun wohl auch schon lange von Ihnen eines Besseren belehrt worden ist. Damals machte Goethe unserm Streit durch das böse Bonmot ein Ende, daß er sagte: wenn in Athen erst unter dem Solon und den Pisistratiden die Ilias zusammengedrechselt worden wäre, so würden wohl die Athener nicht so kahl und ruppicht im catalogo navium5) erscheinen, und eine viel anständigere Rolle spielen, wo ihrer Homer jetzt kaum erwähnt. Wir ließen uns dies inter pocula [beim Trinken] ganz wohl gefallen. Aber Voß schien doch selbst mit dieser Art von Verteidigung unzufrieden, und schüttelte ehrlich − wie immer − den Kopf.

1

) J. A. Ernesti: Clavis Ciceronia. Leipzig 1739. ) Mit seinem Aktäonischen Schmuck, als cocu = mit Hörnern, als Hahnrei. 3 ) G hatte in der ,Freitagsgesellschaft‘ vom 21. Nov den 4. Gesang der Ilias in Voß’ Übers. gelesen. 4 ) Dem griech. Mythos zufolge führte der Phöniker Cadmus (Kadmos) die Schrift in Griechenland ein; − seine Buchstaben-σημειÄα: Buchstabenzeichen, d. h. frühes Vorhandensein der Schrift zum Aufzeichnen der Gesänge Homers. W. Herwig betont GG 4, 99, G’s Parteinahme für Voß sei keine endgültige gewesen unter Hinweis auf W. v. Humboldts Brief an F. A. Wolf vom 3. Juni 1795 (s. d.). 5 ) Vgl. zum Schiffskatalog oben 7. Nov 1794: Böttiger m. Anm. 3. 2

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Apr 23. [Weimar] Böttiger an F. A. Wolf (Reiter 3, 49 zu Nr. 137): Die unite´ et indivisibilite´ [Einheit u. Unteilbarkeit] des Homers ist in augenscheinlicher Gefahr! Es brennt an allen vier Enden! Wer Lust und Herz hat zu löschen, der hole seinen Feuereimer!1) Mai 13. [Weimar] Herder an C. G. Heyne (Herder Briefe 7, 155f.): Wolfs Prolegomena zu Homer habe ich endlich gelesen.2) So viel Arbeit, Studium, und kritischer Geist darin ist, so ist doch die Art des Aufstellens nicht ganz nach meinem Wunsche. Die Hauptund Grundpunkte, dünkt mich, wird ihm jeder zugeben; ja seit Blackwell3) und Wood4) hat beinahe niemand daran gezweifelt. Die Stellen der Alten sind gar zu klar und die Geschichte der Aoiden zu bekannt, als daß hier alles so auffallend als ein nullo dictum ore prius5) aufgestellt werden mußte. Der Punkt von Erfindung der Schreibkunst oder ihrer Einführung in Griechenland gehört nur incidenter hieher, und daß der Begriff einer Epopöe im Sinne des Aristoteles ein späterer Begriff sei, daran hat wohl auch niemand gezweifelt. Nun kommt meines Erachtens alles darauf an: was ist eingeschoben? was jünger, unzweifelhaft jünger? in einzelnen Versen sowohl als in ganzen Rhapsodien? Eine einzige Nachricht der Alten, wie Solon, wie Hipparch den Homer den Sängern austheilte, würde uns sehr aus dem Traum helfen. Jetzt müssen wir an den alten Text des Homer wie an ein Evangelium glauben. Auf Ihre Anzeige des Buchs bin ich sehr begierig.6) Böttiger hat sich mit Leib und Seele der Hypothese ergeben, und unterläßt nicht, sie als ein Wunderwerk anzupreisen. Als Voß hier war, habe ich sie einmal bei Tisch in seiner Gegenwart als Spaß und Ernst vorgetragen; sie schüttelten aber allesammt die Köpfe und widersprachen.7) 1

) Hier berichtet Böttiger seinem Freund Wolf von Reaktionen in Weimar auf dessen Prolegomena ad Homerum, die Böttiger mit einem Großfeuer verglich. Er wolle darum die Sturmglocke anziehen und einen Feuerlärm erheben. Wolf hatte mit viel gelehrtem Material den Nachweis geführt, daß Homer nicht den Gebrauch der Schreibkunst kannte, daß die homerischen Epen im Gedächtnis konzipiert, von Mund zu Mund weitergegeben, erst Jahrhunderte später ihre feste Form erhielten u. mithin die Einheit und Unteilbarkeit Homers in Zweifel zu ziehen sei. Doch war seine Lehre keineswegs wie ein Meteor vom Himmel gefallen, wie W. Schadewaldt versichert, der darauf hinweist, daß die Wurzeln dieser Lehre in der Antike selbst lagen u. zwar bei den gelehrten Alexandrinern im 3. u. 2. Jh. v. Chr. Unter Wolfs Vorläufern nennt er den Italiener Giambattista Vico, die Franzosen Boileau, Perrault, La Motte, La Bossu u. den Abbe´ d’Aubignac sowie die Engländer Dryden, Addison, Blackwell u. Wood. Insofern sei Wolf nicht der eigentliche Entdecker, sondern der große Erwecker gewesen, von dem die nachhaltige, traditionschaffende Wirkung ausgegangen sei (vgl. Wolfgang Schadewaldt: Von Homers Welt und Werk. Leipzig 1944, 10−12). 2 ) Herders Reaktion auf Wolfs Prolegomena ad Homerum wird hier angeführt, weil anzunehmen ist, daß sie weitgehend mit G’s Beurteilung übereinstimmte. Wolfs Vorläufer Blackwell u. Wood waren beiden seit langem bekannt. 3 ) Thomas Blackwell: An Enquiry into the Life and the Writings of Homer. London 1735. 4 ) Robert Wood: An essay on the original genius of Homer. London 1769. 5 ) Horaz, Epistolae I 19, 32 (von keinem Mund eher gesagt). 6 ) Heynes Rez. erschien 21. Nov 1795 in Göttingische Anzeigen St. 186, 1857−1864. 7 ) Von der Abendgesellschaft bei Herders am 5. Juni 1794, an der auch Goethe, Voß, Wieland u. Knebel teilgenommen hatten (s. oben 6. Juni 1794) notierte Böttiger: Bei Tische äußerte Herder die Muthmaßung, daß Homer vielleicht nur ein nomen collectivum und die Ilias und Odyssee ein künstlich zusammengesetzter Blüthenkranz vieler verloren gegangener Dichter sey. Voß schien darüber im Ernst betreten und vertheidigte die unite´ und indivisibilite´ seines Homer mit eben so großem Eifer, als der eifrigste Jakobiner die Einheit der Republik (Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland. Leben und Werk. Sigmaringen 1987, Bd II, 370).

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Mai 17. An Schiller (Br 10, 260f.): Wolfs Vorrede zur Ilias habe ich gelesen, sie

ist interessant genug, hat mich aber schlecht erbaut. Die Idee mag gut seyn und die Bemühung ist respecktabel, wenn nur nicht diese Herrn, um ihre schwachen Flancken zu decken, gelegentlich die fruchtbarsten Gärten des ästethischen Reichs verwüsten und in leidige Verschanzungen verwandeln müsten. Und am Ende ist mehr subjecktives als man denckt in diesem ganzen Krame. Ich freue mich bald mit Ihnen darüber zu sprechen. Eine tüchtige Epistel hab ich diesen Freunden dereinst zugedacht.1) 29. [?] [Weimar] Böttiger (GG 1, 596f.): [Goethe über F. A. Wolfs Prolegomena ad Homerum wohl am 29. Mai 1795:] Die zwei scheinbarsten Widersprüche ließen sich a) aus dem Glauben ableiten, daß Homer sich der Errungenschaft und des Eigentums vieler Sänger vor ihm bemächtigt, und so auf dieser Basis solche Epopöen erbaut hätte, wie wir sie noch haben. Dann fiele die psychologische Unmöglichkeit doch ganz weg. Aus so vielen und so oft schon bearbeiteten Sujets ließe sich ja wohl noch eine Ilias und Odyssee von einem Homer zusammen setzen; b) aus der Tradition, daß die schon geordneten und von Homer in wahren Zusammenhang gestellten Rhapsodien durch die Ungeschicklichkeit der spätern Rhapsoden auseinandergerissen und erst von Solon wieder zusammengefügt worden wären. Viel von Wolfs Behauptung würde auch bei dieser Hypothese sehr wohl bestehen können. Den meisten Beifall hat sich Wolf von den neueren Theologen zu versprechen, die kein geringes Triumphlied darüber anstimmen werden, daß nun auch dieser heidnische Moses entthront ist. Ich als Dichter habe ein ganz anderes Interesse, als das der Kritiker hat. Mein Beruf ist zusammenfügen, verbinden, ungleichartige Teile in ein Ganzes zu vereinigen. Des Kritikers Beruf ist aufzulösen, trennen, das gleichartigste Ganze in Teile zu zerlegen. Als Dichter habe ich also eine unübersteigliche Scheidewand zwischen mir und dem heillosen Beginnen des Kritikers gezogen. Aber ich kann nun doch des Kritikers in hundert Fällen nicht entbehren. Ich lese meinen Homer mit Bewunderung, stoße aber auf einmal auf Szenen und einzelne Stellen, die allen Eindruck stören, und mich aufs unangenehmste situieren. Hier weiß ich’s dem Kritikus unendlichen Dank, wenn er mir sagt: ja grade diese Stelle ist unecht. Wolf würde, wenn er nicht öffentlicher Lehrer wäre, diese Ideen schwerlich so fein ausgesonnen haben. Der Drang und die Begeisterung öffentlicher Mitteilung bewirken Wunder. Wenn nach Wolfs Andeutung die Odyssee um 100 Jahre später, und unter einem ganz andern Himmel als dem Jonischen gesungen ist, so dürfte man wohl auf Sizilien raten. Wolfs unbegrenzte Mitteilungsfertigkeit und Bereitwilligkeit steht mit seiner Belesenheit und Wissenschaft im vollkommmensten Ebenmaß. Juni

3. [Jena] W. v. Humboldt an F. A. Wolf (GG 1, 597f.): Gegen Mittag kam Goethe zu mir, und bedauerte sehr, Sie nicht mehr zu finden. Er ist Ihnen äußerst gut geworden, und trägt mir viele herzliche Empfehlungen an Sie auf. Die Prolegomena [ad Homerum] beschäftigen ihn sehr ernstlich, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie zufrieden er damit ist. Zwar ist er noch weit entfernt, sich überhaupt für eine Meinung entschieden zu haben; Sie kennen seine weise Bedachtsamkeit. Allein die Methode, und der Gang der Untersuchung machen ihm vorzügliche Freude, und er hat mir namentlich gesagt, daß in dieser Rücksicht schon jede Seite lehrreich sei. Böttiger hat letzten Freitag [29. Mai] eine Abhandlung bei Goethe gelesen, wo er beweist, daß eine von Psammetichus2) 1

) Eine Epistel schuf G nicht, stattdessen zwei der Homer-Kritik Wolfs gewidmete Xenien, die zw. Mitte Dez 1795 u. Juli 1796 entstanden; s. unten 1797: Musen-Almanach für das Jahr 1797. 2 ) Der ägypt. König Psammetich I. (664−610 v. Chr.). − Zur Frage der Einführung der Schrift im Homer-Kontext vgl. oben 23. März 1795: Böttiger an F. A. Wolf.

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berufene Jonische Kolonie zuerst auf Papyrus geschrieben habe. Gestern und heute blieb Goethe hier [in Jena], und morgen gehe ich mit ihm auf zwei bis drei Tage nach Weimar. Außer einigem an meinen metris ist seit Ihrer Abwesenheit nicht viel bei mir geschehen. Indes ist doch die Anzeige Ihrer Odyssee fertig, und Sie müssen nicht schelten, wenn ich sie beilege . . . Der letzte Grund, warum ich schicke, ist, daß es doch, wie Goethe immer sagt, hübsch ist, auch Kleinigkeiten gemeinschaftlich zu machen . . . [Am Rande] Ich habe Goethe ermuntert, die Ilias in Rücksicht auf Ihre Prolegomena durchzulesen, und ich hoffe, er wird es tun.1)

Juni

5. [Halle] F. A. Wolf an Böttiger (GG 1, 590): Auch lassen Sie dann gelegentlich den edeln lieben Goethe ein Wort davon merken, der mir − wenn meine Ohren recht hörten − so etwas Ähnliches von einer Reise oder einem Durchfluge hieher [nach Halle] merken ließ. 11. [Weimar] Böttiger an F. A. Wolf (GG 1, 603): Der arme Goethe! er leidet seit länger als acht Tagen an einem häßlichen tumor maxillaris [Backengeschwulst] . . . Er ist daher für niemand sichtbar, studiert aber desto fleißiger Ihre Prolegomena. Da haben Sie einen großen Proselyten gemacht, auf den man schon etwas stolz sein kann. 22. [Halle] F. A. Wolf an G (GG 1, 590): Es wird mir schwer, den Genuß der vier unbeschreiblich glücklichen Tage,2) die ich Ihnen neulich zu danken hatte, einen Genuß, der mir immer noch täglich wie neu ist, und Ihr Bild täglich vergegenwärtigt, länger in mir zu verschließen . . . statt Zerstreuung gewährte mir die Reise so unendlich viele Freuden höherer Art . . . Unter jenen Freuden wird mir die, Ew. Hochgewohlgebornen persönlich kennen gelernt zu haben, auf immer die unvergeßlichste sein . . . 27. An Schiller (Br 10, 272): Voß grüßt . . . Herder verspricht baldigst etwas

über den Homer.3) 29. [Weimar] Böttiger an F. A. Wolf (GG 1, 604): Goethe ließ mir sagen, als ich ihm . . . Ihren Brief insinuierte4) . . . er würde mir einen Brief an Sie zuschicken.5) . . . Er ist aber

1

) W. v. Humboldt könnte damit die erste Anregung zu G’s Auszügen aus der Ilias gegeben haben. 2 ) Wolf war vom 22. bis 28. Mai 1795 in Weimar, zu Gast bei Böttiger. 3 ) s. unten 21. Aug 1795: an Schiller. 4 ) Wolf hatte Böttiger brieflich gebeten, G ein sorgfältig gebundenes Ex. seiner Prolegomena ad Homerum zu überreichen, was, wie Böttiger ihm in seiner Antwort erklärte, vor G’s Antritt seiner Reise nach Karlsbad zeitlich nicht mehr möglich war, woraufhin er sich mit einem broschierten Ex. einverstanden erklärte. 5 ) G’s Dankbrief an Wolf ging erst am 5. Okt 1795 ab (s. d.); doch blieb ein zweifellos erheblich früher formuliertes Konzept erhalten, das hier zitiert sei (Br 10, 420): An Herrn Prof. Wolf nach Halle Wenn Ew. Wohlgeb. an den hiesigen Aufenthalt mit Zufriedenheit denken, so haben wir uns dessen um so mehr zu erfreuen, als wir uns Ihrer hiesigen Gegenwart schon oft auf das lebhafteste erinnert haben. Ich darf wohl sagen, daß die Bekanntschaft mit Ihnen und Ihren Werken bey mir und bey den Arbeiten in meinen Werken Epoke macht und daß ich um so freudiger daran denke und darin fortgehe, als mich der kurze Umgang mit Ihnen überzeugt hat, daß bey Ihrer herzlichen und offenen Art, andere an den Schätzen Ihres Fleißes Theil nehmen zu lassen, für jeden und also auch für mich bey einer fortgesetzten Verbindung viel zu erwarten steht. Ich werde Ihr Werk, für dessen Übersendung ich bestens danke, so lange mit mir herum führen, bis ich mich mit Ihren Ideen bekannt gemacht habe. Ich werde diese in jedem Sinn so wichtige Angelegenheit auch nach meiner Weise betrachten und durchdenken und dann wünschte ich es einzurichten, daß ich Ihnen einige Zeit näher seyn kann, denn es läßt sich in einigen Tagen mehr sprechen, als sich in einer langen Correspondenz nicht

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diesen Morgen abgereist [zunächst nach Jena] . . . Noch ehe ich Ihren Brief erhielt und Ihre Vollmacht hatte, wanderte ich schon mit meinen drei sauber in apfelgrün Livrei gekleideten homerischen xeniis zu Goethe [am 24. Juni] weil ich durch seinen Hausgenossen Meyer erfahren hatte, daß es ihm bei diesem Geschenke wirklich heiße ωκειαι χαριτες χαριεστεραι1). . . Das Einbinderlohn wolle er lieber einmal mit Ihnen in Champagner vertrinken. Sunt ipsissima verba.2) Als ich mit meiner Spende eingetreten war, kam mir sehr ungelegen der Geheimerat Voigt, um ihm wegen Ilmenauer Bergwerksachen Bericht abzustatten. Er dankte also nur mit der ihm eigenen Lieblichkeit, und nun kam er gleich auf Voß, der Goethen seine vierte Ekloge usw. geschickt hatte. Goethe war auch über das vale an Heyne3) erstaunt und sprach mit vieler Herzlichkeit von dem wackeren Voß. Zugleich hörte ich, daß er spätestens in sechs Wochen von Karlsbad zurückkommen müsse . . . Er hat übrigens auch [C. C. v.] Hoffmann versprochen, nächstens mit dem Herzog nach Dieskau zu kommen, und dann besucht er Sie ganz gewiß auch in Halle.

Aug 21. An Schiller (Br 10, 290): Herders H o m e r ,4) den ich so eben mit Mey-

ern gelesen, ist fürtrefflich gerathen und wird den Horen zu großem Schmucke gereichen,5) ich will treiben daß Sie den Aufsatz morgen mit den Botenweibern erhalten. abhandeln läßt, wozu ich auch selbst nicht einmal den Muth hätte, da die Frage sich in einem Kreise herumdreht, dem ich mich mehr mit Ahndung und Empfindung als mit Kenntniß und Wissenschaft nähern kann. 1 ) (Griech.) schnelle Geschenke sind erfreulicher. 2 ) (Lat.) das sind seine eigenen Worte. 3 ) P. Virgilius Maro: Vierte Ekloge, übers. u. erklärt von J. H. Voß. Probe einer neuen Ausgabe. Angehängt ein Abschied von Herrn Heyne. Altona 1795. 4 ) Herders Aufsatz Homer ein Günstling der Zeit, den Schiller in den Horen 1795, 9. St., 53−88 veröffentlichte. 5 ) Was den Horen zu großem Schmucke gereichen sollte, wurde zum Stein des Anstoßes, weil Herder zwar Wolfs Ansichten in der Hauptsache richtig, aber nicht neu u. so großen Aufhebens wert fand, er selber habe längst Zweifel an der Einheit Homers gehegt u. die Frage nach der Entstehung der homerischen Epen hätten ihn u. andere Forscher seit langem beschäftigt. (Tatsächlich war schon in Herders Fragmenten [II 265ff.] davon die Rede u. auch mit Heyne hatte er 1773 u. 1789 darüber konferiert.) In Italien wäre ihm durch Villoisons Ilias u. gleichzeitiges Studium griech. Kunstwerke durch deren Entwicklungsgang die allmähliche Entstehung des homerischen Epos aus der epischen Sage aufgegangen. Homer sei ein Gewordener, ein begünstigter Sohn der Zeit u. der epische Gesang erst durch geschichtliche Entwicklung von der rohesten Götter- und Heldensage zu einem Epos im homerischen Stil gelangt. − Wolf reagierte heftig mit einer groben u. boshaften Erklärung im Intelligenzblatt der ALZ Nr. 122 vom 24. Okt 1795: Ankündigung eines deutschen Auszugs aus Professor Wolfs Prolegomena ad Homerum und Erklärung über einen Aufsatz im IX. Stück der Horen. Darin erklärte er Herder zum Plagiator u. den Aufsatz für ein Gemisch von gemeinen und halbverstandenen Gedanken, wie sie nur Jemand fassen kann, dem . . . eine so äußerst verwickelte Aufgabe der historischen Kritik . . . und die hiezu notwendigen Kenntnisse so gut als völlig fremd sind. Höhnisch wies er Herders Erläuterung der Komposition Homers durch die Werke der bildenden Kunst zurück. − Am 26. Okt schrieb Schiller an G (SNA 28, 87): Ich bin begierig, was Sie zu dem Wolfischen Ausfall sagen werden, wenn Sie ihn gelesen. Herder wünscht, daß ich bloß als Redakteur etwas darüber sagen möchte, insofern auch die Horen mit getroffen werden sollten; und da ich es nicht für rathsam halte, ganz zu schweigen und dem Philister gleich anfangs das letzte Wort zu lassen, so will ich es lieber thun, als daß ganz geschwiegen wird. Goethe winkte ab u. riet (an

1795 [Aug

ILIAS IM AUSZUG

503

An Herder (Br 10, 290): Dein Aufsatz [Homer ein Günstling der Zeit] 21.] folgt hier mit dem besten Danke. Es ist dir fürtrefflich gerathen. Es

umfaßt die Materie, ist ohne Strenge genau und mit Lieblichkeit befriedigend. Ich wußte nichts dabei zu erinnern. Nur bitte ich ihn, wenn es möglich ist, morgen mit ben Botenweibern an Schiller zu schikken.1) Sept [Jena] Schiller an Cotta (SNA 28, 39): Herders Aufsatz über Homer [Homer ein Günst3. [4.?] ling der Zeit] wird jetzt wie ich hoffe in Ihren Händen seyn. Er ist ein trefliches Stück, und eins der beßten Werke, die Herder geliefert. Okt

5. An F. A. Wolf (Br 10, 309): Wie danckbar ich für das Geschenck Ihres

trefflichen Werckes [Prolegomena ad Homerum] und für Ihre Gesinnungen gegen mich bin, wie sehr ich mich freue Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben und welchen Gewinn ich mir davon verspreche war mein Vorsatz Ihnen mündlich zu sagen, den ich diesen ganzen Sommer über hegte und erst diesen Augenblick, sehr ungern, aufgebe, da mich Geschäfte nöthigen eine Reise zu machen von der ich wahrscheinlich sobald nicht zurückkommen werde. Seyn Sie des lebhaften Antheils versichert den ich an Ihnen und Ihren Arbeiten nehme; ich wünsche daß Sie einen Theil der meinigen gleiche Aufmercksamkeit schencken mögen und freue mich auf den Augenblick in welchem ich Sie über ein weitläufiges Unternehmen, das ich vorhabe um Rath fragen kann. Erhalten Sie mir Ihr Andencken und leben Sie recht gesund und froh. 12. [Halle] F. A. Wolf an J. H. Voß (GG 1, 590): Goethen habe ich unendlich schätzen lernen: bei dem paart sich deutsche Kraft und griechische Grazie am schönsten. Doch Sie lernten ihn ja früher kennen.2)

Schiller, 28. Okt; Br 10, 317): alles [zu] sammeln was gegen die Horen im allgemeinen und besondern gesagt ist und . . . am Schluß des Jahrs darüber ein kurzes Gerı´cht zu halten. G sah wohl ein, daß der durch Wolf angeregte Herder dem exakten klass. Philologen mehr Ehre hätte erweisen sollen, was auch W. v. Humboldt innerhalb einer ausführlichen Analyse im Brief an Schiller vom 30. Okt 1795 (SNA 35, 411) bemängelte: Daß Herder Wolfs nur so gedenkt, daß niemand sehn kann, wie wichtig sein Verdienst um die Sache ist, bleibt doch ungerecht. Ohne Wolf, den Herder sehr benutzt hat, würden diese Herderschen Ideen doch nur Vermuthungen und weiter nichts seyn. Durch seine Bemühungen kommt man doch auf wirkliche historische Wahrscheinlichkeit. − Herder schrieb am 31. Okt 95 an Schiller (SNA 35, 414): Ich bin völlig damit zufrieden, daß in den Horen vom Ausfall, und auch im 12. Stück nichts gesagt werde . . . Eigentlich war dies von Anfang an meine Meinung. − So unterblieb jede Erwiderung. 1 ) Zur baldigen Veröffentlichung in den Horen. Am 12. Aug hatte Herder an Schiller geschrieben (Herder Briefe 7, 178f.): In einigen Tagen schicke ich eine Abhandlung über Homer in die Horen . . . Mein Homer kommt bald zu Ihnen. 2 ) Schon im Vorjahr; vgl. oben 6. Juni 1794: J. H. Voß an seine Frau.

