Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten: Band 6 Feradeddin - Gypsabgüsse 9783110237559, 9783110237542

The famous standard work of Goethe research was launched in the 1950s by the German Academy of Sciences (East Berlin). B

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German Pages 967 [984] Year 2010

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Table of contents :
Frontmatter
INHALTSÜBERSICHT
VORWORT
ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS
ZUR BENUTZUNG
Feradeddin − Füeßli
G − Gypsabgüsse
ERGÄNZUNG, BERICHTIGUNG UND NACHTRAG
ABBILDUNGEN
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Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten: Band 6 Feradeddin - Gypsabgüsse
 9783110237559, 9783110237542

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MOMME MOMMSEN DIE ENTSTEHUNG VON GOETHES WERKEN BAND VI Begonnen am I N S T I T U T F Ü R D E U T S C H E S P R A C H E U N D L I T E R AT U R D E R DEUTSCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN fortgeführt und herausgegeben von K AT H A R I N A M O M M S E N unter den Auspizien der M O M M S E N F O U N D AT I O N F O R T H E A D VA N C E M E N T OF GOETHE RESEARCH

P R O J E K T B E R AT U N G U N D G E S C H Ä F T S F Ü H R U N G David Pike Geschäftsführender Direktor der Mommsen Foundation

W I S S E N S C H A F T L I C H E M I TA R B E I T E R Dietrich Brandt · Heinz Hamm · Uwe Hentschel Shu Ching Ho · Paul Kahl · Sylke Kaufmann Isabella Kuhn · Peter Ludwig · Ute Maack · Christoph Michel C l a u d i a S c h w e i z e r · M a n f r e d We n z e l · M a r g r i t Wy d e r

DIE ENTSTEHUNG VON GOETHES WERKEN IN DOKUMENTEN

Begründet von MOMME MOMMSEN Fortgeführt und herausgegeben von K AT H A R I N A M O M M S E N Redaktion PETER LUDWIG und UWE HENTSCHEL

BAND VI FERADEDDIN ⎯ GYPSABGÜSSE

2010 WA LT E R D E G R U Y T E R · B E R L I N · N E W Y O R K

¯ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt. ISBN 978-3-11-023754-2 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Copyright 2010 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany

Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen

I N H A LT S Ü B E R S I C H T Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII Abkürzungs- und Siglenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVI Zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVII

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Feldjäger siehe: Mämpel. Fenderlin: Gedanken über die Verfassung eines allgemeinen Gesetzbuches … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 103). Feradeddin und Kolaila . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ferguson: Abhandlung zur Erläuterung der Geschichte der sittlichen und moralischen Welt siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 103). Ferguson: Memoires pour servir a ` l’Histoire … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 103). Ferienschriften siehe: Zell. Fernere Aufzeichnung über den Inhalt der Propyläen siehe: Propyläen. Fernere Versuche mit Herrn Gildemeister siehe: Von Personen, welche gewisse Farben nicht unterscheiden können. Ferneres in Bezug auf mein Verhältniß zu Schiller . . . . . . . . . . . . . . . Ferneres über Mahlerei siehe: Von Arabesken (EGW 1, 126). siehe: Über Christus und die zwölf Apostel (EGW 2, 185). siehe: Über die Flaxmanischen Werke (S. 21). siehe: Gutachten über die Ausbildung eines jungen Mahlers (S. 915). siehe: Schwerins Tod. siehe: Vortheile, die ein junger Mahler haben könnte … Ferneres über Weltliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Festgedichte siehe: Maskenzüge: Bei allerhöchster Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar. Festzug dichterische Landes-Erzeugnisse … siehe: Maskenzüge: Bei allerhöchster Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria Feodorowna in Weimar. Feuerkugel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Finale zu Johann von Paris (Bei Rückkehr Ihro Königl. Hoheit des Großherzogs von Wien) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Finnisches Lied siehe: Übersetzungen. The first edition of the Tragedy of Hamlet … siehe: Shakespeare.

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347. 348. 349. 350. 351.

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356. 357. 358. 359. 360. 361. 362.

INHALTSÜBERSICHT Die Fischerin. Ein Singspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unter Fischern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über die Flaxmanischen Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aus einer Florentinischen Zeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flüchtige Übersicht über die Kunst in Deutschland siehe: Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben: Die Preisaufgabe betreffend. Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Folgesammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fontan: Perkins Warbeck, drame historique par Monsieur Fontan . . . . . . . . Fontvielle de Toulouse: Me´moires historiques siehe: Stoff und Gehalt, zur Bearbeitung vorgeschlagen. The Foreign Quarterly Review. Nr. 1. Juli 1827 . . . . . . . . . . . . . . . . Foreign Review siehe auch: Edinburgh Reviews (EGW 3, 171). Form und Bildung des Granits . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut . . . . . . . . . . . . . . . Fossiler Stier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über die Frage: Welche Hand Götzens von Berlichingen eisern gewesen? . . . . Fragment eines Romans in Briefen siehe: Arianne an Wetty (EGW 1, 136). Fragmente der ältern Geschichte zum Zeitvertreib für denkende Leser siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 103). Fragmente über Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franken zur griechischen Literatur siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 107). Frankfurt am Mayn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal . . . . . . . . . . . . . . Frankfurter gelehrte Anzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frankfurter gelehrte Anzeigen siehe auch: Vorwort zu Eckermanns Aufsatz: Über Goethe’s Recensionen. Frankreich siehe: Studien zur Weltliteratur. Französische Kupferstiche: („Bonnet hat in Röthelart nach Lagrene´e ...“) siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 104). Französische Kupferstiche: („Les Plaisirs de Satyres ...“) siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 104). Französische Kupferstiche: („Nach Locatelli hat Benazech ...“) siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 104). Französische Literatur siehe: Le Globe (S. 604). Französische satyrische Kupferstiche siehe: Recension einer Anzahl französischer satyrischer Kupferstiche. Aus dem Französischen des Globe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über ein französisches Dictum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Französisches Haupttheater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Französisches Schauspiel in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Französisches Trauerspiel in Alexandrinern . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frau von Stael siehe: Zum Jahre 1804. Frau von Stael. Frauenrollen auf dem Römischen Theater durch Männer gespielt . . . . . . . . Freimütiges Bekenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Freitagsgesellschaft siehe: Ansprache in der Freitagsgesellschaft (EGW 1, 87). siehe: Rede bei Eröffnung der Freitagsgesellschaft. Für Freunde der Tonkunst siehe: Rochlitz. Freundlicher Zuruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich II. siehe: Gespräch über die deutsche Literatur (S. 573). siehe: Muller: La gloire de Fre´de´ric. siehe: Müller: Friedrichs Ruhm. Friedrichs Ruhm siehe: Müller. Frisch siehe: Schwerins Tod. Frithiof siehe: Vorläufige Anzeige. Frithjofs Saga siehe: Tegne´r. siehe auch: Vorläufige Anzeige. Fritsch siehe: Zusatz zur Logenrede von C. W. v. Fritsch zur Feier der fünfzigjährigen Regierung Carl Augusts. Füeßli: Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Füeßli: Vorlesungen über die Mahlerei, von Heinrich Füeßli ... Aus dem Englischen von Joh. Joachim Eschenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der fünfte Mai siehe: Übersetzungen: Manzoni. Gabriele von Johanna Schopenhauer siehe: Schopenhauer. Gätet Mädchen Hanf … siehe: Übersetzungen. Galens Büchlein von den Knochen siehe: Dem Menschen wie den Thieren … (2. Abschnitt; EGW 2, 255). Galerie zu Shakespeares dramatischen Werken siehe: Retzsch. Ludwig Galls Auswanderung nach den Vereinigten Staaten siehe: Stoff und Gehalt, zur Bearbeitung vorgeschlagen. Gang der Metamorphose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein ganz schlechtes Gedicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Durch das Gas des Marienbrunnens angegriffenes Grund-Gebirg . . . . . . . . Der Gastfreye Schmarutzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . Gebirgsarten in Zwetzen dem Feuer des Töpferofens ausgesetzt . . . . . . . . . Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen . . . . . . . . . . . . . . . . . Gebrandmarkt komm ich wieder ... siehe: Übersetzungen. Auf die Geburt des Apollo siehe: Übersetzungen. Der Geburtstag, eine Jägeridylle in vier Gesängen. 1803 . . . . . . . . . . . . Gedanken über die Verfassung … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 103). Gedanken über eine alte Aufschrift siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 128). Gedichte im Geschmack des Grecourt siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Scheffner (S. 120). Gedichte in niederösterreichischer Mundart siehe: Castelli (EGW 2, 119). Gedichte von einem Polnischen Juden siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 94). Die gefährliche Wette siehe: Wilhelm Meisters Wanderjahre. Über die Gegenstände der bildenden Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Geheimnisse. Ein Fragment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Geheimnisse. Fragment von Goethe [Aufsatz] . . . . . . . . . . . . . . .

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377. Geistesepochen, nach Hermanns neusten Mittheilungen . . . . . . . . . . . . Bey Gelegenheit des Schauspiels die Philosophen siehe: Palissot de Montenoy. siehe: Rameau’s Neffe. Ein Dialog von Diderot. 378. Gelehrter Gesellschaften dem Herausgeber gewidmete Diplome . . . . . . . . . Gellert und Rabner, ein Todtengespräch siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Kretschmann (S. 110). Gemälde der organischen Natur ... von Wilbrand und Ritgen in Gießen siehe: Wilbrand. Gemälde der organischen Natur ... von Wilbrand und Ritgen, lithographiert von Päringer siehe: Wilbrand. Genaue Nachrichten von beyden K. K. Schaubühnen in Wien … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Müller (S. 115). 379. Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . Genera et species palmarum … siehe: Martius. 380. Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique. Discute´s en Mars 1830 … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381. Zur Geognosie und Topographie von Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 382. Geognostische Vorlesungen 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geognostisches Gemälde von Brasilien siehe: Eschwege (EGW 4, 212). 383. Geographische Karten zu sinnlicher Darstellung der über die Welt vertheilten Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384. Zur Geologie, besonders der böhmischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385. Zur Geologie November 1829 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386. Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831 . . . . . . . 387. Zum geologischen Aufsatz September 1817 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388. Geplante Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389. Ge´rard: Collection des portraits historiques . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard: Wila siehe: Serbische Poesie. Das Gerinnen siehe: Zum geologischen Aufsatz September 1817 (S. 315). German Romance siehe: Carlyle (EGW 2, 79). v. Gerstenberg: Eden ... Betrachtungen über das Paradies … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 104). Gesänge aus der Oper: Die vereitelten Ränke siehe: Cimarosa: Die vereitelten Ränke (EGW 2, 193). 390. Die Gesänge von Selma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschenk des Sylphen siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 104). Geschichte der Arbeiten des Verfassers in diesem Fache siehe: Schemas, Ausdehnung des 391. Geschichte der Farbenlehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392. Zur Geschichte der französischen Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393. Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung. Schema . . . . . . . . . . . . Zur Geschichte der Peterskirche siehe: Bonanni (EGW 1, 401). 394. Geschichte der physiologischen Farben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geschichte des Fräuleins von Sternheim siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: La Roche (S. 112). Die Geschichte des Selbstgefühls siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 121).

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INHALTSÜBERSICHT 395. Geschichte des Weimarischen Theaters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396. Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand. Dramatisirt . Geschichte meines botanischen Studiums siehe: Die Metamorphose der Pflanzen Geschichtliche Entwicklung der Begriffe von Recht, Staat und Politik siehe: Raumer. 397. Geschichtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398. Die Geschwister. Ein Schauspiel in Einem Act . . . . . . . . . . . . . . . 399. Die Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen . . . . . . . . . . 400. Gesetze der Pflanzenbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von dem Gesetzlichen der Pflanzenbildung siehe: De Candolle (EGW 2, 59). 401. Gesneria flacourtifolia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402. Gespräch im Reich der Todten zwischen dem Canzler einer Akademie und einem Schauspieldirector . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403. Gespräch über die Bewegung von Granitblöcken durch Gletscher . . . . . . . 404. Gespräch über die deutsche Literatur [gegen Friedrich den Großen] . . . . . . Geßner: Moralische Erzählungen und Idyllen … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Diderot (S. 99). Geßner: Nachricht an das Publikum … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 117). Über die Gestalt und die Urgeschichte der Erde siehe: Klöden. 405. Gestalteter Sandstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406. Gestaltung großer anorganischer Massen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407. Zum Gestein vom Rehberger Graben im Harz . . . . . . . . . . . . . . . . Gesteinskundliches Gutachten siehe: Die steinernen Waffen betreffend. Gestörte Bildung siehe: Zum geologischen Aufsatz September 1817 (S. 315). Gestörte Formation siehe: Zum geologischen Aufsatz September 1817 (S. 315). 408. Über die Gewitterzüge in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Giotto siehe: Ramboux: La Cena. Girgent siehe: Klenze: Südöstliche Ecke des Jupiter-Tempels von Girgent. 409. Über Glas-, Emaille- und Porzellanmahlerei . . . . . . . . . . . . . . . . . Glaspasten siehe: Zu Reinhardts Glaspasten. 410. Glaspasten nach der Königlichen Gemmensammlung in Berlin . . . . . . . . 411. Le Globe. Übersetzung und Auszug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . La gloire de Fre´de´ric siehe: Muller. 412. Glückliche Gedancken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die glücklichen Gatten siehe: Für’s Leben. 413. Glückliches Ereigniß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gmelin siehe: Karo: Kupferstiche zur Äneis. Gnomen Griechisch siehe: Übersetzungen. Gnomische Verse siehe: Übersetzungen. v. Göckingk: Sinngedichte siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). Göschhausen: Natürliche Dialogen siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). Goethe, August v. siehe: Ansprache bei Einführung Augusts v. Goethe in die Hoftheaterintendanz (EGW 1, 87). siehe: August v. Goethes Rede bei Niederlegung des Schillerschen Schädels (EGW 1, 169).

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414. Goethe an die den 28. August 1829 gestiftete Gesellschaft für ausländische schöne Literatur in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe, Handzeichnungen siehe: Über die Entstehung der zweiundzwanzig Blätter meiner Handzeichnungen (EGW 4, 2). siehe: Schwerdgeburth: Radirte Blätter, nach Handzeichnungen (Skizzen) von Goethe. 415. Goethe zu Howards Ehren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416. Goethe’s Beitrag zum Andenken Lord Byrons . . . . . . . . . . . . . . . . . 417. Aus Goethes Brieftasche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über Goethe’s Harzreise im Winter siehe: Kannegießer. Goethe’s neue Schriften, Ausgabe N siehe: Werke, Ausgabe N. Goethes Schriften, Anzeige der Ausgabe S siehe: Werke, Anzeige der Ausgabe S. Goethe’s Schriften, Ausgabe S siehe: Werke, Ausgabe S. 418. Goethes Verzeichnis seiner Autographensammlung: Autographa . . . . . . . . . Goethe’s Werke, Ankündigung der Ausgabe A siehe: Ankündigung der Werke, Ausgabe A (EGW 1, 76). Goethe’s Werke, Ausgabe A siehe: Werke, Ausgabe A. Goethe’s Werke, Ausgabe B siehe: Werke, Ausgabe B. Goethe’s Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand siehe: Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand Goethe’s Werke, vollständige Ausgabe letzter Hand siehe auch: Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzter Hand (EGW 1, 112). siehe auch: Zweite Anzeige von Goethe’s sämtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzter Hand. 419. Götter Helden und Wieland. Eine Farce . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 420. Das göttliche Wunder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Götz von Berlichingen siehe auch: Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand (S. 514). siehe auch: Über die Frage, welche Hand Götzens von Berlichingen eisern gewesen? (S. 50.) 421. Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel . . . . . . . . . 422. Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Aufzügen. Für die Bühne bearbeitet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Götzens erbauliche Betrachtungen … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). Göze: Götzens erbauliche Betrachtungen … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). Der goldne Spiegel siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Wieland (S. 128). Goldoni: Le Bourru bienfaisant siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). Goldoni siehe auch: Theaterreden: Prolog zu dem Schauspiel Der Krieg, von Goldoni. Grab siehe: Olfers: Ein Grab bei Cumä. siehe: Der Tänzerin Grab. Graf Carmagnola noch einmal siehe: Manzoni. Graf Eduard Raczynsky’s Mahlerische Reise ... siehe: Raczynsky. Graf Struensee am Rande seiner Vernichtung siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Gritsch (S. 105).

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INHALTSÜBERSICHT 423. Graf Tolstoy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424. Granit I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425. Granit II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Granit aus Karlsbad siehe: Mit einer Mineraliensendung. 426. Granitarbeiten in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427. Die Granitgebürge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gre´court siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Scheffner (S. 120). 428. Grens Grundriß der Naturlehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gritsch: Graf Struensee am Rande seiner Vernichtung siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen (S. 105). 429. Der Groß-Cophta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430. G. F. Grotefends Deutung der Heilsberger Inschrift . . . . . . . . . . . . . . 431. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . 432. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart [1805] . . . . . . . . . . . . . . . 433. Grundlage zu einer architectonischen Bibliothek . . . . . . . . . . . . . . . Grundriß einer Geschichte der Philosophie … siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Büsching (S. 96). 434. Grundversuche über Farbenerscheinungen bei der Refraktion . . . . . . . . . . Guillemard siehe: Mämpel: Memoiren Robert Guillemards. Gustave de Suede siehe: Frankfurter gelehrte Anzeigen: Correspondence entre S. A. R. le Prince Gustave de Sue`de avec S. E. le Senateur Schaeffer (S. 97). 435. Gutachten über die Ausbildung eines jungen Mahlers . . . . . . . . . . . . . 436. Gutachten über eine bronzene Juno-Herme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437. Die guten Weiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . La Guzla siehe: Me´rime´e. 438. Gypsabgüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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E r g ä n z u n g zu Nr. 393 Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung. Schema . . . 927 B e r i c h t i g u n g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 931 N a c h t r a g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 932 Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 933

VORWORT Goethe und die Publizistik? Der Band bietet gleich zwei Beispiele für sein intensives publizistisches Wirken während ganz verschiedener Lebensepochen: In „Frankfurter gelehrte Anzeigen“ erweist sich schon der Anfang Zwanzigjährige als emanzipatorischer Mitbeweger des Zeitgeistes. Das Eigentümliche seiner ersten Buchkritiken charakterisierte er ein halbes Jahrhundert später aus ironischer Altersperspektive so: Wild, aufgeregt und flüchtig hingeworfen, wie sie sind, möchte ich sie lieber Ergießungen meines jugendlichen Gemüths nennen als eigentliche Recensionen (Sicherung meines literarischen Nachlasses; 1823). Doch früh wie sein aufklärerisches Engagement im Bund mit anderen genialen Zeitgenossen bekundete der junge Goethe Urteilssicherheit und Breite des literarischen Spektrums, das ebenso die Gedichte eines polnischen Juden wie damals schon den Koran einbezog. Als Zugabe enthält der Artikel sämtliche seit 1772 aufgestellten Hypothesen über Goethes Mitwirkung an vielen anonymen, die Gesinnungen des Sturm und Drang aussprengenden Buchkritiken der Frankfurter gelehrten Anzeigen. – Wie er sich drei Jahrzehnte später mit ungeheurem Kraftaufwand dafür einsetzte, daß der seiner Obhut anvertrauten Universität Jena ein wichtiges Rezensionsorgan erhalten blieb und neuen geistigen Aufschwung nahm, zeigt der Artikel „Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung“. Dort kann man 1803, als die Allgemeine Literaturzeitung nach Halle abwanderte, in der Anlaufphase der Gegengründung fast Tag für Tag verfolgen, wie Goethe schwierigstes Krisenmanagement betrieb, um innerhalb kürzester Frist für Buchkritiken hohen Ranges, einschließlich vieler eigener, zu sorgen, durch die sich die JALZ gegenüber der konkurrierenden ALZ auf lange Sicht erfolgreich behaupten konnte. Beide von einflußreichen Rezensionsorganen der Goethezeit handelnden Artikel eröffnen neue Einblicke in folgenreiche Phasen der deutschen Mediengeschichte. Ähnlich überraschende Erkenntnisse ermöglichen zahlreiche Artikel dieses Bandes aus ganz verschiedenen Bereichen von Goethes schöpferischer Tätigkeit durch die im jeweiligen Kontext gebotenen Dokumente. Selbst über n i c h t e r h a l t e n e P r o j e k t e vermitteln die entstehungsgeschichtlichen Zeugnisse oft sehr wichtige Aufschlüsse. Durch sie erfährt man z. B. worum es Goethe ging in „Geographische Karten zu sinnlicher Darstellung der über die Welt vertheilten Sprachen“ oder bei dem verschollenen, gegen den Alten Fritz gerichteten „Ge-

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spräch über die deutsche Literatur“, wie auch bei der nicht zustande gekommenen „Geschichte des Weimarischen Theaters“, die mit dem Wunsch zusammenhing, nach dem Ausscheiden aus der Hoftheaterintendanz von seinen enormen jahrzehntelangen Leistungen für die Weimarer Bühne Rechenschaft abzulegen. Innerhalb des reich vertretenen Gebiets von D r a m a u n d T h e a t e r – „Feradeddin und Kolaila“, „Die Fischerin“, „Die Geschwister“ etc. – bietet dieser Band alles Dokumentarische zu dem Goethes Ruhm als Dichter begründenden umfangreichen Götz-Komplex einschließlich der etlichen dornenvollen Umarbeitungen: „Über die Frage: Welche Hand Götzens … eisern gewesen?“, „Geschichte Gottfriedens“, „Götz von Berlichingen … Ein Schauspiel“, „Götz von Berlichingen … Für die Bühne bearbeitet“. – Beim „Groß-Cophta“ zeigen die Zeugnisse – entgegen der weitverbreiteten Auffassung, das Werk sei unisono als künstlerisch gescheitert abgelehnt worden –, daß es keineswegs nur gescholten, sondern von Urteilsfähigen auch gerühmt wurde. Im Bereich der E p i k verdienen „Die Geheimnisse“ und “Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren“ besondere Aufmerksamkeit. Des Dichters leidenschaftliches Engagement für We l t l i t e r a t u r bekundet u. a. „Goethe’s Beitrag zum Andenken Lord Byrons“ und „Aus dem Französischen des Globe.“ Das Gebiet K u n s t u n d K u n s t g e s c h i c h t e ist gleichfalls reich vertreten. Goethes Ablehnungsgründe für ein ihm schon zu Lebzeiten zugedachtes Monument in „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“ erscheinen auch heute noch bedenkenswert. N a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e s beansprucht gemäß Goethes Interessensschwerpunkten wieder besonders großen Umfang, diesmal speziell Geologisches. Dessen Spannweite reicht von frühen Schriften und Exkursionen wie „Granit I“, „Granit II“, „Form und Bildung des Granits“ bis zu späten Arbeiten: „Zur Geologie, besonders der böhmischen“, „Granitarbeiten in Berlin“ und „Zur Geologie November 1829“, ja informiert noch über des alten Goethe Auseinandersetzungen mit Theoriebildungen in „Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831“. Dabei führt der Band auch in Grenzbereiche von Erdgeschichte und Paläontologie mit „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“ und „Fossiler Stier“. Der Artikel „Geoffroy de Saint-Hilaire: Principes de Philosophie Zoologique“, der Dorothea Kuhn wesentliche Erkenntnisse zu verdanken hat, zeigt Goethe auf der Höhe der zeitgenössischen Theorie- und Methodendiskussion, ja mit seiner vermittelnden Position zu dem berühmten Pariser Akademiestreit verhielt er sich noch fortschrittlicher als die streitenden Parteien, denen es um die tendenziell deduktive (Geoffroy de Saint-Hilaire) und induktive Methode (Georges Cuvier) in der Naturforschung ging, während Goethe hier zwischen den polarisierenden Tendenzen, wie in der zeitgenössischen Anatomie und Physiologie, über nationale Grenzen hinweg seine vermittelnde Stimme erhob. Daß und wie es ihm glückte, durch Verteilung und Verbreitung eines Einblattdrucks in den Besitz einer außerordentlich wertvollen Handschriftensamm-

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lung zu gelangen, verrät „Goethes Verzeichnis seiner Autographensammmlung: Autographa“. Bisher unbekannte Goethesche Texte können selbst in neuerer Zeit noch auftauchen. Das belegt u. a. der Artikel „Das göttliche Wunder“, bei dem es um eine Übersetzung aus dem Holländischen geht. Wesentliche Förderung erfuhr unsere Arbeit durch die unterschiedlichsten Menschen und wissenschaftlichen Institutionen, Bibliotheken und Archive, die in Anmerkungen oder Quellennachweisen dankbar angeführt werden. Doch sei die seit 2008 bestehende fruchtbare Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur eigens hervorgehoben, da es ihr zu verdanken ist, daß deren Mitarbeiter Manfred Wenzel für den sechsten EGW-Band 21 Artikel zu naturwissenschaftlichen Schriften Goethes verfassen konnte, nachdem er bereits für die vorausgehenden Bände einen großen Teil des FarbenlehreKomplexes bearbeitet hatte. Besonders verbunden sind wir den Einrichtungen der Klassik Stiftung Weimar für deren profunde Online-Angebote, namentlich die Datenbanken des Goethe- und Schiller-Archivs und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, und direkt vor Ort geleistete Unterstützung. Dafür fühlen wir uns den Kolleginnen und Kollegen in Weimar zu speziellem Dank verpflichtet. Für eine generöse Spende zugunsten der EGW sei Sheika Shamma Bint Mohammed Bin Khalid Al Nahyan in Al-Ain (Abu Dhabi, UAE) hochachtungsvoll gedankt. Auch an dieser Stelle sei auf das laufend ergänzte Online-Personenverzeichnis von Uwe Hentschel hingewiesen: www.egw.unc.edu Palo Alto im Juli 2010

Katharina Mommsen

A B K Ü R Z U N G S - U N D S I G L E N V E R Z E I C H N I S1 ) A = Goethe’s Werke. Bd 1–13. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1806–10. AA-Dramen und dramatische Szenen = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Jugendwerke. 1. Dramen und dramatische Szenen (1757–1773). Bearb. v. Hanna Fischer-Lamberg. Berlin 1953. AA-Dramen und dramatische Szenen vor der Jahrhundertwende = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Dramen und dramatische Szenen vor der Jahrhundertwende (1788– 1799). 2 Teile. Bearb. v. Ilse-Marie Kümmel. Berlin 1958. AA-DuW = Goethe. Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearb. von Siegfried Scheibe. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Akademie-Ausgabe]. Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. AA-Epen = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Epen. Bearb. v. Siegfried Scheibe. Bd 1: Text. Berlin 1958. Bd 2: Überlieferung, Varianten und Paralipomena. Berlin 1963. AA-Erzählungen = Goethe Erzählungen. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Akademie-Ausgabe]. Historisch-kritische Ausgabe. Bearb. v. Helmut Praschek. 2 Bde. Berlin 1971 u. 1975. AA-Götz = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Götz von Berlichingen. Bearb. v. Jutta Neuendorff-Fürstenau. Berlin 1958. AA-Jugendwerke 3 = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Leitung von Ernst Grumach [Akademie-Ausgabe]. Jugendwerke. 3. Prosaschriften (1757–1775). Bearb. v. Hanna Fischer-Lamberg. Berlin 1956. AA-SL = Goethe. Schriften zur Literatur. Historisch-kritische Ausgabe. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (ab Bd 3: hsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR), bearb. von Edith Nahler u.a. 7 Bde. Berlin 1970–82. AA-Werther = Werke Goethes. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Leiden des jungen Werthers. 1. Text. Erste und zweite Fassung. Bearb. v. Erna Merker. Berlin 1954.

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) Das Verzeichnis enthält die in diesem Band verwendeten Abkürzungen und Siglen. Aus Gründen der Einheitlichkeit wurden bereits in den bisherigen Bänden verwendete Abkürzungen und Siglen unverändert beibehalten.

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

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ADB = Allgemeine deutsche Bibliothek. Hsg. v. Friedrich Nicolai. 118 Bde. u. 21 Bde. Anhang u. Register. Berlin u. Stettin (1770ff.: Kiel) 1765–1796. Allan 2000 = Shona M. Allan: ,The illustrious Goethe‘ through Byron’s eyes: A relationship of analogy? In: Goethe 2000: Intercultural Readings of His Works … Ed. By Paul Bishop and R. H. Stephenson. Leeds 2000, 47–63. Alt-Weimar = Aus Alt-Weimar. Mittheilungen von Zeitgenossen nebst Skizzen und Ausführungen. Von Ludwig Geiger. Berlin 1897. ALZ = Allgemeine Litteratur-Zeitung. Hsg. von Christian Gottfried Schütz. Jena 1785–1803 (ab 1804: Halle); s. auch JALZ. AS = Goethes Amtliche Schriften. Hsg. von Willy Flach und Helma Dahl. Bde. 1–3 (in vier) und Registerbd. Weimar 1950–1987. Aus der Jenaer Bibliothek = Entleihung aus der Universitätsbibliothek in Jena; zitiert nach → Bulling. Aus der Weimarer Bibliothek = Entleihung aus der Herzoglichen (Großherzoglichen) Bibliothek in Weimar; hier zitiert nach → Keudell. B = Goethe’s Werke. Bd 1–20. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1815–19. Bayer 2009 = Johann Wolfgang Goethe. Die Actenstücke jener Tage sind in der größten Ordnung verwahrt … Goethe und die Gründung der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im Spiegel des Briefwechsels mit Heinrich Carl Abraham Eichstädt. Hsg. v. Ulrike Bayer. Göttingen 2009. Beck – Gronemeyer = Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet v. Adolf Beck, hsg. v. Horst Gronemeyer u. a. Berlin u.a. 1974f. Biedermann = Woldemar Freiherr v. Biedermann: Goethe‘s Recensionen in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen. In: Ders.: Goethe-Forschungen. Frankfurt am Main 1879, 315–50. BG = Goethe: Begegnungen und Gespräche. Begr. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hsg. von Renate Grumach. Bd 1flg. Berlin 1965 flg. Bode = Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen. Zusammengestellt von Wilhelm Bode. Quellennachweis, Textrevision und Register: Regine Otto. Anmerkungen: Paul-Gerhard Wenzlaff. Bd 1: 1749–1793; Bd 2: 1794–1816; Bd. 3: 1817–1832. Berlin und Weimar 1979. Böttiger – Duveau = Karl August Böttiger. Briefwechsel mit Auguste Duvau. Mit einem Anhang der Briefe Auguste Duvaus an Karl Ludwig von Knebel. Hsg. v. Klaus Gerlach u. Rene´ Sternke. Berlin 2004. Boissere ´e = Sulpiz Boissere´e. [Hsg. von Mathilde Boissere´e.] Bd 1. 2. [Bd 2: Briefwechsel mit Goethe.] Stuttgart 1862. Br = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 4. Abtheilung: Briefe. Bd 1–50. Weimar, Hermann Böhlau. 1887–1912; ergänzt durch: Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hsg. von Paul Raabe. 3 Bde (= Br 51–53). München 1990; als Zitatgrundlage sukzessive ersetzt durch → GB. Bratranek = Goethe’s Naturwissenschaftliche Correspondenz. (1812–1832). Im Auftrage der von Goethe’schen Familie hsg. von F. Th. Bratranek. Bd 1. 2. Leipzig 1874. (Neue Mittheilungen aus Johann Wolfgang von Goethe’s handschriftlichem Nachlasse. Th. 1. 2. Goethe’s naturwissenschaftliche Correspondenz.) Braun = Goethe im Urtheile seiner Zeitgenossen. Zeitungskritiken, Berichte, Notizen, Goethe und seine Werke betreffend, aus den Jahren 1773–1786 (1787–1801. 1802–1812), gesammelt und hsg. von Julius W. Braun. Eine Ergänzung zu allen Ausgaben von Goethes Werken. Berlin 1883–85. (Schiller und Goethe im Urtheile ihrer Zeitgenossen … Zweite Abtheilung: Goethe. Bd 1–3.) [Nachdruck Hildesheim 1969].

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Braunbehrens = J. F. Reichardt – J. W. Goethe: Briefwechsel. Hsg. und kommentiert von Volkmar Braunbehrens u. a. Weimar 2002. Briefrepertorium = Johann Wolfgang Goethe. Repertorium sämtlicher Briefe 1764–1832. Hsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen Goethe- und Schiller-Archiv. Bearb. von Elke Richter unter Mitarbeit von Andrea Ehlert, Susanne Fenske, Eike Küstner und Katharina Mittendorf. Begründet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. http://ora-web.swkk.de:7777/swk-db/goerep/index.html. BrOkt 1912 = Hermann Bräuning-Oktavio: Beiträge zur Geschichte und Frage nach den Mitarbeitern der Frankfurter gelehrten Anzeigen vom Jahre 1772. Auch ein Kapitel zur GoethePhilologie. Darmstadt 1912. BrOkt 1966 = Hermann Bräuning-Oktavio: Herausgeber und Mitarbeiter der Frankfurter gelehrten Anzeigen. Tübingen 1966. Brüggen – Sudhof = Friedrich Heinrich Jacobi. Briefwechsel. Gesamtausgabe. Hsg. von Michael Brüggen u. Siegfried Sudhof. Stuttgart-Bad Cannstatt 1981 flg. Bulling = Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken. Von Karl Bulling. Gedenkgabe der Universitätsbibliothek Jena zu Goethes 100. Todestag. Jena 1832. (Claves Jenenses. Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Jena. Hsg. von Theodor Lockemann. H. 2.) [Reprint Leipzig 1982; zusammengeb. mit Keudell]. Burdach = Konrad Burdach: Die Sprache des jungen Goethe. In: Verhandlungen der 37. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Dessau. Leipzig 1885, 166ff. Burkhardt I = Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung 1791–1817. Bearbeitet und hsg. von C. A. H. Burkhardt. Hamburg u. Leipzig 1891. (Theatergeschichtliche Forschungen. Hsg. von Berthold Litzmann. I.) Burkhardt II = C. A. H. Burkhardt: Zur Kenntniß der Goethe-Handschriften. II. Chronologisches Verzeichniß der Dictat-Arbeiten und Reinschriften. Wien 1899. (Beilage zum XIV. Bande der Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Nr. 7. 8.) Butler 1956 = E. M. Butler: Byron and Goethe. Analysis of a Passion. London 1956. Byron Poetical Works = Lord Byron. The Complete Poetical Works. Ed. by Jerome J. McGann and Barry Weller. 7 vols. Oxford 1980–93. C1 = Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Unter des durchlauchtigsten deutschen Bundes schützenden Privilegien. [Taschenausgabe.] 60 Bde und Registerbd. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1827–42. [Bd 1–40: 1827–30. Bd 41–55: 1832–34. Registerbd: 1835. Bd 56–60: 1842. – Bd 41–60 unter dem Haupttitel: Nachgelassene Werke.] CA = Goethe. Gesamtausgabe der Werke und Schriften. 22 Bde. Stuttgart: J. G. Cotta 1949–1969. Caroline = Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hsg. von Erich Schmidt. Bd 1. 2. Leipzig 1913. CG = Corpus der Goethezeichnungen. Hsg. von Gerhard Femmel u. a. Bd. I-VII (in zehn). Leipzig 1958–73 (2. Aufl. München 1972–81). Charlotte Schiller = Charlotte von Schiller und ihre Freunde. [Hsg. von L. Urlichs.] 3 Bde. Stuttgart 1860–65. Cle ´ry = Fre´de´ric Soret. Conversations avec Goethe. Documents pre´sente´s par A. Robinet de Cle´ry. Edition originale. Paris 1932. Dechent = Hermann Dechent: Die Streitigkeiten der Frankfurter Geistlichkeit mit den FGA im Jahre 1772. In: GJb 1889, 169–95. Deetjen = Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Zum ersten Male gesammelt u. hsg. von Werner Deetjen. Berlin 1923. Deutsche Revue = Deutsche Revue über das gesamte nationale Leben der Gegenwart. Hsg. von Richard Fleischer. Breslau 1875 flg. [In Jg. 11 (1886) 1. 2. 4. Quartal und Jg. 12 (1887) 1. 3.

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4. Quartal: Aus den Tagebüchern Riemers, des vertrauten Freundes von Goethe. Mitgeteilt von Robert Keil.] DuW = Dichtung und Wahrheit (als Kürzel in erläuterndem Hsg.-Text; Zitatgrundlage → AADuW). ED = Erstdruck Eggers = Karl Eggers: Rauch und Goethe. Urkundliche Mittheilungen. Berlin 1889. EGW = Mommsen. Die Entstehung von Goethes Werken. Bd 1 flg. Berlin 1958 flg. eigenh. = eigenhändig. Ex. = Exemplar(e). FA = J. W. Goethe. Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. [Frankfurter Ausgabe]. Hsg. von Friedmar Apel u. a. 40 Bde. in 2. Abt. Frankfurt a. M. 1985–99. FDH = Freies Deutsches Hochstift. Frankfurt a. M. Feilchenfeldt – Schweikert – Steiner = Rahel Varnhagen, Gesammelte Werke. Hsg. v. Konrad Feilchenfeldt, Uwe Schweikert u. Rahel E. Steiner. München 1983. Femmel 1980 = Goethes Grafiksammlung. Die Franzosen. Katalog und Zeugnisse. Bearb. von Gerhard Femmel. Leipzig 1980. Femmel – Heres = Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. FgA = Frankfurter gelehrte Anzeigen vom Jahr 1772. Frankfurt am Mayn bey den Eichenbergischen Erben. – Neudruck durch Bernhard Seuffert. Heilbronn 1882. (Deutsche Litt.-Denkm. Nr. 7 u. 8.) Reprint Nendeln/Liechtenstein 1968. FL = Zur Farbenlehre. Forster Werke = Georg Forsters Werke. Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe. Hsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 20 Bde., Berlin 1958ff. Freye – Stammler = Briefe von und an J. M. R. Lenz. Gesammelt u. hsg. von Karl Freye und Wolfgang Stammler. Bd 1. 2. Leipzig 1918. G = Johann Wolfgang (v.) Goethe. GB = Johann Wolfgang Goethe – Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar hsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers u. Elke Richter. Berlin 2008 flg. G–Christiane = Goethes Briefwechsel mit seiner Frau. Hsg. von Hans Gerhard Gräf. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1916 [Nachdruck Frankfurt a. M. 1989]. G–Cotta = Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe in drei Bänden [in 4]. Hsg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979–83. gD = unter gleichem Datum. G–Döbereiner = Briefwechsel zwischen Goethe und Johann Wolfgang Döbereiner (1810–1830). Hsg. und erl. von Julius Schiff. Weimar 1914. Gerlach – Sternke = Karl August Böttiger. Literarische Zustände und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar. Hsg. von Klaus Gerlach und Rene´ Sternke. 2. Aufl. Berlin 1998. GG = Goethes Gespräche. Eine Sammlung … auf Grund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Freiherrn von Biedermann ergänzt und hsg. von Wolfgang Herwig. Bd 1–5 (in 6). Zürich u. Stuttgart (Bd 1–3), Zürich u. München (Bd 4–5) 1965–87. G–Grüner I = Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rathe [Joseph Sebastian] Grüner. Leipzig 1853. G–Grüner II = Goethes Briefwechsel mit Joseph Sebastian Grüner und Joseph Stanislaus Zauper (1820–1832). Hsg. von August Sauer. Mit Einl. von Josef Nadler. Prag 1917. (Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen. 17.)

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GHb = Goethe Handbuch in vier Bänden ... Hsg. von Bernd Witte u. a. Stuttgart und Weimar 1996–99. G–Humboldt = Goethes Briefwechsel mit Wilhelm und Alexander von Humboldt. Hsg. von Ludwig Geiger. Berlin 1909. G–Jacobi = Briefwechsel zwischen Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi. Hsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846; als Zitatgrundlage sukzessive ersetzt durch → Brüggen – Sudhof. GJb = Goethejahrbuch. Weimar 1880 flg. [Generalsigle mit durchgehender Jahreszählung anstelle der bisherigen Siglierung und Zählung nach Serien. Umfaßt folgende Serien: 1. Goethe-Jahrbuch. Hsg. von Ludwig Geiger. Bd 1–34 und 3 Registerbde. Frankfurt a.M. 1880–1913. 2. Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hsg. von Hans Gerhard Gräf (Bd 10 flg. von Max Hecker). Bd 1–21 und 1 Registerbd. Weimar 1914–35. 1936. 3. Goethe. Vierteljahresschrift (Bd 3 flg. Viermonatsschrift) der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitw. von … hsg. von Hans Wahl. (Bd 10 flg. Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hsg. von Hans Wahl; Bd 11 von Hans Wahl und Andreas B. Wachsmuth; Bd 12 flg. von Andreas B. Wachsmuth.) Bd 1–9. Weimar 1936–44. 4. Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 10–30. Weimar 1947–1968. 5. Goethe-Jahrbuch (Zählung nach der Gesamtfolge). Weimar 1969 flg.] G–Knebel = Briefwechsel zwischen Goethe und [Carl Ludwig von] Knebel 1774–1832. [Hsg. von Gottschalk Eduard Guhrauer.] Bd 1. 2. Leipzig 1851. GMD = Goethe-Museum. Düsseldorf. Anton- und Katharina-Kippenberg-Stiftung. GN = Günther Schmid. Goethe und die Naturwissenschaften. Eine Bibliographie. Halle 1940. GNM = Goethe-Nationalmuseum. Weimar. Gräf I = Goethe über seine Dichtungen. Versuch einer Sammlung aller Äußerungen des Dichters über seine poetischen Werke von Hans Gerhard Gräf. Erster Theil: Die epischen Dichtungen. Bd 1. 2. Frankfurt a.M. 1901–02 [Reprint Darmstadt 1967]. Gräf II = Goethe über seine Dichtungen … von Hans Gerhard Gräf. Zweiter Theil: Die dramatischen Dichtungen. Bd 1–4. Frankfurt a.M. 1903–08 [Reprint Darmstadt 1967]. Gräf III = Goethe über seine Dichtungen … von Hans Gerhard Gräf. Dritter Theil: Die lyrischen Dichtungen. Bd 1. 2. Frankfurt a. M. 1912–14. G–Reinhard = Goethe und [Carl Friedrich Graf] Reinhard: Briefwechsel in den Jahren 1807– 1832. Mit einer Vorrede des Kanzlers Friedrich von Müller. Wiesbaden 1957. G–Rochlitz = Goethes Briefwechsel mit Friedrich Rochlitz. Hsg. von Woldemar Frhn. von Biedermann. Leipzig 1887. Grumach 1949 = Ernst Grumach: Goethe und die Antike. Eine Sammlung. 2 Bde. Berlin 1949. GSA = Goethe- und Schiller-Archiv. Weimar. G–Sartorius = Goethes Briefwechsel mit Georg und Caroline Sartorius (von 1801–1825). Mit 15 neuen Goethe-Briefen und vielen anderen unbekannten Dokumenten aus der Goethezeit. Hsg. und bearb. von Else von Monroy. Weimar 1931. G–Schultz = Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrath [Christoph Friedrich Ludwig] Schultz. Hsg. und eingel. von Heinrich Düntzer. Neue Ausgabe. Leipzig 1856. G–Sternberg = Briefwechsel zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Kaspar Graf von Sternberg. (1820 bis 1832.) Hsg. von August Sauer. Prag 1902. (Bibliothek Deutscher Schriftsteller aus Böhmen. 13.) GT = Johann Wolfgang Goethe. Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik hsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler u. Edith Zehm. Stuttgart. Weimar 1998 flg. G–Trebra = Walther Herrmann. Goethe und Trebra. Freundschaft und Austausch zwischen Weimar und Freiberg. Berlin 1955. (Freiberger Forschungshefte. D 9.)

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Gutknecht – Kerner = Friedrich der Große: De la litte´rature allemande. Französisch-deutsch. Mit d. Möserschen Gegenschrift. Kritische Ausg. von Christoph Gutknecht u. Peter Kerner, Hamburg 1969. G–Uwarow = Goethe und Uwarow und ihr Briefwechsel. Mit Erl. von Georg Schmidt. St. Petersburg 1888 (=Russ. Revue 28,2). G–Zauper = Goethes Briefwechsel mit Joseph Sebastian Grüner und Joseph Stanislaus Zauper (1820–1832). Hsg. von August Sauer. Mit Einl. von Josef Nadler. Prag 1917. (Bibliothek deutscher Schriftsteller aus Böhmen. 17.) H = Handschrift (im krit. Apparat; sonst: Hs./Hss.). HAAB = Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Weimar. HA-BaG = Briefe an Goethe. Hamburger Ausgabe. Hsg. von Karl Robert Mandelkow. Bd 1–2. [3. Aufl.] Hamburg 1988. Haenelt = Karin Haenelt: Die Verfasser der Frankfurter Gelehrten Anzeigen von 1772. Ermittlung von Kriterien zu ihrer Unterscheidung durch maschinelle Stilanalyse. In: Euphorion 1984, 368–82. Hagen = Die Drucke von Goethes Werken. Bearb. von Waltraud Hagen. 2., durchges. Aufl. Berlin 1971. Hamm 1998 = Heinz Hamm: Goethe und die französische Zeitschrift Le Globe. Eine Lektüre im Zeichen der Weltliteratur. Weimar 1998. HAStK = Historisches Archiv der Stadt Köln. Heitmüller = Aus dem Goethehause. Briefe Fried. Wilh. Riemers an die Familie Frommann in Jena. (1803–1824.) Nach den Originalen hsg. von Ferdinand Heitmüller. Stuttgart 1892. Hempel1 = Goethe’s Werke. Nach den vorzüglichsten Quellen revidirte Ausgabe. Th. 1–36. Berlin, Gustav Hempel [1868–79]. Henning 1988 = Hans Henning: Goethes „Götz von Berlichingen“ in der zeitgenössischen Rezeption. Leipzig 1988. Herder Briefe = Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe. 1763–1803. Bearb. von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold. Bd 1–9. Weimar 1977–1988; Bd 10: Register: 1996; Bd 11: Kommentar zu Bd 1–3: 2001; Bd 12: Kommentar zu Bd 4–5: 2005. Herders Nachlaß I = Aus Herders Nachlaß. Hsg. von Heinrich Düntzer u. Ferdinand Gottfried von Herder. Bd 1–3. Frankfurt a. M. 1856/57. Herders Nachlaß II = Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Bd 1–3. Leipzig 1861–62. (Reprint Hildesheim / New York 1981.) Herders Reise nach Italien = Herders Reise nach Italien. Herders Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. Gießen 1859. Herder SW = Herders Sämmtliche Werke. Hsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. Heuser = Therese Huber. Briefe. Hsg. von Magdalene Heuser. Tübingen 1999flg. Hoffmeister = Briefe von und an Hegel. 4 Bde. Hsg. von Johannes Hoffmeister, Friedhelm Nicolin (Bd 4). 3. Aufl. Hamburg 1969–81 (Philosophische Bibliothek 235–37; 238 a/b). Hs./Hss. = Handschrift(en). Humboldt GS = Wilhelm von Humboldt. Gesammelte Schriften. Hsg von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. 17 Bde. Berlin 1903–36. Photomechan. Nachdruck: Berlin 1968. Jacob-Friesen = Profile der Aufklärung: Friedrich Nicolai – Isaak Iselin. Briefwechsel (1767– 1782). Hsg. v. Holger Jacob-Friesen. Bern 1997.

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ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

JALZ = Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung. Hsg. von H. C. A. Eichstädt. Jena 1804–32; s. auch ALZ. JbDSG = Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft. Internationales Organ für Neuere Deutsche Literatur. Im Auftrag des Vorstands hsg. von Wilfried Barner, Christine Lubkoll, Ernst Osterkamp, Ulrich Raulff. Stuttgart 1957–2004, Göttingen 2005 flg. JbFDH = Jahrbuch des Freien deutschen Hochstifts. JbSK = Jahrbuch der Sammlung Kippenberg. [Hsg. von Anton Kippenberg.] Bd 1–10. Leipzig 1921–35 [Neue Folge, 4 Bde: 1963, 1970, 1974, 1983]. JG2 = Der junge Goethe. Neue Ausgabe in 6 Bd. besorgt durch Max Morris. Leipzig 1909–12. JG3 = Der junge Goethe. Neu bearbeitete Ausgabe. Hsg. von Hanna Fischer-Lamberg. Bd 1–5. Berlin 1963–73. Registerband. Bearb. v. Hanna Fischer-Lamberg und Renate Grumach. Berlin 1974. KA = Ueber Kunst und Alterthum. Von Goethe. Bd 1–6. Stuttgart, in der Cotta’schen Buchhandlung. 1816–32. Kanz = Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck. Briefwechsel mit Johann Wolfgang von Goethe nebst ergänzenden Schreiben. Bearb. von Kai Torsten Kanz. Halle 2003. (Acta historica Leopoldina 40.) Kasten = Goethes Bremer Freund Dr. Nicolaus Meyer. Briefwechsel mit Goethe und dem Weimarer Kreise. Im Auftrage des Goethe- u. Schiller-Archivs hsg. von Hans Kasten. Bremen 1926. Keudell = Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearb. von Elise von Keudell. Hsg. m. e. Vorw. von Werner Deetjen. Weimar 1931 [Nachdruck Leipzig 1982; beigebunden: Karl Bulling: Goethe als Erneuerer und Benutzer der jenaischen Bibliotheken. Jena 1932]. Knebels Nachlaß I = K. L. v. Knebels literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hsg. von K. A. Varnhagen von Ense und Th. Mundt. Bd 1–3. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig 1840. Knebels Nachlaß II = Zur deutschen Literatur und Geschichte. Ungedruckte Briefe aus Knebels Nachlaß. Hsg. von Heinrich Düntzer. Bd 1. 2. Nürnberg 1858. Knittermeyer = Unbekannte Briefe und Urkunden aus dem Goethekreis. Aus dem Nachlaß Johann Michael Färbers. Hsg. von Hinrich Knittermeyer. Bremen 1935. (Abhandlungen und Vorträge, hsg. von der Bremer Wissenschaftlichen Gesellschaft. VII 3/4.) Körner = Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt u. erl. durch Josef Körner. 2 Teile. Zürich, Leipzig, Wien 1930. Körner – Wieneke = August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hsg. v. Josef Körner und Ernst Wieneke. Leipzig 1926. Köster = Die Briefe der Frau Rath Goethe. Gesammelt u. hsg. von Albert Köster. 8. Aufl. Frankfurt a. M. o. J. [1968]. Kuhn 1967 = Dorothea Kuhn: Empirische und ideelle Wirklichkeit. Studien über Goethes Kritik des französischen Akademiestreites. Graz, Wien, Köln 1967. LA = Goethe. Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina), begr. v. K. Lothar Wolf u. Wilhelm Troll, hsg. von Dorothea Kuhn u. Wolf von Engelhardt. Weimar 1947 flg. Lachmann = Gotthold Ephraim Lessing: Sämtliche Schriften. Hsg. v. Karl Lachmann, 23 Bde., Stuttgart u. Leipzig 1886–1924. Lauchner = Carl Wilhelm Heinrich Freiherr von Lyncker: Ich diente am Weimarer Hof. Aufzeichnungen aus der Goethezeit. Zum ersten Mal vollständig hg. mit Anm. u. einem biogr. Nachwort von Jürgen Lauchner. Köln, Weimar, Wien 1997.

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

XXIII

Lavater Correspondence = The Correspondence of Johann Caspar Lavater (1741–1801). Ed. Christoph Eggenberger, Marlis Stähli. Mikrofiche-Edition. Leiden 2002. Lenz = Jakob Michael Reinhold Lenz: Werke und Briefe in drei Bänden. Hsg. von Sigrid Damm. München, Wien 1987. Leuschner = Johann Heinrich Merck. Briefwechsel. Hsg. von Ulrike Leuschner in Verbindung mit Julia Bohnengel, Yvonne Hoffmann und Ame´lie Krebs. 5 Bde. Göttingen 2007. Lichtenberg = Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Hsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne. Bd 1–4. München 1983–92. Lovell 1966 = Medwin’s Conversations of Lord Byron … Ed. by Ernest J. Lovell Jr. Princeton 1966. Lüchow 1995 = Annette Lüchow: „Die heilige Cohorte“. Klopstock und der Göttinger Hainbund. In: Klopstock an der Grenze der Epochen. Hsg. v. Kevin Hilliard und Katrin Kohl. Berlin und New York 1995, 152–220. MA = Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens [Münchner Ausgabe]. Hsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder u. Edith Zehm. 20 Bde. München 1985–99 [Bd 21: Register sämtlicher Werke. Bearb. von Gisela Fichtl. München 1998]. Mandelkow 1 = Goethe im Urteil seiner Kritiker. Dokumente zur Wirkungsgeschichte Goethes in Deutschland. Teil I 1773–1832. Hsg., eingel. u. komm. von Karl Robert Mandelkow. München 1975. Marchand = Byron’s Letters and Journals. Ed. by Leslie A. Marchand. 12 vols. London 1973–82. – Supplementary volume. Newark 1994. Meier = Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hsg. von Andreas Meier. 2 Bde. Berlin 2003. Meier – Hollmer = Johann Gottfried Herder: Italienische Reise. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen 1788–1789. Hsg. von Albert Meier und Heide Hollmer. München 1988. Mittheilungen = Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Von Friedrich Wilhelm Riemer. Bd 1. 2. Berlin 1841. Modick = Otto Modick: Goethes Beiträge zu den Frankfurter Gelehrten Anzeigen von 1772. Zugleich Beitrag zur Kenntnis der Sprache des jungen Goethe. Borna 1913. Morgenblatt = Morgenblatt für gebildete Stände. Jg. 1–59. Im Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. Stuttgart u. Tübingen 1807–65. Morph = Zur Morphologie. Von Goethe. Bd 1. 2. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1817–24. Morris 1909 = Goethes und Herders Anteil an dem Jahrgang 1772 der Frankfurter Gelehrten Anzeigen. Von Max Morris. Stuttgart und Berlin 1909. Morris 1912 = Goethes und Herders Anteil an dem Jahrgang 1772 der Frankfurter Gelehrten Anzeigen. Von Max Morris. Zweite veränderte Auflage. Stuttgart und Berlin 1912. Morris 1915 = Goethes und Herders Anteil an dem Jahrgang 1772 der Frankfurter Gelehrten Anzeigen. Von Max Morris. Dritte veränderte Auflage. Stuttgart und Berlin 1915 Ms./Mss. = Manuskript(e). N = Goethe’s neue Schriften. Bd 1–7. Berlin. Bei Johann Friedrich Unger. 1792–1800. Nat = Zur Naturwissenschaft überhaupt. Von Goethe. Bd 1. 2. Stuttgart u. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1817–24. NL = Goethes Werke. Th. 1–36. Berlin und Stuttgart [1882–97]. (Deutsche Nationallitteratur. Hist.-krit. Ausg. Hsg. von Joseph Kürschner. Bd 82 1172.) Norton = Correspondence between Goethe and Carlyle. Ed. by Charles Eliot Norton. New York 1970 [zuerst London 1887].

XXIV

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

NS = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 2. Abtheilung: Naturwissenschaftliche Schriften. Bd 1–13 (13 Bde in 14). Weimar, Hermann Böhlau. 1890– 1906. Pallmann = Heinrich Pallmann: Die Familien Goethe und Bethmann. In: Festschrift zu Goethes 150. Geburtstagsfeier dargebracht vom Freien Deutschen Hochstift. Frankfurt am Main 1899, 51–104. Pollmer = Friedrich Wilhelm Riemer. Mitteilungen über Goethe. Aufgrund der Ausgabe von 1841 und des handschriftlichen Nachlasses hsg. von Arthur Pollmer. Leipzig 1921. Praschek 1998 = Helmut Praschek: Frantz Ludwig Catel – nicht Johann Heinrich Ramberg. Neue Quellen zur Entstehung der Kupfer zu Goethes Erzählung „Die guten Weiber“. In: GJb 1998, S. 313–18. Prescher = Goethes Sammlungen zur Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Katalog. Bearb. von Hans Prescher. Berlin 1978. Prop = Propyläen. Eine periodische Schrifft herausgegeben von Goethe. Bd 1–3. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1798–1800. Q = Goethe’s poetische und prosaische Werke in Zwei Bänden (zu je 2 Abtheilungen). Stuttgart u. Tübingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1836–37. [sogen. Quartausgabe]. QuZ 1 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearb. von Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler. Berlin 1966. QuZ 2 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearb. von Waltraud Hagen. Berlin 1982. QuZ 3 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearb. Von Edith Nahler und Horst Nahler. Berlin 1986. QuZ 4 = Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Teil 4: Die Einzeldrucke. Bearbeitet von Inge Jensen. Berlin 1984. RA = Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform. [Regest-Ausgabe]. Hsg. von Karl-Heinz Hahn. Redaktor Irmtraut Schmid [ab Bd 5.2: Hsg. von der Stiftung Weimarer Klassik u. Kunstsammlungen. Goethe- und Schiller-Archiv. Bearb. von Manfred Koltes, Ulrike Bischof und Sabine Schäfer]. Weimar 1980 flg. Reiter = Friedrich August Wolf. Ein Leben in Briefen. Die Sammlung besorgt und erl. durch Siegfried Reiter. Bde I-III. Stuttgart (Metzler) 1935 (enth. Wolfs Briefe an G); Erg.-Bde I u.II. Bes. durch R. Sellheim u. R. Kassel . Erg.-Bd I Halle 1956 (Repr. Opladen 1990); Erg.-Bd II Opladen 1990. Rez. = Rezension(en). Rheinischer Most = Rheinischer Most. Erster Herbst. O.O. 1775. – (J.J. Hottinger.) Menschen, Thiere und Goethe. Eine Farce. 1775. – (Hch. Leop. Wagner.) Confiskable Erzählungen. 1774. Wien bey der Bücher-Censur. Wortgetreue Neudrucke der seltenen Originalausgaben. Mit einer litterarhistorischen Einleitung von M. Desceltes. Leipzig 1904. (Bibliothek litterarischer und kulturhistorischer Seltenheiten 4/5.) Rieger-Briefbuch = Briefbuch zu Friedrich Maximilian Klinger. Sein Leben und Werke. II. Von M. Rieger. Darmstadt 1896. Ritter = Constantin Ritter: Anwendung der Sprach-Statistik auf die Recensionen in den Frankfurter Gelehrten Anzeigen von 1772. In: GJb 1903, 185–203. Robertson 1924 = Goethe and Byron. Publications of the English Goethe Society. New Series. Vol. 2. Ed. by J. G. Robertson. London 1924 (Repr. London 1966). Ruppert = Goethes Bibliothek. Bearb. von Hans Ruppert. Weimar 1958. S = Goethe’s Schriften. Bd 1–8. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen. 1787–90.

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

XXV

s3 = J. W. Goethens Schriften. Bd 1–4. Berlin. Bei Christian Friedrich Himburg. 1779. Salomon = Johanna Salomon: Die Sozietät für die gesamte Mineralogie zu Jena unter Goethe und Johann Georg Lenz. Köln, Wien 1990. Sanford = Goethes Briefwechsel mit seinem Sohn August. Mit Einleitung, Kommentar und Register. Hsg. von Gerlinde Ulm Sanford. 2 Bde. Weimar 2005. SBB PK = Staatsbibliothek zu Berlin. Preußischer Kulturbesitz. Scherer = Einleitung. In: FgA III–CVIII Scherer 1886 = Wilhelm Scherer: Aufsätze über Goethe. Berlin 1886. Schmid 1987 = Irmtraut Schmid: Die Gründung der „Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“. Quellen zur Vorgeschichte. In: Impulse 10. Berlin u. Weimar 1987, 186–273. Schreckenbach = Goethes Autographensammlung. Katalog. Bearb. von Hans-Joachim Schreckenbach. Weimar 1961. SchrGG = Schriften der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hsg. von Erich Schmidt [u.a.]. Bd 1 flg. Weimar 1885 flg. Schuchardt = Goethe’s Kunstsammlungen. Beschrieben von [Joh.] Chr[istian] Schuchardt. Th. 1–3. Jena 1848–49. Schulte-Strathaus = Die Bildnisse Goethes. Hsg. von Ernst Schulte-Strathaus. München 1910. (Propyläen-Ausgabe von Goethes Sämtlichen Werken. Erstes Supplement: Die Bildnisse Goethes.) Schulz 1971 = Carl Ludwig Ikens Briefe an Goethe (1817–1830). In: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 15 (1971), S. 105–207. Sichardt = Das Weimarer Liebhabertheater unter Goethes Leitung. Beiträge zu Bühne, Dekoration und Kostüm unter Berücksichtigung der Entwicklung Goethes zum späteren Theaterdirektor. Weimar 1957. Simson = Caroline von Humboldt und Christian Daniel Rauch. Ein Briefwechsel 1811–1828. Hsg. und kommentiert von Jutta von Simson. Berlin 1999. SNA = Schillers Werke. Nationalausgabe. 1940 begr. von Julius Petersen. Fortgef. von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik u. des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1943 flg. Strodtmann = Briefe von und an Gottfried August Bürger. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte seiner Zeit. Aus dem Nachlasse Bürger’s und anderen, meist handschriftlichen Quellen hsg. von Adolf Strodtmann. Bd 1–3. Berlin 1874. Stunden mit Goethe = Stunden mit Goethe. Für die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hsg. von Wilhelm Bode. Bd 1flg. Berlin 1905 flg. Sulger-Gebing = Emil Sulger-Gebing: A.W. und F. Schlegel in ihrem Verhältnisse zur bildenden Kunst. Mit ungedruckten Briefen und Aufsätzen A. W. Schlegels (= Forschungen zur neueren Literaturgeschichte. Hsg von Franz Muncker). München 1897. Neudruck: Hildesheim 1976. Sydow = Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen. Hsg. von Anna von Sydow. Bd 1–7. Berlin 1906–16. Teutscher Merkur = Der teutsche Merkur. Hsg. von Christoph Martin Wieland. Weimar 1773– 89. Tgb = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 3. Abtheilung: Tagebücher. Bd 1–15 (15 Bde in 16). Weimar, Hermann Böhlau. 1887–1919; als Zitatgrundlage sukzessive ersetzt durch → GT. ThHStA = Thüringisches Hauptstaatsarchiv. Weimar. Thiele = Joachim Thiele: Untersuchung der Goethe zugeschriebenen Rezensionen in den Frankfurter gelehrten Anzeigen mit Hilfe einfacher Textcharakteristiken. In: Studia linguistica 20 (1967), S. 83ff.

XXVI

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

Trieloff = Otto P. Trieloff: Die Entstehung der Rezensionen in den Frankfurter Gelehrten-Anzeigen vom Jahre 1772. Münster 1908. Trunz = Goethe und der Kreis von Münster. Zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Waltraud Loos hsg. von Erich Trunz. 2. Aufl. Münster 1994. TuJ = Tag- und Jahres-Hefte. u. d. T. = unter dem Titel. Unger = Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Mit einer einleitenden Übersicht … von Flodoard Frhr. von Biedermann. Berlin 1927. Unterhaltungen = Kanzler [Friedrich] von Müller. Unterhaltungen mit Goethe. Krit. Ausg. bes. von Ernst Grumach. Weimar 1956. v. = Vers(e). Verf. = Verfasser(in). Verz. 1788 = Hans Ruppert: Das älteste Verzeichnis von Goethes Bibliothek. In: GJb 1962, 253–87. Vigliero = Rahel Levin Varnhagen. Briefwechsel mit Ludwig Robert. Hsg. von Consolina Vigliero. München 2001. W = Goethes Werke. Hsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 1. Abtheilung: Werke. Bd 1–55 (55 Bde in 63). Weimar, Hermann Böhlau. 1887–1918. Wahl = Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hsg. von Hans Wahl. 1. Bd 1775–1806. 2. Bd 1807–1820. 3. Bd 1821–1828. Berlin 1915. 1916. 1918. (Carl August. Darstellungen und Briefe zur Geschichte des Weimarischen Fürstenhauses und Landes. Im Auftrage Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen zur Hundertjahrfeier des Großherzogtums. Hsg. von Erich Marcks. IV. Abteilung: Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe.) Walzel = Sämmtliche Werke in 40 Bänden. Vollständige, neugeordnete Ausgabe. Stuttgart, Bd 36, Tübingen: J. G. Cotta, 1840. WD = West-östlicher Divan. Weitz – Boissere ´e = Sulpiz Boissere´e. Tagebücher 1808–1854. Im Auftrag der Stadt Köln hsg. von Hans-J. Weitz. 4 Bde u. Registerbd. Darmstadt 1978–96. Weitz – Willemer = Marianne und Johann Jakob Willemer. Briefwechsel mit Goethe. Hsg. von Hans-J. Weitz. Frankfurt a. M. 1965. Wenzel 1988 = Goethe und Soemmerring. Briefwechsel 1784–1828. Textkrit. u. komm. Ausg. Bearbeitet und herausgegeben von Manfred Wenzel. Stuttgart, New York 1988. Wieland BriefeAA = Christoph Martin Wieland. Briefwechsel. Hsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin 1963 flg. WJb = Weimarisches Jahrbuch für Deutsche Sprache, Litteratur und Kunst. Hsg. v. Hoffmann von Fallersleben und Oskar Schade. 6 Bde. Hannover 1854–1857. Z = Zeugnis(se). Zehn Jahre = Fre´de´ric Soret. Zehn Jahre bei Goethe. Erinnerungen an Weimars klassische Zeit 1822–1832. Aus Sorets handschriftlichem Nachlaß, seinen Tagebüchern und seinem Briefwechsel zum erstenmal zusammengestellt, übersetzt und erläutert von H. H. Houben. Leipzig 1929. Ziesemer – Henkel = Johann Georg Hamann: Briefwechsel. Hsg. von Walter Ziesemer und Arthur Henkel. Bd 1–7. Frankfurt a. M. 1954–79. Zs./Zss. = Zeitschrift(en). Zustände und Zeitgenossen = Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl Aug. Böttiger’s handschriftlichem Nachlasse. Hsg. von K. W. Böttiger. Bd 1. 2. Leipzig 1838.

ZUR BENUTZUNG 1. Reihenfolge der Artikel Die einzelnen Artikel erscheinen in alphabetischer Folge unter den in der Weimarer Ausgabe, für die Naturwissenschaftlichen Schriften in der Leopoldina angesetzten Titeln. Ordnungswort ist das erste Wort innerhalb des Werktitels, das nicht Artikel oder Präposition ist. A u s n a h m e n: a) Bei Schriften, die das Werk eines Dritten zum Gegenstand haben (Rezensionen, Übersetzungen, Bearbeitungen u. dgl.), wird dessen Name Ordnungswort, nicht das Werk. b) Bei Satztiteln und bei Titeln mit nicht umkehrbarer syntaktischer Folge ist schon das erste Wort Ordnungswort, auch wenn es Artikel oder Präposition ist (Beispiel: „Das Unternehmen wird entschuldigt“). Widmungsartige Titel werden wie Satztitel behandelt (Beispiel: „An Seine Majestät den König von Bayern“). c) Als besondere Gruppen erscheinen unter Sammeltitel: Maskenzüge; Theaterreden; Rezensionen in den Frankfurter gelehrten Anzeigen; Übersetzungen (Sonderband).

2. Aufbau der Artikel Die einzelnen Artikel gliedern sich in die drei Abteilungen: E (= Kurzangaben über die Entstehungszeit); D (= Druckangaben); Z (= Zeugnisse). Fehlt bei einem Artikel eine der drei Abteilungen (E, D oder Z), so konnten innerhalb derselben keine Angaben gemacht werden.

3. Druckbesonderheiten a) Petitdruck wird verwendet: in E zur Vorführung tabellarischer Angaben; in D für alle Angaben; in Z für Sekundärzeugnisse. In Petitdruck und runden Klammern erscheinen in Z: Datierungsvermerke von Goethe, Schreiberrechnungen, Vermerke über Bibliotheksentleihungen und Verweise. b) Kursivschrift wird verwendet zur Kennzeichnung von Zitaten innerhalb der Anmerkungen.1) Werktitel werden kursiviert, wenn sie im syntaktischen Zusammenhang erscheinen. Unterstreichungen innerhalb von Zeugnissen werden durch S p e r r u n g wiedergegeben. c) Wenn im Original eines Textzitates deutsche und lateinische Buchstaben abwechseln, werden die lateinischen Buchstaben durch eine besondere Drucktype gekennzeichnet. 1

) Über die Verwendung von Anführungsstrichen s. unten Nr. 7: Zeichenerklärung.

ZUR BENUTZUNG

4 . Z i t a t e o h n e Q u e l l e n a n g a b e n : a u s G o e t h e s Ta g e b ü c h e r n Zum Zweck der Raumersparnis erscheinen Zitate aus Goethes Tagebüchern (in Z) ohne Angabe der Quelle. Sie sind durch diese Besonderheit auch von den übrigen Zeugnisarten leicht zu unterscheiden. Zu den verwendeten Ausgaben s. unten Nr. 8.

5. Ortsangaben und Personen Aus Gründen der Raumersparnis erscheinen Zitate aus Goethes Tagebüchern und Briefen, die in Weimar verfaßt wurden, ohne Angabe des Ortes. Doch wird die Ortsangabe für Weimar hinzugefügt, wenn das letzte vorhergehende Goethesche Zeugnis von einem anderen Ort stammt. – Biographische Daten zu Personen bietet das Online-Personenverzeichnis: www.egw.unc.edu

6 . A n g a b e d e r Ta g e s z e i t Berichten Zitate aus Goethes Tagebüchern von Vorgängen, die sich innerhalb der ersten Tageshälfte zutrugen, so wird aus Gründen der Raumersparnis die Tageszeit nicht besonders vermerkt. In den übrigen Fällen wird die Angabe [Nachmittags] oder [Abends] hinzugefügt.

7. Zeichenerklärung ...

Auslassung innerhalb eines Zitates.

[ ]

Herausgeber-Zusätze innerhalb eines Zitates sind in eckige Klammern eingeschlossen. Eckige Klammern bei Datumsangaben am Rande weisen auf einen Unsicherheitsfaktor in der Datierung des betreffenden Zeugnisses hin. ? Ein hochgestelltes Fragezeichen vor einem Zeugnis bedeutet: Beziehung zweifelhaft. − − Zwei Striche am Rand bedeuten: nähere Angaben über die Entstehungszeit des hier beginnenden Zeugnisses finden sich im Artikel zu dem Werk, aus dem das Zeugnis stammt. *

In Goethes Agenda Zeichen für: als erledigt gestrichen. In den Postsendungs-Listen der Weimarer Ausgabe Zeichen für: Packet.

„ “ Anführungszeichen werden innerhalb des eigenen Textes (in Verweisen und Anmerkungen) nur verwendet, um Titel von Einzelartikeln der EGW zu kennzeichnen.

8. Editorische Notiz Goethes Werke, Tagebücher und Briefe werden grundsätzlich nach der Weimarer Ausgabe zitiert. Die II. Abteilung der Weimarer Ausgabe (NS) ist inzwischen vollständig durch die Leopoldina (LA) ersetzt. Die Weimarer historisch-kritischen Ausgaben der Tagebücher (GT) und der Briefe Goethes (GB) lösen die Abteilungen III (Tgb) und IV (Br) schrittweise ab und werden verwendet, soweit sie vorliegen. Dichtung und Wahrheit wird zitiert nach der historisch-kritischen Ausgabe von S. Scheibe (AA-DuW).

ZUR BENUTZUNG

Kürzel der Mitarbeiter: CM CS DB HH HO IK PK PL SK UH UM WY WZ

Christoph Michel Claudia Schweizer Dietrich Brandt Heinz Hamm Shu Ching Ho Isabella Kuhn Paul Kahl Peter Ludwig Sylke Kaufmann Uwe Hentschel Ute Maack Margrit Wyder Manfred Wenzel

XXIX

Feradeddin und Kolaila1)

E D

1815 Jan − 1816 Febr 8. (letzte Erwähnung): Schema und Entwürfe2) W 12 (1892) 308−12; W 53 (1914) 1013); 4684). − FA I 6, 779−82; 1356. − MA 11.1.1, 301−6.

Z

1814

Dez 12. [Jena] Hyde Hist. Relig. v. Pers.5) Bete hundert Jahre das Feuer an,

und falle einen Augenblick hinein und du verbrennst. Hundert Jahre bete das Feuer an, Falle einen Augenblick hinein und du verbrennst. (Scheich Saadi) Hyde 343.6)

1815 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte7) (W 36, 91f.): [Über die 1814 durch Hafis’ Di-

wan geweckten Orientinteressen]8) . . . Alles was dem Stoff und dem Sinne nach bei mir Ähnliches verwahrt und gehegt worden, that sich hervor . . . M e d s c h n u n und L e i l a , als Muster einer gränzenlosen Liebe, ward wieder dem Gefühl und der Einbildungskraft zugeeignet, die reine Religion der Parsen aus dem späteren Verfall hervorgehoben 1

) Fragment einer orientalischen Oper. Aus dem Nachlaß. ) Max Morris (Goethes Opernentwurf: Feradeddin und Kolaila. In: Euphorion 14, 1907, 507−17; künftig zitiert: Morris 1907) entdeckte in den Oriental Collections die Hauptquelle; G’s Lektüre s. 1815 Jan 17. u. 18. 3 ) Klagemonolog Abdallas: Sie haben sie geraubt . . ., zuerst veröffentlicht von Morris 1907, 509 (mit Varianten u. Vorfassung). 4 ) Die zuerst von Morris 1907 mitgeteilten Varianten u. Vorfassung des Monologs. 5 ) Thomas Hyde: Historia Religionis Veterum Persarum, Eorumque Magorum . . . Oxford 1700. G hatte das Werk am 12. Dez von Eichstädt aus der Universitätsbibliothek erhalten. Er blieb bis 21. Dez in Jena, kann das Buch aber noch weiter benutzt haben; am 16. Mai 1816 vermerkt das Jenaer Tgb nochmalige Lektüre u. ein Brief an Riemer, Jena 25. Mai 1816, erwähnt: Da ich keine Bücher bey mir habe, so nahm ich aus der Büttnerschen Bibliothek nur was mir Noth that und habe mich in den Thomas Hyde zum erstenmal [!] recht hineingelesen (Br 27, 21). 6 ) Die Tgb-Notiz zeigt G’s Interesse am parsischen Feuerkult, der, wie die Stichworte Feuergeister u. Autodafe´ Zug in Feradeddin und Kolaila vermuten lassen, wohl eine bedeutende Rolle gespielt hätte (s. dazu MA 11.1.1, 657, Anm. zu 302,12). 7 ) Entstanden 1823. 8 ) Zum Kontext s. in „West-östlicher Divan“: 1815 TuJ gD. 2

2

FERADEDDIN UND KOLAILA

1815

und zu ihrer schönen Einfalt zurückgeführt . . . Chardin absichtlich durchgelesen,1) und so häufte sich der Stoff, bereicherte sich der Gehalt . . . Jan

17. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 1. Apr 1815 −: Ouseley, William [Hg.]: The Oriental Collections, illustrating the history and antiquities . . . of Asia. Vol. I−III. London 1797−99.) 17. [Weimar] Gegen Abend Oriental Collections. 18. Geschichte Orientalische. Oper daher.2) 24. [Berlin] B. A. Weber an G3) (GSA 25/XX,12 A Bl. 78f.): Wie soll ich aber meine Freude und meine Dankbarkeit ausdrücken, indem Euer Excellenz ein Opern-Sujet von Ihrer genialischen Feder mir zugedacht haben?4) Wenn meine Kräfte nur hinreichen werden das Ganze mit meiner Musik wiederzugeben, wie es groß und lebendig von Denselben erzeugt werden wird. Vor allen Dingen darf ich doch um den Gegenstand bitten, ob er aus der griechischen Geschichte, oder Fabellehre, oder aus der Deutschen Geschichte des Mittelalters gewählt ist? Dann ist es glaub ich nothwendig, ehe Euer Excellenz an die Ausarbeitung gehen, daß wir uns m ü n d l i c h über unser Personale, und das Scenarium besprechen. Eine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit kann dem Komponisten, die Sache erleichtern, oder auf der andern Seite erschweren. Ich werde die Tage zu den glücklichsten meines Lebens rechnen, wenn die Arbeit beginnen werde. 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 19. Mai 1815 −: [Chardin, Jean Chevalier de:] Voyages du Chevalier Chardin en Perse et autres Lieux de l’Orient . . . Nouvelle ´edition Augmente´e du Couronnement de Soliman III. . . . 4 Teile in 2 Bdn. Amsterdam 1735.5)) 24. [Nachmittags oder abends] Chardin Voyage.

Febr

2. An B. A. Weber (Br 25, 185f.): . . .6) Was die neue Oper betrifft, so

erlauben Sie daß ich von dem Gegenstande und dem Plan vorerst noch ein kleines Geheimniß mache. Die Aufnahme des Epimenides wird ausweisen ob die Früchte meiner Bemühungen, wie ich so sehr wünsche, auf dem Berliner Theater gedeihen können. Das Schema wird indessen

1

) s. unten 1815 Jan 24.: Bibliotheksentleihung. ) Hinweis auf die Erzählung, die G bei der Lektüre der Oriental Collections den Plan zu Feradeddin und Kolaila eingab: A Tale from the original MS of the Arabian Nights − Translated by Jonathan Scott. In: The Oriental Collections Vol. I Nr. III, 1797, July − Sept, p. 245−57 (Abdruck in MA 11.1.1, 649−52). 3 ) Der Berliner Kapellmeister u. Komponist hatte G vom 24. − 30. Juni 1814 in Bad Berka u. Weimar besucht, um in Ifflands Auftrag Vorbesprechungen über die Musik zu Des Epimenides Erwachen zu führen (s. EGW 4, 33−36). 4 ) Weber bezieht sich auf G’s Brief vom 21. Dez 1814, der gemeinsame Arbeit an einer großen Oper in Aussicht stellte, die er im vergangenen Sommer schematisirt und . . . disponirt habe (s. zu „Der Löwenstuhl“ gD). 5 ) Morris 1907, 516 wies darauf hin, daß Isfahan G durch Chardins Description de la Ville d’Ispahan, Capitale de Perse (Bd 2, 1−119) gut bekannt war; zum Schauplatz des letzten Akts Synderuths Grüfte (ebd. 2): Le fleuve de Zenderoud . . . se jette sous terre entre Ispahan et la Ville de Kirman, ou ` il reparoit. Tafel 44 (nach S. 80) zeigt das Gewölbe eines unterirdischen Kanals. 6 ) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: an Weber gD (EGW 4, 54). 2

1815

FERADEDDIN UND KOLAILA

3

ausführlich gefertiget, um bey der Unterhaltung darüber die Forderungen des Herrn Componisten auf’s schnellste und leichteste zu erfüllen. Erhalten Ew. Wohlgeb. mir bis dahin ein geneigtes Andenken. Leider steht es aber mit öffentlichen wie mit Privat-Angelegenheiten noch so unsicher daß ich nicht wissen kann, inwiefern ich mich im Frühjahre oder Sommer von Hause entfernen darf. Freylich wäre mein angelegentlichster Wunsch Berlin mit allen seinen Vorzügen und Schätzen näher kennen zu lernen. ? Febr 3. [Nachmittags, Lektüre] Chardin Schätze Ispahans. Apr

1. [Berlin] B. A. Weber an G (GSA 25/XX,12 A Bl. 114f.): . . .1) Da nun Berlin das große Werk [Epimenides] mit enthusiastischem Beifall gekrönt hat . . . so wag ich es von neuem, Euer Excellenz zu bitten, mir die Idee der Oper, die Dieselben erfunden haben, gefälligst mitzutheilen. Ich freue mich kindlich darauf, und bin in der größten Erwartung. Ehe Euer Excellenz an die Arbeit gehen, so ist wegen dem Scenarium eine m ü n d l i c h e Rücksprache höchst nothwendig. Wir erleichtern uns beide die Arbeit. Vor allen Dingen darf die Oper mit der Ouverture und den Ballets nicht länger als aufs a l l e r h ö c h s t e 2 und 3 Viertelstunden dauern . . . Meine Idee ist diese: Wenn Euer Excellenz mir Ihre Oper zur Komposition noch anvertrauen wollen, so haben Sie die Güte an den Herrn Grafen Brühl zu schreiben, und mich zu einer mündlichen Unterredung nach Weimar zu begehren. Wenn der König nicht kommen sollte . . . so wäre mir der Monath Mai, wenn d i e s e Zeit Euer Excellenz convenirt, der liebste zu einer Reise nach Weimar. Ich habe eine theatralische Arbeit, noch vor E p i m e n i d e s angefangen, und halb vollendet liegen lassen. Unter der Zeit Euer Excellenz nach der Unterredung an Verfertigung des Gedichts gingen, würde ich die schon angefangene Arbeit vollenden, um gleich nach Erhaltung Ihres neuen Meisterwerks daran anfangen zu können. 9. An B. A. Weber (Konzept; Br 25, 255f.): . . .2) Was eine neue Oper

betrifft, so dürfte dieses Frühjahr zu derselben kaum Rath werden, denn durch einen heftigen und hartnäckigen Katarrh habe ich den ganzen März verloren, und die nächsten Monate deshalb viel zu thun, weil ich die Herausgabe meiner Werke [B] fördern muß, auch eine abermalige Badereise im Sommer vorzunehmen genöthigt bin. Und so bin ich denn auch vollkommen Ihrer Meinung, daß ein Werk der Art das immer viel Zeit kostet, mit der wir Ursache haben haushälterisch umzugehen, nicht als eine Privatsache behandelt, sondern nur auf Anregung und Begünstigung einer verehrlichen jetzt so thätigen Intendanz unternommen werden dürfte, weil denn doch die Ausführung zuletzt von ihrer Entscheidung abhängt.3) Lassen Sie uns daher die Sache wohl überlegen, ich werde indessen den Gegenstand näher bedenken, und wahrscheinlich giebt mir die Freyheit, wie man sie auf der Reise ge-

1

) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: Weber an G gD (EGW 4, 67f.). 2 ) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: an Weber gD (EGW 4, 73f.). 3 ) weil . . . abhängt] G im Konzept aR für: indem einige neue bedeutende Decorationen dabey erforderlich seyn möchten.

4

FERADEDDIN UND KOLAILA

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nießt, Lust und Muth, den Entwurf dergestalt vorzubereiten, daß eine Zusammenkunft in kurzer Zeit desto fruchtbarer seyn kann. Apr 12. [Nachmittags] Persische Oper. 12. [Berlin] Graf C. F. M. v. Brühl an G (GSA 25/XX,12 A Bl. 134): . . .1) Herr Kapellmeister Weber hat mir die Möglichkeit ahnen laßen, daß Sie verehrter Freund, nicht ganz abgeneigt wären in Zukunft ein dramatisch musikalisches Werk für unsre Bühne zu dichten und dieser Gedanke entzückt mich dermaßen, daß ich wohl möchte, Sie könnten die Feder schon daran setzen. Mit welcher Liebe, mit welchem Fleiße würde ich dann auch dies neue Meisterwerk aufzuführen suchen. Mai

1. An Graf C. F. M. v. Brühl (Br 25, 293): . . .2) Auf einer Sommerreise

1. 17.

17. Nov 11.

hoffe ich soviel Freyheit des Geistes zu gewinnen, um die vorseyende Oper zu fördern. Ich habe ein Sujet, dem ich einiges Glück verspreche, man muß nur sehen, ob es unter der Arbeit die Probe hält. [Brief an] Graf Brühl, Antwort, Danck pp., Berlin. An Zelter (Br 25, 328): . . .3) Ich habe wieder einmal einigen Glauben, es sei möglich, gerade in diesem Zeitpunkte etwas dafür [das Theater] zu wirken, und wenn der auch nur ein halbes Jahr hält, so ist immer inzwischen etwas geschehen. Briefe . . . Zelter nach Berlin. An B. A. Weber (Br 26, 147): . . .4) Noch vor Ende des Jahrs hoffe ich den Entwurf einer Oper zu überschicken zu vorläufiger Überlegung. Ist der Componist mit dem Dichter, wegen Folge der Scenen und wegen Austheilung der Partien unter Sänger und Schauspieler einig, so giebt sich die Ausführung bald.

21. [Berlin] B. A. Weber an G (GSA 25/XX,12 B Bl. 3f.): . . .5) Schon glaubte ich Euer Excellenz hätten die Idee mir eine Oper schreiben zu wollen, ganz aufgegeben, und war deswegen recht betrübt. Um nicht den Schein einer Anmaßung oder Zudringlichkeit zu haben, wagte ich es gar nicht mehr Euer Excellenz an Ihren gefaßten Entschluß zu erinnern. Wie freudig wurde ich in Dero letztem hochgeehrtem Schreiben vom Gegentheil überrascht! Ich ruf mit Horatz aus: Nunc bibendum, nunc pede libero pulsanda tellus!6) Ich kann den Augenblick kaum erwarten, in dem den Brief eröfne, und den Plan herausnehme. Ist der Gegenstand schaurig, graußam und Schrecken erregend? Was ist dem größten der Dichter dem der ganze Mensch, mit allen seinen Leidenschaften zu Gebot steht; ohnmöglich? Ihm dem die geheimsten Falten der Natur offen vor den Augen liegen? Was ist der Gegenstand? „Ei der gute neugierige Mann“, werden S i e ausrufen! Ich habe unterdessen eine Arbeit angefangen, ich will sie so schnell

1

) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: Graf v. Brühl an G gD (EGW 4, 74f.). 2 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Paläophron und Neoterpe“ gD u. in „Des Epimenides Erwachen“ gD (EGW 4, 82f.). 3 ) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: an Zelter gD (EGW 4, 84). 4 ) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: an Weber gD (EGW 4, 90). 5 ) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: Weber an G gD (EGW 4, 90f.). 6 ) Horaz: Oden I 37, v. 1f.

1815

FERADEDDIN UND KOLAILA

5

als möglich vollenden, damit ich beim Erwachen des jungen Frühlings mit den erhabenen kühnen Bildern[,] mit dieser geisterhaben [?] großen Schöpfung mich gleich innig vertraut machen kann.

Nov 28. An B. A. Weber (Konzept; Br 26, 165): . . .1) Von der neuen Oper darf

ich noch nichts verrathen, sie ist märchen- und geisterhaft, dabey geht alles natürlich zu. Sie soll heiter werden und brillant, wobey es nicht an Leidenschaft, Schmerz und Jammer fehlen wird.2) Verzeihen Sie wenn ich hiedurch Ihre Neugier noch mehr rege mache.

1816 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 106f.): . . .4) überall schöpfte ich frische

östliche Luft . . . besonders werth jedoch erschien mir Hyde Persische Religion; und wie denn, sobald ein bedeutender Stoff mir vor die Seele trat, ich denselben unwillkührlich zu gestalten aufgefordert wurde, so entwarf ich eine orientalische Oper und fing an sie zu bearbeiten. Sie wäre auch fertig geworden, da sie wirklich eine Zeitlang in mir lebte; hätte ich einen Musiker zur Seite und ein großes Publicum vor mir gehabt, um genöthigt zu sein den Fähigkeiten und Fertigkeiten des einen, so wie dem Geschmack und den Forderungen des andern entgegen zu arbeiten. Jan

3. [Berlin] Graf C. F. M. v. Brühl an G (GSA 28/222 St.1): Kapellmeister Weber hat mir von einer Oper gesprochen, weshalb er eine Reise nach Weimar zu machen wünscht. Gäbe doch der Himmel seinen Segen zu diesem Werke und mögen alle Musen den Componisten begeistern, damit er etwas dem Gedichte Würdiges hervorbringe, bis jezt hat er uns zwar nur immer einzelne sehr schöne musikalische Aphorismen geliefert, und noch kein großes Ganze. Unbezweifelt wird ihn aber der poetische Riesengeist eines hochverehrten Freundes begeistern und ihn ein musikalisches Meisterwerk vollbringen machen. 13. [Berlin] B. A. Weber an G (GSA 28/69 Bl. 30): Euer Excellenz kann ich nicht genug meine Freude schildern, daß ich mit Hrn: Director [J. G.] Schadow die Reise nach Weimar machen kann5). . . Ich füge hier nur noch die einzige Bitte hinzu, daß es Euer Excellenz gefallen möge mit mir, während meiner Anwesenheit in Weimar,6) das Sce-

1

) Das Vorausgehende s. in „Des Epimenides Erwachen“: an Weber gD (EGW 4, 92). ) Von Leiden, Schmerz u. Jammer ist in G’s Entwürfen zu einem Monolog Abdallas die Rede (s. MA 11.1.1, 303f.). 3 ) Entstanden 1823. − G’s Hinweis auf sein Studium orientalistischer Literatur ist zwar dem Jahr 1816 zugeordnet, umfaßt aber Lektüre u. Vorarbeiten seit Jan 1815, für das Studium der parsischen Religion seit Dez 1814. 4 ) Das Vorausgehende s. in „West-östlicher Divan“: 1816 TuJ gD. 5 ) Die am 23. Jan 1816 mit Schadow angetretene Reise kam auf G’s Wunsch zustande, der mit dem Bildhauer über das Blücher-Denkmal für Rostock konferierte (s. „Blüchers Denkmal [I]“, EGW 1, 286−319); Webers Anwesenheit war G vor allem wegen der Proben für die Aufführungen von Des Epimenides Erwachen (am 7. u. 10. Febr) erwünscht (s. EGW 4, 93f.). 6 ) Ankunft in Weimar 25. Jan (G’s Tgb: Kamen Abends Capellmeister Weber und Di2

6

FERADEDDIN UND KOLAILA

1816

narium der für mich so gütig zu arbeitenden Oper durchzugehen, und das Ganze bestimmt zu besprechen.

Febr

8. Um zehn Uhr Capellmeister Weber, Plan der neuen Oper.1)

CM

[Ferneres in Bezug auf mein Verhältniß zu Schiller]2)

E D

Z

1825 Aug 22. Q II 2 (1837) 650 [Rubrik Biographische Einzelnheiten]. − C1 60 (1842) 270f. [Rubrik Biographische Einzelnheiten]. − W 36, 252f. [Rubrik Biographische Einzelnheiten]. − MA 14, 580. − FA I 17, 391f. [Mein Verhältniss zu Schiller].

1824 u. 1825 (s. „Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe“, EGW 1, 473−91)

1824 Dez ⎯ Literarisches Conversationsblatt (W 41.2, 164f.): Freundschaft kann

sich bloß praktisch erzeugen, praktisch Dauer gewinnen. Neigung, ja sogar Liebe hilft alles nichts zur Freundschaft. Die wahre, die thätige, productive besteht darin, daß wir gleichen Schritt im Leben halten, daß e r meine Zwecke billigt, ich die seinigen, und daß wir so unverrückt zusammen fortgehen, wie auch sonst die Differenz unserer Denk- und Lebensweise sein möge.

rector Schadow.). Weitere Besuche Webers verzeichnet G’s Tgb am 26., 27. u. 29. Jan, 1., 7., 8. u. 10. Febr. Weber u. Schadow reisten am 11. Febr zurück. 1 ) Webers Name erscheint nach dem 10. Febr nicht mehr in G’s Tgb; auch die Korrespondenz wurde nach Webers Abreise von G nicht weitergeführt. 2 ) Aphoristische Charakteristik des Verhältnisses zu Schiller. Posthum veröffentlicht durch Eckermann, von dem auch der Titel stammt. Überliefert sind zwei gebrochene Folioblätter in Johns Hand (GSA 25/XXXII,9:2). 1. Blatt Vorder- u. Rückseite rechtsspaltig beschrieben mit Text W 36, 25220−25316; Rückseite linke Spalte gestrichen: Das abschriftliche Billet sagt hierüber mehr als eine weitläufige Verhandlung. Bey dem Drang der Zeit und der Umstände konnt’ ich wie der Druck ausweist keinen Gebrauch machen eine Bemerkung scheint darauf hinzudeuten u. in linker unterer Ecke datiert: W.[eimar] d. 22. Aug 1825. 2. Blatt Vorderseite rechtsspaltig beschrieben mit Text W 36, 25317−25; eine eigenh. Vorstufe dazu GSA 29/376, S. 4. Die Aufzeichnungen sind im weiteren Zusammenhang mit G’s intensiver Arbeit an den Tag- und Jahres-Heften für 1794−1805 sowie an der Redaktion des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1824 u. 1825 zu sehen.

1825

FERNERES IN BEZUG AUF MEIN VERHÄLTNISS ZU SCHILLER

7

1825 ⎯

⎯ Einzelnes1) (W 42.2, 146): Mein Verhältniß zu S c h i l l e r gründete sich

auf die entschiedene Richtung beider auf Einen Zweck, unsere gemeinsame Thätigkeit auf die Verschiedenheit der Mittel, wodurch wir jeden zu erreichen strebten. Jan

18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 142f.): Das Andenken Schillers war in ihm [G] so lebendig, daß die Gespräche dieser letzten Hälfte des Abends nur ihm gewidmet waren. Riemer erinnerte an Schillers Persönlichkeit. Der Bau seiner Glieder, sein Gang auf der Straße, jede seiner Bewegungen, sagte er, war stolz, nur die Augen waren sanft. „Ja, sagte Goethe, alles Übrige an ihm war stolz und großartig, aber seine Augen waren sanft. Und wie sein Körper war sein Talent. Er griff in einen großen Gegenstand kühn hinein und betrachtete und wendete ihn hin und her und sah ihn so an und so, und handhabte ihn so und so. Er sah seinen Gegenstand gleichsam nur von Außen an, eine stille Entwickelung aus dem Innern war nicht seine Sache. Sein Talent war mehr desultorisch. Deshalb war er auch nie entschieden und konnte nie fertig werden. Er wechselte oft noch eine Rolle kurz vor der Probe.“ „Und wie er überall kühn zu Werke ging, so war er auch nicht für vieles Motivieren . . . Daß ich dagegen oft zu viel motivierte, entfernte meine Stücke vom Theater . . .“

Mai 12. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 159): „Überall, fuhr Goethe fort, lernt man nur von dem, den man liebt. − Solche Gesinnungen finden sich nun wohl gegen mich bei jetzt heranwachsenden jungen Talenten, allein ich fand sie sehr spärlich unter Gleichzeitigen. Ja ich wüßte kaum einen einzigen Mann von Bedeutung zu nennen, dem ich durchaus recht gewesen wäre . . . Nun streitet sich das Publikum seit zwanzig Jahren, wer größer sei: Schiller oder ich, und sie sollten sich freuen, daß überall ein paar Kerle da sind, worüber sie streiten können.“ Aug (s. „Tag- und Jahres-Hefte“ gD)2) 5.–31. 22. (H datiert: W. d. 22. Aug 1825)

HO

[Ferneres über Weltliteratur]3)

E

1829 Nov / 1830 Apr 23. 1829 Nov 10. u. 11.:4) Text 4 (Br 46, 143−46) 1

) Gedruckt in KA V 2 (1825). ) In diesen Tagen konzentrierte Arbeit an den TuJ zu 1805, Schillers Todesjahr. 3 ) Vier von Eckermann unter diesem Titel für C1 zusammengestellte Texte in dieser Reihenfolge: 1) Einwendung W 42.2, 50222 − 50325; 2) Ermunterung W 42.2, 50326− 50432; 3) Zu bedenken W 42.2, 5021−20; 4) G’s Brief vom 11. Nov 1829 an die Gesellschaft für ausländische schöne Literatur (s. „Goethe an die den 28. August 1829 gestiftete Gesellschaft . . ., S. 610). Texte 1−3 vermutl. Vorarbeiten für G’s Vorwort zur dt. Übers. von Carlyle’s Schiller-Biographie; s. dazu „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“, EGW 2, 84−98. 4 ) Zur Datierung s. „Goethe an die den 28. August 1829 gestiftete Gesellschaft . . .“, S. 609. 2

8

FERNERES ÜBER WELTLITERATUR

1828

1829 Nov 16.: Text 3 (W 42.2, 5021−20) 1830 März 30.: Text 2 (W 42.2, 50326−50432) 1830 Apr 23.:1) Text 1 (W 42.2, 491; 50222−50325)

D

C1 49 (1833) 137−43. − W 42.2, 501−04 (Studien zur Weltliteratur). − FA I 22, 865−68 ([Aus dem Faszikel zu Carlyles ,Leben Schillers’]).

Z

1828 (s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“, EGW 2, 85)

1829 Jan Juni Juli Aug

7., 9. u. 26. 18., 21. u. 25. 2., 3., 6. u. 26. 1.

Aug 24. Nov 1., 6., 10. u. 11. ?

}

(s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“, EGW 2, 85−88)

}

(s. „Goethe an die den 28. August gestiftete Gesellschaft . . .“, EGW 6, 609ff.)

Nov 13. [Nachmittags] Beschäftigte mich mit Vorarbeiten. 16. (Hs. 〈Text 3〉 datiert: Weimar den 16. Nov. 1829.) ?

17. Einiges vorbereitet und aphoristisch dictirt.

Dez (s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“ gD, EGW 2, 89) 5. u. 22.

1830 März (s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“ gD, EGW 2, 89f.) 24. u. 25. 30. In Bezug auf Schillers Leben von Carlyle verschiedenes dictirt und ar-

rangirt. 30. (Hs. 〈Text 2〉 datiert: W. d. 30. Mrz. 1830.) März 31. Apr 1.−23.

}

(s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“ gD, EGW 2, 90ff.)

PL

1

) Abschluß der Arbeit am Carlyle-Aufsatz; s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“, EGW 2, 84.

1825

FEUERKUGEL

9

[Feuerkugel]1)

E D

1825 Nov 21. NS 13 (1904) 510f.2) − LA I 11, 242f. − FA I 25, 271ff. − MA 13.2, 273ff.

Z

1825

Nov 15. [Berlin, J. H. Mädler:] Die Feuerkugel (Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, No. 267, 15. Nov 1825, Wissenschaftliche und Kunst-Nachrichten): D i e F e u e r k u g e l , welche am 19ten vorigen Monats Abends zu B e r l i n gesehen worden ist und ihr nahes Zusammentreffen mit dem tiefen Barometerstande am 20sten Mittags, veranlaßte mich, die seit 1809 über unserm Horizont sichtbar gewordenen Feuerkugeln mit dem jedesmaligen Barometerstande zu vergleichen. Das Resultat ist: Seit 1809 sind in Berlin oder dessen näherer Umgegend 15 Feuerkugeln gesehen worden. Nur e i n e erschien bei mäßig hohem Barometerstande, d r e i bei einem mittleren, e l f aber bei tiefem Stande. Der mittlere Stand des (Gronauschen) Barometers3) bei Erscheinung einer Feuerkugel ist 27’’ 10’’’, 4. Einige Tage vor oder nachher stand das Barometer immer sehr tief, und s e c h s m a l traf die Erscheinung der Feuerkugel mit ungewöhnlich tiefen Ständen (von 26’’ 11’’’ bis 27’’ 2’’’, 5) nahe zusammen. Eine besondere Beziehung auf den Thermometerstand oder den Wettererschein im Allgemeinen habe ich nicht entdecken können, ausser daß 4 Feuerkugeln (darunter zwei im Winter) mit G e w i t t e r n nahe zusammentrafen. Erwägt man nun, daß zur Sichtbarwerdung einer Feuerkugel ein ganz oder doch beinahe heitrer Himmel erfordert wird, und das Barometer bei heiterm Wetter selten u n t e r , oft aber weit ü b e r seinem Mittel steht, so scheint es nicht unwahrscheinlich, daß eben die Ursach, der die Feuerkugeln ihre Entstehung verdanken, auch den starken Barometerfall veranlasse; ja daß letzterer nie eintrete, ohne von feurigen Meteoren begleitet zu sein, die wir nur oft nicht erblicken, da die Nächte alsdann gewöhnlich trüb sind, bei Tage nichts der Art bemerkt werden kann und die Erscheinung überhaupt so kurzdauernd ist, daß oft auch bei heiterm Himmel ein Meteor dieser Art unbeobachtet bleiben mag. Auch will es mir bedünken, als habe man zuweilen von der Gleichzeitigkeit der Erscheinung an entfernten Orten etwas zu rasch auf die Identität des Meteors geschlossen. Ich bin Willens, die näheren Belege zu diesem Resultat in einem der nächsten Blätter der Zeitschrift für die gesammte Meteorologie (Chemnitz b. Ketschmar) ausführlich mitzutheilen,4) und würde es mit Dank aufnehmen, wenn Freunde der Naturkunde mir durch ihre Beiträge zur Vervollständigung meiner gesammelten Angaben behülflich sein wollten. Im November 1825. M ä d l e r . 21. (Hs. datiert: Weimar den 21sten November 1825.)

PL 1

) Überlegungen zum möglichen Zusammenhang von Luftdruck u. atmosphärischen Erscheinungen (Feuerkugeln) wie auch über Erdbeben u. vulkanische Ausbrüche; angeregt durch den im Text zitierten Zeitungsartikel Die Feuerkugel des Astronomen J. H. Mädler (s. unten 1825 Nov 15.); überliefert in Schuchardts u. unbekannter Schreiber-Hand (LA II 2, 709). 2 ) Auszug des Zeitungsartikels nur unvollständig wiedergegeben; Text LA I 11, 24211−17 u. 2436−28. 3 ) Nach dem naturforschenden Berliner Pastor K. L. Gronau. 4 ) Lediglich Bd 1 (1825) erschienen.

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FINALE ZU JOHANN VON PARIS

1815

Bei Rückkehr Ihro Königl. Hoheit des Großherzogs von Wien. Finale zu Johann von Paris.1)

E D

1815 Frühjahr C1 4 (1827) 208–13.2) – W 13.1, 127–31. – FA I 6, 795ff. – MA 11.1.1, 307–10.

Z

1815

Febr 25. Capellmeister Müller. Herzogs Ankunft zu feyern.3) März 11. An Christiane (Br 25, 231): Richte ein, daß Du den Montag nach Pal-

marum wieder hier bist, da läßt sich mancherley vorarbeiten und verabreden, ehe die Höchsten Herrschaften kommen. Durchl. Herzog sind auf den 29. huj. angekündigt. 12. An Graf C. F. M. v. Brühl (Br 25, 233): Vor allen Dingen muß ich aber aussprechen, wie leid es mir thue Ihrer lieben Einladung nicht folgen zu können. Meine Gesundheit erlaubt mir wohl, ja sie nötigt mich, im Sommer eine Badereise zu thun, Winter und Frühjahr halten mich dagegen zu Hause. Wäre ich aber in Versuchung gerathen, in diesem außerordentlichen Falle eine Ausnahme zu wagen, so würde ich doch durch ein freudiges Ereigniß abgehalten werden, welches uns bevorsteht, indem unser gnädigster Herr auf den 2. Oster-Feyertag angekündigt ist. Mai 10. An Knebel (Br 25, 320): Da die Zurückkunft unseres gnädigsten Herrn sich immer weiter hinausschiebt, so werde ich durch freundliche Ermahnungen, ja sogar durch eine Art Geheiß unserer gnädigsten Fürstin nach Wiesbaden gleichsam getrieben. Mai An Carl August (Konzept; Br 25, 327): Die allgemeine Stimme, ja ein [Mitte] gnädigstes Geheiß Ihro Frau Gemahlin, Königl. Hoheit, treibt mich nach Wiesbaden, und ich folge diesem Antriebe um desto eher, als zu 1

) G’s 97 Verse umfassendes Finale zur Ope´ra comique Jean de Paris von F. A. Boieldieu (Paris 1812) für eine festliche Aufführung zu Ehren des vom Wiener Kongreß heimkehrenden Großherzogs. – Zur Hs-Überlieferung W 13.2, 207ff. 2 ) Als Druckvorlage fürs Finale in C1 4 diente Eckermanns vollst. Abschrift von G’s eigenh. Niederschrift. Diese ist nur noch fragmentarisch überliefert (GSA 25/W 13.5, Bl. 144–47), nachdem Erben G’s, vermutl. Ottilie, die Verse zerschnitten haben, um sie als Autographen zu verschenken. Es fehlen v. 19–24, 58–61, 82–85 u. 86f.; wieder aufgetaucht: v. 21–24 u. 86f. (vgl. MA 11.1.1, 663–66). 3 ) Wohl Absprache über musikalische Einrichtung des neuen Textes in die Partitur mit dem für Einstudierung u. Leitung der Oper zuständigen Müller. Da Carl August zunächst Ende März erwartet wurde, wäre seine festliche Ehrung im Rahmen der Opernpremiere vor dem 1. Apr erfolgt. Doch als seine Rückkehr sich verzögerte, wurde die Oper am 1. u. 8. Apr 1815 ohne das Finale aufgeführt. Geplant für die 3. Aufführung am 13. Juni, unterblieb das Finale auf Wunsch des Großherzogs ganz.

1815

FINALE ZU JOHANN VON PARIS

11

Höchst Ihro Rückkunft meine Cur vollendet seyn möchte, da ich denn nichts sehnlicher wünsche, als Höchstdieselben in guter Gesundheit . . . als meinen gnädigsten und gunstreichen Fürsten und Herrn wieder persönlich zu verehren. Mai 17. An Zelter (Br 25, 333): Unser Großherzog ist noch nicht wieder zurück, und da seine Ankunft ungewiß ist, so will ich diese Frühlingszeit noch mitnehmen. Juni

9. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/67, Bl. 293f.): Gestern nach Mittag um 3 Uhr trafen Serenissimus gesund, recht wohl aussehend und sehr vergnügt über die Beendigung der Geschäfte hier ein. Eine eine Stunde früher eintreffende Staffette überbrachte ein Billet, in welchem Höchst Dieselben bey ihrer Rückkehr allen Empfang, Gratulation, große Tafel und was eclat mache, verbäthen. Heute nachdem schon wiederhohlte Proben von Johann von Paris gewesen, erschienen der Herr Obermarschall, und referirte, daß Serenissimus alle Umstände im Theater verböthen, daher die Trompeten und Paucken, die gewöhnl. Lichte im Parterr, und auch der sangbare Epilog wegfallen möchte.1) Mir ward aufgetragen, heute noch dieses Ew. Excellenz zu melden und zu bemercken Serenissimus danckten für die ihm zugedachte Attention und bedauernden die vergebliche Mühe, die dabey aufgewendet worden sey. 17. [Wiesbaden] An F. Kirms (Br 26, 14f.): Da steht denn freylich oben an

daß unser gnädigster Herr gesund und froh nach Hause gekommen. Bey’m Theater war unsere Schuldigkeit auf etwas Schickliches zu diesem erwünschten Empfang zu denken. Nach Kenntniß, daß unser Fürst nichts Aufgeblasenes liebt versuchte man ein leicht Vorübergehendes. Wird auch ein solches, in höherer Betrachtung, abgelehnt; so haben wir diese zu verehren und uns zu fügen. 17. [Wiesbaden] Briefe. [An] Geh. H. R. Kirms nach Weimar.

1822 Mai ⎯ Aufklärende Bemerkungen (Entwurf;2) W 13.2, 213f.): . . . Finale zu

Johann v. Paris bey Rückkehr des Fürsten von Wien. Ihro K. H. waren niemals Freund von Ehren- und Freudenbezeugungen welche sich in Ihro Gegenwart mittel- oder unmittelbar auf Sich selbst bezögen; deswegen man denn auch nur durch ein Final des eben auf dem Theater erschienenen Johann v. Paris die allgemeine Theilnahme an diesem Tage auszudrücken gedachte. Da aber auch diese geringe Äußerung abgelehnt ward, so bleibe das Angedenken derselben wenigstens hier aufbehalten und gebe jüngeren Freunden Anlaß dergleichen Gelegenheiten zu benutzen. DB 1

) G’s Finale zu Johann von Paris wurde infolgedessen nie aufgeführt. ) Erster Entwurf der Aufklärenden Bemerkungen von Johns Hand (GSA 25/W 335); zur Datierung s. EGW 1, 162. Beim Druck von C1 4 blieb die Abteilung Dramatisches, u. somit das Finale, ohne Kommentar.

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DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

1781

Die Fischerin. Ein Singspiel. Auf dem natürlichen Schauplatz zu Tiefurth an der Ilm vorgestellt.1)

E

1781 vor Aug 5. (1. Arbeitsphase)2) 1782 bis Juni 20. (Fertigstellung u. Probenbeginn)

D

Die Fischerinn ein Singspiel. Auf dem natürlichen Schauplatz zu Tiefurth vorgestellt. [Weimar] 1782. − Die Fischerin, ein Singspiel von Göthe. Auf dem natürlichen Schauplatz im Park zu Tiefurth bey Weimar vorgestellt. 1782. In: Litteratur- und TheaterZeitung. Für das Jahr 1782. Mit Kupfern. Berlin, 21. Sept 1782, 593−604; 28. Sept 1782, 609−19. − A 7 (1807) 217−46. − B 8 (1816) 217−46. − C1 11 (1828) 91−120. − W 12, 87−115. − MA 2.1, 338−56. − FA I 5, 269−89.

Aufführungen unter G’s Leitung Park zu Tiefurt Weimar 1782 Juli 22. 1792 Jan 5. u. 12. 1782 Sept 18. 1792 Okt 24.

Z Aug

1781 5. Zu Cronen [Corona Schröter]. Die Arien zu der Fischerinn berichtigt.

kam [J. A.] Aulhorn [Vocalist der Hofcapelle] und sie sangen die alten Duetts3) . . . 8. Nach Tisch [F. C. L. Frhr. v.] Seckendorf. Krone [Corona Schröter].

1

) Vielleicht schon für 1781 geplantes Singspiel, als Anna Amalia ihren Sommersitz von Ettersburg nach Tiefurt verlegte, doch erst 1782 dort aufgeführt. Hss. nicht überliefert. Mögliche Anregungen: 1) Der Fall Christiane Laßberg (gen. Christel), die sich aus Liebeskummer am 16. Jan 1778 nahe G’s Gartenhaus in der Ilm ertränkte. 2) Illuminationen an der Ilm, so in der Nacht vom 22.−23. Aug 1778, über die Wieland an Merck schreibt (Wieland BriefeAA 7.1, 113f.): . . . durch geheime Anstalt des ArchiMagus [G], ein Anblik . . . der mehr einer realisierten dichterischen vision als einer Naturscene ähnlich sah. Das ganze Ufer der Ilm, ganz in Rembrands Geschmack, beleuchtet − ein wunderbares Zaubergemisch von Hell und Dunkel, das im Ganzen einen Effect machte der über allen Ausdruk geht; darüber auch Anna Amalia an G’s Mutter, 29. Aug 1778, SchrGG 1 (1885) 119f. Zur dramaturg. Bedeutung der Beleuchtung im Singspiel s. unten 1806 G’s Anm. zu Ausg. A. 2 ) Ungewiß, wie weit das Singspiel am 5. Aug 1781 (s. dort) schon für eine mögliche Aufführung ausgearbeitet war oder ob es damals wegen anderer dramatischer Arbeiten (Tasso, Iphigenie, Elpenor, Das Neueste von Plundersweilern) nicht fortgesetzt wurde, womöglich auch wegen des techn. Aufwands der Freilichtaufführung, von dem die Z ab 11. Juli 1782 einen Eindruck geben, zumal am 28. Aug 1781 zu G’s Geburtstag Sekkendorffs Schattenspiel Minervens Geburt, Leben und Taten in Tiefurt aufgeführt wurde. 3 ) die alten Duetts − nicht ermittelt. Aus dieser Zeit vermutlich eine Abschrift der von Corona Schröter für Gesang u. Klavier komponierten Arien (FA I 5, 1115f.).

1782

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

13

1782 Juni 21. An Ch. v. Stein (Br 5, 351): Unsre Probe lief gestern ganz leidlich ab. 26.1) An Carl August (Br 5, 155): Wenn es möglich ist, und Sie noch länger

aussen bleiben; so bitt ich um einige Nachrichten, Ihrer Zurückkunft, und des Meinungischen Besuchs. Eins wegen des Abfeuerns, das andre wegen dramatischer Einrichtungen für Tiefurt. 26. [Tiefurt] Luise von Göchhausen an Knebel (Deetjen 41): Den 6. oder 8ten Juli kommen sämtliche Weibliche Durchlauchtigkeiten von Meinungen und werden warscheinlich 8 Tage hier bleiben. Die Herzogin wird ihnen hier eine kleine feˆte geben, aus einem Wald und Wasser-Drama von Goethen, die Fischerinn, bestehend. Das Stück mit untermischten Gesängen will ich schicken, sobald ich zum abschreiben Zeit habe. Juli

1. An Ch. v. Stein (Br 6, 1): Werde Probe der Operette haben . . . 2. An Ch. v. Stein (Br 6, 1): Diesen Abend kommt die Schröter und

Seidler und Aulhorn in meinen Garten das Stück zu probiren.2) 3. An Ch. v. Stein (Br 6, 2): Das Wetter will nicht leiden daß die Probe im Garten seye. 11.–17.3) [Weimar] B. G. Hüttenrauch, Rechnung an Anna Amalia über 9 Taler, 22 Groschen, 6 Pfennige (ThHStA A 948, Nr. 132): Zur Hoch Fürstlichen Comedie in Tieferth, sind von mir Endes an Lichten und Tallig in die Lampen geliefert worden . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 12.–22. [Weimar] J. M. Pietsch, Rechnung an Anna Amalia über 19 Taler, 22 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 122): Was in den Hochfürstlichen Garten in Tiefurth an Commetiyen arbeit Von Zimmer arbeit, und an Bau Matterialen ist gearbeitet und geliefert worden [aufgezählt werden Arbeitstage und gelieferte] 4 halbspanige Baustämme . . . 40 Stück 6 Elligte Bredter . . . 20 Stück 7 Elligte Breder . . . 16 Stück 7 Elligte Latten . . . 16 Stück Spollir [Spalier] Latten . . . 600 gantze Bredt Nägel . . . 50 Spundt Nägel . . . 4 Fuhren mit Holtz und Bredtern . . . 36 Mas Bir so bey der Wasser arbeit sind gereichet worden Vor Zimmer leute und Taglöhner . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 13. [Tiefurt] Luise v. Göchhausen an Knebel (Deetjen 43): Durch eine Krankheit des Herzogs von Meiningen abgehalten, kommen unsere Gäste von daher nicht. Das kleine Drama wird künftigen Mittwoch oder Donnerstag hier gegeben; welches, so bald Sie uns einmal erscheinen, sogleich wiederholt werden soll. Indeßen schicke ich’s, so bald ichs habhaft werden kann.

1

) In Br 5, 155f. irrtümlich auf 26. Juni 1781 datiert; Datierung nach Briefrepertorium. ) Corona Schröter spielte das Dortchen, H. F. W. Seidler den Bräutigam Niklas, der Tanzmeister u. Vokalist der Hofkapelle J. A. Aulhorn den Vater. Seidler (1751−1819) war sachsen-weimarischer Kirchenbeamter, seit 1780 Oberkonsistorialsekretär. 3 ) Die Rechnungsbelege der Herzogin Anna Amalia (ThHStA A 948) geben Aufschluß über Umstände der Proben, Bühnenbau, Transport u. dgl. im Umfeld der Aufführung. Bei einigen Rechnungen ist der Bezug auf die Fischerin nicht eindeutig. Von den Rechnungen, die zur zweiten 2. Aufführung am 18. Sept 1782 gehören, sind nur einige aussagekräftigere ausgewählt. 2

14

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

1782

Juli [Weimar] J. M. Roltsch, Rechnung an Anna Amalia über 2 Taler, 23 Groschen (ThHStA 13.−22. A 948, Nr. 126): [für] Bech und bechfackeln bey der Comedi in Diefurt . . . 20 Pfund bech in die bechfannen . . . 4 bechfackel die bechfannen und holtz haufen anzubrenn[en] . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 15. An Ch. v. Stein (Br 6, 7): Diesen Abend ist Probe in Tiefurt. 15. [Weimar] J. M. Roltsch, Rechnung an Anna Amalia über 5 Taler, 12 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 127): Was an Seiler Arbeit zum gebrauch bey der Comedi in Diefurt. . . ist ve[r]fertiget worden . . . Eine von guten Seh Hanf verfertigde leine 160 Elen lanck. . . obige leine wieder aus den waßer gethan und wieter getrucknet . . . Ein großes Bau Seil welches in den waßer geworfen wieter auf geschlagen und getrucknet. . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 16. [Weimar] C. J. L. Glüsing, Rechnung an Anna Amalia über 6 Taler (ThHStA A 948, Nr. 117): Vor dem Fürstl. Sachsen Weimar. Herrn Geheimde Rath, Herrn von Göthe, Wohlgeb.[oren], druckte: Die Fischerin, ein Singspiel pp. . . . 150mal zu drucken [ED] . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 16. An Ch. v. Stein (Br. 6, 7): Unsere Probe ist gut ausgefallen, hier ist das

Stück [ED], zeige es noch nicht weiter. 16. An Merck (Br 6, 8): Ehstens wirst du ein Wald und Wasser Drama zu

sehen kriegen. In Tiefurth aufgeführt thut es sehr gute Würckung übrigens verzeih, wenn es wie ein Protokoll tracktirt ist. 17. An Caroline Herder (Br 6, 9f.): Dies kleine Stük gehört, so klein es ist, Zur Helfte dein, wie du bey’m ersten Blik Erkennen wirst, gehört Euch beyden zu Die Ihr schon lang für eines geltet. Drum Verzeih’ wenn ich so kühn und ohngefragt, Und noch dazu vielleicht nicht ganz geschikt, Was er dem Volke nahm dem Volk zurük Gegeben habe.1) Denn wir andern, die Wir ieden Tag berupft zu Bette gehn, Und dennoch kleine, ausgestopfte, bunte, Erlogen-wahre Vögel auf den Markt Zu bringen, von den Kunden solcher Lust Gefordert werden, können’s warlich nicht Aus eignen Mitteln immer, müßen still Was da ein Pfau, ein Rabe dort, und was

1

) G bearbeitete vier Lieder aus Herders Volkslieder-Sammlung für das Singspiel: O Mutter, guten Rath mir leiht (Der Wassermann. Dänisch; W 12, 99f.), Es war ein Ritter, er reist’ durch’s Land (Die drei Fragen. Ein Straßenlied. Englisch; W 12, 109f.), Ich hab’s gesagt schon meiner Mutter (Brautlied. Litthauisch; W 12, 112f.), Wer soll Braut sein? (Die lustige Hochzeit. Ein Wendisches Spottlied; W 12, 113ff.). Der weiter unten erwähnte Erlenkönig (Auftakt der Fischerin) stofflich angeregt von Herders Übertragung der dänischen Volksballade Erlkönigs Tochter.

1782

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

15

Ein andrer hier verlohren, sammlend schleichen. Und wenn du nun, wie man durch einen Blik Zum Händedruk, durch den zu einem Kuß Gelokt wird, es durch diese Blätter wirst, Zu sehn was man gedrukt nicht lesen kann, Weil es gespielt und nicht gesprochen wird, Auch wohl gesprochen wird doch schlecht, geschrieben Sich ausnimmt, o so komm, ich lade dich In deren Nahmen ein, die unserm Spiele Den Raum giebt, und die Nacht um uns erhellt. Doch darfst du Müttergen dem feuchten Reich Des Erlenkönigs dich bey kühler Nacht Nicht anvertrauen, so entschäd’ge dich Ein Zauberschatten, zeige dir im Bild Den schönen Blik, wie Wald und Fluß im Thal Auf einmal rege wird, und wie die Nacht Von Feuern leuchtet um ein loses Kind. Juli 17. [Weimar] J. C. Straube, Rechnung an Anna Amalia über 16 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 118): [für] geschabten Messing Drath. . . 17. [Weimar] F. H. v. Einsiedel, Rechnung an Anna Amalia über 1 Taler, 18 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 119): [für] hin und her Transportiren der Musicalischen Instrumente bey Gelegenheit zweyer Feten und einer Comedien-Probe zu Tieffurth . . . 17. [Weimar] Anna Margreta Großin, Rechnung an Anna Amalia über 1 Taler, 19 Groschen, 3 Pfennig für die Bindung der 150 Drucke ED (ThHStA A 948, Nr. 120): wovon 24 Stück in pergamirt Papier . . . deie [so] übrichen gefälzelt . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 17.–22. [Weimar] J. J. H. Paulßen, Rechnung an Anna Amalia über 9 Taler für die Ausstattung für Corona Schröter (ThHStA A 948, Nr. 146): ponceau Charlach [tief rot] . . . Challon [Fischernetz?] . . . Seide . . . steife Leinewand . . . goldene Leon. Treßen [aus unechten Goldfäden gewebte Bänder] . . . rosa florent. Tafft . . . Coul. Bast Huth . . . rosa Band . . . schwarz Band . . . dergl. Breites . . . rosa Band . . . Coul.[eur] de puce [braunrotes] Band . . . rosa Band . . . Coul. de puce Band . . . weiß Band . . . rosa Band . . . Coul. de puce Band . . . [Eigenh. bestätigt:] Corona Schröter. 18. [Weimar] L. F. Henninger, Rechnung an Anna Amalia über 6 Taler, 14 Groschen für die Ausstattung für Corona Schröter (ThHStA A 948, Nr. 145): rosa Tafft . . . weiß ditto . . . Fantasie Flohr. . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe [u. Corona Schröter]. [22.] [Weimar] Frhr. C. W. H. v. Lyncker (Lauchner 79f.): Vor mehrerer Zeit hatte die Herzogin Amalie den Ettersburger Sommeraufenthalt mit dem zu Tiefurth vertauscht, wo man ähnliche schöne Tage verlebte. Von einzelnen Vorgängen kann ich nur hinsichtlich des bekannten Fischerstücks Erwähnung machen, dem auch ich an zwei heitern Sommerabenden beiwohnte. Die Corona Schröter spielte darin die Hauptrolle und erwarb sich durch ihre Grazie und Lieblichkeit den vollkommensten Beifall.1)

1

) Ein Szenenbild der Aufführung in einem Aquarell von Georg Melchior Kraus, 1782; s. Abb. 11 in FA I 5, nach 1280.

16

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

1782

Juli 23. An Ch. v. Stein (Br 6, 12): Von meinem gestrigen Stück, das sehr

glücklich ablief, bleibt mir leider nichts als der Verdruß daß du es nicht gesehn hast. 23. [Weimar] J. G. Schröter, Rechnung an Anna Amalia über 6 Taler, 16 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 121): von 4. mahligen Kutschfuhren nach Tiefurth mit 4. Pferden . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 24. [Weimar] J. A. Meyderoth u. S. B. Herzog, Rechnung an Anna Amalia über 12 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 123): vor die Mussicalisiche Instrument nach Tüfurt zu Tragen und wider herauf . . . 24. [Weimar] J. H. Schwanitz, Rechnung an Anna Amalia über 4Taler, 12 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 124): [für] Fuhre[n] mit der Kutsche. . . nach Tiefurth in die Comedien Probe . . . [und] als die Comedie gespielt worden. . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 26. [Weimar] Barbara Magdalena Bächlingen, Rechnung an Anna Amalia über 9 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 125): vor drey Mahl nach Tiefurt wegen hin unter Tragung der Instrumente und wieder her auf . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 27. An Knebel (Br 6, 17): Für Tiefurt hab ich eine Operette gemacht, die

sehr gut und glücklich aufgeführt worden. Da du das lokale so genau kennst, wirst du dir beym Lesen den schönen Effeckt dencken können. Die Zuschauer sasen in der Mooshütte wovon die Wand gegen das Wasser ausgehoben war. Der Kahn kam von unten herauf pp. Besonders war auf den Augenblick gerechnet wo in dem Chor die ganze Gegend von vielen Feuern erleuchtet und lebendig von Menschen wird. Hierbey liegt eine Invitations Epistel an die Herdern.1) 27. [Weimar] C. Schmidt und Consorten, Rechnung an Anna Amalia über 1 Taler, 11 Groschen, 4 Pfennig (ThHStA A 948, Nr. 128): vor 22 Schütten [Strohbünde] . . . zum Gebrauch der Comödie . . . Tagelohn . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 27. [Weimar] W. J. F. Höpfner, Rechnung an Anna Amalia über 1 Taler, 8 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 129): Vor auf Wartung und Träger lohn bey der Tiefurthtischen Commedie . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 27. [Weimar] J. E. W. Brunnquell, Rechnung an Anna Amalia über 1 1/2 Taler für nicht genannte Dienste (ThHStA A 948, Nr. 130): In Tiefert . . . bey einer Comedie und zwey Proben . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 31. [Weimar] J. F. A. Eylenstein, Rechnung an Anna Amalia über 10 Taler, 6 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 131): Zur Operette, die Fischerin, betittelt, in Musick gesezt von Msslle Schroeter, habe noch 27 Bogen Noten geschrieben . . . ingleichen 2 Buch Papier . . . wie auch 16 Stunden auf den Clavier zur Erlernung des Singens den H. Hoftanzmeister Aulhorn und H. Secretair Seidler accompagnirt . . . Ingleichen habe auch 18 Singe Stunden mit den 12 dazu bestelten Chor Schülern gehalten . . . Vor 8 Comoedien Proben . . . Aug

5. An J. F. v. Fritsch (Br 6, 30): In Tiefurt haben die dramatischen Musen

eine Erscheinung gemacht; vielleicht unterhält diese Kleinigkeit die Frau Geheimde Räthin, der ich mich bestens empfehle, einige Augenblicke, ich lege deswegen ein Exemplar des Stückchens bey. 1

) Die Verse im Brief an Caroline Herder 17. Juli 1782 (s. dort).

1782 Aug

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

17

5. [Weimar] Carl August an Merck (Leuschner 3, 97): Hier werden . . . Comedien unter freyem Himmel gegeben, u. das leben so bunt als möglich angestrichen. 6. [Tiefurt] Luise von Göchhausen an Merck (Leuschner 3, 104): Zum Beweis daß Ihr Andenken immer grühnend und blühend unter uns ist, dient daß ich mich nicht gewöhnen kann irgend eine Kleinigkeit die uns, wärs auch nur eine Virtelstunde Spas gemacht, Ihnen unmitgetheilt zu lassen. davon zeigt beykommende kleine Oprette von Freund Goethe, hier in Tiefurth vor einigen Wochen aufgeführt. der schöne Abend, die Musik u. Beläuchtung machten das Ganze zu einen sehr artigen Divertimento. 8. [Weimar] J. G. Huße, Rechnung an Anna Amalia über 5 Taler (ThHStA A 948, Nr. 133): Vor drey Fuhren nach Diefurt in die Commedie . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe.

Sept 18. An Ch. v. Stein (Br 6, 59): Die Fischerinn ist [in 2. Aufführung] ge-

spielt. Wie bey allem und nach allem ich dein verlange! Sie haben schlecht gespielt, und hundert Schweinereyen gemacht, am Ende war freylich das Stück vorüber, wie wenn einer nach einem Reh schösse es fehlte und durch ein ohngefähr einen Hasen träfe. So ists mit dem Effeckt! pp Der beste Effeckt ist den zwey gleiche Seelen auf einander machen. Der auch in der Entfernung nicht fehlen kann und der von keinen dritten, Ackteurs oder Instrumentalisten abhängt. 19. [Weimar] J. M. Roltsch, Rechnung an Anna Amalia 1 Taler, 14 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 139): [für] Bech und Bechfackeln zum gebrauch der Comedi in Diefurt . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 20. [Weimar] J. S. Tonndorff, Rechnung an Anna Amalia über 11 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 143): habe zu der Commediye nach Diefurth verferdiget 6 Stück alte Dalglamben rebariert neue Dillen [Lampenröhrlein, worin der Docht liegt] und in Ecken rebariert . . . 1 neuen Hacken [?] an ein Wandläuchter . . . 1 neue Dille an ein Wandläuchter . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe. 21. [Weimar] J. M. Pietsch, Rechnung an Anna Amalia über 2 Taler, 19 Groschen (ThHStA A 948, Nr. 144): In den Hochfürstlichen Garten Zu Tiefurth ist an Commetiyen Sachen an Zimmer arbeit gearbeitet . . . [Eigenh. bestätigt:] Goethe.

1786 Juni An F. J. Bertuch und G. J. Göschen (Br 7, 235): Die Fischerin.1) Ende

1788 Febr

9. [Rom] An G. J. Göschen (Br 8, 342): Der folgende Band [S, Bd 5] wird

wahrscheinlich Tasso, Lila, Jery und Bätely und die Fischerinn enthalten. Mit diesen Stücken geht es mir nicht besser als mit obgenannten Operetten [Erwin und Elmire, Claudine von Villa Bella]. Ich muß sie ganz neu arbeiten, wenn sie in Gesellschaft der vorigen Bände s i c h n i c h t s c h ä m e n sollen. So wird man aus einem ins andere geführt.2) 1 2

) Vorschlag zur Aufnahme in Ausg. S, Bd. 5. ) Die Fischerin nicht in S aufgenommen.

18

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

1806

1806 ⎯

⎯ (s. „Werke, Ausgabe A“: Tag- und Jahres-Hefte gD)



⎯ Anmerkung G’s zu den Versen des Chors Und brennet Fackeln / Und

Okt 24. 25. 26. 26. Dez

8. 9.

Feuer an! (A 7, 1807, 234; W 12, 103): Auf diesen Moment war eigentlich die Wirkung des ganzen Stücks berechnet. Die Zuschauer saßen, ohne es zu vermuthen, dergestalt, daß sie den ganzen schlängelnden Fluß hinunterwärts vor sich hatten. In dem gegenwärtigen Augenblick sah man erst Fackeln sich in der Nähe bewegen. Auf mehreres Rufen erschienen sie auch in der Ferne; dann loderten auf den ausspringenden Erdzungen flackernde Feuer auf, welche mit ihrem Schein und Widerschein den nächsten Gegenständen die größte Deutlichkeit gaben, indessen die entferntere Gegend rings umher in tiefer Nacht lag. Selten hat man eine schönere Wirkung gesehen. Sie dauerte, unter mancherley Abwechselungen, bis an das Ende des Stücks, da denn das ganze Tableau noch einmal aufloderte. . . . Fischerinn. Andres wegen der Wercke [Ausg. A] überlegt. . . . die Fischerin. Letzte Redaction . . . Fischerin. An Cotta1) (Br 19, 512f.): Hierbey folgen . . . Zur zweyten Lieferung . . . S i e b e n t e r B a n d . . . Die Fischerin. An Cotta 2te Lieferung Tübingen. An Cotta (Br 19, 243, 515): Die zweyte Lieferung kommt Ihnen also nunmehr zu Handen . . . [Beilage: Laufzettel] S i e b e n t e r B a n d . . . Die Fischerin.

1807 Mai 17. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 153f.): Vergessen Sie doch in der neuen Edition [A] das kleine niedliche Drama, die Fischerin nicht beizubringen, in den frühern Editionen fehlt es und ich liebe es ganz ungemein. Es müßte sich in dem 4 Band ganz artig neben dem Schäferspiele [Die Laune des Verliebten] ausgenommen haben.

1815 Febr 20. An Cotta (Br 25, 200f.): Inhalts-Verzeichniß [zu Ausg. B] . . . 8 . B a n d

. . . Die Fischerin.

1

) Fast identisch mit dem am 9. Dez abgesandten Laufzettel (s. übernächstes Z). Das Singspiel bereits im Briefkonzept an Cotta, 14. Juni 1805 (Br 19, 13−16) nachträglich ergänzt; s. dazu G−Cotta 3.1, 200.

1816

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

19

1816 März 11. u. 25. Okt 15. u. 22. Nov 14.

}

(s. „Werke, Ausgabe B“ gD)

1819 März 7. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 32): Heitre Erzählung . . . von dem abendlichen Fischer Spiel in Tieffurth.

1826 ⎯

⎯ Dainos von Rhesa1) (W 42.1, 305): Schon Herder liebte diese Letti-

schen Volkslieder gar sehr; in mein kleines Drama: d i e F i s c h e r i n sind schon einige von seinen Übersetzungen geflossen. JanEnde/ Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzFebr 5. ter Hand (W 42.1, 111): . . . [Bd] IX. O p e r n u n d G e l e g e n h e i t s g e d i c h t e . . . Die Fischerin . . .

1827 Jan

12. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 196f.): Ich fand eine musikalische Abendunterhaltung bei Goethe, die ihm von der Familie Eberwein, nebst einigen Mitgliedern des Orchesters gewährt wurde. Unter den wenigen Zuhörern waren: der General-Superintendent Röhr, Hofrat Vogel und einige Damen . . . Hierauf folgten einige Lieder aus der Fischerin, von Max Eberwein komponiert. Der Erlkönig erhielt entschiedenen Beifall; sodann die Arie: Ich hab’s gesagt der guten Mutter erregte die allgemeine Äußerung: diese Komposition erscheine so gut getroffen, daß niemand sie sich anders denken könne. Goethe selbst war im hohen Grade befriedigt.

1828 Mai

4. Nach Tiefurt gefahren. Traf daselbst Ottilien, Fräulein von Pappenheim

und die Kinder. Wir speisten zusammen . . . [4.] [Weimar] Jenny v. Pappenheim (GG 5, 120): . . . Goethe . . . umfaßte jede von uns [seine Schwiegertochter u. Jenny v. Pappenheim] mit einem Arm und führte uns zurück nach der Ilm, lebhaft von Tiefurts Glanzzeit und der Herzogin Amalia erzählend. An einem länglich viereckigen Platz, von alten Bäumen umgeben, blieb er stehen, es war der Teeplatz der edlen Fürstin; etwas weiter zeigte er uns die Stellen, für die er „Die Fischerin“ geschrieben hatte und wo sie aufgeführt worden war. So weich und mild sah ich ihn nie . . . 1

) Paralip. zu Dainos, oder Litthauische Volkslieder, herausgegeben von L. H. Rhesa. Königsberg 1825; zur Datierung s. AA-SL 6, 413.

20

DIE FISCHERIN. EIN SINGSPIEL

1831

1831 Nov

3. [Abends] Die Knaben [Walther u. Wolfgang v. Goethe] kamen aus der

Probe der Fischerin und waren mit sich und den Anstalten zufrieden. 6. Abends bey Ottilien, wo das Singspiel Die Fischerin, componirt von

Max Eberwein in Rudolstadt, mit sehr geschmackvoll zur Decoration arrangirten Zimmern, von den Kindern unter sorgfältiger Anleitung des Herrn [Karl] Eberwein aufgeführt wurde. 7. [Weimar] F. J. Soret (Cle´ry 136): Chez Goethe qui dıˆnait en teˆte `a teˆte avec Walter; il a ´ete´ si content de la manie`re dont son petit-fils a joue´ la come´die qu’il l’en re´compense par cette faveur. Hier, les enfants ont du ˆ re´pe´ter la come´die qu’ils ont joue´e (Les Peˆcheurs) `a quatre heures devant Goethe tout seul. Il a ´ete´ question, `a ce sujet, de la repre´sentation des Peˆcheurs `a Tiefurt. M. de Goethe m’en a de´crit les circonstances. La jeune fille ´etait donne´e par Corona Schroeter et un secre´taire du Consistoire faisait l’amant. „Comment! me suis-je ´ecrie´, est-ce que de´ja` le Consistoire avait des relations avec le the´ˆatre?“ − „Sans doute, a re´plique´ Goethe, car ils sont plus rapproche´s qu’on ne pense; il y a une grande parente´ entre les the´ologiens et les come´diens.“

PK

Unter Fischern1)

E D

1819 Sept 12. NS 10 (1894) 62. − LA I 2, 125 u. 11, 208. − FA I 25, 382. − MA 11.2, 552.

Z Sept

1819 5. [Karlsbad] Geologica durchgedacht . . . Nach Tische Geologica. Um 4

Uhr nach der Eger Brücke, auf der Wiese nach Fischern, Mandelsteine und Basalte geklopft. Granit,2) sodann zur Kirche hinauf. Sonnenuntergang. Die Chaussee herunter. Spät nach Hause. Die Stufen gemustert. 11. [Karlsbad, nachmittags] Um halb viere gegen die Egerbrücke . . . Gegen Fischern die Chaussee hinauf3). . . 12. (H datiert: C[arls]B[ad]. / 12. S. 1819)

HO 1

) Geologische Beobachtungen auf einer Exkursion nach Fischern, am linken Egerufer westlich von Karlsbad gelegen. Beobachtungen zur Geologie dieser Gegend bereits in Joseph Müllerische Sammlung (1807): An dem linken Ufer der Eger gegen Fischern findet sich der Basalt unmittelbar an dem Granit. Eine halbe Basaltkugel liegt hier bei . . . ingleichen basaltischer Mandelstein von daher . . . ferner Basalt mit gelbem Kalkstein durchzogen (LA I 8, 40). Am 28. Mai 1812 war G auf dem Wege nach Fischern u. sammelte Muster von Basalten und Graniten (Tgb 4, 289). 2 ) Vgl. die am 15. Sept 1819 verfaßte Mineralien-Liste LA II 8 A, 140−44 (M 108). 3 ) Das Folgende s. in „Kobes−Mühle“ gD.

1799

ÜBER DIE FLAXMANISCHEN WERKE

21

Über die Flaxmanischen Werke1)

E D

1799 März 31. − Apr 1. W 47 (1896) 245f., 341−46 (Paralip.: [Über Flaxmans Compositionen]). − MA 6.2, 144f., 145−50 (Paralip.: [Über Flaxmans Kompositionen]). − FA I 18, 651f., 652−57 (Paralip.: [Über Flaxmans Kompositionen]).

Z

1799

März 20. [Dresden] J. A. Heine an A. W. Schlegel (Sulger-Gebing 64): Mit vielem Vergnügen . . . sende ich Ihnen, Ihrem Wunsche gemäss, die Flaxmannschen Werke.2) Ich bitte Sie aber, diese als ein Heiligthum zu betrachten, dass, nach Ihrem Versprechen, Niemand etwas davon kopiere. − Sie können selbige volle acht Tage behalten, nach Verlauf dieser Zeit muss ich mir selbige wieder ausbitten. Es kann sein, dass jetzt diese Messe die Herausgabe der Homerischen Werke, und die des Aeschylus mit dem Herrn O.[ber] C.[onsistorial] Rath Böttiger entschieden wird; und dann hätte ich sie selbst sehr nöthig, auch dienen sie mir zum Studium. Wenn sich Herr Voss nicht entschliesst, den Dante zu übernehmen, so werden Sie wohl durch Ihre Bekanntschaft eine solide Handlung dazu finden,3) besonders wenn das Publikum einen Aufsatz von Ihnen darüber liest, und auf diesen Kunst-Schatz aufmerksam gemacht wird.4)

1

) Aufzeichnungen, angeregt durch Betrachtung von Kupferblättern des engl. Bildhauers u. Zeichners J. Flaxman; Vorarbeit zu einem Aufsatz für die Propyläen. Zu Lebzeiten ungedruckt. H: GSA 25/XLV,1, Bl. 45−46, 47−52, von Geists Hand. An die Hs. schließen sechs von Geist beschriebene, von G nicht revidierte Folioblätter an mit einer kommentierten Übersicht der Flaxmanschen Umrißzeichungen zu den Tragödien des Aischylos, zur Ilias u. zur Odyssee (Paralip.; W 47, 341−46). 2 ) Flaxmans Zeichnungen zu Homers Odyssee, zur Ilias, zu Dantes Göttlicher Komödie wie zu den Tragödien des Aischylos entstanden 1793 in Rom. Alle wurden gestochen von T. Piroli. Offenbar stellte Piroli, als Teil seiner Vergütung, Duplikate von den Druckplatten her, so daß die Illustrationen, die Flaxman für verschiedene Auftraggeber ausgeführt hatte, schon vor ihrem offiziellen Erscheinen in Umlauf gebracht wurden u. in der Folge in ganz Europa Berühmtheit erlangten (zur Publikationsgeschichte s. Sarah Symmons: Flaxman und Europa − Die Umrißillustrationen und ihre Wirkung. In: John Flaxman. Mythologie und Industrie. Hsg. von Werner Hofmann. Ausst.-Kat., Hamburger Kunsthalle. München und Hamburg 1979, 178−81). In G’s Bibliothek finden sich erst spätere Drucke der Bildfolgen zu Homers Ilias u. Odyssee sowie zu Dantes Inferno (s. Schuchardt 1, 219, Nr. 43, 43a u. 44, sowie Ruppert 362, Nr. 2449 u. 2450). 3 ) A. W. Schlegel plante, Flaxmans Umrißzeichungen zu Dante mit einem Text begleitet in Deutschland herauszugeben (Sulger-Gebing 63). 4 ) Die geliehenen Zeichnungen verwendete Schlegel u. a. für Ueber Zeichnungen zu Gedichten und John Flaxman’s Umrisse, erschienen Aug 1799 in Athenaeum H. 4 (2. Bd, 2. St., 193−246) − die erste ausführliche Würdigung von Flaxmans Illustrationen in Deutschland. Nach Schlegel realisierten sie das frühromantische Ideal wechselseitiger Durchdringung von Kunst u. Poesie. Vielleicht ließ G, der Flaxmans Arbeiten kritischer beurteilte, seinen Text aus Rücksicht auf Schlegel ungedruckt (E. Beutlers Vorwort zu: John Flaxman’s Zeichnungen zu Sagen des klassischen Altertums. Leipzig 1910, 4). Vielleicht auch, weil Flaxman durch seine antiken Themen für das kunsterzieherische Programm der Propyläen u. der Weimarer Preisaufgaben musterhaft u. zugleich über-

22

ÜBER DIE FLAXMANISCHEN WERKE

1799

März 29. [Jena] Mittags bey Rath Schlegel . . . Kupfer von Flaxmann. 30. [Jena] . . . über Flaxmanns Zeichnungen den Morgen über nachgedacht. 31. [Jena] Die Flaxmannischen Kupfer durch Rath Schlegel communicirt,

ging ich durch und dictirte etwas darüber. Gegen Abend sah ich solche mit Schillern noch einmal durch. Apr

1. (H datiert: Jena am 1. April 1799) 1. [Jena] Schluß über die Flaxmannischen Arbeiten. Expedition nach Wei-

mar. 1. [Jena] An H. Meyer (Br 14, 62): Durch einen günstigen Zufall habe ich die Flaxmannischen Kupfer sämmtlich gesehen und begreife recht wie er der Abgott der Dilettanten seyn kann,1) da seine Verdienste durchaus faßlich sind und man, um seine Mängel einzusehen und zu beurtheilen, schon mehr Kenntniß besitzen muß. Ich hätte recht sehr gewünscht diese Sammlung mit Ihnen durchzugehen, indessen habe ich sie, so gut mir möglich seyn wollte, beleuchtet und mir geschwinde manches zur Erinnerung notirt.

1800 Apr

2. [Weimar] An G. H. Rapp (Konzept; Br 15, 49): Die Nachricht, daß

unser schätzbarer [J. H.] Dannecker sich über den Homer verbreitet, ist mir äußerst erfreulich.2) Möchten Sie ihn bereden daß er mir etwas von seinen Zeichnungen zuschickte, so könnte daraus eine angenehme bietbar war (P.-K. Schuster: Flaxman der Abgott aller Dilettanten. Zu einem Dilemma des klassischen Goethe und den Folgen. In: John Flaxman. Mythologie und Industrie. Hsg. von W. Hofmann. Ausst.-Kat., Hamburger Kunsthalle. München u. Hamburg 1979, 32−35). G erwähnt in den Preisaufgaben Flaxmans Arbeiten als geistreich gefaßt, doch in Anordnung u. Zeichnung sehr fehlerhaft (Nachricht an Künstler und Preisaufgabe. 1799, W 48, 6); an anderer Stelle als glückliche Skizze, an der noch zu rücken und zu bessern wäre (Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1801 und Preisaufgaben vom Jahre 1802, W 48, 43). Flaxmans Arbeiten erschienen G als Producte eines Künstlers von Geist und Talenten, wobei ihnen doch etwas zu viel Ehre widerfährt (Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1803 und Preisaufgabe für das Jahr 1804; W 48, 63). 1 ) G’s u. Schillers Dilettantismus-Schema, das die schädlichen wie nützlichen Wirkungen des Dilettantismus in den Künsten beleuchtet, wurde wenig später, im Mai 1799, ausgeführt, vgl. „Über den Dilettantismus“, EGW 3, 63−71. 2 ) Am 25. März 1800 hatte Rapp geschrieben: Seit kurzem hat dieser Künstler [Dannecker] sich auch an das Zeichnen gemacht und recht schön gezeigt, dass er seinen Homer versteht. Um den Preis [Weimarer Preisaufgaben] wird er wohl nie zeichnen, aber ohne Zweifel wird er Ihnen auch etwas von dieser Arbeit vorlegen. Man kan ihn als Concurrenten von Flaxmann ansehen, und wann dieser (den Kupfern nach) fertiger und reinlicher und in der Nähe von den Antiken etwas mehr im fremden Styl gezeichnet hat, so ist D. energischer und mehr an der Natur, wie sie uns verständlich ist, ohne gerade seinen Homer zu übersetzen (Br 15, 314).

1800

ÜBER DIE FLAXMANISCHEN WERKE

23

Unterhaltung auch in der Ferne entstehen. Für mich würde es um so erfreulicher seyn seine Behandlungsart dieser Gegenstände kennen zu lernen, als ich vor kurzem die Flaxmannischen Arbeiten zu sehen Gelegenheit gehabt habe und darüber bisher so manches gesprochen und für und wider geurtheilt worden ist. UM

[Aus einer Florentinischen Zeitung]1)

E D

1796 Aug Anf. GJb 1934, 79−83. − MA 4.2, 507−11. − FA I 12, 394−98.

Z

1796

Juli [Florenz] H. Meyer an G (SchrGG 32, 293, 297): [19.] In Rom sollen die Sachen gar 19.−21. confuse aussehen, Gährung und Unruh soll daselbst seyn, und man fürchtet schlimme Auftritte.2) Man hat keine recht bestimmte Nachrichten von daher, es geschehen Wunder3) . . . [21.] Hiebey habe ich ein Zeitungsblatt gelegt, welches ich eigens angeschafft, daß es unsre Sammlung merkwürdiger Schriften ziere. 29. [Florenz] H. Meyer an G (SchrGG 32, 304): In Rom ist wieder alles stiller, man ist daselbst mit Processionen beschäftigt. Der französische Gesandte [A. F. Comte de] M i o t ist daselbst, aber allein, ohne die Commissarien, welche Statuen und Bildern aussuchen sollten. Aug 13. An Schiller (Br 11, 159): Was sagen Sie zu beyliegender Wunderge-

schichte? Sie ist aus der Florentiner Zeitung genommen. Lassen Sie es doch abschreiben und theilen es einigen Freunden mit. Merkwürdig ist das Mandat das man zu gleicher Zeit, zur Sicherstellung der französischen Commissarien, die man erwartet, vom Quirinal publicirt hat. Es werden darinn die unmittelbarsten, strengsten Strafen demjenigen, der sie nur im mindesten beleidigte, oder sich bey allem was geschehen 1

) Übersetzung eines Artikels aus einer ital. Zeitung zu Römischen Wundergeschichten mit einem Edikt des Kirchenstaates. − Der von M. Hecker 1934 gefundene ital. Artikel (GSA 28/1045 nach Bl. 77; gedruckt GJb 1934, 76ff.) umfaßt 2 Seiten im Quartformat, paginiert 463 u. 464, überschrieben ROMA 16. Luglio, vermutlich aus einer Nummer nach 16. Juli 1796 der florentinischen Gazzetta Universale. − G’s zweiteilige Übers. auf 6 Foliobl. in Geists Hand mit eigenh. Korr. (GSA 28/1049). Teil 1 (Foliobl. 1f. = S. 463 linke Sp.), überschrieben Rom, den 16 ten Juli, berichtet von den hohen Wundern in Rom. Teil 2 (Foliobl. 3−6 = S. 463 rechte Sp. u. S. 464), überschrieben Aus der Florentinischen Zeitung. Rom den 16 ten Juli, enthält das Edikt des Quirinal vom 13. Juli 1796 zum Schutz der frz. Kommissare. 2 ) Als Preis für den Waffenstillstand sollte der Kirchenstaat Kunstschätze nach Frankreich ausliefern. 3 ) Wunder an Madonnenbildern, die die Augen geöffnet, geschlossen und bewegt hatten (GJb 1934, 79).

24

AUS EINER FLORENTINISCHEN ZEITUNG

1796

könnte (wahrscheinlich ist der Transport der Kunstsachen gemeynt) nur im geringsten regte und rührte, ohne prozessualische Form, angedroht. Aug 17. An H. Meyer (Br 11, 164): Für die Römischen Wundergeschichten danke ich, schicken Sie doch manchmal ein Stückchen Florentinische Zeitung, damit man wenigstens einen Blick in die Italiänischen Zustände thun möge. HH

Folge der Gebürgsarten des Harzes 17851)

E D

1785 Apr? NS 13 (1904) 363f. − LA I 11, 19f. − MA 2.2, 502f. − FA I 25, 323f.

Z

1783

Sept 24. (s. „Granit I“: an Ch. v. Stein gD, EGW 6, 842)

1784 Nov

6. An A. F. v. Veltheim (Br 51, 72): Da ich gegenwärtig in meinen we-

nigen freyen Stunden diejenige Gesteinsarten und andere Mineralien, die ich von meiner letzten Tour auf dem Harze und dem Thüringerwalde mitgebracht, wenigstens in eine Art von Ordnung zu bringen, und zugleich über diese Gegenstände verschiedene Bücher aufschlagen

1

) Eigenh. Liste von Gesteinen u. Mineralien (Nr. 1−22), gesammelt auf den Harzreisen 1783 u. überwiegend 1784 (Granitvarietäten, teilweise mit ansitzendem Gestein). Die Aufstellung wurde von J. C. W. Voigt fortgesetzt (Nr. 31−208, unter Auslassung von Nr. 23−30; vgl. LA I 11, 20−26). Die meisten Stücke lassen sich bestimmten Tagen u. Fundorten zuordnen: Nr. 1−2 Brocken (3. Sept 1784), 3−5 Vom Brocken nach Schierke (4. Sept), 6 u. 6a Okertal (2. Sept), 7−11a Roßtrappe (8. Sept), 12 u. 13a−17 s. unten Anm. zu Z 9. Nov 1812, 13 Von Oker nach Torfhaus (3. Sept), 18−21 Roßtrappe (8. Sept), 22 Bodetal (7. Sept) mit Erstnennung des bis heute gültigen, aber in anderem Sinne gebrauchten Namens Granulit. Zu den einzelnen Reisestationen vgl. das Tgb der 3. Harzreise in LA II 7, 104−112 (M 52), das G in Nat I 3 (1820) veröffentlichen wollte (vgl. Tgb 5. Okt 1820); der Plan blieb unausgeführt. − Abb. der Nr. 1, 5, 6a, 7a, 10a, 12, 13a u. 22 bei Ch. Juranek (Hsg.): Abenteuer − Natur − Spekulation. Goethe und der Harz. Halle/Saale 1999, 122−26. − Wegen engen Entstehungszusammenhangs s. auch „Granit I“ (S. 838), „Granit II“ (S. 844), „Form und Bildung des Granits“ (S. 32), „Epochen der Gesteinsbildung“ (EGW 4, 139−51), „Die Granitgebürge“ (S. 852) u. „Quarziges Tongestein“.

1784

Dez

FOLGE DER GEBÜRGSARTEN DES HARZES 1785

25

und gewisse Ideen zu berichtigen suche; so wird es mir außerordentlich angenehm seyn, wenn Ew. Hochwohlgeb. mir Ihren Entwurf einer Mineralogie . . . zu übersenden die Güte haben wollen.1) 2. An Merck (Br 6, 401f.): In Mineralogicis habe ich diesmal wieder auf dem Harze und Thüringer Wald viel gesammelt. Vom Harze werde ich nun balde die wichtigste Suite beisammen haben, die existiren kann. Von Gebürgsarten versteht sich; denn nach reichen und kostbaren Stufen lasse ich mich nicht gelüsten, es ist mir auch zu dem, was ich vorhabe, wenig an Kostbarkeiten gelegen.

1785 Mai

8. An Knebel (Br 7, 52): Die ersten warmen Tage habe ich angewendet

meine Eroberungen vom Vorigen Jahre zu ordnen und schicke dir deinen Theil.2)

1812 Nov

9. [Jena] An C. G. v. Voigt (SchrGG 55, 354): Vor dreißig und mehr

Jahren entdeckten wir [Trebra u. G] zusammen einen geologisch höchst wichtigen Punkt am Harze,3) wo ein entschiedener rötlicher Granit in ein schwarzes, wunderbares, kaum zu benennendes Gestein übergeht. Ich nahm damals rohe und halb angeschliffene Stücke mit.4) WZ

1

) A. F. v. Veltheim: Grundriß einer Mineralogie. Braunschweig 1781. ) Steinsammlung von der 3. Harzreise, die mit J. C. W. Voigts Hilfe geordnet wurde. − Das Folgende s. in „Epochen der Gesteinsbildung“: an Knebel gD, EGW 4, 149. 3 ) An den Rehberger Klippen; heute als Goetheplatz bezeichnet. Dort stößt der Brokkengranit auf durch Kontaktmetamorphose verhärteten Hornfels. 4 ) Betr. die in der Auflistung unter Nr. 13a bis 17 genannten, vom 22. Sept 1783, also der 2. Harzreise, stammenden Proben: 13a. Vom Rehberger Graben Granit mit ansitzendem grauwackähnlichen Gestein. 14. Ebendaher. Sehr feinkörniger Granit mit ansitzendem tonigen Quarzgestein. 15. Dergleichen von daher. 16. Ebendaher von zweierlei Farbe und Gemenge. 17. Ebendaher. Grünlich (FA I 25, 324). Auch Nr. 12 stammt Vom Rehberger Graben ohnweit Andreasberg (ebd.). − Weitere Angaben zu G’s Entdeckung an den Rehberger Klippen s. „Granit I“ (S. 838). 2

26

FOLGESAMMLUNG

1823

Folgesammlung1)

E D

1823 Juli / Okt Nat II 2 (1824) 148f. − NS 10 (1894) 169f. − LA I 2, 293f. − LA I 8, 378f. − MA 12, 763f. (unter dem Haupttitel Über die Auffindung und den Fortgang des Freiherrlich von Junker-Bigattoischen Bergbaues auf der St. Amalien-Silber-Zeche zu Sangerberg).

Z

1823

Mai 13. Juni ⎯

}

(s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: J. S. Grüner an G gD, EGW 1, 99)

Juli 18. [Marienbad] Herr Baron von Junker meldete sich an. Kam um 12 Uhr,

22.

22.

23. 24.

bedeutende Stufen vom Sangerberg bringend und die Lage des Werkes vortragend. Nebst Dank für das Mitgetheilte ward er gebeten, das was er mündlich erzählt, schriftlich abzugeben, damit davon öffentlicher schicklicher Gebrauch gemacht werde. [Marienbad] Herr Baron von Junker brachte den erbetenen Aufsatz über sein Silberbergwerk zu Sangerberg [für Nat II 2], nebst einer sehr schönen belehrenden Gebirgs- und Stufenfolge . . . Ich suchte die von allen Seiten her zufließenden Mineralien einigermaßen zusammen zu rücken und das Einpacken vorzubereiten. [Marienbad] An J. S. Grüner (Br 37, 130f.): . . . sende hiebey eine Schachtel, den neusten Erwerb enthaltend. Die Schachtel jedoch erbitte mir wieder und dazu noch ein halb Dutzend anderer, wie sie gewöhnlich in einander stecken; denn es gibt manches Zarte und Feine einzupacken. Herr v. Junker z. B. hat sehr schöne Stufen seines Silberwerks freundlich mitgetheilt. [Marienbad] An Serenissimum die Mineralien vom Sangerberg mit Beschreibung . . . Mit Serenissimo ausgefahren . . . [Marienbad, nachmittags] An meinen Sohn, Abschrift der Tagebücher, Weimar.2) Herrn Professor Zelter nach Berlin. 1

) Liste mit vorzüglich Frhr. C. v. Junker-Bigatto verdankten Gesteinsproben (LA I 8, 378); dessen Aufsatz Über die Auffindung und den Fortgang des Freiherrlich von Junker-Bigattoischen Bergbaues auf der St. Amalien-Silber-Zeche zu Sangerberg in Nat II 2, 144−48 (LA I 8, 377f.) ergänzend, s. unten 1823 Juli 18. u. 22. Bereits im Sept 1822 hatte G durch Vermittlung von J. S. Grüner eine Probe von silberhaltigem Anthrazit aus der Grube des Frhr. bei Sangerberg in Böhmen erhalten; dazu in Nat II 1 sein Aufsatz Anthrazit mit gediegenem Silber (EGW 1, 98ff.), dessen Drucklegung im Juni 1823 erfolgte. G war daran interessiert, mehr über den Ort zu erfahren; zuletzt am 13. Mai u. im Juni Korrespondenz mit Grüner über mögliche Funde (EGW 1, 99), im Sommer 1823 kam es zu einem persönlichen Kontakt mit dem Grubenbesitzer. 2 ) G sandte an seinen Sohn August eine Kurzfassung aus dem Tgb 12.−24. Juli, die Besuche von Junker-Bigatto am 18. u. 22. Juli in fast denselben Worten erwähnend (Br 37, 140f.).

1823

FOLGESAMMLUNG

27

Juli 24. [Marienbad] An Zelter (Br 37, 134): Hier finde ich Berg und Bergge-

nossen1) leidenschaftlich entzündet wieder, der Funke, den sie von mir aufgefangen, lodert jetzt in ihnen auf den Grad, daß er mich selbst erleuchtet. 24. (Johns Abschrift Über die Auffindung und den Fortgang des Freiherrlich von JunkerBigattoischen Bergbaues auf der St. Amalien-Silber-Zeche zu Sangerberg, datiert: Schweising am 24. Juli 1823) 25. [Marienbad] Obenstehende Expeditionen [u. a. an August u. Zelter] 28.

28. Aug

4. 6. 7. 8. 10.

Okt 17.

gänzlich abgeschlossen. [Marienbad] An J. S. Grüner (Br 37, 146): Herr Baron v. Junker hat mich auf’s gefälligste besucht und die allerschönsten Exemplare seines Bergwerkes mitgetheilt. Wenn Sie Gelegenheit finden, haben Sie die Güte, ihm vielmals zu danken, daß er Ihren Wunsch und Empfehlung so freundlich erfüllt hat; er gab mir zugleich einen Aufsatz, den ich abdrucken lasse und der bergkundigen Welt dadurch gewiß viel Antheil errege. Der August kommt heran und winkt zum Rückzuge, den ich denn über Eger zu nehmen und Sie dort schönstens zu begrüßen nicht verfehlen werde. [Marienbad, Brief an] Herrn Rath Grüner nach Eger. [Marienbad] Stadelmann war auf Sangerberg gefahren. [Marienbad, nachmittags] Sangerberger Suiten vorbereitet.2) [Marienbad] Die Sangerbergischen Mineralien geordnet und catalogirt . . . Eingepackt was auf das Silberbergwerk in Sangerberg bezüglich. [Marienbad] An meinen Sohn, Tagebücher.3) [Marienbad, nachmittags] Abschrift des Promemoria wegen des Silberbergwerks zu Sangerberg. [Weimar] Silberbergwerk zu Sangerberg mundirt.

18. (s. „An Herrn von Leonhard [I]“ gD, EGW 1, 71)4) ?

22. [Abends] Einige Bretter Mineralien waren aufgelegt und das Vergan-

gene geognostischer Forschungen in Erinnerung gebracht. 25. Die Sangerbergischen Mineralien in Ordnung gebracht. 28. u. 29. (s. „An Herrn von Leonhard [I]“ gD, EGW 1, 71) 31. [Brief] An Herrn Rath Grüner nach Eger, inliegend kleine Promemo-

rias an Herrn Baron Junker nach Schweissingen . . . [An] Herrn Präsident Nees von Esenbeck nach Bonn. 1

) Darunter Grüner u. v. Junker-Bigatto. ) Die Suiten in G’s Sammlung: Prescher Nr. 7500−34. 3 ) Die Sendung an August, datiert 6. Aug 1823, enthält Abschriften aus dem Tgb vom 24. Juli − 5. Aug (Br 37, 150−57). 4 ) Drucklegung von Bogen K zu Nat II 2, bis 29. Okt 1823. 2

28

FOLGESAMMLUNG

1823

Okt 31. An J. S. Grüner (Br 37, 254): Hiebey folgen ein paar Blättchen, wenn

Sie solche gefälligst an die Aufschrift bestellen und mir gelegentlich eine Antwort zusenden wollten, so würden Sie mich sehr verbinden. 31. An C. v. Junker-Bigatto (Konzept; Br 37, 254f.): Ew. Hochwohlgeboren haben mir gegen Ende vergangnen Julis Sich doppelt gefällig erwiesen, indem Sie, meinen Wünschen gemäß, eine vollständige Sammlung Ihrer merkwürdigen Bergwerks-Vorkommenheiten und eine ausführliche Beschreibung des ganzen Hergangs mittheilen wollen. Diese letztere geht bis den 23. Juli 1823 und ist schon in dem zweyten Hefte des zweyten Bandes der Beyträge zur Naturwissenschaft auf den ersten Bogen abgedruckt. Da ich nun womöglich den Verlauf des Bergbaues von jener Zeit an bis jetzt gleichfalls dem höchst aufmerksamen Publicum vorlegen möchte; so wollt ich Hochdieselben hierdurch ersucht haben, mir, wenn es nicht gar zu lästig wäre, hievon Nachricht zu geben; wenn ich sie auch erst Ende Novembers erhalte, so wird es noch immer Zeit seyn, sie abdrucken zu lassen, und ich werde diese Freundlichkeit wie alle bisherige dankbarlichst erkennen. Der ich mit einem treugemeynten Glück-Auf! schließe und sowohl in diesem Geschäft als in allen andern Vorkommenheiten das beste Gedeihen wünsche. Mich einem wohlwollenden Andenken bestens empfehlend, in Hoffnung, im Laufe des Sommers Sie abermals zu begrüßen. 31. An Nees v. Esenbeck (Br 37, 258): Das wunderbare Silberbergwerk, dessen ich Seite 105 des neusten Heftes [Nat II 1] gedenke, habe zwar nicht selbst befahren, aber durch Abgeordnete und den Besitzer sehr gut kennen gelernt; auch die vollkommenste Reihenfolge der Gebirgs-, Gang- und Erzarten mitgebracht. Im nächsten Hefte wird wenigstens [bis] zum 22. Juli genaue Kenntniß gegeben, wo möglich bis auf die letzte Zeit. Nov 13. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II 66f.): So viel ich vom erstern [Junker-Bigatto] Nachricht einhohlen konnte, so hat sich das Erz beinahe verloren, und muß tiefer gesucht werden, was wegen des abzuleitenden Wassers mit manchen bedeutenden Kösten verbunden sein wird. Es scheint, daß es angeschwemmt war. 25. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II 68): Baron Junker, der nach seinen Brief von 20 Novemb: d. J. das Schreiben Euer Excellenz zum ewigen Andenken in seinem Archive aufbewahren wird, hat mir mittlerweile die sig •/• anliegende Bemerkung über den gegenwärtigen Stand seines Silberbergwerkes mit dem Beysatze mitgetheilt, daß er erst mit Ende dieses Jahrs einen Bericht zur Mittheilung an Euer Excellenz hierüber einsenden könne. [Beilage]1) Aus dem Briefe des Baron Junker von 20ten Novemb. 1823. „Wir haben eine große Strecke vorgeschlagen, und abgeteuft; nun muß auf der Sohle bis auf dem alten Erzpunkt eine Strecke von 20 Klaftern zurückaufgefahren werden, um die edlen Mittel wieder anzufahren, was wegen der Tiefe, den vielen Krümmungen, dem Wasser, und Wetter langsam geht. Da ich wegen der großen Kosten, nur wenige Leute in Arbeit habe, so geht es vor Weihnachten nicht zum Ziele. Uibrigens ver-

1

) LA II 8 B/1, 401.

1823

FOLGESAMMLUNG

29

spreche ich mir aus folgender Erfahrung ein günstiges Resultat. Wir erzeugten gerade auf diesem Erzpunkte nahe an der Oberfläche ein 14 markigtes Erz im Durchschnitte. Bei der 1ten Abteufung von 5 Klafter fanden wir auf diesem Punkte die reiche Lieferung vom Monate Juli 1823, wo wir 40 Zentner Erz liefert[en], welche 142 Mark enthielten, worunter l 1/2 Zentner 30 Markigtes war. Gegenwärtig haben wir die 2te Abteufung von 12 Klafter. Sobald wir uns nun dem Erzpunkte zu nähern anfingen, so zeigte sich Kobalt, der nun schon 4 Klafter lang reich mächtig, und von guter Qualität bricht, und nun hoffen wir gegründet, daß auf dem Erzpunkte Gottes Segen wieder kommen werde“.

1824 *Silberzeche Febr 28. An J. S. Grüner (Br 38, 60): Ferner frage an: ob von des Herrn Baron v. Junker Silberzeche zu Sangerberg etwas Glückliches zu vernehmen seyn möchte? Ersuchen Sie denselben mit vielen Empfehlungen um einige Nachricht. Jan

1. Agenda (Tgb 9, 321): *Grüner.

März 31. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II 74 ff.): Baron Junker kann kein Silber des Wassers wegen mehr gewinnen. Er schrieb mir, daß er geneigt wäre die Hälfte des Werks gegen sehr annehmbare Bedingnisse abzutretten und ersuchte mich Euer Excellenz hievon in Kenntniß zu setzen und anzufragen, ob vielleicht Euer Excellenz oder S. kgl Hoheit der Großherzog hiezu geneigt, und Willens wäre einen geschickten Beamten zur Untersuchung, und Uiberzeugung, daß reichlich Silbererz gewonnen werden würde, herauszuschicken. Es scheint, daß bei diesem Baue nicht zwekmässig vorgegangen worden sein mag; denn, obschon Ihm angerathen wurde auf jenem Theile, wo die Veredlung sich zeigte unaufhörlich fortzubauen, so glaubte Er Auslenkungen in verschiedenen Richtungen sehr kostspielige Stollen antreiben zu müssen, die Ihn auf den ersten Erzpunkt wieder zurückführten. Auf die Meinungen der Bergbeamten gestützt glaubt er, daß die schwarze Silbermulme durch Anschwemmung an den Tag emporgehoben worden sein mag, und daß auf diesem Punkte das Gestein, und das Rothgiltigerz auf eine reiche alte Formation in Gängen deutlich hinweise. Den Bau eines Wasserstollens, oder die Errichtung einer Wasserabtreibungs-Maschine kann Er auf eigene Kösten nicht bestreiten, sondern wird solange Fristen beim Bergamte nehmen, bis er sich erhohlt haben wird. Für Euer Excellenz, auch für Weimar hat er eine besondere Neigung und nach seinen Aeußerungen zu schließen, würde Er das Aeußerste thun. Mögen Euer Excellenz mir diesen, durch die Auffoderung Erkundigung über dieses Silberwerk einzuziehen, herbeigeführten freymüthigen Antrag nicht verargen!1)

WY

1

) In seinen 1853 veröffentlichten Aufzeichnungen gab Grüner den Inhalt seiner Antwort an G etwas anders wieder: Die Silberzeche des Herrn Baron von Junker wird gegenwärtig nicht betrieben, weil ein sehr kostspieliger Stollen, um das Wasser aufzulaufen, geführt werden muß, wozu er die Auslagen nicht bestreiten, sondern eine Gewerkschaft bilden will, wozu ich Eure Excellenz auch aufmuntern soll (G−Grüner I 190). − G’s Reaktion bis dato unbekannt; auch auf Junker-Bigattos spätere briefliche Bitte um Protektion, 29. Aug 1827 (LA II 8 B/1, 556), ist keine Antwort überliefert.

30

FONTAN, L. M.: PERKINS WARBECK, DRAME HISTORIQUE . . .

1828

[Fontan, L. M.:] Perkins Warbeck, drame historique par Monsieur Fontan (Globe, Tome VI, Nr. 57)1)

E D

1828 Mai 16./25.2) KA VI 2 (1828) 393. − C1 46 (1833) 176. − W 41.2, 344; 42.1, 322f. − FA I 22, 489. − MA 18.2, 129.

Z

1828

Mai 25. [An] Herrn Frommann d. J. Manuscript zu Kunst und Alterthum nach

Jena, zum Abschluß des Bogens 25 pp.3) 25. An F. J. Frommann (Br 44, 104): Ew. Wohlgeboren erhalten hiebey die Folge des Manuscripts.4) Juni 13. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 524): Ewr. Excellenz Correctur des 26. Bogens.

empfangen hierbei die

14. Kam der 26. Revisionsbogen von Jena. Wurde an Riemern geschickt. 14. An Riemer (Br 44, 134): Wenn Sie, mein Werthester, sich einigerma-

ßen bey Kräften fühlen, so haben Sie die Gefälligkeit, Beyfolgendes durchzugehen. Es ist zwar auf das Manuscript alle Sorgfalt verwendet worden, doch möchte immer noch eins und das andere zu bemerken seyn. 16. Professor Riemer, die Revision des Bogens 26 bringend. 17. [An] Herrn Frommann, 26. Bogen Revision. 20. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 525f.): Ewr. Excellenz habe ich die Ehre hierbei 4 AushBgn von Kunst und Alterth. VI. Bgn 25. 26. . . zu übersenden.

HH 1

) Hinweise auf die Wertschätzung von Schillers Geschichtsdramen in Frankreich, die G einer Rez. u. einer Anzeige in zwei Globe-Nummern entnommen hatte: Le Globe VI 57, 396−98 vom 10. Mai 1828, wo Charles Magnin das am 6. Mai 1828 im The´ˆatre de l’Ode´on uraufgeführte, durch Schillers Warbeck-Fragment beeinflußte hist. Drama Perkins Warbeck von Louis Marie Fontan rezensierte u. dabei vor allem das Schillersche Fragment als Meisterwerk pries, u. Le Globe VI 58 vom 14. Mai 1828, wo auf p. 406 das am 3. Mai 1828 im The´ˆatre de la Gaiete´ uraufgeführte Melodram Guillaume Tell von Rene´ Charles Guilbert de Pixe´re´court u. Benjamin Antier angezeigt u. großer Erfolg vorausgesagt wurde: da Wilhelm Tell noch Stoff für weitere Erfolge enthalte, seien mehr Schiller-Nachahmungen zu erwarten. Unter Hinweis auf beide Globe-Stücke zitierte G zum Schluß die unsern Wilhelm Tell betr. Voraussage im frz. Original. 2 ) Um den 16. Mai 1828 erhielt G Le Globe VI 57, um den 20. Mai 1828 Le Globe VI 58. Die beiden darauf bezüglichen Hinweise entstanden vermutlich gleich danach. 3 ) pp. weist auf Bogen 26 hin, der die Anzeige Perkins Warbeck, drame historique enthielt. 4 ) Der Sendung dürfte auch das Ms. zu Perkins Warbeck, drame historique beigelegen haben.

1827

THE FOREIGN QUARTERLY REVIEW. NR 1. JULI 1827

31

The Foreign Quarterly Review. Nr 1. Juli 18271)

E D

1827 Dez 24.−26. C1 46 (1833) 270−74. − W 42.2, 86−90; 303ff. − AA-SL 2, 212ff.; 5, 327−36. − MA 18.2, 94−97. − FA I 22, 709−12.

Z

1827

Dez 24. Ein großes Bücherpacket von London für Ottilien. Bedeutend für mich

The Foreign quarterly review No. II London. Die Rezensionen deutscher

Werke von [E. T. A.] Hoffmann, [A.] Klingemann, [E.] Schulze betrachtet.2) 25. In allem das Nächste fortgeführt. An Schuchardt über die englische Rezension von Hoffmanns Werken. 25. (H datiert: Weimar den 25. Dec: 1827)3) 26. Übersetzung aus dem Englischen The Foreign quarterly Review. 27. Brief an Carlyle John diktirt.4) 28. Abends für mich. Die englischen Zeitschriften.

1828 Jan

Bezüge nach außen (W 41.2, 299f.): Mein hoffnungsreiches Wort: daß Anf. bei der gegenwärtigen, höchst bewegten Epoche und durchaus erleich-

terter Communication eine Weltliteratur baldigst zu hoffen sei, haben unsre westlichen Nachbarn . . . beifällig aufgenommen . . . Von der ersten, The Foreign Quarterly Review, sind zwei Bände in unsern Händen, den dritten erwarten wir zunächst und werden im Laufe dieser Blätter öfters auf die Ansichten der bedeutenden Männer zurückkehren, die

1

) Unveröffentlichter, wohl zunächst für KA gedachter Aufsatz zu W. Scott’s Essay On the Supernatural in Fictitious Compositions; and particulary on the Works of Ernest Theodore William Hoffmann mit einer Übersetzung daraus. − Scotts Anfang Mai 1827 verfaßter Essay erschien ohne Verfasserangabe als Artikel II. in: The Foreign Quarterly Review. Vol. I published in July & November. London 1827, Nr. 1, S. 60−98. − G übersetzte Abschnitte am Ende des Essais: 1) S. 9639f.; 2) S. 9711−32 u. 3) S. 9812−15. 2 ) Essay zu Hoffmann in Nr. 1, die auch der Londoner Sendung beigelegt war. − Zum Umfeld von Aufsatz u. Übersetzung u. zu deren weiterer Verwendung s. „Edinburgh Reviews“, EGW 3, 171−76. 3 ) In H fügte G den in dt. Übersetzung wiedergegebenen Zitaten die Seitenzahlen des engl. Originals bei: Neben Es ist unmöglich vermerkte er S. 97 (W 42.2, 8713; 304) u. neben Seine Werke jedoch: S. 98 (W 42.2, 8814; 304). Der erste übersetzte Satz blieb unbezeichnet. 4 ) Brief vom 1. Jan 1828; s. in „Edinburgh Reviews“: an Carlyle gD, EGW 3, 172f.

32

THE FOREIGN QUARTERLY REVIEW. NR 1. JULI 1827

1828

ihre Theilnahme an fremden Literaturen so einsichtig als thätig beweisen. Jan

1. (s. „Edinburgh Reviews“: Tgb u. an Carlyle, EGW 3, 172f.)

Febr 10. (s. „Edinburgh Reviews“ gD, EGW 3, 173) März [?] Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 330, Nr. 10.4): Englisch. a.) The Fo-

reign quarterly Review. b.) Grimmisches Kindermährchen.1) Apr 18. [Edinburgh] Carlyle an G (Norton 90): For the rest, there must be more Menœchmi among us than was supposed; seeing no one of those three Papers, mentioned in your letter, was by me, and no two of them by the same person. That Article on Hoffmann was written by Sir Walter Scott.

HH

[Form und Bildung des Granits]2)

E D

1785 Mai−Juni NS 10 (1894) 60f.3) − LA I 11, 14f.4) − MA 2.2, 508f.5) − FA I 25, 317f.

Z

1783

Sept 11. [Roßtrappe bei Thale] Notiz (LA II 7, 61f.): . . .6) Ich glaubte [im Gra-

nitgebirge unterhalb der Roßtrappe] regelmäsige Lagen in der grosen unordentlichen Manigfaltigkeit zu erblicken. (Wäre genauer zu untersuchen) Die grosen Massen, die zwar wieder in allen Richtungen durchrissen sind. haben zur Base einen Rombischen der mit dem einen spitzen Winckel nach Norden sachte einschiest, wobey sich der östliche stumpfe Winckel gleichfalls niederbeugt, die aufwärts steigenden Seitenflächen stehen nicht rechtwincklich auf der Base, sondern bilden zwar mit dem spitzen Winckel vorgebogne aber nicht nach dem stump1

) Dazu auch das ebenfalls wohl im gleichen Zeitraum entstandene Schema 10.3 (AA-SL 3, 330): 3.) Das Übernatürlich[e] in fabelhaften Erzählungen 4.) Grimmisches Kindermährchen . . . Zur Datierung s. AA-SL 6, 514f. 2 ) Entwurf zur Klüftung der Granitfelsen nach den Beobachtungen im Harz 1783 u. 1784 u. zur Frage der Granitentstehung durch Kristallisation; z. T. von G 1824 für Gestaltung großer anorganischer Massen (S. 583) verwendet. Hs. von G. − Wegen des engen Entstehungszusammenhangs s. auch „Granit I“ (S. 838), „Granit II“ (S. 844), „Epochen der Gesteinsbildung“ (EGW 4, 139−51), „Die Granitgebürge“ (S. 852), „Quarziges Tongestein“ u. „Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785“ (S. 24). 3 ) Ohne Überschrift; im Inhaltsverzeichnis S. VI: [Gänge]. 4 ) Hierzu Notizen u. Buchauszüge, die G als Material für die Texte über die Bildung des Granits verwendete (LA II 7, 142−45, 147, M 66 u. 67). 5 ) Der letzte Teil (Auflösung im nassen und trocknen Wege) als eigenständiger Text. 6 ) Das Vorausgehende s. in „Granit I“: Notiz gD, S. 842.

1783

FORM UND BILDUNG DES GRANITS

33

fen Winckel hingeneigte Romboiden.1) Dadurch entsteht daß alle Felsen der lincken Seite des Flusses nach dem Berge und nach Norden zu sich neigen hingegen die Felsen der rechten Seite hereinwärts nach dem Flusse hängen, so daß auch die meisten und grösten Stürze und Ruinen an dieser seite des Flusses geschehen sind und verbreitet liegen.

Sept 11. [Roßtrappe bei Thale] Notiz (LA II 7, 64): Von Mittag [Süden] nach

Mitternacht [Norden] Ursache warum an der Mittagsseite größere Felsen hereingestürzt als an der Mitternachtss.[eite] der Roßtr.[app] hängt hinüber . . . Daß sie von Mittag nach Norden einschießen, daß ziemlich im rechten Winkel die Ecklinie auf der Base steht. Daß die Base einen Rombum formt und daß sie mit der Spitze und mit der rechten niedergebogenen Seite einschließt Ähnlichkeit mit dem Thonschiefer.

1784 Sept

8. [Roßtrappe bei Thale] Tagebuch der dritten Harzreise (LA II 7, 112):

NB. die ausführlichere Beschreibung des Granits unter dem Rosstrapp steht auf einem aparten Blatte [das folgende Z].

1

) Die rhombischen (oder parallelepipedischen) Formen der Harzklippen führt G auf einen Kristallisationsprozeß in der Granitmasse zurück, wobei horizontale, vertikale u. diagonale Klüfte (Flöze, Gänge u. Transversalklüfte) entstanden u. durch Verwitterung verstärkt worden seien.

34 Sept

FORM UND BILDUNG DES GRANITS

1784

8. [Roßtrappe bei Thale] Notiz (LA II 7, 118ff.):

Der Granit des Budethals [Bodetals] unter dem Roßtrapp wird durch Klüfte die hor[a] 12 streichen in Wände, diese wieder durch gegen Klüfte ohngef. h.[ora] 8 streichend in Rhombische Säulen getheilt,1) welche wieder durch Flözklüfte dergestalt getrennt werden daß bald größere bald kleinere Rhombische Säulen und Blöcke daraus entstehen. Die Flözklüfte schneiden obgedachte Rhomben unter einem solchen Winkel daß kein Winkel des Parallelepipedi rechtwinklich ist vielmehr nur schiefe Winkel entstehen. Dadurch erhalten die Gipfel der Klippen ein pyramidalisches ansehn Weil die Lagen a b und die Linie b. c. natürliche Trennungen des Gesteins sind. Ausgezackt sehn diese Felsen aus wenn zwischen a und b ein Rhombus herausverwittert wie xyzo. Nun kommt noch ein Fall vor daß Sprünge contra Bänke machen die zde, oder daß auch nur ein und der andre Rhombus gegen seine Basin schräg getheilt wird +

1

) Das Streichen der Schichten ist die Richtung, in welcher sich eine Gesteinsschicht oder ein Gang horizontal weiter erstreckt (streicht). Sie wird mit dem Grubenkompaß

1784

FORM UND BILDUNG DES GRANITS

35

Welches der Fall ist beym liegenden Granit des Brockens eben so oft vorkommt. # Es kann nun geschehen daß die Bänke die sich in Rhomben trennen breiter oder schmaler etwas flächer liegend oder mehr einschießend werden dadurch denn auch der Fels eine etwas veränderte Form erhält. Die Verwitterung hindert denn auch die wahre Gestalten zu erkennen: indem mehr oder weniger von einem Stück sich ablöst und unregelmäßige Formen stehen läßt. Ferner wird der Granit manchmal schaalich und schwingt sich. Denen contra Lager Klüften schreib ich die Gestalt der Felsen links der Bude zu sind hereingerutscht und stehen schief gegen das Gebürg sie würden sich sonst viel höher erhalten haben. Die Felsen an der Rechten Seite haben eine andere Ursach des Einstürzens, nämlich die neigung der Rhomben nach dem Wasser. Die Neigung der Rhomben mit ihrer Neigungskante ist zwischen 9−10.

Sept 30. [Weimar] C. G. Voigt Bücherquittung (LA II 7, 333): Güßmanns Beiträge p. 2 Teile.1)

bestimmt und durch den Winkel beschrieben, welchen eine in der Schichtungsfläche oder in der Grenzfläche des Ganges gedachte Horizontallinie (Streichlinie) mit der Magnetnadel bildet. Der Winkel gegen die Nordsüdlinie wurde in der G-Zeit in Stunden (horae) angegeben; der Gradkreis (Stundenring) des Grubenkompasses war in zweimal 12 Stunden geteilt. − Vermutlich hatte Trebra G mit diesem Instrument ausgestattet. 1 ) F. Güßmann: Beiträge zur Bestimmung des Alters unserer Erde und ihrer Bewohner der Menschen. 2 Bde. Wien 1782/83 (Verz. 1788, Nr. 238). Von G herangezogen für den Abschnitt Auflösung im nassen und trocknen Wege in Form und Bildung des Granits.

36

FORM UND BILDUNG DES GRANITS

1785

1785 ?

Juni 7. [Ilmenau] An Ch. v. Stein (Br 7, 60): Ich habe . . . etwas an meiner

Gebürgs Lehre geschrieben. [Form und Bildung des Granits?] WZ

Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut1)

E D

1822 Juli / 1823 Febr Nat II 1 (1823) 103f. − C1 60 (1842) 165ff. − NS 10 (1894) 165ff. − LA I 8, 349f. − MA 12, 730f. − FA I 25, 432f.

Z ⎯

1822 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 213): In Eger traf ich den, für Natur-

kunde aufmerksamen Herrn Rath Grüner, beschäftigt eine uralte colossale Eiche, die quer über das Flußbett im Tiefen gelegen hatte, hervorziehen zu lassen . . . Sodann besuchten wir den ehemaligen Kalkbruch von Dölitz, wo der Mammuthszahn sich herschrieb, der lange Zeit als merkwürdiges Erbstück der besitzenden Familie sorgfältig aufbewahrt, nunmehr für das Prager Museum bestimmt wurde. Ich ließ ihn abgießen, um ihn zur nähern Untersuchung an Herrn D’Alton mitzutheilen. Frühjahr [Eger] J. S. Grüner (G−Grüner I 73f.): Da ich . . . ihn [G] mit neuen Mineralien überraschen wollte, so freute ich mich ganz insbesondere, daß ich ihm nebst Anderm auch einen Mammuthszahn würde vorlegen können, der im Kalkbruche bei Dölitz, eine Viertelstunde vor Eger, aufgefunden worden war. Juni 19. [Eger]3) An Polizeyrath Grüner . . . Mit Herrn Polizeyrath Grüner; fos-

siler Elephanten-Zahn eigner Art, auf den Mammuth hindeutend. 19. [Eger] J. S. Grüner (G−Grüner I 74): Der Mammuthszahn machte auf Goethe einen besonderen Eindruck. Der Schmelz des Zahnes war so frisch, als ob er so eben aus der Kinnlade des lebenden Thieres gerissen worden wäre. Ich erwähnte, daß, weil ich zum sammelnden Mitgliede des böhmischen Museums ernannt sei, ich diesem den Zahn übermitteln werde. Seien Sie mit der Absendung nicht eilig, sagte Goethe; wir müssen dem Zahne noch etwas abgewinnen, verwahren Sie ihn bis zu meiner Rückkunft von Marienbad, − was ich zusagte.

1

) Aufsatz über einen von J. S. Grüner erworbenen, 40 Jahre zuvor unweit von Eger gefundenen Mammutzahn. 2 ) Entstanden 1823/1826. 3 ) G war am Abend des 18. Juni 1822 auf dem Weg nach Marienbad in Eger eingetroffen; am 19. Juni gegen 15 Uhr fuhr er weiter.

1822

FOSSILER BACKZAHN, WAHRSCHEINLICH VOM MAMMUT

37

Juni 19. [Marienbad] An Grüner (Br 36, 81): Der fossile Zahn stickt mir in den

Gliedern, ich wünschte Ihrem Patriotismus einige Milderung. 29. [Eger] J. S. Grüner an Graf Sternberg (G−Sternberg 239): Ich war so glücklich einen vor 40 Jahren auf dem Gute Dölitz nächst Eger aus dem Kalkbruche ausgegrabenen Mamutzahn zu acquiriren, nach welchem ich schon lange strebte. Er ist in vieler Hinsicht sehr merkwürdig, nur Schade, daß er auf einer Seite schon beschädigt ist. Von Goethe, der sich in Marienbad befindet, wünscht einen Abdruck davon nehmen zu dürfen, weil ich mich darauf beruffen habe, daß dieser glückliche Fund bereits Euer Hoch und Wohlgebornen von mir angezeigt worden sei. Da er in 4 Wochen wieder hieher kommen, und den Abdruck nehmen wird, so dürfte sich die Einsendung bis dorthin verspäten . . . Juli 23. [Marienbad] Graf Sternberg an J. S. Grüner (G−Sternberg 271): Zeige ich hiemit an, dass ich am 30. dieses in Franzensbrunn einzutreffen gedenke, wo ich den 1. verweilen werde. Es sollte mir sehr angenehm sein, mich bei dieser Gelegenheit über die Verhältnisse des Museums mit Ihnen besprechen zu können und auch bei dieser Gelegenheit den fossilen Zahn von Dölitz zu sehen, der gewiss eine sehr angenehme Bereicherung unsers Museum ausmachen wird; wegen dem Abdruck, den der Geheime Rath von Goethe zu nehmen gedenkt, hat es keinen Anstand.1) 27. [Eger] Polizeyrath Grüner, Herr [K.] Huß.2) Bleystufe . . . [Nachmittags]

Mit Grüner auf Dölitz, die Reste des dort gebrochnen Kalcksteins aufsuchend. Nacht Rath Grüner. 27. [Eger] J. S. Grüner (G−Grüner I 83ff.): Der Scharfrichter Huß . . . brachte vor Tisch einen sehr schönen Bleispath . . . Sie sollen hierüber gelobt werden, Herr Huß, sagte Goethe, wir wollen sehen, was für Sie wieder zu thun sei. Darauf Goethe zu mir: Den Fundort des Mammuthzahns wünschte ich in Augenschein zu nehmen, könnten Sie mich nach Tische nach Dölitz begleiten? Ich bejahte die Frage mit Vergnügen, und gleich nach Tische wurde dahin gefahren. Von Dölitz aus erblickte man östlich Maria Kulm, nördlich Franzensbad, westlich den Kammerbühl, und südlich den Fundort der Heideneiche und die Stadt Eger, dann den Kranz der Gebirge, welche das Egerthal einschließen. Goethe betrachtete aufmerksam die ganze Gegend, dann fragte er mich, ob die durch das Thal getrennten Dörfer jenseits auch Kalkgruben besitzen, und ob dort ein ähnlicher Kalkstein und Mergel wie hier zu Tage gefördert werde? Ich konnte diese Frage mit dem Beisatze bejahen, daß ich auch von jenen Dörfern Kalkstein und Mergel zu Hause hätte. Das ist klug von Ihnen, Sie ersparen mir den Hinweg. Es wurden nun vom Mergel und Kalkstein Exemplare eingepackt, und da die Luft rauh geworden war, auch Goethe sagte, daß sein linkes Auge sich entzünde, so wurde das Zeichen zum Abfahren gegeben. Bevor er in die Kutsche stieg, ging er zu den Schnittern, betrachtete ihre Schleifsteine, und wollte wissen, woher dieselben stammen. Die Schnitter konnten aber keine andere Antwort geben, als daß sie die Schleifsteine auf dem Egerer Markt gekauft hätten. Nach der Ankunft in Eger wurden die Exemplare auf die mehrerwähnte große Tafel gelegt.3) Zur Vergleichung brachte ich auch die von 1

) J. S. Grüner bestätigt am 25. Juli 1822 in einem Brief an Graf Sternberg, daß G, der am 24. Juli von Marienbad kommend wieder in Eger eingetroffen war, ihm den schätzbarsten Brief Euer Hoch und Wohlgebornen vom 23 July d. J. gestern gütigst eingehändigt habe (G−Sternberg 240f.). Sternberg kam am 30. Juli ebenfalls nach Eger, am 31. Juli reiste er weiter nach Franzensbad. 2 ) Karl Huß (1761−1838), Scharfrichter in Eger, Sammler von Mineralien u. Altertümern. 3 ) In Grüners Haus war ein langer Tisch mit den in diesem Sommer gesammelten

38

FOSSILER BACKZAHN, WAHRSCHEINLICH VOM MAMMUT

1822

mir bei den Dörfern Dirschnitz, Oberndorf, Trebendorf gesammelten Exemplare, die ihm sehr willkommen waren. Ich empfehle Ihnen, sagte Goethe, diese Kalkbrüche öfter zu untersuchen, und dabei die Arbeiter aufmerksam zu machen, daß sie jene Kalksteine, oder den Mergel, in welchen Pflanzen- oder andere Abdrücke, Muscheln, Schnecken vorkommen sollten, für Sie auf die Seite legen möchten, denn das ist von großer Bedeutung. Wenn Sie mir nicht so kräftig versicherten, daß der Mammuthzahn hier gefunden worden sei, so würde ich diesen Fundort bezweifeln.1) Ich antwortete: Die Familie Kriegelstein, welche dieses Gut besaß, hat die Kalkgruben betrieben, und den Zahn als eine dort aufgefundene Merkwürdigkeit bewahrt. Ich würde Nachgrabungen eingeleitet haben, aber der vorige Eigenthümer war verstorben, und weder der jetzige Besitzer noch sonst Jemand konnte mir Aufklärung geben, denn wie Eure Exzellenz sahen, ist die Oberfläche durchaus zu Feldern zugerichtet, daher konnte ich nichts veranlassen. Es wäre freilich gut gewesen, sagte Goethe, denn Sie waren wahrscheinlich der Meinung, wo der Zahn war, könnten sich auch andere Gliedmassen finden.

Juli 28. [Eger] Localitäten und Bemerckungen des gestrigen Tags dicktirt, das 29.

Aug

1.

Okt 12.

13.

Gestein zurecht gelegt. [Eger] An A. v. Goethe (Br 36, 99): Das Fragment eines kostbaren fossilen Zahns, welches hier soll gefunden seyn und dreyßig Jahre in einem Familienschatz verwahrt worden, hätte ich dir gerne zugewendet. Es ist der hintere Theil eines Backzahns und mag einem seltsamen Elephanten angehört haben, welches bey Vergleichung mit Cuviers und d’Altons Tafeln sich aufklären wird. Damit wir aber auch unser Theil dahin nehmen, hat Stadelmann eine Form mit vieler Sorgfalt gefertigt. Einen reinen Ausguß, gefirnißt und künstlich gemahlt, bringe ich dir mit, denn die Farbe ist hier von der größten Bedeutung; sie mit ihrem Emailleglanz könnte nur der Porzellanmeister nachahmen. [Eger] Nebenstehendes abgeschlossen und expedirt: . . . Meinem Sohn, Weimar. [Weimar] An J. S. Grüner (Br 36, 180f.): Der gefundene Zahn bleibt allerdings sehr bedeutend. Das neueste Werk von Cuvier: Recherches sur les ossemens fossiles, nouvelle e´dition 1821, ist deshalb nachzusehen, und zwar die Seiten 266, 267 und 268, wo zweyer europäischer Mastodonten, welche kleiner schienen als die ausländischen, gedacht wird [Ruppert Nr. 4479]. Auf den vier zu diesem Texte gehörigen Tafeln stehen mehrere Zähne abgebildet, dem böhmischen höchst ähnlich. Auch ist zu bemerken, daß der in Frankreich gefundene in einem Süßwasser-Kalkbruch lag, wo versteinerte Schalthiere nicht fehlten. [Brief] An Polizeyrath Grüner nach Eger. Gesteinen belegt worden. Zum Umfang der Sammlungen s. auch „Fahrt nach Pograd“ (EGW 4, 244ff.) u. „Kammer-Bühl“. In dem vom 22. Aug 1822 datierten Katalog umfassen die Stücke von Dölitz fünf Nummern (LA II 8 A, M 22127−31). 1 ) G’s Zweifel nährten sich aus dem Wissen, dass die marinen Fossilien zu einer ältern Erdepoche gehören als die Säugetierreste, die also erst nach der Bildung des Kalkgesteins dahin gelangt sein konnten; so auch in LA II 8 A, M 19.

1822

FOSSILER BACKZAHN, WAHRSCHEINLICH VOM MAMMUT

39

[Okt An Nees v. Esenbeck (Konzept, nicht abgeschickt; Br 36, 393): Emp17./22.] fehlen Sie mich Herrn d’Alton schönstens, in diesen Tagen geht eine

Rolle an ihn ab wozu ich einiges für meine naturforschenden Freunde beylegen werde; welches geneigt zu empfangen bitte. 30. An E. d’Alton (Br 36, 191): Nächstens übersende einen vor mehreren Jahren bey Eger gefundenen Backzahn in Gypsabguß; er scheint sich zwischen die kleineren Mastodonten und größeren Tapir zwischen innen zu stellen, Sie werden entscheiden wohin er zu rechnen sey. [Nachschrift:] Wegen des Backzahns bemerke noch: das Emaille vom schönsten Silbergrau, die innere Ausfüllung von der tiefsten Schwärze, beides porcellanartig glänzend. 30. Briefe vorbereitet . . . [am Rand, Tgb 8, 388:] Abends: Portrait1) und fossiler Zahn an d’Alton nach Bonn. Nov 2. An d’Alton Kupfer und Gipsmodelle nach Bonn. Dez

5. [Bonn] E. d’Alton an G (Bratranek 1, 5):2) Der fossile Zahn scheint mir sehr merkwürdig. Bei einer unverkennbaren Verwandtschaft mit dem Mastodont unterscheidet er sich doch wesentlich von allen dahin gehörigen mir bis jetzt bekannt gewordenen Formen. Genehmigen Sie es, so denke ich darüber eine kleine Abhandlung mit einer Abbildung in die Acta der Leopoldinischen Akademie zu geben. Höchst erwünscht und besonders wichtig sind nach meiner Ansicht an diesem schätzbaren Fragment die äußeren noch unentwickelten maschenförmigen Lamellen, welche zu beweisen scheinen, daß überall noch ursprüngliche Entwickelungsformen vorliegen und die eigenthümliche Gestalt der Kauflächen nicht durch ein Abreiben der Spitzen entstanden. Ohne dieses besondere Merkmal könnte dieser Zahn wol auf ein tapirartiges Thier gedeutet werden. 29. An Nees v. Esenbeck (Konzept; Br 36, 250f.): Auch bitte mir wissen zu

lassen, ob Herr d’Alton die doppelte Sendung: den doppelten Gypsabguß eines fossilen Zahns und ein kupfergestochnes Porträt, abgegangen den 2. November, wohl erhalten habe. 29. [Brief an] Herrn Präsident Nees von Esenbeck nach Bonn.

1823 Jan

9. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 145): Bey d’Alton sah ich den Abguß eines foßilen Zahns; wenn ich nicht irre, vom Megatherium, den er von Euer Exzellenz erhalten hat und in den Acten der Akademie mit einigen Bemerckungen bekannt zu machen versprach.3) 10. Sendung von d’Alton.4)

1

) Kupferstich von Thomas Wright (1821), entstanden nach G-Porträt von George Dawe (1819). 2 ) Korrigiert nach LA II 8 B/1, 307. 3 ) Gemeint: Nova acta physico-medica academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum; seit 1818 war Nees v. Esenbeck Präsident der Leopoldinischen Akademie der Naturforscher. Ein entsprechender Aufsatz d’Altons erschien nicht. 4 ) s. oben 5. Dez 1822.

40 Jan

FOSSILER BACKZAHN, WAHRSCHEINLICH VOM MAMMUT

1823

12. An Graf Sternberg (Br 36, 273f.): Wegen des zu Eger gefundenen, in’s

Prager Museum gestifteten fossilen Backzahns betrachtete ich sorgfältig die Kupfer zu Cuviers Pachydermen und versäumte nicht, den dazu gehörigen Text zu studiren. Ich sendete hierauf einen Gypsabguß Herrn d’ Alton nach Bonn mit der Äußerung [30. Okt 1822]: „Dieser Backzahn möchte wohl zwischen die kleineren Mastodonten und größeren Tapir mitten innen zu stellen seyn; Sie werden ihm seinen Platz am sichersten anweisen.“ Hierauf erhielt ich folgende Antwort: [Folgt Text Z 5. Dez 1822.] 12. An Herrn Grafen von Sternberg nach Prag. Febr 2. An Nees v. Esenbeck (Br 36, 300): Der Zahn des Megatherium ist höchst merkwürdig, für Deutschland überhaupt und besonders für Böhmen. 4. [Brief] abgesendet: . . . Herrn Präsident Nees von Esenbeck . . . 20. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 151):1) Den Zahn des Megatherium wollte d’Alton einmal nach dem Abguß für die Acta bearbeiten. Herr Graf von Sternberg schreibt mir aber eben jetzt, indem er mir sein Vergnügen über die ihm von Euer Exzellenz darüber gemachte Mittheilung zu erkennen gibt, daß er das Original, ich weiß nicht, für welchen Zweck, Abbilden laßen wolle.2) Darauf habe ich denn, pflichtmäßigst, ein Wort von den Acta fallen lassen. März 5. [Bonn] Nees v. Esenbeck an A. v. Goethe (Kanz 153): Ein Brief vom 2n. Feb mit den theuersten Geschenken3) mit den freundlichsten Aeußerungen des Wohlwollens u. der Theilnahme lag vor mir; ich war eben im Begriff, Einiges für die morphologischen Hefte vorzurichten, das, wie ich hoffte, dem theuren Haupt willkommen seyn sollte, auch war ein Brief schon dazu bereit. Das Alles harre nun auf das erste Gebot von Seiner Hand, dem ich freudig entgegensehe.4) 14. [An] Herrn Präsident Nees von Esenbeck, Bonn.5) 14. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 155): Seit dem Empfang des mich so vielseitig beglückenden Schreibens Euer Exzellenz vom 2. Februar habe ich Manches vorbereitet, was ich in der nächsten Woche absenden und den früher geschriebenen Begleitungsbrief unverändert beyfügen werde, damit der Nachklang der spätern bangen Tage nicht den Ausdruck meiner Freude und meines Dancks für jene Sendung trüben möge.

1

) Der Brief erst am 19. März abgeschickt, s. unten 14. u. 19. März 1823. ) Brief Graf Sternbergs, Antwort auf Nees’ Schreiben vom 27. Jan 1823 (Praha, Pama´tnı´k Na´rodnı´ho Pı´semnictvı´ 15/G/32), bis dato nicht ermittelt (Kanz 151). 3 ) G hatte die bei ihm seit Jahrzehnten liegenden Kupferplatten u. Zeichnungen vom Schädel des 1784 in Kassel verstorbenen Jung-Elefanten geschickt; d’Alton ließ die Zeichnungen stechen u. veröffentlichte sie in den Nova Acta der Leopoldina von 1824. 4 ) Über G’s Krankheit seit 18. Febr war Nees v. Esenbeck am 26. Febr von A. v. Goethe unterrichtet worden (J. Ruska: Nachlese zum Briefwechsel Goethe − Nees von Esenbeck. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften 28, 1936, 365−80, 370f.). 5 ) Nicht überliefert; G hatte nach seiner Krankheit wieder zu arbeiten begonnen, um die neuen Hefte von KA u. Morph herauszugeben. 2

1823

FOSSILER BACKZAHN, WAHRSCHEINLICH VOM MAMMUT

41

März 19. [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 157): Nicht ohne eine gewiße abergläubische Zuversicht sende ich meinen Brief vom 20. Feb, wie ich ihn bald nach dem Empfang der mir so theuren Sendung niederschrieb, heute unverändert ab. Mai

1. [Prag] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 45): Der merkwürdige fossile Zahn von Delitz ist endlich in unseren Händen, bereits abgebildet. Den Mastodonten scheinet er sehr nahe verwandt, wenn mann das Individuum alt und den Zahn abgenüzt denket. Da wir noch nicht in der Verfassung sind Denkschriften herauszugeben so wird es wohl am besten seyn im XIten Band der Naturforscher darüber Nachricht zu ertheilen.

Mai 11., 12., 20., 21. u. 22. Juni 12., 13., 15., 16., 18., 21., 22., 23. u. 25.

}

(s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“ gD, EGW 1, 99f.)1)

WY

Fossiler Stier2)

E

1821 Mai 31: Erste Beschäftigung mit der Thematik 1822 Apr 6. / Mai 11.: Arbeit am Aufsatz

D

Morph I 4 (1822) 342−52. − C1 56 (1842) 290−300. − NS 8, 233−43. − LA I 9, 254−60. − MA 12, 252−59. − FA I 24, 553−60.

Z ⎯

1821 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 208): Auch des Urstiers, der aus dem

Haßleber Torfbruch nach Jena gebracht und dort aufgestellt wurde, ist wohl als eines der neuesten Zeugnisse der früheren Thiergestalten hier zu erwähnen. Das Archiv der Urwelt hatte schon eines gleichen gedacht, und mir ward das besondere Vergnügen, mit Herrn Körte in Halberstadt bey dieser Gelegenheit ein früheres freundliches Verhältniß zu erneuern.4) ⎯ ⎯ (Mappe mit Materialsammlung 〈LA II 10 A, 865〉 datiert: Urstier 1821.) Mai 31. [Stuttgart] G. F. Jäger an G (LA II 10 A, 444): Vor einiger Zeit war ich so frei, Euer Excellenz eine kleine Notiz über die fossile Knochen unserer Gegend durch Herrn Sulpiz Boissere´e zu überschicken5) . . . ich erlaube mir daher . . . Ihnen einen kleinen Aufsatz über einige von mir hier aufgefundene Knochen (aus dem Württemberg: Jahr1

) Drucklegung Bogen G von Nat II 1 vom 11. Mai − 25. Juni 1823. ) Vergleichende Betrachtung über Skelettfunde von alluvialen Auerochsen. Zur Überlieferung LA II 10 A, 865, Vorarbeiten LA II 10 A, 100−05 (M 38−41) u. zugehörige Abb. Taf. XII, XIVa u. XIVb ebd. − Einen Nachtrag zum Aufsatz u. d. T. Zweiter Urstier in Morph II 2 (1824), 124ff. 3 ) Entstanden 1822, 1823 u. 1826. 4 ) s. unten 1821 Nov 20. 5 ) Tgb 1821 Jan 6.: Boissere´esche Sendung war angekommen . . .; 7.: Besuchte mich Serenissimus und Herzog Bernhard . . . Zeigte verschiedenes vor, auch die Boissere´esche Sendung. 2

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buch herausgeg.[eben] von Memminger Jahrgang 1820.) beizulegen.1) Die darin aufgestellte Mutmaßung, daß die hier und anderwärts aufgefundene Ochsenknochen zum Teil der für die hieländische und indische Ochsenart g e m e i n s c h a f t l i c h e n Stammrac¸e angehört haben dürften, wurde mir durch die Untersuchung beider Ochsenarten namentlich in Absicht auf den dem Zebu eigentümlichen Fleischhöcker sehr wahrscheinlich, die ich im 1. Heft des 27 Bandes von Meckels Archiv f.[ür] Physiol:[ogie] mitgeteilt habe.2) Dies ist vielleicht für die Morphologie von einigem Interesse, sofern in diesem Falle durch die Metamorphose eines einzelnen Muskels, der den Höcker des Zebu ausmacht, zum Teil die verschiedene Anlagen und die verschiedene Benutzung dieser Tierart in verschiedenen Teilen der Erde sich erklären ließen.

Juni

1. Sendung Serenissimi von Haßleber thierischen Ausgrabungen. Das gro-

ße Skelett im Gartenhause gesondert und zurecht gelegt. 1. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 32): Das heutig abgelieferte Ochsen Squelett ist aus den Torf Moore bey Haßleben. 2. Betrachtungen über das große Skelett. 6. [An] Herrn Professor Renner . . . Promemoria wegen des Haßleber Ske-

letts; detaillirte Specification deselben durch Färber; Brief zu weiterer Erläuterung . . . Auch das Haßleber Skelett nach Jena gesendet. 6. An T. Renner (Konzept; Br 50, 49f.): Beyliegendes Blatt besagt des Mehreren, welches merkwürdige Skelett nächstens übersende. Wenn Sie solches genau betrachtet so wünschte einen kleinen gutachtlichen Aufsatz darüber, welchen noch in mein nächstes morphologisches Heft einschalten könnte. Da wir schon zwey ähnliche Hornkerne besitzen so ist daraus ersichtlich daß diese Geschöpfe in dieser Gegend einheimisch gewesen. Wie sie sich zum Auerochsen verhalten, würde näher auszusprechen seyn . . . Nachschrift . . . das Skelett wird eingepackt und nach Jena gesendet, ich glaube daß man es wohl etwas reinigen aber nicht bleichen solle . . . [Beilage] Unterzeichnetem ward am 1. Juni von Serenissimo ein in dem Torfmoor bey Haßleben gefundenes Thierskelett übersendet, Reste eines ungeheuren Stieres der Vorzeit. Die Theile wurden sämmtlich auf dem Fußboden eines Gartenhauses in Ordnung gelegt und man fand solche bis auf Weniges vollständig. Sie werden nunmehr wohleingepackt nach Jena gesendet und Folgendes dabey angeordnet und vorgeschlagen. Das Skelett wäre auf den Fußboden des großen Saales, da im osteologischen nicht Raum ist, auszubreiten und seine Theile sorgfältig zu untersuchen und zu ordnen; alsdenn würden Herr Hofrath Renner, der Gehülfe und Custos zu Rathe gehen ob man 1

) G. F. Jäger: Über einige fossile Knochen, welche im Jahr 1819 und 1820 zu Stuttgart und im Jahr 1820 zu Cannstatt gefunden worden sind. In: Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Hsg. v. J. D. G. Memminger 3/4 (1821) 147−71. In G’s Nachlaß die Druckbogen dieses Aufsatzes (GSA Goethe LVI 8, 3, Bl. 3−18). 2 ) G. F. Jäger: Über den Fleischhöcker des Zebu. In: Deutsches Archiv für die Physiologie. Hsg. v. J. F. Meckel 6 (1820) 10−17.

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Juli 18.

25. 25.

25. Aug 17.

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nicht das Skelett aufstellen sollte. Was den Rückgrat betrifft und was von dem abging, würden sich wenig Schwierigkeiten finden. Den Kopf müßte man mit Sorgfalt behandeln und es würde ja wohl Mittel geben, selbigen an den Atlas anzufügen und in der Höhe zu halten. Über alles dieses wünschte, ehe man zum Werke schreitet, nähere Nachricht. [Weimar] Großherzogl. S. Ober-Aufsicht über alle unmittelbare Anstalten für Wissenschaft und Kunst an J. M. Färber (Knittermeyer 55): Da Serenißimus bey höchst Ihrer Rückkunft erwarten das in den Torfgruben bey Haßleben gefundene, und nach Jena transportirte Stiergerippe aufgestellt zu finden, so erhält hiemit der Museumsschreiber Färber, so wie Dr. Klemm den Auftrag, ungesäumt an die Arbeit zu gehn, und zwar so: daß ersterer, was sowohl an Tischer und Schloßerarbeit hiezu nöthig seyn möchte, bestelle und einleite, letzterer ohne Aufenthalt die fehlenden Theile schnitze, und zwar nach dem Gegenstück, wenn sich solches findet; oder nach der Analogie unserer Hausthiere, wenn beide fehlen sollten. Dieses Geschäft wird unter Anleitung des Herrn Hofrath Renner, mit welchem schon mündlich Rücksprache genommen worden, ausgeführt, ungesäumter Anfang gemacht, und ununterbrochen damit fortgefahren. Wie man sich denn hiedurch aller etwaigen Verantwortlichkeit bey Serenißmi Rückkunft entledigt haben will . . . JWv.Goethe. An J. M. Färber (Br 51, 482): Die Förderung des Skeletts macht mir sehr viel Freude. An Carl August (Konzept; Br 35, 37): Eines zwar kleinen aber doch angenehmen Glücksfalles zu gedenken, vermelde daß wir, bey nochmaliger sorgfältiger Untersuchung des Haßleber Torfmoors beynahe die completten Reste des daselbst gefundenen Stieres entdeckt und nach Jena gebracht haben, wo man denn fleißig an Herstellung des Ganzen beschäftigt ist. Unter mehreren Besuchen hat mich der gerade in diesem Fache vorzügliche Hofrath Carus von Dresden am meisten belehrend erfreut. Auch ist Nachricht von Stuttgart [von Jäger, 31. Mai], daß man ganz dasselbe Geschöpf fossil alldorten gefunden. Hierüber werden sich erfreuliche Communicationen eröffnen lassen. . . . [Brief] An Serenissimum . . . [Marienbad] An S. Boissere´e (Br 35, 51f.): Zum Schlusse möchte ich Sie aber, in ein anderes Fach übergehend, noch freundlichst ersuchen: Herrn Hofrath Jäger für seine letzte Sendung schönstens zu danken, sie kam grade zur Zeit als wir in einem Torfmoore das beynahe vollständige Skelett eines U r - O c h s e n vorfanden. Es ist nach Jena gebracht und ich erwarte, wenn ich zurück komme, solches kunstgemäß aufgestellt zu sehen. Für genaues Maaß, sowie für allgemeine wie besondere Beschreibung, werde Sorge tragen und sogleich mittheilen. Soviel ich bey flüchtiger Betrachtung bemerken konnte, stimmt dieses Exemplar

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mit denen bey Stuttgart theilweise gefundenen genau zusammen, welches sich bey weiterer Untersuchung und Vergleichung bestimmter zeigen wird. Sept

6. [Weimar] A. v. Goethe an J. M. Färber (Knittermeyer 57): Daß Se. Königl. Hoheit Höchst Ihre Zufriedenheit über die Aufstellung des Scelets, und über das Osteologische Museum bezeugt haben, hat mich sehr gefreut. 17. [Jena] An J. S. Grüner (Br 35, 84f.): Ferner ist die Maschine, um die

17. 21.

21. 25.

Geweihe der Ochsen zu zügeln, leider, nach Eger zurückgekehrt; sie lag im Kasten unter dem Sitz, bey andern dem Kutscher zugehörigen Eisenwaaren. Ich bitte eine neue fertigen zu lassen, und mir solche mit dem Postwagen, wohl eingepackt, anher zu senden. [Brief] An Polizey Rath Grüner, Eger. [Jena] An T. Renner (Konzept; Br 35, 93): Ew. Wohlgeboren haben, wie ich vernehme, noch einiges an dem aufgestellten großen Skelett zu erinnern und ich wünsche, daß mir solches zu gelegener Stunde vorgezeigt und erklärt werden möge; bis dahin aber wäre keine Veränderung vorzunehmen, welches ich um so mehr anrathen muß, als ich Serenissimum jede Stunde erwarte und es von unserer Arbeit keinen guten Begriff geben möchte, wenn Ihro Hoheit dasjenige was Ihnen als fertig angekündigt worden, theilweise wieder zerstückt anträfen. Haben Ew. Wohlgeboren daher die Gefälligkeit, diese Sache mit mir baldmöglichst zu besprechen. [Jena] Concepte fortgesetzt von Briefen . . . [Jena] An Carl August (Br 35, 108): Der Urstier nimmt sich auch ganz wacker aus.

26. [Eger] J. S. Grüner an G (LA II 10 A, 468): . . . hat sich . . . das OchsenhörnerzügelInstrument richtig vorgefunden . . . in meiner Verwahrung. Das neu Verfertigte wird dem Postwagen aufgegeben werden. Okt

8. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 46): Laß dir doch von S[chreibers in Wien] ein paar Ochsenhörner vom Ungrischen Weißen Ochsen und zwar von der großen Sorte senden; ich möchte sie gerne mit der Haßleber vergleichen, da es möglich wäre, daß der im Torf gefundene ein Podilischer seyn könte, deren sonsten viele, noch zu meiner Zeit, nach Buttstedt auf den Markt kamen.1) Ein solcher könte sich im Torfriede verlaufen und ersäuft haben. 15. [Jena] An C. F. A. v. Schreibers (Konzept; Br 35, 144f.): Ferner

wünscht man bey unserm osteologischen Kabinett . . . den skelettirten Kopf eines ungarischen Ochsen und zwar von der größten Sorte, in Absicht denselben zu vergleichen mit einem neuerlich im Torfbruche bey Haßleben gefundenen, von welchem das ganze Skelett bis auf wenige Theile glücklich gewonnen worden. Nun aber trennen sich die Meynungen, einige wollen ihn für ein Geschöpf der Urwelt ansprechen, 1

) Buttstädt, nördl. von Weimar.

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andere hingegen sind des Dafürhaltens, daß es eben so gut ein versunkener ungarischer Ochs seyn könnte, deren viele, bis zu den neusten Zeiten, auf einen, in der Nachbarschaft gedachten Moors, berühmten und viel besuchten Pferde- und Viehmarkt gebracht worden. Mögen Ew. Hochwohlgeboren eine solche Bestellung gefällig übernehmen, so würde dieser Schädel neben dem Büffel, den wir Ihnen gleichfalls verdanken, einen schicklichen Platz finden und zu Beylegung des entstandenen Streites wohl das Entschiedenste beytragen. Okt 17. [Jena, Brief an] Herrn Director von Schreibers nach Wien, wegen . . . einem ungarischen Stierschädel. 18. [Eger] J. S. Grüner an G (G − Grüner II, 22): Die Ochsenhörnerzügelmaschine ist fertig, und wird den 24. Okt: mit dem Hofer Postwagen abgehen. 26. [Breslau] Fritz v. Stein an G (LA II 10 A, 472): Ich bin begierig zu hören ob der Urochs vollständig zusammengebracht worden ist um ihn im Skelett aufzustellen. Nov 19. [Weimar] An Fritz v. Stein (Konzept; Br 35, 178): Der Urstier ist bis

auf wenige Knöchelchen beysammen, das Fehlende kunstgemäß ersetzt, und so steht er zum Erstaunen von jedermann, denn die Vergleichung ist sehr auffallend mit dem Skelett eines bey uns schon groß gehaltenen Ochsen. Die Länge jenes Colossen von der Mitte zwischen den Hörnern bis zum Ende des Beckens sind 8 Leipziger Fuß und 81/2 Zoll, die vordere Höhe 6 Fuß 51/2 Zoll, die hintere Höhe 5 Fuß 61/2 Zoll; im lebendigen Zustande muß alles größer gewesen seyn, da ja die Knorpel fehlen und die Knochen selbst etwas müssen verloren haben.1) 19. [Brief an] Herrn Baron von Stein nach Breslau . . . 20. Bis in die Nacht Ballenstedts Archiv der Urwelt, besonders über den Urstier von Körte.2) Dez 31. [Wien] C. F. A. v. Schreibers an G (LA II 10 A, 478f.): Der Wunsch dem letzt geäußerten Verlangen [15. Okt] aufs Vollkommenste zu entsprechen, d. i. einen Ochsenschädel von der echt ungarschen Rac¸e und ein ausgezeichnet schönes, charakteristisches Exemplar zu verschaffen, hat die Realisierung desselben etwas erschwert und verzögert, wozu die, zur gehörigen Zustandebringung des Präparates, eben nicht sehr günstige Jahrszeit, auch noch das ihrige beitrug. Mit einer innerhalb diesen Tagen von hier abgehenden Frachtwagens-Gelegenheit soll derselbe nach Weimar spediert werden. Gerne hätte ich den, durch den weit ausgreifenden Stirn-Ornat (den ich als Hauptcharakter der Rac¸e nicht zurückbehalten zu dürfen glaubte, obgleich derselbe weder zur Wesenheit des Stückes noch zu den damit beabsichtigten Zweck gehört) entstandenen Raum, zu irgend einer anderweitigen Beipackung benützt; allein ich hatte gerade nichts zu Handen . . .

1

) s. als Vorarbeit zum Aufsatz die vergleichende Tabelle zur Abmessung von Schädeln des Auerochsen LA II 10 A, 102. 2 ) F. H. W. Körte: Stiergerippe bei Haßleben In: Archiv für die neuesten Entdeckungen aus der Urwelt 3/2 (1821) S. 414.

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1822 ⎯

?

Jan

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 217f.): Der hinter dem Ettersberg im

4.

Febr 20. 21.

21.

Torfbruche gefundene Urstier beschäftigte mich eine Zeitlang. Er ward in Jena aufgestellt, möglichst restaurirt und zu einem Ganzen verbunden. Dadurch kam ich wieder mit einem alten Wohlwollenden in Berührung, Herrn Dr. K ö r t e , der mir bei dieser Gelegenheit manches Angenehme erwies. Nach Tische die d’Altonischen Skelette. Abends Professor Riemer, Manuscript durchgegangen, desgleichen gedachte Skelette. Von Schreiberische Sendung von Wien [31. Dez 1821] langte an. An Carl August (Konzept; Br 35, 271): . . . und zugleich die Ankunft des Stierhauptes zu melden habe; dieses ist wirklich ein respectables Präparat und wird die Vergleichung mit dem fossilen Geschöpfe höchst interessant seyn . . . Wollen Höchst Dieselben mich mit Dero Gegenwart beglücken, so würde das Stierhaupt und wohl noch einiges andere nicht Unbedeutende vorzuweisen und mitzutheilen seyn. [Brief an] Serenissimo . . .

21. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 59): Auf das Horn Vieh bin ich neugierig. Sontag gegen Mittag warte ich auf . . . 22. Brief an von Schreibers concipirt. 27. An C. F. A. v. Schreibers (Konzept; Br 35, 272): Ew. Hochwohlgebo-

ren verfehle nicht alsobald zu vermelden, daß die neuste Sendung glücklich angekommen. Ihro königliche Hoheit tragen mir auf, verbindlichst dafür zu danken. Der Schädel ist von großer Schönheit und nähert sich jenem Urgeschöpfe freylich viel mehr als unser gewöhnliches Hornvieh. Die Vergleichung in Jena anzustellen bin ich sehr verlangend. 28. [Brief an] Herrn von Schreibers nach Wien. März 2. An J. M. Färber (Br 51, 487): Sie erhalten hiebey, mein guter Färber 1.) Archiv für die neuste Entdeckung der Urwelt 3. Bdes. 2. Heft,2) wo auf der Kupferplatte Fig. 1 der Schädel eines Urstiers zu sehen ist. Ich wünsche daß Klemm mir den unsrigen in derselben Größe gleichfalls von vornen und von der Seiten zeichne, das Maß aber nach Leipziger Fuß dazu setze . . . 2. [Brief] An Färber, Archiv der Urwelt, Bestellung einer Abzeichnung unseres Urstiers, deßgleichen.

1 2

) Entstanden 1822, 1823 u. 1826. ) s. oben 1821 Nov 20.

1822 Apr

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6. Notizen1) (LA II 10 A, 100f.): F o ß i l e S t i e r k n o c h e n .

Mittheilungen Herrn Dr. Jägers Hornkerne von Mellingen. Körte Urstierschädel im Torfmoore zu Halberstadt. In Ballenstädts Archiv der Urwelt 3. B. 2. St. S. 326. Ganzes Skelett im Torfmoore bey Haßleben. Die Körtische Zeichnung u. Beschreibung giebt schöne Anhaltspuncte bey Beobachtung des Schädels, welcher leider von vornen herein beschädigt ist. Haupt eines ungarischen Ochsen Maas deßelben, verglichen mit dem Voigtländischen. Bedeutender Unterschied der Hörner, welcher sich beym UrStier erst zur Seite dann vorwärts zusammenbiegen Bey dem ungarischen aber zu gleich bey dieser Bewegung zur Seite die Neigung sich auf und hinterwärts in einer Schlangenlinie zu bewegen und an ihren äußersten Enden zu entfernen. Dimensionen des Skeletts. Vorzunehmende genauere Zeichnung und Ausmeßung dieser merkwürdigen Natur-Erscheinung. Anfrage wegen des Göttingischen. Weimar d. 6. Apr[i]l. 1822.

[6./12.] [Weimar] F. Th. Kräuter an F. H. W. Körte (GSA 26/176 Bl. 27/1): Der Werkfuß, dessen man sich in Halberstadt bedient, mit welchem andern Maße kommt er überein? [8./12.2)] [Halberstadt] F. H. W. Körte an F. Th. Kräuter (GSA 26/176 Bl. 27/2): Der Halberstätter Fuß ist dem Berliner gleich. Es ist in Berlin und in ganz Preußen der Rheinländische Fuß angenommen, und daher ist auch der Halberstätter dem Rheinländischen gleich, und ist so groß als 1 Fuß 13 10 Zoll des Leipziger und daher auch des hiesigen Maaßes, weil der hiesige Fuß vom Leipziger nur außerordentlich wenig verschieden ist ... 12. Expedition nach Halberstadt vorbereitet. 13. Mundum des Briefs an Körte . . . [Sendung an] Herrn Dr. Körte nach

Halberstadt. 13. An F. H. W. Körte (Konzept; Br 36, 8f.): . . . Sie haben in dem Archiv

der Urwelt uns Nachricht und Abbildung eines Urstier-Schädels gegeben, welches beides mich und die hiesigen Naturfreunde ganz besonders interessirt. Wir fanden nämlich nicht nur schon vor geraumer Zeit zwey Hornkerne solcher Art in dem Ilmkiese, sondern es ist auch im vorigen Sommer in den Torfmooren von Haßleben, des Amtes Großrudestedt, hinter dem Ettersberg und also in der Unstrutregion, ein ziemlich vollständiges Skelett eines solchen Thiers gefunden und in Jena aufgestellt worden. In der Beylage Nr. 1 finden Dieselben das Maaß dieses Haßleber Stieres, den Kopf ausführlicher, mit einem ungarischen skelettirten Stierkopf, sodann aber auch mit Ihren Angaben, sowohl des Urstiers von Frose als des voigtländischen, tabellarisch verglichen. Nach denen eingeschriebenen Zahlen würden Ihre beiden 1

) Beginn der Arbeiten am Aufsatz. ) Bei dieser Datierung wird davon ausgegangen, daß der Postweg für den vorangegangenen Brief von Kräuter an Körte mindestens zwei Tage gedauert hat u. demnach Körte Kräuters Brief frühestens am 8. Apr beantworten konnte.

2

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Häupter, sowohl der ältere als neuere, kleiner als die unsrigen erscheinen, da aber der Ihre nach Halberstädter Werkmaaß und also nach dem in ganz Preußen angenommenen rheinländischen Fuß gemessen ist, dieser aber 1 und 3/10 Zoll größer ist als das Leipziger und daher auch als unser Maaß; so ginge bey Vergleichung daraus hervor, daß Ihre beiden Köpfe wenigstens in einigen Theilen größer seyen als die unsrigen. Weil es nun aber wünschenswerth wäre, daß man hierüber ganz in’s Klare käme, eine berechnende Vergleichung aber zweyer Maaßstäbe immer zu kleinen Brüchen führt; so trag ich um so weniger Bedenken mich an Dieselbigen zu wenden, als ich nach Betrachtung Ihres wohl durchdachten Aufsatzes voraussetzen darf, daß die Nachricht und nähere Kenntniß unsres Fundes auch Sie gewiß interessiren wird. Meine Bitte geht also dahin: Sie möchten in die leergelassenen Columnen der Tabelle Nr. 2 das Maaß der bei Ihnen vorhandenen Schädel, nach beyliegendem Maaßstab gemessen, gefällig eintragen, wodurch eine Annäherung sich gewiß hervorthun wird.1) Noch füge hinzu, daß die Gestalt unseres Schädels mit dem Ihrigen vollkommen übereintrifft, besonders aber die Inwärtsbeugung der Hörner; allein es fehlt bey uns ein größerer Theil des Oberkiefers und die Thränenbeine, das Übrige jedoch ist aus der Tabelle zu ersehen. Da ich nun in dem eben zu edirenden vierten Hefte der M o r p h o l o g i e dieser Erscheinung zu gedenken und mich Ihres Antheils zu rühmen hoffe; so bitte um baldige gefällige Erfüllung meines Wunsches . . . Apr 21. [Halberstadt] F. H. W. Körte an G (LA II 10 A, 503f.): Daß mein Aufsatz über den Stierschädel uns ein solches Glück bereiten würde, konnten wir nimmer ahnen. Um so freudiger und sorgfältiger erfülle ich den mir gewordenen Auftrag. Durch glücklichen Zufall erfuhr ich, daß in Hoym, 3 Meilen von hier, ebenfalls ein Urstier-Schädel aufbewahrt werde, welchen für sein Museum zu erwerben, der Herzog von Anhalt-Bernburg sich vergeblich bemüht. − Ich reiste zuvörderst mit dem mir übersandten Maße dahin, um zugleich auch die gleichen Angaben von jenem 3ten Urschädel liefern zu können, welche ich nun in der dritten Rubrik der b e i l i e g e n d e n „ Ve r g l e i c h u n g “ aufgestellt habe. − Um bemerklich zu machen, nach welchen Linien meine Messungen gemacht worden, erfolgt hiebei ein A b d r u c k des Kupfers im Archiv der Urwelt, welchem die verschiedenen Linien eingezogen worden sind. Den Nummern 2 und 3 der „Vergleichung“ habe ich doppelte Messungen gegeben, um jedes Mißverständnis derselben zu verhüten. Die Messungen selbst sind sämtlich mit dem mitgesandten Maße selbst gemacht worden, mit größester Genauigkeit und wiederholt. − Damit dorten dasselbe Maß zur Vergleichung unmittelbar an den Schädeln angewandt werden könne, erfolgt es h i e r zurück, um somit auch den möglichen Irrungen durch das kopierte Maß, zu begegnen. Außer dem Kopfe habe ich noch selbst 3 Rückgrat-Wirbel am Fund-Orte gefunden. Sollten diese, zur Vervollständigung oder Vergleichung des dortigen Skeletts, brauchbar erachtet werden, so sollen sie umgehend erfolgen; diesen würde ich sodann eine kleine Sammlung von den verschiedenartigsten Knochen, welche ich bei Wester-Egeln, in Lehm-Schlotten zwischen neuerm Gips, im vorigen Jahre ausgegraben, beilegen und zugleich das Stück eines Mammut-Knochens, welches unweit dem

1

) Tabelle s. LA II 10 A, 102 (M 39).

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Schulhause eines Dorfes unweit Schöppenstedt gefunden, beifügen. − Die WesterEgelnschen Knochen,1) (Zähne, Kinnladen-Stücke, Beine etc.) werden dadurch merkwürdig, daß in dortigen Neben-Schlotten, und in gleicher Tiefe, ungeheure MammutZähne (sowohl Stoß- als Backen-) gefunden wurden, von welchen ich aber nichts erhalten konnte. − Da ich mir die Aufseher in den Egelschen Gips-Brüchen gewonnen habe, darf ich mit der Zeit manche Ausbeute hoffen, welche dann auch alsbald in die Sammlung unseres Weisen, unseres Dichters, abgehen würden. − Gleiches habe ich mit dem Inspektor der Froseschen Torf-Gräbereien bevorsichtet. − Gern würde ich auch den Urstier-Schädel selbst in Ew. Excellenz Sammlung übersenden, wenn wohlzubeachtende Verhältnisse und Rücksichten solches gestatteten . . .

Apr 25. Schreiben von Dr. Körte und Beylagen. 27. Über die Urstiere; zur Morphologie. Mit diesem Geschäft fortgefahren.

Mundum bis zur Hälfte. 27. An J. M. Färber (Br 51, 488): Ich wünsche das Maaß der in Mellingen

vor längerer Zeit gefundenen Hornkerne, und zwar des Umfangs unten beim Aufsitzen und ihre Länge. 28. Abhandlung über den Urstier fortgesetzt. 29. Fortgesetzte Abhandlung über den Urstier . . . 29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 9. Mai 1822 −: Hogarth, Wilhelm: Zergliederung der Schönheit, die schwankenden Begriffe von dem Geschmack festzusetzen . . . A. d. Engl. übers. von C. Mylius. Verb. u. verm. Abdr. Berlin u. Potsdam 1754) Mai

1. Aufsatz über den Urstier redigirt. 11. [An] Herrn Wesselhöft, Schluß des morphologischen Manuscriptes. 11. An J. C. Wesselhöft (Br 33, 36): . . . übersende zugleich noch Manu-

script zur Morphologie; es schließt sich unmittelbar an’s Vorhergehende, nur bemerke, daß die letzten Blätter A.B.C. die letzten Seiten des Heftes füllen sollen. Ich wünsche, daß alles passe, es ist eher zu viel Manuscript als zu wenig, worüber mir mit dem nächsten Revisionsbogen gefällige Nachricht erbitte . . . 23. Kam der 22. Bogen [mit Fossiler Stier] zur Morphologie. 23. An Riemer (Br 36, 45): Können Sie mir, mein Theuerster, die Bemerkung über die Stierhörner bey den Alten kürzlich aufzeichnen? es ist gerade Platz und Gelegenheit auf dem untern weißen Raum von Seite 352 [LA I 9, 260] sie anzubringen; es schadet nichts, wenn es auch auf die folgende Seite hinüberginge. nach 23. [Weimar] Riemer an G (LA II 10 A, 510): Bei Zurücksendung dieses Aushängebogens hoffte ich einige Nachrichten über die verschiedenen Stierarten welche die Alten kannten und beschrieben haben, beizulegen. Allein die Kürze der Zeit und der Umstand, daß man aus zehn bis zwanzig Büchern erst den Stoff zusammenschleppen muß, hat meine Bemühung nicht weiter führen wollen, als bis zu einem magern Verzeichnis der

1

) Die Knochenfunde von Wester-Egeln in G’s paläontologischer Sammlung (Prescher Nr. 2119 u. 2154).

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Autoren, wo etwas darüber zu finden ist. Dieses erlaube mir hier zugleich mit einer Edition des Oppian zu übersenden, wo ich die Stellen mit Zeichen angemerkt habe.1)

Juni

4. [Sendung an] Dr. Körte, Aushängebogen wegen des Urstiers (ging erst

den 4. ab). 12. u. 13. (s. „Zur Morphologie“ gD) 15. An F. H. W. Körte (Br 36, 76): Eben im Augenblick meiner Abreise

nach Marienbad erhalt ich das Heft zur Naturwissenschaft [Morph I 4], von welchem ein Exemplar übersende . . . Herzlichen Dank für die Theilnahme die ich auch fernerhin in Anspruch nehmen werde. Sollten Sie mir einiges von fossilen Knochen zudenken, so wäre es gerade die schönste Zeit solche zu übersenden, indem mein Sohn jene Zeugnisse der Urwelt soeben in einem eigens dazu eingerichteten Gartenzimmer ordnet.2) 16. [Sendung an] Herrn Dr. Körte, 1 Heft Morphologie nach Halberstadt. CS

Über die Frage: Welche Hand Götzens von Berlichingen eisern gewesen?3)

E D

1773 Dez Mitte / 1774 Jan Anf. Der Wandsbecker Bote 14. Jan 1774, Nr. 8 . − W 38, 399f.

Z Dez

1773 6. [A. G. Kästner, Rez.:] Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ein Schauspiel; Ohne Benennung des Orts. 1773 (Göttingische Anzeigen von Gelehrten Sachen, 146. St., 1247): . . . Daß er Götzens rechte Hand eisern Macht, dient zu nichts, als zu einigen Einfällen in der Scene mit Bruder Martin; Götz saß bey seinem Zufalle, (78. S. seines Lebens,)4) zu Pferde, hatte einen Spieß in der Hand, der Schuß trieb ihm den

1

) Riemers Notizen, Grundlage zu dem den Aufsatz beschließenden Kurzbeitrag Vorläufig aus dem Altertum (LA I 9, 260), abgedruckt LA II 10 A, 104 (M 41). 2 ) Eine Sendung Körtes mit fossilen Knochen am 2. Juli 1822 (s. LA II 10 A, 521). 3 ) Anonyme Entgegnung auf den von A. G. Kästner in den Göttingischen Anzeigen erhobenen Vorwurf gegen den Verf. des Götz, es könne nicht Götzens rechte Hand eisern gewesen sein (s. unten 1773 Dez 6.). G’s Autorschaft der 5 Wochen späteren Erwiderung in dem von M. Claudius hsg. Wandsbecker Boten wurde 1774 nicht bezweifelt (s. unten 1774: C. H. Schmidt u. Febr 22.: Frankfurter gelehrte Anzeigen). Mit stilistischen Argumenten plädierte dafür noch F. Winter: Goethes Anteil am Wandsbecker Boten. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte 4 (1891) 513−21; dagegen C. Scherer: Wer hat im Wandsbecker Boten auf die Kästnersche Recension des Götz geantwortet. In: Euphorion 8 (1901) 274−84 u. W 38, 398f. Ergänzend s. „Geschichte Gottfriedens . . .“, S. 514. 4 ) Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisern

1773

ÜBER DIE FRAGE: WELCHE HAND GÖTZENS . . .

51

Schwerdknopf mit den Armschienen in den Arm, und bog die Stangen am Hefte, das bestimmt ohnstreitig den linken Arm; die rechte Hand war in der That einem Ritter so unentbehrlich, als sie manchem Edirer, Compilirer, Recensirer ist, nur mit dem Unterschiede, daß der Ritter doch noch mehr Kopf bey ihr brauchte.

1774 ⎯

⎯ [C. H. Schmid:] Ueber Götz von Berlichingen. Eine dramaturgische Abhandlung. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung 1774, 22f.: . . . Weil Pistorius in einer Anmerkung (S. 2)1) geradezu entschied, daß es die Linke sey, welche Götz damals verloren, so machte es Herr Kästner (in den Götting Anz.) dem Dichter zum Verbrechen, daß er der Geschichte entgegen es (S. 18) die ritterliche genannt habe. Aber Herr Göthe antwortete in den Wandsbecker Boten mit Recht, daß die Geschichte selbst darüber gar nichts entscheidet, als daß Götzen die Hand abgeschossen worden in der er das Schwerdt führte, daß er auch nach verlorner Rechte, seine Kriegsdienste fortleisten und auch die Feder führen können.

Febr 22. [Anonym. Rez.:] Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ein Schauspiel, zweyte Auflage; Frankfurt am Mayn bey den Eichenbergischen Erben, 1774 (Frankfurter gelehrte Anzeigen. Nr. 15 u. 16, 131ff.): Wir hoffen unsern Lesern einen Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen das wesentliche der Antwort mittheilen, welche im Wa n d s b e c k e r B o t e n auf H. K ä s t n e r s Problem erschienen: We l c h e H a n d G ö t z e n s v o n B e r l i c h i n g e n e i s e r n g e w e s e n ? [Abdruck des Artikels] N. S. Herr Kästner hat sich offenbar durch Pistorius Note S. 2. verführen lassen. Apr

2. [Göttingen] A. G. Kästner: Ob Götzen von Berlichingen die rechte Hand oder die linke ist abgeschossen worden? In: Gemeinnützige Abhandlungen, 13. St. (GJb 1922, 109): Ich habe in der Recensionen des Schauspiels Götz v. Berlichingen in hiesigen gel. Anz. das letzte geäussert [daß Götz die linke Hand verloren habe]. Der Wandsbeckerbote hat mich in seinem gewöhnlichen Tone zurechte weisen wollen, den er für witzig hält, und der es auch bei Leuten von seinem Stande, mit denen ich nie viel Umgang gehabt habe, seyn mag.

nach [Göttingen] A. G. Kästner an F. A. Herzog v. Braunschweig-Öls (GJb 1922, 108f.): Ew. Apr2) Durchlaucht Urtheil über die Leiden des jungen Werthers erinnert mich an ein ander Werk eben des Verfassers; das Schauspiel: Götz von Berlichingen. Ich erhielt den Auftrag, es in unsern gelehrten Anzeigen zu erwähnen, und that es, so ehrenvoll als ich konnte. Freyheiten, die sich der Dichter mit der Geschichte genommen, mußte ich erinnern. Die größte ist, daß er Götzen in der Gefangenschaft sterben läßt und Götz ist ganz ruhig auf seinen Gütern gestorben. Ich dächte immer, der Dichter zeigte mehr Geschicklichkeit, wenn er mit der Wahrheit rühren kann, als wenn er durch so starke Abweichung von der Wahrheit wirken will. Und noch dazu fällt die Wirkung bey einer nicht alten, dagegen sehr bekannten Geschichte weg, wo man sich des Gegentheils erinnert. Eine andre, weniger beträchtliche Abweichung ist, daß der Held auf dem Theater die rechte Hand verlohren hat. Ich bemerkte: in der Geschichte sey es die linke. Meine Bemerkung befremdete einige Verehrer des Dichters, die vielleicht über-

Hand (zum Druck befördert von Verono Franck von Steigerwald [d. i. Georg Tobias Pistorius]). Nürnberg 1731. 1 ) Bezieht sich ebd. auf die dritte Anmerkung: Diesen Zunahmen hat er daher bekommen, weil er in dem Bayrischen Krieg, wie unten gemeldet werden solle, die lincke Hand verlohren, und sich eine eiserne machen lassen (S. 2). 2 ) Undatiertes Schreiben.

52

ÜBER DIE FRAGE: WELCHE HAND GÖTZENS . . .

1774

haupt fanden, daß ich nicht genug geprießen hätte. Claudius, der damahls eine Zeitschrift unter dem Titel des Wandsbecker Boten schrieb, regte sich dagegen und in einer gelehrten Zeitung, die in Frankfurt am Mayn heraus kam, ward der Wiederspruch mit Zusätzen verbreitet.1) Ich entwarf also etwas darüber, das ich in ein hiesiges Wochenblatt einrücken ließ, wovon ich einen Abdruck beylege.

Juni

1. [Frankfurt] An G. F. E. Schönborn (GB 2.1, 96): . . . Mit Critick geb ich

mich gar nicht ab. Kleinigkeiten schick ich an Claudius2) . . .

1776 Sept

8. [Göttingen] A. G. Kästner an A. v. Klein (Morgenblatt, Nr. 283 v. 25. Nov 1820, 1135): Ein Beyspiel, daß man mit solchen Gegenständen, wie Sie zu wählen beschlossen haben,3) Ehre einlegen könne, ist der G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n ; wobey doch mir und Andern nicht gefällt, daß Hr. Goethe viel aus den Sitten neuerer Zeit eingemengt, und ohne großen Nutzen die Wahrheit sehr geändert hat, selbst den Ausgang. Ich denke, man thut besser, der Wahrheit treuer zu bleiben.

UH

[Fragmente über Architektur]4)

E D

1815/1818? W 49.2 (1900) 272. − MA 18.2, 330. − FA I 22, 932.

Z ?

1818

Juni 21. [Jena, nachmittags] Mit [J. M. C.] Färbern manches durchgearbeitet.5)

PL 1

) Frankfurter gelehrte Anzeigen vom 22. Febr 1774. ) Schönborn hatte 1773 G’s Verbindung mit Matthias Claudius, dem Hsg. des Wandsbecker Boten, vermittelt. 3 ) Klein arbeitete an historischen Dramen, hier wohl Bezug auf die Oper Kaiser Günther v. Schwarzburg (1777). 4 ) Zwei unabhängig voneinander entstandene fragmentarische Aufzeichnungen, die erste in J. M. C. Färbers, die zweite in G’s Hand (GSA 25/XLVII,3,64). Färber schrieb seit Jan 1818 für G bei dessen Aufenthalten in Jena. Die Fragmente sind auch inhaltlich nicht vor der 1815 erfolgten erneuten Beschäftigung mit der älteren deutschen Baukunst anzusetzen, deren Begriff sich G, laut TuJ 1815, immer mehr und mehr erweiterte und reinigte . . . Hinsichtlich auf Baukunst, in Bezug auf meine Kölner Fahrt, ward gar manches, in Gegenwart von Grund- und Aufrissen älterer deutscher, niederländischer und französischer Gebäude [vor allem mit S. Boissere´e] besprochen und verhandelt, wodurch man denn sich nach und nach fähig fühlte aus einer großen, oft wunderlichen und verwirrenden Masse das Reine und Schöne, wohin der menschliche Geist unter jeder Form strebt, herauszufinden und sich zuzueignen (W 36, 94f.). 5 ) Evtl. auch das 1. Fragment über Architektur, da G laut Tgb am Vormittag Die Fahnen des 8. und 9. Bogens Kunst und Alterthum durchgesehen hatte (KA II 1), die den 2

1816

FRANKFURT AM MAYN

53

Frankfurt am Mayn1)

E D

1817 Jan 13. / März 18. KA I 2 (1817) 200−09 (Rubrik: IV. Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes). − C1 43, 370−75.2) − W 34.1, 132−37.3) − MA 11.2, 130−33. − FA I 16, 296−300.4) − FA I 20, 185−89.

Z

1816

Sept 27. An C. F. Schlosser (Br 27, 175): Mein zweytes Rhein- und Maynheft

27. 30. Dez

7.

7.

7.

rückt heran, möchten Sie was für Frankfurth gewünscht ward [betr. Abschnitt Frankfurt in KA I 1], was geschehen und was zu hoffen ist mir nach der Weise mittheilen, in welcher wir uns verstehen, so hoffe ich schicklichen Gebrauch davon zu machen. Das Senckenberger Stift liegt mir besonders am Herzen, an diesem sieht man recht, daß wir keine Engländer sind, ob man uns gleich als Frankfurter auch nicht schelten soll. Mehrere Briefe concipirt. [Brief] An Schlosser nach Frankfurt. An C. F. Schlosser (Br 27, 256): Der Druck des 2. Rhein- und Maynhefts beginnt nun, haben Sie Zeit und Lust mir zu melden was Sie das Jahr von jenen frommen Wünschen des ersten Heftes in Erfüllung gehen sehen, so würde ich davon Gebrauch machen können. An J. J. v. Willemer (Br 27, 258): Schon wieder wandle ich am Rhein und Mayn, aber leider nur in Gedanken. Der Druck des 2. Heftes beginnt so eben. Brief an Dr. Chr. Schlosser . . . an Geh. Rath Willemer . . .

Schluß von Philostrats Gemälde enthielten, dem sich Antik und Modern anschloß, wo die These erwogen wurde, ob in der Welt für eine hohe, vollendete Bildung der Menschheit nichts ähnlich Günstiges sich hervorgethan habe wie bey den Griechen (W 49.1, 149). Da bisher vor allem von bildender Kunst u. Literatur, aber nur am Rande von Architektur die Rede gewesen war, mag G die Stichworte im Hinblick auf künftige Ausarbeitung diktiert u. notiert haben. 1 ) Nachtrag zum Abschnitt Frankfurt in KA I 1 (1816) 56−100 (s. „Ueber Kunst und Alterthum“); im Inhaltsverzeichnis von KA IV 3, 180: Naturwissenschaft . . . Senkenbergische Stiftung zu Frankfurt I. 1. 85 Nachricht von dem Fortschreiten dieser Stiftung. I. 2. 200. 2 ) U. d. T. Nachträgliches zu Frankfurt am Main eingeschoben in Text von KA I 1, hinter Abschnitt Frankfurt. 3 ) Als Nachtrag eingeschoben in Text von KA I 1, hinter Abschnitt Frankfurt. 4 ) U. d. T. Nachträgliches zu Frankfurt am Main eingeschoben in Text von KA I 1, hinter Abschnitt Frankfurt.

54

FRANKFURT AM MAYN

1817

1817 Jan

10. [Frankfurt] C. F. Schlosser an G (GSA 25/XXVIII,C Bl. 3): Die Einlagen enthalten zum Theile Ihre Wünsche1) . . . Das über das Senkenbergische Institut geschriebene ist von Dr. [J. G.] Neuburg, ich habe es unverändert kopieren lassen. Sollten Sie des Institutes Erwähnung thun, so bitte ich sehr Neuburgs dabey zu denken als eines Mannes von unermüdlichen Eifer, der eben so aufopfernd thut als rüstig streitet.2) 13. Brief von Schlosser mit Notizen vom Senckenbergischen Stifte. 19. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD) 22. Die Miscellen zum Rhein und Mayn-Heft redigirt.3) 23. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD) 24. Miscellen zum 2. Rhein und Mayn-Heft. Dahin Gehöriges geordnet. 26. Miscellen zum Rhein und Mayn-Heft. 27. Zu dem Rhein und Mayn-Heft Miscellen.

Jan 28. u. 29. Febr 8.

}

(s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD)

Febr 10. Miscellen zum 2. Rhein und Mayn-Heft. 15. Miscellen zum 2. Rhein und Mayn-Heft. 22. Miscellen zum 2. Rhein und Mayn-Heft. 23. Miscellen in’s 2. Rhein und Mayn-Heft . . . Abend allein. Rhein und

Mayn-Heft letztes Manuscript. März 2. An C. F. E. Frommann (Br 28, 1): Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey abermals etwas Manuscript. Ich wünschte daß Sie es setzen ließen, damit man erführe was noch nachzusenden ist. Ich wünschte daß es 13 Bogen gäbe4) . . . 2. An Frommann mit Manuscript zum Rhein und Mayn. 9. [Jena] C. F. E. Fromann an G (QuZ 4, 257): Ew. Excellenz lezte Mscpt Sendungen habe ich richtig erhalten . . . Der Rest des Mscpts . . . giebt nicht nur reichlich den 13ten Bogen sondern wahrscheinlich 1/4 Bogen mehr. Es wird eben ganz abgesezt und ich hoffe alles noch diese Woche zu senden, wir werden denn ja sehen wie es sich am besten einrichtet.

16. [Jena] C. F. E. Frommann an G (QuZ 4, 258): . . . folgt hier nach: 2. Korrektur [Bogen] 13. 1. Roher Abzug des Restes auf 14. den ich blos zur Uebersicht des

1

) Einlagen nicht überliefert. ) Geschah im ersten Satz von Frankfurt am Mayn. 3 ) Als Miscellen bezeichnete G die kleineren Texte des Schlußteils von KA I 2, 165−216 (IV. Aus verschiedenen Fächern Bemerkenswerthes): Kupferstiche, Gemälde, Geschnittener Stein, Alt-Deutsche Baukunst, Cölln, Frankfurt am Mayn, Hanau, Heidelberg, Prag, Rungische Blätter, Zum Schluß. Eine spezifische Zuordnung ist daher bei den folgenden Zeugnissen nicht möglich. 4 ) KA I 2 umfaßt 13 1/2 Bogen (QuZ 4, 257). Bogen 13/14 enthält u. a. Frankfurt am Mayn. 2

1817

FRANKFURT AM MAYN

55

Raumes beylege. Das Ganze würde allso 13 1/2. Bogen geben und diese lezte Kolummen sind noch nicht völlig eingerichtet . . . übel wäre es nicht wenn Sie noch einige Zeilen, etwann eine oder ein und eine halbe geschriebene Seite, von Pag. 209 an einschalten könnten1) . . .

März 17. Rhein und Mayn von Jena. 18. An C. F. E. Frommann (Br 28, 25): Nach Ew. Wohlgeboren Anleitung

habe noch einige Artikel dazwischen geschoben. Das Arrangement des letzten halben Bogens in diesem Sinne lege bey. 18. Letzten halben Bogen Manuscript zum 2. Rhein und Mayn-Heft an Frommann. PL

Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal2)

E D

1821 Mai 19./21. GJb 1896, 3−7 (Betrachtungen über ein dem Dichter Goethe in seiner Vaterstadt zu errichtendes Denkmal). − W 42.2, 42−48, 278f. (Titel wie ED). − MA 14, 561−64 (Titel wie ED). − FA I 17, 359−64 (Titel wie ED).

Z

1819

Aug 25. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 567): Goethes Fest.3) Vorschlag zu einem Denkmal bei diesem Fest zu machen? ⎯ Kolossale Büste von [J. H. v.] Dannecker. Basreliefs von [B.] Thorwaldsen4) ⎯ rundes Gebäude in der Anlag um die Stadt gegen Sonn-Untergang. Vielleicht auch Gemälde. 26. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 567): Plan zu Goethes Denkmal vollends ausgedacht ⎯ läßt mich nicht ruhen . . . Ich vertraue mein Project dem bayerischen Adjud. Seyferd [Seyfried]5) ⎯ nämlich daß ich zusehen wolle ob [S. M. v.] Bethmann usw. sich bei dem Gastmahl vielleicht inflammieren ließen für den Gedanken G.[oethe] ein Denkmal zu errichten, entsage aber zum Voraus aller Hoffnung des Gelingens.

1

) Nach Frankfurt am Mayn (bis S. 209) schaltete G auf S. 209 Hanau u. auf S. 210 Heidelberg ein. 2 ) Kritische Stellungnahme für den Frankfurter Denkmalsverein zu dessen Plan, in Frankfurt ein G-Denkmal zu errichten. Der zu G’s Lebzeiten ungedruckte Aufsatz in 2 Hss. von Johns Hand überliefert: GSA 68/649, Lage 6, Bl. 1−6, mit Korrekturen von G, u. GSA 25/XXXIX A, 7 (in einem Umschlag Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal); beide datiert: Weimar den 21. Mai 1821. 3 ) Feier anläßlich von G’s 70. Geburtstag im Frankfurter Gasthof Weidenbusch am Steinweg, vgl. unten 28. Aug 1819: Boissere´e. Eine Beschreibung der Feier gibt auch J. J. v. Willemer an G 29. Aug 1819 (Weitz − Willemer 88f.) 4 ) Der dän. Bildhauer Thorvaldsen nahm auf der Durchreise von Rom nach Kopenhagen an dem Frankfurter Fest zu Ehren G’s teil. 5 ) Seyfried, Oberleutnant, bayerischer Adjutant von General Maillot.

56

ÜBER DAS ZU FRANKFURT MIR ZU ERRICHTENDE DENKMAL

1819

Aug 28. [Frankfurt] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 568): Gegen Ende des Festes brach [A.] Kirchner gegen Thorwaldson mit dem Gedanken ein Denkmal für G. zu errichten hervor − er rechne dabei mit auf ihn − nur müßte erst die Zusammenbringung der Fonds gesichert sein in 3 Monat, hoff er, könne das geschehen. Dies löste auch mir die Zunge und ich verabredete mich näher mit K.[irchner] zu besprechen. Die Sache hatte mir die ganze Zeit über in dem Kopf gelegen obschon ich sie ⎯ als ich bei meiner Ankunft gehört daß der alltägliche und zugleich anmaßliche Gedanke einen goldenen Lorbeer-Kranz zu überreichen die Stelle eingenommen1) ⎯ vollends für unausführbar hielt; nun ging meiner Hoffnung ein neues Licht, oder meinen Wünschen eine neue Hoffnung auf. Sept

3. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 572): Vorschlag zu dem Denkmal für Goethe ausgearbeitet2) − ich habe [J. G. C.] Thomas3) versprochen ihm denselben für Kirchner zu schicken. 3. [Wiesbaden] S. Boissere´e, Vorschlag zu einem Denkmal für Göthe (GSA 68/649, Lage 134)): Der Dichter sagt selbst irgendwo. Das schönste Denkmal ist des Mannes eigenes Bild. − Darum säume man nicht, so lange der Verehrte noch unter uns verweilt; sein 70ster Geburtstag mahne uns,5) daß einer der besten vaterländischen Künstler sein Bildniß verfertigen sollte; ihm zum Denkmal, dem wir für uns und unsere spätesten Enkel einen Schatz von Freude, Belehrung und Bildung verdanken. Über die Künstler kann keine Frage seyn; Dannecker behauptet mit einstimmigem Ruhm den Vorrang unter unseren vaterländischen Künstlern. Und zugleich hat er durch seine nicht genug zu bewundernde colossale Büste von Schiller,6) die er zu einem demselben in der Heimath zu errichtende Denkmal bestimmt, ein würdiges unseren Wünschen entsprechendes Beispiel gegeben.7) Das Andenken des Dichters knüpft sich am liebsten an die Stätte, wo er geboren, und an die Gegend, wo er die ersten Eindrücke empfangen; daher wird, wie das Bild von Schiller in der Umgebung von Stuttgardt, so das Bild von Göthe8) die geeignetste Stelle in der Umgebung von Frankfurt finden. Ferner tritt die Foderung

1

) Der von Frankfurter Bürgern gespendete Lorbeerkranz wurde mit einem Huldigungsschreiben u. einem Gedicht Die Stadt Frankfurt zu Goethe’s Geburtstag am 28. August 1819 bei Uebersendung eines goldenen Lorbeerkranzes nach Weimar gesandt, wo er während G’s Abwesenheit eintraf. Vgl. A. v. Goethe an G 3. Sept 1819 (Sanford 1, 459) sowie an A. v. Goethe 3. u. 8. Okt 1819 (Br 32, 38 u. 54). Der Kranz wurde am 9. Okt 1819 von Kräuter nach Jena überbracht (Sanford 2, 1335). G dankte, noch ehe er den Kranz gesehen hatte, den Frankfurter Festgenossen 22. Sept 1819 (Br 32, 31f.). 2 ) s. folgendes Z. Boissere´es Tagebucheinträge vom 15., 17., u. 18. Sept verzeichnen die Fertigstellung u. Reinschrift des Plans (Weitz − Boissere´e 1, 576). 3 ) Der Frankfurter Senator war mit den Brüdern Boissere´e befreundet. Der Vorschlag ging am 21. Sept 1819 an Thomas ab (Weitz − Boissere´e 1, 577). 4 ) Boissere´es Abschrift seines Anf. Sept 1819 entstandenen ersten Entwurfs für ein G-Denkmal, angefertigt am 24. Aug 1820 u. am selben Tag als Briefbeilage an G übersandt (s. unten 24. Aug 1820: Boissere´e an G). Der Entwurf fand die Zustimmung des Denkmalvereins, erfuhr aber im Verlauf der Planungen u. mit der Erweiterung des Projekts mehrere Änderungen. Die spätere Fassung, datiert: Frankfurt, am 28. August 1819, als Druck überliefert im Aufruf des Denkmalvereins vom Mai 1821 (s. unten Mai 1821), den im Folgenden mitgeteilten Varianten liegt dieser Druck (D) zugrunde. Orthographische u. leichte stilistische Änderungen hier nicht berücksichtigt. 5 ) sein . . . mahne uns fehlt in D. 6 ) 1805 entstandene u. 1810 in Marmor ausgeführte Kolossalbüste. 7 ) Über die . . . gegeben fehlt in D, da Dannecker die Fertigung der Büste absagen mußte (vgl. unten 1820 Jan 24. u. Aug 22.). 8 ) Göthe’s Denkmal D.

1819

ÜBER DAS ZU FRANKFURT MIR ZU ERRICHTENDE DENKMAL

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ein, daß die ganze Anlage des Denkmals1) bezeichnend sey; dies führt zu der Betrachtung, daß der Dichter, aus dem allbelebenden Quell der Natur schöpfend, sich seine eigene Welt bildet, mithin folgt, daß auch seinem Bilde ein eigenes Haus in freier offener Landschaft gebühre. Einfach, rund, von oben beleuchtet,2) würde es am angemessensten seyn, und den schicklichsten, bedeutsamsten Raum zu Verzierungen, die sich auf die Werke des Verehrten bezögen, darbieten. Denkt man sich nun ein solches Gebäude für Göthe’s colossale Büste3) auf einem Hügel in einem Garten, so gestellt, daß man aus der Thüre den Mayn, die Stadt und die ganze Landschaft in’s Auge fassen könnte, und nimmt man noch dazu, daß man bey dieser Stellung den Untergang der Sonne, jene erhabene Naturerscheinung, schauen würde, die vor allem andern am schönsten an die Unsterblichkeit erinnert, weil wir ihres Wiederaufgangs gewiß sind, so dürfte wohl für die Wahl des Orts nichts zu wünschen übrig bleiben. Das Materiale und die Verzierung betreffend, würde ich vorschlagen:4) das Gebäude von Quadern zu errichten, die inneren Wände mit gelbem Stuc Marmor zu überziehen, sie unten mit einer Sitzbank und oben mit einem Gesims und Fries − alles von weißem Marmor − zu umgeben, die Kuppel ausmalen, den Boden mit weißem und dem übrigen entsprechenden farbigen Marmor einlegen und die Thüre von Erz verfertigen zu lassen. Die Verzierung des Äußern wäre auf folgendes zu beschränken: Ein Kranz von Eichenlaub, der unter dem Gesimse das Ganze umgäbe, an den Thürflügeln einerseits eine brennende Lampe, anderseits ein Oelzweig in erhabener Arbeit, und über der Thüre eine Inschrift mit ehernen Buchstaben: „Dem Andenken von Goethe“. Die Verzierung des Innern hingegen müßte sehr ausgezeichnet und bedeutend, sie müßte selbst ein Kunstwerk seyn, und den andern Hauptheil des Denkmals ausmachen. Um nämlich an die Schöpfungen des Dichters zu erinnern, müßten in dem rundumlaufenden Fries Vorstellungen aus seinen Werken in halberhabener Arbeit angebracht werden. Am vortheilhaftesten wäre es sowohl in Rücksicht der Bedeutung als der künstlerischen Behandlung hier ein Werk für alle gelten zu lassen. Beyde Rücksichten aber würden am besten bey der Wahl von Herman und Dorothea erreicht werden können. Die durchgehende Beziehung auf das Vaterland, und die verhängnißvolle Zeit, die der Dichter erlebt und uns durch seine Poesie verschönert und veredelt hat, eignet dieses Gedicht ganz vorzüglich zu dem gesetzten Zweck. Die beyden Hauptgestalten Herman und Dorothea wurden von dem Augenblick ihrer Erscheinung allgemein als wahre Musterbilder eines deutschen Jünglings und Mädchens anerkannt, und nun sind sie uns durch die großen Begebenheiten der lezten Jahre da sich unsere Frauen so hülfreich und die Männer so tapfer bewiesen, noch so viel bedeutsamer und theurer geworden! Herman hat die Verheißung, die ihm der Dichter in den Mund gelegt: − „Gedächte jeder wie ich, so stände die Macht auf Gegen die Macht, und wir erfreuten uns alle des Friedens“ − treulich erfüllt; die Hausfrau hat ihn gerüstet, und er ist siegreich heimgekehrt. Für den Künstler ergeben sich hieraus die günstigsten Anläße. Wie im Anfang des Bilderkreises einen Zug von Auswanderen5) mit Weibern und Kindern, so würde er gegen das Ende einen Zug von Wehrmännern, und zwischen diesem und jenem die wichtigsten Handlungen und Begegnisse der beyden Liebenden darzustellen haben. − Dorothea, die Mädchen beschützend und kämpfend gegen die Feinde, dann mit dem Ochsengespann die Wöchnerinn führend, Hermann mit den Pferden und Wagen herbeieilend, sie den Kindern Kleider zurichtend, das Paar am Brunnen vereinigt, der 1

) des Denkmals fehlt in D. ) In D folgt der Einschub von außen mit Säulen umgeben, − Zur architektonischen Erweiterung des ursprünglichen Plans vgl. unten 1821 Juni 30. u. Juli 6. 3 ) Göthe’s Büste (oder Statue) D. Vgl. unten 10. Jan 1821: Auszug aus den Protokollen des Vereins. 4 ) Statt würde ich vorschlagen in D wäre wohl angemessen 5 ) von Auswanderen fehlt in D. 2

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ÜBER DAS ZU FRANKFURT MIR ZU ERRICHTENDE DENKMAL

1819

Abschied von der Wöchnerinn, den Kindern und Freunden, − der Heimgang, und bey allem diesem die Beschäftigungen der Erndte, zuletzt Hermans Bewaffnung, seine Kriegsthaten und Siegbekränzung − würden eben so viele der Wahl des Künstlers zu Gebot stehende willkommene Gegenstände seyn. Das Kostüm könnte kein großes Hinderniß machen, da der Charakter des ganzen Gedichts meist ländlich gehalten ist. Ein so genialer, erfindungsreicher Künstler, wie Thorwaldsen, dem man dieses Bildwerk antragen müßte, würde alle etwa sich erhebenden Schwierigkeiten, ohne der Wahrheit Abbruch zu thun, leicht überwinden. Auch würde er wegen der runden Gestalt des Gebäudes, selbst bey einer sehr mäßigen Größe hinreichenden Raum für seine Aufgaben finden, in dem Z. B. mit einem Durchmesser von 20 Fuß schon ein Umkreis von 60 Fuß entstände.1) Wenn nun durch solch eine Bilder Reihe eins der vorzüglichsten Werke, und zugleich einigermaßen das Zeitalter2) des Dichters dargestellt würde, so brauchten nur noch die Namen von einigen andern Hauptwerken wie: Werther, Faust, Lieder[?],3) Iphigenia u.s.w., mit ehernen Buchstaben an den Wänden angebracht und durch Lorbeerzweige zu einem großen Kranz verbunden zu werden,4) um auf das befriedigendste an die mannichfaltigen Hervorbringungen seiner Muse zu erinnern. − Das Brustbild müßte auf einem erhöhten, von dem übrigen Theil durch etliche Stuffen getrennten Boden aufgestellt werden, auf einem einfachen Untersatz, an dem die geliebten Gestalten der Harfner und Mignon in halberhabener Arbeit, eine schöne5) Verzierung bilden würden. An den beyden Seiten neben dem Brustbild sollten zwey große Vasen von weissem Marmor stehen, worin während der guten Jahreszeit immer frische Blumen erhalten werden müssen.6) Auf den inneren Thürflügeln wären die für die äußeren angegebenen Sinnbilder: Lampe und Oelzweig, zu wiederholen. Um aber das Ganze würdig zu vollenden, müßten in der Kuppel vier schwebende Genien auf himmelblauem Grunde gemalt werden, welche Kränze über dem Haupt des Dichters emporhielten: der Genius der Natur mit einem Kranz von Feldblumen, darunter die blauen Kornblumen vorherrschend, der Genius der Liebe mit einem Kranz von Rosen, der Genius der Poesie mit einer Lorbeerkrone, und der Genius der Unsterblichkeit mit einem Kranz7) von gelben Sternblumen. Es würden dadurch die großen Gaben [am linken Rand quergestellt:] bezeichnet, die den Dichter schmücken, und der höchste Lohn, der ihm zu Theil wird; zugleich würde darauf hingedeutet, daß die wahren Gaben, wie der wahre Lohn, nur von oben kommen, und so erhielte das Ganze eine Beziehung auf Denjenigen, der über aller menschlichen Größe thront. Daß auch dieses Kuppelgemälde nur8) einem unserer vorzüglichsten Künstler und vor allen einem so trefflichen Zeichner wie [P. J.] Cornelius oder [F.] Overbeck, anzuvertrauen,9) bedarf keiner Erinnerung.10) 1

) Auch würde . . . entstände fehlt in D. ) die Zeit D. 3 ) Lieder fehlt in D. 4 ) und durch . . . zu werden fehlt in D. 5 ) In D folgt bedeutsame. 6 ) An den beyden . . . werden müssen. fehlt in D. 7 ) einer Krone D. 8 ) nur fehlt in D. 9 ) In D folgt seyn wird. 10 ) In D folgt Es fragt sich schließlich allein noch von der Herbeischaffung der Mittel. − Diese würde gewiß am besten auf dem Weg gesellschaftlicher Vereinbarung statt finden, und es dürfte nicht leicht ein Zweifel an dem Gelingen rege werden, weil die erfoderliche Summe im Verhältniß zu der Zahl der zu erwartenden Theilnehmer immerhin sehr mäßig wäre. Das Unternehmen müßte natürlich von der Vaterstadt des Dichters ausgehen und dort zuerst gehörig begründet werden, ehe es öffentlich gemacht würde; aber es dürfte sich nicht auf diesen Kreis allein beschränken, sondern müßte, wie im Geist, so in 2

1819 Okt

ÜBER DAS ZU FRANKFURT MIR ZU ERRICHTENDE DENKMAL

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2. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 250): Ich habe mich denkend, redend und schreibend lange nicht so viel mit Ihnen beschäftigt als in den letzten sechs Wochen . . . In Frankfurt . . . hatte ich gerade an Ihrem Geburtstag [28. Aug] eine Zusammenkunft mit Thorwaldsen. Wir wohnten miteinander dem Fest bei, und es fügte sich glücklich genug, daß wir in der zahlreichen Gesellschaft unter Ihren nächsten Freunden Willemer, Riese usw. saßen; da reihte sich Erinnerung an Erinnerung und Wunsch an Wunsch . . . 7. [Jena] An A. C. v. Preen (Br 32, 56f.): Daß noch vor dem Ableben des

Helden [Blücher] das Standbild aufgerichtet und enthüllt worden, finde ich bedeutend und angenehm. Der Deutsche ist eigentlich nicht gewohnt, bey Lebzeiten Ehre zu geben und zu empfangen, es ist eine gewisse löbliche Scheu in ihm, die er nicht leicht überwindet, weshalb wir ihn auch nicht tadelnswerth finden wollen.1) Und so will ich denn auch nicht läugnen, daß die höchst ehrenvolle Theilnahme welche die lieben Landsleute meinem Geburtstage gewidmet, mich erst einigermaßen in Verlegenheit gesetzt, so daß ich mich in die Einsamkeit flüchtete und auch dort kaum den werthesten Zeugnissen von Wohlwollen entging; doch blieb in der Carlsbader wahrhaften Einsamkeit mir Sammlung und Ruhe genug, um nach und nach zu vernehmen wie liebreich man mich bedacht, und mir dasjenige gemüthlich zuzueignen was mir so herzlich gegönnt war. Nov

6. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 582): Project für Goethes Monument Cotta mitgeteilt.

Dez

9. [Frankfurt] J. G. C. Thomas an S. Boissere´e (Boissere´e 1, 373): Gestern war die erste Versammlung bei Bethmann wegen des Monuments für Goethe. Man vereinigte sich allgemein und lobend für Deinen Plan und bildete das Comite´ folgendermaßen: 1) Präsident: Herr Sulpiz Boissere´e. Mitglieder: [G. F.] von Guaita, [S. M.] von Bethmann, Dr. [J. G.] Neuburg, Vater und Sohn, Dr. [A.] Kestner (der Sohn der Lotte im Werther), Dr. [ J. G. D.] Melber, Baumeister [J. F. C.] Heß und [F.] Rumpf und ich. Platz: auf der Mühlschanze am ehemaligen Schneidwall. Diese Insel wird zur Promenade eingerichtet, eine schöne Brücke wird dazu führen. Mir scheint dieser Platz vortrefflich, auch

der Ausführung, einen allgemeinen vaterländischen Charakter haben. Aus diesem Grunde möchte auch wohl die Einlage für den Einzelnen nicht über 10 Gulden zu bestimmen seyn, damit eben recht Viele Gelegenheit erhielten beizutragen, ohne daß dadurch die Großen und Reichen gehindert würden, durch vielfache Häufung der Einlage ihrem Verhältniß gemäß Theil zu nehmen. Hätte der in Frankfurt zu bildende Verein das Unternehmen durch hinreichende Einsammlung gesichert, so wäre diesem ein Zweiter an die Seite zu stellen, dem die Ausführung des Denkmals zu leiten obläge, und zum Behuf eines einfachen, raschen Geschäftsganges blos aus einem Künstler, einem Baumeister und einem Kunstverständigen bestehen dürfte. 1 ) Bezogen auf das am 26. Aug 1819 in Rostock enthüllte Blücherstandbild von Schadow, an dessen Entstehung G beratend mitgewirkt hatte (vgl. „Blüchers Denkmal [I]“ u. „Blüchers Denkmal [II]“, EGW 1, 286−342. G’s Zurückhaltung dokumentiert auch sein Promemoria [Denkmale], W 48, 142: Man denkt an ein Denkmal gewöhnlich erst nach dem Tode einer geliebten Person, dann erst, wenn ihre Gestalt vorübergegangen und ihr Schatten nicht mehr zu haschen ist. Vgl. auch unten 15. Sept 1820: an C. F. v. Reinhard.

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liegt er gegen Abend. Guaita und ich werden die Erlaubniß erbitten, daß von Senats wegen kein Anstand zum Bau dorten ist.1) 2) Die Büste bitten wir Dich, sogleich zu bestellen. Bethmann behält sie allein, wenn nichts aus der Sache wird. Darüber erhältst Du, sobald der Platz verwilligt ist, ein officielles Schreiben. Du kannst übrigens mit Dannecker alles fest machen. Die Subscription geht gleichzeitig an alle deutschen Höfe und an das Publicum.

Dez 11. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 587): Brief von Thomas. Mein Vorschlag zu Goethes Monument angenommen. Der Verein ernennt mich zum Vorsteher; ich bestelle die Büste bei Dannecker . . . Ausführlich mit Melchior [Boissere´e] über das Monument und das Gebäude conferiert. [12.]2) [Stuttgart] S. Boissere´e an J. G. C. Thomas (Boissere´e 1, 373f.): Es freut mich überaus, daß nun der Verein für Goethes Denkmal sich förmlich constituirt hat, und ich danke auf das wärmste für die mir sehr ehrenvolle Wahl als Vorsteher dieser Gesellschaft; aber der Wunsch, einem so ausgezeichneten Vertrauen einigermaßen entsprechen zu können, erlaubt mir bei meinen augenblicklichen sehr dringenden Geschäften und der immer hinderlichen Entfernung von Frankfurt durchaus nicht, das mir zugedachte Amt anzunehmen. Auch scheint mir nach reiflicher Ueberlegung nicht recht passend, daß ich als ein persönlicher Freund von Goethe, an die Spitze trete; sodann meine ich, daß trotz der allgemeinen deutschen Richtung, die das ganze Unternehmen haben soll, nothwendig ein Frankfurter diese Stelle einnehmen müsse, weil die Geburtsstadt der Ort ist, von wo es ausgeht und worauf es sich bezieht. 14. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 2, 71f.): Nun bringt mir Boissere die erfreuliche Nachricht vom Denkmal,3) das Ihnen in Frankfurt errichtet wird, und da Dannecker hiezu die colossale Büste übernommen hat, so muß ich nun meine lezte Bitte wegen der Hieherreise noch lebhafter widerholen . . . 23. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 589): Beschlossen . . . mit der Ankündigung des Goeth. Monuments etwas zurückzutreten. 25. [Weimar] An Cotta (Br 32, 127f.): Von dem fortgesetzten thätigen

Wohlwollen meiner lieben Landsleute ist mir noch nichts Näheres bekannt geworden. Alles, was es auch sey, werd ich dankbar im Stillen verehren, aber daraus schwerlich Anlaß und Anregung zu einer weitern Reise nehmen dürfen, so reizend auch die Einladung von allen Seiten ist. 28. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 590): Brief an Goethe angefangen schwierige Aufgabe ⎯ ihm freundschaftlich über das Denkmal zu schreiben ⎯. 28. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 265f.): Ich befinde mich in einer seltsamen Lage; ich muß dem Freunde verrathen, daß ich etwas für den Dichter auf dem Herzen trage. Es ist die Rede von einem Bildniß und Denkmal. Als ich zu Ihrem Geburtstagsfest nach Frankfurt geladen wurde, fiel mir Wunsch und Gedanke auf einmal in die Seele, und somit entwickelte sich auch wie von selbst ein vollständiger Entwurf. In Frankfurt bemerkte ich dann zu meiner größten Freude, was ich erwartet, daß derselbe Wunsch bei mehreren bedeutenden Männern und Freunden rege war. Der Vorschlag 1

) Vgl. unten 19. Apr 1820. ) Datierung nach Boissere´es Tagebucheintrag vom 12. Dez 1819: Brief an Thomas (Weitz − Boissere´e 1, 587). 3 ) Vgl. oben 6. Nov 1819. Cotta setzte G von den Denkmalsplänen in Kenntnis, bevor er durch Boissere´e offiziell über das Unternehmen unterrichtet wurde, vgl. unten 28. Dez 1819. 2

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wurde nun zur Prüfung und wenn er gefiel und ausführbar schien, zur stillen Vorbereitung anvertraut. Und jetzt ist es damit so weit gediehen, daß sich ein Verein gebildet, der bereits durch Bestellung einer colossalen Marmorbüste den ersten Grund gelegt hat. Weil aber das Ganze auf die Theilnahme des gesammten Vaterlandes berechnet ist, damit es so wie uns allen zur erhebenden Anschauung, so dem Dichter zum Zeichen allgemeiner Verehrung errichtet werde, darum bleibt noch einiges zu berathen und vorzuarbeiten, ehe man öffentlich auftreten kann. Vorläufig versichere ich nur, daß in Frankfurt mit aller der Würde des Gegenstandes gebührenden Rücksicht verfahren wird, und daß bei dem Entwurf des Denkmals immer der Wunsch vorgeschwebt hat, es höchst mäßig und einfach, aber auch höchst gediegen und edel, und so einigermaßen in dem Sinn zu halten, den der Dichter als Kunstfreund stets an den Tag gelegt hat. Indem ich Ihnen diese nicht länger zu verschweigenden Dinge anvertraue, in deren Gedeihen ich das Walten eines freundlichen vaterländischen Genius erkenne, hoffe ich, Sie werden mir, noch ehe wir uns förmlich an Sie wenden, die Bitte gewähren, Danneckern zur Büste zu sitzen. Ob er nach Weimar kommen soll, oder ob Sie ihm anderwärts, vielleicht gar bei einer frühen Badereise hier Gelegenheit geben wollen, hängt von Ihnen ab. Die Wünsche, die ich und die Meinigen hiebei hegen, wage ich nicht auszusprechen, gerade weil sie die entschiedensten sind.

1820 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 166; 169f.): Die Herren [C. F.] T i e c k

und [C. D.] R a u c h modellirten meine Büste . . . Eine lebhafte, ja leidenschaftliche Kunstunterhaltung ergab sich dabei, und ich durfte diese Tage unter die schönsten des Jahres rechnen. Nach vollbrachtem Modell in Thon sorgte Hofbildhauer [J. P.] K a u f m a n n für eine Gipsform . . . Auch langte der Riß an zu einem Monument, welches meine theuren Landsleute mir zugedacht hatten. Als anmuthige Verzierung einer idyllischen Gartenscene, wie der erste Freundes-Gedanke die Absicht aussprach, wär’ es dankbar anzuerkennen gewesen, aber als große architektonische, selbstständige Prachtmasse war es wohl geziemender sie bescheiden zu verbitten. Jan

3. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 591): Cotta. über Goethe wegen dem Denkmal. 14. An S. Boissere ´e (Br 32, 142ff.): Nach meinem Bedünken wäre die

Theilnahme meiner lieben Vaterstadt und des übrigen guten Deutschlands an meinem Geburtstage wohl hinreichend gewesen, den Verdientesten zu begnügen und eine bescheidene Betrachtung der Resultate seines Lebens zu erleichtern. Gedenkt man aber, wie Sie mir vermelden, noch weiter zu gehen; so ist es räthlich, mit bescheidener Sorgfalt, damit Nemesis nicht aufgerufen werde, dabey zu verfahren. . . . So werth und lieb uns nun aber auch die Gegenwart Herrn Danneckers seyn würde, wenn er sich entschließen könnte uns zu besuchen, so ist

1

) Entstanden Apr/Mai 1825.

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doch auch diese Zumuthung bey einer so weiten Entfernung, wie mir scheinen will, etwas stark. Damit ich aber von meiner Seite einer so wohlgemeynten und ehrenvollen Unternehmung gern entgegen komme, so will ich mich den Monat April in Weimar halten; Herr Professor Dannecker soll mir und den Meinigen willkommen seyn, einige Zimmer zu seiner Wohnung und eine anstoßende Werkstatt bereit finden; da wir denn nichts mehr wünschen als daß ihm der Aufenthalt in jedem Sinne möge gefällig und erfreulich seyn . . . Da ich noch Platz vor mir sehe, so wend ich mich denn doch zu jenen Betrachtungen die ich oben liegen ließ. Sollte es nicht etwas bedenklich seyn, meine Freunde, einen Bildhauer dahin zu senden, wo er keine Formen mehr findet? wo die Natur auf ihrem Rückzuge sich nun mit dem Nothwendigen begnügt, was zum Daseyn allenfalls unentbehrlich seyn möchte; wie kann dem Marmor ein Vorbild günstig seyn, aus dem die Fülle des Lebens verschwunden ist? Schon Jahre sind es, daß wir uns nicht gesehen haben, ich wünsche, daß unser werther Künstler sich nach einer langen Wallfahrt nicht allzu sehr getäuscht fühle. Hiernach aber sey feyerlich protestirt, daß ich nichts gesagt haben will was jenes so wohl gemeynte und mir höchst ehrenvolle Unternehmen auch nur im mindesten aufhalten und hindern könne.1) Jan

15. [Augsburg] Allgemeine Zeitung Nr. 15, 59: Von dem Frankfurter Bankier, Hrn. v. Bethmann, ist der Plan zum Bau eines Ehrentempels für den berühmten Göthe (bekanntlich einen gebornen Frankfurter) in Vorschlag gebracht, und zur Ausführung dieses Unternehmens ein Beitrag von mehreren Hundert Dukaten angeboten worden. Auch haben sich schon mehrere reiche Einwohner gedachter Stadt zu verhältnißmäßigen Beiträgen zu diesem Behufe verstanden. 16. [Augsburg] Allgemeine Zeitung Nr. 16, 63: Wenn der Plan, auf einer Insel bei Frankfurt Göthe’s Andenken einen Tempel zu widmen, zu Stande kommt, will Hr. v. Bethmann eine Statüe des Dichters, die er bei Hrn. Dannecker in Bestellung gegeben, dazu schenken; Thorwaldsen soll die Basreliefs am Fußgestelle verfertigen, wozu man Gegenstände aus Hermann und Dorothea nehmen wird. 16. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 595): Bethmann wird in der Allgemeinen Zeitung − genannt, als der den Plan zu dem Goeth. Monument in Vorschlag gebracht. 24. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 271): Mein, so wie Danneckers Wunsch wäre nun, Ihnen melden zu können, daß dieser Freund Ihre gütige Einladung auf den April annähme, aber hier tritt einstweilen auch eine Krankheit in die Quere. Danneckers Frau2) leidet auf eine so bedenkliche Weise, daß er sich jetzt noch nicht zur Reise anheischig machen kann. Sollte der Zustand bei Zeiten eine beruhigende Wendung nehmen, so wird er gewiß noch im Frühjahr kommen, denn er freut sich so sehr auf das Werk, daß er es je eher je lieber unternehmen möchte . . . Ihre Zweifel, ob dem Künstler nicht eine Täuschung bevorstehe, haben wir nicht ohne einige Rührung lesen 1

) Boissere´es Tagebuch verzeichnet den Empfang des Briefes am 19. Jan, am 20. Jan sandte er eine Abschrift an Guaita (Weitz − Boissere´e 1, 595). 2 ) Die Stuttgarter Kaufmannstochter Heinrike Charlotte Rapp, Schwester von Dannekkers Freund H. (von) Rapp, war seit 1790 mit Dannecker verheiratet.

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können. − Was er vorzugsweise darzustellen wünscht: die Lebendigkeit des Geistes und die Kraft der Seele, das wird er sicherlich in den edeln Zügen finden, und was den Formen an Fülle abgeht, das wird er, ohne im geringsten unwahr zu seyn, leicht zuzugeben wissen, dafür ist er der Mann. Wirklich, ich bin überzeugt, daß unter den neueren Künstlern keiner ein so eminentes Talent für die Auffassung der Individualität im höchsten Sinn des Worts besitzt. Und darum erwarte ich, daß er uns ein Bild liefern wird, wahrer, erfreulicher und großartiger als alle, die wir bis jetzt von Ihnen haben. − Von Frankfurt schreibt man mir, daß die weiteren Angelegenheiten wegen des Denkmals ihren gehörigen Gang gehen und alles ganz den Wünschen der Freunde gemäß sich gestalte.

Febr

1. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 597): Aufriß des Goeth. Monuments Anstände wegen der Beleuchtung gelöst. 12. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 599): Brief von Thomas. Die Sache steht ganz gut in Frankfurt. 27. An S. Boissere ´e (Br 32, 173): Wegen der Reise unseres trefflichen

Danneckers hieher sind mir diese Zeit über einige Zweifel aufgestiegen, denn der Mensch denkt über eine Sache nicht einen Tag wie den andern. Es sind wohl sechs und mehr Jahre, daß ich [F. J.] Gall zu Liebe, der bey uns einsprach, meine Maske abformen ließ; sie ist wohl gerathen, Weiser [C. G. Weißer]1) hat sie nachher aufgesetzt und die Augen geöffnet; sollte es nicht hinlänglich seyn, wenn ich beydes hinsendete? wie müßte man thun, wenn sich das Original in die ewigen Wohnungen entfernt hätte. Die Formen sind hier ganz genau, Geist, Leben und Liebe muß ja ohnedem der Künstler hinein stiften. Es sey dieses nur eine Zwischenrede, der Hauptsache unbeschadet. März 13. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 275): Ihren Gedanken wegen der Maske, von welcher übrigens er [Dannecker] schon lange einen Abguß besitzt, habe ich nicht gewagt, ihm mitzutheilen, weil er sich zu sehr darauf freut, Sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen, und auch weil ich es nicht im mindesten mit Uebereinstimmung hätte thun können. Was aber die Reise anbetrifft, so sehe ich voraus, daß bei dem Bedenken der Aerzte über den Zustand seiner Frau er sich trotz ihrem einstweiligen Besserbefinden nicht sobald wird beruhigen können, um im April schon zu kommen. Es wird also diese Angelegenheit wohl bis nach Ihrer Rückkehr aus dem Bade müssen verschoben bleiben.2) 15. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 605): . . . der Alte [A. G. D. Graf v. Moltke] kömmt kürzlich von Frankfurt, da war viel die Rede von Goethes Monument ⎯ von einem eisernen Gehäuse! etc. 23. [Weimar] An S. Boissere ´e (Br 32, 206): Wo ich mich mit unserm vor-

trefflichen Dannecker . . . diesen Sommer zusammen finde, müssen wir den Gestirnen überlassen.

1

) Abnahme der Maske bereits am 13. Okt 1807 durch den Weimarer Hofbildhauer Weißer für den bei G zu Besuch weilenden Phrenologen Gall (Schulte-Strathaus 46f.). 2 ) G plante für Ende Apr seine Abreise nach Karlsbad, wo er bis Anfang Juni bleiben wollte.

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2. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 280): Von Frankfurt erhielt ich vorgestern Nachricht,1) daß der Magistrat und sämmtliche Behörden die Ueberlassung des Platzes zu dem Denkmal bewilligt haben. Das Nähere wird sich nun bald ergeben. 19. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins2) (GSA 68/649, Lage 1): 1. S i t z u n g v o m 1 9 . A p r i l 1 8 2 0 a.) Constituirung des Vereins (14 Mitglieder) b.) Ausgesprochener Zweck (dem d e u t s c h e n Dichter Göthe ein n a t i o n a l e s Denkmahl in den Umgebungen der deutschen Bundesstadt Frankfurt zu errichten) c.) Vertheilung der Functionen d.) Verlesung des Senatsbeschlußes vom 28. März 1820. (Ueberlaßung des Locals auf der Mühlinsel) e.) Beschluß: Herrn Boissere´e − deßen Vo r s c h l a g v o m 28. August 1819 als Basis des ganzen Unternehmens angenommen wurd e − davon in Kenntniß zu setzen, daß der Verein ihn zu seinem Präsidenten ernannt habe. f.) Beschluß: daß die Architekten den Boissere´e’schen Vorschlag hinsichtlich der Ausführung zu begutachten haben (Zeichnung, Kostenanschlag p.) g.) Verabredung vorläufigen Geheimhaltens des Unternehmens in Bezug auf das große Publikum. 23. [Frankfurt] J. G. C. Thomas an S. Boissere´e (HAStK Best. 1018 Nr. 343,8): Du bist Präsident u. mußt es bleiben, um so mehr als du zwey [unleserlich] Präsidenten, Guaita u. mich zur Seite hast. Für Frankfurt machst du keinen Anstoß, vielmehr neuen Vortheil, da die Gruppe national ist, man mithin sieht, daß wir gleich beym Beginn es auch so nehmen. deßhalb ist auch [G.] Moller mit zu Heß u. Rumpf als Architekt gewählt worden . . . Kirchner meint, man müßte zuerst an die Regierungen gehen; ehe man das Publikum aufrufe, dem steht aber entgegen, daß wenn die Sache nicht schon public ist und viele Theil genommen, die Regierungen sie nicht als national ansehen werden. Die andern meynen dagegen, es mache einen beßern Eindruck bey den Regierungen, wenn man sie zuerst angehe.3) Ich habe versprochen deine Meinung einzuholen.4)

Mai 17. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 619): Brief von Thomas und Protocoll des Goetheschen Vereins. Juni

1. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 622): Brief an den Verein für das Goeth. Monument zu schreiben geniert mich entschließe mich am Ende an Thomas zu schreiben.5) 16. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 625): Vorschlag zu Goethes Denkmal an Thorwaldsen abgeschrieben.6) 29. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 628): Das Protocoll des Goeth. Vereins an Dannecker. 30. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 628): Experiment mit der Beleuchtung in Danneckers Atelier für das Goeth. Denkmal . . . Abends Project zu Goethes Denkmal versucht.

Juli

1. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 285): [Dannecker] befindet sich wegen der Reise zu Ihnen in der traurigsten Verlegenheit. Der Zustand seiner Frau ist immer so bedenklich und sein Verhältnis zu ihr von der Art, daß er es noch nicht unternehmen

1

) Durch briefliche Mitteilung von Thomas, s. Weitz − Boissere´e 1, 608 (Eintrag vom 31. März 1820). 2 ) Aus den Originalprotokollen verfertigt vom Protokollführer des Vereins C. P. Berly. 3 ) Noch im Protokollauszug der Vereinssitzung vom 25. Juni 1821 heißt es: Im Frankfurter Publikum ist bis jetzt noch mit Vorbedacht keine Sammlung zu Beiträgen veranstaltet worden (GSA 68/649, Lage 1). 4 ) Boissere´es Antwortvermerk in der linken oberen Ecke von Bl. 1r: A. am 3. May. 5 ) Am 2. Juni verzeichnet das Tagebuch: Brief an Thomas, am 3. Juni: Brief an Thomas ab (Weitz − Boissere´e 1, 622f.). 6 ) Abgeschickt am 20. Juni (Weitz − Boissere´e 1, 626).

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darf, sich auf einige Wochen von ihr zu trennen . . . Unter solchen Umständen weiß ich nicht, was ich den Frankfurter Freunden, die sich sehr ernsthaft mit der Vorbereitung zu dem Denkmal beschäftigen, Tröstliches sagen soll.

Juli

10 [Wiesbaden] S. Boissere´e an M. Boissere´e (Boissere´e 1, 374): Die Angelegenheit wegen der Büste von Goethe werde ich bestens berathen. Vorläufig scheint mir am rathsamsten, erst noch einmal Dannecker förmlich zu fragen, dann wird sich die Sache mit Rauch1) schon von selbst machen, Guaita glaubt das auch. 16. [Jena] An S. Boissere ´e (Br 33, 116f.): Zuerst aber möcht ich von dem

Frankfurter Monument sprechen, denn es wäre eine unartige Bescheidenheit, wenn ich mich darnach nicht erkundigen wollte. Sagen Sie mir: was hat man vor, wo und wie? Und was die Büste betrifft, so gesteh ich gern, daß ich an Danneckers Hieherkunft nicht mehr glaube. Dieses denke und sage ich wider Willen, weil ich mich, durch ihn modellirt, wieder neben Schillern denken könnte. Wer muß sich aber nicht jeden Tag bekennen, daß vergangene Zeiten, Verhältnisse, Gefühle, Thätigkeiten nicht wieder zurückzurufen sind. Insofern es mir also ziemt, ein Wort mitzusprechen, so würde ich bitten, eine rasche Umsicht zu fassen und, damit ich kurz sey, thu ich folgenden, doch ganz unmaaßgeblichen Vorschlag: Rauch in Berlin genießt eines verdienten Ruhms, ist mir nah und, obgleich ohne persönliche Bekanntschaft, an mein Haus und die Meinigen geknüpft;2) man würde mit ihm leicht übereinkommen, er könnte mich in den nächsten Monaten besuchen, sein Modell mit fortnehmen und, bey der gränzenlosen Marmorthätigkeit, die jetzt in Berlin herrscht, würde die Büste bald fertig seyn; setzt man sich von Frankfurt aus in Bezug mit ihm, so erbiete mich, ihn auf’s freundlichste im Laufe dieser Monate zu empfangen. Ich würde über diese Angelegenheit wie bisher geschwiegen haben, träte nicht ein Stillstand ein, dem Sie selbst keinen Rath wissen; die Schnepfe des Lebens schwirrt vorbey, ein guter Schütze muß sie eilig fassen. 24. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 642f.): Nachmittag . . . Kanzler v. Müller aus Weimar. Grüße von Goethe . . . Hat Müller meinen Brief wegen dem Monument gezeigt − Dieser hat in Frankfurt mit Kirchner gesprochen, Wünsche

1

) Vgl. unten 5. Aug 1820: Boissere´e Tagebuch. ) Rauch hatte schon im Vorjahr G in Jena aufsuchen wollen, um eine Büste von G anzufertigen, hatte diesen aber nicht angetroffen. Vgl. C. L. F. Schultz an G 8. Febr 1819: [Berlin] Bildhauer Rauch hat im Sommer auf seiner Herreise von Rom Sie in Jena zu treffen gehofft, und es sehr beklagt, daß Sie dort den Tag vorher abgereist waren. Er ist aufgefordert worden, eine Büste von Ihnen in Marmor auszuführen, und dieser Auftrag ist ihm vor hundert anderen werth und theuer. Wir haben darüber gesprochen, wie und wo er dazu gelangen könnte; sollten wir Sie hier nicht sehen, müssen Sie schon den Plan erlauben, Sie auf einige Tage zu besuchen . . . Als Knabe von vierzehn Jahren [1791] half Rauch in Arolsen die Marmorbüste, welche Trippel für den Fürsten von Waldeck von Ihnen gemacht hatte, auspacken und aufstellen; dieses Werk entflammte ihn, und als den Gipfel seines Glücks hoffte er, dereinst würdig zu sein, Ihr Bildniß selbst darzustellen (G−Schultz 188f.). Vgl. unten 5. Aug 1820: Schultz an G.

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um Förderung . . . Mit Guaita . . . Gespräch über das Monument − die Freunde haben meine Ablehnung des Vorsteher-Amts angenommen und nun ist G[uaita] der Vorsteher.

Aug

2. [Wiesbaden] S. Boissere´e an M. Boissere´e (Boissere´e 1, 375): Uebermorgen gehe ich nach Frankfurt. Wegen dem Goethemonument kann ich diesen Umweg nicht unterlassen; es ist besonders auf den Brief des alten Herrn [G]1) doppelt nöthig, der Sache einen Anstoß zu geben. Sonst hätte ich mir das gerne erspart . . . 3. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 647): Entwurf zu Goethes Monument gezeichnet. 5. [Frankfurt] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 649): Pfarrer Kirchner über das Goeth. Monument. Wegen Danneckers Weigerung nach Weimar zu gehen und Vorschlag den Auftrag an Rauch zu geben. Er beschließt zum 28. eine Gasterei anzurichten wo wegen dem Monument ein weiteres ausgemacht werden soll . . . Platz am Ende der Gallen-Gasse für das G[oethe]-Monument ⎯ wegen der Ansicht auf das Homburger Gebürg und Verbindung mit den Anlagen leuchtete er mir ein . . . Baumeister Heß wegen dem Goeth. Monument ⎯ das will Architecten-Pracht Säulen-Gang wie bei dem Tempel der Vesta und Sibylle außen herum. Bedenken wegen der Beleuchtung und den Kosten ⎯ Mit ihm bei Architect Rumpf. Der Platz an der Gallen-Gaß unschicklich weil dort der Galgen gestanden! concedo. Die Insel betrachtet aus dem neuen Haus des Bau-Meisters Heß − Der Platz ganz gut, wenn nur nicht die Ansicht des Homburger Gebirgs fehlte. 5. [Berlin] C. L. F. Schultz an G (G−Schultz 198): Es gibt in diesem Monate vierzehn Tage, die ich verwenden kann, nach Jena zu kommen, dort eine Woche zu verweilen, und zurückzukehren. Bildhauer Rauch hat, obwohl er sich schwer von seinen Arbeiten entfernt, in meinen Wunsch, mich zu begleiten, gewilligt, wenn er hoffen darf, daß Sie ihm vergönnen wollen, Ihr Bild nach seinem Vermögen darzustellen. 6. [Frankfurt] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 650): Mit Heß bei Architect Rumpf vorläufigen Plan zu dem Monument verabredet, und daß er am 28. vorgelegt werden könne . . . Nachmittags nach Darmstadt . . . Moller . . . Aufforderung zum Goeth: Monument. Bereitwilligkeit. 10. [Kopenhagen] B. Thorwaldsen an S. Boissere´e (HAStK Best. 1018 Nr. 344,1): Die mir gütigst mitgetheilte Nachricht vom 18. März über die Absicht ein Monument für Göthe zu errichten hat mich herzlich gefreut, und es schmeichelt mir das Zutrauen indem ich viel Vergnügen als Künstler das meinige beytragen werde durch Verfertigung der Basreliefs im Fries der Rotunda. Die Ide im ganzen find ich der Sache sehr angemeßen in Rücksicht der Form des Gebäudes die Anbringung der Büste und Emblemen . . . Auch läßt sich der Fries nicht glücklicher an bringen als in einer Rotunda von oben beleuchtet. Nur glaub ich es hier wenigstens werther, statt e i n Gedicht im Fries zu behandeln und die andern Gedichte nur mit Inschriften an zudeuten, lieber m e h r e r e Gedichte in eingetheilte Felder im Fries durch Basreliefs zu versinnlichen, und die Inschriften dieser Gedichte andeutend, unter die Basreliefs anzubringen. Doch könne das erwähnte Hauptgedicht: Herman und Dorethea 3 Felder über die [!] Büste einnehmen und drey Hauptmomente angeben, wohingegen den übrigen Gedichten jedem ein Feld eingeräumt würde − Auf diese Weise erhielt der Bildhauer ein größeres Feld für seine Phantasie wenn er die Phantasie des erhabenen Dichters in seine verschiedene Wercke folgt − Ich reise Morgen von hier ab und werde Ausgang October in Rom über Warschau Wien und München eintreffen. Möglich daß ich das Vergnügen habe Sie in München zu sehen und das Nähere da zu verabreden Meine Ankunft dort würde ich Ihnen mit Vergnügen näher angeben. Solte dißes Zusammentreffen nicht statt finden können, erbitte ich mir eine Zeichnung des Gebäudes nach Rom zuzuschicken wor1

) Vgl. oben 16. Juli 1820.

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durch ich die Höhe und Ausdehnung des Frieses erfahren und Ihre gefällige nähere Bestimmung nach Prüfung einer hier angeführten Bemerkung[.] Imfall Sie dieser Ihren Beifal schenken erwarte ich die nähere Angabe der verschiedenen Wercke des Dichters und die im Basrelief darstellende [!] Momente.1)

Aug 12. [Berlin] C. L. F. Schultz an G (G−Schultz 200): . . . Rauch will seinem und meinem Verlangen genug thun, Sie darzustellen, wie ich Sie kennen gelernt habe, wie wir Sie in d i e s e m Alter Ihres stets heilbringenden Lebens sehen.2) 12. [Jena] An C. L. F. Schultz (Br 33, 150ff.): Ihren liebwerthen Brief,

mein Theuerster, erhalt ich erst den 12. August, da er doch vom 5. geschrieben ist; dieser geht erst den 13. von Weimar ab, wohin ich ihn durch einen Boten sende, da reitend keine directe Communication zwischen Jena und Berlin ist. Möchten Sie doch Ihre Herreise mit Ihrem werthen Begleiter auf gut Glück unternommen haben! Sie sind mir beide herzlich willkommen . . . Herr Rauch findet eine lustig ruhige Werkstatt bey mir, und da ich gerad in dem Fall bin, dringende Arbeiten bey Seite geschafft zu haben, so können wir die meisten guten Stunden des Tags gut benutzen . . . Herr Rauch sey nochmals schönstens gegrüßt, es hält mich nichts ab, seinem freundlichen Willen zu verschwindenden Formen auf die bereitwilligste Weise zu begegnen. 18. [Jena] Sie [Rauch u. Tieck] fingen an die Büste vorzubereiten, indem Sie die vorhandene Maske ausdruckten . . . Nach Tische . . . Kamen die Berliner Freunde. Herr Rauch fing seine Büste an. Abends gingen die jungen Herrn zu den Gipsbrüchen.3) 19. [Jena] Fortarbeit an der Büste. [20.]4) [Stuttgart] J. H. Dannecker an G (GJb 1909, 41): Vor einer Stunde, bekam ich von einem Comite´ aus Frankfurt den ehrenvollsten Auftrag in meinem Leben, die Collosal Büste von Euer Excellenz zu verfertigen, ich bin so frei und lege den Brief hier bei.5) Nie habe ich mich ärmer gefühlt als seitdem dieser Schöne Auftrag an mich gelangte. ich sinne hin und her und kan zu keinem Entschluß kommen. auf einer Seite sehe ich eine kränkliche liebe Frau und große Bestellungen . . . kurz ich müßte das Attelier schlüßen. Ach wenn es nur möglich wäre daß Sie mich so glüklich machen könnten

1

) Antwortvermerk von S. Boissere´e am oberen linken Rand von Bl. 1: A. v. Paris 29t October. Vgl auch Tagebucheintrag vom selben Tag: Brief an Thorwaldsen (Weitz − Boissere´e 1, 683). 2 ) Am 14. Aug reiste Schultz ab, begleitet von Rauch, F. Tieck u. Schinkel, ohne noch G’s Antwort vom 12. bekommen zu haben. Am Abend des 16. Aug trafen sie in Jena ein. 3 ) Tiecks u. Rauchs sog. Atempo-Büsten entstanden vom 18. bis 20. Aug 1820 (vgl. F. Zarncke: Kurzgefasstes Verzeichnis der Originalaufnahmen von Goethe’s Bildniss. In: Abhandlungen der philologisch-historischen Classe der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bd 11. Leipzig 1890, 82f., sowie Schulte-Strathaus 62f.). Am 19. Okt 1820 sandte Rauch einen Abguß an G (Eggers 18), der am 4. Nov in Weimar eintraf (s. Tgb 7, 245). 4 ) Datierung nach: Boissere´e Tagebücher vom 20. Aug 1820: Brief von dem Frankfurter Verein an Dannecker (Weitz − Boissere´e 1, 655). Vgl. unten 22. u. 23. Aug 1820. 5 ) Nicht überliefert.

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mich hier zu besuchen: Verzeihen Euer Excellenz daß ich es wagte diesen sehnlichsten Wunsch nieder zu schreiben.

Aug 21. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 655f.): Brief von Thorwaldsen er nimmt das Basrelief für das Goeth. Monument an − wünscht aber Szenen aus mehreren Werken des Dichters. Das hat doch immer große Schwierigkeiten − man müßte Werther Berlichingen Faust Iphigenie Tasso Hermann und Dorothea wählen. Wir wollen sehen. 22. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 656): Danneckers Brief an den Frankfurter Verein − er empfiehlt selbst den Rauch an seiner Stelle. 23. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 656): Brief an Pfarrer Kirchner mit der Einlage von Dannecker. 24. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 657): Brief an Goethe. über das Denkmal und Abschrift meines Vorschlages. 24. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 288ff.): Ihr werther Brief . . . war mir wegen dem, was er über die Fertigung der Büste enthält, doppelt lieb, denn ich stand eben im Begriff, diese Angelegenheit bei dem Frankfurter Verein zu einer Entscheidung zu bringen. Seitdem habe ich gezögert, Ihnen zu antworten, weil ich Ihnen gern einen Erfolg melden wollte und dieß kann ich nun heute. Der Verein hat nämlich an Dannecker eine förmliche Aufforderung, sich zu erklären, erlassen, und dieser hat aus den bekannten traurigen Gründen die Unmöglichkeit dargethan, dem Auftrag in der nächsten Zeit zu entsprechen, bei welcher Gelegenheit ich ihn dann bewogen habe, selbst den Bildhauer Rauch an seine Stelle vorzuschlagen. Ich habe diese Antwort nebst gehöriger Unterstützung des Vorschlags gestern nach Frankfurt gesandt, wo am 28. alles dem Verein vorgelegt und ein neuer Beschluß gefaßt werden wird. Zu diesem Tag haben mir auch die Architekten die Zeichnung zu dem Gebäude, über welches ich mit ihnen mündlich berathen, zu liefern versprochen und Thorwaldsen hat mich durch einen vor Kurzem angelangten Brief in Stand gesetzt, dem Verein bekannt zu machen, daß er die ihm zugedachten Basreliefs ausführen will. Was hierauf weiter geschieht, theile ich Ihnen seiner Zeit mit. Ich habe nun auch den für das Denkmal bewilligten Platz gesehen, es ist die am südwestlichen Ende der Stadt gelegene Mühlinsel, deren obere Fläche bei den größten Ueberschwemmungen frei bleibt, also in der Hinsicht zur Anlage eines Gebäudes und Gartens ganz geeignet ist. Durch die Niederlegung des Schneide-Walls und Thurms hat die Insel eine sehr schöne Uferseite gewonnen, auf welcher gegenüber sich nur prächtige Gebäude erheben, von der andern Seite gewährt der Fluß mit der Stadt und Umgegend die herrlichsten Ansichten, nur kann ich nicht verhehlen, daß bei diesem sonst so trefflichen Platz gerade die Ansicht fehlt, die ich ganz vorzüglich gewünscht hatte, ich meine die auf das Homburger Gebirge. Doch Sie verlangen nicht allein die Stelle, sondern auch den Entwurf zum Monument zu kennen. Ich lege ihn hier bei1) mit der Bitte, ihn geheim zu halten, denn ich habe, um allen Mißdeutungen vorzubeugen, die Mitglieder des Vereins veranlaßt, sich bei der Constituirung förmlich zu vereinbaren, daß bis auf fernere Beschließung über den Entwurf, sowie über sämmtliche Verhandlungen nichts außerhalb dem Kreise der Gesellschaft bekannt gemacht werden solle. − Da Sie mir nun einmal den Mund geöffnet haben, so werden Sie mir wohl erlauben, daß ich Sie um Mittheilung Ihres Urtheils über das Vorgeschlagene ersuche. Es ist mir um so mehr daran gelegen, es zu erfahren, weil rücksichtlich der für die Basreliefs vorgeschlagenen Gegenstände Verschiedenheit der Meinung obwaltet. Einige Freunde glaubten, statt dem einen Bilderkreis aus Hermann und Dorothea sollte man lieber Vorstellungen aus mehreren Werken wählen, und nun wünscht auch Thorwaldsen diese Abänderung. Die Mannichfaltigkeit der dichterischen Schöpfungen wür-

1

) Den Vorschlag s. oben 3. Sept 1819: Boissere´e.

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de so freilich besser bezeichnet, darum trat bei einer ersten Auffassung derselbe Einwurf entgegen, aber es schien mir aus den in meinem Vorschlag entwickelten Gründen und wegen der künstlerischen Einheit im Ganzen nicht rathsam ihm nachzugeben. Durch die Meinung des Künstlers, dem ich die Aufgabe ohne alle Bemerkung zur freien Beurtheilung mittheilte, erhält die Sache ein neues Gewicht und bei den glücklichen Vertraulichkeiten, der [!] Sie Raum gegeben, mag ich nicht entscheiden, ohne Sie zu fragen. Wollte man die Mannichfaltigkeit vorziehen, so würde ich geneigt seyn, sechs Bilder vorzuschlagen: über der Thüre, Werther zu Füßen der Lotte, die ihn verläßt, und auf dem zweiten Grunde, in Bezug auf die mit ihr gelesene Stelle aus dem Ossian, ein entseelter Leichnam an einem Fels am Strom, ein alter Barde auf dem Felsen sitzend, am Himmel Mond und Sterne; sodann Berlichingen mit Georg zum Kampf sich rüstend gegen die heranrückenden Feinde und gegenüber Faust und Mephistopheles zu Pferde, fliehend vor der Erscheinung des von Furien verfolgten Mädchens; ferner folgt Orest und Iphigenie von Pylades zur Einschiffung aufgefordert; die Krönung des Tasso und Hermann, der die Dorothea von den Auswanderern heimführt. − Der Künstler müßte sich hier in dem Kostüm nothwendig einige große Freiheiten erlauben und sich fast ausschließlich an den höhern Charakter der darzustellenden Gegenstände halten. Nehmen Sie diese neue Aufgabe als ein so eben Ersonnenes, noch nicht weiter Geprüftes mit doppelter Nachsicht auf und sagen Sie mir, was Sie davon denken. Um Sie über die Angelegenheit des Denkmals vollständig zu unterrichten, muß ich Sie auch einigermaßen mit den Personen bekannt machen, welche den Verein bilden, es befinden sich darunter: Schöff von Guaita, Staatsrath von Bethmann, Bankier Metzler-Heyder, Senator Franz Brentano, Senator Thomas, Baumeister Heß, Baumeister Rumpf, Pfarrer Kirchner, Dr. Melber u.s.w. unter den wenigen auswärtigen: Minister [C. A. Frh.] von Wangenheim, Oberbaurath Moller, meine Wenigkeit. Bethmann, Metzler und Brentano hat man zu Schatzmeistern, mich zum Präsidenten, Guaita und Thomas zu Vicepräsidenten gewählt; ich habe wegen der Entfernung vom Ort und aus vielen andern Gründen diese Ehre dankbarlichst abgelehnt, indeß bringt man in Frankfurt unablässig Gegengründe vor und so wird denn wohl der Ausweg getroffen werden, daß man den bescheidenen Namen eines Direktoriums eintreten und mich einen von den drei Direktoren seyn läßt. Da hätten Sie denn meine ganze Beichte, über die Sie mich im Namen des Herrn lossprechen mögen, Amen. Aug 28. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins (GSA 68/649, Lage 1): 2. S i t z u n g v o m 2 8 . A u g u s t 1 8 2 0 . a.) Nächste Veranlassung der Sitzung (die Feyer von Göthes Geburtstag) b.) Danneckers ablehnende Antwort in Beziehung auf die projektirte Büste, Beschluß dem Bildhauer R a u c h solches oder eine Statue Göthes − falls letztere beliebt würde − zu übertragen; Schreiben Thorwaldsens der die Bas-Reliefs zu übernehmen bereit ist. c.) Vorlegung des Bauplans abseiten[?] der Architekten. d.) Noch unentschiedene Discussion der Frage: ob Büste oder Statue? Beschluß Boissere´e darüber zu consultiren. e.) Berathung über die in’s Publikum zu erlaßende Aufforderung.

Sept

1. [Jena] An S. Boissere ´e (Br 33, 186f.): Nun erfreuen Sie mich durch die

Nachricht, daß Sie, nach vollendeter Cur, glücklich nach Hause gelangt, und ertheilen mir nähere Kenntniß eines Geschäfts, das mir so wichtig und so theuer seyn muß. Meiner anerkennenden Dankbarkeit sind Sie und alle Freunde gewiß und ich entferne daher jede Bedenklichkeit einer falschen Scham, um getrost und froh mit einzuwirken. Und so kann ich Ihnen denn mit Vergnügen erwidern, daß den 15. August Herr Rauch mit einigen Freunden bey mir in Jena eingetroffen und meine Büste gefertigt hat, auf eine Weise, daß ich sehr wohl zufrieden seyn kann, so wie alle Freunde und Gönner hiesigen Orts damit

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zufrieden sind. Diese aus freyem liebevollem Sinn, ohne weitere Veranlassung unternommene Reise und Kunstbemühung kommt nun unmittelbar den Frankfurter edlen Absichten zu statten, und das bedeutende Unternehmen wird dadurch sehr erleichert. Will man sich nun von dorther mit dem Künstler in Connexion setzen, so wird er die Arbeit gern übernehmen und sehr bald fördern; ihn beseelt ein jugendlichfrischer Künstler-Muth; an Material und vorarbeitenden Mitkünstlern fehlt es in Berlin jetzt auch nicht. Da ich denn noch hinzufüge, daß die Behandlung der Büste wirklich grandios ist und sich daher in jeder Größe stattlich ausnehmen wird. Mehr sag ich nicht für heute als nur, daß ich auch für mannichfaltige Gegenstände aus mehreren Gedichten zu stimmen geneigt bin. Sich auf Hermann und Dorothea zu beschränken wäre sittlich und patriotisch; wir haben aber an plastische Zwecke zu denken, welche auf jenem Weg schwerlich erreicht werden können. Mein Vorschlag wäre, mehrere bedeutende Gegenstände auszusuchen und solche dem Bildhauer vorzulegen, damit er diejenigen auswählte, welche seiner Kunst am günstigsten sind. Die verehrte Gesellschaft behält ja dabey immer das Recht, mit einzuwirken; ich sende selbst nächstens deshalb einige Vorschläge1) und kann es um so eher thun, als es mir zu Muthe ist, ich thue es für einen Dritten. Überhaupt, mich läßt ein jeder Kunstgegenstand ganz unparteiisch, nur Sinn und Absicht schwebt mir vor, mit der Frage: ob jener der rechte, und ob diese erreicht werde. Sept 1. [Jena] An C. L. F. Schultz (Br 33, 187ff.): Da allen denen, welche auf rechtem Wege wandeln, nur Gutes und Rechtes begegnen kann, so gebe Kenntniß von Folgendem, wovon ich schon gern bey Ihrem Hierseyn gesprochen hätte, wäre die Angelegenheit damals schon entschieden gewesen. In Frankfurt am Main trat seit einem Jahre eine Gesellschaft zusammen angesehener, reicher Personen, die mir ein Denkmal errichten wollen, wovon eine Colossalbüste das Hauptsächlichste seyn soll. Dannecker, bekannt in Frankfurt und geschätzt, durch Schillers Büste berühmt, erhielt den Auftrag, entschloß sich zur Hierherkunft, ward aber, durch die traurigen Gesundheitsumstände seiner Frau, von Monat zu Monat abgehalten, so daß er endlich diesem Geschäfte entsagen mußte, zu welchem er denn Herrn Rauch an seiner Stelle empfahl. Die Frankfurter Freunde sind durch mich schon unterrichtet, daß dieser vorzügliche Mann in der Zwischenzeit bey mir gewesen und dem Geschäft, das sie ihm aufzutragen gedenken, schon auf einen hohen Grad vorgearbeitet hat. Ich melde dieß, mein Theuerster, damit Sie nicht überrascht sind, wenn von dorther ein Antrag kommt; leiten und

1

) Nicht erfolgt. Vgl. unten 1820 Dez 23.; 1821 Jan 10.: an Boissere´e, Apr 14. u. Mai 7.

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Sept 11.

11. 15.

15.

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erleichtern Sie, nach gewohnter, guter, kluger Weise Gang und Vorschritt, lassen jedoch nichts laut werden, ehe man von dorther sich ausspricht, weil die Sache zwar, wie ich sie darstelle, im Werke ist, aber bey Berathung einer größern Societät manches anders ausfallen kann. Käme jedoch der Antrag, so melden Sie mir’s baldigst, auch was man dorthin erwidert. Ich habe in dieser, für mich so bedeutenden Sache jede Bedenklichkeit einer falschen Scham entfernt, um getrost und froh mit einzuwirken. Mich läßt überhaupt jeder Kunstgegenstand ganz unparteiisch, nur Sinn und Absicht schwebt mir vor, mit der Frage, ob jener auch der rechte sey und ob diese wohl erreicht werde? [Jena] An S. Boissere´e (Br 33, 213): Unter den plastischen Zierden jenes Monuments gedenken Sie einer Lampe, welche, als herkömmliches Zeichen eines geistigen Fleißes, allerdings zu billigen ist. Nun mache ich aber die Bemerkung, daß ich weder Abends, noch in der Nacht jemals gearbeitet habe, sondern blos des morgens, wo ich den Rahm des Tages abschöpfte, da denn die übrige Zeit zu Käse gerinnen mochte. Deshalb diese Allegorie etwas weiter geführt wünschte, wie die Figur ausweist. (Kommt nach.) [Jena] Mehrere Bücher, alte Lampen vorstellend.1) [Jena] An H. Meyer (Br 33, 222f.): Da Sie, theuerster Freund, meine Träume so gut auszulegen verstehen, so wollte ich Sie ersuchen, beykommende Lampe, in beliebiger Größe, nach der hier angedeuteten Art und Weise, etwa mit der Feder zu zeichnen. Da wir einmal in Symbolik und Allegorie einigermaßen verfangen sind, so ist es nicht übel, von Zeit zu Zeit etwas zu versuchen. Es ist hier nur von einer kleinen Zeichnung die Rede, welche in der Folge zu unserm bekannten Zweck ausgeführt würde, dießmal aber zu etwas andern dienen soll. [Jena] An C. F. v. Reinhard (Br 33, 231): Von dem in Frankfurt mir bestimmten Monumente wüßte nichts zu sagen; ich verhalte mich dagegen ganz stille, contemplirend; denn da es mehr ist als ein Mensch erleben sollte; so muß er sich gar wundersam bescheiden zusammen nehmen, um nur die Legung des Grundsteins zu überleben.2) Unsern Canzler, Herrn v. Müller, hab ich ausgescholten, daß er, in die Frankfurter Societäten verwickelt, sich nicht Muße genommen, Sie in Bokkenheim zu besuchen.

22.3) [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 294f.): Die Nachricht, daß Rauch bereits aus freien Stücken Ihre Büste modellirt, hat mir sehr große Freude gemacht. Die Sache wendet sich nun von selbst ganz nach Wunsch, denn in Frankfurt ist am 28. beschlossen worden, wegen dem bei Dannecker eingetretenen Hinderniß, das Bild von Rauch 1

) s. dazu G’s Entwurf Abb. I. ) Ähnlich oben 7. Okt 1819. 3 ) Von Boissere´e erst am 31. Okt 1820 von Paris aus an G abgesandt (s. Boissere´e 2, 295f.). 2

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fertigen zu lassen und ich denke, man wird ihm deßhalb bereits geschrieben haben. Das Protocoll von dieser Sitzung und die Risse von dem Gebäude sind mir noch nicht geschickt worden, das bleibt also bis zu meiner Rückkehr von Paris, wohin ich übermorgen abgehe. Unterdessen werden Sie mir dann auch Ihre Meinung über die zu den Basreliefs ferner vorzuschlagenden Gegenstände mittheilen. Daß ich davon den bescheidensten Gebrauch machen, daß ich Alles, was Sie mit mir über diese Sache verhandeln, in treuer, freundschaftlicher Verschwiegenheit bewahren werde, brauche ich nicht zu versichern. Auf Ihre Bemerkung wegen der Lampe erwiedre, daß ich dabei nicht gerade an Nachtarbeiten, sondern an das stille, friedliche, immer fortwirkende Licht des Geistes dachte. Es läßt sich nun einmal die Vieldeutigkeit bei Symbolen nicht vermeiden; jedoch um jene Beziehung der Lampe auf Nachtarbeiten zu entfernen, könnte man vielleicht einen Stern hinzufügen. Ueberhaupt aber möchte die vorgeschlagene Thürverzierung, wie so manche andere Nebensache, bei der schließlichen Bestimmung leicht noch einige Abänderung erleiden. Meine Absicht war nur anzudeuten, daß alle Verzierungen einfach und bedeutsam seyn müßten. Der ganze Entwurf trägt das Gepräge eines ersten Vorschlags, der jetzt, da er zur Ausführung kommen soll, einer durchgängigen Ueberarbeitung bedarf, in vielen Stücken näher entwickelt, in andern, wobei bloß der Wunsch vorschwebte, eine Anregung hervorzubringen, abgekürzt werden muß.

Sept 24. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 567): Beyliegend erhalten Sie nun auch die Zeichnung von der Lampe.1) Die Schrift wird Ihr Schreiber besser, als ich es thun könnte, beysetzen. 25. [Jena] An H. Meyer (Br 33, 256): Die Lampe ist allerliebst und über

alle Gedanken erhöht; möge Ihnen dafür vielfaches Gute werden. 29. [Jena, nachmittags] An Herrn Dr. Sulpiz Boissere ´e die Zeichnung der

Lampe, Stuttgardt.2) Okt [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 649f.): Dein Brustbild habe ich gestern zum zweiten 23./28. und heute zum dritten male betrachtet. Es ist das von Rauch. Da ich auf den ersten Eindruck halte so mag ich solchen wohl mit spätern Eindrücken vergleichen und habe mich hübsch befriedigt gefunden. Hofr.[at] Meyer meint, es sei etwas Gespanntes in den Gesichtszügen und kann Recht haben indem solches die erwählte Stellung des Kopfes mit sich bringt die ein Akt des freien Anschauens ist. Nun steht die Büste ungefähr sechs Fuß hoch unter mehren sauber gearbeiteten Stücken vom schönsten Marmor die ihr zwar schaden doch das Leben lassen. Es ist sogar Anmut drinne; der Mund ist sehr schön. Das Auge wird jetzt so verwöhnt durch kolossale Formen welche von den Bildnern beliebt werden, daß ich Deine Büste etwas über Lebensgröße gewünscht hätte. Doch wie gesagt, man ist verwöhnt und wie jeder besondere Mensch nur in gewissen Lebensmomenten sich selber vollkommen gleicht so ist ja das betrachtende Auge wohl auch nicht immer sicher. In jedem Falle hat unser Künstler gleich zum ersten Male tiefer in Dich hinein geblickt als seine mir bekannten Vorgänger. [Okt 28.:] So eben geht H.[ofrat] Meyer von mir. Was ich hier geschrieben habe las ich ihm vor. Er hat die Büste bei Rauch wieder gesehn wo sie vorteilhafter aufgestellt ist und findet das hier gesagte richtig. Nov

9. [Weimar] An Zelter (Br 34, 9): Mit Rauchs Büste bin ich sehr zufrie-

den. Hätte er sie secretirt und, in Marmor ausgearbeitet, zuerst aufge1

) Überliefert in G’s Kunstsammlung SCh.I.278,473). 2 ) Brief nicht überliefert.

(GNM,

Depot

Graphik,

Inv.-Nr.:

GHz/

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stellt, so wäre das Problematische, was gegenwärtig noch darinne liegt, gar nicht zur Sprache gekommen. Nov 24. [Paris] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 297): Aber nun kann ich auch sagen . . . daß ich in der Mitte der nächsten Woche nach Hause reisen werde . . . wo ich bald nach meiner Ankunft Gutes von Ihnen zu hören wünsche. Ueber die Frankfurter Angelegenheit werde ich, wie mir mein Bruder schreibt, manches Angenehme vorfinden. Dez

7. Abends Oberbaudirector Coudray . . . auch über das Frankfurter Mo-

nument, wovon er manches zu erzählen wußte. 9. An S. Boissere ´e (Br 34, 37): Rauch hat einen Abguß meiner Büste

hieher gesendet,1) man kann sehr damit zufrieden seyn, besonders wenn man sie ansieht als Vorarbeit zum Marmor, wo alles das, was jetzt für allzu streng und charakteristisch gehalten könnte, sich durch Material und Behandlung gar wohl besänftigen wird, ohne von seiner Bedeutung zu verlieren. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit auch von der vaterländischen Unternehmung Kenntniß erhalten, besonders aber, welchem Baumeister das Geschäft anvertraut ist. 23. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 299): Der Frankfurter Verein hat mir den Auftrag gegeben, die Büste bei Rauch zu bestellen, Ich werde ihn bitten, mir einen Abguß des im Sommer verfertigten Modells zu senden, um ihm für die Uebertragung ins Kolossale Bemerkungen machen zu können. Haben Sie die Güte, mir zu dem Behuf Ihre Gedanken über jenes Modell ausführlicher mitzutheilen. Auch bitte ich, sich Ihres Versprechens, wegen der im Fries darzustellenden Gegenstände, zu erinnern. Die Zeichnung der Lampe fand ich bei meiner Rückkehr vor;2) es freut mich daraus zu sehen, daß die in meinem letzten Brief vorgeschlagene Veränderung mit Ihrem Gedanken übereinstimmt. Der Baumeister des Denkmals wird Heß seyn, unter der Mitwirkung eines geschickten jungen Frankfurters, Rumpf. Die Risse hat man mir wegen meiner bisherigen Abwesenheit noch nicht zugesandt, jetzt aber erwarte ich sie unverzüglich.

1821 Jan

10. An S. Boissere ´e (Br 34, 83): Von dem Monumente lassen Sie mich bald

mehr hören, über die Basreliefs habe nachgedacht und sage nächstens meine unvorgreifliche Meinung. 10. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins (GSA 68/649, Lage 1): 3.) S i t z u n g v o m 1 0 . J a n u a r 1 8 2 1 a.) Es wird per majora entschieden, daß man sich für eine S t a t u e des Dichters bestimme, doch wolle man auch Boissere´es zweite Antwort abwarten (die e r s t e war für eine Büste und gegen eine Statue) b.) Beschluß, daß bereits geäzte Blatt des Vesta-Tempels zugleich mit dem gedruckten Prospect des ganzen Unternehmens ins Publikum zu bringen. c.) Briefentwürfe an die Souveräne von Österreich, Rußland, Preußen und Beauftragung der Secretaire zur Entwerfung der Schreiben an alle Souveraine des deutschen Bundes. d.) Entwurf des Prospects. 1

) Rauchs Tagebuch verzeichnet die Absendung der Büste bereits am 19. Okt (Eggers 18). 2 ) s. oben 29. Sept 1820.

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Febr 26. [Frankfurt] A. Kirchner an F. v. Müller (GSA 68/649, Lage 2): Von Deiner gütigen Erlaubniß Gebrauch machend, sende ich unter Deiner Addreße ein Briefchen an [A. J. F.] d e We t t e ab; und lege diese Gelegenheit benutzend, für Dich einen Grundriß von dem G ö t h e i s c h e n Denkmahl nebst einer von mir am 18ten October, bei der Legung des Grundsteins zu unserm neuen Bibliothekgebäude, gehaltenen Rede bei. Näheres über Göthe’s Denkmahl erfährt die Welt nahestens. Unsre Schlachthaufen sind aufgestellt, unser Geschütz geladen, wir visiren hoch! Das Manifest sollst Du dieser Tage zur Einsicht erhalten! Mit angenehmen Neuigkeiten weiß ich nicht aufzuwarten, die schlechten findest Du in den Zeitungen. Kann ich Dir hier in Frankfurt in irgend einer Angelegenheit dienen, so disponire über mich. Du wirst keinen ehrlichern Agenten finden. März 14. Nach Tische Canzler von Müller . . . Frankfurter Monument. Apr 12. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins (GSA 68/649, Lage 1): 4. S i t z u n g v o m 1 2 . A p r i l 1 8 2 1 . a.) Der Prospect soll in zureichender Anzahl von Exemplaren gedruckt werden (es wurden 1800 Exemplare besorgt) b.) Absendung der fertigen Briefe an die deutschen Souveraine und der Begleitungs-Schreiben an die Minister. 14. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 305): Die Angelegenheit des Monuments war . . . etwas ins Stocken gerathen; jetzt . . . schreiben mir die Frankfurter Freunde, daß sie mit Ernst ans Werk gehen wollen, darum wäre es mir sehr lieb, wenn Sie mir über die Basreliefs die versprochene Mittheilung machen wollten. 23. An S. Boissere ´e (Br 34, 204f.): Das die Ausführung meines Denkmals

einigermaßen gestockt hat, ist mir angenehm, denn ich kann noch eine Haupt- und Präjudicial-Frage anbringen, die nämlich: ob man nicht besser thue, das mir zugedachte Denkmal mit der Bibliothek zu verbinden, die, wie man hört, so eben gegründet wird?1) Die Sache kam bey uns zur Sprache, als ein Abdruck des Auf- und Grundrisses eintraf und man über die ungeheuren Vorkosten erschrak, die eine solche Moles erfordern würde. Zurückhalten will ich nicht, daß ich, von Anfang her, dasselbe Bedenken trug und mir der abgelegene feuchte Ort keineswegs gefallen wollte; ich schwieg aber, um in die gute Absicht keine Störung zu bringen. So viel sey kürzlich gesagt, die Argumente für und wider ergeben sich bey einiger nähern Betrachtung; ich deute daher nur an, was ich jedoch auf Verlangen sehr gerne ausführlich, wie es hier besprochen worden, mitzutheilen bereit bin. Verzeihen Sie! aber die Sache ist von großer einziger Wichtigkeit, und da ich noch erlebe, was nicht leicht jemand erlebt, so seh ich mich an als einen Theilnehmer, der seine Stimme gar wohl zu einer solchen Angelegenheit geben darf. Indem ich dieses Blatt abzusenden im Begriff bin, so überdenk ich noch einmal, ob ich es thun soll, und finde, daß ich Ihnen und den alten Freunden diese Offenheit schuldig bin, da ich voraussehe, daß, sobald die Frankfurter Freunde mit ihrem Vorschlag auftreten, das, was ich hier melde, gewiß zur Sprache kommen wird. Wenigstens ist es gut auf Widerspruch vorbereitet zu seyn. 1

) Vgl. oben 26. Febr 1821.

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Apr 24. [Frankfurt] S. M. v. Bethmann an Fürst Metternich1) (Pallmann 68): Par le programme et le dessin ci-joints2) votre Altesse verra que les admirateurs du ge´nie ce´le`bre de Mr. Goethe ont conc¸u le plan de lui ´eriger un monument national dans Francfort, sa ville natale. Le comite´ charge´ de la direction pour surveiller la confection de ce monument a ose´ espe´rer que Sa Majeste´ l’Empereur daignerait accorder sa protection spe´ciale `a cette entreprise et dans l’incluse il a pris la liberte´ de la reclamer respecteusement. Apre`s avoir pris lecture de la copie ci-jointe de la lettre `a Sa Majeste´ l’Empereur, je supplie votre Altesse de vouloir bien la mettre sous les yeux de son auguste souverain et d’appuyer cette pe´tition de son influence bienveillante. Sachant que les affairs d’e´tat quelqu’importantes qu’elles soient, ne vous absorbent pas au point, Monseigneur, pour que vous n’e´coutiez avec plaisir tout ce qui tient aux arts et sciences, je crois faire injure `a votre ge´nie universel, si je pouvais douter que votre Altesse n’accueille avec inte´reˆt et bonte´ notre projet. Mai ⎯ [Frankfurt] Öffentlicher Aufruf der Mitglieder des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Göthe und in deren Namen von Frh. v. Wangenheim, Frh. v. Vrints-Berberich, Senator v. Guaita, Senator Thomas, Senator Brentano, Sulpiz Boissere´e, Moritz v. Bethmann, August Kuntz (GSA 68/649, Lage 143)): Jedes Volk, das seinen Werth erkennt, betrachtet es als eine theure Pflicht, diejenigen aus seiner Mitte, welche den Ruhm des Vaterlandes erhoben, durch daurende Denkmale zu ehren. Und nicht erst Trauer über den Verlust des Trefflichen soll dem Werke Daseyn geben; schöner ist es, wenn die Freude, daß der große Mann noch in unserer Mitte lebt, daß sein Mund noch zu uns spricht, und seine Thaten täglich neu unter uns wirken, Entschluß und Ausführung erzeugt. So ist B l ü c h e r , der tapfere deutsche Feldherr, von den Seinen gefeyert worden, eh’ er aus ihrem Kreise schied. Von den Geistern, die unsere Sprache gebildet, und die Blüthe der Poesie und Wohlredenheit in Deutschland hervorgerufen, sind viele dahingegangen in Zeiten, als getrenntes Interesse und fremder Druck keinen Gedanken zu gemeinsamen das Vaterland ehrenden Unternehmungen aufkommen ließ. Aber jetzt, da die Deutschen sich wieder der Eintracht und einer durch dieselbe rühmlich erkämpften Selbstständigkeit erfreuen, lebt, dichtet, lehrt unter uns noch G ö t h e , hochragend über alle, die mit ihm gelebt und gewirkt, der nicht alternde Liebling der Musen. Als in seiner Vaterstadt von Freunden und Verehrern sein Siebenzigster Geburtstag feyerlich begangen ward, erwachte in dem freudigen Gefühl, ihn noch zu besitzen, auch lebhaft der Wunsch, daß ein schönes Denkmal, dem gesammten Vaterlande gehörend, den Dank der Zeitgenossen für den Dichter aussprechen möchte, dessen Ruhm in seinen Werken über alle Zeiten lebt. Hierdurch wurde folgender Vorschlag veranlaßt4). . . Eine Gesellschaft von hiesigen und auswärtigen Freunden und Verehrern 1

) Der Briefentwurf enthält eine Randbemerkung, derzufolge Bethmann weitere Ex. des Aufrufes u. des Plans an den österr. Kaiser Franz I., an F. v. Gentz, an J. R. Graf Buol u. an P. A. Frh. v. Handel versandt hat. Schriftliche Antworten sind nicht bekannt. Von Frh. v. Stein erhielt Bethmann eine ablehnende Antwort (Pallmann 68f.). 2 ) Der Verein hatte den Grund- u. Aufriß des Denkmalgebäudes nach dem Entwurf von F. Rumpf in Kupfer stechen lassen als Beilage zum Aufruf (s. nächstes Z); s. Abb. IIa u. IIb. 3 ) Gedruckt in: Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung, Nr. 166, 15. Juni 1821. Später in: Das Goethe-Denkmal in Frankfurt am Main. Mit drei artistischen Beilagen. Frankfurt am Main 1844, 1−9. Pallmann erwähnt einen im Besitz des FDH befindlichen Aufruf, der in den Anfangs- u. Schlußworten abweicht. Einleitend wird hervorgehoben, daß der Vorschlag zu einem Denkmal für Goethe, den beide Aufrufe gleichlautend enthalten (vgl. oben 3. Sept 1819 mit Anm.), von Boissere´e stammt, der Vorschlag selbst ist mit dessen Unterschrift versehen (Pallmann 68). Dieser Aufruf konnte nicht ermittelt werden. 4 ) Folgt der Vorschlag zu einem Denkmal für Goethe, s. oben 3. Sept 1819 mit Anm.

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Göthe’s ist zusammengetreten, um das Werk zu befördern. Schon hat der hohe Senat der freien Stadt Frankfurt einen Platz durch Schenkung eingeräumt, der dem Zwecke trefflich entspricht. Eine neue Straße in der heitersten Gegend der Stadt führt zu demselben; er ist mit den Augen erreichbar von den schönsten Punkten, die der Main darbietet, welches die Versicherung gewährt, daß auch die Umgebung eines so wichtigen Denkmals würdig seyn werde. Das Bildniß ist bereits bestellt, erfahrne Baumeister haben den Riß zu dem Gebäude entworfen, und eine bedeutende Summe ist in Frankfurt zusammengebracht, um den Anfang des Werks zu sichern. Deutsche bedürfen nur der Anregung und der Gewißheit, daß ihr Wollen nicht fruchtlos bleiben wird, um thätig Theil zu nehmen an einem Denkmal, das ihren gepriesenen Dichter und sie selbst verherrlicht. Deutschlands Regenten werden ihren Beistand nicht versagen, und ihre Völker ihnen auch hierin nacheifernd folgen. Der Bauriß wird in den bedeutenden Städten, und sonst, wo sich Freunde von Göthe finden, zur Einsicht niedergelegt. Verehrer von Göthe werden ersucht, Unterschriften und Beiträge nach der oben vorgeschlagenen Weise, zu fl. 10 für eine einfache Einlage, zu sammeln, und sich wegen weiterer Beförderung derselben an das Commite des Vereins unter der Addresse des Handelshauses der Herren Gebrüder Bethmann zu wenden. Zur Erleichterung und Beförderung der Oeffentlichkeit des ganzen Planes, so wie zur Beschleunigung und Vereinfachung des Bezuges und der Anhersendung der Beyträge ist die Mitwirkung und Unterstützung der Fürstlich Thurn und Taxischen General-Postdirection von Seiten des Vereins mit demjenigen Erfolge erbeten worden, der von der vaterländischen Sinnesart und den liberalen Verwaltungs-Grundsätzen dieser Oberpostbehörde zu erwarten war. Im Einverständnis und unter Anordnung dieser Stelle werden die zu ihrem gesammten Verwaltungsumfange gehörigen Zeitungsexpeditionen der Ober- und Postämter sich der Versendung der Programme, so wie deren Abgabe an das deutsche Publikum unterziehen, und zugleich auch die Beyträge gegen besondere Bescheinigungen des unterzeichneten Vereins in Empfang nehmen, um sie an die Zeitungs-Expedition des hiesigen Fürstlich Thurn und Taxischen Oberpostamtes, welche die Hauptberechnung darüber zu führen übernommen hat, einzusenden. Zwar sind die Bescheinigungen der Beyträge nur auf die einfache Einlage von fl. 10 im 24 fl. Fuß, oder Eine Friedrichsd’or in Gold gestellt, allein großmüthige Unterstützer des Unternehmens werden hierin keine Beschränkung ihrer patriotischen Theilnahme finden, indem so viele Bescheinigungen auf den Namen des Gebers ausgeliefert werden, als die Gesammtsumme seines Beytrages ausweist. Die Namen der Theilnehmer und die Summe der Beyträge sollen von Zeit zu Zeit in der Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung bekannt gemacht werden.

Mai

7. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 308f.): Für Ihre vertrauliche Eröffnung über das Denkmal bin ich Ihnen sehr dankbar. Ich kann nicht läugnen, daß ich selbst einige Bedenklichkeit wegen der architektonischen Erweiterung meines Vorschlags geäußert habe, indessen wollen die Frankfurter Freunde die hiebei gefaßte Rücksicht auf die Verschönerung ihrer Stadt nicht gern fahren lassen. Der Platz ist freilich hiezu sehr geeignet, und keineswegs so unvortheilhaft, als Sie glauben; denn seit der Schneidewall niedergerissen ist, hat man ein schönes Ufer mit einer Reihe prächtiger Häuser gegenüber der Mühlau erbaut, und von dem Gallenthor her bildet sich auch bereits eine herrliche Straße, die geradezu auf die Insel führt, so daß man in derselben das Denkmal stets im Auge haben wird. Meine Hauptsorge bei der ganzen Angelegenheit ist immer gewesen, sie so zu begründen, daß das Denkmal, welche Veränderung auch an dem ersten Vorschlag herbeigeführt werden könnte, jedenfalls auf eine würdige Weise zu Stande komme, und darauf dürfen wir nun mit aller Gewißheit zählen. Was ich weiter thun kann, um die Ausführung zu beschleunigen und zu erleichtern, werde ich nicht unterlassen. Ja ich mache es mir zur Pflicht, mit allen Kräften dafür zu wirken. Nur muß ich beklagen, daß ich nicht selbst an Ort und Stelle lebe, wo ich denn freilich durch ab- und zulenken manches besser fördern könnte. Meine Bitte wegen der Basreliefs wiederhole ich auch dießmal.

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9. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins (GSA 68/649, Lage 1): 5. S i t z u n g v o m 9 . M a y 1 8 2 1 . a.) Auf Antrag des Herrn Boissere´e durch Herrn Senator Thomas wird der gedruckte Prospect a b g e ä n d e r t und alle noch nicht in Umlauf gesetzte Exemplare des frühern Abdrucks sind zurück zu halten.1) Neuer Entwurf nach Herrn Boissere´es Vorschlag modifiziert und zu 2000 Exemplaren abgedruckt. b.) Weitere Absendung der Briefe an die Souveraine. c.) Vorschlag neue Mitglieder aufzunehmen, namentlich den Herrn General-Ober-Post-Director Simon von Vrints-Berberich, um durch dessen Verwendung die Verbreitung der Prospecte durch ganz Deutschland zu erleichtern. 12. Mit Hofrath Meyer über das Frankfurter Monument. 12. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 720): Brief von Thomas abgeschmackter Prospect über Goethes Denkmal. 13. . . . Canzler von Müller, über das Frankfurter Monument sprechend . . . 13. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 720): Brief an den Verein in Frankfurt. Veränderung des Prospects mit Hülfe von [J. K. L.] Schorn ⎯. Brief an Thomas − 14. Durch Herrn Canzler von Müller die Ankündigung des Frankfurter

Monuments. 16. [Frankfurt] Auszug aus den Protokollen des Vereins (GSA 68/649, Lage 1): 6. S i t z u n g v o m 1 6 . M a y 1 8 2 1 . a.) Aufnahme der neuen Mitglieder: Herr von Vrints zeigt persönlich, und als Chef der Postverwaltung die höchste Bereitwilligkeit das Unternehmen zu befördern. b.) Jedes der Mitglieder übernimmt an die Orte wo er am meisten bekannt ist zu schreiben und das Unternehmen zu empfehlen; Vertheilung der bekanntesten Städte-Namen unter die Mitglieder; 400 Exemplare des Prospects auf diese Art ins Publikum der respectiven Freunde u Bekannten der Mitglieder gebracht. 17. [Frankfurt] Die Mitglieder des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Göthe (in deren Namen: S. M. v. Bethmann, F. Brentano, G. F. v. Guaita, J. G. C. Thomas) an Friedrich V., Landgraf v. Hessen-Homburg2) (FDH 38436−38): Wenn die Völker Deutschlands selbst in jenen Unglückstagen, wo eine fremde Macht, wie ein reißender Waldstrom, ihr Vaterland überschwemmte und jeder, auch der heiligsten Ordnung, Gefahr und Umsturz drohte, durch das Zauberband ihrer reichen und kräftigen Sprache noch zusammengehalten wurden, so fühlen dankbare Gemüther sich, nachdem die Wetter heimgezogen sind, und die Aussicht heller geworden, verpflichtet, das in Ehren zu halten, was jene böse Zeit überwinden half: ihre Sprache, ihre Litteratur und deren verdienteste Wortführer. Von solchen Ansichten und Empfindungen gingen die unterthänigst Unterzeichneten aus, als sie den Entschluß faßten, Alle, denen deutsche Wissenschaft und Kunst nicht fremd sind, zur Theilnahme an einem Unternehmen aufzufordern, das zum Ziel hat, dem Nestor unserer Dichter, J. W. von G ö t h e , in seiner Vaterstadt ein würdiges Denkmal zu errichten. Nicht zu bezweifeln ist wohl, daß ein solches in’s Leben gerufen zu sehen, der stille Wunsch Vieler ist; doch nur die Gesammtheit vermag den Wunsch zur That zu erheben, und sie wird nur dann zu gemeinsamem Wirken begeistert, wenn Deutschlands Regenten durch huldvolle Theilnahme die Nacheiferung wecken und die Ausführung verbürgen. − Eure Hochfürstliche Durchlaucht werden in dieser Hinsicht den unterthänigst Unterzeichneten gnädigst ver-

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) Vgl. dazu auch unten 1821 Mai 12. u. 13.: Boissere´e Tagebuch u. Mai 28. ) Entwurf wahrscheinlich von A. Kirchner, Abschrift im Archiv der Fam. Bethmann (Pallmann 69).

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zeihen, wenn sie den angeschlossenen Prospekt ehrfurchtsvoll zu überreichen sich erlauben und Euerer Hochfürstlichen Durchlaucht Befehlen in tiefster Devotion entgegen sehen.

Mai 18. Abend. Kam Herr Canzlar von Müller. Rücksprache wegen des Frank-

furter Monuments. 19. Aufsatz wegen des Frankfurter Monuments . . . [an] Herrn Canzler von

Müller nebenbemerkten Aufsatz. 19. An F. v. Müller (Br 34, 246): Ew. Hochwohlgeboren haben mich, wie

schon öfters, durch freundlichen Zuruf aus meinem Sündenschlafe geweckt, so daß ich den kühnen Entschluß faßte, Beykommendes heute früh zu extemporiren; wenn Sie es im Ganzen billigen, so könnte man es nochmals besprechen, im Einzelnen zurecht rücken und sodann eine Abschrift an Herrn von Wangenheim senden. 20. Canzler von Müller, wegen des Frankfurter Monumentes. 21. (H datiert: Weimar, den 21. May 1821.) 21. Aufsatz das Frankfurter Monument betreffend. Aufsatz revidirt und

nochmals mundirt. 21. An F. v. Müller (Br 34, 251) Ew. Hochwohlgeb.

empfangen abermals geneigt den überarbeiteten Aufsatz, der noch immer genug seinen extemporirten Ursprung verräth. Möge er durch Ihre Vermittlung das Beste wirken. 22. Den Aufsatz noch einmal mundirt, an Hofrath Meyer gesendet . . . Abends Oberbaudirector Coudray und Hofrath Meyer . . . Aufsatz wegen des Monuments an Canzlar von Müller. 22. An H. Meyer (Br 34, 252): Möchten Sie, theuerster Freund, Ihro Hoheit [Maria Pawlowna] Beykommendes zu lesen geben, das ich freylich baldigst wieder zu erhalten wünschte; denn ich muß es eiligst an Boissere´e schicken, welcher es übel finden könnte, wenn es ihm von fremder Hand zukäme. 22. od. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 35, 9): Die Großfürstinn hat mir wegen dem Aufsatz 23. und Vorschlag, das Ehrenmal betreffend, ihren Dank und große Zufriedenheit bezeugt. Ich habe die Schrift selbst wieder zurück erhalten und säume nicht, sie Ihnen zu senden, damit solche an ihre fernere Bestimmung unverweilt gelangen möge. 23. [Weimar] F. v. Müller an K. A. v. Wangenheim (Abschrift, GSA 68/649, Lage 3): Eur: Excellenz freundliche Mittheilungen in Gotha, G ö t h e s Denkmal betreffend, haben zu vielfachen Besprechungen mit dem verehrten Dichter selbst, und auch in andern Kreisen, Veranlassung gegeben. Nicht dankbarer glaubt man so schöne Bestrebungen, so ehrende Aufforderungen würdigen zu können, als wenn man das dabey Gedachte, Empfundene eben so offen als vertrauungs voll ausspräche. So ist denn der anliegende Aufsatz entstanden, ein Weimarisches Collectiv-Votum gleichsam, den ich Ew: wohlwollender Aufnahme zu empfehlen mir gewiß erlauben darf. Denn nachdem es uns gelungen, bei Goethe selbst die zarte Scheu zu überwinden, die früher sein Urtheil in einer ihn so nahe, so innerst berührenden, sein wärmstes Dankgefühl aufregenden Angelegenheit gefangen hielt; so dürften wohl nahe und ferne Verehrer, ja die hochachtbaren Mitglieder des engern Vereins gewiß am meisten wünschen, ein so preis-

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würdiges Unternehmen auf die zweifelloseste Weise vollführt zu sehen und so, daß es der Individualität des Gefeyerten zusagend, Ihn selbst zur schönsten Beruhigung gereiche. Ew: Excellenz Wohlmeynen bleibt jeder Ihnen geeignet scheinende Gebrauch des fraglichen Aufsatzes unbedingt anheim gestellt. Ich bemerke nur, daß auf mein Bitten Herr Sulpice Boissere´e eine Copie davon durch Göthe selbst zugesendet erhält, wie Kirchner durch mich. Möchten Sie mich bald vernehmen lassen, daß das vertrauensvolle Wort auch wirklich nachhaltige und günstige Aufnahme gefunden. Dieß wird in höhern und niedern Kreisen die thätigste Theilnahme vielfach fördern.

Mai 24. [Weimar] F. v. Müller an G (GSA 28/93 Bl.167): Euer Excellenz lege ich mein Schreiben an H. v. Wangenheim zu geneigter Prüfung vor. Es könnte dann vielleicht noch diesen Mittag mit der Post abgehen. Serenissimi haben Ihren trefflichen Aufsatz aufmerksamst gelesen u. freudigst belobt. 24. An F. v. Müller (Br 34, 258): Sehr schön gedacht und gesagt; möchten

Sie vielleicht Beykommendes mit einschließen, so erreichte gleich alles zusammen sein Ziel. 24. An Boissere ´e den Aufsatz wegen des Denkmals durch Canzler von Müller . . . Nach Tische Madame [Susanna Elisabeth] Bethmann-Hollweg, über die Oßmannstedter Angelegenheiten und sonstige Francofurtensia.1) 24. An S. Boissere ´e (Br 34, 256f.): Die vorausgesehene und Ihnen verkündigte Contestationen sind wirklich eingetreten und verschiedene, nicht ganz erfreuliche Discussionen entstanden,2) worin zufälliger Weise ein reisender Bundestagsgesandter verflochten worden.3) Alles außer meiner Gegenwart. Da sich indessen der Streit wo nicht zu verbittern, doch zu verwirren schien, so gab ich den Wunsch zu erkennen, daß alles Gesprochene eiligst möchte redigirt werden, und versagte nicht meine Einwirkung. Was entstanden, liegt hier bey, und es möchte dem Freunde wahrscheinlich nicht unangenehm seyn, da er selbst den unmäßigen Bauplan nicht billigen kann. Soviel hab ich gehört, daß der Vorschlag, wie er hier liegt, mehrere Geister und Gemüther schon für sich gewonnen. Ich bitte daher, ihn selbst zu prüfen, und insofern Sie ihm beystimmen, Ihre Entfernung und sonstige Verhältnisse es erlauben, freundlich mitwirken möchten. 25. An C. F. v. Reinhard (Br 34, 259): Herrn von Wangenheim, der nur bis Gotha gekommen, bedauere nicht gesehen zu haben; empfehlen Sie mich dem Werthen allerschönstens.4)

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) Vermutlich auf die Denkmal-Angelegenheiten bezogen, in denen ihr Bruder S. M. v. Bethmann engagiert war. 2 ) Nicht ermittelt. 3 ) Möglicherweise J. M. K. Graf Grünne. Vgl. Tgb vom 7. Mai 1821: Graf Grünne, niederländischer Bundestags-Gesandter in Frankfurt (Tgb 8, 51). 4 ) Bereits am 9. Apr 1821 hatte Reinhard angekündigt: . . . Herrn von Wangenheim, der, wie ich höre, Sie in einigen Tagen von Angesicht zu Angesicht zu sehn das Glück haben wird . . . (G−Reinhard 268f.).

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Mai 28. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 309f.): Zu dem Denkmal ist in Frankfurt bereits eine bedeutende Summe unterzeichnet. Wunderlicher Weise hat man mir den Entwurf des Gebäudes immer noch nicht mitgetheilt, ich habe also deßfalls einstweilen nicht näher einwirken können. Indessen ist es mir gelungen, einen schriftlichen Aufsatz, den man ohne mein Vorwissen verfassen und drucken lassen, in wesentlichen Punkten abzuändern, und kann ich demnach die Zuversicht fassen, daß man im Geist der von Ihnen gewünschten Mäßigung vorschreiten wird. Juni

6. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 725): Brief von Goethe − Betrachtungen über das Denkmal. 7. An S. Boissere ´e (Br 34, 278): Sie haben indessen von mir einen Auf-

satz über das Frankfurter Unternehmen erhalten; wenn nur erst Geld beysammen ist, wird sich die Ausführung schon modificiren; wirken Sie nur darauf, daß das Bildniß zu Stande kommt, das Übrige findet sich. Mir ist in der Sache wunderlich zu Muthe, daß ich eine doppelte Person spiele: den Mitwirkenden-Abgeschiedenen. Tausend Dank Ihrer wirksamen Freundschaft, der ich es denn doch eigentlich schuldig werde. 9. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 726): Brief an Thomas mit den Betrachtungen über das Denkmal für Goethe. 13. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 727): Brief von Thomas Vorschläge zum Monument und Bau-Riß furchtbar übertrieben. 14. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 727): Brief an Goethe entworfen . . . Brief an Bethmann . . . schlaflose Nacht ⎯ ärgerliche Geschichte mit dem Denkmal. 16. [Stuttgart] S. Boissere´e an C. D. Rauch (Eggers 25f.): Der Verein zur Errichtung eines Denkmals für Goethe in Frankfurt hat schon im vorigen Sommer auf meinen und Danneckers Vorschlag beschloßen, bey Ihnen das Bildniß des Dichters zu bestellen. Indeßen erfuhr ich, daß Sie gerade zur selbigen Zeit, als dieser Beschluß gefaßt wurde, Goethe aus eigenem Antrieb modelliert hatten, daß also das Dringendste schon geschehen war; von der andern Seite schwankte auch der Verein noch, ob er eine colossale Büste, oder eine Statue bestellen sollte, und fiengen endlich die politischen Verhältniße an, die Gedancken auf eine Zeitlang von diesem friedlichen Unternehmen abzulenken; daher unterließ ich Ihnen zu schreiben. Nun da der Vorschlag zu dem Denkmal öffentlich bekannt gemacht, und gewiß auch Ihnen schon zu Handen gekommen ist, darf ich nicht länger säumen, meinen Auftrag auszurichten, und bitte also mir zu melden, zu welchem Preis Sie eine colossale Büste von Goethe, etwa in derselben Größe wie diejenige, welche Dannecker von Schiller gemacht hat, in Marmor auszuführen übernehmen möchten, und auch zu welchem Preis eine etwas über lebensgroße sitzende Statue des Dichters? Die Aufstellung des einen oder andern Bildes würde in einer runden von oben beleuchteten − etwa 22 Fuß weiten − Zelle stattfinden. Zu diesem Zweck müste natürlich eine Erhöhung von mehreren Stuffen veranstaltet werden, worauf die Büste hermenartig, oder die Statue auf einer Sella sitzend angebracht würde. Und zwar scheint mir, daß die Statue das Verhältniß von einer in aufrechter Stellung ungefähr Sieben Fuß hohen Figur haben müste. Oder glauben Sie, daß die Lebensgröße hinreichend oder gar vortheilhafter wäre?? Hierüber, sowie über das Kostum und die Stellung, welche Sie der sitzenden Statue zu geben dächten, auch ob Sie zu dieser den Kopf noch einmal nach dem Leben modelliren müsten? bitte ich mir, sobald als möglich, gütige Auskunft zu ertheilen.