504

ILIAS IM AUSZUG

1796

1796 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 68): Eine Gesellschaft hochgebildeter

Männer, welche sich jeden Freitag bei mir versammelten, bestätigte sich mehr und mehr. Ich las einen Gesang der Ilias von Voß, erwarb mir Beifall, dem Gedicht hohen Antheil, rühmliches Anerkennen dem Übersetzer. Dez 26. (s. „Hermann und Dorothea“: an F. A. Wolf gD, S. 218f.)

1797 ⎯

⎯ Musen-Almanach für das Jahr 1797 herausgegeben von Schiller. Tübin-

gen, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung.2) S. 265 (W 5.1, 243): D e r Wo l f i s c h e H o m e r . Sieben Städte zankten sich drum, ihn gebohren zu haben; Nun da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück.3)

1798 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 35, 78): . . .5) den Plan [der Achilleis]

schrieb ich auf, zu dessen Förderniß mir ein treuer Auszug aus der Ilias dienen sollte.6) ⎯ ⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 67) (AA-DuW 2, 468): 1798 . . . Achilleis Ilias Schemata pp. März 29. [Jena] Schema zur Äneis.8) In der Ilias gelesen. 31. [Jena] Die Ilias. Verschiedne Schriften aus der Bibliothek die sich darauf beziehen.9) Schemata10) und Auszüge. 1

) Verfaßt 1819/1826. ) Der sog. Xenien-Almanach von G und Schiller war Ende Sept 1796 erschienen; vgl. die Xenien-Dokumente in SNA 2 II A, 426−55. 3 ) G und Schiller begnügten sich mit der Veröffentlichung dieses einen auf F. A. Wolfs Prolegomena ad Homerum bzgl. Distichons. Es stammte von G u. wurde, wie sämtliche Xenien, anonym publiziert als gemeinsames Werk beider Dichter. Ein weiteres Distichon zum gleichen Thema blieb in G’s Nachlaß erhalten (W 5.1, 281): D e r Wo l f i s c h e H o m e r . Mit hartherz’ger Kritik hast du den Dichter entleibet, / Aber unsterblich durch dich lebt das verjüngte Gedicht. 4 ) Verfaßt 1819/1823. 5 ) Das Vorausgehende s. in „Achilleis“: TuJ 1798 gD, EGW 1, 3. 6 ) Das älteste Schema zur Achilleis entstand vor dem 31. März 1798. 7 ) Verfaßt Okt−Dez 1809. 8 ) G’s Schema zu Virgils Äneis ist nicht erhalten geblieben. 9 ) Nicht festzustellen, welche Bücher aus der Universitätsbibliothek, Schloßbibliothek 2

1798 Apr

ILIAS IM AUSZUG

505

1. [Jena] Fortsetzung der Arbeit an der Ilias. 2. [Jena] Wood über Homer.1) Schema fortgesetzt. 3. (s. „Achilleis“: Tgb u. an Christiane gD, EGW 1,4) 27. (s. „Achilleis“: Schiller an G gD, EGW 1, 5) 28. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 5)

Mai

1. (s. „Achilleis“: Schiller an G gD, EGW 1, 5) 2. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 5f.) 4. (s. „Achilleis“: Schiller an G gD, EGW 1, 6) 5. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 6) 11. [Weimar] Die Ilias wieder vorgenommen. 11. (s. „Achilleis“: Schiller an G gD, EGW 1, 6) 12. Ilias fortgesetzt. 12. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 6f.) 13. Früh Ilias fortgesetzt. 14. Früh Ilias. 15. Früh Ilias fortgesetzt. 15. (s. „Achilleis“: an Knebel; Schiller an G gD, EGW 1, 7) 16. Ilias fortgesetzt. 16. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 7f.) 17. Ilias fortgesetzt. 18. (s. „Achilleis“: Schiller an gD, EGW 1, 8) 19. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 8) 21. [Jena] Das Schema der Ilias geendigt . . . Gegen Abend bey Schiller2) . . .

Alsdenn noch viel über die Ilias sowohl im ganzen als in den Theilen. 22. [Jena] Abends bey Schiller . . . über die Ilias. 23. (s. „Achilleis“: an Schiller gD, EGW 1, 9) 30. (s. „Achilleis“: Knebel an G gD, EGW 1, 9)

oder Büttnerschen Bibliothek gemeint sind; selbst bei so genauen Angaben weiß Bulling, Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken, S. 18 mit dieser Tgb-Eintragung nichts anzufangen. 10 ) Darunter das älteste Schema zur Achilleis, datiert: Jena d. 31 März 98 (EGW 1, 4). 1 ) Robert Wood: Versuch über das Originalgenie des Homers, a. d. Engl. [von C. F. Michaelis]. Frankfurt a. M. 1773. − G konnte die dt. Übers. der Universitätsbibliothek Jena u. der Herzogl. Bibliothek in Weimar entleihen. (Wood veröffentlichte schon 1769 anonym: An Essay on the original genius of Homer; sodann An Essay on the original genius and writings of Homer. With a comparative view of the ancient and present state of the Troade. Illustrated with engravings. London 1775.) 2 ) Zum Kontext vgl. „Achilleis“ gD (EGW 1, 9) u. „Hermann und Dorothea“: W. v. Humboldt an Schiller, 19. Apr 1798 m. Anm., S. 284.

506

ILIAS IM AUSZUG

1799

1799 Sept

5. [Weimar] Böttiger an Klopstock (HKA 10.1, 88): Göthe − so sagt man, denn ich sehe ihn fast gar nicht mehr − wird die Ilias v o l l e n d e n , oder, was ja wohl eins ist, sie bis Achilles Tod hinaussingen. Lieber möcht ich wissen, was Klopstock nun in der Reihe seiner Werke folgen lassen wird? 24. [Hamburg] Klopstock an Böttiger (HKA 10.1, 90): Ich kan leider Ihren Brief nicht finden; aber ich denke ihn doch beantworten zu können . . . Es fällt mir aus dem Ihrigen noch ein, daß Göthe die Ilias bis zum Tode Achilles fortsezen will. Also Homer nachahmen. Dieß wird eine wahre Leckerspeise für mich seyn. Homers Nachahmung ist denn wohl ein Haar breit schwerer als die des Euripides. Und die Iphigenia hat gleichwol nicht wenig Steifes. Und was ist wohl weiter aus einander als der Ton der Griechen, u Steifheit.

1813 März 10. [Weimar] An Knebel (Br 23, 295f.): Ein sehr merkwürdiges Werk ist

mir zugekommen: die Übersetzung der Ilias von Abbate Monti und zwar die sorgfältig revidirte zweyte Auflage.1) Die Übersetzung ist in Hendecasyllaben, reimlos, und wenn man sie laut liest, so nöthigt sie einen zu dem Ton und Tactfall der italiänischen Recitative, dergestalt, daß wenn ein gewandter Componist, z. B. Abt [G. J.] Vogler, und ein wohlbegründeter genialer Sänger sich zusammenthäten, so könnten sie, mit weniger Vorbereitung, aus dem Stegreife die Rhapsoden und Sänger des Alterthums vollkommen nachahmen und den Zuhörern einen vollkommenen Genuß gewähren . . . Wie weit unser sonst verdienstlicher Voßischer Homer noch von der allgemeinen Faßlichkeit absteht, hab ich vor kurzem gesehn, als ich mir von einer jungen Actrice, die gar nicht ungescheidt ist, einige Gesänge der Odyssee vorlesen ließ. Diesem Kindermund wollten gar manche Stellen gar nicht kleiden und doch waren diese Dinge zuerst für Kinder und für das Volk calculirt. 15. An H. Mylius (Konzept; Br 23, 298): Die 2. sehr verbesserte Auflage der Ilias von Monti ist höchst bedeutend in der Literatur, so wie die Samen für meinen Garten bey eintretender Frühjahrszeit äußerst erwünscht sind.

1814 Okt 10. [Darmstadt] An Christiane (Br 25, 54): Prof. Voß brachte mir [am

7. Okt] die neue Ausgabe des Homers zum Geschenck.

1

) Iliade di Omero. Traduzione del cav. Vincenzo Monti. Milano 1812. TuJ 1813 zufolge von Monti übersandt (W 36, 82).

1814 Nov

ILIAS IM AUSZUG

507

9. [Weimar] An Knebel (Br 25, 76): Ich habe an der Homerischen, wie an

der Nibelungischen Tafel geschmaust, mir aber für meine Person nichts gemäßer gefunden, als die breite und tiefe immer lebendige Natur, die Werke der griechischen Dichter und Bildner.

1815 Jan

2. An S. Boissere ´e (Br 25, 130): Täglich wird eine Perikope aus dem

Homer . . . gelesen . . . Apr 15. An C. J. Windischmann (Br 25, 274f.): . . . lassen Sie mich gestehen,

daß wir . . . den Homer als Brevier lesen, die wir uns der griechischen Plastik, als der dem Menschen gemäßesten Verkörperung der Gottheit, mit Leib und Seele hingegeben . . .

1817 Okt

1. An G. F. Creuzer (Br 28, 266): . . . Wir . . . Nachpoeten müssen unserer

Altvordern, Homers, Hesiods u. a. m., Verlassenschaft als urkanonische Bücher verehren; als vom heiligen Geist Eingegebenen beugen wir uns vor ihnen und unterstehen uns nicht, zu fragen: woher, noch wohin?

1819 März 16. [Weimar] Julie von Egloffstein, Aufzeichnung (GG 3.1, 105): . . . ich warf Goethe die Frage auf: wie Homer seine Werke eigentlich geschrieben habe? − Diese Frage, mein liebes Engelchen, sagte er, kann nur durch weitläufige Erzählungen beantwortet − oder vielmehr verneint werden. Nun setzte er uns [Julie u. Caroline v. Egloffstein, Ottilie u. August v. Goethe, A. Nicolovius] auseinander, daß Homer aller Vermutung nach gar nicht existiert und folglich gar nicht geschrieben habe −. Die Welt sei geneigt, in allem die Persönlichkeit zu lieben − und deshalb schreibe sie einem Einzigen so große Gabe zu − wahrscheinlich aber hätten mehrere aufeinander folgende Dichter jene Gesänge zustande gebracht und durch mündliche Überlieferung weiter befördert − bis dann endlich einer auf den gescheuten Gedanken gekommen sei, sie aneinander zu reihen und zu re[digieren], dem denn auch der größte Ruhm gebühre −.

1820 Nov 11. Nachts den Inhalt der Ilias, früheres Manuscript durchgesehen.1) 12. Nachts mit meinem Sohne. Schema der Ilias.

1

) AA-SL 4, 178 vermutet, daß nach dem 11. Nov 1820 die 1. Entwurf-Hs. zur Einleitung entstand u. G sie bis 6. Dez korrigierte. Vgl. „Einleitung zu Ilias im Auszug“, EGW 3, 273 (zum 1. Entwurf).

508

ILIAS IM AUSZUG

1820

Nov 24. Inhalt der Ilias. 25. . . . revidirt und mundirt . . . die Motive der Ilias. 26. Motive der Ilias weiter revidirt . . . Nach Tische Ilias fünfter Gesang. 27. Fortgesetzte Revision der Motive der Ilias. 28. Motive der Ilias fernerhin revidirt . . . [Abends] Homerische Motive. 29. Motive der Ilias . . . Mehreres mundirt und der Expedition näher ge-

bracht. 30. Arbeit an der Ilias fortgesetzt, sowohl Concept als Mundum . . . [Nach-

mittags] Den 12. und 20. Gesang mit Kräuter in’s Einzelne. Dez

1. Den 19. Gesang der Ilias, überhaupt Revision und Mundum fortgesetzt. 2. Homers Ilias.

[3.–4.] (s. „Homer noch einmal“: [Entwurf einer Einleitung zum Auszug der Ilias] gD, S. 413f.) 4. Einige Gesänge der Ilias in’s Reine gebracht.1) Wolfs Prolegomena2)

gelesen. Über die Lust zu trennen und zu verbinden dictirt.3) 5. Einiges an der Ilias . . . [Nachmittags] Mit Kräuter einige Gesänge der Ilias. 6. Den Homerischen Auszug bearbeitet . . . Gegen Abend den Homerischen Auszug mit Kräuter fortgesetzt und vorerst abgeschlossen. 17. An Knebel4) (Br 34, 41f.): Ein vor zwanzig Jahren gefertigtes Schema, wo alle Motive der Ilias Schritt vor Schritt ausgezogen sind, und von dem ich dir wohl einmal gesagt habe, ist nun sorgfältig revidirt und der Laconismus desselben durch Ausführlichkeit der Gleichnisse belebt worden.5) Ich habe bey dieser Gelegenheit, da ich das Werk von vornen bis hinten und von hinten bis vornen anschauend überlaufen mußte, nur auf’s neue Respect vor den letzten Redacteurs6) empfunden, denen wir unsere Recension schuldig sind. Wir können dieses Werk in seinen Elementen als das würdigste, in seiner Ausführung als das vollkommenste ansehn, was wir besitzen, und wollen also dasselbe immerfort mit Dank anerkennen. Bey dieser Gelegenheit habe auch Wolfs Pro1

) Revision od. auch Abschrift einzelner Partien; zur Überarbeitung von Hss. vgl. AA-SL 4, 178f. 2 ) Vgl. oben S. 493, Anm. 1 u. die zahlreichen Z seit 1795 zu diesem epochemachenden Werk. 3 ) Gemeint ist gewiß die 1. Fassung der Einleitung zum Auszug der Ilias, das unter [3.−4.] Dez angegebene Z, das der Tgb-Notiz in etwa entspricht. G datierte diesen Entwurf versehentlich: Weimar den 3 n November 1820, hielt er sich doch bis 4. Nov in Jena auf u. begann laut Tgb erst am 11. Nov mit der Durchsicht des Auszugs aus der Ilias. Vgl. „Einleitung zu Ilias im Auszug“: Tgb gD, EGW 3, 274 m. Anm. 2 und 3. 4 ) G’s Tgb vermerkt am 17. Dez: [Brief] An Herrn von Knebel . . . 5 ) Bis zu diesem Zeitpunkt scheinen die Gleichnisse noch nicht die endgültige Fassung des ED erhalten zu haben; vgl. unten 19. März 1821: Tgb. 6 ) Vgl. TuJ 1821 (s. unten, S. 509).

1820

ILIAS IM AUSZUG

509

legomena wieder gelesen und mich daran erbaut und ergetzt. Da man das Vorurtheil aufgegeben hat der uralterthümlichen Einheit der homerischen Gesänge, so ist es eine Freude durch alle kritische Nebel hindurchzusehen, wie viel uns übrig geblieben seyn muß. Junge Freunde ersuchen mich dringend mein Schema drucken zu lassen,1) und ich thue es vielleicht in einem meiner Hefte. Dem bildenden Künstler wird es vom größten Vortheil seyn, der nunmehr die nackte That, ohne poetische Pracht, vor Augen sieht und sie nach seiner Weise nun wieder geistreich verkörpern und ausstatten kann. Dez 22. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 277): Daß Du zu Deiner heroischen Welt zurückkehrst und uns etwas über den Homer geben willst, das preise ich sehr. Es ist Zeit, daß wir den Sinn und Geschmack für dieses Alterthum wieder erwecken. Unsere Commentatoren gehen meist nur auf das Grammatikalische aus − das denn auch seinen Werth hat − der Geist aber geht ihnen verloren. Ich habe dieses bei meinem Lukrez2) erfahren − und erfahre es noch täglich. Ich habe mich seit einigen Tagen in die Griechen wieder verliebt und habe mir sogar den Athenäus3) von der Bibliothek bringen lassen, um von ihren ungeheuern Späßen etwas zu erfahren. Diese möchten nun nicht eben alle nach unserm Geschmack seyn; aber es ist ein Reichthum und ein Wohlleben drinnen, das nicht zu sagen ist.

1821 ⎯ Jan

⎯ (s. „Homer noch einmal“: Tag- und Jahres-Hefte gD, S. 414f.) 6. (s. „Homer noch einmal“: E. Schubarth an G gD, S. 415) 12. An E. Schubarth4) (Br 34, 95f.): Der Auszug aller einzelnen Motive der

Ilias, frisch durchgesehen, liegt bereit, um in einem der nächsten [KA-] Hefte mitgetheilt zu werden. Dieses unschätzbare Werk [Ilias] hat mich bey so naher und innigster Betrachtung wieder auf’s neue in Erstaunen gesetzt. Wer es auch sey, der diese letzte Redaction, wie sie zu mir kommen ist, vollbracht hat, die Menschheit ist ihm sehr viel schuldig geworden. Bey dem Auszug fällt der Reichthum des Gehalts erst recht in die Augen, die von dem Glanz der Behandlung nicht geblendet sind. Neben dem Laconismus jedoch, dessen ich mich befleißigte, bin ich durch den Geist zu einem wunderbaren Unternehmen getrieben wor-

1

) G denkt hier sicher an E. Schubarth, mit dem er vom 24.−28. Sept in Jena zusammen war; schriftl. Äußerungen dieser Art von ihm u. anderen jungen Freunden liegen nicht vor. 2 ) T. Lucretius Carus: Von der Natur der Dinge. Übers. von K. L. v. Knebel. 2 Bde. Leipzig 1821. Vgl. zu G’s Rez.: „[Knebel:] von Knebels Übersetzung des Lucrez“ u. „[Entwurf einer Vorrede zu Knebels Lucrez-Übesetzung]“, EGW 4, 6−14. 3 ) Athenaios, griech. Grammatiker u. Schriftsteller um 200, dessen Deipnosophistai (Gelehrte beim Mahl) in der Goethezeit eine unter Gebildeten beliebte Lektüre war. 4 ) G’s Tgb von 11. Jan 1821 bestätigt: Nachstehende Expeditionen für die nächsten Posttage ausgefertigt: An . . . Carl Ernst Schubarth nach Breslau.

510

ILIAS IM AUSZUG

1821

den: d i e G l e i c h n i s s e a u s f ü h r l i c h e i n z u s c h a l t e n ; dieß thut eine sehr erfreuliche Wirkung, weil jenes Knochen- und Gliederwerk dadurch auf einmal belebt und bekleidet erscheint. Jan

13. (s. „Homer noch einmal“: an E. Schubarth gD, S. 415f.)

März 19. Auszug aus der Ilias, zu den ersten neun Gesängen die Gleichnisse

ausführlicher nachgetragen. Beschäftigung für den ganzen Morgen. 20. Auszug aus der Ilias supplirt . . . Den Auszug der Ilias geheftet . . . 21. An dem Auszug der Ilias corrigirt und denselben verschiedentlich mit

dem Original verglichen. 23. Noch einiges am Homerischen Auszug supplirt. Mai 12. An Riemer (Br 34, 233): Mögen Sie, mein Theuerster, morgen um 12

13. 14. 15. 16.

16. 22.

Uhr wieder zu einer Session erscheinen, so würden wir überlegen können, wie es mit der Auszeichnung Homerischer Gleichnisse zu halten sey. Ihre liebe Frau findet sich zur Tischzeit ein, und wir genießen einer frohen Unterhaltung. Professor Riemer, die ersten Gesänge des Auszugs der Ilias durchgegangen. Blieb derselbe zu Tische. Ingleichen die ersten Gesänge der Ilias durchgesehen. [Brief an] Herrn Wesselhöft, Auftrag wegen der Sternchen.1) An J. C. Wesselhöft (Br 34, 236): Ew. Wohlgeboren haben die Gefälligkeit Nachstehendes zu beachten. Ich wünschte zu wissen: ob Sie, wenn man griechische Namen mit deutschen Lettern, z. B. Chryseı¨s, drucken wollte, unter Ihrer deutschen Schrift das doppelt punctirte ¨ı besitzen, damit man sich darnach richten könnte. Ferner ersuche Dieselben, mir einige Proben von Sternchen zu übersenden, die man in die Zeilen, wie z. B. auf beyliegendem Blatt geschehen, einschalten könnte, welche nicht allzu auffallend und doch genugsam bemerklich wären . . . Die Aushänge-Bogen sind glücklich angekommen, und es soll mir sehr angenehm seyn, bald den völligen Abschluß zu erhalten. Professor Riemer; das 11. und 12. Buch der Ilias durchgesehen. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 34, 252f.): Ew. Wohlgeboren den Empfang der letzten Sendung hiedurch ankündigend und bescheinigend, lege den Anfang des Manuscripts zum neuen Hefte Kunst und Alterthum bey.2) Wir wollen dießmal den Schmutz- und Haupttitel bis zuletzt lassen. Bey diesem Aufsatz tritt nun der Gebrauch der Sternchen ein, von welchen wir das k l e i n e r e wählen. Der Setzer findet

1

) Von dem Jenaer Druckereibesitzer J. C. Wesselhöft wünschte G passende Sternchen zur Markierung der Homerischen Gleichnisse; s. unten Mai 16., 22 u. 30.: an Wesselhöft; Mai 30.: an E. Schubarth. 2 ) Zu KA III 2, 1−42: I l i a s . Erster Gesang bis Zwölfter Gesang.

1821

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511

Röthelpuncte, an deren Stelle nun das kleine Sternchen in die Zeile vor das Wort G l e i c h n i ß , oder was sonst eine Vergleichung andeutet, eingeschaltet wird. Weiter wäre nichts zu beobachten. Dieses Manuscript wird etwas über zwey Bogen im Drucke geben, mehreres liegt bereit . . . Mai 22. An E. Schubarth1) (Br 34, 254): . . .2) Mein Auszug aus der Ilias wird zur Hälfte in dem nächsten Stück Kunst und Alterthum [III 2] erscheinen. Die Gleichnisse sind umständlich aufgeführt und jedes mit einem Sternchen bezeichnet, welches zu eignen Betrachtungen Anlaß giebt. 26. (s. „Homer noch einmal“: E. Schubarth an G gD, S. 416f.) 27.3) An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 34, 263): Ew. Wohlgeboren

28. 30.

Juni

3. 3.