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Juni 18. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 728): Project zu einem Aufsatz über den Vorschlag zu Goethes Monument fürs ,Kunst-Blatt‘.1) Cotta. 18. [Frankfurt] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 272): Herrn von Wangenheim hab ich seit seiner Zurückkunft nur zweimal gesehn; das eine Mal sprachen wir von Ihrem Monument. Es macht mir Freude, so viele brave Männer mit dieser plastischen Apotheose beschäftigt zu sehn; indessen ist dies, wie Sie wissen und fühlen, nicht diejenige, die am längsten dauert. Ob ich noch leben, ob ich noch hier leben werde, wenn das Denkmal errichtet ist, weiß ich nicht, und darum leg ich höhern Wert auf das andre, das ich in Geist und Herzen trage. 19. u. 20. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 728): Aufsatz über Goethes Denkmal für die Allgemeine Zeitung.2) 25. [Frankfurt] Auszug Protokoll des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Göthe (GSA 68/649, Lage 73)): [Nach der Verlesung von G’s Betrachtungen:] Manche darin gegen die Zweckmäßigkeit des Plans erhobene Zweifel wurden als unerheblich, andere von der Art gefunden, daß darüber die Ansicht der Techniker abgesondert werden müste, zugleich aber wurde anerkannt, daß alle die, gegen Einzelheiten erhobene Zweifel von verschwindendem Werth seyen gegen das Mißverständniß, welches in dem Collectiv-Voto über den Zweck des Unternehmens selbst obzuwalten schien. Darüber aber wurde sich geäußert: Dem Unternehmen lag ein doppelter Zweck zum Grunde. Das Denkmal sollte nicht blos den großen deutschen Dichter, es sollte auch die Deutschen ehren, welchen der Dichter angehört . . . Die Unternehmer, so begeistert sie für diesen neuen Gedanken waren . . . hatten sich dennoch nicht einen Augenblick die Möglichkeit eines jedoch nur theilweisen Mißlingens verborgen . . . Indessen hatten sie − das müßen sie gestehen − an ein sicher verständliches Hinderniß nicht gedacht an ein Hinderniß, daß, wenn es nicht beseitigt werden kann, das Unternehmen nicht nur schwierig, sondern sogar verwerflich macht. Sie hatten nicht daran gedacht, daß es denjenigen, welchen es ehren sollte, b e u n r u h i g e n , daß er es m i ß b i l l i g e n werde und also auch daran nicht, daß wenn diese Mißbilligung bekannt würde, wie sie dann unter gegebenen Umständen bekannt werden mußte, der Gedanke an die Möglichkeit eines theilweisen Mißlingens zum Zweifel an der Möglichkeit des Gelingens überhaupt werde gesteigert werden müßen. Zu ihrer Entschuldigung gereicht es aber, daß sie an ein solches Hinderniß nicht denken durften, da sie die Verhältniße kannten, in welchem mehrere der Unternehmer theils zu dem großen Mann selber, theils zu seinen Verehrern und Freunden standen, und also voraussetzen konnten, daß nichts vorbereitet wurde, was Jenen nicht hätte bekannt werden müßen. Wenn in einer Zeit von zwei Jahren, welche über diesen Vorbereitungen verstrichen, unter solchen Umständen der Gedanke des Unternehmens und die Art der Ausführung nicht gemißbilligt wurde: so glaubten sie die, wenn auch nur stillschweigende, Billigung desselben voraussetzen zu 1

) Kunstblatt. Beilage zum Morgenblatt für gebildete Leser. Hsg. von Ludwig Schorn. Stuttgart, München: Cotta, ab 1816. Am 24. Aug 1821 notierte Boissere´e in sein Tagebuch: Schorn Aufsatz über das Goeth. Monument revidiert (Weitz − Boissere´e 1, 743). Der Aufsatz ist im Kunstblatt nicht erschienen. 2 ) Die Reinschrift des Aufsatzes erfolgte am 21. Juni, am 23. Juni übergab Boissere´e ihn an Cotta (Weitz − Boissere´e 1, 728f.). Vgl. unten 19. Juli 1821. Aufsatz nicht ermittelt. 3 ) Verfertigt nach dem Originalprotokoll vom Protokollführer des Vereins C. P. Berly. Die Sitzung fand am 25. Juni, eine weitere am 27. Juni bei Senator Guaita statt. Der bei beiden Zusammentreffen anwesende Schriftsteller J. I. Gerning, der selbst für die Aufstellung der Büste in der Stadtbibliothek votierte (s. Brief Gernings an den Denkmalsverein, 26. Juni 1821; FDH Ger II, 35 192–93), vermerkte in seinem Tagebuch: 2 derbe Sitzungen wegen Göthe Tempel (FDH Ger III, 35 485−872, Hs. 4234, S. 51).

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können. Daß diese Voraussetzung eine irrige war, ist obwohl zu beklagen, doch nicht mehr zu bezweifeln . . . Von mehr als nur einer Seite fühlt sich der Dichter durch das, was die Gesellschaft anstrebte, und durch die Art, wie sie ihr Ziel zu erreichen gedachte, beunruhigt und viele und ausgezeichnete Freunde, Verehrer und Gönner desselben vereinigen sich mit ihm in dem Wunsche, daß das bereits und öffentlich Begonnene stille gestellt, aufgegeben, wenigstens in eine andere Richtung gebracht werde. In einen plastisch auszuschmückenden Saal des fertigen neuen Bibliothekgebäudes möge − so sagen Jene − die sitzende Statue des Dichters gebracht und dort von den Bildern anderer verdienter Männer der Vaterstadt, auch diese ehrend, umgeben werden! . . . Konnte das, kann das die Absicht einer Gesellschaft seyn, deren Mitglieder nicht einmal ohne Ausnahme Bürger dieser Stadt sind? . . . Der Verein ist in dem nämlichen Augenblicke als aufgelößt zu betrachten, in welchem er die Idee einem v a t e r l ä n d i s c h e n Dichter ein v a t e r l ä n d i s c h e s Denkmal zu errichten, aufgeben muß, und er muß sie aufgeben, sobald der Dicher nicht auf diese Art gefeiert seyn w i l l , und, gegen seinen ausgesprochenen Willen, so weder gefeiert werden d a r f noch auch k a n n . So schmerzlich es auch seyn mag: die Gesellschaft kann weder den ihr gegenüber neuen Weg einschlagen, noch auf dem von ihr bereits betretenen fortwandeln −: sie muß, wenn Göthe’s Verehrer und Er selber in dem was bereits geschehen, keinen Grund der Beruhigung finden − zurückgehen und diejenigen, welche mit ihr gegangen waren, heimführen; bis dahin aber, daß sich Jene weiter erklärt haben werden, stille stehen.1)

Juni 26. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 729): Bei [H. K. F. L. Graf v.] Winzingerode wegen der Subscription zu Goethes Denkmal er ist bereit dazu. 28. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 729): [C. L. A. Frh. v.] Vellnagel wegen Goethes Denkmal, weiß noch nicht ob der König die Aufforderung erhalten. 29. [Frankfurt] S. M. v. Bethmann an S. Boissere´e (Pallmann 70ff.): Wenn ich nach dem Eindruck schließe, den Ew. Wohlgeboren verehrliches Schreiben vom 14. dieses2) auf mich gemacht hat, so muß ich glauben, daß Sie bei Abfassung desselben manche schmerzliche Gefühle empfunden haben. Gleichzeitige Insinuationen sind dem Herrn Minister von Wangenheim und dem Herrn Pfarrer Kirchner aus Weimar zugekommen und haben den Vereins-Beschluß veranlasset, dessen Inhalt aus den Anlagen des Näheren hervorgeht.3) Ew. Wohlgeboren werden sich daraus überzeugen, daß wir unserm Herrn Präsidenten, dem wir die erste Idee zu einem Nazional-Denkmal für Göthe zu verdanken haben, unerschütterlich treu zur Seite stehen und uns durch die KrähwinkelPolitik der Weimaraner nicht irre machen lassen. Auf dem nunmehr eingeschlagenen Weg müssen wir bald aufs Reine kommen, ob Göthe ein Nazional-Denkmal will oder nicht, und in letzterem Fall wird der Verein das Unternehmen aufgeben, und, daß er es gethan, ohne Scheu öffentlich bekannt machen. Kein vernünftiger Tadel vermag dann die Mitglieder zu treffen, nur die traurige Erfahrung würde daraus neuerdings hervorgehen, daß die Deutschen keine Nazion und noch weit entfernt sind, eine auch nur werden zu wollen. Nicht der freien Stadt Frankfurt oder der deutschen Bundesstadt entginge die Zierde eines Nazional-Monuments, des ersten, das auf deutschem Boden errichtet und ein sichtbares Zeichen seyn würde, daß die Deutschen Sinn für einen 1

) Boissere´e, dem Präsident des Vereins, wurden das Protokoll sowie die Stellungnahme des Baumeisters Heß (GSA 68/649, Lage 8) zugesandt, in dem dieser G’s Bedenken von bautechnischer Seite her zu entkräften suchte. Die Akten gingen an Boissere´e mit der Aufforderung, mit dem Dichter selbst als auch mit deßen Freunden in Communication zu treten u. dem Verein das Resultat bald möglichst mitzuteilen. Weitere Abschriften gingen an v. Wangenheim u. Kirchner. 2 ) Nicht überliefert. 3 ) Vgl. oben 25. Juni 1821 mit Anm. Als Anlage zu diesem Brief nicht erhalten.

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nazionalen Bund haben. Die Gründe, warum es von den Frankfurtern nicht erwartet werden darf, daß sie dem Dichter, der sein Bürgerrecht bey ihnen so leicht dahin gab,1) und für den in dieser Hinsicht hier − bei aller Anerkennung seiner unsterblichen Verdienste − das vaterstädtische Interesse rein erloschen ist, ein Monument setzen, und fremde Beiträge dazu annehmen sollten, sind in dem beigeschlossenen Protokollauszug [vom 25. Juni] so ausführlich und gründlich entwickelt, daß ich für überflüssig halte, mich über diesen Punkt weiter auszubreiten. Der Verein würde den Neid und Haß des bösen Dämons, dessen Sie erwähnen, auf Frankfurt ziehen, wenn er sich in seinen Grundsätzen, die aus reiner Verehrung für das Genie des Dichters fließen, irre machen ließe.

Juni 30. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 313f.): Die Betrachtungen über das Denkmal habe ich, obschon Ihr Brief vom 24. v. M. gezeichnet ist, erst am 6. dieses erhalten, als der Vorschlag schon öffentlich ausgegeben wurde. Indessen habe ich die Bemerkungen, denen ich in dem, was die größere architektonische Ausstattung betrifft, vollkommen beistimme, gleich abschriftlich an vertraute Frankfurter Freunde mitgetheilt. Nun höre ich von diesen, daß die Schrift auch schon von Weimar aus an sie gelangt war, und daß sie nebst meinen ihnen noch besonders vorgetragenen Gründen so viel als die Umstände es zulassen, berücksichtigt werden würden. Ueberdieß geht die Sache einen guten Gang; wegen dem Bilde habe ich selbst aus Auftrag an Rauch [am 16. Juni] geschrieben, auch ist sonst, wie ich eben vernehme, noch manches nach Wunsch erfolgt und eingeleitet. Am liebsten aber ist mir die in Ihrem zweiten Brief enthaltene Versicherung, daß Sie sich bereits über das Unternehmen beruhigt haben, denn die persönliche Rücksicht auf den geliebten, väterlichen Freund ist uns immer die höchste, und werde ich sie über den Wunsch, etwas zur öffentlichen Verehrung des Dichters beizutragen, nie aus den Augen verlieren. Fahren Sie darum auch nur fort, mir in dieser Angelegenheit Ihr Vertrauen zu schenken, damit ich, so viel es in meinen Kräften steht, ganz Ihren Wünschen gemäß einwirken kann. Juli

2. [Frankfurt?] A. Kirchner an F. v. Müller (GSA 68/649, Lage 9): Ich habe Deinen mir früher ertheilten Auftrag das Denkmahl des Herrn von G ö t h e betreffend genau befolgt. Indeßen können sich die Leute hier nicht von dem Gedanken losreißen, daß dieses Denkmahl kein vaterstädtisches sondern ein vaterländisches seyn sollte; daß man den Dichter nicht allein − auch das Vo l k dem er angehört ehren wollte, und daß Frankfurt nicht allein des Dichters Geburtsstadt, sondern auch des deutschen Gesammtvolkes Bundesstadt sey. Die ersten drei die an der Spitze stehen, wie Boißeree, Wangenheim, Vrints, geht Frankfurt so wenig an als Jung-Bunzlau in Böhmen[.] Sie würden es uns Frankfurtern schlechten Dank wissen, wenn wir ihr Pfoten gebrauchen wollten, um unsere Kastanien aus dem Feuer zu schüren. Das Beste wäre wohl gewesen, wenn Ihr Herrn in Weimar gar keine Notitz von uns und unserm Unternehmen genommen hättet. Die anliegenden Papiere bin ich beauftragt Dir zu übergeben, und um eine günstige und baldige Resolution zu bitten. 4. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 730): Brief von Bethmann [29. Juni] Akten-Stücke des Goetheschen Vereins widerwärtiges Frankfurter Wesen. Man sieht sie wollen nichts Tüchtiges für die Sache tuen, ziehen sich mit Phrasen zurück! 5. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 314): Aus den gestern von dem Frankfurter Verein an mich gelangten Papieren sehe ich, daß doch die von Weimar aus mitgetheilten Betrachtungen nicht ganz in dem Sinne sind aufgenommen worden, als ich es nach dem Brief eines Freundes glauben mußte und in meinem letzten Schreiben gegen Sie

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) Am 19. Nov 1817 (R. Jung: Goethes Ausscheiden aus dem Frankfurter Bürgerverbande, GJb 1892, 211−20).

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äußerte. Man fürchtet nämlich, daß die in den Betrachtungen ausgesprochene Mißbilligung, da sie mehr oder weniger bekannt werden dürfte, dem ganzen Unternehmen schaden könnte, und wünscht daher, daß die Weimarer Freunde sich auf eine Weise erklärten und theilnehmend bezeigten, wodurch die nachtheilige Wirkung der Einrede aufgehoben würde. Minister v. Wangenheim und Pfarrer Kirchner haben es übernommen, darüber ausführlicher an Kanzler v. Müller zu schreiben, ich erfülle also nur meine Pflicht, Sie hievon zu unterrichten und erwarte Ihre Gesinnung zu vernehmen.

Juli

6. [Berlin] C. D. Rauch an Caroline v. Humboldt (Simson 347f.): Gestern fand ich einen Brief der Herren B o i s s e r ´e e als offiz. Auftrag, Kostenanschläge zu einer Colloss. Marmor Büste oder einer Statue G o e t h e s für Francfurt einzusenden. also scheint es doch als ob mir dise Arbeit wohl zugedacht wäre, ein Coll. Büste in einem mit Thüren verschlossenen Tempel im Freyen kann mir gar nicht gefallen. Die Face des Hauses wo G o e t h e geboren, könnte mit Anbringung einer Statue desselben, sehr passend zu einem Denkmahl werden, die Conditor Tempelchen auf Inseln und Promenaden sind mir ein wahrer Greuel, ich denke aber die Herrn werden wohl auf gesündere Gedanken noch kommen, womit zugleich viele Kosten erspart würden.1) 10. Heinrich Heine: Das projektierte Denkmal Göthe’s zu Frankfurt am Main (Der Zuschauer, Nr. 822)): Hört zu, ihr deutschen Männer, Mädchen, Frauen, Und sammelt Subscribenten unverdrossen; Frankfurt’s Bewohner haben jezt beschlossen, Ein Ehrendenkmal G ö t h e n zu erbauen. „Zur Meßzeit wird der fremde Krämer schauen,“ − So denken sie − „daß wir des Mann’s Genossen, Daß u n s e r m Boden solche Blum’ entsprossen, Und blindlings wird man u n s im Handel trauen.“ O laßt dem Dichter seine Lorbeerreiser, Ihr Handelsherrn! Behaltet Euer Geld. Ein Denkmal hat sich G ö t h e selbst gesezt. In Windeln war er euch n a h , doch jezt Trennt euch von G ö t h e eine ganze Welt, Euch, die ein Flüßlein trennt vom Sachsenhäuser.3)

13. [Weimar] F. v. Müller an A. Kirchner (Abschrift; GSA 68/649, Lage 11): Habe Dank für die vertraulichen Mittheilungen die Du mir in Bezug auf Goethes Denkmal und auf einen Dir und Herrn Minister von Wangenheim früher desfalls von mir zugesandten Aufsatz hast machen wollen. Der leztere konnte keine andere Absicht haben, als die lebhafte Theilnahme zu einem Unternehmen, das ja selbst als ein a l l g e m e i n v a t e r l ä n d i s c h e s , und nur als ein solches, angesehen werden will und mithin zu allseitig

1

) Vgl. unten 2. Aug 1821. ) Der Zuschauer. Zeitblatt für Belehrung und Aufheiterung, hsg. von Johann Daniel Symanski, erschienen: Berlin 1821−22. Aufgenommen in Heines Briefe aus Berlin (1822), 2. Brief vom 16. März 1822 (Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke. Düsseldorfer Ausgabe. In Verbindung mit dem Heinrich-Heine-Institut hsg. v. Manfred Windfuhr. Bd 1−16, Hamburg 1973−97, Bd 6, 29). Dort: Die Bürger Frankfurts statt Frankfurt’s Bewohner; Miste statt Boden; Windelnschmutz statt Windeln. Im Anschluß an das Gedicht heißt es dort weiter: Der große Mann machte, wie bekannt ist, allen Diskussionen dadurch ein Ende, daß er seinen Landsleuten mit der Erklärung: „er sey gar kein Frankfurter“ das Frankfurter Bürgerrecht zurückschickte. 3 ) Sachsenhäuser: Bewohner des Frankfurter Stadtteils Sachsenhausen auf dem linken Mainufer. 2

1821

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unbefangenster Erwägung u. Ansicht einlädt, − gerade durch die offenherzigste Darlegung dabey vorgekommener Zweifel, Wünsche, Ideen jeder Art, am unzweideutigsten zu würdig1) beurkunden. Es war dabey weder von einer M i ß b i l l i g u n g auch nur entfernt die Rede, noch von einer die Möglichkeit des Gelingens gefährdende Ve r l a u t b a r u n g jener Zweifel. Haben leztere bey nochmaliger Prüfung von Seiten des hochachtbaren engern Vereins ihre Erledigung gefunden, hat sich dadurch die frühere Ansicht nur bestätigt; so kann ja das Unternehmen selbst dabey nur gewonnen haben, in keiner Weise aber gehemmt, gefährdet erscheinen. Verwehren aber muß ich mich gegen das angeschuldigte Mißverständniß, als habe man h i e r nur beschränkte, vaterstädtische Zwecke vorausgesagt. Wir können ja doch wohl noch Gedrucktes lesen und einigermaßen begreifen. Ich vermag in dem Dir mitgetheilten Aufsatz auch nicht eine Stelle zu finden, die auf ein so arges Miskönnen hindeutete. Die Gedanken, die man zu äußern sich erlaubte, waren ja blos gegen die für das Denkmal ausersehne Stelle, die [unleserlich] Form die plastische Ausführung gerichtet, nicht im mindesten gegen die Materie, gegen die Intention. Und was die Bescheidenheit des Gefeyerten aus [unleserlich] sollte wohl am wenigsten bey seinen Verehrern zu Misverständnissen führen dürfen! Wie entfernt Man hier zu Lande ist, das Unternehmen als an sich zweifelhaft zu betrachten, davon mag Dir, mein Werthester! schon dieß zu einigem Beleg dienen, daß unsre Freymaurer Loge erst vorgestern 150 fl. Beytrag votirte, unbeschadet der besondren Theilnahme der Einzelnen.

Juli 16. [Weimar] C. W. Coudray an F. v. Müller (GSA 68/649, Lage 122)): Indem ich E.[uer] Hochwohlgebohren die mir zur Einsicht gütigst mitgetheilten Acten Stücke [vom 25. Juni] in Betreff des dem deutschen Dichter G ö t h e in seiner Vaterstadt zu errichtenden vaterländischen Denkmals anbey zu remittiren die Ehre habe, finde ich mich als Architekt zu folgenden weitern ohnmasgeblichen Bemerkungen veranlaßt. Nach meiner vielleicht allzu fachlichen Ansicht werden die in dem Weimarischen Collectiv Voto angedeuteten technischen Bedenken durch die Gegenbemerkungen meines geschätzen Freundes des Herrn St[a]dtb[au]m[ei]st[e]r[s] Heß nicht ganz gehoben und ich würde, wenn ich mein Gutachten einem hochverehrlichen Verein vorzulegen hätte, mich ohngefähr dafür aussprechen: [folgen kritische Anmerkungen zur geplanten baulichen Ausführung des Denkmals] Aus dieser flüchtigen Andeutung meiner unvorgreiflichen Meinung und Ansicht werden E.[uer] Hochwohlgebohren ersehen, daß nach einer gemeinschaftlichen Berathung unser Collectiv Votum auch in technischer Hinsicht gehörig [unleserlich] werden könnte, doch dieses ist keineswegs unsere Absicht. Ich gestehe zwar, daß der Innhalt des Protokolls vom 25. v.[origen] M.[onats] mir sehr aufgefallen ist, doch stimme ich E.[uer] Hochwohlgebohren Antwort vom 13. d.[ieses] M.[onats]3) vollkommen bey, mit dem sehnlichen Wunsche daß unser hochverehrtester Göthe von dieser Verhandlung nie etwas erfahren möge. 19. [Stuttgart] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 733): Cotta zeigt mir abgeschmackte Erklärung von [F. W.] Carove´4) Hochmütig [?] − von der Allgemeinen Zeitung abgewiesen. 1

) Wohl nicht ausgeführt: würdigen. Vermutlich als mögliche Alternative zu beurkunden belassen u. mit punktierter Unterstreichung versehen. 2 ) Ein leicht abweichender Entwurf des Briefes ist abgedruckt in: Pallmann 101−04. 3 ) Möglicherweise Müllers Brief an Kirchner (s. voriges Zeugnis). 4 ) Carove´s Erklärung Ueber den Vorschlag zu einem Frankfurter National-Denkmal für Goethe, datiert: Heidelberg den 2ten Juli 1821, erschien am 3. Sept 1821 im Literarischen Conversationsblatt (Hs. in GSA 68/649, Lage 10). Vgl. Börne an Jeanette Wohl, 25. Nov 1821: Sie wissen, ich achte Goethe wenig, ich liebe ihn gar nicht, aber doch empört mich die Art, wie sich Deutschland rücksichtlich seines Denkmals beträgt. Welch ein beleidigendes und schmutziges Hin- und Hersprechen, ob man ihm ein Denkmal setzen oder nicht solle. Da hat ein gewisser Carove´, der noch dazu jung, der noch dazu

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Juli 23. An S. Boissere ´e (Br 35, 32): Wegen der Frankfurter Angelegenheit

wüßt ich nur zu wiederholen: daß ich mich hochgeehrt und beglückt finde, wenn man Ihren ersten, reinen, unschuldigen Gedanken in den Bezirk des Bibliotheksgebäudes versetzen wollte; vielleicht glückt es Ihnen, die theuren Freunde dahin zu bewegen; leichter müßte es immer werden, als das Haus von Nazareth in die Gegend von Ancona zu bringen. Entschließt man sich dazu, so läßt sich hoffen, daß die weimarischen Gönner und Freunde fröhlichen Theil daran nehmen werden. Aug

2. [Berlin] C. D. Rauch an S. Boissere´e (Eggers 27f.): Ew. Wohlgeboren geehrtes Schreiben worin Sie mir im Auftrag des Wohllöblichen Vereins zur Errichtung eines Denkmahls Goethes eröffnen, daß mir ein so wesentlicher Theil deßelben als die Büste oder die Statue deßelben zur Ausführung übertragen werden konnte, ist mir eben so schmeichelhaft als Erenvoll, und erfreue ich dieser Auszeichnung um so mehr, daß ich durch so sehr ehrenwerthe ausgezeichnete Männer als Sie und Dannecker dazu in Vorschlag gebracht worden bin. Ich deshalb Sie höflicht ersuche dem Wohllöblichen Verein für diese ihre Zuneigung meinen verbindlichsten Dank in meinem Nahmen darzubringen, und mein Versprechen hinzuzufügen, daß ich alles anwenden würde, mit diesem Auftrage ihren Wünschen nach Kräften zu entsprechen.1) 3. [Frankfurt] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 275): Einige Aktenstücke, Ihr Denkmal betreffend, hat mir Herr von Wangenheim mitgeteilt. Wenn ich recht berichtet bin, so hat man sich von Weimar aus der hiesigen Ansicht nun mehr angenähert. So wie die Sachen nun bereits liegen, scheint mir der Bibliotheksaal für den Entwurf zu enge. Die Renitenz von Weimar aus mochte nach manchen Rücksichten natürlich und gegründet sein, aber nun D e u t s c h e und nicht F r a n k f u r t e r die Sache unternommen haben, müssen Sie auch den Deutschen vertraun. Wird das Vertrauen getäuscht, wessen ist die Unehre? 27. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an K. A. Böttiger (GJb 1897, 155): Frankfurter Abgötterei, wozu die reichen Herren, die den Ruhm davontragen wollen, das Geld zusammenbetteln, verachtet er [G].

Dez

2. [Jena] Knebel an J. I. Gerning: (Robert Hering: Nachlese zur Geschichte des Frankfurter Goethedenkmals. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 4. Folge, 3. Bd. 1. H., 1932, 56): Die großen Ehren, die Sie ihm [G] in Frankfurt antun wollen, scheinen mir noch nicht zur rechten Zeit. Wer möchte sich − zumal im Privatzustand − lebendig vergöttern lassen? Das hebt ihn gleichsam aus aller Gesellschaft weg; denn wer möchte als Halbgott oder Heiliger unter den Menschen einhertreten? − Um dieses ihm zu verleiden, suchen ihn auf der anderen Seite die Buben in ihren Koth herunter zu reißen. ein deutscher Volksnarr ist, der noch dazu auf der Wartburg gepredigt hat − vorgeschlagen, man solle, Goethe zu ehren, ihm nicht ein steinernes Denkmal setzen, sondern für die deutsche Armut eine wohlfeile Ausgabe seiner Schriften veranstalten (Ludwig Börne: Sämtliche Schriften. Neu bearbeitet und hsg. von Inge und Peter Rippmann. Darmstadt 1964ff., Bd 4, 464). 1 ) Den endgültigen Auftrag, eine Marmorstatue G’s zu schaffen, erteilte S. Boissere´e im Brief vom 3. Apr 1822 an Rauch (Eggers 30−34). Offenbar hatte Rauch zuvor Änderungen an dem bisherigen Konzept vorgeschlagen, so etwa, die Statue auf einem öffentlichen Platz aufzustellen, die jedoch, wie aus Boissere´es Brief hervorgeht, vom Verein abgelehnt wurden. Rauch lieferte 1823 u. 1824 insgesamt vier Entwürfe, von denen jedoch keiner zur Ausführung kam.

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⎯ Zahme Xenien VII (W 5.1, 103):1)

Welch ein wunderlich Exempel! − Hör’ ich, daß man sich moquire, Wie man mir den hehren Tempel, Vesta’s Tempel, dedicire; Doch ich übergehe diesen Vorwurf mit gefaßter Miene: Denn es muß mich sehr verdrießen, Daß ich’s nur zu wohl verdiene. „Zu Goethe’s Denkmal was zahlst du jetzt?“ Fragt dieser, jener und der. − Hätt’ ich mir nicht selbst ein Denkmal gesetzt, Das Denkmal, wo käm’ es denn her? Ihr könnt mir immer ungescheut, Wie Blüchern, Denkmal setzen; Von Franzen hat er euch befreit, Ich von Philister-Netzen.

1822 [Mai 26. [Münster i. Westfalen] F. v. Luck an G (GSA 28/582 St.6): . . . w i e s t e h t e s m i t u. 27.] I h r e m D e n k m a l ? oder vielmehr, um mich eigentlicher auszudrücken: wie stehen Sie, mit Ihrer Person, zu demselben? . . . S i n d S i e f ü r I h r D e n k m a l ? J a ? oder N e i n ? Eines ist Noth! . . . Warum ich frage so stark? warum ich bitte so dringend? warum ich bestehe so fest? 1) Ich bin dafür, für Ihr Denkmal bin ich entschieden . . . 4) haben mich die Zeitungen wirr gemacht und geärgert durch einen Artikel − den hatte die Allg.[emeine] Preuß.[ische] Staats Zeitung zuerst, darnach war er aufgenommen von mehreren andern, erläutert, ich meine aus dem Gedächtniß richtig zu citiren, so sehr hat er mich . . . frappirt: „Goethe hat sein Ehrendiplom der Frankfurter Bürger zurückgeschickt u n d 2) der Verein zu seinem Denkmal ist gänzlich aufgelöst.“ Ich unterstrich dreymal das Wörtlein und, gleichsam die Axe darum sich die Angabe dreht; der Nachsatz läßt sich zum Vordersatz der Vordersatz zum Nachsatz machen ad infinitum − Wie geschrieben stehet scheint der Vorderste Ursache und der hinterste Wirkung, lieset man umgekehrt, wird die Wirkung zur Ursach: „der Verein zu Goethes Denkmal ist gänzlich aufgelöst und Er hat sein Ehrendiplom als Frankfurter Bürger zurückgeschickt.[“] − kann ich glauben Ihnen sey ein Denkmal in Ihrer Vaterstadt überhaupt, insonderheit aber unter Lebendigen in dem Maaße zuwider, daß der Widerwillen Sie bewogen habe zur Beleidigung eines Gemeinwesens? Unmöglich! 1

) Undatiert. ED: Q 1.1 (1836), 133. Vermutlich entstanden 1821 im Zusammenhang mit der öffentlichen Auseinandersetzung um das Denkmal. Eine Stellungnahme gegen das Denkmalprojekt aus dem Jahr 1821 veröffentlichte C. W. L. Fischer im Herbst 1821 mit der 65seitigen Broschüre Göthe’s Denkmal allen Subscribenten zu demselben, wie allen Verehrern des Dichters und der Kunst gewidmet und mit einem am Schluß beigefügten Plane zu einem ächt-künstlerischen Nazional-Denkmale begleitet (Leipzig 1821). 2 ) Dreifach unterstrichen.

88 Juni

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1822

8. An F. v. Luck (Konzept; Br 36, 57): Was mich betrifft, so sage im

Vertrauen, daß ich schon vor fünf Jahren mein Vermögen aus Frankfurt gezogen und das Bürgerrecht aufgegeben habe, um die dortige Staatslast nicht mitzutragen. Damals war von einem Verein zu Gunsten des Denkmals noch gar die Rede nicht; dieser besteht aber noch und hat soeben eine Marmorstatue bey Rauch in Berlin bestellt;1) wenn sie solche irgend wohin auf ihre neuzuerbauende Bibliothek setzen, könnte sich der Einzelne wohl genugsam geehrt finden. Lassen wir die Freunde also gewähren und warten ab, was weiter beschlossen wird oder sich ereignet. Dieses alles ist aber nur Ihnen gesagt, mein Theuerster, und bleibt jedem ein Geheimniß . . .

1825 Juni An S. Boissere´e (Konzept; Br 50, 240): Wenn ich der Zeit unseres Mitte freundlichen Zusammenlebens gedenke, die wir in bester Thätigkeit, in

einem reinen parallelen Streben zugebracht, so muß ich mich von Herzen freuen daß doch auch nicht die geringste Mißhelligkeit jemals unser Zusammenwirken gestört. Von jenem anmuthigen idyllischen Denkmale an, das Sie mir zugedacht, bis auf den heutigen Tag wo Sie zu dem wichtigsten Geschäft, das ich in meinem Leben unternommen [Ausg. letzter Hand], hinzutreten seh ich alles klar, schön und gut und so wird es fürder seyn und bleiben. Aug An S. Boissere´e (Br 40, 14): . . . daß mir gerade in diesem Augenblick [13.] vollkommen gegenwärtig sey wie Ihre freundschaftliche Gesinnung vor Jahren ein zartes bedeutendes Monument beabsichtigte, welches nachher durch architecktonische Weitläufigkeiten vereitelt wurde; so wie denn auch das projecktirte Marmorbild zu stocken scheint.2) Lassen Sie uns das als Versuche betrachten in welchen der gute Wille gewogener Landsleute sich auszusprechen den Anlaß nahm! greifen wir mit Ernst und Einigung zu gegenwärtiger Gelegenheit: die schon angeregte Nation dahin zu bestimmen daß sie eine Unternehmung begünstige, die, aus meinen eignen Materialien, mir ein bleibendes Denckmal, wohlmeynend, zu errichten die Absicht hegt. Nov

3. [Frankfurt] Zusammenfassende Notizen zur Chronik des Denkmalsvereins3) (Pallmann 90f.): Man ruhte ein ganzes Jahr [seit 27. Juni 1821, 8. Vereinssitzung] − dem Publikum Zeit zu lassen, sich zu entscheiden, ob es ernstlichen Antheil an dem projectirten

1

) Vgl. oben 2. Aug 1821 mit Anm. ) s. folgendes Z. 3 ) Schriftstück aus dem Bethmannschen Familienarchiv, von unbekannter Hand. Wohl von Bethmann veranlaßt u. an die Mitglieder des Komitees gerichtet. Im Anschluß an eine jeweils kurz gehaltene Zusammenfassung der neun Komiteesitzungen seit 1819 folgt ein Fragenkatalog zum weiteren Vorgehen in der Denkmalsangelegenheit. 2

1825

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Unternehmen nehmen wolle. Das Publikum aber blieb kalt; alle Bemühungen scheiterten; es kamen keine Beiträge ein; selbst die Erlasse an die regierenden Häupter blieben ohne nahmhaften Erfolg. Der Verein sah ein, daß die Ausführung des Plans in der ursprünglich gedachten Größe unthunlich war. Am 17. Juni 1822 hielt der Verein seine 9te Sitzung. Man beschloß, die wenigen Individuen, welche sich durch BeiträgeLeistung dem Verein angeschlossen hatten, von dem Stand der Sache in Kenntniß zu sezzen und ihnen die Zurücknahme ihrer Beiträge frei zu stellen. Die früher unter den Vereinsmitgliedern selbst gezeichnete Summe von ca. 4000 fl. wurde ebenfalls einer neuen Subscriptionserklärung unterzogen. Hr. v. Bethmann gab zu Protocoll, wie er bereits die Statue Göthe’s bei Hrn. Rauch habe bestellen lassen . . . Im Uebrigen ist seit dem Juni 1822 von Seiten des Vereins kein weiterer Schritt geschehen, um dem Zweck seiner Errichtung näher zu kommen.1)

UM

Frankfurter gelehrte Anzeigen [vom Jahr 1772]2)

E D

1772 Frankfurter gelehrte Anzeigen. vom Jahr 1772. Frankfurt am Mayn bey den Eichenbergischen Erben. − C1 33 (1830) 1−121 (Teildruck. Darunter auch die von G ausgewählten Beiträge aus dem Jg. 1773). − FgA (1882). − W 37, 191−292 (Teildr.); 38, 1

) Bethmann verpflichtete sich, die Statue aus eigenen Mitteln zu bezahlen; als er im Dez 1826 starb, war sie noch immer unausgeführt. Das Komitee stellte die Arbeit ein, das gespendete Geld wurde zurückerstattet, ein Überschuß für gelegentliche Weinsendungen nach Weimar verwendet. Ein seit 1823 von Bettine v. Arnim entworfenes Denkmalprojekt scheiterte ebenfalls. Ihr Modell wurde später von C. Steinhäuser ausgeführt (1851 fertiggestellt), vom Erbgroßherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach angekauft u. 1853 im Tempelherrenhaus zu Weimar aufgestellt. Heute befindet es sich im Neuen Museum in Weimar. Als 1837 bekannt wurde, daß drei Frankfurter Bürger bereits 1834 bei P. Marchesi in Mailand eine Sitzstatue bestellt hatten, um sie, im Sinne G’s, in der Stadtbibliothek aufzustellen (1840 fertiggestellt), konstituierte sich der Denkmalsverein, der sich nie formell aufgelöst hatte, neu. Mit der Schaffung einer G-Statue wurde zunächst Thorvaldsen, dann L. Schwanthaler in München beauftragt. Das Frankfurter G-Denkmal, aufgestellt auf der Stadtallee, dem heutigen Goetheplatz, wurde am 22. Okt 1844 eingeweiht. 2 ) Der Artikel versammelt Zeugnisse zum Umfeld von G’s Mitarbeit an den Frankfurter gelehrten Anzeigen aus 3 Phasen. 1) Zu den G nachweislich zuzuschreibenden folgenden 6 Rez. G-Rez. 1: Nr. 43 (29. Mai 1772) 342f.: Hausen: Leben und Charakter Herrn Christian Adolph Klotzens, entworfen von Carl Renatus Hausen. Halle 1772; G-Rez. 2: Nr. 68 (2. Aug 1772) 537−40: Diderot: Moralische Erzählungen von Diderot und Idyllen von S. Geßner. Zürich 1772; G-Rez. 3: Nr. 70 (1. Sept 1772) 555−58: Behr Falkensohn: Gedichte von einem Polnischen Juden. Mitau u. Zürich 1772; G-Rez. 4: Nr. 88 (3. Nov 1772) 697−701: Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Zimmermann. Dritter und letzter Band. Zürich 1773; G-Rez. 5: Nr. 101 (18. Dez 1772) 808: J. G. Jacobi: Über das von dem Herrn Prof. Hausen entworfne Leben des H. G. R Klotz. Halberstadt 1772; G-Rez. 6: Nr. 104 (29. Dez 1772) 830ff.: Nachrede statt der versprochenen Vorrede. − 2) Zeugnisse im Zusammenhang von G’s Darstellung seiner Mitarbeit an den Frankfurter gelehrte[n] Anzeigen in Dichtung und Wahrheit. − 3) Dokumente zur Auswahl von Rez. aus den Frankfurter gelehrte[n] Anzeigen für die Ausgabe letzter Hand. − Doch da G’s im März 1772 einsetzende Mitarbeit am 1772er-Jg. mit Sicherheit über die dokumentarisch bezeugten 6 Rez. hinausging, werden nachfolgend zunächst alle Rez. in

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

D

314−32 (Lesarten), 332−98 (Paralip.: Teildruck). − JG2 2, 282f.; 3, 93−100; 6, 214−32 (Teildruck). − Morris 1909, 3−342 (Teildruck). − Morris 1912, 153–88 (Teildruck). − Morris 1915, 174−349 (Teildruck). − JG3 2, 251, 264−77; 3, 81−100 (Teildruck). − MA 1.2, 309−410 (Teildruck). − FA I 18, 13−109 (Teildruck).

Abhandlung zur Erläuterung der Geschichte der sittlichen und moralischen Welt. [Von A. Ferguson]. Aus dem Französischen. Breßlau 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 118, 8. Dez 1772, 784. − FgA 650f. − Morris 1909, 301 (unter: Herder). − Morris 1915, 257 (unter: Goethe).

Allgemeine deutsche Bibliothek. Des sechzehnten Bandes, erstes Stück. [Hsg. v. C. F. Nicolai]. Berlin u. Stettin 17722)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 65, 14. Aug 1772, 513−18. − FgA 426−31. − W 38, 360f. (Paralip. 33, unvollst.). − Morris 1909, 202−6 (unter: Herder). − Morris 1915, 208−12 (unter: Goethe). − MA 1.2, 342−46. − FA I 18, 41−46.

Allgemeine deutsche Bibliothek. Des sechzehnten Bandes, zweytes Stück. [Hsg. v. C. F. Nicolai]. Berlin und Stettin 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 80, 6. Okt 1772, 633−37. − FgA 526−29. − Morris 1909, 252ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 234−37 (unter: Goethe).

Allgemeine deutsche Bibliothek, des siebzehnten Bandes, erstes Stück. [Hsg. v. C. F. Nicolai]. Berlin u. Stettin 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 93, 20. Nov 1772, 740−43. − FgA 615ff. − W 38, 388f. (Paralip. 59, unvollst.). − Morris 1909, 287ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 251ff. (unter: Goethe). − MA 1.2, 387ff. − FA I 18, 85ff. alphabet. Reihenfolge aufgeführt, die er verfaßt haben oder an denen er zumindest beteiligt gewesen sein könnte. Wie G in Dichtung und Wahrheit schildert (s. unten 1772: DuW), entstanden zahlreiche Texte während der Redaktionssitzungen in gemeinsamer Arbeit, so daß insbesondere bei diesen Protokollrezensionen mehrere Beiträger beteiligt waren. Die Zuordnung von Rez. u. deren Teilen durch Vertreter der G-Forschung im Verlauf von über 100 Jahren aufgrund umfangreicher Stil- u. Kontextanalysen wird in den Anmerkungen dokumentiert. 1 ) Morris nennt als Verf. erst Herder (1909) 461, dann Merck (1912) 89, zuletzt G (1915) 155. BrOkt 1966, 710 vermutet mit Verweis auf FgA 26211−6322, wo das frz. Original beurteilt wird, J. G. Schlosser als Verf. 2 ) Protokollrez. unter G’s Beteiligung, für Scherer LXXXII unzweifelhaft belegbar durch FgA 42814−31 im Vergleich mit 56318ff.; Witkowski (W 38, 360f.) sieht G’s Anteil FgA 42628−276; 42736−2831; 4298−17. Morris nennt Herder (1909) 450, Merck (1912) 81 (in der Nachfolge von BrOkt 1912, 56f. u. 110) u. G (1915) 145. Weitere beteiligte Rezensenten nach BrOkt 1966, 666: K. L. G. Sciba (FgA 42620), Merck (FgA 42628, 42732, 4298, 43013), H. B. Wenck (FgA 42915), G. W. Petersen (FgA 43023), Merck oder J. G. Schlosser (FgA 4311). Wortführer war vermutl. H. B. Wenck (BrOkt 1966, 254). Möglicherweise wurden alle Einzelreferate von Merck u. J. G. Schlosser redigiert. 3 ) Scherer LXXXIV vermutet G, für diesen spricht nach Witkowski (W 38, 397) nichts Entscheidendes; Morris nennt Herder (1909) 457, Merck (1912) 84 u. G (1915) 150. G’s Anteil bestreitet BrOkt 1966, 685, der eine Protokollrez. annimmt mit Beteiligung von Merck, G. W. Petersen, H. B. Wenck, einem Mediziner u. einem Kameralisten. Wortführer war vermutl. H. B. Wenck (BrOkt 1966, 254). 4 ) Scherer LXXXVI schreibt FgA 6161−15 G zu, so auch Witkowski (W 38, 389); Morris

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Allgemeine deutsche Bibliothek. des siebzehnten Bandes zweites Stück. [Hsg. v. C. F. Nicolai]. Berlin [o.J.]1)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 102, 22. Dez 1772, 809ff. − FgA 671−74. − W 38, 392f. (Paralip. 67, unvollst.). − Morris 1915, 264ff. (unter: Goethe). − JG3 3, 98. − MA 1.2, 404ff. − FA I 18, 103ff.

Die alte Frau, oder die weise Schriftstellerin zum Besten junger Frauenzimmer. Erstes Bändchen . . . [Leipzig] 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 34, 28. Apr 1772, 269f. − FgA 224f. − W 38, 345f. (Paralip. 13). − Morris 1909, 114 (unter: Herder). − Morris 1915, 295 (unter: Herder).

[Amann:] Die Vorsehung, ein Lehrgedicht, von Gustav Adolph von Amann. Augspurg 17713)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 22, 17. März 1772, 175f. − FgA 146f. − Morris 1909, 71f. (unter: Herder). − Morris 1915, 178f. (unter: Goethe).

nennt zunächst Herder (1909) 460, dagegen vermutet BrOkt 1912, 110 Merck; Morris 1912, 87 schließt sich an, nennt jedoch zuletzt (1915) 154 G, was BrOkt 1966, 702 infrage stellt, zumindest für die gesamte Rez., deshalb Bezug auf Morris 1912, 155, der schon früher für FgA 61633−172 auf Merck verwies; nach BrOkt 1966, 702 eine Protokollrez. mit Anteilen von G, Merck, G. W. Petersen u. F. A. W. Wenck. Wortführer war vermutl. Merck (BrOkt 1966, 254), s. auch 7. Nov 1772: Merck an C. F. Nicolai (Leuschner 1, 336). Haenelt 377 nach stilanalytischem Befund mit großer Wahrscheinlichkeit Herder. 1 ) Für Scherer LXXXVII ist G beteiligt, Witkowski (W 38, 393) nennt die Abschnitte FgA 67133−7219; 67229−734; 67314–30; Morris 1909, 462 verweist auf Herder; BrOkt 1912, 110 vermutet Merck, daraufhin auch Morris 1912, 89, der zuletzt (1915) 156 jedoch für G plädiert. Nach BrOkt 1966, 713 handelt es sich um eine Protokollrez., an der sich, neben G u. einem Mediziner (FgA 67219−29), wahrscheinlich Merck (FgA 67320−34), G. W. Petersen (FgA 67229−6734; 6736−13) u. F. A. W. Wenck (FgA 67335ff.) beteiligte. Wortführer war vermutl. Merck (BrOkt 1966, 254). − Katharina Mommsen schreibt FgA 67314−30 (die Abfuhr von Megerlins Koran-Übersetzung) G zu im Kontext seiner damaligen intensiven Beschäftigung mit verschiedenen Koran-Übersetzungen u. Exzerpten aus Megerlins Koran, die er sprachlich verbesserte (Goethe und die arabische Welt. Frankfurt a. M. 1988, 176ff.; Goethe und der Islam. Frankfurt a. M. 2001, 31−47); s. Abb. III. 2 ) Scherer LXXXIX schwankt zwischen Herder u. G; Witkowski (W 38, 346) entscheidet sich aufgrund des Satzbaus für G; Morris 1909, 441 nennt Herder, dann (1912) 74, veranlaßt durch BrOkt 1912, 50f., Merck, später (1915) 95 wieder Herder. BrOkt 1966, 632 schließt Herder aus, obgleich die Begründung von Morris 1915, der auf die bei Herder wiederkehrende Wortverbindung (–– Und denn) verweist (FgA 2251 vergleichend mit 3555; 39622; 42110), nach BrOkt 1966, 632 schlüssig ist, votiert dieser für Merck als Verf.; zur Begründung BrOkt 1966, 632f.: Mercks Haß gegenüber Leipzig u. der Studentenschaft (genauso in Mercks Rez. ADB 19, 566f.; 22, 606f. u. Teutscher Merkur 1777 IV 278; 1778 II 82); vielleicht mit Anteil G’s (FgA 22422−28). 3 ) Nur Scherer LXXXIX u. Morris 1815, 136 vermuten G; für BrOkt 1966, 618 unzweifelhaft Merck, der das Werk auch in ADB 20 (1773) 210ff. besprach.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Anekdote aus dem Reich der Gelehrsamkeit. S. Mercure de France Mai. [o.O.] 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 50, 23. Juni 1772, 400. − FgA 332. − W 38, 356 (Paralip. 27). − Morris 1909, 161f. (unter: Herder). − Morris 1915, 200f. (unter: Goethe).

An meine Landsleute . . . 1stes und 2tes Stück. Frankfurt u. Leipzig 17722)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 90, 9. Nov 1772, 717f. − FgA 596f. − Morris 1909, 280f. (unter: Herder). − Morris 1915, 250f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 386. − FA I 18, 83f.

Annales belgiques.3) Amsterdam 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 31, 17. Apr 1772, 248. − FgA 206. − Morris 1909, 105 (unter: Herder). − Morris 1915, 185f. (unter: Goethe).

[d’Arnaud:] Sargines, nouvelle. Par Msr. D’arnaud . . . Paris 17725)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 83, 16. Okt 1772, 662ff. − FgA 550ff. − W 38, 384f. (Paralip. 55). − Morris 1909, 263−265 (unter: Herder).

Aufgefangener literarischer Briefwechsel, der Dodsleyschen Kunstrichter und andrer Gelehrten. [Von Ch. G. Contius. o. O.] 17726)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 94, 24. Nov 1772, 751f. − FgA 624f. − W 38, 389 (Paralip. 61). − Morris 1909, 292 (unter: Herder). − Morris 1915, 253 (unter: Goethe). − MA 1.2, 390. − FA I 18, 88.

1

) Scherer LXXXIX nennt G; Witkowski (W 38, 356) schließt sich an; Morris 1909, 446 dagegen Herder, dann 1912, 77 − wie BrOkt 1912, 110 − Merck; erst 1915, 142 votiert Morris wieder für G; BrOkt 1966, 650 wiederum plädiert für Merck u. schließt G aus. 2 ) Scherer XC verweist auf G; Witkowski (W 38, 397) vermutet J. G. Schlosser; Morris nennt zunächst (1909) 459 Herder, dann (1912) 86 mit BrOkt 1912, 110 Merck, zuletzt G. BrOkt 1966, 699 nimmt G (für FgA 59617−22) u. J. G. Schlosser (für FgA 59623−979) als Verf. an. 3 ) Vollst. Titel der Zs.: Annales belgiques. Contenant les Nouvelles du monde le plus ´ tat pre´sent des differens Royaumes qui le composent. inte´ressantes, l’E 4 ) Morris nennt zunächt Herder (1909) 440, dann Merck (1912) 74, zuletzt G, was BrOkt 1966, 628 bestreitet; er vermutet J. K. Deinet (vgl. FgA 20633f.). 5 ) Scherer LXXXIX nennt G, den Witkowski (W 38, 385) ausschließt; Morris sieht zunächst (1909) 550 Herder als Verf., dann mit BrOkt 1912, 106 Merck (1912) 85 u. (1915) 60. Auch BrOkt 1966, 690f. verweist auf Merck, dessen Selbstironie in FgA 5524ff. er mit der in ADB 19, 559 vergleicht. 6 ) Scherer LXXXVI u. Witkowski (W 38, 389) verweisen auf G; Morris nennt zunächst (1909) 460 Herder, dann (1912) 87 Merck u. zuletzt (1915) 154 G. Für G als Verf. votiert auch BrOkt 1966, 704 (mit dem Hinweis auf orthographische Eigentümlichkeiten).

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Bachholm:] Lobrede auf den Meßias von Christian Bachholm [eigentl. Bastholm], Magister der Philosophie, und Pastor bey der Evangelischen Gemeinde in Smirnen. Zürch 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 76, 22. Sept 1772, 607f. − FgA 505f. − Morris 1909, 238f. (unter: Herder). − Morris 1915, 230f. (unter: Goethe).

Basedows politische und moralische Reden. [Von J. B. Basedow. o. O.] 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 24, 24. März 1772, 191f. − FgA 160f. − W 38, 341f. (Paralip. 8).

[Bause:] Caspar Richters Portrait nach Graf von Bausen3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 360. − FgA 299. − W 38, 355 (Paralip. 25). − JG2 6, 229. − Morris (1909) 336 (unter: Goethe oder Herder). − Morris (1912) 185 (unter: Goethe). − Morris (1915) 272 (unter: Goethe). − JG3 2, 269. − MA 1.2, 336f. − FA I 18, 34.

[Becker:] Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle aus verschiedenen Theilen der Rechtsgelehrsamkeit mit ihren Entscheidungsgründen. Von Th. C. Becker. Erster Band, erste Sammlung. Eisenach 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 75, 18. Sept 1772, 596ff. − FgA 496ff. − JG2 2, 311ff. − Morris 1909, 9f. (unter: Goethe). − Morris 1912, 163f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 269f. (unter: Goethe u. Schlosser). − MA 1.2, 359ff.

1

) Witkowski (W 38, 395) hält eine Beteiligung G’s für möglich; Morris 1909, 455 nennt Herder; BrOkt 1912, 110 vermutet Merck, daraufhin verweist auch Morris 1912, 83 auf Merck, später (1915) 149 auf G (mit dem Hinweis, Schulchrie würde nur von G gebraucht). BrOkt 1966, 680f. vermutet G. W. Petersen, der das Werk auch in der ADB 19, 210ff. angezeigt hat; auch die Stellen FgA 50529−35, 5061ff. u. 50610ff. lassen auf Petersen schließen; die Einleitung der Rez. (FgA 50511f.) erinnere wiederum an J. G. Schlossers Goeze-Rez. (FgA 37915−18); vielleicht habe Schlosser Petersens Text überarbeitet u. eingeleitet. 2 ) Scherer LXXXIX vermutet Herder oder G; Witkowski (W 38, 342) tendiert zu G; Morris verweist erstmals neben Herder (1912) 90 auf J. G. Schlosser (Morris 1915, 75) mit Hinweis auf die Streitigkeiten mit der Frankfurter Geistlichkeit, vgl. Schreiben Schlossers an die Deputati ad rem librariam, 27. Jan 1772 (GJb 1889, 176−79) u. J. G. Schlosser an Gleim, 25. Febr 1772 (JbFDH 1963, 37); Zuschreibung bestätigt von BrOkt 1966, 621. 3 ) Für Witkowski (W 38, 355) zweifellos von G (Inhaltsvergleich mit W 37, 1421 u. 3183−15); G der Verf. auch für Modick 17, Morris 1915, 165, JG3 2, 357 u. BrOkt 1966, 645. 4 ) Scherer LXXXIX votiert für G, abgelehnt von Witkowski (W 38, 397); Morris 1909, 495 nennt G; Morris 1912, 142 u. Modick 46ff. J. G. Schlosser (mit Verweis auf FgA 59216ff. u. 6061), später gibt Morris 1915, 158ff. G u. Schlosser an. BrOkt 1966, 679 schließt Schlosser aus u. führt dagegen L. J. F. Höpfner an, sofern man neben G einen zweiten Verf. annehmen will. Die Rez., die wahrscheinlich vor dem 11. Sept 1772 (u. damit nach G’s Besuch bei Höpfner) entstanden ist, paßt nach BrOkt 1966, 679 recht gut zum 12. Buch von DuW, in dem G über seine Bekanntschaft mit Höpfner berichtet, vgl. auch unten nach 18. Sept 1772: C. F. Nicolai an L. J. F. Höpfner.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

D

Bedenken, wie ferne ein Nachfolger in der Regierung pflichtig ist, die Schulden seines Vorwesers zu bezahlen, nebst Vorschlägen zu den Mitteln, durch welche die öffentliche Schulden am besten abgetragen werden können. Kopenhagen u. Hamburg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 86, 27. Okt 1772, 688. − FgA 571f. − JG2 3, 99. − Morris 1909, 12f. (unter: Goethe). − Morris 1912, 169 (unter: Goethe).

Die Begebenheiten des Pyrrhus, des Sohnes des Achilles, als ein Anhang zu den Begebenheiten des Telemachs, aus dem Französischen. Basel [o. J.]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 53, 3. Juli 1772, 421f. − FgA 350. − W 38, 357f. (Paralip. 29). − Morris 1909, 170f. (unter: Herder). − Morris 1915, 201f. (unter: Goethe). − JG3 2, 270. − MA 1.2, 340f. − FA I 18, 39.

[Behr Falkensohn:] Gedichte von einem Polnischen Juden. Mietau u. Leipzig 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 70, 1. Sept 1772, 555−58. − C1 33 (1830) 40−44. − FgA 461−64. − W 37, 221−25; 38, 320f. − JG2 2, 308−11. − Morris 1909, 6−9 (unter: Goethe). − Morris 1912, 157ff. (unter: Goethe). − Morris 1915, 219ff. (unter: Goethe). − JG3 2, 273ff. − MA 1.2, 349ff. − FA I 18, 49−52.

[Benzler:] Die Vorzüge des alten Adels. Eine Erzählung aus dem Französischen. [Von J. L. Benzler]. Lemgo 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 88, 3. Nov 1772, 704. − FgA 584f. − W 38, 387f. (Paralip. 58). − Morris 1909, 277 (unter: Herder). − Morris 1915, 249f. (unter: Goethe). − JG3 3, 91.

[Bergsträßer:] Joh. Andr. Benign. Bergsträßers Realwörterbuch über die Claßischen Schriftsteller der Griechen und Lateiner. Erster Band, von A-Ale. Halle 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 88, 3. Nov 1772, 701ff. − FgA 582ff. − Morris 1909, 275ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 247ff. (unter: Goethe). 1

) Scherer LXXXIX nimmt G an, was Witkowski (W 38, 397) bestreitet, da der Gegenstand der Rez. J. G. Schlossers Fach sei u. der Text nicht G’s Stil aufweise. Morris zunächst für G (1909) 495, (1912) 145, nachdem Modick 50 G ausschließt u. auf Schlosser verweist, nennt auch Morris Schlosser (1915) 80, so auch BrOkt 1966, 694f. 2 ) Für Scherer LXXXII unzweifelhaft G, so auch für Witkowski (W 38, 358); Morris 1909, 447 nennt zunächst Herder, dann (1912) 77 Merck, zuletzt (1915) 142 mit Modick 20 G, so auch JG3 2, 357 u. BrOkt 1966, 653. 3 ) G mehrfach bezeugt, s. unten 1772 Sept 18.: F. W. Gotter an H. Chr. Boie, Okt 19.: L. J. F. Höpfner an R. E. Raspe, 1773 Febr 18.: L. J. F. Höpfner an C. F. Nicolai. So auch Scherer XLV; Morris 1909, 495; 1912, 141; 1915, 146; Modick 22f.; JG3 2, 357; BrOkt 1966, 672. 4 ) Scherer XC votiert für G, Witkowski (W 38, 388) stimmt zu; Morris nennt zunächst (1909) 459 Herder, später (1912) 86 Merck u. schließlich (1915) 153 G, was BrOkt 1966, 697 bezweifelt, da der eigentümliche Wortschatz nicht für G, eher für Merck u. L. v. Schrautenbach spräche. 5 ) Scherer LXXXIX unsicher, ob G der Verf. sei; Witkowski (W 38, 397) schließt G aus aufgrund der Auslassungen über Theophrast u. Plutarch, deren Schriften der junge G nicht kannte, u. wegen des lapidaren Stils; Morris nennt zunächst (1909) 459 Herder,

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[Beust:] Vermischte Gedichte von J. W. von Beust, Gotha 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 67, 21. Aug 1772, 535f. (Vermischte Gedichte von J. W. von Beust . . . Zweyte Auflage). − FgA 445f. − Morris 1909, 213f. (unter: Herder). − Morris 1915, 214f. (unter: Goethe).

[Blin de Sainmore:] Epitre a ` Racine. Par Mr. Blin de Sainmore a ` Paris che ´s Delalain & che ´s le Jai. Paris 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 33, 24. Apr 1772, 261f. − FgA 217f. − Morris 1909, 110f. (unter: Herder). − Morris 1915, 188 (unter: Goethe).

[Blum:] Lyrische Gedichte von [J. C.] Blum. Berlin 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 46, 9. Juni 1772, 367f. (Lyrische Gedichte von Blum). − C1 33 (1830) 36f. − FgA 305f. − W 37, 217f.; 38, 320. − Morris 1909, 152f. (unter: Herder). − Morris 1915, 198f. (unter: Goethe). − JG3 2, 360. − FA I 18, 34f.

Boileau a ` Voltaire. Genf 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 73, 11. Sept 1772, 582. − C1 33 (1830) 38ff. − FgA 484f. − W 38, 368f. (Paralip. 39). − Morris 1909, 231 (unter: Herder). − Morris 1915, 226 (unter: Goethe).

dann (1912) 110 Merck u. zuletzt (1915) 153 G. Für BrOkt 1966, 696 ist fraglich, ob G allein Verf. war; unter stilistischem Gesichtspunkt sprächen für ihn FgA 58332, 48336, 5842; Wortschatz ließe sich nicht eindeutig zuordnen; infrage kämen neben G demnach Merck, F. A. W. Wenck u. L. v. Schrautenbach, in dessen Bibliothek sich das besprochene Buch fand (BrOkt 1966, 164). 1 ) Morris nennt Herder (1909) 451, Merck (1912) 81 u. später G (1915) 145; BrOkt 1966, 669 bezweifelt G’s Autorschaft. 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, was Witkowski (W 38, 396) einschränkt, der zumindest für FgA 2186−12 G nicht als Verf. sieht; Morris 1909, 440 nennt zuerst Herder, dann 1912, 74 Merck u. zuletzt 1915, 138 G; dem widerspricht BrOkt 1966, 631, der für Merck votiert aufgrund von Spracheigentümlichkeiten (Vgl. FgA 2188−12 mit FgA 21319−22 u. 39011ff.). 3 ) Scherer LXXXI nimmt J. G. Schlosser an; Biedermann 335 gegen G als Verf.; Witkowski (W 38, 320) wiederum votiert mit Hinweis auf Stil u. Inhalt für G; Walzel 314 vermutet hinter dem Ausdruck nachgeahmte Copien (FgA 30523) Herder; auch Ritter 201 schreibt die Rez. nicht G zu, er sieht höchstens eine Beteiligung von Schlosser u. G am Schluß des Textes; Morris 1909, 445 nennt Herder, 1912, 76 Merck u. 1915, 140 G; JG3 2, 358 u. 360: neben G komme Schlosser in Frage. BrOkt 1966, 646 bestätigt dies, bes. aufgrund orthographischer Eigentümlichkeiten. Thiele 85 votiert für G. 4 ) Witkowski (W 38, 301 u. 369) nennt G, Morris Herder (1909) 455, Merck (1912) 83 u. G (1915) 147. Nach BrOkt 1966, 676 ist FgA 48421−29 von einem anderen Verf. als das Folgende; 48434−854 könnte von G stammen, 48430−34 u. 4854f. von J. G. Schlosser. − Zur Rolle der Rez. in den Streitigkeiten mit der Frankfurter Geistlichkeit s. BrOkt 1966, 358.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Braun:] Brauns H. Versuch in prosaischen Fablen und Erzählungen. München 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 35, 1. Mai 1772, 277ff. − C1 33 (1830) 38ff. − FgA 230ff. − W 37, 219−22. − Morris 1909, 117f. (unter: Herder). − Morris 1915, 190f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 322f. − FA I 18, 22f.

[Büsching:] D. Anton Friedrich Büschings Grundriß einer Geschichte der Philosophie, und einiger wichtigen Lehrsätze derselben. Erster Theil. Berlin 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 72, 8. Sept 1772, 572−75. − FgA 476ff. − W 38, 364ff. (Paralip. 35). − Morris 1909, 225ff. (unter: Herder).

Charakteristik der vornehmsten Europäischen Nationen. Aus dem Englischen [übers. von C. H. Schmid]. Erster Theil . . . Zweiter Theil. Leipzig 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 86, 27. Okt 1772, 686f. − C1 33 (1830) 111ff. − FgA 569ff. − W 37, 274ff.; 38, 330. − Morris 1909, 271f. (unter: Herder). − Morris 1912, 168f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 243f. (unter: Goethe). − JG3 3, 87f. − MA 1.2, 380ff. − FA I 18, 78f.

[Clenerzow:] The ´a ˆtre du Prince Clenerzow Russe, traduit en Franc¸ois par le B. de Blening Saxon. [N. de Carmontelle]. Paris 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 37, 8. Mai 1772, 296. − FgA 246. − W 38, 347 (Paralip. 15). − Morris 1909, 128 (unter: Herder). − Morris 1915, 191 (unter: Goethe). − FA I 18, 24f.

1

) Für Biedermann 334 aufgrund des Stils nicht, vom Ideengehalt jedoch G, für Witkowski (W 38, 320) ohne Bedenken G; Trieloff 24 vermutet Protokoll-Rez., Ritter 201 nennt J. G. Schlosser u. schließt G aus; Morris nennt Herder (1909) 442 u. G (1915) 139 sowie Merck (1912) 74, dies vielleicht aufgrund der Festlegung von BrOkt 1912, 109, der einen Zusammenhang von FgA 23115−325 zu Mercks Theorie der Fabel anführt; zudem nimmt BrOkt 1966, 634 eine Zusammenarbeit zw. Merck u. G an, da dieser im Apr 1772 wiederholt bei G in Darmstadt weilte. Thiele 85 schließt G aus. 2 ) Für Witkowski (W 38, 366) unzweideutig G; Morris dagegen nennt Herder (1909) 454 u. Merck (1912) 83, (1915) 59. Nach BrOkt 1966, 674 spricht der Ausdruck mit blinzenden Augen (FgA 4779) für Merck (vgl. FgA 9836), vielleicht ist H. B. Wenck beteiligt (FgA 47719ff.). 3 ) Scherer LXXXVI, Biedermann 337 u. Morris 1909, 459, 1912, 145 u. 1915, 152 verweisen auf G, Modick 63ff. dagegen, der eine Protokollrez. annimmt unter Beteiligung von Merck, J. G. Schlosser u. G. So auch BrOkt 1966, 694f., der folgende Zuschreibungen versucht: G (FgA 56933−702; 57020f.; 57035−717; 57114−19); Merck (FgA 5703−17; 57021−34; vgl. hierzu Modick 64; Schlosser (FgA 57018f.; 5718−14). 4 ) Scherer LXXXIX votiert für G, zustimmend Witkowski (W 38, 347); Morris nennt Herder (1909) 442, Merck (1912) 75 u. G (1915) 139; dies hält auch BrOkt 1966, 562 u. 636 für möglich.

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Confidence philosophique. [J. Verne]. London 17711)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 55, 10. Juli 1772, 436ff. − FgA 362ff. − Morris 1909, 177f. (unter: Herder). − Morris 1915, 202ff. (unter: Goethe).

[Contius:] Aufgefangener literarischer Briefwechsel, der Dodsleyschen Kunstrichter und andrer Gelehrten. [Von C. G. Contius. o. O.] 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 94, 24. Nov 1772, 751f. − FgA 624f. − W 38, 389 (Paralip. 61). − Morris 1909, 292 (unter: Herder). − Morris 1915, 253 (unter: Goethe). − MA 1.2, 390. − FA I 18, 88.

Correspondence entre S. A. R. le Prince Gustave de Sue `de avec S. E. le Senateur Schaeffer. Greifwalde 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 35, 1. Mai 1772, 277. − FgA 230. − W 38, 346 (Paralip. 14). − Morris 1909, 117 (unter: Herder). − Morris 1915, 189f. (unter: Goethe).

[Cramer:] J. A. Erh. v. Cramer Wetzlarische Nebenstunden. 118. bis 123. Theil. Ulm 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 75, 18. Sept 1772, 599. − FgA 498. − JG2 2, 313. − Morris 1909, 10f. (unter: Goethe). − Morris 1912, 164f. (unter: Goethe).

[Cumberland:] Der Westindier, ein Lustspiel in fünf Handlungen, aus dem Englischen des Hrn. Cumberland [übers. von J. J. C. Bode]. Hamburg 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 40, 19. Mai 1772, 319f. − FgA 265f. − W 38, 350f. (Paralip. 20). − Morris 1909, 136f. (unter: Herder). − Morris 1915, 192f. (unter: Goethe). − JG3 2, 359f. 1

) Witkowski (W 38, 395) hält einen Anteil G’s für möglich, nimmt jedoch den Text nicht in W auf; Morris nennt Herder (1909) 447, J. G. Schlosser (1912) 107 u. vermutet später (1915) 143 G. BrOkt 1966, 655 entscheidet sich für Schlosser aufgrund seiner kritischen Äußerungen zu zeitgenössischen Theologen (J. M. Goeze, J. J. Plitt) u. eines Vergleichs mit Schlossers Schrift Katechismus der christlichen Religion; ein Anteil L. v. Schrautenbachs wird zudem für möglich gehalten. 2 ) Scherer LXXXVI u. Witkowski (W 38, 389) verweisen auf G; Morris nennt zunächst (1909) 460 Herder, dann (1912) 87 Merck u. zuletzt (1915) 154 G. Für G als Verf. votiert auch BrOkt 1966, 704 (mit dem Hinweis auf orthographische Eigentümlichkeiten). 3 ) Scherer LXXXIX vermutet Herder oder G, für G auch Witkowski (W 38, 346) u. Morris 1915, 139, dieser zuvor (1909) 442 Herder u. (1912) 74 Merck; allein Modick 45 verweist auf J. G. Schlosser; für ihn plädiert auch BrOkt 1966, 634, da Schlosser Ossian-Texte kannte (vgl. Brief an Gleim, 10. Mai 1772; JbFDH 1963, 47f.), zudem aufgrund eines Vergleichs von FgA 23021−28 (Ossian-Zitat mit dt. Übersetzung) mit 16011. 4 ) Scherer LXXXIX vermutet G; Witkowski (W 38, 397) hält dies für denkbar; auch Morris nennt zunächst G (1909) 495 u. (1912) 144; als Modick 49 dann J. G. Schlosser nennt, schließt sich Morris (1915) 79 an; dagegen BrOkt 1966, 679, der für H. B. Jaup votiert (aufgrund eines Vergleichs mit FgA 52132ff. u. ADB Anhang 13−24, 312f.) Für Haenelt 377 mit größter Wahrscheinlichkeit G. 5 ) Scherer LXXXIX nennt G, Witkowski (W 38, 351) stimmt zu mit Verweis auf andere

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Cymbelline, ein Trauerspiel, nach einem von Schaekespear erfundnen Stoffe. [Von J. G. Sulzer]. Danzig [1772]1)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 74, 15. Sept 1772, 591f. (Cymbelline, ein Trauerspiel, nach einem von Schäkespear erfundnen Stoffe). − C1 33 (1830) 45f. − FgA 492f. − W 37, 225ff.; 38, 321. − JG2 6, 220−25. − Morris 1909, 234f. (unter: Herder). − Morris 1912, 162f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 228 (unter: Goethe). − JG3 3, 81f. − MA 1.2, 358f. − FA I 18, 58f.

[Denis:] Die Lieder Sineds des Barden, mit Vorbericht und Anmerkungen von M. Denis . . . Wien 17732)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 58, 20. Juli 1773, 477−81. − C1 33 (1830) 71−77. − W 37, 242−46; 38, 325.

[Desmarais:] Jeremie. Poeme en 4. Chants, avec sa prie `re & sa Lettre aux Captifs, pre ˆts a ` partir pour Babylon, Dedie ´a ` Madame, par Mr. Desmarais, Ouvrage orne ´ de fig. en taille douce. Paris 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 33, 24. Apr 1772, 262f. − FgA 218. − Morris 1909, 111 (unter: Herder). − Morris 1915, 188 (unter: Goethe).

[Detheis:] Le Tripot comique ou la Comedie bourgeoise, Comedie en Prose en Vers en trois actes. Par Mr. Detheis [M.-A. de Theis]. Paris 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 80, 6. Okt 1772, 639. − FgA 531. − W 38, 375 (Paralip. 49). − Morris 1909, 255f. (unter: Herder). − Morris 1915, 238 (unter: Goethe). − JG3 3, 484f.

Deutsche und Lateinische Chrestomathie zum Gebrauch der Schulen und Gymnasien. [Hsg. v. K. Zumkley]. Frankfurt u. Leipzig 17725) Besprechungen dramatischer Werke (FgA 139, 165, 186); für Trieloff 27 ist Merck der Verf. (BrOkt 1966, 640 hält jedoch dessen Begründung für nicht ausreichend); Morris 1909, 443 verweist auf Herder, Morris 1912, 75 u. 1915, 139 auf Merck; JG3 sieht G möglicherweise als Verf. Für BrOkt 1966, 640 ist sowohl G als auch Merck nicht beteiligt, wahrscheinlich stamme der Text von dem unbekannten Schauspielrezensenten, der auch FgA 139ff., 165f. u. 186f. verfaßte. 1 ) Scherer LXXXIII u. Biedermann 336 geben G an, auch Witkowski (W 38, 321) nennt G mit Verweis auf den Aufsatz Zum Schäkespears Tag; Trieloff 28 glaubt, G als Verf. sei nur bedingt richtig, sicher habe stattdessen Merck Anteil; Morris nennt Herder (1909) 455, BrOkt 1912, 58 votiert dagegen für G, auch wegen der streng durchgeführten Schreibweise Schäckespear, danach auch Morris 1912, 141, 1915, 148, Modick 26 sowie BrOkt 1966, 678 für G. Für Haenelt 377 mit großer Wahrscheinlichkeit Herder. 2 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen. Nach Witkowski (W 38, 325) eindeutig nicht von G. 3 ) Scherer LXXXIX vermutet G oder Herder, was Witkowski (W 38, 396) ablehnt; Morris nennt Herder (1909) 440, Merck (1912) 74 u. G (1915) 138. BrOkt 1966, 631 votiert für Merck mit dem Hinweis auf FgA 21819f. 4 ) Für Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 375) ist G der Verf.; Morris nennt Herder (1909) 457, Merck (1912) 85 u. G (1915) 151. BrOkt 1966, 687 bezweifelt G’s Verfasserschaft. 5 ) Witkowski (W 38, 369) nennt G mit Verweis auf die Rez. zur Geschichte des polni-

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 77, 25. Sept 1772, 614. − FgA 511. − W 38, 369 (Paralip. 40). − Morris 1909, 242f. (unter: Herder). − Morris 1915, 231f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 361. − FA I 18, 59f.

[Diderot:] Moralische Erzählungen und Idyllen von Diderot und S. Geßner. Zürch 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 68, 25. Aug 1772, 537−40. − FgA 446−49. − W 37, 284−88; 38, 331. − Morris 1909, 4ff. (unter: Goethe). − Morris 1912, 154−57 (unter: Goethe). − Morris 1915, 215ff. (unter: Goethe). − JG2 2, 305−08. − JG3 2, 270ff. − MA 1.2, 346−49. − FA I 18, 46−49.

[Diez:] Vortheile geheimer Gesellschaften für der Welt. [Von H. F. v. Diez]. Halle 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 78, 29. Sept 1772, 624. − FgA 519. − W 38, 372 (Paralip. 43). − Morris 1909, 249 (unter: Herder). − Morris 1915, 233 (unter: Goethe). − MA 1.2, 365. − FA I 18, 64.

Discourses to the Aged; on several important subjects. By Job Orton. London 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 69, 28. Aug 1772, 552. − FgA 459. − Morris 1909, 218f. (unter: Herder). − Morris 1915, 219 (unter: Goethe).

[Dodd:] Predigten für Jünglinge von Dr. Wilhelm Dodd, Prebendarius von Brecon und Königl. Hofkaplan. Aus dem Englischen übersetzt von J. C. Velthuysen, Prediger in Londen. Lemgo 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 66, 18. Aug 1772, 521f. − FgA 433f. − Morris 1909, 207 (unter: Herder). − Morris 1915, 212 (unter: Goethe). schen Juden u. auf den Schlußabsatz des Baukunst-Aufsatzes. Morris verweist auf Herder (1909) 456, dann auf Merck oder J. G. Schlosser (1912) 90, später auf G (1915) 149 mit dem nach BrOkt 1966, 682 richtigen stilkritischen Vergleich von FgA 51115−19 mit der Rede Zum Schäkespears Tag. Für BrOkt 1966, 222 u. 681 spricht zudem die Orthographie der Rez. gegen Schlosser. 1 ) G als Verf. bezeugt, s. unten 1772 Sept 18.: F. W. Gotter an H. Chr. Boie u. 1773 Mai 14.: Lavater an J. G. Zimmermann. Scherer XLV nennt G mit Verweis auf Schlossers Brief an Lavater vom 30. Okt 1772 (s. dort); danach eindeutig G Verf. für: Morris 1909, 495; 1912, 141; 1915, 146; Modick 21; JG3 2, 357; BrOkt 1966, 669 u. Thiele 85; vermutl. wurde die Rez. zum Streitgespräch zwischen G u. Merck, s. BrOkt 1966, 421f. u. GJb 1962, 237ff. 2 ) Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 372) nennen G; Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 457, dann auf Merck (1912) 84 u. zuletzt auf G (1915) 150; G nennt auch BrOkt 1966, 684. 3 ) Morris nennt Herder (1909) 451, G. W. Petersen (1912) 36 u. zuletzt G (1915) 146; BrOkt 1966, 671, der G ausschließt, entscheidet sich für Petersen. 4 ) Scherer XLII u. Morris 1909, 451 sehen Herder als Verf.; später nennt Morris 1912, 89 Merck oder G bzw. nur G (1915) 145. Die stilkritische Analyse nach BrOkt 1966, 667 bringt Hinweise auf J. G. Schlosser, G. W. Petersen, G u. Merck, jedoch ohne Eindeutigkeit. Vielleicht hat Merck ein Urteil Herders verwertet (vgl. Herder an Merck, Mitte Nov 1772; Leuschner 1, 339), nach BrOkt 1966, 667 könnte FgA 4342−18 auch von G u. das Vorhergehende von Merck verfaßt sein.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Dodsley:] Die Weisheit an die Menschen, durch einen begeisterten Braminen. [Von R. Dodsley]. Hamburg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 100, 15. Dez 1772, 796ff. − FgA 661f. − W 38, 390f. (Paralip. 64). − Morris 1909, 304f. (unter: Herder). − Morris 1915, 258f. (unter: Goethe). − JG3 3, 92f. − MA 1.2, 396f. − FA I 18, 94f.

[Doigni du Ponceau:] Quatrie `me, douzieme & quinzie `me nuits d’Young, traduites en vers franc¸ois par Mr. Doigni du Ponceau. Amsterdam u. Paris 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 27, 3. Apr 1772, 212ff. − FgA 177f. − W 38, 342f. (Paralip. 9). − Morris 1909, 90f. (unter: Herder). − Morris 1915, 288f. (unter: Herder).

[Dorat:] Fables ou Allegories philosophiques. [Par C. J. Dorat]. Haag 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 79, 2. Okt 1772, 630. − FgA 523f. − W 38, 372f. (Paralip. 44). − Morris 1909, 251f. (unter: Herder).

[Dutens:] Poe ´sies de Mr. D[utens. o. O.] 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 23, 20. März 1772, 181ff. − FgA 151ff. − W 38, 339f. (Paralip. 6). − Morris 1909, 75f. (unter: Herder). − Morris 1915, 180f. (unter: Goethe).

Ecole de la Vertu, ou Lettres Morales, utiles a ` toutes personnes pour se conduire dans le monde, principalement a ` la jeunesse. Poitiers 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 80, 6. Okt 1772, 638. − FgA 530f. − W 38, 375 (Paralip. 48). − Morris 1909, 255 (unter: Herder). − Morris 1915, 238 (unter: Goethe). − MA 1.2, 368f. − FA I 18, 67f.

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) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 391) sehen G als Verf.; Morris nennt zunächst Herder (1909) 462, dann Merck (1912) 89; Modick 36 votiert für G, so auch später Morris 1915, 155 u. BrOkt 1966, 711. 2 ) Scherer LXXXIX verweist auf G, von Witkowski (W 38, 342) bestätigt, jedoch nur für FgA 17825−35; Morris sieht Herder als Verf. (1909, 439 u. 1915, 95) bzw. Merck (1912, 73), für diesen votiert auch BrOkt 1966, 624 aufgrund eines Inhaltsvergleiches (FgA 17831−33 mit 926ff. u. 21315−22 sowie 17828 mit 5110). 3 ) Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 373) nennen G; Morris 1909, 457 verweist auf Herder, dann BrOkt 1912, 106 auf Merck, dem schließt sich Morris 1912, 84 u. 1915, 59 an. Auch BrOkt 1966, 685 spricht von einem Anteil Mercks (FgA 52328−34 u. 5249ff.), das Übrige wohl von J. G. Schlosser, s. BrOkt 1966, 428. 4 ) Obgleich Scherer LXXXIX, Burdach 368 u. Morris 1815, 136 überzeugt sind von G’s Verfasserschaft, Witkowski (W 38, 340) zumindest G vermutet, nennt BrOkt 1912, 109 u. 1966, 620 Merck (mit philologischer Begründung). 5 ) Für Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 375) sicher G; Morris nennt zunächst Herder (1909) 457, dann Merck (1912) 84 u. schließlich (1915) 151 G. Auch für BrOkt 1966, 686 ist G der Verf.

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[Elsässer:] Blauer Dunst in Gedichten. [Von G. F. Elsässer]. Köln 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 59, 24. Juni 1772, 470. − FgA 390. − W 38, 359 (Paralip. 31). − Morris 1909, 328f. (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 206 (unter: Goethe). − JG3 2, 362 (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 341. − FA I 18, 40.

Empfindsame Reise durch die Visitenzimmer am Ostertag. [Von J. C. Bock. o. O.] 1772. Empfindsame Reise durch die Visitenzimmer am Pfingsttag. [Von J. C. Bock. o. O.] 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 95, 27. Nov 1772, 760. − FgA 632. − Morris 1909, 292 (unter: Herder). − Morris 1915, 253 (unter: Goethe). − FA I 18, 89.

Empfindsame Reisen durch Deutschland von [J. G.] S[schummel]. Zweiter Theil. Wittenberg und Zerbst. o. J. [1771–1772]3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 18, 3. März 1772, 141−44. − C1 33 (1830) 33f. (Teildruck)4). − FgA 118−21. − W 37, 214f.; 38, 317ff. − Morris 1909, 60ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 175−78 (unter: Goethe). − MA 1.2, 309−12. − FA I 18, 13−16.

Englische Kupferstiche5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 80, 6. Okt 1772, 639f. − FgA 531f. − W 38, 376f. (Paralip. 50). − JG2 6, 231f. − Morris 1909, 337f. (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 186ff. (unter: Goethe). − Morris 1915, 273f. (unter: Goethe). − JG3 3, 82. − MA 1.2, 369f. − FA I 18, 68f.

Englische schwarze Kunst6)

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[Teil I:] Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 79, 2. Okt 1772, 630. − FgA 524ff. − W 38, 373 (Paralip. 46, Abschn. Henry Fox Esquire . . .). − Morris 1909, 336f. (unter: 1

) Scherer LXXXI nennt G, zustimmend Witkowski (W 38, 359); Morris 1912, 79 schließt G aus u. votiert für Merck, erst Morris 1915, 144 wieder für G; für JG3 ist die Zuordnung zweifelhaft; BrOkt 1966, 661 hält G für den Verf. 2 ) Morris nennt zunächst Herder (1909) 460, dann Merck (1912) 88 u. zuletzt G (1915) 154; dem schließt sich auch BrOkt 1966, 705 an. 3 ) Für Biedermann 133 u. Scherer LXXX u. LXXXVIII unzweifelhaft G, auch für BrOkt 1966, 611f. u. Thiele, 85. Haenelt nach stilanalytischem Befund mit sehr großer Wahrscheinlichkeit G. 4 ) Zur Redaktion der Rez. für C1 vgl. BrOkt 1966, 516f. u. 611f. 5 ) Für Scherer LXXXIV FgA 53212ff. unzweifelhaft G; Witkowski (W 38, 376f.) schließt sich an, möglicherweise sei auch das Vorangehende ein G-Text; Morris 1912, 151 u. 1915, 165 stimmt gleichfalls für G (FgA 53219 mit Verweis auf Künstlers Morgenlied), ebenso Modick 28. Für BrOkt 1966, 687 stammt der Passus a-b (Anzeige der Stiche von Ravenet u. Picod) von G. u. Merck, der Passus c-d (Stiche von Claude Lorrain) allein von G. 6 ) Teil I: Witkowski (W 38, 373f.) nennt G (für FgA 52528−266), auch für Modick 27 u. Morris 1915, 165 ist G der Verf. BrOkt 1966, 685 stimmt dem zu, vielleicht mit Mercks Anteil. − Teil II: Für Witkowski (W 38, 377f.) gewiß G, wenigstens zum Teil; Morris 1912, 150 nennt G u. Merck, Modick 28ff. nur G, obgleich einige Stellen (FgA 53820ff., 53922−26 u. 53733−36) auf Merck verweisen; Morris 1915, 165 votiert ausschließlich für G als Verf. Auch BrOkt 1966, 688 nennt G, jedoch sieht er Merck beteiligt.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Goethe oder Herder); 338ff. (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 186 (Abschn. Henry Fox Esquire . . ., unter: Goethe). − JG2 6, 231 (Abschnitt: Henry Fox Esquire . . . = W 38, 373, Abschn. Henry Fox Esquire etc. . . .). − JG3 3, 483f. − MA 1.2, 366f. − FA I 18, 65f. [Teil II:] Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 81, 9. Okt 1772, 646ff. − FgA 537ff. − W 38, 377f. (Paralip. 51). − JG2 6, 231f. − Morris 1912, 185f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 272f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 274ff. (unter: Goethe). − JG3 3, 485 (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 370−74. − FA I 18, 65f.; 69ff.

Die erleuchteten Zeiten; oder Betrachtung über den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaften und herrschenden Sitten in Deutschland. [Von G. S. Steinbart]. Züllichau 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 74, 15. Sept 1772, 588f. − C1 33 (1830) 116f. − FgA 490. − W 37, 277ff.; 38, 330. − Morris 1909, 232f. (unter: Herder). − Morris 1915, 226f. (unter: Goethe). − JG3 3, 482f. (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 356. − FA I 18, 56f.

Essais sur le Caracte `re, les Moeurs & l’Esprit des femmes dans les diffe ´rens sie `cles; par Mr. [A.-L.] Thomas, de l’Academie franc¸oise. Paris 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 52, 30. Juni 1772, 413f. − FgA 342f. − W 38, 356f. (Paralip. 28). − Morris 1909, 167f. (unter: Herder). − Morris 1915, 201 (unter: Goethe). − MA 1.2, 339f. − FA I 18, 38.

[Ewald:] Der Fall der ersten Menschen. Ein Drama in fünf Handlungen, mit Zwischengesängen von Johann Ewald. Aus dem Dänischen. Frankfurt am Mayn 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 56, 14. Juli 1772, 448. − FgA 372. − W 38, 358 (Paralip. 30). − Morris 1909, 183 (unter: Herder). − Morris 1915, 204 (unter: Goethe). − MA 1.2, 341. − FA I 18, 40.

[Ewald:] Oden von Ewald. Leipzig u. Gotha 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 98, 8. Dez 1772, 783. − FgA 650. − W 38, 390 (Paralip. 63). − Morris 1909, 301 (unter: Herder). − Morris 1915, 257 (unter: Goethe). − MA 1.2, 395f. − FA I 18, 94. 1

) Biedermann 336 nennt G; Morris zunächst Herder (1909) 455, dann Merck (1912) 83 u. schließlich G (1915) 148; Modick 61ff. votiert für Schlosser, vielleicht mit Einschub von G (FgA 49028−33), was BrOkt 1966, 677 zumindest für diese Stelle bestreitet; vielleicht stamme die Rez. auch von G, der sie Merck schickte, so daß dieser einen Einschub vornahm (FgA 49019−23 u. 49024−27); den Schlußsatz könnte Schlosser hinzugefügt haben; zu den stilkritischen Zuschreibungen BrOkt 1966, 677. Thiele 85 votiert nach sprachstatistischen Erhebungen für G. 2 ) Witkowski (W 38, 357) votiert für G; Begründung: Wortschatz, z. B. Schulchrie (vgl. mit FgA 12634 u. 14721) u. Stil. Morris 1909, 446 nennt Herder; Morris 1912, 77 mit BrOkt 1912, 110 Merck, dann 1915, 142 G. BrOkt 1966, 651 verweist nach Textvergleich (FgA 34313f. mit 427) auf Merck, mit einem Anteil G’s. 3 ) Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 358) nennen G; Morris zunächst (1909) 448 Herder, dann (1912) 78 Merck u. später (1915) 134 G; so auch BrOkt 1966, 659. 4 ) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 390) nennen G; Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 461, dann auf Merck (1912) 89 u. zuletzt auf G (1915) 155; dem schließt sich auch BrOkt 1966, 709 an.

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[Ewald:] Rolf Krage, ein Trauerspiel, von Johannes Ewald, aus dem Dänischen, Hamburg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 94, 24. Nov 1772, 751 (Wolf Krage . . .). − FgA 624. − W 38, 389 (Paralip. 60). − Morris 1909, 292 (unter: Herder). − Morris 1915, 253 (unter: Goethe). − JG3 3, 486 (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 389. − FA I 18, 87.

[Fenderlin:] Gedanken über die Verfassung eines allgemeinen Gesetzbuches, zur Verbesserung derer Justizverfassungen. [Von E. Fenderlin]. Erstes Stück, 1770 . . . Zweites Stück [o. O.] 17712)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 38, 12. Mai 1772, 303f. − FgA 252f. − W 38, 347 (Paralip. 16).

[Ferguson:] Abhandlung zur Erläuterung der Geschichte der sittlichen und moralischen Welt. [Von A. Ferguson]. Aus dem Französischen. Breslau 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 118, 8. Dez 1772, 784. − FgA 650f. − Morris 1909, 301 (unter: Herder). − Morris 1915, 257 (unter: Goethe).

[Ferguson:] Memoires pour servir a ` l’Histoire du monde Moral et politique. [Par A. Ferguson]. Amsterdam 17724)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 40, 19. Mai 1772, 315ff. − FgA 262f. − W 38, 349f. (Paralip. 19). − Morris 1909, 135f. (unter: Herder). − Morris 1915, 191f. (unter: Goethe).

Fragmente der ältern Geschichte zum Zeitvertreib für denkende Leser. [o. O.] 17725)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 95, 27. Nov 1772, 760. − FgA 632. − Morris 1909, 292f. (unter: Herder). − Morris 1915, 253 (unter: Goethe). − FA I 18, 89.

1

) Für Scherer LXXXVI, Biedermann 347 u. Witkowski (W 38, 389) ist G der Verf.; Morris nennt Herder (1909) 460, Merck (1912) 87 u. zuletzt G (1915) 154, so auch BrOkt 1966, 704. 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, auch Herder wäre als Verf. denkbar; Witkowski (W 38, 347) nennt G; Morris dagegen (1909) 364, (1912) 28 u. (1915) 21, L. J. F. Höpfner mit dem Hinweis auf eine Parallelrez. in ADB 17, 521. BrOkt 1966, 637 bezweifelt Höpfners Verfasserschaft, denn die Aussage zur Rußisch-Kayserlichen Majestät, die dato so glorreich regieret (FgA 253) lasse auf einen Verf. schließen, der von den Darmstädter Plänen einer russ. Heirat wußte u. eine Laudatio anbringen wollte, deshalb vielleicht L. v. Schrautenbach, der das Buch besaß. FgA 25233f. u. 25310ff. könnten von G stammen. 3 ) Morris nennt zunächst Herder (1909) 461, dann Merck (1912) 89, zuletzt G (1915) 155. BrOkt 1966, 710 vermutet mit Verweis auf FgA 26211−6322, wo das frz. Original beurteilt wird, Schlosser als Verf. 4 ) Scherer LXXXI vermutet G, so auch Witkowski (W 38, 350); Morris nennt Herder (1909) 443, Merck (1912) 75 u. G (1915) 139. Für BrOkt 1966, 639 unsicher, ob von G bzw. von ihm allein; vielleicht von J. G. Schlosser mit einem Anteil G’s am Schluß (FgA 26311−21). 5 ) Morris nennt zunächst Herder (1909) 460, später (1912) 88 u. zuletzt G (1915) 154, dem schließt sich BrOkt 1966, 705 an.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Französische Kupferstiche („Bonnet hat in Röthelart nach Lagrene´e . . .“)1)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 94, 24. Nov 1772, 752. − FgA 625. − Morris 1909, 342 (innerhalb von: Französische Kupferstiche; unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 277 (unter: Goethe). − MA 1.2, 390. − FA I 18, 88.

Französische Kupferstiche („Les Plaisirs de Satyres . . .“)2)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 110, 9. Nov 1772, 719f. − FgA 598. − Morris 1909, 341f. (unter: Goethe oder Herder).

Französische Kupferstiche („Nach Locatelli hat Benazech . . .“)3)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 92, 17. Nov 1772, 735f. − FgA 611f. − Morris 1909, 341f. (innerhalb von: Französische Kupferstiche; unter: Goethe oder Herder). − MA 1.2, 386f. − FA I 18, 84f.

[v. Gerstenberg:] Eden, das ist: Betrachtungen über das Paradies, und die darinnen vorgefallenen Begebenheiten. [Von J. H. v. Gerstenberg]. Nebst Vorrede von Dr. Carl Friedrich Bahrdt, Professor zu Gießen. Frankfurt am Mayn 17724)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 49, 19. Juni 1772, 385ff. − C1 33 (1830) 82−85. − FgA 319ff. − W 37, 250−53; 38, 326f. (vgl. auch 38, 39221−32?). − Morris 1909, 156ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 303f. (unter: Herder).

Geschenk des Sylphen[.] Pläsir für junge Herrn, sich in Gesellschaften unentbehrlich zu machen. Leipzig 17735)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 102, 22. Dez 1772, 816. − FgA 677. − W 38, 393 (Paralip. 69). − Morris 1909, 312 (unter: Herder). − Morris 1915, 266 (unter: Goethe). − MA 1.2, 406. − FA I 18, 106.

1

) Witkowski (W 38, 395) hält einen Anteil G’s an der Rez. für möglich; Morris nennt Merck (1912) 150 u. G (1915) 166. BrOkt 1966, 704 sieht aufgrund sprachlicher Eigentümlichkeiten G als Verf. 2 ) Morris nennt Merck (1912) 150, (1915) 164, was auch BrOkt 1966, 699 annimmt, jedoch vermutet er auch einen Anteil G’s, vielleicht FgA 59816−22. 3 ) Morris nennt Merck (1912) 150, (1915) 164; BrOkt 1966, 701 verweist zudem auf G, bes. für FgA 6126ff., vielleicht auch 6129ff.. 4 ) Biedermann 355 schließt sich G an, der die Rez. in C1 aufnahm; auch Witkowski (W 38, 326) nennt G; Ritter 202 dagegen, vielleicht Merck; Morris erst Herder (1909) 445, dann Merck (1912) 76 (nach stilkritischem Vergleich) u. wieder Herder (1915) 97. Nach BrOkt 1966, 647 möglicherweise Protokollrez. (da unterschiedliche Orthographie) mit Anteilen von Herder (Nachweis anhand der Zeichensetzung sowie Parallele FgA 32037−217 zu Herder SW 6, 304) u. vielleicht von Merck (FgA 31927−208), G. W. Petersen, der statt Merck FgA 31927−201 verfaßt haben könnte (vgl. mit ADB 29, 606), u. L. v. Schrautenbach. Für Thiele 85 vermutlich nicht von G; nach Haenelt 377 aufgrund stilanalytischen Befundes G als Verf. wahrscheinlich. 5 ) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 393) nennen G; Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 462, dann auf Merck (1912) 89, zuletzt auf G (1915) 157; dem schließt sich auch BrOkt 1966, 714 an.

D

FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[v. Göckingk:] Sinngedichte von [L. F. G. v.] Göcking[k]. Erstes Hundert, Halberstadt 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 68, 25. Aug 1772, 544. − FgA 453. − Morris 1915, 219 (unter: Goethe).

[Göschhausen:] Natürliche Dialogen, laut geplaudert, heimlich aufgeschrieben, und öffentlich bekannt gemacht. [E. A. A. Göchhausen. o. O.] 17722)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 98, 8. Dez 1772, 784. − FgA 651. − Morris 1909, 302 (unter: Herder). − Morris 1915, 258 (unter: Goethe).

[Göze:] [J. M.] Götzens erbauliche Betrachtungen über das Leben Jesu auf Erden; auf alle Tage des Jahrs. Erster und Zweiter Theil. Leipzig 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 58, 21. Juli 1772, 457f. − FgA 379f. − Morris 1909, 187 (unter: Herder). − Morris 1915, 206 (unter: Goethe).

[Goldoni:] Le Bourru bienfaisant. Comedie en trois actes & en Prose de Mr. [C.] Goldoni. Paris 17724)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 71, 4. Sept 1772, 567. − FgA 472. − Morris 1909, 223 (unter: Herder). − Morris 1915, 222 (unter: Goethe).

[v. Gritsch:] Graf Struensee am Rande seiner Vernichtung; von J. C. v. G[ritsch o.O.] 17725)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 102, 22. Dez 1772, 816. − FgA 677. − W 38, 394 (Paralip. 70). − Morris 1909, 312 (unter: Herder). − Morris 1915, 266 (unter: Goethe). − MA 1.2, 406f. − FA I 18, 106.

[v. Haller:] Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung. Zum Druck befördert durch den Herausgeber der Geschichte Usongs. [Von A. v. Haller]. Bern 17726)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 27, 3. Apr 1772, 209−12. − C1 33 (1830) 77−81. − FgA 174−77. − W 37, 246−50; 38, 325f. − Morris 1909, 88f. (unter: Herder). − Morris 1915, 181ff. (unter: Goethe). 1

) Scherer LXXXIX vermutet G; Witkowski (W 38, 396) schließt G aus; Morris nennt Merck (1912) 81 u. G (1915) 146, dagegen BrOkt 1966, 670, der G’s Autorschaft bezweifelt; stilistische Belege sprechen eher für J. G. Schlosser als Verf. 2 ) Morris nennt zunächst Herder (1909) 461, dann Merck (1912) 89 u. zuletzt G (1915) 155; auch BrOkt 1966, 710 vermutet G. 3 ) Scherer L nennt K. F. Bahrdt; Morris 1909, 449 Herder; BrOkt 1912, 79 u. 82 G. W. Petersen; Morris 1912, 79 Merck; Modick (Euphorion 18, 1911, 804) Schlosser; Morris 1915, 143 G. BrOkt (JbFDH 1963, 65ff.) u. 1966, 660 votiert für Schlosser. − Zur Vorgeschichte der Rez. BrOkt 1966, 325−40, zur Nachgeschichte ebd. 340−56. 4 ) Scherer LXXXIX verweist auf G, den Witkowski (W 38, 397) als Verf. ausschließt; Morris nennt Herder (1909) 453, Merck (1912) 83 u. G (1915) 146. BrOkt 1966, 673 schließt G u. Merck aus, vermutet einen unbekannten Schauspiel-Rezensenten. 5 ) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 394) verweisen auf G; Morris nennt Herder (1909) 462 u. G (1915) 157, auch BrOkt 1966, 714 für G. 6 ) Zuschreibung überaus uneinheitlich: Biedermann 334 schließt G aus, dagegen Wit-

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[v. Haller:] Usong, eine Morgenländische Geschichte in vier Büchern, von dem Verfasser des Versuchs Schweizerischer Gedichte. [Von A. v. Haller]. Bern [o.J.]1)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 13, 14. Febr 1772, 102f. − FgA 86f. − W 38, 332f. (Paralip. 1). − Morris 1909, 54 (unter: Herder). − Morris 1915, 174f. (unter: Goethe).

[Hasche:] Vermischtes Magazin eine Wochenschrift . . . [Hsg. v. J. C. Hasche]. I. Band 6 Stücke. Leipzig [o. J.]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 27, 3. Apr 1772, 214f. − FgA 179. − W 38, 343 (Paralip. 10). − Morris 1909, 91f. (unter: Herder). − Morris 1915, 183f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 313f. − FA I 18, 18f.

[Hausen:] Leben und Charakter Herrn Christian Adolph Klotzens, entworfen von Carl Renatus Hausen. Halle 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 43, 29. Mai 1772, 342f. − C1 33 (1830) 117ff. − FgA 284f. − W 37, 279ff.; 38, 330. − JG2 2, 282f. − Morris 1909, 3f. (unter: Goethe). − Morris 1912, 153f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 195f. (unter: Goethe). − JG3 2, 266f. − MA 1.2, 330f. − FA I 18, 29f.

Herrn Hollands philosophische Anmerkungen über das System der Natur. [Von G. J. Holland], aus dem Französischen, von [J. L.] Wetzel . . . Erster Theil . . . Zweiter Theil. Bern 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 66, 17. Aug 1773, 546f. − C1 33 (1830) 105f. − W 37, 269.

kowski (W 38, 325f.), der Rez. mit Stil u. Gehalt von G’s Text Brief des Pastors zu*** an den neuen Pastor zu*** (EGW 1, 431−34) vergleicht; auch Morris 1915, 137 nennt G (dazu kritisch BrOkt 1966, 623); Scherer LXXX vermutet J. G. Schlosser; Ritter 202, Trieloff 11f. u. Morris 1912, 73 nennen Merck; Morris 1909, 439 schließt auf Herder. BrOkt 1966, 623 vermutet einen Anteil F. M. Leuchsenrings (s. auch 183) u. schließt auf Mercks Beteiligung (FgA 17623ff.), wahrscheinlich sei auch ein Anteil von G. W. Petersen (FgA 17433−7614), denn dieser beziehe sich später (FgA vom 15. Dez 1775, 821) nochmals auf die Rez. 1 ) Biedermann 344, Scherer LXXX u. Witkowski (W 38, 333) vermuten G, vielleicht auch Einschub G’s (FgA 874−9); Anteil F. M. Leuchsenrings eher fraglich (BrOkt 1966, 182f.), s. hierzu Merck an Sophie v. La Roche, 28. Febr 1772 (Leuschner 1, 308), da auch Bezug auf Merck als Rez., bestätigt von BrOkt 1966, 606, hier auch der Hinweis auf ein Zitat aus A. v. Hallers Usong, das G als Motto der Geschichte Gottfrieds von Berlichingen diente; für BrOkt ein weiterer Beleg, daß Merck − und nicht G. − der Verf. war. 2 ) G nennen Scherer LXXX, Witkowski (W 38, 343) u. Morris 1915, 137, dieser zunächst für Herder (1909) 439 u. Merck (1912) 73; für BrOkt 1966, 624 hat G Anteil, vielleicht FgA 1794 von Merck. 3 ) Scherer XLV, Morris 1909, 495, 1912, 140, 1915, 140, Modick 10, JG3 2, 356 u. BrOkt 1966, 642 votieren für G, da ihm die Rez. von Höpfner zugeschrieben wurde; s. unten 1772 Okt 19.: L. J. F. Höpfner an R. E. Raspe u. 1773 Febr 18.: L. J. F. Höpfner an C. F. Nicolai. 4 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen. Auch nach Thiele 85 nicht von G.

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[Herwich:] Franken zur griechischen Litteratur. [Von J. J. Herwich]. 1. Abschn. Würzburg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 74, 15. Sept 1772, 590f. − C1 33 (1830) 19f. − FgA 491. − W 37, 202ff.; W 38, 316. − Morris 1909, 233f. (unter: Herder). − Morris 1912, 161f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 227f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 357. − FA I 18, 57f.

[Herwig:] Wahre Beschreibung zweyer aneinander gewachsener Kinder von Dr. Christ Phil. Herwig. Frankfurt u. Leipzig 17722)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 110, 9. Nov 1772, 717. − FgA 595f. − Morris 1915, 250 (unter: Goethe).

[v. Heufeld:] Theatralalmanach für das Jahr 1773, verfasset von einigen Liebhabern der deutschen Schaubühne, zu finden in dem Kaiserl. Königl. priv. Realzeitungscopmtoir. Wien. Zweiter Theil [o.J.]3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 29, 9. Apr 1773, 233−36. − C1 33 (1830) 66−71. − W 37, 239−42; 38, 325.

[Heyne:] Einleitung in das Studium der Antike, oder Grundriß einer Anführung zur Kenntniß der alten Kunstwerke, zum Gebrauch bey seinen Vorlesungen, entworfen von Christ. Gottl. Heyne. Göttingen und Gotha [o.J.]4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 80, 6. Okt 1772, 637f. − FgA 529f. − W 38, 374f. (Paralip. 47). − Morris 1909, 254f. (unter: Herder). − Morris 1915, 237f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 367f. − FA I 18, 66f.

1

) Scherer LXXXIII u. Biedermann 336 votieren für G; Morris nennt Herder (1909) 455 u. G (1912) 141, Modick 44ff. J. G. Schlosser mit zahlreichen stilistischen Belegen, dem widerspricht Morris 1915, 148, der weiterhin G als Verf. vermutet. Nach BrOkt 1966, 677f. ist die Rez. von Schlosser, jedoch G beteiligt (s. FgA 49126−29, vielleicht auch 49117−20). Möglicherweise hat Schlosser den Beitrag von G überarbeitet. 2 ) Morris nennt zunächst (1909) 356, (1912) 16 J. W. Leuchsenring, dann (1915) 153f. G; nach BrOkt 1966, 698 ergeben wort- u. stilkritische Vergleiche keine eindeutige Zuweisung, vielleicht FgA 5959−13 von G. 3 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen. 4 ) Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 375) nennen G; Morris 1909, 457 verweist auf Herder, was BrOkt 1912, 46 ausschließt, weil nach FgA 53022 ein Hörer von Heynes Vorträgen Verf. gewesen sein müsse, deshalb für BrOkt vielleicht G. W. Petersen, der 1768 in Göttingen Vorlesungen hörte; dann votiert Morris für Merck (1912) 84 u. später für G (1915) 150. Nach BrOkt 1966, 685f. komme auch der Hofmeister J. C. Kessel als Hörer u. Verf. infrage. Nach FgA 5308 kannte der Rezensent auch die Nachschriften (nachgeschriebene Hefte) der Vorlesungen, was auf Merck u. auch auf G (vgl. BrOkt 1966, 300 m. Anm. 24; Ruppert Nr. 2055 u. 2056) schließen lasse, deren Beteiligung an der Rez. wahrscheinlich sei. Für G sprächen auch stilistische Erwägungen (FgA 5305ff. u. 5309). Zum Sachverhalt auch H. Bräuning-Oktavio: Christian Gottlob Heynes Vorlesungen über die Kunst der Antike und ihr Einfluß auf Johann Heinrich Merck, Herder und Goethe. Darmstadt 1971.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[v. Holbach:] Examen de l’Essay sur les pre´juge´s. Par le Philosophe de SansSouci. London 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 97, 4. Dez 1772, 769−72. − FgA 638−41. − Morris 1909, 294ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 254ff. (unter: Goethe).

[Hoppe:] Joachimi Hoppii Commentatio succincta ad Institutiones justinianeas. Recensuit, notas adjecit & cum introductione in lectionem Institutionum indiceque locupletissimo denuo edidit. Frankfurt am Mayn 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 353−56. − FgA 293ff. − W 38, 352−55 (Paralip. 23). − JG2 6, 217ff. − Morris 1909, 326ff. (unter: Goethe oder Herder). − MA 1.2, 332ff.

[Hunger:] Thrasybulus. Oder von der Liebe zum Vaterlande. [Von J. G. Hunger]. Dresden und Leipzig 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 22, 17. März 1772, 176. − FgA 147. − W 38, 339 (Paralip. 5). − Morris 1909, 72 (unter: Herder). − Morris 1915, 179 (unter: Goethe). − MA 1.2, 312. − FA I 18, 17.

[Jacobi:] Die Dichter. Eine Oper, gespielt in der Unterwelt, gesehen von [J. G.] Jacobi. Halberstadt 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 85, 23. Okt 1772, 677f. − FgA 562f. − Morris 1915, 243 (unter: Goethe).

[Jacobi:] Ueber das von dem Herrn Prof. Hausen entworfne Leben des H. G. R. Klotz. [Von J. G. Jacobi]. Halberstadt 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 101, 18. Dez 1772, 808. − NL 26, 138. − FgA 670f. − W 37, 288f.; 38, 332. − JG2 3, 97f. − Morris 1909, 16 (unter: Goethe). − Morris 1912, 177 (unter: Goethe). − Morris 1915, 263f. (unter: Goethe). − JG3 3, 97. − MA 1.2, 403. − FA I 18, 102f. 1

) Für Trieloff 136 wahrscheinlich Übersetzung einer frz. Vorlage; Morris nennt Herder (1909) 461, BrOkt 1912, 61 J. K. Deinet mit Hinweis auf dessen Brief an C. F. Nicolai vom 18. Dez 1772, dagegen wiederum Morris, der für Merck (1912) 88 u. zuletzt für G (1915) 155 votiert, was wiederum BrOkt 1966, 707f. infrage stellt, der L. v. Schrautenbach als vermutlichen Verf. anführt. 2 ) Scherer LXXXI vermutet G, Witkowski (W 38, 355) stimmt zu; Morris 1909, 358, 1912, 112, 1915, 76 votiert für Schlosser; dem schließt sich BrOkt 1966, 643 an, einen Anteil von G für möglich haltend. 3 ) Scherer LXXXIX, Witkowski (W 38, 339) u. Morris 1915, 147 vermuten G; auch BrOkt 1966, 618, der darauf verweist, daß G J. G. Hunger in Leipzig kennengelernt hatte u. dessen Werk kannte. 4 ) Scherer LXXXV nennt aufgrund stilkritischer Erwägungen (Vgl. von FgA 56235 mit 56618) G, was Witkowski (W 38, 397) bestreitet, der einen deutlichen Unterschied zu einer anderen G zugeschriebenen Jacobi-Rez. (s. FgA 67028) ausmacht. Morris 1909, 371, 1912, 85, 1915, 60 u. BrOkt 1912, 106 votieren für Merck, so auch BrOkt 1966, 693. 5 ) Biedermann 348 u. Scherer 1886, 61ff. sowie Scherer LXXXVI verweisen auf G, da bezeugt, s. unten 10. Juli 1773: F. H. Jacobi an Wieland. Ritter 203 bezweifelt G’s Verfasserschaft, dagegen wird G wieder genannt von Morris 1909, 496, 1912, 146, 1915, 156 sowie von Modick 41; auch für BrOkt 1966, 713 ist G der Verf.

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[v. Joch:] Alexander von Joch über Belohnung und Strafen nach türkischen Gesetzen. Andere durchgehends verbesserte und mit einem Anhang vermehrte Ausgabe, welche die Widerlegung der wichtigsten Zweifel enthält. Baireut und Leipzig 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 103, 25. Dez 1772, 817−20. − C1 33 (1830) 100−05. − FgA 678ff. − W 37, 264−68; 38, 329. − Morris 1909, 312ff. (unter: Herder).

Journal für die Liebhaber der Litteratur. Zweites Stück. Leipzig [o.J.]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 19, 6. März 1772, 151. − FgA 126f. − W 38, 335 (Paralip. 3). − Morris 1909, 64 (unter: Herder). − Morris 1915, 178 (unter: Goethe). − MA 1.2, 312. − FA I 18, 16.

Carl Philipp Kopps, Fürstlich Hessen-Casselischen Oberappellationsgerichtsraths, ausführliche Nachricht von der älteren und neueren Verfassung der geistlichen und Civilgerichte in den Fürstl. Hessen-Casselischen Landen. Erster oder historischer Theil . . . Kassel 1769. Anderer oder praktischer Theil . . . Kassel 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 31, 17. Apr 1772, 244ff. − FgA 203ff. − MA 1.2, 317f.

[Korn:] Canut der Große, oder Streit der kindlichen und ehelichen Liebe. Eine Heldengeschichte. [Von C. H. Korn]. Ulm 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 43, 29. Mai 1772, 343f. (Druckfehler im Titel: Camut der Große . . .). − FgA 285f. − W 38, 351f. (Paralip. 21). − Morris 1909, 145f. (unter: Herder). − Morris 1912, 154 (unter: Goethe). − Morris 1915, 196 (unter: Goethe). − JG3 2, 267. − MA 1.2, 331. − FA I 18, 31 (Camut der Große . . .).

[Kretschmann:] Briefwechsel der Fr. v. Y und der Baronesse v. Z. [Von K. F. Kretschmann]. Leipzig 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 64, 11. Aug 1772, 509f. − FgA 423f. − W 38, 359f. (Paralip. 32). − Morris 1909, 329 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 208 (unter: Goethe). − JG3 2, 362. − FA I 18, 40f. 1

) Witkowski (W 38, 329) nennt G, Trieloff 19f. vermutet eine Protokollrez., Ritter 203 sieht Schlosser als Verf., Morris zunächst Herder (1909) 462, dann Merck oder J. G. Schlosser (1912) 90, schließlich allein Schlosser (1915) 81. Auch BrOkt 1966, 714 sieht vor allem Schlosser beteiligt (aufgrund sprachkritischer Erwägungen), vielleicht auch G (mit Hinweis auf Spracheigentümlichkeiten); auch Thiele 85 nennt G. 2 ) Scherer LXXXIX u. Witkowski (W 38, 335) vermuten G, dem entgegen Burdach 368; Morris nennt Herder (1909) 435, Merck (1912) 70 u. zuletzt G (1915) 136, so auch BrOkt 1966, 612. 3 ) Morris 1909, 359, 1912, 28 u. 1915, 20 nennt L. J. F. Höpfner (da Parallel-Rez., s. ADB 19, 404ff.); durch BrOkt 1966, 628 bestätigt, jedoch mit einem Anteil G’s (s. FgA 20334−2049, 2052−5). 4 ) Biedermann 345, Scherer LXXXI, Witkowski (W 38, 352), Morris 1912, 140 u. 1915, 140, Modick 11, JG3 2, 356 u. BrOkt 1966, 642 nennen übereinstimmend G; Ausnahme nur Morris 1909, 444: Herder. 5 ) Scherer LXXXIX nennt G, Witkowski (W 38, 360) stimmt zu; Morris votiert für

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Kretschmann:] Gellert und Rabner, ein Todtengespräch. [Von K. F. Kretschmann]. Frankfurt u. Leipzig 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 102, 22. Dez 1772, 816. − FgA 677. − W 38, 393 (Paralip. 68). − Morris 1909, 312 (unter: Herder). − Morris 1915, 266 (unter: Goethe). − MA 1.2, 406. − FA I 18, 105.

[Kretschmann:] Die Jägerinn ein Gedicht. [Von K. F. Kretschmann]. Leipzig 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 26, 31. März 1772, 207. − C1 33 (1830) 34f. − FgA 172f. − W 37, 216f.; W 38, 320. − Morris 1909, 87f. (unter: Herder). − Morris 1915, 181 (unter: Goethe). − JG3 2, 251. − MA 1.2, 313. − FA I 18, 18.

[Kütner:] Horazens Oden von [K. A.] Kutner. Leipzig 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 15, 21. Febr 1772, 119f. (Horazens Oden von Kutner. . . An Herrn Clodius). − FgA 100f. − W 38, 334f. (Paralip. Nr. 2). − Morris 1909, 58f. (unter: Herder). − Morris 1915, 283 (unter: Herder).

Kupferstich („Pylades and Orestes, nach West von Basine . . .“)4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 82, 13. Okt 1772, 656. − FgA 546. − W 38, 382f. (Paralip. 53). − Morris 1909, 340 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 188 (unter: Goethe). − Morris 1915, 276 (unter: Goethe). − JG3 3, 486 (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 378. − FA I 18, 75f.

Kupferstiche. Caspar Richters Portrait nach Graf von Bausen5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 360. − FgA 299. − W 38, 355 (Paralip. 25). − JG2 6, 229. − Morris 1909, 336 (unter: Goethe oder Herder). −

Merck (1912) 80 bzw. G (1915) 145; JG3 hält G oder J. G. Schlosser für möglich. Eindeutig klären lasse sich die Autorschaft auch nach BrOkt 1966, 665 nicht, Wortschatzvergleiche lassen an G’s u. Schlossers Autorschaft zweifeln. 1 ) Scherer XC nennt G, ebenso Witkowski (W 38, 393); Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 462, dann auf Merck (1912) 89, zuletzt auf G (1915) 157, den auch BrOkt 1966, 714 als Verf. sieht. 2 ) G Verf. für Scherer LXXX, Biedermann 334 (mit Verweis auf 13. Febr 1769: an Friederike Oeser; GB 1.1, 158–67), Witkowski (W 38, 320) u. Morris 1915, 136f., nachdem dieser zuvor für Herder (1909) 438 u. für Merck (1912) 72 votiert hatte. Nach BrOkt 1966, 622 eindeutig G (FgA, 17230; 17234 −734; 17310−15). 3 ) Scherer LXXX, Burdach 368 u. Witkowski (W 38, 335) vermuten G, letztere aufgrund philologischer Details; neben Herder wird auch auf Merck (Morris 1912, 110) u. J. G. Schlosser (Modick 46) verwiesen; BrOkt 1966, 610 vermutet F. A. W. Wenck, vielleicht Anteil von Schlosser (FgA 10125−36). 4 ) Witkowski (W 38, 383) verweist auf G, indem er dessen Besprechung einzelner Köpfe desselben Bildes in Lavaters Physiognomischen Fragmenten vergleichend anführt (W 37, 333); auch Morris 1912, 151 u. 1915, 165, Modick 32 u. BrOkt 1966, 689 nennen G. 5 ) Für Witkowski (W 38, 355) zweifellos von G (Inhaltsvergleich mit W 37, 1421 u. 3183−15); G auch für Modick 17, Morris 1915, 165, JG3 2, 357 u. BrOkt 1966, 645 der Verf.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Morris 1912, 185 (unter: Goethe). − Morris 1915, 272 (unter: Goethe). − JG3 2, 269. − MA 1.2, 336f. − FA I 18, 34.

Kupferstiche. Sieben Lebensscenen des heil. Gregorius nach Vanloo von verschiednen Meistern gestochen1)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 39, 15. Mai 1772, 311f. − FgA 259f. − W 38, 348f. (Paralip. 18). − JG2 6, 228f. − Morris 1909, 335f. (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 184f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 271f. (unter: Goethe). − JG3 2, 358f. − MA 1.2, 324f. − FA I 18, 25f.

Kupferstiche („Ein Blatt, die drey Apostel unterschrieben, nach Mich. Angelo von Caravaggio. . .“)2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 38, 12. Mai 1772, 304. − FgA 253. − W 38, 348 (Paralip. 17). − JG2 6, 228. − Morris 1909, 335 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 184 (unter: Goethe). − Morris 1915, 271 (unter: Goethe). − JG3 2, 251. − MA 1.2, 324. − FA I 18, 25.

´ te´ von Moitte nach Boucher . . .“)3) Kupferstiche („Les douceurs de l’E

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 30, 14. Apr 1772, 240. − FgA 200. − Morris 1909, 333 (unter: Goethe oder Herder). − MA 1.2, 316f. − FA I 18, 19f.

Kupferstiche („Recre´ation de la Table von Jordans . . .“)4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 31, 17. Apr 1772, 248. − FgA 207. − Morris 1909, 334 (unter: Goethe oder Herder). − MA 1.2, 320. − FA I 18, 21.

Kupferstiche („Timon of Athens; nach Dance von John Hall. . .“)5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 85, 23. Okt 1772, 679f. − FgA 555f. − W 38, 387 (Paralip. 57). − Morris 1909, 340 (unter: Goethe und Herder). − Morris 1915, 276f. (unter: Goethe). − JG3 3, 86f. − MA 1.2, 379f. − FA I 18, 77f.

Kupferstiche („Von Schenan gemalt und von Halbou gestochen . . .“)6)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 36, 5. Mai 1772, 288. − FgA 240. − Morris 1909, 334 (unter: Goethe oder Herder). − MA 1.2, 323. − FA I 18, 24. 1

) Witkowski (W 38, 349) schwankt zw. Merck oder G; Trieloff 25, Morris 1912, 151 sowie 1915, 165 u. auch Modick 6 nennen G, für JG3 möglicherweise G; nur Morris 1909, 499 vermutet Herder. BrOkt 1966, 639 sieht G als Verf., vielleicht mit einem Anteil von Merck, da beide vom 28. Apr bis 8. Mai 1772 gemeinsam in Darmstadt weilten. 2 ) Scherer LXXXI, Witkowski (W 38, 348), Trieloff 25, Morris 1909, 499, 1912, 150, 1915, 165, BrOkt 1912, 113, Modick 5, JG3 2, 351 alle G, auch BrOkt 1966, 637, der zudem auf G’s Aufenthalt bei Merck in Darmstadt seit dem 28. Apr 1772 verweist. 3 ) Trieloff 27 vermutet G; Morris 1915, 164 nennt Merck; BrOkt 1966, 627f. Merck oder G. 4 ) Trieloff 27 vermutet G; Morris 1915, 164 nennt Merck; BrOkt 1966, 628 verweist auf beide. 5 ) Bis auf Morris 1912, 150, der für Merck votiert, im Konsens G: Scherer LXXXV, Witkowski (W 38, 387), Modick 33f., Morris 1915, 166 u. BrOkt 1966, 693. 6 ) Morris zunächst für Herder (1909) 442, dann BrOkt 1912, 85, Morris 1912, 85 u.

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[La Roche:] Geschichte des Fräulein von Sternheim. Von einer Freundin derselben aus Originalpapieren und andern zuverläßigen Quellen gezogen. Herausgegeben, von C. M. Wieland. Zweiter Theil. Leipzig 17711)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 13, 14. Febr 1772, 100ff. − C1 33 (1830) 50−53. − FgA 85f. − W 37, 230ff. − Morris 1909, 52ff. (unter: Herder).

[La Roche:] Les Caprices de l’Amour & de l’Amitie´. Anecdote Angloise suivie d’une petite Anecdote Allemande. Zürch 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 50, 23. Juni 1772, 397ff. − FgA 329ff. − Morris 1909, 160f. (unter: Herder). − Morris 1915, 199f. (unter: Goethe). − JG3 2, 361 (in: Verlorenes und Zweifelhaftes). − MA 1.2, 337f. − FA I 18, 35ff.

[Lavater:] Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Zimmermann. [Von J. C. Lavater] Dritter und letzter Band. Zürch 17733)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 88, 3. Nov 1772, 697−701. − C1 33 (1830) 90−95. − FgA 579−82. − W 37, 256−61; 38, 327f. − JG2 3, 94−97. − Morris 1909, 13−16 (unter: Goethe). − Morris 1912, 170ff. (unter: Goethe). − Morris 1915, 244−47 (unter: Goethe). − JG3 3, 88−91. − MA 1.2, 382−85. − FA I 18, 80−83.

[Lavater:] Historische Lobrede auf Johann Jakob Breitinger, ehmaligen Vorsteher der Kirche zu Zürch. Von J. C. Lavater. Zürch 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 358. − FgA 297. − Morris 1909, 147 (unter: Herder). − Morris 1915, 197 (unter: Goethe). − JG3 2, 268. − MA 1.2, 335. − FA I 18, 32.

[Lavater:] J. C. Lavater von der Physiognomik, zweytes Stück, welches ein in allen Absichten sehr unvollkommnen Entwurf zu einem Werke dieser Art enthält. Leipzig 17725)

1915, 32 für G. W. Petersen, so auch BrOkt 1966, 635, auch einen Einschub von Herder oder G vermutend (FgA 24033). 1 ) Biedermann 331f. vermutet Merck, so auch Witkowski (W 38, 322), der zugleich G ausschließt. Trieloff 16−19 nimmt Protokoll-Rez. mit Anteil G’s an, was BrOkt 1912, 100 verneint; Morris nennt Herder (1909) 434, dagegen wiederum BrOkt 1912, 48, worauf Morris für Merck votiert (1912) 68, (1915) 54; dem schließt sich BrOkt 1966, 605 an (mit Hinweis auf FgA 8527f. im Vergleich mit FgA 35134−528). Haenelt 377: Merck. 2 ) Scherer LXXXIX nennt G, was Witkowski (W 38, 396) bezweifelt; Morris schwankt zw. Herder (1909) 445, Merck (1912) 76 u. G (1915) 141, für den auch Modick 17ff. votiert; JG3 2, 361 tendiert eher zu Merck. Nach BrOkt 1966, 649 deuten FgA 32932f. u. 3308 auf einen Verf., der die Autorin Sophie La Roche kennt, wahrscheinlich ist G; die kritischen Teile könnten auch von Merck stammen. 3 ) Scherer LXXXVI nennt G, da bezeugt, s. unten 30. Okt 1772: J. G. Schlosser an Lavater; dann auch für G als Verf. Morris 1909, 495, 1912, 145 u. 1915, 153, Modick 34 u. BrOkt 1966, 695. 4 ) Modick 12, Morris 1915, 140f., JG3 2, 357 u. BrOkt 1966, 644 nennen G; BrOkt vermutet G’s Anteil erst ab FgA 29724. 5 ) Scherer XC verweist auf G, Witkowski (W 38, 398) schließt ihn aus; Morris vermutet

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 101, 18. Dez 1772, 807f. − FgA 670. − JG2 6, 226. − Morris 1909, 330 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1912, 177 (unter: Goethe). − Morris 1915, 263 (unter: Goethe). − MA 1.2, 403.

[Lavater:] Predigten über das Buch Jonas von Johann Caspar Lavater, gehalten in der Kirche am Waisenhause. Winterthur 17731)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 37, 7. Mai 1773, 297−301. − C1 33 (1830) 96−100. − W 37, 261−64; 38, 328f.

Das Lob der Mode, eine Rede gehalten und gedruckt nach der Mode. [o.O.] 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 77, 25. Sept 1772, 616. − FgA 512. − W 38, 370. − Morris 1909, 329 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 233 (unter: Goethe). − MA 1.2, 361. − FA I 18, 60.

[Marchand:] Testament politique de Mr. V***. Genf 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 360. − FgA 299. − W 38, 355 (Paralip. 24). − Morris 1909, 148 (unter: Herder). − Morris 1915, 198 (unter: Goethe).

[Marmontel:] Belisar, ein Schauspiel in ungebundener Rede und fünf Aufzügen. [Von J. F. Marmontel]. Aus dem Französischen übersetzt. Mit Andräischen Schriften. Frankfurt am Mayn 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 23, 20. März 1772, 184. − FgA 154. − W 38, 341 (Paralip. 7). − Morris 1909, 325 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 181 (unter: Goethe). − FA I 18, 17.

[Marmontel:] Lucile ein Singspiel in einem Aufzuge. [Von J. F. Marmontel]. Aus dem Französischen übersetzt [von J. H. Faber], und von dem Uebersetzer selbst herausgegeben. Frankfurt am Mayn 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 22, 17. März 1772, 176. − FgA 147f. − Morris 1909, 72 (unter: Herder). − Morris 1915, 179 (unter: Goethe). zunächst G oder Herder (1909) 498, später nennt er G (1912) 146; (1915) 156, so auch BrOkt 1966, 712, der als Nachweis in Bezug auf FgA 67021 G’s Brief vom 30. Nov 1769 an E. T. Langer anführt, in dem auf dasselbe Zitat angespielt wird. 1 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen. 2 ) Witkowski (W 38, 370) vermutet aufgrund des Stils G; Morris nennt Merck (1912) 83 u. G (1915) 149; für G auch BrOkt 1966, 682, der auf FgA 52412ff. verweist. 3 ) Scherer LXXXIX, Witkowski (W 38, 355) u. Morris 1915, 141 nennen G, Morris 1909, 444 hatte auch Herder u. 1912, 76 Merck genannt. Auch für BrOkt 1966, 645 ist G nicht der Verf., vielleicht Merck (Vergleich des Schreibstils mit FgA 19222−936). 4 ) Bis auf Morris 1912, 72 (Merck) u. Burdach 368, der Scherers Hinweis auf G (LXXXIX) ablehnt, vermuten Witkowski (W 38, 341), Trieloff 25 (mit Verweis FgA 176), Morris 1915, 136 u. BrOkt 1966, 620 G. 5 ) Scherer LXXXIX, Morris 1915, 136 u. Trieloff 25 vermuten G, den Burdach 368 u. Witkowski (W 38, 396) ausschließen. Wortschatz könnte auch auf G. W. Petersen u. Merck hindeuten, dennoch vermutet BrOkt 1966, 619 G.

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[Mauvillon u. Unzer:] Ueber den Werth einiger deutscher Dichter und über andre Gegenstände den Geschmack und die schöne Litteratur betreffend. Ein Briefwechsel. [Von J. Mauvillon u. L. A. Unzer]. 1. Stück. Frankfurt und Leipzig 17711)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 15, 21. Febr 1772, 117ff.. − C1 33 (1830) 10−13. − FgA 98ff. − JG2 2, 282. − Morris 1909, 3 (unter: Goethe). − Morris 1915, 175 (unter: Goethe).

[Mayr:] Ein Päckchen Satyren aus Oberdeutschland. [Von B. Mayr]. München [o.J.]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 27, 3. Apr 1772, 215f. − FgA 179f. − Morris 1909, 92 (unter: Herder). − Morris 1915, 184 (unter: Goethe).

[Mendelssohn:] Phedon, ou entretiens sur la spiritualite ´ & l’immortalite ´ de l’ame. Par Mr. Moses Mendels-Sohn, Juif a Berlin, traduit de l’allemand, par Mr. Junker, de l’academie des belles Lettres de Goettingen. Paris [o.J.]3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 55, 10. Juli 1772, 440. − FgA 365f. − Morris 1909, 181 (unter: Herder). − Morris 1915, 204 (unter: Goethe).

[Meyer:] Wie soll ein junges Frauenzimmer sich würdig bilden? [Von A. Meyer] Leipzig 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 32, 20. Apr 1772, 255f. − FgA 212f. − W 38, 343f. (Paralip. 10). − Morris 1909, 107 (unter: Herder). − Morris 1915, 187 (unter: Goethe). − MA 1.2, 321. − FA I 18, 22. 1

) Rez. durch Merck für sich bezeugt, vgl. unten vor 11. Febr 1772: Merck an L. J. F. Höpfner; Einschub G’s (FgA 9921−35) vermutet (Trieloff 10; Morris 1909, 488; JG2 6, 232), abgelehnt von BrOkt 1912, 102 u. Modick 805, dagegen wiederum Morris 1915, 110 mit der Begründung, Merck habe Gellert in Leipzig nicht gehört; da der Text jedoch einen Kollegbesuch des Schreibers voraussetze, sei der Anteil G’s wahrscheinlich. BrOkt weist nach (GJb 1950, 178 u. BrOkt 1966, 70), daß Merck in Leipzig studiert hat (Eintrag im Universitätsmatrikel unter ’Morckius‘), was Merck als Rez. bestätigen würde. Witkowski (W 38, 314) macht geltend, die Stelle über H. W. v. Gerstenberg (FgA 9926) müsse von einem jüngeren Zuhörer Gellerts als Merck stammen, vielleicht von G, was kritisch diskutiert wird von BrOkt 1966, 609f. Thiele 85 hält G für den Verf., Leuschner 1, 306 Merck. 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, Witkowski (W 38, 396) schließt G aus; Morris nennt zunächst Herder (1909) 439, dann Merck (1912) 73 u. zuletzt G (1915) 137. BrOkt 1966, 624 votiert dagegen für J. G. Schlosser (ebd. mit Hinweis auf Schlossers Brief vom 13. Sept 1772 an Lavater, wobei für FgA 1805−13 die Zuschreibung fraglich bleibt). Haenelt 377 nennt G, hält aber auch Herder für möglich. 3 ) Morris nennt zunächst (1909) 448 G (mit Hinweis auch auf Herder), dann Merck (1912) 78 u. schließlich wieder G (1915) 143. BrOkt 1966, 656f. hält G u. Merck für mögliche Verf.: G aufgrund von Wortschatzparallelen (vgl. FgA 36535 mit 53033) u. stilistischen Eigentümlichkeiten. Für Merck würde sprechen das ablehnende Urteil, das über den Übersetzer Huber gefällt wird (FgA 3661−4) u. dem gleicht, das Merck im Brief an Geßner vom 22. Febr 1773 äußert (Leuschner 1, 360). Zugleich stehe diese Kritik im Widerspruch zu den Eingangsworten der Rez. (FgA 36529ff.), was BrOkt vermuten läßt, daß G den Text schrieb u. Merck eine Nachschrift (ab FgA 3661ff.) verfaßte. 4 ) Scherer LXXXIX vermutet G, Witkowski (W 38, 344) pflichtet bei, auch Morris

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Ueber die Mode und deren Folgen. Frankfurt und Leipzig 17711)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 79, 2. Okt 1772, 630. − FgA 524. − W 38, 373 (Paralip. 45). − Morris 1909, 329 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 233 (unter: Goethe). − MA 1.2, 366. − FA I 18, 64f.

[Montagu:] Versuch über Shakespears Genie und Schriften, in Vergleichung mit den Dramatischen Dichtern der Griechen und Franzosen. [Von E. Montagu]. Übersetzt von [J. J.] Eschenburg. Leipzig 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 22, 17. März 1772, 169−73. − FgA 141−45. − WA 335−39 (Paralip. 4). − Morris 1909, 68––71 (unter: Herder). − Morris 1915, 286ff. (unter: Herder).

Ein moralischer Beweis der Gewißheit eines zukünftigen Lebens. Aus dem Englischen. Basel 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 11, 7. Febr 1772, 88. − FgA 75. − Morris 1909, 49 (unter: Herder). − Morris 1912, 49 (unter: Merck). − Morris 1915, 174 (unter: Goethe).

[Moser:] Johann Jakob Mosers, königl. dänischen Etatsraths, neuste kleine Staatsschriften . . . Frankfurt u. Leipzig 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 30, 13. Apr 1773, 244f. − C1 33 (1830) 114f. − W 37, 276f.; 38, 330 (Lesarten).

[Müller:] Genaue Nachrichten von beyden K. K. Schaubühnen in Wien, mit Kupfern. [Von J. H. F. Müller]. Preßburg, Frankfurt und Leipzig [o. J.]5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 33, 24. Apr 1772, 263f. − FgA 218f. − W 38, 344f. (Paralip. 12). − Morris 1909, 325f. (unter: Goethe oder Herder). − Morris

1915, 138, obgleich zunächst für Herder (1909) 440 u. Merck (1912) 74 votierend, zuletzt für G; auch BrOkt 1966, 629 nennt G als Verf. mit einem Anteil Mercks (FgA 21232ff.), zur Begründung vgl. Merck an Sophie v. La Roche, 21. Mai 1772 (Leuschner 1, 318ff.). 1 ) Witkowski (W 38, 373) vermutet G; Morris nennt Merck (1912) 84 u. G (1915) 149. Auch BrOkt 1966, 685 votiert für G mit Hinweis auf FgA 51235f.. 2 ) Scherer LXXXVIII, Burdach 368 u. Witkowski (W 38, 338f.) vermuten G; Morris nennt Herder (1909) 436 bzw. Merck (1912) 71, so auch BrOkt 1912, 109; zur Entscheidung Merck oder Herder s. BrOkt 1966, 616f., wo Merck als Verf. nachgewiesen, ein Anteil Herders jedoch für möglich gehalten wird (mit Morris 1915, 95 Hinweis auf Herders anerkennende Shakespeare-Rez. in ADB 17, 1772, 1. Stück, 210). 3 ) Burdach 368 nimmt aufgrund des Stils G an; Morris nennt Herder (1909) 434, Merck (1912) 69 u. G (1915) 135. BrOkt 1966, 604 bezweifelt G’s Autorschaft, möglicher Verf.: F. M. Leuchsenring. 4 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen. 5 ) Scherer LXXXI, Witkowski (W 38, 344f.) u. Morris 1915, 138 votieren für G; Morris zuvor (1909) 498 für G oder Herder bzw. für G oder Merck (1912) 148; Modick 55 spricht von einem unbekannten Rezensenten; BrOkt 1966, 631 hält dies für möglich, schließt auch G als Verf. nicht aus, bezweifelt jedoch Mercks Anteil (da der Text keine Ablehnung der frz. Literatur enthält).

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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1912, 183 (unter: Goethe oder Merck). − Morris 1915, 188f. (unter: Goethe). − JG2 6, 216f.

[Müller:] Landbibliothek für Deutsche. [Hsg. v. G. S. Müller]. Erster Theil, Göttingen und Gotha 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 66, 18. Aug 1772, 527f. − FgA 438f. − Morris 1909, 208f. (unter: Herder). − Morris 1915, 213f. (unter: Goethe).

[Münter:] Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen J. F. Struensee; nebst desselben eigenhändiger Nachricht, von der Art, wie er zu Aenderung seiner Gesinnung über die Religion gekommen ist. Von Dr. B. Münter. Kopenhagen 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 72, 8. Sept 1772, 569−72. − C1 33 (1830) 85−89. − FgA 473−76. − W 37, 253−56; 38, 327. − Morris 1909, 223ff. (unter: Herder). − Morris 1912, 180ff. (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 347ff. (unter: Herder?).

Musen Almanach. [Hsg. v. Chr. H. Boie]. Göttingen 1773 . . . Ohne das Register, die in Musik gesetzte Lieder, und Kupfer3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 111, 13. Nov 1772, 726ff. − FgA 603ff. − C1 33 (1830) 59−63. − JG2 6, 219f. − Morris 1909, 330ff. (unter: Goethe oder Herder).

Nachrede statt der versprochenen Vorrede4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 104, 29. Dez 1772, 830ff. − FgA 689ff. − W 37, 290ff.; 38, 332. − JG2 3, 98ff. − Morris 1909, 16ff. (unter: Goethe). − Morris 1912, 178f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 267f. (unter: Goethe). − JG3 3, 99f. − MA 1.2, 408ff. − FA I 18, 107ff. 1

) Morris nennt Herder (1909) 451, Merck (1912) 81 u. vermutet G (1915) 145. BrOkt 1966, 667, der dessen stilkritische Ergebnisse anzweifelt, nimmt eine Protokollrez. an, an der wohl J. G. Schlosser Anteil hatte (Schreibung von Goldschmith; vgl. FgA 40515 u. 19), s. Abschnitte FgA 43827−3918−31 u. 43918−31; FgA 4394−18 könnte auf Merck oder auf L. v. Schrautenbach verweisen; fraglich, ob 43928−31 von G herrühre. 2 ) Scherer LXXXIII nennt J. G. Schlosser, Biedermann 336 u. Dechent 182 G, Ritter schließt G aus, nimmt stattdessen Schlosser an; Morris verweist auf Herder (1909) 453, BrOkt 1912, 58 dagegen; dann votiert Morris für G oder Herder (1912) 147, zuletzt vermutet er Herder (1915) 101; für Modick 52ff. ist Schlosser der Verf. Nach BrOkt 1966, 674 wäre auch Protokollrez. möglich, da Schlosser, G. W. Petersens, L. v. Schrautenbach u. Merck Ende Aug gemeinsam in Darmstadt waren. Vielleicht hat Schlosser (als Protokollführer) der Rez. den kritischen Ton gegeben (s. FgA 4761−17). Nach Thiele 85 von G. 3 ) Morris 1909, 372, 1912, 87, 1915, 61 u. BrOkt 1912, 107, BrOkt 1966, 700f. nennen Merck, bezeugt durch Brief 3. Nov 1772: Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 41, 264). Morris 1909, 488f. sah noch einen Anteil G’s (FgA 6042−19; 6053−23;25f.), dem jedoch schon BrOkt 1912, 43 widersprach. 4 ) Scherer LXXXVII nennt G, weil von ihm selbst bezeugt, s. unten ca. 30. Dez 1772: an J. C. Kestner; danach alle für G: Witkowski (W 38, 332), Morris 1909, 496, 1912, 146, 1915, 157, Modick 42f., Thiele 85 u. BrOkt 1966, 715, der zudem die Annahme von Scherer, Witkowski u. Morris, der Verleger J. K. Deinet wäre beteiligt gewesen,

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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Nachricht an das Publikum1)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 44, 2. Juni 1772, 352 (Nachricht an das Publikum. „Herr Geßner hat bey einer Ausgabe neuer Idyllen . . .“). − FgA 292.

Nachricht [über J. J. Herwichs Vorlesungen über die elegante Literatur; Voranzeige]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 59, 24. Juli 1772, 472 (Nachricht. „Herr Herwich, welcher nunmher als Prof der eleganten Literatur . . .“). − FgA 392. − Morris 1909, 189 (unter: Herder). − Morris 1915, 208 (unter: Goethe).

Neue Schauspiele aufgeführt in den Kayserl. Königl. Theatern zu Wien.3) Preßburg. Erster Band. Preßburg 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 31, 17. Apr 1772, 246f. − C1 33 (1830) 47ff. − FgA 205f. − W 37, 227ff.; 38, 321f. − Morris 1909, 104f. (unter: Herder). − Morris 1915, 184f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 318ff. − FA I 18, 20f.

[Orton:] Discourses to the Aged; on several important subjects. By Job Orton. London 17715)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 69, 28. Aug 1772, 552. − FgA 459. − Morris 1909, 218f. (unter: Herder). − Morris 1915, 219 (unter: Goethe).

[Patzke:] Der Wohlthäter. [Von J. S. Patzke]. Erster Theil. Magdeburg 17726)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 79, 2. Okt 1772, 629. − FgA 523. − Morris 1909, 251 (unter: Herder). − Morris 1915, 234 (unter: Goethe).

ablehnt. Fischer-Lamberg (JG3 3, 442) dagegen meint, daß die in der FgA petit gedruckten einleitenden Sätze u. die beiden Schlußabsätze vom Verleger oder der Redaktion stammten. 1 ) BrOkt 1912, 110, Morris 1912, 75 u. 1915, 57 nennen Merck. BrOkt 1966, 643 votiert für G (vgl. G’s Hinweis auf diese Nachricht in FgA 44624−28). Sachliche Erwägungen sprächen gegen Merck: Mercks negatives Urteil über Huber im Brief an S. Geßner vom 22. Febr 1773 (Leuschner 1, 360), das dem der Rez. der Nachricht widerspricht; jedoch sei J. K. Deinet als Verf. denkbar, vielleicht auch zusammen mit G. 2 ) Morris nennt Herder (1909) 449, Merck (1912) 80 u. vermutet G (1915) 145. BrOkt 1966, 662 dagegen bezweifelt G’s Autorschaft. 3 ) Besprochen wurden: Stephanie d. Jüngere: Die Kriegsgefangenen; J. H. Fr. Müller: Gräfin Tarnow; Christoph v. Kessler: Hannchen; Ritter v. Brahm: Der ungegründete Verdacht; J. A. v. Wieland: Der Tuchmacher von London, nach Falbaires Le Fabricant de Londres. 4 ) Scherer LXXX vermutet G, gebilligt von Biedermann 334, Witkowski (W 38, 321), Trieloff 25 u. Morris 1915, 137, dieser zuvor (1909) 440 Herder u. (1912) 73 Merck; BrOkt 1966, 628 nennt G, doch mit Anteil von Merck, der G im Apr 1772 in Darmstadt sah u. mit ihm in Frankfurt u. Homburg war; zudem Nachweis im Textvergleich (FgA 20614−18 mit 26619f.). 5 ) Morris nennt Herder (1909) 451, G. W. Petersen (1912) 36 u. zuletzt G (1915) 146; BrOkt 1966, 671, G ausschließend, entscheidet sich für Petersen. 6 ) Scherer LXXXIX sieht G als Verf., zumindest für den Abschnitt FgA 52318−22; Witkowski (W 38, 397) vermutet Schlosser; Morris nennt Herder (1909) 457, Merck

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[Pfeufer:] Carl und Leonore, oder die mißlungne Hülfe, ein Trauerspiel von Benignus Pfeufer, Gießen 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 49, 19. Juni 1772, 392. − FgA 325. − W 38, 355f. (Paralip. 26). − Morris 1909, 328 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 199 (unter: Goethe). − JG3 2, 360f. − MA 1.2, 337. − FA I 18, 35.

[Poinsinet:] Hans der Schuflicker; Die Pilgrimme von Mecca; Röschen und Colas; der Zauberer. Vier Singspiele aus dem Französischen mit Musik. [Von J. Poinsinet u. M. Sedaine]. [Übers. v. J. H. Faber]. Frankfurt am Mayn 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 59, 24. Juli 1772, 471f. − FgA 390ff. − Morris 1909, 188f. (unter: Herder). − Morris 1915, 207 (unter: Goethe).

[Pompadour:] Lettres de Mad. la Marquise de Pompadour. Tome I. II. III. [London] 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 100, 15. Dez 1772, 798. − FgA 662. − W 38, 391 (Paralip. 65). − Morris 1909, 305 (unter: Herder). − Morris 1915, 259 (unter: Goethe).

[Pope:] Alexander Popes Versuch am Menschen. Uebersetzt von J. J. Harder. Halle 1772 . . . Das Englische daneben4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 90, 9. Nov 1772, 718f. − FgA 597. − Morris 1909, 281 (unter: Herder). − Morris 1915, 251 (unter: Goethe).

[Purmann:] Zufällige Gedanken über die Bildung des Geschmacks in öffentlichen Schulen; von J. G. Purmann. Sechs Program. von 1770–1772. Frankfurt am Mayn [o. J.]5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 78, 29. Sept 1772, 617−20. − FgA 513−16. − Morris 1909, 244ff. (unter: Herder). − FA I 18, 60−63. − MA 1.2, 362ff. (1912) 84 u. G (1915) 150. BrOkt 1966, 684f. hält einen Anteil von J. K. Deinet für möglich, mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch habe J. G. Schlosser Anteil an der Rez. (besonders wegen FgA 52317). 1 ) Scherer LXXXIX, Witkowski (W 38, 356) u. Morris 1915, 144 nennen G; nach JG3 2, 360 ist der Verf. aufgrund der Kürze des Textes nicht zu ermitteln. BrOkt 1966, 648 gibt zu bedenken, daß die Rez. mit den selben Worten beginnt wie die von Höpfner (FgA 31813); da prostituirt ein von G häufig gebrauchtes Wort ist (vgl. auch Modick 108), könnte die Rez. auch von G sein, für den sich BrOkt auch letztlich entscheidet. 2 ) Scherer LXXXIX nennt G; Witkowski (W 38, 396) bezweifelt dies, da nicht G’s Stil; Morris 1909, 449 votiert für Herder, dann 1912, 80 für Merck u. später 1915, 144 für G; Kritik an dessen Festlegungen von BrOkt 1966, 661f., der G vermutet. 3 ) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 391) verweisen auf G; Morris 1909, 462 nennt zunächst Herder; dann vermutet BrOkt 1912 110 Merck, Morris 1915, 155 dagegen votiert für G, auch für BrOkt 1966, 711 ist G wahrscheinlich der Verf. 4 ) Scherer XC verweist auf G, den Witkowski (W 38, 397) ausschließt; Morris nennt zunächst Herder (1909) 459, dann Merck (1912) 86, zuletzt G (1915) 154, was BrOkt 1966, 699 jedoch bezweifelt. Er votiert für Schlosser mit Hinweis auf dessen PopeInteresse (Übersetzung u. Anti-Pope, 1776), s. auch JbDSG 1963, 57ff. 5 ) Scherer LV nennt J. G. Schlosser; Trieloff 21ff. sieht mehrere Personen beteiligt; Morris entscheidet sich zunächst für Herder (1909) 456, später für Schlosser (1912)

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[Pütter:] Der einzige Weg zur Glückseligkeit, deren jeder Mensch fähig ist. [Von J. S. Pütter]. Göttingen und Gotha 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 32, 20. Apr 1772, 252ff. − FgA 210f. − Morris 1909, 106f. (unter: Herder). − Morris 1915, 186f. (unter: Goethe).

Rede an S. K. H. den Grosfürsten Paul Petrowitsch; bey Gelegenheit Dero Majorennitätsfeyer. Petersburg 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 100, 15. Dez 1772, 798. − FgA 662. − W 38, 391f. (Paralip. 66). − Morris 1909, 305 (unter: Herder). − Morris 1915, 259 (unter: Goethe). − MA 1.2, 397. − FA I 18, 96.

[Riccoboni:] Lettres d’Elisabeth Sophie de Valiere a ` Louise Hortence de Cantele son Amie par Madame Riccoboni. I. II. Part. jeder Theil von ohngefähr 28 Bogen. Paris 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 77, 25. Sept 1772, 616. − FgA 512. − Morris 1909, 244 (unter: Herder). − Morris 1915, 232f. (unter: Goethe).

[Riedel:] Epistel an Herrn Oeser. [Von F. J. Riedel]. [Erfurt] 17714)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 44, 2. Juni 1772, 351f. − FgA 292. − W 38, 352 (Paralip. 229). − Morris 1909, 146 (unter: Herder). − Morris 1912, 154 (unter: Goethe). − Morris 1915, 196f. (unter: Goethe). − JG3 2, 267f. − MA 1.2, 333. − FA I 18, 31.

[Riedel:] Launen an meinen Satyr. [Von F. J. Riedel]. Erfurt 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 45, 5. Juni 1772, 358ff. − FgA 297f. − Morris 1909, 147f. (unter: Herder). − Morris 1915, 197f. (unter: Goethe). − JG3 2, 268. − MA 1.2, 335f. − FA I 18, 32f. 108, (1915) 79. BrOkt 1966, 683 vermutet G und/oder Merck mit Hinweis auf FgA 5148ff., 51414ff u. 51535−164; wahrscheinlich entstanden auf der gemeinsamen Rheinfahrt nach dem Besuch bei Sophie v. La Roche u. nach der Rückkehr in Frankfurt am 22. u. 23. Sept 1772 ausgearbeitet. Selbst wenn Schlosser Anteil hätte, die wesentlichen Formulierungen stammten nach BrOkt 1966, 683 von G u. Merck, s. auch ebd. 402f. 1 ) Morris nennt Herder (1909) 440, dann (1912) 34 G. W. Petersen (vielleicht mit einem Anteil Mercks), zuletzt G (1915) 138, weil Petersen FgA 21112 nicht zugeschrieben werden könne. BrOkt (1966) 629 vermutet dagegen wieder Petersen (Verweis auf FgA 21018f. im Vergleich mit FgA 37433). 2 ) Witkowski (W 38, 392) nennt G, Morris zunächst Herder (1909) 462; BrOkt 1912, 110 vermutet Merck, daraufhin auch Morris für Merck (1912) 89, schließlich für G (1915) 155; für G als Verf. votiert auch BrOkt 1966, 712. 3 ) Morris nennt Herder (1909) 456, Merck (1912) 83 u. schließlich G (1915) 149. Nach BrOkt 1966, 682 ist die Verfasserschaft unklar, keineswegs Merck u. wohl auch nicht G, obgleich dieser Lotte in den Leiden des jungen Werthers Riccobonis Werk Miss Jenny Glanville rühmen läßt. 4 ) Scherer LXXXI, Biedermann 345, Witkowski (W 38, 352), Morris 1912, 140 u. 1915, 140 sowie Modick 11, JG3 2, 356 u. BrOkt 1966, 643 nennen unzweifelhaft G; Ausnahme allein Morris 1909, 444: Herder. 5 ) Scherer LXXXI nennt G, was Witkowski (W 38, 396) ausschließt; Morris vermutet

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[Sandrart:] Joachims von Sandrart teutsche Akademie der Bau- Bildhauer- und Malerkunst, in bessere Ordnung gebracht und durchgehends verbessert von Joh. Jak. Volkmann, Dr. Des zweyten Haupttheils zweyter Band, der in der Ordnung des Werks den Fünften ausmacht. Nürnberg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 82, 13. Okt 1772, 649−54. − FgA 539−43. − W 38, 379−82 (Paralip. 52). − Morris 1909, 256−59 (unter: Herder). − Morris 1912, 165−68 (unter: Goethe). − Morris 1915, 238−41 (unter: Goethe). − JG3 3, 83ff. − MA 1.2, 374−78. − FA I 18, 71−75.

[Saussure:] Kurze Anzeige von dem Nutzen der Strahlableiter sc. von Herrn Prof. [H. A.] Saussüre. Aus dem Französischen. Zürch 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 49, 19. Juni 1772, 391f. (Kurze Anzeige von dem Nutzen der Stralableiter etc. von Herrn Prof. Saussüre. Aus dem Französischen . . .) − FgA 324f. − Morris 1915, 278 (unter: Goethe?).

[Scheffner:] Gedichte im Geschmack des Grecourt. [Von J. G. Scheffner]. [o. O., o. J.]3)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 40, 19. Mai 1772, 320. − FgA 266. − Morris 1909, 137 (unter: Herder). − Morris 1915, 193 (unter: Goethe).

[v. Schenk:] Versuche in Gedichten. Von Fr. Marie Charlotte von Schenk, aus dem Hause Lemsell. [Braunschweig] 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 96, 1. Dez 1772, 767f. − FgA 638. − Morris 1909, 294 (unter: Herder). − Morris 1915, 254 (unter: Goethe).

zunächst (1909) 444 Herder u. dann (1912) 76 Merck; Modick 15 sowie Morris 1915, 141 votieren wiederum für G, so auch JG3 2, 357 (aufgrund stilistischer Eigenheiten). BrOkt 1966, 644 zweifelt, ob Merck Anteil hat, wie Modick 15 zumindest für FgA 2982 annimmt (mit Verweis auf FgA 41636), dann schon eher J. G. Schlosser, dem die Laudatio (FgA 29835ff.) zuzutrauen wäre. 1 ) Scherer XLVII u. Witkowski (W 38, 382) nennen G; Morris verweist auf Herder (1909) 458 u. 1912, 144 u. 1915, 151 dann auf G; so auch Modick 30. BrOkt 1966, 244 u. 689 votiert für Merck als Mitverf. aufgrund dessen genauen Kenntnis von Sandrarts Werk; stilkritische Untersuchungen ergeben eindeutige Hinweise auf G (Bezug von FgA 54120 auf 5396; von 5427ff. auf 5395); in FgA 6892 weist G auf FgA 54132ff. zurück. G besaß das Werk (Ruppert Nr. 2322). 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, Witkowski (W 38, 396) dagegen, weil nicht G’s Fach; Morris 1912, 76 nennt Merck bzw. vermutet G (1915) 167. Zumindest für FgA 32519−22 sieht auch BrOkt 1966, 648 einen Anteil G’s; der Verf. könne nicht ermittelt werden. 3 ) Scherer LXXXIX vermutet G, Witkowski (W 38, 396) eher nicht; Morris nennt Herder (1909) 443 u. Merck (1912) 75, (1915) 139. Nach BrOkt 1966, 640 könnte FgA 26619f. von Merck stammen, vielleicht habe auch der Verf., womöglich J. G. Schlosser, Mercks Worte übernommen. 4 ) Scherer XC gibt G an, Witkowski (W 38, 397) sieht G eher nicht als Verf.; Morris nennt Herder (1909) 461, später Merck (1912) 88 u. zuletzt (1915) 155 G, was BrOkt 1966, 707 bestreitet aufgrund des Inhalts; stattdessen votiert er für J. G. Schlosser.

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[Schilling:] Rud. Ernst Schilling, Sammlung verschiedener Gedichte. Bremen 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 96, 1. Dez 1772, 768. − FgA 638. − Morris 1909, 294 (unter: Herder). − Morris 1915, 254 (unter: Goethe).

[v. Schirach:] Magazin der deutschen Critik. Herausgegeben von Herrn [G. B. v.] Schirach. Ersten Bandes, erster Theil. Halle 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 71, 4. Sept 1772, 561−64. − FgA 466−69. − W 38, 361−64 (Paralip. 34). − Morris 1909, 220ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 328ff. (unter: Herder).

[v. Schirach:] Magazin der deutschen Kritik. Herausgegeben von Herrn [G. B. v.] Schirach. Ersten Bandes, zweyter Theil. Halle 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 98, 8. Dez 1772, 779−82. − FgA 647ff. − W 38, 389f. (Paralip. 62). − Morris 1909, 299ff. (unter: Herder). − MA 1.2, 393ff. − FA I 18, 91ff.

[v. Schirach:] Ueber die moralische Schönheit und Philosophie des Lebens. [Von G. B. v. Schirach]. Altenburg 17724)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 98, 8. Dez 1772, 777ff. − FgA 645ff. − Morris 1909, 297f. (unter: Herder). − Morris 1915, 256f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 391f. − FA I 18, 89ff.

[Schmidt:] Die Geschichte des Selbstgefühls. [Von M. J. Schmidt]. Frankfurt und Leipzig 17725)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 78, 29. Sept 1772, 620−23. − FgA 516ff. − W 38, 370ff. (Paralip. 42). − Morris 1909, 246ff. (unter: Herder).

1

) Scherer XC u. Witkowski (W 38, 397f.) nennen G; Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 461, später auf Merck (1912) u. schließlich auf G (1915) 155. Auch BrOkt 1966, 707 hält G für den Verf. 2 ) Scherer LXXXIII nennt G mit Anteil von J. G. Schlosser (FgA 46823ff.); für Witkowski (W 38, 364) eine Rez G’s u. seiner Freunde; Morris votiert für Merck (1912) 82 u. Herder (1909) 452, (1915) 99, den BrOkt 1966, 672f. ausschließt, obgleich Protokollrez., mit Anteilen von Merck, G. W. Petersen, J. G. Schlosser u. L. v. Schrautenbach, möglicherweise auch mit Beteiligung G’s, der sich während der Abfassung bei Merck in Gießen aufhielt, vielleicht auch sein Votum an Merck oder Schlosser schickte. 3 ) Scherer LXXXVI sieht einen Anteil G’s, auch Witkowski (W 38, 390), s. FgA 64911ff.; Morris nennt zunächst Herder (1909) 461, später Merck (1912) 88, (1915) 62. BrOkt 1912, 110 vermutet Merck u. eine Zusammenarbeit mit G; es sei eine Protokollrez: FgA 64818ff., 64821 u. 6496 sprächen für Merck, FgA 6487−18 u. 64919−27 für G sowie FgA 6477−4820–31 für F. A. W. Wenck. 4 ) Morris nennt Herder (1909) 461, Merck (1912) 88 u. G (1915) 155; Modick 65ff. dagegen Merck u. G; dem stimmt auch BrOkt 1966, 708 zu; für Merck sprächen FgA 64531 u. 6463; auf G verweise FgA 64515−25 u. 64631−472. 5 ) Scherer LXXXIX nennt G, Witkowski (W 38, 372) stimmt zu; Morris verweist zunächst auf Herder (1909) 456, dann 1912, 70 mit BrOkt 1912, 110 auf Merck u. zuletzt auf J. G. Schlosser (1915) 79 durch Vergleich von FgA 51714ff. mit 6803ff.. Für

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Schummel:] Empfindsame Reisen durch Deutschland von S. Zweiter Theil. [Von J. G. Schummel]. Wittenberg und Zerbst [1771–1772]1)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 18, 3. März 1772, 141−44. − C1 33 (1830) 33f. (Teildruck)2). − FgA 118−21. − W 37, 214f.; 38, 317ff. − Morris 1909, 60ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 175−78 (unter: Goethe). − MA 1.2, 309−12. − FA I 18, 13−16.

[Schummel:] Lustspiele ohne Heirathen, von dem Verfasser der empfindsamen Reisen durch Deutschland. [Von J. G. Schummel]. Wittenberg und Zerbst 17733)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 5, 15. Jan 1773, 39f. − C1 33 (1830) 63f. − W 37, 238; 38, 324.

[Seiler:] Dr. Georg Friedrich Seiler, kurze Geschichte der geoffenbarten Religion. Erlangen 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen 20. Nov 1772, 737−40. − FgA 612−15. − Morris 1909, 285ff. (unter: Herder).

Der Selbstmord. Eine Erzählung (in Versen.) Sechstehalb Bogen. Leipzig und Zwickau [o.J.]5)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 72, 8. Sept 1772, 576. − FgA 480. − W 38, 367 (Paralip. 37). − Morris 1909, 329 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 223 (unter: Goethe). − MA 1.2, 352. − FA I 18, 53.

[Seybold:] Schreiben über den Homer, an die Freunde der griechischen Litteratur. Von [D. C.] Seybold, Prof. in Jena. Eisenach 17726)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 73, 11. Sept 1772, 577−81. − FgA 480−83. − Morris 1909, 228ff. (unter: Herder). − Morris 1912, 159ff. (unter: Goethe). − Morris 1915, 223ff. (unter: Goethe). − MA 1.2, 353ff. − FA I 18, 53−56. Schlosser votiert auch BrOkt 1966, 683, der zudem FgA 51732ff. mit JbFDH 1963, 49f. u. 61 in Bezug setzt. 1 ) Für Biedermann 133 u. Scherer LXXX u. LXXXVIII unzweifelhaft G, auch für BrOkt 1966, 611f. u. Thiele 85. 2 ) Zur Redaktion der Rez. für C1 vgl. BrOkt 1966, 516f. u. 611f. 3 ) Wohl irrtümlich von G in C1 aufgenommen. Nach Witkowski (W 38, 324) könnte die Rez. von G verfaßt sein, offen bleibe die Möglichkeit, daß die Besprechung von ihm früher geschrieben u. erst 1773 abgedruckt worden sei. 4 ) Scherer XC votiert für G, Witkowski (W 38, 397) sieht nicht allein G als Verf.; Morris nennt Herder (1909) 460, dann BrOkt 1912, 85 G. W. Petersen; Morris 1912, 37 u. 1915, 34 schließt sich später dem an. BrOkt 1966, 702 vermutet eine Protokollrez. mit Anteilen von L. v. Schrautenbach (FgA 61228, 6136 u. 61328−145) u. J. G. Schlosser (FgA 61320, 61322 u. 26); der Text könnte auch Ergebnis eines Gesprächs zwischen G, Merck u. Petersen oder Schrautenbach gewesen sein, Schlossers Anteil bestände in redaktionellen Ergänzungen, auch eine Beteiligung von F. A. W. Wenck wäre möglich. 5 ) Scherer LXXXIX entscheidet sich für G, ebenso Witkowski (W 38, 367); Morris nennt erst Merck (1912) 83 u. dann (1915) 147 G, so auch BrOkt 1966, 675. 6 ) Scherer LXXXIII u. Biedermann 336 vermuten G, für Witkowski (W 38, 315f.) ist

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Seybold:] Wanderschaft eines Journalisten. [Von D. C. Seybold]. Buxtehude 17711)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 72, 8. Sept 1772, 575f. − FgA 479. − W 38, 366f. (Paralip. 36). − Morris 1909, 227f. (unter: Herder). − Morris 1915, 222f. (unter: Goethe). − MA 1.2, 352. − FA I 18, 52.

[v. Sinclair:] Lobrede auf den Herrn Friedrich Karl Kasimir von Kreuz sc. [Von A. v. Sinclair]. Frankfurt am Mayn 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 50, 23. Juni 1772, 399f. − C1 33 (1830) 119f. − FgA 331f. − W 37, 281f.; 38, 330f. − Morris 1909, 161 (unter: Herder). − Morris 1915, 200 (unter: Goethe). − JG3 2, 269f. − MA 1.2, 338f. − FA I 18, 37.

[v. Sonnenfels:] Ueber die Liebe des Vaterlandes, von J. v. Sonnenfels. Wien. 17713)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 41, 22. Mai 1772, 324−27. − C1 33 (1830) 106−10. − FgA 269−72. − W 37, 269−73; 38, 329f. − Morris 1909, 137ff. (unter: Herder). − Morris 1912, 193ff. (unter: Goethe). − Morris 1915, 192f. (unter: Goethe). − JG3 2, 264ff. − MA 1.2, 327−30. − FA I 18, 26−29.

Le Spectateur Franc¸ois pour servir de suite a ` celui de Marivaux, journal compose ´ de quinze Cahiers de trois feuilles qui paroissent dans le Cours de l’anne ´e. Paris [o.J.]4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 32, 20. Apr 1772, 256. − FgA 213. − Morris 1909, 107 (unter: Herder). − Morris 1915, 187 (unter: Goethe).

nach Stil u. Inhalt Herder der Verf., dagegen nennen Trieloff 14ff., Morris 1912, 141 u. 1915, 147, Modick 24, JG3 2, 358 u. BrOkt 1966, 675f. G. BrOkt ebd. zu den stilkritischen Zuschreibungen von Morris, JG3 sowie Ritter (hierzu auch ebd. 527) u. zur Möglichkeit, daß G ein Ms. Herders bearbeitete. 1 ) Scherer LXXXIII nennt G, ebenso Witkowski (W 38, 366f.); Morris sieht als Verf. Herder (1909) 454, Merck (1912) 83 u. G (1915) 147. Auch BrOkt 1966, 675 votiert für einen Anteil Mercks durch Inhalts- (vgl. FgA 47916−20 mit Brief Mercks an Sophie v. La Roche, 20. Juli 1771; Leuschner 1, 246f.) u. aufgrund eines Wortschatzvergleichs (FgA 47925 mit 991); stilkritische Herleitung der Autorschaft G’s s. BrOkt 1966, 675 u. 559ff. 2 ) Scherer LXXXII nach C1 für G, was Biedermann 335 bezweifelt; für Witkowski (W 38, 331) eindeutig G; Morris nennt Herder (1909) 446, Merck (1912) 77 u. G (1915) 142; für G entscheiden sich auch JG3 2, 357 u. BrOkt 1966, 649f., der zudem Herder ausschließt, da dieser andernorts (ADB 16, 127ff.) die Texte von F. C. C. v. Creutz weniger positiv besprochen hat. 3 ) Scherer LXXXI, Biedermann 334, Modick 7, Morris 1915, 139 u. JG3 2, 356 nennen G. BrOkt 1912, 54 lehnt zunächst nur Herder als Verf. ab, den Morris 1909, 443 noch genannt hatte; später votiert BrOkt 1966, 640f. für G. Nach Thiele 85 vielleicht von G. 4 ) Morris nennt zunächst Herder (1909) 440, dann (1912) 74 mit BrOkt 1912, 109 Merck, zuletzt G (1915) 138. BrOkt 1966, 630 bestätigt seine frühere Ansicht, indem er FgA 21318−22 mit 926ff. u. 17831ff. vergleicht; FgA 21322ff. eindeutig von Merck; für diesen spricht auch der naturwissenschaftliche Gehalt der Rez.

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Steiger:] Briefe über die Lektüre an den jungen Elpin, von J. Ch. St[eiger]. Leipzig [o.J.]1)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 14, 18. Febr 1772, 111f. − FgA 94. − Morris 1909, 55f. (unter: Herder). − Morris 1915, 175 (unter: Goethe).

[Sulzer:] Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter, auf einander folgenden Artickeln abgehandelt, von Johann Georg Sulzer. Erster Theil, von A. bis J. Leipzig 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 12, 11. Febr 1772, 89−94. − C1 33 (1830) 3−10. − FgA 75−80.

[Sulzer:] Die schönen Künste in ihrem Ursprung, ihrer wahren Natur und besten Anwendung, betrachtet von J. G. Sulzer. Leipzig 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 101, 18. Dez 1772, 801−07. − C1 33 (1830) 24−33. − FgA 664−70. − W 37, 206−14; 38, 316f. − JG2 6, 220−25. − Morris 1909, 305−11 (unter: Herder). − Morris 1912, 172−76 (unter: Goethe). − Morris 1915, 259−63 (unter: Goethe). − JG3 3, 93−97. − MA 1.2, 397−402. − FA I 18, 96−101.

[Terenz:] Les Comedies de Terence, Traduction nouvelle avec le latin a ` cote ´, & des Notes par l’Abbe ´ le Monnier. Paris 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 36, 5. Mai 1772, 285ff. − FgA 237f. − Morris 1909, 122f. (unter: Herder).

[Thierbach:] Beiträge zur deutschen Lectüre für Leser und Leserinnen. Leipzig 17735)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 14, 16. Febr 1773, 113f. − C1 33 (1830) 64ff. − W 37, 238f. 1

) Scherer LXXXVIII erwägt G; Witkowski (W 38, 395) schließt G als Verf. aus; Morris nennt zunächst Herder (1909) 435, dann Merck (1912) 70 u. zuletzt G (1915) 135; was BrOkt 1966, 608 wiederum infrage stellt. 2 ) Durch Merck bezeugt, s. unten 1772 vor Febr 11.: Merck an L. J. S. Höpfner, ferner 1773 Febr 18.: Höpfner an C. F. Nicolai u. 1772 Febr 8.: J. K. Deinet an R. E. Raspe; demnach für Morris 1909, 366 u. 371 u. 1915, 54 unzweifelhaft Merck, so auch BrOkt 1912, 97 (mit Hinweis zudem auf Mercks Geschichte der Malerei) u. BrOkt 1966, 604. 3 ) Scherer LXXXVI folgt G’s Vermutung (Aufnahme in C1), so auch Biedermann 341 u. Witkowski (W 38, 316) mit dem zusätzlichen Hinweis auf W 37, 14813ff.; Morris nennt zunächst Herder (1909) 462 u. dann G (1912) 145, (1915) 155; auch Modick votiert für G. Nach BrOkt 1966, 712 hat Merck an der in Darmstadt entstandenen Rez. Anteil (mindestens FgA 6656−27). Rez. ist als Steitgespräch aufzufassen zw. G u. Merck; Anteil Mercks: FgA 66429−6522; 6685−17; 66825−33; 66928−34); Anteil G’s ab FgA 66522. FischerLamberg (JG3 3, 441) sieht im Brief an J. G. Röderer, Herbst 1773 (GB 2.1, 120) eine mögliche Anspielung auf G’s Verfasserschaft. Nach Haenelts 377 stilkritischer Untersuchung G. 4 ) Scherer LXXXIX erwägt G, für Witkowski (W 38, 396) ist die Rez. ungoethisch; Morris nennt Herder (1909) 442, Merck (1912) 110 u. J. G. Schlosser (1915) 76; BrOkt 1966, 635 bezweifelt die Autorschaft Schlossers, vielleicht Anteil von Merck u. G. (FgA 23825: Über Druck u. Papier). − Zu G’s Terenz-Lektüre vgl. DuW Buch 6 (AA-DuW 1, 200). 5 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen, s. auch Witkowski (W 38, 325).

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[Thomas:] Essais sur le Caracte `re, les Moeurs & l’Esprit des femmes dans les diffe ´rens sie `cles; par Mr. Thomas, de l’Academie franc¸oise. Paris 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 52, 30. Juni 1772, 413f. − FgA 342f. − W 38, 356f. (Paralip. 28). − Morris 1909, 167f. (unter: Herder). − Morris 1915, 201 (unter: Goethe). − MA 1.2, 339f. − FA I 18, 38.

[Tobler:] Onyramynt fürs Christenthum. Bey dem Traume von 2440. von Diac. Johann Tobler. Zürch 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 57, 17. Juli 1772, 452ff. − FgA 375f. − Morris 1909, 185f. (unter: Herder). − Morris 1915, 204f. (unter: Goethe).

[Töllner:] Meine Vorsätze. Folgen meiner Ueberzeugung. [Von J. G. Töllner]. Berlin 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 76, 22. Sept 1772, 602−05. − FgA 501−03. − Morris 1909, 11f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 229f. (unter: Goethe).

[v. Trenk:] Der Menschenfreund, eine Wochenschrift, geschrieben in der freyen Reichsstadt Aachen, für das Jahr 1772. Von Friedrich Freyh. v. Trenk, Kayserl. Königl. Obristwachtmeister. Aachen 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 77, 25. Sept 1772, 615f. − FgA 511f. − Morris 1909, 243 (unter: Herder). − Morris 1915, 232 (unter: Goethe).

Die Unsterblichkeit der Seele. Leipzig 17725)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 79, 2. Okt 1772, 628f. − FgA 522. − Morris 1909, 250f. (unter: Herder). − Morris 1915, 234 (unter: Goethe).

1

) Witkowski (W 38, 357) votiert für G mit Blick auf Wortschatz (Schulchrie; vgl. mit FgA 12634 u. 14721) u. Stil; Morris 1909, 446 nennt Herder, dann 1912, 77 mit BrOkt 1912, 110 Merck, zuletzt (1915) 142 G. BrOkt 1966, 651 verweist nach Textvergleich (FgA 34313f. mit 427) auf Merck, mit einem Anteil G’s. 2 ) Morris nennt zunächst (1909) 448 Herder, dann (1912) 78 Merck u. zuletzt (1915) 143 G. BrOkt 1966, 659 (mit Kritik an Morris’ Stilvergleich) führt inhaltliche Parallelen zu Aussagen Mercks an, den er für den Verf. hält: FgA 37526ff. mit ADB 19, 595 u. 598 sowie im Wortschatzvergleich FgA 37516 u. 37519 mit Brief 1771: J. G. Jacobi an Merck (Leuschner 1, 226−29). 3 ) Scherer LXXXIIIf. vermutet J. G. Schlosser; Witkowski (W 38, 397) sieht keinen Anteil G’s; für Trieloff 22 Protokoll-Rez.; Morris 1909, 445 nennt Herder; für BrOkt 1912, 85 wahrscheinlich G. W. Petersen der Verf., für Morris 1915, 149 Herder. BrOkt 1966, 680 schließt sich Witkowski an u. sieht keinen Anteil G’s, wahrscheinlich aber Petersen beteiligt (FgA 5016−0228); der Hauptanteil gehöre jedoch Schlosser, von einer Protokoll-Rez. ist wohl auszugehen. 4 ) Scherer LXXXIX vermutet G; Witkowski (W 38, 397) schließt G aus; Morris nennt Herder (1909) 456, Merck (1912) 83 u. G (1915) 149, letzteres hält BrOkt 1966, 682 für unwahrscheinlich; BrOkt vermutet Merck mit dem Hinweis auf stilistische Bezüge: FgA 51130ff. mit dem Brief von Merck an Sophie v. La Roche, 21. Sept 1771 (Leuschner 1, 264f.) sowie FgA 5129 mit ADB 22, 612 u. Teutscher Merkur 1777 I 102. Haenelt 377 nach stilkritischer Untersuchung G. 5 ) Scherer LXXXIX votiert für G; Witkowski (W 38, 397) schließt G aus; Morris nennt

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Unumstößlichkeit der natürlichen Religion. [De Chastenet de Puyse ´gur]. Aus dem Französischen, [Danzig] 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 84, 20. Okt 1772, 669f. − FgA 556f. − W 38, 386 (Paralip. 56). − Morris 1909, 270 (unter: Herder). − Morris 1915, 242f. (unter: Goethe). − JG3 3, 85f. − MA 1.2, 378f. − FA I 18, 76f.

[Volckmann:] Kritische Abhandlung über die Fehler der Mahler wider die geistliche Geschichte und das Kostum. [Von J. J. Volckmann]. Aus dem Französischen, Leipzig 17722)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 104, 29. Dez 1772, 829f. − FgA 688f. − W 38, 394f. (Paralip. 71). − Morris 1909, 319 (unter: Herder). − Morris 1912, 177f. (unter: Goethe). − Morris 1915, 266f. (unter: Goethe). − JG3 3, 98f. − MA 1.2, 407. − FA I 18, 106f.

[Voltaire:] Le de´positaire. Come´die en 5 Actes par Mr. de Voltaire. Lausanne 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 68, 25. Aug 1772, 540ff. − FgA 449ff. − Morris 1909, 214ff. (unter: Herder). − Morris 1915, 217f. (unter: Goethe).

[Voltaire:] Lettre de Mr. de Voltaire a ` un de ses Confre`res de l’Acade´mie. Genf 17724)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 71, 4. Sept 1772, 566f. − FgA 471. − Morris 1909, 223. − Morris 1915, 221f. (unter: Goethe).

Herder (1909) 457, Merck (1912) 84 u. G (1915) 150, was BrOkt 1966, 684 bezweifelt, der stattdessen J. G. Schlosser vermutet. 1 ) Witkowski (W 38, 386) nennt G; Morris zunächst (1909) 459 Herder, dann Merck (1912) 85 u. später (1915) 156 mit Modick 32 G. Auch BrOkt 1966, 691 sieht G als Verf., eine Mitarbeit von J. G. Schlosser wird vermutet aufgrund stilistischer Eigentümlichkeiten (zu FgA 55712 vgl. 6884 u. FgA 55727 mit 6609 u. 10). 2 ) Scherer LXXXVII u. Witkowski (W 38, 395) nennen G; Morris sieht zunächst Herder (1909) 463, dann (1912) 146, (1915) 157 zusammen mit Modick 41 G als Verf. Nach BrOkt 1966, 244 u. 715 verweist auf G eine Spracheigentümlichkeit (FgA 6892). Fischer-Lamberg (JG3 3, 442; ähnlich GB 1.2, 478) sieht zudem im Brief vom 25. Dez 1772: an J. C. Kestner (s. dort) einen Hinweis auf G’s Verfasserschaft. 3 ) Scherer LXXXIX votiert für G, Witkowski (W 38, 396) dagegen; Morris nennt Herder (1909) 451, Merck (1912) 81 u. G (1915) 146. Nach BrOkt 1966, 669f. führen stilkritische Erwägungen zu keinen eindeutigen Zuschreibungen: von G könnte FgA 45030ff. u. 45033−511ff. sein; ansonsten Votum für Merck, vielleicht unter Beteiligung von G u. J. G. Schlosser, für den die Verwendung der Fügung Zwei Drittel (vgl. FgA 23516, 34034 u. 37127) sprechen würde. 4 ) Scherer LXXXIX vermutet G, Witkowski (W 38, 396f.) bezweifelt G’s Autorschaft; Morris nennt Herder (1909) 453, Merck (1912) 83 u. G (1915) 146; BrOkt 1966, 673 schließt G aus u. verweist mit FgA 44226−4516 u. 44927−5122 auf Merck.

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[Voltaire:] Lettre de Mr. de Voltaire sur un ecrit anonyme . . . Genf 17721)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 73, 11. Sept 1772, 581f. − W 38, 367f. (Paralip. 38). − FgA 483f. − Morris 1909, 230f. (unter: Herder). − Morris 1915, 225f. (unter: Goethe).

[Voltaire:] Questions sur l’Encyclope ´die par des Amateurs. Neuvie `me Partie. [o. O.] 17722)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 83, 16. Okt 1772, 657f. − FgA 546f. − W 38, 383 (Paralip. 54). − Morris 1909, 261 (unter: Herder). − Morris 1915, 241f. (unter: Goethe).

Die wahre Bildung vornehmer Personen in richtigen Grundsätzen und lehrenden Beyspielen entworfen. Erster Theil. Leipzig und Hanau 17723)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 66, 18. Aug 1772, 526f. − FgA 437f. − Morris 1909, 208 (unter: Herder). − Morris 1915, 213 (unter: Goethe).

[Walch, Chr. W. F.:] D. Walchs philologische Bibliothek. Sechstes, Siebentes und Achtes Stück, sammt Register Göttingen 17724)

D

Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 100, 15. Dez 1772, 793−96 (D. Walchs philologische Biblöiothek. 6tes, 7tes und 8tes Stück, sammt Register 1772). − FgA 658ff. − Morris 1909, 302ff. (unter: Herder).

[Walch:] Caroli Friderici Walchii, introductio in controversias juris civilis, recentiores inter JCtos agitatas. Jena u. Leipzig 17715)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 32, 20. Apr 1772, 254f. − FgA 211f. − MA 1.2, 320f.

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) Witkowski (W 38, 368) nennt G, Morris Herder (1909) 445, Merck (1912) 83 u. G (1915) 147; BrOkt 1966, 676 ist unsicher, vielleicht von Merck. 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, mit größerer Sicherheit Witkowski (W 38, 383), der vergleichend auf W 37, 1605ff. hinweist. Morris nennt zunächst Herder (1909) 458, dann Merck (1912) 85 u. zuletzt G (1915) 152. Nach BrOkt 1966, 689f. sprechen Wortschatz (FgA 54628 im Vergleich mit Brief Merck an Carl August, 15. Aug 1783; Leuschner 3, 341f.) u. Inhalt − Kritik an Bahrdts Intoleranz in FgA 5475−13 − für Merck als Verf.; möglich ein Anteil von G und L. v. Schrautenbach, von dem die Absage an K. F. Bahrdt auch stammen könne. 3 ) Morris nennt Herder (1909) 451, Merck (1912) 81 u. G (1915) 145. Dessen stilkritische Analyse nach BrOkt 1966, 667 unzureichend; G’s Verfasserschaft infrage gestellt, Merck erwogen. 4 ) Morris 1909, 462 nennt zunächst Herder, 1912, 112 u. 1915, 80 dann J. G. Schlosser. Für BrOkt 1966, 711 Protokollrez; nach Textvergleich wohl FgA 65916−20 u. 65923−34 von Schlosser, vielleicht FgA 65823ff. u. 6599ff. von F. A. W. Wenck; möglichlicherweise FgA 66034f. von G. 5 ) Morris 1909, 364, 1912, 28 u. 1915, 24 nennt L. J. F. Höpfner mit Verweis auf FgA 1947; BrOkt 1966, 629 sieht zudem Anteil von G (vgl. mit FgA 211(26)−31−34).

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FRANKFURTER GELEHRTE ANZEIGEN

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[Westphal:] Ernst Christian Westphals, der Rechte und Philosophie Doktor und der erstern ordentlichen Professor, Versuch einer systematischen Erläuterung der sämmtlichen römischen Gesetze vom Pfandrechte. Leipzig 17701)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 30, 14. Apr 1772, 233−36. − FgA 194ff. − MA 1.2, 314ff.

[Whithead:] Die Schule der Liebhaber, ein Lustspiel in fünf Handlungen, aus dem Englischen von [W.] Whithead. [Übers. v. J. J. C. Bode]. Hamburg 17712)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 57, 17. Juli 1772, 456. − FgA 378f. − Morris 1909, 328 (unter: Goethe oder Herder). − Morris 1915, 206 (unter: Goethe).

[Wieland:] Gedanken über eine alte Aufschrift. [Von C. M. Wieland]. Leipzig 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 23, 20. März 1772, 180f. − C1 33 (1830) 120f. − FgA 151. − W 37, 282f.; 38, 331. − Morris 1909, 74f. (unter: Herder). − Morris 1915, 179f. (unter: Goethe).

[Wieland:] Der goldne Spiegel oder die Königin von Scheschian, eine wahre Geschichte. Aus dem Scheschianischen übersetzt. 1. 2. 3. 4ten Th. [Von C. M. Wieland]. Leipzig [o.J.]4)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 86, 27. Okt 1772, 681−85. − C1 33 (1830) 53−59. − FgA 565−69.

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) Morris 1909, 364, 1912, 28 u. 1915, 24 nennt L. J. F. Höpfner; für BrOkt 1966, 627 mit einem Anteil G’s (FgA 19412−18). 2 ) Scherer LXXXIX vermutet G, was Witkowski (W 38, 396) bezweifelt, Trieloff 27 votiert für Merck (Begründung nach BrOkt 1966, 660 unakzeptabel); Morris nennt Merck (1912) 78 u. G (1915) 143; BrOkt 1966, 660 schließt Merck aus; G fraglich. 3 ) Biedermann 333f., Scherer LXXX u. LXXXIX vermuten G, was Witkowski akzeptiert (W 38, 331). BrOkt 1912, 102 u. 1966, 619f. entscheidet sich (gegen JG2 4, 287 u. 5, 331) wie Morris 1912, 71 für Merck, verweisend auf Brief vor dem 11. Febr 1772: Merck an L. J. F. Höpfner (s. dort). 4 ) Scherer LXXXV votiert für G, dagegen Biedermann 336; Witkowski (W 38, 323) schließt Merck aus mit Verweis auf den Brief L. J. F. Höpfners an C. F. Nicolai, 25. Aug 1772 (s. dort), in dem gesagt wird, daß Merck keine Rez. verfassen wolle. Für BrOkt 1966, 694 ist die Argumentation nicht plausibel, weil die Rez. erst am 27. Okt 1772 erschien. Witkowski sieht auch nicht G als Verf., da zu wohlwollend angesichts der Diskrepanzen zwischen G u. Wieland in jener Zeit. Im Unterschied zu Witkowski nennen Ritter 202, Morris 1909, 371, 1912, 85 u. 1915, 60 sowie BrOkt 1912, 106 u. Leuschner 1, 307 Merck. Einen Anteil Mercks vermutet auch BrOkt 1966, 693f., vielleicht die Einleitung (FgA 56531−6632), die Ähnlichkeiten hat mit ADB 19, 595, s. hierzu auch BrOkt 1912, 106 u. Morris 1915, 60, aber auch die Stelle FgA 56737−685, die ADB 22, 616 ähnelt. Fraglich bleibe der Anteil J. G. Schlossers; orthographische Eigentümlichkeiten − die Schreibung von Crebillion (FgA 56720 im Vgl. mit Schlosser an K. W. Ramler, 7. Mai 1769; JbFDH 1963, 898 u. 10) − lassen die Vermutung zu.

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[Witte:] Johann Witte zuverläßige Nachrichten von den Evangelisch-Lutherischen Predigern und Kirchspielen der Stadt Hamburg und in dem Gebiete, vom Anfang der Religionsverbesserung bis auf diese Zeiten. Hamburg 17721)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 102, 22. Dez 1772, 815f. − FgA 676f. − Morris 1909, 311f. (unter: Herder). − Morris 1915, 266 (unter: Goethe).

[Wood:] Robert Wood’s Versuch über das Originalgenie des Homer, aus dem Englischen. Frankfurt a. M. . . . [o. J.]2)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 33, 23. Apr 1773, 268−71. − C1 33 (1830) 21−24. − W 37, 204ff.

[Zachariä:] Zwey schöne neue Mährlein: als 1) Von der schönen Melusinen; einer Meerfey. 2) Von einer untreuen Braut, die der Teufel holen solle. Der lieben Jugend, und dem Frauenzimmer zu beliebiger Kurzweil in Reime verfasset. [Von F. W. Zachariä]. Leipzig 17723)

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Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 78, 29. Sept 1772, 623f. − C1 33 (1830) 49f. − FgA 518f. − W 37, 229f. − Morris 1909, 248 (unter: Herder). − Morris 1915, 233 (unter: Goethe). − MA 1.2, 364f. − FA I 18, 63f.

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Dez 16. [Darmstadt] Caroline Flachsland ) an Herder (SchrGG 39, 408): M[erck] ist vom Neuen Jahr an Directeur über die Frankfurter gelehrte Zeitung; wir freuen uns, daß er sich auch einmal geschäftig zeigt. Ich weiß nicht, ob ers Ihnen sagen oder mit dem ersten Zeitungsblat überraschen will, laßen Sie sichs also nicht merken, daß ich geschwätzt habe. 30. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 39, 418): Er [Merck] war vor einigen Tagen in Frankfurt und hat Bekanntschaft mit einem Ihrer Freunde G e d e [ G ] gemacht, der ihm wegen seinem Enthusiasmus und Genie sehr gefallen. Auch den Verfaßer des C a t e c h i s m u s f ü r s L a n d v o l k hat er da gefunden,5) mit dem er auch wegen seiner vielen Gelehrsamkeit und liebenswürdigen Charakter sehr zufrieden war.

1

) Scherer XC nennt G, Witkowski (W 38, 398) sieht dafür keinen Grund; Morris nennt zunächst Herder (1909) 462, dann G (1915) 157. Zweifel an G’s Autorschaft bei BrOkt 1966, 714, zumindest FgA 6771−7 keinesfalls von G, Vermutung: J. G. Schlosser. 2 ) Irrtümlich von G in C1 aufgenommen, s. auch Witkowski (W 38, 316). 3 ) Scherer LXXXIV schließt sich G’s Vermutung an, der die Rez. in C1 aufnahm, gebilligt von Biedermann 336, jedoch mit dem Hinweis, daß G’s scharfe Kritik auffällig kontrastiert zu dessen Begeisterung für Zachariä in seinen frühen Schriften; Witkowski (W 38, 522) erklärt diese Diskrepanz mit G’s Wandlung unter Herders Einfluß; Ritter 202 schließt G aus, stimmt für Herder oder Merck; Morris 1909, 457 nennt Herder; BrOkt 1912, 110 vermutet Merck, zustimmend Morris 1912, 84, jedoch 1915, 150 für G votierend. Für BrOkt 1966, 683 ist G der Verf. (Beweis: Schreibung des Namens Schackespear). Nach Thiele 85 nicht von G. 4 ) Herders spätere Frau. 5 ) Katechismus der Sittenlehre für das Landvolk (1771) von J. G. Schlosser.

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⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 121) (AA-DuW 1, 419f.): Durch diese

beiden Freunde [H. P. u. J. G. Schlosser] ward ich denn auch gar bald mit M e r k bekannt, dem ich durch Herdern, von Straßburg aus, nicht ungünstig angekündigt war. Dieser eigne Mann, der auf mein Leben den größten Einfluß gehabt, war von Geburt ein Darmstädter. Von seiner früheren Bildung wüßte ich wenig zu sagen. Nach vollendeten Studien führte er einen Jüngling in die Schweiz, wo er eine Zeit lang blieb, und beweibt zurückkam. Als ich ihn kennen lernte, war er Kriegszahlmeister in Darmstadt. Mit Verstand und Geist geboren, hatte er sich sehr schöne Kenntnisse, besonders der neueren Literaturen erworben, und sich in der Welt- und Menschengeschichte nach allen Zeiten und Gegenden umgesehn. Treffend und scharf zu urtheilen war ihm gegeben. Man schätzte ihn als einen wackern entschlossenen Geschäftsmann und fertigen Rechner. Mit Leichtigkeit trat er überall ein, als ein sehr angenehmer Gesellschafter für die, denen er sich durch beißende Züge nicht furchtbar gemacht hatte . . . In seinem Character lag ein wunderbares Mißverhältniß: von Natur ein braver, edler, zuverlässiger Mann, hatte er sich gegen die Welt erbittert, und ließ diesen grillenkranken Zug dergestalt in sich walten, daß er eine unüberwindliche Neigung fühlte, vorsätzlich ein Schalk, ja ein Schelm zu seyn. Verständig, ruhig, gut in einem Augenblick, konnte es ihm in dem andern einfallen, wie die Schnecke ihre Hörner hervorstreckt, irgend etwas zu thun, was einen andern kränkte, verletzte, ja was ihm schädlich ward. Doch wie man gern mit etwas Gefährlichem umgeht, wenn man selbst davor sicher zu seyn glaubt, so hatte ich desto größere Neigung mit ihm zu leben und seiner guten Eigenschaften zu genießen, da ein zuversichtliches Gefühl mich ahnden ließ, daß er seine schlimme Seite nicht gegen mich kehren werde . . . In Darmstadt befand sich übrigens eine Gesellschaft von sehr gebildeten Männern. Geheimerath v o n H e ß [A. P. v. Hesse], Minister des Landgrafen, Professor [G. W.] P e t e r s e n , Rector Wenk [H. B. Wenck] und andere waren die Einheimischen, zu deren Werth sich manche fremde Benachbarte und viele Durchreisende abwechselnd gesellten. Die Geheimeräthin von H e ß [Friedrike v. Hesse, geb. Flachsland] und ihre Schwester, Demoiselle [Caroline] F l a c h s l a n d , waren Frauenzimmer von seltenen Verdiensten und Anlagen, die letztre, Herders Braut, doppelt interessant durch ihre Eigenschaften und ihre Neigung zu einem so vortrefflichen Mann. Wie sehr dieser Kreis mich belebte und förderte, wäre nicht auszusprechen.

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) Geschrieben 1813 Apr 5.

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⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 121) (AA-DuW 1, 454f.): Diese geistrei-

che Einleitung2) konnte nicht anders als den literarischen Congreß beleben und begünstigen, auf den es eigentlich angesehn war. Merk, bald ästhetisch, bald literarisch, bald kaufmännisch thätig, hatte den wohldenkenden, unterrichteten, in so vielen Fächern kenntnißreichen Schlosser angeregt, die F r a n k f u r t e r g e l e h r t e n A n z e i g e n in diesem Jahr herauszugeben. Sie hatten sich Höpfnern und andere Academiker in Gießen, in Darmstadt einen verdienten Schulmann, den Rector We n k , und sonst manchen wackeren Mann zugesellt. Jeder hatte in seinem Fach historische und theoretische Kenntnisse genug, und der Zeitsinn ließ diese Männer nach Einem Sinne wirken. Die zwey ersten Jahrgänge dieser Zeitung (denn nachher kam sie in andere Hände) geben ein wundersames Zeugniß, wie ausgebreitet die Einsicht, wie rein die Uebersicht, wie redlich der Wille der Mitarbeiter gewesen. Das Humane und Weltbürgerliche wird befördert; wackere und mit recht berühmte Männer werden gegen Zudringlichkeit aller Art geschützt; man nimmt sich ihrer an gegen Feinde, besonders auch gegen Schüler, die das Ueberlieferte nun zum Schaden ihrer Lehrer misbrauchen. Am interessantesten sind beynah die Recensionen über andere Zeitschriften, die Berliner Bibliothek, den deutschen Mercur; wo man die Gewandheit in so vielen Fächern, die Einsicht so wie die Billigkeit mit Recht bewundert. Was mich betrifft, so sahen sie wohl ein, daß mir nicht mehr als alles zum eigentlichen Recensenten fehle. Mein historisches Wissen hing nicht zusammen, die Geschichte der Welt, der Wissenschaften, der Literatur hatte mich nur epochenweis, die Gegenstände selbst aber nur theil- und massenweis angezogen. Die Möglichkeit, mir die Dinge auch außer ihrem Zusammenhange lebendig zu machen und zu vergegenwärtigen, setzte mich in den Fall, in einem Jahrhundert, in einer Abtheilung der Wissenschaft völlig zu Hause zu seyn, ohne daß ich weder von dem Vorhergehenden noch von dem Nachfolgenden irgend unterrichtet gewesen wäre. Eben so war ein gewisser theoretischpractischer Sinn in mir aufgegangen, daß ich von den Dingen, mehr wie sie seyn sollten als wie sie waren, Rechenschaft geben konnte, ohne eigentlichen philosophischen Zusammenhang, aber sprungweise treffend. Hiezu kam eine sehr leichte Fassungskraft und ein freundliches Aufnehmen der Meynungen anderer, wenn sie nur nicht mit meinen Ueberzeugungen in geradem Widerspruch standen. Jener literarische Verein war überdieß durch eine lebhafte Correspondenz und, bei der Nähe der Ortschaften, durch öftere persönliche Unterhandlungen 1

) Geschrieben 1813 März 16.−22. ) Erstes Gespräch von J. G. Schlosser, Merck u. G mit dem Professor der Rechte L. J. F. Höpfner am 18. Aug 1772 bei einem Treffen in Gießen, wobei sich G als noch Ungekannter den Scherz erlaubte, sich bei Höpfner in fremder Gestalt einzuführen.

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1772

begünstigt. Wer das Buch zuerst gelesen hatte, der referirte, manchmal fand sich ein Correferent; die Angelegenheit ward besprochen, an verwandte angeknüpft, und hatte sich zuletzt ein gewisses Resultat ergeben, so übernahm Einer die Redaction. Dadurch sind mehrere Recensionen so tüchtig als lebhaft, so angenehm als befriedigend. Mir fiel sehr oft die Rolle des Protokollführers zu; meine Freunde erlaubten mir auch innerhalb ihrer Arbeiten zu scherzen, und sodann bei Gegenständen denen ich mich gewachsen fühlte, die mir besonders am Herzen lagen, selbständig aufzutreten. Vergebens würde ich unternehmen, darstellend oder betrachtend, den eigentlichen Geist und Sinn jener Tage wieder hervorzurufen, wenn nicht die beyden Jahrgänge gedachter Zeitung mir die entschiedensten Documente selbst anböten. Auszüge von Stellen, an denen ich mich wieder erkenne, mögen mit ähnlichen Aufsätzen künftig am schicklichen Orte erscheinen. ⎯ ⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 4f.): Vo n 1 7 6 9 b i s 1 7 7 5 . F e r n e r e E i n s i c h t i n ’ s L e b e n . . . Die Recensionen in den Frankfurter gelehrten Anzeigen von 1772 und 1773 geben einen vollständigen Begriff von dem damaligen Zustand unserer Gesellschaft und Persönlichkeit. Ein unbedingtes Bestreben, alle Begränzungen zu durchbrechen, ist bemerkbar. [Jan [Frankfurt] An Herder (GB 1.1, 228): Vor einiger Zeit bracht ich auch Anf.] einen reichen Abend mit Mercken zu, ich war so vergnügt als ich seyn kann, wieder einen Menschen zu finden in dessen umgang sich Gefühle entwickeln und Gedancken bestimmen. 18. [Darmstadt] Merck an K. F. Bahrdt (Leuschner 1, 300): Eine Gesellschaft Freunde nimmt sich die Freyheit, E.[uer] H.[ochwohlgeboren] einzuladen, ob es Ihnen nicht gefällig seyn möchte, an den Recensionen der neuen Frankfurter gelehrten Zeitung Antheil zu nehmen. Dieselben würden mit niemand als mir deswegen zu thun haben, und über das Honorarium würden wir, sobald E. H. sich wegen der Forderung erklärten, bald einig seyn. Dieselben werden in der Folge sehen, daß man blos aus Liebe zur Wahrheit und nicht als Partheygänger spricht, und daß man dem wahren Verdienst sowohl als der Maske desselben Gerechtigkeit widerfahren läßt. Jetzt sind alle Artikel noch ein wenig leicht und husarenmäßig, weil das Institut präcipitirt wurde, und der ganze Gedanke der Ausführung und die Zusammenbringung der Gesellschaft erst ein Werk von wenigen Wochen ist. Nächstens aber wird das Gericht schwerer ausfallen. Ihren Vorschlägen ist bereits mit der verdienten Achtung begegnet worden. E. H. wissen selbst, wie nothwendig bey dergleichen Unternehmungen die Verborgenheit ist. Ich habe also nicht nöthig, Dieselben um Verschweigung meines Namens zu bitten. 18. [Frankfurt] J. K. Deinet an R. E. Raspe (WJb 6, 77f.): Könnte und dürfte ich auf die vorgelegten Fragen doch eben so positiv antworten! ,Wer die Mitarbeiter sind?‘ Männer, die sich einander größtentheils nicht kennen, die aber alle darauf aus sind, unsere Gegenden der Barbarey zu entreißen, worin sie nach Aussage der Obersachsen, noch liegen. Selbst ich kenne nicht alle Mitarbeiter. Ein geistvoller Mann in Darmstadt [Merck] führt das Direktorium, und sendet von verschiedenen Händen Richtersprüche

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) Entstanden 1819.

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Jan

Febr

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und Anzeigen ein. Von mir bekommt er, auf der andern Seite, auch wieder verschiedene Handschriften zu sehen, die ich sammle, und von deren Verfassern er eben so wenig weiß, als ich von den seinigen. Wir begnügen uns mit guten Sachen und stehen für das Ganze. Sollte es dem Herrn Rath Raspe nicht gefallen, eben einen solchen Weg einzuschlagen und anderer scharfsinnigen Köpfe Arbeiten alldort mit den seinigen vermischt einzusenden? . . . Ich mache mich jedoch anheischig, dem Herrn Rath die Mitarbeiter sub rosa zu nennen, sobald es demselben gefällig seyn wird, sich zu erklären: ob auch er wolle vor den übrigen genannt werden. Alle Jalusie wird durch den Deckel der Unbekanntschaft erstickt; sie hat also ihren Nutzen, wenn sie beybehalten wird. Wenn ich aber die Männer nenne, so löset sich die sonst ganz unbegründete Furcht, sich mit Unbekannten einzulassen, gewiß in die entgegengesetzte Empfindung der Beruhigung und des Zutrauens auf. Hier sind, wie die Ankündigung unsrer Blätter mit Grund saget, keine Autorfesseln, keine Waffenträgerverbindungen. Ohne alle Nebenabsichten ist und bleibt dieser der Hauptzweck, soliden Verstand und guten Geschmack herrschender zu machen. 30. [Darmstadt] Merck an C. G. Casparson oder J . F. Lebret (Leuschner 1, 302f.): Ich danke Ihnen ergebenst vor die mir gütigst überschriebene Erklärung wegen Dero geneigten Beytrags zur Frfurter gelehrten Zeitung . . . 4.) Nehme ich das von demselben bestimmte Honorarium `a 3 Rthlr. für den gedrukten Bogen mit aller Hochachtung vor Dero Verdienste an, nur haben Sich Ew. Wohlgeboren an niemand, in diesem Betracht, so wie überhaupt, an allem was Dieselben zu desideriren finden, Als an mich zu halten . . . Ich habe überhaupt die Direction der gantzen Zeitung, und darf kein Buchstabe eingerükt werden, der nicht durch meine Hand gegangen ist. Alles Gute und Böse dürfen also Dieselben kühnlich auf meine Rechnung schreiben

3. [Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 1.1, 229): Mit der gelehrten An-

zeige hab ich keinen Zusammenhang, als daß ich den D i r e c t o r [Merck] kenne und hochschätze, und daß ein Mitinteressent [J. G. Schlosser] mein besonderer Freund ist. Halten Sie Sie ja; keine in Deutschland wird ihr in Aufrichtigkeit, eigner Empfindung und Gedanken vortreten. Die Gesellschaft ist ansehnlich und vermehrt sich täglich. So viel davon. 8. [Frankfurt] J. K. Deinet an R. E. Raspe (WJb 6, 81): Herr M. [Merck] ist sehr vergnügt über die acquisition von EwWohlgeb. Er führet das Directorium so, daß nichts ohne sein Vorwissen eingerückt wird. Er hat einen geschickten Mitarbeiter an seiner Seite, den Hrn Rektor We n c k . Herr prof. [J. G.] Wa l d i n in Marb.[urg] wird hinfüro ordentl. mitarbeiten. Deßgleichen Hr. D . B a h r d t in Gießen, jeder in seinem Gefach. Hr. [J. F.] L e b r e t in der Historie ⎯ gewiß kein Ihnen unbekannter Name, aber auch der einzige in Schwaben. Hr. Leichsenring [J. W. Leuchsenring], Leibmedicus der Frau Herzogin von 2brücken recensirte noch vor kurzem Gaubii adversaria.1) Hier ist noch ein Mann im Gefach der botanic Hr. [J. A.] B e h r e n d s Herr Hofrath [J. G.] S c h l o s s e r ein Rechtsgelehrter und im Gefach der schönen Wissenschaften ein Freund des Herrn M e r k s 2) ⎯ ist sehr. Hr. [J. D.] v . O l e n s c h l a g e r ist Patient ⎯ läßt uns aber hoffen. Herr [I.] I s e l i n in Basel will alle dortige Producte, nehmlich überhaupt schweizerische durchsehen. Die Gesellschaften werden Ihnen hoffentlich nicht mißfallen. 1

) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 9 (31. Jan 1772) 65−70: H. L. Gaubii Adversariorum varii argumenti liber unus. Leiden 1771. 2 ) Apposition zu Schlosser oder Bezug auf eine andere Person. − G kann auf keinen Fall gemeint sein, wie früher angenommen, da er erst Anfang März bei seinem Besuch in Darmstadt an den Frankfurter gelehrten Anzeigen mitzuarbeiten begann.

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Febr [Darmstadt] Merck an L. J. F. Höpfner (Leuschner 1, 305): Lächerliche Drukfehler [vor 11.] haben uns die bißherigen Bogen verunstaltet; Sie kennen meine Hand, und also ist es leicht zu begreiffen, wie ein halbgelehrter Correktor Unsinn daraus lesen kan . . . Auch mit den Manuscripten hat der Herr Verleger disponirt wie es ihm eingefallen ist, weil ich ihm auf 6 Wochen Vorrath geschikt hatte, und sind die Interessante Recensionen noch zurük. Sie werden sich nächstens wundern, wie der Staub von den Peruquen der Kahlköpfe fliegt; bey Gellerts Werth1) u. Sultzers Theorie2) gedenken Sie an ihren Freund M. 15. [Frankfurt] J. K. Deinet an R. E. Raspe (WJb 6, 83): Den Hrn. Doct. B a h r d t werden wir ausstreichen. Man sieht es seinen Aufsätzen zu sehr an, daß er Feinde hat. 25. [Frankfurt] J. G. Schlosser an Gleim (BG 1, 194): Ich werde zu Ende dieser Woche [29. Febr] nach Darmstadt gehen, um ihn [Merck] zu sehen, und einige Tage bey ihm zu leben. Ein junger Freund [G] von mir der sehr viel verspricht, und der mir durch seine ernste Bemühung seine Seele zu reinigen, ohne sie zu entnerven, auserordentl. ehrwürdig ist, wird mit mir gehen.3) März ⎯ [Frankfurt] Merck an Louise Merck (Leuschner 1, 311f.): Je n’ai que le tems de dire `a ma chere amie que je me porte parfaitement bien, que Goethe et moi nous avons fait un Voiage de fou − que nous avons continue´ notre route jusqua` Hombourg4) . . . Mlle de Z.[iegler] et Mlle de R.[oussillon]5) te font mille amities, aussi bien que Goethe, dont je comence `adevenir amoureux se´rieusement, c’est un homme comme j’en ai rencontre´ fort peu pour mon Cœur. 3. [Darmstadt] Darmstädtisches Frag- und Anzeigungs Blättgen, Anno 1772 den 9. März Nr. 10, S. 3 (JG2 6, 234): Ab- und durchgereiste Passagiers. Herr Schlosser, und Herr Göde, beyde von Franckf., den 3. März. 9. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 41, 48f.): Ich habe vor einigen Tagen Ihren Freund Göthe und Herrn Schloßer, von dem ich Ihnen schon geschrieben, kennen gelernt. sie haben Merk besucht auf etliche Tage, und wir waren zwey Nachmittage und ich beym MittagEßen beysammen. Göthe ist so ein gutherziger muntrer Mensch, ohne gelehrte Zierrath, und [hat] sich mit Merks Kindern so viel zu schaffen gemacht, und eine gewiße Ähnlichkeit im Ton oder Sprache oder irgendwo mit Ihnen, daß ich ihm überall nachgegangen . . . Er hat 6 Monath in Strasb[urg] mit Ihnen gelebt, und sprach recht mit Begeistrung von Ihnen. 18. [Buchsweiler] F. M. Leuchsenring an I. Iselin (BG 1, 194): Herrn Schloßer habe ich kennen lernen und noch einen merkwürdigen Mann, Nahmens Göethe.6)

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) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 15 (21. Febr 1772) 117ff.: [J. Mauvillon u. L. A. Unzer] Über den Wert einiger deutscher Dichter und über andre Gegenstände den Geschmack und die schöne Literatur betreffend. Ein Briefwechsel. 1. Stück. Frankfurt und Leipzig 1771. 2 ) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 12 (11. Febr 1772) 89−94: [Sulzer:] Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzelnen, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter, auf einander folgenden Artikeln abgehandelt von Johann Georg Sulzer. Erster Theil von A. bis J. Leipzig 1771. 3 ) Vom 28. od. 29. Febr 1772 bis Ende erste März-Woche erster Besuch bei Merck in Darmstadt. 4 ) Im Anschluß an G’s Besuch in Darmstadt Wanderung mit Merck Anf. März nach Homburg über Frankfurt. 5 ) In Homburg besuchte Hofdamen. 6 ) Am 16. Febr 1772 in Frankfurt.

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Apr 13. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 41, 91; 94): Unser Freund Göthe ist zu Fuß von Frankfurt gekommen und [hat] Merck besucht. Wir waren alle Tage beysammen, und sind in den Wald zusammen gegangen und wurden auch zusammen durch und durch beregnet . . . Ich schicke diesen Brief durch meinen Bruder, weil Merk mit Göthe nach Fr[ank]furt ist und die l a R o c h e abholt; er hat sich recht sehr, sehr über die Recensionen, die Sie ihm geschickt, gefreut. Göthe hat sie auch gelesen. Mai

8. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 41, 105; 110): Vorgestern bekam ich Ihren letzten guten Brief mit dem Minneliedchen. M[erck] kam mit Göthe zu uns in den Garten,1) ich gieng mit ihm allein, wir sprachen von Ihnen, und wünschten Sie in unsre Nachbarschaft nach Giesen und endlich − daß Sie im Herbst uns besuchen möchten . . . Unser vom Himmel gegebener Fr[eund] Göthe ist wieder fort, mit Einem Kuß und Thräne im Herzen bin ich von ihm geschieden − er geht nach Wetzlar und kommt in 3 Monath wieder. Er ist wahrhaftig ein äußerst guter Mensch. 13. [Bückeburg] Herder an Caroline Flachsland (Herder Briefe 2, 169): So hat Ihnen also Madame Sternheim u. Fräulein La Roche nicht wohlbehaget, meine Liebe, so gehts, wenn man viel hofft! viel erwartet! . . . Wie beneidete ich Euch die Gesellschaft, die Sie neulich so schön zusammenzubringen wusten . . . Ich habe mich bei dem Allen so gefreuet, daß Ihr sämtlich u. sonders eine so sotte [einfältige] Figur gespielt habt − Siehe, mein liebstes Mädchen, nimm vorlieb mit dem was Du kennest, u. male Dir nicht in die blaue Luft. Du hast nun Gleim, Wieland, den großen Göthe, den Heidenbekehrer [F. M.] Leuchsenring, Milady Seymour [Sophie v. La Roche], die Hrn in Gießen, H. [J. C. F.] Schulz, H. Barth, H. [L. B.] Ouvrier nicht zu vergeßen, gesehen u. beschauet. Die Menschliche Figur ist immer nur Fleisch u. Bein, spricht Sanct Lucas, wie Ihr sehet, daß ich habe . . . Göthe ist ein guter Junge u. wird Euch mit seinen Wanderschaften wenigstens ein Bild vortragen, das Lust zu leben hat, u. närrisch Zeug zu machen, in Felsen zu hauen, zu hüpfen, u. bei einem kleinen Vorfall sehr laut zu krähen. Was würde ich für einige Stunden geben, bei Euch zu seyn.

Juli [Wetzlar] An Herder (GB 1.1, 233): Eben krieg ich No 54 Fr. Zei[ca. 10.] tung.2) 18. [Wetzlar] C. W. Jerusalem an J. J. Eschenburg (BG 1, 201): Jetzt ist unser kleiner Leipziger Consul Born (gegenwärtig [J. H.] von Born) hier, der auf seinen Reisen recht artig geworden ist. Bey ihm ist sein Freund Göden. Er war zu unserer Zeit in Leipzig und ein Geck, jetzt ist er noch außerdem Frankfurter Zeitungs-Schreiber. Aug 16. [Gießen] L. J. F. Höpfner an R. E. Raspe (WJb 3, 65): Heute Abend oder Morgen kommt unser M e r k zu mir. Wären Sie doch auch bey uns. Sie und Gotter und Göthe (ein Mann von großen Talenten) und Merk, was sollte das für eine Freude seyn, auch für mich in all my grı¨efs, than god has giv’n my share. 18. [Wetzlar] J. C. Kestner Tagebuch (BG 1, 203): Goethe, der den KriegsZahlmeister Merck von Darmstadt hier erwartet hatte, ging nach Giessen zu Fuß, traf dort H.[errn] Merck schon an, bei KriegsZahlmeister Pfaff, wo Lottgen auch war; sie assen zusammen in Gesellschaft Professor Höpfner p. [Herbst] [Wetzlar] J. C. Kestner an A. v. Hennings (GG 1, 60): Im Frühjahr kam hier [nach Wetzlar] ein gewisser Goethe aus Frankfurt, seiner Hantierung nach Dr. Juris, 23 Jahr alt, einziger Sohn eines sehr reichen Vaters, um sich hier, dies war seines Vaters Absicht, in Praxi umzusehen, der seinigen nach aber, den Homer, Pindar p. zu studieren 1

) G vom 28. Apr bis ca. 8. Mai 1772 zu Besuch in Darmstadt. ) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 54 (7. Juli 1772) 425−30 Herders Rez. Staatsveränderungen von Italien in 24 Büchern entworfen von Karl Denina. 1. Band. Aus dem Italienischen von J.J. Volckmann. Leipzig 1771.

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und was sein Genie, seine Denkungsart und sein Herz ihm weiter für Beschäftigungen eingeben würde. Gleich anfangs kündigten ihn die hiesigen schönen Geister als einen ihrer Mitbrüder und als Mitarbeiter an der neuen „Frankfurter Gelehrten Zeitung“, beiläufig auch als Philosophen im Publico an und gaben sich Mühe, mit ihm in Verbindung zu stehen.

[vor [Gotha] F. W. Gotter an H. Chr. Boie (GG 1, 74): Mich freut’s unendlich und ihn [G] Sept 18.] nicht weniger, daß Sie seine Rezensionen erraten haben. Sowohl Geßner [G-Rez. 2], als der Polnische Jude [G-Rez. 3] sind von ihm. Was der letztere zu der Ausschweifung seines Rezensenten sagen wird, weiß ich nicht. Mir ist sie um so leichter aufzulösen − da ich auch das Mädchen [Charlotte Buff] kenne − dessen Porträt er − aber wie sich’s die plastische Natur dachte − und mit Augen der Liebe gemalt hat. [nach [Berlin] C. F. Nicolai an L. J. F. Höpfner1) (GJb 1887, 125): Die Frankfurter Anzeigen Sept 18.] lese ich noch mit vielem Vergnügen und zähle sie zu den besten deutschen gelehrten Zeitungen und erkenne auch hin und wieder seine [Höpfners] Feder, z. E. in der Recension von Beckers r e s p o n s i s . 2) Aber ich wünschte doch, dass in dieser Zeitung die Schreibart nicht oft so geziert und dunkel wäre, und man zuweilen gegen verdiente Männer aus allzufeiner Kritik nicht unbillig wäre z. E. gegen Gessner in der Recension seiner neuen Idyllen [G-Rez. 2]. Sept 23. [Frankfurt] J. C. Kestner Tagebuch (JG2 3, 384): Ich ging um 9 Uhr zu Dr. Schlossern. Wir darauf zu Goethe . . . Wir gingen nebst Merck auf die Stadt-Bibliothek; gegen 12 Uhr auf den Römer.3) Okt

6. [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 237f.): Morgen früh geht ab

Cattun und gelehrte Zeitung4) . . . Unsre Spektakels mit den Pfaffen werden täglich grösser. Sie prostituiren sich immer mehr und wir rencheriren drauf5) . . . Geben Sie die 4 f für Zeitung6) Bornen Er soll auf Ordre sie bewahren. 17. [Bückeburg] Herder an Merck (Herder Briefe 2, 245): In Ihren Zeitungen [Frankfurter gelehrte Anzeigen] sind Sie immer Sokrates-Addison,7) Göthe meistens ein junger, übermüthiger Lord mit entsetzlich scharrenden Hahnenfüßen, u. wenn ich denn einmal komme, so ists der Irrländische Dechant mit der Peitsche.8) Ueber die hat nun Sokrates [Merck] sehr acht zu geben, u. Sie haben von Anfang an volles Recht bekommen, zu ändern, u. auszustreichen, was Ihnen gefällt.

1

) Auf Höpfners Brief vom 25. Aug 1772 am Rand als Antwort notiert. ) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 75 (18. Sept 1772) 596ff.: Sammlung merkwürdiger Rechtsfälle . . . von Th. C. Becker. 1. Band 1. Sammlung. Eisenach 1772. 3 ) Möglicherweise wurde die Entscheidung des Rats vom 24. Sept 1772 zur Abschmetterung der letzten Beschwerde des Pastors Plitt durch G’s u. Mercks Rückkehr von der Rheinreise u. ihr vermutetes Eintreten für J. K. Deinet durch den Gang auf den Römer am 23. Sept 1772 bewirkt (BrOkt 1966, 360). 4 ) Welche Nummer oder Nummern der Frankfurter gelehrten Zeitung ist nicht bekannt. 5 ) Auseinandersetzungen mit der Frankfurter Geistlichkeit um die theologischen Rez.; vgl. BrOkt 1966, 325−88. 6 ) Jahresabonnement der Frankfurter gelehrten Anzeigen. 7 ) Um Wahrheit u. Unparteilichkeit bemüht. 8 ) Nach dem Vorbild Swifts in einem bitteren Ton verletzender Polemik. 2

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Okt 19. [Gießen] L. J. F. Höpfner an R. E. Raspe (BG 1, 208): Mit Merck und Göthe habe viel vergnügte Stunden gehabt (Göthe in parenthesi ist Doctor iuris in Frankfurt und hat unter andern Ihres Freundes Klotz Leben par Mons. Hausen [G-Rez. 1] auch den Polnischen Juden [G-Rez. 3] in der Fr[ank]f[urter] Zeit[ung] recensirt). [27.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 240): Hier ist abermal Zei-

tung.1) 30. [Frankfurt?] J. G. Schlosser an Lavater (JG3 3, 440): In unserm nächsten Blatt wird eine Recension von Ihren Ansichten [G-Rez. 4] erscheinen, aber nicht von mir. Ein Freund ist mir zuvorgekommen2). . . Nov ⎯ [Zürich] Lavater an J. G. Zimmermann (Im neuen Reich. Wochenschrift für das Leben des deutschen Volkes in Staat, Wissenschaft und Kunst 8, 1878, 598f.): Am gleichen Abend, da mich deine Zufriedenheit mit meinen A u s s i c h t e n erquickte, erhielt ich von einem vortrefflichen Mann, Hrn. Schlosser in FFurth die Nachricht mit dem demüthigenden Urtheile: „In unserem nächsten Blat (den FFurther Anzeigen, dem genievolsten Journale, den ich J. C. Lavater kenne) wird eine Recension von ihren Aussichten [G-Rez. 4] erscheinen, aber nicht von mir. Ein Freund ist mir zuvor gekommen, und seine Recension ist so gut gesagt, enthält so viele Wahrheit, daß ich sie nie ersezt haben würde. Sie ist nicht zu ihrem Vortheil, das sag ich ihnen ungeheuchelt, weil sie ein M a n n sind, und kein A u t o r . Sie haben wirklich den Gedanken, daß das künftige Leben Fortsezung des izigen ist, nicht in seinen rechten Gesichtspunct genommen, und das was wahres Leben ist, verkannt. Wenn Sie die Recension gelesen haben, so wollen wir wenn es ihnen gefällig ist, mehr von der Sache reden; legen Sie indessen vor der Zeit keine Hand ans Gedicht,3) bis wir über die Recension conferiert haben.“ Ich fürchte und hoffe, daß diese Leute Recht haben; denn wirklich habe ich aus keiner Schrift so viel gelernt, als aus den Anzeigen. Ihr cavalierischer Wizton mißfällt h i e r sehr, aber du kennest Zürich und kennest Herdern, den vermuthlichen Verfasser dieser Recension. − Ich will mich gefaßt machen − und herzlich gerne belehren lassen. 3. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (SchrGG 41, 264): Goethe kommt den 15.t erst hierher;4) er arrangiert seiner Schw[ester] HochzeitAngelegenheiten; sie heyratet den Schloßer . . . 6. [Darmstadt] G. W. Petersen an C. F. Nicolai (Scherer XXXVf.): An diesen Frkf. gel. Anz. arbeitet H e r d e r ; das ist zuverlässig, ganz zuverlässig . . . − Sehr schöne Recensionen, die in die Litteratur, Poesie etc. einschlagen, rühren von Herrn G ö t h e J. U. D. und Advokaten in Frankfurt, der in grosser Stille daselbst den Musen lebt, her. − an den theologischen Artikeln hat das Frankfurter Ministerium, wie ich zuverlässig weiss, nicht den mindesten Theil; − vielmehr seit 8 Wochen ausgewirkt dass nichts theolog. mehr darin recensirt werden darf, ohne die Censur passirt zu haben, – da denn nun diese Minen nicht mehr bearbeitet werden. Dez 15. [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 249): NB mit Ende Dieses Jahrs

hören wir samt und sonders auf die Zeitung zu schreiben5) . . . Macht das bekanndt soweit eure Leute an uns teil nehmen. 1

) Wohl Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 85, 23. Okt 1772 oder auch Nr. 86, 27. Okt 1772. 2 ) Weiterer Text im nächsten Z. 3 ) Lavater beabsichtigte, die in den Aussichten niedergelegten Gedanken in ein großes Gedicht umzuformen. 4 ) G vom 17. Nov bis 11. Dez in Darmstadt bei Merck. 5 ) Herder, Merck, Schlosser u. G beteiligten sich nicht mehr am Jg. 1773 der Frankfurter gelehrten Anzeigen.

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1772

[Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 253): Der Tag ist festlich ange[25.] fangen. Leider muss ich nun die schönen Stunden mit Rezensiren ver-

derben ich tuhs aber mit gutem Muth denn es ist fürs letzte Blat [GRez 6].1) 25. [Darmstadt] Merck an F. H. Jacobi (Leuschner 1, 348f.): Sie haben vollkommen Recht, wenn Sie mit vielen Artikeln in der Frf. Zeitung nicht zufrieden waren; so bald Sie sich Nuzen, Einfluß, Beyfall, Publikum u. dergleichen dabey gedenken. Die Besten Sachen, die vielleicht jeder Sympathisirende Meister darinne nicht verkennen wird, waren aber geschrieben, um sich Luft zu machen, ohne die geringste Rüksicht, daß es gedrukt und gelesen würde. Und über die Moralität, die mir das Publikum p r e t i r t oder nicht p r e t i r t , darüber bin ich Gott Lob nun mit meinem Charakter hinaus. ⎯ Noch Eins über diesen TrödelKram. Sie werden mir hoffentlich glauben, wann ich Ihnen ganz einfach versichere, daß ich an dem lezteren Anfall auf Ihren Bruder [G-Rez. 5] nicht den geringsten Antheil habe.2) Ich habe es eben so wie Sie, nicht eher gesehen, als biß es gedrukt war, u. bin von herzen erschroken. Seit dem Monat J u l i u s bekomme ich schon kein Manuscript mehr zu sehen, u. Herr Schlosser in Frankfurt sieht sie vor mich durch.3) Weil ich auch seit meiner Coblenzer Reise [seit Sept] fast nichts geliefert habe, so bin ich mit dem Verleger gespannt, und er macht was er will. Man hats mir, wie ich jezo weiß, zuversichtlich zum Possen gethan. − Antworten Sie mir nichts auf diesen Artikel. 28. [Leipzig] Chr. F. Weisse an J. P. Uz (Scherer XIII): Die Frankfurther Zeitung ist allerdings ein seltsames Werk: auf einer Seite hat sie viel Gründlichkeit, auf der andern viel seltsame Anforderung an unsere Schriftsteller, eine unerklärliche Theorie, übertrieben in Lob und Tadel und viel Partheylichkeit. Unfehlbar ist Herder nebst einem gewissen G e d e Hauptverfasser. [ca. 30.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 253): Da ists denn zu Ende unser

kritisches Streifen. In der N a c h r e d e [G-Rez. 6] hab ich das Publikum und den Verleger turlupinirt [verspottet] lasst euch aber nichts mercken. Sie mögens für Balsam nehmen. Wollt ihr aufs nechste halbe Jahr noch versuchen, so sind s zwey gewagte Gulden. Schreibt mirs . . . Der Kamm ist abgangen, und die fehlenden A n h a n g . 4) Ausser No 6. das kriegt ihr noch.

1

) Nach GB 1.2, 478 vielleicht auch zu beziehen auf die Rez.: [Volckmann:] Kritische Abhandlung über die Fehler der Mahler . . . Leipzig 1772. 2 ) Was F. H. Jacobi bezweifelt, s. Brief Jacobi an Wieland vom 4. Juli 1774 (Wieland BriefeAA 5, 274) 3 ) Merck hatte seit Juli auf die Leitung der Frankfurter gelehrten Anzeigen verzichtet u. sie durch Schlosser besorgen lassen, weil er mit dem Kurs des Verlegers Deinet, die orthodoxe Geistlichkeit zu provozieren, nicht einverstanden war. 4 ) Der Anhang der Frankfurter gelehrten Anzeigen bestand aus 38 Nummern Rubricae Conclusorum et Sententiarum des Kayserl. Reichshofraths, und des Kayserl. Reichskammergerichts; vgl. JG2 6, 255, zu Nr. 119.

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1773 [1772 od. [Frankfurt] An Esther Maria Margarete Moritz u. an Unbekannt (GB 1773 2.1, 3): Liebe Freundinnen leßt hübsch flinck − denn ich muß künftiAnf.] gen Samstag die Zeitung weiter spediren. Jan

2. [Darmstadt] Merck an R. E. Raspe (Leuschner 1, 353): Es ist nun Gottlob alles glüklich mit diesem Jahre zu Ende [Mitarbeit an den Frankfurter gelehrten Anzeigen], u. weder Herder, noch ich, oder meine andern Freunde die unbekannt seyn wollen, werden den geringsten Antheil mehr an dieser Reuterey [Auseinandersetzungen mit der orthodoxen Geistlichkeit] haben. 8. [Frankfurt] J. K. Deinet an K. F. Bahrdt1) (BrOkt 1966, 512): Das Publikum hält die Abdikation gewisser Männer, die im Ernst geschehen ist, für eine Maske: und diese Herren sind nun selbst so irre gemacht, daß einer den andern in Verdacht hat. [19.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 4): Wir sind eben von Tisch

aufgestanden und mir fällt [ein] euch eine geseegnete Mahlzeit zu wünschen, und eine Zeitung zu schicken,2) dass ihr sehet wie das geworden ist. Das Publikum hier meynt der Ton habe sich nicht sehr geändert. 26. [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 7): Nun Adieu. Die Anzeige des V i s i t a t i o n s We s e n s kommt nicht in unsre Zeitung. Der Verleger fürchtet es möchte der Teufel dahinte stecken hier ist Titel und Register.3) Und ein Blat.4) Verwischts nur und die andern auch ich brauchs nicht. 26. [Göttingen] H. Chr. Boie an Merck (Leuschner 1, 354): Daß Sie und Ihre Freunde nicht mehr kritisiren wollen, geht mir von Herzen nahe. Die Frankfurter Zeitung war mir bisher so oft ein Labsal: ich fand so oft meine dunkeln Gedanken darin entwickelt, und sehr oft ein Gefühl bestimmt, das ich hatte, und mir nicht erklären konnte. Anfangs hielt ich das angedrohte Abstehen der Hauptverfasser nur für eine Wendung, um desto sicherer hinter dem Vorhang urtheilen zu können; aber wie fand ich mich bald betrogen! Nie hat man vielleicht einen sichtbareren Abfall gesehen, als die wenigen Blätter des neuen Jahres machen. Ich werde sie nicht mehr lesen. Febr 12. [Kolmar] G. K. Pfeffel an F. D. Ring? (GG 1, 50): Un des principaux auteurs de cette gazette [FgA] est un nomme´ Gette´, homme de ge´nie `a ce qu’on dit, mais d’une suffisance insupportable. J’ai une fois soupe´ en sa compagnie et meˆme rec¸u sa visite, mais je ne le connais pas `a beaucoup pre`s assez pour en juger d’apre`s mes propres observations. 18. [Gießen] L. J. F. Höpfner an C. F. Nicolai (GJb 1887, 125): Es freut mich, dass Sie mich in den Frankfurter Zeitungen erkannt haben. Freilich habe ich fast alle juristische Recensionen darin gemacht. Dass Herder die Hand auch mit im Spiele gehabt hat, war wohl sehr sichtbar. Die andern Recensenten waren Merck, Goethe, Schlosser. Der letzte hat das meiste geschrieben. Von Merck ist z. E. Sulzers Wörterbuch, von Goethe Hausens Schandsäule für Klotzen [G-Rez. 1] und der polnische Jude [G-Rez. 3]. Die Kritik von Gessners Idyllen [G-Rez. 2] war freilich ungerecht. Ich habe mit dem Recensenten lange [im Aug 1772 in Gießen] darüber gezankt. 1

) Neuer Direktor der Frankfurter gelehrten Anzeigen für das Jahr 1773. ) Nummer des Jahrgangs 1773. 3 ) Titel u. Gesamtregister des Jg. 1772. 4 ) Wohl vom Jg. 1772. 2

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Febr 22. [Darmstadt] F. M. Leuchsenring an S. Geßner (GJb 1962, 241): Aus der Beylage werden Sie sehen,1) mein lieber Geßner, wie zufrieden man hier mit der Übersetzung Ihrer Idyllen,2) und wie entzückt man über Ihre Kupfer seye. Man findet, ich sey ein glaubwürdiger Mann, und hätte gar nicht zu viel gelobet. D. Goethe in Frankfurt, der sich mit wahrem Genie nun gänzlich der Kunst weihen will, war einer von denen, die Ihr Werk in angenehmes Erstaunen versetzt. Sie haben sich darin gewiß selbst übertroffen. Ob das wohl die Franzosen so recht fühlen werden? . . . In dem Wielandischen Merkur werden Ihre Idyllen vielleicht nächstens richtiger beurtheilt werden, als in den Frankfurter Blättern [1772]. Weil ich doch wieder dabey bin, so bitte ich Sie, mir ein gutes Exemplar zurückzulegen, biß ich Sie wiedersehe, und es selbst abholen kan. März 23. [Göttingen] H. Chr. Boie an F. W. Gotter (BrOkt 1966, 513): Wissen Sie nichts Neues von Merck, Goethe usw. – – – Die Frankfurter Zeitung von heuer wollte gern der vorigen nachäffen, aber es will gar nicht gehen. Es wird nicht einmal bedeutende Miene aus der Nachäffung. Apr [11.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 21f.): den Brief von gestern

Abend hab ich gleich zugemacht also auf Euer Pro Mem[oria] 1) Die Zugaben3) tähtet ihr wohl den Arsch dran zu wischen. Wenn ihr die Zeitungen wollt binden lassen was soll das Sauzeug Reichswesen4) dabey. es war express so eingericht dass man sie wegschmeissen sollt. Auch wird der Band zu dick. Doch will ich fragen nach den Nummern. [14.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 22): Ich habe noch den P r ä n u m e r a t i o n s S c h e i n auf die Biblischen Kupfer,5) ich will ihn behalten und wenn sie herauskommen Disponiert drüber. 20. [Helmstedt] G. B. v. Schirach: Vorrede6) (Magazin der deutschen Critik. Zweyten Bandes erster Theil. Halle 1773, 2f.): Bis jetzt kenne ich nur noch Urtheile, die dem Journale Beyfall geben, und Invectiven, die nichts weiter als Invectiven sind, und zuweilen ins Pasquillante fallen . . . Ich habe Freunde, die in ihrer Hitze oft sehr weit gehen würden, wenn ich es zugäbe, und welche rüstig genug wären, auf Kosten anderer Lachen zu erwecken. Die Herren in und um Frankfurt am Main S−r [J. G. Schlosser], M−k [Merck], H−r [L. J. F. Höpfner], G−e [G], S−t [?] und sehr viele andere, die man wohl kennt, so verdeckt sie ihre Rolle auch spielen wollen, würden gewahr werden, daß auch auf meiner Seite Personen wären, die Frechheit mit Frechheit vergelten, und in dem Tone, vielleicht besser antworten könnten, in dem man zu uns spricht. Es fehlt uns nicht an Mute dazu: es fehlt uns an der Bosheit des Herzens, die dazu erfodert wird.

1

) Beigelegt Mercks Brief an S. Geßner vom 22. Febr 1773 (Leuschner 1, 360), in dem die Idyllen in den höchsten Tönen gelobt werden, was offenbar die Kritik der G-Rez 2 vergessen machen sollte. 2 ) Übersetzung ins Französische, angezeigt in Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 44 (2. Juni 1772) 352: Nachricht an das Publikum. Neue Ausgabe von Geßners Idyllen. 3 ) Dazu oben 1772 Dez 30. u. 1773 Jan 26.: an J. C. Kestner. 4 ) Meint den Anhang zum Jg. 1772, dazu oben 1772 Dez 30.: an J. C. Kestner. 5 ) Vorauszahlungsbeleg zu Nachricht von einer Sammlung biblischer Geschichte [von J. C. Lavater], in Kupfer geätzt [von Johann Rudolf Schellenberg]. Winterthur 1772, abgedruckt nach deren Rez. durch J. G. Schlosser in Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 84 (20. Okt 1772) 672. 6 ) Reaktion auf Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 71 (4. Sept 1772) 561−64: Magazin der deutschen Critik, hrsg. von Schirach. I. Band 1. Teil. Halle 1772.

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Mai [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 28): Die euch fehlenden A n [ca. 8.] h a n g alles sollt ihr haben.1) 14. [Zürich] Lavater an J. G. Zimmermann (JG3 3, 440): Die Recension des III. Theils der Aussichten in den Frankfurter Anzeigen [G-Rez. 4] halte ich für eine der besten, die gemacht sind. Unfehlbar werde ich mir Erinnerungen draus zu Nutze machen, aber, daß der Recensent den Zweck dieser Briefe durchaus, und so sehr, wie möglich, verfehlt, ist so klar, als 2 mal 2 sind 4. Es ist nicht Herder, sondern Goethe (der auch Geßners Idyllen recensirt hat [G-Rez. 2]). Ich erwarte ihn bald in Zürich. Unstreitig wird seine Bekanntschaft mir unendlich vortheilhaft sein. [ca. 25.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 31): Ich habe lieber K[estner] im

letzten Pack vergessen euch die Anhänge zu schicken.2) Juli

4. [Berlin] C. F. Nicolai an I. Iselin (Jacob-Friesen 343): Ihr Urteil über die Frft. a. M. Zeitung ist vollkommen richtig. Sie können die Masse zwar durcheinanderrühren aber nicht feiner machen. Der Jahrgang 1773 ist noch schlechter. Die vorigen Verf. (Schloßer, Herder, Merk, Göthe) sind abgegangen und itzt dirigirt sie D. Bahrd in Giessen, der ein mittelmäßiger Kopf, aber thätig ist.

Nov 29. [Frankfurt] An Johanna Fahlmer (GB 2.1, 56): Im Packet kommt eine

Rezens. der hiesigen Zeit. über den Merkur, wo die Herren, Wiel.[and] den Staub von den Füssen lecken.3) Ich hab das meinige gethan um den Deinet gegen Wielanden aufzubringen. Hab ihm vorgestellt: wie schändlich es sey dass der Merkur sagt: D i e F r f u r t e r Z e i t . s e i m i t d e m E n d e 7 2 v e r s c h w u n d e n , da sie doch würcklich noch en toutes lettres existire.4) Dez 14.– [Hannover] J. G. Zimmermann an Lavater (SchrGG 16, 338): Wie sonst Herr G ö t h e 1775 die Madame Kestner auch anderweitig nach Natur u. Leben (u. abermals göttlich wahrFebr 17. haft) beschrieben hat, kannst du sehen in den F r a n k f u r t e r g e l e h r t e n A n z e i g e n vom Jahr 1772 No [Seite] 557 u. 558 [G-Rez. 3]. Aber von diesem allem mußt du jedoch an Göthe nichts wieder sagen, damit er nicht Lust bekomme mich wie ein Löwe zerreißen zu wollen.

18125) Febr

1. [Weimar] An J. F. H. Schlosser (Br 22, 259): Eins noch fällt mir ein.

Wäre es möglich mir ein Exemplar der ersten Jahrgänge der Frankfur1

) Gemeint ist der Anhang zum Jg. 1772, den G bereits am 30. Dez 1772 angekündigt hatte. 2 ) Vgl. oben 8. Mai 1773: an J. C. Kestner. 3 ) In den Frankfurter gelehrten Anzeigen Nr. 94 (23. Nov 1773) 773–77 eine prinzipiell lobende Rez. über Bd 2 des Merkur (GB 2.2, 153). 4 ) Im Juni-Heft 1773 des Merkur (2. Bd. 3. St., 204; s. GB 2.2, 154) ist ohne namentliche Nennung die Rede vom Verschwinden der Frankfurter gelehrten Zeitung u. kritisch begründet: vielleicht weil die Verfasser selbst verzweifelten, sich in ihrem überspannten Tone zu erhalten. 5 ) Im folgenden Zeugnisse im Zusammenhang von G’s Darstellung seiner Mitarbeit an den FgA in Dichtung und Wahrheit.

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1812

ter gelehrten Anzeigen, worin ich und Ihr Oheim vielen Antheil gehabt, zu verschaffen? Sie sind 1772 herausgekommen und ich habe sie seit jenen Jahren nicht wiedergesehen. März 31. An J. F. H. Schlosser (Br 22, 309): An den zwey mir übersendeten Bänden Frankfurter gelehrter Zeitungen1) erkenne ich wieder, wie nöthig mir sey, bey dem Unternehmen [Dichtung und Wahrheit] von meinen früheren Jahren zu sprechen, eine Sammlung von Documenten jener Epoche; denn außerdem möchte es bey dem aufrichtigsten Nachdenken schwer seyn zu imaginiren und sich wieder zu vergegenwärtigen, wie man gehaltlos, roh und ungebildet mehr werth könne gewesen seyn, als da man sich gehaltvoll, ausgearbeitet und ausgebildet antrifft. Es war überhaupt jenes eine wundersame Epoche, selbst nur, wie uns diese zwey Bände einen Begriff davon geben.

1813 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 86): Zum Behuf meiner eigenen Bio-

März 16.

17. 19. 21. 22.

graphie zog ich aus den Frankfurter gelehrten Zeitungen vom Jahr 1772 und 1773 die Recensionen aus, welche ganz oder zum Theil mir gehörten. Frankfurter gelehrte Anzeigen von 1772 u 73 . . . [Nachmittags] Fortsetzung jener Lectüre u Bezeichnung der [aus den Frankfurter gelehrte Anzeigen] auszuziehenden Recensionen . . . [Abends] fortgesetzte Lectüre. Frankfurter gelehrte Anzeigen. Frankfurter Zeitung. [Abends] Frankfurter gelehrte Anzeigen. Frankfurter Zeitung, in Absicht die Recensionen zu epitomisiren.

18193) Febr− Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften. Ueber die Ausgabe März der Goetheschen Werke (W 42.1, 82): Von 1769 bis 1775 . . . Antheil

an den Frankfurter gelehrten Anzeigen und Rezensionen dahin.

1

) Die beiden Jahrgänge in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 273). ) Entstanden 1819/1825. 3 ) Im folgenden Dokumente zur Auswahl von Rez. aus den FgA für die Ausgabe letzter Hand. 2

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1822 Mai ⎯ Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letz-

ter Hand, Paralip. 3: Vorarbeiten zu einer vollständigen Ausgabe von Goethes Werken, Schriften und sonstigen literarischen Nachlaß1) (W 42.1, 453f.): Die zwanzig Bände der letzten Ausgabe bleiben unverrückt und ungestört, doch werden die Druckfehler sorgfältig untersucht und verbessert . . . [Zusätzliche Bände] A u f b i l d e n d e K u n s t b e z ü g l i c h . . . Band 10. R e c e n s i o n e n in die Frankfurter Anzeigen von 1771 [!].

1823 Mai

1. Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letz-

ter Hand, Paralip. 2: Vorarbeiten zu einer vollständigen Ausgabe von Goethes Werken (W 42.1, 452f.): Die Fortsetzung einer Herausgabe meiner Werke könnte enthalten2) . . . XXVII. Rezension[en] in die Frankfurter Gelehrten Anzeigen. Juni 11. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 41f.): Diesen Morgen erhielt ich abermals eine Einladung zu Goethe . . . Ich war darauf wieder ein Stündchen bei ihm. Er erschien mir heute ganz ein anderer als gestern, er zeigte sich in allen Dingen rasch und entschieden wie ein Jüngling. Er brachte zwei dicke Bücher als er zu mir hereintrat. „Es ist nicht gut, sagte er, daß Sie so rasch vorübergehen, vielmehr wird es besser sein daß wir einander etwas näher kommen. Ich wünsche Sie mehr zu sehen und zu sprechen. Da aber das Allgemeine so groß ist, so habe ich sogleich auf etwas Besonderes gedacht, das als ein Tertium einen Verbindungs- und Besprechungspunkt abgebe. Sie finden in diesen beiden Bänden die Frankfurter gelehrten Anzeigen der Jahre 1772 und 1773,3) und zwar sind auch darin fast alle meine damals geschriebenen kleinen Rezensionen. Diese sind nicht gezeichnet; doch da Sie meine Art und Denkungsweise kennen, so werden Sie sie schon aus den übrigen herausfinden. Ich möchte nun, daß Sie diese Jugendarbeiten etwas näher betrachteten und mir sagten was Sie davon denken. Ich möchte wissen, ob sie wert sind in eine künftige Ausgabe meiner Werke aufgenommen zu werden. Mir selber stehen diese Sachen viel zu weit ab, ich habe darüber kein Urteil. Ihr Jüngeren aber müßt wissen, ob sie für euch Wert haben und in wiefern sie bei dem jetzigen Standpunkte der Literatur noch zu gebrauchen. Ich habe bereits Abschriften nehmen lassen, die Sie dann später haben sollen um sie mit dem Original zu vergleichen. Demnächst, bei einer sorgfältigen Redaktion, würde sich denn auch finden, ob man nicht gut tue hie und da eine Kleinigkeit auszulassen, oder nachzuhelfen, ohne im Ganzen dem Charakter zu schaden.“ Ich antwortete ihm, daß ich sehr gerne mich an 1

) Aufstellung von Kräuters Hand, auf Ordnungsarbeiten beruhend, die dieser im Mai 1822 an G’s ungedrucktem Material vornahm. 2 ) Hs. Aufstellung, welche die in den Gesamtausgaben noch nicht gedruckten Schriften G’s so zusammenzieht, daß sich für die geplante Ausgabe ein Umfang von 30 Bänden ergibt. 3 ) Wohl nicht die zwei Jahrgänge gedruckter Rez., sondern ein 1813 für die Arbeit am 12. Buch von Dichtung und Wahrheit hergestellter Auszug im Manuscript (s. nächstes Z).

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diesen Gegenständen versuchen wolle, und daß ich dabei weiter nichts wünsche, als daß es mir gelingen möge ganz in seinem Sinne zu handeln. „So wie Sie hineinkommen, erwiderte er, werden Sie finden daß Sie der Sache vollkommen gewachsen sind; es wird Ihnen von der Hand gehen.“

Juni 16. Der junge Eckermann; ich übergab ihm die Frankfurter Recensionen

im Manuscript. 16. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 43): Ich war in diesen Tagen wiederholt bei Goethe. Heute sprachen wir größtenteils von Geschäften. Ich äußerte mich auch über seine Frankfurter Rezensionen, die ich Nachklänge seiner akademischen Jahre nannte, welcher Ausspruch ihm zu gefallen schien, indem er den Stand-Punkt bezeichne, aus welchem man jene jugendlichen Arbeiten zu betrachten habe. Er gab mir sodann die ersten eilf Hefte von Kunst und Altertum, damit ich sie neben den Frankfurter Rezensionen als eine zweite Arbeit nach Jena mit hinüber nehme. Aug 14. [Marienbad] An Eckermann (Br 37, 166): Das Inhalts-Verzeichniß [der

ersten vier Hefte von KA], mein Werthester, ist mir zur rechten Zeit gekommen1) und entspricht ganz meinen Wünschen und Zwecken. Lassen Sie mich die Frankfurter Zeitungsblätter bey meiner Rückkehr auf gleiche Weise redigirt finden, so zolle den besten Dank, welchen ich vorläufig schon im Stillen entrichte, indem ich Ihre Gesinnungen, Zustände, Wünsche, Zwecke und Plane mit mir theilnehmend herumtrage, um bey meiner Rückkehr mich über Ihr Wohl desto gründlicher besprechen zu können. Aug [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 46): Durch solche Zeilen Goethes [Brief Ende vom 14. Aug 1823], deren Empfang mich im hohen Grade beglückte, fühlte ich mich nun vorläufig wieder beruhigt. Ich ward dadurch entschieden, keinen eigenmächtigen Schritt zu tun, sondern mich ganz seinem Rat und Willen zu überlassen. Ich schrieb indes einige kleine Gedichte, beendigte die Redaktion der Frankfurter Rezensionen und sprach meine Ansicht darüber in einer kurzen Abhandlung aus, die ich für Goethe bestimmte. Aug Eckermann: Ueber Goethe’s Recensionen für die Frankfurter gelehrten Anzeigen von Ende 1772 und 17732) (FA I 22, 274−78): Recensionen aus einer vergangenen LiteraturEpoche können in zwiefacher Hinsicht einen hohen Werth haben. Einmal, wenn die Gegenstände derselben, die beurtheilten Werke, von solcher Bedeutung waren, daß sie bis auf den gegenwärtigen Tag sich in unverletzter Liebe und Ansehn erhalten haben; in welchem Fall es denn besonders interessant ist zu sehen, in wiefern ein bedeutendes Werk bey seinem Erscheinen gleich erkannt und richtig gewürdigt, oder in wiefern es nicht verstanden und schief beurtheilt worden. So findet man großes Interesse an Recensionen, wie sie vor funfzig Jahren über die vorzüglichsten Werke von Klopstock, Lessing und Wieland, so wie besonders über Goethe’s erste Productionen gemacht worden. Der Standpunct bis zu welchem man damals im Urtheil gekommen war, tritt uns in solchen Aussprüchen deutlich vor Augen. Zweytens aber können Recensionen aus einer vergangenen Literatur-Epoche einen hohen Werth haben, wenn der Geist selbst, von dem sie ausgegangen, ein bedeutender war. Mögen in solchem Fall die beurtheilten Gegenstände selbst längst vergessen seyn, der Geist der sich darüber ausgelassen wird in unveralteter Frische uns daraus anwehen. Dieses ist der Fall bey

1 2

) Mit Brief Eckermanns an G vom 21. Juli 1823. ) ED in KA V 3 (1826) 161−70.

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Goethe’s Recensionen für die Frankfurter gelehrten Anzeigen. − Die beurtheilten Gegenstände selbst haben bis auf wenige für uns das Interesse verloren, sie sind veraltet; aber der Geist der sich darüber ausgesprochen tritt uns auf jeder Seite mit unverwüstlicher Kraft und Frische entgegen, und zwar um so mehr, als Goethe sich nicht eigentlich in die Gegenstände verloren und sich ihrer Entwickelung hingegeben, sondern vielmehr alle die Gegenstände nur als Anlässe benutzt hat, um sein volles Innere daran auszulassen. Die Zeit in der diese Recensionen entstanden fällt zwischen den beendigten academischen Studien und dem Götz von Berlichingen. Das academische Leben lag dem Dichter noch nahe, für poetische Production selbst hatte er noch nicht die gehörige Ruhe und Einheit im Leben erlangt; aber die Fülle seines Innern wollte doch Luft haben, und so mochte ihm die Aufforderung seiner Freunde zur Theilnahme an den Frankfurter gelehrten Anzeigen nicht unwillkommen seyn. Wir möchten diese Recensionen Nachklänge seiner academischen Jahre nennen. Hiezu veranlassen uns nicht allein die manchen gelehrten Ausdrücke, Anspielungen und Redensarten, wie wir sie in keinem der übrigen Goetheschen Werke wiederfinden, sondern auch die auf jeder Seite frisch hervorbrechende Naturkraft des Dichters, die in alles todte Gelehrten- und Theorie-Wesen heftig drein schlägt und sich dagegen auf alle Weise Luft zu machen sucht. Und beydes steht mit einander keineswegs in Widerspruch. Denn eine solche Natur wird sich eben dann im Gegensatz heftig äußern, wenn ein ihr nicht Gemäßes, ja Feindliches, wie dieß auf Academien leicht der Fall seyn kann, mit Gewalt und Herrschaft über sie zu gewinnen strebt. Von den Lehrstühlen der Professoren mochte einem jungen Dichter damals noch wenig Brauchbares entgegenkommen. Ein allgemein feststehendes Urtheil über literarische Gegenstände hatte man noch nicht, weil noch die Literatur selbst fehlte. Jeder urtheilte nach seiner Meinung, nach seinem Gefühl; wem das richtigste angeboren war, der traf es am besten, wen aber die Natur im Stich gelassen hatte, der war in dieser Hinsicht überall verlassen. Denn wie bey einer fertigen Literatur, bey allgemein anerkannten und feststehenden Maximen auch geringere Geister gewissermaßen ein Urtheil haben und viel Gutes und Brauchbares lehren können, indem sie nur das bereits Vorhandene sich anzueignen und wiederzugeben brauchen: so vermögen sie doch bey einer noch im Werden Begriffenen gar wenig, vielmehr beruhet in einer solchen Alles auf der Persönlichkeit Einzelner, und zwar bedeutender Talente; denn nur dem großen Talent ist Alles angeboren, sowohl Ausübung als Gesetze. Es ist daher natürlich, daß in einer solchen Zeit eine ausgezeichnete Natur mit den geringer begabten Geistern in beständigem Krieg liegen wird, wie wir dieses denn bey Goethen fast in allen diesen Recensionen sehen. Die meisten sind wild und aufgeregt, weil Falsches, Schiefes und Unnatürliches zu bekämpfen und der Dichter sich seiner überwiegenden Kraft in keckem jugendlichem Uebermuthe bewußt war. Da ist denn auch kein Behagen am Gegenstande, kein ruhiges Verweilen und Ausbilden, sondern Alles wird nur skizzenhaft flüchtig hingeworfen. Nur wenige Recensionen, worunter besonders die über Wieland,1) haben diesen wilden Charakter nicht, vielmehr findet man da schon ein Hinneigen zu der späteren Ruhe und Besonnenheit die Goethen eigen. Denn Wieland regt nicht zu feindlichen Gegensätzen auf, da ist Harmonie, der läßt sich mit Neigung und Ruhe betrachten. Findet er überall das Rechte, wie die Gedichte von Bürger, Hölty, Claudius u. s. w. im Göttinger Musenalmanach,2) so ist die Freude groß und er weiß nicht genug zu loben. In den Recensionen über Poesie finden sich Worte die nie veralten, Maximen von unverwüstlichem Werth, unsern jungen Dichtern noch eben so gut heute zuzurufen als damals, vor funfzig Jahren. Und weil Alles 1

) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 86 (27. Okt 1772) 681−85: [Wieland:] Der goldene Spiegel oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte. Aus dem Scheschianischen übersetzt. Leipzig o. J. − Zur Verfasserfrage s. Anm. unter Rubrik D oben S. 128. 2 ) Frankfurter gelehrte Anzeigen Nr. 91 (13. Nov 1772) 726ff.: Musen Almanach. Göttingen 1773. − Zur Verfasserfrage s. Anm. unter Rubrik D. oben S. 116.

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nur so hingeworfen ist, so thut auch Alles eine um so größere Wirkung und belebt und erfrischt wo irgend noch zu beleben ist. Aus manchen Andeutungen sieht man welche große Ansicht im Dichter lag und wir blicken um so schärfer in die Tiefe seiner Natur, je schneller Alles an uns vorübergeht . . . Für alle diejenigen aber, denen eine solche Ansicht durch einen einzigen Wink nicht in ihrer völligen Größe auseinander geht, wären sie wohl einer weiteren Ausführung werth. Goethe selbst hatte vielleicht von allen den herrlichen Dingen damals noch nicht das völlige Bewußtseyn, es war wohl mehr eine Ahnung des Rechten, oder vielmehr ein angeborenes Rechte, als ein bestimmtes Wissen. In manchen Stellen sieht man Spuren jener Werke, deren Keime schon damals im Dichter lagen. Doch sie näher zu bezeichnen unterlassen wir, es macht Freude solche Stellen selbst zu finden. Das Wichtigste endlich, was wir über diese Recensionen zu sagen haben, ist folgendes: Sie sind ein Schlüssel zu Goethe’s ganzer Natur. Wer über Goethe’s Wesen Aufschluß haben will, der studire diese Recensionen. Hier liegt Alles im Keime vor uns. Hier ist der Beginn, der erste Standpunct; und wenn wir hier festen Fuß fassen, und von hieraus alles dasjenige betrachten was später von ihm ausgegangen ist, und nun sehen was von diesen ersten Richtungen sich durch alle übrigen Werke hindurch hält, so haben wir von Goethen den eigentlichen Kern, das Unveränderliche, Unverwüstliche, Dämonische. In dieser Hinsicht sind diese Recensionen ganz unschätzbar, und zwar nicht allein weil sie zu dem Ersten gehören was von Goethen ausgegangen, sondern weil es Recensionen sind. In allen eigentlich poetischen Leistungen eines Dichters nämlich, ist es nicht gar so leicht seine wahre Natur zu erkennen, denn er tritt nie persönlich hervor, sondern er verbirgt sich stets hinter seine Charaktere und läßt nur diese immer vorwalten. Bey Recensionen hingegen findet keine Maske statt, da tritt er immer entschieden persönlich mit seiner Herzens-Meinung heraus und legt uns durch das was er billigt und nicht billigt die wahre Gestalt seiner Natur klar und offen vor Augen. Sind zudem die Gegenstände, die das Urtheil hervorlocken, mannigfaltiger Art, so daß das Innere des Urtheilenden auf mannigfaltige Weise angeregt wird, so wird der Blick den wir in eine solche Natur thun, groß und umfassend seyn. Und auch dieses ist der Fall bey diesen Recensionen; denn wiewohl die Poesie das Vorwaltende ist, das ihn vor allem erfüllt, so nimmt er doch nicht weniger Interesse an Religion, Staat und einzelnen Personen und läßt sich darüber mit gleicher Wärme aus. Wir können daher diese Recensionen allen denjenigen, denen es um ein gründliches Studium Goethe’s zu thun ist, nicht angelegentlich genug empfehlen.

Sept 15. [Weimar] Früh mit Eckermann die Recensionen, sowohl die älteren

[Frankfurter gelehrte Anzeigen] als die jenaischen [JALZ], durchgegangen. 16. Früh mit Eckermann das gestrige Geschäft fortgesetzt, den Abschluß vorbereitet, den er zu beschleunigen versprach, seine Arbeit war durchaus gelungen. Nov ⎯ Sicherung meines literarischen Nachlasses und Vorbereitung zu einer echten vollständigen Ausgabe meiner Werke1) (W 41.2, 89f.): Es ist aus jenem Archiv meiner theils schon vor vielen Jahren gedruckten, theils noch ungedruckten Papieren in diesem letzten halben Jahr so viel im Einzelnen durchgesehen, berichtigt, vollendet und im Ganzen geordnet, auch durchaus zum Druck vorbereitet und abgeschlossen, daß sich davon drei gute Bände werden füllen lassen. Über den näheren Inhalt 1

) ED in KA IV 3 (1824) 151−56.

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dieser möge nun den Freunden einige vorläufige Nachricht nicht unwillkommen sein. Recensionen für die F r a n k f u r t e r g e l e h r t e n A n z e i g e n und die J e n a e r L i t t e r a t u r z e i t u n g werden einen dieser Bände ausmachen. Erstere wurden geschrieben vor meinem G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n im Jahre 1772 und 73 . . . Die Recensionen für die Frankfurter gelehrten Anzeigen haben einen eigenen Character. Wild, aufgeregt und flüchtig hingeworfen, wie sie sind, möchte ich sie lieber Ergießungen meines jugendlichen Gemüths nennen als eigentliche Recensionen. Es ist auch in ihnen so wenig ein Eingehen in die Gegenstände als ein gegebener, in der Literatur begründeter Standpunct, von wo aus diese wären zu betrachten gewesen, sondern alles beruhet durchaus auf persönlichen Ansichten und Gefühlen. Die dem Urtheile sich anbietenden Gegenstände sind mannichfaltiger Art und geben, obgleich nur flüchtig berührt, ein treues Bild vom Character der damaligen Literatur. Und da nun ferner meine ganze jugendliche Gesinnungs- und Denkungsweise sich überall ohne Rückhalt leidenschaftlich ausläßt, so liegen die anfänglichen Richtungen meiner Natur in diesen Recensionen offen vor Augen und demnach möchten sie auch für alle diejenigen, die mir und meinen Leistungen einen näheren Antheil schenken, nicht ohne einiges Interesse sein.

1825 Jan

11. Anordnung der neuen Ausgabe1) (W 42.1, 461): XXVI. Rezensionen.

Frankfrtr. ältere, Jenaische neuere. Einzeln abgedruckt. 12. Anordnung der neuen Ausgabe [1. Neufassung]2) (W 42.1, 462): XXXI.

Rezensionen, frankfrtr ältere, Jenaische neuere, u Verwandtes. Neu gesammelt. 13. Anordnung der neuen Ausgabe [2. Neufassung]3) (W 42.1, 463): XXXIII. Rezensionen und sonstiges Kritische. Frankfurter Rezensionen v. Jahr 1772. [Spalte Ältere Ausgabe leer.] Mai 20. An Cotta (G−Cotta 2, 126; 130): [Beilage] Zur Vergleichung. Neue Ausgabe. XL. Bände. Aeltere. XX. B. . . . XXXIII. Rezensionen, u. sonstiges Kritische. Frankfurter Rezensionen v. J. 1772. [Spalte Ältere Ausgabe leer.]

1

) Erste hs. Fassung eines Verzeichnisses, das eine neue 30-bändige Anordnung der Werke aufstellt. Die rechte Spalte enthält jeweils den Druckort in Ausg. B oder entsprechende Angaben. 2 ) Werke jetzt auf 35 Bände verteilt. 3 ) Durch die besondere Zählung der Wanderjahre jetzt 36 Bände.

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1826

1826 Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letz-

Jan

Ende ter Hand1) (W 42.1, 113f.): XXX bis XXXIII. (In diesen Bänden wech-

Juni

selt eine große Mannichfaltigkeit des Inhalts und der Form: es sind biographisch-literarische Mittheilungen, als Supplemente zu dem, was sich auf den Verfasser, seine Bestrebungen und Schicksale bezieht. Die Recensionen in den Frankfurter Anzeigen vom Jahre 1772 geben Anlaß die frühen ernsteren und muthweilligen Productionen einzuleiten, literarisch-kritische Mittheilungen aus verschiedenen Tagesblättern und Heften füllen den Raum bis zu den jenaischen Recensionen von 1804 ziemlich aus. Hier werden manche analoge Einzelheiten historischer, biographischer, rednerischer Art einschreiten, und von sonstigem Verwandten und dahin Einschlagendem die mannichfaltigsten Versuche mitgetheilt werden. Vielleicht fände man Raum, frühere Studien, z. B. zu Götz von Berlichingen, Iphigenia, und sonst, zu belehrender Unterhaltung vorzulegen.) 5. Vorwort2) (W 41.2, 199f.): In spätern Jahren betrachten wir unsre frühern Arbeiten niemals mit reiner Billigkeit; wir schämen uns der Symptome mancher Entwickelungskrankheit, die uns doch in’s Leben weiter förderte, deren Kenntniß für Andere noch gar wohl belehrend seyn dürfte. Und ich habe daher die Auswahl dessen, was ich von manchem Vorräthigen in die angezeigte Ausgabe aufzunehmen hätte, in Betracht der psychologischen Absichten gar mancher Leser gesorgt daß nichts Brauchbares beseitigt und verheimlicht werde. Was aber der lebendigen Gegenwart interessant seyn könnte, darüber hat eine gebildete Jugend am ersten zu entscheiden. Solchen jungen Freunden pflege ich zu übergeben, was mir zweifelhaft ist, mit dem Ersuchen, ihre Ansichten mitzutheilen. Und so entstand auch nachfolgender Aufsatz. Wenn er mir aber entschieden zu Gunsten lautet, so verzeihe man eine unbewundene Mittheilung. In einem langen Leben setzen sich Lob und Tadel, gute Aufnahme und schlechtes Behandeln dergestalt in’s Gleichgewicht, daß es einer bestätigten sittlichen Kraft bedarf, um gegen beide nicht vollkommen gleichgültig zu werden.

1827/1828 ⎯

⎯ A. Nicolovius: Ausgaben der gesammelten G o e t h e ’schen Schriften. Anhang. In: Ueber Goethe. Literarische und artistische Nachrichten. Herausgegeben von A. Nicolovius. Erster Theil. Mit zwei Schattenrissen. Leipzig, bei Johann Friedrich Leich. 1828, 1

) ED in Morgenblatt für gebildete Stände. Intelligenz-Blatt. Nro. 25., 19. Juli 1826, 97ff. 2 ) Zu Eckermanns Aufsatz Ueber Goethe’s Recensionen für die Frankfurter gelehrten Anzeigen von 1772 und 1773 (s. oben 1823 Aug Ende: Eckermann). ED in KA V 3 (1826) 160f.

1827/1828

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17f.:1) Da die neueren Recensionen von G o e t h e meist bekannt, die ältesten jedoch, welche jetzt auf’s Neue mitgetheilt werden, höchst selten geworden sind, so wird die Anführung derjenigen Schriften, über welche Goethe in den „Frankfurter gelehrten Anzeigen, vom Jahr 1772 und 1773. Frankfurt am Main, bei den Eichenbergischen Erben“ geurtheilt hat, hier am rechten Orte und vielleicht vielen Lesern willkommen seyn. Aus dem Jahr 1772. [1) Sulzer:] Allgemeine Theorie der schönen Künste von Sulzer. [2) Mauvillon u. Unzer:] Ueber den Werth einiger deutscher Dichter. [3) Seybold:] Schreiben über den Homer vom Professor Seybold. [4) Herwich:] Franken zur griechischen Litteratur. [5) Sulzer:] Die schönen Künste in ihrem Ursprunge, ihrer wahren Natur und besten Anwendung dargestellt von Sulzer. [6] Empfindsame Reisen durch Deutschland. [7) Kretschmann:] Die Jägerinn, ein Gedicht. [8) Blum:] Lyrische Gedichte von Blum. [9] Brauns Versuch in prosaischen Fabeln und Erzählungen. [10) Behr Falkensohn:] Gedichte von einem polnischen Juden. [G-Rez. 3]. [11] Cymbelline, ein Trauerspiel nach einem von Shakspeare erfundenen Stoff. [12] Neue Schauspiele der Theater zu Wien. [13) Zachariä:] Zwei schöne neue Märlein in Reimen verfaßt. [14) La Roche:] Geschichte des Fräuleins von Sternheim. [15) Wieland:] Der goldene Spiegel von Wieland. [16] Göttinger Musenalmanach auf 1773 von Boie.2) [17] Briefe über die wichtigsten Wahrheiten der Offenbarung. [18) Gerstenberg:] Betrachtungen über das Paradies und die darin vorgefallenen Begebenheiten. [19] Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Zimmermann von Lavater [G-Rez. 4]. [20) Joch:] Alexander von Joch über Belohnung und Strafen nach türkischen Gesetzen. [21) Sonnenfels:] Ueber die Liebe des Vaterlandes von J. von Sonnenfels. [22] Charakteristik der vornehmsten europäischen Nationen; aus dem Englischen. [23] Die erleuchteten Zeiten, oder Betrachtung über den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaften und herrschenden Sitten in Deutschland. [24) Hausen:] Leben und Charakter Herrn Chr. Ad. Klotzens, entworfen von C. R. Hausen [G-Rez. 1]. [25) Sinclair:] Lobrede auf Herrn Friedrich Carl Casimir vom Kreuz. [26) Wieland:] Gedanken über eine alte Aufschrift. Aus dem Jahr 1773. [27) Schummel:] Lustspiele ohne Heirathen, von dem Verfasser der empfindsamen Reisen durch Deutschland, Wittenberg 1773. [28) Thierbach:] Beiträge zur deutschen Lektüre für Leser und Leserinnen. Leipzig. [29) Heufeld:] Theateralmanach für das 1

) Alfred Nicolovius, als Neffe in einem engeren Verhältnis zu G stehend, hatte die Erlaubnis, die Liste der von Eckermann u. G für den Abdruck in C1 33 ausgewählten Rez. vorab der Öffentlichkeit mitzuteilen. Nicolovius übersandte die Schrift Ueber Goethe in einer wohl schon druckreifen Fassung am 25. Aug 1827 als Geburtstagsgeschenk an G, der sich am 18. Sept 1827 für die Sendung bedankte; die Druckfassung kündigte Nicolovius am 25. Nov 1827 an (Br 43, 329), vgl. Ruppert Nr. 1944. − Die Liste, von Nicolovius zweifellos so abgedruckt, wie von G erhalten, stimmt bis auf zwei Abweichungen mit der Veröffentlichung in C1 33 überein: 1) Während C1 33 ohne Beachtung der Chronologie die Rez. durchgängig nach sachlichen Gesichtspunkten ordnet, verzeichnet die Liste die beiden Jahrgänge getrennt, die Rez. von 1772 in derselben Reihenfolge wie C1 33, die von 1773 dagegen streng chronologisch. 2) Die Rez. der Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen Enewold Brandts ist nicht in C1 33 aufgenommen. An deren Stelle tritt: FgA Nr. 72 (8. Sept 1772) 569–72: Münter: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen J. F. Struensee. Von B. Münter. Kopenhagen 1772. − Die Auswahl der FgA-Rez. in C1 33 ist als Bekenntnis G’s zu bestimmten Inhalten u. Aussagen zu sehen u. zu achten. Die Forschung hat feststellen müssen, daß G’s u. Eckermanns Zuordnung oft fehlerhaft war, s. Rubrik D. 2 ) Titelaufnahme nach den Frankfurter gelehrten Anzeigen: Musen Almanach. Göttingen 1773.

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1827/1828

Jahr 1773, verfasset von einigen Liebhabern der deutschen Schaubühne. Wien. [30) Moser:] Joh. Jakob Moser’s neueste kleine Staatsschriften. Frankfurt und Leipzig, 1772. [31) Wood:] Robert Wood’s Versuch über das Originalgenie des Homers, aus dem Engl. Frankf. am Main. [32) Lavater:] Predigten über das Buch Jonas von Joh. Caspar Lavater. Die erste Hälfte. [33] Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen Enewold Brandts etc. von Jörge Hee; 1773.1) [34] Die Lieder Sineds des Barden von M. Denis. 1773. [35] Herrn Hollands philosophische Anmerkungen über das System der Natur, aus dem Französischen, von Wetzel. Bern.

1829 Sept

8. Abends Professor Riemer; einige Concepte und die Frankfurter Recen-

sionen durchgegangen.2) 11. Abends Professor Riemer. Gingen wir die alten Frankfurter Recensionen durch. 29. An W. Reichel (Br 46, 90): Ew. Wohlgeboren vermelde hiedurch ungesäumt, daß morgen, den 30. dieses Monats, ein Paquet an Dieselben abgehen wird, enthaltend Materie für die Bände 33. 34. 35. Bei ersterem Manuscript habe zu bemerken, daß Herr Revisor zu ersuchen wäre die bisher übliche Orthographie dabey beobachten zu lassen, indem sich nicht gerade Gelegenheit fand solche in diesem Sinne durchzusehen.

1830 Juli

3. An S. Boissere ´e (Br 47, 123): Daher denk ich bey allem was ich thue,

treibe und dichte, wie das [die Bände der Ausg. letzter Hand] wieder einmal eben zu jenen Freunden gelangen möge; sagen sie mir’s nun daß dieß gelungen sey, so ist es ein freudiges Ereigniß, ein geistiges Händereichen über eine ungeheure Kluft. Ich empfehle Ihnen auch in diesem Sinne das 23. [33.] Bändchen der Recensionen; ich komme mir selbst darin oft wunderbar vor, denn ich erinnere mich ja nicht mehr daß ich diesem oder jenem Werke, dieser oder jener Person zu seiner Zeit eine solche Aufmerksamkeit geschenkt; ich erfahr es nunmehr als eine entschiedene Neuigkeit und freue mich nur über die honette, treue Weise womit ich früher oder später dergleichen Dinge genommen.

1831 Apr 24. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 188f.): [G:] „Die Franzosen beckommen doch kein 18. Jahrh. wieder, sie mögen machen, was sie wollen. Wo haben sie etwas aufzuweisen, daß mit Diderot zu vergleichen wäre? Seine Erzählungen, wie klar gedacht, wie 1 2

) Nicht in C1 33 aufgenommen, s. oben Anm. 1, S. 149. ) Wohl abschließende Revision des abzusendenden Druck-Ms.

1831

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tief empfunden, wie körnig, wie kräftig, wie anmuthig ausgesprochen! Als uns dieß durch G r i m m s Correspondenz in einzelnen Fragmenten zukam, wie begierig faßte man es auf, wie wußte man es zu schätzen! Ja, das war noch eine Zeit, wo etwas E i n d r u c k machte; jezt läßt man alles leichtsinnig vorübergehen. Es will was heißen für die neuern Schriftsteller in Frankreich, sich von so grosen Traditionen und Mustern, von einem so ausgebildeten, abgeschlossenen grosartigen Zustand loszureißen und neue Bahnen zu betreten.“ „Wir andern dummen Jungen von 1772 hatten leichteres Spiel, wir hatten Nichts hinter uns, konnten frisch drauf los gehen und waren des Beifalls gewiß, wenn wir nur einigermaßen etwas Tüchtiges lieferten.“

UH1)

Aus dem Französischen des Globe2)

E D

1826 Febr 6.−16.; Nov 27. − Dez 9.; 1827 Jan 2.−6. KA VI 1 (1827) 59−68. − C1 46, 128−34. − W 41.2, 228−34; 529−39. − AA-SL 3, 410−13. − MA 13.1, 555. − FA I 12, 526−30; FA I 22, 323−27.

Z Jan Febr

1826 30. [Nachmittags] Späterhin Le Globe. 1. [Abends] Späterhin Le Globe. Schöne Bemerkungen und wichtige Auf-

schlüsse über den gegenwärtigen Zustand von Frankreich, aufklärend und belehrend. 3. [Abends] Las in Le Globe . . . Ernstliche Betrachtung der Franzosen gegen einander und gegen uns. 4. [Nachmittags] Le Globe. Die Gesinnungen und Absichten dieser Zeitschrift näher durchforscht. Auch einige allgemeine gute Bemerkungen angezeichnet. 5. Abends Dr. Eckermann. Besonders über den Globe. Über das Vorschreiten der Franzosen in allgemeinen Begriffen und Übersichten. Besonders auch über ihre Art deutsche Litteratur zu betrachten. 1

) Ich danke HH für wichtige Vorarbeiten zu diesem Artikel. ) Übersetzung des Artikels Du Robin des bois aus der frz. Zeitschrift Le Globe (I 66, 8. Febr 1825) u. danach eine Bemerkung des Übersetzers, im Inhaltsverzeichnis auf der 2. Umschlagsseite von KA VI 1 betitelt nach den ersten drei Wörtern des übersetzten Textes: Mythologie, Hexerey, Feerey, aus dem Französischen. − Hintergrund des Globe-Artikels: Die bornierte Reaktion des Pariser Publikums auf eine am 7. u. 16. Dez 1824 im The´ˆatre de l’Ode´on uraufgeführte sehr freie frz. Freischütz-Version hatte der Autor P. L. Duvergier de Hauranne zum Anlaß genommen, seinen Landsleuten das Absurde u. Unzeitgemäße ihrer Vorurteile bewußt zu machen u. sie zu geistiger Offenheit gegenüber ausländischer Kunst u. Literatur aufzurufen; vgl. Hamm 1998, 27f. − G übersetzte den programmatischen Teil des Artikels; zu den Auslassungen vgl. ebd. 121.

2

152 Febr

AUS DEM FRANZÖSISCHEN DES GLOBE

1826

6. Übersetzung einiger Stellen aus dem Globe . . . [Nachmittags] Beschäf-

tigte mich mit Manuscripten. Sodann auch mit dem Globe, woraus ich einiges übersetzte. 7. (Blätter 1 u. 2 der Hs. der Übersetzung1) datiert: Weimar den 7 t e n Februar 1826) 7. An C. F. v. Reinhard (Br 40, 294): Man hat mir die Zeitschrift le

Globe, vom September 1824, also wohl vom Anfang an, zugesendet und fährt damit posttäglich fort. Dem Vergangenen widme ich jeden Abend einige Stunden, ich bezeichne, streiche vor, ziehe aus, übersetze. Dieß gibt eine wundersame Übersicht über den Zustand der französischen Literatur, und, da sie mit allem zusammenhängt, über das Leben und Treiben in Frankreich. 7. An Grafen Reinhard nach Frankfurt a. M. 9. (Blatt 3 der Hs. der Übersetzung2) datiert: d. 9. Febr. 1826.) 10. Übersetzt aus dem Globe. 11. Fernere Übersetzung aus dem Globe . . . [Nachmittags] Nachher blieb

ich für mich; beschäftigt mit den vier Philokteten und dem Globe. 12. Gegen Abend Dr. Eckermann. Ich fuhr fort an dem Globe zu lesen und

zu bezeichnen. Der Begriff jener Tendenzen wurde immer klärer. 14. Der Charakter des Globe als absoluter Liberalismus oder theoretischer Radicalismus erkannt. 15. (Blatt 4 der Hs. der Übersetzung3) datiert: Weimar den 15 t e n Februar 1826) 16. Übersetzung aus dem Globe abgeschlossen und mit Bemerkungen ab-

geschrieben.4) 17. (s. „Le Globe. Übersetzung und Auszug“ gD, EGW 6, 605) 18. Gegen Abend Hofrath Meyer. Einige Übersetzung aus dem Globe mit

Bemerkungen vorgelesen. 20. (s. „Le Globe. Übersetzung und Auszug“ gD, EGW 6, 605) Nov 27. [Nachmittags] Nachher Herr Oberbaudirector Coudray. Ein gemischtes

Portefeuille meist lithographirter Blätter vorlegend.5)

1

) Blätter 1 u. 2 enthalten den Text W 41.2, 2281−3025. ) Blatt 3: W 41.2, 23026−2326. 3 ) Blatt 4: frühe Fassung zu W 41.2, 2327−3313 (bis nehmen). 4 ) Am 16. Febr 1826 lagen die Übersetzung u. die Bemerkung des Übersetzers in einer druckreifen Abschrift vor. Sie wurde jedoch nicht an Frommann zum Druck abgegeben. Offenbar wollte G aus Feingefühl die Zeitschrift Le Globe der deutschen Öffentlichkeit zuerst mit einem Artikel vorstellen, in dem Franzosen nicht getadelt wurden. Die Gelegenheit dazu ergab sich Anfang Mai 1826 mit J. J. Ampe`res zweiteiliger Rez. der ersten vollständigen frz. Übersetzung von G’s dramatischen Werken; s. „Oeuvres dramatiques de Goethe“. 5 ) C. W. Coudray brachte aus Paris eine Mappe mit verschiedenen lithographierten 2

1826

AUS DEM FRANZÖSISCHEN DES GLOBE

153

Nov 29. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 181ff.): „Da wir vom Mephistopheles reden, fuhr Goethe fort, so will ich Ihnen doch etwas zeigen, was Coudray von Paris mitgebracht hat. Was sagen Sie dazu?“ Er legte mir einen Steindruck vor, die Szenen darstellend, wo Faust und Mephistopheles, um Gretchen aus dem Kerker zu befreien, in der Nacht auf zwei Pferden an einem Hochgerichte vorbeisausen. Faust reitet ein schwarzes, das im gestrecktesten Galopp ausgreift und sich, so wie sein Reiter, vor den Gespenstern unter dem Galgen zu fürchten scheint. Sie reiten so schnell, daß Faust Mühe hat sich zu halten; die stark entgegen wirkende Luft hat seine Mütze entführt, die, von dem Sturmriemen am Halse gehalten, weit hinter ihm herfliegt. Er hat sein furchtsam fragendes Gesicht dem Mephistopheles zugewendet und lauscht auf dessen Worte. Dieser sitzt ruhig, unangefochten, wie ein höheres Wesen. Er reitet kein lebendiges Pferd, denn er liebt nicht das Lebendige. Auch hat er es nicht vonnöten, denn schon sein Wollen bewegt ihn in der gewünschtesten Schnelle. Er hat bloß ein Pferd, weil er einmal reitend gedacht werden muß; und da genügte es ihm, ein bloß noch in der Haut zusammenhängendes Gerippe vom ersten besten Anger aufzuraffen. Es ist heller Farbe und scheint in der Dunkelheit der Nacht zu phosphoreszieren. Es ist weder gezügelt noch gesattelt, es geht ohne das. Der überirdische Reiter sitzt leicht und nachlässig im Gespräch zu Faust gewendet; das entgegenwirkende Element der Luft ist für ihn nicht da, er wie sein Pferd empfinden nichts, es wird ihnen kein Haar bewegt. Wir hatten an dieser geistreichen Komposition große Freude. „Da muß man doch gestehen, sagte Goethe, daß man es sich selbst nicht so vollkommen gedacht hat. Hier haben Sie ein anderes Blatt, was sagen Sie zu diesem! −“ Die wilde Trink-Szene in Auerbachs Keller sah ich dargestellt, und zwar, als Quintessenz des Ganzen, den bedeutendsten Moment, wo der verschüttete Wein als Flamme auflodert und die Bestialität der Trinkenden sich auf die verschiedenste Weise kund gibt. Alles ist Leidenschaft und Bewegung und nur Mephistopheles bleibt in der gewohnten heiteren Ruhe. Das wilde Fluchen und Schreien und das gezuckte Messer des ihm zunächst Stehenden sind ihm nichts. Er hat sich auf eine Tischecke gesetzt und baumelt mit den Beinen; sein aufgehobener Finger ist genug, um Flamme und Leidenschaft zu dämpfen. Jemehr man dieses treffliche Bild betrachtete, destomehr fand man den großen Verstand des Künstlers, der keine Figur der andern gleich machte und in jeder eine andere Stufe der Handlung darstellte. „Herr Delacroix, sagte Goethe, ist ein großes Talent, das gerade am Faust die rechte Nahrung gefunden hat. Die Franzosen tadeln an ihm seine Wildheit, allein hier kommt sie ihm recht zu Statten. Er wird, wie man hofft, den ganzen Faust durchführen, und ich freue mich besonders auf die Hexenküche und die Brokkenszenen. Man sieht ihm an, daß er das Leben recht durchgemacht hat, wozu ihm denn eine Stadt wie Paris die beste Gelegenheit geboten.“ Ich machte bemerklich, daß solche Bilder zum besseren Verstehen des Gedichts sehr viel beitrügen. „Das ist keine Frage, sagte Goethe, denn die vollkommnere Einbildungskraft eines solchen Künstlers zwingt uns, die Situationen so gut zu denken, wie er sie selber gedacht hat. Und wenn ich nun gestehen muß, daß Herr Delacroix meine eigene Vorstellung bei Szenen übertroffen hat, die ich selber gemacht habe, um wie viel mehr werden nicht die Leser alles lebendig und über ihre Imagination hinausgehend finden!“ Dez

9. Nebenstehendes: Herrn Frommann, Fortsetzung des Manuscripts zu

Kunst und Alterthum.1) Blättern mit. Darunter zwei Probedrucke Faust-Illustrationen von E. Delacroix, die für eine separate Faust-Ausgabe in der Übersetzung von Stapfer bestimmt waren; s. „Faust, trage´die de Monsieur de Goethe, traduite en franc¸ais par Monsieur Stapfer, orne´e de XVII dessins par Monsieur Delacroix“. Daher ist der 27. Nov 1826 der Terminus post quem für die Neufassung der Bemerkung des Übersetzers, in der G den bisherigen Text bearbeitete u. um Hinweise auf Delacroix’ Probedrucke erweiterte. 1 ) Zweite Ms.-Sendung zu KA VI 1. – In dieser Sendung vermutlich auch das Druck-Ms.

154 Dez

AUS DEM FRANZÖSISCHEN DES GLOBE

1826

9. An F. J. Frommann (Br 41, 248): Ew. Wohlgeboren

übersende sogleich noch einiges Manuscript, das weitere folgt nach und nach. 30. Kam die Revision des Bogens 4 von Kunst und Alterthum an. 31. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 486): Ewr Excellenz werden gestern Morgen durch Boten den 4ten Correcturbogen von Kunst u. Alterthum VI. Bd 1s Stck erhalten haben; hierbei folgt der 5te in 2 Exemplaren.

1827 Jan

2. Den 5. Bogen Kunst und Alterthum an Riemer . . . Gegen Abend Herr

Professor Riemer. Wir besprachen einiges zu Helena. Gingen die Revisionsbogen 3, 4, 5 durch.1) ?

[Jan]

[Weimar] Riemer an G (QuZ 4, 487): Unterdessen füge die durchgesehenen Bogen von K. u. Alterthum bey.

3. An F. J. Frommann (Br 42, 3): Ew. Wohlgeboren erhalten hierbey die

durch Fest- und Feyertage einigermaßen verspäteten Revisionsbogen 3 und 4; der fünfte wird Sonnabends erfolgen. 3. An H. Meyer (Br 42, 4): Mögen Sie, mein Werthester, sich einrichten, daß heute Abend gegen 6 die Kutsche Sie abholen kann. Hiebey sende die zwey Fauste nochmals,2) mit Bitte, das Minimum was zu ihrem Lobe gesagt werden kann mit wenigen Worten auszudrücken; ich wünsche es nur als Nachsatz zu einer Anzeige dieser neuen Ausgabe. 6. [An] Herrn Frommann d. J.[üngeren] 5. Bogen. 12. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 487): Ewr Excellenz empfangen hierbei . . . 4. Aush. Bogen 3−5. Apr 23. [Weimar] J. J. Ampe`re an A. Stapfer (GG 3.2, 111): J’ai trouve´ ici en feuilles mon second article qu’il fera paraıˆtre dans le nume´ro prochain de son journal3) . . . Il y aura aussi dans ce nume´ro un article sur la Mythologie et la Sorcellerie, si je m’en souviens bien du Duvergier.

HH

zu den Bogen 4 u. 5, die Aus dem Französischen des Globe enthalten. − Nachdem die erste Ms.-Sendung zu KA VI 1 am 29. Nov 1826 an Frommann abgegangen war, arbeitete G am 1., 3. u. 6. bis 8. Dez 1828 an der zweiten Sendung. An einem dieser Tage entstand das Druck-Ms. mit der neugefaßten Bemerkung des Übersetzers. 1 ) Bei der Bearbeitung der Revisionsbogen fügte G der Bemerkung des Übersetzers am Schluß nochmals einen kurzen Abschnitt hinzu. 2 ) Die zwei Probedrucke zum Faust von E. Delacroix. 3 ) s. „Œuvres dramatiques de Goethe“.

1813

ÜBER EIN FRANZÖSISCHES DICTUM

155

[Über ein französisches Dictum]1)

E D

1814 Febr / Mai W 42.2 (1907) 443f. − MA 11.2, 147. − FA I 19, 658.

Z Jan

1813 1. An Herzogin Luise (Br 23, 221): Indem ich mich nun aber besinne, ob

ich nicht durch einen Stellvertreter höchst Denenselben ein augenblickliches gnädiges Lächeln abgewinnen könnte, so fallen mir beykommende Blätter in die Augen,2) die ich als eine erborgte Gabe Ew. Durchl. heute zu Füßen lege. Möchten diese wenigen aber bedeutenden Bogen Ew. Durchl. bisher unbekannt geblieben seyn! damit ich mir das Verdienst zueignen könnte, sie zuerst vorgelegt zu haben.3) 13. An Knebel (Br 23, 239): Du erhältst nämlich hierbey die Stae ¨lischen Blätter, wobey ich dich nur um die Pietät bitte, sie in Jena nicht aus den Händen zu geben noch auch abschreiben zu lassen. Juni 1. [Teplitz] An Gräfin Josephine O’Donell (Br 23, 358): Die Lecktüre des Wercks der Fr. v. Stahl [Stae¨l] hätte ich gerne mit Ihnen getheilt, das wenige was ich davon kenne4) ist höchst aufregend und es ist sehr unterrichtend das deutsche Litterarwesen einmal aus einem fremden und so hohen Standpunckt anzusehen. Juli 24. [Teplitz] An Gräfin Josephine O’Donell (Br 23, 409): Ich beneide Sie um die Kenntnisse des Werks der Frau v. Stae¨l, die Bruchstücke die ich davon gesehen, haben mir sehr viel Vergnügen gemacht . . . Ich hoffe denn doch, dieses Werk soll endlich zu der allgemeinen Erbauung noch öffentlich erscheinen.

1814 Febr 15. [Weimar, nachmittags] Frau v. Stael sur l’Allemagne. 17. An Sara v. Grotthus (Br 24, 160): Ich meine das Werck s u r A l l e m a -

e l ; Sie haben es selbst gelesen, und es bedarf g n e , von Frau v o n S t a ¨ 1

) Notiz im Anschluß an ein Zitat aus De l’Allemagne von Mme de Stae¨l (Beginn von I 2: Des Mœurs et du Caracte`re des Allemands), Äußerungen zur Sache ankündigend, jedoch unausgeführt. − Aus dem Nachlaß; auf einem Foliobogen, eingeheftet in das Faszikel Abgesendete Briefe Januar. . . Juni 1814. 2 ) Die ersten beiden Bde des dreibändigen De l’Allemagne wurden nach ihrem Erscheinen im Okt 1810 auf Napoleons Befehl sofort beschlagnahmt u. eingestampft. Der dritte Bd konnte schon nicht mehr gedruckt werden. Im Sommer 1813 erschien dann die frz. Originalausgabe in London erstmals vollständig im Druck. Vorher kursierten schon hs. Auszüge. Über eines der Ms. verfügte G. 3 ) Herzogin Luise teilte in ihrem Antwortbrief mit, daß sie die Auszüge schon kannte. 4 ) Um welche Teile des Ms. es sich handelte, nicht nachweisbar.

156

ÜBER EIN FRANZÖSISCHES DICTUM

1814

also meiner Empfehlung nicht. Ich kannte einen großen Theil desselben im Manuscript, lese es aber immer mit neuem Antheil. März 7. An H. Meyer (Br 24, 185): Das Werk der Frau von Stae ¨l erscheint heftweise, wahrscheinlich um den hohen Preis zu verstecken und den Nachdruck zu erschweren. Das Ganze ist den Theilen gleich, die wir im Manuscript kannten. 9. An Knebel (Br 24, 191): Das Werk der Frau von Stae ¨l mag man immer gerne wieder lesen; man glaubt wirklich in guter Gesellschaft zu sein, man wird durch diese Blätter zum Denken und zum Erwidern aufgefordert. Ist es einmal fertig da, so wird es zu schönen Betrachtungen über uns und über unsere Nachbarn Anlaß geben, vorzüglich weil es während einer so großen Umwälzung erscheint, welche den inneren Zustand sowohl, als die äußeren Verhältnisse bedeutend verändern wird. 12. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 141): Es wäre wohl zu wünschen, daß das Werk der Frau von Stael, wie Du sagst, von einer geschickten und freundlichen Hand erwiedert und zum Theil berichtiget würde. Die Deutschen geben sich jetzt Mühe, wie es scheint, ihre Nation zu einer Nation zu bilden. Dahin sollten alle Hände − oder vielmehr Köpfe − gerichtet seyn. Du hast schon viel Gutes dazu gethan, aber die Deutschen fassen, wegen einer gewissen Geistesträgheit, das Indirekte so leicht nicht. Man muß ihnen die Sache öfter und derb sagen − doch mit dem sagen allein wird es auch nicht ausgerichtet seyn. 20. An J. G. Radlof (Br 24, 203): Es ist schade, daß Sie das Buch der Frau

von Stae¨l über Deutschland nicht gekannt. Sie hätten Manches davon gewiß nicht unangeführt gelassen. Mai 13. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 1. Juli 1814 −: Stae¨l − Holstein, [Anne Germaine] baronne de: De l’Allemagne. Nouv. ´edit. pre´ce´de´e d’une intr. par Charles de Villers . . . T. 1− 4. Paris et Leipsic 1814.) 14. [Berka,1) nachmittags] Stael Allemagne. 15. [Berka] v. Stael L’Allemagne … [Nachmittags] Dr. Schoppenhauer . . . v.

Stael Allemagne. [15.?] Schopenhauer: Über den Willen in der Natur, 1836 (GG 2, 897): Jetzt . . . verstehe ich was Goethe mir 1814 [15. Mai ?] sagte, in Berka, wo ich ihn beim Buch der Stae¨l De l’Allemagne gefunden hatte und nun im Gespräch darüber äußerte, sie mache eine übertriebene Schilderung von der Ehrlichkeit der Deutschen, wodurch Ausländer irre geleitet werden könnten. Er lachte und sagte: „Ja freilich, die werden den Koffer nicht anketten, und da wird er abgeschnitten werden.“ Dann aber setzte er ernst hinzu: „Aber wenn man die Unredlichkeit der Deutschen in ihrer ganzen Größe kennen lernen will, muß man sich mit der deutschen Literatur bekannt machen.“ 16. [Berka] v. Stael.

1

) G in Bad Berka bei Weimar 13. Mai − 17. Juni u. 20.−28. Juni.

1814

ÜBER EIN FRANZÖSISCHES DICTUM

157

Mai 18. [Berka] An Knebel (Br 24, 280): Das Werk der Frau von Stae ¨l wird nun

auch ganz in deinen Händen seyn; es ist sehr dankenswerth; wir Deutschen hätten uns nicht leicht selbst so reassumirt, wie es in diesem Schlegelisch-Stae¨lischen Werke geschieht. Freylich wenn man einen großen Theil der Epoche, von welcher die Rede ist, selbst miterlebt, und mitgewirkt hat, so glaubt man manches, wo nicht besser, doch anders zu wissen. HH

Französisches Haupttheater1)

E D

1828 März (?) / Mai 10.2) KA VI 2 (1828) 383−87. − C1 46 (1833) 128−34. − W 40, 132−36; 417−20. − AA-SL 3, 148ff. − MA 18.2, 121−24. − FA I 22, 482−85.

Z Jan

1827 4. Die Barrikaden, historische Scenen.3) 5. [Abends] Ich las die Barrikaden bis zu Ende, und schlug einige darauf

bezügliche Biogaphien nach. Mai 14. An Henriette v. Pogwisch (Br 42, 183): Zugleich ergreife die Gelegen-

heit, aufmerksam zu machen auf: Les e´tats de Blois, Fortsetzung der 1

) Aufsatz zur Bedeutung des The´ˆatre-Franc¸ais (= Come´die Franc¸aise) u. dessen Direktors, des Schauspielers F. J. Talma u. zu neuen Tendenzen in der frz. Dramatik mit Verweis auf die frz. Zeitschrift Le Globe. − Im Inhaltsverzeichnis von KA VI 2 u. d. T. Pariser Haupttheater; der Abschnitt Fernere Schritte dort gesondert aufgeführt als Cromwell, von Victor Hugo. − Voraussetzungen des Aufsatzes waren: 1) G’s eigenes Erlebnis des Schauspielers Talma als Nero in Racines Tragödie Britannicus am 30. Sept 1808 anläßlich des Erfurter Fürstentags. Sein hierdurch ausgelöstes starkes Interesse an Talmas Schauspielkunst bis zu dessen Tod (19. Okt 1826), das weitere Nahrung erhielt durch Lektüre der Rez. von C. Magnin in Le Globe II 135 (21. Juli 1825) 695f., Notice sur Lekain, et sur l’art the´a ˆtral, eine ausführliche Bewertung von Talmas Bedeutung als Interpret der klassizistischen Tragödie, die mit G’s Einschätzung in Französisches Haupttheater übereinstimmt. In Le Globe VI 30 (6. Febr 1828) 182f. konnte G auch in einer Rez. der Tragödie La Mort de Tibe`re von L. Arnault nachlesen, wie Talma die Rolle des Tiberius in der Tragödie Tibe`re (Uraufführung postum 1844) von M. J. de Che´nier auffaßte u. zu spielen gedachte. 2) Lektüre pseudonym oder anonym veröffentlichter frz. historischer Lesedramen, zu der G vermutlich durch Anzeigen u. Rezensionen dieser Stücke in Le Globe veranlasst wurde. 3) Lektüre von Victor Hugos Drama Cromwell, dessen Anzeige u. Rez. gleichfalls in Le Globe. 2 ) Genauere Datierung nicht möglich. Sicher zu datieren ist nur die letzte Redaktion des Aufsatzes vom 5.−10. Mai 1828. 3 ) Les Barricades, sce`nes historiques, Mai 1588. − Erschienen 15. Apr 1826, Autor: Louis (gen. Ludovic) Vitet, Mitarbeiter des Globe.

158

FRANZÖSISCHES HAUPTTHEATER

Mai 28. 29. Juni 18. Okt 12.

1827

Barrikaden, ein starker Band, 7 Francs 50 Centimes.1) Das Werk wird gewiß der ganzen Gesellschaft willkommen seyn.2) Las Abends Les Soire´es de Neuilly.3) Fuhr in der französischen Lektüre fort . . . [Abends] Les Soire´es de Neuilly ausgelesen. Les Etats de Blois zum zweitenmal gelesen. An S. Boissere´e (Br 43, 108): Die französischen Werke: Les jours des barricades4) und Les e´tats de Blois erinnerten an die verworrensten Zeiten.

1828 März 17. Schuchardten diktirt über die Guzla.5) Sodann die neuen französischen

Bemühungen, die Geschichte zu dramatisiren.6) Apr 12. Sce ` nes contemporaines7) aus der französischen Lesegesellschaft. 19. [Paris] L. Vitet an G8) (GSA, Eing. Br. 28/239): Votre excellence, l’indulgence toute paternelle que vous avez coutume d’accorder aux essais et `a la jeunesse, m’enhardit `a re´clamer votre bienveillance pour ces deux ouvrages historiques. Je n’avais pas ose´, lors de leur premie`re apparition, il ya plus d’un an, solliciter en leur faveur une protection telle que la votre. Je portais moins haut mes pre´tentions de succe`s, et d’ailleurs je sentais trop bien l’imperfection de mon travail pour me hazarder `a un jugement aussi solennel. Depuis ce temps quelques suffrages favorables m’ont donne´ un peu moins de de´fection et j’ai taˆche´ par les corrections soumises de les justifier de mon mieux. Voila` mes excuses pour la liberte´ que j’ose prendre en ce moment vis `a vis de votre exellence. Si j’e´tais assez heureux pour que mes L i g u e s obtiennent de vous seulement un regard bienveillant, ce serait la plus douce re´compense que j’eusse encore recueillir. Je me trouverais pour ainsi dire moins indigne d’admirer vos immortels ´ecrits, et ne serais pas tente´ de regarder comme une profanation le culte que je me suis permis de vouer `a

1

) Les Etats de Blois, ou la mort de MM. de Guise. Sce`nes historiques. De´cembre 1588. Par l’auteur des Barricades. Erschienen 18. Apr 1827, Autor: L. Vitet. 2 ) Der von Henriette v. Pogwisch in Weimar gegründeten Französischen Lesegesellschaft, die für G Literatur aus Frankreich schneller u. in einem größeren Umfang besorgte, als das der Großherzoglichen Bibliothek möglich war. 3 ) Les Soire´es de Neuilly, esquisses dramatiques et historiques, publie´es par M. de Fongeray. Erschienen 11. Apr 1827, Autoren: H. A. Cave´ u. A. Dittmer, Mitarbeiter des Globe. 4 ) Gemeint: Les Barricades. 5 ) s. „Me´rime´e: La Guzla, poe´sies illyriques. Paris 1827“. 6 ) Bezug auf Französisches Haupttheater nicht eindeutig, doch in hohem Maße wahrscheinlich. 7 ) Sce`nes contemporaines, par Mme la vicomtesse de Chamilly. Erschienen Anf. 1828, genauer Erscheinungstermin nicht feststellbar. Autor: F. A. baron de Loe`ve-Veimars. 8 ) Begleitbrief zur Buchsendung. − L. Vitet übersandte Troisie`me ´edition, revue et augmente´e von Les Barricades, erschienen 14. Apr 1827, u. von Les Etats de Blois, erschienen 9. Febr 1828. Beide Bände jeweils mit der hs. Widmung: a ` Son excellence Monsieur de Goethe hommage respectueux de l’auteur L. Vitet (Ruppert Nr. 1644f.).

1828

FRANZÖSISCHES HAUPTTHEATER

159

Votre Ge´nie. C’est dans l’esperance d’un indulgent pardon, que je prie votre exellence d’agre´er la vive expression du profond respect et des sentimens d’admiration, avec lesquels j’ai honneur d’eˆtre Votre tre`s humble et tre`s obe´issant Serviteur L. Vitet. Paris ce 19 avril 1828.

[Mai ?] Mai

Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 331): [Französische Literatur.] Franz Schausp[iel] in Berl[in] . . . Pariser Haupt Theater.1) 5. Einiges zu Kunst und Alterthum an Schuchardt diktirt. 5. (H 〈AA-SL 6, 174〉 datiert: Weimar den 5. May 1828.2)) 5. [Abends] Cromwell, Tragödie von Victor Hugo.3) 6. Die Tragödie fortgesetzt . . . Abends Professor Riemer. Die Aufsätze 7. 8. 9.

10.

21. 24. 24.

über das französische Theater durchgegangen. Die Betrachtungen über das französische Theater fortgesetzt. Die kurzen Aufsätze über das französische Theater berichtigt . . . [Nachmittags] Les soire´es de Neuilly, 2. Band.4) Vorgemeldetes Werk geendigt. An F. J. Frommann (Br 44, 87): Indem ich die Fortsetzung des Manuscripts5) hiedurch übersende, wünsche zugleich von dem zurückgehenden dreyundzwanzigsten Bogen noch eine Revision. Kam der Revisionsbogen 24 an . . . [An] Herrn Frommann den 24. Bogen, Jena. An F. J. Frommann (Br 44, 104): Ew. Wohlgeboren erhalten hiebey . . . den revidirten Bogen 24. Daß der 25. schon soviel Manuscript aufnimmt ist mir sehr angenehm.

30. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 523): Ewr Excellenz empfangen hier die Correctur des 25 Bgns von Kunst und Alterthum VI. 31. Kam von Jena die Revision des 25. Bogens. Theilte solche Professor Juni

Riemer mit. 2. [An] Herrn Frommann den Revisionsbogen zurück.

1

) Beide Aufsätze − mit den in KA in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Beiträgen Histoire de la Vie et des Ouvrages de Molie`re (s. „Taschereau“) u. Richelieu ou la Journe´e des Dupes (s. „Lemercier“) − gemeinsam bearbeitet; s. unten Mai 6.−8. u. „Französisches Schauspiel in Berlin“, S. 160. 2 ) H5, letzter überlieferter Zeuge vor dem Druck-Ms. 3 ) Cromwell, drame. Par Victor Hugo. Erschienen 5. Dez 1827. Angezeigt von C. A. Sainte-Beuve in Le Globe VI 6 (6. Dez 1827) 29−32 u. rezensiert von C. F. M. de Re´musat in Le Globe VI 27 (26. Jan 1828) 155−58 u. VI 29 (2. Febr 1828) 171−74. 4 ) Erschienen 8. März 1828. 5 ) Druckvorlage zu den Bogen 24 u. 25 von KA VI 2, die u. a. Französisches Schauspiel in Berlin, Histoire de la Vie et des Ouvrages de Molie`re, Richilieu ou la journe´e des Dupes u. Französisches Haupttheater enthielten.

160 Juni

1828

FRANZÖSISCHES HAUPTTHEATER 2. An F. J. Frommann (Br 44, 111): Ew. Wohlgeboren

erhalten hiebey die Revision mit Bitte, in Geduld zu stehen wegen des nächst zu sendenden Manuscriptes. ˙ tats de Blois durchgelesen, eine gute lobenswürdi6. [Nachmittags] Les E ge Arbeit. 6. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 524): Ewr Excellenz AushBgn 24. von K. u. A. VIr Bd.

empfangen hierbei den

7. Abends für mich, Zwischenzeit zwischen den Barrikaden und den Ge-

neralstaaten von Blois. 18. An C. Jügel (Br 44, 143): Noch eine Bemerkung und Bitte erlauben Sie mir: haben Sie die Gefälligkeit, die französischen Bücher vor der Absendung durchsehen zu lassen, ob sie auch complett sind; es ist dieß eine kleine Mühe für Ihre Expedition und für uns von größerer Bedeutung als man denken möchte. Daß der 17. Bogen am Cromwell fehlte, brachte eine sehr unangenehme Stockung hervor die noch nicht aufgelös’t ist. Es war von großer literarischer Bedeutung, das Werk im Augenblick zu kennen und zu beurtheilen. 20. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 525f.): Ewr Excellenz habe ich die Ehre hierbei 4 AushBgn von Kunst und Alterth. VI. Bgn 25. 26 . . . zu übersenden.

HH

Französisches Schauspiel in Berlin1)

E D

1828 Febr nach 7.2) / Mai 10.3) KA VI 2 (1828) 376ff. − C1 46, 155f. − W 40, 130f. − AA-SL 3, 147. − MA 18.2, 103f. − FA I 22, 478f. 1

) Kritische Stellungnahme zu einem längeren Gastspiel frz. Schauspieler in Berlin mit Plädoyer für Molie`re, wie in der in KA VI 2, 378f. folgenden Rez. Histoire de la Vie et des Ouvrages de Molie`re, par J. Taschereau. Paris 1828. G’s Parteinahme für Molie`re mittelbar gegen A. W. Schlegels Molie`re-Kritik in dessen 11. Vorlesung Ueber dramatische Kunst und Litteratur (Heidelberg 1809−11; Ruppert Nr. 2538) gerichtet; s. dazu auch das Eckermann-Gespräch 28. März 1827 (FA II 12, 589f.). − Der Schauspieler Duruissel gastierte mit seiner zwölfköpfigen Truppe The´a ˆtre Royal Franc¸ais zweimal wöchentlich in den Häusern der Berliner Königl. Schauspiele. Die Eröffnungsvorstellungen am 8. Jan mit Molie`res Tartuffe u. dem Vaudeville La carte a ` payer waren ein großer Erfolg (S. Söhngen: Französisches Theater in Berlin im 19. Jahrhundert. Berlin 1937, 40ff., 161−65). Insbesondere die Vossische Zeitung ging nach der Eröffnung regelmäßig u. d. T. Spectacle franc¸ois auf die Aufführungen der Truppe ein. Für G möglicherweise impulsgebend ein Bericht über die Tartuffe-Inszenierung in Nr. 8, 10. Jan 1828 (fortgesetzt in Nr. 9, 11. Jan 1828), in dem u. a. A. W. Schlegels Molie`re-Kritik entschieden zurückwiesen wurde. − Zur Hss.-Überlieferung AA-SL 6, 163−66. 2 ) AA-SL 6, 163 datiert nach Indizien H1: kurz nach dem 7. Februar 1828. 3 ) Sendung des Ms. an Frommann; s. in „Französisches Haupttheater“ 10. Mai 1828: an Frommann (S. 159).

1828

FRANZÖSISCHES SCHAUSPIEL IN BERLIN

Z

161

1828

Febr 10. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1099): Auch haben wir jetzt ein französisches Theater hier; auch das habe noch nicht besuchen können, ebendeswegen lese ich jetzt den Tartüffe wieder den ich nächstens zu sehn hoffe. März [?] Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 330, Nr. 10.4): Französisch. 1.) Fran-

zösisches Schauspiel in Berlin1) . . .

}

Mai [Mai?] u. 6.−31. (s. „Französisches Haupttheater“ gD, EGW 6, 159f.) Juni 2. u. 6. Juli (s. „Taschereau: Histoire de la Vie et des Ouvrages de Molie`re“: Zelter an G u. an 22. u. 27. Zelter gD)

PL

[Französisches Trauerspiel in Alexandrinern]2)

E

1761

Z

1761 Ältestes chronologisches Schema zu Dichtung und Wahrheit3) (W 26, 352): 1761. Französische Theaterstücke gelesen, besonders die Vorreden, die Entschuldigungen der Autoren, ihre Controvers mit dem Publicum. [P.] Corneilles Abhandlung über die 3 Einheiten.4) Famose Critik des Cid. Nach diesem, was ich so wohl in der Ausführung gesehen, als auch was ich hier theoretisch vernahm u. mir eigen machte, bildete sich in mir der französische theatralische Typus, nach welchem viele untergegangene Stücke, von den überbliebenenen später die Laune des Verliebten [1768] u. die Mitschuldigen [1769] gebildet worden. Ich fing sogar ein französisches Trauerspiel in Alexandrinern an, das freylich nicht zu Stande kam. PL

1

) Dazu auch das wohl ebenfalls in diesem Zeitraum entstandene Schema 10.3 (AA-SL 3, 330): 1.) Französisches Schauspiel in Berlin . . . Zur Datierung s. AA-SL 6, 514f. 2 ) Nicht überliefertes Fragment. 3 ) Entstanden 1809 Okt/Dez. 4 ) Im Discours sur le poe`me dramatique (1660) 3. Discours Sur les trois unite´s d’action, de jour et de lieu; s. auch G’s entsprechende Schilderung in DuW I 3 (AA-DuW 1, bes. 93f.).

162

FRAUENROLLEN AUF DEM RÖMISCHEN THEATER . . .

1787

Frauenrollen auf dem Römischen Theater durch Männer gespielt1)

E D

1788 Teutscher Merkur. Nov 1788, S. 97−103 (in Auszüge aus einem Reisejournal. Fortsetzung). − A 12 (1808) 72−78 (in Ueber Italien. Fragmente eines Reisejournals). − B 13 (1817) 84−90 (in Ueber Italien. Fragmente eines Reisejournals). − C1 38, 174−79 (in Ueber Italien. Fragmente eines Reisejournals). − Q 2.1, 606f. − W 47, 267−74. − AA-SL 3, 11−14. − MA 3.2, 171−75 (in Auszüge aus einem Reise-Journal). − FA I 18, 209−13 (in Auszüge aus einem Reise-Journal).

Z2) Jan

1787 4. [Rom] An Fritz v. Stein (Br 8, 114): Gestern sah ich . . . die Locandiera

von Goldoni. Da hier alle Rollen, wie du weißt, von Männern gespielt werden, machte ein römischer Bürger, der sonst seines Handwerks ein Färber ist, die Locandiera so schön, daß nichts zu wünschen übrig blieb. Auch die Tänzerinnen der großen Oper sind Männer, die allerliebst ihre Künste ausführen. [Juli 31.] [Rom] Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt. Dienstag den 31. Juli (W 32, 41): Nachts in die komische Oper. Ein neues Intermezz L’Impresario in angustie3) ist ganz vortrefflich und wird uns manche Nacht unterhalten, so heiß es auch im Schauspiele sein mag . . . Die als Frauenzimmer verkleideten Castraten machen ihre Rollen immer besser und gefallen immer mehr. Wirklich für eine kleine Sommertruppe, die sich nur so zusammen gefunden hat, ist sie recht artig. Sie spielen mit einer großen Natürlichkeit und gutem Humor. Von der Hitze stehen die armen Teufel erbärmlich aus.

1789 [Jan]

Das Römische Carneval (W 32, 262): Es würde uns hier zu sehr von unserm Zweck abführen, wenn wir uns in eine umständliche Beschreibung der Theater, und was die römischen allenfalls Besonderes haben möchten, hier einlassen wollten. Unsre Leser erinnern sich, daß an andern Orten von diesem Gegenstande gehandelt worden. UH

1

) Überlegungen zur röm. Theatertradition, mit eigenen Erfahrungen der Italienreise u. Bemerkungen zum Nachahmungscharakter der Bühne. 2 ) s. auch „Über Italien. Fragmente eines Reisejournals“. 3 ) Der Theaterdirektor in Ängsten (1786), Oper von Domenico Cimarosa. G übersetzte u. bearbeitete das Stück für das Weimarer Theater u. d. T. Theatralische Abenteuer.

1823

FREIMÜTIGES BEKENNTNIS

163

Freimütiges Bekenntnis1)

E D

1824 Aug / Okt Nat II 2 (1824) 159. − C1 51 (1833) 51. − NS 9 (1892) 52. − LA I 8, 387. − MA 12, 771. − FA I 25, 394.

Z

1823

März 4. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (Bratranek 1, 205): . . .2) Da der Theil meines Versuchs, welcher dem ersten zunächst folgen soll, die auf der Erdoberfläche durch Erdbeben und Vulkane bewirkten Veränderungen darstellen soll, so beschäftige ich mich jetzt ausschließlich mit Sammlung und Zusammenstellung interessanter Beobachtungen über jene Phänomene. Und ich glaube durch diese Zusammenstellung auf manche Thatsache gekommen zu sein, die gewiß nicht ganz ohne Bedeutung für die Geologie gefunden werden wird. Jetzt Ew. Excellenz ausführlicher davon zu unterhalten, würde unbescheiden sein; ich wage es daher ohne besondere Aufforderung nicht. Aber da Ew. Excellenz mir einmal wohlwollendes Interesse an meinem Unternehmen blicken lassen, so wage ich doch die Bitte, mir die Hoffnung zu gestatten, daß ich dieses ganz unschätzbare Interesse vielleicht zu einer andern Zeit ehrerbietig in Anspruch nehmen dürfe.

1824 Aug 13. Lieferung des Buchbinders Müller (LA II 8 B/1, 436): Hoff Geschichte der Erdoberfläche. 2. Teil, steif broschiert. 21. In

Betrachtung des neuern geologischen Entzündungsprozesses. [Abends] Später kleine Aufsätze zur Naturwissenschaft. 22. Ich bereitete Manuscript zu den letzten Bogen der naturwissenschaftlichen Hefte. Sept (s. „Auszug eines Schreibens des Herrn Barons v. Eschwege“ gD, EGW 4, 211)3) 18. u. 27. Okt (s. „An Herrn von Leonhard [I]“ gD, EGW 1, 72) 5. u. 6.

1

) Kurze Überleitung zwischen An Herrn von Leonhard [I] u. Auszug eines Schreibens des Herrn Barons v. Eschwege in Nat II 2. Anregung zum Bekenntnis: Lektüre des 2. Bd von K. E. A. v. Hoffs Geschichte der durch Überlieferung nachgewiesenen natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche (Gotha 1824), der als Geschichte der Vulkane und Erdbeben im Gegensatz zum sehr geschätzten 1. Bd (s. Herrn von Hoffs geologisches Werk u. Architektonisch-naturhistorisches Problem) G’s Widerspruch herausforderte. 2 ) Der Brief v. Hoffs geht zuvor auf G’s Aufsatz Problematisch ein, worin eine Vermutung zum Ursprung des Karlsbader Sprudels geäußert wird. Dazu s. auch v. Hoffs Sendung unten 7. Apr 1825. 3 ) Drucklegung Bogen L von Nat II 2, bis 9. Okt 1824.

164 Okt Dez

FREIMÜTIGES BEKENNTNIS

1824

9. (s. „Auszug eines Schreibens des Herrn Barons v. Eschwege“ gD, EGW 4, 211) 9. Brief an Graf Sternberg mundirt. 14. Briefe rein dictirt. Einiges mundirt. Einige Bemerkungen aufgezeichnet

. . . [An] Herrn Grafen Sternberg nach Brzezina. 14. An Graf Sternberg (Br 39, 39): Hiebey . . . das verspätete Heft [Nat II 2]; möge die fast barocke Mannichfaltigkeit geneigter Theilnahme einiges anbieten! den hie und da hervorblickenden Wunderlichkeiten des Herausgebers verziehen seyn! . . . [nur im Konzept folgt (Br 39, 288):] Enthalten kann ich mich nun aber nicht von HE. von Hofs zweyten Theil zu reden, der mir beym ersten Einblick bösen Humor gemacht hat; es ist nun einmal in mir idiosynkratisch daß ich nicht leiden kann wenn man die Erklärung (Ableitung) eines Phänomens in die Weite und Ferne schiebt. Gott und die Natur haben uns Organe für die Gegenwart, für das Nächste gegeben, deshalb wird mir die neue Plutonische Küche nichts Schmackhaftes bereiten. Kann ich doch, sobald ich eine tüchtige Voltaische Batterie zusammenstelle, in meiner Stube Gold verbrennen und der Natur dürfte es nicht erlaubt seyn oben in den Klippen von Gastein heisses Wasser hervorzubringen?! Soll sich der Abgrund einen S c h l o t durchs Riesengebirge durchbohren um den wenigen aber tüchtigen Basalt dort oben hinzuschaffen. Man versuche doch und male solche Schlöte durch Grund- Mittel- und Flößgebirg durch auf Käfersteins Durchschnitten1) bis oben zu den Basaltkuppchen, wer es nicht lächerlich findet mag es sich selbst verzeihen. Dieses ist bey allen solchen Dingen das Grundböse daß wenn man von einer Seite das Phänomen durch scheinbare Erklärung beseitigt hat, daß uns von allen andern Seiten die Schwierigkeiten gleich Hydraköpfen bedrohlich angrinzen. Da ich nichts zu lehren und also auch nichts zu behaupten habe so erhalt ich mir meinen freyen Sinn das Problem da liegen zu lassen wo ihm vor diesmal weiter nichts anzuhaben ist. Verzeihung und abermals Verzeihung! [Briefschluss; Br 39, 41:] Nun muß ich aber bekennen daß ich, im festen Vertrauen auf des verehrten Freundes Geduld und Nachsicht, meinem bösen Humor, in den mich Herrn von Hoffs tumultuirender zweyter Band versetzt hatte, auf einer ganzen Seite den Lauf ließ, die ich aber unterdrücke, weil dergleichen wohl im Gespräch verziehen wird, aber als Wirkung in die Ferne nicht ergötzlich ist. Indessen haben sich alle wüsten Götter Jupiter-Pluvius, Aeolus, Neptun und Pluto in der letzten Zeit so wild hervorgethan daß freylich genannter Freund vor sich selbst und der Welt doppelt und dreyfach recht behalten möchte. 15. Sämtliche vorliegende Briefe mundirt. 1

) Chr. Kefersteins 1821 begonnene Reihe Teutschland, geognostisch-geologisch dargestellt, die geologische Karten u. Querschnitte enthält, s. auch „Keferstein: Bildung des Erd-Körpers“.

1825

FREIMÜTIGES BEKENNTNIS

165

1825 Jan

18. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (Bratranek 1, 211): Euerer Excellenz habe ich wieder einen äußerst schmeichelhaften Beweis Ihres unschätzbaren Wohlwollens zu danken, da Dieselben mir den zweiten Heft Zur Naturwissenschaft geneigtest zugesendet haben. Wie sehr ich davon gerührt und erfreut bin, brauche Ew. Excellenz ich nicht zu betheuern. Unter mehreren darin zur Sprache gebrachten interessanten Ansichten erscheint mir sehr wichtig die von der simultanen Bildung mancher Gesteine und Gesteinsverhältnisse, die wohl zuweilen als eine successive betrachtet werden wollten.1) 20. An K. E. A. v. Hoff. (Br 39, 87): Ew. Hochwohlgeboren meinen besten

Dank abzustatten für die freundliche Aufnahme meines Heftes beeile mich eine kleine Sendung abgehen zu lassen . . . Mit Verlangen und Hoffnung erwarte jede sonstige gefällige Mittheilung; Erfahrungen und Betrachtungen eines so werthen Mitarbeiters werden mir immer höchst angenehm seyn. 21. Herrn von Hoff nach Gotha, mit einigen Augitkrystallen. 29. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (Bratranek 1, 214): Ew. Excellenz übergütige Sendung hat mich erröthen gemacht . . . Apr

7. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (LA II 8 B/1, 470): Ew. Exzellenz bitte ich um die Erlaubnis, Ihnen hier einiges Geognostische über Karlsbad, was ich drucken zu lassen gewagt habe, ehrerbietigst zu übersenden.2) Man kann, wenn man immerfort das Erstaunenswürdige, Dunkle betrachtet, die Sucht es erklären zu wollen, nicht besiegen. Scheitert dann auch die Erklärung die man haltbar gebaut zu haben glaubt − nun so leitet vielleicht eben ihre mangelhafte Bauart einen andern Baumeister auf den Weg, auf welchem er eine bessere findet. Wollen Ew. Exzellenz diese Ansicht von meinem Versuche fassen, und ihm wenigstens in dieser Hinsicht, Duldung angedeihen lassen, so muß ich schon damit zufrieden sein.3) 9. An Carl August (Konzept; Br 39, 339): Ein von Hofisches Werk lege

bey mit schuldigen Empfehlungen. WY

1

) Betr. G’s Aufsatz An Herrn von Leonhard [I]; im weiteren bezieht sich v. Hoff noch auf den Aufsatz Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen u. bittet um einige der in Böhmen haufenweise gesammelten Augiten u. Hornblenden, die G in Nachschrift erwähnt u. von denen Soret in einem Catalogue raisonne´ (LA I 8, 397−403) einige bestimmt hatte. 2 ) K. E. A. v. Hoff: Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 1825. 3 ) v. Hoff bittet zudem, ein Ex. an den Großherzog weiterzugeben; s. nächstes Z. Ein Antwortschreiben G’s auf diese Sendung nicht überliefert; das Buch weder in der Bücher-Vermehrungsliste von Apr 1825 noch in G’s Bibliothek.

166

FREUNDLICHER ZURUF

1820

Freundlicher Zuruf 1)

E D

1820 Okt 1. u. 2. Morph I 3 (1820) 303. − Morgenblatt Nr. 303, 19. December 1820, 1224. − C1 58, 243f. − NS 6, 244f. − LA I 9, 222. − MA 12, 224f. − FA I 24, 522.

Z

1820

Sept 15. [Jena] Überlegung was zur Morphologie und Naturlehre noch nöthig

sey . . . Nachts zu Hause; die beyden Schlußbogen des morphologischen und naturhistorischen Heftes durchgedacht.2) 16., 17., 19., 20. u. 21.

(s. „Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung“ Tgb gD)

25. (s. „Zur Morphologie“: C. F. E. Frommann an Cotta gD) 27. (s. „Zur Morphologie“: an Zelter gD) 30. [Jena] Abschluß des Heftes Morphologie mit Kupfern außer dem 19. Okt

Bogen. 1. [Jena, nachmittags] Allein die nächsten Verhältnisse durchgedacht, so wie den Abschluß des morphologischen Heftes. 2. [Jena] Die letzten Blätter der Morphologie in die Druckerey. 2. [Jena] An G. H. L. Nicolovius (Konzept; Br 33, 279): Was mich aber in diesem Geschäft [Arbeit an Morph u. Nat] belebt, ist der Antheil

1

) Als Abschluß von Morph I 3. Bemerkungen über Einklang mit einer jüngeren Forschergeneration, die Grenzenlosigkeit u. Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis betreffend, thematisch anschließend das heitere Reimstück: Ins Innere der Natur. Das Gedicht im Inhaltsverzeichnis von Morph I mit Unfreundlicher Ausruf u. auf der 2. Umschlagsseite mit Unwilliger Ausruf bezeichnet; kritischer intertextueller Bezug auf A. v. Hallers Gedicht Die Falschheit menschlicher Tugenden (1730), v. 289f.: Ins Innre der Natur dringt kein erschaffner Geist, / Zu glücklich, wann sie noch die äußre Schale weist! G’s Haller-Replik in zeitgenössischen Rez. zurückgewiesen, so von J. L. Choulant: Hallers schönes ewig wahres Wort: ,ins Innre der Natur dringt kein erschaffner Geist’, wird hier in einem kurzen Versstücke lächerlich gemacht; es tut wehe, solchen Männern mit ihrem frommen Sinne so begegnet zu sehen . . . (Allgemeine medizinische Annalen. Hsg. von J. F. Pierer u. J. L. Choulant. Leipzig 1821, Sp. 668ff.; LA II 10 A, 445); ähnlich ein unbekannter Rezensent in der Leipziger Literatur-Zeitung, 24. Mai 1822, Sp. 1020 (LA II 10 A, 511): Sehr unangenehmen Eindruck macht der unwillige Ausruf im dritten Heft, welcher ein heiteres Reimstück genannt wird . . . Wir behaupten kühnlich, daß der ehrwürdige Haller, der hier auf gut studentisch: Philister gescholten wird, doch unleugbar tiefer in das Heiligtum der Natur eingedrungen war, als es vornehme und geringe Naturphilosophen sich einbilden. 2 ) Bogen 18 mit Teilen von Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung . . . u. dem Beginn von Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung; Bogen 19 mit Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung, Freundlicher Zuruf u. dem Gedicht (QuZ 4, 339; LA II 10 A, 395).

1820

FREUNDLICHER ZURUF

167

jüngerer Männer, welche, auf gleichem Weg wandelnd, mich in ihre Gesellschaft wieder von frischem fortziehen.1) 4. [Jena, an] Herrn Geh. Staatsrath Nicolovius nach Berlin . . . Der 19. Revisionsbogen und das Concept des Umschlags in die Druckerey.

Okt

Dez 19. [Stuttgart] D. R. (Redaktionelle Einführung [Therese Huber] zu Freundlicher Zuruf, in: Morgenblatt Nr. 303, 19. December 1820, 1214): (Ein neues, das dritte Heft des ersten Bandes von Goethes Morphologie, zeichnet sich bey dem Reichthum von Erfahrungen und Beobachtungen, welche der Dichterfürst den wissenschaftlichen Lesern schenkt, so wie viele seiner neuesten Gaben, durch die mildeste Reife des vollendeten Menschengeistes aus, im Vortrag und Beziehung auf das Leben. Meiner Phantasie stellt sich bey diesem Charakter seiner Aeußerungen unwillkührlich ein kraftvoller Baum an einem schönen Herbstabend dar; kein Lüftchen bewegt seine Zweige, die Fluren ruhen müde um ihn her, und die schräg sinkende Sonne bestrahlt hellglänzend seine goldnen, milden, reifen Früchte. − Um die Leser des Morgenblatts zur Theilnahme an diesem Gefühl in Stand zu setzen, theilen wir ihnen folgendes Bruchstück mit [Freundlicher Zuruf u. Gedicht Ins Innere der Natur]. Es folgt [in Morph I 3], vielleicht nicht ohne Beziehung, einem sehr anziehenden Artikel über Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung . . .)

PL

Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten2)

E D

1797 Aug 9. W 47 (1896) 347. − MA 4.2, 89. − FA I 18, 418.

Z

1797

Juli 30. [Erfurt od. Marksuhl] Reisenotizen (Tgb 2, 340): Beurtheilung von od. 31. Fueslis Arbeiten. Poesie und Mahlerey im Streit. Manier. Zeichnung. ?

Abenteuerlich Tragisch. humoristisch.3) 31. [Marksuhl] Gegenstände zu Aufsätzen.4)

1

) Zu ihnen gehörten Nees v. Esenbeck, E. J. d’Alton, K. F. Burdach, F. S. Voigt, A. W. E. T. Henschel, F. J. Schelver u. a. 2 ) Kurzcharakteristik des Schweizer Künstlers J. H. Füssli u. seiner Werke, Vorarbeit zu einem geplanten, aber nicht ausgeführten Aufsatz für die Propyläen. In Frankfurt, bei Vorbereitungen zur 3. Reise in die Schweiz entstanden; in Geists Hand (GSA 25/XXVIII, F, Bl. 33). G hat die diktierte Niederschrift noch einmal gelesen u. einen offensichtlichen Hörfehler eigenhändig korrigiert. Das Blatt bewahrte er zusammen mit den anderen Papieren der Schweiz-Reise auf. Vgl. auch W 34.2, 66. 3 ) Teil von Reisenotizen, die G als Vorstufe für sein Tagebuch nutzte; hier notierte er sich bereits zentrale Gedanken seiner wenige Tage später entstandenen Aufzeichnungen zu Füssli. 4 ) Vielleicht deutet diese Bemerkung auch auf den geplanten Füssli-Aufsatz, wenngleich sich in der folgenden Aufzählung des Tgb kein Hinweis darauf findet.

168

ÜBER HEINRICH FÜESSLI’S ARBEITEN

1797

Juli 30. (H Fuesli 〈GSA 27/53,1, Bl. 373v〉: undatiert)1) od. 31. − Aug 9. ?

Aug

5. [Frankfurt] An H. Meyer (Br 12, 211): Vielleicht schicke ich Ihnen

noch einen Aufsatz über unvollkommnere, in einem gewissen Sinne bedeutende, und leider für unsere Zeit verführerische Kunstwerke. Doch ich will darüber nichts voraus sagen. 9. (H 〈GSA 25/XXVIII, F, Bl. 33〉 datiert: d. 9 Aug. 97.) 9. [Frankfurt] Früh verschiedne . . . Aufsätze. Okt 13. Über die Gegenstände der bildenden Kunst (W 47, 95): Nun gibt es

auch noch eine falsche Anwendung der Poesie auf bildende Kunst. Der bildende Künstler soll dichten, aber nicht poetisiren, das heißt nicht wie der Dichter, der bei seinen Arbeiten eigentlich die Einbildungskraft rege machen muß, bei sinnlicher Darstellung auch für die Einbildungskraft arbeiten. Die meisten Arbeiten von Heinrich Füssli sündigen von dieser Seite. 24. [Zürich] Früh . . . das Bild von Füßli im Rathhause2). . .

1798 Mai 28. [Jena] An Cotta (Beilage; Br 13, 164f.): Arbeiten,

die theils fertig, theils, mehr oder weniger, in kurzer Zeit zu redigiren und auszuarbeiten sind . . . 7.) Über die Gegenstände der bildenden Kunst . . . 8.) Über Heinrich Füesli’s Arbeiten, bezüglich auf sein Gemählde in Zürich und die allgemein bekannten Kupferstiche nach ihm. (Hier werden die im vorigen Artikel aufgestellten Grundsätze auf die Arbeit eines einzigen Künstlers angewandt.)3) Sept 23. Zu bearbeitende [Propyläen] Materie (W 47, 279): Über einzelne Mahler und sonstige Künstler. Über Heinrich Füßli. 23. [Jena] Allgemeine Disposition und Recapitulation des Materials zu den Propyläen.4)

1

) Bislang unbekannte eigenhändige Notizen G’s, Vorstufe u. Diktatgrundlage für die Ausführungen von Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten. Auf dem folgenden Blatt die unter dem 30. od. 31. Juli festgehaltenen, als erledigt gestrichenen Stichworte. 2 ) J. H. Füsslis Gemälde Die drei Eidgenossen beim Schwur auf dem Rütli (1779−81), Zürich, Kunsthaus, Leihgabe des Kantons Zürich. 3 ) G schlug Cotta in dieser Briefbeilage Aufsätze für die Propyläen vor. Bei dem Gemälde in Zürich handelt es sich um das oben erwähnte Bild Die drei Eidgenossen beim Schwur auf dem Rütli. 4 ) Ob G bei der Zusammenstellung der Zu bearbeitenden Materie noch einmal sein Füssli-Notat vornahm, ist nicht zu belegen.

1823/1824

ÜBER HEINRICH FÜESSLI’S ARBEITEN

169

1823/1824 Nov 15.− (Abschrift 〈GSA 25/XXIX, J, Bl. 28 bzw. 61〉: undatiert)1) Mai 24.

SK

Vorlesungen über die Mahlerei, von Heinrich Füeßli . . . Aus dem Englischen von Joh. Joachim Eschenburg2)

E D

1804 Jan 7.−18. JALZ Nr. 34 (9. Febr 1804) Sp. 267−69. − W 40, 256−59; 449ff. − MA 6.2, 561−64. − FA I 12, 471ff.; I 18, 940ff.

Z Nov

1801 4. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 143): Ich habe vor ein paar Tagen etwas von dem Auszug [J. D.] Falks aus Füeßlis Schrift gesehen.3) Füeßli ist sehr strenge, er scheint mir aber manche Stelle zu haben, die keineswegs Probe hält. Michel Angelo ist, wie Sie wohl denken können, sein großer Held, gegen Raphael bemerkt man Ungerechtigkeit, desgleichen gegen Albrecht Dürer, die Caracci p. Er hält die Formen für höchsten Zweck der Kunst, Charakteristiker sollen schlecht behandelt werden p. Daß es das Product eines Mannes von Talent ist, merkt man wohl, indessen denke ich nicht, daß man überhaupt viel daraus lernen kann.4)

1

) Zwischen Nov 1823 u. Mai 1824 ließ G von John Abschriften der Papiere seiner Schweiz-Reise des Jahres 1797 anfertigen. In diesem Zusammenhang dürfte damals auch die Abschrift der Füssli-Notizen entstanden sein, die Teil des Faszikels Aus einer Reise in die Schweiz über Frankfurt, Heidelberg, Stuttgart und Tübingen im Jahre 1797 ist, das Eckermann später für die Druckfassung der Reise in die Schweiz 1797 (W 34.1, 201−445) verwendete. Einen Hinweis auf eine nochmalige Beschäftigung G’s speziell mit dem Füssli-Notat zum Zeitpunkt des Entstehens der Abschrift gibt es nicht. In die Reise in die Schweiz 1797 nahm Eckermann die Füssli-Notizen nicht auf. 2 ) Nachtrag G’s zu H. Meyers Rez. der Lectures of painting von J. H. Füssli (JALZ Nr. 32−34, 7.−9. Febr 1804), betr. Eschenburgs Übersetzung. G spricht das Problem der Übersetzung eines metaphorischen Stils an, bringt 3 Beispiele nicht ganz passend übertragener Metaphern (Anf. 2. Vorlesung über den Maler Andrea Mantegna) u. macht eigene Übersetzungsvorschläge. Ursprünglich als eigenständige Rez. eingereicht, bildet der Beitrag übergangslos den Abschluß von Meyers Rez., unterzeichnet mit W. [eimarische] K.[unst] F.[reunde]. 3 ) Lectures on painting, delivered at the Royal Academy March 1801, by Henry Fuseli P. P. with additiional observations and notes. London 1801. − Füssli hielt als Professor of Painting insgesamt zwölf Vorlesungen. 1801 wurde ein erster Zyklus von drei Vorlesungen gedruckt. 4 ) Eine schriftliche Reaktion G’s auf Meyers Hinweis auf die Lectures on painting ist nicht überliefert.

170

VORLESUNGEN ÜBER DIE MAHLEREI, VON HEINRICH FÜESSLI . . .

1803

1803 Sept

3. Rechnung der Hoffmannischen Buchhandlung (GSA 34/XVII,3,3 Bl. 166): Herr Geheimer Rath von Göthe Weimar Ostern 1805 Rechnung 1 8 0 3 . . . Sept. 3 1 Füßli Vorlesungen über Malerey.1)

1804 Jan

7. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 5): 7. Die Länge der Meyerischen bey-

kommenden Recension wird wohl durch die Wichtigkeit des Werks und durch die Competenz des Recensenten entschuldigt werden. Vielleicht bringen Sie solche erst gegen Ende des Januars, da man ohnehin im Programm schon so viel von Kunst gehört hat. Die Vergleichung des Originals mit der Übersetzung bringe ich nach; es kommen recht bedeutende Dinge dabey zur Sprache. 7. Depesche an Hrn. Hofrath Eichstädt nach Jena. 18. Acta Vol. III, die allgemeine Litteratur-Zeitung betr. 1804 (GSA 30/244 Bl. 24): Depesche an Herrn Hofr. Eichstädt den 16. Jan. 1804 . . . d. 18. . . . Nachtrag zu Fuesli. 18. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 19): Anbey den versprochenen kleinen Nachtrag zu Füeßli. 18. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 30/244 Bl. 30): Noch während ich im Schreiben begriffen bin erhalte ich Ew. Hochgeboren zweyte gütige Zuschrift, für welche ich, so wie für die schönen Beygaben, auf das verbindlichste danke . . . Wäre Ihnen nicht gefällig, daß von Fuessli, Original u Übersetzung in E i n e r Recension vereinigt würden? Zuerst würde der Titel von jenem, dann der Titel der Übersetzung gesetzt, und die heut überschickte Beurtheilung, schlösse sich, mit einiger Veränderung der Anfangs, genau an die früher erhaltene . . . die gemeinschaftliche Chiffre W. K. F. vereint ohnehin jene beiden Recensionen, welche nunmehr ein vollendetes Ganzes bilden. 19. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 21f.): Die beyden Recensionen von

Füeßli belieben Sie nur nach Gefallen zu vereinigen. Dabey aber haben Sie die Güte sie in Ihren Registern auseinander zu halten: die erste ist von Meyer, die zweyte von mir. 30. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 30/244 Bl. 53): Ew. Hochgeb. haben in der neulich übersandten Recension (welche soeben in die Druckerey abgehet) immer geschrieben F ü s e l i , Hr. Meyer hingegen F u e s s l i . Das erste ist doch wohl durchgängig beyzubehalten? Ich bitte recht sehr, die Eile zu verzeihen, u. emfehle mich hochachtungsvoll.

1

) Vorlesungen über die Malerei. Von Heinrich Füeßli, Professor an der königl. großbrit. Kunstakademie in London. Aus dem Englischen von Johann Joachim Eschenburg. Braunschweig 1803. − Das beim Weimarer Buchhändler J. W. Hoffmann gekaufte Buch in G’s Bibliothek; vgl. Ruppert Nr. 2402, wo auch G’s Unterstreichungen, Bemerkungen u. Verbesserungen aufgeführt sind.

1804 Jan

VORLESUNGEN ÜBER DIE MAHLEREI, VON HEINRICH FÜESSLI . . .

171

31. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 43): Daß durchaus „Füeßli“ gedruckt

werde, ist ganz recht. März 2. Eschenburgs Selbstkritik1) (Intelligenzblatt der JALZ Nr. 30, März 1804, Sp. 233ff.): I. Selbstkritik. Ich befinde mich in dem ungewöhnlichen Fall, in Beziehung auf das in der ungemein lehrreichen Recension von Füeßli’s Lectures on Painting im 32sten bis 34sten Stücke der Jenaischen Allg. Literaturzeitung von meiner Uebersetzung jenes Werks gefällte Urtheil, nicht eine Antikritik, sondern eine geschärfte Selbstkritik, oder wenn man will, Hyperkritik zu schreiben, aus welcher sich ergeben wird, daß die einsichtsvollen Weimarischen Kunstfreunde − so glaub ich die unterzeichneten Buchstaben W. K. F. deuten zu dürfen − in der Würdigung meiner Arbeit noch zu glimpflich und zu nachsichtig verfahren sind2). . . Braunschweig, d. 2. März 1804.

HH

[Gang der Metamorphose]3)

E D

1830 Sept 8. oder kurz danach. NS 6 (1891), 334ff. ([Steigerung innerhalb der Metamorphose], anschließend an Gesneria flacourtifolia). − LA I 10, 256. − FA I 24, 700f. − MA 18.2, 413f.

Z Sept

1830 4. An F. S. Voigt (Br 47, 207): Nun möchte ich noch eine Frage zu

geneigter Beantwortung vorlegen. Wann, und durch welche Veranlassung, ist der Beyname amphicarpus aufgekommen?4) Ich kenne bis jetzt nur Lathyrus, Vicia und Milium damit bezeichnet.5) Soviel ich mir erklären kann, soll er heißen: um die Frucht, um das Samenkorn thue sich eine unregelmäßige Fructification hervor, welche nicht erst den ganzen Gang der geregelten Metamorphose zu durchlaufen braucht um den Kreis der Vegetation abzuschließen. Da nach meiner Ansicht diese Erscheinung weiter deutet, so würde ich mir hierüber nähere Auskunft erbitten; zugleich ob in dem botanischen ausgedehnten Kreise noch andere Pflanzen diesen Beynamen führen? 4. [An] Herrn Hofrath Voigt . . .

1

) Titel von Eschenburgs Artikel im Monatsregister März 1804 des Intelligenzblatts der JALZ. 2 ) Eschenburg berichtigte im folgenden eine Reihe von Übersetzungsfehlern, ging aber auf das in G’s Kritik angesprochene Problem der Übersetzung von Metaphern nicht ein. 3 ) Protokoll verschiedener Beobachtungen (LA II 10 B/2, 810) zur Physiologie der Pflanzen aus G’s Nachlaß, wohl für die dt.-frz. Ausg. Versuch über die Metamorphose der Pflanzen gedacht. 4 ) Amphikarpie: ober- u. unterirdische Früchte bei ein- u. derselben Pflanze. 5 ) Platterbsen-, Wicken-, Grasart.

1804 Jan

VORLESUNGEN ÜBER DIE MAHLEREI, VON HEINRICH FÜESSLI . . .

171

31. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 43): Daß durchaus „Füeßli“ gedruckt

werde, ist ganz recht. März 2. Eschenburgs Selbstkritik1) (Intelligenzblatt der JALZ Nr. 30, März 1804, Sp. 233ff.): I. Selbstkritik. Ich befinde mich in dem ungewöhnlichen Fall, in Beziehung auf das in der ungemein lehrreichen Recension von Füeßli’s Lectures on Painting im 32sten bis 34sten Stücke der Jenaischen Allg. Literaturzeitung von meiner Uebersetzung jenes Werks gefällte Urtheil, nicht eine Antikritik, sondern eine geschärfte Selbstkritik, oder wenn man will, Hyperkritik zu schreiben, aus welcher sich ergeben wird, daß die einsichtsvollen Weimarischen Kunstfreunde − so glaub ich die unterzeichneten Buchstaben W. K. F. deuten zu dürfen − in der Würdigung meiner Arbeit noch zu glimpflich und zu nachsichtig verfahren sind2). . . Braunschweig, d. 2. März 1804.

HH

[Gang der Metamorphose]3)

E D

1830 Sept 8. oder kurz danach. NS 6 (1891), 334ff. ([Steigerung innerhalb der Metamorphose], anschließend an Gesneria flacourtifolia). − LA I 10, 256. − FA I 24, 700f. − MA 18.2, 413f.

Z Sept

1830 4. An F. S. Voigt (Br 47, 207): Nun möchte ich noch eine Frage zu

geneigter Beantwortung vorlegen. Wann, und durch welche Veranlassung, ist der Beyname amphicarpus aufgekommen?4) Ich kenne bis jetzt nur Lathyrus, Vicia und Milium damit bezeichnet.5) Soviel ich mir erklären kann, soll er heißen: um die Frucht, um das Samenkorn thue sich eine unregelmäßige Fructification hervor, welche nicht erst den ganzen Gang der geregelten Metamorphose zu durchlaufen braucht um den Kreis der Vegetation abzuschließen. Da nach meiner Ansicht diese Erscheinung weiter deutet, so würde ich mir hierüber nähere Auskunft erbitten; zugleich ob in dem botanischen ausgedehnten Kreise noch andere Pflanzen diesen Beynamen führen? 4. [An] Herrn Hofrath Voigt . . .

1

) Titel von Eschenburgs Artikel im Monatsregister März 1804 des Intelligenzblatts der JALZ. 2 ) Eschenburg berichtigte im folgenden eine Reihe von Übersetzungsfehlern, ging aber auf das in G’s Kritik angesprochene Problem der Übersetzung von Metaphern nicht ein. 3 ) Protokoll verschiedener Beobachtungen (LA II 10 B/2, 810) zur Physiologie der Pflanzen aus G’s Nachlaß, wohl für die dt.-frz. Ausg. Versuch über die Metamorphose der Pflanzen gedacht. 4 ) Amphikarpie: ober- u. unterirdische Früchte bei ein- u. derselben Pflanze. 5 ) Platterbsen-, Wicken-, Grasart.

172

1830

8. [Jena] F. S. Voigt an G (LA II 10 B/1, 584): Ew. Exzellenz Frage wegen des Wortes amphicarpos betreffend, habe ich die Ehre, folgendes mitzuteilen. Die eine Pflanze dieses Namens, Lathyrus amphicarpos, in Syrien zu Hause, ist schon lange bekannt, und ihr Beiname alt, da man ihn schon bei Morison vor Linne´ findet.1) Sie wurde schon vor 1680 im Garten von Oxford gezogen. Vicia amphicarpa ist auch schon bei Clusius ([C. de l’Escluse] Prof in Wien und Leyden + 1609) erwähnt, mit diesem Beinamen.2) Diese beiden Leguminosen haben die Eigenheit, die u n t e r e n Blütenstiele in die Erde hinein zu bohren, und unter derselben die Hülse reifen zu lassen, gerad wie es Arachis hypogaea [Erdnuß] immer tut. Von jener Vicia aber heißt es: Flores magnitudine Viciae sativae coerulei solitarii sessiles. Rami inferiores in terram descendunt et fructificant. Legumina subterranea ovata, Legumina vero extra terram maturescentia sunt linearia quadruplo longiora, apice uncinata. Daher also der Name. [A. P.] De Candolle fügt in der F l o r e f r a n ¸c a i s e von dieser Pflanze, die in der Provence wild wächst, folgendes hinzu:3) Les gousses sont oblongues, pointues, garnies de petits poils courts, et renferment 5−6 graines sphe´riques; outre ce fruit, on trouve le long des racines qui naissent du collet, et vers leur extre´mite´, d’autres gousses ´etoile´es, blanches, ovales, termine´es par une petite pointe. Ces gousses ont ´ete´ pre´ce´de´es par une fleur de´pourvue de corolle et d’e´tamines, et renferment 1−2 graines fertiles, qui murissent peu apre`s le fruit place´ vers le haut de la plante. Comment ces fruits ont-ils ´ete´ fe´conde´s? les filaments blanchaˆtres qui les portent ne sont-ils pas pluto ˆt des rameaux infe´rieurs cache´s sous terre? Von ihr berichtet auch D o r t h `e s im Journal de Physique XXXV p. 131 und G ´e r a r d im Magazin encyclope´dique VIme ann. Vol 3, p. 344 c. icone welche beide Journale mir hier nicht zur Hand sind.4) Lathyros amphicarpos soll nur eine Varietät des Lathyrus setifolius sein, welche letztere wahrscheinlich in Belvedere kultiviert wird. Milium amphicarpon, von [F.] P u r s h auf Sandfeldern von NeuYersey entdeckt, und in seiner Flor. Am. sept. beschrieben und abgebildet,5) ist, etwa wie das Welschkorn, getrennten Geschlechts, und versenkt gleichfalls die unteren weiblichen Blüten unter die Erde. Dieses Rückwärtswenden der Frucht scheint mir ein ziemlich allgemeiner Pflanzeninstinkt. Viele flores post inflorescentiam cernui deuten darauf, so wie das naturgemäße Herabhängen. Hat man doch selbst Zweige von Kartoffelfrüchten gesehen, deren einer eine wirkliche Kartoffel statt eines Apfels trug. Andere Pflanzen als jene drei genannten, welche diesen Beinamen führten, sind mir nicht erinnerlich. ˘

Sept

GANG DER METAMORPHOSE

PL

1

) R. Morison: Plantarum Historia universalis. Oxonii 1680−99. In Bd 2 Abt. 2, 51f. u. Taf. 23 Lathyrus amphicarpos als Art beschrieben, die an Zweigen aus dem Wurzelbereich Früchte produziert, die unterirdisch reifen (LA II 10 B/1, 584). 2 ) C. Clusius: Rariorum plantarum historia. Antwerpen 1601; Bezugsstelle nicht identifiziert (allerdings zu Vicia Silvestris ebd. Lib. VI, S. CCXXXV). 3 ) Flore franc¸aise, ou descriptions succintes de toutes les plantes qui croissent naturel´ dition par MM. De Lamarck et De Candolle. Bd 4. Paris lement en France. Troisie`me E 1815, 594 (LA II 10 B/1, 584). 4 ) M. Dorthes: Notices sur une espe`ce de Vesce qu’on a confondue avec le Lathyrus amphicarpos de Linne´. In: Observations et Me´moires sur la Physique . . . T. XXXV. Paris 1789, 131−36; zweite Literaturangabe nicht identifiziert. 5 ) F. Pursh: Flora Americae septentrionalis, or a systematic arrangement and description of the plants of North-America. 2 Bde. London 1814. Zu Bd 1 das Exzerpt M 14 über Milium (LA II 10 B/1, 39).

1823

EIN GANZ SCHLECHTES GEDICHT

173

[Ein ganz schlechtes Gedicht]1)

E D

1824 Nov 14.? W 53 (1914) 395 (Paralip. 98). − AA-SL 3, 386. − AA-SL 6 (Beilage 8: Faks.). − MA 13.1, 527. − FA I 22, 733.

Z

1823

Apr 27. [Breslau] J. G. Büsching an G (GJb 1929, 162): . . .2) In diesem Augenblicke schickt mir Schall noch einige Anlagen,3) die er erst selbst übersenden wollte, aber durch Krankheit abgehalten worden ist; er läßt sich ganz gehorsamst in Ew. Exzellenz Gewogenheit empfehlen. Diese Beilagen sind: 1. die Nachricht von Stiftung der Breslauer Liedertafel in vier Exemplaren, worin die beiden Toaste auf Ew. Exzellenz von Hagen und Schall4) . . . 3. das von Bierey sehr erheiternd gesetzte schöne Gedicht von Ew. Exzellenz: ’Demagogisch‘, von dem ich gewiß glaube, es wird, wenn Ew. Exzellenz es sich vortragen lassen, Ihnen viel Erheiterung gewähren. Es ist eines der ersten Erzeugnisse der Breslauer Liedertafel.5) Mai

5. [Breslau] Fritz v. Stein an G (GSA 28/102 Bl. 163): Vor einigen Wochen schon wollte ich Ew Excellenz meiner hertzliche Freude u Theilnahme über Ihre Genesung schreiben, u ließ mir eine artige Composition des „Demagogischen“ von unserm Musik Director Birey geben um nicht mit leeren Händen zu kommen. Dann wünschte aber Schall Ihnen zu senden was bey der hiesigen Lieder Tafel producirt worden, u so gab ich ihm der ein näheres Recht daran hat, die Noten welche ich von Birey gefodert, und hoffe daß nun alles dieses in Ihren Händen sey. 1

) Entwurf einer öffentlichen Stellungnahme oder eines Briefes (GSA 25/XLIX, 15.7) veranlaßt durch die Komposition eines fälschlich G zugeschriebenen Gedichts u. d. T.: Dämagogisch. Gedicht von Göthe, für eine Singstimme und vier Frösche, mit Begleitung des Pianof. in Musik gesetzt von G. M.[!] Bierey. Breslau bei C. G. Förster bzw. deren Rez. in der Zs. Cäcilia. 2 ) Das Vorausgehende s. in „Dankbare Gegenwart“ gD, EGW 2, 247: Büsching zur Wiedergenesung G’s, der Mitte Febr 1823 an Herzbeutelentzündung schwer erkrankt war. 3 ) Vereint im GSA Fasz. Gedichte zu Goethes Wiedergenesung und zur Feier des 28. August 1823. 4 ) Der Breslauer Schriftsteller u. Redakteur Karl Schall u. der Professor für deutsche Sprache u. Literatur in Breslau Friedrich Heinrich Frh. v. d. Hagen waren Gründungsmitglieder der nach dem Vorbild von Zelters Liedertafel in Berlin im März 1823 gegründeten Liedertafel zu Breslau. Die Sendung (GSA 28/105 Bl. 426, s. oben Anm. 3) enthielt u. a. einen Bericht aus den Deutschen Blättern für Poesie, Litteratur, Kunst und Theater (hsg. von K. Schall und Karl v. Holtei, Nr. LI, 1. Apr 1823, 203f.) über die Gründungsfeier der Liedertafel, bei der zwei Trinksprüche auf G’s Wiedergenesung ausgesprochen worden waren. 5 ) Hs. Notenblätter mit dem Titel Daemagogisch u. der Verfasserangabe von Bierey in GSA 28/105 Bl. 422−25 (s. oben Anm. 1 u. 3). Es handelt sich um die Vertonung von Friedrich Försters Gedicht Frühlingsmusikanten durch den Breslauer Komponisten u. Kapellmeister Gottlob Benedikt Bierey. Das Gedicht war bereits 1821 u. d. T Demagogisch u. mit der Verfasserangabe Von Goethe in der von F. W. Gubitz hsg. Berliner Zeitschrift Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz erschienen (Nr. 166 vom 17. Okt 1821). Am 5. Nov 1821 vermerkt G: Blätter aus dem Gesellschafter (Tgb 8, 133), ob G das ihm zugeschriebene Gedicht damals zur Kenntnis nahm, ist ungewiß.

174

EIN GANZ SCHLECHTES GEDICHT

1823

Juni 11. An Fritz v. Stein (Konzept; Br 37, 65f.): Auch haben Sie die Güte

meinen schuldigen Dank der Liedertafel abzustatten. Gelingt es mir irgend einen fröhlichen Gesang zu rechter Stunde darzubieten, so ist ein Wunsch erfüllt, den ich im Augenblick hegte, als die muntere und freundliche Sendung zu mir herüber kam.1)

1824 Juli 14. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 811): Ein Tafellied von [F.] Förster dem man eine satyrisch politische Tendenz beilegt, habe etwa vor 3 Jahren für unsere zweite Liedertafel in Musik gesetzt.2) Dies Gedicht hat nun auch der Breslauer Herr Bierey wunderlich genug in Musik gebracht und drucken lassen3) und es ist unter Deinem Namen in der Caecilia [Cäcilia. Eine Zeitschrift für die musikalische Welt, hsg. von Gottfried Weber] die in Maynz [1824−48] heraus kommt abgedruckt und tadelnd rezensiert.4) Das Ged.[icht] ist schonend behandelt weil Dein Name darunter steht aber die Musik ist schlecht weggekommen. Dies schreibe ich bloß damit Du weißt im Falle Du davon hörst, was es damit für eine Bewandtnis habe. Der Bierey ist weit genug davon etwas ordentliches vorzubringen. Solange die Leute ernsthafte Opern schreiben finden sie in den sogenannten Leidenschaften Gelegenheit und Entschuldigung für alles Reißen und Schmeißen womit sie sich und andere quälen. An humoristischen Gegenständen erkennt man jedoch sogleich die ärmliche Natur und so ists auch mit der genannten Komposition und der Rezensent hat recht ohne daß man an seiner Rezension was Besseres hätte. Nov

6. (s. „Cäcilia, eine Zeitschrift“: Schotts Söhne an G gD, EGW 2, 1f.) ⎯ (s. „Cäcilia, eine Zeitschrift“: Bücher-Vermehrungsliste gD, EGW 2, 2) 13. Cäcilia, Journal, näher beleuchtet. 14. Betrachtung über eine Stelle in der Cäcilie.5) 19. (s. „Cäcilia, eine Zeitschrift“: An F. v. Müller gD, EGW 2, 2)

UM

1

) Bezgl. auf Büschings Bitte im Brief an G vom 27. Apr 1823: Wie glücklich würden wir sein, wenn diese jüngere Breslauer Schwester der andern Liedertafeln sich eines eigenen Liedes von Ew. Exzellenz erfreute (GJb 1929, 161). 2 ) Vertont am 15. Mai 1821 von Zelter (MA 20.3, 638). 3 ) s. oben 27. Apr 1823. 4 ) Die von Gottfried Weber verfaßte Rez. in Cäcilia 1. Jg. H. 2 (1824); auf S. 133−39 vollst. Wiedergabe des G zugeschriebenen Gedichts. G erhielt Bd 1 mit H. 1−4 der Cäcilia im Nov 1824 vom Hsg. (s. die folgenden Z). 5 ) Wohl im Zusammenhang des Entwurfs.

1822

DURCH DAS GAS DES MARIENBRUNNENS . . .

175

Durch das Gas des Marienbrunnens angegriffenes Grund-Gebirg1)

E D

1823 Aug 8.; Dez 14. u. 15. NS 13 (1904) 287f.2) − LA I 2, 309ff. (Über die Einwirkung der Marienquelle auf Granit und Gneis) u. 11, 232ff. − FA I 25, 501ff. − MA 13.2, 260ff.

Z

1822

Juli 16. [Marienbad] Graf Sternberg. Ausgewittertes und angegriffnes Gestein

bringend.3)

1823 Juli

6. [Marienbad] Kritik der geologischen Theorie4) zu lesen angefangen . . .

7. 8.

9. 10. 12. 14.

Mittag bey mir . . . Fing an die Marienbader Suiten zusammenzustellen und zu numeriren. [Marienbad] Stadelmann holte Gestein . . . Abends zu Hause. Mit Stadelmanns geologischen Sammlungen beschäftigt. [Marienbad] An A. v. Goethe (Br 37, 116): Stadelmann hat schon die Gebirge tüchtig durchgeklopft, die vorjährige geordnete Sammlung haben wir wieder gefunden, wodurch denn alles erleichtert ist. Nun wird für die Freunde im Fernen gearbeitet. [Marienbad] Kritik der Breislakischen Theorie und aller ähnlichen. [Marienbad] Stadelmann brachte abermals Gebirgsarten . . . [Abends] Stadelmann hatte schönes Gestein zusammengebracht. [Marienbad] Auszug aus der Beurtheilung Breislaks. [Marienbad, nachmittags] In der geologischen Kritik zu lesen fortgefahren, auch auszuziehen.

15. (s. „Herrn von Hoffs geologisches Werk“: Tgb gD)

1

) Aufsatz über Gesteinszersetzung durch das kohlesäurehaltige Wasser der Marienbader Marienquelle. Ursprüngl. für Nat II 2 gedacht, aber durch den Aufsatz Recht und Pflicht ersetzt (s. unten 23. Okt 1824: an J. C. Wesselhöft); dort am Schluß das Verzeichnis der Gesteinsproben (mit Abweichungen) unter der gleichlautenden Überschrift Durch das Gas des Marien-Brunnens angegriffenes Grund-Gebirg. 2 ) Ohne Titel, nur Text LA 11, 2323−17 u. 23310−2349 mit Verweis auf das gleichlautende Verzeichnis am Endes des Textes Recht und Pflicht. 3 ) s. dazu das am 23. Juli 1822 entstandene Verzeichnis der um Marienbad vorkommenden Gebirgs- und Gangarten (LA II 8 B/1, M 20). 4 ) Karl Wilhelm Nose: Kritik der geologischen Theorie, besonders der von Breislak und jeder ähnlichen. Bonn 1821 u. Fortgesetzte Kritik der geologischen Theorie. Bonn 1822 (Ruppert Nr. 941); s. dazu die Aufzeichnungen M 39 (LA II 8 B/1, 64−72).

176

DURCH DAS GAS DES MARIENBRUNNENS . . .

1823

Juli 16. [Marienbad, nachmittags] . . .1) Stadelmann brachte die Steinsammlun-

gen immer weiter in Ordnung. 20. [Marienbad] Stadelmann hatte die ausgefressenen und aufgelösten GeAug

7. 8. 9.

10. 16.

birgsarten zurecht gelegt. [Marienbad, nachmittags] Stadelmann fing an die ausgefressenen Steine zu packen. [Marienbad] Stadelmann legte die ausgefressenen Steine zurecht und ordnete drey Sammlungen; deßgleichen der Catalog dazu geschrieben. [Marienbad, nachmittags] Stadelmann hatte die angefressenen Steine eingepackt. Der Kasten für Prag war fertig geworden. Ingleichen der für Jena. [Marienbad] Stadelmann suchte mit Einpacken fertig zu werden. [Marienbad] An die Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen (Br 37, 169/72): Des Herrn Präsidenten Grafen Kaspar v. Sternberg Excellenz haben vor einem Jahre die hier in Marienbad geognostisch beschäftigten Liebhaber und Sammler auf die höchst bedeutende Einwirkung aufmerksam gemacht, welche die Marienquelle über das festeste Gestein, so gelind als mächtig, ununterbrochen ausübt. Diesem Wink hat man im laufenden Jahre Folge zu leisten gesucht und bey günstiger Gelegenheit viele dergleichen angegriffene Steine zusammengebracht. Dadurch sieht man sich nun vorbereitet eine Sammlung aufzustellen, in welcher die verschiedensten originären Gebirgsarten ihrer Natur und Art gemäß auf die mannichfaltigste Weise verändert und zerstört erscheinen. Eine solche Sammlung hält man doppelt für Pflicht dem Prager hochansehnlichen Museum anzubieten; sie liegt oben in dem nächst abzusendenden Kästchen, man bittet sie behutsam auszupacken, da die meisten Stücke sich leicht zerbröckeln . . . [Beilage] D u r c h d a s G a s d e s M a r i e n - B r u n n e n s a n g e g r i f f e n e s G r u n d - G e b i r g . 1) Grobkörniger Granit mit schwarzem Glimmer. 2) Feinkörniger Granit. 3) Feinkörniger Granit mit schiefriger Textur. Ein Stück von mittlerm Korn. 4) Quarzgang, worin die Zellen des Feldspats noch zu sehen. Granit, wo der Quarz überwiegend war. Drey kleinere dergleichen. 5) Gneis von mittlerm Korn. 6) Desgleichen etwas gröber. 7) Desgleichen noch gröber. 8) Beynahe dasselbe, nur feiner. 9) Desgleichen ganz leicht. Desgleichen von dem allerfeinsten. 10) Hornblende mit Almandinen. 11) Gesundes Gestein, nur von außen angegriffen. 12) Desgleichen mehr und schon zellig. 13) Desgleichen beynahe ganz aufgezehrt. 14) Ganz zellig, die Almandinen nur wenig bemerkbar. 15) Ein kleines Stück mit noch aufsitzenden Almandinen. 16) Völlig bimsteinartig, ohne Spur des Gesteins. 17)

1

) Das Vorausgehende s. in „Herrn von Hoffs geologisches Werk“: Tgb gD.