übersende, damit der Abdruck des angefangenen Stückes Kunst und Alterthum desto rascher vor sich gehe, abermaliges Manuscript nebst Inhaltsanzeige . . . Kunst und Alterthum dritter Band zweytes Heft. Vom 1. Bogen an: Ilias, Auszug. Sendungen von Wesselhöft: . . . Revisionsbogen 8 [zu KA], III, 2.4) An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 34, 269): Indem den Revisionsbogen 8 [zu KA III 2] noch beylege, habe zu bemerken, daß das auf der 118. [recte 115.] Seite eingedruckte Sternchen gerade das rechte sey, indem die Absicht ist, daß die Sternchen Linie halten; wornach also im Druck fortgefahren werden kann. Einleitung zum Auszug der Iliade . . . Professor Riemer, Verhandlung wegen der Ilias . . . Einleitung zum Auszug der Iliade (W 41.1, 507f.): Wie die Sonne, wenn sie den Erdball überscheint, jenachdem sie auf Niederungen, Flächen, Hügel und Bergeshöhen in verschiedenen Climaten einwirkt, andere Pflanzen, Thiere, Menschen hervorbringt, so auch die Ilias, als die Sonne der Dichterwelt, hat von jeher, indem sie durch verschiedene Zeiten, auf andere Nationen, Sitten und Gesinnungen einwirkte, andere Erzeugnisse hervorgebracht. Wir als kluge Gärtner haben, nur auf unsern Bezirk aufmerksam, von jeher betrachtet und bedacht, wie sie uns frommen und fruchten könne. Niemals haben wir sie anders als innerhalb des poetischen Kreises angeschaut und so uns immerfort aufgeregt, belebt, gestärkt und unterrichtet gefunden. Auch in gleichem Sinne ist dieser Auszug bearbeitet. Denn wenn der Dichter durch Gesinnung und That den innern und äußeren Menschen bezeichnet, Be-

1

) G’s Tgb vom 23. Mai 1821 verzeichnet die Absendung: [Brief] an Carl Ernst Schubarth. 2 ) Das Vorausgehende s. in „Homer noch einmal“: an Schubarth gD, S. 416. 3 ) Tgb vom selben Tag: An Wesselhöft ferneres Manuscript . . . 4 ) Das Folgende s. in „Homer noch einmal“: Tgb gD, S. 417.

512

Juni

ILIAS IM AUSZUG

4. 6.

6. 7.

1821

schreibung in thätige Darstellung verwandelt und zuletzt durch Gleichnisse den Bezug der Außenwelt zur Menschheit auf das lebendigste zu bewirken weiß, so haben wir, was auf den innern und äußern Menschen sich bezieht, nur kurz ausgesprochen, weil jeder in und an sich selbst etwas Ähnliches finden kann. Das zu Beschreibende haben wir nach des Dichters Vorgang sogleich mit That und Handlung verflochten, die Gleichnisse dagegen desto ausführlicher beigebracht. Diese werden im Gedichte selbst durch die Macht der Götter- und Heldenthaten vor der Einbildungskraft verdunkelt; findet man aber sie hier in ihrer ganzen Fülle und Herrlichkeit, so beschäftigen sie unsere Aufmerksamkeit und lassen nunmehr als Hauptsache ihren ganzen Werth erkennen. Wir haben, die Aufmerksamkeit besonders auf sie zu richten, der Vergleichung jederzeit ein Sternchen vorgesetzt, wodurch wir Betrachtenden und Nachsinnenden keinen geringen Dienst glauben geleistet zu haben. Möge der vielfache Nutzen, dessen wir uns bei mehrjähriger Arbeit zu erfreuen hatten, durch gegenwärtige Mittheilung auch andern zu Gute kommen. Auszug der Ilias fernerhin revidirt. An Riemer (Br 34, 277): Es wird mir sehr angenehm seyn, wenn Sie, mein theuerster Herr Professor, heute um 12 Uhr abermals erscheinen und das Mittagsmahl mit uns einnehmen wollen. Professor Riemer, den Auszug der Ilias nochmals durchgegangen.1) Kunst und Alterthum 3. Bandes 2. Heft 1. Bogen2) . . . Mittag zu vieren. Nach Tische Ideen über Homer und sein Zeitalter von Schubarth.

8. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 11. Revisionsbogen 23) von Kunst und Alterthum. 13. An Wesselhöfts Druckerey, Revisionsbogen 2 Kunst und Alterthum III,

2 ... 14. An C. L. F. Schultz4) (Br 34, 284): Nun muß ich aber anzeigen, daß

der gute Ernst Schubarth von Breslau gerade in dieser Zeit nach Berlin zu reisen gedenkt. Sie lassen wohl ein Billet an ihn zurück, wohin er sich während Ihrer Abwesenheit allenfalls zu wenden habe; er verdient auf alle Weise, daß man sich seiner annehme. Er hat mir sechs Bogen eines Aufsatzes geschickt: über H o m e r u n d s e i n Z e i t a l t e r , von schöner und klarer Übersicht, zusammentreffend mit dem, was wir in unserem Kreise für wahr und recht halten. Er wird in dieser verwor1

) Dazu AA-SL 4, 180: Diese letzte Durchsicht kann sich nur auf den 13. bis 24. Gesang beziehen, weil das Druckmanuskript des 1. bis 12. Gesangs am 22. Mai 1821 nach Jena abgegangen war. 2 ) Bogen 1 enthielt S. 1−16: Ilias-Auszüge 1. bis 5. Gesang (Anf.). 3 ) Enthaltend S. 17−32: Ilias-Auszüge 5. bis 10. Gesang (Anf). 4 ) G’s Tgb verzeichnet am 14. Juni: Brief an Staatsrath Schultz nach Berlin.

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renen und sich immer mehr verwirrenden Zeit gewiß viel Gutes stiften und alle fördern, die sich reiner Ansichten erfreuen.1) Juni 18. [Nachmittags] Kamen die Revisionsbogen 3 [zu KA III 2]2) . . . 19. Die gestrigen Revisionsbogen durchgesehen. Mit Professor Riemer deßhalb conferirt. 20. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb u. an J. C. Wesselhöft gD) 25. [Nachmittags] Nachricht von der nächsten Ankunft des Staatsrath

Schultz. Sept 18. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD) 24. [Jena] An C. L. F. Schultz3) (Br 35, 98f.): Schubarth war in Berlin, und

ist wahrscheinlich wieder da; es wird Sie wie mich freuen, dieses affirmirende Individuum kennen zu lernen. Sein Büchlein über Homer, wovon er mir die Aushängebogen schickte, setzt mich in Erstaunen, man mag es nehmen, wie man will! aber es ist eine Ilias post Homerum, im allerbesten Sinne; der alte Herr, oder die alten Herrn, wem wir auch das Gedicht verdanken, würden selbst Freude daran haben. 28. [Jena, nachmittags] Erster Bogen Kunst und Alterthum dritten Bandes 3. Heft.4) Okt 8. [Jena] Revision . . . des Bogens 2 Kunst und Alterthum III, 3.5) 14., 19. (s. „Homer noch einmal“: an Zelter gD, S. 417f.) 20. [Jena, Lektüre von] Vorlesungen von Kempfel6) in der griechischen Lit-

teratur. Zu Knebel, eine Übersetzung derselben bestellt.7) 21. [Jena] Über Campbell’s „Lectures on Poetry“8) (W 42.2, 452f.): Ich weiß recht gut, quo ˇd in pe¯llibus caprarum et ovium non traduntur secreta naturae , 9) aber deshalb muß man doch Respect haben was uns 1

) C. L. F. Schultz anwortete am 22. Juni (G−Schultz, 235): Die Nachricht, daß Schubarth nun gerade in meiner Abwesenheit herkommt, betrübt mich ordentlich. Was ich abwesend für ihn thun kann, werde ich bestens besorgen und vorbereiten. 2 ) Enthaltend S. 33−48: Ilias-Auszüge 10. Gesang (Ende) bis 12. Gesang (Ende) auf S. 42.− Das gedruckte Heft KA III 2 erhielt G am 18. Sept durch Frommann aus Jena. 3 ) G’s Tgb vom 24. Sept vermerkt: An Herrn Staatsrath Schultz mit verschiedenen Einlagen nach Berlin. 4 ) Bogen 1 enthaltend S. 1−16: Ilias 13. Gesang bis 16. Gesang (Anf.). 5 ) Bogen 2 enthaltend S. 17−32: Ilias 16. Gesang (Ende) bis 20. Gesang (Anf.). 6 ) Hörfehler des Schreibers, gemeint war der schott. Schriftsteller Thomas Campbell, Hsg. von The New Monthly Magazine, darin 1820/21 sechs Lectures on Poetry; s. das nächste Zeugnis. 7 ) In einem Faszikel mit der Aufschrift H o m e r liegt, W 42.2, 452 zufolge, die vermutl. von Heinrich Döring stammende Übersetzung in 27 Folioseiten grünen Konzeptpapiers, von unbekannter Hand geschrieben u. von Knebel hier und da mit Bleistift korrigiert. 8 ) Von G nicht veröffentlichter Entwurf, wohl als Einleitung zu einer Übersetzung der Campbellschen Lectures gedacht. 9 ) (Lat.) daß auf den Häuten von Ziegen und Schafen (d. h. auf Pergament) keine Geheimnisse der Natur überliefert werden.

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ILIAS IM AUSZUG

Okt 21.

21.

27. 28.

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von Alters her auf Pergament überliefert worden; deshalb denn jene hoch zu ehren sind welche Werth und Würde solcher Schätze anerkennen, einsehen, beurtheilen und daran richten und bessern. Uns aber ziemt ein ander Benehmen; wir gehen von dem Grundsatze aus, daß der letzte Redacteur uns in seinem Sinne ein Ganzes, ein Vollendetes geben wolle. Nun darf ich mit ihm nicht hadern; ich muß es nehmen wie er’s giebt; hier ist also die Wahl für jeden entweder Kritik oder Glaube. Die Kritik muß in ihrem vollen Rechte bleiben, niemand kann ihr vorschreiben wie weit sie gehen solle; der Glaube jedoch läßt sich nicht irre machen, und wenn er dem Kritiker für die Vorbereitung dankt, so läßt er sich im Genuß nicht stören. Indeß wir nun unsern werthen Landsmann Carl Ernst Schubarth freundlichst begrüßen und seine liebenswürdige Gabe: Homer und seine Zeitgenossen dankbarlichst im Allgemeinen anerkennen, bis wir unsern motivirten Beyfall auch im Besondern abzutragen im Stande sehen; so tritt ein Engländer auf und läßt sich folgendermaßen vernehmen. Jena den 21. October 1821. [Jena] An Riemer (Br 35, 150): Hiebey, mein Werthester, der zweyte und dritte Bogen zur Ilias.1) Dienstag früh fahren die Kinder herüber; könnt ich sie durch diese wieder erhalten, so wär es mir sehr angenehm. [Jena] Johann aus der Druckerey; Manuscript und Revision des dritten Bogens Kunst und Alterthum, ingleichen den zweyten Bogen mit eingedruckten Sternchen2) . . . An Herrn Professor Riemer Bogen 2 und 3 Kunst und Alterthum. [Jena] Sendung von Weimar durch die Post.3) [Jena] An Riemer (Br 35, 157f.): Von Ihren willkommenen Emendationen konnte leider nur zum dritten Bogen Gebrauch gemacht werden; ein Irrthum der hiesigen Post-Expedition war Ursache der Verspätung. Hiebey folgt der vierte,4) welchen ich Dienstag durch die Kinder, welche früh herüber fahren, oder allenfalls Mittwoch Abends durch die Boten zu erhalten wünsche . . . Noch muß ich berichten daß ein Engländer sich auf das zierlichste für die Einheit homerischer Gesänge erklärt;5) es scheint daß nach der Zeit des Sonderns und Zerstreuens nun die Epoche des Sammlens und Vereinens sich hervorthue. Schu1

) Bogen 3 enthaltend S. 33−48: Ilias, 20. Gesang (Ende) bis 24. Gesang (Anf.). ) Zur Markierung der Homerischen Gleichnisse; s. oben 15. Mai 1821: Tgb m. Anm. 3 ) Riemers Antwort mit Korrekturvorschlägen. 4 ) Bogen 4 zu KA III 3 enthielt S. 49−51: Schluß der Ilias-Auszüge, Ende des 24. Gesangs. Am 29. Dez 1821 empfing G laut Tgb die den Schluß der Ilias-Auszüge enthaltenden: Vier Exemplare Kunst und Alterthum [III 3] roh, vorläufig. 5 ) Wohl Thomas Campbell; s. oben Okt 20.: Tgb u. 21.: Über Campbell’s Lectures on Poetry. 2

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barth ist himmlisch, der Engländer bewegt sich in derselben Region, nur nicht so durchgreifend. Dieß ist denn doch zusammen höchst erfreulich; dem Dichter muß, wenn er sich auch stille verhält, das Chorizontenwesen immer unangenehm und störend bleiben. Okt 28. [Jena, nachmittags] Schaffte den 3. Bogen Kunst und Alterthum in die Druckerey.1) Nov 7., (s. „Homer noch einmal“: an E. Schubarth gD, S. 418f.) 19., 21. 28. [Weimar] An C. L. F. Schultz (Br 35, 194): . . .2) Was ich mit dem

Auszug aus der Ilias gewollt, wird sich in kurzem aufklären, wenn sich die Nothwendigkeit offenbaren wird, dieses Werk aller Werke bequem zu übersehen und es als ein Ganzes, wie es auch zu uns gekommen, dankbar anzuerkennen.3) Dez

1. (s. „Homer noch einmal“: E. Schubarth an G gD, S. 421) 4. Betrachtung über die gestrigen brieflichen Sendungen, besonders über

Schubarth.4) 29. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: Tgb gD)

1822 Jan

9. An Knebel (Br 35, 230): Möge beykommendes Heft [KA III 3] dir

einige Unterhaltung gewähren . . . 11. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 305): Die homerische Erzählung in demselben Hefte [KA III 3] ist sehr angenehm. Man erschrickt, wenn man den großen Geist auch nur im Skelet sieht. 16. An Knebel5) (Br 35, 239): Den Auszug aus der Ilias darf ich wohl

empfehlen; ich habe mir ihn zu eigenem Gebrauch vor vielen Jahren gefertigt. Sie streiten. ob die Ilias als ästhetisch Ganzes betrachtet werden könne, und wie viele dürfen denn behaupten, daß sie solche im Ganzen und Einzelnen gegenwärtig haben. Durch diese factischen Grundzüge menschlicher Thaten, belebt durch die begeisternden und localisirenden Gleichnisse, wird es eher möglich. Ich les’ es manchmal wieder, weder Lehrer noch Schüler dürfen künftig diese Einleitung entbehren, die in dieser Art und Vollständigkeit noch nicht da ist. Mich

1

) Der 3. Bogen war ausschließlich mit Ilias-Auszügen gefüllt. ) Das Vorausgehende s. in „Homer noch einmal“: an C. L. F. Schultz gD, S. 420f. 3 ) Schultzens Antwort ist nur z. T. überliefert; Bezug zum Ilias-Auszug fehlt (vgl. G−Schultz 247). 4 ) s. voriges Z. 5 ) G’s Tgb verzeichnet am 16. Jan: [Brief an] Herrn Major von Knebel . . . 2

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ILIAS IM AUSZUG

1822

regt’s oft auf, diesen oder jenen Gesang wieder zu lesen, man faßt ihn alsdann gleich an seiner Stelle, ohne daß uns das Rückwärts und Vorwärts verdüstert würde.

1823 März 28. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper an G gD, S. 517)

1824 Apr 19. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 112): Der größte Philologe unserer Zeit, Friedrich August Wolf aus Berlin, ist hier, auf seiner Durchreise nach dem südlichen Frankreich begriffen. Goethe gab ihm zu Ehren heute ein Diner, wobei von Weimarischen Freunden: General-Superintendent Röhr, Kanzler v. Müller, Oberbaudirektor Coudray, Professor Riemer und Hofrat Rehbein außer mir anwesend waren. Über Tisch ging es äußerst heiter zu; Wolf gab manchen geistreichen Einfall zum Besten; Goethe, in der anmutigsten Laune, spielte immer den Gegner. „Ich kann mit Wolf nicht anders auskommen, sagte Goethe mir später, als daß ich immer als Mephistopheles gegen ihn agiere. Auch geht er sonst mit seinen inneren Schätzen nicht hervor.“ Die geistreichen Scherze über Tisch waren zu flüchtig und zu sehr die Frucht des Augenblicks, als daß man sich ihrer hätte bemächtigen können. Wolf war in witzigen und schlagenden Antworten und Wendungen sehr groß, doch kam es mir vor, als ob Goethe dennoch eine gewisse Superiorität über ihn behauptet hätte. Aug 20. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper an G gD, S. 520)

1826 Jan

12. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper an G gD, S. 523)

Mai 20. (s. „Homer noch einmal“: an Zelter gD, S. 422)

1827 Juli 30. (s. „Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper“: J. St. Zauper: Homers Odyssee. Wien 1827, Vorwort gD, S. 525)

CK/KM

1823

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

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Ilias, in Prosa übersetzt von Zauper, Odyssee, freie Nachbildung in zehnzeiligen Reimstrophen von Hedwig Hülle1)

E D

1826 Aug 15.2) KA V 3 (1826) 4. Umschlagseite. − W 41.2, 219. − AA-SL 1, 187 (Ankündigung der Homer-Übersetzungen von J. St. Zauper und H. Hülle in KuA V 3). − MA 13.1, 329 (Ankündigung einer Besprechung zweier Homer-Übersetzungen). − FA I 22, 290.

Z

1823

März 28. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 179f.): Vor einiger Zeit habe ich angefangen, die Ilias recht treu in Prosa zu übersetzen, aufgefodert durch den Auszug in Alterth. u. Kunst.3) Mit den nöthigsten Erläuterungen versehen durfte ich es für meine Jugend als ein nicht ganz unnützes Unternehmen ansehen. Zuweilen kam mir doch, wenn Bruchstücke von Hexametern wie von selbst sich einmischten, die Arbeit zu undankbar vor. Die Bemerkungen im Divan über dreyerley Uibersetzungen4) hielten mich noch aufrecht. Mit der Nachricht Ihrer Erkrankung fiel mir die Feder gänzlich aus der Hand; ich hatte alle Lust verloren. Kaum vernahm ich Ihre Besserung, erwachte auch die alte Liebe; aber um die Prosa war’s geschehen, quidquid tentabam, versus erat.5) Die vorigen Bruchstücke fügten sich wie ohne meinen Willen zu Ganzen, und ich hämmere, zum neuen Leben erwacht, singend in meiner Werkstatt weiter. Werde nun daraus, was es wolle, mich selbst fördert diese Mühe ungemein in vielfacher Hinsicht. Zu einiger Rechtfertigung vor Ew. Excellenz, will ich nur so viel sagen. Gott behüte mich vor der eitlen Anmaßung, mit der deutschen Ilias − welchen Namen sie vorzugsweise führt, in die Schranken tretten zu wollen. Ich fühle innig, was Voß durch den melodischen Gang seiner Verse, durch die überraschende Treue seiner Uibersetzungen6) insbesondere, und den poetischen als oratorischen Rhythmus seines Styls im allgemeinen, den Deutschen geworden ist, habe auch meine Schüler fleißig darauf aufmerksam gemacht; aber es hat sich in seiner Sprache ein so ganz eigner Charakter ausgeprägt, daß er nur Voß allein wohlstehen mag, aber sicherlich nicht allgemeine deutsche Norm werden dürfte. Ich bemerkte ferner, daß meinen Jünglingen namentlich seine Uibersetzungen nicht munden wollen, habe auch von Reiferen Klage über das ganz Ungewöhnliche derselben führen hören. Es fiel mir deswegen ein, für meinen Kreis eine Uibersetzung zu versuchen, und das Muster eines deutschen epischen Verses im Ton, Gang und Sprache bot sich mir ja wieder so natürlich in der Achilleis dar.

1

) Kurze Anzeige beider Übersetzungen, die es verdienten in einem folgenden Hefte ausführlicher besprochen zu werden. G bemerkt deren entgegengesetzteste Behandlungsweisen einer altkanonischen Ueberlieferung, gelangte aber nicht mehr zu der in Aussicht gestellten ausführlicheren Besprechung. 2 ) Die Datierung dieser Buchhinweise als Nachtrag auf der 4. Umschlagseite von KA V 3 ergibt sich aus der darauf bezüglichen Tgb-Notiz vom 15 Aug 1826 (s. d.). 3 ) G’s Ilias-Auszüge in KA III 2 (1821) 1−42 (1.−12. Gesang) u. in KA III 3 (1822) 1−51 (13.−24. Gesang). G traf Zauper 1821, 1822 u. 1823 in Marienbad. 4 ) Kap. Übersetzungen in den Noten und Abhandlungen zum besseren Verständniß des West-östlichen Divans (W 7, 235−39). 5 ) Ovid: Tristia IV, X, 26: Und was ich zu schreiben begann, das wurde zum Vers. 6 ) Homers Ilias. 2 Bde. Übers. von J. H. Voß. Altona 1793.

518

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

1823

Juli 19. [Marienbad, nachmittags] Professor Zauper, Unterhaltung mit demsel-

ben. 20. [Marienbad] Professor Zauper bedeutende Mineralien bringend . . . Unterhaltung mit Professor Zauper . . . Abermals mit Zauper von seinen Studien, seinem Lehramte und sonstigen Verhältnissen . . . [Nachmittags] Sodann Professor Zauper, das morgendliche Gespräch weiter fortgesetzt. 25. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 181f.): Aufgemuntert durch Ihr herablassendes Begehren, unterfange ich mich etwas von meiner Version zu senden. Beglücken würde mich auch nur Ein Wink, welche Fehler sie habe. Sie gefällt mir beym Wiederlesen − ich meine vornehmlich die prosaische, auf die ich mit Ernst sinne, − gar nicht, und das möchte ein gutes Zeichen seyn. Es ist hier wohl zu bedenken, inwiefern man treu seyn dürfe und müsse, ohne der Einfalt wehe zu thun. Etwas habe ich aus den gütigen Worten Ew. Excellenz wohl herausgehorcht, doch wills sich, − wie es eben etwas schwer bey mir hergeht, noch nicht recht gestalten, − und die Arbeit ist mir doch so lieb, und ich wünschte damit in meinem Kreise nützlich zu werden. 27. [Marienbad] Hefte von Pilsen. Die [Zaupers] prosaische Übersetzung

von Homer gelesen. Aug

2. [Marienbad] Abschrift des zweyten Gesangs der Ilias [in Zaupers 3. 5. 6. 6.

Übers.]. Kurze Betrachtungen von Zauper. [Marienbad] Mundirt [Zaupers Übers.] den zweyten Gesang der Ilias. Überlegung über Zaupers Brief [vom 25. Juli]. [Marienbad] Abschriften [von Zaupers Ilias-Übers. 2. Gesang] fortgesetzt. [Marienbad] Abschrift von Zaupers Blättern vollendet. [Marienbad] An J. St. Zauper (Br 37, 159): Die rhythmische Übersetzung der Ilias ruhen zu lassen thaten Sie wohl; wie unser Öffentliches gegenwärtig steht, ist kein Dank dafür zu erwarten; aber ich rathe, von Zeit zu Zeit daran fortzufahren, theilweise, wenn Ihnen im Augenblick irgend eine Stelle besonders auffällt und lieb wird. Sie können nach und nach die beiden wichtigsten Gedichte der Welt Ihren Schülern immer näher heranbringen und sich selbst für alle Zeiten eine fortschreitende Belehrung sichern. Die prosaische Übersetzung betrachte nicht weniger als ein sehr fruchtbares Unternehmen. Es ist mir dabey eine Einsicht gekommen, über die ich erstaunen mußte. Bey dieser Behandlung wird der außerordentliche Laconismus des Gedichtes auffallend, eine Keuschheit, Sparsamkeit, beynahe Kargheit in der Darstellung, bereichert durch Beywort und Gleichniß, belebt und aufgeschmolzen durch den Rhythmus. Ich ließ vom zweyten Gesange eine Abschrift nehmen, um ihn neben mich hinzulegen und von Zeit zu Zeit, nach eigenem Gefühl und Sinn, einiges umzuändern; daraus entwickelt sich am leichtesten, was man meynt, da es als Maxime oder Lehrbegriff sich nicht wohl mittheilen läßt, weil das Urbild organisch verschlungen und lebendig ist, die Nachbildung aber auch so werden soll.