1823

DURCH DAS GAS DES MARIENBRUNNENS . . .

177

Durch’s Feuer weißgebranntes. 18) Ein dem Glimmerschiefer verwandtes Gestein mit großen Almandinen, die im gesunden Zustande als schwarze Puncte sichtbar sind. 19) Ausgefressener Gneis von der rechten Seite der Straße nach Tepl. 20) Porphyrartiges Gestein als Gangart im Granit vorkommend, wo bloß die feinen Gänge vom Quarz stehen geblieben. Aug 18. [Marienbad] An C. Eckl (Konzept; Br 37, 173f.): In Hoffnung, daß die beiden hier verzeichneten Gebirgs- und Mineralien-Folgen dem Tepler Museum angenehm seyn werden, indem solche sich an die voriges Jahr übersendete mehr oder weniger anschließen, pack ich solche kurz vor meiner Abreise zusammen mit dem Wunsch, daß sie glücklich in Ihre Hände gelangen mögen. Stellen Sie dieselben neben das übrige bedeutende, daselbst schon Verwahrte und gedenken meiner dabey zum besten. 18. [Marienbad] Absendung verschiedener Kisten. Blieb zu Hause. Nachmittag briefliche Expeditionen: An das Museum der vaterländischen Gesellschaft in Böhmen nach Prag, Suite vom Wolfsberg und des Marienbrunnens angegriffenes Gestein. Nach Tepl an Pater Priot Clemens Eckl, die Suite vom Wolfsberg. Okt 26. (s. „Herrn von Hoffs geologisches Werk“: Tgb gD) Dez 14. [Weimar] Über die ausgewitterten Steine von Marienbad . . . Die natur-

wissenschaftlichen Hefte weiter durchgedacht. 15. Aufsatz über die Mineralien, welche von der Marienquelle angegriffen.

1824 Jan 16. Stoffverteilungsentwurf zu Nat II 2 (LA II 8 B/1, 93): . . . Ausgewitteru. 17.?1) tes Urgestein. 20. [Prag] Graf Sternberg für das Vaterländische Museum an G (LA II 8B/1, 410): Euer Excellenz haben das Museum durch die gütige Übersendung zweier wichtige vaterländische Gebürgsuiten des Pilsner Kreises ganz besonders erfreut; die erste aus der Umgegend von Marienbad vorzüglich dadurch belehrend, daß sie uns über die Bildung der Afterkristalle durch die Macht ausströmender Gasarten, und mineralischer Wässer ein anschauliches Bild darbietet. März 24. [Prag] Grafen Sternberg Rede2) (G−Sternberg 295): Aus dem Pilsner Kreis sind bisher nur die Fossilien der Herrschaft Tepl vollständig, worunter vorzüglich die Suite der durch die ausströmenden Gaze und die Quellenwasser von Marienbad umgeänderten Felsarten merkwürdig ist. Die Natur zeigt hier am Tage das Entstehen der Afterkri-

1

) Zur möglichen Datierung s. Tgb 16. u. 17. Jan 1824: Einzelne Capitel der Wissenschaftslehre einzeln bezeichnet und geordnet . . . Die Capitel der Wissenschaftslehre ferner completirt. 2 ) Graf Sternberg hielt diese Rede anläßlich der öffentlichen Sitzung des böhmischen Museums am 24. März 1824.

178

DURCH DAS GAS DES MARIENBRUNNENS . . .

1824

stalle, die uns, wenn wir ihnen im verborgensten Schoosse der Erde begegnen, so mächtig überraschen, so wie die Zerstörung der härtesten Felsarten, die, wenn wir sie als Resultat längst vorhergegangener Begebenheiten antreffen, oft schwer zu erklären scheint. Wir verdanken diese belehrende Sammlung unserem Ehrenmitgliede Hrn. geheimen Rath und Staatsminister von Göthe.

Okt 23. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 38, 276): Bey dieser Sendung habe

Ew. Wohlgeboren Geduld und Nachsicht ganz besonders anzusprechen, denn durch die unterbrochenen langsamen Sendungen des Manuscripts haben sich Irrungen hervorgethan, die Sie geneigt wieder in’s Gleiche bringen werden. 1) Die Revision des Bogens N gilt durchaus was das Einzelne betrifft, aber 2) der Aufsatz S. 196, d u r c h d a s G a s d e s M a r i e n b r u n n e n s a n g e g r i f f e n e s G r u n d g e b i r g , fällt aus, denn diese Materie ist schon auf dem Bogen L S. 161 ff.1) obgleich viel kürzer behandelt. HO

Der Gastfreye Schmarutzer2)

E

1799

Z Jan

1799 20. Früh der g a s t f r e y e S c h m a r u t z e r .

Febr 13. [Jena] Abends mit Schiller verschiednes über theatral[ische] Unterneh-

mungen, den Gastfreyen Schmarutzer und den zweyten Theil der Zauberflöte.3)

1803/09 ?



⎯ [Weimar] Riemer: Motive in Romanen zu brauchen4) (JbSK 8, 331f.): Anecdote von einem blinden Passagier, der um Gotteswillen bittet, daß Postilion und Passagiere ihn aufnehmen möchten und der wie er im Wagen ist, sich so mausig macht und ungebührlich aufführt, daß er die andern fast zum Wagen hinauswirft, sodaß der Postilion zuletzt sie nur bittet sich zu gedulden, er käme sonst in Strafe, daß er ihn aufgenommen. Bornstädt, Oberst beym Regiment Kronprinz, heirathet eine Frau mit 50000 Rthalern die er durchbrachte mit Gastereyen. Als sie todt und begraben war, und er

1

) Der Text Recht und Pflicht. ) Unausgeführte theatralische Unternehmung (vgl. Gräf II 2, 628). 3 ) G’s Singspielfragment Der Zauberflöte Zweiter Theil (W 12, 181−221), zuerst gedruckt in Friedrich Wilmans Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Bremen [1801], 15−36. 4 ) Aufzeichnungen Riemers, seit 1803 in G’s Haus, aus dem ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts (JbSK 8, 330). Einige Motive G’s im Zusammenhang mit der Idee vom Gastfreyen Schmarutzer ? 2

1803/09

DER GASTFREYE SCHMARUTZER

179

von der Leichenbestattung zurückkam, sagte er: so weit hätten wir sie denn! Kann kein Französisch, läßt sich aber bereden dem [C. A.] Helvetius der damals in Berlin, ein Diner zu geben; wobey nichts als Französ. gesprochen würde. Und lacht immer mit, wenn er sieht daß die andern lachen. Läßt sich während er Whist spielt aus [K. W.] Ramlers Batteux [Übers. Einleitung in die Schönen Wissenschaften (Leipzig 1756−58)] vorlesen und wenn der Vorleser innehält, ihm zuruft: ich höre alles. Rittmeister von Reder,1) der alle Zimmer voll Schreibzeug und Papiersorten hat, und als ein Fremder den er darin herumführt, sich etwas aufschreiben will, ihn aus einem Zimmer ins andre führt, und zuletzt an der Treppe fragt, ob es nicht ein Bleystift auch verrichten könnte. Wenn eine Schüssel auf den Tisch kommt, ruft er, man solle sich daran nicht satt essen, es käme noch etwas besseres; dann bedauert er, daß die Schüssel oder das Gericht nicht gelungen, oder findet sonst Ausflüchte. Ebenso macht ers mit dem Trinken. Er fragt, was man zu trinken verlange, und nennt alle Sorten Wein und Liqueur. Wenn man ihn nun bey einer festhält, so weiß er immer etwas daran auszusetzen, bis man zuletzt aufgibt oder er das allerschlechteste Zeug vorsetzt. Verdirbt ein ganz gutes Diner zuletzt noch dadurch, daß er Punsch macht, und aus einer Maraschinflasche ordinären Fusel druntergießt. Läßt die Harfe eine Octave tiefer stimmen, damit die Saiten nicht reißen. Läßt einen Buben, den er brauchen will, in des Nachbars Garten stehlen, um ihm kein Douceur geben zu dürfen, hilft ihm übern Zaun und fordert hernach Halbpart.

UM

Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises in Böhmen2)

E D

1813 Jan 24. NS 10 (1894) 101ff. − LA I 2, 35f. − LA II 8 A, 58ff. (M 36).3) − MA 9, 904ff.

Z ⎯

1812 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 36, 78): Von Teplitz aus besuchte man

Doctor [J. A. ] S t o l z in Außig und belehrte sich an dessen trefflichen Kenntnissen und Sammlungen.5) 1

) v. Röder, Schwager des Weimarer Oberstallmeisters v. Stein (GG 4, 266)? ) Abschrift des Mineralienverzeichnisses eines ungenannten Autors von Johns Hand im Faszikel Acta Mineralogie und Geognosie besonders des Leitmeritzer Kreises betr. 1813. vorzüglich Zinnformation (GSA 26/LVIII 35,2). Dort ließ G 1813−14 eigene u. fremde Aufzeichnungen zur Zinnformation als Vorbereitung von Nat I 3 (1820) zusammenbinden; s. LA II 8 A, 57f. (M 35). − Leitmeritz: nordböhmische Stadt an der Elbe, gegenüber der Egermündung. 3 ) Dort von W. v. Engelhardt (im Gegensatz zu G. Schmid LA I 2) nicht als eigenständiger Text behandelt, sondern zu den Materialien gestellt. 4 ) Entstanden 1819/1825. 5 ) Irrtum G’s? Zwar ist ein Besuch in Aussig (Außig) an der Elbe am 26. Juli 1812 belegt, doch Bekanntschaft mit Stolz erwähnt erst G’s Tgb vom 13. Juni 1813 (s. dort); von Stolz eine Aufstellung der Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises, s. unten 8. Juli 1813. 2

180

GEBIRGSARTEN DES LEITMERITZER KREISES IN BÖHMEN

1812

Juli 26. [Teplitz] Früh nach Aussig Hinwärts den größten Theil auf der Schaus-

see drey Stunden . . . [Nachmittags] Promenade an der Elbe. Merckwürdig Gestein. Rückwärts Feldwege zwey Stunden. Okt 29. [Weimar] Natrolith im Klingstein von Außig.1)

1813 ⎯

Jan

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 84): Naturwissenschaften, besonders

24.

Mai 10.

Juni 13. 16.

20.

Geologie, erhielten sich gleichfalls in der Reihe . . . Eben so viel wäre von anderer Seite ein Besuch von Dr. S t o l z in Außig zu rühmen; auch hier erschien das große Verdienst eines Mannes, der seinen Kreis zunächst durchprüft, und dem ankommenden Gast gleich so viel Kenntnisse mittheilt, als ihm ein längerer Aufenthalt kaum hätte gewähren können. Abschrift des Verzeichnisses der Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises. [Teplitz] An J. A. Stolz (Br 51, 339): Danke ergebenst für die Versicherung einer freundlichen Aufnahme. Das Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen und über die so merkwürdige Gegend belehrende Aufschlüsse zu erhalten, war eines der angenehmsten Aussichten bey meinem hiesigen Aufenthalt. Sollte es morgen, Dienstag, den 11. M[ai], einigermaßen gutes Wetter seyn, so werde ich mich zeitig in Aussig einfinden3) . . . [Teplitz, nachmittags?] Nach Aussig in 2 Stunden hingefahren. Bekanntschaft mit Dr Stolz. Spät nach Hause. [Teplitz] An Constanze v. Fritsch (Br 51, 343): . . . wenn es nicht noch Berg und Gestein gäbe, so wüßt’ ich nicht wohin flüchten. In Außig habe ich Docktor Stolz besucht und an ihm einen sehr wackern und unterrichteten Mann, auch besondern Stein- und Crystallfreund gefunden. [Teplitz] An Riemer (Br 23, 369): Ich befinde mich sehr wohl und im Ganzen gefördert. Die Gegend habe ich schon durchgeologisirt und werde es noch mehr thun unter dem Beystand der Doctoren [F. A.] Reuß zu Bilin und Stolz zu Aussig. Die Mannigfaltigkeit der Producte ist sehr groß. 1

) Nach heutiger Bestimmung Nadelzeolith in Phonolith (LA II 8 A, 286); bei Prescher als Nr. 5639 verzeichnet. Unklar, ob schon auf eine Sendung von Stolz bezüglich; vgl. 7. März 1815: Lenz an G. 2 ) Entstanden 1819/1825. 3 ) Wegen Regen wurde die Fahrt auf 13. Juni 1813 verschoben. G’s Besuch angekündigt in dem am 22. Mai entworfenen, am 24. Mai verfaßten u. am 30. Mai 1813 revidierten Aufsatz Aus Teplitz: Eine Fahrt nach A u s s i g steht noch bevor, um den dortigen Arzt, Dr. Stolz, zu besuchen. Er ist ein guter Geolog und treufleißiges Mitglied der Jenaischen [Mineralogischen] Sozietät (LA I 11, 152).

1813

GEBIRGSARTEN DES LEITMERITZER KREISES IN BÖHMEN

181

Juni 27. [Teplitz] An A. v. Goethe (Br 23, 389−92): Seit der Zeit1) habe ich

auch Dr. Stolzen in Aussig besucht . . . Er ist ein trefflicher Geolog, hat eine genaue Kenntniß der Gegend, hat die größte Lust sich zu unterrichten und zu sammlen, und da es ihm an Vermögen fehlt, seine Liebhaberey zu befriedigen, so muß er um desto thätiger seyn, den Tauschhandel mit inländischen Mineralien durchzuführen, der nun freylich auch durch die gegenwärtige Zeit gehemmt wird. Ich wünschte dich wohl einmal auf 14 Tage mit hier, damit du einen anschaulichen Begriff auch von einem solchen Bezirk hättest: denn selbst für Feldbau glaube ich nicht, daß es eine seltsamere Gegend giebt; er erstreckt sich nicht nur über das hügliche Land, sondern bis in die tief ausgewaschenen Thäler des Urgebirgs, wo die Menschen Milliarden von Granitund Gneisgeschieben aus dem Acker auflesen, und in seltsamen Dammreihen aufgeschichtet los zu werden suchen, damit der dazwischen befindliche kostbare Boden zu ihrer Disposition bleibe, den sie fast gartenhaft behandeln. Und nun steigt von da aus erst die Wiesenwässerung, dann ein gleicher Feldbau bis auf die Höhe des Erzgebirges, wie du in dem Artikel von Klostergrab2) wirst gelesen haben. Das Gebirge welches Böhmen und Sachsen scheidet, hat hier freylich den großen Vortheil, daß es gegen Süden gewendet ist, und daß selbst der leicht verwitternde Gneis und der durch eine Unzahl Jahre von Wäldern bedeckte Boden die Cultur der Feldfrüchte sehr begünstigt. Übrigens leidet die hiesige Gegend zwischen dem Haupt- und Mittelgebirge an Trockniß, weil sich die Wolken, wie ich öfters bemerken konnte, hinüber und herüberwenden, ohne sich in dem Zwischenraum auszulösen. Mineralien habe ich schon angefangen einzupacken und habe wirklich die allerschönsten, d. h. instructivsten Sachen gefunden. Der stängliche Thoneisenstein ist ein Mineral, das uns Bewunderung ablockt, so oft man es betrachtet. Nun ist es pseudovulcanisch. Es entsprang aus einer gewissen Wirkung der Hitze auf den Schieferthon. Nun suche ich die Folge davon zu sammeln. Die entschieden schönen Stücke, welche zu besitzen mir großes Vergnügen macht, werden aber eher gefunden, weil sie Aufmerksamkeit erregen, als die Übergänge, woraus sich anschaulich ergiebt, wie das Gebildete aus dem Ungebildeten möglich ward. Dazu habe ich schon Anlässe, und hoffe es noch weiter zu bringen. Diese Untersuchungen, Betrachtungen und Sammlungen machen den schönsten Theil meines hiesigen Vergnügens, theils an und für sich, theils weil sie eine geistreiche Unterhaltung geben mit Personen, die sich früher oder später, mehr oder weniger, gründlicher oder oberflächlicher mit diesen Dingen beschäftigten. So auch treibe ich meinen alten Spaß noch immer fort, in jeder Mühle nachzufragen, 1 2

) Seit Abfassung des Aufsatzes Aus Teplitz am 24. Mai 1813. ) Ort nordwestlich von Teplitz; vgl. Aus Teplitz (LA 1 11, 150).

182

GEBIRGSARTEN DES LEITMERITZER KREISES IN BÖHMEN

1813

wo sie ihre Mühlsteine hernehmen, und dieses giebt mir eine schnellere Übersicht der Geologie des Landes, als man denken könnte. Ihr Thüringer könnt euch noch immer glücklich preisen, daß ihr eure Mühlsteine von Grawinkel [Grauwinkel bei Tennstedt] ziehn könnt. Juni 28. [Teplitz, Brief an] Dr. Stolz nach Aussig . . . Strontiangänge. 28. [Teplitz] An J. A. Stolz (Br 23, 372): Ew. Wohlgeb. hatte in diesen Tagen hier zu sehen gehofft, um von einigen kleinen Excursionen mich noch ausführlicher mit Denenselben zu besprechen, auch wegen der mir gefällig verehrten Mineralien die aufgesparten nöthigen Bemerkungen nachzubringen.1) Da Sie aber verhindert worden, mir dieses Vergnügen zu verschaffen, so sende hiemit, da ich eben vernehme, daß der Aussiger Bote abgeht, einiges was ich persönlich zu übergeben gedachte. Es ist nämlich die als Stronthianith [Strontiumkarbonat] mir angekündigte Gangart in einem hiesigen Basalt. Sie hat sich bey Verwitterung des Gesteins, auf eine merkwürdige Weise völlig abgelöst. Nur ein kleines Stück liegt bey, wo sie noch mit dem Basalt verbunden ist. Ich wünsche dieses Phänomen an Ort und Stelle mit Ew. Wohlgeb. zu betrachten . . . Der ich mich . . . mit der Bitte, des instructiven Catalogs zu gedenken und in Hoffnung baldigen Wiedersehens auf das beste empfohlen sehen möchte. Juli

8. (Die Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises ein Beitrag zur Gebirgskunde dieses Kreises. von D.[oktor] J.[ohann] S[tol]z: 〈LA II 8 A, 62f., M 39〉 datiert: Von Herrn Docktor Stolz wohnhaft in Aussig, erhalten d. 8. Juli 1813. Tepliz)2)

Aug

2. [Teplitz] Um 10 Uhr . . . nach Aussig . . . Zu Stolz. Derselbe zur Tafel . . .

Dez

Zu Stolz. Auf der Elbe bis gegen den Schreckenstein [Ruine]. Sandstein, darüber Basalt darüber Klingstein. Herrlicher Abend. Schnelle schöne Rückfahrt. 3. [Weimar, Brief an] Geh. Rath [K. C.] von Leonhard nach Hanau. 3. An K. C. v. Leonhard (Br 24, 60): Stehen Sie schon mit dem Doctor S t o l z in Aussig in Verhältniß? es ist ein vorzüglicher Mann auch im Geologischen und Mineralogischen. Die Zeit ist jetzo zwar allzu unruhig um sich dorthin in Rapport zu setzen, und doch ist man jetzt am ersten geneigt sich mit braven Männern zu verbinden.

1

) Die von Stolz in Aussig erhaltenen Mineralien in G’s Sammlung (Prescher 318, Nr. 5620−39). Einzelne wurden vielleicht schon beim Besuch in Aussig am 26. Juli 1812 gesammelt oder G vorab zugesandt (Natrolith, Nr. 5639; vgl. oben 29. Okt 1812). 2 ) Vermutlich nach dieser Aufstellung von Stolz hat G in seiner im Sommer 1813 verwendeten Karte des Leitmeritzer Kreises die Fundorte von Gneis u. Granit farbig unterstrichen (vgl. LA II 8 A, 61, M 38). − Aus zeitlichen Gründen irrig ist die Auffassung in MA 9, 1393: G’s Abschrift vom 24. Jan 1813 sei eine verkürzte Kopie der erst am 8. Juli 1813 erhaltenen Zusammenstellung von Stolz.

1813

GEBIRGSARTEN DES LEITMERITZER KREISES IN BÖHMEN

183

Dez 15. [Hanau] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 330): Mit Doktor Stolze bin ich in Verbindung.

1814 Jan

7. An Knebel (Br 24, 93f.): Um dich, mein lieber Freund, in deinem

Vorsatz zu bestärken, damit du dich ja mit unterirdischen Sachen abgebest, da uns die irdischen dießmal sehr unbequem sind, so sende ich einen Actenfascikel,1) und zu leichterer Benutzung desselben hier eine kleine Einleitung . . . b) Karte des Leitmeritzer Kreises, mit geologischen Bemerkungen und Zeichen, doch nicht ausführlich. c) Notiz von den Gebirgsarten desselben Kreises . . . 1 bis 4 Ausführlichere Notiz von den Gebirgs-Arten des Leitmeritzer Kreises. Wichtig. 5 und 6 Verzeichnisse eingepackter Mineralien.

1815 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 99): Zu Hause erwähn’ ich zuerst den

Besuch des Dr. S t o l z , des wackern Arztes aus Teplitz, wobei mineralogische und geognostische Unterhaltung, die uns früher in Böhmen belehrt und ergötzt, mit Leidenschaft erneuert wurde. März 7. [Jena] J. G. Lenz an G (LA II 8 A, 384): Herr Dr. Stolz vormals in Aussig, itzt in Töplitz versprach unter d. 20ten Dezember 1812. bei der Übersendung der Suite von Natrolithen, auch unser Museum mit einer Suite von Gebirgsarten des Leitmeritzer Kreises in einigen Tagen zu bereichern.3) Allein die Jahre 1813−14. gingen vorbei, und ich erhielt sie nicht. D. 11ten Febr. a. c. erinnerte ich denselben an sein patriotischen Versprechen, und gestern, als den 6ten März erbrach ich beigehende [nicht überlieferte] Antwort, die mir sehr viele Freude verursacht hat. Mai

2. [Jena] J. G. Lenz an G (Salomon 173): Die Sammlung aus dem Leitmeritzer Kreise ist angekommen, und entspricht meiner Erwartung . . . Das Ganze umfa[ß]t gegen 260 Mineralien . . .

Okt 17. [Nachmittags] Dr. Stolz von Töplitz. 18. Dr. Stolz von Töplitz.

WZ

1

) s. oben S. 179 Anm. 2 zur Artikelüberschrift. ) Entstanden 1819/1825. 3 ) Spätere Erwähnungen von Leitmeritzer Funden ohne Bezug auf Stolz u. die 1813 angefertigen Mineralienverzeichnisse in Grüner an G, 13. Dez 1825 u. Lößl an G, 23. Jan 1827 (LA II 8 B, 489 u. 526). 2

184

GEBIRGSARTEN IN ZWETZEN . . .

1820

Gebirgsarten in Zwetzen dem Feuer des Töpferofens ausgesetzt1)

E D

1820 Juli vor 9.2) NS 10 (1894) 277f. − LA I 2, 146f. − LA II 8 A, 158f. (M 121).3)

Z ⎯

1820 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 36, 158): . . . und da man denn doch immer

vorsätzliche Feuer- und Gluthversuche anstellt, um zu den Naturbränden parallele Erscheinungen zu gewinnen, so hatte ich in der Flaschenfabrik zu Zwätzen dergleichen anstellen lassen, und es betrübt mich die chemischen Erfolge5) nicht in der eingeleiteten Ordnung des Katalogs aufbewahrt zu haben, besonders da einige Gebirgsarten nach dem heftigsten Brande sich äußerst regelmäßig gestalteten. Gleicherweise sandte man von Coblenz aus natürlichen Thon und daraus übermäßig gebrannte Ziegeln, welche auch sich schlackenartig und zugleich gestaltet erwiesen. Apr 29. [Auf der Fahrt von Eger nach Karlsbad] Auf der Höhe vor Zwodau, rechts bey dem Dorfe Poppen [südwestlich von Karlsbad], pseudovulkanische Producte6) [gesammelt] . . . Mai 7. [Karlsbad] Nach Tische auf den Schlackenwerther Weg [oberhalb von Lessau] zu dem des Chausse´ebaues wegen eröffneten pseudovulcanischen Gebirg; mehreres davon nach Hause geschafft.

1

) Verzeichnis von 38 Mineralien, die pyrotechnischen Versuchen im Brennofen von Zwetzen (Zwätzen), nördl. von Jena, ausgesetzt wurden. Im GSA (26/LVIII,56,3) zwei Hss.: a) in der Hand J. A. F. Johns (Nr. 1−14) u. K. W. Stadelmanns mit Korrekturen G’s (Nr. 15−38); b) in einer Abschrift von a) von der Hand J. D. G. Compters mit Korrekturen G’s. 2 ) Das Verzeichnis nennt das Datum des Versuchs, den 9. Juli 1820. Wahrscheinlich ist, daß der Text bei der Zusammenstellung der Mineralien, also in den Tagen vor dem 9. Juli 1820, entstanden ist. 3 ) Vom Hsg., W. v. Engelhardt, hier im Gegensatz zu LA I 2 (Hsg. G. Schmid) nicht als eigenständiger Text behandelt, sondern zu den Materialien gestellt. 4 ) Entstanden 1822/1826. 5 ) Gemeint sind die behandelten Mineralien. 6 ) In der Geologie der Goethezeit entbrannte eine Debatte zwischen Neptunisten u. Vulkanisten, ob die gesteinsbildenden Kräfte im Wasser oder im Feuer zu suchen seien. G stand den Neptunisten um A. G. Werner nahe. Bei offensichtlich vorliegenden Feuerspuren nahm er im Gegensatz zu den Vulkanisten pseudovulkanische Phänomene an, die auf den Brand von Kohlelagern in der Nähe der Erdoberfläche zurückzuführen seien. Im Rahmen der Untersuchung des Kammerbergs bei Eger u. in der Auseinandersetzung mit den Schriften Alexander v. Humboldts gestand G im Alter der vulkanistischen Deutung doch eine gewisse Berechtigung zu.

1820 Mai

GEBIRGSARTEN IN ZWETZEN . . .

185

8. [Karlsbad, nachmittags?] Ordnung der Feuerprodukte von gestern, Be10. 10.

12. 19.

trachtung darüber und das Verzeichniß niedergeschrieben.1) [Karlsbad, abends] . . . zu Haus die pseudovulkanischen Produkte bey Seite geschafft . . . [Karlsbad] An C. F. A. v. Schreibers (Br 33, 25f.): Gegen Schlackenwerth zu hat der Chausseebau einen Hügel aufgeschlossen, wo sich schöne und mannichfaltige pseudovulkanische Producte sammeln ließen. [Karlsbad] Fahrt [nordöstlich] auf Hohendorf und Lessau, wobey Erdbrands-Produkte eingesammelt wurden.2) [Karlsbad] Nach Tische nach Dallwitz, die Porzellain-Fabrick; mit dem Inspector gesprochen, verschiedene Mineralien dort aufgenommen. Über Hohendorf, Lessau, auf die Schlackenwerther Chausse´e; zu dem dortigen Erdbrande, vieles aufgelesen.3) Herr [C. F. v. ] Conta war von der Gesellschaft und interessirte sich für diese Gegenstände.

19. [Karlsbad] C. F. v. Conta an Friederike v. Conta (GG 3.1, 171): Eben habe ich eine fünf Stunden lange mineralogische Fahrt mit Goethe beendigt. Interessanter kann man seine Zeit unmöglich hinbringen als diese fünf Stunden. Goethe hat sich über alles, Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Mineralogie, Farbenlehre . . . so offen und traulich ausgelassen, daß ich nur gewünscht hätte, alles niederschreiben zu können. Dabei haben wir einen ganzen Wagen voll seltener Mineralien mitgebracht, die wir nun teilen. 20. [Karlsbad] Kam Fürst [K. A.] von Thurn und Taxis mit Gefolge, die

Steinsammlung zu sehen. Juli

2. [Jena] Nach Tische Legationsrath Conta. Nach Zwätzen gefahren, den

Rentamtmann [Ph. E.] Lange und seine Topf- und Röhrenfabrik zu besuchen.4) 1

) Das Verzeichnis Erdbrandsprodukte, von der Höhe über Lessau, an der Chausee nach Schlackenwerth ist abgedruckt in LA II 8 A, 150f., M 115. Vgl. auch Prescher 409ff. Tatsächlich handelt es sich bei den Erdbrandsprodukte[n] nicht um Folgeerscheinungen von Kohlebränden, sondern von Kontakten mit heißer Basaltlava (sog. Kontaktmetamorphosen). 2 ) In Schemata zu geologischen Aufsätzen für Nat I 3 (1820) das Stichwort Erdbrände notiert (LA II 8 A, 152 u. 154). 3 ) Zu den Sammlungen vom 12. u. 19. Mai 1820 vgl. die Listen Pseudovulcanische Producte von Hoh[en]dorf mit rothen Nummern u. Folge des Quarzgesteins bis zum scheinbaren Conglomerat (LA II 8 A, 155f.). Der Versuch im Dallwitzer Töpferofen (dazu die Niederschrift Durch das Porcellanfeuer gegangene Bergarten; ebd. 156) fand am 19. Mai 1820 statt u. lieferte die Grundlage für die folgenden drei Versuche in Zwätzen. Obwohl G in einem differenzierten Schema zu Nat I 3 einen Aufsatz über Pyro-Technische Versuche mit Vorsatz durch Töpferfeuer (ebd. 153) vorsah, ist der Plan − auch nach den späteren Versuchen in Zwätzen − nicht zur Ausführung gekommen. Dagegen resultierte aus dem Stichwort Pyro-Technische Versuche durch Natur und Zufall sogenannte pseudovulkanische Producte bey Carlsbad (ebd.) der Aufsatz Produkte böhmischer Erdbrände (LA I 8, 168ff.). 4 ) Erste Vorbereitungen zu den Brennversuchen in Zwätzen nach der Rückkehr aus Karlsbad. G war am 31. Mai 1820 in Jena eingetroffen.

186 Juli

GEBIRGSARTEN IN ZWETZEN . . .

1820

3. [Jena] Nach Tische war Hofrath Döbereiner dagewesen und hatte we-

gen künftiger Feuerversuche in Zwätzen das Nöthige besprochen. Diese wurden auf Sonntag den 9. [Juli] festgesetzt. 5. [Jena] Hofrath [F. S.] Voigt wegen der Schmelzproducte zu beschauen.1) 9. [Jena] An J. W. Döbereiner (Br 33, 108): Wenn es Ew. Wohlgeboren noch gefällig wäre, nach Zwätzen zu fahren, würd ich um 3 Uhr meinen Wagen schicken und Sie ersuchen, was Sie zu den Schmelzungsexperimenten zubereitet haben, mitzubringen. Von meiner Seite sind die Gebirgsarten zu eben dem Zwecke in Bereitschaft.2) 9. [Jena] J. W. Döbereiner an G (G−Döbereiner 61): Die Masse für das Schmelzungsexperiment ist trocken und daher vollkommen transportabel, so daß ich der hochgeneigten Einladung Ew. Exzellenz in der bestimmten Stunde folgen kann. 9. [Jena] Nach Tische mit Hofrath Döbereiner nach Zwätzen. Die Coblen-

zer Thonart und Gebirgsarten an Rentamtmann Lange übergeben; Unterhaltung mit ihm und mit dem Factor der Fabrik. Wieder herein gefahren . . . 13. [Jena] An Carl August (Br 33, 114): Von dem Zwätzner gewaltsamen Feuer stehen uns nun auch die Resultate bevor. Vergangnen Sonntag war ich unten mit Döbereiner; er deponirte die Ziegelerde, die sich in Säulen bilden soll, in die Hände des Werkmeisters, ich aber mehrere Gebirgsarten. Zufällig ist dem Rentamtmann Lange eine Erscheinung gelungen, die wir sehr gerne wiederholen möchten: ein Kieselschiefer hat sich, im Glühfeuer, in die allerschönsten Tafeln gesondert, welche einen Vulkanisten höchlich entzücken müssen. Von solchen Phänomenen, die mich schon längst im Stillen interessiren, und von denen ich schöne Exemplare zusammengebracht, denke nun, bey diesen neueren Anregungen, eine eigene Sammlung zu veranstalten, welche man aber keinem Neptunisten in Verwahrung geben darf.3) Auch jenes, durch Hofmarschall [K. E.] v. Spiegel mir gnädigst übersendete Feuerproduct dürfte hier gleichfalls nicht vermißt werden. 24. [Jena, nachmittags] Die in Zwätzen durch’s Feuer gegangenen Steinarten mit ihren Originalen zusammen gelegt und verglichen . . . Abends spazieren gefahren gegen Zwätzen.

1

) Unklar, ob die Ergebnisse des Dallwitzer Versuchs oder die für das bevorstehende Experiment in Zwätzen gesammelten Mineralien aus der Karlsbader Gegend gemeint sind. 2 ) Ziel der letztlich gescheiterten Versuche war die künstliche Umwandlung von Gesteinen durch glühende Kohle u. damit die Herstellung pseudovulkanischer Produkte, wie sie G rund um Karlsbad in Poppen, Lessau u. Hohendorf gesammelt hatte. 3 ) Die Auffassung der Neptunisten, daß es zu Schmelzungen u. deutlichen Verschlakkungen kommen müsse, hatte sich durch den Versuch nicht bestätigt.

1820

GEBIRGSARTEN IN ZWETZEN . . .

187

Juli 29. [Jena] Hofrath Döbereiner; mit demselben die Producte des Zwätzener

30. Aug

4. 13. 13.

14.

Sept 17.

Töpferofens durchgegangen und wegen der nächst zu bearbeitenden Steinarten das Weitere besprochen.1) [Jena] Bergrath [J. G.] Lenz, die angeschmolzenen Mineralien zu sehen. Hofrath Döbereiner deßgleichen. [Jena] Lenz, die Gebirgsarten bringend zum Schmelzversuch. [Jena, nachmittags] Sendung von Zwätzen in Feuer geprüfter Gebirgsarten. [Jena] An Carl August (Br 33, 157): Ein neuer vielfältiger Schmelzungsversuch kommt so eben aus dem Ofen von Zwätzen, funfzig Gebirgsarten waren abermals der Feuerqual ausgesetzt, davon sich die meisten refractär [unempfindlich, widerstandsfähig] bewiesen und wenige, indem sie sich blätterten oder verschlackten, auf weitere Wege deuteten. [Jena] An H. Meyer (Br 33, 161): Abermals Gebirgsarten 50 Stück haben wir durch’s Läuterfeuer gehen lassen; wir müssen es noch weiter treiben, um unsern Ansichten durch diese Versuche zu Hülfe zu kommen. Freylich liegt das Naturfeuer etwas weit ab vom Töpferofen. [Jena] Spazieren gefahren nach Zwätzen, die dem Feuer auszusetzenden Mineralien gebracht.2) WZ

Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen3)

E

1824 Sept 23.(?) / Okt 4., Okt 12. / Nov 13. (Druckbogen) 1

) Vorbereitung zum zweiten Brennversuch in Zwätzen; zu den verwendeten Gesteinen ist nichts überliefert. Die hitzebehandelten Mineralien erhielt G am 13. Aug 1820 (s. unten Tgb u. an Carl August gD). 2 ) Zum dritten Brennversuch in Zwätzen mit Basalt u. Dachschiefer; wenige Notizen dazu abgedruckt in LA II 8 A, 160 (M 122). − Eine undatierte (1820?), möglicherweise mit den Versuchen in Zwätzen zusammenhängende Liste von J. K. W. Voigt verzeichnet Versuchsergebnisse von Mineralien, die im höhere Temperaturen erreichenden Ofen der Porzellanfabrik in Ilmenau gebrannt u. erfolgreich geschmolzen wurden (vgl. LA II 8 A, 165f., M 126). Äußerungen G’s zu diesen Versuchen, die möglicherweise auf seine Veranlassung durchgeführt wurden, sind nicht bekannt. 3 ) Fortsetzung von Gestaltung großer anorganischer Massen (Nat II 2, 1824, 164−72; s. S. 583). In Johns Hand mit Korrekturen Riemers u. G’s (Druckvorlage für Nat II 2). − Der Aufsatz führt die durch ein Gitterwerk ebener Flächen charakterisierte Klüftung von Gesteinsmassen auf einen Scheidungsprozeß (Solideszenz durch Erschütterung) zurück, der beim Übergang vom flüssigen in den festen Aggregatzustand ablaufen soll. Alle Übergangsarten der Gesteine sollen im Laufe dieses Prozesses durch eine Differenzierung im Innern der erstarrenden Masse entstehen. Während der Aufsatz Gestaltung großer anorganischer Massen G’s Ansichten zur Zeit der 3. Harzreise (1784) wiedergibt, werden hier auch Aspekte aus späteren Abhandlungen verarbeitet, so aus Über

188

GEBIRGS-GESTALTUNG IM GANZEN UND EINZELNEN

D

1824

Nat II 2 (1824) 201−12. − C1 51 (1833) 67−78. − NS 9 (1892) 241−52. − LA I 8, 411−18.1) − MA 12, 798−805. − FA I 25, 628−35.

Z

1824

Sept 23. Die Gebirgslehre wieder aufgenommen. Einiges deßhalb [an John] dic-

23.

26. 27. 30. Okt

3.

tirt . . . Abends Professor Riemer. Wir gingen die geognostischen Blätter und wissenschaftlichen Hefte durch. An Riemer (Br 38, 257): Mögen Sie . . . Beykommendes im Ganzen und Einzelnen gefällig durchsehen und mit mir in diesen Tagen darüber conversiren.2) Einiges am wissenschaftlichen Hefte [Nat II 2]. Weniges zur Naturwissenschaft. [Nachmittags] Das Nöthige zur Naturwissenschaft überdacht und ferner zusammengestellt. Naturwissenschaftliches dictirt.

4. (Hs. datiert 〈LA II 8 B/2, 865〉: W.[eimar] den 4. Octbr. 1824) 4. Vorbereitung zu dem Bogen N. Naturwissenschaft.3) 11. An Knebel (Br 38, 268): Hiebey mein Werthester das Älteste und Neu-

ste, mit Bitte durch die nächsten Boten mir den Namen der guten Bürgermeisterin von Nürnberg anzuzeigen, mit der wir sonst mancherlei mineralogischen Verkehr gehabt. 12. Agenda (Tgb 9, 322): An Wesselhöft 1. Revision des Bogens N mit Abänderung 2. Verlangen einer zweyten Revision . . . 4. Manuscr[i]pt. Bogen O.4) 15. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 352): Der Name der Nürnberger Frau, den Du wissen willst, ist ohne Zweifel − und wenn ich nicht irre − Frau Baureis gewesen:5) denn jetzt den Ausdruck porphyrartig (1812), Zum geologischen Aufsatz September 1817, Epochen bei der Weltbildung (1817), Hervortreten des Unterschiednen (1817), Neigung des Materiellen, sich zu gestalten (1817) u. Verhältnis zur Wissenschaft, besonders zur Geologie (1820). Vgl. dazu auch die Materialien in LA II 8 A, 109−12, M 81−85, 121f., M 93, 125, M 94, 134f., M 101 u. 102, 137, M 104 u. 148, M 112. 1 ) Zum Aufsatz 3 Notizen G’s; abgedruckt in LA II 8 B/1, 90ff., M 52−54. 2 ) Beykommendes wird bisher mit dem Aufsatz Gestaltung großer anorganischer Massen in Verbindung gebracht (LA II 8 B/1, 441). G’s Formulierung vom Ganzen und Einzelnen kann allerdings auch eine Anspielung auf den Folgeaufsatz Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen sein, der am gleichen Tag John diktiert u. bis zum 4. Okt 1824 (Datierung Hs.) redigiert worden sein könnte. 3 ) Bogen N mit dem Beginn von Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (Nat II 2, 201−04). 4 ) Bogen O mit dem Rest von Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (Nat II 2, 205−12). 5 ) Erwähnt in Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (FA I 25, 635).

1824

GEBIRGS-GESTALTUNG IM GANZEN UND EINZELNEN

189

ist sie, so viel ich weiß, schon geraume Zeit todt. Sie war sehr gefällig und freundlich, und hatte immer etwas Neues und Seltenes, das ihr meist die Juden aus Fürth zubrachten.

[Okt 16.] An J. G. Langermann (Konzept; Br 38, 272): . . . die Unvernunft der 21. 22. 23.

26. 28. 30. Nov

2. 3.

Plutonisten letzter Zeit macht mich ungeduldig1). . . [Nachmittags] Sodann fernere Überlegung wegen des Bogen N. Vorbereitung der morgenden Sendung an Wesselhöft. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 38, 276): . . . durch die unterbrochenen langsamen Sendungen des Manuscripts [für Nat II 2] haben sich Irrungen hervorgethan . . . 1) Die Revision des Bogens N gilt durchaus was das Einzelne betrifft, aber . . . 4) Auf dem Bogen N treten daher einige für den Bogen O bestimmte Columnen herüber . . . 5) Von dem Bogen N erbitte mir nochmalige Revision . . . [Nachmittags] Kam die Revision des Bogens N. von Jena. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 38, 280f.): Der Bogen N sieht jetzt ganz schicklich und freundlich aus . . . Dem Bogen O . . . sehe entgegen. [Sendung an] Wesselhöfts Druckerey Bogen N. . . . nach Jena. [Nachmittags] Professor Riemer, mit demselben erstlich den Bogen O. . . . durchgegangen. [Sendung an] Wesselhöft Abschluß des Bogen O. . . .

5. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 454f.): Hierbey kommen: . . . 2) Die Aushängebogen vom Bogen N. in 1 Ex. Schr[eib]p[a]p[ier] 3 Ex. Dr[u]ckp[a]p[ier] 3) Die Correcturen vom Bogen O . . . 8. [Sendung an] Herrn Wesselhöfts Druckerey Bogen O. . . . letzte Revisi-

on, nach Jena. 12. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 455): Mit den letzten Aushängebogen: NaturW[issen]sch[a]ft O . . . in 3 Expl Druckp[a]p[ier] und 1 Ex Schr[eib]p[a]p[ier] . . . 13. Ankunft der letzten Aushängebogen von . . . Wissenschaft [Nat II 2].2)

1825 Jan

18. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (LA II 8 B/1, 455f.): Euere Exzellenz habe ich wieder einen äußerst schmeichelhaften Beweis Ihres unschätzbaren Wohlwollens zu danken, da Dieselben mir den 2ten Heft Zur Naturwissenschaft geneigtest zugesendet haben. Wie sehr ich davon gerührt und erfreut bin, brauche Ew. Exzellenz ich nicht zu beteuern. Unter mehreren darin zur Sprache gebrachten interessanten Ansichten erscheint mir sehr wichtig die von der simultanen Bildung mancher Gesteine und Gesteins Verhält-

1

) Die auf J. Hutton zurückgehende Theorie des Plutonismus postulierte die Entstehung von Gesteinen, Gebirgen u. Kontinenten durch ein zentrales Feuer im Erdinnern; gegen den von G vertretenen Neptunismus gerichtet, der dem Wasser die entscheidende Rolle zuwies. 2 ) Die fertigen Hefte Morph II 2 u. Nat II 2 erhielt G am 6. Dez 1824.

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GEBIRGS-GESTALTUNG IM GANZEN UND EINZELNEN

1825

nisse, die wohl zuweilen als eine sukzessive betrachtet werden wollten.1) Gewiß hat man Ursache der Vermutung für die erste dieser beiden Bildungsarten im Ganzen, und immer so lange den Vorzug vor der letzten zu geben, bis man durchaus nicht anders kann, als diese letzte zuzugestehen. Diese zieht immer das Historische − uns ganz Unbekannte − mit in die Ansicht hinein; ist folglich die mehr zusammengesetzte, also die künstlichere Erklärungsweise. Jene von der simultanen oder chemischen Bildung ist die einfache, auf welche das Anschauen der Sache wie die Natur sie uns vor Augen legt, zuerst und allein leitet, ohne historischer Voraussetzungen dazu zu bedürfen. Unwidersprechlich legt uns die Natur im Porphyr die Möglichkeit solcher simultanen Bildung rein ausgeschiedener Stoffe mit und in dem vorherrschenden Teige vor Augen, wie Ew. Exzellenz selbst eben so unwidersprechlich als Gleichnis anführen. Daher kann auch ich nicht anders als viele solcher Bildungen, die sonst wohl für sukzessiv angenommen wurden, für simultan zu halten, sehr viele, oder wohl die meisten Gänge nicht ausgenommen. Einer der herrlichsten Gedanken zu Erklärung solcher simultanen Bildung anscheinend in Form und Wesen geschiedener Massen scheint mir der von der Solideszenz durch Erschütterung zu sein. Dieser Gedanke, der mir schon einmal von Ew. Exzellenz bei einem Gespräche in Jena hingelegt wurde, und mir damals, wie ich mich wohl erinnere, einen großen Eindruck hinterlassen hat, ist mir seitdem immer vorschwebend geblieben, und ich freute mich außerordentlich, denselben in ihren Heften [Nat II 2: Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen] mehr ausgeführt wiederzufinden. Er gehört ganz und allein Ew. Exzellenz; nirgends entsinne ich mich, ihn aufgestellt gefunden zu haben, und es ist sehr schön, daß sie ihn nicht haben fallen lassen. Nur bei manchen Vorkommnissen will es mir nicht tunlich scheinen die Vorstellung von simultaner Bildung gewisser auf die obengedachte Weise geschiedener Massen zu behaupten. Dahin rechne ich z. B. das Totliegende der Wartburg usw.2) zu dessen Bildungsgeschichte unsere Lager von nur minder fest verbundenen PorphyrGeschieben längs den vom Thüringerwalde abströmenden Bächen, den Kommentar und Schlüssel liefern. Dahin rechne ich auch die Karlsbader Breccia,3) in der scharfkantige Bruchstücke (deutlich zerbrochene Stücke) von Granit durch Hornstein und Kalkstein vereinigt liegen. Diese Ansicht von diesem Gesteine suche ich zu rechtfertigen in einigen zum Teil schon gedruckten Bogen geognostischer Bemerkungen über Karlsbad,4) die, wenn Ew. Exzellenz mir erlauben, ich Ihnen nächstens gehorsamst vorlegen werde, und zu nachsichtiger gütiger Aufnahme im Voraus zu empfehlen wage.5)

Jan

20. An K. E. A. v. Hoff (Br 39, 87): Ew. Hochwohlgeboren meinen besten

Dank abzustatten für die freundliche Aufnahme meines Heftes . . . Erfahrungen und Betrachtungen eines so werthen Mitarbeiters werden mir immer höchst angenehm seyn. 20. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 358): Das Mineralogische hat mich noch mehr rege gemacht . . . Treffliche Bemerkungen von Dir sind überall, und man kann Dich mit 1

) Vgl. dazu G’s Aufsatz An Herrn von Leonhard (Nat II 2, 149−58, bes. 155; FA I 25, 3673−22). 2 ) Sandstein der Unteren Permformation im Thüringer Wald. 3 ) Breccien sind Gesteine, bei denen sich eckige Mineralfragmente in einer homogenen Grundmasse befinden. G unterscheidet echte Breccien (mechanisch entstandene Gemenge) von scheinbaren Breccien, die sich durch chemische Differenzierung der Grundmasse bildeten. 4 ) K. E. A. v. Hoff: Geognostische Bemerkungen über Karlsbad. Gotha 1825; von v. Hoff am 7. Apr 1825 übersandt. 5 ) Das Folgende s. in „Gestaltung großer anorganischer Massen“: v. Hoff an G gD, S. 587.

1825

GEBIRGS-GESTALTUNG IM GANZEN UND EINZELNEN

191

Recht, wie Lukrez den Epikur, rerum inventor benennen.1) Das muß auf die Zukunft wirken; denn das r i c h t i g e A n s c h a u e n d e r N a t u r muß, wie eben auch Lukrez sagt, den Nebel und das Dunkel der Dinge zerstreuen. Was Du über Solidescenz sagst, ist gewiß wahr und trefflich.

Jan

21. [Sendung an] Herrn von Hoff nach Gotha . . .

1827 Juli

3. An J. J. Lechner (Konzept; Br 42, 244f.): In Nr. 1 des von Herrn

Lechner in Nürnberg eingesendeten Verzeichnisses mancherlei merkwürdiger Kunstgegenstände findet sich auf der letzten sechzigsten Seite Nr. 45 eine viereckige Tafel Florentiner Ruinenmarmor2). . . WZ

Der Geburtstag, eine Jägeridylle in vier Gesängen. 18033)

E D

1805 Jan 20.−23. JALZ 14. Febr 1805. Nr. 38, Sp. 303f. − C1 33 (1830) 218ff. − W 40, 327ff. − AA-SL 2, 47f. (Der Geburtstag, eine Jägeridylle) − MA 6.2, 596f. − FA I 18, 996f. (Anonym: Der Geburtstag, eine Jägeridylle).

Z Jan

1805 20. (s. „Collin: Regulus“: Eichstädt [mit Bitte um Rezensionen] an G gD, EGW 2, 230) 23. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 244f.): . . . so halte ich . . . für Pflicht . . .

Ihren Wünschen [nach Rez.] zu begegnen. Ich habe daher in diesen 1

) Lucretius Carus: De rerum natura III, 9 (in Knebels Übersetzung): Du, o Vater [Epikur], bist der Erfinder der Dinge. 2 ) Erwähnt in Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (FA I 25, 632): der allbekannte Florentinische Ruinenmarmor. − G bestellte die Platte (verzeichnet bei Prescher Nr. 1855) zum Preis von acht Gulden u. bestätigte Lechner am 18. Aug 1827 die Ankunft (Br 43, 30). − Am 28. Apr 1828 orderte G bei dem Leipziger Auktionator J. A. G. Weigel erneut eine Anzahl Florentiner-, sogenannter Fortificationsmarmor (Br 44, 76) u. erhielt die Stücke laut Tgb am 5. Mai 1828 (vgl. Prescher Nr. 8642). 3 ) Rez. des anonym erschienenen Gedichts Der Geburtstag. Eine Jäger-Idylle in 4 Gesängen. Hadamar: Neue Gelehrten-Buchhandlung 1803. Der bisher von keiner G-Ausgabe ermittelte Verf. Alexander Weinrich war Pfarrer im nassauischen Klein-Rechtenbach bei Wetzlar. Die 1816 unter seinem Namen bei L. Schellenberg, Wiesbaden, erschienenen Dichtungen (2 Bde) enthalten die Jäger-Idylle (Bd 2, 75−168). Zum Nachweis der Verfasserschaft s. ergänzend Das gelehrte Teutschland. Lexicon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Angefangen von G. C. Hamberger, fortgesetzt von J. G. Meusel. Bd 16. Fünfte, verm. und verb. Ausg. Lemgo 1812, 173, sowie Geschichte des Herzoglich-Nassauischen Landesgymnasiums in Weilburg. Eine Festgabe zu der dritten Säcularfeier desselben, von N. G. Eichhoff. Weilburg 1840, 191f.

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DER GEBURTSTAG, EINE JÄGERIDYLLE IN VIER GESÄNGEN. 1803

1805

Tagen folgende Recensionen bearbeitet . . . der Geburtstag, eine Jägeridylle . . . Ich hoffe sie nächsten Sonnabend über schicken zu können. Jan

26. 27. 28. Febr 2. ? 8.

(s. „Collin: Regulus“: Tgb u. an Eichstädt gD, EGW 2, 230) (s. „Collin: Regulus“: Eichstädt an G gD, EGW 2, 230f.) (Eingang des Druckmanuskriptes datiert: 28.1.05)1) (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: an Eichstädt gD, EGW 1, 346f.) [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 28/293 St. 3): Nicht ohne bange Besorgnisse2) sende ich heute den Correkturbogen,3) welchen Ew. Excellenz zu sehen verlangten4) . . . weiß ich doch nicht, ob Ihnen eine so kleinliche Quälerey, als die Durchsicht einer Correctur, jetzt zugemuthet werden darf. Nur Ihr ausdrücklicher Befehl und der Gedanke, daß Riemer oder Voß Ihnen nahe seyn werden, läßt mich diese Freyheit bey mir selbst entschuldigen.

26. An Schiller (Br 17, 262): Da Sie in Ihrer jetzigen Lage wahrscheinlich

leselustig sind; so schicke ein tüchtiges Bündel Literatur Zeitungen5). . . 6

28. [?] ) (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: Schiller an G gD, EGW 1, 347) 28. (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: an Schiller gD, EGW 1, 347)

1806 Febr

1. (s. „Antwort [auf die Antikritik des Verfassers der Idylle: Der Geburtstag]“ gD, EGW 1, 107)7)

UM 1

) Vgl. Karl Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Litteratur-Zeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804−1813. Weimar 1962, 75. 2 ) G war schwer erkrankt an Lungenentzündung. Vgl. C. G. v. Voigt an H. C. A. Eichstädt 7. Febr 1805: Hr. GH. v. Göthe hat noch beschwerl. Husten, hält sich aber, wie sein Arzt [sagt], außer gefährlichem Zustand (BG 5, 545). Zunächst leitete Voigt die Korrekturen an Riemer weiter, vgl. Voigt an Eichstädt 11. Febr 1805: Ich schickte ihm [Riemer] sogleich den Brief, da Goethe damals noch nicht im Stande war, etwas vorzunehmen. Heute geht es gut, und er hofft, morgen oder übermorgen sich wieder aus dem Bette zu machen (BG 5, 564). 3 ) Darunter vermutl. die Rez. von Der Geburtstag. Bereits am 30. Jan 1805 (GSA 30/240 Bl. 53.58) hatte Eichstädt den Korrekturbogen für die vorhergehende JALZ Nr. 37 mit G’s Rez. Allemannische Gedichte von J. P. Hebel u. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart gesandt u. angekündigt, die 3 te Revision der Rez. selbst mit möglichster Genauigkeit besorgen zu wollen. Vgl. oben 2. Febr 1805. 4 ) Vgl. oben 26. Jan 1805: an H. C. A. Eichstädt. 5 ) Ausgaben der Nr. 37 u. 38 der JALZ vom 13. u. 14. Febr 1805 mit G’s Rez. 6 ) Datierung nach G’s Antwortschreiben vom 28. Febr 1805, möglicherweise auch am Vortag, dem 27. Febr, geschrieben (SNA 32, 564). 7 ) Der Verfasser wandte sich gegen G’s Rez. u. sandte an die JALZ eine Antikritik, worin er G mangelnde Logik vorhielt. Sie wurde, wiederum anonym, unter der Rubrik Literarische Anzeigen im Intelligenzblatt der JALZ Nr. 13 vom 3. Febr 1806 unmittelbar vor G’s Antwort abgedruckt. Diese kann frühestens im Dez 1805 entstanden sein, da die Antikritik datiert ist: Im December 1805. In seiner Antwort versprach G, das Werk nochmals zu rezensieren, sollte der Verf. sich entschließen, es zu überarbeiten. Ob er von der 1816 erschienenen zweiten, u. a. im Hinblick auf die Metrik revidierten Fassung des Gedichts Kenntnis erlangte, ist unbekannt. Eine weitere Rez. erfolgte nicht.

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ÜBER DIE GEGENSTÄNDE DER BILDENDEN KUNST

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Über die Gegenstände der bildenden Kunst1)

E D

1797 Okt 13. GJb 1896, 16−19. − W 47 (1896) 91−95. − MA 4.2, 121−24. − FA I 18, 441−44.

1796 Sept 15. [Jena] An H. Meyer (Br 11, 207): Wir [Schiller u. G] sind diese Tage

ü b e r d i e Wa h l d e s G e g e n s t a n d e s b e y K u n s t w e r k e n sehr im Gespräch gewesen, sammeln Sie doch ja auch auf diesen Punkt, es ist der erste und der letzte, und da man die ganze Materie nicht dogmatisch sondern kritisch behandeln könnte, da man überall glückliche und unglückliche Beyspiele könnte reden lassen, so wäre es eine recht schöne Gelegenheit in und mit dieser Frage so viele andere zur Sprache zu bringen. Okt [Florenz] H. Meyer an G (SchrGG 32, 369/72): Ü b e r d i e Wa h l d e s G e g e n s t a n d e s Mitte b e y K u n s t w e r k e n ist es wohl schwer, sich so kurz zu fassen . . . und wir werden dieses Capitel wohl bis dahin sparen müssen, wenn wir uns wieder mündlich einander mittheilen können. Indessen glaube ich, daß man als allgemeine Regel annehmen kann: je vollständiger sich eine Handlung durch den Sinn des Gesichts begreifen, fassen läßt, je besser paßt sie für die bildenden Künste. Daher sind Madonnen, Heiligen Familien p. so angenehme Gegenstände, weil die Kunst die stummen Gefühle der Zärtlichkeit zwischen Mutter und Kind rein und vollständig ausdrücken kann; wo es hingegen auf geäußerte Gesinnungen, auf Sentenzen und dergleichen ankömmt, das kann nicht gebildet werden . . . D i e t r a g i s c h e n G e g e n s t ä n d e l e i d e n e i n e A u s n a h m e . Man kann oder könnte sagen: das Leiden des Laokoons wird und kann nicht ganz durch den Sinn des Auges begriffen werden, es hat ja der Künstler selbst in dem Ausdruck der Gesichter das Angstgeschrey der Söhne, die Todesnoth, das Seufzen und Ächzen in alle Figuren gelegt. Ich werde aber sagen, daß alle weisen Künstler zwar rühren, aber nicht Entsetzen erregen wollen und daß es gut für die Kunst ist, wenn dergleichen Gegenstände einen Theil der Wahrscheinlichkeit einbüßen . . . Über diesen Gegenstand will ich nur aufhören, weil er zu weitläufig werden würde. Ich bin erfreut, daß er zur Sprache gekommen ist, und will Acht geben und sammeln, was ich kann; allein es sind auch schon die Kupferstiche, die wir haben, zur Auseinandersetzung aller Puncte desselben hinlänglich − wenn die Zeit einmahl da seyn wird.

1

) Während der 3. Schweizreise aus Gesprächen mit H. Meyer entstandene kunsttheoretische Überlegungen über die große Bedeutung, was der [bildende] Künstler für Gegenstände wählt und welche er zu behandeln geneigt ist, wie G seinen Aufsatz einleitet (W 47, 91). Dazu ein Schema erhalten (W 47, 331); zur hs. Überlieferung s. W 47, 410. Fortgeführt in den Propyläen speziell in dem von H. Meyer (in Zusammenarbeit mit G u. Schiller) verfaßten gleichnamigen Aufsatz (Prop I 1, 1798, 20−54). Reflexionen über Wahrnehmung, Gegenstandsbezug u. Wirkung der Literatur u. Kunst gehören zu den zentralen Themen der an Winckelmann orientierten Weimarer Klassik; im unmittelbaren zeitlichen Umfeld s. die Briefe an Schiller, 16. Aug 1797 u. Schiller an G, 7. Sept 1797.

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1797 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 75): . . . der Hauptgewinn [meiner

Schweizreise] aber war die Unterhaltung mit meinem Freunde [H.] Meyer; er brachte mir das lebendigste Italien zurück, das uns die Kriegsläufte leider nunmehr verschlossen. Wir bereiteten uns zum Trost auf die Propyläen vor. Die Lehre von den Gegenständen und was denn eigentlich dargestellt werden soll, beschäftigte uns vor allen Dingen. Die genaue Beschreibung und kennerhafte Bemerkung der Kunstgegenstände alter und neuer Zeit verwahrten wir als Schätze für die Zukunft. Juli 30. od. 31. Aug 5. Aug

}

(s. „Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten“, EGW 6, 168)

9. Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten (W 47, 347): Die Sujets die er wählt

sind sämmtlich abenteuerlich und entweder tragisch oder humoristisch, die ersten wirken auf Einbildungskraft und Gefühl, die zweiten auf Einbildungskraft und Geist. Die sinnliche Darstellung braucht er in beyden Fällen nur als Vehikel. Kein ächtes Kunstwerk soll auf Einbildungskraft wirken wollen; das ist die Sache der Poesie. Bey Füesli’s sind Poesie und Mahlerei immer im Streit und sie lassen den Zuschauer niemals zum ruhigen Genuß kommen; man schätzt ihn als Dichter, und als bildender Künstler macht er den Zuschauer immer ungeduldig. 10. [Frankfurt] An H. Meyer (Br 12, 225f.): Sie sind nun auch wieder an Ihrem Geburtsort [Stäfa] und es ist abzuwarten, zu welchem neuen Leben wir nun beyde nächstens wieder ausgehen werden . . . es freut mich herzlich aus Ihren Briefen zu sehen, daß wir beym Durchdenken und Durcharbeiten ähnlicher Gegenstände nur immer näher gekommen sind, es wird eine rechte Freude seyn wenn wir unsere Theorien und Erfahrungen in einander verschlingen . . . Ich wünsche daß Sie sich als ein ächter Schweizer in Ihrer lieben Heimath bald erholen mögen damit ich Sie recht froh und munter antreffe. 30. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 161f.): Nachdem ich mich umgekleidet besuchte ich nach 10 Uhr Herrn Handelsmann [G. H.] Rapp und fand an ihm einen wohlunterrichteten Verständigen Kunstfreund, er zeigte mir eine schöne Landschafft von Bott [Jan Both], er selbst zeichnet als Liebhaber landschafftliche Gegenstände recht glücklich. Wir besuchten Prof. [J. H.] Dannecker in seinem Studio im Schlosse. Eine kleine Figur auf einem Trauermonument von weißem Marmor ist sehr gut gestellt und zum Theil schon recht gut ausgeführt.2) Das Modell einer Büste des regierenden Herzogs [Fried1 2

) Entstanden 1819/1824. ) Plastik verschollen (GT 2.2, 563).

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rich Eugen v. Württemberg] deren Ausführung in Marmor soll sehr gut gewesen seyn. Aug 30. [Stuttgart] An Schiller (Br 12, 274−79): Heute früh recognoscirte ich allein die Stadt . . . An Herrn Rapp fand ich einen sehr gefälligen Mann und schätzbaren Kunstliebhaber, er hat zur Landschaftscomposition ein recht hübsches Talent, gute Kenntniß und Übung. Wir gingen gleich zu Professor Dannecker bey dem ich einen Hektor der den Paris schilt [Homer, Ilias 6, 325−31], ein etwas über Lebensgröße in Gyps ausgeführtes Modell fand, so wie auch eine ruhende, nackte, weibliche Figur im Charakter der sehnsuchtsvollen Sappho . . . ferner eine kleine traurend sitzende Figur zu einem Zimmer-Monument. Ich sah ferner bey ihm das Gypsmodell eines Kopfes vom gegenwärtigen Herzog . . . so wie auch seine eigne Büste, die ohne Übertreibung geistreich und lebhaft ist. Was mich aber besonders frappirte, war der Originalausguß von Ihrer Büste, der eine solche Wahrheit und Ausführlichkeit hat, daß er wirklich Erstaunen erregt. Der Ausguß, den Sie besitzen, läßt diese Arbeit wirklich nicht ahnden1) . . . Ich sah noch kleine Modelle bey ihm, recht artig gedacht und angegeben, nur leidet er daran, woran wir modernen alle leiden: an der Wahl des Gegenstands. Diese Materie, die wir bisher so oft, und zuletzt wieder bey Gelegenheit der Abhandlung über den Laokoon besprochen haben,2) erscheint mir immer in ihrer höhern Wichtigkeit. Wann werden wir armen Künstler dieser letzten Zeiten uns zu diesem Hauptbegriff erheben können! Auch sah ich bey ihm eine Vase aus graugestreiftem Alabaster, von [A.] Isopi, von dem uns [W. E. F. v.] Wolzogen so viel erzählte. Es geht aber über alle Beschreibung und niemand kann sich ohne Anschauung einen Begriff von dieser Vollkommenheit der Arbeit machen. Der Stein, was seine Farbe betrifft, ist nicht günstig, aber seiner Materie nach desto mehr. Da er sich leichter behandeln läßt als der Marmor, so werden hier Dinge möglich, wozu sich der Marmor nicht darbieten würde . . . In Professor [P. J.] Scheffauers Werkstatt (ihn selbst traf ich nicht an) fand ich eine schlafende Venus mit einem Armor, der sie aufdeckt, von weißem Marmor, wohlgearbeitet und gelegt, nur wollte der Arm, den sie rückwärts unter den Kopf gebracht hatte, gerade an der Stelle der Hauptansicht keine gute Wirkung thun. Einige Basreliefs antiken Inhalts, ferner die Modelle zu dem Monument, welches die Gemahlin des jetzigen Herzogs, auf die . . . wieder erlangte Genesung des Fürsten aufrichten läßt . . . In Abwesenheit des Prof. [P. F.] Hetsch ließ uns seine Gattin seinen Arbeitssaal sehen. Sein Familienbild in ganzen, le1

) Heute in der HAAB. ) Beschäftigung mit dem Aufsatz Über Laokoon (W 47, 97−117), publiziert dann erst in Prop I 1 (1798), weist das Tgb 2.−5., 11. u. 12. Juli 1797 aus; G übersandte ihn Schiller am 8. Juli u. H. Meyer am 14. Juli (Br 12, 186f., 189).

2

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bensgroßen Figuren hat viel Verdienst, besonders ist seine eigne höchst wahr und natürlich. Es ist in Rom gemahlt. Seine Portraite sind sehr gut und lebhaft und sollen sehr ähnlich seyn. Er hat ein historisches Bild vor, aus der Messiade, da Maria sich mit Portia, der Frau des Pilatus, von der Glückseligkeit des ewigen Lebens unterhält und sie davon überzeugt. Was sagen Sie zu dieser Wahl überhaupt? und was kann ein schönes Gesicht ausdrücken das die Entzückung des Himmels vorausfühlen soll? Überdies hat er zu dem Kopf der Portia zwey Studien nach der Natur gemacht, das eine nach einer Römerinn, einer geist- und gefühlvollen, herrlichen Brünette, und das andre nach einer blonden guten weichen Deutschen. Der Ausdruck von beyden Gesichtern ist . . . nichts weniger als überirdisch, und wenn so ein Bild auch gemacht werden könnte, so dürften keine individuellen Züge darinn erscheinen. Indeß möchte man den Kopf der Römerinn immer vor Augen haben. Es hat mich so ein erzdeutscher Einfall ganz verdrießlich gemacht. Daß doch der gute bildende Künstler mit dem Poeten wetteifern will, da er doch eigentlich durch das, was er allein machen kann und zu machen hätte, den Dichter zur Verzweiflung bringen könnte. Professor Müllern [J. G. Müller] fand ich an dem Graffischen Portrait, das Graff selbst gemahlt hat. Der Kopf ist ganz fürtrefflich, das künstlerische Auge hat den höchsten Glanz, nur will mir die Stellung, da er über einen Stuhlrücken sich herüber lehnet, nicht gefallen, um so weniger da dieser Rücken durchbrochen ist und das Bild also unten durchlöchert erscheint . . . Sodann ist er an A u c h e i n e m To d t e i n e s G e n e r a l s beschäftigt, und zwar eines amerikanischen, eines jungen Mannes, der bei Bunkershill blieb. Das Gemählde ist von einem Amerikaner Trumbul und hat Vorzüge des Künstlers und Fehler des Liebhabers. Die Vorzüge sind: sehr charakteristische und vortrefflich tokkirte Portraitgesichter, die Fehler: Disproportionen der Körper unter einander und ihrer Theile. Componirt ist es, verhältnißmäßig zum Gegenstande, recht gut und, für ein Bild auf dem so viel rothe Uniformen erscheinen müssen, ganz verständig gefärbt; doch macht es im ersten Anblick immer eine grelle Wirkung, bis man sich mit ihm wegen seiner Verdienste versöhnt . . . Gegen Abend besuchten wir Herrn Consistorialrath [A. C. M.] Ruoff, welcher eine treffliche Sammlung von Zeichnungen und Kupfern besitzt, wovon ein Theil zur Freude und Bequemlichkeit der Liebhaber unter Glas aufgehängt ist. Sodann gingen wir in Herrn Rapps Garten und ich hatte abermals das Vergnügen mich an den verständigen und wohlgefühlten Urtheilen dieses Mannes über manche Gegenstände der Kunst . . . zu erfreuen. Aug 31. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 162f.): Wir besuchten H. ObristLtnant Wing [J. D. Weng] der recht gute Gemählde besitzt. Eins von Franz Floris, mehrere Frauen mit Säuglingen beschäfft, ein, besonders in einzelnen Theilen, sehr gutes Bild. Von [P. F.] Hetsch,

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Achill von dem man die Briseis wegführt. Es würde vorzüglicher seyn wenn die Figur des Achills nicht in der Ecke zu sehr allein säße. Ueberhaupt haben die Hetschischen Bilder, so viel ich ihrer gesehen bey ihren übrigen Verdiensten und bey glücklichen Apperces [Aperc¸us] immer etwas daß man sie noch einmal durchgearbeitet wünscht. Eine Landschafft mit Räubern, die für Rubens gegeben wird, die ich ihm aber, ob sie gleich in ihrer natürlichen Behandlungsart fürtrefflich ist, nicht zuschreiben würde. Einige andere mehr oder weniger kleine ausgeführte Bilder von Rubens. Gleichfalls besuchten wir H. Prof. [A. F.] Harper, der ein gebohrner Landschafftsmahler ist. Die Begebenheiten und Bewegungen der Natur indem sie Gegenden zusammen setzt, sind ihm sehr gegenwärtig, so daß er mit vielem Geschmack landschafftliche Gemählde hervorbringt, Freylich sind es alles nur immaginirte Bilder und seine Farbe ist hart und roh, allein er mahlt aus Grundsätzen auf diese Weise. Indem er behauptet, daß sie mit der Zeit Ton und Harmonie enthalten, wie denn auch einige 30 bis 40jährige Bilder von ihm zu beweisen scheinen. Aug 31. [Stuttgart] An Schiller (Br 12, 280f.): Ich kann Ihnen nicht sagen, um meine obigen Klagelieder zu wiederholen, wie sehr mich jetzt, besonders um der Bildhauer willen, die Mißgriffe im Gegenstand beunruhigen, denn diese Künstler büßen offenbar den Fehler und den Unbegriff der Zeit am schwersten. Sobald ich mit Meyern zusammenkomme und seine Überlegungen, die er mir angekündigt hat, nutzen kann, so will ich gleich mich daran machen und wenigstens die Hauptmomente zusammenschreiben. Sept 1. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 167): In den untern Zimmern des Schlosses [Hohenheim] ist eine Gemähldesammlung, worunter sich manches gute befindet ein Frauenbild von Hohlbein [H. Holbein]1) Besonders aber eine Alte Mutter die mit Einfädlung der Nadel beschäfftigt ist indeß die Tochter sehr emsig näht ein Liebhaber, der bey ihr steht scheint ihr im Augenblick seine Wünsche zu offenbahren.2) Halbe Figuren fast Lebensgröße ist fürtrefflich gedacht componirt und gemahlt. 2. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 168): Nach Tische ging ich zu dem Preußischen Gesandten [J. G.] von M a d e w e i ß , der mich mit seiner Gemahlin sehr freundlich empfing . . . Man zeigte mir ein paar fürtreffliche Gemählde die dem Legat. Rath [C. C.] A b e l gehören. Eine Schlacht von Wouermann. Die Cavallerie hat schon einen Theil der Infanterie überritten und ist im Begriff ein zweytes Glied

1

) GT 2.2, 565 korrigiert: Vielmehr eine ,Anbetende Maria’, ein anonymes Werk der Niederländischen Schule. 2 ) GT 2.2, 565 kommentiert: Durch die Staatsgalerie Stuttgart nicht mehr nachweisbar.

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das eben abfeuert anzugreifen. Ein Trompeter, auf seinem hagern Schimmel, sprengt rückwärts um Succurs herbey zu blasen. Das andere Bild ist ein Claude von Mittelgröße und besonderer Schönheit, ein Sonnenuntergang, den er auch selbst radirt hat. Es ist fast keine Vegetation auf dem Bilde, sondern nur Architectur, Schiffe, Meer und Himmel. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 170): . . . zur Frau Legations Rath A p e l [Abel] wo ich die beyden schönen Bilder, die ich bey Herrn von Madeweiß gesehen, nochmals wiederfand. Außer diesen war noch eine fürtreffliche und wohlerhaltene Landschafft von Nikolaus P o u s s i n und noch ein anderer C l a u d e aus einer frühern Zeit, aber unendlich lieblich.1) [Stuttgart] An Schiller (Br 12, 282f.): Es ist natürlich daß ich in der Masse von Kunst und Wissenschaft nun erst manches gewahr werde, das ich noch wohl zu meinem Vortheile brauchen könnte, denn es ist wirklich merkwürdig, was für ein Streben unter den Menschen lebt. Was mich aber besonders erfreut und eigentlich mir einen längern Aufenthalt angenehm macht, ist daß ich in der kurzen Zeit mit denen Personen, die ich öfter gesehen habe, durch Mittheilung der Ideen, wirklich weiter komme, so daß der Umgang für beyde Theile fruchtbar ist. Über einige Hauptpuncte habe ich mich mit Dannecker wirklich verständigt und in einige andere scheint Rapp zu entriren, der eine behagliche, heitere und liberale Existenz hat. Noch sind zwar seine Grundsätze die Grundsätze eines Liebhabers, die, wie bekannt, eine ganz eigne, der soliden Kunst nicht eben sehr günstige Tournüre haben, doch fühlt er natürlich und lebhaft und faßt die Motive eines Kunsturtheiles bald, wenn es auch von dem seinigen abweicht. [Stuttgart] An H. Meyer (Br 12, 283f.): Es ist mir sehr gut gegangen und ich habe meinen Aufenthalt gar wohl genutzt. Künstler und Kunstwerke giebt es hier von verschiedenen Graden und ich habe Gelegenheit zu mancher interessanten Unterhaltung gefunden. Da ich fleißig aufgeschrieben habe, so werden wir aus meinen Acten manchen Anlaß zum Gespräche nehmen können, der uns überhaupt nicht fehlen wird. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 172): Bey Herrn M e y e r ,2) der verschiedene gute Gemählde hat. Er zeigte mir Blumen und Fruchtstücke von einem gewissen Wo l f e r m a n n der erst mit naturhistorischen Arbeiten angefangen, sich aber darauf nach de Hem [J. D. de Heem] und [J. v.] Huysum gebildet und sowohl in Wasser als Oelfarbe Früchte und Insecten außerordentlich gut macht, da er arm 1

) Wahrscheinlich Kopie eines Claude Lorrain zugeschriebenen Gemäldes, von G erworben, heute im Sammlungszimmer des G-Hauses (GT 2.2, 567). 2 ) Bislang nicht identifiziert.

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ist und sich hier kaum erhält, so würde er leicht zu haben seyn und bey künftigen Decorationen fürtrefflich dienen die Früchte, Insecten, Gefäße, und was sonst noch der Art vorkäme zu mahlen und andern den rechten Weg zu zeigen . . . Nachmittags war ich bey Reg. R. [C. H.] Frommann, der mir einige schöne eigne, so wie andere Leg. R. Abel gehörige Gemählde vorzeigte. Unter den letzten zeichnete sich besonders ein Faun aus, der eine am Baum gebundne Nimphe peitscht. Dieselbe Idee ist in den Scherzi d’amore von [A.] Carracci vorgestellt und mag dieses Bild, das fürtrefflich gemahlt ist, wohl von Ludwig [Lodovico Carracci] seyn. Sept 6. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 174): [Im Stuttgarter Neuen Schloß] Einige Landschafften aus [P.] Birmanns früherer Zeit, ein gutes Bild von Hetsch, die Mutter der Grachen, im Gegensatz mit der eitlen Römerinn, vorstellend. 11. [Tübingen] An Carl August (Br 12, 286f., 294): Den preußischen Gesandten Madeweiß besuchte ich und sah bey ihm ein paar sehr schöne Bilder, die dem Legations Rath Abel, der gegenwärtig in Paris ist, gehören. Die Sammlung dieses Mannes, der für sich und seine Freunde sehr schätzbare Gemählde aus dem französischen Schiffbruch zu retten gewußt hat, ist aus Furcht vor den Franzosen in den Häusern seiner Freunde zerstreut, wo ich sie nach und nach aufgesucht habe . . . [Beilage] Bildhauer und Mahler schickte der Herzog . . . nach Paris und Rom. Es haben sich vorzügliche Männer gebildet, die zum Theil hier sind, zum Theil sich noch auswärts befinden. Auch unter Liebhaber hat sich die Lust des Zeichnens, Mahlens und Bossirens verbreitet, mehr oder weniger bedeutende Sammlungen von Gemählden und Kupferstichen sind entstanden, die ihren Besitzern eine angenehme Unterhaltung, eine geistreiche Communication mit andern Freunden gewähren. 12. [Tübingen] An Schiller (Br 12, 301): [H.] Meyer ist sehr wohl und erwartet mich mit Verlangen. Es läßt sich gar nicht berechnen was beyden unsere Zusammenkunft seyn und werden kann. 14. u. 15. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 130ff.): Ich kann mir seine [Danneckers] Fehlgriffe in der Kunst . . . nur aus einem gewißen Ueberfluß erklären, mir däucht daß seine poetische Imagination sich mit der artistischen, woran es ihm gar nicht mangelt, nur confondiere [sich vermischen]. Ueberhaupt frage ich Sie bei dieser Gelegenheit ob die Neigung so vieler talentvoller Künstler neuerer Zeiten z u m P o e t i s i e r e n i n d e r K u n s t nicht daraus zu erklären ist, daß in einer Zeit wie die unsrige es keinen Durchgang zum Aesthetischen giebt als durch das Poetische, und daß folglich alle auf Geist Anspruch machende Künstler, eben deßwegen weil sie nur durch ein poetisches Empfinden geweckt worden sind, auch in der bildenden Darstellung nur eine poetische Imagination zeigen . . . Auch diese Verirrung der bildenden Künstler, neurer Zeit, erklärt sich mir hinreichend aus unsern Ideen über realistische und idealistische Dichtung, und liefert einen neuen Beleg für die Wahrheit derselben. Ich denke mir die Sache so.1) Zweierlei gehört zum Poeten und Künstler: daß er sich über das Wirkliche 1

) Nähe der folgenden Überlegungen zu Schillers Ausführungen in Ueber naive und

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erhebt und daß er innerhalb des Sinnlichen stehen bleibt. Wo beides verbunden ist, da ist aesthetische Kunst. Aber in einer ungünstigen formlosen Natur verläßt er mit dem Wirklichen nur zu leicht auch das Sinnliche und wird idealistisch und, wenn sein Verstand schwach ist, gar phantastisch: oder will er und muß er, durch seine Natur genöthigt, in der Sinnlichkeit bleiben, so bleibt er gern auch bei dem Wirklichen stehen und wird, in beschränkter Bedeutung des Worts, realistisch, und wenn es ihm ganz an phantasie fehlt, knechtisch und gemein. In beiden Fällen also ist er nicht aesthetisch . . . Aus Verzweiflung, die empirische Natur, womit er umgeben ist, nicht auf eine aesthetische reducieren zu können, verläßt der neuere Künstler von lebhafter Phantasie und Geist, sie lieber ganz, und sucht bei der Imagination Hülfe gegen die Empirie, gegen die Wirklichkeit. Er legt einen poetischen Gehalt in sein Werk, das sonst leer und dürftig wäre, weil ihm derjenige Gehalt fehlt, der aus den Tiefen des Gegenstandes geschöpft werden muß . . . Es wäre vortreflich, wenn Sie mit Meiern [H. Meyer] Ihre Gedanken über die Wahl der Stoffe für poetische und bildende Darstellung entwickelten. Diese Materie communiciert mit dem Innersten der Kunst, und würde zugleich durch ihre unmittelbare und leichte Anwendung auf wirkliche Kunstwerke sehr pragmatisch und ansprechend seyn. Ich für mein Theil werde darüber auch meine Begriffe deutlich zu machen suchen. Vor der Hand scheint mir, daß man mit großem Vortheil von dem Begriff der a b s o l u t e n B e s t i m m t h e i t d e s G e g e n s t a n d e s ausgehen könnte. Es würde sich nehmlich zeigen, daß alle, durch eine ungeschickte Wahl des Gegenstandes, verunglückte Kunstwerke an einer solchen Unbestimmtheit und daraus folgender Willkührlichkeit leiden . . . daß die Bestimmtheit des Gegenstandes jedesmal durch die Mittel geschehen muß, welche einer Kunstgattung eigen sind − daß sie innerhalb der besondern Grenzen einer jeden Kunstspecies absolviert werden muß . . . Aber freilich, wenn dieß auch seine Richtigkeit hätte, ist die Anwendung des Satzes schwer und möchte überal mehr Sache des Gefühls und des Ahndungsvermögens bleiben, als des deutlichen Bewußtseyns.

Sept 22. [Stäfa1)] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 195): Einen trüben Tag

brachten wir mit Betrachtung der von H. Meyer verfertigten und angeschafften Kunstwerke zu, so wie wir auch einander verschiedne Ideen und Aufsätze mittheilten. 23. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 195): Früh Herrn Meyers mitgebrachte Arbeiten nochmals durchgesehen, Bekanntschafft mit Mahler D i o g g [F. M. Diog] . . . 24. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 195): Wechselseitige Theilnahme über die Nothwendigkeit die Terminologie zuerst festzusetzen wornach man Kunstwerke beschreiben und beurtheilen will.2) Okt 11. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 220): Andrea del Sarto Vorlesung.3) sentimentalische Dichtung (SNA 20, 413−502, bes. 481−89) u. Ueber das Erhabene (SNA 21, 38−54). 1 ) Ankunft in Stäfa am Abend zuvor, 21. Sept. 2 ) Danach in der Zeit zwischen 28. Sept u. 8. Okt Fußreise G’s mit H. Meyer zum St. Gotthard, auf der u. a. auch kunsttheoretische Gespräche geführt wurden; s. unten 14. Okt: G’s Bericht an Schiller. 3 ) Beginn einer Vorlesungsreihe H. Meyers über florentinische Kunstgeschichte; dazu überliefert eine Namensliste von Meyer (W 34.2, 114f.), die freilich Andrea del Sarto nicht enthält.

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Okt 12. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 220): . . . Vorlesung der

florentinischen Kunstgeschichte. 13. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 220): Dictirt den Entwurf

zu einer Abhandlung über die Gegenstände der bildenden Kunst Vorlesung wie gestern. 13. (H 〈W 47, 410〉 datiert: Stäfa Freytag den 13. Oct.) 14. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 221): Brief an Schiller.

Vorlesung wie gestern. 14. [Stäfa] An Schiller (Br 12, 326): Bey unserer Zurückkunft fand ich Ihre

beyden lieben Briefe [u. a. vom 14. u. 15. Sept] . . . die sich unmittelbar an die Unterhaltung anschlossen, welche wir auf dem Wege sehr eifrig geführt hatten, indem die Materie von den vorzustellenden Gegenständen, von der Behandlung derselben durch die verschiedenen Künste oft von uns, in ruhigen Stunden, vorgenommen worden. Vielleicht zeigt Ihnen eine kleine Abhandlung bald, daß wir völlig Ihrer Meynung sind ... 15. [Stäfa] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 221): Über die motive und die übrigen Theile der bildenden Kunst, Vorlesung wie Gestern. 17. [Stäfa] An Schiller (Br 12, 331f.): Über die berühmte Materie d e r G e g e n s t ä n d e d e r b i l d e n d e n K u n s t ist ein kleiner Aufsatz schematisirt und einigermaßen ausgeführt, Sie werden die Stellen Ihres Briefes als Noten dabey finden. Wir sind jetzt an den M o t i v e n als dem zweyten nach dem gegebenen Sujet, denn nur durch Motive kommt es zur innern Organisation, alsdann werden wir zur A n o r d n u n g übergehen, und so weiter fortfahren.1) Wir werden uns blos an der bildenden Kunst halten und sind neugierig, wie sie mit der Poesie . . . zusammen treffen wird. 24. (s. „Über Heinrich Füeßli’s Arbeiten“, EGW 6, 168) 25. [Zürich] An Schiller (Br 12, 347): Wir hatten kaum in diesen Tagen

unser Schema über die zuläßlichen Gegenstände der bildenden Kunst, mit großem Nachdenken, entworfen, als uns eine ganz besondre Erfahrung in die Quere kam. Ihnen ist die Zudringlichkeit des Vulkans gegen Minerven bekannt, wodurch Erichthonius producirt wurde. Haben Sie Gelegenheit, so lesen Sie diese Fabel ja in der ältern Ausgabe des Hederichs nach,2) und denken dabey: daß Raphael daher Gelegenheit zu einer der angenehmsten Compositionen genommen hat. Was soll denn nun dem glücklichen Genie gerathen oder geboten seyn? [Nicht abgesandtes Konzept; Br 12, 449f.:] Wir können einen jeden Gegenstand der Erfahrung als einen Stoff ansehen, dessen sich die Kunst 1 2

) Dazu Notizen überliefert, abgedruckt W 34.2, 124ff. (Fol. 41r u. 42). ) B. Hederichs Mythologisches Lexicon (zuerst 1724).

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bemächtigen kann und da es bey derselben hauptsächlich auf die Behandlung ankommt, so können wir die Stoffe beynahe als gleichgültig ansehen; nun ist aber bey näherer Betrachtung nicht zu leugnen daß die einen sich der Behandlung bequemer darbieten als die andern, und daß wenn gewisse Gegenstände durch die Kunst leicht zu überwinden sind, andere dagegen unüberwindlich scheinen. Ob es für das Genie einen wirklich unüberwindlichen Stoff gebe kann man nicht entscheiden; aber die Erfahrung lehrt uns daß in solchen Fällen die größten Meister wohl angenehme und lobenswürdige Bilder gemacht, die aber keinesweges in d e m Sinne vollkommen sind als die, bey welchen der Stoff sie begünstigte, denn es muß sich die Kunst ja fast schon erschöpfen um einem ungünstigen Gegenstande dasjenige zu geben, was ein günstiger schon mit sich bringt. Bey den ächten Meistern wird man immer bemerken daß sie da wo sie völlig freye Hand hatten jederzeit günstige Gegenstände wählten und sie mit glücklichem Geiste ausführten; gaben ihnen Religions- oder andere Verhältnisse andere Aufgaben, so suchten sie sich zwar so gut als möglich herauszuziehen, es wird aber immer einem solchen Stück etwas an der höchsten Vollkommenheit, das heißt an innerer Selbstständigkeit und Bestimmtheit fehlen. Wunderbar ist es, daß die neuern, und besonders die neusten Künstler sich immer die unüberwindlichen Stoffe aussuchen und auch nicht einmal die Schwierigkeiten ahnden mit denen zu kämpfen wäre, und ich glaube daher es wäre schon viel für die Kunst gethan, wenn man den Begriff der Gegenstände die sich selbst darbieten und andere die der Darstellung widerstreben recht anschaulich und allgemein machen könnte. Äußerst merkwürdig ist mir bey dieser Gelegenheit, daß auch hier alles auf die Erörterung der Frage ankäme, welche die Philosophie so sehr beschäftigt: in wie fern wir nämlich einen Gegenstand, der uns durch die Erfahrung gegeben wird, als einen G e g e n s t a n d a n s i c h ansehen dürfen, oder ihn als u n s e r We r k und E i g e n t h u m ansehen müssen. Denn wenn man der Sache recht genau nachgeht so sieht man, daß nicht allein die Gegenstände d e r Kunst sondern schon die Gegenstände z u r Kunst eine gewisse Idealität an sich haben, denn indem sie bezüglich auf Kunst betrachtet werden, so werden sie durch den menschlichen Geist schon auf der Stelle verändert. Wenn ich nicht irre so behauptet der kritische Idealismus so etwas von aller Empirie, und es wird nur die Frage seyn wie wir in unserm Falle, in welchem wir wo nicht eine Erschaffung doch eine Metamophose der Gegenstände annehmen, uns so deutlich ausdrucken, daß wir allgemein verständlich seyn können und daß wir auf eine geschickte Weise den Unterschied zwischen Gegenstand und Behandlung, welche beyde so sehr zusammenfließen, schicklich bezeichnen können. Okt 25. [Zürich] An K. A. Böttiger (Br 12, 344): Seitdem ich mit Meyer wieder zusammen bin, haben wir viel theoretisirt und praktisirt . . .

1798

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1798 die theils fertig, theils, mehr oder weniger, in kurzer Zeit zu redigiren und auszuarbeiten sind . . . 7.) Über die Gegenstände der bildenden Kunst. (Eine wichtige und fundamentale Abhandlung.)1). . . ? Sept 23. Zu bearbeitende [Propyläen] Materie (W 47, 279): Allgemeine Kunstbetrachtungen . . . Über Gegenstände der bildenden Kunst. ?

Mai 28. [Jena] An Cotta, Beilage (Br 13, 164f.): Arbeiten,

1823 Nov

3. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 66f.): Ich brachte sodann das Gespräch auf die im Jahre 1797 über Frankfurt und Stuttgart gemachte Reise in die Schweiz, wovon er mir die Manuskripte in drei Heften dieser Tage mitgeteilt und die ich bereits fleißig studiert hatte. Ich erwähnte, wie er damals mit Meyer soviel über die Gegenstände der bildenden Kunst nachgedacht. „Ja, sagte Goethe, was ist auch wichtiger als die Gegenstände, und was ist die ganze Kunstlehre ohne sie. Alles Talent ist verschwendet, wenn der Gegenstand nichts taugt. Und eben weil dem neuern Künstler die würdigen Gegenstände fehlen, so hapert es auch so mit aller Kunst der neuern Zeit. Darunter leiden wir alle; ich habe auch meine Modernität nicht verleugnen können.“ „Die wenigsten Künstler, fuhr er fort, sind über diesen Punkt im Klaren und wissen was zu ihrem Frieden dient. Da malen sie z. B. meinen Fischer [Der Fischer (1778/79)] und bedenken nicht, daß sich das gar nicht malen lasse.2) Es ist ja in dieser Ballade bloß das Gefühl des Wassers ausgedrückt, das Anmutige, was uns im Sommer lockt, uns zu baden; weiter liegt nichts darin, und wie läßt sich das malen!“

SK/PL

Die Geheimnisse. Ein Fragment3)

E D

1784 Juli−Sept; 1785 März−Apr S 1 (1787) XVII−XXVI (Zueignung4)). − S 8 (1789) 317−42 (Die Geheimnisse. Ein Fragment.). − A 8 (1808) 357−76 (eingeleitet durch Zueignung). − B 9 (1817) 403−19. − C1 13 (1828) 176−91. − W 16, 171−83. − AA-Epen 1, 9−21. − MA 2.2, 339−48. − FA I 8, 647−58.

1

) Vorschläge für die Propyläen; möglicherweise − wie im nächsten Z − auch Meyers weiterführender Aufsatz gemeint. 2 ) Bilddarstellungen zu G’s Ballade aufgeführt in FA II 12, 1058. 3 ) Epenfragment in 44 Stanzen (8-zeilige ital. Strophen = Ottaverime). 4 ) Ursprünglich Teil von Die Geheimnisse, hier an der Spitze von Leiden des jungen Werthers. Ab Ausg. B als selbständiges Werk gedruckt. Vgl. 1784 Aug 8. u. 1786 Dez 13.: an Herder u. Caroline.

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DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

Z

1784

1784

Juli 24. An Ch. v. Stein (Br 51, 71): Hier schicke ich dir die drey verlangten

Aug

Verse,1) ich wollte es wären 3000 und du könntest an iedem Freude haben. Wenn ich das Gedicht anfange so geschieht es nur um deinetwillen; so sehr ich dir bekannt bin und an meinem ganzen Wesen dir nichts neues ist; so hoffe ich doch, es sollen Stellen dir unerwartet seyn. 8. [Dingelstädt2)] An Herder und Caroline Herder (Br 6, 333): Zwischen Mühlhausen und hier brach uns heute die Axe des schweerbepackten Wagens, da wir hier liegen bleiben mussten machte ich gleich einen Versuch wie es mit ienem versprochnen Gedichte gehn mögte,3) was ich hier schicke ist zum Eingang bestimmt,4) statt der hergebrachten Anrufung und was dazu gehört. Es ist noch nicht alles wie es seyn soll ich hatte kaum Zeit die Verse abzuschreiben. Lebet wohl gedenckt mein wie ich eurer gedencke und schickt die Verse mit diesem Brief an Frau v. Stein aufs baldigste. 8. [Dingelstädt] An Ch. v. Stein (Br 6, 334): Anstatt dir so offt zu wiederhohlen daß ich dich liebe schicke ich dir durch Herders etwas das ich heute für euch gearbeitet habe. Zwischen Mühlhausen und hier ist uns eine Axe gebrochen und wir haben müssen liegen bleiben. Um mich zu beschäfftigen und meine unruhigen Gedancken von dir abzuwenden habe ich den Anfang des versprochnen Gedichtes gemacht, ich schicke es an Herders von denen erhälst du es.

1

) Dem Brief beigelegt drei Stanzen: Die erste in leicht veränderter Form als 2. Stanze in Die Geheimnisse; die beiden anderen später nicht in den Druck übernommen. Die Stanze Denn was der Mensch in seinen Erdenschranken in KA II 3 (1820) 30, danach in C1 3, 49 (W 3, 44 u. d. T. Für ewig). Die Stanze Wohin er auch die Blicke kehrt . . . in C1 4 (1827), 159, als Nr. 77 der Inschriften, Denk- und Sendeblätter, im Inhaltsverzeichnis u. d. T. Anzuwenden (W 4, 84: Anzuwenden). Vgl. H. Wahl: Ein unbekannter Brief Goethes an Charlotte von Stein. In: GJb 1942, 220−26; zur Überlieferung von H1: AA-Epen 2, 49f. 2 ) Während der 3. Harzreise, 7. Aug − 16. Sept. 3 ) G ließ Herder u. Ch. v. Stein an der Entstehung der Geheimnisse teilnehmen. Herder arbeitete damals an den Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Ostern 1784 war T. 1 erschienen, der seine naturgesetzlich fundierte Humanitätslehre umriß (1. Buch, 6. Kap.). Zu G’s Lektüre vgl. in „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: 8. Dez 1783, EGW 2, 265 mit Anm. 7; auch Gespräch mit Falk, 26. Febr 1809: Im ersten Bande von ,Herders Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit‘ sind viele Ideen, die mir gehören, besonders im Anfange. Diese Gegenstände wurden von uns damals gemeinschaftlich durchgesprochen (GG 2, 429). 4 ) Die zunächst als Einleitung gedachte Zueignung (W 1, 1−7), s. S. 203 Anm. 4. Hs. nicht erhalten, doch der ursprüngl. Text in Herders Abschrift überliefert u. Ch. v. Stein gegeben (SBB PK, Herder-Nachlaß XXVI 3, 97v−98r). Zur Überlieferung von H2 s. AA-Epen 2, 50−52, sowie Paralip. 1.1, ebd. 60−69.

1784

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

205

Aug 11. [Zellerfeld] An Ch. v. Stein (Br 6, 334f.): Du hast nun ich hoffe den

Anfang des Gedichtes den ich dir durch Herders schickte, du wirst dir daraus nehmen was für dich ist, es war mir gar angenehm dir auf diese Weise zu sagen wie lieb ich dich habe. 13. [Zellerfeld] An Ch. v. Stein (Br 6, 335): Ich dencke fleisig an den Plan des Gedichtes und habe ihn schon um vieles reiner, wenn uns Regenwetter oder sonst ein Unfall begegnet, so fahre ich gewiß weiter fort. Ich kann dir versichern daß ausser dir Herders und Knebeln ich ietzt gar kein Publikum habe. 14. [Zellerfeld] An Ch. v. Stein (Br 6, 337): An dem Gedichte habe ich hin und her gesonnen, geschrieben nichts wieder. 24. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 344): Je finis par un vers allemand qui sera place´ dans le Poeme que je cheris tant, parceque j’y pourrai parler de toi, de mon amour pour toi sous mille formes sans que personne l’entende que toi seule.1) 26. [Kochberg] Ch. v. Stein an Knebel (Stunden mit Goethe 6, 176): Haben Sie den Anfang des neuen Gedichts vom Goethe in Stanzen gelesen? Vielleicht hat’s Ihnen Herder gegeben, ehe er mir’s schickte. Wo nicht, so heb’ ich’s Ihnen auf, wenn Sie mich besuchen, denn Das hoffe ich noch. Goethe schreibt mir, Sie und Herder seien sein Publikum. 30. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 350): J’ai ecrit de nouveau quel-

ques versets du poeme qui m’est une grande ressource quand je suis loin de toi, que j’aurai du plaisir si tu en es contente, car c’est pour toi que je le compose, le peu de mots que tu m’en dis dans ta derniere lettre m’ont fait une joie infinie. 31. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 352): Si mes recherches le permettent je tacherai d’ecrire encore a mon poeme, je voudrois pouvoir tout pour te faire du plaisir et je ne pourrois jamais cesser d’etre ton debiteur. Sept 16. [Weimar] An Ch. v. Stein (Br 6, 355): Daß dir mein Gedicht so lieb ist wird mich anfeuern es fortzusetzen wie mir es möglich ist. ? Nov 9. An Ch. v. Stein (Br 6, 386f.): Diesen Abend bin ich bey dir und wir lesen in denen Geheimnissen fort, die mit deinem Gemüth so viele Verwandschafft haben.2)

1

) Folgt die ursprünglich für Die Geheimnisse bestimmte Stanze Gewiss ich waere schon so ferne ferne. Zu Lebzeiten nicht veröffentlicht (W 5.1, 66). 2 ) Betr. vermutl. nicht Die Geheimnisse, sondern Ethik Spinozas. Vgl. an Knebel 11. Nov 1784 (Br 6, 387): Ich lese mit der Frau v. Stein die Ethick des Spinoza.

206

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

1785

1785 Jan

12. An F. H. Jacobi (Br 7, 7): Ich übe mich an Spinoza, ich lese und lese

März 27.

28.

28.

März od. Apr März od. Apr Apr

2. 2. 3.

Dez 12.

ihn wieder, und erwarte mit Verlangen biß der Streit über seinen Leichnam losbrechen wird. Ich enthalte mich alles Urtheils doch bekenne ich, daß ich mit Herdern in diesen Materien sehr einverstanden bin.1) An Ch. v. Stein (Br 7, 33): Meine Beyden Verse hab ich für heute gefertigt und bin nun biß A s c h e r m i t t w o c h e n gekommen. Diese Kinderey hilft mir, und die leeren Tage im Kalender geben mir ein unüberwindlich Verlangen das versäumte nachzuhohlen.2) An Knebel (Br 7, 33): Auch bin ich wieder fleisig an meinem grosen Gedichte gewesen und bin bis zur 40sten Strophe gelangt. Das ist wohl noch sehr im Vorhofe. Das Unternehmen ist zu ungeheuer für meine Lage, indess will ich fortfahren und sehn wieweit ich komme.3) An Ch. v. Stein (Br 7, 34): Diesen Morgen habe ich müssen dem Briefschreiben geben und stehn also die Stanzen noch bevor wenn das Glück will. An Ch. v. Stein (Br 7, 34): Gestern Abend hab ich noch 3 Stanzen gemacht. An Ch. v. Stein (Br 7, 35): Zur Noth habe ich gestern noch eine Stanze hervorgebracht, und die übrigen gern deiner Liebe aufgeopfert die mich herzlich freut, und herzlicher iemehr sie sich zeigen mag. An Knebel (Br 7, 37): Ich habe 48 Stanzen an meinem Gedichte. An Ch. v. Stein (Br 7, 38): Gute Nacht meine Beste ich will sehn vor Schlafen gehn noch einige Stanzen vorzuarbeiten. An Ch. v. Stein (Br 7, 38): Liebe mich. ich habe 3 Stanzen. [Jena] An Ch. v. Stein (Br 7, 139): Die Tage sind sehr schön, wie der Nebel fiel, dachte ich an den Anfang meines Gedichts. Die Idee dazu habe ich hier im Thale gefunden. Hätte ich dir nur die angenehme Aussicht zeigen können! 1

) Vgl. Herder an Jacobi 20. Dez 1784 (Herder Briefe 5, 91): Göthe hat, seit Du weg bist, den Spinoza gelesen; u. es ist mir ein großer Probierstein, daß er ihn ganz so verstanden, wie ich ihn verstehe. G’s erneute Spinoza-Lektüre im Winter 1784/85 hing zusammen mit F. H. Jacobis Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (Breslau 1785), dessen Atheismusvorwurf den Pantheismusstreit auslöste. Die Geheimnisse enthalten G’s spinozistische Grundüberzeugungen. 2 ) G benutzte zur Niederschrift der Stanzen einen Notizkalender. Zwei Verse, d. h. zwei Stanzen täglich. Demnach waren am Aschermittwoch, 9. Febr 1785, 40 Strophen fertig (Gräf I 1, 55). Neben den 14 Stanzen der Zueignung u. den drei später nicht aufgenommenen Stanzen existierten zu diesem Zeitpunkt also 23 des später 44 Strophen umfassenden Gedichts. 3 ) Zu dieser Einschätzung vgl. auch unten 3. Aug 1815.

1786

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

207

1786 [Juni [Weimar] An F. J. Bertuch und G. J. Göschen (Br 7, 235f.): . . .2) Sie 1 28. )] erhalten . . . eine Vertheilung meiner sämmtlichen Arbeiten in acht Bän-

den. . . . Achter Band. Vermischte Schriften und Gedichte.3) Dez 13. [Rom] An Caroline Herder und Herder (Br 8, 90f.): Zugleich kommt die Zueignung.4) Ich habe einen sonderbaren Einfall gehabt, ich wünsche daß er Euren Beyfall erhalte.5)

1787 Jan

13. [Rom] An G. J. Göschen (Br 51, 81): Die Zueignung geht gleichfalls

mit der nächsten Post von hier ab. 25. [Rom] An Herder (Br 8, 151f.): Du erhältst diesmal ein starckes und

schweres Packet, laß dir das Porto von Seideln wiedergeben und habe die Güte nun die letzte Hand an meine Wercklein zu legen, auch die Zueignung zu korrigiren und zu interpuncktiren, dann sie mit den Platten nach Leipzig zu schicken.6) Es wird auf das vorstehende Blat nur gesetzt Z u e i g n u n g nicht Z u e i g n u n g a n s d e u t s c h e P u b l i k u m , wie es in der Anzeige hies. Was ich damals im Sinne hatte, habe ich nicht ausgeführt, vielleicht thue ich es zu Anfang des fünften Bandes oder vor dem letzten der vermischten Schrifften. Ich wünsche indeß daß du billigen mögest daß ich den Eingang des großen Gedichts hierher setze, mir scheint er auch hier paßlich und schicklich, zugleich auch sonderbar und so mag es hingehn. 1

) Datiert nach Gräf II 1, 102; in Br 7, 234: [Ende Juni]. ) Das Vorausgehende s. in „Werke, Ausgabe S“ gD; s. auch EGW 2, 202, Anm. 3. 3 ) Endgültiger Inhalt von Bd 8 der Ausg. S, die mit Die Geheimnisse. Ein Fragment schließt. 4 ) Zugleich mit der Iphigenie auf Tauris-Hs. für den Druck von Ausg. S, deren Absendung G zu Weihnachten in Aussicht stellte, jedoch erst am 13. Jan 1787 an Herder abschickte; die Zueignung zwei Wochen später, s. unten 27. Jan 1787. 5 ) Vermutlich die Trennung der Zueignung von den Geheimnissen im ED (S) u. die Plazierung als selbständiges Werk in Bd 1 von Ausg. S anstelle der geplanten Zueignung an das deutsche Publikum. Letztere war angezeigt im Avertissement über die Ausgabe von Goethes Schriften (z. B. in: Journal von und für Deutschland 3, 1786, St. 6, 575−78; vgl. an Bertuch u. Göschen von Ende Juni 1786, Br 7, 235). Noch am 18. Sept 1786 hieß es im Brief an Carl August: Alsdann [nach der Vollendung der Iphigenie auf Tauris] gehts an die Zueignung und ich weis selbst noch nicht was ich denen Avibus sagen werde (Br 8, 25). Am 23. Sept im Reise-Tagebuch 1786 dagegen: Meine angefangne Zueignung ans deutsche Publikum werf ich ganz weg und mache eine neue, sobald die Iph.[igenie] fertig ist (GT 1.1, 233). Zur Ausführung dieses Vorhabens kam es nicht. Vgl. unten 25. Jan 1787. 6 ) Wohl die Abschrift der Zueignung von Vogels Hand nach einer nicht bekannten Vorlage mit Korrekturen Herders (GSA 25/W 29), die dieser wahrscheinlich im Febr 1787 als Druckvorlage an Göschen schickte (s. AA-Epen 2, 53f. zu H4). 2

208 Jan

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

1787

27. [Rom] Brieftabelle in einem römischen Notizbuch (Br 8, 418): [An]

Herder schwer Packet Kupferplatten, Zueignung . . .

1788 Febr

9. [Rom] An G. J. Göschen (Br 8, 342): Die Vermischte Gedichte zum

Juli 15.

Aug 12.

Sept

1.

2. od. 3.

letzten Bande [Bd 8 von Ausg. S] habe ich auch schon gesammelt und meist zusammengeschrieben; doch will auch dieser achte Band wohl ausgedacht und ausgeziert seyn. [Weimar] An G. J. Göschen (Konzept; Br 9, 2): Ehe ich von Rom abgieng und selbst auf der Reise suchte ich zwey Bände, den 6ten und 8ten [Ausg. S], dergestalt vorzubereiten daß solche noch auf Michaeli erscheinen sollten, allein ich finde mich nach meiner Ankunft hierher von so mancherley Zerstreuungen umgeben daß ich in nichts weiter geruckt bin, und fürchte daß ich vor einigen Monaten nicht in die Lage kommen mögte, nur einen Band zu endigen dessen Ausgabe alsdenn auf Michaeli nicht mehr besorgt werden könnte. Indessen werde ich mein möglichstes thun . . . An Ch. v. Stein (Br 9, 10): Mein achter Band ist bald zusammengeschrieben. Wenn ihn Wieland durchgesehn hat, erhältst du ihn eh er nach Leipzig geht, er soll auf Michael herauskommen. An G. J. Göschen (Br 18, 28): Der achte Band ist meist beysammen, ich laße ihn nochmal abschreiben und gehe ihn durch. An Herder (Br 9, 18): In meinen Schriften bin ich nur wenig vorgerückt. Der achte Band ist beinahe zusammen. Wieland hat ihn gegenwärtig in der Revision.1)

12. [Weimar] Caroline Herder an Herder (Meier − Hollmer 107):2) Abends [den 7. Sept von Rudolstadt] nach Kochb.[erg] im Mondschein. Goethe sagte das Gedicht üb[er] die Rosenkreuzer3). . .

1

) Vgl. an Ch. v. Stein 24. Aug 1788: In einiger Zeit schicke ich dir die Abschriften meiner Gedichte, Wieland hat sie jetzt (Br 9, 12) sowie an Wieland Anf. Sept 1788: Indem du beschäfftigt bist mir einen Freundschaftsdienst zu erzeigen . . . (Br 9, 14). 2 ) Bericht an Herder nach Rom über eine in Begleitung G’s unternommene Reise. 3 ) In den Geheimnissen entdeckt Bruder Marcus an der Klosterpforte ein geheimnisvolles Bild, ein Kreuz mit Rosen dicht umschlungen (v. 69) u. ein zweites Mal im Klostersaal (v. 280). Dieses Symbol des Geheimbundes der Rosenkreuzer bezeichnet G als Hauptkennzeichen der Klostergesellschaft (Die Geheimnisse. Fragment von Goethe). Ein Indiz dafür, daß G auf die während der Entstehungszeit geführten Auseinandersetzungen innerhalb des Illuminatenordens, dem er u. Herder angehörten, anspielt. Vgl. M. Morris: Goethes Fragment: Die Geheimnisse. In: GJb 1906, 131−43; H. Reinhardt: Geheime Wege der Aufklärung. Goethe, der Illuminatenorden und das Epos-Fragment Die Geheimnisse. In: W. Müller-Seidel u. W. Riedel (Hsg.): Die Weimarer Klassik und ihre Geheimbünde. Würzburg 2003, 145−76. Vgl. auch unten 1832 Jan 27.

1788

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

209

Sept 22. An Herder (Br 9, 33): Mein achter Band ist in Ordnung. 24. An G. J. Göschen (Br 18, 29f.): Hier kann ich endlich den Anfang des

8ten Bandes übersenden. Das Übrige ist nun alles fertig und wird nach und nach folgen. Dez 8. An G. J. Göschen (Br 18, 34): Zugleich überschicke ich den Überrest des Manuscripts1) . . . 27. An Herder (Br 9, 68): . . . der a c h t e Band ist bald gedruckt . . .

1789 Jan

2. [Weimar] Caroline Herder an Herder (Meier − Hollmer 298): Goethe hat mir seine abgedruckten Gedichte gegeben2) . . . 16. [Weimar] Caroline Herder an Herder (Meier − Hollmer 310): Goethe Gedichte sind noch nicht ganz fertig; ich habe sie 2 Tage gehabt aber gleich wieder zurück geschickt ... 26. An G. J. Göschen (Br 9, 71):3) Vergebens habe ich bißher auf die letz-

ten Bogen des achten Bandes gewartet. Haben Sie die Güte mir solche sobald als möglich zu überschicken.4) 28. [Leipzig] G. J. Göschen an G (QuZ 1, 161): Durch einige anhaltende Arbeiten ist meine Aufmerksamkeit von den gewöhnlichen Geschäften einige Zeit abgezogen worden. Daher muß ich um Verzeihung bitten daß der Rest der Aushängebogen [von Bd 8, Ausg. S] erst heute erfolgt. März 2. An Herder (Br 9, 94): Meine Schriften achter Band sind nach Rom.5)

1806 Febr 24. Apr 25. Aug 18. u. 19.

1

}

(s. „Werke, Ausgabe A“ gD)

) Die noch ausstehenden Vorlagen für Bd 8 von Ausg. S, enthaltend Künstlers Erdewallen, Künstlers Apotheose u. Die Geheimnisse. Göschen dankt 11. Dez 1788 für die Übermachung des Mspt Künstlers Erdewallen bis zum Schluß (QuZ 1, 158). Druckvorlagen nicht überliefert. 2 ) Vermutlich handelt es sich um die Aushängebogen zu Bd 8, die G Caroline Herder geliehen hatte. 3 ) Korrekturen nach Renate Fischer-Lamberg: Zu Goethes Briefwechsel. Erstveröffentlichungen und Textkorrekturen. In: GJb 1961, 261. 4 ) Bogen X (S. 321−42), enthält Die Geheimnisse bis auf die beiden ersten Strophen (Gräf I 1, 60). 5 ) Der Band erschien zur Ostermesse 1789, vgl. die Ankündigung Göschens am 22 Apr 1789 in der ALZ, Intelligenzblatt Nr. 54 Sp. 465 (QuZ 1, 166).

210

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

1808

1808 ?



⎯ [Weimar] H. Meyer (BG 6, 672): [G:] Die Ottave Rime seien für Gedichte, wo Empfindungen ausgedrückt wird, nicht schwer, als Erzählung hingegen fast ohnmöglich zu machen.

Juli 20. [Franzensbad] Nachts die Geheimnisse vorgelesen.1) Aug

7. [Karlsbad] Packet mit den zwey letzten Lieferungen meiner Werke

[Ausg. A, Bde 5−12].2) Okt [Weimar] J. C. S. Morgenstern Tagebuch (BG 6, 568):3) Im 8. Bande [Ausg. A] ist der 8./14. nun vollendete Faust . . . und die Geheimnisse; vor letzteren ist jetzt die Zueignung, die sonst an der Spitze der Werke stand, vorgesetzt und ohne Abschnitt, als gehörte sie dazu. Ich fragte Goethen selbst darum in Weimar, ob dies etwa ein zufälliges Versehen. Er schien das doch zu verneinen.

1811 Okt 25. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 267): Auf meiner Reise [in Schlesien] habe ich nur Einen Teil Ihrer Schriften bei mir gehabt und daraus Die Geheimnisse in Musik gesetzt. Mich soll wundern, ob Sie Ihre Oktaven wieder erkennen werden; wenn ich sie Ihnen nur vorsingen könnte. Einige Freunde haben die Komposition nicht unrecht gefunden.4) Nov 11. [Weimar] An Zelter (Br 22, 195f.): Wenn von Composition einer mei-

ner Arbeiten die Rede gewesen wäre, so hätte ich nicht leicht auf die Geheimnisse gerathen. Sie machen mich durch diese Nachricht sehr neugierig.

1812 Nov 12. [Jena] An Cotta (Br 23, 134): [Briefbeilage: Inhaltsverzeichnis von

Ausg. B]: . . . A c h t e r B a n d . . . Die Geheimnisse.

1815 Febr 20. An Cotta (Br 25, 201ff.): [Inhaltsverzeichnis von Ausg. B] 9 . B a n d . . .

Die Geheimnisse. [Beilage]: Bemerkungen, zu den zwey ersten Bänden 1

) Vom 9. bis 21. Juli 1808 hielt sich G in Gesellschaft der Familie Ziegesar in Franzensbad auf. Unter den Zuhörern befand sich vermutlich Silvie von Ziegesar, vielleicht las G auch nur ihr allein vor (Gräf I 1, 60, Anm. 4). 2 ) Wohl Sendung aus Weimar. 3 ) Tagebucheintrag vom 27. Sept 1808 mit späterem Zusatz. 4 ) Entstanden: Breslau 19. Aug 1811 (MA 20.3, 285). G’s Notensammlung enthält ein Doppelblatt von Kopistenhand mit den von Zelter korrigierten Kompositionen Prolog zu den Geheimnissen u. Die Geheimnisse (die ersten 3 Strophen des Epenfragments) für Singstimme mit Klavierbegleitung (GSA 32/30).

1815

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

211

. . . Für den Maıˆtre en page, habe ich bey der Zueignung eine Bemerkung beygelegt, daß nämlich die Stanzen nicht gebrochen werden mögen. Aug

3. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 1, 230): Die Geheimnisse, sagte G., habe er zu groß angefangen, wie so vieles.1) − Die 12 Ritter sollten die 12 Religionen (?) sein und alles sich nachher absichtlich durcheinanderwirren, das Würkliche als Märchen und dies umgekehrt als die Wirklichkeit erscheinen.

1816 Apr 19. Mai 11.

}

(s. „Werke, Ausgabe B“ gD)

1825 Jan

12. Anzeige von Goethe’s sämmlichen Werken, vollständige Ausgabe, letz-

ter Hand; Entwurf zu Abschn. 1, Inhaltsplan (W 42.1, 460; Paralip. 4): Anordnung der neuen Ausgabe [C1] . . . X. . . . Die Geheimnisse . . . [Daneben:] Ältere . . . IX.]2) Mai – Aufklärende Bemerkungen (W 4, 84): 77) Ein Bruchstück, das aber der Juli3) Denkende anzuschließen wissen wird.4)

1826 Jan Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzEnde / ter Hand (42.1, 109/111): I. B a n d . G e d i c h t e . E r s t e S a m m l u n g : Febr 5. Zueignung . . . X. S y m b o l i s c h - h u m o r i s t i s c h e D a r s t e l l u n g e n :

. . . Die Geheimnisse.

1827 Sept 18. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“ gD)

1

) Vgl. oben 28. März 1785: an Knebel. ) Identisch Anzeige vom 20. Mai 1825 (W 42.1, 468; Paralip. 5). 3 ) Datierung s. „Aufklärende Bemerkungen“, EGW 1, 162. 4 ) Bezieht sich auf die Stanze Wohin er auch die Blicke wendet (Anzuwenden), vgl. oben 24. Juli 1784 mit Anm. 2

212

DIE GEHEIMNISSE. EIN FRAGMENT

1829

1829 März 1. An W. v. Humboldt (Konzept; Br 45, 182): Auch dieser [Caroline v.

Humboldt] hab ich ja unter meinen frühsten Verhältnissen zu gedenken, und erinnere mich noch recht gut der Zeit, wo ich in Erfurt das Gedicht: die Geheimnisse, kaum als es geschrieben war, in ihrer Gegenwart vorlas und großen Antheil erweckte1). . .

1832 Jan

27. An Zelter (Br 49, 221): Daß ich das Kreuz als Mensch und als Dichter

zu ehren und zu schmücken verstand, hab ich in meinen Stanzen bewiesen2). . . UM

Die Geheimnisse. Fragment von Goethe3)

E D

1816 März 24. (erste Niederschrift) − Apr 9. (Mundum) Morgenblatt 27. Apr 1816. Nr. 102. 405f.4) − C1 45 (1833) 327−32. − W 41.1, 100−05. − AA-SL 3, 313ff. − MA 11.2, 213−16. − FA I 20, 599−602.

Z

1800

Aug 18. [Paris] W. v. Humboldt an G (GJb 1910, 55ff.): Seitdem ich mich hier mehr damit beschäftigt habe, die Spanischen Reisebeschreibungen durchzulesen, ist der Entschluß auch etwas einer Reise[beschreibung] Aehnliches zu machen, ernsthafter in mir geworden . . . ich werde schlechterdings nur die Punkte berühren, über die ich etwas Eignes sagen kann. Ein solcher war der Montserrat, von dem Sie hier eine Beschreibung empfangen5). . . Daß ich dem Stück die Einkleidung eines Briefes an Sie gegeben habe, verzeihen Sie mir hoffentlich, theurer Freund, und erlauben mir auch wohl dieselbe Freiheit für das Ganze. Ihr gütiger Antheil hat mich nach Spanien hin begleitet, Sie haben mir dahin geschrieben, ich habe Ihnen einen Theil meiner Reise schon früher

1

) Datierung nach BG 2, 487: 16. Sept 1784? Caroline, geb. von Dacheröden, lebte 1784/85 bei ihren Eltern in Erfurt. 2 ) Betr. eine Hegel zum 60. Geburtstag von seinen Schülern verliehene Medaille (Dez 1830), deren Revers einen Genius zwischen den Allegorien der Philosophie u. der Religion zeigt. G hatte die Medaille im Mai 1831 erhalten. 3 ) Aufsatz zur Deutung des Epenfragments Die Geheimnisse, veranlaßt durch eine studentische Anfrage (s. unten 18. Nov 1815). 4 ) Dem ED waren v. 309−12 aus dem Epenfragment Die Geheimnisse vorangestellt. 5 ) Von Humboldt für die Propyläen oder, falls G dies für nicht schicklich halte, für den Merkur vorgeschlagen; von G am 2. Sept 1800 an Schiller gesandt (Br 15, 99). Zur Veröffentlichung in den genannten Zss. kam es nicht; erschien erst März 1803 in Allgemeine geographische Ephemeriden 11, 265−313.

1800

DIE GEHEIMNISSE. FRAGMENT VON GOETHE

213

geschildert, Sie wünschten den Rest ⎯ lassen Sie diese Ansprüche hinreichend scheinen, um Ihren Namen einer Schrift vorzusetzen, der Sie wirklich großentheils das Daseyn gaben, weil ich, ohne Ihren Wunsch, mehr durch mich von Spanien zu wissen, vielleicht weniger sorgfältig im Schreiben meines Tagebuchs gewesen wäre. [Beilage:] Der Montserrat bei Barcelona (Humboldt GS I 3, 33): Ich habe zwei unvergesslich schöne Tage dort [in den Einsiedlerwohnungen des Montserrats] zugebracht, in denen ich unendlich oft Ihrer gedachte. Ihre G e h e i m n i s s e schwebten mir lebhaft vor dem Gedächtniss. Ich habe diese schöne Dichtung . . . immer ausserordentlich geliebt, aber erst, seitdem ich diese Gegend besuchte, hat sie sich an etwas in meiner Erfahrung angeknüpft; sie ist mir nicht werther, aber sie ist mir näher und eigner geworden. Wie ich den Pfad zum Kloster hinaufstieg . . . glaubte ich Ihren frommen Pilgrimm vor mir zu sehn1). . .

Sept 15. [Jena] An W. v. Humboldt (Konzept; Br 15, 103): Durch Ihren

Montserrat haben Sie uns ein großes Vergnügen gemacht. Die Darstellung ist sehr gut geschrieben, man liest sie gern und man kann sie aus der Einbildungskraft nicht los werden. Ich befinde mich seit der Zeit, ehe ich michs versehe, bey einem oder dem andern Ihrer Eremiten.

1815 Nov 18. [Königsberg] Ellendt stud., Rättig stud., DWeissemmel stud., Hiller stud., E W Nauen stud., Bobrik, Stud. an G (GSA 25/XXXVI,19,3b):2) Getrennt durch Sitte, Himmelsstrich und Regierung; fast in Allem verschieden, was andern Völkern den eigentümlichen Sinn giebt; schlingt um den Deutschen nur gemeinsame Sprache und literarische Bildung ein höheres Band. Er erkennt seinen Mitbürger mehr an Gesinnung und Bildung, als an Gleichheit der Rechte. Einwohner einer geistigen Republik rühmen wir uns unserer Helden, wie das Volk stolz auf seine Herrscher ist, und genießen zugleich der Freiheit jeden als unsern Mitbürger begrüßen zu dürfen. In diesem Sinne wagen wir, verehrter Mann, eine Bitte an Sie, vertrauend, daß solche nicht falsch gedeutet werden kann; daß Sie sie erfüllen mögen, wünschen wir nur. Ein Kreis von wenigen Freunden, die in verschiedenen Fächern einer höhern Ausbildung alle nachstreben, fand sich gern beisammen. Der gesellige und zwanglose Austausch der Gedanken ward zur leichten Erholung von ernsteren Arbeiten, und führte endlich zu einem regelmäßigen Verein, der auch darin eine angenehme Beschäftigung fand, gemeinschaftlich zu besprechen und zu erwägen, was nicht ohne allgemeines Interesse war, und dem Nachdenken des Einzelnen eine vielseitige Beleuchtung zu erfordern schien. − So wurde Ihr Gedicht, die Geheimnisse, an einem Tage vorgelesen, und für die nächste Zusammenkunft eines jeden Urtheil über den Sinn und Zweck desselben verlangt. Die Meinungen waren zu verschieden, um sich vereinigen zu können; und so kam man überein an den berühmten Verfasser zu schreiben; Nicht mit der Zuversicht, er wolle und werde eine deutliche Auseinandersetzung seines Zwecks oder eine Geschichte des Fragments zu 1

) G ließ sich durch Humboldts Bericht anregen u. übernahm Details wie z. B. die Erwähnung einer Art von ideellem Montserrat (W 41.1, 102) in seinen Aufsatz Die Geheimnisse (s. MA 11.2, 874−76). 2 ) Unmittelbarer Anlaß der Textentstehung. G trug in den Brief der Königsberger Studenten zahlreiche Korrekturen ein, deshalb ist davon auszugehen, daß er ihn zusammen mit seiner Stellungnahme zu veröffentlichen beabsichtigte. Abdruck des Briefes mit Korrekturen G’s in W 41.1, 451−53 (Paralip.).

214

DIE GEHEIMNISSE. FRAGMENT VON GOETHE

1815

geben geneigt sein, doch mit der Hoffnung eine Andeutung zu erhalten, welchem Hauptgedanken das vollendete Ganze entgegen zu streben bestimmt war. Es würde an unrechter Stelle sein Ihnen jedes einzelne Urtheil aufführen zu wollen, die mehrsten Stimmen vereinigten sich jedoch in folgendem: der Verfasser habe in Humanus darstellen wollen, zu welcher Höhe die reine menschliche Natur, geläutert, durch das Umfassen einer veredelten Religion, und in dem Aufschauen zu dem idealen Stifter derselben gelangen könne, und werde; Humanus selbst sei weniger Person als Bild der veredelten Menschheit überhaupt, alle andere Personen würden in dem vollendeten Gedicht nur Nebenrollen gespielt haben; die geheimnißvolle Einkleidung habe vielleicht besondere Beziehungen, oder nur das Ganze könne hier einen Schlüssel geben. Wie manches dabei noch dunkel bleibt, darf Ihnen, verehrter Mann, am wenigsten bemerkt werden. Wir ersuchen Sie nur unsere Frage keiner zuversichtlichen Unbescheidenheit zuzuschreiben, sondern nur dem Bestreben, mit dem Geist unseres größten Dichters immer mehr vertraut zu werden; darum erlauben wir uns den Wunsch von ihm selbst belehrt zu werden.

1816 März 23. Über das Gedicht: die Geheimnisse. Manches durchgedacht und vor-

bereitet. 24. (Hs. datiert: Weimar d. 24. März 1816.)1) Apr

9. Die Geheimnisse mundirt.2) 10. Sendung an Cotta ins Morgenblatt über die Geheimnisse.3) 14. An Zelter (Br 26, 339): Sieh doch manchmal in’s Morgenblatt, dort

findest du von mir einzelne Mittheilungen, die in’s Ganze gehen und wovon du dir gewiß manches zueignen kannst. Es liegen überhaupt sehr viele Aufsätze bey mir; sie zu retouchiren und zu publiciren macht mir dieses Frühjahr einigen Spaß; ist es denn doch der erste Frühling, den man seit langer Zeit ohne Grauen und Schrecken herankommen sieht. ? Mai 1. An Knebel (Br 27, 1): In’s Morgenblatt hab ich manches einrücken lassen, ich weiß nicht, ob dir dieses zu Handen kommt. UM

1

) Erste Niederschrift. Diktat (Kräuter) mit G’s Korrekturen (GSA 25/ XXXVI, 18; W 41.1, 446f.). 2 ) Nicht überlieferte Reinschrift (s. folgendes Zeugnis). 3 ) Nichterhaltene Druckvorlage für ED. In Br 26, 440 unter Tagebuchnotizen. 1816 Apr 10: Cotta, Stuttgart („ins Morgenblatt über die Geheimnisse“).

1817

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

215

Geistesepochen, nach Hermanns neusten Mittheilungen1)

E

1817 Sept 26. / 1818 Febr 6. 1818 Jan 21. Abschrift des Aufsatzes

D

KA I 3 (1817) 107−12. − C1 49 (1833) 3−6. − W 41.1, 128−31. − MA 11.2, 240ff. − FA I 20, 243−46.

Z ⎯

1817 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 129): Von Büchern und sonstigen

Druckschriften und deren Einwirkung bemerke Folgendes: [J. G. J.] H e r m a n n über die älteste griechische Mythologie interessirte die Weimarischen Sprachfreunde auf einen hohen Grad. Sept 12. [Heidelberg] G. F. Creuzer an G (GSA 26/261 St. 2): Die gelegentliche Entstehung dieser Verhandlungen über Homer und Hesiodus muß mir, wenigstens was meinen Antheil betrift, bei Eurer Excellenz zur Entschuldigung dienen, wenn die Ausführung mit dem Gegenstand in keinem Verhältniße steht.3) Das Interesse, das Sie an einigen

1

) Grundriß einer Geschichte des menschlichen Geistes aus globaler Perspektive mit Überblicksschema; angeregt durch philologische Debatten über die Ursprünge der griech. Mythologie in: Briefe über Homer und Hesiodus vorzüglich über die Theogonie von G. Hermann u. F. Creuzer. (Mit besonderer Hinsicht auf des Ersteren Dissertatio de Mythologia Graecorum antiquissima und auf des Letzeren Symbolik und Mythologie der Griechen.) Heidelberg 1818 (Ruppert Nr. 1220). G’s assoziativ-reihende u. -verknüpfende Darstellung hochkomplexer kulturgeschichtlicher Prozesse zeigt stilistische u. thematische Ähnlichkeit mit den etwas später geschriebenen Noten und Abhandlungen zum WD (s. „West-östlicher Divan“). Auch die Urworte. Orphisch (s. unten 1817 Okt 9.) gehören zum entstehungsgeschichtlichen Umkreis. 2 ) Entstanden 1819/1823. 3 ) Unter den Briefbeilagen der in Anm. 1 genannte Briefwechsel mit Hermann. Zum Entstehungsanlaß Creuzer in der Vorrede u. a.: Die Antwort darauf [was dieser berühmte Kritiker zu meinen Zweifeln, Gedanken und Einfällen sagte] hatte eine allgemeine Erörterung zur Folge, von der ich bald sah, daß sie für das gelehrte Publicum um so mehr von Interesse seyn mußte, je weniger H e r m a n n sich bisher, zumal in Deutscher Sprache, über dergleichen Gegenstände öffentlich erklärt hatte. Daher meine Bitte an ihn, mir den Abdruck dieser Briefe zu erlauben . . . Zwar sind . . . nirgends scharfsinnigere und treffendere Sachen gegen manche Sätze meiner Mythologie vorgebracht worden, als eben in diesen Briefen. Aber wo . . . nur Wahrheitsliebe, Männersinn und Geradheit die Feder führen, da würde es eine große Unempfindlichkeit gegen den Werth solcher Tugenden verrathen, wenn man aus kleinlicher und engherziger Fürsorge für irgend eine Lieblingsmeynung auch nur ein Wort von allgemeinem Werthe zaghaft verschweigen wollte. Zu v e r s c h w e i g e n in der Art weiß ich nicht, aber wohl zu s c h w e i g e n , wo ich die entgegengesetzten Eigenschaften bey Recensenten vorwalten sehe . . . Ich habe in den ersten Briefen Vieles weggelassen, was nicht unmittelbar zum Verständniß der Hermannischen gehört. Wenn aber auch der zweyte Brief (der vierte in der ganzen Reihe) . . . Mehreres enthält, was . . . in der Symbolik steht, so wird der unterrichtete Leser wohl von selbst sehen, daß die Hermannischen Erörterungen ja das Gebiet berührten, welches ich in der Symbolik auch meinerseits anzubauen den Versuch gemacht hatte. Im dritten

216

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

1817

meiner übrigen Versuche genommen haben,1) läßt mich doch hoffen, daß Sie auch diese Briefe lesen werden, zumal wenn Ihnen Hermanns gelehrt durchgeführte Paradoxie zur Zeit noch unbekannt geblieben wäre. Ich nehme mir zugleich die Freiheit, eine etwas lang gerathene Recension beizufügen, da Sie [!] gleichsam mit in die Kette der dort angeknüpften Verhandlungen eingeht.2)

Sept 26. Sendung von Creuzer aus Heidelberg. Hermanns Gedanken über die

älteste griechische Mythologie. 27. Hermanns und Creuzers Differenzen wegen Mythologie studirt. Mittag zu drey. Über diese Gegenstände popular gesprochen. Brief an Creuzer. Okt 1. [Nachmittags] Brief an Hofrath Creuzer nach Heidelberg . . . Hermanns und Creuzers mythologische Briefe. 1. An G. F. Creuzer (Br 28, 266f.): Ew. Wohlgeboren bin ich für die übersendeten Hefte den größten Dank schuldig. Sie haben mich genöthigt in eine Region hineinzuschauen, vor der ich mich sonst ängstlich zu hüten pflege. Wir andern Nachpoeten müssen unserer Altvordern, Homers, Hesiods u. a. m., Verlassenschaft als urkanonische Bücher verehren; als vom heiligen Geist Eingegebenen beugen wir uns vor ihnen und unterstehen uns nicht, zu fragen: woher, noch wohin? Einen alten Volksglauben setzen wir gern voraus, doch ist uns die reine charakteristische Personification ohne Hinterhalt und Allegorie Alles werth;3) was nachher die Priester aus dem Dunklen, die Philosophen in’s Helle gethan, dürfen wir nicht beachten. So lautet unser Glaubensbekenntniß. Geht’s nun aber gar noch weiter, und deutet man uns aus dem hellenischen Gott-Menschenkreise nach allen Regionen der Erde, um das Ähnliche dort aufzuweisen, in Worten und Bildern, hier die Frost-Riesen, dort die Feuer-Brahmen; so wird es uns gar zu weh, und Briefe (im sechsten nach der Reihe) hatte ich . . . schon mehr Veranlassung, in ganz neue Erörterungen einzugehen . . . (Briefe über Homer und Hesiodus IV/VIII). 1 ) So im Sept 1815 bei Gesprächen in Heidelberg über Symbolik, die zum Entstehungshintergrund des Gingo biloba – Gedichts im WD zählen (W 6, 152). In den Gedankenkreis u. in zeitl. Nähe von G’s Aufsatz gehören auch eigenh. Lektürenotizen aus F. Creuzer: Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen . . . Bd 3. Leipzig u. Darmstadt 1812 (Ruppert Nr. 1962). 2 ) Ueber einige mythologische und artistische Schriften Schellings, Ouwaroffs, Millin’s und Welckers. Heidelberg 1817 (Ruppert Nr. 1961). 3 ) Wie in G’s Aufsatz kennzeichnet Volksglauben auch für Hermann die älteste Periode (Briefe über Homer und Hesiodus 64f.). Im weiteren Zusammenhang sei Personificirung . . . das einzige ächte Merkmal jener Mythologie, jedoch ohne allegorischen Charakter: Allegorisch nenne ich die Lehre, die ihre Begriffe nicht geradezu mit ihren wahren Namen und nach ihrem wahren Zusammenhange, sondern durch Bilder vorträgt . . . Die älteste Mythologie trägt vielmehr die ganze Lehre . . . ganz schlicht und einfach mit den wahren Namen der Dinge und nach ihrem wahren Zusammenhange vor (ebd. 15). Nur eingeschränkt zustimmend Creuzer, M i s c h u n g in die Betrachtung einbeziehend: Mischung ist O r p h i s c h (d. i. theologisch), das man von einem göttlichen Künstler . . . mannigfach mischen und vertheilen läßt, bis eine Welt fertig ist, mit ihren verschiedenen Elementen, Kräften und Naturen (ebd. 29).

1817

Okt

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

2. 3.

[nach 6.] 9.

217

wir flüchten wieder nach Ionien, wo dämonische liebende Quellgötter sich begatten und den Homer erzeugen.1) Demohngeachtet aber kann man dem Reiz nicht widerstehn, den jedes Allweltliche auf Jeden ausüben muß. Ich habe die gewechselten Briefe mit vielem Antheil wiederholt gelesen, wenn aber Sie und Hermann streiten, was macht unser einer als Zuschauer für eine Figur! Wiederholten Dank also für die Hin- und Hersicht, wenn auch für mich keine Umsicht möglich ist. Manches bisher Unsichere versteh ich wenigstens besser, und es ist nicht zu läugnen, die Ihnen angeborene Behandlungsart, bey so großem literarischen Reichthum, muß auch dem anziehend seyn, der sich dafür fürchtet.2) Paraphrase zu einer Hermannischen Stelle . . . [Nachmittags] Hermann und Creuzer wiederholt gelesen. [Nachmittags] Hermann und Creuzer. Notiz3) (W 53, 428; Paralip. 155): Man hüte sich . . . Vor Creuzers Überdeuteley . . . An Knebel (Br 28, 272): Durch Hermann, Creuzer, Zoega und Welcker bin ich in die griechische Mythologie, ja bis in die Orphischen Finsternisse gerathen.4) Es ist eine wunderliche Welt, die sich einem da 1

) Ironisch gegen Creuzers theologisch geprägte Hauptthese der Rückführung alle[r] Charactere des Griechischen Mythus, so verschieden sie auch seyn mögen, auf einen einzigen Urtypus . . . eine[r] reinere[n] Urreligion, die Monotheismus war; daher die methodische Vergleichsmöglichkeit: weil ich aber in jedem hellenischen Mythos einmal einen Ton und Laut der allgemeinen Natursprache sehe . . . deswegen fühle ich mich mehrentheils bewogen, den Griechischen Mythenlaut mit jenem orientalischen Grundtone zu vergleichen (Briefe über Homer und Hesiodus 96f.; Beispiele auch zur indischen Mythologie ebd. 106). Hermann gegen dieses Verfahren: Sie, wie es mir immer vorgekommen ist, sehen die Mythologie als ein System gewisser symbolisch ausgedrückter Lehren an. Indem Sie hier überall aus demselben Symbol auf dieselbe Lehre schließen, kann es nicht fehlen, daß Sie durchgängige Verwandtschaft finden, und so alles zu Einem vereinigen . . . Gleich auf den Orient überspringen . . . und in der Griechischen Mythologie nichts als eine Copie der orientalischen finden, heißt den Knoten zerhauen. Was von verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten, an verschiedene Orte, auf verschiedene Weise nach Griechenland gekommen . . . kann man nicht so geradezu als einen Abdruck des Originals, zumal wenn dieses selbst nicht in allen Zügen kenntlich ist, ansehen (ebd. 61 u. 64f.). Ähnlich seine Warnung, in überdehnter Weise die Asiatische Mythologie nach Griechenland verpflanzt an[zu]nehmen (ebd. 14). 2 ) Die kritische Distanz zu Creuzers Leitvorstellungen schloß Anschlußfähigkeit einzelner Thesen zu G-typischen Überlegungen nicht aus. Vgl. dazu z. B. Creuzers Betonung alttestamentarischer Schöpfungsmythen (das einfache Lesen des ersten Buchs Mosis halte ich für die beste Schule des Mythologen; Briefe über Homer und Hesiodus 90) mit G’s Ausführungen zur Urzeit, dessen Rede von Anschaulichkeit u. Sinnlichkeit mythologischer Traditionen (ebd. 89ff.) mit G’s sinnlich-poetischer Epoche, oder dessen Schilderung eines verfallenden priesterliche[n] Dämonenwesen (ebd. 138) mit G’s Charakterisierung der heiligen bzw. theologischen Epoche, u. a. m. 3 ) Auf der Rückseite eines Weimarer Theaterzettels vom 6. Okt 1817. 4 ) G. Zoega: Abhandlungen. Hsg. u. mit Zusätzen begleitet v. F. G. Welcker. Göttingen

218

Okt

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

9. 17.

17. 28. 28.

[ca. Okt Ende]1)

1817

aufthut, leider wird sie selbst durch die Bemühungen so vorzüglicher Männer nicht völlig in’s Klare gesetzt werden, denn was der eine aufhellt, verdunkelt der andere wieder. . . . Briefe: An Knebel . . . An S. Boissere´e (Br 28, 283): Wie übrigens alles zusammentrifft, um der schon bekannten Geschichte der alten Kunst noch mehr aufzuhelfen, sie zu erläutern, zu bestätigen, ist sehr erfreulich und nöthigt mich die hieher bezüglichen Schriften von Hermann, Creuzer . . . u. a. genauer durchzulesen, woraus viel zu nehmen ist; nur geht es leider in diesen Dingen wie nach heitern Tagen, die Meinungswolken und Grillennebel vergrauen gar bald Himmel und Horizont. Mich rührt es nicht, denn ich weiß recht gut auf welcher Seite ich stehe und welche Denkweise mir angemessen ist. Diese such ich in mir auszubilden, es sey an Natur oder Kunst, andere mögen anders verfahren, streiten werd ich niemals mehr. Brief an Boissere´e, Heidelberg. Hermann und Creuzer über Mythologie . . . Brief an Hofrath Meyer. An H. Meyer (Br 28, 291): S c h r i f t e n v o n H e r m a n n , C r e u z e r , We l c k e r haben mich über alte Kunst und Mythologie denken machen, aus den Bemühungen dieser Männer entspringt viel Gutes, nur wird das gefundene Rechte gleich wieder durch entgegengesetzte Individualitäten verscharrt und verschüttet. Die Masse von Worten nimmt zu, man sieht zuletzt von der Sache gar nichts mehr. Dagegen aber nur Personen, wo ein jeder sich anders nimmt. Inhaltsschema zu KA I 3 (AA-SL 3, 319): I V . A l t e r t h u m . . . Epochen der Mythologie von Hermann und Kreuzer.

1818 Jan

5. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 206): [Im Zusammenhang eigener Forschungen zur Geschichte der christlichen Baukunst u. des Studiums von Creuzers Mythologie] Der griechische Antropomorphismus erscheint einem im Gegensatz mit jenen bestialischen Kosmogien der Egypter, Phönizier u. s. w. erst recht liebenswürdig. Konnte doch dabei die schönste Poesie, Philosophie und Kunst stattfinden. Kommt auch eines und das andere bei der griechischen Philosophie aus orientalischen Tempeln, so legt doch Creutzer offenbar viel zu wenig Gewicht auf die eigene Entwicklung dieser Männer. Ebenso wird einem andererseits in diesem Gegensatz der jüdische Deismus doppelt ehrwürdig; denn was will die ganze egyptische Bücherweisheit gegen die Propheten und Dichter des alten Testaments sagen. Zieht man davon ab, was der Natur-

1817 (Ruppert Nr. 2143); Lektüre am 6. u. 7. Okt bezeugt (Tgb 6, 119). Zoegas Darstellung der ägyptischen u. altgriech. Mythologie (bes. Tyche und Nemesis, ebd. 32−55) lieferte Impulse für G’s am 7. u. 8. Okt entstandenes Gedicht Urworte. Orphisch (W 3, 95f.). 1 ) Zur Datierung s. AA-SL 6, 503.

1818

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

219

kunde angehört, so bleibt recht eigentlich menschliches, geistiges und sittliches blutwenig übrig.

Jan

16. [Jena] An S. Boissere ´e (Br 29, 12f.): Zuerst spreche ich meine Freude

aus über die sich unter uns immer mehr ausgleichende Überzeugung; auch dießmal stimme ich völlig ein. Winkelmanns Weg, zum Kunstbegriff zu gelangen, war durchaus der rechte, Meyer hat ihn ohne Wanken streng verfolgt, und ich habe ihn auf meine Weise gern begleitet.1) Der sonstigen treuen Mitarbeiter in diesem Felde gab es auch wohl noch; sehr bald aber zog sich die Betrachtung in Deutung über und verlor sich zuletzt in Deuteleyen; wer nicht zu schauen wußte fing an zu wähnen und so verlor man sich in egyptische und indische Fernen, da man das Beste im Vordergrunde ganz nahe hatte . . . Creuzer, [J. A.] Kanne2) und nun auch Welcker entziehen uns täglich mehr die großen Vortheile der griechischen lieblichen Mannigfaltigkeit und der würdigen israelitischen Einheit. H e r m a n n in Leipzig ist dagegen unser eigenster Vorfechter. Die Briefe, zwischen ihm und Creuzer gewechselt, kennen Sie, der fünfte ist unschätzbar.3) Dazu nun seine lateinische Dissertation über die alte Mythologie der Griechen macht mich ganz gesund:4) denn mir ist es ganz einerley, ob die Hypothese philologischkritisch haltbar sey, genug, sie ist kritisch-hellenisch patriotisch und aus seiner Entwickelung und an derselben ist so unendlich viel zu lernen als mir nicht leicht in so wenigen Blättern zu Nutzen gekommen ist.5)

1

) Betr. das klassische Weimarer Kunstprogramm; hier wohl u. a. zu denken an H. Meyers These in Winckelmann und sein Jahrhundert (1805): Der irrigen Meinung, Etrurier sowohl als Griechen hätten die bildenden Künste von den Ägyptern erhalten, widersprach Winckelmann mit überzeugenden Gründen, und zeigte dagegen, daß solche aus dem allen Menschen inwohnenden Bildungs- und Nachahmungstrieb überall entsprungen sind (W 46, 75). 2 ) Pantheum der aeltesten Naturphilosophie, die Religion aller Völker. Tübingen 1811 (Ruppert Nr. 3081). Lektüre am 11. Apr 1812 bezeugt (Tgb 4, 267); kurze Notiz zu Kanne auch auf der Rückseite des oben 1817 Okt nach 6. genannten Theaterzettels. 3 ) Betr. Fünfter Brief (Briefe über Homer und Hesiodus 56−87), von programmatischem Charakter, worauf Hermann selbst hinweist: Die zwischen uns obwaltende Streitfrage ist ganz allgemein worden, und geht jetzt darauf hin, wie überhaupt die Mythologie zu betrachten und zu behandeln ist (ebd. 57). Hier u. a. auch die für G z. T. anregenden methodischen u. chronologischen Ansätze zur Periodisierung: Volksglauben (ebd. 65), Priester (ebd. 79) u. Dichter und Philosophen (ebd. 85). 4 ) De mythologia Graecorum antiquissima dissertatio . . . Lipsiae (1817); Ruppert Nr. 1970. G bereits aus 2. Hand durch Creuzers umfangreiche kritische Besprechung im Briefwechsel bekannt (Briefe über Homer und Hesiodus 139−224). 5 ) Hermann argumentiert im Briefwechsel, aus Mangel an historische[n] Zeugen habe die Erforschung der Mythologie philosophisch oder kritisch zu sein, indem sie den Ursprung, Zusammenhang, Widerspruch, des vorhandenen theils aus den Andeutungen, welche die Geschichte darbietet, theils aus der Natur des Gegenstandes selbst zu erforschen bemüht ist (Briefe über Homer und Hesiodus 60f.).

220

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

1818

16. [Jena, Brief an] Doctor Boissere ´e nach Heidelberg.

Jan

17. [Jena] Hermanns älteste Mythologie der Griechen. 20. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: an Zelter gD) 21. [Jena] Abschrift des Aufsatzes über Hermann. 22. [Jena] Durchsahe die ersten Bogen [KA I 3]. Johann aus der Druckerey

mit dem sechsten und siebenten Bogen Fahnen.1) 30. [Jena] C. F. E. Frommann an die Cottasche Buchhandlung (QuZ 4, 281): Der Verf. hat izt den Druck [KA I 3] . . . wieder aufgenommen und sind eben die Bogen 4−7 gesetzt und unter der Presse. Febr

3. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“: an A. v. Goethe gD) 5. [Jena] Johann mit dem siebenten und achten Bogen. 6. [Jena] Siebenter Bogen in die Druckerey, schließlich revidirt. 10. [Jena] An J. A. G. Weigel (Br 29, 45): Können zwey Exemplare der

Dissertation des vortrefflichen Hermanns, dem ich gelegentlich meine Verehrung auszudrücken bitte . . . beygelegt werden, so würde es mir sehr angenehm seyn. 10. [Jena] Brief an Weigel nach Leipzig. 18. [Jena] Nachträge zum dritten Hefte [KA]. [18.] [Jena] Nachtrag (W 41.1, 471): zu [KA I 3] Seite 107.2) Wenn wir die neusten Mittheilungen H e r m a n n s andeuten, so verstehen wir darunter dieses vorzüglichsten Mannes Dissertation De mythologia Graecorum antiquissima, wofür ihm alle griechische Patrioten nicht genug danken können. Was wir aber nach unserer Weise dort gesagt, bezieht sich eigentlich auf seinen Briefwechsel mit C r e u z e r , und zwar auf den fünften Brief. Die Stelle „mit Recht sagen Sie, − nicht weiter gesehen ward“ wollten wir soeben abdrucken lassen, daß unsere Leser, so viel ihrer seyn möchten, dieser unschätzbaren Gedanken gleichfalls theilhaft würden.3) Der Raum aber geht uns aus und so sey es genug an diesem Winke für jeden der im Alterthume sein Heil sucht. 1

) Bogen 7 u. a. mit Geistesepochen . . . (QuZ 4, 280). ) Nicht mehr übernommener Einleitungsentwurf zum Aufsatz, mit Hinweis auf Hermanns Dissertation, von G erst ab 16. Jan (s. dort) zur Kenntnis genommen. 3 ) Betr. Hermanns Ausführungen über volksmäßige, theologische, philosophische u. mythologische Ansicht im Briefwechsel (Briefe über Homer und Hesiodus 61ff.), wovon Kräuter eine Abschrift fertigte, eingeleitet: Niemand, wer [sich] für Alterthum interessirt und Einsicht darein wünscht, hat Hermanns Werk ,De mythologia Graecorum antiquissima’ und dessen Briefwechsel mit Creuzer unbeachtet gelassen. Wir heben aus letzterem eine Stelle heraus, um welche wie um eine Achse sich die ganze Verhandlung dreht . . . (abgedruckt W 41.1, 471f.; Paralip. 2). − G blieb Hermanns Arbeiten, die den alten griechischen Kern uns unverhüllt bewahren und . . . die Nebel zerstreuen, die sich darüber hin- und herziehen, weiterhin verbunden (an Hermann, 9. Sept 1820; Br 33, 242f.); zur produktiven Auseinandersetzung s. auch z. B. „Phaeton [I], Tragödie des Euripides“, EGW 4, 219−27. 2

1818

GEISTESEPOCHEN, NACH HERMANNS NEUSTEN MITTHEILUNGEN

221

Mai 12. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 218f.): Für heute hebe ich nichts weiter [aus dem von G übersandten Heft KA I 3], sondern verspare mehreres, wie besonders die Darstellung der Geistesepochen, die ich mit großer Theilnahme gelesen, auf den nächsten Brief . . . 21. [Jena] An S. Boissere ´e1) (Br 29, 180): Mich freut es höchlich, daß Sie

größtentheils mit meinen Äußerungen [KA I 3] zufrieden sind, denn auch bey denselben Prämissen zeigt [!] es schon von einem hohen Grad Zusammenlebens, Mitempfindens und Denkens, wenn wir im Urtheil öfters übereinstimmen. Mehr sage ich nicht! Dieses Blatt möchte stokken, und füge, damit der Brief nicht gar zu gewichtlos sey, uralte Wundersprüche über Menschen-Schicksale hinzu [Gedicht Urworte. Orphisch]. 25. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 221): Es war mir unmöglich, diese Gegenstände [zur Geschichte der Baukunst] abzuhandeln, ohne auf die Kultur im allgemeinen Rücksicht zu nehmen. Aus der Einleitung und dem Zusammenhang im Ganzen würden Sie sich überzeugen, daß ich mit Ihrer Ansicht der Geistesepochen sehr übereinstimme. Nur in einem wesentlichen Punkt weiche ich ab, und muß mir deßhalb Ihre nähere Erklärung erbitten. Ich sehe nämlich nicht ein, warum Sie die Epoche der Theologie auf die der Poesie folgen lassen? Es scheint mir vielmehr die Weltgeschichte zu beweisen, daß überall auf die erste Epoche, welche man auch die der Seher und Patriarchen, so wie die der Offenbarung und Kosmogonie nennen kann, die Poesie und Theologie sich neben einander entwickelt haben, mit dem Unterschied jedoch, daß oft bei einem Volk das poetische, bei dem andern das theologische Element vorherrschend wurde, welches sich am auffallendsten im Gegensatz der griechischen und egyptischen Bildung zeigt, in jener war fast alles Poesie, in dieser fast alles Theologie und Priesterweisheit. Bei den Hebräern that sich die Poesie gleichmäßig mit der Theologie hervor, so scheint es auch bei den Indiern und Persern gewesen zu seyn, und daß es bei den Christen so war, ergibt sich schon aus der bloßen Erinnerung an die Zeiten von Karl dem Großen und den Kreuzzügen bis zum Dante. Mit dem, was Sie von der Epoche der Philosophie sagen, bin ich vollkommen und also wohl mehr einverstanden, wie manche Philosophen selbst. Nach meiner Meinung wäre sie die dritte, und in der auf sie folgenden chaotischen, wo die babylonische Verwirrung und Völkerwanderung sich wiederholte, liegt der Anfang einer neuen e r s t e n . Antworten Sie mir gütigst hierauf2) . . . Juli 16. [Weimar] Brief an Boissere ´e nach Heidelberg. 16. An S. Boissere ´e (Br 29, 239): Sagen Sie ihm [G. F. Creuzer]: er möge

ja verzeihen, wenn ich in meinen schriftlichen oder gedruckten Äußerungen den Kreis des Dichters und Künstlers überhaupt auf’s engste begränze. Dieß geschieht zum Vortheil der Productivität, die sich gar leicht in’s Nichtige verliert wenn sie nicht streng zusammengehalten wird. Dagegen hat der Liebhaber, Kenner, Ausleger völlig freie Hand die Symbole zu entdecken, die der Künstler bewußt oder bewußtlos in seine Werke niedergelegt hat. PL 1

) Am 25. Mai abgesandt (Tgb 6, 212f.). ) Geschah nicht; für G wohl mit grundsätzlicher Äußerung in Brief u. Gedichtsendung vom 21. Mai (s. dort) abgehandelt. − Das Folgende s. „West-östlicher Divan“: Boissere´e an G gD.

2

222

GELEHRTER GESELLSCHAFTEN . . . DIPLOME

1826

Gelehrter Gesellschaften dem Herausgeber gewidmete Diplome1)

E

1826 Nov (Einleitung u. erstes Verzeichnis der Ehren-Diplome) 1829 Apr 30. (Fortgesetztes Verzeichniß der später eingegangenen Diplome . . .)

D

W 53 (1914) 211.2) − MA 18.2 (1996) 139−42; 140f. (Ehren-Diplome), 142f. (Fortgesetztes Verzeichnis der später eingegangenen Diplome . . .). − FA I 22, 714−17; 715ff. (Ehren-Diplome), 717 (Fortgesetztes Verzeichniß der später eingegangenen Diplome . . .).

Z ?

Nov

1826 1. Dicktirte kleine Aufsätze an Schuchar[d]t für K.[unst] und A[lter-

thum].3) 10. Abends mit John das Verzeichniß der Ehrendiplome revidirt. 11. John katalogirte die Diplome der Gesellschaften.

1829 ?

Apr 27. Diplom der Arcadia abgeschrieben, an Professor Riemer wegen Ausle-

gung des antiken Datums.4) 30. (Fortgesetztes Verzeichnis 〈MA 18.2, 142〉 datiert: Weimar d. 30. April 1829.)

UM

1

) Verzeichnis der G verliehenen Diplome mit einleitenden Bemerkungen (GSA 30/461), Hs. von J. C. Schuchardt, einem Juristen, der seit Febr 1825 als Registrator bei der Oberaufsicht der Unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst für G auch Schreibdienste leistete. Daß das Verzeichnis zunächst zum Abdruck in KA bestimmt war, legt das Wort Herausgeber im Titel nahe. Angaben zu den einzelnen Gesellschaften s. MA 18.2, 894−904. 2 ) Teildruck, nur die einleitenden Bemerkungen ohne Verzeichnis der Ehren-Diplome. 3 ) Möglicherweise einschließlich der Einleitung zu Gelehrter Gesellschaften dem Herausgeber gewidmete Diplome; am 4. Nov notiert G’s Tgb wieder: Dicktirt, geordnet, redigirt an den Materialien zu K. u. A, mit Schuchart; 5. Nov: Fortgesetzte Arbeiten von gestern; 6. Nov: Mit Schuchart wie gestern. Dadurch ist es wahrscheinlich, daß an einem dieser Novembertage die Hs. entstand, die G am 10. Nov revidierte. 4 ) Anlaß das Verzeichnis fortzusetzen gab zu diesem Zeitpunkt wohl die gleichzeitige Arbeit am Zweiten Römischen Aufenthalt der Italienischen Reise, in dem G einen Abschnitt seiner Aufnahme in die Gesellschaft der Arkadier widmet.

1818

GENEIGTE THEILNAHME AN DEN WANDERJAHREN

223

Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren1)

E

1818 Febr 13. Gedicht Um Mitternacht 1821 Nov Aufsatz

D

KA III 3 (1822) 166−70. − Morgenblatt 21. März 1822, 16. Jg. Nr. 69, 273f. − C1 45 (1833) 307−10. − W 41.1, 366−69. − AA 3, 364f. − MA 13.1, 516ff. − FA I 21, 290ff.

Z ⎯

1818 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 137): Ein wundersamer Zustand bei

hehrem Mondenschein brachte mir das Lied Um Mitternacht, welches mir desto lieber und werther ist, da ich nicht sagen könnte, woher es kam und wohin es wollte. Febr 13. [Mitternacht] U m M i t t e r n a c h t . 16. (s. „Neue Liedersammlung von Karl Friedrich Zelter“: an Zelter gD) März 1. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 528): Hiermit erhältst Du das Mitternächtliche Wesen, sauber abgeschrieben; in jeder Note stickt ein Gedanke an Dich: wie Du bist, wie Du warst und wie der Mensch sein soll. Besser kann ichs nicht machen. 8. An Zelter (Br 29, 77): Den schönsten Dank für dein Mitternachts-

Andenken. 11., 18., 19., 24. (s. „Neue Liedersammlung von Karl Friedrich Zelter“: Tgb, an A. v. Goethe, an Zelter, Zelter an G gD)

1820 Mai

2. (s. „Neue Liedersammlung von Karl Friedrich Zelter“: an Zelter gD)

Juni

6. [Jena] An A. v. Goethe (Br 33, 51): Ich wünsche . . .: 1) Mitternacht . . .

Musik und Text.

1821 Juni

1. [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert3) (Vigliero 345): Lies in den Wanderjahren die beiden ersten Seiten des letzten Kapitels. Und wir wollen schweigen über die welche in das Rad greifen und die welche es umschwingen wollen. 1

) Würdigung von drei wohlwollenden Besprechungen zu Wilhelm Meisters Wanderjahren: Rez. von Varnhagen v. Ense, anonyme Rez. im Literarischen Konversationsblatt u. Rez. von A. B. Kayßler; am Schluß eingeschaltet (auch als Übergang zu dem in KA III 2 folgenden Beitrag Neue Liedersammlung von Karl Friedrich Zelter): das Gedicht Um Mitternacht, ein Lebenslied . . . das mir seit seiner mitternächtigen unvorhergesehenen Entstehung immer werth gewesen, componirt . . . von meinem treuen Wirkens- und Strebensgefährten Z e l t e r zu einer meiner liebsten Productionen geworden. 2 ) Entstanden 1819/26. 3 ) E. F. L. Robert (Levin), Schriftsteller, Bruder von Rahel Varnhagen.

224 Juni

GENEIGTE THEILNAHME AN DEN WANDERJAHREN

1821

2. [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert (Vigliero 344): H a t die Wanderjahre schon. Es war eine harmonische Gesellschaft. Sinn und Geistvoll, paßte und bewegte sich. 5. [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert1) (Vigliero, 345ff.): Obgleich ich Dir erst Sonnabend geschrieben habe . . . so beginne ich doch wieder einen Neuen heute: und das bloß wegen Göthens Wanderjahre dies ist ein großes Ewenement: man wird reicher man gewinnt einen großen Besitz! sagte, unter Ströhmen Gesprächs und Mittheilung, Gestern Abend [J. B. S.] Dehn bei uns, den ich nie so belebt, so natürlich, so ergriffen, verjüngt und in seinen Urkräften hergestellt gesehen habe, als durch dies Buch. Das muß wohl so wirken! Je mehr Einer durch Gaben, Leben und Denken bereitet ist, je mehr hat er an diesem Werke: es selbst ist ein resume´ aller Goetheschen Werke: die selbst nichts anderes sind als eben so viel geistige Gesichtspunkte des ganzen irdischen Daseyns, die Betrachtung über des Menschen Geists mit inbegriffen. Alle seine Werke, die kleinsten an Maaß nicht versäumt, muß man inne haben, wenn man jedes Einzelne beßer, und tiefer und vielfältiger . . . verstehen soll: Eines beleuchtet das andere, und läßt es beßer durchdringen: und es ist mit ihnen wie mit der Welt selbst; sie besteht aus unabzählbaren Schöpfungsweisen, je mehr wir aber davon erkennen je reicher und Volkomener wird das Concert, und als Neuganzes immer wieder einfach. Ein kunstbegabter Geist, ist Nachschöpfer des Urschöpfers. Ein großer Dichter nimmt die Welt selbst mit ihren Begebenheiten als Stoff zu seinen Werken. Er kann uns zwingen sie Maßenweise anzusehen wie er; die Betrachtung, die ihn eine jede solche zusammenfaßen hieß; ist sein Werkzeug, ob er sie uns mittheilt oder nicht. Er ist frey in der Wahl; aber er bleibt wahr weil er nur Wahres aussucht; nicht willkührlich, d: heißt grundlos vorzeigt, was in der Natur falsch d:h: nur krankhaft erschiene: das thut Goethe nie ohne es anzuzeigen nämlich, ohne es selbst als krankhaftes zu zeigen das verfehlne so viele Neuere. Ich sehe in ihm nur einen gewaltigen Historiker. Es muß geschehen, was er schildert; denn er schildert nur was geschieht: Seltsam ist Profeten Lied, seltsamer noch was geschieht. Wer erfaßt was geschieht, der kann ein Prophet seyn. Alle seine Werke ruft mir dies Buch herbey: die Welt, wie sie langsam und schnell − wie aller organische Wachsthum − sich seit den ältesten Nachrichten von ihr entwikkelt; ich sehe auf das von ihr aufgezeichnete überhaupt hin; oder sehe es in dem Kunstspiegel Göthens, der uns all ihre Gebilde nicht wirklich, aber wahrhaft vor Geist und Auge bringt. Er führt uns von den Patriarchen an, in seinen Werken hindurch, bis auf den Punkt, wo wir wirklich stehen . . . Bey jedem Schritt im Leben; bey jeder neuen Ecke wo man in seiner eigenen Seele herum kommt; wird Einem etwas Anderes von Goethe merkwürdig und klar. Wer hat schon so sprechen laßen, wie die alte Barbara im Meister redet? wo sagt sie’s, und wie sagt sie’s! Welche Prophezeiung wird es eigentlich. Dies gerade ist einer der Texte worauf Vornehme und Gebildete, die unendlichen Variationen von Lug und Trug spielen, und sich zu ekle Ohren halten, um es zu höhren. Eine alte Barbara läßt er es ihnen aus seinem Meisterwerk, in die Zeiten nachschreien; und schont sie noch; denn es ist ja nur die alte Barbara! Beym ersten Lesen frappirte mich die Rede der Alten, und jetzt nach langen Jahren, dringt sie sich mir als Exempel immer wieder auf bey den täglichen Vorfällen. Nach allen Menschenverkehr hat er hingeschaut mit seinen Augen, allen verstand er, und versteht ihn uns verständlich zu machen . . . In den Wanderjahren wirst Du unangenehm erstaunen wenn es Dir geht wie mir, mit Einemmale den Faden des Zusammenhanges zu verlieren den man in Erwartung der fernern Geschichte Meisters wünschen muß und . . . deßen man gewiß zu seyn glaubt. Der Author belehrt uns anders; aus einer großen epischen Melodie, geht er durch eine Dissonanz preludirend zu einer Harmonie über wo die große des Welt-

1

) Mit geringen stilistischen Abweichungen abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 131, 17. Aug 1821 zusammen mit ihrem Brief an L. Robert vom 12. Juni 1821 (s. dort) unter der Überschrift 1. Friederike an ihren Bruder.

1821

GENEIGTE THEILNAHME AN DEN WANDERJAHREN

225

schreitens uns klaarer werden muß; und in dieser großartigsten Musik, klingt jene Melodie noch öfter für’s Menschenherz durch; und die Abweichung nach der Tonfolge die uns Mignon wiederruft, ist die geehrteste Herzensblüte vom herrlichsten Alter beleuchtet welches wir je sahen!!! −

Juni

5. [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert (Vigliero 348): . . . ich habe Dir einen großen Brief über die Wanderjahre geschrieben. Ich kriege ihn nicht fertig . . . Sey Du aber so gütig lies sie; und schreib m i r , wie D u m i r u n b e f a n g e n schriebest Du wirst Dich abstrahiren können; wir wollen gute unbefangene Briefstellen zusammen zu Goethes satisfaction abdruken laßen.1) Thue es n u r unbefangen: du kannst es: ich kann es auch. Thue es auch bald. Sagt Riekchen [Friederike Robert], oder sonst ein Freund etwas Gutes schike es uns auch; und wenn du Freundes Briefe erhälst, oder siehst. Im Gubitzschen Gesellschafter wird diese Woche eine Anzeige der Wanderjahre von Varnh: abgedrukt.2) 12. [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert (Vigliero 349f.): Ich liebe die Menschen die fortlieben was ihnen gefiel; dann waren’s die Augen, dann war’s das Herz dem’s gefiel . . . Den großen Wahrheitsfreund, den Griff-festen Meister finden wir . . . auf jedem Punkt seiner Gesammtwerke immer wieder; bald minder bald mehrtönig, immer zustimmig zum Einmal . . . Gesagten; . . . von leisesten kleinsten Ton, bis zum kühnsten neusten Ausspruch. In ewig junger Liebe zu allen Regungen in der Natur gegründet des Menschen und alles Erschaffenen und Seyende: mit Haß und rechtlicher Verfolgung alles Falschen, aller Lüge, aller verzärtelten und noch so gepriesenen Unwahrhaftigkeit: sie mag so hoch oder so tief herrschen sie will! Diese Ehrwürdige Stimmung und Gesinnung find’ ich immer unverändert wieder; wenn auch . . . noch so gehalten, und mit richterlicher altersweißheit, und dem größten Maaß geschmükt, und fast versteckt. Welche persönliche Schmeicheley ist mir aber bey Lesung dieses letzten Werkes wiederfahren! Gleichsam − wie Glük es mitsich bringt − eine Belohnung des Glük’s welches ich in des größten Meisters Bewunderung empfinde! Vor längst sah ich in W: Meister gleichsam zwey Texte zu dem Buche im Buche selbst ausgesprochen: und sagte dies auch. Der eine ist wo Meister zu Aurelia sagt: ist es nicht sonderbar daß dem Menschen nicht allein das Unmögliche, sondern auch so manches Mögliche versagt ist! und die Andere wo im Buche gesagt wird, alle Länder alle Berge, alle Flüße sind genommen. Unser Geist ist in der ersten Himmelssentenz gefangen; und die Einsicht darin seine weiteste Regung; sie begreift auch das Schiksal unseres Herzens; wir halten’s möglich[erweise] eines [anderen] für uns gestimmt; wo eine uns verborgene Unmöglichkeit obwaltete. Unglük der Liebe. Wir in Materiel-realen Verhältnißen herrschen und wirken: und finden die Erde besetzt. Kommen, müßen kommen auf Spiel und Kunst; dies die edlen Begabten. Die Anderen arbeiten, schaffen, gewinnen weltliche Güter so gut sie können. [Diese] ganze Welt in manichfaltester, lieblichster, weisester, künstlerischer zerrißenster, beruhigsten Weise zeigt und lehrt uns dieser große Roman: und aus dem Einzelleben der geliebtesten Personen und Persönlichkeit, nun in den Wanderjahren herausgespielt dringt dies Buch fortschreitend auf den Gedanken der

1

) Bereits am 20. Nov 1811 hatte Varnhagen v. Ense chiffrierte Auszüge aus seinem Briefwechsel mit Rahel an G gesandt; s. Varnhagen an G 20. Nov 1811 u. 3. Febr 1812, G an Varnhagen v. Ense 10. Dez 1811. Mit G’s Bewilligung wurde dieser Briefwechsel u. d. T. Über Goethe, Bruchstücke aus Briefen, hsg. v. K. A. Varnhagen von Ense im Morgenblatt 1812, Nr. 161ff. gedruckt. 2 ) F. W. Gubitz, Schriftsteller, Journalist, Hsg. der Berliner Zeitschrift Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. In Nr. 94 (13. Juni 1821, s. dort) veröffentlichte Varnhagen v. Ense eine Besprechung über G’s Wanderjahre, in Nr. 131−138 (1821) Briefwechsel über den Roman (s. unten 13. Juni u. 17., 18., 20., 22., 24., 25., 27., 29. Aug 1821).

226

GENEIGTE THEILNAHME AN DEN WANDERJAHREN

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Gesamteinrichtungen für Menschen zurük und vorwärts, wie die Welt selbst; und im letzten Kapitel wiederholt sich mir zu Ehren der eine Text auf den 3 ersten Seiten. Mit der beflügelsten, wie schon in Erfüllung gegangene Hoffnung und doch auf ganz Neues gefaßt erwarte ich den 2t Theil.

Juni 13. Varnhagen v. Ense. Goethes neuestes Werk (Der Gesellschafter 5 Nr. 94, 435f.): Nach fünf und zwanzig Jahren, seit zuerst der deutsche Roman: Wilhelm Meisters Lehrjahre mit großem Eindruck und wachsendem Fortwirken die Geister seiner Nation ergriffen hat, erscheinen gegenwärtig, von derselben Dichterhand geschaffen und gegeben, die Wanderjahre Wilhelm Meisters, als Fortsetzung jenes in seiner Gestalt wie in seinen Wirkungen schon unsterblichen Werkes. Solche Fortsetzung, früh schon begonnen und lange gehegt, tritt demnach mit Ansprüchen in die Welt, deren Erfüllung durch bloße Wiederkehr der früheren Trefflichkeit nicht gewährt würde, sondern nur durch deren Erhöhung und Neuentfaltung; indem sie, während Werk und Welt ein Vierteljahrhundert gewandert, auch ihrer Seits nicht still gestanden, sondern dem Gange von jenen, wie stürmisch und finster auch oft die Wege gewesen, mit überlegenem Schritt stets voraus geblieben ist. Nicht Gleichartiges allein durfte nach so großem Zwischenraum als würdige Folge sich an das Vorhergegangene anschließen, und in der That finden wir auch in diesem Werke, solcher Anforderungen gemäß, nicht nur den Dichter wieder, wie wir ihn kennen, sondern auch den Dichter, wie wir ihn noch nicht gekannt: es ist G o e t h e , der ganze G o e t h e , aber dieses Werk. Hierdurch ist auch mit e i n e m Worte der ganze Unterschied ausgesprochen, der die gewohnten Gaben eines liebenswürdigen, aber nur sich selbst wiederholenden Talents von den schreitenden Werken des erhabenen und stets neuschaffenden Genius ewig sondert; solcher Genius bezeichnen, und G o e t h e nennen, war dem selten und schwer anerkennenden Deutschland schon längst zusammen gehörig, und wird es bleiben, so lange nicht der letzte Hauch deutscher Sprache verklungen und die letzte Spur des Andenkens deutscher Geistesbildung von der Erde verschwunden ist. Auf die Untersuchung des Anerkannten und dessen neue Begründung zurück zu kommen, würde hier überflüssig seyn; wer deren bedürfte, der wäre zu früheren Verhandlungen zurück zu weisen, die eben d i e s e s Ergebniß, auf das wir uns berufen, geliefert haben. Es kann genügen, ein neues Werk von G o e t h e als nun daseyend an zu zeigen, und es ist nicht weiter nöthig, ihm durch kritische Abhandlungen, durch umständliche Auseinandersetzungen und lobpreisende Empfehlungen seine neue Bahn brechen zu helfen. Nur wollen wir uns nicht enthalten, bei Gelegenheit dieser Anzeige einige Bemerkungen mit zu theilen, denen auch der entschiedene Freund des großen Dichters vielleicht um so freundlicher das Ohr leihen mag, als doch nun einmal schwerlich das mißwollende Geflüster der blinden Unfähigkeit ihm ganz verstummen wird. Die untergeordnete Romanfertigung, ein sogenanntes Interesse durch allerlei verzerrte Spannungen und überraschende Entwicklungen mit Hülfe gemeiner Rührung und gemeinen Scherzes zu wohlberechneten Wirkungen äußerlich durch zu führen, wird in den Wanderjahren, wie schon in den Lehrjahren, mit Recht zu missen seyn. Man hat sich gewöhnt, von dem Roman im dichterischen Sinn, wie ihn neueres Beispiel und neuere Kunstlehre wieder zu Ehren gebracht, eine edlere Vorstellung zu fassen. Was an äußerem Leben und beweglich reizender Behandlung für die durchbildete Darstellung der höheren Gegenstände, die, über der Dichtung schwebend, sich in dieselbe gleichsam einsenken, dem Roman allerdings erforderlich ist, das sucht der Dichter nicht unmittelbar, noch wird dieses Aeußere jemals sein eigentlicher Zweck, sondern es ergiebt sich ihm mittelbar von selbst, eben weil er ein Dichter ist, und ergiebt sich auf diese Weise für den feineren Sinn in so reichem und reicherem Maaße, als die zudringlichste Absicht in ihrer Art es für den gröberen Sinn zu bewirken vermag. In der That ist die rasche Bewegung und überraschende Wendung hier nicht gespart, es drängt sich eine Fülle von Leben vor uns, deren wechselnder Reiz nicht nur die gewohnte Meisterschaft G o e t h e ’ s beurkundet, sondern auch die besonderen Eigenthümlichkeiten, welche uns an den größten Darstellern, an D i d e r o t und C e r v a n -

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t e s , entzücken, mit zauberischem Glanze wiederspiegelt. Die Episode von der pilgernden Thörin und von dem ungeahndeten Verräther sind hier statt vieles Anderen an zu führen. Was den Bestandtheil des Buches betrifft, der sich vorzugsweise als Betrachtung gestaltet, oder sich dieser anreiht, so finden wir einen Reichthum, in welchem die Frische früherer Werke und die Reife späterer wiederstrahlt, und der mit den verwandten Lichtblicken solcher Art, die in den Lehrjahren, in den Wahlverwandtschaften, in der Farbenlehre, in Wahrheit und Dichtung und im westöstlichen Divan ausgestreut sind, einen wahren Lebensschatz von Beobachtungen, Maximen, Einsichten und Lehren giebt. Kein Dichter hat je solche Aufschlüsse über die Fragen des Lebens, über das Dunkel der Verhältnisse und die Geheimnisse der Zustände gegeben, wie Goethe, dem das empfindende Herz und der forschende Geist des Menschen, die Natur der übrigen Schöpfung, die Vermittlung beider durch allumfassende Kunst, und die Geschichte aller Uebergänge und Stufen, Alles vereint und zugleich, in seherischer Klarheit durchschaubar vorliegen. Auch namentlich wieder in diesem Buche sind über Menschengesellschaft, über Erziehung und über Kunst solche Stoffe verarbeitet, die als Keime gelten können von nicht geringerer Art, als diejenigen waren, die in den Geistern eines P l a t o n , R o u s s e a u oder W i n k e l m a n n zu weltbedeutenden Werken befruchtet worden. Den Zusammenhang, den diese Wanderjahre mit den Lehrjahren sowohl als innerhalb ihrer selbst in den eigenen Gliederungen haben, dürfen wir uns nicht getrauen, nach diesem ersten Theile genugsam zu beurtheilen. Daß in beiderlei Hinsicht sehr große und reichhaltige Beziehungen vorhanden, ist sogleich bemerkbar, und Nachdenken und Einbildungskraft finden sich auf ein freies und schönes Gebiet gestellt, das nach verschiedenartigen Seiten genußreiche Rückblicke und Aussichten gewährt. Die Personen, die uns in den Lehrjahren angeregt, sind auch hier vorherrschend; sie sind großentheils dieselben, aber in anderen Verhältnissen, auf anderen Stufen des Lebens und seiner Verbindungen. Selbst die Geheimnisse, die in den Lehrjahren einen unbefriedigenden Reiz erweckten, kehren in größeren Umrissen deutlicher und doch geheimnißvoller wieder. Daß es sich nicht bloß um das einzelne Geschick einiger, wenn gleich uns höchst werth gewordenen Personen, noch um den Ausgang einiger verwikkelten Verhältnisse handle, daß es auf die größte und gehaltvollste, erweckendste und befriedigendste Lebens-Ansicht selbst, auf die Darstellung des edelsten Gewinnes im Menschlichen überhaupt, sofern es für uns zunächst in bestimmter Epoche der Weltbildung erkennbar gegeben ist, mit hohem Bewußtseyn abgesehen sey, daran werden wenigstens diejenigen nicht zweifeln, welche schon in dem abgeschlossenen Werke der Lehrjahre eine der Tendenzen des Zeitalters zu erblicken wußten. Die Kunstgeweihten, denen der Haushalt dichterischer Erzeugnisse aus eigener Erfahrung oder durch scharfe Einsicht vertraut geworden, werden sich auch bald darüber vereinigen, daß bei so großen und kühnen Vorsätzen der Zusammenhang der einzelnen Schritte und Richtungen nicht in aller Strenge durch äußerlich fortlaufende Fäden zu bezeichnen sey. Allein gestehen müssen wir es, der Zusammenhang erscheint hier auch noch auf andere Weise, als es durch Absicht des Dichters und Macht des Stoffes bedingt wird, zwischen den mannigfachen Theilen unterbrochen, und wir hätten viel zu vermissen, wenn nicht der Dichter, selbst eingeständig des Fehlenden, dasselbe aus seinen unerschöpflichen Mitteln wieder zu ersetzen strebte. − Und dies ist ein Gewinn, auf den wir eigentlich nicht zu rechnen hatten, eine reine Gabe der Güte und unsres guten Glückes. Diese aufgehäuften Schätze konnten, nicht zu Tage gefördert und unverkündigt, in später Zeit dem staunenden Erben zufallen; mit welchem Entzücken würde ein nachfolgendes Geschlecht alsdann die theuren Gaben, in welcher Gestalt immer sie seyn mochten, empfangen, mit welcher Ehrfurcht auch in dem Unvollendeten und Ungeordneten die möglichen Absichten des herrlichsten Geistes verehrt haben! Und nun, da G o e t h e , in frischer Kraft des ihm noch weit hinaus zuständigen Lebens, um Jahrzehende und Jahrzwanzige solchem Falle zuvor kommt, und die Schätze, zwar nicht völlig nach ursprünglichem Vorbilde, aber doch mit seinem Geiste, mit seiner Weisheit und Meisterschaft, geordnet und ergänzt den Mitlebenden übergiebt, haben wir nicht mit desto

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größerem Entzücken das Dargebotene auf zu nehmen, in welchem, außer der ersten Arbeit des Entwerfens und Sammelns, auch noch das zweite Geschäft des Ordnens und der Herausgabe nun einer und derselben Hand zu verdanken ist? Ja, wer dürfte wagen, ganz ab zu leugnen: daß das Werk, so ausgestattet mit dem Ertrage verschiedener Zeiten, mit dem feurigen Schwunge der Jugend und mit der weisen Uebersicht des Alters, in anscheinender Störung nicht vielmehr eine wirkliche Förderung erfahren, und eine höhere Stufe erstiegen habe, als sonst vielleicht wäre erreichbar gewesen? Zum Schlusse noch eine Bemerkung. Schon vorlängst war über Wilhelm Meisters Lehrjahre die bedeutende, jedoch vielen Personen seltsamlich dünkende Behauptung geäußert und auch in gedruckten Blättern mitgetheilt worden: daß dieses Werk zwei besondere Textstellen in sich trage, die vereint des ganzen Buches innerster Keim seyen, aus welchem es durch G o e t h e ’ s Geist, wie durch Sonne, hervor getrieben worden, der feste Kern, um welchen die Dichtung wie schwellende Frucht umher gewachsen; die eine Stelle nämlich, wo gesagt wird: daß der kleinste Raum unsres Welttheils schon in Besitz genommen, das Land, die Flüsse, die Wege, und jeder Besitz befestigt sey; und die andere Stelle, wo Meister in die Betrachtung ausbricht: O! wie sonderbar ist es, daß dem Menschen nicht allein so manches Unmögliche, sondern auch so manches Mögliche versagt ist! Es wurde nicht voraus gesetzt, daß der Dichter diese Texte mit Absicht gewählt und ausgeführt habe; nur daß die Sache wirklich so sey, wurde geradezu behauptet, und übrigens gefragt: ob G o e t h e selbst wohl diese Stellen in solcher Bedeutung kenne und nehme? Nun aber werden jene Behauptung und diese Frage durch Wilhelm Meisters Wanderjahre auf höchst merkwürdige und glänzende Art beleuchtet, indem die bezugreiche Stelle auf den drei ersten Seiten des letzten Capitels dieses Bandes, den einen jener Texte nur noch bedeutungsvoller, und gleichsam zum Text des n e u e n Werkes gesteigert, mit großartigem Ausspruche, der den eigenthümlichen Inhalt unserer Zeit in seiner Tiefe berührt, ausdrücklich wiederholt und neuer Beherzigung übergiebt. Berlin, den 4. Juni 1821.

Juni ⎯ [Berlin] Hartmann1) an Rahel Varnhagen2) (Feilchenfeldt − Schweikert − Steiner 9, 611ff.): Ein jedes Werk, das bedeutend und entschieden vor uns tritt, affizirt uns zunächst: wir sind noch nicht wir selbst ihm gegenüber; wir werden entweder zu unbedingter Unterweisung, oder zu voreiliger Opposition fortgerissen, je nachdem die andern Verhältnisse mit dem Sprecher oder Schreiber dies veranlassen. So bin ich auch, dem neuen Goetheschen Werke gegenüber, das ich zudem nur höchst unterbrochen und in langen Zwischenräumen durchlesen konnte, noch nicht zu mir selbst gelangt und zu einem allgemeinen Eindruck: es entzückte, ergriff, erschütterte mich stellenweise; dann wurde ich wieder zu augenblicklichem Widerspruch aufgefordert. Ueberhaupt ist des Anregenden und Bemerkenswerthen darin so unendlich viel, daß man wohl erst durch eigentliches Studium in alle Elemente des Gedichts ein zu dringen versuchen müßte, um, vom Einzelnen unzerstreut und dennoch dasselbe im Auge behaltend, die alldurchdringende Harmonie sich herstellen zu können, welche durch die fast unkünstlerisch scheinende Nachlässigkeit versteckt wird, mit der die einzelnen Bestandtheile aneinander gereihet sind . . . Die Darstellung zuerst möchte in den Haupttheilen des Werkes, meinem Urtheil nach, wohl die vollendetste seyn; welche überhaupt die deutsche Sprache auf zu weisen hat; die bewunderte der Wahlverwandtschaften war noch von schimmernder, etwas auffordernder Eleganz, hier ist auch noch diese letzte Hülle und Schale abgeworfen: auf das Einfachste ergiebt sich Alles aus einander, wie von selbst, und begiebt sich vor unsern Augen mit einer Klarheit, daß man wie von einem Gemälde vor das andere zu treten meint. Irre ich mich, oder leuchtet nicht überall in der Darstellung der bildende Künstler oder der Kunstkenner hervor, dem

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) Chiffrierter Absender − nicht identifiziert. ) Abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 134 u. d. T. 7. Hartmann an Friederike.

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sich Alles malerisch in edle und gefällige Gruppirung hinein gestaltet? − Zunächst ist sicherlich der Beginn der Dichtung höchst bedeutend angelegt. Wir finden Wilhelm wieder, wie er uns verließ: nach Innen gekehrt und mit eigenem Gemüth beschäftigt, unbekannt mit der ihn umgebenden Natur; die erste Frage darnach ist er genöthigt, unbeantwortet ab zu weisen, und nur seinem Felix zu Gefallen möchte er irgend etwas vorläufig darüber erfahren, sey es auch nichts Ganzes und Gründliches. Man sieht, ihm fehlt die hohe umfassende Liebe für das All, der die Natur überall sinnreich, geheimnißvoll und verheißend entgegen blickt; die Liebe, die forschen und lernen will von ihr, nicht für sich und irgend einen Gebrauch, sondern um des Göttlichen und Schönen in allen Gestalten froh und bewußt zu werden; dies leuchtet z. B. bei Werther durchweg hervor, und in Goethe selbst ist harmonische Vollendung dieses Allsinnes, wie ich ihn zu nennen wage. Wie harmonisch, wie durchaus liebenswürdig tritt dagegen Wilhelm in allen menschlichen Verhältnissen hervor, obgleich seiner nur sparsam unmittelbare Erwähnung geschieht; wir betrachten sie durch seine liebevolle Mittheilung, und so muß sein Persönliches, wie billig, mehr in den Hintergrund treten. Jede Gestalt ruhig und liebevoll beschauend, und mit Hingebung sie auf sich wirken lassend, wandelt er gelehrig und bescheiden durch die Welt: eine unendliche Liebenswürdigkeit und Pietät ist über sein ganzes Wesen verbreitet; eine betrachtende Freude an allem Lebendigen, Schönen und Großen, so daß ihm gewiß am wenigsten die wunderliche Dreiheit den nachdenklichen Spruch vor zu halten hätte: es gebreche auch ihm vielleicht an der angeborenen und zur Welt mitgebrachten Ehrfurcht, wie allen Uebrigen! Und überhaupt, daß ich dies gleich hier erwähne, ist jener Geist der Milde und des freundlichen Ernstes weit mehr über das ganze Werk verbreitet, als über irgend einen andern Roman desselben Dichters: die Ironie über die dargestellten Verhältnisse und über den Helden selbst, wie sie in den Lehrjahren fast vorherrschend war, und die auch in den Wahlverwandtschaften reichlich ausgestreut ist, möchte hier nur selten hindurch leuchten. Das Innerste seines Gemüths läßt ihn aber der Dichter selbst offenbaren in den Briefen an Natalie, ja man glaubt sein Antlitz darin widerleuchten zu sehen, mit den frommen blauen Augen, die sich sehnsüchtig nach dem Theuersten auf Erden hinwenden, mit der klaren Stirn unter schlichten braunen Haaren, mit der ganzen Geberde, die nur Eines ausdrückt, innige, edle, feste Treue. Wie gehorsam demüthig, aus Liebe nicht reden zu wollen von seiner Liebe und seinem Leid: und nur das kränkt uns, daß wir den Grund der Trennung nicht erfahren, die so schmerzlich und drückend auf uns lastet. Aber Alle entsagen, Alle müssen sich dem Liebsten durch die Flucht entziehen, und überall bleibt die nächste Veranlassung für uns ein Geheimniß. Sey sie bei den Verschiedenen äußerlich eine verschiedene; innerlich ist sie wohl nur die eine: Erst am Entsagen und Versagen des Schicksals bewährt sich die Kraft, die Wahrheit eines Gefühls, wie des Charakters überhaupt; das zurück gehaltene Feuer glüht in sich und stählt. Wir gewöhnen uns, nicht von einer schnellen Befriedigung zur andern unersättlich zu streben, sondern Eines und ein Ganzes zu wollen, und unser Begehren zum Edelsten herauf zu steigern: Prüft das Geschick dich, weiß es wohl warum; Es wünschte dich enthaltsam! Folge stumm!

Juni ⎯ [Berlin] Rahel Varnhagen an Hartmann1) (Feilchenfeldt − Schweikert − Steiner 9, 614f.): . . . Nach dreißig Jahren fangen die Meisten von uns an zu wissen: daß wir uns trennen müssen von den Lebensbildern, die wir uns schufen, die wir uns wählten, und daß wir vor ganz andere Originale geschoben und gedrängt werden, und auch keines von diesen mit liebhaberischer Vorliebe ableben dürfen. Endlich wird uns nach und nach, mit Schmerz, Verwunderung und oft Beschämung deutlich, daß wir uns darein ergeben müssen, und zuletzt wird uns klar: Wer nicht verzweifeln kann, der muß nicht leben! Was heißt das aber? Wer nicht den Blick von sich selbst aufschlagen mag zu dem

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) Abgedruckt im Gesellschafter Nr. 134 u. d. T. 8. Antwort.

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um und für ihn geschaffenen All: wer nicht in Aufmerken, Betrachten, Combiniren und in liebvoller Thätigkeit aller Art weiter zu leben vermag, und, ungeachtet der heimlich inneren Geschichte seiner Gemüths-Entwickelung, doch jeden Tag, ja jede Stunde, mit Kinder-Naivetät, als die ganz neue vor sich kann aufgehen lassen, der hat zu verzweifeln. Wer verzweifelte nicht so im Leben! Diese Verzweiflung ist der große Schmiedeschlag, den gediegene Seelen aus zu stehen haben, zur Bewährung und zum unpersönlicheren Weiterleben! Und wer von uns kam oder kommt nicht durch diese Schmiede! Diese große, verbreitete Vorkehrung zeigt uns mild und weise und dichterisch dies Buch. So dünkt mich. − Noch muß ich Ihnen sagen, über das, was Sie mir von Goetheschem Styl schreiben, bin ich nicht Ihrer Meinung. Mich dünkt, seit Wilhelm Meisters Lehrjahren ist er ganz derselbe. Man muß sie nur wieder lesen. Ueberhaupt war nie solcher Reichthum, und nie so ausgebildet; eine solche Fülle der Gedanken und des Schauens in solchen Styl gefaßt, der gleichsam die Gesammtwerke des Lehrers noch einmal in einem einzigen großen klaren Strom über die Erde schickt, wie es in diesem ganzen Wilhelm Meister geschieht.

Juni ⎯ [Berlin] Varnhagen v. Ense an F. W. Neumann (GJb 1903, 98): Nun aber wieder zu bitten, Du möchtest doch nur ja ganz unbefangen aus Dir selbst schreiben, und Dich ganz allein Raheln gegenüber denken, als wolltest Du nur eben ihr sagen, was Dir zu Sinn ist, dann schmeichelt sich Rahel würde Dir nichts peinliches schwieriges dabei sein können.1) ⎯ [Berlin] A. v. Chamisso an Rahel Varnhagen2) (GJb 1903, 98f.): Da die Wanderjahre sich für ein Buch und zwar für einen Roman ausgeben, halte ich mich wie der klügste Philister berechtigt, sie wenigstens darauf anzusehen . . . Ich verehre . . . erst da den Künstler, wo er Leben, selbständiges Leben erzeugt, das mich als solches ergreifen muß, kann sein Werk schön oder häßlich sein u.s.w. Aber wo sind hier lebendige wirkende oder duldende Menschen, wo Leben als in den ablösbaren Teilen? jedes Wort, jede Zeile ist von Goethe. Gut, aber warum sollte, wer Hermann und Dorothea, wer Werther erschaffen hat, solche Worte und Zeilen nach Art der Serapions Brüder und der Phantasus (der Dekameron gehört nicht hierher) aneinander reihen? Also nachdem der schlechte Faden aus der köstlichen Perlenschnur herausgezogen zu dem was mir in den Schooß fällt, und schnell zu den drei Ehrfurchten und den drei wahren Religionen und der alleinigen wahren, die aus jenen gesammten hervorgeht, denn da wollen Sie mich doch haben. Ich kann wiederum nicht umhin es ganz philistermäßig zuvörderst von außen her anzugreifen. Ich gestehe Ihnen, daß mir die Form sehr zuwider ist. Ich lasse gerne die Mark-Pfennige der Fabel in der Algebra der Poesie wie A und B, x und y gelten, weigere mich aber sie ins Hauscontobuch mir für schlechte Groschen einzuschreiben. Mir sind alle diese Freimaurereien, die Mächte des Thurmes, das Band, vor allem aber dieses Erziehungsutopien, das die Wurzel zu jenen blühenden Zweigen sein soll, im Grunde des Herzens verdriesslich. Ich gehe in letzteres ein. Ich glaube nicht, daß sich fabrikmäßig Anlagen zu Menschen zu eigentümlichen selbständigen solchen kneten lassen, es müßten denn die Erzieher Götter sein, und dann trete die Provinz aus ihren Gränzen und wir hätten, was wir eben haben, die Welt wie sie ist. Ich gehe weiter und leugne das Prinzip. Ich glaube der Mensch hat und bringt mit sich, die Ehrfurcht, glaube er könne sie sich wohl abstreifen, keineswegs hingegen anbilden lassen. Und verzeihen Sie dem, den Sie zur Polemik gereizt, welche albernen Mittel diese Mysterien gerade der Weihe und Zeichen? Lassen Sie übrigens Glaubenssache bei mir sein, (es würde uns zu weit führen) was sich gewissermassen auf Erfahrung gründet. Zurückgehen in meine eigene Kindheit, Anschauungen kindhafterer Menschenstämme, mit de-

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) Mit diesem Brief schickte Varnhagen Neumann G’s Wilhelm Meisters Wanderjahre zu. 2 ) Abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 137 u. d. T. 13. Albert an Friederike.

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nen ich vertraut gelebt u.s.w. Aber ich hätte wohl gern unsern wundervollen Altmeister die drei wahren Religionen in der Form eines platonischen Gesprächs gemächlich und verweilend abhandeln hören. Welche Herrlichkeit! Es dünkte mich, hier müßte das geistige Herz zu suchen sein, dessen fortgepflanzter Pulsschlag die zufällig scheinenden Glieder zu Gliedern eines organischen Ganzen vereinigen könne. Aber ich habe auch nicht den Pulsschlag in den Extremitäten fühlen können und ich muß immer noch erst die neue Melusine (mein Lieblingsstück), Wo steckt der Verräter, Die pilgernde Thörin, Den Mann von 50 Jahren, Das nußbraune Mädchen, Die Flucht nach Egypten, die Aussprüche über dramatische Kunst, Das Fernrohr? die starren Felsen (die unterhaltender als die Menschen sind, weil sie nicht zu begreifen) alle die Kunstwerke, Bilder, Bruchstücke, Betrachtungen, Lehrsätze als fliegende Blätter vereinzeln, um in ihnen unserem Proteus sondergleichen mit gewohnter Ehrfurcht zu begegnen und ich erwarte in keinem zweiten Bande einen Schlußstein zu einem Gewölbe, das ich im ersten nicht angelegt finde.

Juni 17. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: Großherzogin Luise an G gD). 21. [Berlin] Varnhagen v. Ense an A. v. Chamisso1) (GJb 1903, 101ff.): Das Philisterrecht ist ein Vorrecht wie das Armenrecht, das ein Vermögender nicht ansprechen darf. Einem Philister wird man vergebens empfehlen nochmals zu überdenken und allenfalls nachzulesen was ein Roman sei; denn er hat sich darum noch niemals recht bekümmert. Dem Philister wäre nie einzuwenden, daß sein kritischer Blick nicht nur das neueste Werk Goethes, sondern auch alle früheren, den Don Quixote und Persiles dazu, den Ofterdingen und Sternbald und wie sie alle heissen, verdammen müßte, denn allerdings hat er alle diese schon verdammt und auch in den Gesprächen Platons von jeher ganz genau wie hier nichts gutes finden wollen, als etwa die ablösbaren Theile, die einzelnen Reden nämlich und Mythen, das übrige aber, das eigentliche Gespräch für müßige und sogar unbeholfene Ausfüllung erklärt, bis neuere Geister ihn mit höheren Beweisen von Einheit und Zusammenhang aufgeschreckt. Der Philister würde nie zu überzeugen sein, daß Wilhelm, den er so gern als sein vermeintes Ebenbild, dessen er sich schämen zu müssen glaubt, verleugnet, keineswegs Aehnlichkeit mit ihm habe. Denn die edle Schönheit, gleichmäßige Ausbildung, die hohe Reinheit betrachtenden Sinnes, die unseren Helden mehr verherrlichen als Thaten und Kunstwerke, die ihm beigelegt würden, es vermöchten, kann von dem Alltagssinne nicht begriffen werden, dem alles Große und Schöne in der Nähe erlischt. Der Philister würde über Gewalt und Tollheit schreien, wenn man ihm zumuthete, die Ansicht der altbetretenen Gänge seiner angebauten Nachbargegend mit dem Anblick der erhabenen naturwilden Waldgebirge, oder die gewohnte Enge seines Viertels mit der Labyrintespracht eines Riesenschlosses zu vertauschen. Dies alles aber giebt mir Dein Brief die Zuversicht getrost an Dich zu richten und Dir zuzumuthen. Im Leben wünscht sich jeder die Dinge nach seinem Sinne, bildet sich Vorstellungen von schöner Ordnung, trefflicher Auswahl, Fülle, Einfachheit, glücklichem Zusammenhange in seinen Thätigkeiten und Ereignissen; aber er muß die Reihenfolge der Tage nehmen, wie sie kommen in vielfachem Wechsel und seltsamen Gemisch, und gerade wenn sie uns das Schönste und Wichtigste endlich zuführen, richten sie sich im wenigsten nach unseren Vorstellungen und Wünschen. Die Dichter scheinen es von jeher auch so gehalten zu haben. Wir müssen nehmen, was sie geben und wie sie es geben, und nur froh sein, das beste wenn auch nicht allein, doch mitbekommen zu haben. Die Lebensgestalten in den Wanderjahren sind in gleichem Falle wie das ganze Werk und wie auch, wenn wir uns nicht durch vieljährig vertrauten Umgang täuschen lassen, die Lehrjahre selbst. Wir müssen sehen, was sich mit diesen Personen anfangen, wie sich mit ihnen fertig werden läßt. Mir sind die hier

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) Abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 138, 29. Aug, u. d. T. 15. Zweite Antwort von August.

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vortretenden nicht ohne selbständiges und beziehungsvolles Leben; um nur einige und keine der Vornehmeren zu nennen, so würde ich Fitz und den Barbier mit jedem poetischen Preise für nicht zu hoch bezahlt glauben. Die Gesellschaft im Ganzen ist mir merkwürdig und anziehend und ich darf in ihr auf keine Weise irgend ein Glied, am allerwenigsten aber Wilhelmen selbst für nichtig oder unbedeutend halten. Ich erwarte, daß diesem großen Vereine von Menschen noch viel begegnet, daß die wunderbarsten Entwicklungen sich aus ihren Neigungen und Verhältnissen ergeben, die überraschendsten Einheiten aus den scheinbar auseinanderlaufenden Beziehungen hervorgehen: aber ich erwarte nicht, daß dies alles in den Wanderjahren, selbst in den Meisterjahren ausdrücklich vorkommen wird, sondern die Fortsetzung und Vollendung eines solchen Werkes kann nur im Leben selbst geschehen und durch das Leben, welches auch den größten Dichter ergänzen muß! Für diesen ist es genug, daß er alles auf die Bahn gebracht, die tausend Anregungen und Gebilde, die über das Gebiet jeder Dichtung hinauswogen und im Leben selbst ihre Verbindungen und Auflösungen suchen. Das Werk ist in die Nation gelegt und wir alle haben an ihm durch Gedanken, Empfindungen, Weiterbildung und Verständniß zu arbeiten und zu genießen.

Juni [Berlin] Rahel Varnhagen an L. Robert (Vigliero 352): Dieser Brief [vom 12. Juni 1821] 23./25. blieb sehr lange liegen: ich wartete auf Deinen über die Wanderj: um den ich gebethen hatte. Juli

4. [Karlsruhe] L. Robert an Rahel Varnhagen1) (Vigliero 354ff.): . . . ich bin . . . befangen . . . geworden, weil Du mich aufforderst über die Wanderjahre zu schreiben und hinzusetzest: ich könnt’ es, wenn ich unbefangen wäre2) − Wer bin ich, daß ich über die gedrängten Lebensresultate eines siebenzigjährigen weisen Jüngling, der zugleich der Odisseus und der Homer unserer Zeit ist, wer bin ich, daß ich über ein solches Buch urtheilen soll? Was ich nie erfahren werde, weder im Geist, noch im Herzen, noch in der Welt, das hat er längst als Stoff verarbeitet; was ich in hundert Wissenschaften nicht weiß, ist ihm längst, zum Werkzeug geworden, Kenntniß zu neuer Erkenntniß; und worin ich mich tief befangen bin, darauf sieht er von seinem ätherisch-praktischen Standpunkt milde, gewährend herab. Wer urtheilen will muß Übersicht haben, zur Übersicht gehört eine Anschauung von einem erhöheteren Standpunkt, als das Angeschaute − zu diesem kann ich mich nicht erheben und was noch mehr ist: auch nicht g l a u b e n , daß ich mich zu ihm erhebe; mir nehmlich das Ganze nicht zusammenziehen und zu meiner persönlichen Übersicht verengen, zu meinem persönlichen Genuß und Gebrauch bereitete, wie ich’s mit fast allen Goetischen Werken, sein Leben selbst nicht ausgenommen, . . . vermag. − Kurz und gut, trotz Deinem belehrenden Lobgedicht, trotz Varnh: meisterhafte Anzeige im Gesellschafter (worin besonders das: „ G o e t h e + d i e s e s We r k “ ein glücklicher klarer und schlagender Gedanke ist) trotz allen dem sind mir die Wanderjahre . . . Ein Meisterwerk nehmlich, das ich zu verstehen mich nicht unterstehe. Meine nun aber ja nicht, daß ich etwa keinen Genuß beim Lesen gehabt hätte! Nein immerwährender und wie bei keines andern Dichters Werke . . . Die erste Hälfte und das Ende des Buch versetzte mich ganz ganz neu außer meinem zeitherigen Selbst! Ein thaterregender Feuergeist wehte mich hier, mahnend und ohne lähmenden Vorwurf mahnend, aus jeder Zeile an. Was ich je Gütiges gedacht, verständiges empfunden habe, wurde frisch in mir angeregt und meine Überzeugung gestärkt, daß nur Gütiges gedacht, nur Verständiges empfunden werden soll. Auch weiß ich mit ahnungsvoller Gewißheit, daß man in jedem neuen Lebensjahre, bei jedem großen Lebensereigniß dieses Buch, wie Alles von Goethe, neu und anders verstehen wird. Jetzt schweben mir, außer hundert andern, zwei Hauptgedanken vor der Seele: Die drei größten Deutschen unserer Zeit, haben in drei verschiednen Formen, von dem Einen

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) Abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 132 u. d. T. 2. Antwort. ) Vgl. oben 5. Juni 1821: Rahel Varnhagen an L. Robert.

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was Noth thut prophetisch gesprochen. Fichte, Pestalozzi, Goethe − prophetisch-theoretisch, prophetisch-praktisch, prophetisch-poetisch − von einer noch nie da gewesenen, noch nie erkannten, durchaus neuen . . . evangelischen Erziehung der Menschen zur Freiheit − und daß man diese drei Propheten, eben weil sie Propheten sind, nur in der kommenden Geschichtsepoche verstehen wird. Ich Armer, weiß doch so viel, daß die Wanderjahre, Linhard und Gertrud1) und die Staatsleere [Die Staatslehre von Fichte], drei Theile Eines und desselben Buches sind. Der zweite Gedanke, der mir vorschwebt, ist der: Zur Besiegung des nächsten größten Europäischen Weltübels, zur Besiegung des Feudal und Erbaristokratismus muß aller materielle[r] Besitz unverhältnißmäßig leiden. Grund und Boden, rohe Produkte müssen übermäßig tief im Preise fallen Selbst das weniger materielle Geld muß je größer das Kapital jemehr seinen Werth d a d u r c h verliehren, daß es nicht sicher unter zu bringen und äußerst geringe Zinsen trägt. Das Re´ale, was man auch das Ide´ale nennt: Fleiß, Regsamkeit, Industrie Kunst, Talent, Erfindungskraft . . . bewegliche Geistigkeit müssen dagegen und für lange Zeit, ein unverhältnißmäßiges und, alles Bestehende störende, Übergewicht über Grund und Boden, rohes Naturprodukt und todtes Kapital gewinnen, das wenigstens so überwiegend seyn muß als es früherhin, diese rohe Natur . . . dieses Materiale Nichts, über alles Geistig-Reale war. Dann . . . − nach diesem revolutionären Zustand − kann erst ein richtiges Verhältniß . . . den vielfachen und, dann unusurpirten Besitzthümer . . . sich nach und nach bilden. Diesen Gedanken habe ich aber schon früher gehabt; er ist mir nur durch dieses Buch bestätigt worden. − Was nun die zweite Hälfte des Werks betrift, so bin ich nicht Eurer Meinung. Es stören mich nehmlich hier die abgebrochenen Geschichten nicht und zwar weil diese einzelnen Fragmente zum Ganzen stimmen, welches ja auch nur Fragment ist und mich durch Anlage Ausführung und Art seines . . . Entstehens zu glauben berechtigt, daß es auch Fragment bleiben wird. Sollte späterhin eine oder die andere Geschichte ausgeführt werden, so ist dies ein freundliches Blumengeschenk wofür wir der Gunst des Glücks zu danken haben. Das Ganze aber, das die Welt ist, wünsche ich so wenig ausgeführt zu sehen, als ich den Untergang oder vielmehr die Verklärung der Welt erleben mögte. Und warum nicht? Weil ich d a r a u f nicht vorbereitet bin −

Juli

⎯ [Berlin] Rahel Varnhagen an A. v. Chamisso2) (Feilchenfeldt − Schweikert − Steiner 9, 622f.): Sie geben selbst den schönsten Stoff als ein neues Gebilde zur Fortsetzung der Wanderjahre: wie ein vorzüglicher Mensch sich durch Mühe zum Philister machen kann, und wie ihm diese Mühe, eben weil er vorzüglich, gelungen ist . . . Wir würden nicht so viel und in solcher Ordnung von den verschiedenen poetischen Produkten fordern können, hätte Goethe uns es nicht selbst gelehrt und mit Beispielen aller Art belegt. Bei jeder neuen Lehre zeigt sich der alte Zweifel noch ein Mal: und er thut recht; besser, man ist wirklich ein Philister, als daß man vermeint, als solcher sich für etwas Andres ausgeben zu müssen. Das geht nicht, das kann Keiner; das gelingt nicht, als höchstens gegen andere Philister! − nämlich gegen Menschen, die, unfähig in Geistesregung und schnellem Blick, so lange das Neuentstandene von sich weisen, bis auch seine größte Lebensregung vorüber, seine Wirkung geleistet, und es selbst wieder ein Veraltetes, ein Geleistethabendes ist; Menschen, die sich, gerade wegen dieser Unfähigkeit, größere Fähigkeit zu Ordnung und Recht zutrauen und an zu maßen suchen. So sind doch Philister? Sie haben mich aber dennoch angeführt, und mich schon durch die Maske bewogen, gegen diese Leute zu sprechen. Es war lauter Verstellung! Sie selbst nennen die größten Meisterwerke; von unsrem Autor darf man nur wählen! – Allerdings bringt der Mensch mit, und hat die Ehrfurcht; anbilden will man sie ihm nicht: aber hervor gebildet, ausgebildet muß sie werden; das fühlen wir gleich, wenn

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) J. H. Pestalozzi: Lienhard und Gertrud. Ein Buch für das Volk. Berlin, Leipzig 1781. ) Abgedruckt im Gesellschafter 5 Nr. 138 u. d. T. 14. Antwort von Friederike.

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wir von ihr lesen; wir lernen nicht zu viel, wenn uns gezeigt wird, wir können noch eine Anstalt, oder kleine Gebräuche, zu ihrer Erweckung anwenden; die arme Anstalt ist ja nicht da, Keiner muß hinein! Sie, mit Ihrer Phantasie und Geneigtheit sie zu erlauben, sehen Sie Goethe’s Erzählung für ein lehrreiches Mährchen an, und Sie werden es anders finden, als manche Phantasmagorie, die Gnade vor Ihnen gefunden: ich mag nichts nennen. Nun aber verführe ich mich selbst, ohne einen Vermummten, und will erklären, was Goethe schon uns mit den klarsten Worten im Buche selbst vorher erklärt hat! Haben Sie mich versuchen wollen, so ist es Ihnen gelungen. Ich müßte vergeben, hätte Goethe nach Ihrem Wunsche verfahren können, und ein Platonisches Gespräch abgewickelt! Da war meine Gunst auf dem Musenberge größer!

Juli

5. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: S. Boissere´e an G gD) 11. (s. „Wilhelm Meister Wanderjahre“: an J. J. v. Willemer gD) 17. [Weimar] Varnhagen von Ense über die Wanderjahre.1)

Aug

3. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: C. F. v. Reinhard an G gD) 14. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: K. A. Böttiger an J. Fr. Rochlitz gD) 17. [Berlin] v.− f.: Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 131, 609): Vorwort. Die Mittheilung dieser Blätter − Bruchstücke aus wirklich gewechselten Briefen, Bemerkungen, aus geselligem Verkehr hervor gerufen − macht keinen weiteren Anspruch, als ein Zeugniß und Beispiel des regsamen Antheils zu geben, der einem Werke, wie das genannte, in seiner vaterländischen Lesewelt unter keinerlei Umständen fehlen mag. Es ist also eine Mittheilung aus dem Leben, welche, neben der vorbereiteten Amtsmeinung der Kritik, nicht ohne Reiz seyn dürfte, und diesen gewiß in hohem Grade entfalten würde, wenn auch andere und mehrere der in unendlichen Beziehungen so reich und mannigfach über unser Vaterland ausgebreiteten und verzweigten Kreise der Geistes- und Lebensbildung ihren unabsichtlichen Ertrag bei solcher Anregung dem Lichte gönnten; welches um so mehr zu wünschen wäre, als bei näherer Betrachtung nicht in Abrede zu stellen ist, daß, neben der Klage, es werde viel zu viel gedruckt, auch die andere vollkommen bestehen kann, es sollte bei weitem mehr gedruckt werden! − Berlin, den 27sten Juli 1821. v. − f. 1. Friederike an ihren Bruder.2) 18. Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 132, 614): 2. Antwort.3) 20. [Berlin] Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 133, 617f.): 3. Dankworte einer Gebeugtkranken. Meine liebe, gute Trösterin! Ich muß es Dir unendlich danken, daß Du mich bei meinen Leiden mit dem neuen Werke Goethe’s wirklich . . . aufgerichtet hast. Es ist in der That wahr, wenn man auf Alles verzichten muß, wie ich, und gar keinen Trost mehr auf dieser Erde findet, und man hat das Glück, daß Einem ein solches Buch in die Hände kommt, so ist man wieder auf eine Weile getröstet, und glaubt und denkt sich Alles wieder von Neuem erhebend, und findet es nicht so schrecklich, weiter leben zu müssen, da es uns noch zukommen kann, eine solche Gabe der Weisheit zu erleben. − Man sollte eigentlich glauben, daß Goethe’n vor allen großen Schriftstellern, die es je gegeben, der Vorzug gebührte, gar nicht zu sterben − denn sein Geist bleibt ja schon ewig jung, und seine Schriften wirken ja so wohlthätig, daß es höchst nothwendig erscheint. Mich im Einzelnen über das Buch selbst aus zu lassen, ist mir bei meinem jetzigen Zustande nicht recht möglich, so viel

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) s. oben 13. Juni 1821: Varnhagen v. Ense. Goethes neuestes Werk. ) Folgt oben 5. u. 12. Juni 1821: Rahel Varnhagen an L. Robert. 3 ) Folgt oben 4. Juli 1821: L. Robert an Rahel Varnhagen. 2

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weiß ich aber, daß ich gar nicht glaube, etwas − was man so nennt − g e l e s e n zu haben, sondern ich glaubte mich in die Nähe Goethe’s versetzt und dieses Alles im natürlichsten Tone des Umgangs von ihm selbst nach und nach zu hören. Berlin, Juni 4. Aus dem Briefe eines Geschäftsmannes. In den Wanderjahren ist vieles Vortrefliche, und das Ganze Goethe, wie er leibt und lebt. Einige an’s Sentimentale streifende Briefe, ein neues gar liebliches Persönchen, Hersilie, ein allerliebstes Mährchen, vom Rothmantel erzählt, haben mich besonders angesprochen. Ein fabulöses Ideal-Pädagogium ist äußerst weise und tiefsinnig angelegt, und giebt Staat und Erzieher vortrefliche Winke; jedoch vermisse ich hiebei manche, gewiß absichtlich weggelassene Elemente. Berlin, Juni. Th. 5. Aus Gesprächen. Was soll man von Goethe sagen, was kann man anders von ihm sagen, als daß er ein Dichter ist? Ein Weltweiser ist er freilich auch − allein seit wann waren Dichter nicht Weltweise? Er hat alles gesehen, was auf Erden geschieht, und was noch die Zukunft versiegelt. Er saß in der Götter urältestem Rath, und behorchte der Dinge geheimste Saat. Daß der Roman wahrer ist, als die Geschichte, und die Dichtung wahrer, als das Leben − dieses könnte man sagen, wenn Er es nicht schon gesagt hätte. Ein Mathematiker und Physiker frägt nun gern nach der Ursache Warum? Allein dieses läßt sich ohne einige Gelehrsamkeit nicht abmachen, und die Leute, die von Nord, Süd, West und Osten kommen, wenden ungern so viel daran. Goethe ist in der Kunst, zu schreiben, unser Altmeister; er schwebt immer über den Dingen, nicht gehalten und nicht gedrängt, und daher bewegt sich seine Sprache so frei und so anmuthig. Reinhold sagte, seine Darstellungen seyen die reine Objektivität; der Ausdruck ist gutgemeint, aber etwas philisterhaft. Die Philister − ein im Erbe des Herrn weitverbreitetes Volk − sind der Meinung, daß man das Neue nur mit neuen und fremdklingenden Worten sagen könne. Da sie mit einiger Dummheit behaftet sind, so merken sie nicht, daß hinter ihren Worten keine Geister wohnen. Große Köpfe sagen das Ungewöhnliche mit gewöhnlichen Worten, allein sie stellen sie anders, als es üblich ist. Die Worte haben, wie die Zahlzeichen, einen doppelten Werth, wovon der eine von der Figur abhängt, und der andere von der Stelle, wo sie stehen. Lichtenberg, Lessing und Goethe haben die tiefsten Dinge im reinsten Deutsch gesagt und eben auf diese Weise. Was ihn das Leben gelehrt, was ihm durch’s Leben geholfen, das erzählt jetzt der Dichter. Eine würdige Beschäftigung in einem ruhmvollen Alter. Es ist ein Glück für die Menge, daß es immer einzelne Naturen giebt, die klar in das Getriebe des Lebens sehen, und dann sagen, wie es ist. Ohne dieses fände sich die Menge nie zurecht. In ihrer Verworrenheit glaubt sie, es sey immer so gewesen, wie es im Jahre 1821 ist. Deswegen ist auch die Menge so leicht zu beherrschen; sie muß immer den gegenwärtigen Zustand ertragen, weil sie die vergangenen Zustände so wenig kennt wie die zukünftigen. Berlin, Juni G − b. 6. Ein Gespräch. A. Nun, was sagen Sie von Wilhelm Meisters Meisterjahren? Sie haben das Buch doch schon gelesen? B. O ja, zur Hälfte, und nur so obenhin; ich ließ es bald liegen. Ich gestehe Ihnen, nachgerade wird mir der alte Herr doch zu wunderlich. A. Ich war darauf gefaßt, das Buch in vielen Stücken schwach zu finden; aber um so mehr überraschte mich jedes Blatt und die stets neue Treflichkeit des großen Dichters! B. Sie werden doch nicht leugnen, daß er in den Jahren steht, wo unsre geistigen Kräfte nachlassen und wo das Alter seine Form eben so unwiderstehlich jedem Gegenstande ausdrückt, als die Jugend sonst die ihrige? A. Ich finde den Greis in dem Buche, allerdings; die stille Weisheit schon, die der Jugend unerreichbar ist, bezeugt ihn genug; aber ich finde auch den Mann und den Jüngling darin wieder, einen Inbegriff, so zu sagen, alles dessen, was Goethe gewesen ist und noch ist. Selbst die Formlosigkeit, die freilich sehr auffallend geworden, hat ihren guten Grund in dem Inhalt, dessen Reichthum jede Form längst gesprengt hat. Wilhelm Meister kann so wenig im abgemessenen Schritt eines regelmäßigen Romans bleiben, als Faust ein schulgerechtes Trauerspiel mit den drei Einheiten werden konnte. Es thut mir leid, daß Sie das Buch so ungünstig beurtheilen und verkennen. B. Lieber Freund, Sie treiben es zu weit mit Ihrer Vorliebe für Goethe! Nun ja, er ist unser erster Dichter, wer leugnet das? Ich liebe und bewun-

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dere ihn gewiß; von den früheren Werken urtheil’ ich ja ganz anders! Aber vergleichen Sie nur, da wird sich eben der Abstand zeigen. Wie außerordentlich sind nicht die Wanderjahre, wie groß und schön entfaltet sich da noch sein Geist nach allen Richtungen, welches Leben ist da vereinigt mit weiser Betrachtung! Sprechen Sie von den Wanderjahren, da stimm’ ich mit Ihnen ein; von denen paßt Alles, was Sie jetzt den Meisterjahren mit Unrecht beilegen. Ja, wenn diese nur einigermaßen wären, was jene sind, wenn sie noch diese Frische und Wärme hätten, diese geistreichen Ansichten und Andeutungen − aber wie anders ist dagegen Alles in dem neuen Buche! Aufrichtig gesagt, ich weiß gar nicht, was ich daraus machen soll, wo nicht Willkühr ist, ist Unbedeutenheit, öfters sogar beides, und es thut mir ordentlich leid für den Verfasser, daß er sich solche Blößen gegeben! − − Aber was lachen Sie? A. Wir haben vor zwanzig Jahren, bei Erscheinung der Wanderjahre, ein Gespräch gehabt, wie unser heutiges! Ich schrieb es auf, und behielt es im Gedächtniß! Wahrhaftig, Wort für Wort, wie heute! Nur daß Sie damals die Wanderjahre nicht gelten ließen, und, wie diese jetzt, die Lehrjahre preisend dagegen erhoben. B. O welch ein Unterschied! − Es mag seyn, daß ich damals E i n i g e s getadelt habe −. A. Nein, nein, lieber Freund! Wort für Wort! − Hier ist das Papier. Was meinen Sie? Könnte ich das Blatt, nach diesem Beispiel, nicht als neue Wechsel-Verschreibung von Lob und Huldigung annehmen, die Sie, zwanzig Jahre nach Sicht, dem neuen Werke eben so gut bezahlen werden, als heute dem damals neuen? Sie sehen, ich kann schon warten! Berlin, im Jahre 1841

Aug 20. [Leipzig, unbekannter Rezensent g., in:] Literarisches Konversationsblatt Nr. 192, 768:1) Nach langem Harren ist endlich die Fortsetzung eines Werks des berühmten Dichters erschienen, da man sie kaum noch hoffte. Viele alte Bekannte, die hier und da seit Jahren die Almanache geziert, begrüßt man unter einer Decke vereinigt, und freilich sehr scheinbar gar nicht verbunden. Wilhelm reist mit seinem Felix umher und ergießt sich in traulichen schriftlichen Mittheilungen an Natalien über Ansichten, Gefühle und Begebenheiten. Häufig tritt der Erzähler ein oder die Gesprächsform. Von den Personen aus den Lehrjahren ist in diesem ersten Bande nur Jarno und Friedrich erschienen; jener ein verständiger eifriger Bergmann, dieser ein Wissender, und nicht mehr, wie der arme Wilhelm, ein Geleiteter, dem man herzlich gern mehr Selbständigkeit wünschen möchte. Friedrich hat seine gute Laune beibehalten, ist aber ganz solide geworden. Wilhelm knüpft manche Bekanntschaften an und erlebt allerlei Abenteuer, von denen eins der anziehendsten das mit dem Castellan in St. Joseph ist, mit dem Wilhelm auf so eine anmuthige Weise auf der bekannten in ihrer goldnen Natürlichkeit so hinreißend erzählten Flucht von Aegypten bekannt wird. Felix wird in ein Erziehungsinstitut in großem Styl gegeben, in welchem Knaben und Jünglinge zu der Kunst, Wissenschaft oder einem Handwerk auferzogen werden, wozu ihnen die Anlage inwohnt; und obgleich nur jede abgesonderte Classe den Unterricht erhält, der zu ihrer Bestimmung sich eignet, so werden sie darum nicht einseitig, sie lernen das, was sich mit ihrer Wissenschaft verträgt, ihr vielleicht scheinbar entgegengesetzt, aber wirklich verwandt ist, mit; und da nur das Halbwissen verwirrt und eine schiefe Richtung gibt, so sind die für ihren Beruf tüchtig Gebildeten freisinnig, und von guter Beurtheilung der Verhältnisse überzeugt. Nur die Schauspielkunst bleibt ganz von dem Studienplane ausgeschlossen. Es ist von fast rührender Naivetät, wie der verehrte Dichtergreis sich gewissermaßen entschuldigt, soviel Zeit mit dem Theater vergeudet zu haben. Gesang ist das Grundelement der Erziehung, und eine Volksbildung ohne ihn als nicht erreichbar betrachtet. Ehrfurcht allein soll anerzogen werden. Furcht, nicht jene wohne den Menschen inne, und die Wenigern, in denen sie geboren sey, nenne man Seher, Heilige, Propheten. Daß diese Ansichten sehr geistreich ausgesprochen und dabei ungezwungen herbeigeführt sind, bedarf wohl keiner Versicherung. Nicht Schritt für Schritt

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) Der 2. Teil dieser Rez. erschien am 8. Sept 1821.

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verfolgt der Leser Wilhelmen auf seiner Reise, es bedarf oft halsbrechender Sprünge, ihn zu erreichen, und doch bleibt der Phantasie viel in seinem Reisetagebuch zu ergänzen übrig. Ein Freund Lenardo, eine neue Theilnahme erregende Erscheinung, vertraut ihm seine Familienverhältnisse und die ihm selbst mehr dämmernden als klaren Geheimnisse seines Herzens. In seine Familie eingeführt, wird ihm das Losreißen schwer, doch muß er sich nach drei Tagen losreißen, indem ein strenges ihm auferlegtes Gelübde, nur drei Nächte unter Einem Dach, und immer drei Meilen von dem letzt verlassenen entfernt zu bleiben erlaubt. Doch wird durch Briefwechsel mit einem interessanten Familienglied Hersilie die Verbindung erhalten. Diese verheißt ihm auch ein Schlüsselchen, das sie sich aneignete, und welches ohne Zweifel ein alterthümliches reich verziertes Kästchen öffnen wird, welches ein Ungefähr dem Felix in die Hände spielt, und das gewiß nicht ohne Bedeutung für Wilhelm und überhaupt für die Verknüpfung der Geschichte ist. Unser Wanderer findet auch das Mädchen, um deren Schicksal sich Lenardo kümmert, aber der Leser erfährt auch weiter nichts, als daß er sie fand. Nun begegnen wir ihm in den Gegenden, wo Mignon die Marmorsäulen, Drachenhöhlen, Wolkenstege und Myrtenhayne ihres Lieds in der Wirklichkeit sah; ein junger Maler ist mit ihm, der die Landschaften aufnimmt, und geistvoll mit Scenen aus Mignon’s Leben staffirt. Um liebenswürdigen Damen ein Führer und Begleiter zu seyn, wird das Gelübde ein wenig umgangen und nicht in seiner vollen Strenge auf die Wasserreisen ausgedehnt. Die Fahrten kreuz und queer auf dem Lago maggiore, der Aufenthalt auf Isola bella sind mit einer unvergleichlichen Wahrheit und Lebendigkeit der Darstellung beschrieben. Die Geschichte der liebenswerthen Frauen ist in der Novelle, der Mann von 50 Jahren, gegeben; nur erfährt man nicht, warum die Heirathen nicht vor sich gingen, und was sie zu der Reise veranlaßte, und warum auch ihre Geliebten zu den Entsagenden gehörten. Wilhelm kehrt nach Deutschland zurück zu seinem Felix, den er in der Region der Pferdebändiger antrifft, lernt die Obern, welche der Erziehungsanstalt für Klein und Groß vorstehen, noch näher als bei seinem ersten Durchfluge kennen, und führt mit ihnen gehaltvolle Gespräche. Was zur Erläuterung des Bildersaals, worin die Gegenstände aus der heiligen Schrift genommen sind, was über die verschiedenen Religionen gesagt wird, ist tief und geistvoll, fordert zu den tiefsten Nachforschungen auf, und gehört zu dem Vortrefflichsten im Buche. Auch Lenardo’n begegnet er wieder, der häufig das Band führt, d. h. Oberhaupt einer nicht geheimen Gesellschaft ist, die zuerst auf Lebenstüchtigkeit abzweckt, aber auch das Höhere nicht verabsäumt, und welches, den meisten Gliedern unwissentlich, in ihnen genährt wird. Sind ihrer vier beisammen, so ergreift gleich einer das Band, d. h. er ist Anführer. Die Novellen: d i e F l u c h t n a c h A e g y p t e n , d e r M a n n v o n f u n f z i g J a h r e n , d i e n e u e M e l u s i n e , d i e p i l g e r n d e T h e o n e , u n d Wo s t e c k t d e r Ve r r ä t h e r , werden theils erzählt, theils gelesen; jedoch sind solche, das Mährchen die Melusine abgerechnet, eigentlich keine Novellen, die ohne weitere Einknüpfung in die Geschichte vorgetragen werden. Dem gutmüthigen Joseph, der lieblichen Marie begegnet man sicherlich wieder, die Frauen aus dem Manne von 50 Jahren sind uns wieder vorgekommen und werden auch in der Folge uns mit ihrer anmuthigen Gegenwart erfreuen, die leichtfertige pilgernde Theone wird ja doch auch nicht wie ein Irrlicht verschwinden, ohne Entstehung und Fortgang kund zu thun, und den Personen aus dem gar lieben und herzlichen Verräther möchte man auch wieder begegnen, obgleich die Geschichte auf gewisse Weise in sich abgeschlossen ist. Die Vortrefflichkeit des Styls zu erwähnen, hieße sich verwundern, daß der Junius Rosen bringe. g.

Aug 22. Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 134, 621f.): 7. Hartmann an Friederike1) . . .. 8. Antwort.2)

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) s. oben Juni 1821: Hartmann an Rahel Varnhagen. ) s. oben Juni 1821: Rahel Varnhagen an Hartmann.

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Aug 24. [Berlin] Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 135, 630f.): 9. Aus Gesprächen. Ihr klagt über Unzusammenhang. Gebt Acht, ob die Wanderjahre euch nicht eben so, wie die Bekenntnisse einer schönen Seele, nachdem sie euch aus dem früheren Gange des Romans hinaus zu führen geschienen, gerade auf diesem Wege am sichersten und kürzesten in die wahre Mitte der Dinge einführen. Meint ihr, daß der Zusatz die Entsagenden ohne Bedeutung auf dem Titel steht? Und wollt ihr denn dem Dichter Alles allein überlassen, nicht fördern und mitbilden auf dem begonnenen Wege? Was ich kann, könnt ihr auch! − Jedem werde mit seinem eigenen Maaße gemessen . . . 10. Wilhelm an Friederike. Es ist keine Kleinigkeit . . . wenn man ein solches Buch gelesen hat, sich selbst oder Andern den Eindruck davon als ein Bestimmtes dar zu stellen. Man hat ein ganzes, reiches, volles Leben durchgelebt, eine Welt ist durch das Gemüth gezogen, mit aller Lust und allem Kampfe, so wie mit allen Unbegreiflichkeiten, deren Auflösung sich nur hoffen und ersehnen, doch im begrenzten Zeitraum nicht erwarten läßt. Ja, auch die kleinen Aergernisse fehlen nicht, über halb erlebte Geschichten, plötzliches Verschwinden des Fadens, den man emsig und neugierig verfolgte, über einzeln bequemlich ausgemaltes Detail und eilig hingeworfene Umrisse, die der eigenen Einbildungskraft zur schweren Ausfüllung, oft Lücken, die ihr zur Ergänzung überlassen sind. So wie ich nun in der einen kurzen Nachtstunde, die mir vor der Abreise noch übrig ist, das Gelesene noch einmal klar und deutlich, doch in möglicher Kürze zu überschauen trachte, fällt mir unwillkührlich dabei ein: wie wir wohl einmal in einer auch vielleicht nur kurz gestellten Frist zurück schauen werden auf die durchlebte Welt, und Manches uns recht klar und hell erscheinen, Anderes dunkel und unbegriffen seine Glieder in die umwölkte Nacht hinein strecken und uns sein lichtes Hervortreten auf Morgen versprechen wird. So ist das Buch mir nun durchaus wie Welt und Leben, und wie wir meistens den Fehler begehen, unser Leben als etwas für sich Bestehendes, oder für uns und zu unserem Vergnügen Eingerichtetes an zu sehen − statt daß wir es wie ein Entree-Billet bloß als eine Gelegenheit annehmen sollten, uns die Welt zu betrachten − so wollen die Leute auch ein Interesse an dem Roman nur in dem schön erfundenen Lebenslauf des Helden und in den mannigfaltigen Begebnissen finden, die sich alle auf ihn beziehen, und selbst da, wo sie als Darstellungen eigener Zeitgestaltung einen Werth für sich haben, doch nur als untergeordnete Theile seines Bildes dastehen sollen. Aber keinesweges! Der Held im Roman ist nur dazu da, daß sich der Lebenskreis, der in diesem dargestellt werden soll, vollständig an ihm entwickele, worauf er denn freilich gehörig eingerichtet seyn muß. In dieser Hinsicht ist Wilhelm Meister nun der Held par excellence, und wenn es in den Lehrjahren noch möglich war, sich im Sinne jener irrigen Ansicht zu täuschen, so muß sich in den Wanderjahren der schlechte Leser bitter verhöhnt, der ächte aber völlig aufgeklärt fühlen. Wilhelm Meisters Augen sind die hell geschliffenen Gläser, die uns Goethe reicht, um seine große herrliche Welt bald im schnellen, vollen Ueberblick, bald im Genusse der zartesten Einzelnheit, zu der unsrigen zu machen. Er ist die reinste Passivität, die vollkommenste Receptivität, und dennoch liebenswürdig, denn wir bedürfen seines Handelns nicht: laßt uns für’s erste nur von ihm lernen, wie man schauen, fühlen und begreifen muß! Von dieser Ansicht aus wird man auch leicht ausgesöhnt mit Vielem, was sich sonst nicht ganz angenehm empfinden ließe; mit Nachodinen, die mit uns Versteckens spielt, nachdem wir ihr mit heißer Liebe nachgelaufen sind; mit dem Vierziger, der wohl, trotz der Toilette, grau werden wird, ehe wir ihn verheirathet sehen; mit den umständlich ausgemalten Bildern und Scenen im Lago maggiore, wo wir mit den Personen empfinden und leben, ohne zu wissen, was ihrem Leben und ihren Empfindungen zum Grunde liegt; mit der idealen Erziehungswelt, die nicht, wie Platons Republik, auf einer Wolke von Gedanken, sondern so dargestellt ist, als könne man aus der realen, greifbaren Lebenswelt sein Kind sogleich in sie hinüber setzen; mit den sonderbaren Bedingungen, auf die sich Wilhelm Meister eingelassen, den vielen Geheimnissen, die er uns zu verbergen hat, und mit dem ganzen wunderlichen Bund- und Ordenswesen, dem wir als Profane nur von außen zusehen dürfen. Von Allem diesen ist

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doch der Reiz unendlich groß, wenn wir den Aufschluß mit Begier erwarten oder zu ergrübeln suchen. Die neue Melusine, die pilgernde Thörin, wo steckt der Verräther? welche köstliche Perlen! Alles, was Goethe beleuchtet, ist so hell und wahr, daß man ihm gern mit Zuversicht auch mit verbundenen Augen folgt, gesichert der herrlichsten Aussicht, wenn er uns die Binde wieder löst. So oft ich mich befremdet, geneckt und mißbehaglich fühle, weiß ich recht wohl, an wem es liegt, und warte folglich ab. Er wird’s vollenden.

Aug 25. [Berlin] Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 136, 634f.): 11. Aus Denkblättern. Ueber festen Besitz und bewegliche Güter hat Goethe in den Wanderjahren einen Ausspruch gethan, der tief in die erregtesten Gegenstände unserer verwirrten Zeitfragen eindringt. Wie vieles Nachdenken muß ein solcher Spruch erwecken, und wie häufige Berufung veranlassen! Die zeitgemäßeste Erkenntniß bleibt oft lange nur im Besitze von Einzelnen, bis sie durch solch klares Wort als Gemeingut in die Nation eingeführt wird, durch ein Wort, das, mit solchem Gepräge und solchem Ansehn ausgestattet, in seiner gediegenen Kraft nun unzählige Mal dem vielgestalteten Andrange wiederkehrender Meinung siegend entgegen zu halten ist. Kann es, darf es Goethe’n Ernst seyn mit dem bedenklichen Ausspruch über das Theater? Mag er wirklich verdammen, was andere und er selbst in dieser Beziehung so Schönes und Herrliches geleistet haben? − Ich glaube, daß auf dem Standpunkte, den der Dichter hier einnimmt, jener Ausspruch unvermeidlich ist. Auch Platon und Rousseau mußten aus ihren höchsten Bildungskreisen die dramatische Poesie verbannen, der sie doch selbst Beide ausübend gehuldigt. In einer höheren Ordnung der menschlichen Dinge müßte, und möchte immerhin, Vieles weichen, was uns jetzt unentbehrlich, ja ein wesentlicher Halt des Guten dünkt; alles Heldenthum z.B. fiele in einem reineren Zustande nicht minder weg, als das Theater. Aber die Bedingung, unter der allein dies nothwendig werden könnte, dürfte auch allein es zu rechtfertigen vermögen. Unsere Unvollkommenheit läßt jene Bedingung nur selten, und vielleicht nie ganz eintreten. Den Grundsätzen aber darf nichts vergeben werden, und dem sittlichen Zweck sind alle andern Zwecke untergeordnet, daher Poesie und Kunst, wo sie jenem entgegen stehen, unbarmherzig auf zu opfern. Poesie und Kunst sind das Höchste nicht, doch Annäherungen zu ihm. Das Feld, wo sie als solche befugter Weise das Höhere darstellen und vertreten, ist im entwickelungsvollen Menschentreiben von weitem Umfange, und es hat noch keine Gefahr damit, daß sie, um der harten Bannsprüche willen, durch die sie von einzelnen Punkten bestimmter Geistes-Gestaltungen verwiesen werden, in der Welt ihr wohlberechtigtes Daseyn und ihre gebührende Anerkennung verlören. Wenn es wahr ist, wie ich versichern gehört, daß die Erzählung von der pilgernden Thörin, dieses Meisterstück reizender und lebhafter Darstellung, einer französischen Bearbeitung nachgebildet worden. − Der Ton und Bau der Sprache ist allerdings noch französisch, auch das eingeflochtene Lied erinnere ich mich in dem Schillerschen MusenAlmanach, wo es zuerst erschien, als französisch bezeichnet gesehen zu haben − so möchte ich doch unbesehens hundert Mal lieber diese Nachbildung, als das Vorbild selbst gemacht haben, denn unmöglich kann dieses auch nur von fern jener gleich kommen. Wir wissen es schon, was es sagen will, wenn Goethe einmal das schon Geformte zum Gegenstande seines Bildens aufnimmt! Es ist immer eine neue Geistesschöpfung, was durch des Dichters Inneres gegangen, und ihm wird sogleich eigen, was er nur immer wählen mag; das Wiederholte selbst ist bei ihm nie dasselbe, was es zuerst gewesen, sondern, eben weil von ihm wiederholt, ein Gesteigertes; durch ihn erhält die Geistesschöpfung, wie eine Gegend durch die Sonne, erst Licht und Glanz, obwohl sie selbst schon ganz vorhanden war. Der Geist und die Massen der Behandlung, welche in den Wanderjahren Wilhelm Meisters sichtbar sind − diese abgebrochene Gliederung, die gedrängte Verschiedenartigkeit, der über wunderbaren Verhältnissen und geheimnißvollen Erscheinungen dunkelschwebende Zusammenhang, die scheinbare Willkühr in dem Gefügten − Alles dieses gehört schon dem vierten Bande

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der Lehrjahre an, welcher sich durch jene Eigenschaften von den drei vorher gehenden Bänden entschieden sondert. Dieser Unterschied ist unsern Kritikern schon ehmals nicht entgangen, und vorzüglich von Friedrich Schlegel − in seinem gerade jetzt wieder sehr lesenswerthen Aufsatze über den Meister, zum größten Preise des vierten Bandes, den er das eigentliche Werk, den großartigsten und bedeutendsten Theil des Ganzen nennt − insbesondere angerühmt worden.1) Sein Ausspruch ist von tiefer Wahrheit, und in seiner Weiterbeziehung auf den neuerschienenen Verfolg des Werkes von fruchtbarer Anwendung. In der That, wer sich die Sache mit künstlerischem Auge genauer auf dieses Verhältniß ansieht, der wird die beiden Stylarten der Bearbeitung, die hier zu betrachten sind, nicht anders abtheilen können, als daß er die drei ersten Bände der Lehrjahre einerseits, und andererseits den vierten Band der Lehrjahre und die Wanderjahre zusammen stellt. Die letzten bieten in Gestaltung und Gang keine abweichende Neuerung dar, die nicht in jenem vierten Bande schon gewaltet hätte; es versteht sich, daß die offenbaren Lücken, welche von den zufälligen Bedingnissen einer verspäteten, aber immer noch höchst dankenswerthen Redaktion herrühren, hiebei nur als Aeußerlichkeiten in Betracht kommen, die der Composition und Richtung des Inhalts im Ganzen wenig schaden können, und in anderer Art sehr nützen. Kl.

Aug 27. [Berlin] Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 137, 638f.): 12. Philipp an August. Die Wanderjahre sind in vollem Wogen, und geben unsren Lauten und Stillen im Lande in gleichem Maaße reichlich zu schaffen! − ein Vorrecht Goethescher Werke, nicht bloß eine oder die andere Gattung von Lesern, sondern alle Fächer und Stände des geistigen Lebens und Treibens zu berühren. Alle Regionen des Bildens und Forschens, in Kunst, Natur, Alterthum, Geschichte, Sprache, alle Gegenstände der Entwickelung in Wissenschaft, Welt, Dichtung, sind von dem Geiste seiner Werke befruchtet, erhellt, bewegt. Wir haben seit Luther keinen so nationalen Schriftsteller gehabt, keinen, in welchem sich die Kraft und Eigenschaft der Nation zu solcher Wirkung conzentrirt hätte. Daher auch die Art von Gährung, die den ersten Eindruck eines Werkes von ihm fast immer begleitet. So geht es auch hier. Die Wanderjahre können nicht gleichgültig lassen, sie erwecken Enthusiasmus, daneben Verwunderung, dann auch Gemurre. Manche Stimmen erheben sich dagegen. Ich selbst habe darob allerlei Anfechtung von den Leuten, die über dies und jenes mich hadernd zur Rechenschaft ziehen. Sie wissen im Anfang nie recht, wie sie daran sind, es muß ihnen gesagt werden. In der Wirrniß und Verschüchterung, in die jedes Außerordentliche sie versetzt, erscheinen sie keck, sind aber im Grunde ganz verzagt, und tadeln aus Vorsicht, wo sie sich zu loben noch nicht getrauen. Selbst geistvolle und sonst gar nicht schwache Menschen haben Theil an diesem Loose. Unser Freund N. ist ein lebendiges Beispiel. Doch sind Geister seiner Art bald verständigt, wenn man sich nur die Mühe geben will. Wenn mir Einer oder der Andere aber durch sein Mißreden wirklich Verdruß macht, so denk’ ich mir zum Trost einmal das Gegentheil: wie ganz unerträglich es wäre, wenn die Leute sämmtlich, wohlbefriedigt und beglückt, plötzlich in allgemeinem Lob und Anerkennen überein stimmten! Das würde ja gar nicht aus zu halten seyn, und man müßte ihr Lob in ihrer Art noch toller finden, als jetzt ihren Tadel. − Von dem Buche selbst, und wie und was es für mich ist, ein andermal! Ihr, die ihr wollt besser wissen, Was Er weiß, der er bedachte, Was Natur, für ihn beflissen, Schon zu seinem Eigen machte: Fühlt ihr auch dergleichen Stärke, Nun, so fördert eure Sachen; Seht ihr aber seine Werke, Lernet erst: so wollt’ er’s machen! Hamburg, Juli. 13. Albert an Friederike.2)

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) F. Schlegel: Über Goethes Meister. In: Athenäum. Eine Zeitschrift von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel, 1. Bd, 2. St. Berlin 1798, S. 147−78. 2 ) Folgt oben Juni 1821: Adelbert v. Chamisso an Rahel Varnhagen.

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Aug 27. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: J. Fr. Rochlitz an K. A. Böttiger gD) 29. [Berlin] Ueber Wilhelm Meisters Wanderjahre (Der Gesellschafter 5 Nr. 138, 642f.): 14. Antwort von Friederike1) . . . 15. Zweite Antwort von August.2) Sept (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: an J. St. Zauper gD) 7. u. 17. Okt

1. [Leipzig, anonym. Rez.] Briefwechsel über die zwiefache Erscheinung von Wilhelm Meisters Wanderjahren3) (Literarisches Konversationsblatt Nr. 226, 901f.): Leonhard an Clemens . . . Göthe hat als Fortsetzung der Lehrjahre Wilhelm Meisters Wanderjahre geschrieben . . . das ganze Werk . . . accommodirt sich noch mehr wie irgend eins der früheren des Dichters allen Parteien und Meinungen. Zugleich ist es von allen Productionen, die der Verf. bisher geliefert . . . die sonderbarste und räthselhafteste. Schon seine Charakteristik fällt mir − und so dürfte es auch Andern gehen − sehr schwer, wie viel schwieriger ist es, ein Urtheil darüber zu fällen. Ich kann es nur einem gefälligen Amalgam vergleichen. Leicht, fügsam und gefällig ist das Heterogenste verknüpft. Aber ob Eins geworden? − ob ein gegliedertes Ganze? − Ich will, um nicht vorschnell abzuurtheilen, noch einstweilen ein pythagoräisches Schweigen beobachten. Jedoch darf dies nur auf das gehen, was mir noch geheimnißvoll und unverständlich geblieben ist, nicht auf das, was ich durchschaut habe, nämlich Willkühr und lose Verknüpfung. Denke Dir, daß unter andern, alle jene Erzählungen, die wir aus den Taschenbüchern der letzten Jahre kennen, ohne Zusammenhang wieder übernommen und ganz zufällig hingestellt sind. Zwar sagt der Verf. selbst, daß das Buch zum Theil als eine Redaction des Werthesten und Wichtigsten aus den mannichfaltigsten Papieren zu betrachten sey, und er darum die Fühlbarkeit gewisser Lücken lieber selbst aussprechen wolle. Aber waren sie denn überhaupt, oder nur von ihm nicht auszufüllen? − Unvergleichliche Darstellungen wirst Du antreffen, doch auch Partieen, denen der Reiz fehlt, und deren Nothwendigkeit sich nicht darbietet. 5. [Berlin] M. Robert-Tornow4) an L. Robert (Vigliero 796f.): Aber dürfte ich nur gegen Dich so frei seyn und mich frei über Göthes Wanderjahre auslaßen; nachdem ich Deinen Brief gedruckt im Gesellschafter gelesen habe. Nein solches Zeug ist mir noch nicht vorgekommen. Ve r e h r u n g s w ü r d i g e l a n d s t r e i c h e r i n . . . und Junge leute die als Reitknechte, zur künftigen wißenschaftlichen Bildung vorbereitet werden, sind zwar tollheiten, und ist gleich Maxime darin: so kann ich sie doch nicht goutiren. 8. [Leipzig, anonym. Rez.] Briefwechsel über die zwiefache Erscheinung von Wilhelm Meisters Wanderjahren (Literarisches Konversationsblatt Nr. 232, 926ff.): Clemens an Leonhard . . . Göthe sagte Manches nicht zu, was seine Zeit und Mitwelt hervorbrachte . . . Es gehört zum Wesen seiner Poesie, den Zwiespalt in der menschlichen Natur zu verfolgen . . . Aber er erfaßt diesen Zwiespalt mit allem ihm gebührenden Ernst, selbst wenn er darüber scherzt. Er ist ihm gleichsam das Reale aller Wahrnehmungen und Erscheinungen, und ihm gerade so heilig, wie jedem, der ein Reales besitzt, dieses Reale heilig seyn wird. Mit andächtigem Ernst, der immer ruhiger und heiterer wird, vertieft er sich in den unerschöpflichen Lebensquell dieses Geheimnisses . . . Daß e i n e Urkraft, gespalten in Element des Geistes und Element der Sinne, uns überall erscheint und am Ende jede Vereinigung beider, oder jeder Sieg des erstern über das letztere

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) s. oben Juli 1821: Rahel Varnhagen an A. v. Chamisso. ) s. oben 21. Juni 1821: Varnhagen v. Ense an A. v. Chamisso. 3 ) Der anonym erschienene Briefwechsel im Literarischen Konversationsblatt 26., 29. Sept, 1., 8., 15., 19. Okt 1821. In Nr. 222 vom 26. Sept u. Nr. 225 vom 29. Sept wurden die von Pustkuchen verfaßten Wilhelm Meisters Wanderjahre (Quedlinburg, Leipzig 1821) besprochen. 4 ) Moritz Robert-Tornow, Rahels Bruder, Kaufmann. 2

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doch wieder aus einander fällt, indem das Besiegte sich wieder rächt, das ist Göthe Gegenstand einer ernsten Beobachtung . . . Mit ungemeiner Milde und Schonung strebt er nur danach, es möglichst rein, ruhig und ungeschminkt, frei von fremdartigen Farben hinzustellen, abwartend, ob denn die Zeitgenossen nicht endlich einmal zur Erkenntnis kommen und einsehen werden, wie fern sie davon noch sind, die Sache, mit der sie sich beschäftigen, selbst zu wollen, und wie sie sich, noch ihrem eigentlichen Wesen ungeneigt, bald nur im Eifer und in der Stimmung da sey, bald nur am Nachbilde oder dem Nachahmen gefallen. Wie entfernt ist er davon, sich als denjenigen hinzustellen, dem es wirklich und so sehr um die Sache selbst zu thun ist, daß er nicht müde wird, mit heiterer und gutmüthiger Ironie auf das wunderbare Spiel, Gewinn und Treiben unter den bald eifernden, bald sich im Bewußtseyn gefallenden, bald sich täuschenden Repräsentanten des wirklich Echten hinabzulächeln, es geflissentlich vermeidend, auf sich hinzudeuten, dem Gottlob es noch nicht geworden, daß er die vorübergehende Erscheinung für das Wesen ergriffen, sich für sie wie für dasselbe ereifert, oder gar getäuscht habe, zu vermeinen, dieser der Erscheinung gewidmete Eifer bringt ihm das Wesen dar, oder ihn dem Wesen näher. So, indem er der Zeit mit Milde und Schonung in gefälligen Bildern zu zeigen versucht, woran sie krankt; vermeidet er Beides, die großen Redensarten und die verkleinernden Anklagen. Vielmehr stellt er sich mitten unter die Seinigen, streng nur gegen sich selbst, streng nur im eigenen Wirken und Betrachten, seinem wahrhaftigen Heiligen opfernd, etwa wie Sokrates that, der, seinem Genius angehörend, doch auch den schon verschollenen nur noch in Schattenbildern und Nachklängen sich kund gebenden Gottheiten feiner Landsleute Ehrfurcht bewies, echter und inniger wohl, wie sie selbst es thaten . . . [Das] Charakteristische unserer Tage, was . . . zugleich die Quelle der Ironie ist, hat Göthe in der letzten Zeit vorzugsweise beschäftigt, und wenn es schon auf die früheren Romane eingewirkt hat, so bietet es wohl den Schlüssel zum Verständniß der Wanderjahre dar.

Okt 15. [Leipzig, anonym. Rez.] Briefwechsel über die zwiefache Erscheinung von Wilhelm Meisters Wanderjahren (Literarisches Konversationsblatt Nr. 238, 951f.): Clemens an Leonhard . . . Du hast, indem Du von Amalgam gesprochen, ein sehr charakteristisches Wort gebraucht. In der Schmelzkunst bringt die Amalgamation Metalle, die ihrer zu spröden Eigenthümlichkeit wegen sich nie schienen mit einander verschmelzen zu wollen, durch die Hülfe eines fremden Medium in eine so enge Verbindung, daß sie überall wie gleichartige Naturen beisammen sind; und das Auge nicht mehr weiß, ob es Täuschung oder Wahrheit ist, wenn ihm über die völlige Vereinigung und Verschmelzung kein Zweifel mehr sich darbietet. Du magst nicht unrichtig empfunden haben, wenn Dir die einzelnen Scenen, Gemälde und Begebenheiten in den Wanderjahren so glücklich an einander gereiht erschienen sind, daß man nach dem Schluß der Lectüre ausrufen möchte: Wie Verschiedenartiges ist hier vorgekommen? wie sonderbar ist es zusammengestellt? wie absichtlich scheinen oft Uebergänge und Verknüpfungen gewählt, uns die schroffe und spröde Verschiedenheit des Innern der Naturen und Gegenstände nicht vergessen zu machen, die sich in gefälliger Fügsamkeit äußerlich zwanglos an einander schmiegen? Man sagt sich wohl, so recht eigentlich gehören sie nicht zusammen, und dennoch stört, wenigstens widerstrebt es nicht, wenn wir sie am Ende doch in Gesellschaft finden. In diesem Gefühle begegnen wir uns beide, aber das erregt mir Zweifel, ob Du Recht hast, wenn Du entschuldigen willst, und gar wenn Du durch Wiederholung der eignen Entschuldigungen des Dichters entschuldigen willst. In einem Buche von so feiner und so bis auf das Höchste gesteigerter Ironie scheint mir es nöthig behutsam zu seyn, und räthlich, nicht dem Dichter es gleich beim ersten Lesen und im ersten Augenblick auf sein Wort zu glauben, wenn er die Uebergänge damit weben und knüpfen will, daß er die Schwierigkeit derselben entschuldigt und von den Hindernissen spricht, mit denen ein Werk von so sonderbarer Absicht wie das unternommene zu kämpfen hat. Wenn Göthe, dessen Erklärung wir kennen, daß er ungern leime, vielmehr aus ganzem Holze zu schneiden liebe, in einem Buche, welches solche

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Wunder von reizenden Darstellungen liefert, entweder seine Zuflucht zu Andeutungen über die Natur des Unternehmens nimmt, oder bei einem Uebergang und einer Verknüpfung uns selbst darauf aufmerksam macht, daß es ihm nur darum zu thun gewesen sey, diese zu finden, so nehme ich in der Regel eine gewisse Geflissentlichkeit an und versuche, ob nicht gerade sie mich weiter bei der Erforschung der dichterischen Absicht führe. Mehr vielleicht noch wie großer Dichter ist es großer Künstler Art, sich Form und Stoff dergestalt gegenseitig anzupassen, daß uns jene zum glücklichen Führer wird, an dessen Hand wir auch mit der Beschaffenheit des Letzteren gehörig bekannt werden und so zum Geiste des Ganzen gelangen. So denn frage ich, wenn Göthe − der mit einer Kühnheit, die nur aus der Sicherheit fließen kann, mit welcher die poetische Kraft und das poetische Gefühl der wichtigen Erfassung und vollkommenen Durchdringung ihres Stoffes gewiß ist, die Form lediglich aus diesem Stoff nach seinen eigenen und nicht fremden Gesetzen hervorgehen läßt − wenn Göthe die einer Amalgamation ähnliche Anfügung des Einzelnen mit einer unverkennbaren Absichtlichkeit als Charakteristisches der Darstellung hervortreten läßt, ob dies nicht zu seinem Zweck gehören werde? Dürfen wir die Entschuldigungen darüber unbesehens für baare Münze annehmen? Sollten sie uns nicht als Leitfaden zu Hülfe kommen dürfen und dann Folgendes sagen: Der Dichter schildert diesmal wieder recht auffallend die Gegenwart. Ueberall werden wir an die neueste Zeit erinnert. Neigungen, Versuche, Beschäftigungen, Formen des Lebens, Erholungen, Genüsse, ja Betrachtungen und Raisonnements entsprechen überall dem, was wir an der Tagesordnung finden. Wenn andere Romanenschriftsteller uns auch mit Gestalten, Sitten, Begebenheiten, Verirrungen und Trefflichkeiten umgeben, wie die Zeit sie hervorbringt, stempelt und anerkennt, so bleiben jene Autoren doch mehrentheils bei den Aeußerlichkeiten derselben stehen. Geputzte Officiere mit zarten Gesinnungen; Maler, die durch ihre religiöse Moralphilosophie interessant werden; Liebhaber, die an nichts weniger wie an ihre Geliebten denken, aber, sich jeder edlen Aeußerung ihres Sinnes und Gefühls für Liebe genau bewußt, Zeugnisse ihrer idealen Natur entdecken, wo kein Mensch sie sonst gesucht haben würde; zärtliche Herzen, die so nach großartiger Tugend dürsten, daß sie nicht eher ruhen, bis sie einen Vorwand gefunden haben, sich nicht lieben, sich nicht besitzen, sondern sich aufopfern zu können; verschrobene Sonderlinge, welche die ganze Welt in den Abdruck ihrer Hirngespinste verwandeln und mit der Welt umgehen, als ob die Wirklichkeit ein fratzenhafter Fiebertraum, ihre widerwärtige Bizarrerie aber das einseitige goldene Band der Poesie sey, welches aus dem gespenstigen Gewirr der Wirklichkeit erlösend hinausführe; empfindelnde Müßiggänger, die die Werkstätten der Bürger und die Getraidefelder der Landleute mit petrarchischen Myrtenzweigen umflechten oder mit Thränenweiden und mit Silberpappeln bepflanzen möchten; kurz eine ganze Gallerie ähnlicher Pseudonaturen und Pseudocharaktere hat die muntern und derben, die behaglichen und unangenehmen, die scherzhaften und ernsten, die tugendhaften und lasterhaften Helden aus der früheren Romanenwelt, an denen man doch Fleisch und Blut fühlte, Anmuth und Widerwart der Persönlichkeit sah, endlich Fehler oder Tugend, Thorheit oder wackeres Wesen wenigstens ahnte, allmählig immer mehr verdrängt. Aber jene neuen Figuranten blieben in den Ton angebenden Kunstdarstellungen der Romane und Erzählungen wirklich auch nichts als Figuranten, mit denen man zufrieden ist, wenn sie in dem erforderlichen Costume auftreten und die hergebrachten Gesten erträglich nachahmen. Sie sind eine Art Elementargeister ohne Seelen, und darum vielleicht auch ohne Element. Das ist nun aber einmal so; man muß es sich gefallen lassen. Und man könnte es auch zur Noth wohl, wenn in dem Spiel mit diesen Larven, Tugendbegriffen und Capriccios das Einzige, das nun einmal nur aufgeführt werden soll und kann, den Zuschauern auch nur einigermaßen Entsprechendes gezeigt würde. Die Theater haben ja nun das alte Personale abgeschafft. Das Publicum liebt das neue und will dieses sehen. Es entspricht unserer Zeit und ihren Neigungen. Ein bloßer Zufall und durchaus nichts weiter kann unmöglich der Grund davon seyn. Eine Art Nothwendigkeit muß auch darin so wie in jedem Andern liegen. Und hat man nur erst

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eine Nothwendigkeit gefunden, dann ist der Mensch allemal geborgen, es mag nun die Rede seyn vom Bilden oder Denken oder Handeln oder Meinen. Wenn ein Dichter also hinaus ist über jene Zeit, wo er dem Luft machen mußte, was unbewußt in ihm als Blüthe und Frucht seiner eigenthümlichen Natur sich entfalten und reifen wollte, wenn er der darstellende Dichter seiner Zeit geworden, in dessen Werken sich die Eigenthümlichkeiten derselben durch entsprechende Bilder abspiegeln sollen, dann werfe er einen Blick auf die Nothwendigkeiten in denselben. Haben diese sich seinen Augen geoffenbart, was kann er weiter bedürfen? Der Stoff ist da, und er ist da in seiner Nothwendigkeit. Will es dem Genius gelingen, diese Nothwendigkeit in der Beschaffenheit seines Stoffes, welche man dessen Organismus nennen möchte, auch zur Nothwendigkeit für seine Dichtung und Composition zu machen und deren Organismus mit jenem früheren in Uebereinstimmung zu bringen, dann schwingt sich sein Werk, es mag aufgenommen werden wie es wolle, zur höchsten Vollkommenheit hinan, nach der Productionen der Dichter nur ringen können. Darf ich Dir . . . nun die Hypothese aussprechen, deren Verfolgung uns vielleicht vorläufig hineinführen dürfte in den Zusammenhang derjenigen Gegenstände, welche sich aus der noch verschleiert liegenden Ferne uns einzeln darbieten? Jene Masken und Capriccios, die bald mit Absicht das Leben zu einem inhaltleeren, zufälligen, irrationalen, von aller Gemüths-, Gefühls- und Charakter-Nothwendigkeit entfesselten Spuk verwandeln, bald einen bloßen Spuk in den individuellen repräsentativen Generalstaaten der Vernunft, des Herzens, der Gesinnung und des Charakters mit sternanklimmender Begeisterung zum Ewigen und Ueberschwenglichen erheben und verklären möchten, sind überhaupt ganz sonderbare Wesen, vor allem eigensinnig und zusammenhangslos. Sie führen einem oft ein Schauspiel von Leben auf, daß man glauben möchte, wunder was dahinter sey. Denn wer hält die Abstoßungen und Anfeindungen, die Sympathieen und enthusiastischen Verbrüderungen, dies Aufraffen zu Thaten und gleich darauf folgende gänzliche Aufgeben alles Wirkens, dies unvermittelte Hinüberspringen von den entgegengesetztesten Zwecken mit größerer Kühnheit wie in Pindar’s lyrischen Sprüngen zu einander, dies augenscheinliche Verkennen des ganz nahe Liegenden, dieses fast lächerliche Vergreifen in Bestrebungen und Mitteln, in Träumen und Wirklichkeiten, in Handlungen und Unterlassungen, in Neigungen und Feindschaften auch gleich im Augenblick für Spaß, für Laune oder verflatternde Stimmung? − Die Anstalten sind wenigstens zu ernsthaft, oft zu schwerfällig, um eine solche Annahme rechtfertigen zu können. Welcher tiefsinnige Geist hat nicht die Erfahrung gemacht, daß oft gerade da, wo die äußern Erscheinungen sich am allerwidersprechendsten zusammenhangslos und mehr als willkührlich einander anreihten, wo man darauf hätte schwören mögen, hier hat das Reich des Widerspruchs, Eigensinns und Zufalls begonnen, daß gerade da eine innige Consequenz in der Tiefe den äußern Widerspruch zusammengehalten und verbunden? Darum will man denn doch nicht zu übereilt verfahren, sondern diese tiefere Möglichkeit noch schonen. Es kann doch wohl am Ende noch einmal die Entdeckung der innern Folgerechtigkeit und Nöthigung gemacht werden. Darum sollen zuvörderst nicht erst die einzelnen Eigensinnigkeiten, Wunderlichkeiten und unbegründeten Trennungen und Verwandtschaften in den Erscheinungen, mit Hülfe eines leichten, schonenden Cementes, das der Verbindung entspricht, welche die Wirklichkeit zeigt, ohngefähr eben so wie dort sie sich darstellen in einen Rahmen gefaßt, und, damit keine Widerwärtigkeit und Gehässigkeit die Zuschauer davon entferne, in reizendem Colorit, mit gelinde verschmelzendem Firniß verbunden, überall in’s Schöne gemalt wie moderne Portraits, ausgestellt werden. Vielleicht tritt dann dieser und jener, angezogen von der befreundenden Darstellung, hin an das Gemälde, betrachtet sich die Figuren recht aufmerksam, wirft einen Blick auf die Wunderbarkeit im Zusammenhang, die eben sowohl Tiefsinn der innern Uebereinstimmung wie gänzlichen Mangel daran ausdrücken kann, und kömmt zu irgend einer Art Befriedigung. Entweder erkennt er sich mit seinen eigenen Thorheiten in dem aristophanischen Lustspiel wieder, das die Zeit hier aufführt und er nunmehr zu verstehen anfängt. Vielleicht aber auch gelingt es, daß die

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fortgesetzte Betrachtung einem Andern ein Schlüssel darbietet, mit dessen Hülfe die allseitige Widersprechung sich in Nothwendigkeit verwandelt und den größeren Zusammenhang errathen läßt. Vielleicht ist es nicht blos lächerlich belästigend, sondern auch ernsthafter Betrachtung werth, daß die Zeit erst so mühsame Lehrjahre durchgemacht hat und mit so unsäglicher Anstalt und Anstrengung hoch hinauf gekommen ist auf der Felsenhöhe, wo das Grenzhaus steht, und wo nach dem Vorbilde der Vögel des Komikers die neue Stadt in der Luft gebaut werden sollte, damit sie ganz geschwind wieder um die Gebirgsecke hinüberschlüpfen, und, das Gestein mit dem Katzengolde verlassend, im Knabenjäckchen sorgsam den Felsenweg in die Tiefe hinunterklimmt, wo der wackre Zimmermann die Ruinen der alten Mauern wieder ausgebaut, und es den zufriedenen Menschen so wohl und so gut gegangen, während sich alles um sie im wilden Schwindel umher gedreht hat. Vielleicht führt die Betrachtung weiter, daß, nachdem die langen Lehrjahre uns zur vermeintlichen Meisterschaft geführt, diese uns einsehen läßt, wie wir doch, und zu unserm großen Glück, Zeitlebens nur Wanderer bleiben und am besten thun, nur gleich in diesem Sinne die Wanderschaft anzutreten.

Okt 19. [Leipzig, anonym. Rez.] Briefwechsel über die zwiefache Erscheinung von Wilhelm Meisters Wanderjahren (Literarisches Konversationsblatt Nr. 242, 967f.): Clemens an Leonhard . . . Wilhelm Meisters Lehrjahre beziehen sich auf die Entwicklung und Ausbildung der menschlichen Kräfte; das sagt schon der Titel. Alle Personen, die den Roman bilden, sind auch in einer beständigen sehr bewußten Thätigkeit begriffen, die auf das Mannichfaltigste nach diesem Ziele hinsteuert. Aber je mehr sie fortschreiten, um so mehr verlieren sie an Reiz für den Leser. Hast Du nicht öfter das Urtheil gehört und wohl zum Theil selbst vernehmen lassen, daß die Anmuth der letztern Theile sich gegen die der frühern abschwächt, und am Ende doch Mariane Mignon, vielleicht auch der Harfner uns am liebsten bleiben? Auch mir ist es so gegangen. Aber ich fand, daß es so seyn müsse, während Andere jenes Urtheil in einen Tadel umgebildet haben. Diese nahmen denn, um im Gleichniß zu sprechen, die Lehrjahre für eine Bestalin, da es doch eine Muse seyn sollte, und fanden den Ausdruck dem Bestalencharakter nicht angemessen . . . Es gibt eine Entwicklung, die dem Menschen ihre Vortheile und Vollkommenheit einmal nicht anders gewähren kann, als indem sie seiner Natur einen bittern Eintrag thut, und wir sind auf dem Wege, uns derselben mehr, wie wir sollten, zu ergeben. Das ist der Gedanke, der in W. Meister alles entstehen läßt und alles zusammenhält. Die Söhne der Zeit sind von dem abgewichen, was ihnen dargeboten war, mögen wir das darbietende Wesen nun Natur oder wie wir wollen nennen. Sie haben sich allerlei geschaffen aus eigenthümlichen Gesetzen, die sie selbst erst festsetzen wollen, und haben sich dafür ausgebildet. So ist es gegangen mit dem Theater, mit dem Leben selbst, das sie mit Bewußtseyn glaubten zu einem Kunstwerk erhöhen zu müssen, und mit der Religion, wie sich an den Bekenntnissen der schönen Seele zeigt. Statt nun durch dieses Streben die ersehnte Vollkommenheit und Harmonie zu erreichen, ist Verlust in beiden an die Stelle des Gewinns getreten. Zur Ruhe gekommen ist keiner. Alle sind in der äußern Gestalt immer mehr beschäftigt und bewegt geblieben. Der Reiz jener tiefern Harmonie, die wir unbewußt nennen, weil der Generalbaß für sie unserer Auffassungskraft viel zu geheimnißvoll bleibt, ist abgestreift; und weil nun die vereinzelten wirklich so dastehen, daß sie nicht mehr wissen, was sie sind, wie sie leben, dichten, wirken, denken und meinen sollen, so haben sie dafür einen tüchtigen Lehrbrief erhalten. Was in ihnen selbst seyn sollte und aus ihnen verschwunden ist, das steht nun in dem Lehrbrief, den sie in der Tasche führen können, und der ihnen sagt, daß sie Meister geworden wären. Dies aber, als Inhalt des göthischen Romans, war nicht aus der Luft gegriffen. Lange hatte sich in der Zeit etwas gebildet, das einen Krankheitszustand vorbereiten konnte, der zu einem Fieber führte, während dessen die in ihren Phantasien Verloren keine Ahnung von ihrem Seelenleiden hatten. Wen Fieberträume exaltiren, dem wird kein Vernünftiger und Besonnener mit der Wahrheit und Wirklichkeit entgegentreten. Er wird ihn nicht seinem Wahn gewaltsam entreißen, oder

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ihm begreiflich machen wollen, daß er in Wahn verloren sey. Der Erkrankte will nun einmal, man soll ihm seine Phantasmen als Wirklichkeiten vorführen. Wenn dies geschieht, so wird es gewöhnlich der einzige und oft der glückliche Weg, ihn zur Einsicht und Besonnenheit zurückführen. Und Göthe, statt den Leuten Vernunft vorzureden, die nicht gefruchtet, sondern nur die Verwirrung gemehrt hätte, hält ihnen nachsichtig lächelnd den Spiegel ihres Lebens nach allen Kräften veranmuthigt vor. Dieser Spiegel warne die Lehrjahre für die Zeit, wo sie geschrieben wurden und erschienen sind. Jenem Zustand, auf dem sie beruhen, sehen wir uns einigermaßen entwunden. Ob er ganz vorübergegangen ist, oder nur neuen Einbildungen Raum gegeben hat, werden wir gut thun, unbeantwortet zu lassen. Genug, die Zeit setzt sich mit andern Elementen in Berührung, und es geschieht in einem andern Geist . . . wir wissen ja, edle Gemüther, wenn sie die Handlungen der Andern beobachten oder beurtheilen, werden ihnen nicht leicht unwürdige oder niedrige Motive beimessen. Dagegen können geringere Naturen nie die Motive der größeren fassen. Sie bringen sie den ihrigen näher. Der Meister, der ausgelernt zu haben wähnte, wird also wieder ein Wanderer. Auf sein Wiederhinabsteigen zur Tiefe und auf das Leben, welches er dort unversehrt angetroffen, habe ich Dich schon aufmerksam gemacht. Dieses Leben in Joseph dem Zweiten, die Heimsuchung und der Lilienstängel ist alles von solch unaussprechlicher und sinnvoller Anmuth, daß ich darüber nur Eine Stimme höre. Aber weshalb die Einschiebungen der Briefe Wilhelms an Natalien, des verwandelten Jarno und des kleinen Felix, die eben so contrastirend wie fragmentarisch sich eindrängen an solchen Stellen? Lieber Freund, das ist es ja wieder, was uns charakterisirt, und nicht für Charakterzufälligkeit, sondern Charakternothwendigkeit genommen werden muß. Aus einer Wurzel sind die entgegengesetzesten Gebilde an die Oberfläche getreten und stellen einen Teppich dar, überwebt mit contrastirenden Vorstellungen. Dem, der davor steht, sehen sie alle gleich bunt aus, und er hält die sich darbietende Farbenverschiedenheit für die einzige Verschiedenheit. Doch sie ist es nicht. Eine andere wichtigere entzieht sich dem Auge. Einige jener Gebilde sind nur Oberfläche und weiter nichts. Andere sind wirklich Wesen mit einer Wurzel und mit einer Oberfläche. Freilich zeigen sie uns nur die Oberfläche und nicht die Wurzel, nicht die Fäden, durch welche sie mit der Hauptwurzel zusammenhängen. Aber diese sind ihr wahres Wesen, diese der Grund, daß das, was sie beginnen, nicht sich auf leere Willkührlichkeit und Zufall zurückführen läßt, sondern einer mit der Hauptwurzel zusammenhängenden Nothwendigkeit angehört. Diese bleiben stehen und erleben, daß die andern, die sich zu abgelöseten Körpern der Oberfläche gebildet haben, um sie umherkreisen und in der Regel zu dem wieder zurückkehren, von dem sie ausgegangen sind. Bald springen sie eigensinnig und zufällig von diesem zu jenem in fortwährenden Widersprüchen über. Bald kehren sie enthusiastisch zu dem zurück, mit dessen bitterster Verfolgung sie begonnen hatten. Bald verfolgen sie fanatisch, was sie erst bis zum Himmel erhoben. Ueberall wollen sie hin, nur nicht zur Wurzel in der Tiefe. Darum bleiben sie unbegründete Fragmente, die zwischen den begründet Feststehenden ewig wechselnd und sich verändernd umherkreisen. Ihr Charakteristisches besteht gerade darin, daß sie nur Fragment sind und Kontraste bilden. So sehr wir denn zwischen den alten unerschütterlichen Bergen und den redlichen treuen, emsigen und begründeten Menschen, die da wissen, was sie wollen, von denen der Glaube der Väter nie gewichen, denen er stets ersprießlich geblieben, weil sie sein Wesen nicht von sich gelassen, um sich auf Trugbildern höher zu stellen und mit ihnen schöner zu schmücken, jene Andern, wandelbar, strebend und nur zu bewußtreich, bald diesen und jenen Platz einnehmen, um ihn schnell wieder zu vertauschen. So sind sie es, die in das Bild des schöngegliederten zusammenhängenden Ganzen die Erscheinung des Fragmentarischen und Kontrastirenden hineintragen. Sie, dem großen in einander eingreifenden Getriebe nicht angehörend, sind ja nur Fragmente, heute so und morgen anders. Darum setzen sie sich bald ohne Grund und Bedürfniß hier und dort auf die Oberfläche hin, oder drängen sich selbst in die Unterlage hinein, daß es fast aussieht, als kämen sie aus der Tiefe hervor. Von dieser Art sind Jarno und Felix; selbst Natalie

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und Meister, und so ist die Art, wie sie eigensinnig und unvermittelt bald hier, bald dort plötzlich dastehen. Keiner aber hat von diesen Allen so meine vollste Bewunderung hingenommen, wie der zum Montanus umgewandelte Jarno. Hätte ich Dir aus den Lehrjahren ein Bild von diesem Charakter entwerfen sollen, so würde mir es schwerlich geglückt seyn. Aber nun kenne ich durch und durch dieses unter der Maske eines Anglomanen hingestellte unvergleichliche Bild eines imponirenden Mannes, der Allen damit imponirt, daß er nicht weiß, was er will, oder eigentlich nichts will denn imponiren. Ja nun ist es mir erst recht klar geworden, wie zum Imponiren es die erste Bedingung ist, selbst nichts zu seyn und nichts zu wollen denn nur das Imponiren. Ja ich zürne mir selbst etwas, daß ich nicht schon früher, mich bloß an den Namen haltend, mit diesem vornehmen imposanten Nichts vertrauter geworden bin. Wie schön klingt das vielversprechende Wort Jarno! Und am Ende doch ein bloßes Ja und Nein, oder halb deutsch, halb englisch, ja und no; auch ein recht eigensinniges R dazwischen, daß sich recht fest auf nichts steift, denn auf den bloßen Widerspruch, dadurch aber bald mehr, bald weniger wird wie die Negation. Denn ein kräftiges Negiren ist doch mehr, wie ein kräftiges J a u n d N e i n zugleich sagen, und Engländer und Deutscher zugleich seyn. Wahrlich, ich hätte es dem mit Allem fertigen Jarno schon aus den Lehrjahren daran, wie er über Shakespeare spricht, wie er den Weltmann und Dichter, den geheimnißvollen Staatsmann und leichten Lebensgenießer, den Virtuosen im Verbergen tiefer Zwecke unter einem ganz zwecklosen Leben spielt, ansehen sollen, wie es mit ihm bestellt ist. Herrlich kömmt dies nun in den Wanderjahren zu Tage. Die Zeit hat ihren Charakter geändert, und er sondert sich wieder ab von der gewöhnlichen Weise. Er macht sich gleich mit einem Male im tiefsten Innern der Urgebirge seßhaft, und ist auch gleich in der Tiefe so a` la hauteur, daß er sich den prächtigen Namen Montanus beigelegt hat, und sich wahrhaft brillant macht in der Verachtung alles dessen, was er selbst nicht gerade treibt. Wie resignirt ist er? Wie glaubt er nun mit einem Schritt im Mittelpunct des Ganzen zu stehn, indem er im Mittelpunct eines neuen Ganzen zu stehen doch auch nur vermeint? Und wie ist er selbst in dem neuen Namen Montanus noch Jarno geblieben? Wie in seinem Mittelpunct auf der Höhe, und an den Urpfeilern der Erde noch ziemlich luftig und phantastisch ideal? − Es hat sich aber ein vortreffliches Charaktergegenstück in dem überall sich zurecht findenden Felix zu ihm gesellt. Wenn Jarno mit vornehmer Miene sogleich immer zu der allertiefsten Tiefe seine mysteriösen Wanderungen anstellt, so hat Filz [Fitz] wie das Quecksilber auf der Oberfläche umher flankirt, und, während Montanus den ernstansehenden Tiefsinnigen spielt, überall etwas entdeckt und gefunden, worüber jener verwundert, ja ganz erstaunt ist. Dieser Felix aber ist ein Knäbchen, das mir eigentlich vorkommt wie ein Kaufmannslehrling. Während man sich in der Vaterstadt fein eingebürgert hat, und in den Geschäften den herkömmlichen Gang fortwandelt, hat er flüchtig und vorübergehend in alle Verhältnisse mit halbem Blick hineingeschaut, und macht nun, je luftiger er ist, je leichter und behender er Alles nimmt und treibt, die glücklichsten Unternehmungen zur Bewunderung seiner ehrbaren Standesgenossen, die zu merken anfangen, daß, wenn sie früher den Schlichten und Emsigen überboten hatten, jetzt es ihr Loos ist, überboten zu werden. Natalien endlich wirst Du doch nicht verkennen. Denn wo lassen sich jetzt nicht jene erhabenen Naturen antreffen, die, statt das Vollkommne zu seyn, was sie seyn sollten, die statt einen Trieb und eine Neigung in sich zu empfinden, durch die sie ausgefüllt werden, und deren vollkommene Befriedigung sie vollkommen beglücken könnte, sich berufen fühlen, jenen gewöhnlichen Pfad zu verlassen, und im erhabnen Entsagen zu leben, theils weil es vornehmer ist, theils das einzige Mittel bleibt, nicht alles alltäglich und ordinair zu finden. Ist es Dir aber erst einleuchtend geworden, daß der Anfang des Buches sich so ansehen läßt, wie ich versucht habe Dir es anschaulich zu machen, dann wirst Du auch dasselbe in seiner gesammten Construction wiederfinden. Die erst nährende Region wird Dich gleich mir nicht wieder belustigen, wie das pädagogische Religionsinstitut. Auch die Nothwendigkeit der eingewebten Erzählungen wird Dir einleuchten müssen, und ich will Dich in Absicht der-

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selben ebenfalls nur auf die Bahn leiten, damit Du entdeckest, welche Eigenschaft es ist, die ihnen einen Platz in dem Buche einräumt und anweiset. Wie hübsch ist in dem Mann von funfzig Jahren das Verlieben bloße Grille? Und wie unvergleichlich wissen sich die Leute gleich einzubilden, daß sie lieben? Worin setzen sie Jugend und Neigung? Wie gut verstehen sie zu sophistiren, und wie sehr ist hier der Schauspieler noch der wahrste Charakter? Uebersieh es nicht im nußbraunen Mädchen, diesem prächtigen Kinde, daß ihr Liebhaber, der so viel Aufträge ihrethalben erläßt, und so mancherlei Anstalten um sie trifft, sich versehen, in einer Art Zerstreuung die Personen verwechselt hat, und gar nicht einmal weiß, wen er liebt, und um wen er sich gewissenhaft abängstet. Und wie klingen in der herrlichen Nußbraunen, die ich schon mit dieser Bezeichnung, voll Allegorie, Symbolik und Bedeutung, wenn Du willst, köstlich charakterisirt finde, die tüchtigen Naturen nach, mit denen der Eingang des Buches uns empfängt.

Okt 19. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: an Zelter gD) 26. [Breslau] Fritz v. Stein an G (GSA 28/95): Da ich kein Philosoph und obendrein [A.] B. Kayssler [Kayßler] mir zu spitzfindig ist, so habe ich nur auf gut Glück sein Fragment über Platons u. Göthes Pädagogik [Breslau 1821] beygepackt. Ich denke aber meine Gips Abgüße der Pflanzen Abdrücke könnten leicht wichtigere Contradrücke seyn als seine Auslegung Ihres Geistes. 29. [Leipzig, anonym. Rez.] Wilhelm Meisters Wanderjahre (Literarisches Konversationsblatt Nr. 250, 997ff.): . . . Wilhelms Lehrjahre, voll Irrthümer und Fehltritte, sind geendigt; die Natur hat ihn losgesprochen, er hat mit dem Gefühle des Vaters die Tugenden des Bürgers erworben und in dem Lehrbriefe die Vollmacht zu einem freibeschränkten Daseyn empfangen. Aber bevor er in einem bestimmten Wirkungskreise thätig werden kann, muß er noch einmal hinaus in die Welt, um die letzte Prüfung zu bestehen. Er hat Natalien zugesagt, zu schweigen und zu dulden, und damit er redlich wandere, soll er nicht über drei Tage unter einem Dache verweilen und kein Anderer, als Felix, ihm beständiger Gefährte seyn. So sehen wir Wilhelms frühe Ahnung, Natalie werde ihn in einen anderen Menschen umschaffen, schon jetzt allmählig in Erfüllung gehen, wenn wir uns auch bald überzeugen sollten, daß seine Bildung noch lange nicht vollendet sey, und daß noch Manches geschehen müsse, ehe er, nachdem er alle Stufen durchschritten, im Besitze der echten Lebenskunst als Meister um sich schauen dürfe. Die ersten Capitel, den meisten Lesern noch aus dem Cotta’ischen Taschenbuche in frischer Erinnerung, scheinen, so weit schon jetzt ein Urtheil verstattet ist, in den Gang der Begebenheit wenig mehr einzugreifen, als daß Wilhelm in dem verfallenen Klostergebäude den Bergknappen findet, durch den er Jarno auf die Spur und sodann weiter in die pädagogische Provinz und in den Kreis der neuen Freunde kommt, von deren Schicksalen wir im Verlaufe der Geschichte mehr als von Wilhelm selbst erfahren. Wie uns aber jene anmuthige, aus Bildern hervorgegangene Schilderung gleich beim ersten Lesen wiederum zum Bilde geworden, das wir Jahre lang mit uns herum tragen, so möchten wir sie auch jetzt, seitdem wir den weitern Verlauf kennen, als ein bedeutendes Bild, als ein sinnreiches Titelkupfer dahin nehmen und ausdeuten. Führt ja diese zweite Flucht nach Aegypten uns, eben wie die frühere einst den heil. Joseph der biblischen Geschichte, in ein Land der Hieroglyphen, voll verborgener Weisheit, und unter Menschen, die, wie dort die Priester, in engem Vereine hohe Zwecke verfolgen. Darum erscheint Alles beim ersten Blicke so seltsam und wunderbar, in einer Bildersprache, deren tieferer Sinn erst im Fortgange der Erzählung ganz gefaßt werden wird. Man hat wohl oft das Leben einer Wanderung verglichen; hier ist das Wandern in der That das Leben selbst, oder doch sein lebendiges Gleichniß. Wie es uns Allen ergangen ist und noch ergeht im Leben, daß wir umwandernd suchen und sehnen und Manches finden, nur selten ganz das Ersehnte, und wie wir Alle uns am Ende gestehen müssen, daß vorerst Entsagung das Weiseste sey, so sehen wir dasselbe auch hier sich ereignen, und das Bild der Geliebten, das Wilhelm mit dem Auge durchs Fernrohr ersieht, ohne

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es mit seinen Händen fassen zu können, wer hat nicht mit Wehmuth in ihm die eigenen Hoffnungen wieder erkannt, wie sie oft so nahe zu uns heranrücken, um gleich darauf wieder in die weiteste Ferne zu entweichen? − Ist das Leben ein Wandern, so ist auch unzertrennlich von ihm das Entsagen, mit dem alles Leben, gleich der Wanderschaft, seinem Gegenbilde, erst anhebt. Es verlohnte sich wohl der Mühe, diesem Gedanken, der in dem Buche selbst nur einmal . . . ausdrücklich vorkommt, bis auf seine Wurzeln nachzugehen, und es würde sich dann zeigen, wie ohne Entsagung kein Besitz zu denken sey, und wie jede schönste Tugend in derselben ihre Begründung finde, wie in ihr der Glaube sich bewähre, die Liebe erstarke und aus ihr die Hoffnung fröhlich emporblühe. Darum erscheinen hier so Viele, denen wir uns liebend zuneigen, als Entsagende. Wilhelm muß von Natalien scheiden und sogar auf den längern Genuß desselben Orts und desselben Gefährten verzichten; Natalie denkt daheim des fernen Geliebten; Lenardo hat auf einer langen Reise die Heimath, aber nicht das nußbraune Mädchen vergessen: dennoch darf er sie nicht aufsuchen und, als sie von Wilhelm gefunden worden, nach ihrem Wohnorte nicht fragen. Hilarie und die Baronin erscheinen, von ihren Gatten − man weiß nicht, wie − getrennt, an den Ufern des freundlichen Sees, und der Maler beklagt in demselben Augenblick, wo er sich seiner Liebe zu Hilarien bewußt wird, die schnelle Abfahrt der Geliebten, und auch er tritt unter die Entsagenden; ja am Ende muß der Leser selbst inmitten dieser Räthsel ohne Auflösung, dieser Bruchstücke ohne vollendenden Schluß sich gestehen, daß auch er der ernsten Gesellschaft nicht fremd sey, und wohl ihm, wenn er dann erkennt, daß es im Leben nicht anders und er um kein Haar besser daran sey, als der Held dieses Romans, auf den er vielleicht so eben mit stolzem Bedauern herabsah! Und dies führt uns auf einen neuen oder vielmehr sehr alten Vorwurf, dem der Dichter bei einer zahlreichen Classe von Lesern kaum möchte entgehen können. Man wird es beklagen, daß Wilhelm so wenig handelt, daß Einiges mit ihm und für ihn, aber so gar nichts durch ihn geschieht. Allerdings findet sich die Passivität, die man dem Helden der Lehrjahre zum Vorwurfe gemacht hat, auch hier, wo möglich in noch stärkerem Maße wieder, und Friedrich hat in sofern recht, wenn er ihn, bei seinem Zusammentreffen mit ihm, noch vollkommen für denselben erkennt. Er ist, scheint es, um nicht viel klüger geworden, und selbst der kleine Bergknappe treibt sein loses Spiel mit ihm. Gebunden durch ein seltsam Gelübde, und geleitet von einem geheimnißvollen Bunde, dessen Zwecke und Mittel uns jedoch bald klarer werden, wandert er unstät von Orte zu Orte, findet alte Freunde wieder und knüpft neue Verbindungen, immer aber wechselt er, fast ohne Ziel, und, wenigstens scheinbar, dem Zufall preisgegeben, Ort und Gesellen, und zieht, während Alles um ihn wirket und schafft, allein ergeben und thatlos durch die Welt. In den Lehrjahren w i l l er doch etwas; hier aber nimmt er gelassen und ohne Widerspruch den schärfsten Tadel seines frühern Wollens dahin. Wer den Maßstab dieser oder jener Poetik hier anlegt (von dem der gemeinen Leserei gar nicht zu sprechen), mag freilich in dieser Beschränktheit des Helden Stoff genug zum Tadeln finden; ihm möchten wir aber rathen, eher alles Andere, als die Art und Kunst unsers Dichters zu meistern. Abgesehen davon, daß Wilhelm, wenn er einst als Meister wirken sollte, erst in sich aufnehmen mußte, wie er hier thut, so sollten doch wohl Leser Göthe’s in der langen Zeit ihres Umgangs mit ihm gelernt haben, daß es bei ihm nie darauf angelegt sey, durch die glänzende Individualität eines Helden eine vorübergehende Theilnahme zu erwecken, sondern daß er von Werther bis zu Meister herab mit aller Kraft objectiver Anschauung die Welt abschildere. Daran schließt sich bequem eine andere Betrachtung. Wie in jedem organischen Theile der Welt der Organismus des Ganzen, der Mikrokosmus, uns entgegentritt, so wird uns auch hier gleich im Anfang das Wesen des Ganzen, dessen Vollendung noch zu erwarten steht, kunstreich vorgebildet. Und wie, um im Bilde zu bleiben, die Stimmen des Weltgeistes, die Propheten aller Zeiten, uns die flüchtigen Erscheinungen in Worten ausdeuten, so webt sich auch hier durch die Reihe merkwürdiger Begegnisse, an der wir betrachtend vorübergehen, gar bedeutsam der goldene Faden des prophetischen Wortes, so daß es Thorheit wäre, das Eine von

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dem Andern trennen und dieses oder jenes in solcher Geschiedenheit betrachten zu wollen. Wer, verführt durch einen wesentlichen Bestandtheil des Werks, die Erzählung für nichts, als ein leidiges Vehikel pädagogischer Wahrheiten nehmen wollte, würde eben so sehr irren, als wer in den letzten nur eine mäßige Zuthat sähe und am Ende wohl auch in einem andern weitern Gebiete vor lauter Geschichte den Geist derselben überhörte. Und hier wäre der Ort, über die in dem p ä d a g o g i s c h e n L ä n d c h e n ausgesponnene Erziehungsidee, die von den Meisten vermuthlich mit dem wohlfeilen Einwurfe der Unausführbarkeit zurückgewiesen werden wird, unsere Ansicht mitzutheilen. Wir bekennen jedoch gern, daß wir das, was wir darüber zu sagen hätten, noch für zu unreif halten, um damit schon jetzt hervorzutreten. Nur so viel: Es wäre lächerlich, zu glauben, der Dichter habe es für möglich gehalten, daß eine Erziehungsanstalt, wie die dort beschriebene, jemals in die Wirklichkeit treten, daß eine so in sich abgeschlossene Bildung mitten im bewegten Leben gedeihen könne (nennt er doch selbst die merkwürdige Provinz ein pädagogisches Utopien); aber was ihm als das Höchste in aller Menschenerziehung erschienen war, stand klar vor seiner Seele, und so entwickelte sich in ihm mit derselben bestimmtesten und vollsten Klarheit das System eines erziehenden Unterrichts, von dessen Richtigkeit oder Ausführbarkeit hier weiter nicht die Rede seyn kann, welches aber so innig mit den leitenden Ideen des Ganzen zusammenhängt, daß, gesetzt auch, der bei Darstellung desselben gemachte Aufwand von Mitteln stünde nicht ganz im Verhältnisse zu dem Zwecke, dennoch erst mit ihm eine wesentliche Lücke ausgefüllt scheint. Keinen, der die Lehrjahre mit Bedacht gelesen hat und sich dessen erinnert, was dort über Erziehung beiläufig aus des Dichters oder seiner Freunde Munde beigebracht wird, kann die hier gleichsam in das Leben eingeführte Idee befremden. Nur unsere zweideutige, zerstreute Erziehung, sagt dort der Abbe´, macht die Menschen ungewiß, erregt Wünsche, statt Triebe zu beleben, und, anstatt den wirklichen Anlagen aufzuhelfen, richtet sie das Streben nach Gegenständen, die so oft mit der Natur, die sich nach ihnen bemüht, nicht übereinstimmen. Dem wollen die Erzieher begegnen, indem sie durch Absonderung die zerstreute Kraft sammeln und auf Einen Punct des Lernens richten, und vollkommen stimmt damit überein, was in den Wanderjahren Jarno Meistern auf dessen Frage, wo er den besten Unterricht für Felix finde, zu Antwort gibt: Vollkommene Lehren triffst Du nur da, wo die Sache zu Hause ist, die du lernen willst. Den besten Unterricht zieht man aus vollständiger Umgebung. Wenn nun von Tausenden der Leser nur Hunderte aus dieser Darstellung die Ueberzeugung, daß jeder Unterricht ein rechtes Ganze seyn müsse, zu einem recht gründlichen Haß gegen das seichte Halbwissen unserer Tage schöpfen, so ist genug gewonnen, und ein großer, vielleicht der größte Theil dessen erreicht, was der Verf. erreichen wollte. Wir verlassen diesen Gegenstand mit der festen Ueberzeugung, die Fortsetzung des Werks, der wir mit Sehnsucht entgegen sehen, werde, was hier noch dunkel und bedenklich, vollständig aufklären und heben. Es kam uns zunächst darauf an, auf den Zusammenhang eines wesentlichen Abschnitts der Wanderjahre mit dem früheren Werke hinzuweisen.

Nov

1. [Leipzig, anonym. Rez.] Wilhelm Meisters Wanderjahre1) (Literarisches Konversationsblatt Nr. 251, 1003f.): Wie hier der Theil, so knüpft sich auch das Ganze bedeutungsvoll an seine Vorläufer an. Wenn wir in den Lehrjahren, wie Jünglinge mit dem Jünglinge, im muntern Kreise wechselnder, bald mehr bald weniger bedeutender Erscheinungen, unter Ernst und Scherz, Schein und Wirklichkeit uns umtrieben, so begrüßen wir jetzt, mit dem Helden zu Männern gereift, eine Welt voll bestimmter Thätigkeit; an die Stelle jugendlichen Leichtsinns ist ein männliches auf große Lebenszwecke gerichtetes Streben getreten, und wer noch lebt von den alten Bekannten, befindet sich, um des Dichters eigne Worte zu brauchen, nicht blos wohl, sondern besser als vorher, weil

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) Fortsetzung der Rez. vom 29. Okt 1821.

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er in voller, entschiedener Thätigkeit, jeder in seiner Art, gestellt zu vielen Mitwirkenden, an das edelste Ziel hinstrebt. Nur aus diesem Gesichtspuncte können wir uns auch die harten Beschuldigungen erklären, womit hier der Dichter Egmonts und der Iphigenie unter allen Künsten die einzige dramatische und sein eignes Streben, so fern es ihr gegolten, angreift. Das Drama, heißt es . . . setzt eine müßige Menge, vielleicht gar einen Pöbel voraus. Die dramatische Kunst bedient sich der übrigen, aber verdirbt sie. − Die sämmtlichen Künste kommen mir vor, wie Geschwister, deren die meisten zu guter Wirthschaft geneigt wären, eines aber, leicht gesinnt, Hab’ und Gut der ganzen Familie sich zuzueignen und zu verzehren Lust hätte. Das Theater ist in diesem Falle, es hat einen zweideutigen Ursprung, den es nie ganz, weder als Kunst noch Handwerk, noch als Liebhaberei verleugnen kann. Haben wir die veränderte Ansicht aus dem gegebenen Gesichtspuncte uns verständlich gemacht, so wollen wir doch nicht in Abrede stellen, daß die Art des Ausdrucks in einzelnen bittern Erfahrungen der letzten Zeit ihren Grund haben könne, und in sofern hat das Bekenntniß des Dichters uns tief gerührt. Dabei gedenken wir einer Rührung anderer Art, ähnlich jener, die wir empfanden, wenn wir nach jahrelanger Trennung uns des Wiedersehens alter Jugendgenossen freuten, an denen wir mit mehr oder weniger Mühe die lieben Züge zusammenlassen, bis das wohlbekannte Bild des theuern Freundes herausgefunden war. Andere sprachen auch wohl nur im Vorübergehen auf Augenblicke ein und trösteten uns beim Scheiden mit der Hoffnung künftigen Wiedersehens. Fast Gleiches wiederfuhr uns mit den lieben Bekannten aus den Lehrjahren, von denen wir diesen und jenen mehr oder weniger verändert wiederfanden. W i l h e l m ist empfänglich und leitbar wie sonst. Von N a t a l i e n , die uns zu Ende der Lehrjahre so lieb geworden, vernehmen wir leider so gut wie nichts; nur einmal winkt sie aus dem Nebel der Ferne herüber, daß uns fast bange wird, es sey ihr Geist, der nun von oben herab das Schicksal unseres Freundes lenke, wie sie leider hier sein Schutzgeist und Engel gewesen. J a r n o , den wir in den Bergen wiederfinden, zieht, verständig wie ehedem, seinen Steinen nach und verschwindet, ohne daß wir seine Abwesenheit sonderlich innewerden. Er dient Wilhelmen zum Wegweiser nach dem pädagogischen Ländchen, und wir dürfen hoffen, ihn einmal mit einer artigen Sammlung von Steinen wieder zu sehen. Der A b b ´e und L o t h a r i o gehen vorüber, und wir errathen ihre Verbindung mit den geheimen Obern. Die u n s i c h t b a r e n L e h r h e r r e n treten aus ihrem Dunkel bedeutsam hervor. Von dem M a r c h e s e sehen wir nichts als seinen Palast. Der wunderliche F r i e d r i c h , der auf einmal in dem Bunde der Wanderer auftaucht, zeigt uns ein Bild jener innerlich durch und durch gesunden und kräftigen Menschen, die verzogen, wie sie sind, so lange sie noch jung und einsam stehen, sich aller Welt lieb und lästig zugleich machen, die aber, wenn sie nur einmal ein Weib gefunden und ein halbes Dutzend Kinder erzeugt haben, ganz vernünftig werden, daß sie mit ihrem Reden und Thun die Vernunft selbst beschämen. Mitten durch dieses Kommen und Gehen der Lebendigen zieht sich das Andenken an eine liebe Todte. Wir sehen M i g n o n noch einmal im Bilde unter den Zigeunern, folgen unserm Freunde nach der Heimath des wunderbaren Mädchens, lagern uns mit ihm unter Cypressen, sehen den Lorbeer aufsteigen, den Granatapfel sich röthen, Orangen und Citronen in Blüthen sich entfalten und Früchte zugleich aus dem dunkeln Laube hervorglühen, und, wie eine Stimme aus unsern eignen Träumen, rauscht Mignons sehnsüchtiges Lied aus Blättern und Blüthen uns grüßend entgegen. An die alten schließen sich neue Freunde willkommen an, und wie unter verständigen Leuten wohl gern der Einführung des fremden Gastes eine kurze Schilderung seiner Lebensverhältnisse vorausgeschickt wird, so sehen wir auch hier den Eintritt jedes bedeutenden Ankömmlings durch eine novellenartige Erzählung auf das anmuthigste vorbereitet. Das n u ß b r a u n e M ä d c h e n macht uns neben einem Kreise höchst interessanter Frauen mit Lenardo bekannt und läßt uns eine seltene Natur in Nachodinen ahnen; der M a n n v o n f u n f z i g J a h r e n erfreut nicht blos durch den mit köstlicher Ironie durchgeführten kosmetischen Verjüngungsproceß des alten Junggesellen, sondern führt uns auch in Hilarien und der Baronin zwei neue liebenswürdige Freundinnen entgegen.

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Beide Erzählungen hängen sonach durch zahlreiche Fäden mit dem Ganzen zusammen. Als eigentliche Episoden können nur das Mährchen des Nothmantels: d i e n e u e M e l u s i n e und die reizende Novelle: Wo s t e c k t d e r Ve r r ä t h e r , gelten. Doch fehlt es auch ihnen nicht an Beziehung zum Ganzen. In dem Mährchen ist auch ein Wandern, das in seiner Abenteuerlichkeit und Abhängigkeit von dunkeln Mächten einen guten Gegensatz zu dem besonnenen und, bei allem Scheine der Willkür, dennoch höchst absichtvollen Umherziehen der Andern bildet, und die Novelle glauben wir nicht unrecht zu verstehen, wenn wir in Lucidor und Lucinde die ruhige Stetigkeit in Verfolgung eines ernsten Zwecks, in Antoni aber, der Meere durchschifft und Länder gesehn, und in der neckischen, unsteten, länderkundigen Julie die Sehnsucht nach dem Fernen, die Wanderlust selbst versinnbildet sehen. Wir finden hier im Kleinen denselben Gegensatz wieder, in welchem das pädagogische Ländchen mit seinen stehenden Formen und die wunderliche Gesellschaft der Wanderer im Großen einander gegenüber gestellt sind. Nicht ohne Bedeutung reiht sich hier die Rede Lenardo’s an, der wir jedoch entweder gutmüthigere Leser als wir, oder einen gedrängteren Vortrag wünschen möchten. Der wohlmeinende Redner macht doch gar viele Worte um Weniges; denn am Ende läuft das seitenlange Ganze auf folgende nicht eben tief geschöpfte Sätze hinaus: Die höchsten menschlichen Güter bestehen im Beweglichen und in dem, was durch das bewegliche Leben gewonnen wird. Unermeßliche Räume der Thätigkeit stehen uns offen. Wo ich nütze, ist mein Vaterland. Daher in allen Ständen die Neigung zum Wandern, geschähe es auch nur, wie bei dem Lehrstande, von Katheder zu Katheder, oder, wie bei dem Landwirth, von einem Acker zum andern. Aber die Zeit ist vorüber, wo man abenteuerlich in die weite Welt rannte. Zur vollkommenen Einsicht, deren der Reisende bedarf, kann der Einzelne nicht gelangen. Was der Mensch ergreife, der Einzelne ist sich selbst nicht hinreichend; Gesellschaft bleibt eines wahren Mannes höchstes Bedürfniß. Darum die Gesellschaft der Wanderer. − Wir gestehen, daß hier der Ort war, wo wir uns des Gedankens an ein Altwerden auch der genialen Kraft nicht erwehren konnten, und wenn wir in dem durchaus ernsten Vortrage von dem wandernden Diplomaten lesen: nicht minder beweglich sehen wir jene Geschäftsmänner, die die ganze bewohnte Welt mit unsichtbaren Fäden überkreuzen, von Hofe zu Hofe ziehen, weshalb sie auch jederzeit einen großen Vorrath von Abschiedskarten mit sich führen, so gemahnten uns − der verehrungswürdige Dichter verzeihe uns den harten Ausdruck − die letzten Worte wie das lächerliche Glossem eines Abschreibers alter Handschriften, das eine spätere ungeschickte Hand in den Text aufgenommen. Gern möchten wir, wenn es dessen bedürfte, den kleinen Tadel auf der Stelle wieder gut machen durch Hinweisung auf die meisterliche Seelenmalerei, die auch hier, vorzüglich in Schilderung weiblicher Charaktere, Ungemeines geleistet (wobei wir nur an die pilgernde Thörin, an Hersilien mit ihrem schalkhaften Uebermuthe und an die dunkel gehaltene Nachodine erinnern); wir möchten auf die neuen Proben von des Verfs. Talent, Bilder in Worten zu malen . . . aufmerksam machen; wir möchten von den goldnen Sprüchen, die durch das Buch zerstreut sind, einige als Vorschmack oder zur Erinnerung ausheben. Aber fleißige Leser Göthes wissen das alles im voraus und lesen es lieber und besser in dem Buche selbst. Eben so wenig wird es der Erinnerung bedürfen, daß wir auch, was die Darstellung im Allgemeinen betrifft, der alten Meisterschaft begegnen. Dieselbe leise Allmählichkeit, welche nichts überstürzt; eben die Ruhe der besonnenen Künstlerhand, die Faden an Faden reihet und knüpft, daß wir das reiche Gewebe vor unsern Augen entstehen sehen; dieselbe Klarheit, die wie ein heiteres Morgenlicht selbst das Dunkel des Geheimnisses überspinnt; eben jene zierliche Fülle, deren Reichthum nie übersättigt, jene Einfalt voll Bedeutung, jener gefällige Zauber einer wechselvollen und doch höchst ungesuchten Sprache, in denen wir längst die Elemente der göthischen Prosa kennen, erfreuen auch hier und ziehen mit leiser und doch unwiderstehlicher Gewalt den Leser mit sich fort. Noch ist das Buch nicht vollendet, und wir müssen erwarten, was der jugendlich heitre Greis aus dem Schatze seiner Sammlungen und aus der Fülle seines rastlos thätigen Geistes uns ferner zu bieten für gut hält. Aber

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nahe liegen die Fragen: Wird Wilhelm aus dem Gewirr der äußern Erscheinungen einst den Weg zurück finden zu seinem Innern? wird der Zwiespalt, von dem er noch nicht ganz zur Ruhe gekommen ist, zu einem endlichen Frieden gedeihen? Wird auch für ihn aus der Entsagung Glaube, Liebe und Hoffnung emporblühen? Erst dann würden die Einleitungscapitel wahrhaft vorbedeutend seyn, und das Werk würde jene ihm vor Jahren prophezeite Höhe erreicht haben, auf der die Kunst eine Wissenschaft und das Leben eine Kunst ist.

Nov

5. Über die Wanderjahre von Varnhagen. Blätter aus dem Gesellschafter. ⎯ A. B. Kayßler (Göthe und Pustkuchen, oder über die beiden Wanderjahre Wilhelm Meister’s und ihre Verfasser, hsg. v. Friedrich Karl Julius Schütz, Halle 1823, 312ff.): Die Wichtigkeit der Erziehung wird besonders in Zeiten fühlbar, da neue LebensAnsichten ins Leben treten und neue Verhältnisse des Lebens sich bilden wollen . . . So hören wir in unsrer Zeit von allen Seiten theils Klagen über die falsche Richtung der Erziehung, theils Anpreisungen veralteter Methoden, theils Vorschläge zu neuen Einrichtungen des Schul- und Erziehungswesens; doch nur in Wenigem von dem Vielen läßt sich eine tiefere und freie, etwas höheres als ein augenblickliches Heilmittel beabsichtigende Erwägung des Gegenstandes entdecken, und unter diesem Wenigen verdient wohl das eine Auszeichnung, was unser Goethe, in seinem neuesten Roman, über die Erziehung aufgestellt hat. Ob dieses Buch, welches das menschliche Leben unter den Gesichtspunkt der Wanderung und Entsagung stellt, ein Gemählde der Kulturgeschichte des Menschengeschlechts geben werde, und ob die pädagogische Provinz den Grundriß dieses Gemähldes in einen Rahmen gefaßt dem Leser stets gegenwärtig erhalten solle, das mag uns das Buch selbst in seiner Folge sagen; denn Andeutungen dieses großen Problems können auch absichtslos darinnen enthalten sein, indem die Gebilde einer tiefen und reichen Individualität immer zugleich das Allgemeine von einer Seite darstellen. Dieses scheint aber absichtliche Bedeutung der pädagogischen Provinz zu sein, daß die wahre, naturgemäße Erziehung des Menschen weder von der Familie, noch von der Schule, noch vom Staate zu erwarten sei, sondern daß vielmehr Staat, Schule und Familie einem höheren geistigen und freien Verein der vernünftigen Menschheit sich fügen müssen, wenn eine den verschiedenen wesentlichen Anlagen der menschlichen Natur entsprechende Erziehung realisiret werden soll . . . Wer erkennt nicht in den Göttern Epikurs jene höheren dichterischen Naturen, welche aus der bewegten wirklichen Welt eine beruhigte Anschauungswelt der Phantasie hervorbilden, die sich zu der wirklichen eben so verhält, wie der göttliche Scheinkörper Epikurs zum menschlichen Körper! Und welcher andere Dichter hat uns diese Bestimmung der dichterischen Natur so klar gemacht und selbst in solchem Umfange erfüllt, als Goethe! wer ist Dichter wie er, so ganz und gar, daß er auch in wissenschaftlicher Forschung, in sittlichen und religiösen, in politischen und pädagogischen Betrachtungen den Dichter nicht verläugnen kann, nicht bloß den Erscheinungen des Lebens, sondern auch ihren Gesetzen und Grundsätzen die Beziehung auf die Phantasie oder die poetische Seite abzugewinnen weiß! − 19. An Fritz v. Stein (Konzept; Br 35, 178): Doctor Kayslers Programm

Dez

habe mit Vergnügen gelesen; es ist immer höchst merkwürdig zu vernehmen, wie die Menschen mit demjenigen gebahren, was man ihnen mittheilt. 1. . . . der Schluß von Kunst und Alterthum III, 3. [u. a. Druck-Ms. zu Geneigte Theilnahme] nochmals durchgesehen und zur morgenden Absendung vorbereitet. 2. An J. C. Wesselhöft (Konzept; Br 35, 200): Hiebey erfolgt . . . abermals einiges Manuscript, welches bis in den 12. Bogen reichen wird. Wie

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viel noch nöthig sey, davon erbitte mir Kenntniß, damit ich mich mit kleineren Aufsätzen allenfalls darnach richten könne. So haben wir auch noch für den Haupttitel des dritten Bandes und den besondern dieses letzten Heftes zu sorgen. Dez 12. An Riemer (Br 35, 207): Mögen Sie, nach Durchgehung beider Bogen,1) mir gefällig einen dieser Abende bezeichnen, wo wir uns über Nahes und Fernes wieder besprechen können. 14. An Frommann nach Jena, Revisionsbogen 11 und 12 von Kunst und Alterthum.

1822 Febr

9. [Duschig] Rahel Varnhagen an L. Robert (Vigliero 395): Heute nur ein Wort! Und das ist: Nun hab’ ich mein Sach nicht mehr auf nichts gestellt!2) (Lies das neueste Heft Kunst und Alterthum Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren.) Ich habe Friedrichs des Zweiten schwarzen Adlerorden:3) er bedeckt mein belohntes Herz. Er ist gemacht: aus allen Thränen, die ich weinte und verschluckte, aus allem was ich litt; liebte; lebte, genoß im Bösen und Guten. Mein Leben ist an seine Adresse gelangt. Daß d i e s e r Mann e r l e b e von seinen Zeitgenossen, daß er vergöttert, anerkannt, studirt, begriffen, mit dem einsichtigsten Herzen geliebt würde, war der Gipfel all meiner Erdenwünsche und Kommission! Dieser vollständigste M e n s c h ; dieser Repräsentant, der alle andern in sich trägt; und so mächtig ist, sie uns zu zeigen. Dieser Priester, dieser wahrhafte Gesandte! Dieser sagt nun befriedigt selbst, er sei verstanden, d a s h e i ß t : geliebt; geliebt mit einer Liebe, die er nur erschaffen konnte. D i e s hab’ i c h ihm verschafft. Ich Ball in den Händen der Vorsehung . . . und auf dies Glück, a l s Ball, bin ich stolz; nämlich freudig: und das freut den lieben Gott. Und der Triumpf geht von Berlin aus: und das freut mich noch besonders, weil Er von Berlin häßlich berührt wurde, weil ich ewig Friedrich dem Zweiten dankbar bleibe; und weil es die beste deutsche Stadt ist.

März 2. [Karlsruhe] L. Robert an Rahel Varnhagen (Vigliero 397): Deine und Goethes Freude freut mich ungemein; ich habe alles gelesen. 20. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: J. St. Zauper an G gD). 21. [Stuttgart] Therese Huber. Redaktionelle Vorbemerkung (Morgenblatt Nr. 69, 273): Aus Goethes Kunst und Alterthum dritten Bandes drittes Heft, das nächstens erscheint,4) entheben wir diesen Aufsatz [Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren], dessen frühere Mittheilung unsre Leser in jetzigem Augenblick, wo die Erscheinung von des benannten Buches n i c h t goethischer Fortsetzung [von Pustkuchen] sie beschäftigt. Diejenigen unter ihnen, welche Goethen verstanden, werden hier den geistvoll freundlichen Dichterpatriarchen wieder finden, der, der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer gewiß, seine Gedanken mittheilt, furchtlos, daß man ihn mit Superklugheit Schwächen zeihe, wo er nur zutraulich sich hingibt. Der Verständigere begreift, daß es

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) Bogen 11 u. 12 u. a. Geneigte Theilnahme an den Wanderjahren (S. 166−170; QuZ 4, 375 Anm. 1). 2 ) Anspielung auf den Auftaktvers in G’s Gedicht Vanitas! vanitatum vanitas! (W 1, 132). 3 ) Den höchsten preuß. Orden, der 1701 von König Friedrich I. gestiftet worden war. 4 ) KA III 3 war bereits im Jan 1822 erschienen.

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Goethe nicht daran lag, seiner Freunde Kritik zu Kritisiren, sondern unberührt zu lassen, was sie sich verleiten ließen, zu viel zu thun, und nun der Welt, die ihm so bald nicht mehr M i t w e l t seyn wird, zu sagen: diese Freunde verstanden den Sinn meiner Rede. Sollte des mancherley Lautwerdens, welches seit der Erscheinung der n i c h t goethischen Wanderjahre statt findet, diese Mittheilung veranlasst haben, so könnte es doch keine rührendere Antikritik geben, als den Hochbejahrten, Hochverehrten zu sehen, wie er, ohne auf jene Lautwerdenden zu achten, zu seinen ältern Freunden sagt: Ihr verstandet mein Innres.

Apr 22. An J. Fr. Rochlitz (Br 36, 26): Ist die Melodie von Zelter: Um Mitter-

nacht zu Ihnen gelangt? ich bin, so oft ich sie höre, sehr davon erbaut. Mai 14. (s. „Wilhelm Meisters Wanderjahre“: K. L. Immermann an G gD).

1827 Jan

12. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 197): [G ersuchte] Madame Eberwein um den Vortrag einiger Lieder. Sie sang zunächst nach Zelter’s Composition das schöne Lied: Um Mitternacht, welches den tiefsten Eindruck machte. „Das Lied bleibt schön, sagte Goethe, so oft man es auch hört. Es hat in der Melodie etwas Ewiges, Unverwüstliches . . . das Lied: Um Mitternacht hat sein Verhältniß zu mir nicht verloren, es ist von mir noch in lebendiger Theil und lebt mit mir fort.“

HO

[Geoffroy de Saint-Hilaire:] Principes de Philosophie Zoologique. Discute ´s en Mars 1830 au sein de l’acade ´mie royale des sciences par Mr. Geoffroy de Saint-Hilaire. Paris 18301)

E

1830 Juli 21. − Aug 27. (1. Abschnitt)2) 1830 Juli 21.3) − 1832 Febr 20. (2. Abschnitt)

1

) Rez. mit Essay-Charakter (Dorothea Kuhn 1967, 86−89), titelgebend die gleichna´ tienne Geoffroy de Saint-Hilaire. Viele einmige Veröffentlichung des frz. Anatomen E zelne Stücke der Rez. sind hs. erhalten, zu Überlieferung u. Lesarten LA II 10 B/2, 1046−68; Vorarbeiten u. Entwürfe abgedruckt LA II 10 B/1, 128−55. − Der Pariser Akademiestreit um tendenziell deduktive (Geoffroy de Saint Hilaire) u. induktive Methode (Georges Cuvier) in der Naturforschung wegweisend dargelegt von Kuhn 1967, darauf aufbauend ihre Bearbeitung LA II 10 B; bes. zur Vorgeschichte T. A. Appel: The Cuvier − Geoffroy Debate. French Biology in the Decades before Darwin. New York 1987. G’s vermittelnde Position entspricht dem fortschrittlichen Diskurs der zeitgenössischen Anatomie u. Physiologie über nationale Grenzen hinweg; dazu P. Ludwig: Es gibt eine Revolution in der Wissenschaft. Naturwissenschaft und Dichtung bei Georg Büchner. St. Ingbert 1998, bes. 116−36. 2 ) G gab Henning ein Ms. des 1. Abschnitts am 27. Aug nach Berlin mit (s. unten 1830 Aug 27. u. Sept 10.: an Varnhagen). 3 ) Der Entstehungsprozeß beider Abschnitte läuft von Anfang an mehr oder weniger parallel (so auch Kuhn 1967, 56). Vgl. zum 2. Abschnitt u. a. bereits die hs. Vorar-

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D

GEOFFROY DE SAINT-HILAIRE: PRINCIPES . . .

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Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. Hsg. von der Societät für wissenschaftliche Kritik zu Berlin. September 1830, Nr.52f., Sp. 413−221) − Revue Me´dicale Franc¸aise et ´ trange`re, Paris 4 (1830) 445−57.2) − Annales des Sciences naturelles 22, Paris 1831, E 179−88.3) − Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik. Hsg. von der Societät für wissenschaftliche Kritik zu Berlin. März 1832, Nr. 51−53, Sp. 401−22.4) − C1 50, 201−50. − NS 7, 165−214. − LA I 10, 373−403. − FA I 24, 810−42. − MA 18.2, 508−38.

Z

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Febr 23. An J. C. Stark d. J. (Konzept; Br 40, 306): Von seiten der französischen

Akademie der Wissenschaften thut sich überhaupt manches Wünschenswerthe hervor5) . . . Durchaus wird es der Mühe wert, dorthin seine Aufmerksamkeit zu richten. Alles Stationäre, woran wir hie und da noch sehr leiden, verbannt sich nach und nach in Frankreich von selbst und es steht daher für uns auch eine gute Wirkung zu erwarten6) ... beiten vom 30. Juli u. 22. Aug, die Dispositionen bzw. Schematisierungen 1. u. 7. Aug oder das erneute Studium Buffons 7.−9. Aug 1830 (s. dort). Nach Ablieferung des 1. Abschnitts weist G selbst auf diesen Umstand hin, wenn er Varnhagen schreibt: Glücklicherweise hatt ich, gleich im ersten Anlauf, das Ganze was zu thun wäre überdacht und in seinen wichtigsten Puncten fertig geschrieben (s. unten 3. Okt 1830 u. an Boissere´e gD). 1 ) 1. Abschnitt LA I 10, 373−82. 2 ) Frz. Übers. des 1. Abschnitts, u. d. T.: Principes de philosophie zoologique, discute´s en mars 1830, au sein de l’Acade´mie des sciences; par Geoffroy Saint-Hilaire. Ouvrage analyse´ par J. W. Goethe. Anmerkung zum Titel: Cet article, comme on voit, a ´ete´ re´dige´ par le ce´le`bre Goethe, ce patriarche de la litte´rature allemande. Nous l’inse´rons ici pour faire connaıtre l’opinion des savans d’Allemagne sur l’un de nos plus honorables zoologistes. 3 ) Frz. Übers. des 1. Abschnitts, u. d. T. Re´flexions de Goethe sur les de´bats scientifiques de mars 1830 dans le sein de l’Acade´mie des Sciences, publie´es a ` Berlin dans les Annales de critique scientifique. Daran anschließend ebd. 188−93: Sur des Ecrits de Goethe lui donnant des droits au titre de savant naturaliste. Par M. Geoffroy Saint-Hilaire (wieder abgedruckt LA II 10 B/1, 646ff.). Übers. u. Nachschrift in G’s Bibliothek mit hs. Widmung: Au prince de la litte´rature en 1831, Le grand Goethe; puisse-t-il ˆetre favorable aux six dernieres pages de cette brochure hommage de l’admiration et de la respectueuse gratitude du soussigne´ Geoffroy S. Hilaire (Ruppert Nr. 4589). 4 ) 2. Abschnitt LA I 10, 382−403. 5 ) Als Beilage des Briefs (Br 40, 307) die Übers. eines Berichts der Akademiesitzung vom 28. März 1825 in Le Globe, Bd 1, Nr. 88, 438 (Hamm 1998) über Geoffroys Untersuchung eines mißgebildeten Pferdekopfs, die im Sinne von G’s morphologischen Vorstellungen lag. 6 ) Beobachtungen zur Methodendiskussion sind schon früher belegt. So kritisierte G gegenüber C. F. v. Reinhard am 16. Nov 1807 Cuviers Vorgehensweisen, daß er der neuen deutschen Methode bey Behandlung der organischen Natur nicht ganz günstig ist, und daß er da nur Zufälliges erblicken mag, wo wir Gesetzliches zu sehen glauben (Br 19, 458). Ähnlich G’s Stellungnahme gegen die Einseitigkeit der von den Franzosen immer angewendete[n] und vervollkommte[n] analytische[n] Methode an Seebeck 24. Febr 1808 (Br 51, 229f.). Reinhard äußerte gegenüber G am 18. Apr 1808: Cuvier ˘

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Mai 26. An P. C. Weyland (Br 41, 43): In Paris bitte mich . . . [Herrn] v. Cuvier

. . . bestens zu empfehlen . . . Juli

3. [Paris] G. Cuvier an G1) (LA II 10 B/1, 260): L’Auteur prie Monsieur de Goethe de vouloir bien agre´er quelques petits ´ecrits2) qu’il a publie´s re´cemment et qui contiennent divers faits propres `a inte´resser un ge´nie universel comme celui du grand poe`te et du grand philosophe `a qui nous devons tant de jouissance. Il se fe´licite de cette occasion delui te´moigner sa haute et respectueuse consideration! 13. [Wiesbaden] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 432): Angeregt durch Ihr Gespräch über die neuesten geognostischen Ansichten, habe ich hier Cuviers Einleitungen zu seinen Untersuchungen über die Fossilien zur Hand genommen.3) Diese höchst schätzbare Schrift hat mir nun in allem wahrhaft Positiven viel Belehrung und Klarheit gegeben, aber es scheint mir, der Verfasser hat als ein guter Franzmann sich auch über manches positiv ausgesprochen, was auf dem gegenwärtigen Standpunkt noch hypothetisch bleiben muß, und seiner Natur nach großentheils wohl immer hypothetisch bleiben dürfte. Le franc¸ais aime le positif, et ou` il n’en trouve pas, il en fait! Oder ist das im gegenwärtigen Fall zu scharf?4) 31. Durch Herrn Präsident Weyland Sendung von Paris, von Baron Cuvier

... Aug

1. Nach Tische die Sendung von Cuvier näher betrachtet. 3. An F. v. Müller (Br 41, 103f.): Herr Präsident Weyland ist von Paris

zurückgekommen . . . Auch ist mir seine Rückkehr durch manches Mitgebrachte sehr erfreulich gewesen . . . Baron Cuvier sandte die besonverliert sich in den Details, ohne höhere Ansicht und Einheit (G−Reinhard 59). − Zu erinnern ist auch an G’s Überlegungen in Der Versuch als Vermittler von Object und Subject sowie Das reine Phänomen u. die daran anschließenden Diskussionen mit Schiller, etwa zum r a t i o n e l l e [ n ] E m p i r i s m (Schiller an G, 19. Jan 1798; SNA 29, 188−91). − Im weiteren Entstehungszeitraum von Principes de Philosophie Zoologique äußerte sich G zum Methodenproblem grundsätzlich auch in Analyse und Synthese (1829): Ein Jahrhundert, das sich bloß auf die Analyse verlegt, und sich vor der Synthese gleichsam fürchtet, ist nicht auf dem rechten Wege; denn nur beide zusammen, wie Aus- und Einatmen, machen das Leben der Wissenschaft (LA I 11, 302); vgl. „Analyse und Synthese“, EGW 1, 49 − 52. 1 ) Von Weyland aus Paris am 31. Juli G überbracht (s. dort). 2 ) In G’s Bibliothek ein Sammelband (Ruppert Nr. 4 u. 4475), vom Buchbinder Bauer gebunden (s. unten 8. Aug 1826), mit folgenden Titeln: Extrait d’un rapport sur les principeaux changements ´eprouve´s par les the´ories chimiques et sur une partie des nouveaux services rendus par la chimi ea` la Socie´te´. Paris um 1825 (Ruppert Nr. 4477); Extrait d’un rapport sur l’e´tat de l’histoire naturelle et sur ses accroissements ´ loge historique depuis le retour de la paix maritime. Paris 1824 (Ruppert Nr. 4478); E de M. Beauvois . . . In: Me´moires de l’Acade´mie royale des sciences de l’Institut de ´ loge historique de M. Banks France 4 (1824) CCCXVIII−CCCXLVI (Ruppert Nr. 27); E ´ loge historique de M. Haüy . . . In: . . . In: ebd. 5 (1826) 204−30 (Ruppert Nr. 25); E ´ loge historique de M. le Comte ebd. 8 (1829) CXLIV−CLXXVIII (Ruppert Nr. 128); E ´ loge historique de M. Richard. Berthollet . . . In: ebd. CLXXIX−CCX (Ruppert Nr. 28); E ´ loge historique de M. A. Thouin In: ebd. 7 (1827) CXCV−CCXII (Ruppert Nr. 210); E . . . In: Ebd., CCXIII−CCXXIV (Ruppert Nr. 241). 3 ) Vermutlicher Titel s. unten 4. Aug 1826 u. Anm. 4 ) G nimmt das Urteil auf im Brief an Graf Sternberg, 19. Sept 1826 (s. dort).

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Aug

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dern Abdrücke seiner im Institut neuerlichst gehaltenen Vorträge. Wenn man sie nach einander mit Ruhe liest, so erstaunt man über den Reichthum des wissenschaftlichen Gehalts, über das bewegte Leben, wodurch dieser zusammengeführt wird, wie über die Klarheit und Faßlichkeit des Vortrags. Der Gelehrte, der Welt- und Geschäftsmann treten vereint auf. 4. Cuviers Resume ´ seiner fossilen Knochenlehre.1) 5. An Zelter (Br 40, 114f.): Von Baron Cuvier habe . . . eine höchst interessante Sendung: es sind die besondern Abdrücke seiner in der Akademie neuerlichst gehaltenen Vorträge, theils wissenschaftliche Übersichten, theils sogenannte Elogen, nach dem Tod einzelner Männer Darstellung ihres Wesens und Wirkens. Wenn man sie nach einander mit Ruhe liest, so erstaunt man über den Reichthum des wissenschaftlichen Gehaltes, über das bewegte Leben, wodurch dieser zusammengeführt wird wie über die Klarheit und Faßlichkeit des Vortrags; der Gelehrte, der Welt- und Geschäftsmann treten vereint auf. 8. [Weimar] Lieferung Buchbinder M. Bauer (LA II 10 B/1, 264): Cuvier in 4o, Pappe, Titel.2) 17. [R. J.] Hauys Eloge von Cuvier.3) 26. An S. Boissere ´e (Br 41, 133): Durch einen von Paris zurückkehrenden

Freund habe ich eine höchst angenehme Sendung von Herrn v. Cuvier erhalten, ich werde durch unsern dahin reisenden Ober-Baudirector Coudray schönstens zu danken wissen. Sept 1. An Clementine de Cuvier4) (Konzept; Br 41, 135ff.): Er [Weyland] bringt mir . . . von Seiten Ihres Herrn Vaters unschätzbare Hefte, welche mich in diesen Tagen zu erfreulich-belehrenden Studien veranlaßten. Denn wenn ich auch einige dieser trefflichen Aufsätze früher kannte, so wirken sie nun gedoppelt, indem sie eine Reihe von Ansichten über die wissenswerthesten Gegenstände eröffnen. Nun freut es mich erst, daß ich in dem labyrinthischen Gange der Naturforschung nach meiner Weise durch so viele Jahre gefolgt bin, da ich mich nicht unwerth fühle, auf den Gipfeln, welche die Wissenschaften erreicht haben, begünstigt von den vorzüglichsten Männern, gleichfalls umher zu schauen und dasjenige mit einem Blick zu erfassen, wo ich sonst mit Mühe mich durchzuwinden hatte. Diesen Überblick bin ich den Arbeiten Ihres Herrn Vaters wiederholt schuldig geworden, und wie sehr 1

) Discours sur les re´volutions de la surface du globe et sur les changemens qu’elles ont produits dans le re`gne animal. Paris, Amsterdam 1826 (Ruppert Nr. 4476); 3. Aufl. der Einleitung in Cuviers Recherches sur les ossemens fossiles (1812). 2 ) Sammelband der übersandten Schriften Cuviers; s. oben 3. Juli 1826. 3 ) Zu den übersandten Schriften gehörig; s. oben 3. Juli 1826. 4 ) G’s Brief durch Coudray nach Paris befördert; s. unten 1. Okt 1826.

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ich dafür dankbar sey, wird, wie ich glaube, besser und andringlicher von einer geliebten Tochter ausgesprochen, als wenn ich unmittelbar dem würdigen Manne mich genähert hätte. Wie wollte ich die tausendfältigen Einwirkungen und Bezüge in ein schickliches Maaß zusammenfassen und mit wenigem von dem sprechen, was unendlich ist. Hier, mein theuerstes Fräulein! Lassen Sie mich schließen, damit ich die Gränze eines Briefs nicht überschreite . . . [Beilage] Geneigtest zu gedenken. Unterzeichneter besitzt eine Sammlung organischer Fossilien, welche, ohne sehr zahlreich zu seyn, von der frühsten Epoche, vom Übergangs-Thonschiefer an bis zu den letzten der aufgeschwemmten, ja der Torflager, von jeder Zeitstufe einige Beyspiele enthält. Nur fehlen durchaus Exemplare derjenigen uralten Thiergeschlechter, welche bey Paris in Gyps und Kalk gefunden werden und deren Entdeckung man ganz allein Herrn v. Cuvier schuldig ist. Nur wenige bedeutende Theile, als Zähne und dergleichen, würden die Lücke genugsam ausfüllen. Könnte man von den eyerlegenden Vierfüßlern auch nur Ein Exemplar erhalten, so würde man solches mit großem Dank erkennen.1) Sept 18. Die Sendung an Herrn Graf Sternberg weiter durchdacht und vorbereitet. 19. An Graf Sternberg (Br 41, 168f.): Freundliche Mittheilungen aus Frankreich, besonders von Herrn Cuvier, haben mich wieder in die Naturbetrachtung gezogen. Die Elogen von [A. M. F. J. P. de] Beauvais, [J.] Banks, [R. J.] Hauy, [C. L. Graf] Berthollet, [L. C. M.] Richard, [A.] Thouin, der verschiedene ich schon einzeln kannte, nunmehr in Einem Bande zu sehen, hinter einander wegzulesen, ist von großer Bedeutung.2) „Solche Mühe hat Gott den Menschen gegeben.“3) Im Arbeiten belohnen wir uns selbst, und die Resultate sind denn doch auch erfreulich. Herrn Cuviers beide Vorträge über die Veränderungen der neusten Chemie und die praktischen Vortheile derselben, so wie der Vortrag über den Zustand der Naturgeschichte und ihren Zuwachs seit dem Frieden geben die schönsten Übersichten.4) Am reichsten aber und vollkommen zusammenhängend ist der Discours sur les re´volutions de la surface du globe 1826, die dritte Ausgabe,5) wo der Verfasser alles benutzt hat, was seit der ersten ist bemerkt worden. 1

) LA II 10 B/1, 267 kommentiert: Cuvier hatte sich vornehmlich den fossilen Vierfüßern zugewendet, die er reichlich am Montmartre vorfand; die eierlegenden hatten als vor den Säugetieren auftretende Tiere sein besonderes Interesse. Er schloß aus Zahnoder Knochenfragmenten auf die zugehörigen Arten. 2 ) Zu den Titeln s. oben 3. Juli 1826 m. Anm. 3 ) Biblische Anspielung, in Anlehnung an Prediger 1, 13: Ich gedachte alles, was unter der Sonne geschah, durch Weisheit zu erforschen und zu ergründen: eine leidige Mühe, die Gott verhängt hat, daß die Menschenkinder sich abmühen. 4 ) Zu den Titeln s. oben 3. Juli 1826 m. Anm. 5 ) Titel s. oben 4. Aug 1826 m. Anm.

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Es zeigt dieses Werk den gegenwärtigen Zustand der Geologie auf das klarste, und ich erkenne es mit höchstem Dank. Doch fällt mir bey meiner Art, die natürlichen Dinge zu betrachten, jenes geistreiche Wort dabey ein: „Der Franzose liebt das Positive, und wenn er’s nicht findet, so macht er es.“1) Dieses ist zwar aller Menschen angeborne Natur und Weise, die ich, wenn nicht zur Erbsünde, doch wenigstens zur Erbeigenheit rechnen möchte und mich deshalb möglichst davor zu hüten oder vielmehr sie auszubilden suche. Der Mensch gesteht überall Probleme zu und kann doch keines ruhen und liegen lassen; und dieß ist auch ganz recht, denn sonst würde die Forschung aufhören; aber mit dem Positiven muß man es nicht so ernsthaft nehmen, sondern sich durch Ironie darüber erheben und ihm dadurch die Eigenschaft des Problems erhalten; denn sonst wird man bey jedem geschichtlichen Rückblick confus und ärgerlich über sich selbst. Jahrzehnte haben wir uns mit Berthollet in den Wahlverwandtschaften abgemüdet, die man jetzt so wenig als meinen Roman will gelten lassen.2) Sept 19. Die Sendung an Graf Sternberg weiter gefördert . . . 20. An C. F. v. Reinhard (Br 41, 159): Freundliche Mittheilungen aus Frankreich, besonders von Herrn C u v i e r , haben mich in die Naturbetrachtung gezogen. 26. [Sendung] Herrn Grafen Sternberg nach Brzezina. Okt

1. [Paris] C. W. Coudray an G (LA II 10 B/1, 276): Ew. Exzellenz Brief [vom 1. Sept] an Frau von Cuvier habe ich bald nach meiner Ankunft übergeben. Gestern hatte mich dieselbe zu einer Soire´e einladen lassen, wo ich das Vergnügen hatte, nicht allein die verehrungswürdige Familie Cuvier sondern noch mehrere andere interessante Franzosen kennen zu lernen. In Vater und Tochter Cuvier fand ich große Verehrer von E. Exzellenz, es war mir daher sehr erfreulich mich mit denselben ganz meinen Gefühlen gemäß und zwar um so besser unterhalten zu können, da auch Herr von Cuvier das Deutsche vollkommen spricht.3) 16. [Paris] Clementine de Cuvier an G4) (GJb 1902, 60f.): Mon Pe`re aurait ´ete´ bien heureux de faire sur le champs ce que vous de´siriez et de vous envoyer une petite collection des fossiles de Montmartre, rien ne pouvant le flatter davantage que l’inte´reˆt que vous mettez `a sa science che´rie; mais il n’a pu, en ce moment, rassembler que quelques morceaux dont Monsieur Coudray veut bien se charger.5) Il s’occupe d’en re´unir

1

) Von Boissere´e übermittelt; s. oben 13. Juli 1826: Boissere´e an G. ) Lakonischer Verweis auf den Chemiker C. L. Comte de Berthollet als Vertreter der Lehre von den Verwandtschaften der chemischen Elemente, motiv- u. strukturgebend für G’s Wahlverwandtschaften; vgl. J. Adler: Eine fast magische Anziehungskraft. Goethes ’Wahlverwandtschaften‘ und die Chemie seiner Zeit. München 1987. 3 ) Cuvier stammte aus Mömpelgard (Montbe´liard) u. war 1784−88 Schüler der Stuttgarter Hohen Karlsschule. 4 ) Aus Paris befördert durch Coudray; s. nächstes Z. 5 ) Schnecken u. Muscheln vom Montmartre in G’s paläontologischer Sammlung (Prescher Nr. 2456, 2463f., 2472, 2481, 2486, 2488, 2573); außerdem Brachiopoden u. 2

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d’autres qu’il vous enverra le pluto ˆt possible et il espe`re que vous ne douterez pas de tout son ze`le pour faire une chose qui vous soit agre´able. La caisse contient quelques fossiles et une copie en plaˆtre du morceau le plus intere´ssant trouve´ `a Montmartre, dont l’original est de´pose´ au Muse´e d’histoire naturelle `a Paris. Mon Pe`re me charge de vous exprimer de nouveau tous les regrets qu’il eprouve de ne pouvoir, en ce moment, vous envoyer un plus grand nombre d’objets, et la reconnaissance que lui inspirent les phrases flatteuses que vous m’avez adresse´es pour lui.

Okt 20. [Paris] C. W. Coudray an G (LA II 10 B/1, 278): Ein Kistchen mit Fossilien von Herrn Cuvier für Ew Exzellenz habe ich bereits am 17. nach Frankfurt . . . abgesendet . . . Einen Brief von Fräulein Cuvier nebst ihres Vaters Medaille bringe ich Ew Exzellenz selbst mit.1) Ich bin von dieser hochachtbaren Familie aufs freundlichste aufgenommen worden . . . Nov

6. [Frankfurt] D. T. Neufville an G (Bratranek 2, 181): Ew. Excellenz haben wir die Ehre hiermit zu berichten, daß wir durch den Postwagen . . . ein Kistchen mit Fossilien und Conchylien [Schnecken-, Muschelsammlung], von H. Panthieu & Co. in Paris kommend, an Dieselben abgesandt haben. 8. Gegen Abend kam die Cuvierische Sendung von Paris. 10. An S. Boissere ´e (Br 41, 224): Nur will ich noch hinzufügen, daß ich

eine längst gewünschte Sendung von Herrn Cuvier erhalten habe, original fossile Reste von Montmartre, auch köstlich belehrende Modelle, Abgüsse von bedeutenden, vielleicht einzigen Exemplaren. Sollten Sie irgend Gelegenheit haben, dorthin bemerken zu lassen, wie sehr mich diese Mittheilung gefreut, so geschieht mir eine Gefälligkeit; denn es macht sich in dem Elemente des breiten Reichthums nicht leicht jemand einen Begriff, wie angenehm-nützlich, ja hinreichend die kleinsten Einzelnheiten aus Natur und Kunst mir zu statten kommen. 16. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 453): An die Damen im Jardin des plantes werde bald Gelegenheit haben, zu schreiben, und werde ich dann melden, welche Freude Ihnen die Sendung von Cuvier gemacht hat; aber so wie ich ihn kenne, wird er es erwarten und ein großes Gewicht darauf legen, einige Zeilen von Ihnen selbst zu erhalten. 19. Erhielt . . . Einen Brief von Baron von Cuvier [von dessen Tochter am

16. Okt] aus Paris . . . Oberbaudirector Coudray war [aus Paris] zurückgekommen. 20. [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (Unterhaltungen 333): Unser Oberbaudirektor Coudray ist gestern von Paris heimgekehrt und hat ihm [G] viel Interessantes, besonders von Cuvier mitgebracht, zwischen deßen Tochter und Goethe sich ein ganz origineller Briefwechsel entsponnen hat. 22. An S. Boissere ´e (Br 41, 235): Nun aber vermelde, daß unser wackerer

Ober-Baudirektor glücklich angelangt ist und viel zu erzählen hat, wie er durch unsre Empfehlungen nach allen Seiten Raum gewonnen und

Muscheln aus der Umgebung von Paris (Prescher Nr. 2293, 2328, 2332, 2377) u. Gipsmodelle von fossilen Nashornknochen (Prescher Nr. 2100ff.). 1 ) Ausgehändigt am 19. Nov (s. dort).

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überall die beste Aufnahme gefunden hat. Auf ein Schreiben an Fräulein Cuvier [vom 1. Sept] bringt er mir die freundlichste Antwort, da schon vorher [am 8. Nov] eine sehr schätzbare Sendung Montmartrer Fossilien und instructiver Modelle angelangt waren. Ich werde durch Rückantwort und Gegensendung mich dankbar erweisen.1)

1827 Febr 14. [Prag] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 134): Cuviers Werke . . . gewehren höchst interessante Aufschlüsse. Man sieht deutlich wie mühsam durch oft ganz zufällige Entdekungen sich ein jeder einzelne Zweig aus dem Dunkel der Zeit entwikeln mußte . . . wie einzelne lichtvolle Geister grossartig auf ihr Jahrhundert einwirkten, wie eine jede Wissenschaft wo sie durch solche Männer gehoben wurde sich schnell verbreitete, wie einer nach dem andern den Faden erfaste und weiter spann bis in unserer Zeit, wo vermehrte Hilfsmittel eine schnellere Entfaltung gewehren, die einzelnen Fäden zu einem haltbaren Gewebe zusammengefast wurden. Wendet man jedoch von dem Geleisteten den Blik zurük auf die Natur . . . so begegnet uns so vieles das nur unvollständig oder gar nicht erkannt ist, daß wir nicht bange seyn dörfen es werde uns und unseren Nachkommen an Stoff gebrechen die Geisteskräfte würdig zu beschäftigen. März 6. [Berlin] Hegel u. Varnhagen von Ense an G (Hoffmeister 3, 154f.): Ew. Excellenz dürften aus den ergangenen Ankündigungen und den darauf erfolgten wirklichen Anfängen der neuen Literaturzeitung [Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik], zu deren Herausgabe hier ein Gelehrtenverein unter dem Namen der „Sozietät für wissenschaftliche Kritik“ zusammengetreten ist, von dem Zweck und der Richtung dieses Instituts bereits genügende Kunde genommen haben . . . Den Unterzeichneten ist der ehrenvolle Auftrag erteilt worden, Ew. Excellenz im Namen der Gesellschaft zur Teilnahme an derselben ergebenst einzuladen. Wir kennen die Rücksichten, welche uns gebieten, jeden unmittelbaren Anspruch auf bestimmte Tätigkeit von dieser Einladung fern zu halten, wir ordnen im Voraus unsre eifrigsten Wünsche hierin jeder anderen Beziehung willig unter; aber wir würden es uns zur hohen Ehre rechnen, wenn Ew. Excellenz unserm Unternehmen eine beifällige Zustimmung gönnen, unsren Blättern die Hoffnung, nach Gelegenheit und Umständen von Ihrer Hand bereichert zu werden, nicht verschließen . . . 10. Schreiben von Hegel und Varnhagen bedacht und sonst vorbereitet. 12. An C. F. v. Reinhard (Br 42, 84f.): Aus Paris ist manches Gute zu mir

gekommen . . . Von Herrn Baron v. Cuvier habe ich eine schöne Sendung Fossilien, theils in natura, theils in Modell . . . 1

) Außer dem Austausch von Grüßen durch Parisreisende ist keine Antwort bekannt. Erst in einem Brief vom 10. Aug 1831, der auf Cuviers kurzes Schreiben vom 2. Aug 1831 (Dank im Namen der Akademie für die durch Geoffroy de Saint-Hilaire überreichte Metamorphose der Pflanzen) reagierte, richtete G direkt das Wort an Cuvier: Wieviel ich Ihnen, mein Herr! Persönlich verdanke, wie oft Ihre unschätzbaren Werke mir zum Leitstern bey meinen Forschungen dienten, vermag ich nicht genugsam auszusprechen. Nie durchgehe ich meine Sammlung von Fossilien, oder zeige sie Freunden vor, ohne Blicke voll Dankbarkeit auf so viele schöne Exemplare zu richten, die mir aus Ihrer Hand ein Denkmal Ihrer ausgezeichneten Güte geworden (Br 34, 45; LA II 10 B/1, 709). Vgl. „Die Metamorphose der Pflanzen III“ 1831 Aug 2.: Cuvier an G u. Aug 10: an G.

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März 15. An Hegel u. Varnhagen von Ense (Br 42, 91f.): Das an mich, hochver-

ehrte Herren, unter’m 6. März freundlichst erlassene Schreiben hat mich zu bedeutenden Erinnerungen veranlaßt. Es sind so eben drey und vierzig Jahre, daß mich Schiller zur Theilnahme an den Horen einlud, und es muß mich höchlich freuen, daß in dieser langen Zeit das Zutrauen meiner Landsleute sich nicht vermindert hat, sondern daß mir vielmehr von einer Gesellschaft der Würdigsten die Ehre erzeigt wird, mich zu frischer vereinter Thätigkeit aufzufordern. Ich erkenne mit besonderm Dank wenn Sie mich unter die Ihrigen aufnehmen und mich auch öffentlich als einen solchen nennen wollen; ich thue dieses desto unbedenklicher als Dieselben in dem Mitgefühl meiner gegenwärtigen Zustände nur eine gelegentliche Theilnahme zu erwarten scheinen. Lassen Sie mich daher Ihren Arbeiten eine Zeitlang zusehen, damit ich Ihre Zwecke, Absichten, Gesinnungen, die mir im Allgemeinen gar wohl bekannt sind, auch im Einzelnen kennen lerne, und dadurch veranlaßt werde von demjenigen, was mir am meisten anliegt, den Umständen gemäß etwas Würdiges mitzutheilen.1) Entrichten Sie meinen verpflichteten Dank der ganzen Gesellschaft und bleiben in jedem Falle meiner stillen oder ausdrücklich auszusprechenden Theilnahme gewiß. Apr 22. Herr Jean Jacques Ampe `re Sohn, empfohlen von d’Alton. 22. [Weimar] J. J. Ampe`re an A. M. Ampe`re (GG 3.2, 109): . . . il [G] m’a parle´ avec reconnaissance des bonte´s distingue´es que Monsieur Cuvier a pour lui et de la lettre charmante que sa fille lui a ´ecrite [16. Okt 1826]. Mai

9. An Hegel (Br 42, 180): Ich freue mich und danke schönstens daß Sie

mein bey Ihrem bedeutenden literarischen Unternehmen haben gedenken wollen. Sie kennen den Kreis in welchem ich mich mit literarischen Freunden in Weimar bewege; deuten Sie mir auf irgend einen Punct, von wo Ihnen eine Mittheilung angenehm seyn möchte. Zwar gibt mir die Herausgabe meiner Werke viele und nicht immer erfreuliche Beschäftigung, doch ruft uns wohl irgend eine freundliche Aufforderung zu einer Zwischenarbeit auf, zu der wir durch eigenen Trieb nicht veranlaßt wären. Juni 29. [Berlin] Hegel an G (GJb 1895, 71f.): Sollten Sie sich . . . wieder einmal in optische Angelegenheiten einlassen wollen, so wäre jedes Compendium der Physik oder dergleichen, was neuerlich erschienen, ein Anknüpfungspunkt dafür [für eine Rez.] . . . aber Materialien zu einem Anhang der Farbenlehre liegen Ihnen in Überfluss vor; an Wünschen ja vielleicht an Ansprüchen zu einem solchen Anhange fehlt es uns nicht; ich dürfte vielleicht die Form eines Artikels für unsere Jahrbücher hiefür vorschlagen2) ... 1

) G lieferte für die Jahrbücher, neben den beiden Abschnitten Principes de Philosophie Zoologique für die Ausgaben Sept 1830 u. März 1832 (s. oben D), die Beiträge Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museum zu Böhmen (März 1830) u. Briefe eines Verstorbenen (Sept 1830); vgl. Hagen Nr. 770. 2 ) Das Folgende s. „Zur Farbenlehre“: Hegel an G gD, EGW 4, 905.

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7. An S. T. Soemmerring (Br 42, 246): Mein Sohn setzt eine von mir

früher angefangene Sammlung Fossilien mit Ernst und Kenntniß fort; vor kurzem sind gleichfalls Gypsabgüsse von Herrn v. Cuvier angekommen, wodurch wir in dem Fache der Mammalien [Säugetiere] reicher geworden. 23. [Frankfurt] S. T. Soemmerring an G (Wenzel 1988, 142): Mich freuts Cuvier’n zu Gypsabformungen zuerst veranlaßt zu haben. Ich verdanke ihm eine Menge derselben.1) [Aug

Nov

E. Gans, Rückblicke auf Personen und Zustände 1836 (GG 3.2, 176): Er [Kanzler v. 28.] Müller] lud mich sogleich zu dem großen Mittagessen [zu Ehren von G’s Geburtstag] ein, das an einem öffentlichen Orte gegeben wurde, und forderte mich auf, mich sogleich wieder zu Goethe zu verfügen . . . Dies tat ich auch augenblicklich: ich wurde ohne die geringste Schwierigkeit angenommen, und da alle Gratulanten sich bereits entfernt hatten, so wurde mir das Glück zuteil, mich mit Goethe ungefähr eine halbe Stunde lang in einem kleinen Kabinette unterhalten zu dürfen. Das Gespräch betraf die Berliner Universität, die Neigung für philosophische Studien auf derselben, die Wirksamkeit, welche Hegel fortwährend daselbst ausübe, und endlich die Jahrbücher, welche Goethe zu interessieren schienen. Er meinte, wenn die Philosophie es sich zur Pflicht mache, auch auf die Sachen und Gegenstände, welche sie behandele, Rücksicht zu nehmen, so dürfte sie umso wirksamer werden, je mehr sie freilich auch mit den Empirikern zu tun bekomme. Nur werde immer die Frage entstehen, ob es zugleich möglich sei, ein großer Forscher und Beobachter, und auch ein bedeutender Verallgemeinerer und Zusammenfasser zu sein. Es zeige sich namentlich jetzt an Cuvier und Geoffroy de Saint-Hilaire, daß diese Eigenschaften in der Regel ganz verschiedenen Menschen zuteil würden.2)

8. An Varnhagen von Ense (Br 43, 156f.): Über die Berliner Jahrbücher

hätte ich wohl gern ein Wort gesprochen. Ganz ohne Frage ist es ein großes Verdienst Ihrer Zeitschrift, daß die Recensenten sich namentlich bekennen; besonders ist dieses mir gar sehr viel werth. Denn da ich der fortschreitenden Literatur in ihren Zweigen nicht durchaus folgen kann, so werden mir, kraft solcher Vermittlung, die bedeutenden Männer bekannt, die sich jetzt in den verschiedensten Fächern hervorthun und sowohl durch eignes Verdienst als durch das Anschließen an Ihren Kreis Aufmerksamkeit erregen und Würdigung gewinnen.3)

1828 Apr

2. (s. „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: an Nees v. Esenbeck gD, EGW 2, 308f.)

Aug 16. An F. C. Weyland (Konzept; Br 44, 278f.): Es sind Gypsgießer in Paris,

welche sich unter Leitung des Herrn Cuvier mit Abgüssen der merkwürdigsten Fossilien beschäftigen, als Kinnladen von ausgestorbenen 1

) Zum Verhältnis zwischen Soemmerring u. Cuvier vgl. Wenzel 1988, 145. ) Zuletzt mischt sich in die Gesprächserinnerung eine Reminiszenz an G’s Beitrag zum späteren Akademiestreit von 1830 mit ein. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Varnhagen von Ense gD, EGW 4, 914. 2

1828

Dez

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5. 6. 7. 8. 10. 11.

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Thierarten und dergleichen. Geben etwa solche Leute . . . ein Verzeichniß der Gegenstände welche sie anbieten mit dem Preise derselben? Ein solches Verzeichniß wünschte man zu besitzen, um für die dießseitigen Museen eine Auswahl zu treffen.1) [Nachmittags] In Cuviers Briefwechsel fortgelesen.2) Cuviers Correspondenz . . . Abends . . . Las den Cuvier zu Ende. [Nachmittags] Ingleichen Cuvier erster Theil. Cuvier zweiter Theil . . . [Nachmittags] Las weiter in Cuvier, im Biographe. [Nachmittags] Cuviers Memoiren und Briefe 2. Theil geendigt. Cuviers Schriften und was davon anzuschaffen überdacht.

1829 [Aug [Weimar] D. d’Angers, Souvenirs (Souvenirs de David d’Angers sur ses contemporains. 23./ Extraits de ses carnets de notes autographes . . . Paris 1928; GG 3.2, 504): Goethe Sept 9.] pense que le syste`me de Cuvier est une brillante hypothe`se; il dit qu’il faut advantage de preuves: „Je suis bien content qu’on ne m’ait pas mis en avant pour pouvoir ˆetre spectateur.“ Sept

8. An F. Soret (Br 46, 79f.): Mein Sohn hat Ihnen vor einiger Zeit den

Catalog gegeben einer von ihm veranstalteten Sammlung zur Kenntniß der um Weimar sich findenden merkwürdigen Fossilien.3) Da wir nun eben Gelegenheit haben an Herrn Cuvier eine solche Suite zu übersenden, so wird es uns sehr angenehm seyn den Catalog dazu in französischer Sprache beyfügen zu können.4) Sollten Sie deshalb diese Arbeit schon vollbracht haben, so würden wir für eine Abschrift, oder für das Original, um solches abzuschreiben, höchst dankbar seyn. Okt 28. (s. „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: Nees v. Esenbeck an G gD, EGW 2, 309f.) Nov 3. (s. „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: J. Müller an G gD, EGW 2, 310f.) 18., 19. u. 21. (s. „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: Tgb gD, EGW 2, 310) 24. (s. „Dem Menschen wie den Thieren . . .“: an J. Müller gD, EGW 2, 310f.)

1

) Ein ähnliches Ersuchen wiederholt an Fritsch, s. unten 25. Jan 1832. ) Lektüre dieses Tages u. der Folgetage bisher nicht identifiziert. Auch die Sichtung neuerer Cuvier-Bibliographien ließ keine Rückschlüsse zu (Dorinda Outram: Bibliography of the biographical writing of Cuvier. In: History of Science 16, 1978, 165−78; Georges Cuvier. An Annotated Bibliography of His Published Works. Compiled by Jean Chandler Smith. Washington and London 1993). 3 ) Abgedruckt LA II 8 B/1, 118−21 (M 73). 4 ) LA II 10 B/1, 503: Wahrscheinlich sollte David d’Angers [s. voriges Z] den . . . Katalog zu Cuvier bringen; eine Sendung ist nicht bezeugt. 2

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1830

1830 Febr

3. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 369): [G:] „Bei Cuvier bewundere ich seinen Stil und seine Naturgeschichte; tatsächliche Vorgänge weiß niemand so klar darzulegen wie er; aber von Philosophie ist er fast ganz verlassen; er hängt auch noch an gewissen schulmäßigen Vorurteilen oder tut wenigstens so. Man kann bei ihm zum Vielwisser werden, aber sehr tief geht es nicht.“ 4. [Weimar] F. Soret Notiz1) (Zehn Jahre 372): Aussprache über Cuvier: er kaut immer dieselben Ideen wieder, die alle dreißig oder vierzig Jahre als neu auftauchen, zur Verzweiflung der Alten und zur Erbauung der Jungen.

März 1. Mittag Hofrath [F. S.] Voigt und Dr. Eckermann. Über Naturgeschich-

te, ein Werk, welches der erstere übernommen,2) Philosophie der Natur, Zoologie, Kupferwerke, ausgestopfte Thiere und Bälge von Leipzig angeboten. 1. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 387f.): Bei Goethe zu Tisch mit Hofrat Voigt aus Jena. Die Unterhaltung geht um lauter naturhistorische Gegenstände, wobei Hofrat Voigt die vielseitigsten Kenntnisse entwickelt . . . Hofrat Voigt erzählte, daß er im Begriff sei, Cuviers Naturgeschichte, in fünf Bänden, zu übersetzen und mit Ergänzungen und Erweiterungen herauszugeben. Mai

7. [Nachmittags] Herr Canzler von Müller. Das Gespräch kam auf die

Streitigkeiten Cuviers mit St. Hilaire und überhaupt auf den Unterschied der stationären und progressiven Naturbetrachtung. [7.] [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 190): [G:] „Geoffroy de St. Hilaire hat mit seinem Urtypus aller Organisationen und mit seinem Syste`me d’analogies ganz recht gegen Cuvier, der doch nur ein Philister ist. Ich verfiel längst auf jenen einfachen Urtypus; kein organisches Wesen ist ganz der Idee, die zu Grunde liegt, entsprechend; hinter jedem steckt die höhere Idee; das ist mein Gott, das ist der Gott, den wir alle ewig suchen und zu erschauen hoffen, aber wir können ihn nur ahnen, nicht schauen.“ Juli 21. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 14. Dez 1830 −: Saint-Hilaire, Geoffroy: Principes de philososophie zoologique . . . Paris 1830)3) 22. Principes de Philosophie Zoologique par Mr. Geoffroy de St. Hilaire.

Streit zwischen den beiden Klassen der Naturforscher, der analysierenden und synthetisierenden . . . Obgemeldetes französisches Werk zu lesen fortgefahren und das was vor soviel Jahren in Deutschland deshalb geschehen wieder ins Andenken gebracht. 23. Den Streit der französischen Naturforscher weiter beachtet. 23. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 17. Okt 1830 −: Biographie nouvelle des contemporains . . . Par A. V. Arnault, A. Jay [u. a.] T. 8. Paris 1822)4) 1

) Auf das Gespräch tags zuvor bezogen. ) Voigts Cuvier-Übers., s. unten 7. Jan 1831: Voigt an G. 3 ) Nach Kuhn 1967, 284, hat G dieses ausgeliehene Ex. mit Anmerkungen versehen u. vermutl. dann gegen sein eigenes Ex. (Ruppert Nr. 4591), das er am 7. Dez 1830 (s. dort) vom Verf. erhielt, ausgetauscht. G’ s intensive Lektüre bezeugt sein Exzerpt (M 25.1, LA II 10 B/1, 128−33). 4 ) Ebd. 67ff. ein Artikel über Geoffroy de Saint-Hilaire, den G für seine Rez. benutzte (s. LA I 10, 378f.). 2

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267

Juli 24. Ich setzte meine Lesung der französischen Streitigkeit und Betrachtung

darüber fort. 25. Fortgesetzte Betrachtung über die französischen wissenschaftlichen

26. 27.

27.

28. 29. 30.

Streitigkeiten . . . Fortgesetzte Betrachtung über die Streitigkeiten in der französischen Akademie. Le Temps vom 20. Juli bringt ferneren Dissens zur Sprache, der sich bei der letzten Sitzung der französischen Akademie hervorgetan.1) Einen Aufsatz über die Streitigkeiten der französischen Naturforscher zu diktieren angefangen . . . Die französische Streitigkeit nicht außer Augen lassend. An S. Boissere´e (Br 47, 160): Mich beschäftigt jetzt die im Kreise der französischen Akademie, zwischen Geoffroy de St. Hilaire und Baron Cuvier ausgebrochene Streitigkeit; sie ist für die Naturwissenschaften von großer Bedeutung. Ich suche in einem Aufsatz für mich und meine Nächsten diese Angelegenheit, die sich auf’s widerwärtigste zu verwirren droht, in’s Klare zu setzen und darin zu erhalten. An jenem Aufsatz fortdiktiert . . . Nach Tische den französischen Streit bedacht. Über die französische Angelegenheit fernerhin diktiert. Französische akademische Streitigkeit.

30. (H 〈H19〉 datiert: 30. Juli 1830)2) 31. Die französische Gelehrten-Streitigkeit weiter durchgearbeitet. Aug

1. Übersicht des Aufsatzes die französische Streitigkeit betreffend.3) 2. Die Abschrift angefangen über den französischen Streit. 2. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 441f.): Beunruhigende Nachrichten aus Paris [Ausbruch der Juli-Revolution]; darüber kam es zwischen Goethe und mir zu einem kuriosen Mißverständnis. Ich besuchte ihn heute im Lauf des Nachmittags. „Nun,“ rief er mir entgegen, „was sagen Sie zu dem großen Ereignis! Alles ist in Aufruhr, man verhandelt nicht mehr bei geschlossenen Türen, der Vulkan ist ausgebrochen!“ − „Eine schreckliche Geschichte!“ antwortete ich, „eine so erbärmliche Familie, die sich auf ein ebenso erbärmliches Ministerium stützt, läßt nichts mehr erwarten; das Ende wird sein, daß man sie fortjagt“ − „Ach, diese Leute meine ich nicht,“ fiel Goethe ein, „was gehen die mich an! Ich rede von dem großen Streit zwischen Cuvier und Geoffroy!“ − Nach dieser verblüffenden Aufklärung versagte mir die Sprache, und ich brauchte einige Minuten, um mich dazu zu zwingen, einigermaßen aufmerksam den langen Erörterungen über eine wissenschaftliche Frage folgen zu können, die mir angesichts der gewaltigen Fragen, die augenblicklich zur Verhandlung stehen, sehr gleichgültig erschien. Seit

1

) Le Temps. Journal de progre`s politiques, scientifiques, litte´raires et industriels vom 20. Juli 1830; im Feuilleton ein Bericht über die Akademiesitzung vom 19. Juli 1830, den G für den 2. Abschnitt seiner Rezension benutzte (LA I 10, 400f.). 2 ) Varianten zu Passagen des 2. Abschnitts der Rez. 3 ) Die Übersicht u. Notizen M 25.2 (LA II 10 B/1, 139ff.), denen schon ein erster Entwurf des 1. Abschnitts zugrunde lag (LA II 10 B/2, 1070).

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Aug

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1830

mehr als zwei Wochen hat Goethe nichts anderes im Kopf als Cuvier und Geoffroy, alle Welt redet er daraufhin an, und er redigiert gerade einen Aufsatz darüber, den ich vielleicht für die „Bibliothe`que universelle“ übersetzen werde.1) 2. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 726ff.): Die Nachrichten von der begonnenen Juli-Revolution gelangten heute nach Weimar und setzten Alles in Aufregung. Ich ging im Laufe des Nachmittags zu Goethe. „Nun? rief er mir entgegen, was denken Sie von dieser großen Begebenheit? Der Vulkan ist zum Ausbruch gekommen; Alles steht in Flammen, und es ist nicht ferner eine Verhandlung bei geschlossenen Türen!“ Eine furchtbare Geschichte! erwiderte ich. Aber was ließ sich bei den bekannten Zuständen und bei einem solchen Ministerium Anderes erwarten, als daß man mit der Vertreibung der bisherigen Königlichen Familie endigen würde. „Wir scheinen uns nicht zu verstehen, mein Allerbester, erwiderte Goethe. Ich rede gar nicht von jenen Leuten; es handelt sich bei mir um ganz andere Dinge! Ich rede von dem in der Akademie zum öffentlichen Ausbruch gekommenen, für die Wissenschaft so höchst bedeutenden Streit zwischen Cüvier und Geoffroy de Saint-Hilaire!“ Diese Äußerung Goethes war mir so unerwartet, daß ich nicht wußte was ich sagen sollte, und daß ich während einiger Minuten einen völligen Stillstand in meinen Gedanken verspürte. „Die Sache ist von der höchsten Bedeutung, fuhr Goethe fort, und Sie können sich keinen Begriff machen, was ich bei der Nachricht von der Sitzung des 19. Juli empfinde. Wir haben jetzt an Geoffroy de Saint-Hilaire einen mächtigen Alliierten auf die Dauer. Ich sehe aber zugleich daraus, wie groß die Teilnahme der französischen wissenschaftlichen Welt an dieser Angelegenheit sein muß, indem, trotz der furchtbaren politischen Aufregung, die Sitzung des 19. Juli dennoch bei einem gefüllten Hause stattfand. Das Beste aber ist, daß die von Geoffroy in Frankreich eingeführte synthetische Behandlungsweise der Natur jetzt nicht mehr rückgängig zu machen ist. Die Angelegenheit ist durch die freien Diskussionen in der Akademie, und zwar in Gegenwart eines großen Publikums, jetzt öffentlich geworden, sie läßt sich nicht mehr an geheime Ausschüsse verweisen und bei geschlossenen Türen abtun und unterdrücken. Von nun an wird auch in Frankreich bei der Naturforschung der Geist herrschen und über die Materie Herr sein. Man wird Blicke in große Schöpfungsmaxime tun, in die geheimnisvolle Werkstatt Gottes! − Was ist auch im Grunde aller Verkehr mit der Natur, wenn wir auf analytischem Wege bloß mit einzelnen materiellen Teilen uns zu schaffen machen, und wir nicht das Atmen des Geistes empfinden, der jedem Teile die Richtung vorschreibt und jede Ausschweifung durch ein inwohnendes Gesetz bändigt oder sanktioniert!“ „Ich habe mich seit funfzig Jahren in dieser großen Angelegenheit abgemüht; anfänglich einsam, dann unterstützt, und zuletzt zu meiner großen Freude überragt durch verwandte Geister. Als ich mein erstes Aperc¸u vom Zwischenknochen an Peter Camper schickte, ward ich zu meiner innigsten Betrübnis völlig ignoriert. Mit Blumenbach ging es mir nicht besser, obgleich er, nach persönlichem Verkehr, auf meine Seite trat. Dann aber gewann ich Gleichgesinnte an Sömmering, Oken, Dalton [d’Alton], Carus und anderen gleich trefflichen Männern.2) Jetzt ist nun auch Geoffroy 1

) Natürlich verfolgte G die Julirevolution sehr aufmerksam. So läßt sich z. B. einer Äußerung von F. v. Müller entnehmen, daß ihn die politischen Ereignisse nicht unbeeindruckt ließen: Und jetzt noch ein Wort über Frankreich. Der Eindruck, den diese blitzschnelle Revolution auch hier gemacht, ist unbeschreiblich. Goethe spricht, er könne sich nur dadurch darüber beruhigen, daß er sie für die größte Denkübung ansehe, die ihm am Schlusse seines Lebens habe werden können (F. v. Müller an Rochlitz, 4. Sept 1830; Bode 3, 309). Br 47, 388 listet zahlreiche Briefstellen, in denen er sich über die Erschütterungen des Ereignisses äußert. Es ist u. a. auch Ausdruck der Altersironie G’s, dem wissenschaftlichen Streit − zumindest im eigenen Umfeld − vor dem politischen Konflikt Priorität einzuräumen. 2 ) Zur Entstehungsgeschichte vgl. „Dem Menschen wie den Thieren ist ein Zwischenknochen der obern Kinnlade zuzuschreiben“, EGW 2, 255−312.

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de Saint-Hilaire entschieden auf unserer Seite und mit ihm alle seine bedeutenden Schüler und Anhänger Frankreichs. Dieses Ereignis ist für mich von ganz unglaublichem Wert, und ich jubele mit Recht über den endlich erlebten allgemeinen Sieg einer Sache, der ich mein Leben gewidmet habe und die ganz vorzüglich auch die meinige ist.“

Aug

4. Fortgefahren an dem Streit der französischen Akademiker. 5. An der französischen Streitigkeit weiter mundiert. 6. Ich setze Konzept und Mundum des Aufsatzes über die französische

Streitigkeit fort. 7. Die Geschichte der deutschen Bemühungen um vergleichende Anatomie schematisiert. 7. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 3. Sept 1830 −: Buffon, [George Louis Leclerc, comte de:] Histoire naturelle ge´ne´rale et particulie`re . . . T. 1. 2. 4. 11. Paris 1749−54)1) 8. Nachher Buffons Histoire naturelle des animaux. Betrachtungen dar-

über bezüglich auf das Erscheinen dieses Werkes. 9. Nach Tische las ich in Buffon weiter . . . 11. An F. Soret (Br 47, 176): Ich erinnere mich nicht inwiefern Sie noch

vor Ihrer Abreise Kenntniß genommen haben von dem offenbaren Widerstreit der zwischen Baron Cuvier und Geoffroy de St. Hilaire in der französischen Akademie entstanden ist. Seit beynahe 40 Jahren leben und arbeiten sie neben einander, nicht Eines Sinnes, und sprechen es heftig aus, gerade zu einer Zeit, wo ganz andere Conflicte das Interesse der Menschheit aufrufen. Ich habe, um mein Selbst und der guten Sache willen, einen Aufsatz unternommen, um die Angelegenheit in’s Klare zu setzen; es ist dieß schwer, denn beide Parteien streiten gewissermaßen im Dunkeln; ich will sehen ob es mir gelingt das Feld zu erhellen. Es kommt auch wohl eine Zeit zurück, wo man den wissenschaftlichen Angelegenheiten die Aufmerksamkeit wieder gönnen mag. 11. [Brief an] Herrn Hofrath Soret, Jena. 11. [Jena] F. Soret an G (Zehn Jahre 448): Von dem großen Streit hatten Exzellenz schon mit mir [am 2. Aug] gesprochen; Cuvier wird infolge der Bestürzung, in die ihn die politischen Ereignisse versetzt haben werden, einstweilen schweigen müssen; aber ich hoffe, daß man mit Rücksicht auf seine Bedeutung und der Wissenschaft zuliebe über seinen Charakter als Staatsmann und über gewisse Erinnerungen in puncto Jesuiten hinwegsehen wird.2) Die erhitzten Geister in Frankreich werden sich wieder abkühlen, denn nach jedem solchen Sturm stellt sich ein Gleichgewicht wieder her, und dann wird das Interesse für jeden Waffengang der Akademiker wieder aufleben. Ihr Brief läßt mich hoffen, daß ich den Aufsatz, den Sie darüber vorhaben, zu sehen bekomme; sollte es Ihnen nicht recht sein, daß ich ihn übersetze, so werden Sie mir doch wohl erlauben, ihn zu lesen; die Politik wird mein Interesse daran ganz und gar nicht mindern. 1

) Für den 2. Abschnitt der Rez. ) Cuvier bekleidete vor der Julirevolution zahlreiche öffentliche Ämter, was ihn nun gefährdete.

2

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Aug 16. Ich beschäftigte mich mit einigem auf die Naturwissenschaft Bezügli-

chen. 17. Geschichte meines Verhältnisses zur vergleichenden Anatomie zum

Zweck jenes Aufsatzes über die französische Streitigkeit. 17. (H 〈H21〉 datiert: d. 17. Aug. 30)1) 18. Den Discours pre ´liminaire von Geoffroy de St. Hilaire durchgelesen

und ausgezogen.2) 19. An dem Auszug des französischen zoologischen Werks fortgefahren. 20. Fortgesetzte Beschäftigung mit dem Aufsatz über die französische Streitigkeit. 21. Diktiert an dem Aufsatz über die französische Streitigkeit. Fernere Beschäftigung damit. 21. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 26. Aug 1830 −: Dictionnaire des sciences naturelles . . . T. 49. Paris 1827)3) 21. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 6. Sept 1830 −: Audebert J. B.: Histoire naturelle des singes et des makis. Paris an 8 [1799/1800].) 22. Französische atomistisch-mechanische Terminologie. 22. (H 〈H31〉 datiert: den 22. Aug. 1830)4) 23. Cuvier contra Geoffroy ferner betrachtet und deshalb diktiert. 25. An F. Soret (Br 47, 191f.): Die akademisch-französische, durch das

politische Interesse jetzt so übertäubte Streitigkeit, fährt fort mich zu interessiren; das Ereigniß ist für die Wissenschaft bedeutender als man denken möchte. Man wird jedoch dabey nach allen Seiten hin gewiesen und es ist keine geringe Aufgabe, sich dergestalt zu rüsten daß man wagen dürfte sich drein zu mischen. Auf alle Fälle jedoch macht es mir Vergnügen eine so wichtige Angelegenheit wieder aufzunehmen, vor der ich mich, aufrichtig zu sagen, bisher gescheut habe. 25. [Brief an] Herrn Hofrath Soret . . . 26. [Jena] F. Soret an G (Zehn Jahre, 454f.): Ihr Aufsatz über den Streit zwischen Cuvier und Geoffroy interessiert mich außerordentlich; man gewinnt dadurch völlige Klarheit über den Stand der Sache und über die Umstände, die dazu geführt haben; einige kurze Angaben über die beiden Gegner dürften wohl nicht fehlen; sie könnten unmittelbar die Einleitung bilden zu der Darstellung des Streites, in den Sie nunmehr eingreifen. Jetzt müßte eine ganze Schrift darüber von Ihnen erscheinen, und ich erwarte sie mit Spannung. Der Wissenschaft ist damit um so mehr geholfen, als die Art, wie die deutschen Naturphilosophen sich ausdrücken, bisher nicht eben dazu gedient hat, ihrer 1

) Entwurf u. Notiz zum 2. Abschnitt der Rez. (LA II 10 B/2, 1049). ) Principes de Philosophie Zoologique, 1−28; s. das Exzerpt M 25.1 (LA II 10 B/1, 128f.). 3 ) Enthaltend die Wörter mit den Anfängen SERR−SOUG. G informierte sich vermutlich über die Affen (singes; simiae). 4 ) Vorstufe zu G’s Sprachkritik im 2. Abschnitt der Rez. 2

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Philosophie in Frankreich Anklang zu verschaffen, und Sie endlich einmal in deren Dunkelheit scharf hineinleuchten. Ich möchte das Manuskript noch einmal durchlesen, sende es deshalb noch nicht zurück; da Exzellenz mir erlaubt haben, es einige Zeit zu behalten, hoffe ich nicht unbescheiden zu sein. Auch diese Arbeit sollte man ins Französische übersetzen, sobald die „Metamorphose“ erschienen ist. Es heißt, Cuvier sei geflohen; aber wissenschaftliche Streitfragen sollten sich von aller Politik freihalten. Nicht den Gönner der Jesuiten bekämpfen Sie in Ihrem Aufsatz, sondern den Stützpfeiler einer falschen Philosophie; ich sage „falsch“ auf Ihre Autorität hin, denn ich traue mir nicht zu, selbst diese Frage zu entscheiden; ich verstehe sie noch nicht in allen Punkten . . .

Aug 27. Herr von Henning. Unterhaltung über manches was gemeinsam inter-

essirte. Mit ihm um’s Webbicht gefahren . . . Herr von Henning zu Mittage.1) 27. (s. „Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen . . .“: an Caroline von Wolzogen gD, EGW 3, 325) 29. [München] S. Boissere´e an G (LA II 10 B/1, 580): Was Sie uns über den naturwissenschaftlichen Streit zwischen Geoffroy St. Hilaire und Cuvier versprechen [27. Juli] erregt sehr meine Aufmerksamkeit; Sie werden es wohl in einem weitern Heft zur Naturwissenschaft und Morphologie geben. − 29. [Jena] F. Soret an G (LA II 10 B/1, 581): Je n’ai plus rien `a ajouter sur la premie`re partie du manuscrit que V.E. a bien voulu me confier, mais j’ai besoin de Vous remercier encore et je me recommende `a vos bonte´s pour ˆetre un des premiers `a en lire la suite, lorsque Vous en aurez fait faire une copie. 29. [Jena] F. Soret Briefregister (Zehn Jahre, 455): Ich sende ihm mit Dank das Manuskript über den Streit zwischen Cuvier und St. Hilaire zurück. 30. Ich hatte Carus Organographie vorgenommen.2) 31. An F. F. H. Küstner (Br 47, 201): Auch mir, in meinen hohen Jahren,

erregen die neusten Begebenheiten Antheil und Nachdenken; ich sehe so manche Jahre dem Gang der Gesinnungen und der Thaten zu und ich muß mich freuen das Wünschenswerthe immermehr durchdringen zu sehen. Sept 3. Nach Tische in den hinteren Zimmern d’Altons Skelette durchgesehen.3) 4. Nachher Sömmerrings osteologische Hefte.4) 5. Einiges an der Theilnahme am Streite Cuviers und Geoffroy St. Hilaires. 1

) Laut G’s Schilderung dieses Besuchs (s. unten 10. Sept 1830: an Varnhagen von Ense) hat er Henning, Mitherausgeber der Berliner Jahrbücher, den angefangenen Aufsatz . . . übergeben. 2 ) C. G. Carus: Erläuterungstafeln zur vergleichenden Anatomie. 2 Hefte. Leipzig 1826−27; genannt im Entwurf 25.9 (LA II 10 B/1, 149f.). 3 ) Tafelwerk von E. d’Alton, erschienen 1821−28 unter verschiedenen Titeln, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4322−33). 4 ) S. T. Sömmerring: Vom Baue des menschlichen Körpers. 5 Teile. Frankfurt a. M. 1791−1801; auch andere anatomische Schriften des Verfassers in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 5119−28). Vgl. LA I 10, 387f.

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5. [Weimar] Riemer Tischreden (GG 3.2, 666): [Riemer zu G:] „Wie Mineurs und Antimineurs, so kommen mir die Parteien der Naturforscher Cuvier und Geoffroy vor. Die einen graben von außen hinein, die andern von innen heraus, und wenn sie geschickt sind, so müssen sie in der Mitte zusammen kommen.“ [Hs. Zusatz: G. gefiel der Gedanke wohl.] 6. Alsobald an den Naturbetrachtungen in Bezug auf die französische

Streitigkeit . . . [C.] Galeni de usu partium.1) Über das Verhältnis des Organismus. Das Weitere durchgedacht. 6. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 14. Sept 1830 −: 1) Biographie nouvelle des contemporains . . . Par A. V. Arnault, A. Jay [u. a.] T. 5. Paris 1822.2) − 2) Galeni, Pergamensis, [Claudii:] Opera . . . omnia . . . T 1−4. Basileae 1538.) 10. [Brief an] Herrn von Varnhagen . . . Ward an der Abhandlung über die

französische wissenschaftliche Streitigkeit fortgefahren . . . Abends Professor Riemer, die Aufsätze über die französischen Angelegenheiten durchgesprochen. 10. An Varnhagen von Ense (Br 47, 213ff.): Auch hat Herr v. Henning, wie es wohl durch mündliche Unterhaltung zu geschehen pflegt, mir Mut gemacht Ihren Jahrbüchern wieder einen Beitrag zuzudenken,3) ja ihm gleich einen angefangenen Aufsatz zu übergeben.4) Der Fall ist merkwürdig, und ich konnte nicht unterlassen mich selbst darüber aufzuklären, weil er bedeutende Folgen haben wird und muß. Fänden Sie Bedenken meinen Aufsatz abzudrucken, so haben Sie die Güte mir solchen zurückzusenden. Mögen Sie ihn aufnehmen, so folgt die Fortsetzung mit der Zeit. Diese Bogen waren Anfangs Juli niedergeschrieben, das Ende des Monats machte freilich eine gewaltsame Diversion, man muß ein wenig zusehen bis das Wissenschaftliche sich dort wieder regt; denn, da wir Deutsche bei dieser Gelegenheit im Vorteil sind, dürfen wir die Absicht dorthin zu wirken nicht aufgeben. Auch möcht ich, da meine morphologischen Hefte so lange stocken, einiges, nicht didaktisch-anmaßlich, sondern diskursiv, als wenn es nichts wäre, ob es mir schon sehr auf dem Herzen liegt, bei dieser Gelegenheit aussprechen . . . Möge die neue heftige Aufregung der Kinder dieser Welt [JuliRevolution] uns andere in stiller Betrachtung nicht, allzusehr schüttelnd und rüttelnd, verhindern. 11. Fortgesetzte Arbeit an der französischen Angelegenheit . . . [Nachmittags] Sodann d’Altons Knochengerüste. Verschiedene Hefte durchgesehen und zu meinen Zwecken betrachtet. 1

) Opera omnia. Basel 1538, Teil I, 224−445 (Grumach 1949, 830); für den 2. Abschnitt der Rez. 2 ) Darin Buchstaben COLL−DIC, möglicherweise aus Interesse für die Artikel über [V.] Cousin, [A. P.] De Candolle, Erasmus Darwin, [L. J. M.] Daubenton u. Cuvier. Vgl. auch oben 23. Juli 1830. 3 ) G hatte im März 1830 in den Jahrbüchern eine Rez. der Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen veröffentlicht (W 42.1, 20−54). 4 ) Den 1. Abschnitt während Hennings Weimar-Besuch am 27. Aug (s. dort).

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Sept 12. An Knebel (Br 47, 217f.): Die Händel in der französischen Akademie

zwischen Cuvier und Geoffroy de St. Hilaire haben mich aufgeregt und da ich, wegen der Soretischen Übersetzung meiner Metamorphose [der Pflanzen], mich ohnehin mit Ernst wieder in’s Naturfach einlassen mußte, so fand ich mich auf halbem Weg und bereite einen Aufsatz, der seine Wirkung, den Gegenstand in’s Klare zu setzen, nicht verfehlen möge. Geoffroy merkt und ahnet, daß er in den Deutschen Alliirte findet; ihn darüber aufzuklären und uns von der rechten Seite zu zeigen ist eigentlich meine Absicht. Was auch daraus entstehe, man muß immer da beyzutragen suchen, wo man im Augenblicke glaubt nützlich seyn zu können. Jene im Februar entstandene Akadem. Streitigkeit ward freilich im Juli stark übertäubt, und auch wir kommen in eine Lage, wo es aussieht, als wenn wir auf den Kopf gestellt werden könnten, so daß die K e p h a l o p o d e n [Kopffüßler], worüber jener Streit begann, uns zur schlimmen Vorbedeutung werden könnten. Es ist zwar bemerkenswerth, aber nicht wunderbar, daß wir die Reprise der Tragödie von 1790 wieder erleben müssen; indessen ist es weder Wahl noch Schuld von unsrer Seite und wir wollen uns das alte Wort durate! gesagt sein lassen. 15. [Berlin] L. D. v. Henning an G (Bratranek 1, 183f.): Ueber dem Septemberheft unserer Zeitschrift waltet ein besonderer Segen; auch der von Ew. Excellenz mir gnädigst anvertraute Artikel über den Streit zwischen den pariser Akademikern, der von unserer Societät mit freudigem Dank aufgenommen worden, wird nach der getroffenen Veranstaltung in den nächsten Tagen im Druck erscheinen und werde ich nicht säumen, Ew. Excellenz sodann einige Exemplare davon zu übersenden. 25. [Berlin] L. D. v. Henning an G (LA II 10 B/1, 588): Ew. Exzellenz verfehle ich nicht in Verfolg eines ehrerbietigsten Schreibens vom 15. d. M. hierbei die bereits angekündigten besonderen Abdrücke des Artikels über Geoffroy de St. Hilaire ganz gehorsamst zu übersenden. 25. [Berlin] Varnhagen v. Ense an G (LA II 10 B/1, 588f.): Ew. Exzellenz haben wir Alle, Herausgeber und Leser, den innigsten Dank abzustatten für die reichen und schönen Beiträge, welche Sie neuerdings unsern Jahrbüchern zugewendet haben,1) und für uns so hocherfreuend ferner zusagen! Darf ich mir erlauben, hier über Sachen, deren die eine, streng genommen, mir fremd heißen, die andre aber gewissermaßen als eigne mir Schweigen auferlegen könnte, urteilend einzureden, so möchte ich sagen, der Aufsatz über die Streitigkeit der beiden französischen Naturgelehrten erhebt und beugt, denn es regt neben der Bewunderung eine Art Beschämung auf, zu sehen, wie über diese Gegenstände mit höherer Einsicht und in großartigem Zusammenhang gesprochen werden kann, und dann zurückzublicken, mit welchem geringen Sinn und in welcher dumpfen Beschränkung gewöhnlich darüber gesprochen wird! Ich glaube dieser Aufsatz mit seiner verheißenen Fortsetzung wird unter vielerlei Murren von Widersachern doch an diesen selbst seine leitende Kraft und Einwirkung dartun . . . Hr Alexander von Humboldt reist in diesen Tagen nach Paris, und wird wohl den Winter dort bleiben. Er verlangte, schon abschiednehmend, noch eifrigst nach den Blättern unsrer Jahrbücher,

1

) In der Sept-Ausgabe die Rez. Principes de Philosophie Zoologique (1. Abschnitt) u. Briefe eines Verstorbenen (W 42.1, 55−63).

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welche die Anzeige über Cuvier und Geoffroy de St. Hilaire enthalten, mit Ungeduld, vielleicht auch mit besorglicher Unruhe, wie einer, der nächstens unsre deutsche Einmischung in diese französischen Angelegenheiten an Ort und Stelle zu vertreten haben wird, und nun vor allem wissen will, wiefern diese Aufgabe ihm durch das bereits Dargelegte sauer oder leicht gemacht worden.

Sept 25. Kam die Recension [als Sonderdruck] von Berlin, Geoffroy de St. Hil-

aire betreffend. 25. An F. v. Müller (Br 47, 244): Beikommendes so eben angelangte Ex-

emplar steht als erb- und eigentümlich zu Diensten. 25. [Weimar] F. v. Müller an G (LA II 10 B/1, 588): Tausend Dank für die höchst erwünschte, herrliche Gabe aus den Berliner Blättern. Okt

3. Einiges zur wissenschaftlichen Streitigkeit der französischen Naturfor-

scher . . . Herr Canzler von Müller speiste mit, erzählte die revolutionären Albernheiten dieser Tage. Anderes Vorliegende besprochen. 3. An S. Boissere ´e (Br 47, 267): Über den naturwissenschaftlichen Streit in Paris finden Sie eine Andeutung in den Berliner Jahrbüchern. Die Fortsetzung ist geschrieben und bedarf jetzt nur einer sinnigen Redaction. Doch sind diese wissenschaftlichen Händel nicht von der Art zur Zeit so großer Ereignisse ein lebhaftes Interesse zu unterhalten. Ich arbeite unterdessen im Stillen fort, denn diese Differenz der Ansichten wird im Fortgange der Wissenschaften immer wieder hervortreten. 3. An Varnhagen v. Ense (Br 47, 271): Wundersam deutet schon im Februar der Zwiespalt zweyer Naturforscher auf den ungeheuren Zwiespalt des Reiches zu Ende Juli, davon uns denn die Nachrichten obruiren [überhäufen, belasten] und unser Interesse verschlingen, da ja überdieß die Folgen uns selbst zu Leibe gehn. Glücklicherweise hatt ich, gleich im ersten Anlauf, das Ganze was zu thun wäre überdacht und in seinen wichtigsten Puncten fertig geschrieben. Nun muß ich erst aufpassen wenn der rechte Moment sich einstellt, wo mit einer Fortsetzung hervorzutreten wäre. Abschließen werden und wollen wir nicht. Wir haben Widersacher, sind aber keine Widersacher, wir halten a n der Sache, sind f ü r die Sache, insofern es den Menschen gegeben ist. Herr A. v. Humboldt kann dieses Ereigniß nicht freuen. Zu componiren ist nicht in diesem Streite, alles käme darauf an daß beide Theile sich einander gelten ließen. Das geht aber nicht, niemand mag sich gern bescheiden, und dem Streite folgt wohl der Sieg; da denn dem Überwindenden Ehre, Ruf, Ruhm, Ansehn und Pfründen zu Theil werden. Die vergangenen und gegenwärtigen Zustände aufzuklären wird meine Bemühung seyn. 4. Einiges zu der französischen naturhistorischen Streitigkeit. 4. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 1. Sept 1831 −: Buffon, [George Louis Leclerc, comte de:] Histoire naturelle ge´ne´rale et particulie`re . . . T. 4. Paris 1753.1)) 1

) Daraus zitiert G im 2. Abschnitt (LA I 10, 383).

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5. An Zelter (Br 47, 275): Seitdem Herr v. Henning bey mir gewesen, hab

ich manches nach Berlin zu den Jahrbüchern gesendet; sie haben es freundlich aufgenommen, und so empfehl ich dir’s, damit du erfahrest womit ich mich abgebe. Ich bin wieder in die Naturbetrachtungen gerathen, welches für mich, der ich ein nachdenklicher Mensch bin, doch immer das Beste bleibt, je tiefer man in ihr Gebiet dringt, desto wahrer wird sie. Sie wehrt sich zwar gewaltig gegen den unfähigen täppischen Menschen, der Beharrlichkeit gibt sie nach, um ihr Geschlecht zu rechtfertigen. 8. Ich hielt mich an den zweyten Abschnitt, die französische Streitigkeit behandelnd. 9.–21. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1380): Die Rezension des S. Hilaireschen Werkes habe ich allerdings gelesen und soviel davon verstanden daß Cuvier mit seiner Rechenkunst von den Brüchen ausgeht wenn sein Gegner die Teile aus dem Zusammenhange der ganzen Natur zu evolvieren sucht da denn zwei Männer Einer Sache sich wie Parabel und Perpendikel verhalten und sich zutragen kann daß das was dieser sucht jenem entgegenkommt. 10. Einige Concepte ajustirt. Sömmerings frühere Verdienste bedacht. 11. Nähere Betrachtung von [P.] Campers Verdiensten . . . [Nachmittags]

Campers Leben und Verdienste. 11. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 22. Okt 1830 −: Ersch, J. S. u. J. G. Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste . . . Bd 15. Leipzig 1826.1)) 11. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 22. Juni 1831 −: Camper, Pierre: Oeuvres qui ont pour objet l’histoire naturelle . . . Paris an XI−1803.) 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 13. Dez 1830 −: 1) Meusel, Johann Georg: Das gelehrte Teutschland od. Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Angefangen von Georg Christoph Hamberger. Fortges. von Meusel. 5. . . . verm. u. verb. Ausg. Bd 7. 10. 11. Lemgo 1798−1805. − 2) Meusel, Joh. Georg: D. gelehrte Teutschland im 19. Jahrh . . . Bd 3. 8. Lemgo 1811−25.2)) 14. [Weimar] F. Soret an G (LA II 10 B/1, 597f.): Votre Excellence m’a fait un bien grand plaisir en me facilitant une seconde lecture de votre discussion sur la grande querelle Cuvier et St. Hilaire; je suis impatient d’en voir la suite et je demeure persuade´ que lorsqu’il y aura un moment de calme en France on y mettra un grand prix au jugement porte´ par Goethe. C’est une pie`ce importante au process. 23. Geoffroy de Saint-Hilaire: Sur quelques conditions ge´ne´rales des Rochers et la Spe´cialite´ de cet organe chez le Crocodile (Gazette Me´dicale de Paris, 23. Oct. 1830, 391ff.;3) LA II 10 B/1, 600f.): Ceci n’est evident que pour qui conside`re l’organisation de mon point de vue, que pour qui la tient soumise `a un plan general, modifie´ ¸ca et la`, d’ou ` doivent ˆetre de´duits tous les faits de diversite´ qui caracte´risent les animaux. Mais qu’on n’admette au contraire qu’un savoir de faits spe´ciaux, c’est-a`-dire qu’on ne se

1

) Darin die Biographie von P. Camper. ) Vielleicht zur Suche nach Informationen über Soemmerring (LA II 10 B/1, 595). 3 ) Bericht über die Akademiesitzung vom 11. Okt 1830. G erhielt den Aufsatz am 19. März 1831 (s. dort), im Nachlaß (LA II 10 B/2, 1047). G zitiert daraus im 2. Abschnitt seiner Rez. (LA I 10, 402). 2

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confie obstine´ment qu’a` la me´thode a posteriori, alors intervient un raisonnement `a la porte´e du plus grand nombre des esprits; ce qui n’a ´ete´ ni vu ni touche´distinstement ne saurait nullement devenir une re´alite´ acceptable. „Mais c’est la` reproduire ce conflit perpetual entre les deux grandes doctrines dans lesquelles le monde savant est partage´ depuis si longtemps“, et cette re´flexion m’est sugge´re´e par la premie`re autorite´ de l’Allemagne (Anm.: Autorite´ la plus compe´tante; car Goethe rappe`le dans son secondarticle qu’il fut aussi entraine´, il y a 30 ans, par le movement des esprits, alors occupe´s avec predilection dans plusieurs ville de l’Allemagne de l’e´tude des analogies de l’organisation.), `a la fois grand poe`te et profound philosophe, le ce´le`bre Goethe, qui vient d’accorder `a mon ouvrage . . . le plus grand honneur qu’un livre Franc¸ais puisse recevoir. Ce home ce´le`bre vient en effet d’inse´rer dans le plus conside´re´des journaux litte´raires de Berlin (Annales de critique scientifique) une analyse tre`s-e´tendue de ce livre. La` il signale la controverse scientifique ne´e dans le sein de l’Acade´mie des sciences de Paris, entre M. Cuvier et moi, comme un ´eve´nement tre`s-important, qu’il serait de´raisonnable, dit-il, de considerer comme devant seulement conduire `a des dissentiments personnels, quand il le faut voir de plus haut, dans son avenir et son utilite´ ge´ne´rale. Goethe conside`re une `a une les pieces de ce process scientifique, et les pe`se dans une balance equitable: et, bien qu’il ait termine´ ses deux articles (nos 52 et 53 en septembre dernier), en s’appliquant ce mot de Montaigne, je ne juge pas, je raconte, quelque peu de sa sympathie pour l’une des opinions se re´ve`le `a qui en cherche la manifestation. Avant d’en venire aux divers sujets de l’ouvrage qu’il analyse succinctement, Goethe entreprend de prouver, qu’e´tant connus les ´ecrits, les pense´es et les faits de caracte`re des deux naturalistes en dissentiment, (ce qu’il expose dans des biographies ´etendues), le choc survenu en mars dernier ´etait inevitable: car ce n’est pas seulement un paralle`le des personnes qu’il pre´sente, c’est aussi une appreciation des avantages des deux methods, dites a priori et a posteriori; appreciation digne de ce genie supe´rieur. Dans cette savante analyse des sentiments, circonstances et faits de la dernie`re lutte, ou ` l’illustre auteur puise ses motifs de croire pour l’avenir `a de nouveaux engangements, il aurait donc comme pre´vu et par consequent `a l’avance de´ja` employe´ notre actuel dissentiment sur la partie supe´rieure du rocher chez les animaux ovipares. Mais je m’arreˆte ici; il ne m’appartient pas d’entrer plus avant dans l’examen d’une discussion ou ` je ne dois ni preparer, ni pressentir, mais attendre le jugement du public.

Okt 26. Die fortschreitenden Pariser Begebenheiten wurden nach den eintref-

fenden Tagesblättern immerfort beherzigt. 27. Neue Händel zwischen Baron Cuvier und St. Hilaire vom 11. Oktober. 28. (Notiz1) 〈LA II 10 B/1, 149〉 datiert: W. den 28. Octbr. 1830.) Nov 21. [Genf] F. Soret an G (Zehn Jahre 483): Ihr Aufsatz über den Streit zwischen Geoffroy und Cuvier ist in Frankreich sogleich beachtet worden; verschiedene Männer sprachen mir davon; in einer Zeitschrift, die von Genfer Gelehrten redigiert wird und die Aufgabe hat, die bedeutendsten wissenschaftlichen Erscheinungen Deutschlands bekanntzumachen, ist eine Übersetzung erschienen; ich werde sehen, mir die betreffende Nummer zu verschaffen.2)

1

) Le Globe No. 242. Freytag den 22. Octbr. giebt Nachricht von einer Sitzung der Akademie der Wissenschaften vom 11. Octbr. wo der Widerstreit zwischen Geoffroy d. S. Hilaire und Cuvier, veranlaßt durch den Ersten sich wieder hervorthut . . . Verwendet für den 2. Abschnitt der Rezension (LA I 10, 401f.). 2 ´ trange`re; s. Angabe unter D. ) Revue Me´dicale Franc¸aise et E

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´ trange`re 4, Dez ⎯ (Principes de Philosophie Zoologique . . . Revue Me´dicale Franc¸aise et E 1830, 445−57)

7. [Paris] Geoffroy de Saint-Hilaire an G (LA II 10 B/1, 613): Un de mes ´ecrits (principes de philosophie zoologique &) a donc un moment fixe´ l’attention du plus beau genie de l’Allemagne! cette illustration re´pandue sur moi parce qu’il y a de plus grand parmi les homes, je la tiens pour la plus glorieuse recompense que je pouvais ambitionner. Je prends sujet de cet exce`s de bonheur pour me permettre d’interrompre de hautes pense´es pour ce mot de remerciement, pour l’envoi de mon ouvrage honore´ d’une aussi grande indulgence et faveur. 13. Kam eine Sendung von Geoffroy de St. Hilaire. Ich studierte diessel-

bige.1) 13. [München] C. F. v. Conta an G (LA II 10 B/1, 614): Mit großem Interesse hat Ob. Bergrat [K. T.] Kleinschrod Ihre Beurteilung des Streites zwischen Cuvier und Geoffroy gelesen. 14. Einiges auf die Streitigkeit der französischen Naturforscher bezüglich. 15. Kamen Briefe von Geoffroy de Saint-Hilaire in Paris . . . 19. An F. v. Müller (Br 48, 48f.): Auch lege die neusten Schriften von St.

19. 28.

28. 29.

Hilaire bei; dasjenige, wovon wir gesprochen, steht auf den allerletzten Blättern, den Seiten 5. 6. 7, das Vorhergehende beschäftigt sich mehr mit der wissenschaftlichen Angelegenheit selbst. [An] Herrn Geh. Rath von Müller, Billet und Actenfascikel Geoffroy de St. Hilaire betreffend. An C. F. v. Conta (Br 48, 59): Wenn meine neusten öffentlichen Bemühungen in der wissenschaftlichen Region den Beyfall eines einsichtigen Mannes [K. T. Kleinschrod] erhalten haben, so will ich gern gestehen, daß ich mir noch einiges Leben wünsche, weil ich gerade in diesem Augenblick, nach manchen Seiten hin, mich nützlich zu erweisen hoffen dürfte. [An] Herrn von Conta nach München. Ich las einige . . . Briefe an den Herrn [C. F.] von Reinhard. Übereinstimmende Gesinnungen und Überzeugungen mit den jetzigen. Ausgesprochene Einsicht, daß Cuvier philosophischen Ansichten entgegen sein müsse.2)

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7. [Jena] F. S. Voigt an G (LA II 10 B/1, 628): Ich darf nicht länger säumen, das Verlangen Ew. Exzellenz zu erfüllen, wiewohl ich es in guter Absicht tat. Ich hoffte nämlich von Tag zu Tag die übrigen Aushängebogen der Klasse Säugetiere zu erhalten, aber

1

) In der Nachlaß-Mappe U3 finden sich etliche Aufsätze Geoffroys (LA II 10 B/2, 1046f.). 2 ) Kritik an Cuvier in den Briefen an Reinhard 16. Nov 1807 (Br 19, 45) u. Reinhard an G 18. Apr 1808 (G−Reinhard 59); s. dazu oben 23. Febr 1826 u. Anm.

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bis jetzt vergeblich. Gern hätte ich Ihnen das Ganze gesandt, weil mit der Größe die deutliche Übersicht des Ganges den Cuvier befolgt wächst: möchte meine Arbeit in Verbindung mit dem Original Ew. Exzellenz gefallen1) . . . Auch den Aufsatz über Cuvier bitte so anzunehmen wie er ausgefallen ist.2) Ich weiß nicht ob es Ungeschick oder Mangel an gewünschter Stimmung ist, die auch diesen mir nicht hat zu völliger Befriedigung ausfallen lassen. Doch habe ich keinen mir bekannten Punkt übergangen . . . um baldige Rücksendung der Aushängebogen darf ich wohl ergebenst bitten.

Jan

8. Voigts Übersetzung von Cuviers Naturgeschichte und Zugaben. 9. An Herrn Hofrat Voigt, Aushängebogen zurück von seiner Übersetzung

der Cuvierschen Naturgeschichte . . . Die Cuviersche Gesinnung und Behandlung wissenschaftlicher Angelegenheiten näher bedenkend. 9. An F. S. Voigt (Konzept; Br 48, 76f.): Ew. Wohlgeboren sende das Mitgetheilte dankbar und, ich darf wohl sagen, ungern zurück, indem ich mich aus diesen wenigen Bogen noch ferner hätte angenehm zu belehren gewünscht . . . Das Werk, wenn es beysammen ist, wird Ihnen alle Ehre machen. Auch für den Aufsatz über Herrn Cuvier danke zum schönsten; hier bestätigt sich vollkommen, wie ich mir im Allgemeinen jenen Zustand denken mußte. Könnten Sie mir ohnschwer dasjenige mittheilen, was er, im ersten Band seines neuen Werks über die Fische, gegen die sogenannten Naturphilosophen vorgebracht hat, so geschähe mir ein besonderer Gefalle.3) Ich habe die Kühnheit gehabt, mich in den Streit zwischen ihm und Geoffroy zu mischen, und habe die Absicht, mit aller Mäßigung meine Schritte zu verfolgen, da man in Frankreich auf meinen Aufsatz in den Berliner Jahrbüchern aufmerksam geworden. Es ist Zeit und Gelegenheit, daß wir uns rühren; hätten Ew. Wohlgeboren die Natur nicht mit philosophischem Sinne betrachtet, so käme Ihre Behandlung seines Werkes ihm keineswegs zu Gute, wie jetzt geschieht. 18. An F. S. Voigt (Konzept; Br 48, 92): . . . vermelde mit wenigem, daß in Überzeugung, wie nothwendig für die Naturforscher das Cuviersche Fischwerk sey, schon deshalb an Artaria [Mannheimer Buchhandlung] Auftrag gegeben ist, welches zu Ihren Studien nach seiner Ankunft gerne mitgetheilt werden wird.

1

) Aushängebogen zu Voigts Übers. von Cuviers Re`gne animal (1817, 2. Aufl. 1828): Das Tierreich geordnet nach seiner Organisation. Als Grundlage der Naturgeschichte der Tiere und Einleitung in die vergleichende Anatomie. Nach der 2. verm. Ausg. übers. u. mit Zusätzen von F. S. Voigt. Bd 1. Leipzig 1831. 2 ) Georg von Cüvier (abgedruckt LA II 10 B/1, 152−55), für G’s Arbeit am 2. Abschnitt von Principes de Philosophie Zoologique. 3 ) Voigt schrieb am Schluß seines Aufsatzes: in dem ersten Bande seines Werkes über die Fische geht er [Cuvier] . . . alle Punkte des genetischen Verfahrens der neueren Naturphilosophie durch, um ihre Einseitigkeit zu beweisen (LA II 10 B/1, 155). G. Cuvier u. A. Valenciennes: Histoire naturelle des Poissons. 3 Bde. Paris 1828−1829; in Bd 1 zunächst eine Historie der Ichthyologie mit eingehender Kritik an L. Oken.

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19. Die Wirkung jener Äußerung in Sachen Cuvier contra Geoffroy über-

dacht, da indessen eine neue von der einen Seite approbatorische Eröffnung vorgegangen.1) 25. [Jena] F. Soret an G (Zehn Jahre 506): Mein Schreiber ist ausgeblieben, ich kann Ihnen daher den Abschnitt über die Theorie Geoffroys noch nicht senden; sein Buch [Principes de Philosophie Zoologique] fand ich auf der Bibliothek und werde es studieren, um in das Problem tiefer einzudringen; mir kamen hier und da etliche Zweifel, die sich nur durch ein systematischeres Studium dieser wichtigen Frage beseitigen lassen. 26. Um 12 Uhr Herr Alexander von Humboldt, mich über die Vorfälle von

Paris aufklärend, Individualitäten schildernd und Verhältnisse näher bezeichnend2). . . Herr Professor Riemer zu Mittag . . . Auch zufällig angeregt einiges Naturhistorische. 28. Abends Professor Riemer . . . Humboldts Aufenthalt und Einwirkung besprochen. Die unglaublichen socialen Einwirkungen dieses Mannes bewundert. Febr 15. Abends Professor Riemer . . . Über Spracheigenheiten und Sprachgeheimnisse. Die fortdauernden Veränderungen in der Sprache. Neue Regeln, Recht und Unrecht abgeleitet. Er brachte bey Gelegenheit von Alexander von Humboldts Gegenwart gewisse geologische Probleme zur Sprache. Ich sagte ihm meine Gedanken darüber; wenn man bey’m Auflösen der Probleme es den Menschen leicht macht, so hat man die Menge vor sich, und da zeigt sich denn allgemeine Überzeugung. Es ist den Männern vom Fach nicht übel zu nehmen, wenn sie sich’s bequem machen. Wenn man statt des Problems ein anderes hinsetzt, so denkt die gleichgültige Menge schon, es wäre ihr geholfen. Jeder sucht sich in seinem Fach zu sichern und läßt den andern auch zu, sich mit den ihrigen zu befestigen. So habe ich mit Verwunderung in ihrem Fache sehr consequente, verständige, vortreffliche Männer gesehen, wie sie in andern Fächern das Absurdeste zugaben und nur sorgten, daß man ihre Kreise nicht störe. Auch in den Wissenschaften ist alles ethisch, die Behandlung hangt vom Charakter ab. 19. Abends die Umwälzungen der Erdrinde von Cuvier, übersetzt von Nöggerath. Schöne Gelegenheit zu dissentiren und zu assentiren. Wir sind ja alle nur einzelne Personnagen, die nach unseren Prämissen richtig oder falsch urtheilen. Niemand ist von dem einen gewiß und vor dem andern sicher, man muß lange leben und zwischen diesen beyden zu einer Art von Sicherheit gelangen.

1

) Die frz. Übers. von G’s Rez. in Revue Me´dicale (LA II 10 B/1, 634). ) Gesprächsgegenstand war wohl der Stand der Revolution, aber vermutlich auch der Akademiestreit. Vgl. oben 1830 Sept 25.: Varnhagen v. Ense an G u. Okt 3.: an Varnhagen v. Ense.

2

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Febr 19. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 17. Okt 1831 −: Cuvier, Georges, baron de: Umwälzungen der Erdrinde . . . N. d. 5. Orig. ausg. übers. . . . von J. Nöggerath. Bd. 1. 2. Bonn 1830.) 27. Nach Tische Geh. Rath von Müller. 27. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 201): [G:] Die Natur spielt immerfort mit der Mannichfaltigkeit der einzelnen Erscheinungen, aber es kommt darauf an, sich dadurch nicht irren zu lassen, die allgemeine, stetige Regel zu abstrahiren, nach der sie handelt. Ihr andren habt es gut, ihr geht in den Garten, in den Wald, beschaut harmlos Blumen und Bäume, während ich überall nur an die Metamorphosenlehre erinnert werde und mit dieser mich abquäle. März 1. Abends die Umwälzungen von der Erdrinde von Cuvier, übersetzt von

Nöggerath. 19. Die Gazette Me ´ dicale T. I. N. 43, wo von meinem Einschreiten zwischen die Streitigkeiten von Cuvier und Geoffroy die Rede ist, erhielt ich durch [F. C.] Weyland.1) 20. An S. Boissere ´e (Br 48, 153): Ich weiß nicht, ob es zu Ihrer Kenntniß gekommen, daß ich an dem Streit, der sich zwischen Cuvier und Geoffroy de St. Hilaire trotz aller akademischen Convenienzen hervorthat, durch ein Wort in der Berliner Monatsschrift gestreift habe. Ich werde mich hüten weiter zu gehen, obgleich alle wissenschaftlichen Dinge unter den fürchterlichsten politischen Bewegungen immer so gut ihren Gang fortsetzen, als Schuster, Schneider pp. ihre Handwerke unter Krieg und Noth fortführen. 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 2. Mai 1831 −: Cuvier, Hist. nat. des Poissons. T I−III. [Paris 1828−29] Planches. 7 Hefte 1−3.)2) 25. Cuviers Geschichte der Fische angesehen. 26. Sekretär Kräuter, Text und Tafeln des großen Cuvierschen Fischwerkes

überliefernd. Mai 19. Sendung von Paris in Bezug auf die Streitigkeit von St. Hilaire, beson-

ders aber ein kurzer Aufsatz des letzteren, meine naturwissenschaftlichen Studien betreffend.3) 19., 20. u. 27. Juni

(s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: an F. Soret gD)

7. Revue de Paris. Die Franzosen bleiben immer wunderlich und merk-

würdig, nur muß der Deutsche nicht glauben, daß er irgend etwas gründlich für sie thun könne; sie müssen erst alles, was es auch sey, 1

) Geoffroys Sur quelques conditions ge´ne´rales . . .; s. oben 23. Okt 1830. ) Erwähnt im Gespräch mit F. S. Voigt; s. oben 9. u. 18. Jan 1831. 3 ) Die frz. Übers. von Abschnitt 1 in Annales des Sciences naturelles 22 (1831) mit der Nachschrift Geoffroys (Sur de Ecrits de Goethe . . .; abgedruckt LA II 10 B/1, 646ff.); s. Angaben unter D. G’s anerkennender Dank für Geoffroys Aufsatz am Schluß seiner dt.-frz. Ausgabe: Versuch über die Metamorphose der Pflanzen. Übers. von Friedrich Soret, nebst geschichtlichen Nachträgen. Stuttgart 1831. 2

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sich nach ihrer Weise zurechte machen. Ihr unseliger Respect für den Calcül bornirt sie in allen artistischen, ästhetischen, litterarischen, philosophischen, historischen, moralischen, religiösen Angelegenheiten, als wenn das alles dem unterworfen seyn müßte.1) Sie merken gar nicht, daß sie hier auf die niederträchtigste Weise Knechte sind; in allem Übrigen, wo sie sich gehen lassen und sich ihrer Vorzüge freudig bedienen, sind sie allerliebst und einzig, man darf sie nicht aus den Augen lassen. Juni

8. (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: F. Soret an G gD) 9. An Zelter (Br 48, 224f.): In der Revue de Paris Nr. 1 den 1. May,

dritter Jahrgang, steht ein merkwürdiger Aufsatz über [N.] Paganini.2) Er ist von einem Arzte [F. Bennati], der ihn mehrere Jahre gekannt und bedient; dieser setzt auf eine gar kluge Weise heraus, wie dieses merkwürdigen Mannes musicalisches Talent durch die Conformation seines Körpers, durch die Proportionen seiner Glieder bestimmt, begünstigt, ja genöthigt werde, das Unglaubliche, ja das Unmögliche hervorzubringen. Es führt uns andere dieß auf jene Überzeugung zurück, daß der Organismus in seinen Determinationen die wunderlichen Manifestationen der lebendigen Wesen hervorbringe. Hier will ich nun . . . eines der größten Worte niederschreiben, welches uns unsre Vorvordern zurückgelassen haben: „Die Thiere werden durch ihre Organe unterrichtet.“ Nun denke man sich, wie viel vom Thier im Menschen übrig bleibt, und daß dieser die Fähigkeit hat, seine Organe zu unterrichten, so wird man gern auf diese Betrachtungen immer wieder zurückkehren.3) 12. Das Tierreich von Hofrat [F. S.] Voigt. Vielfaches angeregt.4) 15. An F. S. Voigt (Konzept; Br 48, 236f.): Ew. Wohlgeboren kann nach einigen verflossenen Tagen schon für das mitgetheilte Werk zum allerschönsten danken, indem ich manche angenehme und lehrreiche Stunde dabey genossen habe. Es macht einen sehr angenehmen Eindruck, wenn wir dasjenige, von welchem wir eine vereinzelnde, verzettelte Kenntniß haben mögen, nun in seiner Vollständigkeit beysammen sehen, wo wir uns mit dem neu Erworbenen des alten Besitzes erfreuen dürfen. Mit Bewunderung der neuen Gaben, womit Sie dieses Werk ausgestattet, erfreut ich mich auch des heitern, immer gleichen, deut1

) In Revue de Paris 26 (1831) 95−105 erläuterte V. Cousin, daß die Beobachtung (observation) durch Berechnung (calcul) ergänzt werden müsse, um Wissenschaft zu sein (LA II 10 B/1, 679). 2 ) F. Bennati: Notice physiologique sur Paganini. In: Revue de Paris 26 (1831) 52−60 (LA II 10 B/1, 680). 3 ) Maxime so bzw. ähnlich auch in den Vorarbeiten zur Rez. M 25.2 u. 25.4 (LA II 10 B/1, 141, 144) u. im 2. Abschnitt (LA I 10, 396). 4 ) Zu Voigts Cuvier-Übers. s. oben 7. Jan 1831.

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lichen Vortrags, der es uns möglich macht, das Allermannichfaltigste in vollkommner Klarheit zu imaginiren. Juni 16. An Cotta (Br 48, 238): Was mich bey allem diesen dennoch freuen kann, ist: daß ich in den allerletzten Blättern noch im Falle war eine wissenschaftliche Angelegenheit zur Sprache zu bringen, welche zunächst die botanische Welt höchlich beschäftigen würde, und zugleich an jene Verhandlungen anknüpfen konnte, bey welchen ich in Frankreich einige Sensation zu machen das Glück hatte.1) 19. [Jena] F. S. Voigt an G (LA II 10 B/1, 685): Die mir so wertvollen Zeilen, welche ich von Ihrer teuren Hand empfangen, sind das erste erfreuliche Zeichen des Beifalls, welche ich über mein Werk empfangen. Auch ich gestehe, daß der zusammenhängende Überblick, den zu verschaffen es mir gelungen, ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit bei mir erweckt, was um so reiner ist, als ich mir vorgesetzt hatte, keinen Grad von Anstrengung zu scheuen, um die disparaten Materialien zu möglichst klarem Guß zusammenzuschmelzen. 20. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 734ff.): Wir verhandelten über einige Gegenstände der Naturwissenschaft, besonders über die Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit der Sprache, wodurch Irrtümer und falsche Anschauungen verbreitet würden, die später so leicht nicht wieder zu überwinden wären. „Die Sache ist ganz einfach diese, sagte Goethe. Alle Sprachen sind aus naheliegenden menschlichen Bedürfnissen, menschlichen Beschäftigungen und allgemein menschlichen Empfindungen und Anschauungen entstanden. Wenn nun ein höherer Mensch über das geheime Wirken und Walten der Natur eine Ahnung und Einsicht gewinnt, so reicht seine ihm überlieferte Sprache nicht hin, um ein solches von menschlichen Dingen durchaus Fernliegende auszudrücken. Es müßte ihm die Sprache der Geister zu Gebote stehen, um seinen eigentümlichen Wahrnehmungen zu genügen. Da dieses aber nicht ist, so muß er bei seiner Anschauung ungewöhnlicher Naturverhältnisse stets nach menschlichen Ausdrücken greifen, wobei er denn fast überall zu kurz kommt, seinen Gegenstand herabzieht oder wohl gar verletzt und vernichtet.“ Wenn Sie das sagen, erwiderte ich, der Sie doch Ihren Gegenständen jedesmal sehr scharf auf den Leib gehen und, als Feind aller Phrase, für Ihre höheren Wahrnehmungen stets den bezeichnendsten Ausdruck zu finden wissen, so will das etwas heißen. Ich dächte aber, wir Deutschen könnten überhaupt noch allenfalls zufrieden sein. Unsere Sprache ist so außerordentlich reich, ausgebildet und fortbildungsfähig, daß, wenn wir auch mitunter zu einem Tropus unsere Zuflucht nehmen müssen, wir doch ziemlich nahe an das eigentlich Auszusprechende herankommen. Die Franzosen aber stehen gegen uns sehr im Nachteil. Bei ihnen wird der Ausdruck eines angeschauten höheren Naturverhältnisses durch einen gewöhnlich aus der Technik hergenommenen Tropus sogleich materiell und gemein, so daß er der höheren Anschauung keineswegs mehr genügt. „Wie sehr Sie Recht haben, fiel Goethe ein, ist mir noch neulich bei dem Streit zwischen Cüvier und Geoffroy de Saint-Hilaire vorgekommen. Geoffroy de Saint-Hilaire ist ein Mensch, der wirklich in das geistige Walten und Schaffen der Natur eine hohe Einsicht hat; allein seine französische Sprache, insofern er sich herkömmlicher Ausdrücke zu bedienen gezwungen ist, läßt ihn durchaus im Stich. Und zwar nicht bloß bei geheimnisvoll-geistigen, sondern auch bei ganz sichtbaren, rein körperlichen Gegenständen und Verhältnissen. Will er die einzelnen Teile eines organischen Wesens ausdrücken, so hat er dafür kein anderes Wort, als Materialien, wodurch denn z. B. die Knochen, welche als gleichartige Teile das orga-

1

) Gemeint sind Über die Spiraltendenz u. die als Appendice überschriebene Widmung an Geoffroy für die dt.-frz. Ausgabe Versuch über die Metamorphose der Pflanzen.

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nische Ganze eines Armes bilden, mit den Steinen, Balken und Brettern, woraus man ein Haus macht, auf eine Stufe des Ausdrucks kommen.“ „Ebenso ungehörig, fuhr Goethe fort, gebrauchen die Franzosen, wenn sie von Erzeugnissen der Natur reden, den Ausdruck Komposition. Ich kann aber wohl die einzelnen Teile einer stückweise gemachten Maschine zusammensetzen und bei einem solchen Gegenstande von Komposition reden, aber nicht, wenn ich die einzelnen lebendig sich bildenden und von einer gemeinsamen Seele durchdrungenen Teile eines organischen Ganzen im Sinne habe.“ Es will mir sogar scheinen, versetzte ich, als ob der Ausdruck Komposition auch bei echten Erzeugnissen der Kunst und Poesie ungehörig und herabwürdigend wäre. „Es ist ein ganz niederträchtiges Wort, erwiderte Goethe, das wir den Franzosen zu danken haben, und das wir so bald wie möglich wieder loszuwerden suchen sollten. Wie kann man sagen, Mozart habe seinen Don Juan komponiert! Komposition! − Als ob es ein Stück Kuchen oder Biscuit wäre, das man aus Eiern, Mehl und Zucker zusammenrührt! − Eine geistige Schöpfung ist es, das Einzelne wie das Ganze aus einem Geiste und Guß und von dem Hauche eines Lebens durchdrungen, wobei der Produzierende keineswegs versuchte und stückelte und nach Willkür verfuhr, sondern wobei der dämonische Geist seines Genies ihn in der Gewalt hatte, so daß er ausführen mußte, was jener gebot.“

Juni 20. (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: an F. Soret u. F. Soret Erinnerungen gD) 26. Professor [C. A. S.] Schultze. Sein Lehrbuch der vergleichenden Ana-

tomie und einige sonstige Programme.1) 26. [Greifswald?] C. A. S. Schultze an ? (GG 3.2, 784f.): Goethe in langem grauen Rock; er findet es beneidenswert, seine ganze Tätigkeit der vergleichenden Anatomie widmen zu können und mit allen erforderlichen Mitteln ausgestattet zu sein . . . Goethe habe in meinem Handbuche der vergleichenden Anatomie mit Vergnügen gelesen; der Abriß der Geschichte (die tabellarische Zusammenstellung der zoologischen Systeme) sei ihm sehr nützlich. Besonders liebe er den Abschnitt, den ich „Grundsätze der Vergleichung“ überschrieben habe. „Da ist auch jede Zeile das Resultat eines langen Studiums.“2) . . . Ich entschuldigte, daß ich auf einer Tabelle nur wenige Worte über [C.] Batschs Verdienste habe sagen können; er unterbrach mich lebhaft: „O, man sieht aus diesen Worten, daß sie den herrlichen Mann gründlich studiert und ganz erkannt haben.“ . . . Am meisten erfreue ihn, daß ich seinen lieben Batsch nach Gebühr gewürdigt und als Vorläufer Cuviers diesem vorangestellt habe; die Naturforscher hätten Batsch seit zwanzig Jahren völlig vergessen. Er erzählte von Batsch ähnlich wie in Morphologie

1

) C. A. S. Schultze: Systematisches Lehrbuch der vergleichenden Anatomie mit Tabellen ueber die Classification des Thierreichs und die Formen der Organe. Berlin 1828; Ders.: Prodomus descriptionis formarum partium elementariarum in animalibus. Berolini 1828; Ders.: Mikroskopische Untersuchungen ueber des Herrn Robert Brown Entdeckung lebender . . . Theilchen in allen Körpern und ueber Erzeugung der Monaden. Carlsruhe u. Freiburg 1828 (Ruppert Nr. 5091ff.). 2 ) Durchaus in G’s Sinne das Kap. Grundsätze der Vergleichung im Lehrbuch (s. vorige Anm., ebd. S. 75−88, 75ff.): Die Vergleichung muss dem Zwecke der Wissenschaft entsprechen . . . und besonders auf die B e d e u t u n g d e r T h e i l e gerichtet seyn, damit sie zu einem treuen und zusammenhängenden Bilde der thierischen Organisation diene . . . D i e w e s e n t l i c h e n Ve r g l e i c h u n g s p u n k t e sind . . . 1) d a s G e w e b e , 2) d i e L a g e u n d Ve r b i n d u n g , 3) d i e Ve r r i c h t u n g . . . [Es ist klar,] daß nur eine genaue Vergleichung aller Uebergangsformen die Auffindung wahrscheinlicher Analogieen möglich macht. − G erwähnt Schultze, Vertreter einer jüngeren Forschergeneration, in seiner Rez. nicht; die Bekanntschaft dürfte ihn aber, wie etliche mehr, in seiner vermittelnden Position zwischen Geoffroys u. Cuviers Ansatz bestärkt haben.

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I. XXVI, wo aber nur von Botanik die Rede sei:1) „Sie haben ergänzt, was ich über Batsch als Zoologen zu sagen versäumt habe.“ Er fügte hinzu: „Sie haben auch meiner wohlwollend gedacht. Es freut mich sehr, wenn das wenige, was mir zu leisten vergönnt war, eine freundliche Anerkennung findet und wenn die Jüngeren es gerne zugeben, daß sie vielleicht einige Anregung von mir empfangen haben.“2)

Juni ⎯ [Weimar] Riemer Mitteilungen (Pollmer 358): [G:] „Die Tiere werden durch ihre Organe belehrt, sagten die Alten; ich setze hinzu: die Menschen gleichfalls, sie haben jedoch den Vorzug, ihre Organe wieder zu belehren.“ Juli

2. (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: Tgb gD) 16. Manches Zurückgesetzte wieder angegriffen. Ein Heft von Geoffroy de

St. Hilaire.3) 22. An S. Boissere ´e (Br 49, 16f.): Da ich nach alter Weise die einmal angesponnenen Fäden nicht fallen zu lassen oder wenigstens bald wieder aufzunehmen pflege, so habe ich nicht versäumt, jene durch die Berliner Jahrbücher mit Paris gewissermaßen zufällig gewonnenen Verhältnisse ganz leise zu handhaben, wozu denn die Übersetzung meiner Metamorphose [der Pflanzen] das Übrige beytragen wird. ⎯ (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: Geoffroy de Saint-Hilaire an G gD) Aug

2. An Varnhagen v. Ense (Br 49, 31f.): Jener Aufsatz über die Händel der

französischen Naturforscher hat, wie Sie wissen, wundersam gegriffen; die synthetische Partei findet in uns Deutschen willkommne Alliirte und mich haben manche Sendungen, Zeitungs- und Journal-Artikel noch tiefer in die Sache sehen lassen, woraus denn freylich erhellt: daß man am besten thut sich zurückzuhalten. Damals, als ich Ihnen den ersten Versuch zuschickte, war das Interesse bey mir auf einem hohen Grad lebendig und ich dictirte sogleich eine Fortsetzung, die mich in die Zeiten Buffons und Daubentons zurückführte. Nun aber bin ich weit davon abgelenkt und durch die dazwischen getretenen Pariser Verworrenheiten in mein Kämmerlein zurückgedrängt. Führe ich weiter fort, was ich nicht gerne aufgeben möchte, so send ich es zu beliebigem Gebrauch. 2. (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: Cuvier an G gD) 9. [Berlin] L. D. v. Henning an G (Bratranek 1, 184f.): Ew. Excellenz übersende ich hierbei ehrerbietigst im Auftrage der hiesigen Societät für wissenschaftliche Kritik das vor kurzem von der Verlagsbuchhandlung hier eingegangene Honorar für die beiden 1

) In Geschichte meines botanischen Studiums (LA I 9, 18f.). ) Im Lehrbuch, S. 71f., heißt es: Der berühmte Dichter J. W. v. Goethe hat in 6 Heften Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie. Stuttgart 1817−24. auf gründlicher Kenntnis beruhende allgemein zootomische und osteologische Bemerkungen von doppeltem Werte bekannt gemacht. 3 ) Um welche Publikation es sich handelt, nicht geklärt: wohl eine der Veröffentlichungen von Geoffroy, die Goethe bei den Papieren von ,Principes de Philosophie Zoologique’ aufbewahrte (LA II 10 B/1, 696; die Publikationen aufgeführt LA II 10 B/2, 1046 zu U3). 2

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Recensionen, womit Höchstdieselben das vorjährige Septemberheft unserer Jahrbücher zu schmücken geruht haben,1) im Betrag von 8 Thlr. 20 Sgr. und 4 Thlr. 15 Sgr. . . .

Aug 10. [Berlin] Varnhagen v. Ense an G (LA II 10 B/1, 710): Was uns fernerhin über den naturwissenschaftlichen Streit in Frankreich von Ew. Exzellenz Hand zukommen möchte, würde uns hochwillkommen sein. Die Franzosen nehmen solchen Anteil mit Lebhaftigkeit zu neuer Verarbeitung auf, und die Deutschen müssen ihn wirksam fühlen, auch wenn sie sich widerwärtig dabei anstellen. 10. (s. „Die Metamorphose der Pflanzen III“: G an Cuvier gD) 13. An Zelter (Br 49, 37): Überdieß bin ich über Berlin mit den Pariser

?

Okt

1.

22. 23. 24. 25.

26.

Naturforschern neuerlich in Berührung gekommen, welches mich denn doch auf einen gewissen Grad beschäftigt und zu Mittheilungen nöthigt. Dabey muß ich gedenken daß doch manches hier vorzuzeigen versäumt worden, weil es etwas zur Seite lag. Hofrath [K.] Vogel. Früheres, wieder aufgenommenes Gespräch von Wichtigkeit, das mich an den Streit der Nominalisten und Realisten erinnerte. Dergleichen wird’s immer geben, so wie Guelfen und Ghibellinen. Wer hievon deutlichen Begriff hat und seine Einsicht praktisch zu benutzen weiß, der steht im Vortheil; alles Übrige ist vom Übel.2) Mittag Hofrath Vogel. Aufregung der zoologischen Entwürfe [zu Principes de Philosophie Zoologique]. Die zoologischen Acten und Entwürfe vorgenommen. John mundirte. An den zoologischen Heften fortgefahren . . . [Nachmittags] Ich fuhr in den morphologischen Studien fort. An dem morphologischen Aufsatz fortdictirt. Damit und mit dem Mundiren den ganzen Morgen zugebracht . . . Gegen Abend . . . Zuletzt Hofrath Riemer, mit welchem die morphologische Controvers durchzugehen anfing. Ich setzte das gestrige Geschäft gleichmäßig fort und widmete ihm den ganzen Morgen.

1

) Principes de Philosophie Zoologique (1. Abschnitt) u. Briefe eines Verstorbenen. ) Der Gesprächsgegenstand läßt sich aufgrund dieser allgemein gehaltenen Tgb-Notiz nur schwer rekonstruieren. Die Anspielung auf die Kontroversen päpstlicher u. kaiserlicher Anhänger seit dem 13. Jh., Guelfen und Ghibellinen, bezieht LA II B/1, 145 (u. bereits Kuhn 1967, 60) auf den Akademiestreit. In einer Vorarbeit zum 2. Abschnitt der Principes de Philosophie Zoologique heißt es: Wenn wir daher nicht hoffen können unsre streitenden Nachbarn zu versöhnen, denn es ist hier nicht von allgemeinem Weltsinn sondern von beschränktem Partheisinn die Rede, Guelfen und Ghibellinen wird es immer geben (Ebd. M 25.4). Darüber hinaus läßt der Verweis auf den mittelalterlichen Universalienstreit u. seine sprachkritischen Implikationen (Nominalisten und Realisten) auch an G’s Sprachkritik der frz. Naturforschung im 2. Abschnitt denken (LA I 10, 398ff.). Freilich bleiben das Vermutungen, Inhalt u. Zusammenhang des Gesprächs fraglich.

2

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Okt 27. Am Aufsatz fortgefahren. In der Geschichte meiner Studien der ver-

gleichenden Anatomie mundirt, concipirt. 28. [Abends] Professor Riemer. Einiges auf den französischen Streit Bezüg-

liches durchgegangen. 28. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 19. Nov 1831 −: Galeni Cl[audii], Pergamensis Omnia quae exstant in Latinum sermonem conversa . . . T. 1. Basileae 1562.) 28. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 15. Dez 1831 −: Buffon, [George Louis Leclerc, comte de:] Histoire naturelle ge´ne´rale et particulie`re . . . T. 4. Paris 1753.) 29. Dieselbe Materie fortgesetzt . . . Bücher von der Bibliothek erhalten.

30.

31. 31.

Nov

1. 3.

Einige Stellen aufgeschlagen. Merkwürdiges bedacht. Hofrath Vogel um 1 Uhr . . . Er speiste mit mir. Wir setzten die Unterhaltung über seine und meine gegenwärtigen Arbeiten fort, insofern sie zusammentreffen, und hatten die Zufriedenheit gleicher Hauptansichten . . . Ich setzte die zu meinen Zwecken nothwendige Lectüre fort. Blieb allein. Ich nahm die d’Altonischen Skelette vor1) . . . [Nachmittags] Suchte manches zu ordnen und vorzubereiten. Nahm auch die d’Altonischen Skelette vor. Zur vergleichenden Anatomie fortgefahren. An Zelter (Br 49, 128f.): Schreibe nur immer das Unmittelbarste was dich berührt, ich kann nicht ganz das Gleiche thun; doch erinnerst du dich wohl eines Aufsatzes über die Händel der französischen Naturforscher in euren Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik, welcher in Frankreich großes Aufsehen machte. Ich fuhr seit jener Zeit immer fort, die Angelegenheit durchzudenken, welche wirklich im Fache von großer Bedeutung ist. Ich schrieb auch manches, welches ich jetzt redigire und durcharbeite; dieß ist aber einer von den Fällen in welchen der Geist ohne mühsame Vorbereitung nichts ausrichten kann. Zu dem französischen Streit Gehöriges gelichtet und gesondert. Die französische academische Streitsache.

3. (Vorarbeit2) 〈LA II 10 B/1, 143〉 datiert: W. den 3. Nov. 31.) 5. Sowohl Geschäftliches als Wissenschaftliches und Persönliches vorge-

schoben und vorbereitet. Deßhalb Concepte und Munda mancher Art. Mittag Hofrath Vogel. Gespräch . . . über den kitzlichen Punct von Synthese und Analyse hauptsächlich im practischen Sinne. 7. [Nachmittags] Nachher für mich. Beschäftigt mit dem durch die Franzosen aufgeregten Streit über Synthese und Analyse. 8. Einiges concipirt in der wissenschaftlichen Angelegenheit.

1 2

) E. J. d’Alton: Über Skelette. 12 Lieferungen. Bonn 1821−28. ) Überlegung zu Analyse u. Synthese im naturwissenschaftlichen Arbeiten.

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Nov 12. An dem Aufsatze über den Streit der französischen Naturforscher re-

13.

14. 18.

19.

[Dez 5./15.]

11.

digirt . . . Mittag Hofrath Vogel. Bedeutendes Gespräch über wechselseitig sittliche, wissenschaftliche und praktische Ausbildung. Die französische naturhistorische Streitigkeit für mich weiter verfolgt. Ich redigirte am Aufsatz über die französische Streitigkeit, ohngeachtet der wunderlichen Form doch eine genügende Übersicht dem Theilnehmenden zu verschaffen. Ingleichen auf die französische Streitigkeit Bezügliches. Suchte den Aufsatz bezüglich auf die französische wissenschaftliche Streitigkeit seinem Abschluß zu nähern . . . Abends Hofrath Riemer; einiges auf die französische Streitigkeit Bezügliche durchgegangen . . . Im naturhistorischen Fache Munda . . . Mittag . . . Hofrath Vogel zu Tische. Angenehme und gründliche Unterhaltung über Philosophie und Naturbetrachtung. An Varnhagen v. Ense (Entwurf;1) Br 49, 404): Zunächst aber nehmen Sie die Fortsetzung meines Antheils an den französischen Streitigkeiten freundlich auf. Das Heft mag von und für sich selbst sprechen, die Hauptfrage ist: ob Sie es, wie es daliegt, zu Ihren Zwecken brauchen können, wäre dies nicht der Fall, so bitte es ohne weiteres zurück zu schicken. Einiges an dem Aufsatze der wissenschaftlichen französischen Streitfrage dictirt.

11. (H 〈H41〉 datiert: W. den 11. Dec. 1831.) 13. Abends Professor Riemer. Einige Stellen zu der französischen Streitig-

keit. 14. Nach Tische die Kritik der französischen Händel nochmals durchgedacht. 17. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis ? −: Cuvier, Georges, bar. de, et Valenciennes: Histoire naturelle des poissons. P. I. Paris 1828.)2) 20. Abends Hofrath Riemer. Den Aufsatz über die französischen Streitig-

keiten unter den Naturforschern nochmals durchgegangen. Dez Ende/ 1832 Anf. ⎯

[Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 492): Am Schlusse dieses und zu Anfange des nächsten Jahres wandte sich Goethe ganz wieder seinen Lieblingsstudien, den Naturwissenschaften, zu, und beschäftigte sich . . . besonders auch, aus Teilnahme an dem Streit zwischen Cuvier und St. Hilaire, mit Gegenständen der Metamorphose der Pflanzen- und Tierwelt.

⎯ G. B. Brocchi: Goethe scienziato (Biblioteca Italiana 63, 1831, 247−51; LA II 10 B/1, 740): Quella cosı` detta unita` di composizione che Goethe, De Candolle ed altri cercarono ne’ corpi vegetabili, altri naturalisti, e segnatamente il signor Geoffroy Saint-

1 2

) Zum Brief an Varnhagen, 5. Jan 1832 (s. dort). ) s. oben 1831 Jan 9. u. 18.: an F. S. Voigt; März 24.−26: Buchentleihung.

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Hilaire, cercarono ne’ corpi animali, come puo ` vedersi esposto nell’opera di quest’ ultimo intitolata Principes de philosophie zoologique (Paris 1830). Pero ` le opinioni del signor Geoffroy Saint-Hilaire hanno trovato un forte oppositore nel celebre barone Cuvier, e nacque tra loro, nel marzo dello scorso anno, una solenne disputa dinanzi all’Accademia delle scienze. Della quale disputa il Goethe rendendo conto negli Annali di critica scientifica che si pubblicano a Berlino, dopo aver menzionati diversi naturalisti alemanni, le cui opinioni concordano con quelle del signor Geoffroy Saint-Hilaire, conclude il discorso colle seguenti parole, che riferiamo come si trovano tradotte nel citato fascicolo degli Annales des sciences naturelles . . . „Je ne juge pas, je raconte (Montaigne).“

1832 Jan

5. An Varnhagen v. Ense (Br 49, 194): Jenen Aufsatz über die französi-

schen wissenschaftlichen Händel, die jetzt vor der großen Bewegung wenigstens unsern Augen entschwunden, habe damals gleich fortgesetzt, mit demselbigen Motto. Er ist weitläufig und wunderlich geworden und doch keineswegs erschöpfend, an Hin- und Herdeuten hat es nicht gefehlt. Ich sende es nächstens; wüßten Sie es zu Ihren Zwecken nicht zu benutzen, so erbitte mir solches wieder zurück. 6. An Herrn Geh. Legationsrath von Ense nach Berlin. 25. An C. W. v. Fritsch (Br 51, 581): Geneigtest zu gedenken. Zu Paris werden, in Gyps gegossen und nach der Natur colorirt, Copien der seltenen, vorhistorischen fossilen organischen Körper, welche zuerst durch Hn. Baron Cuvier entschieden zur Sprache gekommen, verfertigt. Man wünscht ein Verzeichniß zu sehen, der dort auf diese Weise verkäuflichen Gegenstände, mit hinzugefügten Preisen, da man für das Jenaische Museum einiges davon anzuschaffen gedenkt.1) Febr

7. [Berlin] Varnhagen v. Ense an G (LA II 10 B/1, 752): Ew. Exzellenz verehrtes Schreiben verheißt die zu gewärtigende Ankunft einer nahen Fortsetzung desselben, so wie eines schon vorbereiteten naturwissenschaftlichen Heftes für die kritischen Jahrbücher. 20. An Varnhagen v. Ense (Br 49, 239): Gegenwärtiges soll auch nur ver-

melden: daß jene Betrachtungen über die naturhistorischen französischen Händel, fortgesetzt, mit der nächsten Fahrpost zu Ihnen abgehn. Diese Hefte sind nur zu lange liegen geblieben, ein gewisser Unglaube ließ mich damit zaudern. Sollten Sie, bey der wunderlichen Form, zu Ihren Zwecken nicht tauglich befunden werden, so erbitte sie mir ohne weiteres zurück; nur lassen Sie solche außer Ihrem geschlossenen Kreise niemand sehn. 20. [Brief an] Herrn Varnhagen von Ense nach Berlin.

1

) Ein ähnliches Ersuchen bereits an Weyland 16. Aug 1828 (s. dort).

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März 8. Später Herr Staatsminister von Fritsch, Abschrift eines Briefes des

Herrn Legationsrath Weyland aus Paris bringend, worin eine Sendung Gipsabgüsse von merkwürdigen Fossilien angekündigt wird.1) 15. An Graf Sternberg (Br 49, 270f.): Durch die Gunst des Herrn Baron Cuvier hoffen wir nun colorirte Gypsabgüsse von den wichtigsten Fossilen, durch genannten, höchst verdienten Mann entdeckten und zur Sprache gebrachten Resten der Urwelt zu erhalten. Wir fahren fort, was möglich ist in dem engen Raum unsrer Zustände zu versammeln, und überzeugen uns: daß für einen ersten gründlichen Unterricht nicht so gar vieles nöthig sey, wenn das Wenigere methodisch aufgestellt ist. 15. An F. C. Weyland (Br 49, 280): Herr Baron Cuvier hat uns auf die wichtigen Documente, welche uns die Naturerzeugnisse der Vorwelt aufbewahren, nicht allein aufmerksam gemacht, sondern durch seine unermüdeten, über das Ganze sich ausbreitenden Leistungen zu genugsamer Wissenschaft gefördert . . . Der große Naturforscher, welchem zugleich so viele Mittel zu Gebote stehen, das was er angeregt kräftig zu befördern, hatte schon früher die Geneigtheit, mir in meinen eigentlich-nächsten Studien zu Hülfe zu kommen, wovon ich den Einfluß dankbar anzuerkennen habe. Nun aber will er, wie Sie melden, geneigt seyn, auch der öffentlichen Anstalt, die mir nicht weniger am Herzen liegt, dieselbige Gunst zu erweisen und zwar in einem größeren Maaßstabe. Möge der edle Mann versichert seyn daß die Vorkenntnisse, die unsre jungen Männer dadurch erlangen, sie eigentlich befähigen werden, bey einer Reise in die große Stadt dasjenige mehr zu bewundern und besser zu nutzen, was unter einer so vieljährigen entschiedenen Leitung für die Naturwissenschaften überhaupt und besonders auch in diesem Fache geschehen ist. 15. [Berlin] Varnhagen v. Ense an G (LA II 10 B/1, 762): Ew. Exzellenz haben durch Hrn von Henning bereits die Anzeige von dem richtigen Eingang und der schleunigen Druckbeförderung des naturwissenschaftlichen Aufsatzes empfangen,2) den wir abermals Ihrer schätzespendenden Hand verdanken; die Empfindungen der Freude, der Bewunderung und Ehrfurcht auszudrücken, welche uns bei näherem Anschauen dieser schönen Darstellung gemeinsam waren, kann ihm nur unvollkommen gelungen sein, und auch mir darf es nicht einfallen, ihm hier mit kurzen Worten ergänzend nachzufolgen. Nur das wage ich zu sagen, daß wir solcher Gabe uns würdig zu beweisen stets bemüht sind. 17. An W. v. Humboldt (Br 49, 281f.): Nach einer langen unwillkürlichen

Pause beginne folgendermaßen und doch nur aus dem Stegreife. Die Thiere werden durch ihre Organe belehrt, sagten die Alten; ich setze hinzu: die Menschen gleichfalls, sie haben jedoch den Vorzug, ihre

1

) Bezogen auf G’s Bestellung 25. Jan 1832 (s. dort). ) Hennings Nachricht nicht ermittelt. G erlebte den Abdruck in der März-Ausgabe der Jahrbücher nicht mehr.

2

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Organe dagegen wieder zu belehren. Zu jedem Thun, daher zu jedem Talent, wird ein Angebornes gefordert, das von selbst wirkt und die nöthigen Anlagen unbewußt mit sich führt, deswegen auch so geradehin fortwirkt, daß, ob es gleich die Regel in sich hat, es doch zuletzt ziel- und zwecklos ablaufen kann. Je früher der Mensch gewahr wird daß es ein Handwerk, daß es eine Kunst gibt, die ihm zur geregelten Steigerung seiner natürlichen Anlagen verhelfen, desto glücklicher ist er; was er auch von außen empfange, schadet seiner eingebornen Individualität nichts. Das beste Genie ist das, welches alles in sich aufnimmt, sich alles zuzueignen weiß, ohne daß es der eigentlichen Grundbestimmung, demjenigen was man Charakter nennt, im mindesten Eintrag thue, vielmehr solches noch erst recht erhebe und durchaus nach Möglichkeit befähige. Hier nun treten die mannichfaltigen Bezüge ein zwischen dem Bewußtsein und Unbewußten; denke man sich ein musikalisches Talent, das eine bedeutende Partitur aufstellen soll: Bewußtseyn und Bewußtlosigkeit werden sich verhalten wie Zettel und Einschlag, ein Gleichniß das ich so gerne brauche. Die Organe des Menschen durch Übung, Lehre, Nachdenken, Gelingen, Mißlingen, Förderniß und Widerstand und immer wieder Nachdenken verknüpfen ohne Bewußtseyn in einer freyen Thätigkeit das Erworbene mit dem Angebornen, so daß es eine Einheit hervorbringt welche die Welt in Erstaunen setzt. PL

Zur Geognosie und Topographie von Böhmen1)

E D

1823 Juli [Mitte?] Nat II 2 (1824) 137. − C1 51 (1833) 158. − NS 9, 104. − LA I 2, 316 u. 8, 372. − FA I 25, 434. − MA 12, 754f.

Z ⎯

1822 ⎯ Marienbad überhaupt und besonders in Rücksicht auf Geologie (LA I 8,

256): . . . wir . . . sind genötigt Böhmen . . . uns als einen tausend- und abertausendjährigen Binnensee zu denken. Hier fand sich nun teils eine steilere, teils eine sanftere Unterlage, worauf sich nach und nach, bei rücktretendem Wasser, Schlamm und Schlick absetzte, durch deren Hin- und Widerwogen ein fruchtbares Erdreich sich vorbereitete . . . In

1

) Einleitung zu dem Exkursionsbericht über die Fahrt nach Pograd, die G mit J. S. Grüner am 26. Juli 1822 unternahm. Vgl. „Fahrt nach Pograd“, EGW 4, 244ff.

1822

ZUR GEOGNOSIE UND TOPOGRAPHIE VON BÖHMEN

291

seiner Abgeschlossenheit bildet Böhmen . . . einen ganz eignen Anblick ... Juli 27. [Eger] J. S. Grüner (GG 3.1, 382): Von Dölitz aus erblickte man östlich Maria Kulm, nördlich Franzensbad, westlich den Kammerbühl, und südlich den Fundort der Heideneiche und die Stadt Eger, dann den Kranz der Gebirge, welche das Egertal einschließen.1) Goethe betrachtete aufmerksam die ganze Gegend . . . Aug

4. [Eger] J. S. Grüner (GG 3.1, 397): Auf der Fahrt nach Hartenberg stieg Goethe einige Mal auf den Anhöhen aus, und besah die freundliche Gegend . . . 7. [Eger] J. S. Grüner (GG 3.1, 404): Die Aussicht von Schönberg über das Egerland erfreute Goethe sehr und gab zur Rekapitulation der Touren Anlaß, die er in diesem Ländchen gemacht hatte. 26. (s. „Fahrt nach Pograd“: an Graf Sternberg gD, EGW 4, 245)

1823 Juli 15. [Marienbad] John mundirte die Fahrt nach Pograd. 15. Fahrt nach Pograd (LA I 8, 373): Das Flüßchen Wondrab gibt uns bei

geologischen Betrachtungen manchen Aufschluß, es kömmt aus der Oberpfalz und zeiget an, daß der höchste Rücken der europäischen Wasserscheide an dieser Stelle durch Bayern gehe. Okt 16. [Weimar] War angekommen Bogen J.2) zur Naturwissenschaft [Nat II 2]. 18. Abends . . . [An] Herrn Wesselhöft Revisionsbogen 1 [J] Naturwissenschaft . . . 26. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ, 4, 421): Ew. Excellenz erhalten hierbey . . . 3 dto NtWsnscht. IIr2s Dr[u]ckp[a]p[ier] . . . J. 1 dto dto Schr[eib]pp . . . J.

1824 Jan (s. „Fahrt nach Pograd“: Stoffverteilungsentwurf zu Nat II 2 gD, EGW 4, 246) 16. u. 17.

HO

1 2

) Vgl. auch die Landschaftsschilderung im Tgb 26. Apr 1820 (Tgb 7, 165). ) Auf Bogen J u. a. Zur Geognosie und Topographie von Böhmen.

292

GEOGNOSTISCHE VORLESUNGEN 1807

1805

[Geognostische Vorlesungen 1807]1)

E D

1807 März 16. / Apr 1. u. 8. NS 13 (1904) 311ff. − LA I 11, 121ff. − MA 9, 873ff. − FA I 25, 540ff.

Z Juni

1805 5. [Rom] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 195): Mein Bruder [Alexander] läßt in Paris einen Versuch einer Pflanzengeographie drucken,2) und arbeitet sie hier deutsch aus. Im Gebiete der Erfahrung hat man schwerlich je eine größere Arbeit unternommen. Das Buch ist eigentlich Kommentar zu einer Karte der Tropenländer, auf der die Beschreibung dieser von Grad zu Grad nach allen verschiedenen Rücksichten, welche Physik und Naturgeschichte an die Hand geben, verzeichnet ist. Der Anblick schon wird Ihnen einen großen Genuß geben.

1806 Febr

6. [Berlin] A. v. Humboldt an G (G−Humboldt 297): Ich wollte nach so vieljähriger Abwesenheit nicht anders vor Ihnen erscheinen, als mit dem kleinen Denkmal, das meine tiefe Verehrung und innige Dankbarkeit Ihnen gestiftet hat. In den einsamen Wäldern am Amazonenflusse [Amazonas] erfreute mich oft der Gedanke, Ihnen die Erstlinge dieser Reisen widmen zu dürfen. Ich habe diesen fünfjährigen Entschluß auszuführen gewagt. Der erste Teil meiner Reisebeschreibung, das Naturgemälde der Tropenwelt [erst 1807 erschienen], ist Ihnen zugeeignet. Mein Freund [B.] Thorwaldsen in Rom . . . hat mir [1805] eine Vignette entworfen, welche auf die wundersame Eigentümlichkeit Ihres Geistes, auf die in Ihnen vollbrachte Vereinigung von Dichtkunst, Philosophie und Naturkunde anspielt.3) Seit 2 Monaten erwarte ich täglich die Herausgabe dieses Werkes [Ideen zu einer Geographie der Pflanzen . . .], um es Ihnen zu überreichen, aber Cotta läßt mich ohne Nachricht und ich muß jetzt mein Geheimnis [die Widmung an G] selbst verraten . . .

März 14. An Knebel (Br 19, 115): Wie sehr wir Ursache haben, auf seine [A. v.

Humboldts] Naturgemälde der Tropenwelt zu verlangen, brauche ich nicht zu sagen. 1

) Titel nach LA aufgrund inhaltlicher Kriterien; in NS ohne Überschrift. In der Hs. von G überlieferte Notizen zu einer von eigenen Ansichten durchsetzten Vorstellung des soeben erschienenen Werks von A. v. Humboldt u. A. Bonpland: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer . . . (Tübingen u. Paris 1807) im Rahmen der sog. Mittwochsvorträge vor Herzogin Anna Amalia u. Damen des Weimarer Hofes am 1. u. 8. Apr 1807. Cotta sandte den G gewidmeten Band am 2. März 1807, am 16. März 1807 traf er in Weimar ein; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4710). − Aus früheren, nicht umgesetzten Plänen vom Sommer/Herbst 1806, in der Mittwochsgesellschaft über Geologie zu referieren, entstanden Schema u. Entwürfe von Bildung der Erde (LA I 11, 109−20; vgl. EGW 1, 280). 2 ) Das frz. Original: Essai sur la ge´ographie des plantes, accompagne´ d’un tableau physique des re´gions ´equinoxiales . . . Paris u. Tübingen 1807. 3 ) Vignette s. Abb. IV.

1807

GEOGNOSTISCHE VORLESUNGEN 1807

293

1807 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 8f.): Hochgeehrt fand ich mich auch in

der ersten Hälfte des Jahrs durch ein, von Herrn Alexander von Humboldt, in bildlicher Darstellung mir, auf so bedeutende Weise, gewidmetes gehaltvolles Werk: I d e e n z u e i n e r G e o g r a p h i e d e r P f l a n z e n , nebst einem Naturgemählde der Tropenländer. Aus frühster und immer erneuter Freundschaft für den edlen Verfasser und durch diesen neusten, mir so schmeichelhaften Anklang aufgerufen, eilte ich das Werk zu studiren; allein die Profilcarte dazu sollte, wie gemeldet ward, erst nachkommen. Ungeduldig meine völlige Erkenntniß eines solchen Werkes aufgehalten zu sehen, unternahm ich gleich, nach seinen Angaben, einen gewissen Raum, mit Höhenmaßen an der Seite, in ein landschaftliches Bild zu verwandeln.2) Nachdem ich, der Vorschrift gemäß, die tropische rechte Seite mir ausgebildet, und sie als die Lichtund Sonnenseite dargestellt hatte, so setzt’ ich zur linken an die Stelle der Schattenseite die europäischen Höhen, und so entstand eine symbolische Landschaft, nicht unangenehm dem Anblick. Diese zufällige Arbeit widmete ich inschriftlich dem Freunde, dem ich sie schuldig geworden war. Das Industrie-Comptoir gab [1813] eine Abbildung mit einigem Text heraus, welche auch auswärts so viel Gunst erwarb, daß ein Nachstich davon in Paris erschien.3) März 2. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 154): . . . auch traf gerade Humbold’s PflanzenGeographie ein, das ich ebenfalls beifügte, das Kupfer [mit den Gebirgshöhen] aber auf Ostern selbst überbringen werde,4) bis dahin soll es wahrscheinlich fertig seyn. Herr von Humbold hat selbst noch keine Exemplarien, ich wolte aber dise schnelle Gelegenheit, Ihnen eine kleine Freude zu machen, deßwegen nicht versäumen. 16. [Nachmittags] Kam . . . [von Tübingen] v. Humboldts Ideen zu einer

Geographie der Pflanzen. 17. Von Humboldts Reise 1. Band . . . Nach Tische fortgefahren in Hum-

boldts Reise . . . Landschaft mit dem Maßstabe der Berghöhen nach Humboldts Angabe.

1

) Entstanden 1817/1825. ) Gemeint ist die im März 1807 entworfene, im Mai 1813 in den Allgemeinen Geographischen Ephemeriden erschienene Tafel Höhen der Alten und Neuen Welt bildlich verglichen. Da die Tafel zu Humboldts Werk noch ausstand, wurde G zu einer eigenen Darstellung angeregt. Zur Geschichte dieser Tafel G. Nickel: Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen. Eine Publikation Goethes in Bertuchs Verlag. In: Friedrich Justin Bertuch (1747−1822). Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar. Hsg. von G. R. Kaiser u. S. Seifert. Tübingen 2000, 673−88. − Zur Publikation der Tafel 1813 s. „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“. 3 ) Esquisse Des Principales Hauteurs Des Deux Continens dresse´e par Mr. de Göthe. Paris 1813. 4 ) s. unten 5. Mai 1807. 2

294

GEOGNOSTISCHE VORLESUNGEN 1807

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März 18. Nach Tische in Humboldts Reise fortgefahren. 18. An Cotta (Br 19, 285): Auch das Humboldtische Werk war mir sehr

19. 20. 28. 29.

30. 31.

[März Ende] Apr

1.

angenehm, da ich schon so lange drauf gewartet hatte. Die Belehrung, die mir dadurch zuwächst, sowie die Ehre, die er mir erzeigt, machen mir diesen Band sehr werth . . . Zu dem Humboldtischen Werke gehört ein in Kupfer gestochener Durchschnitt, worauf er sich durchaus bezieht. Dieser ist wohl noch nicht fertig. Ich bitte, mir ihn bald möglichst zu verschaffen.1) Nach Tische fortgefahren in der Humboldtschen Reise. Nach Tische fortgefahren in Humboldts Reise. [Nachmittags] Die Humboldtische Reise durchdacht. Den Vortrag auf Mittwoch [1. Apr] durchgedacht . . . Illuminirte indessen Hofrath Meyer die fingirte Landschaft zu Humboldts Reisen2) . . . [Abends, Zs. Allgemeine] Geographische Ephemeriden in Bezug auf Humboldts Reise durchgegangen.3) An Christiane (Br 19, 294): Mittwoch werden die Damen das erstemal [seit dem 11. Juni 1806] wieder bey mir zum Frühstück seyn. Fingirte Landschaft zu dem Humboldtischen 1. Theil bey Ermanglung seines Durchschnitts [bildliche Darstellung der Gebirgshöhen] . . . [Nachmittags] Vorbereitung zur morgenden Vorlesung im großen Zimmer.4) Hauptsächlich Beschäftigung mit den Humboldtischen Reisen, Heften und Leistungen.5) An Ch. v. Stein (Br 19, 295): Mittwoch nach Ostern meinen verehrten und geliebten Besuch zu empfangen will ich mich bestens vorbereiten. Ich hoffe Humboldts Tropenländer vorstellen zu können. Um 10 Uhr kamen die Damen [erster Vortrag zu Humboldts Werk].

1. (Hs. datiert: d 1. Apr 07) 1. [Weimar] Charlotte v. Schiller Vortragsaufzeichnungen (BG 6, 241f.): Erinnerungen aus G. Unterhaltungen den 1 ten April 1807. Die neue welt ist viel höher als die Alte, eine Sinnreiche Anschauung der Höhen hat G. in einer erfundnen Landschaft gegeben, u. die Höhen der Berge des Alten und neuen Continents bestimmt. Der Brocken unser höchster Berg in Deutschland ist 5000 Klafter, (die Clafter zu 3 Ellen 6 Fuß gerechnet) über der Meeres Fläche. Der Gotthardt 1000 Toisen,6) der Montblanc 2000 Toisen über 1

) s. unten 5. Mai 1807. ) Zur Darstellung s. oben 1807 TuJ. 3 ) G’s Notizen zu Publikationen u. Nachrichten über Reisen A. v. Humboldts aus den Bänden 1 bis 22 (1798−1807) der Allgemeinen Geographischen Ephemeriden abgedruckt in LA II 8 A, 22f., M 12. 4 ) Bereits vom 2. Okt 1805 bis 11. Juni 1806 zu physikalischen, danach vom 8. Apr bis Ende Mai 1807 auch zu botanischen Themen. 5 ) G hatte am gleichen Tag diverse zoologische u. botanische Werke Humboldts aus der Weimarer Bibliothek ausgeliehen (Keudell Nr. 482ff.). 6 ) Zu dieser Zeit entsprach die frz. Toise knapp zwei Metern, bevor sie 1812 auf exakt zwei Meter festgelegt wurde. Der Toise analog: Klafter. 2

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der Meeres Fläche erhaben. In dieser von G. erfundnen Landschaft ist der Brocken wie ein kleiner Hügel im Vorgrund einer Landschaft, u. die Berge in der Alten Welt wo die Schnee Linie anfängt sind mit dem Land in Amerika in gleicher Linie, wo die schönste reichste Cultur ist,1) wo bey uns nur noch Gentiana [Enzian] u. Moos wächst, sind dort Palmen, und Quito, am Fuß des Chimborazzo, liegt auf einer Höhe mit dem Mont blanc. 9000 toisen über der Meeres Fläche ist der Vulkan zur Kette des Chimborazzo gehörig. − Die Bemerkung war mir neu, daß die Metalle ihre Polarischen Richtungen folgen, man hat durchgängig beynah bemerkt, daß die Mettall Gruben von Nord nach Süd die Gänge gerichtet haben. Eine der Hypothesen der Entstehung der Gebirge ist: daß die Erde ein flacher runder Körper anfangs gewesen und die Erhöhungen über der Meeresfläche, durch herabgefallne Monde entstanden sind. Die Alte Welt hat vielleicht nur zwey GebirgsArten verschieden von der Neuen, wie man bis jezt entdeckt hat. Haide kraut Lat: Erica hat 130 Arten Die Zwiebelgewächse brauchen am wenigsten Zeit im Frühling, und vorbereitung aus der Erde zu kommen, und gestalten sich alsdenn sogleich in Blumen, weil die Zwiebel selbst schon alles enthält was zu ihrer Entwickelung nöthig ist. Die meisten Blumen Zwiebeln haben einen sauern Geruch. sie sind Cotyledonen. wo bey andern Blumen noch Kelch ist, da stehet bey ihnen gleich die Krone. Die Ersten Arten der Monocotyledonen sind dreyblättrig oder sechsblättrig als einfache Erscheinungen Dahin gehören die Leberblumen lat: Hepatica Ranuncel Arten, zu der zweiten Gattung der monocotyledonen gehören Nießwurz2) u. s. w.

Apr

1. [Weimar] Sophie v. Schardt Vortragsaufzeichnungen (BG 6, 242): Strömungen der Berge, von Norden nach Süden v. Westen nach Osten. Die Erde ist unter dem Meer fortgehend nach denselben Regeln. Inseln sind Köpfe der Berge. In den Richtungen v. Norden nach Süden befindet sich das Eisen, von Westen nach Osten die Silber Adern. Wir verbinden die erste Empfindung von etwas, als z. B. die der Ehrfurcht der Liebe pp mit dem Gegenstand der zuerst sie in uns entwickelte, darum sind die ersten Eindrücke so dauernd. cryptogramen.

Falenogramen monocotiliton

dicotiliton3)

3. An Christiane (Br 19, 295): Am Mittwoch ist die regierende Herzogin

[Luise] mit den Damen wieder zum erstenmal bey mir gewesen und ich hoffe diese Unterhaltung bis zu meiner Abreise [Ende Mai nach Karlsbad] fortzusetzen. 3. An A. v. Humboldt (Br 19, 296ff.): Nun will ich aber nicht länger aufschieben, Ihnen für den ersten Band Ihrer Reise auf das beste zu danken . . . Ich habe den Band schon mehrmals mit großer Aufmerksamkeit durchgelesen, und sogleich, in Ermanglung des versprochenen [noch nicht ausgelieferten] großen Durchschnittes [zu den Gebirgshöhen],4) selbst eine Landschaft phantasirt, wo nach einer an der Seite 1

) LA II 9 B, 277 dagegen: wo die Gränze auch der Kultur ist (neben weiteren anderen Lesungen). 2 ) G meint mit Nieswurz nicht Helleborus, sondern Veratrum (LA II 9 B, 146). 3 ) Das Schema zur Pflanzensystematik ist offensichtlich nach Gehör niedergeschrieben worden. Korrekt sind die Bezeichungen Kryptogamen (blütenlose Pflanzen), Phanerogamen (Samenpflanzen), Monokotyledonen (Einkeimblättrige) u. Dikotyledonen (Zweikeimblättrige). 4 ) Eingetroffen 5. Mai 1807 (s. dort).

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Apr

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aufgetragenen Scala von 4000 Toisen die Höhen der europäischen und americanischen Berge gegen einander gestellt sind, so wie auch die Schneelinien und Vegetationshöhen bezeichnet sind. Ich sende eine Copie dieses halb im Scherz, halb im Ernst versuchten Entwurfs und bitte Sie, mit der Feder und mit Deckfarben nach Belieben hinein zu corrigiren, auch an der Seite etwa Bemerkungen zu machen und mir das Blatt bald möglichst zurückzusenden. Denn die durch den Krieg unterbrochnen Unterhaltungen am Mittwoch, bey welchen ich unserer verehrten regierenden Herzogin, der Prinzeßin und einigen Damen bedeutende Gegenstände der Natur und Kunst vorzulegen pflege, haben wieder ihren Anfang genommen, und ich finde nichts interessanteres und bequemeres, als Ihre Arbeiten dabey zum Grunde zu legen und das Allgemeinere, wie Sie es ja schon selbst thun, anzuknüpfen. Könnten Sie mir freylich dazu einen Probedruck Ihres Durchschnittes vielleicht senden, so würde mir auf einmal geholfen seyn. Ferner könnten Sie mir einen außerordentlichen Gefallen erzeigen, wenn Sie mir nur ganz kurz, nach den Jahren, eine kleine Skizze Ihres Lebens, Ihrer Bildung, Ihrer Schriften, Ihrer Thätigkeit und Ihrer Reise senden möchten. 4. An Knebel (Br 19, 302ff.): Ich weiß nicht, ob ich dir schon geschrieben habe, daß der Humboldtischen Reise erster Theil angekommen ist. Er enthält Vorschläge zu einer Geographie der Pflanzen, und ein allgemeines Naturgemälde der tropischen Länder. Es ist ein sehr gedrängtes gehaltreiches Werk, das von vielen Seiten interessirt. Da es besonders an die Einbildungskraft Anforderungen macht, so habe ich, da ein Durchschnitt, der ihr zu Hülfe kommen soll, noch nicht fertig und ausgegeben ist, einstweilen selbst eine ideale Landschaft skizzirt und nach dem angeschriebenen Maaß von 4000 Toisen, an der Seite, die Höhen der europäischen und amerikanischen Berge gegeneinander gestellt,1) auch deren Schneelinien und Vegetationshöhen bezeichnet; wodurch uns ganz wunderliche Verhältnisse anschaulich werden. Vielleicht schreibt dir deine Fräulein Schwester [Henriette v. Knebel] etwas davon. Denn ich habe diese Dinge zum Gegenstand meiner Vorlesungen gemacht, welche Mittwochs wieder angegangen sind und die ich bis zu meiner Abreise ins Carlsbad [von Jena am 25. Mai 1807] fortzusetzen hoffe. Wenn du uns besuchst, so wirst du gern daran Theil nehmen . . . Wolltest du wohl dem Doctor [F. S.] Voigt sagen, er möchte doch die Gefälligkeit haben, mir die große französische botanische Karte zu schicken.2) Ich bedarf ihrer jetzt gar sehr zu den Studien nach Humboldt.

1 2

) Ein Entwurf zu den Randlegenden abgedruckt in LA II 8 A, 60, M 37. ) P. E. Ventenat: Tableau du re`gne ve´ge´tal selon la me´thode de Jussieu. Paris 1799.

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8. Um 10 Uhr die Damen. Anfang [mit] der Geologie, nachher die erste

Lection Pflanzen . . . 8. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 11.1, 62): Goethes Vorlesung für die Damen. 8. [Weimar] Knebel Tagebuch (BG 6, 244): Bei Göthe in der Vorlesung. 8. [Weimar] Sophie v. Schardt Vortragsaufzeichnungen (BG 6, 244f.): Was ist das Seyn? Es äussert sich durch Form u. Bewegung od. Handlung. Warum soll das Seyn, anders als durch diese Darstellung aller Existenz definirt werden? Alle Hauptformen des Erdbodens, der Berge, Steinmassen pp streben vom Mittelpunkt der Erdkugel nach den Polen zu: kleinere Massen, durchkreuzen seitwärts diese Strömung, als ob sie nach kleinern verschiedenen anziehungs Punkten strebten. Jede verschiedene Substanz modificirt die mit der sie sich vermischt. Diese gegenseitige Wirkung, bringt dann unendliche Abweichungen u. Abwechslungen hervor. Beobachtungen hierüber im Steinreiche. pp Keine Substanz existirt auf Erden rein vor sich, u. unvermischt. Alles (ductile) herabfallende von einer angemeßnen Höhe, bildet sich in die Kugelform. Bsp. wenn man Bley gießt, Wassertropfen pp. Der Geist ist so gut wie die Materie, das sich gestaltende u. handelnde Seyn, in seiner Äusserung 10. Brief an Humboldt [vom 3. Apr] umgeschrieben. 13. Brief und Zeichnung an Alex. Humboldt nach Berlin. Mai

5. Kam die Humboldtische Profilkarte der Berghöhen.1)

Juni

3. [Karlsbad, nachmittags] Die Humboldtschen Durchschnitte aufgenagelt. 21. [Karlsbad] . . . Dr. Kappe [C. E. Kapp] über die geographischen Durch-

schnitte. WZ

[Geographische Karten zu sinnlicher Darstellung der über die Welt vertheilten Sprachen]2)

E

1812 Sept / 1813 März

Z

1812

Apr 14. Vorbereitungen zur Abreise3)

Le Sage Atlas.

1

) Angekündigt oben 2. März 1807: Cotta an G. − Der hohe Stellenwert der Tafel für G erhellt auch aus der Tatsache, daß er sie mit nach Karlsbad nahm (s. die beiden folgenden Z). 2 ) Gemeinsame Bearbeitung mit W. v. Humboldt; nicht erhalten. Titel nach G’s Formulierung in TuJ 1813 (s. unten). 3 ) G fuhr am 20. Apr 1812 nach Jena u. reiste von dort am 30. Apr weiter nach Karlsbad.

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

1812

Apr 14. (Aus der Weimarer Bibliothek − 14. Apr 1812 bis 2. Apr 1816 −: Le Sage, A.: Atlas historique, ge´ne´alogique, chronologique et ge´ographique. [Paris 1807])1) 18. [Jena, abends] Gespräch mit Professor Riemer über . . . Sprachverhält-

niße Mai 21. [Karlsbad, nachmittags] Lesage, Amerika und Africa auch Asien Meiners Verschiedenheit der Menschennaturen.2) Juni 15. [Karlsbad] Nach 9 Uhr Herr v. Humboldt.3) Wir unterhielten uns besonders über sein Sprachstudium in Beziehung auf mehrere Nationen. Mittags speiste derselbe mit uns. Er reiste nach Tische ab. Ich blieb zu Hause. Las Abends in Lesage. Aug 31. [Karlsbad] An W. v. Humboldt (Br 23, 84): Töplitz, verehrter Freund, behauptet sich also bey seiner Eigenschaft, unsern Zusammenkünften ungünstig zu seyn, und sie ist mir dießmal doppelt verdrüßlich, weil ich nach Ihrer Abreise von Carlsbad den Werth Ihrer Gegenwart recht mit Bewußtseyn recapitulirte und so manches Gespräch wieder anzuknüpfen und fortzuführen wünschte; besonders war mir peinlich, daß ich Ihre schöne Darstellung, wie die Sprachen über die Welt verbreitet seyen, nicht gleich vollständig aufgezeichnet, ob mir gleich das Meiste davon geblieben ist. Wollten Sie mir etwas recht Freundliches erzeigen, so schrieben Sie mir eine solche Übersicht gefällig auf und ich würde mir eine Hemisphären Charte darnach illuminiren und sie zu dem Atlas des Lesage hinzufügen; wie ich denn überhaupt, da ich mich des Jahrs so lange auswärts aufhalte, immer mehr an eine compendiarische und tabellarische Reisebibliothek gedenken muß. So wird jetzt mit Beyhülfe des Hofrath Meyer die Geschichte der Plastik und Malerey an den Rand der Bredowischen Tabellen hinzugeschrieben4) und so würde mir Ihre Sprachcharte in gar vielen Fällen zu Auffrischung des Gedächtnisses und zum Leitfaden bey mancher Lectüre dienen. Sept

7. [Wien] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 223−26): Ihr lieber Brief vom 31. v. M., teurer Freund, ist mir gestern zugekommen, und obgleich der Auftrag der Arbeit, den er enthält, mich veranlassen könnte, ihn länger unbeantwortet zu lassen, so erscheine ich lieber gleich, wenn auch mit leeren Händen vor Ihnen, als daß ich wieder das

1

) G las während seines Aufenthalts in Karlsbad im Mai u. Juni 1812 ab dem 12. Mai öfters in dem Atlas von de Sage. Die thematischen Karten u. Tabellen des Werks dürften ihn zu der W. v. Humboldt am 31. Aug (s. dort) mitgeteilten Idee inspiriert haben. 2 ) Parallel zu Le Sage las G vom 21. Mai bis 1. Juni auch den ersten Band von Christoph Meiners Untersuchungen über die Verschiedenheiten der Menschennaturen in Asien und den Südländern, in den Ostindischen und Südseeinseln . . . Tübingen 1811 (Ruppert Nr. 4120) − ein Werk, das auf die geographische Verteilung der Menschenracen eingeht u. sie in Art einer Stufenleiter anzuordnen versucht. 3 ) W. v. Humboldt war am 12.−15. Juni in Karlsbad. Gespräche mit G am 13., 14. u. 15. Juni. 4 ) Gottfried Gabriel Bredow: Weltgeschichte in Tabellen, nebst einer tabellarischen Übersicht der Litterärgeschichte. Altona 1810 (Ruppert Nr. 3278).

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

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gefährliche Schweigen einreißen lasse. Auch mir, mein Lieber, waren die 11/2 Tage in Karlsbad eine belebende Aufmunterung, und noch oft nachher eine interessante Beschäftigung in Gedanken . . . Ihr Anteil an meinen Sprachuntersuchungen hat mich zugleich gehoben und innig gefreut. Man bedarf dessen nirgend so sehr als auf diesen dornigten Pfaden, wo man immer zwischen der doppelten Klippe herumirrt, an trokkenen Wörtern zu kleben, oder in apriorischen Ideen chimärisch sich zu verlieren. Die Arbeit, die Sie wünschen, ist mit einer gewissen Schwierigkeit verknüpft. Sie mit geringer Genauigkeit und Uebergehung des Details zu machen ist äußerst leicht und fast aus dem Kopfe möglich, allein auch wenig belohnend. Mit Genauigkeit aber stößt man auf einige schwer zu lösende Punkte. Ich werde aber sehr gern ganz kurz eine Tabelle entwerfen, das Mittel haltend zwischen zu ängstlicher und zu allgemeiner Bestimmung, und Ihnen Weltteil nach Weltteil schicken, indem ich mit Europa, als dem leichtesten, anfange. Ich sage Ihnen voraus, daß ich nicht gerade der Fähigste h i e r z u bin. Ich habe mich bis jetzt mehr mit dem Allgemeinen des Sprachstudiums und einzelnen Sprachen beschäftigt, aber sehr wenig mit geographischer Linguistik. Ich werde also auch den Mithridates1) und Schlözers nordische Geschichte2) zum Grunde legen. Allein einzelnes werde ich nach eigenen Erfahrungen hinzufügen können, und die ganze Arbeit, die ich längst einmal selbst durchmachen wollte, wird mich sehr selbst interessieren und belehren. Wollen Sie alsdann, wozu ich weniger Hülfsmittel und Gelegenheit habe, nach meinen Angaben eine Karte entwerfen lassen, so bitte ich Sie gelegentlich um eine Kopie davon, und wir verbessern nach und nach das Einzelne. Ich beschäftige mich aber auch jetzt, meine allgemeinen Ideen aufzuzeichnen, und wenn ich damit weiter vorrücken sollte, so erlauben Sie mir gewiß, Ihnen nach und nach das Gemachte mitzuteilen. Ich bin fest überzeugt, daß dies ganze Studium erst auf seine rechte Stelle gerückt werden muß, und wenn ich dazu im Stande wäre, würde ich meine Wirksamkeit dabei für beendigt und geglückt ansehen. Denn wenn einmal nur die wahre Richtung gegeben ist, gehet das Uebrige von selbst. Man muß eben schlechterdings die Sprachen als einen Teil der Geschichte des Menschengeschlechts und als das wichtigste Mittel in der Oekonomie der intellektuellen Natur ansehen, um dasselbe seiner Bestimmung zuzuführen, und daher gehören die Hauptmomente aller Untersuchungen über Nationalcharakter und über die Verteilung des Menschengeschlechts in Stämme und Nationen wesentlich mit in diese Untersuchungen, die aber freilich mit vieler Feinheit geführt werden müssen, wenn man nicht e i n e r Ursach fälschlich zuschreiben will, was eigentlich mehrern angehört. Auch hilft eigentlich die ganze Kenntnis der Einwirkung der Sprachen im ganzen auf den Geist und die Sinnesart der Nationen nur wenig für das eigentliche Sprachstudium, wenn man nicht zugleich zu erkennen weiß, auf welchen einzelnen Beschaffenheiten ihrer Bestandteile diese Wirkung beruht. Hier aber gerade entsteht die Schwierigkeit; denn da der Eindruck immer ein Totaleindruck ist, der von unendlich vielen Punkten auf e i n e n zusammentrifft, so ist dasjenige, was davon in jedem einzelnen Elemente haftet, fast unmerklich. Hier besonders ist es, wo die Raisonnements a priori wenig oder nichts bewirken; denn durch die Vergleichung vieler Sprachen und ihrer Wirkungen miteinander ist darin doch noch mehr auszurichten.

Nov 12. [Wien] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 227ff.): Sie haben vermutlich verzweifelt, daß ich Wort hielte, mein teurer Freund, und Ihnen die versprochene Arbeit schickte. Allein der inliegende Aufsatz [Beilage] war schon seit mehrern Wochen fertig, da er

1

) Johann Christoph Adelung: Mithridates oder allgemeine Sprachenkunde, mit dem Vater Unser als Sprachprobe in bey nahe fünf hundert Sprachen und Mundarten. Fortges. von Johann Severin Vater. Berlin 1806−17. Humboldt arbeitete selbst an dem Werk mit. 2 ) August Ludwig Schlözer: Allgemeine nordische Geschichte. Halle 1771.

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

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natürlich nur das Werk weniger Tage war und seine Absendung verzögerte sich nun bis jetzt. Ich teilte ihn nämlich einem hiesigen, in den slawischen Sprachen sehr bewanderten Manne mit, seine Bemerkungen veranlassten mich, einige Bücher nachzulesen, die ich mir nicht gleich verschaffen konnte; dann lag der Aufsatz bei meinem Abschreiber, der gerade mit anderer Arbeit überhäuft war, und zuletzt wartete ich die Gelegenheit eines Reisenden ab, um Ihnen nicht für eine unbedeutende Sache zu viel Postgeld zu verursachen. − Ich wünsche, daß Sie mit der Einrichtung des Aufsatzes zufrieden sein mögen. Sie schien mir, wie ich mir Ihren Zweck dachte, die bequemste. Sie zeigt wenigstens vollkommen, welches Gebiet jeder Sprachstamm einnimmt und welche Sprachen in jedem Lande (nach den gewöhnlichen Abteilungen) zusammenkommen. Nach beiden lässt sich nun leicht eine Karte verfertigen. Ich habe dies letztere auch versucht, allein da ich niemand im Hause habe, der die mechanische Arbeit dabei gut verrichten könnte, so habe ich es wieder liegen lassen. − Was die in dem Aufsatz enthaltenen Daten betrifft, sind sie zwar größtenteils, doch bei weitem nicht ganz, aus Adelungs Mithridates genommen. Der Artikel über die slawischen Sprachen namentlich ist gewiss vollständiger und richtiger, als dieser Gegenstand in irgendeinem andern Buche abgehandelt ist. Einzelne Versehen, Auslassungen u.s.f. können vielleicht noch irgendwo stecken. Doch ist mir bei wiederholter aufmerksamer Durchsicht nichts von dieser Art aufgestoßen. − Ich werde nun unmittelbar Asien ebenso bearbeiten, aber Ihnen die Arbeit nicht eher schicken, als bis ich von Ihnen höre, ob sie Ihnen auf diese Weise genehm ist, oder Sie etwas daran abgeändert wünschen. [Beilage (GSA 78/300)1)] Anleitung zu Entwerfung einer allgemeinen Sprachkarte Eine Sprachkarte muß bloß Gebirge, Hauptflüße, Provinzen und Länder − keine Städte- und Ortnamen, und als Nebenabtheilungen die gewöhnlichen politischen enthalten. Allein die Hauptabtheilungen müßen die Sprachgebiete seyn. Die zur Erläuterung der Karte dienende Tabelle muß gedoppelt abgefaßt sein, einmal so, daß sie, der Ordnung der Sprachen folgend, angiebt, in welchen Ländern jede gesprochen wird, das zweitemal so, daß sie, der Ordnung der Länder folgend, angiebt, welche Sprachen man in jedem redet. In jedem Sprachgebiet können die Dialecte durch Nuancen der Farben, oder, da es an einer hinlänglichen Anzahl mangeln könnte, durch Zeichen angedeutet werden. Verwandten Sprachen giebt man billig ähnliche Farben. Wo Sprachen in einem Lande dergestalt gesprochen werden, daß man ihre Gränzen, ohne in das kleinlichste De´tail einzugehen, nicht angeben kann, kann man das Land gestreift mit den verschiedenen Farben der darinn vorkommenden Sprachen illuminiren. Wo Sprachen gewißermaßen Mischsprachen sind, kann man ihre Gebiete auf ähnliche Weise punktirt illuminiren. Wo man über eine Sprache oder Mundart ungewiß ist, kan man ihren Ort unilluminirt laßen. Die Kriwinen, Sotaken u. a. können in Europa solche weißbleibende Flecke abgeben.

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⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 81f.): Geographische Karten zu sinnli-

cher Darstellung der über die Welt vertheilten Sprachen wurden mit 1

) Das von W. v. Humboldt übersandte Dokument umfasst 10 geheftete Blätter mit 19 in lateinischer Schrift beschriebenen Seiten; hier wiedergegeben ist die erste Seite mit den praktischen Anleitungen. Es folgen S. 2−14 die Sprachgebiethe Europas in 11 Abteilungen u. S. 14−19 die Länder in 17 Abteilungen, mit Anm. zum Titel Länder: Die einzelnen Länder Europens sind hier ihrer ehemaligen politischen Eintheilung nach genommen. 2 ) Entstanden 1819/1825.

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Jan

GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

1. 2. 3. 6.

Febr

7. 8.

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W i l h e l m v o n H u m b o l d t s Theilnahme bearbeitet, begränzt und illuminirt; eben so ward ich von A l e x a n d e r v o n H u m b o l d t veranlaßt, die Berghöhen der alten und neuen Welt in ein vergleichendes landschaftliches Bild zu bringen.1) Hier ist nun am Platze mit wenigem auszusprechen, wie ich das Glück gleichzeitig mit den vorzüglichsten Männern zu leben mir zu verdienen suchte. Von dem Standpuncte aus, worauf es Gott und der Natur mich zu setzen beliebt und wo ich zunächst den Umständen gemäß zu wirken nicht unterließ, sah ich mich überall um, wo große Bestrebungen sich hervorthaten und andauernd wirkten. Ich meines Theils war bemüht durch Studien, eigene Leistungen, Sammlungen und Versuche ihnen entgegen zu kommen und so, auf den Gewinn dessen was ich nie selbst erreicht hätte, treulich vorbereitet, es zu verdienen, daß ich unbefangen ohne Rivalität oder Neid ganz frisch und lebendig dasjenige mir zueignen durfte, was von den besten Geistern dem Jahrhundert geboten ward. Und so zog sich mein Weg gar manchen schönen Unternehmungen parallel, nahm seine Richtung grad auf andere zu; das Neue war mir deßhalb niemals fremd und ich kam nicht in Gefahr, es mit Überraschung aufzunehmen, oder wegen veralteten Vorurtheils zu verwerfen. [Weimar] Nach Tische mit Riemer. Sprachvertheilung über die Welt. tableau des peuples qui habitent l’Europe par Frederic Schoell.2) Mittag Professor Riemer über die Sprachcharte. Vor Tische Leg. R. [Legationsrat F. J.] Bertuch; wegen der Abdrücke3) u Berghöhencharte.4) Bey Tisch für uns. − Nach Tische Lesage’s Atlas An Herrn Gesandten von Humboldt nach Wien An W. v. Humboldt (Br 23, 278): Mit aufrichtigem Danke erkenn ich, daß Sie Ihre freundschaftliche Zusage so bald und so vollkommen erfüllen mögen. Ihr schöner Entwurf hat mir einen ganz neuen Anstoß zu allerley Studien gegeben. Es ist mir nicht mehr möglich Materialien zu sammeln, aber wenn sie mir so concentrirt gebracht werden, so freu ich mich gar sehr, die Lücken meines Wissens schnell zu complettiren und zu dem, was ich schon besitze, tausend Beziehungen zu finden. Sobald ich im Monat März einige ruhige Wochen in Jena verbringen kann, so soll es an die Arbeit gehn, die nach Ihrer Vorarbeit eigentlich nur ein Spiel ist. Bertuch hat mir einige Europa’s bräunlich abdrucken lassen, davon soll eins auf ein großes Reißbrett aufgezogen und die

1

) s. „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“. ) Fre´de´ric Schoell: Tableau des peuples qui habitent l’Europe, classe´s d’apre`s les langues qu’ils parlent, et Tableau des religions qu’ils professent. Paris 1812. Nicht in G’s Bibliothek; kein Nachweis einer Ausleihe. 3 ) Abdrücke von Europakarten; vgl. unten 8. Febr 1813. 4 ) s. „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“. 2

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

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Gränzen illuminirt werden. Alsdann will ich mit kleinen aufgeklebten Zeddeln die Hauptsprachen, und insofern es möglich ist, auch die Dialecte bemerken, und Bertuch hat nicht übel Lust, alsdann eine solche Charte stechen zu lassen, welches, bey seiner großen mit allerley Künstlern versehenen Anstalt, leicht ist. Haben Sie daher ja die Güte fortzufahren und mir baldmöglichst das Weitere zu senden. Eine Charte der beyden Hemisphären liegt auch schon da und erwartet, auf gleiche Weise bespracht zu werden. März 30. Abends für mich die beschriebenen Karten durchgesehn.1) Okt 26. Abend Minister [W.] von Humbold. 27. Hr. v. Humboldt scheidet. Gespraech2). . .

1821 Mai 15. [An] Herrn Alexander von Humboldt nach Paris.3) 16. An A. v. Humboldt (Br 34, 238f.): Von Ihrem Herrn Bruder habe lange

nichts unmittelbar vernommen, durch Freunde jedoch, daß er einen meiner alten sehnlichsten Wünsche zu erfüllen gedenkt, eine anschauliche Charte auszuarbeiten, wie die Sprachen über das Erdenrund ausgetheilt sind. Er hatte früher die Gefälligkeit, mir in einem ähnlichen Unternehmen beyzustehen, wovon ich noch allerliebste Mittheilungen verwahre; da ich aber von den Dämonen öfters hin und wieder geführt werde, und manches Gute durchzusetzen mir nicht immer gelingt, so bin ich höchlich erfreut, daß ich ihm als dem echten und geeigneten Freunde diese befriedigende Belehrung schuldig werde. Juni 18. [An] Herrn Staatsminister [W.] von Humboldt nach Berlin. 18. An W. v. Humboldt (Br 34, 288f.): Vor einigen Wochen, theuerster verehrtester Freund, erhielt ich durch Reisende von Ihrem Herrn Bru1

) Könnte sich auch nur auf die Höhenkarte nach A. v. Humboldts Angaben beziehen, die G in diesen Tagen in Arbeit hatte (s. „Höhen der alten und neuen Welt bildlich verglichen“). Ein undatiertes Kärtchen von Johns Hand für H. Meyer, von G unterschrieben, gehört dagegen vermutlich zum Sprachkarten-Projekt (Br 23, 307): Auch bedarf ich einiger Pinsel von mittlerer Stärke, um auf Landcharten Gränzen zu illuminiren. Sie verschaffen mir ja wohl dieselben. − Wegen der politischen Entwicklung (Ausbruch der Befreiungskriege) ging G nicht wie vorgesehen im März nach Jena, sondern reiste am 17. Apr 1813 nach Teplitz. 2 ) W. v. Humboldt wurde wohl durch seine politische Tätigkeit an der versprochenen Weiterarbeit zur Sprachgeographie gehindert. Nach der Schlacht von Leipzig (16.−19. Okt 1813) kam er am 26. Okt mit den vorrückenden Truppen der Koalitionsarmee nach Weimar u. übernachtete bei G. Das Thema Sprache wird dabei weder in den Aufzeichnungen von G noch in Humboldts Briefen an seine Frau Caroline erwähnt. 3 ) G hatte laut Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 8, 311) am 2. Mai den zweiten Band (vom 37. Bogen an) der Relation historique du voyage aux re´gions ´equinoxiales du nouveau continent von A. v. Humboldt als Geschenk erhalten.

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

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der Schreiben und Sendung. In meiner dankbaren Antwort fühlt ich mich gedrungen, ihm zu sagen: daß jenes frühere Verhältniß zu Ihnen beiden mir immer unter den lichtesten Lebenspuncten vorschwebt. Wenn man sich erinnert, was Ziel und Zweck eines jeden damals gewesen, und nun vor sich sieht, was durch große Anstrengung endlich errungen worden, so giebt es einen herrlichen Genuß. Betrachtet man ferner, wie eine gesteigerte Thätigkeit auch späterhin nicht nachläßt, entschiedene Pläne vollkommen auszubilden, um das zu erreichen, was man früher für wünschenswerth gehalten, so ist denn solcher gemeinsamer Lebensgang höchst erfreulich zu überschauen. Für das übersendete Werk zum besten dankbar,1) habe ich schon mit Riemer darüber mehrere Stunden conferirt, zu beiderseitigem Vergnügen und Belehrung. Dieser Freund ist gegenwärtig hier nach seinen Wünschen situirt; von den Schulstunden befreyt, kann er seine lexicalischen Arbeiten, welche freylich ganz eigene Aufmerksamkeit und Folge verlangen, ruhig fortsetzen. So wie ich höre, haben Sie auch die Sprachcharte, die mir früher so wünschenswerth schien, weiter ausgearbeitet, wodurch auch mir eine große Zufriedenheit vorbereitet wird. Ich habe nie unterlassen, über Welt und Menschen fortzudenken, zu sammeln, zu arbeiten, und finde mich dadurch in dem Fall, die Resultate anderer glücklich Mitarbeitenden mir desto reiner zuzueignen. [Juli 1.] [Ottmachau bei Neiße] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 250): Es soll mir unendlich willkommen sein, wenn Sie, teuerster Freund fortfahren, an meinen wissenschaftlichen Bemühungen freundlichen Anteil zu nehmen. Wenn ich mich hauptsächlich mit Sprachen beschäftige, so ist der Punkt, auf den ich eigentlich ausgehe, der innere Zusammenhang der Sprache mit dem Gedanken, die Abhängigkeit oder Unabhängigkeit dieses und aller geistigen Bildung von der Sprache, welche ihren Organismus nur zum kleinsten Teil von denen, die sie jetzt reden, empfangen, und ihre eigenen Schicksale, wie jedes andere historisch gestaltete Wesen, erfahren hat. Denn es ist nicht abzuleugnen, daß sowohl die grammatischen Formen, von welchen der freie und vielgewandte Gebrauch so mächtig abhängt, als die Geschlechter der Wörter, welche den an sich vagen Begriff auf eine bestimmte Weise geprägt, der Empfindung übergeben, von Anbeginn alles Sprechens an eine Reihe für sich bilden, die es sogar uns bis auf einen gewissen Punkt hin zu erkennen gegeben ist. Gerade dies Problem ist aber auch das schwierigste, und so begegnet es denn auch mir, daß ich bis jetzt fast nur darum herumgehe und oft, blos um nicht müßig zu sein, bei Arbeiten stehen bleibe, die höchstens vorbereitend genannt werden können. Nov 29. [Berlin] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 253): Sie haben, liebster Freund, im vergangenen Frühjahr meine Schrift über Spanien so gütig aufgenommen, daß ich mir die Freude nicht versagen kann, Ihnen ein Exemplar einer Abhandlung zu schicken,2) 1

) W. v. Humboldt: Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner Hispaniens vermittelst der Vaskischen Sprache. Berlin 1821 (Ruppert Nr. 768). Humboldt hatte das Werk im Brief an G vom 15. Mai 1821 angekündigt (G−Humboldt 246f.); s. auch Bücher-Vermehrungsliste 5. Juni 1821 (Tgb 8, 312). 2 ) W. v. Humboldt: Über das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung. Berlin 1821 (Ruppert Nr. 658); in BücherVermehrungsliste vom Dez (Tgb 8, 316).

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GEOGRAPHISCHE KARTEN ZU SINNLICHER DARSTELLUNG . . .

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die, da sie einen mehr allgemein interessierenden Gegenstand betrifft, eher Ansprüche machen kann, von Ihnen durchlaufen zu werden. Sie wird Ihnen ein Bild der Art geben, wie ich das Sprachstudium, so weit ich es zu treiben vermag, auf einen Punkt hinzuführen suche, der es an die höchsten und allgemeinsten Fragen über Ideenentwicklung und Völkerbildung anknüpft. Bei keiner Art wissenschaftlicher Forschung ist es so nötig, nie zu versäumen, sich von Zeit zu Zeit zu orientieren, und was man in Tatsachen zusammengereiht hat, wirklich in Ideen zu verwandeln. Denn bei keiner verliert man sich sonst so leicht in bloße Schälle und leere Formen. Die Allgemeinheit, in der ich mich in dieser Abhandlung halten mußte, erlaubte mir nicht, in ihr in Einzelnes und Faktisches überzugehen. Aber ich denke nun, nach und nach abgesonderte Teile des Ganzen und diese ganz historisch und empirisch zu behandeln. Erhalten Sie indes meinen Beschäftigungen Ihre gütige Teilnahme und leben Sie heiter und wohl!

Dez

7. Das vergleichende Sprachstudium von Humboldt. [Abends] Professor

Riemer . . . Sodann von Humboldts Sprachwerk gelesen und dabey Bemerkungen gemacht. 24. [An] Herrn Staatsminister von Humboldt nach Berlin. 24. An W. v. Humboldt (Br 35, 213): Zaudern darf ich nicht, verehrter Freund, für die liebwerthe Sendung zu danken; sie hat mir und dem wackern Riemer große Freude gemacht; mußten wir doch Ihr treffliches Heft übereinstimmend finden mit unserer Überzeugung, frisch aufklärend und weiter deutend, alles anregend was dem Sprechenden, das heißt: dem verständig vernünftigen Menschen nur Bedeutendes im Innern angehören mag und was sollte nicht noch alles davon zu rühmen seyn. Lassen Sie mich nur noch Folgendes herausheben: indem Sie die Sprache als Hülfsmittel gar trefflich anpreisen, geben Sie uns ferner zu bedenken, daß die Sprache, wenn sie auf einen gewissen Punct gelangt, unveränderlich sey und von ihren anerkannten Mängeln nicht befreyt werden könne; demohngeachtet aber in und aus sich selbst alles Menschliche, vom Tiefsten bis zum Höchsten, aussprechen, ausdrücken, bestimmen und erweitern könne und müsse. Hierdurch haben Sie mir, mein Theuerster, einen Spiegel vorgehalten, worin ich am Ende meiner Laufbahn erkennen kann, was ich als Dichter und Schriftsteller geleistet habe und was ich hätte leisten sollen. Hier sey geschlossen, damit wir uns nicht in die Fluth wagen, die uns zu verschlingen droht.1) WY

1

) Eine erneute Lektüre von Humboldts Werk Über das vergleichende Sprachstudium ist am 7. Nov 1823 vermerkt. Zu G’s Aufnahme der sprachtheoretischen Schriften vgl. Humboldts resümierende Aussage an C. G. Körner vom 12. Aug 1830: Sich mit Sprache irgend theoretisch zu beschäftigen, fehlt ihm durchaus alle Anlage (Wilhelm von Humboldts Briefe an Christian Gottfried Körner. Hsg. von Albert Leitzmann. Berlin 1940, 104; Historische Studien Heft 307). Humboldt wies dabei auch auf ein entsprechendes Bekenntnis G’s im Briefwechsel mit Schiller vom 28. Sept 1800 hin (Br 15, 122). Die Sprachkarte hingegen wäre G’s Anschauungsvermögen entgegen gekommen.

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ZUR GEOLOGIE, BESONDERS DER BÖHMISCHEN

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Zur Geologie, besonders der böhmischen1)

E D

1820 Juli Ende / Sept Anf. Nat I 3 (1820) 191−95. − C1 51 (1833) 102−06. − NS 9, 124−28. − LA I 2, 151−54; I 8, 139ff. − FA I 25, 480−83. − MA 12, 518ff.

Z

1820

Mai 20. [Karlsbad] An A. v. Goethe (Br 33, 36f.): Heute beehrte mich der Fürst

[K. A. J.] von Thurn und Taxis mit seiner Suite, die schnell und wohl ausgestattete Sammlung anzusehen.2) Man schien mit meinem Vortrag zufrieden; ich gab den Begriff vom Ganzen, den verschiedenen Abtheilungen, und das Einzelne ergab sich von selbst in dem, was in die Augen fiel oder sonst durch irgend einen Bezug als nützlich und angenehm hervorgehoben zu werden verdient. 20. [Karlsbad] Kam Fürst von Thurn und Taxis mit Gefolge, die Steinsammlung zu sehen . . . Briefe nach Haus. 23. [Karlsbad] An C. F. A. v. Schreibers (Br 33, 40f.): Die Geologie der hiesigen Umgebung beschäftigt mich schon mehrere Jahre . . . Hier sind es nun vor allem Felsen und Gestein, was unsre Aufmerksamkeit an sich zieht, Ältestes, Neueres und Neustes in die Tiefen der Vorwelt eingeschlossenes, sodann im Gegensatz an jedem Tage erzeugtes, wodurch man denn immer von der Wirkung zur Ursache und von der Ursache auf ein Höheres geleitet wird. In diesem Sinne habe ich nun seit bald vierzig Jahren Carlsbad besucht, immer Neues bemerkt und Bewundernswerthes gefunden. 23. [Karlsbad, Brief] . . . nach . . . Wien . . . Juli

8. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 546): Von den heute verlangten Gegenständen sende folgendes [nach Jena] . . . 3./ Was von Böhmischer Geologie vor der Hand in dem Actenschrank in Johns Stube aufzufinden war. 24. (s. „Karl Wilhelm Nose“: Tgb gD) 25. [Jena, nachmittags] Ich fuhr spazieren, beschäftigte mich mit Nosens

Basalten.3) Dictirte an Stadelmann über die Zinnformation [Zur Geologie, besonders der böhmischen]. 1

) Erster Aufsatz, mit dem G in Nat I 3 (1820) eine Reihe geologischer Abhandlungen einleitete: Ausflug nach Zinnwalde und Altenberg, Problematisch, Karl Wilhelm Nose, Der Horn, Kammerberg bei Eger (1820), Produkte böhmischer Erdbrände, Die Luisenburg bei Alexanders-Bad. 2 ) Ab dem 15. Mai 1820 (s. Tgb) versuchte G auf Verlangen des Fürsten eine Steinsammlung der Karlsbader Gegend zusammenzustellen. 3 ) Karl Wilhelm Nose: Historische Symbola, die Basalt-Genese betreffend, zur Einigung der Parteien dargeboten. Bonn 1820 (Ruppert Nr. 4942).

306

ZUR GEOLOGIE, BESONDERS DER BÖHMISCHEN

1820

Juli 25. [Jena] An F. Th. Kräuter (Br 33, 128): Hiedurch ersuch ich Sie, mein

lieber Kräuter, 1. nochmals in dem Acten-Schranke nachzusehen, ob nicht auf böhmische Mineralogie und Joseph Müllers Biographie noch einiges zu finden sey. Auch überhaupt alles, was sich auf Mineralogie und Geologie bezieht, mir herüber zu senden. 26. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 553): Sie erhalten . . . durch Kräuter . . . alles [was] über Mineralogie und Geognosie zu finden war. 26. [Weimar] F. Th. Kräuter an G (LA II 8 A, 607): EW Exzellenz erhalten hiebei was ich, mit besonderer Sorgfalt, von geognostischen und mineralogischen Papieren habe finden können . . . 28. [Jena] An Kräuter, wegen Sendung Carlsbader Acten, Rechnungen und

dergleichen . . . Weimarisches Paket älterer mineralogischer und geologischer Papiere durchgesehen und zu sondern angefangen. 28. [Jena] An F. Th. Kräuter (Br 33, 135): Sie sollen vielen Dank haben, mein lieber Kräuter, für die so glücklich belohnten Bemühungen, denn daß sich das Actenstückchen gefunden hat, ist mir in dem Augenblick von großem Werth. Auch die sämmtlichen Geologica und Mineralia sind mir sehr angenehm1). . . 29. [Weimar] F. Th. Kräuter an G (LA II 8 A, 608): . . .2) Ich sende anbei einige auf Böhmen in untern Schrank noch vorgefundene Mineralogica . . . 31. [Jena] Mundum der Einleitung, die Zinnformation. Aug ⎯ (s. „Ausflug nach Zinnwalde und Altenberg“: Stoffverteilungsentwurf zu Nat I 3 gD, EGW 1, 172f.) 1. (s. „Karl Wilhelm Nose“: Tgb gD) 2. [Jena] Fuhr ich spazieren und disponirte nachher die geologischen Pa-

piere3). . . 2. (s. „Problematisch“: F. Th. Kräuter an G gD) 3. [Jena] Die geologischen Papiere geordnet und vervollständigt4) . . . Mit-

tag für mich, fortgesetzte Beschäftigung von früh. 4. [Jena] Geologie, besonders die böhmische. 9. [Jena] Nach Tische . . . Nachstehendes Werk: A critical examination of

the first principles of Geology, by G. B. Greenough, London 1819. 28. (s. „Entoptische Farben“: C. F. E. Frommann an Cotta gD, EGW 3, 474) 29. u. 30. (s. „Entoptische Farben“: Tgb gD, EGW 3, 474f.) Sept

2. (s. „Entoptische Farben“: Tgb gD, EGW 3, 475)

1

) Das Folgende s. in „Problematisch“: an F. Th. Kräuter gD. ) Das Vorausgehende s. in „Problematisch“: F. Th. Kräuter an G gD. 3 ) An diesem Tag auch Beschäftigung mit Nose; s. in „Karl Wilhelm Nose“: Tgb gD. 4 ) Das Folgende s. in „Karl Wilhelm Nose“: Tgb gD. 2

1820

ZUR GEOLOGIE, BESONDERS DER BÖHMISCHEN

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Sept 13. (s. „Entoptische Farben“: C. F. E. Frommann an Cotta gD, EGW 3, 475) 14. [Jena] Briefe concipirt und mundirt. Ingleichen an der böhmischen

Geologie. HO

Zur Geologie November 18291)

E

1829 Nov 5. u. 6. 1

) Sammeltitel nach Aufschrift des Pappumschlags, in den die Hss. eingelegt sind u. der die Zusammengehörigkeit der Texte belegt. In Johns (Texte 1−4) u. Schuchardts Hand (Text 5). Reihenfolge nach LA; in NS auf 2 Bde verteilt. 1) [Dogmatismus und Skepsis]. Angesichts neuerer geologischer Vorstellungen Zweifel an der Lehre A. G. Werners (Erdgeschichte als Ablagerung von Schichtgesteinen über dem Granit), da sie unerklärte Probleme zurückließ (FA I 25, 642). Zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Autoren s. Karl Wilhelm Nose (1820), Verhältnis zur Wissenschaft, besonders zur Geologie (1820), Über den Bau und die Wirkungsart der Vulkane . . . (Briefentwurf an A. v. Humboldt, 1823), Ursache der Vulkane wird angenommen (1823) sowie mehrere überlieferte Notizen u. Abschriften aus den Jahren 1823−28 (LA II 8 B/1, 64−72, M 39, 97f., M 61, 105−111, M 72). In der neuen Fassung von Wilhelm Meisters Wanderjahren (1829) werden die aktuellen geologischen Theorien im Streitgespräch der Bergleute thematisiert (W 25.1, 26ff.). − 2) Induktion. Kritik an der induktiven Forschungsmethode, vom einzelnen Faktum auf ein allgemeines Gesetz zu schließen. Suche nach Analogien empfohlen, wie auch Maxim. u. Refl. 1247 betonen: Mittheilung durch Analogieen halt’ ich für so nützlich als angenehm: der analoge Fall will sich nicht aufdringen, nichts beweisen; er stellt sich einem andern entgegen, ohne sich mit ihm zu verbinden. Mehrere analoge Fälle vereinigen sich nicht zu geschlossenen Reihen, sie sind wie gute Gesellschaft, die immer mehr anregt als gibt. − 3) Umherliegende Granite. 2 Hypothesen zur Herkunft von granitischen Geschieben in Norddeutschland: sie könnten Reste verwitterter Felsaufragungen darstellen (wie die von G beschriebene Luisenburg bei Alexanders-Bad im Fichtelgebirge sowie Felsen in der ägyptischen Wüste; zu letzterem LA II 8 B/1, 133, M 78 u. 79) oder von Norden durch Eisschollen transportiert oder von diesen von Gebirgen abgetrennt worden sein (s. unten 1820 Apr 8.: Preen an G; Apr 18.: an Preen; 1828 Jan 30.: Seidel an G). Zum Thema bereits Herrn von Hoffs geologisches Werk (1823), wieder aufgegriffen in Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831 u. Hausmanns Vorlesung (1832); zur Anregung s. Granitarbeiten in Berlin (1828). − 4) Kälte. These von einer früheren Eiszeit in Europa, in der größere Alpengletscher Gesteinsbrocken von den Zentralalpen bis an den Genfer See u. in die Täler von Dranse u. Arve transportiert hätten; s. Literaturnotiz Reise auf den Jungfrau-Gletscher . . . (auch u. d. T. Goufferlinien, LA II 8 B/1, 133f. M 80). Zusammenhang mit den Phänomenen der Granitmassen in Norddeutschland annehmend u. die Eiszeit in einer erdgeschichtlichen Epoche vermutend, in der Genfer See u. Nordmeer noch zusammenhingen. Zum Thema s. auch Gespräch über die Bewegung von Granitblöcken durch Gletscher (1828), den 1828 entstandenen Disput der Bergleute in Wilhelm Meisters Wanderjahren (W 25.1, 28) u. Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831. Zu G’s Rolle als vermeintlichem Entdecker der Eiszeit s. R. Philippson (GJb 1927, 157−71) u. P. Sachtleben (GJb 1994, 299−302). − 5) [Lage der Flöze]. Gedanken zur oftmals nicht horizontalen Lage von Schichtgesteinen, die nicht auf spätere eruptive Ausbrüche aus dem Erdinnern, sondern auf Vorgänge in der Frühphase der Erdbildung zurückzuführen seien (dazu G’s Zitat aus unbekannter Quel-

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D

Z Apr

ZUR GEOLOGIE NOVEMBER 1829

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C1 51 (1833) 179.1) − NS 10 (1894) 90f. (Text 3), 95ff. (Texte 4 u. 5); NS 11 (1893) 307−10 (Texte 1 u. 2). − LA I 11, 305−08.2) − MA 18.2, 364−67.− FA I 25, 642−45.

1820 8. [Rostock] A. K. v. Preen an G (LA II 8 A, 581): Das äußerst merkwürdige Phänomen der bei uns und in den benachbarten baltischen Küstenländern so häufig verbreiteten großen Granit-Blöcke möge mir zugleich zur geneigten Entschuldigung gereichen, wenn ich, Unkundiger, es wage einen Augenblick bei dieser Erscheinung zu verweilen. Sollte nämlich nicht eine Beobachtung neuester Zeit, einer häufig wiederholten . . . Behauptung, gewissermaßen aufs Neue zur Bestätigung gereichen, oder wenigstens die Wahrscheinlichkeit derselben vermehren? − Vor 6 oder 8 Wochen, sah man, wie die Zeitungen berichteten, den Sund mit ungeheuern, aus dem Norden kommenden, mit großen Granit-Blöcken übersäeten, Eisschollen angefüllt. − Jedoch ist die Hypothese einer Wa n d e r u n g jener Blöcke, von dem ehrwürdigen [J. A.] De Luc lebhaft bestritten worden.3) Auch ließe sich, was bei den großen Meeres-Überschwemmungen, von den flacheren Gegenden gelten möchte, freilich mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf das hohe [Schweizer] Jura-Gebirge anwenden, welches nicht minder mit Granitblöcken bedeckt ist. Ohne Zweifel ist Ew. Exzellenz die treffliche Beschreibung von De Lucs Geological Travels, (London 1810.) die ihn im Jahr 1804, auch durch Mecklenburg führten, so wie die darin ausgeführte Behauptung, bekannt, daß jene Blöcke, schon bei Entstehung des Kontinents, an eben den Plätzen sich befunden haben, wo wir sie jetzt sehen. Dem sei aber wie ihm wolle, immer werden wir die weise Fürsorge einer höhern Leitung nicht verkennen, die uns mit diesem wichtigen, uns so unentbehrlichen Material versehen hat.4) 17. Nach Tische Sendung mecklenburgischer Mineralien durch Herrn von

Preen. 18. An A. K. v. Preen (Br 32, 246ff.): So gelangte denn eben auch die höchst erfreuliche Sendung mir zur Hand, eben da ich von Berliner Freunden Musterstücke von solchen gleichfalls in jener Gegend umhergestreuten Urgebirgsblöcken erhalte.5) Schwer zu entziffern möchte fürwahr dieses geologische Phänomen seyn, welches wunderbar genug sich bis zu uns auf unsere Kalkflötze erstreckt. Bey Eckartsberge liegen

le in LA II 8 B/1, 134, M 81). Zum Thema s. auch Höherer Chemismus des Elementaren (1826) u. Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831. 1 ) Nur Text 4 (Kälte) mit einem einleitenden, gegenüber G’s Text geänderten Teilsatz von Eckermann, eingestellt in den Aufsatz Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831. 2 ) Erstmals im originalen Zusammenhang, Textreihenfolge nach W. v. Engelhardt, da Zählung der Blätter von Hs. rezent. 3 ) Nach de Luc (De´luc) sind die Granitblöcke durch vulkanische Eruptionen aus dem Erdinnern ausgeschleudert worden. 4 ) Zu den von Preen beigelegten Musterstücken, die A. C. Siemssen zur Verfügung gestellt hatte, s. LA II 8 A, 582 u. Prescher Nr. 6972−77. 5 ) G hatte mit Brief vom 16. Aug 1819 eine Mineraliensendung von F. Nicolovius aus Berlin erhalten (Prescher Nr. 6613). Regest einer zugehörigen Beschreibung in LA II 8 A, 138f., M 106.

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ZUR GEOLOGIE NOVEMBER 1829

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Granitblöcke, die Bestandtheile sehr groß, besonders der Feldspath, welcher von hochrother Farbe ist; über ganz Thüringen sind dergleichen ausgesäet . . .. Was die Wanderung der Granitblöcke betrifft, so will ich gestehen daß Bergrath [J. C. W.] Voigt zu Ilmenau schon vor vielen Jahren auf den Gedanken gekommen, obenerwähnte bey uns zerstreute Blöcke einem solchen Eistransport zuzuschreiben, ich erinnere mich jedoch nicht, ob er diesen Gedanken habe in Druck ausgehen lassen.1) Apr 18. [Brief an] Herrn Cammerherrn von Preen nach Rostock.

1828 Jan

30. [Berlin] K. L. Seidel an G (LA II 8 B/1, 587f.): In Betreff der seltsamen einzelnen Granit- und Gneis-Blöcke,2) die vom oberen Ostseestrande durch das westliche Deutschland bis Antwerpen hin zerstreut gefunden werden, sind die folgenden Schriften nachzulesen, welche dieser wunderbaren Verbreitung auf den Grund zu kommen streben, indem sie dieselbe im Zusammenhang bringen mit der Gebirgstheorie, daß alle Höhen bedeutender Art nur aus dem Inneren der Erde emporgehoben, und dadurch oben Klüftungen und Schleuderungen entstanden sind, von deren unberechenbarer Gewalt beim Niederstürzen in die umliegenden Ebenen wir keine Ahnung haben. Des Kammerherrn v. Buch Reise nach Norwegen und Schweden verbreitet sich darüber,3) und soll auch − ich habe das Buch eben nicht zur Hand um näher nachzusehen − das Urgebirge bestimmter angeben, das als der Zentralpunkt jener fortgeschleuderten Granit- und Gneis-Geschiebe zu betrachten ist. Von Buchs Vorlesung in der hiesigen [Berliner] Akad.[emie] der Wissensch.[aften] „über die Verbreitung großer Alpengeschiebe“ (eine sehr wichtige Abhandl.) in v. Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie Band IX St: 4. S. 575−588 (1827).4) Ein älteres Werk Dr. Schulzens mineralische und geognostische Beiträge in 4to enthält ebenfalls Manches über jene seltsamen Gneisgeschiebe, und stellt sogar die Formen mehrerer dieses gigantischen Blöcke in Kupfer dar.5)

1829 Febr 13. (s. „Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831“: Eckermann gD, EGW 6, 312)

1

) So von Voigt publiziert. J. C. W. Voigt: Drei Briefe über Gesteinslehre. Weimar 1785, 55 . 2 ) A. Nicolovius hatte G am 22. Dez 1827 Granitproben geschickt, die vom Markgrafenstein auf den Rauenschen oder Rauhischen Bergen bei Fürstenwalde stammten (Prescher Nr. 1623−29). Zu diesem speziellen lokalen Kontext s. „Granitarbeiten in Berlin“, S. 846. 3 ) L. v. Buch: Reise durch Norwegen und Lappland. Berlin 1810. 4 ) Zunächst erschienen als L. v. Buch: Ueber die Ursachen der Verbreitung großer Alpengeschiebe. In: Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Physikalische Klasse 1804−11. Berlin 1815, 161−86. 5 ) Vermutl. W. Schulz: Beiträge zur Geognosie und Bergbaukunde mit Karten und Zeichnungen. Berlin 1821.

310

ZUR GEOLOGIE NOVEMBER 1829

1829

Apr 23. (s. „Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 1831“ Tgb u. Eckermann Tagebuch gD, EGW 6, 312) Juli

8. An Graf Sternberg (Br 46, 8f.): Noch habe schließlich zu melden daß

ich meine Stellung gegen Geologie, Geognosie und Oryctognosie klar zu machen suche,1) weder polemisch noch conciliatorisch sondern positiv und individuell; das ist das Klügste was wir in alten Tagen thun können. Die Wissenschaften, mit denen wir uns beschäftigen, rücken unverhältnißmäßig vor, manchmal gründlich, oft übereilt und modisch, da dürfen wir denn nicht unmittelbar nachrücken, weil wir keine Zeit mehr haben auf irgend eine Weise leichtsinnig in der Irre zu gehen; um aber nicht zu stocken und allzuweit zurückzubleiben sind Prüfungen unsrer Zustände nothwendig. 8. [Brief an] Herrn Grafen Caspar von Sternberg . . . Okt 17. [Abends] Las der Gebrüder Meyer Ersteigen der Jungfrau im Jahr 1811. Betrachtung über die heruntergeschobenen Urgebirgsblöcke.2) Nov 5. Einiges zur Geologie [an John] dictirt. 5. (Hs. Texte 1, 2 u. 4 〈FA I 25, 642ff.〉 datiert: W.[eimar] d. 5. Nov. 1829.) 6. Geologisches dictirt . . . [Nachmittags] Bergrath Voigt, Geschichte des

Ilmenauschen Bergwerks.3) WZ

1

) Geologie: von J. A. de Luc (De´luc) eingeführter Terminus für eine spekulativ-historische Wissenschaft, die die Entstehung der Gesteine u. Gebirge in vergangenen Erdepochen erforscht; erst im 19. Jh. allmählich Bezeichnung für die allgemeine Erdwissenschaft. − Geognosie: nach A. G. Werner Lehre vom Bau des festen Erdkörpers u. vom Vorkommen u. der Lagerung der Mineralien u. Gesteine. − Oryktognosie: nach A. G. Werner Wissenschaft zur Untersuchung, Anordnung u. Beschreibung des Mineralreichs (im Gegensatz zur Mineralogie, die auch das Vorkommen u. die chemische Zusammensetzung der Mineralien umfaßt). 2 ) J. R. u. H. Meyer: Reise auf den Jungfrau-Gletscher und Ersteigung seines Gipfels. [In Reihe: Miszellen für die neueste Weltkunde.] Aarau 1811 (Ruppert Nr. 4026). − Lektüre möglicherweise Veranlassung für die Beschäftigung mit dem Transport von Gesteinsmassen durch Gletscher u. den Text Kälte. Literaturnotiz dazu: Reise auf den Jungfrau-Gletscher . . . (LA II 8 B/1, 133f. M 80). 3 ) J. C. W. Voigt: Geschichte des Ilmenauischen Bergbaues nebst einer geognostischen Darstellung der dasigen Gegend . . . Sondershausen und Nordhausen 1821 (Ruppert Nr. 5220); am 24. Aug u. 4. Nov 1829 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (Keudell Nr. 2040 u. 2057). G zieht das Werk für Text 5 (Lage der Flöze) heran, unterläßt aber die wohl geplante auführlichere Darstellung der Ilmenauer Verhältnisse. In der Hs. von Schuchardt ist der Buchtitel in Johns Hand am Rand nachgetragen.

1827

GEOLOGISCHE PROBLEME UND VERSUCH IHRER AUFLÖSUNG . . .

311

Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung Februar 18311)

E D

1831 Febr 16. C1 51 (1833) 178−83.2) − NS 9 (1892) 253−58. − LA I 11, 316−19. − MA 18.2, 373−77. − FA I 25, 653−56.

Z Febr

1827 1. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 233): [G:] Seit man nun aber nach des trefflichen Mannes [A. G. Werner] Tode in dieser Wissenschaft [Mineralogie und Geologie] das Oberste zu Unterst kehrt,3) gehe ich in diesem Fache öffentlich nicht weiter mit, sondern halte mich im Stillen in meiner Überzeugung fort.

1828 Jan

26. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 221): Heute bekam ich gewaltige Strafpredigten gegen die Geologen zu hören, die sich einbilden, alles durch die Wirkung des Feuers erklären zu können, und Berge emporsteigen lassen, als ob es nur so eine

1

) In Johns Hand mit Korrekturen Eckermanns (am Anfang, bis FA I 25, 65420, auch G’s); in allen Teilen Redaktionsspuren Eckermanns. Titel nach Aufschrift des Pappumschlags, in den Hs. eingelegt ist. Sämtliche Teile des Textes haben Entwurf- oder Fragmentcharakter; s. auch nächste Anm. − Im ersten Teil harsche Kritik (vermaledeite Polterkammer der neuen Weltschöpfung; ebd. 653) an den zeitgenössischen geologischvulkanistischen Vorstellungen, wie von A. v. Humboldt, L. v. Buch (vgl. Zelter an G, 26. Juni 1827; MA 20.2, 1016) oder E. de Beaumont vertreten. Anschließend Wiederaufnahme von 2 Themen aus Zur Geologie November 1829 (Abschnitte Lage der Flöze, Umherliegende Granite u. Kälte; Materialien dazu in LA II 8 B/1, 133f., M 78−81), um darzustellen, daß die beim Ilmenauer Bergbau kennengelernte, bisweilen nahezu senkrechte Lage von Schichtgesteinen sowie das Vorkommen von Granitblöcken am Genfer See u. im Norden Deutschlands − entgegen den Auffassungen der oben genannten Geologen − ohne Eruptionen aus dem Erdinnern zu erklären seien. Angesichts der Lage von Schichtgesteinen hatte G offenbar vor, die Lagerungsverhältnisse von Ilmenau näher zu beschreiben; in Hs. findet sich am Rand ein Hinweis auf J. C. W. Voigt: Geschichte des Ilmenauischen Bergbaues nebst einer geognostischen Darstellung der dasigen Gegend . . . Sondershausen und Nordhausen 1821. 2 ) In C1 (u. danach NS) ein von Eckermann redigierter Text, der die Datierung im Titel (Februar 1831) wegläßt, das erste Textdrittel leicht gekürzt ans Ende stellt u. fast den gesamten Abschnitt Kälte, mit einem selbst formulierten Eingangssatz, aus Zur Geologie November 1829 übernimmt. Die Abweichungen im einzelnen verzeichnet in LA II 8 B/2, 890f. Zur Redaktion Eckermanns L. Milch in GJb 1910, 154: in keinem Fall dürfen die durch Eckermanns Überarbeitung nur äußerlich fertig gestellten Aufsätze, die gerade durch diese flüchtige Überarbeitung falsch disponiert, unzusammenhängend und widerspruchsvoll erscheinen, weiter als von Goethe abgeschlossene oder nahezu druckfertig hinterlassene wissenschaftliche Abhandlungen gelten. Maßgeblicher Text erst in LA (danach MA u. FA). 3 ) Vulkanistische Deutungen der Erdbildung durch Eruptionen aus dem Erdinnern.

312

GEOLOGISCHE PROBLEME UND VERSUCH IHRER AUFLÖSUNG . . .

1828

Kleinigkeit wäre, den Granit und den Porphyr des ganzen Weltballs hochgehen zu lassen, nachdem man sie wohl erst in einem ungeheuren Kessel gekocht habe. Goethe zeigte bei diesem Zornausbruch mehr Witz als Urteil.

März 6. Später Herr Canzler [F. v. Müller]. Lebhaft scherzhafte Unterhaltung

im Geschmack von Jarno und Consorten.1) 6. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 173): [“] Wenn Humbold oder die andern Plutonisten mir’s zu toll machen, werde ich sie schändlich blamiren; schon zimmere ich Xenien genug im stillen gegen sie die Nachwelt soll wissen, daß doch wenigstens Ein Gescheider Mann in unserm Zeitalter gelebt hat, der jene Absurditäten durchschaute.2) Ich finde immer mehr, daß man es mit der Minorität, die stets die gescheidere ist, halten muß.“ Als [H.] Meyer fragte, was es denn eigentlich heißen wolle, Plutonist oder Neptunist, sagte [er]: O danket Gott, daß ihr nichts davon wißt, ich kann es euch auch nicht sagen, man könnte schon wahnsinnig werden es nur auseinanderzusetzen. Ohnehin bedeutet solch’ ein Partheyname späterhin nichts mehr, löst sich in Rauch auf; die Leute wissen schon jezt nicht mehr, was sie damit bezeichnen wollen. Ihr müßt verzeyhen, wenn ich grob bin, ich schreibe jetzt eben in den Wanderjahren an der Rolle des Jarno, da spiele ich eine Weile auch im Leben den Grobian fort. Okt 30. [Weimar] Riemer Tagebuch (JbSK 1, 129): Es macht einen Unterschied, von welcher Seite her man in eine Wissenschaft hineinkommt. Goethe sagte mir: Er sei von dem Thüringer Wald her, also von den Gangarten dieses Landes in die Mineralogie und Geologie überhaupt gelangt. [A. v.] Humboldt habe nur seine amerikanischen Vulkane im Sinn und so fort.

1829 Febr 13. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 307): Goethe sprach sodann über Naturforscher, denen es vor allem nur daran liege, ihre Meinung zu beweisen. „Herr [L.] von Buch, sagte er, hat ein neues Werk herausgegeben, das gleich im Titel eine Hypothese enthält. Seine Schrift soll von Granitblöcken handeln, die hier und dort umherliegen, man weiß nicht wie und woher. Da aber Herr v. Buch die Hypothese im Schilde führt, daß solche Granitblöcke durch etwas Gewaltsames von Innen hervorgeworfen und zersprengt worden, so deutet er dieses gleich im Titel an, indem er schon dort von zerstreuten Granitblöcken redet, wo denn der Schritt zur Zerstreuung sehr nahe liegt, und dem arglosen Leser die Schlinge des Irrtums über den Kopf gezogen wird, er weiß nicht wie.“3) Apr 23. Herr Cammerherr Leopold von Buch. 23. [Weimar] Eckermann Tagebuch (GG 3.2, 401): Goethe erzählt, daß Herr v. Buch bei ihm gewesen. Gespräch über Mineralogie vermieden. 1

) Im März 1828 Umarbeitung u. Ergänzung von Wilhelm Meisters Wanderjahren für C1. Dabei Hinzufügung des geologischen Streitgesprächs über Theorien der Erdbildung (W 25.1, 26−30). 2 ) Vgl. bes. die Xenien Wie man die Könige verletzt . . ., Kaum wendet der edle Werner den Rücken . . ., Je mehr man kennt, je mehr man weiß . . . u. Keine Gluthen, keine Meere . . . (W 3, 358−61). 3 ) L. v. Buch: Ueber die Ursachen der Verbreitung großer Alpengeschiebe. In: Abhandlungen der Königlichen Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Physikalische Klasse 1804−11. Berlin 1815, 161−86. − Der Begriff Zerstreuung nur im Text, nicht im Titel.

1830

GEOLOGISCHE PROBLEME UND VERSUCH IHRER AUFLÖSUNG . . .

313

1830 Juli 21. An A. v. Herder (Br 47, 155): Empfehlen Sie allen Ihren thätigen

Geschäfts- und Lehrgenossen einen treuen dankbaren Jubilar der Freyberger Schule, der sich durch das wild-gräßliche Gepolter neuester Gebirgsaufwiegelungen, besonders des Herrn Elie de Beaumont, nicht im mindesten in Erschütterung bringen ließ.1) Okt 21. [Frankfurt] Eckermann an G (LA II 8 B/1, 711): Auch las ich vor einigen Tagen in derselbigen Zeitschrift [Morgenblatt für gebildete Stände] einen langen Aufsatz über Erdrevolutionen und die Hervorhebung der Gebirge aus dem Erdboden2) . . . Anfänglich kam es mir vor wie Ironie, ich sah aber bald daß es ganz ernstlich gemeint war.

1831 Jan

26. Um 12 Uhr Herr Alexander von Humboldt3) . . . 27. Herr [A.] v. Humboldt um 11 Uhr. Seine Reise durch das russische

Reich4) in Gegenwart der Karte kürzlich erzählend,5) auch einige merkwürdige dort gewonnene Mineralien versprechend. Febr 15. Er [Riemer] brachte bey Gelegenheit von Alexander von Humboldts Gegenwart [am 27. Jan] gewisse geologische Probleme zur Sprache. Ich sagte ihm meine Gedanken darüber; wenn man bey’m Auflösen der Probleme es den Menschen leicht macht, so hat man die Menge vor sich, und da zeigt sich denn allgemeine Überzeugung. Es ist den Männern vom Fach [Humboldt] nicht übel zu nehmen, wenn sie sich’s bequem machen. Wenn man statt des Problems ein anderes hinsetzt, so denkt die gleichgültige Menge schon, es wäre ihr geholfen. Jeder sucht sich in seinem Fach zu sichern und läßt den andern auch zu, sich mit den ihrigen zu befestigen. So habe ich mit Verwunderung in ihrem 1

) M. L. Elie de Beaumont: Recherches sur quelques-unes des re´volutions de la surfache du globe, pre´sentant diffe´rens exemples de coincidence entre le redressement des couches de certains syste`mes de montagnes . . . Paris 1830; dazu eine Notiz (LA II 8 B/1, 140, M 86) nach der laut Tgb am 14. Aug 1830 erfolgten Lektüre einer Rez. 2 ) Anonym: Die Erdrevolutionen und die Entstehung der Berge. In: Morgenblatt, 27.−29. Sept, 4.−6. u. 8.−13. Okt 1830. 3 ) Besuch Humboldts auf seiner Reise von Paris nach Berlin. 4 ) Im Auftrag des Zaren vom 12. Apr bis 28. Dez 1829 mit C. G. Ehrenberg u. G. Rose. 5 ) Vermutl. machte Humboldt G bereits hier mit seinen Ansichten bekannt, die er in seinen Fragments de ge´ologie et de climatologie asiatique (2 Bde, Paris 1831; Ruppert Nr. 4707) veröffentlichte; s. unten 2. u. 3. Okt 1831. Bes. die These, daß in früheren geologischen Epochen flüssige Materie im Erdinnern ganze Kontinente u. Gebirgsmassive emporgehoben habe, war geeignet, bei dem Neptunisten G Anstoß zu erregen. So erklärte Humboldt den Ural, den Kaukasus, das Altaigebirge u. das Himalayamassiv als durch Erdspalten nach oben gedrückte Bildungen, während zugleich große Gewässer durch Absinken der Erdkruste unter das Niveau des Meeresspiegels entstanden seien.

314

GEOLOGISCHE PROBLEME UND VERSUCH IHRER AUFLÖSUNG . . .

1831

Fache sehr consequente, verständige, vortreffliche Männer gesehen, wie sie in andern Fächern das Absurdeste zugaben und nur sorgten, daß man ihre Kreise nicht störe. Auch in den Wissenschaften ist alles ethisch, die Behandlung hangt vom Charakter ab.1) Febr 16. Ich dictirte das gestern von Riemer Gewünschte. 16. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 17. Okt 1831 −: J. C. W. Voigt: Geschichte des Ilmenauischen Bergbaues nebst einer geognostischen Darstellung der dasigen Gegend . . . Sondershausen und Nordhausen 1821.)2) Okt

2. [Abends] Angekommen waren zwey Bände Fragments de Ge ´ ologie par

Alexandre de Humboldt, und ich fing an darin zu lesen. 3. Nachmittags allein, von Humboldts Fragments. 5. An Zelter (Br 49, 106): Ich habe die zwey Bände: Fragments de Ge ´ o-

logie par Alexandre de Humboldt erhalten und durchgesehen; dabey hab ich eine wundersame Bemerkung gemacht die ich mittheilen will. Das außerordentliche Talent dieses außerordentlichen Mannes äußert sich in seinem mündlichen Vortrag, und genau besehen: jeder mündliche Vortrag will überreden und den Zuhörer glauben machen er überzeuge ihn. Wenige Menschen sind fähig, überzeugt zu werden; überreden lassen sich die meisten, und so sind die Abhandlungen die uns hier vorgelegt werden wahrhafte Reden, mit großer Facilität [Leichtigkeit, Gewandtheit] vorgetragen, so daß man sich zuletzt einbilden möchte, man begreife das Unmögliche. Daß sich die Himalaja-Gebirge auf 25000’ [Fuß]3) aus dem Boden gehoben und doch so starr und stolz als wäre nichts geschehen in den Himmel ragen, steht außer den Gränzen meines Kopfes, in den düstern Regionen, wo die Transsubstantiation pp. hauset,4) und mein Cerebralsystem [hier: Gehirn] müßte ganz umorganisirt werden − was doch schade wäre − wenn sich Räume für diese Wunder finden sollten. Nun aber gibt es doch Geister die zu solchen Glaubensartikeln Fächer haben, neben sonst ganz vernünftigen Loculamenten; ich begreif es nicht, vernehm es aber doch alle Tage. Muß man denn aber alles begreifen? Ich wiederhole: unser Welteroberer [Humboldt] ist vielleicht der größte Redekünstler. Da seinem ungeheu1

) In Principes de Philosophie zoologique, dessen ersten Abschnitt G am 10. Sept 1830 zur Publikation in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik an Varnhagen von Ense geschickt hatte, heißt es, daß alles, was sich unter Menschen im höheren Sinne ereignet, aus dem ethischen Standpunkte betrachtet, beschaut und beurteilt werden muß (FA I 24, 815f.). Vgl. D. Kuhn: Empirische und ideelle Wirklichkeit. Studien über Goethes Kritik des französischen Akademiestreites. Graz, Wien, Köln 1967, bes. 134ff. (Ethische Typologie). 2 ) Vermutl. für eine weitere Ausarbeitung des Abschnitts Lage der Flöze; vgl. Anm. zur Überschrift. 3 ) Umrechnung nach dem Weimarer Fuß (0,282 m) 7050 m. 4 ) Verwandlung von Brot u. Wein in Leib u. Blut Christi im katholischen Gottesdienst (Abendmahl).

1831

Okt Dez

GEOLOGISCHE PROBLEME UND VERSUCH IHRER AUFLÖSUNG . . .

315

ren Gedächtniß alle Facta gegenwärtig sind, so weiß er sie mit der größten Geschicklichkeit und Kühnheit zu brauchen und zu nützen. Wer aber vom Metier ist, sieht ziemlich klar, wo das Schwache sich am Starken hinanrankt und das Starke gar nicht übel nimmt sich etwas bekleidet, verziert und gemildert zu sehen. Und so ist denn von großer Wirkung: ein solches Paradox mit Kunst und Energie vorgetragen; deswegen auch schon viele unsrer wackersten Naturforscher sich einbilden, sie könnten das Unmögliche denken; dagegen erscheine ich ihnen als der hartnäckigste Häresiarch [Ketzer], worin uns Gott gnädiglich erhalten und bestätigen wolle. Sela! 5. [Brief an] Herrn Professor Zelter, Berlin. 1. An W. v. Humboldt (Konzept; Br 49, 165): Ihrem Herrn Bruder, für den ich keinen Beynamen finde, bin ich für einige Stunden offner freundlicher Unterhaltung [am 26. u. 27. Jan 1831] höchlich dankbar geworden. Denn obgleich seine Ansicht der geologischen Gegenstände aufzunehmen und darnach zu operiren meinem Cerebralsystem ganz unmöglich wird, so hab ich mit wahrem Antheil und Bewunderung gesehen wie dasjenige, wovon ich mich nicht überzeugen kann, bey ihm folgerecht zusammenhängt und mit der ungeheuren Masse seiner Kenntnisse in eins greift, wo es denn durch seinen unschätzbaren Charakter zusammengehalten wird.

1832 Jan

7. Salinendirector [C. C.] Glenck . . . Merkwürdig fiel mir dabey wieder

auf: daß tüchtig praktische Menschen von den theoretischen Irrthümern keineswegs gehindert werden vorwärts zu gehen. Dieser wackere Mann spricht von der neumodischen Heberey und Sinkerey als von etwas ganz Bekanntem und merkt nicht, daß er nur von höher oder tiefer liegenden Gebirgsarten spricht. WZ

Zum geologischen Aufsatz September 18171)

E D

1817 Sept 17. u. 18. (Texte 1−6), Sept 20. (Text 7) Text 1: NS 10 (1894) 83. − LA I 11, 182. − MA 11.2, 538 − FA I 25, 555. Text 2: NS 10 (1894) 84. − LA I 11, 182f. − MA 11.2, 538f. − FA I 25, 556. 1

) Sammeltitel nach Aufschrift eines Umschlags, in dem die folgenden Texte gemeinsam verwahrt wurden: 1) Das Gerinnen [I]; 2) Das Gerinnen [II]; 3) Gestörte Formation; 4) Gestörte Bildung; 5) Trümmer-Porphyr zu Ilmenau im Ratssteinbruche; 6) Zur Lehre von den Gängen; 7) Schema zum geologischen Aufsatz. Hs. von F. Th. Kräuter, Zur Lehre von den Gängen von Kräuter u. G. − Mit zugehörigen Materialien, die in LA II 8 A, 108−12, M 79, 81−85 abgedruckt sind, belegen die Texte den durch die Lektüre von K. C. v. Leonhards Propädeutik der Mineralogie (1817) angeregten Plan einer geolo-

316

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

1815

Text 3: NS 10 (1894) 20f.1) − LA I 11, 183f. − MA 11.2, 539f. − FA I 25, 556f. Text 4: NS 10 (1894) 21. − LA I 11, 184. − MA 11.2, 540. − FA I 25, 557. Text 5:2) NS 10 (1894) 19. − LA I 11, 184. − MA 11.2, 540. − FA I 25, 557f. Text 6: NS 10 (1894) 68; NS 13 (1904) 319; NS 11 (1893) 373 (in der Reihenfolge der späteren Drucke). − LA 11, 184f. − MA 11.2, 540f. − FA I 25, 558f. Text 7:3) NS 9 (1892) 289f. − LA I 11, 186. − MA 11.2, 542. − FA I 25, 559f.

Z ⎯

1815 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte4) (W 36, 97f.): Bei so manchen Hin- und Wie-

Juli 14. 15. 16. 17. 23.

derfahrten konnte die Geognosie auch nicht leer ausgehen . . . In Holzapfel [Holzappel an der Lahn, zwischen Nassau u. Diez], bei Gelegenheit des dortigen höchst merkwürdigen Ganges, kam [A. G.] Werners Gang-Theorie (von 1791) zur Sprache, ingleichen des dort angestellten [J. C. L.] S c h m i d t Verschiebung der Gänge (von 1810).5) Diese wichtige, von mir so oft betrachtete und immer geheimnißvoll bleibende Erscheinung trat mir abermals vor die Seele, und ich hatte das Glück im Lahnthal einer aufgehobenen Abtei [Kloster Arnstein] ungefähr gegenüber, auf einer verlassenen Halde Thonschieferplatten mit kreuzweis laufenden sich mehr oder weniger verschiebenden Quarzgängen zu finden, wo das Grundphänomen mit Augen gesehen, wenn auch nicht begriffen doch wenigstens ausgesprochen werden kann. [Wiesbaden] Schmidt Verrückung der Gänge. [Wiesbaden, nachmittags] Schmidt Verschiebung der Gänge 1810. [Wiesbaden] Werners Gangtheorie 1791. [Wiesbaden] Werners Gang Theorie. [Nassau] An Carl August (Wahl 2, 121f.): Unterthänigster Reise Bericht6). . . 23. Über D i e z auf H o l z a p p e l . . . Modell des Verwerfens der Gänge. An der Lahn her. gischen Abhandlung, die in dieser Form nicht ausgeführt wurde, aber die Grundlage für spätere Aufsätze lieferte. 1 ) Hier der letzte Absatz von Text 3 (Gestörte Formation) als erster Absatz von 4 (Gestörte Bildung). 2 ) Text 5 auch auf dem entsprechenden Etikett aus den mineralogischen Sammlungen (Prescher Nr. 109). 3 ) Die im Schema zusammengestellten Notizen über Granit, Gneis, Metalle (Erze) u. Zinn sind später vor allem in Bildung des Granits und Zinnvorkommen (1818; LA I 11, 205f.) u. Zur Geologie besonders der böhmischen (1820; Nat I 3, 191−95; LA I 8, 139ff.) ausgeführt. 4 ) Entstanden 1819/1825. 5 ) A. G. Werner: Neue Theorie von der Entstehung der Gänge. Freiberg 1791. − J. C. L. Schmidt: Theorie der Verschiebungen älterer Gänge mit Anwendungen auf den Bergbau. Frankfurt a. M. 1810 (Ruppert Nr. 5074). 6 ) Das Folgende auch an A. v. Goethe, 8. Aug 1815 (Br 26, 58).

1815

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

317

Juli 23. [Nassau, nachmittags] Verschieben der Gänge . . . Durch die Lahn

Schluchten. Nassau. Theorie des Gang-Verwerfens. 24. [Nassau] Verwerfen der Gänge. Aug

3. [Wiesbaden] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 230): Das Gespräch fing eigentlich mit der Mineralogie an, wovon er mir [K. C. v.] Leonhards nächsterscheinendes Werk [Propädeutik der Mineralogie] empfohlen. 5. [Frankfurt] C. F. Schlosser an G (LA II 8 A, 402): Das Buch über die verschobenen Gänge [von J. C. L. Schmidt] harrt Ihrer . . . 16. [Gerbermühle] In Garten. Modell der Gangverschiebung.

Okt 20. [Weimar] An K. C. v. Leonhard (Br 26, 103): Ich bin aufgefordert

Nov

meine Reisebemerkungen über Kunst und Alterthum, über Bemühungen um Natur und Wissenschaft in den Rhein- und Mayngegenden zusammenzustellen . . . Nun muß ich nothwendig auch von Hanau reden . . . so nehme mir die Freyheit hierbey ein Blatt zu übersenden, auf welchem aus dem Gedächtniß die Hauptpuncte verzeichnet, mit Bitte um vollständigere Nachricht von allem, was Hanau in diesem Sinne merkwürdig macht. [Beilage; W 34.2, 36:] Die Thätigkeit des Herrn Geheimerath und Ritter von Leonhard für Mineralogie, Geologie und alles Verwandte . . . ist allgemein bekannt, wie wir denn eben eine Einleitung und Vorbereitung zur Mineralogie [Propädeutik der Mineralogie] . . . zu erwarten haben. 2. Sendung von Leonhard . . . Leonhards Sendung, über den Zustand von Hanau.1) 3. Früh Abschrift des Leonhardschen Aufsatzes. 6. [Brief an] Leonhard Hanau (s. Concepte.) 12. [Hanau] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 409): Ich habe noch manche Mineralogica auf dem Herzen, doch möge es mir . . . vergönnt sein, solche das nächstemal nachzutragen.

1816 Febr 15. [Hanau] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 417): Eine anhaltende Kränklichkeit, Folge zu anhaltender Arbeiten, die ich zum Behuf der Propädeutik der Mineralogie nachzuholen für nötig achtete, hatte mich so abgestumpft, daß ich seit beinahe drei Wochen untätig verbleiben mußte . . . Ich denke nun noch bis zur Vollendung des Drukkes jenes Werkes hier [in Hanau] zu verweilen und sonach erst zu Anfange Mai mich nach München zu begeben. Mai 24. [Hanau] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 427): Die Vollendung des Druckes der Propädeutik zur Mineralogie [u. a.] . . . haben mich mit solch einem bunten Durchein-

1

) Leonhards vom 30. Okt 1815 datierten Bericht über Hanau übernahm G mit geringen Änderungen u. Kürzungen in KA I 1 (Abschnitt Hanau, S. 103−19; vgl. W 34.1, 139−49, zur Mineralogie bes. 139f. u. 145f.).

318

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

1816

ander umgarnt . . . Die Propädeutik der Mineralogie ist bis auf wenige Bogen gedruckt . . . Das erste der fertigen Exemplare übermache ich Euerer Exzellenz, sei es noch von hier aus, oder von München.1)

Okt 10. [München] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 441): Ich hege den Wunsch, diesem erhabenen Kenner und Beschützer von Kunst und Wissen [Carl August] demnächst ein Exemplar der „Propädeutik der Mineralogie“, die nun e n d l i c h bald die Presse verlassen wird, zu Füßen zu legen . . . Nov

7. An K. C. v. Leonhard (Konzept, nicht abgesandt; Br 27, 420f.): Ew.

Hochwohlgeboren haben z. B. pag. [Lücke]2) der Wernerischen Gangtheorie in schuldiger Deferenz gegen diesen trefflichen Mann mit allerley rhetorischen Euphemismen gedacht, das rechne ich Ihnen nicht zur Sünde, denn so thun wir alle wenn wir öffentlich reden, aber im Vertrauen darf ich wohl sagen, daß ich seit dreißig Jahren überzeugt bin Charpentier sey besser gegründet,3) ob er gleich nicht hat durchkommen können, da ich denn hinzufüge, daß so lang Werners Erklärungsart, die seltensten Fälle nur ausgenommen, den Geologen allgemein als absurd erscheint, in dieser ganzen Lehre nichts vernünftiges zu denken ist . . . wirken Sie daß diese alten Splitter aus dem Fleisch gezogen werden, damit man genesen könne . . . Und so wiederhol ich . . . daß die Werner’sche Infiltrations-Theorie der Geologie schlimmer entgegen steht,4) als das Pabstthum dem Evangelium, sie muß erst ganz für nichtig erklärt werden, bis die Geologen nur athmen können. Das ungeheure, vielleicht nie zuergründende Phänomen von Verschiebung, Verrückung der Gänge erklärt sie ja schon für absurd einem jeden der Sinne hat. Ueber diese wichtige Erscheinung hab ich Aufschlüsse die mich glücklich machen, aber ich habe keinen Glauben mehr sie mitzutheilen. Indessen schreib ich es auf und lasse es zeichnen und so kann es künftig als Legat in einem Testamente stehen, wobey Sie als Executor erbeten werden. Dez 24. An K. C. v. Leonhard (Br 27, 283f.):5) Zugleich hat es mir viel Freude gemacht zu sehen, daß Ew. Hochwohlgeb. auf diejenigen Stellen dieser 1

) Weiterer Zwischenbericht aus München am 30. Aug 1816: Die Propädeutik sei bis auf die Kupfertafeln fertiggestellt. − G zeigte Leonhards Umzug nach München in KA I 2 (1817) 209 an: Von dort [Hanau] wissen wir so viel zu melden, daß . . . Herr Geheimerath von L e o n h a r d nach München gezogen . . . 2 ) In K. C. v. Leonhard: Bedeutung und Stand der Mineralogie. Frankfurt a. M. 1816 (Ruppert Nr. 4797); von Leonhard am 10. Okt 1816 übersandt. − Vgl. KA I 2 (1817) 209: . . . von wo [München] er [Leonhard] uns mit einer vortrefflichen akademischen Rede: über Bedeutung und Stand der Mineralogie, beschenkt hat . . . 3 ) Zu Charpentier s. unten 1817: TuJ. 4 ) A. G. Werner nahm an, daß Erzgänge durch Auffüllung offener Spalten von oben entstanden seien u. sich daher in der Tiefe verbreitern müßten. Charpentier vermutete eine gleichzeitige Entstehung von Erzgängen u. dem sie umgebenden Gestein. 5 ) Anstelle des vorhergehenden Konzepts abgesandt; G verzichtet hier auf die scharfe Kritik an Werners Gangtheorie.

1816

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

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Wissenschaft [Geologie] hindeuten, wo bedeutende Mängel unter der Hülle des Vorurtheils eine ehrenhafte Rolle spielen. Daß Sie des braven und einsichtigen Charpentiers gedenken, und zwar so ehrenvoll, war mir höchst erwünscht, denn aus seinem zurückgeschobenen Büchlein [Beobachtungen über die Lagerstätten der Erze . . . (1799)] muß unserer Ganglehre, die gar sehr im Argen liegt, früh oder spät ein Heil hervorgehen . . . Zur Lehre: von Verrückung der Gänge, die noch lange Problem bleiben wird, habe die instructivsten Musterstücke im Kleinen zusammengebracht. Die Exemplare sind nur handgroß, sprechen aber das Factum auf das allerdeutlichste aus. Sehen und schauen kann man hier bequem, aber was soll man denken und sagen? Dez 29. [München] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 452): Die Kupfer zur Propädeutik sind leider noch immer unvollendet.

1817 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 119): Geognosie, Geologie, Mineralogie

und Angehöriges war an der Tagesordnung. Ich überdachte die Lehre von den Gängen überhaupt, vergegenwärtigte mir [A. G.] Werners und [J. F. v.] Charpentiers Überzeugungen.2) Die merkwürdigen Thonschieferplatten aus dem Lahnthal stellt’ ich als Tableau zusammen. Muster des Gerinnens der Felsmassen suchte ich überall auf, und glaubte vieles zu finden was für die porphyrartige Entstehung so mancher Breccien zeugte.3) Juli 14. [Jena] Charpentier Lagerstätte der Gebirge . . . [Nachmittags] Charpentiers Lagerstätte der Erze. 15. (Bekänntnisse über die Erzlager besonders die Gänge 〈LA II 8 A, 108, M 79〉 datiert: Jena den 15 Jul 1817.)4)

1

) Entstanden 1819/1825. ) J. F. v. Charpentier: Beobachtungen über die Lagerstätten der Erze, hauptsächlich aus den sächsischen Gebirgen. Leipzig 1799 (Ruppert Nr. 4460). G hatte das Werk bereits kurz nach Erscheinen studiert (s. Tgb 27. Dez 1799, 1. Jan 1800 u. LA II 7, 228f., M 116) u. erneut vom 17. Okt 1810 bis 16. März 1811 aus der Weimarer Bibliothek ausgeliehen (Keudell Nr. 677). 3 ) Bereits 1812 hatte G in Über den Ausdruck porphyrartig (FA I 25, 543−50) die Auffassung vertreten, daß manche Gesteine nicht durch mechanische Prozesse, sondern durch innere chemische Differenzierung entstehen. − Bei den Breccien, aus eckigen Mineral- oder Gesteinsfragmenten in einer homogenen Masse bestehenden Gesteinen, unterschied G echte u. scheinbare Breccien; letztere sollten Produkte einer chemischen Differenzierung der homogenen Masse sein. 4 ) Notiz zu Zur Lehre von den Gängen nach Lektüre von J. F. v. Charpentiers Beobachtungen über die Lagerstätten der Erze . . . (1799); dazu auch weitere Notizen überliefert (LA II 8 A, 111f., M 83−85). 2

320

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1817

nach Aug (Cosmisch Galvanische Einwirkung . . . 〈LA II 8 A, 109, M 81〉)2) 19.1) Aug 30. [München] K. C. v. Leonhard an G (LA II 8 A, 473): Euere Exzellenz geruhen in den Beilagen die Propädeutik . . . zu erhalten.3) 30. [Weimar] Leonhards Propädeutik. 31. Leonhards Tabellen und Propädeutik. Sept

1. [Nachmittags] Die Gänge im Thonschiefer aus dem Lahnthal in Rah-

men gebracht. 2. Gangmuster in Ordnung unter Glas gebracht4). . . 2. An J. G. Lenz (Br 28, 232): Da Sie das große Werk von Leonhard

[Propädeutik . . .] schon besitzen, so schicke ich Ihnen das kleinere, d i e t a b e l l a r i s c h e Ü b e r s i c h t n ä m l i c h ;5) das sind 2 vortreffliche Werke. 6. [Weimar] Lieferung der Buchhandlung Hoffmann (LA II 8 A, 475): 1 Leonhard Kopp und Gärtners Propädeutik der Mineralogie. 14. Leonhards neuste Arbeit. 15. An K. C. v. Leonhard (Br 28, 249f.): Ew. Hochwohlgeboren

und Ihre mitarbeitenden Freunde übertreffen sich selbst und alle unsere Erwartung durch das höchstbedeutende Werk, welches den Verehrern der Wissenschaft nicht mehr von der Seite kommen darf. Mir war es in dieser kurzen Zeit schon von bedeutendem Nutzen . . . Nehmen Sie also den schönsten Dank für diesen sichern Leitfaden . . . 15. Brief an Geh. Rath von Leonhard nach München. 15. [Weimar] Lieferung der Buchhandlung Hoffmann (LA II 8 A, 476): 1 Leonhard Merz und Kopp Übersicht der Mineralogie.6) 16. Leonhards Werk. 17. Muster des Gerinnens zusammen gesucht . . . [Nachmittags] Fortsetzung

. . . des geologischen ausführlichen Blättchens zur Ganglehre und was darauf sich bezieht.7) Brief an Knebel. 17. An Knebel (Br 28, 252): In Mineralogicis und Geologicis haben uns Leonhard und Consorten ganz unglaublich gefördert: in diesem mäßigen Foliobande von Tabellen und Ausfertigungen [Systematisch-tabel1

) Auf einem Brief von K. Kirms an G von diesem Datum notiert. ) Material zu Gestörte Formation; dazu weiterhin LA II 8 A, 110, M 82. 3 ) K. C. v. Leonhard, J. H. Kopp u. K. L. Gärtner: Propädeutik der Mineralogie. Frankfurt 1817. 4 ) Der Glaskasten heute in G’s Arbeitszimmer im GNM. 5 ) K. C. v. Leonhard, K. E. Merz u. J. H. Kopp: Systematisch-tabellarische Übersicht und Charakteristik der Mineralkörper. Frankfurt 1806. 6 ) Titel s. oben 2. Sept 1817: an Lenz. 7 ) Offenbar Arbeit an allen auf den Folgetag datierten Stücken von Zum geologischen Aufsatz September 1817 (= Texte 1−6). 2

1817

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

321

larische Übersicht . . .] erblicken wir eben alles was man jetzt weiß . . . Mir gereicht es zur großen Beyhülfe, da ich endlich das gern aussprechen möchte, was mir im Kragen sitzt. Wunderlicherweise ist mir Werner zu früh gestorben [30. Juni 1817]; denn wenn ich mich als seinen Gegner erkläre, so könnte man glauben, ich träte auf die Seite der Freyberger Pfaffen.1) Glücklicherweise hat er schon längst ganz unbewunden erklärt: ich habe ihm meine Meinung über Carlsbad und andere ähnliche Gegenstände weitläufig mitgetheilt, er könne aber keineswegs mit mir übereinstimmen. Dasselbe hat er mir nach seiner höflichen Art schon längst in’s Gesicht gesagt und die stille Kriegserklärung, pag. VI Naturwissenschaft überhaupt,2) war gedruckt schon vor seinem Tode; wir wollen also ohne weiteres Bedenken unsern Weg gehen. Sept 18. Quarzgänge im Thonschiefer im Lahnthal . . . Geologische Musterstücke aller Art aufgesucht und gesondert, auch deren Zusammenstellung vorbereitet . . . [Nachmittags] Einiges [an Kräuter] dictirt bezüglich auf die morgentlichen Betrachtungen. 18. (Texte 2, 3, 5 u. 6, Teilstück 〈LA I 11, 182−85〉 datiert: Weimar, d. 18ten Sptbr. 1817.) 20. (Text 7 〈LA I 11, 186〉 datiert: Weimar d. 20. Sptbr. 1817.) 20. [Weimar] Lieferung des Buchbinders Müller (LA II 8 A, 478): Mineralogie von Gaertner.3) Groß Folio in halben Marmorband. Okt

5. [Weimar] Lieferung des Buchbinders Müller (LA II 8 A, 480): Kopps Mineralkörper in Folio Pappenband [Teil der Propädeutik Leonhards]. 24. [Weimar] Lieferung der Buchhandlung Hoffmann (LA II 8 A, 484): 1 Leonhard topographische Mineralogie.4) 24. Gegen Abend Leonhards Tabellen.

Nov

3. [Nachmittags] Leonhard Propädeutik . . . [Abends] bey der Propädeutik

Dez

Naturwissenschaften überdacht. 3. [Jena, nachmittags] Betrachtungen der Gänge an Handstufen. 3. (Verrückung der Gänge . . . 〈LA II 8 A, 111, M 84〉 datiert: Jena d. 3 Dec. 1817.)5) 6. [Jena, nachmittags] Leonhards große Mineralogie [Propädeutik . . .]. 8. [Jena, abends] Zu Hause . . . Leonhards Propädeutik.

1

) Die sich über Werners seltene Kirchenbesuche u. daher schlechten Einfluß auf die Studenten mokierten. 2 ) Nat I 1 (1817) VI (Vorwort; gegen Werners Theorie der Gangentstehung): Das vielleicht nie zu lösende Räthsel: d i e E n t s t e h u n g d e r G ä n g e, liegt mir immer im Sinne, und ich kann mich nicht enthalten lieber nur eine Annährung an das Verständniß zu versuchen, als mich mit faßlich scheinenden Erklärungen einzuschläfern. 3 ) Teil von Leonhards Propädeutik . . .; s. oben 30. Aug 1817: Leonhard an G. 4 ) K. C. v. Leonhard: Handbuch einer allgemeinen topographischen Mineralogie. 3 Bde. Frankfurt 1805−1809 (Ruppert Nr. 4801). 5 ) Notiz zu Zur Lehre von den Gängen.

322

ZUM GEOLOGISCHEN AUFSATZ SEPTEMBER 1817

1818

1818 ⎯ Apr

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 139): Von da erhuben wir uns wieder in

ältere Regionen, betrachteten We r n e r s Gangtheorie . . . 4. [Jena, abends] Werners Gang-Theorie2) . . . 5. [Jena] Abends für mich, Wernerische Gang-Theorie. WZ

[Geplante Versuche]3)

E D

1792 Sept 12. NS 5.2 (1906) 93−98 (ohne Titel; Paralip.). − LA I 3, 118−24. − MA 4.2, 333−40. − FA I 23.2, 76−83.

Z ⎯

1792 ⎯ (s. „Beyträge zur Optik“: TuJ gD, EGW 1, 237)

Aug 31. [Vor Verdun] Campagne in Frankreich4) (W 33, 28f.): Auf dem großen

grünen ausgebreiteten Teppich zog ein wunderliches Schauspiel meine Aufmerksamkeit an sich: eine Anzahl Soldaten hatten sich in einen Kreis gesetzt und hantirten etwas innerhalb desselben. Bei näherer Untersuchung fand ich sie um einen trichterförmigen Erdfall gelagert, der von dem reinsten Quellwasser gefüllt oben etwa dreißig Fuß im Durchmesser haben konnte. Nun waren es unzählige kleine Fischchen nach denen die Kriegsleute angelten, wozu sie das Geräth neben ihrem übrigen Gepäcke mitgebracht hatten. Das Wasser war das klarste von der Welt und die Jagd lustig genug anzusehen. Ich hatte jedoch nicht lange diesem Spiele zugeschaut, als ich bemerkte, daß die Fischlein indem sie sich bewegten verschiedene Farben spielten. Im ersten Augenblick hielt ich diese Erscheinung für Wechselfarben der beweglichen Körperchen, doch bald eröffnete sich mir eine willkommene Aufklärung. Eine

1

) Entstanden 1819/1826. ) G’s Auszüge u. Notizen dazu abgedruckt in LA II 8 A, 121f. u. 125, M 93f. 3 ) Titel nach LA I 3, 118. − Vorarbeit zu FL, Didaktischer Teil, Abt. 2 Physische Farben. Geschildert werden 20 Versuche zur diversen Refrangibilität des Lichts, Newtons Vorstellung also, daß das Licht aus mehreren Komponenten bestehe, deren Aufspaltung das Farbenspektrum erzeuge; mit 19 Figuren illustriert (Fig. 9 jedoch von G mit dem Zusatz ist falsch zurückgenommen). − Bis auf den eigenh. Schlußteil dem Schreiber C. G. K. Vogel auf dem Frankreichfeldzug vor Verdun diktiert. 4 ) Entstanden 1820/1822. 2

1792

GEPLANTE VERSUCHE

323

Scherbe Steingut war in den Trichter gefallen, welche mir aus der Tiefe herauf die schönsten prismatischen Farben gewährte. Heller als der Grund, dem Auge entgegen gehoben, zeigte sie an dem von mir abstehenden Rande die Blau- und Violettfarbe, an dem mir zugekehrten Rande dagegen die rothe und gelbe. Als ich mich darauf um die Quelle ringsum bewegte,1) folgte mir, wie natürlich bei einem solchen subjectiven Versuche, das Phänomen und die Farben erschienen, bezüglich auf mich, immer dieselbigen. Leidenschaftlich ohnehin mit diesen Gegenständen beschäftigt, machte mir’s die größte Freude dasjenige hier unter freiem Himmel so frisch und natürlich zu sehen, weßhalb sich die Lehrer der Physik schon fast hundert Jahre mit ihren Schülern in eine dunkle Kammer einzusperren pflegten. Ich verschaffte mir noch einige Scherbenstücke, die ich hinein warf, und konnte gar wohl bemerken, daß die Erscheinung unter der Oberfläche des Wassers sehr bald anfing, bei’m Hinabsinken immer zunahm, und zuletzt ein kleiner weißer Körper, ganz überfärbt in Gestalt eines Flämmchens am Boden anlangte. Dabei erinnerte ich mich daß Agricola schon dieser Erscheinung gedacht und sie unter die feurigen Phänomene zu rechnen sich bewogen gesehn.2) Aug 31. Physische Farben, 11. Im Wasser Flamme (Nat I 4, 1822, 271−74, hier 272f.):3) Jedoch hatte ich das Gleiche [wie die Farbphänomene im Wasser des Tennstedter Sees] in dem Feldzuge 1792 schon in der Nähe von Verdun gesehen, wo ein tiefer, fast zirkelrunder Erdkessel vom klärsten, dem Grund entsprießenden Quellwasser gefüllt war. Dort wiederholte ich meine herkömmlichen prismatischen Versuche im Großen, und zwar wählte ich zu Gegenständen zerbrochene Steingutscherben, welche, an den dunkeln Seiten des Kessels sich, angenehm flammenartig und auffallend farbiger je kleiner sie waren, hinabsenkten. Ganze, kaum beschädigte Teller überließ mir die freundliche Feldküche. Unten auf dem Boden liegend zeigt ein solches helles Rund zunächst dem Beschauer immer Gelbroth und Gelb, oben Blau und Blauroth; und so werden kleinere Stücke, wie die beyden Farbenränder sich verbreitern, wohl für ein Flämmchen gelten. Wer eine solche reine ruhige Wassertiefe vor sich hat, der kann diese Erfahrung leicht zum Versuch erheben. Er gebe solchen Scherben eine ovale

1

) Hierzu Fig. 6 als Illustration zum Haupt-Subjektiven Versuch: Das Auge sieht aus drei verschiedenen Positionen auf den Gegenstand herunter (vgl. FA I 25, 77). 2 ) G. Agricola: De natura eorum quae effluunt ex terra. Lib. IV. In: Ders., De re metallica libri XII. Basel 1657, S. 565: Si lapis in lacum, qui est propre Dennstadium, Toringiae oppidum, injicitur, dum delabitur in profundum teli ardentis speciem prae se ferre solet. (Wenn man in den See bei Tennstedt in Thüringen einen Stein wirft, so hat er, während er in die Tiefe herbsinkt, ganz die Gestalt eines brennenden Pfeils.) 3 ) FA I 25, 753f.

324

GEPLANTE VERSUCHE

1792

Gestalt, durchbohre sie am obern Theil, befestige sie an einen Faden, diesen an eine Fischerruthe und tauche so das helle Bild ins Wasser, lasse es niedersinken und ziehe es wieder heraus, so wird er den flammenden Pfeil nach Belieben verstärken, seine Farben vermehren und vermindern können. Sept 1. [Vor Verdun] Campagne in Frankreich (W 33, 31–33): Da traf ich auf den Fürsten Reuß den XI.,1) der mir immer ein freundlicher gnädiger Herr gewesen. Wir gingen hinter Weinbergsmauern hin und her, durch sie geschützt vor den Kugeln, welche herauszusenden die Belagerten nicht faul waren. Nach mancherlei politischen Gesprächen . . . fragte mich der Fürst: womit ich mich gegenwärtig beschäftige, und war sehr verwundert als ich, anstatt von Tragödien und Romanen zu vermelden, aufgeregt durch die heutige Refractionserscheinung, von der Farbenlehre mit großer Lebhaftigkeit zu sprechen begann. Denn es ging mir mit diesen Entwickelungen natürlicher Phänomene wie mit Gedichten, ich machte sie nicht, sondern sie machten mich. Das einmal erregte Interesse behauptete sein Recht, die Production ging ihren Gang, ohne sich durch Kanonenkugeln und Feuerballen im Mindesten stören zu lassen. Der Fürst verlangte daß ich ihm faßlich machen sollte, wie ich in dieses Feld gerathen. Hier gereichte mir nun der heutige Fall zu besonderem Nutzen und Frommen. Bei einem solchen Manne bedurft’ es nicht vieler Worte um ihn zu überzeugen daß ein Naturfreund, der sein Leben gewöhnlich im Freien, es sei nun im Garten, auf der Jagd, reisend oder durch Feldzüge durchführt, Gelegenheit und Muße genug finde die Natur im Großen zu betrachten und sich mit den Phänomenen aller Art bekannt zu machen. Nun bieten aber atmosphärische Luft, Dünste, Regen, Wasser und Erde uns immerfort abwechselnde Farbenerscheinungen, und zwar unter so verschiedenen Bedingungen und Umständen, daß man wünschen müsse solche bestimmter kennen zu lernen, sie zu sondern, unter gewisse Rubriken zu bringen, ihre nähere und fernere Verwandtschaft auszuforschen. Hiedurch gewinne man nun in jedem Fach neue Ansichten, unterschieden von der Lehre der Schule und von gedruckten Überlieferungen. Unsere Altväter hätten, begabt mit großer Sinnlichkeit, vortrefflich gesehen, jedoch ihre Beobachtungen nicht fort- noch durchgesetzt, am wenigsten sei ihnen gelungen, die Phänomene wohl zu ordnen und unter die rechten Rubriken zu bringen. Dergleichen ward abgehandelt, als wir den feuchten Rasen hin- und hergingen; ich setzte, aufgeregt durch Fragen und Einreden, meine Lehre fort . . . Eingenommen von meiner Sache, mit der ich mich erst seit zwei Jahren beschäftigte, und die also noch in einer frischen unreifen Gährung begriffen war, hätte ich kaum wissen

1

) Korrekt: Heinrich Reuß XIV. (1749−1799), österr. General u. Gesandter in Berlin.

1792

GEPLANTE VERSUCHE

325

können, ob der Fürst mir auch zugehört, wenn er nicht einsichtige Worte dazwischen gesprochen und zum Schluß meinen Vortrag wieder aufgenommen und beifällige Aufmunterung gegönnt hätte. Wie ich denn immer bemerkt habe, daß mit Geschäfts- und Weltleuten, die sich gar vielerlei aus dem Stegreife müssen vortragen lassen und deßhalb immer auf ihrer Hut sind, um nicht hintergangen zu werden, viel besser auch in wissenschaftlichen Dingen zu handeln ist, weil sie den Geist frei halten und dem Referenten aufpassen, ohne weiteres Interesse, als eigene Aufklärungen; da Gelehrte hingegen gewöhnlich nichts hören, als was sie gelernt und gelehrt haben und worüber sie mit ihres Gleichen übereingekommen sind. An die Stelle des Gegenstandes setzt sich ein Wort-Credo, bei welchem denn so gut zu verharren ist als bei irgend einem andern. Sept 12. [Bei Landres] Campagne in Frankreich (W 33, 50f.): Glückselig aber der, dem eine höhere Leidenschaft den Busen füllte; die Farbenerscheinung der Quelle hatte mich dieser Tage her nicht einen Augenblick verlassen, ich überdachte sie hin und wieder, um sie zu bequemen Versuchen zu erheben. Da dictirte ich an Vogel, der sich auch hier als treuen Canzleigefährten erwies, in’s gebrochene Concept und zeichnete nachher die Figuren darneben. Diese Papiere besitz’ ich noch mit allen Merkmalen des Regenwetters, und als Zeugniß eines treuen Forschens auf eingeschlagenem bedenklichem Pfad. Den Vortheil aber hat der Weg zum Wahren, daß man sich unsicherer Schritte, eines Umwegs, ja eines Fehltritts noch immer gern erinnert.

1817 Jan 25. Aug 12.

}

(s. „Physische Farben“ gD)

1825 Jan

5. (s. „Physische Farben“: K. F. Göschel an G gD)

WZ

´ RARD, F.: COLLECTION DES PORTRAITS HISTORIQUES . . . GE

326

1826

[Ge ´rard, F.:] Collection des portraits historiques de M. le Baron Ge ´rard, premier peintre du roi, grave ´s a ` l’eau-forte par M. Pierre Adam: pre ´ce ´de ´e d’une notice sur le portrait historique. I. et II. livraison. Paris . . . 18261)

E D

1826 Mai 11. − Juni 14. KA V 3 (1826) 90−119. − C1 39 (1830) 239−60. − W 49.1, 389−407; 49.2, 312−15. − MA 13.2, 215−27. − FA I 22, 240−53.

Z

1826

Mai 11. Zwey Hefte Porträte nach Ge ´rard. 11. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis ? −: Ge´rard, [Franc¸ois Baron de:] Collection des portraits historiques. Grave´s . . . par Pierre Adam. Livr. 1. 2. . . . Paris 1826. 2°.) 14. Mittag für mich. Die Porträts von Ge ´rard ferner durchgedacht. 15. Die Porträts von Ge ´rard neben einander gelegt und übersehen. 16. Beschreibung der Ge ´rardischen Porträts, sechs Bilder.2) . . . Einiges Vor-

und Nachwort zu den Ge´rardischen Porträts. 17. Dictirt an den Ge ´rardischen Gemälden. 18. Die Ge ´rardischen Bilder zu Ende dictirt. 20. Herr [S.] Boissere ´e beschaute die Porträte von Ge´rard.3) Bemerkung über diesen Künstler, über die vorliegenden Nachbildungen, auch über dessen sorgsamen, zwischen den Partheyen sich hinhaltenden Charakter. 20. [Weimar] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 2, 62): 11 Uhr bei Goethe das Lästern geht wieder an.4) − Paris − das deutsche und französische Partei-Wesen Für-

1

) Besprechung der ersten beiden Lieferungen der Sammlung historischer Porträts nach Vorlagen des frz. Malers F. P. S. Baron de Ge´rard in Radierungen durch den frz. Kupferstecher P. M. Adam mit einem übersetzten Auszug aus der frz. Zeitschrift Le Globe. − Auf die Sammlung wurde G aufmerksam durch Le Globe: 1) durch die Anzeige der am 15. März 1826 in Paris erschienenen ersten Lieferung der Sammlung in Le Globe III 44 (4. Apr 1826) 236; 2) die Anzeige der am 15. Apr 1826 in Paris erschienenen zweiten Lieferung in Le Globe III 55 (29. Apr 1826) 295f. G las diese Nummer am 8. Mai 1826 u. fand dort auch den ersten Teil der Rez. der frz. Ausgabe seiner dramatischen Werke von Jean Jacques Ampe`re. Diese Anzeige stellte die in den sechs Ganzfigur-Bildnissen der zweiten Sammlung gestalteten historischen Persönlichkeiten vor, würdigte aber nur das Porträt der Pariser Salondame Madame Re´camier eingehender. Diese Würdigung von G mit geringfügigen Auslassungen übersetzt u. in seinen eigenen Re´camier-Abschnitt eingebaut; vgl. Hamm 1998, 126. 2 ) Jede Lieferung enthielt sechs Radierungen. Insgesamt sollten laut erster Anzeige zwölf bis fünfzehn Lieferungen erscheinen. 3 ) Boissere´e war vom 17. Mai bis 3. Juni 1826 in Weimar. 4 ) Am 19. Mai 1826 in einem lebhafte[n] Gespräch über die Symboliker Unmutsäuße-

´ RARD, F.: COLLECTION DES PORTRAITS HISTORIQUES . . . GE

1826

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stenlaunen Geschmack − Verderbnis Albernheiten aller Art. Pfaffenkram in Frankreich und aufklär[e]rische Verketzerungs-Sucht in Deutschland Phi[l]-Hellenismus als Deckmantel für anderes Partei-Wesen usw. Das ist in ganz speziellem Bezug der Inhalt unserer Gespräche.

Mai 21. [Nachmittags] Einige Unterhaltung mit Herrn Boissere ´e. 21. [Weimar] S. Boissere´e Tagebücher (Weitz − Boissere´e 2, 63): Bei Goethe. Die Skizzen von Ge´rards Portraiten. Er findet die Manier befriedigend bewundert die Mannigfaltigkeit der Stellungen usw. Als ich meine Bemerkungen gegen diese gar zu oberflächliche und etwas rohe Manier von Radierung mache erwidert er: „Du lieber Gott! − Ihr guten Kinder!“ (wie denn das in allen diesen Tagen seine ewigen Ausrufungen sind) „wir in unserer Weimarschen Bescheidenheit begnügen uns mit solchen Dingen. Ihr seid vornehm, und schwer zu befriedigen.“ 26. Abends Professor Riemer . . . Porträte von Ge ´rard.1) 30. Gegen Abend Professor Riemer. Wir besprachen die Ge ´rardischen PorJuni

3. 14.

Juli

1. 1. 3. 7.

träte. Gegend Abend . . . Professor Riemer. Ging mit ihm die zweyte Hälfte von Ge´rards Porträten durch. [An] Herrn Frommann, Fortsetzung des Manuscripts, nach Jena.2) [An] Herrn Frommann nach Jena, Manuscript zu Kunst und Alterthum.3) An F. J. Fromann (Br 41, 79): Einiges Manuscript folgt hierbey; es liegt genugsam vorräthig. Herr Frommann sendet den 6. Revisionsbogen. An F. J. Frommann (Br 41, 83): Der Revisionsbogen 6 folgt hierbey. Wahrscheinlich wird das in Ihren Händen befindliche Manuscript bis auf den achten Bogen ausreichen; wollten Sie mir darüber das Nähere sagen, damit ich mich mit dem noch Vorräthigen darnach einrichte.

10. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 475): Ewr Excellenz habe ich die Ehre zu melden, daß das Manuscript zu Kunst und Alterthum V. 3, so weit wir es in Händen haben, abgesetzt ist und nicht allein den 8ten Bogen füllt, sondern auch noch 6 Columnen auf den 9ten gibt. 14. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 476): Ewr Excellenz empfangen hierbei die Correctur des siebenten Bogens von Kunst und Alterthum V. 3. 15. Ankunft des Revisionsbogens 7 und 8.

rungen G’s über die Ansicht und Manier von Creuzer und Görres (Weitz − Boissere´e 2, 61). 1 ) G ging mit Riemer nochmals die am 18. Mai 1826 abgeschlossene Niederschrift durch. 2 ) Vermutlich dabei die Druckvorlage zu Bogen 6 von KA V 3, der den Beginn von Collection des Portraits historiques … enthielt. 3 ) Vermutlich die Druckvorlagen zu den Bogen 7 u. 8 von KA V 3, die den restlichen Teil von Collection des Portraits historiques … enthielten.

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1826

Juli 18. An F. J. Frommann (Br 41, 91): Die revidirten Bogen 7 und 8 kommen

hiebey zurück. 25. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 477): Ewr Excellenz AushBgn 7 von Kunst und Alterthum V. 3.

empfangen hierbei

4

28. [Jena] F. J. Frommann an G (QuZ 4, 477): Ewr Excellenz habe ich die Ehre hierbei . . . 4. AushBgn . . . 8 . . . von K. u A. V. 3. zu übersenden. Sept

9. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 438): Die Beschreibungen der hohen und vornehmen Personen nach den Porträten von Gerard nehmen sich allerliebst aus.

Nov 16. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 453): Ge´rard, dem ich in dem Empfehlungsbrief für Coudray schrieb, daß Sie von der Sammlung seiner Bildnisse in Kunst und Alterthum Erwähnung gethan, antwortet mir : Vous pouvez juger combien je suis flatte´ de la bienveillance que l’illustre Monsieur Goethe daigne me te´moigner. Supe´rieur a` la pluspart des e´crivains, meˆme du premier ordre, votre grand Poe¨te connaıˆt et sais apprecier tous les arts; et c’est un ve´ritable honneur pour celui qui les cultive, de n’eˆtre pas inconnu a` Mr. Goethe. J’oserai lui faire hommage sous vos auspices, et sous ceux de Mr. Coudray, d’une e´preuve de l’entre´e de Henri IV, au moment ou` elle verra le jour.

22. Fortsetzung von Ge ´rards Porträts.1) 22. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 12. Febr 1827 −: Ge´rard. [Franc¸ois Baron de:] Collection des portraits historiques. Grave´s . . . par Pierre Adam. 1.− 3. C. 2. Cah. . . . Paris 1826. 2°.) Dez 28. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 458f.): Gestern kam nun Ge´rards Geschenk, der Einzug Heinrichs IV. in Paris, von Toschi in Parma gestochen;2) und ich sende das Ihnen zugedachte Exemplar mit dem morgen abgehenden Schnellwagen, so daß es wahrscheinlich zu gleicher Zeit mit diesem Brief überliefert werden wird. Die Köpfe sind sehr treu wieder gegeben, aber von der Haltung des Gemäldes, welches sehr harmonisch ist, gibt der Kupferstich keinen befriedigenden Begriff; die Behandlung der Gewänder und der Nebensachen ist zu glänzend, zu unruhig. In dem Gemälde verbindet sich Alles in grossen Massen, und die Färbung ist, obwohl reich und durchsichtig, doch durchaus von einem männlichen, kräftigen Ton. Um sich eine rechte Vorstellung von diesem ungeheuern Werk zu machen, müssen Sie noch wissen, daß die Figuren über lebensgroß sind . . . Nachschrift. Es würde Ge´rard gewiß sehr glücklich machen, wenn Sie ihm mit ein paar Zeilen danken wollten, und ich würde ihm, im Fall Sie diesen Brief durch meine Hand gehen ließen, noch besonders dazu schreiben. Seine Adresse ist: Monsieur le baron Ge´rard. 30. An S. Boissere ´e (Br 41, 264): Ist irgend ein Abdruck oder Probedruck

zu Handen, so erbitte mir denselben. Auch, ob das Blatt nach Ge´rard, der Einzug Heinrichs des Vierten, welchen der ehrenwerthe Künstler mir durch Sie zugedacht hat, bald zu hoffen sey; im Handel ist es schon. 31. . . . die Sendung an Boissere ´e für morgen vorbereitet.

1

) G entlieh nochmals die Sammlung historischer Porträts (Keudell Nr. 1763). Inzwischen war die am 14. Juni 1826 erschienene 3. Lieferung hinzugekommen. 2 ) Zur Arbeit des ital. Kupferstechers Paolo Toschi vgl. Femmel 1980, 89.

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1. Schreiben von Boissere ´e kam an . . . [Brief an] Herrn Dr. Sulpiz Bois-

sere´e . . . 5. Einzug Heinrichs IV. in Paris.1) Gestern angekommen, heute betrachtet. 7. Hofrath Meyern den Eintritt Heinrichs IV. nach Ge ´rard vorgezeigt. 9. An Zelter (Br 42, 6): Das große Kupfer nach Ge ´rard: Einritt Heinrichs IV. in Paris, ist auch diese Tage zu mir gekommen und muß vorzüglich beachtet werden, als der Gipfel dessen was Malerey und Stichkunst in unsern Tagen vereinigt unternehmen und leisten. 15.(18.?) [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (GG 3.2, 98): Ge´rard hat Goethen durch das Geschenk des prächtigen Kupferstichs seines Einzugs von Henri IV ganz ausnehmend erfreut und auch dagegen ein sehr zierliches Dankschreiben erhalten. 16. Die Frau Großherzogin, derselben . . . Heinrichs IV. Einzug gewiesen. 17. Zu Mittag Herr Canzler von Müller und Dr. Eckermann. Das Kupfer

von Heinrich IV. vorgewiesen. 17. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 201f.): Durch die offene Tür des angrenzenden sogenannten Decken-Zimmers sah ich, über einen großen Kupferstich gebogen, den Herrn Kanzler von Müller; er trat bald zu uns herein und ich freute mich, ihn als angenehme Tischgesellschaft zu begrüßen. Frau von Goethe wurde noch erwartet, doch setzten wir uns vorläufig zu Tisch. Es ward mit Bewunderung von dem Kupferstich gesprochen und Goethe erzählte mir, es sei ein Werk des berühmten Ge´rard in Paris, womit dieser ihm in den letzten Tagen ein Geschenk gemacht. „Gehen Sie geschwind hin, fügte er hinzu, und nehmen Sie noch ein paar Augenvoll, ehe die Suppe kommt.“ Ich tat nach seinem Wunsch und meiner Neigung; ich freute mich an dem Anblick des bewundernswürdigen Werkes, nicht weniger an der Unterschrift des Malers, wodurch er es Goethen als einen Beweis seiner Achtung zueignet. Ich konnte jedoch nicht lange betrachten. Frau v. Goethe trat herein und ich eilte nach meinem Platz zurück. „Nicht wahr? sagte Goethe, das ist etwas Großes! Man kann es Tage- und Wochenlang studieren, ehe man die reichen Gedanken und Vollkommenheiten alle herausfindet. Dieses, sagte er, soll Ihnen auf andere Tage vorbehalten bleiben.“ 19. An S. Boissere ´e (Br 42, 19ff.): Der Eintritt Heinrichs in das überwäl-

tigte Paris kam denn auch durch Ihre Sorgfalt wohlbehalten an; allerdings bewundernswürdig und zu vielen Betrachtungen über alte und neue Kunst Anlaß gebend. Auf’s Lebendige, Wirkliche gegründet, ruht das Werk auf einer sichern Base . . . Daß ich nun aber zu jenem kunstreich-tumultuarischen Blatte unsers theuren Pariser Künstlers zurückgehe, so vermelde, daß ein an denselben gerichteter Brief auch schon übersetzt vor mir liegt, er will mir aber in dieser Gestalt nicht gefallen, denn die deutschen treuen und gründlichen Äußerungen nehmen sich im Französischen einmal allzu naiv und dann wieder amphigurisch aus. 1

) Der Kupferstich trug unten rechts die hs. Widmung mit Bleistift: Offert a ` Monsieur Goethe comme un faible hommage de respect et d’adoration F. Gerard.

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1827

Er sollte mit dem Gegenwärtigen an Sie abgehen, folgt aber bald. Durch Ihre Hand wird er dem werthen Manne gewiß noch willkommner sein. Jan 19. [Brief an] Herrn Dr. Sulpiz Boissere ´e . . . Apr 20. An S. Boissere ´e (Br 42, 146): Der Brief an Herrn Baron Ge´rard liegt bey, Sie können dessen Verspätung der Wahrheit gemäß durch Ihre Abwesenheit entschuldigen; mein längst verfaßtes Concept liegt bey, keine Übersetzung wollte mir genügen und nur auf Ihre Anmahnung entschloß ich mich zuletzt. Empfehlen Sie mich zum besten. [Beilage: An Baron F. Ge´rard in der dt. Fassung (Br 42, 342 f.)1):] Mein Herr Baron Da ich nicht hoffen darf, wie meine Freunde, die Herren Boissere´e und Coudray, persönlich aufzuwarten und in Ihrem Atelier zugleich der seltensten Kunstschätze und einer geneigten Aufnahme zu genießen; so danke ich daß Sie mir Gelegenheit geben auszusprechen wie sehr ich von je, in so weiter Ferne Ihr vorzüglichstes Talent mir zu vergegenwärtigen bemüht war. Wenn ich in so vielen Fällen die Kunst des Kupferstechers gesegnet habe, die uns das Verlorne zu erhalten wußte und das Entfernte vergegenwärtigt, so hieß ich in diesen letzten Jahren die geistreiche Nadel willkommen, welche mir die glücklichen Erfindungen vor Augen stellte, womit Sie so mannichfaltigen Bildnissen jedem seinen besondern Charakter und eine bezeichnende Umgebung verleihen wollen. Diese Arbeiten machten einen so angenehmen Eindruck auf mich daß ich nicht unterlassen konnte meine vergnügliche Theilnahme öffentlich darüber zu äußern. Nun aber setzt mich Ihre besondere Güte in den angenehmen Fall an einem Meisterwerke, welches schon lange die Bewunderung der Kenner fesselt, durch eine treffliche Abbildung Theil zu nehmen und indem ich dieses studire mir die großen Vorzüge des Originals durch die Einbildungskraft und durch den Gedanken zu vergegenwärtigen. Zwar bleibt mir immer die Sehnsucht den hohen Effect unmittelbar anzuschauen, welcher durch die Größe des Maaßes, die Abstufung der Farben, die Gewandtheit eines gefühlvollen Pinsels dem Geiste wie den Augen imponiren, aber auch so kann ich schon das gehörig Erschöpfende der Gedanken, den reichthümlichen Umfang derselben und das leicht Faßliche einer von Gegenständen überdrängten Darstellung mir gar wohl eigen machen und mit meinen Freunden manche Stunden in Betrachtungen zubringen über das was die Kunst beabsichtigt und was sie leistet. Nehmen Sie, mein Herr den aufrichtigsten Dank für das durch eigenhändige Zuschrift noch im Werth gesteigerte unschätzbare Blatt, 1

) Vom Dankesbrief an Ge´rard, den G schon am 5. Jan 1827 zu entwerfen begann, existieren zwei deutsche Fassungen, die beide nicht genau zu datieren sind. Hier wiedergegeben ist die ältere Fassung. In einer zweiten jüngeren Fassung wurden der 2. u. 4. Abschnitt gestrichen.

´ RARD, F.: COLLECTION DES PORTRAITS HISTORIQUES . . . GE

1827

331

erhalten Sie mir ein geneigtes Wohlwollen, und bleiben überzeugt von meiner gefühlten Bewunderung und vorzüglichsten Hochachtung. Weimar den März 1827. [Beilage: An Baron F. Ge´rard in französischer Übersetzung (Br 42, 147f.)1)]: Monsieur le Baron, ne pouvant, ni n’osant me livrer a` l’espoir flatteur de vous rendre mes devoirs en personne et de jouir en meˆme tems dans votre attelier, comme me`s tre`s-honore´s amis, Messieurs Boissere´e et Coudray, des rares tre´sors de l’art qui l’embellissent et de la cordialite´ de votre accueil, je vous rends mille graˆces de m’avoir fourni l’occasion de vous assurer que, de tout tems et malgre´ la grande distance qui nous se´pare, je n’ai rien ne´glige´ pour me faire une ide´e claire du talent supe´rieur qui vous distingue si avantageusement. L’excellente copie que je dois a` votre bonte´ particulie`re me procure le grand avantage de prendre part a` un chef-d’œuvre, qui depuis longtems fixe a` si juste titre l’admiration de tous les vrais connoisseurs; plus je l’e´tudie, plus je me pe´ne`tre des grandes beaute´s et du me´rite de l’original. Veuillez bien agre´er, Monsieur, l’expression de la vive gratitude que m’inspire l’envoi de l’inestimable planche, a` laquelle vos lignes autographes ajoutent un nouveau prix; conservez moi une part dans votre gracieux souvenir, faites moi la justice de ne jamais douter de la ve´racite´ de mon admiration, et soyez bien convaincu de la parfaite estime et de la haute conside´ration, avec lesquelles j’ai l’honneur d’eˆtre Monsieur le Baron votre tre`s-humble et tre`s-obe´issant serviteur. Weimar ce Avril 1827. Apr 22. [Brief an] Herrn Sulpiz Boissere ´e nach Stuttgart. Aug 21. [München] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 476): Von Ge´rard in Paris habe ich vor einiger Zeit einen Brief erhalten, worin er mir die besten Empfehlungen an Sie aufträgt und in Beziehung auf Ihren Brief sich folgendermaßen ausdrückt: Quel prix infini j’attache au te´moignage de bienveillance dont Mr. Goethe a daigne´ m’honorer! Le suffrage d’un aussi beau ge´nie doit eˆtre l’object de l’ambition de tous ceux qui s’occupent des arts. − C’est, n’en doutons pas, l’e´tude de la nature sous ses diffe´rens rapports avec nos sens, qui peut seule donner aux productions de l’esprit ce cachet de raison et de ve´rite´, que fait aussi le charme de l’admirable antiquite´. S’il existait un pays ou` la plupart des hommes de lettres fussent e´trangers ou insensibles a` la beaute´ d’un paysage, a` la musique, a` la peinture enfin! ces hommes pourraient avoir beaucoup d’esprit, mais leurs ouvrages manqueraient a` coup suˆr de cette de´licatesse, de cette noble ve´rite´, qui seront toujours le plus puissant moyen pour arriver a` l’aˆme. Wenn man diese Ansicht neben

die Entre´e von Henri IV. hält, so kann man wahrlich sagen: der Mensch denkt, und d i e We l t lenkt! Doch muß ich immer wiederholen, daß man dem Künstler groß Unrecht thut, wenn man dieses Gemälde nach dem Kupferstich und nicht in seiner ursprünglichen Gestalt beurtheilt.

HH

1

) Die frz. Übersetzung basiert auf der zweiten kürzeren Fassung des deutschen Konzepts. Sie wurde von Boissere´e an Ge´rard weitergeleitet.

332

DIE GESÄNGE VON SELMA

1771

Die Gesänge von Selma1)

E

1771 Herbst:2) erste Übersetzung 1774 Febr/März: zweite Übersetzung für Die Leiden des jungen Werthers3) 1782 Nov/1786 Sept 2.: Entstehung der 2. Fassung des Werther für Ausg. S, leichte Überarbeitung der Übersetzung4)

D

Erste Übersetzung: August Stöber (Hsg.): Der Dichter Lenz und Friedericke von Sesenheim. Basel 1842, 95−107. − W 37, 66−77. − JG2 2, 84−91. − AA-Jugendwerke 3, 59−67. − JG3 2, 76−81. − MA 1.1, 188−95. − FA I 12, 298−305. Zweite Übersetzung: Die Leiden des jungen Werthers. Erster/Zweyter Theil. Leipzig 1774, 193−205. − Die Leiden des jungen Werthers. Erster/Zweyter Theil. Zweyte ächte Auflage. Leipzig 1775, 193−205. − s3 1 (1779) 191−203. − JG2 4, 313−19. − AAWerther, 136−44. − JG3 4, 175−79. − MA 1.2, 284−90. − FA I 8, 230−44. Überarbeitung: S 1 (1787) 169−79. − A 11 (1808) 169−78. − B 12 (1817) 169−78. − Die Leiden des jungen Werther. Neue Ausgabe, von dem Dichter selbst eingeleitet. Leipzig 1825, 234−48. − C1 16 (1828) 166−75. − W 19, 165−75. − AA-Werther, 136−44. − MA 2.2, 449−55. − FA I 8, 231−45.

1

) Freie Prosaübersetzung aus The Works of Ossian, the Son of Fingal von James Macpherson (2 Bde. London 1765); die Texte wurden dem sagenhaften schottischen Barden Ossian (3. Jh.) zugeschrieben, der Anteil Macphersons wurde erst zu Beginn des 19. Jh. bekannt. Die Ossian-Übertragungen bilden den Höhepunkt der engl. Übersetzungen des jungen G (G. A. Koenig: Ossian und Goethe unter besonderer Berücksichtigung von Goethes Übersetzungstechnik aus dem Englischen. Marburg 1959, 125). Durch die in den Werther integrierten Gesänge von Selma gewann die breit rezipierte Ossian-Dichtung für die dt. Literatur weiter an Aufmerksamkeit. Zur Thematik W. G. Schmidt: ,Homer des Nordens‘ und ,Mutter der Romantik‘. James Macphersons Ossian und seine Rezeption in der deutschsprachigen Literatur. Bd 2. Berlin, New York 2003; zu möglichen Funktionen im Werther ebd. 760−79 u. P. Kahl: . . . after he grows mad is in love with Ossian? Goethes Werther und Macphersons Dichtung. In: Lichtenberg-Jahrbuch 2007, 156−77. Die Selma-Übersetzung im Werther nennt P. H. Gaskill ein Meisterstück, das bei aller Treue in Wortsinn und Rhythmus einen eigenständigen literarischen Wert besitzt und an lyrischer Kraft alle anderen Übersetzungen − und auch das Original − weit hinter sich läßt (GHb 4.2, 824). G’s Ossian-Faszination dieser Jahre dokumentiert nicht zuletzt die mit Merck veranstaltete Edition Works of Ossian (Bd 1 Darmstadt 1773, Bd 2 Darmstadt 1774, Bde 3 u. 4 Frankfurt, Leipzig 1777). 2 ) A. Kippenberg wies darauf hin, daß die Hs. im Nachlaß von Friederike Brion in Schrift, Papier u. Faltung vollkommen der von Zum Shäkespears Tag gleiche, die G am 14. Okt 1771 von Frankfurt nach Straßburg gesandt hatte (Die Gesänge von Selma. Im Auftrag von Anton Kippenberg hergestellt von der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Leipzig 1932). 3 ) Zur Datierung s. „Die Leiden des jungen Werthers“: E. Ob G für die Bearbeitung die Übersetzung von 1771 vorlag, ist unbekannt; Schmidt (Anm. 1) Bd 2, 737, 741f. 4 ) Vergleich der 3 Selma-Fassungen von Elisabeth Büscher: Ossian in der Sprache des XVIII. Jahrhunderts. Köslin 1937, 49−77.

1771

DIE GESÄNGE VON SELMA

Z

333

1771

Sept [Frankfurt] An Herder (GB 1.1, 222): . . .1) Und übersetze Stückgen aus Ende/ dem Ossian damit ich auch den aus vollem Herzen verkündigen kann.2) Okt Anf.

1774 ⎯

⎯ (s. „Die Leiden des jungen Werther“: Dichtung und Wahrheit gD)

1779 Jan

25. [Wöllmershausen] Bürger an H. Chr. Boie (Strodtmann 2, 339f.): Die Lieder von Selma sind nach meinem Gefühl beinahe das beste im ganzen Ossian. Doch ist hier Göthe der guten Übersezung im Werther schon nahe gekommen.

1782 ⎯

⎯ [Königsberg, anonym. Rez.] Die Gedichte Oßians3) (Raisonnirendes Bücherverzeichniß, Königsberg 1782, 196): Man wird ihm Dank dafür wißen, daß er die Lieder von Selma ganz aus Werthers Leiden einrückte, da er doch nichts schöners liefern konnte.

1786 Sept

2. (s. „Werke, Ausgabe S“: an G. J. Göschen gD)

1789 Dez 10. An J. F. Reichardt (Br 9, 165): Ich habe der Idee nachgedacht die

Helden Ossians aufs lyrische Theater zu bringen,4) es möchte gehn, wenn man die übrige nordische Mythologie und Zaubersagen mit braucht, sonst möchten die Nebel auf Morven schwerlich zu einer transparenten Dekoration Gelegenheit geben. Ich habe schon einen Plan ausgedacht, den Sie hören sollen wenn Sie mich besuchen. 1

) In diesem Brief auch übersetzte Passagen aus dem 7. Buch des ossianischen Gesangs Temora: An Epic Poem. 2 ) Wohl Die Gesänge von Selma gemeint. G schickte die Übersetzung noch in diesem Jahr an Friederike Brion, vermutl. über J. D. Salzmann, über den er mit Friederike noch Kontakt hatte. 3 ) Betr. die Publikation von Johann Wilhelm Petersen, der G’s Übersetzung in seine Gedichte Ossians neuverteutschet (Tübingen 1782, 155−63) übernommen hatte. 4 ) Vielleicht angeregt durch S. G. Presser: Colma, ein Monodrama (aus Ossian). Breslau 1786 (GT 2.2, 566); Plan nicht ausgeführt.

334

DIE GESÄNGE VON SELMA

1790

1790 Nov

8. An J. F. Reichardt (Br 18, 41): Zur Oper bereite ich mich. Schon habe

ich in Gedancken Fingaln, Ossianen, Schwawen und einigen nordischen Heldinnen und Zauberinnen die Opern Stelzen untergebunden und lasse sie vor mir auf und abspaziren. Um so etwas zu machen muß man alles poetische Gewissen, alle poetische Scham nach dem edlen Beyspiel der Italiäner ablegen.

1795 ⎯

⎯ [Jena] Schiller, Über naive und sentimentalische Dichtung (SNA 20, 459): Es ist interessant zu sehen, mit welchem glücklichen Instinkt alles, was dem sentimentalischen Charakter Nahrung giebt, im We r t h e r zusammengedrängt ist; schwärmerische unglückliche Liebe, Empfindsamkeit für Natur, Religionsgefühle, philosophischer Contemplationsgeist, endlich, um nichts zu vergessen, die düstre gestaltlose, schwermüthige Ossianische Welt.

1797 Sept

2. [Stuttgart] Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 169): Abends bey

Herrn Capellmeister [J. R.] Z u m s t e [ e ] g , wo ich verschiedne gute Musik hörte. Er hat die Colma, nach meiner Uebersetzung, als Cantate, doch nur mit Begleitung des Claviers übersetzt,1) sie thut sehr gute Wirkung und wird vielleicht auf das Theater zu arangiren seyn, worüber ich nach meiner Rückkunft denken muß. Wenn man Fingaln und seine Helden sich in der Halle versammeln ließe, Minona die sänge und Ossian der sie auf der Harfe accompaniirte, vorstellte, und das Pianoforte auf dem Theater versteckte, so müßte die Aufführung nicht ohne Effect seyn.

1800 ⎯

⎯ [Jena] B. R. Abeken (BG 5, 52): Goethe, damals in Jena verweilend, Schiller mit seiner Gattin und dem Hofrath Meyer, dem Schweizer, von Weimar herübergekommen, waren bei ihnen [Griesbach] zu Mittag, und ich wurde dazu eingeladen . . . Von dem Gespräche bei Tisch haftet nur Weniges in meinem Gedächtniß, nur daß Goethe einmal des Ossian gedachte, freilich in einer andern Weise als im Werther.

1817 Aug 15. [Bremen] K. J. L. Iken an G (Schulz 1971, 126): Die im Werther enthaltenen Fragmente aus Ossian, das Ideal aller Uebersetzungen, zeigen dies2) ebenfalls, so wie die 1

) Colma. Ein Gesang Ossians, von Göthe mit Klavierbegleitung von I. R. Zumsteeg. Leipzig [1793]. 2 ) Die Überlegenheit von Prosa gegenüber jambischer Rede, bes. bei Übersetzungen.

1817

DIE GESÄNGE VON SELMA

335

Prosastellen im Goetheschen Faust, und auch die im Shakespear von Schlegel. Eine der ältesten Uebersetzungen des Ossian soll, wenn ich nicht irre, in jambischer Prose gefaßt oder vielleicht bloß angekündigt seyn.

1828 Aug 30. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1156): Die sonderbaren Wolkengestalten welche eben jetzt durch den Mond hervor und vorüber gehn haben den Ossian bei mir erweckt1) und ich habe Lust Deine Verse [Dem aufgehenden Vollmonde] auf Noten zu bringen . . .

1829 Aug

2. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 438): He spoke of Ossian with contempt and said: „No one remarked that while Werther is in his senses he talks about Homer, and only after he grows mad is in love with Ossian.“ I reminded him of Napoleon’s love of Ossian. He said it was on account of the contrast between Ossian and his own nature. Napoleon loved only melancholy and soft music. Werther was among his books at St. Helena. [2.] [Weimar] H. C. Robinson Erinnerungen (GG 3.2, 440): Something led him to speak of Ossian with contempt. I remarked: „The taste for Ossian is to be ascribed to you in a great measure. It was Werther that set the fashion.“ He smiled and said: „That’s partly true.“ „But,“ he said, „it was never remarked by the critics that Werther praised Homer while he retained his senses and Ossian when he was going mad. Aber die Herren Rezensenten bemerken so was nicht.

PK

[Geschichte der Farbenlehre]2)

E

1798 Jan − Febr 1799 Febr 8.−10.

D

NS 4 (1894) u. NS 5.2 (1906), auf 34 Einzelstücke verteilt.3) − LA I 3, 396−405, 507ff. (Paralip.). − LA II 6, 258−67, M 133. − MA 6.2, 789−98. − FA I 23.2, 212−23.

1

) Anspielung auf den Beginn der Gesänge von Selma. ) Titel nach LA I 3, 396. − Vermutlich ältester Entwurf zum gesamten Historischen Teil von FL (mit wohl mehreren nicht überlieferten Vorstufen aus dem Jahr 1798), der folgende Autoren berücksichtigt: Theophrast, Alhazen [Ibn al-Haitham], Antonius Thylesius, Simon Portius, [J.] Kepler, Antonius de Dominis, [F.] Aguilonius, [R.] Descartes, [A.] Kircher, [F. M.] Grimaldi, [R.] Boyle, [I.] Newton, [E.] Mariotte, [F.] Algarotti, [R.] Smith, [B.] Martin, [L. B.] Castel, [L.] Euler, [J.] Gauthier [d’Agoty], [J. T.] Mayer [d. Ä.], [J. H.] Lambert, [C.] Scherffer, [J.] Dollond, [J.] Priestley, [G. S.] Klügel, [J. P.] Marat, H. F. T. [J. H. Hassenfratz], [E. H.] Delaval, Der Verfasser [G], [R.] Blair, Ein Unbekannter [M. Klotz], [C. E.] Wünsch, Voigt [nicht näher bekannter Gren-Schüler in Eisenach]. 3 ) NS 4, 18715f. (Smith u. Martin), 43210−23 (Newton), 46725−682 (Mariotte), 47022−27 (Algarotti), 4727−18 (Castel), 47220−733 (Gautier), 4735−9 (Mayer), 47310−14 (Lambert), 2

336

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

Z Juli Okt

1791

1791 5. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Priestley gD, EGW 1, 233) 5. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihungen Newton, Kepler, Grimaldi gD, EGW 1, 234 u. „Zur Farbenlehre“: Buchentleihung Descartes gD, EGW 4, 274) 8. An Knebel (Br 9, 287): An einem Jesuiten Grimaldi welcher ohngefähr

zu eben der Zeit mit Neuton sich um das Licht und die Farben bekümmerte,1) habe ich sehr große Freude und Trost2) . . .

1792 3

Mai 18. [Göttingen] C. G. Heyne an Herder ) (Herders Nachlaß II 2, 219): Antonius de Dominis kenne ich nicht . . . Marat . . . was wir von ihm haben, ist sur l’e´lectricite´ oder sur le feu4) . . . Von [J.] Gautier [d’Agoty] habe ich eine dunkle Idee, kann aber nichts davon finden. Juni [Weimar] Rechnung der Hoffmannischen Buchhandlung (LA II 3, 55): . . . Delaval von 19./25. Farben und durchsicht. [undurchsichtiger] Körp.5) . . . 26. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Newton gD, EGW 1, 241)

1793 Jan

17. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Newton gD, EGW 1, 247)

Juli Von den farbigen Schatten (FA I 23.2, 99f.): [J. P.] Marat . . . nimmt als Mitte− ungezweifelt an, daß die gefärbten Schatten durch den Widerschein der Ende Wolken oder Dünste bewirkt werden . . . [A.] Kircher sagt im allgemei-

nen color, lumen opacatum. Könnte man einen angemessenern Aus-

47315−19 (Scherffer), 4781−13 (Dollond), 47815−23 (Priestley), 4812−7 (Klügel), 4819−21 (Marat), 4821−7 (H. F. T. [Hassenfratz]), 4829−18 (Delaval), 48220−835 (Blair), 4837−23 (Der Verfasser [G]), 4841−23 (Schluß); NS 5.2, 2401−8 (Einleitung), 2409−13 (Theophrast), 25111ff. (Alhazen), 2531−4 (Antonius Thylesius), 2541−5 (Simon Portius), 26912−15 (Kepler), 2704−8 (Antonius de Dominis), 2711−5 (Aguilonius), 27118−22 (Descartes), 27311−16 (Kircher), 2748−20 (Grimaldi), 2754−13 (Boyle), 3116−9 (Euler), 3128−136 (Voigt), 3137−19 (Wünsch), 3151−10 (Ein Unbekannter [M. Klotz]). 1 ) F. M. Grimaldi: Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride aliisque annexis libri duo. Bologna 1665. 2 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Beyträge zur Optik“: an Knebel gD, EGW 1, 235. 3 ) Antwort auf eine Anfrage Herders nach von G gewünschten Büchern; weitere Teile des Briefs s. in „Beyträge zur Optik“: C. G. Heyne an Herder gD, EGW 1, 240. 4 ) De´couvertes de Mr. Marat sur le feu, l’e´lectricite´ et la lumie`re, constate´es par une suite d’expe´riences nouvelles. Paris 1779 (Ruppert Nr. 4857). 5 ) E. H. Delaval: Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper. Aus dem Engl. übers.; nebst einer Vorrede von Lorenz Crell. Berlin u. Stetin 1788 (Frz. Originalausgabe Paris 1772). Beide Ausgaben in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4488 u. 4811). − Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Rechnung gD, EGW 4, 278.

1793

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

337

druck für die farbigen Schatten finden? Ja, wollte man die Benennung lumen opacatum dem gelben Schatten zueignen, so würden wir den entgegengesetzten blauen Schatten gar wohl mit umbra illuminata bezeichnen können, weil in jenem das Wirkende, in diesem das Leidende prävaliert und der wechselwirkende Gegensatz sich durch eine solche Terminologie gewissermaßen ausdrücken ließe. [Fußnote: Der sehr verschrieene [J.] Gauthier [d’Agoty] war auf diesem Wege . . .] Aug-Dez? Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken (FA I 23.2, 168): [F. Aguillon:] Arduum sane est hoc negotium1) . . . Okt

7. [Göttingen] G. C. Lichtenberg an G2) (Lichtenberg 4, 161): . . . muß ich Dieselben vor allen Dingen auf eine Schrift über diese Materie [die farbigen Schatten] aufmercksam machen . . . Observations sur les ombres colore´es . . . par H. F. T.3) `a Paris 1782 . . . 23. An G. C. Lichtenberg4) (Br 10, 117, 121f.): Zuerst dank ich für die

Bekanntschaft, die sie mir mit der französischen Schrift [von Hassenfratz] verschaffen; ich bitte mir solche bald möglich zu überschicken . . . Ein Wink von Ew. Wohlgeb. den ich in Crells Vorrede zu Delaval gefunden habe, hat mir große Freude gemacht.5) Nov 18. An F. H. Jacobi (Br 10, 127): . . . besonders freut und fördert mich Lichtenbergs Theilnehmung. Sende doch meine Abhandlung über die farbigen Schatten an die Fürstinn Galizin, wenn du vorher nachstehende Note am Ende hinzugefügt: „In einer französischen Schrift, Observations sur les ombres colorees, par H. F. T. Paris 1782, 8. leitet der Verfasser aus ähnlichen Versuchen, ähnliche Resultate her6) . . .“ Dez 29. An G. C. Lichtenberg (Br 30, 52): . . .7) Das französische Werck sur les ombres colorees ist mir ja wohl noch biß Ostern zu behalten vergönnt?

1794 Febr ⎯ [Weimar] Rechnung der Hoffmannischen Buchhandlung (LA II 3, 73): . . .8) Wünsch Farben des Lichts9)

1

) Über den Aufsatz gestelltes Motto von F. Aguillon; vgl. unten 30. Juli 1794: Fritz v. Stein an G gD. 2 ) Den nahezu vollständigen Brief s. in „Beyträge zur Optik“: G. C. Lichtenberg an G gD, EGW 1, 252−55. 3 ) Jean-Henri Hassenfratz (1755−1827), frz. Chemiker, Physiker, Geograph u. Geologe. 4 ) Den vollständigen Brief s. in „Beyträge zur Optik“: an G. C. Lichtenberg gD, EGW 1, 255−58; dort auf ca. 20. Okt 1793 datiert. 5 ) Vgl. oben 19./25. Juni 1792: Rechnung. 6 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Beyträge zur Optik“: an Jacobi gD, EGW 1, 258. 7 ) Vorausgehendes s. in „Beyträge zur Optik“: an G. C. Lichtenberg gD, EGW 1, 260. 8 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Rechnung gD, EGW 4, 285. 9 ) C. E. Wünsch: Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes. Leipzig 1792 (Ruppert Nr. 5291).

338

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

1794

März 31. (Wünsch über die Farben des Lichts 〈LA I 3, 226〉 datiert: W. d. 31 März 1794.) [März (s. „Zur Farbenlehre“: C. G. Voigt an G gD, EGW 4, 286)1) Ende] Apr 18. [Göttingen] G. C. Lichtenberg an G (Lichtenberg 4, 252): . . .2) Das Buch über die bunten Schatten [von J. H. Hassenfratz] steht Ihnen so lange zu Befehl, als Sie es zu behalten wünschen. Juni

9. An G. C. Lichtenberg (Br 30, 55): . . .3) Das französische Buch behalte

ich mit Ihrer Erlaubniß noch einige Zeit . . . Juli 30. [London] Fritz v. Stein an G (LA II 6, 285): . . . sende Ihnen ein Verzeichnis der optischen Bücher die bei ihm [Buchauktionator in London] zu haben sind Aguiloni optici libri 6 Antwerp. 1613.4) Priestley optics5) Smith’s optics6) Newton lectiones opticae7) Martins new System of optics 17408) . . .9) Algarotti on light and colours 176510) Newtons optics11) habe ich bestellt und das Prisma durch einen Reisenden an Sie abgeschickt. [Aug]

(s. „Beyträge zur Optik“: an S. T. Soemmerring gD, EGW 1, 266ff.)12)

Dez 29. (s. „Zur Farbenlehre“: Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg an G gD, EGW 4, 289f.)13) 30. (s. „Beyträge zur Optik“: an Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg gD; EGW 1, 269f.14) u. „Zur Farbenlehre“: an Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg gD; EGW 4, 29015))

1

) Auskünfte über C. E. Wünsch. ) Vorausgehendes s. in „Beyträge zur Optik“: G. C. Lichtenberg an G gD, EGW 1, 263f. 3 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Beyträge zur Optik“: an G. C. Lichtenberg gD, EGW 1, 264. 4 ) F. Aguillon: Opticorum libri sex Philosophis iuxta ac Mathematicis utiles. Antwerpen 1613 (Ruppert Nr. 4318). 5 ) J. Priestley: History and present state of discoveries relating to vision, light and colours. London 1772. Dt. Ausgabe von G. S. Klügel: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik . . . Leipzig 1776. 6 ) R. Smith: A complete system of opticks. Cambridge 1738. Dt. Ausgabe von A. G. Kästner: Vollständiger Lehrbegriff der Optik. Altenburg 1755. 7 ) I. Newton: Lectiones opticae. London 1729. Engl. Ausg.: Optical lectures. London 1728. 8 ) B. Martin: A new and compendious system of optics. London 1740. 9 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: Fritz v. Stein an G gD, EGW 4, 288. 10 ) G besaß die ital. Ausgabe: F. Algarotti: Jl Newtonianismo per le dame, ovvero Dialoghi sopra la luce, i colori e l’attrazione . . . Neapel 1739 (Ruppert Nr. 4321). 11 ) I. Newton: Opticks; or a treatise of the reflexions, refractions, inflexions and colours of light. 4. Aufl. London 1730 (Ruppert Nr. 4932). 12 ) Mit der Erwähnung von C. E. Wünsch. 13 ) Mit der Erwähnung von R. Blair. 14 ) Mit der Erwähnung von Newton u. J. Dollond. 15 ) Mit der Erwähnung von R. Blair. 2

1795

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

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1795 ⎯ ⎯ (s. „Beyträge zur Optik“: Zur Farbenlehre, Paralip. gD, EGW 1, 270) [Jan (s. „Zur Farbenlehre“: K. A. Böttiger, Tagebuch gD, EGW 4, 291) Anf.] Jan 7., 8. (s. „Zur Farbenlehre“: August von Sachsen-Gotha-Altenburg an G gD, EGW 4, 290f.) u. 18. Dez 23. An Schiller (Br 10, 353): Des P. Castels Schrift Optique des Couleurs.

1740.1) habe ich in diesen Tagen erhalten2). . .

1797 [Febr Bücherlieferung durch J. I. Gerning (nach einer Auktion von J. J. Riese; LA II 3, 98f.): 27.] No. 356. Lambert Photometria sive de mensura et gradibus luminis colorum et umbrae mit Kupfern, Augustae 1760 Papd. No. 423. Scherffers Abhandlung von den zufälligen Farben, Wien 1765 broschiert. No. 424. Eulers Entdeckung betreffend die Refraktion in Gläsern Zürich 1765 broschiert. No. 427. De´couvertes de Mr. Marat sur le feu, l’e´lectricite´ et la lumie`re [constate´es par une suite d’expe´riences nouvelles]. Paris 1779 broschiert. No. 466. Not[at]ions ´ele´mentaires d’optique par Mr. Marat mit Kupf. Paris 1784. brosch.3) März 4. (s. „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 303) Juli 25. Aussicht auf eine Farbenlehre für alle Gewerbe, die ihre Arbeiten mit

Farben zieren oder karackterisiren wollen. zur Grundlage einer Färbungs Lehre für den Maler. von Hofmahler Klotz. Berlinisches Archiv d. Zeit und ihres Geschmacks 1797. Juni. [S. 518−32]4) Sept 12. [Tübingen] Nach Tische auf der Bibliothek, fand den Antonius de Dominis5) . . . 13. [Tübingen] Auszug aus dem Antonius de Dominis . . . 14. [Tübingen] Früh den Auszug des de Dominis geendigt.

1

) L. B. Castel: L’optique des couleurs, fonde´e sur les simples observations . . . Paris 1740 (Ruppert Nr. 4459). 2 ) Das Folgende s. in „Beyträge zur Optik“: an Schiller gD, EGW 1, 273f. 3 ) Alle Werke in G’s Bibliothek; vgl. Ruppert Nr. 4777 (Lambert), 5061 (Scherffer), 4533 (Euler), 4857 (Marat, auch dt. Übersetzung: 4858) u. 4859 (Marat). 4 ) M. Klotz, späterer Rezensent von G’s FL (Kritischer Anzeiger für Litteratur und Kunst, 28. Juli, 4., 11. u. 18. Aug 1810), erscheint in Geschichte der Farbenlehre als Ein Unbekannter (FA I 23.2, 221). Bereits am 17. März 1792 hatte er vermutlich eine Anzeige zur Ankündigung einer Farbenlehre in JALZ veröffentlicht; vgl. dazu den künftigen Artikel „Ein Maler“. 5 ) M. A. de Dominis: De radiis visus et lucis in vitris perspectivis et iride tractatus. Venedig 1611. Der Auszug abgedruckt in LA II 6, 83−89, M 65.

340

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

1798

1798 ⎯

⎯ Schema zu DuW1) (W 26, 360; AA-DuW 2, 468): Farbenlehre Ge-



⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 80): In welcher Ordnung und Abthei-

schichtliches

Jan

13.

17. 20. 20.

21.

lung die Geschichte der Farbenlehre vorgetragen werden sollte, ward epochenweise durchgedacht und die einzelnen Schriftsteller studirt3) . . . An Schiller (Br 13, 20): . . .4) W ü n s c h 5) bringt eine Hypothese vor die toller ist als ein Capitel aus der Apokalypse, verschwendet Thätigkeit, Geschicklichkeit im Experimentiren, Scharfsinn im Combiniren an den absurdesten Einfall in der Welt . . . Farbenlehre. Lamberts Photometrie,6) überhaupt aber den litterarischen [historischen] Theil mehr in Ordnung. Früh Brief an Schiller. Geschichte der Farbenlehre. An Schiller (Br 13, 32): . . .7) Ich lege einen flüchtigen Entwurf zur Geschichte der Farbenlehre bey.8) Sie werden dabey auch schöne Bemerkungen über den Gang des menschlichen Geistes machen können ... Geschichte der Farbenlehre.

23. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 192f.): Das kleine Schema zu einer Geschichte der Optik enthält viele bedeutende Grundzüge einer allgemeinen Geschichte der Wißenschaft und des menschlichen Denkens9) . . . 24. An Schiller (Br 13, 33): Schon heute könnte ich ein besseres Schema

einer künftigen Geschichte der Farbenlehre überschicken und es soll von Zeit zu Zeit noch besser werden10) . . . Febr

2. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. Nov 1798 −: Alhazenus: Opticae thesaurus Arabis . . . Eiusdem liber de Crepusculis . . . Item Vitellonis Thuringopolonis liber 10. Omnes instaurati . . . a Federico Risnero. Basilae 1572) 3. Früh Mayer de affinitate colorum.11) Weitere Arbeiten am Schema der

Farbenlehre. 1

) Geschrieben 1809 Okt−Dez (EGW 2, 348). ) Entstanden 1819/1824. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1798 TuJ, EGW 4, 310. 4 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 313f. 5 ) Vgl. oben Febr 1794: Rechnung. 6 ) Vgl. oben 27. Febr 1797: Bücherlieferung. 7 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 318. 8 ) Offenbar eine nicht überlieferte Vorstufe von Geschichte der Farbenlehre. 9 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Schiller an G gD, EGW 4, 318. 10 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 319. 11 ) J. T. Mayer [d. Ä.]: De affinitate colorum commentatio (1758); in: Ders., Opera inedita. Hsg. G. C. Lichtenberg. Göttingen 1775. 2

1798 Febr

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

341

3. An Schiller (Br 13, 52): Ich brauche die Stunden, die mir übrig blei-

ben, theils zum reineren Schematisiren meines künftigen Aufsatzes über die Farbenlehre, theils zum Verengen und Simplificiren meiner frühern Arbeiten, theils zum Studiren der Literatur, weil ich zur Geschichte derselben sehr große Lust fühle und überhaupt hoffen kann, wenn ich noch die gehörige Zeit und Mühe daran wende, etwas gutes, ja sogar, durch die Klarheit der Behandlung, etwas angenehmes zu liefern1). . . 4. Früh B o y l e von den Farben.2) 5. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 11. Mai 1798 −: Isaac Newton: Optica sive de reflectionibus, refractionibus . . . et coloribus lucis libri 3. Latt. redd. Sam. Clarke. Londini 1706)3) [7.] An W. von Humboldt (Konzept; Br 13, 56f.): Vielleicht kommen Ihnen

ein paar Bücher vor, die ich in Deutschland noch nicht finden konnte und die ich sehr zu besitzen wünsche. Hier sind die Titel: Nouveau Systeˆme de l’Univers. Sous le titre de Chroa-Genesie, ou Critique de pre´tendues de´couvertes de Newton par M. Gauthier. Paris 1750,4) im

größten Duodez5) . . . Die Geschichte der Farbenlehre kann sehr interessant werden, sie ist auch wieder, wie natürlich, die Geschichte des menschlichen Geistes im kleinen. 10. Früh Brief an Schiller bezüglich auf die Schlosserische Schrifft . . . 10. An Schiller (Br 13, 60f.): . . . da ich eben in einem wissenschaftlichen Fache in dem Falle bin über beschränkte Vorstellungsarten, Starrsinn, Selbstbetrug und Unredlichkeit zu denken, so war mir diese Schrift ein merkwürdiger Beleg.6) Die Newtonianer sind in der Farbenlehre offenbar in demselbigen Fall, ja der Pater Castel7) gibt geradezu Newton selbst Unredlichkeit schuld, und gewiß geht die Art wie er aus seinen Monumentis opticis8) die Optik zusammenschrieb in diesem Sinne über alle Begriffe. Er hat offenbar die schwache Seite seines Systems eingesehen. Dort trug er seine Versuche vor wie einer der von seiner Sache überzeugt ist und in der Überzeugung mit der größten Confidenz Blößen giebt. Hier stellt er das Scheinbarste voraus, erzwingt die Hypo-

1

) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 320. ) R. Boyle: Experiments and considerations upon colours . . . London 1663. G besaß die lat. Ausg. London 1665 u. Rotterdam 1671 (Ruppert Nr. 4414f.). 3 ) Nach H. Zehe (GJb 104, 360ff.) ist es entgegen der Angabe bei Keudell (Nr. 97) unwahrscheinlich, daß G diese Ausgabe entliehen hat. 4 ) In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 4583). 5 ) Die Auslassung s. in „Zur Farbenlehre“: an W. v. Humboldt gD, EGW 4, 321. 6 ) Gemeint J. G. Schlosser: Zweites Schreiben an einen jungen Mann . . . Lübeck u. Leipzig 1798 (Ruppert Nr. 3123). 7 ) L. B. Castel, s. oben 23. Dez 1795: an Schiller. 8 ) Gemeint sind die Lectiones opticae. 2

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1798

these und verschweigt oder berührt nur ganz leise was ihm zuwider ist . . . Ich habe diese Tage das Werk des Robert Boyle über die Farben1) gelesen und kenne in diesem ganzen Felde noch keine schönere Natur.2) Febr 12. Früh Farbenlehre, Delaval.3) 14. Geschichte der Farbenlehre. 15. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 20. März 1798 −: Aristotelis vel Theophrasti de coloribus libellus a Simone Portio Neapolitano latinati donatus . . . Parisiis 1549)4) 15. Geschichte der Farbenlehre. Aristoteles von den Farben. Nähere Be-

richtigung des Schemas. 17. An Schiller (Br 13, 68, 70): Was mich aber eigentlich zu jenem Schema

nach den [Kantschen] Kategorien geführt hat,5) ja was mich genöthigt auf dessen Ausführung zu bestehen, ist die Geschichte der Farbenlehre. Sie theilt sich in zwey Theile, in die Geschichte der Erfahrungen und in die Geschichte der Meinungen,6) und die letztern müssen doch alle unter den Kategorien stehen . . . Ich habe diese Woche ein Duzend Autoren, die in meinem Fache geschrieben haben, nur flüchtig durchgesehen, um für die Geschichte einige Hauptmomente zu finden, und fühle ein Zutrauen daß sich aus derselben etwas artig-lesbares wird machen lassen, weil das besondere angenehm, und das allgemeine menschlich weitgreifend ist7). . . [26.] An Knebel (Br 13, 79f.): Ich habe, seit Anfang des Jahrs, meist mit dem Studio der Farbenlehre zugebracht, und habe die Sache wieder etwas weiter vorwärts geschoben. Ich hoffe daß die Geschichte derselben interessant genug werden und viel Licht über die Materie überhaupt verbreiten soll. Okt 13. [Weimar] Rechnung von Spilker, Auktion Hildburghausen (LA II 3, 117): Castel Optique pp.8) Nov 14. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 6. Nov [1799?] −: 1) Aristotelis vel Theophrasti de coloribus libellus a Simone Portio Neapolitano latinati donatus . . . Parisiis 1549.9) 2) Joseph Priestley: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik . . . A. d. Engl. übers. von Georg Simon Klügel. M. Kupf. Leipzig 1776. 3) Johannes Kepler: Ad Vitellionem Paralipomena quibus astronomiae pars optica traditur . . . Francofurti 1604) 1

) Vgl. oben 4. Febr 1798. ) Weitere Teile des Briefs s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 321f. 3 ) Vgl. oben 19./25. Juni 1792. 4 ) Eine weitere Entleihung von diesem Tag s. in „Zur Farbenlehre“: Buchentleihung gD, EGW 4, 324. 5 ) Vgl. dazu „Zur Farbenlehre“ 19. Jan 1798: Schiller an G, EGW 4, 315ff. 6 ) Dazu die in LA II 6, 3f., M 1 abgedruckte Vorarbeit. 7 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 325ff. 8 ) Zum Titel s. oben 23. Dez 1795: an Schiller. 9 ) Zweite Entleihung in diesem Jahr; vgl. 15. Febr 1798: Buchentleihung. 2

1798

GESCHICHTE DER FARBENLEHRE

343

Nov 22. [Jena] Verschiedne ältere optische Schriften. Dez

4. [Jena] Schiller an G (SNA 30, 9): Ich wünsche zu hören, daß Sie in Ihren Schematibus etwas vorrücken mögen. 8. [Weimar] An Schiller (Br 13, 333): Die Schemata zur Chromatik hoffe

ich mit Ihrem Beystand auch bald vorwärts zu bringen.

1799 Febr

8. [Jena] Früh Farbenlehre . . . Nachmittag das Schema zur Geschichte der

Farbenlehre aufs neue durchgearbeitet und geordnet.1) 8. [Jena] An Christiane (Br 14, 18): In meinem hintern Vorzimmer neben dem Microscop liegen Bücher unter denen mir dein Bruder [C. A. Vulpius] den Theophrastus de coloribus2) aussuchen mag, den du mir mit den Botenfrauen schicken kannst. 9. [Jena] Das Schema zur Geschichte der Farbenlehre weiter bearbeitet und geheftet. Sodann den Character einzelner Naturforscher aus dem Gedächtniß summarisch aufgezeichnet3) . . . 10. (Geschichte der Farbenlehre 〈LA I 3, 396−405〉 datiert: Jena am 10. Febr. 99.) 14. [Jena] . . .4) das Schema zur Geschichte der Farbenlehre durchgelesen.

WZ

[Zur Geschichte der französischen Literatur]5)

E D

1827 Jan Ende6) C1 46 (1833) 178f. (Teildruck). − W 42.2, 486−90. − AA-SL 2, 166f. − MA 18.2, 17f. − FA I 22, 774ff.

1

) Weitere Teile der Tgb-Notiz s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 342f. ) Vgl. oben 1798 Febr 15. u. Nov 14.: jeweils Buchentleihung. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 343. 4 ) Vorausgehendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 344. 5 ) Schema u. erste Ausarbeitung eines Aufsatzes zur frz. Literatur des 19. Jh. mit besonderer Berücksichtigung der Lyrik. − Aus dem Nachlaß; zur Überlieferung AA-SL 5, 221ff. 6 ) Genaue Datierung nicht möglich. Zu G’s Beschäftigung mit neuester frz. Literatur, die sich schon in den vorausliegenden Jahren verfolgen läßt, häufen sich Ende Jan 1827 die Zeugnisse, so daß für diesen Zeitraum die Niederschrift des Schemas u. des kurzen Textes zu J. H. Bernardin de Saint-Pierre zu vermuten ist. 2

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Z

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1825

Mai 28. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 7. Juni 1825 −: Stae¨l-Holstein, [Anne Germaine] baronne de : De l’Allemagne. Nouv. introd. pre´ce´de´e d’une intr. par Charles de Villers . . . T. 1−4. Paris et Leipsic 1814. 12°)1) Juni

9. [Nachmittags] Chant du Sacre par A. de Lamartine besonders vorzüg-

lich gefunden worden.2) 10. Das französische Krönungsgedicht nochmals gelesen. Aug 16. La Vision par Mademoiselle Delphine Gay.3) Nov 30. The ´ˆatre de Clara Gazul.4)

1826 JanEinzelnes (42.2, 160): Von einem bedeutenden frauenzimmerlichen GeMai (?) dichte sagte jemand, es habe mehr Energie als Enthusiasmus, mehr

Charakter als Gehalt, mehr Rhetorik als Poesie und im Ganzen etwas Männliches.5) Aug 15. Letztes Stück von Clara Gazul.6) Dez 10. [Nachmittags] Paul und Virginie gelesen.7) 11. [Abends] Ich las Paul und Virginie zu Ende. 1

) Frühere Ausleihe aus der Weimarer Bibliothek: 13. Mai − 1. Juli 1814 (Keudell Nr. 924). 2 ) Chant du sacre, ou la Veille des armes. Par A. de Lamartine, erschienen am 28. Mai 1825. − Beitrag von Alphonse de Lamartine zur Krönung Karls X. am 29. Mai 1825 in der Kathedrale von Reims. − Wie G den Krönungsgesang derart kurzfristig erhalten konnte, läßt sich nicht ermitteln. − G las Anfang 1826 in Le Globe I 80 (12. März 1825) 396ff. bei der nachholenden Lektüre den dritten Teil einer Artikelserie von C. F. M. de Re´musat über die neueste frz. Lyrik, der sich mit Lamartine u. dessen Gedichtsammlung Me´ditations poe´tiques (März 1820) ausführlich auseinandersetzte, u. versah den Text mit zahlreichen Anstreichungen; vgl. Hamm 1998, 218ff. 3 ) La Vision. Par Mlle Delphine Gay. 30 mai 1825, erschienen am 2. Juli 1825. Verserzählung zur Krönung Karls X. − G las Anf. 1826 bei der nachholenden Lektüre eine Rez. der Vision in Le Globe II 129 (7. Juli 1825) 663f.; vgl. Hamm 1998, 315f. 4 ) The´a ˆtre de Clara Gazul, come´dienne espagnolle, erschienen am 4. Juni 1825. − Sammlung von sechs Komödien. Der Titel wies sie als das Werk einer spanischen Schauspielerin Clara Gazul aus. Der Autor war jedoch, wie in Paris allgemein bekannt, Prosper Me´rime´e. − G las Anf. 1826 bei der nachholenden Lektüre eine Anzeige u. zwei Rez. der Komödiensammlung in Le Globe II 110 (21. Mai 1825) 559; II 116 (4. Juni 1825) 590f.; II 121 (18. Juni 1825) 619ff. u. versah sie mit Anstreichungen. Aus der zweiten Rez. schrieb er außerdem einen angestrichenen Satz in sein Notizenbuch; vgl. Hamm 1998, 281f., 298f. u. 309f. 5 ) Der in KA V 3 veröffentlichte Aphorismus bezieht sich auf La Vision von Delphine Gay. Das belegt auch der erste Entwurf (W 42.2, 335): La Vision Mehr Energie als Enthousiasmus Mehr Character als Gehalt Mehr Rhetorick als Poesie. Im Ganzen etwas männliches. 6 ) Die Lektüre der sechs Komödien zog sich fast ein Jahr lang hin. 7 ) Paul et Virginie (1788) von Bernardin de Saint-Pierre. − G las Anf. Okt 1826 in Le

1827

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1827 Jan

3. [Nachmittags] Ich las über den Ursprung Feerey,1) auch in den Oden

und Balladen des Victor Hugo.2) [Abends] Ich fuhr in der französischen Lectüre fort. 4. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 193ff.): Goethe lobte sehr die Gedichte von Victor Hugo. „Er ist ein entschiedenes Talent, sagte er, auf den die deutsche Literatur Einfluß gehabt. Seine poetische Jugend ist ihm leider durch die Pedanterie der klassischen Partei verkümmert; doch jetzt hat er den Globe auf seiner Seite und so hat er gewonnen Spiel.3) Ich möchte ihn mit Manzoni vergleichen. Er hat viel Objektives und erscheint mir vollkommen so bedeutend als die Herren De Lamartine und Delavigne. Wenn ich ihn recht betrachte, so sehe ich wohl, wo er und andere frische Talente seines Gleichen herkommen. Von Chateaubriand kommen sie her, der freilich ein sehr bedeutendes rhetorisch-poetisches Talent ist. Damit Sie nun aber sehen, in welcher Art Victor Hugo schreibt, so lesen Sie nur dies Gedicht über Napoleon: Les deux ˆsles.“ ı Goethe legte mir das Buch vor und stellte sich an den Ofen. Ich las. „Hat er nicht treffliche Bilder? sagte Goethe, und hat er seinen Gegenstand nicht mit sehr freiem Geiste behandelt?“ Er trat wieder zu mir. „Sehen Sie nur diese Stelle, wie schön sie ist!“ Er las die Stelle von der Wetterwolke, aus der den Helden der Blitz von unten herauf trifft. „Das ist schön! Denn das Bild ist wahr, welches man in Gebirgen finden wird, wo man oft die Gewitter unter sich hat und wo die Blitze von unten nach oben schlagen.“ Ich lobe an den Franzosen, sagte ich, daß ihre Poesie nie den festen Boden der Realität verläßt. Man kann die Gedichte in Prosa übersetzen und ihr Wesentliches wird bleiben. „Das kommt daher, sagte Goethe, die französischen Dichter haben Kenntnisse; dagegen denken die deutschen Narren, sie verlören ihr Talent, wenn sie sich um Kenntnisse bemühten, obgleich jedes Talent sich durch Kenntnisse nähren muß und nur dadurch erst zum Gebrauch seiner Kräfte gelangt. Doch wir wollen sie gehen lassen, man hilft ihnen doch nicht, und das wahrhafte Talent findet schon seinen Weg. Die vielen jungen Dichter, die jetzt ihr Wesen treiben, sind gar keine rechten Talente; sie beurkunden weiter nichts als ein Unvermögen, das durch die Höhe der deutschen Literatur zur Produktivität angereizt worden.“ „Daß die Franzosen, fuhr Goethe fort, aus der Pedanterie zu einer freieren Art in der Poesie hervorgehen, ist nicht zu verwundern. Diderot und ihm ähnliche Geister haben schon vor der Revolution diese Bahn zu brechen gesucht. Die Revolution selbst sodann, sowie die Zeit unter Napoleon sind der Sache günstig gewesen. Denn wenn auch die kriegerischen Jahre

Globe IV 21 (30. Sept 1826) 109−111 die Anzeige der Correspondance de J −H. Bernardin de Saint-Pierre, pre´ce´de´e d’un Supplement aux Me´moires de sa vie, par L. Aime´Martin, erschienen am 13. Sept 1826; vgl. Hamm 1998, 367f. Die Anzeige druckte aus der Einleitung des Herausgebers einen längeren Abschnitt über die Beziehung von B. de Saint-Pierre zu Napoleon u. dessen Familie ab, der von G in seinem kurzen Text als Quelle genutzt wurde. 1 ) [Walckenaer, Charles Athanase:] Lettres sur les contes de fe´es attribue´s `a Perrault et sur l’origine de la fe´erie. Paris 1826. In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 740). 2 ) Odes et ballades. Par Victor Hugo. Tome III., erschienen am 15. Nov 1826. − Bevor die Oden und Balladen, Hugos dritte Gedichtsammlung, G am 3. Jan 1827 in Buchform vorlagen, hatte er schon in Le Globe IV 36 (4. Nov 1826) 186ff.; IV 37 (7. Nov 1826) 196 u. IV 42 (18. Nov 1826) 221f. Anzeigen der Sammlung gelesen, in denen die Oden Les deux ˆles ı u. Un chant de feˆte de Ne´ron sowie die Ballade La fe´e et la pe´rie abgedruckt waren; vgl. Hamm 1998, 379−82 u. 385. 3 ) Vgl. die in der vorigen Anm. genannten Anzeigen des Globe.

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kein eigentlich poetisches Interesse aufkommen ließen und also für den Augenblick den Musen zuwider waren, so haben sich doch in dieser Zeit eine Menge freier Geister gebildet, die nun im Frieden zur Besinnung kommen und als bedeutende Talente hervortreten.“ Ich fragte Goethe, ob die Partei der Klassiker auch dem trefflichen Be´ranger entgegen gewesen? „Das Genre, worin Be´ranger dichtet, sagte Goethe, ist ein älteres, herkömmliches, woran man gewöhnt war; doch hat auch er sich in manchen Dingen freier bewegt als seine Vorgänger und ist deshalb von der pedantischen Partei angefeindet worden.“

Jan

5. Heute Nacht und früh viel in den Oden Victor Hugos gelesen. 6. Die Poesien von Victor Hugo weiter gelesen und näher betrachtet. 8. Die neue Epoche der französischen Dichtkunst näher bedacht. 9. [Abends] Gedichte des Victor Hugo und die eingeleitete Epoche, worin

der junge Mann wirkt. 20. (Erste Schema-Fassung auf der Rückseite eines Theaterzettels datiert: Weimar, Sonnabend, den 20. Januar 1827)1) 21. Poe ´ sies de Madame Amable Tastu, von Frankfurt.2) 21. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 214f.): Ich ging an diesem Abend halb achte zu Goethe und blieb ein Stündchen bei ihm. Er zeigte mir einen Band neuer französischer Gedichte der Demoiselle Gay,3) und sprach darüber mit großem Lobe. „Die Franzosen, sagte er, machen sich heraus und es ist der Mühe wert, daß man sich nach ihnen umsieht. Ich bin mit Fleiß darüber her, mir von dem Stande der neuesten französischen Literatur einen Begriff zu machen und wenn es glückt mich auch darüber auszusprechen. Es ist mir höchst interessant zu sehen, daß diejenigen Elemente bei ihnen erst anfangen zu wirken, die bei uns längst durchgegangen sind. Das mittlere Talent ist freilich immer in der Zeit befangen und muß sich aus denjenigen Elementen nähren, die in ihr liegen. Es ist bei ihnen bis auf die neueste Frömmigkeit alles dasselbige wie bei uns, nur daß es bei ihnen ein wenig galanter und geistreicher zum Vorschein kommt.“ Was sagen aber Eure Exzellenz zu Be´ranger und dem Verfasser der Stücke der Clara Gazul? „Diese nehme ich aus, sagte Goethe, das sind große Talente, die ein Fundament in sich selber haben und sich von der Gesinnungsweise des Tages frei erhalten.“ Dieses zu hören ist mir sehr lieb, sagte ich, denn ich hatte über diese beiden ungefähr dieselbige Empfindung. 22. [Nachmittags] Poe ´sies par Madame Tastu. 23. [Nachmittags] Die Essais Poe ´tiques der Demoiselle Gay und anderes

Neufranzösische durchgelesen. 24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 14. Juni 1827 −: Chateaubriand, [Franc¸ois Auguste], vcte de: Œuvres comple`tes. T. 16. Paris 1826. 8°)4) 1

) Das Datum des Theaterzettels kann als terminus post quem betrachtet werden. ) Poe´sies. Par Mme Amable Tastu, avec 47 vignettes, dessine´es par M. A. Deve´ria, grave´es par Thomson, erschienen am 14. Okt 1826. − Karl Jügel, Buch- u. Kunsthändler in Frankfurt, beschaffte die Literatur aus Frankreich. − Von Sabine Casimire Amable Tastu, verh. Voı¨ard, kannte G eine lobende Rez. ihres Versgedichts Les oiseaux du sacre in Le Globe II 129 (7. Juli 1825) 663f. 3 ) Nouveaux essais poe´tiques. Par Mlle Delphine Gay, erschienen am 17. Dez 1825; Seconde ´edition, erschienen am 8. Febr 1826. 4 ) Oeuvres comple`tes de M. le vicomte de Cha ˆteaubriand, pair de France, membre de 2

1827 Jan

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24. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 21. März 1827 −: Stae¨l [-Holstein, Anne Louise Germaine] baronne de: Œuvres comple`tes publ. par son fils . . . T. 10 : De l’Allemagne. Paris 1820. 8°)1) 24. [Abends] Ich fuhr fort die französische Literatur des 19. Jahrhunderts

durchzudenken. 25. Abends Dr. Eckermann. Sehr fördernde Gespräche über die Novelle

und sonst. Hofrath Soret, über französische neue Literatur. [25.]2) [Weimar] Eckermann (FA II 12, 218): Begleitet von dem Manuskript der Novelle und einer Ausgabe des Be´ranger3) ging ich gegen sieben Uhr zu Goethe. Ich fand Herrn Soret bei ihm in Gesprächen über die neue französische Literatur. Ich hörte mit Interesse zu und es kam zur Sprache, daß die neuesten Talente hinsichtlich guter Verse sehr viel von Delille gelernt.4) Da Herrn Soret, als einem geborenen Genfer, das Deutsche nicht ganz geläufig war, Goethe aber im Französischen sich ziemlich bequem ausdrückt, so ging die Unterhaltung französisch und nur an solchen Stellen Deutsch, wo ich mich in das Gespräch mischte. Ich zog den Be´ranger aus der Tasche und überreichte ihn Goethe, der diese trefflichen Lieder von neuem zu lesen wünschte. Das den Gedichten vorstehende Portrait fand Herr Soret nicht ähnlich. Goethe freute sich die zierliche Ausgabe in Händen zu halten. „Diese Lieder, sagte er, sind vollkommen und als das Beste in ihrer Art anzusehen, besonders wenn man sich das Gejodel des Refrains hinzudenkt, denn sonst sind sie als Lieder fast zu ernst, zu geistreich, zu epigrammatisch. Ich werde durch Be´ranger immer an den Horaz und Hafis erinnert, die beide auch über ihrer Zeit standen und die Sittenverderbnis spottend und spielend zur Sprache brachten. Be´ranger hat zu seiner Umgebung dieselbige Stellung. Weil er aber aus niederem Stande heraufgekommen, so ist ihm das Liederliche und Gemeine nicht allzu verhaßt, und er behandelt es noch mit einer gewissen Neigung.“ Viel Ähnliches ward noch über Be´ranger und andere neuern Franzosen hin und her gesprochen, bis Herr Soret an den Hof ging und ich mit Goethe allein blieb. 26. Abends Werke der Frau von Stae ¨l und Chansons de Be´ranger. Febr 28. Serbische Gedichte (W 41.2, 282f.): Wenn die beiden ersten Dichtarten

den Vortrag eines einzelnen Rhapsoden oder den eines gefühlvollen Alleinsingers voraussetzen, so gelangen wir hier zum lustigen Gesammtsang und treffen das Vaudeville, das nicht allein durch einen sinnig wiederkehrenden Refrain Einbildungskraft und Gefühl zusammen hält, sondern auch in sinnlosen, ja unsinnigen Klängen die Sinn-

l’acade´mie franc¸aise. Tome XVI., erschienen am 21. Juni 1826. − Bd 16 der neu herauskommenden Werkausgabe enthielt die zuerst in Ge´nie du christianisme ou Beaute´s de la re´ligion chre´tienne (1802) erschienenen Erzählungen Atala ou les amours de deux sauvages dans le de´sert (1801) u. Rene´ (1802). 1 ) Erneute Ausleihe des Deutschland-Buchs; frühere Ausleihe s. 1825 Mai 28. 2 ) Von Eckermann irrtümlich auf den 29. Jan datiert. 3 ) G besaß in seiner Bibliothek die bei Mauget u. Cherbuliez verlegte Genfer Ausgabe von 1822, die ein Nachdruck der 1821 in Paris erschienenen zweiten Chansons-Sammlung von Be´ranger war (Ruppert Nr. 1558). − Ob G noch andere vorliegende Ausgaben von Be´ranger (die dritte Sammlung Chansons nouvelles, erschienen am 2. Apr 1825, u. eine vierbändige Ausgabe der Chansons von 1826, in der die zweite u. die dritte Sammlung zusammengefaßt waren) in Benutzung hatte, läßt sich nicht ermitteln. 4 ) Jacques Delille, Vertreter der Poe´sie descriptive, Hauptwerk Les Jardins (1780).

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lichkeit und was ihr angehört aufregt und sie zu einem gemeinsamen Taumel auffordert. Dieses ist das Erbtheil der geselligen Franzosen, worin sie sich von jeher überschwänglich ergingen, und worin in neuerer Zeit Beranger sich meisterhaft erweis’t, wir würden sagen musterhaft, wenn er nicht gerade, um so ein trefflicher Poet zu sein, alle Rücksichten, die man einer gebildeten Welt schuldig ist, durchaus ablehnen müßte. Auffallend mußte hiebei sein, daß ein halbrohes Volk mit dem durchgeübtesten gerade auf der Stufe der leichtfertigsten Lyrik zusammentrifft, wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervorthue. März An Zelter (Br 42, 72): Da du doch auf’s Französische eingerichtet bist, 2. u. 3. so rathe ich zu lesen, wenn es noch nicht geschehen wäre: Le The ´ aˆtre de Clara Gazul, Poe´sies de Be´ranger. An beiden wirst du auf’s klarste erkennen was Talent, um nicht zu sagen Genie, vermag, wenn es in einem prägnanten Zeitpunct auftritt und gar keine Rücksicht nimmt. Haben wir ja ohngefähr auch so begonnen. 26. [Paris] A. v. Humboldt an G (G−Humboldt 313): Eine geistreiche junge Dichterin, Mad. Amable Tastu, Frau eines hiesigen Buchhändlers (a` Paris, Rue de Vaugirard n. 36) bittet mich auch, Ihnen mit den Ausdrücken der innigsten Bewunderung, Ihre Gedichtsammlung zu überreichen.1) Casimir Delavigne, Delphine Gay, Lamartine und Mad. Tastu krönen jetzt den französischen Parnaß, der wenigstens allmählich den Le Notreschen Gärten unähnlicher wird. Nun meine Bitte: die Geschenke, die ich für Salvandy,2) Merime´e mitgebracht, haben fieberhafte Begierden erregt. Wir haben den eigentlichen Herausgeber des Globe vergessen, Herrn Dubois. Wollten Sie nicht durch Treitlinger, der Mad. Tastu und Herrn Dubois (im Bureau du Globe), als ein wohlwollendes Andenken, zwei Medaillen schicken. Diese Sendung würde hier große Freude erregen. Apr 14. Poe ´sies de Madame Tastu. [Abends] Die Gedichte der Madame Tastu. 14. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 601): Goethe sprach darauf mit allerlei Lob und Anerkennung über die Gedichte der Madame Tastu, mit deren Lektüre er sich in diesen Tagen beschäftigte. 22. [Weimar] J. J. Ampe`re an seinen Vater (GG 3.2, 109): Goethe a beaucoup d’admiration pour le Globe, pour Clara Gazul.3) 23. [Weimar] J. J. Ampe`re an A. Stapfer (GG 3.2, 111) : On ne me parle que de Cousin, de vous, du Globe, de Clara Gazul que Goethe admire autant que possible. Mai

1. Gedichte der Madame Tastu. 3. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 609f.): „Sie sagten doch vorhin, fuhr Goethe fort, Sie könnten sich sehr wohl denken, daß Einer in seinem zwanzigsten Jahre so gute Stücke schreiben könne, wie Me´rime´e. Ich habe gar nichts dawider, und bin auch

1

) Die Sammlung, versehen mit der hs. Widmung der Autorin A Monsieur de Goethe hommage d’une Franc¸aise a ` son Ge´nie Amable Tastu, in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 1636). − G hatte ein durch Jügel beschafftes Ex. der Sammlung schon am 21. Jan 1827 in der Hand (s. dort). 2 ) s. „[Salvandy, N. A. de:] Don Alonzo ou l’Espagne“. 3 ) Vgl. „Oeuvres dramatiques de Goethe“.

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im Ganzen recht wohl Ihrer Meinung, daß eine jugendlich-tüchtige Produktion leichter sei, als ein jugendlich-tüchtiges Urteil. Allein in Deutschland soll Einer es wohl bleiben lassen, so jung wie Me´rime´e etwas so Reifes hervorzubringen, als er in den Stücken seiner Clara Gazul getan. Es ist wahr, Schiller war recht jung, als er seine Räuber, seine Kabale und Liebe und seinen Fiesco schrieb. Allein, wenn wir aufrichtig sein wollen, so sind doch alle diese Stücke mehr Äußerungen eines außergewöhnlichen Talents, als daß sie von großer Bildungsreife des Autors zeugten. Daran ist aber nicht Schiller Schuld, sondern der Kulturzustand seiner Nation und die große Schwierigkeit, die wir Alle erfahren, uns auf einsamem Wege durchzuhelfen.“ „Nehmen Sie dagegen Be´ranger. Er ist der Sohn armer Eltern, der Abkömmling eines armen Schneiders, dann armer Buchdrucker-Lehrling, dann mit kleinem Gehalte angestellt in irgend einem Bureau; er hat nie eine gelehrte Schule, nie eine Universität besucht, und doch sind seine Lieder so voll reifer Bildung, so voll Grazie, so voll Geist und feinster Ironie, und von einer solchen Kunstvollendung und meisterhaften Behandlung der Sprache, daß er nicht bloß die Bewunderung von Frankreich, sondern des ganzen gebildeten Europas ist.“ „Denken Sie sich aber diesen selben Be´ranger, anstatt in Paris geboren und in dieser Weltstadt herangekommen, als den Sohn eines armen Schneiders zu Jena oder Weimar, und lassen Sie ihn seine Laufbahn an gedachten kleinen Orten gleich kümmerlich fortsetzen, und fragen Sie sich, welche Früchte dieser selbe Baum, in einem solchen Boden und in einer solchen Atmosphäre aufgewachsen, wohl würde getragen haben.“ „Also, mein Guter, ich wiederhole: es kommt darauf an, daß in einer Nation viel Geist und tüchtige Bildung in Cours sei, wenn ein Talent sich schnell und freudig entwickeln soll.“

Mai

4. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 612): Zu Ehren Ampe`res und seines Freundes Stapfer großes Diner bei Goethe. Die Unterhaltung war laut, heiter und bunt durcheinander. Ampe`re erzählte Goethen viel von Me´rime´e, Alfred de Vigny und anderen bedeutenden Talenten. Auch ward sehr viel über Be´ranger gesprochen, dessen unvergleichliche Lieder Goethe täglich in Gedanken hat. Es kam zur Erwähnung, ob Be´rangers heitere Liebeslieder vor seinen politischen den Vorzug verdienten, wobei Goethe seine Meinung dahin entwickelte, daß im Allgemeinen ein rein poetischer Stoff einem politischen so sehr voranstehe, als die reine, ewige Naturwahrheit der Parteiansicht. „Übrigens, fuhr er fort, hat Be´ranger in seinen politischen Gedichten sich als Wohltäter seiner Nation erwiesen. Nach der Invasion der Alliierten fanden die Franzosen in ihm das beste Organ ihrer gedrückten Gefühle. Er richtete sie auf durch vielfache Erinnerung an den Ruhm der Waffen unter dem Kaiser, dessen Andenken noch in jeder Hütte lebendig, und dessen große Eigenschaften der Dichter liebt, ohne jedoch eine Fortsetzung seiner despotischen Herrschaft zu wünschen. Jetzt, unter den Bourbonen, scheint es ihm nicht zu behagen. Es ist freilich ein schwach gewordenes Geschlecht! Und der jetzige Franzose will auf dem Throne große Eigenschaften, obgleich er gerne selber mitherrscht und selber gerne ein Wort mitredet.“ 9. [Weimar] J. J. Ampe`re an seinen Vater (GG 3.2, 119f.): Ce qu’il y a d’admirable, c’est qu’il est au courant de tout, s’inte´resse `a tout, est pre´sent `a tout; il raconte nos vaudevilles nouveaux s’il venait de les voir, sait par cœur les chansons de Be´ranger; il ne se fait rien en Allemagne sans qu’il y prenne part.

HH

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Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung. Schema1)

E D

1825 Mai u. Juni W 42.2, 456f. − AA-SL 2, 287. − MA 13.1, 488f. − FA I 22, 748f.

Z ⎯

1803 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 150−54): So wie schon einige Jahre

machte der Zustand von Jena uns auch dießmal gar manche Sorge. Seit der französischen Revolution war eine Unruhe in die Menschen gekommen, dergestalt daß sie entweder an ihrem Zustand zu ändern, oder ihren Zustand wenigstens dem Ort nach zu verändern gedachten. Hierzu konnten besonders die Lehrer an Hochschulen ihrer Stellung nach am meisten verlockt werden, und da eben zu dieser Zeit dergleichen Anstalten neu errichtet und vorzüglich begünstigt wurden, so fehlte es nicht an Reiz und Einladung dorthin, wo man ein besseres Einkommen, höheren Rang, mehr Einfluß in einem weitern Kreise sich versprechen konnte. Diese großweltlichen Ereignisse muß man im Auge 1

) Die Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung (JALZ) gehört insofern zu G’s Werken, als sie ohne G’s Entschluß, Management, konzeptionelle, redaktionelle u. organisatorische Aufbauleistung nie entstanden wäre. Die vorliegende Dokumentation folgt der in TuJ 1804 gegebenen Anregung: Alles Für und Wider, was hier durchgefochten werden mußte, im Zusammenhang zu erzählen, würde keine unangenehme Aufgabe sein, und der Gang eines wichtigen literarischen Unternehmens wäre jedenfalls belehrend (s. unten 1804: TuJ, S. 498). − Das Schema rekurriert bes. auf die Vorgänge im Krisenjahr 1803, die Auseinandersetzungen um die 1785 in Jena gegründete u. 1803 nach Halle verlagerte Allgemeine Literatur-Zeitung (ALZ) u. die Institutionalisierung der Nachfolgerin JALZ. Johns Notate auf einem Bogen von 1825 dienten vielleicht als Vorarbeit zu TuJ 1803 (W 42.2, 456), doch ist ein Aufsatzplan G’s nicht auszuschließen. Er schrieb das Schema u. die entsprechenden TuJ-Passagen aus lebendiger Rückschau nach erneuter Akteneinsicht. Daher behandelt der vorliegende Artikel nicht nur die Entstehung des Schemas (s. unten Z zu 1825, S. 498). Zum besseren Verständnis der Notate wird die JALZ-Gründungsphase 1803 bis zum Erscheinen ihrer ersten Nummer am 1. Jan 1804 dokumentiert, für diesen Zeitraum die Editionen von Irmtraut Schmid 1987 u. Ulrike Bayer 2009 fortführend u. einem seit langem geäußerten Forschungsdesiderat zuarbeitend (s. bereits H. Tümmler: Goethe im Jenaer Krisenjahr 1803. In: Ders.: Goethe in Staat und Politik. Köln, Graz 1964, 202). − Im Nachlaß drei von G angelegte Aktenfaszikel: Acta die Stiftung einer Neuen Allgemeinen Literatur Zeitung zu Jena betr. 1803 (GSA 30/242), Acta domestica Die neue Litteratur-Zeitung in Jena betr. 1803 (GSA 30/243) u. Die allgemeine Litteratur-Zeitung betr. 1804 (GSA 30/244), auf die TuJ 1803 bes. hinweisen (s. unten 1803: TuJ): Die Actenstücke jener Tage sind in der größten Ordnung verwahrt, vielleicht ergötzen sich unsere Nachkommen an dem Hergang dieser für uns wenigstens höchst bedeutenden Gelegenheit. − G’s militärische Metaphorik in den TuJ 1804 rückt den Konflikt um die Literaturzeitungen in die Nähe kriegerischer Auseinandersetzung (s. unten 1804: TuJ, S. 498). 2 ) Entstanden 1825.

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behalten, wenn man sich im Allgemeinen einen Begriff machen will von dem was um diese Zeit in dem kleinen Kreise der Jenaischen Akademie sich ereignete. Der im ärztlichen Fache so umsichtige und mit mannichfachem Talent der Behandlung und Darstellung begabte Christian [Christoph] Wilhelm H u f e l a n d war [1801] nach Berlin berufen, führte dort den Titel eines Geheimen Raths, welcher in einem großen Reiche schon zum bloßen Ehrentitel geworden war, indessen er in kleineren Staaten noch immer die ursprüngliche active Würde bezeichnete und ohne dieselbe nicht leicht verliehen werden konnte. Eine solche Rangerhöhung aber blieb auf die Zurückgelassenen nicht ohne Einfluß. Fichte hatte [im sog. Atheismusstreit 1798/99] in seinem philosophischen Journal über Gott und göttliche Dinge auf eine Weise sich zu äußern gewagt, welche den hergebrachten Ausdrücken über solche Geheimnisse zu widersprechen schien; er ward in Anspruch genommen, seine Vertheidigung besserte die Sache nicht, weil er leidenschaftlich zu Werke ging, ohne Ahnung wie gut man dießseits für ihn gesinnt sei, wiewohl man seine Gedanken, seine Worte auszulegen wisse; welches man freilich ihm nicht gerade mit dürren Worten zu erkennen geben konnte, und eben so wenig die Art und Weise, wie man ihm auf das gelindeste herauszuhelfen gedachte. Das Hin- und Widerreden, das Vermuthen und Behaupten, das Bestärken und Entschließen wogte in vielfachen unsichern Reden auf der Akademie durcheinander, man sprach von einem ministeriellen Vorhalt, von nichts Geringerem als einer Art Verweis, dessen Fichte sich zu gewärtigen hatte. Hierüber ganz außer Fassung, hielt er sich für berechtigt ein heftiges Schreiben bei’m Ministerium einzureichen, worin er jene Maßregel als gewiß voraussetzend, mit Ungestüm und Trotz erklärte, er werde dergleichen niemals dulden, er werde lieber ohne weiteres von der Akademie abziehen, und in solchem Falle nicht allein, indem mehrere bedeutende Lehrer mit ihm einstimmig den Ort gleichzeitig zu verlassen gedächten.1) Hiedurch war nun auf einmal aller gegen ihn gehegte gute Wille gehemmt, ja paralysirt: hier blieb kein Ausweg, keine Vermittelung übrig, und das Gelindeste war, ihm ohne weiteres seine Entlassung zu ertheilen. Nun erst, nachdem die Sache sich nicht mehr ändern ließ, vernahm er die Wendung, die man ihr zu geben im Sinne gehabt, und er mußte seinen übereilten Schritt bereuen, wie wir ihn bedauerten. Zu einer Verabredung jedoch mit ihm die Akademie zu verlassen, wollte sich niemand bekennen, alles blieb für den Augenblick an seiner Stelle; doch hatte sich ein heimlicher Unmuth aller Geister so bemächtigt, daß man in der Stille sich nach außen umthat, und zuletzt [G.] H u f e l a n d der Jurist nach Ingolstadt [Würzburg], [H. E. G.] P a u l u s

1

) In einem privaten Brief an C. G. Voigt, 22. März 1799.

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und S c h e l l i n g aber nach Würzburg wanderten.1) Nach allem diesem vernahmen wir im August die so hochgeschätzte Literaturzeitung solle auch von Jena weg und nach Halle gebracht werden. Der Plan war klug genug angelegt, man wollte ganz im gewohnten Gange das laufende Jahr durchführen und schließen, sodann, als geschähe weiter nichts, ein neues anfangen, zu Ostern aber gleichsam nur den Druckort verändern und durch solches Manoeuvre, mit Anstand und Bequemlichkeit, diese wichtige Anstalt für ewig von Jena wegspielen. Die Sache war von der größten Bedeutsamkeit und es ist nicht zu viel gesagt: diese stille Einleitung bedrohte die Akademie für den Augenblick mit völliger Auflösung. Man war dießseits wirklich in Verlegenheit: denn ob man gleich das Recht hatte die Unternehmer zu fragen, ob dieses allgemeine Gerücht einen Grund habe, so wollte man doch in einer solchen gehässigen Sache nicht übereilt noch hart erscheinen; daher anfänglich ein Zaudern, das aber von Tag zu Tag gefährlicher ward. Die erste Hälfte des August war verstrichen, und alles kam darauf an, was in den sechs Wochen bis Michael zu einer Gegenwirkung vorgenommen werden könnte. Auf einmal kommt Hülfe, woher sie nicht zu erwarten war. K o t z e b u e , der sich seit den Scenen des vorigen Jahrs als Todfeind aller Weimarischen Thätigkeit erwiesen hatte,2) kann seinen Triumph nicht im Stillen feiern, er gibt in dem Freimüthigen [vom 19. Aug] übermüthig an den Tag: mit der Akademie Jena, welche bisher schon großen Verlust an tüchtigen Professoren erlitten, sei es nun völlig zu Ende, indem die allgemeine Literaturzeitung, in Gefolg großer dem Redacteur [C. G. Schütz] verwilligter Begünstigungen, von da hinweg und nach Halle verlegt werde. Von unserer Seite hörte nun alles Bedenken auf; wir hatten volle Ursache die Unternehmer [F. J. Bertuch, C. G. Schütz] zu fragen, ob dieß ihre Absicht sei? Und da solche nun nicht geläugnet werden konnte, so erklärte man ihren Vorsatz, die Anstalt bis Ostern in Jena hinzuhalten, für nichtig, und versicherte zugleich, man werde mit dem neuen Jahre in Jena die allgemeine Literaturzeitung selbst fortsetzen. Diese Erklärung war kühn genug, denn wir hatten kaum die Möglichkeit in der Ferne zu sehen geglaubt; doch rechtfertigte der Erfolg den wackern Entschluß. Die Actenstücke jener Tage sind in der größten Ordnung verwahrt, vielleicht ergötzen sich unsere Nachkommen an dem Hergang dieser für uns wenigstens höchst bedeutenden Begebenheit. 1

) Zur Universitätskrise seit Fichtes Entlassung s. H. Tümmler (wie S. 350 Anm. 1) bes. 167−78; zu Spannungen zwischen der Regierung u. den ALZ-Hsg. s. den Überblick (mit Hinweisen auf neuere Spezialstudien) von G. Müller: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena. Heidelberg 2006, bes. 466−71. ALZ-Hsg. C. G. Schütz war z. B. von Weimars umstrittener Theaterpolitik betroffen, u. a. zuletzt im März: Verweis gegen seinen Sohn wegen publikumsanimierender Beifallskundgaben nach der Uraufführung von Schillers Die Braut von Messina. 2 ) Über die Auseinandersetzungen vgl. TuJ 1802 (W 35, 120−26).

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[Apr 28.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 335): Postscriptum Jetzt eben ist der Geh. Hofrat Loder bei mir gewesen und hat mir seinen Ruf nach Halle an [P. F. T.] Meckels Stelle angekündigt, und daß diese Sache noch vor der Abreise des Königs aus Potsdam nach Thüringen abgemacht werden müsse. Der Geheimratstitul und eine große Besoldung (die über 1400 Rtlr., doch nicht eigentlich viel? − betragen soll) sind die Konditionen. Nächstdem wirkt der Verfall, den man für Jena nach den politischen Umständen in Deutschland befürchtet, einen Bewegungsgrund. Ich fragte, ob sein Entschluß gefaßt sei. Er antwortete, daß er solchen bis Mittwochs oder Donnerstags [4. oder 5. Mai] fassen müsse. Ich fragte, was er zu klagen habe. So meinte er: die Fakultätsverhältnisse und die Begünstigung des Hofrats Starke [J. C. Stark d. Ä.]. Ich habe nichts weiter zu sagen als diese Eröffnung, so bedauerlich mir solche wäre, Serenissimo zu hinterbringen übernommen . . . Wäre es nicht gut, wenn Sie in der besten Kenntnis der jenaischen Lage morgen noch den Herzog über die Sache besprächen, um nur zu wissen, wie weit man etwa gegen Loder gehen könne? . . . Ich empfehle es Dero weiser Überlegung. Mai

1. [Jena] Abends . . . bey Loder . . . 7. [Jena] J. C. Loder an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 198): . . . Ob ich in der künftigen Woche nach Leipzig komme, weiß ich noch nicht, zweifele aber fast daran. Nach Berlin oder Potsdam gehe ich nicht. Es schien mir doch bedenklich, [inkognito] als D. Müller dort zu seyn und sah mir auch zudringlich aus. Ich habe Hufelanden am vorigen Donnerstag (über Leipzig) mein ultimatum geschrieben,1) von welchem ich nicht abgehe; wird dieses mir nicht zugestanden, so kann aus dem Handel nichts werden, dahingegen ich eo ipso zum Dienst des Königs fast verpflichtet bin, wenn er mir es zusteht. Ich muß den 14ten oder längstens den 18ten dieses [Monats] die Antwort erhalten und also dann mein Schicksal wissen. Das Acc[ouchir] Haus und Vorschläge dazu habe ich mir vorläufig reservirt. Ich bin gewaltig begierig auf das, was [der preuß. Kabinettsrat K. F.] Beyme thut, und glaube fast, daß er einschlägt . . . 13. [Weimar] An F. J. Bertuch (Br 16, 225f.): . . . eine vertrauliche Eröff-

nung zu thun, werde durch verschiedene Umstände bewogen. Schon lange sind mir die Mißhelligkeiten, welche, zwischen unsern Jenaischen Lehrern, sich in heftigen Ausbrüchen gezeigt, so wie andern Freunden der Wissenschaft, höchst bedauerlich gewesen, weil offenbar dadurch ein so schönes Institut manchen Schaden erleiden mußte. Leider haben hiezu manche nicht genugsam überdachte Ausdrücke in periodischen Blättern und Schriften die nächste Veranlassung gegeben. Die Übel, welche daraus entstanden, habe ich als Privatmann innig bedauert. Nun tritt aber ein Umstand ein, der mich, im Geschäftsgange, aufmerksam macht. Die zur Oberaufsicht über das neue botanische Institut im Fürstengarten zu Jena bestellte Commission hat bey der Correspondenz, welche sie wegen Wiederbesetzung der, durch den Tod des Professors Batsch [am 29. Okt 1802] erledigten Stelle geführt, zu bemerken gehabt, daß man gedachtes Institut auswärts verrufen und dadurch Personen, von der Annahme des Rufs, abschrecken wollen.2) Ohne

1

) Nicht ermittelt. ) Zu den Vorgängen um die Neubesetzung u. die Diskriminierung Jenas vgl. LA II 9 B, 199f. Im Apr hatte F. J. Schelver den Lehrstuhl C. Batschs übernommen.

2

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untersuchen zu wollen woher solche Insinuationen gekommen seyn mögen, sieht sich fürstl. Commission veranlaßt besonders die Herrn Redacteurs der allgemeinen Litteraturzeitung auf alles dasjenige aufmerksam zu machen, was ihr sowohl wegen des Instituts selbst als wegen den litterarischen Arbeiten des nunmehr dabey angestellten Professor Schelvers eingesendet werden könnte. Man muß ausdrücklich wünschen, daß nichts unangenehmes, noch verkleinerndes vorkommen möge, damit eine, im Wachsen begriffene Anstalt nicht gehindert noch verletzt werde. Ew. Wohlgeb. ersuche ich um diese Gefälligkeit im Rahmen fürstl. Commission nicht ohne höheres Mitwissen und bin zu allen Gegendiensten gerne bereit . . . N a c h s c h r i f t . Professor Schelver wird zur Einleitung seiner Vorlesungen ein kurzes Programm schreiben, wovon ich eine Anzeige für die Literaturzeitung einzusenden nicht abgeneigt bin. G. Juni

1. [Jena] J. C. Loder an C. W. Hufeland (Schmid 1987, 199): Alles, mein verehrtester Freund, ist in Richtigkeit. Ich komme soeben von Erfurth zurück und melde Ihnen dieses in Eile. Gestern früh 6 Uhr sprach ich den Hrn. Cab. Rath [K. F.] Beyme zuerst und bin von ihm bezaubert worden. In Zeit von einer guten Viertelstunde war das Hauptgeschäfte abgethan. Der König hat mir alle Puncte . . . völlig bewilligt, auch mir das Fixum und den Gehalt des Prosectors durchaus zugestanden; ich habe aber . . . versprochen, niemandem etwas davon zu sagen, damit es nicht in Halle Neid erregt. Das nenne ich mir einen König, und das nenne ich einen Rath seines Cabinets! Ich muß gestehen, daß ich es zum ersten Mahl gefühlt habe, wie glücklich man ist, wenn man mit so liberaler Art behandelt wird. 2. [Jena] F. J. Bertuch an G (GJb 1881, 254f.): Ew. Hochwohlg. verehrte vertrauliche Eröffnungen vom 13. Mai in Betreff des künftigen Benehmens der A.L.Z. gegen Hn. Professor Schelver habe ich für nöthig gefunden, meinen beiden Herrn Collegen Griesbach und Schütz mitzutheilen, da dieselben eine Direktorial- und besonders eine Redactionssache betreffen. Im Namen des Directorii dieses Instituts habe ich daher die Ehre E. H. zu versichern, dass die A.L.Z. nie an Misshelligkeiten und Zwisten der hiesigen Lehrer Antheil noch Partei dafür noch dawider genommen habe. Ungerechte und injuriöse Angriffe, welche bei einem literarisch-critischen Institute fast nicht zu vermeiden stehen, mussten die Herausgeber des Instituts nothwendig zuweilen zurückweisen, ohne dass jedoch das Institut dadurch nur den mindesten Schaden gelitten hätte. Wir sind uns übrigens auch bewusst, dass die A.L.Z. nie gegen andere Institute, am wenigsten aber gegen hiesige etwas nachtheiliges verbreitet habe. Man hat vielmehr stets von Seiten des Directorii bereitwillig die Hände geboten und thut es noch, wo hiesige oder weimarische Institute, ohne der Wahrheit zu nahe zu treten, angepriesen oder befürwortet werden konnten. Beweise dafür sind z. E. 1. Der unentgeltliche Abdruck des hiesigen akademischen Lectionscatalogs, welchen andere Universitäten bezahlen müssen, 2. Die häufigen Nachrichten von der Verbesserung der hiesigen Akademie, 3. Die bereitwillige Aufnahme der Programme von Weimarischen Kunst-PreissInstituten, 4. Die Ankündigungen und Recensionen der Horen und Propyläen, worüber sogar die A.L.Z. . . . als parteiisch für Weimar ausgeschrieen worden ist. Da nun aber die A. L. Z. kein akademisches, sondern ein ganz freies Institut ist, das nicht Jena, sondern ganz Deutschland angehört und ebensogut in Halle, Leipzig, Erfurt, Hamburg als hier sein könnte, so ergibt sich daraus von selbst, dass hiesige Schriftsteller, weil sie hiesige Professoren sind, in den Recensionen ihrer Werke nicht anders behandelt werden, als auswärtige Gelehrte, zumal da nach den Grundgesetzen unseres Instituts nie ein College den andern, noch einen andern Verfasser, mit dem er in näherer Verbin-

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dung steht, die ihn für oder wider denselben zur Parteilichkeit verleiten könnte, recensiren darf. Dass von uns Niemand das hiesige fürstliche botanische Institut auswärts im geringsten verrufen noch verläumdet habe, ist gewiss und wahr, und sollte E. H. von einem unter uns Direktoren solch eine schändliche Verläumdung hinterbracht worden sein, so bitten wir um nichts mehr als eine Anzeige davon und Anlass dieselbe sogleich zu vernichten. Wir vermögen daher wirklich nicht einzusehen, wie uns etwas Nachtheiliges oder Verkleinerndes gegen das hiesige botanische Institut oder Hn. Prof. Schelver eingesendet werden könnte; denn käme auch etwas dergleichen, so würde es ohnedem nach den Gesetzen nicht in das Intelligenzblatt eingerückt und Recensionen, die uns unaufgetragen von Anderen zugeschickt werden, können nach eben den Gesetzen nie von uns angenommen werden. Aus eben diesem Grunde würden wir auch die von E. H. gütigst offerirte Recension von dem Programm des Hn. Prof. Schelvers gehorsamst verbitten müssen, um uns keinen Vorwürfen auszusetzen, so verehrlich und erfreulich uns auch sonst E. H. Theilnahme an unserm Institut als ordentlicher Mitarbeiter sein würde, da dasselbe schon mehrere Staatsmänner von den erhabensten Posten als Gelehrte unter ihren ordentlichen Mitarbeitern zählen zu können das Glück hat. Wenn wir aber des Hn. Professor Schelvers Programm sowohl als dessen künftige Schriften einem Mann, der unter unseren Mitarbeitern sich als ausgezeichneter Botaniker legitimirt und nie in einigen Verhältnissen mit Hn. Professor Schelver gestanden hat, zur Recension zutheilen, so werden diese Recensionen, sie mögen nun lobend oder tadelnd ausfallen, wenn sie nur sonst den Gesetzen des Instituts gemäss sind, eingerückt; und wir sind überzeugt, dass E. H. Forderung an uns, nichts Unangenehmes gegen Hn. Prof. Schelver in der A.L.Z. aufzunehmen, sich soweit nicht erstrecken werde, noch von einem solchen Falle verstanden werden könnte.

Juni

7. An F. J. Bertuch (Br 16, 233f.): Ew. Wohlgeboren haben mich seit so

Juli

langen Jahren zum ersten Male mißverstanden, sonst würden Sie ein so wunderliches Schreiben nicht an mich erlassen haben. Mein Losungswort ist G e m e i n s i n n ! der sich, wenn er ächt ist, mit We l t s i n n recht wohl verträgt. Mehr füge ich nicht hinzu, um das weitere mündlich abzuhandeln; da sich dann Übereinstimmung am geschwindesten finden wird. 5. [Jena] An Schiller (Br 16, 250): Loder ist eben von Halle zurück gekehrt, wo er sich ein Haus gemiethet hat. Wenn ich mit ihm über seinen neuen Zustand spreche, so freut michs herzlich daß seine Würfel so gefallen sind. Welcher Lebemann möchte gern, wie wir andern wunderlichen Argonauten, den eignen Kahn über die Isthmen schleppen! das sind Abentheuer älterer, unfähiger Schiffahrer, worüber die neue aufgeklärte Technik lächelt. 7. [Jena] J. C. Loder an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 200): Ich habe mit H[ufeland] gar viel über Halle und die dortigen Verhältnisse gesprochen und habe ihn zu allem Guten so bereit gefunden, wie es von einem so bideren und wohldenkenden Manne zu erwarten war. Durch ihn habe ich auch den König und [K. F.] Beyme näher kennen gelernt: auf beyde ist ganz zuverlässig zu rechnen und sie werden ohne allen Zweifel nichts verabsäumen, was zur Aufnahme von Halle gereichen kann. Vortrefflich ist es, daß ich gerade mit der gestrigen Post die bestimmte Anfrage von Wirzburg bekam, welche ich Hufelanden sogleich zeigte . . . Hufeland machte darüber große Augen und rieth mir, diesen Ruf sogleich auszuschlagen und davon erst nachher in Potsdam Anzeige zu thun1) . . . Er versicherte mich, daß der König dieß unbeschreiblich gut auf1

) Bei der Anfrage aus Würzburg handelte es sich wohl um unverbindliche Vorverhand-

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nehmen und dann um so lieber alles thun würde, was ich für Halle wünschen und bitten möchte . . . Unter diesen glücklichen Umständen also haben wir alles für Halle zu hoffen . . . Vom Herzog habe ich, wie Voigt mir gestern sagte, ausser einem sehr Ehrenvollen Rescript an die Universität,1) auch einen freundlichen Brief zu erwarten. Ich bin sehr begierig darauf . . .

Juli 11. [Jena] C. G. Schütz an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 201f.): Ich muß Ihnen doch, Liebster Freund, etwas mittheilen, was mir diese Tage vorgekommen ist. Ich bin nemlich per tertium [durch einen Dritten, nämlich Loder] gefragt worden 1) ob es wohl möglich wäre, daß ich mich mit samt der A.L.Z. auf eine andre Universität transportirte 2) ob wenn das nicht anginge ich mich wohl ohne die A.L.Z. auf diese Universität begeben würde, und dort ein ähnliches Institut dirigiren würde, unter formabeln Bedingungen. Hierauf habe ich erklärt 1) daß zwar die A.L.Z. nicht ganz an Jena gebunden sey, daß es aber solange man uns hier nicht offendirte [behellige], nicht rathsam seyn würde, ihren Sitz zu verändern; daß die Sache immer große Schwierigkeiten haben würde; endlich daß ich auch für mich allein, ohne Ihren als meines Freunds und Associe´ Consens nichts thun könnte und würde. ad 2) ginge es wohl an, daß ich die Redaction der A.L.Z. aufgäbe, und an einem andern Ort einen Ruf annähme, doch würde ich mich nie damit abgeben, ein neues oder auch nur bisher an disem Orte bestandenes Recensions Institut zu dirigiren. Endlich würde ich auch füglich an einem Orte der nicht allzuweit von Jena entfernt wäre, einen Antheil an der Redaction der A.L.Z. behalten können, ja man könnte wenn auch die A.L.Z. hier wie bisher gedruckt würde, doch den anderweitigen Ort mit auf den Titel setzen. Mein tertius hat mir zwar strenges silentium imponirt, welches ich auch gegen jedermann sonst gehalten habe. Da aber doch durch Zufall diese Anfrage transpiriren,2) und meine gegebne Antwort verstellt oder misverstanden werden könnte, so habe ich es, um nicht gegen die in unseren gemeinschaftlichem Geschäft Ihnen schuldige Offenheit zu sündigen Ihnen sub sigillo severissimi silentii [unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit] anvertrauen wollen. Den Ort woher diese Anfrage kommt, hat man mir zwar nicht genannt; ich vermuthe aber es ist Wirzburg. Dorthin nun die A.L.Z. zu verlegen scheint mir ganz unthunlich. Wären die Herren aber zufrieden, daß man Jena u Wirzburg drauf setzte, so könnte es wohl kommen bey sehr guten Bedingungen, daß ich mich doch entschlösse dorthin zu gehen; und wenn ich auch dann nur nomine tenus [dem Namen nach] Redacteur bliebe. Aber dafür soll mich Gott bewahren, die Direction der A.L.Z. aufzugeben, und die der Wirzburger zu übernehmen. Nein, und könnten sie mir aureos montes [goldene Berge] versprechen . . . käme es zu einem reellen Antrage, so könnte man wenigstens den Magnaten in W. und G. zeigen,3) daß man die A.L.Z. für ein cimelium [Kleinod] von Jena hält. 13. [Jena] J. C. Loder an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 203): Das war gestern wahrlich ein höchst angenehmer und trefflicher Mittag, den ich Ihnen, mein Lieber, nicht vergessen werde, und für welchen ich Ihnen sehr dankbar bin! . . . Am Freytag [15. Juli] früh 7 Uhr fahre ich mit [C. W.] Hufeland nach Gotha. Vor 7 Uhr bin ich schon in Weimar. Sollten Sie dann schon auf seyn, so käme ich zu Ihnen, um Ihnen das ProMem[oria] an [K. F.] Beyme vorzulesen: in diesem Fall aber muß ich von Ihnen ein Billet im Ele-

lungen, mit denen Loder seinen Ruf nach Halle beschleunigen wollte. Er gab der Jenaer Fakultät am 18. Juli seine Berufung nach Halle bekannt (Schmid 1987, 194 u. 265). 1 ) Reskript Carl Augusts an die Universität Jena, 3. Juli 1803 (ThULB Jena A, Nr. 556). 2 ) Schmid 1987, 268: Lesung unsicher, vielleicht aus dem Französischen, im Sinne von: ruchbar werden. 3 ) Vermutlich Weimar u. Gotha gemeint, die es als Miterhalter der Universität an ausreichender Wertschätzung der ALZ hätten fehlen lassen (Schmid 1987, 268).

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phanten finden. Wäre dieß nicht, so besuche ich Sie auf der retour. Am Montag [18. Juli] oder höchstens am Dienstag Mittag komme ich in der Rückreise über Weimar. Heute habe ich einen Brief von [J. C.] Reil [aus Halle] bekommen. Er ist in allen Stücken mit mir einstimmig. Es wird alles gut und nach Wunsche gehen . . . Heute bot mir auch Ihr [Hallenser] College [K. A.] Kümmel in einem Briefe seine bona officia an!!!

Aug

3. [Jena] G. W. Vogel an C. G. Voigt (Hoffmeister 1, 721)): Ich weiß nicht, ob Ew. Hochwohlgeboren schon davon benachrichtigt sind, daß auch Herr Hofrat Schütz mit 3000 f. Gehalt eine Vokation nach Würzburg hat und daß ihm auch die Veranlassung gegeben worden ist, die Literatur-Zeitung dahin zu ziehen, ich melde es Hochdenenselben im strengsten Vertrauen, weil ich es nicht einmal von ihm selbst, sondern von der Frau Geheime Kirchenrätin Grießbachin [Friederike Juliane G.] habe, der er es anvertraut hat. Herr Geheime Kirchenrat Grießbach weiß noch nichts davon, und man sucht es ihm zu verbergen, weil es ihn sehr alterieren möchte. Von Herrn Justizrat Hufeland spricht man auch sehr wie auch von Dr. Paulus, daß sie dahin gehen würden. Auf seiner Reise hat Hufeland Würzburg passiert, und es sollen ihm vorteilhafte Anträge gemacht worden sein. Grießbach gibt sich alle Mühe, [A. F. J.] Thibaut zu halten. 3. [Jena] C. G. Schütz an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 203f.): Ich erwarte Sie zum Behufe der Conferenz in der höchst wichtigen Sache morgen ganz unfehlbar. Eben das wünscht auch Freund Loder, es möchte nun heute ein Brief von Hn. Beyme an ihn kommen oder nicht. Denn er reiset auf den Sonnabend [6. Aug] nach Halle, und hat bereits dort avisirt, ihm die alsdann mit der Berliner Post an ihn laufenden Briefe dort aufzuhalten. Wir müssen morgen eine doppelte Conferenz halten; eine mit Prof [J. S.] Ersch, und eine mit Loder. Es ist um so nöthiger zu conferiren, da ich Freytags an den Hn. Grafen v. Thürheim die Punkte worüber wir des Unternehmens der A.L.Z. falls es nach W[ürzburg] gehen sollte übereinkommen, von uns beiden unterzeichnet senden müssen. Käme es hier blos auf Annehmlichkeit bey H[alle] o. W[ürzburg] an, so gingen wir beide ich und Ersch lieber nach W.[ürzburg] als nach H. Indessen muß alles nach vernünftiger Überlegung gehen. Hauptsächlich aber wird auch der Umstand determiniren, daß ich schlechterdings auch nicht die Gefahr des . . .2) storniren kann, und also dem ersten ganz officiell und legal an mich kommendem Rufe folge. Ist dises H. so haben Sie wegen der A.L.Z. ohnedem nichts dawider; kömt W. früher, und Sie stimmen nicht für die Verlegung dahin so muß ich die Redaction der A.L.Z. aufgeben, mich zu einem andern Institut für W. auf churfürstl. Kosten anheischig machen und der Plan zu disem würde alsdann, ohne die A.L.Z. zu derogiren [beeinträchtigen], zu Würzburgs Ehre und Vortheil sich ausführen lassen. Was Sie mir sagten als sey [G.] Hufeland als Prof. jur. und Director der W. Literaturzeitung creirt, muß auf einem Misverstand beruhen. Denn Loder weiß von nichts; es ist unlängs nicht einmal wie ich glaubte von L[oder] ein Brief an H[ufeland] nachgesendet worden, der ihn könnte getroffen haben; sondern L. hat ihm, wie er mir sagte, den Brief von W[ürzburg] nach Bern addressirt. Also ist H[ufeland] blos für sich nach W[ürzburg] gereiset, um das Terrain zu recognosciren, welches ich dann durch den günstigsten Zufall, der mich je geleitet hat, [Ende Juli] ebenfalls gethan habe. 4. [Jena] F. J. Bertuch an J. C. Loder (Schmid 1987, 205f.): Sie haben also gestern noch von Schütz selbst das Detail von den Würzburger Propositionen und Offerten wegen der A.L.Z. gehört? Ich muß bekennen sie sind so wichtig und einladend, daß ich deutlich daraus sehe, Graf Thürheim will aus dem reichen Fonds der Akademie − den der 1

) Der Brief des Jenaer Bürgermeisters Vogel bietet die erste dokumentierte Information über die ALZ-Abwanderungspläne für den Weimarer Kreis; lange irrtümlich Hegel zugeschrieben, dazu ebd. XI u. Schmid 1987, 188 u. 205. 2 ) Nicht entziffert.

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Churfürst noch mit 98000 fl. jährl. aus den secular[isierten] Kloster-Güthern vermehrt hat − Alles daran setzen, unser Palladium für W[ürzburg] zu erobern. Schütz ist entschloßen zu gehen und Ersch mit; und Gr. Thürheim so dringend, daß Schütz ihm schon morgen schreiben und unsern Definitiv-Entschluß melden soll. Thürheim hat auch mir durch Sch. die schönsten Offerten machen laßen . . . Wir haben vorgestern bey Schützens Durchreise eine wichtige Deliberation darüber angestellt, und das pour & contre von beyden Verpflanzungen nach Würzb. u. Halle detaillirt und reiflich erwogen. Im engsten Vertrauen theile ich Ihnen, da Sie sich so warm für Halle intereßiren, die Resultate unserer Conferenz hierbey mit. Bey beyden Verpflanzungen verliehrt das Institut, als Institut, offenbar, wenn es dafür nicht entschädigt wird, und sehen Sie selbst bey welcher am meisten, wenn ich nicht mit in Anschlag bringe, daß es sehr gefährlich ist, einen so alten Baum auszuheben. Da Schütz mir die Haupt Entreprise mit ihm und Ersch zwar nach Wirzb. zu verlegen, für Sachsen und das nördliche Teutschland aber ein Filial-Comptoire in meinen Händen zu laßen proponirt hat, so hätten wir freylich dadurch den großen Vortheil, daß der Debit der A.L.Z. für das nördliche Teutschland ganz ungestört bliebe, und wir die A.L.Z. im südl. weit leichter und allgemeiner verbreiten, und das ganze kathol. Teutschland zugleich dafür gewinnen könnten. Papier, Druck und LebensUnterhalt ist in W. zugleich weit wohlfeiler und Auflagenfreyer als in Halle. Die Faux Frais [Unkosten], die ich nach beyden Planen berechnet habe, balanciren sich in Ansehung des Verlustes bey beyden so ziemlich, und stehen ohngefähr auf 800 f.; unsre Redacteurs und Officianten stehen sich aber offenbar bey W[ürzburg] beßer. Von G. K. R. Beyme haben Sie überdieß noch keine Antwort auf Ihre und unsers Freund Hufeland Vorschläge deßhalb, und wir wißen nicht einmal ob B[eyme] sie genehmigt oder nicht. Auf der andern Seite kann ich auch unserm Fr[eun]d Schütz nicht verdenken, daß er bey Thürheims Dringen auf Entschluß nicht zaudern, und sich diesem wichtigen Ruf nicht aus den Händen gehen laßen will; und Sie beschwören mich wieder auf der andern Seite, daß ich die W[ürzburger] Negociation aufhalten soll, bis Antwort von Berlin komt. [G.] Hufeland ist in der Schweiz; weiß von diesem neueren Vorfalle gar nichts; träumt sich nicht einmal, daß dieß Project, das wir neulich noch für so entfernt hielten, auf einmal so reif und dringend worden ist. Ich bin, bey Gott, in der größten Verlegenheit; denn außerdem, daß ich der Einzige bin, der in beyden Fällen gewiß verliehrt, mein Kind emigriren sehen muß, keinen Gewinn, sondern nur mehr Mühe und Arbeit davon habe, ein so wichtiges Institut, dergl. ganz Europa nicht hat, und so zu sagen der pivot [Drehpunkt] der ganzen Teutschen Literatur ist, keine Gefahr laufen zu laßen, setze ich mich vielleicht noch S[chütz’] u. E[rschs] gerechten Vorwürfen aus, daß ich ihre gewißen und schönen Aussichten, durch die sehr ungewiße auf H[alle] leicht gefährden könne; da ich mir selbst vielleicht bey Gr. Thürheim − der ohnedieß schon durch meine Salinen-Operation in Kißingen, die nun schon seit 1794 der Hofkammer in Wirzb. jährlich 20000 fl. mehr einbringt, keinen schlechten Begriff von meinem geringen Savoir-Faire hat − noch ganz vortheilhafte Nebenbedingungen, zumal in einem Lande wo noch so unendlich viel zu thun ist, machen könnte. Warlich, nur meine alte und warme Freundschaft für Sie und Hufeland, kann mich in diesem Augenblicke der Crise zu dem Versuche bewegen, unsere bestimte Erklärung, durch eine morgen abzuschickende dilatorische Antwort − denn morgen muß nothwendig an Thürheim geschrieben werden − die ohne ihn zu beleidigen, den Faden nur fortspinnt, noch bis Ende künftiger Woche aufs längste, aufzuhalten. Länger aber geht es schlechterdings nicht. Ist bis dahin nichts Entscheidendes von B[eyme] eingegangen, so müßen wir zugreifen, und die Sache ist für W[ürzburg] entschieden; denn alle unsere Hauptbedingungen für W[ürzburg] sind gar nicht problematisch, sondern Grf. Thürheims eigne Offerten, und also schon entschieden, da er schon deßhalb vorläufig an den Churfürsten und Montgelas geschrieben hat. Sie sehen, Lieber, daß ich, bey Gott! nicht mehr thun kann; und wir müßen also erwarten, was indeßen geschieht. − Aber um des Himmels Willen, laßen Sie noch nichts davon laut werden; denn Sie sehen leicht, daß unserm armen kranken Griesbach, der noch kein Wort von dem Allen weiß, die Sache

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äußerst vorsichtig beygebracht werden muß. Reisen Sie denn auf den Sonnabend [6. Aug] noch nach Halle? und wie soll [es] indeßen nun mit Ihren Briefen werden, wenn etwas kommt? Sie bleiben doch nur ein Paar Tage aus?

Aug [Jena] C. G. Schütz an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 208f.): Das waren ein paar schwere ca. 5. Tage der schwerste war gestern auch für mich besonders wegen unsers theuren Gr[iesbach]. Es war als wenn ich in den Tod gehen sollte. Er nahm gleichwohl mit einer seiner würdigen Fassung, obgleich unter großen Klagen über Jena’s und sein Schicksal auf. Da ich ihm die Nothwendigkeit erklärte die uns forttrieb, setzte er selbst das Argument noch hinzu; wenn beide Akademien H[alle] und W[ürzburg] einmal alles dran setzen ein gutes literarisches Institut zu haben, so bekommen Sie falls Sie in Jena bleiben 2 mächtige Concurrenten; einer also fällt weg, wenn Sie selbst an einen dieser Orte gehen. Freilich sagte er, müssen Sie sich auch was die Besoldung betrifft [durch] die splendiden Zahlen nicht täuschen lassen. Da sagte ich ihm, denn daß ich wohl wüßte, daß wir davon weiter nichts profitirten; übrigens sagte er wenn von Annehmlichkeit des Lebens die Rede sey, wäre freilich W.[ürzburg] dem von der Natur so verlaßnen H.[alle] weit vorzuziehn. Ich schicke Ihnen noch hier Fr[eu]nd Loders Billet. Die Copie meines Schreibens an Th[ürheim] sende ich Ihnen morgen mit der fahrenden Post [nächstes Z]. Denn ich habe noch während des Schreibens verschiedenes im Concept geändert, was ich erst eintragen muß. Übrigens ist alles so sorgfältig abgefaßt, daß wir nirgend gefährdet sind. Künftige Woche kommen Sie nun doch herüber, daß wir mit Gr[iesbach] noch conferiren u alles besprechen können. 5. [Jena] C. G. Schütz an F. K. Graf v. Thürheim (Schmid 1987, 209f.): Copia Hochgebohrner H. An des H. Grafen v. Thürheim Exel. zu Wirzburg Ew. Hochpreißl. Exc. persönliche Bekanntschaft gemacht zu haben, werde ich unter die glücklichsten Ereignisse meines Lebens zählen, wenn auch nicht die ehrenvollen Anträge die Sie mir gemacht haben die schönsten Aussichten unter Ew. Exc. Leitung zur Aufnahme der W[ürzburger] Univ[ersität] mitwirken zu können mir eröffneten, Aussichten die mir desto erfreulicher seyn müßten, je unerwarteter sie mir waren. In Ansehung der A.L.Z. habe ich sogleich mit meinem Fr[eund] u. Mitunternehmer des Instituts dem Hn. L[egations] R[at] B[ertuch] (der sich Ihnen ehrerbietigst empfiehlt) in W[eimar] gesprochen, er ist gestern zu einer eignen Conferenz mit mir deshalb hieher gekommen, u. das Resultat davon ist, daß wir beide ernstlich gesonnen sind das Institut unter den in der Beylage enthaltenen Bedingungen,1) davon uns die wichtigsten bereits von E. Exc. angeboten worden, auf W[ürzburg] zu verlegen, und daß wir nun vorerst der churf. Ratification entgegen sehn, um alsdann eine positive und standhafte Erklärung geben zu können. Die Vortheile und Bedenklichkeiten für das Institut der A.L.Z. sind soviel wir itzt absehn, es möchte nach H[alle] oder W[ürzburg] kommen ungefähr gleich, und es wird hauptsächlich auf das mit der eigentlichen Vocation verbundene Decret des einen oder des andern Hofes ankommen, unsre völlige Entschließung zu determiniren. Mich selbst für meine Person zieht freilich W[ürzburg] durch seine Lage, hauptsächlich aber die unmittelbare Nähe des verehrungswürdigen Ministers der Wirzburgs politische und literarische Angelegenheiten leitet ganz vorzüglich an; indeß kann ich dabey nicht allein auf mich, sondern muß auch billig auf die Verhältnisse gegen meinen MitUnternehmer und das übrige mit dem Institute der A.L.Z. verbundene Personal sehn; doch ist keiner darunter der gegen W[ürzburg] abneigende Bedenklichkeiten haben sollte. Ob ich nun gleich ohne Unbescheidenheit gestehen kann, daß die Translocation der A.L.Z. viel zur Celebrität der Univ[ersität] W[ürzburg] beytragen werde, so halte ich doch was ihre innere Verbesserung betrift, die Errichtung eines philol. Seminars noch für viel wichtiger und ich werde mir mit nächster Post, da es heute mir an Zeit fehlt, die Ehre geben Ew. Excellenz einen Plan dazu ehrerbietigst

1

) Nicht ermittelt.

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vorzulegen. Mit der innigsten Dankbarkeit verehre ich übrigens etc. etc. [Nachschrift an Bertuch:] Alles übrige morgen, da ich heute den ganzen Tag beleget gewesen bin . . .

Aug

7. Nachmittag bey Geh. R. Voigt . . . sodann nach Jena gefahren.1) 8. [Jena] Auf dem Museum, auf dem Loderschen Cabinet . . . Bey Fr. G. R.

Loder . . . 8. [Jena] J. C. Goepferdt an J. Schmidt (Schmid 1987, 210f.): . . . Aber, meine Gönner, es drohet uns Jenaischen Buchdruckern und mehrern Einwohnern ein groser Verlust, die Nachricht ist mir dermasen vor den Kopf gefahren daß mir würklich mein Muth sinkt; nehmlich: Der Hr HofR. Schütz mit dem Institut der A.L.Zeit. und dessen ganzer Expedition soll nach Würzburg kommen, ferner der Hr Prof. Paulus, der Hr Justiz-Rath Hufeland, der Hr Prof. und Bibliothek. Ersch alle gehen auch dahin, sogar auch der HofCommissair Fiedler, der bey der Expedition als Sekret. angestellt ist, alle bekommen einen ansehnlichen Gehalt unter vortheilhaften Bedingungen; auch der Hr D. Schütz bekommt eine auserordentliche Professur der Geschichte mit 500 fl. Gehalt, die Wittwe des Hrn HofR. S[chütz] einen Wittwengehalt wenn er stirbt, ein freyes Haus zur Wohnung, darinn zugleich die Expedition mit ist, kurz es ist alles sogut als gewiß, denn ich habe diesen Nachmittag mit dem Hrn HR. S[chütz] selbst gesprochen, seine Besoldung ist sechsmal stärker als er hier hat, dazu macht sich der Churfürst verbindlich, daß, wenn die Translocation den Absatz Anfangs einigen Schaden thun sollte, er alle die liegen bleibenden Exemplare baar der Expedition bezahlen wolle, es ist demnach eine gewisse Anzahl festgesetzt; auch der Hr Prof. Thibaud [Thibaut] wäre dahin gegangen, wenn er nicht erst vorige Woche Zulage erhalten hätte. Mein Freund und Gönner, dies wird ein sehr starker Verlust für mich, Mauken [Mauke] und Etzdorfen [Etzdorf], für die Posten, Buchbinder und für mehr andere Leute; wenn sich unser Durchl. Fürst nicht noch ins Mittel schlägt und dies Institut sucht im Lande zu behalten und seinen Unterthanen sucht diese Nahrung zu sichern, so entsteht gewiß sehr viel Lamentiren, denn wahr ists daß dies Institut sehr viel Geld eingebracht hat; dazu wird der Verlust der würdigen Männer als Lehrer nicht so leicht zu ersetzen seyn, und kann dies auch die Anzahl der Studenten vermindern, die ohnedies abgenommen hat, und schwerlich wieder heranwachsen dürfte. Trübe, sehr trübe Aussichten in die Zukunft; was sagt hierzu wohl unser Gönner, der Hr Geh.R. Voigt? Sie können es ihm füglich erzählen; geht die Auswanderung wirklich vor sich, so sehe ich in weniger Zeit kaum 2 bis 300 Studenten hier − und Jena in Verfall − und die acht Druckereyen? − werden, wie sie entstanden sind, auch die jüngst entstandenen, wie ein Licht ohne Nahrung verlöschen. Sonderbar ists, daß auch von preußischer Seite auf die Expedition der A.L.Z. ist reflectirt worden, es soll im Werke gewesen seyn, sie nach Halle bringen zu wollen. Ich bitte, wenn sie dies dem Hrn GR. Voigt sagen sollten, daß Sie die Güte haben und mir wenige Nachricht von dessen Meynung über diese Konjuncturen sagen oder überschreiben, indem ich glaube daß diesem grossen Mann diese Nachrichten ebenfalls äuserst unangenehm seyn werden . . . [Nachschrift:] Mit unserm guten Griesbach sieht es in Ansehung seiner Gesundheit sehr mißlich aus, dazu trüben ihn diese Nachrichten auch seine Tage, ferner höre ich daß Niedhammer [F. I. Niethammer], [K. J.] Kilian und Schelling auch abgehen wollten; und geht die Litt. Zeit. ab, auch Eichstädt, in Kurzem soll sich alles entwickeln. 1

) G’s Jena-Aufenthalt 7.−11. Aug stand auch im Zeichen der Vorgänge um die ALZ. Darauf deuten die folgenden Zeugnisse u. F. J. Schelvers Brief an Schelling Ende Aug/Anf. Sept 1803 (s. dort). Freilich wurde später die Eigenart der Begegnungen kontrovers eingeschätzt: G betonte ihren eher informellen bzw. privaten (s. unten 1. Sept: an Carl August u. 5. Sept: Voigt an Loder), Loder ihren offiziellen Charakter (s. unten 31. Aug u. 7. Sept: jeweils Loder an Voigt).

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9. [Charlottenburg] K. F. Beyme an J. C. Loder (Schmid 1987, 212): Ich freue mich herzlich darauf Ew Wohlgebohrnen zu sprechen. Da ich aber Heute Abend auf zwey Tage nach Steglitz gehe; so bitte ich dieselben mich auf diesem meinem Guthe zu besuchen und mit mir und meiner Frau eine ländliche Suppe, wie Sie sie unvorbereitet finden werden vorlieb zu nehmen. 9. [Jena] J. C. Goepferdt an J. Schmidt (Schmid 212f.): . . . Die Nachricht von dem Abgange der Professoren und der Zeitungsexpedition hat hier ein panisches Schrecken verbreitet und man sagt die Bürgerschaft würde entweder Deputirte oder ein Schreiben an Serenissim. übersenden, sie siehet die ehemaligen äuserts schlechten Zeiten vor etliche 20 Jahren, schon im voraus, die Häuser leer, ohne Geld, ohne Nahrung, und will unterthänige Vorstellung thun, wenn sie noch darüber einig wird. Mir will es nur noch nicht ganz im Kopf, so ein Institut einzupacken, zu translocuiren, ohne daß eine Pause entstehen soll; in ein katholisches Land, wo zwar der jetzige Churfürst aufgeklärt denkt mit seinen Minister, wo man aber noch nicht weiß wie dessen Nachfolger gesinnt ist, und wo denn doch der Calvinismus sein necken nicht läßt; in ein Land, das nur gar zu bald, wenn ein Krieg ausbricht mit den Franzosen, von diesen überschwemmt wird und Theil nehmen muß. Dies Projekt muß schon kurze Zeit seyn genährt worden, der Hr HR. Schütz gab vor, sich zu zerstreuen und nach Wurzenau ins Bad zu gehen, da traf er wenige Gesellschaft an, entschloß sich einige Recensenten in Würzburg zu besuchen und schikte sogleich bey seiner Ankunft ein Invidations Billet an den HofR. v. Siebold, dieser veranstaltet ein Tractament beym Minister [Thürheim] der eben in Würzburg anwesend war, des andern Morgens bekomt Hr S[chütz] eine Einladung zu diesem Minister, es werden Vorschläge gethan im Nahmen des Churfürsten acceptirt, alles eingeräumt, noch zu andern Anträgen Zeit verstattet, im Voraus zugesagt zu genehmigen, weil man die Würzburger Akademie, mit allem Ernst und Nachdruck empor bringen wolle und keine Kosten scheuen; den allerersten Antrag soll der Hr GR. Loder dem HR. Schütz gethan haben, aber den Ort nicht genannt, wohin; sodann nur sondirt: ob er unter sehr vortheilhaften Bedingungen sich verändern würde und die Expedition der A.L.Z. mitnehmen oder ein neues Institut diesem gleich errichten. Noch habe ich vergessen, daß HR. S[chütz] auch ein philol. Seminarium errichten soll, und dafür jährlich 1000 fl. bekommen, Ihnen zu überschreiben. Auch sehe ich es nicht gern, wenn würklich das Institut hier aufgelöset würde, indem mir auch eine gute Einnahme entgehet für den Druck des Intelligenzblattes; jedoch beträf Mauken der härteste Schlag, denn dieser hat die Zeitung allein zu drucken. Wie gesagt ich bin sehr begierig zu sehen, was von allen den das ich denenselben überschrieben, in Würklichkeit übergehen wird; ich glaube, daß sich mit der Zeit noch mehr entwickeln wird, und mich soll wundern ob nicht Bertuch eine verstekte Rolle dabey spielt, dies ist ein blos aufsteigender Gedanke von mir. Sollte die Reise würklich fortgehen, so lasse ich es in meiner Druckerey ganz schwach gehen, besonders im Anfang, um Arbeit ists mir nicht bange, gar nicht, denn ich bin bekannt, aber es ist jetzt eine gar zu Geld klamme Zeit, ist das Papier verdruckt und die Arbeiter bezahlt, ingleichen der Corrector und Censor, so denken die auswärtigen Buchhändler nicht ans Bezahlen, man schreibt doppelt und wiederholt und bekommt weder Antwort noch Geld, mir gehet es jetzt so, kommt die morgende Leipziger Post leer für mich an, so weiß ich nicht wo ich für meine vielen Leute hernehmen soll; ich habe nicht weniger als sechs Schuldner verklagt, theils hier theils auswärts, und doch muß ich warten. Mit treuester Liebe empfehle ich mich Dero ferneren Wohlgewogenheit . . . 9. [Weimar] Schiller an G (SNA 32, 60f.): Was sagen Sie dazu, daß nun die Litt. Zeitung aus Jena auswandert? 10. [Jena] Früh Griesbach . . . Abends mit Fr. Geh. Loder in Drakendorf

[bei Ziegesars].

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Aug 10. [Jena] J. J. Griesbach an A. F. v. Ziegesar (Br 16, 467): Doch noch ein andres grosses Übel drohet. Sogar die A.L.Z. will man uns debouchiren. In Würzburg hat man ungemein grosse Offerten gemacht, um eine Transplantation zu bewirken, und in Halle oder vielmehr in Potsdam geht man itzt eben damit gleichfalls um, und unser Loder arbeitet bey seiner itzigen Anwesenheit in Potsdam wohl nicht entgegen. So verlören wir nicht nur meinen lieben Schütz und Bibliothekar Ersch (vielleicht auch Herrn Eichstädt) sondern es wäre auch ein unauslöschlicher Schimpf für Jena, wenn dieses einheimische so berühmt gewordene Originalwerk, hinter welchem alle Nachahmungen weit zurückbleiben, deportirt würde. Jedermann würde daraus schliessen: Conclamatum est! Nicht zu gedenken, dass Stadt und Land dabey bedeutend einbüssten. Noch arbeite ich entgegen; aber mein bischen ehemalige Kraft ist fast dahin. Ich erliege fast, auch körperlich, unter dem vielfachen Kummer, und murre beynahe gegen das Schicksal, dass es mich so etwas noch erleben liess. 11. [Weimar] Abends Hr. Hofr. v Schiller. Ueber die jenaischen Verände-

rungen. 13. [Charlottenburg] K. F. Beyme an J. C. Loder (Schmid 1987, 214): Sr. Maj. der König sind sehr geneigt das Project die Litteratur-Zeitung von Jena nach Halle zu verpflanzen zu begünstigen. Ich reite jetzt zu [Minister] H. p. v Massow Excellenz um über einige Punkte schleunig die noch fehlenden Aufschlüße zu erhalten, muß aber Ew Wohlgebohrnen aber um deswillen bitten sich gefälligst sogleich zu mir heraus zu bemühen. Ich hoffe Ihnen eine solche Erklärung geben zu können, die alle Interessenten befriedigen wird. 13. [Charlottenburg] K. F. Beyme an J. C. Loder (Schmid 1987, 215): Ich habe Sr. Majestät dem Könige, von den durch Ew Wohlgebohrnen mir gemachten Propositionen, die A.L.Z. nach Halle zu verlegen unterthänigst Vortrag gehalten und Allerhöchstdieselben haben Sich unter der Bedingung daß die Redaction, der Verlag und Druk der A.L.Z. nach Halle verlegt werden geneigt erklärt nicht nur ein angemeßenes Capital, wovon die Hälfte sogleich nach Verlegung des Instituts nach Halle, die andre Hälfte aber wenn das Institut ein Jahr lang in Halle gewesen und in Gang gebracht ist bezahlt werden soll, den Entrepreneurs zu bewilligen; sondern auch 1. den H Hofrath Schütz als Professor der LitteraturGeschichte mit 1200 rttlr Gehalt 2. den H Professor Ersch als Universitäts-Bibliothekar (insofern es jetzt seyn kann) und Profeßor der Geographie und Statistik mit 800 rttlr Gehalt 3. [Dem Sohn von C. G. Schütz] H. Doctor [F. K. J.] Schütz als Professor Philosophia extraordinarius in Halle anzustellen, die Accisefreyheit von allen Effekten des Instituts und deßen Personalis bey deßen Einzuge zu bewilligen, dem Institute völlige Censur-Freyheit, unter Verantwortlichkeit des Redacteurs, und Exemtion von aller akademischen Einmischung in deßen Direction, in welchem Falle dasselbe allein unter dem OberCuratorio sämtlicher Universitäten stehen soll, zuzusichern, dem Institute auch, auf den Fall es eine Buchhandlung etabliren wollte, dazu das Privilegium zu versprechen, und endlich demselben für die Zukunft die Freyheit des Abzugs und seines Vermögens aus den Preussischen Staaten zu garantiren, jedoch dergestallt, daß, wenn das Institut nicht 10 Jahre lang in Halle bestanden haben sollte, für jedes Jahr so daran fehlt, der 10te Theil des bezahlten Capitals erstattet werden muß. 13. [Charlottenburg] K. F. Beyme an J. C. Loder (Schmid 1987, 216): In der Summe welche der Entrepreneur der Allg. L.Z. ein für allemal zuzuführen, kann bis zu Zehn Tausend rttlr gegangen werden und es kann auch H. Dr. Schütz eventualiter ein Gehalt von 200 r. zugesichert werden. 14. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/41, Bl. 394): Ew. Hochwohlgebohren habe ich die Ehre zu benachrichtigen, daß die Unternehmer der Literatur Zeitung in aeuserster Verlegenheit sich befinden. Gestern mit der Hallischen Post erwarteten sie vor-

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läufige Briefe von Freund Loder und diese sind ausgeblieben, vermuthlich daß meine Ahnungen eingetroffen sind. Nun ist der Spas dieser, der Minister Thürheim, verlangt ihre Erklärung bis zum 16ten u Schütz glaubte die Königl Entschließung hier zu finden, um sie abgeben zu können u[n]d fand sie nicht, mithin daß bey längern Verzug und wenn Loder morgen Abends nicht ankommen solte, dieses ganze Project zu Grund gehen kann, was denen Herrn ganz recht seyn würde und dann gebe ich anheim ob man Ihnen nicht allerhand Bedingungen zb. Gewerbe Steuer, Abgabe von Exemplarien und dergl. anmuthen könte.

Aug 16. [Jena] J. C. Loder an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 218): So eben komme ich von Berlin zurück, wo ich am Sonnabend [13. Aug] Nachts 111/2 Uhr abgereiset bin, nachdem ich die letzte Conferenz mit dem Minister von Massow und dem Geh. Cab.Rath Beyme in Charlottenburg bis gegen 10 Uhr abends gehabt hatte. Der König hat alles genehmigt, was verlangt worden ist; mir will Er Sich gern wegen des Hauses und der foux frais durch ein ansehnliches Capital, das von Ihm baar gezahlt werden soll, abfinden. Ich habe darüber Vollmacht, mit Ihnen zu transigiren. Wir wollen morgen in Cahla zusammenkommen und zwar im Stern, wo Sie mit mir und Schütz alles verabreden können. Soll ich auch Ersch mitbringen, so soll es geschehen. Ich habe morgen am Dienstag [Mittwoch] eine wichtige Operation an einer Dame, die schon 6 Tage auf mich gewartet hat; ich kann daher nicht eher, als um 12 Uhr von hier wegfahren und nicht vor 2 Uhr da seyn. Hat es Zeit mit unserem Geschäfte bis zum Donnerstag [18. Aug], so kann ich mit Schütz schon früh 8 Uhr in Cahla seyn; dann aber muß ich Nachmittags gegen 3 Uhr wieder in Jena seyn. Ich erwarte Ihre Antwort durch den Überbringer . . . 16. [Rudolstadt] F. J. Bertuch an L. F. v. Froriep (Schmid 1987, 217): Ich habe auf den Donnerstag [18. Aug] früh 9 Uhr eine Conferenz mit Loder und Schütz in Kahla im Sterne, über die Berolinensia. Er schreibt mir, der König hat Alles bewilligt; das schließt also auch Sie mit ein, wie ich hoffe. Schreiben Sie mir doch durch Lottchen1) oder Loder eine Zeile über Ihre Sache. Meine Conferenz stöhrt die Reise m. Frau2) u. Lottchens nicht. Diese treffe ich gewiß unterwegens. Laßen Sie sie durch Kahla fahren und im Sterne nach mir fragen, wenn ich allenfalls schon da wäre. Ich bin äußerst begierig die Resultate von L[oders] Reise zu erfahren. Ich werde mich nicht übereilen; darauf verlaßen Sie sich. Schreiben Sie mir doch ob L[oder] Griesbach gesprochen hat; und was dieser dazu sagt. 16. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/41, Bl. 401): Ew Hochwohlgebohren melde ich gehorsamst daß GR Loder zurückgekommen ist u der Literatur Zeitung keine bestimmte Antwort mitgebracht hat, nicht einmal gewisse Hofnung. Nach seiner Versicherung soll solche bald nachkommen. 16. [Jena] Hegel an Schelling (Hoffmeister 1, 73): Hier hat man seit einiger Zeit kaum fertig werden können, alle die neuen Dinge, die sich ereignen, zu hören. Das neuste ist, daß die Literaturzeitung [Schütz], nachdem sie einige Tage in Würzburg gewesen war und bei der Rückkunft ganz bestimmt versichert hatte, daß sie unter exc[ellenten] Bedingungen dorthin ziehe, nunmehr ganz gewiß mit Sack und Pack, Ersch etc. nach Halle zieht; Loder hat vor einigen Tagen aus Potsdam, wohin er zum König reiste − ihn aber wahrscheinlich nicht gesehen hat, − das bestimmte Arrangement darüber mitgebracht. 17. [Jena] C. G. Gruner an C. G. Voigt (Schmid 1987, 218f.): Verzeihen Ew. Hochwohlgebohrnen noch einen kleinen Nachtrag zu der Loderschen Commißion, die, laut sichern Nachrichten von Personen, die mit dem Institut in Verbindung stehen, nach Wunsch ausgefallen ist. „Man ist mit dem Könige dahin abgeschloßen, daß die Litter.

1 2

) Bertuchs Tochter Charlotte Froriep. ) Friederike Elisabeth Karoline Bertuch, geb. Slevogt.

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Zeit. nach Halle kommen soll, mit HR Schütz, Prof. Ersch und andern, es beruhet also nur darauf, ob durch den GKR Griesbach die Landschaft gewonnen werden könne.“ Diese Worte kann ich nicht anders erklären, als so − die Landschaftskasse [Steuereinnahmen der Landstände] soll, zur Entschädigung des Bertuchischen mercantilischen Intereße, das Risiko des Verlustes übernehmen: Denn mit der Akademie, als Akademie, hat die A.L.Z. keine Verbindung. Die Vortheile sind zunächst für die Interessenten berechnet, die Akademie erlangte höchstens auf entfernte Art dadurch einigen Ruf, weil mancher Jena nennen hörte, der sonst daran nicht dachte, die einzelnen Profeßoren, die nicht zur Klike gehörten, mußten sich angeblich durch fremde Gelehrte herab setzen laßen, es lag ein gewißer Plan zum Grunde, daß nur ein herrschender und entscheidender Lehrton in Wissenschaften und Meinungen, in der Theologie und Politik, gültig gemacht würde pp. Die Errichtung allzuvieler Litteratur-Zeitungen ist der nächste Weg zur Abzehrung und zum Grabe, Jena bedarf höchstens nur eine gel. Zeit. wie sonst, um seine gel. Waare gegen andere Akademien zu creditiren, und allenfalls Gleiches mit Gleichem vergelten zu können. Dazu ist ein ungleich kleinerer Fond hinreichend, als die Inhaber der A.L.Z. fordern.

Aug 17.? [Jena] J. C. Stark an C. G. Voigt (Schmid 1987, 219): N. S. Eben höre ich, daß der Herr GRath Loder von seiner Expeditions Reise die A. Litt Zeitung nach Halle zubringen von Potzdam zurükgekomen. Der Erfolg ist mir noch nicht bekannt. 18. [Weimar] Schiller an W. v. Humboldt (SNA 32, 63). Leider geht es mit unserer Academie in Jena jetzt auf die Neige. L o d e r geht nach Halle, G r i e ß b a c h wird den Winter nicht überleben, H u f e l a n d , auch S c h ü t z mit samt der LitteraturZeitung und P a u l u s sind nach Wirzburg berufen, wo sie wahrscheinlich alle auch hinwandern. B a t s c h ist schon im vorigen Jahr gestorben. Die Philosophie ist mit Schelling vollends ganz ausgewandert. Leider ist nicht zu hoffen, daß aus andern Universitäten etwas wird, indem sie Jena zerstören helfen. Vielleicht war Jena, wie es vor 6, 8 Jahren noch war, die lezte lebendige Erscheinung ihrer Art, auf Jahrhunderte. 19. [Berlin] A. v. Kotzebue: Eine sehr interessante Neuigkeit für alle Freunde der Litteratur (Der Freimüthige, oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser, 19. Aug 1803, Nr. 1321)): Der gelehrte und berühmte Hofrath S c h ü t z in Jena, und mit ihm die d o r t i g e L i t e r a t u r z e i t u n g , deren erster Redakteur er ist, w e r d e n n a c h H a l l e v e r s e t z t . Unser trefflicher König, der so prunklos und kräftig für die Wissenschaften wirkt, hat unter sehr ehrenvollen Bedingungen sowohl den Hofrath, Schütz, als auch den gelehrten Prof. E r s c h , (gleichfalls Redakteur der Litter. Zeitung) in seine Dienste genommen, auch für alle, aus Versetzung jenes Instituts entspringende Kosten oder Verluste eine Entschädigung von 10,000 Thalern bewilligt. Nun wird sicher die H a l l i s c h e Litteraturzeitung, befreit von dem litterarisch-despotischen Einflusse, der oft nur allzu sichtbar wurde, mit erneutem Glanze in einem Reiche hervorgehen, das − aus der innigsten Ueberzeugung sey es gesprochen − jetzt der freieste Staat in Europa ist. Die Universität Jena wird, bei der sehr geringen Unterstützung, freilich immer tiefer sinken; denn nicht allein obengenannte beide Gelehrte sammt dem Geheimen Rath L o d e r , sind in Preußische Dienste, sondern auch noch fünf oder sechs der vorzüglichsten Lehrer daselbst (z. B. Justizrath H u f e l a n d , der Professor P a u l u s u.s.w.) in B a y r i s c h e D i e n s t e unter sehr vortheilhaften Bedingungen getreten. (Auch Hofrath Schütz hatte einen Ruf nach Würzburg.) Rechnet man noch dazu, daß der würdige G r i e s b a c h an einer sehr bedenklichen Krankheit leidet, so ist es wohl kein Wunder, daß nur noch wenige Musensöhne nach dem verwaisten Jena wallfahrten. H a l l e wird 1

) Abdruck auch in der Bamberger Zeitung; Auszüge des Artikels in der Königlich privilegierten berlinischen Zeitung Nr. 100, im Hamburger Correspondenten, in der Homburger Neuen Zeitung Nr. 135 u. im Frankfurter Sta[a]ts Ristretto Nr. 137 (Schmid 1987, 220).

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sich jetzt ohne Zweifel in sehr kurzer Zeit zu dem Range der e r s t e n Universität in Deutschland erheben.