1823 Aug

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

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9. [Marienbad] Herrn Professor Zauper nach Pilsen, Rücksendung seiner

Manuscripte. 22. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 194): Welchen Stachel Ew. Excellenz Worte über Homer in dem lezten köstlichen Schreiben in meine Seele geworfen, wie ich froh dem Winter entgegensehe, um mit mehr Muße fortzuarbeiten, kann ich kaum sagen. Okt 11. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 199f.): Jezt arbeite ich an der Ilias weiter. Oertels pros. Uibersetzung,1) von der Ew. Excellenz im Marienbad gesprochen, habe ich beygeschafft, finde meine Arbeit noch immer nicht nutzlos, u. lerne auch aus dieser Uibertragung, was zu meiden, was zu thun. Wären übrigens Frager nicht so lästig, so würde ich gern zu fragen mich unterstehn, inwiefern dem prosaischen Uibersetzer Homers es gestattet sey, sich der Inversion zu bedienen, welche größere Treue bewirkt, und klug gebraucht allein im Stande wäre, den fehlenden Rhythmus des Hexameters zu ersetzen; dann sollte ich wohl bescheiden fragen dürfen, ob im Fall des einstigen Drukkes, die theilweise begonnene Beysetzung des goeth. Auszuges gütigst erlaubt seyn möchte. 27. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 63): Mittags kommunizierte mir Goethe ein kleines Manuskript: Studien von Zauper,2) worin ich sehr treffende Bemerkungen fand. Nov 19. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 77): Wir sprachen besonders über Zauper und die sehr ungleichen Wirkungen, die aus dem Studium der Literatur der Alten hervorgehen. 21. [Weimar, Brief an] Herrn Professor Zauper nach Pilsen, von Ecker-

mann. Dez 18. Brief Zaupers an Eckermann.3)

1824 Jan

28. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 201f.): Mit meiner pros. Uibersetzung der Ilias bin ich fast zu Ende, und nur das Uiberarbeiten und Abschreiben wird einige Zeit hinnehmen. Bevor das geschieht, wie sehr wünschte ich nur etliche Worte von Ew. Exc. zu lesen über das Gedicht selbst und seine prosaische Bearbeitung, damit ich Ihrem Geiste nicht untreu werde, und nur enger an Ihren Willen mich anschließen möge. Die wenigen schriftlich geäußerten Worte darüber haben mich schon so wunderbar gestärkt, und ich habe sie immer mehr und mehr verstanden, je länger ich fortgearbeitet, als hätt’ ich sie im Innern befruchtet, und sie wären allmählig in mir emporgeblühet. So bin ich auch treulich Ihrem Auszuge gefolgt; und ich mußte die weise Sparsamkeit bewundern, die das Müssige verschmähend, überall das Nöthige sagt; was nicht so leicht ist, als es zu seyn scheint. Uiber meinen Vorgänger sage ich schriftlich nichts, als daß der wunderliche Mann allen Ernst des Gedichtes in ein Lächerliches aufzulößen, bestimmt scheint. Voß, den ich ganz schätzen gelernt, hat durchaus ein höheres 1

) Homers Ilias, übersetzt von Oertel. München 1823, hatte G laut Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 9, 329) im Juli 1823 vom Übersetzer erhalten. 2 ) Studien über Goethe. Als Nachtrag zur deutschen Poetik aus Goethe. Wien: Geistinger’sche Buchh. 1822. − Zauper hatte sie G am 20. März 1822 geschickt. G’s Dank am 14. Apr 1822. (Ruppert Nr. 1955, vermerkt hs. Korrekturen.) − Schon am 23. Aug 1821 bezeugt G’s Tgb den Empfang einer Sendung von Zauper; diese enthielt Zaupers Grundzüge zu einer deutschen theoretisch-praktischen Poetik aus Goethes Werken entwickelt von 1821. 3 ) Nicht ermittelt.

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ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

1824

Kolorit aufgetragen, und dadurch, mein’ ich, der Einfalt des Gedichts geschadet; doch ist der Geist desselben glänzend bewahrt geblieben. Ich füge bescheiden bey, was sich mir ferner offenbart. Es giebt einen Numerus der Prosa, der sich von dem oratorischen unterscheidet. Die deutsche, den Römern nachgebildete Periode muß bey einer prosaischen Behandlung des Homer wegbleiben; Anakolutha, eine der natürlichen Folge widersprechende Ordnung darf nicht verwischt werden; kurz, es muß nicht darum zu thun seyn, ein grammatisch richtiges Ganze überall herzustellen. Die Worte sind fast Nichts, die Sache Alles. So wünsche ich, meine Jünglinge sollen dabey ganz des Styls vergessen, und vom Gedichte allein bezwungen werden. Den metrischen Gang durfte ich bey meiner Bearbeitung gar nicht suchen nachzubilden; doch bin ich der Regel „Verse in der Prosa sind Fehler“ nicht aus dem Wege gegangen, wenn diese von selber mir entgegengekommen, und wo, wie häufig, des Hexameters Fall sich von freyen Stücken anbot, hab’ ich ihn nicht verschmäht. Dann kann ich wohl sagen, daß ich erst jezt das ganze herrliche Gedicht kennen gelernt. Zur Erklärung der römischen Dichter, geschweige der griechischen, ist Homer unerläßlich; denn man sieht, wie die Bibel aus den christlichen Schriftstellern überall herausspricht, als wären sies selber, so denken jene mit den Gedanken Homers. Die Metempsychose erstreckt sich häufig bis in den einzelnen Ausdruck.

Febr 15. [Sendung an] Herrn Professor Zauper, Eckermanns Büchlein1) und

Kunst und Alterthum IV, 3, [nach] Pilsen.2) Juli 14. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 205): Meine Ilias ist schon gegen ein halbes Jahr in Wien, und sehnt sich ans Licht. 19. [Abends] Brief von Zauper. Aug 20. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 211f.): Jedes Bedenken überwindend, im alleinigen Wunsche, am 28ten August nicht zu fehlen, sende ich jenen jüngst gefertigten Auszug der Odyssee mit dem bescheidenen Vertrauen, Dieselben möchten die geringe Arbeit als neues Zeichen meiner fröhlichsten Liebe, meines Dankes und herzlichsten Verehrung nicht ungünstig annehmen. Die Gaben, welche Ihnen die Ihrigen bringen werden, müssen an Werth die Meinige auslöschen; in aufrichtiger gerührter Gesinnung aber getraut sie sich wieder heranzutreten. Die nächste Veranlassung ließe sich jedoch in einem immer gehofften Erscheinen des Zwillings in Kunst u. Alt. nach vorgängigem so sehr anregenden Auszug der Ilias, finden, indem bey jenes längerem Ausbleiben, die Lektüre der italien. Briefe, und vornehmlich Siciliens homerische Schilderung und der Nausikaa Anklang, mich genöthiget, das Erwartete in bescheidenster Ferne selbst zu leisten. In die günstigste Stimmung versezt, konnte mein Genuß nicht anders als höchst befriedigend seyn, und so gehe denn auch die Frucht getrost in jenes Hände, dem ich sie allein danke.

1

) J. P. Eckermann: Beyträge zur Poesie mit besonderer Hinweisung auf Goethe. Stuttgard 1824. 2 ) KA IV 3 (1824) enthält G’s erstaunliche Homer-Analogie in: Von deutscher Baukunst. D. M. Ervini a Steinbach. 1773. (S. 24f.): . . . heiliger E r w i n . . . dein Werk . . . ist deutsche Baukunst . . . Und, ganz am Ende, wenn du nicht darthust, ein Homer sei schon vor dem Homer gewesen, so lassen wir dir gerne die Geschichte kleiner gelungener und mißlungener Versuche, und treten anbetend vor das Werk des Meisters, der zuerst die zerstreuten Elemente in ein lebendiges Ganze zusammenschuf. Und du, mein lieber Bruder im Geiste des Forschens nach Wahrheit und Schönheit, verschließ dein Ohr vor allem Wortgeprahle über bildende Kunst, komm, genieße und schaue. Hüte dich, den Namen deines edelsten Künstlers zu entheiligen, und eile herbei, daß du schauest sein herrliches Werk (W 37, 147f.).

1825

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

521

1825 Jan

11. [Rothehütte b. Elbingerode am Harz] Hedwig Hülle1) an G (GSA 28/111,18): Excellenz, Hochwohlgeborner, hochgelehrter, hochgebietender Herr Geheimrath und Minister! Da Unterzeichnete es wagt an Ew Excellenz diese Zeilen zu richten, so darf sie nur im Vertrauen auf Ihre allbekannte Humanität einige Entschuldigung hoffen, nicht so sehr in der Sache. Erlauben Ew Excellenz mir daher, Ihnen ehe ich zum Zweck mein[nes] gehorsamsten Schreibens komme, eine kurze Schilderung der Verhältnisse einer Unbekannten zu geben, welches ich für nöthig halte, um Ew Excellenz großgesinntes Herz mir gewogen zu machen. Ich bin die Tochter eines Advocaten der in Oldenburg wohnte. Seit neun Jahren bin ich an einen redlichen Kaufmann in Bremen verheirathet welcher in kurzen Jahren von der Wohlhabenheit zur Armuth sank. − Bei dem angestrengtesten Fleiß konnte es ihm, der nicht durch Verschwendung sondern durch seltne Unglücksfälle nach und nach sein Vermögen verlor, nicht gelingen sich wieder emporzuarbeiten und wir mußten im vorigen Frühjahr den schmerzlichen Entschluß fassen uns bis auf bessere Zeit zu trennen. Eine theure Schwester, die Gattin des hiesigen Oberfactors, nahm mich mit meinen kleinen Kindern auf. Nicht aus eitler Ruhmsucht und um die schon zu große Zahl der Schriftstellerinnen noch zu vermehren, sondern um wo möglich meine ökonomischen Verhältnisse verbessern zu helfen, gab ich vor 3 Jahren, auf Anrathen wohlmeinender Freunde, eine kleine Gedichtsammlung heraus; unter dem Titel „Erstlinge des Frühlings“ die mit Nachsicht und Güte im Kreise meiner Freunde und Bekannten aufgenommen wurde. In früher Jugend schon gab mir mein Vater oft ein gutes Buch in die Hand; unter andern auch Homers Odyssee von Voß. Ich trug Verlangen den Urtext zu lesen und ward im Griechischen unterrichtet. Brachte ich es in dieser Sprache auch nur zu einer dürftigen Kenntniß, so konnte ich doch nun meinen Homer lesen. Auch im reiferen Alter blieb die Odyssee meine Lieblings-Lecture und es war mir oft unerklärlich daß dies herrliche Werk nur einem sehr kleinen Theil der gebildeten Welt vorbehalten sei, von welchem wir die meisterhafte Übersetzung haben. Da fiel es mir ein, daß dies wohl darinn den Grund haben möge, daß der Deutsche in der Regel den Hexameter nicht liebt sondern den Reim vorzieht. Ich faßte also den Entschluß, mich an das große Werk zu wagen und eine gereimte freie Nachbildung zu beginnen. Die ersten Versuche, die ich Bremischen Gelehrten vorlegte, wurden von denen so beurtheilt, daß ich zur Fortsetzung ermuthigt ward, auch versicherten mir Lehrer an Gelehrten Schulen, daß sie gern meine Arbeit ihren Schülern in die Hände geben würden. Obgleich nun unter den Männern, die bis jetzt, (da meine Arbeit mit Gott fast beendet ist) mir immer noch mehr Hoffnung zu einem günstigen Erfolg machten, recht würdige Gelehrte sind, so kann ich doch keinen als competenten Richter anerkennen als Ew Excellenz, den Meister aller Meister, und ich wage es um Ihr Urtheil gehorsamst zu bitten: ob ich es unternehmen darf meine Nachbildung in’s Publicum kommen zu lassen? Sollte ich so glücklich sein, daß Ew Excellenz diesem Bruchstück nicht ganz Ihren Beifall versagten (der mir, nach dem Segen Gottes, das Wünschenswertheste für mein Unternehmen ist) dann würde ich gehorsamst bitten: die hohe Gewogenheit zu haben, einige Strophen davon in dem nächsten Heft von Kunst und Altherthum, nebst Ihrem Urtheil abdrucken zu lassen. Ein günstiges Wort Ew Excellenz würde meiner Arbeit eine Aufnahme verschaffen die es auf keine andre Weise erlangen könnte und eine bekümmerte Gattin würde sich eines Erfolgs ihrer Bestrebung freuen, der sie vielleicht so glücklich machte ein Schrittlein zur ersehnten Wiedervereinigung mit ihrem vereinsamten Gatten, beitragen zu können. Weit entfernt auf Gelehrsamkeit Anspruch machen zu wollen, habe ich zu Ew Excellenz schlicht und offen geredet; möge Ihr edles Herz eine Entschuldigung für

1

) Margarethe Hedwig Hülle, geb. Hof[f]meier, Schriftstellerin.

522

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

1825

dieses Wagniß finden. Mit kindlichem Vertrauen blicke ich zu dem Heros der deutschen Dichtkunst empor, der auch in seiner Sängergröße das keimende Blümchen am Wege nicht übersehen wird, und hoffe daß Ew Excellenz mich also der Beachtung meiner Arbeit und meines Schicksals würdigen werden. Ich habe die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung und Ehrerbietung zu unterzeichnen Ew Excellenz gehorsamste Verehrerin Gretchen Hedwig Hülle; geb. Hofmeier.

Jan

24. An Knebel (Br 39, 91): Was sagst du zu der wunderlichen Übersetzung

der Odyssee?1) Kann man sie auch nicht billigen, so darf man sie doch auch nicht schelten. Febr

3. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 361): Hier, mein Theuerster und Verehrtester, sende ich Dir die mir so freundlich mitgetheilte Homerische Erzählung mit vielem Danke wieder zurück. Sie hat mich sehr vergnügt, und man sieht daraus, wie wenig das vortreffliche Gedicht − das einst die Herren Schlegel gegen ein Nordisches vertauschen wollten − auch unter dieser Gestalt noch verliert. Der Dichter weiß sich in seinem Sylbenmaße gut zu wenden und obgleich das Gedicht durch dasselbe in seiner Würde verliehrt, so bleibt es doch noch eine höchst behagliche Erzählung.

Apr 19. [Rothehütte b. Elbingerode am Harz] Hedwig Hülle an G (GSA 28/112,94): Excellenz, Hochwohlgeborner, hochgelehrter, Höchstverehrter Herr Minister! Im Januar dieses Jahres wagte es die gehorsamst Unterzeichnete, Ew Excellenz die Probe einer neuen Bearbeitung der Homerischen Odyssee zur geneigten Prüfung vorzulegen. Sie lebt der angenehmen Hoffnung daß diese Probe Ew. Excellenz nicht ganz mißfallen habe und giebt sich in dieser Voraussetzung die Ehre, in diesen Zeiten einen innigen Wunsch ihrer Seele in der ergebensten Bitte auszusprechen: ob sie es wagen dürfe Ew. Excellenz ihre gereimte Odyssee zuzueignen? Eine kleine Sammlung poetischer Jugendversuche, welche sie ihrem verehrten Landesvater, dem Großherzog von Oldenburg, Peter, Friedrich, Ludwig, dedicirte wurde von Sr Durchlaucht mit väterlicher Huld aufgenommen und sie hofft daß Ew Excellenz ihre gehorsamste Bitte gleichfalls nicht zurückweisen werde. Damit Ew Excellenz beurtheilen können ob ihre Arbeit nicht ganz unwerth sei Ihren gefeierten Namen zu tragen, so erlaubt sich die Unterzeichnete noch einen Probe-Gesang einzuschließen. So sehr beglückt sie aber auch sein würde von Ew Excellenz auch nur eine Zeile eigner Hand zu besitzen, die sie als ein Heiligthum bewahren würde, so erkennt sie doch in aufrichtiger Demuth daß sie darauf verzichten muß, und sie wird auch Ew Excellenz Schweigen als Genehmigung ihres Gesuchs ansehen, welche erhoffend sie unterzeichnet Ew Excellenz gehorsamste Verehrerin Gretchen Hedwig Hülle geb. Hoffmeier. 23. Nebenstehende Expeditionen: . . . Herrn Professor Zauper, Pilsen . . .

Kunst und Alterthum Band V, Heft 2.2) Aug 24. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 247): Etwas Erfreuliches melde zum Schluße. Meine Ilias wird bereits in Prag gedruckt; es verdrießt mich sehr, daß sie nicht schon fertig ist, wie gern wäre ich zum 28ten [G’s Geburtstag] mit einer Gabe genaht, die Ew. Excellenz, Urspung und Ende dankt.

1

) Probe der Nachbildung in gereimten Strophen von Hedwig Hülle; s. unten 17. März 1826: Hedwig Hülle an G m. Anm. 2 ) KA V 2 enthält nichts zur Homer-Thematik.

1826

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

523

1826 Jan

12. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 248): Endlich erscheine mit meinem Homer, und lege ihn so furchtsam und ehrerbietig, als möglich, in Ihre Hände. Ich vergesse nicht, wie viel er Ihnen schuldig ist; und wie ich denn mein Credo, auch das ästhetische gern öffentlich bekenne, und meine Liebe und Verehrung zu Ew. Excellenz eher gewachsen ist, so habe ich meine Arbeit, mir zur Lust, und wie zur stärkenden Kühlung, mit den Lorbeerblättern Ihres Auszugs gekränzt. Ward mir dadurch doch die heilsame Täuschung, da ich Ihrer hülfreichen Nähe leider entbehre, − als leite mich Ihr Genius die lange, nicht unmühsame Bahn, die ich treu, und wenn nur auch − der Himmel gebe es! zu Ihrer Zufriedenheit, gewandelt. Ich unterfange mich sogar, aus den sehr wenigen mir gegönnten Exemplaren Eins an Se. königl. Hoheit den Hochverehrten Erbprinzen [Carl Friedrich v. Sachsen-Weimar] beyzulegen. Die Erinnerung an das vor drei Jahren genossene Glück fordert mich zum Danke auf. Ich bitte Ew. Excellenz recht sehr, es gefälligst in die hohen Hände gelangen zu lassen. 26. . . . Zaupers prosaische Übersetzung der Ilias. 26. Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 10, 301): Homers Ilias, prosaisch über-

setzt von Zauper. 2 Bände. Vom Übersetzer.1) Febr 25. [Weimar] Eckermann an J. St. Zauper (G−Grüner II 470): Mein eigenes Herz und Göthe treibt mich Ihnen endlich zu schreiben und zunächst für das treffliche Geschenk der Ilias zu danken. Vor einigen Wochen gab Göthe mir den It Band, daß ich für Kunst und Alterthum etwas darüber sagen möchte. Er hüllte das Exemplar in einen Umschlag und schnitt es eines Abends mit eigener Hand auf. Er selbst ist überhäuft mit Arbeiten, so daß er selbst das Liebste muß ungeschehen seyn lassen. Aber Sie stehen bei Ihm im fortwährenden f[reundlichen] Andenken, so daß Sie sehr oft der Gegenstand seines Gespräches sind. Besonders in dieser Zeit hat die treffliche Uebersetzung der Ilias manchen Anlaß gegeben Ihrer zu gedenken. Auf ein öffentliches Urtheil meinerseits können Sie mit Gewißheit rechnen. In 3 Wochen werde ich frei und erlöset seyn; sodann recht Vieles. P. S. Herzlichen Gruß und Dank von Göthe hätte ich beinahe vergessen. Auf die Odyssee freuen wir uns. Göthe glaubt, sie werde sich noch besser ausnehmen. März 17. [Bremen] Hedwig Hülle an G (GSA 28/117 Bl. 104): Excellenz, Hochwohlgeborner Hochzuverehrender Herr Minister! Was kann ich für mein Streben Höheres wünschen, als daß es Ew. Excellenz nicht ganz verfehlt erscheinen möge. Mit diesem Seelenwunsch wage ich es, Ew. Excellenz meine „Irrfahrten des Odysseus“2) zu übergeben und wiederhole hier die Schlußworte der Zueignung: „Blickest Du freundlich, so blickt freundlich der Schatten Homer’s!“ Mit innigster Verehrung verharre ich Ew Excellenz ergebenste Margarethe Hedwig Hülle geb. Hofmeier. ⎯

⎯ Hedwig Hülle, Irrfahrten des Odysseus in vier und zwanzig Gesängen. Gesängen. Freie Nachbildung . . . nach Homer Bd 1. Bremen 1826. [gedruckte Widmung3)]:

1

) Zaupers Ilias-Übers. ist nicht mehr in G’s Bibliothek enthalten. ) Irrfahrten des Odysseus in vier und zwanzig Gesängen. Freie Nachbildung in gereimten Strophen nach Homer. Bd 1. 2. Bremen 1826: F. Westphal. 3 Bl., VI S. 1 Bl., 322 S.; 2 Bl., 394 S., 1 Bl. 8°. 2 [F] Ldr mit Goldschn. (Ruppert Nr. 1290). 3 ) Für die freundliche Abschrift gebührt unser Dank: Jochen Klauß und Claudia Krüger in Weimar. 2

524

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

1826

An G ö t h e . Gleich wie den Vater Homer, den Verkündiger strahlender Helden, Bis auf den heutigen Tag feiert die staunende Welt: Also gefeiert bist Du, Germanien’s Stolz, doch es kränzten Dir Mitlebende schon das noch umlockte Haupt. Köstliches Loos, sich geliebt und bewundert zu sehen von Allen! Jedem auf jeglicher Bahn Führer und Muster zu sein! Eine Welt zu erbau’n und unsterblichen Ruhm sich zu gründen, Selbst zu schauen, was sonst nur nach Jahrhunderten reift! Bringt Dir doch jeder so gern der Verehrung gewidmete Zeichen; so nimm auch, Was mit vertrauender Scheu Dir meine Muse geweiht. Hab’ ich zu Kühnes gewagt, nachsingend in leiseren Tönen, Was des mäonischen Schwan’s göttlichem Busen entströmt: Wende nicht zürnend Dich ab, daß nicht auch jener mir zürne − Blickest Du freundlich, so blickt freundlich der Schatten Homers.

März 26. Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 10, 303): Irrfahrten des Odysseus von

Hedwig Hülle. Von der Übersetzerin. Aug 12. An Frommann, den Umschlag zum Hefte Kunst und Alterthum. 12. An Zelter (Br 41, 120): Weder den Schluß von Kunst und Alterthum, noch einige Anzeigen meiner Werke kann ich heute senden. Da ich aber weiß, daß du ohnehin gern einzeln liesest, so sende vorläufig den 2. Theil der Ilias,1) wo du wohl eine und die andere Rhapsodie dir zueignen wirst. 15. Abends mit Professor Riemer spazieren gefahren. Dann zusammen den Bogen 12 zu Kunst und Alterthum revidirt.2) Ferner den Umschlag berichtigt.3) [15.] [Weimar] Riemer [an Frommann]4): Hier wird das auf beyfolgendem Msctblatte verzeichnete eingerückt, und damit auf folgende Seite übergegangen. Zuletzt ein Querstrich. Unter denselben die Anzeige am Schluß des Mscpts. Man [G] wünscht noch eine Revision. 18. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 945): So eben kommt Dein allerliebster Brief an mit der willkommnen Sendung. Ich bin ordentlich froh daß ich den zweiten Teil der Ilias hier habe weil ich den ersten Teil noch täglich lese. 19. Herrn Frommann, letzte Revision des Umschlags. Sept An Graf Sternberg5) (Br 41, 165): . . . Gegenwärtige Sendung enthält: [26.] 1) Kunst und Alterthum V, 3, dem geneigten Empfänger gewidmet.