Aug 19. [Jena] C. G. Schütz an F. J. Bertuch (GSA 06/5494, Bl. 19−22): Mein Theuerster! Ich sende Ihnen diesen Expressen, damit Sie Zeit behalten den letzten Abend in Rudolstadt noch über einige Punkte nachzudenken . . . [1. Details betr. Hauserwerb in Halle u. Hausverkauf in Jena] . . . An und für sich können wir mit der A. L. Z. vor der Hand in Halle ganz wohl bestehen, wenn ich Redacteur und H Prof Ersch ViceRedacteur ist und bleibt. Indessen lasse ich mir den Vorschlag Ihren Schwiegersohn [L. F. Froriep] zum ViceRed. anzustellen ganz wohl gefallen . . . vorausgesetzt daß mein Sohn [F. K. J. Schütz] ebenfalls als Viceredacteur unter gleichen Bedingungen eingestellt wird . . . [2. Detaillierte Vorschläge zur Verwendung des von Preußen angebotenen Kapitals von 10000 Reichstalern. 3. Erwägungen zur Portofreiheit] . . . 4. Der Expressen nach Halle ist gestern fort; von disem erhalte ich Sonntags Abends Nachricht. a) von Verhältnissen der Hallischen LebensmittelPreise b) von den Druck u. Papier Preisen für die A. L. Z. c) von dem bekannten, oder muthmaßlichen Preise des Hauses . . . Dis wird dann noch manches aufklären, was wir . . . zu wissen nöthig haben. 5. Nun besinnen Sie sich auch vorläufig schon auf guten Rath, was sowohl für das Institut; als für mich räthlich seyn dürfte, wenn es nun dem Weimarischen Hofe einfiele mir 300 rthlr Zulage 200 rthlr für meinen Sohn nebst Prof. . . . Ersch eine Zulage anzubieten. Mir scheint es, daß ich als dann, wenn ich die 200 rh. für meinen Sohn so ansehe, als ob sie mir gegeben würden . . . so gar besser stünde, als mit 1400 rthlr in Halle . . . (incl. der 200 rh. für meinen Sohn). In disem Falle hätte ich also keine Ursache mich wegzubewegen, wenn nicht etwa wegen des Instituts, und jenes uns von dort angebotenen Capitals ein Gewicht in meine Wagschale für Halle zu legen wäre. Das überlegen Sie doch reiflich, als mein Freund, und als mein Servus . . . [6. Über Auszahlungsbedingungen seines in der ALZ festgelegten Kapitals]. [17./19.] [Jena] Christiane an G (G−Christiane 1, 432): Zu Mittag speisten wir bei dem Herrn Major von Hendrich, gingen zusammen spazieren, und des Abends speisten wir auch da . . . Der Herr Major läßt sich Dir bestens empfehlen und Dir zu wissen thun, daß gestern in Camburg [Kahla] eine Noth- und Hülfs-Conferenz wegen Halle gewesen sei. 20. Geh. R. Voigt. 20. An Christiane (Br 16, 270): Herrn Major [Hendrich] viele Empfehlun-

gen und Danck für die Nachrichten [vom 14. u. 16. Aug]. 24. [Weimar?] F. J. Bertuch an J. C. Loder (Schmid 1987, 222): Lesen Sie um Gottes Willen die Nachricht von Kotzebue in der beykom. Berliner Zeitung über die A.L.Z. − Ist der Mensch rasend? Ich kann unmöglich glauben daß Sie dazu Anlaß gegeben haben?1) Bedenken Sie einmal wie uns dieße Indiscretion in Verlegenheit setzt und kompromittirt. 24. [Jena] J. J. Griesbach an C. G. Voigt (Schmid 1987, 223ff.): Es scheint recht drauf angelegt zu seyn, uns zu plündern und zu Grunde zu richten. Was am allerdringendsten jetzt Beherzigung und wo möglich Remedur [Verbesserung] erfordert, ist die im Werk seyende Versetzung der Herren Schütz und Ersch und der Literatur Zeitung nach Halle, die so nahe ist, daß man sie in der Berliner Zeitung, nach Vorgang des Freymüthigen, als schon entschieden ankündigt. [Folgt Zitat daraus] So weit ist es nun zwar noch nicht; aber die Unterhandlungen sind (meines Entgegenwirkens ungeachtet) doch schnell so weit gediehen, daß die Entscheidung in längstens 14 Tagen geschehen muß, und wohl noch früher erfolgen kann. Die von Berlin gemachten Anerbietungen sind: den Hofr. Schütz, als prof. der Literargeschichte 1200 r. und da Schütz besonders auch 1

) Kotzebues Quelle unbekannt.

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wünscht, seinem Sohne, dem Doctor [F. K. J. Schütz], eine Carriere zu öfnen, auch diesem, als Prof. extraord. der Geschichte, 200 r.; ferner dem Prof. Ersch, als Prof. der Statistik und als zweytem Bibliothekar, 800 r.; endlich, zu Vergütung des bey der Verpflanzung der A.L.Z. vorkommenden Verlusts und Aufwandes, 10000 r. in Golde, welche Summe dem Institute anheim fällt, wenn es 12 Jahre lang in Halle fortdauert, im entgegengesetzten Fall aber pro rata der Jahre zurückzuzahlen ist. Die Größe der Anerbietungen beweiset, welchen Werth man auf jenes Institut (um das es mehr als um die daran geknüpfte Professoren zu thun ist, ob man gleich einsieht, daß ohne diese jenes nicht zu erlangen steht) legt. Und gleichwohl bin ich innigst überzeugt, daß Halle bey der so theuer zu erkaufenden Verpflanzung weniger gewinnt, als Jena verliert. Denn erstens sind die beyden Gelehrten der hallischen Universität, wo für jetzt keine wirkliche Lücken durch sie ausgefüllt werden sollen, nicht so nöthig, als der hiesigen, wo durch ihren Abgang Lücken entstünden, die ungemein schwehr gut zu ersetzen seyn würden. Hofrath Schütz, − ungeachtet er mein Schwager ist, muß ich es gewissenhaft sagen − nützt der Akademie theils durch seinen in und auserhalb Deutschland verbreiteten Ruf, theils durch seine Vorlesungen über humaniora, Literaturgeschichte, und Pädagogik. Prof Ersch aber scheint fast unentbehrlich wenn Serenissimi gnädigsten Plann in Ansehung der Bibliotheken ausgeführt werden sollen; wo fände man hierzu seines Gleichen? Zweytens das Zeitungs-Institut ist für die Akademie und die Stadt wahrhaftig von größerer Wichtigkeit, als man auf den ersten Blick denken möchte. Der Universität, erwirbt es auswärts einen großen Namen, weil man es allenthalben für ein eigentliches akademisches Institut hält. Käme es nun von hier weg, so entstünde die Meynung, die Akademie sey so gesunken oder auch so verlaßen, daß sie ein so bedeutendes und beneidetes Institut nicht mehr souteniren könne, sondern geduldig es auswandern laßen müsse. Dergleichen Gedancken der Leute sind durch keine Publicanda und Protestationen zu rectificiren. Aber auch hiesige Stadt verlöhre dabey nicht wenig, indem eine beträchtliche Summe durch die A.L.Z. in Umlauf gesetzt und viel fremdes Geld ins Land gezogen wird, viele Menschen verschiedener Art einen Theil ihres Unterhalts daraus ziehen, und besonders die hiesige Fürstl. Post einen sehr großen Profit davon hat, nicht nur von der Spedition der Exemplare, sondern auch von der ganz ungeheuren Correspondenz die dadurch veranlaßt wird. Dieser so mannichfaltige Verlust wäre zu vermeiden, wenn Hofr. Schütz eine so beträchtliche Zulage bekäme, die er für eine Entschädigung gelten lassen könnte, und wenn überdies für seinen Sohn etwas geschähe, daß die dem letztern gemachten Anerbietungen sich vergeßen ließen. Prof Ersch ließe sich durch ein paar hundert Thaler Zulage schon halten, wenn Schütz und die A.L.Z. bleiben. Aber, wo soll das zu dem Allen Erforderliche hergenommen werden, da jetzt mit einem mal für noch viel Anderes gesorgt werden soll? Freilich der Herzogl. Cammer kann nicht alles allein aufgebürdet werden. Aber Ew. Hochwohlgeb. Selbst äußerten vor einiger Zeit den Gedanken gegen mich, daß bey den nächsten Ausschußtägen die Landschaften [Landstände] für die Landesakademie etwas thun müßten. Dies ist gewiß höchst billig, und wird auch keine große Schwierigkeit haben; wenigstens von hiesiger Landschaft gewiß nicht. So hätte dann doch die Fürstl. Cammer erleichternde Zuschüße zu sämmtlichen jetzt nöthigen auserordentlichen Ausgaben für die Akademie, und zwar hoffentlich nicht unbedeutende. Ich sollte auch glauben, man brauche nicht erst die Ausschußtage abzuwarten, sondern die Sache könne auch wohl durch Deputationstage abgemacht werden; die Urgenz der Umstände entschuldigt es. Alle diese Angelegenheiten lege ich vertrauensvoll in Ew. Hochwohlgebohren Hände, und empfehle sie eben so dringend als ehrerbietig zu gütigster Beherzigung und baldigster einsichtsvoller und patriotischer Einleitung. Wäre nur ein Tag zu verliehren, so hätte ich diesen Brief, den ich, wie ihm leicht anzusehen ist, unter wüthenden Kopfschmerzen schrieb, gern bis zum nächsten Posttag aufgeschoben.

Aug 24.? [Jena] J. C. Loder an F. J. Bertuch (Schmid 1987, 225): Der liebe Gott mag wissen, wie Kotzebue an diese Nachricht gekommen ist; Ich weiß es nicht. Den Auftrag von Beyme

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(von welchem ich vorher nicht einmahl eine Ahnung haben konnte) bekam ich in Charlottenburg erst Abends 8 Uhr, kam von da nach 9 Uhr nach Berlin, ging dann mit dem jungen [L.] Schnaubert zum Essen auf einen Italiener-Keller, sprach weiter keine Seele, sondern fuhr um 11 Uhr in der Nacht von Berlin weg und ohne Aufenthalt hieher. Ich schreibe heut an Kotzebue, und verlange von ihm, mir auf seine Ehre sowohl gegen Beyme, als in einem ostensiblen Billet für die Direction der A.L.Z. zu bezeugen, daß er die Nachricht nicht von mir habe, und daß ich ihn den Nachmittag des Tages meiner Abreise gar nicht mehr gesehen habe. Der Teufel hohle die verwünschten Klatschweiber insgesammt!

Aug 24. [Weimar] A. H. Niemeyer an J. C. Loder (Schmid 1987, 225f.): ich dencke wunder was für eine Neuigkeit ich meinem Sohn an Ihrem Schreibtisch für die Hallenser mittheile, u wie ich gestern Abend den Freimüthigen lese finde ich den gantzen Handel in Nr. 132. schon abgedrukt, auch die Entschädigungs-Summe so gar angegeben. Sie habens also beynahe 24 Stunden früher in Halle gewußt als ich. Der Freimüthige hat alles aufgezählt was Jena verläßt, u meint: es sey nun keinem Zweifel unterworfen, Jena müßte in Kürtze ganz auf den Mist kommen. Ganz andrer Meinung scheint der Geh. Rath Voigt zu seyn der zwar den Verlust der Litteratur Zeit. in so ferne regretirte daß man nun erst ein andres ähnliches Institut wieder etabliren müße aber was den Verlust den Jena an sein[en] geschiktesten Männern leidet anbetrift, so scheint er oder afektirt vielmehr nicht viel darum zu geben. Wenn man nur Studenten hat meint er Profeßoren finden sich immer wenn man sie bezahlen kann. Diese sind wie Komödianten, wo sie das mehreste bekommen, da gehen sie hin. − Alle die Männer die itzt von Jena abgehen, haben wir selbst angezogen. Sie kamen ganz jung u unbedeutend hin u haben sich erst in Jena gebildet, man muß nun wieder junge Leuthe hin setzen, die sich ebenfals wieder bilden werden. Die ältern Profeßoren die sich schon einen Namen gemacht haben, werden überdies faul, für die Universitäten sind die jüngern viel beßer. ich sah ihn mit großen Augen an u erwiederte: dies hat mir der Herzog auch ein mal gesagt, es scheint mir aber daß die Erfahrung dem widerspricht, u ich fürchte sie werden Gelegenheit haben sie in [!] in ganz Kurtzem selbst zu machen. Wir haben lange über diesen Gegenstand gesprochen, ich habe Ihnen die Quintessenz zu Ihrer Erbauung daran ausgegeben. Ganz anders der Herr v. Göthe, den ich gestern auch auf eine halbe Stunde besuchte. Den hätte ich nun gern auf dies Kapittel gebracht. ich sagte ihm, ich sey in Jena gewesen, sey mit B[ertuch] herüber gefahren, habe Sie besucht, u.s.w. − − So! so! − war alles was er darauf antwortete, keine Silbe mehr heraus zu bringen. Nun will ich heuthe noch zu Schillern gehen und höhren was der sagt . . . Eben bringt mir die Bothenfrau Ihren Brief. Das ist ein sehr übler Umstand, daß B[ertuch] die L.Z. vor Ostern nicht nach H[alle] bringen kann. Das wird wegen der Berechnung fatale Weitläuftigkeiten geben. ich muß hier noch mit ihm darüber sprechen. Empfehlen Sie mich ihm u sagen ihm: ich wünsche sehr daß Er heuthe Abend schon wider zurückkäme damit ich meine Händel morgen Vormittag mit ihm abschließen . . . könnte. [24.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 345): Ich bleibe hoffentlich diesen ganzen Vormittag zu Hause, es müßte mich denn Serenissimus rufen lassen. Auf alle Fälle bin ich doch aber ganz gewiß um eilf Uhr wieder zurück. Ich werde mit Vergnügen morgen mittag bei Ihnen erscheinen . . . [24.?] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 345): Ich bin um 10 Uhr ad Serenissimum bestellt, und da ich doch nicht ganz sicher weiß, wann ich loskomme, so will ich von dort selbst die Ehre haben, Ihnen meinen Besuch zu machen. [nach [Weimar] F. J. Bertuch an J. C. Loder (Schmid 1987, 227ff.): Hier, Lieber, ist endlich 24.] unsre Erklärung an Ihren vortrefflichen B[eyme] die Sie also noch mit heutiger Post abschicken können. Sie hätten sie, bey Gott! ohne Kotzebues verfluchter Indiscretion im Freymüth[igen] die mir wie eine Kugel vor den Kopf fuhr, heute nicht bekommen, denn ich habe rasendes Kopfweh; drum hat auch Schütz, wie Sie sehen, mit seiner

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Klaue, mein Concept abgeschrieben; denn wir hatten sonst keine vertraute Hand. Bey Griesbach habe ich es freylich total verdorben, daß ich die Antwort der Höfe auf seinen Versuch, für den ich keinen Deut gebe, nicht abwarten wollte. Gott weiß wann diese kömmt; und am Ende ist’s doch ridiculus onus, qui nascitur [eine lächerliche Last, die entsteht]. Aber gern hätt’ ich freylich gesehen, wenn unsre Erklärung noch bis zum Eingange von Frorieps Rufe nach Halle, wegen der ihm bestimten Vice-Redacteur Stelle der A.L.Z. hätte aufgeschoben werden können, weil dieß unser ganzes Geschäft mehr bindet, und mich sichert.1) Indeßen [C. W.] Hufelands und Ihr Wort daß man Fr[orieps] Anstellung in Halle sehr wünsche und in Berlin günstig für ihn gestimmt sey, bürgen mir dafür, und ich habe daher keinen Anstand genommen, mich über manche Bedenklichkeit und Schwierigkeit mit Schütz zu arrangiren, und hinwegzusetzen; und mich sogleich rein und bestimt zu erklären; Beschleunigen Sie auch die Bestimmung dieses Puncts wegen Froriep, ehe ich die letzte Feder wegen der A.L.Z. eintauche; denn es ist mir nemlich nicht einerley, besonders der Casse wegen, ob ich einen Vertrauten und zuverläßigen Mann, oder einen Fremden auf diesen Posten in Halle habe, da ich in der Entfernung mich auf Fror[iep] allein verlaßen kann . . . Dieß, Lieber im engsten Vertrauen; und ich beschwöre Sie bey unsrer alten Freundschaft, von die Billet ja keinen Gebrauch zu machen, der mich auf irgend eine Art kompromittiren könnte. [Anlage] Puncte der Antwort an H. G. R. Loder für H. G. K. R. Beyme. Wir sind entschloßen das Institut nach Halle zu verlegen, und acceptiren theils die uns gethanen gnädigsten Offerten, theils müßen wir uns noch Einiges unterth[änig] erbitten. 1. Wir acceptiren das Capital von 10/m f. bitten, daß es uns aber in 2000 Frdr. D’or, und z[w]ar die Hälfte zu Neujahr 1804, und die andere Hälfte zu Ostern wo der wirklich[e] Einzug der Ex[p]edit[ion] in Halle erfolgen soll, ausgezahlt und durch keine Gebühren geschmälert werde. 2. Anstellung des Prof. Schütz als Prof. der Litterar Geschichte mit 1200 f. Gehalt. 3. Desgl. des Prof. Ersch als Prof. der Geogr[aphie] u. Statist[ik] mit 800 f. wofür derselbe zugl. die 2te Bibliothekar Stellen übernehmen will, wenn sie ihm aufgetragen wird. 4. Dr. Schütz als Prf. Philos. extr[aordinarius] mit 200 f. Gehalt anzustellen. 5. Die Gehalte der beyden Redactoren gehen wegen der Präparatur. Arbeiten, Reisen u. Einrichtungen in Halle, von heuer Michael[is] an; so daß das 1. Qu[a]rt[al] zu Weyn[achten] gezahlt wird und die beyden Profeßoren S[chütz] u. E[rsch] ihre Aemter erst zu Ostern 1804 antreten. 6. Für jedes Jahr vom 1. Jan. 1804 an, welches die A.L.Z. unter 10 Jahren, nicht mehr in Halle existirt, gedruckt und ausgegeben wird, zahlt die Societät 1000 f. zurück, und setzt dafür ihr bereitestes Vermögen zum Unterpfande ein. 7. Die Accise Freyheit von allen Effecten des Instituts und seines ganzen Personalis, bey dem Einzuge in Halle, 8. Völlige Censur Freyheit des Instituts, unter Verantwortlichkeit der beyden Redacteurs, und Exemtion von aller Akadem[ischen] Einmischung, in deßen Direct[ion] in welcher Hinsicht dießelbe allein unter dem OberCuratorio sämtl. Universitäten stehen soll. 9. Das Privilegium zu einer Buchhandlung für das Institut. 10. Freyheit des Abzugs des Instituts und seines Vermögens aus den Preuß. Staaten. Zu diesem Allen müßen wir uns noch unterth[änig] erbitten. 11. Ersatz der Reise und Transportkosten des Instituts mit seinen Effecten und Vorräthen, und seines ganzen Personals an 400 f. betragend. 12. Daß das für das Institut in Halle zu erkaufende Hauß, so lange sich die Expedition mit einem Redacteur darinne befindet, gleich einem andren ProfeßorHauße, völlige Befreyung von allen bürgerl. Oneribus [Lasten] erhalte. 13. Daß die A.L.Z. Expedition für ihre unter ihrem (vorzulegenden[)] Siegel ausgehenden GeschäftsBriefe und BücherPackete, PostPortofrey werde, welches wir bereits auf hies. F[ü]rstl[icher] Post auch genießen.

1

) L. F. Frorieps Berufung nach Halle erfolgte ein Dreivierteljahr später.

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Aug 25. [Jena] C. G. Schütz an H. C. A. Eichstädt (Schmid 1987, 230): Dem Hn. Prof. Eichstädt als zeitherigen ersten ViceRedacteur der A.L.Z. macht die Societät der Unternehmer dises Journals bey der nahen Aussicht, dasselbe entweder nach Halle oder nach Wirzburg verlegen zu müssen, folgende Propositionen, mit Bitte sich drauf bald gefälligst zu erklären. 1. Sollte H. Prof. Eichstädt sich geneigt finden dem Institut an einen oder den andern dieser Orte zu folgen, so bleibt der bisherige Contract mit demselben unverändert, jedoch versieht sich die Societät der Unternehmer, daß H[err] P[rof.] E[ichstädt] sowohl den wöchen[tlichen] Conferenzen unausgesetzt beywohnen, als das auf ihn fallende Drittel der Redacteursgeschäfte prompt besorgen werde. 2. Sollte H. Prof Eichstädt in Jena bleiben wollen, so würde zwar unsre Verbindung mit ihm rechtlichen Grundsätzen nach ganz aufgelöset seyn; indessen will die Societät der Unternehmer ihm folgende freywillige Anerbietungen machen. Solange H. Prof. Eichstädt in Jena nicht die ordentliche Prof. der Eloquenz erhalten hat, und er doch noch in Jena bleibt, zahlt ihm die Societät jährlich Einhundert Thaler ohne etwas dafür zu verlangen; außerdem aber, wenn er 10 Bogen Recensionen für die A.L.Z. und Ergänzungsblätter liefert, außer den ordinären hundert 50. rthlr als extraordinäre Prämie und wenn er 20 lieferte 200 rthlr ebenfalls als extraordinäre Prämie. Sobald aber H. Prof. Eichstädt in die ordentl. Professur der Eloquenz allhier einrückt, oder einen Ruf nach einer andern Universität annimmt, oder überhaupt von Jena abgeht, so fallen alle sub Nr. 2. gemachten Anerbietungen weg und verpflichtet sich die Societät der Unternehmer ferner zu nichts weiter, als das ordinäre Honorar für die gelieferten Recensionen [zu] zahlen. Endlich im Fall daß H. Prof. Eichstädt nachdem die A.L.Z. bereits nach W[ürzburg] oder H[alle] verlegt wäre, späterhin an einen dieser Orte berufen würde, so bleibt doch die Redactionsverbindung mit demselben aufgehoben, und kann H. P. Eichstädt keine Ansprüche darauf, aus unserm ehemaligen Contract machen. 25. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 345f.): Ich . . . will nach ein Uhr bei Ihnen mich einfinden. Ich leite bei Serenissimo ein, daß Serenissimus die Gnade haben möchten, mit Euer Hochwohlgeboren etwas über die A.L.Z. zu konferieren. Das wollen Serenissimus heute noch mündlich tun. Indes erhalte ich die Beilage von Griesbach [24. Aug]. Man wird überlegen können, was darauf zu tun oder zu lassen sei . . . ich . . . würde . . . vielleicht mit Ihnen zugleich . . . zum Vortrag bei Serenissimo erscheinen können, was ich gefälliger Bedenkung anheimgebe. 25. Voigt und Sohn. 25. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (Schmid 1987, 231f.): Dato besucht mich der Herr Legationsrath, Bertuch, allh. und vermeldet, daß es am Werke sey, die A.L.Z. künftig nach Halle zu versetzen, wohin der H Hofrath Schütz, als erster Redacteur, in Dienste gehe, auch den Professor, Ersch, mitnehme. Jener bekomme 1200 r. dieser 800 r. Gehalt, der Sohn des Hofraths, Schütz, 200 r. Man habe aus Würzburg und Halle um dieses Institut geworben, und er, H. Bertuch, könne solches nicht abwenden, da er nur Eine HauptStimme bey der Sache habe. Es sey aber noch nicht völlig abgeschlossen worden, weil man außer 10000 r. Entschädigung des Abzugs, noch andere Bedingungen verlange, wobey es auf die Königl. Preuß. Genehmigung ankomme. Hierauf habe ich nichts erwiedern können, als daß ich mich über diese Anwerbungen zum Schaden der Akademie, wundere, und Durchl. Herzog darüber Vortrag machen müsse. Der H Legationsrath, Bertuch, hat noch ein Berliner politisches Zeitungsblatt producirt, worin, wie er sagt, zu voreilig die ganze Veränderung schon angekündigt werde. Er sey hiemit äußerst unzufrieden; es solle aber diese Nachricht aus dem Blatte, der Freimüthige, genommen seyn. [26.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 346): Um 1/2 10 Uhr bin ich zum Herzog bestellt. Wahrscheinlich werden Sie eingeladen werden und haben die Güte, des G r i e s b a c h s Brief mitzubringen. Bertuch ist gestern mit ähnlichen Propos bei mir angetreten.

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Aug 26. Bey Serenissimo wegen Griesbachs Brief [vom 24. Aug]. 26. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (AS 2.2, 687f.): Praesente Serenissimo Regente und Hn Geheimeraths von Göthe. Weimar den 26. Aug. 1803. Dato ist von mir über den Inhalt der Bertuchischen Anzeige und des Griesbachischen Briefes, Serenissimo Regenti unterthänigst Vortrag gemacht worden. Zu gleicher Zeit lief das Blatt: D e r F r e i m ü t h i g e , fol. 14, ein, worin die ganze Sache auf eine verfolgungsmäßige, gehässige, und die Jenaische Academie herabsetzende und bedrohende Art, öffentlich verkündiget worden. Da nun während der Gährung über diese Geschichte, von dem Hofrath und MitRedacteur, Eichstedt zu Jena, an den gegenwärtigen Hn Geheimerath von Göthe, das Anerbieten geschehen, die A.L.Z. in Jena auf den bisherigen Fuß durch Errichtung einer neuen Societät von Actionneurs fortzusetzen; so waren Ihro Durchl. aus gerechter Indignation und aus Vorsorge für die Academie, des gnädigsten Entschlusses, eine neue Societät, zur Fortsetzung der A.L.Z. in Jena, ordentlich für Jena und Weimar, und zwar cum iure prohibendi [mit Schutzrecht] zu privilegiren, dergestalt, daß solche den 1. Januar 1804. anfange, und die bisherige A.L.Z. solchen Tages schließen müsse. Zugleich ertheilten Ihro Durchl. dem Herrn Geheimerath von Göthe und mir endesunterzeichnetem den Auftrag, wegen Errichtung obgedachter Societät, als eines academischen, doch landesfürstl. Instituts, das Nöthige zu besorgen; insonderheit aber wurde mir befohlen, solches dem Hn Legationsrath, Bertuch, als Geschäftsträger der A.L.Z. ungesäumt anzukündigen. 26. [Jena] F. L. A. Hendrich an G oder C. G. Voigt (GSA 30/242, Bl. 12): Ew Hochwohlgebohren muß ich gehoramst anzeigen, daß die Herrn von der Literatur Zeitungs Expedition durch die in der Berliner politischen Zeitung, unvermuthet erschienenen Nachricht; daß jener H Schütz solche nach Halle mitnehmen, sie aber (die Zeitung) in einer verbesserten Gestalt fortgesetzt werden würde, sehr erschreckt worden sind. Schütz hat nunmehr erklärt, daß er nicht begreifen könnte, warum man nicht lieber das alte Institut erhalten als ein neues errichten wollte, ja er hat sich darüber sehr starck ausgedrückt u gemeint man müßte zu Weimar vernagelt seyn. Indessen scheint es nunmehr Ernst zu werden, daß sie abgehen wollen u ich glaube es würde nun gut seyn, wenn man sie officiel befragte: Ob und wann sie gehen wollten? Die Ursach warum ich dieses anrathe, liegt darinnen, weil ich höre, sie wollen die allgemeine Literatur Zeitung zu Neujahr hier anfangen, wollen aber erstlich zu Ostern fortziehen. Da würden sie nun die ganze Praenummeration schon in ihre Hände bekomen und die Zeitungs Interessenten mit sich fortnehmen, da hingegen wenn sie gehen wollen, sie hier ihre Zeitung mit dem Neuen Jahr schließen u die neue Unternehmung als denn ihren Anfang nehmen müßte, so, daß sie entweder ihr Unternehmen, zu Halle, mit dem Neuen Jahr anfangen müßten oder es erstlich zu Ostern anfangen könten. Wie ich aus sicherer Hand erfahren habe, wird . . . [G. W.] Vogel dieser Tagen nach Weimar kommen und Sr. Durchl. einen Griesbachischen Antrag überbringen oder mündlich machen, daß aus dem landschaftlichen Fond zu der Erhaltung des alten Instituts ein jährlicher Beytrag verwilliget werden möchte. Die landschaftlichen Fonds, sind keinesweges hier zu geeignet, sollte man aber doch etwas daraus verwilligen wollen, so wäre ich doch der Meinung diese Verwilligung lieber zu einer neuen und bessern Anstallt zu verwenden und hätte man diese Absicht, so würde das Erste und nothwendigste seyn, dem HofCommissair Fiedler verbindlich zu machen u diesen zu künftiger Anstellung Hofnung zu machen, da dieser Mann das Kaufmannische u Speculative der Sache kennt und einer neuen Anstallt unentbehrlich ist. Ew Hochwohlgebohren hehre Einsicht überlasse ich indessen alles und wünschte sehr daß ich bald mündlich das Vergnügen haben könnte dieselben zu sprechen. 26. [Jena] C. G. Schütz an F. J. Bertuch (GSA 06/5494, Bl. 34f.): Theuerster Freund! Heute kommt H. Gebauer aus Halle angefahren und zwar in der Absicht uns seine Druckerey anzubieten. Ich sagte ihm daß auch H. N. sich offerirt, und daß Sie ihm

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schon geschrieben seine Conditionen zu machen . . . Es wird dises nun eine hauptwichtige Deliberation. Ich halte G. weil er selbst ein alter gelernter Druckherr ist, eine große Druckerey hat für den besten in Halle . . . Schicken Sie mir sobald als möglich eine Abschrift des Etat so wie Sie ihn gemacht haben, weil ich zu viel[em] ihn gleich brauchen kann . . . Ferner erwarte ich morgen die Exemplare vom Einladungsschreiben an die Recens. Sie hatten Hr L.[oder] für Potsdam schon ein Expl. gegeben. Ich konnte nicht ganz in die Idee seines Gebrauchs eingehen. Heute war auch H. E.[ichstädt] bey mir. Diser meinte, er thäte besser er ginge mit nach H.[alle] wenn auch ohne Professur! Schien auch noch auf das punctum juris pochen zu wollen. Auch laufen hier so vielerley Geschwätze alles durcheinander wie Mäusedreck und Coriander daß ich freylich wünschte nur erst über das Geträtsch hinaus zu seyn. Erfahren Sie was neues . . . so theilen Sie mirs mit.

Aug [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 346): Wollten Sie die Güte haben, anliegende ca. 27. Epistel nach Jena [an Griesbach, 29. Aug ?] durchzulaufen? Ich hoffe nicht, daß etwas so ausgedrückt sei, daß es den Mann ärgern könne; die S a c h e muß man doch sagen. Ich habe freilich gleichsam nur mit e i n e m Federzug geschrieben im Feuer so mancher heute geschriebenen Dinge. 27. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (Schmid 1987, 235f.): Auf specielle gnädigste Anweisung Sr des regierenden Herrn Herzogs Durchl. habe ich dato dem Herrn Legationsrath Friedrich Justin Bertuch, allh. als Redacteur und Haupt Unternehmer der Allgemeinen LiteraturZeitung folgendes mündlich entboten und ausgerichtet. Es habe nemlich derselbe am 24. d. M. mir angezeigt,1) unter welchen Bedingungen das Institut der A.L.Z. nach Halle transferiert und zu dem Ende der H Hofrath Schütz, Professor Ersch etc. dort in Preussische Dienste aufgenommen werden sollen. Die Freunde dieses Instituts und der Academie (z. E. ein Griesbach etc.) schildern es als eine bleibende Schande der Academie wen[n] man dasselbe in Jena untergehen lassen solle. In Jena wären schon solche übertriebne Besorgnisse erregt daß einzelne Bürger darüber Lamenten hierhergebracht hätten. Der Eclat, welchen man diesem Abzug gäbe, sey daher nicht ohne Absicht hervorgebracht, und es sey bekannt, welche Reisen des H. Hofraths Schütz nach Würzburg, des G. GehRaths Loder, nach Potsdam, etc. vorgegangen, um ein Institut, welches man selbst von solcher Bedeutung für Jena ausschreyt, von Jena wegzubringen. Diese auf den Schaden der Academie abzielenden Bemühungen würden itzt in einen öffentl. zu Berlin heraus kommenden Blatte . . . dergestalt ungeschminkt gepriesen, daß man zugleich weissaget, „die Universität Jena werde bey der geringen Unterstützung immer tiefer sinken; denn nicht allein die Gelehrten, (Schütz und Ersch) samt Loder, wären in Preuß. Dienste getreten sondern auch noch 5 oder 6 der vorzüglichsten Lehrer daselbst, z. E. der Justizrath Hufeland, Paulus etc. wären in Bayerische Dienste gezogen. Griesbach leide an einer bedrohl. Krankheit, und so sey es kein Wunder, daß nur noch sehr wenig Musensöhne nach dem verweisten Jena wallfahrten“. Es sey daher am Tage, daß man es dahin zu bringen wähne und prognosticire, daß die Universität Jena zu Grund gehen müsse, weil sie zu gering unterstützt sey, und daher tief fallen müsse. Welche Empfindung dieses bey Durchl. Herzog hervorgebracht, braucht nicht geschildert zu werden. Nur der GegenAnstalten sey zu gedenken, die man zu treffen entschlossen sey, und itzt entbieten wolle, so weit es die A.L.Z. betreffen könne. Es wäre neulich Ihre Durchl. gemeinet, das Institut der A.L.Z. in Jena nicht untergehen zu lassen. Sie stünden daher im Begriff, einer dazu sich findenden gelehrten Societät ein privilegium exclusivum für Jena und Weimar zur Fortsetzung der Jenaischen A.L.Z. dergestalt zu ertheilen, daß solches vom 1. Jan 1804 seine Wirkung hätte, und folglich das bisherige nach Halle bestimmte Institut zu Jena aufhören müsse.2)

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) Unstimmigkeit zur Datumsangabe 25. Aug (s. oben Voigt Protokoll) ungeklärt. ) s. unten Okt 7.: Privilegium über die allgemeine Litteratur-Zeitung zu Jena.

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Man eile, solches dem H. Legationsrath Bertuch zu eröffnen, um seine Maasregeln darnach nehmen zu können. H. Legationsrath Bertuch sagt wiederholterweise, daß er nicht hoffen wolle, daß er und die übrigen Redacteurs der A.L.Z. das entgelten sollten, was in jenem Journal ausgebreitet werde. Niemand von ihnen habe einigen Antheil daran. Das Institut der A.L.Z. sey bisher der Academie so nützlich, daß von Sermo Gnaden zu erwarten sey, Sie würden so schnell nicht verfahren; denn die A.L.Z. werde noch nicht so geschwind von Jena weggehen. Indeß werde er, Herr Bertuch, seine Consorten diese Entbietung eröffnen, auch bey Durchl. Herzog selbst das Nöthige vorstellen. Ich habe das Vorige wiederholt und versichert, daß es, wenn die bisherige Anstalt der A.L.Z. in Jena aufhöre, wie man für ausgemacht ansehe, auf den 1. Jan. a[nni] f[uturi] eine neue Anstalt zur Fortsetzung exclusive werde privilegiert werden. Quo discessum [worauf wir auseinandergingen].

Aug 27. [Berlin] A. v. Kotzebue an J. C. Loder (Schmid 1987, 234): Meine Frau ist todt, und mit ihrem Leben meine Existenz vernichtet. Es thut mir leid daß Ihnen der Artikel im Freymüthigen Verdruß macht. Sie sind ganz unschuldig, und ich erkläre auf Ehre und Gewissen, daß ich von dieser Neuigkeit von Ihnen auch nicht ein einziges Wort erfahren habe. Verzeihen Sie die Kürze Ihrem unglücklichen Freunde Kotzebue. [vor 28.] [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Schmid 1987, 236−39): Ew. Hochgeboren übersende ich, dem erhaltenen Befehle gemäß, einen Aufsatz über die Neue A.L.Z., welcher dasjenige, was mir bereit[s] jetzt am lebhaftesten vorschwebte, kurz zusammengefaßt enthält. Manches wird freylich noch einer mündlichen Erörterung bedürfen; manches, was nur bescheidener Vorschlag war, vielleicht zu fest ausgesprochen seyn. Allein bey dem Einsichtsvollen wird schon die Kürze des Aufsatzes das Eine wie das Andere entschuldigen. Hrn. Geh. Rath Voigt habe ich noch nicht aufgewartet, und erwarte auch hierüber morgen Ihren Befehl . . . 1, Was die erste Ankündigung des neuen Instituts anlangt, so scheint es aus mercantilischen Gründen vortheilhaft, dasselbe unter derselben Firma, als verbesserte Fortsetzung des vorigen, allenfalls mit dem Zusatze Neue Allg. Lit. Zeitung anzukündigen. Ungefähr in derselben äußeren Gestalt, die sie bisher hatte, müßte sie gleich mit dem Neuen Jahre auftreten: deshalb die Ankündigung, der Buchhändlerbestellungen wegen, zu beschleunigen wäre. 2, Die Art der Ankündigung würde zum Theil auch von der Rücksicht abhängig seyn, daß man von den Verbesserungen des Instituts nichts zu zeitig u zu bestimmt ausspräche, was sofort ein anderes zur Nachahmung anregen könnte. 3, Ohnehin würden sich die Verbesserungen gar bald aus der inneren Einrichtung ergeben. Man würde zu sorgen haben, daß die Entbehrlichkeit der (ungern gekauften) Ergänzungsblätter und die mit Gründlichkeit vereinte Umfassung und möglichste Allgemeinheit der Zeitung gleich im Anfange deutlich erkannt würde. Beides aber ließe sich vielleicht dadurch erreichen, daß die Periode vom Neujahr bis Ostern mit Recensionen solcher classischen und sonst merkwürdigen Werke ausgefüllt würde, deren lange u trotz der Ergänzungsblätter fortdauernde Übergehung einer Allgemeinen Zeitung zum gerechten Vorwurf gereicht: dann aber, von Ostern 1804 an, müßten jedesmal sämtliche in Einem Jahr erschienene Schriften in demselben Jahre recensirt werden. 4, Um dieß zu bewerkstelligen, scheint nöthig zu seyn, daß a, jede Woche regelmäßig 6 Stücke der Nummern erscheinen, b, daß bald nach jeder Messe eine vorläufige, allgemeine, doch systematische Anzeige sämtlicher fertig gewordenen Schriften verfaßt wird, welcher nachher eine Beurtheilung der einzelnen wichtiger oder merkwürdigen Bücher nachfolgt. Jene Anzeige ist die Arbeit weniger Mitarbeiter, deren jeder sein Hauptfach umfaßt; diese Beurtheilungen werden unter viele Mitarbeiter, nach den einzelnen Zweigen jeder Hauptwissenschaft, vertheilt: je mehr Mitarbeiter, desto besser. Durch diese Einrichtung könnten vielleicht folgende Vortheile gewonnen werden: a) Die Buchhändler, zu rechter Zeit davon unterrichtet, würden nicht säumen, ihre Verlagsartikel der Expedition unentgeltlich einzusenden, um keinen derselben von jener Allgemeinen u Frühen Anzeige ausgeschlossen zu sehen; b) Alltagsgut wäre dann in jener vorläufigen Anzeige ein für allemal genannt: manche

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frühere würden dann überhaupt nicht wieder vorkommen, z. B. Kinderschriften, Erbauungsschriften u.s.w.; aber für Recensionen wichtiger Werke wäre dagegen beträchtlicher Raum erspart; c) die Recensenten würden nicht mehr verlockt werden, über der Profligation [Verriß] unbedeutender Bücher die mühsamere Beurtheilung wichtiger Werke zu verabsäumen; die Zeitung würde durch ihre Allgemeinheit nie zur Gemeinheit herabsinken. 5, Das Meiste von dem Angeführten ist freylich zunächst auf deutsche Bücher berechnet: wegen der ausländischen Literatur würden noch einige andre Einrichtungen zu treffen seyn. Man würde z. B., um nur Eines anzuführen, leicht Urtheilsfähige im Auslande gewinnen, welche die neuesten Producte gleich in loco recensirten, allenfalls auch in ihrer Muttersprache. Das schnelle Erscheinen solcher, dann zu übersetzenden Recensionen würde dem Institut in literarischer u mercantilischer Hinsicht Vortheil gewähren. 6, So wie bey der A.L.Z. eine merkliche Verringerung des seitherigen Papierquanti leicht einen ungünstigen Eindruck auf das größere Publicum machen dürfte: so scheint im Gegentheil eine Beschränkung des Intelligenzblattes, welches seither neben der Zeitung unentgeldlich geliefert ward, sehr zweckmäßig zu seyn. Die Hauptgegenstände derselben würden nur in Folgenden bestehen: A) Literarische Nachrichten − öffentl. Anstalten, akademische Denkwürdigkeiten, Beförderungen u. Todesfälle von Gelehrten, Kunstnachrichten, neue Erfindungen, Auszüge aus fremden Journalen, jedoch auf das Interessanteste beschränkt, u.s.w. Hiezu waren zum Theil seither auswärtige Correspondenten beyräthig. Die Nachrichten derselben zu ordnen, u. die nöthigen Auszüge aus Journalen zu machen, könnte unter Leitung des Redacteurs, noch ein emsiger Mann angestellt werden (deren mehrere selbst unter den Jenaischen Professoren diese Besorgung gern übernehmen würden). Überhaupt würde diese Rubrik noch manches neue darbieten, was das Intelligenzblatt, weit entfernt, um nicht an Nekrologen zu laborieren, viel pikanter machen könnte. B) Literarische Anzeigen − d. h. Schriftsteller- u Buchhändler Inserate. Diese zu ordnen, einzutragen u. die Inserationsgebühren (welche wieder gemildert werden müßten) zu berechnen, ist Sache des Buchhalters. C) Antikritiken u. deren Beantwortung von den Recensenten − unter Besorgung des Redacteurs. 7, Das Personale des Instituts würde in loco bestehen aus a, einem Redacteur, welcher, unter den Auspicien der Herren Unternehmer, Recensenten (ehemalige sowohl als neue) vorschlüge, die literarische Correspondenz führte, die Recensenda vertheilte, die eingehenden Recensionen redigirte, den Officianten der Expedition ihre Arbeiten anwiese, über den status rerum den Herren Unternehmern Bericht erstattete, Gutachten einholte pp b, einem Buchhalter, welcher das Mercantilische besorgte, mit Buchhändlern Abrechnung hielt, die Leipz. Ostermesse bezöge, die nöthigen Catalogen führte u.s.w. − Seit 3 Jahren war der Buchhändler zugleich Cassirer. c, einem Expeditionsdiener, zum Versenden, Packen u.s.w. d, einem Copisten, welcher zugleich an den Correcturen der Druckbogen Antheil nähme. 8, Zur Revision der Rechnungen, zum Verhandeln mit Papierhändlern, Buchdrukkern, Buchbindern p überhaupt zur Besorgung des Oekonomischen war seither Hr. B[ertuch] Commissarius der Unternehmer. 9, Den schnellen u. glücklichen Fortgang der Geschäfte würde es ungemein erleichtern, wenn sogleich mit den einmal darauf eingerichteten Buchdruckereyen (selbst die Beybehaltung derselben Setzer ist, wegen Gleichförmigkeit der einmal angenommenen Orthographie, nicht unwichtig), mit den Buchbindern u. sonstigen Officianten neue Contracte abgeschlossen, oder vielmehr die alten, als fortwährend, erneuert würden.

Aug 28. An C. G. Voigt (Br 16, 272): Indem ich mich erkundige wie die Ex-

pedition und Operation abgelaufen? übersende Herrn Eichstedts Promemoria wodurch die Sache schon um Vieles vorrückt. Darf ich etwa um 9 Uhr aufwarten; so bestelle ich ihn, daß er um 10 Uhr gleichfalls kommt und man beruhigt ihn über die Hauptpunckte. Serenissimum sprach ich noch gestern Nachts und fand mit Freuden lebhafte Theil-

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nahme. Mit Schillern habe ich die Materie auch abgehandelt dessen Mitwirkung viel verspricht. Aug 28. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 271): In der Voraussetzung, daß Ew. Wohlgeboren Sich’s diesen Mittag bei mir gefallen lassen, ersuche ich Dieselben Sich um 10 Uhr bei Herrn Geheimen Rath Voigt einzufinden, wo ich gleichfalls erscheinen werde. 28. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (Schmid 1987, 241): In Beyseyn des Herrn Geheimraths, von Göthe. Weimar den 28. Aug. 1803. Dato wurde mit dem Herrn Hofrath und Professor, Eichstaedt, zu Jena, als MitRedacteur der bisherigen dortigen A.L.Z. conferirt, und dabey folgende Puncte durchgesprochen: 1) Der H Hofrath unternimmt die Fortsetzung der A.L.Z. und erhält für sich und seine Societät darüber ein privilegium exclusivum vom 1. Januar 1804. an. 2) Ohne Zweifel geben Durchl. Herzog Ihre bisher noch suspendirte Stimme demselben zur Schützischen Professur.1) 3) Die neue A.L.Z. wird zwar ein landesfürstliches, aber doch academisches Institut, wie etwa das Museum zu Jena. Die Landesherrschaft behält die Oberaufsicht. 4) Die zu privilegierende Societät fundirt sich durch Actien, etwa 500 r. jede.2) 5) Sie reservirt sich einige freye Actien bey der Dividende des reinen Ertrags, zur Belohnung des Redacteurs, oder anderer dabey verdienter arbeitender Männer. 6) Es wird über diese Constitution ein Memorial gefaßt,3) auf welches die Ausfertigung des Privilegii ergehen kann. 7) Vorläufig bemüht sich der H Hofrath Eichstedt, den Cassirer und Expedienten Hofcommissar Fiedler, beyzubehalten, und schon einige Vortheile zuzusichern (Er bekam bisher 400 r und soll in Halle 800 r bekommen; er ist aber in Jena angesessen, und gehet ungern weg.) 8) Vorläufig sucht auch der H Hofrath Eichstedt die Fortsetzung der Druckerey Contracte, in casum emigrationis [im Fall des Weggangs], zu erlangen. Übrigens werden die aufgesetzten Vorschläge des Herrn Hofraths approbirt, und er verspricht, des ehestens dieser Abrede nachzukommen. 28. Hofr. Eichstedt wegen der Litteratur zeitung . . . Abends spät Schiller.

über jene Angelegenheit. [28.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 347f.): Es ist doch immer ein Glück, daß auf der Welt das Frohe mit dem Absurden so gut wechselt. Der angekündigte jüngste Tag für die arme jenaische Akademie läßt sich abwarten, wenn man nur noch den 28. August erlebt . . . Serenissimo habe ich das Protokoll über mein gestriges Entbieten an Bertuch schon zugesendet. Er war überaus betroffen, schimpfte auf ein gewisses verruchtes Blatt, hoffte nicht, dessen Verruchtheit entgelten zu müssen, er, der nicht den geringsten Vorteil, n i c h t e i n e n D r e i e r , von der Emigration habe und der auch wisse, daß alle seine Freunde keinen Teil hätten an jenen boshaften Aussprengungen. Vielmehr sei die Unterhandlung noch gar nicht konkludiert, sondern man habe erst noch neue Bedingungen gemacht, die auf königlicher Ratifikation beruheten. Die A.L.Z. werde in alle Fälle s o g a r g e s c h w i n d nicht von Jena weggehen, und es werde Serenissimo Vorstellung gegen den 1. Januar gemacht werden. Ich habe priora repetiert, und Herr Bertuch will seinen Associe´s erst Bericht abstatten. Es war mir fast lustig, die Verlegenheit zu bemerken, die daraus besonders deutlich erklärt wurde, daß man wiederholt versicherte, keineswegs in Verlegenheit zu sein. Mein Statistisches, Juristisches, Diplomatisches habe ich also ausgerichtet. Lassen Sie uns also, theuerster

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) Eichstädt erhielt durch Reskript vom 14. Okt 1803 Schütz’ Professur für Eloquenz u. Poesie. 2 ) Geschah nicht; J. G. S. K. Heun wurde alleiniger privater Geldgeber der JALZ. 3 ) s. unten 1. Okt: Heun an Carl August.

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Herr Geheimrat, zu dem Literarischen fortschreiten; ich will nach Vermögen assistieren.

Aug 28. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/41, Bl. 430f.): Ew Hochwohlgebohren habe ich die Ehre beykommend eine Abschrift aus dem 132 Stück des Freymüthigen zu übersenden. Wenn Serenissumus des Legations Rathes Kotzebue nicht sogleich die Pension einziehen, so weiß ich nicht was ich denken soll, denn gröber kann doch gewiß kein Mensch seyn. Loder sucht sich ganz heraus zu ziehen u versichert an diesem Aufsatz keinen Theil zu haben. Ich lasse es auf sich beruhen, zweifle aber sehr an der Wahrheit des Vorgebens. Ich habe gestern Lodern die Wahrheit in etwa gesagt, da ich ihn eben sprach u er war sehr verlegen. Diese Menschen behandeln den Herzog wie einen Mann der gar nichts für sie gethan hat u verdienen alle Verachtung . . . Nachschrift Der alte [E. W. oder J. C.] Metzel der den Aufsatz in dem Freymüthigen gelesen, sagt eben zu mir: „der Herzog muß beym König [Friedrich Wilhelm III. von Preußen] von keinem Werth seyn, sonst dürfte sowas nicht vorkommen; In seiner Stelle würde ich es sehr ubel nehmen.“ So sind die Urtheile der Menschen. Er wollte sagen gehört zu haben, daß alle Menschen behaupteten, der Aufsatz sey Loders Styl. 28. od. [Weimar] Ch. v. Stein an Fritz v. Stein (BG 5, 378): Gestern war ich mit Helwigs bey 29. Schillers zum Thee; nun kam auch Goethe dieser nahm Schiller von uns weg ins neben Zimer stellten sich im discours neben einer bouteille Wein, und liesen sich nicht wieder mit uns ein, dies mogte wohl Helwig etwas verdriesen, Goethe verdirbt einen meistentheils die Geselschafft . . . Gestern erzählte mir die Schillern was eigendlich den Goethe bewogen den Schiller von unßrer Geselschafft hinweg zu nehmen nehmlich der König von Preusen enlevirt uns die ganze Litteratur Zeitungs Geselschafft nach Halle, dies ist vor Jena ein groser Verlust, was diesen Übel entgegen zu setzen sey, war die Frage. 29. An Zelter (Br 16, 273f.): Ich muß einen Anlauf nehmen um mich der

Schuld gegen Sie zu entladen. Es ist die Zeit her so wild und wunderlich bey uns zugegangen, daß ich an das wertheste Abwesende nicht habe denken können . . . Was sagen Sie zu dem Unternehmen die Litteraturzeitung nach Halle zu verpflanzen. Wir andern, die wir hinter den Coulissen stehen, können uns nicht genug wundern, daß sich ein königl. Preußisches Cabinet, so gut wie jedes andere Publicum, durch Nahmen, Schein, Charlatanerie und Zudringlichkeit zum besten haben läßt. Als wenn sich eine solche Anstalt erobern und transportiren ließe, wie der Laokoon, oder ein anderes bewegliches Kunstwerk. Wir setzen sie eben in Jena immer fort, und da der thätigste Redacteur, Hofrath Eichstädt, bleibt; so geht alles seinen alten Gang. Neue Menschen die beytreten, neue Mittel die man vorbereitet, sollen, hoffe ich, der Sache einen ehrenvollen Ausschlag geben. Wollen Sie von den unsrigen seyn so sind Sie bestens dazu eingeladen. Wie schön wär es wenn Sie den Weg der Recension dazu benutzten, um das was über Musik gegenwärtig zu sagen so noth ist, in einer gewissen Ordnung ins Publikum zu bringen. Ich werde räthlich und thätig bey der Sache mitwirken, Schiller, Voß, Meyer sind geneigt ein gleiches zu thun, und ich hoffe das nächste Jahr soll sich vortheilhaft vor dem gegenwärtigen auszeichnen. Sagen Sie das auch Fichten, welcher gleichfalls eingeladen ist, Schiller wird ihm deßhalb noch umständlicher schreiben. Wissen Sie uns sonst noch einen tüchtigen Mann, in Berlin, in welchem Fache es sey, dem

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der alte Sauerteig Schützisch-Bertuchisch-Böttigerischer Schaubrote widersteht; so ziehen Sie ihn mit ins Interesse. Überhaupt können Sie von dieser Sache öffentlich sprechen. Das Privilegium für eine Societät, die gedachte Fortsetzung unternehmen will, wird eben ausgefertigt und nächstens wird eine vorläufige öffentliche Ankündigung erscheinen, so wie ich auch bald das weitere melde. Aug 29. [Weimar] C. G. Voigt an J. J. Griesbach (Schmid 1987, 242f.): Der Nachtheil, ja der Untergang, den einige bisherige Lehrer der Akademie ihr bereiten zu können sich einbilden, ist in mehrern Journalen und Zeitungen schon als eine entschiedene Sache angekündigt worden. Nicht ohne Indignation hat der Herzog diese Geschichten vernommen und mehrere GegenAnstalten werden die Folge seyn müssen. Die Allg. Lit. Zeitung soll daher in Jena bleiben; Durchl. Herzog privilegirt eine andere Gesellschaft mit derselben, und zwar exclusivisch, vom 1. Jan. 1804. an. Ich habe auf höchsten Befehl den Hrn Leg. Rath Bertuch, als ersten Geschäftsträger, der A.L.Z. die Bedeutung thun müssen, daß solchnach nur die bisherige A.L.Z. jenes Tages in Jena aufhört. Was sonst Gutes bey der Akademie geschehen kann, welche Hülfsquellen dazu zu eröffnen sind, davon wird, unabhängig von der dermaligen Krise, weiterhin unter Dero patriotischen Assistenz, die Rede seyn können. Mehr Sorge erweckt uns Ew. Theure Gesundheit; wir hoffen aber auch davon das Beste, und freuen uns drauf, Sie noch lange an der Spitze der quasi regenerirten Akademie zu besitzen. 30. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 348f.): Ich hoffe, daß meine Antwort an Griesbach . . . Ihren Beifall haben soll. Heute früh hat er sie bekommen. Denn ich glaube allerdings, man müsse nirgends zaudern, auch nicht gegen das Publikum. Die Rezensenten müssen früh ein Vertrauen auf Eichstädt bekommen. 30. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G oder C. G. Voigt (Schmid 1987, 243): Ew Hochwohlgeb. können nicht glauben, in welcher unaussprechlichen Verlegenheit der HofRath Schütz u Consorten sich befinden. Wie ich höre soll der Literatur Zeitung ihr Aufenthalt alhier, bis Weynachten bestimmt worden seyn. Heute ist HofRath Eichstedt, Buchhalter Fiedler, Controlleur [J. E.] Wölfel u der alte Diener [Matthesius] entlassen worden. Sie schimpfen u schmähen, was aber mehr ist, ist das: daß zwar das was in dem Freymüthigen stehet Abrede zwischen Loder u dem Cabinets Rath Baum [Beyme] u dem Minister [Massow] gewesen, vom König aber noch nicht genehmigt ist.1) Ich müßte schlecht sehen, wenn ich nicht bemerken soll, das Loder in gleich großer Verlegenheit ist u vermuthlich diese ganze Sache aus seinem Geschwätz entsprungen seyn mag, vielleicht gar, um den König zu nöthigen auf jene Vorschläge einzugehen. Die Academie wird eine Deputation am Hof schicken, um zu bitten, dem Hr. Kotzebue nöthigen zu lassen, den Autor dieser Nachricht zu nennen. Sollte S[erenissi]mo diese Deputation nicht wünschen −, so kann sie auch eingestellt werden, da sie Sonnabends erst erscheinen wird. Die Bürger wollen Kotzebue schriftlich in irgend einem öffentlichen Blatt zu Leibe gehen, u ihm Wahrheiten sagen die, wie sie sich ausdrücken, ihm nicht angenehm seyn würden. 31. Früh Geschäffte bezügl auf die Litterat. Zeitung . . . Nachmittag Thibaut

mit ihm spatziren gefahren.2) Abends derselbe mit Schiller. Hrn. Hofr. Eichstädt. Wegen seines Kommens auf den Freytag . . . Hrn. Maj. v. Hendrich. wegen Academischen Sachen. 1

) Genehmigung erfolgte unter dem 3. Sept 1803. ) Gespräch über eine Gegenerklärung der Universität Jena auf Kotzebues Artikel; s. unten Aug 31.: Eichstädt an G.

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Aug 31. An Carl August (Br 16, 278ff.): Ew. Durchlaucht

ist aus unterthänigsten Vorträgen genugsam bekannt, und wird aus beygehendem Actenfascikel das mehrere dargelegt werden können, wie die jenaischen Angelegenheit überhaupt, besonders aber der Litteraturzeitung sich auf einem sehr guten Wege befinden. Unterzeichnete würden auch die Eichstädtischen förmlichen Vorschläge abgewartet haben, um diese Sache wieder zur Sprache zu bringen, wenn nicht Umstände einträten welche eine Beschleunigung nöthig machen. Der übelwollende Theil jenaischer emigrirender Professoren benutzt das diesseitige vorsichtige und sachgemäße Stillschweigen, um die Erschütterung, die Furcht vor einem vorgespiegelten Untergang zu vermehren und den Unglauben an eine mögliche Rettung auszubreiten. Wir halten es unter der Würde, Ew. Durchl. mit einem Detail hiervon zu behelligen, welches jedoch völlig mit den öffentlichen Äußerungen in Einstimmung ist. Unterzeichnete wagen daher Ew. Durchl. unterthänigst zu bitten: das wegen der Fortsetzung der Litteraturzeitung in Jena beschlossene Privilegium auf das baldigste austellen zu lassen und auf die patriotischen Männer zu richten welche, aus eignen Kräften, in diesem gefährlichen Augenblicke ein solches Unternehmen wagen. Professor Eichstädt könnte als Repräsentant aufgestellt, durch einen Revers vinculirt und das Ganze höherer Leitung vorbehalten werden. Noch ein Umstand macht diesen unterthänigsten Vortrag dringend. Ew. Durchl. erfreulicher Geburtstag steht bevor [3. Sept], die mineralogische Gesellschaft hält eine große Zusammenkunft im Schlosse, wohlgesinnte akademische und städtische Bürger haben sich, in Vertrauen und Hoffnung, kleine Feste ausgedacht; könnte man auf diesen Tag eine völlige Entscheidung ins Publikum bringen, so sind wir überzeugt daß alles auf einmal ein anderes Ansehen gewinnen und ein neuer Zustand sich herstellen würde. Wir können nicht bergen daß man fortfährt unter Vorspiegelung eines nahen Untergangs Professoren, Privatdocenten, Repetenten, Studirende, mit Besprechungen zu sollicitiren um, bey der Rathlosigkeit einzelner Menschen, dadurch mehrere, wo nicht zu gewinnen, doch äußerst zu beunruhigen. Daß bey dieser vorgeschlagenen Eile alles mit größter Vorsicht geschehen und das gegenwärtige, so wie das künftige Beste bedacht werden solle, dürfen diejenigen versichern die sich mit Verehrung unterzeichnen Ew. Durchl. unterthänigste treu gehorsamste J. W. v. Goethe. C. G. Voigt.

[31.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 349): Der Vortrag [voriges Z] ist gar schön und bündig, ich suche den Herzog damit auf . . . Mein (wahrer) Schmierentwurf des Privilegii und des Reverses folgt hiebei zu gütiger Durchlaufung; ich bitte solchen zurück, um ihn nötigenfalls mehr zu rektifizieren und dem Herzog vorzulesen. Es ist n o t w e n d i g fast, daß Eichstädt herüberkomme, den Revers unterschreibe und das Privilegium mitnehme; ich sorge, daß es fertig wird. Auf m o r g e n hat sich Göpferdt angemeldet, weil er glaubt, allerhand Diensames an Hand geben zu können. Ich lasse ihn kommen; man muß alles anhören.

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Aug 31. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Schmid 1987, 244−49): Ew. Hochgeboren erlauben, daß ich Ihnen von dem, was in dem neuen Geschäfte geschehen, kurzen Bericht erstatte, u über weitere Verfügungen mir Ihre Befehle erbitte. Der Zeitpunct meiner Rückkehr von Weimar war für die Expeditions-Officianten ein entscheidender. Da Hr. Bertuch bereits am Sonntage [28. Aug] einen Expressen hieher geschickt hatte: so war den Officianten angekündigt worden, entweder sogleich die neuen Contracte für Halle zu unterzeichnen, oder ihre Dimission zu empfangen. Es war sehr wichtig, wenigstens einige derselben für das neue Institut zu gewinnen, u ich mußte daher von diesem fast als von einem gewissen sprechen, welches die Gnade des Durchl. Herzogs begründe u schütze. Fiedler u der Expeditionsdiener Matthesius sind auf diese Art uns geblieben; nur der Copist [Ehrhardt] hat sich mit den Abiturienten vereint. Fiedler ward, wie ich selbst, noch am Montage [29. Aug] als ein Abtrünniger von der Expedition ausgeschlossen; jedoch jener vor der Hand nur bis morgen, wo Hr. Bertuch zu einer neuen Conferenz hieher kommen, neue Positionen ihm vorlegen, und wenn er einschlägt, alles Vorhergegangene vergessen will. Man wird unstreitig Fiedlern, weil er unentbehrlich scheint, von neuem bieten, was nur die Casse oder die Desperation vermag. Um Verdrießlichkeiten abzuwehren, vielleicht auch, sich selbst bey dieser letzten Versuchung zu stählen, wünscht Fiedler, daß Ew. Hochgeboren oder Herr Geheimderath Voigt die Gnade haben möchten, nur in zwey Zeilen zu erklären: „daß er bey dem in Jena fortgesetzten Institut p. bereits fest engagirt sey“. Den jetzigen Umständen nach konnte ich ihm die Beförderung dieses Wunsches nicht verweigern; u. ich gebe daher dieses Blatt, der gewissen Besorgung halber, in die Hände des Hr. Prof. [A. F. J.] Thibaut, durch welchen ich die erbetenen Zeilen von Ew. Hochgeboren oder von Hr. Geheimderath Voigt noch heute zu erhalten hoffen. Fiedler versichert, daß ihm die A.L.Z., mit Inbegriff der 1/2 pCt. von der baaren klingenden Einnahme u. Ein promille Einzählgelder von der jährlichen ganzen Einnahme, seither 600 r. eingetragen habe. Ich wußte nur von ungefähr 400 r. fixum, weil mir die Geheimrechnung der Procente nie war detaillirt worden. An Handeln war jetzt, wo die Abiturienten schon 800 r. u. drüber nebst freyem Logis geboten hatten, nicht zu denken: doch verschwieg ich Fiedlern, die etwaigen Freyactien, welche nun bey ihm wegfallen können. Bey Verhandlung mit den Buchdruckern ist etwas Beträchtliches erspart worden. Da [J. C. G.] Etzdorf,1) der seither nur manche Blätter druckte, als Anfänger sehr mäßige Forderungen machte: so stimmte auch [J. M.] Maucke2) die seinigen herab, und es wird demnach, wenn die Auflage der A. Lit. Zeit. 2000 Exempl. stark ist, den Bogen oder 2 Stücke für 7 r. 20 gr., bey 2500 Ex. aber für 8 r. 16 g. drucken, dabey jährlich, wenn es nöthig ist, für neue Typen sorgen. Da seine Wohlhabenheit dem Druckgeschäft einen ununterbrochenen Fortgang sichert: so ist er in dieser Hinsicht Etzdorfen, der gleich anfangs dieselben Bedingungen machte, vorzuziehen. Bey Göpferdt hingegen und bey Etzdorf ist das Verhältniß ihres Vermögenszustands ungefähr gleich. Göpferdt’s Forderungen3) enthält das beyliegende Blatt. Allein Etzdorf will das Intelligenzblatt ebenfalls wohlfeiler liefern: näml. den Bogen bey einer 2000 starken Auflage für 7 r. 20 g., bey einer Auflage von 2500 für 8 r. 16 g., ohne aller weitern Ansprüche auf Vergütung. Wird zumal die seitherige Petitantiqua des Intelligenzblattes mit Borgois Antiq[ua] vertauscht, wozu ich rathen würde: so kann jeder Bogen ungef. 12 g. wohlfeiler geliefert werden. Weil Göpferdt, als Hofbuchdrucker, sein Recht an ein vom Fürsten privilegirtes Blatt wollte gelten machen: so habe ichs für Pflicht gehalten, Ew. Hochgeboren noch vor dem Abschlusse mit einem von beiden das Detail selbst vorzulegen. Die Kosten des ersten Jahres würden sich überhaupt auf 10000 bis 12000 Thaler belaufen. 1

) Später mit dem Druck der Ankündigung u. des Intelligenzblattes beauftragt. ) Bisheriger Drucker der ALZ, erhielt später den Zuschlag für den Druck der JALZ. 3 ) J. C. Goepferdt, bisheriger Drucker des Intelligenzblattes der ALZ u. seit 1801 Hofbuchdrucker, blieb unberücksichtigt. 2

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Ich behalte mir vor Ew. Hochgeboren noch in dieser Woche, oder spätestens zu Anfang der folgenden (weil die Rechnungsbücher der Expedition mir nunmehr unzugänglich sind), einen genauer entworfenen Etat vorzulegen,1) u. stelle jetzo nur das, was ich von den etwaigen Actionärs gehört habe, Ihrer gütigen Prüfung anheim. Es kostete Mühe, mir eine etwas bestimmte Erklärung von ihnen zu gewinnen. Sie verlangten zuförderts eine von mir über dasjenige, was Serenissimus selbst zur Instauration des Instituts herzugeben entschlossen sey, u. waren dann nicht abgeneigt, was ihre Kräfte vermöchten, herbeyzuschaffen. Insgesamt aber setzten Sie dabey eine Garantie des Durchl. Herzogs oder landschaftliche Obligation voraus, und wollten dann das Capital unter mäßigen Zinsen gewähren. So erklärten sich die Herren [J. A.] Reichardt, [C. G.] Heinrich u. [J. C.] Stark [d. Ä.]: eine bestimmte Summe konnte ich nunmehr, da die Sache zur Sprache kam, nicht erfahren; man erwartete, daß erst die von Serenissimo zu gewährende ausgesprochen würde, und schlug alsdann den Weg der Subscription ein. Deutlicher erklärte sich Hr. [A. J.] Schnaubert, daß er, unter Sicherheit, binnen Ostern u. Michael 1804, 1000 Thaler zwey Jahre lang, ohne Interessen u. ohne Ansprüche auf lucrum [Gewinn] hergeben wolle. Hr. Reichardt meinte noch, daß die Landschaften ohne Zweifel sich würden willig finden lassen, wenn Serenissimus etwas an dieselbe gelangen lassen wollte; aber er fügte hinzu, daß eine feste Bestimmung doch unter einem Vierteljahr nicht zu erreichen sey. Unglücklicher Weise ist mein Freund [Heun], den ich schon lange dieser Angelegenheit halber schrieb, noch nicht in Dresden. Ich weiß daher nicht, ob mein Vorschlag bey ihm Eingang finden wird: aber wahrscheinlich dürften die einzelnen Actionärs ganz zu entbehren seyen, wenn er unter gewissen Bedingungen mit in die Unternehmung einträte. Die Sache ist gleichwohl zu beschleunigen. Theils wegen der öffentl. Ankündigung, die nicht lange mehr säumen darf, theils weil die Buchdrucker wenigstens binnen 8−14 Tagen neue Lettern bestellen müssen, und dieselben wenigstens zu Anfang Decembers in Bereitschaft zu haben. Was die Ankündigung u. dann auch die nun bald zu schreibenden Einladungsbriefe anlangt − an meine genauesten Freunde habe ich bereits geschrieben −: so wünschte ich von Ew. Hochgeboren auch darüber gnädige Belehrung zu erhalten: welche Männer als Unternehmer oder Instauratoren des Instituts öffentlich genannt werden sollen, oder ob man in Bezug auf Ihren Namen das an sich freyl. wahre Εις εμοι μυ ριοι2) bei dem großen Publicum voraussetze. Selbst bey einer vertheidigenden Zeitungsnachricht über den Zustand unserer Universität (worüber Hr. Thibaut mit Ew. Hochgeboren sprechen wird) dürfte die Neue Allg. Lit. Zeit. nicht verschwiegen bleiben; u − schon des Titels wegen scheint es nicht unwichtig, wenigstens ein flüchtiges Wort im Publicum auszusprechen, damit die Herren Abiturienten genöthiget werden, in ihrer Ankündigung es beym Alten zu lassen. Jene bestimmtere Ankündigung würde wohl am besten aus den Händen der Herren Unternehmer selbst hervorgehen; dieses vorläufige Wort würde ich, nach erhaltener Erlaubniß, hie u. da geltend zu machen suchen. Noch in dieser Woche werde ich die Ehre haben [am 2. Sept], Ew. Hochgeboren aufzuwarten, wahrscheinlich mit Hr. Hofrath Stark, der in wenigen Tagen nach Weimar zu fahren gedenkt. [Beilage: Druckkostenvoranschlag J. C. G. Etzdorf] Auf die gütige Zusicherung des Herrn Hof rath Eichstädt, das Intelligenz Blatt zur Neuen Allgemeinen Literatur Zeitung, bey mir drucken zu lassen: so mache ich mir dagegen verbindlich solches mit derselben Schrift und von der nämlichen Länge und Breite, wie das Intelligenz Blatt der Alten A. Lit. Zeit. ist, unter folgend. Bedingungen zu drucken. 1) 2000 Exempl. für Satz und Druck pro Bogen 7 r. 20 g. 2) 2000 Exempl. aus der Bourgois Antiqua von der nämlichen Länge u. Breite für Satz u. Druck

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) Eichstädts Kostenaufstellung der ALZ-Konkurrenz vom 1. od. 2. Sept in den Akten (GSA 30/242, Bl. 52−53); gedruckt bei Bayer 2009, 524f. 2 ) Im Sinne von: mir steht einer für Zehntausende.

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pro Bogen 7 r. 12 g. 3) Wenn diese Schrift abgenutzt und nicht mehr zum Drucken tauglich befunden wird: so verspreche ich, selbige auf meine Kosten umgiessen zu lassen. 4) Auch wollte das Anerbieten machen, da ich in meinen Hause einige Behältnisse, welche Haartons sind, habe, wovon das eine sehr bequem zu einer Expedition, das zweyte zu einer sehr guten Niederlage einzurichten wäre, Ihnen zu einer Expedition der Neuen A. Lit. Zeit. gegen eine billige Vergütung, vorzuschlagen. 5) Da sich nach weiter[er] genauerer Berechnung gefunden, daß ich den Bogen der Neuen A. Lit. Zeit. aus der Corpus Antiqua, ebenfalls von der nämlichen Länge u. Breite, wie die Alte A. Lit. Zeit. ist, 2000 Auflage pro Bogen nicht 7 r 20 g. sondern für 7 r. 6 g. liefern kann, so will Ihnen solches hiermit melden. 6) Verpflichte mir ebenfalls, die abgenutzten Schriften auf meine Kosten wieder umgiessen zu lassen . . . Jena d. 31 Aug. 1803. [Beilage: Druckkostenvoranschlag J. C. Goepferdt] In Befolgung des Auftrages des Herrn HR. Eichstaedts Wohlgeb. überreiche ich hiermit den Druckpreiß eines ganzen Bogens von der Allg. Litt. Zeitung, zwey Nummern, jede zu 1/2 Bogen, auf einen ganzen gerechnet wenn die Auflage 1500 stark ist, so verspreche ich das Stück um 3 r. 18 g. zu liefern den ganzen Bogen zu zwey Stück gerechnet um 7 r. 12 g. wenn die Auflage 2000 ist, so liefere ich das Stück um 4 r. 6 g. den ganzen Bogen um und für 8 r. 12 g. und so wird ferner für jede erhöhete Auflage von 500 Exemplaren auf jeden ganzen Bogen 1 r. mehr gerechnet, oder auf jedes Stück 12 g. Derselbe preiß findet auch bey dem Intelligenzblatt statt.1) Noch bemerke, daß ich zeither für den Bogen vom Intelligenzblatt 2000 Auflage 9 r. für 2500 Exempl. 10 r. erhalten habe und jährlich 40 r. zur Bonification der Schrift, laut Contract. Ferner: daß die ZeitungsArbeit aller andern Arbeit vorgehen muß, damit die bestimmten und zu erwartenden Stücke an jeden Ausgabetage richtig auch ausgegeben werden können, besonders die Intelligenzblätter wegen den Bekanntmachungen und Inseraten, um selbige möglichst schnell ins Publikum zu bringen. ferner muß der Drucker im Winter wegen des vielen Trocknens auf die Heizung rechnen, weil alles an die Buchbinder trokken geliefert werden muß und doch keine Posten verspätet werden dürfen. Bey Anfertigung des Contracts läßt sich alles genauer bestimmen und auseinander setzen, welches ich mir vorbehalte, und als Fürstl. HofBuchdrucker allhier hiermit zugleich Anspruch auf diese Arbeit mache . . . Jena den 31 Aug. 1803.

Aug 31. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 95f.): Mein ausführliches Schreiben an Ew. Hochgeboren war kaum einige Stunden aus meinen Händen, als die lang erwartete Antwort von meinem Freunde [C. Heun] mit heutiger Post ankam. Er ist erbötig, einen bedeutenden Theil der erfoderlichen Summe herzugeben, u. vielleicht, ja ich darf sagen, wahrscheinlich, wird er nöthigenfalls die ganze Summe liefern, wenn er, wie ich schon heute die Ehre hatte zu schreiben, unter gewissen Bedingungen in die Unternehmung eintreten kann. So würde das, was meine Herren Collegen Actien nennen u. was im Grunde doch nur verschiedene unter höchster Garantie vorgeschossene Capitalien sind, gar nicht nöthig seyn. Billig überlasse ich die Entscheidung der Sache Ew. Hochgeboren eigenem Ermessen; doch erlaube ich mir hinzu zufügen, daß mein Freund höchst wahrscheinlich sich mit seinem sämtlichen, nicht unbeträchtlichen Vermögen nach Jena wenden, und durch Industrie unserer Stadt nützen würde, wenn er sich einiger Begünstigung des Durchlauchtigsten Herzogs erfreuen dürfte. Ich trage kein Bedenken, Ew. Hochgeboren nunmehr den Namen meines Freundes zu nennen, obgleich er, bis die Sache entschieden ist, verschwiegen zu bleiben wünscht. Er ist der ehemalige Preussische Commissionsrath Heun . . . Den 12. Sept., vielleicht früher noch, hofft er selbst in Jena zu seyn . . . N a c h s c h r i f t . Vorstehendes war eben geschrieben, 1

) In G’s Akten auch eine Kopie von Göpferdts bisherigem Vertrag mit der ALZ, das Intelligenzblatt betr. (GSA 30/42 Bl. 49f.).

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als ich Ew. Hochgeboren gnädigen Brief [s. nächstes Z] erhielt. Ich werde auf den Freytag [2. Sept] unfehlbar erscheinen. Den lieben [J. H.] Voss . . . spreche ich heut Abend noch.

Aug 31. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 277f.): Ew. Wohlgeboren habe hierdurch

anzeigen sollen, daß man wünscht Dieselben Freitag [2. Sept] bei guter Tageszeit hier zu sehen. Die bevorstehende Abreise unseres gnädigsten Herrn zu den Herbstmanoeuvres nöthigt zu Beschleunigung gewisser Maßregeln. Es soll mir sehr angenehm sein wenn Sie gleich bei mir absteigen und überhaupt den Tag bei mir zubringen wollen. Könnte sich unser treffliche [J. H.] Voß entschließen Sie bei der zu hoffenden schönen Witterung zu begleiten, so würde ich mich eines längst gewünschten Festes freuen. 31. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 349): Ich habe den Herzog heute nicht fassen können und gehe also morgen früh hin. Die Konzepte des Privilegii etc. werden nach Eichstädts Brief noch eine Besprechung verdienen. Das Attestat [für Fiedler, s. übernächstes Z] ist doch wohl ganz hinlänglich und zweckmäßig. 31. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 281): Indem ich Ew. Wohlgeboren die in

Ihrem Schreiben gewünschte Erklärung [für Fiedler, s. nächstes Z] sogleich übersende, verspare ich über alles andre Freitags das Weitere zu sprechen. Mein Einladungsbrief wird in dieser Stunde bei Ihnen angekommen sein. 31. An F. Fiedler (Schmid 1987, 250f.): Der Hofcommissarius Fiedler wird hierdurch bey dem in Jena bleibenden Institut der allgemeinen Litteraturzeitung [Einschub G’s Hand: vorläufig] engagirt welches ihm alles dasjenige gewähren wird was er bisher erhalten zu haben documentiren kann, vorausgesetzt daß er sich in alle die bey derselben zu treffenden Einrichtungen zu fügen gesonnen ist. 31. An F. L. A. v. Hendrich (Br 16, 280f.): Ew. Hochwohlgeb. haben Sich in diesen gefährlichen Augenblicken so wacker und patriotisch bewiesen, daß Ihnen jeder, dem die Erhaltung unserer so sehr bedrohten Akademie am Herzen liegt, nicht genugsam danken kann. Dagegen finde ich mich in dem Fall Ihnen vorläufig zu melden daß Durchl. die Fortsetzung der allgemeinen Litteraturzeitung in Jena beschlossen haben und deßhalb eine Gesellschaft zuverlässiger Männer mit einem ausschließlichen Privilegium beehren werden. Zu Neujahr cessirt die gegenwärtige Entreprise gänzlich, der bisher bey derselben schon so thätige Herr Hofrath Eichstädt setzt die Redaction fort, und an lebhafter Mitwirkung von mehreren Seiten soll es nicht fehlen. Sagen Sie dieses allen treuen Bürgern der Akademie und Stadt, die sich gewiß bey dem bevorstehenden Geburtsfeste unsres fürtrefflichen Fürsten auch der Wiedergeburt erfreuen werden, welche dem jenaischen Wesen in manchem Sinne bevorsteht. Der Secretair Vulpius, welcher morgen hinüber kommt, wird manches umständlicher erzählen, so wie ich hoffen kann Sie, mein werthester Herr Major, Sonnabends [3. Sept] bey mir absteigen zu sehen.

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Aug 31. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 350): Ich war eben eine Stunde bei Schiller, als Dero Erlaß angekommen. Göpferdt ist morgen früh und auch nach Tische zu haben, es wird von Denenselben abhängen, w a n n er zu mir oder zu ihnen oder zu beiden kommen soll. Daß die Herren sich nicht geradezu auf Eichstädts Antrag beifällig erklärt haben, wundert mich nicht, da in Jena das alberne Geschwätz von der Landschaft p. schon so aufgestrichen worden ist. Daß die öffentliche Nachricht in die Zeitungen b a l d erscheine, ist wegen des Kommens auf Michaelis, wenigstens im Professorsinn, wohl notwendig. 31. [Jena] J. C. Loder an C. G. Voigt (GSA 30/242, Bl. 34−40): Eine Nachricht, die ich durch den Herrn Hofrath Schütz erhalten habe, und welche meine Person und einige Aeusserungen von Ew. Hochwohlgeboren in Absicht der bevorstehenden Translocation der A.L.Z. betreffen, veranlassen mich, Ihnen mit diesem Briefe beschwerlich zu fallen. So sehr ich es auch gewohnt bin, mich in allen meinen Handlungen über das Urtheil des Publicums hinwegzusetzen, wenn ich in meinem Gewissen überzeugt bin, nach den strengsten Grundsätzen der Pflicht und Ehre gehandelt zu haben; so wenig gleichgültig ist mir doch die Meynung eines großen Fürsten, dem ich Dankbarkeit schuldig bin und welchem ich viele Jahre mit Treue und Eifer, auch zu Seiner gnädigsten Zufriedenheit, gedient habe. Die mir bekannte Gerechtigkeitsliebe dieses erhabenen Fürsten läßt mich zuversichtlich erwarten, daß ich von Ihm nicht ungehört verurtheilt werden kann, und eben deßwegen wende ich mich an einen Seiner Herren Minister, mit der gehorsamsten Bitte, Ihm durch diesen meinen Brief den wahren Verlauf derjenigen Sache, welche mir Seine Ungnade zugezogen haben soll, vorzutragen. Daß ich an der bevorstehenden Versetzung der A.L.Z. nach Halle Antheil habe, ist wahr. Ich habe keine Ursache dieses zu leugnen, ich habe es nie leugnen wollen, und ich werde es auch in Zukunft nie leugnen; meine Ueberzeugung aber sagt mir, daß ich hierin nicht unrecht gethan habe, sondern vielmehr, daß ich unrecht gethan haben würde, wenn ich nicht Theil daran genommen hätte. Dieß wird die folgende Erzählung, für deren Wahrheit ich mich bis auf die kleinsten Umstände verbürge und für welche die Herren Griesbach, Bertuch, Schütz und Ersch, als Männer von Ehre und Gewissen, für mich zeugen müssen . . . ergeben. Es ist Ew. Hochwohlgeboren b e k a n n t , daß man schon vor mehrern Wochen, als die Herren Geheimen Cabinets-Räthe Beyme und [P.] Lombard [Ende Juni?] in Weimar waren, von Seiten des Königl. Preuß. Geheimen Cabinets gegen den Herrn Legationsrath Bertuch den Wunsch geäußert hat, die A.L.Z. w e l c h e i m m e r e i n P r i v a t – I n s t i t u t u n d d a s E i g e n t h u m e i n e r P r i v a t g e s e l l s c h a f t war, in die Preuß. Staaten zu ziehen, und daß vor kurzem dieser Gedanke von neuem in Anregung gebracht worden ist. Dieß erfuhr auch ich durch mein näheres freundschaftliches Verhältniß mit einem von den Directoren der A.L.Z. und ich behielt die Nachricht davon für mich. Gegen das Ende des Junius d. J. trug mir ein Freund [K. K. v. Siebold?] zu Würzburg auf, den Herrn Hofrath Schütz, im Allgemeinen und ohne Nennung des Ortes, zu fragen, ob er wohl von Jena beweglich und ob die A.L.Z. einer Translocation fähig sey? Ich that dieses, weil mein Correspondent eben diesen Auftrag sonst einem andern gegeben haben würde. Herr Hofrath Schütz bejahte die erste Frage, äußerte aber bey der zweyten, daß dieses sehr schwer halten und fast unmöglich seyn dürfte. Diese Antwort schrieb ich dahin, ohne dem Herrn Hofrath Schütz den Ort, von welchem diese Frage hergekommen war, nahmhaft zu machen. Einige Wochen nachher reißte Herr Hofrath Schütz ins Bad nach Brückenau, und ging, bey seiner Rückreise über Wirzburg, wo er meinem ihm unbekannt gewesenen Correspondenten besuchte. Von ihm erfuhr er z u e r s t , daß die oben erwähnte Anfrage von Wirzburg gekommen sey und daß der Minister, Herr Graf von Thürheim, dazu den Auftrag gegeben habe. Der Graf von Thürheim hat hierauf den Herrn Hofrath Schütz zu sich gebeten, eine lange Conferenz mit ihm gehalten und ihm für ihn, Herrn Hofrath Schütz, selbst sowohl, als für seinen Sohn, für den Herrn Profeßor Ersch und für das Institut der A.L.Z. auch für ein dort anzulegendes philologisches Seminarium, so ansehnliche Bedingun-

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gen geboten, daß Herr Hofrath Schütz mit der völligen Entschließung, diese Anerbietungen für sich und seinen Sohn anzunehmen, hierher kam. Er gab mir davon sogleich Nachricht, communicirte mit dem Herrn Legations-Rath Bertuch darüber, entwarf eine Punctation zum Accord mit Wirzburg, sandte dem [!] Plan zu einem Seminarium dahin und war im Begriff, die vorläufige Verabredung mit dem Herrn Grafen von Thürheim schriftlich zu treffen, als ich davon weiter unterrichtet ward. Ich hielt es nunmehr für meine Pflicht gegen Sr. Majestät den König von Preußen, zu Allerhöchst dessen Dienst ich engagirt bin, den Herrn Hofrath Schütz und den Herrn Legationsrath Bertuch zu bitten, mit Wirzburg keinen Contract eher abzuschließen, als bis das Königl. Preuß. Cabinet, welches sich f r ü h e r gemeldet hatte, davon benachrichtigt worden wäre und sich darüber erklärt hätte. Man wollte sich dazu nicht verstehen, weil der Minister zu Wirzburg eine b a l d i g e Antwort verlangt hatte und weil die Zeit zum Schreiben nach Berlin und zur Erwartung einer Antwort von daher zu kurz war. Ich erbot mich daher, (da ich ohnehin im Begriffe war, eine Reise nach Halle, zu welcher schon alles bereit war anzutreten, und da ich, gleich nach dem Antritte meiner neuen Lehrstelle, Sr. Majestät persönlich aufzuwarten beschlossen hatte), lieber jetzt gleich nach Berlin zu reisen, die ganze Sache dem Königl. Cabinet vorzulegen und die vorläufige Antwort, ob man wirklich auf die A.L.Z. entriren wolle, oder nicht? nach Jena mitzubringen. Auf dieses Anerbieten wurden mir von den Directoren der A.L.Z. acht bis zehn Tage zugestanden, nach deren Verlauf ich auch wieder in Jena eintraf und die von Sr. Majestät, dem Könige, der A.L.Z. und ihrem Personal Allerhöchst bewilligten Bedingungen mitbrachte. Ich legte diese dem Hrn. Legat. Rath Bertuch, welcher damahl in Rudolstadt war und deßhalb nach Cahla zu kommen ersucht ward, auch den Herren Schütz und Ersch vor, und äusserte ihnen ausdrücklich dabey zu zweyen Mahlen, daß sie wol, v o r einem förmlichen Abschluß mit einem der beyden großen Höfe, das Minsterium Sr. Durchl. des Herrn Herzogs zu Weimar, als des regierenden Landesherrn, davon zu informiren und Serenissimi gnädigste Erklärung abzuwarten haben würden. B e y d e H e r r e n D i r e c t o r e n d e r A . L . Z . versicherten mich, dieses sey schon durch den Herrn Geheimen Kirchenrath Griesbach geschehen, welcher den Herrn Geheimen Rath von Göthe von dem Wirzburger Antrage ausführlich unterrichtet habe. Während dessen, daß die Herren unter sich über die der A.L.Z. zu gebende neue Constitution deliberirten, lief am 24sten dieses [Monats] das Blatt No 100 der Ungerschen Berliner Zeitung hier ein, welches folgenden Artikel enthielt: „Literarische Nachrichten (Aus dem Freymüthigen.) Der gelehrte und berühmte Hofrath S c h ü t z in Jena, und mit ihm die d o r t i g e L i t e r a t u r – Z e i t u n g , deren erster Redacteur er ist, werden nach Halle versetzt. Unser König, der so prunklos und kräftig für die Wissenschaften wirkt, hat unter sehr Ehrenvollen Bedingungen, sowol den Hofrath Schütz, als auch den gelehrten Prof. Ersch, (gleichfalls Redacteur der Literatur-Zeitung) in seine Dienste genommen, auch für alle, aus Versetzung jenes Instituts entspringende Kosten oder Verlust, eine Entschädigung von 10000 rh. bewilligt.“ Wir wurden alle darüber aufs äußerste bestürzt, zumahl ich, der ich mir bewußt war, dem Herausgeber des Freymüthigen, Herrn von Kotzebue, dessen todtkranke Frau ich, auf sein Ersuchen, etliche Mahl besucht hatte, nichts davon gesagt zu haben. Ich fand es aber nun für nöthig, die beyden Directoren der A.L.Z. dringend zu bitten, ihre Entschließung zu beschleunigen, damit ich noch an demselben Tage dem Königl. Geheimen Cabinet meinen Bericht erstatten und auch von dem Verdacht, als hätte ich zu der obigen Zeitungsnachricht Veranlassung gegeben, reinigen könnte. Die Herren entschlossen sich dazu um so eher, weil sie, i n Z e i t v o n d r e y Wo c h e n , auf die vom Herrn Geheimen Kirchenrath Griesbach dem Herrn Geheimen Rath von Göthe gegebene officielle Anzeige, keine Antwort erhalten hatten und daher in der Meynung waren, daß Serenissimus von diesem ihrem Privat-Institute keinen Gebrauch für die hiesige Universität zu machen geneigt seyn. A u f m e i n e e i g e n e Ve r a n l a s s u n g − dieß kann das noch vorhandene Concept von der Erklärung der Direction der A.L.Z. und das Zeugniß, welches beyde Herren der Wahrheit schuldig sind, beweißen − fügten sie zu Ende dieser Erklärung,

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welche ich am 24sten. . . mit der reitenden Post nach Berlin abschickte, noch ausdrücklich hinzu, sie würden, erst n a c h dem Empfange der Allerhöchsten Königl. Resolution auf ihre noch gemachten Bedingungen, einen förmlichen Contract abschließen und sich d a n n e r s t über die ihnen vom Wirzburger Ministerium gemachten und vom Durchlauchtigsten Weimarischen Hofe vielleicht noch zu machenden Anträge bestimmt und abschläglich erklären. So glaubte ich meiner Pflicht gegen des Königs Majestät und des Herrn Herzogs Durchlaucht gleichmäßig erfüllt zu haben. Der Herr Legat. Rath Bertuch übernahm es nun, Ew. Hochwohlgeboren von der b e y n a h e festgesetzten Translocation der A.L.Z. und von der zu erwartenden Allerhöchsten Resolution S. Majestät zu unterrichten. Erst n a c h der Abreise des Herrn Legat. Rath Bertuch, nehmlich den 2 7 s t e n dieses [Monats], kam No132. des Freymüthigen hier an. Ich muß gestehen, daß ich über die höchst indiscrete Art, mit welcher der Herausgeber allerley ihm über Jena und einige hiesigen Professoren zu gekommenen Nachrichten, öffentlich bekannt gemacht, und über die für Jena beleidigenden Anmerkungen, welche er hinzu gefügt hat, aufs äusserste indignirt war, wie jeder Unbefangene darüber indignirt seyn muß. Ich betheuere auf Ehre und Gewissen, dass ich nicht das Geringste von dem Aufsatz im Freymüthigen vorher gewußt, und daß ich ihn nicht auf die entfernteste Art veranlaßt habe, auch daß ich ihn von ganzem Herzen misbillige. Ich habe s o g l e i c h mit der ersten Post (den 29sten dieses) an den Hrn. von K.[otzebue] geschrieben, ihm darüber die bittersten Vorwürfe gemacht und von ihm verlangt, im nächsten Stück auf Ehre und Pflicht, der Wahrheit gemäß, öffentlich zu erklären, daß keiner der von Jena abgehenden oder zum Abgehen geneigten Professoren ihm zu diesem Artickel weder die entfernteste Veranlassung gegeben, noch auch daran Theil gehabt habe. Diese Erklärung, die er, der Wahrheit zur Steuer, von sich geben muß, will ich hernach auf meine Kosten in die Hamburger und andere Zeitungen aus dem Freymüthigen einrücken lassen. Wenn Serenissimus über den Aufsatz im Freymüthigen in Unwillen sind, so wundert es mich nicht, vielmehr finde ich es natürlich und billig; ich kann aber nicht glauben, daß ein g e r e c h t e r Fürst, wofür ich immer des Herrn Herzogs Durchlaucht gehalten und verehrt habe und jederzeit halten und verehren werde, Seinen Zorn auf mich und auf andere, welche dabey ganz unschuldig sind, werfen und uns deshalb ungnädig werden wird. Nach dieser treuen und gewissenhaften Darstellung der ganzen Sache, wage ich es, Ew. Hochwohlgebohren mit der Ihnen gebührenden Achtung die Frage vorzulegen: ob ich, nach Ihrer unbefangenen Meynung etwas gethan habe, was unrecht, unbillig, undankbar und daher tadelnswürdig ist? So treu und eifrig, als ich 25 Jahre hindurch Serenissimo und der Universität Jena gedient habe, werde und muß ich dem Könige und der Universität Halle dienen. Für das erste glaube ich mit Recht einiges Lobes würdig zu seyn, und für das letzte glaube ich keinen Tadel zu verdienen. Urtheilen Sie selbst darüber, ob ich es in der Folge vor dem Könige und vor mir selbst hätte verantworten können, wenn das Institut der A.L.Z. welches ein bloßes P r i v a t – E i g e n t h u m und auf keine Weise an die Universität Jena gebunden ist, von hier nach Wirzburg gekommen wäre, ohne daß ich, der ich diese ganze Verhandlung wußte und den Wunsch des Königl. Geheimen Cabinets kannte, das Geringste dazu gesagt und Sr. Majestät davon Nachricht ertheilt hätte? Ich habe ja Serenissimo in keinem Stücke dabey vorgegriffen, weil ich die Direction der A. L. Z. ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht habe, dem Herzoglichen Weimarischen Ministerium davon eine Anzeige zu thun. Daß ich s e l b s t diese Anzeige nicht gethan habe, wird mir doch eben so wenig zur Sünde angerechnet werden können, als daß ich dem Königlichen Geheimen Cabinet die obengedachte Nachricht nicht s c h r i f t l i c h , sondern m ü n d l i c h , gegeben habe? Der Handel ist ja jetzt, indem ich dieses schreibe, noch nicht abgeschlossen, und noch gegenwärtig würde das Herzogliche Weimarische Ministerium, welches bereits vier Wochen von der im Werke seyenden Translocation der A.L.Z. auf eine officielle Weise unterrichtet worden ist, dieses Institut für die Universität Jena erhalten können, wenn es sich mit den Directoren darüber vergleichen wollte. Die Herren Schütz und Ersch sind freye Männer, welche gehen können, wohin sie wollen. Wenn diese Männer von

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Verdienst und Ruf mit dem Institute, woran sie arbeiten, Jena zu verlassen und nach Wirzburg zu gehen entschlossen waren; wenn sie bey diesem Entschlusse beharrten, weil niemand höheren Ortes sie veranlaßte, hier zu bleiben: sollte ich, der ich dieses wußte, dazu stillschweigen und die Nachricht davon erst durch öffentliche Zeitungen nach Berlin kommen lassen? Sie Selbst, verehrtester Herr Geheimer Rath, und jeder andere Mann von Einsicht und Rechtschaffenheit mit Ihnen, würden mich des Tadelns werth finden, wenn eine Privatsammlung von Büchern, Präparaten oder andern Sachen, um welche man sich, nach einer davon geschehenen Anzeige, hier nicht weiter bewürbe, die man aber in Halle zu haben wünschte, bey meiner Anwesenheit veräußert würde, ohne daß ich davon der Universität zu Halle Nachricht gegeben hätte. Gerade dieß war und ist noch jetzt der Fall mit der A.L.Z. welche eben so gut ein Privat-Eigenthum, als jede solche Sammlung ist. Eben so ward ja die Büttnersche Bibliothek von Göttingen für Jena acquirirt,1) und ich glaube nicht, daß irgend jemand hier oder dort darauf angetragen hat, daß der seel. Büttner, v o r dem Abschlusse seines Contractes, dem Ministerium zu Hannover davon Anzeige thun möchte, wie ich es in Absicht der A.L.Z. und des Ministeriums zu Weimar gethan habe, um nicht in den Verdacht zu gerathen, als hätte ich etwas für den König und für die Universität Halle erschleichen wollen, welches letztere meiner Denkungsart ganz zuwider ist und von mir höchst undankbar gewesen seyn würde. Ich bitte Ew. Hochwohlgeboren gehorsamst, noch mehr ich fodere Sie, als den Minister eines gerechten und auch in persönlicher Hinsicht höchst respectablen Fürsten, bey dem heiligen Rechte, daß mir, als einem Unschuldigen und als einem durch Verläumdung Gekränkten, zukommt, hierdurch ehrerbietig auf, Serenissimo den wahren Zusammenhang der Sache aus diesem meinem Briefe vorzulegen. Es ist unmöglich, daß ich, unter solchen Umständen, bey Sr. Herzoglichen Durchlaucht in Ungnade gerathen und eines Glückes beraubt werden sollte, dessen ich mich so lange gefreuet habe und lebenslänglich erfreuen zu können wünsche, des Glückes nehmlich, die Zufriedenheit eines der edelsten teutschen Fürsten mit mir zu nehmen . . . N.S. Beym Schlusse dieses Schreibens erhalte ich den in Originali beygelegten Brief [27. Aug] vom Herrn Collegien-Rath von Kotzebue.

Aug 31. [Jena] Die Unternehmer der ALZ an H. C. A. Eichstädt (Schmid 1987, 256f.): Eur. Wohlgeb. haben wir bereits unterm 25. dies[es Monats] auf den Fall daß die A.L.Z. translocirt werden würde, Vorschläge gethan, und angefragt ob Sie mit Beybehaltung der bisherigen Emolumente, als Vice-Redacteur der A.L.Z., es sey nach Halle oder Wirzburg diesem Institute zu folgen geneigt wären; oder ob Sie lieber hier bleiben wollten, im welchen Falle wir Ihnen, bis Ihnen eine besoldete Profeßur conferirt würde, jährlich Einhundert Rthlr, ohne dafür etwas von Ihnen zu verlangen, zahlen wollten. Sie haben sich nun hierauf nicht allein gar nicht gegen uns erklärt, sondern es ist uns auch seitdem zuverläßig bekannt worden, daß Sie den Auftrag übernommen haben an die Stelle der A.L.Z. mit dem künftigen Neuen Jahre eine fürstl. Privilegierte und mit dem jure prohibendi versehene neue gelehrte Zeitung hier zu etabliren. Wir hätten nun zwar nach unserer bisherigen GeschäftsVerbindung, mit Rechte erwarten können, daß ehe Sie sich mit einem Auftrage der unsre Verhältniße mit Ihnen abschneidet, befaßten, uns davon Anzeige gemacht; und sich auf unsre gemachten Propositionen erklärt hätten. Sie haben aber dieses nicht nur nicht gethan, sondern auch das Ihnen aufgetragene Geschäft damit angefangen, heimlich und wider unser Wißen und Vermuthen, uns unsre bisherigen Officienten abwendig zu machen, und als Redacteur obgedachter neuen Gel[ehrten] Zeitung allerley Vorkehrungen und Anstalten zu treffen. Dieß hat nun die natürliche und rechtliche Folge, daß wir unsere bisherige Geschäfts Verbindung, als von Ihnen selbst de facto abgebrochen, und unsern Contract für auf-

1

) Die Bibliothek C. W. Büttners, von Carl August gegen eine Jahresrente von 300 Talern erworben, im Jahre 1782 von Göttingen nach Jena übernommen.

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gehoben ansehen müssen. Wir erklären Ihnen daher hiermit daß mit heute d. 31. Aug. alle Ihre functionen als Vice Redacteur der A.L.Z. aufhören, und wir uns nun zu nichts weiter gegen Sie verbunden halten, als uns mit Ihnen über die von Ihnen auf Ihr Salarium bis zum 31. Aug. bereits erhobenen Gelder, ordentlich zu berechnen.

Aug 31. [Stuttgart] Schelling an Hegel (Hoffmeister 1, 75): Das Packzeug, Loder und Schütz, hatte sich wirklich fast zu gleicher Zeit um Würzburg beworben − jener stand nachher ab und rühmt sich, wie ich weiß, eines abgelehnten Rufs. Schütz wird dasselbe tun, es ist aber nichts gewisser, als daß seine Plane, die in Würzburg anfangs einigen Eingang gefunden haben mochten, gleich nach ihrer Einleitung dort und in München bereits gescheitert waren. Die preußische Monarchie wird nun allmählich ein vollkommnes Institut für presthafte und zu Schaden gekommne Gelehrte, und es scheint in der klimatischen Verteilung wirklich ein Naturgesetz hervorzuleuchten, wonach man bald jedem Einzelnen seine Lage wird bestimmen können. Aug [Jena] F. J. Schelver an Schelling (BG 5, 374): Es soll hier eine neue Zeitung unter Ende/ demselben Titul erscheinen, der Herzog giebt das Geld her, und die Curatoren d. Sept Anf. Universität werden die Oberdirection führen. Göthe war vor kurzem [7.−11. Aug] hier und er schien damit beschäftigt zu seyn. Sept

1. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 350): Weil jede [!] Jagd war, so legte ich Serenissimo unser beider Hauptsache (A.L.Z. und den Wasserbau) schriftlich vor, um mir früh vor der Abreise noch Resolution zu geben. Sie ist beiliegend wegen der A.L.Z. erfolgt, und ich kann also nun expedieren lassen, sobald wir über die Form einig sind. 1. [Weimar] Carl August an G1) (Wahl 1, 316): Überzeugt von der Güte der Gründe, welche beystehender Vortrag [vom 31. Aug] enthält, genehmige ich, daß den Vorschlägen gemäß die Außfertigungen für das neue Institut der Litt[eratur] Zeit[ung] ergehn. 1. An Carl August (Br 16, 281ff.): Als man, nicht ohne Überlegung, das

kühne Wort aussprach: die allgemeine Litteraturzeitung in Jena fortsetzen zu wollen, sah man voraus daß, besonders Anfangs, bey jedem Schritt Hindernisse entstehen würden, die sich einzeln wohl würden überwinden lassen. Nachdem nun schon manches in kurzer Zeit beseitigt und eingeleitet ist; so tritt gleich eine Hauptfrage ein, mit welchen bedeutenden Männern man sich verbinden, wen man zur Theilnahme einladen wolle? Es sey mir erlaubt von zwey derselben zunächst zu sprechen. Der Präsident H e r d e r ist durch seine Schriften, seinen Stand, seine Persönlichkeit in großem Ansehen durch ganz Deutschland. Ihn, der sich aus mancherley Ursachen und auf mancherley Weise zurückgezogen, glaubt man für das neue Institut gewinnen zu können, wenn Serenissimus die Gnade hätten die bisher verweigerte Anerkennung, bey seiner Rückkunft, aus dem Bade, zu gewähren.2) Unterzeichneter würde dadurch Gelegenheit erhalten ein, vor kurzem, wieder angeknüpftes altes freundschaftliches Verhältniß zu beleben und ihn mit dem neuen Institute zu befreunden. Doctor [H. E. G.] P a u l u s ist der zweyte den man der Akademie und besonders auch dem Institut zu 1

) Am Rand von G’s Brief an Carl August vom 31. Aug. ) Die Anerkennung des Herder vom Kurfürsten Maximilian IV. Joseph von Bayern im Okt 1801 verliehenen Adelstitels.

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erhalten wünscht. Der Akademie, weil, nach seinem und Griesbachs Abgang, die Theologische Facultät selbst mit großen Kosten kaum wieder zu restauriren wäre; dem Institut, an dem er bisher den thätigsten Antheil genommen, indem er, bey seinen großen Einsichten in den alten und neuen Orient, eine sehr große Breite der Litteratur beherrscht und glücklich beurtheilt.1) Sein, von allen Seiten her, als unaufhaltsam geschilderter Abgang scheint mir noch zu hintertreiben, wenn Serenissimus geneigt wären, auf irgend eine Weise, ihm Fürsorge und Wohlwollen zu bezeigen. Hofrath von Schiller, der mit ihm in sehr gutem Verhältnisse steht, könnte deßhalb einen unpräjudicirlichen Versuch machen.2) In der gegenwärtigen Lage bleibt nichts übrig als die Akademie und Zubehör von allen Seiten zu bedenken, und sowohl die wissenschaftlichen als Landesherrlichen Kräfte sämmtlich aufzubieten. Ich sehe ein Vierteljahr von Mühe, Sorge, Verdruß und Gefahren vor mir, welche alle unnütz überstanden würden, wenn nicht, von oben herein, die Hebel der Gaben, der Gunst, der Gnade, der Theilnahme gleichfalls angelegt würden. Sept 1. An Carl August (Br 16, 283−86): Daß die Herren Abiturienten in Jena auch mich in ihre schmutzige Sache ziehen möchten giebt mich nicht Wunder, da sie zur Deckung ihrer Schande nach allen Seiten herum greifen. Mit meiner Unterhaltung mit Herrn Griesbach [betr. Schilderung Loder an Voigt, 31. Aug] verhält es sich folgendermaßen: Ich sah den würdigen, so sehr kranken Mann, täglich, früh, durch den Schloßhof fahren, um seiner Lehrer-Pflicht unausgesetzte Folge zu leisten. Da ich, bey meinem kurzen Aufenthalt und der großen Hitze, ihn in seinem Garten, wie ich sonst wohl thue, nicht besuchen konnte, ließ ich mich früh, als er herein gefahren war, bey ihm anmelden und ging um 9 Uhr, als sein erstes Collegium geendigt war, zu ihm hinüber. Ich wünschte ihm und uns zu seiner beharrlichen Thätigkeit Glück, worauf denn, natürlicher Weise, das Gespräch auf die gegenwärtige Lage der Akademie fiel. Ich erinnere mich einiger bedeutenden Stellen des Gesprächs recht gut und habe sogar seine eigentlichen Worte in einem Brief an Herrn von Ziegesar [10. Aug] wiederholt gefunden; daß aber von der Versetzung der Litteraturzeitung nach Würzburg, auf irgend eine bedeutende Weise, die Rede gewesen, erinnere ich mich nicht; ja ich erinnere mich nicht einmahl deutlich d a ß davon

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) Paulus, einer der anerkanntesten Jenaer Professoren u. seit 1789 bei der ALZ für die Theologie zuständig, genoß eine Ausnahmestellung; als einzigem von den Rezensenten war ihm jährlich eine Fixum ausgezahlt worden, ein Zeichen dafür, welch lebhaften Anteil er an dem Gedeihen der Zeitung genommen, und welche Bedeutung man seiner Beteiligung beigemessen hatte (K. Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804−1813. Weimar 1962, 18). 2 ) Dazu unten 2. [u. 3.] Sept: Schiller an Paulus.

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die Rede gewesen. Nimmt man nun dazu daß seit geraumer Zeit zwischen Herrn Griesbach und mir kein officielles Verhältniß vorgefallen, so wie ich mich überhaupt seit geraumer Zeit nur als Freund der Wissenschaften und der verdienten Lehrer gerirt; ingleichen daß meines Gedenkens Herr Griesbach sein Verhältniß zur Litteraturzeitung gegen mich niemals verlauten lassen; so tritt der Ungrund jener Vorspiegelung noch mehr zu Tage. Ich füge noch einige Bemerkungen hinzu: Dieser Besuch war keineswegs eine von Herrn Griesbach veranlaßte Zusammenkunft, wie es sich geziemt hätte, wenn derselbe mir irgend etwas officielles hätte communiciren wollen, sondern eine freundschaftliche, ich kann wohl sagen, herzliche Attention, den Tag vor meiner Abreise. Wie hätte denn Herr Griesbach diesen vorgeblichen Auftrag ausgerichtet, wenn ich abgereist wäre, ohne mich bey ihm melden zu lassen. Mein Besuch geschah, wie ich aus meinem Tagebuch sehe, Montag den 10. August. In beyliegenden Acten sehe man fol. 9 einen Griesbachischen Brief vom 24. Aug. an Herrn Geheime Rath Voigt, als an die rechte Instanz. In diesem Briefe gerirt er sich abermals keineswegs officiell, indem er etwa von Seiten der Unternehmer der Litteraturzeitung die Versetzung derselben nach Halle ankündigte; sondern er spricht aus den Zeitungen und giebt, als ein biederer Patriot, seine Besorgnisse zu erkennen. Er gedenkt mit keiner Sylbe einer, vor 14 Tagen, an mich gethanen officiellen Erklärung, wie es doch erforderlich gewesen wäre, so wenig als Herr Legationsrath Bertuch, indem derselbe am 25. Aug. die wirklich erste officielle Anzeige, bey Herrn Geheime Rath Voigt, anbringt, einer schon an mich gelangten erwähnt. Nach diesem überlasse die Qualification der Loderischen Äußerungen höherem Ermessen und bedaure nur, daß Männer, die ihre Zeit in Klätschereyen nicht zu verderben glauben, andere, die ihre Stunden besser anzuwenden wissen, zu einem ähnlichen Zeitverlust nöthigen dürfen. Nachdem ich vorstehendes mit möglichster Sammlung dictirt, habe ich den Loderischen Aufsatz nochmals durchgelesen und kann die Indignation nicht bergen, welche die dreymalige Wiederholung des ganz grundlosen Vorgebens, der Officialität jener Zusammenkunft, in mir erregt. Wie mögen die übrigen Gründe der Entschuldigung beschaffen seyn, wenn ein Hauptgrund völlig erdichtet ist. Man bemerke ferner das Insidiose der Äußerung, da sie zum erstenmal vorkommt. Es heißt: „ B e y d e H e r r e n D i r e c t o r e n d e r a l l g e m e i n e n L i t t e r a t u r z e i t u n g v e r s i c h e r t e n m i c h “. Wer sind die beyden Directoren? doch wohl Schütz und Bertuch? also nicht Herr Griesbach, also nicht etwa vorliegende Acten, belehrten den Schreiber. Zum gelindesten genommen erscheint hier die Loderische leichtsinnige Übereilung in ihrem höchsten Lichte. Sept 1. An C. G. Voigt (Br 16, 286f.): Ich habe noch, mit Schiller und Niethammer, einige Stunden und zuletzt mit dem ersten allein, die Ange-

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legenheit durch, und abermal durchgesprochen, so daß ich sie, für heute Abend wenigstens, von Herzen satt habe. Das Resultat blieb immer: Wir können Kotzebue und Consorten nicht Lügen strafen, bis wir sagen können: [H. E. G.] Paulus bleibt! Wir können die neue jenaische Litteraturzeitung nicht anzeigen, bis wir sagen können: Paulus sitzt mit im Rath; denn alle übrige Protestationen und Redensarten helfen nichts. Haben Sie die Güte baldigst zu sondiren was allenfalls für ihn geschehen könnte? die Art es an ihn zu bringen soll unverfänglich seyn, daß man sich keinem Refüs aussetzt. Sobald wir uns sprechen, mehr von dem heutigen Colloquio, indessen wird auch das morgende seine Beyträge liefern. Ich habe noch immer die beste Hoffnung; aber ohne mächtige Mitwirkung von oben geht es doch nicht. Sept 1. Academische Händel. Bey Geh. R. Voigt daselbst Niethammer und Göpfert dann zu Schiller daselbst Niethammer. 1. [Weimar] C. G. Voigt: Protokoll (GSA 30/242 Bl. 48): Der Hofbuchdrucker, Göpferdt von Jena meldet sich heute an, und giebt zu erkennen, daß er bey ferner [unleserlich] behaltung des Drucks des Intell.Blatts der A.L.Z. so billige Bedingungen machen werde, wie jeder andre, wie wohl es ein schwieriger Druck sey, der besonders auch das Nachtheilige habe, daß man . . . eine ganz gewisse Arbeit nicht rechnen könne, weil bald mehr, bald weniger Blätter in der Woche gedruckt würden. In Ansehung des Papiers will derselbe eine Verbesserung der Sorte verrathen [?]. Bisher habe der H. HofRath Bertuch solches dem Institut geliefert, und zwar zu schlecht für seinen Preiß. H. Göpferdt producirt eine bessere Probe, wovon der Ballen 19 1/2 rh. . . . komme . . . Ungefähr 15 Ballen würden nöthig sein für 7 Drucke A. L. Z. und 4 Intell. Blätter wöchentlich. Bis in die Mitte des Monaths habe es allenfalls mit der Bestellung Zeit. Könnte ihm, Göpferdten, der ganze Druck der A. L. Z. allein überlassen werden, so würde er . . . noch billiger Alles machen können. Seinen bisherigen Contract . . . zur Abschriftnehmung.1) Übrigens wußte er, daß die Jenaische Bürgerschaft selbst darüber sehr [unleserlich] sey, daß [unleserlich] Landesherrschaft so kräftige Vorkehrungen mache, das Institut der A.L.Z. in der Stadt Jena zu erhalten. 1. [Weimar] C. G. Voigt an G (GSA 30/242 Bl. 45): Ich habe einige Gedächtnißfehler zu rügen, die in dem Schreiben des Herrn G. R. Loder [vom 31. Aug] vorkommen. 1) soll mir, seinem Anführen nach bekannt gewesen seyn, daß die CabinetsHerren aus Berlin [K. F. Beyme u. J. W. Lombard] gegen H L. R. Bertuch geäußert hätten, wie sie wünschten, die A. L. Z. in die Preuß[ischen] Staaten zu ziehen. Aber erst itzt, aus dem Loderischen Briefe, vernehme ich das erste Wort hiervon, und erinnre mich keineswegs, iemals sonst darüber etwas vernommen zu haben. 2) soll den 27. Aug der F r e y m ü t h i g e nach Jena gekommen seyn; H G. R. Loder will sogleich den 29. Aug. darüber an den Herausgeber dieses Blattes geschrieben haben, und seine darüber anliegende E r k l ä r u n g wieder in die Zeitungen setzen lassen . . . [am linken Rand: Doch ist zu bemerken, daß L. . . . vorgiebt, die Antwort des K.[otzebue] sey auf einen Brief vom 24. Aug. erfolgt.] Aber diese E r k l ä r u n g ist und zwar nicht auf die Ungersche Zeitung [Königlich privilegierte berlinische Zeitung, Nr. 100], sondern auf den Freymüthigen sich beziehend schon angekommen, und durch PostScript noch mit an mich gesendet worden. Und zwar ist sie vom 27. Aug. datirt. Das kann auch nicht etwa ein SchreibFehler seyn, weil auf einen nach dem 27. Aug. schon den 29. Aug. nach Berlin erlassenen Brief, die Antwort den 31. Aug unmöglich schon hat in Jena seyn können. Von dem 31. Aug. ist aber die Loderische Zuschrift datirt. 1

) Vertrag vom 2. Dez 1798 zwischen Goepferdt u. Bertuch (RA 4, Nr. 921).

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1. [Jena] G. H. Henrici an C. G. Voigt (Bayer 2009, 578−83): Nur das Vertrauen auf die menschenfreundliche Güte und Gewogenheit, wovon mir Ew. Excellenz schon die unzweideutigsten Proben gegeben, macht mich so kühn, meine Zuflucht zu Ihnen in einer Angelegenheit zu nehmen, die mir wichtig genug scheint, um Ihnen mit aller nöthigen Kürze der Wo r t e , aber auch mit der zweckmäßigen Ausführlichkeit in Absicht der S a c h e vorgetragen zu werden. Ich habe von den Unterhandlungen gehört, welche man wegen der jenaischen A. Lit. Zeitung gepflogen, und wie sehr man es nöthig gefunden hat, dieses wichtige Institut im Lande zu erhalten. Da ein solches Institut die Hände und den Geist mehr als Eines Vorstehers zu erfodern scheint, und bisher wirklich beschäftiget hat: so wage ich es, mich hiedurch zum zweiten Redacteur dieser Zeitung unterthänigst anzutragen. Ew. Excellenz werden mir mit Recht die ernste Frage aufgeben, ob ich auch die erforderlichen Eigenschaften zu einem solchen wichtigen Posten besitze, und wofern Sie mir gnädigst vergönnen wollen, meine unvorgreifliche Meynung über diese Eigenschaften zu sagen, so es n i c h t s o w o h l eine tiefe, abstracte Gelehrsamkeit, welche in irgend einem einzelnen Felde der Wissenschaften alles usque ad nuce erschöpft, und sich die größten und verdientesten Lorbeeren darin errungen hat; denn auf ein solches Attribut könnte ich allerdings keine Ansprüche machen; s o n d e r n v i e l m e h r eine gewisse Unbefangenheit des Sinnes und immer heitere Geistesgegenwart, welche noch nicht durch zu vieles Studieren verflüchtigt oder abgestumpft ist, und sich eben soweit von jeder gelehrten Pedanterie als von jenem nur gar zu häufigen, durch anhaltendes Nachdenken herbeigeführten, zerstreuungsvollen und tiefen Meditationsgeiste entfernt, der so oft den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, b e s o n d e r s a b e r ein gewisser E k l e k t i s m u s d e s G e i s t e s , wenn ich so sagen darf − eine Art von Allseitigkeit der Kenntnisse, die von aller pedantischen Praedilektion für ein gewisses Lieblingsfach entfernt, in jedes Fach der Wissenschaften eingreift, und in jedem, oder, da dieses kaum die Sache Eines Menschen ist, doch in den wichtigsten Fächern des menschlichen Wissens mehr als oberflächliche Kenntnisse besitzt; und zugleich mehr als bloße Schulgelehrsamkeit − ä s t h e t i s c h e Bildung und Geschmack, um die vielen einlaufenden Recensionen mehrerer Kritiker, denen es zwar nicht an den gründlichsten Sachkenntnissen aber an ästhetischer Ausbildung und Correktheit des Vortrags fehlt, theils von ihren wirklichen Fehlern gegen die deutsche Construktion und Sprache zu reinigen, theils ihre dunklen, oder schief gesagten oder weitschweifigen Stellen zu verbessern, und dadurch den gegründeten Ruf der Zeitung, daß sie in Absicht der Schönheit und Präcision des Ausdrucks die erste Deutschlands sey, zu erhalten. Ob ich einige von diesen aufgeführten Eigenschaften besitze − dieß weiß ich nicht, und darf mir auch nicht das geringste Urtheil darüber anmaßen. Doch würde ich mich unendlich belohnt finden, wenn die mitgeschickten Bücher Ew. Excellenz vielleicht keinen g a n z ungünstigen Bericht darüber abstatten würden.1) Allerdings bin ich bescheiden genug, auf den Besitz a l l e r , zu einem solchen Redacteur nothwendigen Eigenschaften noch jetzt keine Ansprüche zu machen. Aber dieses habe ich wahrscheinlich mit jedem Novizen gemein. Gewandtheit und richtige oder zweckmäßige Kraftanwendung, die ihre Geschäfte mit dem mäßigsten Aufwande von Zeit und doch mit dem umfassendsten, durchgreifendsten Blicke verrichtet, kann nur die Frucht einer anhaltenden Routine und Uebung, nicht einer präliminären, wenn auch noch so hoch getriebenen, erfahrungslosen Spekulation seyn. Es ist unangenehm, wenn man von sich selbst sprechen muß. Das einfachste Colorit der Bescheidenheit verliert sich hier so leicht in eine leichte Tinte von Egoism und Selbstschmeichelei; und doch − werden es mir Ew. Excellenz sogar zur Pflicht machen, Ihnen die vollständigsten Data zu einem 1

) Vermutl. mitgesandt: Fordern große Tugenden oder große Verbrechen mehr Geisteskraft. Leipzig 1795; Verschwörung des Catilina. Jena 1798; Kritischer Versuch über den obersten Grundsatz der Sittenlehre. Leipzig 1799; Charlotte Sampson. Berlin 1800; Rez. über J. Fie´ve´e: Friedrich. Berlin 1800 (RA 4, Nr. 917).

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freien Urtheile über meine Person zu liefern. Ich will es daher wagen, ein paar Worte über mich selbst zu sagen. In einer Sache, wo das Glück meines bürgerlichen Lebens auf dem Spiele steht, würde zurücktretende Furchtsamkeit eben so zwecklos als erniedrigende Scham seyn, und schüchternes Schweigen würde den Schein vom Bewußtseyn wahrer Ohnmacht annehmen. In meiner Jugend und auf Schulen habe ich mich fast ausschließlich auf Philosophie gelegt, und glaube so viel darin gethan zu haben, daß ich bei einer künftigen Professur auch über den Homer, Horaz, Anakreon lesen werde. Die Wissenschaft, die ich als Brodtwissenschaft studirt habe, ist Theologie, und vielleicht können meine nachherigen, häufig gehaltenen Predigten, sowie meine Charlotte Sampson bezeugen, daß diese Wissenschaft auch nach meinen akademischen Jahren von mir nicht verabschiedet ist. Aber seit dem Anfange meines akademischen Studiums hat mich besonders die Philosophie angezogen, weil von ihr zuletzt alle anderen Wissenschaften abhängen und ausgehen müssen. Ich weiß nicht, ob man einigen Anstoß daran nehmen wird, daß mein letztes philosophisches Werk fast noch gar keine Spuren von der neuesten Naturphilosophie aufzuweisen hat; aber theils wurde dieß Werk zu einer Zeit geschrieben, wo die Naturphilosophie selbst in dem Geiste ihrer Schöpfer beinahe noch als Embryo lag; zweitens kann die Moralphilosophie von den Gesetzen der Naturmetaphysik bei weitem nicht soviel benutzen, als die theoretische Philosophie; drittens möchte es noch ein großes Problem seyn, ob es nothwendig ist, daß sich der Redakteur einer gelehrten Zeitung zu einer modernen philosophischen Sekte bekenne. Die Erlanger Lit. Zeitung, an welcher die philosophischen Mitarbeiter zuletzt alle auf die Naturphilosophie geschworen zu haben scheinen, welche dieselbe bei allen Gelegenheiten empfahlen, und alle Bücher nach diesem Gesichtspunkte beurtheilten, ist selbst in der neuesten naturphilosophischen Periode für das denkende Publikum in philosophischer Rücksicht nicht einmal so wichtig geworden, als die jenaische Lit. Zeitung − mit ihrer Philosophie der alten Mode und mit einem Redakteur, der ein erklärter, fast möcht’ ich sagen, persönlicher Feind der Naturphilosophie ist. Denn Schützens Antipathie gegen die Naturphilosophie gründete sich freilich mehr auf Persönlichkeiten als auf feste, durch Wahrheitsliebe und Sachkenntniß gegründete Ueberzeugungen. Aber dieser ganze Umstand scheint zu beweisen, daß ein gewisser Geist der Unpartheilichkeit und allseitigen Forschung a u f d i e D a u e r , wenn auch nicht für den e p h e m e r i s c h e n Glanz eines gelehrten Instituts nützlicher ist, als jener imponirende, schneidende Ton, der alles, was nicht in die Fugen seines Lieblingssystems passt, mit Trotz und Verachtung zermalmt, oder aus Langmuth und Gnade doch gewiß mit dem Stempel der Unwissenheit und des Mißverständnisses brandmarkt. Auch die Allg. Lit. Z. hat sich vor ohngefähr 10 Jahren in der Kantischen Periode dieses Fehlers schuldig gemacht, indem sie keine andere als die Philosophie des Königsberger Philosophen vor ihrem Forum Gnade finden ließ. Sie hat dadurch für die Bedürfnisse der Zeit in der That sehr viel Gutes bewirkt, aber dieses Gute sollte eigentlich von jedem Vorsteher eines wichtigen kritischen Instituts bei jeder anderen Philosophie bezweckt werden, welche, wie die Kantische, zwar nicht die allein selig machende, aber doch ehrwürdig durch ihre neuen und vortrefflichen Aussichten ist; − und dieses Gute kann unfehlbar besser durch eine scharfe, unpartheiische Aussonderung des Wahren und Würdigen von dem Unwahren, Halbwahren und bloß Hypothetischen als durch eine blinde, köhlerhafte Anpreisung erreicht werden. Aber ich verirre mich − Ew. Excellenz werden gnädigst dem armen Jünger verzeihen, der Ihnen Wahrheiten vorsezt, die Sie weit vollkommener und besser, als er selbst, wissen. Er hielt es wenigstens für Pflicht, Sie erst zum Schiedsrichter seiner Meynungen und Ueberzeugungen zu machen, ehe er es wagen durfte, Sie um ein Zutrauen zu bitten, das der ganzen gelehrten Welt wichtig seyn muß . . . Uebrigens bekenne ich gern, daß ich nicht im mindesten, wie Schütz, ein erklärter Feind der Naturphilosophie bin. Noch vorigen Winter habe ich mit ein paar anderen Doctoren ein Privatissimum über die Naturphilosophie mit Vergnügen gehört, und darf es nicht läugnen, daß diese Philosophie dem wahrheitssuchenden Forscher viele überraschende und wahrhaft entzückende Aussichten eröffnet. Die philosophi-

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schen und theologischen Ueberzeugungen des Redacteurs einer berühmten Zeitung sind immer für den Geist der ganzen Zeitung höchst wichtig, so ausgemacht es übrigens ist, daß er nicht für jede einzelne Recension verantwortlich seyn kann, und daß die Grundsätze jedes einzelnen Recensenten und folglich auch jeder einzelnen Recension nicht seine eigenen Grundsätze sind. − Ich habe hier ein paar Züge meines philosophischen Glaubensbekenntnisses gegeben; meine theologischen Grundsätze über gewisse Hauptpunkte der Religion liegen zum Theil in meiner Charlotte Sampson verborgen. U e b e r z e i t i g u n g d e r A u f k l ä r u n g ist in der Theologie und Religion wie in der Politik eine der gefährlichsten Klippen, woran Genie und Neuerungssucht so oft scheitern. Nur umsichtig und langsam, wie die Oekonomie der Natur, darf man die Welt fortschreiten lassen. Während meiner letzten philosophischen Studien habe ich mich auch besonders der Medicin gewidmet, ohne welche man in der Naturphilosophie schlechterdings keine bedeutenden Fortschritte thun kann, und beinahe den ganzen medicinischen Cursus durchgemacht. Auch davon kann ich Zeugnisse beibringen. Vor anderthalb Jahren habe ich ein starkes englisches medicinisches Werk aus dem Englischen übersetzt und mit ein paar Anmerkungen begleitet.1) Ich kann wenigstens behaupten, daß sich dieses Werk nicht ohne Sachkenntnisse übersetzen ließ, und werde Ew. [Ex]cellenz, sobald es von mir verlangt wird, auch mit diesem Werke auf den ersten Wink aufwarten. Das z w e i t e , was ich Ew. Excellenz unterthänigst vorzutragen und mit dem ersten Gesuch zu verbinden habe, ist die Bitte um eine a u ß e r o r d e n t l i c h e p h i l o s o p h i s c h e P r o f e s s u r . Ich kann mich freilich zu dieser Stelle durch keine anderen Empfehlungen als durch meine Bücher legitimiren. In den letzten Jahren habe ich nicht gelesen, weil die öfteren Kränklichkeiten und das nachher erfolgte Absterben meines unvergeßlichen Vaters mich manchen Zerstreuungen ausgesetzt und zu manchen Reisen genöthigt haben; aber vorher habe ich schon einmal ein philosophisches Publikum gelesen, und lese jetzt auch einem Engländer ein Privatissimum über den Horaz. Ich wage es daher, bei der gegenwärtigen Lage der Sache, Ew. Excellenz unterthänigst zu bitten, daß man es mir bei der Uebertragung einer philosophischen Professur nicht zur unumgänglichen Nothwendigkeit mache, vorher erst ein halbes Jahr zu lesen, zumal da ich mir schmeichle, daß diejenigen, welche mich auf der Kanzel reden gehört haben, mir vielleicht das Zeugniß geben werden, daß es mir an der Gabe des Vortrags nicht ganz fehle, und da die Uebertragung einer so wichtigen Redaktion, als die der A. Lit. Z. ist (falls sie mir noch übergeben werden sollte), dem Redakteur weit mehr Zutrauen und öffentlichen Kredit sichert, wenn er zugleich einem öffentlichen Lehramte vorsteht. Aber auch unabhängig von dieser Redaktion würde es für meine Lage äußerst vortheilhaft seyn, wenn ich durch Ew. Excellenz gnädige Unterstützung meine Vorlesungen im folgenden Winterhalbenjahre als Professor anfangen könnte. Ueberhaupt scheint mir alles auf die einzige Frage anzukommen, ob Ew. Excellenz einige Funken von wahrem Talent in mir bemerken. Für den Anbau dieses Talents und für die treueste Verwaltung meiner Geschäfte werde ich selbst Sorge tragen, zumal wenn mir das Loos einer Lage zu Theil werden sollte, wo öffentliche Ermunterungen und Mangel an Nahrungssorgen ein eben so mächtiger Sporn für mich seyn werden, als mich bisher äußerlicher Mangel, und − was damit zusammenhängt − Entbehrung der nöthigsten Bücherschätze gedrückt und nur zu sehr gehindert haben, schon jetzt das zu seyn, was ich, von einer glücklicheren äußeren Lage begünstigt, ohne Mühe hätte seyn können und wollen . . . N.S. Sollten Ew. Excellenz es richtig finden, mich persönlich über die Sache zu sprechen, so darf ich darüber nur einen Wink erhalten. 1

) C. G. Ontyd: Theoretisch-praktische Untersuchung über die Ursachen des Todes bei akuten und chronischen Krankheiten., aus dem Englischen übersetzt von J. E. G. Eichwedel, mit Zusätzen von J. C. Stark d. Ä. Erfurt 1803 (RA 4, Nr. 917). Zur Publikation s. die Erläuterungen Henricis unten Sept 9.: Henrici an G.

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[Sept [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 351): Vorläufig melde ich gehorsamst, daß Ihro 1. od. 2.] Durchlaucht die Idee mit Herder (nach m e i n e m Vorschlage) nicht verwerfen, auch für Paulus, wenn er sich standhaft erklärt, in honorifico et utili, unter Bedingung des Konsiliariats bei der Neuen A.L.Z., allerdings etwas zu tun entschlossen sind. Ich habe 200 Rtlr. und den Kirchenratstitul vorgeschlagen. Der Herzog wünscht angelegenlichst, daß wir die Sache mit der A.L.Z. durchsetzen, und will uns nicht verlassen noch versäumen, wie in der Heiligen Schrift geschrieben steht . . . Auch für den künftigen Fondierer [C. Heun] der A.L.Z., wenn er nach Jena zieht, wollen Serenissimus etwas in honore tun. 2. Bey Geh. R. Voigt. Nachher Eichstedt bey mir. Zu Tische mit ihm Reg.

R. Voigt.1) 2. [Jena] C. A. Vulpius an G (GSA 28/41, Bl. 445): Ew. Exzellenz melde ich, daß sich Alle hier sehr über die erhaltenen Nachrichten aus Weimar, freuen. Loder packt nun über Hals u Kopf ein, weil er fürchtet, über mancherlei noch in Anspruch genommen zu werden. Heute brachte Schelfer [F. J. Schelver] einen fremden Doktor in die Bibliothek, gegen den [C. G.] Schütz in der höchsten Wuth seines Herzens gesagt hat: „Ich wollte, der Pasquillant Kotzebue, hing am Galgen!“ Die Schuldner sollen bei Schützens sehr ungestüm werden, u den jungen Herrn sogar mit Arrest gedrohet haben. [J. G.] Lenz hat schon für Uber Morgen Trompeten u Pauken bestellt, u springt, wie ein Eichhörnchen, umher. Der Regeneration der Litterat. Zeit. wegen, will er einer armen Frau 12 gr. geben. 2. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (AS 2.2, 696f.): Bey einem heute Ihro Durchl. dem Herzoge, wegen der zu stiftenden Neuen Literatur-Zeitung zu Jena, gemachten unterth. Vortrage, haben Höchstdieselben Anlaß genommen, folgendes gegen den endesunterzeichneten zu äußern: Um dem Wunsche des Herrn Präsidenten Herder Genüge zu leisten, in Ansehung des canzleymäßigen Gebrauches des demmselben von dem Herrn Churfürsten zu PfalzBayern verliehenen Adel Standes, wären Ihro Durchl. Gesonnen, denen Chefs der Collegien und Departemens m ü n d l i c h e Eröffnung zu thun, daß solche vorkommenden falls den Herrn Präsidenten als adelichen Standes in den Canzleyen behandelten; auch möge der Herr Präsident, wenn es ihm beliebe, sich in den officiellen Unterschriften mit der adelichen Unterscheidung, von, unterschreiben. Endesunterzeichneter hat darauf Bedacht nehmen sollen, daß diese höchste Intention dem Herrn Präsidenten auf schickliche Weise bekannt gemacht und von dem Erfolg Ihro Durchl. Nachricht gegeben werden.2) 2. [Jena] J. C. Goepferdt an C. G. Voigt (GSA 30/242, Bl. 65f.): Glücklich bin ich diese Nacht zurückkommen, mein erstes war heut wegen dem Papier zu schreiben, damit wir der Lieferung gewiß sind und der Mangel keinen Aufenthalt verursacht, dies ist geschehen, mein Brief ist mit der heutigen Post abgangen . . . Dringend nöthig ist, daß des baldigsten ein Av e r t i s s e m e n t im Publikum erscheinet, darauf eine starke Auflage gemacht werden muß, ich selbst werde mir eine Anzahl davon erbitten, um sie nach Petersburg, Paris, Düsseldorf, Strasburg, Pest, Wien, Prag, Riga und an alle die Buchhändler zu senden, mit denen ich in Rechnung stehe, von welchen ich den besten 1

) Vielleicht an diesem Tag G’s Aufzeichnungen über die Arbeitsorganisation der ALZKonkurrenz u. d. T. Austheilung der Geschäffte unter die bisherigen Theilnehmenden (GSA 30/242, Bl. 54−57; gedruckt Bayer 2009, 526−30). Ebenfalls dieser Planungsphase zugehörig wohl die kurze Agenda u. d. T. Notanda Privata (GSA 30/243, Bl. 3; Bayer 2009, 531). 2 ) Aktenvermerk G’s: H Praes v. Herder eröffnet. d. 22 Sept. 1803 (AS 2.2, 697); s. unten Sept 22.: an Herder. Der Vorgang blieb so lange unerledigt, da Herder erst am 18. Sept nach Weimar zurückkehrte.

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Effect erwarte; weit besser ist das neue Institut gewinnt dem alten den Vorrang ab mit diesem Avertissemement, damit nicht das alte jetzige Institut mit seiner Anzeige dem neuen z u v o r k o m m t , und damit diese Anzeige an den entlegenen Orten noch vor jener auch bekannt wird. Ich wäre nicht abgeneigt, denen Av e r t i s s e m e n t s die ich versende, einen B r i e f beizulegen, den ich drucken würde, wenn diesen Vorschlag die Herren Unternehmer genehmigen, darinn ich dies neue Institut meinen H a n d l u n g s f r e u n d e n besonders empfehlen würde, diesen Brief selbst würde ich vorher denenselben zur Prüfung übersenden, es würde dies 1) den Absatz und 2) die Einsendung der Avertissements vermehren. Als ich mich gestern bey Ihro HochWohlgeboh[re]n beurlaubte war eine unserer letzten Verabredungen, daß ich den Druckpreiß nochmals überrechnen wollte und sehen ob ich, wenn ich beides, Zeitung und Intelligenzblatt zu drucken bekäm, etwas billiger stellen könnte, ich habe dies g e t h a n , und um mich Hochdenenselben auch hier als einen Mann zu zeigen, der gern ein beginnendes gutes Werk mit empor zu helfen gesonnen ist, will ich 8 g. an jedem Bogen fahren lassen, nemlich die Herren Unternehmer zahlen mir für 2 Stück oder E i n e n g a n z e n B o g e n 2000 Auflage 7 r . 1 6 g . Hochdieselben werden gütigst bemerken, wie sehr billig ich gegen meinen vorigen Druckpreiß, laut Contract, den dieselben in Händen haben, mich bestrebe, denenselben zu willfahren, welches ich mir zur Pflicht und Ehre anrechne. Sollten Ihro HochWohlgeb. meiner unterthänigen Bitte willfahren können, den Druck von beiden mir zu übergeben, so gelangt meine anderweitige [?] Bitte an dieselben mir dero gütige Zusage b a l d zukommen zu lassen, damit ich mich binnen hier und dem Anfange des Drucks in Bereitschaft setzen kann, indem ich gesonnen bin alles dazu gehörige nun anzuschaffen, damit auch der Druck, wie die Herren Unternehmer ihn von mir zu erwarten berechtigt sind, schön und gut ausfällt, wären[?] aber dieselben gesonnen eines von beiden in einer andern [?] noch drucken zu lassen, so wünschte und bitte, daß m i r d i e Z e i t u n g zum Druck aufgetragen würde und d a s I n t e l l i g e n z b l a t t e i n e r a n d e r n ; übrigens aber sollte ich glauben, da ich beides liefern kann, und ich gern thätig bin, auch, wenn die Arbeiten vereinfacht sind, selbige von denen Herren Unternehmern und deren Expedition besser übersehen werden können und sie einige Mühe haben, daß Hochdieselben meine unterthänige Bitte beherzigen werden. Schließlich füge noch bey, daß, wenn Ihre HochWohlgebohren das wünschen, mich als Geschäftsmann mündlich zu sprechen, dieselben geruhen möchten mir Befehl zu ertheilen, wenn ich hinüber kommen soll, da ich denn nicht ermangeln werde sogleich Folge zu leisten und zu der bestimmten Stunde meine unterthänige Aufwartung zu machen . . . [Nachschrift] Noch kann ich einen guten Menschen und jungen Gelehrten theils als Corrector theils auch wohl auf dem C o m t o i r mit brauchbar empfehlen, er hat was gelernt ist aber arm und heißt Herr [J. G.] G ü l d e n a p f e l , auch der Hr Hofrath Eichstädt kennt ihn.

Sept [Weimar] Schiller an H. E. G. Paulus (SNA 32, 64): Man schäzt und verehrt Sie hier so 2. [u. 3.] sehr, mein theurer Freund, daß man Ihre Entfernung von Jena nicht wohl ertragen kann. Da Sie nach unserm neulichen Gespräch nicht geradezu abgeneigt sind, zu bleiben, so hofft der Herzog Ihnen durch ein Merkmal seines guten Willens und seiner Achtung für Sie Ihren Aufenthalt in Jena wieder angenehm zu machen. Zweihundert Thaler will er Ihnen zulegen, und wenn Ihnen noch sonst ein Zeichen seiner Achtung angenehm seyn kann, so wird er auch dazu mit Vergnügen bereit seyn. Da diese Proposition durch meine Feder geschieht, so ist sie eo ipso nicht o f f i z i e l l , ob sie gleich ihrem Innhalt nach, dieselbe Gültigkeit hat. Sie können Sich also darüber gegen mich ganz freundschaftlich und aufrichtig erklären . . . Als Neuigkeit melde ich Ihnen, daß heute früh von Petersburg eine Staffette gekommen, die die Verlobung unsres Erbprinzen [Carl Friedrich] mit der Großfürstin [Maria Pawlowna] gebracht hat. Es steht alles dort aufs beste, und auch in Absicht auf die Jenaischen Unternehmungen ist dieses Ereigniß . . . nicht ganz unwichtig.

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3. Früh Academica betr mit Herrn Hofr. v. Schiller spatziren . . . [C. L.]

Fernow1) v Hendrich. [3.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 1, 316): Tausend Danck, lieber Alter, für deinen thätigen guten Willen bey einer Angelegenheit, die für uns sehr wichtig ist; und dann für deinen Antheil an den heutigen Tage [Carl Augusts Geburtstag]. 3. [Weimar] Anzeige (GSA 30/242, Bl. 49): Heute, Sonnabends den 3ten Sept., als am Geburtstage S r . H o c h f ü r s t l . D u r c h l a u c h t , wird das schon vorhin angezeigte Feuerwerk abgebrandt werden. Am Schluß der mannigfaltigen Feuerpräsentationen, die zum Theil noch wieder verfertigt worden, zeigt sich in roth und blauen Feuer unter einer starken Kanonade VIVAT ACADEMIA IENENSIS. Der Schauplatz ist im Garten der Ziegelmühle, der Eingang vor dem Erfurter Thor. 3. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 352): Hier kommen allerlei Curiosa Jenensia [s. Anlage, Protokoll] . . . 2. Das Avertissement der Akademie kommuniziere ich, wenn es einläuft.2) 3. Vielleicht sagte man gar den Bürgern etwas nomine Serenissimi, um die ganze Schlechtheit der Sache nicht zu publizieren. 4. Der D. [G. H.] Henrici ist [im Brief vom 1. Sept] etwas kühn, sich zu einem Redakteur zu offerieren. Ich lege etwas seiner kommunizierten Schriften bei. Es ist der, welcher die Loge neulich errichten wollte. Inzwischen scheint er mir kein zu verachtendes Subjekt zu sein wegen seiner Vielseitigkeit, seines Vortrags und seiner Arbeitsamkeit. Wenn Herr Professor Paulus sich noch für die gute Sache interessierte, wäre dessen Rat wohl zu vernehmen. 5. Was Göpferdt schreibt, kommt mir zum Teil sehr verständig vor. Herr Eichstädt hat itzt zur Vorbereitung alles anzuspannen und möchte also wohl eine Ankündigung einschicken. Vielleicht ganz einfach, sine ira et studio, und die Freunde, die bisher die A.L.Z. gehalten, aufmunternd, daß sie weiter ihre Gunst für die J e n a i s c h e A.L.Z. fortsetzen mögen. [Anlage: Protokoll (Bayer 2009, 532ff.)] Weimar den 3. Septemb. 1803 Zwey academische Deputirte, Hr Geh JustizRath Reichardt, und Hr Hofrath Ulrich, wollten Ser[enissi]mo vorliegenden academ.[ischen] Bericht Selbst übergeben und Höchst Ihro zu dem heutigen beglückten Lebensfeste unterth[änig] Glück wünschen. Da diese Herren Serenissimum nicht allhier gefunden, so haben sie ihr Schreiben an mich übergeben, mit Bitte, Ihre Devotion zu versichern und Ihrer Academie gnäd. Schutz und Unterstützung zu erbitten. Ich habe die Ausrichtung nach Pflicht übernommen, und denen Herren . . . versichert, daß Ihro Durchl. die Academie so viel es thunlich immerfort gnädigst unterstützen würden − Zugleich fragte ich, was die Academie ihres Theils auf die in dem Freymüthigen verbreiteten falschen Nachrichten zu thun gesonnen sey . . . Die Academie möchte gern ein auf ihren Namen gerichtetes Avertissement in mehrere öffentl. Zeitungen, ja zu Beruhigung der Unterthanen, selbst in die Wochenblätter des Landes, inseriren lassen, durch welches Avertissement ganz schlicht jenen Falsis widersprochen, und die Academie dagegen salvirt würde. Ich habe erwiedert, daß ich nicht glaube, daß Ser[enissi]mus hierwider etwas haben würden, und wollte ich rathen, daß vorher das Concept des Avertissements anher mitgetheilt werden möge . . . [Sie haben] vor Schlusse noch die Bitte beygefügt, daß Ser[enissi]mo gnädigst gehalten seyn möge, den Hn Prof. D. Paulus für Jena zu erhalten. Für die Reputation der Academie und den Unterricht, sey sein Bleiben äußerst wünschenswerth. Andre Wünsche wollten Sie gern noch an sich halten. Ich habe auch dieses auszurichten übernommen; Womit die Herren zurückgereiset sind . . . Eodem hat sich eine Deputation der Jenaischen Bürgerschaft gemeldet, welche namens Ihrer Stadt die devotesten

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) Seit Sommer 1803 außerordentlicher Professor der Ästhetik in Jena; Gesprächsthema dürften u. a. die Vorgänge um die JALZ gewesen sein. 2 ) s. unten 6. Sept: an J. A. Reichardt.

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Glückwünsche zu Serenissimi Hohen Geburtsfeste abstattete, und dringend bitten wollen sich des Wohlstandes der Stadt darin anzunehmen, daß die Schmähungen der academischen Besucher nicht zum Nachtheil gereichen, auch die Institute der Allg. Litt. Zeitung und deren Intell. Blattes in Jena erhalten werden möchten. Ich habe die Männer mit einigen consulirenden Discurs wieder fortgeschickt.

[Sept ca. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 14): Das 3. od. 4.] Av e r t i s s . werde ich noch nicht anderwärts mittheilen . . . Der R e v e r s ist schon in Nachfrage gewesen, wollen Sie solchen bald einsenden. Wegen Inserten eines Extracts des Avertiss. in andern Blättern will ich sorgen, wenn es zumal in dem T h ü r Reichs Anzeiger nicht gehen sollte.1) [3. od. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 351f.): Hier kommen die Abschriften des 4.]2) Privilegii und Reverses. Unter Motiven einer anzustellenden doppelten Redaktion oder zweier Redakteurs konnte auch die mit gezählt werden, daß man dergl. immer fortgehendes Institut nicht auf zwei Augen ruhen lassen könne; Krankheiten, Reisen pp. können einen Mann lange außer Tätigkeit setzen pp. Auch gewinnt eine solche Anstalt durch Benennung mehrerer braver Redakteurs. Eine vorläufige simple Gegenanzeige in einigen Zeitungen, besonders zu Hamburg, Frankfurt und Leipzig, scheint notwendig. Mein Sohn hat beiliegende ganz schlicht aufgesetzt; ist Ihnen nichts bedenklich, so lassen wir solche mit heutiger Abendpost ablaufen. Mit P a u l u s will ich mein Tempo wahrnehmen, je nachdem ich noch Irritation und Interesse hervorbringen kann. [3. od. Avertiss.[ement]3) (MA 6.2, 919): Kaum war entschieden daß eine Redaktion der all4.] gemeinen Literaturzeitung künftig in Halle vorgenommen werden sollte, als sich sogleich die eminente Majorität der jenaisch. u Weimar. Gelehrten, patriotisch, verband ein ähnliches Institut in Jena zu erhalten, zu verbessern und für die Folge zu begründen.4) Die deshalb getane Vorschläge sind von des Herzogs von Weimar Durchl., mit gnädiger Teilnahme, angenommen worden; so wie noch manches verwandte Heilsame von den sämtliche, höchsten Erhaltern der Akademie teils vorbereitet, teils begünstigt ist, so viel wird hinreichen um das Publikum auf eine zunächst erscheinende Nachricht u Einladung vorzubereiten. 4. An Carl August (Br 16, 289f.): Nachdem sich die Hoffnung, die Jenai-

sche Litteraturzeitung zu erhalten und gewissermaßen wieder herzustellen, täglich vermehrt; so ist es Pflicht zuförderst sich nach solchen Männern umzusehen, deren wissenschaftliches Gewicht die Schaale des neuen Instituts begünstigte. Wir konnten uns in Deutschland nicht umher sehen ohne zunächst Herrn [F. X.] von Zach zu erblicken, dessen Nahme, (um uns, der Kürze willen einer vielleicht nie so adäquat gebrauchten Formel zu bedienen) anstatt einer großen Lobrede gilt. Möchte derselbe, von seinen großen angeborenen und erworbenen Mitteln, der neuen Anstalt einiges freygebig zufließen lassen! möchte er das wissenschaftlich bedeutende und treffliche, was er zu verbreiten

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) Zum Avertissement s. übernächstes Z. ) Datierung nach RA 4, Nr. 932. 3 ) Womöglich Anlage zum vorigen Z (RA 4, Nr. 932). Notiz Voigts auf dem linken Rand: In die politischen Zeitungen nach / Berlin / Wien / Bamberg / Baireuth / Hanau / den 5. Sept. abgegangen. / Noch wird es in die Leipziger Zeitung kommen. 4 ) Bes. dieser 1. Satz von der Berliner Zensur abgeändert; s. unten Sept 20: C. G. Voigt d. J. an Eichstädt? u. Sept 29.: C. G. Voigt d. J. an Behrend. 2

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wünscht, in den Weg gedachter neuen Zeitung leiten, möchte er die Männer anzeigen, auf deren Urtheil in dem weiten Felde das er übersieht am meisten zu trauen seyn dürfte; so würde jene Angelegenheit, welche Ew. Durchl. Ganzes Interesse erregt, höchlich gefördert werden. Geruhen Ew. Durchl. diese frommen Wünsche, nach Ihro schönem Verhältniß zu Herrn von Zach, bestens zu unterstützen; so wird Unterzeichneter, bey günstiger Äußerung, den verehrten Mann selbst begrüßen und das nähere mit Freuden anzeigen und vernehmen. Sept 4. An J. v. Müller (Br 16, 291ff.): Mit . . . Zutrauen wage ich . . . Sie um Theilnahme in einer Angelegenheit zu bitten, welche mir sehr am Herzen liegt. Professor Schütz zu Jena hat sich durch die bedeutenden Vortheile, welche demselben unter Beding einer Wanderung nach Halle dargeboten worden, bewegen lassen, den letzten Ort zu seinem Aufenthalt zu wählen; dadurch wird das Band der Jenaischen Litteraturzeitung zerrissen, und es ist Pflicht, bald wieder ein neues zu ähnlichen Zwekken zu knüpfen. Es hat sich deshalb die eminente Majorität Weimarischer und Jenaischer Gelehrter und Gelahrtheitsgenossen mit Eifer ein solches Werk zu unternehmen verbunden. Euer Hochwohlgeboren werden die Schwierigkeiten dabei mit einem Blick übersehen, ohne daß ich sie umständlich aufzähle, und mit mir zugleich einstimmen, daß die neue Societät nichts Angelegneres haben kann, als genialische, wissenschaftlich gründliche, verdient berühmte Männer zu einiger Theilnahme aufzufordern. Wo treffen diese und noch so manche andre Eigenschaften in schönerem Gleichgewicht zusammen, als bei Euer Hochwohlgeboren! Welch Verdienst würden Sie Sich durch Geneigtheit um uns, Ihre wahren Verehrer, erwerben, und vorzüglich den Dank des besten Fürsten verdienen, dem an Erhaltung und Förderung alles Guten so viel gelegen ist, und der Sie seit so vielen Jahren kennen und schätzen gelernt hat. Dürfte ich daher in allen diesen Rücksichten anfragen, ob Ihnen vielleicht ein neueres historisches Werk im Sinne schwebt, worüber Sie öffentlich Ihre Meinung zu sagen geneigt wären? Dürfte ich Sie an unsers Freundes Sartorius Geschichte des hanseatischen Bundes erinnern? Dürft’ ich um gefällige Antwort bitten, ob wir uns eines so köstlichen Beitrags vielleicht vor Schluß des Jahres erfreuen dürften? wobei ich denn immer noch um Vergebung einer solchen Zudringlichkeit bitten muß, so wie ich mich kaum bei einem unschätzbaren Gegenstand eines Preises zu erwähnen getraue. Ich schließe diesen Brief mit der freudigen Empfindung, daß Vorfälle, die sonst manches Unangenehme haben, mir Gelegenheit geben, ungeheuchelte Gesinnungen, die ich so lange hege, Denenselben aufrichtig darzubringen . . . 4. Briefe wegen der Litt. Zeitung.

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[Sept [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 353): Ich weiß nicht, ob Ihnen das Protokoll 4.?] Genüge leisten wird.1) Das ganze Hindernis ist, daß es nicht diplomatisch ad acta Collegiorum komme, daß der Herzog einen andern als einen Reichs- oder königlichen Adel hofmäßig sanktioniere. Die Notiz soll als Z e i t u n g s a r t i k e l befördert werden.2) Vielleicht nach Leipzig, Bamberg und Bayreuth sowie in unserm Wochenblatte. Alsdann kommt auch einmal die Akademie, damit der Feind harceliert werde. 4. [Weimar] Schiller an W. v. Wolzogen (SNA 32, 64f.): Indem das neue Schloß in Weimar bezogen worden ist und hier ein neues Leben beginnt, droht die alte Universität in Jena über den Haufen zu fallen. Vielleicht hast Du in Zeitungen davon gehört. Ein Lehrer nach dem andern wird uns nach Halle entführt; so ist auch Schütz mit der ganzen Literatur-Zeitung berufen, und hat sich wirklich dort engagirt. Von der andern Seite beruft uns der Kurfürst von Bayern mehrere Professoren nach Würzburg. Unter diesen Umständen hat der Herzog sich auf’s Neue für Jena interessirt und will sich’s etwas kosten lassen, um wenigstens die besten, wie den Prof. Paulus und Hufeland, festzuhalten. Auch hat man sich kühnlich entschlossen, die allgemeine Literatur-Zeitung in Jena fortzusetzen, wenn auch gleich eine andere in Halle herauskommt; und da man nicht nur die besten Mitarbeiter von der alten behält, sondern auch neue tüchtige Männer dazutreten, so könnte sehr leicht der Fall eintreten, daß sie in Halle die Rivalität mit uns nicht aushalten. Denn so ein kleines Ländchen wir auch sind, so sind doch in literarischen Unternehmungen diejenigen nicht schwach, die die Geister commandiren können, und wir können es hierin kecklich jeder großen Provinz in Deutschland bieten. Es ist eine Ehre für Jena und Weimar, daß andre Universitäten uns plündern müssen, um etwas zu werden, und daß etwas Gutes bei uns zu holen ist. 4. [Jena] C. A. Vulpius an N. Meyer (Kasten 105): Der Freimüthige Schuft hat Jena’s Untergang profezeiht. Die Clique schlägt sich aber selbst, u Jena wird wohl stehen bleiben. Loder hat aus Dankbarkeit für die vielen Gnaden vom Herzog, seinen Abgang nach Halle, unvergeßlich machen wollen, er hat deshalb so lange durch Kotzebue u andere große Männer, scil. negozirt, bis die Litterat. Zeitg. nach Halle kam. Nun gut! K.[otzebue] stieß sogleich in die Tuba, u siehe da, alles ist voll Schrecken u Furcht. Aber sie hatten nicht alles wohl überlegt, u die J e n a i s c h e Litt. Zeitg. b l e i b t . Göthe u Schiller sind an die Spitze getreten, u Eichstädt wird Redakteur. Es ist ein Fond von 5000 Rthlr. dazu da. Mit dem 1. Jänner 1804 erscheint das 1ste Stück. Nun sollen Schütz u Ersch mit ihrer Zeitg. wandern. Sie haben auferlegt bekommen, nicht weiter als bis zum letzten Dzbr. zu drucken. Man sagt, es sey in Halle noch nicht Alles ganz richtig, u sie säßen zwischen 2 Stühlen. Der Schulden Heer erwacht, u der junge Hr. [F. K. J.] Schütz, sollen sehr stark drinne stecken; desgl. die schöne Fr. Mamma. Alles ist hier im Wirrwarr, u alles schimpft, schreit u lästert durcheinander. 4. [Jena] H. E. G. Paulus an J. C. Loder (SNA 32, 356f.): Theilen Sie doch, Mein Verehrter Freund, die Verlegenheit mit mir, in die mich die Inlage Meines bidern Landsmanns und alten Freundes, Schillers [am 2. Sept], wider seine Absicht versezt. Unstreitig ist dieses Draengen auf schleunigen Entschluss von mir auch eine der Irritationen, welche das Reizmittel der Kotzebueschen voreiligen Annonce gegen dessen Intention hervorbringt und die Sie sich, da Sie unsern Senatsdebatten p Ihren guten Geist so ganz entziehen, kaum sonderbar genug denken können . . . das Meisterstück, durch welches Halle so schnell und auf eine für die wissenschaftliche Tendenz so erwünschte Weise inzwischen die ALZ. für sich gewonnen hat, vermehrt, ich bekenne es, meinen Hang dahin, eben so sehr als ich glauben darf, den naechsten Freunden des Institus ein willkommener Freund zu seyn.

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) Vom 2. Sept (s. dort) über Carl Augusts Anerkennung von Herders Adelstitel. ) Avertissement, s. oben Sept 3. od. 4.

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5. An A. W. Schlegel (Br 16, 293f.): Nun regt eine äußere Veranlassung

mich auf, Ihnen zu schreiben, eine alte Schuld abzutragen und neue Verhältnisse anzuknüpfen. Das alte Band der jenaischen Litteraturzeitung löst sich auf, neue müssen geknüpft werden und ich mag wohl, um des allgemeinen Besten willen, aus meiner Ruhe heraus treten und mit an einem neuen Institut Theil nehmen, wozu sich alles was wacker und tüchtig bey uns ist, zu versammeln verspricht. Sage ich Ihnen daß man auch Ihre Theilnahme aus der Ferne wünscht; so vernehmen Sie nichts unerwartetes.1) Ihr Geist, der sich, in Production sowohl, als Urtheil, thätig zeigt, wird sich gewiß zu einer Anstalt neigen, die nicht sowohl Zerstreutes versammeln, als das was von Natur zusammen gehört, vereinigen möchte. Haben Sie daher die Güte mir vorläufig zu schreiben: ob, und in wie fern Sie beyzutreten gedenken? ob Ihnen Bücher im Sinne schweben über welche Sie Ihr Urtheil sagen möchten und ob wir noch manches vor Weihnachten erwarten dürften? Sobald ich Ihre Gesinnung näher weiß schreibe ich weitläufiger und freue mich zum Voraus darauf, daß dieser Anlaß unsere Correspondenz beleben wird, welche, selbst unter Gleichgesinnten, ohne besonderes Interesse, gewöhnlich ermattet. Sie haben unter Ihren Freunden gewiß noch manchen jungen Mann, der, mit schönen Talenten und Kenntnissen, einen vorschreitenden Geist und mäßige Gesinnungen verbindet; wollten Sie mir wohl Nahmen und nähere Verhältnisse bekannt machen. 5. Litterat. Zeit. betr Mittag bey Hofe. Nach Tafel bey Durchl. d. Herzog . . . [Brief] An Hrn. Rath Schlegel Berlin. 5. [Jena] F. I. Niethammer an G (Bayer 2009, 575f.): Ich habe nicht gesäumt, in dem von Euer Hochwohlgebohren mir anvertrauten Geschäft ein Ihren Wünschen entsprechendes Resultat zu bewirken, und wenn ich etwas später, als Sie vielleicht erwarten durften, über den Erfolg berichte, so liegt die Schuld davon lediglich darin, dass ich auf meine Anfragen selbst nicht früher eine Entscheidung erhielt. [H. E. G.] Paulus, der am meisten bei dem Antrag zu bedenken fand, hat mir erst heute seine Erklärung darüber gegeben. Sie ist nicht nach meinen Wünschen und Hoffnungen ausgefallen; er glaubt, meiner Auffoderung aus mehr als einem Grunde entsagen zu müssen: einmal, weil er selbst auf die von einer andern Seite her an ihn ergangne Anfrage wegen seines Hierbleibens nicht im Stande gewesen sey anders als unbestimmt zu antworten; und dann, weil ihn, auch selbst in dem Fall dass sein Hierbleiben entschieden wäre, doch die zwischen ihm und der alten Lit.Zeitung bestandnen vertraulichen Verhältnisse von der neuen Unternehmung ausschlössen. Da nun der letzte Grund durch seine Subjectivität unzugänglich ist, so musste ich freilich die Hoffnung, hier meinen Zweck zu erreichen, aufgeben. Aber ich bin weit entfernt zu glauben, dass desshalb die Ausführung der ganzen Idee aufgegeben werden müsse. Nicht nur bin ich mit meiner Anfrage bei [A. F. J.] Thibaut glücklicher gewesen, der sich ganz bestimmt dafür erklärt hat: der Anstalt ein volles Sechstheil seiner Zeit zu widmen, und die Direction des ganzen juridischen Faches zu übernehmen; sondern ich glaube jetzt auch noch einen andern

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) Schlegel lag im Streit mit der ALZ, s. unten Sept 10.: A. W. Schlegel an G.

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Mann nennen zu können, dem vielleicht ein Antheil an der Direction, nicht ohne Vortheil für die gute Sache, angetragen werden könnte, nämlich [J. F. A.] Göttling − ein Mann, der ein näheres Interesse für Jena, wie für die Wissenschaft, nimmt, der Einsicht in seinem Fache und in der literarischen Welt einen Namen hat, und der vielleicht die Übersicht über den ganzen Kreis der medicinischen Literatur übernehmen würde. Ich habe ihm noch nichts von meinem Gedanken gesagt, glaube aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auf seine Bereitwilligkeit zur Theilnahme rechnen zu können, und erwarte nur einen Wink darüber, um mit ihm eine nähere Verbindung zu nehmen. Ich habe, wie ich auch die Sache überlege, noch immer die Überzeugung, dass, wenn einmal Eichstädts Mitwirkung beibehalten werden muss, der Nachtheil, den schon der bloße Name dieses Mannes dem Institut bringen muss, nur auf zweierlei Weise parirt werden kann, entweder wenn das Oberdirectorium selbst auch vor dem Publicum sich an die Spitze stellt, und er dadurch in die unschädlichere Rolle eines bloßen Handlangers verwiesen erscheint; oder wenn neben ihm zugleich ein Collegium von andern Männern genannt wird, auf deren Charakter, Ehrliebe und Unparteilichkeit das Publicum Vertrauen hat, und von denen es erwartet, dass es die Einflüsse von jenem verhindern oder unschädlich machen werde. In dieser Überzeugung fühle ich mich gedrungen, so warm das Interesse ist, das ich für die gute Sache dieses neuen Unternehmens wie für die Ehre unsrer Universität habe, noch einmal zu bitten, dass doch ja der Antheil dieses Mannes − wenn es nicht möglich ist, ihn ganz zu entfernen − nach den gegründeten Besorgnissen, die man von seiner Einwirkung haben muss, so genau abgemessen werde, dass es möglich gemacht wird, sich seiner, sobald er sich unnütz beweist, contractmäßig zu entledigen; und ich darf hinzusetzen: bei der kriechenden Denkart, die an eben diesem Mann unverkennbar ist, kann man sicher seyn, dass er jede Bedingung (wenn er nur die Hoffnung behält, Schützens Stelle zu bekommen; welches freilich bei der Beschaffenheit unsers Senates und bei der Harmonie, in der E.[ichstädt] mit den Ulrichen [J. A. H. Ulrich] u. Consorten steht, auch eben nicht das Wünschenswürdigste ist,) sich gern wird gefallen lassen. Aus eben diesem Interesse erbiete ich mich noch einmal, zur bereitwilligsten und schleunigsten Erfüllung aller Aufträge, die mir in dieser Sache ertheilt werden mögen, wiefern dadurch der Einfluss eines Mannes beseitigt oder vermindert werden kann, den ich nach meiner ganzen Überzeugung als der Sache schädlich beurtheilen muss. Ich glaube, um so weniger bei Ihnen, Verehrungswürdiger Herr GeheimeRath, einer Entschuldigung dieser offnen Erklärung zu bedürfen, da ich die Überzeugung haben darf, dass Sie mich genau genug kennen, um sie nicht aus einer unlauteren Quelle abzuleiten. Die versprochne Relation über die teutschen Gelehrten Zeitungen kann ich heute noch nicht mitschicken, weil eine kleine Unbässlichkeit in diesen Tagen mich abgehalten hat; sie wird aber, mit einer Partie Hefte von diesen Zeitungen, nächstens [18. Sept] folgen.

Sept

5. [Weimar] C. G. Voigt an G (GSA 30/242, Bl. 74): Als der H. Oberconsist.Rath [K. A.] Böttiger mich heute zufällig, wegen einer Stipendien Sache, besucht, kommt er auf die während seiner Abwesenheit vorgegangene Veränderung mit der A.L.Z. zu sprechen, und äußert sich . . . folgendermaßen. Da er aus Weimar nicht emigrire, so empfinde er das stärkste Interesse für das Wohl der Landes Academie, und sehe es für einen sehr gründl. Entschluß an, die A.L.Z. ferner in Jena redigiren zu lassen. Ob er nun wohl mit der bisherigen Societät der A.L.Z. in den Verhältnissen stehe, daß er sich nicht ganz davon trennen, wenigstens nicht wider sie auftreten kann: so wünsche er demunerachtet dem neuen Unternehmen den schönsten Erfolg. Soweit . . . sey die größte Lücke in der bisherigen A.L.Z. diejenige, daß sie für die Freunde der Kunst so unbedeutend gesorgt habe. Er nehme sich die Freyheit, zu bemerken, daß man durch eine Verbesserung in diesem Fache der neuen A.L.Z. das größte Übergewicht verschaffen könne. Er empfiehlt besonders den Herrn Prof. Fernow. Er bittet um Erlaubniß, frey äussern zu dürfen, wenn ihm weiter etwas beyginge, durch dessen [unleserlich] dem neuen Institut Nutzen geschafft werden könne. Ich habe alles das höflichst aufgenom-

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men und bemerken lassen, daß weil Ser.mus das neue Institut in seinen speciellen Schutz nehme, so sey zu hoffen, daß alle vortrefflichen Gelehrten des Landes und Freunde der Wissenschaften beytragen würden, neuen schiefen öffentl. Auslegungen und Ausfällen . . . nicht die Hand zu bieten, vielleicht [?] dem neuen Institut alle Gerechtigkeit angedeihen zu lassen und es auch uns wichtigen gelehrten Freunden zu empfehlen.

Sept [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt1) (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 3): Wie [ca. 5.] wäre es, wenn man . . . Böttiger zur A.L.Z. verwendete, als ein für den gelehrten Zustand unsers Landes verdienten Mann. Giebt man sich sogar für verbunden, ihn zu invitiren. Etwa solch ein Motiv. Schlägt er ab, so schadet es nicht. 5. [Weimar] C. G. Voigt an J. C. Loder2) (GSA 30/242, Bl. 73): Die von Ew., den 31. Aug. an mich geschriebene GeschichtsErzählung betreffend Dero Mitwirkung zu . . . Translocation der A. L. Z. habe ich zu erhalten die Ehre gehabt. Es ist diese Begebenheit von der Art, daß man die Beurtheilung bloß Ihrem eignen Gefühl überlassen muß. Zu einigen Stellen Ihrer Zuschrift habe ich nur folgendes bemerken wollen. Es ist mir keineswegs bekannt gewesen, daß schon vor mehrern Wochen, als die Königl.-Pr. Herrn Geheimencabinetsräthe sich in Weimar befunden, von Seiten des Königl. Cabinets gegen den H Legationsrath Bertuch der Wunsch geäußert worden, die A. L. Z. in die Preuß. Staaten zu ziehen, und daß vor Kurzem dieser Gedanke von neuem in Anregung gebracht worden sey. Auch erinnert sich der Herr Geheimerath von Göthe nicht, wie bey seinem dem Hrn GehKirchenrath Griesbach abgestatteten Privatbesuche von der Versetzung der A. L. Z. nach Würzburg auf einige bedeutende Weise die Rede gewesen sey, oder wie diesem Discours die Gestalt einer officiellen Anzeige gegeben werden wollen. Den mitgetheilten Brief aus Berlin, vom 27. Aug [Kotzebue an Loder] . . . will ich beyliegend restituiren . . . N. S. Ich habe, Dero Erwartung gemäß, Ihren Brief Serenissimo zu lesen vorgelegt. 5. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 353): 1. Meine Antwort an L.[oder] ist mit Vorbedacht ganz schlicht gefaßt worden. Die Konklusionen mag Herr L. selbst daraus ziehen. Was er in einem Postskript geschrieben, habe ich auch nur in einem Postskript beantwortet. Im Approbationsfall geht diese Antwort morgen mittags mit der reitenden Post ab. Wegen des Punkts die data betreffend habe ich noch gefunden, daß L.[oder] den K.[otzebue] Brief für eine Antwort auf seinen Brief vom 24. August (den er auf Eingang der Ungerschen Zeitung geschrieben haben will) fol. 40b ausgibt. Daher habe ich mich nur so wie geschehen darüber ausdrücken wollen. Ich lasse übrigens meinen Brief mundieren und unterschreibe ihn nur, wie L. das auch so gemacht . . . 3. Über das Avertissement [vom 3. od. 4. Sept] ins [Weimarische] Wochenblatt habe ich die Ehre mündlich zu sprechen.3) Von Jena habe ich heute nichts erhalten, wahrscheinlich morgen früh. 5. [Jena] F. L. A. Hendrich an G (GSA 30/243, Bl. 15): Gestern Abend 1/2 9 Uhr u wieder später um 1/4 3 Uhr kamen zwey Estaffetten an das hiesige Post Amt an, diesen Morgen ließ ich das hiesige Postamt befragen: an wen diese Estaffetten addressirt gewesen wären? worauf ich die Antwort erhielt, die Erste sey an den Geh Hofrath Loder, die andere an den Geh Rath Eichstedt, gerichtet gewesen. Diese Nachricht machte mich stutzig u ich glaubte es meiner Pflicht und dem Dienst schuldig zu seyn mich näher erkundigen zu müssen. Ich gebrauche als Spion den Abbe´ [G.] Henry . . . bey Eichstedt zu forschen und [er] hat mir eben die Nachricht gebracht: daß der Hofrath Eichstedt,

1

) Undatiertes, unadressiertes Notizblatt; ungefähre Datierung nach vorigem Z, vermutl. zeitnah vor oder nach Voigts Gespräch mit Böttiger entstanden. 2 ) Beilage zum nächsten Z. 3 ) Dort erschien bis Nov keine Notiz (SchrGG 54, 493).

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diese Nacht eine Estaffette erhalten habe, die ihm die Nachricht eines Rufes überbracht habe, den er erhalten solle und den er, wenn er dem Inhalt des Versprechens entspreche, von ihm nicht zurückgewiesen werden könne. Ich vermuthe . . . daß dieser Ruf von Berlin kommen wird u daß dieses wieder einer von den vielen Niedrigen Streichen des Loders u seiner Pathei ist, um die neue Unternehmung der Literatur Zeitung zu verhindern. Die Furcht welche Sie für Eichstedt geaeusert haben berechtiget mich dieses zu glauben . . . Schütz u Compagnie tragen sich jetzt mit der Nachricht, als wäre der Aufsatz im Freymüthigen von Weimar aus eingerückt worden, um Sie in Verlegenheit zu setzen. Diesen Augenblick geht eine Estaffette von Loder in Antwort der diesen Morgen angekommenen nach Berlin ab. 5. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 354): Die zwei Hauptpunkte erregen mein verlängliches Erwarten: Wie es mit Paulus abläuft, und wie der Fonds des unbekannten Freundes [Heun] sich zeigen wird. 5. [Jena] J. C. Goepferdt an C. G. Voigt (GSA 30/42 Bl. 75): [Über Verhandlungen mit Papierlieferanten] . . . Über den Druckpreiß nochmals zu sprechen, so will ich zwey Stück oder Einen ganzen Bogen 2000 Auflage . . . für 7 Thaler 12 pf. drucken, und liefern, in der Hoffnung und Bitte, daß wenn der Absatz sich heben sollte, dazu ich das meinige aus allen meinem Kräften gewiß beitragen werde, daß dann die Herren Unternehmer von dem Überschusse mir einige wenige Erhöhung des Druckpreises verstatten. Als ich die Ehre hatte vorige Woche meine unterthänige Aufwartung Ihro Hochwohlgeb. zu machen, so sagte ich doch unter andrem daß mich manchmal der Hr HofR Schütz bey zu treffenden Einrichtungen und Abänderung[en] der Allg. Litt. Zeit. zu Rathe gezogen habe, um dies doch einigermaßen zu beweisen, bat ich ihn, ob er mir nicht wolle die Güte haben und mir ein Attestat ausstellen, wie die Expedition mit meinem Druck, Förderung und übrigen zufrieden sey, dies hat er auch gethan, übersende selbiges hier beiliegend1) und freue mich die Mehrheit meines Gesagten dadurch bestärken zu können. 5. [Jena] J. C. Loder an Unbekannt (SNA 40.2, 158): In dieser Nacht kam hier eine Stafette an, welche die Königle Confirmation der Convention mit den Unternehmern der A.L.Z. mitbrachte. Sie ist also nun preussisch und beyde Schütz nebst Ersch gehen als Professoren nach Halle . . . Die A.L.Z. wollte erst Ostern hingehen: da aber der Herzog durch Geh. R. Voigt unserem Bertuch hat andeuten lassen, die A.L.Z. solle zum Neuenjahr das Feld räumen und seiner neuen privilegirten Zeitung (Griesbach nennt sie die P a t e n t -Literatur-Zeitung) Platz machen; so geht sie schon zu Neujahr dahin. Der ganze Handel hätte durch die verwünschte Voreiligkeit von Kotzebue . . . scheitern können. Der Teufel mag wissen, wo er die Nachricht hergehabt hat. Wegen der A.L.Z. und dieses Kotzebueschen Aufsatzes bin ich in Weimar in des Henkers Küche gekommen, weil man mir die Schuld von allem beymaß; ich habe einen langen Defensionsbrief an Voigt schreiben müssen. Die verwünschte Steckerey gegen Jena hat nicht allein den Senat schrecklich gegen Kotzeb. aufgebracht, sondern man hat auch in einem Consistorio sub fide [geheime Versammlung], nachdem lange radottirt [gefaselt] worden ist, beschlossen, einen Bericht deßhalb an alle Höfe zu schicken, den Reichardt und Ulrich in Person zu Weimar abgeben sollten und bestens zu empfehlen instruirt worden sind. Die Patent-L.Z. amüsirt uns königlich. Sie soll den 1. Jan. 1804 erscheinen, und doch haben die Herren noch keinen Rezensenten dazu. Eichstädt soll der Redacteur davon seyn und er hat auch schon Fiedlern dazu engagirt, den Schütz und Bertuch sogleich abgesetzt haben, wie auch Eichst. die Dimission erhalten hat. An der Spitze der Zeitung steht eigentlich unser Göthe, der aber nicht den Namen dazu hergeben will. Voigt hat Bertuchen declarirt, man wolle 6000 rth. und mehr anwenden und das Geld liege parat; jetzt aber wollen die Herren alles auf A c t i e n einrichten und zeigen also, daß sie nicht viel in Cassa haben. 1

) Nicht in den G-Akten.

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5. [Jena] J. A. Reichardt an C. G. Voigt (AS 2.2, 690): In einem gestern Nachmittags gehaltenen Consistorio ist die Refutation des Avertissements in dem freymüthigen in der Mase, wie der beyliegende Aufsatz besagt, decretirt und sodann der Aufsatz vom Herrn Hofr Eichstedt gefertiget worden. Sollten Eure Hochwohlgebohrnen etwas darinnen zu ändern, oder hinzuzusetzen für nöthig erachten: so kann ich dieses unter dem Titul der Revision, die mir, als Ordinario, obliegt, dazu bringen, wenn Eure Hochwohlgebohrnen dieses für bequemer erachten sollten, als daß es im Publikum bekannt wird: es sey der Aufsatz in der Revision des Herzogl. Ministerii zu Weimar gewesen. Dem akademischen Senat haben wir bis iezt keine Eröfnung davon gemacht, daß Eure Hochwohlgebohrnen den Rath ertheilten, Ihnen zuförderst den in Frage stehenden Aufsatz mitzutheilen. Ich selbst habe den Vortrag von dem Erfolg der Deputation nach Weimar in der gestrigen Versammlung des Senats gemacht und die Behutsamkeit, welche Sie . . . uns empfohlen haben, genau beobachtet.1) 5. [Jena] H. E. G. Paulus an Schiller (SNA 40.1, 114f.): Die gegen mich fortdauernd gnaedige Gesinnungen des Fürsten, von dessen Geist und Willen das Heil der hiesigen Akademie seit vielen Jahren, jetzt aber ganz vorzüglich abhaengt, verehre ich tief. Ich bin deswegen in wahrer Verlegenheit, Ihnen, mein alter theurer Freund, nicht sogleich ganz so bestimmt antworten zu können, als Sie wünschen . . . Man ist mir von Würzburg und München zutrauensvoll entgegengekommen. Einen Gehalt von 1300 th sollen noch andere bedeutende Annehmlichkeiten für mich und die Meinigen begleiten . . . Ich habe mein Wort gegeben, auf eine gewisse für mich bedeutende Mittheilung . . . noch 12 bis 14 Tage zu warten. Sobald ich dieses Versprechens quitt bin, schreibe ich Ihnen alles nöthige, mit der Aufrichtigkeit, durch welche ich die mir geschenkte Huld des Herzogs als unverleztes Kleinod zu erhalten hoffe. 6. An Schiller (Br 16, 297): Heute ist es das erstemal daß mir die Sache

Spaß macht. Sie sollten den Wust von widersprechenden und streitenden Nachrichten sehen! ich lasse alles heften und regalire Sie vielleicht einmal damit, wenn alles vorbey ist. Nur in einem solchen Moment kann man am Moment Interesse finden. Nach meinem Nilmesser kann die Verwirrung nur um einige Grade höher steigen, nachher setzt sich der ganze Quark wieder nach und nach und die Landleute mögen dann säen! Ich freue mich Ihrer Theilnehmung und sehe Sie bald. 6. An N. Meyer (Br 16, 296f.): Eine zweyte Gefälligkeit, um die ich Sie ersuche, besteht in folgendem: Herr Hofrath Schütz begiebt sich nach Halle, um dort eine Litteraturzeitung zu schreiben. Die eminente Majorität der weimarischen und jenaischen Gelehrten hat sich sogleich vereinigt, um in Jena ein ähnliches Blatt herauszugeben, und Sie haben sich daher unter den würdigsten, den Wissenschaften ergebenen Männern umzusehen und sich ihre Theilnahme zu erbitten. Möchten Sie wohl, werther Herr Doctor, die Herren [J. H.] Schröter und [H. W. M.] Olbers für diese Anstalt interessiren und noch etwa andere Freunde zu derselben einladen uns mit wissenschaftlichen Nachrichten und Urtheilen zu beehren. Wollten Sie sich selbst dabey auf irgend eine Weise thätig bezeigen, so wird es zu wechselseitigen Vortheilen gereichen können. Wenn Sie gedachte und ähnliche Männer vorbereitet haben 1

) Gegenerklärung s. unten 11. Sept: Reichardt an Voigt (Beilage).

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und mir ihren guten Willen ankündigen, so werde ich ihnen selbst schreiben und in nähere Verbindung mit ihnen zu treten suchen. [Sept An J. A. Reichardt (Konzept; Br 16, 298f.): Bey dem zurückkommenca. 6.] den Aufsatz, welcher im Ganzen gut und zweckmäßig gefaßt ist, wäre folgendes zu bemerken:1) ad 1. Wäre wohl die unterstrichene Stelle wegzulassen, weil zwar Herrn Hofrath Eichstädt, auf den Fall daß er in Jena verbleiben und bey der fortgesetzten Litteraturzeitung sich thätig erweisen würde, wünschenswerthe Versicherungen zugegangen; allein die Übertragung einer Stelle kann nur bey Organisation des Ganzen, durch die eigentlichen Theilnehmer geschehen. ad 6. Diesen Paragraph wünscht man folgendermaßen gefaßt: Wenn nun die hiesigen medicinischen Anstalten, durch das, nicht blos für die Aufbewahrung, sondern zugleich für die Kur der Kranken errichtete Irrenhaus, einen neuen Umfang gewinnen, wenn das naturhistorische Museum, besonders im mineralogischen Fache, bedeutend erweitert worden, wenn die ehemalige Büttnerische Bibliothek im Herzogl. Schlosse geordnet, ein besonderes Botanisches Museum im Fürstengarten errichtet wird, wenn sich eine nahe Aussicht auf ein Seminarium philologicum, dessen Stelle bisher die erneuerte lateinische Gesellschaft vertrat, nicht weniger auf ein Prediger- und Schulmeister-Seminarium zeigt; so gehet auf das deutlichste hervor daß es unserer Akademie weder an Thätigkeit noch an Antheil fehle. Wie wir denn auch noch mehrern und größern großmüthigen Unterstützungen der Durchlauchtigsten Herren Ernährer der Akademie zuversichtlich entgegen sehen. 6. Litterat. Zeitung. 6. [Leipzig] Jena und die Literaturzeitung (Zeitung für die elegante Welt. Nr. 107. 6. Sept 1803): (Aus Weimar.) Die apokalyptische Zornschale, die der Hr. v. Kotzebue, nach Veräusserung seines Wohnhauses in Jena, über die dortige Universität ausgegossen hat, mochte wohl schwerlich die gewünschte Wirkung thun. Sein Anathema das er aussprach, wird Jena gewiß nicht vernichten. Zwar S c h ü t z und E r s c h gehen mit i h r e r Literaturzeitung, nebst L o d e r ’ n , nach Halle, aber die hiesige Allgemeine Literaturzeitung dauert fort, und zwar unter weit günstigern Auspizien als vorher. Die besten Köpfe Deutschlands haben sich zu diesem Unternehmen vereinigt, und G ö t h e , S c h i l l e r , H e r d e r , B ö t t i g e r , Vo ß und E i c h s t ä d t sind an ihre Spitze getreten. E i c h s t ä d t hat die Redakteurstelle dieses gelehrten Zeitblattes erhalten, und eine ausführlichere Ankündigung wird dem Publikum davon nächstens mehr sagen. Eine solche Veränderung kann nur heilsam und ersprießlich seyn, und Deutschland wird vom ersten Jänner 1804 an eine gelehrte Zeitung erhalten, in welcher seine E r s t e n Männer ihm ihre Meinungen und Resultate vorlegen werden, indem die Z w e i t e n nach Halle gehen, wo es ihnen nicht an − Salze gebrechen wird. 6. [Jena] Erklärung (GSA 30/242, Bl. 982)): E. H. zeigen wir hierdurch ergebenst an, daß die seit achtzehn Jahren allhier etablirte A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g , veran-

1

) Betr. Eichstädts Entwurf der Gegenerklärung für die Universität Jena (gedruckt: Bayer 2009, 535−38); die Gegenerklärung s. unten 11. Sept: Reichardt an Voigt (Beilage). 2 ) Gedruckte Anzeige; auch gedruckt bei Bayer 2009, 295f.

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laßt durch die gnädigsten Zusicherungen und ehrenvollsten Unterstützungen Sr. Majestät des Königs von Preußen, von künftigem Neujahre an zu H a l l e in Sachsen fortgesetzt, und die Expedition derselben dorthin verlegt werden wird. Da nun die Societät der Unternehmer den zeitherigen Buchhalter bey der Expedition, Herrn Hofkommissär F i e d l e r , seiner Dienste bey dem Institute anjetzt entlassen, so ersuchen wir Sie ergebenst, forthin alle ihre Briefe, Inserate, Bücher oder andere Sachen, so für uns oder die Allgemeine Literatur-Zeitung bestimmt sind, nicht an besagten Hrn. F i e d l e r zu senden oder beyzuschließen, sondern sich lediglich der Adresse „An die Expedition der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ zu bedienen, und zwar bis zu E n d e d i e s e s J a h r s die Sachen nach J e n a , nachher aber nach H a l l e zu addressiren. Sollten Sie auch an einen der H e r a u s g e b e r der A.L.Z. zugleich etwas zu schreiben haben, so würde doch der sichern Bestellung halber, auf den Fall, daß einer von ihnen verreist wäre, immer besser seyn, den äußern Umschlag an die Expedition der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu überschreiben. Uebrigens verbleibt Herr Buchhändler K u m m e r in Leipzig, wie bisher, unser Kommissionär, an welchen alle Briefe und Sachen für uns auch fernerhin abgegeben werden können. In der Leipziger Ostermesse 1804, wo unsere Expedition, wie bisher, im neuen Paulino ist, werden wir uns, wie gewöhnlich, mit Ihnen berechnen, und unsern neuen Buchhalter durch einen Avisbrief mit unserer Unterschrift legitimiren. Societät der Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung.

Sept

7. An F. I. Niethammer (Konzept; Br 16, 299): . . . danke zum besten für

den lebhaften Antheil, an dem gegenwärtigen Vornehmen. Erhalten Sie denselben und überzeugen sich daß man die Mitwirkung wohldenkender Männer, zu einem so schönen Zwecke, wünscht, und ihr auf jede Weise entgegen gehen wird. Möchten Sie mir nicht einige neuere, in der Litteraturzeitung bisher noch nicht recensirte Werke, aus Ihrem Fache, nennen, welche Sie zu recensiren geneigt wären. Ersuchen Sie Herrn Prof. Thibaut in meinem Nahmen um ein gleiches, mit vielen Empfehlungen, und versichern Sie jeden, der einiges Vertrauen in mich setzen mag: daß ich mich dieser neuen Anstalt nach allen Kräften annehmen werde. [ca. 7.] An F. A. Wolf (Br 16, 300f.): Schon wird es Ihnen bekannt seyn daß wir durch den Abgang des Herrn Hofrath Schütz nach Halle genöthigt worden in Jena a u c h e i n e allgemeine Litteraturzeitung zu unternehmen. Auch ich muß mich von hier aus verinteressiren, denn in dem Fall, in welchem wir uns befinden, wird wohl niemand von treuen, an einem Zustand haltenden Personen zurück bleiben sondern seine Kräfte gern hergeben um ein Übel abzuwenden und ein Gutes zu gründen. Kann sich ein neues Institut gegenwärtig der Art empfehlen so muß es dadurch geschehen, daß es in den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaften eingreift und sich vor parteyischen Retardationen und Anticipationen hütet. Mögen Sie mir über Ihr Fach, das Sie so ganz durchschauen, mit Ihrer gewöhnlichen Großheit und Freymüthigkeit ein bedeutendes Wort sagen so wird es bey mir um so eher fruchten als ich im Falle bin durch den Umgang mit Ihrem würdigen Schüler [Riemer] gewiß in Ihrem Sinn einzudringen. Ich lebe in der Hoffnung daß uns irgend ein günstiger Stern zusammen führen und ein immer wachsen-

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des Interesse an wahrer Wissenschaft und Kunst uns immer näher verbinden wird. Sept 7. Früh Litt. Zeitung . . . An Hrn. Prof. Niethamer. die Theilnahme der Litt. Zeit betr. An Dr. Meyer. [ca. 7.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 354): In Eichstädts Antwort liegt eine sonderbare Entschiedenheit und Ausgemachtheit, wenn ich so sagen darf.1) Videbimus cuius boni − wenn der Aufsatz kommt. Wenn er aber nicht bald kommt, so würde man ihn wohl erinnern müssen. 7. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 54ff.): Auch hier ist man voller Verwunderung über den Transport der Literaturzeitung nach Halle, und unsere inländischen kritischen Journale sind am meisten dagegen, weil ihnen dadurch offenbar wehe geschieht. Die Welt mag daraus sehn, daß wir das Gute ernstlich wollen, wenn wir das Bessere auch nicht sogleich erkennen. Was mich selbst betrifft; so bin ich im Jahre 1788 auf eine Ehrenvolle Art zur Teilnahme an der Jenaischen allg. Lit. Z. eingeladen worden2) und habe besonders in der ersten Zeit nicht ohne warmen Eifer mein Scherflein beigetragen. Ich bin nie davon abgegangen und trete jetzt recht gern in den neuen Kreis der mir schon so lange wert gewesen ist. Fichte ist Ihrem Wunsche geneigt. Er hofft gegen Ende des Jahres mit seiner Wissenschaftslehre fertig zu sein, und wird seine Meinung an Schiller abgeben, weil er den bisherigen Plan der L.Z. für fehlerhaft hält.3) Zu einem recht brauchbaren Korrespondenten in Paris, wäre ich geneigt, den jungen [A.] Mendelssohn . . . vorzuschlagen. Er ist ein braver junger Mann von Kenntnissen und gutem allgemeinen Geschmack. Er ist jetzt in Berlin und hofft auf seiner Rückreise nach Paris über Weimar zu gehen. Wäre es Ihnen recht, so würde ich ihm etwas an Sie mitgeben. Was ich sonst für das Interesse der Jen. L.Z. beitragen kann, werde ich mit der Zeit gern tun. Der Architekt Genelli hier zu Berlin wäre vielleicht auch in Ihrem Sinne und wenn es noch nicht geschehen wäre, möchte er nicht ungeneigt sein hinzu zu treten4). . . Ihre Nachrichten über die Fortsetzung der Jen. Lit. Z. habe ich in solche Hände gelegt, die sie gehörig verspenden werden. Auch Ungern habe ich das Nötige bekannt gemacht und er hofft. 7. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 96): Ew. Hochgeboren würden die Nachricht . . . was . . . von mir vorbereitet worden, einen Posttag früher erhalten haben, wenn ich nicht die Ankunft des Hrn. Commisionsraths Heun mit Gewißheit erwartet hätte. Nach seinem letzten Briefe, worin er sich für die Unternehmung ganz bereitwillig erklärte, hätte er mit Extrapost schon gestern Abends anlangen sollen; kommt er mit seinen eigenen Pferden, so wird er entweder diese Nacht, oder spätestens M o r g e n hier eintreffen. Nur Krankheit könnte eine Veränderung dieses Reiseplans hervorgebracht haben: was ich nicht fürchte. 7. [Jena] J. C. Loder an C. G. Voigt (GSA 30/242 Bl. 83f.): Ew. Hochwohlgeb. sage ich zuvörderst den lebhaftesten Dank für die Gewogenheit, mit welcher Sie meine gehorsamste Bitte erfüllt und mein Schreiben vom 31. August bey Serenissimo zum Vortrag gebracht haben. Mein Gefühl sagt mir, daß ich, in diesem, für mich bisher einzigen, Collisionsfalle, von verschiedenen, einander, dem Anscheine nach, entgegenstehenden Pflichten, recht und consequent gehandelt habe. Ich schmeichle mir mit der Hoffnung, ja, ich bin fest überzeugt, daß Serenissimus sowol, als Ew: Hochwohlgeb. nach der von mir geschehenen treuen Darlegung aller Umstände, meiner Denkungsart, welche ich

1

) Bezug ungeklärt. Mündliche Unterredung? ) Ein Einladungsschreiben nicht überliefert. 3 ) Ein Brief Fichtes an Schiller diesen Inhalts nicht nachgewiesen. 4 ) Zu einer Zusammenarbeit kam es nicht. 2

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durch eine lange Reihe von Jahren immer offen gezeigt und bewährt habe, nicht widersprechend finden werden. Zur Erläuterung einiger, in meinem Schreiben vielleicht nicht deutlich genug auseinander gesezter, Umstände, erbitte ich mir die Erlaubniß, noch folgendes hinzufügen zu dürfen. Der Herr LegationsRath Bertuch, welcher zu Weimar ist, wird es, der Wahrheit gemäß, bezeugen müssen, daß es sich in Absicht seiner, mit den Königl. Preußisch. Herren Geheimen Cabinets-Räthen gehabten, Unterredung, völlig so verhält, wie ich es angegeben habe; auch hat er mich versichert, Ew: Hochwohlgeb. von diesem Umstande vor dem Empfange meines gedachten Schreibens informirt zu haben, weshalb ich dieses historische Factum auch, als bereits bekannt, voraussetzte. Über die Unterredung, welche der Herr Geheimer Kirchen-Rath Griesbach mit dem Herrn Geheimen Rath von Göthe wegen der A. L. Z. gehabt hat, gibt ein von ersterem an mich erlaßenes Billet, das ich in originali hier beyfüge, die nöthige und hinlängliche Auskunft.1) Was endlich den Brief des Herrn von Kotzebue vom 27 August betrift; so enthält derselbe, wie ich auch bereits in der N. S. zu meinem Schreiben angezeigt habe, eine Antwort auf meinen e r s t e n , unterm 24 August an ihn erlassenen Brief, in welchem ich mich nur über die, in der Ungerschen Zeitung (die ich in originali hier beylege) enthaltene und aus dem Freymüthigen genommene, voreilige Nachricht von der EntschädigungsSumme, für die Translocation der A. L. Z. und den dadurch auf mich fallenden Verdacht der Schwatzhaftigkeit beschwert hatte. Daß er in dieser Antwort nicht von der U n g e r s c h e n Z e i t u n g , sondern von dem F r e y m ü t h i g e n , gesprochen hat, mochte wohl daher kommen, weil diese Zeitung den Aufsatz, ihrer eigenen Angabe nach, aus dem Freymüthigen genommen hatte, welches niemand besser wißen konnte, als der Herausgeber des Freymüthigen selbst. Mein z w e y t e r Brief an den Herrn von Kotzebue war vom 27 August und enthielt eine weit härtere und in den stärksten Ausdrüken abgefaßte Beschwerde über den in No 132 des Freymüthigen (welches Blatt erst den 27 August hier angekommen und mir zu Gesicht gelangt war) enthaltenen Aufsatz, welcher mich, wegen der, die Universität zu Jena betreffenden Anmerkungen, aufs höchste indignirt hatte. Zwar war ich überzeugt, und bin es noch, daß jeder, welcher meine Denkungsart nur irgend kennt, mich eines so schwarzen Undankes gegen diejenige Universität, auf welcher ich 25 Jahre gelebt und so viel Gutes genossen habe, und einer so unwürdigen Rache über manche, auf derselben erlittene, Kränkungen, schlechterdings nicht fähig finden, und mich so sehr beleidigen würde, einem Verdachte, welchen nur die boshafteste Verläumdung auf mich bringen kann, Gehör zu geben; ich wollte aber doch derjenigen wegen, welchen mein persönlicher Character nicht bekannt ist, die Sache ins hellste Licht gesezt wissen. Was der Herr von Kotzebue auf meinen z w e y t e n B r i e f (vom 29. August) erwidert hat, werden Ew: Hochwohlgeb. aus seinem, mit der heutigen Post hier eingelaufenen, Schreiben ersehen. − Ich füge es in originali bey,2) ob es gleich ein Paar Stellen enthält, welche ich, zur Schonung des Herrn von Kotzebue, gern daraus vertilgt sehen möchte, und deßhalb nicht wohl ostensibel ist: eben dadurch aber werde ich um so mehr gerechtfertigt, und meine Indignation wird dadurch vollkommen bestätigt. Ich schließe mit der gehorsamsten Bitte, daß Ew. Hochwohlgeb. die Gewogenheit haben mögen, von diesem meinem heutigen Schreiben und a l l e n Beylagen in einem anderweitigen Vortrage bey Serenissimo Gebrauch zu machen . . .

Sept

8. An J. C. Stark (Br 16, 302): . . . kann heute nur mit wenig Worten

versichern, daß ich mich des Geschäfts, die allgemeine Litteraturzeitung betr., mit Eifer annehme und den besten Erfolg hoffe. 8. [Brief] An Hrn. Hofr. Stark, Jena. 1 2

) Nicht überliefert. ) Nicht überliefert.

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8. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 97): Ew. Hochgeboren habe ich die Ehre . . . zu melden, daß Herr Commissionsrath Heun diesen Nachmittag angekommen, und entschlossen ist, das bewußte Geschäft mit mir zu unternehmen. Gern würde ich erst vorfragen, ob Ew. Hochgeboren meinem Freunde und mir erlauben wollen, Ihnen morgen aufzuwarten. Allein da der Bothe nicht vor Morgen zurück kommen kann: so werde ich, um keine Zeit zu verlieren, morgen früh auf jeden Fall mit meinem Freund von hier abfahren, u. etwa nach 9 Uhr im Erbprinz eintreffen, wo ich Ihre weiteren Befehle erwarte . . . 8. [Leipzig] Noch Etwas über die Alllgemeine LiteraturZeitung zu Jena (Zeitung für die elegante Welt. Nr. 108. 8. Sept 1803): Die in mehrern öffentlichen Blättern vor einiger Zeit verbreitete Nachricht von der Transportirung der Allgemeinen LiteraturZeitung von Jena nach Halle, und von dem der Akademie Jena bevorstehenden ruinösen Verlust, scheint den ganz neuen Begriff konstituiren zu wollen, daß ein Institut, wie die Allgem. Lit. Zeitung, als ein Kunstwerk, gleich einem Laokoon oder einer Transfigurazion, zu erobern sei, und um es dem einen Ort zu entziehen und in dem andern es aufzustellen, nur wohl emballirt und assekurirt transportirt zu werden brauche. Hiernach bliebe freilich dem armen Jena das leere Nachsehen. Jene seltsame Nachricht klärt sich aber durch neuerlich hinzugekommene Berichtigungen dahin auf, daß bei Abgang der bisherigen Redakteurs der Allg. L. Z., des Hofrath S c h ü t z und Professors E r s c h , von Jena nach Halle, der Herzog von Sachsen-Weimar einer Sozietät gelehrter und berühmter Männer das Privilegium zu Fortsetzung der A. L. Z. zu Jena vom 1. Januar 1804 an ertheilt*)1) hat, und dieses Institut also, theils auf die bisherige, theils auf eine zu verbessernde Weise, seinen Fortgang zu Jena haben wird. N . . ... O. 9. Früh Eichstedt und Heum [Heun]. Bey Geh. Voigt. Obige mit Fernow

zu Tische. 9. [Jena] Zirkular an die Buchhändler (GSA 30/242 Bl. 105): Indem wir Ihnen hierdurch anzeigen, daß die Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung auch künftig, wie bisher, und zwar vom Jahre 1804 an unter besonderer Begünstigung unseres Fürsten und durch theilnehmende Fürsorge mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer in Weimar und Jena, hier herauskommen wird: so wünschen wir zugleich die mercantilische Verbindung, welche Sie seither mit der A.L.Z. unterhielten, als fortdauernd betrachten zu können. Wir ersuchen Sie daher 1) die von Messe zu Messe in Ihrem Verlag herauskommenden Bücher, wie seither, unter der Bedingung unentgeldlich einzusenden, daß sie binnen Jahresfrist in unserer Zeitung recensirt werden. Es sind bereits alle Anstalten getroffen, daß wir diese gerechte Erwartung der löbl. Verlagshandlungen befriedigen zu können hoffen; 2) diejenigen Bücher, welche von der Expedition sonst verschrieben werden müssen, oder binnen der gesetzten Zeit nicht angezeigt werden, uns, wie seither, für den Nettopreis zu überlassen; 3) da mehreren Verlagshandlungen daran gelegen seyn wird, solche Bücher, deren Recensionen in der hiesigen A.L.Z. seither noch rückständig waren, bald beurtheilt zu sehen: so werden wir auch dieses Verlangen, in Bezug auf die wichtigsten Bücher, möglichst zu erfüllen suchen. Die Erfüllung zu erleichtern, ersuchen wir Sie, Bücher dieser Art baldmöglichst einzusenden. Wir können uns zwar nicht verbindlich machen, fremde Schulden überhaupt abzutragen, und schränken uns daher, was ältere Bücher betrifft, bloß auf die inhaltsreichsten ein; allein wir versprechen diejenigen, deren Recensionen in unseren Plan nicht gezogen werden können, in der ersten oder zweyten Messe zurück zu liefern. Ohnehin wird unser Buchhalter, Herr Hofcommissär Fiedler, die Leipziger Ostermesse, wie seither, besuchen, um mit Ihnen Abrechnung zu halten. Wir behalten uns vor, wegen der ins Intelligenzblatt einzurückenden Inserate Ihnen vor dem Schlusse dieses Jahres noch

1

) Fußnote: *) Auch dazu, wie es heißt, 3000 Thlr. ausgesetzt hat.

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besondere Anzeige zu thun; ersuchen Sie übrigens, alle Ihre Briefe und Paquete an uns, jetzt, bis zu Ende dieses Jahres*),1) an den Redacteur der Zeitung, H e r r n H o f r a t h E i c h s t ä d t , künftig aber noch mit dem besonderen Beysatze: Für die A.L.Z. zu Jena, gefällig zu addressiren, und sie entweder unserem Commissionär, Hn. Buchhändler Wilhelm Rein in Leipzig, zur Beförderung zu übermachen, oder wenn die Angelegenheit für Sie dringend ist, und keinen Aufschub verstattet, unmittelbar hieher zu senden. Die Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu Jena.

[Sept]

[Jena] Einladungsschreiben zur Werbung von Rezensenten (GSA 30/243 Bl. 542)): Ew. . . . erlauben uns, Ihnen hierdurch bekannt zu machen, daß die Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung, wie bisher, auch künftig, und zwar vom Jahr 1804 an unter besonderer Begünstigung unseres Fürsten und durch theilnehmende Fürsorge mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer in Weimar und Jena, hier herauskommen wird. Bey dem lebhaften Bestreben, diesem Journale durch Erhaltung sowohl als durch Beytritt mehrerer Urtheilsfähiger immer höhere Vollkommenheit zu verleihen, und bey den jetzt so günstigen Auspicien, bittet die Societät der Unternehmer vorzüglich auch um Ihre fortwährende Theilnahme. Haben Sie daher die Gewogenheit, uns anzuzeigen, ob Sie geneigt sind, als Recensent für das Honorar von . . . von dem gedruckten Bogen, uns zu unterstützen, und namentlich in dem Fache eine beliebige Anzahl von Recensionen monatlich einzusenden. Von Ihrer Bestimmung, um die wir Sie zugleich ersuchen, wird es abhängen, ob Sie bloß auf deutsche Bücher Sich einschränken, oder auch Producte der ausländischen Literatur in fremden Sprachen, und in welchen, beurtheilen wollen. Sobald Sie uns hievon unterrichtet haben, wird unseren Dank für die gütige Annahme dieser Einladung zugleich der Contract mit der Societät nebst den dazu gehörigen Notizen begleiten. Wir ersuchen Sie übrigens, Ihre Briefe jetzt, bis zu Ende dieses Jahres, an den Redacteur der Zeitung, Herrn Hofrath Eichstädt, künftig aber, vom Jahre 1804 an, noch mit dem besonderen Beysatze: Für die A.L.Z. zu Jena, gefälligst zu addressiren. Die Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu Jena.

[Sept]

[Jena] Dankesschreiben an interessierte Rezensenten (GSA 30/243 Bl. 1073)): Für die gütige Annahme unserer Einladung, an dem Institut der Jenaer A.L.Z. thätigen Antheil zu nehmen, statten wir Ihnen hiedurch den verbindlichsten Dank ab. Zugleich übersenden wir den Contract mit der Societät, und ersuchen Sie gehorsamst, auf die in demselben aufgeführten Puncte gefälligst Rücksicht zu nehmen. Das Duplicat des Contracts erwarten wir unterschrieben und besiegelt zurück . . .

Sept

9. [Jena] G. H. Henrici an G (Bayer 2009, 584f.): Bei der Veränderung, welche die Allg. Literatur-Zeitung mit dem neuen Jahre erfahren wird, wage ich es, Ew. Excellenz auch um Ihre gnädigste Einwilligung zu meiner Anstellung als Mit-Redakteur dieser Zeitung neben dem Hofrath Eichstädt unterthänigst zu bitten. Ich habe mich bereits deswegen bei dem Herrn Geheimerath Voigt vor einigen Tagen gemeldet [1. Sept], und demselben zur Prüfung meiner Fähigkeiten mehrere meiner Werke übersandt, die ich hiedurch auch Ihrem Richterstuhle gehorsamst vorgelegt haben möchte. Da Ew. Excellenz 1

) Fußnote: *) Bis zu diesem Termin ist die angegebene Addresse an Hn. Hofrath Eichstädt um so sorgfältiger zu beobachten, damit nicht beym Abgeben der Briefe hier Irrungen entstehen. 2 ) Gedrucktes Formular mit Raum für individualisierte hs. Ergänzungen; auch gedruckt bei Bayer 2009, 555. Wie das nächste Z wohl im Zuge der im Sept einsetzenden breiten Akquise-Tätigkeit entstanden. 3 ) Gedrucktes Formular, Beilage zum Vertrag zwischen Rezensent u. Sozietät. Der Vertrag (GSA 30/243, Bl. 102−05) enthält in 17 Artikeln Richtlinien u. a. zur Organisation, zu Form u. Stil der Rezensionen. Das Einladungsschreiben an Korrespondenten des Intelligenzblattes ebenfalls mit Richtlinien zu Inhalt, Form, Honorarbedingungen u. a. (GSA 30/243 Bl. 122f.).

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die Gnade gehabt haben, gegen den Herrn Legationsrath Kirmß [Kirms] zu äußern, daß ich zur vollkommenen Darlegung meiner Fähigkeiten eine Probe-Recension irgend einer beliebigen Schrift liefern könnte: so säume ich keinen Augenblick, dieser Aufforderung unterthänigst zu willfahren. Zu diesem Ende sende ich Ew. Excellenz 1. Die Recension eines w i s s e n s c h a f t l i c h e n , eines medicinischen Werks, das ich selbst vor etwa anderthalb Jahren aus dem Englischen übersetzt habe.1) Eine gewisse Vorliebe für alles, was Anthropologie und Psychologie heißt, hatte mich schon in meinen akademischen Jahren in das Studium der Arzeneiwissenschaft hineingezogen, und in den letzteren Jahren ist besonders das Studium der Naturphilosophie, in welcher sich schwerlich bedeutende Fortschritte ohne medicinische Kenntnisse machen lassen, ein neuer Sporn für mich gewesen, meine Einsichten von der Arzneiwissenschaft soviel als möglich zu erweitern. Noch vor anderthalb Jahren habe ich zu dem Ende die wichtigsten medicinischen Collegia gehört. Was jenes übersetzte Buch betrifft, so muß ich Ew. Excellenz unterthänigst ersuchen, es nicht bekannt werden zu lassen, daß diese Uebersetzung von mir ist. Sie führt den Namen eines hiesigen jungen Doktors an der Stirn. Ich habe demselben die Uebersetzung zwar in die Feder diktirt, aber keineswegs möchte ich ihm die Ehre der Uebersetzung, von deren wahren Umständen Niemand, selbst der Hofrath [J. C.] Stark, nichts weiß, in den Augen des Publikums rauben; denn sie kann ihm auf manche Art nützen. Auch die Vorrede des Werks ist von mir. Der Hofrath Stark, unter dessen Namen sie erschienen ist, hatte bei dem Abdruck des Buchs nicht Zeit, eine Vorrede zu schreiben. Die beiliegende Recension ist großentheils in jener Vorrede enthalten, und vielleicht erregt es kein ganz ungünstiges Vorurtheil für dieselbe, daß der Hofrath Stark sie nicht für unwerth hielt, unter seinem Namen und als sein eignes Urtheil an der Spitze eines wichtigen Werks zu erscheinen. Ich würde keineswegs ermangeln, Ew. Excellenz dieses Werk selbst zu übersenden, wenn ich nicht mein einziges Exemplar schon verschenkt hatte [!]. Sollten es Ew. Excellenz aber wichtig finden, das Buch selbst einzusehen, so werde ich sogleich ein Exemplar davon übermachen. 2. Die Recension von einem Werke des Geschmacks.2) Da es nach meinen geringen Einsichten im Ganzen weit schwieriger ist, ein richtiges und gesundes Urtheil von einem Werke des Geschmacks als von einem wissenschaftlichen Werke zu liefern, wobei man oft nur seine dissentirenden Meynungen über manche Punkte und Stellen anzuführen braucht, aber nicht eigentlich in die Nothwendigkeit gesetzt ist, ein allgemeines Urtheil über den Geist des Verfassers, über den Grad seiner ästhetischen Bildung, über die Kraft seines Genies zu fällen: so glaubte ich auch hievon eine Probe geben zu müssen. Die Recension (Nro 2.) betrifft einen französischen Roman, den ich selbst übersetzt und an den Geh. R. Voigt übersandt habe. Auch bin ich gern bereit, eine Ankündigung der Fortsetzung der A.L.Z. für das neue Jahr unter den künftigen veränderten Auspicien, zu entwerfen, und wage es, als Wunsch zu äußern, daß Ew. Excellenz nicht allein mir, sondern auch dem Hofr. Eichstädt eine solche Ankündigung − vielleicht mit einigen Insinuationen − gnädigst aufgeben, und dadurch unsere beiderseitigen Fähigkeiten und die Art, wie wir diese Ideen verarbeiten, prüfen mögen, um darnach meinen gehorsamsten Wunsch, daß ich bei der Redaktion mit dem Hofr. Eichstädt gleiche Rechte haben möge, entweder zu bestätigen oder verwerflich zu finden. Dürfte ich es zugleich wagen, Ew. Excellenz um Ihre gnädigste Unterstützung bei meinem Gesuch um eine philosophische Professur unterthänigst zu ersuchen: so würde ich mich denenselben unendlich verpflichtet und zum thätigsten Eifer in meinen künftigen Arbeiten ermuntert fühlen. 1

) C. G. Ontyd: Theoretisch-praktische Untersuchung über die Ursachen des Todes bei akuten und chronischen Krankheiten., aus dem Englischen übersetzt von J. E. G. Eichwedel, mit Zusätzen von J. C. Stark d. Ä. Erfurt 1803. Eine Abschrift von Henricis Rez. lag bei. 2 ) Als Beilage die Abschrift einer Rez. über J. Fie´ve´e: Friedrich. Berlin 1800.

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9. [Weimar] C. Heun an C. G. Voigt (GSA 30/242 Bl. 90f.): Die unter der Direction und Besorgung des H Hofrath Schütz und Legationsrath Bertuch, früher in Jena erschienene Allgemeine Literatur-Zeitung wird mit dem Ende dieses Jahres, daselbst geschloßen. Die Fortsetzung dieser literarischen Anstalt in denselben gegenseitigen Verhältnißen, mit ihm gemeinschaftlich zu unternehmen, hat mir HErr Hofrath Eichstädt, vor einigen Wochen, den Antrag gemacht, und unter dieser Voraussetzung habe ich mich gegen ihn dazu bereitwillig erklärt. So vielen bedeutenden Schwierigkeiten diese Unternehmung auch ausgesetzt sein mag, besonders wegen der itzt eintretenden Rivalität der Halleschen Litteratur-Zeitung: so fühle ich doch Muth genug, dieser wichtigen Entreprise die Hand zu bieten, da die Mitwirkung mehrerer allgemein verehrter Literatoren, an deren Spitze HErr Geheimer Rath von Göthe steht, und die zweckmäßige Leitung des mit diesem Geschäft ganz vertrauten HErrn Hofrath Eichstädt, eine günstige Aufnahme im Publikum versprechen. Nach ungefährem Ueberschlag könnten für das erste und zweite Jahr, 13. bis 14000 Th. vorzuschießen, und nachher ein ziemlich gleiches Capital im Umlaufe zu behalten, nöthig sein. Durch den Verkauf meiner in der Nieder-Lausitz gelegenen RitterGüter Reuden und Treskendorf, für die ich 27,000 Th. Kaufpartium erhalten habe . . . bin ich im Stande, diese Entreprise hinlänglich zu behüten; und durch meine nicht unbedeutenden Verbindungen mit Geschäftsmannern [!] und Gelehrten in verschied[e]nen Ländern, hoffe ich, dem Institute einen neuen Wirkungskreis zu verschaffen . . . [Folgen Informationen zum Lebenslauf] HErr Geheimer Rath von Göthe haben dem H. Hofrath Eichstädt, die für mich sehr erfreuliche Versicherung gegeben, daß ich in Hinsicht des unleugbaren Wagestücks, welches für die Unternehmung der A. L. Z., aus den itzigen Conjuncturen entspringt, auf einige persönliche Vergünstigungen von Sr. Herzogl. Durchlaucht, rechnen dürfe. In dieser angenehmen Hoffnung, wage ich, Folgendes vorzuschlagen. 1.) Da ich im Begriff stehe, eine Porzellan-Fabrique zu etabliren; so würde es derselben zum Vortheil gereichen, wenn ich den Vertrieb meiner Produkte in den Weimarschen Landen nachgegeben erhielt. 2.) Stehe ich mit verschiednen Guts-Besitzern am Rhein, in Ungarn u. Franken, und mit einigen Kaufleuten in Bourdeaux u. Marseille, in Geschäftsverbindungen, von denen ich, statt baarer Zahlung, Weine beziehe. Könnte mir also die Erlaubniß gegeben werden, diese Weine in Jena, in Bouteillen verkaufen zu laßen; so würde ich dadurch Gelegenheit gewinnen, diese Weine in baares Geld umzusetzen. 3.) habe ich erfahren, daß der Salzhandel in Jena, in den Händen bloßer Hausirer sei, welche das Publikum von ihrer Willkühr abhängig machen. Wenn mir daher die Erlaubniß zu Theil würde, eine ordentliche Salz-Niederlage zu etabliren, so hätte das Publikum den bleibenden Vortheil, daß Salz jederzeit um billige Preise, im Ort kaufen zu können, und ich würde mich mit einem mäßigen Gewinn begnügen. 4.) Endl. komme ich, durch gedachtes literarisches Institut, fast mit allen Buchhändlern in nähere Verbindung. Ich könnte letztere durch lebhaften Büchervertrieb vorzüglich nutzen, u. zu diesem Debit würde ich die günstigste Gelegenheit finden, wenn ich das Glück erlangen könnte, sämtliche Werke für Sr. Herzogl. Durchlaucht PrivatGebrauch, sowie für sämtliche öffentliche Land[e]sbibliotheken zu besorgen. Wa s s c h l i e ß l i c h d a s v o n d e m H . G e h e i m e n Rath von Goethe erwähnte, auf H. Hofrath Eichstädt und mir als Unternehmer d. Herausgabe der A.L.Z. gemeinschaftlich zu stellende Privilegium betrifft; so bitten wir beide, uns vor deßen Ausfertigung, mit den Constantis desselben, bekannt machen zu lassen. [9.] [Jena] H. E. G. Paulus an C. F. Schnurrer (SNA 32, 358f.): Auch die a l l g e m e i n e L i t e r a t u r z e i t u n g erhielt von W ü r z b u r g und B e r l i n Anträge nebst S c h ü t z und E r s c h ; L o d e r , durch eine eigene schleunige Reise nach P o t s d a m wirkend, entschied, daß die allgemeine Literaturzeitung gegen königliche Entschädigung von 10.000 Thalern nach H a l l e auf’s neue Jahr übergeht . . . Dieser Funke schlug ins Pulverfaß . . . Der H e r z o g und G ö t h e wollen nun selbst eine privilegierte Allgemeine Literaturzeitung von Jena errichten, in gerader Opposition gegen H a l l e . Gewisse Leu-

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te nennen sie die „Patentzeitung“. Es könnte vielleicht gar eine bloße Projectzeitung daraus werden. Denn G e n i e s sind s e l t e n d i e , welche eine aus G e i s t und c o m p l i c i r t e r O r g a n i s a t i o n z u s a m m e n g e s e t z t e S c h ö p f u n g s t i f t e n oder e r h a l t e n können. Darauf aber, daß vor Allem Andern für Alle nicht blos sichtbar, sondern auch, trotz der vorhandenen Lückenbüsser, sonst noch in der That für vacirende Fächer Männer von philosophischer Tendenz und literarischem Gewicht herzugeschafft werden müssen, hat der Genius von Jena seine irdischen Repräsentanten noch nicht aufmerksam genug machen können. Man spielt mit der Puppe, der neuen allgemeinen Literaturzeitung. Diese aber kommt mit e i n e m s e h r k o s t b a r e n S c h l o ß b a u u n d a n d e r e n A u s g a b e n d e s F ü r s t e n s o s e h r i n C o l l i s i o n , daß selbst G r i e s b a c h . . . vermuthet, e s s e y a u f e i n e Z e i t l a n g e i n e I n f l u e n z a ä g y p t i s c h e r F i n s t e r n i ß d u r c h u n s e r e G e g e n d e n g e z o g e n , und nun − lacht, bis er wieder wirken kann . . . Meiner Wenigkeit hat Serenissimus seit 6 Tagen 200 Thaler Zulage anbieten lassen. Eine Ehre, die ich mit tiefem Respekt erkenne, noch aber vor Verfluß von 8−10 Tagen weder annehmen, noch abwenden kann, weil ich nicht nur gegen W ü r z b u r g , sondern auch gegen E r l a n g e n zum Zuwarten verbunden bin. F ü r d i e n e u e Z e i t u n g s o l l t e i c h R e d a k t e u r w e r d e n ; ich bin aber der existierenden viel zu viel Dank schuldig, als an einer erklärten Antagonistin von ihr Antheil zu nehmen und meine andern Geschäfte und deren Ruhe auf diese Weise aufzuopfern. Auch Sie, mein Verehrter, werden hiermit von G r i e s b a c h , S c h ü t z und mir s e l b s t ganz ausdrücklich gebeten, die künftige H a l l i s c h e a l l g e m e i n e L i t t e r a t u r z e i t u n g für die „einzig ächte und gerechte“ zu halten und als einer ihrer ältesten Freunde durch Ihre über mein Lob weit erhabenen Beiträge ferner so thätig, als irgend Ihre Zeit es erlaubt, zu unterstützen. Haben Sie die Gewogenheit, dies auch unter andern Freunden bekannt werden zu lassen.

Sept 10. [Berlin] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke, 139−42): Es war mir doppelt erfreulich, einmal wieder einen Brief von Ihnen zu erhalten, da ich schon anfing zu besorgen, ein auf irgend eine Weise gegen mich erregtes Mistrauen möchte Ursache Ihres Stillschweigens seyn, und ich versäume keinen Posttag um zu antworten. Mit Verwunderung haben wir hier die Versetzung des Hofrath Schütz und seiner Lit. Zeitung nach Halle vernommen, an welcher wahrscheinlich Kotzebue nach seinem vorlauten Triumph darüber zu urtheilen, durch seine Verbindung mit Beyme . . . Antheil gehabt hat. Es ist in der That mehr als großmüthig, die auswärtigen gelehrten Invaliden ins Land zu ziehen, und Ihnen noch schwere Transportkosten zuzubüßen; wenigstens ist nicht Mangel an gutem Willen Schuld daß die Wissenschaften in einem Lande, wo man dergleichen Maßregeln ergreift, nicht besser blühen wollen. Die bisherige Lit. Zeitung entsprach den gegenwärtig regen Strebungen so schlecht, sie mußte selbst dem Auslande ein so entstellendes Bild unserer Literatur geben, indem alles wesentliche in ihr übergangen oder verkehrt erwähnt wurde, daß es gewiß verdienstlich ist, ihr Ende baldmöglichst herbeyzuführen.1) Dieß kann nicht fehlschlagen, wenn ihr mit der gehörigen Energie und Ausdauer ein andres Institut gleicher Art, nur in einem besseren Geiste entgegengesetzt wird. Ich verspreche mir sehr heilsame Wirkungen davon, daß Sie selbst bey dem, was äußeres Vehikel und Gerüste des Baues ist, Hand mit anlegen wollen, und sage bereitwillig meine Theilnahme zu, so weit es die überhäuften Arbeiten und weitläuftigen Unternehmungen, die ich vorhabe, irgend zulassen. Wie ich vermuthe, soll die ganze bisherige Form eines gelehrten Tageblattes beybehalten, und nur

1

) Schlegel, bis 1799 Zugpferd der ALZ, hatte im Intelligenzblatt der ALZ 13. Nov 1799 öffentlich seinen Abschied erklärt. Zu den Streitigkeiten H. Härtl: AthenaeumPolemiken. In: Debatten und Kontroversen. Literarische Auseinandersetzungen in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts. Hsg. v. H. D. Dahnke u. B. Leistner. Bd 2. Berlin u. Weimar 1989, 246−357.

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dafür gesorgt werden die einzelnen Fächer mit ächterem Gehalt auszufüllen, so daß also für jetzt die schwierige Aufgabe umgangen würde, ein kritisches Institut im Ganzen nach wissenschaftlichen Ideen zu ordnen, und vollkommne Einheit hinein zu bringen. Es würde also auch nur um Beurtheilungen einzelner Bücher zu thun seyn, keine Übersichten des in einem ganzen Fache geleisteten würden gefodert werden; und durch Ausschließung des Schlechten und Mittelmäßigen gewönne man Raum zu ausführlicher Kritik über das bessere . . . Indessen hoffe ich gewiß, in diesem Jahre noch Muße zu einigen Arbeiten für Ihr Institut zu gewinnen, und werde gern mein möglichstes thun, wenn Sie glauben, daß es wichtig ist, gleich zu Anfange eine Mannichfaltigkeit interessanter Beurtheilungen zu geben. Von was für Büchern, darüber will ich lieber Ihre Vorschläge erwarten. Ich habe das Schicksal gehabt bey aller Redlichkeit, als Urtheiler über Hervorbringungen der gegenwärtigen Zeit, durchgängig entweder als Freund oder als Feind perhorrescirt zu werden. Je mehr sich mein historischer Horizont erweitert, um so mehr schmilzt natürlich die Zahl der Bücher zusammen, über welche zu reden mir der Mühe werth scheinen kann. So trifft es sich denn, daß beynahe alles bedeutende, was erscheint, von Personen herrührt, mit denen ich auf eine oder die andre Weise in Verhältnissen gestanden habe oder noch stehe. Ich wünschte daher zu wissen, im wievielsten Grade der Verwandtschaft das Recensiren erlaubt seyn soll oder nicht. Um indessen zu zeigen, daß es mit meinem Erbieten Ernst ist, will ich wenigstens Ein Buch nennen, zu dessen Beurtheilung ich bereit bin, und welches nicht von einem meiner Freunde herrührt: Vo s s e n s Z e i t m e s s u n g 1) . . . Wenn ich einen Vorschlag thun darf, so wäre es der, eine Anzahl Beurtheilungen von bedeutenden, in der bisherigen Lit. Zeitung übergangnen oder ganz unwürdig angezeigten Schriften, gleich anfangs zu geben. Von solchen wird sich leicht eine beträchtliche Liste entwerfen lassen, da die Ausbeute, bey der Beschränkung auf das allerneueste nicht so reichlich ausfallen kann. Es ist nicht bloß gegen mich und meine Freunde daß die ALZ. in den letzten Jahren die feige Polemik des Schweigens ausgeübt hat, sie hat die Verbreitung alles Reellen und Durchgreifenden auf diese Weise zu hindern gesucht. Sie fodern mich auf, Ihnen Freunde zu Mitarbeitern vorzuschlagen, und ich nenne Ihnen hierauf zuvörderst Schleiermacher und Bernhardi . . . Wenn ich erst näher von Ihren Absichten unterrichtet bin, hoffe ich Ihnen noch mehrere nennen zu können . . . Fichte ist wohl . . . Wir haben gleich heute Vormittag mit großem Interesse von Ihrem neuen Plane gesprochen.

Sept 10. [Weimar] C. G. Voigt an J. C. Loder (GSA 30/242 Bl. 85): Ich bedaure sehr, daß Ew. sich soviel Mühe gegeben, die bewuste Sache, die ich Ihnen bloß anheimstellen müßte, [im Brief vom 7. Sept] zu debattiren. Hätte es noch einigen Nutzen, so möchte ich immer noch mehr darüber sagen. Durchl. Herzog haben alles selbst zu sehen und zu lesen erhalten, besonders den Berliner Brief, welchen ich hiebey, nebst übrigen Beylagen, restituire. 10. [Jena] Nachricht an das Publikum (Intelligenzblatt der ALZ, Nr. 177, 10. Sept 1803): Das seit achtzehn Jahren allhier etablirte, seiner ursprünglichen Stiftung und Verfassung nach aber an keinen Ort gebundene, keiner Akademie und keiner Secte ausschließlich gewidmete, sondern der unpartheyischen Ansicht der Literatur aller Länder bestimmte Institut der A l l g e m e i n e n L i t e r a t u r - Z e i t u n g hat das unschätzbare Glück, die höchste Aufmerksamkeit des Preussischen Monarchen, des grossen Beförderers und Beschützers aller Zweige der Literatur und Kunst, auf sich gezogen zu haben, und Se. Königl. Majestät haben uns durch die ehrenvollsten Zusicherungen und Unterstützungen veranlasst, die Redaction und Expedition desselben vom künftigen Neujahr 1804 an nach Halle zu verlegen. Es werden daher noch vor Neujahr Hr. Hofr.

1

) J. H. Voß: Zeitmessung der deutschen Sprache. Königsberg 1802 (Ruppert Nr. 722). Es kam nicht dazu, s. auch unten Okt 10.: Eichstädt an Schlegel.

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Schütz und Hr. Prof. Ersch, welche Se. Maj. zu ordentl. Professoren auf der FriedrichsUniversität ernannt haben, nach Halle abgehn, und die Herausgabe der A.L.Z. vom Jahre 1804 an daselbst, wie bisher allhier, besorgen. Wir können unsre Leser bey dieser Veränderung zum voraus versichern, dass wir alle unsre Kräfte aufbieten werden, die Allg. Literatur-Zeitung ihres ausgebreiteten und bisher mit jedem Jahre wachsenden Beyfalls auch in ihrem neuen Local, unterstützt durch den Beystand der mit ihr verbundenen Mitarbeiter, deren Anzahl durch den Beytritt mehrerer würdiger und berühmter Gelehrten seit kurzem beträchtlich vermehrt worden, fernerhin werth zu erhalten, und so der erhabenen Protection des weisen und gütigen Königs und Seinem allergnädigsten Vertrauen unsre tiefste Ehrfurcht und Dankbarkeit zu beweisen. Jena am 6. Sept. 1803. Societät der Unternehmer der Allg. Lit. Zeitung . . . Anzeige. Bey der Verlegung der A l l g e m e i n e n L i t e r a t u r - Z e i t u n g nach Halle in Sachsen, welche zu Ende dieses Jahres vor sich gehen wird, bleibt die Spedition sowohl, als der Preis derselben, ganz unverändert. Man kann ferner auf allen Postämtern, um sie wöchentlich zu erhalten, und in den Buchhandlungen für monatliche Lieferung, Bestellungen machen. Wir ersuchen nur unsre geehrtesten Leser, diese Bestellungen wenigstens zu Anfange des Decembers bey dem Postamte oder der Buchhandlung, von der sie die A.L.Z. bisher bezogen, anzumelden, damit die Lieferung der ersten Stücke des Jahrgangs 1804 nicht ohne Noth und ohne unsre Schuld an manchen Orten verspätet werde. Uebrigens ersuchen wir alle unsre geehrtesten Correspondenten, in den nächsten beiden Monaten noch hieher nach Jena, mit Anfange des Decembers aber a n d i e E x p e d i t i o n d e r A l l g e m e i n e n L i t e r a t u r - Z e i t u n g n a c h H a l l e zu schreiben. Jena den 6. Sept. 1803.

Sept 11. Hr. Reg. R. Voigt, wegen der allgemeinen Litt: Zeitung.1) 11. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 97f.): Ew. Hochgeboren wünschten die Apologie der Universität gegen die Verleumdungen des Freymüthigen vor dem Abdruck zu sehen, u. mir selbst war ungemein daran gelegen, den ersten Punkt derselben, welcher das neue Institut der A.L.Z. betrifft, nunmehr vollständiger und prägnanter auszusprechen.2) Allein obgleich die Versendung und der Abdruck des Aufsatzes gestern wirklich noch nicht erfolgt war, und obgleich ich mein eigenes Original zurück nahm: So vermochte ich doch durch keine Vorstellung, den Abdruck aufzuhalten3) . . . Unsere eigene Ankündigung der A.L.Z., welche durch deutlichere Bestimmung hoffentlich eine größere Wirkung erreichen soll, werden wir Ew. Hochgeboren vorher vorlegen.4) Die gestern erschienene der . . . Herrn Herausgeber der A.L.Z. [vom 6. Sept] begleitet diesen Brief. Die Frankfurter Papierprobe, welche Sie die Gnade hatten mir mitzugeben, ist bey einem leidlichen Preiße so gut, daß wir ungesäumt Bestellungen darauf machen möchten. Dürften wir nur in drey Zeilen die Adresse des Papierhändlers uns erbitten?

1

) C. G. Voigt d. J. war als Rezensent für die JALZ vorgesehen; s. unten 22. Sept: an Eichstädt. 2 ) Zu G’s redaktionellen Korrekturen s. oben Sept ca. 6.: an Reichardt. In Eichstädts Entwurf vom 4. Sept heißt es zu Punkt 1 (Bayer 2009, 536): Die seither hier erschienene Allgemeine Literatur-Zeitung wird, unter höchster Begünstigung des Durchlauchtigsten Herzogs von Sachsen-Weimar unter theilnehmender Fürsorge und der thätigsten Mitwirkung des Herrn Geheimen-Raths von Göthe, durch Beystand und Unterstützung mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer, unter der Redaction des Hrn. Hofraths Eichstädt, auch künftig hier fortgesetzt werden. Die Namen G’s u. Eichstädts in Punkt 1 der Gegen-Erklärung weggelassen (s. übernächstes Z, Beilage). 3 ) Beigelegt nächstes Z: J. A. H. Ulrich an Eichstädt, 11. Sept 1803. 4 ) Die Ankündigung vom 30. Sept (s. dort).

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Sept 11. [Jena] J. A. H. Ulrich an H. C. A. Eichstädt1) (Bayer 2009, 295): Ich bedaure recht sehr, daß . . . der von Ihnen . . . gütigst gefertigte Aufsaz, nach Maasgabe der in Weimar beliebten Abänderungen, bereitz mundirt u. schon nach mehren Orten zum Einrücken versendet ist. Die Akademie konnte nach der, der Deputation am vorigen Sonnabend gegebenen ministeriellen Anweisung mit der Publikation des Aufsazes nicht länger zögern. 11. [Jena] J. A. Reichardt an C. G. Voigt (AS 2.2, 692f.): Herr Hofrath Eichstedt will den beyliegenden Aufsatz, welcher, Eurer Hochwohlgebohrnen Vorschrift gemäs, abgeändert worden, nicht zum Druk kommen laßen. Ich selbst habe nicht mit ihm gesprochen, aber Hr Hof Rath Ulrich, dem ich, der Hofgerichts Sitzung halber, die Besorgung des Druks in der vorigen Woche überlaßen hatte, hat mich benachrichtiget, daß er, einen Befehl von dem Herrn geheimen Rath von Göthe erhalten zu haben,2) vorgebe, nach welchem der Aufsatz nicht eher zum Druk gelangen solle, bis er zuförderst eingesehen und zum Druk anhero wieder übersendet worden. Wir beyde akademische Deputirte, Hr Hof Rath Ulrich und ich, sind dadurch in Verlegenheit versezt. Nach Eurer Hochwohlgebohrnen hohen Anweisung haben wir Ihnen . . . den Aufsatz zugesendet und sind bereit, Dero und des Senats Auftrag gemäs, den Druk zu besorgen. Von einer Revision in Weimar weiß der akademische Senat gar nichts. Ich habe Ihnen in meinem vorigen Schreiben [5. Sept] schon berichtet, daß ich bey Erstattung der Relation von der Abordnung nach Weimar am 3ten dieses Monaths die Behutsamkeit genau beobachtet habe, welche Eure Hochwohlgebohrnen, da wir Ihnen zu Weimar aufwarteten, anempfohlen haben. Nun werden wir von Prorector und Senatoren beständig an den Abdruk und an das Wohl der Akademie, welches von der baldigen Bekantmachung abhange, erinnert und Hr Hof Rath Eichstedt will uns Hinderniße im Weg legen, die uns verantwortlich machen oder nöthigen müßen, von unserer Verhandlung zu Weimar mehr, als uns erlaubt und auch, der übrigen Fürstl. Höfe wegen, rathsam seyn dürfte, bekannt zu machen. Ich begreife nicht, daß Herrn Hof Rath Eichstedt die Sache etwas angehe. Er will sein Recht darauf, daß er Concipient des Aufsatzes sey, gründen. Aber er hat ihn nicht für sich, sondern für die Akademie gefertiget, unter der leztern Nahmen und Unterzeichnung soll der Aufsatz ins Publikum kommen, also scheint mir Herr Hof Rath Eichstedt auf keine Weise berechtigt zu seyn, sein privat Bedenken oder Intereße, es sey, welches es wolle, mit der öffentlichen Sache der Akademie vermischen zu können . . . N. S. Auf den Fall, daß Eure Hochwohlgebohrnen bey dem unverlängten Abdruk des Aufsatzes, wie er abgefast ist, kein Bedenken finden, geruhen Eure Hochwohlgebohrnen zum Behuf der verabredeten weitern Bekantmachung ihn in Weimar zu behalten. Ich besitze noch ein Exemplar. Vor ein paar Tagen gieng mich Herr Hofrath Schütz auf der Strase an: er habe gehört, daß im akademischen Senat eine öffentliche Notiz drucken zu laßen resolvirt worden, worinnen die Nachricht; daß die A.L.Z. in Jena verbleiben solle, unter andern mitgetheilt werden solle; Er glaubte dies sey eine Täuschung des Publikums, drohte mit der Macht des Königs in Preusen und gab zu erkennen: es müße der Zeitung, welche hier künftig herauskomen solle, ein anderer Titul gegeben werden. Ich gab ihm die kurze Antwort: er möge sich keine unnöthige Sorge machen. Dem Vernehmen nach sollen über den gegenstand häufige Conferenzen gehalten werden u. die Herrn Abituri sehr in Bewegung seyn. [Beilage (AS 2.2, 693ff.)] Gegen-Erklärung.3) Unter dem Titel einer s e h r i n t e r e ß a n t e n N e u i g k e i t f ü r a l l e F r e u n d e d e r L i t e r a t u r hat der sogenannte Frey-

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) Beilage zum vorigen Z. ) Ein Schreiben G’s nicht erhalten. Mündlich bei Zusammenkunft mit Eichstädt u. Heun am 9. Sept (s. dort)? 3 ) Abgedruckt in: Jenaische Wöchentliche Anzeigen Nr. 71, 14. Sept 1803, u. d. T. Nöthige Gegenerklärung (auch bei Bayer 2009, 541f.). 2

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müthige (d. 19 Aug. 1803. Nro 132) eine sehr ungegründete Verunglimpfung der hiesigen Universität aufgenommen. Dürffte man voraussetzen, daß alle Leser die Veranlaßung dieses Aufsatzes eben so richtig ahnden würden, als der Zweck deßelben klar am Tage liegt: so könnte man ihm, wie ähnlichen Aufsätzen, blos ein verachtendes Stillschweigen entgegenstellen. Allein da die unlautere Absicht des Verfaßers doch vielleicht auf manche, der Verhältnisse unkundige Leser wirken möchte: so achten wir es für Pflicht, folgendes einfach und der Wahrheit gemäs zu erklären: 1.) die zeither hier erschienene A l l g e m e i n e - L i t e r a t u r - Z e i t u n g wird, unter höchster Begünstigung des Durchlauchtigsten Herzogs von Weimar und durch theilnehmende Fürsorge mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer in Weimar und Jena, auch künfftig hier fortgesezt werden; und mit Grund läßt sich unter den jezzigen Auspicien etwas Ausgezeichnetes erwarten. 2.) Der Vorwurf eines literarischen Despotismus, unter welchem die A.L.Z. bisher gestanden haben, und der offt nur allzu sichtbar geworden seyn soll, ist eine grobe Verleumdung, die nicht blos der Augenschein widerlegt, sondern welcher zu widersprechen die zeitherigen Herren Herausgeber der A.L.Z. gewiß für Pflicht halten werden. Die Vergangenheit hat gelehrt, mit welcher Freymüthigkeit die Mit-Arbeiter der A.L.Z. wie überhaupt, allso auch insbesondere über Schrifften hiesiger Lehrer oder anderer, uns näher wohnenden Gelehrten geurtheilt haben; und eben so deutlich wird die Zukunfft beweisen, daß auch wir in einem freyen Staate leben, und daß die längst anerkannte Liberalität unserer weisen Regierung weit entfernt ist, der anständigen Freyheit literarischer Verhandlungen, auch in dem Institut der Allgemeinen-Literatur-Zeitung, hemmende Schranken zu setzen. 3.) Eben so unwahr ist die durch den F r e y m ü t h i g e n ausgestreuete Nachricht, daß sechs der ersten hiesigen Lehrer in Baierische Dienste getreten. Nur ein einziger Privat-Docent geht nach Bamberg ab; zwey Profeßoren sollen vom Curatorio in Würzburg Anträge erhalten haben; aber es ist noch ungewiß, ob diese Anträge in München genehmiget, und eben so ungewiß, ob sie als denn hier angenommen werden. Gewiß ist, daß noch keiner dieser beyden seine Entlaßung gesucht hat. 4.) Ungeachtet seiner Unpäßlichkeit hat doch unser ehrwürdige Geh. Kirchen Rath G r i e s b a c h dieses halbe Jahr hindurch nicht blos seine academischen Vorlesungen gehalten, sondern auch in seinen übrigen viel umfaßenden Geschäfften die gewohnte Thätigkeit bewiesen; und eben itzt dürfen wir für seine Herstellung die schönsten Hoffnungen hegen. 5.) Der nächste Lections-Catalog wird zeigen, daß kein Fach hier unbesezt, mithin unsere Universität keinesweges v e r w a y s e t sey. Wenn aber beym Abgange verdienstvoller Lehrer nicht immer sogleich der erste beste gewählt wird, mit deßen Berufung man nur etwa die unsichere Hoffnung künftiger Ausbildung in seinem Fache verbindet, so kann diß weder den Durchlauchtigsten Erhaltern, noch der Universität zum Vorwurf gereichen. 6.) Wenn nun die hiesigen medicinischen Anstalten, durch das nicht blos für die Aufbewahrung, sondern zugleich für die Cur der Kranken errichtete Irrenhaus einen neuen Umfang gewinnen; wenn das Naturhistorische Museum, besonders im mineralogischen Fach, bedeutend erweitert werden, wenn die ehemalige Büttnerische Bibliotheck im Herzogl. Schloße geordnet, ein besonderes botanisches Institut im Fürsten-Garten errichtet wird, wenn sich eine nahe Aussicht auf ein Seminarium philologicum,1) deßen Stelle seither die erneuerte lateinische Gesellschafft vertrat, nicht weniger auf ein Prediger- und SchulmeisterSeminarium zeiget,2) so gehet auf das deutlichste hervor, daß es unserer Academie weder an Thätigkeit, noch an Antheil fehle; wie wir denn auch noch mehrern und 1

) AS 3, 318 kommentiert: Erst im Jahre 1817 ließ sich der Widerstand der übrigen Erhalter gegen diese Einrichtung, die ein besonderes Anliegen Eichstädts und Voigts war, überwinden, als Meiningen und Coburg auf ihre Teilnahme an der Betreuung der Universität Jena verzichteten. 2 ) Erst 1817 als Homiletisches Seminarium in Verbindung mit dem kathechetischen Institute eingerichtet (AS 3, 318).

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größern großmüthigen Unterstüzzungen der Durchlauchtigsten Herren Erhalter der Academie zuversichtlich entgegen sehen.

Sept 11. [Weimar] Schiller an Cotta (SNA 32, 67): Sie werden schon gehört haben, daß die Litteratur Zeitung nach Halle emigriert. Aber sie wird nichtsdestoweniger unter einer neuen Regie in Jena fortgehen. Ich hatte anfangs an Sie gedacht, ob Sie vielleicht dieses Unternehmen, welches freilich sehr weitläuftig ist und große Auslagen erfodert, frisch gewagt hätten. Die Allg Zeitung hätte freilich alsdann aufhören müssen. Die Concurrenz mit der hallischen wäre nicht sehr zu fürchten, da die thätigsten Mitglieder auf unserer Seite seyn würden. Wie ich aber höre, ist der Contract schon mit einem Particulier gemacht, der das Geld dazu herschießt, und dem dann die Vortheile zu fallen. Eichstädt und Fiedler in Jena werden die Redaction und den Verkauf besorgen, von Weimar aus aber wird man die Anstalt dirigieren. 11. [Jena] J. C. Goepferdt an J. Schmid (GSA 30/242 Bl. 86): Ich nehme mir die Freyheit denselben mit diesem Briefe zu beschweren, da der Hr . . . Eichstädt mir sagte daß der Hr GehRath Voigt nach Eisenach verreist wären, wenigstens glaubte er es; die Ursache dieses Briefes ist beiliegendes Intelligenzbladt [der ALZ, Nr. 177, 10. Sept 1803], darinnen die Anzeige der Versetzung des Instituts der Allg. Literatur Zeitung nach Halle angezeigt wird, nebst der Versetzung der Hrn Dr. Schütz und Prof. Ersch, ebendahin; auch werden am Ende des Drucks die Herren Interessenten gebeten ihre Bestellungen bis Ende Novembers hieher einzusenden. Damit nun die Herren geheimden Räthe von dieser Anzeige unterrichtet sind übersende ich denenselben 2 Intelligenzblätter nebst gehorsamster Bitte, daß dieselben die Gewogenheit haben und selbige dem Herrn HofR. Voigt, sollten Sie aber verreiset seyn, dem Herrn Geh. R. v. Göthe gütigst zustellen; denn da nun diese Anzeige im Publikum existirt, so wird es d r i n g e n d n ö t h i g daß auch eine Anzeige von dem neuen Institute dem Publikum in die Hände gegeben wird, und das Unternehmen auch im Ausland bekannt wird; weil sonst die Bestellungen bey dem alten eingehen. Noch bitte gehorsamst daß dieselben die Liebe und Güte haben und mir Nachricht geben wenn der Hr geh. R. Voigt zurückkommen, ich erwarte in dieser Woche Antwort auf meinen Brief den ich nach Straßburg wegen dem Papier geschrieben habe, diese Antwort möchte ich gern sogleich den Herren geh. Räthen vorlegen. 11. [Tübingen] Allgemeine Zeitung (Z s. Ergänzung S. 927) [nach [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 354): Beiliegender Brief des Herrn v. Z. 11.]1) enthält,2) wie er nicht richtig davon unterrichtet ist, was mit der A.L.Z. vorgehen soll. Indes mag er immer glauben, daß der Herzog etwas Außerordentliches tue . . . G ö p f e r d t ist sehr dringend. Wenn die Sache erst zur Ausführung kommt, wird man ihn wohl an die Entrepreneurs verweisen und nur so viel tun, daß man ihn empfiehlt, damit er ferner etwas zu tun bekommt und nicht etwa g a n z zurückgesetzt wird. 12. . . . bey Hrn. Geh. R. Voigt wegen den Academicis. 12. [Weimar] C. G. Voigt (AS 2.2, 693): Respondebam mit Rükkehr des Boten, daß die Nachricht quaestionis [akadem. Gegen-Erklärung] so wie sie communicirt worden, publicirt werden möge. 12. [Weimar] Schiller an W. v. Humboldt (SNA 32, 71): [C. L.] Fernow geht unter keinen guten Auspicien nach Jena, da die Universität in diesem Augenblick von allen Seiten Verluste erleidet, Loder, Paulus, Hufeland und Schütz mit der ganzen LitteraturZeitung auswandern, und Grießbach hofnungslos krank ist. 1

) Datierung nach RA 4, Nr. 965. ) Brief entweder des bekannten Gothaer Astronomen u. Mathematikers F. X. v. Zach oder A. F. K. v. Ziegesars.

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Sept 13. [Erfurt] K. L. Derling an G (GSA 30/242, Bl. 101 u. 104): Wenn Einem allgemeinen Gerüchte zu folge, der Hofrath Schütz von Jena nach Halle abgehen, und das Institut der allgemeinen Litteratur Zeitung zugleich dahin verlegt werden sollte; so vernehme ich jetzt, daß die benannte Zeitung ebenfalls in Jena unter einer andern Direction Gelehrter, von 1804 an fortgesetzt werden wird. Dies ist die Veranlaßung meines gegenwärtigen Schreibens. Ew Excellentz erlauben mir in dieser Angelegenheit eine kleine schriftliche Unterredung. Erfurts geographische Lage im Mittelpunckt von Teutschland, das allhier etablirte Königliche Grenz Post Amt, und die großen Verbindungen mit andern nahe und weit entlegenen PostAemtern, gibt mir so mannichfaltige Gelegenheit, das Institut der allgemeinen Litteratur Zeitung z u s t ö r e n , auf der andern Seite aber, auch künftig zu unterstützen. Diese letzte Parthie würde ich nun ergreifen, und meines Theils die Avertissements und Correspondenz des Instituts prompt zu befördern mich engagiren; anderntheils selbst den H a u p t Ve r l a g der Zeitung zu übernehmen, und deshalb gehörige Sicherheit leisten. Das PostAmt zu Halle kann wegen eintretender veränderter Verhälltniße, seine vormaligen Verbindlichkeiten von 1804 an nicht mehr erfüllen. Hiernächst bin ich bemächtiget keine Zeitungs Paquets eines andern PostAmts über Erfurt passiren zu laßen. Beyde Inconvenienzen würden der künftigen Versendung . . . außerordentlich nachtheilig seyn, welche indeßen durch meine Offerte gänzlich gehoben werden können. Wenn Ew Excellentz mich mit einer gefälligen Antwort beehren wollen, in wie fern Sie meine Propositions annehmlich finden. Dann wird sich auch durch mündliche Unterredungen die ganze Angelegenheit berichtigen, und ein gegenseitiger Contract abschließen laßen. 16. [Jena] J. C. Goepferdt an C. G. Voigt (GSA 30/242 Bl. 102): [Über Verhandlungen mit Papierlieferanten] . . . Seit einigen Tagen höre ich daß der Hr HR. Eichstädt die Ankündigung der neuen Allg. Litt. Zeitung bey [J. C. G.] Etzdorf hat drucken lassen, dies veranlasset mich meine unterthänigste Bitte, HochDenenselben zu erneuern und um Dero gütige Verwendung und Protection gehorsamst zu bitten: Daß der Druck der neuen Zeitung mir zu Theil wird, denn fast hat es den Anschein als wenn der Hr HR Eichstädt dem Etzdorf sie zum Druck zu geben sich bemühen werde; ich glaube daß dem Institute zuträglicher ist, wenn die alten Drucker sie bekommen, die den ganzen Geschäftsgang kennen und sich haben angelegen seyn lassen mit möglichster Thätigkeit und Ordnung promt und gut zu liefern, wie das Denenselben übersendete Attestat besaget, wie ich geliefert habe. Der Hr HofR. von Schiller kennen mich sehr gut und wissen auch wie ich meine Arbeit liefere, schmeichle mir auch dieses großen Gelehrten Vorwort zu erhalten, wie es mir derselbe auch bereits versprochen hat. Ich gestehe es aufrichtig daß ich einige Unruhe habe, bis ich wenigstens einige beyfällige Nachricht erhalte, daß ich auch bey der neuen Litter. Zeitung in Thätigkeit bleibe, welches ich angelegentlichst wünsche; die Ordre: nach Weimar zu kommen um den DruckContract zu reguliren, wird für mich eine der erfreulichsten seyn, wo ich denn nicht ermangeln werde, Ew. HochWohlgeb. meinen treuesten kindlichen Dank abzustatten für Dero väterliches Wohlwollen. 17. Eichstedt und Heun . . . Geh. R. Voigt. 17. [Berlin] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke, 143f.): Meinen vor acht Tagen abgegangnen Brief in Antwort auf den Ihrigen werden Sie erhalten haben. Das Unternehmen die ALZ. in Jena festzuhalten und zu erneuern scheint hier bedeutende Sensation zu machen. Man erzählt mir allerley lustiges von den Nothschüssen der alten Redactoren, unter andern, daß sie sogar H. [K.] Müchler, einen hiesigen Kriegsrath, der in seinem Zirkel für einen witzigen Kopf gilt, und ein paar Bändchen unbedeutende Reimereyen hat drucken lassen, um Recensionen im poetischen Fache angegangen haben. Von sehr guter Hand ist mir versichert worden, daß die Censur den Artikel die ALZ. betreffend, den der Schreiber einer hiesigen Zeitung wollte abdrucken lassen, gestrichen hat, ein Verfahren, welches billig von auswärts her der Censur unterworfen wer-

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den sollte.1) So eben ist der Physiker [H.] Steffens hier auf seiner Rückreise nach Copenhagen, wo er jetzt im Dienst der Regierung unter sehr vortheilhaften Bedingungen fixirt ist, jedoch so, daß er seine ganze Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten frey behält. Ihrer Aufforderung gemäß, unter meinen Freunden Mitarbeiter an der ALZ. zu suchen, habe ich vorläufig mit ihm gesprochen und angefragt. Er meynt zwar daß er zu der Arbeit des Recensirens sich nicht sonderlich passe, daß es ihm schwer fallen würde über eine so isolirte Schrift ein Urtheil aufzustellen, wenn es ihm aber erlaubt wäre, eine Reihe von Schriften in demselben Fache zusammen zu nehmen, so würde er sich dazu am leichtesten entschließen können . . . Wenn Sie meinen Vorschlag annehmen, sich mit den Beurtheilungen nicht ganz auf das letzterschienene zu beschränken, sondern das versäumte bedeutende von den letzten 1−2 Jahren gleich anfangs nachzuhohlen, so will ich Beyträge zu dem Verzeichniß allenfalls mit einigen Vorschlägen der Vertheilung liefern.

Sept 17. [Berlin] G. H. Merkel: Bemerkungen (Ernst und Scherz. Drey und zwanzigstes Blatt. Am 17. September 1803): Die Nachricht, daß die Allgemeine Literatur-Zeitung nach Halle werde verlegt werden, ist in mehrern öffentlichen Blättern durch d i e erwiedert worden: „diese Zeitung solle auch in Jena fortgesetzt werden; Göthe und Schiller würden an die Spitze der Unternehmung treten: man dürfe also sehr viel von ihr erwarten.“ Ich glaubte, indem ich das las, einen Gärtner zu hören, der versicherte: „Der Frost hat zwar meine Fruchtbäume getödtet, aber ich werde dennoch eine reiche A e p f e l l e s e halten: meine R o s e n s t ö c k e sind stehn geblieben.“ Unter der Leitung jener großen D i c h t e r kann die Literatur-Zeitung schwerlich etwas anders werden, als eine Fortsetzung der Horen und der Propyläen, die bekanntlich etwa zwei Jahr dauerten. [18.] An K. L. Derling (Br 16, 306): Aus Ew. Wohlgeb. gefälligem Schreiben

[vom 13. Sept] habe ich, mit Vergnügen, gesehen, daß dieselben den Vertrieb der jenaischen Litt. Zeitung zu begünstigen geneigt sind. Ich habe daher sogleich diese Gesinnung den eigentlichen beyden Unternehmern Herrn Hofr. Eichstädt und Herrn Commissions Rath Heun bekannt gemacht und ersuche Ew. Wohlgeb. sich mit gedachten Männern in ein unmittelbares Verhältniß zu setzen. 18. [An] Hrn. Postdirector Derling, Erfurt. 18. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 98): Ew. Hochgeboren habe ich die Ehre, den Entwurf von der Sr. Herzogl. Durchlaucht vorzulegenden Vorstellung zu übersenden.2) Ihre helle Einsicht in die nöthige Constitution dieser Anstalt für jetzt u. für die Zukunft, wird gewiß die Puncte, welche wir bey der Kürze der Zeit übergangen haben, sehr bald entdecken, u. Ihre so wohlwollende Fürsorge für das Institut wird sie, zum Besten desselben, ergänzen. Ew. Hochgeboren Gnade und der guten Sache vertrauend, legen wir, was wir in jenem Entwurf zur Begründung u. zum Vortheil des Instituts erbeten haben, in Ihre Hände: aus denselben hoffen wir die Gewährung der Bitte dankbar zu empfangen. Der erhaltenen gnädigen Erlaubniß zufolge füge ich das Verzeichniß der Männer bey, deren Beytritt uns Ihre wohlwollende Verwendung am sichersten gewähren wird, u ersuche Sie, mich gelegentlich zu belehren, was von mir, und wie bald es, in Bezug auf diese Männer noch geschehen soll.3) 1

) Zum Vorgang s. unten Sept 20.: C. G. Voigt d. J. an Eichstädt? u. Sept 29.: C. G. Voigt d. J. an Behrends. 2 ) Entwurf nicht erhalten, s. aber unten Okt 1.: Heun an Carl August. 3 ) Liste der zu gewinnenden Rezensenten: W. v. Humboldt, A. W. Schlegel, H. E. v. Globig, Fichte, J. v. Schwartzkopf, F. Gentz, F. A. Wolf, D. G. Türk, Zelter, J. F. Reichardt u. J. v. Müller (RA 4, Nr. 976; Bayer 2009, 297).

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Sept 18. [Jena] F. I. Niethammer an G (Bayer 2009, 577f.): Ich kann die Verzögerung meiner Antwort nur mit dem ernsten guten Willen entschuldigen, den ich hatte, die versprochne Charakteristik der Literatur- und andern Gelehrten Zeitungen, die in Teutschland an der Tagesordnung sind, zu Stande zu bringen, und nicht eher, als bis ich diese Arbeit vollendet hätte, zu schreiben. Allein, um mir das Bild recht zu vergegenwärtigen, das ich zeichnen wollte, schien es mir nöthig, zuvor eine Partie von Heften aufs Neue zu durchlaufen; und eben dieser Umstand hielt mich auf. Die Hefte circuliren so lange, dass ich nur heute erst die beifolgenden zur Hand bekommen konnte. Nun bin ich eben jetzt mit dem Schlusse meiner Vorlesungen, die diese Woche zu Ende gebracht werden müssen, so beschäftiget, dass ich vor dem Ende dieser Woche an jene Arbeit zu kommen nicht hoffen kann. Ich hielt es daher für das Rathsamste, Euer Hochwohlgebohren einstweilen diese Hefte, meinem Versprechen gemäß zu comuniciren. Sie enthalten von allen jetzt vorhandnen Teutschen Gelehrten Zeitungen schon eine Probe. Namentlich sind es etwa folgende 9: 1) A.L.Z. 2) Oberdeutsche [allgemeine] Lit. Zeit. 3) SüdTeutschlands pragmatische Annalen pp. [der Literatur und Kultur], 4) Wirzburger Lit. Zeit. [Neue Würzburger gelehrte Anzeigen] 5) Erfurter [Erfurtische] Nachrichten von gelehrten Sachen 6) Greifswalder [Neueste] Critische Nachrichten 7) Gothaer [Gothaische gelehrte Zeitungen] 8) Tübinger [Tübingische gelehrte Anzeigen] 9) Göttinger gelehrte Zeitungen [Göttingische gelehrte Anzeigen]. In den pragmatischen Annalen (in einer der neuesten Nummern) ist die Wanderung der bisherigen Jenaer L.Z. nach Halle mit der Bemerkung angezeigt: dass von nun an diese Zeitung die Tendenz zur Nützlichkeit, der sie schon seit geraumer Zeit gedient habe, noch entschiedner nehmen müsse, dadurch aber um so mehr ein Bedürfniss entstehe, dem freien wissenschaftlichen Geiste eine neue Freistätte zu errichten, die, wie der Annalist meint, sich in Südteutschland bilden müsse, da jene Lit. Zeit. nun noch mehr Nordteutschland durch ihren ganzen Geist angehören werde. Die Aufforderung, einige Werke zu nennen, deren Recension für die Neue A.L.Z. ich übernehmen wolle, erfülle ich mit viel Vergnügen: so wie ich dasselbe auch von Hrn Prof. Thibaut, an den ich dieselbe Auffoderung in Euer Hochwohlgebohren Namen sogleich überbracht habe, versichern soll. Vor der Hand nenne ich, um nicht zu viel zu versprechen, nur folgende zwei Werke: 1) die Dogmatik von [F. V.] Reinhard [Vorlesungen über die Dogmatik. Amberg u. Sulzbach 1801] 2) Die theol. Moral von Prof. [S. G.] Lange [System der theologischen Moral. Leipzig 1803]. Beide sind in der A.L.Z. bis jetzt noch nicht recensirt. Ich würde mit dem ersteren Werke gern auch noch die Dogmatiken von [K. F.] Stäudlin u. [C. F.] Ammon verbunden haben: allein, da diese in der A.L.Z. bereits recensirt sind, so mag es sich wohl mit dem Zweck des neuen Instituts nicht vertragen, auch solche Werke aufzunehmen. Ich bitte um ein paar Worte zum bestimmten Auftrag dieser beiden Recensionen.1) 19. An C. G. Voigt (Br 16, 307): Beyliegendes Conzept der Vorstellung

erhalte ich soeben von Jena. Es scheint mir im Ganzen recht gut und zweckmäßig und beyderseitigen Planen und Wünschen gemäß. Einige Bemerkungen über einzelne Stellen communicire, wenn Sie erlauben daß ich halb 9 Uhr aufwarte und glückliche Reise wünsche. 19. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 307): Ew. Wohlgeb. danke für die Mittheilung des im Ganzen sehr gut und zweckmäßig gefaßten Schreibens und werde solches mit einigen kleinen Bemerkungen Mittwoch durch die Boten zurückschicken, zugleich auch wegen des mir mitgetheilten Nahmensverzeichnisses das Umständlichere zu erkennen geben. 1

) Erwähnt unten Okt 13.: an Eichstädt.

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Sept 19. . . . bey Hrn. R. R. Voigt.1) 19. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/41, Bl. 480): Die Geschäfte mit der Literatur Zeitungs Verpflanzung, scheint eine unangenehmes Ende für die Interessenten zu nehmen. Sie waren allerseits zu Halle u Loder mit Ihnen und daselbst sind sie dergestallt zerfallen, daß Loder allein zurück gereiset ist u Bertuch aus der Verbindung heraus treten zu wollen, erklärt haben soll. Nach einer angestellten Berechnung soll die Unternehmung beyhnah 500 Exemplare von ihrer Zeitung mehr als zeither absetzen müßen, wenn sie auf ihre Kosten kommen will, mithin ist voraus zu sehen, daß sie wenig oder gar nichts gewinnen werden. 19. [Jena] C. A. Vulpius an G (GSA 28/41, Bl. 476): Bertuch, Loder u Schütz haben sich in Halle schreklich gezankt . . . [N. S.] Als der HofApotheker Wilhelmi sein Geld von Loder gefordert hat, hat dieser so sehr auf Jena, Land u Leute raisonirt, daß ihn W. bald geprügelt hat . . . L. ist gegen a l l e Menschen, ganz, wie ein wüthender Mensch. 19. [Jena] J. C. Wesselhöft an F. J. Bertuch (BG 5, 382): Von der neu privilig[irt]en J. Gel. Zeitung wissen Sie wahrscheinlich mehr als ich. Noch bisher hat kein Mensch bey uns deshalb angefragt, und obgleich ich dachte daß unsere letzte Anwesenheit in Weimar u. bey Göthe [am 7. Sept] doch irgend in dieser Hinsicht auch ein Wort hervorbringen würde, so kann ich so viel höchlich rühmen, − daß ich mich durchaus geirrt habe. Ich habe meinen Ofen demonstrirt, habe unter angenehmen Gesprächen von Göthe mit ihm gegessen, habe schöne neue Kupfer gesehen, habe ein neues Instrument spielen hören und habe mich endlich empfohlen ohne nur ein Wort von dieser Sache gehört zu haben, − wonach ich mich zu fragen, geschweige denn zu drängen natürlich wohl hüten werde. 19. [Jena] J. C. Loder an C. W. Hufeland (Schmid 1987, 265): Mir geht es hier zuletzt so, daß ich keinen sehnlicheren Wunsch habe, als eine Stadt zu verlassen, in welcher eine Race von boshaften und niederträchtigen Menschen ist. 19. [Berlin] A. W. Schlegel an F. de la Motte Fouque´ (Körner 1, 170): Ich bin sehr in Arbeiten . . . [u. a.] ist eine Auffoderung von Goethe zu kritischen Arbeiten an einer erneuerten Literatur-Zeitung gekommen . . . 20. [Berlin] Nachricht an das Publikum (Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, 20. Sept 1803, No. 113): Das seit achtzehn Jahren allhier etablirte Institut der Allgemeinen Literatur-Zeitung hat das unschätzbare Glück, die höchste Aufmerksamkeit des preußischen Monarchen, dieses erhabenen Beförderers und Beschützers aller Zweige der Literatur und Kunst, auf sich gezogen zu haben, und S e . K ö n i g l i c h e M a j e s t ä t haben uns durch die ehrenvollsten Zusicherungen und Unterstützungen veranlaßt, die R e d a k t i o n und S p e d i t i o n derselben, von künftigem Neujahr 1804 an, n a c h H a l l e zu verlegen. Es werden daher noch vor Neujahr Herr Hofrath S c h ü t z und Herr Professor E r s c h , welche Se. Majestät zu ordentlichen Professoren auf der Friedrichsuniversität ernannt haben, nach Halle abgehen, und die Herausgabe der A.L.Z. mit Anfange des Jahres 1804 von dort aus, wie bisher allhier, besorgen. Wir können unsern Lesern bei dieser Veränderung zum Voraus versichern, daß wir alle unsre Kräfte aufbieten werden, die Allgemeine Literatur-Zeitung des ausgebreiteten und mit jedem Jahre vermehrten Beifalls, den sie seither erhalten, auch in ihrem neuen Lokal, unterstützt durch den Beistand so vieler mit ihr verbundenen verdienstvollen Mitarbeiter, deren Anzahl noch erst seit Kurzem durch den Beitritt mehrerer würdigen und berühmten Gelehrten beträchtlich vermehrt worden, fernerhin werth zu halten, und so der erhabnen Protektion des weisen und gütigen Königs und seinem allergnä-

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) Bei C. G. Voigt d. J.; G traf offenbar den Vater nicht mehr an (s. oben Sept 19.: an C. G. Voigt).

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digsten Vertrauen unsre tiefste Ehrfurcht und Dankbarkeit zu beweisen. Jena am 6. Sept. 1803. Societät der Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung.

Sept 20. [Berlin] A. v. Kotzebue: Schreiben aus Weimar (Der Freimüthige, oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser, 20. Sept 1803, Nr. 150): Ihre Anzeige, die Emigration der jenaischen Litteraturzeitung betreffend, hat hier Leidenschaften gereizt und geweckt. Jenes respektable Institut, welches seit sechzehn oder siebzehn Jahren nicht allein Jena zur Zierde gereichte, sondern auch viel Geld in das arme Ländchen zog, ist jetzt in allem Ernst − d e s L a n d e s v e r w i e s e n w o r d e n . Sie glauben, ich scherze? Nein, nein! es ist dem Eigenthümer wahrhaftig insinuirt worden, daß b i n n e n d r e i M o n a t e n die Litteraturzeitung d a s L a n d r ä u m e n s o l l e , welches freilich ohnehin geschehen wäre. Aber versäumen Sie doch ja nicht, diese auffallende Begebenheit, die sich im D e u t s c h e n A t h e n zugetragen, sogleich in Europa zu verbreiten. I h r e m Blatte ist es gewissermaßen Pflicht, das zu thun, da viele andere vermuthlich schweigen werden oder m ü s s e n , und es doch wahrhaftig die Deutsche Ehrlichkeit erfordert, den Ausländern, die über die Lage der Litteratur in Weimar so sehr in der Täuschung leben, die Augen zu öffnen. − Sie wissen schon, daß wir eine neue vortreffliche Litteraturzeitung von Jena aus zu erwarten haben, die außer Zweifel eine Fortsetzung der entschlafenen Erlanger seyn wird. Der Herzog hat sehr großmüthig 6000 Thaler zum Fond derselben bewilligt, und nun ist natürlich jedes Hinderniß gehoben. Aengstliche Leute wollen zwar sagen, eine Verbindung von berühmten Gelehrten sey nicht so leicht zusammen gebracht als eine Parthie Whist; aber diese Zweifler vergessen, daß Göthe und Schiller selbst an die Spitze treten. Dem Vernehmen nach sind auch sämmtliche Fächer der Wissenschaften schon mit den trefflichsten Recensenten besetzt. G ö t h e selbst behält sich die O p t i k , den B e r g b a u , die M a h l e r e i und B i l d h a u e r e i vor. S c h i l l e r wird G e s c h i c h t e und P h i l o s o p h i e bearbeiten, und in der letztern von S c h e l l i n g kräftig unterstützt werden. [J. A.] R ö s c h l a u b ist für die A r z n e i k u n d e geworben u.s.w. Am reichsten ist das neue Institut an großen Männern für die s c h ö n e n W i s s e n s c h a f t e n : beide S c h l e g e l , der göttliche T i e [ c ] k , der erhabene Ve r m e h r e n , der kreißende B r e n t a n o , der welsche Vu l p i u s , der zarte B e r n h a r d i , der gesprächige F a l k , der gelehrige B o d e , und wie die großen Männer sonst noch alle heißen, deren Nahmen die Welt schon längst mit Ehrfurcht nennt, sollen bereits sämmtlich ihre Federn gespitzt haben, und es steht daher mit Grund zu erwarten, daß die r e i n e r e n K u n s t f o r m e n , ohne irgend eine ö k o n o m i s c h e S e e l e oder G e i s t , den Subskribenten, wohl anatomirt und mit rothem Wachs ausgespritzt, werden überliefert werden. Das ganze Unternehmen will man, wie es heißt, durch A c t i e n begründen: ein Umstand, der allerdings großes Zutrauen einflößen muß, wenn man sich erinnert, welche Vortheile einst Aktieninhaber bei dem I l m e n a u e r B e r g b a u gleichfalls u n t e r G ö t h e ’ s D i r e k t i o n genossen, wo noch bis auf den heutigen Tag ein jeder mit sanfter Wehmut in seine K u x e schauen kann. Wenn es wahr ist, daß die Herren Professoren P a u l u s und E i c h s t ä d t in Jena Redaktoren der neuen Zeitung seyn werden, so möchte das Ganze doch wohl aus heterogenen Theilen bestehen, u.s.w. Dem Vernehmen nach will man von Jena aus etwas gegen Sie in die Zeitungen rücken lassen, weil Sie gesagt haben, bei dem Abgange so vieler trefflichen Professoren werde künftig wohl die Universität an Frequenz verlieren. Das Gegentheil muß den Herren wohl wahrscheinlicher vorkommen. 20. [Leipzig] G e g e n b e m e r k u n g e n die Allgemeine Literaturzeitung betreffend (Zeitung für die elegante Welt. 20. Sept 1803. Nr. 113): Halle, am 9ten Sept. 1803. Es war eine unbegreifliche Indiskrezion des Hrn. v. Kotzebue, daß er bei der ohnehin vorschnellen Bekanntmachung im 132sten Stück des Freimüthigen: die Allgemeine Literatur-Zeitung werde nach H a l l e verlegt, sich einen so unschicklichen Ausfall auf die Universität J e n a erlaubte. Er mochte, wie wir, als preußischer Patriot sich freuen, daß wir jene berühmten Männer und jenes berühmte Institut für Halle gewonnen hatten. Aber beide Universitäten haben bisher neben einander so vieles gewirket, daß es einen Freund der

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Wissenschaften schmerzen müßte, wenn wirklich zu fürchten wäre, eine von ihnen werde künftig nicht so blühend mehr seyn. Und gar eine inhumane Freude, über ein angebliches Sinken von J e n a , kann durch keinen Patriotismus entschuldigt werden, − wenn es anders Patriotismus war, und nicht vielmehr eine Privaterbitterung wider We i m a r , (aus sehr bekannten Ursachen) was die höhnende Prophezeihung von Jenas Fall eingab. Doch noch inhumaner, als diese am Ende nur lächerliche Prophezeihung war die Beantwortung derselben im 107ten Stück der Z. f. d. e. W. [vom 6. Sept], deren Einsender sich sogar unwürdige Persönlichkeiten gegen einzelne Männer erlaubt, deren Namen Deutschland mit Achtung nennt. Zugleich werden dort die wunderlichsten Nachrichten gegeben, die eine kleine Beleuchtung verdienen. Wir andere Menschen kennen keine Jenaische Literatur-Zeitung, die dort b l i e b e , noch eine die dort wegginge. Die a l l g e m e i n e Literatur-Zeitung aber, deren Redaktoren H. Hofr. S c h ü t z und H. Pr. E r s c h sind, welche um Deutschlands Literatur seit 18 Jahren so große Verdienste sich erworben hat, diese kommt vom 1sten Januar 1804 in Halle heraus. Was heißt es also, daß die berühmte A. L. Z. in Jena bliebe? In Jena wird eine neue Zeitung, und wie der Einsender sagt, mit einem exklusiven Privilegium herauskommen. Der Name so großer Männer, wie er uns sie nennt, bürget dafür, daß dies eine vortrefliche Zeitung seyn werde. Aber es kann doch nicht die berühmte A. L. Z. seyn: deren Mitarbeiter sind immer in ganz Deutschland zerstreut gewesen, und diese kann denn doch kein Privilegium zu der neuen Zeitung schlagen. Wozu bedürfte aber auch ein gutes literarisches Institut eines Privilegiums? Auch ist es unmöglich, daß die neue angekündigte Zeitung sich A. L. Z. nennen werde. Wie würden Männer, wie die genannten, von den Unternehmern der A. L. Z. die Firma erborgen, als ob sie nicht selbst für sich im Stande wären, ein neues Institut berühmt zu machen, ohne sich hinter den Schild eines schon berühmten Titels zu stecken; oder als ob diese Männer nicht einsehen, daß eine solche Usurpazion der Firma bei Wechseln, Quittungen u. dergl. so große Verwirrung anrichten müßte, daß sich nothwendig die Preußische Regierung selbst der Sache annehmen würde? Aber so kompromittirt die Unbesonnenheit des Herrn von Kotzebue und des Ungenannten berühmte Männer, zwei berühmte Universitäten, und selbst Regierungen. Das Publikum, das nicht weiß, daß selbst G r i e s b a c h in Jena Mitdirektor der A. L. Z., die nun in Halle erscheint, nach wie vor bleibt,*)1) das nicht weiß, daß auch Hallische Gelehrte immer hinwider geneigt seyn werden, alles Treffliche, was in Jena geschieht, zu unterstützen, muß glauben, daß es jetzt auf einen Kampf zwischen beiden Universitäten abgesehen sei, an den Niemand denkt, als H. v. K.[otzebue] und der Ungenannte. Lächerlich ist der vornehme Ton, in dem der letztere von e r s t e n und z w e i t e n Männern redet, und mit dem der alberne Einfall von dem Salz zu Halle so possierlich zusammenstimmt; wie denn die f ü n f t e n Männer in das, was sie den Ton der ersten glauben, natürlich auch den ihrigen mischen. Natura usque recurrit. (Von einem angesehenen Gelehrten in Halle eingesandt, der sich aus Gründen die Anonymität im Publikum vorbehalten.)

Sept 20. [Weimar] C. G. Voigt d. J. an H. C. A. Eichstädt? (GSA 30/242 Bl. 50): . . . darf ich hiermit die eingelaufene Antwort des D. Behrendt vorlegen, und mein Bedauern äußern daß solche nicht bestimmter lautet.2) In der Frankf. Zeitung ist schon verkündiget daß

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) Fußnote: *) Soll, nach neuern Nachrichten, noch zweifelhaft seyn. Hr. Pr. P a u l u s , um es bei dieser Gelegenheit zu bemerken, bleibt gewiß in Jena. d. H. 2 ) Das von C. G. Voigt d. J. in Berlin eingereichte Avertissement (s. oben Sept 3. od. 4.: Avertissement) war von der Zensurbehörde abgelehnt worden. Korrektur bes. des 1. Satzes: Die Majorität der Jenaischen und Weymarischen Gelehrten, hat sich verbunden, zur ferneren Redaction einer Allgemeinen Litt: Zeit in Jena, ein neues, dem vorigen ähnliches Institut zu begründen (Bayer 2009, 293); zum Vorgang s. unten Sept 29.: C. G. Voigt d. J. an Behrend.

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[J. F.] Ackermann an Loders Stelle berufen worden sey! Herr [J. G. C.] Spazier hat die von mir [für die Zeitung für die elegante Welt] erhaltene Anzeige, die A. L. Z. betr. nur halb abdrucken zu lassen beliebt [8. Sept.?], und die ganze Rüge der insidiosen Freymüthigkeit und der Jonas Prophezeihungen weggelassen. Er scheint doch wenig zu wissen was ihm nützt und was er darf!

Sept 21. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 308): Ew. Wohlgeboren übersende das

Concept hierbey; es ist vollkommen zweckmäßig, nur habe ich eine Stelle zu verändern räthlicher gefunden, wie ein beigestecktes Blatt andeutet. Morgen Abend mit der Post melde ich einiges von Recensenten und noch nicht recensirten bedeutenden Büchern. 21. Litterat. Zeitung betr . . . [Brief an] Hrn. Hofr. Eichstädt. Jena. Litterat. Zeit. betr. 21. [Pirna] J. C. Rodig an G (GSA 30/243, Bl. 64): Oeffentliche Blätter sagen die Redaktion der Jen. Litt. Zeitung werde sich von Jena wegwenden; im Glauben an diese Sage werden Ew. Hochgebho. als vermögender Beschüzer der Universität zu Jena und als thätigster Beförderer der Gelehrsamkeit unter den Deutschen mir nachstehende Verwendung gewiß verzeihen. Vor einigen Monaten suchte ich eine Commissions Handlung zu Uebernahme der Merkantilgeschäfte bei Herausgabe einer „Critik aller Wissenschaften und der Philosophie“ wobei ich ein Avertissement über den Plan, zum Druck beilegte. Ob ich aber schon das was dieses strenge critische Blatt bezwecken soll nur leicht andeutete so hatten dennoch die zwei von mir angegangenen Handlungen nicht den Muth, sich Commissionäre dieses der jezigen Fichtischen, Braunischen [J. Brown] usw. usw. Wind Epoche freilich nicht ganz günstigen Blattes zu nennen. Seitdem bin ich von dem Vorsaz einer Commission Fortführung zurückgebracht, doch habe ich das Avertissement noch H. Breitkopf u Härtel in Leipzig zum Vorzeigen in Händen gelaßen. Wenn Ew: Hochgebh. Jena oder Weimar als den Ort der Herausgabe dieses wenigstens keinem jezt gangbaren critischen Blatte nachstehende durch eine dasige Buchhandlung betrieben zu sehen von Nuzen erachtet so offerire ich da ich mein Leben so der Gelehrsamkeit ausschließend gewidmet habe, Lust u Kraft und außer der thätigsten Mitarbeit völlige Uebernahme der Redaktion. 21. [Wien] F. Gentz an Schiller (SNA 40.1, 120f.): Wenn es wahr ist, hochverehrter Freund, daß die Litteratur-Zeitung Künftig unter I h r e n und G ö t h e ’ s Auspizien fortgesetzt wird, so kann ich Sie nicht schnell genug bitten, mich unter die Zahl Ihrer Mitarbeiter einzuschreiben. An der alten nahm ich seit vielen Jahren keinen Theil mehr: aber von solchen Händen verjüngt − wen sollte sie nicht zur Thätigkeit einladen!1) 21. [Wien] J. v. Müller an G (M. Pape: Goethe und Johannes Müller im Briefwechsel. In: JbFDH 1986, 171ff.): . . . mit neuem Interesse, con amore wahrlich, werde ich für ein Institut arbeiten, welches gewiß eigentlich Ihnen sein Daseyn zu danken haben wird.2) Um Eins bitte ich Sie, wegen des gemeinen Besten, mehr als meinetwegen . . . : Ich lebe gewisser massen ausser dem Crayse, worinn die teutsche Litteratur eigentlich lebt, ja meine Lieblingsschriftsteller die Alten u. meine Berufsstudien, historische Forschun-

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) Gentz wurde Mitarbeiter der JALZ u. lieferte 1804 drei Rez. (K. Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804−1813. Weimar 1962, 395). 2 ) Müller war auch in einem Brief von J. D. Falk 18. Sept zur Teilnahme an der JALZ in Göthes, Schillers und im Namen aller verbündeten Freunde der Literatur eingeladen worden (Manuscripta Mülleriana Scaphusiana; zit. nach Pape ebd. 174).

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gen, lassen mir kaum Zeit, viele Journale zu lesen: daher ich mit dieser oder jener urgenten Zeitbedürfniß leicht unbekannt seyn mag. Däucht Ihnen das, so geben Sie mir in wenigen Worten nur halbe Winke, ich werde sie verstehen und sie werden meine Aufmerksamkeit weken. Unseres edlen, trefflichen Freundes [Sartorius’] hanseatische Geschichte habe ich bereits durchstudiert, so daß mir leicht seyn wird, auf die bestimmte Zeit ein gründliches Urtheil darüber einzusenden.1) Uebrigens wird am besten seyn, die unter Ihnen verordnete Direction sende mir mit jeder Messe ein Verzeichniß der Bücher worüber sie etwas von mir wünschte. Mein Hauptfach ist allerdings die Geschichte, doch nihil humani a me alienum puto, und würde von mir begehrt, was ich zu leisten unfähig wäre, so wird mit rükkehrender Post mein Geständniß die Sache ins Geleise bringen. Lage, Zufall, bringt mir manchmal zu Handen was später über den Thüringerwald den Weg findet: Sachen von Venedig, Ragusa, Innerösterreich. (So nun: Appendini, Storia von Ragusa;2) von Morelli,3) die carmina Cottae u. sein Catalog;4) allerhand neugriechisches; über Tirol, von Baron Hormayer viel gutes, auch neues.5)) Darüber würde ich von Zeit zu Zeit einberichten, und hören, ob dieses oder das schon vergeben wäre: denn auf die Augenblike bin ich allein geizig, und mache ungern eine Recension vergebens. Doch was immer für das Institut gut ist, werden Sie mir schreiben, oder schreiben lassen, und es wird mir gefallen, schon weil es von Ihnen ist6) . . . Es wird mir sehr erfreulich seyn, wenn der edle Hertzog, den ich aus der Periode des seligverstorbenen Fürstenbundes für seinen ächtteutschen Partriotismus immer noch sehr liebe und welchem Teutschland so viel Gutes u. Schönes . . . schuldig ist, mit meiner frohen Theilnahme zufrieden ist.

[Sept An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 308−11): Recensenten betreffend.7) 22.]

Berlin. 1. Rath [A. W.] Schlegel. 2. Professor [A. F.] Bernhardi.

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hat günstig geantwortet, wäre einzuladen. Philosoph. Sprachlehre, Kunsttheorie. Einzuladen mit Bezug auf mich.

) Rez. in JALZ 9. u. 10. Jan 1804, Nr. 7 u. 8: Geschichte des Hanseatischen Bundes, von Georg Sartorius . . . 2 ) Rez. JALZ 14. Nov 1805, Nr. 272: Notizie istorico-critiche sulle antichita, storia e letteratura de Ragusei. Tomo I. 1802 . . . Tomo II. 1803 . . . 3 ) Rez. JALZ 26. März 1804, Nr. 73: Dissertazione intorno ad alcuni viaggitori eruditi Venetiani poco noti. Da Don Jacopo Morelli . . . 1803 u. Jacobi Morelli, D. Marci Venetiarum bibliothecae custodies . . . 1802. 4 ) Rez. JALZ 2. Febr 1804, Nr. 28: Johannis Cottae, Ligniacensis, carmina, recognita et aucta. 1802 . . . 5 ) Rez. JALZ 12. Sept 1804, Nr. 219: Kritisch-diplomatische Beyträge zur Geschichte Tirols im Mittelalter . . . von Joseph . . . von Hormayr zu Hortenburg . . .; 13. Dez 1805, Nr. 297: Tiroler Almanach auf das Jahr 1802 . . . Tiroler Almanach auf 1805. 6 ) Für die JALZ lieferte Müller bis zum Jahr 1808 insgesamt 62 Rez. (M. Pape: Goethe und Johannes Müller im Briefwechsel. In: JbFDH 1986, 177). 7 ) In den Akten (GSA 30/243, Bl. 1f.; gedruckt: Bayer 2009, 553f.) auch eine G-Liste möglicher Rezensenten u. zu rezensierender Bücher, entstanden bereits 2./5. Sept. Bayer 2009, 299f. betont: Man muß sich . . . vor Augen halten, dass die vorliegenden Quellen nur einen Ausschnitt der Bemühungen zur Gewinnung von Rezensenten wiedergeben. Über viele Mitwirkende gibt es keine Nachweise, von wem sie wann und auf wessen Initiative eingeladen wurden.

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3. Professor Fichte. 4. Geheimer Kriegsrath [J. D. W.] Uhden. 5. Architekt [H. C.] Genelli. 6. Zelter. S t o l p e [Stolp] i n P o m mern. 7. Hofprediger Schleiermacher.

Halle. 8. Professor [F. A.] Wolf. 9. Musikdirector [D. G.] Türk. 10. Kapellmeister [J. F.] Reichardt. Leipzig. 11. Rath [J. Fr.] Rochlitz.

Wien. 12. Staatsrath [J.] v. Müller. 13. Hofrath [F.] Gentz. Regensburg. 14. [H. E.] von Globig.

Frankfurt a. M. 15. Resident [J.] v. Schwarzkopf. Rom. 16. [W.] von Humboldt.

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Gleichfalls. Gleichfalls. Antiquitäten, besonders in Bezug auf Kunst. Einzuladen; habe ihn begrüßen lassen. Einzuladen; hat mir schon günstig geantwortet.

Speculative, besonders praktische Philosophie, philosophische Geschichte, einige Theile der Theologie; einzuladen mit Bezug auf mich.

Erwarte Antwort auf einen Brief. Einzuladen. Gleichfalls.

Im musikalisch-theoretisch-ästhetischen Fache, etwa in acht Tagen einzuladen; werde ihn indessen vorbereiten.

Erwarte Antwort; indessen einzuladen. Einzuladen; werde nächstens schreiben.

Wünsche, daß mit der Einladung innegehalten würde, weil ich hier in Weimar einen fürtrefflichen Mann für dieses Fach interessiren möchte.

Wäre einzuladen; werde ihn begrüßen lassen.

Werde nächstens an denselben schreiben.

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We i m a r . 17. Hofrath v. Schiller. 18. Geheimer Assistenzrath [C. A.] Thon. 19. Regierungsrath [C. G.] Voigt. 20. Professor Meyer. 21. Kammerjunker [L. E. C.] v. Herda. 22. Doctor [F. W. C.] Hunnius. 23. Assessor [P. C.] Weyland. 24. Rath [J. D.] Falk. 25. Riemer.

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Publica.

Cameralia, Technologie, Berg- und Salz-

werke. Medicin. Französische Literatur.

Allgemeine Grammatik, besonders griechische und lateinische. (Die Einladungsschreiben an die Herren in Weimar könnten mir zugeschickt werden, damit ich sie mit einem freundlichen Empfehlungsschreiben übergäbe.) Jena. 26. Doctor [F. I.] Niethammer. 27. Professor [K. L.] Fernow. Paris. 28. [A.] Mendelssohn.

Ist mir als Correspondent in Paris empfohlen; er wird ehestens durch Weimar gehen, wo man ihn näher kennen lernt. Sept 22. An Herder (Br 16, 311): Deiner Angelegenheit ist indessen auch gedacht worden.1) Hier das Resultat: Du unterzeichnest dich bey Expeditionen mit dem adelichen praefixo, die Canzeleyen werden angewiesen, dich gleichmäßig zu ehren. Hierdurch wird der gewünschte Effeckt erreicht, nur daß die Operation nicht durch Rescripte geschieht, aus Gründen die bisher der ganzen Sache im Wege standen. 22. Zu Tafel Tiefurt. Herder . . . [Brief] An Hrn. Hofr. Eichstädt, mit einem Recensenten Verzeichniß. [22.] [Jena] H. C. A. Eichstädt an J. v. Müller (Bayer 2009, 556): Sie haben ehedem das Institut der A.L.Z. mit glänzenden Beyträgen unterstützt: möchte es Ihnen doch gefal-

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) Anerkennung des Adelstitels; s. oben 1. Sept: an Carl August u. 2. Sept: Voigt Protokoll.

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len, dasselbe auch jetzt, nach seiner Regeneration, mit Ihrer thätigen Theilnahme zu beehren . . . Haben Sie die Güte . . . zu melden, ob wir diese erfreuende Hoffnung hegen dürfen, und wählen Sie selbst die Bücher, die Sie Ihrer Beurtheilung werth achten! Nur um Collisionen zu meiden, würde eine vorläufige Anzeige der gewählten nöthig seyn.

Sept 22. [Nennhausen] F. de la Motte Fouque´ an A. W. Schlegel (Körner 1, 172): Die Nachricht [vom 19. Sept], welche Sie mir über die Entstehung einer neuen kritischen Zeitung, von solchen Männern gelenkt und unterstützt, geben, hat mich unaussprechlich erfreut. Wann ehr haben wir Hoffnung zu deren Erscheinung? Ich sehe ihr mit der größten Begierde entgegen. Es muß einem Deutschen nach grade wunderbar vorkommen, sich wieder einer fortgesetzten kritischen Anstalt mit Andacht und Vertrauen nähern zu können. 22. [Gotha] National-Zeitung der Teutschen (Z s. Ergänzung S. 928) 23. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 101f.): Ew. Hochgeboren haben mich von Neuem durch die gnädige Aufnahme und Durchsicht unseres Schreibens ad Serenissimum, u. durch die wohlwollende Mittheilung der Recensenten, zu dem ehrfurchtsvollsten Danke verpflichtet. Die in dem ersten geänderte Stelle hat uns − ich will es recht aufrichtig gestehen − einigermaßen verlegen gemacht. Bloß Discretion hatte unseren Ausdruck vag und unbestimmt gelassen: wir wünschten den edeln Mann, der in der Seele uns vorschwebte u. den wir so gern, in bedenklichen Fällen zumal, angehen wollten, nennen zu dürfen, und wagten es nicht uns den Wunsch selbst zu gewähren. Jetzt haben Ew. Hochgeboren einen Namen beygefügt [C. G. Voigt]; einen sehr ehrwürdigen, gegen den wir . . . durchaus nichts sagen können, u. gegen den wir, wenn unser Herz hier sprechen dürfte, doch etwas sagen möchten. Diesen sonderbare Widerstreit des auf Überzeugung gegründeten Gehorsams und des dankbaren Vertrauens, den ich selbst kaum auszusprechen wage, möchten Ew. Hochgeboren ihn doch unmittelbar lösen! Mein Freund ist bis zum Sonntag Abend nach Gera verreiset. Nach seiner Rückkehr soll das Schreiben dem durchlaucht. Herzog vorgelegt werden; auf welchem Wege, hoffen wir unterdessen von Ew. Hochgeboren zu erfahren. Ihrem gnädigen Befehl gemäß begleiten diesen Brief einige Einladungsschreiben.1) An die Herren [H.] Meyer, [F. W. C.] Hunnius und Riemer waren sie bereits abgegangen. Mit nächster Post folgt noch eines an Hrn. Hofr. v. Schiller u. ein kurzer Bericht, wie ich Ihre übrigen, dem Institut so wohlthätigen Aufträge vollzogen habe. Das Invitationsschreiben enthält im Eingange ungefähr dasselbe, was die Ankündigung, welche bereits an alle erheblichen Zeitungen versendet worden ist. Gleichwohl hat unser vortreffliche [J. H.] Voß, obgleich auch er dieses Schreiben anfangs ohne alle Bedenklichkeit las, mir seit gestern Unruhe ins Gemüth gebracht, weil wir nicht eine, sondern d i e Jenaer A. Lit. Zeitung ankündigen. Er fürchtet die Beschuldigung eines Eingriffs in fremdes Eigenthum: indeß haben unsere hiesigen Juristen, sowie Hr. Geh. Rath Voigt, sogar die Formel einer f o r t g e s e t z t e n Zeitung, welche in der Apologie der Universität gebraucht ward, unverfänglich gefunden. 23. [Weimar] Herder an G (Herder Briefe 8, 395): Für die freundschaftliche Verwendung in der bewußten Sache danke ich aufs verbundenste, u. sehe der langsam- etc. kommenden grazia gemächlich entgegen. M i t , wie o h n e v o n der Deinigste H. 23. [Bremen] N. Meyer an G (Kasten 110f.): Ihre mir gegebenen Aufträge in Rücksicht der Jenaischen Litteratur Zeitung habe ich so gut wie möglich besorgt.2) Herr Dr. [J. A.] Albers lehnt die Einladung wenigstens vorläufig ab. Seine Gründe betrafen vorzüglich ältere Verhältnisse, doch gab er mir Hofnung für die Folge. An der Halleschen Zeitung

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) Das Formular s. oben Sept: Einladungsschreiben zur Werbung von Rezensenten (S. 409). 2 ) G nimmt Bezug auf diese Informationen im Brief an Eichstädt 8. Okt (s. dort).

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wird er n i c h t arbeiten, wie er mich (im Vertrauen) versichert, auch hat er mir versprochen den Herrn Justizrath Schröter [J. H. Schroeter], der sich mit der Menge seiner Geschäfte entschuldigte zu disponiren. Der Mitarbeiter desselben Herr H a r d i n g ein sehr guter Kopf, der aber gar zu wenig Vertrauen auf sich selber hat, würde unter Schröters Firma gern arbeiten und Albers versichert, daß er vorzüglich für das mathematische Fach sehr brauchbar wäre; wenn Sie diesen also einladen würden, so dürften beide zusammen das vielleicht leisten, was der eine aus Mangel an Zeit, der andere aus Blödigkeit nicht leisten könnte. Albers räth, sich sobald wie möglich an Dr. Gauss zu wenden . . . und dieser werde für den Arithmetischen Theil alles leisten, was man wünschen könne. Albers, dem seine Geschäfte würklich nur wenig Augenblicke übrig lassen, scheint vorzüglich an der kontraktmäßigen bestimmten Lieferung Anstoß zu nehmen, vielleicht würde er sich bey mehr Freiheit, eher entschließen. Albers der für die ausländische medizinische und naturwissenschaftliche Litteratur rühmlich bekannt ist, ist noch unentschlossen, doch scheint er mir, sich für Sie bestimmen zu wollen. An Prof. [F. C.] Mertens würden Sie für die Botanik eine sehr gute Acquisition machen, ich werde Gelegenheit nehmen sobald wie möglich mit ihm darüber zu reden. An unserm Prof. [C. N.] Roller besitzen wir einen sehr großen Historiker, ich weis aber nicht ob er schon in Verbindungen ist. Dies ist was ich Ihnen vorläufig darüber schreiben kann. Sollte ich noch auf irgend eine Weise für Sie thätig sein können, so werde ich es gewis nicht verfehlen.

Sept 23. [Jena, Nachricht] An das Publikum (Zirkularschreiben; http://zs.thulb.uni-jena.de): Seitdem die Nachricht öffentlich bekannt wurde, daß die A l l g e m e i n e L i t e r a t u r Z e i t u n g welche seit neunzehn Jahren, ohne an irgend einen Ort gebunden zu seyn, blos zufälliger Bequemlichkeit wegen in Jena gedruckt worden, mit Anfange des kommenden Jahres 1804 n a c h H a l l e i n S a c h s e n verlegt werde, sind in verschiedenen periodischen Blättern durch anonyme Einsender, angeblich zum Theil aus J e n a und We i m a r , falsche Gerüchte verbreitet worden, die keine andere Absicht haben können, als das Publikum zu verwirren; welches jedoch, wie wir schon durch mehrere Briefe aus dem südlichen und nördlichen Theile Deutschlands wissen, sich wohl nirgends durch solche Vorspiegelungen möchte täuschen lassen. Es ist also 1) f a l s c h , daß die A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g in Jena b l e i b e ; denn wie kann sie in Jena b l e i b e n ? da sie, wie wir bereits gemeldet, von der Societät der Unternehmer, zufolge der von Sr. Königl. Majestät von Preußen ihr gemachten eben so huldreichen als ehrenvollen Zusicherungen, nach H a l l e verlegt, und mit Anfange des Jahrs 1804 dort gedruckt und von dort aus expedirt wird. Des Königst Majestät haben den nach Halle berufenen Redactoren, Hofrath Schütz und Professor Ersch nicht aufgegeben dort ein neues Institut zu e r r i c h t e n , sondern Höchstdieselben haben die Societät der Unternehmer ausdrücklich und bestimmt veranlaßt die bisher in Jena seit neunzehn Jahren bestandne A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g nach Halle zu verlegen, und ihrer ganzen bisherigen Einrichtung nach in H a l l e fortzusetzen, der zu Folge, wie bisher, eine große Anzahl berühmter und verdienstvoller Gelehrten, sowohl in den Königl. Preußischen, als in andern deutschen und ausländischen Staaten, als Mitarbeiter daran Theil haben werden. Zu diesem Endzwecke haben Se. Majestät der König der Societät der Unternehmer zur Entschädigung für die mit der Translocation verbundenen Kosten und Verluste zehn tausend Thaler allergnädigst verwilligt. 2) Es ist aber auch f a l s c h , daß die A l l g e m e i n e L i t e r a t u r -Zeitung vom Jahr 1804 an in Jena f o r t g e s e t z t werden k ö n n e ; denn wie könnte sich jemand anmaßen, ein durch unsre Privatfonds errichtetes und bisher erhaltenes Institut, was überdies durch die bisher mit uns verbundenen Herausgeber, (einen Viceredacteur abgerechnet) und durch die nemlichen Mitarbeiter (einige wenige vielleicht ausgenommen, an deren Stelle andere würdige Gelehrte treten) nach wie vor, nur, von 1804 an, an einem andern Orte, namentlich zu Halle, fortgesetzt wird, eigenmächtig neben uns fortsetzen zu wollen? 3) Unser Institut der A.L.Z. ist niemals von uns eine J e n a i s c h e A l l g . L i t . Z e i t u n g genannt worden,

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obwohl es oft Buchhändler so genannt haben; denn die Allgemeine Literatur-Zeitung war nie ein J e n a i s c h e s U n i v e r s i t ä t s - I n s t i t u t . Es ist so wenig aus der Universitäts-Casse, als aus andern öffentlichen Fonds errichtet oder erhalten worden, auch hat die Universität darüber nie eine Aufsicht, oder Einfluß in die Redaction gehabt, und es zählte auf mancher berühmten deutschen Universität, eben so viele und oft noch mehrere Mitarbeiter als auf der Jenaischen. Sollte daher künftig ein dem unsrigen mehr oder weniger ähnliches literarisches Blatt in Jena herauskommen, so kann dies doch nicht die A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g , auch nicht die F o r t s e t z u n g d e r s e l b e n seyn, oder heißen; sondern die Fortsetzung der A.L.Z. oder ihr zwanzigster Jahrgang 1804 ist l e d i g l i c h v o n H a l l e a u s z u e r w a r t e n . Am wenigsten können wir uns einbilden, daß die Unternehmer eines neuen Instituts zu Jena, gegen dessen Errichtung wir sonst gar nichts einzuwenden haben, eine so kleinliche Meinung von demselben hegen sollten, daß sie es unter unserer längst bekannten Firma in die Welt einzuführen für nöthig erachten, und einen Theil des Publicums durch den völlig gleichen oder wenigstens sehr ähnlichen Titel in Verwirrung setzen, auch allenfalls manchen Leser, der die ihm bisher wohlbekannte A.L.Z. zu erhalten wünschte, die neue noch u n b e k a n n t e dafür zu ergreifen verleiten sollte. Gegen einen solchen uns äusserst beeinträchtigenden Versuch würden wir zu seiner Zeit Vorkehrungen zu treffen genöthigt werden, welche unsere Leser und uns selbst dagegen in Sicherheit setzten. Uebrigens versichern wir, daß wir Alles was in No. 132 des F r e y m ü t h i g e n , bey Gelegenheit der ohnedem sehr voreiligen Anzeige von der Versetzung der A.L.Z. nach Halle, zum Nachtheile der Universität Jena geäußert worden, äußerst misbilligen, und daß es namentlich eine große Unwahrheit ist, daß sich in der A.L.Z. oft der Einfluß eines l i t e r a r i s c h e n D e s p o t i s m u s gezeigt habe. Wir haben von den Durchlauchtigsten Erhaltern der Universität Jena bey der A.L.Z. niemals den geringsten Druck, oder irgend eine Beschränkung der vollständigsten Censurfreyheit erfahren; und wenn zuweilen es geschienen, daß uns von andern Personen etwas den bey der A.L.Z. festgesetzten Principien der Unpartheilichkeit zuwiderlaufendes angesonnen werden wollte, dergleichen Zumuthungen standhaft abgelehnet. Indem wir nun an dem fernern Flor der hiesigen berühmten hohen Schule, auch nach Verlegung unsers Instituts nach Halle, den lebhaftesten Antheil nehmen, und allen, in der von hiesiger Fürstl. Gesamt-Universität dem Freymüthigen entgegengesetzten, und in das für die Jenaische Bürgerschaft bestimmte Wo c h e n b l a t t , No. 71, eingerückten Erklärung, vorläufig verkündigten n e u e n A n s t a l t e n den besten Fortgang wünschen, können wir jedoch unsre Verwunderung nicht bergen, daß es in besagter Erklärung unter Andern also lautet: „Die seither hier erschienene Allgemeine Literatur-Zeitung wird auch künftig hier (in Jena) fortgesetzt werden.“ Diesem Vorgeben, welches vielleicht nur auf einem falschen Ausdrucke des Concipienten beruhet, haben wir bereits an gehörigen Orte unsre P r o t e s t a t i o n entgegengesetzt, und müssen demselben auch hier deutlich und ausdrücklich durch folgende Behauptung widersprechen. Die seit dem Jahre 1785 hier erschienene, und mit dem bekannten Beyfalle in und außer Deutschland gelesene A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g wird vom Jahr 1804 an n i c h t w e i t e r z u J e n a , sondern g a n z a l l e i n z u H a l l e fortgesetzt, von Hrn. Hofrath S c h ü t z und Hrn. Prof. E r s c h wie bisher redigirt, und von dort aus expedirt werden. Wir hoffen, daß durch diese Erklärung alle elende Klätschereyen, womit man bisher in dieser Angelegenheit verschiedene periodische Blätter zu verunehren beflissen gewesen, gänzlich verstummen werden; auch gedenken wir kein Wort weiter gegen solche Insinuationen zu verlieren; es wäre denn, daß wir durch fortgesetzte Cabalen genöthigt würden, in der ersten Num[m]er unsers Intelligenzblattes vom Jahre 1804 durch eine a c t e n m ä ß i g e E r z ä h l u n g , womit wir sonst gern zurückhalten, das neuerlich hie und da wieder umgehende Gespenst des weyland berüchtigten K l o t z i a n i s m u s völlig zu entlarven. Jena den 23sten Sept. 1803. S o c i e t ä t d e r U n t e r n e h m e r d e r A l l g e m e i n e n Literatur-Zeitung.

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Sept 23. [Jena] C. G. Schütz an die Universität Jena (Bayer 2009, 543f.): In Nro 71 der hiesigen Jenaischen wöchentlichen Anzeigen ist ein Aufsatz unter Auctorität der Fürstl. Sächs. Gesamt-Universitaet [Gegenerklärung der Universität, 11. Sept] und der Unterschrift des zeitigen Herrn Prorecktors zu Berichtigung eines in Nro 132 des Freymüthigen stehenden Artikels eingerückt. So gerecht und billig die in diesem nicht nur unüberlegten und voreiligen, sondern auch die hiesige Universität wirklich beleidigenden Artickel vorkommenden Unwahrheiten gerügt und widerlegt werden, so ist es doch den Unternehmern der Allgemeinen Litteratur Zeitung höchst auffallend gewesen zu lesen, daß in diesem Aufsatze ausdrücklich versichert wird: Die seither hier erschienene Allgemeine Litteratur Zeitung wird a u c h k ü n f t i g h i e r f o r t g e s e t z t werden. Hieße es dafür so: D a d i e z e i t h e r h i e r e r s c h i e n e n e A l l g . L i t t e r a t u r Z e i t u n g m i t Anfang künftigen Jahres nach Halle verlegt wird, so wird sogleich ein n e u e s ä h n l i c h e s I n s t i t u t − − a l l h i e r s e i n e n A n f a n g n e h m e n ; so würde niemand, und die Unternehmer der Allg. Litt. Zeit. am wenigsten, etwas dagegen einwenden. Allein daß man ein seit 18 Jahren hier bestandenes, keinesweges durch öffentliche Fonds unterstütztes, keinesweges akademisches an Jena nicht gebundenes Institut, das den Unternehmern derselben als ihr Verlags-Eigenthum zugehört, nachdem sie es den Anträgen Sr. Königl. Maj. von Preußen gemäß, nach Halle werden verlegt haben, hier fortzusetzen sich den Schein geben oder anmaßen wollen, dagegen muß ich im Namen der Societat der Unternehmer und als erster Herausgeber der A.L.Z. hierdurch feyerlich protestiren. In Gemäßheit eines solchen unbefugten Schrittes hat denn auch Herr Hofrath Hennings sich berechtigt geglaubt, einen von mir zur Einrückung in das hiesige Wochenblatt gesandten Artickel, den Verkauf des Hauses, worinn ich zeither gewohnet habe, und welches die Societät . . . der A.L.Z. im Jahr 1786. zum Behuf der Expedition derselben erkauft hat . . . das imprimatur zu versagen, weil ich im Eingang dieser Anzeige der Wahrheit gemäß gesagt habe da die Allg. Lit. Zeitung, welche seit 18 Jahren allhier in Jena erschienen, mit Anfange künftigen Jahres nicht weiter in Jena, sondern in Halle fortgesetzt, dort gedruckt und expediert wird, u. s. w. Gegen diesen l i t t e r a r i s c h e n D e s p o t i s m u s einer Censurbehörde muß ich Nahmens der Societät der Unternehmer mich . . . protestando verwahren, und mir und der Societät der Unternehmer der Allg. Lit. Zeitung deshalb quaeris competentia vorbehalten1) . . . [24.] [Jena] H. C. A. Eichstädt an A. W. Schlegel (Bayer 2009, 5572)): Es ist mir ungemein erfreuend . . . ein Verhältniß zu erneuern, welches mir schon ehemals . . . so schätzbar war, u. an dessen Störung ich . . . nicht die entfernteste Schuld habe. Nach Goethes mündlicher und schriftlicher Äußerung darf ich voraussetzen, daß auch Ihnen diese Erneuerung nicht unangenehm ist, u. unter dieser Voraussetzung ersuche ich Sie, mir selbst einige Bücher gefälligst vorzuschlagen, welche Sie jetzt . . . zu recensiren wünschen . . . Noch lieber wäre es uns, wenn Sie ein ganzes Fach umfaßten, u was z. B. seit einem Quinquennium oder Decennium im Fache der Belletristik geleistet worden ist, oder nicht, in einer z u s a m m e n h ä n g e n d e n R e i h e v o n R e c e n s i o n e n Ihrer Überzeugung gemäß aussprechen wollten. Bey einer solchen Übersicht aus Ihrer Feder − was ließe sich da nicht erwarten u des Lallens und vagen Geschreys ist unser Publicum ohnehin müde. Bey der letzten Art von Recensionen versteht es sich, daß die A.L.Z. außer dem gesetzten Honorar noch auf eine besondere Vergütung bedacht seyn würde. 24. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 103f.): Nach den seither eingegangenen Briefen zu urtheilen, wird ein ansehnlicher Theil der Recensenten von der A.L.Z. zu unserem Institut übergehen. Zugleich aber höre ich, daß Hofr. Schütz gegen die abge1

) Am 27. Sept Schreiben an Friedr. Wilhelm III. v. Preußen, Situation u. Argumente vortragend, Maßnahmenvorschläge, u. a. Expeditionsverbot, unterbreitend (GSA 06/5494, Bl. 84f.); Antwort am 27. Okt, Kabinettsordre, Einsatz am Weimarer Hof gegen die Nachahmung der ALZ ankündigend (GSA 06/5494, Bl. 84f.), daraufhin Ministerialschreiben am 6. Nov (s. dort). 2 ) Teildruck bereits in BG 5, 384f., dort auf den 17. Sept datiert.

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druckte Apologie der Universität, in Bezug auf die Zeitung, hier beym akademischen Senat eingekommen ist . . . Einladungsschreiben sind gestern und heute abgegangen an Hn. [A. W.] Schlegel − [A. F.] Bernhardi − Fichte − [J. D. W. O.] v. Uhden − [H. C.] Genelli − Zelter − Schleyermacher − [D. G.] Türk − [J. F.] Reichhardt − [J.] v. Müller − [F.] Gentz − [J.] v. Schwarzkopf und die genannten Gelehrten in Weimar u. Jena . . . 1) Soll ein Brief an Hn. v. H u m b o l d t nach Rom unmittelbar von hier abgehen? 2) Darf ich einen Brief an Hn. M e n d e l s s o h n Ew. H. zuschicken? 3) Wollen Ew. H. Hn. J a c o b i eingeladen wissen? Hofr. Voß ist erbötig, mit zuschreiben, wünscht aber, daß E. H. selbst die Gnade hätten, einen Brief an J. abgehen zu lassen. 4) Wären vielleicht [C. L.] S t i e g l i t z Encyclop. d. bürgerlichen Baukunst, Leipz.[ig] b. Fritsch [1792−98], S t i e g l i t z Baukunst der Alten, Leipz. b. Breitkopf [1796], aus einer Bibliothek in Weimar bald zu erhalten? Hr. [K. L.] Fernow will die sämtlichen Schriften von Stieglitz über dieses Fach recensiren; jene Bücher fehlen uns noch.

Sept 24. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an Christiane (Johann Caspar Goethe. Cornelia Goethe. Catharina Elisabeth Goethe. Briefe aus dem Elternhaus. Hsg. v. W. PfeifferBelli. Zürich 1960, 808): Bey meiner sehr einfachen Lebensweiße, geht so ein Tag nach dem andern hin manchmahl werde ich durch angenehme Zuvälle etwas aus der alten Ordnung heraus gehoben . . . Dieses alles ist aber nichts gegen dem, wenn Ihr würcklich herkommen soltet − die Pfanne in der Faßnacht würde ein armer Narr gegen mich seyn − so fest und steif glaube ich aber nicht dran − den[n] da mein Lieber Sohn so sehr viele Geschäffte hat − und da Er jetzt die Gelehrte Zeitung mit Schüller schreibt − da wird Ihm Seine Zeit sehr zusammen gehn. 24. [Jena] Erklärung (Gothaische gelehrte Zeitungen auf das neunzehnte Jahrhundert, 27. Stück, 24. Sept 1803; Braun 3, 51): Obgleich Herr Prof. S c h ü t z und E r s c h nach Halle gehen, geht die Jenaisch. Literat. Zeitung doch auch nicht ein. Mit dem 1. Januar 1804 erscheint das erste neue Blatt. Es ist zu der neuen Zeitung ein großer Fonds da, und G ö t h e und S c h i l l e r haben sich an die Spitze dieses Unternehmens gestellt. Eichstädt wird Redakteur und die vornehmsten Gelehrten Deutschlands sind Mitarbeiter. 25. [Dresden] C. G. Körner an Schiller (SNA 40.1, 124): In den Zeitungen lese ich, daß Du und Göthe an die Spitze der Jenaischen Litteratur Zeitung treten würdet. Da Du mir nichts davon schriebst, so kann ich es von Dir nicht glauben. Wahrscheinlich hast Du Dich etwa dazu verstanden, manch mal eine Recension zu liefern, und man nennt Dich, um sich gegen das Unternehmen in Halle zu schützen. Daß Göthe sich dafür interessirt, das Werk in Jena nicht eingehen zu lassen ist begreiflich. Nur wird er auch für ein solches Institut sich nicht lange erwärmen können sondern allenfalls nur einzelne Beyträge liefern. 26. [Berlin] A. F. Lindau an G (GSA 30/243 Bl. 68, 73): . . . benutze ich diese Gelegenheit und die neuesten Veränderungen auf der Universität Jena, Ihnen meine Dienste an zu bieten, wenn sich vielleicht eine Vakanz dort für mich finden sollte. Ich bin zwar ein geborner Brandenburger, stehe zwar im Begriffe, in Warschau am dort neu errichteten Gymnasium eine Professur der Griechischen und Lateinischen Sprache mit einem Gehalte von 600 rh nebst freier Wohnung anzutreten, aber ich bin zu sehr Freund der Wissenschaft, als daß ich mich in jenem barbarischen Lande glücklich fühlen könnte, zumal da ich selbst arm an Vermögen, noch dazu durch die große Entfernung außer Stand gesetzt werde, mir die zu meinem Studium nöthigen Hülfsmittel an zu schaffen; als Schüler Wolfs liebe ich zu sehr alles Schöne und Edle, um nicht in dem schönsten Theile meines geliebten Sachsens leben und mit willigem Herzen alles aufbieten zu wollen, in meinem Fache unter so erhabner Aufsicht nützlich zu werden. Würde ich daher nur mit einem Gehalte von 400 rh. fixum angestellt, so würde ich eilen, mein jetziges Engagement abzubrechen, wozu ich aber nur bis zum 16ten October dieses Jahres noch Zeit übrig habe. Zum Belege, daß ich promovirt bin, wenn es erforderlich

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sein sollte, lege ich ein Exemplar der damals angeschlagnen Thesen bei, die freilich als jugendliches Spiel wenig Werth haben und füge auf den Fall, daß Ew Excellenz nach meinem Vorschlage meine Dienste annehmen, ein Verzeichniß von Vorlesungen hinzu, welche ich diesen Winter halten würde und welche sogleich in den LectionsKatalog von Jena könnten eingerückt werden.

Sept 26. [Weimar] C. A. Vulpius an G (Bayer 2009, 309): Von Stieglitzens Werken,1) haben wir nichts auf Herzogl. Bibliothek, als einige Hefte und seiner so genannten, neuern schönen Baukunst, ein bloßes Kupferwerk [Plans et dessins tire´s de la belle architecture. Leipzig 1800 u. Paris 1801]. 26. [Frankfurt] J. G. Ebel an C. G. Voigt (Bayer 2009, 586ff.): Es ist, glaube ich, sehr zu bedauern, daß Jena durch die Entfernung so vieler berühmter Männer von seinem Glanze im In u Auslande verliehrt. Deutschland gewinnt nichts dadurch, daß auf allen seinen Universitäten ein oder zwei berühmte Männer genannt werden können, während alle übrige nur mittelmäßig sind; es ist für die Wißenschaften selbst, wie für die höhere Ausbildung der Nation ein wahrer Verlust, wenn die wenigen Akademien, wo sich die ausgezeichnetsten Talente u so vieler Ruhm vereinigten, durch die Zerstreuung ihrer Glieder herabsinken . . . Es ist für Jena allerdings wichtig, die Anstalt der Litteratur Zeitung zu erhalten. Die neue Konkurrenz eines ähnlichen kritischen Blattes zu Halle könte ihre vorige allgemeine Verbreitung beschränken indeßen besizt die Jenaer Zeitung einmal festgesezten Ruhm, u bei einiger Vervollkomnung der kritischen Arbeit würde sie wohl den ersten Rang behaupten. Ihre Einladung, an dieser Anstalt Theil zu nehmen, lehne ich nicht ab. Ich wünsche nur zuvor, ehe mein Entschluß darüber festgesezt werden kan, näher von der Einrichtung dieser Anstalt in Betref der Mitarbeiter unterrichtet zu werden, so wohl über das, was von ihnen geleistet werden muß als über die Entschädigungen für ihre Arbeiten. Ich würde mich anheischig machen können, einige Fächer der Arzneikunde in der deutschen, oder französischen oder englischen Litteratur u die Beurtheilung aller Schriften, welche d i e S c h w e i t z in irgend einer Rüksicht angehen, zu übernehmen.2) Im Fall ich wieder nach Paris, wo ich 6 Jahre verlebt habe, zurükkehre, wäre es vielleicht für die Anstalt am bequemsten, mir mehrere Fächer der medizinischen Litteratur der Franzosen zuzutheilen . . . In der Voraussetzung, daß die n e u e L i t t e r a t u r Z e i t u n g wahrscheinlich mehrere neue Mitarbeiter wünschen u suchen möchte, welche für die verschiednen Fächer ausgezeichnete Arbeiter wären, so will ich einige nennen . . . Ferner für das Fach der Physik u Mathematik kan ich den Profeßor [J. G.] Tr a l l e s als einen besonders ausgezeichneten Kopf nennen . . . Für Botanik u Mineralogie in französischer Litteratur den Profeßor K ö h l e r [G. L. Koeler] zu Mainz. Für Zoologie den Pr. [J. G.] F i s c h e r in Mainz, der aber wahrscheinlich seinen Ruf nach Moskau annehmen wird. −3) 26. [Berlin] A. W. Schlegel an F. D. E. Schleiermacher (F. D. E. Schleiermacher. Briefwechsel 1803−1804. Hsg. v. A. Arndt u. W. Virmond. Berlin, New York 2005, 31f.): Von der Versetzung oder Austreibung der ALZ hatte ich mir vorgenommen Ihnen zu schreiben, ich sehe aber, Sie sind im Ganzen schon unterrichtet. Wahrscheinlich ist die Sache besonders durch Loder u Kotzebue bey Beyme betrieben worden, vielleicht hat auch der Geh R Hufeland Antheil daran. Aber die Absicht war nicht, es so früh bekannt werden zu lassen, Kotzebue hat zu früh Lärm geschlagen. Schütz wollte bis Ostern in Jena bleiben, so hätte er die Abonennten zu Anfange des Jahres behalten, und die Namensveränderung der Zeitung wäre ohne Gefahr in der Mitte des Jahres vorgenom1

) Erwähnt oben Sept 24.: Eichstädt an G. ) Ebel lieferte für die JALZ lediglich die Rez. JALZ 12. Juli, Nr. 165: An account of Louisiana being an abstract of Documents in the offices of the departments oft State and of the Treasury. 1804. 3 ) Vorschläge weitergereicht an Eichstädt, s. unten Okt 2.: Eichstädt an G. 2

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men worden. Nun hat ihm aber der Herzog, den die Sache sehr verdrossen, die Zeitung vom Anfang des neuen Jahres an gekündigt, u unterstützt die Fortsetzung in Jena unter demselben Namen mit einem beträchtlichen Fonds. − Redacteur ist Eichstädt, der lange unter Schütz die ganze Arbeit verrichtet hat, vermuthlich aber so, daß er nur Secretärs-Dienste thut; der eigentlichen Direction wird sich wohl Goethe für jetzt annehmen. Voß hat eifrige Mitarbeit versprochen, auch Schiller: Das giebt wieder verfehlte aesthetische Abhandlungen. Goethe lud mich vor ein paar Wochen ein, u foderte mich zugleich auf, Mitarbeiter unter meinen Freunden vorzuschlagen, wo ich denn vor allen Dingen Sie genannt habe, in der gewissen Zuversicht, daß Sie eifrig Theil nehmen werden. Ich vermuthe also, daß nächstens entweder durch meine Hände, oder unmittelbar an Sie eine Einladung gelangen wird. Bereiten Sie sich daher auf alle Fälle, besinnen Sie sich auf Werke die Sie beurtheilen möchten, ich habe Goethen vorgeschlagen, die von der ALZ versäumten, auch wenn sie nicht erst eben erschienen sind, nachzuhohlen, alsdann würde man noch mehr Wahl haben. Besonders wird es darauf ankommen, einen brillanten Anfang zu machen; so schwer es mir wird, mich von andern Arbeiten abzumüßigen, werde ich suchen gleich um Weihnachten etwas zu liefern. Rüsten Sie sich nur auch vorläufig. Man erreicht einen doppelten Zweck: einmal die aufgestellte Kritik u dann daß man die alte vom Teufel beseßene ALZ zu Grunde richten hilft.

Sept 27. Ankündigung (Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, 27. Sept 1803, No. 116): Die Jenaer A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g wird vom Jahr 1804 an, unter huldvoller Begünstigung des Durchlauchtigsten Herzogs von Sachsen-Weimar, durch Beistand und Unterstützung mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer, unter der Redaktion des Hrn. Hofraths E i c h s t ä d t hier erscheinen. A e u ß e r e Form und Einrichtung der Zeitung, so wie des damit verbundenen Intelligenzblattes, bleiben im Ganzen wie bisher. Auch wird Herr Geheimerath v. G ö t h e die vierteljährigen Kupfer und Beilagen benutzen, um den Kunstfreunden interessante Gegenstände vorzuführen, und den ersten Januar mit Rezension der Weimarischen Kunstausstellung den Anfang machen. Der Jahrgang kostet, wie bisher, A c h t T h a l e r Konvenzionsgeld pränumerando, und werden alle löbliche Postämter, Zeitungs-Expeditionen und Buchhandlungen ersucht, die darauf eingehenden Bestellungen gefälligst anzunehmen, und an diejenigen Hauptspeditionen zu befördern, welche ihnen nächstens eine besondere Ankündigung bekannt machen wird. Jena am 9ten Sept. 1803. Die Unternehmer der Allgemeinen Literaturzeitung zu Jena. 27. Schreiben aus Jena, vom 16. Sept. 1803 (Kaiserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 27. Sept 1803, 154. St.): Durch den Verlust so vieler unersetzlichen academischen Lehrer, wie besonders des berühmten Instituts der Allgemeinen LiteraturZeitung, leidet der Flor der hiesigen Universität, sowohl in ökonomischer als literarischer Hinsicht, allerdings sehr bedeutend, und Jena und Weimar müssen es daher ihrer vortrefflichen Regierung Dank wissen, daß sie den Fond der zur Abwendung dieses Verlustes nicht hinreichend war, nunmehr zur Errichtung einer jenaischen gelehrten Zeitung bestimmt hat. Allein die Anonymität der Nachrichten, die bisher davon in öffentlichen Blättern erschienen sind, erlaubt dem Publikum natürlich zur Zeit noch keinen Glauben an die großen Dinge, die dort versprochen werden, so wie der Ton der Animosität gegen die Herrn Hofrath Schütz und Prof. Ersch, in denen jene Anzeigen, namentlich die in Nr. 107 [6. Sept] der Zeitung für die eleg. Welt (woselbst auch Herr D. Schütz persönlich beleidigt wird) sichtbar geschrieben sind, es im Voraus dagegen einnehmen müssen. Wahr ist es, daß der bisher bekanntlich gewesene, aber nunmehr zugleich mit Herrn Fiedler von ihr dimittirte Viceredacteur der Societät der A.L.Z. Eichstädt, Redacteur der Jenaischen gelehrten Zeitung werden soll, und Göthe und Schiller ihre Namen dazu hergeben werden; hingegen nehmen Herder, Böttiger und Voß auch nicht den entferntesten Antheil an derselben; und die kleinliche Täuschung, durch die man diesem neuen Institute, in dem Vorgeben, als sey es die „ F o r t s e t z u n g

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d e r A . L . Z .“ vorläufig die Unterstützung des Publikum’s gewinnen will, wird leicht und wahrscheinlich bald, durch ein einzig Wort der Direction der A.L.Z. aufgehoben werden. − Was die Jenaische Universität betrifft, so wird ja ihr neuster L e c t i o n s C a t a l o g , dem Publikum bald am besten sagen, ob die Fächer der Medizin, Jurisprudenz, Theologie und Philologie, durch würdige Nachfolger eines Loder, Hufeland, Paulus und Schütz, wieder haben besetzt werden können oder nicht!

Sept 29. [Jena] C. Heun an ? (GJb 1897, 290ff.): Ihre geschätzte Zuschrift vom 21. d. ist uns zu erfreulich gewesen, als daß ich mit deren Beantwortung bis zur Uebersendung des in einigen Tagen erfolgenden Contracts, Anstand nehmen sollte. Von ihrer Umsicht, von Ihrer Landes-Verfassungs-Kunde, von Ihrem Fleiße und Ihrem Eindringen in den Geist der Kritik, darf unser Institut etwas ganz Vorzügliches erwarten; Sie sind uns daher herzlich willkommen, und Sie stehen in der Reihe auserwählter Männer, von denen ich dreust behaupten darf, daß Sie sich auch keines einzigen schämen dürfen . . . Wir haben Männer gegen uns, und das Publikum, der große Zuschauer unsres Wettkampfs wird mit der Zeit entscheiden, wem der Preis zugetheilt werden soll. In Ihnen, mein werther Freund, hoffen wir, einen richtigen Krieger vor die Fronte gestellt zu sehen, und da die Lärmkanone bald den Signalschuß geben wird, so ergehet hiermit und Kraft dieses, unser ernstlicher Wille an Sie, als unsern getreuen Vasallen und Lehnsmann, Sich in Zeiten mit einigen recht kräftigen Recensionen einzufinden, um gleich bei Eröffnung des Feldzugs, dieselben in die Welt detaschiren zu können. Strenge und Unpartheilichkeit sind unsere Loosung, und ich freue mich, daß Sie hierunter mit uns gleichen Sinnes sind . . . Unser regenerirtes Institut hat kein eigenes System. Wir beleuchten eines jeden Meinung mit Ruhe, ohne leidenschaftliche Einseitigkeit, und überlassen dem Publikum, sich seinen Gang zu wählen, ohne dasselbe durch unwürdige Explosionen hämischer Bitterkeit zu induciren. Uns gilt nur die Sache, nie die Person. Dieß sind die Grundlinien unseres Redactions-Systems, welche die hiesige Gedanken- und Censur-Freiheit, zu allen Zeiten und in allen Fällen sanctioniren wird . . . Noch sind wegen Kürze der Zeit, wenige Recensenda von den Buchhandlungen eingeschickt worden: vor der Hand sende ich Ihnen daher nur I. Amina.1) I. Auswahl aus den vorzüglichen franz. Schauspielen. I. Hans von Krikkrak,2) I. Ernestine, I. Die seidenen Schuh.3) u. I. Roderich4) mit der Bitte, deren Beurtheilung . . . je eher je lieber zuzuschicken . . . Vor allen Dingen würden Sie uns und das Publikum aber verbinden, wenn Sie eine Revision der sämtlichen, über die neu adquirirten Preußischen Länder, erschienenen Schriften, vorangehen ließen, unter denen sich auch einige bereits recensirte befinden könnten, so daß der Leser mit einem Ueberblicke von allem unterrichtet würde, was über diesen Gegenstand gesagt ist. Nur Sie, als Eingeweihter, können hierunter etwas Vollständiges liefern . . . Von den dahin einschlagenden Werken habe ich nur die kleine Schrift über die preußische Okkupation bei der Hand, die ich Ihnen zu diesem Behufe beilege . . . Ich bitte recht dringend darum, die Ausarbeitung dieser

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) Rez. von K. Müchler in JALZ 8. März 1804, Nr. 58: Amina, die schöne Zirkassierin, von Gottlieb Bertrand, Verfassers . . . des Mazarino. II Theile. 1803. 2 ) Rez. von K. Müchler in JALZ 23. März 1804, Nr. 71: Auswahl aus den vorzüglichsten französischen Schauspielen von G. L. P. Sievers. 1803 . . . Hans von Krikkrak, oder: Eine Lüge ist der andern werth. Posse in einem Aufzuge. Nach den Französischen von G. L. P. Sievers. 1802. 3 ) Rez. von K. Müchler in JALZ 3. Apr 1803, Nr. 80: Die seidenen Schuh. Ein dialogisirtes Familienspiel für häusliches Glück und Menschenkenntniss, von Familius Hausmann. 1803. 4 ) Rez. von K. Müchler in JALZ 28. März 1804, Nr. 75: Roderich, oder der Zauberthurm. Ein allegorisches Gemählde. Lorenzo und Antonia. Eine italiänische Novelle. 1803.

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Revision Ihr erstes Geschäft für uns sein zu lassen, weil Preuße und Nicht-Preuße in ihr eine pragmatische Geschichte . . . zu finden hoffen können.

Sept 29. [Weimar] C. G. Voigt d. J. an F. C. Behrends? (GSA 30/242 Bl. 134): . . . der Anstoß welchen die Annonce bey der Censur gefunden, verursacht einen Aufschub, der den Abdruck in der Berliner Zeitung überflüssiger, oder doch ziemlich gleichgültig macht; auch will ich mich gegenwärtig über die Modification mit welcher sich der Censor bemüht, noch nicht bestimmt erklären; vielleicht nehme ich solche noch an!1) Diese Zeilen sollen Ihnen bloß meinen Dank bringen, und meine Verwunderung über diesen Vorgang mittheilen. Schon allein der I n h a l t jener unverfänglichen, trocknen, litterarischen Anzeige, muß diese Verwunderung bey Ihnen rechtfertigen. Denken Sie sich aber hinzu, daß ich sogar in dem Irrthum stand, es dürfe in Berlin A l l e s gedruckt werden, e s e x i s t i r e k e i n e Censur, oder doch keine Zeitungs-, oder JournalCensur.2) Ich konnte mich berechtigt halten dieses zu glauben! Dann durfte nicht neuerlich ein Lotterbube, der schon für jeden Pranger zu schlecht ist, und ein gemeines Schaffot entehren würde, d e r m i t S c h a n d e b e d e c k t e K o t z e b u e , in seiner infamen Zeitung, gegen den Herzog von Weimar und dessen ersten Diener und Freund, also gegen den Onkel Ihres Königs und gegen einen der edelsten Männer u. größten Dichter seiner Zeit, Lästerungen und Schmähungen drucken lassen? − wurde dieses nicht w e n i g s t e n s g e d u l d e t ? − Sie war eine eingesendete vorläufige Annonce der Jena. A. L. Zeitung, findet man aber bedenklich und anstößig, weil das Wort verbessern darin vorkommt, wodurch einem ähnlichen Institut welches die bisherigen Redactoren der A. L. Z. künftig i n H a l l e etabliren wollen, Abbruch geschehen . . . Wahrhaftig . . . dies ist m e h r als Patriotismus . . . 30. [Jena] Ankündigung (GSA 30/242 Bl. 1063)): Die Jenaer A l l g e m e i n e L i t e r a t u r Z e i t u n g wird vom J. 1804 an unter huldvoller Begünstigung des Durchlauchtigsten Herzogs von Sachsen-Weimar, durch Beystand und Unterstützung mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer, unter der Redaction des Hrn. Hofrath E i c h s t ä d t hier erscheinen. Aeußere Form und Einrichtung der Zeitung, sowie des damit verbundenen Intelligenzblattes, bleiben im Ganzen wie bisher. Auch wird der Hr. Geheime Rath v o n G o e t h e die vierteljährigen Kupfer und Beylagen benutzen, um den Kunstfreunden interessante Gegenstände vorzuführen, und den ersten Januar mit Recension der Weimarischen Kunstausstellung den Anfang machen. Das Intelligenzblatt wird ebenfalls auch Avertissements aufnehmen, bey welchen für die g e d r u c k t e Zeile E i n G r o s c h e n in Conventionsfuß an Insertionsgebühren bezahlt wird. Der Preis ist, wie bey der seitherigen Zeitung, A c h t T h a l e r Conventions-Geld für den Jahrgang, welche p r a e n u m e r a n d o entrichtet werden. Für diesen Betrag liefern sämtliche löbliche Postämter und Zeitungs-Expeditionen gedachte Zeitung w ö c h e n t l i c h postfrey; jedoch bleibt, bey bedeutenden Entfernungen, den erwähnten Behörden eine verhältnißmäßige Mehrfoderung überlassen. Die m o n a t l i c h e Versendung in brochirten Heften besorgen theils vorgedachte Postamts-Behörden, theils sämtliche Buchhandlungen Deutschlands. Die Buchhandlungen bekommen die A.L.Z. franco Leipzig von der wohllöblichen K u r f ü r s t l . S ä c h s . Z e i t u n g s - E x p e d i t i o n daselbst mit fünf und zwanzig pro Cent Rabat vom Ladenpreis durch ihre Commissionäre geliefert, und haben sich an die gedachte Expedition mit ihrer Bestellung und Vorausbezahlung zu wenden. Für die Buchhandlungen im südlichen Deutschland haben die Herren Va r r e n t r a p p und We n n e r in Frankfurt am Main, für Frankreich und Schwaben die Herren Gebrüder L e v r a u l t , für die Schweitz die Herren S c h o e l l und C o m p a g n i e in Basel, für Holland aber und

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) Dazu s. Sept 3. od. 4.: Avert. u. Sept 20.: C. G. Voigt d. J. an Eichstädt? ) Zensur auch in Weimar, betr. ALZ-Inserat für das Weimarische Wochenblatt, 1. Okt; s. oben Sept 23.: Schütz an die Universität u. unten Okt 28: Der Freimüthige. 3 ) Gedruckte Vorlage; auch bei Bayer 2009, 546f. gedruckt. 2

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Westsphalen die Herren W i n t e r in Aurich, R ö d e r in Wesel und J ü l i c h e r in Lingen, die Hauptspeditionen gefälligst übernommen. Diejenigen aber, welche die A.L.Z. w ö c h e n t l i c h zu erhalten wünschen, wenden sich an das ihnen zunächstgelegene Postamt, welches dann, nach seinem Localverhältnisse, bey der K u r f ü r s t l . S ä c h s . Z e i t u n g s - E x p e d i t i o n z u L e i p z i g , dem K a i s e r l . R e i c h s p o s t a m t z u J e n a , dem F ü r s t l . S ä c h s . P o s t a m t z u J e n a , dem K a i s e r l . R e i c h s p o s t a m t z u G o t h a , der G o t h a i s c h e n Z e i t u n g s - E x p e d i t i o n , dem K ö n i g l . P r e u ß . H o f p o s t a m t z u B e r l i n , dem K ö n i g l . P r e u ß . G r e n z - P o s t a m t z u H a l l e , dem K ö n i g l . P r e u ß . O b e r p o s t a m t z u B r e s l a u , oder dem K ö n i g l . P r e u ß . P o s t a m t z u E r f u r t die Bestellungen machen wird. Jena, am 30. Sept. 1803. Die Unternehmer der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu Jena.

Sept 30. [Jena] H. E. G. Paulus an Schiller (SNA 40.1, 127): Ich schaeme mich, mein Verehrtester Freund, daß ich mit meiner Antwort laenger zögern musste, als ich versprochen hatte. Die Ursache ist, daß der fraenkische Directorialminister, Graf v. Thürheim, zu Bamberg krank lag. Er ist dies noch. Doch erhielt ich heute den bestimmten Antrag nach Würzburg von seinem Bette aus. Um nichts zu übereilen, habe ich über einige Nebenumstaende jetzt eben noch hingeschrieben. In ihrer ganzen Grösse steht inzwischen noch die auszeichnende Gnade mir vor Augen, welche Serenissimus mir, seit ich hier bin, und noch allerneustens durch das freywillige Anerbieten, welches Sie mir zu überschreiben die Güte hatten, bewiesen haben. Werde ich aber ein Undankbarer auch nur scheinen, wenn am Ende die Besorgniss besonders für meiner Frau und dann auch für meine Gesundheit zum Süden mich hinzöge. Ganz bestimmt kann ich in diesem Moment noch nicht seyn . . . Kommt es dahin, so werde ich Jena nur mit Schmerzen verlassen. Die dankbarsten Rückerinnerungen begleiten mich.1) Sept An F. D. E. Schleiermacher (Br 16, 313f.): Die Versetzung des Herrn od. Okt Hofrath Schütz nach Halle bringt eine Veränderung in der Redaction

der jenaischen Litteraturzeitung hervor. Eine Gesellschaft jenaischer und weimarischer Gelehrten haben sich vereinigt, um jenes Blatt mit allem Ernst fortzusetzen, oder vielmehr zu erneuern, sie laden daher würdige, deutsche Männer ein, sich mit ihnen zu verbinden, zu allem was die Wissenschaft wahrhaft fördern kann. Möchten Ew. Hochwürden durch Nachrichten und Urtheile, oder auf irgend sonst eine Weise, Theil an diesem Institut nehmen; so würde die Gesellschaft sichs zur Ehre rechnen. Ein scharfsinniger Mann, der originelle Blicke in viele Fächer hinwirft, findet, besonders in unserm Vaterlande, gar manches Hinderniß das ihm wenigstens die Freude der Mittheilung verdirbt; ein geistreicheres Ausland ist dagegen oft gerechter. Jede Gelegenheit zu Rectificationen und Recapitulationen kann daher erwünscht seyn. Vielleicht interessirt Sie gegenwärtig irgend ein Buch, welches Sie anzeigen möchten, es sey einheimisch, oder gehöre unsern lebhaften Nachbarn an. Könnten wir wohl eine solche Recension vor Weihnachten erwarten? Wüßten Sie übrigens noch einige ernstgesinnte deutsche Männer, deren Mitwirkung das Institut consolidiren dürfte; so bitte solche mir zu nennen und auf eine directe Einladung vorzubereiten. 1

) Paulus erhielt am 20. Okt durch Kurfürst Maximilian Joseph IV. von Bayern eine Anstellung als ordentlicher Professor der Theologie in Würzburg u. den Titel eines Konsistorialrats.

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[Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 356): In der berüchtigten Berliner Scharteke Anf. steht wieder ein Schreiben aus Weimar, worin es sehr gerügt wird, daß man die A.L.Z. d e s L a n d e s v e r w i e s e n h a b e .1) Es wird auch sonst dem neuen Institut allerlei Unmutiges prophezeit. Im ganzen ist es wirklich vorteilhaft, daß auf die Sache so viele Menschen aufmerksam gemacht werden. Die Jenaische A.L.Z. wird schon bloß aus Neugier gekauft werden. Man vergleicht ihre vermeintlichen Aktien mit den Ilmenauer Kuxen, und was des läppischen Zeuges mehr ist, womit Serenissimus sich heute amüsiert haben; besonders daß man uns ein ä r m l i c h e s L ä n d c h e n schilt. Es muß die Leute gewaltig verdrießen, daß man sie so derb angefaßt hat.

1. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 56): Vom H. Hofrat Eichstädt habe ich bereits die Einladung zur Lit. Z. erhalten und künftigen Posttag werde ich antworten. 1. [Jena] C. Heun an G (AS 2.2, 698ff.): Ew. Hochgebohren geruhten, bei meiner neulichen Anwesenheit in Weimar, (War d. 17 Sept. 1803.) zu äusern, daß meine gleich bei Eröffnung des Geschäfts [Finanzierung der JALZ], vorgelegten Privat-Gesuche erst dann in Erwägung gezogen werden könnten, wenn ich meinen Wohnsitz gänzlich in die hiesigen Lande verlegte.2) Ich bescheide mich hierunter gern, da ich zur Zeit als Fremder, keine vorzugsweisen Ansprüche auf landesherrliche Begünstigungen machen darf. Allein die Lage unsers Unternehmens, welche gleich vom Anfange an, durch die bekannten Conjuncturen ungemein kritisch war, ist itzt dadurch noch bedenklicher geworden, daß die Herausgeber der Halleschen Allgemeinen Literatur-Zeitung, den HonorarSatz auf 20 rthlr. pro Bogen bestimt haben. Wollen wir die ausgewählteren Recensenten, welche am bisherigen Institute arbeiteten, und von der Halleschen A.L.Z. auch zum Beitritt aufgefordert sind, behalten; so müßen wir ein Gleiches bieten: und wenn auch e i n i g e der neu hinzugetretenen Recensenten, sich mit dem Satz von 17 1 /2 rthlr. begnügen werden; so müßen wir doch einem großen Theile derselben, auch 20 rthlr. Conventions-Fuß stipuliren, weil sich die Nachricht von dem erhöheten HonorarSatze, nur zu geschwind verbreitet. Im Durchschnitt müßen wir also 2/3 der A.L.Z. mit 20 rthlr. und 1/3 mit 17 1/2 rthlr. honorirt annehmen. Durch dieses einzige Manoeuvre gehen der Casse mehrere hundert Thaler verloren. Auserdem liegen auf diesem Institute so auserordentlich enorme Gehalte und andere Neben-Lasten, − welche demselben alle nach und nach, durch deßen bisherigen guten Fortgang aufgebürdet worden sind, und itzt bei deßen Regeneration nicht wieder abgenommen werden können − daß ich eidlich erhärten kann, bei einem Absatze von 1500. Exemplaren, der denn selbst doch auch noch immer ungewiß ist, mein Anlage-Capital von 10−12000 rthlr., ohne die geringsten Zinsen in diese Entreprise verwenden, und zufrieden sein zu müßen, wenn ich das Capital nur selbst nicht riskire. Der Ueberblick dieser Lage der Sache würde meinen Muth wankend machen, wenn nicht die Briefe meines Freundes Eichstädt vor mir lägen, welche so trostvoll von Zusicherung landesherrlicher Berücksichtigung meiner Person sprechen, − wenn Ew. Hochgebohren nicht selbst die Gnade gehabt hätten, mir Hochdero kräftigste Unterstützung zu versprechen. Dieses huldvolle Wort bestimte mich, muthvoll die Hand zu diesem, an sich, in kaufmännischer Hinsicht itzt so gewagten Unternehmen, zu bieten. In ihm liegt der Schlußstein meines und meiner Familie ferneren Wohls. Ich habe den Gedanken gewagt, zu den Füßen Sr Durchlaucht ein Gesuch zu legen, durch deßen Erfüllung mein m ö g l i c h e s Risico, und die fast g e w i ß e Verwendung meines Capitals ohne den mindesten pekuniairen Vortheil, gewißermaaßen indemnisirt werden könnte. Der erste Punkt dieser Vorstellung, hat mit der A.L.Z. einen genau verwandten Berührungs-Punkt. Ich werde dadurch vorzüglich mit mehreren ausländischen Buchhändlern in Verbindung gesetzt: und kann

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) Betr. Schreiben aus Weimar im Freimüthigen, 20. Sept (s. dort). ) Heun behielt seinen Wohnsitz in Gera.

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alsdann vielleicht die vorzüglichsten PrachtWerke der ausländischen Literatur für unser Institut, ohne Kosten benutzen. Der zweite Punkt ist für die Stadt Jena und der umliegenden Gegend von öffentlichem Nutzen. Ich würde einen festen, äuserst billigen Preis bestimmen, und die kleinlichen Uebervortheilungen in Rücksicht des beim Salzverkauf üblichen Maaßes, würden wegfallen. Beim dritten Punkt endlich beabsichtige ich nichts weiter, als einen möglichen Absatz derjenigen Weine, welche ich bei meinen anderweitigen Geschäftsverbindungen im Auslande, gegen Waaren eintausche: ich würde daher unverfälschten Wein zu dem civilsten Preis liefern, und auch dadurch dem hiesigen Publikum nützlich sein. Die Dreustigkeit, die Anlage [Vorstellung u. Gesuch an Carl August, 1. Okt] Ew. Hochgebohren höchstgefälligen und alles vermögenden Beförderung zu empfehlen, ist eine Folge des unauslöschlichen Vertrauens, welches mir Ew. Hochgebohren Gnade eingeflößt hat, und das so dauernd ist, als die tiefe Submission, mit welcher ich lebenslänglich verharre . . .

Okt

1. [Jena] Vorstellung der Unternehmer H. C. A. Eichstädt u. C. Heun an Carl August (Bayer 2009, 560ff.): Durchlauchtigster Herzog, Gnädigstregierender Herzog und Herr! Die hiesige S. Ew. Herzoglichen Durchlaucht höchster Protection sich erfreuende Gesammt-Universität ist seit achtzehn Jahren im Besitz einer Anstalt gewesen, welche unter dem Namen der Allgemeinen Literatur-Zeitung der Akademie sowohl als der Stadt unleugbare Vortheile gewährte, und jetzt durch den Abgang des Hofrath Schütz, nach Halle verpflanzt und für Jena verlohren seyn soll. Der eifrige Wunsch, theils die literarische Ehre dieses Instituts für Jena auch fernerhin zu behaupten, theils dem hiesigen Ort einige Tausend Thaler, welche dadurch aus dem Ausland gewonnen wurden, auch für die Zukunft zu erhalten, und uns selbst, wenn die Unternehmung gedeiht, künftig einige erlaubte Vortheile zu verschaffen, hat uns veranlaßt, mit einander in Verbindung zu treten, und die Allgemeine Literatur-Zeitung nach wie vor, in der bisherigen Form, nur unserer Ueberzeugung gemäß mit einigen Verbesserungen der innern Einrichtung, gemeinschaftlich herauszugeben. Wir wagen es mit Zuversicht, Ew. Herzoglichen Durchlaucht dieses Unternehmen in tiefster Devotion zu empfehlen. Die Entreprise ist jetzt um so gewagter, da wir mit einem Rival uns zu messen haben, dessen Ueberlegenheit durch landesherrliche pecuniäre Unterstützung, und durch ein gewisses Prärogativ bey einem großen Theil des gelehrten Publikums nicht zu verkennen ist. Dennoch greifen wir muthig das Werk an: Denn Ew. Herzogliche Durchlaucht, unter Höchstderen landesherrlicher Fürsorge, schon so manche blühende literarische Anstalt dem vaterländischen Boden entsproßte, sind unser Beschützer; und unter diesem Schutze hegen wir auch für diese Unternehmung die günstigsten Hoffnungen. Wir wollen unser Vermögen, unsere eigenen Kräfte aufbieten; durch diese etwas Gutes bewirkt, und Höchstdero gnädigste Zufriedenheit uns erworben zu haben, soll unser Stolz seyn. Allein zu huldvollster Unterstützung unseres dießhalbigen Bemühens legen wir Ew. Herzogl. Durchlaucht folgende unterthänigste Bitte zu Füßen. Zuförderst getrösten wir uns, daß Ew. Herzogliche Durchlaucht mit derselben vollkommenen Censurfreyheit, deren das Schützische-Bertuchsche Institut seither genoß, uns huldreichst zu begnadigen, dabey aber, zu unserer eigenen Beruhigung, damit unser Institut in keinem Fall gegen den Staat und die auf dessen Wohl abzweckenden weisen Absichten Ew. Herzoglichen Durchlaucht auch nur unwissenderweise verstoße, gnädigst zu erlauben, daß wir uns in bedenklichen Fällen an einen Höchstdenenselben durch Amt und Würde, besonders verpflichteten, kenntnißreichen und erfahrenen Mann deßhalb wenden mögen. Wie wir denn den um die Akademie Jena so sehr verdienten Herrn Geheime Rath Voigt, hierdurch unzielsetzlich unterthänigst in Vorschlag bringen. Nur durch die gnädigste Erfüllung der ersten Bitte dürfen auch wir, wie die seitherigen Herausgeber der Allgemeinen Literatur Zeitung, bey einem der unpartheyischen Ansicht und Beurtheilung der Literatur bestimmten Institut auf Beybehaltung oder Zutritt einer hinlänglichen Anzahl einsichtsvoller Mitarbeiter, besonders auch a u s w ä r t i g e r rechnen; und durch die huldvollste Gewährung der zweyten werden wir mit dem erhebenden

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Gefühl literarischer Freyheit zugleich bey jeder sich darbietenden Bedenklichkeit innere Beruhigung und Sicherheit verbinden können. Unter dieser Voraussetzung bitten z w e y t e n s unterthänigst, uns zur Herausgabe gedachter Allgemeinen Literatur-Zeitung für uns, unsere Leibeserben, oder jeden Fremden, dem wir dereinst die Fortsetzung dieses Instituts überlassen wollen, ein gemeinschaftliches Privilegium exclusivum in der Maße zu ertheilen, daß hinfort kein ähnliches literarisches Institut in Höchstdero Landen, Weimarischer und Jenaischer Landesportion, so lange wir das unsrige nicht freywillig aufgeben, ohne unsere Einstimmung errichtet werden dürfe, weil wir auserdem in Ansehung des großen Kostenaufwandes, den wir, als Privatpersonen, an der Einrichtung des von uns projektirten Instituts tragen müssen, augenscheinlicher Gefahr des Verlustes ausgesetzt seyn würden; Eben so D r i t t e n s , die äußere und innere Einrichtung des zu errichteten [!] Instituts unserer Einsicht und beßten Ueberzeugung gnädigst zu überlassen; unter dieser Voraussetzung auch V i e r t e n s an die Behörde den Befehl zu erlassen, den Hofkommissär Fiedler, als unseren Buchhalter und Cassirer, nach der ihm von uns ertheilten Instruction in Eid und Pflicht zu nehmen; Uebrigens hegen wir F ü n f t e n s die beruhigende Hoffnung, daß Ew. Herzogl. Durchlaucht uns auch in diejenigen Rechte und Vortheile werden eintreten lassen, deren das bisher hier etablirte Institut der Allgemeinen Literatur-Zeitung sich zu erfreuen gehabt hat, und daß Höchstdieselben in Betracht anderer auf die Erweiterung des Absatzes unserer Zeitung sich beziehenden Vortheile, welche nur erst Erfahrung uns lehren, und ein längerer Geschäftsgang nothwendig machen wird, auch in Zukunft ein gnädigstes Absehen nehmen wird. Wir bitten deßhalb schon jetzt namentlich, a. die huldvollste Verfügung zu treffen, daß unsere Briefe, soweit sie die landesherrlichen Posten berühren, für den halben Portobetrag einkartirt, und bey Paketsendungen uns Fünfzig Pfund gänzlich erlassen werden, b.) die von Ew. Herzogl. Durchlaucht anzukaufenden neuen Werke im Fache der ausländischen Literatur, weil deren Anschaffung das Institut der Allgemeinen Literatur Zeitung zu sehr belasten würde, uns gegen Versicherung unbeschädigter Zurückgabe zur baldigsten Recension gnädigst zukommen zu lassen.

Okt

1. [Jena] C. Heun an Carl August (Bayer 2009, 563f.): Durchlauchtigster Herzog, Gnädigst regierender Fürst, und Herr! Ew. Herzoglichen Durchlaucht wollen aus der mit den [!] Hofrath Eichstädt Dato gemeinschafftlich eingereichten unterthänigsten Vorstellung in Gnaden zu entnehmen geruhen, welchen Antheil ich an der künftigen Herausgabe der Allgemeinen Litteratur Zeitung übernommen habe. Die bisherige ökonomische Einrichtung dieses Institutes, berechnet auf einen sehr glücklichen Debit, ist mit mehrern äuserst bedeutenden Gehalts- und Neben Ausgaben belastet, deren ich mich nicht entziehen kann, wenn wir nicht brauchbare Geschäftsmänner, und Mitgehülfen verlieren wollen; diese Belastung ist aber für mich um so drückender, als wir uns auf keinen Fall eines gleich starken Absazes schmeicheln dürfen, indem unser Publikum, durch die Herausgabe der Hallischen Allgemeinen Litteratur Zeitung getheilt ist, und wir uns begnügen müßen, wenn nur die Hälffte der bisherigen Abonenten zu uns übertritt. Hinzu kommt noch, daß die Herausgeber der Hallischen ALZ. den Honorar-Satz von 17 1/2 r nunmehro auf 20 Thaler erhöhet haben, und wir bey dem größten Theil unserer Recensenten ein gleiches thun müßen, um sie nicht zu jenem Institut gänzlich übertreten zulaßen, wodurch die Summe unserer Ausgaben jährlich um mehrere Hundert Thaler vergrößert wird. Ich kann eidlich bekräfftigen, daß ich, nach Abzug aller zu bestreitenden Unkosten, bey einem selbst an sich noch ungewißen Absatz von 1500. Exemplaren, die Sicherheit des Anlage-Capitals von 10. bis 12000 Thaler noch ungerechnet, − nicht den mindesten pekuniairen Vortheil für mich behalte, ja nicht einmahl ein halbes Procent Zinsen des Capitals heraus bekomme; ich würde daher in dieser Unternehmung eine Ungerechtigkeit gegen mich und die Meinigen begehen, wenn ich nicht dabey auf Ew. Herzogl: Durchlaucht höchste Gnade vorzüglich rechnete, und mir nicht die vorläufige Versicherung derselben geworden wäre. Im Vertrauen auf diese, wage ich jezt Höchst Denenselben ein Gesuch vorzu-

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legen, deßen gnädigste Erfüllung mir eine kleine Entschädigung für das mögliche Risico meines Vermögens, und für die ganz ohne eigene Benutzung erforderliche Verwendung deßelben zusichern, und meinen Muth begründen würde, der bey dieser Entreprise um so nöthiger ist, als die Herausgeber der Hallischen A.L.Z. gewiß alles thun werden, uns aus dem Felde zu drängen. Mein unterthänigstes Gesuch betrifft nemlich: 1.) Die gnädigste Zusicherung: daß ich alle, für Ew Herzogl Durchlaucht, und des Durchlauchtigsten Haußes Privat-Rechnung sowohl, als auch für sämmtliche LandesUniversitäts- und Schul-Bibliotheken anzukaufende Bücher, Kupferstiche und Landcharten zu den üblichen Preisen, ausschließlich besorgen darf. 2.) Die huldreichste Erlaubniß, hier in Jena eine Salz Niederlage privative zu etabliren, durch welche zugleich das Publikum der bisherigen Willkühr der alsdenn cessirenden Saltz Hausirer, und Höker entbunden würde. 3.) Die gnädigste Ertheilung einer Concession, cumulative mit den desfalls schon berechtigten, alle Sorten Weine, hier in Bouteillen verkaufen zudürfen. Die Gewährung dieses Gesuchs wird mir ungefehr die Zinsen des zur Herausgabe der Allgemeinen Litteratur Zeitung erforderlichen Anlage Capitals decken: Meine Bitte zielt daher nicht auf außerordentliche Vortheile ab, deren Erringung außer dem Kreise meiner Wünsche liegt; sondern sie ist der strengsten, und bescheidensten Billigkeit angemeßen, und darum erwarte ich deren huldvolle Erfüllung um so zuversichtlicher mit derjenigen tiefsten Submission, mit welcher ich lebenslänglich verharre ...

Okt

1. [Görlitz] I. V. Rothe an G (GSA 28/42, Bl. 493f.): Verzeihen Ew. Gnaden, daß ich, Ihnen ganz unbekannt, u. sogeradezu es darauf [?] wage, einige Zeilen Ihnen zu senden. Ich habe in den öffentl. Blättern gelesen, daß unter hoher Protektion Sr. Durchl. des Herz. z. Sachs. Weimar, unter Ihrer Mitwirkung u. unter Redaktion des H. Hofr. Eichstädt die Jenaer allgem. Litt. Zeitung künftig fortdauert. Nun bescheide ich mich gern, daß bey so bewandten Umständen die Fortsetzung allerdings wird statt haben. Aber eine ganz nur allgem. Litteratur-Zeitung anzufangen ist gewagt. Und dieses war u. bin ich gesonnen. Ich glaube, sie ist, nach meinem Dafürhalten, Bedürfniß. Diejenigen einsichtsvollen Männer, mit denen ich mich deshalb besprochen, billigen meine Gedanken. Ehe ich jedoch damit hervortrete, ist mir eingefallen, zu versuchen, ob vielleicht eine Verbindung der Ideen möglich wäre. Denn warum wollen wir ohne Noth die Zahl der Crit. Blätter vermehren. Wie wenn nur von meinen Ideen könnte genommen werden, was anwendbar wäre. Dadurch würde der Absatz um vieles vermehrt. Des bin ich gewis. Und nicht blos eine beträchtl. Anzahl Exemplare werden abgehen, man wird die Zeitung allgemein schätzen, kurz sie soll alle übertreffen. Wodurch? Ja das ist eben der Punkt, um den sich das Ganze dreht. Gnädiger Herr! Denken Sie nun von mir, was Sie wollen, ich will mich näher erklären. Eigentl. bin ich Arzt, habe vor 11 Jahren in Wittenberg promoviert, aber bis jetzt noch kein Aemtgen erbetteln können. Dieses hat mich in Wahrheit genöthigt, recht nachzudenken, um Nahrungsmittel zu erwerben. Nun will ich wuchern, weil alles wuchert, u. ich sehe, daß je bescheidener man ist, desto größer steigt der Mangel. Es ist traurig, daß Gelehrte so werden müßen. Indes − − während vielem Nachdenken habe ich einen Plan zu einer allgem. litt. Zeitg. ausgegrübelt, der ausführbar ist, u. alle übrigen Zeitungen übertrift. Darauf verpfände ich meine Ehre, das Einzige, was mir noch übrig ist, u. ich mir so leicht nicht rauben laße. Damit soll mein Wuchern anfangen. Eben wollte ich in öffentl. Blättern anfragen, ob nicht Jemand meine Idee gegen Vergütung ausführen wolle, als ich die Veränderungen der Zeitung las. Dieses veranlaßt mich an Ew. Gnaden zu wenden, u. zu hören, ob Sie, Gelehrter, Kenner, vielleicht einem Gelehrten aufhelfen durch Ihre Verwendung u. Fürsprache, einem Gelehrten, dem die Gelegenheit fehlt, sich zu zeigen, der sein Fach übersieht, deßen Anfangspfad Litteratur ist, der wohl einen Bißen geneigtes Brodt verdiente, nicht umsonst, nein, nein, durch Arbeit u. Thätigkeit. Meine Bedingung wäre: wenn ich den Tittel als Profeßor bey der Universität Jena erhielt, Vorlesungen halten dürfte, über Fächer, über welche jetzt auf den wenigsten Univers. gelesen wird, bey der

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Expedition der allgem. Litt. Zeitg angestelt würde, u. einen mäßigen Gehalt bekäme. Gegen diese billigen Bedingungen liefere ich gleich den Plan aus. Setzt man mir triftige Gründe entgegen, thue ich auf alles Verzicht. Erfüllt man meinen Plan aber genau u. pünktl., soll gewis die Litteratur-Zeitung sich gleich über alle erheben, u. der Absatz zuverläßig beträchtl. seyn. Gewährt man mir meine Bedingungen, wirft mir einen jährl. Gehalt aus, u. giebt man mir vielleicht noch überdieß die Kosten zur Reise, so bringt der häufige Absatz der Zeitung dieses vielfältig ein. Gnädiger Herr! verwerfen Sie meinen Antrag nicht gleich. Man muß jetzt freilich streng prüfen, da allerArten [!] Geheimnißkrämer aufstehen, da die Industrie immer höher steigt. Meine Vorschläge sind ganz natürl., u. ich habe mich schon selbst oft gewundert, warum bisher Niemand darauf verfiel, da sie vor aller Augen liegen. Gnädiger Herr! Denken Sie von mir, was Sie wollen (denn mein An- u. Vortrag ist allerdings auffallend, von letzterem ist Hypochondrie Ursache u. tiefe Finsterniß der Seele), allein ich halte es für einen Wink des hehren Wesens, mir vielleicht dadurch einen bestimmten Wirkungskreis zu verschaffen. Denn ein Jemand nimmt gewis meine billigen Bedingungen an. Lieb wäre es mir, wenn ich nach Jena kommen könnte. Herr geheimer Rath! ich wette, Sie sollen mit mir zufrieden seyn. Haben Sie die Gnade, u. würdigen mich einiger Antwort. Denn sollte man mein Anerbieten nicht annehmen wollen, müßte ich mich anderwärts bemühen. Und wäre es nirgends, entrirt man gewis in Berlin, München oder Petersburg. Ich kann so dreust reden, weil ich mir alles Guten bewußt bin, weil ich ja herzlich gern arbeiten will, nur Gelegenheit verlange. Bey Gott! heutzuTage seltener Fall. Doch, wär auch der Bogen nicht voll, ich hörte auf, um der guten Sache nicht zu schaden. Diese u. mich empfehle ich nochmahls Ihrer Verwendung u. Fürsprache, u verbleibe übrigens mit aller Hochachtung . . .