2) Ein Exemplar, mit Bitte, solches an Professor Zauper zu befördern. 1

) Bd 2 von: Homers Ilias, prosaisch übersetzt von Professor J. St. Zauper (Prag 1826). ) Bogen 12 enthaltend das Ende von KA V 3 (S. 177−92): Kurze Anzeigen u. Altgriechische Räthsel. 3 ) Da G die Anzeige der beiden Homer-Übersetzungen als Nachtrag auf den Umschlag setzte, ergibt sich die Datierung des kurzen Textes aus dieser Tgb-Notiz; vgl. W 41.2, 520: nach dem Tagebuch, am 15. August 1826, wird auch die Niederschrift von H zeitlich bestimmt. 4 ) Bemerkung Riemers auf dem Korrekturbogen des Umschlags; AA-SL 4, 257. 5 ) G’s Tgb vom 26. Sept bestätigt: [Sendung an] Herrn Grafen Sternberg nach Brzezina, zwey Hefte Kunst und Alterthum,, eins an Herrn Professor Zauper. 2

1827

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

525

1827 Febr 15. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II 249): Die Ungeduld quälte mich schon längst, für das neuerliche Heft K. u. A. [V 3], welches mir durch H. Grafen Sternberg zugekommen, schuldig zu danken, und meine Freude zu melden, welche die mir so liebe Erscheinung Ihrer Hand, Ihres immer jugendlichen Geistes in dem Werkchen, und die süße Uiberzeugung, daß Dieselben noch meiner, des Einsamen, gedenken, − neuerdings verursacht hat. Jezt kann ich es, indem ich die Gelegenheit gefunden, mit der Odyssee unter’m Arm, mich zu nahen, und für diese, wie ich für die Ilias gethan, um Liebe und Nachsicht zu bitten.1) März 1. [Nachmittags] Sendung von Graf Sternberg und Zauper, beides durch-

gesehen. 1. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 581): Bei Goethe zu Tisch. − Er erzählte mir, daß er eine Sendung vom Grafen Sternberg und Zauper erhalten, die ihm Freude mache. Juli 30. J. St. Zauper: Homers Odyssee. Wien 1827.2) Vorwort: In diesen, die Sache erschöpfenden Grundsätzen durch eigenen Unterricht vielfältig bestärkt, und neuerdings durch den Göthe’schen Auszug der Ilias, in Kunst und Alterthum, aufgeregt, nahm ich die bald versuchte, bald unterlassene Arbeit wieder vor, übersetzte, um der scheinbar leichten prosaischen Uibersetzung werth zu seyn, die ersten Gesänge zugleich metrisch, und legte, schon mit einem großen Theil der Ilias fertig, beide, aufgefordert, Göthe’n zur gefälligen Einsicht vor, hatte auch das Glück, über das ganze Unternehmen viel Lehrreiches von Ihm im Gespräche zu erfahren . . .

1829 Jan

28. An J. St. Zauper (Br 45, 141): In dem Augenblicke, da ein Paquet an

des Herrn Grafen Sternberg Excellenz zu siegeln ist, in welches ich auch gern die beykommenden Hefte an Sie, mein Werthester, einzuschließen wünsche, bleibt mir keine Zeit übrig als nur soviel, um zu sagen: daß wir öfters zusammen, Professor Riemer, Doctor Eckermann und ich, Ihre Thätigkeit in Gedanken begleiten, leider nur aus der Ferne, ohne fördernde Einwirkung. Immerfort sich häufende Obliegenheiten heißen, ja nöthigen mich, in so hohen Jahren immer mehr auf Zusammengezogenheit zu denken, weil desjenigen, was vor der Hand liegt, gar zu viel ist.

1

) Homer’s Odyssee. Prosaisch übersetzt v. J. St. Zauper. Prag: J. G. Calve’sche Buchh. 1827 (Ruppert Nr. 1288). 2 ) Am 30. Juli 1827 sandte Zauper an G ein Ex. von Homer’s Odyssee. Erl. v. J. St. Zauper. Bd 1. 2. (Abth. 1−4) Wien: F. Volke 1827−1828 (Ruppert Nr. 1289). Das Ex. trägt G’s Exlibris, blieb jedoch unaufgeschnitten.

526

ILIAS, IN PROSA . . . ODYSSEE, FREIE NACHBILDUNG

1840

1840 ⎯

⎯ Zauper, Studien II 140: Es gibt eine p r o s a i s c h e P r o s a , die noch lange nicht mit der p o e t i s c h e n kontrastirt, welche oft nur durch blühende Schreibart zur Poesie sich heben will. Die Prosa, in welcher H o m e r übersetzt seyn will, und wie G o e t h e es gemeint, ist eine reine, kurze, manchmal durch Wortstellung und durch nüchternen Gebrauch der Mittelworte in die poetische Höhe gehobene Sprache, wie sie sich nicht bei V i r g i l , der einer späteren Kultur angehört, aber wohl im H o m e r treu darstellen läßt, oft nach dem Worte; die ihren eigenen, nicht zu beschreibenden Rhythmus hat, und auch ohne Versmaß und Gang einen poetischen Eindruck vermittelt.

CK/Red.

In Sachen der Physik contra Physik1)

E D

1812 vor/nach? Nov 22., vor 1819 März 31.2) NS 11 (1893) 311f. − LA I 11, 207. − MA 11.2, 571f. − FA I 25, 190f.

Z

1812

Nov

7. [Jena] Schemata zum Museumsbericht3) . . .

7./12. Schema Zu Revision der Museen und des dazu Gehörigen. Nov. 1812

(FA I 27, 939): Gedanke, daß Mathematiker und Chemiker sich in die Physik theilen sollten wodurch es zwey volkommene, jede im eignen Sinn und nach eignen Grundsätzen zu behandelnde und zu überliefernde Wissenschaften würden.

1

) In dem von der Hand Riemers vorliegenden Schema über die Zuständigkeiten verschiedener naturwissenschaftlicher Disziplinen, hier speziell der mathematischen u. der chemischen Physik, greift G durch zunehmende Spezialisierung aktuelle wissenschaftshistorische Fragen auf. Im Spannungsfeld der Newtonschen, d. h. mathematisierten Physik auf der einen u. der spekulativen Physik der idealistischen Philosophie auf der anderen Seite erschien ,Physik‘ allenfalls noch terminologisch als Wissenschaft von der gesamten Natur, tatsächlich entwickelten sich bereits verschiedene Naturwissenschaften mit unterschiedlichen methodischen Zugängen, die nach G’s Auffassung an den Universitäten nicht mehr allein im Zuständigkeitsbereich der Physik liegen konnten. − Zur weiteren Erläuterung vgl. LA II 1 B, 1374−82. 2 ) Die Entstehungszeit kann lediglich eingegrenzt werden. In Z 31. März 1819 spricht G von einem längst entworfene[n] Schema, das somit deutlich vor diesem Zeitpunkt entstanden sein muß. In Z 22. Nov 1812 weist G Herzog Carl August darauf hin, vorläufig einen solchen Theilungsplan (über die Zuständigkeit von Mathematikern und Chemikern für bestimmte physikalische Disziplinen) entworfen zu haben. Unklar bleibt, ob damit bereits der vorliegende Text gemeint ist, oder (vorläufig) nur eine Vorarbeit, die G später auf Wunsch von Carl August ausarbeitete (s. unten 1. Dez 1812: Carl August Verfügung). 3 ) Weitere Erwähnungen an den Folgetagen bis 12. Nov 1812.

1812

IN SACHEN DER PHYSIK CONTRA PHYSIK

527

Nov 22. Unterthänigster Jahres-Bericht über den Zustand der Museen und an-

derer wissenschaftlichen Anstalten zu Jena (FA I 27, 953−55): An dieser Stelle kann ich mich nicht erwehren, an den Gedanken zu erinnern, der schon mehrmals vorübergehend geäußert, von mir aber immerfort fleißig gehegt worden. Die Physik nämlich ist nach und nach, durch vielfache Bearbeitung, zu einem ungeheueren und unförmlichen Körper angeschwollen. Wie dieses zugegangen, davon können wir uns belehren, wenn wir das [J. C. P.] Erxlebensche Compendium und die verschiedenen Ausgaben desselben von [G. C.] Lichtenberg mit einander und unter einander vergleichen;1) und um uns die Monstrosität dieser Wissenschaft recht zu vergegenwärtigen, dürfen wir nur das [F. A. C.] Gren’ische Compendium vor uns nehmen,2) welches jede Lust, dieselbe anzufassen, in einem wohl organisirten Kopfe ertödten muß. Die Sache von früheren Zeiten her betrachtet, kann man sich folgendermaßen vorstellen. Als im sechszehnten und folgendem Jahrhundert die Lust zu physicalischen Betrachtungen stärker erwachte, war die Mathematik schon wieder ausgebildet genug, die eigentlich niemals untergegangen war, und die besten Köpfe bedienten sich derselben, um die Natur zu bemeistern und das, was an ihr meßbar ist, zu ergründen. Die übrigen Mittel, der Natur etwas abzugewinnen, waren noch nicht entwickelt, die Chemie erlag unter dem Drucke des Geheimnisses, das Studium der übrigen Naturerfahrungen litt gleichfalls von einer sich auf Geheimniskrämerey gründenden Charlatanerie; treffliche Köpfe, wie Gildert [W. Gilbert], der sich mit dem Magneten beschäftigte,3) standen zu einzeln und Kanzler [F.] Bacon wies die Naturfreunde in den Wust der Welt und spielte alles ins Weite.4) Indessen sich nun diese und andere Zweige nur nach und nach einigermaßen vernünftig ausbildeten, stand die Mathematik immer auf ihren Füßen, hielt sich in ihrem Centrum und konnte, weil sie sich aus sich selbst entfaltete, sich immer selbst controllirte, stets weiter um sich wirken. Daher kam es denn, daß man sich im Allgemeinen der dunklen Ueberzeugung hingab, daß man nur mit mathematischem Organ die Welt

1

) Nach Erxlebens frühem Tod wurde sein Werk Anfangsgründe der Naturlehre (Göttingen 1772) ab der 3. Aufl. 1784 von seinem Freund G. C. Lichtenberg jeweils aktualisiert herausgegben, der Umfang nahm dabei stark zu. G besaß neben der 3. auch die 5. Aufl. von 1791 (vgl. Ruppert Nr. 4527f.). 2 ) Grundriß der Naturlehre (Halle 1788; 2. Aufl. 1793; 3. Aufl. 1797). G erwarb das Werk in 2. Aufl. im Febr 1794 (vgl. EGW 4, 285 u. Ruppert Nr. 4621). Nach Grens Tod erschienen weitere Bearbeitungen durch E. G. Fischer (1808) u. K. W. G. Kastner (1820). Die Ausg. von 1808 umfaßte 800 Seiten (gegenüber 591 Seiten der 1. Aufl.). 3 ) W. Gilbert: De magnete, magnetisque corporibus et de magno magnete tellure. London 1600. 4 ) F. Bacon: Nova Atlantis. Utrecht 1643. − Von G in der Weimarer Bibliothek am 9. Mai 1805 ausgeliehen (Keudell Nr. 414).

528

IN SACHEN DER PHYSIK CONTRA PHYSIK

1812

anfassen könne. Als aber, anderer Bewegungen und Regungen zu geschweigen, seit der Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Chemie unabläßig betrieben wurde und die physicalischen Gegenstände einen nach dem andern aufnahm, so sah sich der Professor der Physik genöthigt, successiv Chemiker zu werden und, weil alles zusammenhängt, die Hauptheile der Chemie in der Physik zu behandeln. Nun traten noch die Philosophen auf und nahmen von metaphysischer Seite die Natur mehr als sonst geschehn, in Anspruch. Der Physiker konnte und wollte auch hier nicht zurückbleiben; seine allgemeinen Einleitungen wurden aber dadurch abstrus und dunkel. Misbräuche die sich nach und nach einschleichen, genießen die Vortheile alter Gewohnheiten; man meynt, es müße so seyn. Die älteren Lehrer sind nach und nach in die Sache hineingekommen, und die jüngern helfen sich wie sie können. Indeßen wird der Misstand immer fühlbarer und er wird es in einigen Jahren noch mehr werden, da die gegenwärtig Studirenden durchaus nur nach dem Nothwendigsten fragen können und wünschen müssen, daß der Unterricht kurz gefaßt werde und daß man nicht einen Gegenstand wiederholt von mehreren Seiten vortragen höre. Wenn die Sache den alten Gang fortgeht, so wird ein Studirender manches Einzelne dreyviermal, in der Physik, der Chemie, der angewandten Mathematik, ja der Technologie und wer weiß wo noch öfter hören müssen, ohne dadurch im Mindesten besser dran zu sein. Ich kann daher den auf unsere Anstalt gegründeten Gedanken, zu dem Serenissimus die erste Anleitung gaben, nicht fahren lassen, daß künftighin die Professur der Physik cessiren [wegfallen] möge, und daß sich in diese Wissenschaft der Philosoph der Mathematiker und Chemiker theilen möchten. Wäre es denkbar, daß auf einer Academie sich drey Männer befänden, wovon der Philosoph im Einverständniß mit den andern die metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft läse, der Mathematiker die Ansicht der meß- und wägbaren Welt vortrüge, der Chemiker hingegen sich alles dasjenige zueignete, wobey Messen und Wägen nur eine Nebensache ist, so könnten sie einander auf das schönste in die Hand arbeiten, sich selbst und den Schülern genug thun und das, was jetzt wie ein Chaos durch einander arbeitet, in einer klaren Schöpfung darstellen. Das was wir hier im Museum nothwendig verbinden, könnte im Vortrag geschieden und wieder verbunden werden. Um dieses Paradoxe zu rechtfertigen sage ich Folgendes. Der mathematische so wie der chemische Physiker würden durch gedachten Apparat in den Stand gesetzt, jeder sein Fach experimentirend und theoretisirend besonders vorzutragen. Warum sollten sie aber da, wo sie zusammentreffen, nicht gemeinschaftlich wirken? Warum sollten z. B. die beyderseitigen Zuhörer nicht zu den Experimenten der Luftpumpe, des electrischen und Galvanischen Apparats, der optischen und chromatischen Lehre, die so schwierig darzustellen ist, versammelt werden? Die mäßige Anzahl der

1812

IN SACHEN DER PHYSIK CONTRA PHYSIK

529

Zuhörer und der schöne große Raum unserer Museen würde eine solche Vereinigung wieder selbst herbeyrufen. Ich habe vorläufig einen solchen Theilungsplan entworfen, den ich, um nicht hier zu weit zu gehen, besonders vorzulegen mir die Erlaubniß erbitte. Ich halte die Sache für sehr wichtig und bin überzeugt, daß wenn man nicht mit Vorsatz und Willen eine solche Verfügung trifft, sich in zehen Jahren die Sache selbst, obwohl vielleicht unvollkommen und mit Unstatten einrichten wird. Dez

1. [Weimar] Carl August Verfügung (Hugo Döbling: Die Chemie in Jena. Jena 1928, 71): . . . Wir sind dadurch [G’s Bericht] in der Idee, künftighin die Profeßur der Physik ceßiren und in diese Wissenschafft die Philosophen, Mathematiker und Chemiker sich theilen zu laßen, bestärkt worden. Wir begehren daher hiemit gnädigst, Ihr wollet zu seiner Zeit Uns hierüber einen Plan vorlegen . . .

1817 Apr

Aug

7. [Jena] Betrachtung über die subjektive Nachhülfe in den Wissenschaf-

ten . . . Die Physik dagegen ist am übelsten dran, die Mathematik fördert sie zwar, da diese aber bloß formell ist, so kann sie sich vor materiellen Irrthümern, nicht schützen, ihre Hypothesen und Analogien sind versteckte Anthropomorphismen, Gleichnißreden und dergleichen. Dadurch glauben sie das Phänomen auszusprechen, anstatt daß sie sich um die Bedingungen bekümmern sollten, unter welchen es erscheint . . . 2. [Jena] . . . Staatsrath [C. L. F.] Schultz, Unterhaltung mit demselben . . . Anmaßung der Mathematiker. Zweyseitigkeit der Physik muß anerkannt werden.

1819 März 31. [Weimar] An B. A. v. Lindenau1) (Konzept; Br 31, 108f.): Und so will

ich denn gleich jetzt nicht verhehlen, daß ich mich schon längst mit dem Gedanken trage, mathematische und chemische Physik zu trennen, wie es die großen Fortschritte dieser Wissenschaft zu verlangen scheinen. Man sehe, wie wunderlich die Physik sich unter des klugen und thätigen [G. C.] Lichtenbergs Händen auf [J. C. P.] Erxlebens schmalem Grunde aufhäuft, man sehe [F. A. C.] Grens Handbuch, und man wird eine Masse von Wissen bemerken, die niemand lehren und niemand lernen kann. Diesen Reichthum zu sondern, wäre Zeit und könnte Herr [J. F.] Posselt vielleicht gerade der Mann seyn,2) welcher 1

) G’s Tgb vom 30. März vermerkt: Briefconcept an Herrn von Lindau nach Altenburg. ) Posselt war soeben als Nachfolger von C. D. v. Münchow nach Jena berufen worden, um die Leitung der Sternwarte zu übernehmen.

2

530

IN SACHEN DER PHYSIK CONTRA PHYSIK

1819

den mathematischen Theil der Physik glücklich behandelte und zufrieden wäre, wenn das Andere nicht von ihm gefordert würde. Und so könnten die höchsten Höfe bei dem dereinstigen Abgange des Mannes, der diese Wissenschaft jetzt verbunden vorträgt,1) derselben nutzen und den Zustand der Lehrer verbessern. Sind Ew. Hochwohlgeboren diesem Gedanken nicht ganz abgeneigt, so kann ich ein längst entworfenes Schema mittheilen, wo ich tabellarisch einen Theilungstractat aufgeführt habe, um zu bezeichnen, was dem Mathematiker und dem Chemiker [von der Physik] zufiele; einer verwiese sodann auf den andern, einige Capitel behandelten sie gemeinschaftlich; alles was über die Erfahrung hinaus geht, überließen sie den Philosophen. Apr 3. Brief an Präsident Baron von Lindenau nach Altenburg. 16. Das Trennungs-Schema der Physik durchgedacht. Juli 19. [Jena, nachmittags] Fortgesetzte Gedanken über das Verhältniß der Mathematik zur Physik.

1823 Juni

8. [Weimar] Abends . . . Über Einwirkung der Mathematik in physische

[physikalische] Dinge.2) WZ

In wiefern die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen angewendet werden könne3)

E D

1794 Juli 20. / Aug 30.4) GJb 1952/53, 143−45. − LA I 10, 125−27. − MA 4.2, 185−88. − FA I 24, 219−22.

1

) Gemeint ist J. H. Voigt, der bis zu seinem Tod im Jahr 1823 das physikalisch-mathematische Institut der Universität Jena leitete. 2 ) Vgl. ergänzend den Artikel „Über Mathematik und deren Mißbrauch so wie das periodische Vorwalten einzelner wissenschaftlicher Zweige“. 3 ) Hs. von F. W. Schumann mit Korrekturen G’s. − Der Aufsatz untersucht hinsichtlich der Schönheit von Tieren die Verbindung von Biologie/Morphologie und Ästhetik vor dem Hintergrund des Freiheitsbegriffs Kants und Schillers; er galt als verschollen und wurde 1952 von G. Schulz in Schillers Nachlaß aufgefunden (vgl. GJb 1952/53, 145−47). 4 ) Direkte Entstehungszeugnisse existieren nicht. Der Schreiber, Schumann, war bereits seit 1791 in G’s Diensten, doch spricht alles dafür, daß der Aufsatz Elemente des Gesprächs mit Schiller vom 20. Juli 1794 (vgl. die nächste Anm.) aufnimmt, also kurz danach entstanden ist.

1794

IDEE: SCHÖNHEIT SEI VOLLKOMMENHEIT MIT FREIHEIT . . .

Z Aug

531

1794 [Jena] Schiller an G (SNA 27, 24f.): Ihr beobachtender Blick, der so still und rein auf 23.1) den Dingen ruht, setzt Sie nie in Gefahr, auf den Abweg zu gerathen, in den sowohl die Speculation als die willkührliche und bloß sich selbst gehorchende Einbildungskraft sich so leicht verirrt. In Ihrer richtigen Intuition ligt alles und weit vollständiger, was die Analysis mühsam sucht, und nur weil es als ein Ganzes in Ihnen ligt, ist Ihnen Ihr eigener Reichthum verborgen; denn leider wißen wir nur das, was wir scheiden. Geister Ihrer Art wißen daher selten, wie weit sie gedrungen sind, und wie wenig Ursache sie haben, von der Philosophie zu borgen, die nur von Ihnen lernen kann. Diese kann bloß zergliedern, was ihr gegeben wird, aber das Geben selbst ist nicht die Sache des Analytikers sondern des Genies, welches unter dem dunkeln aber sichern Einfluß reiner Vernunft nach objektiven Gesetzen verbindet. Lange schon habe ich, obgleich aus ziemlicher Ferne, dem Gang Ihres Geistes zugesehen, und den Weg, den Sie Sich vorgezeichnet haben, mit immer erneuerter Bewunderung bemerkt. Sie suchen das Nothwendige der Natur, aber Sie suchen es auf dem schweresten Wege, vor welchem jede schwächere Kraft sich wohl hüten wird. Sie nehmen die ganze Natur zusammen, um über das Einzelne Licht zu bekommen, in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen Sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu den mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen. Dadurch, daß Sie ihn der Natur gleichsam nacherschaffen, suchen Sie in seine verborgene Technik einzudringen. Eine große und wahrhaft heldenmäßige Idee, die zur Genüge zeigt, wie sehr Ihr Geist das reiche Ganze seiner Vorstellungen in einer schönen Einheit zusammenhält.

30. An Schiller (Br 10, 187f.): Beyliegende Blätter [In wiefern die Idee . . .]

darf ich nur einem Freunde schicken von dem ich hoffen kann daß er mir entgegen kommt. Indem ich sie wieder durchlese erschein ich mir wie jener Knabe der den Ocean in das Grübchen zu schöpfen unternahm. Indessen erlauben Sie mir künftig mehr solche Impromptüs, sie werden die Unterhaltung anreizen, beleben und ihr eine Richtung geben. 31. [Jena] Schiller an G (SNA 27, 33): Ich enthalte mich heute ins Detail Ihres Aufsatzes zu gehen, der unsre Unterhaltungen über diesen Gegenstand gleich auf die fruchtbarste Spur einleitet. Meine eigenen, auf einem verschiedenen Wege angestellten Recherchen haben mich auf ein ziemlich damit übereinstimmendes Resultat geführt, und in beyfolgenden Papieren finden Sie vielleicht Ideen, die den Ihrigen begegnen.2) Sie sind vor anderthalb Jahren hingeworfen worden, und sowohl in dieser Rücksicht, als ihrer lokalen Veranlaßung wegen (denn sie waren für einen nachsichtigen Freund bestimmt) kann ihre rohe Gestalt auf Entschuldigung Anspruch machen. Seitdem haben sie allerdings ein beßeres Fundament, und eine größere Bestimmtheit in mir erhalten, die sie den Ihrigen ungleich näher bringen dürfte. 1

) Erster Brief Schillers an G nach dem ihre Freundschaft begründenden Gespräch über die Metamorphose der Pflanzen am 20. Juli 1794; vgl. Glückliches Ereignis (FA I 24, 434−38). 2 ) Gemeint waren damit die Studien Freiheit in der Erscheinung ist eins mit der Schönheit und Das Schöne der Kunst, die zunächst Teile von Briefen an C. G. Körner vom 23. und 28. Febr 1793 darstellten und später in die Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen eingingen.

532

IDEE: SCHÖNHEIT SEI VOLLKOMMENHEIT MIT FREIHEIT . . .

1794

Sept

1. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 27, 34f.): Bei meiner Zurückkunft fand ich einen sehr herzlichen Brief von Goethe [vom 27. Aug 1794], der mir nun endlich mit Vertrauen entgegenkommt. Wir hatten vor sechs Wochen [am 20. Juli 1794] über Kunst und Kunsttheorie ein langes und breites gesprochen, und uns die Hauptideen mitgetheilt, zu denen wir auf ganz verschiedenen Wegen gekommen waren. Zwischen diesen Ideen fand sich eine unerwartete Uebereinstimmung, die um so interessanter war, weil sie wirklich aus der größten Verschiedenheit der Gesichtspunkte hervorging. Ein jeder konnte dem andern etwas geben, was ihm fehlte, und etwas dafür empfangen. Seit dieser Zeit haben diese ausgestreuten Ideen bei Goethe Wurzel gefaßt, und er fühlt jetzt ein Bedürfniß, sich an mich anzuschließen, und den Weg, den er bisher allein und ohne Aufmunterung betrat, in Gemeinschaft mit mir fortzusetzen. Ich freue mich sehr auf einen für mich so fruchtbaren Ideenwechsel . . . Gestern erhielt ich schon einen Aufsatz von ihm, worin er die Erklärung der Schönheit: daß sie Vollkommenheit mit Freiheit sei, auf organische Naturen anwendet.

Okt

9. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 27, 65): Einstweilen sende ich Dir einen Aufsatz von Göthe, der aber bloß flüchtig hingeworfen und bloß zum Privatgebrauch bestimmt ist. 17. [Dresden] C. G. Körner an Schiller (SNA 35, 71): Der mitgetheilte Aufsatz enthält besonders gegen das Ende interessante Winke. Beym Anfange stutzte ich über den Satz: daß ein Thier schön sey, wenn ihm nach Befriedigung der nothwendigen Bedürfniße noch Kraft zu willkührlichen Handlungen übrig bleibe. Hier scheint es viel Ausnahmen zu geben, als das Kameel, der Esel p. Was er nachher vom G l e i c h g e w i c h t der Glieder sagt, wodurch Nothwendigkeit und Bedürfniß versteckt werde, ist mir einleuchtender. Ueberhaupt aber scheint mir die F r e y h e i t eine Eigenschaft, aber kein K e n n z e i c h e n des Schönen zu seyn. Alles Schöne ist frey, aber nicht alles Freye ist schön. − Soll ich Göthens Aufsatz Dir wiederschicken, oder kann ich ihn behalten? 25. [Jena] Schiller an C. G. Körner (SNA 27, 70f.): Ueber seinen [G’s] Satz, in dem Aufsatz den ich Dir schickte, daß wir Thiere schön nennen, denen neben Befriedigung des Nothwendigen noch Kraft zu willkührlichen Handlungen übrig bleibe, merke ich nur dieß einzige an. Obgleich durch dies Kennzeichen der Begriff des Schönen noch gar nicht bestimmt wird, so stimmt es doch gewiß damit überein. Das Kameel und der Esel haben überflüßige Maße, aber nicht Ueberfluß der Kraft, vielmehr müßen wir, beym Kameel besonders, diesen Ueberfluß als eine Hinderung der Kraft häßlich finden. Es ist gewiß nicht unbedeutend, den Ueberfluß, sobald er den Zweck nicht einschränkt oder die Kraft nicht hindert, als ein Element des Schönen anzunehmen, und mir scheint, daß man aus dem innersten Wesen der Schönheit auf diese Bemerkung geführt werden muß. Die Schönheit ist ein Effekt der Einbildungskraft, oder wenn Du willst, ein Objekt derselben. Wenn etwas intellektuelles oder überhaupt vernunftmäßiges schön werden soll, so muß es erst sinnlich und ein Gegenstand der Einbildungskraft werden. Von der Einbildungskraft aber wißen wir, daß sie allen ihren Vorstellungen sinnliche Vollständigkeit, materielle Totalitaet zu verschaffen sucht. Der Verstand braucht aber von einer Vorstellung der Einbildungskraft nicht alle Theile, nicht das G a n z e mannichfaltige. Sie giebt ihm also mehr als er braucht, und gerade dadurch entsteht die Schönheit . . . Das Schöne ist kein Erfahrungsbegriff, sondern vielmehr ein Imperatif. Es ist gewiß objektiv, aber bloß als eine nothwendige Aufgabe für die sinnlichvernünftige Natur; in der wirklichen Erfahrung aber bleibt sie gewöhnlich unerfüllt, und ein Objekt mag noch so schön seyn, so macht es entweder der v o r g r e i f e n d e Verstand augenblicklich zu einem vollkommenen, oder der vorgreifende Sinn zu einem bloß angenehmen. Es ist etwas völlig subjektives, ob wir das Schöne als schön empfinden, aber objektiv sollte es so seyn . . . Schicke mir das M[anu]scr[i]pt von Göthe wieder, ich habe keine Abschrift davon.

1794

IDEE: SCHÖNHEIT SEI VOLLKOMMENHEIT MIT FREIHEIT . . .

533

Nov 22. [Jena] Schiller an F. W. v. Hoven (SNA 27, 92): Er [G] ist ein höchst intereßanter Charakter in jedem Betracht, und seine Sphäre ist so weit ausgebreitet. In Naturhistorischen Dingen ist er treflich bewandert und voll großer Blicke, die auf die Oeconomie des organischen Körpers ein herrliches Licht werfen.

1801 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 96): Eine wohlbestellte Reitbahn [wie

die in Göttingen] hat immer etwas Imposantes; das Pferd steht als Thier sehr hoch, doch seine bedeutende weitreichende Intelligenz wird auf eine wundersame Weise durch gebundene Extremitäten beschränkt. Ein Geschöpf, das bei so bedeutenden, ja großen Eigenschaften sich nur im Treten, Laufen, Rennen zu äußern vermag, ist ein seltsamer Gegenstand für die Betrachtung,2) ja man überzeugt sich beinahe, daß es nur zum Organ des Menschen geschaffen sei, um gesellt zu höherem Sinne und Zwecke das Kräftigste wie das Anmuthigste bis zum Unmöglichen auszurichten. WZ

[Über die Incommunicabilien unter den Paralipomenen]3)

E

1822 Mai 19.4)

1

) Verfaßt 1817/1825. ) Vgl. dagegen In wiefern die Idee . . ., wo es heißt: . . . an diesem [d. h. an einem schönen] Tiere stehen die Glieder alle in einem solchen Verhältnis, das keins das andere an seiner Wirkung hindert, ja daß vielmehr durch ein vollkommenes Gleichgewicht derselbigen Notwendigkeit und Bedürfnis versteckt, vor meinen Augen gänzlich verborgen worden, so daß das Tier nur nach freier Willkür zu handeln und zu wirken scheint. Man erinnere sich eines Pferdes das man in Freiheit seiner Glieder gebrauchen sehen (FA I 24, 220). 3 ) Zu Lebzeiten ungedruckte Erwägungen (unbetitelt) zum künftigen Umgang mit bisher sekretierten Gedichten (,Paralipomena‘), worin A. v. Goethe u. einem Beirat der verbündeten Freunde anvertraut wurde sie entweder zu zerstören oder sonst darüber zu verfügen. Vermutl. im Zusammenhang mit G’s im Mai 1822 einsetzenden Vorbereitungen für Ausg. C; vgl. „Archiv des Dichters und Schriftstellers“, EGW 1, 133−36, „Aufklärende Bemerkungen“, EGW 1, 162−66, „Sicherung meines literarischen Nachlasses“ u. „Sicherung meines literarischen Nachlasses und Vorbereitung zu einer echten vollständigen Ausgabe meiner Werke“. 4 ) Datierung nach W, doch ist sie nicht unbestritten. Biedermann (Hempel1 29, 348) vermutet die Entstehung der Hs. (in F. v. Müllers Nachlaß überliefertes Diktat G’s) frühestens 1825, da G erst am 21. März 1825 F. v. Müller neben Riemer u. Eckermann als Nachlaßvollstrecker bestimmte (vgl. Unterhaltungen 133: Nachmittags bey Göthe, der mir seinen Wunsch kund that, mich und Riemern zu Executoren seines literarischen Nachlasses dereinst zu machen. Nach Hecker (W 42.2, 282) deutet aber schon die Formulierung zwei Freunde bzw. zwei Personen im Paralip. Anstalten zu Herausgabe 2

534

D

Z ⎯

ÜBER DIE INCOMMUNICABILIEN . . .

1822

Hempel1 29 (1873) 347f. (Paralipomenon 114.c. zu „Sicherung meines literarischen Nachlasses [und Vorbereitung . . .]“) − W 42.2, 54f. − AA-SL 3, 430 (Zurückgehaltene Gedichte). − FA I 21, 681f. (Zurückgehaltene Gedichte). − MA 18.2, 193f. (Zurückgehaltene Gedichte).

1822 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 186): Ich faßte . . . die Paralipomena

wieder an. Unter dieser Rubrik verwahre ich mir verschiedene Futterale, was noch von meinen Gedichten ungedruckt oder ungesammelt vorhanden sein mag. Sie zu ordnen, und da viel Gelegenheitsgedichte darunter sind, sie zu commentiren, pflegte ich von Zeit zu Zeit, indem eine solche Arbeit in die Länge nicht anziehen kann. Auch zahme Xenien bracht’ ich zusammen; denn ob man gleich seine Dichtungen überhaupt nicht durch Verdruß und Widerwärtiges entstellen soll, so wird man sich doch im Einzelnen manchmal Luft machen; von kleinen auf diese Weise entstehenden Productionen sonderte ich die läßlichsten und stellte sie in Pappen zusammen. Apr 19. An Cotta (Br 36, 20f.): Zugleich vermelde daß ich so eben beschäftigt bin, meine sämmtlichen poetischen, literarischen und wissenschaftlimeiner Werke von 1822 (W 41.2, 402f.) auf Riemer u. Müller als Hsg. des Nachlasses. H. Nahler (AA-SL 6, 792) zufolge sind die Äußerungen wohl eher auf H. Meyer u. Riemer zu beziehen, vgl. „Archiv des Dichters und Schriftstellers“: an Cotta 2. Sept 1822, EGW 1, 135. − Witkowski (NL 32, 318) datiert den Text auf Sommer 1829, da G mit der Erwähnung einer kürzlich unter seiner Beteiligung ausgetragenen wissenschaftlichen Controvers auf den sog. Pariser Akademiestreit zwischen Cuvier u. SaintHilaire anspiele. Doch Hecker zufolge (W 42.2, 282) handelt es sich um die im Apr 1820 entfachte Kontroverse über eine mittelalterliche Taufschale („Altdeutsche Taufschale“, EGW 1, 28−39). Vgl. Unterhaltungen 54, zum 15. Mai 1822; dem folgend MA 18.2 959f. Eine ebenfalls in Frage kommende, auf das Jahr 1822 verweisende Kontroverse ist nach Gräf III 2, 450 die Veröffentlichung von G’s Aufsätzen zur Farbenlehre in der Zs. Zur Naturwissenschaft überhaupt I 4 (1822). − Lt. Nahler spricht einiges dafür, daß der Text erst 31. Aug / 9. Sept 1830 entstanden ist: 1. die Zeitspanne zw. 1820, dem Erscheinungsjahr von G’s Aufsatz über die Taufschale, u. 1822, dem Gespräch mit Müller, sei zu groß u. G’s Hauptbeschäftigung mit dem Pariser Akademiestreit fiele erst in die Zeit Juli−Sept 1830. 2. Müllers Beteiligung an G’s Nachlaßangelegenheiten 1822 sei nicht zu belegen u. 3. Müllers Schreiber J. E. Stegemann arbeitete für ihn u. als Schreiber von Werken G’s zumeist erst nach dessen Tod (AA-SL 6, 793f.). Nahlers Datierung stützende Z s. unten 1830. − Da G’s Beschäftigung mit den Paralipomena einschließl. der Incommunicabilien (s. unten 19. Mai 1822) sowie die Überlegung, seinen literarischen Nachlaß in die Hände seines Sohnes u. ausgewählter Freunde zu legen (s. unten 19. Apr 1822) nur 1822 nachweislich in denselben Zeitraum fallen, könnte damals, ohne daß ein Bezug zu Müller dabei zwingend ist, ein nicht überlieferter Entwurf entstanden sein. Als Abschrift davon mag die überlieferte Hs. 1830 auf Müllers Anregung entstanden sein. 1 ) Verfaßt 1823 Juli 5./11.; versehentl. TuJ 1821, statt 1822, zugeordnet, wie Gräf III 2, 486 nachwies.

1822

ÜBER DIE INCOMMUNICABILIEN . . .

535

chen Arbeiten, sowohl gedruckte als ungedruckte, übersichtlich aufzustellen, sodann aber das Ganze meinem Sohne und einem geprüften gelehrten Freunde in die Hände zu legen, damit der weitläufige und in manchem Sinne bedenkliche Nachlaß in’s Klare komme und auch von dieser Seite mein Haus bestellt sey. Ist das Geschäft vollbracht, so gebe Kenntniß davon, Ew. Hochwohlgeboren einsichtigen Rath und fernere geneigte Theilnahme erbittend. Apr 24.– (s. „Aufklärende Bemerkungen“: Tag- und Jahres-Hefte u. Tgb gD, EGW 1, 163)1) Mai 20. Mai 15. (s. „Über eine altdeutsche Taufschale“: F. v. Müller, Unterhaltungen gD, EGW 1, 38)2) 19. Kräuter zeigte vor, wie weit er mit Ordnung der Papiere gekommen.

Über die Incommunikabilien unter den Paralipomenen3) . . . Paralipomena angesehen und überdacht . . . Nach Tische Paralipomena geordnet und mit John commentirt. Juni

8. (s. „Archiv des Dichters und Schriftstellers“: an F. v. Luck gD, EGW 1, 134)4)

18305) ?

Aug 31. An F. v. Müller (Br 47, 201f.): Da, durch Serenissimi Gnade, der Ur-

laub meines Sohns bis zu Ende des Jahrs verlängert worden, dürfte nun wohl Ew. Hochwohlgeboren an jenes Document [G’s Testament] erinnern, welches wir früher besprochen; durch dessen Vollziehung mein Lebensgang diese Monate hin desto beruhigter und sicherer sich bewegen würde. Je eher dieß vollbracht werden könnte, desto dankbarer würde ich es anerkennen. Dann möcht es denn auch wohl schicklich und freundlich seyn den hiesigen, wie den Frankfurter feyernden Freunden etwas freundlich Erwiderndes zu erweisen. Finden Sie bey-

1

) Beschäftigung mit den Paralipomena zu Gedichten für Ausg. C. ) s. oben Anm. der E-Rubrik. 3 ) Danach der Titel in W. 4 ) Mit einigen Freunden sind Meyer u. Riemer gemeint. QuZ 2, 37 mutmaßt, daß F. v. Müller auch schon gemeint sei, dessen Anteil an den Überlegungen in diesem frühen Stadium zwar nicht belegt, aber doch möglich sei. De facto ist vor März 1825 nicht belegbar, daß G auch F. v. Müller zu einem der Exekutoren seines literarischen Nachlasses machen wollte, nachdem er vergeblich versucht hatte, E. Schubarth zur Ausgabe seiner Schriften heranzuziehen. 5 ) Falls der Text, wie H. Nahler vermutet, 1830 entstand, so muß dies vor dem Eintreffen der Todesnachricht von G’s Sohn am 10. Nov 1830 gewesen sein, da A. v. Goethe als Nachlaßverwalter genannt wird. Im Aug u. Sept 1830 beschäftigte G sich mit seinem Testament, wie die Z von 1830 belegen, die Nahler für seine Entstehungshypothese anführt (AA-SL 6, 794): Es ist denkbar, daß H um diese Zeit entstanden ist, etwa als eine von Müller in Auftrag gegebene Abschrift eines Goetheschen Entwurfs. 2

536

ÜBER DIE INCOMMUNICABILIEN . . .

1830

kommendes lakonische Blättchen1) hinreichend, so wollte ich es zweymal eigenhändig schreiben und, zu weiterer geneigten Beförderung, bescheidentlich übergeben. ?

Aug 31. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 195): Nachmittags kurze Zeit bey Göthe p[un]ct.[o] ult[imae] volunt[atis] p.

?

Sept 4. [Weimar] F. v. Müller an G (Unterhaltungen 359): Euer Excellenz belieben anbey den besprochenen Entwurf eines leztwilligen Aufsatzes zu empfangen. Sobald er Ihre Genehmigung findet, könnte ich ihn durch einen vertrauten Canzlisten mundiren lassen und Ihnen wieder zustellen. ?

5. Einiges an der Theilnahme am Streite Cuviers und Geoffroy St. Hilai-

re’s.2) 6. Alsobald an den Naturbetrachtungen in Bezug auf die französische Streitigkeit. ? 7. Herr Geh. Rath von Müller und Secretär Schnaubert, wegen der häuslichen Angelegenheiten.3) ? 9. Mittag Herr Canzler von Müller. Öffentliche und Privat-Angelegenheiten durchgesprochen. UM ?

1

) H. Nahler, der den vorhergehenden Satz ausläßt, vermutet offenbar einen Bezug auf G’s Notiz zu den Incommunicabilien. Doch bezog G lakonische Blättchen (Gräf III 2, 822 u. Br 47, 40f. zufolge) auf Strophen 1 u. 3 seines Gedichts Pflegten wir krystallen Glas als Dank für das Geburtstagsgeschenk der Frankfurter Freunde: einen silbernen Pokal u. 24 Flaschen Wein. Müller veranlaßte wohl G zur 2. Strophe des allzu ,lakonischen‘ Gedichts um die 2. Strophe. Vgl. Erwiederung der festlichen Gaben, angelangt von Frankfurt nach Weimar den 28. August 1830 (W 4, 297) und Tgb 1. Sept 1830: Das Danksagungsgedicht für hier und Frankfurt ausgefertigt. 2 ) s. oben Anm. der E-Rubrik. 3 ) Tgb 12, 405: Dr. August Schnaubert, Gerichtssekretär in der Regierungs-Kanzlei zu Weimar. Der Besuch galt der Aufnahme von Testamentsbestimmungen.

1791

INDISCHE DICHTUNGEN

537

Indische Dichtungen1)

E2)

1817 März / 1818 Okt 22.: 1. Abschnitt (H 157; W 42.2, 501−526) 1818 Juli 5. / Okt 22.: 2. Abschnitt (H 158; W 42.2, 527−538)

D

C1 49 (1833) 142−45 (Indische Dichtung). − W 42.2, 50−53,3) 280−82. − AA-Divan 3, 132−33 (a Indische Dicht[ung]),4) 134−35 (b).5) − MA 11.2, 246−48 (Indische Dicht[ungen]).6) − FA I 3.1, 641−44.7)

Z Juni

1791 1. An F. H. Jacobi (Br 9, 271): . . . [Beilage:]

1

) Von G nie veröffentlichter Entwurf zu einer vorübergehend geplanten Abhandlung über indische (u. chinesische) Poesie, ursprüngl. für die Noten und Abhandlungen zum West-östlichen Divan bestimmt, bestehend aus zwei getrennt entstandenen Abschnitten, die J. A. F. John, nach Diktat oder älterer Vorlage, auf zwei verschiedenfarbige Foliobogen schrieb. Ihren Zusammenhang u. Bezug auf die NuA beweist die von John auf der Vorderseite links oben von Bogen 1 (H 157) notierte Zahl 90, die G in 92 änderte; Bogen 2 (H 158) numerierte G zuerst: ad 90, später: ad 92. Die früheren Ziffern beziehen sich auf das Haupt-Schema der geplanten NuA-Abschnitte vom 17. Sept 1818 (s. d.), die späteren auf das von John abgeschriebene, inzwischen revidierte Schema vom 22. Okt 1818, das unter 92. I n d i s c h e P o e s i e vorsah. Im 1. Abschnitt würdigt G zwei von ihm längst hochgeschätzte Sanskrit-Dichtungen: S´akuntala ¯ u. Gı¯tagovinda, sowie den ihm erst seit kurzem bekannten Meghadu ¯ta u. deren Übersetzer. Der zweite Abschnitt betr. Übersetzungsprobleme u. das chines. Drama Laou-Seng-Urh von Wu Han Shin, das G seit Sept 1817 kannte u. mit Ifflands Die Hagestolzen verglich. De facto führen die ind. u. chines. Werke weit über den Rahmen des WöD-Zyklus hinaus (vgl. K. Mommsen: ,Indisches‘ im West-östlichen Divan. In: GJb 1960, 297). Das erklärt wohl, warum G, vermutl. am 1. Juni 1819 (s. d.), auf ein NuA-Kap. Indische Dichtungen verzichtete u. nur einiges davon, ähnlich formuliert, in den Kap. Übersetzungen, Aeltere Perser, Geschichte, Mahmud von Gasna u. am Schluß von Neuere und neueste Reisende verwendete. 2 ) Datierung nach Nahler 1968, 280, die Heckers Datierung (W 42.2, 280f.): nicht vor Dez 1821 überzeugend widerlegte. Bosse 1999, 919f. suchte die tentative Entstehung noch enger einzugrenzen mit 21. Sept 1818 als terminus a quo, weil John, der seit 1814 Schreiberdienste leistete, G’s Tgb zufolge seine Geschäfte an diesem Tag antrat. Beide Abschnitte, obwohl deutlich ältere Notizen Goethes zur indischen Dichtung vorausgingen, seien vermutl. zw. 25. u. 29. Sept 1818 entstanden. 3 ) Dort unter Literatur. Aus dem Nachlaß. 4 ) Darüber zur näheren Kennzeichnung: 127 Indische Poesie (Paralip. 193 Nr. 92). 5 ) Anschließend an Paralip 127 a, ohne nähere Kennzeichnung des Inhalts (Übersetzungsprobleme, Verdienste Kosegartens, chines. Drama u. dessen Vergleich mit Ifflands Die Hagestolzen). 6 ) Im Bd Divan-Jahre 1814−1819 innerhalb der Rubrik Schriften zur Literatur. 7 ) Im Bd West-östlicher Divan unter den Nachlaß-Stücken Teil B: Entwürfe zum ProsaTeil. S. 641−43: H 157 Entwurf zum geplanten Kapitel ,Indische Dichtungen‘; S. 643−44: H 158 Fortsetzung des Entwurfs zu dem geplanten Kapitel ,Indische Dichtungen‘.