Okt

2. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 104f.): Ew. Hochgeboren statte ich für die gestern erhaltenen ungemein interessanten Nachrichten den hochachtungsvollsten Dank ab. Hr. [J.] v. Müller, dem ich bereits neulich [am 22. Sept] geschrieben, wird die Punkte, worüber er Auskunft verlangt, am deutlichsten aus dem Contract ersehen, welcher, sobald wir das große Siegel erhalten, nebst einem Schreiben von mir an ihn abgehen soll. Dasselbe gilt von Hr. D. [J. G.] Ebel.1) Die Herren [J. G.] Tralles u. Köhler [G. L. Koeler] sollen morgen eingeladen werden; Hr. [J. G.] Fischer in Mainz aber hat die Einladung bereits angenommen. Seinen Brief nebst einem anderen des Hofr. Soemmering, welcher uns auch seinen Beitritt zugesagt, habe ich . . . vorgestern an Hn. Geh. Rath Voigt geschickt. Die Vorstellung ad Serenissimum ist vorzügl. deshalb aufgehalten worden, weil ich wegen des neulich erwähnten Punktes Ew. Hochgeboren Befehl erwartete. Jetzt nehme ich Ihr Stillschweigen darüber als solchen an, jedoch so, daß ich mir erlaube, das Schreiben, weil es durchaus Ihre Billigung zu erhalten wünscht, Ihren Händen unmittelbar zu übergeben. Der Commissionsrath Heun ist, seitdem die Hallische A.L.Z. das Honorar erhöhet hat u. andere vorher nicht zu berechnenden Ausgaben sich häufen, für den Anfang etwas zaghaft geworden. Ich habe ihm daher nicht versagen können, Ew. Hochgeboren zugleich sein Privatschreiben zu überschicken. Möchte ihm nur wenigstens die erste Bitte, wegen des Bücherkaufs, gewährt werden können! Die beiden anderen wird er, soviel ich jetzt einsehe, nicht weiter urgiren. Es ist allerdings wahr, daß wir bey einem Absatze von 1500 Exemplaren, wenn er auch wirklich erfolgen sollte, für alle unsere Arbeit durchaus keinen, oder einen höchst unbedeutenden Gewinn haben werden. Gleichwohl möchte auch ich das angefangene Geschäft nicht halb betreiben, sondern, wie es zumal in den ersten Jahren nöthig seyn wird, mich demselben ganz widmen, u. ihm getreu bleiben können. In dieser Absicht habe ich zu dem kleinen Fixum der Professio Eloqu. mir entweder eine Zulage von dem Weimarischen u. Gothaischen Hofe, oder die Bibliothekarstelle

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) Zu Ebels personellen Vorschlägen s. oben Sept 26.: Ebel an Voigt.

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erbeten. Noch weiß ich aber nicht, ob ich um die letzte, wahrscheinlich b a l d zu vergebende ansuchen darf, da das erste noch nicht entschieden ist. − Allen akademischen Kunstgriffen, den Gehalt durch Zulage zu vergrößern, bin ich herzlich feind: ich schäme mich zu schreiben, was ich geschrieben habe . . . u. doch − bey meiner Redlichkeit betheure ich es − sehe ich nicht ab, wie ich ohne eine ergiebige Zulage, oder die auch anderwärts mit der Prof. Eloqu. gewöhnlich verbundene Bibliothekarstelle, hier lange subsistiren, möchte . . . Ich hatte bereits früher den Prof. [H] Steffens in Kopenh. um eine Recension der Schellingschen Schriften ersucht. Seine Antwort ist noch nicht eingegangen. Würden Ew. Hochgeboren rathen, dem D. [J. B.] Schad die F i c h t i s c h e n , vielleicht auch einige Schellingsche zu übertragen? oder wem sonst?

[Okt [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 357): [Betr. Heuns Gesuch] Bemerkungen, die ca. 2.]1) allenfalls nach Jena kommuniziert werden können, lege ich bei, puncto salis et vini. [ca. 2.] [Weimar] C. G. Voigt an G (AS 2.2, 700f.): Bemerkungen bey dem dreyfachen Gesuch [Heuns]. ad 1) Mit den Anschaffungen besonders ausländischer Werke für die hohen Personen, hat es hier die Bewandtniß, daß solche gewöhnlich hergeschickt, selten aber verschrieben werden. Man könnte schon intercediren, daß bey vorkommenden Bestellungen solche der Expedition der A.L.Z. übertragen würden. Aber förmliche Zusicherungen darüber zu thun, will sich nicht recht schicken. Was die allein mit einigen Fonds versehene Fürstl. öffentl. Bibliothek betrifft, so würde deren Commission die Sache in Überlegung ziehen können. ad 2) In der Universitäts Stadt Jena ist es von den ältesten Zeiten her, eine Regul gewesen, alle Arten von Victualien ohne einigen Zwang zu lassen. Einen Monopolistischen Handel würde das Publicum für eine Schatzung ansehen und es wären die wunderlichsten Folgen zu befürchten. Selbst in andern Städten haben ähnliche Monopole bey uns nicht Platz gegriffen. Wegen des Salzhandels giebt es noch speciellere Bedenklichkeiten. Eine N i e d e r l a g e mit Creuzburger Salz zu stiften, wäre vielleicht das einzige was in diesem Puncte geschehen könnte; aber doch schwerlich mit Monopol. Es würde dabey auf den Preiß ankommen, wie man das Creuzburger (übrigens sehr gute) Salz in Jena liefern könnte. Alles das erfordert genauere Erkundigung und Überlegung. ad 3) Mit dem Weine möchte sich am ersten etwas machen lassen; nur daß auch hier erst die Privilegien der academischen − und Stadtraths Kellerey einzusehen sind, um wahrzunehmen, wie weit man gehen könne. In alle Fälle wäre dergl. Begünstigung auf die Folge zu versparen, damit gehässige Personen keinen Anlaß nähmen, Ihren Spott oder Misdeutung darüber zu äussern. Da man so geneigt ist, der bewusten guten Sache fortzuhelfen, so wird es an keiner Bemühung ermangeln, etwas Gefälliges zur Ausführung bringen zu können.2) 3. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (G. Goetz: Aus Voigts Briefen an Eichstädt. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 1927, 170f.): Die fortgehenden Insolenzien gewisser öffentlicher Blätter, denen die Fortdauer der A.L.Z. zu Jena so sehr verdrießt, müssen diesem Institut recht willkommen seyn, da das Publicum darauf so aufmerksam gemacht, und aus so unwürdiger Behandlung vielmehr das Gegentheil gefolgert wird . . . Ihrer Sache nehme ich mich gewiß bestens an. Da Ihre Unternehmung ein bedeutendes Motiv darbietet, so bitte ich doch, das intendirte Memorial bald einzureichen. Mit dem Herrn Minister [S. F.] v. Frankenberg habe ich selbst gesprochen und seine Zweifel zu heben gesucht. Eben das werde ich bey dem Herrn von Ziegesar thun. 3. [Jena] H. C. A. Eichstädt an C. G. Voigt (GSA 30/242 Bl. 113f.): . . . ganz unterthänige Anfragen: 1) Halten Sie es für zweckmäßig, daß der akademische Actions catalog, wie

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) Datierung nach AS 2.2, 700. ) Ein Antwortschreiben G’s auf Heuns Gesuch, das Voigts Bemerkungen aufgreift, nicht ermittelt (AA 3, 321); s. auch unten 10. Okt: Heun an Voigt.

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sonst, ins Intelligenzblatt der A. L. Z. eingerückt, oder d i e s m a l ganz übergangen werde, und im ersten Fall, befehlen Sie irgend eine bestimmtere Andeutung wegen der anatomischen Vorlesungen? − Die Verfertigung dieses Catalogs fürs Intelligenzblatt war ehemals eine meiner Functionen: wenn ich ihn jetzo der Expedition nicht übersende, so bleibt er wahrscheinlich ungedruckt. 2) Wahren die seitherigen Herausgeber der A. L. Z. unter der Landesregierung oder unter dem Serenissimo unmittelbar? − Ich werde in die Nothwendigkeit kommen, noch einen Process mit ihnen anzufangen, weil man nun nach einseitig aufgehobnem Contract, das Salarium bis Ende dieses Jahres verringert. Ich hatte bereits, aus Liebe zum Frieden, für mich im Stillen darauf Verzicht geleistet: allein da man die Indiscretion so weit treibt, daß man uns neulich sogar des Gebrauchs ihres Siegels beschuldigte, u diese Beschuldigung dem Officianten zuzischelte: so glaube ich, nicht die geringste Ursache zur Nachsicht zu haben. Von Hn. Criminalrath [K. E.] Schmid in Bayreuth, vom Redacteur der dortigen Zeitung, erhielt ich heute mittelbar die Nachricht, daß Hr. Hofrath Schütz gegen die Apologie der Universität, ein „die Universität u. das neue Institut der A. L. Z. beschimpfendes Avertissement“ zur Insertion überschickt habe, dass es ihm mit dem Bedauern zurückgeschickt worden, eine s o l c h e Sprache sey in der Bayreuter Zeitung nicht erlaubt zu führen; worauf jener dem Redacteur eine Klage beym König angedroht. Der Criminalrath Schmid, mit edlem Gefühl für Rechtlichkeit, hat sich bey u n s r e r Zeitung als Recensent im Fache der Politik und Preuss. Rechtsgelehrsamkeit angeboten. Unsere Vorstellung ad Serenissimum habe ich gestern dem Hn. Geheimenrath von Goethe zu übersenden mir die Freyheit genommen, nebst einer offenen Erklärung über die Lage der Dinge u über meine eigene. Da ich weiß, daß Ew Hochwohlgeboren von allem diesem bereits gnädige Notiz werden genommen haben: so füge ich nichts, als die Versicherung meines Hochachtungsvollsten D a n k s für die heut erhaltene Zusicherung Ihrer wohlwollenden Fürsorge, die des innigen Vertrauens auf dieselbe bey, mit welchem ich voll wahrer Ehrfurcht, beharre

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3. [Jena] H. E. G. Paulus an C. G. Voigt (Bayer 2009, 589f.): Gerührt von den erhaltnen wohlwollenden Versicherungen, dass mich die geneigten Gesinnungen Euer Hochwohlgebohren auch in die Entfernung begleiten werden, fühle ich das um so mehr, was ich immer bedauern werde, dass der Zufall Meine Entfernung in einen Zeitpunct wirft, in welchem das Sprüchwort: dass Jena nur durch die Menschen, wie Goettingen durch die Institute, stehe, auf die Probe gestellt zu werden scheint. Ich bin überzeugt, dass der Flor von Jena . . . noch immer zu erhalten ist; dass aber doch − vergeben Sie meiner Liebe für Jena’s Genius dieses Wort − nicht Zeit verloren und nicht Geld gespart werden darf, um die ganz vacierenden oder nur auf Invaliden ruhenden Faecher der theoretischen Medicin, der Physick u. Mathematick, der theoret. und prakt. Philosophie, nicht weniger schleunig, als das der Anatomie, mit Maennern von Kopf u. Herz auszufüllen und zugleich die Akadem. Disciplin auf einen festen Fuss zu stellen. Sollte das Unglück wollen, dass die genannten Defecte ein einziges Jahr lang fortdauern müssten, so würden, um Professoren zu rufen, betraechtl[ich] grössere Gehalte nöthig seyn, weil man auf eine Zeit lang wenig auf Honorarien zu rechnen haben würde. Ich spreche gegen das, was ein nach Süden zu ziehen genötigter, wie ich, um dortiger Frequenz willen denken könnte. Aber um des in Jena mehr als irgendwo sonst möglichen, liberalen u. universalen, wissenschaftl. Geistes willen wird mich nie ein eigennüziger Gedanke verleiten können, Jena’s Wahren auf Lehrfreyheit u. philosophischer Tendenz in allen Faechern ruhenden Ruhm minder zu wünschen. Schade nur, dass die philos. Tendenz so leicht eccentrisch wird. Doch, scheint es wenigstens mir, ist selbst diese eccentricitaet eher zu dulden, als das Hinüberschwanken unserer jezigen hies. 3 Facultaetsphilosophen zur Nullitaet. Noch einmal erbitte ich mir Verzeihung für diesen Excursus. Ich wollte vornehmlich auch Ew. Hochwohlgebohren wegen Ihrer Frage nach JR. Hufeland nicht ohne schleunige Antwort lassen: Er hat mir nur einmal, kürzlich erst von Mayland datiert, geschrieben, da ich ihm berichtet hatte, dass S[erenis-

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si]mus für ihn eine Zulage von 200 Thl bewilligt habe. Er schrieb, dass Er in jener Entfernung von Teutschland nicht anders als unentschieden seyn könne, dass Er über Würzburg zurückkehren werde, u. fragte, wie viel Zulage Hr Thibaut erhalte pp . . .

Okt

3. [Jena] H. E. G. Paulus an G. Hufeland (SNA 32, 387): Die künftige hiesige Zeitung ist von Goethe, Schiller pp ganz abandonniert und Eichstaedt arbeitet als Redacteur für eine Tantie`me unter einem preuss. Exfinanzcommissar Carl H e u n , der das Geld geben wird. 4. [Jena] J. B. Schad an G (Bayer 2004, 590f.): Bey der glücklichen Metamorphose, die der allgemeinen Literaturzeitung unter der Direktion der zwey ersten Männer, die Deutschland auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft verehrt, nämlich Euer Hochwohlgebohrnen, und des Herrn Hofraths von Schiller bevorstehet, kann ich den Wunsch, an diesem Institute in Absicht auf zu verfertigende Recensionen Theil zu nehmen, nicht bergen. Ich habe Herrn Hofrath Eichstedt einen Aufsatz übergeben, in welchem ich nicht bloß die Fächer bestimmte, die ich zu bearbeiten gedenke, sondern auch die Methode, w i e ich dieselben bearbeiten will, angab. Die Fächer sind 1) Philosophie, 2) katholische Theologie, Moral und Erbauungsfach mit inbegriffen. In beyden Fächern hoffe ich der Expedition nützliche Dienste zu leisten. Bey der ungeheuren Menge derer, die sich in unsren Tagen Philosophen nennen, sind nur äußerst wenige, die dieses Nahmens wahrhaft würdig sind. Ich glaube durch meine Schriften bereits gezeigt zu haben, daß ich mich einer Ansicht bemächtigt habe, nach welcher die möglichen Wege der Spekulation leicht übersehen werden können. Schelling hat mir selbst die unzweydeutigsten Beweise seines Beyfalls über meine letzten Schriften gegeben. Durch mein System der Natur- und Transcendentalphilosophie,1) wovon nächstens der zweyte Theil erscheinen wird, werde ich zeigen, daß ich beyde Arten zu philosophiren zu einem lebendigen Ganzen verarbeitet habe. Was die katholische Theologie und Moral betrifft, so habe ich dieselbe bis 20 Jahre lang mit unermüdeten Fleiß studiert und durch die Fakel der Philosophie beleuchtet. Ich werde daher dergleichen Produkte auf das genaueste zu würdigen wissen. Unter der Bedingung, daß Euer Hochwohlgebohren Vertrauen auf meine Arbeiten haben, biete ich Ihnen meine Dienste an. Weit entfernt, Dero Vertrauen erschleichen zu wollen, glaube ich weiter nichts nöthig zu haben, als mich auf meine Schriften zu berufen. 4. [Leipzig] Noch ein Wort*)2) über Jena und die Allgem. Lit. Zeitung (Zeitung für die elegante Welt. 4. Okt 1803, Nr. 119): Jena 13. Septbr. 1803. Ich konnte keinen glücklichern Zeitpunkt wählen, Weimar und Jena zu besuchen, der für das literarische Publikum so ungemein interessant ist. Der Freimüthige, wissen Sie, hat mit Schadenfreude die Nachricht im Publikum verbreitet, daß sechs der e r s t e n Lehrer von Jena abgehen und in Bairische Dienste treten würden. Dieß ist grundfalsch. Blos Doktor [K. J.] K i l i a n hat den Ruf nach Bamberg entgegengenommen. Ob Jena durch den Verlust Kilians, seiner seit Jahrhunderten behaupteten Vorzüge beraubt werden wird, überlasse ich Ihnen zu beurtheilen. Ich kenne ihn nicht, allein mir scheint es, nach der hier allgemeinen Stimme, daß sich die Universität über diesen Weggang zu trösten weiß. L o d e r geht nach Halle. Allerdings ein sehr fühlbarer Verlust! allein Jena hat die angenehme Hofnung, diesen Posten durch S ö m m e r i n g wieder besetzt zu sehen. P a u l u s und H u f e l a n d (der Jurist) haben Aufforderungen erhalten, nach Wirzburg zu kommen. Noch ist es ungewiß, ob sie gehen werden. Darf ich dem Gerüchte trauen, so haben beide schätzbare Männer mehr Neigung zu bleiben. Wenigstens ist daher der Freimüthige zu voreilig mit seinem, der Universität desfals bewiesenen Mitleiden ge1

) System der Natur- und Transscendentalphilosophie in Verbindung . . . [nur] Th. 1. Landshut 1803 (Ruppert Nr. 3111). 2 ) Fußnote: *) Und nun endgültig das letzte. Vgl. die Nachrichten vom 6., 8. u. 20. Sept. Erneut am 17. Dez (s. Ergänzung S. 929).

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wesen. S c h ü t z der Vater, geht nach Halle. Die U n i v e r s i t ä t Jena kann diesen Verlust tragen, da er wegen seiner Kränklichkeit, die ihm jetzt vorzüglich wenige Tage hienieden verspricht, und wegen seiner Nebenarbeiten, fast blos Titularprofessor war. Schon vor 5 oder 6 Jahren erklärte er sich gewissermaßen als Emeritus, und wurde, im Gefolge dieser Erklärung E i c h s t ä d t als Professor hieher berufen. E r s c h begleitet erstern nach Halle. Sollte wohl durch diesen Abgang die Universität ihren Ruf verlieren? Er las ein einziges halbes Jahr. Sechs seiner Hausburschen, d. h. in hiesiger Sprache, solcher Studenten, die bei ihm im Hause wohnten, besuchten seinen Hörsaal, aus persönlichen Rücksichten. Er schloß mit dem Ablaufe des Halbjahres sein Auditorium, und hat es nie wieder geöffnet. Was die Allgem. Litteraturzeitung betrift, so wird sie in derselben Form und Einrichtung, auch ferner hier heraus kommen, nur gereinigt von den Fehlern der Partheilichkeit und des Nepotismus, die der Freimüthige zu rügen, selbst ehrlich genug ist. Man darf sich viel von derselben versprechen, da G ö t h e mit dem lebhaftesten Antheile, ihr seine vorzüglichste und kräftigste Unterstützung zugesichert hat, und man von ihm, von S c h i l l e r , Vo ß , wahrscheinlich auch von W i e l a n d , H e r d e r , P a u l u s und andern der berühmtesten Männer unserer Zeit, im Laufe jedes Monats Rezensionen finden wird. Wo solche Männer an der Spitze stehen, läßt sich auch unter den übrigen Mitarbeitern, kein mittelmäßiger vermuthen. E i c h s t ä d t , der bisherige Mit-Redakteur der A.L.Z., dessen Gerechtigkeitsliebe, Strenge und Geradsinn die Wahrheit der literarischen Urtheile sankzioniren, hat auch fernerhin die Redakzion übernommen, und mit H e u n ist der B e r t u c h s c h e Platz besetzt. Er ist so eben aus Südpreußen hier eingetroffen, und hat mit der ihm eigenen Thätigkeit die Präliminarien des Geschäfts bereits eröffnet. Auch der alte F i e d l e r bleibt beim Institute. Das auswärtige Publikum scheint die Unternehmung ungemein zu begünstigen. Mehrere Buchhandlungen, der entehrenden Zurücksetzungen müde, welche sie sich vom bisherigen Direktorio gefallen lassen mußten, wenden sich schon jetzt mit neuem Muthe an E i c h s t ä d t und H e u n , und empfehlen ihre Verlagsartikel und Inserate derselben Aufmerksamkeit zu würdigen, welcher sich sonst nur einige Verlagshandlungen ausschließlich erfreuen konnten, und verschiedne Abonnenten haben sich bereits erklärt, daß sie die J e n a i s c h e A l l g e m . L i t e r a t u r - Z e i t u n g für die einzig wahre ansehen, und die H a l l e s c h e als eine Filial-Zeitung betrachten müßten.

Okt

5. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 4r–5v): Die PrivilegienSache der künftigen A.L.Z. wird noch in dieser Woche excedirt werden. Ich hoffe, daß der Herzog nach Gotha für Ew. Wohlgeb. intercediren wird; was h i e r der Vorfahr gehabt, bleibt Ihnen auf alle Fälle, von Michaelis dieses Jahres an. Zu einer raschen Ausführung Ihres Anspruchs an die Redakteurs der bisherigen Jenaischen A.L.Z. möchte ich fast nicht rathen, aus folgenden Gründen. Sie müßten allerdings den Proceß bei der fürstl. Regierung führen, und es könnte leicht so viel kosten als das Object. Sie würden vielleicht mehr Ärgerniß dabey haben, als es der Mühe lohnt, und Ihre Geschäfte könnten noch bedeutender und von neuem Schaden leiden. Der Gegentheil erhielt einen vielleicht recht gewünschten Anlaß, seine Unzufriedenheit seine Galle p., an die optimum iuris formam anzuknüpfen und die ganze Geschichte der Veränderung mit der A.L.Z. in formam artis confidicae zu redigiren, wobey es nicht nur durch Heraussetzung Ew. Wohlgeb. zu chicaniren, sondern auch sich an dem Gouvernement zu rächen. Denn eine dem Advocaten, als durchtriebenen consiliatus zu dedicirende Geldstrafe, würden Sie (jene Herren) bald ersetzen. Endlich kommt noch hinzu, daß ich, Ihre Contracte nicht kennend befürchten muß, es möchten doch solche Expectionen vorhanden seyn, die einem Dicasterio (denn gewiß würde der Gegentheil auf Versendung der Acten provociren) gar leicht einen Schein zur Fällung eines nachtheiligen Urtheils geben könnte. In der That ist es mit den Rechtssprüchen zu weilen res aleae. M i r entscheidet also schon die Klugheit zu vermeiden, daß man nicht gleichsam in ganz Deutschland mit unserem Geschenk zurückgeschickt werde, die Frage ob es rathsam sey, zu klagen, doch muß ich wiederholen, daß ich den RechtsPunct der

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Sache nicht sicher beurtheilen kann. Das Object wird wahrlich nur so 50 bis 100 rh. seyn, diese gehen Ihnen gewiß bey einem Processe auf, wo die Kosten compensirt werden müssen. Dem Herrn Regirungsrath, Mathesius, kann ich auch zu einem Recensenten vorschlagen, (zu Eisenach,) er ist aus Graudenz bürtig, kennt Pohlen gut und hat ein freies Urtheil über belles lettres. In diesem und für Geschichte würde er arbeiten können und wollen. Über die Gesuche des Hrn. Commissionsrath Heun sollten sie besonders Auskunft erhalten, wie mir Hr. v. Göthe sagt. Was nur möglich ist, gefällig und behülflich zu seyn, wird hier gern geschehen. NS In der neuen Zeitung steht wieder eine Invective wider Jena und die künftige A.L.Z. Es wird zu überlegen seyn, wie hier entweder bloß zu schweigen, oder mit wenigen Zeilen, in einfachster Weise, etwas zu erwiedern sey.

Okt

5. [Berlin] C. F. Nicolai an K. A. Böttiger (SNA 32, 349): Was die Sache mit der Verpflanzung der Lit. Zeit. nach Halle, und zugleich mit ihrem Bleiben in Jena betrift, so fallen einem dabey mancherley Gedanken ein, die besser mündlich als schriftl. mitgetheilt werden. Wie es mit diesen beiden Menegmen [Zwillingen] von Zeitungen künftig gehen wird, muß man erwarten, u. es läßt sich so wenig darüber sagen, als über alle futura contingentia. Aus der öffentl. Anzeige habe ich gesehn, daß Sie bey der alten Kirche bleiben. So viel kann ich sagen, daß des H. v. Kotzebue höchst unüberlegte Aeußerung über diese Sache bey allen gesetzten Leuten Mißvergnügen erregt hat, u. auch in Potsdam ist sehr gemißbilligt worden. 6. An A. W. Schlegel (Br 16, 319f.): Lassen Sie uns . . . ein Wort von dem

kritischen Institute sprechen. Sie haben das was dabey zu thun ist in Ihrem ersten Briefe so gut geschildert, daß ich nichts hinzu zu setzen brauche. Die versäumten Bücher nachzuholen ist allerdings ein Haupterforderniß und kann gleich dadurch das erste Vierteljahr gehaltvoll werden. Mögen Sie mir also Beyträge zu dem Verzeichniß, mit einigen Vorschlägen der Vertheilung, liefern, so werden Sie unsere Entschlüsse beschleunigen und bestimmen helfen. An Herrn Steffens lege ich einen Brief offen bey; Sie werden auch aus demselben sehen daß wir durchaus einstimmig sind. Es kann auch wohl bey Männern die die Sache durchschauen nur Eine Stimme seyn. Durchaus hoffe ich das Beste. Denn wenn diejenigen, die productiv sind und auf mancherley Weise etwas leisten können, die Kritik, im eigentlichen Sinne, nicht wohl treiben mögen; so ist es denn doch auch erfreulich gelegentlich die Ideen und Maximen, von denen unsere übrige Thätigkeit geleitet und bestimmt wird, auszusprechen und auch durch die Reflexion dem Unsichtbaren und Unaussprechlichen eine Art von Körper zu leihen. Und dieß bey Gelegenheit, nicht etwa ex professo, wozu man sich nicht leicht entschließt. 6. [Briefe an] Hrn. Rath Schlegel Berlin, Hrn. Doctor Steffens [s. nächstes Z]. in vorigem eingeschlossen . . . 7. An H. Steffens (Konzept; Br 16, 321f.): Ich ergreife indeß die Gelegenheit, welche die Veränderung der jenaischen Litteraturzeitung mir anbietet, um einiges zu wiederholen was, wenn ich nicht irre, Herr Rath Schlegel schon an Sie gebracht hat. Ich eile gleich in die Mitte der Sache und erneue Ihre eigne Äußerung gegen gedachten Freund:

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daß die eigentliche Arbeit des Recensirens für Sie nicht erfreulich seyn könne, daß es kein angenehmer Auftrag sey über eine isolirte Schrift ein Urtheil aufzustellen, daß Sie sich wohl aber entschließen könnten eine Reihe Schriften aus demselben Fache zusammen zu behandeln. Nichts könnte uns erwünschter seyn als eine solche Zusage; indem ich selbst überzeugt bin, daß ein kritisches Blatt dadurch höchsten Werth erhält, wenn tüchtige Männer darin sich productiv erzeigen und durch Darstellung fremder und eigner Ansichten nicht Kritiken sondern Werke der lehrbegierigen Welt liefern. Möchten Sie mir bald möglichst diejenigen Schriften nennen welche Sie auf diese Weise zusammen fassen würden. Ich vermuthe daß Schellings Arbeiten, die sich auf Naturlehre beziehen, wohl vorzüglich darunter begriffen seyn möchten. Die Austheilung dieser und ähnlicher, von unsern Vorgängern theils verschwiegenen theils auf eine eigne Weise abgefertigten Schriften will ich suspendiren, bis Ihre Antwort zurückkommt. Dürfte ich sodann auch noch den Wunsch hinzufügen, daß Sie uns vor Ausgang dieses Jahrs mit einem Theil Manuscript erfreuen mögen! damit die Gabe unserer ersten Monate auch durch Ihren Beytritt desto gehaltvoller werde. Okt

7. [Weimar] Privilegium über die allgemeine Litteratur-Zeitung zu Jena (Konzept; ThHStA A 7692 Bl. 58): Wir. Carl August, Hzg Uhrkunden hiermit: Nachdem Wir die in Jena herauszugebende allgemeine Litteratur-Zeitung, als ein in unserer UniversitaetsStadt beyzubehaltendes gelehrtes Institut, in Unsere Landesherrliche Obsorge zu nehmen und dessen Gemeinnützigkeit befördern zu helfen, Uns bewogen gefunden; Als haben Wir, auf unterthänigstes Nachsuchen den Hofrath und ordentlichen Profeßor der Beredsamkeit und Dichtkunst, D. Carl Abraham Eichstedt, zu Jena, ingleichen den mit ihm vereinten Königl[ich] Preuß[isch]en Commissions-Rath Carl Heun, daselbst aus Landes Fürstl[icher] Macht und Gewalt, für sich und ihre LeibesErben und wem sie mit Unserer Bestätigung ihr Recht überlassen würden, dahin und zwar . . . gemeinschaftlich privilegiret, daß diese Resp. Unternehmer und Redacteurs vom 1sten Jenner 1804 an die Jenaische allgemeine Litteratur-Zeitung, theils auf die bisherige, theils auf eine noch zu verbessernde Weise, die ihrer Einsicht und besten Uberzeugung überlassen bleibt, zu Jena allein redigiren, drucken lassen, ausgeben und versenden, und hierinnen sowohl in der Universitaets-Stadt Jena, als überhaupt in Unsern gesamten Fürstl[ichen] Landen von niemanden durch Herausgebung ähnlicher Litteratur-Zeitungs, oder kritischer Tagesblätter beeinträchtiget oder gestöret werden, auch alle der bisherigen PrivatAnstalt der Allgemeinen Litteratur-zeitung zu Jena vergönnten Freyheiten, wohin die völlige Censur-Freyheit, jedoch dergestalt, daß in bedencklichen Fällen bey einem Unserer Geheimden Räthe angefraget werden möge, gehöret, sowie die PostFreyheit auf Funfzig Pfund in Unseren Landes-Posten, so fern deren Ertrag in Unsere CammerCasse einfließet, genießen sollen, wobey Wir den privilegiatis unter der Voraussezung, daß das Institut selbst in der Universitaets-Stadt jena verbleiben müße, allenthalben den nöthigen obrigkeitlichen Schutz angedeyhen, auch ihrem Bitten gemäß, den angestellten Buchhalter und Cassirer, zu Beobachtung aller Treue und Ordnung, in Pflicht nehmen lassen werden. Uhrkundlich haben Wir dieses Privilegium ausfertigen lassen und eigenhändig vollzogen, auch mit Unserm Fürstl[ichen] Insiegel bedrucken lassen. So geschehen und gegeben Weimar, d 7. Octbr 1803.

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8. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 322f.): Über einige Verhältnisse in Bre-

men.1) Die Herren Olbers und Schröter haben zwar die Einladung abgelehnt, allein ich sollte denken es würde von gutem Nutzen sein, wenn Ew. Wohlgeboren solchen Männern das Compliment machten: daß wenn sie auch zu einer förmlichen contractmäßigen Verbindung sich nicht entschließen könnten, man doch das Institut ihrer allgemeinen Vorsorge empföhle. Eine solche Höflichkeit macht sie geneigt vielleicht durch andere etwas zu wirken. Doctor Albers, durch seine Kenntnisse der ausländischen medicinischen und naturhistorischen Litteratur rühmlich bekannt. Professor Mertens, ein guter Botaniker. Professor Roller, ein wackrer Historiker. Von diesen dreien erwarte ich Nachricht; doch will ich überlassen, ob sie nicht geradezu einzuladen wären. Die Briefe wollte ich besorgen . . . Wegen Herrn Doctor [J. B.] Schad scheint mir folgendes räthlich: ohne daß ich seine letzten Schriften kenne, habe ich doch viel Vertrauen zu ihm und ich glaube, daß er in beiden Fächern dasjenige, was er sich zutraut, leisten wird. Da man aber Ursache hat in beiden vorsichtig zu Werke zu gehen, so wünschte ich Herr Doctor Schad entschösse sich eine Recension der Vorlesung über die Methode des akademischen Studium von Schelling zu fertigen sowie auch seine Gedanken über die gegenwärtigen Religionsstreitigkeiten in Bayern aufzusetzen; man würde daraus am besten ersehen, wie er die Maximen, die er in dem mir communicirten Aufsatze und in einem Briefe [vom 4. Okt] an mich bekennt, anwendet und gelten macht. 8. [Berlin] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke 148): Diese Zeilen sollen Ihnen nur von etwas Nachricht geben, was Sie vielleicht schon wissen, was vielleicht auch ungegründet ist, was ich Ihnen indessen, so wie ich es gehört, nicht habe vorenthalten wollen. Man versicherte mich nämlich, die hiesige Regierung würde, falls die in Jena fortgesetzte ALZ. unter dem Titel der nach Halle verpflanzten, nämlich als A l l g e m e i n e L i t e r a t u r - Z e i t u n g , den Druckort J e n a bloß darunter gesetzt, erschiene, sie in Preuß. Staaten untersagen, vermuthlich mit der Behauptung, daß diese Überschrift jener eingenthümlich zustehe. Wie gesagt, ich kann die Richtigkeit der Nachricht nicht verbürgen, allein ich erhielt sie in einem Hause, wo ich annehmen darf, daß man mit den Verhältnissen ziemlich gut bekannt ist. Wenn Sie gut finden sollten, hievon auf eine oder andre Art Gebrauch zu machen, so bitte ich nur, meinen Namen nicht dabey zu nennen. Von Schleiermacher weiß ich jetzt bestimmt, daß er im Fall einer Auffoderung sehr bereit seyn wird, eifrig Antheil zu nehmen, und wenn es darauf ankommt, gleich zu Anfange manches zu liefern, so wird er gewiß nicht dahinten bleiben. Hr. Hofr. Eichstädt hat mir den Vorschlag [am 24. Sept] gethan, eine Übersicht des im Fache der schönen Literatur seit eta 5 Jahren geschehenen zu liefern, die dann meines Bedünkens sich bey dem Einzelnen wenig verweilen und immer auf die Resultate gehen, auch mehr historisch darstellend als urtheilend abgefaßt seyn müßte. Ich habe ihm dagegen die Einwendung gemacht, daß ich nach meiner Überzeugung die Arbeiten meiner Freunde und meine eignen nicht würde übergehen können, u daß es so leicht als Selbstlob gedeutet wird, wenn man auch nur die Intention eines Werkes

1

) G bezieht sich auf N. Meyers Brief vom 23. Sept (s. dort).

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darlegt. Hierüber und über manches andre hätte ich gewünscht, mich mündlich mit Ihnen besprechen zu können, allein meine sich vervielfältigenden und in die Länge ziehenden Arbeiten lassen mich besorgen, daß ich meinen Vorsatz, noch vor Ablauf dieses Jahres nach Weimar zu kommen, nicht werde ausführen können.

Okt

8. [Berlin] J. P. Harl an G (Bayer 2009, 326ff.): Ew. Hochwohlgeboren belieben Jena’s Mäcen zu seyn; sind der größte Kenner, der thätigste Beförderer und der glücklichste Bearbeiter der Wissenschaften und haben Sich den erhabensten Platz im Tempel der Unsterblichkeit errungen. Dieß sind die Gründe, welche mich entschuldigen, daß ich mich ehrerbietigst unterfange, Ihnen zu schreiben, indem ich überzeugt bin, daß Sie mein Schreiben mit den Gefühlen lesen werden, die Sie in den Augen eines jeden so groß und verehrungswürdig machen. Ich wünsche, bey der in Zukunft noch in Jena erscheinenden Litteraturzeitung als Mitarbeiter im philosophischen und pädagogischen Fache angestellt zu werden. Ich habe mehrere Schriften herausgegeben und unter andern eine Abhandlung über Erziehung nach den Principien der Wissenschaftslehre, welche, sehr vortheilhaft ausgezeichnet worden ist.1) Gegenwärtig bin ich Mitherausgeber des Widersprechers [Monatsschrift] in Leipzig und bin auch seit 5 Jahren Rec. der O. A. L. [Oberdeutsche Allgemeine Literaturzeitung] Die Recensionen des neuen Gravitationsgesetzes,2) der Krit. d. r. V. v. Bendavid,3) der Herbartschen Darstellung des Pestalozzischen ABC der Anschauung4) p. in diesem Jahre sind meine Arbeiten. Alle Korrespondenz-Nachrichten aus Berlin sind von mir. Ich bin auch als Mitarbeiter und Korrespondent bestellt bey der [Allgemeinen deutschen] Justiz- u. Polizeyfama [von T. K. Hartleben] und bey den pragmatischen Annalen [Süddeutschlands pragmatische Annalen] in Salzburg, beym Kepplerschen Journal in Landshut [L. Kaplers Kleines Magazin für katholische Religionslehrer?] usw. Die Herren Schlegel und Fichte kennen mich persönlich. Auch der berühmte Encyclopädist Hr. [H. G.] Flörke und der Kö. geh. Oberbergrathrath [D. L. G.] Karsten in Berlin können und werden über meine Kenntniße nähern Aufschluß ertheilen. Da ich mit der Kantischen und Fichte’schen Philosophie wie auch mit der Erziehungswissenschaft vollkommen vertraut bin und 3 Jahre akademischer Lehrer war; auch außerdem in Seminarien über Naturrecht, philos. Sittenlehre u. s. w. nach den neuesten Philosophemen gelesen habe, so wäre es mir auch sehr erwünscht, wenn ich auch als Lehrer der Pädagogik − der allgemeinen ErziehungsWissenschaft und der Theorie des Lehrens und Lernens − in Jena bey der jetzigen großen Professoren-Wanderung angesetzt werden könnte, nachdem ich schon 3 Jahre Profeßor der Pädagogik und Methodik an der Universität in Salzburg gewesen bin. Ich kann hierüber einen Grundriß einreichen, der in wissenschaftlicher Hinsicht jede Prüfung aushalten dürfte. Auch habe ich von dem Freyherrn [K. M. E.] von M o l l diesem so berühmten Gelehrten und Senatsmann und von dem gleichfalls rühmlich bekannten [M.] Fingerlos die besten Zeugnisse aufzuweisen. Denn ich habe seit 12 Jahren (ich zähle jetzt 30 J.) Tag und Nacht gearbeitet, und alle meine Kräfte der Philosophie und Pädagogik geweiht. Dies beweisen meine Recensionen über Herbart und Bendavid in der O. Alg. Litz. d. J. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn Ew. Hochwohlgeborn mich Ihrer hohen und geneigten Protektion nicht ganz unwürdig achten und mich zur Mitarbeitung bey der Jenaer Literaturzeitung und auch zu einer Lehrstelle besonders der Pädagogik engagiren wollten. An Ruf in Ansehung der Pädagogik fehlt es mir nicht − dies beweist auch meine neuste Abhandlung in der O. Litz. über die berlinischen Industrieschulen − und über Erziehungswissenschaft, die nun Zeitbedürf-

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) Über Unterricht und Erziehung nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre. Salzburg 1800. 2 ) P. F. F. Buchholz: Das Gravitationsgesetz für die moralische Welt. Berlin 1802. 3 ) L. Bendavid: Über die Kritik der reinen Vernunft. Wien 1796. 4 ) J. F. Herbart: Pestalozzis Idee eines ABC der Anschauung. Göttingen 1802.

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niß geworden ist und die Erziehungskunst antiquirt hat, habe ich so viel und in der Art geschrieben, daß ich es allezeit wage, mit Hrn. Hofrath Schütz, der bisher über Pädagogik gelesen hat, um die pädagogische Myrte zu kämpfen. Ich bedarf nur eines Winkes, um mich gehörig zu legitimiren und meine Requisiten einzuschicken1) . . .

Okt

8. [Wien] J. v. Müller an seinen Bruder J. G. v. Müller (A. Leitzmann: Goethes Beziehungen zu Johannes von Müller. In: Historische Zeitschrift 152, 1935, 494): Wegen der Literaturzeitungen hat Goethe sehr freundschaftlich und ausführlich an mich geschrieben. Hierauf ist auch von Falk noch ein Brief gekommen. Ich bin in Goethe allzeit mehr oder weniger verliebt gewesen: es ist doch viele Originalität, große Kraft, viel Ideenreichtum in ihm. Ferners liebe ich Weimar. Endlich, da er mich auch im Namen des Herzogs bat, welchen ich von alters her wohl kenne, so habe ich eingeschlagen und werde ich also mit diesen sein. Sie scheinen auch die besseren Grundsätze zu haben. Daß ich mich aber in keine Fehde einlasse, versteht sich von selbst.

[nach 8.] [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 106ff.): [Zur Akquisition von Rezensenten] Die Herren Schröter [J. H. Schroeter] u. [H. W. M.] Olbers waren bereits unterm 9 Sept. eingeladen: sie haben noch nicht geantwortet, u sollen, auch nach Ew Hochgeboren gütigem Rath, von neuem wenigstens um mittelbare Unterstützung des Instituts ersucht werden. D[r]. [J. A.] Albers war eingeladen, und hat schon unterm 25 Sept. die Einladung angenommen. Prof. [F. K.] Mertens ist am 19 Sept. eingeladen worden. Noch keine Antwort. An Prof. [C. N.] Roller lege ich das Einladungsschreiben bey.2) D[r]. [J. B.] Schad will dem Probestück seinen ganzen Fleiß widmen: Ew. Hochgeboren eigener Prüfung werde ich es dann vorlegen.3) Sollte vielleicht Schlözer’s Biographie [A. L. Schlözers öffentliches und Privatleben, von ihm selbst geschrieben. Göttingen 1802] dem Hn. [K. L.] Woltmann u. der Nestor [Göttingen 1802] dem Hn. [H. F.] Storch in Petersburg zur Recension übertragen werden? Ew. Hochgeb. würden unstreitig beide am leichtesten für die Arbeit gewinnen. [J. C.] Reil’s Kurmethode für Wahnsinnige [Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Kurmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle 1803] wollte auch Prof. [A. F.] Hecker in Erfurt übernehmen. Ich wünsche daher wo möglich bald zu erfahren, ob wirkl. auf eine Recension von Weimar her zu rechnen sey. Die m u s i k a l i s c h e Z e i t u n g (für Hn. Zelter) Vossens Gedichte4) u die übrigen erwähnten Werke überlasse ich Ew. Hochgeboren Fürsorge. Hn. Riemer übertragen Ew. Hochgeboren wohl sogleich [A. F.] B e r n h a r d i ’ s philosophische Grammatik [Sprachlehre. Berlin 1801−03] . . . verbunden mit [J. S.] Va t e r ’ s neuester Schrift über denselben Gegenstand.5) [ K . F . ] D o r n e d d e n ’ s mythologische Deutungen [Neue Theorie zur Erklärung der griechischen Mythologie. Göttingen 1802] . . . würdiget wohl am besten Voss, dessen M y t h o l o g i s c h e B r i e f e [Königsberg 1794] nebst anderen dahin gehörigen Schriften ohnehin noch recensirt werden müssen. Es ließe sich dann eine allgemeine Übersicht der Vor- u. Rückschritte in diesem Fache während des letzten Decenniums geben.

1

) Von Harl keine Rez. in JALZ bekannt. ) Von G am 24. Okt (s. dort) an Meyer übermittelt. 3 ) Rez. JALZ 27. Juli 1804, Nr. 179: Biblischer Katechismus, oder geistlicher Religionsunterricht in Fragen und Antworten mit wörtlicher Anführung jener biblischen Stellen, auf welche sich letztere gründen . . . 1803 u. Biblisches Krankenbuch, oder biblische Unterhaltungen für den Christen auf dem Krankenbette. 1803. 4 ) Rez. von G in JALZ 16. u. 17. Apr 1804, Nr. 91 u. 92: Lyrische Gedichte von Johann Heinrich Voß. 1802. 5 ) Versuch einer allgemeinen Sprachlehre. Halle 1801; oder dessen Ausg. A. I. Silvestre de Sacy: Grundsätze der allgemeinen Sprachlehre. Halle u. Leipzig 1804 (RA 4, Nr. 1033). 2

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Okt 10. An Zelter (Br 16, 325): Mit unserer Litteraturzeitung geht es recht

schön; es haben sich schon recht wackere Auswärtige für uns erklärt. Möchten Sie nicht gleich den letzten Jahrgang der musikalischen Zeitung, der eben jetzt abgeschlossen worden, vornehmen, mit Rückblick auf die vorhergehenden. Mich däucht es wär’ eine schöne Gelegenheit über das ganze musikalische Wesen im allgemeinen etwas zusagen und künftige Urtheile einzuleiten. 10. [Brief] An Hrn Zelter. Berlin 10. [Jena] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/42, Bl. 507): Die Langsamkeit in allen Dingen, die sich bey uns eingeschlichen hat, kann keine guten Folgen haben. Es sollte mir leid thun wenn Ew Hochwohlgeb. Solches auch bey der Unternehmung der Literatur Zeitung gewahr werden sollten, denn ich höre wircklich daß verschiedene hiesige Gelehrten, welche Einladungen zu erhalten hoften, sich darüber beklagen solche noch nicht erhalten zu haben. Ich bemerke dieses nur im Vorbeygehen um Ew Hochwohlgeb aufmerksam auf die nothwendige Thätigkeit dieses Geschaeftes zu machen. 10. [Jena] C. Heun an C. G. Voigt (AA 2.2, 701f.): Ew. Hochwohlgebohren werden meine Gesuche, welche die mit dem Herrn Hofrath Eichstädt gemeinschaftlich eingereichte Vorstellung wegen Ertheilung des Privilegii zur Herausgabe der Allgemeinen LiteraturZeitung begleiteten, zur Entscheidung vorliegen.1) Die Absicht dieser ergebensten zeilen ist, nicht sowohl für meine Person, als vielmehr für die Beförderung jenes literarischen Instituts, Ew. Hochwohlgebohren um eine günstige Berücksichtigung meines unterthänigsten Antrages zu bitten; denn ohne Gewährung jener Gesuche bin ich auser Stande, die pecuniaire Parthie dieser Entreprise zu übernehmen, wie ich solches auch gleich bei der ersten Eröffnung des Geschäfts, officiell zu erkennen gegeben habe. Auch jeder andere Privatmann, wenn er nur irgend rechnen kann, wird ohne gleiche oder ähnliche Nebenunterstützungen, sein Vermögen, dieser itzt so gewagten Anstalt, nicht unterlegen können. Es ist itzt die dringendste Zeit, den papier-Ankauf zu besorgen. Die noch wenigen tage der Leipziger Michaelmeße versäumt, wird es äuserst schwer halten, und vielleicht gar unmöglich sein, dieß immer seltener werdende Materiale, in der erforderl. Güte zu bekommen. Ich bin im Begriff, 1800 rh. dafür auszuzahlen: allein ich kann diesen Schritt nicht thun, ehe meine dießeitigen Verhältniße gesichert sind. Sollte es nicht möglich sein, die officielle Verfügung auf meine Gesuche binnen hier und allerspätestens den nächstkommenden Donnerstag zu erhalten; so würden mich Ew. Hochwohlgebohren ganz auserordentlich verbinden, wenn ich von Hochdero Gnade eine vorläufige bestimte ministerielle Benachrichtigung erhalten könnte, was ich für eine Resolution auf meine Eingabe zu erwarten habe, weil ich am gedachten tage meine Erklärung über den papier-Ankauf kathegorisch abgeben soll, und ich bei ausbleibender Benachrichtigung oder abschläglichen Resolution, ganz zurücktreten, und das Institut der Gefahr aussetzen müßte, gar kein, oder weniger gutes und sehr theures Papier zu bekommen. Nennen Ew. Hochwohlgebohren mein Gesuch nicht Zudringlichkeit. Die Zeitumstände, und die Vorliebe für eine literarische Anstalt, deren Ehre und Vortheil − wenn ich ihr auch fremd werden sollte − mir am Herzen liegen, nöthigen mir daßelbe ab. 10. [Weimar] Schiller an C. G. Körner (SNA 32, 77): Ich war einige Tage in Jena, wo es jetzt nicht erfreulich aussieht, weil Loder, Paulus und Schütz mit ihrem ganzen Gefolg wegziehen und noch kein Ersatz dafür da ist. An der neuen Litt zeitung in Jena habe ich nur dem Nahmen nach Theil, mit der Direction befaß ich mich nicht, und mit 1

) s. dazu oben Okt 1.: Heun an G, Vorstellung u. an Carl August; Okt ca. 2.: Voigt an G; zum weiteren Vorgang unten Okt 11.: G an Voigt, Okt 12.: Voigt Protokoll u. an G.

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recensieren werde ich auch wenig, die ganze Sache ist unverständig angefangen und es kann nichts dabei heraus kommen. Ich fürchte, daß man sich prostituieren wird.1)

Okt 10. [Jena] H. C. A. Eichstädt an A. W. Schlegel (Körner 1, 172): Die Recension von S t o l b e r g s A e s c h y l o s überlassen wir Ihnen zuförderst, und erwarten sie mit Sehnsucht.2) Eben so die von [F. L] B o u t e r w e c k s G e s c h i c h t e d e r P o e s i e [1801ff.]3) . . . Vo s s e n s Z e i t m e s s u n g wünschte ich von niemand lieber, als von Ihnen beurtheilt zu sehen;4) zumal wenn sie die Vorarbeiten verglichen. Allein, um eine Recension dieses Werks recht lehrreich zu machen, hat Voß, a u f G o e t h e ’ s e i g n e Ve r a n l a s s u n g , sich bereits erboten, dasjenige, was er Klopstocken zu Liebe verschwieg, jetzt herzugeben, und auf diese Art vieles zu ergänzen und den Recensenten gewissermassen mit zu seinem Commentator zu machen. Denn daß vieles dunkel sey, sieht Voß selbst ein . . . Sind Sie, wie ich aus Ihrem Briefe schließen möchte, mit der Vossischen Theorie im Ganzen einverstanden: so ließe sich eine solche Verbindung der Ideen allerdings denken. 11. An C. G. Voigt (Br 16, 325f.): Ohne weitere Betrachtungen über die

Gesichter, welche dieses Geschäft abermals zu schneiden anfängt, theile ich hier den flüchtigen Entwurf eines Schreibens mit, das ich an diesen Kautz [Heun] abzulassen rathen wollte: „Die beyden Schreiben seyen zu Ihren Händen gelangt, das Privilegium am 7. October resolvirt und in der Expedition begriffen, und seyen Sie bey Ausfertigung desselben willens gewesen den Herrn Supplicanten einzuladen mündlich über diese Gegenstände zu conferiren. Gedachte Gesuche griffen, wie sogleich in die Augen falle, in so mancherley Verhältnisse ein, daß eine unbedingte, augenblickliche Zusage derselben nicht gedacht werden könne; deßwegen man auch bey seinem Hierseyn vor 3 Wochen dieselbe vorläufig abzulehnen in dem Falle gewesen wäre. Seit der Zeit habe man die Sache reiflich durchgedacht und sey bereit ihm hierüber umständliche Auskunft zu geben wenn er sich, da ihm an Beschleunigung der Sache gelegen, morgen herüber bemühen wolle.“ Ich würde rathen einen solchen Brief durch einen Boten sogleich nach Jena zu schicken, damit er nicht über Versäumniß zu klagen hätte; ob sich es gleich die beyden Herren zur Maxime gemacht haben auf ihre Antworten und Erklärungen warten zu lassen. Deßhalb auch seine deßfallsige Entschließung durch den rückkehrenden Boten zu verlangen wäre. Ich bitte um Erlaubniß nach Tische aufzuwarten. 11. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 6−9): Vorigen Freytags [7. Okt] ist das bewuste Privilegium für die A.L.Z. gebetenermaßen 1

) Schillers Vorbehalte gegen das Projekt diskutiert N. Oellers: Die Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung und Schiller. In: Studien zur Goethezeit. Festschrift für Lieselotte Blumenthal. Hsg. v. H. Holtzhauer u. B. Zeller unter Mitw. v. H. Henning. Weimar 1968, 302−29, bes. 305−11. 2 ) Rez. in JALZ 25., 27. u. 28. Febr 1804, Nr. 48, 49 u. 50: Vier Tragödien des Aeschylos übersetzt von Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg 1802; darin auch Schlegels eigener Übersetzungsversuch. 3 ) Kam nicht zustande. 4 ) Zu A. W. Schlegels Vorschlag s. oben Sept 10.: Schlegel an G.

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resolvirt worden, und ist in der Canzley Arbeit. Auch ist nochmals bestätigt worden Ew. Wohlgeb. Alles das zuzugestehen, was Ihr Hr Vorgänger gehabt, mithin auch die hiesige Extrabesoldung von 100 th. Ferner haben Durchl Herzog ein Vorstellungsschreiben nach Gotha erlassen wollen, damit Ihnen dort auch alles verbleiben möge, was Sie seither genossen. Da sich aber das von Gotha hieher erlassene Schreiben auf den academ Bericht nach Herrn Schützens Dimission beziehet, dieser Bericht aber noch nicht h i e h e r gekommen ist; (vermuthlich weil das hiesige Dimissions Rescript auch später, als das übrige nach Jena kam;) so schien es nöthig, erst diesen Bericht der Academie einzusehen. Er soll . . . auf Erhöhung der Besoldung gerichtet seyn, ein Antrag, den man hier schon benutzen könnte. Wollen Dieselben die Absendung dieses Briefs auf gute Art in Erinnerung bringen. Alsdan[n] werde die hiesige Expedition s o f o r t ergehen können. Denn sie sind richtig schon resolvirt, und Ew. Wohlgeb könne darüber ganz ruhig seyn. Könnten Sie mir wohl die Pflicht, womit Sie den H Fiedler belegt wissen wollen, mittheilen, so hätte ich damit Anlaß, sogleich anzuschreiben, daß die Verpflichtung und der von Ihnen vorgeschlagene Receß ergehen sollen . . . N. S. Ich hatte heute früh schon an Ew. Wohlgeb geschrieben, als ich einen Brief des H. Commiss. Rath Heun erhalte, in welchem die Expedition empfohlen und ins Andenken gebracht worden. Einen Theil dieses Erinnerns beantwortet vorstehende Zuschrift. Was die übrigen m e r k a n t i l i s c h e n P u n c t e betrifft, so war ich gesonnen, bey Ausfertigung des privilegi den H Commiss. Rath einzuladen, einen Besuch in Weimar zu machen, und eine Unterredung über jene Puncte zu halten. Denn sie greifen, wie sogleich in die Augen fällt, in so mancherley Verhältnisse ein, daß einer unbedingten, augenblicklichen Zusage derselbigen gar nicht gedacht werden kann . . . [Vorläufige Ablehnung schon 3 Wochen zuvor] Seit jener Zeit ist die Sache noch reiflicher durchdacht worden, so daß man umständliche Auskunft zu ertheilen noch besser im Stande ist. Ich komme auf die vorige Idee zurück, um zu bitten, daß es dem H Commiss. Rath und Ew. Wohlgeb vielleicht M o r g e n gefällig seyn möge, hieher zu kommen und über die Dinge zu sprechen. Es ist das ein glücklicher Tag, wo ich keine Session habe. Ich bitte den H Commiss. Rath zu entschuldigen, daß ich ihm nicht Selbst antworte. Da ich aber ohnehin an Ew. Wohlgeb geschrieben hatte, so hoffe ich, nicht unhöflich zu erscheinen, wenn ich sogleich auch Ihnen hierüber schreibe. Vielleicht bringen Sie mir eine Rescripts Acte für Fiedler mit, oder wenigstens die Angabe der Puncte, worauf Sie ihn verpflichtet haben wollen. Alles andere wird sich mündlich viel distincter besprechen lassen. Sie halten Sich beiderseits versichert, daß Sie in allen von mir, Rathsund Thatsweise, abhängigen Dingen, die bereitwilligste Unterstützung erwarten können. Ich erbitte mir ein Wort darüber zur Antwort und Nachricht aus, ob Sie M o r g e n hieher kommen wollen, damit ich den H G[eheim] R[ath] von Göthe auch darüber benachrichtigen kann.

Okt 11. [Weimar] C. G. Voigt Aktenvermerk (AA 2.2, 703): Den 11 Oct 1803. habe ich durch Expressen an H Hofrath, Eichstedt, wegen des Privilegium geschrieben, auch die Pflichts Notul für Fiedler erbeten. Zugleich als PS auf H Comiss Raths, Haeun [Heun], Ansuchen nebenstehender Maßen geantwortet und beyde auf Morgen hieher zur Unterredung bestellt. Der Bote soll Antwort erwarten. 11. Nachher zu Hrn. G. R. Voigt. 12. An J. L. v. Herda (Br 30, 78): Vielleicht gäbe beygehendes Buch, eher

Werk als Dissertation zu nennen, Gelegenheit zu einer interessanten Recension, weßhalb ich es Ew. Hochwohlgeb. zuschicke1) . . .

1

) A. v. Herder: De iure quadraturae metallicae, vom Rechte der Vierung. Wittenberg u. a. 1802; auf G’s Liste s. unten Okt 13.: an Eichstädt (1. Beilage).

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Okt 12. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (AS 2.2, 703f.): Auf Einladung besuchten mich heute H Hofrath Eichstedt, und H Commissionsrath, Heun, von Jena. denen ich aus denen vorliegenden B e m e r k u n g e n die Schwürigkeiten repräsentirt habe, welche dem gesuch um einen Salz- und Weinhandel, auch Bücherkaufs Engagemens, entgegen gesetzt, und übrigens die Ausfertigung des privilegii zugesichert habe. H Commiss Rath Heun, ließ sich vernehmen: Er wünsche weiter nichts, als etwa wegen seines in die Unternehmung der A.L.Z. zu steckenden Capitals mit einem NebenErtrag von etwa 200 −300 r. gedeckt zu seyn, ehe er auf die Unternehmung eingieng. Ich habe erwiedert, daß man auf alle billige und thunliche Weise succurriren wolle, er möge nur schickliche Vorschläge thun. Derselbe, steht in der Meinung, daß ihm wenigstens der Handel mit ausländischen Ungar- und Franzößischen Weinen erlaubt werden könne; erst kürzlich habe ein gewisser Mempel zu Jena diese Erlaubniß erhalten. Auch könne man ihm ja eine Niederlage mit Creuzburger Salz verstatten, wo niemand zum Verkauf gezwungen wäre. Die Bücherlieferung könne ihm von Fürstl. Bibliothek wenigstens zugesichert werden; den Fürstl Personen wolle er Catalogen präsentiren und seine Dienste offeriren. Hierauf erwiedere ich im Wesentlichen, daß wegen des Weinhandels ich Erkundigung einziehen und auf den Sonnabend etwas darüber vermelden wolle. Wegen des Creuzburger Salzes könne Rath werden, wenn man die nöthige Erkundigungen eingezogen haben werde. In Ansehung des BibliotheksKaufes wolle man sich bemühen, ihm etwas zuzuwenden, jedoch sey darüber nichts Gewisses zu sagen. H Commissionsrath Heun, erklärt sich hiedurch beruhigt, will aber, was das Creuzburger Salz betrifft, seine Fragen wegen des Preißes, Transports pp besonders aufsetzen und mittheilen, um vielleicht hierin ein Geschäft zu machen. Da ich ihm nochmals erkläre, daß man ihn auf alle thunliche Weise favorisiren werde, so ist er ganz zufrieden von mir geschieden, und H Hofrath Eichstedt hat nur entschuldigt, daß die Besorgniß seines Freundes fast zu dringlich worden sey, da derselbe zwar auf einen Absatz von 1500 Exemplaren rechne, dadurch aber noch nicht wegen des Interesse von seinem aufzuwendenden Capital gedeckt zu seyn glaube. [12.]1) [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 355): Fast wollte mir Freund Hein [Heun] den Dolch auf die Brust setzen und ganz abzuspringen drohen. Ich blieb in aller Gelassenheit, da es mir fast schien, als habe man es v e r a b r e d e t , etwas zu erzwingen, wenigstens einen jährlichen Zuschuß von 200 bis 300 Rtlr. oder eine Garantie vor 1500 Exemplare. Ich schlug dieses ganz kaltsinnig ab und blieb im Allgemeinen. Endlich wurden die Bedingungen durchgegangen. Wegen des We i n s will ich mich auf der Kammer erkundigen, vielleicht geht das am leichtesten. Indes ist der Herr Heun mit wiederholter Versicherung, er sei beruhigt, von mir geschieden und hat tausendmal depreziert! Das war ein schlimmes Entretien! 12. [Stolp] F. D. E. Schleiermacher an A. W. Schlegel (F. D. E. Schleiermacher. Briefwechsel 1803−1804. Hsg. v. A. Arndt u. W. Virmond. Berlin, New York 2005, 51f.): Die Einladung von Eichstädt [23. Sept] habe ich bald nach Ihrem Briefe [vom 26. Sept] bekommen. Sehr schmeichelhaft und zugleich als Notiz über die Lage der Sachen ließ er einfließen, sie spräche zugleich einen Wunsch von Goethe aus. Versprochen habe ich zwar mein Bestes, wegen des Vorschlagens aber war ich nicht wenig in Verlegenheit, weil ich gar nicht weiß wie weit man zurükgehen darf. Die neuste Ausbeute auf dem Felde der Philosophie ist ja sehr mager und Schellings Studium war das Einzige was ich nennen könnte.2) Würde aber Ihr Vorschlag angenommen so wäre noch manches zu thun denn soviel ich weiß sind Fichtes neueste Schriften gar nicht in der ALZ recensirt. Uebrigens ist mir das Fächerwesen etwas sehr lästiges, und wenn ich nicht manchmal

1

) Datierung nach AS 2.2, 704f. ) Schleiermachers Rez. in JALZ 21. u. 13. Apr 1804, Nr. 96 u. 97: Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums. Von F. J. W. Schelling. 1803.

2

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beurtheilen kann, was gar nicht in mein Fach gehört: so werde ich wenig Lust behalten. Wie sehr ich dem Institut guten Fortgang wünsche können Sie denken. Wenn man sich nur jetzt vorzüglich dafür hütet durch die Proceduren dem Schüz keine Blößen zu geben: denn so etwas weiß er treflich zu benuzen. Ich habe immer gehört Bertuch wäre in Absicht auf die Finanzen eine Hauptperson bei dem Unternehmen; auf welcher Seite steht er denn jetzt mit seinen Kapitalien? Wenn jemand von den Verhältnissen recht genau unterrichtet wäre so müßte es gar nicht übel sein irgendwo eine scherzhafte dialektische Untersuchung einzurüken worin denn die Identität eines solchen Instituts bestehe. Es wäre an sich ein schöner Spaß, und eine Gattung in der Schüz u Consorten gar nicht antworten könnten. Mir fehlen nur die Data sonst hätte ich nicht üble Lust mein bischen Wiz in einer schönen Winternacht dran zu versuchen.

Okt 13. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 327−30): Ew. Wohlgeboren übersende

hierbei, da ich Gelegenheit finde, noch verschiedenes: 1. zwei mir communicirte Briefe von denen Herren v. [F. X.] Zach und Schlegel; 2. das Promemoria von Doctor [J. B.] Schad; 3. einen Brief von einem Herrn [J. P.] Harl aus Berlin; 4. ein paar Blätter Recensionen und Recensenten betreffend; 5. meine Gedanken über die Bezeichnung der Recensenten; 6. einige Exemplare von der Anzeige unserer diesjährigen Kunstausstellung sowie dergleichen die polygnotischen Gemälde in der Lesche zu Delphi betr. Ew. Wohlgeboren finden ja wohl Gelegenheit diese Blätter auszustreuen, um dadurch einige mehrere Aufmerksamkeit auf die Recension gedachter Kunstausstellung zu erregen, in welcher diese für Kunst- und Alterthumsliebhaber so interessante Materie abgehandelt werden wird . . . [1. Beilage.] Recensenten. Bücher. Delphine [Berlin 1803] von Madame de Stae¨l. [P. F. F. Buchholz:] Bekenntnisse einer Wollte ich sämmtlich überGiftmischerin [Berlin 1803]. nehmen; auch sind die Castis Werke Animali parlanti. NovelExemplare schon in meilen.2) Lyrische Gedichte. Opern. 1 nen Händen. ) Frau [Emilie] v. Berlepsch Reisen nach Schottland [Caledonia], 3 Bände [Hamburg 4 T. 1802−04] Wem theilte man diese beSchlözers Biographie.3) deutenden Werke wohl Dessen Nestor.4) zu?

{ {

1

) G lieferte keine der genannten Rez. ) G. B. Casti: Gli animali parlanti. Poema epico diviso in ventisei canti. Paris 1802; Novelle galanti. Basel 1803, Leipzig 1804 (Bayer 2009, 321). 3 ) August Ludwig Schlözer’s öffentliches und Privatleben . . . (Göttingen 1802); G’s Beschäftigung damit am 25. u. 25. Okt (Tgb 3, 84), vielleicht mit Blick auf eine eigene Rez. 4 ) Rez. JALZ, 7. März 1806, Nr. 56, von J. v. Müller: HECTOPb, Russische Annalen, in ihrer slavonischen Grundsprache verglichen, übersetzt und erklärt von August Ludwig von Schlözer . . . Vier Theile. 1802 bis 1805. 2

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Der Scheintod von Ackermann.1)

Hat Herr Dr. Hunnius schon erhalten. Das Werk ist hier und ich wollte allenfalls für eine collective Recension sorgen, weil es von verschiedenen Seiten zu betrachten ist. Herrn Zelter; ich würde darüber noch besonders an ihn schreiben. Wollen wir in Weimar gern übernehmen. Zu deren Recension ist Herr Rath Schlegel geneigt. Verspricht Herr Hofrath v. Müller vor dem Neuen Jahre. Herr Riemer?

Doctor Niethammer. Herr Doctor Steffens hat sich schon willfährig im Allgemeinen erklärt, daß er eine Reihe von zusammengehörigen Büchern gern recensiren wolle; die nähere Bestimmung erwarte ich in Antwort auf einen neuen Brief. 1

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Reil, psychologische Curmethode für Wahnsinnige.2)

[Allgemeine] Musikalische Zeitung [hsg. v. Rochlitz] letzter Jahrgang, der mit dem Anfang Octobers geendigt ist. Voß, Gedichte.3) Dessen Prosodie [Zeitmessung der deutschen Sprache (1803)]. Sartorius, Geschichte des Hansebundes.4)

{

Bernhardi, philosophische Grammatik [Sprachlehre], 2. Theil [1803]. Dornedden, Neue Theorie zu Erklärung der griechischen Mythologie [1802]. [Vorlesungen über die] Dogmatik von Reinhard. Theologische Moral von Lange.5) Schellings Werke bezüglich auf Naturphilosophie.

) Rez. JALZ 13. Apr 1804, Nr. 89, von F. W. C. Hunnius: Der Scheintodt und das Rettungsverfahren. Ein chymiatrischer Versuch von J. F. Ackermann . . . 1804. 2 ) Rhapsodien über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen (Halle 1803); von J. C. Reil am 4. Juli 1803 übersandt (RA 4, Nr. 794). 3 ) Rez. JALZ 16. Apr 1804, Nr. 91 u. 17. Apr 1804, Nr. 92, von G u. H. Voß d. J.: Lyrische Gedichte von Johann Heinrich Voss. 1802 . . . 4 ) s. oben 21. Sept: J. v. Müller an G. 5 ) Rez. JALZ 5. Apr 1804, Nr. 82 u. 6. Apr 1804, Nr. 83, von J. C. R. Eckermann: System der theologischen Moral. Von D. Samuel Gottlieb Lange. Auch unter dem Titel: System der christlichen Theologie. Erster Theil. 1803.

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Ist schon an Herrn v. Herda abgegeben. Derselbe wünscht auch noch Mineralogie in sein Departement.

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August v. Herder, Dissertation vom Rechte der Vierung [De iure quadraturae metallicae, vom Rechte der Vierung (1802)]

Stieglitzens Werke, nach welchen Ew. Wohlgeboren gefragt, sind nicht auf der hiesigen Bibliothek. [2. Beilage] Indem ich manche Verhältnisse, welche bald bei der jenaischen Litteraturzeitung zur Sprache kommen werden, bedenke, stoße ich auf folgende Betrachtungen. Es muß allerdings sonderbar scheinen, wenn man ein kritisches Werk, das von so vielen dem Ort nach zerstreuten und den Gesinnungen nach keineswegs verbundenen Männern geschrieben wird, als eine Einheit behandeln und ihm dadurch ein scheinbares Ansehen geben will. Die Redaction wird dadurch sehr erschwert und ich halte − wenn man etwas Bedeutendes liefern und sich nicht nach und nach der Nullität nähern will − in dem Conflict unserer Tage eine ausgleichende Operation fast für unmöglich. Sollte man nicht daher nach dem Beispiel früherer und noch bestehender kritischer Institute die Recensenten durch Buchstaben oder Zeichen unterscheiden. Die Verantwortlichkeit des Redacteurs verminderte sich dadurch ungemein und man brauchte es so genau nicht zu nehmen, wenn auch hie und da ein Widerspruch unterliefe, welches ohnehin nicht zu vermeiden ist, da ja selbst die Menschen, welche über Principien einig sind, über die Anwendung derselben oft sehr lebhaft streiten.1) Okt 13. [Gotha] National-Zeitung der Teutschen (Z s. Ergänzung S. 928)

1

) In diesen Zusammenhang gehörig G’s undatierte Überlegungen (Bayer 2009, 565 datiert: Nov 1803), die Bezeichnung der Anzeigen betreffend (GSA 30/243 Bl. 133): In Betrachtung daß ein ausgebreitetes critisches Werk, das von so vielen, dem Orte nach zerstreuten, und den Gesinnungen nach selten verbundenen Männern geschrieben wird, sich keines weges, vor den Augen des Kenners, als eine Einheit behandeln lasse, so ist uns der Vorschlag gethan worden die vorauszusehende Verschiedenheit der Ansichten und Meynungen sogleich durch eine eigene Bezeichnung der Recensionen auszusprechen, und selbige, nach dem Beyspiel früherer und noch bestehender critischer Institute, durch Buchstaben oder Zeichen zu unterscheiden. Eine wahrhaft unpartheyische Redaction wird dadurch erst möglich gemacht indem ihr auf diese Weise vergönnt ist entgegengesetzte Ueberzeugungen zur Sprache zu bringen und alles Bedeutende aufzunehmen, dagegen eine ausgleichende Operation in dem Conflict unserer Tage nach und nach zur Nullität führen muß. Es bleibt daher der Herrn Recensenten eigner Bestimmung überlassen mit welchen Zeichen, oder Buchstaben Sie Ihre Recension am Schlusse versehen; oder ob sie dieselben ohne solche Bezeichnung abgedruckt wissen wollen. Im ersten Falle bitten wir jenes Zeichen dem Manuscript gleich beyzufügen. Dieses redaktionelle Konzept vertritt G auch gegenüber Schelling, inspiriert von dessen Kritik an der ALZ (s. unten Nov 29: an Schelling). G’s Überlegungen dann übernommen in die 2. Aufl. des Rezensentenvertrags (Auszug bei Bayer 2009, 566).

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Okt 15. [Berlin] A. W. Schlegel an G (Körner − Wieneke 151): Ihre Einlage an Hrn. Dr. Steffens [vom 7. Okt] habe ich . . . weiter befördert, und bin über die neue ALZ. mit Hofr. Eichstädt in lebhaftem Briefwechsel. Sollten Sie bey der Einladung neuer Mitarbeiter noch nicht an E s c h e n m a i e r [A. K. A. Eschenmayer] gedacht haben, so bin ich so frey Sie aufmerksam zu machen . . . Da Sie die Rec. nicht auf den bisherigen steifen Fuß einschränken zu müssen glauben, sondern dem Kritiker erlauben wollen, productiv zu seyn, so denke ich im Fache der poetischen Übersetzungen, bey Beurtheilungen fremder Versuche manches zu liefern. So gleich zuerst bey Stolbergs Aeschylus ein beträchtliches Stück der Eumeniden.1) Da Hofr. Eichstädt meine Zweifel wegen einer weiter zurückzugehenden Übersicht im Fache der schönen Literatur hebt, so entschließe ich mich gern dazu, aber freylich ist dieß eine Arbeit, die sich nicht so schnell fertigen läßt. Auf die sonst versäumten Schriften will ich die letzten Jahrgänge der ALZ. baldigst durchgehn. 15. [Weimar] C. G. Voigt d. J. an H. C. A. Eichstädt (GSA 30/242 Bl. 126): Ew. Hochwohlgeb Haben mir die Erlaubniß ertheilt über die Anfechtungen welche die A. L. Z. erleidet, und über eine Begegnung derselben, meine Gedanken mitzutheilen. Zuförderst darf ich also nicht bergen, daß nach dem ehrenvollen Schweigen, welches man bisher dem Geschrey der feindlichen Bande entgegen setzte, mir nunmehr doch nothwendig scheint ein wahrhaftes und der Würde des neuen Instituts angemessenes Wort, gegen die in beyliegenden Blättern enthaltenen Verdrehungen und Lügen, auszusprechen. Der von Leipzig aus hierzu communicirte Entwurf, ist ganz vortrefflich, und ich gestehe, daß ich ihn geschrieben haben möchte.2) Nur im Anfang der 2ten Seite, habe ich mir einen kleinen Eingriff erlaubt, den Sie gewiß nicht misbilligen werden, da dem mit Schande bedeckten Freymüthigen viel zu viel Ehre wiederfährt, wenn in ehrlichen Schriften auch nur auf die entfernteste Weise seiner gedacht wird, – und da es räthlich scheint, noch einigen wahren Bewegungsgrund zur neuen Entreprise, außer der Beschämung unwürdiger Gegner, hinzuzusetzen. 16. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 10f.): Bey der . . . PrivilegienErtheilung über die A.L.Z. ist noch . . . angesehen worden, von den Herrn Unternehmern eine Erklärung oder Revers aufstellen zu lassen, darüber, daß sie zufrieden sind, daß wenn sie die Herausgabe der A.L.Z. ein halbes Jahr hindurch unterbrechen oder unterlassen sollten, alsdann das Privilegium wieder zurückgenommen und eingezogen werden möge. Ob ich nun wohl nicht glaube, daß Ihrerseitig einiges Bedenken beygehen wird, theils weil Sie gewiß nicht gesonnen sind, das Institut 1 /2 Jahr lang zu unterbrechen, (weil das so gut wär, als es ganz aufzugeben,) theils weil man solchenfalls ohnehin die Macht hätte, das Privil. zurückzunehmen: so habe ich doch Ew. Wohlgeb. davon avertiren wollen, damit nicht . . . etwas Verfügliches darüber gesucht werde. Dem Herrn Commiss. Rath Heun empfehle ich mich bestens, und bitte zu versichern, daß ich nichts unterlassen würde, die Präliminarien, wegen einer Salzoder Weinhandlung, binnen der vorhandenen Zeit zu [unleserlich] und Ihnen darüber Nachricht zu ertheilen. Was obgedachten Revers betrifft, so nehme ich, wenn Sie mir nicht mit erster Post etwas andres schreiben, dann . . . an, daß Sie nichts dagegen zu erinnern haben. 16. u. 17. [Weimar] Wieland an K. L. Reinhold (Wieland BriefeAA 16.1, 193f.): Von den Veränderungen, die in Jena bey der Universität vorgegangen, werden Sie bereits benachrichtigt seyn. Man ist hier sehr übel auf Lodern zu sprechen, der als fax et tuba dieses Unfalls angesehen wird. Auch die anticipierte Fehde zwischen der alten und genuinen AL Zeitung, die mit Hofr Schütz nach Halle versetzt wird, und der künftigen neuen AL Zeitung, deren Unternehmer und Hauptbeförderer zwar bereits öffentlich genannt wor1 2

) Dazu oben Okt 10: Eichstädt an Schlegel. ) Gegenerklärung vom 27. Okt (s. dort).

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den, in der That aber noch u n b e k a n n t und u n g e w i ß sind, − auch diese particularia werden Ihnen aus öffentlichen Blättern bereits bekannt seyn. Gewiß scheint zu seyn, daß weder Herder, noch Böttiger noch Voß an dem angekündigten neuen Institut Theil nehmen werden.1) Natürlicher Weise läßt sich nicht denken, daß z w e y Allg Litterar Zeitungen lange neben einander sollten bestehen können. Eine wird die andre verschlingen, wie in dem Lutherischen Kirchenlied [Christ lag in Todesbanden] ein Tod den andern frißt, und das Publicum wird vermuthlich mehr dabey gewinnen als verlieren.

Okt 17. [Leipzig] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 111): Ew. Hochgeboren statte ich meinen hochachtungsvollsten Dank für die zuletzt erhaltene Sendung, von Leipzig aus ab, wo ich seit vorgestern die uneinigen Stimmen über das alte u. neue Institut der A.L.Z. vernehme. Am lautesten jedoch und am grellsten schreyen die Herren Abiturienten selbst [Schütz u. Bertuch], u. ich überlasse es Ew. Hochgeboren eigenem Ermessen, ob dem voreiligen Geschrey unser beginnendes Institut länger durch ein bloßes Schweigen trotzen könne. Die gedruckten Blätter, welche ich hier beyfüge, sind von jenen Herren dazu bestimmt, die Gemüther zu verwirren, und die günstige Stimmung des Publicums uns zu entziehen. Ich habe, obwohl flüchtig und im Strudel mannigfacher Zerstreuungen, gestern eine Beantwortung dieser Blätter entworfen, und bin so frey, Ew. Hochgeboren dieselbe mitzutheilen. Denn, wenn von unserer Seite ein Schritt dagegen geschehen muß, so ist keine Zeit zu verlieren. Ich wünschte sehr, daß Ew. Hochgeboren diese Beantwortung (wenn Sie überhaupt auch Ihnen nöthig scheint) Ihrer strengsten Prüfung unterwerfen, und darin ändern u. bessern möchten, was Ihnen nur gut dünckt.2) Künftigen Sonnabend, vielleicht schon den Freytag, bin ich wieder in Jena, u erwarte . . . Ihre schriftlichen Befehle. Wenn die Beantwortung gedruckt werden soll: so müßte sie denn wohl g l e i c h der Presse überliefert werden. Eine Beschreibung des botanischen Gartens in Halle von [K. P. J.] Sprengel, nebst dazu gehörigen Kupfer, soll wie ich hier höre den neuen Jahrgang der Halleschen A.L.Z. [1804, Bd 1, I −VIII] eröffnen; die Giftpflanzen erhalten dann wahrscheinlich im ersten Stück des Intelligenzblattes ihren Platz. 21. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (G. Goetz: Aus Voigts Briefen an Eichstädt. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 1927, 171): In der Petersburger Zeitung ist die erste Nachricht von der neuen A.L.Z. abgedruckt worden. Dort ist alles bereit, sich für dieselbe zu interessiren. Es soll noch ein kleiner Articul zur Erläuterung dorthin abgehen, und ich will Subscribenten sammeln lassen. Ihre neuste Gegenerklärung, die wir G. R. v. Goethe mitgetheilt, ist recht gründlich und ruhig gefaßt. Es würde doch wohl gut seyn, solche an alle die Buchhandlungen zu bringen, wohin Herr Schütz seine falschen Abdrücke gebracht hat. Auch käme es ja wohl in ein anderes öffentliches Blatt, z. E. in den Reichs Anzeiger. Haben Sie vielleicht etwas nach Petersburg mit zu versenden, so kann ich es besorgen. An [F. M. v.] Klinger, [J. D.] Köhler, [A. G.] Richter und andere deutsche Gelehrte will ich die Ankündigung bringen, wovon Sie uns allenfalls noch einige Exemplarien schicken können. 23. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 332): Der von Ew. Wohlgeboren mit-

getheilte Aufsatz hat sowohl einigen Freunden . . . als mir selbst höchst zweckmäßig geschienen und wir glauben, daß derselbe ohne weiteres Bedenken sogleich dem Druck übergeben werden könne. Eine kleine

1

) Herder starb am 18. Dez. K. A. Böttiger veröffentlichte 1810 eine Besprechung, J. H. Voß in den Jahren 1804, 1805 u. 1808 mehrere Rez. in der JALZ. 2 ) Gegenerklärung vom 27. Okt (s. dort).

1803

Okt 23. [24.]

24.

24.

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Veränderung hat man sich erlaubt, damit eines unwürdigen Blattes auch nicht von ferne gedacht werde. [Brief] An Hrn. Hofr. Eichstädt Jena. An K. G. v. Brinkmann (Br 16, 333): Möchten Sie nicht Ihre Kenntniß nordischer Litteratur, zu Gunsten des in Jena vom Neuen Jahre an herauskommenden gelehrten Blattes, verwenden? und von Zeit zu Zeit über Vergangenes und Gegenwärtiges jener Sphäre Ihre Gedanken dem Publikum mittheilen? Sie erlauben daß Herr Hofrath Eichstädt Ihnen deßhalb eine förmliche Einladung zuschicke . . . An N. Meyer (Br 16, 334): Darf ich Sie bitten Inliegendes [Einladung Eichstädts] an Herrn Professor [C. N.] Roller abzugeben mit höflicher Empfehlung von mir. [Briefe] An Hrn D. Nikolaus Meyer Bremen. An Hrn. Leg. Rath Brinkmann Berlin.

24. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 112f.): Ew. Hochgeboren gnädige Zuschrift [vom 23. Okt] habe ich diesen Augenblick erhalten. Der Aufsatz, für dessen wohlwollende Durchsicht ich Ihnen ungemein verbunden bin, soll sogleich abgedruckt werden. Hr. Geheimerath Voigt hat mir die Erlaubniß gegeben, Ihm etwas für Petersburg, was jetzt besorgt werden könne, zu überschicken. Ein Schreiben an den Hofr. [H. F.] Storch nehme ich mir die Freyheit hier beyzulegen, weil ich nicht weiß, ob Ew. Hochgeboren meinen neulichen Vorschlag gebilligt haben, u. weil der Billigung desselben wahrscheinlich Ihre vermögende Empfehlung auch schon folgen wird. Zugleich füge ich einige interessante Briefe bey, welche unlängst eingegangen sind.1) Die Reinholdischen Recensionen müssen wir doch annehmen, u. mit Vortheil, wo ich nicht irre, weil die andere Parthey auch in Leipzig recht geflissentlich das Gerücht verstreut hat, daß unsere Zeitung nur die Schellingische Philosophie predigen werde.2) − Über die Vorschläge des Hn. Schleiermacher wünsche ich sehr Ew. Hochgeboren Gutachten zu gewinnen.3) Die Pestalozzischen Schriften, u. was für u gegen sie geschrieben worden, wollten zwey erfahrene Pädagogen in Leipzig, [K. G.] Plato u [J. C.] Dolz, gemeinschaftlich beurtheilen. Noch aber wäre es Zeit, eine Änderung zu treffen.4) Den Prof.

1

) Nicht erhalten (Bayer 2009, 331). ) Vgl. dazu die Rez. von K. L. Reinhold in JALZ 6. Jan 1804, Nr. 5: Ueber die verschiedenen Methoden des Philosophirens . . . Von Wilhelm Traugott Krug . . . 1802 . . . Fundamentalphilosophie, von Wilhelm Traugott Krug. 1803; JALZ 19. u. 20. Apr 1804, Nr. 94 u. 95: Schellings Lehre oder das Ganze der Philosophie des absoluten Nichts, dargestellt von Friedrich Köppen . . . 1803; JALZ 12. Juni 1804, Nr. 140: Grundsätze der allgemeinen Logik, von G. E. Schulze . . . 1802; JALZ 21. u. 22. Nov 1804, Nr. 279 u. 280: Sonnenklarer Bericht an das grössere Publicum über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie . . . von Johann Gottlieb Fichte. 1801. − Schelling war, ähnlich wie A. W. Schlegel, mit der ALZ zerstritten; s. dazu seine Schrift: Ueber die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung. Erläuterungen vom Professor Schelling zu Jena. In: Zeitschrift für spekulative Physik. Bd 1, H. 1, 49−99 (s. auch unten Nov 29.: an Schelling). 3 ) Zu Schleiermachers Überlegungen s. oben Okt 12.: Schleiermacher an Schlegel. 4 ) Die entsprechenden Rez. von J. G. C. Spazier. JALZ 9. u. 10. März 1804, Nr. 59 u. 60: Pestalozzi’s Lehrsystem, wissenschaftlich dargestellt; JALZ 24.−26. Apr 1804, Nr. 98−100: Fortgesetzte Beurtheilung der Schriften über Pestalozzi’s Lehrsystem und Lehrmethode. 2

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[J. P.] Harl, dessen Brief ich mit unterthänigem Dank zurückschicke, kenne ich bloß aus einigen Aufsätzen in der Salzburger Zeitung [Oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung]. Wenn auch der Inhalt Billigung verdienen sollte . . . so würde doch sein Stil einer großen Reform bedürfen, wenn wir pädagogische Recensionen von ihm aufnehmen wollten.

Okt [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 61): Die Anzeige der Musik. Zeitung für die Jenaer Lit. 24.−28. Z. will ich gern übernehmen.1) 26. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 17): Wiewohl ich in Ihre Ideen, wegen einer Ober-Aufsicht über die academ Bibliothek, für meine Person gern einstimme,2) so wird es doch wohl erforderlich seyn, daß der academ Bericht einige Einleitung dazu giebt, da man ihr ungefragt eine neue Einrichtung wohl nicht geben wird, in Dingen, die eine specielle Kenntniß . . . voraussetzen. Sollte das nicht v o n s e l b s t gehen, so müsten Sie aber eine Berichtsanforderung veranlassen, oder ich müßte solchen mit Ihrer Zuschrift hernehmen und auszuweiten suchen. Gesner hat die ersten Kataloge der Inst. Bibl. auch durch Seminaristen machen lassen. Indessen werden Ew. Wohlgeb. immer noch in gute Beherzigung nehmen, Sich nicht zu viel aufzubürden; es lässt sich schwer zurücktreten, wenn man Ehre und Gewissen bedenkt, wenn man einmal den Grund gelegt hat, sich zu überfüllen. Eine gewisse Erfahrung lockt mich auf diese Bemerkung. 27. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 15f.): Die Sachen nach Petersburg sollen morgen an die Kaiserl Gesandtschaft nach Berlin abgehen und in Petersburg möglichst besorgt werden.3) Die Herzogl Gothaische Antwort hieher, wegen Ihrer 50 rth. lautet dahin, daß der H Herzog von Gotha sich auch in Meiningen und Coburg verwenden wollen . . . Mithin werden Sie, wenn das Glück will, von dort auch noch 50 rth. bekommen und zusammen 200 rth. Zulage erhalten. In dieser Lage der Sache finde ich . . . einen doppelten Grund, Ew. Wohlgeb nicht anzurathen, daß Sie die Bibliothek[unleserlich] Erledigung zu Ihrem − übrigens für mein Theil Ihnen sehr gegönnten − Vortheil in Anspruch nehmen. Erstlich möchte es scheinen, daß Sie mehr eine S i n e c u r e [Pfründe] zu erlangen, als Arbeiten zu leisten gedächten, die bey Ihren großen literarischen Arbeiten schwerlig geleistet werden könnten. Ich will nicht sagen, daß es als eine weitgetriebene Begehrlichkeit erscheinen möchte, da man dergleichen Ihnen gewiß nicht zutraut, und Sie auf der andern Seite allen billigen Zugang und Verbesserung wohl verdienten. Zweitens würde doch die Bibliothecarsbesoldung dadurch also geschwächt werden, daß einem anzunehmenden Manne, dem, nach unsrer Meinung, besonders fleißige und bestimmte Catalogen Arbeit vorgeschrieben werden muß, die Arbeiten ganz außer Verhältniß mit der Belohnung erscheinen möchte, wodurch hernach die Höfe um außerordentl Zulagen angegangen werden würden. Ich bin ausserdem darüber ganz Ihrer Meinung, was Sie über die Einrichtung des bibl. Werkes, nach dem Beyspiel andrer Academi sagen. Ich wünschte sogar daß der Prof. eloqu. et poet. als dem Organ der Academie und dem Haupt der philolog Studien, eine Art von Ober Aufsicht und Direction der bibl. Arbeit übertragen würde . . . Ew. Wohlgeb werden mir zutrauen, daß ich Ihnen Gutes und Belohnung gönne; Ihre Anstrengung und Eifer, die academ Krisis überwinden zu helfen, verdient die Beherzigung aller derer, die für die Academie Pflichten haben. Sehen Sie also meine unmasgebl. Privat Meinung nicht als einen Mangel meiner Ergebenheit an. Ich will auch dadurch keineswegs geniren, wenn die Academie dennoch gut finden wollte, Dero erste Idee an die Höfe zu bringen; nur fürchte ich alsdann für das Gelingen . . . 1

) Kam nicht zustande. ) Betr. Gesuch um Bibliothekarsstelle; s. oben Okt 2.: Eichstädt an G. 3 ) Dazu s. bereits Okt 21.: Voigt an Eichstädt; darunter wohl auch die Ankündigung vom 30. Sept (s. dort), die in Petersburg verbreitet wurde (s. Nov 28.: Voigt an G). 2

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Die Herren Paulus, Hufeland und Schelling bedauern nunmehr auch die verlangte Dimission. Mich macht das noch immer nicht irre oder muthloß. Was Sie mir sonst melden, davon werde ich immer den besten Gebrauch zu machen suchen.

Okt 27. [Jena] Gegenerklärung (GSA 30/243 Bl. 109f.1)): Die Societät der Unternehmer der vom künftigen Jahre an zu Halle herauskommenden Allgemeinen Literatur-Zeitung hat sich in zwey an Gelehrte und Buchhandlungen versandten Circularen vom 10. October d. J. über C a b a l e n beschwert, „womit unser Institut sich gegen das ihrige hervorthue;“ sie hat sich erdreistet, unsere Sendschreiben an die Herren Recensenten und Buchhändler nachdrucken zu lassen, und mit ihren Anmerkungen verbrämt, in der Welt umher zu schicken. Der guten Sache vertrauend, schwiegen wir auf alles vorhergehende, was unserem Institut Nachtheil bringen sollte, so wie wir die meisten Aufsätze, welche zur Empfehlung desselben geschrieben waren, und mit großer Indiscretion Personalitäten und Nebensachen einmischten, nicht ohne die innigste Mißbilligung gelesen, und an k e i n e m derselben irgend einen Antheil gehabt haben. Auf diese letzte Erklärung der Societät, wodurch sie die Sittlichkeit unserer Handlungsweise verdächtig zu machen sucht, m ü s s e n wir ein Wort erwiedern. Ein ruhiges und ernsthaftes; indem wir die Hauptbeschuldigungen aus den Circularen jener Herren wörtlich wiederholen, und unsere Gegenbemerkungen beyfügen. I. „Die Nachricht, daß die A.L.Z. nach Halle verlegt werde, hat einen gewissen Hrn. Commissionsrath H e u n bewogen, von der Gelegenheit zu profitiren, und eine gelehrte Zeitung hier zu etabliren, von welcher der Herr Hofrath Eichstädt Redacteur seyn soll.“ Die Wahrheit ist: Verläumdungen zu beschämen, welche bey Gelegenheit der beabsichtigten Translocation der A.L.Z. zum Nachtheil der hiesigen Universität öffentlich ausgestreuet wurden, und um den Wissenschaften in einem ihrer berühmtesten Sitze nach Vermögen nützlich zu seyn, übernahmen, unter Autorität unserer preiswürdigen Regierung, einige berühmte und einsichtsvolle Männer das Geschäft, ein dem alten, hier abscheidenden Institut ähnliches, mit zweckmäßigen Verbesserungen, in Jena einzurichten. Die Gründung desselben ging wie von selbst in eine bloße R e g e n e r a t i o n über. Denn eine sehr bedeutende Anzahl der vorzüglichsten Mitarbeiter trat von jenem Institut zu diesem über; die Redaction ward einem Manne übertragen, der an der Redaction jener Zeitung ebenfalls Antheil gehabt hatte, und an die älteren Recensenten schlossen sich neue an, in deren Gesellschaft seine Stimme zu geben nicht minder ehrenhaft als nützlich schien. Erst nachdem dieß alles vorbereitet worden war, trat Hr. Commissionsrath H e u n mit in das Geschäft ein, und übernahm einen bestimmten Theil desselben. Außerdem erfreuet sich unser Institut, nach wie vor, der ausgezeichnetesten Begünstigung unseres besten Fürsten, es wird, nach wie vor, von jenen vortrefflichen Instauratoren auf das kräftigste und thätigste unterstützt, und genießet, wie das vorige Privatinstitut, durch die Liberalität unserer Regierung, eine vollkommene Censurfreyheit. II. „Hr. H e u n erlaubt sich den Schritt, dem Publicum, den einzuladenden Mitarbeitern und den Buchhändlern vorzuspiegeln, es sey dieß eine wahre Fortsetzung unserer Allgemeinen Literatur Zeitung.“ In drey Zeilen eine dreyfache Unwahrheit. 1) Die A n k ü n d i g u n g an das Publicum sowohl, als die gedruckten C i r c u l a r e an die Herren Recensenten und Buchhändler, sind nicht von Hn. H e u n , sondern von den Unternehmern der A.L.Z. zu Jena, unterzeichnet worden; 2) daß in jener Ankündigung kein Wort von F o r t s e t z u n g stehe, erhellt aus dem in der Beylage wiederholten Abdrucke derselben; was endlich 3) die Cicularschreiben anlangt, so haben jene Herren folgendes, als v o n H n . H e u n a n d i e B u c h h a n d l u n g e n gesandt abdrucken lassen: „Indem wir Ihnen hierdurch anzeigen, daß d i e s e i t h e r h i e r e r s c h i e n e n e Allg. Literatur-Zeitung auch künftig, und zwar vom Jahr 1804 an, unter huldvoller Begünstigung unseres Fürsten und durch theilnehmende Fürsorge mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer in Weimar und Jena

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) Gedruckte Vorlage; gedruckt auch bei Bayer 2009, 548−52.

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h i e r f o r t g e s e t z t wird u.s.w.“ Dieß ist ein Falsum, das wir ehrliebenden Männer nicht zugetrauet hätten. In allen unseren, an die Buchhandlungen von uns gesandten Circularen heißt es: „Indem wir Ihnen hierdurch anzeigen, daß die J e n a e r A l l g e m . L i t e r a t u r - Z e i t u n g auch künftig, wie bisher, und zwar vom J. 1804 an unter besonderer Begünstigung unseres Fürsten und durch theilnehmende Fürsorge mehrerer einsichtsvoller und berühmter Männer in Weimar und Jena h i e r h e r a u s k o m m e n wird.“ Jene Herren haben ja zu wiederholten Malen und mit großem Ernst öffentlich dagegen protestirt, ihre A.L.Z., die w a h r e , die e i g e n t l i c h e , wie sie sie heißen, nicht mit dem Namen der J e n a e r A . L . Z . zu belegen. Wir haben die J e n a e r A . L . Z . angekündiget: diese soll, w i e b i s h e r , d. h. (wie aus dem Zusammenhange des Circulars erhellt) in denselben Zeitterminen, in demselben Format, unter denselben Bedingungen, wie jene sogenannte w a h r e und e i g e n t l i c h e , hier herauskommen. Was haben jene Herren dagegen einzuwenden? Ueberhaupt ist von uns nirgends das Wort F o r t s e t z u n g gebraucht worden. Wenn aber gleichwohl die F. S. Gesamt-Universität in ihrer Erklärung an das Publicum unser Institut mit diesem Wort bezeichnete (gegen welche Erklärung jene Herren ebenfalls ihre Stimme erhoben haben): so verband sie damit ohne Zweifel keinen anderen Sinn, als daß aus einer sehr namhaften Anzahl voriger Mitarbeiter, durch den Beytritt anderer Gelehrten, und unter Besorgung eines mit jenem Institut seit sechs Jahren bis zu dessen Verpflanzung verbundenen Redacteurs, sich an demselben Ort ein ähnliches Institut constituire, und daß dieses über Werke der Literatur, mit Einschluß einer beträchtlichen Menge von jenem verabsäumter, aus Jena zu urtheilen da f o r t f a h r e , wo jenes aufgehört hat. Alles dieß ist der Wahrheit vollkommen gemäß. Auch wird gar nicht zu verhüten seyn, daß mehrere in jener Zeitung angefangene Recensionen wichtiger Werke, welche aus mehreren Bänden bestehen, in unserer Zeitung v o n d e n s e l b e n R e c e n s e n t e n recht eigentlich f o r t g e s e t z t werden. III. „Wir haben das − beyliegende Circularschreiben, welches Hr. Heun, der mit den Hauptpostämtern unter seinem Namen correspondirt, sich aber hier eine Societät der Unternehmer nennt, an die einzuladenden Recensenten gesendet hat, von einem unserer Herren Mitarbeiter, das zweyte an die Buchhändler aus einer Buchhandlung erhalten.“ Wiederum eine Unwahrheit. Keine Buchhandlung kann jenen Herren gesendet haben, was durchaus keine von uns erhalten hat. Hr. Heun aber nennt sich so wenig eine Societät der Unternehmer, wie Hr. Bertuch sich so wird nennen wollen: er ist, wie dieser, Commissarius der Societät, und bescheidet sich überdieß, in den literarischen Theil des Geschäfts nicht einzugreifen. Gern wollen wir übrigens, bis zu näherer Auffoderung, verschweigen, was sich überhaupt von der statthaften und nicht statthaften Correspondenz eines Commissarius möchte sagen lassen. IV. „Beide (ein Mitarbeiter und eine Buchhandlung) haben ihren gerechten Unwillen über eine solche auf Täuschung des Publicums abzielende Art, ein neues noch unbekanntes Institut so anzukündigen, als ob es die Fortsetzung unsers seit neunzehn Jahren schon accreditirten wäre, geäussert.“ Nicht zewy, sondern gar viele Mitarbeiter und nicht weniger Buchhandlungen, haben gegen uns ihren Unwillen über jenes w o h l b e k a n n t e Institut geäußert; eben deshalb haben nicht etwa nur w e n i g e (wie es in einem früheren Aufsatze jener Herren noch zweifelhaft hieß), sondern s e h r v i e l e , und s e h r b e d e u t e n d e Mitarbeiter, welche zum Theil ihrer Verbindung mit dem alten Institut schon früher entsagt hatten, zum Theil sie noch jetzt unterhielten, sich sogleich mit dem unsrigen vereiniget; eben deshalb haben wir jeden darüber obwaltenden Irrthum unverzüglich, wie von uns erwiesen werden kann, durch Privatbriefe zu berichtigen gesucht; eben deshalb bitten wir hiermit ausdrücklich, unser Institut nicht mit jenem wohlbekannten zu vermengen. V. In den Cicularschreiben an die Herren Buchhändler hatten wir gesagt: „Indem wir Ihnen hierdurch anzeigen etc. − hier herauskommen wird: so wünschen wir die mercantilische Verbindung, welche Sie seither mit der A.L.Z. unterhielten, als fortdauernd betrachten zu können.“ − Als f o r t d a u e r n d : − natürlich, weil sie d i e s e l b e n Bedingungen voraussetzt, weil sie auf d a s s e l b e Local des Instituts sich beziehet, weil die Rechnungen zu d e r s e l b e n Zeit, unter d e n s e l b e n Bedingungen, von d e m s e l b e n Buchhalter abge-

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schlossen werden. Aber, fügen jene Herren hinzu, „will denn Hr. Heun eigenmächtig in alle laufende Rechnungen der A.L.Z. mit allen Buchhandlungen eintreten? Dieß wäre eine ganz neue Handelsmanier.“ Ja wohl eine neue, und dabey eine so alberne, daß nur bey einiger Kunde der Buchhalterey und des Handlungswesen diese hämische Voraussetzung gar nicht Statt finden konnte. Wir sagen ja in demselben Cicular an die Herren Buchhändler mit klaren Worten: daß wir zwar die wichtigsten Werke, von welchen die ( w a h r e u n d e i g e n t l i c h e ) A.L.Z. seither zu schweigen für rathsam erachtete, noch recensiren würden, uns aber nicht verbindlich machen könnten, „ f r e m d e S c h u l d e n überhaupt abzutragen.“ Also nicht wir sind die Schuldner; wir sind nicht dieselben, welche die A.L.Z. bisher in Jena herausgaben; wir wollen nicht mit diesen Eine Person ausmachen. VI. „Uebrigens werden wir gegen den von dem Unternehmer einer gelehrten Zeitung zu Jena, durch Usurpation unseres in der ganzen gelehrten Welt bekannten Titels und durch Nachäffung des Aeußerlichen in Format, Druck und Lettern gebrauchten Kunstgriff, solche Vorkehrungen treffen, daß der Schade davon lediglich auf seinen Erfinder zurückfalle.“ Wir werden diese Vorkehrungen ruhig abwarten. Der Vorwurf der N a c h ä f f u n g ist wiederum ein übereilter. Nur das F o r m a t der Zeitung − es ist eben das, dessen sich auch die Erlanger, Leipziger, Oberdeutsche u. a. Zeitungen bisher bedienten − soll dasselbe bleiben, weil wir kein schicklicheres kennen. Der D r u c k soll, wenigstens ist es unser ernster Wille, besser als bisher ausfallen; und in Rücksicht der L e t t e r n haben wir namentlich beym Intelligenzblatt eine Aenderung getroffen. Ueberdieß ist ja noch weder von der Zeitung noch vom Intelligenzblatt eine Zeile gedruckt; wie können bedachtsame Männer schon jetzt über dieses alles in die Welt hinein urtheilen? − Was aber den Titel anlangt, so sind wir noch immer des Glaubens, daß derselbe, den ja auch die Oberdeutsche Zeitung gebraucht, nicht weniger juris communis sey, als die in der ganzen gelehrten und ungelehrten Welt bekannten Titel B i l d e r b u c h , M o d e j o u r n a l und O r b i s p i c t u s . Mithin käme es wohl am Ende bey diesem wichtigen Streit über eine vermeintliche Usurpation, bloß auf den vorgesetzten Artikel an, und auf den Accent, womit man ihn ausspräche. Unsere Firma selbst wird weder d i e noch e i n e Allgemeine Literatur-Zeitung, sondern J E N A I S C H E A L L G E M E I N E L I T E R AT U R - Z E I T U N G heißen, und überhaupt ohne uns auf die oder d i e Allgemeine Literatur-Zeitung und auf fernere mikrologische Zänkereyen darüber einzulassen, werden wir mit redlichem Ernst und strengem Ausdauern dafür sorgen, daß e i n e Allgemeine Literatur-Zeitung erscheine. Jena, am 27 October 1803. Die Unternehmer der Allgem. Literatur-Zeitung zu Jena.

Okt 27. [Weimar] Schiller an Cotta (SNA 32, 82): Schelling hat, soviel ich weiß, an der neuen allg Litt Zeitung die in Jena herauskommen wird, keinen nähern Antheil, als daß er vielleicht zuweilen eine Recension einschickt. Auch ich habe mich jedes Antheils an derselben ganz begeben, und die Nachrichten in den Zeitungen deßwegen waren ganz aus der Luft gegriffen. Ein anderes wär es gewesen, wenn Sie diese neue Zeitung verlegt hätten, dann hätte ich es für möglich gehalten, das Unternehmen in Schwung zu bringen und mit Vergnügen dafür gewirkt. 28. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 113): Ew. Hochgeboren baldige Ankunft in Jena [am 1. Nov] erfüllt uns mit sehr erfreulichen Hoffnungen. Ich bin so frey, Ihnen gegenwärtig einen gestern erhaltenen Brief von Hn. [J.] v.Schwar[t]zkopf mitzutheilen,1) u auf den Rückblatte dieses Schreibens einige Journale zu nennen, um durch Ihre Güte zu erfahren, ob wir vielleicht diese, zum Behufe des Intelligenzblattes, wenigstens zum Theil aus Weimar erhalten könnten, u. nach gemachtem Gebrauch unbeschädigt wieder zurück liefern dürften.2) Von beiden noch fehlenden Siegel ist wohl der Prof. [H.] Meyer freundschaftlich eingedenk? 1

) Nicht erhalten. ) Liste von Zeitschriftentiteln (Bayer 2009, 113f.): The Gentlemans Magazine. The Mont[h]ly Review. The Morning Chronicle. [J. C.] Hüttners englische Miscellen. The

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Okt 28. [Berlin] Der Freimüthige, oder Berlinische Zeitung für gebildete, unbefangene Leser, 28. Okt 1803, Nr. 172: Der drollige Streit darüber, ob das nach Halle versetzte, oder das in Jena auch künftig erscheinende kritische Blatt, die w a h r e allgemeine Litteraturzeitung sey, − ein Streit, der an das Arabische Mährchen, die Zauberlampe, erinnert, in welchem ein Hexenmeister Aladdins Gestalt annimmt, und ihm seine Persönlichkeit abläugnet, − ist jetzt so ziemlich satt belacht worden. Folgender, zwar anonym eingesandter, aber, wie es scheint, durchaus authentischer Bericht, kann für das letzte Wort darüber gelten, − besonders, da es doch wahrlich nicht darauf ankommt, welches die w a h r e , sondern, welches die b e s t e allgemeine Litteraturzeitung seyn wird. An den Hrn. Herausgeber des Freimüthigen zu Berlin. Jena, den 3ten Oktober 1803. Im 150sten Blatte des Freimüthigen finde ich ein Schreiben über die Translokation der allgemeinen Litteraturzeitung von hier nach Halle, angeblich aus Weimar,1) welches ganz dazu geeignet ist, das Publikum irre zu führen, zumal da es Parthei für die wahre allgemeine Litteraturzeitung nimmt, und daher vieler Berichtigungen bedarf. Da ich als völlig partheiloser Mann hier lebe, der Gang der Sache mir ganz offen vor Augen liegt, und mir aus Liebe für dies respektable Deutsche National-Institut daran gelegen ist, daß auch von unberufenen Vertheidigern desselben das Publikum nicht verwirrt werde, so werden Sie hoffentlich meinen Berichtigungen, die ich Ihnen bloß zur Steuer der Wahrheit einsende, die Aufnahme nicht versagen. Das Persifflage in obgedachtem Schreiben übergehe ich völlig, und berichtige bloß falsch angegebene Thatsachen. Es ist ein Mißverstand, daß die allgemeine Litteraturzeitung d e s We i m a r i s c h e n L a n d e s v e r w i e s e n w o r d e n s e y . Nein, so arg ist es nicht. Der Societät der Unternehmer wurde bloß eine ministerielle und officielle Anzeige gemacht, daß die allgemeine Litteraturzeitung mit dem 31sten December dieses Jahres h i e r i n J e n a a u f h ö r e n m ü s s e , indem eine neue gelehrte Zeitung cum privilegio exclusivo et jure prohibendi mit dem Jahre 1804 hier anfangen werde. Diese Anzeige wurde aber gemacht, nachdem es schon notorisch war, daß die allgemeine Litteraturzeitung nicht in Jena bleibe, sondern mit dem Anfange des neuen Jahres nach Halle verlegt, und dort fortgesetzt werde. Jene Anzeige, die für die allgemeine Litteraturzeitung ganz überflüssig war, da die Unternehmer sie ohnedies nicht länger, als bis zum 31sten December hier drucken lassen wollten, kann nun doch wohl im Ernste keine Landesverweisung heißen; eben so wenig, als jenes Privilegium exclusivum etwas anderes besagt, als daß künftig nicht zwei gelehrte Zeitungen hier in Jena neben einander gedruckt werden sollen. Es ist der Regierung also nicht eingefallen, (wie sich von einer Weimarischen Regierung von selbst versteht) künftig die allgemeine Litteraturzeitung im Lande zu verbieten, wie manche wunderliche Leute das Jus prohibendi haben deuten wollen. Es ist ferner, so viel man hier in Weimar weiß, ganz falsch, daß der Herzog 6000 Thlr. Fonds der neuen gelehrten Zeitung bewilligt habe. Diese neue Zeitung geht vielmehr ganz auf Rechnung und Risico des einzigen Unternehmers, eines gewissen Kommissionsrathes H e u n , gebürtig aus Dobrikugk, und Verfasser einer e m p f i n d s a m e n R e i s e n a c h S c h i l d a , und anderer in Meusels gelehrtem Deutschland verzeichneten Schriften. Dieser nennt sich zwar in verschiedenen gedruckten Cirkularen eine S o c i e t ä t d e r U n t e r n e h m e r , im eigenhändigen Schreiben aber an die spedirenden Postämter, schreibt er sich bloß mit seinem Nahmen; und es ist nirgends bekannt, mit wem er sich associirt hätte. Dieser Herr Kommissionsrath H e u n hat also den Hofrath E i c h s t ä d t als Redakteur der neuen Zeitung engagirt, auch verschiedene vorige Officianten der allgemeinen Litteratur-Zeitungs-Expedition, z. B. den Buchhalter Fiedler und den Packer in Dienste Critical Review. Journal de Paris. [A. L. Millins] Magazin Encyclope´dique . . . Journal [ge´ne´ral] de la literature ´etrangere De´cade philosophique de la Literature [La de´cade philosophique, litte´raire et politique] Moniteur. Wismaier. [J. Wismayrs Ephemeriden der italiänischen Litteratur . . . für Deutschland.] 1 ) s. oben Sept 20. (Der Freimüthige).

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genommen. Es ist auch ganz falsch, daß G ö t h e und S c h i l l e r an die Spitze der neuen gelehrten Zeitung getreten wären, oder ihr auch nur zu Beiträgen von Recensionen sichere Hoffnung gemacht hätten. Werke des Geistes, wie noch die letzten vortrefflichen Trauerspiele, die n a t ü r l i c h e To c h t e r und die B r a u t v o n M e s s i n a sind, lassen beiden Dichtern keine Zeit dazu; und es war überhaupt eine Rodomantade, daß die e r s t e n K ö p f e Deutschlands an der neuen gelehrten Zeitung Antheil nehmen würden, an die nur die e r s t e n Tr ö p f e Deutschlands im Ernste glauben konnten. Daß G ö t h e die Beschreibung von der heurigen Weimarischen Kunstpreisausstellung, welche bisher, seitdem die Propyläen aufhörten, die allgemeine Litteraturzeitung aufgenommen hat, nun der neuen gelehrten Zeitung vorzusetzen, versprochen habe, kann wohl richtig seyn; das heißt aber nicht, G ö t h e stelle sich an die Spitze der neuen gelehrten Zeitung, die der Kommissionsrath H e u n unternimmt, und Hofrath Eichstädt redigiren wird: sonst müßte auch der Römische Kaiser an der Spitze so mancher gelehrten Entreprise stehen, weil sein Privilegium gleich voran steht, sobald man das Titelblatt des Werks umschlägt. Daß nun aber diese neue gelehrte Zeitung hier zu Jena Firma und Titel, Druck und äußere Form der wahren allgemeinen Litteraturzeitung nachzuäffen sich erkühnt, ist offenbar ein Taschenspielerstreich, auf Täuschung des Publikums berechnet: eine Täuschung, zu der man sicher nicht seine Zuflucht genommen haben würde, wenn man dieser Unternehmung sonst viel Kredit zu schaffen sich getrauet hätte. Der löblichen Jenaischen Bürgerschaft, welche die allgemeine Litteraturzeitung nur als einen guten Nahrungszweig für die Stadt betrachtete, und vielleicht über den Verlust desselben unruhig war, konnte man ja wohl weiß machen, sie b l e i b e i n J e n a ; aber dem gelehrten Publikum konnte Herr H e u n so etwas nicht einreden wollen, ohne auf seiner Reise nach Schilda den berühmten Schildbürgern etwas abgelernt zu haben. Zu begreifen ist übrigens nicht, warum die Jenaische politische Censur den Satz nicht passiren läßt: „daß die seit neunzehn Jahren in Jena bestandene allgemeine Litteratur-Zeitung mit dem Anfange künftigen Jahres nach Halle verlegt werde;“ denn dieser Satz ist wirklich hier in Jena, als die Unternehmer der allgemeinen Litteraturzeitung den Verkauf ihres Instituthauses allhier, in dem hiesigen Wochenblatte [vom 1. Okt] ankündigten, von dem Censor ausgestrichen worden. Es war freilich sehr unrecht, daß die hiesige G e s a m m t - U n i v e r s i t ä t in dem hiesigen Wochenblatte und andern Zeitungen erklärte: die seither hier erschienene a l l g e m e i n e L i t t e r a t u r z e i t u n g werde auch künftig hier in Jena fortgesetzt werden;“ daß man aber, um in dem Unrechte konsequent zu bleiben, sogar nicht gestatten will, die notorische Thatsache − d a ß d i e a l l g e m e i n e L i t t e r a t u r z e i t u n g n a c h H a l l e v e r l e g t w e r d e − hier drucken zu lassen, ist ein Censurunfug, der diejenigen am allerwenigsten kleidet, welche der Beschuldigung des litterarischen Despotismus, den die allgemeine Litteraturzeitung hier erfahren haben sollte, zu widersprechen, sich befugt halten konnten. Die S o c i e t ä t d e r U n t e r n e h m e r d e r a l l g e m e i n e n L i t t e r a t u r z e i t u n g hat sich auch schon, wie ich sehe, unterm 23sten September über diese Verwirrungs-Spekulation öffentlich ausführlich erklärt, und dadurch dies Glaukom völlig vernichtet. Sollte übrigens Herr H e u n dessenungeachtet noch ferner bei der Redensart bleiben, die allgemeine Litteraturzeitung − welche doch von ihren Unternehmern, Redaktoren und Mitarbeitern vom künftigen Jahre an in Halle fortgesetzt wird, − werde v o n i h m , als einer a n g e b l i c h e n S o c i e t ä t i n J e n a , f o r t g e s e t z t : so kann man sich nicht enthalten, an den ehrsamen Schulmeister zu denken, der ein Bändchen seiner L e i c h e n p a r e n t a t i o n e n , um ihnen Kredit zu schaffen, als den zweiten Theil d e r H o c h z e i t p r e d i g t e n seines Herrn Pastors anzukündigen, den Einfall hatte. Philalethes [Schütz u. Bertuch].

[Nov]

[Kopenhagen] H. Steffens an G (SchrGG 13, 278f.): Daß Sie mir jetzt zu einer literaren Verbindung einladen sehe ich nicht allein, als das Ehrenvollste an, was mir überhaupt begegnen konnte, es wird mir außerdem im hohen Grade vortheilhaft sein. An Ihrem Beifall habe ich vorzüglich, bei einer jeden öffentlichen Arbeit gedacht, und viel darf

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ich, für mich selber, von einer unmittelbare Anrede an Sie erwarten. Sobald eine Arbeit für die Regierung, die binnen wenige Tage fertig sein wird, mich nicht mehr aufhält, werde ich unverzüglich die Beurtheilung der Schellingschen physischen Schriften anfangen. Die neue Ausgabe der Ideen giebt mir die schönste Gelegenheit das Ganze zusammenzufaßen. Auch über die Weltseele und den Entwurf (obgleich es alte Werke sind) werde ich sprechen müßen. Daß ich es wage eine solche Beurtheilung, als ein Vehikel für eigne Ideen anzusehen, hat, wie ich mit vieler Freude erfahre, Ihren vollkomnen Beifall. Mitte December hoffe ich fertig zu sein und ein sachkundiger Deutscher wird das Manusript durchsehen.1) Ich weiß nicht, Hr. Geheimerath, ob Sie mir ein Wort über den Galvanismus in der Literaturzeitung zu sagen erlauben werden? Ich habe mich schon lange mit diesem neuen Zweig der Physik beschäftiget.

Nov

5. Bericht für die Akten der Oberaufsicht (BG 5, 394): Ueber vorstehen-

des Gesuch [F. Fiedlers um Aufstockung seiner Bezüge, um ein besseres Angebot der Hallischen Literaturzeitung ablehnen zu können] befragte ich Herrn Hofrath Eichstädt, welcher zu erkennen gab: daß Fiedlern kein eigentliches Versprechen weder gegeben worden noch gegeben werden können, einige Hoffnung sey ihm jedoch gemacht worden und wäre wohl zu wünschen daß Serenissimus einige Gnade für ihn hätten, weil das neue Institut, das Höchstdieselben protegirten, seiner nicht wohl habe entrathen können und man sich auch in der Folge von dessen guten Willen und Thätigkeit vorzüglich gute Wirkung versprechen. 5. [Jena] An J. v. Müller (Br 16, 339f.): Ihr früher Antheil an unserm litterarischen Institut war ein glückliches Omen; es haben sich viele und wackre Männer für uns erklärt, und wir dürfen das Beste hoffen. Mit welchem Verlangen erwarte ich Ihre erste Sendung, und mit welchem Vertrauen Alles, was Sie uns aus dem weiten Kreise Ihrer mannigfaltigen Kräfte, Thätigkeiten und Verhältnisse zusichern . . . 5. [Jena] Nach Tische zu Eichstädt. Die Merita causae der Zeitung durchgesprochen . . . Abends bey Frommanns, wo Thibault Fernow. Loder. Hufeland u Paulus waren. 5. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 358ff.): Göpferdt schreibt an [J.] Schmidt, daß Hofrat Schütz eine Berliner Kabinettsresolution erhalten, wodurch ihm zugesichert worden, daß den Grenzpostämtern verboten werden solle, die in Jena angekündigte A.L.Z. u n t e r d i e s e m N a m e n nicht zu spedieren und kein Exemplar in die preußischen Länder zu debitieren. Auch wolle man von dort deshalb nach Weimar schreiben. Dieses hat Hofrat Schütz dem Göpferdt mit großem Jubel erzählt. Bei dem bisherigen Benehmen zu Berlin gegen die Jenaische Akademie ist dieses sehr glaublich. Ohne Zweifel wird die Nachricht auch schon in Jena ausgebreitet sein. Ich habe mit Fleiß hier noch gar nicht darüber gesprochen. Käme ein Berliner Schreiben hieher, so würde man zuvörderst mit den Unternehmern konferieren müssen über folgende Fälle: 1. Will man es wagen, sich nicht an dergl. Maßregul zu kehren, und das obere Deutschland sich desto mehr zueignen, auch Pakets nur d u r c h g e h e n lassen, z. E. nach Hamburg, Riga pp.? 2. Will man sich daran halten, daß man antwortet, der Titul 1

) Steffens’ Rez. über Schelling in JALZ 1. Mai u. 10. Juni 1805, Nr. 103 u. 137: Schellingsche Natur-Philosophie.

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werde sein: J e n a i s c h e A.L.Z., wodurch sie sich ganz von der Hallischen unterscheidet, wie z. E. vormals die Erlangische, wie auch die Salzburger, wie das Leipziger Modejournal von dem hiesigen? 3. Wenn auch das nicht gehen sollte, will man sich nennen: Allgemeine Gelehrte Zeitung? Ich bin vor Num. 2, nur daß man aus Berlin bald zu erfahren suchen müßte, ob man dieses gelten lassen will. Das heißt doch: Litteras sehr despektieren!! Ich melde das alles ganz eilig, um vorläufig Überlegung anzustellen, auch, wenn es gefällig, mit Herrn Eichstädt darüber zu konferieren . . . Die Berliner Zudringlichkeit wird unsern gnädigsten Herrn sehr verdrießen.

Nov

5. [Jena] An die Leser der Allg. Lit. Zeitung (Intelligenzblatt der ALZ, Nr. 208, 5. Nov 1803): In unsrer unterm 23sten September d. J. an das Publicum gerichteten Erklärung über die falschen Gerüchte . . . setzten wir voraus: es würden die Unternehmer eines neuen literarischen Instituts keine so kleinliche Meynung von ihm hegen, dass sie es unter unsrer längst bekannten Firma in die Welt einzuführen für nöthig erachten, und einen Theil des Publikums durch den völlig gleichen oder wenigstens sehr ähnlichen Titel in Verwirrung setzen sollten. Wir sehen aber, dass wir uns geirrt haben. Die Unternehmer einer neuen gelehrten Zeitung . . . haben wirklich eine Menge Avertissements und Circularschreiben ergehen lassen, in denen sie gerade unsere Unterschrift: Societät der Unternehmer der Allg. Lit. Zeitung zu Jena, gebraucht, auch für ihr neues Journal gerade unsern Titel gewählt haben. Hieraus sind schon eine Menge Verwirrungen auf den Postämtern entstanden. So eben aber erhalten wir von drey Orten, die auf ganz verschiedenen Postrouten liegen, die Nachricht, dass in eine Sendung unsrer Blätter eine Ankündigung, welche auch einer unsrer Correspondenten uns im Original mitgetheilt hat, eingelegt gewesen sey, worin gesagt wird, die Jenaer A.L.Z. werde vom Jahr 1804 an unter Redaction des Hrn. Hofr. Eichstädt hier erscheinen, äussere Form und Einrichtung bleibe im ganzen wie bisher u.s.w., und dieses ganze Avertissement war unterzeichnet: Die Unternehmer der Allg. Lit. Zeitung zu Jena. Nach unserer obgedachten Erklärung an das Publicum musste eine solche Erscheinung . . . äusserst auffallend seyn, und konnte kaum etwas anderes bezwecken, als das Publicum aufs neue zu verwirren. Um diese Absicht zu vereiteln, sind wir genöthigt öffentlich bekannt zu machen, dass besagter Passagier hinter unserm Rücken blind mitgefahren sey. Schade um das Trinkgeld, das dieser Schlich etwa mag gekostet haben.1) Denn das Publicum unsrer Leser ist, wie wir zu unserm grossen Vergnügen erfahren, in seinem Urtheil über die Wahl dieses Mittels, sich bey ihnen zu introduciren, völlig einverstanden. Societät der Unternehmer der Allg. Lit. Zeitung, bisher zu Jena, künftig zu Halle. 6. [Berlin] Ministerialschreiben der Königlichen Preußischen Wirklichen Geheimen EtatsRäte an das Geh. Consilium2) (ThHStA A 7692, Bl. 63f.): . . . ist bewußt, daß das Institut der bisher in Jena erschienenen Allgemeinen Litteratur-Zeitung nach Halle verlegt worden, woselbst Seine Königliche Majestät seine Fortsetzung durch eine ansehnliche Unterstützung zu begünstigen allergnädigst beschlossen haben. Nichts insoweniger erlauben sich die Unternehmer einer neuen Jenaischen gelehrten Zeitung, in ihren Bekanntmachungen, Circularien und Einladungen die ganz ungegründete Behauptung, jenes Institut bleibe in Jena; ein Anführen, dem sie dadurch den Schein der Wahrheit zu geben vermeinen, daß sie diese ihre neue Zeitung in Druck und Format der Allgemeinen Litteratur-Zeitung vollkommen ähnlich zu machen und ihr sogar denselben Titel beizulegen beabsichtigen. Die Ausführung dieses Vorhabens, durch dessen Ankündigung schon jetzt die Postämter bei den wegen der Spedition zu treffenden Einleitungen, die Leser bei dem Bestellen, das Publikum in seiner Vorstellung von der

1

) Schütz vermutete Bestechung des ALZ-Personals durch F. Fiedler, der zur JALZ übergewechselt war; Schütz an Bertuch, vor 5. Nov (GSA 06/5494, Bl. 105f.). 2 ) In Weimar eingeg. Nov 21. (s. dort); zum Vorgang s. Sept 23.: Schütz an die Universität u. Anm.

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Sache irre geleitet werden, würde eine offenbare Verletzung des Eigenthums der Unternehmer und Herausgeber der Allgemeinen Litteratur-Zeitung enthalten, und deren Institut, da alle Rechnungs- und Geld-Geschäfte desselben, unter der Firma: „Expedition der Allgemeinen Litteratur-Zeitung“ gehen, würklichen Gefahren aussetzen, den Post-Aemtern aber, bei der nicht zu vermeidenden Verwechselung, Zeitversäumniß und unaufhörliche Verdrießlichkeiten zuziehen. Seine Königliche Majestät, Allerhöchst welcher hievon ein gründlicher Bericht erstattet worden ist, finden Sich durch diese Lage der Sache zu Maasregeln bewogen, welche der Protection, die Sie den Wissenschaften ertheilen, und dem Schutze, den Sie dem Eigenthumsrechte angedeihen lassen, gleich angemessen sind. Wenn die Unternehmer der neuen gelehrten Zeitung zu Jena sich des dieser Zeitung keinesweges zukommenden Titels der schon so lange bestehenden allgemeinen Litteratur-Zeitung nicht anmaßen, und sich der Nachahmung der letzteren in Druck und Format enthalten, so wird die Jenaische neue Zeitung, gleich jedem ähnlichen die Wissenschaften befördernden Blatte in den Königl. Landen erlaubt seyn, und die Unternehmer und Herausgeber der Allgemeinen LitteraturZeitung können und werden in einer, in diesen Schranken bleibenden Concurrenz, so wenig eine Verletzung ihres Eigenthums finden, als sie demgleichen in der Existenz so mancher anderen deutschen und Europäischen gelehrten Zeitung erkennen. Wenn aber die Unternehmer der neuen Jenaischen Zeitung bei der oben angezeigten Anmaßung eines fremden Eigenthums beharren, unbefugt in die Stelle des alten bestehenden Instituts durch widerrechtliche Annehmung seines Titels und durch Nachahmung seiner äußeren Form eindringen wollen, so haben Seine Majestät auf solchen Fall bereits den Befehl ertheilt, daß die Postaemter in Höchst-Dero sämtlichen Staaten sich mit der Spedition dieser Zeitung auf keine Weise befassen sollen. Wir erfüllen den Königl. Befehl, dieses . . . darzustellen, und hegen das Vertrauen zu Dero Gerechtigkeit, daß diese bloße Darstellung genügen werde, die Verfügung zu begründen, auf welche Wir hiemit ergebenst antragen: daß die Unternehmer der neuen gelehrten Zeitung zu Jena, überhaupt sich der erwähnten Nachahmung enthalten, und insbesondere ihrer Zeitung eine ganz andere von jenem Titel sich völlig unterscheidende Benennung geben. Uebrigens setzen Wir hiebei voraus, daß das neue Blatt unter den Auspicien Seiner Durchl. des Herzogs Dero gnädigsten Herrn erscheinen werde. Sollte die Sache indeß Angelegenheit der Universität Jena seyn, so werden Wir in ähnlicher Art Uns bei sämtlichen Durchlauchtigsten Nutritoren der besagten Universität verwenden, und ersuchen . . . des Zeitgewinns wegen, diese Communication gefälligst anticipiren zu wollen, Uns aber hierüber sowohl, als in der Hauptsache selbst, mit einer baldigen geneigten Antwort zu beehren. Ueberzeugt, daß Wir in einer so gerechten von selbst sprechenden Angelegenheit, von . . . keine andere als eine mit Unsern Wünschen übereinkommende Entschließung zu erwarten haben, sehen Wir solcher mit desto größerem Vertrauen entgegen, da Unsere[r] Seits Wir Denenselben in allen dazu angethanen Fällen zu rechtliche[n] Willfahrungen und angenehmen Diensterweisungen stets bereit und geflissen verbleiben.

Nov

6. [Jena] C. L. Fernow an K. A. Böttiger (BG 5, 394): Gestern Abend war ich bey Frommann zu Abend, wo unter andern auch Göthe u. Loder gegenwärtig waren, auch die andern beiden Abtrünnigen Hufeland u. Paulus. Man war sehr vergnügt, besonders Göthe, den ich noch nie so guten Humors gesehen habe. [7.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 361): Die Nachricht wegen der A.L.Z. hat Göpferdt nochmals bestätigt und will solche selbst gelesen haben. Vermutlich hat S c h ü t z ihm mit Vorbedacht davon gesagt, um Eichstädt recht leid machen zu lassen, besonders weil dieser Göpferdten nicht weiter brauchen will und beide daher miteinander schlecht stehen mögen. Lenzens Einfall mit einem Petersburger Präsidenten scheint an sich so ungünstig nicht.1) Wir könnten vielleicht die Gelegenheit nützen, mehr 1

) H. Tümmler (SchrGG 54, 495) kommentiert: Wohl als eine Art Ehren-Herausgeber der A.L.Z., der man damit ein internationales Air geben wollte. Es wurde nichts daraus.

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Hand und Gewalt zu erlangen. Ich habe dem Herzog von der Berliner despotischen Verfahrungsweise wegen der A.L.Z. noch nichts gesagt. Ihro Durchlaucht schienen mir verdrüßlich und ärgerlich, welchen Zustand ich nicht vermehren wollen. Demnächst war mir daran gelegen, erst mit Ihnen über die Sache konferiert zu haben und zu vernehmen, was Eichstädt dazu sagte.

Nov

7. [Jena] H. C. A. Eichstädt an F. D. E. Schleiermacher (F. D. E. Schleiermacher. Briefwechsel 1803−1804. Hsg. v. A. Arndt u. W. Virmond. Berlin, New York 2005, 87f.): Wie erfreuend uns allen die gütige Zusicherung Ihrer Theilnahme an unserer A.L.Z. war, kann ich Ihnen kaum mit Worten hinlänglich bezeugen. Wir danken Ihnen dafür auf das verbindlichste, u ich besonders wünsche mir Glück, mit einem längst geschätzten Gelehrten in eine genauere, und wie ich mir schmeichle, dauernde Verbindung getreten zu seyn. Der Contract, welcher nächstens folgen soll, möge Sie wegen des monatlichen Einsendungstermins nicht erschrecken! Er spricht ein allgemeines Formular aus, das bey einzelnen Mitarbeitern mannichfache Ausnahmen leidet, die größten gerade bey den besten. Senden Sie uns so viele Recensionen, als Ihre Neigung u Muße Ihnen erlaubt, u rechnen Sie für jede Sendung auf unsere herzliche Dankbarkeit. Unter den von Ihnen vorgeschlagenen Schriften nehmen wir mit Vergnügen die Recensionen von folgenden an:1) 1) Schelling über die Methode des akadem Studiums, 2) Falks kleine Abhandlungen2) − außerdem möchten wir bitten 3) Falks Prometheus3) 4) Bouterwecks Einleit in die Philos der Naturwiss4) 5) Schwarz Erziehungslehre,5) etwa verbunden mit 6) Wagners Erziehungslehre6) 7) das neue Gravitationsgesetz7) Die P e s t a l o z z i s c h e n L e h r b ü c h e r waren bereits vertheilt.8) Die Recensenten derselben sind, wie ich weiß, gegen Pestalozzis Methode. Sollten Sie dieselbe zu vertheidigen geneigter seyn: so könnte gleichwohl auch Ihre Recension statt finden. Denn da in einem kritischen Blatte durchaus nicht auf Eine u dieselbe Ansicht u bey dem Conflict unserer Tage auf eine ausgleichende Operation gerechnet werden muß, wenn man nicht wieder eine gewisse Nullität herbeyführen will: so ist Goethe mit mir der Meinung, daß von solchen wichtigen Werken, auch wohl doppelte Recensionen, die nach verschiedener Ansicht der Sache verfaßt sind, Statt finden können. K a n t ’ s P ä d a g o g i k war auch bereits einem anderen Mitarbeiter übertragen.9) Allein ich wünsche, daß Sie bey den Werken von Wagner u Schwarz eine vergleichende Hinsicht darauf nehmen mögen, ohne jedoch eine förmliche Recension des Buches zu liefern. Wegen [F. Schlegels] Alarkos sind wir, um es Ihnen recht ehrlich zu bekennen, in einiger Verlegenheit. Sie kennen die Stimmung des größern (wenn auch nicht bessern) Publicums; vielleicht wissen Sie auch, welche Vorurtheile g e g e n unsere Zeitung die schlaffe Gegenparthey aus dieser Stimmung herzuleiten sucht. Lassen Sie uns daher mit d i e 1

) Von Schleiermacher folgende Rez.: JALZ 21. u. 23. Apr 1804, Nr. 96 u. 97: Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums. Von F. W. J. Schelling. 1803; JALZ 15. u. 17. Jan 1805, Nr. 13 u. 15: Ideen über National-Erziehung . . . von D. J. Fr. Zöllner; JALZ 21. Jan 1805, Nr. 18: Joh. Joach. Spaldings Lebensbeschreibung . . . 1804. 2 ) J. D. Falk: Kleine Abhandlungen, die Poesie und Kunst betreffend. Weimar 1803. 3 ) J. D. Falk: Prometheus. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen. Tübingen 1803. 4 ) F. Bouterwek: Anleitung zur Philosophie der Naturwissenschaften. Göttingen 1803. 5 ) F. H. C. Schwarz: Erziehungslehre. Bd 1. Die Bestimmung des Menschen in Briefen an erziehende Frauen. Leipzig 1802. 6 ) J. J. Wagner: Philosophie der Erziehungskunst. Leipzig 1803. 7 ) Darstellung eines neuen Gravitazionsgesetzes für die moralische Welt [v. F. Buchholz]. Berlin 1802. 8 ) In der Reihe Pestalozzis’ Elementar-Bücher waren 1803 erschienen: Buch für Mütter, oder Verstandes- und Sprachübungen, die Kinder bemerken und reden zu lehren (Heft 1) u. Anschauungslehre der Zahlenverhältnisse (2 Teile). 9 ) Über Pädagogik. Hsg. v. D. F. T. Rink. Königsberg 1803.

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s e m Werke vor der Hand u Anfangs ein wenig säumen! Daß Wilh Schlegel wiederum Hand ans Werk legt, hat mich herzlich gefreut. Sein Eindringen u seine Kraft wird ebenfalls dazu beytragen, das klägliche Einwirken der Gegenparthey desto bemerkbarer zu machen, u ich fürchte, diese wird nicht einmal vermögend seyn, sich dem Schlummer zu entringen . . . die Aussichten, von Seiten der Recensenten sowohl als der Buchhändler u des Publicums sind jetzt, so sehr die Gegenpartey schreit, über alle Erwartung uns günstig.

Nov

8. [Brief] An H Prof. Sartorius Göttingen.1) 8. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 19): Ew. Wohlgeb. wünsche ich weiter so guten Erfolg, wie den, wegen der Herren Recensenten, in Quantität und Qualität. Die Gegenerklärung [vom 27. Okt] habe ich an die R Post Amts-Zeitung nach Frankfurt . . . befördert . . . Die Frankfurter Zeitung passirt ganz Deutschland und wird auch in Berlin viel gelesen, so gut als in Hamburg und auf andren großen Plätzen.2) 9. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 362): Daß Göpferdt so wiederholt versichert, die Kabinettsresolution mit des Königs Unterschrift bei Schütz selbst gesehen und gelesen zu haben, läßt mich doch noch immer fürchten, es sei etwas an der Sache. Denn erstlich ist Göpferdt zwar ein beschränkter, aber nicht betrügerischer Mann, der schon die Ausdrücke von G r e n z p o s t e n pp. nicht wohl erfinden konnte. Hernach ist auch Schützens Manier gerade nicht die, durch dergleichen Erfindung etwas zu bewirken, was eher zu seiner Prostitution ausschlagen müßte. Er hat auch nicht Courage genug, etwas vorzuspiegeln, was ihm in Berlin wegen Mißbrauchs des königlichen Namens übel aufgenommen werden könnte. Ist etwas dran, so werden die Grenzpostämter wohl melden müssen, daß sie die übernommene Versendung nicht leisten können oder dürfen. E i c h s t ä d t hat mich gebeten, für die Einrückung seiner letzten Gegenerklärung in öffentliche Blätter zu sorgen. Ich antworte ihm, daß dieses in Ansehung der F r a n k f u r t e r . . . Zeitung wirklich geschehen sei.3) Mit dem Anzeiger mag ich mich nicht melieren,4) und in Hamburg sind diese Einrückungen ungeheuer teuer. Die, von der die Rede ist, würde nicht unter 4 Louisdor zu erlangen sein. Die 10 Zeilen, die wir einmal einrücken ließen, kosten beinahe 4 Rtlr. 10. [Jena] An Fritz v. Stein (Br 16, 341): Ich ergreife eine Gelegenheit

mein Andenken bei dir, lieber Freund, zu erneuern. Durch eintretende Veränderungen und Verhältnisse sehe ich mich genöthigt, für die in Jena herauskommende Litteratur-Zeitung, von Neujahr an, einige Sorge zu tragen, wobei der Umstand vorkommt, daß man gern einige gute Recensenten der Schriften, die Schlesien unmittelbar betreffen, finden möchte. Hättest du selbst Lust mit anzutreten? und wüßtest du, in verschiedenen Fächern, uns einige Freunde zuzuweisen? Sobald ich deine Einstimmung und sonstige Nachrichten erhalte, so sollen die förmlichen Einladungen und gewöhnlichen Contracte nachfolgen. Du wirst mir eine Gefälligkeit erweisen, wenn du bei deiner Kenntniß des Landes und bei deiner Bekanntschaft mit so mancherlei Personen dich unserm Institut freundlich und nützlich erzeigest. 1

) Nicht überliefert. Antwort: Sartorius an G, 18. Nov (s. dort). ) Zur Veröffentlichung s. nächstes Z u. Nov vor 22.: Scharf an G od. Voigt. 3 ) Gemeint: Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung; s. unten Nov vor 22.: Scharf an G od. Voigt. 4 ) Gemeint: Gothaer Reichsanzeiger (SchrGG 54, 496). 2

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Nov 10. [Jena, Brief] An H Kriegsrath v. Stein Breßlau. 10. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 364): Da der Herzog nicht eben auf ärgerlicher Disposition war (wo ich ihn zu schonen für Pflicht halte), so ließ ich etwas, als von einem Bruit, einfließen über das preußische Interdikt der A.L.Z. Der Herzog sprach sehr einsichtig darüber und hielt es kaum für möglich. Auf alle Fälle habe ich diese Vorbereitung der Sache für gut angesehen. 10. [Leipzig] F. W. Scharf an H. C. A. Eichstädt (Bayer 2009, 342): Euer Wohlgeb. melde ich hierdurch ergebenst daß H. Hofrath Schütz mir heute eine königl. preuß. Cabinetsordre gezeigt hat, in welcher dero allgem. Litt. Zeitung in Jena in sämmt. preuß. Landen verboten werden soll, wofern nicht deren Titel welcher mit der in Halle übereinstimmend, und ganz ähnlich seyn soll; verändert wird. 10. [Regensburg] J. V. Cämmerer an K. C. Thon v. Dittmer1) (Bayer 2009, 347f.): Durch den mir bekannt gemachten Antrag Ihres – Bruders [C. A. Thon] in Betreff der Mitarbeitung an der Jenaischen Litteraturzeitung finde ich mich sehr geehrt, und glaube, vorzüglich durch meine Anstellung bey der Reichsdirectorialgesandtschaft, im Stande zu seyn, eine vollständige Übersicht der ComitialLitteratur liefern zu können, welche nun mehr als jemahls interessant werden wird. Ich erwarte daher die weitern Anträge und werde meine wenigen Kräfte diesem mir von jeher sehr schätzbaren Institute mit Vergnügen widmen.2) 10. [Regensburg] K. C. Thon v. Dittmer an C. A. Thon (Bayer 2009, 347): . . . habe ich mit H. Legations Rath Cämerer gesprochen, und ihn ersucht mir seine Meynung in einem Billet mitzutheilen. Das sende ich nun in der Anlage. Du wirst ihm schon Deine Absicht in dem weitern Antrag so bestimt angeben daß er nicht zu wenig und nicht zu viel einschickt. − Hier wären allenfalls die Theologen − Profeßor [? F.] R i c h t e r und Magister [P. F.] G a m p e r t im Arzneyfach ein junger Dr. Z u c k e n [J. H. Zucker?] im Juridischen der Geheime Hofrath [J. F. X.] v. Epplen . . . zu empfehlen. 11. [Jena] An H. C. A. Eichstädt3) (Br 16, 342f.): 1. Sende das französische

Werk [J.-C.-L. Simonde de Sismondi: De la richesse commerciale . . . Genf 1803] zurück und bitte solches bis nach erhaltener Nachricht von Göttingen bei Sich zu bewahren. 2. Folgt der Meßkatalog. Da ich weder die Bücher noch die Recensenten kenne, so ersuche ich Ew. Wohlgeboren auch das ästhetische Fach nach Überzeugung zu vertheilen. Das Verzeichniß der Recensenten habe bei mir behalten, um mich in der Folge nach und nach mit ihnen bekannt zu machen. 3. Könnte man nicht auch bei dem Institute sämmtliche Lectionskataloge anderer Akademien vereinigen? theils um sie öffentlich zu nutzen, theils um von fremden Zuständen unterrichtet zu sein. 4. An folgende allenfalls einzuladende Personen will erinnern: Rivini in Wien, Hofsecretair, für ungarische Litteratur; [J. N.] Forkel, Göttingen, historischer Theil der Musik; [J. A.] Schmidt, Wien, Hofrath, Augenarzt. 5. Hätten meine Anmerkungen zu dem neu abzudruckenden Contract allenfalls bis zu 1

) Beilage zum nächsten Z. ) Rez. v. J. V. Cämmer in JALZ 3. u. 4. Jan 1806, Nr. 3 u. 4: Neueste reichsritterschaftliche Literatur. 3 ) Vermutl. in diesem Zusammenhang auch ein Schema mit möglichen Rezensenten u. d. T. Pro nota (Bayer 2009, 336). 2

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meiner Wiederkunft Zeit?1) 6. Den Fiorillo erbitte ich mir zurück um solchen an Professor Meyer abzugeben.2) 7. Athenäus und [F. A.] Nitsch folgen hier gleichfalls. 8. Das gestern mitgetheilte Intelligenzblatt wünschte zu behalten3) . . . Nov

[Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 114f.): 1) Fiorillo an Prof. Meyer. 2) Die [11.] Lectionscataloge sind gewissermaßen in der Correspondenten Einladung begriffen. 3) Hr Forkel ist gestern eingeladen; Hr Rivini u Schmid [J. A. Schmidt] werden es heute noch. 4) Für einzelne Fächer fehlen noch Recensenten. Beyl. Liste.4) 5) Ein Recensent, der [H. E.] v. Globig’s Stelle verträte. 6) Zwey Briefe nach Livland. 7) An Hn [T. H. A.] Bode soll diese Woche noch eine Einlad. wegen des französ. Romanfaches ergehen. 8) Ausländische Journale, vielleicht auch einige inländische. 9) Neue Auflage des Contracts, mit Verbesserungen. 11. [Jena] H. C. A. Eichstädt an A. W. Schlegel (Körner 1, 175f.): Wir erwarten also mit Vergnügen von Ihnen die Recensionen von S t o l b e r g s Aeschylus B o u t e r w e c k s Geschichte der Poesie Vo s s e n s Zeitmessung5) . . . Für das Berlinische Zeitungsblatt herzlichen Dank! Die kleinlichen Kunstgriffe der Gegenpartey, uns zu schaden, erregen fürwahr mehr Mitleiden als Unwillen . . . Ich schreibe Ihnen nächstens mehr und sende, der Förmlichkeit halber, den Contract mit der Societät . . . Könnte Ihr Hr. Bruder [F. Schlegel] in Paris uns nicht manches, zu Nutz und Frommen unserer A.L.Z., von Paris aus gewähren?

12. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 343): Wollten Ew. Wohlgeboren

von Herrn [J. G.] Ebel die Adresse des Herrn Ölsners [C. E. Oelsner] verlangen, so könnte man, indem man an den Bürger Pougens6) schreibt, gleich einen Brief an Ölsner beilegen und dergestalt das Geschäft beschleunigen. 13. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 117): Ew. Hochgeboren übersende ich hier einen gestern erhaltenen Brief [vom 10. Nov] vom OberPostcommissarius [F. W.] Scharf in Leipzig, welcher den vermutheten Machtanspruch der Pr.[eußischen] Regierung vollkommen bestätiget. Sollte man nicht bald dagegen vorstellen, daß unsere Zeitung ja nicht denselben Titel führe, sondern Jenaische A.L.Z. heiße: ein Titel, der nicht unterscheidender seyn könne, und den ja, auf ihr Local angewandt, schon längst auch die Oberdeutsche Allg. Lit. Zeit. gebrauche. Aber an wen, u auf welchem Wege diese Vorstellung gelangen lassen? Mit Sehnsucht erwarte ich darüber Ew. Hochgeboren oder des Hn. Geh. Raths Voigt gnädige Belehrung. Erlauben Ew. Hochgeboren, daß ich Ihnen bey dieser Gelegenheit nochmals die Bibliotheksangelegenheit empfehle.7) Zudringlichkeit mag es scheinen; es ist Zudringlichkeit für eine gute Sache, ohne allen 1

) 2. Aufl. des Rezensentenkontrakts, Auszüge bei Bayer 2009, 565f. ) J. D. Fiorillo: Geschichte der zeichnenden Künste von ihrer Wiederauflebung bis auf die neuesten Zeiten. Bd 3, Hälfte 1. Göttingen 1803 (Ruppert Nr. 2401); vom Verf. übersandt am 22. Okt (RA 4, Nr. 1052). 3 ) Vom 5. Nov (s. dort). 4 ) Liste mit zu besetzenden Fächern beigelegt, abgedruckt bei Bayer 2009, 115f.; daraufhin G’s u. Voigts Vorschläge am 17. Nov (s. dort, Beilage). 5 ) Zu den Rezensionsplänen s. oben Sept 10.: Schlegel an G u. Okt 10. Eichstädt an Schlegel. 6 ) M. C. J. de Pougens, frz. Publizist, hatte seine Schriften an Carl August gesandt (Br 16, 484f.). 7 ) Bitte um Bibliothekarstelle; s. oben 2. Okt 1803: Eichstädt an G. Im Jahr 1804 Ernennung zum Oberbibliothekar. 2

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Privateigennutz; da ich so gern einigen Fond für ein Seminar philol. haben, dadurch die Humanioren hier wirksamer befördern u. die Seminaristen auf eine für sie u für das akademische Beste nützliche Weise beschäftigen möchte.

Nov 15. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 117): Ew. Hochgeboren habe ich die Ehre die heut erhaltene Recension von Prof. [K. L.] Reinhold zu übersenden,1) nebst einem dazu gehörigen Briefe, worin er neue Recensenda vorschlägt.2) Über beides erwarte ich, wenigstens bey Ihrer Rückkehr zu uns, Ihr belehrendes Urtheil . . . 16. [Jena] Hegel an Schelling (Hoffmeister 1, 77): Was das hiesige Wesen betrifft, so wirst [Du] durch die nach Würzburg wandernden Jenenser hinlänglichen Bescheid erhalten . . . Die alte Literatur-Zeitung hat die 10000 Thlr. erhalten unter der Bedingung, für jedes Jahr, das sie früher als 10 Jahre von Halle wieder auswandere, 1000 Thlr. zurückzubezahlen; wenn es ihr nun geschähe, ins Nichts zu wandern, so könnte sie in doppelten Schaden kommen . . . Die neue zu erscheinende Literatur-Zeitung wird ein ebenso gemeines Institut werden als die verhergehende und jede andere; es war Goethe um nichts weiteres zu tun; da Eichstädt sich und Geld anbot, so wurde die ganze Sache ohne weiters zugeschlagen, damit Jena eine Literatur-Zeitung habe. [ca. 17.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 365): Einige für die bemerkten Fächer gute Rezensenten habe ich beiliegend angegeben [s. übernächstes Z, Beilage]. Praktische Jurisprudenz sollte der Justizrat [E. W.] Ackermann auch gut behandeln. Er hat ein feines Urteil in diesen Dingen und schreibt gut. Über Viehzucht und Cameralia wäre [C. W. H. v.] Lyncker sehr gut; ich müßte ihn erst sondieren, weil alles Unerwartete ihn stutzend macht. 17. [Weimar] C. A. Thon an G (GSA 28/42, Bl. 559): Euer Hochwohlgeb. verehrliches Billet vom 31stn v. M. sehe ich als einen schmeichelhaften Beweiß Ihrer Gewogenheit an. Meine Speculation einer Werbung für die ALZ. ist nicht ohne Erfolg geblieben, wie die Anlage zeigt.3) Die Zugesellung des Herrn Legationsraths [J. V.] Cämmerer zu Regensburg ist, nach meiner Überzeugung, eine schöne Acquisition für das neue Institut. Er ist auch schon als Schriftsteller bekannt. Euer Hochwohlgeb. haben nun die Gnade, die weitere Einleitung zu besorgen. 17. [Weimar] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 344): Ew. Wohlgeboren erhal-

ten hiebei den Scharfischen Brief [vom 10. Nov] zurück. Man ist hier des Dafürhaltens, daß ein Promemoria der Unternehmer eingereicht werden solle. Ich bringe einen Entwurf dazu bei meiner nächsten Ankunft hinüber. 2. Das pariser Bücherverzeichniß bis zum 15. October. 3. Einige günstige Nachrichten von Regensburg, weshalb ich die weitere Besorgung überlasse4) . . . Herrn Reinholds Brief kommt wieder zurück; wollen Sie ihm die roth unterstrichenen Bücher zur Recension überlassen, so habe ich nichts dagegen zu erinnern. Die Recension selbst bringe ich mit. Auch kann ich die angenehme Nachricht melden, daß Herr Steffens vor Ende des Jahres eine Recension der Schel-

1

) Ueber die verschiedenen Methoden des Philosophirens . . . Von Wilhelm Traugott Krug . . . 1802 . . . Fundamentalphilosophie, von Wilhelm Traugott Krug. 1803; s. oben Okt 24.: Eichstädt an G. 2 ) Nicht erhalten. 3 ) Beigelegt Briefe vom 10. Nov (s. dort): J. V. Cämmerer an K. C. Thon v. Dittmar u. K. C. Thon v. Dittmer an C. A. Thon. 4 ) Die im vorigen Z beigelegten Briefe.

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lingischen physikalischen Schriften einsenden wird . . . Auch liegt ein Verzeichniß bei wegen einiger Recensenten zu den noch offenen Fächern.1) [Beilage.] würde der Kammerarchivarius [F. L.] Für Bienenzucht Kruse allhier ein guter Beurtheiler, Jagd zumal er gut und präcis schreibt. Er Fischerei kann auch englische und französische Schriften dieser Art vornehmen. Forstwissenschaft kann ebenderselbe nöthigenfalls übernehmen. Er hat viele Kenntnisse in diesem Fach und ist ein in der Jugend, als eines Wildmeisters Sohn, darin theoretisch und praktisch geübter Mann. Straßenbau Der Conducteur [G. C.] Sartorius in Eisenach. Schönschreibekunst hierin ist der Geheime Canzleisecretarius [C. G. K.] Vogel ein wahrer und urtheilender Kenner; es wird allenfalls leicht sein seine Urtheile in eine Form zu bringen. Galvanismus will Herr Steffens übernehmen. Ich dächte man übertrüge ihm diese Partie ganz unbedingt, da man wegen einzelner Schriften in so großer Entfernung nicht wohl mit ihm tractiren kann. Heraldik Hiezu erbietet sich Herr Bibliotheksecretarius Vulpius, welcher zugleich in der Diplomatik Sächsischen Geschichte und Deutschen Alterthümern zu brauchen wäre. Kochbücher Der Mundkoch Durchlaucht der Herzogin Mutter, [R. F. le] Goullon, ist ein sehr gebildeter Mann und schreibt recht gut französisch. Wenn Sie mir irgend einmal ein paar Kochbücher schicken wollten, so machte ich einen Versuch mit ihm; dann fände sich ja wohl für diese ohnehin nicht weitläufige Recension ein Übersetzer. 1

) Von C. G. Voigt mit Zusätzen von G, auf Eichstädts Bitte vom 11. Nov (s. dort).

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Nov 17. [Brief an] H Hofr. Eichstädt. 18. An C. G. Voigt (Br 16, 348): Zugleich lege ich einen Entwurf eines

kurzen Promemoria vor,1) wie Sie es dem [preuß.] Minister, Graf Schulenburg vorzulegen gedacht. Wenn es im allgemeinen Beyfall erhält, so kann es in stylo relativo concipirt, vielleicht gar ohne Unterschrift versendet werden. Wenn es völlig ajustirt wäre, communicirte man es Eichstädt, welcher die nöthigen Beylagen verschaffen müßte. 18. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 119): Ew. Hochgeboren übersende ich mit dem hochachtungsvollsten Danke für alles heut Erhaltene, was ich bestens besorgen werde, 1) den gnädig mitgetheilten Brief des Hn. [C. A.] Thon [vom 17. Nov], 2) drey interessante Briefe [u. a. von J. v. Müller], welche unter vielen seit ein paar Tagen eingelaufen sind. 18. [Göttingen] G. Sartorius an G (Bayer 2009, 591f.): Simonde de la richesse commerciale habe ich mir von der Bibliothek bereits hohlen lassen. Ich verspreche von diesem, so wie von folgenden Büchern: R e h b e r g über den deutschen Adel, u. T h o r n t o n über den Englischen Papier-Credit, Ihnen Recensionen zu schicken, wenn anders die beyden letzten Werke noch niemanden sonst zugetheilt sind; weßhalb ich um eine baldige Nachricht bitte.2) Diese drey sind die interessantesten politischen Werke, die in der letzten Zeit erschienen sind; sie verdienen eine ernstliche Behandlung. Eine Recension liefere ich bestimmt noch vor Weihnachten, die anderen beyden gewiß vor Ostern. Daß ich es ernstlich meine, davon zeuge dieß, denn meine Geschäfte sind jetzt sehr mannigfaltig; jede Beyträge zu anderen Instituten habe ich abgelehnt. Was [A. L. v.] Schlözern und seinen Nestor [Göttingen 1802] betrift, so will ich folgende unmaßgebliche Vorschläge thun. Schlözer hat Zeit und er recensirt gern, ist überdieß mit der Direction der hiesiegen gelehrten Blätter etwas brouillirt. Allein er ist auch etwas stolz, so daß ich dafür halte, wenn Sie selbst ihm ein Wort gönnen wollten, so würde er leicht eingehen. Seine Acquisition ist schätzenswerth in Bezug auf Nordische Geschichte, vorzüglich Russische und die Litteratur dieses Reichs überhaupt. Wegen der übrigen neueren Geschichte ist er aber unbrauchbar, vollends über Politik, Finanzen hat er höchst bornirte Begriffe, und einige alte, abgelebte Formeln, die heut zu Tage ganz unbrauchbar sind. Wer es mit einem Institute redlich meint darf ihm in der letzten Rücksicht keine Stimme zugestehen; aber er ist in erster Hinsicht auch um so schätzbarer. Wenn nun Schlözer Antheil nimmt, so entsteht die Frage: Sollte er nicht seinen Nestor selbst recensiren dürfen? Lassen Sie sich das Blatt geben von den Götting. [gelehrten] Anzeigen [1803, 78. Stück], worin er dieß hier geleistet hat. So eine gute Anzeige kann nicht leicht jemand sonst machen. Gefällt Ihnen aber dieser Vorschlag nicht, so steh ich immer zu Diensten, oder, wenn mir jene drey Bücher zum Recensiren zufallen sollten, und Sie früher den Nestor angezeigt wünschten, so möchte ich [J. v.] Müller in Wien vorschlagen. Da [J. G. v.] Stritter in Rußland todt ist, so weiß ich niemanden, der geschickter dazu wäre, zu empfehlen.3) Mit [G.] Hugo ist nichts anzufangen, er ist zu

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) Dazu s. oben Nov 17.: an Eichstädt. ) JALZ 1.−3. Febr 1804, Nr. 27−29: An Enquiry in to the Nature and Effects of the Paper-Credit of Great Britain. By Henry Thornton . . . 1802; JALZ 6. Juli 1804, Nr. 161: Ueber den deutschen Adel, von August Wilhelm Rehberg. 1803; JALZ 19. Nov 1804, Nr. 277: De la richesse commerciale . . . par J. C. L. Simonde . . . Tome I. . . . Tome II. . . . (1803). 3 ) Rez. von J. v. Müller, JALZ 7. März 1806, Nr. 56: HECTORb. Russische Annalen, in ihrer slavonischen Grundsprache verglichen, übersetzt und erklärt von August Ludwig von Schlözer . . . Vier Theile. 1802 bis 1805. 2

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faul. Was Sie mir von Jena melden freut mich herzlich. Beyde Institute werden und müssen unter solchen Umständen und bey solcher Pflege schon gedeihen. Ich habe nie einen Augenblick daran gezweifelt, und eben dieß Gedeihen wird die beste Antwort auf das scheinheilige Mitleiden mit dem Versinken Jena’s seyn, das sich hier und da äussert, und das dem Neide im Innern so wohl thut.

Nov 19. An H. C. A. Eichstädt (Br 30, 78): Damit eine Antwort an Herrn von

Müller nach Wien nicht etwa aufgehalten werde, sende ich seinen Brief sogleich zurück, die beyden andern bringe ich bey meiner Hinüberkunft mit. Die Philosophica müssen wir noch einmal recht überlegen.1) Nächsten Donnerstag [24. Nov] denke ich gewiß einzutreffen und eine Zeit lang [bis 24. Dez] zu bleiben. 21. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (G. Goetz: Aus Voigts Briefen an Eichstädt. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 1927, 171f.): Es ist ein Ministerial Schreiben von Berlin eingegangen, die A.L.Z. betreffend, zu dessen Beantwortung und zu fast ungezweifelter Ablehnung der darin angezeigten Vorschritte Ew. Wohlgeboren mit Ihrer Erklärung gehört werden sollen. Der Herr G. R. v. Goethe ersucht Sie daher nebst mir, daß Sie morgenden Dienstags hierher reiseten und mit uns conferirten, damit sogleich hier die erforderliche Erklärung abgefaßt werden könnte. Sie wären so gütig, das, was pro und contra über die neue A.L.Z. ins Publicum gekommen, mitzubringen . . . [ca. 21.] [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 367): Der Expresse nach Jena ist abgegangen. Vermutlich wird Herr Eichstädt eher kommen als der Bote. Es dependiert von Ihnen, wie wir unsre Session mit ihm halten wollen. Er bleibt alsdenn hier und schreibt sogleich seine Erklärung. 21. [Kopenhagen] H. Steffens an A. W. Schlegel (Körner 1, 179): . . . ich habe, weil ich die Recension ausarbeitete, keine Zeit gehabt Ihnen darüber zu schreiben.2) Meine Recension wird aber von der gewöhnlichen Form sehr abweichen. Es wird ein Aufsatz, in welchem ich mich unmittelbar an Schelling selber wende. Ich sehe die ganze naturphilosophische Discussion, als eine[n] Dialog an, wo die Reihe, das Wort zu führen, grade an mir ist − auch wird die Darstellung, die Sprache u.s.w. ganz anders wie sonst. Sollte Goethe nichts dagegen haben? Im Strudel ganz heterogener Geschäfte schrieb ich ihm jüngst [Nov] ein paar eilige Zeilen. Ich arbeite Tag und Nacht an dieser Kritik, und thue was ich vermag um etwas einigermaßen schickliches und nicht ganz gewöhnliches hervorzubringen. In drey bis vier Wochen hoffe ich denn fertig zu sein. [vor 22.] [Leipzig] F. W. Scharf an G oder C. G. Voigt (GSA 30/243, Bl. 134): Die Gegenerklärung an das Publikum wird, als eine eigene Beilage zu der Frankfurter R. O. Postamtszeitung, noch in dieser Woche erscheinen.3) Das hiesige Publikum verspricht sich weit mehr von der Sächsischen Saale, als von der Preusischen.

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) Vielleicht auf K. L. Reinhold u. G. C. Bardili bezogen, die sämtliche philosophischen Rez. übernehmen wollten; in G’s Gesprächsplan für das Treffen mit Eichstädt am 25. Nov (s. dort) beide Namen verzeichnet. 2 ) Zu Steffens Rez. s. oben Sept 17.: Schlegel an G, Okt. 2.: Eichstädt an G, Okt 7.: an Steffens, Okt 15.: Schlegel an G u. Nov: Steffens an G. 3 ) Gegenerklärung vom 27. Okt (s. dort) in Beilage zu Numero 187. der Frankfurter Kaiserl. Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung, 22. Nov 1803. In Beilage zu Numero 171 derselben Zeitung, 25. Okt 1803, war zuvor die Nachricht an das Publikum der Unternehmer der A.L.Z. vom 23. Sept (s. dort) erschienen.

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Nov 22. War Prof. Eichstädt v. Jena hier wegen des preuß Ministerialschreibens. 22. [Weimar] C. G. Voigt Protokoll (AS 2.2, 706f.): In Gegenwart des Herrn Geheimeraths von Göthe und des Endesunterschriebenen . . . Auf speciellen höchsten Befehl ist dato der Herr Hofrath Eichstaedt, von Jena hieher beschieden, und demselben dasjenige eröffnet worden, was von dem Königlich Preußischen Ministerium zu Berlin gestern allhier, wegen der Jenaischen Allg. Litt. Zeitung eingelaufen ist, mit der Anweisung, sich darüber rechtfertigend anzuerklären. Derselbe hat zu erkennen gegeben, daß diese Beschwerde schon dadurch beseitiget sey, daß die künftig in Jena fortwährende Allg. Litt. Zeitung sich eine Jenaische titulire, wodurch alle Verwechslung mit der künftig zu Halle erscheinenden Allg. Litt. Zeitung gehoben werde. Dieses sey auch der Fall mit der Oberdeutschen allg. Litt. Zeitung, welche in den Preuß Staaten und besonders in Berlin viel coursire. Indessen wolle er, der H Hofrath Eichstedt, sich die Erlaubniß erbitten, dem Fürstl. Geh. Consilio allhier seine Verantwortung schriftlich mit allen Beweißmitteln vorzulegen, wodurch sich die ganze Sache erledigen werde. Hierauf ist Namens des Fürstl. Geh. Consilii dem Herrn Hofrath, Eichstädt, bekant gemacht worden, daß man zwar eine schriftliche Verantwortung und Rechtfertigung nachlassen, jedoch deren Einreichung längstens den 24. dieses Monaths gewärtig seyn wolle; Wozu sich derselbe auch anheischig gemacht hat. 24. Früh mit Hrn. Geh. Rath Voigt die Expedition nach Berlin. 24. [Göttingen] J. F. C. Werneburg an G (Bayer 2009, 357): Wenn es der Herr Geheime Rath von Göthe genehmigen wollen, so möchte ich von [C. A.] Eschenmayers eben erschienene Schrift: D i e P h i l o s o p h i e i m Ü b e r g a n g e z u r N i c h t P h i l o s o p h i e [Erlangen 1803] gegen Ende des künftigen Monats Dec. eine Recension für die künftige j e n a e r a l l g . L i t t . Z e i t u n g , die mit unter dero hoher Prodektion erscheint, einsenden. Keine Schriften eines Fichte, Schelling, sprachen so an meine ganze Wesenheit u Denkheit an, sympathisirten so mit meinen Resultaten eines reiflichen Nachund Weiterdenkens etc als diese Eschenmayersche1). . . 25. [Jena] Hofr. Eichstädt,2) wegen der Litteraturzeitung Expedition nach

Weimar . . . H. G. R. Voigt.3) 25. [Weimar] Ministerialschreiben der Geheimen Räte an das preußische Ministerium (AS 2.2, 707ff.): An die Königl. Preußischen Herren wircklichen Geheimen Etats-Räthe, zu Berlin. Wohlgebohrne pp Das von Unsern p Herren an uns unterm 6ten dieses Monaths erlassene und am 21sten deßelben, alhier eingegangene verehrliche Schreiben, hat eine Beschwerde zum Grunde, welche die Unternehmer einer künftig in Halle erscheinenden Allgemeinen Litteratur-Zeitung, darüber geführt haben, als wenn ihnen durch die künftig in Jena herauskommende Allgemeine Litteratur-Zeitung, weil sie jener in Format und Druck ähnlich gemacht und ihr ein ganz gleicher Titel beygelegt werde, eine Verletzung ihres Eigenthums zugefügt, und bey Rechnungs- oder GeldGeschäften Gefahr zugezogen, auch den Postämtern durch die Verwechselung beyder Blätter viele Zeitversäumniß und Verdrießlichkeit verursacht werde. Auf Befehl des Herzogs unsers gnädigsten Herrn Durchl. haben wir über diese Beschwerde der Unternehmer der künftig zu Halle erscheinenden Allgemeinen Litteratur Zeitung, auch die Unternehmer des ähnlichen Jenaischen Instituts zuförderst zu hören gehabt. Wir geben

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) Rez. von Nees v. Esenbeck: JALZ 14. u. 15. Juni 1804, Nr. 142 u. 143: Die Philosophie in ihrem Uebergang zur Nichtphilosophie, von C. A. Eschenmayer . . . 1803. 2 ) Zum Treffen G’s Notizen Mit Hn. Professor Eichstädt zu besprechen. Jena d. 25 Nov. 03 (GSA 30/243, Bl. 118; gedruckt bei Bayer 2009, 559). 3 ) Brief nicht überliefert.

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uns die Ehre deren Verantwortung und Vertheidigung hierbey abschriftlich, nebst Beylagen, mitzutheilen. In der besondern Achtsamkeit, die auf Unserer p Herren Gesinnungen und Anträge wir zu legen gewohnt sind, gereicht es zu unserer wahren Zufriedenheit, aus dem Inhalt obgedachter verantwortlichen Erklärung erfahren zu haben, daß obiger Beschwerde der Unternehmer einer künftig in Halle erscheinenden Allg. Litt. Zeitung schon hinlänglich vorgebeugt ist; denn es wird die Besorgniß einer möglichen Verwechselung beider Blätter, dadurch entfernt, daß das Jenaische Institut, besage dessen öffentlicher Bekanntmachungen, sich zum Unterschied von allen übrigen Allg. Litt. Zeitungen, Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung nennt. Durch den deutlichen Ausdruck dieser specifischen Differenz wird der Anlaß zu aller Verwechselung mit andern dergleichen Anstalten beseitiget. Es wird die Jenaische Allg. Litt. Zeitung ohne Verwirrung und Verdrießlichkeit für die sämmtlichen Postämter eben so gut versendet werden können, als dies z. B. mit der Oberdeutschen Allg. Litt. Zeitung bisher auch in den Königl. Preußischen Landen geschehen ist. Und da das Siegel des jenaischen Instituts, welches Siegel wir auf beyliegendem Umschlage abgedruckt vorzulegen uns die Freyheit nehmen, die Benennung: Jenaische A.L.Z. mit deutlicher Schrift enthält, so wird auch dieses zu Verhinderung aller Verwechslung bey den PostExpeditionen beytragen. Die Unternehmer der künftig zu Halle herauskommenden Allg. L. Zeitung haben auch öffentlich und ausdrücklich diesen Titel einer jenaischen, sich nicht convenient gefunden, vielmehr denselben sogar, während der in Jena vorgegangenen Redaction dieser zeitung von sich abgelehnt. Da nun ohnehin dieser Titul außer Jena ganz unbrauchbar war, so durfte das Jenaische künftige Institut sich wohl sicher halten, durch Annahme dieses ganz andern und völlig unterscheidenden, von jenen Unternehmern sogar abgelehnten Titels: Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung in keine Collision zu kommen. Was das Format und die Lettern betrifft, so müssen wir bekennen, daß uns auch hierüber, als über eine rem merae facultatis, ein rechtliches dominium oder eine Proprietät der Unternehmer der künftig zu Halle herauskommenden Allg. Litt. Zeitung, nicht vorzuwalten scheint. Es möchte dieses schon daraus folgen, daß die Oberdeutsche Allg. Litt. Zeitung, das Leipziger Jahrbuch der neuesten Litteratur, die Leipziger Litteratur Zeitung, das Allgemeine Intelligenz-Blatt für Litteratur und Kunst, und andere critische Tagblätter, sich theils ganz gleichen, theils sehr ähnlichen Formats und Drucks bedienen, ohne wohl dadurch von den Königl. Staaten künftig ausgeschlossen zu seyn. Uebrigens ist die gefällige Voraussetzung Unserer p Herren, vollkommen gegründet, daß nemlich das neue Blatt zu Jena unter den Auspicien Seiner Durchl. des Herzogs von S.[achsen] Weimar und Eisenach, erscheinen wird. Ihro Durchlaucht haben als Landesherr und Mittheilhaber der Jenaischen Academie einen doppelten Beruf diese Academie zu unterstützen, besonders in der neuesten Zeit, wo man sich die Herabwürdigung dieser altberühmten Lehranstalt des protestantischen Deutschlands in öffentlichen Blättern auf eine auffallende Weise erlaubt, ja deren bevorstehenden Verfall prognosticiren zu wollen, sich nicht gescheuet hat. Das neueste erhabenste Beyspiel Seiner Königl. Majestät von Preußen in Unterstützung HöchstDero Landes-Academien, hat Durchl. Herzog, Unsern gnädigsten Herrn zu einem ruhmvollen Vorgang gedient, und Ihro Durchl. Glauben um so mehr in Unterstützung des Wissenschaftlichen Bestrebens zu Jena, sogar auf den Allerhöchsten Beyfall Seiner Königl. Majestät rechnen zu können, da Allerhöchst Dieselben den Wissenschaften in- und außerhalb der Königl. Staaten alle Protection zu schenken gewohnt sind. Indem wir also Unsern p Herren den verbindlichsten Danck abstatten für die uns vergönnte Gelegenheit, die ganze Sache, nach Vernehmung des andern Theils, in ihr wahres Licht zu setzen, und dadurch zu bewähren, daß der zweck Dero gefälligen Antrags schon in Rücksicht genommen worden ist, so versichern wir zugleich die besondere Verehrung womit Unsern pp Herren wir zu Erweisung p verbleiben. Weimar den 25sten November 1803. Fürstlich Sächsische Geh. Räthe daselbst.

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Nov 25. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 367f.): Nach Frankfurt soll auf Montag die Zeitungsnotiz abgehen.1) Mit Lyncker spreche ich morgen2) . . . Wegen der A.L.Z. schreibt der Herzog an [T. v.] Faudel, der das ganze Wesen in Berlin betreiben soll. In das Ministerialschreiben sind noch einige gute Späße gekommen. In dem Schreiben an Faudel ist die P u b l i z i t ä t , die bei der itzigen F r e i m ü t i g k e i t nicht fehlen würde, nicht vergessen worden. [Minister H. C. K.] Haugwitz wird das inkulpiert erhalten und sich schwerlich preisgeben . . . Anliegenden Moniteur bitte ich an Eichstädt . . . zu schikken . . . 25. [Weimar] Carl August an T. v. Faudel (AS 2.2, 710f.): Der sonderbare Umstand, daß die Unternehmer der künftig in Halle herauszugebenden Allgemeinen LiteraturZeitung, gegen die Unternehmer eines mit Meiner Vergünstigung in Jena zu etablirenden ähnlichen Instituts, Titul, Format und Lettern, als ein besitzendes Eigenthum vindiciren wollen, hat ein Vorschreiben der Königl. Herren wirkl. Geheimen Etatsräthe an Mein Geheimes Consilium veranlaßt, welches ich Ihnen hierbey, nebst der darauf erfolgten Vertheidigung der jenaischen Unternehmer in Abschrift mittheile. Es ist hiernach ein Antwortschreiben Meines Geheimen Consilii abgefaßt worden, das Ich Ihnen hierbey zu baldiger Abgebung zusende und ebenfalls eine Abschrift davon beyfüge. Ew p werden nach eigener Einsicht daraus gewahr werden, daß zwar die Beschwerde der Hallischen Unternehmer an und vor sich schon sehr ungegründet, aber auch dadurch vorläufig ganz beseitigt und erledigt ist, daß das Jenaische Blatt den Titul einer Jenaischen allgemeinen Litteratur-Zeitung führen, und sich dadurch von dem Hallischen Blatt vollständig unterscheiden wird, so daß die besorgte Verwechslung und Verwirrung, besonders auch bey den PostÄmtern, gar nicht statt finden kann. Indessen finde ich es doch für gut, Ihnen diese Sache bestens zu empfehlen, und Sie zu ersuchen, daß Sie Sich derselben bey dem Königl. Ministerio, und wo es sonst erforderlich ist, nach Dero Einsicht und Geschicklichkeit, annehmen. Ich will auch, bey der so klaren Bewandtniß der Sache, nicht zweifeln, daß das Königl. Ministerium die Hallischen Unternehmer zur Ruhe verweisen wird, weil mir aus andern Fällen bekannt ist, daß man zwar auf Verlangen dergleichen Vorschreiben bewilligt, aber auch gründliche Gegenvorstellung in Rücksicht nimmt. Wenigstens sollte es mir sehr leid seyn, wenn dem Publicum solcher Anlaß gegeben würde, die liberalen Grundsätze deren man in wissenschaftlichen Dingen, immer von der Königl. Preuß StaatsVerfassung gewohnt gewesen, in Zweifel zu ziehen. Bey der Freymüthigkeit, womit über die Schritte der Gouvernemens in öffentl Blättern, selbst zu Berlin, geurtheilt werden darf, ist auch zu befürchten, daß dergleichen Ereigniß nicht unverschwiegen und unberührt bleiben möchte, welches mir selbst unangenehm seyn müßte. 26. [Stolp] F. D. E. Schleiermacher an C. G. v. Brinckmann (F. D. E. Schleiermacher. Briefwechsel 1803−1804. Hsg. v. A. Arndt u. W. Virmond. Berlin, New York 2005, 123): Zur Jenaischen Literatur Zeitung bin ich leider schon enrollirt. Nicht daß es mir an sich leid thäte − wiewohl eben wenig geschrieben wird, was einem Freude machen könnte zu beurtheilen − sondern ich wäre lieber von Dir vorgeschlagen worden. Nun ist es von A. W. Schlegel geschehen, und so sehr ich den ehre so ist mir doch etwas bang in welcher Gesellschaft er mich vorgeschlagen hat, und ob mich Goethe nicht für eine Art von Schildknappen nehmen kann, wenn er darnach urtheilt. [27.] [Jena] An C. G. Voigt d. J.3) (Konzept; Bayer 2009, 567f.): Mir ist

beygegangen, daß die Frage ob bey Spedition und Berechnung der ge1

) Dazu s. oben Nov 9.: Voigt an G. ) Dazu s. oben Nov ca. 17.: Voigt an G. 3 ) Adressat im ED bei Bayer 2009 unsicher; wegen des Tgb-Eintrags vom 27. Nov (s. unten) kann J. C. Voigt d. J. als Adressat angenommen werden. 2

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wisser massen concurrirenden Litteraturzeitungen einige Irrung vorgehen könne? von den lob. Postämtern selbst eigentl. zu beantworten sey. Bey der nothwendigen Exactitude der Expeditionen, welchen so viel und manigfaltig wichtiges ohne Verwirrung durch die Hände geht laßt sich dergl. Verwechslung gar nicht dencken, um so wenig[er] als man diesseits den Titel Jenaische A.L.Z. zu gebrauchen gedenckt, wodurch sie sich, andre mögen ihre Aufschrifften nach Belieben wähl[en], von allen ander[n] unterscheidet. Da man jedoch hier über in Berlin noch in einiger Besorgniß zu seyn scheint; so gebe ich anheim ob man nicht das ansehnliche L.OP.A. [Leipziger Oberpostamt] und dessen wohldenkend[en] Direkt[or] H. Hofr Dorien [A. G. Dörrien] über die Sache befragen und sein einsichtsvolles Gutachten hierüber erbitten wolle.1) Wenigstens ist von Leipzig aus soviel mir bewußt nicht die mindeste Bedenckung geäußert worden und man sollte dem Königl Preuß. Postamt, doch eben soviel Gewandtheit im [?] Geschaft Als dem churfürstl S[ä]chs zutraun. Nov 27. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 354): Indem ich die communicirten Werke meistens zurücksende bemerke ich folgendes. 1. Vielleicht könnte der junge [J. H.] Klaproth, der sich in Weimar aufhält, und mit chinesischen und orientalischen Gegenständen sich viel abgegeben hat, etwas Schickliches über die chinesischen Costums sagen.2) Von Seiten der Kunst ist nichts dabei zu bemerken. 2. Den ersten Band der Coburg-Saalfeldischen Organisation sende an Herrn Geheimen Rath Voigt, welcher denselben zu sehen verlangt.3) 3. Die Moniteurs können abgeredetermaßen jederzeit mit der fahrenden Post unfrankirt an Herrn Geheimen Rath Voigt zurückgeschickt werden. 4. Wenn die Absicht ist, daß die auf einem Blättchen verzeichneten Landkartenwerke von Herrn Güßefeld recensirt werden,4) so will ich sorgen, daß er sie nach und nach aus der Sammlung Serenissimi erhalte. [27.] [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 120f.): Ich bin so frey, Ew. Hochgeboren ein Päcktchen an Hn Riemer zu übersenden, welchem ich die Chinesischen Costüms für Hn Klaproth habe beysvhließen lassen. Die Landcharten Werke sind Hrn. Güßefeld bereits übertragen . . . Hiebey ein gestern eingegangener Brief von W. Schlegel.5) 27. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 355): Indem ich den Schlegel-

schen Brief mit Dank zurücksende, bemerke ich, daß meo voto sämmtliche Vorschläge zur Unterzeichnung zulässig sind. Es giebt außer den gedachten noch eine Art, die ich sehr eingeführt wünsche: daß mehrere 1

) Zum Gutachten Dörriens s. unten Nov 30. u. Dez 9.: Voigt an G. ) J. G. Grohmann: Gebräuche und Kleidung der Cinesen. Leipzig u. Wien 1800. 3 ) Rez. JALZ 18. Mai 1804, Nr. 119, von G: Die Organisation der Coburg-Saalfeldischen Lande. Erster Band. 1803. 4 ) Entsprechende Rez. von F. L. Güssefeld kamen nicht zustande. 5 ) Nicht erhalten. 2

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Gleichdenkende sich einerlei Zeichens bedienten, wie wir z. B. in Weimar mit der Chiffre W.[eimarische] K.[unst] F.[reunde] zu thun gedenken. Dadurch kann’s in diesem zerstreuten Wesen wieder Massen geben, welches denn auch sehr wünschenswerth ist.1) Nov 27. [Jena] An Hegel (Br 16, 357): Möchten Sie wohl beykommende Schrift durchsehen und mir bey gelegentlicher Zusammenkunft Ihre Gedanken darüber sagen.2) 27. [Jena] An Schiller (Br 16, 355): Wenn ich nicht bey Zeiten schreibe, so unterbreche ich später noch schwerer das Stillschweigen; also will ich nur sagen, daß ich diese Paar Tage vorerst angewendet habe um Antworten und Promemorias in allerley Geschäften los zu werden. Mancherley auf das neue kritische Institut beziehendes, das auf eine wunderliche Weise zu floriren verspricht, hat mich auch beschäftigt. 27. [Jena] Verschiedene Expeditionen . . . R. R. Voigt [C. G. Voigt d. J.], wegen Befragung der Postämter . . . An H G. R. Voigt. mit der Coburg Organisation und dem Verzeichniß der Landcharten zur Recension für Güßefeld. 27. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 368f.): Heute vormittag habe ich eine in sehr vielem Betracht instruktive Unterhaltung gehabt; der Fürstl. Taxissche Geheimrat [A.] Freiherr von Vrints besuchte mich . . . Ich entdeckte ihm die Lage, in der wir mit Preußen ständen, und fragte nach seiner Meinung, wie im äußersten Fall die Spedition [der JALZ] einzurichten sein möchte. Es war ihm gar lieb, daß ich ihm davon sagte; er versprach, allen seinen Postämtern die vorzügliche und billige Behandlung dieses aus J e n a kommenden Journals anzubefehlen. Er versicherte, daß man wegen der Spedition a u ß e r h a l b der preußischen Staaten, in Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg, Pommern p. allhier ganz außer Verlegenheit sein könne. Was das Postamt in Erfurt tun könne, das könne von Eisenach aus e b e n s o g u t und unter ebenden Bedingungen geschehen. Dieses Letztere wolle er insonderheit in Eisenach und andern Taxisschen Stellen anordnen. Wenn also Preußen die Spedition versagen sollte, so dürfe man durch das Jenaische Taxissche Postamt sich nur an das Eisenachische halten lassen und dort der billigsten Bedingungen gewärtigen. Ich dankte und versprach, davon die Redakteurs der A.L.Z. zu instruieren und mich nötigenfalls auf den Herrn Baron zu beziehen. Außer Deutschland nordwärts hinaus, als auf Riga, könne er nicht zu Hülfe kommen, da müsse ein Buchhändler oder Kommissionär in Riga die Sache machen. Allenfalls, wenn es nicht auf pünktlicher Zeit der Ankunft beruhe, könne man auch von Lübeck aus zur See spedieren lassen. Mir ist es lieb gewesen, über diesen Punkt einigen Trost zu hören. 28. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 370): Anliegenden Extrakt des Briefes aus St. Petersburg [Beilage], den ich heute erhielt, bitte ich in copia oder originali an Herrn Eichstädt zu fördern und ihm zu insinuieren, daß, wenn er etwas zu dem in diesem Briefe enthaltenen Wunsche beitragen könne, er mich davon baldigst unterrichten möge, weil ich alsdann sogleich wieder nach St. Petersburg schreiben würde. [Beilage; Bayer 2009, 353] Extract. Petersburg 6. Nov. 1803 [Unbekannter Absender] Sie

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) G’s Votum fast wörtlich an Schlegel weitergegeben, s. unten Nov 28.: Eichstädt an Schlegel. 2 ) Im Zusammenhang einer Rez.?; s. unten Dez 15.: an Hegel.

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werden gefunden haben, daß ich die Notiz der Jenaischen A.L.Z. habe einrücken lassen (in die Petersb. Zeitung). Auch habe ich selbige sonst noch hier und da bekannt gemacht.1) Was mir aber sehr unangenehm ist, ist die wenige Auskunft, die ich zu geben in Stand gesetzt worden darüber: an wen man sich mit den Bestellungen wenden kann? [Folgt Bericht über Unsicherheit, ob man die Zeitung in Halle oder Jena ordern soll.]

Nov 28. [Weimar] A. K. Vrints v. Berberich an C. G. Voigt2) (Bayer 2009, 568): Euer Hochwohlgebohren Verfehle ich nicht die Versicherung zu ertheilen, daß ich gar keine Ursache sehe, warum die i n J e n a bishero immer herausgekommene LitteraturZeitung ferner auf die K a i s . R e i c h s P o s t ä m t e r einiger Schwierigkeit ausgesetzt werden sollte; sollte indesen sich in die Folge ohne mein Wisen sich einige ergeben, so ersuche ich Hochdieselben sich mit dem mir zugesagten Vertrauen an mich zu wenden. 28. [Jena] H. C. A. Eichstädt an A. W. Schlegel (Körner 1, 180): Hier . . . der Contract, wenigstens der Förmlichkeit halber. Das Honorar, welches gewöhnlichermaßen darin festgesetzt wird, ist (wir wissen es wohl) Ihren Bemühungen nicht entsprechend; allein seyn Sie versichert, daß wir Alles, was in unseren Kräften stehet, thun werden, Ihnen unsere Dankbarkeit, auch gegen den Buchstaben des Contracts, zu bewähren. Um Exemplificationen zu vermeiden, ist das gewöhnliche Honorar angesetzt worden . . . Über Ihre Anfrage wegen der Bezeichnung der Recensionen theile ich Ihnen hier G o e t h e n s Meinung wörtlich mit:3) „Meo voto sind sämtliche Vorschläge S c h l e g e l ’ s zur Unterzeichnung zulässig. Es giebt außer den gedachten noch ein Art, die ich sehr eingeführt wünsche, daß mehrere Gleichdenkende sich einerley Zeichens bedienen. Dadurch kanns in diesem zerstreuten Wesen wieder Massen geben, welches denn doch auch wünschenswerth ist.“ 29. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 364): Hier abermals eine Parthie

moniteurs. Beykommenden Extract aus einem Petersburger Briefe bitte

zu beherzigen und mir gelegentlich Ihre Gedanken darüber zu sagen. 29. [Jena] An Schelling (Br 16, 365f.): Das jenaische kritische Institut ge-

winnt viele active Theilnehmer. Eine solche Gesellschaft wird nach und nach einer unsichtbaren Akademie ähnlich, die aus einer Menge geheimer Lehrstühle besteht, von wo herab sich so heterogene Naturen ausprechen, als immer auf einer sichtbaren Akademie geschehen mag. Daher könnte ich, bei allem guten Fortgang, der Sache keinen Geschmack abgewinnen, wenn man sich nicht entschlossen hätte eine Einleitung zu treffen, welche Sie aus einer abschriftlichen Anfuge kennen lernen. Dadurch wäre ein für allemal ausgesprochen, was sich in der Ausführung ohnehin ergeben würde: daß hier von keinem anmaßlichen Ganzen, sondern von einem Nebeneinandersein gleicher, ähnlicher, ungleicher und unähnlicher Ansichten und Gesinnungen die Rede sein könne.4) Möchten Sie denn wohl auch dieser Anstalt, mit oder ohne 1

) Wohl Ankündigung vom 30. Sept (s. dort), von Voigt nach Petersburg versandt (s. Okt 27: Voigt an Eichstädt). 2 ) Beilage zu Nov 29: Voigt an G. 3 ) s. oben Nov 27.: an Eichstädt. Schlegel signierte seine JALZ-Rez. mit A.W.S. 4 ) Schelling hatte in seiner Streitschrift Ueber die Jenaische Allgemeine Literaturzeitung . . . (Zeitschrift für spekulative Physik. Bd 1, H. 1, 66) die ALZ u. a. wie folgt kritisiert: Freylich ist allgemeine Literaturzeitung ein collectiver Name, der so heterogene Dinge unter sich faßt, daß ein allgemeiner Ausspruch darüber unmöglich auf jedes einzelne

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Chiffer, die Recension irgend eines bedeutenden Werkes zuwenden? Vielleicht findet sich eins, das Sie günstig darstellen, dessen Verdienste Sie vor den Augen des Publikums entwickeln möchten. Was wir an andern billigen, versetzt uns selbst in eine productive Stimmung und diese wirkt immer wohlthätig. Nov 29. [Jena, Briefe an] Hofrath Eichstädt . . . H. Prof Schelling . . . H G. R. Voigt1) . . . 29. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 370f.): Der Herr Reichsgeneraloberpostdirektor von Vrints hat mir noch auf meine schriftliche Nachfrage anliegendes Billet [vom 28. Nov] zurückgelassen. Es enthält zwar keine bestimmte Antwort oder Parere auf meine Anfrage. Es ist aber doch etwas, das uns bei den Reichspostämtern alle gute Förderung verspricht. Ich zweifle indes nicht, daß Herr von Faudel (des Staatsministers Grafen von Haugwitz täglicher Gesellschafter) die Sache bestens betreiben wird. Nur ist es immer gut, auf den schlimmsten Fall Überlegungen im voraus anzustellen. 30. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 371f.): Petroburgensia kommen hiebei für Herrn Eichstädt . . . [Bertuch] soll sehr mürrisch sein und nicht leiden, daß über die A.L.Z. gesprochen wird. Freilich ist er durch diese Affäre ganz unter die literarischen Widersacher rangiert worden. Vielleicht sind ihm auch die Brocken aus der Gegenerklärung etwas schwer zu verschlucken gewesen. Da diese Herren Ihre Buchstaben ALZ als einen wahren Talisman anbeten, so fürchte ich, daß diese Weisheit von ihnen auch in Berlin durchgesetzt wird. Indessen ist es noch immer A.L.Z. in J e n a , was sie anbeten. Und freilich mögen die Berliner für ihre 10000 Rtlr. fürchten . . . Wenn Herr C. A. Heun nur Geduld hat und nicht gleich anfangs verzagt, so hat es keine Not . . . Wegen G o t h a besonders ist es nötig, darüber in der A.L.Z. zu schweigen. Und den Mann selbst [Bertuch] wollen wir uns doch auch nicht verfeinden. Seine Tätigkeit verdient gewiß alle Achtung, wenn auch etwas Konfusion darin läge . . . Die Landkarten [für die Rez.] werde ich beischaffen lassen . . . Neue Blätter für Eichstädt lege ich bei. [A. F. J.] Thibaut besuchte mich und meinte, in dem preußischen Gesetzbuch sei eine Stelle „von gleichem Titel, Format und Druck“, welche die preußische Äußerung wo nicht legalisierte, doch tolerierte. Doch glaubte er auch, daß der T i t u l Jenaische alles gehoben habe. Ich finde aber in dem preußischen Gesetzbuch nichts davon. Sonst auch, glaube ich, hätte sich das Ministerium sicherlich darauf berufen . . . An Herrn von Vrints ist die Postanfrage abgegeben. Nach Leipzig sende ich solche heute an [Oberpostdirektor A.] Dörrien.2) 30. [Weimar] Schiller an G (SNA 32, 88): Man sagt hier, daß die Hallenser ein Verbot der Jenaischen Zeitung im Preußischen ausgewirkt. Ich kann es kaum glauben, schreiben Sie mir doch was daran ist. [A. F. J.] Thibaut, der neulich hier war, hat von der Jenaischen Zeitung auch ganz gute Hofnungen. Sonst war er sehr bedenklich und wollte gar nicht daran glauben.

zutreffen kann . . . und der Respect . . . beruht wohl auf der dunkeln Vorstellung, als ob selbige das gemeinschaftliche Product der Geisteskräfte sämmtlicher Mitarbeiter, schließlich noch durch die literarische Weisheit der Redactoren geläutert, wäre. Leider ist dem nicht so: die verschiedenen Theile wissen nicht das mindeste von einander, und das Ende dieses gemeinschaftlichen Wesens vergißt häufig den Anfang. 1 ) Nicht überliefert. 2 ) Zum Vorgang s. oben Nov 27.: an Voigt d. J. u. unten Dez 9.: Voigt an G.

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[Nov Ende od. Dez Anf.]

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[Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 121f.): [Auflistung der möglichen Verteilung von Publikationen auf Rezensenten] 1) Wegen der Letten p [G. H. Merkel: Die Letten. Leipzig 1800] an Hofr. Schlözer. 2) [L.] Tiecks Minnelieder d schwäb. Zeitalter p [Berlin 1803] sind Hn. [T. H. A.] Bode übertragen worden; der letzte Theil u. Kotzenbue’s Schausp. soll ihm übertragen werden. 3) soll Prof. [H.] Steffens einen Contract erhalten? Vielleicht recensirte er auch die Schriften der letzten Messe: [L.] O k e n ’ s Übersicht des Grundrisses des Systems der Naturphilosophie, Frkf. a. Main Eichenberg [1803] [J. B.] S c h a d ’ s System der Natur- und Transscen.philos. [Transcendentalphilosophie] I. II. Theil, Landshut b. Krüll [1803; Ruppert Nr. 3111]. 4) [J. G.] Meusel weg. einzelner Ortschaften. [G. H.] M e r k e l Die Letten in Lif- u. Estland . . . Supplement zu den Letten Eb. 98. Bezieht sich auf die Anfrage des Ritters v. Brasch im 10tn St. des Int. Bl. Der A.L. Zeitung v. J. 1798. Derselbe Ritter v. Brasch ließ bald darauf eine Duplik im Intelligenzblatt drucken. [G. F.] v. Firks Die Letten in Kurland als Wiederlegung der Letten von Merkel. Leipzig 803. Merkel Die Vorzeit Liflands [Livlands]. 2 Thle. Berlin, 99 [1798f.]. Wannem Ymanta, eine livische [lettische Sage] Volkssage. Dresden, 802.

Dez ⎯ [Weimar] J. D. Falk an G (GSA 30/243, Bl. 167f.): In ihrer Abwesenheit, verehrtester Freund, haben wir den Vorschlag mit den Signaturen [der JALZ-Rezensenten] noch reiflicher in Erwägung gezogen und ihn gehörig besprochen. So wie es auf dem Papier steht, schien es uns das Beste: [H.] Meyer wird Ihnen das Uebrige melden. Mögte es uns gelungen seyn, in unsern Gesinnungen auch die ihrigen auszudrücken. Johannes Müller ist mit uns: Voß gewiß auch: [F. A.] Wolf ist eingeladen: über einige Andere erwarte ich Vorschläge. Mit der Erweiterung wollen wir uns ohne Noth nicht übereilen. Kömt Zeit kömt Ehre. Die besten, oder d e n besten Mitarbeiter müßte sich die Signatur F d . A . durch ihr loyales Verfahren und ihre Konsequenz in Grundsätzen erst verdienen . . . Freyheit der Debatten bleibt das erste Grundgesetz. In Werken von Belang, wo die Signaturen ewig wären, könnten sie zu Paaren gehen, und eine solche Vereinigung würde gewiß einem Werk, das sie ehrte, einen festen [?] Stämpel von Vortrefflichkeit u. Meisterschaft aufdrücken. Nur keine halbe Maßregeln: diese würden hier Alles verderben: das Publikum muß nicht auf gut Glück rathen, daß h i e r z w e y P a r t h e y e n sind: es muß e s w i s s e n , und durch das Daseyn von zwey Signaturen mit eigenen Augen sich davon überzeugen. Darum bitt’ ich um den Abdruck der Erklärung: wird mir dieses gewährt: Es sollte noch eine Art Traum, eine kleine Composizion oder Fabel nachfolgen, die auf das Gebiet der Gestalten, worauf denn doch unser gemeinschaftliches Streben hinausgeht, in noch festere und sicherere Bestimmung, hindeutete. Wie ich dächte, wäre so etwas zum Anfang nicht übel: mein Aufsatz, der gedruckt nicht über einen halben Bogen betragen wird, liegt fertig, und ich erwarte nun von Ihnen einen Wink zu seiner selbigen Ausführung. Eine abglättende Feile werden Sie auch an den überschickten Recensionen gewahr werden: es ist nur der erste Part: der zweyte folgt mit nächstem Posttag. Auch er hat, wie ich glaube durch die damit vorgenommenen Veränderungen gewonnen: Doch darüber mögen Sie entscheiden: mir gebührt hierin kein Urtheil. Noch erbitt’ ich mir die in Berlin eben erschienene Prachtausgabe von Gellerts Fabeln [Sämtliche Fabeln und Erzählungen. Berlin 1803] −, ferner die mir angetragenen Gedichte v o n G l e i m [Nachtgedichte. o. O. 1802], ferner den Hendes und das B r i l l e n pulver nicht zu vergessen1) . . . 1. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 368): In der Allgemeinen, nun-

mehr zu Ulm herauskommenden Zeitung steht die Erklärung ans Pu-

1

) Rez. von J. T. L. Danz, JALZ 26. Nov 1804, Nr. 283: Brillenpulver und Augensalbe [von H. C. Schiede] . . . 1803. − Das Folgende s. „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart [1805]“: Falk an G gD (S. 910).

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blicum der alten Litteraturzeitung vom 23. September; wollen Sie nicht auch eine Gegenerklärung [vom 27. Okt] an [L. F.] Huber schicken? 1. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 368f.): Was soll man Herrn [J. F. C.] Werneburg [auf seinen Brief vom 24. Nov] antworten? Es ist ein guter, aber seltsamer Kopf. Ich dächte man schrieb ihm: er möchte eine solche Recension einsenden, jedoch würde er es nicht übel nehmen, wenn man sie allenfalls, nach Befinden der Umstände, mit Dank für seine gute Intention, wieder zurück schickte.1) 1. [Jena, Brief] An H. Geh. Rath Voigt. durch den Hofadvocat Hufeland.2) 1. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 374f.): Ich habe den Herrn Geheimen Rat Baron von Lyncker über die A.L.Z. gesprochen; er ist bereit mit seiner gewohnten Bescheidenheit, das, was etwa aus seinem Fach der Kameralistik ihm zugeteilt werden könnte, recendendo zu bearbeiten, mit dem Vorgehalt, daß er das, was er sich nicht ganz angemessen fände, zeitig und sogleich zu remittieren [!]. Da er viele praktische Kameralkenntnisse mit spekulativer Theorie verbindet, auch gut schreibt, so zweifle ich nicht, daß er für die Jenaische A.L.Z. ein Gewinn aus seinem Engagement hervorgehen wird. Mein Sohn hat Willens, Ihnen morgen in Jena einen kleinen Besuch zu machen; ich werde ihm also die A.L.Z.-Akten mitgeben, um ersehen zu lassen, wie eigentlich nach Berlin geschrieben worden ist. 2. [Jena] An Schiller (Br 16, 369ff.): Herr Regierungsrath Voigt hat mich

diesen Nachmittag besucht und mich abgehalten Ihnen zu schreiben, dagegen habe ich ihn gebeten Sie bald zu sehen und Sie vom glücklichen Fortgang unserer litterarischen Unternehmung zu unterrichten. Hätten Sie nicht für jetzt das bessere Theil erwählt [Arbeit am Wilhelm Tell]; so würde ich Sie bitten uns bald ein Zeichen Ihrer Beystimmung zu geben . . . Übrigens giebt es morgen Abend bey mir einen Thee, bey dem sich die heterogensten Elemente zusammenfinden werden. 2. [Jena] Nachmittags H. Regier. Rath Voigt nebst Frau . . . [Brief] an H Hofr. v. Schiller. W. 2. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 123f.): Ew. Hochgeboren erhalten einen heut eingegangenen Brief von Prof. [J. C. G.] Schaumann in Gießen, über welchen ich mir Ihr gütiges Urtheil erbitten werde; Sch. war seither noch nicht von uns eingeladen.3) 2) Das Avertissement über die Weim. Kunstausstellung habe ich heut vor 8 Tagen an die Redaction der Leipz. LiteraturZeitung u. an [K. E.] Schmid nach Bayreuth gesandt; heute werde ich noch ein Exempl., nebst der Gegenerklärung, an [L. F.] Huber nach Ulm [für die Allgemeine Zeitung] abschicken. 3) Der Capellmeister [J. F.] Reichard[t] wünscht die neuherausgekommenen Briefe Voltaires u Friedrichs II [Lettres ine´dites a ` Fre´de´ric le Grand, Roi de Prusse (Paris 1802)] zu recensieren. Sein eigenes Exemplar kann er nicht auffinden; sollte das Buch ihm vielleicht von Weimar aus verschafft werden können? 4) Hr. [T. H. A.] Bode in W. hat alle ihm übertragenen Bücher übernommen, nur leider Tieck’s Minnegesänge nicht . . . [N. S.] Daß Prof. [H.] Meyer von uns das Papier zu den Kupfern erhalten werde, habe ich ihm gestern geschrieben, mit der Bitte alles unter seiner Aufsicht in Weimar besorgen zu lassen. 1

) s. auch unten 23. Dez: an Werneburg. ) Brief nicht überliefert. 3 ) Brief nicht erhalten; Antwort G’s am 23. Dez (s. dort)? 2

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Dez [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 51, 177). Herr Hofrath Eichstädt wird [vor 3.] auf Sonnabend d. 3. Dec. um 6 Uhr zum Thee höflichst eingeladen. 3. [Jena] Abends Gesellschafft.

Starke [J. C. Stark d. Ä.] Eichstädt. [F. J.] Schelver. Fernow. Gries. Hegel. Fromann. Hendrich Thibaut. Seebeck. Niethammer [J. G.] Lenz. Wesselhöft Göttling. C. R. Vogel.1)

3. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 376): Ich habe mich der Nachrichten Ihres Wohlbefindens erfreuet, die mein Sohn mir mitgebracht hat. Die aufgestellten Beobachtungs- und Deliberationspunkte werden nicht außer Acht gelassen werden, und ich behalte mir darüber weitere Mitteilung vor. 4. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 124): Ew. Hochgeboren übersende ich die Henningischen Papiere [A. A. F. v. Hennings?]. Der beyliegende Brief ist an Hofr. [J. H.] Voss gerichtet. Auf der abgeschriebenen Liste sind die Bücher, welche in der A.L.Z. noch nicht recensirt worden, mit 0 bezeichnet. Hr. Geheimerrath [T. K.] v. Kretschmann scheint eine baldige Anzeige der neulich überschickten Schrift zu wünschen. Könnte sie nicht vielleicht in Weimar selbst am besten verfaßt werden?2) 5. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 377): Bei Übersendung der Blätter für Hofrat Eichstädt habe ich mich nach Dero Befinden erkundigen wollen . . . Die Herren der Ex-A.L.Z. rühmen viel von den quartaligen Prämien, die sie auf die Übersichten der ausländischen Literatur aussetzen wollen. Das maledeie ihnen Apollo und alle Musen! Eine Rezension über Schultes Ideen über Getreidemagazine in fol. sende ich ehestens. Sie war dem Herzog zugeschickt; Thon hat sie ob officium gelesen und gleich rezensiert; etwas weitläufiger, aber mit gesundem Urteile verwebt. Wegen unsres Getreidesperrwesens ist sie ganz interessant3) . . . In D r e s d e n habe ich u n s e r e A.L.Z. bestens empfohlen. Thon soll sie in Regensburg den Gesandtschaften empfehlen lassen . . . Der Herr Kommissionsrat Heun soll ganz stupend in Druckpapier kramen. Er hat Licht von früh 5 Uhr bis abends 12 Uhr. 6. [Jena] An H. Meyer (Br 16, 371f.): Es ist jetzt ein sehr prägnanter

Moment, der weit hinaus deutet, wo wir uns zusammen nehmen müssen, wo wir aber auch, bey dem in Povertät ersoffnen Dünkel unsrer mit 10000 rthlr. schlecht ausstaffirten Gegner, doch im Grunde mit leichter Wendung die Oberhand behalten müssen. 6. [Jena, Brief an] H. Geh. Rath Voigt.4) H. Prof. Meyer 1

) Solche Teegesellgeschaften standen sicher auch im Zeichen der Motivierung für die Universität u. die neue Zeitung. Vgl. J. C. Loder an Ungenannt, 2. Febr 1804 (BG 5, 402): Goethe macht eine Art von Kanzler in Jena, wenn er da ist, und gibt große Tees, bei welchen alles s t e h t ; auch K. D. M. Stahl an G. Hufeland, 22. Jan 1804 (ebd.): Mein mir so liebes Jena wird nun bald in eine Einöde verwandelt sein, weil Hufland, Paulus, Schelling, Loder und Schütz es verlassen haben. Die Studenten gehen in großer Anzahl ab und die Professoren wünschen sich sämmtlich weg. Zwar giebt sich Goethe alle mögliche Mühe, die Docenten mit Kuchen und Wein zu erheitern, es will aber alles nichts helfen. 2 ) Rez. JALZ 18. Mai 1804, Nr. 119, von G: Die Organisation der Coburg-Saalfeldischen Lande. Erster Band. 1803. 3 ) Rez. JALZ 18. Mai 1804, Nr. 119, von C. A. Thon: Ideen über Getreide-Magazine, nach ökonomisch-statistischen Ansichten . . . Von Heinrich Wilhelm Schultes . . . 1803. 4 ) Nicht überliefert.

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6. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 377f.): Hier kommt die Thonische Rezension. Ich wollte, sie wäre kürzer, ich weiß aber nichts zu kürzen; so bündig und urteilsvoll ist alles gesagt, was nicht leicht war, da der Herr Autor schlecht und verworren schreibt. Wollen Sie solche an Eichstädt abgeben? Oder soll Thon sie ihm selbst schicken? 7. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 379f.): Auf das Caement der A.L.Z. . . . bin ich etwas neugierig . . . Schützens Abzug hat lange genug gezögert. Es ist gut, daß der Weg nach Halle nicht über hier gehet, um der lästigen falschen Höflichkeiten überhoben zu sein. 7. [Jena] H Hofrath Eichstädt . . . H Hofr. Eichstädt. [Brief] An H Geh.

Rath Voigt.1) 8. [Jena, Brief[ An H. Geh. Rath Voigt.2) 9. [Jena] An C. G. Voigt d. J. (Br 16, 374): Da die Fabrik des Alten Literarischen Zahnpulvers nun völlig weggewichen, so muß man sehen, ob die Neue in R e i n i g u n g des Gebisses, welches die Autoren gewöhnlich vernachlässigen, eine bessere und durchgreifende Wirkung thut. 9. [Jena, Brief an] H. R. R. Voigt. 9. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 381f.): Von [C. G. C.] Vogel habe ich ein vernünftiges Urteil über die polnische Vorschrift, das sehr leicht in eine Rezension umgeschmelzt werden kann. Nur etwa bliebe das weg, was den Mangel der Kenntnis der polnischen Sprache bezeichnet. Sie hätten leicht die Güte, die Form zu rektifizieren3) . . . Das Parere von [A. G.] Dörrien lege ich abschriftlich bei4) . . . Die schulfüchsigen Witzeleien im Reichsanzeiger wird Eichstädt wohl nicht achten.5) Das Ding ist allzu elend gefaßt, und die regelrechte Herausentwickelung aus dem falso wird das Publikum schwerlich glauben. Was vorerst bei den Bestellungen auf die Jenaische A.L.Z. nicht gleich imposant genug erscheinen sollte, wird sich wohl verbessern, wenn nur erst ein paar Monate erschienen sind. Hunnius hatte eine Rezension über Kilian fertig, die er wohl abschicken wird.6) Gelegentlich frage ich darnach; sonst kann Eichstädt sie Ihnen mitteilen. 9. [Rellingen] F. L. Schröder an K. A. Böttiger (Bode 2, 258): Was macht der literarische Erste Konsul Goethe? Man gibt ihm schuld, daß Jena so viele brave Männer verliert. 10. [Göttingen] G. Sartorius an G (G−Sartorius 32f.): Thornton und Simonde, mit denen ich mich beschäftige, fordern ein sehr ernstes Studium, eine leidliche Recension davon ist fürwahr kein Spiel.7) Nächstens werde ich ein Verzeichnis der wichtigeren Schriften 1

) Nicht überliefert. ) Nicht überliefert. 3 ) Rez. JALZ 30. Juni 1804, Nr. 156: . . . Modeles d’Ecritures en Polonois, francois et latin, pour former la main [o. O. u. J.]. 4 ) Das von G vorgeschlagene Gutachten (s. oben Nov 27.: an Voigt d. J.) des Leipziger Oberpostdirektor Dörrien vom 7. Dez empfiehlt, die neue Zeitung Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung zu nennen, um Verwechslungen im Postverkehr zu vermeiden (SchrGG 54, 503). 5 ) Im Gothaer Reichsanzeiger Nr. 328, 7. Dez 1803, eine Antwort auf die Gegenerklärung der Unternehmer einer neuen gelehrten Zeitung . . . (SchrGG 54, 503). 6 ) F. C. W. Hunnius’ Rez. über: C. J. Kilian: Differenz der echten und unechten Erregungstheorie. Jena 1803. G zeigte sich nicht sehr erbaut (an Eichstädt, 19. Jan 1804; Br 17, 22); die Rez. wurde anderweitig vergeben. 7 ) Rez. JALZ 1.−3. Febr 1804, Nr. 27−29: An Enquiry in to the Nature and Effects of 2

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übersenden, welche in Politik und Geschichte neuerlich erschienen sind und die ich mir deßhalb ausgezeichnet habe um Ihnen die Notiz mitzutheilen . . . Sollte ich auch nicht die Zeit finden sie in Ihren Blättern anzuzeigen, so werden Sie eine geschicktere Hand leicht aus zu mitteln vermögen. Allein es ist und bleibt doch wünschenswerth, daß alles Wichtige und Treffliche, aus jedem Fache in Ihrer Zeitschrift erwähnt werde, und daß nicht, wie es in der eigentlichen und wahren Litteratur Zeitung bisher meist der Fall war, der Schund angezeigt und das Bessere und Beste mit Stillschweigen übergangen werde. Es ist vielmehr eine umgekehrte Methode zu befolgen, damit die elenden Scribenten erfahren, daß das Schreiben nicht allein berühmt macht.

Dez 11. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 384): Anliegende Dezimalarithmetik . . . wurde dem Herzog von dem Verfasser zugesendet, um es in seinem Lande bekannt zu machen. Drei Bände sollen noch erscheinen. Ich glaube, daß diesem Freunde ein Dienst mit der baldigen Rezension in der A.L.Z. geschähe.1) Ich will ihm vorläufig nomine Serenissimi antworten lassen und dabei die Jenaische A.L.Z. zugleich etwas Sprünge machen lassen, damit sie auch in der Elsaß gute Freunde und Verteidiger bekomme. 12. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 384f.): Der Herr Kommissionsrat Heun scheint Serenissimo recht wohl gefallen zu haben, weil er unternehmend und weit verreisend ist. Ich habe ihm bestens Mut gemacht und versichert, die bloße Berühmtheit, die er durch die A.L.Z. und ihre Gegner erhielt, sei mehr wert, selbst pekuniarisch genommen, als er je bei der A.L.Z. verlieren könnte. Er hat sich recht einsichtig hierüber erklärt . . . Ich werde dem Herrn Heun mancherlei auf Petersburg mitgeben. 13. [Jena] An Schiller (Br 16, 376, 378): Ich habe, besonders in diesem

bösen Monat, nur gerade so viel physische Kräfte um nothdürftig auszulangen, da ich zur Mitwirkung zu einem so schweren und bedenklichen Geschäft verpflichtet bin . . . Ich rudre in fremdem Element herum, ja, ich möchte sagen, daß ich nur drin patsche, mit Verlust nach außen und ohne die mindeste Befriedigung von innen oder nach innen. 13. [Jena, Briefe an] H Hofrat v Schiller H. Geh. R. Voigt.2) 14. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 386) Herr Kommissionsrat Heun wird meinen Brief überbracht haben. Das war der letzte. Er hat dem Herzog mit seiner Geschmeidigkeit ganz wohl gefallen, und Ihro Durchlaucht hatten sich nunmehr über seine Berliner Verhältnisse ganz gut unterrichtet und waren damit zufrieden. Unsere Depesche nach Berlin [Ministerialschreiben 24. Nov] ging den 28. November ab. F a u d e l s gestern eingelaufener neuster Bericht war vom 8. Dezember. Gleichwohl schreibt er kein Wort von der Sache. Zuweilen gehen die Briefe 6 Tage; aber 10 Tage ist zu lange; er mußte doch wohl die Sache schon haben. Indes kann man vor die preußischen Posten nicht stehen; sie schleppen über Erfurt zuweilen erst nach Duderstadt u.s.w. 14. [Weimar] Schiller an G (SNA 32, 92): Ich nehme wahren Antheil an dem Fortgang Ihrer jetzigen Geschäfte, die nun einmal eine Nothwendigkeit sind, wenn sie auch nach innen nichts erbauen und begründen.

the Paper-Credit of Great Britain. By Henry Thornton . . . 1802; JALZ 19. Nov 1804, Nr. 277: De la richesse commerciale . . . par J. C. L. Simonde . . . Tome I. . . . Tome II. . . . (1803). 1 ) Rez. JALZ 19. März 1804, Nr. 67, von J. C. Fischer: Vollständige Anleitung zur Decimalrechnung für alle Stände . . . von Johann Anton Eyth . . . 1803. 2 ) Nicht überliefert.

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Dez 15. [Jena] An Hegel (Br 16, 378): Möchten Sie, werthester Herr Doctor,

über beykommende Schrift eine Recension verfassen, in dem Sinne, wie Sie mir neulich darüber gesprochen, so würde ein für mich doppelt angenehmer Entzweck erreicht werden, daß Sie dadurch sich an unser kritisches Institut anschlössen und daß Sie zu interessanten Unterhaltungen nähere Gelegenheit gäben, die ich recht oft mit Ihnen zu wiederholen wünsche.1) 16. [Jena] An Charlotte v. Schiller (Br 16, 381): Ich schwimme und bade so gut ich kann. Wenn wir nicht tugendhafter wären als wir selbst wissen und gestehen wollen, so müßte uns ein Zustand, der nichts als Aufopferung enthält, ganz unerträglich werden. 16. [Jena] Abends Theegesellschaft2) . . . [Briefe an] H. Geh. R. Voigt3). . . Fr. Hofr. v Schiller . . . Einzuladende [zur Teegesellschaft]4) Stallmstr. [H. F. W.] Seidler. G. J. R. [J. A.] Reichardt H. R. [J. H.] Voigt. H. R. [A. J.] Schnaubert Grunert [L. G. F. Gruner] . . . [K. W. F. v.] Breyer. Prof [W. C. F.] Succow. [J. C.] Metzel. Sup.[erintendent J. G.] Marezoll. H. R [J. C.] Hennings. [J. C.] Fischer. [J. W.] Ritter D. Genzler [J. C. Gensler] Protonot: Kaiser [F. C. Kayser] Univ Synd. [L. C. F.] Asverus [C. F. C.] Böttger [J. A. H.] Ulrich H. R [C. G.] Heinrich [J. C. W.] Augusti. 16. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 387): Von Berlin ist noch immer nichts über F o r m a t und L i t t e r a e angekommen. Wir werden wohl gar nichts weiter darüber erfahren, nur muß doch Faudel etwas darüber schreiben. In Gera wird itzt eine Allgemeine Zeitung herausgegeben. Das ist denn ein ganz ähnlicher Fall mit der Cottaischen pp. 17. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 390f.): Was gestern von Berlin gekommen, finden Sie hierbei im Auszug; der Herzog scheinen ganz überzeugt, daß dort weiter gegen die A.L.Z. n i c h t s geschehen werde.5) Auf den Montag werden wir vielleicht

1

) Schrift u. Rez. unbekannt. In der JALZ ist keine Veröffentlichung eindeutig Hegel zuzuschreiben (Hoffmeister 1, 452). 2 ) Zu solchen Anlässen s. oben Dez 3. 3 ) Nicht überliefert. 4 ) Dazu C. G. Voigt an G, (bereits) 7. Dez 1803 (SchrGG 54, 380): Zu dem Sonnabendstee [fand Freitag, 16. Dez, statt] würde ich noch den gieprigen, kleinen D. Gensler vorschlagen, welcher Ermunterung bedarf und ein fleißiger Scabiner ist. Er ist aus Ostheim und ein Prote´ge´ von Thon. Ferner von dem Protonot[ariat] Kaiser, des Herrn von Ziegesar rechte Hand, wenn er in Jena ist. Er ist in Academicis sehr unterrichtet und ein bescheidner Mann von Aufführung. Vielleicht auch den D. Asverus als Universitätssyndikus, D. Böttger, ein junger fleißiger Dozent. Mit der Endigung auf −i mag ich nicht kommen, als Augusti, Henrici, Ulrici (seu Ulrich). 5 ) Beigelegt Voigts Auszug aus T. v. Faudels Bericht vom 11. Dez (Bayer 2009, 569): Extract p Berlin den 11. Dec. 1803 Ew. p gnädigstes Schreiben vom 25. Nov. nebst der Beylagen und Contractschreiben höchstdero Geh. Consilii an das hies. Geh. Ministerium habe erst gestern erhalten, und noch denselben Tag letzteres dem Herrn Minister Grafen von Haugwitz mit allen mir bemerkten Gründen überreicht, und zu beherzigen empfohlen, so daß ich mir zu hoffen schmeichle, daß die hiesigen Besorgnisse durch die

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mehr erfahren; das Staatsministerium scheinen wir vor uns zu haben, sonst hätte Faudel anders geschrieben. [C. A.] Thon bekommt heute das Buch1) . . . Ich kann mir vorstellen, wie die g e s p a l t e n e n K o l o n n e n der A.L.Z. Manuskript fressen. Ihre höchst verdienstliche Bemühung, wenigstens für den ersten Eintritt keine ganz unbedeutende Rezension aufkommen zu lassen − ist das Wichtigste, was für das Institut geschehen kann. Diese Ihre literarischen Wirbel ahme ich in meinem Geschäftsunfug nach, wo zu dem unausschöpflichen Brunnen hin und wieder große Geduld gehört, die Sorgsamkeit gar nicht gerechnet.

Dez 17. [Leipzig] Zeitung für die elegante Welt (Z s. Ergänzung S. 929) [nach [Weimar] J. D. Falk an G (GSA 28/42, Bl. 694): Da es doch wohl schicklich ist, dass in 18.] der neuen Liter[atur]z.[eitung] mehr als eine trockne Anzeige und Erwähnung von dem Todesfall unsers verewigten Herder geschieht: so nehme ich mir die Freyheit anzufragen, ob Sie, verehrtester Freund, den beyfolgenden Aufsatz [Herders Totenopfer (Zeitung für die elegante Welt 1804, Nr. 1) ?], nebst Gedicht [An Herder oder Am Grabe Herders], wovon bis jetzt nur einige wenige Exemplare für Weimar abgezogen sind, für eine öffentliche dortige Mittheilung, geeignet oder nicht geeignet halten? 19. [Breslau] Fritz v. Stein an G (Bayer 2009, 366): Der Mineraloge [T. v. Charpentier] den ich noch zu der kleinen Kohorte der Recensenten für Schlesien bedarf bleibt so lange mit seiner Antwort zurück daß ich ihn nachzubringen mir vorbehalte. Die übrigen die ich sondirt habe sind bereit zu arbeiten und erwarten nähere Eröffnungen von Ihrer Seite. F ü r S t a t i s t i k , H a n d l u n g , Te c h n o l o g i e Der Cammercalculator [F. A.] Zimmermann Mit-Arbeiter und Herausgeber der Schles. ProvincialBlätter. Der Geheime Rath [H. F. H.] Graf Carmer, deßen Departement bey der Cammer das Commerz u Fabrikenwesen ist. F ü r G e s c h i c h t e u S c h u l e n w e s e n Der Geheimerath [F. W.] Pachaly der als Schriftsteller im ersten Fach bekant ist und das catholische Schulwesen dirigirt. F ü r d e n p r a c t i s c h e n B e r g B a u u H ü t t e n w e s e n der Ober Berg u Hütten Rath [E. L. G.] Abt. M e d i z i n a l w e s e n Der zweite StadtArzt Dr [J. F. M.] Kruttge. F ü r d a s L e b e n , u d i e L a n d w i r t h s c h a f t schlage ich mich selber vor. Sollten Sie auser diesen für Litteratur den [S. G.] Bürde, [J. K. F.] Manso, oder [K. K.] Streit, für militairische Wißenschaften den Capitain Baron [K. A.] Langwerth [v. Simmern], für Naturgeschichte, Astronomie u Mathematik den Profeßor [L. A.] Jungnitz verlangen, so würde ich nachfragen ob diese sich darauf einlaßen wollen, doch wird schwerlich in diesen Wißenschaften viel in Bezug auf Schlesien geschrieben werden. Einer deutlichen Bestimmung wird es bedürfen, Welche Bücher Sie rezensirt haben wollen. Ob nur die welche auf die Leipziger Meße kommen oder auch die welche blos in Schlesien vergriffen werden. Die litterarische Beylage der schlesischen Provinvial Blätter wird Ihnen fast alle hier herauskommende Bücher nennen. Wollen Sie dieselben alle im Original zugeschickt haben so würde man am besten mit Wilhelm Gottlieb Korn einen Contract hierüber abschliesen können, weil er der hiesige Buchhändler ist, der am meisten herausgiebt. Genügen Ihnen die Titel und bedürfen Sie blos hier eines Austheilers an die Recensenten nach Ihrer Anweisung so können Sie Korn dazu brauchen. Halten Sie ihn aber vor partheiisch so stehe ich zu Dienst. [20.] [Jena] An Charlotte v. Schiller (Br 16, 386f.): Mit unserer Hauptunter-

nehmung geht es gut, schön und vortrefflich! Hätte ich bis Neujahr gegebene Auskunft beseitigt und dem Unternehmer der Jenaischen A.L.Z. keine Hindernisse in den Weg gelegt werden dürften. Ew. p glaube ich in Kürze in einem separaten Briefe hierüber nähere Auskunft abstatten zu können. 1 ) Für die Rez. JALZ 3. Febr 1804, Nr. 29: Von dem Ursprung und dem allmählichen Entstehen der Kurfürsten-Würde und der kaiserlichen Wahlcapitulation . . . von Daniel Friedrich Gottlieb Faber . . . 1803.

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hier bleiben können; so wäre alles, was mir obliegt, mit einem gewissen behaglichen Geschick zu lösen gewesen. Daß ich aber Sonnabends [24. Dez] nach Weimar soll und will, macht mir eine unaussprechliche Differenz, die ich ganz allein dulden, tragen und schleppen muß und wofür mir kein Mensch nichts in die Rechnung schreibt. Das ist das Verwünschte in diesen irdischen Dingen, daß unsere Freundin [Besuch Mme. de Stae¨ls], der zu Liebe ich, zu gelegner Zeit, 30 Meilen gern und weiter führe, gerade ankommen muß, wo ich dem liebsten was ich auf der Welt habe, meine Aufmerksamkeit zu entziehen genöthigt bin. Gerade zu einer Zeit, die mir die verdrießlichste im Jahre ist . . . Demohngeachtet sollen Sie mich Sonnabends nicht unfreundlich finden und es ist schon etwas besser, da ich mir die Erlaubniß genommen habe meinen Unwillen in einigen Worten und Redensarten herauszulassen. Wenn Sie recht freundlich sind, so schreiben Sie mir noch einmal vor Sonnabend und schicken mir auch ein Blättchen von Schiller und von Frau von Stael. Ich habe nöthiger als jemals mich durch Freundschaft und guten Willen zu stützen und zu steifen. Schöben sich die Umstände nicht so wunderlich über einander; so hättet ihr mich so bald nicht wieder gesehen. Und so ein Lebewohl ohne Bitte um Verzeihung wegen meiner Unarten. Es ist heute der zwanzigste! Nach dem Neuenjahre wird es, wills Gott, besser werden. Dez 20. [Jena, Brief] An Fr Hofr. v Schiller 20. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 392f.): Das Kabinettsministerium in Berlin hat über die hiesige Antwort [Ministerialschreiben 25. Nov] mit dem Departement der geistlichen (oder gelehrten) Affären kommuniziert. Faudel sieht dieses als ein Zeichen an, daß man sich bei der hiesigen Antwort beruhigen wolle. 20. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 125): Ew. Hochgeboren erhalten hier 1) Brief und 3 Recensionen v. [C. G.] Bardili,1) wovon die eine mir besonders viel Sorge macht; 2) Dr. [J. G.] Grubers Aufsatz über [V. C.] Alfieri, zu gefälliger Beurtheilung;2) 3) Einige Ideen zu der gestern erwähnten Vorerinnerung3) . . . 4) Einen Probeabzug von dem Titel der Zeitung. Die Setzer sind mit dem 3. Stücke des Intelligenzblattes beynahe fertig. Es wäre daher gut, wenn Ew. Hochgeboren des z w e y t e n kurzen Aufsatz, welcher unter dem Strich kommen soll, mir zu senden die Gunst hätten.4) Das erste Stück des Intelligenzblatts ist noch nicht abgesetzt, weil es Literarische Nachrichten (vorzügl. aus Journalen p) enthalten soll; das zweyte Stück ist mit Buchhändler Anzeigen erfüllt5). . . Meine Zeit ist heute allzu beengt; morgen aber werde ich so frey seyn, selbst aufzuwarten. 1

) Von Bardili 2 Rez. in JALZ 13. Juni 1804, Nr. 141: Hauptmomente der kritischen Philosophie. Eine Reihe von Vorlesungen, vor gebildeten Zuhörern gehalten. 1803 u. Ueber das Alter der Philosophie, und des Begriffs von derselben . . . Börge Riisbrigh. Kopenhagen 1803. 2 ) I. Nekrolog in JALZ 1804, Intelligenzblatt, Nr. 1. 3 ) Prinzipien der JALZ, erschienen 31. Jan 1804 (gedruckt bei Bayer 2009, 572ff.). 4 ) Bayer 2009, 360 vermutet den Text am Ende des Intelligenzblattes Nr. 3. 5 ) Das Folgende s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“: Eichstädt an G gD.

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Dez 21. [Jena] Abends H Hofrath Eichstädt u H. Prof. Fernow. 21. [Weimar] C. G. Voigt an G (SchrGG 54, 393): Einen Extrakt des Berliner Berichts füge ich diesem Blatte bei1) . . . Anfolgende Rezension von [C. A.] Thon zeigt den Fleiß und die Urteilsbesonnenheit des Mannes und seine Belesenheit und seine schlichte Art des Vortrags. Ich schicke sie sogleich mit, wiewohl nicht Zeit gehabt, das Buch selbst zu lesen.2) 22. [Gotha] Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger (Z s. Ergänzung S. 930f.) 23. [Jena] An J. F. C. Werneburg (Br 16, 390): Die Recension der Eschen-

mayerischen Schrift werde ich . . . mit Vergnügen erwarten,3) und hoffe, bey dieser Gelegenheit, mit Ihrer ausgezeichneten Denkweise näher bekannt zu werden; jedoch muß ich mir die Freyheit vorbehalten gedachte Recension, wenn sie mit den Maximen, welche bey der Redaction festgesetzt worden, nicht übereinstimmen sollte, mit höflichem Danck zurück zu senden. Mögen Sie diesen Wünschen sich gemäß erklären; so bin ich überzeugt daß eine solche Communication . . . für beyde Theile, nützlich werden und von guten Folgen seyn könne. 23. [Jena] An J. A. Schmidt (Br 16, 387ff.): Ew. Wohlgeb. gönnen . . . Ihre männlich ernste Theilnahme der jenaischen allgem. Litt. Zeitung. Dieses fordert, in so fern ich Ursache habe an dieser Anstalt vorzüglich Theil zu nehmen, auch von meiner Seite den lebhaftesten Dank. Kann ein solches Zeitblatt, das, mit unter, aus sehr heterogenen Elementen besteht, nicht immer eine gleiche Ansicht gewähren; so ist es doch, im Einzelnen, wie im Ganzen, das erfreulichste, wenn die Tüchtigen des Zeitalters nicht verschmähen durch dieses Organ sich hören zu lassen . . . Ihren gefälligen Antheil an unserer Literaturzeitung sehe ich deshalb auch für mich als höchst günstig an, weil ich dadurch in den Fall komme noch mehr auf die Maximen zu merken, welche, in Ihnen, bey That und Urtheil, herrschend sind. [23.] [Jena] An ?4) (Br 16, 389): Es ist uns . . . angenehm . . . mit Ihnen in Verbindung zu kommen und wir fragen vorläufig an: ob Sie etwa die Tieckische Übersetzung der altdeutschen Minnelieder einstweilen recensiren möchten pp. 1

) Vermutl. beigelegt: Voigts Auszug aus dem Bericht T. v. Faudels vom 15. Dez (Bayer 2009, 570): Extract . . . Berlin, den 15. Dec. 1803. Über das wegen der Jenaischen A.L.Z. an das Königl. CabinetsMinisterium übergebene Schreiben des herzogl. Geh. Consilii zu Weimar, habe ich bereits so viel in Erfahrung gebracht, daß das CabinetsMinisterium darüber mit dem Geistlichen Departement in Rücksprache treten wird, jedoch schon vorläufig die Meinung hat, daß man sich bey der Erklärung des Weimar. Geh. Consilii vollkommen beruhigen könne. − Sperrung der JALZ bei den preuß. Postanstalten durch königl. Kabinettsorder vom 24. Jan 1804 zurückgewiesen (W. Feldmann: F. J. Bertuch. Saarbrücken 1902, 90). 2 ) Rez. s. oben 17. Dez: Voigt an G. 3 ) s. oben Dez 1: an Eichstädt. 4 ) Bayer 2009, 358 vermutet als Adressaten J. C. G. Schaumann.

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Dez [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 51, 178): Herr Hofrath Eichstädt wird [vor 23.] auf Freytag den 23 Dec Abends 6 Uhr zum Thee höflichst eingela-

den.1) 23. [Jena] Zum Thee. H K. R. Vogel. Wesselhöft D. Seebeck. P. Fernow G. H. R Gruner Frommann H R. Eichstädt. H. R. Thibaut H. R. Starke. H. R. Ulrich. P. Starke [J. C. Stark d. J.]. P. Augusti. P. Frori[e]p. Bürgemstr [J. C. J.] Pauls[s]en St Synd. [C. F.] Schorcht . . . [Briefe] An H. D. Werneburg. Göttingen . . . An H Hofr Schmidt. Wien. 24. (s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“: an Eichstädt gD) [vor [Weimar] An H. C. A. Eichstädt (Br 51, 177): Den Cellini zu recensi25.]2) ren fände sich wohl kein competenterer Richter als Herr Prof. [K. L.]

Fernow, zu welchem Behuf beykommende Bücher dienen können. 25. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 126f.): Ew. Hochgeboren habe ich die Ehre zu übersenden, 1) sechs Exemplare des gestern hier angekommenen Titelkupfers; 2) die gütigst mitgetheilten Werke v. Cellini. Die bewußte Recension ist, schön geschrieben, vom Prof. [K. L.] Fernow mir zugeschickt worden;3) 3) einen beygeschlossenen Brief4). . . 5) eine vom Hofr. [J. G. C.] Spazier eingesandte Recension,5) welche aber nicht füglich abgedruckt werden kann, bevor die Pestalozzischen u. Olivierschen Lehrbücher nicht selbst recensirt worden sind6). . . Auf künftigen Freytag [30. Dez] sollen, nach der Versicherung des Setzers, die ersten 5 Numern der A.L.Z. fertig werden, welche Ew. Hochgeboren, nebst Programm u Intelligenzblättern zu übersenden, ich unvergessen seyn werde. 26. [Weimar] An F. A. Wolf (Br 16, 392): Sie kommen zu einer bedeuten-

den Zeit, ein erwünschter Rathgeber und Helfer. Von unsern jenaischen Zuständen wird Ihnen nichts unbekannt bleiben, von unsern weimarischen soll es auch nicht. 26. (s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“: Tgb u. an Eichstädt gD) 26. [Hannover] C. G. Horstig an G7) (R. Graewe: Carl Gottlieb Horstig 1763−1835. Das Lebensbild eines vielseitigen Genies aus Goethes Freundeskreis. Hildesheim 1974, 75

1

) Über solche Gesellschaften s. oben 3. Dez. ) Datierung nach Bayer 2009, 126, 362. 3 ) Rez. JALZ 11. Jan 1804, Nr. 9: Leben des Benvenuto Cellini, florentinischen Goldschmieds und Bildhauers. Uebersetzt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe. Zwey Theile. 1803. 4 ) Vermutl. Brief F. A. Wolfs vom 25. Dez (gedruckt bei Bayer 2009, 364), seine Ankunft in Weimar ankündigend. − Das Folgende s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“. 5 ) Die entsprechenden Rez. JALZ 9. u. 10. März 1804, Nr. 59 u. 60: Pestalozzi’s Lehrsystem, wissenschaftlich dargestellt; JALZ 24.−26. Apr 1804, Nr. 98−100: Fortgesetzte Beurtheilung der Schriften über Pestalozzi’s Lehrsystem und Lehrmethode. 6 ) Intelligenzblatt JALZ 1804, Nr. 138: Anzeige von L. H. F. Olivier Ortho-epo-graphisches Elementarwerk u. Charakteristik einer vollkommen naturgemäßen und gründlichen Leselehrart. 7 ) Als Beilage zum Brief von Horstigs Frau Susette an G, 3. Jan 1804 (Abdr. bei Graewe ebd. 75). 2

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u. Abb. nach 80): In wenigen Tagen wird der bisherige Redakteur der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Professor Schütz, nach Halle abgehen. Wollten Sie, verehrter Mann, mich wohl zu seinem Nachfolger in Vorschlag bringen?

Dez 27. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 392f.): . . . überschicke1) . . . 2. das Ver-

zeichniß der pariser Neuigkeiten vom 24. October bis zum 22. November . . . 3. einen interessanten Brief vom Kriegsrath von Stein [19. Dez], über den wir wohl erst mündlich sprechen ehe ich demselben antworte. Ich glaube daß wir auf diesem Wege sehr gute Theilnehmer gewinnen werden. 4. Die Recension des Herrn [J. C.] S.[pazier] über die pädagogischen Ereignisse scheint mir auf den ersten Anblick mit vieler Sachkenntniß geschrieben. Vielleicht erlangte man von ihm eine Darstellung der ganzen Lage, nach welcher in der Folge theils dessen eigne, theils fremde Recensionen zu beurtheilen wären. 27. . . . um 4 Uhr bey H. G. R. Voigt. 28. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 128): Ew. Hochgeboren übersende ich den zweyten Theil der theologischen Recension, damit, wenn noch etwas darin geändert werden sollte, die Änderung noch zu rechter Zeit hier eintreffe.2) Ich glaube indeß nicht, daß irgend ein über [J. J.] G.[riesbach] gefälltes Urtheil dem Unpartheyischen auffallen könne. In einer von mir bezeichneten Stelle hatte der Vf. statt e i n e m s o l c h e m K a m p f e einem Hahnenkampfe, und anstatt so s o n d e r b a r so komisch geschrieben. Jenes habe ich geändert: mehr aber getraue ich mir, da die Wahrheit am Tage liegt, bey dem wackern u. wahrheitliebenden Recensenten nicht zu verantworten. 28. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 394): Ew. Wohlgeboren sende das zweite

Stück mit vielem Danke wieder. Der darin enthaltene Beschluß der [theologischen] Recension wird freilich manches zu reden geben, indessen wenn zur Sprache kommen sollte, was bisher verschwiegen war, so ist nichts anders zu thun, als dergleichen abdrucken zu lassen. Wenn nur öfter etwas so Gehaltvolles einläuft! Statt der von Ihnen schon gemachten Veränderungen schlage ich ein paar andere vor, wobei ich Ihnen jedoch durchaus die Entscheidung überlasse. Statt: e i n e m s o l c h e n K a m p f e − e i n e m S c h e i n k a m p f e Statt: s o s o n d e r b a r − s o e i g e n worüber jedoch Ihrem kritischen Gefühl ganz die Entscheidung überlasse.3) Wenn es ohne Aufenthalt zu verursachen geschehen kann, wird es mir sehr angenehm sein die Blätter vor dem Abdruck zu sehen. 29. [Brief] An H Hofr. Eichstädt.

1

) Das Folgende s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“: an Eichstädt gD. 2 ) Betr. die große theologische Rez. Novum Testamentum Graece . . . von J. G. Eichhorn in den beiden Auftaktnummern der JALZ (Nr. 1, 2. Jan 1804 u. Nr. 2, 3. Jan 1804). 3 ) Die Korrekturvorschläge wurden nicht berücksichtigt; s. unten Dez 30.: Eichstädt an G.

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Dez 30. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (Bayer 2009, 129f.): . . .1) In der kritischen Stelle der theologischen Recension ist nunmehr noch, mit Vossens [J. H. Voß] Zustimmung, ein medius terminus gefunden worden, welcher Ew. Hochgeboren Beyfall hoffentlich erhalten wird. Das Wort S c h e i n k a m p f war ein sehr schönes für diejenigen, welche das anfangs gesetzte Hahnenkampf wußten; für andere konnte es vielleicht, gegen des Rec. Meinung, zweydeutig seyn . . . Jetzt erhalten Ew. Hochgeboren, ganz frisch von der Presse: 1) Ein Exemplar des Programms [Weimarische Kunstausstellung vom Jahre 1803 und Preisaufgabe für das Jahr 1804 (JALZ 1804, S. I−XXIV)] nebst 4 Stücken Z e i t u n g u. 4 S t ü c k e n I n t e l l i g e n z b l a t t , für Serenissimus. (Auf die Jurisprudenz muß eigentlich no. 4 Medicin folgen: allein da d e r Setzer . . . mit seiner Arbeit nicht fertig ward: so habe ich e i n s t w e i l e n no. 5 (Philosophie) zur no. 4 machen lassen, damit keine Zwischennummer fehle. − In den Exempl., welche ich nun nächstens . . . senden werde, sollen dann schon die Stücke in gehöriger Reihe folgen. Mit diesen ordentlichen Sendungen wird alsdann die Expedition w ö c h e n t l i c h continuiren.) 2) Neunzehn Exemplare des Programms, die ich gern hätte binden lassen, wenn die Zeit nur hinreichend gewesen wäre. 3) Vierzehn [Titel-]Kupferabdrücke . . . Gern, sehr gern würde ich alle Blätter der Zeitung vor dem Abdruck an Ew. Hochgeboren senden: aber die Zeit wird es selten erlauben. Nach vielfachem Erinnern sind z. B. erst heute no. 1, 3, 4 des Intelligenzblattes u. no. 3, 4 der Zeitung, fast z u g l e i c h in die Correctur gekommen, u. diesen Augenblick erst, (es ist schon spät in der Nacht) werden die fertigen Exemplare mir abgeliefert . . . Für alles Übersendete meinen hochachtungsvollesten Dank! besonders für den sehr angenehmen Brief von Breslau [von Fritz v. Stein, 19. Dez], über welchen ich, bey Ew. Hochgeboren Rückkehr, Ihre weiteren Aufträge dankbar erwarte . . . N.S. Vom H a l l i s c h e n Postamt sind gestern 6 Exempl. unserer Zeitung bestellt worden. 31. An H. C. A. Eichstädt (Br 16, 396): Mit viel Vergnügen habe ich Ew.

Wohlgeboren Sendung erhalten und hoffe davon morgen früh unserm gnädigsten Herrn eine angenehme Neujahrsgabe zu überreichen . . . Sobald mir’s möglich ist, komme ich und wenn auch nur auf kurze Zeit.2) Ich bereite manches und werde außerdem gern auf jede Veranlassung mich dienstlich erweisen. 31. [Gotha] H. A. O. Reichard an C. A. Vulpius (Bayer 2009, 376): Ich rechne es mir zu einer schmeichelhaften Ehre, daß die Societät mich an dem neuen Institut Theil nehmen laßen will. Gern will ich mich zu Recensionen aus dem Fache, d e r R e i s e n und s t a t i s t i s c h e n L ä n d e r - B e s c h r e i b u n g e n anheischig machen, doch so, daß ich dieses Fach nicht allein, sondern ohngefehr zu einem D r i t t h e i l e der jährlich darin erscheinenden Schriften, übernehme. Da ich wegen meiner Guides und Wegweiser so ziemlich auch dem vertraut bin, was in dieses Fach einschlägt, so hoffe ich darinn einen competenten Richter abgeben zu können. Einige Nachricht, 1. wegen des Honorares `a Bogen. 2. ob die Bücher von der Expedition zugesendet werden. 3. an wen die Recens. und wie bald solche einzuschicken? erbäte ich mir noch ad notitiam. 31. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (ThULB Jena En 1a: 1803/04, Bl. 25): Ew. Wohlgeb wünsche ich eine glückliche Landung Ihrer Literatur Flotte im neuen Jahr! In Berlin wird, nach den neuesten Nachrichten, nichts weiter geschehen. [Folgen eigene Bestellung wöchentlicher JALZ-Lieferung u. Information über Verhandlungen mit dem Jenaer Postmeister K. A. Becker.]

1

) Das Vorausgehende s. „Weimarische Kunstausstellungen und Preisaufgaben“: an Eichstädt gD. 2 ) Nächster Jena-Aufenthalt: 22. Juni − 7. Juli 1804.

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1804

1804 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 182): Die neue Allgemeine Literatur-

zeitung bewegte sich mit jedem Monat lebendiger vorwärts, nicht ohne mancherlei Anfechtungen, doch ohne eigentliches Hinderniß. Alles Für und Wider, was hier durchgefochten werden mußte, im Zusammenhang zu erzählen, würde keine unangenehme Aufgabe sein, und der Gang eines wichtigen literarischen Unternehmens wäre jedenfalls belehrend. Hier können wir uns jedoch nur durch ein Gleichniß ausdrücken. Der Irrthum jenseits bestand darin: Man hatte nicht bedacht, daß man von einem militärisch-günstigen Posten wohl eine Batterie wegführen und an einen andern bedeutenden versetzen kann, daß aber dadurch der Widersacher nicht verhindert wird, an der verlassenen Stelle sein Geschütz aufzufahren, um für sich gleiche Vortheile daraus zu gewinnen. An der Leitung des Geschäftes nahm ich fortwährenden lebhaften Antheil: von Recensionen, die ich lieferte, will ich nur die der Vossischen Gedichte nennen und bezeichnen.2)

18253) Febr 18. [Nachmittags] Professor Riemer . . . Nachher 1803 der Chronik [TagMai

7. 16. 17. 18. 19.

21. 21. 22. 23. 23.

und Jahres-Hefte] bis zur Hälfte 1806. [Nachmittags] Die Chronik von 1801−5 überschaut. [Nachmittags] Vorarbeiten zu den Annalen von 1802 und 1803. Bezüglich auf 1802 und 3. Correspondenz bezüglich 1803. Bemühte mich um das Jahr 1803 . . . Gegen Abend das Jahr 1803 an John dictirt. Für mich die Zelterischen Briefe dieses Jahrs gelesen und noch einige wichtige Puncte dieser Epoche bemerkt. Nachts 1803, 4 und 5 abermals durchgesehen. An Zelter (Br 39, 199): Ich bearbeite eben jetzt die Epoche von Anfang des Jahrhunderts bis zum Tode Schillers . . . Einiges an 1804 und 5. Eingegangene Briefe von 1804 ausgezogen. An H. Meyer (Br 39, 201): Da ich in den Annalen meines Lebens auf 1804 gelange und wie der Schlossbau beendigt, auch das Gebäude bezogen worden; so wünschte von den Künstlern welche mitgewirkt das Nöthige zu sagen. 1

) Entstanden 1825. ) Rez. von G, JALZ 16. u. 17. Apr 1804, Nr. 91 u. 92: Lyrische Gedichte von Johann Heinrich Voß. 1802. 3 ) Z zur Entstehung des Schemas. 2

1825

ZUR GESCHICHTE DER JENAISCHEN LITERATURZEITUNG. SCHEMA

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Mai 26. Schema von 1803 . . . Fortgefahren am Jahre 1803. 27. Ausführung des Jahrs 1803. Einiges andere geordnet [?]. 29. 1803 vorgenommen. 30. Dictirt an 1803. Juni

3. An C. F. A. v. Conta (Br 39, 212): . . . für die übernommene Bemühung

4. 5. 7. 10. Nov 19.

zum allerbesten dankend vermelde nur zu näherer Aufklärung daß die von mir vermißten Acten Privatacten sind von den Jahren 1803 und folgenden, etwa drey bis vier Fascikel;1) sie sind bey irgend einem Anlaß Serenissimo vorgelegt worden und wenn sie sich auf Geheimer Staats-Canzley nicht finden, so muß ich in meinen ältern Reposituren nachsehen. Abends Professor Riemer. Das Jahr 1803 angefangen. Abends Professor Riemer, Fortsetzung von 1803. Abends Professor Riemer. Den Rest von 1803 durchgegangen. Abends Professor Riemer. 1804 durchgegangen. Von den Annalen 1801−6 incl. Concept und Mundum reponirt. PL

Geschichte der physiologischen Farben2)

E D

1798 Jan−Febr? 1799 Febr? Nov? 1803?3) NS 5.2 (1906) 324ff. − LA I 3, 369f.

Z Okt

1791 5. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Newton gD, EGW 1, 234) 1

) Die Akten über die JALZ (s. S. 350, Anm. 1). – Für Unterstützung in z. T. schwieriger Hss.-Entzifferung danke ich Dr. Maria-Verena Leistner, Leipzig. 2 ) Das Stück belegt G’s ursprüngliche Absicht, die Geschichte der Farbenlehre getrennt nach den Rubriken Physiologische Farben, Physische Farben u. Chemische Farben zu behandeln, wie sie explizit im Schema der Farbenlehre. Göttingen 1801 genannt wird (vgl. FA I 23.2., 254ff., B.I.n., B.II.e. u. B.III.〈o〉). Berücksichtigt werden folgende Autoren: Aristoteles, Alhazen [Ibn al-Haitham], [A.] Augustinus, Themistius, [J.] Peckham, [F.] Aguilonius, [A.] Kircher, [J.] Bonacursius, [R.] Boyle, [I.] Newton, [G. L.] Buffon, [C.] Scherffer, [J. G.] Büsch, [R. W.] Darwin, [B. Thompson, Graf von] Rumford. 3 ) In LA (u. danach in CA) auf 1803? datiert, vermutlich aufgrund der Hs. Riemers. Wahrscheinlicher sind als Entstehungsjahre 1798 oder 1799, in denen G zahlreiche ähnliche Schemata aufstellte. Die Ordnung der Papiere 1801 in Göttingen u. die Anlage des Inhaltsverzeichnisses Schema der Farbenlehre mit Nennung der Geschichte der physiologsichen Farben spricht dafür, daß das Stück zu diesem Zeitpunkt bereits vorgelegen hat. Von den behandelten 15 Autoren werden zudem 7 (Aristoteles, Alhazen, Aguilonius, Kircher, Boyle, Newton, Scherffer) in dem nachweislich 1798 Jan−Febr u. 1799 Febr. 8.−10. entstandenen Schema Geschichte der Farbenlehre (s. S. 335) genannt, so daß zumindest teilweise parallele Bearbeitung anzunehmen ist.

500

GESCHICHTE DER PHYSIOLOGISCHEN FARBEN

1792

1792 Juni 26. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Newton gD, EGW 1, 241)

1793 Jan

17. (s. „Beyträge zur Optik“: Buchentleihung Newton gD, EGW 1, 247)

Juli Von den farbigen Schatten (FA 23.2, 100): . . .1) [A.] Kircher sagt im Mitte− allgemeinen color, lumen opacatum. Könnte man einen angemessenern Ende Ausdruck für die farbigen Schatten finden? Aug− Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken (FA I 23.2, 168): Dez? [F. Agullion:] Arduum sane est hoc negotium2) . . . Okt

7. [Göttingen] G. C. Lichtenberg an G (Lichtenberg 4, 165):3) Es ist z. B. gewiß, daß wenn man lange durch ein rothes Glas sieht und zieht es plötzlich vor den Augen weg, so erscheinen die Gegenstände einen Augenblick grünlich; sieht man hingegen durch ein grünes Glas, so erscheinen sie alsdann Anfangs röthlich. Dies hängt mit Büffons couleurs accidentelles zusammen, die man in den Augen bemerckt.4) 23. An G. C. Lichtenberg (Br 10, 120):5) Wie nah diese [zuvor beschrie-

benen] Versuche mit den sogenannten couleurs accidentelles verwandt sind, ist Ew. Wohlgeb. nicht entgangen.

1794 Febr 17. An S. T. Soemmerring (Br 10, 142): . . .6) Darwin hat schöne Bemer-

kungen, doch geht er in den Fesseln der Theorie gar ängstlich einher7) ... Juli 30. [London] Fritz v. Stein an G (LA II 6, 285): . . . sende Ihnen ein Verzeichnis der optischen Bücher die bei ihm [Buchauktionator in London] zu haben sind Aguiloni 1

) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Geschichte der Farbenlehre“: Von den farbigen Schatten gD, S. 336. 2 ) Über den Aufsatz gestelltes Motto von F. Aguillon; vgl. unten 30. Juli 1794: Fritz v. Stein an G. 3 ) Den nahezu vollständigen Brief s. in „Beyträge zur Optik“: Lichtenberg an G gD, EGW 1, 252−55. 4 ) G. L. L. de Buffon: Sur les couleurs accidentelles. In: Me´moires de l’Acade´mie Royale des Sciences pour l’anne´e 1743. Paris 1746, S. 147−58. 5 ) Den vollständigen Brief s. in „Beyträge zur Optik“: an Lichtenberg gD, EGW 1, 255−58; dort auf ca. 20. Okt 1793 datiert. 6 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Beyträge zur Optik“: an Soemmerring gD, EGW 1, 262. 7 ) R. W. Darwin: On the ocular spectra of lights and colours. In: Philosophical Transactions of the Royal Society of London 76 (1786) 313−48; dt. Übers.: Ueber die Augentäuschungen (Ocular spectra) durch Licht und Farben. In: Magazin für die Naturgeschichte des Menschen 2 (1789) 86−138; später in: Erasmus Darwin, Zoonomie . . . (vgl. unten 29. Juni 1795 mit Anm.), Bd 2, 517−79.

1794

GESCHICHTE DER PHYSIOLOGISCHEN FARBEN

501

optici libri 6 Antwerp. 1613.1) . . . Newton lectiones opticae2) . . . Newtons optics3) habe ich bestellt4) . . .

Dez 30. (s. „Beyträge zur Optik“: an Prinz August von Sachsen-Gotha-Altenburg gD; EGW 1, 269f.)5)

1795 Juni 29. (s. „Zur Farbenlehre“: Rechnung gD, EGW 4, 292)6) Juli

1. [Jena] . . .7) Dar[w]in. 10. [Frankfurt] S. T. Soemmerring an G (Wenzel 1988, 93): Sie werden die neue Auflage von Darwin mit den illuminirten Scheiben gesehen haben8) . . .

1796 Febr 27. [Frankfurt] S. T. Soemmerring an G (Wenzel 1988, 99): . . . auch die Abhandlung [von Graf Rumford] von d.[en] gefärbten Schatten aus d.[en] Phil.[osophical] Trans.[actions] die in Grens Journal der Physik übersetzt ist,9) kennen Sie ohne Zweifel10) . . .

1797 Febr Bücherlieferung durch J. I. Gerning (nach einer Auktion von J. J. Riese; LA II 3, 98f.): [27.] . . . No. 423. Scherffers Abhandlung von den zufälligen Farben, Wien 1765 broschiert11) ... März 4. (s. „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 303) 1

) F. Aguillon: Opticorum libri sex Philosophis iuxta ac Mathematicis utiles. Antwerpen 1613 (Ruppert Nr. 4318). 2 ) I. Newton: Lectiones opticae. London 1729. Engl. Ausg.: Optical lectures. London 1728. 3 ) I. Newton: Opticks; or a treatise of the reflexions, refractions, inflexions and colours of light. 4. Aufl. London 1730 (Ruppert Nr. 4932). 4 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Zur Farbenlehre“: Fritz v. Stein an G gD, EGW 4, 288. 5 ) Mit der Erwähnung von Newton. 6 ) Für Erasmus Darwin: Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens. Aus dem Engl. übers. und mit einigen Anm. begleitet von J. D. Brandis. 2 Bde. (= 1. Teil) Hannover 1795 (Ruppert Nr. 4486). 7 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 292. 8 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Soemmerring an G gD, EGW 4, 292. 9 ) Benjamin Thompson, Graf von Rumford: Nachricht von einigen Versuchen über die gefärbten Schatten. In einem Briefe an Herrn Joseph Banks. In: Neues Journal der Physik 2 (1795) H. 1, 58−69. 10 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Soemmerring an G gD, EGW 4, 296f. 11 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Bücherlieferung gD, EGW 4, 303.

502

GESCHICHTE DER PHYSIOLOGISCHEN FARBEN

1798

1798 ⎯

⎯ Schema zu DuW1) (AA-DuW 2, 468): Farbenlehre Geschichtliches.



⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 80): In welcher Ordnung und Abthei-

Jan

17. 20. 20. 21.

lung die Geschichte der Farbenlehre vorgetragen werden sollte, ward epochenweise durchgedacht und die einzelnen Schriftsteller studirt3) . . . [Weimar] Farbenlehre . . .4) überhaupt aber den litterarischen [historischen] Theil mehr in Ordnung. Früh Brief an Schiller. Geschichte der Farbenlehre. An Schiller (Br 13, 32): . . .5) Ich lege einen flüchtigen Entwurf zur Geschichte der Farbenlehre bey.6) Geschichte der Farbenlehre.

23. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 192f.): Das kleine Schema zu einer Geschichte der Optik enthält viele bedeutende Grundzüge einer allgemeinen Geschichte der Wißenschaft und des menschlichen Denkens7) . . . 24. An Schiller (Br 13, 33): Schon heute könnte ich ein besseres Schema

einer künftigen Geschichte der Farbenlehre überschicken8) . . . Febr

2. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 10. November 1798 −: Alhazenus: Opticae thesaurus Arabis . . . Eiusdem liber de Crepusculis . . . Item Vitellonis Thuringopolonis liber 10. Omnes instaurati . . . a Federico Risnero. Basilae 1572) 3. . . .9) Weitere Arbeiten am Schema der Farbenlehre. 3. An Schiller (Br 13, 52): Ich brauche die Stunden . . . theils zum Stu-

dieren der Literatur, weil ich zur Geschichte derselben sehr große Lust fühle10) . . . 4. Früh B o y l e von den Farben.11) 5. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 11. Mai 1798 −: Isaac Newton: Optica sive de reflectionibus, refractionibus . . . et coloribus lucis libri 3. Latt. redd. Sam. Clarke. Londini 1706)12)

1

) Geschrieben 1809 Okt−Dez (EGW 2, 348). ) Entstanden 1819/1824. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1798 TuJ, EGW 4, 310. 4 ) Die Auslassung s. in „Zur Farbenlehre“: gD, EGW 4, 315. 5 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 318. 6 ) Offenbar eine nicht überlieferte Vorstufe von Geschichte der Farbenlehre (s. S. 335), möglicherweise mit Berücksichtigung der physiologischen Farben. 7 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: Schiller an G gD, EGW 4, 318f. 8 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 319f. 9 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 320. 10 ) Die Auslassung u. das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 320. 11 ) R. Boyle: Experiments and considerations upon colours . . . London 1663. G besaß die lat. Ausg. London 1665 u. Rotterdam 1671 (Ruppert Nr. 4414f.). 12 ) H. Zehe (GJb 1987, 360ff.) bezweifelt, daß G diese Ausgabe entliehen hat. 2

1798

GESCHICHTE DER PHYSIOLOGISCHEN FARBEN

503

Febr 10. Früh Brief an Schiller . . . 10. An Schiller (Br 13, 61): Ich habe diese Tage das Werk des Robert Boyle

über die Farben gelesen1) und kenne in diesem ganzen Felde noch keine schönere Natur.2) 14. Geschichte der Farbenlehre. 15. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 20. März 1798 −: Aristotelis vel Theophrasti de coloribus libellus a Simone Portio Neapolitano latinati donatus . . . Parisiis 1549.)3) 15. Geschichte der Farbenlehre. Aristoteles von den Farben. Nähere Be-

richtigung des Schemas. 17. An Schiller (Br 13, 68, 70): . . . Geschichte der Farbenlehre . . . Ich habe

diese Woche ein Duzend Autoren, die in meinem Fache geschrieben haben, nur flüchtig durchgesehen, um für die Geschichte einige Hauptmomente zu finden4) . . . [26.] An Knebel (Br 13, 80): . . .5) Ich hoffe daß die Geschichte derselben [FL] interessant genug werden und viel Licht über die Materie überhaupt verbreiten soll. Nov 13. [Jena] Schema zum Kapitel von den physiologischen Farben6). . . 14. [Jena] Schema der physiologischen Farben fortgesetzt7) . . . 14. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 6. November [1799?] −: Aristotelis vel Theophrasti de coloribus libellus a Simone Portio Neapolitano latinati donatus . . . Parisiis 1549)8) 16. [Jena] An Schiller (Br 13, 313): Indem ich das Schema der physio-

logischen Farben überschicke empfehle ich es zur Beherzigung, als Base unserer Untersuchungen und Disceptationen [Diskussionen]9) . . . 22. [Jena] Verschiedne ältere optische Schriften. Dez

4. [Jena] Schiller an G (SNA 30, 9): Ich wünsche zu hören, daß Sie in Ihren Schematibus etwas vorrücken mögen. 8. [Weimar] An Schiller (Br 13, 333): Die Schemata zur Chromatik hoffe

ich mit Ihrem Beystand auch bald vorwärts zu bringen.

1

) Vgl. oben 4. Febr 1798. ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 321ff. 3 ) Eine weitere Entleihung von diesem Tag s. in „Zur Farbenlehre“: Buchentleihung gD, EGW 4, 324. 4 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 325ff. 5 ) Das Vorausgehende s. in „Zur Farbenlehre“: an Knebel gD, EGW 4, 329. 6 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 337. 7 ) Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 337. 8 ) Zweite Entleihung in diesem Jahr; vgl. oben 15. Febr 1798: Buchentleihung. − Zu weiteren Entleihungen von diesem Tag s. in „Zur Farbenlehre“: Buchentleihungen gD, EGW 4, 337. 9 ) Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 338. 2

504

GESCHICHTE DER PHYSIOLOGISCHEN FARBEN

1799

1799 Febr

8. [Jena] Früh Farbenlehre . . . Nachmittag das Schema zur Geschichte der

Farbenlehre aufs neue durchgearbeitet und geordnet.1) 8. [Jena] An Christiane (Br 14, 18): In meinem hintern Vorzimmer neben dem Microscop liegen Bücher unter denen mir dein Bruder [C. A. Vulpius] den Theophrastus de coloribus2) aussuchen mag, den du mir mit den Botenfrauen schicken kannst. 9. [Jena] Das Schema zur Geschichte der Farbenlehre weiter bearbeitet und geheftet. Sodann den Character einzelner Naturforscher aus dem Gedächtniß summarisch aufgezeichnet3). . . 10. (Geschichte der Farbenlehre 〈LA I 3, 396–405〉 datiert: Jena am 10. Febr. 99.) 14. [Jena] . . .4) das Schema zur Geschichte der Farbenlehre durchgelesen. Sept 19. [Jena] . . .5) Bey Tische über die Farbenlehren, besonders über den hi-

storischen Theil. Nov 18. [Jena] Neues Schema zur Farbenlehre. 18. (Ausdehnung des Schemas: Physische Farben, Argumente für die Ausdehnung der Retina, Unterscheidung der Farben durchs Gefühl, Wie durchsichtige Mittel auf Licht und Blick im allgemeinen wirken 〈LA I 3, 342, 357−60〉 datiert: Jena am 18. November 1799)6) 19. [Jena] Farbenlehre Ausdehnung des Schemas 21. [Jena] Neues Farbenschema. 23. [Jena] Neues Farbenschema. 24. [Jena] Fortsetzung des Schemas der Farbenlehre. 25. [Jena] Schema der Farbenlehre . . . 26. [Jena] Farbenlehre fortgesetzt. 27. [Jena] Schema zur Farbenlehre7) . . . [27.] [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 119) Für die gute Nachricht, die Sie mir, theurester Freund, [geben] wegen der Fortschritte, welche das Schema der Farbenlehre, und was von demselben abhängig oder anhängig ist, gemacht hat, melde ich Ihnen . . .

WZ

1

) Weitere Teile des Tgb-Eintrags s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 342f. ) s. oben 1798 Febr 15. Febr u. Nov 14.: jeweils Buchentleihung. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 343. 4 ) Vorausgehendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 344. 5 ) Vorausgehendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 347. 6 ) Neben diesen vier datierten weitere 17 undatierte Texte, die nach den Tgb-Eintragungen der folgenden Tage (s. 19., 21., 23.−27. Nov 1799) zumindest teilweise in diesem Zeitraum entstanden sein dürften. Möglicherweise gehörte auch Geschichte der physiologischen Farben dazu. 7 ) Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 349. 2

1817

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

505

Geschichte des Weimarischen Theaters1)

E D

Ab 1817?2) W 40 (1901) 402ff. (Paralip. 1, 2, 3 u. 4).3) – AA-SL 3, 129f.; AA-SL 6, 121–24.

Z

1817

Aug 31. Für mich Biographica, die Hofdirection des Theaters betreffend. Chro-

nik deßhalb.4)

1819 Febr 22. Herr [A.] Genast, Gespräch über die alten Geschichten.5) 1

) Unausgeführtes Projekt einer theatergeschichtlichen Überblicksdarstellung. Titel nach W 55, 597 gemäß G’s Schema (W 41. 2, 40136): Geschichte des Weimarischen Theaters u. Brief an L. Tieck vom 2. Febr 1820 (s. dort). Diverse undatierte Vorarbeiten in einem von Kräuter mit Weimarisches Theater beschrifteten Umschlag (GSA 25/XXXVI: H1 = Schema Weimarisches Theater; Folioblatt von Riemers Hand (W 40, 402f. Paralip. 1; AA-SL 3, 129; 6, 122f.); H2 = G’s Schema: Epochen des Weim. Theaters (W 40, 403f. Paralip. 2; AA-SL 3, 129f.; 6, 122f.); H3 = Weimarisches Theater; Auszug der von 1791–96 am Hoftheater gespielten Stücke; 2 Foliobogen; 5 Bl. von Kräuters Hand, rechtsspaltig, links am Rand Daten u. Spielorte (W 40, 404 Paralip. 3; AA-SL 6, 123); H4 = Quartbl. u. 2 Quartbogen unbetitelt mit 8 Fragen zum Theaterbetrieb von Geists Hand; H5 = Antworten mit Wiederholung der Fragen von Vulpius auf 4 Bl. geschrieben; H6 = Gagenliste der Weimarer Schauspieler u. des Theaterpersonals ab Ostern 1816 (AA-SL 6, 121–24). 2 ) Zwar äußerte G schon früher den Wunsch, von den Fortschritten des Weimarer Theaters Rechenschaft abzulegen, so im Theater-Kalender auf das Jahr 1793 u. 1796; s. „Herzogliches Hoftheater zu Weimar“ (1792) u. „Herzogliches Hoftheater zu Weimar“ (1795). Sodann 1802 Febr 15. in Weimarisches Hoftheater (W 40, 73): Die Geschichte des noch bestehenden H o f t h e a t e r s möchte denn auch wieder in verschiedene Perioden zerfallen . . . Eine Übersicht dessen, was in verschiedenen Zeiten geleistet worden, läßt sich vielleicht nach und nach eröffnen; gegenwärtig verweilen wir bei dem Neusten und gedenken von demselben einige Rechenschaft abzulegen. Aus dem Jahr 1812 sind theatergeschichtliche Ermittlungen nachgewiesen (s. S. 508, Anm. 1). Doch erst die kränkende Entlassung aus der Hoftheaterintendanz von 1817 weckte G’s Absicht, öffentlich Rechenschaft abzulegen von seiner immensen Wirksamkeit für das Weimarer Hoftheater seit 1791, was ihn vorübergehend auch eine Gesamtdarstellung erwägen ließ. 3 ) W 40, 402ff. ordnet die Vorarbeiten irrtümlich dem Aufsatz Weimarisches Hoftheater von 1802 als Paralip. zu, während sie in die Phase nach G’s Ausscheiden aus der Hoftheaterintendanz vom März 1817 gehören. 4 ) Erwägungen G’s, seine Hoftheaterdirektion von1791 bis 1817 in theatergeschichtlichem Rahmen oder bereits in autobiographischem Kontext darzustellen, wie es dann Jahr für Jahr in den TuJ geschah? 5 ) Anton Genast war unter G’s Intendanz von 1791–1817 als Schauspieler, Opernsänger u. Regisseur am Weimarer Hoftheater engagiert gewesen u. durch seine Erinnerungen ein willkommener Gesprächspartner, zumal er die Theaterzettel gesammelt hatte (s. Burkhardt I, XXXIX).

506

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

1819

Febr 23. Auszug der gespielten Stücke von 1791–17941) . . . Einiges an der Le-

benschronik. 25. Die neugespielten Stücke bis zum Jahr 1796 ausgezogen2) . . . Herr Ge-

nast, mit demselben die Theatergeschichten bis 1796 durchgesprochen. 23./25. Weimarisches Theater (GSA 25/XXXVI, 2)3): 1791. Vom 7ten May bis 7n Juny. Die Jäger. Elfride. Lila. Mondkaiser. Mündel. Graf Essex. Indianer in England. Rothes Käppchen. Lauchstädt vom 13. Juny. Strelitzen. Stücke von Jünger. ⎯ ⎯ [Stücke von] Anton Wahl Doctor und Apotheker. Fendrich Eingebildete Philosophen. Otto von Wittelsbach. Tempelherrn. Stille Wasser sind tief. Herbsttag Eifersucht auf der Probe. Don Carlos. Weimar d. 1n Oktober. Felix und Hannchen. Entführung aus dem Serail. Theatral.[ische] Abentheuer. Juliane von Lindorak. Hieronymus Knicker. [Weimar] d. 29. No[vem]br. Leben und Tod des Königs Johann. Der Taubstumme. Groß Cophta. 1792. [Weimar] Clavigo. Die glücklichen Bettler nach Gozzi. Die Holländer. Hamlet. Don Juan. Erbschleicher. Medea. Westindier. [Der] Politische Kannegießer. Petrug durch Aberglauben. Das Kaffeehaus. Heinrich IV. Die Räuber. Verbrechen aus Ehrsucht. Das Ehepaar [aus] de[r] Provinz von Jünger. Bürgerglück. Lauchstädt 17. Juny. Hier ist eine Wohnung zu vermieden. Aeneas von Jünger. Graf Benjowsky. [Der] Schwarze Mann. Der Papagey. Erbschleicher. Hieronymus Knicker. Frauenstand. Fischermädchen. Verbrechen aus Ehrsucht. Bewußtseyn. Christliche Judenbraut, eing.[richtet] von Panneck. Carl u. Sophie von Bretzner. Reue versöhnt. Otto der Schütz. Mathilde von Ziegler. Die Zigeunerin. Ludwig der Springer. Die Zwillingsbrüder nach Regnard. Hokus Pokus v. Ditersdorf. 1793. Johannes von Procida. Eh[e]liche Probe. Richard Löwenherz. Faßbinder. Eveline Clara von Hoheneichen. Schiffspatron von Dittersdorf. Emilia Galotti. Die Übereilung. Hufschmidt von Dittersdorf. Vetter von Lisabon. [Der] Seltene Onkel von Ziegler. Der Bürgergeneral. Ignaz von Castro. Die Hagestolzen. Sonnenjungfrau. Lauchstädt 15 Juny. Liebhaber und Nebenbuhler. Im Trüben gut fischen. Kästchen mit der Chiffre. Tochter der Natur v. Lafontaine. Weimar d. 10n Octbr. Baum der Diana Krieg von Goldoni. Figaro’s Hochzeit. Emigrant von Bunzen. [Die] Beiden Savoyarden. Scheinverdienst. Menzikoff und Natalie von Gratter. 1794. Zauberflöte, 10 Januar. Theodor in Venedig. Mädchen von Marienburg. Allzuscharf macht schartig. Beverley von Schröder. Der Vor1

) Hinweis auf Vorarbeiten in H3, die damit nicht, wie in W 40, 404 Nr. 3, als Paralip. dem Aufsatz Weimarisches Hoftheater von 1802 zugeordnet werden kann. Partielle Verwendung in TuJ. 2 ) Eindeutiger Hinweis auf die H3 Vorarbeit. 3 ) Hier aus H3 übertragen, die inhaltlich partiell für TuJ verwendet wurde.

1819

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

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mund. General Schlenzheim. Lanassa, Trauersp.[iel]. Liebe und Muth. L[u]stsp[ie]l. Lauchstädt. 22 Juny. Familie Spaden. Emigrant. Vormund. Rudolstadt. 18. August. Wiederholungen. Erfurth d. 14. Sptbr. [Wiederholungen]. Weimar d. 7n Octbr. [Die] vereitelten Ränke. Cimar[osa]. Reise nach der Stadt. Güte rettet. 1795. Weimar. Bon-Bon oder die Censur. Sonnenfest der Braminen. Der Strohmann. Incle und Jariko. Sturm von Boxberg. Maske für Maske. Abällino. Claudine von Villa Bella. Lauchstädt d. 21. Juny. Wiederholungen. Erfurt d. 22. Aug. Wiederholungen Weimar d. 7n Oktbr. desgl. 1796. [Die] neuen Arkadier. Febr Fragen (AA-SL 6, 123):1) 1. Was für Schauspiele sind in den Jahren [nach 25.] 1796 u 97 von bekannten Dichtern geliefert worden? 2. Welche ältere Stücke sind vorzüglich gespielt worden[?] 3. Welche neue Dichter haben sich hervorgethan? 4. Welche neue Opern sind in diesem Jahr aufs Theater gekommen. 5. Welche ältere sind am meisten wiederholt worden. 6. Welche Theaterkalender und 7. Theaterjournale sind im Gange? 8. Was ist den verschiednen Bühnen merkwürdiges begegnet. 26. Die Jahre 1797–99 absolvirt [für TuJ]. 27. Fortgesetztes Studium zur Theater- und Lebensgeschichte.2) Febr/ Weimarer Theater. Schemata (AA-SL 3, 129)3): Uebernahme des WeiMärz [?] marischen Theaters. Veranlassung u[nd] Einleitung dazu. Völlige Unbekanntschaft mit dem bisherigen deutschen Theater. Schilderung des Zustandes desselben in dieser Epoche. Die politischen Begebenheiten, von der Halsbandgeschichte an, sich bey mir dramatisch ausbildend. Große Vorliebe für die Form der Italiänischen Oper. Vorzüge dieser Form. Frühere Bearbeitung der Claudine von Villabella 1

) H4 überprüft. Die Fragen schließen sich zeitlich und inhaltlich an H3 an. Dort für 1796 nur ein Stück angeführt, was G wohl veranlaßte, Geist die 8 Fragen zu diktieren; von Vulpius auf H5 weitergeführt, dort 4 Fragen gegenüber H4 verändert: 1. Was für Schauspiele sind in den Jahren 1796 von bekannten Dichtern geliefert worden? 4. Welche neue Opern sind aufs Theater gekommen? 7. Welche Theater Journale sind im Gange? 8. Was ist auf verschiedenen Bühnen Merkwürdiges begegnet? 2 ) Die Tgb-Eintragung zeigt die Überschneidung der Vorarbeiten zu den TuJ mit denen zur Geschichte des Weimarer Theaters, was die jeweilige Bestimmung der Bezüge schwierig macht. 3 ) Titel nach AA-SL 3, 129; an der Hs überprüft. In W 40, 402f. wird auch dieser Text, obwohl Riemer erst ab 1803 für G tätig war, irrtümlich als Paralip. 2 dem Aufsatz Weimarisches Hoftheater von 1802 zugeordnet. Anklänge einzelner Textpassagen an TuJ (W 35, 8, 10ff., 17) verweisen auf Zusammenhänge mit den chronologischen Übersichten u. autobiographischen Betrachtungen von 1819. Notizen auf der Rückseite des Blattes zur Morphologie lassen außerdem eine spätere Datierung realistisch erscheinen. Auch wenn Riemer nur bis 1812 für G schrieb, waren beide doch im 1. Halbjahr 1819 in ständigem Kontakt, den das Tgb zwischen 7. Febr u. 18. Juni wöchentlich belegt, so daß die Entstehung des Schemas in diesem Zeitraum denkbar ist; vgl. AA-SL 6, 121f. u. zur Datierung EGW 2, 202, Anm. 1.

508

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

1819

und Elmire, in dieser Form. Der GroßCophta als Oper. Die ungleichen Hausgenossen. Scherz, List und Rache, früher. Neues Symbol der Welt und jedes Welt- geschäfts im Theatergeschäfte. Erst Schlendrian Das Gegenwärtige und Mögliche zuerst. Nach und nach das Wünschenswerthe, bis zum beynahe Unmöglichen unter- nommen. Schiller nähert sich in seinen Arbeiten der Möglichkeit einer Aufführung. Daher die Theilung des Wallensteins. Zweyte Theater-Epoche. Einleitung zu versificierten Stücken Neuer Theater-Bau. Wallensteins Lager. Febr/ Epochen des Weim. Theaters (AA-SL 3, 129f.)1): ⎯ Bellom[os] März [?] Direction v[om] 1 Jan. 1784. bis 2 Apr. 1791. Hof Direction v[om] 7 May 1791. Rothes Käppchen d. 7. Juni 1791. ⎯ Vortheil das Theater aus den Händen eines Direckteurs zu nehmen. Mäßige Anforderung an Garderobe der Acteurs, geringe an die Statisten. Mäßige an Decorationen geringe an Einsatzstücke, welche der Direcktor stellen mußte. Mit dem Costum ward es nicht genau genommen nur nicht unschicklich Dekorationen pp. symbolisch ⎯ Genaues wirkliches Costu[m], Schauspieler als Surrogat seines Helden. ⎯ Steigerung der Garderobe Schmucks pp Ingl[eichen] der Decorationen. Beuter Zu Anfang (a[nn]o 1791) blieb man zuerst in dem Bellomoischen Schlendrian; doch arbeitete man gleich auf ein lebhaftes geistreiches Zusammenspielen. So auch auf Übereinstimmung des übrigen Äußeren. Apr 4. Genast. Juni 15. Genast.

1

) An der Hs überprüft. Auch hier ist die Zuordnung des von G eigenh. geschriebenen Schemas in W 40, 403f. als Paralip. zum Aufsatz Weimarisches Hoftheater von 1802 falsch, denn der im Text erwähnte Theatermaler F. Chr. Beuther war erst 1815–1818 in Weimar tätig. Außerdem sind auch hier Anklänge an TuJ (W 36, 100f.) festzustellen, so daß die zeitliche Nähe zu den o. g. chronologischen Übersichten u. autobiographischen Betrachtungen ebenfalls sehr wahrscheinlich ist (s. AA-SL 6, 122f.). – Im Zusammenhang mit G’s Notizen verdient eine unter der GSA-Sign. 78/71 übermittelte Hs. (12 Foliobogen) Fragmente zur Geschichte des Weimarischen Theaters Beachtung, die von J. G. K. Zahn erstellt wurde u. den Zeitraum von den ersten Anfängen des Theaterbetriebes mit fahrenden Schauspielern im Jahr 1696 bis zur Eröffnung des Komödienhauses 1778 umfaßt. Zahn schreibt u. a., daß . . . er nur das rohe Material zum Gebrauch liefert und die würkliche Ausformung einer geschickteren und geübteren Hand überläßt, u. weiter, . . . da ich blos Fragmente zur Geschichte des Weimarer Theaters zu liefern versprochen habe . . . Demnach gab es einen unbekannten Auftraggeber. Durch Zeitangaben im Text läßt sich das Entstehungsjahr 1812 errechnen. Die Fragmente wurden also während G’s Theaterdirektion geschrieben u. es ist schwer vorstellbar, daß ein solch umfangreicher Auftrag ohne sein Wissen erfolgte. Der Zahnsche Text konnte G Informationen liefern für die Epoche vor seiner Ankunft in Weimar 1775. Deshalb wäre es möglich, daß G oder Riemer, in dessen GSA-Bestand der Text gefunden wurde, Zahn beauftragt hatten.

1819

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

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Juni 16. Genast und Sohn [Eduard], auch Schauspieler.1) Dez

9. [Abends] Verschiedene Werke über Theater.2)

1820 Jan 23./ An L. Tieck (Konzept; Br 32, 161f.): [Dank für einen nicht erhalten Febr 2. gebliebenen Aufsatz.] Die reich ausgestatteten Blätter über Shakespeare

Febr

2.

März 19. 27. Apr 17. Mai 13. 14. 15. 18.

und seine Zeitgenossen . . . Ich begreife . . . die große Schwierigkeit, ein so reiches und verschränktes Leben, die wechselseitigen Wirkungen so bedeutender Menschen darzustellen, besonders wenn man denkt daß bey’m Theater immer nur vom Augenblick die Rede ist und die wunderliche, bunte, zufällige Abwechselung desselben sich zu einem geschichtlichen Vortrage kaum bequemen mag. Von dieser Wahrheit werde ich so eben recht überzeugt, da ich die Geschichte des weimarischen Theaters, das ich so viele Jahre selbst und nicht ohne eine gewisse Methode geführt, mir genugthuend und anderen faßlich entwerfen möchte. Ein solches Geschäft ist aus so vielen Elementen zusammengesetzt und erlebt zu gleicher Zeit soviel Hinderliches als Förderliches, so daß man allenfalls nur vom Effect Rechenschaft geben kann, nicht aber von Weg und Mittel wie man ihn erlangte. [Nachmittags, Brief an] Herrn Ludwig Tieck nach Dresden . . . Genast. Genast sen. und jun. Genast. [Karlsbad] Gegen Abend . . . Herr Legationsrath [C. F. v.] Conta. [Karlsbad] Conta. [Karlsbad, nachmittags] Dann Legationsrath Conta. [Karlsbad] . . . dann Legationsrath Conta.

1

) Eduard F. Genast, seit 1814 als 2. Bassist am Weimarer Hoftheater engagiert, später auch Bariton u. im Schauspiel vor allem im Charakterfach eingesetzt, verließ 1817 zusammen mit seinem Vater zum selben Zeitpunkt wie G das Weimarer Hoftheater (wohin er 1829 ehrenvoll als Sänger, Schauspieler u. Regisseur zurückberufen wurde). Verf. Aus Weimars klassischer und nachklassischer Zeit. Erinnerungen eines alten Schauspielers (Hsg. Robert Kohlrausch. 3. Aufl. Stuttgart 1946). 2 ) Welche Werke G damals las, war nicht zu ermitteln. In G’s Bibliothek befinden sich zahlreiche Bücher über das Theater (Ruppert Nr. 2513–2548), u. a. eine Geschichte des Theaters in Leipzig. Von dessen ersten Spuren bis auf die neueste Zeit (Leipzig 1818). Auch mehrere speziell auf das Weimarer Hoftheater bzgl. Publikationen (Ruppert Nr. 2523, 2539, 2545). Möglicherweise sah G auch eigene Theateraufsätze durch wie Herzogliches Hoftheater zu Weimar (W 36, 244ff.), Herzogliches Hoftheater zu Weimar (AA-SL 3, 17f.), Weimarischer, neudecorirter Theatersaal (W 40, 3–8), Eröffnung des Weimarischen Theaters (W 40, 9–34) u. Weimarisches Hoftheater (W 40, 72–85).

510

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

1820

Mai 19. [Karlsbad, nachmittags] Herr Conta war von der Gesellschaft . . . 19. [Karlsbad] C. F. v. Conta an seine Frau (GG 3.1, 171): Goethe hat sich über alles, Kunst, Wissenschaft, Philosophie, Mineralogie, Farbenlehre, Dramaturgie und Theater, über seine Teilnahme an letzterem, über den Verfall des deutschen Theaters überhaupt, über den verdorbenen Geschmack an den Müllnerischen Stücken [A. Müllner] usw., so offen und traulich ausgelassen, daß ich nur gewünscht hätte, alles niederschreiben zu können. 20. [Karlsbad] C. F. v. Conta an seine Frau (GG 3. 1, 171): Eine köstliche Stunde habe ich heute bei Goethen zugebracht; er schreibt die Geschichte des Weimarischen Theaters und spricht mit Begeisterung von der schönen Zeit desselben. 21. [Karlsbad] Legationsrath Conta. 26. [Karlsbad] Conta, Unterhaltung über Weimars Frühzeit.

1821 Dez 5.1) Campagne in Frankreich (W 33, 249f.): Das Weimarische Theater be-

stand seit dem Mai 1791; es hatte sowohl den Sommer genannten Jahres als auch den des laufenden in Lauchstädt zugebracht und sich durch Wiederholung damals gangbarer meist bedeutender Stücke schon ziemlich gut zusammengespielt. Ein Rest der Bellomo’schen Gesellschaft, also schon an einander gewöhnter Personen, gab den Grund, andere theils schon brauchbare, theils vielversprechende Glieder füllten schicklich und gemächlich die entstandene Lücke. Man kann sagen daß es damals noch ein Schauspielerhandwerk gab, wodurch befähigt sich Glieder entfernter Theater gar bald in Einklang setzten, besonders wenn man so glücklich war für die Recitation Niederdeutsche, für den Gesang Oberdeutsche herbeizuziehen; und so konnte das Publicum für den Anfang gar wohl zufrieden sein. Da ich Theil an der Direction genommen, so war es mir eine unterhaltende Beschäftigung gelind zu versuchen, auf welchem Wege das Unternehmen weiter geführt werden könnte. Ich sah gar bald, daß eine gewisse Technik aus Nachahmung, Gleichstellung mit andern und Routine hervorgehen konnte, allein es fehlte durchaus an dem was ich Grammatik nennen dürfte, die doch erst zum Grunde liegen muß, ehe man zu Rhetorik und Poesie gelangen kann. Da ich auf diesen Gegenstand zurückzukehren gedenke und ihn vorläufig nicht gern zerstückeln möchte,2) so sage ich nur so viel: daß ich eben jene Technik, welche sich alles aus Überlieferung aneig-

1

) Zur Datierung s. „Campagne in Frankreich“, EGW 2, 24, die Episoden Winteraufenthalt in Weimar u. Errichtung des Weimarischen Theaters. 2 ) Die bisherigen Aussagen standen im Präteritum u. bezogen sich auf das, was G im Winter 1792 dachte. Der plötzliche Wechsel ins Präsens deutet hier darauf, daß G im Dez 1821 seinen Plan, über die Geschichte des Weimarischen Theaters zu schreiben, noch nicht aufgegeben hatte.

1821

Dez

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

511

net, zu studiren und auf ihre Elemente zurückzuführen suchte, und das was mit klar geworden, in einzelnen Fällen, ohne auf ein Allgemeines hinzuweisen, beobachten ließ. 5. [Weimar, nachmittags] Ältere Papiere durchgesehen.1) Errichtung des Weimarischen Theaters 1791.2)

1822 Mai 2.[?] Vorschlag zu einer vollständigen Ausgabe zu Goethe’s Nachlaß von ihm

selbst entworfen.3) (AA-SL 6, 570ff.): U n g e d r u c k t e . . . Geschichte des Weimarischen Theaters.4)

1825 März 21. Befand mich nicht zum Besten. Nachts brannte das Theater ab. [22.

März:] Verwirrung deßhalb . . . 22. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 541–47): Diese Nacht, bald nach zwölf Uhr, wurden wir durch Feuerlärm geweckt; man rief: es brenne im Theater! . . . dieses Gebäude, an das sich für Weimar so viele Erinnerungen einer großen und lieben Vergangenheit knüpften, rettungslos verloren . . . Vormittags zu Goethe. Der Bediente sagte mir, er sei unwohl und im Bette. Doch ließ Goethe mich in seine Nähe rufen. Er streckte mir seine Hand entgegen. „Wir haben Alle verloren, sagte er, allein was ist zu tun! . . . Der Schauplatz meiner fast dreißigjährigen liebevollen Mühe liegt in Schutt und Trümmer . . . Ich habe die ganze Nacht wenig geschlafen; ich sah aus meinen vorderen Fenstern die Flamme unaufhörlich gegen den Himmel steigen. Sie mögen denken, daß mir mancher Gedanke an die alten Zeiten, an meine vieljährigen Wirkungen mit Schiller, und an das Herankommen und Wachsen manches lieben Zöglings durch die Seele gegangen ist und daß ich nicht ohne einige innere Bewegung davon gekommen bin. Ich denke mich daher heute auch ganz weislich zu Bette zu halten.“ Ich lobte ihn wegen seiner Vorsicht. Doch schien er mir nicht im Geringsten schwach und angegriffen, vielmehr ganz behaglich und heiterer Seele. Es schien mir vielmehr dieses im Bette Liegen eine alte Kriegslist zu sein, die er bei irgend einem außerordentlichen Ereignis anzuwenden pflegt, wo er den Zudrang vieler Besuche fürchtet. Goethe bat mich, auf einem Stuhl vor seinem Bette Platz zu nehmen und ein wenig dazubleiben. „. . . Das Weimarsche Theater ist, wie Sie fühlen, noch keineswegs zu verachten; es ist immer noch ein alter Stamm aus unserer besten Zeit da, dem sich neuere frische Talente zugebildet haben, und wir können immer noch etwas produzieren, das reizt und gefällt und wenigstens den Schein eines Ganzen bietet.“ Ich hätte es vor zwanzig, dreißig Jahren sehen mögen! versetzte ich. „Das war freilich eine Zeit, erwiderte Goethe, die uns mit großen Avantagen zu Hülfe kam. Denken Sie sich, daß die langweilige Periode des französischen Geschmackes damals noch nicht gar lange 1

) Vermutlich Durchsicht der Aufzeichnungen vom 23./27. Febr 1819 über Weimarer Theatergeschichte (s. auch „Campagne in Frankreich“ gD, EGW 2, 37 mit Anm. 3). 2 ) Betr. den darauf bzgl. Text in Campagne in Frankreich (W 33, 249–53). 3 ) Entwurf identisch mit Paralip. 1 zu Archiv des Dichters und Schriftstellers (AA-SL 6, 570ff.). 4 ) Weder damals in der geplanten Ausgabe noch später realisiert.

512

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

1825

vorbei und das Publikum noch keineswegs überreizt war, daß Shakespeare noch in seiner ersten Frische wirkte, daß die Opern von Mozart jung, und endlich, daß die Schillerschen Stücke erst von Jahr zu Jahr hier entstanden und auf dem Weimarschen Theater, durch ihn selber, einstudiert, in ihrer ersten Glorie gegeben wurden, und Sie können sich vorstellen, daß mit solchen Gerichten Alte und Junge zu traktieren waren und daß wir immer ein dankbares Publikum hatten.“ Ältere Personen, bemerkte ich, die jene Zeit erlebt haben, können mir nicht genug rühmen, auf welcher Höhe das Weimarsche Theater damals gestanden. „Ich will nicht leugnen, erwiderte Goethe, es war etwas. – Die Hauptsache aber war dieses, daß der Großherzog mir die Hände durchaus frei ließ und ich schalten und machen konnte, wie ich wollte. Ich sah nicht auf prächtige Dekorationen und eine glänzende Garderobe, aber ich sah auf gute Stükke. Von der Tragödie bis zur Posse, mir war jedes Genre recht; aber ein Stück mußte etwas sein, um Gnade zu finden. Es mußte groß und tüchtig, heiter und graziös, auf alle Fälle aber gesund sein und einen gewissen Kern haben. Alles Krankhafte, Schwache, Weinerliche und Sentimentale, sowie alles Schreckliche, Greuelhafte und die gute Sitte Verletzende war ein- für allemal ausgeschlossen; ich hätte gefürchtet, Schauspieler und Publikum damit zu verderben.“ „Durch die guten Stücke aber hob ich die Schauspieler. Denn das Studium des Vortrefflichen und die fortwährende Ausübung des Vortrefflichen mußte notwendig aus einem Menschen, den die Natur nicht im Stich gelassen, etwas machen. Auch war ich mit den Schauspielern in beständiger persönlicher Berührung. Ich leitete die Leseproben und machte Jedem seine Rolle deutlich; ich war bei den Hauptproben gegenwärtig und besprach mit ihnen, wie etwas besser zu tun; ich fehlte nicht bei den Vorstellungen und bemerkte am andern Tage Alles, was mir nicht recht erschienen.“ „Dadurch brachte ich sie in ihrer Kunst weiter. − Aber ich suchte auch den ganzen Stand in der äußern Achtung zu heben, indem ich die Besten und Hoffnungsvollsten in meine Kreise zog und dadurch der Welt zeigte, daß ich sie eines geselligen Verkehrs mit mir wert achtete. Hierdurch geschah aber, daß auch die übrige höhere Weimarsche Gesellschaft hinter mir nicht zurückblieb und daß Schauspieler und Schauspielerinnen in die besten Zirkel bald einen ehrenvollen Zutritt gewannen. Durch Alles mußte für sie eine große innere wie äußere Kultur hervorgehen. Mein Schüler Wolf in Berlin, sowie unser Dürand [F. A. Aumann], sind Leute von dem feinsten geselligen Takt. Herr Oels und Graff haben hinreichende höhere Bildung, um der besten Gesellschaft Ehre zu machen.“ „Schiller verfuhr in demselbigen Sinne, wie ich. Er verkehrte mit Schauspielern und Schauspielerinnen sehr viel. Er war gleich mir bei allen Proben gegenwärtig, und nach jeder gelungenen Vorstellung von einem seiner Stücke pflegte er sie zu sich einzuladen und sich mit ihnen einen guten Tag zu machen. Man freuete sich gemeinsam an dem, was gelungen, und besprach sich über das, was etwa das nächstemal besser zu tun sei. Aber schon als Schiller bei uns eintrat, fand er Schauspieler wie Publikum bereits im hohen Grade gebildet vor und es ist nicht zu leugnen, daß es dem raschen Erfolg seiner Stücke zu Gute kam.“ . . . Der heutige Brand des Hauses, sagte ich, in welchem Sie und Schiller eine lange Reihe von Jahren so viel Gutes gewirkt, beschließt gewissermaßen auch äußerlich eine große Epoche, die für Weimar so bald nicht zurückkommen dürfte. Sie müssen doch in jener Zeit bei Ihrer Leitung des Theaters, und bei dem außerordentlichen Erfolg den es hatte, viele Freude erlebt haben! „Auch nicht geringe Last und Not!“ erwiderte Goethe mit einem Seufzer. Es mag schwer sein, sagte ich, ein so vielköpfiges Wesen in gehöriger Ordnung zu halten. „Sehr viel, erwiderte Goethe, ist zu erreichen durch Strenge, mehr durch Liebe. Das Meiste aber durch Einsicht und eine unparteiische Gerechtigkeit, bei der kein Ansehen der Person gilt.“ „Ich hatte mich vor zwei Feinden zu hüten, die mir hätten gefährlich werden können. Das Eine war meine leidenschaftliche Liebe des Talents, das leicht in den Fall kommen konnte, mich parteiisch zu machen. Das Andere will ich nicht aussprechen, aber Sie werden es erraten. Es fehlte bei unserm Theater nicht an Frauenzimmern, die schön und jung und dabei von großer Anmut der Seele waren. − Ich fühlte mich zu Mancher leidenschaftlich hingezogen; auch fehlte es nicht,

1825

GESCHICHTE DES WEIMARISCHEN THEATERS

513

daß man mir auf halbem Wege entgegenkam. Allein ich faßte mich und sagte: Nicht weiter! − Ich kannte meine Stellung und wußte, was ich ihr schuldig war. Ich stand hier nicht als Privatmann, sondern als Chef einer Anstalt, deren Gedeihen mir mehr galt, als mein augenblickliches Glück. Hätte ich mich in irgend einen Liebeshandel eingelassen, so würde ich geworden sein wie ein Kompaß, der unmöglich recht zeigen kann, wenn er einen einwirkenden Magnet an seiner Seite hat.“ „Dadurch aber, daß ich mich durchaus rein erhielt und immer Herr meiner Selbst blieb, blieb ich auch Herr des Theaters, und es fehlte mir nie die nötige Achtung, ohne welche jede Autorität sehr bald dahin ist.“ . . . Ich ging nach der Brandstelle zurück, wo aus dem großen Trümmerhaufen noch Flammen und Qualmsäulen emporstiegen . . . Ich fand in der Nähe angebrannte Stücke einer geschriebenen Rolle. Es waren Stellen aus Goethes Tasso.

März 22. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 133): Groser Feuerschreck in der Nacht. Das Theater brennt furchtbar-schön ab. Serenissimus entwirft im Palais, noch während des Brandes, neue Pläne zum Wiederaufbau . . . Besuch bey Goethe, den ich sehr angegriffen fand. „Die Brandstädte ist das Grab meiner Erinnerungen.“ 22. [Weimar] F. Soret Tagebuch (Zehn Jahre 150): Nachts um 1 Uhr wurden wir geweckt durch den furchtbaren Brand, der das ganze Theater zerstört hat; es ist vollständig vernichtet . . . Der Großherzog . . . will ein Theater im Reithaus einrichten . . . Goethe ist von diesem Brand so erschüttert, daß er vormittags im Bett blieb und die Großherzogin nicht empfangen konnte. Welche Schwachheit von dem großen Manne! . . . er, der viele Jahre hindurch das Theater nicht von innen gesehen, und das alles völlig aus dem Gesicht verloren hatte, ist ganz außer sich. – Das Unglück hat ihm den recht sentimentalen Ausruf entlockt: „Jedem von uns sind damit viele Erinnerungen zerstört!“1) 25. An F. v. Müller (Br 39, 152): . . . nur die absolute Einsamkeit macht

mir möglich, die physischen und moralischen Folgen jenes schrecklichtraurigen Ereignisses zu übertragen.2) 26. [Weimar] Caroline v. Egloffstein (GG 3, 758): Goethe ist sehr bewegt durch den Verlust des Hauses, welches unter seiner Aufsicht entstanden und in welchem er gewirkt hat mit Lust und Liebe . . . Apr (s. „Weimarischer Theaterbau 1825“ gD) 4. u. 6. Mai 31. Herrn Geh. Oberregierungsrath Schultz nach Berlin . . . 31. An C. L. F. Schultz (Br 39, 205f.): Mit dem Theaterbrande sind nun

alle sinnlichen Documente meiner früheren Thätigkeit dieser Art verschwunden; denn das Haus nicht allein, sondern auch Bibliothek, Garderobe bis auf die Requisiten herab enthielten noch Spuren meines früheren Antheils. Das wird nun alles neu werden und anders; ich bin zufrieden daß meine Rechnung in diesem Capitel geschlossen ist. DB

1

) Ähnlich F. Soret Erinnerungen 22. März 1825 (Zehn Jahre 151). ) Ähnlich an Riemer u. H. Meyer, 25. März 1825 (Br 39, 154); über die aber und abermals angeregte Erinnerung eines großen Verlustes im Brief an Zelter, 27. März 1825 (Br 39, 156).

2

514

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1766−1771

Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand. Dramatisirt.1)

E D

1771 Spätherbst (Beschäftigung mit dem Stoff schon in Straßburg) C1 42 (1832) 1−230. − W 39, 1−186, 409−29. − JG2 2, 141−265. − AA-Götz (Paralleldruck mit Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel). − JG3 2, 88−227. − MA 1.1, 387−509. − FA I 4, 125−248 (nach Hs.).

Z ⎯

1766−1771 ⎯ Leipziger Theater. 17682) (W 36, 226): Auf dem neuerbauten Theater

erhielt natürlicherweise das Schauspiel neue Aufmunterung und Belebung . . . Man wollte ein deutsches Theater auch mit einem patriotischen Stück anfangen und wählte, oder vielmehr man nahm hiezu den H e r m a n n von [J. E.] Schlegel, der nun freilich, ungeachtet aller Thierhäute und anderer animalischen Attribute, sehr trocken ablief; und ich, der ich gegen alles was mir nicht gefiel oder mißfiel mich sogleich in eine praktische Opposition setzte, dachte nach, was man bei so einer Gelegenheit hätte thun sollen. Ich glaubte einzusehen, daß solche Stücke in Zeit und Gesinnung zu weit von uns ablägen, und suchte nach bedeutenden Gegenständen in der spätern Zeit, und so war dieses der Weg auf dem ich einige Jahre später zu G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n gelangte.

1769−1775 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 4): Ereigniß, Leidenschaft, Genuß und

Pein. Man fühlt die Nothwendigkeit einer freiern Form und schlägt sich auf die englische Seite. So entstehen We r t h e r , G ö t z v o n B e r lichingen, Egmont.

1771 ⎯

⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 64) (AA-DuW 2,

461): 1771[:] . . . Götz concipirt.

1

) Zu Lebzeiten unveröffentlichte 1. Fassung des Götz von Berlichingen. Zu den weiteren Bearbeitungen s. „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“, S. 746, u. „Götz von Berlichingen . . . Für die Bühne bearbeitet“, S. 794. 2 ) Die Eröffnung des Theaters fand am 10. Okt 1766 statt. 3 ) Geschrieben 1819 Febr 14. 4 ) Geschrieben 1809 Okt−Dez.

1771 ⎯





GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

515

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 121) (AA-DuW 1, 441ff.): Die beyden

Grafen [F. L. u. C.] S t o l b e r g , B ü r g e r , Vo ß , H ö l t y und andere waren im Glauben und Geiste um Klopstock versammelt, dessen Wirkung sich nach allen Seiten hin erstreckte. In einem solchen, sich immer mehr erweiternden deutschen Dichterkreise entwickelte sich zugleich, mit so mannigfaltigen poetischen Verdiensten, auch noch ein anderer Sinn, dem ich keinen ganz eigentlichen Namen zu geben wüßte. Man könnte ihn das Bedürfniß der Unabhängigkeit nennen, welches immer im Frieden entspringt, und gerade da, wo man eigentlich nicht abhängig ist . . . Man will nichts über sich dulden; wir wollen nicht beengt seyn, Niemand soll beengt seyn, und dieß zarte ja kranke Gefühl erscheint in schönen Seelen unter der Form der Gerechtigkeit. Dieser Geist und Sinn zeigte sich damals überall, und gerade da nur wenige bedruckt waren, wollte man auch diese von zufälligem Druck befreyn, und so entstand eine gewisse sittliche Befehdung, Einmischung der Einzelnen ins Regiment, die mit löblichen Anfängen, zu unabsehbar unglücklichen Folgen hinführte . . . Durch die H e r m a n n s S c h l a c h t [1769] und die Zueignung derselben an Joseph den Zweyten hatte Klopstock eine wunderbare Anregung gegeben. Die Deutschen, die sich vom Druck der Römer befreyten, waren herrlich und mächtig dargestellt, und dieses Bild gar wohl geeignet, das Selbstgefühl der Nation zu erwecken. Weil aber im Frieden der Patriotismus eigentlich nur darin besteht, daß Jeder vor seiner Thüre kehre, seines Amts warte, auch seine Lection lerne, damit es wohl im Hause stehe; so fand das von Klopstock erregte Vaterlandsgefühl keinen Gegenstand, an dem es sich hätte üben können . . . Was aber von jener Sucht in mich eingedrungen seyn mochte, davon strebte ich mich kurz nachher im G o e t z v o n B e r l i c h i n g e n zu befreyn, indem ich schilderte, wie in wüsten Zeiten der wohldenkende brave Mann allenfalls an die Stelle des Gesetzes und der ausübenden Gewalt zu treten sich entschließt, aber in Verzweiflung ist, wenn er dem anerkannten verehrten Oberhaupt zweydeutig, ja abtrünnig erscheint. ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 92) (AA-DuW 1, 310): [Über G’s Straßburger Freund F. Lerse] . . . als ich den Götz von Berlichingen schrieb, fühlte ich mich veranlaßt, unserer Freundschaft ein Denkmal zu setzen und der wackern Figur, die sich auf so eine würdige Art zu subordinieren weiß, den Namen F r a n z L e r s e zu geben. ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 103) (AA-DuW 1, 344): Am sorgfältigsten verbarg ich ihm [Herder in Straßburg] das Interesse an gewissen Ge-

1

) Geschrieben 1813 Apr 7., 8., 11., 12. ) Geschrieben 1811 März 14. 3 ) Geschrieben 1812 Aug 16., 18.? 2

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GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1771

genständen, die sich bey mir eingewurzelt hatten und sich nach und nach zu poetischen Gestalten ausbilden wollten. Es war G ö t z von Berlichingen und F a u s t . Die Lebensbeschreibung des erstern hatte mich im Innersten ergriffen. Die Gestalt eines rohen, wohlmeynenden Selbsthelfers in wilder anarchischer Zeit erregte meinen tiefsten Antheil. ⎯

⎯ [Weimar] K. A. Böttiger Tagebuch1) (Gerlach − Sternke 93): Er [G] hatte ein unbegrenztes Zutrauen in Lerse, der ihn lenken konnte, wohin er wollte. Sechs Wochen, nach dem er aus Strasburg war,2) schickte er ihm seinen Götz von Berlichingen ganz vollendet, da er vorher gewiß noch nicht daran gearbeitet hatte.3)

[Sept/ [Frankfurt] H. C. Robinson Erinnerungen4) (GG 1, 54): She [Katharina Elisabeth GoeNov] the] spoke also of the origin of Götz von Berlichingen. He [G] came home one evening in high spirits. „Oh, mother,“ he said, „I have found such a book in the public library, and I will make a play of it! What great eyes the Philistines will make at the Knight with the Iron-hand! That’s glorious − the Iron-hand!“ Nov 28. [Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 1.1, 224f.): Sie kennen mich so

gut, und doch wett ich Sie rathen nicht warum ich nicht schreibe. Es ist eine Leidenschafft, eine ganz unerwartete Leidenschafft, Sie wissen wie mich dergleichen in ein Cirkelgen werfen kann, daß ich Sonne, Mond und die lieben Sterne darüber vergesse. Ich kann nicht ohne das seyn, Sie wissens lang, und koste was es wolle, ich stürze mich drein. Diesmal sind keine Folgen zu befürchten. Mein ganzer Genius liegt auf einem Unternehmen worüber Homer und Schäkespear und alles vergessen worden. Ich dramatisire die Geschichte eines der edelsten Deutschen, rette das Andenken eines braven Mannes, und die viele Arbeit die mich’s kostet, macht mir einen wahren Zeitvertreib, den ich hier so nöthig habe, denn es ist traurig an einem Ort zu leben wo unsre ganze Wirksamkeit in sich selbst summen muß. Ich habe Sie nicht ersetzt, und ziehe mit mir selbst im Feld und auf dem Papier herum. In sich selbst gekehrt, ist’s wahr, fühlt sich meine Seele Essorts die in dem zerstreuten Strasburger Leben verlappten. Aber eben das wäre eine traurige Gesellschafft, wenn ich nicht alle Stärke die ich in mir selbst fühle auf ein Object würfe, und das zu packen und zu tragen suchte, so viel mir möglich, und was nicht geht, schlepp ich. Wenn’s fertig ist sollen Sie’s haben, und ich hoff Sie nicht wenig zu vergnügen, da ich Ihnen einen edlen Vorfahr (die wir leider nur von ihren Grabsteinen kennen)5) im Leben darstelle. Dann weiß ich auch Sie lieben ihn auch

1

) Nach Mitteilungen F. Lerses bei einem Besuch in Weimar 30. Nov 1798. ) G war am 14. Aug 1771 von Straßburg nach Frankfurt zurückgekehrt. 3 ) Zeitpunkt der Fertigstellung ist zu korrigieren, vgl. unten 28. Nov 1771: an J. D. Salzmann. 4 ) H. C. Robinson weilte 1802 in Frankfurt. 5 ) Anspielung auf das Titelbild der Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisernen Hand (zum Druck befördert von Verono Franck von Steigerwald [d. i. Georg Tobias Pistorius], Nürnberg 1731); s. Abb. V. 2

1771

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

517

ein bisgen weil ich ihn bringe. Sehr einfach wie Sie sehen ist meine Beschäftigung, da meine Praxis noch wohl in Nebenstunden bestritten werden kann. Wie oft wünsch ich Sie um Ihnen ein Stückgen Arbeit zu lesen, und Urteil und Beyfall von Ihnen zu hören. Sonst ist alles um mich herum todt.

1771−1772 ⎯



⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 121) (AA-DuW 1, 433f.): Die dunkleren

Jahrhunderte der deutschen Geschichte hatten von jeher meine Wißbegierde und Einbildungskraft beschäftigt. Der Gedanke, den Goetz von Berlichingen in seiner Zeitumgebung zu dramatisiren, war mir höchlich lieb und werth.2) Ich las die Hauptschriftsteller fleißig; dem Werke De Pace publica von D a t t widmete ich alle Aufmerksamkeit;3) ich hatte es emsig durchstudirt, und mir jene seltsamen Einzelnheiten möglichst veranschaulicht. Diese zu sittlichen und poetischen Absichten hingerichteten Bemühungen konnte ich auch nach einer andern Seite brauchen, und da ich nunmehr Wetzlar besuchen sollte, war ich geschichtlich vorbereitet genug: denn das Cammergericht war doch auch in Gefolge des Landfriedens entstanden,4) und die Geschichte desselben konnte für einen bedeutenden Leitfaden durch die verworrenen deutschen Ereignisse gelten. Giebt doch die Beschaffenheit der Gerichte und der Heere die genauste Einsicht in die Beschaffenheit irgend eines Reichs. Die Finanzen selbst, deren Einfluß man für so wichtig hält, kommen viel weniger in Betracht: denn wenn es dem Ganzen fehlt, so darf man dem Einzelnen nur abnehmen, was er mühsam zusammengescharrt und gehalten hat, und so ist der Staat immer reich genug. ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 125) (AA-DuW 1, 420): In Darmstadt befand sich . . . eine Gesellschaft von sehr gebildeten Männern6) . . . Wie sehr dieser Kreis mich belebte und förderte, wäre nicht auszusprechen. Man hörte gern die Vorlesung meiner gefertigten oder angefangenen Arbeiten, man munterte mich auf, wenn ich offen und umständlich 1

) Geschrieben 1813 Apr 10. ) s. hierzu auch Schema zum Buch 13, geschrieben von Johns Hand: Aeußere Anstöße zu dem anarchischen Freyheitssinn, der sich im Götz von Berlichingen ausdrückt, aus jener Zeit Epoche zu entwickeln (Paralip. 115, AA-DuW 2, 579). 3 ) Johanne Philippo Datt: Volumen rerum Germanicarum novum sive de pace imperii publica libri V. Ulm 1698. 4 ) Kaiser Maximilian I. proklamierte 1495 in Worms den Ewigen Landfrieden; zu seiner Sicherung wurde das Reich in zehn Landfriedenskreise eingeteilt u. das Reichskammergericht (zuerst in Frankfurt, seit 1693 in Wetzlar) eingesetzt. 5 ) Geschrieben 1813 Apr 5. 6 ) Caroline Flachsland, J. H. Merck, F. M. Leuchsenring, F. K. L. v. Moser u. a. 2

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GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1771−1772

erzählte, was ich eben vorhatte, und schalt mich, wenn ich bey jedem neuen Anlaß das Früherbegonnene zurücksetzte. F a u s t war schon vorgeruckt, G o e t z v o n B e r l i c h i n g e n baute sich nach und nach in meinem Geiste zusammen, das Studium des funfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts beschäftigte mich, und jenes Münstergebäude [Straßburger Münster] hatte einen sehr ernsten Eindruck in mir zurückgelassen,1) der als Hintergrund zu solchen Dichtungen gar wohl dastehn konnte.

1771−1773 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 132) (AA-DuW 1, 470ff.): Durch die fort-

dauernde Theilnahme an Shakespeares Werken hatte ich mir den Geist so ausgeweitet, daß mir der enge Bühnenraum und die kurze, einer Vorstellung zugemessene Zeit keineswegs hinlänglich schienen, um etwas Bedeutendes vorzutragen. Das Leben des biedern Goetz von Berlichingen, von ihm selbst geschrieben,3) trieb mich in die historische Behandlungsart, und meine Einbildungskraft dehnte sich dergestalt aus, daß auch meine dramatische Form alle Theatergrenzen überschritt, und sich den lebendigen Ereignissen mehr und mehr zu nähern suchte. Ich hatte mich davon, so wie ich vorwärts ging, mit meiner Schwester [Cornelia] umständlich unterhalten, die an solchen Dingen mit Geist und Gemüth Theil nahm, und ich erneuerte diese Unterhaltung so oft, ohne nur irgend zum Werke zu schreiten, daß sie zuletzt ungeduldig und wohlwollend dringend bat, mich nur nicht immer mit Worten in die Luft zu ergehn, sondern endlich einmal das was mir so gegenwärtig wäre, auf das Papier festzubringen. Durch diesen Antrieb bestimmt, fing ich eines Morgens zu schreiben an, ohne daß ich einen Entwurf oder Plan vorher aufgesetzt hätte. Ich schrieb die ersten Scenen, und Abends wurden sie Cornelien vorgelesen. Sie schenkte ihnen vielen Beyfall, jedoch nur bedingt, indem sie zweifelte, daß ich so fortfahren würde, ja sie äußerte sogar einen entschiedenen Unglauben an meine Beharrlichkeit. Dieses reizte mich nur um so mehr, ich fuhr den nächsten Tag fort, und so den dritten; die Hoffnung wuchs bey den täglichen Mittheilungen, auch mir ward alles von Schritt zu Schritt lebendiger, indem mir ohnehin der Stoff durchaus eigen geworden; und so hielt ich mich ununterbrochen ans Werk, das ich geradeswegs verfolgte, ohne weder rückwärts, noch rechts, noch links zu sehn, und in etwa sechs Wochen hatte ich das Vergnügen, das Manuscript geheftet 1

) Dazu der Aufsatz Von Deutscher Baukunst, EGW 2, 314−21. ) Geschrieben 1813 Mai 19. 3 ) Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen . . . Nürnberg 1731; s. oben S. 50, Anm. 4. 2

1771−1773

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

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zu erblicken. Ich teilte es Mercken [J. H. Merck] mit, der verständig und wohlwollend darüber sprach; ich sendete es Herdern zu,1) der sich unfreundlich und hart dagegen äußerte, und nicht ermangelte, in einigen gelegentlichen Schmähgedichten mich deßhalb mit spöttischen Namen zu bezeichnen.2) Ich ließ mich dadurch nicht irre machen, sondern faßte meinen Gegenstand scharf ins Auge; der Wurf war einmal gethan, und es fragte sich nur, wie man die Steine im Brett vortheilhaft setzte. Ich sah wohl, daß mir auch hier Niemand rathen würde, und als ich nach einiger Zeit mein Werk wie ein fremdes betrachten konnte, so erkannte ich freylich daß ich, bey dem Versuch auf die Einheit der Zeit und des Orts Verzicht zu thun, auch der höheren Einheit, die um desto mehr gefordert wird, Eintrag gethan hatte. Da ich mich, ohne Plan und Entwurf, bloß der Einbildungskraft und einem innern Trieb überließ, so war ich von vorne herein ziemlich bey der Klinge geblieben, und die ersten Acte konnten für das was sie seyn sollten, gar füglich gelten; in den folgenden aber, und besonders gegen das Ende, riß mich eine wundersame Leidenschaft unbewußt hin. Ich hatte mich, indem ich A d e l h e i d liebenswürdig zu schildern trachtete, selbst in sie verliebt, unwillkürlich war meine Feder nur ihr gewidmet, das Interesse an ihrem Schicksal nahm überhand, und wie ohnehin gegen das Ende Götz außer Thätigkeit gesetzt ist, und dann nur zu einer unglücklichen Theilnahme am Bauernkriege zurückkehrt, so war nichts natürlicher, als daß eine reizende Frau ihn bey dem Autor ausstach, der die Kunstfesseln abschüttelnd, in einem neuen Felde sich zu versuchen dachte. Diesen Mangel, oder vielmehr diesen tadelhaften Ueberfluß, erkannte ich gar bald, da die Natur meiner Poesie mich immer zur Einheit hindrängte. Ich hegte nun, anstatt der Lebensbeschreibung Goetzens und der deutschen Alterthümer, mein eignes Werk im Sinne, und suchte ihm immer mehr historischen und nationalen Gehalt zu geben, und das, was daran fabelhaft oder bloß leidenschaftlich war, auszulöschen; wobey ich freylich manches aufopferte, indem die menschliche Neigung der künstlerischen Ueberzeugung weichen mußte. So hatte ich mir z. B. etwas Rechts zu Gute gethan, indem ich in einer grauserlich nächtlichen Zigeunerscene Adelheid auftreten und ihre schöne Gegenwart Wunder thun ließ.3) Eine nähere Prüfung verbannte sie, so wie auch der im vierten und fünften Acte umständlich ausgeführte Liebeshandel zwischen Franzen und seiner gnädigen Frau sich ins Enge zog, und nur in seinen Hauptmomenten hervorleuchten durfte. 1

) Vgl. unten Jan 1772: an Herder. ) In dem Gedicht Antwort auf die Felsweihe an Psyche nennt Herder G einen irren Götzendiener; in der Bilderfabel für G. erscheint dieser unter dem Straßburger Necknamen Specht. 3 ) 5. Aufzug, Szene Nacht. Wilder Wald (W 39, 140–45). 2

520

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1771−1774

1771−1774 ⎯



⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 121) (AA-DuW 1, 431f.): . . . zu der Zeit,

als der Schmerz über Friedrikens Lage2) mich beängstigte, suchte ich, nach meiner alten Art, abermals Hülfe bey der Dichtkunst. Ich setzte die hergebrachte poetische Beichte wieder fort, um durch diese selbstquälerische Büßung einer innern Absolution würdig zu werden. Die beyden Marieen in Goetz von Berlichingen und Clavigo, und die beyden schlechten Figuren, die ihre Liebhaber spielen, möchten wohl Resultate solcher reuigen Betrachtungen gewesen seyn.3) ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 124) (AA-DuW 1, 446): [Es] lagen zwey große, ja ungeheure Stoffe vor mir, deren Reichthum ich nur einigermaßen zu schätzen brauchte, um etwas Bedeutendes hervorzubringen. Es war die ältere Epoche, in welche das Leben Goetzens von Berlichingen fällt, und die neuere, deren unglückliche Blüthe im Werther geschildert ist.

1771−1775 ⎯

⎯ (s. „Götz von Berlichingen“: Dichtung und Wahrheit, Paralip. 15 gD, EGW 6, 747)

1772 ⎯

[Jan?]

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 125) (AA-DuW 1, 439f.): An einer großen

Wirthstafel [in Wetzlar] traf ich beynah sämmtliche Gesandtschaftsuntergeordnete, junge muntere Leute, beysammen; sie nahmen mich freundlich auf, und es blieb mir schon den ersten Tag kein Geheimniß, daß sie ihr mittägiges Beysammenseyn durch eine romantische Fiction erheitert hatten. Sie stellten nämlich, mit Geist und Munterkeit, eine Rittertafel vor . . . Einem Jeden war ein Rittername zugelegt, mit einem Beyworte. Mich nannten Sie Goetz von Berlichingen, den Redlichen. Jenen verdiente ich mir durch meine Aufmerksamkeit für den biedern deutschen Altvater, und diesen durch die aufrichtige Neigung und Ergebenheit gegen die vorzüglichen Männer die ich kennen lernte. [Frankfurt] An Herder (GB 1.1, 226f.): Das Resultat meiner hiesigen Einsiedeley, kriegen Sie hier, in einem Skizzo, das zwar mit dem Pinsel auf Leinewand geworfen, an einigen Orten sogar einigermassen ausge1

) Geschrieben 1813 März 31. ) G hatte Anfang Aug 1771 Friederike Brion ohne Abschied verlassen. 3 ) Vgl. „Götz von Berlichingen“ Okt 1773: an J. D. Salzmann (S. 760) 4 ) Geschrieben 1813 Apr 7., 8. u. 11. 5 ) Geschrieben 1813 Apr 7., 8., 11., 12. 2

1772

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

521

mahlt, und doch weiter nichts als Skizzo ist. Keine Rechenschafft geb ich Ihnen, lieber Mann, von meiner Arbeit, noch sag ich meine ietzige Empfindungen darüber, da ich aufgestanden und in die Ferne getreten binn; es würde aussehn als wollt ich Ihr Urteil leiten, weil ich fürchtet es wandelte an einen Plaz wo ich’s nicht wünschte. Das aber darf ich sagen, dass ich recht mit Zuversicht arbeitete, die beste Krafft meiner Seele dran wendete, weil ich taht um Sie drüber zu fragen, und wusste, Ihr Urteil wird mir nicht nur über dieses Stück die Augen öffnen, sondern vielmehr über diesem Stück, dich lehren wie Oeser, es als Meilensäule pflanzen, von der wegschreitend du eine weite weite Reise anzutreten, und bey Ruhestunden zu berechnen hast. Auch unternehm ich keine Veränderung biss ich Ihre Stimme höre,1) denn ich weiss doch, dass als dann radikale Wiedergeburt geschehen muss, wenn es zum Leben eingehn soll. Febr 3. [Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 1.1, 229): Berlichingen und das beygeschlossene2) habe ich erhalten, es freut mich Ihr Beyfall und ich danke für Ihre Mühe . . . Inzwischen haben Sie aus dem Drama gesehen, daß die Intentionen meiner Seele dauernder werden, und ich hoffe sie soll sich nach und nach bestimmen. März 21. [Bückeburg] Herder an Caroline Flachsland (Herder Briefe 2, 154): Er [G] war der Einzige, der mich in Strasburg in meiner Gefangenschaft besuchte u. den ich gern sahe: auch glaube ich ihm, ohne Lobrednerei, einige gute Eindrücke gegeben zu haben, die einmal würksam werden können. Jetzt aber bin ich seit langer, langer Zeit außer Briefwechsel mit ihm, ob ich ihm gleich auf Eine mir zugeschickte würklich schöne Produktion seit langem zu antworten habe. Apr 13. [Darmstadt] Caroline Flachsland an Herder (BG 1, 195) . . . er [G] hat uns einige der besten Scenen aus seinem „Gottfried von Berlichingen“, das Sie vielleicht von ihm haben, vorgelesen. Meinen Liebling, den Geist unsrer alten Deutschen, habe ich da wieder gesehen, und der kleine Georg, wie er um einen weißen Schimmel und Harnisch bittet [W 39, 16], ist mein Georg. Mai [16. [Bückeburg] Herder an Caroline Flachsland (Herder Briefe 2, 172): Wenn Göthe wieod. 20.] derkommt, so grüßen Sie ihn doch recht sehr von mir; seinen braven Berlichingen will ich ihm nächstens schicken.3) Juni 13. [Darmstadt] Caroline Flachsland an G (HA-BaG 1, 11): Herder läßt Sie durch mich tausendmal grüßen . . . er will Ihnen Ihren braven Berlichingen bald wiederschicken . . . Juni [Bückeburg] Herder: Bemerkung auf G’s Manuskript4) (Herder Briefe 9, 145): − − − [Mitte] dass euch Schäckspeare ganz verdorben pp − − −

1

) Die fast korrekturlose Reinschrift GSA 25/XXXV,1. Vgl. auch unten 1824 Okt 27.: F. v. Müller, Tagebuch u. 1830 Jan 31.: Carl Alexander, Erinnerungen u. Gespräch. 2 ) Nicht ermittelt. 3 ) Herder legte einem Brief an Caroline Flachsland von Ende Juni 1772 ein nicht überliefertes Schreiben an G mit Urteil über das Stück bei (s. Herder Briefe 2, 179). 4 ) G hatte Herder das Ms. mit der Bitte um Beurteilung zugeschickt, s. oben Jan 1772.

522

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1772

[Juli [Wetzlar] An Herder (GB 1.1, 232): Von Berlichingen ein Wort. Euer ca. 10.]1) Brief2) war Trostschreiben, ich setzte ihn weiter schon herunter als Ihr.

Die Definitiv, „Daß euch Schäcksp. ganz verdorben pp.“ erkannt ich gleich in ihrer ganzen Stärke; genug es muss eingeschmolzen von Schlaken gereinigt mit neuem edlerem Stoff versetzt und umgegossen werden. Dann solls wieder vor Euch erscheinen. Es ist alles nur gedacht. Das ärgert mich genug. Emilia Galotti3) ist auch nur gedacht, und nicht einmal Zufall oder Kaprice spinnen irgend drein. Mit halbweg Menschenverstand kann man das warum von ieder Scene, von jedem Wort mögt ich sagen auffinden. Drum binn ich dem Stück nicht gut, so ein Meisterstück es sonst ist. und meinem eben so wenig. Wenn mir im Grunde der Seele nicht noch sovieles ahndete, manchmal nur aufschwebte, dass ich hoffen könnte, wenn Schönheit und Grösse sich mehr in dein Gefühl webt, wirst du gutes und Schönes thun, reden, und schreiben ohne dass du’s weist warum − Lebt wohl. [ca. 25.] [Pyrmont] Herder an Caroline Flachsland (Herder Briefe 2, 195): Ich schicke nächstens Göthens Berlichingen zurück: da wird er ihn wohl Mercken [J. H. Merck] schicken, u. denn werden auch Sie einige Himmlische Freudenstunden haben, wenn Sie ihn lesen. Es ist ungemein viel Deutsche Stärke, Tiefe u. Wahrheit drinn, obgleich hin u. wieder es auch nur gedacht ist.

1773 ⎯

⎯ Herder: Shakespeare. Von deutscher Art und Kunst. Hamburg bey Bode 17734) (Herder SW 5, 231): Glücklich, daß ich noch im Ablaufe der Zeit lebte, wo ich ihn [Shakespeare] begreifen konnte, und wo du, mein Freund [G], der du dich bei diesem Lesen erkennest und fühlst, und den ich vor seinem heiligen Bilde mehr als einmal umarmet, wo du noch den süßen und deiner würdigen Traum haben kannst, sein Denkmal a u s u n s e r n R i t t e r z e i t e n in unsrer Sprache, unserm so weit abgearteten Vaterlande herzustellen. Ich beneide dir den Traum, und dein edles Deutsches Würken laß nicht nach, bis der Kranz dort oben hange. Und solltest du als denn auch später sehen, wie unter deinem Gebäude der Boden wankt, und der Pöbel umher still steht und gafft, oder höhnt, und die daurende Pyramide nicht alten Ägyptischen Geist wieder aufzuwecken vermag − dein Werk wird bleiben, und ein treuer Nachkomme dein Grab suchen, und mit andächtiger Hand dir schreiben, was das Leben fast aller Würdigen der Welt gewesen: Voluit! quiescit!5)

1

) Datierung nach GB 1.1, 230. ) Nicht erhalten; s. oben 16. od. 20. Mai 1772: Caroline Flachsland an Herder. 3 ) Bürgerliches Trauerspiel von G. E. Lessing (1772). 4 ) Entstanden zw. Sommer 1771 u. Anfang 1773. 5 ) Er hat gestrebt! Nun ruht er! 2

1775

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

523

1775 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit 19. Buch1) (AA-DuW 1, 635f.): Glücklicher-

weise trafen sie [G’s Zukunftspläne] mit des Vaters Gesinnungen und Wünschen zusammen. Er hatte einen so großen Begriff von meinem dichterischen Talent, soviel eigene Freude an der Gunst die meine ersten Arbeiten erworben hatten, daß er mich oft unterhielt über Neues und fernerhin Vorzunehmendes . . . Nachdem ich im Götz von Berlichingen das Symbol einer bedeutenden Weltepoche nach meiner Art abgespiegelt hatte, sah’ ich mich nach einem ähnlichen Wendepunct der Staatengeschichte sorgfältig um. Der Aufstand der Niederlande gewann meine Aufmerksamkeit; im Götz war es ein tüchtiger Mann der untergeht, in dem Wahn: zu Zeiten der Anarchie sey der wohlwollende Kräftige von einiger Bedeutung. Im Egmont waren es festgegründete Zustände, die sich vor strenger gutberechneter Despotie nicht halten können . . . Ich fing also wirklich Egmont zu schreiben an, und zwar nicht wie den ersten Götz von Berlichingen in Reih und Folge . . . [Dez [Waldeck] An Carl August (Br 3, 7): Dass mir in diesem Winckel der 23.] Welt, Nachts, in dieser Jahreszeit, mein alt Zigeunerlied2) wieder einfällt, ist eben so natürlich lieber gnädiger Herr, als dass ich mich gleich hinsezze es Ihnen aufzuschreiben, und hinter drein einen Brief zu sudeln . . .

1781 Febr

4. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G. F. W. Großmann (GG 1, 54): Meinem Sohn ist es nicht im Traum eingefallen, seinen Götz vor die Bühne zu schreiben.3) − Er fand etliche Spuren dieses vortrefflichen Mannes in einem juristischen Buch4) − ließ sich Götzens Lebensbeschreibung von Nürnberg kommen, glaubte, daß es anschaulicher wäre in der Gestalt, wie’s vor Augen liegt, webt einige Episoden hinein, und ließ es ausgehn in alle Welt.

1792 ⎯

⎯ Campagne in Frankreich 17925) (W 33, 261): Um aber ganz deutlich

zu werden, gedenk’ ich meiner ersten dramatischen Arbeiten [Götz von 1

) Entstanden 1830 Nov (10./) 23., revidiert 1831 Jan 21. ) W 1, 156f. u. W 39, 140f. 3 ) Mit Bezug auf die im Nov 1780 erschienene Schrift De la litte´rature allemande, in der Friedrich II. Götz von Berlichingen − als Stück in der Nachfolge Shakespeares − scharf kritisierte; s. „Götz von Berlichingen“, S. 775. 4 ) Johann Stephan Pütter: Grundriß der Staatsveränderungen des teutschen Reichs. 3. Auflage. Göttingen 1764. 5 ) Geschrieben 1822 März 12.−16. 2

524

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1792

Berlichingen, Egmont], welche, der Weltgeschichte angehörig, zu sehr in’s Breite gingen um bühnenhaft zu sein1). . .

1804 Okt 10. [Weimar] J. H. Voß d. J. an C. W. F. Solger (BG 5, 522): Ich habe Göthe einmal über seinen Faust, ein andermal über den Göz v. Berlich. reden hören. Er fühlte die Größe dieser Stücke mit unendlicher Seelenerhebung. Aber wahrhaftig, er dachte nicht daran, daß sein Individuum der Verfaßer sei, was ihn begeisterte war die Idee, die jenen Stücken zu Grunde liegt, und ihm galt es in dem Augenblicke völlig gleich, in wessen Gehirne sie entsprungen sei.

1810 ?

Aug 22. [Teplitz] Bey Zelter. neu componirte Lieder.2)

?

Okt 31. [Weimar] An Zelter (Br 21, 411f.): Eine vollständigere Abschrift eines

Liedes, das Sie schon besitzen, liegt bey.3) 31. [Weimar] Riemer an Zelter4) (MA 20.3, 268): . . . sende ich Ihnen . . . eine vermehrte und berichtigte Ausgabe des artigen Zigeunerliedes5) und denke mit ähnlichen Äußerungen fortzufahren so wie sie sich im Lauf des Jahres ergeben. Nov

5. [Weimar] Riemer Tagebuch (Pollmer 325): [Gespräch mit G:] Aus der Wäßrigkeit und Breite ging man zuerst zur Konzinnität [Gedrängtheit] über. Ramler, Haller. Lessing war zuerst noch weitschweifig. Diese Schritte gegen sich selbst machte auch Goethe; nur ist aus dieser Periode wenig von ihm übrig; bloß die Lieder bei [B. T.] Breitkopf, die Laune des Verliebten und die Mitschuldigen. Nach dieser Systole war er der erste, der sich wieder diastolisierte [d.i. in die Breite ging] im Götz usw.

1814 Okt 27. [Nennhausen] F. de la Motte-Fouque´ an G (SchrGG 14, 237f.): Schreiben Sie es Ihrer eignen Güte zu, wenn ich . . . mit einer dreisten Bitte hervortrete. Aber ich wage es im Bewußtsein, nur auszusprechen, was in allen ächten Dichtergeistern unsres Vaterlandes seit der Erscheinung des letztern Bandes von Wahrheit und Dichtung6) als lebendiger Wunsch erwacht ist. Wie sollten wir uns nicht sehnen, die erste Gestaltung zu schauen, unter welcher Göz von Berlichingen aus der begeisterten Seele seines Sängers hervor-

1

) Ähnlich in dem vom 11. März 1822 stammenden Schema zu Campagne in Frankreich (W 33, 368; Paralip. 10): Meine ersten Stücke der Weltgeschichte gewidmet gingen zu sehr ins Breite. 2 ) Vielleicht auch das sog. Zigeunerlied. 3 ) Nach MA 20.3, 268 eine Abschrift des Zigeunerliedes (Im Nebel Geriesel im tiefen Schnee . . .) aus Geschichte Gottfriedens von Berlichingen (Anf. 5. Akt), s. nachfolgendes Z. 4 ) G’s Brief vom 31. Okt 1810 beigelegt. 5 ) Im Nebel Geriesel im tiefen Schnee (Anf. 5. Akt). 6 ) Teil 3 von DuW war 1814 erschienen.

1814

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

525

ging! Und wenn unser Meister uns sagt: „diese Bildung ist noch vorhanden“,1) wie sollten wir ihn nicht mit kindlichem Vertrauen bitten, sie an das Licht treten zu lassen! –

1822 Mai

2. Vorschlag zu einer vollständigen Ausgabe zu Goethe’s Nachlaß von ihm

selbst entworfen (W 41.2, 401): U n g e d r u c k t e [Schriften] . . . Götz von Berlichingen erstes Manuscript.

1823 [nach Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzMai 1.] ter Hand (Paralip. 3: Vorarbeiten zu einer vollständigen Ausgabe von

Goethes Werken, Schriften und sonstigen literarischen Nachlaß; W 42.1, 454; QuZ 2, 63): Bd. . . . 28. G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n erstes Concept2). . .

1824 Febr 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 96f.): So hatte er [G] mir [Eckermann] vor einiger Zeit gesagt, daß dem echten Dichter die Kenntnis der Welt angeboren sei und daß er zu ihrer Darstellung keineswegs vieler Erfahrung und einer großen Empirie bedürfe. „Ich schrieb meinen Götz von Berlichingen, sagte er, als junger Mensch von zwei und zwanzig und erstaunte zehn Jahre später über die Wahrheit meiner Darstellung. Erlebt und gesehen hatte ich bekanntlich dergleichen nicht und ich mußte also die Kenntnis mannigfaltiger menschlicher Zustände durch Antizipation besitzen.“ Sept 15. Mittag Eckermann . . . auch Bemerkungen über den ältesten Götz von

Berlichingen Okt 27. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 122): Höchst merkwürdiges erstes Manuscript des „Gottfried von Berlichingen“, sehr reinlich, fast ohne alle Correktur geschrieben. Nov

9. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 123): Bei der großen Bedeutung Herders, versetzte ich [Eckermann], kann ich nicht mit ihm vereinigen, wie er in gewissen Dingen so wenig Urteil zu haben schien. Ich kann ihm z. B. nicht vergeben, daß er, zumal bei dem damaligen Stande der deutschen Litteratur, das Manuskript des Götz von Berlichingen, ohne Würdigung seines Guten, mit spöttelnden Anmerkungen zurücksandte. Es mußte ihm doch für gewisse Gegenstände an allen Organen fehlen. „In dieser Hinsicht war es arg mit Herder“, erwiderte Goethe; „ja wenn er als Geist in diesem Augenblick hier gegenwärtig wäre“, fügte er lebhaft hinzu, „er würde uns nicht verstehen.“

1

) In Dichtung und Wahrheit (AA-DuW 1, 472). ) Der von Kräuter geschr. 2. Entwurf einer Inhaltsplanung zur Ausg. letzter Hand wurde von G überarbeitet u. erweitert, zudem das Drama in einen späteren Bd verwiesen: 35. Götz v. Berl. erstes Concept . . .

2

526

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

1825

1825 Dez 25. (s. „Götz von Berlichingen“: Eckermann Gespräche gD, EGW 6, 790)

1826 ⎯

⎯ Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letz-

ter Hand (W 42.1, 113f.): [Bände] XXX bis XXXIII. (. . . Vielleicht fände man Raum, frühere Studien, z. B. zu Götz von Berlichingen, Iphigenia und sonst, zu belehrender Unterhaltung vorzulegen.) Febr 9. Friedrich [Krause] schrieb am alten Götz von Berlichingen. 10. Friedrich [Krause] den ersten Götz von Berlichingen abschreibend. März 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 174): Wir Deutschen sind auch wirklich schlimm daran: unsere Urgeschichte liegt zu sehr im Dunkel und die spätere hat aus Mangel eines einzigen Regentenhauses kein allgemeines nationales Interesse. Klopstock versuchte sich am Hermann, allein der Gegenstand liegt zu entfernt, niemand hat dazu ein Verhältnis, niemand weiß, was er damit machen soll und seine Darstellung ist daher ohne Wirkung und Popularität geblieben. Ich tat einen glücklichen Griff mit meinem Götz von Berlichingen; das war doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch, und es war schon etwas damit zu machen. [nach Varnhagen von Ense’s Biographien (W 41.2, 268): . . . ja meine ersten Dez 29.] in’s Publicum gebrachten Productionen im eigentlichsten Sinne [wa-

ren] gewaltsame Ausbrüche eines gemüthlichen Talents, das aber sich weder zu rathen noch zu helfen weiß.

1830 Jan

31. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 366): Am selben Tag holte er aus einem Futteral das Originalmanuskript seines „Götz“, um es uns [dem 12jährigen Erbprinzen Carl Alexander u. Soret] zu zeigen, ganz so wie es in vierwöchiger Arbeit in einem Zug niedergeschrieben wurde. „Meiner Schwester habe ich es zu danken, daß ich es fertigmachte,“ erzählte Goethe; „ich sprach ihr so oft von dieser Idee, die mich ganz erfüllte, und die ich ausführen wolle; aber sie glaubte nicht daran, und dieser Unglaube stachelte mich an“. Das Manuskript ist eines der saubersten, die Goethe je geschrieben hat; die Buchstaben sind bis auf geringfügige Unterschiede genau so, wie er sie heute schreibt; die Handschrift ist durchaus gleichmäßig; man findet in dem Götz-Manuskript kaum einen Schreibfehler, ganze Seiten weisen nicht die geringste Korrektur auf; es sieht fast wie eine Reinschrift aus, so gleichmäßig, sauber und leserlich ist es. Seitdem hat „Götz“ mancherlei Änderungen durchgemacht. 31. [Weimar] F. Soret Gespräch (FA II 12, 689): Die schlanken Züge der Handschrift trugen schon ganz den freien klaren Charakter, wie ihn seine deutsche Schrift später immer behalten und auch noch jetzt hat. Das Manuskript war sehr reinlich, man las ganze Seiten ohne die geringste Korrectur, so daß man es eher für eine Kopie, als für einen ersten raschen Entwurf hätten halten sollen. [31.] [Weimar] Carl Alexander von Sachsen-Weimar, Erinnerungen (GG 5, 173ff.): . . . Erinnerungen, wie ein Kind sie haben kann . . . Sehr gleichmäßig freundlich und gütig war

1830

GESCHICHTE GOTTFRIEDENS VON BERLICHINGEN . . .

527

Goethe unausgesetzt für mich; er bewies es auch heute, indem er aus dem neben dem Ofen stehenden Schreibtisch zwei Bücher herausholte, die er mir zeigte, das eine in ein indisches Tuch eingeschlagen [Byrons Sardanapel] . . . Das andere Buch war das Manuskript zu Götz von Berlichingen. Soret machte mich darauf aufmerksam, daß es keine Korrektur enthalte, so umfangreich es auch sei. März 5. (s. „Götz von Berlichingen“: F. Soret Gespräch gD, EGW 6, 793) 14. [Weimar] F. Soret Gespräch (Zehn Jahre 398f.): Ich [G] wäre verrückt gewesen, hätte ich mich in meinem ’Götz‘ an die drei Einheiten halten wollen, aber ebenso wäre es eine Sünde gegen den heiligen Geist des Schönen, wenn ich meine ’Iphigenie‘ im Stil der Romantiker herausgeputzt hätte. Apr 24. (s. „Götz von Berlichingen . . . Für die Bühne bearbeitet“: an Reichel gD, EGW 6, 834)

1831 Jan

22. Testament (W 53, 335): Die meiste Aufmerksamkeit verdienen die aus

Manuscripten, gesammelten Druckschriften bestehenden zehn bis zwölf Bände, welche in Gefolg der vierzig herausgegeben werden könnten. Sie bestehen: 1. Götz von Berlichingen, erstes Manuscript. Mai 15. Testament (W 53, 339ff.): Zu nächster Ausgabe eines Nachtrags zu meinen Werken liegen bereit oder werden redigirt, ajustirt zu diesem Zwecke: . . . Gottfried von Berlichingen, erstes Manuscript . . . Herr Dr. Eckermann hat mir seit verschiedenen Jahren bei Bearbeitung vorstehender Werke treulich beigestanden; in wie fern sie als abgeschlossen oder unvollendet anzusehen sind, davon wird er jederzeit die beste Auskunft geben können. Ich ernenne ihn deßhalb zum Herausgeber vorgemeldeter Werke . . . Die gedachten Manuscripte sind von meinen übrigen Papieren durchaus abgesondert, in einem verschlossenen Kasten verwahrt, wozu Dr. Eckermann den Schlüssel hat und nach Befund und Nothwendigkeit seine Redaction fortsetzen . . . wird. Für diese Bemühung erhält er fünf Procent von dem Erlös gedachter Werke . . . UH

Geschichtliches1)

E

1811 Jan 22., 23. u. 26.; 1821 Juni 2., 8., 11., 17., 18.: Kap. 24. Bernardinus Telesius 1812 Apr 11., 1821 Juni 2.: Kap. 25. Symbolik. Anthropomorphismus der Sprache 1817 Dez 4., 6. u. 20.; 1818 Febr 19.; 1821 Mai 30., Juni 2. u. 10.: Kap. 26. Würdigste Autorität 1

) Nachträge zum Historischen Teil von FL, veröffentlicht zusammen mit der Tabelle Auge empfänglich und gegenwirkend (EGW 1, 563f.) u. den Abschnitten Ältere Einleitung (EGW 3, 265−71), Neuere Einleitung (EGW 3, 271f.), Physiologe Farben (Kap. 1−7) u. Physische Farben (Kap. 8−23) in der Textsammlung Chromatik in Nat I 4

528

GESCHICHTLICHES

1810

1821 Mai 28., Juni 2.: Kap. 27. Der Ausdruck Trüb (von Riemer) 1821 Juni 2.: Kap. 28. Wahres, mystisch vorgetragen 1821 Juli 18., 24. u. 25., Okt 5., 19., 21. u. 22.: Manuskriptsendungen, Druck

D

Nat I 4 (1822) 302−20. − C1 60 (1842) 87−107. − NS 5.1 (1897) 385−405. − LA I 8, 220−32. − MA 12, 597−609. − FA I 25, 775−88.

Z

1810

Dez 14. An J. F. H. Schlosser (Br 21, 444): . . . sowie ich auch wohl wünschte

das Werk des Bernhardus Telesius,1) auf eine zu bestimmende Zeit, zu erhalten.

1811 Jan

22. [Abends] Bernhardini Telesii De rerum natura.2) 23. Bernhardinus Telesius. 24. An J. F. H. Schlosser (Br 22, 26): Das Packet mit den Büchern ist

glücklich angekommen. Das zweyte, von Ew. Wohlgeboren beygelegte Exemplar,3) sowie die Dissertation,4) sind für mich besonders von Bedeutung. Ich werde bald möglichst Gebrauch davon machen und alles wieder wohleingepackt zurückschicken, auch bey dieser Gelegenheit Herrn Vogt,5) den ich unterdessen bestens zu grüßen bitte, dankbarlich antworten. 26. [Nachmittags] Bernhardinus Telesius.

(1822). Die durchgezählten Nachträge behandeln: 24. Bernardinus Telesius, 25. Symbolik. Anthropomorphismus der Sprache, 26. Würdigste Autorität [Leonardo da Vinci], 27. Der Ausdruck Trüb [von Riemer], 28. Wahres, mystisch vorgetragen und 29. Geheimnis wird angeraten. Die beiden letzten Abschnitte (30., 31.) ohne Überschrift. 1 ) Im Kap. Bernhardinus Telesius im Historischen Teil von FL heißt es: . . . er hat ein Büchelchen De colorum generatione geschrieben, das 1570 zu Neapel in Quart herauskam. Wir haben es leider nie zu sehen Gelegenheit gehabt . . . (FA I 23.1, 669). 2 ) Vorarbeiten zum Kap. 24. Bernardinus Telesius (FA I 25, 775−80). 3 ) Vermutlich die in Z 15. Febr 1811: an Schlosser erwähnte Quartausgabe von B. Telesius: De rerum naturae iuxta propria principia. Neapel 1570, aus der G De colorum generatione abschreiben ließ. 4 ) Möglicherweise Johann Georg Lotter(us) (Präses): Ex historia philosophica de Bernardi Tilesii philosophi Itali (Respondent Georgius Gottliebius Steinert). Leipzig 1726. G betont aber in Kap. 24. Bernardinus Telesius, die Schrift sei ihm nicht zu Handen gekommen (FA I 25, 776). 5 ) J. N. Vogt, der vermutlich die Bücher in Frankfurt beschafft hatte.

1811 Febr

GESCHICHTLICHES

529

4. [Weimar] Quittung des Schreibers Kräuter (LA II 5 B/1, 472): 9 gl. für 6 Bogen (in 4to) Abschrift des Optischen Werks: Bernardini opusc: de colorum generatione habe richtig erhalten.1) 15. An J. F. H. Schlosser (Br 22, 33): Die mir anvertrauten Bücher sende

mit Dank zurück. Besonders enthielt die Ausgabe in Quart zu meiner Freude auch die kleineren Schriften des Telesius und das Büchelchen de colorum generatione, worauf es mir hauptsächlich ankam. Nicht weniger war mir die Dissertation erwünscht, welche sehr gründlich und gut geschrieben mich mit den Schicksalen dieses Mannes und seinen Werken näher bekannt machte. Ich lege einen Brief an Herrn Vogt bey,2) um für seine bey dieser Gelegenheit gehabte Bemühung mich dankbar zu erzeigen. 16. Packet an Schlosser mit den Büchern Bernhard Telesius, dabey ein Pakket an Voigt [Vogt] , mit einem Exemplar der Farbenlehre. März 19. [Nachmittags] Geschichte der Farbenlehre. 23. [Frankfurt] J. F. H. Schlosser an G (LA II 5 B/1, 483): Ewr. Exzellenz sehr gütiges Schreiben [vom 15. Febr 1811], nebst dem die Ihnen geliehenen Werke des Telesius und ein Päckchen an H[errn] Vogt enthaltenden Paket, habe ich am 2ten März schon empfangen, und letzteres sogleich an H. Vogt besorgt. Ich muß sehr um Entschuldigung bitten, daß ich diesen Empfang nicht früher gemeldet habe . . . Daß Sie in den Ihnen mitgeteilten Werken des Telesius einiges für Ihre Zwecke brauchbares gefunden haben, hat mich und meine Freunde sehr erfreut, und wir hoffen, daß Sie jene Werke, wenn Sie längern Gebrauch davon zu machen den Wunsch gehabt hätten, ohne Anstand länger behalten haben würden. Mai

2. (s. „Zur Farbenlehre“: an Windischmann gD, EGW 4, 622f.)

1812 Apr 11. Bey Tische Stellen aus Kanne’s Pantheon.3)

1815 Apr

2. Geschichte der Farbenlehre.

1

) Abschrift abgedruckt in LA II 5 B/1, 52−57, M 14. ) Offenbar nicht überliefert. 3 ) Johann Arnold Kanne: Pantheum der Aeltesten Naturphilosophie, die Religion aller Völker. Tübingen 1811 (Ruppert Nr. 3081). Aus dem Werk zitiert G in 25. Symbolik. Anthropomorphismus der Sprache (FA I 25, 780f.). 2

530

GESCHICHTLICHES

1817

1817 ⎯



Dez

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 123): . . .2) Der Aufsatz Leonardo da



4. 6. 19.

Vinci’s über die Ursache der blauen Farbenerscheinung an fernen Bergen und Gegenständen, machte mir wiederholt große Freude.3) Er hatte als ein die Natur unmittelbar anschauend auffassender, an der Erscheinung selbst denkender, sie durchdringender Künstler ohne weiters das Rechte getroffen. Tag- und Jahres-Hefte, Vorarbeit (W 36, 415): Der Aufsatz Leonardo da Vinci’s über die farbigen Schatten, oder wenn man will über die Luftbläue machte mir wiederholt große Freude; so wie Plato hatte er nur die Augen aufgethan um das wahre Verhältniß zu erblicken.4) [Jena] Leonard da Vinci, über farbige Schatten extrahirt5) . . . Abends für mich, Leonard da Vinci. [Jena, nachmittags] Abschrift aus Leonard da Vinci, die Farbe betreffend. [Jena] An A. v. Goethe (Br 28, 339): Zuvörderst betrachte . . . was von dem vorigen Blatte noch nicht herüber [von Weimar nach Jena] expedirt ist . . . 4) Leonard da Vinci, Tractat von der Mahlerey, italiänisches Original.

19. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis ? −: Fabroni, Adamo (Hsg.): Trattato della pittura Di Lionardo da Vinci ridotto alla sua vera lezione sopra una copia a penna di mani di Stefano della Bella. Florenz 1792)6) 20. [Weimar] A. v. Goethe, Randnotiz auf Z 19. Dez 1817: an A. v. Goethe (Sanford 1, 286): ad. 2−5. Folgt anbey. 20. [Jena, nachmittags] Leonard da Vinci im Original . . .

1818 Febr 12. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 15. Juli 1818 −: Manzi, Guilielmo (Hsg.): Trattato della Pittura di Lionardo da Vinci tratto da un Codice della Biblioteca Vaticana. 1 Bd. und ein Tafelbd. [mit eigenem Titelbl.:] Disegni che illustrano l’Opera del Trattato della

1

) Entstanden 1819/1825. ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1817 TuJ gD, EGW 4, 721f. u. „Elemente der entoptischen Farben“: 1817 TuJ gD, EGW 3, 376f. 3 ) Vorarbeit für Kap. 26. Würdigste Autorität (FA I 25, 781f.). 4 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: 1817 TuJ, Vorarbeit gD, EGW 4, 722f. 5 ) Vermutlich der überlieferte Buchauszug von der Hand Färbers aus Leonardo da Vincis Tractat von der Mahlerey (übers. von J. G. Böhm d. Ä., Nürnberg 1724; abgedruckt in LA II 4, 19ff., M 15). Entleihungen der dt. Übers. des Traktats aus der Weimarer Bibliothek sind nur für den 17. Mai 1791 u. den 29. Mai 1821 nachgewiesen (Keudell Nr. 21 u. 1404). 6 ) Die Ausleihe stand auch im Zusammenhang mit dem Aufsatz Joseph Bossi über Leonard da Vinci’s Abendmahl zu Mailand, den G für KA I 3 schrieb (W 49.1, 201−48). 2

1818

GESCHICHTLICHES

531

Pittura di Lionardo da Vinci tratti fedelmente dagli Originali del Codice Vaticano. Rom 1817)1)

Febr 12. [Weimar] C. A. Vulpius an G (Meier 235): Se Königliche Hoheit der Herr Grosherzog haben mir befohlen Ew. Excellenz beikommende Bücher zu senden welche die Ansichten des Lionardo da Vinci über die Optik enthalten, welches Ihnen gewis recht gelegen seyn wird. 19. [Jena] Neue Ausgabe des Leonardischen Tractats zu Rom.

1820 ⎯ ⎯ (s. „Ältere Einleitung“: TuJ, EGW 3, 265) Aug 6., 26. u. 27. (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 265) Sept 17. (s. „Entoptische Farben“ gD, EGW 3, 475) Dez (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 266) 17./29.

1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 206f.): . . .3) Da auf dem reinen Begriff

vom Tr ü b e n die ganze Farbenlehre beruht, indem wir durch ihn zur Anschauung des Urphänomens gelangen, und durch eine vorsichtige Entwicklung desselben uns über die ganze sichtbare Welt aufgeklärt finden, so war es wohl der Mühe werth sich umzusehen, wie die verschiedenen Völker sich hierüber ausgedrückt, von wo sie ausgegangen und wie sie, roher oder zarter, in der Beziehung sich näherer oder entfernterer Analogien bedient . . . Verschiedenes Chromatische wurde zum vierten Hefte [Nat I 4] aus früheren Papieren hervorgesucht; Bernardinus Telesius sowohl überhaupt als besonders der Farbe wegen studirt. März 10. (s. „Entoptische Farben“: an C. L. F. Schultz gD, EGW 3, 482) Apr (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 266f.) 11./14. [Mai

[Weimar] An Nees von Esenbeck (Konzept, nicht abgesandt; Br 34, Anf] 379f.): . . .4) und doch, um unser schönes Verhältniß nicht ganz aufzu1

) G nennt diese Ausgabe im Kap. 26. Würdigste Autorität (FA I 25, 781). Zum Tafelband bei Keudell Nr. 1134 der Hinweis: durch die fahrende Post nach Jena geschickt. 2 ) Entstanden 1822/1829. 3 ) Weiteres s. in „Zur Farbenlehre“: 1821 TuJ, EGW 4, 789f., „Purkinje: Das Sehen in subjectiver Hinsicht“: 1821 TuJ, „Ältere Einleitung“: 1821 TuJ, EGW 3, 266, „Physische Farben“: 1821 TuJ, „Entoptische Farben“: 1821 TuJ, EGW 3, 479, „Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen . . .“: 1821 TuJ, EGW 3, 275 u. „Warte-Steine“: 1821 TuJ. 4 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Nees v. Esenbeck gD, EGW 4, 796.

532

GESCHICHTLICHES

1821

geben, muß ich Ihnen aufrichtig sagen: daß es mich sehr geschmerzt hat, t r ü b mit sordidus übersetzt zu sehen,1) und daß überhaupt Ihr ganzer chromatischer Vortrag mir keineswegs erfreulich war. Sie erwähnen meiner und benutzen nichts von mir, Sie tasten mit den Franzosen hin und wieder, und nirgends schließt sich an, was Sie mittheilen. Leider muß ich mich nächstens öffentlich darüber erklären.2) Mai (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 267) 12./31. 28. Untersuchungen, wie verschiedene Nationen den Begriff von Tr ü b e

ausdrücken.3) 29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 16. Juni 1821 −: Manzi, Guilielmo (Hsg.): Trattato della Pittura di Lionardo da Vinci tratto da un Codice della Biblioteca Vaticana. 1 Bd. und ein Tafelbd. [mit eigenem Titelbl.:] Disegni che illustrano l’Opera del Trattato della Pittura di Lionardo da Vinci tratti fedelmente dagli Originali del Codice Vaticano. Rom 1817) 29. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 8. Juni 1821 −: Böhm d. Ä., Johann Georg (Hsg.): Des vortreflichen Florentinischen Mahlers Lionardo da Vincis höchst-nützlicher Tractat von der Mahlerey. Nürnberg 1724) 30. [Nachmittags] . . .4) Verhandlungen über das Tr ü b e durch alle Spra-

chen . . . Himmelsbläue nach Leonardo da Vinci. Juni (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 268) 1./30. 2. Fortsetzung der chromatischen Arbeiten. Bernardinus Telesius und an-

deres, bis Nr. 28.5) 8. Bernardinus Telesius.6) 10. Um 12 Uhr Professor Riemer, durchgegangen Nr. . . . 26.7) 11. Bernardinus Telesius.

1

) Vgl. C. G. D. Nees von Esenbeck: Handbuch der Botanik. Bd 1. Nürnberg 1820, S. 100 (in G’s Bibliothek; Ruppert Nr. 4917): 1.) G e t r ü b t e F a r b e n m i t e i n e m Ü b e r s c h u ß d e r r e i n e n oder l i c h t e n F a r b e (colores sordidi, couleures altere´es par le gris.) . . . 2.) G e t r ü b t e F a r b e n m i t e i n e m Ü b e r s c h u ß v o n G r a u ( s e h r t r ü b e F a r b e n colores sordidissimi, couleurs tre`s-altere´es par le gris.) 2 ) Den zu diesem Zweck verfertigten Text 25. Allerneustes Rückschreiten (abgedruckt in LA II 5 B/1, 232f., M 77), durch die Numerierung bereits in die Abfolge von Geschichtliches eingeordnet, hat G nicht publiziert. Stattdessen nahm er nach eigener Beschäftigung mit der Thematik (vgl. unten 28. u. 30. Mai 1821) Riemers Untersuchung 27. Der Ausdruck Trüb (FA I 25, 782ff.) in seine Nachtragsammlung Chromatik auf. 3 ) Folgendes s. in „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 267. 4 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 267 u. „Physische Farben“ gD. 5 ) 28. Wahres, mystisch vorgetragen (FA I 25, 785f.). 6 ) Folgendes s. in „Physische Farben“ gD u. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 268. 7 ) 26. Würdigste Autorität (FA I 25, 781f.).

1821

GESCHICHTLICHES

533

Juni 11. An Riemer (Br 34, 280): Mögen Sie wohl, mein theuerster Herr Pro-

fessor, beykommenden allerliebsten Aufsatz1) bis zur nächsten Session nochmals durchgehen, damit er abgeschrieben und zu dem revidirten Manuscript gelegt werden könne. 17. (Aus der Jenaer Bibliothek − bis 23. Juni 1821 −: Lotter, Johann Georg: De vita et philosophia Bernardini Telesii commentarius ad illustrandas historiam philosophicam universim et litterariam saeculi XVI. Christiani sigillatim comparatus. Leipzig 1733) 17. Bernardinus Telesius Lotteri.2) 18. Telesius nach Lotter.3) Juli

8. (s. „Ältere Einleitung gD, EGW 3, 268) 18. [Sendung an] . . .4) Herrn Wesselhöft . . . Manuscript zu Erfüllung des

Bogens T.5) (Durch Färber abgesendet.) 18. An J. C. Wesselhöft (Br 35, 18): Auch liegt Manuscript bey Zur Naturwissenschaft von fol. 68−74, mehr als nöthig ist, die fehlenden Columnen des Bogens 7 [T] zu füllen. Mit der Revision dieses Bogens erbitte mir sämmtliches Manuscript zurück. 21. (s. „Zur Farbenlehre“: an Nees von Esenbeck gD, EGW 4, 799f.) 24. [Nachmittags] Rückkehrender Bote von Jena. Durchsicht des Revisi-

onsbogen T. 24. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 366): Ew. Excellenz Bothen konnte ich gestern Abend nicht abfertigen . . . so daß ich über nichts Nachfrage halten konnte. Heute früh erfahre ich nun, daß Schwabe6) gestern bevor er gegangen, zwar noch alles richtig selbst, doch ohne mir davon Notiz zu geben, expedirt hat. Er hat auf die gestern Abend hier abgehende Post gegeben: 1) Revision vom Bogen F [korrekt T], zur Naturwissenschaft, nebst M[anu]s[kri]pt, abgesetztes u. unabgesetztes . . . 25.7) [Sendung an] Herrn Wesselhöft, Bogen T. der Naturwissenschaft . . . 25. An J. C. Wesselhöft (Br 35, 36): Ew. Wohlgeboren erhalten hiebey mit

verbindlichem Dank für alle bisherigen Bemühungen den Bogen Z [korrekt T] zurück . . . Aug 18. [Marienbad] Einiges in die Collectanea, ingleichen an den Aufsätzen revidirt.8)

1

) 27. Der Ausdruck Trüb (von Riemer; FA I 25, 782ff). ) Vgl. auch oben 24. Jan 1811: an Schlosser mit Anm. 3 ) Folgendes s. in „Auge empfänglich und gegenwirkend“ gD, EGW 1, 563. 4 ) Vorausgehendes s. in „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 268. 5 ) Nat I 4, 289−304 mit einem Teil von 24. Bernardinus Telesius (ebd. 302ff.; bis gegen die Natur zu; FA I 25, 77520−7715). 6 ) Der zwischen 1817 u. 1823 in der Wesselhöftschen Druckerei angestellte Christian Wilhelm Lorenz (genannt Karl oder Johann) Schwabe (1798−1829). 7 ) Am 26. Juli 1821 reiste G nach Marienbad, am 2. Okt 1821 nahm er die Arbeit an Nat I 4 wieder auf. 8 ) Zwischen 14. u. 19. Aug 1821 (Tgb 8, 90ff.) weitere unspezifische Tgb-Vermerke, die 2

534

GESCHICHTLICHES

1821

Sept 17. [Jena] An F. Th. Kräuter (Br 35, 87f.): [Beilage:] Zuerst wünsche von

Weimar Folgendes zu erhalten: . . . 14) Drey leicht geheftete AushängeBogen des neusten Hefts zur Naturwissenschaft [Nat I 4]. 24. [Jena] An C. L. F. Schultz (Br 35, 100): . . .1) denn in meinem nächsten Heft Z u r N a t u r w i s s e n s c h a f t nehm ich die Chromatik wieder auf, indem ich ältere Aufsätze, Confessionen, Erläuterungen, Streitfragen sogar mancher Art, die bey mir, seit Jahren, nicht nur skizzirt, sondern wirklich ausgeführt, nieder- und bey Seite gelegt waren, ohne weiteres abdrucken lasse . . . 24. (s. „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 806) Okt

30. (s. „Ältere Einleitung“: an Cotta gD, EGW 3, 269) 1. (s. „Ältere Einleitung“ gD, EGW 3, 269) 2. [Jena] Allgemeine Revision der Morphologie und Naturwissenschaft. In-

2.