538

INDISCHE DICHTUNGEN

1791

Will ich die Blumen des frühen, die Früchte des späteren Jahres, Will ich was reizt und entzückt, will ich was sättigt und nährt, Will ich den Himmel die Erde mit Einem Namen begreifen; Nenn ich S a k o n t a l a dich und so ist alles gesagt.1)

1802 Jan

22. [Jena] An Schiller2) (Br 16, 18): Ich sage heute nur wenig, indem ich

die Beylage schicke, die Ihnen gewiß Freude machen wird, wenn Sie das Gedicht nicht schon kennen.3) Nur Schade daß schon Jones und nun auch Dalberg (siehe pag. XV) die sogenannten anstößigen Stellen unterdruckt haben, dadurch erhält das Stück einen lüsternen Charak-

´akuntala¯ des Ka¯lida¯sa (Ende 4. / Anf. ) Das in Indische Dichtungen gerühmte Drama S 5. Jh.) lernte G im Mai 1791 kennen, als G. Forster ihm eine Abschrift seiner Übers. sandte, noch ehe sie gedruckt war: Sakontala oder der entscheidende Ring, ein ind. Schauspiel von Kalidasa. Aus d. Ursprachen Sanskrit u. Prakrit ins Engl. u. aus diesem ins Dt. übers. mit Erläuterungen von Georg Forster. Mainz u. Leipzig 1791 (Ruppert Nr. 1788). − Forsters dt. Sakontala beruhte auf der engl. Übers. des Orientalisten William Jones, der sie mit Hilfe eines Brahmanen aus Sanskrit u. Prakrit auf dem Umweg über das Lateinische übertrug u. 1789 in Kalkutta, 1790 in London publizierte. Schiller veröffentlichte schon 1790 Proben aus Akt III in Heft 10 der Thalia. − Vgl. Sakontala oder der entscheidende Ring, ein indisches Schauspiel in: Georg Forsters Werke. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Bd 7: Kleine Schriften zu Kunst und Literatur, Sakontala. Bearb. von G. Steiner. Berlin 1963, 277−433. − Ende Apr 1804 führte G ein Gespräch mit A. W. Schlegel, das H. C. Robinson so überlieferte: I am glad to hear that your brother means to translate the Sacontala. I shall rejoice to see that poem as it is and not as we have it from the „moral Englishman“ (GG 1, 948). G’s Tgb vom 1. Febr 1811 verzeichnet: Gespräch über . . . Sacontala . . . Vom 17. Mai bis 30. Nov 1819 entlieh G: Calidasa: Sakontala od. der entscheidende Ring, ein ind. Schauspiel von Kalidasa . . . übers. . . . von Georg Forster. Mainz u. Leipzig 1791. [Oder:] dessen 2. rechtmäßige von J. G. Herder besorgte Ausg. Frankfurt a. M. 1803. (Keudell Nr. 1247). 2 ) G’s Tgb vom 22. Jan vermerkt die Sendung an: Hrn. Hofr. Schiller. Mit dem Indianischen Gedicht.− Gemeint ist das in Indische Dichtungen im 1. Abschnitt an 2. Stelle erwähnte sanskritische Singspiel Gı¯tagovinda in 12 Gesängen von Jayadeva (Anf. des 12. Jh.), das die Liebe des Hirtengottes Krishna (Govinda) zu der Hirtin Ra¯dha¯ darstellt. G las zuerst die dt. Übers. von Joh. Friedrich Hugo v. Dalberg. Dessen Vorlage war William Jones’ engl. Übersetzung (Kalkutta 1792). 3 ) Gita-govinda oder die Gesänge Jajadeva’s, eines altindischen Dichters. Aus dem Sanskrit ins Englische, aus diesem ins Deutsche übers. mit Erläuterungen von F. H. von Dalberg. Erfurt: Beyer 1802 (Ruppert Nr. 1785). − Ende 1802 erschien eine weitere dt. Übers.: Gita-govinda, ein Indisches Singspiel von Jajadeva. Aus d. Ursprache ins Engl. von W. Jones u. aus diesem ins Teutsche übersetzt, u. mit einigen Erläuterungen begleitet, von Friedrich Majer. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1802. (Ruppert Nr. 1786): Mit hs. Widmung: Dem Herrn Geheimerath von Göthe weihet diesen Kranz indischer Blumen zum Neujahr 1803. Hochachtungsvoll F. Majer. (Auch Schiller besaß ein Ex. dieser Übersetzung.) Majer war Kulturhistoriker u. Orientalist, er lebte in Weimar. 1

1802

INDISCHE DICHTUNGEN

539

ter, da es im Original gewiß einen genußvollen ausdrückt. Mir waren äußerst merkwürdig die mannigfaltigen Motive, durch die ein einfacher Gegenstand sich zu einem unendlichen erweitert. Febr 19. [Jena] An Schiller (Br 16, 43f.): Das englische der Gita Govinda habe ich nun auch gelesen1) und muß, leider, den guten Dalberg einer pfuscherhaften Sudeley anklagen. Jones sagt in seiner Vorrede: er habe dieses Gedicht erst wörtlich übersetzt und dann ausgelassen, was ihm für seine Nation zu lüstern und zu kühn geschienen habe. Nun läßt der deutsche Übersetzer nicht allein nochmals aus, was ihm von dieser Seite bedenklich scheint, sondern er versteht auch, sehr schöne, unschuldige Stellen, gar nicht und übersetzt sie falsch.2) Vielleicht übersetz ich das Ende, das hauptsächlich durch diesen deutschen Mehltau verkümmert worden ist, damit der alte Dichter wenigstens in der Schöne vor Ihnen erscheinen möge, wie ihn der englische Übersetzer lassen durfte.3) 20. [Weimar] Schiller an G (SNA 31, 107): Die Gita Govanda hat mich neulich auch wieder zur Sacontala zurückgeführt, ja ich habe sie auch in der Idee gelesen, ob sich nicht ein Gebrauch fürs Theater davon machen ließe; aber es scheint, daß ihr das Theater direct entgegensteht, daß es gleichsam der einzige von allen 32 Winden ist, mit dem dieses Schiff, bei uns, nicht segeln kann. Dieß liegt wahrscheinlich in der Haupteigenschaft derselben welche die Z a r t h e i t ist, und zugleich in einem Mangel der B e w e g u n g , weil sich der Dichter gefallen hat, die Empfindungen mit einer gewißen bequemen Behaglichkeit auszuspinnen, weil selbst das Clima zur Ruhe einladet.

1810 Febr

5. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 19. Febr 1810 −: [Sonnerat, Pierre:] Reise nach Ostindien und China auf Befehl des Königs unternommen vom Jahre 1774 bis 1781 von Herrn Sonnerat, Kommissär beym Seewesen, pensionierten Naturforscher des Königs, Korrespondenten des Königlichen Naturkabinets, und der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Paris, auch Mitglied der Akademie zu Lyon. A. d. Franz. (von Joh. Pezzl) . . . Zürich 1783.)4)

1

) Wo G die engl. Übersetzung von William Jones in Jena entlieh, ist nicht dokumentiert. ) G’s in Indische Dichtungen an den Übersetzern geübte Kritik geht also schon auf diese früheren negativen Eindrücke von deren ,Zensur-Maßnahmen‘ zurück. 3 ) G’s Vorsatz blieb unausgeführt. 4 ) Das Werk des Naturforschers und Entdeckers P. Sonnerat war G schon früher bekannt, vermutl. wurde es auf seinen Wunsch von der Herzogl. Bibliothek angeschafft. Bd 1 betr. Indien, Bd 2 China. G entlieh die Bde nochmals 16. Dez 1821 − 4. Jan 1822. Sonnerat bot G die Legende von Dewendren u. dem Pagodenmädchen, der − zus. mit Anregungen aus O. Dappers Asia − die Ballade Der Gott und die Bajadere von 1797 mit dem Untertitel Indische Legende zu verdanken ist. Außerdem regte Sonnerat G zur Paria-Trilogie an, die er vierzig Jahre mit sich herumgetragen hat (zu Eckermann, 10. Nov 1823). Vgl. W. Däbritz: Anregungen aus der indischen Mythologie in Goethes Dichtung. In: GJb 1958, 99−117. 2

540

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1811

1811 Febr 27. [Weimar] An S. S. Graf v. Uwarow (Br 22, 43f.): . . . ob ich gleich . . . in

das Gebiet der indischen Literatur nur Streifzüge machen konnte; so ward doch eine frühere Liebe zu den Vedas durch die Beyträge eines Sonnerats,1) durch die eifrigen Bemühungen eines Jones, durch die Übersetzungen der Sacontala und Gita-Govinda immer aufs neue genährt, und einige Legenden reizten mich, sie zu bearbeiten; wie ich denn schon früher eine poetische Behandlung der Vedas in Gedanken hegte, die . . . wenigstens dazu hätte dienen können, die Anschauung dieser bedeutenden und anmuthigen Überlieferungen bey mehreren zu beleben . . . Mich wird es . . . sehr glücklich machen, wenn ich eine vollständige Übersetzung der Gita-Govinda erleben sollte.

1815 Mai 10. Zu Schillers und Ifflands Andenken (W 40, 119f.): Die . . . H a g e s t o l -

z e n wurden aufgeführt; sie können gar wohl . . . als eins der schönsten Erzeugnisse Ifflands betrachtet werden.2)

1817 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36,127): . . . Betrachtung der Howardischen

Wolkenformen . . .4) Hier schließt sich nun, indem ich von Büchern zu reden gedenke, ganz natürlich die Übersetzung des indischen MeghaDuhta freundlichst an.5) Man hatte sich mit Wolken und Wolkenformen 1

) Vgl. das vorige Z mit Anm. ) In Indische Dichtungen vergleicht G Die Hagestolzen mit dem chines. Drama LaouSeng-Urh, was bei G’s besonderer Hochschätzung des Ifflandschen Werks, zu dem er 1815 ein Nachspiel verfaßte, spezielles Interesse verdient; vgl. „Über die Entstehung des Festspiels zu Ifflands Andenken“, EGW 4, 3f. u. „Nachspiel zu Ifflands Hagestolzen“. 3 ) Verfaßt 1819/1826. 4 ) Das Vorausgehende s. in „Wolkengestalt nach Howard“: TuJ gD. − Intensive Beschäftigung mit dem Essay on the Modifications of Clouds (London 1803) des brit. Meteorologen Luke Howard in deutschsprachiger Bearbeitung des Chemikers u. Physikers Ludwig Wilhelm Gilbert in Leipzig (Annalen der Physik, Jg. 1815, Stück 9, 1−48), auf die Carl August ihn 1815 hingewiesen hatte, bezeugen G’s Tgb u. Briefe seit 8. Dez 1815 (vgl. LA II 2, 644−48). Die 1. Fassung des Gedichts Howards Ehrengedächtnis (Wenn Gottheit C a m a r u p a , hoch und hehr . . .) erschien in Nat I 3 (1820) zusammen mit G’s Aufsatz Wolkengestalt nach Howard, in dem G die Systematik Howards durch die Beschreibung eigener meteorologischer Beobachtungen veranschaulicht. Hier wie dort verknüpft er Howards Wolkenstudien mit Ka¯lida¯sas lyrischem Epos Der Wolkenbote (wie in TuJ 1817). 5 ) Der erste Abschnitt von Indische Dichtungen enthält eine Inhaltsskizze von Ka¯lida¯sas 2

1817

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so lange getragen, und konnte nun erst diesem Wolkenboten in seinen tausendfältig veränderten Gestalten mit desto sichrerer Anschauung im Geiste folgen1) . . . März 21. [Jena] Zu Major von Knebel. Englische Gedichte, besonders der Wo l k e n b o t e .2 ) 22. [Jena] Zu Major von Knebel. Nach Hause. Der Wolkenbote von Kalidasa. Zum bessern Verständniß Asiatic Researches Vol VI.3) . . . Abends . . . Die obengenannten Bücher fortgelesen.4) Sept 4. [Weimar] Das chinesische Drama durchlesen.5) Meghadu ¯ta. Der altind. Dichter schreibt dort das Spiel der Wolken der Göttin Camarupa zu, die G daraufhin im Dankgedicht zu Howards Ehrengedächtnis (Wenn Gottheit Camarupa . . .) ehrt. Das Thema beschäftigte ihn speziell am 15. Sept 1817, zu dem er im Tgb vermerkt: Nachdenken über naturwissenschaftliche Gegenstände. Indische Weisheit. Das Verbindende waren hier wie in TuJ 1817 die Wolkenformen. 1 ) Das Folgende s. in „West-östlicher Divan“: TuJ gD. 2 ) Nahler 1968, 281 macht dieses Datum als terminus post quem des ersten Abschnitts von Indische Dichtungen plausibel: G begegnete jetzt erstmals Ka¯lida¯sas Meghadu ¯ta in der engl. Übers. v. Horace H. Wilson: The Me´gha Du ´ta; or Cloud Messenger. A poem, in the Sanscrit language: by Ca ´lida ´sa (Calcutta 1813). 3 ) Asiatick Researches: or, Transactions of the Society instituted in Bengal, for enquiring into the history and antiquities, the arts, sciences, and literature, of Asia. Vol. 1−21. Calcutta 1788−1836. − Vol. 6 (1799) 163−308: On the Religion and Literature of the Burmas v. Francis Buchanan. 4 ) Ins Umfeld von Indische Dichtungen gehören Z aus G’s Jenaer Tgb, die weitere Beschäftigung mit dem Wolkenboten u. damit Zusammenhängendem bezeugen; so am 26. März 1817: U m w ö l k t a b e r s c h ö n . . . Abends der Wo l k e n b o t e ; am 29. März meldet G’s Tgb: Indische Geographie, am 31. März: Cloud-Messenger. Indische Geographie. Am 27. März schreibt G seiner künftigen Schwiegertochter Ottilie v. Pogwisch (Br 28, 37): Mir ist ein großer altindischer Schatz zugekommen in englischer Sprache, von welchem nächstens mehr. Am 3. Apr vermerkt das Tgb: Spazieren zu Knebel. Umfang des Studiums orientalischer Literatur; am 28. Apr: Nach Weimar: An meinen Sohn den Wolkenboten; am 26. Juli: Megha-Duhta . . . Zu Hause in Megha-Duhta fortgelesen. Am 14. Dez bittet G seinen Sohn August (Br 28, 330): Wünsche das Indische Gedicht Megha-Duta herüber. Am 19. Dez wiederholt er die Bitte an A. v. Goethe (Br 28, 339): Megha-Duta ist mir an unentbehrlichsten. Daraufhin entleiht dieser noch am selben Tag aus der Weimarer Bibliothek: Calidasa: The Me´gha Du ´ta or Cloud messenger. A poem, in the Sanscrit language. Transl. into Engl. verse . . . by Horace H. Wilson . . . 2Calcutta 1814 (Keudell Nr. 1126), nochmals entl. 24. Jan − 4. Juli 1818 (Keudell Nr. 1130), vermutl. an Kosegarten weitergegeben. Am 26. März 1818 meldet G’s Tgb: Nachts den Wolkenboten wieder vorgenommen. − Ein Hauptgrund, auf die zeitweise geplante ,Abhandlung‘ über Indische Dichtungen zu verzichten, war letztlich wohl der Umfang des Studiums orientalischer Literatur (Tgb 3. Apr 1817). 5 ) Gemeint ist die offiziell erst am 5. Sept (s. d.) entliehene engl. Übers. des Dramas Laou-Sengh-Urh or An Heir in His Old Age von Wu Han Shin, das G im zweiten Abschnitt von Indische Dichtungen behandelt, der demnach nicht früher formuliert werden konnte. (Im Morgenblatt erschien vom 10. bis 22. Apr 1818 eine dt. Übertragung des Straßburger Altertumsforschers Moritz Engelhardt u. d. T.: Scenen aus dem chinesischen Drama: Laou-Seng-Urh, oder der Erbe im Alter.) − Es fällt auf, daß G in Indische Dichtungen ein c h i n e s i s c h e s Werk analysiert u. kulturelle Vergleiche anstellt,

542 Sept

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1817

5. (Aus der Weimarer Bibliothek − gestrichen ohne Datum −: Laou-Seng-Urh, or An Heir in his old age. A Chinese Drama. ([Transl. by John Francis] Davis.) London 1817.)

Dez 11. [Nachmittags] Kosegarten . . . arabische Schrift, zuletzt Sanskrit.1) 13. Camarupa2) (LA I 11, 194): Der Name einer indischen Gottheit, die an

G e s t a l t v e r ä n d e r u n g F r e u d e h a t : Diese Benennung wird aufs Wolkenspiel bezogen und steht billig diesem kleinen Aufsatz voran. ohne weitere Werke der chines. Literatur zu nennen. Vermutl. kamen ihm schon bald nach dem Diktat Bedenken, damit den Rahmen der NuA zu sprengen, da der Westöstliche Divan maßgeblich durch die Begegnung mit dem Diwan des Persers Hafis u. pers. Dichtung geprägt worden war. 1 ) Damals entstanden vermutl. G’s Sanskrit-Schreibübungen (AA-Divan 3, 270f., T. I: Abb. 13 u. 14; FA I 3.1, 710f.). Durch den Umgang mit Kosegarten intensivierte sich G’s Beschäftigung mit dem Indischen. − Das Tgb vom 26. Jan 1818 vermerkt: Prof. Kosegarten, Orientalisches und Charakteristisches von lebenden Gelehrten. Dabei war zweifellos die Rede von den Brüdern A. W. u. F. Schlegel, die sich große Verdienste um die Indologie erworben, aber gleichzeitig zu Widersachern G’s entwickelt hatten. Derartige Erwägungen mögen mit ins Spiel gekommen sein, als G den Plan aufgab, eine Abhandlung über Indische Dichtungen zu schreiben. − Am 2. Mai 1818 meldet G’s Tgb wieder: Mittag Prof. Kosegarten, Orientalisches. Am 19. Juni 1818: Der Prof. Kosegarten, orientalische Sprachen . . . Hinterließ Kosegarten den Anfang des Ra ˆma ˆyana. − Es fällt auf, daß G in Indische Dichtungen das Heldenepos Ramayana nicht erwähnt, obwohl schon sein Tgb vom 23. Juni 1808 meldet: Schlegels Übersetzung des Ramajan. Überzeugung, daß der Seher Valmı¯ki bloß ein Epitomator sey. Lakonisch, trocken, inhaltsartig ist das Gedicht. Wenig Spur von Poesie. Darstellendes und Nahebringendes fast gar nichts. Vergleichung mit den Erinnerungen aus den Vedams. Am 11. Apr 1815: Indische Gedichte. Ramajan. Am 16. Apr 1815: Hofr. Meyer Ramayan. Am 24. Apr 1815: Pr. Windischmann . . . Indisches Gedicht. Die letzten drei Z gelten einer durch den Aschaffenburger Philosophieprofessor u. Bibliothekar Karl Josef Hieronymus Windischmann zugeschickten Übersetzungsprobe seines Schülers Franz Bopp: Wiswamitra’s Büßungen, die Geschichte eines zur Brahmanenwürde geläuterten Königs aus dem Ramayana, und Einige Stellen aus den Vedas. In G’s Dankbrief an Windischmann vom 20. Apr 1815 heißt es (Br 25, 274): . . . lassen Sie mich . . . in dem herrlichen Luftballon des Ramajan ungehindert aufsteigen. − Die Erzählung des Satananda ist ein kostbares Document und stellt, mit großer Weisheit und Tiefe, den ungeheuren Conflict dar, welcher zwischen der königlichen und Priestergewalt, in den indischen Verhältnissen auf eine Weise muß gerast haben, von der wir gar keinen Begriff hätten, wenn nicht auch Kirche und Staat der Christen ähnlichen Bewegungen ausgesetzt gewesen wären, die einer lebhaften Einbildungskraft unter ebenso furchtbaren Bildern erscheinen dürften. Verharren wir jedoch bey unserem indischen Gedichte, so wird man es groß, erhaben, ungeheuer und dabey wohl ersonnen, wohl erdacht nennen dürfen, ja man fühlt eine leise Anmuthung an’s Schöne, welche gar wohlthätig wirkt. − Am 9. Febr 1816 meldet G’s Tgb: Prof. Riemer Fortsetzung des Ramajan. Am 8. Juni 1816: Fragment aus dem Ramajan an Major von Knebel (wohl die am 11. Apr 1815 erhaltenen Auszüge). Am 19. Juni 1818: Hinterließ Kosegarten den Anfang des Ra ˆma ˆyana. Am 16. Mai 1824: Abends . . . Riemer . . . Ich erzählte die Geschichte von Wischma Mitra. (Sie stammte aus dem Ramayana.) Noch am 25. Nov 1831 notiert G im Tgb: In der Wiener Zeitschrift Rückerts Recension von Schlegels indischen Bearbeitungen. 2 ) LA II 2, 640 zufolge ist der nur hs. erhaltene, privat für Carl August bestimmte Essay datiert: Jena den 13 en Decebr. 1817. Die zugehörigen Z zur Entstehung s. in „Wolkengestalt nach Howard“.

1817

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Dez 19. (s. „West-östlicher Divan“: Entleihung Calidasa: The Me´gha Du ´ta gD)

1818 ⎯ Jan

⎯ (s. „West-östlicher Divan“: Tag- und Jahres-Hefte gD) 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − 4. Juli 1818 −: Calidasa: The Me´gha Du ´ta or Cloud messenger. A poem in the Sanscrit languages. Transl. into Engl. verse . . . by Horace H. Wilson . . . Calcutta 1814.)

Apr 21. (Aus der Weimarer Bibliothek − 15. Juli 1818 −: Daniell, Thomas, & William Daniell: A pitturesque voyage to India by the way of China. London 1810.1)) Juni 23. [Jena] J. G. L. Kosegarten an G (AA-Divan 3, 265): Nächstens werde ich die Ehre haben, Ew. Excellenz einiges aus dem Meghaduta übersetztes zu bringen.2) Juli

5. [Jena] J. G. L. Kosegarten an G (AA-Divan 3, 266): Ew. Excellenz habe ich die Ehre, beygehend eine kleine Probe aus dem Wolkenboten zu übersenden, der ich die Englische Übersetzung zur leichteren Vergleichung an die Seite gestellt.3)

Sept 17. [Kahle] . . . (NB. Auf der ganzen Tour4) hauptsächlich orientalische

Dichtkunst bedacht; in Kahle das Haupt-Schema geschrieben.)5) Zeitig in Jena . . . nach Weimar . . . gegen 2 Uhr . . . 21. [Weimar] Trat John seine Geschäfte an;6) mit ihm verschiedene Briefe und andere Expeditionen. 22. Fortsetzung mit John . . . [Abends] Bidpai für mich.7)

1

) Auch diese Entleihung weist auf G’s sich ständig erweiterndes Interesse für Indien und China hin. 2 ) Kosegartens Übersetzungen einzelner Proben aus dem Meghaduta bilden die Voraussetzung zur 1. Hälfte des 2. Abschnitts von Indische Dichtungen. 3 ) Für Nahler 1968, 281 ist mit diesem Brief vom 5. Juli 1818 der terminus post quem für die Entstehung des zweiten Textabschnittes (H 158) gegeben, da G seit diesem Tag über das Anschauungsmaterial verfügte, das ihn zu seinem dort ausgesprochenen Urteil veranlaßt haben konnte. − Doch stand ihm John als Schreiber in Jena nicht zur Verfügung u. auch nicht während der langen Reise vom 23. Juli ab Jena über Franzensbad nach Karlsbad, von der G erst am 17. Sept nach Weimar zurückkehrte. 4 ) Bezieht sich vermutl. auf die gesamte Rückreise von Karlsbad ab 13. Sept 1818. 5 ) Dieses von Carl Stadelmann geschriebene Haupt-Schema zu den NuA ist nicht erhalten geblieben, nur dessen revidierte Abschrift durch John vom 22. Okt 1818. 6 ) Bosse 1999, 920 zieht daraus den Schluß: Die Aufsatzentwürfe (H 157 u. H 158) hätten nicht verfaßt werden können, bevor Goethe John am 21. September 1818 für die Arbeit am Prosateil einsetzte. Es sei plausibel, daß die beiden Entwürfe zwischen dem 25. und 29. September 1818 entstanden. 7 ) G’s Verzicht auf Nennung der Fabeln des Bidpai in Indische Dichtungen ist umso auffälliger, als er sich laut Tgb schon ab 30. Sept 1817 u. wieder am 23. Sept 1818 mit den Fabeln des legendären ind. Philosophen u. Dichters Bidpa¯i beschäftigte, ja eine dt. u. eine frz. Edition vom 23. Sept 1818 − 3. Juni 1819 entlieh (Keudell Nr. 1160 u. Nr. 1161). In diesem Zusammenhang ist auch G’s Entschluß zu betrachten, auf eine gesonderte ,Abhandlung‘ Indische Dichtungen zu verzichten u. stattdessen seine Gedanken darüber in andern NuA-Kap. zu zerstreuen, so in G e s c h i c h t e (W 7, 30f.): . . . Indien hielt man vorzüglich im Auge . . . da man denn auf die Fabeln des Bidpai den

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1818

Sept (s. „West-östlicher Divan“: Tgb gD) 23., 24. 25. Orientalia. Nachtrag zum Divan. Nachher mit John dasselbe. Bis zu

Mittag damit fortgefahren. 26. Mit John Orientalia . . . Nach Tische mit Kräuter Orientalia. 27. Orientalia, nachher mit John fortgefahren. 29. Mit John Orientalia.1) Okt 22. Mit John das Schema zum Nachtrag des Divan.2) Die Kapitel danach

revidirt.3)

1819 Juni

1. Überlegt an indischer Dichtkunst.4)

KM

höchsten Werth legte und dadurch schon eine künftige Poesie in ihrem tiefsten Grund zerstörte; im Kap. A l l g e m e i n s t e s (ebd. 77): Wenn man bedenkt, daß . . . um die Zeit Mahomets mit ungeheuern Kosten die Fabeln des Bidpai und das Schachspiel aus Indien kommen . . . so ist der Zustand einer solchen Zeit vollkommen ausgesprochen; in einem N a c h t r a g (ebd. 121) erwähnt G, wieder in anderem Kontext, die Hochschätzung der Fabeln des Bidpai, der Wiederholung, Nachahmung und Fortsetzung derselben. 1 ) Das Tgb vom 30. Sept 1818 meldet: Abends mit Kräuter Orientalia. Dies erscheint Bosse 1999, 920 als Ablösung Johns durch Kräuter für die Arbeit an den „Orientalia“, somit als Indiz für die Entstehung der beiden von John geschriebenen Abschnitte von Indische Dichtungen in den vorausgehenden Tagen. 2 ) Schema zu den NuA (AA-Divan 3, 86): . . . [Abschnitt] 92. Indische Poesie. − Dazu Bosse 1999, 919: H 157 u. H 158 müssen entstanden sein, bevor John am 22. Oktober 1818 das „Haupt-Schema“ für den Prosateil abschrieb. 3 ) Dazu Nahler 1968, 283: Mit dieser Gesamtschau über das vorhandene Material sowie über Themen, die Goethe für das Verständnis des Orientalischen im „Divan“ für notwendig erachtete, ist wohl zweifellos das schon genannte jüngere Schema gemeint. Gegenüber der älteren Einteilung haben sich einige Umstellungen ergeben, die noch am gleichen Tag, am 22. Oktober 1818, auf den vorliegenden Handschriften vermerkt wurden. Damit ist nun auch der terminus ante quem für „Indische Dichtung“ ermittelt. 4 ) Dazu Nahler 1968, 283f.: Vielleicht hat sich Goethe jetzt auf Grund des allzu umfangreich gewordenen Materials dazu entschlossen, den Aufsatz aus dem Nachtrag zum „Divan“ herauszulösen und von seiner Veröffentlichung vorerst oder überhaupt abzusehen. Eine knappe Information über die indischen Dichtungen, die immer wieder Goethes Bewunderung erregt haben, übernimmt für die „Noten und Abhandlungen“ das Kapitel „Übersetzungen“. Hier sind nunmehr ästhetische Probleme in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Bei einem Vergleich zwischen Kosegartens und Wilsons Meghadu ¯taÜbersetzung muß der Engländer hinsichtlich Metrik, Rhythmik und Bildhaftigkeit einigen Tadel hinnehmen, Kosegarten indessen erfährt nur Lob: „Unserm K o s e g a r t e n dagegen verdanke ich wenige Verse unmittelbar aus der Ursprache, welche freilich einen ganz andern Aufschluß geben.“ Dieses Urteil steht in enger Beziehung zu der Erwähnung Kosegartens in . . . „Indische Dichtung“.

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ANHANG [Anonymer Bericht] Hoftheater zu Weimar. In: Taschenbuch für die Schaubühne auf das Jahr 1800. Hsg. von H. A. O. Reichard. Gotha: C. W. Ettinger, 1799, 295f.

Aus mehreren öffentlichen Blättern ist es bekannt, daß sich das Innere unsers Schauspielhauses einer sehr vortheilhaften Veränderung und Erneuerung seit vorigem Herbste, zu erfreuen hatte. Nach Goethe’s Absichten, führte Prof. Thouret aus Stuttgard den Plan aus. Elliptisch gestellte, wie Gramit [!] gemalte Pfeiler umschließen das Parterre. Auf diesen ruht eine Gallerie mit einer bronzenen Ballustrade, aus deren Mitte sich ein Halbkreis dorischer Säulen mit goldenen Kapitalen erhebt. Das obere Gesims, von einer Art graugrünlichem Cippolin ist mit Abbildungen antiker Masken geziert, theils selbst von unserm Herrn Prof. Meyer, theils unter seiner Anführung, von Herrn Horny, gemalt. Auf den untern Gesims sind verschiedene Attribute der Schauspielkunst, von Herrn Haidelof gemalt, zu sehen. Ueber den Proscemio [!] prangen Sophokles und Aeschylus Büsten. Den Theatervorhang hat Herr Prof. Thouret gemalt. Die goldene Poesie geflügelt, die Lyra an der Seite, die komische und tragische Larve in den erhabenen [lies: erhobenen] Händen, schwingt sich zum Aether.

ABBILDUNGEN

I Titelkupfer Hackert wird von seinem Gönner geehrt von Vincenz Raimund Grüner für die 1811 in Wien bei Anton Strauß erschienene Ausgabe von Philipp Hackert, Bd 18 des Nachdrucks von Ausgabe A: Goethe’s Werke, 13 Bde. Tübingen 1806–10 (Foto: SBB-PK; Abtl. Historische Drucke, Sign.: Yc 8864–18). Hackerts Gönner war Ferdinand IV., der bourbonische König von Sizilien und Neapel. – Zum Artikel „Philipp Hackert“.

IIa und IIb Schema von F. T. D. Kräuters Hand zur Einteilung verschiedener Typen von Schriftzügen in ihrer paläographischen Erscheinung nach Nationen und historischen Epochen (Foto: SWK; GSA 25/XXXVIII,3,2, Bl. 1r u. Bd 2v.). Datierung W. 31. Maerz 1820. – Zum Artikel „Handschriften“.

III Titel und Titelkupfer der 1729 erschienenen ersten Ausgabe der Schwanksammlung Kilian Brustfleck (Foto: privat, aus: Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Eine Ergänzung zu jeder deutschen Litteraturgeschichte nach den Quellen bearb. v. Gustav Könnecke. 2. verb. u. verm. Aufl. Marburg 1895, 205). Die von dem Schauspieler J. V. Petzold Ende des 17. Jh. geschaffene Bühnenfigur des ,Komödienbauers‘ Kilian Brustfleck, ein Vorläufer des Hanswursts, machte G im Frühjahr 1775 zum Vormund des Hanswursts in seiner Fragment gebliebenen Burleske Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt. Ein mikrokosmisches Drama. – Zum Artikel „Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt“.

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ABBILDUNGEN

IV Deckblatt der 1794 erschienenen Ausgabe des erstmals 1695 in Leipzig gedruckten Singspiels Pickelhärings Hochzeit oder der lustig-singende Harlequin (Foto: SWK; HAAB, Sign.: 5265/MAG). G entnahm dem Singspiel einige Handlungselemente wie den Brautnamen ,Ursel‘ für sein parodistisches Hochzeitsspektakel Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt. – Zum Artikel „Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt“.

V Alexander von Humboldt am Katheder, eine Vorlesung haltend (1828). Kupferstich in Punktiermanier der Brüder Moritz und Wilhelm Henschel zu Ehren von A. v. Humboldts Kosmos-Vortragsfolgen an der Universität Berlin und der Sing-Akademie Anfang November 1827 bis Ende April 1828 (Foto: SWK; GNM, Inv.-Nr. Gr–2011/110). Das Miniaturbildnis auf Velinpapier (Platte: 13,3 × 9,7 cm) zeigt, wie eine Kunst-Anzeige vom 23. Mai 1828 im Berliner Conversationsblatt erläutert, Herrn von Humboldt in ganzer Figur als Professor auf der wissenschaftlichen Rednerbühne vor seinem versammelten Auditorium. Trotz des kleinen Formats sei die Ähnlichkeit nicht zu verkennen, ja selbst unter den 12 Zuhörern, welche sichtbar werden, findet man bekannte Gesichter heraus. Für G veranschaulichten die Henschels den allgemein verehrten und geliebten Naturforscher, in Gestalt eines Lehrenden, und so viele Unterrichtete noch immer Lernbegierige nach antiker Weise ganz eigentlich zu seinen Füßen (W 49.1, 410). Erhalten ist die Kupferplatte des Stichs sowie zwei Abzüge auf Pflanzen- oder Transparentpapier (GNM, Inv.-Nrn. KGr/AK 2571, 1 u. 2). – Zum Artikel „Henschel: Physiognomische Skizzen“.

VI Titelkupfer, gezeichnet und gestochen von Daniel Chodowiecki: Die königliche Familie am Schluß des Jahres 1796. In: Taschenbuch für 1798. Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe. Berlin bey Friedrich Vieweg dem älteren (Foto: privat). – Links auf der Spiegel-Konsole eine Marmorbüste des Preußenkönigs Friedrich II. (1712–1786). Weiter rechts, mit dem Rücken zum Bildbetrachter, Prinz Friedrich Ludwig Karl von Preußen, gen. Louis (1773 – 28. Dez. 1796), ihm zunächst seine Gemahlin Friederike, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1778–1841) mit einem ihrer Kinder auf dem Arm. Neben ihr steht ihre Schwester, die Kronprinzessin und künftige Königin Luise von Preußen (1776–1819), verheiratet mit dem hier etwas hinter ihr stehenden Kronprinzen Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), im Arm hält Luise ihr zweites Kind: Prinz Wilhelm (später Kaiser Wilhelm I.); vor Luise ihr ältester Sohn, der etwas über zweijährige künftige Kronprinz Fritz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. In der Bildmitte: König Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744–1797). Nächst ihm weiter rechts: Prinz Heinrich (1726–1802), Bruder Friedrichs II. Neben diesem des Königs Friedrich Wilhelm II. Tochter Prinzessin Auguste (1780–1841); im Stuhl vorn die Königin Witwe Elisabeth Christine (1715–1797), ganz rechts des Königs Friedrich Wilhelm II. Gemahlin Königin Friederike (1751–1805). – Zum Artikel „Hermann und Dorothea“.

ABBILDUNGEN

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VII Stark kolorierter Aquatinta-Druck mit gestochenem Rahmen auf weißem Papier mit Stempel der Stiftung Henkel-Vulpius, aufgezogen auf blauem Karton (23,5 × 30,5 cm). Probetafel, auf einem in mehreren Varianten existierenden Druck nach G’s Zeichnung Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen basierend, die durch Alexander v. Humboldts Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer (Tübingen 1807) angeregt wurde (Foto: SWK; in Goethes Bibliothek, Ruppert 1847, Tafel 11). Auf den 1817 entstandenen Druck wurden aus Papier ausgeschnittene und bemalte Wolkenformen aufgeklebt: S t r a t u s findet sich von der Meereshöhe bis 1200 Toisen, C u m u l u s von 1200–2200 Toisen, C i r r u s von 2200–3500 Toisen; ein abregnender N i m b u s 450–1000 Toisen (NS 12, 240). Die Bildlegende am unteren Rand von John hs. ergänzt: Zugleich auch die Howardischen WolkenFormen den verschiedenen Höhen angeeignet. Ergänzungen von G’s Hand mit Bleistift am Rand auf der linken Seite von oben nach unten: 1794 Ramond. Montperdu 1763 Verste[inerung] 1500 im Kalck von Novigno bey Tretto [:] Mandel[stein] [etwa in der Höhe von 850 Toisen] Bas.[alt] 660. Auf der rechten Seite von oben nach unten: 2430 Bas.[alt] 2207 Verst.[einerung] 2000 Verst.[einerung] 1282 foss[ile] El.[ephanten] Knoch[en]. – Zum Artikel „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“.

VIII Kupferstich von Heinrich Wilhelm Tischbein: Ulysses mit Ruder und Fackel. Tafel I aus Heft 8 von Tischbeins Homer, nach Antiken gezeichnet. Mit Erl. von Ludwig Schorn. Stuttgart u. Tübingen 1822 (Foto: SWK; HAAB, Sign.: Th O 0 : 13 [a] 2). Am 7. Mai 1823 erbat G sich durch die Vermittlung von C. L. F. Schultz die antike Paste aus dem Besitz des Staatsrathes Uhden, die Tischbein als Vorlage für seine Zeichnung gedient hatte. Uhden ließ sie ihm umgehend zukommen. In der 1824 erschienenen Besprechung in KA IV 3 hieß es (S. 38): Tafel I. stellt diesen Helden [Ulysses] nackt dar, nur durch die Mütze bezeichnet, auf der linken Schulter ein Ruder tragend, in der rechten Hand eine Fackel; der unsichere zögernde Gang, wie eines der sich selbst im Finstern den Weg leuchtet, ist lebhaft und wahr ausgedrückt, und wir stehen nicht an, die antike Paste im Besitz des Herrn Staatrathes Uhden, deren diese Tafel nachgezeichnet ist, den schätzbarsten Denkmalen ihrer Art beyzuwählen. – Zum Artikel „Homer nach Antiken gezeichnet, achtes Heft“.

IXa Radierung (44,9 × 32,5 cm) des italienischen Malers und Radierers Giovanni Battista Galestruzzi, entstanden 1658 nach dem antiken Basrelief des Archelaos von Priene, die göttliche Verehrung Homers darstellend (Foto: British Museum, London, reg. no.: 1874,0808.782). G hatte das Original 1787 in Rom im Palazzo Colonna gesehen. In Homers Apotheose deutet G das Relief anhand des Druckes von Galestruzzi und macht als erster darauf aufmerksam, daß es sich bei der Figur, die am rechten Rand des Reliefs in der zweiten Reihe von unten auf einem Piedestal … gleichsam als Statue steht, um einen Dichter und zugleich um die Stifterfigur des Werks handeln muß (W 49.2, 26–28): Klar ist, mit beigefügten Worten bestimmt und ausgelegt, die vor einem abgeschlossenen Vorhangsgrunde als in einem Heiligthum abgebildete göttliche Verehrung Homers, auf dem untern Theile des Bildes. Er sitzt, wie wir sonst den Zeus abgebildet sehen, auf einem Sessel, jedoch ohne Lehnen, die Füße auf einem Schemel ruhend, den Scepter in der Linken, eine Rolle in der Rechten. Die Ilias und Odyssee knieen fromm an seiner Seite, hinter ihm Eumelia, die ihn bekränzt, Kronos, zwei Rollen in Händen; unter dem Schemel sind die Mäuslein nicht vergessen; Mythos als bekränzter Opferknabe mit Gießgefäß und Schale; ein gebuckelter Stier im Hintergrunde; Historia streut Weihrauch auf den Altar; Poesis hält ein paar Fackeln freudig in die Höhe;

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ABBILDUNGEN

Tragödia alt und würdig, Komödia, jung und anmuthig, heben ihre rechte Hand begrüßend auf, alle viere gleichsam im Vorschreiten gebildet; hinter ihnen eine Turba stehend, aufmerksam, deren einzelne Figuren mehr durch die Inschriften als durch Gestalt und Beiwesen erklärt werden; und wo man Buchstaben und Schrift sieht, läßt man sich wohl das Übrige gefallen. Aber von oben herunter darf man, auch ohne Namen und Inschrift, die Vorstellung nicht weniger für klar halten. Auf der Höhe des Bergs Zeus sitzend, den Scepter in der Hand, den Adler zu Füßen; Mnemosyne hat eben von ihm die Erlaubnis zur Vergötterung ihres Lieblings erhalten, er, mit rückwärts über die Schulter ihr zugwandtem Gesicht, scheint mit göttlicher Gleichgültigkeit den Antrag bejaht zu haben; die Mutter allen Dichtens aber, im Begriff sich zu entfernen, schaut ihn mit auf die Hüfte gestütztem rechten Arm gleichfalls über die Schulter an, als wenn sie ihm nicht besonders dankte für das, was sich von selbst verstehe. Eine jüngere Muse, kindlich munter hinabspringend, verkündet’s freudig ihren sieben Schwestern, welche, auf den beiden mittleren Planen sitzend und stehend, mit dem, was oben vorging, beschäftigt scheinen. Sodann erblickt man eine Höhle, da Apollo Musagetes in herkömmlich langem Sängerkleide, welcher ruhig aufmerksam dasteht, neben ihm Bogen und Pfeile über ein glockenförmiges Gefäß gelehnt … Problematisch bleiben uns jedoch noch zwei Figuren in dem rechten Winkel der zweiten Reihe von unten. Auf einem Piedestal steht eine Figur, gleichsam als Statue eines mit gewöhnlichem Unterkleid und vierzipfligem Mantel angethanen Mannes von mittlerem Alter; Füße und Hände sind nackt, in der Rechten hält er eine Papier- oder Pergamentrolle und über seinem Haupte zeigt sich der obere Theil eines Dreifußes, dessen Gestell jedoch, ganz gegen die Eigenthümlichkeit einer solchen Maschine, bis zu den Füßen des Mannes heruntergeht. Die früheren Erklärungen dieser Figur können in einigen diesem Gegenstand gewidmeten Schriften nachgelesen werden; wir aber behaupten, es sei die Abbildung eines Dichters, der sich einen Dreifuß, durch ein Werk, wahrscheinlich zu Ehren Homers, gewonnen und zum Andenken dieser für ihn so wichtigen Begebenheit, sich hier als den Widmenden vorstellen lasse. – Zum Artikel „Homers Apotheose“.

I X b– I X e Vier Gipsabdrücke eines unbekannten Künstlers aus G’s Kunstsammlung, entstanden 1827 oder früher; Ausschnitte aus dem Relief Die Apotheose des Homers des Archealos von Priene (Fotos: KSW; GNM, Inv.-Nrn. GPI/01154, 01162, 01164 u. 01165). Die Ausschnitte zeigen a. Thronender Zeus (25 × 40 × 10 cm), b. Terpsichore (36 × 16,5 × 5 cm), c. Mnemosyne (35 × 16 × 6,5 cm), d. Apollon Musagetes oder Apollon Kitharoedos (34 × 19,5 × 7,5 cm). – Zum Artikel „Homers Apotheose“.

Xa Seite aus dem Brief des Hanauer Juristen und Kunsthistorikers Helfrich Bernhard Hundeshagen an H. Meyer vom 25. Mai 1808 (Foto: FDH, Hs–1301,003). Darauf zu sehen sind Skizzen des Hauptportals und eines Fensters der im maurischen Stil erbauten Burganlage Alhambra in Granada aus dem 11. Jh. sowie eines Fenster und des Turmportals des romanischen Glockenturms der nahe der Kaiserpfalz gelegenen St. Remigiuskirche in Nieder-Ingelheim. – Zum Artikel „Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen …“

ABBILDUNGEN

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Xb Der Subskriptionsanzeige beigefügtes gedrucktes Probeblatt zu Bernhard Hundeshagens geplantem Werk Kaiser Friedrichs I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit. Zeichnung von B. Hundeshagen, gestochen von C. Westermayr. Beilage des Briefes Hundeshagens an G vom 16. März 1810. (Foto: KSW; GSA 28/53 Bl. 24b). Das Blatt zeigt den Grundriß des Palastgebäudes, den Aufriß der Hauptfassade des Reichssaalgebäudes, verschiedene Kapitelle und Wandgesimse, Thronverzierungen sowie einen sog. Barbarossakopf. Die noch in der Druckerei befindliche erste Auflage der Werks wurde beim Angriff der napoleonischen Truppen auf Hanau am 30./31. Oktober 1813 komplett zerstört. Eine zweite Auflage erschien im Selbstverlag, Mainz 1819. – Zum Artikel „Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen …“.

Xc Titelblatt mit historisierenden Schriftzügen zu Kaiser Friedrichs I. Barbarossa Palast in der Burg zu Gelnhausen. Eine Urkunde vom Adel der von Hohenstaufen und der Kunstbildung ihrer Zeit. Historisch und artistisch dargestellt von Bernhard Hundeshagen. Zweite Auflage, mit XIII Kupferabdrücken (Foto: SWK, HAAB, Sign.: Th S 1 : 30). In der zugehörigen Anmerkung auf der gegenüberliegenden Seite heißt es: In allen Kirchen welche Karl der Grosse gestiftet, gebaut oder sonst reichlich begabt hat, findet oder fand man ein Bildniss desselben. Eben so haben oder hatten die Paläste oder Schlösser, welche von dem Kaiser Friedrich I. herrühren, wenigstens in den mittelrheinischen Gegenden, sogenannte Barbarossa-Köpfe; und so findet man auch die hier neben abgebildete Verzierung in Gestalt eines Kopfs mit Bart, in dem Palast zu Gelnhausen, wiewohl nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle, eingemauert (s. Abschn. II Bl. I § 6). Das Diadem, das kurze Haupthaar, die Kopf- und Gesichts-Bildung, der getheilte gewundne lange Bart auf der einen Seite von einem Kinds-Kopf, auf der andern Seite von einem Hunds-Kopf, Friedrichs Kinder- und Jagd-Liebe bezeichnend, in die Höhe gehalten, lassen wohl nicht zweifeln, dass diese Arbeit, wenn sie schon kein Abbild war, dennoch dem Palastgebäude als ein Abzeichen des erlauchten Erbauers gedient hat. Die Schrift dieses Titelblatts ist grösstentheils nach dem Alphabet des zwölften Jahrhunderts gebildet, von welchem sich Inschriften an andern öffentlichen Gebäuden der Stadt Gelnhausen befinden. – Zum Artikel „Hundeshagen: Kaiser Friedrich I. Barbarossa Palast in der Burg Gelnhausen …“.

I

IIa

IIb

III

IV

V

VI

VII

VIII

IXa

IXb – e

Xa

Xb

Xc