3. 4.

4. 5. 14.

gleichen Ausführung einzelner Stellen . . . [Nachmittags] Dictirte an dem naturhistorischen Hefte [Nat I 4].2) [Jena] An A. v. Goethe (Br 35, 128f.): Heute geh ich an die Naturwissenschaft und hoffe, vor meinem Abgang von hier auch das Nöthige vorzuarbeiten. [Jena] Zur Naturwissenschaft ersten Bandes 4. Heft umdictirt und redigirt. Den Inhalt vorläufig geordnet und verzeichnet. [Jena] An C. F. E. Frommann (Br 35, 130): Nun aber wollte ich anfragen, ob es nicht gefällig wäre, vor Ihrer Abreise die Einleitung zu treffen, daß an der Morphologie [Nat I 4] etc. der Druck fortgesetzt werde; drey Bogen Manuscript sind vorhanden. Ich wünsche diese Fortsetzung bey meinem hiesigen Aufenthalte um so mehr, als dabey mit dem maıˆtre en page einiges zu verabreden ist.3) [Jena, Brief ] An Frommann, wegen der Fortsetzung des Drucks. [Jena, Sendung] An Herrn Frommann, Manuscript zur Naturwissenschaft von Fol. 70 bis 81 inkl.4) [Jena] Noch drey Columnen zum Bogen U., Vorbereitung zum folgenden.

sich auch auf Arbeiten zur Farbenlehre, darunter die Sammlung Geschichtliches, beziehen können. 1 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an C. L. F. Schultz gD, EGW 4, 805f. 2 ) Wiederaufnahme der Arbeiten zur Drucklegung von Nat I 4 nach der Unterbrechung am 25. Juli 1821. 3 ) Das Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an C. F. E. Frommann gD, EGW 4, 806. 4 ) Für Bogen U mit dem Abschluß der Nachtragssammlung Chromatik bzw. Geschichtliches; Nat I 4, 305−20: Kap. 24. Bernardinus Telesius (ab wenden anfing und) bis Genial im Kap. 31. (FA I 25, 77715−8831).

1821

GESCHICHTLICHES

535

Okt 19. [Jena] Der Bogen U. der Naturwissenschaft. . . . [Sendung an] Herrn

Professor Riemer, durch Lieber den Bogen U., durch die Boten einen Brief. 19. [Jena] An Riemer (Br 35, 149): Lieber hat Ihnen den Revisionsbogen V [U] gebracht. In Ihrem Aufsatze1) habe ich nichts zu erinnern gefunden, vielleicht ist an der Interpunction noch einiges zu thun. nach 19. [Weimar] Riemer an G (LA II 5 B/2, 986): Exzellenz entschuldigen geneigtest mit dem geschäftvollen Morgen, wenn ich die zurückfolgende Revision nur mit ein paar Worten begleite. Ich habe nur wenig zu bemerken gefunden, und bloß in dem 29 § ist eine für mich dunkle Stelle,2) wo ich beinahe etwas ausgelassen oder verschrieben vermute. Ew. Exzellenz Approbation meines kleinen Paragraphen [Kap. 27] macht mich sehr glücklich. 21. [Jena] Ward auch der Bogen U. revidirt in die Druckerey gesandt.3) 22. [Jena] Einiges zur Naturwissenschaft . . . Bogen U. in die Druckerey . . .

Manuscript zur Wissenschaftslehre I. Band 4. Heft von Fol. 1 bis 84 incl., enthaltend die 5 ersten gedruckten Bogen . . .

1822 Juli

2. [Halberstadt] F. H. W. Körte an G (LA II 5 B/2, 1032): . . .4) Unwillkürlich gedenke ich hiebei [bei der Betrachtung von Newtons Totenmaske] des Newtonischen Apfels5) und des Goetheschen Ziegelsteins, dessen Wirkungen „ g e n i a l “ enden.6)

1827 Sept 24. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 263): Wir waren auf die Höhe gekommen und hatten die freie Aussicht auf die Hügel, hinter denen Berka liegt. Ein wenig links sahen wir in das Tal, das nach Hetschburg [an der Ilm, südlich Weimar] führt und wo auf der andern Seite der Ilm ein Berg vorliegt, der uns seine Schattenseite zukehrte und wegen der vorschwebenden Dünste des Ilm-Tals meinen Augen blau erschien.7) Ich blickte durch mein Glas auf dieselbige Stelle und das Blau verringerte sich auffallend. 1

) 27. Der Ausdruck Trüb (FA I 25, 782ff.). ) 29. Geheimnis wird angeraten (FA I 25, 786f.). LA II 5 B/2, 986 vermutet die Textpassage Ex divisione . . . maxime notis. 3 ) Folgendes s. in „Zur Farbenlehre“ gD, EGW 4, 807. 4 ) Das Vorausgehende s. in „Ältere Einleitung“ u. „Zur Farbenlehre“: jeweils Körte an G gD, EGW 3, 270 u. EGW 4, 812. 5 ) Angeblich sollen die ersten Erkenntnisse über die Gravitation einem herabfallenden Apfel zu verdanken sein, der Newton, unter einem Baum sitzend, am Kopf traf. 6 ) Bezug ist das Ende der Nachtragssammlung Chromatik bzw. von dessen Teil Geschichtliches: 31. . . . Aber jene Tätigkeiten, von der gemeinsten bis zur höchsten, vom Ziegelstein, der dem Dache entstürzt, bis zum leuchtenden Geistesblick, der dir aufgeht und den du mitteilst, reihen sie sich aneinander. Wir versuchen es auszusprechen: Zufällig, Mechanisch, Physisch, Chemisch, Organisch, Psychisch, Ethisch, Religios, Genial (FA I 25, 788). 7 ) Vgl. dazu Leonardo da Vincis Erklärung in 26. Würdigste Autorität . . . Deutsch ausgesprochen (FA I 25, 781f.). 2

536

GESCHICHTLICHES

1827

Ich machte Goethen diese Bemerkung. Da sieht man doch, sagte ich, wie auch bei den rein objektiven Farben das Subjekt eine große Rolle spielt. Ein schwaches Auge befördert die Trübe, dagegen ein geschärftes treibt sie fort oder macht sie wenigstens geringer. „Ihre Bemerkung ist vollkommen richtig, sagte Goethe; durch ein gutes Fernrohr kann man sogar das Blau der fernsten Gebirge verschwinden machen. Ja! das Subjekt ist bei allen Erscheinungen wichtiger als man denkt. Schon Wieland wußte dieses sehr gut, denn er pflegte gewöhnlich zu sagen: Man könnte die Leute wohl amüsieren, wenn sie nur amüsabel wären. −“ Wir lachten über den heiteren Geist dieser Worte.

WZ

Die Geschwister. Ein Schauspiel in Einem Act.

E D

1776 Okt 26.−31. S 3 (1787) 249−92. − Die Geschwister. Ein Schauspiel. Von Goethe. Ächte Ausgabe. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1787. − A 4 (1806) 109−38. − B 5 (1816) 109−38. − C1 7 (1827) 117−46. − W 9, 117−45. − MA 2.1, 113–30. − FA I 5, 9−28. Aufführungen 1776 Nov 21. Weimar Wilhelm = G Marianne = Caroline Amalie Kotzebue Fabrice = J. Schmidt Briefträger = A. Kotzebue 1781 Sept 17. u. Okt 5. Gotha 1789 Jan 29. u. Okt 15. Weimar

1792 1792 1792 1792 1792 1794 1794 1794 1796 1800 1801 1802 1804 1805 1805 1805

Jan 21. Weimar Febr 16. Weimar Juli 16. Lauchstädt Sept 8. Erfurt Dez 11. Weimar Febr 27. Weimar Sept 9. Rudolstadt Sept 15. Erfurt Jan 12. Weimar Apr 19. Weimar Juni 1. Weimar Febr 22. Weimar Dez 3. Weimar Apr 1. Weimar Apr 17. Weimar Nov 11. Weimar

Aufführungen unter G’s Leitung 1806 Juli 28. Lauchstädt 1806 Sept 11. Weimar 1807 Okt 19. Weimar 1809 Juli 15. Lauchstädt 1810 Dez 17. Weimar 1811 Mai 22. Weimar 1811 Dez 18. Weimar 1812 Dez 9. Weimar 1813 Nov 8. Weimar 1814 März 30. Weimar 1814 Aug 23. Halle 1814 Nov 30. Weimar 1815 Juli 6. Weimar 1816 Febr 12. Weimar 1816 Okt 23. Weimar

Weitere Aufführungen (Auswahl) 1788 Juni 21. Berlin1) 1789 Jan 28. Berlin2)

1 2

) s. Rez. unten 21. Juni 1788. ) s. Rez. unten 7. Febr 1789.

1775−1776

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

Z

1775−1776

1775 Ende/ 1776 Anf.



537

[Weimar] K. A. Böttiger, Zur Weimarischen Genieperiode von 1775 bis 1781 (Gerlach − Sternke 72): So kam Göthe im Triumph in Weimar an, und [J. A. A. v.] Kalb logirte ihn, bis er selbst eine bequemere Wohnung hatte, bei seinem Vater [K. A. v. Kalb], dem damaligen alten Kammerpräsidenten, ein, erwieß ihm, da er bald merkte, daß dieß der alvermögende Liebling des 18jährigen Herzogs werden dürfte, alle möglichen Gefälligkeiten, u. Gastfreundschaft, und hatte selbst gegen die Liebelei, die der schmucke Göthe mit seiner damals noch unverheiratheten Schwester, der jetzigen Fr[au] von S e c k e n d o r f [Sophia Friederike v. Kalb], trieb, nichts einzuwenden. Nur der alte Kalb rief seiner Tochter ein: M ä d c h e n m i t R a t h ! zu, u. rettete sie. Göthe vertauschte bald diese Liebe mit der Seladonschaft bey der damals reizend aufknospenden [Amalie] K o t z e b u e (nachmaliger G i l d e m e i s t e r ), der zu Gefallen er damals auch das liebliche kleine Stück: Die G e s c h w i s t e r , schrieb, worinn er sich mit seiner Geliebten selbst kopirte.

⎯ A. v. Kotzebue, Aus dem Nachlaß (GG 1, 310): Dieser berühmte Mann [G] war Jahre lang ein Freund unsers Hauses gewesen; er hatte meine hübsche Schwester sehr ausgezeichnet, sogar die Geschwister für sie geschrieben und dieses liebliche kleine Stück mit ihr gespielt.

1775−1780 ⎯

⎯ Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften1) (W 42.1, 82): Von



⎯ Ouvrages poe ´tiques de Goethe2) (W 53, 208): de 1775 jusq. 1780 . . .

1775 bis 1780 . . . die Geschwister . . . F r `e r e e t S œ u r , pie`ce sentimentale en un acte.

1776 ⎯

⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit, Paralip. 63) (AA-DuW 2,

463): 1776[:] . . . 26 Oct. Die Geschwister. Okt 26. [Weimar] Nach Tische zurück über Jena Die G e s c h w i s t e r erfunden. 28. an den Geschw. geschrieben . . . 29. Allein und geendigt das Dram. 30. Im Garten frühe. dicktirt an den G. 31. Abschr. d. G. geend. Nov

6. An Katharina Elisabeth Goethe, Johanna Fahlmer u. J. K. Bölling (Br

3, 118): Hier habt ihr ein klein Blümlein vergiss mein nicht. Leßts! lassts den Vater [J. K. Goethe] lesen, schickts der Schwester [Cornelia Schlosser] und die soll mir’s wiederschicken, niemand solls abschrei-

1

) Geschrieben 1819 März. ) Geschrieben 1823 Aug 21. 3 ) Geschrieben 1809 Okt−Dez. 2

538

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

1776

ben.1) Und das soll heilig gehalten werden so kriegt ihr auch wider was . . . Der Treu und Glauben der Tante Fahlmer sind d i e G e s c h w i s t e r empfohlen. Nov 15. Das Misel [Amalie Kotzebue] 16. [Nachmittags] Zu [J.] Schmidt. Prob. zum Mis. [Amalie Kotzebue] Prob. 16. (s. „Erwin und Elmire“: Friederike Gräfin Görtz an J. E. Graf v. Schlitz gen. v. Görtz gD, EGW 4, 201) 17. [Nachmittags] zum Miseln! Probe! 20. Probe. Unruhe. pp 21. [Abends] Die Geschwister gespielt.2) 21. [Weimar] K. A. Böttiger (Gerlach − Sternke 301): Göthe spielte immer sehr gespannt. Am besten in G e s c h w i s t e r Malchen [Amalia] Kotzebue gegen über. 21. [Weimar] Friederike Gräfin Görtz an J. E. Graf v. Schlitz gen. v. Görtz (Sichardt 140): Aujourd’hui nous avons cette fameuse Elmire avec la petite piece de Goethe [Die Geschwister] . . . nach 21. [Weimar] Ph. Seidel an J. M. R. Lenz (Lenz 3, 512): Am Donnerstag [21. Nov] wurden Erw[in] u[nd] Elmire und die Geschwister aufgeführt . . . Ich habe, Fabricens Rolle [gespielt von Registrator J. Schmidt] ausgenommen die sehr elend war, noch nichts so Liebes gesehen. Das Maidel [Amalie Kotzebue] ich hätte sie nun auffressen können. Sie war eben ganz Marianne und der Hr. Geh. Leg. Rat ganz Wilhelm. Ich kanns Ihnen nicht sagen was es auch vor einen Eindruck auf alle Leute machte. Dez

2. [Rippach] An Ch. v. Stein (Br 3, 125f.): Dass nur die Herzogin Louise

die G e s c h w i s t e r nicht weiter giebt oder sonst − Eh sie nach Gotha geht lassen Sie sich’s wiedergeben, es muss bleiben. 12. [Weimar] Musäus an C. F. Nicolai (Bode 1, 207): Es geht mit unserm Liebhaber-Theater noch immer ganz gut vonstatten . . . Herr Goethe hat ein paar von seinen Stücken zum besten gegeben: „Die Geschwister“, in einem Akt, und ein Stück: „Die Mitschuldigen“. Er selbst hat viel wahre Aktion und macht eine angenehme Figur.

1776−1780 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 6): Bei Gelegenheit eines Liebhaber-

Theaters und festlicher Tage wurden gedichtet und aufgeführt: L i l a , die Geschwister, Iphigenia, Proserpina ...

1

) Bezieht sich nach R. Boxberger (Archiv für Litteraturgeschichte 9, 393ff.) auf H2. ) Mit G als Wilhelm u. Amalie Kotzebue als Marianne. 3 ) Geschrieben 1819 Febr 14. 2

1778

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

539

1778 März 18. [Weimar] An J. H. Merck (Br 3, 215): Neuerdings Bruder hab ich über-

haupt über allerley Kunst schöne Aufschlüsse die ich dir mögt in allerley Wercklein sehn lassen. Auch mach ich manches in der Dumpfheit das wohl das beste ist. Hast du ein Lustspiel in I Ackt von mir gesehen? D i e G e s c h w i s t e r ?

1780 Dez 18. [Weimar] Knebel Schreibkalender (GSA 54/357): Abends bei Fr. v. Stein, wo Göthe seine Geschwister und Tasso las.

1781 Jan

25. An Carl August (Br 4, 40): Die Herzoginn von Gotha hab ich gebeten

sich vom Prinzen August [von Gotha] das Exemplar der Geschwister [H3] das er hat, geben zu lassen und sich dessen zu bedienen. Ich hatte kein leserliches zu Hause. Okt 29. [Göttingen] Caroline Böhmer an Julie v. Studnitz (Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen von G. Waitz. Leipzig 1882, 11): Mr. Nicolai m’a dit qu’il est reste´ encore un jour `a Gotha, pour voir la repre´sentation de la pie`ce de Göthe et Madame Gotter dans le role de Marianne.1) On m’a fait un extrait de la pie`ce, mais je ne puis pas dire que le plan me paroit tre`s interressant, il faut que l’execution en fasse le me´rite, et je souhaiterois beaucoup de la lire. Nov

5. [Weimar] Luise Mejer an H. Chr. Boie (GG 1, 311): Goethe ist in Gotha gewesen [2.−11. Okt], hat mit Gotters [Luise Gotter] Komödie gespielt, „Die Geschwister“ und die „Sechs Schüsseln“. Die Herzogin hat der Gottern und den drei andern mitagierenden Damen Kleider geschenkt, und nach der zweiten Repräsentation hat der Herzog einen Ball gegeben.

1785 Okt

3. An Katharina Elisabeth Goethe (Br 7, 105): Was haben die G e -

s c h w i s t e r für Effeckt gemacht?2)

1786 Juni 28. An F. J. Bertuch u. G. J. Göschen (Br 7, 235): . . . Sie erhalten . . .3)

eine Vertheilung meiner sämmtlichen Arbeiten in acht Bänden [Ausgabe S] . . . Dritter Band . . . Die Geschwister. 1

) Am 17. Sept u. 5. Okt Aufführungen in Gotha unter der Leitung von F. W. Gotter. ) Hinweis auf eine Liebhaberaufführung in Frankfurt? 3 ) Das Vorausgehende s. in „Werke, Ausgabe S“: Bertuch an Göschen gD 2

540

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

Juli 6. Aug 27. u. 30. Sept 1. Sept

}

1786

(s. „Werke, Ausgabe S“: an Ch. v. Stein gD)

2. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Carl August, an G. J. Göschen, an Fritz v. Stein u. an Ph. Seidel gD) 8. [Brenner] Tagebuch der italienischen Reise. d 8 Sept. Abends (GT 1.1,

173ff.):1) Ich hatte nach Karlsbad meine sämmtlichen Schriften mitgenommen, um die von Göschen zu besorgende Ausgabe schließlich zusammen zu stellen. Die ungedruckten besaß ich schon längst in schönen Abschriften, von der geschickten Hand des Secretär Vogel. Dieser wackere Mann begleitete mich auch dießmal, um mir durch seine Fertigkeit beizustehen. Dadurch ward ich in den Stand gesetzt, die vier ersten Bände, unter der treuesten Mitwirkung Herders, an den Verleger abzusenden . . . Nov 25. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ph. Chr. Kayser gD) Dez 13. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Herder gD) 16. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ch. v. Stein gD)

1787 Jan 25. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Herder gD) Febr 17. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ch. v. Stein gD) 20. (s. „Werke, Ausgabe S“: an J. G. Göschen gD) 24. (s. „Werke, Ausgabe S“: Brieftabelle gD) Mai (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ch. v. Stein gD) 25.[−?] Juli 14. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ph. Chr. Kayser gD) Aug 15. (s. „Werke, Ausgabe S“: an J. G. Göschen gD) Sept 11. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ph. Chr. Kayser gD) 22. (s. „Werke, Ausgabe S“: Ital. Reise gD) 22. [Leipzig] J. G. Göschen an F. J. Bertuch (QuZ 2.1, 94): Buchhändler welche Ex. mitgenommen haben zur Speculation, wollen sie zurück geben. Man versteht die Iphigenia nicht die Geschwister sind langweilig . . . Der Teufel weiß was die Leute wollen. Das Publikum muß mit der Nase darauf gestoßen werden. Dann bin ich unbesorgt. Thun Sie was Sie können daß eine gescheute Critik bald kommt.

1

) In Ital. Reise fügt G einleitend hinzu (W 30, 24): Indem ich nun diese Blätter sondere, sammele, hefte und dergestalt einrichte, daß sie meinen Freunden bald einen leichten Überblick meiner bisherigen Schicksale gewähren können, und daß ich mir zugleich, was ich bisher erfahren und gedacht, von der Seele wälze, betrachte ich dagegen mit einem Schauer manche Packete, von denen ich ein kurz und gutes Bekenntniß ablegen muß: sind es doch meine Begleiter, werden sie nicht viel Einfluß auf meine nächsten Tage haben! Mit diesen Packete[n] sind diverse Werkmanuskripte gemeint, die G auf der Reise zu überarbeiten beabsichtigte.

1787 Okt

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

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5. [Dresden] C. G. Körner an Schiller (SNA 33.1, 147): . . . Ifflands moralische Stücke1). . . sollen [in Leipzig] nicht gefallen haben; dagegen aber die Geschwister sehr gut aufgenommen worden sein2). . . 27. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ph. Chr. Kayser gD)

1788

}

Jan 25. (s. „Werke, Ausgabe S“ gD) Febr 9. März 2. [Mannheim, anonym. Rez.] Tagebuch der Mannheimer Schaubühne, 37. Stück (Braun 2, 20): In diesem Stücke ist wenig Handlung und viel Empfindelei; der Dialog ist etwas gezwungen und gedehnt; und die Sprache ist nicht ganz rein. Aber das Spiel der Mademoiselle Witthöft ersetzte dies alles. Sie spielte die Mariane mit so viel Natur, Einfalt und Grazie, daß sie alle hinriß. Mit unendlicher Feinheit zog sie die Linie zwischen der Liebe der Schwester und der Liebhaberin; war ganz das liebende unschuldige Geschöpf, welches seinen Empfindungen, die es selbst noch nicht kennt, folget. Juni 21. [Berlin, anonym. Rez.] Annalen des Theaters, 2. H., Berlin 1788, 107 (Braun 21): Vom Königl. Nationaltheater in Berlin Den 21. Juni, zum erstenmal die Geschwister vom Herrn von Göthe. Der Wilhelm war ganz Herrn [J. F. F.] F l e c k s Rolle; in seinem Spiel sahe man feine Nüancirung und richtige Gradation. Madame [Friederike] U n z e l m a n n spielte die Mariane naiv und herzlich, so wie Herr [K. W. F.] U n z e l m a n n den Fabrice, gesezt, mit gemäßigter Wärme des Liebhabers und Freundes. Das kleine Stück gefiel. Aug

1. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an K. W. F. Unzelmann (Köster 213f.): Daß die Geschwister so wohl in Berlin gefallen haben − hat mich sehr gefreut − Es ist ein klein Stück aber eben deßwegen gehört von seiten der Schauspieler mehr Kunst dazu jeden Carackter ins rechte Licht zu setzen und mit wärme und Wahrheit darzustellen − als in einem großen Prachtstück mit Trommlen und Pfeifen − Aber Leute wie die − die auf dem mir überschickten Zettel stehn − heben das Stück und machen dem Autor Ehre.

1789 Febr

3

7. [Berlin, anonym. Rez. )] Theater-Zeitung für Deutschland, Berlin, 7. Febr 1789 (Braun 2, 42f.): Einen so einfachen, äußerst angenehmen Karakter, als Göthens Marianne, ein so liebenswürdiges unverfälschtes Geschöpf der Natur, wüsten wir in wenig Schauspielen zu finden, da in den meisten die weiblichen Rollen kalt und frostig, oder nur durch gespannten Empfindungsprunk herausgehoben sind. Mad. U n z e l m a n n spielt sie mit vieler Anmuth und Natur, besonders ist sie in der Scene mit Fabrice allerliebst, und wir stimmen ihm aufs vollkommenste bei, wenn er nachher sagt: „ I h r Wo l l e n u n d n i c h t Wo l l e n , i h r Z a g e n , i h r e Ve r l e g e n h e i t , o e s w a r s o s c h ö n ! “ Hr. F l e c k macht den Wilhelm, und es wäre überflüßig, von seinem bis in die feinsten Nüancen vortreflichen Spiele etwas zu sagen. Richtiges Accentuiren, welches unter die ersten Elemente der Schauspielkunst gehört, und doch oft von Schauspielern, die sich für ganz vollendet halten, vernachlässigt wird, ist zwar bei Hrn. F l e c k s Einsicht nur

1

) Die Stücke Bewußtsein u. Der Magnetismus. ) Aufführungsdaten nicht ermittelt. 3 ) Rez. der Aufführung am Königl. Nationaltheater 28. Jan 1789. 2

542

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

1789

ein untergeordnetes Verdienst; doch ist es sehr angenehm, einen Mann zu hören, dem auch nie ein falscher Ton entwischt, und der dadurch, daß er in Stellen, die der Autor selbst etwas zweifelhaft gelassen hat, den richtigen Ton durch ein einziges eingeschobenes Wort auch für den eigensinnigsten Kunstrichter deutlich bestimmt, zeigt, daß er auch auf die kleinsten Details seiner Rolle aufmerksam ist.

Juni 22. (s. „Werke, Ausgabe S“: an G. J. Göschen gD)

1790 Apr (s. „Werke, Ausgabe S“: Verlagsanzeige Göschens über Beendigung der Goethe-Ausgabe Mitte gD)

1796 [Jan 13.] [Weimar] Christiane an G (G−Christiane 1, 62f.): Gestern waren ,Die Geschwister’, und die Madame Becker verdiente durch ihr schönes Spiel würklich ein Präsent. Überhaupt ist es sehr gut gespielt worden und hat allgemein gefallen . . .

1800 [Apr [Weimar] H. P. F. v. Seybel Gedenkbuch (BG 5, 15f.): In Weimar sah ich denn Abends 19.?] auch im Theater den Dichterfürsten Goethe; er saß in der Mitte des Parterres nicht weit hinter dem Orchester auf einem etwas erhöhten Sitz, in gepuderten Haaren und in imponirender Gestalt, gleich einem Imperator, der immer zuerst das Zeichen zum Klatschen gab; es wurden von ihm „Die Geschwister“ gegeben.

1803 Dez 29. [Leipzig] A. v. Kotzebue Rückblicke. In: Zeitung für die elegante Welt Nr. 156 vom 29. Dez 1803, S. 1245 (BG 1, 464): Göthe hatte damals sein allerliebstes kleines Stück die Geschwister geschrieben. Es wurde auf dem Privattheater in Weimar aufgeführt; er selbst spielte den Wilhelm, meine Schwester [Amalia Kotzebue] die Marianne, und mir − mir wurde die wichtige Rolle des Postillion zu Theil! Man denke sich meine stolze Freude, als es mir zum ersten Mal erlaubt war, vor einem großen Publikum die Bühne zu betreten. Ich fragte alle Menschen, ob ich meine Rolle gut gespielt hätte? − Die Undankbaren! sie erinnerten sich des Postillons kaum. Nov 10. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G, A. Goethe u. Christiane (SchrGG 4, 251): Am vergangenen Dinstag sind die Geschwister recht brav gegeben worden . . .

1804 Jan

13. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G (Köster 465): Hirbey die Commedien Zettel! Die Geschwister (wie du ersehen wirst) sind an der Tages Ordnung1). . . 1

) Aufführung am 10. Jan 1804.

1804 Okt

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

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2. [Jena, Weimar] An Cotta (Entwurf einer neuen Gesamtausgabe [A];

QuZ 1, 377f.): Zu vertheilen wären in sechszehen, oder . . . zwölf Bände folgende Werke . . . Die Geschwister.

1805 Mai 1./ An Cotta (G−Cotta 1, 119; Br 19, 13f.): Unterzeichneter hat die AbJuni 14. sicht, seine Schriften neu herauszugeben . . . Zu vertheilen wären in

zwölf Bände [Ausg. A] folgende Werke, ungefähr folgender Maßen . . . [Band] IV. . . . Die Geschwister.

1806 ⎯

⎯ (s. „Werke, Ausgabe A“: Tag- und Jahres-Hefte gD)

Aug 17. Die Geschwister durchgegangen [Ausg. A]. 20. [Jena] An Cotta (Beilage; G−Cotta 1, 139): Die zwey ersten Lieferun-

gen [der Ausg. A] enthalten, wie folgt: Erste Lieferung . . . Vierter Band . . . Geschwister . . . gegenwärtig abgeschickt. 20. [Jena] Den vierten Band noch völlig revidirt und abgeschickt. Sept 11. [Weimar] Abends die Geschwister. Die Schauspieler zum Abendessen. Okt

6. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 140): Euer Excellenz gnädiges vom 18. Aug. mit dem Mst zum 4ten Bd. Habe ich seiner Zeit richtig erhalten . . . 20. An Cotta (Br 19, 205): Haben Sie das Paket vom 19. August erhalten,

welches die M i t s c h u l d i g e n , G e s c h w i s t e r , M a h o m e d u n d Ta n k r e d enthielt? 27. An Cotta (Konzept, Br 19, 512): Zu der abgegangenen Sendung mache ich nur noch die Bemerkung, daß, weil ich die vier Göschenschen Bände nicht zerreißen wollte, einige Stücke, wie d i e M i t s c h u l d i g e n , d i e G e s c h w i s t e r , F a u s t und Z u b e h ö r sc. noch einmal kommen. Diese gelten aber nicht; sondern der Abdruck geschieht nach den Manuscripten, die schon in Ihren Händen sind. Nov 28. (s. „Werke, Ausgabe A“: an F. A. Wolf gD) Dez 26. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Zelter gD)

1807 Jan

23. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Cotta gD)

März 16. (s. „Werke, Ausgabe A“ gD) 27. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Zelter gD) Apr (s. „Werke, Ausgabe A“: Zelter an G gD) 23.−25. Okt 19. Abends im Theater: . . . die Geschwister.

544

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

1810

1810 Juni 20. [Wien] F. Grillparzer Tagebuch (Bode 2, 479): „Iphigenia“, „Clavigo“, „Die Geschwister“, „Egmont“ vollendeten [meine Bewunderung] . . . und ich betete Goethe an. Dez 17. Abends [im Theater] die Geschwister . . .

1811 Dez 18. Abends im Theater: die Geschwister . . .

1812 Nov 12. [Jena] An Cotta (Beilage; G−Cotta 1, 247f.; Br 23, 132f.): Über die

Dez

neue Ausgabe [B] von Goethes Werken. Sie wird, was die Ordnung der verschiedenen Arbeiten betrifft, nach Maaßgabe der ersten Cottaischen [Ausg. A] eingerichtet . . . Vierter Band . . . Die Geschwister. 4. [Weimar] An F. v. Müller (Br 23, 192): Ew. Hochwohlgeb. erhalten hiebey . . . 3) die Geschwister. 9. Abends [im Theater] die G e s c h w i s t e r . . .

1813 Nov

8. [Abends im Theater] Die Geschwister.

1814 Nov 30. [Abends im Theater] Geschwister.

1815 Febr 20. An Cotta (Beilage; G−Cotta 1, 269; Br 25, 200): Inhalts-Verzeichniß

der zwanzig Bände Goethische Werke [B] . . . 5ter Band . . . Die Geschwister. Nov 27. Dez 4. u. 6.

}

(s. „Werke, Ausgabe B“ gD)

1816 Okt 15. (s. „Werke, Ausgabe B“ gD) 23. Abends [im Theater] die Geschwister . . .

1816

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

545

Nov 14. (s. „Werke, Ausgabe B“ gD) 29. [Leipzig] G. J. Göschen an G (GSA 28/72 Bl. 181): Erlauben Ew. Excellenz, Denselben ein Ex. des Taschenbuches für Privatbühnen zu überreichen.1) Noch sind die Geschwister das Anmuthigste und Schönste, was Familientheater besitzen. Ich fühle mich verpflichtet im Namen aller Liebhaber des dramaturgischen Vergnügens den Wunsch auszusprechen: Möchte der Herr Verfasser des geliebten Stückes sich doch geneigt finden, etwas ähnliches der deutschen dramatischen Literatur an dem Almanach [?] zu schenken!

1819 Apr 26. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 557): Deine allerliebsten Geschwister, wurden am Donnerstage2) recht säuberlich und nett hier aufgeführt. [P. A. Wolff] Wolf war vorzüglich [in der Rolle des Wilhelm] und Mad. [Auguste] Stich [als Marianne] die jetzt fast täglich spielt und sich täglich bessert tat mehr als man ihr zugetraut hatte.

1823 Dez

3. [Paris] S. Boissere´e an G (HA-BaG 2, 367f.): Überhaupt . . . ist seit mehreren Wochen hier ganz besonders viel die Rede von Ihnen, die Übersetzung des Faust, des Götz und Ihrer Denkwürdigkeiten [Dichtung und Wahrheit], welche hintereinander erschienen, gaben die Veranlassung dazu; und in den letzten Tagen ist das Interesse noch durch die Geschwister vermehrt worden, welche man in zwei verschiedenen Bearbeitungen, gleichsam zu selben Stunde, auf die französische Bühne übertragen hat.3) Beide Stücke werden mit vielem Beifall gegeben, das eine unter dem Titel „Guillaume et Marianne“ auf dem second theaˆtre franc¸ais und das andere unter dem Titel „Rodolphe“4) auf dem Theater des Gymnase dramatique; indessen hat letzteres unbedingt den Vorzug erhalten. Mir ist bei diesen Bestrebungen wunderlich zumute, denn je mehr mich auch die Verehrung freut, welche das französische Publikum Ihrem Genie beweist, desto mehr verdrießt es mich, daß die größten Schönheiten Ihrer Dichtung in der Übersetzung verloren gehen. Ich habe noch nie in so hohem Grade empfunden, wie wenig phantasiereich und gemütvoll die französische Sprache ist, als jetzt, wo ich diese Übersetzung lese. 12. An S. Boissere ´e (Br 37, 280): Daß meine früheren Arbeiten nun end-

lich auch in das Strudelgetriebe der französischen Literatur aufgenommen worden, macht mir wenig Freude, es bleibt allen diesen Dingen kaum etwas mehr als mein Name.

1

) Almanach für Privatbühnen. Erstes Bändchen für das Jahr 1817. Hsg. von A. Müllner. Leipzig: Göschen 1817. 2 ) Aufführung am Mittwoch (nicht Donnerstag), dem 21. Apr 1819. 3 ) Eine frz. Übersetzung von L. de Guizard im 3. Bd der Sammlung Chefs-d’œuvre des the´a ˆtres ´etrangers. Le the´a ˆtre allemand (Paris 1822). 1823 folgte die Übertragung von A. Stapfer in Bd 3 der Œuvres dramatiques de J. W. Goethe. 4 ) Rudolphe ou fre`re et sœur (1823), eine Bearbeitung des Stücks durch den frz. Dramatiker Euge`ne Scribe.

546

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

1823

Dez 15. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 98f.): „Die Geschwister“ entwarf G. auf einer kl[einen] Reise nach Thalbürgel zum Grosherzog; in wenig Tagen waren sie fertig. Es reut ihn, daß er nicht damals ein Dutzend ähnlicher Stücke hinwarf, aber er gerieth bald an die Iphigenie und ward viel ernster. Die Geschwister führte er dann [21. Nov 1776] auf einem kl[einen] Privattheater mit Dem. Kotzebue (Madame Gildemeister) selbst auf, nicht ohne wechselseitige Neigung. Sie sey sehr anmuthig und naiv gewesen, weit mehr als ihre jetzige Tochter [Sophie], die etwas kurz angebundnes habe. Der nachmalige St[aa]ts Rath [A.] Kotzebue machte den Postillon.

1824 März 29. An Aubert de Vitry (Konzept; Br 38, 96f.): Jeder Autor muß wissen was

er seiner Nation, unter gewissen Umständen und Bedingungen mittheilen kann, der französische ist hierin beschränkter als der deutsche und muß, wenn er zu übersetzen unternimmt, eigentlich immer umbilden; es ist mir dieß von jeher bekannt und es durfte mich nicht wundern daß meine Arbeiten auf solche Weise behandelt wurden. So geschah es . . . mit völliger Umarbeitung des kleinen Dramas, die G e s c h w i s t e r , wo sich die Verfasser ganz von meiner Arbeit entfernen mußten, um ihrer Nation, deren Verständniß und Neigung sich anzunähern.

1826 [Jan Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzEnde/ ter Hand (W 42.1, 110): V I . Ä l t e r e T h e a t e r s t ü c k e : . . . Die GeFebr 5.] schwister.1)

1828 März 11. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 656): Ich [G] hatte in meinem Leben eine Zeit, wo ich täglich einen gedruckten Bogen von mir fordern konnte, und es gelang mir mit Leichtigkeit. Meine G e s c h w i s t e r habe ich in drei Tagen geschrieben. Juni [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1128): Gestern Abend [12. Juni] habe ich zum ersten 13.−15. Male Dein liebes Stück die Geschwister im K. Theater vernommen, und mich gleich sehr an dem gefälligen Stoff als an dem allerliebsten Spiele der artigen Nina Sontag von Herzen ergötzt. Das verdächtig Bewußte in Wilhelms Neigung, gegen die zärtliche, keusche Mehr als Schwesterliebe des Mädgens schwebt in feinster Sittlichkeit ohne Affektation wenn dagegen ein Ehepaar wie Geschwister lebend mir abgeschmackt vorkommt. − Du müßtest Dich an Dir selber erfreut haben wenn Du es hier gesehn hättest. Das Haus war nicht voll und der Beifall so einstimmig daß sich nicht unterscheiden ließ was dem Stücke und dem überaus guten Spiele gelten sollte. Denke ich mir die bequeme Konzeption von Innen heraus, so stellt es den Dichter selber als 1

) Gleichlautend Paralip. 4 u. 5 vom Jan 1825 in W 42.1, 459; 467: Neue Ausgabe . . . VI. Ältere Theaterstücke . . . Die Geschwister.

1828

DIE GESCHWISTER. EIN SCHAUSPIEL IN EINEM ACT

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reinen Jüngling dar wie er, beiden Welten angehörig, sich aus der produktiven Natur zur geistigen Höhe erhebt. Man weiß alles von vorn herein wie es kommen muß; der ganze Stoff breitet sich selber vor Herz und Geist aus und wirkt wie die Erfüllung einer schönen Verheißung. Die wohlthätige Angst, ja die letzte höchste Freude ist ein seliger Schmerz den die schöne Seele ohne Ende wünschen möchte.

1830 Jan

27. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 689): Während wir sprachen, kam ein Paket mit einer Übersetzung der „Geschwister“ ins Böhmische, die Goethen große Freude zu machen schien.1)

UH

Die Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen2)

E D

1823 Apr / Juni Nat II 1 (1823) 98−102. − C1 60 (1840) 160−65. − NS 10, 160−65. − LA I 2, 284−88 u. 8, 346−49. − FA I 25, 606−09. − MA 12, 727−30.

Z

1822



⎯ (s. „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“: Tag- und Jahres-Hefte gD, S. 36)

Jan

10. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II, 28): Dürfte ich wohl um einen kleinen Beitrag zum böhmischen National-Museum bitten?

Juni 19. (s. „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“: J. S. Grüner gD, EGW 6, S. 36) 19. [Marienbad] An J. S. Grüner (Br 36, 81): . . .3) ich wünschte Ihrem

Patriotismus einige Milderung. Sommer [Marienbad] Ulrike v. Levetzow Erinnerungen (GG 3.1, 374): Im Sommer 1822 waren wir wieder mit Goethe in Marienbad . . . es kam Graf Kaspar Sternberg, welcher schon lange in brieflichem Verkehr mit Goethe stand, ihn aber da erst persönlich kennen lernte und zwar im Salon meiner Mutter. Juli

⎯ [Marienbad] Graf Sternberg Biographische Materialien (GG 3.1, 390f.): Schon lange sehnte ich mich, Goethes persönliche Bekanntschaft zu machen . . . wir waren nur um elf Jahre im Alter verschieden, hatten dieselben wichtigen Weltbegebenheiten durchlebt und nicht unbeachtet gelassen, waren mit vielen ausgezeichneten Männern unserer Zeit

1

) Marinka [Die Geschwister, tschech.] Hra w gednom gedna´nj. Podle´ Göthe prelozena´ od F. L. Celakowske´ho. W Praze 1827 (Ruppert Nr. 1832). 2 ) Der persönlich engagierte Bericht über Gründung u. Ziele der Gesellschaft entstand im Zusammenhang mit G’s Einsatz für das Prager Museum. Vgl. auch „Monatschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen“. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“: an J. S. Grüner gD, S. 37.

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DIE GESELLSCHAFT DES VATERLÄNDISCHEN MUSEUMS IN BÖHMEN

1822

in Verbindung gekommen, samentlich Berührungspunkte, welche Menschen schneller aneinander schließen, die, wenn auch nicht persönlich bekannt, einander nicht mehr fremd waren. Marienbad bot hiezu die Gelegenheit, wo wir, zusammen unter einem Dache wohnend, uns sehr bald näherten. Die Steine der Umgegend, welche sein Zimmer erfüllten, waren die ersten Vermittler; bald aber wurden die wichtigeren Momente unserer beiderseitigen Lebensfahrt durchgesprochen, die Gegenwart überblickt, und wir fühlten, daß wir uns näher angehörten. Wir speisten mittags und abends an demselben Tische, fuhren öfter zusammen spazieren, und blieben nach dem Nachtessen noch stundenlang auf seinem Zimmer. Als er nach einigen Tagen abends in die Gesellschaft kam und Frau von Levetzow ihn über diese neue Bekanntschaft befragte, antwortete er: Wir haben beide den Donnersberg (der Mileschauer Berg bei Teplitz) bestiegen, ein jeder von einer anderen Seite, auf verschiedenen Wegen, sind aber beide glücklich auf der Zinne angekommen.

Juli 11. [Marienbad] An A. v. Goethe (Br 36, 92f.): Nun aber vermelde das

Allerbeste: daß Herr Graf Sternberg gestern angekommen ist und wir schon zwey lange Sitzungen gehalten . . . Er ist höchst unterrichtet, mittheilend, und meine Ansicht von Böhmen erweitert sich stündlich. Wir gedenken einige Excursionen zusammen zu machen; möge uns das Wetter begünstigen! . . . Über die Verlängerung meines hiesigen Aufenthalts wüßte ich nichts zu sagen; ich werde mich in allem nach Graf Sternberg richten, da der Vortheil, ihn zum Haus- und Tischnachbarn zu haben, gar zu groß und in der Folge ganz nicht zu berechnen ist. Glücklicherweise haben wir eine schöne Sommer- und Herbstzeit vor uns. Hast du Gelegenheit, unserer Frau Großherzogin zu sagen oder wissen zu lassen: daß Graf Sternberg hier ist, so thue es; sie nimmt gewiß aufrichtigen Antheil daran. 23. (s. „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“: Graf Sternberg an J. S. Grüner gD, S. 37) 25. (s. „Marienbad überhaupt und besonders in Rücksicht auf Geologie“: an A. v. Goethe gD) Aug

[Eger] Agenda-Notiz (LA II 8 B/1, 36): Zu senden Graf Sternberg . . . Anf. Sammlung Eger und Gegend.

Aug

1. [Eger] Notirtes und Gesammeltes auf der Reise vom 16. Jun. bis 29.

August. 1822 (Tgb 8, 281): Wurde manches bey Grafen Sternbergs Anwesenheit Besprochenes notirt und Gesammeltes geordnet. Auch las ich dessen Reise durch Tyrol in die österreichischen Provinzen Italiens, wovon er mir ein Exemplar verehrt hatte. Sie war im Jahr 1804 unternommen und 1806 in Regensburg gedruckt.1) Die Pflanzenfunde war der Hauptzweck, verbunden mit Geologie die Weltansicht ist frey und zeugt von einem wohlunterrichteten, mit Staats- und Weltverhältnissen genugsam bekannten Manne. Man folgt ihm gern durch unwegsame Gebirge, wohin sich niemand sehnt. 1

) Reise durch Tyrol in die Oesterreichischen Provinzen Italiens im Frühjahr 1804 . . . Regensburg 1806 (Ruppert Nr. 3970).

1822 Aug

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1. [Eger] An Carl August und Großherzogin Luise (Konzept; Br 36,

103ff.): Von mineralogischen und geologischen Ausflügen wäre manches zu erzählen, wenn ich nicht vor allem andern ankündigen müßte, daß Graf Sternberg den 11. Juli in Marienbad angekommen, wodurch denn mein dortiger Aufenthalt eine ganz andere Gestalt gewann. Ich darf wohl sagen daß mir, seitdem ich Grafen Reinhard in Carlsbad begegnete, kein solches Glück wieder geworden. Wie wichtig ist es einen Mann von diesen Jahren, von solcher menschlichen, welt- und wissenschaftlichen Bildung anzutreffen, eine vollkommene Mittheilung möglich zu finden und durch wechselseitiges Empfangen und Geben des größten Vortheils zu genießen. Sollte man wünschen, ihn früher gekannt zu haben, so läßt sich erwidern: daß wenn zwey Reisende, aus zwey entfernten Weltgegenden nach einem Puncte strebend, auf demselben zusammentreffen, um nun ihren Erwerb zu vergleichen, und das einseitig Gewonnene wohlwollend austauschen, so ist es vortheilhafter, als wenn sie die Reise zusammen angetreten und zusammen vollendet hätten. Er ist aus einer Zeit wo sich Aussichten hervorthaten, Gesinnungen entwickelten, Studien besondere Reizung ausübten, zu denen allen ich mich selbst bekenne. Eine solche Annäherung ist mir daher unendlich werth, weil eine neue Generation, unter andern Bedingungen geboren, zu andern Zuständen erzogen, durch Verdienst und Unverdienst von den älteren absteht, und so waren wir denn zwey Wochen beysammen, wo Tausendfältiges zur Sprache kam. Auch nahm er, nach gefälliger Weise, an Haus- und Tischgenossen heitern Antheil und ich erwarte ihn nun in Eger, wohin ich voraus ging, theils um mich zu sammlen, theils im naturhistorischen Fache manches ihm vorzubereiten, da er nur wenige Tage sich aufzuhalten denkt. Er eilt mit Professor [J. B. P.] Pohl, dem brasilianischen Reisenden, nach München, um sich dort im Naturfache umzusehen, so wie in andern, da sein Hauptgeschäft gegenwärtig zu seyn scheint, das Museum in Prag zu errichten, wohin er patriotisch seine bedeutende Sammlung zu stiften geneigt ist. In gar manchem Capitel habe durch ihn sehr schöne Nachweisung und Aufklärung erhalten; ein fortgesetztes thätiges Verhältniß wird beiden Theilen zu Nutzen und Frommen gereichen . . . Die Absicht des Grafen in München ist höchst löblich und edel, man will es dahin zu bringen suchen, daß die bayerischen mit den österreichischen Naturforschern und Sammlern bey Herausgabe der eroberten Schätze sich über die verschiedenen Fächer besprechen und verständigen, damit nicht doppelt und doch stückweise der Gewinn vor dem Publicum erscheine; hiernach könnte Arbeit und Kosten den Unternehmern und schwere Zahlung dem Publicum erspart werden. Möge ein so wohl überdachter Plan glücklich von statten gehn.1) 1

) Der letzte Absatz gleichlautend in G’s Brief an A. v. Goethe 2. Aug 1822 (Br 36, 106).

550 Aug

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6. [Eger] Notirtes und Gesammeltes auf der Reise vom 16. Jun. bis 29.

August 1822 (Tgb 8, 287f.): Abends . . . Indessen ging das Sortiren, Numeriren, Katalogiren der von allen Seiten zusammen geholten und gebrachten Mineralien immer fort; es wurde gepackt, vorerst eine Sammlung für den Prälaten zu Töpel und eine gleiche für den Grafen Sternberg. 8. [Eger] An Zelter (Br 36, 112f.): Der größte Gewinn aber, den ich in diesen Tagen zog, war die persönliche Bekanntschaft des Herrn Grafen Kaspar Sternberg, mit dem ich schon früher in brieflicher Verbindung stand. Von Jugend auf dem geistlichen Stande gewidmet, gelangte er endlich zur Stelle eines Domherrn zu Regensburg; dort gewann er, neben Welt- und Staatsgeschäften, die Natur, besonders das Pflanzenreich lieb und that viel dafür. Als er nun bey Umkehrung Deutschlands auch von seiner Stelle vertrieben ward, ging er nach dem Mutterlande Böhmen zurück und lebt nun theils in Prag, theils auf seinen von einem ältern Bruder ererbten Gütern. Hier kommt ihm dann die Natur wieder freundlich zu Hilfe. Er besitzt wichtige Steinkohlenwerke, in deren Dach die seltsamsten Pflanzen erhalten sind, welche, indem sie nur der südlichsten Vegetation analoge Gebilde zeigen, auf die entferntesten Epochen der Erde hinweisen. Er hat schon zwey Hefte derselben herausgegeben, lasse sie dir gelegentlich von irgend einem Naturfreunde vorlegen. 21. [Eger] Nachts Polizeyrath Grüner. Recapitulation des Bisherigen. Was für das Prager Museum zu thun. 21. [Eger] J. S. Grüner (GG 3.1, 411): Sie kommen mir eben willkommen, rief mir Goethe beim Eintreten zu, wir müssen doch auch von unserer Sammlung dem Prager Museum etwas zuschicken, daher wollen wir die Sachen nach den Fundörtern verzeichnen und numerieren. 22. [Eger] Nachts . . . Zwey Kisten Gebirgs-Arten an Inspector [J. W.] Gradl

nach Marienbad: für Graf Sternberg, für das Museum zu Tepl. 22. Begleitwort zu dem Katalog der Gesteinsproben (LA II 8 B/1, 37f.):

Verzeichnisse Mehrerer, an verschiedenen Seiten des Egerischen Bezirks und sonst aufgefundenen und in ihren Zusammenhang beobachteten Gebirgsarten und Mineralien, wovon eine Sammlung für das Prager Museum . . . eingepackt und versendet worden . . . 23. [Eger] Erlaß der G e s e l l s c h a f t d e s v a t e r l ä n d i s c h e n M u s e u m s an Grüner. Plan und Absicht durchgedacht. 23. [Eger] J. S. Grüner (GG 3.1, 412f.): . . . ich übergab ihm [G] die von dem Prager Museum an mich erlassene Aufforderung, um die Sendung dahin einrichten zu können. 23. [Eger] An Knebel (Br 36, 126): Alles ist mir wohl gelungen und ich

habe manche schöne Gelegenheit ergriffen, sowohl der Natur als den Menschen etwas abzugewinnen. Des Herrn Grafen Kaspar v. Sternberg längst gewünschte und immer verspätete persönliche Bekanntschaft war

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wohl das Vorzüglichste. Wenn wir andern so viele Jahre neben und mit einander hingingen und uns in Einem Elemente ausbildeten, so ist es kein Wunder, daß wir, mehr oder weniger gleiches Sinnes, endlich in allen Hauptpuncten übereintreffen. Finden wir aber einen tüchtigen Mann, der sich gleichfalls aus jener Zeit herschreibt, wo sich Aussichten hervorthaten, Gesinnungen entwickelten, Studien besondern Reiz ausübten, zu denen wir uns selbst bekennen, so ist eine solche Annäherung unendlich viel werth. Wir lebten zwey Wochen beysammen in Marienbad, wo Tausendfältiges zur Sprache kam, dann ging ich nach Eger voraus, theils um mich zu sammeln, theils im naturhistorischen Fache ihm manches vorzubereiten1). . . Aug 26. [Eger] An J. W. Gradl (Konzept; Br 36, 129): Euer Hochwürden Gefälligkeit nehme kurz vor meiner Abreise nochmals in Anspruch. Sie erhalten hiebey: 1) Packet an des Herrn Grafen von Sternberg Excellenz . . . 26. [Eger] An Graf Sternberg (Br 36, 131/35.): Möge, verehrter Herr und Freund, gegenwärtiges Blatt zur besten Stunde Sie begrüßen und vor allen Dingen mit wenigen Worten aussprechen: daß ich das Glück Ihrer persönlichen Gegenwart zu empfinden und zu genießen erst nach dem Abschiede recht fähig geworden; lassen wir das späte Zusammentreffen desto freudiger und kräftiger fortwirken . . . Die geologischen Sammlungen des Eger Bezirks, für Prag, Töpel und Eger, wurden numerirt, katalogirt und auf der großen Tafel reinlich zurecht gelegt. Den dritten August fuhr ich mit Polizeyrath Grüner nach Falkenau, zu Bergmeister Ignatius Lößl, wo wir ein schönes Mineralienkabinett fanden und die Neigung des guten Mannes, von seinen Doubletten einiges mitzutheilen, gar wohl zu schätzen wußten. Er wird hoffentlich auch für das Prager Museum thätig seyn . . . Mittwoch den 7. fuhren wir nach Schönberg, wo der Capellberg manch Interessantes darbietet. Die Bestandtheile des Granits in großen Partien neben einander. Einige Tage darauf besuchten wir den Pfarrer daselbst, welcher von diesen Vorkommnissen reichlich mittheilte. Polizeyrath Grüner wird für das Museum Exemplare senden. Ein wunderschöner Glimmer in Federgestalt ist darunter . . . Vor allem aber wünschte zu erfahren, in wie fern der herrliche Zweck Ihrer Fahrt völlig erreicht worden, wodurch so viele Mühe dem einzelnen Beschäftigten, den Naturfreunden so manches Geld zu ersparen, der eigentlichen Wissenschaft aber ein doppelt großer Gewinn zu erreichen ist. Kann man sich mit Willen entschließen, was ohne, gegen unsern Willen geschieht, daß das Einzelne sich in’s Ganze verschmilzt, daß das eigene Thun sich sogleich im Thun so vieler andern verliert, so ist gleich ein halb Jahrhundert gewonnen. Doch 1

) Das Folgende s. „Kammer-Bühl“: an Knebel gD.

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soll es vielleicht nicht so seyn. Wo nähmen die Menschen ihre Thätigkeit her, wenn sich nicht jeder etwas mehr als billig einbildete und seinen Kreis abzuschließen trachtete? Die Sammlungen, wovon Verzeichnisse beyliegen, gingen den 22. an Inspector Gradl nach Marienbad ab. Ich habe mich dabey aller Betrachtungen enthalten, die ich aber nachbringe. Wird mir das Glück, Ihr Museum zu beschauen, so kann manches Erfreuliche für uns und andere daraus entspringen. Eine Übersicht des großen böhmischen Ganzen, an dessen Einzelnheiten mich so viele Jahre schon abmüde, würde mir großen geistigen Genuß geben . . . So eben aber, als ich mich anschicke abzuschließen und das Lebewohl treulich hinzuzufügen, überrascht mich eine Sendung der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen an Polizeyrath Grüner, woraus ich ihre Grundgesetze ausführlich kennen lerne, imgleichen aus einem hinzugefügten Blatte die Nachricht des bisher Geschehenen und sodann eine ehrenvolle Erwähnung meiner geringen Theilnahme gewahr werde, wodurch ich berechtigt bin, mich zu den stiftenden Gliedern zu zählen. Möge die ansehnliche Gesellschaft auch die letzten Beyträge freundlich und nachsichtlich aufnehmen, indeß ich noch manches, Böhmen unmittelbar Angehörige bey mir zu Hause verwahre, welches nachzubringen ich nicht verfehlen werde. Haben Sie daher die Gefälligkeit mir anzudeuten, wohin ich etwa von Weimar aus eine Kiste adressiren könnte? Vielleicht nach Leipzig oder Dresden, daß sie mit mäßiger Fracht überkäme. Eine Abschrift des beyliegenden Verzeichnisses hat Polizeyrath Grüner gleichfalls erhalten und wird seine Sendungen darnach einrichten, daß nichts geschickt werde was darin schon begriffen ist1). . . Hiermit schließe ich also am Vorabend meiner Abreise und wünsche mir nochmals Glück zu jedem Guten, das mir begegnete, vor allem aber mit Ihnen, verehrter Freund, näher verbunden zu seyn. Von nun an werde notiren und zu seiner Zeit melden, was Ihnen einige Theilnahme abgewinnen könnte, und bitte um ein Gleiches so wie um fortgesetzte wohlwollende Nachsicht. Aug 26. [Eger, Brief] An Inspecktor Gradl, für Graf Sternberg das Mineralien Verzeichniß, Brief . . . Sept 5. [Weimar] An C. L. F. Schultz (Br 36, 144f.): In Prag legen sie ein Museum an, wodurch viele Menschen aufgeregt, auch Fremde gefördert und zur Theilnahme gestimmt werden; ich konnte ihnen selbst schöne Beyträge geben. Nach Prag aber bin ich ohngeachtet Ihrer Anmahnung doch nicht gegangen, ich fürchte, mich durch so viele Rücksichten genirt zu sehen. Der größte Gewinn aber, den ich in diesen Tagen zog, war die persönliche Bekanntschaft des Herrn Grafen Kaspar Sternberg, eben des Hauptförderers jener Anstalt, mit dem ich schon früher 1

) Das Folgende s. in „Fahrt nach Pograd“ gD, EGW 4, 245.

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in brieflicher Bekanntschaft stand. Von Jugend auf dem geistlichen Stande gewidmet, gelangte er endlich zur Stelle eines Domherrn von Regensburg; dort gewann er neben Welt- und Staatsgeschäften die Natur, besonders das Pflanzenreich lieb und that viel dafür. Als er nun bey Umkehrung Deutschlands auch von seiner Stelle vertrieben ward, ging er nach dem Mutterlande Böhmen zurück und lebt nun theils in Prag, theils auf seinen von einem ältern Bruder ererbten Gütern. Hier kommt ihm denn die Natur wieder freundlich zu Hülfe. Er besitzt wichtige Steinkohlenwerke, in deren Dach die seltsamsten Pflanzen erhalten sind, welche, indem sie nur der südlichsten Vegetation analoge Gebilde zeigen, auf die entferntesten Epochen der Erde hinweisen. Er hat schon zwey Hefte derselben herausgegeben. Dieß alles ist gewiß in Berlin, vielleicht haben Sie es schon gesehen. Sept 5. [Brief] An Herrn Staatsrath Schultz nach Berlin. 20. An J. Fr. Rochlitz (Br 36, 169f.): Auch ich war dieses Jahr wieder in Böhmen, fand meine alten Freunde und Neigungen wieder, gewann neue dazu und fühlte mich in diesem Kreise sehr behaglich; auch nahm ich Theil an dem neueinzurichtenden Prager Museum und denke das nächste Jahr an die Fortsetzung einer längst gewohnten Lebensweise. Betrübt haben mich deswegen Ihre Worte: „Dazu nun das Volk, ich meyne die große Masse, in seinem Wohlstande (Böhmen abgerechnet, das es nicht besser haben will, als es hat, und es besser zu haben schwerlich werth ist)“.1) Ich weiß recht gut, daß dort nicht alles ist wie es seyn sollte; aber Ihre Worte scheinen mir doch zu hart und zu hauptstädtisch; ich darf Sie daher wohl bitten, sich näher zu erklären und mir dadurch Anlaß zu geben, bey meiner Rückkehr in jene Gegenden besser aufzumerken und, da ich meine Neigung nicht wohl aufgeben kann, doch ohne allzu entschiedenes Vorurtheil meine Liebschaften prüfen zu können. 20. [Brief an] Herrn Hofrath Rochlitz nach Leipzig . . . 25. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II, 163f.): Ich benütze die gütige Auffoderung Ihrer lezten Zuschrift, und melde EW. Excellenz, was ich im Anfange meiner Herbstferin in Prag Liebes und Gutes gesehen . . . Prag. Anfang Septembers. Das deutschböhmische Museum hat ein schön eingerichtetes Lokale. Es befindet sich auf dem sogenannten Hradschin, wo die kaiserl. Burg die Stadt beherrscht, nächst dem erzbischöflichen Pallaste. Obgleich es sich bescheiden hinter Gebäude versteckt, und nur gegen den aus der böhmischen Geschichte bekannten Graben eine Fronte zeigt, so gewinnt es dadurch an Stille, die überhaupt der Kunst und Wissenschaft, insbesondere aber dieser Ersten Einrichtung förderlich seyn dürfte. Das Gebäude gehört dem Grafen Fr. Sternberg, und ist ihm so abgemiethet, auf ewige Zeit, daß es von der Gesellschaft aufgekündigt werden kann, ohne daß dem Grafen ein Gleiches zustände. Die Einrichtung der Bibliothek hat mir am meisten gefallen; sie bildet ein Rundel mit Gallerieen, und zu beyden Seiten zwey anstossende Gemächer; aller Raum ist benutzt, um einer

1

) J. Fr. Rochlitz an G 18. Sept 1822, s. G−Rochlitz 262.

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besondern, ausschlüßlichen Sammlung nationaler Bücher, theils von Eingebornen, theils von fremden, wenn sie über Böhmen geschrieben, hinlänglich zu seyn. Darauf folgen Sammlungen aus der Natur: als dem Thierreiche, in welches auch Ausländisches aufgenommen worden; hier giebt es noch viel leeren Raum; dann dem Mineralreiche. Die Gebirgsarten sind verständig nach den 16 Kreisen geordnet; diese Sammlung wird sehr schön werden; izt ist noch weniges da. Den Eingang sollen zwey versteinerte Bäume zieren, welche H. Graf Kaspar Sternberg in seinen Bergwerken gefunden. Manufaktur- und Kunstsachen habe ich nicht aufgestellt gefunden; vieles ist noch unausgepackt. Unmittelbar schließt sich in einem besonderen Eingange die kön. ständische Gemäldesammlung an, deren Einrichtung Ew. Exzellenz bereits beschrieben haben, und die als ein Theil des Museums anzusehen seyn wird. Sie besteht aus vielen sälen, ist zahlreicher als die Dresdner, hat aber an ganz Vorzüglichem weniger. Die Gemälde sind nach Klassen geordnet. Von ältern böhmischen Künstlern findet sich Zahlreiches und Herrliches. Auch von Altdeutschen giebt es eine Suite.

Nov 23. Schema zu einem Briefe an Graf Sternberg. 23. An Graf Sternberg (Schema, nicht abgegangen; Br 36, 410): Einige

Nachricht von dem Prager Museum. Dez

7. [Brzˇezina] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 33): Das geneigte Anerbieten, einiges Böhmen unmittelbar angehörige von Weimar nachzusenden, wird das Museum mit gröster Dankbarkeit als einen neüen Beweis von Aufmerksamkeit unseres hochverehrten stiftenden Mitglieds anerkennen, nur mus ich bitten in der beizufügenden Erklärung über den Inhalt der Kiste sich der gelehrten Sprache der Erbländischen Mauthämter zu bedienen: R o h e B e r g s t u f e n a u s B ö h m e n f ü r d a s Va t e r l ä n d i s c h e M u s e u m i n P r a g We r t h . . . Von Dresden sind die Speditionen am leichtesten und wohlfeilsten. 23. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (G−Rochlitz 268f.): Auf EW. Excellenz letzten Brief [vom 20. Sept] bin ich eine Antwort schuldig geblieben . . . Sie verlangen . . . eine Erklärung über meine Äußerungen von Böhmen . . . Badeorte zeigen die Nationalität, ja die Eigenheiten und Zustände eines Landes überhaupt, wol am allerwenigsten, und was sich I h n e n nähert, gehört auch ganz gewiß zu dem Ausgezeichnetsten: dies aber sieht am Ende sich überall ähnlich. Indem ich über Böhmen fast in alle dem, was einen Mann meiner Art interessiert und was er beurtheilen kann, nachtheilig urtheile, (über Mähren, das ich nicht besonders genannt, müßte ich etwas weniger,) vergesse ich doch keineswegs, was nach und nach diesen Mißstand hervorgebracht hat und noch jetzt ihn unterhält. Dies erklärt; Erklärung hilft entschuldigen: aber die Sache selbst bleibt doch dieselbe. 25. Graf Sternbergs Bild von Serenissimo.1) 25. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 94): Hier schicke ich dir einen, der schon längstens in deinen Händen zu seyn ich glaubte, denn vor den Jahre ließ ich dieses Bild in Töplitz für dich machen; durch einen bloßen Zufall zeigte es sich mir heute unter andern Sachen, da ich etwas im Schranke suchte. 26. An Carl August (Br 36, 246): Ew. Königliche Hoheit beglücken mich

nach zufälligem Verspäten mit dem höchst ähnlichen Bild eines werthen Freundes in dem alleranmuthigsten Augenblick, da ich eben auf 1

) Brustbild des Grafen Sternberg von unbekannter Hand, das Carl August 1821 in Teplitz in Auftrag gegeben hatte. Vgl. Schuchardt 1, 339 Nr. 106: Graf Sternberg. Kniest. Aquarellmalerei auf Schreibpergament 5 Z. h. 4 1/2 Z. br. Abgebildet in G−Sternberg nach S. 36.

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beyliegenden Brief [des Grafen Sternberg vom 7. Dez 1822] und die hinzugefügte Sendung dankend zu antworten im Begriff bin und ihm also desto freudiger vermelden kann, daß ich mich unmittelbar an seiner bildlichen Gegenwart belebe. Dez 27. An J. St. Zauper (Br 36, 248): Das ausführliche liebenswürdige Schreiben von Prag ist seiner Zeit glücklich angekommen, wofür ich zum allerschönsten danke.

1823 Jan

⎯ Stoffverteilungsentwurf zu Nat II 1 (NS 13, 26): Sonstiges.

a. Graf

Sternbergs Communicationen. b. Erwiederungen an ihn. 8. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II, 39): Die Kiste Mineralien aus dem egrischen Gebiethe ist erst auf meine Betreibung von Tepel vor einigen Tagen in Prag angelangt . . . Am 23ten Dezember v. J. wurde vom Oberstburggrafen die anliegende Rede,1) hierauf die ebenfalls mitfolgende des gewählten Präsidenten Graf Sternberg gehalten,2) die er mir übermittelte und beifügte, daß er im Februar den gegenwärtigen Stand des Museums öffentlich näher auseinander setzen werde. 12. An Graf Sternberg (Br 36, 270): Zum vergangenen Weihnachtsfeste

verehrte mir mein gnädigster Herr das höchst ähnliche Bildniß eines trefflichen Freundes, den es mir früher als Unbekannten darstellen sollte, nun aber den Wohlbekannten doppelt und dreyfach näher bringt. Hiebey kam zur Sprache: sollte man wünschen, sich früher gekannt zu haben? Hierauf ward erwidert: wenn zwey Reisende, aus zwey entfernten Weltgegenden nach einem Punct zusammenstrebend, sich endlich auf demselben treffen, ihren Erwerb vergleichen und das einseitig Gewonnene wohlwollend austauschen, so möcht es wohl vortheilhafter seyn, als wenn sie die Reise zusammen angetreten und vollbracht hätten3). . . 12. [Brief] An Herrn Grafen Sternberg nach Prag . . . 29. An D. Nowak4) (Br 36, 288): Sehen Sie sich übrigens in Ihrer nächsten Gegend wohl um, sowohl im geologischen als oryktognostischen Sinne, bringen Sie was möglich ist zusammen und ordnen die Mineralien Ih-

1

) Franz Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky (Oberstburggraf von Böhmen): Rede, welche am 23. Dez. 1822 als am Tage d. Constituirung d. von Sr. k. k. Majestät . . . genehmigten Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen . . . gehalten wurde. Prag 1822 (Ruppert Nr. 501). 2 ) Rede des gewählten Präsidenten der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen Grafen Kaspar Sternberg . . .. d. 23. Dez. 1822. Prag 1822 (Ruppert Nr. 504). 3 ) Das Folgende s. in „Fossiler Backzahn, wahrscheinlich vom Mammut“: an Graf Sternberg gD, S. 40. 4 ) Domitianus Nowak, Mitglied d. Vereins d. barmherzigen Brüder, Kloster Kukus a. d. Elbe in Böhmen.

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res Kreises wissenschaftlich. Senden Sie sodann Exemplare an das Prager National-Museum, so wird Ihnen dieses in jedem Sinne zur wissenschaftlichen Kenntniß sowohl als zu Vermehrung und Belebung Ihrer eignen Sammlung vortheilhaft seyn. Soviel sage nur in Hoffnung und Erwartung fernerer Mittheilung. Jan 29. [Brief an] Herrn Domitianus Nowak nach Kukus in Böhmen. März 16. (s. „Dankbare Gegenwart“: Graf Sternberg an G gD, EGW 2, 244) Apr 19./ Dankbare Gegenwart (W 36, 297): Auch im Wissenschaftlichen erhielt Mai 10. ich die schönsten Zeugnisse des Andenkens und Theilnehmens mit

Aufforderung zur Theilnahme. Unter dem Vorsitz des Herrn Grafen Kaspar Sternberg verlieh mir die Gesellschaft des Prager Museums den Charakter eines Ehrenmitglieds und knüpfte mich noch mehr an eine Anstalt, der ich von ihren ersten Anfängen an zugethan gewesen und aus wahrhafter Neigung zu ihrem würdigen Stifter und Beförderer manche Früchte meiner böhmischen Naturstudien gewidmet hatte. Mai

1. [Prag] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 43/47): In Teplitz wurde das Bildniß gefertiget dessen Bestimmung mir bekannt und höchst schmeichelhaft war, das erste Mal in meinem Leben hielt ich die peinliche Geduldprobe einer aufgedrungenen Stellung con amore aus. Möge dieses Bild den treüanhänglichen Freund und Verehrer immer laut aussprächen und den Vortheil des späteren Zusammentreffens auf dem Mülleschauer beglaubigen . . . Was bishero für das Museum gewirkt worden mögen die beigeschlossenen Verhandlungen bethätigen,1) um diese Reden mit jener Nachsicht zu beurtheilen der sie so sehr bedörfen mus mann bedenken daß sie im Jahr [1]823 in dem Oestreichischen Kaiserstaat gehalten wurden. Sapienti pauca. Gf. Franz Sternberg hat das Verzeichnüß der drei lezten Kunstausstellungen beigelegt und empfiehlt sich wohlwollendem Andenken. ⎯ Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 9, 327): Verhandlungen der Gesellschaft

des Vaterländischen Museums in Böhmen . . . Von Graf Sternberg. 12. (s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: Tgb gD, EGW 1, 99) 14. An Graf Sternberg (Br 37, 41f.): Zuvörderst bedarf es also wohl keiner

Betheuerung, daß ich mich oft genug nach Prag begebe, seitdem es für mich lebendig geworden und ich daselbst einen theuren, verehrten, theilnehmenden Freund zu besuchen habe; es geschieht dieß in guten Tagen und in schlimmen hat es auch nicht daran gefehlt . . . Die Nachricht von der Feyerlichkeit des 23. Decembers kam mir sehr bald zu, und ich sah mit Freuden eine der würdigsten Anstalten gegründet, eröffnet und in die zuverlässigsten Hände gegeben.2) Möge Glück und Segen so großes Unternehmen und so bedeutende Aufopferungen begleiten, und möge ich lange Zeuge seyn des Gedeihens so wohl ge1

) Verhandlungen der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. 1. Heft. Prag 1823 (Ruppert Nr. 505). 2 ) Am 23. Dez 1822 trat zum ersten Mal die Gesellschaft des vaterländischen Museums zusammen u. wählte Graf Sternberg zum Präsidenten der Gesellschaft.

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meynter und kräftiger Bemühungen . . . Das erquickliche Schreiben vom 16. März kam gerade zur Zeit, da ich mich meiner Wiedergenesung erfreuen durfte und ich nach wenig unterbrochener Thätigkeit wieder in alles eingreifen konnte, was mir oblag; die einigermaßen retardirten Hefte schließen sich ab und sollen nach und nach Rechenschaft geben, womit ich mich vergangenen Winter beschäftigt. Möge einiges davon auch Ihrem Zwecke nicht fremd seyn. Mai 26. An Carl August (Konzept; Br 37, 53): Das erste Heft Ve r h a n d l u n gen der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhm e n lege bey; ich fürchte, auf Grafen Sternberg möchte in der nächsten Curzeit nicht zu rechnen seyn. Genau betrachtet macht ihm die Präsidenten-Stelle viel Bemühung, obgleich er darauf vorbereitet und gut secundirt ist. Er schreibt von einer Reise nach Wien, die freylich nöthig seyn möchte, um eine gewisse Einheit in die Naturforschung der österreichischen Staaten zu bringen, auch wegen der brasilianischen Angelegenheiten auf die übrigen deutschen Anstalten zu wirken. 26. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 104): Das angezeigte Heft: Ve r h a n d l u n g e n d e r G [ esellschaft ] d e s V [aterländischen] M [ useums] i n B ö h m e n , liegt nicht in den Kasten! Juni

6. [Eger] J. S. Grüner an G (G−Grüner II, 45): [A. L.] Fürst [v.] Lobkowitz Gubernialsecretair Geschäftsleiter des böhm: Musäums ist als Kreishauptmann nach Budweis abgereiset. 18. (s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: Tgb gD, EGW 1, 99) 20. An Graf Sternberg (Br 37, 85/90): Der sechs und zwanzigste Februar,

als Datum des ehrenvollen mir zugewandten Diploms1) mußte mir höchst rührend seyn, da ich mich aus den Bülletins der Ärzte genugsam überzeugt hatte, daß gerade an demselben Tage die rückkehrende Hoffnung eines neuen Lebens eintrat. Wie bedeutend werden nicht solche Zufälligkeiten! und wie schön ist’s, wenn wahrhafte Neigung und wechselseitig durchdringende Kenntniß des Charakters und des Bestrebens sie wohlwollend herbeyführen . . . Vorläufig erbitte mir eine geneigte Aufnahme des Wenigen, was ich über die Gesellschaft des vaterländischen Museums in meinem letzten Hefte geäußert, welches leider auch noch nicht typographisch abgeschlossen ist. 21. (s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: Tgb gD, EGW 1, 100) 22. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 414): Ew. Excellenz erhalten hierby die nochmahlige Revision des Bogens G in 2 Abzügen . . . 22. u. 23. (s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: Tgb u. an J. C. Wesselhöft gD, EGW 1, 100) 25. (s. „Anthrazit mit gediegenem Silber“: An C. F. E. Frommann gD, EGW 1, 100)

HO 1

) In der Sitzung der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen am 26. Febr 1823 wurden Carl August u. G zu Ehrenmitgliedern gewählt.

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GESETZE DER PFLANZENBILDUNG

1786

[Gesetze der Pflanzenbildung]1)

E D

1788 vermutl. Sommer NS 7 (1892) 7−19 (Vorarbeiten zur Morphologie); NS 13, 86f. − LA I 10, 55−63. − MA 3.2, 308−17. − FA I 24, 98−108.

Z

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Sept 26. [Padua, abends] Reise-Tagebuch (GT 1.1, 242): Der Botanische Garten

ist desto artiger und muntrer, obgleich ietzt nicht in seiner besten Zeit. Morgen soll ihm der größte theil des Tags gewidmet werden. Ich habe heut im durchgehn schon brav gelernt. 27. [Padua, mittags] Reise-Tagebuch (GT 1.1, 242f.): Heute früh ward noch einigs nachgehohlt. aus dem Botanischen Garten vertrieb mich ein Regen. Ich habe drin schöne Sachen gesehn und dir zum Scherz einiges eingelegt . . . Abends . . . Schöne Bestätigungen meiner Botanischen Ideen hab ich wieder gefunden. Es wird gewiß kommen und ich dringe noch weiter. Nur ists sonderbar und manchmal macht michs fürchten, daß so gar viel auf mich gleichsam eindringt dessen ich mich nicht erwehren kann daß meine Existenz wie ein Schneeball wächst, und manchmal, ists als wenn mein Kopf es nicht fassen noch ertragen könnte, und doch entwickelt sich alles von innen heraus, und ich kann nicht leben ohne das. Okt 5. [Venedig, nachmittags] Reise-Tagebuch (GT 1.1, 266): Schönes Eichen Holz aus Istrien hab ich verarbeiten sehn.2) 6. [Venedig, abends] Reise-Tagebuch (GT 1.1, 270f.): Am Meere hab’ ich heut verschiedne Pflanzen gefunden, deren ähnlicher Charackter mir ihre Eigenschafften näher hat kennen laßen. Sie sind alle zugleich mastig und streng, saftig und zäh, und es ist offenbar daß das alte Salz des Sandbodens, mehr aber die Salzige Luft ihnen diese Eigenschafft giebt. Sie strotzen von Säften wie Waßerpflanzen, sie sind fest, zäh, wie Bergpflanzen. Wenn ihre Blätter Enden zu Stacheln incliniren wie bey Disteln sind sie gewaltig Spitz und starck. Ich fand einen solchen Busch Blätter, es schien mir unser unschuldiger Huflattich, hier aber mit scharfen Waffen bewaffnet und das Blat wie Leder, ich habe etwas eingelegt. (Eryngium maritimum). So auch die Samenkapseln, die Stiele alles mastig und fest. Die Binsen spiz und steif daß sie wohl stechen. 1

) Vorarbeit zum Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären (1790); s. dazu „Die Metamorphose der Pflanzen“. Die Überschrift Gesetze der Pflanzenbildung nicht in der Hs., ergab sich aus dem Inhalt des Aufsatzes. Zur Überlieferung LA II 9 A, 529, Vorarbeiten LA II 9 A, 52−72, 78f. 2 ) Vgl. auch die Bemerkungen dazu in der Italiänischen Reise (W 30, 121).

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Okt 25.

Nov

1.

17.

Dez

2.

2. [12.]–23.

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Einige Schwammarten, Insecktengehäuse fand ich ausgeworfen. Wie wohl wird mir’s daß das nun Welt und Natur wird und aufhört Cabinet zu seyn. Mit Freuden seh ich nun jeder Känntniß entgegen, die mir von da und dort zunickt und ich werde gern zu den Büchern wiederkehren.1) [Perugia, abends] Reise-Tagebuch (GT 1.1, 308): Die Oelbäume sind wunderliche Pflanzen. Sie sehen alt fast wie Weiden aus, sie verlieren auch den Splint und die Rinde geht auseinander. Aber sie hat gleich ein festeres marckigeres Ansehn. Man sieht dem Holze an daß es sehr langsam Wächst, und daß es unsäglich durchgearbeitet ist. Das Blat ist auch weidenartig nur weniger Blätter am Zweige.2) [Rom] An den Freundeskreis in Weimar (Br 8, 38): Eben so kann ich von meinen Beobachtungen von meinen Ideen sagen. Ich habe keinen ganz neuen Gedancken gehabt, nichts ganz fremd gefunden, aber die alten sind so bestimmt, so lebendig, so zusammenhängend geworden, daß sie für neu gelten können. [Rom] An Knebel (Br 8, 58): So spät die Jahrszeit ist, so freut mich doch mein bißchen Botanick erst recht, in diesen Landen, wo eine frohre weniger unterbrochne Vegetation zu Hause ist. Ich habe schon recht artige, in’s allgemeine gehende Bemerckungen gemacht, die auch dir in der Folge angenehm seyn werden. [Rom] An den Freundeskreis in Weimar (Br 8, 71f.): Von da gingen wir bey fast zu warmem Sonnenschein auf die Villa Pamfili wo sehr schöne Gartenpartien sind, und blieben bis an den Abend . . . nun gingen meine Botanischen Spekulationen an, die ich den andern Tag auf einem Spaziergang nach dem Monte Mario, der Villa Melini und Villa Madama fortsetzte . . . ehstens werd ich den Botanischen Garten besuchen und hoffe da manches zu erfahren.3) [Rom] Tageregister4) Ital. Reise (Paralip. 38; W 32, 472): Botanische Reflexionen. [Rom] An Herzogin Luise (Br 8, 97f.): Hier kann ich eine Betrachtung nicht verschweigen die ich gemacht habe: daß es nämlich bequemer und leichter sey die Natur als die Kunst zu beobachten und zu schätzen. Das geringste Produckt der Natur hat den Kreis seiner Vollkom1

) Eryngium maritimum: Stranddistel. Diese Beobachtungen auch in der Italiänischen Reise, hier ohne den Zusatz: Die Binsen spiz und steif daß sie wohl stechen. Einige Schwammarten, Insecktengehäuse fand ich ausgeworfen. Wie wohl wird mir’s daß das nun Welt und Natur wird und aufhört Cabinet zu seyn. Mit Freuden seh ich nun jeder Känntniß entgegen, die mir von da und dort zunickt und ich werde gern zu den Büchern wiederkehren (W 30, 138). 2 ) Vgl. auch die Beschreibung der Ölbäume in der Italiänischen Reise (W 30, 177f.). 3 ) Vgl. auch die Schilderung der Ausflüge in der Italiänischen Reise (W 30, 230f.). 4 ) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte.

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menheit in sich und ich darf nur Augen haben um zu sehen, so kann ich die Verhältnisse entdecken, ich bin sicher daß innerhalb eines kleinen Cirkels eine ganze wahre Existenz beschloßen ist . . . die Naturwercke sind immer wie ein erstausgesprochnes Wort Gottes.

1787 ⎯

⎯ Notizen Ital. Reise (Paralip. 13; W 32, 443): Naturgeschichte





Febr

2. 3. 16.

19.

19.

19.[?]

Botanick Pflanzen hies[iger] G[egend] ⎯⎯ künstlich aufb[ewahren] Botanischer Garten Samen. Übersicht Ital. Reise (Paralip. 39; W 32, 489): Naturbetracht. Botanic[k] Apperc¸u der Urpflanze [Rom] Diarium (SchrGG 2, 404): [Ausgaben für] Horto botanico. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 168): . . . werde dir manches zur Naturkenntniß mittheilen. [Rom] An Ch. v. Stein (Br 8, 159f.): . . . Das Wetter ist ganz herrlich die Tage nehmen mercklich zu, die Lorbeern, Buxbäume blühen schon, heute sah ich den ersten Mandelbaum in Blüte. Die Maaslieben hören gar nicht auf hervorzukommen, heute fand ich Crokus und Adonis. Was wird mir nicht erst das mittägigere Land für Freuden und für Känntniße geben, und ich müßte mich sehr betrügen wenn ich nicht einige schöne Resultate herausdencken wollte . . . Es ist mit den natürlichen Dingen wie mit der Kunst, es ist soviel darüber beschrieben und wenn man sie sieht, läßt sich doch wieder eine neue Combination machen.1) [Rom] Ital. Reise 19. Febr 1787 (W 30, 276): Meine botanischen Grillen bekräftigen sich an allem diesen, und ich bin auf dem Wege, neue schöne Verhältnisse zu entdecken, wie die Natur, solch ein Ungeheueres, das wie nichts aussieht, aus dem Einfachen das Mannichfaltigste entwickelt. [Rom] An Ch. von Stein (Br 8, 204): Sage Herdern: daß sich meine botanische Hypothesen durchaus bekräftigen und daß ich auf dem Wege bin neue schöne Verhältniße zu entdecken. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 192): Wegen der Saamen, die du Jentschen2) zu geben hast, bemerke ich nur dieses. Es sind alles Sträucher und Bäume, welche in hiesiger Gegend den Winter aushalten, schwerlich werden sie unsere Winter dauern, indessen ist ein Versuch immer zu machen. Er wird also wohl thun, die E i c h e l n pp. so zu stecken daß sie die ersten Winter zugedeckt werden können. Die Piniolen müssen jede e i n z e l n i n e i n e n Topf gesteckt und an der Sonne wohl

1 2

) Ähnlich lautend auch in der Italiänischen Reise (W 30, 269f.). ) Gentzsch (Jentsch), Carl Heinrich: Hofgärtner im Welschen Garten in Weimar.

1787

Febr 19.

März 13.

25.

Apr 17.

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gehalten, auch zuerst vor der Kälte geschützt werden, durch das e i n z e l n e stecken erleichtert man sich das Verpflanzen, ich habe diese Art sogar hier gesehen. Die Kerne, D i o s p y r o s V i r g i n i a n a 1) überschrieben sind, soll er sorgfältig halten. Es ist ein sehr schöner, aber sehr delikater Baum. Wenn ich wiederkomme, läßt sich mehr davon reden, er soll nur im allgemeinen die Pflanzen zuerst mit Sorgfalt erziehen und vor der Kälte verwahren. [Rom] An Knebel (Br 8, 195): Hierbey liegt für den Herzog ein Specimen hielandischer Naturgeschichte. Wir können mit Saamen von diesen Früchten aufwarten. [Neapel] Ital. Reise 13. März 1787 (W 31, 48): Herdern bitte zu melden, daß meine botanischen Aufklärungen weiter und weiter gehen; es ist immer dasselbe Prinzip, aber es gehörte ein Leben dazu um es durchzuführen. Vielleicht bin ich noch im Stande die Hauptlinien zu ziehen. [Neapel] Ital. Reise 25. März 1787 (W 31, 75): Nach diesem angenehmen Abenteuer spazierte ich am Meere hin und war still und vergnüglich. Da kam mir eine gute Erleuchtung über botanische Gegenstände. Herdern bitte ich zu sagen, daß ich mit der Urpflanze bald zu Stande bin, nur fürchte ich, daß niemand die übrige Pflanzenwelt darin wird erkennen wollen. Meine famose Lehre von den Kotyledonen ist so sublimirt, daß man schwerlich wird weiter gehen können.2) [Palermo] Ital. Reise 17. Apr 1787 (W 31, 147f.): Es ist ein wahres Unglück, wenn man von vielerlei Geistern verfolgt und versucht wird! Heute früh ging ich mit dem festen ruhigen Vorsatz, meine dichterischen Träume fortzusetzen, nach dem öffentlichen Garten, allein, eh’ ich mich’s versah, erhaschte mich ein anderes Gespenst, das mir schon diese Tage nachgeschlichen. Die vielen Pflanzen, die ich sonst nur in Kübeln und Töpfen, ja die größte Zeit des Jahres nur hinter Glasfenstern zu sehen gewohnt war, stehen hier froh und frisch unter freiem Himmel und, indem sie ihre Bestimmung vollkommen erfüllen, werden sie uns deutlicher. Im Angesicht so vielerlei neuen und erneuten Gebildes fiel mir die alte Grille wieder ein: ob ich nicht unter dieser Schaar die Urpflanze entdecken könnte? Eine solche muß es denn doch geben! Woran würde ich sonst erkennen, daß dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei, wenn sie nicht alle nach einem Muster gebildet wären? Ich bemühte mich zu untersuchen, worin denn die vielen abweichenden Gestalten von einander unterschieden seien. Und ich fand sie immer mehr ähnlich als verschieden, und wollte ich meine botanische Terminologie anbringen, so ging das wohl, aber es fruchtete nicht, es 1 2

) Pantropischer Vertreter der Ebenholzgewächse. ) s. dazu „Von den Kotyledonen“.

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Apr [17.] 17. ⎯



18.–20. Mai 17.

Juni

7. 8.

1787

machte mich unruhig, ohne daß es mir weiter half. Gestört war mein guter poetischer Vorsatz, der Garten des Alcinous war verschwunden, ein Weltgarten hatte sich aufgethan. Warum sind wir Neueren doch so zerstreut, warum gereizt zu Forderungen, die wir nicht erreichen noch erfüllen können! [Palermo] Ausgabentabelle (Paralip. 12; W 31, 323): Giardino botanico. Kalendarium1) Ital. Reise (Paralip. 23; W 31, 339): Botanischer Garten. Urpflanze aufgesucht. Schema zur sizilianischen Reise2) (Paralip. 23; W 31, 341): Eine Last abgewälzt die andern drucken . . . Genetischer Begriff . . . Botanic . . . Öffentlicher Garten. Beschreibung desselben . . . [Segeste] NB des Fenchels zu gedencken wegen der obern und untern Blätter. [Neapel] Ital. Reise. An Herder (W 31, 239f.): Ferner muß ich dir vertrauen, daß ich dem Geheimniß der Pflanzenzeugung und Organisation ganz nahe bin, und daß es das einfachste ist, was nur gedacht werden kann . . . Den Hauptpunct, wo der Keim steckt, habe ich ganz klar und zweifellos gefunden; alles Übrige seh’ ich auch schon im Ganzen und nur noch einige Puncte müssen bestimmter werden. Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, um welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins Unendliche erfinden, die consequent sein müssen, das heißt: die, wenn sie auch nicht existiren, doch existiren könnten und nicht etwa mahlerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Nothwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige Lebendige anwenden lassen. [Rom] Tageregister3) Ital. Reise (Paralip. 38; W 32, 477): Pflanzenorganisation [Rom] An Ch. von Stein (Br 8, 232): Sage Herdern daß ich dem Geheimniß der Pflanzenzeugung und Organisation ganz nah bin und daß es das einfachste ist was nur gedacht werden kann. Unter diesem Himmel kann man die schönsten Beobachtungen machen. Sage ihm daß ich den Hauptpunckt wo der Keim stickt ganz klar und zweifellos entdeckt habe, daß ich alles übrige auch schon im Ganzen übersehe und nur noch einige Punckte bestimmter werden müssen. Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt über welches mich die Natur

1

) Entstanden Sommer 1814. ) Entstanden Sommer 1814. 3 ) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte. 2

1787

Juni 18. Juni ⎯ Juni/Juli

Juli







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selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüßel dazu, kann man alsdann noch Pflanzen ins unendliche erfinden, die konsequent seyn müßen, das heißt: die, wenn sie auch nicht existiren, doch existiren könnten und nicht etwa mahlerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Nothwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige lebendige anwenden laßen. [Rom] Tageregister1) Ital. Reise (Paralip. 38; W 32, 477): Durchgewachsene Nelken. Übersicht Ital. Reise (Paralip. 39; W 32, 485): Naturgegenst. Durchgewachsne Nelke Naturbetr. Pflanzen Organ. Akten zur Ital. Reise (W 32, 389): In dem Mittelpunct der edlen Kunst aber störte mich nun an einem anhaltenden Thun und Denken die Idee der Pflanzenmetamorphose, welche mich in Sicilien ergriffen hatte. Die große Üppigkeit der südlichen Natur zeigt sich auch darin, daß Auge sich aus Auge so leicht entwickelt und die vollendete Blume sich wieder als Zweig darzustellen und vielfach zu blühen bestimmt werden kann. Ich fand eine durchgewachsene Nelke, in der ich alle meine Gedanken verkörpert sah und die mich deshalb gar höchlich entzückte. [Rom] Bericht, Ital. Reise (W 32, 44): Um Nachstehendes, welches ich nunmehr einzuführen gedenke, schicklicher Weise vorzubereiten, halte für nöthig, einige Stellen aus dem vorigen Bande, welche dort, im Lauf der Ereignisse, der Aufmerksamkeit möchten entgangen sein, hier einzuschalten und die mir so wichtige Angelegenheit den Freunden der Naturwissenschaft dadurch abermals zu empfehlen . . . So viel aber sei hier, ferneres Verständniß vorzubereiten, kürzlich ausgesprochen: Es war mir nämlich aufgegangen, daß in demjenigen Organ der Pflanze, welches wir als Blatt gewöhnlich anzusprechen pflegen, der wahre Proteus verborgen liege, der sich in allen Gestaltungen verstecken und offenbaren könne. Vorwärts und rückwärts ist die Pflanze immer nur Blatt, mit dem künftigen Keime so unzertrennlich vereint, daß man eins ohne das andere nicht denken darf. Einen solchen Begriff zu fassen, zu ertragen, ihn in der Natur aufzufinden ist eine Aufgabe, die uns in einen peinlich süßen Zustand versetzt. Störende Naturbetrachtungen, Ital. Reise (W 32, 45ff.): Männern vom Fach wird es vielleicht gar zu naiv vorkommen, wenn ich erzähle, wie ich tagtäglich, in einem jeden Garten, auf Spaziergängen, kleinen Lustfahrten, mich der neben mir bemerkten Pflanzen bemächtigte. Besonders bei der eintretenden Samenreife war es mir wichtig zu beobachten, wie manche davon an das Tageslicht hervortraten. So wendete ich

1

) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte.

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meine Aufmerksamkeit auf das Keimen des während seines Wachsthums unförmlichen Cactus opuntia,1) und sah mit Vergnügen, daß er ganz unschuldig dikotyledonisch sich in zwei zarten Blättchen enthüllte, sodann aber bei fernerem Wuchse sich die künftige Unform entwikkelte. Auch mit Samenkapseln begegnete mir etwas Auffallendes; ich hatte derselben mehrere von Acanthus mollis2) nach Hause getragen und in einem offenen Kästchen niedergelegt; nun geschah es in einer Nacht, daß ich ein Knistern hörte und bald darauf das Umherspringen an Decke und Wände wie von kleinen Körpern. Ich erklärte mir’s nicht gleich, fand aber nachher meine Schoten aufgesprungen und die Samen umher zerstreut. Die Trockne des Zimmers hatte die Reife bis zu solcher Elasticität in wenigen Tagen vollendet. Unter den vielen Samen, die ich auf diese Weise beobachtete, muß ich einiger noch erwähnen, weil sie zu meinem Andenken kürzer oder länger in dem alten Rom fortwuchsen. Pinienkerne gingen gar merkwürdig auf, sie huben sich wie in einem Ei eingeschlossen empor, warfen aber diese Haube bald ab und zeigten in einem Kranze von grünen Nadeln schon die Anfänge ihrer künftigen Bestimmung. Galt das Bisherige der Fortpflanzung durch Samen, so ward ich auf die Fortpflanzung durch Augen weniger aufmerksam gemacht, und zwar durch Rath [J. F.] Reiffenstein, der auf allen Spaziergängen, hier und dort einen Zweig abreißend, bis zur Pedanterie behauptete: in die Erde gesteckt müsse jeder sogleich fortwachsen. Zum entscheidenden Beweis zeigte er dergleichen Stecklinge gar wohl angeschlagen in seinem Garten. Und wie bedeutend ist nicht in der Folgezeit eine solche allgemein versuchte Vermehrung für die botanische Gärtnerei geworden, die ich ihm wohl zu erleben gewünscht hätte. Am auffallendsten war mir jedoch ein strauchartig in die Höhe gewachsener Nelkenstock. Man kennt die gewaltige Lebens- und Vermehrungskraft dieser Pflanze; Auge ist über Auge an ihren Zweigen gedrängt, Knoten in Knoten hineingetrichtert; dieses wird nun hier durch Dauer gesteigert und die Augen aus unerforschlicher Enge zur höchst möglichen Entwickelung getrieben, so daß selbst die vollendete Blume wieder hier vollendete Blumen aus ihrem Busen hervorbrachte. Zu Aufbewahrung dieser Wundergestalt kein Mittel vor mir sehend, unternahm ich es sie genau zu zeichnen, wobei ich immer zu mehrerer Einsicht in den Grundbegriff der Metamorphose gelangte. Allein die Zerstreuung durch so vielerlei Obliegenheiten ward nur desto zudringlicher, und mein Aufenthalt in Rom, dessen Ende ich voraussah, immer peinlicher und belasteter. 1

) Kakteen-Art. Wild kommt sie im südlichen nordamerikanischen Kontinent u. in Südamerika vor. 2 ) Acanthus: Bärenklau; die Pflanze kommt in den tropischen Regionen, sowie im Mittelmeerraum u. den südlichen Regionen Asiens vor.

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Aug 18. [Rom] An Knebel (Br 8, 251f.): Wenn man als Künstler gerne in Rom

ist und bleibt; so wünscht man als Liebhaber der Natur nun weiter südlich zu gehen. Nach dem was ich bey Neapel in Sicilien, von Pflanzen und Fischen gesehen habe, würde ich, wenn ich zehn Jahr iünger wäre, sehr versucht seyn eine Reise nach Indien zu machen, nicht um etwas Neues zu entdecken sondern um das Entdeckte nach meiner Art anzusehen. Wie ich es oft voraussagte habe ich es gefunden, daß hier alles aufgeschloßner und entwickelter ist. Manches was ich bey uns nur vermuthete und mit dem Mikroscop suchte, seh ich hier mit blosen Augen als eine zweifellose Gewissheit. Ich hoffe du wirst auch dereinst an meiner Harmonia Plantarum, wodurch das Linnaische System aufs schönste erleuchtet wird, alle Streitigkeiten über die Form der Pflanzen aufgelößt, ja sogar alle Monstra erklärt werden Freude haben. Hier ist es bey der Nelckenflor etwas gewöhnliches, daß aus einer gewißen Sorte gefüllter Nelcken eine andre gefüllte, völlige Blume herauswächst. Ich habe eine solche gefunden da aus der Hauptblume, vier andre herausgewachsen waren. NB. vollkommen, mit Stielen und allem daß man jede besonders abbrechen hätte können. ich habe sie sorgfältig gezeichnet, auch die Anatomie davon in die kleinsten Theile. 28. [Rom] Ital. Reise 28. Aug 1787 (W 32, 66): In der Naturgeschichte bring’ ich dir Sachen mit, die du nicht erwartest. Ich glaube dem W i e der Organisation sehr nahe zu rücken. Du sollst diese Manifestationen (nicht Fulgurationen) unsres Gottes mit Freuden beschauen und mich belehren, wer in der alten und neuen Zeit dasselbe gefunden, gedacht, es von eben der Seite oder aus einem wenig abweichenden Standpuncte betrachtet. Sept ⎯ Akten Ital. Reise (Paralip. 33; W 32, 468): Metamorphose der Pflanzen mit [K. Ph.] Moritz.1) ⎯ Bericht, Ital. Reise (W 32, 92f.): Die über organische Natur, deren Bilden und Umbilden mir gleichsam eingeimpften Ideen erlaubten keinen Stillstand, und indem mir Nachdenkendem eine Folge nach der andern sich entwickelte, so bedurfte ich, zu eigner Ausbildung, täglich und stündlich irgend einer Art von Mittheilung. Ich versuchte es mit Moritz und trug ihm, soviel ich vermochte, die Metamorphose der Pflanzen vor; und er, ein seltsames Gefäß, das immer leer und inhaltsbedürftig nach Gegenständen lechzte, die er sich aneignen könnte, griff redlich mit ein, dergestalt wenigstens, daß ich meine Vorträge fortzusetzen Muth behielt.

1

) s. auch Paralip. 32 (W 32, 466): September . . . Metamorphose der Pflanzen in extenso.

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6. [Rom] Ital. Reise 6. Sept 1787 (W 32, 77): Mich hat er [K. Ph. Moritz]

aufgemuntert in natürlichen Dingen weiter vorzudringen, wo ich denn besonders in der Botanik auf ein εÊν καιÁ παÄ ν gekommen bin, das mich in Erstaunen setzt; wie weit es um sich greift, kann ich selbst noch nicht sehn. 28. (s. „Einleitung“: Ital. Reise gD, EGW 3, 259) Okt

3. [Frascati] An Knebel (Br 8, 268f.): Die Botanick übe ich auf Wegen

und Stegen. Es möchte mir wie eine Rodomontade [Prahlerei] klingen, wenn ich sagte, wie weit ich darin gekommen zu seyn glaube. Genug ich werde immer sichrer daß die allgemeine Formel die ich gefunden habe, auf alle Pflanzen anwendbar ist.1) Ich kann schon die eigensinnigsten Formen z.E. Passiflora,2) Arum,3) dadurch erklären und mit einander in Parallel setzen. Zur völligen Ausbildung dieser Idee brauchts doch noch Zeit. Dieses Land ist schon recht zu einem solchen Studio gemacht. Was ich im Norden nur vermuthete finde ich hier offenbar. Leider daß ich so ganz von allen Büchern, die zu diesem Studio gehören, entfernt bin! Die Genera Plantarum und noch dazu eine alte Edition, sind der ganze Vorrath meines Robinson Crusoeischen Musei.4) Ich habe diesen Sommer eine Nelcke gefunden aus welcher 4 andre, vollkommne Nelcken herausgewachsen waren, und aus diesen wieder andre gewachsen wären, hätte die Vegetation Trieb genug gehabt. Es ist ein höchst merckwürdiges Phenomen und meine Hypothese wird dadurch zur Gewißheit. Das Phenomen ist ganz anders als es Hill beschreibt, der von solchen Pflanzen ein Tracktätchen herausgegeben hat.5) Dez 21. [Rom] An Knebel (Br 8, 311): Meine Kenntniß der natürlichen Dinge hilft mir sehr fort. Es ist unsäglich wie die Alten der Natur, und mit welchem großen Sinn sie ihr gefolgt sind. 21. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 313): Du tust sehr wohl, mein Lieber, dich mit Betrachtung der Natur zu beschäftigen. Wie der natürlichste Genuß

1

) Nach G lassen sich alle Organe der Pflanze, deren Wachstum vom Spross ausgeht, auf den Bau des Blattes zurückführen. Diese morphologische Übereinstimmung aller Pflanzen brachten ihn auf den Gedanken einer ideellen Urpflanze, die den allen Pflanzen gemeinsamen Grundtypus darstellt. 2 ) Passionsblume mit süßen Früchten; in Süd- u. im südlichen Nordamerika, in Australien, Asien, Madagaskar u. auf den Galapagos-Inseln beheimatet. 3 ) Aaronstab; die Pflanze kommt in der Region zwischen Nordamerika über Europa bis nach Westasien in Laubmischwäldern vor. 4 ) Carl von Linne´: Genera plantarum eorumque characteres naturales secundum numerum figuram situm. Wien 1791. 5 ) J. Hill: Abhandlung von dem Ursprung und der Erzeugung proliferierender Blumen . . . Nürnberg 1768. G’s Lektüre bereits vor der Italienreise; s. dazu seine LektüreNotizen, abgedr. als M 22 in LA II 9 A, 39ff.

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der beste ist; so ist auch die natürlichste Betrachtung die beste. Deine Beobachtungen sind recht gut. Du bist auch auf einem guten Wege zu beobachten. Nur mußt du dich in acht nehmen, daß du deinen Folgerungen nicht zuviel Werth gebest. Ich will nicht sagen, daß du keine Folgerungen machen müßtest, denn das ist die Natur der Seele. Nur mußt du immer deine M e y n u n g geringer halten als dein A u g e . So nützen mir Z. E. deine Beobachtungen recht wohl, wenn ich dir in Meynungen und Kombinationen überlegen bin. Aber du mußt durch alle diese Wege gehen und die F r e u d e , die du über eine solche Entdeckung hast, ist das wahre Kennzeichen, daß du weiter und weiter gehen wirst. Schreibe mir alles, was du auf diesem Wege triffst. Mich interessiert’s sehr und ich lerne immer. Dez [29.] [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 319f.): Deine Erklärungs Art scheint mir zu mechanisch so wohl hier [Kristallisationsbeobachtungen] als bey der Vegetation. D i e A r t z u s e y n der Dinge ist auf eine unglaubliche und geheimnißvolle Weise bestimmt und umschrieben, wenn gleich alle Wesen mit einander in Communication stehen.

1788 Febr 16. [Rom] An Carl August (Br 8, 349): Sobald die Platanen bey Nemi Blät-

ter haben, will ich mir zur Pflicht machen, den famosen Trog mit dem Beywesen zu zeichnen. Überhaupt hoffe ich nun balde mit etwas gedachterem und ausgeführterem aufwarten zu können. Apr ⎯ [Rom] Bericht, Ital. Reise (W 32, 325): Die Gesetzlichkeit der Pflanzenorganisation, die ich in Sicilien gewahr worden, beschäftigte mich zwischen allem durch, wie es Neigungen zu thun pflegen, die sich unsres Innern bemächtigen und sich zugleich unsern Fähigkeiten angemessen erzeigen. Ich besuchte den botanischen Garten, welcher, wenn man will, in seinem veralteten Zustande geringen Reiz ausübte, auf mich aber doch, dem vieles was er dort vorfand neu und unerwartet schien, einen günstigen Einfluß hatte. Ich nahm daher Gelegenheit, manche seltenere Pflanzen um mich zu versammeln und meine Betrachtungen darüber fortzusetzen, so wie die von mir aus Samen und Kernen erzogenen fernerhin pflegend zu beobachten. In diese letzten wollten meine Freunde sich theilen. Ich pflanzte den schon einigermaßen erwachsenen Piniensprößling, Vorbildchen eines künftigen Baumes, bei Angelica [Kauffmann] in den Hausgarten, wo er durch manche Jahre zu einer ansehnlichen Höhe gedieh, wovon mir theilnehmende Reisende, zu wechselseitigem Vergnügen, wie auch von meinem Andenken an jenem Platze, gar manches zu erzählen wußten. Leider fand der nach dem Ableben jener unschätzbaren Freundin eintretende neue Besitzer es unpassend, auf seinen Blumenbeeten ganz unörtlich Pinien

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hervorwachsen zu sehen. Späterhin fanden wohlwollende, darnach forschende Reisende die Stelle leer und hier wenigsten die Spur eines anmuthigen Daseins ausgelöscht. Glücklicher waren einige Dattelpflanzen, die ich aus Kernen gezogen hatte. Wie ich denn überhaupt die merkwürdige Entwicklung derselben, durch Aufopferung mehrerer Exemplare, von Zeit zu Zeit beobachtete . . . Apr 24.− (s. „Einleitung“: Notizheft G’s gD, EGW 3, 259) Juni 18. Mai 10. [Rom] Angelica Kauffmann an G (SchrGG 5, 16): Ihr kleiner Pignen Baum stehet nun in meinem garten, das ist nun meine libste Pflanze. Juni 14. [Rom] G. Schütz an G (SchrGG 5, 32f.): Die Pinie habe ich kürzlich wieder gesehen, und schlagt gut an, und Madame Angelika traget alle Sorge dafür, und hat ihr innigstes Vergnügen dabey. Und Ihre Indianische Feige wächst zur aller unserer Bewunderung auf unserer kleinen Loggetta fort. Sie hat zwey Fortsätze, wo der eine schon über eine Manneshand und der andere halb so groß ist; wenn sie so fortfahrt, dann wird die Loggetta bald zu klein für sie seyn. Juli 13. [Jena] C. Batsch an Knebel (LA II 9 A, 380): . . .1) [Beilage2)] Vorzügliche systematische Schriften, zur Kenntnis A. des Gewächsreiches. 1.) Linne´ Philosophia botanica. Holm. 1751. Berol.[ina] cura Gleditsch. 1779. (Auch soll, wie ich höre, in kurzem von Willdenow eine vermehrte und umgearbeitete Ausgabe besorgt werden). 2.) ⎯⎯ Genera plantarum, cur.[a] Reichard. Francof. ad M.[oenum] 1778. 3.) ⎯⎯ Species plantarum ⎯⎯⎯⎯ 1778−1780. IV. Vol. unter dem Titel Systema plantarum. (Bei jeder Art stehen Zitate der Synonymen und Abbildungen). 4.) Systema vegetabilium Ed.[itio] XIV. cur.[a] Murray 1784. (Eine 15te Ausgabe soll unternommen werden). 23. [Rom] Angelica Kauffmann an G (SchrGG 5, 39): Die Pinie ist schön, und seit dem ich sie in meiner Besorgung habe schon zwei gute Zoll gewachsen. Das ist mir eine liebe und sehr bedeütende pflanze den sie kombt von lieber Hand. Aug

9. [Rom] F. Bury an G (GSA 28/1041): Ihre Intianische Feigen Pflanze hat anstatt ein Blatt, Zu erst 2 mehr bekommen. 18. [Weimar] Caroline Herder an Herder (Herders Reise nach Italien 88): Jetzt schreibt er sein Pflanzensystem auf und erwartet Dich künftiges Jahr mit Verlangen dazu; er will’s ins Lateinische übersetzen, und Du sollst es corrigiren.

[Sept] (s. „Einleitung“: Knebel an G gD, EGW 3, 261) Sept 21. [Rom] Angelica Kauffmann an G (SchrGG 5, 59): Der Garten hat dies Jahr nichts wunderbahres produciert, kein einziges monstrum,3) die liebe Pinie wächst, ich hab sie nicht verpflanzet. Sie würden fast lachen über meine sorge, wen sich dunckle wolcken an dem Himmel zeigen die das ansehen haben eines ungewitters so eile ich hinauf in den Garten und stelle die noch junge pflanze under dach damit sie nicht geschädiget werde, alle übrige lasse ich den Schicksal über.

1

) Das Vorausgehende s. „Einleitung“: Batsch an Knebel gD, EGW 3, 260f. ) LA II 9 A, 380 kommentiert: befindet sich nicht mehr bei dem Brief von Batsch. Vermutlich ist es die . . . Zusammenstellung von Buchtiteln, die in Goethes Nachlaß liegt (GSA Goethe Varia I 3, 3). 3 ) Gemeint: die durchwachsene Nelke; s. oben 1787 Juni/Juli. 2

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GESETZE DER PFLANZENBILDUNG

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Sept 28. [Weimar] An G. J. Göschen (Br 18, 31): Senden Sie mir doch:

Linne´ Genera Plantarum cur. Reichard. Francof. ad M. 1778. auch wünschte ich Linne´ Systema Naturae ed. XII. Holm. 1766–68 zu besitzen. Es

müßte aber nicht der Wiener Nachdruck sondern das Original seyn. Es hat sich das Buch vergriffen, allein Sie finden es wohl irgendwo auf, es hat so große Eile nicht damit.1) Okt 11. An Knebel (Br 9, 42): An natürliche Gegenstände wird nur selten gedacht, die Kunst steht auch fast stille . . . Von Spalanzani habe ich nur beykommendes.2) In Italien hab ich an diese Gegenstände gar nicht gedacht. CS

Gesneria flacourtifolia3)

E D

1831 Aug NS 6 (1891) 3343−19. − LA I 10, 257. − FA I 24, 69510−25. − MA 18.2, 409.

Z

1831

Juli 23. [Jena] F. Soret an G (Zehn Jahre 565f.): Am Tag vor meiner Abreise sah ich in den Treibhäusern von Belvedere eine Pflanze, die unter dem Gesichtspunkt der Metamorphose Ihre Aufmerksamkeit verdient, und ich empfahl dem Gärtner, sie Ihnen zu senden, wenn Sie sie nicht an Ort und Stelle betrachten können; es ist eine Gesneriaart

1

) Buchbestellung, wohl aus Batsch’s Liste in der Beilage an Knebel zusammengestellt (s. oben 13. Juli 1788). Nicht erwähnt die im Zusammenhang der Gesetze der Pflanzenbildung relevanten Werke von N. G. Leske: Anfangsgründe der Naturgeschichte, 2. Aufl. Leipzig 1784 u. von O. F. Müller: Flora Danica. Kopenhagen 1761−1774 (s. dazu auch LA II 9 A, 381). 2 ) L. Spallanzani: Versuche über die Erzeugung der Thiere und Pflanzen. Nebst des Herrn Johann Senebier’s Entwurf einer Geschichte der organisirten Körper vor ihrer Befruchtung. Aus dem Französischen von Christian Friedrich Michaelis, Abt. 1.2, Leipzig, 1786. 3 ) Beobachtungen zur in Südamerika beheimateten Pflanze aus der Familie der Gesneriaceae (Gloxiniengewächse), benannt nach dem Schweizer Naturforscher Conrad Ges(s)ner (1516−1565). Der Artname flacourtifolia ist sonst nicht nachgewiesen. 1829 wurde G auf die spezielle Blütenbildung der Gattung durch C. F. Ph. v. Martius aufmerksam, der sie unter dem Namen Gesnera erwähnte (Martius an G, 2. Febr 1829, vgl. LA II 10 B/1, 456ff.); s. „Über die Spiraltendenz der Vegetation“. − Der Text entstand im Umkreis der Arbeiten für die dt.-frz. Ausg. des Versuchs über die Metamorphose der Pflanzen; s. „Metamorphose der Pflanzen [III]“. G plante darin ein Kapitel Monographie auf Morphologie gestützt. Dazu gehören auch die Texte Bignonia radicans u. Rhus cotinus.

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GESNERIA FLACOURTIFOLIA

1831

mit dem etwas zweifelhaften Beinamen Flacourtifolia. Sie hat drei Blütenstengel mit ganz verschieden stehenden Blättern; am ersten stehen drei Blätter ringförmig um den Knoten; der zweite hat zwei sich gegenüberstehende Blätter, beim dritten stehen die Blätter einmal so, einmal so; und an jedem Stengel zeigen die Blüten die gleiche Anordnung wie die Blätter; das Gesetz der Metamorphose gibt dafür die einleuchtende Erklärung. Das Phänomen ist ganz einzig und spricht ebensosehr für Ihr Gesetz wie gegen das System der Symmetrie; diese drei Blattstellungen an ein und derselben Pflanze sind so unsymmetrisch wie möglich; ich werde den Fall Herrn De Candolle vorlegen, er muß ihn interessieren, wenn er so etwas noch nicht gesehen hat.

Juli/ Aug Agenda (Tgb 13, 272): Gesneria Aug

2. (s. „De Candolle: Von dem Gesetzlichen der Pflanzenbildung“: F. Soret, Conversations gD, EGW 2, 71) 4. [Weimar] F. Soret an G (Zehn Jahre 568): Wenn Sie diese Zeilen erhalten, werden Sie die Gesneria flacourtifolia schon gesehen haben; der Gärtner Sckell versprach mir, sie morgen selbst Ihnen zu bringen.

[5.]1) [Weimar] J. C. Sckell an G (LA II 10 B/1, 700): Gesneria flacourtifolia Flacourtische Gesneria 14. K. 2. Ord: aus Süd Amerika 5. Schreiben von Herrn Soret . . . [Nachmittags] Hofgärtner Sckell von

Belvedere, eine merkwürdige Pflanze überbringend. Nachher allein, im Hausgarten mich aufhaltend, manches bedenkend und vorbereitend. ⎯ Agenda (Tgb 13, 272): Gesneria.2) WY

1

) In LA ist die undatierte Mitteilung des Hofgärtners (GSA 26/LXI 7, Bl. 443) auf den 23. Juli 1831 datiert unter der Annahme, G habe sie an diesem Tag zusammen mit einem Exemplar von Gesneria flacourtifolia erhalten u. sich mit der Pflanze beschäftigt. Auf dem gleichen Zettel bittet Sckell um Rückgabe der Zeichnung von Nelumbium speciosum. Diese Pflanze blühte laut Beschriftung der Zeichnung (LA II 10 B/1, Tafel XII) vom 14. bis 20. Juli in Belvedere. LA nimmt eine gleichzeitige Übersendung dieser Zeichnung am 23. Juli an, worauf G sie umgehend wieder zurückgegeben habe. Vgl. aber Tgb vom 3. Aug 1831, wo es heißt: Hofrath [J. H.] Meyer brachte die Zeichnung von Nelumbium speciosum und ein Stengelblatt von Belvedere. Hätte Meyer die Zeichnung an diesem Tag lediglich zurückgebracht, wie in LA angenommen wird, wäre der Eintrag wohl anders formuliert oder als erneute Übergabe gar nicht erwähnt worden. Somit sah G die Gesneria wohl erst am 5. Aug. 2 ) Als erledigt gestrichen.

1814

GESPRÄCH IM REICH DER TODTEN . . .

571

[Gespräch im Reich der Todten zwischen dem Canzler einer Akademie und einem Schauspieldirector]1)

E

1814 Dez

Z Dez

1814 5. [Jena] Mit ihm [J. G. Lenz] zu Hause. Die neuesten Händel der Aca6. 13.

13. [27.]

demie.2) [Jena] Bergrath [F. S.] Voigt Händel. [Jena] An C. G. v. Voigt (Br 25, 101): Von meinem diesmaligen Aufenthalte [in Jena, 4.−20. Dez] kann ich wohl zufrieden seyn. Die Museen und was uns sonst untergeben steht zum Besten, an einer lebendigeren Benutzung wird es wohl künftig nicht fehlen. Die meisten Docenten habe gesprochen,3) es sind gelehrte, einsichtige, gute Männer, jeder für sich betrachtet schätzenswerth; wenn sie sich nur unter einander vertragen könnten! Da aber dieses in der ganzen Menschheit nicht zu liegen scheint; so wollen wir es auch nicht von dieser besonderen Gesellschaft verlangen. [Jena, Brief an] Geheime R. v. Voigt. [Weimar] An Carl August (Br 25, 115ff.): In Jena habe ich einige Wochen zugebracht, wüßte aber davon kaum etwas mehr zu referiren, als was Ew. Durchlaucht selbst bey Ihro Durchreise [nach Wien, 10. Sept] wahrgenommen . . . Die Ew. Durchl. nicht unbekannt gebliebenen Mißhelligkeiten der akademischen Lehrer betreffend, darf ich mir schmeicheln, daß mein Aufenthalt nicht ohne Frucht gewesen. Ich habe die meisten gesprochen, besucht, und mich mit ihnen über Wissenschaftliches und Öffentliches unterhalten; da sieht man denn freylich, wie es fast unmöglich ist, daß ein aus sehr heterogenen Theilen zusammengesetzter Körper in sich selbst und mit seinen Obern Friede halte. Da übrigens ein solches Corpus den Vortheil hat, bey allen seinen Gebrechen unsterblich zu seyn, so ist es kein Unglück, wenn einmal der

1

) Unausgeführter literarischer Plan? Unterschiedliche Einschätzungen in der Forschung: Von Gräf II 4, 473f. im Anhang unter Namenlose dramatische Pläne; Motive; Unbestimmtes; Allgemeines eingeordnet; nach Wahl 2, 370 handelt es sich wohl . . . nicht um einen ernsthaften Plan. 2 ) Worum es bei diesen akademischen Mißhelligkeiten im einzelnen ging, ist nicht überliefert. 3 ) Bis zum 13. Dez im Tgb u. a. genannt: der Mineraloge J. G. Lenz, der Botaniker F. S. Voigt, der Mathematiker J. H. Voigt, der Chemiker J. W. Döbereiner, der Astronom C. D. v. Münchow, die Mediziner C. G. Gruner, J. F. Fuchs, J. C. Stark u. D. G. Kieser, die Theologen J. P. Gabler u. F. A. Koethe, die Juristen C. W. Schweitzer u. A. J. Schnaubert, der Philologe H. C. A. Eichstädt u. der Orientalist G. W. Lorsbach.

572

GESPRÄCH IM REICH DER TODTEN . . .

1814

Patient einen Diätfehler begeht und der Arzt sich in der Arzney vergreift. Mit dem Theater ist’s dieselbe Sache, und ich habe große Lust, ein Gespräch im Reich der Todten zwischen dem Canzler einer Akademie und einem Schauspieldirector zu verfassen, wo sie denn zuletzt bey Seelenwandrung die Rollen tauschen. Dez 28. [Brief an] Serenissimo Wien. PL

[Gespräch über die Bewegung von Granitblöcken durch Gletscher]1)

E D

18282) NS 10 (1894) 92ff. (Erratische Blöcke). − LA I 11, 309f. − FA I 25, 646f. − MA 18.2, 368f.

Z Okt

1797 7. Reisetagebuch Schweiz 1797 (GT 2.1, 218): Küßnacht . . . nach Tische

gingen wir ab und fanden einen sanften, in die höhe steigenden angenehmen Weg, gesprengte Granitblöcke lagen an der Seite, man hatte sie von einer Matte, die man reinigte, herüber an die Straße geschafft,

1

) Fragment in Johns Hand, vermutl. Entwurf zum geologischen Disput in Wilhelm Meisters Wanderjahren, wo verschiedene damals aktuelle Theorien zur Gebirgsentstehung u. zur Herkunft der erratischen Blöcke einander gegenübergestellt werden (W 25.1, 26ff.). Der Druck der Wanderjahre begann im Dez 1828. Im vorliegenden Gespräch wird im Rückgriff auf eigene Erfahrungen in der Schweiz u. aktuelle Fachliteratur die auch in Umherliegende Granite u. Kälte (s. „Zur Geologie November 1829“, S. 307) vorgetragene Idee einer Kälteperiode in der Vergangenheit der Erde ausgeführt. Weiter sind Informationen in den Text eingeflossen, die G von A. K. v. Preen (s. „Zur Geologie November 1829“) u. 1827/28 von A. Nicolovius (s. „Granitarbeiten in Berlin“, S. 846) erhalten hatte. Wiederaufnahme der Frage nach der Erklärung der erratischen Blöcke in Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung 1831 (S. 311). 2 ) LA u. FA datieren Nov 1829 mit Hinweis auf Parallelen zu Umherliegende Granite u. Kälte. Aber für eine frühere Entstehung sprechen die inhaltlichen Übereinstimmungen zum 1828 entstandenen geologischen Gespräch in den Wanderjahren; ebenso die korrekte Bezeichnung des Markgrafensteins bei Fürstenwalde, mit dem sich G 1827/28 befasste (s. „Granitarbeiten in Berlin“, S. 846), während er in Umherliegende Granite (u. auch in Geologische Probleme und Versuch ihrer Auflösung 1831) aus ungenauer Erinnerung vom Landgrafenstein spricht; auch erwähnt G die auf den Gletschern niedergehenden langen Steinreihen, mit dem Eigennamen Gufferlinien bezeichnet (Kälte; LA I 11, 307), noch nicht; s. „Zur Geologie November 1829“: 17. Okt 1829 Tgb, S. 310. Die Schweiz-Reisen von Soret (Sommer 1827) u. H. Meyer (Herbst 1827) könnten G an die eigenen Schweiz-Erfahrungen erinnert haben.

1797

GESPRÄCH ÜBER DIE BEWEGUNG VON GRANITBLÖCKEN . . .

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wahrscheinlich liegen sie dort als ungeheure Geschiebe. Die Steinart ist die des Gotthardts, nur weniger blättrich.1)

1827 Aug 18. [Genf] F. Soret an G (Zehn Jahre 207): Ich fürchte Ihre Hoffnung auf Fossilien vom Mont Sale`ve enttäuschen zu müssen . . . ich soll aber einige aus dem Museum und von Herrn De Luc2) bekommen; einige kleine Aufsätze3) und etliche Mineralien habe ich bereits für Ew. Exzellenz erhalten. 26. Von Hofrath Soret. Einiges zur Erwiederung diktirt.4)

1828 Jan

26. (s. „Geologische Probleme . . .“: Soret Erinnerungen gD, EGW 6, 311f.)

März 6. (s. „Geologische Probleme . . .“: Tgb u. Müller: Unterhaltungen gD, EGW 6, 312)

WY

[Gespräch über die deutsche Literatur]5)

E

1781 Jan−März

Z Dez

1780 2. [Berlin, anonym. Rez.:] De la Litterature allemande . . . (Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen − Haude und Spenersche Zeitung):6) Die Schrift, welche

1

) Vgl. Prescher Nr. 5123: Granit von den großen Blöcken, die zwischen Küßnacht und Imisee [Immensee] am Wege liegen. 2 ) Jean-Andre´ de Luc d. J. (1763−1847), Neffe von Jean-Andre´ de Luc (1727−1817), war als Geologe u. Meteorologe ebenfalls auf naturhistorischem Gebiet tätig. 3 ) Darunter wohl: Jean-Andre´ de Luc [d. J.]: Me´moire sur le phe´nome`ne des grandes pierres primitives alpines, distribue´es par groupes dans le bassin du lac de Gene`ve et dans les valle´es de l’Arve. Gene`ve 1827 (Ruppert Nr. 4849). Die Broschüre in G’s Bibliothek enthält hs. Ergänzungen, die wahrscheinlich Soret aus einem Handex. des Autors übertragen hatte. 4 ) G’s Antwortschreiben nicht überliefert. 5 ) Verschollene dialogische Satire gegen König Friedrichs II. von Preußen Ende Nov 1780 anonym erschienenes Manifest De la litte´rature allemande, des de´fauts qu’on peut lui reprocher, quelles en sont les causes, et par quels moyens on peut les corriger, das in einer den Weimarer Hof kränkenden Weise verdienstvolle Schriftsteller wie Wieland, Herder, Lessing, Winckelmann u. a. ignorierte u. G’s Götz von Berlichingen diskreditierte. Vgl. Katharina Mommsen: Herzogin Anna Amalias Journal von Tiefurth als Erwiderung auf Friedrichs II. De la Litte´rature Allemande. 2008. In: www.goethezeitportal.de. 6 ) Eine 2. anonyme Rez. erschien am 2. Dez 1780 im 145. St. der Königl. priviligierten Berlinischen Staats- und Gelehrten-Zeitung (Vossische Zeitung). Am 30. Nov 1780 hat-

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GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

1780

wir hier dem Publico bekannt machen, ist merkwürdig sowohl wegen ihres Inhalts als wegen ihrer Veranlassung. Ihr Inhalt ist das Urtheil eines der erleuchtesten Fürsten Deutschlands, über die Sprache und die Litteratur dieses Landes. Es muß jedem von uns wichtig seyn, zu wissen, welchen Eindruck beyde auf diesen großen Geist gemacht haben, wenn auch das Urteil desselben nicht ganz mit unsrer eignen Empfindung übereinstimmen sollte . . . Wenn es zuweilen dem deutschen Leser scheint, daß der Verfasser seine Sprache zu tief herabsetzt, die neuesten Schriftsteller derselben zu weniger Achtung würdiget: so wird er wenigstens zugestehen, daß er beyden den Weg vorgezeichnet hat, wie sie sich erheben, und allgemeine Achtung erhalten können.

Dez 15. [Weimar] Knebel an Lavater (Lavater Correspondence, FA Lav Ms 517.114): F r i e d r i c h der L i t t e r a t o r hat ein Werck, hoffentlich ohne Wehen gebohren . . . Es ist ein Wunder des 18ten Jahrhunderts! Sie müssen es sehen! Von allen Produkten dieses Jahrhunderts kennt er fast nichts, als den G ö z von B e r l i c h i n g e n , auf den er mächtig schimpft. Doch ist die Schrift so abgefaßt, daß der Schimpf dießmal zur Krone des Dichters wird.1) 18. [Weimar] Herder an Hamann (Herder Briefe 4, 149): Die Schrift Ihres Königs über die Deutsche Literatur werden Sie gelesen haben, ein comisches Meisterstück . . . 18. [Königsberg] Hamann an Herder (Ziesemer − Henkel 4, 253f.): Freytags Abends bekam ich die Scarteque [De la litte´rature allemande], da ich eben denselben Morgen die Geschichte des trunknen Noah gelesen hatte2) . . . Solche herculische Pudenda3) von Unwißenheit und Eigendünkel sind der wahre Charakter seiner Größe. Behandelt er doch unsere Litteratur mit seinem welschen Gänsekiel wie der Lügenprophete Bileam seine Eselin;4) das Knie hat sie schon gebeugt − an dem Wunder wird es auch nicht fehlen − an 〈der〉 einer Antwort in seiner Göttersprache. 21.5) [Gotha] Prinz August v. Sachsen-Gotha-Altenburg an Herder (SBB PK, Ms. germ. qu. 1336, Bl. 53r−53v): Was sollen Engländer, Franzosen, Italiäner u.s.w. von uns Deutschen denken, wenn ein großer König an der Spree so von unserm jetzigen Zustande schreibt, und wie sollen sie überzeugt werden, daß er von Dingen, die theils in seinen Staaten vorgehn, urtheile, als wenn er, die Zeit über, in London, Paris oder Rom gelebt hätte?

1781 Jan

1. [Königsberg] Hamann an Herder (Ziesemer − Henkel 4, 260) Den Orbil6) der Litterature Tudesque habe zweymal im Original und ebensoviel mal in der Uebersetzung gelesen. Was Sie vom Despotismo des Geschmacks sagen, ist wirklich seine Absicht, den welten beide Zeitungen die Schrift u. ihre Übers. angezeigt. Vgl. E. Consentius [Rez.]: De la litte´rature allemande (1780) von Friedrich dem Großen. Zweite vermehrte Auflage nebst Chr. W. von Dohms deutscher Übersetzung. Hsg. von Ludwig Geiger. Berlin 1902. In: Euphorion 10 (1903), 290−305, hier: 296 mit Abdruck der Rez. 1 ) Durch gleichzeitige Verunglimpfung Shakespeares aus der Perspektive des höf. frz. Klassizismus. 2 ) 1. Mose 9, 20−27. 3 ) Eigentl. Schamteile, hier im übertragenen Sinne für Peinlichkeiten, peinliche Entblößung. 4 ) 4. Mose 22, 21−34. 5 ) Im Orig.: d. 21. oder 25. Dec. 1780. wie die Post will. 6 ) Nach dem römischen Grammatiker L. Orbilius Pupillus, den Horaz (Epistulae 2.1, 69−71) als einen Lehrer beschreibt, der den Schülern die Verse der alten Dichter mit

1781

GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

575

schen einzuführen. Alles soll Ein Leisten, Ein Schuh seyn, Fabrike u Heerdienst seiner Eitelkeit . . .

Jan

6. früh dicktirt an der Literatur . . . zu 첐 [Ch. v. Stein] Abends . . . bei 첪

[Anna Amalia] essen. mit Wiel[and] Knebel. 7. früh viel dicktirt. 8. [Göttingen] Anonyme Rezension [von Chr. G. Heyne]: De la Litterature Allemande (Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, H. 1, 4. Stück, 26): Berlin. De la Litterature Allemande . . . Die Grundsätze, von denen der erlauchte Verfasser . . . ausgeht . . . zeugen von einem Scharfsinn und von Einsichten, die unter den Göttern der Erden vermuthlich selten anzutreffen sind. Auch die Anwendung auf die deutsche Litteratur ist treffend, und die Vorschläge für Schulen und Universitäten sind vortreflich, wenn die Rede von Deutschland ist, was es vor funfzig Jahren und weiter zurück war . . . Halbbarbarisch mochte wohl damals die Sprache seyn, und rauh, wenn sie von Kriegsmännern gesprochen ward. Was von Methode, Styl, Geschmack, Witz, gesagt wird, läßt sich von den Zeiten wohl glauben. Aber wie sehr beklagt man dann, daß diesem grossen Geist alle Fortschreitung der deutschen Litteratur seit diesen funfzig Jahren, alle die Verbesserungen auf Schulen und Universitäten, fremd und unbemerkt geblieben sind; und daß ein Zeitalter . . . in welchem sich die deutsche Sprache fast umgebildet, der Geschmack verfeinert und die Litteratur in so viele Zweige ausgebreitet hat, nur von ihm allein unerkannt bleibt . . .

immer anhaltend beschäfftigt und ohne Rast fort gearbeitet, in allem. 18. An Carl August (Br 5, 35): Es häuft sich dann hier wieder so viel, und ich mögte [statt auf eine Woche nach Gotha zu gehen] doch auch wider des Teufels List und Gewalt, die L i t t e r a t u r aufs trockne bringen. 25. An Carl August (Br 5, 39): Gestern Abend hab ich während des Conzerts bey der Herzoginn, auf der Göchhausen Stube gesessen eine Flasche Champagner ausgetruncken, und der L i t e r a t u r aufgeholfen. Nun ist wieder Hoffnung daß das Werck vollendet werden wird. 16. Bis d. 16ten

Febr

4. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G. F. W. Großmann (Köster 1, 92): Von dem schönen Geleße des Königlichen Verfaßers [De la litte´rature allemande] habe mir gar viel erzählen laßen − Aber sonderbahr ists doch, daß so gar unsere Philister sagen − Ihro Könignichkeiten [!] hätten Sich damit, doch etwas prostituirt . . . Meinem Sohn ist es nicht im Traum eingefallen seinen Götz vor die Bühne zu schreiben − Er fand etliche spuren dieses vortrefflichen Mannes in einem Juristischen Buch − ließ sich Götzens Lebens Beschreibung von Nürmberg kommen, glaubte daß es anschaulicher wäre in der Gestalt wies vor Augen liegt, webte einige Episoden hinein, und ließ es aus gehn in alle Welt.1) 6. An Ch. v. Stein (Br 5, 47f.): Knebel war schon bey mir. Ich hab ihm

die Literatur vorgetragen an der ich gestern gearbeitet habe.

dem Rohrstock eingebläut habe. Der Name Orbil war im 18. Jh. für verdrießliche u. strenge Schullehrer gebräuchlich. 1 ) Vgl. unten 14. Nov 1781.

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GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

1781

Febr 18. An Ch. v. Stein (Br 5, 54): Den Nachmittag mit Ihnen zuzubringen ist

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mir die angenehmste Aussicht . . . Wenn Sie allenfalls bey Hof gehn wollten so hab ich bedacht daß wir unser Werck vorher fertig machen können. An Ch. v. Stein (Br 5, 54f.): . . . wenn Sie diesen Abend nicht in Gesellschafft gehn, so komm ich und vielleicht schreiben wir. Ich werde erst meine Sachen lieb kriegen wenn ich sie von Ihrer Hand sehe. An Ch. v. Stein (Br 5, 59f.): Ich bin noch fleisig gewesen, ob ich gleich lieblichere Geister durch Ihre Feder aufs Papier zu zaubern hoffte. Jerusalems d e u t s c h e L i t e r a t u r ist da.1) Wohlgemeynt, bescheiden, aufrichtig, alt kalt und arm. An Ch. v. Stein (Br 5, 60): Mir hätte nicht leicht etwas fatalers begegnen können als daß Lessing gestorben ist. Keine viertelstunde vorher eh die Nachricht kam macht ich einen Plan ihn zu besuchen. Wir verliehren viel viel an ihm, mehr als wir glauben.2) An Ch. v. Stein (Br 5, 60): Wenn es Ihnen lieb ist komm ich um sechs, denn ich mag nicht in die Comödie. Vielleicht bringen wir das Gespräch [über die deutsche Literatur] zu stande. Erst will ichs Ihnen lesen und dann wollen wir weiter sehn. An Ch. v. Stein (Br 5, 61): Bitten Sie Steinen daß er das Packet [mit dem Gespräch über die deutsche Literatur?] an den Prinzen August [von Gotha] besorgt.

März ⎯ [Weimar, anonym. Rez.:3)] De la Litte´rature Allemande etc. (Der Teutsche Merkur. Rubr.: Auszüge aus Briefen, März 1781, 270f.): Seit vielen Jahren waren wir so gut als gewiß, daß der erhabene Verfasser niemals an unsrer Litteratur einigen Antheil genommen habe. Nunmehr werden wir durch diese Bogen eines andern überzeugt. Wir sehen, daß Er sich in vorigen Zeiten mit ihr beschäftigt, und die besten Gesinnungen für sie

1

) Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem: Über die teutsche Sprache und Litteratur. Berlin 1781. Erwiderungsschrift auf Friedrichs II. De la litte´rature allemande, verfaßt im Auftrag von Anna Amalias Mutter, der Herzogin Philippine Charlotte v. Braunschweig, Friedrichs II. Schwester. 2 ) Lessing wäre G’s bester Bundesgenosse in der Auseinandersetzung mit Friedrich II. um Wert u. Ehre der deutschen Sprache u. Literatur gewesen, denen der preußische König jedes Verdienst absprach. Noch in seiner letzten, 1780 entstandenen u. postum veröffentlichten Schrift Ueber die sogenannten Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger. Zweite Entdeckung (in: Zur Geschichte und Literatur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel. Braunschweig 1781) hatte Lessing geschrieben: Gott weiß, ob die guten Schwäbischen Kayser um die damalige deutsche Poesie im geringsten mehr Verdienst haben, als der itzige König von Preussen um die gegenwärtige. Gleichwohl will ich nicht darauf schwören, daß nicht einmal ein Schmeichler kommen sollte, welcher die gegenwärtige Epoche der deutschen Litteratur die Epoche Friedrichs des Grossen zu nennen für gut findet! (G. E. Lessing: Sämtliche Schriften. Hsg. von Karl Lachmann, 3. auf’s neue durchges. und vermehrte Aufl., besorgt durch Franz Muncker. 22 Bde und ein Registerbd. Stuttgart, Leipzig 1886 flg., 14, 26). 3 ) Wohl von Wieland verfaßt (vgl. Wieland BriefeAA 7.2, 345).

1781

GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

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hegt, auch noch das Beste von ihr zu hoffen und zu wünschen geneigt ist. Nur wird das Vergnügen, das wir hierüber empfinden, wieder unterbrochen, da sich freylich aufs deutliche zu Tage legt, daß er sie in den neuern Zeiten seiner königlichen Aufmerksamkeit und väterlichen Sorgfalt, die für uns so fruchtbar hätte werden können, nicht gewürdigt habe. Vieles Gute, das sich bey uns hervorgethan, manche Mängel, die man uns noch vorwerfen kann, manche Fehler, in die wir gefallen sind, scheinen Ihm alle gleich unbekannt.

März 10. [Neunheiligen] An Ch. v. Stein (Br 5, 74): Können Sie gelegentlich

meine L i t e r a t u r von der Herzoginn [Luise] zurücknehmen; so heben Sie mir’s auf. Wenn Sie mit ihr und auch Herdern drüber sprächen, wäre mir’s sehr angenehm, denn ich möchte durch den Mund meiner Geliebten am liebsten hören, was sie davon sagen. Übrigens ist’s in mir so still wie in einem Kästgen voll allerley Schmucks, Gelds und Papiere das in einen Brunnen versinckt. 18. An Lavater (Br 5, 89): Hast du des alten Königs Schrifft über die Deutsche Litteratur gelesen und was sagst du dazu. Lessings Tod hat mich sehr zurückgesezt, ich hatte viel Freude an ihm, und viel Hoffnung auf ihn. Nun weis ich bald nichts mehr. 21. [Gotha] Prinz August v. Sachsen-Gotha-Altenburg an Herder (SBB PK, Ms. germ. qu. 1336, Bl. 57v−58r): Unser G ö t h e hat etwas an meinen Bruder [Ernst II., Herzog von Sachsen-Gotha] geschickt, und zugleich einen sehr gütigen Brief an mich geschrieben, worinn er mich bittet, ihm mein unmaaßgebliches Gutachten darüber zuzusenden. Ich habe noch nicht mit meinem Bruder gesprochen, seit das Werk in seinen Händen ist, und weiß noch nicht einmal, ob meine Muthmaßung wegen des Inhalts, gegründet sey oder nicht . . . Haben Sie die Gefälligkeit, liebster Freund, mich bey unserm G ö t h e zu entschuldigen, ich wollte nicht an ihn schreiben, ohne wenigstens auf der Spur zu seyn, wovon das Werk oder Werklein handle; und so ganz von N i c h t s mit ihm zu reden, ist wohl seine Sache noch weit weniger als die meinige1). . . Soll man denn hintreten, und ausrufen: „Großer Mann, schweige! Du weißt nicht, wovon du redest; du machst dich vor den Augen deiner Mitbürger und Zeitgenossen lächerlich; putze an deiner kriegerischen Rüstung, daß sie nicht verroste, und lasse den Staub auf den Büchern lieber liegen, die du hättest lesen sollen; gehe hin und schäme dich!“ . . . Ihnen darf ich das sagen, was ich pro rostris nicht sagen möchte: der vaterländische Groll gegen die französische Litteratur kommt größtentheils daher, daß man im ganzen H.[eiligen] R.[ömischen] R.[eich] weiß, d e r g r o ß e F r . . . . . . . l i e ß t k e i n d e u t s c h e s We r k , u n d s c h ä z t n u r d i e f r a n z ö s i s c h e n We r k e ; C a t h a r i n a I I . p . p . Was thut das aber, wenn unsre eben so gut oder besser sind? wenn unsre schlechter wären, und Fr. . . Cath. . . läsen, bewunderten sie, würden sie dadurch besser werden? Man spiele mit diesen Sätzen herum, wie mit Würfeln; so bleibt, dünkt mich, die Sache ganz gleichgültig. Hätte der große Fr. . .. avec connaissance de cause, und doch mit Vorurtheil geschrieben . . . dann möchte der Groll mehr Grund haben: bisher, muß ich gestehn, macht er dem geliebten Vaterlande wenig Ehre . . . Sie sehen liebster Freund, daß ich le pour et le contre kenne, und nichts Wünsche als allgemeine Ruhe, Billigkeit von allen Seiten und Duldung aller Meisterstücke, sie mögen welchem Volke zugehören als sie wollen.

1

) Das Folgende zur Verteidigung von Jerusalems Schrift, die Herder enttäuscht hatte.

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GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

1781

März 23. An Herder (Br 5, 93): Für die Monita danck ich recht sehr.

Was verändert werden muß und kan, will ich gleich abthun, und nachher wenn du magst noch einmal mit dir darüber sprechen. Es ist wunderbaar daß ich bey mehrmals durchlesen übersehen habe daß hinten der Franzos als d e u t s c h e r spricht. Man familiarisirt sich mit so einem Dinge daß man zulezt gar nichts mehr drinne sieht. Was du von der Akademie sagst verändert viel,1) ich will sehn wie ich ihm ausweiche. Lebwohl und nimm nicht übel daß ich dich mit dieser Kleinigkeit plage.

31. [Zürich] Lavater an G (SchrGG 16, 168): Des alten Königes allen Verstand übersteigende Schrift über die Literatur hab’ ich eben vor mir − das heißt sich doch nun auch p r o s t i t u i r t − kann auch ein S t u d e n t ignoranter, und ein p a r i s i s c h e s S c h ö n g e i s t l e i n süperfizieller seyn. Er wird, Gott weiß, noch ein Narr, wenn er’s nicht schon ist. Ihm ist zu Potsdam ans Schloß geschlagen worden Jerem. XXII. 13. 19. Mir traümte lezthin, daß der alte Friz eine lange Unterredung in französischer Sprache mit mir hatte − Ich bewunderte die erstaunliche Diktion, und da ich erwachte, noch mehr − daß ich, denn es war doch mein Ich, das sprach − so v o r t r e f l i c h f r a n z ö s i s c h verstand. Abermals ein Beweis daß a l l e s in uns liegt. Apr

2. An Prinz August v. Sachsen-Gotha-Altenburg (Br 5, 103): Ew. Durchl.

dancke auf das lebhaffteste für den Anteil den Sie meinem kleinen Versuche wiedmen wollen, ich werde von den Bemerckungen gewiss Gebrauch machen, die eine Stelle war ein Versehn. Ich fange nun selbst an zu zweifeln ob es übersezlich seyn wird.2) Es muß nun noch einmal überarbeitet werden, hernach wollen wir einen Versuch machen. Auf alle Fälle untersteh ich mich Ew. Durchl. eine Abschrifft zu überreichen. ? [9.] An Lavater (Br 5, 109): Wenn ich vom alten König höre ist mirs als wenn mich der P r e d i g e r auf einen hohen Berg führte, und mich dort einen Trauerblick auf die Menschen und ihre Herrlichkeit thun hiese. Mai ⎯ [Weimar] G. Chr. Tobler an Lavater (BG 2, 301): Goethe . . . von seinen Sachen giebt er mir viel zu lesen3). . . Auch hat er was geschrieben über des Königs in Preüßen Schrift, das mir aber am wenigsten Goethisch ist, in Form eines Gesprächs. 11. [Weimar] Herder an Hamann (Herder Briefe 4, 180): Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon gemeldet habe, daß Göthe ein Gespräch „in einem Wirthshause zu Frankfurt, an der table d’hote“ geschrieben hat, wo ein Deutscher u. Franzose sich über des Königs Schrift Sur la literature Allemande besprechen? Er hats mir zu lesen gegeben u. es sind einzelne schöne Gedanken drinn; das Ganze aber hat mir nicht gnuggethan u. die Einfaßung nicht gefallen. Er wills Französisch übersetzen laßen u. so herausgeben, wo es sich aber nicht ausnehmen wird. 1

) Die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften, deren Publikationen damals noch in frz. Sprache erschienen, hatte Herder gerade zum drittenmal einen Preis zuerkannt. Darauf könnte sich Herders Einwand bezogen haben (Bernhard Suphan: Friedrichs des Großen Schrift über die Deutsche Litteratur. Berlin 1888, 53). 2 ) Vgl. unten 11. Mai. 3 ) Tobler hielt sich seit Anfang Mai 1781 zu Besuch in Weimar auf. Vgl. an Ch. v. Stein 1. Mai 1781 (Br 5, 119) sowie an Lavater 7. Mai 1781 (Br 5, 123): Tobler ist gar lieb, ich kan offen gegen ihn seyn. Knebel hat ihm Quartier gegeben.

1781

GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

579

Mai ⎯ [Osnabrück] Jenny v. Voigts geb. Möser an G (HA-BaG 1, 71):1) Teuerster Herr Geheimer-rat! Sie hätten nach meiner vormaligen Antwort wohl nicht gedacht, daß mein alter Vater noch Ihr Verteidiger werden und Ihre Sache gegen den großen Friederich aufnehmen würde. Allein so sehr er dem Könige sein Urteil zugute hielt, so sehr ärgerte er sich über das Nachbeten solcher Leute, die unendlich weniger als der König zu besorgen und unendlich mehr Zeit hatten, ihre Lektion zu studieren. Und im Eifer warf er seine Gedanken aufs Papier, das ich hiebei überschicke. Er ist selbst nicht völlig mit seiner Arbeit zufrieden, weil seine Gesundheit ihm nicht erlaubte, das Feuer, womit er einsetzte, lange genug zu unterhalten. Indessen werden Sie seine Gesinnungen und seinen guten Willen daraus leicht erkennen, und was er in der Eile übergangen hat, hinzudenken. Ich wünsche, daß es Ihnen als ein Merkmal seiner wahren Hochachtung gefallen und zugleich diejenige in Ihrem Andenken erhalten möge, die in dem unbeachtetsten Winkel des Erdbodens beharrt − Juni 20. An Ch. v. Stein (Br 5, 136): Der Herzog ist bey mir. Es wird . . . im

Möser gelesen. Schicken Sie mir den Brief der Voigts . . . 21. An Jenny v. Voigts geb. Möser (Br 5, 143ff.): Ihr Brief ist mir wie viele Stimmen gewesen, und hat mir gar einen angenehmen Eindruck gemacht . . . die Schrift Ihres Herrn Vaters . . . Es ist gar löblich von dem alten Patriarchen, daß er sein Volk auch vor der Welt und ihren Großen bekennet, denn er hat uns doch eigentlich in dieses Land gelockt, und uns weitere Gegenden mit dem Finger gezeigt, als zu durchstreichen erlaubt werden wollte. Wie oft hab ich bei meinen Versuchen gedacht, was möchte wohl dabei Möser denken oder sagen. Sein richtiges Gefühl hat ihm nicht erlaubt, bei diesem Anlaße [Friedrichs II. De la litte´rature allemande] zu schweigen, denn wer aufs Publicum wirken will, muß ihm gewisse Sachen wiederholen, und verrückte Gesichtspuncte wieder zurechtstellen. Die Menschen sind so gemacht, daß sie gern durch einen Tubus sehen, und wenn er nach ihren Augen richtig gestellt ist, ihn loben und preisen, verschiebt ein anderer den Brennpunct, und die Gegenstände erscheinen ihnen trüblich, so werden sie irre und wenn sie auch das Rohr nicht verachten, so wissen sie sich’s doch selbst nicht wieder zurecht zu bringen, es wird ihnen unheimlich, und sie lassen es lieber stehen. Auch diesmal hat Ihr Herr Vater wieder als ein reicher Mann gehandelt, der jemand auf ein Butterbrod einlädt, und ihm dazu einen Tisch auserlesener Gerichte vorstellt. Er hat bei diesem Anlaße so viel verwandte und weit herumliegende Ideen rege gemacht, daß ihm jeder Deutsche, dem es um die gute Sache und um den Fortgang der angefangenen Bemühungen zu thun ist, danken muß. Was er von meinen Sachen sagt,2) dafür bleib 1

) Bei Übersendung von ihres Vaters Justus Möser Erwiderungsschrift auf Friedrichs II. De la litte´rature allemande: Über die deutsche Sprache und Literatur. Schreiben an einen Freund nebst einer Nachschrift die National-Erziehung der alten Deutschen betreffend. Osnabrück 1781. 2 ) Möser hatte insbes. G’s Götz von Berlichingen gegen die Abwertung durch Friedrich II. verteidigt; s. „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“: 1781 −, S. 776.

580

GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

1781

ich ihm verbunden, denn ich habe mir zum Gesetz gemacht, über mich selbst und das Meinige ein gewissenhaftes Stillschweigen zu beobachten. Ich unterschreibe besonders sehr gern, wenn er meine Schriften als Versuche ansieht, als Versuche in Rücksicht auf mich als Schriftsteller, und auch bezüglich auf das Jahrzehend, um nicht zu sagen Jahrhundert, unserer Litteratur. Gewiß ist mir nie in den Sinn gekommen, irgend ein Stück als Muster aufzustellen, oder eine Manier ausschließlich zu begünstigen, so wenig als individuelle Gesinnungen und Empfindungen zu lehren und auszubreiten. Sagen Sie Ihrem Herrn Vater ja, er soll versichert seyn, daß ich mich noch täglich nach den besten Überlieferungen und nach der immer lebendigen Naturwahrheit zu bilden strebe, und daß ich mich von Versuch zu Versuch leiten lasse, demjenigen, was vor allen unsern Seelen als das Höchste schwebt, ob wir es gleich nie gesehen haben und nicht nennen können, handelnd und schreibend und lesend immer näher zu kommen. Wenn der König meines Stücks [Götz] in Unehren erwähnt, ist es mir nichts befremdendes. Ein Vielgewaltiger, der Menschen zu Tausenden mit einem eisernen Scepter führt, muß die Production eines freien und ungezogenen Knaben unerträglich finden. Überdies möchte ein billiger und toleranter Geschmack wohl keine auszeichnende Eigenschaft eines Königes seyn, so wenig sie ihm, wenn er sie auch hätte, einen großen Nahmen erwerben würde, vielmehr, dünkt mich, das Ausschließende zieme sich für das Große und Vornehme.1) Lassen Sie uns darüber ruhig seyn, mit einander dem mannichfaltigen Wahren treu bleiben und allein das Schöne und Erhabene verehren, das auf dessen Gipfel steht . . . Leben Sie wohl, haben Sie für den Anlaß, den Sie mir zu diesem Brief gegeben, noch recht vielen Dank . . . Sept 17. [Königsberg] Hamann an Herder (Ziesemer − Henkel 4, 340): Eben jetzt erhalte M ö s e r über die Litteratur. Göthe ist artig gerechtfertigt, und die ganze Wendung politisch. Nov

3. [Kassel] G. Forster an Merck (Forster Werke 13, 356): Ich kann mir wohl vorstellen, daß Göthens Schrift über deutsche Litteratur meisterhaft geschrieben seyn müsse. Meines Erachtens ist er just der Mann, darüber zu schreiben. − Die Art, wie er dies Sujet behandelt hat, ist aus Ihrer Beschreibung vortreflich passend.

1

) Vgl. Dichtung und Wahrheit Buch 7 (AA-DuW 1, 235): . . . eben so war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Litterarwesens ein Glück. Man that alles, um sich von dem König bemerken zu machen, nicht etwa, um von ihm geachtet, sondern nur beachtet zu werden; aber man thats auf deutsche Weise, nach innerer Ueberzeugung, man that was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle. Dieß geschah nicht und konnte nicht geschehen: denn wie kann man von einem König, der geistig leben und genießen will, verlangen, daß er seine Jahre verliere, um das, was er für barbarisch hält, nur allzuspät entwickelt und genießbar zu sehen?

1781

GESPRÄCH ÜBER DIE DEUTSCHE LITERATUR

581

Nov 14. An Merck (Br 5, 221): Mein Gespräch über die deutsche Literatur will

ich noch einmal durchgehen, wenn ich es von der Mutter zurückkriege.1) Ich hoffte dir, indem ich es schrieb, einiges Vergnügen zu machen. Mein Plan war, noch ein zweites Stück hinzuzufügen, denn die Materie ist ohne Gränzen. Nun ist aber die erste Lust vorbey und ich habe darüber nichts mehr zu sagen. Es hätte sich kein Mensch über die Schrift des alten Königes gewundert, wenn man ihn kennte, wie er ist. Wenn das Publikum von einem Helden hört, der große Thaten gethan hat, so mahlt es sich ihn gleich, nach der Bequemlichkeit einer allgemeinen Vorstellung, fein hoch und wohlgebildet; eben so pflegt man auch einem Menschen, der sonst viel gewürkt hat, die Reinheit, Klarheit und Richtigkeit des Verstandes zuzuschreiben. Man pflegt, sich ihn ohne Vorurtheile, unterrichtet und gerecht zu denken. Dies ist der Fall mit dem Könige; und wie er in seinem verschabten blauen Rock und mit seiner buklichten Gestalt große Thaten gethan hat, so hat er auch mit einer eigensinnigen, voreingenommenen, unrektificirlichen Vorstellungsart, die Welthändel nach seinem Sinne gezwungen. UM

Gestalteter Sandstein2)

E D

1820 Sommer/Herbst NS 10 (1894) 27f. − LA I 2, 133f. − LA II 8 A, 148 (M 112). − MA 13.2, 235f.

Z Apr

1820 1. An Bergrath Lenz, wegen der schüsselförmigen Steine im Blankenbur-

gischen zwischen Wienrode und Timmenrode. [Nachmittags] Das Nächste für Kunst und Alterthum durchgedacht.3) 1

) Wann G sein Gespräch über die deutsche Literatur an Merck sandte, ist unbekannt. Offenbar bat er ihn, den Entwurf an seine Mutter in Frankfurt weiterzugeben, was möglicherweise im Sept 1781 geschah, als Merck ihr anläßlich der Frankfurter Messe einen Besuch abstattete (vgl. Katharina Elisabeth Goethe an Anna Amalia am 28. Sept 1781, Köster 1, 106f.). Doch war Merck das Gespräch über die deutsche Literatur spätestens im Okt 1781 bekannt (vgl. das vorhergehende Z). 2 ) Bemerkungen über eine geologisch relevante Stelle in der Autobiographie des weimarischen Bibliotheksdieners J. C. Sachse Der deutsche Gilblas (1822; Ruppert Nr. 1833); s. „Sachse: Der deutsche Gil Blas, eingeführt von Goethe“. G’s Interesse an dem hier (s. unten 1820 Apr 1.: an Lenz) erwähnten, in Schüsselform vorkommenden Sandstein bei Blankenburg gehört zu seiner Beschäftigung mit der Formbildung im anorganischen Bereich; vgl. dazu auch die Aufzeichnungen Neigung des Materiellen sich zu gestalten (1817/18) u. Gestaltung großer anorganischer Massen (1824). 3 ) In KA III 1 (1821) empfahl G den Text von Sachse; s. „Sachse: Der deutsche GilBlas, Ankündigung“.

582 Apr

GESTALTETER SANDSTEIN

1820

1. An J. G. Lenz (Br 32, 219f.): Ew. Wohlgebornen ersuche mir nach-

stehende Frage gefällig zu beantworten. Im Blankenburgischen, am Harze, liegen zwey Dörfer Wienrode und Timmenrode, zwischen beiden soll ein Steinbruch seyn, dessen Steine in einander stehende Schüsseln bilden, deren sich die Nachbaren zu Viehtrögen bedienen.1) Der Gegend nach müßte es Sandstein seyn. Ist Ew. Wohlgeboren nicht wohl etwas davon bekannt, oder haben wir dort Freunde, durch die wir das Nähere erfahren können? 2. [Jena] J. G. Lenz an G (LA II 8 A, 580): Die höchst auffallende Bildung des Wienroder Steinbruchs, Excellentissime! war mir unbekannt, und habe daher gleich an meinem Freund, dem Herrn Bergkommissär Jasche geschrieben, und demselben um Aufschluß mit der nächsten Post gebeten.2) Mai 22. [Weimar] F. Th. Kräuter an G (LA II 8 A, 596): Zum gänzlichen Abschluß noch einige Aufklärung über den problematischen Sandstein, welchen Sachse in seiner Biographie erwähnt. Über den Sandstein zwischen Wienrode und Timmenrode. Um Timmenrode, vornehmlich nach Kattenstädt zu, findet man in jedem Hügel Versteinerungen. Nahe an der Straße nach den Reinstein hin betrachtet man einen Platz nicht ohne Bewunderung: größere und kleinere r e c h t w i n k l i c h t e Sandsteine, welche von der Teufelsmauer am Heidelberge herabgestürzt sind, liegen teils mehr teils weniger im Sande und Torfe. In der Ferne glaubt man einen Gottesacker mit Leichensteinen zu sehen. Stübners Denkwürdigkeiten des Fürstentums Blankenburg 1r T. S. 392.3) Sandstein steht in den Blankenburgschen und Walkenriedschen Gebirgen des Vorharzes. Der brauchbarste ist im Heidelberge. Es liegen daselbst fünf Steinbrüche in einem Revier beisammen, welche aber in Ansehung der Steinarten sehr verschieden sind . . . Von Wienrode bis Benzingerode streicht ein kalchigtes Sandgestein, schalenweis in Lagern, von der Dicke eines Barmsteins [Ziegel- oder Mauerstein]. Seine Kieselkörner sind vermittelst eines roten Lettens, welcher sich verhärtet hat, mit einander verbunden. Da diese Steinart flach und fest ist, so ist sie zum Vermauern sehr geschickt. Eine Mauer von diesen Steinen, mit Lehm verschichtet, hat weit mehr Festigkeit als eine solche, die aus gewöhnlichen Bruchsteinen und Mörtel zusammengesetzt worden. Es ist aber dieses nur von Mauern über der Erde, an freier Luft, zu verstehen, weil man aus Erfahrung weiß, daß solches Gestein in Kellern p mit der Zeit aufgelöset wird und zerkrümelt. Man hat von dieser Steinart bei Wienrode am Wege nach Kattenstädt, im fürstlichen Tiergarten, und bei Benzingerode Steinbrüche aufgenommen. Ebendaselbst 2r Teil S. 247.

WY

1

) Fast wörtliches Zitat; Sachse beschreibt die Situation des Steinbruches zwischen Wienroda u. Timmenroda als Steine, die ineinanderstehende Schüsseln bilden, deren sich die Nachbarn zu Viehtrögen bedienen (Johann Christoph Sachse: Der deutsche Gil Blas . . . Hsg. von J. Golz. Berlin 1977, 140). 2 ) C. F. Jasche, Geologe, Bergkommissar in Büchenberg bei Elbingerode, ab 1819 für einige Zeit Direktor der Hüttenwerke in Ilsenburg. Jasche war wohl der in Gestalteter Sandstein zitierte Gebirgskenner, der das versprochene Musterstück nicht an Lenz sandte. 3 ) Johann Christoph Stübner: Denkwürdigkeiten des Fürstenthums Blankenburg . . . 2 Bde. Wernigerode, Leipzig 1788.

1784

GESTALTUNG GROSSER ANORGANISCHER MASSEN

583

Gestaltung großer anorganischer Massen1)

E D

1824 Sept 21./27., Okt 5./9. (Druckbogen) Nat II 2 (1824) 164−72. − C1 51 (1833) 57−66. − NS 9 (1892) 232−40. − LA I 8, 391−96.2) − MA 12, 774−79. − FA I 25, 621−27.

Z

1784

Aug 13. [Zellerfeld] An Ch. v. Stein (Br 6, 335): Krause [G. M. Kraus] zeichnet

22.

27.

30.

Sept

6.

ganz fürtrefflich [Felsen im Harz] und ich bin recht glücklich daß ich dir die schönen Gegenstände so schön gezeichnet mitbringen kann, mit meinen Spekulationen gehts immer vorwärts und ich komme gewiß und balde auf den rechten Punckt. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 343): Je ne sai si je t’ai deja dit que j’ai ete´ asses heureux en decouvertes au Harz, si j’avois plus de loisir, je ferois surement quelque chose pour l’histoire Naturelle. Krause a fait des Desseins charmants, il en aura fait d’autres pendant que nous sommes ici, car il est reste´ dans les montagnes, je suis bien curieux de voir ce qu’il a travaille´. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 345f.): Krause est arrive´ du Harz, il m’a apporte´ le dessein d’une roche granitique qui est superieurement beau. Je me rejouis deja d’avance de pouvoir te montrer toutes ces belles choses, de te communiquer toutes les observations que j’ai faites sur la formation des montagnes. [Braunschweig] An Ch. v. Stein (Br 6, 351): Le Duc [Carl August] ira a Dessau ie resterai encore quelques jours avec Krause entre les rochers du Rosstrapp [Roßtrappe bei Thale] . . . [Elbingerode] An Ch. v. Stein (Br 6, 353): Der Herzog hatte einen unüberwindlichen Trieb nach Dessau, ging und lies mich mit Krausen 1

) In Johns Hand mit Korrekturen Riemers u. G’s (Druckvorlage für Nat II 2). − Der Text liefert zusammen mit seiner Fortsetzung Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (S. 187) eine Zusammenfassung von G’s Vorstellung über die Entstehung von Gesteinsmassen, von massiven Gebirgen u. festen anorganischen Massen im allgemeinen. In diesem ersten Teil wird eine Analogie zwischen der Strukturierung von Schneeu. Eisvorkommen u. den Gesteinsformationen im Schweizer Hochgebirge hergestellt, da beide sehr ähnliche Kluftflächen u. Parallelepipede bilden. Die trennenden Klüfte im Gestein verlaufen in südnördlicher u. westöstlicher Richtung u. sollen tellurische (irdische) u. kosmische Ursachen haben. G greift dabei auf seine Beobachtungen auf den Harzreisen von 1783 u. 1784 u. die von G. M. Kraus 1784 angefertigten Gebirgszeichnungen zurück. Diese werden, da eine Publikation nicht möglich erscheint, im Aufsatz beschrieben; zu 2 Zeichnungen s. Abb. VIa u. VIb. 2 ) Zum Aufsatz 3 Notizen G’s; abgedruckt in LA II 8 B/1, 87−90, M 49−51. (M 49f. auch in MA 12, 1171f.).

584

GESTALTUNG GROSSER ANORGANISCHER MASSEN

1784

von Goslar aus allein auf den Harz zurückziehen. Wir beyde haben dann . . . der herrlichsten Tage recht genossen, sind auf dem Brocken gewesen, haben alle Felsen der Gegend angeklopft . . . Morgen geht es nach dem Rosstrapp. Krause hat ganz köstliche Dinge gezeichnet. Sept 6. [Elbingerode] An Herder (Br 6, 354): Krause ist . . . mit mir alleine und wir sind den ganzen Tag unter freyem Himmel, hämmern und zeichnen. Ihr werdet Freude haben an dem was ich mitbringe, wir haben gewiß die grösten und bedeutendsten Gegenstände ausgesucht . . . Dez 2. [Weimar] An Merck (Br 6, 402): Ich habe diesmal Krausen mit auf dem Harze gehabt und er hat mir alle Felsarten nicht mahlerisch, sondern wie sie dem Mineralogen interessant sind, gezeichnet. Es kann diese Sammlung, wenn wir sie in der Folge fortsetzen,1) sehr schön und vollständig werden.

1797 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 72): Die K r a u s i s c h e n Zeichnungen

der Harzfelsen gaben Anlaß zu geologischen Betrachtungen . . . Apr 20. Mit [A.] v. Humboldt die Krausischen . . . Landschaften, dann die Mi-

neraliensammlung.

1819 Aug

9. [Nachmittags] Die Harzer Zeichnungen betrachtet.

1820 Febr [Bonn] Nees v. Esenbeck an G (Kanz 94): Endlich muß ich noch der akademischen Ende Wünsche gedencken . . . Anregen kann ich Armer wohl nicht, − aber erinnern möchte ich wohl an gewiße Bergs- und Felsenphysiognomien des Harzes. Ich kann mir das sehr köstlich dencken, wenn Euer Exzellenz einige dieser Skizzen [für die Nova Acta der Leopoldina] commentirten. [E. J.] D’Alton würde sie gewiß gern radiren, so daß dem Geist, der darin liegt, keine Gefahr drohte, und man könnte sie paßend als große Vignetten oder Druckerstöcke höherer Art zwischen den Text drucken laßen.

1

) Geschah nicht. G nennt u. beschreibt in Gestaltung großer anorganischer Massen 27 große u. 10 kleinere Zeichnungen, die zum größten Teil von G. M. Kraus, einige auch von ihm selbst stammen. Fast alle sind identifiziert u. den Lokalitäten im Harz zuzuordnen (LA II 8 B/2, 861ff.; Abb. der Zeichnungen von Kraus in LA I 2, Tafeln VII−XXVIII; G’s Zeichnungen in CG I, Nr. 272, 276; V B, Nr. 162, 166, 168, 170f.). − Die im Text genannte hypothetische Gerbirgsdarstellung (FA I 25, 62320) in LA I 1, Tafel IX. 2 ) Entstanden 1819/1826.

1820

GESTALTUNG GROSSER ANORGANISCHER MASSEN

585

März 12. An Nees von Esenbeck (Br 32, 191): Was die geologischen Zeichnun-

gen betrifft, wüßte ich nicht wie sie verkleinert oder im Auszug benutzt werden könnten, da ihr ganzer Werth in der Charakteristik besteht, die nur in einem großen Format und Zusammenhang der Massen darzustellen ist; auch bin ich so entfernt von diesem Studium daß ich es kaum wieder aufzunehmen wüßte. Selbst der Zeitsinn ist der Art und Weise nicht günstig wie ich diese Gegenstände gefaßt, eben so wenig als der Absicht weshalb ich sie dargestellt habe.1)

1821 Mai 18. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 48): Wir kamen auf Krausens Harz-Gegenden. Er that alles mit Liebe, was er that, sagte Goethe, war anschmiegsam, feinsinnig wie keiner.2) Juli 21. [Weimar] C. G. Carus Lebenserinnerungen (GG 3.1, 262): Späterhin kamen wir auf das Bedeutungsvolle in der Form der Felsen und Gebirge für Bestimmung der Art des Gesteins, ja für die gesamte Bildung der Erdoberfläche; und auch in diesen Ideen war er völlig einheimisch, ja er hatte dafür gesammelt, wie eine zweite wohlgefüllte Mappe mit Felsenzeichnungen vom Harz und andern Orten deutlich bewies.

1824 Juli

3. An C. L. F. Schultz (Br 38, 182): So eben vernehme daß Herr Graf

Sternberg in diesen Stunden ankommen wird3) . . . 4. Anmeldung Graf Sternbergs . . . Kam Herr Graf Sternberg. Erste vorläufige Besprechung . . . Nach Tische der Graf mit meinem Sohn bey den Versteinerungen . . . Abends allein zusammen. Über manches Wissenschaftliche, besonders Geognostische. 5. Graf Sternberg mit uns allein. Nach Tische Vielfaches durchgesehen. Die Harz-Zeichnungen. Aug ⎯ [Bonn] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 86): Die Weihe der Freündschaft den Wandrer als freündlicher Genius geleitend hat ihm unter und ober der Erde die Verhältnisse aufgeschlossen aus welchen die Braunkohlen Formation im Basalt sich mit Bestimtheit beurtheilen läßt.4)

1

) Anspielung auf die zunehmend vulkanistischen Tendenzen in der Geologie, denen G kritisch-polemisch gegenüberstand. Im gleichen Brief folgt: . . . wer möchte sich mit einer solchen Polterkammer nur noch abgeben? 2 ) Das Folgende s. in „Granit I“: F. v. Müller gD, S. 843f. 3 ) Besuch in Weimar u. Dornburg bis 11. Juli 1824. Dazu ein Bericht Sternbergs (GG 3.1, 709f.). 4 ) Graf Sternberg schildert anschließend u. in einem Nachtrag vom 6. Sept 1824 aus München (G−Sternberg 91−94) ausführlich vulkanische Phänomene, die er in Hessen, in der Rhön, im Siebengebirge u. in der Eifel beobachtet hatte. Dessen vulkanistische Position veranlaßte G möglicherweise, seine gegenläufigen Gedanken zur Entstehung

586

GESTALTUNG GROSSER ANORGANISCHER MASSEN

1824

Sept 18. Schreiben von Herrn Grafen Sternberg von München [vom 6. Sept].

21. 22. 23.

23.

24. 26. 27. 30. Okt

Beachtung der Lehre von Gängen und Klüften. Deßhalb vorgenommene Musterstücke . . . [Nachmittags] An den Bogen L. Naturwissenschaft [Nat II 2] gedacht.1) Harzer Gebirgszeichnungen. Dieselbigen durchgesehen, catalogirt und numerirt. Zeichnungen vom Harzgebirg catalogirt . . . [Nachmittags] Den Bogen L. Naturwissenschaft im Manuscript durchgesehen. Die Gebirgslehre wieder aufgenommen. Einiges deßhalb [an John] dictirt . . . Abends Professor Riemer. Wir gingen die geognostischen Blätter und wissenschaftlichen Hefte durch. An Riemer (Br 38, 257): Mögen Sie . . . Beykommendes im Ganzen und Einzelnen gefällig durchsehen und mit mir in diesen Tagen darüber conversiren.2) Mittag Professor Riemer. Mit demselben die Harzer Zeichnungen durchgesehen und durchgesprochen. Einiges am wissenschaftlichen Hefte. Weniges zur Naturwissenschaft . . . [Sendung an] Wesselhöfts Druckerey, Manuscript für Bogen L. [Nachmittags] Das Nöthige zur Naturwissenschaft überdacht und ferner zusammengestellt.

1. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 451): . . . daß Mondtag Abend der Abzug von NatWissenschaft L nachfolgen wird. 3. Naturwissenschaftliches dictirt. 5. Am Naturwissenschaftlichen dictirt . . . Abends Professor Riemer, Bogen

L. zur Naturwissenschaft durchgegangen. 6. [Sendung an] Wesselhöfts Druckerey Bogen L. Wissenschaftslehre. 9. Zweyte Revision von Bogen L. Wissenschaftslehre. An Professor Riemer 2. Revision Bogen L. 10. Mittag Professor Riemer, nachdem wir vorher das Manuscript zur Naturwissenschaft durchgegangen hatten.

von Gebirgsmassen mit Gestaltung großer anorganischer Massen und Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen niederzuschreiben. 1 ) Bogen L endet mit Gestaltung großer anorganischer Massen (Nat II 2, 164−72). 2 ) Bezug unklar: Beykommendes wird mit dem Aufsatz Gestaltung großer anorganischer Massen in Verbindung gebracht (LA II 8 B/1, 441). G’s Formulierung vom Ganzen und Einzelnen könnte auch eine Anspielung auf den Folgeaufsatz Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen (S. 187) sein.

1825

GESTALTUNG GROSSER ANORGANISCHER MASSEN

587

1825 Jan

18. [Gotha] K. E. A. v. Hoff an G (LA II 8 B/1, 456f.): . . .1) Bei demjenigen, was Ew. Exzellenz S. 164 von parallelepipedisch geformten Schneemassen erwähnen,2) sind mir Beobachtungen ins Gedächtnis gekommen, über ähnliche, wiewohl mehr im Kleinen erfolgte Eisbildungen an Bergabhängen, die gewiß recht interessant sind. Sie stehen von Desmarest im Journal de Physique von 1783,3) und neuere von Cle`re in den Annales des Mines, T. 7, p. 15.4) Sollte dieses letztere Journal sich vielleicht nicht in Ew. Exzellenz Bibliothek, oder in Weimar befinden, so haben Sie mir zu befehlen, wenn ich es schicken soll. Dort ist auch chemische Bildung angenommen, und es möchte vielleicht zu erwägen sein, ob nicht im Großen etwas ähnliches bei Bildung der großen regelmäßigen Schneemassen auf den gewaltigen Bergflächen der Alpen vorgeht?

20. u. 21. (s. „Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen“: an K. E. A. v. Hoff u. Tgb gD, EGW 6, 190f.)

1826 Dez 13. [Abends] Herr [A.] von Humboldt, Abschied zu nehmen. Ich zeigte

demselben die Harzzeichnungen von [G. M.] Kraus. WZ

[Zum Gestein vom Rehberger Graben im Harz]5)

E D

1815 Dez 25. / 1816 Jan 24. NS 10 (1894) 51 (ohne Titel). − LA I 2, 78f. − LA II 8 A, 97f. (M 68; ohne Titel). − MA 11.2, 1206 (ohne Titel6)). 1

) Das Vorangehende s. in „Gebirgs-Gestaltung im Ganzen und Einzelnen“: v. Hoff an G gD, S. 189f. 2 ) Zu Beginn von Gestaltung großer anorganischer Massen (FA I 25, 621). 3 ) N. Desmarest: Pre´cis d’un Memoire. Sur le lieu et les autres circonstances de la formation des Glac¸ons spongieux que les rivie`res charrient. In: Observations sur la Physique, sur l’Histoire naturelle et sur les Arts 22 (1783) 50−60. 4 ) J. F. Cle`re: Sur une disposition particulie`re de la glace. In: Annales des Mines 7 (1822) 15−18. 5 ) Ergänzender, zu Lebzeiten unveröffentlichter, Text G’s zu einem mit Anmerkungen von F. W. H. v. Trebra versehenen Aufsatz von G. S. O. Lasius; im Jan 1816 mit einer steinernen Tischplatte vom Rehberger Graben im Harz nach Wien C. F. A. v. Schreibers, Direktor der vereinigten k. k. Naturalienkabinette, gesandt. G hatte im Okt 1812 zwei solche Tischplatten von v. Trebra als Geschenk erhalten; Erinnerung an die gemeinsame Entdeckung des Gesteins im Kontaktbereich von Granit u. Kulmtonschiefer im Sept 1783, s. Abb. XIIa u. XIIb. − Der Rehberger Graben, der den Andreasberger Gruben das Aufschlagwasser zuführt, verläuft vom Oderteich nach Andreasberg. Dabei passiert man einen heute Goetheplatz benannten Aufschluss, wo der Kontakt zwischen dem Brockengranit u. dem dort in ein hartes jaspisartiges Gestein veränderten Kulmtonschiefer sichtbar ist. Zur Entdeckung s. unten 9. Febr 1813 (Beilage) u. „Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785“, S. 24. 6 ) Als Fortsetzung von Die Achtermanns Höhe.

588

ZUM GESTEIN VOM REHBERGER GRABEN IM HARZ

Z ⎯

1812

1812 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 79): Vo n Tr e b r a verehrte merkwür-

dige Granitübergangsplatten als Documente früherer geognostischer Wanderungen auf dem Harze; sein Werk vom Innern der Gebirge wird auf’s neue vorgenommen und dabei ältere und jüngere Vorstellungsarten besprochen.2) Okt 20. [Freiberg] F. W. H. v. Trebra an G (G−Trebra 113): In diesem wohl verwahrten Verschlage, ist ein Geschenk verwahrt, das ich als wahres Gelübde, seit wohl schon 30 Jahren her, meinem edlen Freunde Goethe im Hertzen zugesagt habe, zum immerwährenden Andenken, an unser gemeinschaftliches Beschleichen der Natur. Das Exemplar, welches auf der Rückseite mit einer Stelle aus unsern Beschleichungsdialogen beschrieben ist,3) gehört Dir, dem Miterfinder zu, das 2te wo nichts aufgeschrieben ist, habe die Güte, und übergib es an unsern allergnädigsten Herrn, den auch mir so auszeichnend gnädigen Hertzog,4) zu unser Beyder, der Erfinder Andenken. Es thut meiner kleinen Eigenliebe unbeschreiblich wohl, wenn ich mir vorschwätze, es werde von beyden diese Sendung wohl aufgenommen werden, vielleicht gar beyden einige Freude machen. Und ich bedarf solcher kleiner löblicher Luftschlösser Erbauung in meinem Köpfchen umso mehr iezt, da ich noch immer von dem fatalen rheumatischen Übel geplagt werde, was mich . . . auch davon zurückstieß . . . meine Rückreise über Weimar zu nehmen. 26. [Weimar, nachmittags] Nach Tische kamen die Platten an von Herrn v

Trebra. 27. An Herrn Oberberghauptmann v Trebra nach Freyberg . . . Trebraische

Tafeln und ähnliche Stücke aus dem Cabinett.5) 27. An F. W. H. v. Trebra (Konzept; Br 23, 119ff.): Fürwahr! du hast mich, mein würdiger verehrter Freund, durch deine Sendung überrascht und durch die herrlichen Platten in Erstaunen gesetzt. Ich erinnerte mich wohl manchmal unserer kühnen Wagnisse zu Entdeckung eines geologischen Punctes, der noch heut zu Tage so gut wie damals höchst bedeutend und wie die wenigen ihm ähnlichen Fälle, immer noch ein Räthsel bleibt. Ich betrachtete die in meiner Sammlung sich vorfindenden Stücke dieser Gebirgsgrenze, die ich deiner Fürsorge verdanke, und ward hie und da auf meinen Reisen wohl manchmal auf

1

) Entstanden 1819/1825. ) F. W. H. v. Trebra: Erfahrungen vom Innern der Gebirge . . . Dessau, Leipzig 1785 (Ruppert Nr. 5184). 3 ) Auf der Rückseite der Platte ein Zettel mit Aufschrift von Trebras Hand befestigt: Nur fort wir müssen noch zu großen Ehren kommen, ehe wir die Hälse brechen! Vorsichtig zwischen den Moos bedeckten schlüpfrigen Felsstücken können leicht die Beine stecken bleiben (LA II 8 A, 285). Vgl. unten 1813 Febr 9. (Beilage) u. 1821 Mai 18; s. Abb. XIIa u. XIIb. 4 ) Carl August war vom 12. bis 14. Aug 1812 auf der Rückreise von Teplitz bei v. Trebra in Freiberg zu Besuch gewesen (G−Trebra 115). 5 ) Vgl. Prescher Nr. 2915−22. 2

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etwas annäherndes, niemals aber ganz gleiches hingewiesen. Der schönen Platten hingegen erinnerte ich mich nicht mehr; wüßte auch wirklich nicht zu sagen, ob ich sie jemals gesehen habe. Die mir zugedachte soll als ein herrliches Monument unserer Liebe und Freundschaft niedergelegt bleiben; unserer wechselseitigen Neigung, die eben so beständig und dauerhaft ist, als die Neigung zur Natur, als die stille Leidenschaft, ihre Räthsel anzuschauen und der Wunsch, durch unsern eignen selbst räthselhaften Geist ihren Mysterien etwas abzugewinnen. Jene sogenannten Grund- und Übergangsgebirge kommen jetzt wieder auf’s neue zur Sprache. Es ist gut, wenn man so schwere Massen im Kopfe hin und wieder legt, aber mich dünkt doch unsere liebe Geognosten-Jugend vermißt sich jetzt etwas zu viel, indem sie diese alten Weltpfeiler zu schütteln denkt. Wir wollen aufmerkend abwarten. In Carlsbad und Töplitz habe ich diesen Sommer wenigstens zu meiner eignen Beruhigung und Zufriedenheit ältere Beobachtungen und Betrachtungen fortgesetzt. Warum können wir nicht wieder einmal zusammen die Höhen und Tiefen erklimmen! Möchte mir doch dein gutes Gedächtniß zu Hülfe kommen, indem ich in meinen biographischen Versuchen vorwärts schreite. Es ist mir zwar viel geblieben, aber doch beschämst du mich an lebhafter Erinnerung bedeutender Worte und Ereignisse. Du hast mich früher schon auf einiges aufmerksam gemacht und würdest mein Unternehmen gar sehr fördern, wenn du mir die Bilder jener glücklichen Epoche unseres Zusammenlebens nur mit flüchtiger Feder, wie es dir so wohl ansteht, wieder anfrischen wolltest. Die früheren Zeiten der Kindheit und ersten Jugend bleiben lebhaft bestimmt in der Einbildungskraft geprägt, wenn die spätern Ereignisse, die sich leidenschaftlicher über einander drängen, sich wechselseitig aufheben und nur erst mit einiger Anstrengung und von ihrer Seite, wie der Geist des Hohenpriesters widerstrebend hervorrufen lassen. 3. [Jena] An F. W. H. v. Trebra (Br 23, 123): Die übersandte köstliche Tischplatte wird jeden Tag schöner und herrlicher. Ich habe die kleinern halb angeschliffenen und rohen Exemplare aus jener guten Zeit zusammengetragen und daneben gelegt. Die Naturerscheinung ist an sich höchst merkwürdig und fordert zum Denken und Forschen auf; aber in dem zuletzt gesendeten Exemplare steht sie auf dem eminentesten Puncte und die wichtigen electrisch-chemischen Naturwirkungen bey dem Contact zweyer verwandten und doch heterogenen, im Werden begriffenen Massen legen sich klar vor Augen,1) wozu die Fläche 1

) G erkennt die Auswirkungen der Kontaktmetamorphose, die nach heutiger Deutung durch den von unten in den Kulmtonschiefer eindringenden Brockenpluton entstanden ist; seine Deutung folgt aber der Überzeugung vom gleichzeitigen oder fast gleichzeitigen Festwerden der Gesteine bei der Erdbildung u. kommt ohne Hitzeeinwirkung aus, s. Abb. XIIa u. XIIb.

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4. 5.

9. 9.

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und Politur, die zugleich ein Prunkwerk darstellt, so erfreulich als förderlich ist. [Jena] Den zweyten Band der Biographie [DuW] versendet . . . [an] v. Trebra Freyberg. [Jena] Um 11 Uhr aufs Mineralogische Kabinett. Director [J. G.] Lenz u Herr v Knebel. Trebraische Tischplatte. Ueber ähnliche Gebirgsarten u Naturwirkungen [Jena, An] Geh. Rath v Voigt. Erhaltene Mineralien . . . [Jena] An C. G. v. Voigt (Br 51, 331): Von unserem alten Freund Trebra haben wir bisher manchen schönen Beytrag erhalten. Vor dreysig und mehr Jahren entdeckten wir zusammen einen geologisch höchst wichtigen Punct am Harze, wo ein entschiedener röthlicher Granit in ein schwarzes, wunderbares kaum zu benennendes Gestein übergeht. Ich nahm damals rohe und halb angeschliffene Stücke mit. Trebra ließ ein Paar ovale Tischplatten daraus schneiden und poliren, diese hielt er die lange Zeit her am Herzen und fasste nur jetzt erst den Vorsatz, sich derselben zu entäußern. Eine verehrte er Durchl. dem Herzog, die andere mir. Die erste ist nun zur Bewunderung und zum Kreuz der Mineralogen hier niedergelegt, die andere hoffe ich in Weimar vorzuweisen. [Jena] An Carl August (Br 23, 144): Lenz ist in Exstase über die Tischplatte . . . Ich werde mich wohl entschließen müssen, ein paar instructive Stücke von der Gebirgs-Art aus der die Platte besteht, die ich vor dreyssig Jahren mit vom Harze gebracht, von einander sägen zu lassen, um durch solche Parallel-Exemplare jenes auffallend problematische Exemplar anschaulicher und erklärbarer zu machen.

21. [Freiberg] F. W. H. v. Trebra an G (G−Trebra 116): Wohl erwartete ich es, daß die seltne Steinplatte − die ich doch am Ende Dir, kühnem Forschungs Gefährten allein zu danken habe − meinem edlen Freund gefallen würde. Nun bitte ich aber auch, sie auf ein elegantes Tischgestelle bringen zu lassen, von ebenden geschickten Händen bereitet, welche das elegante Geschenk ausführten, womit der allgütige Fürst mich und mein ganzes Haus beglückt hat. Wenn dann auf solchem Tische täglich Caffee zu trinken gebracht würde, dann möchte sich der geologische Geschmack wohl noch sicherer fest halten lassen, der, wie ich aus mehreren Beweisen sehe, meinen lieben Freund aufs neue in Besitz genommen hat. Hätte ich nur früher mit dem seltenen Dinge zu stande kommen können, vieleicht wäre vorlängst noch tiefer in die Natur eingedrungen worden. Ich wollte Tage lang über diesen wichtigen Gegenstand schwatzen, und erlange ich Zeit dazu, so schreibe ich in diesem Winter auch wohl noch etwas darüber, zu anderen solchen Versuchspapieren nieder. Jetzt nur hier beygehend eine Copie des hohen Kegels in den Hartzgebirgen, an dessen Fuße ich zuerst eine solche Zusammenfügung zweyer, sich höchst ungleicher Steinarten zu sehen bekam.1) Ach! wie wunderbar, höchstens auf den leichtesten Stellen uns halb erklärlich, ist die Natur nicht al1

) Die Sendung v. Trebras (LA II 8 A, M 31) umfasste nebst 2 Aquarellen (ebd. Taf. I u. II) den Aufsatz Die Achtermanns-Hoehe des Vermessungsingenieurs G. S. O. Lasius, worin er über einen dem Aufschluss am Rehberger Graben ähnlichen Kontakt an der

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lenthalben in unserm unterirdschen Reiche!! Hiezu in der beygehenden kleinen Schachtel ein neuer Beweis.1)

Nov 26. [Weimar] Abends Brief u Sendung von Trebra. Dez 31. Rechnung des Buchbinders Müller (LA II 8 A, 296): Trebra Erfahrungen in Folio starken Pappenband. 31. Abends . . . Trebra’s Erfahrungen vom Innern der Gebirge und Recapi-

tulation früherer Vorstellungsarten.2)

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⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 84): Aus dem mannichfaltigen Bücher-

studium sind hier abermals Trebra’s Erfahrungen vom Innern der Gebirge . . . zu nennen. Febr

9. [Freiberg] F. W. H. v. Trebra an G (G−Trebra 122): Es war schon lange mein Wunsch, daß der alles vom nützlichen Wissen umfassende Freund Goethe, mehr ins Mineralreich eingehen möchte, aber konnte ich es denn dahin bringen? Nun endlich wird’s doch zu meiner großen Freude, und es ist mir höchst erfreulich, daß auch meine Erfahrungen dazu beytragen, in der Unterhaltung mit dem Steinreiche weiter fort zu gehen. In jenem Zeitalter wo ich sie schrieb, waren die alten eingewurzelten Bergleute der festen Meynung, daß alles in den Bergen, von der Welt Anfange her so gewesen wäre, wie sie es fanden, und daß es auch so bleiben werde bis an ihr Ende. Das kam mir Neuling freylich so nicht vor, ich sah allenthalben Werden und Vergehen, und das noch dazu immer fortlaufend, sodaß ich auch im Mineralreiche die Werkstätte der Natur nicht zugeschlossen anerkennen wolte. Aber damit mußte ich anfangs sehr behutsam verfahren, durfte mir nicht viel davon merken lassen, weswegen denn auch manches in den Erfahrungen noch wie nur hingeworfen erscheinen mag. Als diese gut durchgingen, wenigstens keine Widersprüche laut hervorgehetzt hatten, wagte ich im Jahre 1795 in meiner Mineraliencabinettsbeschreibung schon mehr, führte sogar vermeyndliche Beweise von dem auf, was ich in den Erfahrungen nur leise berührt hatte. Da ich nicht erwarten kann, daß mein Freund diese Kleinigkeit von mir besitzen wird, so lege ich ein Exemplar davon bey, und mache aufmerksam, besonders auf Seite 10, wo ich es eine verwegne Speculation noch nenne, der Natur dahin nachzuspüren, wie

Achtermannshöhe, 2 km nordwestl. vom Rehberger Graben, berichtet, u. einen Brief von Lasius an v. Trebra über eine, wie Lasius meinte, analoge Gesteinsgrenze bei Elbingerode. Dem Aufsatz folgen zwei Anmerkungen v. Trebras, datiert 20. Nov 1812. In der 2. Anm. nimmt v. Trebra einen Verweis von Lasius auf die Erfahrungen vom Innern der Gebirge auf u. ergänzt: Am Fuße dieser Achtermannshoehe fand ich im Jahre 1782 im Septbr. das erste Bruchstück solchen Granits mit aufgesetzten und angewachsenen dunkelblauen Jaspisschiefer, bey einer Reise über Braunlage nach Elbingerode, und 1783 im Septbr. mit meinem Freunde Goethe das nemliche an der Rehberger Klippe (LA II 8 A, 51). Weiter beigelegt ist ein Bericht v. Trebras über eigene Beobachtungen im Bereich des Okertal-Granits bei Oker, datiert vom 15. u. 16. Aug 1812. Hier fand v. Trebra den Okertal-Granit unerwartet über Tonschiefer. 1 ) In der Schachtel Kupfermineralien aus Frankreich. 2 ) Vgl. G’s Lektüre-Notizen zu v. Trebras Werk (LA II 8 A, M 32), worin ihn bes. die Ganglehre beschäftigt. 3 ) Entstanden 1819/1825.

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sie im Mineralreiche ihr Wesen treibt, und auf Seite 32 wo Deine Sammlung gemeynt ist, welche aus Italien vermehrt worden ist mit Bruchstücken von Granit mit Secundairen Gebirgsarten verwachsen.1) Beilage [datiert 25. Jan 1813]2) Im Jahre 1783., nun ich schon am Harze, und mit dem Harze, ziemlich bekannt worden war, besuchte mich im Septbr. der waghalsige Erzähler [G], und natürlich mußte ich ihn selbst nach den Brocken führen, der nun gewissermaaßen unter meinen Dienstsprengel mit gehörte. Von Zellerfeld aus, wo ich wohnte, nach nächsten Wege, und damit ich durch eine noch nicht durchreißte Gruppe der Harz-Gebirgsköpfe zum höchsten unter ihnen steigen konnte, ging ich diesmal auf das sogenannte Communion Torfhaus zu, an der Hauptstraße von Nordhaußen nach Braunschweig gelegen . . . Indem ich so, in noch angenehmer Jahreszeit die Harzgebirge nach dem Brocken hinauf- und von ihm wieder herab durchstreifte, führte mich mein waghalsiger Freund noch zu einem Vergnügen, ebenfalls einzig in seiner Art, und was es auch wohl lange noch ihm, mir, und andern Gebirgforschern bleiben wird. Wir gingen durch Schierke über Elend und Oderbrückhaus, vom Brocken wieder zurück. Bereits im Jahre vorher, auch im Septbr. hatte ich schon die Reise über Oderbrückhaus, Braunlage und Elend nach Blankenburg gemacht, und hatte auf dieser Reise, zwischen Oderbrückhaus und Braunlage am Fuße der Achtermannshöhe ein Stück zusammen gewachsenen Granits, mit dem schwarzen, jaspisartigen, wenig schiefrigen Gestein gefunden, worinne der Andreasberger Bergbau, auf sehr silberreichen Gängen, seit Jahrhunderten schon geführt wird. Wohl oft schon hatte ich auf meiner bergmännischen Laufbahn, von dem Urgebirge Granit, und dem Aufsitzen aller übrigen auf ihm sprechen hören; gelesen; im Zusammenstellen mit anderer Felsarten Mannichfaltigkeiten auch wohl geträumt, aber gesehen hatte ich noch nirgends etwas davon, so deutlich bezeichnend in der Farbe, und auf einander zusammen gewachsen so fest, daß im Zerschlagen der Stücke, der Sprung immer durch beyde Gesteinarten fort lief, nie da, wo sie zusammenliefen sich trennend von einander. Ich fand aber hier am Fuße der Achtermannshöhe nur Bruchstücke davon; nicht die Stelle im Berge, wo diese Felsen eingewurzelt stunden. Dies mußte unstreitig wohl auf dem Gipfel dieser Achtermannshoehe seyn, von wo die Bruchstücke herab gerollt waren. In spätern Jahren wurde dieses, sich wirklich so verhaltend, von Lasius entdeckt, der mir Zeichnung und Anzeige davon einlieferte. Nur jetzt konnte ich den Berg nicht besteigen, weil Dienstgeschäfte mich nicht dahin führten. Auch gegenwärtig an der Hand meines Freundes auf einer Wanderung durch die Harzgebirge,3) war es nicht an der Zeit, jene hohe Gebirgskuppe zu ersteigen, und wenn mir auch jenes gefundene seltne Stück, noch lebendig genug, im Gedächtniß angeschrieben gestanden hätte. Aber unser romantischer Weg, führte uns vom Oderteichdamme in einer, mehr auf Dienstleistungen sich beziehenden Richtung, auf den Rehbergersgraben herunter nach Andreasberg, und so, nah an der Rehbergerklippe vorbey. Diese hohe, nahe am Graben, ganz senkrecht da stehende Felswand, war mit einem großen Haufen herunter gestürzter Bruchstücke, von Tisch und Stuhl, und Ofen Größen verschanzt, von welchen sogleich viele zerschlagen wurden. Unter ihnen fanden sich mehrere von jenen Doppelgesteinarten 1

) F. W. H. v. Trebra: Mineraliencabinett gesammlet und beschrieben v. d. Verf. d. Erfahrungen vom Innern der Gebirge. Clausthal 1795, S. 32: Vereinigung von Granit mit schwarzem Jaspis und Porphyr. Gleiche solche, aber noch unbearbeitete Stücke, sah ich vor nicht gar langer Zeit in einer Sammlung, die aus Italien damit vermehrt worden war, und man versicherte mir, daß solcher Bruchstücke und Überbleibsel von den Kunstwerken der Vorwelt, daselbst noch sehr viele zu finden wären (G−Trebra, 125). In G’s Mineraliensammlungen von den Italienreisen 1786−88 u. 1790 nicht nachweisbar. 2 ) Lebens-Verhältnisse mit Ober-Berghauptmann von Trebra. 1813 (GJb 1888, 11−20; hier S. 16−20). Der Aufsatz beginnt mit Erinnerungen an Ilmenau, worauf sich G in seinem Antwortbrief an v. Trebra unten 5. Jan 1814 bezieht. 3 ) Die Wanderung entlang dem Rehberger Graben wahrscheinlich am 22. Sept 1783.

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Granit, mit aufgesetzten, eingewachsenen dunkelblauen, fast schwarzen sehr harten (jaspisartigen) Thongestein.1) Die können nirgends anders herkommen, als von jener Klippe da vor uns. Dahin müßen wir, antwortete mein Freund. Behutsam! vorsichtig! schrie ich ihn nach, die Moosbedeckten schlüpfrigen Felsstücke, liegen gefahrvoll durch einander, wir können die Beine dazwischen brechen. Nur fort! nur fort! antwortete er voran eilend, wir müßen noch zu großen Ehren kommen, ehe wir die Hälse brechen! und wir kamen zusammen heran an den Fuß der Felswand, wo wir nun gar deutlich den Abschnitt des schwarzen Gesteins, auf den blaß fleischrothen Granit, in gar langer Linie sich hinziehend erkennen konnten. Aber, unserer ziemlichen Größe ungeachtet, erreichen mit unsern Händen konnten wir sie doch nicht. Wenn du dich fest hinstellen wolltest, sagte mein Freund zu mir; so wolte ich jene, in den Felsen eingewachsene Strauchwurzel ergreifen, mich im Anhalten an sie, hebend auf deine Schultern schwingen, und dann würde ich den so kenntlichen Abschnittsstrich, wenigstens mit der Hand erreichen können. So geschahs, und wir hatten das seltne Vergnügen, den merkwürdigen Abschnittsstrich von hier eingewurzelten Urgebirge rothen Granit, und drauf stehenden, dunkel- fast schwarzblauen Thongesteins nahe zu sehen, sogar mit Händen zu greifen. Ich habe nach der Zeit, späterhin, als ich veranlaßen konnte, eine Rösche [Wasserleitungsstollen] zu schlämmen, durch welche die Waßer des Rehberger Grabens dem Andreasberger Bergbau, durch einen vorliegenden Gebirgskopf hin zugeführt werden, dies Zusammentreffen des Urgebirgs Granit, mit der spätern Bedeckung durch Thongestein, auch innerhalb der Felsen untersuchen wollen. Auf der Seite gegen Morgen, wo der Graben an sie antritt, ist der Eingang, das Mundloch der Rösche im Granit, auf der entgegen gesetzten gegen Abend, im schwarzen Thongestein der Ausgang. Im langsamen und bedächtigsten Durchfahren dieser Rösche, habe ich alle Mühe angewendet, einen eben so deutlichen, wenigstens ähnlichen Abschnitt der beyden Gesteinarten zu finden, wo sie auf oder an einander sitzen, wie er in der Rehberger Klippe am Tage liegt, aber mein Suchen, und sorgsamstes Spüren war vergebens.

Febr 16. Sendung von Trebra. Biographisches u. Geologisches. 20. Nach Tische Geologika. 23. Im Garten. − Anordnungen auf Geologie bezüglich. März 5. [Nachmittags] Im Garten einiges Geologische. 6. Im Garten. − einiges Geologische.

Durchsägtes Harzgestein.2)

8. [Nachmittags] Geologisches. Apr

2. Nach Tische die antiken Granite pp. 3. Nach Tische einige Marmor.

Nov 24. Trebras Cabinet . . . [An] O.B.H v. Trebra Freyberg

Bisheriges. Zinn formation.3) 24. An F. W. H. v. Trebra (Konzept; Br 24, 39f.): Warum ich dir mein verehrter Freund gerade heute dieses Blatt ausfertige, da ich doch viel 1

) Die von G mitgenommenen Stücke in der Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785 Nr. 13a−17 (LA I 11, 20). 2 ) Zur Tischplatte s. oben 14. Nov 1812. 3 ) G hatte sich im Sommer 1813 mit der Zinnformation zu befassen begonnen. Im Tgb ist bereits am 22. u. 23. Nov 1813 die Lektüre in v. Trebras Mineraliencabinett u. am 28. u. 29. Nov in den Erfahrungen vom Innern der Gebirge vermerkt, was nun vor allem im Zusammenhang mit dem neuen Interesse zu sehen ist.

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früher hätte schreiben sollen, und auch noch immer hätte zaudern können, das muß ich dir mit wenigem erklären. Ich kam gerade gestern Abend über das Büchlein: Mineralienkabinett gesammlet und beschrieben von dem Verfasser der Erfahrungen vom Innren der Gebirge, und fühlte mich so wohl die längst bekannte Stimme durch das gegenwärtig betäubende Geräusch zu vernehmen . . . Jede Seite des lieben Büchleins führte mich auf die Anschauung der Natur, und auf die Würdigung meiner eigenen Sammlung hin worunter ich mich so vieler trefflicher Stücke erfreue, die ich deiner Vorsorge und deiner Nachsicht schuldig bin.

1814 Jan

5. An F. W. H. v. Trebra (Konzept; Br 24, 89f.): Dieses Jahr soll keine

großen Sprünge machen ohne daß ich dir, mein verehrtester Freund, recht lebhaft und treulich danke für alles Gute das mir im vorigen Jahre, unmittelbar oder mittelbar, von dir zugeflossen ist. Auch der vergangenen Zeiten habe ich alle Ursachen zu gedenken, da ich deinen schätzbaren Aufsatz,1) über unser erstes Zusammentreffen in Ilmenau, zu meiner Belehrung und zu Belebung der Selbstkenntniß, so eben wieder studirt habe. Ich bewundere, verehre und liebe die, bey so schöner Einsicht, vorwaltende Neigung und Schonung, den Glauben daß, durch seltsame Mittel, edle ja große Zwecke erreicht werden können, die Vermuthung daß hinter jugendlicher, leidenschaftlicher Trübe, nicht allein guter Wille, sondern auch gute Absichten verhüllt ruhen können. Also auch wiederholten Dank dafür, und für die schöne Tischplatte als ein Zeugniß gemeinsamen Forschens, Wanderns und Unternehmens.

1815 Dez 23. An Carl August (Br 26, 199): Ew. Königliche Hoheit gestrige gnädige

Sendung2) habe sogleich in ein Actenfascikul gefaßt, welches, hier beyliegend, mich zu nachstehenden unmaaßgeblichen Vorschlägen aufruft: . . . eine Tischplatte soll sorgfältig eingepackt und, nebst Zeichnungen von dem Vorkommen dieses Gesteines auf dem Harz, an Schreibers gesendet werden. Wie ich denn überhaupt mit ihm in Verhältniß zu bleiben gedenke. 24. [Weimar] Carl August an G (Br 26, 392): Nach beyst. inhalt ersuche und authorisire ich H. Göthe an H. Schreibers in Wien, zu antworten, und die Aufträge zu ertheilen.3) 1

) Beilage oben 9. Febr 1813. ) C. F. A. v. Schreibers aus Wien hatte Carl August brieflich vom 12. Dez 1815 präparierte Fische u. Tierskelette für das Museum in Jena angeboten (Wahl 2, 379). 3 ) Randbemerkung auf dem Brief G’s vom 23. Dez 1814. 2

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Dez 24.? An Carl August (Br 26, 392): Wegen der Zahlung wendet sich v.

Schreibers an das Compt[oir] Fries.1) 26. An J. G. Lenz (Br 26, 202): Ew. Wohlgeb. vermelde hiermit, daß Serenissimus Einen von den beyden Tischen des Harzer Übergangsgesteins herüber nach Weimar befehlen. Existirt der Kasten noch, worin sie angekommen, so ersuche die Platte sorgfältig darin zu packen; auf jeden Fall aber mir solche, wohlverwahrt, durch einen Boten auf der Trage herüberzusenden. Accordiren Sie mit demselben und geben es ihm schriftlich, damit ich für die Bezahlung sorgen kann. 26. An C. F. A. v. Schreibers (Konzept; Br 26, 202ff.): Ihro Königl. Hoheit, mein gnädigster Herr, ertheilen mir den angenehmen Auftrag. Ew. Hochwohlgeb. für die gefällig angebotenen Naturgegenstände verbindlichsten Dank abzustatten . . . Das Haus F r i e s & Comp. besorgt die Spedition und wird auch den sonstigen Betrag berichtigen. Indem ich nun des höchsten Auftrags mich entledige, vermelde zugleich, daß nächstens eine ovale Tischplatte an Dieselben abgehen wird. Sie ist von dem merkwürdigen Gestein, welches den Übergang des Granits in eine Art Hornstein oder Jaspis auf dem Harze bildet und von meinem Freunde von Trebra und mir vor vielen Jahren beachtet und bis an den Ort seines Vorkommens verfolgt worden. Gedachte Platte schreibt sich noch aus jenen Zeiten her und machte ein Paar mit einer andern, welche in dem mineralogischen Kabinette zu Jena verbleibt. Eine diesen merkwürdigen geologischen Umstand erläuternde Zeichnung, mit Bemerkungen von Lasius und von Trebra, auch sonstige Notizen, die dieses Übergangsgestein erläutern, ermangle nicht nachzusenden. Erlauben ew. Hochwohlgeboren, daß ich zum Schluß aufrichtig ausdrükke, wie sehr es mich freut, mit Denenselben, wie ich es schon lange gewünscht, in näheres Verhältnis zu kommen. 27. Postsendungen (Br 26, 433): [An] v. Schreibers, Wien. Lenz, Jena.

1816 Jan

17. Promem[oria] an Serenissimum. [Nachmittags] Promem. zurück. 17. An Carl August (Br 26, 225f.): Die Harzer Tischplatte wird durch

Kronrath2) sorgfältig gepackt. Eine Zeichnung des Vorkommens dieses merkwürdigen Gesteins ist in der Arbeit, auch ein Aufsatz deshalb. [17.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 136): Von Ihnen an das Kayserliche Cabinet in Wien, an den Kayserlichen Hofrath und Director von Schreibers gesendet und mit denen nöthigen Bemerkungen begleitet, wird es besonders Werth dorten bekommen.

1 2

) Antwort von G auf demselben Blatt unter Carl Augusts Anweisung. ) J. W. Kronrath, Schlossvogt u. Hofebenist in Weimar.

596 Jan

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20. Kaestchen mit der Tischplatte nach Wien, üb. Nürnb[erg] an [T. J.]

Seebeck. 20. An T. J. Seebeck (Br 51, 378): Ew Wohlgeb. belieben ein emballirtes

Kästchen, Sign. H. v. S. Wien X, 30 Pfund schwer durch Fuhrmann Urlau von Jena, franco in Empfang zu nehmen. Und dasselbe bis zu einlangendem Avis-Brief gefällig bey sich zu verwahren. Ich empfehle dieses kleine Geschäft um so mehr Ihrem Wohlwollen, als es auf Befehl Ihro Königl. Hoheit des Grosherzogs geschieht. 21. Brief an Seebeck. in Nürnberg. 21. An T. J. Seebeck (Br 51, 379f.): Indem ich diesen Brief abzusenden gedenke, komm ich in den Fall Ew. Wohlgeb. mit einem kleinen Auftrage zu behelligen. Gestern nämlich ist durch den Fuhrmann Urlau von Jena ein emballirtes Kästchen abgegangen, mit der Signatur H. v. S. Wien. Wollten Sie die Gefälligkeit haben und solches, wenn es ankommt, bis an genannten Ort verdingen. Bis Nürnberg ist die Fracht bezahlt wie mein Frachtbrief ausweist. Den Ihrigen würden Sie stellen auf Herrn Carl von Schreibers K. K. Rath und Director Wien. Möchten Sie diesem würdigen Manne Avis geben wann das Bällchen von Nürnberg abgeht, so würden Sie mich und ihn verbinden. Wollen Sie mir die Ankunft desselben in Nürnberg melden, so würden Sie mir gleichfalls eine besondere Gefälligkeit erzeigen. 22. Postsendungen (Br 26, 433): [Nach] Nürnberg. 24. (H 〈LA II 8 A, 98〉 datiert: Den 24n Jänner 1816) [25.] An Carl August (Br 26, 230): Auf den nach Wien gesendeten Aufsatz,

die A c h t e r m a n n s h ö h e betreffend, werfen Ew. Königl. Hoheit wohl einen Blick.1) Febr 1. [An] Dir. v. Schreibers Wien. Achtermanns Höhe 5. An T. J. Seebeck (Beilage; Br 51, 383): Die am 20 Januar von hier abgesendete Herrn Director von Schreibers nach Wien addressirte, Herrn Doctor Seebecks in Nürnberg gefälliger Vermittlung empfohlene emball[irte] kleine Kiste, enthält eine Tischplatte von merkwürdigem Granit, welches hier allenfallsiger Nachfrage wegen bemerken wollen.

1821 Mai 18. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 48): Wir kamen auf Krausens Harz-Gegenden.2) Er that alles mit Liebe, was er that, sagte Goethe, war anschmiegsam, feinsinnig wie 1

) Gesendet wurde eine Abschrift von LA II 8 A, M 31a u. M 68, sowie eine Kopie eines der Aquarelle von Lasius (ebd. Taf. I). Vgl. Leopoldine Muckenhuber: Ein GoetheDokument des Naturhistorischen Museums. In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 57 (1949/50) 141−47. 2 ) Die während G’s 3. Harzreise 1784 entstandenen Zeichnungen von G. M. Kraus; s. „Gestaltung großer anorganischer Massen“, S. 583.

1821

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keiner. Damals bey jenem Streifzug in die Harz Gebirge1) hohlte ich einst, auf von Trebras Schultern gestiegen, ein merkwürdig Mineral mit vieler Gefahr von seiner Bildungsstädte, vom Felsen, herab; „wir müssen noch berühmt werden, ehe wir den Hals brechen“,2) sagte ich scherzend zu Trebra. Ich besitze noch eine kleine, polirte Marmorplatte aus jenen Gegenden, mit der von Trebra aufgesetzten Innschrift jener Worte. „Ja, wenn Man in der Jugend nicht tolle Streiche machte, und mitunter einen Buckel voll Schläge mit hinweg nähme, was wollte Man denn im Alter für Betrachtungs Stoff haben?“

WY

Über die Gewitterzüge in Böhmen3)

E D

1822 Juli 14. Nat II 1 (1823) 76ff. − NS 12 (1896) 235ff. − LA I 8, 330ff. − MA 12, 711f. − FA I 25, 265f.

Z

1822

Juli 11. [Marienbad] Herr Graf Sternberg4) . . . übergebend . . . D l a s k Natur-

geschichte Böhmens.5)

1

) Verwechslung G’s: Mit v. Trebra war er 1783 im Harz unterwegs, mit Kraus 1784. ) Später von F. v. Müller ergänzt: wir müssen erst noch berühmt werden, ehe wir den Hals brechen, darum hat es jetzt keine Gefahr. 3 ) Meteorologische Überlegungen in Anlehnung an L. A. Dlask (s. Anm. 5); Hs. nicht überliefert. Der kurze Aufsatz schließt ohne Überschrift an zwei andere meteorologische Stücke an: eine Rez. von F. Posselt zu Luke Howards The climate of London (Nat II 1, 59−62) u. eine Meteorologische Nachschrift G’s (ebd. 62−76; Titel nach der Inhaltsangabe zu Nat II 1, in G-Ausgaben auch mit den Überschriften In vorstehendem Aufsatz . . . u. Über die Ursache der Barometerschwankungen). Die Nachschrift leitet im letzten Absatz auf Gewitterzüge in Böhmen über: Wie wir nun oben die Ursachen der Barometer-Veränderungen tellurisch [durch irdische Kräfte bewirkt] genannt haben, so möchten wir hinwieder die Gewitterzüge t o p i s c h , d. i. örtlich nennen, und können daher nicht anders als billigen, daß eine hallische Gesellschaft [Gesellschaft zur Beobachtung von Gewittern, 1820−25, gegründet von J. S. Schweigger] auf die Gewitter im Besondern zu achten unternommen. Diese werthen Mitarbeiter . . . werden aus Nachfolgendem [Über die Gewitterzüge in Böhmen] ersehen: wie diese erhabenen und furchtbaren Erscheinungen sich gegen die bedeutend abgeschlossene Localität von Böhmen verhalten, und wie von dortigen Correspondenten [Graf Sternberg] gar wichtige Notizen und Aufschlüsse zu hoffen seyen (ebd. 75f.). 4 ) Erste persönliche Begegnung mit Graf Sternberg, mit dem G seit 1820 korrespondierte. Bis zu G’s Abreise nach Eger am 24. Juli 1822 fast tägliche Kontakte (vgl. Tgb 8, 216−19). 5 ) L. A. Dlask: Versuch einer Naturgeschichte Böhmens mit besonderer Rücksicht auf Technologie für Freunde der Vaterlandskunde. Teil 1: Geognosie Böhmens. Prag 1822 (Ruppert Nr. 4015); in Bücher-Vermehrungsliste für Juni 1822 vermerkt (Tgb 8, 321), auch Lieferung des Buchbinders Müller 23. Sept 1822 (LA II 10 A, 540). – Die von G 2

598

ÜBER DIE GEWITTERZÜGE IN BÖHMEN

1822

Juli 12. [Marienbad] Studium der Naturgeschichte von Dlask. Graf Sternberg. 13. [Marienbad] Mit Graf Sternberg Unterhaltung . . . fortgesetzt. 14. [Marienbad] Gegen Eilf Graf Sternberg. Gewitter in Böhmen, nach

Dlasks Anleitung . . . Gegen Abend Graf Sternberg.

1823 Apr 16. [Weimar, Sendung an] Wesselhöfts Druckerey Bogen E. zur Naturwis-

senschaft1) . . . Mai 8. An den Heften zur Morphologie und Naturwissenschaft . . . [Nachmittags] Revisionsbogen 10 zur Wissenschaft.2) 10. [Sendung an] Wesselhöfts Druckerey Revisionsbogen E. Naturwissenschaft . . . Juli 14. (s. „Versuch einer Witterungslehre“ gD) 22. (s. „In vorstehendem Aufsatz . . .“ gD) Aug

4. (s. „Versuch einer Witterungslehre“ gD)

Nov 15. [Brzˇezina] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 65): In Bezug auf die p: 78 zur Naturwissenschaft aufgeworfene Frage3) ob auch im inneren des Landes Böhmen Gewitter entstehen die sich auf die Gränze werfen, und wie es sich mit jenen verhalte, die in der Mitte des Landes niederstürzen und große Verwüstungen anrichten, kann ich, obgleich die drei inneren Kreise Böhmens von mir nicht übersehen werden können, einiges beibringen.4) Dez 11. [Weimar] Mundum der Gewitterzüge vom Grafen Sternberg.

nicht immer wortgetreu angeführten u. kommentierten Stellen finden sich auf S. 516f. (Abweichungen zum Original verzeichnet in LA II 2, 694.) Das Werk in TuJ 1822 auch in geologischem Zusammenhang erwähnt: Mit durchreisenden Fremden wurde [vor allem in Marienbad] das Gesammelte betrachtet, wie auch der problematische Kammerberg wieder besucht. Bei allem diesem war D l a s k Naturgeschichte von Böhmen förderlich und behülflich (W 36, 213). Vgl. auch Tgb 5. Juli 1823 aus Marienbad: Der Ossaberg [Großer u. Kleiner Osser bei Lam] an der Grenze von Bayern ward [auf der Karte] aufgesucht. Dessen Höhe und anderer im Dlask nachgesehen (Tgb 9, 72). 1 ) Dort u. a. Über die Gewitterzüge in Böhmen. 2 ) Nach QuZ 4, 407 ist Bogen E gemeint. 3 ) G hatte seine Besprechung von Dlask mit dem Hinweis abgeschlossen: War nun bisher von Gewittern die Rede, welche vom Gränzgebirge Böhmens nach dem innern Lande ziehen, so fragt es sich: entspringen denn auch im Lande selbst Gewitter, die sich auf die Gränze werfen? oder wie verhält sich’s mit solchen, die in der Mitte des Landes unvermuthet niederstürzen und große Verwüstungen anrichten, worüber man in Chroniken so viele Klagen hört? Herr Graf Caspar von Sternberg könnte bey der Lage seiner Besitzungen und bey erfahrungsreicher Umsicht hierüber die beste Auskunft beliebig ertheilen (Nat II 1, 78). 4 ) Folgt Sternbergs Aufsatz Ueber die Gewitterzüge in Böhmen (G−Sternberg 65−69), den G in Nat II 2 (1824) 212−17 (LA I 8, 419f.) abdruckte. − Das danach Folgende s. in „In vorstehendem Aufsatz . . .“: Graf Sternberg an G gD.

1823

ÜBER DIE GEWITTERZÜGE IN BÖHMEN

599

Dez 18. An Graf Sternberg (Br 37, 285f.): Und so kam denn auch die freund-

liche zweyte Mittheilung vom 15. November gerade zu einer Zeit an, wo ich Zusprache, Anregung und Trostes bedurfte, wofür ich denn, von Herzen dankbar, mich durchaus der Hoffnung freue, die uns auf’s Frühjahr gegeben ist. Denn wie nöthig bey dem raschen, gewissermaßen wilden und verwirrten Zustande der Wissenschaften eine persönliche Zusammenkunft und mündliches Besprechen verbundener, mäßiger, aus einer frühern Zeit sich herschreibender Freunde sey, fühlt man jeden Tag. Es ist nichts natürlicher, als daß, bey der immer zunehmenden Menge von Theilnehmern, das Wünschenswerthe zwar gefördert, aber doch immer auch zugleich, nach Maßgabe der Subjectivität, mit Fremdem, Falschem, Störendem nothwendig vermischt werde.

1824 Apr 30. An Graf Sternberg (Br 38, 126): Für die baldige Erfüllung meines

Aug 21. Sept 21.

Okt 12. Nov

3. 5.

Wunsches wegen der Gewitter-Entstehung in Böhmen fühle mich höchlich verpflichtet, es macht sich diese so complicirt scheinende Wirkung auf solche Weise so klar und deutlich als möglich. Ich habe mich in diesem Felde weiter bemüht und nicht ohne Glück.1) Ich ging die Aufsätze aus diesem Fache [Meteorologie] durch.2) An Graf Sternberg (Br 38, 252): Das morphologische Heftchen ist vollendet, das allgemein naturwissenschaftliche wird es auch bald seyn, durch böhmische Gewitter vorzüglich interessant. Agenda (Tgb 9, 322): An Wesselhöft . . . 4. Manuscr[i]pt Bogen O.3) [Sendung an] Wesselhöft Abschluß das Bogen O. . . . Meteorologie . . . Fortgesetzte Meteorologica.

[5.] [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 455): Die Correcturen vom Bog O . . . Sollte das gewünschte Zeichen ˇz [in Brzˇezina] noch nicht ganz richtig stehen, welches man besser erst im reinen Abdruck gewahr wird, so bitte ich nur eine Bemerkung dabey zu machen. Eben so, wenn es noch bey diesem nicht in der Correctur bemerkten Nahmen einmal fehlen sollte . . . 8. [Sendung an] Wesselhöfts Druckerey Bogen O. . . . letzte Revision, nach

Jena. 12. [Jena] J. C. Wesselhöft an G (QuZ 4, 455): Mit den letzten Aushängebogen: NaturW[issen]sch[a]ft O . . .

1

) Das Folgende s. in „Versuch einer Witterungslehre“: an Graf Sternberg gD. ) Vermutlich Ueber die Gewitterzüge in Böhmen (von Graf Sternberg) u. Die Meteorologischen Anstalten . . . (von Schrön) für Nat II 2. 3 ) Mit Sternbergs Aufsatz Ueber die Gewitterzüge in Böhmen. − Folgendes s. in „Versuch einer Witterungslehre“: Agenda gD. 2

600

ÜBER DIE GEWITTERZÜGE IN BÖHMEN

1824

Nov 12. An Nees von Esenbeck (Br 39, 11): Zuvörderst also die Revisionsbogen

von . . . O des wissenschaftlichen Heftes; das Ganze, hoff ich, soll nächstens nachfolgen. Dez 14. An Graf Sternberg (Br 39, 39): Hiebey denn auch das verspätete Heft [Nat II 2] . . .

1825 Jan

18. [Prag] Graf Sternberg an G (G−Sternberg 100): Das verspätete Heft kam auf den Flügeln des Sturms nach Brzezina . . .

WZ

Über Glas-, Emaille- und Porzellanmahlerei1)

E D

1818 Dez 26.−28. W 49.2 (1900) 136ff. − MA 11.2, 515f. − FA I 20, 620f.

Z

1818

Dez 26. Porzellan-Gemälde von der Großherzogin nebst Billet. Untersuchung 27.

28. [28.]

29.

desselben. Porzellainmaler [H.] Schmidt2) . . . Über Glas-, Porzellain- und EmailleMalerey, Aufsatz, durch das gestern übersendete Pariser Porzellangemälde veranlaßt . . . [Nachmittags] Hofrath [H.] Meyer. Betrachtung über das Porzellan-Gemälde und anderes. Aufsatz über Glas-, Emaille- und Pozellanmalerey mundirt. Brief an Serenissima concipirt. An Großherzogin Luise (Konzept; Br 31, 41): Über das dankbarlichst zurückkommende Bild sagt ein beiliegendes Blatt das Nähere. Wie hoch man diese Art von Malerey getrieben, giebt diese Tafel einen vollständigen Beweis. Expedition an Serenissimus und Serenissima. PL

1

) Expertise zu einem bislang nicht identifizierten Porzellangemälde; Beilage zum Brief an Großherzogin Luise 29. Dez 1818. Zu Lebzeiten ungedruckt; zur Hs.-Überlieferung W 49.2, 341. 2 ) Im Aufsatz namentlich als Mitgutachter erwähnt (W 49.2, 137).

1824

GLASPASTEN NACH DER KÖNIGLICHEN GEMMENSAMMLUNG . . .

601

[Glaspasten nach der Königlichen Gemmensammlung in Berlin]1)

E D

1825 Anf. ? / 1826 Anf.2) W 49.2 (1900) 265 (Paralip.). − FA I 22, 660f. (Glaspasten; Paralip.).

Z

1824

Dez 17. Pastensendung von Berlin.3)

1

) Aus Gesprächen mit G erwachsene kurze Bekanntmachung von H. Meyer; ursprüngl. für KA V 2 oder 3 gedacht, zu Lebzeiten ungedruckt. Hs. in einem eigenh. Entwurf Meyers überliefert (GSA 64/47), der Vorlage für eine Niederschrift von John u. Stadelmann war (GSA 25/XLVII,3,56 Bl. 2−4). In Meyers Entwurf fehlt noch der Name Reinhardt, in Stadelmanns Text wurde er von Riemer nachträglich ergänzt: Indiz dafür, daß der Aufsatz vermutl. aus der Frühzeit von G’s Bekanntschaft mit Reinhardt stammt. − Glaspasten sind Nachbildungen geschnittener Steine (Gemmen) durch Abdruck in Glasmasse. G’s Jahrzehnte lange Beschäftigung mit Gemmen u. ihren Abdrücken läßt 3 intensive Phasen erkennen: 1) Unterweisung in der Pastenfabrikation durch den Glaspastenmacher, Wachsmaler u. Kupferstecher J. F. Reiffenstein in Rom; s. dazu u. a. die Berichte in der Ital. Reise (W 30, 228; 32, 91f., 96), an Carl August 1787 Dez 7., Korrespondenz im Mai 1788 mit Reiffenstein (Femmel − Heres 141f.), der G zwischen 1786 u. 1789 viele Rezepte zur Pastenfabrikation zukommen ließ. 2) Bekanntschaft mit der Sammlung Hemsterhuis-Gallitzin (1792−1796). In dieser Phase erneutes Interesse an Rezepten: s. H. Meyer an G 1796 Apr 3. (Trunz 97) u. an Meyer Apr 18., Mai 20.−22. (Br 11, 57, 71; Meyers Rezept Mai 4. in SchrGG 32, 237f.). 3) Ende 1824 Bekanntschaft mit den Abgüssen des Berliner Glaspastenmachers C. G. Reinhardt nach der Gemmensammlung des Baron von Stosch, seit 1764 im Besitz Friedrichs d. Großen; ab da: vormals von Stoschische, jetzt Königlich Preußische Gemmensammlung. In der Folgezeit eine stattliche Reihe von Pasten-Sendungen aus Berlin: s. Tgb 17. Dez 1824, 8. Dez 1825; 27. Jan u. 9. Juli 1827, Abdrücke nach der kompletten Sammlung des Baron von Stosch; an Nicolovius 12. Jan 1828: Wiederaufnahme der kleinen Geschäfte mit Reinhardt. Durch die anhaltende Beschäftigung mit den Glaspasten Reinhardts erhielt G die Gelegenheit, sein Studium dieser speziellen Form der Glaskunst, mit der er sich bereits im Rahmen seiner Schriften Winckelmann und sein Jahrhundert (1805) u. Philipp Hackert (1811) näher befasst hatte, zu vertiefen. In diesem Zusammenhang entstanden neben dem vorliegenden Aufsatz u. Meyers Zu Reinhardts Glaspasten auch G’s Reizmittel in der bildenden Kunst u. Verzeichniß der geschnittenen Steine in dem Königlichen Museum der Alterthümer zu Berlin. 1827. Zu G’s Sammlung s. Femmel − Heres. 2 ) Die Schemata zu KA V 2 u. 3 lassen Rückschlüsse auf diesen Entstehungszeitraum zu; die Spätdatierung von Femmel − Heres 287f.: 1826 nicht zutreffend. 3 ) Bei dieser ersten verzeichneten Sendung Reinhardts handelte es sich vermutlich um Schwefel- oder Gipsabgüsse. Der Vorteil der undurchsichtigen Gipsabgüsse, die in Konturenklarheit u. -schärfe hinter den Glaspasten weit zurückstehen, besteht in der stärkeren Hervorhebung der mythologischen Szene, des Ikonographischen. Der Handel mit Reinhardt wurde über G’s Großneffen A. Nicolovius aus Berlin als Vermittler, mitunter auch über Meyer abgewickelt (z. B. ging die Entschuldigung Reinhardts für eine verspätete Sendung an Meyer, 19. Juli 1826).

602

GLASPASTEN NACH DER KÖNIGLICHEN GEMMENSAMMLUNG . . .

1825

1825 Schema zu KA V 2 (FA I 22, 654): Berliner Pasten . . . Nov/ Schema zu KA V 3 (AA-SL 3, 326): Bildende Kunst . . . Berliner Glas1826 pasten . . . Anf. ?1)

Mai2) Dez

8. Abdrücke der Stoschischen Gemmen,3) Dose mit meinem Bildnis, bey-

des gesendet von Reinhardt, dem Verfertiger. 14. An Carl August (Br 40, 172): Die genau und scharf abgegossenen

vorzüglichen Steine des Stoschischen Kabinetts, auf’s zierlichste mitgeteilt, werden Höchst denenselben gewiß Freude mache. Ich für meinen Theil sehe einen das ganze Leben hindurch gehegten Wunsch erfüllt. Die Nummern beziehen sich auf Winckelmanns Catalog dieses Kabinetts;4) wie die Abdrücke weiter fortrücken, werden sie eingesendet. Ein schönes Supplement zu den Lippertischen Ausgüssen. 14. Die Abdrücke der Stoschischen Sammlung und anderes an Serenissimum. Mittag für uns. Abends Hofrath Meyer. 15. Carl August an G (Wahl 3, 210): Die Abdrücke der St[oschischen] Sammlung gesch[nittener] Steine sind außerordentlich scharf und schön! Das ist eine Zierde mehr für unsere Gelehrten- und Künstler-Burg an den Schützengraben.

1826 Jan

12. [Berlin] J. A. K. Levezow an G (GSA GW 25 XLVII 1, 14d):5) Nach dem längst gehegten Wunsche sehr vieler Freunde der Kunst und des klassischen Alterthums ist auf besondere Verfügung Sr. Excellenz, des Königl. Wirklichen geheimen Staatsministers Herrn Freiherrn von Altenstein der Anfang gemacht, die geschnittenen Gemmen des Königl. Preuß. Antiken-Kabinets zu Berlin durch den akademischen Künstler und HofBau-Depot-Verwalter Herr Reinhart sorgfältigst abformen und nach diesen Formen scharfe und dauerhafte Pasten aus Gypsmasse, in vielfältigen Exemplaren anfertigen zu lassen. Der genannte Verfertiger derselben ist daher befugt und im Stande, allen Liebhabern dieser so anziehenden Gattung von Kunstwerken schon die erste Hälfte der in der Königl. Sammlung befindlichen, weltberühmten antiken Gemmen und antiken Pasten des ehemaligen Stoschischen Kabinets in solchen Abdrücken verkäuflich abzu1

) Datierung nach FA I 22, 1397. Aus dieser Zeit wohl schon Meyers Entwurf. Druck von KA V 2 zwischen 20. Dez 1824 u. 23. Apr 1825 (AA-SL 6, 507). 2 ) Datierung nach AA-SL 6, 510. Druckbeginn: 1. Juni 1826. 3 ) 2. Pastensendung Reinhardts. Die gesamte Kollektion des Baron Ph. v. Stosch erwarb G erst 1827 (4500 Abgüsse). 4 ) Die Sammlung von Stosch ohne Abb. verzeichnet in Winckelmanns Description des pierres grave´es du feu Baron de Stosch (Florence 1749; Ausg. Nürnberg 1775 in G’s Bibliothek, Ruppert Nr. 2137); Catalogue raisonne´ erschien Florenz 1760. 5 ) Abschrift eines Gutachtens zu Reinhardts Arbeiten in Johns Hand. Unter der Signatur GSA GW 25 XLVII 1,14d ein Hs.-Bündel zum Thema Glaspasten (insges. 13 Blätter), in der Hauptsache G’s Erwerb der kompletten Kollektion der Abdrücke nach der von Stoschischen Sammlung betreffend.

1826

GLASPASTEN NACH DER KÖNIGLICHEN GEMMENSAMMLUNG . . .

603

lassen. Nach Verlauf weniger Monate wird auch die zweite und letzte Hälfte der ehemaligen Stoschischen Gemmen gleichfalls zu haben sein. Dann soll zur Abformung einer Auswahl der vorzüglichsten Stücke (Kameen und Intaglios), welche sich außerdem in der Königl. Sammlung befinden, geschritten werden, um sie in gleichen Abdrücken den Bestellern liefern zu können. Alle jene Abdrücke der Stoschischen Gemmen sind auf der vergoldeten Einfassung mit der Nummer versehen, unter welcher sie in Winkelmann’s französischen Catalogue dieser Sammlung verzeichnet stehen, weshalb sie von den Besitzern dieses freilich schon etwas seltnen Buchs dann sehr leicht aufgefunden werden können. Binnen kurzem wird aber auch ein kürzeres deutsches Verzeichniß zum Behuf der Erklärung dieser Pasten-Sammlung und ihrer Originale im Druck erscheinen. Die Gemmenabdrücke des Herrn Reinhart haben durch ihre Schärfe, Reinheit (insofern sie von den geschnittenen Steinen selbst und nicht von den oft schon durch die Länge der Zeit rauher gewordenen antiken Glaspasten gemacht worden sind), ferner durch einen bedeutenden Grad von Härte sich den vorzüglichen Beifall aller Kenner erworben, unter denen wohl vorzugsweise die Herren Geh. Ober-Baurath Schinkel und Professor Rauch zu nennen sind. Ich darf daher keine Bedenken tragen, sie nach einer genauen Vergleichung mit den Originalen der Königl. Sammlung für sehr vollkommene Kopieen des Stoschischen Kabinets mit Recht zu erklären. Jedem Freunde und Liebhaber alter klassischer Kunst, den Lehrern der Archäologie auf Universitäten, Kunstakademieen und höhern Lehranstalten, den Alterthumsforschern und Philologen überhaupt, den Kunst- und Antiken-Sammlungen, und den öffentlichen und Privat-Bibliotheken wird gewiß diese Pastensammlung ein unentbehrliches und sehr erwünschtes Hülfsmittel für Privat- und öffentliche Studien so wie auch eine sehr erwünschte Bereicherung ihrer ähnlichen Sammlungen werden. Der Verfertiger will die erste Hälfte, aus 1600 Stück bestehend das Stück zu 2 Silbergr. billig gerechnet, für 106 Thalr. Preuß. Kurant und 20 Silbergr. ohne Etuis, ablassen. Die ganze Stoschische Sammlung, bestehend aus 3442 Steinen und Glaspasten, würde demnach für 229 Thalr. Pr. K. und 14 Silbergr zu liefern, und folglich die zweite Hälfte derselben für 122 Thalr. Pr. K. und 24 Silbergr. zu haben seyn. Die Etuis von Mahagony-Holz sauber gearbeitet zu einem vollständigen Exemplar betragen 13 Thalr. Pr. K. Eine Auswahl von einzelnen Abdrücken kann an Auswärtige unter hundert Stück nicht verabfolgt werden. Bestellungen können nur in portofreien Briefen an den Verfertiger Herrn Reinhart (wohnhaft Universitätsstraße Nr. 4) angenommen werden, so wie gleichfalls die Absendung nur auf Kosten des Bestellers erfolgen kann. Berlin, den 12. Januar 1826.

Jan

23. Die Zahlung wegen der Berliner Pasten regulirt.

[27.]1) An C. G. Reinhardt (Konzept; Br 39, 224): Schon in dem letzten Stük-

ke von Kunst und Altertum [KA V 2] hätten die Weimarischen Kunstfreunde gern ihren Antheil ausgesprochen den sie an Ihrem Unternehmen, mein werthester Herr, wie billig genommen. Da jedoch der Raum früher als man gedacht ausging so will ich wenigstens nicht versäumen hierdurch für die mitgetheilte Sendung [vom 8. Dez 1825] bestens zu danken. Wenn manche Ihrer Pasten im allgemeinen eine angenehme Gabe sind, so müssen andere besonders dem Kunstfreunde höchst willkommen seyn. 27. Über die Sendung an Reinhardt nach Berlin; Geld und neue Bestellung2). . . 1 2

) Datierung nach Femmel − Heres 280; Br 39, 224 datiert: Mitte Juni 1825? ) Wahrscheinlich die im Aufsatz Zu Reinhardts Glaspasten gelobten Glaspasten. Fem-

604 Jan

GLASPASTEN NACH DER KÖNIGLICHEN GEMMENSAMMLUNG . . .

1826

28. Abschrift der Bekanntmachung [Glaspasten nach der Königlichen Gem-

mensammlung in Berlin] wegen Reinhardt.1) IK

[Le Globe. Übersetzung und Auszug]2)

E D

1826 Febr − März 6.3) C1 46 (1833) 180−84; 49 (1833) 159f. − W 42.2, 481−86. − AA-SL 2, 158−61. − MA 13.1, 420−23. − FA I 12, 507−11; I 22, 753−57. mel − Heres 280 zieht auch neue Abdrücke für Carl August in Erwägung. Die Annahme, erst diese Sendung hätte den Aufsatz Glaspasten nach der Königlichen Gemmensammlung in Berlin angeregt (so Femmel 280, Anm. 2 zu Nr. 525), nicht zutreffend. 1 ) Gemeint: wohl Johns u. Stadelmanns Abschrift von Meyers Entwurf für KA V 3. − Für Femmels These (280, Nr. 525, Anm. 1), G hätte die Abschrift des Aufsatzes dem Brief an Reinhardt (s. voriges Z) beigelegt, gibt es keinen Beleg. 2 ) Aus dem Nachlaß. − Aufzeichnungen G’s zu Artikeln der frz. Zeitschrift Le Globe auf Quartbögen in einem offenen Umschlag mit der Aufschrift von eigener Hand Le Globe – Ubersetzung und Auszug – 1825. 1826. − Die Notate bestehen aus Titel- u. Inhaltsangaben, Kurzkommentaren u. Übersetzungen; offensichtlich ungenutzte Vorarbeiten für KA. − Aufzeichnungen zu folgenden Artikeln: 1) Le Globe II 103 (5. Mai 1825) 519f.: Poe´sies de Goethe, traduites pour la premie`re fois de l’allemand, par madame Panckoucke (Rez. einer am 19. März 1825 im Pariser Verlag Panckoucke unter dem Namen der Gattin des Verlegers erschienenen Prosaübersetzung von 38 Gedichten G’s); vgl. Hamm 1998, 247f. 2) Le Globe II 104 (7. Mai 1825) 525−27: La Normandie. (IIe article.) Acade´mies et socie´te´s litte´raires et scientifiques (Zweiter Teil einer Artikelserie zur geistigen Kultur der Normandie, betr. die Akademien u. die literarischen u. wissenschaftlichen Gesellschaften); Hamm 1998, 249−53. 3) Le Globe II 105 (10. Mai 1825) 531f.: L’he´ritage, come´die en cinq actes et en vers, de M. Mennechet (Rez. der ˙ . Mennechet in der Uraufführung vom 7. Mai 1825 im Komödie Die Erbschaft von E The´a ˆtre-Franc¸ais); Hamm 1998, 255f. 4) Le Globe II 106 (12. Mai 1825) 533−35: Christianisme. Causes humaines qui, inde´pendamment de sa source divine, ont concuru a ` son ´etablissement. Par M. Benjamin Constant (Auszug aus dem Lexikonartikel Christentum von B. C. de Rebecque, gen. Benjamin Constant. Dritter Teil des Auszugs); Hamm 1998, 256f. 5) Le Globe II 106 (12. Mai 1825) 535: Acade´mie des sciences. − Se´ance du lundi 9 mai 1825 (Bericht über den Vortrag von A. v. Humboldt in der Akademie der Wissenschaften über Luftdruckmessungen in Kolumbien in Äquatornähe); Hamm 1998, 257. 6) Le Globe II 107 (14. Mai 1825) 536: La mort de Ce´sar, trage´die en cinq actes, par M. Royou (Rez. der Tragödie Cäsars Tod von J. C. Royou in der Uraufführung vom 9. Mai 1825 im The´a ˆtre de l’Ode´on); Hamm 1998, 258f. 7) Le Globe II 107 (14. Mai 1825) 537: Coups d’œil sur le mouvement intellectuel et moral ˙ tablissements d’utilite´ publique et qu’on rermarque aujourd’hui en Suisse (IIIe article) E de bienfaisance (Dritter Teil einer Artikelserie zur geistig-moralischen Entwicklung der Schweiz, der sich mit Einrichtungen zur Unterstützung Behinderter u. Bedürftiger befaßt); Hamm 1998, 259. 8) Le Globe II 107 (14. Mai 1825) 538−40: Des opinions dans le grand monde (Artikel über die Stellung des frz. Hochadels zum neuen Zeitalter des bürgerlichen Liberalismus); Hamm 1998, 259−64. 9) Le Globe I 88 (31. März 1825) 439f.: Chansons nouvelles, par P. J. de Be´ranger (Anzeige der am 2. Apr 1825 erschienenen dritten Chansons-Sammlung von P. J. de Be´ranger mit Abdruck der Chansons Les hirondelles u. Maudit printemps); Hamm 1998, 225. 3 ) Zur Niederschrift der Aufzeichnungen gibt es keine unmittelbaren Zeugnisse. Keiner der bezeichneten Globe-Artikel wird im Tagebuch oder in Briefen direkt genannt. Man

1826

LE GLOBE. ÜBERSETZUNG UND AUSZUG

Z

605

1826

Jan 30. Febr 1., 3., 4., 6., 7., 10., 11., 12. u. 14.

}

(s. „Aus dem Französischen des Globe“ gD, EGW 6, 151f.)

Febr 17. War das Bedenkliche des Globe immer mehr bemerkbar. 18. (s. „Aus dem Französischen des Globe“ gD, EGW 6, 152) 20. Wichtig bedenkliche Stellen im Globe . . . [Nachmittags] Blieb für mich.

Den Globe weiter studirt. 21. Einiges aus dem Französischen übersetzt. März 6. (Notiz G’s1) datiert: d. 6: März 1826)

HH

Glückliche Gedancken2)

E D

1825 Dez 11./13.? W 49.2 (1900) 256 (Paralip.)

Z ?

1825

Dez 11. Zeichnung von Julius Roman . . . ?

12. Julius Roman ferner beachtet.

?

13. Die Folge von Julius Romans Werken vorgezeigt.

UH

darf jedoch davon ausgehen, daß die Aufzeichnungen den Beginn der Globe-Lektüre im Febr 1826 begleiteten, als die nachholende Lektüre des Jahrgangs 1825 im Vordergrund stand; vgl. daher ergänzend „Aus dem Französischen des Globe“, S. 151. Das in Übersetzung und Auszug praktizierte Verfahren führte G später nicht mehr fort. 1 ) Zum Charakter des Globe in einer Abschrift von Eckermann. 2 ) Eigenh. Notizen, vielleicht anläßlich von Bildbetrachtungen im Umkreis der Arbeit an KA entstanden, inhaltlich bislang nur teilweise zu klären. 2 Notizen verweisen auf ein unbekanntes Bild des ital. Malers Giulio Romana (1492−1546), gen. Julius Roman u. auf Die Flucht nach Ägypten (1622/23) von Dominico Fetti (1589−1624), im 10. Buch von DuW als ein trefflicher Künstler der ital. Schule bezeichnet (AA-DuW 1, 339). Intensive Beschäftigung mit Julius Roman u. seinem von G geschätzten Werk belegen das Reisetagebuch Schweiz, 15. Okt 1797 (GT 2.1, 221), hier im Zusammenhang mit Arbeiten Über die Gegenstände der bildenden Kunst (S. 193), Briefe an C. F. Schaeffer, 3. Jan 1815 (Br 25, 131) u. an H. Meyer, 14. Juni 1822 (Br 36, 71) sowie Tgb-Einträge 23.−25. Apr 1816 (Tgb 5, 225), 29. März u. 20. Mai 1822 (Tgb 8, 180, 198), 12. u. 13. Nov 1826 (Tgb 10, 267f.).

606

GLÜCKLICHES EREIGNISS

1813

Glückliches Ereigniß1)

E D

1817 Mai Morph I 1 (1817) 90−96. − Morgenblatt 9. u. 10. Sept 1817. Nr. 216f., 861f./864f. − Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode. Weimar, Okt 1817. Nr. 32, 642−48. − NS 11, 13−20. − LA I 9, 79−83. − FA I 24, 434−38. − MA 12, 86−90.

Z

1813

[März J. D. Falk Nachlaß (LA II 9 A, 430f.): Goethe erzählt: Ich kannte das Fräulein Len29.] gefeld, mit welcher sich Schiller vermählte schon von sonst her. Dies knüpfte die erste Bekanntschaft. Wir hatten zusammen einer Vorlesung über das Pflanzenreich beim seligen Batsch beigewohnt [20. Juli 1794]. Ich kann nicht sagen, daß ich um diese Zeit irgend etwas von Schillern gewann, denn so wie er seinerseits − Sie erlauben mir hier ein paar höchst niederträchtige Worte zu brauchen − die eigentlich nie in Gebrauch hätten kommen sollen − auf dem Idealismus stand: so war ich auf den Realismus versessen. Zudem war mir das Harte, Unpassende in seinen Räubern, Fiesko, Don Karlos von Haus aus zuwider. Der schneidende Ton, das absprechende Wesen in seiner Abhandlung von Anmut und Würde erweckte so wie alles dogmatische Auftreten keinesweges mein Wohlgefallen. Nun traf es sich, daß beim Nachhausegehn die Rede auf die Vorlesung kam, wo ich bemerkte, daß man sich unaufhörlich mit den Generibus und Speciebus der Pflanzen herumquälte und darüber das Allerwichtigste, die Verwandelung, den Übergang, die Metamorphose vernachlässigte. Ich teilte ihm hierüber meine Ansichten mit, die er freudig auffaßte und hinzufügte, dies s e i j a e i n e I d e e , und ich möchte sie ihm ja nicht vorenthalten. Ob es eine Idee sei versetzte ich, das läßt mich völlig unbekümmert, die Data aber, die meine Betrachtung zu diesen Resultaten führten, kann ich jedem vor Augen legen. Dieser Punkt ist recht geschickt zu zeigen, worin zwischen mir und Schiller die Übereinstimmung und die Abweichung bestand. Denn eigentlich sind wir über keinen Punkt von dem ersten Moment unsrer Bekanntschaft je zu völliger Übereinstimmung gekommen, nur daß Schiller verständiger war, als ich, und indem er sich eine gewisse Artigkeit des Weltumganges zu eigen gemacht, mir beständig nachgab. Ich kann wohl sagen, daß ich von dieser Seite viel von ihm gelitten und genossen habe, und es wird wohl mit ihm in Hinsicht meiner der nämliche Fall eingetreten sein, Schiller stand fest auf seinem Idealismus, oder vielmehr Kantianismus −.

1815 Okt

3. [Karlsruhe] S. Boissere´e Tagebuch (Weitz − Boissere´e 1, 278): Er [G] erzählt von seiner philosophischen Entwickelung . . . So reiste er nach Italien − da besonders wurde er immer von philosophischen Gedanken verfolgt und kam er auf die Idee der Metamorphose − Als er nachher Schiller in Jena sah teilte er ihm diese Ansicht der Dinge mit, da rief Schiller gleich: „ei das ist eine Idee“. Goethe mit seiner naiven Sinnlichkeit −

1

) Autobiographische Darstellung der Folgen des durch eine Vortragsveranstaltung der Naturforschenden Gesellschaft in Jena am 20. Juli 1794 ausgelösten Gesprächs mit Schiller über Idee u. Erfahrung, das für ihre Freundschaft entscheidend wurde, weswegen G im naturwissenschaftlichen Kontext von Morph I 1 darüber berichtete.

1815

GLÜCKLICHES EREIGNISS

607

sagte immer: „ich weiß nicht was eine Idee ist, ich sehe es würklich in allen Pflanzen“ usw. − nun wollte er sich doch auch mit der Sprache und System dieser Männer bekannt machen, so kam er durch Schiller an die Kantische Philosophie, die er sich von Reinhold in Privat-Stunden vortragen ließ. − usw.

1817 ⎯ Apr

⎯ (s. „Einwirkung der neueren Philosophie“: TuJ gD, EGW 3, 336) 5. [Jena, nachmittags] Kants Behauptung „Wie kann jemals Erfahrung ge-

geben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Denn darin besteht eben das Eigenthümliche der letztern, daß ihr niemals eine Erfahrung congruiren könne.“1) Mai 6. [Jena] Manuscript zum folgenden Morphologischen [Morph I 1].2) 13. [Jena] Bekanntschaft mit Schiller bey Gelegenheit der Batschischen Gesellschaft. 14. [Jena] An H. C. A. Eichstädt (Br 28, 86): Könnten Ew. Wohlgeboren mir Schillers Leben von Körner, der neusten Ausgabe seiner Schriften beygefügt, verschaffen und folgende Fragen beantworten lassen, so geschähe mir ein großer Gefalle. Wann kamen Schillers Räuber heraus? Wann Don Carlos? Wann ist das erste Stück der Horen herausgekommen? Wann ist Moritz gestorben?3) 14. (s. „Einwirkung der neueren Philosophie“: H. C. A. Eichstädt an G gD, EGW 3, 338) 22. [Jena] Bekanntschaft mit Schiller, bey Gelegenheit der Metamorphose

. . . [Nachmittags] Manches Interessante, auf Naturwissenschaft, Naturphilosophie und literarisches Leben sich Beziehendes. Juli 29. [Nürnberg] T. J. Seebeck an G (GSA 26/LI,18,2 Bl. 110f.): Das in diesem Heft [Morph I 1] unter der Überschrift: glückliches Ereignis, erzählte, schon so anziehend an sich, wird auch noch deshalb Ihren Freunden und allen Gleichgesinnten erfreulich seyn, da es zu dem Versprechen Veranlassung gegeben, uns auch mit Ihren philosophischen Studien und Forschungen zu beschenken. Möchten Sie dies recht bald erfüllen! ich glaube, daß es in mehr als einer Rücksicht jetzt zu sehr gelegener Zeit käme. Aug 29. [Weimar] Charlotte v. Schiller an Cotta (LA II 10 A, 234): Haben Sie schon Goethens Gestaltenlehre ganz gesehen? Ich bin sehr begierig darauf, weil er von Schillers Verhältnis mit ihm spricht.

1

) Kritik der reinen Vernunft, B 649 (A 621), 6−8, Transzendentale Elementarlehre, 2. Abt., 3. Hauptstück, 6. Abschnitt: Von der Unmöglichkeit des physikotheologischen Beweises. 2 ) Die beiden letzten Bogen 5 u. 6, darin u. a. Glückliches Ereignis (QuZ 4, 264, Anm. 5). 3 ) Das Folgende s. in „Einwirkung der neueren Philosophie“: an H. C. A. Eichstädt gD, EGW 3, 338.

608 Sept

GLÜCKLICHES EREIGNISS

1817

2. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 2, 46f.): . . . ich werde einige Bruchstücke [aus Morph I 1] im Morgenblatt geben, da das Ausland dadurch auch am schnellsten [damit] bekannt wird. 16. [Weimar] Charlotte v. Schiller an G (GJb 1883, 284f.): Wie innig mich der Aufsatz über Schiller gerührt, kann ich nur andeuten. Lebendiger ist das Bild der vergangnen schönen Tage in meiner Seele geworden! und ich habe Ihnen gern auch die Erinnerung dieser schönen Tage verdankt. Indem ich Aller dieser Erscheinungen gern gedenke, fallen mir auch manche Aufschlüsse ein, die Sie jezt lösen. − Da ich eigentlich Schiller gleich in den Ersten Tagen unsres Sehens, mit innigem Antheil betrachtete, so wunderte ich mich oft, daß Sie so entfernt von ihm waren, weil ich fühlte daß Alles Grosse u. Gute sich verwandt ist. Auf der andern Seite fühlte ich lebhafter jezt als ehmals, warum Sie erst in spätern Zeiten sich nähern konnten. das weiss ich wohl, dass wenn Sie die umstände näher und früher zusammengeführt hätten, eben so wenig eine Störung in eine länger dauernde Mittheilung gekommen sein würde, als in der kürzern Lebensperiode, die Sie Schiller so verschönert haben. − Dass Sie meiner freundlich gedenken und mir Gerechtigkeit widerfahren lassen, fühle ich mit Rührung, denn ich sah mit grosser Freude in Ihren Finden einen Wunsch meiner Seele erfüllt. − was die frühere Bekanntschaft mit mir betrifft, möchte ich sagen, dass Sie mich nicht so früh haben kennen lernen, dass ich nicht allen Werth und Würdigung Ihres Wesens empfunden hätte. Ich weiss wohl, dass ich recht gut wusste, wie lieb man Sie haben konnte, als ich Sie zuerst sah.

Okt

⎯ [Anonym. Rez.1)] Morphologie von Göthe (Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode 32, 642): Es ist hier der Ort nicht, auch nur die Art der Forschung anzuzeigen, woran sich Göthe’s Ideen über die Natur entwickeln, so wenig als seine Resultate zu analysiren. Wohl aber durften wir auch hier von dem Daseyn dieser naturwissenschaftlichen Blätter reden, da in vielen derselben sich die Individualität des Dichters ausspricht, welche zu lieben auch denen vergönnt ist, die sich vom strengen Ernst rein wissenschaftlicher Untersuchungen fern halten. In dieser Beziehung theilen wir dem Leser unsers Journals aus der Göthischen Schrift: z u r M o r p h o l o g i e , eine kleine Denkwürdigkeit mit, die, der Abhandlung über die Metamorphose der Pflanzen verbunden, auch isolirt verständlich und um so interessanter ist, als sie Nachricht giebt, von des Dichters Verhältniß zu Schiller. Sie führt den Titel: G l ü c k l i c h e s E r e i g n i ß . [Folgt Text]

1822 Mai Geordnete Inhaltsanzeige zu Morph I. (LA I 9, 271): Theoretische Bil6./11.2) dung. Verhältnis zu Schillern3) Neuere Philosophie . . .

1824 Aug 20. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Grüner II, 212): Schillers Briefe werden vielen Freunden des Dichters höchst angenehm seyn; es geht ein ganz eigenes Bild dieses Trefflichen daraus hervor; und was lassen erst die versprochenen andern Mittheilungen erwarten.

1

) LA II 10 A, 246: vielleicht Karl August Böttiger. ) Zur Datierung s. Tgb 6. Mai 1822 u. an J. C. Wesselhöft 11. Mai 1822 (Br 36, 36f.). 3 ) So auch im Entwurf zum Inhaltsverzeichnis des ersten Bandes; s. Schema zum vierten morphologischen und naturhistorischen Hefte (LA II 10 A, 106). 2

1824

GLÜCKLICHES EREIGNISS

609

Jezt wissen wir, wenn wir noch die Bekenntnisse in der Morphologie zu Hülfe nehmen, welchen Einfluß Ihr Geist auf Schiller gehabt, welche Produktionen und in welcher Gestalt wir sie Ihnen zu danken haben, wie sie zu beurtheilen und zu rechte zu legen, und können ahnen, was in solchem Umgange aus dem geliebten Dichter erst geworden wäre.

HO

Goethe an die den 28. August 1829 gestiftete Gesellschaft für ausländische schöne Literatur in Berlin1)

E D

1829 Nov 10. u. 11. Goethe an die den 28. August 1829 gestiftete Gesellschaft für ausländische schöne Literatur in Berlin. (Als Manuscript für die Mitglieder und Gäste der Gesellschaft gedruckt zur Feier des 28sten August 1832.), Einblattdruck (GMD KK 1672). − C1 49 (1833) 141ff. (Ferneres über Weltliteratur).2) − Erlebnisse von F. W. Gubitz. Nach Erinnerungen und Aufzeichnungen. Bd 3. Berlin 1869, 140−43. − Br 46, 143−46. − MA 18.2, 148ff. − FA I 22, 835ff.

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1829

Aug 24. [Berlin] J. E. Hitzig u. A. F. C. Streckfuß an G3) (GJb 1922, 254f.): Es ist das Schicksal hochbegabter Geister, welche durch ihr Wirken ihr inneres Seyn in Viele übertragen, daß sie auch ihr äußeres Leben zum Gemeingute machen. Denn wie wir, so lange wir hienieden leben, unsere geistige und körperliche Natur nicht zu trennen, ja nicht getrennt zu denken vermögen, so können wir uns auch nicht überzeugen, daß derjenige, dessen Geist in uns lebt und wirkt, uns persönlich fremd, daß er nicht zu gegenseitigem Mitgefühl mit uns verbunden sey. Dieses Schicksal haben Sie mehr als irgend ein Mann unserer Nation erfahren und der Tag, an welchem Sie Ihr achtzigstes Lebensjahr antreten, wird diese Erfahrung mannigfach bestätigen. Wen von den Vielen, welche die Gebilde Ihrer Phantasie, die Schönheit Ihrer Formen, die Klarheit und Tiefe Ihrer Lebens-Ansicht und die Heiterkeit Ihrer Lebensweisheit in sich aufgenommen, möchte nicht freudig glauben, daß er selbst Theil an jenem Leben habe, ja ein Theil jenes Lebens sey, welches wir mit Allem, was wir Schönheit, Würde und Glück nennen, in hoher ruhiger Vollendung vor uns sehen. Mit diesem Gefühle wird ein Verein − verbunden sich gegenseitig mitzutheilen, was die deutsche Dichtkunst Beachtenswerthes 1

) Unter diesem Titel verbreiteter Einblattdruck (s. D) von G’s Schreiben 11. Nov 1829 an J. E. Hitzig (s. dort), Gründer u. Vorsitzender der Berliner Mittwochsgesellschaft, betr. die frz. u. dt. Literatur. − Zur Mittwochsgesellschaft, gegründet 1824 u. später auch Gesellschaft für in- und ausländische Literatur oder Gesellschaft für schöne Literatur genannt, zählten als Mitglieder u. v. a.: Varnhagen v. Ense, A. v. Chamisso, P. A. Wolff, F. H. v. der Hagen, C. L. F. Schultz, J. G. Schadow; vgl. dazu R. Berbig: Mittwochsgesellschaft [Berlin]. In: Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825−1933. Hsg. v. W. Wülfing, K. Bruns, R. Parr. Stuttgart, Weimar 1998, 326−32. 2 ) s. „Ferneres über Weltliteratur“, S. 7. 3 ) Beiliegend eine Liste: Derzeit in Berlin anwesende Mitglieder der Gesellschaft; u. a. A. v. Chamisso, F. W. Gubitz, K. A. v. Lichtenstein, J. A. Zeune, K. J. Simrock.

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GOETHE AN DIE DEN 28. AUGUST 1829 GESTIFTETE GESELLSCHAFT . . . 1829 hervorbringt − Ihren achtzigsten Geburtstag feiern. Wir, welche der Verein zu seinen Vorstehern gewählt hat, sind beauftragt, Ihnen solches auszudrücken. Und, indem wir außer jenem allgemeinen Bande, das Alle mit Ihnen verbindet, uns noch durch die von Ihnen erfahrene Freundlichkeit mittelst eines besonderen Bandes an Sie geknüpft fühlen, genügen wir hierdurch diesem Auftrage mit der wärmsten Liebe, der innigsten Verehrung und den eifrigsten Wünschen für die lange Dauer Ihres schönen irdischen Daseins. Die Dauer Ihres geistigen Daseins unter den Lebenden kann, als gesichert für alle Zeiten, kein Gegenstand des Wunsches mehr sein.

Aug 28. Zum [80.] Geburtstag Besuche und Geschenke. Nov

1. (s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“: J. E. Hitzig an A. v. Goethe gD, EGW 2, 88f.) 6. Kam ein Schreiben von Herrn Hitzig aus Berlin an meinen Sohn. Die

deutsche Gesellschaft sollte in Bezug mit dem Auslande gesetzt werden. 10. Einiges über französische Litteratur für Berlin. 11. An J. E. Hitzig (Br 46, 143−46): G e n e i g t e s t z u g e d e n k e n .

Wenn eine Gesellschaft deutscher Männer sich zusammen begab, um besonders von deutscher Poesie Kenntniß zu nehmen, so war dieß auf alle Weise zulässig und höchst wünschenswerth, indem diese Personen sämmtlich, als gebildete Männer, von dem übrigen deutschen Literaturund Staatswesen im Allgemeinen und Besondern unterrichtet, sich gar wohl die schöne Literatur zur geistreich-vergnüglichen Unterhaltung auswählen und bestimmen durften. Sage man sich daher, daß die schöne Literatur einer fremden Nation nicht erkannt und empfunden werden kann, ohne daß man den Complex ihres ganzen Zustandes sich zugleich vergegenwärtige. Dieß geschieht nun zum Theil, indem wir Zeitungen lesen, die uns ausführlich genug von öffentlichen Dingen unterrichten. Dieß ist aber nicht genug, sondern man hat noch hinzuzufügen, was sie in kritischen und referirenden Journalen von sich selbst und von den übrigen Nationen, besonders auch von der deutschen, für Gesinnungen und Meinungen, für Antheil und Aufnahme zu äußern veranlaßt sind. Wollte man z. B. sich mit der französischen neuesten Literatur bekannt machen, so müßte man die seit zwey Jahren gehaltenen und im Drucke erschienenen Vorlesungen, als [F. P. G.] Giuzot, „Cours de l’histoire moderne“ [6 Bde, Paris 1828−30], [A. F.] Villemain, „Cours de la literature franc¸aise“ [Paris 1828−30], und [V.] Cousin, „Cours de l’histoire de la philosophie“ [Cours de philosophie. Introduction `a l’histoire de la philosophie. Paris 1828], kennen lernen. Das Verhältniß, das sie unter sich und zu uns haben, geht hieraus am deutlichsten hervor. Noch lebhafter vielleicht wirken die schneller erscheinenden Blätter und Hefte: „Le Globe“, „La Revue franc¸aise“ und das zuletzt erscheinende Tagesblatt „Le Temps“. Keins von allen diesen ist zu entbehren, wenn wir das Hin und Wieder jener in Frankreich sich balancirenden Bewegungen, aller daraus entspringenden Wogungen vor unserm Geiste lebendig erhalten wollen. Die deutsche Poesie

1829 GOETHE

AN DIE DEN 28. AUGUST 1829 GESTIFTETE GESELLSCHAFT . . .

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bringt, man darf nur die tagtäglichen Productionen und die beiden neuesten Musenalmanche ansehen,1) eigentlich nur Ausdrücke, Seufzer und Interjectionen wohldenkender Individuen. Jeder Einzelne tritt auf nach seinem Naturell und seiner Bildung; kaum irgend etwas geht in’s Allgemeine, Höhere; am wenigsten merkt man einen häuslichen, städtischen, kaum einen ländlichen Zustand; von dem, was Staat und Kirche betrifft, ist gar nichts zu merken. Dieß wollen wir nicht tadeln, sondern gelten lassen für das, was es ist. Ich spreche es nur deshalb aus, um zu sagen: daß die französische Poesie, so wie die französische Literatur sich nicht einen Augenblick von Leben und Leidenschaft der ganzen Nationalität abtrennt, in der neuesten Zeit natürlich immer als Opposition erscheint und alles Talent aufbietet, sich geltend zu machen, um den Gegentheil niederzudrücken, welcher dann freylich, da ihm die Gewalt verliehen ist, nicht nöthig hat, geistreich zu seyn. Folgen wir aber diesen lebhaften Bekenntnissen, so sehen wir tief in ihre Zustände hinein, und aus der Art, wie sie von uns denken, mehr oder weniger günstig, lernen wir uns zugleich beurtheilen, und es kann gar nicht schaden, wenn man uns einmal über uns selbst denken macht. Darf ich aufrichtig reden, so wird hierdurch ein größerer Vortheil erzielt, als wenn wir uns mit ausländischen Dichtern in Correspondenz setzen wollten. Die besten bleiben immer in ihrem Kreis beschränkte Individuen, welche in solchem Falle gar nichts thun können als schönstens zu danken, wenn man ihre Sachen gut findet. Setzt man daran aus, so ist das Verhältniß sogleich aufgehoben. Befolgt man aber jenen vorgeschlagenen Gang, so wird man sehr schnell von allem, was öffentlich wird und der Öffentlichkeit sich nähert, vollkommen unterrichtet. Bey dem jetzigen schnellwirkenden Buchhandel bezieht man ein jedes Werk sehr eilig, anstatt daß der Autor, wie ich oft erfahre, eine solche Gabe erst durch Gelegenheit schickt, und ich das Buch lange schon gelesen habe, wenn ich es erhalte. Aus allem dem ist ersichtlich, daß es keine geringe Aufgabe ist, eine solche Literatur der neuesten Zeit zu durchdringen. Über die englische wie über die italienische müßte man wieder besonders reden; denn das sind wieder ganz andere Verhältnisse. Doch ich schließe hier, damit Gegenwärtiges nicht länger zurückbleibe, erbiete mich, auch in der Folge über die Hilfsmittel zu jenen Zwecken mich bescheidentlich zu äußern, danke zum allerschönsten für die liebenswürdige Beachtung meines Andenkens und für jenes Schreiben, gezeichnet mit so vielen werthen Namen. Geben Sie mir manchmal Nachricht von dem Fortwalten Ihrer Bemü-

1

) Gemeint die beiden Musenalmanache auf das Jahr 1830: Leipziger Musenalmanach, hsg. von A. Wendt u. Berliner Musenalmanach, hsg. von H. Stieglitz, M. Veit u. K. F. Werder.

612

GOETHE AN DIE DEN 28. AUGUST 1829 GESTIFTETE GESELLSCHAFT . . . 1829

hungen! Empfehlen Sie mich Herrn Geh. Rath Streckfuß und der übrigen Gesellschaft zum angelegentlichsten. Nov 11. [Brief an] Herrn Criminaldirector Hitzig in Berlin.

1830 Apr

⎯ Thomas Carlyle, Leben Schillers. Aus dem Englischen. Eingeleitet

durch Goethe (W 42.1, 185f.): D e r h o c h a n s e h n l i c h e n G e s e l l s c h a f t f ü r a u s l ä n d i s c h e s c h ö n e L i t e r a t u r z u B e r l i n . Als gegen Ende des vergangenen Jahres ich die angenehme Nachricht erhielt, daß eine mir freundlich bekannte Gesellschaft, welche bisher ihre Aufmerksamkeit inländischer Literatur gewidmet hatte, nunmehr dieselbe auf die ausländische zu wenden gedenke, konnte ich in meiner damaligen Lage nicht ausführlich und gründlich genug darlegen, wie sehr ich ein Unternehmen, bei welchem man auch meiner auf das geneigteste gedacht hatte, zu schätzen wisse. Selbst mit gegenwärtigem öffentlichem Ausdruck meines dankbaren Antheils geschieht nur fragmentarisch, was ich im bessern Zusammenhang zu überliefern gewünscht hätte. Ich will aber auch das, wie es mir vorliegt, nicht zurückweisen, indem ich meinen Hauptzweck dadurch zu erreichen hoffe, daß ich nämlich meine Freunde mit einem Manne in Berührung bringe, welchen ich unter diejenigen zähle, die in späteren Jahren sich an mich thätig angeschlossen, mich durch eine mitschreitende Theilnahme zum Handeln und Wirken aufgemuntert und durch ein edles, reines, wohlgerichtetes Bestreben wieder selbst verjüngt, mich, der ich sie heranzog, mit sich fortgezogen haben. Es ist der Verfasser des hier übersetzten Werkes, Herr Thomas Carlyle, ein Schotte, von dessen Thätigkeit und Vorzügen so wie von dessen näheren Zuständen nachstehende Blätter ein Mehreres eröffnen werden. Wie ich denselben und meine Berliner Freunde zu kennen glaube, so wird zwischen ihnen und ihm eine frohe wirksame Verbindung sich einleiten, und beide Theile werden, wie ich hoffen darf, in einer Reihe von Jahren sich dieses Vermächtnisses und seines fruchtbaren Erfolges zusammen erfreuen, so daß ich ein fortdauerndes Andenken, um welches ich hier schließlich bitten möchte, schon, als dauernd gegönnt, mit anmuthigen Empfindungen voraus genießen kann. In treuer Anhänglichkeit und Theilnahme. Aug ⎯ Agenda (Tgb 13, 255): Berlin [Carlyles] Schiller gepackt . . . Berlin Schiller. 26. Sendung an . . . Criminalrath Hitzig eingepackt, zum Absenden vorbereitet. 28. An J. E. Hitzig (Br 47, 194f.): Möge Beykommendes meine fortwährende stille Theilnahme an den ernsten Vorsätzen und Bestrebungen

1830 GOETHE

AN DIE DEN 28. AUGUST 1829 GESTIFTETE GESELLSCHAFT . . .

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unsrer edlen Gesellschaft melden und bewähren. Was kann mich mehr vergnügen, als wenn ich jene Überzeugungen, die ich für den schönsten Gewinn des Lebens halte, muthig fortwirken sehe. Empfehlen Sie mich Ihrem werthen Kreise und lassen mich erfahren, daß mein treues Wünschen und Wollen Ihre unermüdete Thätigkeit begleitend seine lebendig glücklichen Folgen gehabt habe. Hoffend wie vertrauend, Verpflichtet angehörig. Aug 29. [Brief an] Herrn Criminalrath Hitzig nach Berlin, Schillers Leben von Carlyle. Okt 5. u. 17. Nov 15.

}

(s. „Thomas Carlyle, Leben Schillers . . .“: an Carlyle u. Carlyle an G gD, EGW 2, 95ff., 97f.)

PL

Goethe zu Howard’s Ehren1)

E

1821 März 31. (dt. Text) 1821 nach Juni 5./vor Juli 3. (engl. Übersetzung durch G. Soane)2)

D

Gold’s London Magazine and Theatrical Inquisitor, Vol. 4, No. 19, July 1821, 59f.3) − Nat I 4 (1822) 326−29. − Br 50, 47f.4) − LA I 8, 238f. − MA 12, 616f. − FA I 25, 242f.

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1820

Dez 15. [London] J. C. Hüttner an G (Br 34, 366): Das herrliche Gedicht Howard’s Ehrengedächtniss werde ich nebst dem Kupfer so gut als möglich anzubringen suchen und davon zu seiner Zeit Bericht erstatten.5) 1

) Von G auf Wunsch des Londoner Vermittlers von Neuerscheinungen auf dem engl. Buchmarkt nach Weimar u. vice versa, J. C. Hüttner, für die geplante engl. Publikation verfaßte Erläuterung zu seinem Gedicht Howard’s Ehrengedächtniss / In Honour of Howard. Im ED dt. u. engl. Fassung der Erläuterung (s. Anm. 3), letztere u. d. T. Lines by Goethe in Honour of Howard. 2 ) Der Zeitraum wird eingegrenzt durch J. C. Hüttners Ankündigung, G’s Text zur Übersetzung guten Händen zu übergeben u. der Absendung der engl.-dt. Publikation aus London nach Weimar (s. unten 5. Juni u. 3. Juli 1821: jeweils Hüttner an G). Die Übers. wohl Mitte Juni 1821 entstanden. 3 ) Neben dem engl. Text die dt. Übers. mit Auslassungen (gegenüber Nat I 4) u. zahlreichen orthographischen u. grammatikalischen Fehlern; abgedruckt in LA II 2, 22f., M 5.2. − Zwei Hss. von J. A. F. John mit Korrekturen von G mit dt. u. engl. Text (GSA 29/242, Bl. ohne Nr., u. GSA 25/XXXVII A, 4c, Bl. ohne Nr.) sind offenbar Abschriften aus Gold’s London Magazine u. dienten als Druckvorlage für Nat I 4. 4 ) Nur dt. Text (Briefbeilage an J. C. Hüttner; s. unten 3. Apr 1821: an Hüttner), der in der engl. Publikation weitgehend übernommen u. von G für Nat I 4 noch einmal modifiziert wurde (vgl. unten Anm. zu 3. Juli 1821: Hüttner an G). − Das Konzept der Briefbeilage, von Johns Hand mit Korrekturen von G, im GSA (29/242; Bl. 72f.). 5 ) Hüttner bezieht sich auf die 4-strophige 1. Fassung des Gedichts (von Dez 1817), die

614

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

1821

1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 186f., 189): Schon seit einigen Jahren

[ab 1815] hatte mich die Wolkenbildung nach Howard beschäftigt und große Vortheile bei Naturbetrachtungen gewährt. Ich schrieb ein Ehrengedächtniß in vier Strophen [für Nat I 3], welche die Hauptworte seiner Terminologie enthielten [die Wolkenformationen Stratus, Cumulus, Cirrus, Nimbus]; auf Ansuchen Londoner Freunde sodann noch einen Eingang von drei Strophen, zu besserer Vollständigkeit und Verdeutlichung des Sinnes2) . . . Von außen, auf mich und meine Arbeiten bezüglich, erschien gar manches Angenehme. Eine Übersetzung von Howards Ehrengedächtniß [des nun 7-strophigen Gedichts mit der Erläuterung] zeigte mir daß ich auch den Sinn der Engländer getroffen und ihnen mit der Hochschätzung ihres Landsmannes Freude gemacht.3) Febr 23. [London] J. C. Hüttner an G (Br 34, 366): In dem bewussten Gedichte hat keiner von uns hier Spürkraft genug, die Beziehung auf [L.] Howard ausfindig zu machen. Wollen Ew. Excellenz geruhen, ein paar Winke darüber zu ertheilen, so dass die Verse auch einem grösseren Publicum verständlich werden, so wird man die Übersetzung derselben (welche in meinen Händen und von einem geschickten Linguisten [J.] Bowring verfertiget ist . . .) mit Vergnügen lesen. März 25. [Weimar] Brief von Hüttner . . . wegen Howards Ehrengedächtniß. Ein-

leitung dazu geschrieben.4) 26. (Aus der Weimarer Bibliothek − bis 26. Juli 1821 −: Calidasa: The Me´gha Du ´ta or Cloud messenger. A poem in the Sanscrit language. Transl. into Engl. verse . . . by Horace Hayman Wilson. Calcutta 1814.)5)

mit Wolkengestalt nach Howard in Nat I 3 (1820) 124f. (LA I 8, 92f.) erschienen war. Die 4 Strophen galten den von L. Howard beschriebenen Wolkenformationen Stratus, Cumulus, Cirrus u. Nimbus. Mit dem Kupfer ist vermutlich die Tafel bezeichnet, die G im gleichen Heft dem Aufsatz Wolkengestalt nach Howard (Nat I 3, 97−123; Tafel vor 97) beigegeben hatte. Die spätere engl. Publikation enthielt keine Abbildung. 1 ) Entstanden 1822/1829. 2 ) G nennt hier nur die vorangestellten neuen Gedichtstrophen, nicht aber seine begleitende Erläuterung dazu in Goethe zu Howard’s Ehren. 3 ) Folgendes s. in „Versuch einer Witterungslehre“: 1821 TuJ. 4 ) Nach G’s Sprachgebrauch in TuJ 1821 (Ich schrieb . . . noch einen Eingang von drei Strophen) u. in der Briefbeilage an Hüttner vom 3. Apr 1821 (drey Strophen als Einleitung) sind unter Einleitung gerade diese drei Gedichtstrophen zu verstehen, nicht die erläuternden Zusätze Goethe zu Howard’s Ehren; s. unten 31. März 1821. 5 ) G hatte sich schon im März 1817 intensiv mit dem lyr. Epos des ind. Dichters beschäftigt (Tgb 21., 22., 26. u. 31. März 1817; Tgb 6, 23ff. u. 29), es auch am 19. Dez 1817 u. vom 24. Jan − 4. Juli 1818 entliehen (Keudell Nr. 1126 u. 1130). Das Motiv des Wolkenboten, einer Wolke, der ein verbannter Halbgott Grüße für die entfernte Geliebte aufträgt, verwendete G bereits zum Aufsatz Camarupa von 1817 (LA I 11, 194−99); s. „Wolkengestalt nach Howard“. Nun ging es ihm um einen Abgleich mit den soeben verfaßten drei neuen Gedichtstrophen. Str. 1 handelt von der Wolkengott-

1821

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

615

März 31. [Abends] Kamarupa1) war abgeschrieben und die dazu gehörigen Noten Apr

concipirt worden.2) 3. An J. C. Hüttner (Konzept einer Briefbeilage; Br 50, 47f.): Nachdem ich aufmerksam geworden daß dem bewußten, Howards Ehrengedächtniß gewidmeten Gedicht wirklich etwas abgehe, um gerundet und verständlich zu seyn, entschloß ich mich drey Strophen als Einleitung zu schreiben, wodurch zwar jenem Mangel wohl abgeholfen seyn möchte, doch füge, um meine Absicht deutlich zu erklären noch einige Bemerkungen hinzu. In der ersten Strophe wird die Indische Gottheit Camarupa (Wearer of shapes at will) als das geistige Wesen dargestellt, welches, nach eigner Lust die Gestalten beliebig zu verwandlen, auch hier sich wirksam erweis’t, die Wolken bildet und umbildet. In der zweyten Strophe wird sodann die Function der menschlichen Einbildungskraft vorgetragen welche nach eingebornem Trieb allem Ungebildeten Zufälligen jederzeit irgend eine nothwendige Bildung zu geben trachtet, welches wir denn auch daran erkennen daß sie sich die Wolken gern als Thiere, streitende Heere, Festungen und dergleichen denkt, wie Shakespear solches einigemal herrlich benutzt hat. Die gleiche Operation nehmen wir an fleckigen Mauern und Wänden öfters vor und glauben da und dort, wo nicht regelmäßige Gestalten, doch Zerrbilder zu erblicken. Zugleich wird auf Me´gha Du´ta den Wo l k e n b o t e n angespielt, indem dieses herrliche Gedicht in allen seinen Theilen hierhergehört. Und so wird denn in der dritten Strophe, damit nichts vermißt werde, H o w a r d s Name ausgesprochen und sein Verdienst anerkannt, daß er eine Ter[m]i[n]ologie festgestellt, an die wir uns, beym Eintheilen und Beschreiben atmosphärischer Phänomene, durchaus halten können. Hierauf würden sodann die übrigen vier schon bekannten Abtheilungen [die Strophen Stratus, Cumulus, Cirrus und Nimbus] folgen in welchen die vier Hauptworte, wie sie Howard festgesetzt, dichterisch ausgedrückt werden. Zum Schluß bemerke daß eben diese Terminologie in der vorletzten Zeile der Einleitung [der dritten Strophe des Gedichts] angedeutet und angekündigt worden. Wenn Streife steigt Stratus

sich ballt Cumulus

zerflattert fällt Cirrus Nimbus

Verzeihung daß ich lieber zuviel als zu wenig geschrieben.

heit Camarupa: Wenn Gottheit Camarupa, hoch und hehr . . . Am Wechsel der Gestalten sich erfreut . . . Da staunen wir und trau’n dem Auge kaum (W 3, 98). 1 ) Hier wohl nicht ein Hinweis auf das am 26. März 1821 ausgeliehene Werk von Kalidasa, sondern auf die 3 Gedichtstrophen, deren Versand an Hüttner G vorbereitete. 2 ) Die dazu gehörigen Noten entsprechen weitgehend dem deutschem Text von Goethe zu Howard’s Ehren, den G nach Vorliegen der engl. Fassung noch leicht erweiterte (s. unten Anm. zu 3. Juli 1821: Hüttner an G).

616 Apr

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

1821

4. An J. C. Hüttner (Konzept; Br 34, 182): Ew. Wohlgeboren

vollkommen richtiger Bemerkung zu Folge hab ich sogleich einen Versuch gemacht, wie das Vermißte allenfalls nachgebracht werden könnte. Möge Beykommendes Ihnen und Ihren werthen Freunden möglichst genügen und mein Andenken bey Ihnen immerfort erhalten seyn. 4. [Sendung an] Hüttner in London, Kamarupa1) . . . Später der Wolkenbote [Lektüre]. 14. Überlegung des nächsten Heftes zur Naturwissenschaft [Nat I 4].

Mai

8. (s. „Wolkengestalt nach Howard“: Charlotte v. Schiller an Fritz v. Stein gD)

Juni

5. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 2, 375): Aus Ew. Exzellenz geneigter Zuschrift vom 4. April (die ich erst gestern erhielt) geht nun deutlich hervor, daß das schöne „Ehrengedächtnis“ den noch lebenden Meteorologen Luke Howard (nicht den verstorbenen Philantropen) zum Gegenstande hat. Die gnädigst hinzu gefügten Strophen nebst der Erklärung sind sehr genugtuend. Alles dies ist köstlich; es soll guten Händen übergeben werden. Zu seiner Zeit werde ich die Ehre haben weiter hierüber Bericht zu erstattten. 7. An J. C. Hüttner (Br 34, 279): Ferner wollte anfragen, ob die Über-

setzung von meinem Ehrengedächtniß auf Howard schon in Ihren Händen sey. Es wäre mir sehr angenehm, sie gegenwärtig zu erhalten, da ich eben davon freundlichen Gebrauch [für Nat I 4] machen kann. Juli

3. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 2, 376): Ew. Exzellenz werden in beikommender Monatsschrift das „Ehrengedächtnis Howards“ übersetzt finden.2) Der junge [G.] Soane, welcher an der Übersetzung des Faust arbeitet, hat auch die drei ersten Strophen des Ehrengedächtnisses übertragen. Die letzten Strophen sind von [J.] Bowring etwas frei übersetzt . . . Bei Anblick der Unterschrift Ew. Exzellenz wollten sich die Verleger es nicht nehmen lassen ein Faksimile davon mitzuteilen, wohl wissend, daß ein nicht kleiner Teil des Englischen Publikum viel Wert darauf legen würde. 24. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 2, 376): Die Übersetzung von Howards Ehrengedächtnis . . . [wird] hoffentlich lange in Ew. Exzellenz Händen sein.

Sept

1. [Eger] An A. v. Goethe (Br 35, 64): . . . wünsche, daß Ottilie mir die

Übersetzung des H o w a r d i s c h e n E h r e n g e d ä c h t n i s s e s , zugleich

1

) Gemeint: die 3 zusätzlichen Gedichtstrophen mit den Erläuterungen. ) Gold’s London Magazine . . ., Vol. 4, No. 19, July1821, S. 59−63; in G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 371). Zunächst Abdruck von G’s Erläuterung (Goethe zu Howard’s Ehren) in engl. Übersetzung (Lines by Goethe in Honour of Howard) mit einer zweiten vorangestellten Überschrift: Original Poem by Goethe. Nur dieser engl. Text enthält eine kurze Einführung des Hsg. u. einen einleitenden Satz (vermutlich von J. C. Hüttner) zu G’s Motivation für die Erläuterung, nämlich den Bezug zu Howard deutlicher zu machen. Es folgen das Faksimile von G’s Unterschrift u. der dt. Text mit der Erläuterung der drei neu hinzugefügten Strophen, dann diese selbst, zunächst in engl., dann in dt. Sprache; anschließend die 4 Strophen der 1. Gedichtfassung, zunächst Stratus u. Cumulus engl. u. dt., danach Cirrus u. Nimbus in beiden Sprachen. Wiedergabe des Druckbildes in LA II 2, 22−26, M 5.2. − Für den Abdruck in Nat I 4 kürzte G die Einführung des Hsg. u. faßte sie mit Hüttners Bemerkung zusammen; den erläuternden Text, womit die engl. Fassung beginnt, stellte er hinter das Gedicht.

2

1821

Sept 19. 25.

Okt 21. 24.

24.

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

617

mit den, allenfalls, beygefügten Noten und Bemerkungen, zierlich abschriebe und nächstens hierher sende . . . [Jena] Howards Ehrengedächtniß, Original und Übersetzung gegen einander gestellt. [Jena] An J. C. Hüttner (Br 35, 108f.): Ew. Wohlgeboren vier werthen Briefe, mit allem was darinne angekündigt worden, habe wohl und richtig erhalten, und zwar melde beliebter Ordnung willen: 1) vom 5. Juni. Ankunft der Einleitung zu H o w a r d s E h r e n g e d ä c h t n i ß . . . 2) vom 3. Juli. Monatschrift L o n d o n M a g a z i n e , Howards Ehrengedächtniß vollständig, Original und Übersetzung . . . Alles Vorstehende ist mir richtig zugekommen . . . Was die Übersetzungen betrifft, möchte ich noch Folgendes hinzufügen: Die drey ersten Strophen finde ich ganz vollkommen verstanden und ausgedruckt; bey den vier letzteren mag wohl einiges Abweichen vom Texte sich daher schreiben, daß der Übersetzer [J. Bowring], um gewissen schwierigen und dunkeln Stellen des Originals aus dem Wege zu gehen, einige unsichere Tritte gethan, wodurch die Klarheit des Ganzen etwas gefährdet ist. Dürfte ich nun noch bitten, mir von dem, noch lebenden, gefeyerten Meteorologen einige Kenntniß, Nachricht über seine näheren Verhältnisse zu geben und mich dadurch auf’s neue zu verbinden.1) [Jena] Erhielt dagegen zum Bogen X. [von Nat I 4] Howards Ehrengedächtniß.2) [Jena, Sendung an] . . .3) Herrn Professor Riemer, Howards Ehrengedächtniß. − Howards Ehrengedächtniß abgeklatscht. Gedicht zur letzten Seite.4) [Jena] An Riemer (Br 35, 156): Sie erhalten hiebey, mein Werthester, auf sieben Blättern, wie ich möchte Howards Ehrengedächtniß englisch und deutsch in das naturwissenschaftliche Heft [Nat I 4] einführen; ich lege das englische Heft [London Magazine] bey, woher ich’s genommen habe. Ich konnte wegen Kürze der Zeit diese Blätter nicht durchsehen; wollen Sie sowohl im Ganzen als Einzelnen das Schickliche betrachten, eine weitere Revision würde sodann nicht übersenden. Möge uns alles zum Besten gedeihen! 1

) G erhielt durch Vermittlung Hüttners einen ausführlichen Lebensbericht Howards, den er übersetzte u. in Nat II 1 (1823) 7−19 veröffentlichte. Vgl. dazu „Luke Howard to Goethe. A biographical Scetch“ u. „Luke Howard an Goethe“. 2 ) Mit Goethe zu Howard’s Ehren, dem Gedicht Howard’s Ehrengedächtniss u. den beiden, den Howard-Komplex umrahmenden Gedichten ohne Überschrift Die Welt sie ist so groß und breit (in C1 3, 103: Atmosphäre) u. Und wenn wir unterschieden haben (in C1 3, 109: Wohl zu merken); Nat I 4, 321−30. − Folgendes s. in „Versuch einer Witterungslehre“ gD. 3 ) Vorausgehendes s. in „Versuch einer Witterungslehre“ gD. 4 ) Und wenn wir unterschieden haben (Wohl zu merken), mit dem Leitgedanken, das Unterschiedene durch Verbindung wieder zu vereinen.

618

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

1821

Okt 26. [Weimar] Riemer an G (LA II 2, 390): In dem Bogen zur Morphologie habe ich nichts zu bemerken gefunden,1) es wäre denn, daß man im Abdruck des Englischen die Interpunktionszeichen des Originals beibehielte und sonstige Unterscheidungen. Auf S. 325 The Father’s breast wenigstens gesperrt.2) S. 327 am Ende der Stanze hinter endeavour einen −. Im Deutschen habe ich an der Stelle der Erde tätig-leidendes Geschick! diese parenthetischen Striche aus dem ersten Abdruck im vorigen morphologischen Hefte [Nat I 3] wieder herangerufen, weil sie mir diesen Zwischenausruf deutlicher zu bezeichnen scheinen. S. 327 wäre wie im Englischen so auch im Deutschen der Name Camarupa wohl gesperrt zu setzen. Ein Name ist ein Individuum, welches sein Leben und seine Energie unter den übrigen Worten, die nur Schemen und Abstrakta sind, gern so lange als möglich durchsetzen möchte. Die Zeit, in der Meinung ihnen eine besondere Ehre anzutun, setzt sie so herunter, indem sie solche zu Appellativen macht, und was sonst für sich bestand als einzig, unter mehrere verteilt. Außerdem prägt sich das seltene Wort auch besser ein. Der Konsequenz wegen dürfte nun Megha Duta zuvörderst mit deutschen Lettern gedruckt werden und außerdem auch gesperrt, im Englischen und Deutschen. Das Gedicht hat nun durch die drei ersten Stanzen nicht nur an Deutlichkeit gewonnen, sondern auch ein würdiges Haupt. Ein Lehrgedicht in lyrischer Form [Howard’s Ehrengedächtniss] ist mir noch nicht vorgekommen, und ich muß gestehen, daß ich wünschte Ew. Exzellenz ließen Ihren Genius, wenn auch nicht sämtliche Wissenschaften, doch zunächst die Naturwissenschaften in dieser succincten [kurzen] Art besingen. De rerum natura − das wäre für Ew. Exzellenz ein würdiger Gegenstand! Da ließe sich Metamorphose der Pflanzen, Farbenlehre, Osteologie, Geologie, in summa alles aussprechen und wie! Verzeihen Ew. Exzellenz meine Verwegenheit! Aber ich kann von ganzer Seele versichern, daß Ihnen nicht mehr daran liegen kann die Natur zu offenbaren, als mir sie von Ihnen offenbart zu sehen; und daß mir aller anderer Stoff zu gering und sozusagen zu alltäglich erscheint, um von Ihrem Genius gestaltet zu werden. Wenigstens erlauben Ew. Exzellenz, daß ich bei zu hoffender baldiger Zurückkunft [aus Jena] auf dieses Thema das Gespräch lenken darf. 28. [Jena, nachmittags] Revidirte genau den Bogen X. Naturwissenschaft.3) Nov

7. [Weimar, Sendung] An die Wesselhöftsche Druckerey den Bogen X. 28. An C. L. F. Schultz (Br 35, 193): Auch lege einige Blätter bey, die auf

ein Wechselverhältniß mit England hindeuten, welches sich neuerlich abermals bethätigt hat; bis Nationen sich einander anerkennen, dazu bedarf es immer Zeit und wenn es geschieht, geschieht es durch beiderseitige Talente, die einander eher als der große Haufe gewahr werden. Gedichte dieser Art [Goethe zu Howard’s Ehren], die wohl zu den didaktischen gerechnet werden können, habe mehr geschrieben als ich selbst wußte . . . Dez 13. (s. „Luke Howard an Goethe“: Hüttner an Howard gD)

1

) Gemeint ist Bogen X zu Nat I 4; vgl. oben 21. Okt 1821. ) In der Strophe Cirrus von Howard’s Ehrengedächniss. G sperrte nur die Wörter The Father’s. 3 ) Das Folgende s. in „Auge empfänglich und gegenwirkend“ gD, EGW 1, 564 u. „Versuch einer Witterungslehre“ gD. 2

1822

GOETHE ZU HOWARD’S EHREN

619

1822 Febr 22. [London] J. C. Hüttner an G (LA II 2, 401): Das bewußte Gedicht, in der Übersetzung, gefiel auch.1) März 7. An J. C. Hüttner (Konzept; Br 35, 279): . . .2) Ich hoffe im May mein

neustes Heft zur Wissenschafts-Lehre gedruckt zu sehen, wo auch jenes vollständige Gedicht nebst Übersetzung wieder vorkommt3) . . . Juni 15. An F. H. W. Körte (Br 36, 76): Eben im Augenblick meiner Abreise nach Marienbad [am 16.] erhalt ich das Heft zur Naturwissenschaft [Nat I 4] . . . Juli

2. [Halberstadt] F. H. W. Körte an G (LA II 2, 408): . . .4) Höchst überraschend waren mir die Seiten an und über Howard, dessen Buch [The Climate of London, 1822] ich mir gleich nach seiner Erscheinung mit größtem Eifer angeeignet hatte. − Mir schien seitdem, als sei der Zirrus dem Kumulus, der Stratus dem Nimbus näher verwandt, entweder elektrisch oder mechanisch. Die Verwandten sah ich immer sich mit einander vereinigen. Die andern zogen höher oder tiefer. Zirro-Stratus zeigte sich mir nie, a l s s o l c h e r . Der Zirrus ging höher, der Stratus zog tiefer. 8. [Jena] Knebel an G (LA II 2, 408): Die Verse an Howard sind vortrefflich, auch sehr wohl im Englischen wiedergegeben.5) −

1828 Aug 30. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1156): Die sonderbaren Wolkengestalten welche eben jetzt durch den Mond hervor und vorüber gehn haben den Ossian bei mir erweckt und ich habe Lust Deine Verse auf Noten zu bringen wie wohl ich ganz außer Routine bin.6)

WZ

1

) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Luke Howard an G“: Hüttner an G gD. ) Das Vorausgehende s. in „Luke Howard an G“: an Hüttner gD. 3 ) Nat I 4 mit Howard’s Ehrengedächtniss / In Honour of Howard (322−27) erschien im Juni 1822. 4 ) Zu weiteren Teilen des Briefes s. in „Ältere Einleitung“: Körte an G gD, EGW 3, 270 u. „Zur Farbenlehre“: Körte an G gD, EGW 4, 812. 5 ) Das Folgende s. in „Jenaische Museen und Sternwarte“: Knebel an G gD. 6 ) Vorausgehendes u. Folgendes s. in „Versuch einer Witterungslehre“: Zelter an G gD. 2

620

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

1812

[Goethe’s Beitrag zum Andenken Lord Byrons]1)

E

1823 Juni 22. Gedicht An Lord Byron 1824 Juli 12.−15. Aufsatz

D

KA V 1 (1824) 5f.2) − Journal of the Conversations of Lord Byron: Noted during a Residence with His Lordship at Pisa, in the Years 1821 and 1822. By Thomas Medwin. London 1824 [Nachdr. University Microfilms International. Ann Arbor, Michigan, U.S.A. London 1980], 291−95 (dt. Text), 278−84 (engl. Übers.).3) − Conversations of Lord Byron. Noted during a Residence with His Lordship at Pisa, in the Years 1821 and 1822. By Thomas Medwin. Second edition. London 1824, 450−57.4) − Gespräche mit Lord Byron. Ein Tagebuch geführt während eines Aufenthalts zu Pisa in den Jahren 1821 und 1822, von Thomas Medwin. Stuttgart u. Tübingen 1824, 333−39.5) − Morgenblatt, 5. Okt 1824, Nro. 239, S. 956.6) − Journal of the conversations of Lord Byron, noted during a residence with his lordship at Pisa, in the years 1821 and 1822. By Thomas Medwin. Vol. II. Paris: Galignani 1824, 104−09.7) − Journal of the conversations of Lord Byron, noted during a residence with his lordship at Pisa, in the years 1821 and 1822. By Thomas Medwin. Vol. II. Paris: Baudry 1824, 163−68.8) − Conversations de Lord Byron, recueillies pendant un se´jour avec Sa Seigneurien `a Pise, dans les anne´es 1821 et 1822, par Thomas Medwin . . . Traduites de l’anglais, sur les notes de l’auteur, par D. . . D. P. . . [A. T. Davesie`s de Ponte`s]. T. 2. Chez Pillet Aine´ . . . Paris 1825, 191−200 (frz. Text), 204−08 (dt. Text).9) − C1 46 (1833) 228−32 (Lebensver-

1

) Nachricht von dem Verhältnis, welches zwischen dem . . . Lord Noel Byron und Herrn von Goethe bestanden (W 42.1, 100), wie G selbst seinen Nachruf einleitet; veranlaßt durch eine Anfrage T. Medwins (s. unten 1824 Juni 15.), eines Freundes des am 19. Apr 1824 verstorbenen engl. Dichters. Zur Überlieferung der Hss. u. Drucke s. AA-SL 5, 173−78. − G hatte sich zuvor bereits in drei Beiträgen mit Byrons Werk auseinandergesetzt: Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron (1820), Byrons Don Juan (1821), Cain. A mystery by Lord Byron (1824); s. ergänzend die entsprechenden Artikel in EGW 1, 549−58. − Die Dokumente legen wechselseitige Hochschätzung nahe, die umso erstaunlicher erscheint, als sich beide Dichter nie persönlich begegnet sind. 2 ) ED des Gedichts An Lord Byron. 3 ) Engl. Text von Medwin mit Weimar, 16 th July, 1824 überschrieben u. eingeleitet: The high admiration in which Lord Byron was held in Germany may be appreciated by the following communication, and tribute to his memory, which I have just received from the illustrious and venerable Goe¨the, who, at the advanced age of seventy-five, retains all the warmth of his feelings, and fire of his immortal genius. − Dt. Text im ¨ THE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRON’S, Aufsatz Appendix u. d. T. GOE mit zahlreichen Druckfehlern. − Im folgenden lediglich eine Auswahl der weiteren Drucke von Medwins Conversations. Zwischen 1824 u. 1842 erschien das Werk in 15 Ausgaben in sechs Ländern, in frz., dt. u. ital. Übers. (Lovell 1966, VIII). 4 ) Text wie ED mit nur unbedeutenden Abweichungen (AA-SL 5, 176). 5 ) Text gegenüber ED mit zahlreiche[n] Abweichungen (AA-SL 5, 177). 6 ) U. d. T. K o r r e s p o n d e n z - N a c h r i c h t e n . Folgendes ist uns aus London über das Verhältniß des Lord N. Byrons und Hrn. von Goethe’s, als aus den besten Quellen entnommen, zugekommen: 16. Juli. − Text mit Abweichungen wie beim vorgenannten Druck u. weiteren Änderungen (AA-SL 5, 177). 7 ) Text folgt weitgehend ED (AA-SL 5, 177). 8 ) Text folgt weitgehend ED (AA-SL 5, 177). 9 ) U. d. T. GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRON’S; mit zahlreichen Druckfehlern. G kannte wohl diese frz. Übers. Medwins (s. unten 1824 Nov 25.).

1812

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

621

hältniß zu Byron).1) − W 42.1, 100−04. − AA-SL 2, 152ff. − Medwin’s Conversations of Lord Byron . . . Ed. by Ernest J. Lovell, Jr. Princeton 1966, 272−75.2) − MA 13.1, 405ff. − FA I 22, 729−32.

Z Okt

1812 ⎯ Byron: Waltz: An Apostrophic Hymn, lines 147−50 (Byron Poetical Works 3, 28): Seductive Waltz ⎯though on thy native shore E’en Werter’s self proclaimed thee half a w⎯re; Werter ⎯ to decent vice though much inclined, Yet warm not wanton, dazzled but not blind3). . .

1813 ⎯

⎯ Byron: The Bride of Abydos. A Turkish Tale, lines 1−104) (Byron Poetical Works 3, 107f.): Know ye the land where the cypress and myrtle Are emblems of deeds that are done in their clime, Where the rage of the vulture ⎯ the love of the turtle ⎯ Now melt into sorrow ⎯ now madden to crime? ⎯ Know ye the land of the cedar and vine? Where the flowers ever blossom, the beams ever shine, Where the light wings of Zephyr, oppressed with perfume, Wax faint o’er the gardens of Gu ´l in her bloom; Where the citron and olive are fairest of fruit, And the voice of the nightingale never is mute;

1816 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte5) (W 36, 107f.): Mein Antheil an fremden Wer-

ken bezog sich lebhaft auf B y r o n s Gedichte, der immer wichtiger hervortrat, und mich nach und nach mehr anzog, da er mich früher durch hypochondrische Leidenschaft und heftigen Selbsthaß abgestoßen, und wenn ich mich seiner großen Persönlichkeit zu nähern wünschte, von seiner Muse mich völlig zu entfernen drohte. Ich lese den Corsaren und Lara, nicht ohne Bewunderung und Antheil.6) 1

) Text basiert auf ED u. G’s nachträglichem Mundum H5 (s. unten 1824 Juli 21.). ) This edition is based on Medwin’s copy (now in the Houghton Library) of his ’New Edition’ of 1824 (the third London edition), heavily annotated by the author, with a new preface, and intended for another new and last edition, which was never published (ebd. XI). 3 ) Nicht bekannt, welche Werther-Übers. Byron gelesen hatte (Allan 2000, 59). 4 ) Robertson 1924, 8 macht wahrscheinlich, daß Byron nicht nur Madame de Stae¨ls Hinweise auf G’s Mignon-Lied Kennst du das Land . . . aus Wilhelm Meisters Lehrjahre (De l’ Allemagne II, Kap. XXVIII), sondern auch eine engl. Übers. des Liedes kannte. J. J. McGann (Byron Poetical Works 3, 436) verweist zudem auf Mme de Stae¨ls frz. Redaktion des Liedes in Corinne (1807), Buch 1, Kap. 4, die Byron kannte. Zu Plagiatsvorwürfen s. unten 1823 Byron’s Äußerungen gegenüber Lady Blessington. 5 ) Entstanden 1823. 6 ) The Corsair, a Turkish Tale. London 1814; Lara. A Tale. London 1814. 2

622 Mai

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

1816

8. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 189): Die neusten Monthly Magazines enthalten auch fortgesetzte Artikel über die teutsche Litteratur − wahrscheinlich von Böttiger in Dresden. An Lob fehlt es darin nicht; demungeachtet halten uns diese Hrn. Insulaner im eigentlichen schriftstellerschen Fach noch sehr unter sich. Auch erleben unsre Dichter nicht, wie einige der ihrigen − Lord Byron, Southey − in kurzer Zeit die 13te Auflage ihrer Werke. 22. Lord Byrons Gedichte. 23. The Corsair Gedicht von Lord Byron. 24. Lord Byrons Lara.

Juni

4. An H. C. A. Eichstädt (Br 27, 47f.): Ich habe Kenntniß genommen von

dem englischen Dichter Lord Byron, der uns zu interessiren verdient. Sein seltsames Wesen leuchtet aus seinen Gedichten hervor die gerade wegen seines wilden und doch geregelten Talentes große Gunst haben. Könnten Sie mir nachweisen wo ich von der Lebensgeschichte, dem Charakter u.s.w. dieses wundersamen Mannes nähere Nachricht finden könnte, so geschähe mir ein besonderer Gefalle. 4. Brief an Geh. Hofr. Eichstädt zu Jena wegen Notizen von Byron. Okt

5. [Diodati] Byron an J. Murray (Marchand 5, 111): I have read the last E[dinburgh] R[eview]1) they are very severe on the Germans ⎯ and their Idol Goethe . . . 25. Prof. Everett von Cambridge bey Boston. Herr Ticknor aus Boston. 25. [Weimar] G. Ticknor Tagebuch (Life, Letters, and Journals of George Ticknor. Vol. 1. 5. Ed. Boston 1876. Repr. New York 1968, 114): [Besuch in Weimar zusammen mit E. Everett] Of Lord Byron, he [G] spoke with interest and discrimination, ⎯ said that his poetry showed great knowledge of human nature and great talent in description; Lara, he thought, bordered on the kingdom of spectres; and of his late separation from his wife, that, in its circumstances and the mystery in which it is involved, it is so poetical, that if Lord Byron had invented it he could hardly have had a more fortunate subject for his genius. All this he said in a quiet, simple manner . . .

Nov

5. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 205): Professor Schweigger hat mir noch einige poetische Neuigkeiten aus England mitgebracht, die ich jetzt studire, und Dir davon Nachricht ertheilen will. Wenn Du sie verlangst, kann ich Dir solche auch überschikken. Lord Byron ist ein gewaltiger Mann, dergleichen selten vorkommt. Die Leidenschaft herrscht fast noch mehr als die Phantasie in seinen Gedichten. Es läßt sich denken, daß er selbst einer zärtlich geliebten Frau zuwider seyn konnte. 16. E. Everett an A. Everett (GG 2, 1167f.): However, at Weimar we saw Goethe . . . He spoke of Byron, and admired „The Corsair“, he ascribed the English eloquence to the influence of parliamentary speaking, and asked a few questions about America . . . I forgot to say that the day after our call on Goethe, George [Ticknor] sent him Byron’s „Siege of Corinth“2), which had been mentioned in the interview, of which he did not even acknowledge the receipt.

1 2

) In der Juni-Ausg. Besprechung von Dichtung und Wahrheit. ) The Siege of Corinth. A poem. Parisina. A poem. London 1816 (Ruppert Nr. 1498).

1817−18

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

623

1817−18 (s. „Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817“, EGW 1, 554ff.)

1817 Juni

2. Byron recensirt, Quarterly Review No. XXXI February 1817, pag. 3. 16. 18.

Okt 11.

172.1) Nachts Byrons Recension. Angekommen waren . . . die neusten Sachen von Byron . . . An Ottilie v. Goethe (Br 28, 131): Es liegen noch allerley Haroldskinder, Chillonsgefangene und Träume im Hintergrund . . . [Nachmittags] Anmeldung eines Amerikaners2) . . .

11. [Weimar] Th. Lyman an G (GSA 28/76 Bl. 632): Mr Lyman, an American gentleman has the honour of sending to His Excellency the Minister von Goethe a short poem of Lord Byron’s from Professor Everett,3) and he hopes, at the same time that His Excellency will allow him the honour of offering another poem, which, it may happen, that His Excellency has not yet seen4). − Mr Lyman ventures to solicit an opportunity of paying his respects to His Excellency at any moment, which his Excellency will please to appoint. [Hotel] Erb-Prinz. Oct. 11. 12. [Venedig] Byron an J. Murray (Marchand 5, 268): [Defending his originality in Manfred] I never read ⎯ & do not know that I ever saw ⎯ the „Faustus of Marlow“, and had & have no Dramatic works by me in English ⎯ except the recent things you sent me; ⎯ but I heard Mr. Lewis translate verbally some scenes of Goethe’s Faust (which were some good & some bad) last Summer ⎯ which is all I know of the history of that magical personage . . . 20. [Venedig] G. Ticknor Tagebuch (Life, Letters, and Journals of George Ticknor. Vol. 1. 5. Ed. Boston 1876. Repr. New York 1968, 165f.) In a short time Lord Byron came in, looking exactly as he did in London two years and a half ago . . . He told me incidentally that M. G. Lewis once translated Goethe’s Faust to him extemporaneously, and this accounts for the resemblance between that poem and Manfred, which I could not before account for, as I was aware that he did not know German . . . When I happened to tell Lord Byron that Goethe had many personal enemies in Germany, he expressed a kind of interest to know more about it that looked extremely like Shylock’s satisfaction

1

) W. Scotts Besprechung von Childe Harold u. The Prisoner of Chillon and other poems. 2 ) Der brieflichen Anmeldung waren die beiden Werke von Byron beigegeben (s. nächstes Z). 3 ) The Lament of Tasso. London 1817; mit der hs. Widmung: His Excellency The Minister von Goethe from His humble Servant Edward Everett of Boston America Goettingen 7 thSept. 1817 (Ruppert Nr. 1492). − Das Poem (247 Verse) war am 17. Juli 1817 erschienen. 4 ) Manfred, a dramatic poem. By Lord Byron. London 1817; mit der hs. Widmung: For His Excellency the Minister Von Goethe with the highest respect of His Excellencys most faithful Servant Theodore Lyman of Boston − United States of America (Ruppert Nr. 1493). − Manfred war am 16. Juni 1817 erschienen.

624

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

1817

that „other men have ill luck too“; and when I added the story of the translation of the whole of a very unfair Edinburgh review into German, directly under Goethe’s nose at Jena, Byron discovered at first a singular eagerness to hear it, and then, suddenly checking himself, said, as if half in earnest, though still laughing, „And yet I don’t know what sympathy I can have with Goethe, unless it be that of an injured author.“ This was the truth, but it was evidently a little more than sympathy he felt.

Okt 23. [Venedig] Byron an J. Murray (Marchand 5, 270): [Defending his originality in Manfred] . . . It is odd that they should say . . . that it was taken from Marlow’s Faustus which I never read ⎯ nor saw. ⎯ An American [G. Ticknor] who came . . . from Germany ⎯ told Mr. Hobhouse that Manfred was taken from Goethe’s Faust. ⎯ The devil may take both the Faustus’s, German and English ⎯ I have taken neither. Nov 25. [Jena, nachmittags] Bey Major von Knebel . . . Byrons Lebewohl.1) 26. [Jena] Zu Knebel, über Byron. Übersetzung seiner Gedichte.

1818 Aug 12. [Karlsbad] Graf C. E. Czernin v. Chudenitz Tagebuch (GG 3.1, 74f.): Goethe speiste mit seinen beiden Adjutanten, [Grafen] Buquoy und Paar, sowie mit [F. Graf v. Erdöd] Palffy und Werry2) bei uns . . . Nach Tisch sprach er über das mechanische Erlernen der Dichtkunst und über das Skandieren von Versen, wobei er bemerkte, daß das Dichten eine Gabe der Natur sei, die einem nicht so eingebläut werden könne, wie etwa die Schusterei dem Schuster. Als Werry die letzten Werke Byrons erwähnte, sprach sich Goethe über diesen sowie auch über Walter Scott sehr lobend aus. 12. [Karlsbad] Mittag zu Gr. Czernin. Engländer Whale.3)

1819−21 (s. „Byrons Don Juan“, EGW 1, 551ff. u. „Manfred . . .“, EGW 1, 556f.)

1819 [Mai 4.] [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 245): Meine Frau sagt mir, daß in diesem Hefte [New Monthly Magazine, Apr 1819] ein ganz wunderbahres Kunstück [The Vampyre] von L[ord] Byron befindlich sey.4) 4. Lord Byrons Vampyr und Aufenthalt des Dichters in Gent. 6. An Carl August (Br 31, 143): Ew. Königl. Hoheit bekenne freylich daß

das mitgetheilte Mährchen das wunderlichste Produckt des wunderlichsten Mannes bleiben möchte.

1

) Knebels Übers. von Fare thee well; abgedr. GJb 1899, 5f. ) Nicht identifiziert; s. nächstes Z. 3 ) Mit Whale der im vorigen Z genannte Werry gemeint? 4 ) Der anonym erschienene Roman The Vampyre von J. W. Polidori, Freund Byrons u. Shelleys, wurde allgemein Byron zugeschrieben. 2

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Mai 10. [Nachmittags / Abends] Hofr. Meyer. Kanzl. v. Müller. Cogswell, Ame-

rikaner. Blieben zu Tische. [10.] [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 36): Bey Goethe, der sehr heiter war, traf ich einen intreßanten jungen Amerikaner aus Boston, Boxwell [J. G. Cogswell], der schon 3 Jahre in Europa umher reißt. Seine Bewunderung Lord Byrons, den Goethe für den einzigsten großen Dichter jetziger Zeit erklärte. 18. [Dresden] J. G. Cogswell an G. Ticknor (GG 3.1, 115f.): The next visit of any interest to you which I made was to Goethe . . . I made him talk of the literature of the day . . . He was enthusiastic in his praises of Byron, pronounced him the greatest and the only living poet, which was no small gratification to me, from its coincidence with my own opinion. 25. [Dresden?] J. G. Cogswell an G. Bancroft (GG 3.1, 116): At Weimar I saw Goethe; he received me very graciously and even cordially. I spent all my time there with him, that is from six to eleven at night, he was in fine spirits and as familiar and playful with me, as if I had been the friend of his youth. About nine we sat down to a petit souper . . . the company consisted of five, a pretty spirituelle little girl whose name I did not hear [Ulrike v. Pogwisch], Prof. Meyer, the bosom friend and confidant of Goethe, a stranger Baron [Kanzler v. Müller], G. and myself, and a right merry time we made of it. I brought G. out upon the poetry of the day, and particulary the English; he said Lord Byron was the greatest and indeed only good living poet, and you will readily imagine how much I was pleased to have my opinion confirmed by such authority. Aug

8. [Dresden] J. G. Cogswell an G (GJb 1904, 14): A friend of mine writes me that Byron’s new poem of Don Juan is far inferior to all his former productions, but I am too great an admirer of Byron to think he can ever take a retrograde step.1)

Sept 17. [London] J. C. Hüttner an Carl August (ThHStA, HAA XIX, Nr. 149, 1c, Bl. 87): Gedichte Don Juan. Printed for J. Davison 1819. 4 to. Dies Gedicht hat erstaunliches Aufsehen gemacht, weil man aus allerley Umständen wußte, daß es von Lord Byron herrühre (welches auch Inhalt und Manier unwidersprechlich beweisen) und weil darin Religion, Moralität, Anstand und alles was dem Menschen theuer ist, auf das schamloseste mit Füßen getreten werden. So spottet er auch wieder, zum Skandal der ganzen Welt, über seine edle Gattinn, die ein Engel ist, und ihn wegen der niedrigsten Behandlung verlassen mußte. Bey alle dem ist nicht zu leugnen, daß er hier, wie immer, als Genie, kühner Denker und feuriger Dichter erscheint, dem man, als solchen, seine Bewunderung nicht versagen kann. Ja manche halten diese Rhapsodie (denn es ist nur der erste Theil eines ganzen Gedichts) für sein gelungenstes Werk. Aber was den Inhalt angeht, so setzt sich der liederliche Lord, der in Venedig das anstößigste Leben führt, über alle Urtheile hinweg; und ihm scheint nichts soviel Kurzweil zu machen, als wenn seine Landsleute sich über ihn ärgern. Okt 12. [Weimar] Besuch des Nord-Amerikaner Bancroft.

1

) Cantos I u. II, erschienen am 15. Juli 1819. − Byrons Verleger Murray brachte die ersten beiden Gesänge des Don Juan, um gerichtlicher Verfolgung vorzubeugen, ohne Angabe des Autors u. des Verlags in einer sehr teuren Quart-Ausgabe heraus. Nur sein Drucker Davison durfte namentlich auf der Titelseite in Erscheinung treten. Weil sehr schnell billige Raubdrucke auf den Markt kamen u. Murray seine Quart-Ausgabe nicht absetzen konnte, ließ er Anfang Okt 1819 als A new Edition eine preiswerte OctavAusgabe erscheinen. Dabei beachtete er dieselben Vorsichtsmaßregeln, obwohl jeder wußte, wer Autor u. Verleger waren.

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Okt 12. [Weimar] G. Bancroft Tagebuch (GG 3.1, 140f.): He [G] spoke with pleasure of the visits Cogswell had paid him . . . At length I, gathering courage from talking with him, took occasion to bring him upon the English poets. Byron he praised in the highest terms, declared himself one of a large party in Germany who admired him unboundedly and seized on and swallowed everything that came from him.

1820 Febr 18. [Nachmittags] . . . Canzler von Müller . . . erzählte den Inhalt von Lord

Byrons Mazeppa [London 1819]. Mai 25. [Ravenna] Byron an R. B. Hoppner (Marchand 7, 106): A German named Rupprecht has sent me heaven knows why several Deutsche Gazettes of all which I understand neither word nor letter. ⎯ I have sent you the enclosed to beg you to translate to me some remarks ⎯ which appear to be Goethe’s upon Manfred [KA II 2] ⎯ & if I may judge by two notes of admiration (generally put after something ridiculous by us) and the word „hypochondrisch“ are any thing but favourable.1) ⎯ I shall regret this ⎯ for I should have been proud of Goethe’s good word ⎯ [but] I shan’t alter my opinion of him even though he should be savage. Juni

7. [Ravenna] Byron an J. Murray (Marchand 7, 113): Enclosed is something which will interest you ⎯ (to wit) the opinion of the Greatest man of Germany ⎯ perhaps of Europe ⎯ upon one of the great men of your advertisements . . . in short ⎯ a critique of Goethe’s upon Manfred. ⎯ There is the original ⎯ Mr. Hoppner’s translation, and an Italian one ⎯ keep them all in your archives ⎯ for the opinions of such a man as Goethe whether favourable or not are always interesting ⎯ and this is moreover favourable. ⎯ His Faust I never read ⎯ for I don’t know German ⎯ but Matthew Monk Lewis in 1816 at Coligny translated most of it to me viva voce ⎯ & I was naturally much struck with it; ⎯ but it was the Staubach & the Jungfrau ⎯ and something else ⎯ much more than Faustus that made me write Manfred. ⎯⎯ The first Scene however & that of Faustus are very similar.

Okt 14. [Ravenna] Byron: For Marino Faliero − Dedication to Baron Goethe2) (GJb 1899, 33ff.): Sir − In the appendix to an English work lately translated into German and published at Leipsic3) − a judgement of yours upon English poetry is quoted as follows − „that in English poetry, great Genius, universal power, a feeling of profundity with sufficient tenderness & force, are to be found − but that a l t o g e t h e r t h e s e d o n o t c o n s t i t u t e p o e t s & c . & c . I regret to see a great man falling into a great mistake. − This opinion of yours only proves that the „ D i c t i o n a r y o f t e n t h o u s a n d l i v i n g

1

) G’s Besprechung beginnt mit den Sätzen: Eine wunderbare, mich nah berührende Erscheinung war mir das Trauerspiel M a n f r e d von Byron. Dieser seltsame geistreiche Dichter hat meinen Faust in sich aufgenommen und hypochondrisch die seltsamste Nahrung daraus gesogen. Er hat die seinen Zwecken zusagenden Motive auf eigne Weise benutzt, so daß keins mehr dasselbige ist, und gerade deßhalb kann ich seinen Geist nicht genugsam bewundern (W 41.1, 189). 2 ) Widmung mit Marino Faliero, Doge of Venice (1821) nicht publiziert. Robertson 1924, 25 kommentiert: [Der Verleger] Murray, no doubt, deemed it unsuitable owing to its attacks on Southey and Wordsworth, and apparently advised against its publication. Byron zog die Widmung am 19. Jan 1821 (s. dort) zurück. Sie wird G erst bekannt als Beilage von Murrays Brief Jan 1830 (s. dort). 3 ) Publikation unbekannt.

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E n g l i s h a u t h o r s “ has not been translated into German.1) − − You will have read in your friend [A. W.] Schlegel’s version the dialogue in Macbeth „There are t e n t h o u s a n d ! − M a c b e t h G e e s e − V i l l a i n ! − A n s w e r A u t h o r s − Sir − − − Now of these „ten thousand authors“ − there are actually nineteen hundred and eighty seven poets − all alive at this moment − whatever their works may be − as their booksellers well know. − − − − And amongst these there are several who possess a far greater reputation than mine, − although considerably less than yours. − It is owing to this neglect on the part of your German translators that you are not aware of the works of William Wordsworth − who has a baronet in London [Sir George Beaumont] who draws him frontispieces and leads him about to dinners and to the play; and a Lord in the country [William Lowther, Earl of Lonsdale], who gave him a place in the Excise − and a cover at his table. − − You do not know perhaps − that this Gentleman is the greatest of all poets past − present and to come − besides which he has written an „Opus Magnum“ in prose − during the late election for Westmoreland [Two Addresses to the Freeholders of Westmoreland (1818)]. − His principal publication is entitled „Peter Bell“ which he had withheld from the public for „one and twenty years“− to the irreparable loss of all those who died in the interim, − − & will have no opportunity of reading it before the resurrection. − There is also another − named Southey − who is more than a poet − being actually poet Laureate − − a post which corresponds with what we call in Italy „Poeta Cessareo“ and which you call in German − I know not what − but as you have a „Caesar“ − probably you have a name for it − − In England there is no Caesar − only the Poet. − I mention these poets by way − of Sample − to enlighten you − they form but two bricks of our Babel ( W i n d s o r bricks by the way) but may serve for a Specimen of the building. − − − − − It is moreover asserted − that „the predominant character of the whole body of present English Poetry − is a D i s g u s t and C o n t e m p t for Life“ − − but − I rather suspect that by one single work of p r o s e − y o u yourself have exited a greater contempt for Life than all the English volumes of poesy that ever were written. − − − − Madame de Stae¨l says − that „Werther has occasioned more suicides than the most beautiful woman“2) − and I really believe that he has put more individuals out of this world − than Napoleon himself − except in the way of his profession − − − Perhaps − illustrious Sir − The acrimonious Judgement past by a celebrated Northern Journal [Edinburgh Review, June, 1816] upon you in particular, and the Germans in general, has rather indisposed you towards English poetry as well as Criticism. − But you must not regard our Critics − who are at bottom very goodnatured fellows − considering their two professions − taking up the law in Court − and laying it down out of it. − − No one can more lament their hasty and unfair judgement in your particular than I do and I so expressed myself to your friend Schlegel in 1816 at Coppet. − − − In behalf of my „ten thousand“ living brethren and of myself I have thus far taken notice of an opinion expressed with regard to „English poetry“ in general − and which merited notice − because it was y o u r s . − − My principal object in addressing you was to testify my sincere respect and admiration − of a man who for half a century has led the literature of a great nation − and will go down to Posterity as the first literary Character of his Age. − − You have been fortunate, Sir, not only in the writings which have illustrated your name − but in the name itself − as being sufficiently musical for the articulation of posterity. − In this − you have the advantage of some of your countrymen − whose names would perhaps be immortal also − if anybody could pronounce them. − − − − It may perhaps be supposed by this apparent tone of levity − that I am wanting in intentional respect towards you − but this will be a mistake. − I am always flippant in prose. Considering you as I really & 1

) A Biographical Dictionary of Living Authors of Great Britain and Ireland . . . London 1816. 2 ) Zitat bisher nicht nachgewiesen.

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warmly do in common with all your own & with most other nations to be by far the first literary Character which has existed in Europe since the death of Voltaire, I felt and feel desirous to inscribe to you the following work − n o t as being either a tragedy or a p o e m − (for I cannot pronounce upon its’ pretensions to be either one or the other − or both − or neither) but as a Mark of esteem and admiration − from a foreigner, to the man who has been hailed by Germany „ t h e G r e a t G o e t h e “. − I have the honour to be whith the truest respect yr most obedt & very humble Sert Byron. Ravenna 8bre 14.o 1820. P. S. − I perceive that in Germany as well as in Italy there is a great struggle about what they call „ C l a s s i c a l a n d R o m a n t i c “ terms which were not subjects of Classification in England − at least when I left it four or five years ago. − Some of the English Scriblers (it is true) abused [A.] Pope and [J.] Swift − but the reason was that they themselves did not know how to write either prose or verse, − but nobody thought them worth making a Sect of. − − Perhaps there may be something of the sort sprung up lately − but I have not heard much about it, − and it would be such bad taste that I should be very sorry to believe it.

Okt 17. [Ravenna] Byron an J. Murray (Marchand 7, 206): Enclosed is the dedication of Marino Faliero to Goethe ⎯ Query? is his title Baron or not? I think yes. ⎯ ⎯ Let me know your opinion & so forth. ⎯ P.S. . . . I enclose you an Italian abstract of the German translation of „Manfred’s“ appendix in which you will perceive quoted what Goethe says of the whole body of English poetry (& not of one in particular) on this the dedication is founded as you will perceive ⎯ though I had thought of it before for I look upon him as a Great Man. ⎯ Nov

5. [Ravenna] Byron an T. Moore (Marchand 7, 220): Pray, where did you get hold of Goethe’s Florentine husbandkilling story?1) Upon such matters, in general, I may say, with Beau Clincher, in reply to Errand’s wife ⎯ „Oh the villain, he hath murdered my poor Timothy! „Clincher. Damn your Timothy! ⎯ I tell you, woman, your husband has murdered me ⎯ he has carried away my fine jubilee clothes.“2)

1

) G kolportierte in seiner Manfred-Besprechung dieses märchenhafte Ereigniß: Als ein junger, kühner, höchst anziehender Mann gewinnt er [Byron] die Neigung einer florentinischen Dame, der Gemahl entdeckt es und ermordet seine Frau. Aber auch der Mörder wird in derselben Nacht auf der Straße todt gefunden, ohne daß jedoch der Verdacht auf irgend jemand könnte geworfen werden. Lord Byron entfernt sich von Florenz und schleppt solche Gespenster sein ganzes Leben hinter sich drein (W 41.1, 190). G identifizierte in seiner Kolportage Byron mit dem Titelhelden von Lady Caroline Lamb’s Glenarvon (1816); vielleicht beeinflußt durch eine Besprechung in der JALZ, Intelligenzblatt 1. Jan 1817 (Uebersicht der neuesten engl. Literatur), in der es u. a. heißt: Der Roman Glenarvon . . . ist die Lästerchronik der großen Welt in England . . . Die Charaktere sind fast lauter Porträts von Personen der höheren Stände . . . Am deutlichsten ist Lord Byron in Glenarvon selbst, dem Helden des Romans, mit den allergehässigsten Farben dargestellt. − Die Fragwürdigkeit der Story betont von Jacobsen (Briefe an eine deutsche Edelfrau, S. 608), eine Publikation, die G 1821 kennenlernte (s. nächstes Z 1821: TuJ); Byrons Dementi überliefert von Medwin (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 223): One of my foreign biographers has tacked name, place, and circumstance to the Florence fable, and gives me a principal instead of a subordinate part in a certain tragical history therein narrated. Unfortunately for my biographers, I was never at Florence for more than a few days in my life [Ende Okt 1821] . . . 2 ) Aus G. Farquhar’s Constant Couple, or a Trip to the Jubilee (1700), IV, 1.

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1821 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 187, 192): Lord Byrons Invective gegen

die Edinburger, die mich in vielfachem Sinne interessirte, fing ich an zu übersetzen, doch nöthigte mich die Urkunde der vielen Particularien bald inne zu halten2) . . . Lord Byrons früherer Kampf gegen seine schwachen und unwürdigen Recensenten brachte mir die Namen mancher seit dem Anfange des Jahrhunderts merkwürdig gewordener Dichter und Prosaisten vor die Seele, und ich las daher Jacobsons biographische Chrestomathie mit Aufmerksamkeit, um von ihren Zuständen und Talenten das Genauere zu erfahren.3) Jan

12. [Ravenna] Byron, Ravenna Journal (Marchand 8, 25f.): . . . I have read . . . much less of Goe¨the, and Schiller, and Wieland, than I could wish. I only know them through the medium of English, French and Italian translations. Of the real language I know absolutely nothing, ⎯ except oaths learned from postillions and officers in a squabble. I can swear in German potently, when I like ⎯ „Sacrament ⎯ Verfluchter ⎯ Hundsfott“ ⎯ and so forth; but I have little of their less energetic conversation. 16. English Bards and Scotch Reviewers, a Satyre by Byron. 17. Lord Byrons Satyre . . . Nach Tische Lord Byrons Satyre und Jacobsens

englische Dichter. 18. [Nachmittags] Fortgesetzte Betrachtung über englische Dichter bey Ge-

legenheit von Byrons Satyre. 19. Lord Byrons Satyre. 19. [Ravenna] Byron an J. Murray (Marchand 8, 66): Omit the dedication to Goethe [Marino Faliero,14. Okt 1820]. 20. Abends für mich. Byrons Satyre. Jacobsens neuere englische Dichter. 22. Nachts Byrons Satyre. März 2. Abends Byrons English Bards and Scotch Reviewers. Juni 22. Früh Mr. Gillies from Edinburgh.

1

) Entstanden 1823/1826. ) English Bards and Scotch reviewers; a satire . . . Geneva 1820 (Ruppert Nr. 1488). Dazu eine G-Übersetzung überliefert (v. 87−92): Sind dies Censoren warum steh ich an Giebt[s] solche Critiker wer trägts fortan Und doch so nah Wem man sich anschließt, wem den Rücken kehrt Wo soll man schonen treffen da dorthin Richter und Barde sind einander werth (W 5.2, 393 Paralip. 70). 3 ) Briefe an eine deutsche Edelfrau, über die neuesten englischen Dichter, hsg. mit übersetzten Auszügen vorzüglicher Stellen aus ihren Gedichten und mit den Bildnissen der berühmtesten jetzt lebenden Dichter Englands, von F. J. Jacobsen. Altona 1820. Über Byron 34.−37. Brief (ebd. 607−79); über G u. Byron heißt es: Sie werden mich nicht missverstehen, wenn ich Byron den grössten jetzt lebenden Dichter nenne. Ich setze ihn nicht über Göthe den Mann, aber über Göthe den Greis (ebd. 635). − Das Folgende s. in „Byron: Manfred“: TuJ gD, EGW 1, 557. 2

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[Juni 22.] [Weimar] R. P. Gillies: Recollections of Germany, 1840 (GG 3.1, 253ff.): Here, it is almost superfluous to observe, that Goethe was then the great lion, to whom every stranger, if in the slightest degree tinged with literature, wished to be introduced . . . Like Tieck, and our other friends at Dresden, he was, however, extremely desirous to hear all that we could tell him respecting leading characters among English literati, − of whom, it is superfluous to say, that Scott and Byron interested him the most. But whilst speaking of both, with ample deference as distinguished men, he could by no means be led into hearty praise of either one or other on account of their works. Juli 18. Marino Falieri by Byron durch Knebel erhalten. Juli/

Byron: Dedication1) (Byron Poetical Works 6, 15): To the illustrious Goe¨the a Stranger Aug presumes to offer the homage of a literary vassal to his liege-Lord ⎯ the first of existing masters; ⎯ who has created the literature of his own country ⎯ and illustrated that of Europe. ⎯ The unworthy production which the author ventures to inscribe to him ⎯ is entitled ’Sardanapalus.’ ⎯

Sept

4. [Ravenna] Byron an D. Kinnaird (Marchand 8, 198): My dear Douglas ⎯ I intend to dedicate the „two Foscaris“ to Walter Scott ⎯ „Sardanapalus“ to Goethe ⎯& „Faliero“ to you. ⎯ The two first I have sent to Murray . . . You are a Good German ⎯ I am not even a bad one ⎯ but would feel greatly obliged if you would write two lines to the ’Grosser Mann’ at my request ⎯ to tell him my intent & ask his leave. 25. [Jena] An F. Th. Kräuter (Br 35, 106): Was ich, mein guter Kräuter,

dießmal wünsche, verzeichne folgendermaßen: 1) Die poetische Satyre aus den jüngern Jahren Lord Byrons gegen die Edinburgh Reviewers und andere Kritiker, ein kleines Bändchen in 80, welches wohl zu finden sein wird.2) 25. [Jena] An Kräuter . . . Okt 15. Byron, Detached Thoughts (Marchand 9, 11): I have been thinking over the day on the various comparisons good or evil which I have seen published of myself in different journals English and foreign . . . I have seen myself compared personally or poetically ⎯ in English French German (as interpreted to me) Italian and Portuguese within these nine years ⎯ to Rousseau ⎯ Goethe ⎯ Young ⎯ Aretine ⎯ Timon of Athens . . . 27. [Jena] Geh. Rath Leonhard.3) [27.] [Jena] K. C. v. Leonhard: Aus unserer Zeit in meinem Leben, 1854 (GG 3.1, 327): Er [G] mußte den Ruhm kennen, der ihm zurückstrahlte aus allen Ländern Europas, er war sich dessen bewußt, aber auf eine naive Weise, die nicht mißfallen konnte. Was Bewunderung verdiente, fand sie bei ihm, um jedes andere Talent bekümmerte er sich, inniges Gefühl hatte Goethe für alles Gute . . . Mit ehrenreichen Worten gedachte er unter andern der Gesänge, Dichtungen eines trefflichen, hoch fühlenden, sich selbst seine Gegenstände schaffenden unerschöpflichen Geistes. Ich rede von Byron.

1

) Diese Widmung erschien noch nicht in der Erstausgabe (Sardanapalus, a tragedy. The two Foscari, a tragedy. Cain, a mystery. London 1821), sondern erst in der Einzel(1823) u. später in der Werkausgabe (Vol. VI, 1825). G erreichte sie am 7. Nov 1822 (s. dort). 2 ) Literaturangabe s. oben 1821: TuJ. 3 ) Die Gesprächseindrücke im nächsten Zeugnis beziehen sich vermutlich auf Leonhards Jena-Besuch an diesem Tag.

1821 Dez

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

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4. [Pisa] Byron an J. Murray (Marchand 9, 75): Are there not designs from Faust? send me some ⎯ and a translation of it ⎯ if such there is ⎯ also of Goethe’s life if such there be ⎯ if not ⎯ the original German.1) ⎯

1822 Jan

23. [Pisa] Byron an J. Murray (Marchand 9, 91): . . . I am greatly surprized to see that you have omitted the dedication of „Sardanapalus“ to Goethe which if any opportunity of replacing it occurs I desire may be done ⎯ and a copy forwarded to Goethe from the author. 23. [Pisa] Byron an D. Kinnaird (Marchand 9, 93): Will you desire Mr. Murray . . . to place before „Sardanapalus“ the dedication to „Goethe“ which he has (like a beast) omitted to prefix. 26. [Pisa] Byron an D. Kinnaird (Marchand 9, 93): . . . Since I wrote to you two days ago ⎯ I perceive Murray has omitted the dedication to Goethe ⎯ which I had set my heart upon! is this insolence or negligence? ⎯ ⎯ Apprize him of this.

März 4. [Pisa] Byron an T. Moore (Marchand 9, 118): With respect to „Religion“, can I never convince you that I have no such opinions as the characters in that drama [Werner], which seems to have frightened every body? Yet they are nothing to the expressions in Goethe’s Faust (which are ten times hardier) . . . Mai 22. [Leghorn] G. Bancroft (Butler 1956, 74): We spoke of Germany. He [Byron] asked if I knew Goethe. I answered I did, and reported faithfully what I had heard Goethe say of him.2) I then told him of the translations which have so often been made of his works, and the great admiration, which all Germans had for him. This B. said was new to him, and would serve as some solace for the abuse which he was constantly receiving from home . . . I mentioned Goethe’s comparison of Faust and Manfred: and Byron observed, evidently in earnest, that he deemed it honour enough to have his work mentioned with Faust. As to its origin, Lord B. said that some time before he had conceived the idea of his piece, Monk Lewis had translated to him some of the scenes and had given him an idea of the plan of the piece . . . He had dedicated one of his late works to Goethe; but for some reason or other his publisher had omitted to print it . . . Lord Byron related to me the late scrape, into which he or his servant got at Pisa. He laughed at the story Goethe tells of his murdering a man at Florence − hopes Goethe may not hear of this affair at Pisa, lest he should make a famous story out of it.3) 1

) Murray sandte M. Retzschs Series of Twenty-Six Outlines illustrative of Goethe’s tragedy of Faust, engraved from the originals by Henry Moses; and an analysis of the tragedy (London 1820), die dann im Pisaer Kreis studiert wurden, wie Briefe P. B. Shelleys vom Jan u. Apr 1822 belegen (Butler 1956, 195). 2 ) Dazu s. oben 1819 Okt 12. 3 ) Anspielung auf eine Auseinandersetzung am 24. März 1822, in deren Verlauf ein Diener Lord Byrons einen toskanischen Soldaten schwer verletzt hatte. Die toskanischen Behörden nutzten den Vorfall, Byron, den sie der Unterstützung der Carbonari bezichtigten, unter Druck zu setzen. − Der von Medwin (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 242) zitierte Bericht des Courier Franc¸ois bezieht sich auf diesen Vorfall: „A superior officer went to Lord Byron a few days ago. A very warm altercation, the reason of which was unknown, occurred between this officer and the English poet. The threats of the officer became so violent, that Lord Byron’s servant ran to protect his master. A struggle ensued, in which the officer was struck with a poniard by the servant, and died instantly. The servant fled.“ − Zur von G kolportierten Florenzer Mordgeschichte vgl. oben 1820 Nov 5. mit Anm.

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GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

1822

Mai 26. [Villa Dupuy, Leghorn] Byron an D. Kinnaird (Marchand 9, 163): I also hear that as an author I am in great request in Germany. ⎯ All this is some compensation for the brutality of the native English. ⎯ ⎯ Would you write a German line to Goethe for me1) ⎯ explaining the omission of the dedication to „Sardanapalus“ by the fault of the publisher and asking his permission to prefix it to the following volume of Werner & the Mystery [Heaven and Earth]. 26. [Montenero] Byron an J. Murray (Marchand 9, 164f.): I am also told of considerable literary honours in Germany. ⎯ ⎯ Goe¨the I am told is my professed patron and protector. ⎯ At Leipsic this year ⎯ the highest prize was proposed for a translation of two Cantos of Childe Harold. ⎯ I am not sure that this was at Leipsic ⎯ but Mr. Bancroft was my authority ⎯ a good German Scholar (a young American) and an acquaintance of Goe¨the’s. ⎯ ⎯ Goe¨the and the Germans are particulary fond of Don Juan ⎯ which they judge of as a work of Art. ⎯ I had heard something like this before through Baron Lutzerode.2) ⎯ The translations have been very frequent of several of the works ⎯ and Goe¨the made a comparison between Faust and Manfred. ⎯ ⎯ All this is some compensation for your English native brutality so fully displayed this year ⎯ (I mean not your individually) to it’s brightest extent. 29. [Montenero] Byron an J. Murray (Marchand 9, 167): Please to send me the dedication of Sardanapalus to Goe¨the ⎯ which you took upon you to omit ⎯ which omission I assure you I take very ill. ⎯ I shall prefix it to Werner3) ⎯ unless you prefer my putting another stating that the former had been omitted by the publisher. Juli

3. [Pisa] Byron an J. Murray (Marchand 9, 179): As you thought proper to omit the dedication of Sardanapalus to Goethe, you will please to append it to Werner, making only the necessary alteration in the title of the work dedicated. 8. [Pisa] Byron an J. Murray (Marchand 9, 182): I can only remark . . . that you omitted the dedication of „Sardanapalus“ to Goe¨the (place it before the volume now in the press) . . . which were things not very agreeable to me & which I could wish to be avoided in future . . .

Nov

5. [London] J. Murray an Byron (Butler 1956, 81): Remember Mr Kinnaird has also both dedications to Goethe. 7. [Weimar] Hofrath Rehbein einen Brief von Göttingen bringend . . . So-

dann Rehbein abermals, der die Lithographirung des Blatts von Byron unternommen hatte . . . Schreiben an Benecke.4)

1

) Kinnaird wandte sich im Okt an G. F. Benecke; s. unten 1822 Nov 7. u. Anm. ) Zu Lützerode s. unten 1824 Juli 11. 3 ) Medwin überliefert folgende Byron-Äußerung (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 267): „I mean to dedicate Werner,“ said he, „to Goe¨the. I look upon him as the greatest genius that the age has produced. I desired Murray to inscribe his name to a former work; but he pretends my letter containing the order came too late. ⎯ It would have been more worthy of him than this . . . I have a great curiosity about every thing relating to Goe¨the, and please myself with thinking there is some analogy between our characters and writings. So much interest do I take in him, that I offered to give 100l. to any person who would translate his ’Memoirs,’ for my own reading . . .“ 4 ) Der Göttinger Germanist G. F. Benecke hatte in einem (nicht erhaltenen) Brief das hs. Original der an G gerichteten Widmung von Byrons Sardanapal übersandt (s. oben 1821 Juli/Aug). Er hatte sie unter dem 22. October 1822 . . . von Douglas Kinnaird . . . erhalten (Br 36, 405). Lithographie s. Abb. VII. 2

1822 Nov

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8. An Riemer (Br 36, 201): Hiebey sende, mein Werthester, das angekom-

11. 12. 12.

17.

mene Göttinger Schreiben, nebst beabsichtigter Antwort; wollten Sie die Sache in Überlegung ziehen und mir etwa Sonntag Ihre Gedanken sagen, da ich Montag den Brief wollte abgehen lassen. Hofrath Rehbein hatte das Byronsche Blatt lithographirt zurückgebracht. [Nachmittags] Enträthselung der Byronschen Handschrift . . . Später Ottilie, über Byronsche Gedichte und sonst. An G. F. Benecke (Br 36, 204f.): Auf die gegenwärtige Mittheilung läßt sich nur mit überraschter Beschämung danken. Seit seinem ersten Erscheinen begleitete ich, mit näheren und ferneren Freunden, ja mit Einstimmung von ganz Deutschland und der Welt, jenes charaktergegründete, gränzenlos productive, kräftig unaufhaltsame, zart-liebliche Wesen auf allen seinen Pfaden. Ich suchte mich mit ihm durch Übersetzung zu identificiren und an seine zartesten Gefühle, wie an dessen kühnsten Humor mich anzuschließen;1) wobey denn, um nur des letztern Falles zu gedenken, allein die Unmöglichkeit, über den Text ganz klar zu werden, mich abhalten konnte, eine angefangene Übersetzung von English Bards and Scotch Reviewers durchzuführen.2) Von einem so hochverehrten Manne solch eine Theilnahme zu erfahren, solch ein Zeugniß übereinstimmender Gesinnungen zu vernehmen, muß um desto unerwarteter seyn, da es nie gehofft, kaum gewünscht werden durfte. Mögen Ew. Wohlgeboren dieses vorläufig dem englischen Freunde mit aufrichtigem Dank für dessen Vermittelung zu erkennen geben, so werden Sie mich sehr verbinden. Die Handschrift des theuren Mannes erfolgt ungern zurück, denn wer möchte willig das Original eines Documents von so großem Werth entbehren? Das Alter, das denn doch zuletzt an sich selbst zu zweifeln anfängt, bedarf solcher Zeugnisse, deren anregende Kraft der Jüngere vielleicht nicht ertragen hätte. An C. F. L. Schultz (Br 36, 208): Ein räthselhaftes Facsimile liegt bey. Geben Sie solches nicht aus Händen!

17. (s. „Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817“ gD, EGW 1, 557) 23. Byron: Widmung Werner, a Tragedy (Byron Poetical Works 6, 383): TO THE ILLUS¨ THE, BY ONE OF HIS HUMBLEST ADMIRERS, THIS TRAGEDY IS TRIOUS GOE DEDICATED.3)

1

) Vgl. dazu G’s Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817 in KA II 2 (1820), 186−92 (W 41.1, 189−93) u. Byrons Don Juan in KA III 1 (1821) 75−82 (W 41.1, 245−49). 2 ) Vgl. dazu oben 1821: TuJ u. Sept 25.: an Kräuter. 3 ) Butler 1956, 82 u. Allan 2000, 52 vermuten, daß der Widmungstext von Murray geschrieben sein könnte, als eine Kurzfassung der noch nicht publizierten Sardanapalus-Widmung; entgegen Byrons Anweisung, den Text der Sardanapalus-Widmung für Werner zu übernehmen (s. oben 1822 Juli 3.: Byron an Murray).

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Nov 25. [Göttingen] G. F. Bennecke an D. Kinnaird (Butler 1956, 82f.): But now I must urgently request you to see to it that the Dedication [Sardanapalus], the original of which I enclose herewith, be printed without the smallest delay and sent to Goethe. If you wish to do this also through me, I am quite at your service. And perhaps it would not be out of place to state in a small footnote that the publication has been accidentally delayed. Dez 14. An Knebel (Br 36, 233): Doch . . . muß man in der höhern Kunst allen

Nationalvorzügen entsagen. Sind nicht Lord Byrons und Walter Scotts Werke in den Händen aller Deutschen, besonders der zarten und schönen? Sprachstudium und Anerkennung des Nachbarlichen ist zu befördern, damit eine Heerde unter einem Hirten versammelt sey. 16. [Genua] Byron an D. Kinnaird (Marchand 10, 60): Of „Werner“ I hear nothing except that you say that M[urray] has sold six thousand copies . . . I hope that he did not omit the preface and dedication to Goethe . . . 17. [London] D. Kinnaird an Byron (Butler 1956, 80): I shall by next Post have a very pleasant communication to make to you from Goethe, who is delighted with yr. dedication of Sardanapalus to him. 21. [Genua] Byron an J. Murray (Marchand 10, 63ff.): I perceive by some extracts in a paper that you appear to have omitted contrary to my repeatedly urged requests ⎯ both the conclusion to the preface . . . and also the inscription to Goe¨the. ⎯ If Mr. K[innair]d had it ⎯ you knew where to find it ⎯ you also knew my desire ⎯ particularly as you had already omitted it from before Sardanapalus ⎯ for which I reproved you ⎯ and yet you seem to have repeated the same omission. ⎯ Is this courteous ⎯ is it even polite? ⎯ I repeat to you that no publisher has a right to be negligent upon such subjects . . . Replace at your best speed ⎯ the inscription to Goethe ⎯ and the addition to the preface . . . Do not force me to do disagreeable things ⎯ but in case of your non-attention I must not only write to Goe¨the ⎯ but publish a statement of what has past between us on such subjects. 30. [Genua] Byron an D. Kinnaird (Marchand 10, 73): I am very glad of old Goe¨the being pleased having a great esteem and admiration of that illustrious patriarch of European Letters. 30. [Frankfurt] J. u. Marianne v. Willemer an G (Weitz − Willemer 131ff.): [J. v. Willemer:] . . . [Ich] weiß, daß Lord Byron an Verehrung eigentlich Ihre Freunde im Orient nachahmt, und, was Ihre Verehrer im Norden für Sie fühlen, nur ausspricht . . . [Marianne:] Im neuen Jahre sollen gar viele gute Dinge geschehen, es heißt, die Engländer hätten ein Schiff ausgerüstet, welches ’Goethe‘ heißt und beauftragt ist, aus allen Himmelsgegenden die Dedikationen aller großen Dichter einzuladen und sie dem größten zuzuführen, denn es will keiner hinter Byron zurückbleiben (im Dedizieren). Ein kleiner ungenannter Anonymus schickt auch eine Privatdedikation des Jahrs 1822. [Dez [London] D. Kinnaird an G. F. Benecke (Butler 1956, 83): The Dedication [SardanaEnde] palus] will be prefixed to the new edition of Sardanapalus [1823] together with a note of explanation as to the causes of its not having been inserted in the earlier edition.1) I shall send three copies to you, one for Goethe, one for yourself & one for the Göttingen library.2)

1 2

) Erschien ohne diese Note. ) Kinnairds erneute Sendung der hs. Sardanapalus-Widmung s. unten 1826 Febr 24.

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1823 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte, Rubriken (W 36, 434): T h e i l n a h m e . . . Sar-

danapal und Werner, zwey Trauerspiele von Byron. ⎯

⎯ Lady Blessington über Byron (Conversations with Lord Byron. London 1834, 326f.; Robertson 1924, 7): In all the charges of plagiary brought against me [Byron] in England, did your hear me accused of stealing from Madame de Stae¨l the opening lines of my Bride of Abydos?1) She is supposed to have borrowed her lines from Schlegel, or to have stolen them from Goethe’s Wilhelm Meister; so you see I am a third or fourth hand stealer of stolen goods. Do you know De Stae¨l’s lines? for if I am a thief, she must be the plundered, as I don’t read German, and do French; yet I could almost swear that I never saw her verses when I wrote mine, nor do I even now remember them. I think the first began with ’Cette terre,’ etc. etc., but the rest I forget; as you have a good memory, perhaps you would repeat them . . . cette terre, ou ` les myrtes fleurissent, Ou ` les rayons des cieux tombent avec amour, Ou ` des sons enchanteurs dans les airs resentissent, Ou ` la plus douce nuit succe`de au plus beau jour. ’Well’, said Byron, ’I do not see any point of resemblance, except in the use of the two unfortunate words land and myrtle, and for using these new and original words I am a plagiarist!’

Jan

3. An S. Boissere ´e (Br 36 256): Da mir noch Zeit übrig bleibt, bemerke

Folgendes: Lord Byron wollte mir seinen Sardanapal dediciren, es verspätete und zerschlug sich, doch ward mir die Handschrift deshalb für einen Augenblick mitgetheilt und ich ließ sie geschwind lithographiren. Hiebey ein Abdruck: es ist dem Alter wohl vergönnt, sich an solchen Stärkungen zu erquicken. [Byrons] Werner hab ich selbst noch nicht gesehen. 6. An J. J. v. Willemer (Br 36, 263f.): Gar viel wäre noch zu sagen, ich aber füge nur noch die schönsten Grüße an eine liebenswürdige, schalkische Freundin hinzu, die nicht allein trauliche Mittheilungen verspätet, sondern sich auch über poetische Dedicationen gar schelmisch aufhält. Zugestehn muß man ihr zwar, daß gewisse privatisirende Herzenswidmungen von größerer Bedeutung sind, besonders wenn man sich dauernder Gefühle schmeicheln dürfte. 14. [Stuttgart] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 347): Mit dem Facsimile von Byrons intentionirter Dedication haben Sie mir viel Freude gemacht. Sie brauchen freilich keine weitere Anerkennung mehr, aber es ist mit der wahren Bewunderung, wie mit der Liebe, mögen wir ihrer noch so gewiß seyn, wir hören doch den Ausdruck derselben für unser Leben gern. Und so thut es auch den Freunden von ganzem Herzen wohl, wenn ein bedeutender Geist in ihre Bewunderung einstimmt. Werner ist mir versprochen, ich hoffe ihn nächster Tage zu erhalten. 18. [Frankfurt] J. J. v. Willemer an G (Weitz − Willemer 135): Graf Reinhard ist vor einigen Tagen angekommen . . . ich erzählte ihm von Lord Byrons Zueignung ,in Demut an seinen Herrn und Meister’, was dem Grafen eine eben so große [Freude] machte zu hören, als mir, es S. Exzellenz mitzuteilen.

1

) s. dazu oben 1813.

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Jan [nach [Frankfurt] Marianne v. Willemer an G (Weitz − Willemer 136): Den Ausfall auf den 22.] Schalk und Schelm muß ich mir schon gefallen lassen, obschon ich mir bewußt bin, die Dedikatioon mit gebührender Ehrfurcht erwähnt zu haben. Ach! gäbe es nur viele Dichter wie Byron, das Schiff sollte bald Fracht genug haben. Freilich mit privatisierenden Herzenswidmungen darf es sich nicht befassen, da ist Ein Schiff nicht hinlänglich; ich glaube, daß die sämtlichen Flotten der Engländer und Amerikaner genug damit befrachtet werden können, ja daß für manche Jahre allein 3 bis 4 Schiffe nötig wären. 27.? An F. L. v. Froriep (Br 36, 285f.): Ew. Hochwohlgeboren haben durch

Vermittelung Herrn Hofrath Rehbeins das Facsimile einer bedeutenden Handschrift gefällig einzuleiten geruht; nun ist davon unter inn- und auswärtigen Freunden die Rede, die mich darum angehen. Sollte die Platte noch nicht abgeschliffen seyn, so würde noch um einige Dutzend Exemplare ersuchen. 27. An S. Boissere ´e (Br 36, 284): Nähere Kenntniß . . . der mir noch unbekannten Freundlichkeit Lord Byrons erwarte in stiller bescheidener Thätigkeit . . . Febr 2. An Nees v. Esenbeck (Br 36, 299f.): Mit herzlichem Danke . . . überliefere hier das gewünschte Facsimile; damit verhält es sich folgendermaßen: Lord Byron beabsichtigte mir seinen S a r d a n a p a l zu widmen, er schickte das Blatt, das vorgedruckt werden sollte, nach England, man wollte mich es erst wissen lassen, das verschob und verzog sich; nun bestimmte man es für die zweyte Ausgabe des Sardanapals, und es gelangte endlich zu mir. Den Werth einer solchen zurückzusendenden Handschrift erkennend, besorgten wir schnell ein Facsimile, welches um soviel mehr bedeutet, als diese Widmung nie wird abgedruckt werden und er mir sein Trauerspiel We r n e r , wie ich höre, zugeschrieben hat. Sie sind überzeugt, daß ich eine solche auszeichnende Anerkennung tief empfinde und zu dem übrigen großen Capital von freundschaftlich-theilnehmendem Wohlwollen hinzufüge, wodurch mein innerstes Leben für ewige Zeiten gesichert ist. 5. [Brief an] Herrn Präsident Nees von Esenbeck . . . Facsimile nach Byron. 12. [Genua] Byron an D. Kinnaird (Marchand 10, 99): P.S. ⎯ Where is Goe¨the’s letter twice promised? März 13. An C. J. Sterling (GJb 1899, 16): Wenn Sie nach Genua kommen und

Gelegenheit finden, von sich jenem außerordentlichen Manne [Byron] Nachricht zu geben, so erwähnen Sie auch meiner, der Meinigen, und der unerschöpflichen Verehrung und Liebe, mit der wir ihm zugethan sind. 24. Nach Tische Herr Soret, zwey Trauerspiele Byrons [Sardanapal u. Werner] . . . bringend. 25. Nach Tische Sardanapal von Byron . . . Nachts Sardanapal geendigt.

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März 29. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 66): Bei Göthe sehr heiter mit seinen Kindern und Line [Caroline v. Egloffstein], später auch Sore´. Groses Lob des S a r d a n a p a l s und We r n e r s von Byron. Apr

6. [Genua] Byron [an G über C. J. Sterling] (Marchand, Supplementary Volume, 73): [Mem.] I request Mr. Sterling will present my respectful homage to the illustrious Göethe ⎯ if he sees that great Man during his stay at Weimar. N O E L B Y R O N 1 ) 13. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 50): Abends allein bei Goethe. Was er sagte, betraf fast ausschließlich Literatur: Byron, dessen „Sardanapal“ und „Werner“ usw., dann den „Faust“, von dem er oft und gern spricht . . . Aus dem „Faust“ schöpfte, nach seiner Ansicht, Byron die Idee zu seinem „Manfred“. Byrons zwei letzte Dramen hält Goethe in dramatischer Hinsicht für einen Fortschritt; er ist darin auch nicht mehr so grausig und menschenfeindlich. 13. (s. „Manfred, a dramatic Poem . . .“: F. Soret gD, EGW 1, 557)

Apr 19./ Dankbare Gegenwart2) (W 36, 297): Kurz darauf kam mir Lord Byrons Mai 10. We r n e r zuerst in die Hände; ich sah vor Augen, was mir schon ange-

kündigt war: der Dichter ohne gleichen widmete mir eins seiner vorzüglichsten Werke, und einer solchen Auszeichnung find’ ich mich nur dadurch werth, daß seit vielen Jahren eins meiner angenehmsten Geschäfte ist, das Verdienst eines so außerordentlichen Mitlebenden treulich und gründlich zu schätzen und seinen Gang zu verfolgen, wie ich ihm denn seit seinem English Bards and Scotch Reviewers anhaltend Gesellschaft geleistet. Mai 27. Abends Theegesellschaft . . . H. Sterling.3) 27. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 68): Bey Göthe traf ich unvermuthet grose Gesellschaft, auch den neuen Engländer Sterling, der von Lord Byron her kam und mir sehr gefiel. Juni

5. [Weimar] C. J. Sterling an Byron (Butler 1956, 87): My Lord I am happy to acquaint Your Lordship that I have been introduced to Mr de Goe¨the and found him in a perfect state of health. During the short conversation which passed between us, he expressed his gratitude towards Your Lordship for having honor’d him with the dedication of Werner. He enquired particularly whether I thought it likely that you would visit Weimar, signifying at the same time, the high esteem in which Your Lordship is held by himself & all his enlightened countrymen. I beg to return many thanks for the valuable Memorandum, by which, I may say, Your Lordship procured me the acquaintance of the ’illustrious Goe¨the’. The kindness and good will you honord me with, have rendered your memory very agreeable to me, my Lord; and it is with gratitude as well as profound respect that I have the honor to be My Lord Your Lordship’s Most Obedient Humble Servt. CHARLES STERLING. 22. An Lord Byron (GSA 28/232; MA 13.1, 89):

1

) G wohl am 27. Mai (s. dort) von Sterling übermittelt; s. Abb. VIII. ) Gedruckt KA IV 2 (1823) 186−92. 3 ) Sterling, Freund Byrons, hatte bei G mit einige[n] schriftliche[n] Zeichen des engl. Dichters vorgesprochen, heißt es in G’s erstem Entwurf vom 15. Juni 1824 (s. dort); gemeint wohl Byron’s Grüße (s. oben 6. Apr), s. Abb. VIII. 2

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Ein freundlich Wort kommt eines nach dem andern, Von Süden her und bringt uns frohe Stunden; Es ruft uns auf zum Edelsten zu wandern, Nicht ist der Geist, doch ist der Fuß gebunden. Wie soll ich dem, den ich so lang’ begleitet Nun etwas Trauliches in die Ferne sagen? Ihm der sich selbst im Innersten bestreitet, Stark angewohnt das tiefste Weh zu tragen. Wohl sei ihm doch wenn er sich selbst empfindet! Er wage selbst sich hoch beglückt zu nennen, Wenn Musenkraft die Schmerzen überwindet Und wie ich ihn erkannt mög er Sich kennen. Weimar d. 22n Juni 1823. Juni 23. Gedicht an Lord Byron.

1. [Weimar] C. J. Sterling an Byron (Butler 1956, 88): My Lord The enclosed [An Lord Byron] was remitted to me from the part of Mr de Goethe with a request to forward it to Your Lordship. I regret that my present task has not fallen to a more worthy person who could have added a suitable translation. Being aware that Your Lordship is not acquainted with the German language, I take the liberty of recommending Mr Noldenhawer [? or Moldenhawer], formerly my master, as the only person in Genoa capable of doing some degree of justice to the original. Your Lordship’s ’homme d’affaires’ may easily find him out by applying to Mr Barchi. Monsieur de Göthe is now at Marienbad where he intends to remain till the end of August. The court is removed to Eisenach for a few weeks, so that for the present this celebrated little spot is dull and lonely. I have the honor to be, with profound respect My Lord Your Lordship’s Most faithful Humble Servant CHARLES STERLING. 16. [Wilhelmsthal] F. Soret an P. E. L. Dumont (Zehn Jahre 68f.): Bei seinem [G’s] hohen Alter kann auch sein Genius nicht mehr in jugendlichem Feuer erglühen, und er hat sich mit kluger Überlegung die Tätigkeit gewählt, die ihm am besten ansteht. Das hindert ihn jedoch nicht, noch ab und zu Gedichte zu machen. Man ist seinen Versen gegenüber etwas anspruchsvoll geworden, aber die letzten, die er schrieb, haben allgemeinen Beifall gefunden; es ist eine Antwort auf die mehrfachen Einladungen Lord Byrons, ihn in Italien besuchen zu kommen. Das Gedicht entstand im Juni und ist noch unveröffentlicht; Goethe hat es mir anvertraut, und ohne indiskret zu sein, darf ich Ihnen wohl eine Übersetzung davon mitteilen, die ich im Schweiße meines Angesichtes davon angefertigt habe. Ich übersetzte Vers für Vers, ohne einen Gedanken oder eine Zeile hinzuzufügen oder zu streichen, ich ließ jede Einzelheit an ihrem Platz. Werfen Sie also nicht Herrn von Goethe die Poesielosigkeit meiner gereimten Prosa vor; ihre Dunkelheit ist, denke ich, nicht viel schlimmer als die des Originals, der Sinn der dritten Strophe ist so verborgen, daß man ihn nur schwer erfaßt. Chaque jour jusqu’a` nous du Sud se renouvelle Une amicable voix qui charme nos momens. Le plus noble Mortel pre`s de lui nous appelle! Nos pas sont enchaıne´s, mais non les sentimens. ˘

Juli

Goethe

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´ loigne´ de celui que j’accompagne et j’aime E Comment puis-je lui dire un mot partant du coeur? A lui, qui sans repos luttant contre lui-meˆme S’accoutume `a souffrir tout l’exce`s du malheur? Ah que ce soit un bien s’il ´eprouve son ˆetre! Alors il peut se croire au comble du bonheur. Si le pouvoir des vers surmonte la douleur Comme je l’ai connu Byron doit se connaıtre. ˘

Juli 22. [Livorno] Byron an G (Marchand 10, 213): Illustrious Sir ⎯ I cannot thank you as you ought to be thanked for the lines which my young friend, Mr. Sterling sent me of yours, ⎯ and it would but ill become me to pretend to exchange verses with him who for fifty years has been the undisputed Sovereign of European literature. ⎯ You must therefore accept my most sincere acknowledgements in prose ⎯ and in hasty prose too ⎯ for I am at present on my voyage to Greece once more ⎯ and surrounded by hurry and bustle which hardly allow a moment even to Gratitude and Admiration to express themselves. ⎯ ⎯ I sailed from Genoa some days ago ⎯ was driven back by a Gale of Wind ⎯ and have since sailed again ⎯ and arrived here (Leghorn) this morning to receive on board some Greek passengers for their struggling Country. ⎯ ⎯ Here also I found your lines and Mr. Sterling’s letter ⎯ and I could not have had a more favourable Omen or more agreeable surprise than a word from Goethe written by his own hand. ⎯ ⎯ I am returning to Greece to see if I can be of any little use there; ⎯ if ever I come back I will pay a visit to Weimar to offer the sincere homage of one of the many Millions of your admirers. ⎯ I have the honour to be ever & most respectfully yr. obliged adm[irer] & Se[rvant] NOEL BYRON Aug

6. [Weimar] Ottilie v. Goethe an G (Br 37, 362f.): Nie lieber Vater fand ich den Zufall so gallant und genial, als er sich diesmal bewies, Ihre Worte noch in Livorno in Byrons Hände zu führen, und Sie können denken wie besorgt wir bei der Nachricht seiner baldigen Abreise nach Griechenland waren, dass Ihr schriftlicher Gruss ihm nicht mehr finden würde. Sterling schrieb sogleich nach Genua dass man ihm schleunigst nachsenden möchte, und diese Zeilen geben das Geleit einer schriftlichen Erwiederung Ihres Händedrucks. 8. [Weimar] August v. Goethe an G (Sanford 1, 732): Durch den Eifer unserer jungen Engländer ist es gelungen daß Ihr Gedicht Lord Beyron noch, obzwar schon auf dem Wege nach Griechenland, getroffen und nun hier auch eine Antwort von Beyron folgt, welch glüklich Zeichen. 11. [Marienbad] Briefe von meinem Sohn und Tochter. Inliegend Brief von

Lord Byron. Betrachtung des wunderbarsten Zusammentreffens. 13. [Marienbad] Zu Hause, die Depeschen von Weimar ansehend. Lord By-

rons Brief abgeschrieben. 14. [Marienbad] An Ottilie v. Goethe (Br 37, 164f.): Graf St. Leu wird mir die übrigen Tage meines hiesigen Aufenthalts erheitern, angenehm und nützlich machen. Damit du aber siehst, was für ein grundguter und anmuthiger Mann es ist, so send ich einige seiner Gedichte, die dich gewiß freuen werden;1) nur mußt du sie nicht mit den energischen

1

) Gedichte im Nachlaß nicht erhalten (B. Suphan: Goethe und Graf St. Leu. In: GJb 1894, 116).

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Productionen des englischen Heros [Byron] vergleichen. Mir wenigstens haben sie in gegenwärtiger Stimmung einen wahrhaft elegischen Effect gemacht . . . In diesem Augenblick langt dein Schreiben an mit Byrons Brief u. s. w. Da muß ich, um zu erwidern, andere Saiten aufziehen. Aug 14. [Marienbad] Mannigfaltige Sendung an August und Ottilien nach Weimar. 19. [Marienbad] An Ottilie v. Goethe (Br 37, 174): Wie ernst und groß Lord Byrons Abschied in solchen Augenblicken mir erschienen, fühlst du mit; es war, als wenn man auf einer Maskerade das Wichtigste, was nur auf’s Leben einwirken möchte, unvermuthet erführe. Daß mein Gedicht an ihn, mit reinem Gemüth und Sinn geschrieben und abgesendet, wohl empfangen seyn werde, war ungezweifelt; daß aber, durch die wunderbarste Verwicklung der Werth dieser Zeilen erhöht und die Erwiderung so bedeutend seyn sollte, das konnte nur eine dämonische Jugend bewirken, die etwas Frohes und Freundliches bezweckt und, selbst mehr als sie will und weiß, am Ende zu ihrem eigenen Erstaunen zu vollbringen berufen ist. 19. [Marienbad, Brief] An Frau Cammerjunker und Cammerrath von Goethe nach Weimar. 23. [Weimar] August v. Goethe an G (Sanford 1, 736): Der junge Engländer ist über Ihre eigenhändige Abschrift des Briefes von Beyron ganz glüklich; ueberhaupt ist es ein herrlicher Brief auf den Sie sich schon etwas zu gute thun konnen es ist nach unserer Sprache ein Stern zu nennen. Ottilie ist ebenfalls ganz entzükt über Ihre letzte Sendung . . . Sept 17. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: F. v. Müller gD, EGW 1, 549) 20. [Weimar, Brief an] Herrn Major von Knebel, mit dem Gedicht an By-

ron, nach Jena.1) 26. (s. „West-östlicher Divan“: F. v. Müller gD) 27. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 78): Gern hätte ich ihn aufgefordert, Linen [Caroline v. Egloffstein] sein Gedicht an die schöne Pohlin vorzulesen [Die Leidenschaft bringt Leiden − Wer beschwichtigt], doch wagte ich es nicht; zumal Rehbeins Erzählung von seinem Unwillen auf Peucer wegen der indiscreten Verbreitung von seinem Byronschen Verhältniß mich sehr stutzig und besorgt gemacht hatte. Okt

2. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 80ff.): Von 5−11 Uhr bey Göthe . . . Dann kam er auf Byron, prieß seinen Cain und vorzüglich die Todschlag Scene. „Byron allein lasse ich neben mir gelten. Walter Scott ist nichts neben ihm.“

11., 12. u. 19. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“ gD, EGW 1, 549) 13. Nach Tische Lord Byrons Gedichte, besonders The Island [1823]. 14. Nach Tische das Eyland von Lord Byron.

1

) Brief unbekannt.

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Okt 15. Abends . . . für mich, das Eyland von Byron. 17. Eyland von Byron weiter gelesen. 19. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 56): Es kam dann zur Sprache, daß ich noch Englisch lernen müsse, wozu Goethe dringend riet, besonders des Lord Byron wegen, dessen Persönlichkeit von solcher Eminenz, wie sie nicht dagewesen und wohl schwerlich wieder kommen werde. ⎯ [Metaxata] G. Finlay an L. Stanhope, Juni 1824 (Butler 1956, 93f.): . . . I found, to my astonishment, Lord Byron knew nothing of the [German] language, though he was perfectly acquainted with its literature; with Goethe in particular, and with every passage of Faust. He said nothing could be more sublime than the words of the Spirit of the Earth to Faust: ’Thou resemblest the spirit of thy imagination, not me.’ I involuntarily repeated it in German, and he said, ’Yes, those are the words’. The scene of the monkeys had made a considerable impression on him, and I remember, on my saying I suppose Goethe meant to represent men transformed into monkeys, he exclaimed, ’Suppose no such thing ⎯ suppose them veritable monkeys, and the satire is finer and deeper’. After a few words on Wilhelm Meister, I asked if he had read the Wahlverwandtschaften. He said, he did not recollect the hard word, but inquired the signification of it. ⎯ I gave some stupid translation, as the Choice Relationships. Lord Byron said, ’Yes, yes, the Affinities of Choice ⎯ I recollect reading a translation, which I should think was not a very good one, for some parts seemed to border on the unintelligible’. I replied, that I thought some parts of the original bordered on it likewise, though, perhaps, they were not within its limits. ’The review of Goethe’s Aus meinem Leben in the Edinburgh’, he said, ’was harsh and unfeeling.1) The literature of Europe is under obligations to Goethe, which entitled him to more respect; but often less ability is required to misrepresent and ridicule than to understand genius.’ I told Lord Byron I had seen the dedication of Sardanapalus on its way to Goethe before it had been printed, and the letter Goethe had written to the gentleman who had forwarded it, in which he mentioned that he had once commenced a translation of the English Bards and Scotch Reviewers. Lord Byron pulled up his horse, and exclaimed, with eagerness, ’He had, had he? and what did the old gentleman mean by that?’ I said I supposed he was struck by such an extraordinary specimen of early genius; but that he had abandoned his design, finding that he could not understand some passages without assistance. Lord Byron: ’No, that is not the reason: you don’t understand the tricks of authorship, but I can let you into the secret; there was more of the devil in me than in Goethe, and he was content to borrow my weapons against the Review, though I had wished to suppress the work. I remember another anecdote of Goethe. On the publication of Manfred, Goethe gave translations of those passages which he considered bore the greatest resemblance to Faust, to show my plagiarisms.’ I said, ’I am sure, my Lord, you have no fear of being thought a plagiarist.’ He replied, ’No, not much, though they seem to be trying hard to prove me one, in England.’ 2. [Frankfurt] C. F. v. Reinhard an J. v. Wessenberg (GJb 1890, 58f.): Vous me demande´s . . . des nouvelles de M. de Goethe . . . Je l’ai revu tel qu’il ´etait il y a 14 ans . . . Sur de la le´gitimite´ de sa domination lite´raire . . . ´etendant et affermissant ses conqueˆtes dans les provinces limitrophes (car si la lite´rature est son empire, il a comme Buonaparte pour paı¨s confe´de´re´s les arts, pour paı¨s allie´s l’histoire naturelle et la philosophie) il voit sa Cour se composer de quelques amis intimes, ses Ministres et ses confidens, des voyageurs qui viennent lui rendre hommage, et s’enrichir et s’embellir des communications et des productions lite´raires qui affluent de toutes les parties de l’Europe. Tanto ˆt c’est une de´dication du Lord Byron [Sardanapal], porte´e par un Envoye´ Ex˘

Nov

1

) Dazu s. oben 1816 Okt 5.: Byron an Murray.

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1823

traordinaire . . . tanto ˆt c’est la nouvelle de l’e´tablissement d’une chaire fonde´e `a Berlin, pour expliquer sa the´orie des couleurs.1) Il y a en effet quelque chose de princier dans cette existence . . .

Nov 16. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 75): Eingedenk des Versprechens, mir seine Elegie von Marienbad zu einer passenden Stunde abermals zu zeigen, stand Goethe auf, stellte ein Licht auf seinen Schreibtisch und gab mir das Gedicht. Ich war glücklich, es abermals vor Augen zu haben . . . Ich benutzte . . . den günstigen Augenblick und las es aber- und abermals und hatte dabei einen seltenen Genuß. Die jugendlichste Glut der Liebe, gemildert durch die sittliche Höhe des Geistes, das erschien mir im Allgemeinen als des Gedichtes durchgreifender Charakter. Übrigens kam es mir vor, als seien die ausgesprochenen Gefühle stärker, als wir sie in anderen Gedichten Goethes anzutreffen gewohnt sind, und ich schloß daraus auf einen Einfluß von Byron, welches Goethe auch nicht ablehnte. Dez

4. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 81): Die Tischgespräche waren heute besonders mannigfaltig . . . Dann ward über die Nibelungen viel gesprochen, dann über Lord Byron und seinen zu hoffenden Besuch in Weimar, woran Frau v. Goethe besonders Teil nahm. 21. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD)2)

1824 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte, Übersicht (W 36, 435): Lord Byron stirbt.



⎯ Byron: The Deformed Transformed, The prefatory note (Byron, Poetical Works 6, 517): This production is founded partly on the story of a Novel [of Joshua Pickersgill] called ‘The Three Brothers’, published many years ago [1803], from which M. G. Lewis’s ‘Wood Demon’ [1807] was also taken ⎯ and partly on the ‘Faust’ of the great Goe¨the.



⎯ H. Laube, nach F. A. Wolf (Goethes Gespräche. 2. Teil. Hsg. von E. Beutler. Zürich 1949, 147): Goethe: Ob ich viel auf Änderung ausgegangen sei? Nein, nur auf Bildung! Jede Farbe kann zu einer gefälligen Darstellung gebildet werden; ich bin niemals rot gewesen wie Lord Byron; mein Kolorit von Hause aus war immer sanfterer Art, etwa ein artiges Blau. Ich hätte mich zerstört, wäre mir das Bestreben geworden, durchaus rot zu sein.

Jan15.u.16. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: F. v. Müller gD, EGW 1, 549) 24. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD) 28. [Nachmittags] Eckermann wegen dem ersten Bogen des neuen Stückes

Kunst und Alterthum. 30. u. 31. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“ gD, EGW 1, 549) Jan 31. (s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD) Febr 4.

}

1

) L. v. Henning hielt dort seit dem Sommersemester 1823 Vorlesungen über G’s Farbenlehre. Vgl. dazu „Einleitung zu öffentlichen Vorlesungen . . .“, EGW 3, 274−327. 2 ) Druckvorbereitung von KA V 1, u. a. das Gedicht An Lord Byron.

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Febr 12. [Byrons] The Vision of Judgement [1822] mehrmals durchgegangen. 13. [Nachmittags] . . . Lord Byrons Todtengericht theilweise nochmals

durchgegangen, die unbekannten Worte nachgeschlagen und das Ganze überdacht. 16., 17., 19., 24. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“ gD, EGW 1, 549f.) 25. (s. „Byron: Don Juan“: Eckermann Gespräche gD, EGW 1, 553) 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 97): So hatte Goethe von Lord Byron gesagt, daß ihm die Welt durchsichtig sei und daß ihm ihre Darstellung durch Antizipation möglich. Ich äußerte darauf einige Zweifel: ob es Byron z. B. gelingen möchte, eine untergeordnete tierische Natur darzustellen, indem seine Individualität mir zu gewaltsam erscheine, um sich solchen Gegenständen mit Liebe hinzugeben. Goethe gab dieses zu und erwiderte, daß die Antizipation sich überall nur soweit erstrecke, als die Gegenstände dem Talent analog seien, und wir wurden einig, daß in dem Verhältnis, wie die Antizipation beschränkt oder umfassend sei, das darstellende Talent selbst von größerem oder geringerem Umfange befunden werde. März 8. An W. v. Humboldt (Br 38, 72): Darf ich den Überbringer Herrn Ster-

ling, einen jungen Engländer, empfehlen. Er ist es der mich mit Lord Byron in Verhältniß gebracht hat und dem ich dagegen auch recht was Gutes erzeigen möchte. Dieß geschieht indem ich Ihnen solchen vorstelle. 8. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: F. v. Müller gD, EGW 1, 550) 13. An C. J. Sterling (Br 38, 79): Sehr gern, mein werthester Herr Sterling,

hätte ich mündlich von Ihnen Abschied genommen und ein weiteres Wohlergehn auf Ihrer Reise persönlich gewünscht; alsdann hätte ich den Dank wiederholt, zu dem ich Ihnen verpflichtet bin, daß Sie einem näheren Verhältniß zu dem hochgeschätzten Lord Byron den Weg gebahnt. Ich betrachte dieß als einen der schönsten Gewinne meines Lebens. Gedenken Sie unserer! und wenn Sie nach Genua kommen und Gelegenheit finden von sich jenem außerordentlichen Manne Nachricht zu geben, so erwähnen Sie auch meiner, der Meinigen und der unerschöpflichen Verehrung, Bewunderung und Liebe, mit der wir ihm zugethan sind. Sprechen Sie aus, daß wir jene Person von uns höchst glücklich schätzen, die ihm, wo es auch sey, auf diesem Erdenrunde begegnen könnte. Leben Sie wohl und lassen mich von Zeit zu Zeit, besonders wenn Sie den Ort verändern, von sich hören, und berichten mir zutraulich wie es Ihnen indessen ergangen. 13. Brief an Sterling. März 8., 29., 31. Apr 1., 3.

}

(s. „Cain. A mystery by Lord Byron“ gD, EGW 1, 549f.)

Apr 19. L o r d B y r o n s t i r b t .1) 1

) Retrospektiv notiert; die Todesnachricht erreichte G am 23. Mai (s. dort). Byron war am 19. Apr 1824 in Missolunghi (Mesolo ´ngion), Hauptstützpunkt der Griechen im Freiheitskampf, an Malaria gestorben; s. auch unten 1824 Nov 25.

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Mai 18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 539f.): Das Gespräch lenkte sich sodann auf den italienischen Dichter Torquato Tasso, und wie sich dieser zu Lord Byron verhalte; wo denn Goethe die große Überlegenheit des Engländers an Geist, Welt und produktiver Kraft nicht verhehlen konnte. „Man darf, fügte er hinzu, beide Dichter nicht mit einander vergleichen, ohne den Einen durch den Andern zu vernichten. Byron ist der brennende Dornstrauch, der die heilige Zeder des Libanon in Asche legt. Das große Epos des Italieners [La Gierusalemme liberata] hat seinen Ruhm durch Jahrhunderte behauptet; aber mit einer einzigen Zeile des Don Juan könnte man das ganze Befreite Jerusalem vergiften.“ 22. An Knebel (Br 38, 144): Erfreue dich, mein Theuerster, an beykom-

menden Verwegenheiten [Byrons The Vision of Judgment (1822)]. 23. Erste Nachricht vom Tode des Lord Byron. 25. [Weimar] F. Soret Erinnerungen1) (Zehn Jahre 115f.): Herr Riemer gibt der Unterhaltung eine andere Wendung, er spricht von Byron, von seinem Tode usw. Goethe verbreitet sich über Byrons Schriften und gibt davon eine glänzende Charakteristik; dann fährt er fort: „Übrigens hat die Literatur, denkt man an die Steigerung ihrer Möglichkeiten, durch seinen frühen Tod nichts verloren. Weiter entwickeln konnte sich Byron nicht mehr; er hatte den Gipfel seiner schöpferischen Kraft erreicht, und seine späteren Werke würden, wenn auch immer tüchtig und schön, mehr der Unterhaltung der Leser als ihm selbst gedient haben; die Grenzen der Welt, in der sein Genie zur Entfaltung kommen konnte, hätten sie nicht erweitert. In seiner unergründbaren Schöpfung ,Das Jüngste Gericht’ [The Vision of Judgment] ist er bis an die äußerste Grenze seines Könnens gelangt.“ 26. [Nachmittags] Ich überdachte das gestrige Gespräch mit Soret und da-

raus herfließende Resultate. Juni 13. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 119): Nach Hof bey Göthe . . . Über Byrons zu rechter Zeit erfolgten Tod. Sein Griechisches Unternehmen habe etwas Unreines gehabt, hätte nie gut endigen können. „Es ist ein Unglück, daß so ideenreiche Geister ihr I d e a l durchaus verwirklichen, ins Leben einführen wollen. Das geht einmal nicht, das I d e a l und die gemeine Wirklichkeit müssen streng geschieden bleiben.“ 15. [Belvedere] F. Soret an G (Zehn Jahre 121): Frau von Goethe hat Ew. Exzellenz gewiß das Anliegen vorgetragen, mit dem ich sie behelligte. Ein naher Freund Lord Byrons [T. Medwin] schreibt dessen Lebensgeschichte, das entschuldigt vielleicht meine Unbescheidenheit. Der Verfasser ist um Quellen verlegen, aus denen sich ergibt, was Deutschland und vor allem Sie von jenem Dichter halten, und es wäre für ihn eine sehr große Enttäuschung, wenn er auf die Einzelheiten verzichten müßte, die Ihre Einwilligung ihm verschaffen könnte, sowohl über Ihr eigenes literarisches Urteil als über Byrons Ansicht von Deutschland.2)

1

) Das Gespräch fast gleichlautend auch überliefert von Eckermann, dort datiert auf den 18. Mai 1824 (s. oben, Auszug Tasso-Vergleich). 2 ) T. Medwin hatte in Genf, wo er sich im Sommer 1824 aufhielt, vertrauten Umgang mit dem namhaften engl. Schriftsteller Sir Samuel Brydges, der in den höheren Kreisen Genfs verkehrte. Durch Brydges kam er in Kontakt mit bedeutenden Genfer Persönlichkeiten wie Charles Victor de Bonstetten, Marc August Pictet u. Charles Hentsch, dem Genfer Bankier von Byron. Diese Beziehungen werden es Medwin ermöglicht haben, über Soret mit G in Verbindung zu treten. Welche Person in Genf die Korrespondenz mit Soret übernahm, ist nicht bekannt.

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Juni 15. Erster Entwurf (H1; AA-SL 5, 184): Mit Vergnügen ergreife ich die

Gelegenheit auszusprechen, wie ich das Genie des Lord Byron von jeher in hohen Ehren gehalten, den Reichthum seiner productiven Kraft bewundert und seinen so schaffenden als durchdringenden Geist zu schätzen gewußt. Der Unfriede mit sich selbst, welcher überall durchblickt betrübte mich ohne meine gefühlvollste Hochachtung zu beeinträchtigen. Meine Gesinnungen gegen ihn sprach ich in Gesellschaft öfters lebhaft aus ohne mich öffentlich darüber zu erklären; nur in einigen Heften von Kunst und Alterthum finden sich übersetzte Stellen, auch weniges muthmaßliche über die Person des Dichters. Das Inhaltsverzeichniß am Ende des vierten Bandes wird hierüber weitere Nachweisung geben. Der Lord schien indessen auch von meinen Arbeiten einige Kenntniß genommen zu haben, wie ich an verschiednen Andeutungen zu bemerken glaubte. Die größte Versicherung jedoch ward mir dadurch daß er seinen S a r d a n a p a l mir öffentlich zu widmen vorhatte, wovon sein eigenhändiger Aufsatz mir zu Händen kam. Zwar durch Verspätungen ward eine solche Absicht vereitelt, doch durch die Zuschrift von We r n e r konnt ich mich überzeugen daß es ihm Ernst gewesen sey. Indessen brachten Durchreisende gar manches grüßende Wort, zuletzt Herr Sterling, ein junger lieber Mann, einige schriftliche Zeichen;1) ich erwiederte dieselben durch ein kurzes Gedicht, das ihn, wundersam genug, gerade bey seiner Abreise von Livorno glücklich erreichte. Sein erwiedernder, höchst freundlicher Brief ist vom 24. [22.] July 1823, dessen vertraulicher Abschluß uns nach einer glücklichen Rückkehr auch einen Besuch in Weimar hoffen ließ. Wie viel schmerzhafter die traurige Catastrophe, die ihn der Welt entriß dadurch für uns geworden, spricht sich von selbst aus. Der schönste Stern des dichterischen Jahrhunderts ist untergegangen, den Hinterlassenen bleibt es Pflicht, sein unauslöschliches Andenken immer frisch in großen und kleinen Kreisen zuerhalten. W. den 15. Juny 1824. 16. [Nachmittags] Professor Riemer . . . Demselben den Aufsatz über Lord Byron mitgegeben. Herr Soret war des Morgens dagewesen . . . 18. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 340): Die Byrons haben mich sehr ergötzt.2) Die Funken dieses brilliantenen Geistes sprühen allerwärts und reizen zur Bewunderung. Tags nachher, als ich die Vision gelesen hatte, erhielt ich die Nachricht von des Verfassers Tode. Ein Schlag hätte mich nicht heftiger treffen können. Ich überrechnete in Eile sein Leben, und fand, um nicht zu sehr auf das Schicksal zu zürnen, daß es vielleicht der glänzendste Augenblick seines Lebens gewesen ist. Ich nahm einen Cypressenzweig und legte ihn auf sein Bild. 27. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 310f.): Goethe läßt Sie, theurer Freund! bitten, durch Herrn Doering schnell möglichst pag. 10−13 anliegender Byronscher Gedichte, wo nicht in gereimte Verse, doch in Jamben, übersetzen zu lassen. Sie 1 2

) Byrons Grüße s. oben 6. Apr 1823. ) Vision, s. oben 22. Mai 1824.

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werden Ihn und mich höchlich durch baldige Erfüllung dieses Wunsches verpflichten1) ...

Juli

4. Kräuter, Auskunft wegen Missolunghi. 10. [Genf] T. Medwin an Mary Shelley (E. J. Lovell, Jr.: Captain Medwin. Friend of Byron and Shelley. Austin 1962, 160f.): How do you think I have been employing myself. With writing, and the subject I have chosen has been Memoirs of Lord Byron. Everyone here has been disappointed in the extreme by the destruction of his private biography, & has urged me to give the world the little I knew of him. I wish I was better qualified for the task. When I was at Pisa I made very copious notes of his conversation, for private reference only, and was surprised to find on reading them (which I had never done till his death, and hearing that His Life had been burnt) that they contained so many anecdotes of his life. During many nights that we sat up together, he was very confidential, and entered into his history and opinions on most subjects. And from them I have compiled a Volume which I am told is highly interesting. Shelley I have made a very prominent feature in the work, and I think you will be pleased with this part at least of the memoir, and all the favorable sentiments of Lord Byron regarding him. But I shall certainly not publish the work till you have seen it − and would give the world to consult you in person about the whole. You might be of the greatest possible use to me, and prevent many errors from creeping in. I am told it cannot fail of having the greatest success, and have been offered £ 500 for it − a large and tempting sum, in consequence of what has been said in its praise by Grattan. I have not attempted to write a panegyric. I have endeavored to draw him as he was. It is only a rough sketch. Some very valuable communications have been made me by Goethe − & I am daily expecting a second letter from him − with original letters of Lord B’s to the German Poet − & some unpublished Sonnets of his on him. 11. [Dornburg] F. Soret an G (Zehn Jahre 122f.): Exzellenz wollen verzeihen, wenn ich mit Briefen und Fragen lästig falle, ich schäme mich meiner Zudringlichkeit, und doch bin ich schon wieder da, Ihr Wohlwollen ermutigt mich dazu. Der Verfasser des Lebens von Byron heißt Medwin, er ist Kavalleriehauptmann, hat den Krieg in Indien mitgemacht und war ein begeisterter Freund des berühmten Dichters; er ist selbst Dichter und eines seiner Bücher, der „Ewige Jude“, hat Erfolg gehabt. Er steht in Verbindung mit Baron Lützerode und ist überhaupt ein bekannter und vertrauenswürdiger Mann. Die Lebensbeschreibung, an der er arbeitet, ist nicht für die Bibliothe`que universelle bestimmt, sondern ein selbständiges Werk, das nur auf Ihre kostbare Mitteilung wartet, um in London zu erscheinen. Herr Medwin sagte meinem Korrespondenten, Byron sei auf seinen Verleger wütend gewesen, weil er beim „Cain“ [richtig: Sardanapal] die Widmung an Sie fortgelassen hatte. Dieses Gedicht hat, um auch das noch hinzuzufügen, Herr von Lützerode übersetzt.2) Darf ich im Anschluß an diese Notizen nochmals um die Bemerkungen bitten, die Sie mir liebenswürdigerweise zugedacht hatten [1. Entwurf vom 15. Juni], und zugleich um die Erlaubnis, Ihr Gedicht auf Lord Byron mitschicken zu dürfen? Liegen die Blätter schon fertig da, so würde ich sie gern noch in Dornburg haben, da ich Freitag [16. Juli] nach Genf schreibe. 12. Dictirt das Verhältniß zu Lord Byron für Soret. Schreiben von demsel-

ben . . . [An] Herrn Soret nach Dornburg. 1

) H. Doering hatte bereits Übersetzungen Byronscher Gedichte veröffentlicht (Lord Byron’s Poesien. Zwickau 1821. 1825; Ruppert Nr. 1486). 2 ) Baron Lützerode aus Dresden hatte Byron eine Übers. des ersten Akts von Cain zukommen lassen (Lovell 1966, 227). Lützerode erwähnt in Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824), 226.

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Juli 12. An F. Soret (Br 38, 195f.): Sie verzeihen, mein Werthester, wenn ich

gestehe daß die letzten drey, durch die Gegenwart bedeutender Fremden [Graf Sternberg u. Rauch] äußerst bewegten Wochen Ihren geäußerten Wunsch, einiges über mein Verhältniß zu Lord Byron zu erfahren, völlig aus meinem Sinne verlöschen konnten. Haben Sie die Güte nur kürzlich punctweise mir anzuzeigen was man wünscht, so will ich alsobald das Nöthige zu Papier bringen, damit solches noch vor Freytag in Ihren Händen seyn kann. 12. [Dornburg] F. Soret an G (Zehn Jahre 124): Wie mir mein Korrespondent schreibt, würde es Herrn Medwin wertvoll sein, die Meinung der Deutschen über Byrons Werke zu erfahren und etwas über die Beziehungen, die zwischen ihm und ihnen bestanden. Den Hauptwert legt er auf alles, was Ew. Exzellenz darüber etwa geschrieben haben in Veröffentlichungen, die man in Genf oder London noch nicht kennt; er bittet also 1) um Angabe der Quellen, aus denen er Ihr Urteil entnehmen kann, 2) um einige Mitteilungen über Ihre persönlichen Beziehungen zu Byron, soweit Sie darüber sprechen wollen, 3) um einige Aufschlüsse über die Ansicht des literarischen Deutschlands über Byron. Darf ich, wenn Ew. Exzellenz es nicht selbst schon sagen, hinzufügen, daß Lord Byron Sie in Weimar besuchen wollte, daß er Sie einlud, nach Italien zu kommen und daß Ihr Gedicht eine Antwort darauf ist? . . . Darf schließlich der Verfasser gegebenenfalls erklären, daß diese Mitteilungen direkt von Ihnen kommen, oder soll er das nicht angeben? 13. Aufsatz für Soret umdictirt und corrigirt . . . Mittag Professor Riemer.

Mit demselben nachher den Aufsatz für Soret durchgegangen. 13. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 341): Du hast mich mit den reichen Früchten Deines Geistes und Fleißes [KA V 1] aufs neue beschenkt, und ich danke Dir recht herzlich dafür . . . [Ich war angezogen von] . . . dem schönen Gedichte im Anfang [An Lord Byron] . . . 14. John hatte den Aufsatz für Soret geschrieben. 14. An F. Soret (Br 38, 197f.): In Beygehendem, mein Werthester, habe

ich mich ganz allein an das zwischen mir und Lord Byron bestandene Verhältniß gehalten indem der Aufsatz in sich selbst abzuschließen war. Von M a n f r e d , C a i n , D o n J u a n hab ich nur weniges übersetzt, auch nur mit kurzen Worten meine Gedanken darüber öffentlich geäußert. Es findet sich zerstreut in den vier Bänden über K u n s t u n d A l t e r t h u m . Von dem allgemeinen Beyfall, welcher den Werken des Lords in Deutschland von Männern und Frauen geworden, sind Sie selbst Zeuge, auch geben alle Tages-Hefte und Blätter seit mehreren Jahren davon ein unwiderruflich Zeugniß. Ich schließe mit den besten Grüßen und dem Wunsche daß Gegenwärtiges den Zwecken Ihrer werthen Freunde einigermaßen zu entsprechen geeignet sey . . . Noch eines füge ich hinzu, um allen Zweifel wegen Benutzung des mitgetheilten Hauptblattes zu beseitigen: daß ich solches ausdrücklich geschrieben habe, damit es publicirt werde; deshalb steht es Herrn Medwin frey gedachte Mittheilung zu übersetzen und seinem Werk an beliebiger Stelle einzuschalten, mit dem Bemerken daß solches völlig meiner eigenen Absicht gemäß ist.

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Juli 15. [An] Herrn Soret nach Dornburg, Aufsatz des Verhältnisses zu Lord

Byron. 20. Über den Tod von Lord Byron von Walther Scott.1) 21. Verhältniß zu Lord Byron mundirt.2) 23. Verhältniß zu Lord Byron. Die Abschrift mit den Originalen in ein

Portefeuille. Aug

1. (T. Medwin: Preface 〈Journal of the Conversations of Lord Byron〉 datiert: 1st August, 1824)3) 5. Englisches Gedicht auf Lord Byrons Tod.4)

[Aug]5) T. Medwin an Mary Shelley (Ernest J. Lovell, Jr.: Captain Medwin. Friend of Byron and 13. Shelley. Austin 1962, 168): My MS. is by this time in London, and would have been there long ago, but that I was waiting to close it by a communication from the celebrated Goethe, who has kindly sent me, at last, a detail of his acquaintance with Lord Byron, and has added to it an original poem − both great prizes − and, perhaps, the only valuable part of my work. Okt 20. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 314): . . . Ihre Byronschen Übersetzungen kommen höchst zeitgerecht, da Alles voll Heißhunger nach Reliquien dieses hingeschiednen Musen-Helden ist. 22. [Paris] J. J. Flatters an G (GSA 28/109 Bl. 302): Je viens de terminer le Buste de Lord Byron; je vous prie d’en accepter un exemplaire. 23. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 122): Von 31/2 bis 51/2 bey Goethe. Neckereyen Ottiliens und Ulrickens wegen Julies [v. Egloffstein] Ankunft [10. Nov]. Revenge durch erregte Neugierde auf den Morgenblatts-Aufsatz über Göthe-Byron.6) 27. Brief von Paris [22. Okt], Lord Byrons Büste und die meinige ankün-

digend.7) Nov/Dez Schema zu KA V u. VI (AA-SL 3, 324): 1. Betrachtungen bey Medwins Unterhaltungen mit Lord Byron O! hätt er sich gekannt wie ich ihn kannte. Nov/Dez Medwin, Gespräche über Lord Byron8) (W 41.2, 154): Große Talente sind selten, und selten ist es, daß sie sich selbst erkennen; nun aber hat kräftiges unbewußtes Handeln und Sinnen so höchst erfreuliche als unerfreuliche Folgen, und in solchem Conflict schwindet ein bedeutendes Leben vorüber. Hievon ergeben sich in Medwins Unterhaltungen so merkwürdige als traurige Beispiele. 1

) Sir W. Scott: Sur la mort de Lord Byron. Paris 1824 (Ruppert Nr. 50). ) AA-SL 5, 178 kommentiert: Mit H 5 liegt dieses abschließende Mundum vor, das Goethe für sich selbst, zur weiteren Aufbewahrung, herstellen ließ. 3 ) Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron erschien in London am 23. Okt 1824. 4 ) Um welches Gedicht es sich handelte, nicht bekannt. 5 ) Der Brief nur datiert: 13, 1824; er könnte daher auch Sept oder Okt geschrieben worden sein. 6 ) War 5. Okt 1824 erschienen; s. Angabe D. 7 ) Zum Fortgang der Angelegenheit s. unten 8. Dez 1824 u. Folgetage. 8 ) Betrachtung, publiziert in KA V 2 (1825) 160. 2

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Nov/Dez Capitain Medwins Unterhaltungen mit Lord Byron (Paralip. 3; W 42.1,

429f.): Die englische Nation hat gar nicht Ursache, dem Lord Byron seine Mängel vorzuwerfen, wenn er fehlt, fehlt er als Engländer; als ungebändigter reicher Erbe, pedantisch erzogen, sittlich ungebildet, zum Widerspruch geneigt, in der Opposition sich gefallend, in der Tadelsucht sich erfreuend, und zuerst seine Landsleute, König und Gemeine, zuletzt, ins Gränzenlose sich verlierend und ohne Maas und Ziel, die ganze Welt verlästernd. Diese nach und nach sich steigernden Unarten sind nationell und familienhaft, und da bleibt es denn immer ein Wunder, daß er als Mensch so gut geblieben und als Dichter über alle Zeitgenossen sich erhoben. Nov/Dez H. Meyer: Bildende Kunst (KA V 2, 1825, 89f.): Bildniß des Lord B y r o n ,1) halbe Figur, den Kopf auf die Hand und den Ellenbogen auf vor ihm liegende Papiere gestützt, auf denen man Titel mehrerer seiner Gedichte lieset;2) der Grund zeigt Trümmer eines Tempels, Meer, eine Flotte und ein brennendes eben in die Luft springendes Schiff. Unter dem Bildniß ist in Gestalt einer Vignette angebracht: Byrons Denkmal an welchem ein trauernder Genius steht, umher im Cypressenhayn die Denkmäler des Miltiades, Aristides und Themistokles. Es ist dieses lithographische Blatt, welchem wahrscheinlich ein englischer Kupferstich zum Grunde liegt, eine französische Arbeit, von Maurin gezeichnet und bey Villain gedruckt. Byron hier beynahe im Profil dargestellt hat regelmäßige schöne Züge, mehr bedeutsam und geistreich als anziehend; besonders ist der feurige Blick seines offenen Auges fast abstoßend herbe. In wieferne solches der Wahrheit gemäß ist, werden die am besten beurtheilen, denen der außerordentliche Mann im Leben bekannt war. Die lithographische Arbeit ist sehr zierlich, reinlich und kräftig. Nov

4. [Jena] Knebel an F. v. Müller (Unterhaltungen 314): Ich fand gestern in einem Englischen Journal die S e k t i o n von Lord Byron. Diese interessirte mich sehr. Seine Hirnschale war beinahe wie aus Einer Masse, sehr stark, und ganz ohne Sutur . . . Die Rede, die der Bischof Spiridion bei seinem Grabe gehalten,3) ist ein Muster treflicher Beredsamkeit. Wir haben nichts dergleichen. 6. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 314): Ums Himmels willen übersetzen Sie doch sogleich die Grabrede des Bischofs Spiridion auf Byron. Es wäre ja Schade tausendmal wenn uns so etwas entzogen bliebe. Brokhaus würde sie gewiß fürs Conv[ersations] Blatt gut honoriren. Was Sie von dem Sectionsbericht mittheilen, ist sehr intereßant und dankenswerth. Ich werde Goethen davon erzählen. 18. Die Unterredungen mit Byron kamen zur Sprache. Einige sehr schöne

Gedichte desselben wurden gelesen.

1

) Lithographie von N. E. Maurin (Blattgröße: 480 x 320mm; Platte: 250 x 213 mm; Steinabdruck 360 x 264 mm), Datierung u. Herkunft unbekannt, in G’s Sammlungen (Schuchardt 1, 226 Nr. 137/7), heute im GNM, Depot Graphik (in FA I 22 Abb. 12, nach 1152). Femmel 1980, 136 (K 50) erläutert: Unter den Rahmungslinien: ,Maurin del / Imp. de Villain / LORD BYRON’. Darunter eine . . . Vignette: Grabmäler der großen Feldherrn der Antike ,Miltiades / Aristides / Themistokles’, bei einem Grabkippus mit der Aufschrift ,La Gre`ce reconnaissante’ ein trauernder Genius. 2 ) Ms. des Child Harold (1812). 3 ) Abgedruckt in Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824), 339−43.

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Nov 18. [Weimar] F. Soret an G (GSA 28/1035 Bl. 128): Je viens de lire dans je ne sais quel journal que l’ouvrage de Mr Medwin sur Lord Byron a enfin paru en deux volumes dont le titre est C o n v e r s a t i o n s d e L o r d B y r o n etc. La traduction francaise est annonce´e en meˆme tems que l’original qui je le suppose ne tardera pas `a Vous ˆetre envoye´. [19.] [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 124): Nachmittags bey Egl[offsteins], über die Conversion [Conversations] v Byron gesprochen . . . 20. Mittag für uns. Wurden die neusten Schriften über Byron besprochen.

Gegen Abend Canzler von Müller . . . [20.] [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 124f.): 5 bis 71/2 Uhr Nachmittags [bei G] . . . Über Lord Byron[s] kritisches System der Aesthetik. Er stellte den alten Pope so hoch, um an ihm eine unbezwingliche Mauer zum Hinterhalt zu haben. Gegen Pope (allenfalls Wieland) sey Byron ein Riese, gegen Shakespeare aber freylich wieder nur ein Zwerg gewesen. Die Ode auf den Tod des General Moore sey eine der schönsten Dichtungen Byrons.1) Shelley müsse ein armseeliger Wicht seyn, wenn er dieß nicht gefühlt, überhaupt scheine Byron viel zu gut gegen ihn gewesen. Eben so wenig sey Körner Schillers würdig gewesen. Daß B.[yron] bey dem Gefangnen von Chillon [London 1816] Ugolino [v. Gerstenberg, Hamburg-Bremen 1760] zum Vorbild genommen, sey nicht zu tadeln; die ganze Natur gehöre dem Dichter an, nun aber werde jede geniale Kunstschöpfung auch ein Theil der Natur und mithin könne der spätere Dichter sie so gut benutzen, wie jede andere Naturerscheinung. Mad. Bellock [Lord Byron T. 1, Paris 1824, S. VI] verdarb es mit Goethe, daß sie Moore der Byronschen Lorbeerkrone würdig hielt. Höchstens in einem Ragout dürfe Moore einige Lorbeerblätter genießen. An einem so herrlichen Gedicht, wie das Byronsche auf General Moor[e] zehre Er, G., einen Monat lang und verlange nach Nichts Anderem. Wäre B.[yron] am Leben geblieben, er würde für Griechenland noch ein Lycurg oder Solon geworden seyn. [nach Nach Lord Byron2) (MA 18.1, 63): 20.] Nein! für den Poeten ist’s zuviel

Dieses entsetzliche Strafgericht! Verdammet ist mein Trauerspiel Und die alte Tante nicht. 25. An Carl August (Br 39, 22f.): Höchst Deroselben gestrige Sendung hat mich überrascht und im Tiefsten gerührt. Es bleibt doch immer ein wundersames Gefühl, ein so vorzügliches Menschenkind in jungen Jahren vor sich hingehen zu sehen, und das schreckliche Lokale! Die nothdürftigen Häuser, auf einer steinigen, der Überschwemmung ausgesetzten Fläche, wo man bey erhöhtem Wasser in Kähnen fährt, sodann aber die zurücktretende Welle eine Schaar von Fröschen hinterläßt. Eine beygefügte Notiz [Beilage] gibt von dem dortigen schlechten 1

) Nicht von Byron, sondern von Charles Wolfe. Irrtum veranlaßt durch Medwin (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 112ff.; dort auch Abdruck der Ode). 2 ) Freie Nachdichtung eines Epigramms von Byron, bei Medwin (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 121) überliefert: Behold the blessings of a happy lot! My play is damn’d, and Lady ⎯ not! Ebd. 120 Byron’s Erläuterung mitgeteilt, er habe mit den Versen auf die Nachrichten reagiert, sein Trauerspiel Marino Faliero sei durchgefallen u. eine alte Tante, die er zu beerben hoffte, beabsichtige, hundert Jahre alt zu werden.

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Zustand, und wie man doch wegen der günstigen Militärlage daselbst zu verweilen genöthigt ist, zwar nur das Bekannte, aber doch zur Aufklärung des gegenwärtigen Bildes gedrängten Abriß. [Beilage (Br 39, 281f.):1)] Missolunghi oder Mezzolunghi, bei Va u d o n c o u r t Mesalonghi, ist eigentlich nichts weiter als das Kastell oder die Akropolis des Eilandes und der Stadt Anatoliko. Es liegt vor dem Eingange zu dem Busen von Ainabachti oder Lepanto im Sandschack Janina, und der Stadt Patras auf Morea gegenüber, und ist deshalb vorzüglich wichtig, weil es den Eingang zu dem gedachten Busen befehligt. Wie Anatoliko, bei welcher Stadt von 5000 Einwohnern der Hafen gelegen ist, macht es zwar keine eigentliche Insel aus, ist aber durch undurchdringliche Moräste, welche die Fluth zum Theile füllt, von dem Festlande abgeschnitten, und ein von der Landseite fast uneinnehmbarer Platz, der jedoch eben durch die mephitischen Ausdünstungen jener Sümpfe, die auch L o r d B y r o n hinrafften, höchst ungesund ist. Vor der Mündung des Aspro oder Aspropotamo sieht man sieben kleine Eilande, die Nisias und die Echinades der Hellenen (auf der Karte ohne Namen), wo die Anatoliker eine einträgliche Fischerei unterhielten. Die Einwohner, lauter Hellenen, haben sich gleich zu Anfange der Auflehnung für die Sache der Hellenen erklärt, und Anatoliko mit Missolunghi bilden gegenwärtig den Hauptwaffenplatz am Busen von Ainabachti.

Nov 25. Gegen Abend Herr Canzler die neusten Byronschen Angelegenheiten

besprechend. Späterhin Conversations de Lord Byron premier2) . . . An Serenissimum . . . 26. [Nachmittags] Lord Byrons Unterhaltungen weiter gelesen. Dez

3. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 128): „Es kommt darauf an, fuhr Goethe fort, daß Sie sich ein Kapital bilden, das nie ausgeht. Dieses werden sie erlangen in dem begonnenen Studium der englischen Sprache und Literatur . . . Und noch heut zu Tage, wo wollen Sie denn in Deutschland drei literarische Helden finden, die dem Lord Byron, Moore und Walter Scott an die Seite zu setzen wären? − Also noch einmal, befestigen Sie sich im Englischen, halten Sie Ihre Kräfte zu etwas Tüchtigem zusammen, und lassen Sie alles fahren, was für Sie keine Folge hat und Ihnen nicht gemäß ist.“ 8. Eröffnung der Kiste [mit Büsten] von Paris.

[vor 10.] [Breslau] J. Max an G (GSA 28/109 Bl. 297f.): . . .3) Die so eben erschienenen Conversations of Lord Byron by Medwin, werden in meinem Verlage in deutscher, und wie ich hoffe, in wohlgelungener Uebersetzung erscheinen. Euer Excellenz haben diesem großen Dichter, im 1ten Hefte des 5ten Bandes von K u n s t u n d A l t e r t h u m , eine Inhaltsreiche Stelle [Gedicht An Lord Byron] gewidmet. Dieses gibt mir Veranlaßung zu der unterthänigsten Anfrage und Bitte: ob Hochdieselben sich nicht vielleicht geneigt finden laßen würden, eine Abhandlung über Byrons Dichtungen und über seine ganze Stellung zum Zeitalter, der deutschen Uebersetzung des Medwinschen Werkes vorangehen zu laßen und beizugeben. Der Werth dieses Buches würde dadurch nicht allein

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) Auf G’s Wunsch verfaßte Anmerkung vom Weimarer Statistiker J. G. H. Hassel. ) Die Eintragung legt nahe, daß G die Conversations in einer frz. Übers. las. − In Paris waren am 6. u. 13. Nov 1824 gleichzeitig zwei frz. Übers. in je zwei Bänden erschienen: von A. Pichot bei Lavocat u. von A. T. Davesie`s de Ponte`s bei Pillet. Letztere wird G gelesen haben, da nur sie in der Weimarer Bibliothek vorhanden ist: Conversations de Lord Byron . . . (s. Angabe unter D), Tome Ier [6. Nov]. Tome IIe [13. Nov]. 3 ) Das Vorausgehende s. in „Faust. Der Tragödie zweyter Theil“: J. Max an G gD. 2

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erhöhet, sondern auch dem edlen Lord ein Denkmal gesetzt werden, welches T h o m a s M e d w i n , einer neueren englischen Ausgabe seiner Conversations beizugeben, nicht unterlaßen dürfte. Mir würde dadurch die große Ehre zu Theil, Einiges von dem größten Dichter Deutschlands, ja Europas in meinem Verlage erscheinen zu sehen, und zwar bei Gelegenheit eines Buches, welches interessante Aufschlüße, aus dem immer noch wenig bekannten, aber gewiß reichen Leben eines großen englischen Dichters gibt. Da die von mir zu veranstaltende Uebersetzung, keinesweges in die Reihe der gewöhnlichen Fabrikarbeiten der Art treten soll, sondern von einem Sprach- und Sachkundigen Gelehrten übernommen worden ist, so würde ich, im Fall Euer Excellenz es genehmigen wollten, Hochdenselben die Aushängebogen zu hochgeneigter Ansicht und Durchsicht zu übersenden so frei sein. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich mir mit der Hoffnung schmeicheln dürfte, daß das bedeutendste und kompetenteste Urtheil, das in unserer Zeit über den gefeiertesten Dichter Englands ausgesprochen worden, ein Urtheil, das der Nachwelt als die bedeutenste Stimme aus Byrons Zeitalter, als ein unschätzbares historisches Aktenstück erscheinen müßte, in meinem Verlage zum Druck befördert werden könnte. Möchte es Euer Excellenz gefallen, eine hochgeneigte zusagende Antwort mir ertheilen zu wollen! – Ich verharre in tiefster Ehrerbietung Euer Excellenz unterthänigster Diener Jos. Max.

Dez 11. Canzler von Müller wegen der Pariser Büsten. Promemoria deßhalb an

Ihro Hoheit den Großherzog. 11. An Carl August (Br 39, 34f.): Königliche Hoheit. Das durch Canzler v. Müller gnädigst mir vorgelegte Räthsel lößt sich wohl durch beykommenden Brief. Ein Bildhauer in Paris, unterzeichnet Flatters, dessen unfranzösischer Name mir auch sonst nicht bekannt geworden, meldet unterm 22. October daß er zwey Kisten mit Brustbildern nach Weimar senden werde, die eine mit zwey Exemplaren meines Bildnisses für Ihro Königliche Hoheiten, die andere mit meiner und Lord Byrons Büste für mich. Nun ist eine Verwechselung vorgegangen; vor einigen Tagen erhalte die Kiste mit zwey Exemplaren meines Bildnisses, welches freylich mehr behagliche Selbstgenügsamkeit ausdrückt als Gott und die Natur mir haben verleihen wollen. Die andere gelangt an Höchst Dieselben zu einiger Überraschung. Daß ich nicht früher dieser Angelegenheit erwähnte daran ist die Vermuthung Ursache beide Kisten würden an mich addressirt seyn. Möchten Höchst Dieselben nun die Gnade haben mir die Büste des Lord Byron zu übersenden, worauf ich sehr neugierig bin1) . . . [11.] [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 127): Früh beym Grosherzog, der sehr freundlich war und mir Göthes und Byrons eben aus Paris gekommene Büsten zeigte, auch mit der Nachricht davon zu Göthe sandte. 15. An J. Max (Br 39, 49): . . . thut es mir doppelt leid, auf Ihren freund-

lichen Antrag nicht eingehen zu können. Mein Verhältniß zu Lord Byron war gewiß das zarteste, gegründet auf eine zeitig empfundene sowie ernst geprüfte Hochschätzung seiner großen Dichtergabe, im

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) Abb. bei Robertson 1924, vor 87.

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Lauf der Jahre zugleich mit einem wechselseitigen Wohlwollen glücklich gesteigert, die schönsten Hoffnungen begünstigend und zuletzt durch ein grausames Geschick abgebrochen. Hierüber nur durch äußere Veranlassung laut zu werden, darf sich mein tiefer Schmerz nicht erlauben; nur wenn die Muse selbst mich drängte, müßt ich ihr gehorchen. Dez 16. [Nachmittags] Medwins Unterredungen mit Byron . . . Herr Hofrath Soret . . . manches besprechend. 17. Gegen Abend Herr Canzler von Müller. Sodann Herr Dr. Eckermann. Mit letzterem, der fortfuhr Englisch zu lernen, über englische Literatur und Geschichte. Auch die großen Vortheile, solche zu studiren. Dann ward über das Byronsche Leben in Italien und Griechenland gesprochen. 17. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 128): Ekermann trat ein, das Gespräch kam auf Byrons Conversations. [G:] „Ich lese sie nun zum zweytenmale, ich möchte sie nicht missen und doch lassen sie einen peniblen Eindruck zurück. Wie viel Gecklatsche oft nur um eine elende Kleinigkeit; welche Empfindlichkeit über jedes alberne Urtheil der Journalisten, welch ein wüstes Leben mit Hunden, Affen, Pfauen, Pferden, alles ohne Folge und Zusammenhang. Nur über A n s c h a u u n g e n urtheilt Byron vortreflich und klar, Reflexion ist nicht seine Sache, seine Urtheile und Combinationen sind denn oft die eines Kindes. Wie viel zu gedultig läßt er sich Plagiate vorwerfen, scharmuzirt nur zu seiner Vertheidigung, statt mit scharfem Geschütz die Gegner niederzudonnern. Gehört nicht alles, was die Vor- und MitWelt geleistet, ihm de jure an? Warum soll er sich scheuen, Blumen zu nehmen, wo er sie findet? Nur durch Aneignung fremder Schätze entsteht ein Großes. Hab’ ich nicht auch im Mephistofeles den Hiob und ein Shakespearisches Lied mir angeeignet?1) Byron war meist u n b e w u ß t ein groser Dichter, selten wurde er sein selbst froh.“ 17. [Weimar] F. Soret an G (Zehn Jahre 139): Hier also meine an Lord Byron. Blaß und matt mögen Ew. Exzellenz sie niger fehlerhaft als die Übersetzung der Unterhaltungen. über geworden.2) [Folgt Übers. Str. 1 u. 2 wie in Z 1823

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Übersetzung Ihres Gedichtes finden, aber hoffentlich weMir ist geradezu elend darJuli 16., Str. 3 geändert:]

) Dazu s. unten 1825 Jan 18.: Eckermann Gespräche u. Anm. ) Engl. Übers. in Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824, 282): „One friendly word comes fast upon another From the warm South, bringing communion sweet. ⎯ Calling us amid noblest thoughts to wander Free in our souls, though fetter’d in our feet. How shall I, who so long his bright path traced, Say to him words of love sent from afar? ⎯ To him who with his inmost heart hath struggled, Long wont with fate and deepest woes to war? May he be happy! ⎯ ’thus‘ himself esteeming, He well might count himself a favoured one! By his loved Muses all his sorrows banish’d, And he ’self-known’, ⎯ e’en as to’me’ he’s known!“ Übers. vielleicht von Coleridge (Lovell 1966, 274). − Die frz. Übertragung gibt les stances suivantes: J’entends les appels re´pe´te´s que les fils du Midi font a ` notre amitie´; ils nous offrent une douce alliance, ils nous convient aux plus nobles desseins; nos ames sont libres, si nos pieds sont enchaıne´s. Moi, don’t l’oeil le suivit si long-tems en sa course glorieuse, comment lui ferai-je parvenir de si loin l’expression de ma tendresse? lui qui a lutte´ contre son coeur meˆme, et qu’une longue habitude a instruit a ` soutenir le choc du sort et du malheur! Puisse-t-il ˆetre heureux! . . . S’il s’estime tel, que son destin est digne d’en-

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ˆ tre! Ah! puisse-t-il jouir en ´eprouvant son E Il se dira lui-meˆme au comble du bonheur, Si le pouvoir des vers surmonte la douleur Et, comme il m’est connu, s’il vient `a se connoıtre. Übersetzt im Juli 1823 ˘

Dez 17. [Weimar] F. Soret Tagebuch (Gräf III 2.1, 571): Lui envoie ma traduction de ses vers `a Byron. [17.] [Weimar] F. Soret an Caroline v. Egloffstein (Zehn Jahre 138): Unsere Unterhaltung [16. Dez] wurde sehr bald höchst interessant; wir sprachen von Byron, und der Vater war geistreicher denn je. Hätte ich nur die Fähigkeit, um Ihnen all die prächtigen Wendungen wiederzugeben, die er brauchte, um mir den Charakter Byrons, wie er ihn versteht, deutlich zu machen; wer ihm zuhörte, hätte nicht ahnen können, daß er in den letzten Tagen nicht recht wohl gewesen und noch immer nicht ganz auf dem Posten sei. 18. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 315): Ich sende Ihnen, Verehrter Freund! den 2. Theil der Byronschen Conversations, den ich nur eilig durchlaufen habe, um Ihnen recht schnell den Genuß dieser denkwürdigen Fragmente zu verschaffen. Mittwochs hätte ich das Buch gerne wieder zurück . . . 21. [Nachmittags] für mich, die Parlements-Reden des Lord Byrons1) . . . 27. An Kanzler v. Müller (Br 39, 60): Ew. Hochwohlgeboren

haben die Güte Beygehendes zu beachten und wenn Sie nicht finden daß ich gegen den Pariser Künstler unfreundlich gewesen bin, da ich ihn doch ohnmöglich loben kann; so haben Sie die Güte abermals als Dollmetscher in die Mitte zu treten und mir zu Beobachtung dieser Obliegenheit Ihre Hand zu reichen. 27. Herrn Canzler von Müller, Brief an Flatters nach Paris. 27. [Weimar] Eckermann an Nees v. Esenbeck (GG 3.1, 744): Um nun mit dem Besten anzufangen, so kann ich Ihnen sagen, daß Goethe sich in dem herrlichsten Wohlsein befindet . . . Die Gespräche des Lord Byron gewähren ihm in diesen Tagen eine interessante Lektüre. 30. An J. J. Flatters (Br 39, 61f.): Monsieur,

C’est avec bien de la reconnaissance que je vous accuse la reception des deux caisses, que vous avez bien voulu nous addresser et qui sont arrives en tre`s bon ´etat. S. A. R. Monseigneur le Grand Duc n’a pu qu’accepter avec plaisir celle, qui Lui ´etoit destine et je dois croire que vous ne tarderez pas d’en recevoir directement l’assurance. Quant `a moi je vous prie, Monsieur, d’agre´er mes remerciments bien sincere. Je puis vous dire, − et vous l’apprendrez certainement avec plaisir, − qu’ un voyageur tre`s estimable, qui a vu Lord Byron `a Corfu, trouve son buste d’une resemblance parfait. Pour le mien mes amis n’en veulent pas tout a fait porter le meme suffrage. Mais on sait de´ja`, que nos alentours sont rarement ˘

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vie! Puisse-t-il oublier ses chagrins dans le commerce des Muses qu’il che´rit, et s’appre´cier enfin ce que je l’appre´cie moi-meˆme (Conversations de Lord Byron, T. 2, 197f.). 1 ) The Parliamentary Speeches of Lord Byron. London 1824.

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satisfaits d’un portrait quelconque; cette Remarque doit donc nous consoler, et je m’y re´signe d’autant plus facilement, que vos intentions, Monsieur, ne laissent pas de m’eˆtre fort honorable et que je vous en suis infiniment reconnaissant.1) Dez 31. Abends . . . Herr Canzler von Müller, wegen des Briefs an Flatters. 31. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 315): Recht sehr hat mich Ihr Wohlgefallen an den Byronschen Conversations erfreut. Schon sind wieder Briefe an einen Freund von ihm aus den Jahren 1808 bis 1814 erschienen, die sehr intereßant seyn sollen, aber noch nicht hierher gelangt sind.2) 31. [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (Unterhaltungen 315): Flatters Büsten sind vor einigen Wochen hier angekommen . . . Göthe kam in Verlegenheit über die zu gebende Antwort, da er mit s e i n e r Büste keineswegs zufrieden ist . . . Er hat endlich sich durch die . . . Antwort mit dem Künstler abzufinden gesucht . . .

1825 Jan

15. Später aufgestanden. Correspondenz mit Lord Byron.3) 18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 139f.): „Ich habe, sagte Goethe, all jene von Lord Byron angeführten Herrlichkeiten größtenteils nicht einmal gelesen, viel weniger habe ich daran gedacht, als ich den Faust machte.4) Aber Lord Byron ist nur groß, wenn er dichtet, sobald er reflektiert, ist er ein Kind. So weiß er sich auch gegen dergleichen ihn selbst betreffende unverständige Angriffe seiner eigenen Nation nicht zu helfen; er hätte sich stärker dagegen ausdrücken sollen. Was da ist, das ist mein! hätte er sagen sollen, und ob ich es aus dem Leben oder aus dem Buche genommen, das ist gleichviel, es kam bloß darauf an, daß ich es recht gebrauchte! . . . Lord Byrons verwandelter Teufel [in The Deformed Transformed] ist ein fortgesetzter Mephistopheles, und das ist recht! hätte er aus origineller Grille ausweichen wollen, er hätte es schlechter machen müssen. So singt mein Mephistopheles ein Lied von Shakspeare,

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) Dt. Konzept des Briefs Br 39, 296. Zum Fortgang der Angelegenheit vgl. Brief an C. F. v. Reinhard, 18. März 1825 (Br 39, 138−41). 2 ) Literaturangabe s. unten 1825 Jan 15. 3 ) Correspondance de Lord Byron avec un ami, comprenant outre´ la correspondence, les lettres ´ecrites `a sa mere, de Portugal, de l’Espagne, de la Turquie, et de la Gre`ce dans les anne´es 1809, 1810, 1811 . . . Par feu R. C. Dallas. Paris 1825. 4 ) Medwin gibt folgende Byron-Äußerung wieder (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 141f.): As to originality, Goe¨the has too much sense to pretend that he is not under obligations to authors, ancient and modern; ⎯ who is not? You tell me the plot is almost entirely Calderon’s. The feˆte, the scholar, the argument about the ’Logos‘, the selling himself to the fiend, and afterwards denying his power; his disguise of the plumed cavalier; the enchanted mirror, ⎯ are all from Cyprian. That ’magico prodigioso’ must be worth reading, and nobody seems to know any thing about it but you and Shelley. Then the vision is not unlike that of Marlowe’s, in his ’Faustus‘. The bed-scene is from ’Cymbeline’; the song or serenade, a translation of Ophelia’s, in ’Hamlet’; and, more than all, the prologue is from Job, which is the first drama in the world, and perhaps the oldest poem.

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und warum sollte er das nicht?1) warum sollte ich mir die Mühe geben, ein eigenes zu erfinden, wenn das von Shakspeare eben recht war und eben das sagte, was es sollte? Hat daher auch die Exposition meines Faust mit der des Hiob einige Ähnlichkeit,2) so ist das wiederum ganz recht und ich bin deswegen eher zu loben als zu tadeln.“

Febr

7. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 132): Nachmittags bey Goethe . . . Ich solle Linen gratuliren zu ihrer Bekehrung, oder vielmehr Zukehrung wegen Byrons. 11. [Stuttgart] J. D. Gries an B. R. Abeken (GJb 1918, 251): . . . was sagen Sie zu der seltsamen diplomatischen Note, die Goethe über sein Verhältniß mit Byron erlassen hat und die auch in den ’Gesprächen‘ abgedruckt worden?3) Nie hat mich etwas so lebhaft an den seligen Regensburger Heiligenrömischenreichsdeutschernations-Styl erinnert. Wie ist es möglich, daß Goethe eine solche Blöße geben konnte? die auch schon von Widersachern und Gleichgültigen trefflich benutzt worden. 23. Nach Tische das Trauerspiel Falieri [Marino Faliero]. 24. [Abends] Über Byrons venetianischen Dogen und manches andere, äs-

thetisches und wissenschaftliches Urtheil betreffend. 24. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 144−49): „Wäre es meine Sache noch, dem Theater vorzustehen, sagte Goethe diesen Abend, ich würde Byrons Dogen von Venedig auf die Bühne bringen. Freilich ist das Stück zu lang und es müßte gekürzt werden; aber man müßte nichts daran schneiden und streichen, sondern es so machen: Man müßte den Inhalt jeder Szene in sich aufnehmen und ihn bloß kürzer wiedergeben. Dadurch würde das Stück zusammengehen, ohne daß man ihm durch Änderungen schadete und es würde an kräftiger Wirkung durchaus gewinnen, ohne im Wesentlichen von seinem Schönen etwas einzubüßen.“ . . . Wir sprachen über Lord Byron weiter und ich erwähnte, wie er in seinen Konversationen mit Medwin es als etwas höchst Schwieriges und Undankbares ausgesprochen habe, für das Theater zu schreiben.4) „Es kommt darauf an, sagte Goethe, daß der Dichter die Bahn zu treffen wisse, die der Geschmack und das Interesse des Publikums genommen hat. Fällt die Richtung des Talents mit der des Publikums zusammen, so ist alles gewonnen. Diese Bahn hat [C. E. v.] Houwald mit seinem Bilde [Trauerspiel Das Bild (1821)] getroffen, daher der allgemeine Beifall. Lord Byron wäre vielleicht nicht so glücklich gewesen, insofern seine Richtungen von der des Publikums abwichen. Denn es fragt sich hiebei keineswegs, wie groß der Poet sei, vielmehr kann ein solcher, der mit seiner Persönlichkeit aus dem allgemeinen Publikum wenig hervorragt, oft eben dadurch die allgemeinste Gunst gewinnen.“ Wir setzten das Gespräch über Lord Byron fort und Goethe bewunderte sein außerordentliches Talent. „Dasjenige, was ich die Erfindung nenne, sagte er, ist mir bei keinem Menschen in der Welt größer vorgekommen als bei ihm. Die Art und Weise, wie er einen dramatischen Knoten löset, ist stets über alle Erwartung und immer besser, als man es sich dachte.“ . . . Goethe . . . lachte dann über Lord Byron, daß Er, der sich im Leben nie gefügt und der nie nach einem Gesetz gefragt, sich endlich dem dümmsten Gesetz der drei Einheiten unterworfen habe. „Er hat den Grund dieses Gesetzes so wenig verstanden, sagte er, als die übrige Welt. Das Faßliche ist der Grund, und die drei Einheiten sind nur in so fern gut, als dieses durch sie erreicht wird. Sind sie aber

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) Anspielung auf die Nähe von Faust, v. 3682ff. (Was machst Du mir Vor Liebchens Tür) zu Hamlet IV 5 (Tomorrow is Saint Valentine’s day). 2 ) Vgl. Prolog im Himmel mit Hiob 1, 6−12. 3 ) Bezieht sich auf die dt. Übers. von Medwin Gespräche mit Lord Byron (s. Angabe unter D). 4 ) Bezieht sich wohl auf Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824), 117−23.

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dem Faßlichen hinderlich, so ist es immer unverständig sie als Gesetz betrachten und befolgen zu wollen . . . Goethe fuhr über Lord Byron zu reden fort: „Seinem stets ins Unbegrenzte strebenden Naturell, sagte er, steht jedoch die Einschränkung, die er sich durch Beobachtung der drei Einheiten auflegte, sehr wohl. Hätte er sich doch auch im Sittlichen so zu begrenzen gewußt! Daß er dieses nicht konnte, war sein Verderben, und es läßt sich sehr wohl sagen, daß er an seiner Zügellosigkeit zu Grunde gegangen ist.“ „Er war gar zu dunkel über sich selbst. Er lebte immer leidenschaftlich in den Tag hin und wußte und bedachte nicht, was er tat. Sich selber alles erlaubend und an Andern nichts billigend, mußte er es mit sich selbst verderben und die Welt gegen sich aufregen. Mit seinen English Bards and Scotch Reviewers verletzte er gleich anfänglich die vorzüglichsten Literatoren. Um nachher nur zu leben, mußte er einen Schritt zurücktreten. In seinen folgenden Werken ging er in Opposition und Mißbilligung fort; Staat und Kirche blieben nicht unangetastet. Dieses rücksichtslose Hinwirken trieb ihn aus England und hätte ihn mit der Zeit auch aus Europa getrieben. Es war ihm überall zu enge, und bei der grenzenlosesten persönlichen Freiheit fühlte er sich beklommen; die Welt war ihm wie ein Gefängnis. Sein Gehen nach Griechenland war kein freiwilliger Entschluß, sein Mißverhältnis mit der Welt trieb ihn dazu.“ „Daß er sich vom Herkömmlichen, Patriotischen, lossagte, hat nicht allein einen so vorzüglichen Menschen persönlich zu Grunde gerichtet, sondern sein revolutionärer Sinn und die damit verbundene beständige Agitation des Gemüts hat auch sein Talent nicht zur gehörigen Entwickelung kommen lassen. Auch ist die ewige Opposition und Mißbilligung seinen vortrefflichen Werken selbst, so wie sie daliegen, höchst schädlich. Denn nicht allein, daß das Unbehagen des Dichters sich dem Leser mitteilt, sondern auch alles opponierende Wirken geht auf das Negative hinaus, und das Negative ist nichts. Wenn ich das Schlechte schlecht nenne, was ist da viel gewonnen? Nenne ich aber gar das Gute schlecht, so ist viel geschadet. Wer recht wirken will, muß nie schelten, sich um das Verkehrte gar nicht bekümmern, sondern nur immer das Gute tun. Denn es kommt nicht darauf an, daß eingerissen, sondern daß etwas aufgebaut werde, woran die Menschheit reine Freude empfinde . . . Lord Byron, fuhr Goethe fort, ist zu betrachten: als Mensch, als Engländer und als großes Talent. Seine guten Eigenschaften sind vorzüglich vom Menschen herzuleiten; seine schlimmen, daß er ein Engländer und ein Pär von England war; und sein Talent ist inkommensurabel.“ „Alle Engländer sind als solche ohne eigentliche Reflexion; die Zerstreuung und der Parteigeist lassen sie zu keiner ruhigen Ausbildung kommen. Aber sie sind groß als praktische Menschen.“ „So konnte Lord Byron nie zum Nachdenken über sich selbst gelangen; deswegen auch seine Reflexionen überhaupt ihm nicht gelingen wollen, wie sein Symbolum: viel Geld und keine Obrigkeit! beweiset,1) weil durchaus vieles Geld die Obrigkeit paralysiert.“ „Aber alles, was er produzieren mag, gelingt ihm, und man kann wirklich sagen, daß sich bei ihm die Inspiration an die Stelle der Reflexion setzt. Er mußte immer dichten! und da war denn alles, was vom Menschen, besonders vom Herzen ausging, vortrefflich. Zu seinen Sachen kam er, wie die Weiber zu schönen Kindern; sie denken nicht daran und wissen nicht wie.“ „Er ist ein großes Talent, ein geborenes, und die eigentlich poetische Kraft ist mir bei niemanden größer vorgekommen als bei ihm. In Auffassung des Äußern und klarem Durchblick vergangener Zustände ist er eben so groß als Shakspeare. Aber Shakspeare ist als reines Individuum überwiegend. Dieses fühlte Byron sehr wohl, deshalb spricht er vom Shakspeare nicht viel, obgleich er ganze Stellen von ihm auswendig weiß. Er hätte ihn gern verleugnet, denn Shakspeares Heiterkeit ist ihm im Wege; er fühlt, daß er nicht dagegen aufkann. Pope verleugnet er nicht, weil er ihn nicht zu fürchten hatte. Er nennt und achtet ihn vielmehr wo er kann, denn er weiß sehr wohl, daß Pope nur eine Wand gegen ihn ist.“2) Goethe 1 2

) Anspielung auf Don Juan, Canto XII, lines 17−112 u. XIII, lines 793−800. ) Medwin (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 197) überliefert u. a.

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schien über Byron unerschöpflich, und ich konnte nicht satt werden, ihm zuzuhören. Nach einigen kleinen Zwischengesprächen fuhr er fort: „Der hohe Stand als englischer Pär war Byron sehr nachteilig; denn jedes Talent ist durch die Außenwelt geniert, geschweige eins bei so hoher Geburt und so großem Vermögen. Ein gewisser mittler Zustand ist dem Talent bei weitem zuträglicher; weshalb wir denn auch alle große Künstler und Poeten in den mittleren Ständen finden. Byrons Hang zum Unbegrenzten hätte ihm bei einer geringeren Geburt und niederem Vermögen bei weitem nicht so gefährlich werden können. So aber stand es in seiner Macht, jede Anwandlung in Ausführung zu bringen und das verstrickte ihn in unzählige Händel. Und wie sollte ferner dem, der selbst aus so hohem Stande war, irgend ein Stand imponieren und Rücksicht einflößen? Er sprach aus, was sich in ihm regte und das brachte ihn mit der Welt in einen unauflöslichen Konflikt.“ „Man bemerkt mit Verwunderung, fuhr Goethe fort, welcher große Teil des Lebens eines vornehmen reichen Engländers in Entführungen und Duellen zugebracht wird. Lord Byron erzählt selbst, daß sein Vater drei Frauen entführt habe. Da sei einer einmal ein vernünftiger Sohn!“ „Er lebte eigentlich immer im Naturzustande, und bei seiner Art zu sein, mußte ihm täglich das Bedürfnis der Notwehr vorschweben. Deswegen sein ewiges Pistolenschießen. Er mußte jeden Augenblick erwarten herausgefordert zu werden.“ „Er konnte nicht allein leben. Deswegen war er trotz aller seiner Wunderlichkeiten gegen seine Gesellschaft höchst nachsichtig. Er las das herrliche Gedicht über den Tod des General Moore einen Abend vor,1) und seine edlen Freunde wissen nicht, was sie daraus machen sollen. Das rührt ihn nicht und er steckt es wieder ein. Als Poet beweist er sich wirklich wie ein Lamm. Ein Anderer hätte sie dem Teufel übergeben!“

März 1. von Hammers Invective gegen Lord Byron.2)

folgende Byron-Äußerung: I have often thought of erecting a monument to him [Pope] at my own expense, in Westminster Abbey; and hope to do so yet. 1 ) Charles Wolfes Ode The Burial of Sir John Moore, von Medwin irrtümlich Byron zugeschrieben; s. oben 1824 Nov 20. 2 ) Bezug dieser u. der nächsten Tgb-Notiz mit dem zu Lebzeiten ungedruckten Vierzeiler (Lord Byron ohne Scham und Schein) hier erstmals geklärt. − Betr. einen gerade erschienenen Beitrag des österr. Diplomaten u. Orientalisten J. v. Hammer-Purgstall, dessen Arbeiten zu den wichtigsten Quellen von G’s West-östlichem Divan zählen, zum Text von Byrons Amulett: Hammers Beitrag zum Andenken Lord Byrons. In: Allgemeine Zeitung, Nr. 55, 24. Febr 1825, Beilage. Hammer spricht vom allerseltsamste[n] Stük von Lord Byron’s Hinterlassenschaft, einem Beitrag zur Geschichte der Verirrungen eines großen Geistes. Der Amulett-Text enthält eine diabolische Unterredung Salomons mit dem Satan, auf einen Teufelspakt hinauslaufend, welchen Satan dem Salomon schwört, und sich dadurch anheischig macht, dem Träger [des Amulett-Textes], er sey nun wer er wolle, kein Leid zuzufügen. Hammer sieht darin den größte[n] Aberglauben mit dem größten Unglauben gepaart, Typisches für Byron: Dieser Teufelspakt stimmt so ganz mit dem dämonischen Charakter der Poesie Lord Byrons zusammen, daß die Vorliebe und Anhänglichkeit, womit er denselben auf sich trug, nicht außerordentlich Wunder nehmen darf. Es läßt sich begreifen, daß der Verfasser der satanischen Mysterien des Kain, an eine weit größere Macht und freiere Thätigkeit des bösen Prinzips glaubte, als demselben in der Weltordnung eingeräumt ist . . . Wie dem nun auch seyn möge, so ist dieses Teufelsamulet nur zu sehr im Einklang mit den leitenden Ideen des oft dämonisch Erhabenen von Lord Byrons Dichtung, daß auch hierdurch die Benennung der englischen Kritiker, welche seine Dichterschule die satanische nennen, the Satanic school, nur zu sehr begründet wird . . . the satanic Amulet really stuck to Lord Byron’s body. Hammer-Purgstall kam später erneut auf Byrons Amulett (mit Text u. Übersetzung) zurück: Geisterlehre der Moslimen. In: Denkschriften der Kaiserlichen

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März 2. Scherz über Lord Byrons Pact mit dem Satan. 2. Lord Byron ohne Scham und Schein (W 5.1, 201):

Lord Byron ohne Scham und Schein Hat sich satanischen Pacts beflissen. Von Hammer merkt nun wohl, daß, um Poet zu sein, Er sich dem Teufel hätt’ ergeben müssen. 6. [Nachmittags] . . . für mich Lord Byrons Reise nach Griechenland.1) Apr 28. General [Sir W.] Congreve. Herr David [F. Daniell] . . . Herr Soret. 28. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 155ff.): Goethe, Congreve, Daniell und ich . . . Ich begleitete die beiden Herrn zu Goethe, um sie vorzustellen . . . C o n g r e v e : „. . . Ohne Zweifel haben Sie sich viel mit Byron beschäftigt; er ist jung gestorben, und vielleicht doch zu alt für seinen Ruhm, meinen Sie nicht auch?“ G o e t h e : „Ich kann Ihre Ansicht nicht ganz teilen; selbst seine letzten Werke, in denen er sich von seiner Menschenverachtung hinreißen ließ, bekunden noch auf jeder Seite sein Genie. Überall spürt man, daß er aus Augenblicken tiefster Erregung heraus schrieb und mit ungeheurer Schnelligkeit. Schön, aber verrückt! mögen Sie sagen, meinetwegen, aber diese Verrücktheiten sind grandios!“ . . . C o n g r e v e : „Gewiß, er wollte immer alles im Sturm nehmen.“ G o e t h e : „Doch wohl nicht immer; sein Doge von Venedig, ,Marino Falieri’, muß ihn lange Vorbereitung gekostet haben. Drei Jahre hat er in dieser Stadt gelebt, er hat es sich also nicht verdrießen lassen, den Schauplatz gründlich zu studieren. Sein ’Sardanapal‘ ist voll tief durchdachter Schönheiten, und ich könnte noch andere Werke von ihm nennen, wo offenbar reifliche Überlegung den flüchtigen Bildern seiner Phantasie erst feste Gestalt gegeben hat. Sie sehen, wir Deutschen haben für Byrons Dichtungen sehr viel übrig. Byron ist einer unserer Lieblinge, und wir sehen in ihm nur den großen Dichter. Hat man an ihm persönlich etwas auszusetzen, darüber mag man sich in England den Kopf zerbrechen, wir wissen damit nichts anzufangen. C o n g r e v e : „Aber Sie lieben Walter Scott doch sicher auch?“ G o e t h e : „Wir lieben ihn ebenso; unsere Frauen, durch die allein bei uns ein Schriftsteller berühmt wird, zerfallen in zwei Parteien, Scottisten und Byronisten; die mit dem großen Herzen und dem feurigen Kopf sind Byronisten, den andern ist Scott lieber.“ C o n g r e v e : „Ich möchte doch wiederholen: Byron hat sich durch seine Vielschreiberei mehr geschadet als genützt; es ist ein Unglück mit diesen berühmten Leuten; in ein oder zwei Werken verpuffen sie ihre ganze Kraft, und dann schaffen sie nichts Neues mehr.“ G o e t h e : „Ihr Tadel trifft wenigstens insofern Byron, als er sich nie Ruhe gegönnt hat; er hat unaufhörlich produziert, und natürlich mußte er sich entweder wiederholen oder merken, daß seine Kräfte versagten. Hätte er sich Ruhepausen gegönnt (der Geist braucht

Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Classe. 3. Bd. Wien 1852, 189−228, 220−28. − G nimmt in seinem scherzhaft-ironischen Vierzeiler unmißverständlich Partei für Byron. V. 1 u. 2 gestehen Byron Offenheit u. Arglosigkeit zu, ein Amulett satanischen Pacts zu tragen; Anspielung auf den darin überlieferten Vertrag zwischen Salomon u. Teufel, diejenigen ungeschoren zu lassen, die den Text bei sich tragen. V. 3 u. 4 verweisen auf den paradoxalen Charakter von Hammers Aberglauben-Vorwürfen bzw. zeittypischen Dämonisierungen Byrons, deuten launisch an, für den Dichter sei ein Pakt mit dem Satan (wie im Amulett) der Teufelsergebenheit vorzuziehen. Für den späten G charakteristische Gebärde dichterischen Selbstbewußtseins: Ein Plädoyer für die poetische Freiheit des engl. Dichters, für die poetische Freiheit des Dichters überhaupt. 1 ) Pietro Conte Gamba: Relation de l’expe´dition de Lord Byron en Gre`ce . . . trad. de l’anglais par J. T. Parisot . . . Paris 1825 (Ruppert Nr. 48); s. auch unten Mai 28. u. 29.

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sie genau so wie der Körper), so würde er noch größer und erhabener dastehen. Was ich an ihm am meisten bewundere, ist, daß sich mit seinem Genie ein so richtiges Urteil und ein so durchdringender Scharfblick verband; seine ,Englischen Barden’ zeigen, daß er von Anfang an in alle Geheimnisse der Kunst eingeweiht war, und jeder Pinselstrich bei ihm ist eine Offenbarung der Wahrheit.“ C o n g r e v e : „Sie waren doch zur Zeit des großen Krieges hier − hat Ihre Feder nie derartige Bilder geschaffen?“ G o e t h e : „Nein! Diese Wirklichkeit war zu grausig und zu nahe, das war allzuviel Poesie, die Phantasie des Dichters hätte sie nicht steigern können, das war also nichts mehr für mich.“

Mai − Aufklärende Bemerkungen (W 4, 77f.): [Gedicht] An Lord Byron. DieJuli ser merkwürdige Mann hatte manches Freundliche schriftlich und

mündlich durch Reisende begrüßend nach Weimar gelangen lassen, welches ich durch jene Strophen zu erwiedern für Pflicht hielt. Sie trafen ihn noch glücklicherweise in Livorno, eben als er für Griechenland sich einzuschiffen im Begriff war, und veranlaßten ihn noch zu einer schriftlichen Erwiederung vom 24. [22.] Juli 1823 die mir unschätzbar bleibt; wie denn das Nähere dieser Verhältnisse in den Beilagen zu Capitän Medwins Unterhaltungen, dem ich auf Anfrage das Allgemeinste mittheilte, zu finden ist. Das Umständlichere, zugleich mit Abschriften der Originale, wird früher oder später bekannt werden. Mai 11. Viel Gespräch über mancherley Gegenstände, Napoleon, Byron, die durchschleichende Heucheley der Zeit . . . 19. u. 20. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: Anzeige gD, EGW 1, 550) 28. Gelesen Relation de l’expe ´ dition de Lord Byron en Gre`ce. 28. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 135): Abends von 6 bis 81/2 Uhr, mit Meyern bey ihm [G]. Anfangs schien Er weniger aufgelegt, wurde er aber immer mittheilender und zuletzt recht gemüthlich . . . [Wir sprachen u. a.] über geistige Ähnlichkeit zwischen Frau v. Stael und Byron . . . 29. Abends Relation de l’expe ´ dition de Lord Byron en Gre`ce. Juni

1. An Ottilie v. Goethe (Br 39, 212): So eben erhalte ein unschätzbares

aber höchsttrauriges Werk: The Last Days of Lord Byron. By Parry. Dieser letzte und ausdauernde Freund hat mir nach allen was ich von ihm vernommen von jeher wohl gefallen.1) 1. Brief an meine Schwiegertochter . . . Lord Byrons letzte Tage von Major Parry . . . Mittag Dr. Eckermann. Lord Byrons letzte Tage von Parry. Canzler von Müller . . . Sodann obige Lectüre fortgesetzt. − An Frau von Goethe nach Jena. 1. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 137): Von 6 bis 81/2 Uhr bey Göthe allein . . . Über Cap. Parrys Werk „Die letzten Lebenstage Byrons“, welches das intereßanteste aller erschienenen sey. Byron sey aus Verdruß und Ingrimm über die schlechte Wirthschaft in Griechenland gestorben. Er hätte gleich von Missolunghi umkehren sollen. 1

) The Last days of Lord Byron: with his Lordships Opinions on Various Subjects, particularly on the State and Prospects of Greece. By William Parry, Major of Lord Byron’s Brigade . . . London 1825.

1825 Juni

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2. [Abends] . . . die letzten Tage Lord Byrons, zweyte Hälfte. 3. [Nachmittags] Lord Byrons letzte Tage weiter gelesen und bedacht. 4. An Ottilie v. Goethe (Br 39, 213): Major Parrys letzte Tage Lord By-

rons sind das Merkwürdigste was über ihn öffentlich bekannt geworden. Das Englische verdankst du Chromie,1) bey’m deutschen kannst du meiner Neigung gedenken. 4. An Frau von Goethe nach Jena . . . einiges Byron betreffend . . . 5. Mittag Dr. Eckermann. Ueber die von ihm redigirten Unterhaltungen [mit mir]. [6.] An Zelter (Br 39, 215): Begegnet dir The Last Days of Lord Byron. By William Parry, in Übersetzung,2) so greife hastig darnach, man wird nicht leicht auf einen so hohen und klaren Standort gehoben; alles bisher über ihn Gesagte sinkt und verschwindet wie Thalnebel. 6. [Weimar] Eckermann an Johanna Bertram (Aus Goethes Lebenskreise. J. P. Eckermanns Nachlaß. Hsg. v. F. Tewes. Bd 1. Berlin 1905, 41f.): G o e t h e , dem ich vor einigen Tagen die ersten Gespräche zeigte, ist sehr erbaut davon und findet die Arbeit vortrefflich. Ich werde damit sicher ein großes Glück machen und nicht allein in Deutschland sondern auch in Frankreich und England dadurch einen guten Nahmen bekommen. Denn das Interesse von ganz Europa ist seit Lord B y r o n s Tode und wegen mangelnder politischer Interessen jetzt durchaus auf G o e t h e gerichtet. 11. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 159f.): Goethe sprach heute bei Tisch sehr viel von dem Buche des Major Parry über Lord Byron. Er lobte es durchaus und bemerkte, daß Lord Byron in dieser Darstellung weit vollkommener und weit klarer über sich und seine Vorsätze erscheine, als in allem, was bisher über ihn geschrieben worden. „Der Major Parry, fuhr Goethe fort, muß gleichfalls ein sehr bedeutender, ja ein hoher Mensch sein, daß er seinen Freund so rein hat auffassen und so vollkommen hat darstellen können. Eine Äußerung seines Buches ist mir besonders lieb und erwünscht gewesen, sie ist eines alten Griechen, eines Plutarch würdig.“3) Dem edlen Lord, sagt Parry, fehlten alle jene Tugenden, die den Bürgerstand zieren, und welche sich anzueignen er durch Geburt, durch Erziehung und Lebensweise gehindert war. Nun sind aber seine ungünstigen Beurteiler sämtlich aus der Mittelklasse, die denn freilich tadelnd bedauern, dasjenige an ihm zu vermissen, was sie an sich selber zu schätzen Ursache haben. Die wackern Leute bedenken nicht, daß er an seiner hohen Stelle Verdienste besaß, von denen sie sich keinen Begriff machen können. „Nun, wie gefällt Ihnen das? sagte Goethe, nicht wahr, so etwas hört man nicht alle Tage?“ 19. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 853f.): The last Days of L. Byron ist hier noch nicht zu haben. Unser Bibliothekar Spiker kannte es noch nicht dem Namen nach. Sollte bei Euch eine d. Übersetzung zu haben sein so bitte ich Dich sie mir zu kaufen und anher zu schicken zu lassen. Eine Lebensbeschreibung dieses Dichters habe gelesen. Sie ist in Leipzig bei Dyk gedruckt mit einer Analyse und Kritik seiner sämtl. Werke.4) Lieber Gott! was soll man sagen! L. B. ist darin stark angefochten wegen Atheisterei und als Verächter seines Vaterlandes und der Menschen überhaupt. − Was geht das mich an? 1

) S. G. Cromie; ein Engländer, der in G’s Haus verkehrte. ) Dt. Übers. nicht nachweisbar. 3 ) Zum folgenden s. unten 1825 Juli 6. das Exzerpt aus Parrys Werk für Zelter. 4 ) Des Lord Byrons Lebensbeschreibung, nebst Analyse und Beurteilung seiner Schriften. Aus dem Englischen. Leipzig 1825; Übersetzer ist A. G. Gebhardt (MA 20.3, 676). 2

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Doch ist er der erste Engländer dessen Meinung über seine Landsleute in meinen Glauben an sie paßt und der sich in ein Verhältnis zur Welt zu setzen weiß wie es allenfalls einem freien Manne auf seine Gefahr zusteht. Die Kritik ist eng, wie ein engl. Kleid und mag jedem Lord anpassen der kein Byron ist. Ich habe manches daraus gelernt, mehr als der Vf beabsichtigt hat, wie mir denn Gegenschriften immer nützlich gewesen sind weil man beide Parteien kennen lernt. Fast bekomme ich Lust mein Englisch wieder vorzunehmen − es ist eine verwünschte Sprache.

Juni 24. An H. Meyer (Br 39, 236): Drey bis vier englische Werke auf die grie-

chischen Angelegenheiten der Zeit zwischen 1823 und 24 bezüglich, vor, mit und nach Byron, versetzen unmittelbar in die dortigen Zustände; das Individuelle der wirkenden Menschen und Partheyen ist höchst merkwürdig, und man kann sich daraus einen ganz eigenen Zustand auferbauen, wornach denn die Gegenwart sich einigermaßen beurtheilen und die Zukunft vorahnen läßt. Seit Ihrer Abreise hat mich dieß in ruhigen Stunden meist unterhalten. 29. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 139): Von 7−9 Uhr bey Göthe, allein, ziemlich heiter und gesprächig, doch nicht so festhaltend an den Gegenständen und mittheilend, wie in den ganz guten Stunden . . . [Wir sprachen u. a. über] Parrys lezte Tage Byrons. ⎯ [Lord Byron]1) (W 4, 106):

Stark von Faust, gewandt im Rath Liebt er die Hellenen; Edles Wort und schöne That Füllt sein Aug’ mit Thränen. Liebt den Säbel, liebt das Schwert, Freut sich der Gewehre; Säh’ er, wie sein Herz begehrt, Sich vor muth’gem Heere!

Juli

Laßt ihn der Historia, Bändigt euer Sehnen; Ewig bleibt ihm Gloria, Bleiben uns die Thränen. 6. An Zelter (Br 39, 241): Beykommendes sollte schon mit dem vorigen Paquet abgehen . . . [Beilage; MA 20.3, 686f.] Major Parry über Lord Byron.2) Jedem schlichten Manne, wie ich es bin, wird es gewiß einleuchten wie mir, daß die vornehme Geburt und daraus folgende vernachlässigte moralische Erziehung des Lord Byron sein größtes Unglück war. Nie überwand er die schädlichen Vorurteile und die noch schädlicheren Angewöhnungen, zu welchen sie führten. Er war ein Edelmann, ein einziger Sohn, und ein verzogenes, vernachlässigtes 1

) ED: Chaos. Hsg. von Ottilie v. Goethe. Jg. 1. Nro. 8. Weimar 1829, 29. ) In Eckermanns Hand; dt. Übers., wahrscheinlich von G (MA 20.3, 685), einer Passage aus The Last days of Lord Byron . . ., 260ff.

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Kind. Von allen diesen Umständen hatte er zu leiden und jedem derselben konnte er einen beträchtlichen Teil seines Unglücks zuschreiben. Fast jeglichen Dinge welches im menschlichen Herzen Laster zu nähren geeignet ist, war er frühe und unglücklicherweise lange ausgesetzt. Er war von einem Range über alle Einschränkung; er hatte Geld und war ohne väterliche Aufsicht. Dann kam der Ruhm, nicht nach und nach mühsam erworben, sondern mit einen Male und überwältigend, und dasjenige unmäßig belohnend was er in einigen glänzenden, heitern und genußreichen Augenblicken leicht hingeworfen hatte. Er war so glücklich in seiner Sprache und so schnell in Gedanken daß das schreiben ihm keine Arbeit war, sondern ein Vergnügen. Er war nicht bloß ein Dichter, sondern gleich andern jungen Edelleuten, mehrere Jahre hindurch was man nennet ein Mann von Mode und Ton; und die Meinungen die er damals einsog, und die Gewohnheiten die er damals annahm, legte er nachher nie wieder ab. Er huldigte ihnen noch in seiner Unterhaltung und in seinem Betragen, als er sie längst in seinem Herzen zu verachten gelernt hatte. Von Natur war er, gleich den meisten Menschen von außerordentlichem Talent, zum Nachdenken geneigt und die Einsamkeit mehr liebend als die Gesellschaft. Wenigstens in allen Unterredungen die er mit mir führte, war er ernst und denkend, obgleich wunderbar schnell, scharf und entscheidend. Mit Andern war er, wie ich gesagt habe, leicht, flüchtig, überhingehend und spielend. Er war stets der Mann von Welt. In solchen Stunden erhielten die Meinungen und Angewohnheiten seiner früheren Tage alle ihre Gewalt wieder über sein Gemüt. Seine imposanten Talente, seine edlen Naturanlagen und seine seltene Ausbildung wurden dann alle auf dem Altare vornehmer Spielerei geopfert. Er hatte gefühlt wie schrecklich langweilig alle ernsthaften Kinder der Welt sind, und da seine Gesellschafter unfähig waren, seine erhabeneren Gedanken zu verstehen, so ließ er sich zu ihnen herab und tändelte wieder mit ihnen bedachtlos schwätzend. Um ein altes Sprichwort zu gebrauchen so „heulte er mit den Wölfen“ und man hat ihn als eitel, anmaßlich, großsprecherisch, herausfahrend, unbesonnen, launig und herzlos geschildert, weil dieses zu sehr die Eigenschaften der Klasse sind, zu welcher er gehörte und der Menschen mit denen er umging und die von ihm erzählten. Sein edler der Sache der Freiheit gewidmeter Enthusiasmus, sein Mut der ihn auch den rauhen Sullioten wert machte, seine Freigebigkeit welche ihm nie erlaubte einen Mangel oder ein Leiden ungemildert zu lassen wenn er es konnte, seine Menschenliebe, welche ihn Zeit, Geld und Bequemlichkeit aufopfern ließ, um die Not der unglücklichen Gefangenen zu erleichtern, sind zu jeder Zeit vergessen worden und er ist dem Tadel der Welt durch herzlose und vorgebliche Freunde bloßgestellt, welche durchaus unfähig waren, den hohen Adel seines Charakters zu würdigen.

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6. Herrn Professor Zelter nach Berlin, Übersetzung aus Parry. 11. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 862): Das nenn ich: menschlich über Menschen gesprochen! wie Dein Major Perry. Wenn die reiche Natur Einem Individuo solch eine Masse von Talenten aufladet so ists ein Wunder; und kein Wunder wenn das Gefäß überläuft und die schönsten Gaben in die Geude fließen. Ja ja, es ist gesorgt daß die Bäume nicht zu hoch wachsen und hätte ich selbst mein Mittelgut nur ordentlich bewirtschaftet, so könnte unser eins sein anch’io immer noch geltend machen,1) allein man sieht über sich hinaus und endlich wird man gewahr daß man noch schlimmer daran ist als jener der seine Gabenfülle abschüttelt um nur der Last entledigt zu sein. Herrlicher, wilder, reicher, armer Crösus! das war dein Fehler, dein Leiden, dein Verdammnis, so viel Tugend nicht zu tragen. Nun reden wir Andere uns ein, was wir glücklicher sind, über Dich zu plaudern und zu richtern. − Ja das geschieht, um die Nachahmung zu verhindern. − Hat nichts auf sich, ich wollte die Gefahr schon auf mich nehmen, wenn ich nur was davon hätte. Sela.2)

Okt

2. . . . Herr Poerio aus Neapel. [2.] [Weimar] R. Köhler: Ein Brief Goethes an Alessandro Poerio, 1882 (GG 3.1, 831f.): Gleich am Tage seiner Ankunft in Weimar − Sonntag, den 2. Oktober 1825 − begab sich A. Poerio . . . zu Goethe, der ihn . . . sehr freundlich aufnahm und sich mit ihm etwas unterhielt . . . Zu mir [Poerio] sagte er [G] über Byron, er sei ein außerordentlicher Geist, ein Leben sei in seinen Werken.

Dez 25. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 167): Das Gespräch wendete sich auf Byron, und zwar wie er gegen Shakspeares unschuldige Heiterkeit im Nachteil stehe, und wie er durch sein vielfältig negatives Wirken sich so häufigen und meistenteils nicht ungerechten Tadel zugezogen habe. „Hätte Byron Gelegenheit gehabt, sagte Goethe, sich alles dessen, was von Opposition in ihm war, durch wiederholte derbe Äußerungen im Parlament zu entledigen, so würde er als Poet weit reiner dastehen. So aber, da er im Parlament kaum zum Reden gekommen ist, hat er alles, was er gegen seine Nation auf dem Herzen hatte, bei sich behalten, und es ist ihm, um sich davon zu befreien, kein anderes Mittel geblieben, als es poetisch zu verarbeiten und auszusprechen. Einen großen Teil der negativen Wirkungen Byrons möchte ich daher verhaltene Parlamentsreden nennen, und ich glaube sie dadurch nicht unpassend bezeichnet zu haben.“

1826 3

Febr 24. [London] D. Kinnaird an G ) (GJb 1899, 25): Dear Sir, I had the honor some few years since to be the channel of communicating to you, at the request of my deceased Friend Lord Byron, a tribute which his Lordship was anxious to pay to your Genius and high literary Fame, in the Dedication to you of his Tragedy of Sardanapalus − The melancholy task is now imposed upon me by Mr. [J. C.] Hobhouse, the distinguish’d Friend and Executor of the illustrious Poet,4) to invite you to add your name to those 1

) MA 20.3, 687 kommentiert: Anspielung auf eine Redensart, die angeblich auf den Maler Correggio zurückgeht: vor Raffaels Gemälde ,Die heilige Cäcilia‘ in Bologna . . . soll er ausgerufen haben: ,anch’io sono pittore’ (,auch ich bin ein Maler’). 2 ) Hebräisches Musikzeichen in den Psalmen, gewöhnlich am Ende eines kleinen Abschnitts; daher hier als Schlußformel gebraucht (MA 20.3, 687). 3 ) Als Beilage zum nächsten Zeugnis mit der Sardanapalus-Widmung an G gesandt. 4 ) Die Freundschaft war G bekannt u. a. durch Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824), 268f. u.ö.

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of a Committee of Gentlemen, who propose to carry into effect the national wish for erecting a suitable monument to the memory of our departed countryman − That list will contain the names of none who are not distinguish’d by literary honors, or by the good fortune of having been personally acquainted with the late Lord Byron − I avail myself of the friendly offices of my old Friend and Instructor, Professor Benecke, to insure the arrival of this letter into your hands, and I shall be much flatter’d to receive thro’ the same channel, the expression of your sentiments upon the proposal submitted to you −

März 23. [Göttingen] G. F. Benecke an G (GJb 1899, 25f.): So eben erhalte ich von Hn Douglas Kinnaird, der Euer Excellenz schon aus einer frühern Verhandlung bekannt ist, den Auftrag, Euer Excellenz den beyliegenden Brief zu übersenden, und Sie zu bitten, Ihre Antwort darauf mir zur weitern Beförderung zukommen zu lassen. Das einzige was ich dem Briefe beyzufügen habe ist, daß der Wunsch der Committee nur darauf geht, die Erlaubniß zu erhalten, den Namen Eurer Excellenz in der Liste der Members of the Committee aufführen zu dürfen, und daß es ganz und gar Ihrem Gutdünken überlassen bleibt, ob Sie zu einem Geldbeytrage unterzeichnen wollen. The name of your illustrious countryman is our only object, schreibt mir Hr. Kinnaird. Es ist übrigens fest gesetzt, daß es keinem Mitgliede der Committee verstattet seyn soll, über zwanzig Pfund zu unterzeichnen. Zugleich nehme ich mir die Freyheit, Euer Excellenz das alte Blatt von Lord Byron’s Hand zu übersenden, das vielleicht noch immer einigen Werth für Sie hat.1) 25. [Weimar] F. v. Müller an Knebel (Unterhaltungen 328): „Byron en Gre`ce et en Italie par le Marquis de Salvo“ [London 1825], das beste was über die lezten Lebensjahre unseres Helden existirt, haben Sie wohl schon gelesen? 26. Verschiedene Sendungen und Briefe kamen an von . . . London . . . Be-

trachtung und Überlegung deßhalb. Mittag Dr. Eckermann. Unterhaltung mit ihm über Byron. 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 174f.): Goethe war heute bei Tisch in der heitersten, herzlichsten Stimmung. Ein ihm sehr wertes Blatt war ihm heute zugekommen, nämlich Lord Byrons Handschrift der Dedikation seines Sardanapal. Er zeigte sie uns zum Nachtisch, indem er zugleich seine Tochter quälte, ihm Byrons Brief aus Genua [6. Apr 1823] wieder zu geben. „Du siehst, liebes Kind, sagte er, ich habe jetzt alles beisammen, was auf mein Verhältnis zu Byron Bezug hat, selbst dieses merkwürdige Blatt gelangt heute wunderbarer Weise zu mir und es fehlt mir nun weiter nichts als jener Brief!“ Die liebenswürdige Verehrerin von Byron wollte aber den Brief nicht wieder entbehren. „Sie haben ihn mir einmal geschenkt, lieber Vater, sagte sie, und ich gebe ihn nicht zurück; und wenn Sie denn einmal wollen, daß das Gleiche zum Gleichen soll, so geben Sie mir lieber dieses köstliche Blatt von heute noch dazu und ich verwahre sodann alles miteinander.“ Das wollte Goethe noch weniger und der anmutige Streit ging noch eine Weile fort bis er sich in ein allgemeines munteres Gespräch auflöste. Nachdem wir vom Tisch aufgestanden und die Frauen hinaufgegangen waren, blieb ich mit Goethe allein. Er holte aus seiner Arbeitsstube ein rotes Portefeuille, womit er mit mir ans Fenster trat und es auseinander legte. „Sehen Sie, sagte er, hier habe ich alles beisammen, was auf mein Verhältnis zu Lord Byron Bezug hat. Hier ist sein Brief aus Livorno, dies ist ein Abdruck seiner Dedikation, dies mein Gedicht, hier das, was ich zu Medwins Konversationen geschrieben; nun fehlt mir bloß sein Brief aus Genua, aber sie will ihn nicht hergeben.“ Goethe sagte mir sodann von einer freund-

1

) Die Widmung des Sardanapal, die G hatte faksimilieren lassen; s. oben 1822 Nov 7.−12.

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lichen Aufforderung, die in Bezug auf Lord Byron heute aus England an ihn ergangen und die ihn sehr angenehm berührt habe.1) Sein Geist war bei dieser Gelegenheit ganz von Byron voll und er ergoß sich über ihn, seine Werke und sein Talent in tausend interessanten Äußerungen. „Die Engländer, sagte er unter anderm, mögen auch von Byron halten, was sie wollen, so ist doch so viel gewiß, daß sie keinen Poeten aufzuweisen haben, der ihm zu vergleichen wäre. Er ist anders als alle Übrigen und meistenteils größer.“

Apr

3. [An] Herrn Hofrath Benecke nach Göttingen, mit Einschluß an Herrn

Douglas Kinnaird nach London. 3. An G. F. Benecke (Br 41, 4f.): Ew. Wohlgeboren abermalige Sendung gereicht mir zu nicht geringem Vergnügen; den Antrag einer verehrlichen Comite´ nehme in beyliegendem Schreiben dankbarlichst an, wobey ich Ew. Wohlgeboren ergebenst bitte für mich die Summe von zwanzig Pfund zu unterzeichnen, weil ich keinen Beweis versäumen möchte, wie hoch ich den Geist eines Mannes schätze, der nur allzufrüh das merkwürdigste Individuum, das geboren werden konnte, auf und weggezehrt hat. Die Widmung des Sardanapals ist mir von dem höchsten Werth. Wenn ich die Gunst eines solchen Blattes meinem Verdienste nicht wohl zuschreiben darf, so bleibt es immer merkwürdig, daß ein Jüngerer in seinem Vorgänger die Ahnung jenes Strebens enthusiastisch verehrt, das er in sich selbst unwiderstehlich empfindet. Nehmen Sie meinen verpflichteten Dank und lassen mich durch Ihre Vermittelung von den weiteren Fortschritten jenes löblichen Unternehmens ein mehreres hören. Wenn der Vorübergegangene sich zwar selbst schon ein herrliches geistiges Monument gestiftet, so ist es doch sehr schön, daß ein bleibendes reales Denkmal die Nachkommen sinnlich erinnere: er sey auch dagewesen wie Viele, aber begabt, verehrt, geliebt wie Wenige. 3. An D. Kinnaird (Br 41, 5ff.): Des ehrenvollen Antrags einer hochansehnlichen Comite´, mich in ihren zu Errichtung eines Monuments für einen zu früh abgeschiedenen trefflichen Mann versammelten Kreis geneigt aufzunehmen, darf ich mich mit warmem Gefühle erfreuen, indem die Verehrung seiner außerordentlichen Persönlichkeit gewiß von niemand lebhafter empfunden und treuer gehegt werden mag. Ich nehme deshalb, mein werthester Herr, das mir geschehene Anerbieten dankbarlichst an und bitte mich den würdigen Männern, welche die Unternehmung leiten, bestens zu empfehlen, und mir von Zeit zu Zeit Nachricht der weiteren gewiß lebhaften Fortschritte zu geben, da ich in theilnehmender Verpflichtung nicht zurückbleiben möchte. Empfehlen Sie mich insbesondere Herrn Hobhouse, dessen Name uns ja, gesellt zu dem des verewigten Freundes, schon so vielfach genannt worden, und in meinem Familienkreise genannt wird, wo die englische neuste Li1

) Einladung, dem Komitee zur Errichtung eines Byron-Denkmals beizutreten.

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teratur . . . lebhaft unterhalten wird . . . Diesem allen füge noch den Wunsch hinzu, daß Ihre werthen Landsleute, wenn sie unsere Gegend besuchen, mich und die Meinigen nicht vorbeygehen mögen. Geben Sie ihnen hiezu gelegentlich Veranlassung; eine Anmeldungscharte . . . wird in diesem Sinne jedesmal willkommen sein. Apr

9. [Göttingen] G. F. Benecke an D. Kinnaird (Butler 1956, 145f.1)): I carried out the commission to Goethe immediately, and I send herewith his answer to you. I wrote to him that it was by no means the intention to ask him for a financial contribution but that his name alone was desired. At the same time I told him that it had been settled that no contribution should exceed the sum of £ 20 Sterl. He answered me thereon: ’I beg you to contribute the sum of £ 20 for me, for I should wish to omit no proof of how highly I prize the spirit of that man which has all-too early wasted and consumed away the most remarkable personality that could possibly be born.’ Please let me know, if there is anything further that I can do to execute this commission. − But now to another question, which, particularly as it concerns Goethe himself, is of the utmost importance to me. Did Goethe ever receive a copy of Sardanapalus with the dedication prefixed to it? You wrote to me at the end of the year 1822 [1822 Dez Ende]: ’The Dedication will be prefixed to the new edition of Sardanapalus together with a note of explanation’ (I had explicitly demanded this) ’as to the cause of its not having been inserted in the earlier edition. I shall send three copies to you, one for Goethe, one for yourself & one for the Göttingen library.’ Personally I have received nothing whatsoever. Did you send Goethe a copy by another hand? − If not, then an omission very disagreeable to me must be made good: how that is to be done I leave to you, but I will willingly lend a hand. You could if you like give anything you may have to send me to Sir Lewis Moeller, Privy Councillor of Legation to the Hanoverian Government in London, addressed to Professor Benecke − for the Göttingen library. Be kind enough to write me as soon as possible how the matter stands − Farewell.2)

Mai

8. Einiges dictirt über mein Verhältniß zu fremden Litteratoren und Lit-

teraturen.3) 8. Schema (W 42.2, 492): England. Werther bald übersetzt, aber aus dem Französischen.4) Späterhin Iphigenie.5) Nachgedruckt bey Unger. Zu Anfang des Jahrhunderts Übersetzung des Götz von Berlichingen durch Walther Scott.6) Antheil von Coleridge.7) Verschiedene Versuche, Faust zu übersetzen.8) Andere, deren Namen nachzusehen. Kupfer 1

) Butlers engl. Übers. des dt. Originals (Murray Papers). ) Murray übersandte die Ausgabe von 1821, s. unten 1826 Juli 4.: Benecke an G. 3 ) Drei Schemata: neben der im folgenden gegebenen Skizze England auch Schemata zu Frankreich u. Italien, von W in den Zusammenhang von G’s Studien zur Weltliteratur gestellt (W 42.2, 491ff.). 4 ) Die Übers. Sorrows of Werther (1779) beruhte auf frz. Zwischenstufe. 5 ) William Taylors Iphigenia in Tauris (Norwich 1793). 6 ) Walter Scotts Goetz of Berlingen with the iron hand, a historical drama oft he 15. Century (London 1799). 7 ) Brandl (GJb 1899, 30) kommentiert: Coleridge hatte sein Interesse für den Faust 1814 im ’Friend‘ bewiesen . . . Goethe sah in seinem Haus durchreisende Engländer genug, um selbst eine Erwähnung in einer so abgelegenen Zeitschrift zu erfahren. 8 ) Gemeint wohl die von Coleridge u. Shelley, erwähnt in Medwins Journal of the Conversations of Lord Byron (1824), 141 u. 268. 2

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von Retsch zu Faust nachgestochen.1) Lord Byrons Antheil. Äußerungen desselben. Stellen aus seinen Werken.2) Sein Antheil wahrscheinlich durch Lewis und Shelley erregt, jedoch nur im Allgemeinsten.3) Im [Lücke] finden sich Spuren von Faust. Verhältniß durch Sterling vermittelt. Die kleine Sammlung deshalb zu redigiren und abschriftlich mitzutheilen. Weimar den 8en May 1826. Juni 30. An C. J. Sterling4) (Br 41, 86): Wie schmerzlich wir den Verlust unseres verehrten wie bewunderten Lord Byron empfinden, wird ein treues Mitgefühl Ihnen selbst aussprechen. Jetzt nun gar, wo der Ort, den er in Griechenland zuerst betreten, zu Grunde gegangen und vielleicht sogar das Haus zerstört ist, das der werthe Mann bewohnte. Juli

4. [Göttingen] G. F. Benecke an G (GJb 1899, 28): Erst durch einen von mir geäußerten Verdacht hat es sich entdeckt, daß der Buchhändler Murray ganz und gar vergessen hatte, das hierbey erfolgende Buch abzuschicken.5) Eure Excellenz werden daher entschuldigen was einzig und allein der Nachlässigkeit des Buchhändlers zur Last fällt, und auch einen verspäteten Beweis der Huldigung, welche Lord Byron dem ersten der lebenden Dichter darzubringen sich gedrungen fühlte, mit freundlicher Erinnerung an den Entschwundenen aufnehmen. Der Brief, welchen Eure Excellenz mir für Douglas Kinnaird zuzuschicken die Güte hatten, ist von mir unverzüglich besorgt worden; ich habe aber bis jetzt keine weiteren Nachrichten von dem Fortgange des Unternehmens erhalten.6) 9. Sendung von Professor Benecke, einen verspäteten Band von Lord By-

ron. Las die beyden Foscaris. 10. Las die beyden Foscaris zu Ende . . . [Brief vom 30. Juni an] Herrn

Charles Sterling nach Londonderry. 11. Las Sardanapal von Byron.

1

) M. Retzschs Series of Twenty-Six Outlines illustrative of Goethe’s tragedy of Faust, engraved from the originals by Henry Moses; and an analysis of the tragedy (London 1820), von Byron gekannt (s. oben 1821 Dez 4.: Byron an Murray). 2 ) G hatte in diesem Zusammenhang vielleicht die Absicht, Manfred u. The deformed transformed zu behandeln; im letzteren Drama ist die Figur des Mephisto besonders deutlich nachgebildet. 3 ) Medwin überliefert folgende Byron-Äußerung (Journal of the Conversations of Lord Byron, 1824, 141): „The Germans,“, said he, „and I believe Goe¨the himself, consider that I have taken great liberties with ’Faust.’ All I know of that drama is from a sorry French translation [Mme. de Stae¨l], from an occasional reading or two into English of parts of it by Monk Lewis when at Diodati, and from the Hartz mountain-scene, that Shelley versified the other day . . .“ 4 ) Abgesandt 10. Juli 1826 (s. dort). 5 ) Der im Dez 1821 erschienene Sammelband: Sardanapalus, a tragedy. The two Foscari, a tragedy. Cain, a mystery. London 1821. In G’s Bibliothek (Ruppert Nr. 1497), mit von D. Kinnaird geschriebener Widmung From the Author; in diesem Ex. die gedruckte Sardanapalus-Widmung, ursprünglich erst in der 2. Aufl. 1823 erschienen, nachträglich vom Verleger eingefügt. 6 ) Weitere Nachrichten an G nicht bekannt. Die von Thorwaldsen 1834 gefertigte Byron-Statue in der Bibliothek von Trinity College in Cambridge (Brandl, GJb 1899, 28).

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Juli 12. [Nachmittags] . . . las ich den Sardanapal durch. 14. Nach Tische Byrons Trauerspiele. 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 176): Diesen Abend hatte ich das Glück, von Goethe manche Äußerung über das Theater zu hören. Ich erzählte ihm, daß einer meiner Freunde die Absicht habe, Byrons Two Foscari für die Bühne einzurichten. Goethe zweifelte am Gelingen. „Es ist freilich eine verführerische Sache, sagte er. Wenn ein Stück im Lesen auf uns große Wirkung macht, so denken wir, es müßte auch von der Bühne herunter so tun, und wir bilden uns ein, wir könnten mit weniger Mühe dazu gelangen. Allein es ist ein eigenes Ding. Ein Stück, das nicht ursprünglich mit Absicht und Geschick des Dichters für die Bretter geschrieben ist, geht auch nicht hinauf, und wie man auch damit verfährt, es wird immer etwas Ungehöriges und Widerstrebendes behalten . . .“ 27. An G. F. Benecke (Br 41, 98f.): Ew. Wohlgeboren gefällige Sendungen

waren immer von Wichtigkeit; die letzte ist überraschend und so ehrenvoll als betrübend. Mir gibt es ganz eigene Gedanken, daß der unbegreifliche Mann mich gerade auf den S a r d a n a p a l besonders anwies, da ich diesem Stück von jeher vor andern günstig gewesen. Der königliche Leichtsinn, die Anmuth des griechischen Mädchens, die ganz eigene wundersame Verbindung zwischen den zwey Personen verscheuchen alle hypochondrischen Gespenster, womit der treffliche Dichter seine Freunde zu ängstigen pflegt, sie erschienen nur hier und da gleichsam aus den Winkeln hervortretend. Doch ich muß mich hüten von den Vorzügen dieses Stücks zu sprechen; man erschöpft eine solche Production niemals durch Nachdenken, bey’m jedesmaligen Lesen ist sie wieder neu. So ging es mir auch dießmal. Lebhaft aber regte sich der Wunsch, dem Dichter dagegen etwas Freundliches erwidert zu haben; nun ist er nicht zu erfüllen, und man kommt in Gefahr sich abzuquälen über die Frage: wie dieses, von seiner eigenen Hand bezeichnete Exemplar so lange vorenthalten werden konnte, wie die mir erwiesene Freundlichkeit so lang ein Geheimniß blieb, ja durch die Zuschrift von We r n e r noch mehr verdeckt und aller Nachforschung entzogen wurde. Bin ich nun Ew. Wohlgeboren diese ganz unerwartete Entdeckung schuldig, verdank ich Ihnen ein Zeugniß, das mir besonders in diesen Tagen ganz unschätzbar sein mußte, so werden Sie überzeugt seyn, daß ich diese günstige Einwirkung auf mich und meine Zustände nach ihrem ganzen Werth anzuerkennen weiß. Kann ich noch erleben, daß jenes intentionirte Monument wirklich zu Stande kommt, so wird es eine ganz eigene Klarheit über meine Tage verbreiten. Ich bin gewiß, daß Ew. Wohlgeboren das Nähere, sobald es zu Ihrer Kenntniß kommt, mir geneigtest mittheilen und die Hand bieten werden, daß ich ungesäumt meine theilnehmende Pflicht erfülle. 27. [An] Herrn Professor Benecke nach Göttingen. Aug

3. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: an F. v. Müller gD, EGW 1, 550)

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Aug 31. Herr [Downes], ein irländischer Reisender . . . 31. [Weimar] G. Downes: Letters from Continental Countries, 1832 (GG 3.2, 65f.): Weimar and Goethe − the town, and the poet − are so intimately blended together in the imagination, that it is scarcely possible to mention one without thinking of the other. A drive of about three hours transported us from Jena to this miniature metropolis, which is situated amid gentle hills . . . Having several introductions, I employed some of the less important in effecting a speedy interview with Goethe . . . While I gazed upon the extraordinary being before me . . . I could scarcely admit the conviction that he was indeed the author of a work, which in my infancy was far from being new − I mean the „Leiden des jungen Werthers“ . . . „Götz von Berlichingen“ . . . „Faust“. Wieland is gone, − Herder is gone, − Schiller is gone! He − the admired of Byron − seems a link between the literature of the present, and of by-gone days, − a sun, deserted by the system it was created to illumine, but suffered to shed its waning splendour upon this. Sept 15. (s. „Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817“: Fürst H. L. v. PücklerMuskau, EGW 1, 558). 29. Abends großer Thee . . . Grillparzer von Wien. [29.] [Weimar] F. Grillparzer: Selbstbiographie, 1854 (GG 3.2, 78f.): Gegen Abend ging ich zu Goethe. Ich fand im Salon eine ziemlich große Gesellschaft . . . Endlich öffnete sich eine Seitentüre, und er selbst trat ein. Schwarzgekleidet, den Ordensstern auf der Brust, gerader, beinahe steifer Haltung, trat er unter uns wie ein Audienz gebender Monarch. Er . . . kam endlich auch zu mir . . . Er fragte mich, ob bei uns die italienische Literatur sehr betrieben werde? Ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, die italienische Sprache sei allerdings sehr verbreitet . . . Die italienische Literatur dagegen werde völlig vernachlässigt, und man wende sich aus Modeton vielmehr der englischen zu, welche, bei aller Vortrefflichkeit, doch eine Beimischung von Derbheit habe, die für den gegenwärtigen Zustand der deutschen Kultur, vornehmlich der poetischen, mir nichts weniger als förderlich scheine. Ob ihm diese meine Äußerung gefallen habe oder nicht, kann ich nicht wissen, glaube aber fast letzteres, da gerade damals die Zeit seines Briefwechsels mit Lord Byron war. Er entfernte sich von mir, sprach mit andern, kam wieder zu mir zurück, redete, ich weiß nicht mehr von was, entfernte sich endlich, und wir waren entlassen. Okt

2. Herr Grillparzer gezeichnet von Schmeller.1) [2.] [Weimar] F. Grillparzer: Selbstbiographie, 1854 (GG 3.2, 81f.): Als ich mich des anderen Vormittags einstellte, war der Maler noch nicht gekommen. Man wies mich daher zu Goethe, der in seinem Hausgärtchen auf- und niederging . . . Wir sprachen im Aufund Niedergehen . . . Als ich meine vereinzelte Stellung in Wien beklagte, sagte er, was wir seitdem gedruckt von ihm gelesen haben: daß der Mensch nur in Gesellschaft Gleicher oder Ähnlicher wirken könne. Wenn er und Schiller das geworden wären, als was die Welt sie anerkennt, verdankten sie es großenteils dieser fördernden und sich ergänzenden Wechselwirkung. Inzwischen kam der Maler. Wir gingen ins Haus, und ich wurde gezeichnet. Goethe war in sein Zimmer gegangen, von wo er von Zeit zu Zeit herauskam und sich von den Fortschritten des Bildes überzeugte, mit dem er nach der Vollendung zufrieden war. Nach Verabschiedung des Malers ließ Goethe durch seinen Sohn mehrere Schaustücke von seinen Schätzen herbeibringen. Da war sein Briefwechsel mit Lord Byron; alles, was sich auf seine Bekanntschaft mit der Kaiserin und dem Kaiser von Östreich in Karlsbad bezog; endlich das kaiserlich östreichische Privilegium gegen den Nachdruck für seine gesammelten Werke . . . Diese Schätze waren,

1

) Schuchardt 1, 285 Nr. 580.

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halb orientalisch, jedes Zusammengehörige einzeln, in ein seidenes Tuch eingeschlagen, und Goethe benahm sich ihnen gegenüber mit einer Art Ehrfurcht. Endlich wurde ich aufs liebevollste entlassen.

Okt 14. [Paris] C. H. Henderson an G (GSA 28/120 Bl. 328): I take the . . . opportunity of transmitting a proof on India Paper of the Portrait of Lord Byron . . . [Übersendet ein Porträt von Lord Byron] From hence I proceed shortly to London on my return home to Edinburgh. And the thought has occurred to me that Sir Walter Scott would feel delighted in receiving some lines of the hand-writing of one to whom the authors of his own time have been content to look up as a master. If therefore your Excellency would have the goodness to entrust some such Memorial to my care I shall have equal pride and pleasure in being the channel of communication between two great men.1) Nov

8. Mittag Dr. Eckermann . . . Auch hatte ich den Tag über Byrons ver-

wechselten Wechselbalg [The deformed transformed; a drama (1824)] gelesen und studirt. 8. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 179): Goethe sprach heute abermals mit Bewunderung über Lord Byron. „Ich habe, sagte er, seinen Deformed Transformed wieder gelesen und muß sagen, daß sein Talent mir immer größer vorkommt. Sein Teufel ist aus meinem Mephistopheles hervorgegangen, aber es ist keine Nachahmung, es ist alles durchaus originell und neu, und alles knapp, tüchtig und geistreich. Es ist keine Stelle darin, die schwach wäre, nicht so viel Platz, um den Knopf einer Nadel hinzusetzen, wo man nicht auf Erfindung und Geist träfe. Ihm ist nichts im Wege als das Hypochondrische und Negative und er wäre so groß wie Shakspeare und die Alten.“ Ich wunderte mich. „Ja, sagte Goethe, Sie können es mir glauben, ich habe ihn von neuem studiert und muß ihm dies immer mehr zugestehen.“ 17. An A. Nicolovius (Br 41, 231): Ein schönes Bild von Lord Byron, ge-

malt von [W. E.] West, von [J. T.] Wedgewood gestochen, erscheint nächstens.2) Machen Sie die Liebhaber darauf aufmerksam, es wird nun bald ausgegeben werden. Die ersten Abdrücke auf chinesisch Papier werden sehr erfreulich seyn. 17. [An] Herrn Alfred Nicolovius, Berlin. 18. Mittag Professor Riemer, der etwas früher gekommen war, um das Porträt von Lord Byron und sonstiges anzuschauen. 29. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 180f.): Lord Byrons Deformed Transformed hatte ich nun auch gelesen und sprach mit Goethe darüber nach Tisch. „Nicht wahr? sagte er, die ersten Szenen sind groß und zwar poetisch groß. Das Übrige, wo es auseinander und zur Belagerung Roms geht, will ich nicht als poetisch rühmen, allein man muß gestehen, daß es geistreich ist.“ Im höchsten Grade, sagte ich; aber es ist keine Kunst geistreich zu sein, wenn man vor nichts Respekt hat. Goethe lachte. „Sie haben nicht ganz Unrecht, sagte er; man muß freilich zugeben, daß der Poet mehr sagt als man möchte; er sagt die Wahrheit, allein es wird einem nicht wohl dabei und man sähe lieber, daß er den Mund hielt. Es gibt Dinge in der Welt, die der Dichter besser

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) Hendersons Byron-Reminiszenz u. Scott-Erwähnung initiiert G’s Kontaktaufnahme mit W. Scott, 16. Jan 1827 (s. dort). Das übersandte Byron-Porträt ist vermutl. das am 17. Nov an Nicolovius (s. dort) erwähnte West-Bild. 2 ) Brustbild Byrons, nach links, Blick zum Betrachter (447 x 344 mm). Schuchardt 1, 227 Nr. 0138/0018; im GNM Depot Graphik.

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überhüllet als aufdeckt; doch dies ist eben Byrons Charakter und man würde ihn vernichten, wenn man ihn anders wollte.“ Ja, sagte ich, im höchsten Grade geistreich ist er. Wie trefflich ist z. B. diese Stelle [II, 3]: The Devil speaks truth much oftener than he’s deemed, He hath an ignorant audience. „Das ist freilich eben so groß und frei als mein Mephistopheles irgend etwas gesagt hat.“

Dez 24. Herr von Humboldt den Anfang der Helena gelesen. 25. Herr von Humboldt, in der Helena fortgefahren. 26. Herr Minister von Humboldt. Die Helena ausgelesen. 26. [Weimar] W. v. Humboldt an Caroline Humboldt (Sydow 7, 306f.): Mit Goethe habe ich nun seine „Helena“ ganz durchgelesen. Er selbst hat sie mir von einem Ende zum anderen vorgelesen . . . Das Sonderbarste, und was man an sich nicht raten würde, ist, daß Faust[s] und Helenas Sohn Lord Byron ist, der als wilder Knabe herankommt, vor den Augen der Zuschauer zum Jüngling heran wächst und endlich, weil er im Griechenkriege überkühne Flüge machen will, wie Icarus versengt auf den Boden fällt. Genannt ist er nicht, auch so wenig bezeichnet, daß wenigstens ich ihn nicht erraten habe, aber wenn man weiß, daß er gemeint ist, so paßt alles und wunderschön auf ihn.

1827 Jan

6. Concepte an Walter Scott . . . revidirt. 8. [Brief] . . . an Walter Scott . . . von Riemer zurück. [16.] An W. Scott (Br 42, 13f.): Der mir durch seine Thätigkeit vortheilhaft

bekannte Kunstverleger Herr Henderson überschickt mir [am 14. Okt 1826] ein, wie man hoffen darf, wohlgerathenes Bild des zu früh abgeschiedenen Lord Byron und erregt auf’s neue den Schmerz, den ich bey einem Verlust fühlen mußte der die Welt im Allgemeinen und mich im Besondern traf, da ich mich der Neigung eines so allgemein geschätzten Mannes, nach dessen verschiedenen Äußerungen, wohl schmeicheln durfte. Indeß gereicht den Überlebenden zum besten Troste, wenn sie umhersehen und sich überzeugen, daß, wie der Abgeschiedene nicht allein stand, sondern in Liebe, Freundschaft, Zutrauen gar manchen Guten an sich zog, auch sie nicht allein stehen, sondern einer geistigen Vereinigung mit vielen wackern Männern, die sich mit jenem verbunden fühlten, als der wichtigsten Erbschaft sich erfreuen dürfen. 18. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 212): Das Gespräch lenkte sich nun ganz auf Schiller, und Goethe fuhr folgendermaßen fort: „Schillers eigentliche Produktivität lag im Idealen, und es läßt sich sagen, daß er so wenig in der deutschen als einer andern Literatur seines Gleichen hat. Von Lord Byron hat er noch das Meiste; doch dieser ist ihm an Welt überlegen. Ich hätte gerne gesehen, daß Schiller den Lord Byron erlebt hätte, und da hätt’ es mich wundern sollen, was er zu einem so verwandten Geiste würde gesagt haben . . .“ März 26. Abends Herr Soret . . . Herr Canzler von Müller. Nähere Kenntniß von

Graf Reinhards Übersetzung aus [Byrons] Falieri. Andere Merkwürdigkeiten.

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März 27. Marino Falieri, Übersetzung und Original. 30. An C. F. v. Reinhard (Br 42, 111ff.): Nun aber erscheint unverhofft

und unerwartet die uns höchst willkommene Übersetzung aus einem wichtigen Stück des, wie bekannt, unter uns hochgefeyerten Dichters. Meine Tochter mag ihren bescheidenen Triumph der ihr dadurch geworden geziemend ausdrücken, ich will nur zum allerbesten danken, daß Sie mich auf dieses Stück, das ich von jeher zum höchsten geschätzt, wieder hingeleitet. Durch dieses Werk zeigt der nur allzufrüh hingeschiedene Freund, daß er nicht nur ein gegründeter, kräftiger und fruchtbarer Dichter sey, der seiner Kühnheit keine Gränzen, seiner Einbildungskraft weder Maaß noch Ziel zu setzen Lust hat, sondern daß er auch in eine strengere und engere Form, sobald er sie anerkennt, sich zu finden wisse. Wohl ist es bemerkenswerth, daß das dichterische Naturell des außerordentlichen Mannes erst jede Einschränkung verabscheut und sich nur aus sich selbst seine Formen gestaltend endlich doch den Forderungen der französischen Tragödie sich fügt und wenigstens bis auf einen gewissen Grad ihrer Strenge sich unterwirft. Dieß förderte ihn nun ganz besonders bey diesem Stoffe, indem er dadurch veranlaßt wird alles Beywesen zu beseitigen und sich in den Gränzen des Dramas, mehr oder weniger wie es nach dem Vorbilde der Griechen sich einrichtet, auf das mäßigste zu ergehen. Die Scene die Sie, mein Verehrter, zum Gegenstand Ihrer Aufmerksamkeit gewählt, reiht sich an das Zärteste was Byron geliefert hat. Wie tief empfand er die Situation des Bejahrten, väterlich Liebenden! und wie natur-sittlich hold ist die jugendlich-kindliche Erwiderung. Müßte ich noch die Lasten eines Theater-Vorstehers tragen, so würde ich sie mir, wie vormals mit trefflichen Dingen, dadurch erleichtern daß ich auch dieß glänzende Meteor auf die Scene brächte. Wie hochwillkommen würde mir dazu Ihre wohlempfundene Übertragung seyn. Apr

2. [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (Unterhaltungen 336): . . . siegle ich . . . das gütigst mitgetheilte treffliche Manuscript wieder an den verehrten Verfaßer ein, nachdem Goethe es mir erst jetzt zurückgestellt. Er wird Ihnen seine und Ottiliens . . . Freude über diesen Genuß des herrlichen brittischen Sängers in unsrer Muttersprache selbst ausdrücken, wie er mir versichert. Soll ich nun auch meinerseits erst hinzufügen, daß Kürze, Kraft und Praecision des Ausdrucks mir nur mit Byron selbst vergleichbar geschienen und daß es ewig Schade wäre, wann Sie nicht das ganze Stück vollendeten? Den herrlichen Monolog in der Mondnacht insbesondere möchte ich gerne recht bald aus Ihrer Feder lesen! 6. Die problematische Seereise des Lord Byron zu lesen angefangen.1) 7. [Nachmittags] Lord Byrons Sommerreise zu Ende gelesen. 9. [Weimar] J.-J. Ampe`re an Julie Re´camier2) (JbFDH 1974, 32): J’ai lu, manuscrit, un ouvrage de Goethe fort extraordinaire qui paraıtra dans quelques jours . . . c’est une ˘

Mai

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) Narrative of Byron’s Voyage to Corsica and Sardinia. London 1821. ) Brief von Mme. Re´camier veröffentlicht in Le Globe Nr. 21, 22. Mai 1827.

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´episode ou pluto ˆt un interme`de destine´ `a trouver place dans la suite de Faust, qui n’est pas encore acheve´e. C’est, comme il l’intitule lui-meˆme, une fantasmagorie. Elle est `a peu pre`s intraduisible; mais `a travers beaucoup de bizarreries et assez d’obscurite´, il y a de la profondeur, de la poe´sie et de la graˆce. Depuis le sie`ge de Troies jusqu’au sie`ge de Missolonghi, la mythologie grecque, le moyen ˆage, le temps actuel, Lord Byron, tout s’y trouve. C’est un reˆve d’un grand sens; et dans cette composition, tout est cre´´e, bon ou mauvais, par cette teˆte octoge´naire!

Mai 26. [Kronberg] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard, 369f.): Bei Zurücksendung der Szenen [meiner Byron-Übersetzung] hatte Herr von Müller einige Verse angemerkt, die er geändert wünschte, und ich fand, daß es lauter solche waren, wo ich einen Daktyl eingemischt hatte. Ich will zwar gestehn, daß ich bei einigen aus einer gewissen Trägheit mir diese Freiheit erlaubte, bei mehreren aber geschah es absichtlich und um den Wohlklangs willen. Auch fand ich Belege dieses Verfahrens in einigen neuern deutschen Theaterstücken, ja sogar in Byron selbst. Da dies nun eine Sache des Gehörs ist, so provozier ich auf den Meister und bitte Sie, mir zu sagen, ob das Ihrige eine Einmischung des Daktyls in die Jamben gestatte oder nicht? Ihre Aufforderung, diesen Übersetzungsversuch noch weiter auszudehnen, ist allerdings ermutigend genug; und wir wollen sehn, was Luft und Wasser in Kronberg hierüber entscheiden werden. Zur Vollendung des Ganzen aber wird es schwerlich kommen. Denn so sehr vor allem jene ausgewählten Szenen und auch noch einige andre wie z. B. der Auftritt des Doge unter den Verschwörern mich angesprochen haben, so waren doch andre und gerade diejenigen, wo Angioline wieder erscheint, die mich kalt ließen oder auch meinem Gefühl widerstrebten. Am wenigsten konnt ich dulden, daß Faliero sich der Strafe des Himmels verfallen glaubt, für eine Ohrfeige, die er einst einem Pfaffen gegeben. Im übrigen stimm ich Ihrem Urteil bei, daß dieser vielseitige Geist auch in den Fesseln der Regel sich frei und vielleicht anmutiger bewege als in den Sprüngen mancher seiner andern Gedichte. Am merkwürdigsten schien mir in der fortschreitenden Entwicklung seines Talents jener Übergang von düstrer Melancholie in rücksichtlosen, lachenden humour, dem dennoch die schwarze Folie noch immer unterliegt. Juni 20. (s. „Cain. A mystery by Lord Byron“: Eckermann Gespräche gD, EGW 1, 550f.) Juli

5. [Nachmittags] Dr. Eckermann . . . Unterhaltung über Byrons Talent. Al-

tes wiederholt, Neues bemerkt. 5. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 250f.): . . .1) Wir sprachen darauf über die beiden Foscari [The Two Foscari (1821)], wobei ich die Bemerkung machte, daß Byron ganz vortreffliche Frauen zeichne. „Seine Frauen, sagte Goethe, sind gut. Es ist aber auch das einzige Gefäß, was uns Neueren noch geblieben ist, um unsere Idealität hinein zu gießen. Mit den Männern ist nichts zu tun. Im Achill und Odysseus, dem Tapfersten und Klügsten, hat der Homer alles vorweggenommen.“ Übrigens, fuhr ich fort, haben die Foscari wegen der durchgehenden Folter-Qualen etwas Apprehensives, und man begreift kaum, wie Byron im Innern dieses peinlichen Gegenstandes so lange leben konnte, um das Stück zu machen. „Dergleichen war ganz Byrons Element, sagte Goethe; er war ein ewiger Selbstquäler, solche Gegenstände waren daher seine Lieblings-Themata, wie Sie aus allen seinen Sachen sehen, unter denen fast nicht ein einziges heiteres Sujet ist. Aber nicht wahr? Die Darstellung ist auch bei den Foscari zu loben.“ Sie ist vortrefflich, sagte ich; jedes Wort ist stark, bedeutend und zum Ziele führend, so wie ich überhaupt bis jetzt in Byron noch keine matte Zeile gefunden habe. Es ist mir immer, als sähe ich ihn aus den Meereswellen kommen, frisch und durchdrungen von schöpferischen Urkräften. „Sie haben ganz Recht, sagte Goethe, es ist so.“ − Jemehr ich ihn lese, fuhr ich fort, jemehr bewundere ich die Größe seines 1

) Vorausgehendes s. „Byron: Don Juan“: Eckermann Gespräche gD, EGW 1, 553f.

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Talents und Sie haben ganz recht getan ihm in der Helena das unsterbliche Denkmal der Liebe zu setzen.1) „Ich konnte als Repräsentanten der neuesten poetischen Zeit, sagte Goethe, niemanden gebrauchen als ihn, der ohne Frage als das größte Talent des Jahrhunderts anzusehen ist. Und dann, Byron ist nicht antik und ist nicht romantisch, sondern er ist wie der gegenwärtige Tag selbst. Einen solchen mußte ich haben. Auch paßte er übrigens ganz wegen seines unbefriedigten Naturells und seiner kriegerischen Tendenz, woran er in Missolunghi zu Grunde ging. Eine Abhandlung über Byron zu schreiben ist nicht bequem und rätlich, aber gelegentlich ihn zu ehren und auf ihn im Einzelnen hinzuweisen werde ich auch in der Folge nicht unterlassen.“ Da die Helena einmal zur Sprache gebracht war, so redete Goethe darüber weiter. „Ich hatte den Schluß, sagte er, früher ganz anders im Sinne, ich hatte ihn mir auf verschiedene Weise ausgebildet und einmal auch recht gut, aber ich will es auch nicht verraten. Dann brachte mir die Zeit dieses mit Lord Byron und Missolunghi und ich ließ gern alles Übrige fahren. Aber haben Sie bemerkt, der Chor fällt bei dem Trauergesang ganz aus der Rolle;2) er ist früher und durchgehends antik gehalten, oder verleugnet doch nie seine Mädchennatur, hier aber wird er mit einem Mal ernst und hoch reflektierend und spricht Dinge aus, woran er nie gedacht hat und auch nie hat denken können.“

Juli

5. [Berlin] J.-J. Ampe`re an den Herausgeber des Globe3) (JbFDH 1974, 37): Un fragment d’une lettre de moi, ´ecrite de Weimar [9. Mai 1827], a paru il y a environ un mois dans votre journal, sans ma participation . . . [Betr. Byron] Ce n’est pas une des preuves les moins touchantes de la beaute´ de l’aˆme de Goethe, que le vif inte´reˆt qu’il a pris pour une gloire qui commenc¸ait quand la sienne ´etait de´ja` comple`te, que cette sympathie pour un talent qui s’annonc¸ait d’une manie`re si diffe´rente du sien. Mais la` on retrouve la faculte´ qui le caracte´rise d’embrasser tout, de s’inte´resser `a tout, qui donne tant de charme et tant de prix `a sa conversation. On est pe´ne´tre´ d’attendrissement, en trouvant tant de jeunesse d’aˆme et tant de candeur d’admiration unies `a tant d’aˆge et de gloire. Pour moi, je n’oublierai jamais ces familiers ´epanchements entremeˆle´s de traits piquant ou profonds, ce regard si clair d’ou ` s’e´chappait par moments un feu extraordinaire, et ce sourire de bonte´ supe´rieure sur ses le`vres bienveillantes et inspire´es. 9. [Edinburg] W. Scott an G (Eckermann Gespräche, FA II 12, 618): „Es gibt allen Bewunderern des Genies ein wohltätiges Gefühl, zu wissen, daß eins der größten Europäischen Vorbilder einer glücklichen und ehrenvollen Zurückgezogenheit in einem Alter genießt, in welchem er auf eine so ausgezeichnete Weise sich geehrt sieht. Dem armen Lord Byron ward leider vom Schicksal kein so günstiges Los zu Teil, indem es ihn in der Blüte seiner Jahre hinwegnahm, und so Vieles, was noch von ihm gehofft und erwartet wurde, für immer zerschnitt. Er schätzte sich glücklich in der Ehre, die Sie ihm erzeigten, und fühlte, was er einem Dichter schuldig war, dem alle Schriftsteller der lebenden Generation so viel verdanken, daß sie sich verpflichtet fühlen, mit kindlicher Verehrung zu ihm hinauf zu blicken.“ 15. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 257): [G:] „. . . Das ist der große Nutzen, der bei einer Weltliteratur herauskommt und der sich immer mehr zeigen wird. Carlyle hat das Leben von Schiller geschrieben und ihn überall so beurteilt, wie ihn nicht leicht ein Deutscher beurteilen wird. Dagegen sind wir über Shakspeare und Byron im Klaren und wissen deren Verdienste vielleicht besser zu schätzen als die Engländer selber.“

Aug 31. Mittags die Sonnabends-Gäste und Professor Gans.

1

) In der Gestalt Euphorions im Helena-Akt. ) Faust II, v. 9907−38. 3 ) Publiziert in Le Globe, Nr. 51, 31. Juli 1827; vgl. dazu oben 9. Mai 1827 J.-J. Ampe`re an Julie Re´camier. 2

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Aug 31. [Weimar] E. Gans: Rückblicke auf Personen und Zustände, 1836 (GG 3.2, 193f.): Der Umstand, daß mehrere Male bei Tische Engländer angemeldet wurden . . . und Frau von Goethe die Aufwartung machen wollten, brachte das Hauptgespräch auf England. Ich mußte von meinem Aufenthalt daselbst erzählen: Sitten und Eigentümlichkeiten der Engländer wurden geschildert . . . Auch Lord Byrons wurde Erwähnung getan, und über ihn dasjenige gesagt, was schon aus anderen Berichten hinreichend bekannt ist. Sept

6. . . . Joukoffsky, commentirendes Gespräch über Helena. 6. [Weimar] W. A. Shukowski Tagebuch (GG 3.2, 197): Zu Goethe. Gespräch über Helena, über Byron. Goethe stellt ihn neben Homer und Shakespeare. Die Sonne, die Sterne bleiben doch echt, es sind keine Kopien.

Okt

5. [Weimar] H. K. F. Peucer an K. A. Böttiger (Bode 3, 250): Seine „Helena“ ist hier viel gelesen, vielleicht aber nicht durchgängig verstanden. Nachdem ich mit Riemer, Ekkermann und Goethes Sohn viel und breit darüber konversiert habe, glaube ich endlich dahin gekommen zu sein, daß ich weiß, was es damit ist . . . Über die zweite Hälfte des Goetheschen Werks, die bloß romantisch gehalten ist, ließe sich freilich unter Freunden allerlei sagen. Dies ist ein buntes Allerlei, zusammengesetzt aus Epimenides und Byron und hundert anderen Reminiszenzen, Gedanken und Einfällen . . . vielleicht nur Goethen selbst verständlich. Und dennoch glaube ich alles zu verstehen. Ich habe mir eben die Mühe nicht verdrießen lassen.

1828 Febr 14. [Weimar] F. v. Müller an C. F. v. Reinhard (Unterhaltungen 344): Herr [K.] von Holtei aus Berlin erfreut und bereichert uns seit 14 Tagen mit seinen dramatischen Vorlesungen . . . Den F a u s t hat er uns ganz vortrefflich vorgetragen . . . Helena, Sardanapal, Graf Carmagnola etc. werden auch an die Reihe kommen. Goethe intereßirt sich ungemein für diese Vorlesungen, obschon er nur durch unsere Berichte davon Kenntniß erhält. März [Weimar] F. Soret an P. E. L. Dumont (Zehn Jahre 222f.): . . . der zweite [Teil der 5. u. 6. Helena], worin der wunderbare Euphorion erscheint, der kein anderer als Byron ist, stammt aus der letzten Zeit, Goethe hat also noch nach seinem siebzigsten Jahre solche von Kraft und Originalität strotzenden Verse schreiben können. 11. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 660): [G:] „. . . Lord Byron, der täglich mehrere Stunden im Freien lebte, bald zu Pferde am Strande des Meeres reitend, bald im Boote segelnd oder rudernd, dann sich im Meere badend und seine Körperkraft im Schwimmen übend, war einer der produktivsten Menschen, die je gelebt haben.“ Goethe hatte sich mir gegenüber gesetzt und wir sprachen noch über allerlei Dinge. Dann verweilten wir wieder bei Lord Byron und es kamen die mancherlei Unfälle zur Erwähnung, die sein späteres Leben getrübt, bis zuletzt ein zwar edles Wollen, aber ein unseliges Geschick, ihn nach Griechenland geführt und vollends zu Grunde gerichtet. „Überhaupt, fuhr Goethe fort, werden Sie finden, daß im mittleren Leben eines Menschen häufig eine Wendung eintritt und daß, wie ihn in seiner Jugend Alles begünstigte und Alles ihm glückte, nun mit einemmal Alles ganz anders wird, und ein Unfall und ein Mißgeschick sich auf das andere häuft.“ „Wissen Sie aber, wie ich es mir denke? − Der Mensch muß wieder ruiniert werden! − Jeder außerordentliche Mensch hat eine gewisse Sendung, die er zu vollführen berufen ist. Hat er sie vollbracht, so ist er auf Erden in dieser Gestalt nicht weiter vonnöten, und die Vorsehung verwendet ihn wieder zu etwas Anderem. Da aber hienieden Alles auf natürlichem Wege geschieht, so stellen ihm die Dämonen ein Bein nach dem andern, bis er zuletzt unterliegt. So ging es Napoleon und vielen Anderen. Mozart starb in seinem sechs und dreißigsten Jahre.

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Raphael in gleichem Alter. Byron nur um Weniges älter. Alle aber hatten ihre Mission auf das Vollkommenste erfüllt, und es war wohl Zeit daß sie gingen, damit auch anderen Leuten in dieser, auf eine lange Dauer berechneten, Welt noch etwas zu tun übrig bliebe.“

Juni 19. [London] J. C. Hobhouse an G (GSA 28/418): As it is very desirable that the subscriptions of the Committee should be immediately announced and as the Sub-Committee have found it necessary to abandon their original proposal of publishing the contributions of the Committee as one Sum instead of specifying individual subscriptions. I am directed to request that you will be so good as to inform me for what sum I may be permitted to enter your name in the list which will be published in the course of a Week.1) Juli

1. Kam ein Schreiben an von London, wegen der Subscription zu Byrons

Monument. 6. An J. C. Hobhouse (Konzept; Br 44, 172): Mein Herr! Bey der Subscription für Lord Byrons Denkmal bitte mich für Zwanzig Pfund zu unterzeichnen, wozu ich mich schon vormals verpflichtet.2) 6. To Mr. John C. Hobhouse Albemarle Street, London. Aug 24. [Nachmittags] Für mich, nachher las ich Lord Byrons Heaven and

Earth.3) 25. Endigte gemeldetes Gedicht mit frischer Bewunderung. Dez 16. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 299): Ich fand dieser Tage eine Stelle in Lord Byron, sagte ich, woraus zu meiner Freude hervorging, welche außerordentliche Achtung auch Byron vor Voltaire gehabt. Auch sieht man es ihm wohl an, wie sehr er Voltaire mag gelesen, studiert und benutzt haben. „Byron, sagte Goethe, wußte zu gut wo etwas zu holen war, und er war zu gescheit, als daß er aus dieser allgemeinen Quelle des Lichts nicht auch hätte schöpfen sollen.“ Das Gespräch wendete sich hiernächst ganz auf Byron und einzelne seiner Werke; wobei Goethe häufigen Anlaß fand, manche seiner früheren Äußerungen von Anerkennung und Bewunderung jenes großen Talentes zu wiederholen. In alles was Euer Exzellenz über Byron sagen, erwiderte ich, stimme ich von Herzen bei; allein wie bedeutend und groß jener Dichter als Talent auch sein mag, so möchte ich doch sehr zweifeln, daß aus seinen Schriften für reine Menschenbildung ein entschiedener Gewinn zu schöpfen. „Da muß ich Ihnen widersprechen, sagte Goethe. Byrons Kühnheit, Keckheit und Grandiosität, ist das nicht alles bildend? − Wir müssen uns hüten, es stets im entschieden Reinen und Sittlichen suchen zu wollen. − Alles Große bildet, sobald wir es gewahr werden.“ ⎯

⎯ [Weimar] O. L. B. Wolff, Portaits und Genrebilder, 1839 (GG 3.2, 299f.): [Während eines nachmittäglichen Zwiegesprächs im Garten4)] Wir waren von Lord Byron auf Shakespeare gekommen, die Berührungspunkte lagen so nah und doch wieder so fern; ich hatte bemerkt, wie eigen es sei, daß Byron, längere Zeit mit der Oberleitung der Bühne beschäftigt, doch das Wesen derselben gar nicht verstanden habe, was seine sämtlichen Dramen deutlich bewiesen, und daß selbst Marino Falieri und die beiden

1

) Beiliegend eine Namens- u. Beitragsliste Monument to Lord Byron Subscriptions already received. 2 ) Zum Vorgang s. oben 1826 Apr 3.: an Benecke u. an Kinnaird, Apr 9.: Benecke an Kinnaird. 3 ) In G’s Bibliothek: Heaven and earth a mystery. Paris 1823 (Ruppert Nr. 1491). 4 ) Von GG 3.2 in die Jahre 1826−28 datiert.

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Foscari, so aufgeführt, wie er sie geschrieben, durchaus alle Wirkung auf ein größeres Publikum verfehlen müßten. − Mein liebes Kind, erwiederte Goethe in seiner gewöhnlichen Weise, ich will Ihnen etwas sagen, die Bühne verstand Shakespeare auch nicht, das macht aber nichts, denn er brauchte sie nicht.



⎯ Betrachtungen im Sinne der Wanderer (W 42.2, 177): In natürlicher

Wahrheit und Großheit, obgleich wild und unbehaglich ausgebildetes Talent ist Lord B y r o n , und deßwegen kaum ein anderes ihm vergleichbar.

1829 Apr 20. Mittag Dr. Eckermann. 20. [Weimar] Eckermann Tagebuch (FA II 12, 829): Viel über Lord Byron [gesprochen], seinen vornehmen Stand, verhaltene Parlamentsreden. Mai 29. S. Schewyrjow an Awdotja Jelagina (GG 3.2, 413): Ottilie Goethe ist nicht hübsch, sogar häßlich, aber sehr klug und liebenswürdig; sie ist ganz von Byron erfüllt und bedauert es, daß er nicht mehr dazu kam, sein Versprechen, Weimar zu besuchen, einzulösen. Juli 30. Abends ein Engländer J. Guillemard. Ein feiner umschriebener reinli-

cher Mann in den Sechzigern. [30.] J. Guillemard an ? (GG 3.2, 436): [Während einer dreistündigen Unterredung mit G] „I consider [T.] Campbell“, he said, „as more classical than my favourite Byron, and far above any modern English poet whose works have fallen in my way . . .“ Aug ⎯ [Weimar] H. C. Robinson Reminiscences (GG 3.2, 451): [Über Gespräche mit G] This, and indeed I believe every evening, Lord Byron was the subject of his praise . . . he put into my hands the lithographic dedication to Sardanapalus to himself and all the original papers which had passed between them. He permitted me to take them to the hotel with me with liberty to do with them what I liked. In other words, I was to copy them and I added to my copies such recollections as I was then able to supply of Goethe’s remarks on Byron1). . . 2. Der lang erwartete Herr Robinson und Hofrath Voigt. Umständliches

Gespräch über die Stellung der deutschen Litteratur in den drey Reichen [Großbritannien] . . . Abends um 6 Uhr genannte beyde Herren. Fortgesetztes Gespräch von heute früh. 2. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 437f.): We spoke of Lord Byron and I mentioned the Vision of Judgement. He called it sublime and laughed while he referred to the summoning of Junius and Wikes as witnesses and to the letting the King [Georg III.] slip into heaven, etc., etc., as admirable hits. He said: „Es sind keine Flickwörter im Gedichte“, and he compared the brilliancy and clearness of his style to a metal wire drawn through a steel plate! 13. [Nachmittags] Ottilie und Herr Robinson kamen zum Thee. Fuhren um

8 Uhr weg. 1

) Das Folgende s. „Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817“ gD, EGW 1, 558.

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Aug 13. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 448ff.): At five I went again to Frau von Goethe and at six I accompanied her to the poet in his cottage in the park. The same cordial reception − and a most free and agreeable conversation of two hours . . . He reverted again to Lord Byron. Knebel had shown me a lithographed manuscript to Goethe, which was sent by Byron. It was a sketch of a dedication of Sardanapalus which being approved of by Goethe, was sent back, and Frau von Goethe says, appeared before the second edition. It certainly is not before the new edition, nor I believe before the pirated German and French editions. I will try to get a copy1) . . . I was glad to find that Goethe particularly admires Byron’s Heaven and Earth, and the first two acts of the Deformed Transformed. These are precisely my favourites. 15. Abends Herr Robinson. Wir lasen die Vision des Todtengerichts von

Byron. Er blieb bis 8 Uhr. 15. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 455): . . . I [went] alone to the Poet. I read to him the Vision of Judgment. He enjoyed it like a child, but his criticisms went little beyond the exclamatory: „Toll! Gar zu grob! Himmlisch! Unübertrefflich!“ etc., etc. In general the more strongly peppered passages pleased the best. Stanza 9 he praised for the clear and distinct painting. 10, he repeated with emphasis the last two lines conscious that his own age was eighty. 13, 14 and 15 are favourites with me. Goethe concurred in the suggested praise. The stanza 24 he declared to be sublime. The characteristic speeches of Wilkes and Junius he thought most admirable − „Byron hat sich selbst übertroffen“ − and the introduction of Southey made him laugh heartily. I left Goethe at eight . . . [15.] [Weimar] H. C. Robinson Reminiscences (GG 3.2, 455): I read to him the Vision of Judgment explaining the obscurer allusions . . . He praised, however, especially the speeches of Wilkes and Junius, and of the concealment of the countenance of Junius . . . He concurred in my suggested praise of Stanzas 13, 14, 15. Indeed, Goethe was in this like Coleridge that he was by no means addicted to contradiction. This encourages those who otherwise might not venture on obtruding a sentiment. He did not regret the opinion I expressed in favour of Byron’s satirical beyond his serious poems, nor my suggestion that to Don Juan a motto might have been taken from Mephistopheles’ speech-aside to the student who asked his opinion of medicine: „Ich bin des trockenen Zeugs doch satt, Ich will den echten Teufeln spielen.“2) Byron’s verses on George the Fourth, he said, were the sublime of hatred. 15. [Weimar] H. C. Robinson an [seinen Bruder] T. Robinson (GG 3.2, 440): [Über Gespräche mit G] We soon quitted engraving for poetry. And on my saying I had been reading the Vision of Judgment to Knebel, he astonished me by the minute knowledge of that and of other of Lord Byron’s works . . . 16. Gegen Abend Ottilie, Herr Robinson und Walther [v. Goethe]. Wir

lasen Himmel und Erde oder die Sündfluth von Lord Byron. Ich las nachher den 13. und 14. Gesang des Don Juan, nicht ohne erneute Bewunderung des außerordentlichen Dichtergeistes. 16. [Weimar] H. C. Robinson an T. Robinson (GG 3.2, 456): Yesterday . . . teˆte-a `-teˆte with Goethe. I read to him Byron’s Vision of Judgment which he enjoyed and laughed at like a child. He thinks that Byron has surpassed himself in the portraiture of Wilkes and Junius − you will prefer the introductory polemical matter . . . [Today] In the evening I am to read Heaven and Earth to Goethe. 1

) Das Folgende s. „Manfred, a dramatic Poem by Lord Byron. London 1817“ gD, EGW 1, 558. 2 ) Faust I v. 2009f., frei zitiert.

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Aug 16. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 456): . . . he was very warm indeed in his praise of the first part of Heaven and Earth which I read to him. He admired excessively the devilish parts, called Noah a philistine and Abel a Landprediger. He said that Byron had he lived would have dramatized the Bible. The Tower of Babel would have been a capital theme. Lord Byron he declared to be inimitable. Such a one never existed before nor ever will again. Ariosto was not so keck as Lord Byron in the Vision of Judgment. 17. [Nachmittags] . . . im Garten Herr Robinson, lasen Lord Byrons Himmel

und Erde ferner. 17. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 456f.): I spent another two hours with Goethe and read to him Heaven and Earth. His admiration was excessive, his remarks all eulogistic. He said: „Byron had not like myself devoted a long life to the study of nature, and yet I found only once or twice in all his works passages which I would have altered. His views of nature were equally profound and poetical. You must not take it evil, but Byron owes these fine views of the Old Testament to the ennui he suffered at school. He must have been terribly annoyed at the absurdities and in his own mind he ruminated over them and turned them to account.“ [17.] [Weimar] H. C. Robinson Reminiscences (GG 3.2, 457): One or two of the following remarks will be found as significant as anything Goethe has written of Byron. It was a satisfaction to me, the finding that Goethe preferred to all the other serious poems of Byron the Heaven and Earth though it seemed almost satire when he exclaimed: „A Bishop might have written it!“ He added: „Byron should have lived to execute his vocation (seine Bestimmung).“ „And that was“, I asked? „To dramatise the Old Testament.“ 18. Kam Herr Robinson [zu einem letzten Besuch]. Wir lasen Samson von

Milton.1) Wurde manches Englische und Deutschlitterarische besprochen. 18. [Weimar] H. C. Robinson Tagebuch (GG 3.2, 458): I read to him the first part of Samson Agonistes down of the end of the scene with Dalila. He did not praise it with the warmth with which he praised Lord Byron . . . He said: „The whole is finely reasoned, and Samson’s confession of his guilt is in a better spirit than anything in Lord Byron. [18.] [Weimar] H. C. Robinson Reminiscences (GG 3.2, 458): I took an opportunity to mention Milton and found him unacquainted with Samson Agonistes. I read to him the first part to the end of the scene with Dalila. He fully conceived the spirit of it, though he did not praise Milton with the warmth with which he eulogized Byron, of whom he said „that the like of him would never come again − he was inimitable.“ He said: „Samson’s confession of his guilt is in a better spirit than anything in Lord Byron . . .“ 20. An Ottilie v. Goethe (Br 46, 52): Himmel und Erde vermischt sich

heute auf eine unfreundliche Weise, deshalb man wohl in schriftliche Communication treten muß. 20. An Zelter (Br 46, 54f.): Sodann zeigte er [H. C. Robinson] sich als einen Missionair der englischen Literatur, las mir und meiner Tochter zusammen und einzeln Gedichte vor. Byrons H i m m e l und E r d e war mir höchst angenehm mit Auge und Ohr zu vernehmen, da ich ein 1

) Samson Agonistes (1671), Drama von John Milton.

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zweytes Exemplar in der Hand hatte. Zuletzt machte er mich noch auf Miltons S a m s o n aufmerksam und las ihn mit mir. Es ist merkwürdig hier den Ahnherrn Byrons kennen zu lernen; er ist so grandios und umsichtig wie der Genannte, aber freylich geht der Enkel schon in’s Gränzenlose, in’s wunderlichst Mannichfaltige, wo jener einfach und stattlich erscheint. Aug 20. An Ottilien . . . Herrn Professor Zelter . . . [Aug 23.– [Weimar] D. d’Angers Souvenirs (GG 3.2, 499): [Während des Weimar-Besuchs.] GoeSept 9.] the aime de passion Lord Byron. Un jour, il est sorti de son caracte`re impassible avec un compatriote du poe`te anglais qui se croyait oblige´, comme beaucoup de ses compatriotes, de blasphe´mer sa me´moire. Aug 28. [Dresden] H. C. Robinson an Mr. Masquerier (F. Norman: H. C. Robinson and Goethe. P. II. Repr. London 1966, 20f.): At Weimar I was detained contrary to my intentions six days by the unexpected civilities of the great Goethe with whom I spent several hours every day very delightfully. The only drawback in my pleasure was his being so excessive an admirer of Lord Byron. It is evident that he prefers Lord Byron even to Shakespeare, to say nothing of Milton. This must be considered as the infirmity of a great man. Sept 13. [Ort?1)] H. C. Robinson an T. Robinson (GG 3.2, 459): It was my last visit [18. Aug]. I read to him the first half of Samson Agonistes which he praised very warmly, though hardly with the enthusiasm with which he ever speaks of Lord Byron. I own it with regret, but there is certainly more affinity between the moral character and feelings of the great German and the profligate Lord than there is between him and the pure republican. Okt 14. Sodann ein junger Murray, Sohn des Londoner Buchhändler John Mur-

ray. [14.] [Weimar] J. Murray Jun.: Origin and History of Murray’s Handbooks für Travellers, 1889 (GG 3.2, 537): On reaching Weimar, having been favoured with an introduction to Goethe, the great poet and philosopher of the time, I had the honour and pleasure of a personal interview with the hale old man . . . On this occasion I had the honour of presenting to Goethe the manuscript of Byron’s unpublished dedication of Werner to him.2)

1830 Jan

3. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 373): Goethe zeigte mir das englische Taschenbuch Keepsake für 1830, mit sehr schönen Kupfern und einigen höchst interessanten Briefen von Lord Byron, die ich zum Nachtische las.3) 1

) Zur Reiseroute F. Norman: From Carlsbad [Anf. Sept] Robinson rode to Ratisbon, took a boat to Vienna, and continued, after a short stay in the Austrian capital, to Trieste and Venice. He arrived at Rome on November 17th (H. C. Robinson and Goethe. P. II. Repr. London 1966, 23). 2 ) Wohl Erinnerungsfehler. Unveröffentlicht war bisher Byrons Widmung des Marino Faliero, die Murray im Jan 1830 (s. dort) mit Hinweis auf dieses Weimarer Treffen übersandte. 3 ) The Keepsake 1830, 216ff.: Letters from Lord Byron to several friends.

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⎯ [London] J. Murray Jun. an G1) (GJb 1899, 31f.): To the Baron Goethe Sir In transmitting to you the dedication of Lord Byrons Tragedy of Marino Faliero, which I mentioned when you allowed me the honour of an interview in October last [14. Okt 1829], I must beg to observe, that not having read it at that time, I was not aware of the nature of its contents. Could I however, for a moment suppose, that it would in any way tend to give offence, I should be tempted to refrain from fulfilling the promise I then made, of sending it to you. But, though written in the playful style in which Lord Byron was so frequently in the habit of indulging, it is at the same time characterized by the same expressions of respect for you Sir, and admiration of your works, which accompany the mention of your name in every part of Lord Byrons writings and I hope that it will be gratifying to you to possess such a literary curiosity. I have delayed sending the enclosed little MS. to you, until the appearance of the First volume of Mr Moore’s Life of Byron, in order that when I offered it to you, I might at the same time beg you to confer on me the additional favour of accepting a copy of the book. − I shall take the liberty of forwarding one to you on the first opportunity2) . . . I cannot conclude this without expressing my thanks for the honour you did me in allowing me to call on you, an honour not merely temporary, but to which I shall always look back with the most pleasing recollections . . . 30. Auch ein Schreiben von Murray aus London mit einem Byronschen

Manuscript. [31.] [Weimar] Carl Alexander Erinnerungen (Zehn Jahre 367f.): In jener Zeit mag es gewesen sein, daß mein Erzieher Soret mich eines Tages zu Goethe führte, der uns in seinem Arbeitszimmer empfing. Sehr gleichmäßig freundlich und gütig war Goethe unausgesetzt für mich; er bewies es auch heute, indem er aus dem neben dem Ofen stehenden Schreibtisch zwei Bücher herausholte, die er mir zeigte, das eine in ein indisches Tuch eingeschlagen. Es war „Sardanapal“, den Goethe kurz vorher von seinem Verfasser, Lord Byron, erhalten haben mochte, und der die demütig-stolze Widmung enthält: To his liege lord. Das andere Buch war das Manuskript zu „Götz von Berlichingen“. März 3. Abends Ottilie von Byrons Correspondenz, auch von der ihrigen re-

ferirend. 7. Eröffnung der von Paris angekommenen Kiste. Die große Sammlung der Medaillons von Herrn [P. J.] David ausgepackt, in Schubladen geordnet3) . . . 8. An P. J. David (Konzept; Br 46, 261f.): Lassen Sie mich also ohne Übertreibung sagen: daß Ihre wichtige Sendung wahrhaft Epoche in meinem häuslichen und Freundes-Kreise gemacht hat . . . Den physiologischen und kraniologischen Lehren Lavaters und Galls nicht abgeneigt, fühl ich das lebhafteste Bedürfniß, solche Personen, deren Verdienste mir auf irgend eine Weise bekannt geworden, auch individuell im Bilde näher kennen zu lernen und die Gestalt mit dem Werke, mit

1

) Mit Beilage von Byrons Widmung vom 14. Okt 1820 (s. dort). ) Lord G. G. N. Byron: Letters and journals; with notices of his life by T. Moore. 2 vol. Vol. 1. 2. London: J. Murray 1830 (Ruppert Nr. 49). 3 ) Medaillons mit Bildnissen von Zeitgenossen, darunter auch Byron; im GNM, Abb. bei Robertson 1924, nach 112. 2

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der That vergleichen zu können. Und wer kann einen solchen Wunsch eher befriedigen als der Bildhauer . . . März 8. [An] Herrn Bildhauer David nach Paris. 14. [Weimar] F. Soret Erinnerungen (Zehn Jahre 397): Unsere Unterhaltung richtete sich natürlich wieder auf die augenblickliche Literaturbewegung in Frankreich. Die Umwälzung, die sich da vollzieht, ist für die Leser im allgemeinen vorteilhaft, aber schädlich für die, die sie durchführen. Goethe sagte darüber folgendes: „Lese ich z. B. Byrons ,Marino Falieri’, so wird mir gar nicht bewußt, daß ein Engländer die Feder führt, ich bin nach Venedig versetzt, und diese unbedingt nötige Illusion ist da, ganz gleichgültig, was sonst der eigentliche Wert des Stückes sein mag. Nehme ich aber so ein Werk der jungen französischen Schriftsteller vor, ganz gleich welches, so sehe ich immer nur Paris oder Frankreich vor mir, sie schildern nur immer sich selbst, ihre Sitten, ihre Bedürfnisse und die Gärung der Welt, in der sie leben.“ 14. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 705−10): [G:] „. . . So hat auch Byron, trotz seiner stark vorwaltenden Persönlichkeit, zuweilen die Kraft gehabt sich gänzlich zu verleugnen, wie dies an einigen seiner dramatischen Sachen, und besonders an seinem Marino Faliero, zu sehen. Bei diesem Stück vergißt man ganz, daß Byron, ja daß ein Engländer es geschrieben. Wir leben darin ganz und gar zu Venedig, und ganz und gar in der Zeit, in der die Handlung vorgeht. Die Personen reden ganz aus sich selber und aus ihrem eigenen Zustande heraus, ohne etwas von subjektiven Gefühlen, Gedanken und Meinungen des Dichters an sich zu haben. Das ist die rechte Art! − Von unsern jungen französischen Romantikern der übertriebenen Sorte ist das freilich nicht zu rühmen . . . [Über das Verhältnis zum deutschen Publikum] Ich weiß recht gut, ich bin Vielen ein Dorn im Auge, sie wären mich Alle sehr gerne los; und da man nun an meinem Talent nicht rühren kann, so will man an meinen Charakter . . . Ein deutscher Schriftsteller, ein deutscher Märtyrer! − Ja, mein Guter! Sie werden es nicht anders finden! Und ich selbst kann mich kaum beklagen; es ist allen Andern nicht besser gegangen, den Meisten sogar schlechter, und in England und Frankreich ganz wie bei uns. Was hat nicht Molie`re zu leiden gehabt! und was nicht Rousseau und Voltaire! Byron ward durch die bösen Zungen aus England getrieben und würde zuletzt ans Ende der Welt geflohen sein, wenn ein früher Tod ihn nicht den Philistern und ihrem Haß enthoben hätte.“ Juni 18. [Nachmittags] Professor Riemer . . . Er las in dem Nachlasse Byrons

durch Moore. Aug 31. Abends die Herren [J. L.] Deinhardstein, [J. F.] Röhr, von Müller,

Riemer, die beyden Frauenzimmer. 31. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 195): Nachmittags kurze Zeit bey Göthe . . . Wir ließen die ganze neuste dtsch. Liter[atur] die Revue passiren. Als die beste Übers[etzung] von Byrons Marino Faliero nannte er die eines gewissen D. von Trost.1) [31.] [Weimar] J. L. Deinhardstein: Skizzen einer Reise, 1831 (GG 3.2, 661f.): Um fünf Uhr ging ich zu Goethe. Ich fand dort außer seiner höchst liebenswürdigen und geistreichen Schwiegertochter den Kanzler Geheimen Rat Müller, Oberbibliothekar Riemer und 1

) Gemeint: Marino Faliero. Trauerspiel in 5 Aufzügen. Metr. übers. v. S. tor Hardt. Paderborn u. Arnsberg 1827. In G’s Bibliothek, mit hs. Widmung des Übersetzers: Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister, Freiherrn von Göthe, dem edlen, anerkennenden, dankbar verehrten Freunde des verewigten brittischen Dichters überreicht in tiefster Ergebenheit die gegenwärtige Uebersetzung S. tor Hardt. Paderborn im August 1828 (Ruppert Nr. 1490).

684

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

1830

Ober-Konsistorial-Rat Röhr . . . Das Gespräch wendete sich zu den englischen Autoren, und vorzugsweise zu Byron. Ich gedachte dabei zufällig einer Übersetzung des Marino Falieri von tor Hardt, und lobte sie als die beste, die mir von einem Byronschen Werke zu Gesichte gekommen war. Goethe trat meiner Ansicht bei, und als seine Schwiegertochter ihn fragte, ob er das Buch besitze, antwortete er ihr, daß dem so sei . . .

1831 Febr 11. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 432): [G:] „Und dann, was nie genug bedacht wird, solche [polemischen] Händel okkupieren das Gemüt, die Bilder unserer Feinde werden zu Gespenstern, die zwischen aller freien Produktion ihren Spuk treiben und in einer ohnehin zarten Natur große Unordnung anrichten. Lord Byron ist an seiner polemischen Richtung zu Grunde gegangen . . .“ März 3. [Nachmittags] Sodann besucht’ ich Ottilien, welche mir aus Byrons Le-

ben und Briefen, herausgegeben von Moore, manches erzählte . . . 5. [Nachmittags] Ottilie brachte die Byronsche Angelegenheit zur Sprache. Ich las in Byrons Briefen und Journalen, 3 Bände. 6. Ingleichen die Byronsche Angelegenheit. 6. An Ottilie v. Goethe (Konzept; Br 48, 140f.): Hierbey sende den 3. Band des Moorischen Werkes zurück; die ganze Sache ist für uns von Bedeutung, und ich ersuche dich daher, mit den schönen langgeschnittenen Zeichen die sämmtlichen Stellen nochmals zu bezeichnen, die sich auf dieses Ereigniß der Dedication beziehen.1) Ich würde jene Druckstellen abschreiben lassen, so wie für eine vollständige Abschrift des Originalblattes zu sorgen wäre. Dieß gäbe ein gar hübsches Actenstückchen zu unsrer Byronschen Sammlung. 8. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 458f.): „In der Poesie, sagte Goethe, ist durchaus etwas Dämonisches, und zwar vorzüglich in der unbewußten, bei der aller Verstand und alle Vernunft zu kurz kommt, und die daher auch so über alle Begriffe wirkt . . . Auch in Byron mag das Dämonische in hohem Grade wirksam gewesen sein, weshalb er auch die Attractiva in großer Maße besessen, so daß ihm denn besonders die Frauen nicht haben widerstehen können.“ 23. [Nachmittags] Blieb für mich. Das an Murray concipirte Schreiben wie-

der durchgesehen. [29.] An J. Murray Jun. (Konzept; Br 48, 164f.): Es ist nun überjährig, mein

theuerster Herr, daß ich Ihren schätzbaren Brief mit einer angenehmen Sendung erhielt [Jan 1830], worauf ich denn, obgleich spät, versichern darf, wie das eigenhändige wunderbare Schreiben des hochverehrten Lord Byrons [vom 14. Okt 1820] mir von dem höchsten Werthe gewesen und geblieben. Denn jede Äußerung eines solchen Mannes ist wichtig, besonders wenn er sich muthwillige Invectiven, polemisch-

1

) Dedication Marino Faliero, s. oben 1830 Jan u. unten 1831 März 29.: an Murray.

1831

GOETHE’S BEITRAG ZUM ANDENKEN LORD BYRONS

685

satirische Lebhaftigkeiten erlaubt. Jenes Blatt enthält nun aber eine noch größere Bedeutung, da es neuerlich abgedruckt ist [Letters and journals of Lord Byron II 355] und zwar mit Auslassung einiger Stellen, die ich, der ich das Ganze besitze, suppliren kann, wobey ich erfahre, wie er gegen Personen gesinnt ist, deren Productionen er nun einmal nicht estimable finden konnte, wenn auch ein großes Publicum daran Genüge findet.1) Nun haben Sie auch die Gefälligkeit gehabt, mir den 1. Band jenes wichtigen Werkes freundlichst mitzutheilen, und ich darf hoffen, Sie werden fortfahren, mich mit den folgenden zu erfreuen. An diesem höchst bedeutenden Werke habe ich meine Theilnahme zu bewähren gesucht, daß ich eine Abschrift jenes schätzbaren Schreibens, womit Lord Byron von Livorno aus mich erfreut, durch Herrn Robinson dem Herausgeber mittheilen ließ, wie es denn auch gegenwärtig mit abgedruckt worden. Mir aber bleibt es traurig, daß Lord Byron, der sich gegen das wechselsinnige Publicum gar ungeduldig beweist, nicht erlebt hat, wie wohl ihn die Deutschen zu verstehen und wie hoch sie ihn zu schätzen wissen. Bey uns fällt aller sittlicher und politischer Weltklatsch des Tages in diesem Falle hinweg, der Mensch und das Talent allein bleiben in ihrer Würde glänzend stehen. Hiebey getrau ich mir zu sagen: wer jetzt und künftig von dieser ungemeinen Individualität sich einen annähernden Begriff machen kann, sie ohne Lob und Tadel in ihrer Eigenthümlichkeit anzuerkennen weiß, der darf sich eines großen Gewinnes rühmen. Mir wenigstens an meinem Theil gereicht ein solches Bestreben zu großem Genuß. März 29 To Mr. John Murray Jun., Esquire, Albemarle Street, London. Apr 3. [Nachmittags] Nachher mit Ottilien die auf Byron bezüglichen Papiere durchgesehen und die ihr zu weiterer Berichtigung übergeben. Dez 26. Nach Tische mit Ottilien. Die Lithographien zum Don Juan besehen.2) ⎯ ⎯ 3) [Weimar] E. Spencer: Sketches of Germany and the Germans, 1836 (GG 3.2, 925): . . . I count it among the pleasantest reminiscences of my life, that I had the honour of his [G’s] acquaintance. I was introduced to him some few years before his death, by a mutual friend; and I shall never forget the lively pleasure he expressed, when he heard an Englishman address him in his own rich German . . . His language was felicitously selected: he expressed the warmest admiration for England and her literature, particularly the poetry of Byron; and, like every other intellectual German, idolized Shakespeare.

PL

1

) Im Druck fehlen die Passagen von Byrons Kritik an Wordsworth u. Southey; s. die Widmung oben 14. Okt 1820. 2 ) Nicht identifiziert. 3 ) Nicht näher datierbar.

686

AUS GOETHES BRIEFTASCHE

1775

Aus Goethes Brieftasche1)

E D

1773 Anf. (?) − 1775 Okt 17.2) Neuer Versuch über die Schauspielkunst. Aus dem Französischen. Mit einem Anhang aus Goethes Brieftasche. Leipzig, im Schwickertschen Verlage 1776, S. 483−508. − s3 4 (1779) 115−44 (Fragmente. Als Anhang zu Herrn Merciers Versuch über die Schauspielkunst).3) − C1 44 (1832) 1−14 (Verschiedenes über Kunst aus der nächsten Zeit nach dem Götz von Berlichingen und Werther).4) − W 37, 311−25; 38, 405ff. − JG2 5, 344−50, 261f. −JG3 5, 352−56, 239f. − MA 1.2, 491−99; 303ff. − FA I 18, 175−83.

Z Jan

1775 31. Frankfurter Gelehrte Anzeigen, Bd. 4, Nr. 9 (31. Jan 1775), S. 72: Gelehrte Nachrichten. D. Göthe läst das ohnlängst erschienene Buch Du Theatre ou nouvel essai sur l’art drammatique, übersetzen, und wird solches mit Anmerkungen und Zugaben auf Ostern herausgeben.5)

Juli 13. [Straßburg] Lenz an Caroline Herder (Freye − Stammler 1, 113): Sagen Sie Ihrem Mann, er soll mich wenn ich weit bin, unter seine Kinder aufnehmen und manchmal einen freundlichen Wunsch für mich thun. Ich kann nicht mehr schreiben, Goethe ist bey mir und wartet mein schon eine halbe Stunde auf dem hohen Münsterthurm.6)

1

) Zur Förderung der von H. L. Wagner übersetzten Abhandlung des Sebastien Mercier Du the´a ˆtre ou nouvel essai sur l’art dramatique (Amsterdam 1773), die als Neuer Versuch über die Schauspielkunst (Leipzig 1776) erschien, steuerte G für deren Anhang u. d. T. Aus Goethes Brieftasche folgende Aufsätze u. Gedichte zur Kunst- bzw. Künstlerthematik bei: 0.) Einleitung; I. Nach Falkonet und über Falkonet.; II. Dritte Wallfahrt nach Erwins Grabe im Juli 1775; III. Brief. (Mein altes Evangelium; W 2, 190); IV. Guter Rath auf ein Reisbret auch wohl Schreibtisch (W 2, 189); V. Kenner und Künstler (W 2, 186); VI. Wahrhaftes Mährgen (Ich führt’ einen Freund; W 2, 187); VII. Künstlers Morgenlied (W 2, 178). 2 ) Innerhalb dieses Zeitraums lassen sich die einzelnen Stücke wie folgt datieren: 0.) Wohl nach der Rückkehr aus der Schweiz (22. Juli 1775); I.) Keine Präzisierung möglich, da unklar, wann G Falconets Observations sur la statue de Marc Aure`le et sur d’autres objets relatifs aux Beaux-Arts, adresse´es a ` Mr. Diderot (Amsterdam 1771) las; II.) 13. Juli 1775 (s. EGW 3, 141); III.) 5. Dez 1774 (s. W 2, 344); IV.) Ende 1774? (MA 3.2, 443); V.) ca. Aug 1774 (MA 1.1, 888); VI.) ca. Aug 1774 (FA I 1, 944); VII.) ca. Anf. 1773 (MA 1.1, 866f.), vielleicht erst 1774 (FA I 1, 918). 3 ) Vollständiger Nachdruck des Anhangs nach ED. 4 ) Lediglich die Einleitung (willkürlich umgestellt) u. die beiden ersten Stücke. Die späteren Ausgaben folgten diesem Vorbild u. versammeln unter der ursprünglichen Bezeichnung Anhang aus Goethes Brieftasche bzw. Aus Goethes Brieftasche nur noch die Prosatexte. Die Stücke III. bis VII. wurden unter die Gedichte eingeordnet. 5 ) Vom ursprünglichen Vorhaben wurden nur die Zugaben realisiert. 6 ) G war auf der Rückkehr von seiner ersten Schweizer Reise am 12. Juli 1775 in Straßburg eingetroffen u. hatte sich für den nächsten Tag auf dem Südturm des Straßburger Münsters mit Lenz verabredet. G am Ende der Dritten Wallfahrt: Hier ward durch Lenzens Ankunft die Andacht des Schreibers unterbrochen, die Empfindung ging in Gespräche über, unter welchen die übrigen Stationen vollendet wurden (W 37, 325). Die Dritte Wallfahrt kann danach auf den 13. Juli 1775 datiert werden.

1775

AUS GOETHES BRIEFTASCHE

687

Aug 12. [Aachen] F. H. Jacobi an G (Brüggen − Sudhof I 2, 24): Ich habe die Wallfart und das Lied; u. nie fühlte ich deinen Geist dem meinigen näher; diese Blätter sind mir E r f ü l l u n g u. Verheissung; Lohn des Glaubens, u. mächtige Stärkung in ihm − Herrlich daß mann aus so weiter Entfernung einander so wahrhaftig erscheinen kann, daß die Gegenwart inniger ist, als es Tausendmal die leibhaftige war. Wie ich Dich an mein Herz Drüke, lieber Unsichtbarer!1) Sept ⎯ (Teilabdruck aus der Dritten Wallfahrt [W 37, 3236−10]2) in Iris,3) 4. Bd, 3. Stück, Sept 1775, S. 193) Okt 17. [Frankfurt] Ph. Seidel Ausgabebüchlein (JG3 5, 505): P.[aket] Hrn. Wagner fr.[anco] Hochst.4)

HH

Autographa [Goethes Verzeichnis seiner Autographensammlung]5)

E

1811

1

Nov Nov Nov Dez Dez Dez

18. 20. 25. 1.−4. 5. 8.

Erstellung der Vorlage6) Verlagsanfrage Übersendung des Namenregisters Korrektur/Revision der Vorlage Druckerlaubnis Erste nachweisbare Versendung des Blattes

) G hatte mit einem nicht überlieferten Brief vom 7. Aug 1775 das Ms. an Jacobi gesandt. 2 ) Als Motto u. d. T. Eduard Allwills Papiere mit dem Hinweis Aus einer Handschrift. 3 ) Iris. Vierteljahresschrift für Frauenzimmer (Düsseldorf, Berlin 1774−76), hsg. von J. G. Jacobi, dem älteren Bruder von F. H. Jacobi. 4 ) In diesem Paket an H. L. Wagner nach Höchst vermutlich G’s Zugaben zur Übersetzung. Der 17. Okt 1775 kann danach als terminus ante quem für alle Stücke aus Goethes Brieftasche angesetzt werden. 5 ) In der ursprüngl. EGW-Planung alphabetisch u. d. T. Goethes Verzeichnis . . . eingeordnet (s. EGW 1, X); G-Titel des Blattes: Autographa. Auf der Vorderseite des Blattes der Titel Autographa; die Rückseite schließt Mit Bitte um gefällige Beiträge. Dazu Abb. IXa u. IXb. Ab Dez 1811 wurde das in Aufl. von 300 Ex. gedruckte Blatt an Freunde, Bekannte u. Briefpartner verteilt, sogar noch länger als ein Jahr nach dem Druck, obwohl aufgrund der zahlreich eingehenden Hss. die Liste schnell veraltete u. aktualisierte Fassungen entstanden, die aber nicht gedruckt wurden. Die Reaktion auf das Blatt wird hier bis zu dem Zeitpunkt (1817) verfolgt, als der Autographa-Druck keine Wirkung mehr hatte u. G mit einer großangelegten Revision seines Hss.-Bestandes begann. Er vervollständigte die Sammlung bis 1832. 6 ) Das Blatt ist das Ergebnis einer sechsjährigen Sammelleidenschaft, bietet jedoch zu seinem Entstehungszeitpunkt kein vollständiges Bestandsbild, da nicht alle Namen, von denen G Hss. besaß, Aufnahme fanden, nicht zuletzt aus Platzgründen (s. unten 25. Nov 1811: an Bertuch). Mit dem Zusammentragen von Autographen hatte G 1805 begonnen (zu den Zielen s. Schreckenbach 26−29), möglicherweise inspiriert durch den Aufbau der Hss.-Sammlung an der Weimarer Bibliothek ein Jahr zuvor, ein Unternehmen, das G nachweislich beförderte (hierzu 24. Nov 1804: an Eichstädt; Br 17, 220). Neben zahlreichen Stücken aus der eigenen Briefschaft (ca. 75) finden sich auf dem Autographa-Druck ganze Korrespondenzgruppen (30 Briefe an Gleim, ca. 15 an Anna Amalia, ca. 40 an Boie; s. Schreckenbach 265−74) u. ca. 180 Autographen aus einem Stammbuch von J. E. I. Walch (Schreckenbach 264).

688

D

AUTOGRAPHA . . .

1805

Autographa [Weimar: Landes-Industrie-Comptoir 1811]. – Rudolf Brockhaus, Zum 28. August 1899, 13. Ermittelte Empfänger des Verzeichnisses1) − Anzahl der geschickten Autographen: 1811 Nov 20. 1811 Dez 8. 1811 Dez 10. 1811 Dez 12. 1811 Mitte 1811 Dez 17.

1811 1811 1811 1812

Dez 21. Dez 27. Dez 28. Jan 3.

1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1812 1813 1814

Jan 8. Jan 23. Jan 30. Jan 31. Febr 9. Febr 13. Febr 21. Febr 28. Apr 22. Jan 6. Jan 15.

Z Sept

an C. Bertuch in Weimar2) − 5 Autographen an F. M. v. Klinger in St. Petersburg − 3 Autographen an J. A. Barth in Breslau − ? an Caroline v. Wolzogen in Aschaffenburg − 1 Autograph an H. C. A. Eichstädt in Jena (einige Exemplare) − ? an F. H. v. Einsiedel in Weimar − ? an B. G. Niebuhr in Berlin − mehr als 4 Autographen an Friederike Bethmann in Berlin − 3 Autographen an S. Boissere´e in Darmstadt − 1 Autograph an J. D. Runge in Hamburg − 1 Autograph an J. G. Stimmel in Leipzig − mehr als 40 Autographen an F. W. H. v. Trebra in Freiberg − 31 Autographen an Knebel in Jena − 118 Autographen an Friederike Caroline Sophie Prinzessin v. Solm-Braunfels in Regensburg − ? an Sara v. Grotthuß in Wien − 2 Autographen an H. L. Verlohren in Dresden3) − ? an J. Fr. Rochlitz in Leipzig4) − 7 Autographen an A. H. F. Schlichtegroll in München − eine Menge Bey ¨träge an B. A. v. Lindenau Seebergen bei Gotha − 14 Autographen an C. F. v. Reinhard in Kassel − 54 Autographen an Cotta in Stuttgart (einige Verzeichnisse) − 1 Autograph an N. Meyer in Minden − 150 Autographen an C. G. Körner in Dresden − ? an F. H. Jacobi in München − einige Autographa an J. A. Albers in Bremen − ?

1805 3. [Halberstadt] F. H. W. Körte an G (28/48 Bl. 129): Ew. Excellenz übersende ich hier, mit der zärtlichsten Verehrung, einige Handschriften aus dem beliebten goldenen Jahrhundert der Deutschen.5)

1

) Berücksichtigt sind nur versendete Drucke. G verteilte das Autographa-Blatt auch innerhalb Weimars u. an Besucher; wahrscheinlich nahm er es zusammen mit seiner Hss.-Kollektion in die Böhmischen Bäder mit, wo er sich 2. Mai − 12. Sept aufhielt. 2 ) Ms. für den Druck 3 ) Erschlossen nach Br 22, 526 (Tgb-Notizen). 4 ) Erschlossen, s. unten 21. Febr 1812: Rochlitz an G u. Anm. 5 ) G hatte am 22. Aug 1805 in Halberstadt das Gleimhaus besucht u. Körte, den Nachlaßverwalter des 1803 verstorbenen Dichters, getroffen u. ihn um Hss. gebeten. Mit der Schenkung, den 30 Briefen aus Gleims Nachlaß, schuf G den Grundstock seiner Sammlung. Das beigelegte Autographenverzeichnis (GSA 28/534 St. 5) trägt den Titel Handschriften aus Gleim’s, Brief-Archive. Gesammelt für den Herrn Geheimen Rath v Göthe, bey Gelegenheit des für mich so höchst erfreulichen Besuchs zu Halberstadt, am 22. August 1805. Wilhelm Körte. Es handelt sich um folgende Stücke, aufgeführt nach

1805

AUTOGRAPHA . . .

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Sept 13. [Weimar] An F. H. W. Körte (Br 19, 63): Es ist so hergebracht, daß

Reisende in der Lebhaftigkeit ihres vorübergehenden Zustandes manches versprechen, dessen Erfüllung sie nachher versäumen. So wird ihnen dagegen Manches zugesagt, woran nicht weiter gedacht wird. Sie machen, mein bester Körte, eine bedeutende Ausnahme von dieser allgemeinen Erfahrung, indem Sie mir gerade das, was ich wünschte, und doch mehr, als ich wünsche, so gefällig schnell übersenden. Dieses wohlgeordnete Heft soll, wie es ist, beysammen bleiben und zu Ihrem Andenken die gegenwärtige und künftige Sammlung zieren.1)

1806 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 252f.): Ein Medaillen-Kabinett . . . ver-

mehrte sich ansehnlich und lieferte immer vollständigere Begriffe. Eben so wurde die Sammlung von eigenhändig geschriebenen Blättern vorzüglicher Männer beträchtlich vermehrt. Ein Stammbuch der Walchischen Familie,3) seit etwa den Anfängen des achtzehnten Jahrhundert, worin Maffei voraussteht,4) war höchst schätzenswerth, und ich dankte sehr verpflichtet den freundlichen Gebern.5) Ein alphabetisches Verzeichniß des handschriftlichen Besitzes war gedruckt,6) ich legte solches jedem Brief an Freunde bei, und erhielt dadurch nach und nach Vermehrung. Febr 16. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 28/49 Bl. 19): Zu der Autographie theile ich heut, als kleinen Anfang, einen Brief von dem Smyrnensers Coray [A. Korais] mit7) . . . 19. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 103): Für den Brief von Corai [A. Ko-

rais] danke ich recht sehr. Wenn man doppelt giebt, indem man geschwind giebt, so giebt man hundertfach, wenn man dem Verlangenden giebt. Körtes Auflistung: Schreckenbach Nr. 1660: J. G. Sulzer; 1593: J. J. Spalding; 1308: K. W. Ramler; 881: F. G. Klopstock; 608: K. H. Graun; 581: J. W. L. Gleim; 151: J. J. Bodmer; 856: A. L. Karsch; 875: E. C. v. Kleist; 882: C. A. Klotz; 1361: F. G. Resewitz; 641: C. L. v. Hagedorn; Hs. C. F. Weiße aus Autographensammlung entfernt; Hs. J. F. W. Zachariä entfernt; 1727: J. P. Uz; 821: J. G. Jacobi; 977: G. E. Lessing; 1069: M. Mendelssohn; 905: K. F. Kretschmann; 413: J. A. Ebert; Hs. F. M. Leuchsenring entfernt; 1857: J. G. Zimmermann; 1487: G. B. v. Schirach; 1826: J. P. L. Withof; 587: L. F. G. v. Göckingk; 527: K. C. Gärtner; 1694: C. A. Tiedge; 1513: E. Schneider; 1384: F. E. Freiherr v. Rochow; 892: F. Köpken. Alle 30 Namen sind auf dem Autographa-Druck aufgeführt. 1 ) Das Heft ist später aufgelöst, die Einzelstücke in die Sammlung integriert worden. 2 ) Entstanden 1817/1825. 3 ) s. unten 23. Febr 1806: H. C. A. Eichstädt an G. 4 ) Stammbuchblatt für J. E. I. Walch von F. S. Marchese Maffei; Schreckenbach Nr. 1019. 5 ) s. unten 25. u. 26. Febr 1806: an H. C. A. Eichstädt. 6 ) Irrtum, meint den Autographa-Druck von 1811. 7 ) Schreckenbach Nr. 898; Name im Autographa-Druck aufgenommen.

690

AUTOGRAPHA . . .

1806

Febr 19. [Brief an] Hofr. Eichstedt . . . 23. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 28/49 Bl. 22): D. Walch [G. L. Walch] ist recht gern bereit, Ihnen mit dem von seinen Onkel [J. E. I. Walch], dem ehemaligen Prof. Eloqu. gesammelten Stammbuche aufzuwarten.1) Ich freue mich darüber, weil ich Ihnen damit eine Freude zu machen hoffe. Den D. Walch ist ein wackeres philologisches Buch lieber, als jene Sammlung, zu deren Fortsetzung er ohnehin nicht Gelegenheit hat. Wenn Ew. Exzellenz nun die Güte haben, mir gelegentlich die Namen der Gelehrten bekannt zu machen, deren Autographa Sie bereits besitzen:2) so werd ich vielleicht Manches noch ergänzen können. J. B. Wyttenbach, [J. B. G. d’Ansse de] Villoison, [A. L.] Millin, [J.] Luzac, [J. B.] Gail, [J. W.] te Water pp. mehreres von deutschen Gelehrten.3) 24. An Cotta (Br 19, 126f.): [Beilage]4) Erlauben Sie mir noch eine besond-

re Bitte bey dieser Sendung hinzuzufügen. Ich habe seit einiger Zeit eine Sammlung sogenannter Autographen angelegt, daß ich nemlich suche und wünsche, von bedeutenden Männern der gegenwärtigen und vergangenen Zeit ein eigenhändig Geschriebenes zu erhalten und zu besitzen; besonders in dem löblich pädagogischen Zweck, meinen Knaben durch diese sinnlichen Zeugnisse auf bedeutende Männer der Gegenwart und Vergangenheit aufmerksamer zu machen, als es die Jugend sonst wohl zu seyn pflegt. Sie könnten mir daher eine besondre Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie ein Stammbuch, es wäre gebunden oder in Blättern, dergleichen auf Academien immer zu finden sind, anschafften und die würdigen Männer um sich her, in Stuttgart und sonst in Schwaben, um die Einzeichnung eines freundliches Wortes und ihrer Namens Unterschrift, in meinem Namen ersuchten. Sonst war es hergebracht, daß Reisende dergleichen Bücher mit sich herumführten; warum sollte man sich nicht auch dergleichen aus der Ferne erbitten dürfen? Könnten Sie mir auch außerdem noch alte Stammbücher um einen proportionirten Preis verschaffen; auch Briefe und was sich sonst für Denkmäler der Handschriften gelehrter und bedeutender Männer voriger Zeiten vorfinden; so geschähe mir ein besonderer Gefallen. Ein Blättchen von der Handschrift Herzog Carls [Carl Eugen] würde ja auch wohl irgend zu haben seyn.5) 24. Brief an Cotta. 25. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 108): Das Walchische Stammbuch, für dessen Übersendung ich vielmals danke, ist weit wichtiger, als ich mir vorgestellt habe, und ich würde es kaum annehmen dürfen, wenn ich 1

) Zu dem Stammbuch (GSA 33/788), das aus 10 verschiedenen Einzelsammlungen u. insgesamt 304 Stücken besteht, s. Schreckenbach 264f. 2 ) s. unten 1806 Febr 25.: Tgb u. 26.: an Eichstädt. 3 ) Sendung bei Schreckenbach nicht nachweisbar. 4 ) Datiert nach G−Cotta 1, 136. In Br 19, 126ff. dem Brief vom 27. Apr 1806 zugeordnet. 5 ) Nicht überliefert.

1806

AUTOGRAPHA . . .

Febr 25. 26.

März 11. Apr

4.

4.

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nicht hoffen könnte, daß Ew. Wohlgeb. mir zunächst Gelegenheit geben würden, dem Verfasser1) dagegen etwas Angenehmes zu erzeigen . . . Nächstens nehme ich mir die Freyheit, ein Verzeichniß der Namen jener Männer zu übersenden, deren Autographa wir schon besitzen. Die von Ihnen genannten fehlen uns sämmtlich. Register der Autographen.2) An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 109f.): Mit nochmaligem Dank für das schöne Stammbuch, das man oft genug durchblättern kann, ohne es zu kennen, bin ich so frey, das Verzeichniß eigenhändiger Briefe merkwürdiger Männer beyzulegen, die ich schon gegenwärtig besitze. Dichter und ehedem sogenannte Schöngeister deutscher Nation machen bis jetzt die größte Zahl aus; durch Ew. Wohlgeb. Gefälligkeit kann ich hoffen, auch mit den Sternen mancherley Größe des philologischen Himmels näher bekannt zu werden. Walchis[c]hes Stammbuch mit Riemer. An J. F. Blumenbach (Br 19, 121): Nächstens komme ich mit einer andern Bitte, in meinem und August’s [A. v. Goethe] Namen, der sich bestens empfiehlt, angetreten. Sein Stammbuch nemlich, das Sie mit jener allerliebsten Fabel einweyhten und in diesen Jahren sehr mit vortrefflichen Namen angefüllt worden ist,3) hat uns auf den Gedanken gebracht, Autographa zu sammeln, um uns auch Entfernte und Verstorbene zu vergegenwärtigen. [Brief an] Blumenbach Göttingen.

7. [Göttingen] J. F. Blumenbach an G (GSA 28/201 St. 3): Und diesem füge ich auch gleich stehenden Fußes einen kleinen Beytrag zur Sammlung von autographis bey. Das wieder mit Zetteln überkleisterte Blatt ist von dem braven alten Conr. Gesner;4) beyläufig auch ein Zeichen von des guten Mannes Oekonomie. Das Französische von [A. v.] Haller ist von einem Aufsatz gegen Voltaire in der Bibl[iothe]que impartiale.5) An dem couvert von [F. K.] Hornemann ist auch das Papier merkwürdig. aus der Fabrick der Montgolfiere zu Annonay (wie die Wassermarke ausweißt)6) und da wir auf den alten Hollmann gekommen sind so erfolgt auch a) ein Blatt von seiner Hand7) und b) sein Bildnis . . . Juni 20. [Jena] An J. F. Blumenbach (Br 19, 139): Zu den Carlsbader Quellen

glaubte ich nicht mit gutem Zutrauen reisen zu können,8) wenn ich nicht meinen Dank für Ew. Wohlgeboren letzten Brief und für die demselben beygefügte angenehme Sendung abgestattet hätte. Haben Sie 1

) Gemeint ist der Besitzer G. L. Walch. ) Verzeichnis nicht erhalten. 3 ) GSA 37/XXIII,4. Die Fabel auf S. 8, datiert Göttingen, d. 7ten Juni 1801. 4 ) Schreckenbach Nr. 570. Nicht auf dem Autographa-Druck vermerkt. 5 ) Schreckenbach Nr. 654. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 6 ) Schreckenbach Nr. 782. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 7 ) Schreckenbach Nr. 772. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 8 ) Erst am 29. Juni brach G von Jena nach Karlsbad auf. 2

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AUTOGRAPHA . . .

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doch ja die Gefälligkeit, von Zeit zu Zeit an meine fromme Sammlung zu denken: denn fromm ist doch wohl alles, was das Andenken würdiger Menschen zu erhalten und zu erneuern strebt. Auch bloße Couverte und Namensunterschriften nehme ich sehr gern auf. Theilen Sie mir doch ja dergleichen von englischen und französischen merkwürdigen Männern mit. Auch ältere Deutsche sind mir sehr willkommen. Von Mitlebenden und Kurzverstorbenen besitz’ ich viel. Komme ich zurück, so lasse ich vielleicht ein compendiöses Register meiner Sammlung drucken, um meine auswärtigen Freunde zu gefälligen Beyträgen anzuregen. Juni 23. [Brief an] Hofr Blumenbach Göttingen. Aug

5. [Karlsbad] J. C. v. Voght1) an Johanna Sieveking (Schreckenbach 16): Unter den sonderbaren Collektionen, die er [G] macht, ist denn auch eine von Handschriften bekannter Männer. Er hat mich um die Handschriften derer gebeten, die auf einliegender Karte verzeichnet sind, damit haben Sie denn auch seine Handschrift und dafür bitte ich Sie mir zu helfen, daß ich sie bald zusammen bringe. Noch möchte er Herrn Hagedorns Handschrift haben, aber das wird wohl schwer sein.

Herbst/ [Weimar] F. Soret Erinnerungen2) (Zehn Jahre 50): Schließlich sagte mir Goethe in Winter bezug auf seine Korrespondenz: 1806 sei er mit dem Plane umgegangen, an alle seine Freunde gedruckte Listen seiner sämtlichen Korrespondenten zu verschicken, doch sei er davon wieder abgekommen aus Furcht, diese Listen könnten ihn, wenn sie allen seinen Briefen beilägen, in den Verdacht politischer Verbindungen bringen.3)

1807 Febr 21. [Weimar] An J. F. Blumenbach (Br 19, 274): Gedenken Sie doch mein,

wenn Ihnen eine merkwürdige Handschrift alter oder neuer Zeit durch die Hände geht. 23. Brief an Blumenbach nach Göttingen . . . März 11. [Münster] F. L. v. Stolberg an G (Trunz 120): Es ist mir, gerade wie Dir, und aus gleicher Ursache, mit der Sammlung von Briefen die ich hatte, ergangen.4) Nachdem ich, vor verschiedenen Jahren schon, was ich damals besaß verbrannt hatte, so fuhr ich nachher in dieser verheerenden Weise fort, weil die kleinen, neueren Sammlungen mich nur schmerzhaft an die ältere, vernichtete erinnert hätten. Gleichwohl erscheine ich nicht mit leeren Händen vor Dir, liebster Göthe. Hier ist ein Brief vom edlen Greise [F. V.] Fürstenberg.5) Im Packete findest Du eine von Hemsterhuys verfaßte, von seiner Hand für die seel. Gallitzin geschriebene Abhandl. de la divisibilite´ `a l’infini;6) auch mehrere Briefe von gelehrten u: merkwürdigen Männern an ihn, untern andern von [d’] Alembert.7). [B. H.] Overberg hat mir diese Schriften aus dem Nach1

) Hamburger Kaufmann, den G in Karlsbad kennengelernt hatte. ) Gespräch datiert: 13. Apr 1823. 3 ) s. oben 20. Juni 1806: an Blumenbach. 4 ) G hatte ein Großteil der Briefe, die er erhalten hatte, 1797 verbrannt. 5 ) Schreckenbach Nr. 522. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 6 ) Schreckenbach Nr. 707. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 7 ) Schreckenbach Nr. 17. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 2

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AUTOGRAPHA . . .

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lasse meiner Freundin [Gallitzin] für Dich gegeben.1) Sollten er oder ich noch etwas finden was Dir Vergnügen machen kann, so wird es ein grosses für mich seyn es Dir zu senden.

März 14. [Heidelberg] J. H. Voß d. J. an G (GJb 1884, 61f.): Diesmal bringe ich Ihnen eine Gabe, klein aber erfreulich, wie ich hoffe. Vor etwa 14 Tagen haben wir den Briefwechsel zwischen Boie und Bürger erhalten. Ein Brief darunter war mir von vielen lieben der liebste, und den sende ich Ihnen, dass Sie ihn Ihrer Sammlung beilegen.2) Ich weiss es, er wird Ihnen Freude machen; denn nie ist wohl eine Empfindung zugleich reiner und charakteristischer ausgesprochen worden. Ich sagte meinem Boie, von diesem Briefe müssen wir Göthen eine Abschrift senden. „Nein, antwortete er, das Original selber!“ Und so ist es auch recht; er ist ja so ganz und einzig an Sie gerichtet, und mithin Ihr rechtmässiges Eigenthum.3) 25. An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 287): Wenn ich nicht irre, so schickte

ich Ew. Wohlgeb. einmal ein Verzeichniß von Autographis berühmter Männer, die ich besitze.4) Dürfte ich Ew. Wohlgeb. ersuchen, mir solches zurückzusenden, wenn Sie auch gegenwärtig weder Zeit noch Gelegenheit haben sollten, meine Sammlung zu vermehren. Ich habe wieder von mancherley Orten her einen schönen Zuwachs bekommen, den ich nachtragen möchte. 25. [Brief an] Hofr. Eichstedt . . . 30. [Göttingen] J. F. Blumenbach an G (GSA 28/201 St. 4): Demnächst erfolgen hierbey Winckelmanns A n m e r k u n g e n 5) p. mit seinen handschriftlichen Zusätzen, denen ich einige Autographa für Ihre Sammlung und auch ein Paar Zeichnungen von neuerlich erhaltenen memorabilien aus der meinigen zu beliebigem Gebrauch beylege. Jene sind a) von unserm großen Herrn [H.] Boerhaave.6) ich habe den Brief als eine heilige Reliquie vom alten Prof. [R. M.] van Goens in Utrecht erhalten. b) von dem berühmten Reisenden und claßischen Botaniker Prof. [J.] Sibthorp7) in Oxford, und c) vom verstorbnen [J. G.] Zimmermann8) in Hannover. Apr 13. Abends Unterhaltung mit Handschriften des Walchischen Stamm-

buchs9). . .

1

) Schreckenbach Nr. 18: J. N. S. Allamand; 260: P. Camper; 588: R. M. v. Goens; 714: J. F. Hennert; 775: J. Hop; 832: L. G. de Joncourt; 1163−65: J. L. Natter; 1250: A. Perrenot; 1255: F. W. Pestel; 1440: M. H. de Saint-Simon; 1729: L. C. Valkenaer; 1864: Unbekannt. Bis auf Nr. 1142: M. W. Müller, 1401: G. Marquis de Rosignac, 1457: Sarsfield de Klimallock u. 1677: N. Ten Hove. Alle Hss. auf dem AutographaDruck vermerkt. 2 ) Schreckenbach Nr. 223. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 3 ) Betr. Bürgers begeistertes Lob des Götz von Berlichingen vom 8. Juli 1773 gegenüber Boie, s. S. 755. 4 ) s. oben 26. Febr 1806: an H. C. A. Eichstädt. 5 ) Anmerkungen über die Baukunst der Alten. Dresden 1761. Nicht bei Schreckenbach u. Ruppert. 6 ) Nicht mehr in G’s Sammlung (Schreckenbach 261), auf dem Autographa-Druck vermerkt. 7 ) Schreckenbach Nr. 1572. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 8 ) Schreckenbach Nr. 1858. Auf dem Autographa-Druck vermerkt. 9 ) Dazu s. oben 23. Febr 1806: Eichstädt an G.

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1807

9. An J. F. Blumenbach (Br 19, 326): Der Boerhavische Brief ist mir von

großem Werth; auch für die andern danke ich zum schönsten. Juni 11. [Karlsbad] Christine v. Reinhard an Sophie Reimarus (GG 2, 231): Le poe`te nous a apporte´ son livre d’amis en nous demandant de nous y inscrire: j’en fus tout intimide´e, car il a ses the´ories sur les ´ecritures qui, selon lui, donnent des aperc¸us sur le caracte`re des personnes; il a fait une ve´ritable ´etude de celle de Napole´on et il est arrive´ `a fort bien la juger. Nous nous sommes tire´s de cette ´epreuve en louant le ge´nie universel du grand homme, pour qui la natur et le coeur humain n’ont plus de myste`res, et cette flatterie a ´ete´ bien accueillie. 23. [Karlsbad, abends] Nachher bey Reinhardt [C. F. v. Reinhard], der mir

ältere Papiere und Handschriften aus der Revolutions Zeit wies. Okt 12. [Weimar] Baron Voght, der mir verschiedene Autographa verehrte.1) 29. [F. A.] Uckert brachte ein Manuscript von Kant „zum ewigen Frieden“,

woran entsetzl. corrigirt war.2)

1808 3

Nov 12. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 205): ) Einer meiner Freunde der auch Ihrer würdig zu sein sucht [D. Friedländer] sammelt schon seit manchen Jahren an Handschriften bedeutender Schriftsteller und bittet mich etwas von Ihrer Hand anzuschaffen.4) Dez 15. An Zelter (Br 20, 266f.): Übrigens besitze ich selbst ein sehr schöne

Sammlung von Autographis, und manches, besonders von deutschen Schriftstellern, doppelt. Lassen Sie sich von Ihrem Freunde [D. Friedländer] sagen, was ihm abgeht, vielleicht kann ich ihm in einigem nachhelfen. 15. [Brief] An Hrn. Zelter nach Berlin. 26. [Berlin] Zelter an D. Friedländer (MA 20.3, 241): Diesen Auszug aus Göthens Briefe5) vom 15 Dezember aus Weimar setze ich Ihnen mein lieber Friedländer hieher indem ich Ihnen die Lieder6) sende und zugleich frage: ob Sie von Göthens Anerbieten Notiz nehmen wollen? Schreiben Sie dann auf ein Zettelchen was Sie von Autographis besitzen und senden es mir morgen früh Ihrem Zelter. 27. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 209): Ich lege Hn Friedländers Blatt bei7) . . .

1

) s. oben 5. Aug 1806: J. C. Voght an Johanna Sieveking. Autographa nicht mehr nachweisbar. 2 ) Schreckenbach Nr. 846. Nicht auf dem Autographa-Druck vermerkt. 3 ) Brief in Sammlung aufgenommen, Schreckenbach Nr. 1852; auf dem AutographaDruck vermerkt. 4 ) Am 15. Dez 1808 kam G der Bitte nach. 5 ) Br 20, 26618−674. 6 ) Autographen G’s. 7 ) Nicht auffindbar.

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1809 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 36, 52): Auch eine Sammlung von eigenen

Handschriften bedeutender Personen ward dieses Jahr durch Freundesgunst ansehnlich vermehrt, und so bestärkte sich der Glaube, daß die Handschrift auf den Charakter des Schreibenden und seine jedesmaligen Zustände entschieden hinweise, wenn man auch mehr durch Ahnung als durch klaren Begriff sich und andern davon Rechenschaft geben könne; wie es ja bei aller Physiognomik der Fall ist, welche bei ihrem echten Naturgrunde nur dadurch außer Credit kam, daß man sie zu einer Wissenschaft machen wollte. Nov 23. Abends alphabetisches Namensverzeichniß der Handschriften verschiedener Gelehrten und anderer berühmter Männer.2) 23. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.1, 285): Verzeichnis der Autographen angefangen. 24. Abends Fortsetzung des Verzeichnisses der Autographorum. Dez 26. [Erfurt] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 209f.): Zugleich sende ich Ihnen ein Andenken aus dem fernen Norden, zwei Blätter von Kants Handschrift.3) Das eine zum Teil mit Bleifeder geschrieben, ist in der Tat merkwürdig. Kant hatte die Gewohnheit sich Notatenbücher in dieser Form zu halten. Er schrieb alles, was ihm einfiel, hinein, ohne alle nur denkbare Ordnung und es ist außerordentlich traurig zu sehen, wie die größesten Trivialitäten des Lebens die bedeutendste Rolle drin spielen, wenn gleich die Metaphysik auch mitunter darin figurirt. Den Küchenzettel, die zu Mittag eingeladenen Personen, und sein Befinden trifft man daher am häufigsten und fast auf jedem Blatte an. So haben Sie hier dicht neben einander: Trocken Obst mit geräuchertem Bauchspeck, und Gott und die Welt, und auf der andern Seite eine Blähung auf dem Magenmunde. Natürlich sind diese Bücher aus seiner letzten Lebenszeit. Das Jahr dieses Blatts ist nicht bemerkt, ich könnte es aber vielleicht erfahren. Es gibt nur noch sehr wenige solcher Bücher. Das Blatt ist aus einem, das dem Dr. [W.] Motherby, der Kant in seiner letzten Zeit fast täglich sah, und mein genauer Freund ist, gehört. Als ich ihm sagte, daß es für Sie bestimmt sei, riß er es heraus.

1810 Jan

10. [Erfurt] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 211f.): Auch an Ihre Sammlung von Händen habe ich gedacht und schicke Ihnen hier eine ziemliche Partie Briefe.4) Sollten Sie auch einige, wie z. B. von dem Prinzen von Nassau [F. W. v. Nassau-Weilburg], [J. G. A.] Galletti, [G. A.] Schmelzer, [G. B.] Funk, [J. C. L. v.] Schellwitz, [J. L.] Klüber, [J. G.] Eck, [J. G.] Krünitz und [J. G.] Meusel verschmähen, so wiegt doch schon der einzige Brief Friedrich Wilhelms des Ersten von 1719 sie alle auf.5) Der Inhalt allein ist 1

) Entstanden 1819/1825. ) Verzeichnis nicht überliefert. 3 ) Schreckenbach Nr. 850f. Nicht auf dem Autographa-Druck vermerkt. 4 ) Vor allem entnommen der Korrespondenz von E. L. W. v. Dacheröden; s. Schrekkenbach 266. 5 ) In der Reihenfolge der Nennung, Schreckenbach Nr. 1161: F. W. Erbprinz v. Nassau; 2

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merkwürdig, sowie auch die Antwort des alten Vaters,1) die ich deshalb ausdrücklich dabei liegen lasse, nicht übel und bündiger und kräftiger als man sie vielleicht jetzt machte. Er will doch nicht mehr als auf den empfohlnen Mann reflektiren. Auch der Herzog von Auerstedt2) kann hoffen bei Ihnen Glück zu machen. Die beiden sächsischen Minister [C. G. v. Burgsdorff, Graf W. Hopffgarten]3) lege ich bei, weil Sie ja (nicht nur) preußische verlangten. Putter [J. S. Pütter], [G. L.] Böhmer und [E. L.] Posselt dürfen Ihnen nicht fehlen und Sie haben sie noch nicht.4) Von [Graf E. v.] Herzberg [Hertzberg] fand ich blos Unterschriften.5) Wenn ich aber nicht irre, besitzen Sie schon etwas von ihm.6) Den Fürst Primas7) [K. T. A. M. Frhr. v. Dalberg] schicke ich blos,8) weil Sie nicht gern Ihre eignen Briefe in die Sammlung legen; den von dem andern Dalberg,9) weil ich zweifelhaft bin, ob er nicht von Fritz [J. F. H. Frhr. v. Dalberg] ist, und Sie nur den Mannheimer [W. H. Frhr. v. Dalberg] haben. Ich bitte Sie übrigens zu bemerken, daß ich, trotz meines flüchtigen Durchsehens doch in Ihren Schätzen nicht unbewandert bin . . . Ich lege noch einen Brief von Möser bei10) . . .

Febr 10. [Berlin] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 212f.): Der Dr. [W.] Motherby in Königsberg ist neulich so entzückt gewesen über die gütige Aufnahme, die Sie dem einen Kantischen Blatt geschenkt haben,11) daß er sie bittet, das ganze hier beiliegende Büchelchen anzunehmen.12) So viel Freude als das Blatt, wird Ihnen das Buch vielleicht zwar nicht machen, es kann hier leicht das Hesiodische eintreten: daß die Hälfte mehr ist, als das Ganze. Aber besser ist doch wieder das Buch als das Blatt, weil es doch so unmittelbar auf Kants Tisch gelegen hat, in seinen Händen gewesen ist, und also zu einem reinern Andenken dient . . . Er sucht jetzt für Sie nach Hippelscher Handschrift13) und verspricht auch sonst, was er immer kann, zusammenzubringen. März 1. An W. Motherby (Br 21, 201): Herrn Docktor Motherby sage ich den

aufrichtigsten Danck für die mir verehrten Blätter Kantischer Handschrift. Ich werde sie als Seltenheiten, ja als Heiligthümer bewahren und mich dabey oft des verewigten, dem wir soviel schuldig sind und jener Freunde erinnern die in seinen alten Tagen so treulich an ihm hielten. 533: J. G. A. Galletti; 1503: G. A. Schmelzer; 526: G. B. Funk; 1476: J. C. L. Schellwitz; 883: J. L. Klüber; 418: J. G. Eck; 911: J. G. Krünitz; 1082: J. G. Meusel; 1289: F. W. I. König v. Preußen. Nicht aufgeführt, jedoch beigelegt Nr. 339: G. A. von Dacheroeden. Von den aufgeführten Hss. auf dem Autographa-Druck vermerkt: Nr. 418, 526, 723 u. 1082. 1 ) Bei Schreckenbach nicht aufgeführt. 2 ) Schreckenbach Nr. 358. Auf dem Autographa-Druck nicht aufgeführt. 3 ) Schreckenbach Nr. 238 u. 777. Auf dem Autographa-Druck nicht aufgeführt. 4 ) Schreckenbach Nr. 1297, 160 u. 1278. Auf dem Autographa-Druck nicht aufgeführt. 5 ) Dagegen Schreckenbach Nr. 723: E. F. Frhr. v. Hertzberg. Auf dem AutographaDruck: Herzberg [?]. 6 ) s. Schreckenbach Nr. 724. 7 ) Titel, den der Erzkanzler Frhr. v. Dalberg 1806 bei Auflösung des Deutschen Reichs als einziger geistlicher Fürst erhielt. 8 ) Schreckenbach Nr. 345. Auf dem Autographa-Druck steht nur Dalberg. 9 ) Schreckenbach Nr. 349: J. F. H. Frhr. v. Dalberg. 10 ) Schreckenbach Nr. 1102. Auf dem Autographa-Druck nicht aufgeführt. 11 ) s. oben 26. Dez 1809: W. v. Humboldt an G. 12 ) Schreckenbach Nr. 848f. 13 ) W. v. Humboldt schickte sie im nächsten Brief (19. Febr 1810, GSA 28/439 St. 38); die Hs. ist nicht auf dem Autographa-Druck vermerkt.

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März 1. An W. v. Humboldt (Br 51, 282): Ich wäre neugierig von Männern, die

Hamanns und Kants Lehrer sein konnten, auch etwas Handschriftliches zu besitzen, wie ich denn überhaupt wohl auf die ganz eigne Art von Cultur aufmerksam geworden bin, welche in Königsberg zu Anfang des vorigen Jahrhunderts statt gefunden. 1. [Brief] an H. Geh. Etats Rath von Humboldt nach Berlin.

1811 Mai − [Wien] Caroline Pichler: Denkwürdigkeiten aus meinem Leben. Bd. 2. Wien 1844, 1812 209f.: Wenige Wochen nach ihrem Tode1) kam ein Brief Göthe’s an die Verstorbene Okt an,2) der eigentlich mich betraf, und den ihre Schwägerin, die nun [1836] auch verstorbene Baronin [Cäcilie] Eskeles, mir mit vieler Güte zusandte. Früher schon hatte ich durch die Vermittelung eben dieser Freundin, der Frau von Vließ, einen Brief von dem Hochbewunderten erhalten, der direkte an mich lautete.3) Er sammelte nämlich Handschriften, gab Frau von Fließ, mit der er fast jährlich in Carlsbad zusammentraf, den Auftrag, ihm deren in Wien zu verschaffen, und sie, die gern jedermann verpflichtete, und in der isolirten Stellung als kinderlose Witwe hierin einen Lebenszweck fand, nahm denn Göthe’s Auftrag willig an, gab auch mir die weitere Weisung, mich um Autographen bedeutender Menschen in Wien umzusehen, und als ich Einige, namentlich von Mozart4) und Haydn5) erhalten hatte, rieth sie mir, sie Herrn v. Göthe mit einem Briefe selbst zu übersenden.6) Dies geschah denn Alles, wie meine mütterliche Freundin in ihrer liebevollen Geschäftigkeit angeordnet hatte, und ich erhielt durch sie Göthe’s sehr höfliche, aber diplomatisch steife, umsichtige Antwort,7) in der er sich, wie es schien, vorgesetzt hatte, ja nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu sagen, und die mich darum sehr wenig freute. Okt

8. [Göttingen] J. F. Blumenbach an G (GSA 28/57 Bl. 216): Für Ihre Sammlung von Autographis lege ich hier eins von der Hand des berühmten Restaurators der Herrenhüter Brüdergemeinde des Gr. v. Zinzendorf bey. Das Concept einer Vorstellung an den König von Polen v. J. 1727 die Ebersdorfer bibl betreffend.8) Ich habe es mit dem Archiv der Brüderunität erhalten. Es fängt mit der letzten Seite an.

Nov 18. Abends. Autographa. 20. [Weimar] An C. Bertuch (Br 51, 323): Beygehendes Verzeichniß meiner

Autographorum wünsche abgedruckt, wie das Belvederische,9) und zwar 1

) Eleonore v. Flies starb Anf. Sept 1812. ) s. unten 30. Aug 1812: an Eleonore v. Flies. 3 ) s. unten 31. März 1812: an Caroline Pichler. 4 ) Caroline Pichler schickte nach eigenen Angaben kein Autograph von Mozart, s. unten 28. Nov 1811: Caroline Pichler an G. Eine Mozart-Hs. sandte stattdessen die Freundin Eleonore v. Flies, s. unten 25. Mai 1812: Eleonore v. Flies an G, Schreckenbach Nr. 1129. 5 ) Dazu s. unten 28. Nov 1811: Caroline Pichler an G. 6 ) s. unten 28. Nov 1811: Caroline Pichler an G. 7 ) s. unten 31. März 1812: an Caroline Pichler. 8 ) Schreckenbach Nr. 1859. Nicht auf dem Autographa-Druck vermerkt. 9 ) Ein in Antiqualettern gedrucktes Verzeichnis der Pflanzen im Herzoglichen Orangengarten zu Belvedere bei Weimar, das bei F. J. Bertuch gedruckt wurde (Ruppert Nr. 4300ff.). 2

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mit den Lettern der Specierum. Nach einem flüchtigen Überschlag möchte alles auf ein 4 Blatt gehen, wenn man vier Columnen machte. Ich ersuche Ew. Wohlgeb. um Ihren geneigten Rath. Wie viel könnte ein solches Blat kosten 300 mal abgedruckt? Nov 25. [Jena] An C. Bertuch (Br 22, 201): Ew. Wohlgebornen übersende hierbey das Namenregister meiner Autographa, mit dem Ersuchen, dieselben auf neulich schon gemeldete Weise auf ein Quartblatt drucken zu lassen, so nämlich, daß v i e r Columnen auf eine Seite kommen, und daß die Schrift gebraucht wird, womit die Species im Belvedereschen Verzeichniß gedruckt sind. Da ich noch am Ende eine Bitte um Beyträge hinzugefügt habe, so könnte vielleicht die zweyte Seite nicht ganz hinreichend seyn. In diesem Fall ersuche ich Ew. Wohlgebornen soviel unbedeutende oder unbekanntere Namen wegzustreichen, deren es besonders unter den älteren noch manche giebt. Zugleich bitte, eine recht genaue Correctur zu besorgen. Die Revision kann bis zu meiner Ankunft, welche Sonnabends erfolgen wird, liegen bleiben.1) 28. [Wien] Caroline Pichler an G (HA-BaG 2, 107): Schon seit längerer Zeit habe ich mich, aufgefordert durch meine gütige Freundin Frau [Eleonore] v. Flies,2) bemüht, Handschriften merkwürdiger Personen für Ihre Sammlung aufzufinden, und darf Ihnen wohl nicht sagen, daß der Gedanke mich für Sie darum zu bewerben, diesem kleinen Geschäfte einen vorzüglichen Reiz gab. Dennoch war ich nicht sehr glücklich in meiner Bestrebung, und manches wie z. B. eine Schrift von M o z a r t war es mir unmöglich zu erhalten, so viel ich auch bei allen Personen meiner Bekanntschaft, die einst mit ihm in Verhältnissen gestanden hatten, darüber Nachfragen anstellte. Sie erhalten also nur das Wenige was ich bekommen konnte, aber Frau von Flies ersetzt durch ihre Sendung den Mangel der meinigen reichlich.3) Meine Blätter sind:4) 1. Ein Brief von H a y d n an einen meiner Bekannten der ihn mir gern überließ als er hörte für We n er bestimmt war. 2. Ein Zettelchen von L o r d N e l s o n s Hand, wohl nur des Schreibers wegen wichtig. 3. Eine astronomische Berechnung von A b b ´e H e l l während seines Aufenthalts in Wardhus. 4. und 5. Endlich einige Bemerkungen und Verbesserungen unsrer verstorbenen Dichter [M.] D e n i s und [K.] M a s t a l i e r zu einigen meiner ersten jugendlichen Arbeiten, die ich ihrem Urteil unterworfen hatte, da sie als alte Freunde unseres Hauses Anteil an meiner Bildung und meinen Erstlingsversuchen nahmen. Sie sehen, ich gebe Ihnen was ich habe, und werde für diese Gabe angenehm belohnt sein, wenn ich mir denken könnte, Ihnen ein kleines Vergnügen damit gemacht zu haben. Dez

1. [Weimar] An C. Bertuch (Br 22, 203): Mit vielem Dank, daß sie meine

Sammlung mit einigen Beyträgen sogleich bereichern wollen, wie ich sie Ihnen denn auch ferner empfohlen haben will, sende ich hier die Correctur zurück. Wir wünschen noch ein Blatt zur Revision zu erhalten. Die sämtlichen 300 Exemplare würden auf so feines Papier gedruckt, wie diese Correctur, damit ich theils meinen Namen unter1

) G weilte vom 23. bis 30. Nov in Jena. ) Mit ihr war G in Karlsbad (17. Mai − 28. Juni 1811) zusammengetroffen. 3 ) s. unten 25. Mai 1812: Eleonore v. Flies an G. 4 ) Schreckenbach Nr. 687 [?], 1172, 704, 368 u. 1043. 2

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schreiben kann, theils auch daß es sich leichter als Beylage eines Briefs versenden lasse. Dez

1. [Weimar] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 43): Bei Goethe Verzeichnis der Autographa korrigiert zum Druck. 2. Autographa. 3. An C. Bertuch (Br 22, 204): Ew. Wohlgebornen erhalten hier das re-

5.

8.

8. [10.]

vidirte Blatt zurück.1) Sie werden entschuldigen, daß einige Einschaltungen und Umstellungen beliebt worden sind. Vielleicht mögen Sie uns eine nochmalige Revision schicken. Bey einem Blättchen, das so weit umher reisen soll, gibt man sich billig einige Mühe. Von meinen Dubletten steht, was Ihnen fehlt, zu Diensten. An C. Bertuch (Br 22, 204): Ew. Wohlgebornen werden nunmehr den Abdruck gefällig befördern und mir die 300 Exemplare zugleich beschneiden lassen. Daß sie vorher genugsam abtrocknen, um nicht abzufärben, darf ich wohl kaum erinnern. An F. M. v. Klinger (Konzept; Br 22, 206): Möchten sie dem beyliegenden Blättchen eine recht freundliche Aufnahme gönnen! Ihr lieber Brief ist gleich eingeschaltet worden.2) Was soll’s denn weiter, als daß man das unmittelbare Andenken der Tüchtigen erhält. Können sie mir auch nur Namens-Unterschriften der Kaiser und Kaiserinnen, der Größten des Reichs, in Kriegs- und Friedens-Geschäften, der Akademiker, und bedeutender Menschen jeder Art, gelegentlich übersenden;3) so erzeigen Sie mir was außerordentlich Angenehmes. Bisher habe ich die Art oder Unart gehabt alles Vergangne eher zu vertilgen als zu bewahren. Nun mag die Zeit des Bewahrens, wenn auch zu spät, eintreten. Mehr sag’ ich nicht, aber ich bitte, da doch zwischen dem großen Petersburg und dem kleinen Weimar eine so liebenswürdige Wechselwirkung besteht, Niemanden wegzulassen der nicht etwas an mich bringe, und ich will das gleiche thun. Brief an Klinger . . . An J. A. Barth (Konzept; Br 22, 210): Mögen Sie dem beyliegenden Blatte einige Aufmerksamkeit gönnen, und mir sowohl von jetztlebenden als frühern bedeutenden Schlesiern handschriftliche Proben gelegentlich zukommen lassen, so werden Sie mich sehr verbinden. Meine Sammlung hat den reinen Zweck das Andenken solcher Männer durch unmittelbare Documente bey mir und den Meinigen zu erhalten. 1

) In der zum Druck gegebenen Fassung fehlen Hss., die G am 26. Dez 1809 u. 10. Jan 1810 von W. v. Humboldt, am 8. Okt 1811 von J. F. Blumenbach sowie am 28. Nov 1811 von Caroline Pichler (s. jeweils dort) erhalten hatte; daher vermutet Schreckenbach 18, es handle sich bei der Druckvorlage weitestgehend um das alphabetische Verzeichnis, das G am 23. Nov 1809 (s. dort) anfertigte. 2 ) Schreckenbach Nr. 880. 3 ) s. unten 25. Dez 1811: F. M. v. Klinger an G.

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Dez 10. [Jena] An Caroline v. Wolzogen (Br 22, 212f.): Schenken Sie beylie-

gendem Blatte einige Aufmerksamkeit. In der Privat-Canzley des Großherzogs müssen die sämmtlichen Namen unserer bedeutenden Männer vorhanden seyn, vielleicht verschafft mir Ihre Freundschaft einiges davon. Ich lebe jetzt gar zu gern in solchem unmittelbaren Andenken der alten Zeit. 10. [Brief] an H. Joh. Aug. Barth, Stadt u Universitätsbuchdrucker zu Breslau. An Fr. Geheimeräthinn v. Wolzogen nach Aschaffenburg. 12. [Weimar] An H. C. A. Eichstädt (Br 22, 213): Zu gleicher Zeit lege ich einige Exemplare des Blättchens bey, auf welchem die Autographa verzeichnet sind die ich besitze und von denen ich Ihnen einen großen Theil verdanke. [Mitte/ An F. H. v. Einsiedel ? (Br 51, 326): . . . theile . . . das neueste VerEnde] zeichniss meiner Autographa mit. Solltest du nicht bey dieser Ansicht geneigt werden einige Beyträge zu ertheilen. [F. v.] Matthison [Matthisson] und Jean Paul fehlen, diese findest du gewiss in deinem chaotischen Schatz . . . 15. [St. Petersburg] F. M. v. Klinger an G (GJb 1882, 255f.): Da mir D. Seebek [T. J. Seebeck] sagte,1) dass Sie Vergnügen an einer Sammlung von Handschriften berühmter Männer, fänden, u. mich freundlich aufforderten, Ihnen von hieraus einige Beyträge zu senden, so benutze ich die Gelegenheit, Ihnen zwei wahrhafte Original Billete unsers verstorbenen Marschalls des Fürsten Souwarof2) [A. Suworow], zu zuschicken. Zu seinem Nahmen brauche ich nichts hinzuzufügen. Im Vertrauen auf das Wort des D. Seebek werd’ ich Ihnen mit der nächsten Gelegenheit, ein Original der Handschrift des Marschalls Grafen Roumanzofs [P. Rumjanzew] zuschicken,3) welche mir sein Herr Sohn der Graf Sergei Roumanzof [Rumjanzew] versprochen hat. Ist aber die ganze Sache ein bloßer Irrthum, so ist er nicht der meinige, u. ich benutzte nur die Gelegenheit, Ihnen einen Beweis zu geben, mit welchem Vergnügen, ich erfüllte, was man mir andeutete . . . 17. An B. G. Niebuhr (Br 22, 217): Mögen Sie beyliegenden Blättchen

einige Aufmerksamkeit gönnen, und besonders mir von der Hand Ihres verehrten Herrn Vaters etwas zukommen lassen!4) 17. An Friederike Bethmann (Konzept; Br 22, 219): Leben Sie recht wohl und verschaffen Sie mir zu meiner Handschriftsammlung gefällig einige Beyträge. Vielleicht fände sich ein Blättchen von Eckhoff, Großmann, Brandes etc.5)

1

) T. J. Seebeck war vom 6. bis 8. Juli 1811 in Weimar bei G gewesen u. hatte wohl von dessen Autographensammlung erfahren. 2 ) Schreckenbach Nr. 1662f. 3 ) s. unten 15. Jan 1813: F. M. v. Klinger an G. 4 ) s. unten 4. Jan 1812: B. G. Niebuhr an G. 5 ) Von Friederike Bethmann stammen folgende Autographen: Schreckenbach Nr. 197: K. G. v. Brinckmann; 620: G. F. W. Grossmann; 1528: F. U. L. Schröder.

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Dez 17. An S. Boissere ´e (Br 22, 221): Beyliegendes Blatt enthält das Verzeich-

niß der Handschriften die ich besitze. Ich habe sie in diesen langen Winterabenden revidirt und geordnet. Kommt Ihnen etwas von bedeutenden Lebenden, kurz oder längst Verstorbenen in die Hände, so erfreuen Sie mich mit Beyträgen.1) Ich mag die Geister der Entfernten und Abgeschiednen gern auf jede Weise hervorrufen und um mich versammeln. 17. An J. D. Runge (Br 22, 222): Empfehlen sie mich diesem werthen Manne [F. C. Perthes]. Ich wünsche, daß Sie sich beyde für die Sammlung interessiren, deren Verzeichniß hier beyliegt. Ich besitze schon die Handschriften mehrerer würdiger Hamburger. Sollte nicht ein Blättchen von Hagedorn, Brockes, Telemann und andern aufzutreiben seyn;2) vielleicht von letzterem einige selbstgeschriebene Noten? Der Hagedorn in meiner Sammlung ist der Dresdner Director.3) 17. [Brief an] Staatsrath Niebuhr Berlin Madam Bethman. Sulpice Boisseree Darmst. 21. [Weimar] C. Bertuch an G (GSA 28/195 St. 2): Ew. Excellenz widme ich hierbei einige vielleicht nicht unintereßante Beiträge zu Ihrer schäzbaren Autographen-Sammlung. Es sind Briefe von [B. T. Graf v.] Rumford, dem verstorbenen Herzog [Karl II. Wilhelm Ferdinand] von Braunschweig so wie von Arno [Aaron] Burr.4) Ich benutze die gegebene Erlaubniß, ein Verzeichniß meiner noch im Werden begriffenen Sammlung beizulegen und wage sie einer huldvollen Theilnahme durch Beiträge zu empfehlen. 25. [St. Petersburg] F. M. v. Klinger an G (HA-BaG 2, 115): Ihren Wunsch wegen der Autographe [8. Dez 1811] werd ich, so viel mir möglich zu erfüllen suchen. In dem Schreiben, das ich dem Kammerherrn schon vor einigen Zeit mitgegeben,5) werden Sie sehen, daß ich diesem Verlangen schon zuvorgekommen. Hiermit erhalten Sie ein echtes Autograph von Diderot6) aus einer Sammlung von allerlei Schreibereien, über R− [Rußland], die er während seiner Anwesenheit in S. P. [St. Petersburg] niedergeschrieben, und die ich, im Vertrauen gesagt, durch einen Zufall besitze. Diese Schreibereien malen den so kecken Deklamator, Sophisten, Alleswissenden (durch die Imagination) ganz vortrefflich im Schlafrock. Er setzt sich in demselben mit seiner ganzen frechen Philosophie und meisternden Politik und Staatswissenschaft, einer Monarchin, wie unsre Katharina [II.] war, gegenüber, und muß sie nicht wenig durch seine Anmaßungen ergötzt haben. Auch in dem übersandten Blättchen werden Sie ihn finden. 25. [Aschaffenburg] Caroline v. Wolzogen an G (GSA 28/1006 St. 1; Fragment): Der Grossherzog [Fürstprimas K. T. A. M. Frhr. v. Dalberg] sagte mir bei Gelegenheit der Handschriften das er ein wahres Verlangen hätte mit Ihnen wieder in nähere Berührung zu kommen, u. sendete mir einliegende Zeilen.7) Wollen Sie mir wieder ein paar Zeilen 1

) s. unten 24. Apr 1812: S. Boissere´e an G. ) s. unten 17. Mai 1812: J. D. Runge an G. 3 ) Aus Gleims Briefsammlung, s. Schreckenbach Nr. 641 u. oben 3. Sept 1805: F. H. W. Körte an G. 4 ) Schreckenbach Nr. 1419, 188 u. 244. 5 ) s. oben 15. Dez 1811: F. M. v. Klinger an G. 6 ) Schreckenbach Nr. 376: Manuskriptstück zu Me´langes philosophique, historiques . . . (Paris 1773). 7 ) Schreckenbach Nr. 347; s. unten 28. Jan 1812: an Caroline v. Wolzogen, Beilage. 2

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für ihn senden so wird es mich erfreuen. Sie wissen die tiefe Neigung meines Herzens, das bessere in der Welt zu verbinden, u. haben so oft freundlich begegnet. Ich hoffe Ihnen einiges Merkwürdige zu der Sammlung zu verschaffen, u. spüre mit einigen Freuden der Quellen nach. Von älteren Deutschen müßt sich manches finden. Früher hat der Großherzog seine meisten Papiere zerrissen.

Dez 27. An F. W. H. v. Trebra (Br 22, 224f.): Nun will ich, anstatt einer Ge-

gengabe (denn mit Freunden muß man nicht immer gleich saldiren) noch eine Bitte hinzufügen, um meine Schuld eher zu vermehren als zu vermindern. In den langen Winterabenden habe ich eine Sammlung von Handschriften mehr oder weniger bedeutender älterer und neuerer Männer geordnet, und darüber ein Verzeichniß abgefaßt; es liegt hier bey, und gewiß bist du im Falle es um ein ansehnliches zu vermehren, da du mit den vorzüglichsten Männern deines Faches und deiner Zeit in Verhältniß gestanden. Ich bitte mir gelegentlich etwas auszusondern und mich damit zu erfreuen.1) Solche Denkmale, da so vieles verloren geht, sind höchst erwünscht und auferbaulich, und geben zu mancher gesellschaftlichen Unterhaltung Anlaß, wodurch wir die gute Vergangenheit wieder hervorrufen. 28. An Knebel (Br 22, 229): Meine Sammlung von Handschriften vermehrt sich jetzt fast täglich. Ich lege ein Blättchen des Verzeichnisses bey, das du ja wohl gelegentlich einmal nach Nürnberg oder sonst wohin sendest; es wird irgend ein Freund dadurch wohl angeregt. 28. Briefe . . . Maj. v. Knebel Jena. Oberbergh. v. Trebra Freyberg. 31. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/57 Bl. 277): Anlangend dero Sammlung von Handschriften,2) freue ich mich sehr, daß ich zu deren Vermehrung beyzutragen im Stande bin und seyn werde, sowohl von hiesigen Professoren, als auswärtigen Gelehrten; und lege z.B. gleich Einen Brief des hiesigen Oberhofgerichtsraths, und Prof. des vaterländ. Rechtes, des H. Dr. [C. G.] H a u b o l d bey,3) welchem, bey etwas Muße, noch andere nachfolgen sollen, z.B. von Adlung4) [F. Adelung] und [A. N.] Scherer5) in Petersburg, [J. J.] Bernhardi,6) [J. B.] Trommsdorff, [J.] Dominikus in Erfurt, geh R. Baron [K. E.] von Moll, Pr. [G. A.] Arndt, Pr. [A. G.] Raabe,7) geh. Leg R u. Hofr. [K. G.] Günther8) in Dresden (ehem. in Helmstedt) geistl. R. [G.] Henry,9) Hofr. [D.] Beck, Hofr. [J. F. oder J. W. A.] Pfaff10) etc. [Dez [Weimar] Sophie v. Schardt an G (GSA 28/57 Bl. 269): Weil mir meine Freunde immer Ende] nur aus blosser Güte gut waren, so habe ich auch wenig eigentlich fürs ostensible von Ihnen, dies ist Schuld, daß ich mit diesen ´echantillons die ich Ihnen bester Geh. Rath

1

) s. unten 28. Jan 1812: F. W. H. v. Trebra an G. ) Antwort auf einen nicht mehr erhaltenen Brief G’s vom 21. Dez 1811. 3 ) Schreckenbach Nr. 681. 4 ) Nicht nachweisbar. 5 ) Nicht nachweisbar. 6 ) Schreckenbach Nr. 113. 7 ) Die Vorangehenden alle nicht nachweisbar. 8 ) Schreckenbach Nr. 633. 9 ) Schreckenbach Nr. 716. 10 ) Beide nicht nachweisbar. 2

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sende, nicht ganz zufrieden bin. Ich hätte gern für jedes auch etwas dem Sinn nach zusammenhängendes gehabt − so das fehlte mir bey Gelegenheits billets, besonders vom Vater [J. J.] Mounier u. Corcilce [C. T. de la Barre de Corcelle], wo die meisten Verhältnisse n. solcher Dinge bedürfen, oder auch Briefe, beydes wäre nicht geschickt zum senden u. Ihnen nicht bequem gewesen. Ich will aber meine Armuth, durch den Reichthum Anderer ersetzen, die ich darum bitten werde, u. hoffe noch mit einem ganzen Paquet z.B. aus Frankreich aufzuwarten. Ich empfehle mich autographisch . . .

1812 [Jan 3.] An Friederike Caroline Sophie Prinzessin v. Solm-Braunfels (Konzept;

Br 22, 234): Darf ich nun noch eine Bitte hinzufügen, die aus dem Epimetheischen Wunsche entspringt, das vergangene Werthe soviel als nur möglich festzuhalten. Ich nehme mir die Freyheit ein Verzeichniß beyzulegen von handschriftlichen Resten, die sich lange bey mir gesammlet haben und diesen Winter in Ordnung gebracht worden. Dürft’ ich um wohlwollende Beyträge bitten. Einige Zeilen von der Hand der verklärten Königinn [Luise v. Preußen, Schwester der Adressatin] würden mich sehr glücklich machen. Ew. Hoheit erlauben, daß ich Ihr unschätzbares Schreiben als die schönste Zierde dieser Sammlung hinzufüge.1) 4. [Berlin] B. G. Niebuhr an G (GJb 1887, 89f.): Ich lege Ihnen als Handschrift meines Vaters [C. Niebuhr] den Anfang eines ungedruckten Aufsatzes bey.2) Jetzt ist er blind, und schreibt mit irrender Hand. Das Octavblatt ist aus einem Exemplar der Gryphischen Ausgabe Politians genommen, dem Janus Bronhusius [Broekhuizen], der Herausgeber des Properz, vieles zu einer commentirenden Ausgabe beygeschrieben.3) Auch diese Notizen sind von seiner Hand. Der Nahme meines Freundes Savigny fehlte auf Ihrem Verzeichnisse: Ihnen also auch die Handschrift dieses seltnen und liebenswürdigen Mannes.4) Aus Königsberg forderte ich von Freunden Autographa von Kant und Hippel. 8. An Sara v. Grotthuß (Br 22, 242): Im Vertrauen auf Ihre thätige

Freundschaft, lege ich ein Verzeichniß bey von Personen, deren eigene Handschrift ich besitze. Sie sehen daraus, daß mir noch manche verstorbene und lebende Wiener abgehen. Fällt Ihnen irgend ein solches Blättchen in die Hände, so heben Sie mir’s auf, bis ich es gelegentlich aus Ihren lieben Händen, oder durch einen Reisenden erhalten kann.5) 19. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/58 Bl. 11): Auch warte ich mit zwey Briefen, der Herren S c h e i d e r [J. A. Schneider] u [G. H.] S c h ä f e r ,6) für Ihre Original Handschriften Sammlung unterthänig auf, und empfehle mich dero ferneren Wohlwollen. 1

) Autograph nicht nachweisbar. ) Ms. zum Aufsatz Bemerkungen über Habbessinien (Schreckenbach Nr. 1181) 3 ) Schreckenbach Nr. 202f. 4 ) Schreckenbach Nr. 1460. 5 ) s. unten 3. Juli 1812: Sophie Leopoldine Wilhelmine v. Grotthuß an G. 6 ) Schreckenbach Nr. 1464 u. 1514. 2

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28. An Caroline v. Wolzogen (Br 22, 244/247): Beyliegendes, verehrte

Freundinn, werden Sie als eine gefühlte Erwiederung des höchst schätzbaren Blättchens erkennen, das Sie mir zu senden die Güte hatten.1) Ich bitte um geneigte Beförderung und wünsche gute Aufnahme . . . [Beilage, Konzept] Wahrhaft rührend, geliebte Freundinn, ist mir das Blatt von der Hand unsers verehrtesten Großherzogs [Fürstprimas v. Dalberg]. 28. [Freiberg] F. W. H. v. Trebra an G (G−Trebra 107): Hier sind denn ein paar Dutzt. Autographa,2) wie ich sie in meinen Allterthümern und Neuheiten, eben aufgefunden habe. Ein artiger Einfall! solche Eigenheiten zu sammeln und zu ordnen, aber lehrreich in manchen Betracht. Außer meinen Beyträgen, haben einige würdige Freunde, und einige Verehrer von meinem edlen Freunde, auch noch einiges beygetragen, worunter St. Germain, der Vorläufer von Cagliostro, und v. Moser der in Dichtung und Wahrheit mit vorkommt,3) doch wohl nicht unwillkommen seyn werden.4) 31. An A. H. F. Schlichtegroll (Br 22, 256): Grüßen Sie meinen Freund

Jacobi auf das allerbeste5) . . . Darf ich noch ein Blättchen beylegen, in welchem eine Sammlung von Handschriften verzeichnet ist, die ich besitze. Könnten Sie von frühern und mitlebenden Baiern mir dergleichen verschaffen, so geschähe mir eine besondere Gefälligkeit.6) Sollte nicht von dem wackern Aventin [J. Aventinus] eine Zeile vorhanden seyn. Febr 1. Expeditionen . . . an H. General Secretär Schlichtegroll nach München. 4. Sendung von Trebra. [Nachmittags] Ordnung der Autographa. 7. [Dresden] H. L. Verlohren an G (GSA 34/XXIII,2,4): Sollte ich etwas von Original Handschriften finden so werde nicht ermangeln darauf aufmerksam zu seyn. 9. An B. A. v. Lindenau (Konzept; Br 22, 260f.): . . . Ew. Hochwohlge-

bornen haben mir in den wenigen Stunden [am 26. Apr 1811], die ich das Glück hatte mit Ihnen zuzubringen, soviel Vertrauen eingeflößt, daß ich es wagen kann, Sie auf Ihrer wichtigen Reise mit einem kurzen Schreiben zu verfolgen, und Sie um eine Gefälligkeit zu bitten. Ich habe nämlich, im vergangenen Winter, eine schon ziemlich ansehnliche Sammlung von Handschriften bedeutender Männer vergangner und gegenwärtiger Zeit geordnet; wobey mir denn der Wunsch natürlich entstehen mußte, sie nach und nach immer vermehrt zu sehen. Auch habe ich in der letzten Zeit von mehreren Freunden angenehme Beyträge erhalten. Eben war ich im Begriff Ew. H. gleichfalls darum ge1

) s. oben 25. Dez 1811: Caroline v. Wolzogen an G. ) 29 Briefe aus der Korrespondenz von F. W. H. v. Trebra, s. Schreckenbach 274. 3 ) 1. Teil, 3. Buch. 4 ) Schreckenbach Nr. 1439 u. 1119. 5 ) Durch Schlichtegroll erfuhr wohl Jacobi von G’s Blatt; s. unten 16. Apr 1812: Jacobi an G. 6 ) s. unten 16. Mai 1814: A. H. F. Schlichtegroll an G. 2

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horsamst zu ersuchen, indem Sie, bey Ihrer ausgebreiteten Correspondenz und bey dem großen Schatz des früheren Briefwechsels, der sich auf der Seeberger Sternwarte befinden muß, sich gewiß in dem Falle sehen, manches minder wichtige, für mich aber sehr bedeutende Blättchen mir zuzuwenden; als ich vernahm, daß dieselben eiligst abgereist seyen. Nun kann ich, wie es bey Liebhabereyen geht, mich nicht entbrechen, jenen Wunsch Ew. H. nachzusenden, um so mehr als Sie auf der großen und für die Wissenschaft soviel versprechenden Reise die trefflichsten Männer nicht allein Ihres Faches, sondern der ganzen lebenden wissenschaftlichen Welt, zu sehen und zu berühren im Falle sind. Bey einer solchen Gelegenheit kommt, wie mich die Erfahrung gelehrt hat, gar manches bloße Höflichkeits-Billet, eine Einladungs-, eine Visitencharte vor, welche weniger geachtet werden, und die doch zu oben gedachtem Zwecke höchst schätzbar sind. Und so theilt wohl auch Jeder gern ein Blättchen mit von einem Manne seines Wohnortes, wenn er auch schon abgeschieden wäre.1) Febr 13. An C. F. v. Reinhard (Br 22, 270f.): Aus beyliegendem Verzeichniß sehen Sie, daß meine Sammlung von Handschriften ziemlich angewachsen ist;2) ja ich habe deren noch ein paar Hundert mehr. Wäre es möglich, durch Ihre so mannigfaltigen Connexionen mir besonders zu einigen Blättchen bedeutender älterer und neuerer Franzosen zu verhelfen; so würden Sie mich sehr glücklich machen.3) Die Sammlung ist nun schon so groß, daß man über die Handschriften der Nationen, der Zeiten so wie der Individuen, welche solche modificiren, einiges aussprechen kann; und alles ist zu unserer Zeit noch einmal so viel werth, was uns im Stillen mit vertrauten Freunden zu geistreicher Unterhaltung dient. 15. An J. F. Blumenbach (Br 22, 273): Der in meiner Handschriftsammlung ohnehin sehr magere Buchstabe Z. ist durch Ihren gütigen Beytrag sehr wichtig geworden. Die Hand eines so bedeutenden Mannes, ein Concept in einer für ihn so wichtigen Sache ist ein Document, welches der Aufbewahrung in jedem Archiv werth ist.4) − Schon früher dankte ich Ihnen die wichtigsten Beyträge; haben Sie die Güte auch fernerhin an mich zu denken. 21. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (G−Rochlitz 135f.): Zu Ihren Autographis5) hoffe ich einiges nicht Uninteressante beytragen zu können, wenn ich nur erst daran komme, 1

) s. unten 29. Aug 1812: B. A. v. Lindenau an G. ) s. oben 23. Juni 1807: Tgb. 3 ) s. unten 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 4 ) J. F. Blumenbach übersandte am 8. Okt 1811 (s. dort) eine Hs. des Grafen v. Zinzendorf aus dem Jahre 1727 an den König von Polen, die Konfiskation mehrerer Ex. der Ebersdorfer Bibel betr.; Schreckenbach Nr. 1859. 5 ) G hatte den Autographa-Druck mit der Bitte um Hss. wohl dem Brief vom 30. Jan 1812 beigelegt. 2

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meine vielen Papiere, die nicht in bester Ordnung sind, in dieser Absicht durchzusuchen.1)

Febr 21. An Cotta (Br 22, 286): Ich setze nichts weiter hinzu, damit diese Sen-

dung nicht abermals liegen bleibe. Da sie aber ohnehin über das Volumen eines Briefes hinausgeht, so lege ich einige Verzeichnisse meiner Handschrift-Sammlung bey, mit inständiger Bitte, mir von der Hand Ihrer älteren und neuern schwäbischen bedeutenden Männer einige Zeilen zu verschaffen. So fehlt mir z. B. S p i t t l e r und K i e l m e y e r . Vielleicht theilte letzterer, wenn Sie ihn von mir schönstens grüßten und ersuchten, etwas von C u v i e r mit, von dem er mehrere Briefe besitzt. Sollte es nicht irgend ein älteres oder neueres Tübinger Stammbuch geben? Auch H e b e l s Handschrift, vielleicht eins seiner Gedichte von seiner Hand, wäre mir sehr erwünscht.2) 21. Briefe . . . An Doctor Cotta nach Stuttgardt . . . [28.] An N. Meyer (Br 22, 290f.): Indem ich wünsche, daß beykommendes Buch3) glücklich bei Ihnen anlange, lege ich ein Blättchen bey, worauf meine Sammlung Autographen, wie ich sie diesen Winter verzeichnet, geordnet ist. Können Sie mir einige Beyträge verschaffen, so wird es mir sehr angenehm seyn. So fehlt mir Herr Schröder [J. H. Schröter] in Lilienthal,4) und gar mancher wackere Mann von Ihrer frühern Bekanntschaft.5) 28. [Brief] an H. Rath Meyer nach Französ. Minden . . . März 7. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 240): Die Autographen werde ich mir angelegen seyn lassen und hoffe bald Ihren Wünschen entsprechen zu können.6) 24. Nach Tische Sendung der Frau v Flies von autographis.7) Dieselben

rangirt und eingeschrieben. 25. [Brief] An H. Geh. Rath v. Voigt wegen der αυτογραϕα aus dem fürstl. Archiv.8)

1

) s. unten 15. Jan 1814: J. Fr. Rochlitz an G. ) Von den Genannten findet sich nach Schreckenbach Nr. 863 nur von C. F. Kielmeyer eine Hs. (an Cotta, 8. Apr 1812), die Cotta wohl am 17. Apr 1812 persönlich überbrachte. 3 ) Teil 1 von DuW. 4 ) Von diesem ein Brief vom 5. Febr 1812 in G’s Autographensammlung, von N. Meyer geschickt am 25. Apr 1814; Schreckenbach Nr. 1529. 5 ) s. unten 23. Juli 1812: N. Meyer an G. 6 ) Bei seinem Weimar-Besuch am 17. Apr 1812 übergibt er einen Autographen von K. F. Kielmeyer; Schreckenbach Nr. 863. 7 ) G war mit Eleonore v. Flies im Juni 1811 in Karlsbad zusammen getroffen. 73 Autographen mit Verzeichnis, das eine Aufschrift von G’s Hand trägt: Sendung der Fr v. Flies aus Wien erhalten den 24 Mar 1812 (GSA 37/XLII,3, Nr. 35). 8 ) Brief nicht überliefert, enthält offenbar die Bitte um Autographen aus dem fürstlichen Archiv; s. unten 1. Apr 1812: C. G. v. Voigt an G. 2

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März 31. An Eleonore v. Flies (Konzept; Br 22, 311f.): Ob ich gleich, meine

wertheste Frau von Flies, glücklich genug bin, Sie schon lange zu kennen1) und an mir selbst erfahren habe, wie geneigt Sie sind, Ihrer Freunde mehr oder weniger bedeutende Wünsche zu erfüllen; so hat mich doch Ihre letzte Sendung [24. März] überrascht: sie enthielt den reichsten Beytrag zu meiner Sammlung, den ich in diesen Jahren erhalten habe. Ich lasse mir manchmal gern von Freunden den Vorwurf machen, daß es mir mit meinen Wünschen und Liebhabereyen gehe, wie schwangeren Frauen mit ihren Gelüsten, welche bald befriedigt seyn wollen, wenn man einigen Dank für seine Bemühung gewinnen will. Doch ist es bey mir einigermaßen anders, meine Gelüste haben einen innerlichen Zusammenhang, sie scheinen einzuschlafen und wachen wieder auf, ehe man sichs versieht, und man kann immer gewiß seyn, mich dankbar zu finden, wenn man auch spät und nur mit Wenigem mir sein freundliches Andenken darthun mag. Was soll ich nun aber sagen, meine Wertheste, wenn Sie so schnell und reichlich meine Wünsche bedenken und zu deren Befriedigung Sich auf solche Weise bemühen wollen.2) Ich habe nicht verkennen dürfen, daß außer den köstlichen Documenten der vergangenen und gegenwärtigen Zeit, auch mehrere dieser Blätter geschrieben sind, in Rücksicht auf meinen Wunsch, und in der Absicht, den Zweck zu erfüllen, den ich mir vorgesetzt habe. Es kann dieses nicht anders, als auf eine höchst freundliche und thätige Anregung geschehen seyn, deren Werth ich so gut, als den jener Gewährung zu schätzen weiß. Haben Sie die Güte allen den vortrefflichen Personen, wenn sich Gelegenheit finden sollte, meinen aufrichtigsten Dank abzustatten. Auch die liebe Caroline Pichler hat die Sendung mit interessanten Beyträgen bereichert, und ihr freundlicher Brief3) ist sogleich in die Sammlung aufgenommen worden. Ich bitte ihr mit Überreichung der Einlage [nächstes Z] das Verbindlichste zu sagen. Ihr gehaltreiches Packet überraschte mich gerade an einem tristen Tage, wo ich nichts Erfreuliches zu erwarten hatte. Sogleich war ich aufgeregt und aufgemuntert diese neuen Beyträge zu katalogiren, einzurangiren und mich dabey an dem Anschwellen meiner Hefte zu freuen, das mitgesendete interessante Verzeichniß4) aber wurde zu den Generalien und allgemeinen Documenten der Sammlung hinzugefügt, mit Bemerkung der freundlichen Geberin und zum dankbaren Andenken. 31. An Caroline Pichler (Br 22, 313f.): Ich darf meinen lebhaften Dank nicht aufschieben für ihre freundliche Zuschrift [vom 28. Nov 1811] 1

) Erste Begegnung im Aug 1808 in Karlsbad. ) s. unten Mai 1812: Henriette v. Pereira-Arnstein an Eleonore v. Flies. 3 ) s. oben 28. Nov 1811: Caroline Pichler an G; bei Schreckenbach Nr. 1260. 4 ) Schreckenbach Nr. 1887. 2

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und für die gefällige Art, womit Sie meinen Wünschen in Absicht auf Lieblingssammlung, dem unmittelbaren Andenken würdiger Menschen gewidmet, so thätig entgegenkommen.1) Auch Ihr lieber Brief soll als solches Document, zwar wie die übrigen alphabetisch, aber doch mit besonderer Neigung eingeschaltet werden.2) Wenn von der eignen Hand des vortrefflichen Mozart sich Ihren emsigen Bemühungen keine Zeile darbot, so wird mir das Übrige desto lieber, und ich werde um desto eifriger sammeln, weil uns dieses Beyspiel zeigt, wie gerade das Nächste und Eigenthümlichste des Menschen so bald nach seinem Scheiden verschwindet und von seinem Zustande, wie von seinen Verdiensten, nur ein Allgemeines, gleichsam Körperloses übrig bleibt. Apr/ Verzeichnis (Faszikel GSA 33/1161): Sammlung von Handschriften vorMai3) züglicher Personen 18124) Apr

1. [Weimar] C. G. v. Voigt an G (SchrGG 55, 344): Ich werde auf dem Archiv wegen merkwürdiger Facsimile nachsuchen.5) Ich selbst habe Ew. Exzellenz lange schon eine eigenhändige Unterschrift von Washington6) zugedacht, kann solche aber aber nicht gleich wiederfinden. Es steckt auch sonst in meinem Papierchaos vieles dergleichen, wenn ich nur ein wenig mehr Zeit hätte zu suchen. 6. [Brief] An Frau von Flies nach Wien. An Frau von Pichler ebendahin

eingeschlossen in den vorigen. Dank für die übersendeten Autographa.7) [7.] An F. W. H. v. Trebra (Konzept; Br 22, 315): Indem ich zu Ende des Winters, da mich schon das Frühjahr zu meinem gewöhnlichen Ausflug anlockt, meine Briefschulden untersuche und meine Creditoren mir vergegenwärtige, so finde ich dich, mein verehrter Freund, nicht erst darunter, denn es ist mir nie aus dem Sinne gekommen, mit welcher schönen Sendung du mich am Anfang des Jahrs [28. Jan] erfreut hast. Es war die ansehnlichste die ich erhalten hatte seit der Zeit, als ich mein gedrucktes Verzeichniß ausgehen ließ, und ich bin dir so oft dafür dankbar, als ich diese nun schön geordnete und schon bis gegen die tausend Nummern enthaltende Sammlung mir vor Auge lege. Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu und immer schließen sich mehr Denkmale 1

) Mit ihrem Brief hatte die Adressatin 5 Autographen geschickt. ) Schreckenbach Nr. 1260. 3 ) Zur Datierung: Die Sendungen von Trebra (7. Apr) u. Jacobi (16. Apr) sind in der Liste aufgeführt; die Autographen von Runge (17. Mai) u. Eleonore v. Flies (25. Mai) wurden bereits als Nachträge hinzugesetzt, s. Schreckenbach 19; s. auch unten 22. Apr 1812: Tgb. 4 ) Verzeichnis, aus 4 Spalten bestehend, 2 für die ursprüngliche Namenliste, 2 für die Nachträge bestimmt. Gegenüber dem gedruckten Verzeichnis von Dez 1811 war die Zahl der Autographen um 269 vermehrt; Schreckenbach 19. 5 ) s. oben 25. März 1812: Tgb. 6 ) Bei Schreckenbach nicht verzeichnet. 7 ) Briefe vom 31. März 1812 (s. dort). 2

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würdiger Männer an einander. Hier finde ich mit meinen Freunden eine sehr interessante Unterhaltung, wenn der physische, der moralische, der politische Himmel seine Flocken schüttelt. 7. [Brief an] H. Oberberghauptmann von Trebra nach Freyberg, Dank für die Autographa. 16. [München] F. H. v. Jacobi an G (G−Jacobi 252): Ich sende dir einige Autographa.1) Andre: ein Billet von St. Martin [L. C. de Saint-Martin], ein Brief von Necker, einer von [G. L. oder A. R.] Le Sage, ein paar von der Giftmischerinn Ursinus, sollen nächstens folgen. Ich konnte sie heute nicht gleich auffinden. Der mitkommende von [V. Jameray-] Duval ist nicht an mich.2) Solltest du das darin erwähnte Soliloque zu sehen wünschen, so will ich es für dich abschreiben lassen. 22. [Brief an] Herrn Oberappellationsrath [C. G.] Körner nach Dresden . . .

ein Verzeichniß der Autographa.3) 24. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 20): Seit Sie die Güte hatten, mir das Verzeichniß Ihrer Handschriften mitzutheilen [17. Dez 1811], habe ich mich nur vergebens bemüht, etwas bedeutendes der Art für Sie zu finden; es bleibt mir nur die Hoffnung, in der Zukunft glücklicher zu seyn.4) [Mai]

[Wien] Henriette v. Pereira-Arnstein an Eleonore v. Flies (SchrGG 18, 391): Hier liebste Flissette, erfülle ich einen Theil meines Versprechens, und schicke Ihnen ein Goethisches Liedchen, von Andreossy [A. F. d’Andre´ossi] übersezt und geschrieben.5)

Mai 10. [Karlsbad] An F. H. Jacobi (Br 23, 6ff.): Die [am 16. Apr] übersandten

Blätter sind mir von unendlichem Werth; denn da mir die sinnliche Anschauung durchaus unentbehrlich ist, so werden mir vorzügliche Menschen durch ihre Handschrift auf eine magische Weise vergegenwärtigt. Solche Documente ihres Daseyns sind mir, wo nicht eben so lieb, als ein Portrait, doch gewiß als ein wünschenswerthes Supplement oder Surrogat desselben. Sende mir daher was du kannst, und rege mehrere Freunde dazu an; wie leicht giebt jeder den Beytrag eines solchen Blattes, das sonst verloren ginge und dessen Werth derjenige vorzüglich zu schätzen weiß, dessen Denkart im Alter eine historische Wendung nimmt . . . Lebe wohl, laß mich wieder etwas von dir vernehmen und fahre fort meine handschriftlichen Schätze zu vermehren, die, seit jenem ausgesendeten gedruckten Verzeichniß, ansehnlich zugenommen haben.6) 10. [Brief an] Geh. R. Jacobi München. 1

) Nicht nachweisbar. Von G’s Wunsch, Autographen zu besitzen, hat Jacobi wohl durch Schlichtegroll erfahren, s. oben 31. Jan 1812 u. Anm. 2 ) Schreckenbach Nr. 407. 3 ) Im auf den 23. Apr datierten Brief (Br 22, 345−48) keine Erwähnung des Verzeichnisses. 4 ) s. unten 24. Sept 1817: S. Boissere´e an G. 5 ) Schreckenbach Nr. 31. Zur Übermittlung an G s. unten 25. Mai 1812: Eleonore v. Flies an G. 6 ) s. unten 28. Dez 1812: F. H. Jacobi an G.

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Mai 15. [Kassel] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 177): Indem ich nämlich bei meiner letzten Reise nach Hamburg einige dort zurückgelaßne Papiere in Empfang nahm, fand ich darunter einige Pakete aus frühern Epochen, besonders aus der Schreckenszeit; und aus diesen ist die Auswahl der Handschriften1) gemacht worden, die ich Ihnen übersende.2) Ich lege einige Notizen über mehrere Personen bei, die, ohne eben berühmt oder berüchtigt zu sein, mir doch ein gewisses Interesse für Sie zu haben schienen. Wenn ich einst so glücklich sein werde, Sie wiederzusehn, so werd ich Sie bitten, mir aus einigen dieser Handschriften wahrzusagen. 17. [Hamburg] J. D. Runge an G (SchrGG 51, 113f.): Ich bin so glücklich, Ihnen die Handschriften von Brockes,3) Hagedorn4) und Telemann,5) die Sie wünschten, besorgen zu können. Man sagt mir, Sie würden von H. bereits eine, vielleicht interessantere, durch Madame Hanbury erhalten haben. In dem Canto sind nur vorne die drei ersten Seiten von Telemann eigener Hand, und hinten im Heft werden Sie dieselbe abermals finden. Wüßte ich nur, welche andern gestorbenen oder noch lebenden Hamburger Sie sonst noch wünschen, so wäre auch dazu bald Rat. Sonst ist, dergleichen von den merkwürdigsten, größtenteils noch lebenden Deutschen, auch wohl einigen Nichtdeutschen, zu liefern, keiner mehr imstande als mein Freund [F. C.] Perthes, der eine sehr reichhaltige literarische Korrespondenz seit sechzehn Jahren geführt hat; er bildet sich aber ein, daß diese Männer Ihnen von selbst in die Hände müßten gekommen sein; sonst bittet er um einige Fingerzeige. 25. [Wien] Eleonore v. Flies an G (SchrGG 18, 272f.): Da ich durch Ihr mir so schätzbares Schreiben [vom 31. März] ersehen habe, daß Ihnen meine Sendung Vergnügen gemacht; so hat es mich angefeuert, mit einer Zweyten6) zu versuchen, wo möglich auch jetzt Ihre Zufriedenheit zu erlangen. Sie ist weit unbedeutender als die Erstere, aber dieser Mangel ist nicht die Ursache eines übelen Willens. Von einigen habe ich sogar nur die Unterschriften erhalten können, doch habe ich vorausgesezt daß diese hinlänglich von Persohnen wäre, für denen ihre Thaten bereits gesprochen; indeßen an meine Bemühungen soll es nicht fehlen, bedeutendere Sachen von ihnen zu erhalten. Von Mozart habe ich aller angewandten Mühe ungeachtet hier weiter nichts bekommen können als was hiebey erfolgt,7) ich hoffe aber bald glücklicher zu seyn, indem ich mich nach Dänemark an seine dort lebende, und an den Hrn. von [N.] Nissen, ehemaligen Charge´ d’Affaires an hiesigen Hof, verheyrathete Wittwe gewandt habe, und erwarte nächstens hierüber eine Antwort. Vom Prinzen Eugene von Savoyen hätte ich Ihnen so gerne eine Handschrift verschafft, aber es war mir nicht möglich ein Original zu bekommen; da man diese aus den Archiven wo sie verzeichnet sind nicht weggeben darf. Indessen ist es mir gelungen durch die Bemühung des verdienstvollen Custos der k. k. Hofbibliothek Herrn Hofrath von Stingel, und die Geschicklichkeit unseres bekanten Künstlers Hr. v. Bartsch eine so vollkommen nachgeahmte Copie zu erhalten, daß selbst Kenner sie nicht vom Original zu unterscheiden im Stande sind8) . . . Das

1

) 51 Briefe an C. F. v. Reinhard; Schreckenbach Nr. 5, 28, 46f., 61, 67, 73, 88, 181, 213, 253, 269, 298, 305, 400, 424, 502, 554, 597, 625, 661, 684, 725, 815, 924−927, 950, 955, 969, 986, 998, 1217, 1230, 1279, 1318, 1342, 1381, 1385, 1400, 1407, 1417, 1576, 1577, 1720, 1725, 1730, 1763, 1817 u. 1842. 2 ) Brief u. Paket wurden durch Caroline von Studnitz, Hofdame in Gotha, nach Weimar u. dann von Christiane mit nach Karlsbad gebracht. 3 ) Bei Schreckenbach nicht mehr nachweisbar. 4 ) Bei Schreckenbach nicht mehr nachweisbar. 5 ) Schreckenbach Nr. 1674. 6 ) Zu dem Verzeichnis der übersandten 20 Autographen Schreckenbach Nr. 1888. 7 ) Schreckenbach Nr. 1129. 8 ) Schreckenbach Nr. 1462.

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kleine Zettelchen, daß Sie bey dem Andreossyschen Gedicht1) [von A. F. d’Andre´ossi] finden, ist von der Persohn [Henriette von Pereira-Arnstein], die es mir übersandt hat,2) einer Persohn, der Sie schon längst eine Reparation schuldig sind; da ich aber weiß, daß Sie sie sehr schätzen, so schicke ich Ihnen ihre eigene Handschrift hiebey.3) Obschon diese Persohn keine gelehrte noch erhabene ist; so dachte ich doch es würde Ihnen angenehm seyn, etwas von ihr zu besitzen . . . Der Überbringer dieses Pakets ist der Marquis [C.] de Beaufort [Beauffort],4) der sich ungemein freut Gelegenheit zu haben, Ihnen beyfolgendes zu übergeben.

Juni

4. [Karlsbad] Ankunft der autographischen Sendung von Fr. v. Flies durch

den marquis v Beaufford [Beauffort]. 11. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 308): Fräulein [Emilie] v. Gore ist vorgestern von hier abgereist5) und hat mir eine kleine Zeichnung mit ihres Vaters Handschrift6) für Sie zurück gelassen. 19. [Karlsbad] Beschäftigung mit Auspacken und Durchsicht der mitge-

brachten Dinge besonders der Autographa von Herrn v Reinhardt [C. F. v. Reinhard].7) 21. [Karlsbad] Die neuen Autographa bezeichnet und geordnet. 22. [Karlsbad] An Sara v. Grotthuß (Br 23, 35): Ihre Güte, unter so vielen und dringenden Sorgen, auch meiner kleinen Wünsche zu gedenken, muß mir unschätzbar seyn. Mögen Sie mir den gehaltvollen Beytrag zu meiner handschriftlichen Sammlung, da diese Blätter wohl nur ein klein Volum haben, mit der reitenden Post schicken, wenn nicht irgend bald eine Gelegenheit ist, sie vielleicht durch einen Dresdner Badegast an mich gelangen zu lassen. Juli

3. [Tharandt] Sara v. Grotthuß an G (GSA 28/375 St. 6): . . . ich ergreiffe die sicher und gute Gelegenheit Ihnen durch den H Doctor [K. C. L.] Weigel beyde Handbillets, zu übersenden8) . . . 23. [Minden] N. Meyer an G (Kasten 253f.): Das Verzeichniß der Autographen erhielt ich zugleich;9) ich war damals in Bremen, wo ich drei Monathe sehr krank war, und ich bemühte mich, bey meinen dortigen Freunden Beyträge für Ihre Sammlung zu erhalten. Wäre ich wohl gewesen, so hätte ich mich thätiger verwenden können, doch werde ich noch manches fehlende erhalten, und Ihnen zu seiner Zeit zusenden. Da Ihre Aufforderung zu Beyträgen ganz allgemein ist, so habe ich keine Handschrift eines auf irgend eine Weise für Kunst und Wissenschaft bekannten Mannes verworfen, und ich

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) Frz. Übersetzung von Meine Ru’ ist hin . . . aus Faust I; Schreckenbach Nr. 31. ) Der Brief war dem Schreiben beigelegt, s. oben Mai 1812: Henriette v. PereiraArnstein an Eleonore v. Flies. 3 ) Schreckenbach Nr. 1248. 4 ) Aus Wien kam der österr. Kammerherr Graf C. v. Beauffort 3. Juni − 7. Juli 1812 nach Karlsbad. 5 ) Ein Besuch bei G am 11. Febr 1812 im Tgb vermerkt; hier wohl wies G auf seine Autographensammlung hin. 6 ) Schreckenbach Nr. 599. 7 ) s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 8 ) Nicht mehr nachweisbar. 9 ) s. oben 28. Febr 1812: an N. Meyer. 2

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denke, daß, wenn diese Sammlung wirklich ganz vollständig werden soll, so darf selbst mancher wenig bekannte Name nicht fehlen, wenn der, der ihn führte, als Gelehrter oder Künstler nur irgend etwas hervorbrachte, was als Produkt ihn selber überlebte.1) Unter denen die ich vom Doct. Schütte als langjährigen Direktor unseres Theaters in Bremen erhielt,2) werden Sie manche wenig bedeutende Komponisten und Herausgeber von Theatralischen Neuigkeiten finden und manche deren Handschriften Sie leichter aus der eignen Theatercorrespondenz erhalten; ich habe aber eigenmächtig nichts was sich mir anbot zurückweisen wollen, da es immer bey Ihnen steht, das unbrauchbare zu verwerfen. Wäre Albers nicht gerade in Paris gewesen, so hätte ich durch ihn noch manches erhalten,3) wozu sich vielleicht in der Folge noch Gelegenheit findet. Die Handschrift Schroeters4) erhalten Sie auf jeden Fall. So besitzt Dr. Albers noch einige Briefe von bedeutenden Ausländern, z.B. Priestley5) und andern, von denen er sich, da er sie nur einzeln besaß, nicht trennen wollte, aber auch dazu entschließt er sich noch wohl. Ich packe das vorräthige indeß zusammen, indem ich hoffe durch Brunnengäste die auch hiesiger Gegend zurückkehren, es ohne große Kosten Ihnen zu senden zu können.6) Sie werden auf jeden Fall manches darin finden was Ihnen angenehm ist, sollten Sie aber etwas mehr als bloß die einfachen Handschriften wünschen, so werden Sie die Güte haben, sich darüber bestimmter zu erklären. Denn in den Beyträgen von Prof. Mertens erhalten Sie nur Fragmente einzelner Briefe, welche sämtlich mit botanischen Notizen angefüllt, und also für ihn von Werth waren, so daß man auf jeden Fall von dem Briefe hätte Abschrift nehmen müssen.7) Auch habe ich geglaubt daß es Ihnen angenehm seyn würde, bey manchen weniger bekannten, Nachrichten über sie zu finden, welche zum Theil in kurzen Bemerkungen hinzugefügt sind.

Aug

7. [Kassel] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 180): Wiewohl ich, mein verehrter Freund, noch keine Nachricht vom Empfang eines Briefs habe,8) den ich im Monat Mai, von einem Paket Autographa begleitet, der Frau Studnitz aus Gotha (ehmals Fräulein von Dalwigk) zur Besorgung für Sie mitgegeben, und auch nicht weiß, wo eben jetzt der Geist Sie hingeführt hat oder hält, so kann ich doch nicht umhin, ein neues Paket ähnlichen Inhalts, das ich von [C. de] Villers für Sie erhalten habe,9) schönen Händen [Philippine v. Calenberg] anzuvertrauen, die sich erbieten, es in die Ihrigen zu liefern. 8. [Berlin] B. G. Niebuhr an G (HA-BaG 2, 120): Ich freue mich der guten Gelegenheit Ew. Exzellenz die beiliegenden Handschriften zu übersenden. Zwar von Kant besitzen Sie, wie ich höre, schon mehreres,10) obwohl sein Name in dem Verzeichnis nicht vorkommt, und so ist es vielleicht auch ungewiß ob Sie an dem interessantesten unter den übrigen Stücken etwas Neues erhalten. Diese sämtlich verdanke ich meinem

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) 18 Briefe an N. Meyer, nachgewiesen bei Schreckenbach Nr. 8−11, 224, 463, 518, 573, 636, 696, 1076, 1083, 1090, 1132, 1151, 1185, 1227 u. 1228. 2 ) 59 Briefe an D. Schütte (1763−1850), Schriftsteller u. Theaterbesitzer in Bremen von 52 Absendern aus den Jahren 1778−1812; Schreckenbach 273. 3 ) Beigelegt waren 29 Briefe an J. A. Albers (1772−1821), Stadtphysikus in Bremen, von 27 Absendern aus den Jahren 1800−1812; Schreckenbach 265. 4 ) s. unten 25. Apr 1814: N. Meyer an G. 5 ) Nicht nachweisbar. 6 ) s. unten 26. Okt 1812: Tgb. 7 ) 44 Briefe (meist Bruchstücke) an F. K. Mertens (1764−1831), Botaniker, seit 1795 Prof. am Pädagogium in Bremen, von 44 Absendern aus den Jahren 1798−1811; Schreckenbach 270. 8 ) s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 9 ) Bei Schreckenbach nachweisbar Nr. 63, 284 u. 557. 10 ) Schreckenbach Nr. 846−851.

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Freunde [L.] Nicolovius. Ohne Zweifel hat auch Dr. [T. J.] Seebeck die Stücke abgegeben deren Besorgung er übernahm. Dies ist aber noch immer nur ein ärmlicher Beitrag, ja nicht einmal ein hinlänglich redendes Zeugnis von meinem Wunsche Ew. Exzellenz zu verschaffen was Sie wünschen. Mir selbst hat es in einem, bis vor kurzem in einem ganz anderen Beruf vergangnen, Leben fast an persönlichen Verbindungen, noch mehr am Briefwechsel, mit Gelehrten und Schriftstellern gefehlt: es schien mir Freiheit von einer Bürde, und jetzt zuerst, indem ich nichts für Ihre Sammlung vorfinde, verdrießt es mich.

Aug 11. [Teplitz] Carl August an G (Wahl 2, 88): Hier hast du ein Briefchen aus Laun und ein Autographum vom Kayser Franz,1) was ich dorten [gestern] Abend erbeutete. 13. [Karlsbad] An C. F. v. Reinhard (Br 23, 56f.): Das erste was mich hier

sehr angenehm überraschte, war Brief und Packet von Ihnen;2) jener versicherte mich Ihres theueren Andenckens, dieses unterhielt auf’s neue eine unschuldige Liebhaberey, die, je länger man sie hegt, immer bedeutender wird, zum Nachdencken aufruft und eine gesellige Mittheilung begünstigt. Bald darauf brachte man mir von Wien her eine ähnliche Sendung;3) ich beschäftigte mich, die Blätter zu rangiren und zu rubriciren und setzte, durch diesen Besitz noch habsüchtiger gemacht, gar manchen Freund und Wohlwollenden in Contribution, so daß das Packet gegenwärtig, wie es vor mir liegt, schon selbst für eine bedeutende Sammlung gelten kann. Ihr gütiges Zutrauen, daß Sie diese Blätter aus dem Volum Ihres Lebens herausgehoben und die Bedeutsamkeit desselben mir noch deutlicher als bisher zu schauen gegeben, empfinde ich tief, da ich den gemühtlichen Antheil, den ich an Ihrem Daseyn hege, noch durch Kenntniß und Einsicht erhöht fühle. Das erklärende Verzeichniß regt mich auf, solches über die ganze Sammlung zu erstrecken und ihr dadurch erst einen wahren Werth zu verschaffen.4) 14. [Brief] an Baron Reinhard nach Cassel. 28. [Iferten] E. G. Graff an G (GSA 28/366 St. 1): Sie erhalten Ihrem Wunsch gemäß,5) hier 3 Handschriften – Begeistert von meinem heutigen Leben sprach ich begeistert über Sie u bat [J. H.] Pestalozzi6) u [J.] Niederer7) um dessen Geschenk. Sie wollten Ihnen mehr Muth geben, als die bloßen Schriftzüge hätten u schreiben Ihnen daher absichtlich, die hier folgenden Zeilen8). . .

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) Nicht in der Autographensammlung. ) Sendung s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 3 ) s. unten 30. Aug 1812: an Eleonore v. Flies. 4 ) Reinhard hatte Notizen über mehrere Briefschreiber beigelegt, s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 5 ) E. G. Graff (1780−1841), Regierungs- u. Schulrat in Marienwerder, hatte G am 24. Apr 1812 in Weimar besucht (GT 4.1, 336). 6 ) Schreckenbach Nr. 1254. 7 ) Schreckenbach Nr. 1182. 8 ) Geburtstagsgrüße. 2

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Aug 29. [Seebergen bei Gotha] B. A. v. Lindenau an G (Paul von Ebart: Bernhard August von Lindenau. Gotha 1896, 15): Leider ist meine Ernte an interessanten Handschriften, die ich hier beizulegen vermag,1) ziemlich dürftig und klein. Noch einige Nachträge hoffe ich zu liefern. Das Beifolgende ist nur das, was ich soeben in meinem Reiseportefeuille fand.2) Aus Paris werde ich noch Handschriften von David, Volney, Langjuinais etc. erhalten und in meinen ältern Papieren wird sich vielleicht auch noch einiges finden, was der Aufbewahrung werth ist. 30. [Karlsbad] An Eleonore v. Flies3) (Konzept; Br 23, 81): Es würde

höchst undankbar von mir seyn, wenn ich mich aus dem lieben Böhmen entfernen wollte, wo es mir dießmal so wohl gegangen, ohne Ihnen für das Vergnügen zu danken, daß ich auch Ihnen bey meinem Aufenthalte schuldig geworden. Die schöne Sendung handschriftlicher Blätter [vom 25. Mai] gab für mich selbst, sowie zur Unterhaltung anderer den interessantesten Stoff. In gleicher Zeit erhielt ich von einem Freunde4) ebenfalls einen bedeutenden Beytrag und erregte durch Vorzeigung meiner Schätze bey gar manchen die freundliche Gesinnung sie zu vermehren und so erfolgte ein Gutes aus dem andern, wovon sich die Epoche mit der Ankunft des Marquis de Beauffort anfängt, dessen schätzbare Bekanntschaft ich Ihnen mit jenen angenehmen Denkmalen der Vor- und Mitwelt zu danken habe. Sept

2. [Wien] Gräfin Josephine O’Donell5) an G (SchrGG 17, 43): Verlassen Sie sich auf [mich] in Hinsicht Ihrer kleinen Sammlung.6) 17. [Weimar] An B. A. v. Lindenau (Br 23, 94): Die kleine Sammlung,

deren reichliche Vermehrung durch Ihre Güte ich dankbarlichst anerkenne,7) verschaffte mir auch dießmal einen mannigfaltigen Genuß, indem ich Ew. Hochwohlgeb. auf Ihren Reisen unmittelbarer begleiten und mir die trefflichen Männer vergegenwärtigen kann, mit denen Sie in Berührung gekommen. Setzen Sie Ihre Güte für mich fort und bleiben Sie, sowohl bey Ihrem Aufenthalt in der Nachbarschaft als bey Ihren ferneren Reisen zu Land und zu Wasser, meiner eingedenk, so wie meines aufrichtigen Antheils immer versichert, den ich an den Fortschritten der großen Wissenschaft so wie an allem dem, was Sie persönlich Schönes und Gutes leisten, und an Allem, was ihnen Glückliches geschehen wird, immerfort nehmen werde.

1

) s. oben 9. Febr 1812: an B. A. v. Lindenau. ) 14 Briefe an B. A. v. Lindenau (1779−1854), Astronom, von 1808−1817 Direktor der Sternwarte auf dem Seeberg bei Gotha, von 14 Absendern aus dem Jahre 1812; Schreckenbach 270. 3 ) Der Brief erreichte die Adressatin, die Anf. Sept starb, nicht mehr. 4 ) s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. 5 ) G hatte Gräfin Josephine O’Donell v. Tyrconell am 18. Juli 1812 in Teplitz kennengelernt (GT 4.1, 371). 6 ) Die Autographensammlung, die G nach Karlsbad mitgenommen hatte. 7 ) s. oben 29. Aug 1812: B. A. v. Lindenau an G. 2

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Sept 18. Nach Tische Einrangirung der neuen Autographa. 20. An C. F. v. Reinhard (Br 23, 96): Meine Reisesammlung ist seit Ihrer

ersten Sendung [vom 15. Mai], welche mir so viel Segen brachte, immer mehr angeschwollen und es giebt in einsamen Stunden nunmehr eine angenehme Beschäftigung, diese neuern Acquisitionen einzurangiren. Sagen Sie Herrn Villers für die Mittheilung so bedeutender Blätter den allerschönsten Dank. 25. Nach Tische Autographa durchgesehn. Okt 19. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/59 Bl. 102): . . . warte ich gehorsamst mit einer Handschrift des berühmten juristischen [W.] Spangenberg auf,1) und wiederhole die Versicherung, jede Gelegenheit zu benutzen, um dergleichen aufzufinden. 26. Nach Tische kamen . . . Autographa von [N.] Meyer.2) [Nov

An Cäcilie Eskeles3) (Br 23, 173f.): . . . ich werfe mir mein zauderndes 26.] Antworten um so bittrer vor, als mein Dank für ihre köstliche Sendung

[vom 25. Mai] von eignen Handschriften und für die Bekanntschaft mit dem Marquis Beauffort, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, sie nicht mehr erreichen konnte4) . . . Ihren Herrn Gemahl habe ich nur wenige Augenblicke gesehn; aber auch das war schon ein Gewinn für mich. Ich begnüge mich gern mit der Handschrift, dem Bildniß, dem Anschauen, der augenblicklichen Unterredung bedeutender Personen, wenn mir auch nur diese vergönnt ist. 30. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/59 Bl. 147): Ich gebe mir die Ehre, Eurer Excellenz gehorsamst anzuzeigen, daß . . . ich wieder einen Beytrag gesammelter Handschriften zu übermachen das Vergnügen habe.5) Dez 15. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 68): Um nicht ganz unthätig für Dich zu seyn, habe ich einstweilen einige Handschriften aus der Griesbachschen Verlassenschaft mit Erlaubniß der Wittwe gesammelt.6) Es sollen noch einige interessantere nachfolgen. 16. [Wien] Gräfin Josephine O’Donell an G (SchrGG 17, 43): Mit der Schriftensammlung bin ich noch nicht weit gekommen weil Sie schon so Vieles ich möchte beinahe sagen Alles haben; doch vergeßen habe ich es nicht. 24. [Weimar] C. G. v. Voigt an G (SchrGG 55, 361): Was Ew. Exzellenz einmal wünschten, wegen einiger Facsimile aus dem Archiv,7) das hat mein fleißiger Sekretär Zahn beiliegend zu erfüllen angefangen. Wollen Ew. Exzellenz einen geringen Beweis daraus abnehmen, daß mir Ihre Wünsche teuer und angelegen sind. [24.] An C. G. v. Voigt (Konzept; Br 23, 209): Daß Ew. Excellenz durch die

herrliche Sendung mich beynah erschreckt, davon werden Sie Sich 1

) Schreckenbach Nr. 1594. ) s. oben 23. Juli 1812: N. Meyer an G. 3 ) Schwester der kurz zuvor verstorbenen Eleonore v. Flies. 4 ) Dazu s. oben 30. Aug 1812: an Eleonore v. Flies u. Anm. 5 ) Autographen nicht nachgewiesen, s. auch unten 18. Febr 1814: erste Anm. zum Z. 6 ) 57 Briefe an den Theologen J. J. Griesbach (1745−1812) von 51 Absendern aus den Jahren 1769−1809, nachgewiesen bei Schreckenbach 269. 7 ) s. oben 1812 März 25.: Tgb u. Apr 1.: C. G. v. Voigt an G. 2

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leicht überzeugen, wenn Sie beyliegenden Catalog durchlaufen wollen.1) Eine Sammlung, die uns so viel Freude macht, mit einem Male auf’s Doppelte vermehrt zu sehen, muß überraschen. Ich hätte mich sehr gern mit Brosamen begnügt, und nun finde ich mich vor einer großen Mahlzeit. Wenn man sich fast beschämt fühlt, so weiß man nicht recht zu danken, und also für dießmal nur die wiederholte Versicherung der Verehrung und Liebe, womit ich Ew. Excellenz immer zugethan bleibe. Dez 24. Sammlung von archivarischen Autographis durch Herrn Geh. R. v Voigt erhalten. 28. [München] F. H. Jacobi an G (G−Jacobi 259): Die versprochenen Handschriften2) kann ich heute nicht beylegen. Ich muß sie selbst hervorsuchen, und meine Augen sind seit sechs Wochen so krank, daß ihnen dergleichen schlechterdings nicht zuzumuthen ist. Sende mir ein neues Verzeichniß deßen, was du hast; ich will mich dann von neuem ernstlich bemühen deine Sammlung zu vermehren.

1813 Jan

6. An F. H. Jacobi (Br 23, 227f.): Ich lege hier das erste Verzeichniß der

Handschriften bey, wie es vor einem Jahre aussah; den Zuwachs kann ich nicht melden, aber er ist sehr ansehnlich; doch war die Masse bedeutender Menschen im vorigen Jahrhundert so groß, daß wenn man auch nicht über diese Epoche hinausgehn will, doch immer eine große Erndte zu gewinnen ist. Mir fehlen z. B. Voltaire, Rousseau, Buffon, Helvetius, Montesquieu, und wer nicht alles! Wie viel lebende Correspondenten hat nicht Euere Academie der Wissenschaften! Sollte von bedeutenden Bayern und Oberdeutschen aus der frühern Zeit nicht ein Blättchen zu finden seyn? z. B. von Aventinus; Keppler fehlt mir auch. Die bedeutendsten Personen der Reformation und des dreyßigjährigen Kriegs habe ich vor kurzem erhalten. Ich habe die Blätter alle in der schönsten Ordnung und sie machen, besonders verbunden mit einem Medaillen-Kabinett vom 15. Jahrhundert an, gar oft eine angenehme und die Vorzeit vergegenwärtigende Unterhaltung. 11. [Jena] Knebel an G (G−Knebel, 2, 70): Hier schicke ich Dir, mein Bester, wieder einen Theil meist theologischer Handschriften aus der Griesbachischen Verlassenschaft.3) Ich habe sie, ohne sie besonders durchzulesen, herausgenommen; Du wirst von selbst die Güte haben, wenn Briefe etwas Anstößiges enthalten sollten, solche zu cachiren. − 13. An Knebel (Br 23, 238f.): Es war ein sehr glücklicher Gedanke, den dir

die Freundschaft eingab, daß du dich meiner bey Gelegenheit der

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) Wahrscheinlich das Apr/Mai 1812 angefertigte Verzeichnis (GSA 33/1161). ) s. oben 16. Apr 1812: F. H. Jacobi an G. 3 ) s. oben 15. Dez 1812: Knebel an G. 2

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Griesbachischen Nachlassenschaft erinnern wolltest. Die heutige Sendung ist mir besonders merkwürdig. Sie enthält die Handschriften sehr bedeutender Männer aus dem philologischen Fache, von denen ich wenig besaß. Sie sollen sogleich einrangirt werden. Es sind sehr merkwürdige und bedeutende Hände darunter, und weil diese Männer doch an allen Enden Deutschlands gebildet waren, eine sehr große Abwechselung. Jan 13. Die neusten Autographa geordnet u eingeschrieben . . . 15. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 73): Daß Dir die Uebersendung der Handschriften einiges Vergnügen gemacht, freut mich ausnehmend. Allerdings sind die Handschriften ausgezeichneter Männer nicht ohne Bedeutung; auch ließen sich solche, wie mich deucht, in gewisse Abtheilungen bringen. So sind die Handschriften vorzüglicher Philologen, soviel ich ihrer kenne, meist etwas verworren; hingegen kenne ich keinen Dichter von ganz schlechter Handschrift. 15. [St. Petersburg] F. M. v. Klinger an G (Rieger−Briefbuch 153f.): Ich benutze die Gelegenheit, verehrter Freund! Ihnen durch sichre Gelegenheit, eine wahrhaft originale Handschrift des Feldmarschalls Rumanzof1) [N. P. Rumjanzew] zu Ihrer Sammlung zu senden. Sie wurde mir von dem Grafen Sergei Rumanzof [Rumjanzew], dem zweyten Sohne des M. gegeben, u sie ist um so merkwürdiger, da es ein Bruchstük von dem einzigen Gedichte ist, welches der M[arschall] geschrieben hat. Als nehmlich Catharina die Zweyte, auf ihrer Reise nach Taurien durch Kiew gieng, empfieng sie dorten den M[arschall]. u um das Fest zu verherrlichen, da er keinen Poeten in der Nähe hatte, machte er sich selbst dazu, verfertigte eine Cantate, die abgesungen ward, u wovon Sie ein Bruchstük erhalten. Das zweyte ist von dem berühmten Astronomen [F. T.] Schubert,2) Mitglied der hiesigen Akademie. Febr 24. [Weimar] F. G. Hand3) an G (GSA 28/60 Bl. 74f.): Verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen beiliegende Blätter zu übersenden wage. Prof. Riemer hat mir erzählt,4) daß Ew. Excellenz eine Sammlung von Autographen und Schriftzüge besitzen, u da dacht’ ich, ob nicht einige der vorzüglichsten Philologen unter die berühmten Männer gezählt werden möchten, und ob wol Ew. Excellenz einige kleine Beiträge nicht verschmähen würden. Unter meinen Papieren muß noch Manches liegen, und hat das jezt übersandte gnädige Aufnahme gefunden, so wage ich auch das Übrige noch nachzuliefern.5) Juli 21. [Teplitz] An H. Meyer (Br 23, 406): Können Sie mir B r e i t i n g e r s

Handschrift und anderer Matadors der Schweiz verschaffen: so verbinden Sie mich.6) Aug 27. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 90): Du wirst mir erlauben, bester und verehrungswürdigster Freund, daß ich Dir zur Feier Deines morgenden Geburtstages ein kleines Geschenk übersenden darf, das zwar nicht von mir herrührt, sondern von unserm Freunde [P. W.] Merkel in Nürnberg (der es aus der [C. G.] Murrschen Verlassenschaft für Dich erhalten hat), und das, wie ich glaube, Dir einiges Vergnügen machen wird.

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) Schreckenbach Nr. 1420. ) Schreckenbach Nr. 1530. 3 ) F. G. Hand (1786−1851), Philologe, seit 1810 Gymnasiallehrer in Weimar. 4 ) Riemer hatte an der Erstellung des Autographa-Druckes mitgewirkt, s. oben 1. Dez 1811: Riemer Tagebuch. 5 ) Nicht nachweisbar, weitere Sendung unbekannt. 6 ) s. unten 18. Sept 1813: H. Meyer an G. 2

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Die Zahl der Briefe ist 59, und sie sind sowohl der Handschriften als des Inhalts wegen zum Theil merkwürdig.1) Sonderlich hat sich mir auch ein Brief des alten Professor Kästners2) in Göttingen ausgezeichnet, der, indem er den Hrn. v. Murr eines Plagiats seiner Schriften bezeihet, ihm zugleich auf eine höfliche Art ein Epigramm auf ihn zuschicket, davon er ihm den Druck freistellt. Daß Hr. v. Murr diesen Brief, wie mehrere andere, unter seiner Sammlung verwahrt hat, zeugt von seiner großen Liebe zu Handschriften.

Sept [5.] An Knebel (Br 24, 3): Zum allerschönsten danke ich dir, mein theu-

erster Freund, für den herrlichen Beweis deiner Liebe und Sorgfalt, womit du mich in Ilmenau [zw. 26. Aug u. 2. Sept 1813] aufgesucht hast. Die Murrische Correspondenz war der erste bedeutende Zuwachs zu meiner handschriftlichen Sammlung, der mir dieses Jahr geworden ist. Merkwürdig sind die Männer welche schreiben, und merkwürdig der Mann den seine meisten Correspondenten heruntermachen, und ihm seine Zudringlichkeit, seinen Eigennutz, seine Prellereyen deutlich genug zu verstehen geben; wie man dieses mit höflichen Wendungen thut, kann man wirklich aus gedachten Briefen lernen. Meinen dießjährigen Gewinn habe ich nunmehr alphabetisch geordnet und werde ihn sogleich einrangiren. 18. [Stäfa] H. Meyer an G (SchrGG 34, 330): Nach Ihrem mir gegebenen Auftrage [vom 21. Juli], eigenhändige Schrift von B r e i t i n g e r 3) und andern Schweizern, die bekannte Nahmen haben, aufzutreiben, ist bereits einiges zusammen gebracht und mehreres mir versprochen worden; ich gedenke also für Ihre Sammlung einige Beyträge mitzubringen und will mir gerade dieses Theil, da für andere weniger zu erhalten seyn möchte, recht angelegen seyn lassen. Nov 14. [Dresden] G. A. Griesinger an G (GSA 28/372 St. 2): Ich habe nicht versäumt auf eigenhändige Schriftzüge von bedeutenden französischen Behörden, die hier ihr Wesen trieben, für Ew. Excellenz Sammlung Jagd zu machen;4) allein mehrere noch so bestimmte Zusicherungen trugen mir auch nicht ein Scherflein ein, und durch Zudringlichkeit mochte ich keines erpressen. Vielleicht werde ich in Zukunft durch die Umstände besser begünstigt.5) [Nov An G. A. Griesinger (Konzept; Br 24, 55): Fällt Ihnen etwas handEnde] schriftlich Bedeutendes vor, so bitte meiner zu gedenken.

1814 [Jan 15.] An J. A. Albers6) (Konzept; Br 24, 103f.): Vielleicht ist der gefällige

Herr Forbes,7) der in so ausgebreiteten Verhältnissen steht, zu bewe1

) Die Briefe an C. G. Murr (1733−1811), einen Zollamtmann in Nürnberg, stammen von 49 Absendern aus den Jahren 1771−1808, Einzelnachweise bei Schreckenbach 271. 2 ) Schreckenbach Nr. 841. 3 ) Schreckenbach Nr. 194. 4 ) G war im Sept 1813 mehrmals mit dem sächs. Legationsrat G. A Griesinger (1769−1845) in Weimar zusammen gekommen. 5 ) s. unten 13. März 1814: G. A. Griesinger an G. 6 ) Kontakt über N. Meyer vermittelt, s. oben 23. Juli 1812: N. Meyer an G. 7 ) J. Forbes (1787−1861), schott. Mediziner.

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gen, daß er mir von den Handschriften bedeutender Engländer, lebender oder abgeschiedener, und wenn es auch nur die Namensunterschrift, oder wenige Zeilen wären, zu verschaffen die Gefälligkeit hat. Eine in späten Jahren, mit dem löblichen Vorsatz meinen Sohn auf vorzügliche Männer, gleichsam unmittelbar und gegenwärtig aufmerksam zu machen, angefangene Sammlung, ist schon glücklich angewachsen, und bildet den unschuldigsten Zauberkreis, abgeschiedene, oder entfernte Geister heranzuziehen. Ich lege das vor einigen Jahren abgedruckte Verzeichniß bey, welches zu versenden mich damals die Zeitläufte hinderten, welches aber gegenwärtig, um das Vielfache vermehrt ausgegeben werden könnte. Verzeihen Sie diese Zudringlichkeit! Dergleichen harmlose Liebhabereyen sind wie weiche Pfühle, die man sich auf einem harten Lager unterschiebt. Jan 15. [Brief an] Dr. Albers Bremen. 15. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (GSA 28/752 St. 23): An der Stelle des Ihnen Entzogenen1) finden Ew. Excellenz die ersten Blätter und Blättchen, die ich zur Erfüllung Ihres Wunsches, Handschriften vorzüglicher Männer betreffend, zusammenfinden konnte.2) Der deutsche Brief Mozarts3) wird Sie vielleicht auch seines Inhalts wegen interessiren: er stellt das reine, kindlich liebevolle und kindlich verworrene Wesen, das dem erhabenen, gewaltigen Künstler bis zum Todte eigen blieb, treffend und belustigend dar. Haydns4) naive Wienerey ist denn auch nicht übel, Gutschmidt5) [C. G. v. Gutschmid] ist der ehemalige sächß. Cabinetsminister, dieser herrliche Mann, der Onkel meiner Frau. Friedrich Kind,6) der gute Mensch, verdient wol wegen seiner nicht unverdienten Beliebtheit als Dichter ein Plätzchen in Ihrer Sammlung. Fanny ist die Fräulein [Franziska Christiane Johanne Friederike] Tarnow,7) die Ihnen wol vom meklenburger Hofe bekannt ist . . . Meine bey Seite gelegten Papiere sind mir, theils bey der zweymaligen Plünderung in Connewitz, theils beym Ausräumen meiner Stadtwohnung, sehr in Unordnung gebracht, zum Theil auch vernichtet worden: ich werde aber nicht unterlassen, Ihnen von Zeit zu Zeit noch gar Manches zuzusenden, wenn ich erst wieder dazu kommen kann, einige Ordnung zu machen.8) Febr 10. [Bremen] N. Meyer an G (Kasten 263f.): Wenn Sie von dem Antheile überzeugt sind, den ich an allem was Sie betrifft, nehme und immer nehmen werde, so fühlen Sie auch, wie schmerzhaft es für mich war, so lange ohne alle Nachricht von Ihnen zu bleiben.9) Zwar durfte ich dies zum Theil auf Rechnung des unglückseeligen Krieges schreiben, und habe Ursache zu glauben, daß zwei meiner Briefe nicht zu Ihnen gekommen sind. Ich kann aber kaum denken, daß dies auch mit jenem Packet der Fall seyn sollte, das ich Ihnen vor 1 1/2 Jahren, wie ich um einer ähnlichen Operation willen mich hier in Bremen aufgehalten, gleich nach meiner Zurückkunft von Minden aus, Ihnen zugesandt habe.10) Ich hatte damals Ihre Zuschrift wegen der Autographen erhalten, und mir alle 1

) Rochlitz hatte von den übersandten Zeichnungen vier Blätter für sich ausgewählt. ) s. oben 21. Febr 1812: J. Fr. Rochlitz an G. 3 ) Schreckenbach Nr. 1127 oder 1128. 4 ) Schreckenbach Nr. 687. 5 ) Schreckenbach Nr. 637. 6 ) Schreckenbach Nr. 865. 7 ) Schreckenbach Nr. 1671. 8 ) Nicht mehr nachweisbar. 9 ) Zum letzten Schreiben G’s s. oben 28. Febr 1812: an N. Meyer. 10 ) s. oben 1812 Juli 23.: N. Meyer an G u. Okt 26.: Tgb. 2

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mögliche Mühe gegeben Ihren Wunsch zu erfüllen, welches mir, da ich alle meine Freunde und Bekannte in Kontribution setzte, einigermaßen gelungen war. Ich sandte Ihnen darauf ein ziemlich großes Packet, welches alle diese Eroberungen und viele Beyträge aus meinem eignen Briefschatze enthielt. Es befanden sich darunter etwa 50 Botaniker deren Namen man neu entdeckten Gewächsen mitgetheilt hat, durch Prof. Mertens, dann die Handschriften vieler Aerzte und Naturforscher, durch Albers, von Schauspielern und Komponisten durch Hofr. Schütte, mein eigner Beytrag, ohne die, welche ich einzeln durch meine Freunde erhalten. Aus dem Briefe, welchen Albers kürzlich als Antwort von Ihnen erhalten,1) darf ich fast schließen das jenes Packet nicht in Ihre Hände gekommen sey, welches mir sehr leid thun würde, da ich vieles darin enthaltene, nicht zum zweiten Male erhalten kann. Mein Gedächtniß läßt mich im Stiche, daß ich mich nicht erinnere, durch welche Gelegenheit ich Ihnen das Packet zugesandt, ob durch die Hahnsche Buchhandlung, oder durch einen nach Weimar reisenden Freund. Sobald ich wieder nach Minden zurückkomme, werde ich in meinen Papieren darüber nachsehen und mir Mühe geben, dem vielleicht verlohrnen auf die Spur zu kommen. Was ich ferner in dieser Rücksicht für Sie auftreiben kann, werde ich nicht verfehlen, Ihnen zuzusenden.

Febr 11. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/61 Bl. 60f.): Für die Vermehrung von Handschriften werde ich bei jeder sich mir darbietenden Gelegenheit, gewiß allemal bedacht seyn; und wenn nur kleine Zahl beisammen ist, die Absendung sogleich veranstalten.2) 14. [St. Peterburg] F. M. v. Klinger an G (GJb 1882, 2563)): Einigemal habe ich Ihnen geschrieben, u. meinem Schreiben, original Schriftzüge der Helden Russlands, Romanzofs [P. Rumjanzew] u. Souworofs [A. Suworow], beygefügt.4) Ob Sie diese Schreiben in den wilden Kriegs Zeiten erhalten haben, ist wenigstens zweifelhaft.5) 18. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 33/1139): Ich beehre mich . . . mit einer zufälligen sichern Gelegenheit durch den Herrn Lotterie-Expediteur [K. A.] Wagner in Weimar eine neue kleine Sendung von Handschriften berühmter Männer zu übermachen,6) unter welchen [J. F.] Pfeffinger [J.] Daille´ (Dallaeus) [G. C.] Beireis in Helmstedt vielleicht nicht unangenehm seyn dürften.7) Wäre ja unter einer oder der andern eine Doublette, so hätten dann doch Eure Excellenz dadurch Veranlassung, diese mit andern Handschriften umzutauschen. 21. [Leipzig] J. G. Stimmel an G (GSA 28/61 Bl. 74f.): Vorige Woche war Hr [K. A.] Wagner, Expediteur u. Cassirer der Weimarer Lotterie-Expedition bey mir; und ich war so frey, demselben für Eu. Excellenz wieder einige Handschriften berühmter Männer z.B. eines [J. F.] Pfeffinger, Dallaeus [J. Daille´], [G. C.] Beireis (in Helmstedt) etc. in einem Päckchen zur Besorgung mitzugeben:8) dieser wird Ende dieser Woche erst wieder eintreffen.

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) s. oben 15. Jan 1814: an J. A. Albers. ) s. unten 18. Febr 1814: J. G. Stimmel an G. 3 ) Hier unter 2. Juli 1814 aufgeführt. 4 ) s. oben 1811 Dez 15. u. 1813 Jan 15.: F. M. v. Klinger an G. 5 ) Antwort s. unten 8. Mai 1814: an F. M. v. Klinger. 6 ) J. G. Stimmel hat insgesamt 40 an ihn gerichtete Briefe von 34 Absendern aus den Jahren 1793−1812 an G gesandt. Zu identifizieren sind: am 31. Dez 1811 vier (Schrekkenbach Nr. 113, 633, 681 u. 713), am 19. Jan 1812 zwei (Schreckenbach Nr. 1464 u. 1514) sowie am 18. Febr 1814 sechs (Schreckenbach Nr. 98, 419, 993, 1348, 1395 u. 1699). Es verbleiben 28 Autographen aus der Sammlung von J. G. Stimmel, von denen ungeklärt ist, welchen Schreiben sie beigelegt waren. 7 ) Schreckenbach Nr. 1259, 344 u. 98. 8 ) s. vorheriges Z. 2

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März 7. [Chaˆtillon sur Seine] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 237): Ich lege auch zwei Handschriften bei. Von General Meerveldt1) [M. Merveldt], jetzt österreichischer Botschafter in London; und von Aranjo2) [A. de Araujo], Minister der auswärtigen Angelegenheiten des portugiesischen Hofes. Ich schäme mich, so wenig zu geben. Aber so klein die Sache aussieht, und selbst, weil sie es ist, so schwer ist es, Handschriften zu kriegen. Die Leute versprechen und halten nicht, bis die Zeit vergeht, wo man sie sieht. Von Briefen läßt sich oft nicht abreißen und die Bedeutenden schreiben wenig selbst. 13. [Berlin] G. A. Griesinger an G (GSA 28/61 Bl. 105): . . . nehme ich mir die Freiheit einen Beitrag zu Ihrer Handschriften-Sammlung zu überschiken, den ich aus den Händen des Universitäts Pedellen glaubte retten zu müssen. Leute, welche die Handschriften der hier auftretenden Juristen, Philosophen, Theologen etc. kennen, haben mich versichert, daß es autographa sind.3) Apr

4. An G. A. Griesinger (Konzept; Br 24, 215): Es war ein sehr glücklicher

Gedanke, der Ew. Wohlgeb. den reichen Fischzug thun ließ, durch welchen Sie mir so großes Vergnügen gemacht haben. Nicht allein die Handschriften mehrerer vorzüglicher Männer erhalte ich, durch Ihre Gütigkeit, auf einmal, sondern auch in solcher Zusammenstellung, welche zu einer interessanten Vergleichung Gelegenheit giebt. Denn nicht nur die Schriftzüge sind bedeutend, sondern auch wie jeder sich und was er zu geben hat ankündigt, erscheint charakteristisch und spricht das Verhältniß zu seinem Publicum deutlich aus. Haben Ew. Wohlgeb. daher recht vielen Dank, daß Sie meine Sammlung so freundlich vermehren, und mir in meiner Einsamkeit zu manchen Betrachtungen Anlaß geben wollen. 21. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 342): Durch Hrn Prof. [J. G. K. C.] Kiesewetter der morgen von hier ab über Weimar zur Armee geht, erhältst Du einige zurück gebliebene Sachen unter welchen ich das Quintett von [K. F.] Fasch für 5 Singstimmen,4) für Deine Sammlung eigenhändiger Manuskripte, schon längst zurück gelegt hatte. 25. [Bremen] N. Meyer an G (Kasten 270): Auf die Anfrage in meinem letzten Briefe, ob die vor 2 Jahren übersendeten Autographen in Ihre Hände gekommen sind, sehe ich mit Verlangen einer Antwort entgegen.5) Mai

8. An F. M. v. Klinger (Br 24, 250): Ihr letzter Brief vom 2. Febr6) ist mir

geworden, so wie derjenige, womit ich die sehr schätzbaren Schriftzüge jener großen Männer erhielt, deren Mittheilung ich dankbarlichst erkenne.

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) Schreckenbach Nr. 1077. ) Schreckenbach Nr. 70. 3 ) 29 hs. Vorlesungsankündigungen für das Wintersemester 1813/14 an der Berliner Universität, nachgewiesen bei Schreckenbach 265. 4 ) Heute in G’s Notensammlung (GSA 32/46; MA 20.3, 326). 5 ) s. oben 1812 Juli 23., Okt 26. u. 1814 Febr 10.: N. Meyer an G. Bestätigung erst am 18. Jan 1815. 6 ) Nach dem Gregorianischen Kalender 14. Febr.; s. oben 14. Febr 1814: F. M. v. Klinger an G. 2

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Mai 16. [München] A. H. F. v. Schlichtegroll an G (GSA 28/62 Bl. 214f.): Für Ew. Hochwohlgebohren Sammlung von Handschriften habe ich eine Menge Bey¨träge aus meinem Papieren zurecht gelegt, die nur auf das Uebersenden warten. Es soll nächstens erfolgen.1) 25. [Paris] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 237): In einem ungeheuren Gewühl von Geschäften bleibt mir nur die Zeit Ihnen, teurer Freund, ein Zeichen des Lebens zu geben, und Ihnen drei Originalbriefe2) von Lord Castlereagh an seinen Bruder Charles Stewart, von Lord Welligton an einen Verwandten [Lord Burghersh] (eine Rechtfertigung über sein Einrücken in Frankreich) und von Jefferson an meinen Bruder, der Sie herzlich grüßt, zu Ihrer Sammlung zu schicken. Juni 18. [Gotha] F. A. Wolf an G (Reiter 2, 181): Zugleich lege ich 2 Brieffragmente ein, wovon das eine sich vielleicht mit zu der großen chirographischen Sammlung eignet; es ist von den Architekt Hans Genelli,3) Verf. der V i t r u v i s c h e n Briefe [Exegetische Briefe über des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst], und zeichnet den derben gedrängten Charakter des Mannes nicht übel. Sept 18. [Frankfurt] Antonie Brentano an G (GSA 28/63 Bl. 354): Lachen Sie mich nicht aus wenn ich dem Stamm der Bücher ein Stammbuch von so eigner Art wie beikommendes anbiete,4) lassen Sie sich vielmehr gefallen durch ihr aufsuchen der Schriftzüge seltner Männer den seltsamen Gedanken des Sammlers, und mein Anerbieten dieser Sammlung, zu rechtfertigen. 18. [Frankfurt] An Antonie Brentano (Br 25, 37): Erlauben Sie, theuerste,

daß ich meinen gefühltesten Danck bis auf unsre heutige Zusammenkunft aufspare! Vielleicht gelingt es mir mündlich auszudrücken wie sehr mich Ihre Güte überrascht, beschämt − 18. [Frankfurt] Geschenk des Stammbuchs Burckana. 21. [Frankfurt] An Christiane (Br 25, 39f.): S o n n t a g d. 18ten. Geschenck des Stammbuchs aller Stammbücher. Ein Baron Burkana, aus Aleppo in Syrien, reist die Kreuz und quer durch Europa und nöthigt alle die ihm aufstoßen ihm etwas zu schreiben. Die Zeit seiner Wanderschaft dauert von 1748 bis 1776, wo er in Wien 70 Jahr alt starb. In zwey dicke Octavbände hat man die hinterlassnen Blätter zusammen gebunden, die ich mitbringe. Unter manchen unberühmten Nahmen stehen die Berühmtesten: Voltaire und Montesquieu an der Spitze. Übrigens ist auch diese Sammlung wegen der Handschriften verschiedner Nationen und Regionen merckwürdig. Es ist eine große Acquisition. 21. [Frankfurt, Brief] Meiner Frau nach Weimar.

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) Nicht nachweisbar. ) Schreckenbach Nr. 275 u. 1795. Der Brief von Wellington wohl der Sammlung entnommen, Schreckenbach 262. 3 ) Nicht nachweisbar. 4 ) Zweibändiges Album des Barons Antonius v. Burkana (um 1696−1766) mit 3500 Einträgen aus den Jahren zw. 1744 u. 1766 (GSA 33/1174); Besitzer war J. M. Edler v. Birkenstock (1738−1809), nach dessen Tod es an die Tochter Antonie Brentano gelangte. 2

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Sept 23. [Frankfurt] An Christiane (Br 25, 41): Abends [20. Sept] war ich zu

Hause mit jenem Stammbuch beschäftigt. Es stehen gewiß über Hundert der berühmtesten Personen darin. Le Chevalier D’Eon (ungewiß ob nicht ein andrer des Nahmens). Aber von Gelehrten desto mehr sichre. 23. [Frankfurt, Brief] An meine Frau Weimar. Okt 8. [Heidelberg] An C. F. v. Reinhard (Br 25, 53): Da Ihnen bedeutende Handschriften oft genug vorkommen; so bitte mir manches bey Seite zu legen. Der Buchstabe R. läßt mich, so oft ich meine Sammlung durchgehe, jener ansehnlichen Gabe mit freudiger Erinnerung gedenken.1)

1815 [Jan [Weimar] An C. G. v. Voigt (Konzept; Br 25, 154): Zu einiger UnterMitte] haltung nehme mir die Freyheit, zwey dicke Bände zu übersenden, sie

enthalten das Stammbuch der Stammbücher, welches ich in Frankfurt zu acquiriren das Glück hatte.2) Ein Baron Burkana, der sich aus Aleppo in Syrien herschreibt, erscheint 1749 in Europa, und spielt 20 Jahre den überall willkommenen Reisenden, präsentirt sein Stammbuch jedem den er begegnet, es wächst wie ein Schneeballen und dient ihm statt Paß und Empfehlungsscheiben. Meine Sammlung von Handschriften, die Ew. Excellenz einen so kostbaren Zuwachs verdankt,3) hat dadurch abermals reichlich gewonnen. Die bedeutendsten Personen sind mit Papierschnitzchen bedeutet. Ew. Excellenz werden dieses wunderbare Document nicht ohne Theilnahme durchlaufen. Jan

16. [Weimar] C. G. v. Voigt an G (SchrGG 56, 131): Ew. Exzellenz danke ich für die bunte Unterhaltung, die mir der Baron de Burkana gewährt hat. Indem ich alles im frischen Andenken hatte, schrieb ich, aber nur sehr flüchtig, auf, was mir bei der Perlustration in Sinn gekommen war.4) Diese einzige Frucht eines so langen Pilgerlebens zu besitzen − ist immer ein artiges Besitztum. [18.] An N. Meyer (Br 25, 162): Ihr schöne und mannigfaltige Sendung er-

widre ich dankbar5). . . 23. An C. G. v. Voigt (Br 25, 167f.): Ew. Excellenz haben, bey flüchtiger Durchsicht des merkwürdigen Stammbuchs [von A. v. Burkana], abermals Ihren Schnellblick in labyrinthische Blätter bethätigt; wäre ich 1

) s. oben 15. Mai 1812: C. F. v. Reinhard an G. ) s. oben 18. Sept 1814: Antonie Brentano an G. 3 ) s. oben 24. Dez 1812: C. G. v. Voigt an G. 4 ) Aufsatz für G (s. übernächstes Z), anscheinend verwertet im anonym publizierten Aufsatz Das Stammbuch der Stammbücher und der Baron von Burkana in C. A. Vulpius’ Curiositäten (1816; SchrGG 56, 481). 5 ) s. oben 23. Juli 1812: N. Meyer an G. 2

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davon nicht schon so oft Zeuge gewesen, so hätt es dießmal zu meiner Beschämung gereichen müssen. Ich besitze diese Bände schon so lange, habe sie oft genug durchblättert, auch wohl einen allgemeinen Begriff gefaßt, was damit zu thun seyn möchte; dabey ist es aber auch geblieben und nur durch Ew. Excellenz Theilnahme kann dieses Curiosum entziffert, geordnet und, zu Unterhaltung und Anregung, eine Notiz davon gefertigt werden. Ich habe dem Doctor Vulpius die beyden Bände nebst Ew. Excellenz gefälligem Aufsatz übergeben, und zugleich ein nach dem Alphabet schon verfertigtes Namen-Register,1) woran nur wenige, leicht wiederherzustellende Bogen fehlen. Man könnte daraus, da die Blätter nur auf einer Seite beschrieben sind, durch Zerschneiden gar leicht einen alphabetischen Catalog fertigen und so Ew. Excellenz Absichten und Wünschen entgegen gehen. Der Bibliothekar wird sich von allem näher unterrichten, und davon Vortrag zu thun die Freyheit nehmen. Schließlich bemercke daß es diesen beyden Bänden zu keiner geringen Empfehlung gereicht, daß sie nach dem Tode des wunderlichen Reisenden auf Veranstaltung des Herrn v. Birkenstock gesammelt, geordnet, gebunden und mit der schönen lateinischen Schlußrede versehen worden. Von seiner trefflichen Tochter erhielt ich das bedeutende Geschenk. Apr 11. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 368f.): Die gute Gelegenheit mag dazu dienen Dir einige Autographa merkwürdiger Hände zu überschicken. Und sollte auch von diesen Händen schon etwas in Deiner Sammlung sein; so sind die Stücke selbst in geschichtlich artistischer Hinsicht bedeutend; besonders das Stück von [J.] Sebstian Bach2) und das von [J. P.] Kirnberger.3) Über das Stück mit der Überschrift La Coorl4) [von C. P. E. Bach] findest Du in Faschens Leben Aufschluß.5) 17. An Zelter (Br 25, 270): Eben . . . kommt Herr [B.] M.[endelssohn] und

bringt mir Gruß und Gabe, beydes erfreulich . . . Die Notenblätter sind köstlich! Keinen von drey Männern besas meine Sammlung. Also den schönsten Danck. 17. [Brief] An Hn. Zelter . . . Noten Schr. durch Mendelson. Mai 11. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 170): Da ich Dir nichts weiter zu schicken weiß, so erhältst Du hier zu Deiner Sammlung ein Handbillet des ehemaligen Ritters Boufflers,6) der doch auch ein Mann von Geist und Witz war, und vor mehrern Jahren ein paar Tage hier in Jena bei mir zugebracht hat. Noch will ich Dir doch auch ein Trostund Ermunterungsliedchen7) von mir selber beilegen, das ich an diesen letzten schönen Morgen mir zusammengestellt habe.

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) GSA 33/1173. ) Nicht mehr nachweisbar. 3 ) Schreckenbach Nr. 869. 4 ) Schreckenbach Nr. 60. 5 ) Carl Friedrich Zelter: Carl Friedrich Christian Fasch. Berlin 1801, 8. 6 ) Schreckenbach Nr. 179. 7 ) Schreckenbach Nr. 887. 2

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Mai An Carl August (Konzept; Br 25, 327): Schließen darf ich nicht, ohne [Mitte] für die köstlichen handschriftlichen Blätter zu dancken mit welchen

Höchstdieselben meine Sammlung zu bereichern geruht.1) Juni [?]

[Wien] Franziska Caspers2) an J. F. H. Schlosser (GSA 28/68 Bl. 400f.): Nach unsrer gestrigen Verabredung lege ich diesem billete die Perle meiner Handschriften-Sammlung bei − mit der Bitte das Blatt goethen zu übergeben − oder zu überschicken. Vor einigen Jahren äußerte er in einem Brief an Frau von Fließ [vom 31. März 1812] − den Wunsch etwas von [W. A.] Kaunitzens Handschrift3) für seine Sammlung zu erhalten − sie wandte sich deshalb an mich u. leider war es damals unmöglich Goethens Wunsch zu erfüllen. Vor einiger Zeit erhielt ich durch den Enkel jenes Ministers [Fürst A. Kaunitz] − diese 22 Fragen von seiner Hand geschrieben – die er bei Gelegenheit einer Ladung dem türkischen Gesandten vorlegen wollte . . . Auch [Graf J.] Wallisens Handschrift wünschte Goethe damals zu haben − u erhielt sie − doch ohne Unterschrift,4) ich lege deshalb hier ein billet mit Unterschrift bei5). . . Sollten in Wien oder den österreichischen Staaten noch Handschriften existieren die Goethe zu haben wünschte − so will ich gerne meine Möglichkeiten thun, sie ihm zu verschaffen − Ich habe sehr gute Quellen.

Juni 27. [Weimar] Gräfin Constanze v. Fritsch an G (GSA 28/67 Bl. 320f.): . . . die Gelegenheit welche sich mir durch Frau v. Lynker darbietet, ist zu anziehend als daß ich es unterlassen könnte mich in Ihr freundliches Andenken zurückzurufen, und Ihnen beygehend ein kleines Paquet zuzustellen, was mir der H. Rath Schlosser aus Frankfurth, in Wien, für Sie übergab6) . . . Da ich die Freude kenne, welche Sie theuerster Freund, bey Sammlung der Handschriften merkwürdiger Personen haben so glaubte ich nicht unwillkommen zu seyn wenn ich die Schrift eines der größten Feldherrn zurückbrächte, und verschaffe mir in Wien, die des Herzogs von Wellington7) welche ich hier beylege, und mir ein freundliches Gesicht dafür verspreche! Juli

7. [Weimar] C. Bertuch an G (Deutsche Rundschau 166, 1916, S. 114): Für die Autographische Sammlung lege ich eine Handschrift des bekannten Laharpe, Erzieher Alexanders, bey.8) 14. [Wiesbaden] An C. Bertuch (Br 26, 37): Ew. Wohlgeb. danke verbind-

lichst für die bedeutende Gabe . . . 15. [Weimar] C. Bertuch an G (28/67 Bl. 351): Nehme ich mir das Vergnügen, . . . eine artige Bereicherung für unsere Curiositäten zu senden, die ich in der Kaiserl. Bibliothek zu Wien zu machen Gelegenheit fand. Man war so freundlich, und erlaubte mir was ich wollte zu copieren. Dieses merkwürdige Manuscript der Gerusalemme liberata9) eigenhändig von Tasso, fängt mit L. II Stanze 30 an, ist auf Papier geschrieben, in rothem Samt gebunden, und auf der innen Seite des Einbandes stehen die Worte von

1

) Wohl die 17 Briefe an Carl August von 13 Absendern aus den Jahren 1799 u. 1811−1815, nachgewiesen von Schreckenbach 272. 2 ) Franziska Caspers (1787−1835), um 1815 Gesellschafterin, zuvor Schauspielerin in Weimar. 3 ) Schreckenbach Nr. 859. 4 ) Schreckenbach Nr. 1778 (mit eigenh. Unterschrift). 5 ) Schreckenbach Nr. 1777. 6 ) s. voriges Z. 7 ) Schreckenbach Nr. 1796. 8 ) Schreckenbach Nr. 931. 9 ) Schreckenbach Nr. 1672.

726

AUTOGRAPHA . . .

1815

anderer Hand: Donato alla libraria di S. Apostoli dat Sign. Scipione Polverino net m. . .di Agosto 1623. − Welches die libraria di S. Apostoli gewesen sey, wußte man mir nicht anzugeben, auch wußte man nicht, wann und durch wem dieses kostbare Manuscript auf die Kais. Bibliothek nach Wien gekommen. Nach der allgemeinen Meinung, die aber mehr Sage als Gewißheit ist, soll die Kais. Bibliothek Metastasio diese Bereicherung verdanken . . .

1816 Febr

1. [Jena] Knebel an G (G−Knebel 2, 185): Als einen Beitrag zu Deiner Handschriftensammlung schicke ich Dir eine von ziemlich unelegantem Ansehen, die aber doch nicht ganz uninteressant seyn dürfte − nemlich von unserm verstorbenen Geh. Hofrath [K. F. F.] Gruner.1) Es ist ein kleiner Aufsatz, den er sich gemacht hatte, den Studenten, die ihm bei Schließung seines letzten pathologischen Kollegiums ein Vivat brachten, dafür Dank zu sagen. Selbst der Inhalt ist nicht unbedeutend, und zeugt von einem verständigen Gleichmuth.

März 2. An Gräfin Constanze v. Fritsch (Br 26, 282): Gelänge es Ihnen, meine

schöne Freundin, dem vortrefflichen persischen Botschafter einige Blätter schöner orientalischer Handschriften zu entwenden,2) so würden Sie mir damit viel Freude machen. So eben verehrt mir Major [F. A.] von Beulwitz die Trümmer eines köstlichen geschriebenen Korans,3) der sich wahrscheinlich seit Vertreibung der Mauren noch in Spanien verhalten hat, in dem letzten Kriege aber blätterweis in alle Welt zersteut worden. 2. Brief an Graefin von Fritsch nach St. Petersburg. 12. [Nachmittags] Graf Schlitz sendet ein Handschreiben Friedrichs des Grossen.4) 17. [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 145): Das Stammbuch [von A. v. Burkana] ist gar zu merckwürdig; ich muß es noch etwas behalten. 26. An H. Graf v. Schlitz (Konzept; Br 26, 321): Ew. Hochgeboren haben

mir durch die gefällige Sendung [vom 12. März] eine außerordentliche Freude gemacht, und ich erkenne mit dem aufrichtigsten Dank, daß Dieselben Sich eines solchen Schatzes mir zu Liebe entäußern wollen. Apr 10. [Breslau] J. A. Barth an G (GSA 28/70 Bl. 144f.): Ew. Excellenz Verlangen, wegen Sammlung der Handschriften von S[chlesischen]. Gelehrten,5) werde ich zu erfüllen das Vergnügen haben, und frage ich zugleich gehorsamst an: ob Dieselben auch eine Handschrift von Luther besitzen? – Ich bitte Hochdieselben noch um ein gedrucktes NamenVerzeichniß.

1

) Schreckenbach Nr. 627. ) Die Gräfin hielt sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Erbprinzenpaar in St. Petersburg auf. 3 ) Nicht bei Schreckenbach nachgewiesen. 4 ) Bei Schreckenbach 262 als Verlust vermerkt. 5 ) s. oben 10. Dez 1811: an J. A. Barth. 2

1816

AUTOGRAPHA . . .

727

Juni An W. v. Humboldt (Konzept; Br 27, 70): Lassen Sie mich bald was [26.] von Sich hören und senden mir wieder einmal etwas Bedeutendes von

Handschriften. Mit alten hergebrachten Liebhabereyen schmeichelt man seinem Schmerz.1) 26. [Brief an] v. Humboldt in Frankfurt. Juli 19. [Frankfurt] W. v. Humboldt an G (G−Humboldt 240): Handschriften, liebster Freund, kann ich Ihnen nicht schicken. Okt 23. An H. F. v. Diez (Br 27, 206): Von Petersburg hab ich in diesen Tagen

ein Blatt Handschrift des persischen Gesandten Mirza Eboul [Abdul] Hassan Chan erhalten.2) Die Übersetzung folgt hiebey.3) Dez 10. [Weimar] Gräfin Constanze v. Fritsch (GSA 28/72 Bl. 476f.): Wenn die Persischen Handschriften [von Mirza Abdul Hassan Chan] Ihnen nur einige frohe Augenblicke verschafft haben, so bin ich reichlich belohnt, obgleich ich nicht Verzicht leiste es bald in schöner deutscher Sprache von Ihnen verschönt zu sehen!4) – Sollten Sie vielleicht noch keine Handschrift von [A. J.] Krusenstern5) haben, u Sie eine zu besizzen wünschen, so habe ich einen Brief von Ihm, der sehr zu Diensten steht. 17. [Nachmittags] O[ber] B.[au] Director [C. W.] Coudrai [Coudray]: Au-

tographa. 29. [Breslau] Fritz v. Stein an G (GSA 28/73 Bl. 19f.): Entschuldigen Sie daß ich sie [die Akten] so lange zurück behielt; Grund war daß ich Ihnen ein Autographon von Blücher für Ihre Sammlung mit zu senden den Wunsch hatte6) . . .

1817 Jan

7. [Nürnberg] T. J. Seebeck an G (GSA 26/LI,18,2 Bl. 102f.): Der H. [H. A.] v. Derschau besitzt unter seinen tausenderley Seltenheiten eine Sammlung, die Sie wohl interessieren könnte, nämlich alte Stammbücher und Autographa von ausgezeichneten Personen, zum Theil mit zierlich gemahlten Wappen. Unter den Stammbüchern nannte er als das merkwürdigste das von der Markgräfin Sophie von Brandenburg, welches die Handschriften der mehresten fürstlichen Personen von 1593−1618 enthalte, unter diesen auch die der Adeptinn Anna von Sachsen, welche ihre Handschrift sonst nie von sich gegeben. Unter einer beträchtlichen Collection einzelner Handschriften habe ich die von Luther und Melanchton bemerkt. Er besitzt über diese Sammlung einen Catalog und ich vermuthe, daß er auch wohl einzelne Blätter ablassen werde. 15. An T. J. Seebeck (Br 27, 316): Wegen . . . der Stammbücher, nächstens

das Nähere.7) 1

) Tod von G’s Ehefrau Christiane am 6. Juni. ) s. oben 2. März 1816: an Gräfin Constanze v. Fritsch. 3 ) Schreckenbach Nr. 1098. 4 ) Vgl. den Gedichtentwurf Gar viele Länder hab’ ich bereist. . . (W 6, 280) u. das Kap. Neuere, Neueste der Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des West-östlichen Divans (W 7, 78−82). 5 ) Schreckenbach Nr. 912. 6 ) Schreckenbach Nr. 140 [?]. 7 ) s. unten 13. Febr 1817: an T. J. Seebeck. 2

728 Febr

AUTOGRAPHA . . .

1817

7. [Nachmittags] Autographa geordnet.

[13.] An T. J. Seebeck (Br 27, 339): Möchten Sie mir von dem übrig An-

gebotenen nähere Kenntniß geben: bunten Fensterscheiben, Stammbüchern, Autographen u. d. g. so könnten vielleicht dafür Liebhaber zu finden seyn. 13. Brief an Dr. Seebeck in Nürnberg. 14. [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 181): Den Brief der Odonel [Gräfin Josephine O’Donnell] lege doch zu deiner Authographie1) . . . Aug 12. Abends [W.] Rehbein: Autographa besehen. 30. An C. G. v. Voigt (Br 28, 230): Ein gutes Omen das mir geworden

30. 31. Sept

1. 5.

verschweig ich nicht. Seit drey Jahren vermisse ich Ew. Exzell. werthes Geschenk der bedeutenden Autographen;2) das ganze Haus ward umgekehrt und sorgliche Nachfrage gehalten. Nur nicht am rechten Orte. Ich trug den Verlust gekränckt im Stillen. Gestern findet sichs wieder und ich traue meinen Augen kaum das wieder zu sehen worauf ich längst Verzicht gethan hatte. Wie und wo? mündlich. Sey dies ein Symbol unverhofften erfreulichen Wiederfindens! Autographa wiedergefunden. An die Autographa gegangen. Die Revision der Autographa bis F begonnen.3) An S. Boissere´e (Br 28, 241): Hierbey will ich nicht vergessen, daß mir die Handschrift Rostopschins sehr angenehm seyn würde und was Sie mir der Art sonst senden mögen. Durch ein wunderbares Ereigniß4) bin ich angeregt worden meine bedeutende Sammlung wieder vorzunehmen und einzurangiren, was seit einigen Jahren eingelaufen war.

24. [Heidelberg] S. Boissere´e an G (Boissere´e 2, 192): Die verlangte Abschrift Ihrer frühern Erklärung [aus dem Brief vom 18. Juli 1817] folgt hiebei, wie die Handschrift von Rostopschin5) [F. Rostoptschin]. Es ist diese zwar nur ein Briefchen an uns um Eintritt in unsere Sammlung, aber da es eigenhändig und mit seinen merkwürdigen Siegel versehen, mag es die Aufnahme in Ihren Kreis verdienen.

UH

1

) Schreckenbach Nr. 1197. ) s. oben 24. Dez 1812: C. G. v. Voigt an G u. an C. G. Voigt. 3 ) Wurde nicht fortgesetzt. 4 ) Wiederauffinden der Autographen; s. oben 30. Aug 1817: an C. G. v. Voigt. 5 ) Schreckenbach Nr. 1404. 2

1769−1775

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

729

Götter Helden und Wieland. Eine Farce1)

E D

1773 Sept / Okt Anf. Götter Helden und Wieland. Eine Farce. Auf Subscription. Leipzig [Kehl] 1774.2) − C1 33 (1830) 265−90.3) − W 38, 11−36.4) − JG2 3, 329−47. − AA-Dramen und dramatische Szenen 329−51. − JG3 3, 344−60.5) − MA 1.1, 681−93.6) − FA I 4, 425−37.7)

Z ⎯



1769−1775 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte8) (W 35, 4f.): Inzwischen geschehen kühnere

Griffe in die tiefere Menschheit; es entsteht ein leidenschaftlicher Widerwille gegen mißleitende, beschränkte Theorien; man widersetzt sich dem Anpreisen falscher Muster. Alles dieses und was daraus folgt, war tief und wahr empfunden, oft aber einseitig und ungerecht ausgesprochen . . . Mehreres dieser frechen Art ist verloren gegangen; G ö t t e r , H e l d e n u n d W i e l a n d erhalten. ⎯ Ouvrages poe ´tiques de Goethe9) (W 53, 208): de 1769 jusq. 1775 Mainte petite production comique et satyrique.

1773 Sept 15. [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 41f.): Und zum Merkur um uns

abzukühlen. Ich weis nicht ob Wiel[ands] Grossprecherey dem Zeug mehr Schaden tuht [betr. u. a. Briefe im Deutschen Merkur], oder das Zeug der Großsprecherey. das ist ein Wind und Gewäsch dass eine Schand ist. Man ist durchgängig unzufrieden gewesen, der zweyte Teil ist was besser. Der Hans und die Hänsgen. Wiel.[and] und die Jakerls [Brüder Jacobi] haben sich eben prostituirt! 1

) Satirisches Totengespräch. Hauptangriffspunkt: die aus Sicht der jungen Schriftstellergeneration des Sturm und Drang unangemessene Antike-Rezeption Wielands, besonders in dessen Alceste. Ein Singspiel in fünf Aufzügen (Leipzig 1773, uraufgeführt 28. Mai 1773 im Weimarer Schloßtheater) u. den begleitenden Briefen an einen Freund über das deutsche Singspiel, Alceste (Der Deutsche Merkur 1, 1, Jan 1773, 34−72; Fortsetzung Briefe über das neue Singspiel, Alceste in: Der Deutsche Merkur 1, 3, März 1773, 223−43). 2 ) Erschienen März 1774, veranlaßt durch Lenz u. vermutl. von ihm leicht bearbeitet; zu den bald folgenden Nachdrucken s. Hagen Nr. 60−63. 3 ) Nach ED. 4 ) Nach G’s Hs. von 1773; zu den Eingriffen, bes. in die Interpunktion, s. W 38, 430f. 5 ) Nach G’s Hs. von 1773 in einem Faksimiledruck von Kurt Wolff, Leipzig 1911. 6 ) Nach JG3. 7 ) Nach G’s Hs. von 1773; orthogr. modernisiert. 8 ) Entstanden 1819. 9 ) Geschrieben 1823 Aug 21.

730

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1773

Okt 12. [Frankfurt] G. F. E. Schönborn an H. W. v. Gerstenberg (BG 1, 239): Er sagte mir dass er Ihnen noch mahl etwas von seinen poetischen Sachen im Mscr. zuschikken wolle . . . Er ist ein fürchterlicher Feind von Wieland et Consorten. Er lass mir ein paar Farcen die er auf ihn und Jacobi gemacht, wo beyde ihre volle Ladung von lächerlichem bekommen. Das will er aber nicht drukken lassen.1) 18. (s. „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“: an Johanna Fahlmer gD, EGW 6, 761) ?

31. [Frankfurt] An Johanna Fahlmer (GB 2.1, 50): Und ich wie immer binn

wechselnden Humors, und habe mich zu was verleiten lassen darüber Sie mich von Herzen ⎯ werden. Nov 29. (s. „Frankfurter gelehrte Anzeigen“: an Johanna Fahlmer gD, EGW 6, 141) Dez 14. [Göttingen] J. H. Voß d. Ä. an E. T. J. Brückner (SHL Kiel Cb 4.54:08): Göthe hat etliche Farcen wider Wieland und Jakoby gemacht, und laurt nur, daß sie ihn angreifen sollen.

1774 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 152) (AA-DuW 1, 533ff.): [G’s Vater

warnt vor dem Umgang mit dem Weimarer Hof] . . . er warnte mich unbewunden und behauptete, die Einladung [nach Mainz] sey nur, um mich in eine Falle zu locken, und wegen jenes gegen den begünstigten Wieland verübten Muthwillens Rache an mir zu nehmen. Wie sehr ich nun auch vom Gegentheil überzeugt war, indem ich nur allzu deutlich sah, daß eine vorgefaßte Meynung durch hypochondrische Traumbilder aufgeregt, den würdigen Mann beängstige; so wollte ich gleichwohl nicht gerade wider seine Ueberzeugung handeln, und konnte doch auch keinen Vorwand finden, unter dem ich, ohne undankbar und unartig zu erscheinen, mein Versprechen wieder zurücknehmen durfte . . . Ich gelangte also in sehr kalter Jahreszeit zur bestimmten Stunde [13. Dez 1774] nach Maynz, und wurde von den jungen Herrschaften und ihren Begleitern, der Einladung gemäß, gar freundlich aufgenommen. Der in Frankfurt geführten Gespräche erinnerte man sich, die begonnenen wurden fortgesetzt, und als von der neuesten deutschen Literatur und von ihren Kühnheiten die Rede war, fügte es sich ganz natürlich, daß auch jenes famose Stück, G ö t t e r , H e l d e n u n d W i e l a n d , zur Sprache kam; wobey ich gleich anfangs mit Vergnügen bemerkte, daß man die Sache heiter und lustig betrachtete. Wie es aber mit dieser Posse, welche so großes Aufsehn erregt, eigentlich zugegangen, war ich zu 1

) Offenbar machte Schönborn ähnliche, nicht erhaltene Mitteilungen auch gegenüber anderen Briefpartnern, so gegenüber Klopstock u. Voß. Vgl. Klopstocks Antwort an Schönborn 9. Nov 1773: Ich werde ihn [G] durch Boie bitten, daß er mir die Sachen schikt, die er Ihnen vorgelesen hat (Beck − Gronemeyer VI 1, 111); außerdem unten 1773 Dez 14. u. 1774 Jan 2. 2 ) Geschrieben 1813 März/Apr.

1774

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

731

erzählen veranlaßt, und so konnte ich nicht umhin, vor allen Dingen einzugestehn, daß wir, als wahrhaft oberrheinische Gesellen, sowohl der Neigung als Abneigung keine Gränzen kannten. Die Verehrung Shakespears ging bey uns bis zur Anbetung. Wieland hatte hingegen, bey der entschiedenen Eigenheit sich und seinen Lesern das Interesse zu verderben und den Enthusiasmus zu verkümmern, in den Noten zu seiner Uebersetzung gar manches an dem großen Autor getadelt,1) und zwar auf eine Weise, die uns äußerst verdroß und in unsern Augen das Verdienst dieser Arbeit schmälerte. Wir sahen Wielanden, den wir als Dichter so hoch verehrten, der uns als Uebersetzer so großen Vortheil gebracht, nunmehr als Critiker, launisch, einseitig und ungerecht. Hiezu kam noch, daß er sich auch gegen unsere Abgötter, die Griechen, erklärte und dadurch unsern bösen Willen gegen ihn noch schärfte. Es ist genugsam bekannt, daß die griechischen Götter und Helden nicht auf moralischen, sondern auf verklärten physischen Eigenschaften ruhen, weshalb sie auch dem Künstler so herrliche Gestalten anbieten. Nun hatte Wieland in der A l c e s t e Helden und Halbgötter nach moderner Art gebildet; wogegen denn auch nichts wäre zu sagen gewesen, weil ja einem Jeden freysteht, die poetischen Traditionen nach seinen Zwecken und seiner Denkweise umzuformen. Allein in den Briefen, die er über gedachte Oper in den Merkur einrückte [Briefe an einen Freund über das deutsche Singspiel, Alceste], schien er uns diese Behandlungsart allzu parteyisch hervorzuheben und sich an den trefflichen Alten und ihrem höhern Stil unverantwortlich zu versündigen, indem er die derbe gesunde Natur, die jenen Productionen zum Grunde liegt, keinesweges anerkennen wollte. Diese Beschwerden hatten wir kaum in unserer kleinen Societät leidenschaftlich durchgesprochen, als die gewöhnliche Wuth alles zu dramatisiren mich eines Sonntags Nachmittags anwandelte, und ich bey einer Flasche guten Burgunders, das ganze Stück wie es jetzt daliegt, in Einer Sitzung niederschrieb. Es war nicht sobald meinen gegenwärtigen Mitgenossen vorgelesen und von ihnen mit großem Jubel aufgenommen worden, als ich die Handschrift an Lenz nach Straßburg schickte, welcher gleichfalls davon entzückt schien und behauptete, es müsse auf der Stelle gedruckt werden. Nach einigem Hin- und Wiederschreiben gestand ich es zu, und er gab es in Straßburg [Kehl] eilig unter die Presse.2) Erst lange nachher erfuhr 1

) William Shakespeare: Theatralische Werke. Aus dem Englischen übersetzt von Wieland. 8 Bde. Zürich 1762−1766. 2 ) Vgl. dagegen die Darstellung von M. Desceltes nach den ungedruckten u. offenbar verschollenen Denkwürdigkeiten L. F. E. Ramond de Carbonnie`res’ (1755−1827), der mit G bekannt, mit Lenz befreundet war: Franc v. Lichtenstein habe in Straßburg im Spätherbste desselben Jahres [1773] dem lauschenden Kreise: „Götter, Helden und Wieland“ aus der Handschrift vorgelesen . . . Laut Ramond war es am 3. Oktober geschehen, dass Goethe mit diesem fameusen Werkchen an die unendlich grosse Gefolgschaft von

732

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1774

ich,1) daß dieses einer von Lenzens ersten Schritten gewesen, wodurch er mir zu schaden und mich beym Publikum in üblen Ruf zu setzen die Absicht hatte; wovon ich aber zu jener Zeit nichts spürte noch ahndete. Und so hatte ich meinen neuen Gönnern mit aller Naivetät diesen arglosen Ursprung des Stücks, so gut wie ich ihn selbst wußte, vorerzählt und, um sie völlig zu überzeugen, daß hiebey keine Persönlichkeit noch eine andere Absicht obwalte, auch die lustige und verwegene Art mitgetheilt, wie wir uns untereinander zu necken und zu verspotten pflegten. Hierauf sah ich die Gemüther völlig erheitert, und man bewunderte uns beynah, daß wir eine so große Furcht hatten, es möge irgend Jemand auf seinen Lorbeern einschlafen. Man verglich eine solche Gesellschaft jenen F l i b u s t i e r s , welche sich in jedem Augenblick der Ruhe zu verweichlichen fürchteten, weshalb der Anführer, wenn es keine Feinde und nichts zu rauben gab, unter den Gelagtisch eine Pistole losschoß, damit es auch im Frieden nicht an Wunden und Schmerzen fehlen möge. Nach manchen Hin- und Wiederreden über diesen Gegenstand ward ich endlich veranlaßt, Wielanden einen freundlichen Brief zu schreiben,2) wozu ich die Gelegenheit sehr gern ergriff, da er sich schon im Merkur über diesen Jugendstreich sehr liberal erklärt und, wie er es in literarischen Fehden meist gethan, geistreich abschließend benommen hatte.3)

Lucians Totengesprächen sich gereiht hatte . . . Weiterreisend liess Franc v. Lichtenstein das Manuskript bis zu seiner Zurückkunft in Lenzens Händen. Dem ausdrücklichen Gebote entgegenhandelnd, hatte der nichts eiliger zu thun, als eine Abschrift davon zu nehmen, um das Stück ohne Goethes Vorwissen, der es nicht für den Druck geschrieben hatte, zu veröffentlichen. Franc erhielt seine Handschrift zurück, ohne zu erfahren, dass eine Kopie dablieb. Lenzens Absicht ward durch Ramond vereitelt; man trat mit Goethe, mit dem seit dem Erscheinen des Götz von Berlichingen ein reger Briefwechsel sich entsponnen hatte, in offene Unterhandlung, und nach ziemlich langem Hin- und Herreden liess sich der Verfasser willig-widerwillig die Erlaubnis zur Publikation abnötigen. Im März sind dann Ramond und Lenz in Basel und verhandeln mit dem Buchhändler Thurneyssen; endgültig werden die Abmachungen gegen Ende des Monats zu Kehl, wo Thurneyssen gerade weilte, erledigt (zit. nach Rheinischer Most 4ff.). Über den Zeitpunkt der Niederschrift der Denkwürdigkeiten u. ihre Zuverlässigkeit ist nichts bekannt. Zu Ramond vgl. Ferdinand Heymach: Ramond de Carbonnie`res. Ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangperiode. In: Jahresbericht des Fürstlich Waldeckschen Gymnasiums zu Corbach für das Schuljahr 1886/87. Mengeringhausen 1887, 3−20. 1 ) s. unten 1779: Biographische Einzelnheiten. 2 ) Nicht erhalten; nach Carl Bertuchs Aufzeichnung vom 14. Okt 1809 über die Erinnerung seines Vaters F. J. Bertuch war in dem Brief nicht von Götter Helden und Wieland die Rede: Es [G’s Billet] enthielt aber nur die Versicherung, daß Go[ethe] die Brattwürste mit den Prinzchen vortreflich schmeckten u[nd] daß es wünschen beide, Wieland wäre dabei (Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland. Leben und Werk. Bd 1 „Vom Seraph zum Sittenverderber“. 1733−1783. Sigmaringen 1987, 528f.). 3 ) s. unten 1774 Juni.

1774 Jan

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

733

2. [Göttingen] J. H. Voß d. Ä. an C. H. Esmarch (SHL Kiel Cb 4.69:04): Gleich nach deiner Abreise kam Schönborn hier, und wohnte 8 Tage auf meiner Stube [2. − ca. 9. Okt 1773]. Ein vortreflicher Mann! Miller, Cramer u ich begleiteten ihn nach Caßel. Er ist eben so sehr Wielands u Jakobys Verächter als wir. Göthe hat etliche Farcen gegen sie beyde gemacht, u wartet nur auf bequeme Zeit, sie drucken zu laßen.

[Febr/ [Frankfurt] An Johanna Fahlmer (GB 2.1, 76): Ich muß Ihnen melden 2. Hälf- gute Tante dass ein gewisses Schand und Frevel Stück, Götter Helden te?] und Wieland, durch offentlichen druck vor kurzem bekanndt gemacht

worden. Ich habe der erste seyn wollen Sie davon zu benachrichtigen, dass wenn Sie etwa darüber mit dem Verfasser zu brechen Willens wären Sie’s de bonne grace thäten und ohne weiter zu brummen und zu mutzen ihm einen Tritt vorn Hintern gäben und sagten: schert euch zum Teufel, ich habe nichts gemeines mehr mit euch! [ca. Febr/ [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 78): Auch hier die andern Ende?] Dinge: vielleicht wundern sie sich die Farce gedruckt zu sehn und also − wie jener Mühlstein der vom Himmel fiel1) . . . Das andre Exemplar Wieland ist für [Chr.] Trosson. März 6. [Göttingen] J. H. Voß d. Ä. an E. T. J. Brückner (SHL Kiel Cb. 4.55.01): Er [G] hat noch welche [Prologe] für Wieland und Jakoby liegen, die er auch bey Gelegenheit will drucken laßen.2) Apr [Hamburg] J. H. Voß d. Ä. an den Göttinger Hain (Lüchow 1995, 2143)): Kl.[opstock] 4. u. 5. will gerne Göthens Prolog gegen Wieland u Jakoby sehn.4) Sie dürfens ihm schreiben, H.[err] Boie, daß es Kl.[opstock] will.5) 8. [Ehrenbreitstein] Sophie v. La Roche an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 245): Vous mon cher Wieland alles voir − une brochure allemande qui `a fait une indigne sortie contre votre A l c e s t e feres vous semblant de l’avoir vu ˆ − n’etes vous pas trop grand pour y repondre? j’ai gronde` L’auteur voici la Copie de sa reponse − et une de mes lettres6) − c’est la seule qui soit ecrit lisiblement − aures vous L’amitie´ de m’en dire un mot − il y a des fautes coriges les mon Wieland − et rendes la `a votre amie Sophie?

1

) Nach Gräf (II 3, 3) Anspielung auf das Märchen vom Machandelboom: Eine Stiefmutter, die ihren Stiefsohn umgebracht u. dem Vater als Speise vorgesetzt hatte, wurde von einem Vogel, der verwandelten Seele des Stiefsohns, durch einen herabgeworfenen Mühlstein getötet. 2 ) Dieselbe Mitteilung in C. F. Cramers Brief an Christian Graf Stolberg, 26. März 1774 (Reichsarchiv Kopenhagen, Privatarchiv 6198 pk. 41). 3 ) Dort irrtümlich 1773. 4 ) Offenbar zugleich bezogen auf Götter Helden und Wieland u. die nicht erhaltene Satire Das Unglück der Jacobis. 5 ) Klopstock hatte sich in diesem Sinne schon im Nov 1773 geäußert, s. oben 12. Okt 1773 u. Anm. In seinem ersten Brief an Klopstock (28. Mai 1774) bezieht sich G ausdrücklich auf Klopstocks Wunsch, der ihm durch einen nicht erhaltenen Brief Schönborns aus Algier (vor dem 25. Mai 1774) übermittelt worden war (RA 1, 56), u. schickt ihm ein ungedrucktes Stück, offenbar aber nicht das bereits gedruckte Götter Helden und Wieland. 6 ) Alle genannten Briefe sind unbekannt.

734

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1774

Apr 30. [Wolfenbüttel] Lessing an K. Lessing (Briefe von und an Lessing. 1770−1776. Hsg. v. H. Kiesel u. a. Frankfurt 1988, 642): . . .1) Hast du Göthens Farce wider Wielanden gesehen? [Mai [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 86): . . . ich habe des 7. od. 8.?] künftigen Merkurs Stellen gelesen die Mich betreffen.2) Er [Wieland]

[Mai 7. od. 8.] [Mai Anf./Juni 10.?] [Mai 10./13.?]

Tracktiert die Sache wie ein braver Kerl, der vest im Satel sizt Ich habe nie was gegen ihn gehabt und nun verzeih ich ihm auch seine Lästerungen wieder meine Götter. [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 85): Mein garstig Zeug gegen Wieland macht mehr lärm als ich dachte. Er führt sich gut dabey auf wie ich höre, und so binn ich im Tort. [Frankfurt] An L. J. F. Höpfner (GB 2.1, 91): W.[ieland] hat sich in Ansehung meiner auf einer so vortheilhaften Seite den Publicum gezeigt, daß es mir leid thun sollte, wann ich ihm dazu keine Veranlassung gegeben hätte . . . [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 87): Hass ich Wielanden, lieb ich ihn? es ist wahrhafftig all eins − ich nehm Anteil an ihm ⎯

Mai 11. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 255ff.): Erst vorgestern erhielte ich Nachricht von Tante [Johanna] Fahlmer, wie die Scene zwischen ihr, dem Doctor Göthe u dem Merkur abgelaufen ist . . . Auszug aus einem Briefe von Tante Fahlmer an Fritz Jacobi . . .3) [Nach G’s Lektüre der Götz-Rez.] Ich habe allzeit gesagt, es ist ein ganzer Kerl, ein guter Mensch. Aber ich bin gegen ihn aufgebracht worden. Den verfluchten Dreck [Götter Helden und Wieland] schrieb ich in der Trunkenheit! Ich war trunken! Und, wie ich Ihnen gesagt habe, in Ewigkeit hätte ichs nicht selber in Druck gegeben; aber ich hatte es nicht mehr allein in Händen. − Und ich bin, wie der Herodes; in gewissen Augenblicken kan man alles von mir erhalten. Schon lange haben mir die Kerls vorgeschwätzt: „laß’s drucken! laß’ drucken!“ − Nä, ihr sollt nicht! − Da kommen sie mir aber aufs neu: „O mein! laß es uns drucken!“ − Und ich hatte, Gott weis! weder neue Bosheit noch Ärger gegen W.[ieland] − Nun, so druckts und schert euch! . . . Da; Da! (mit dem Finger auf das Blat deutend) Das ists just was mich an W.[ieland] so ärgerte, und mich reitzte, mich gegen ihn auszulassen. D a , der To n . Sehen Sie, liebe Tante; ich wills nicht sagen: ich selbst hab Recht, W.[ieland] hat Unrecht. Denn Alter, Zeitpunkte, alles macht Verschiedenheit in der Art zu sehen und zu empfinden. Jetzt denk’ ich nur s o und s o ; vielleicht in dem Alter von W.[ieland] − wer weiß noch eher? − denke ich j u s t so, wie e r . Drum, was soll ich sagen? Hat er n u n Recht? Oder hab ich n u n Recht? − Der Eindruck, den man itzt selbst hat, der gilt. Wieland hat Recht, das er s o urtheilt; aber mich ärgerts n u n noch. − „Mit der

1

) Das Vorausgehende s. in „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“ Lessing an K. Lessing gD, S. 769. 2 ) Wielands Rez. des Götz (s. S. 770f.) u. seine Anzeige der Farce (s. unten 1774: Juni), vor Erscheinen in Abschriften oder Korrekturbögen durch Johanna Fahlmer zugänglich gemacht (s. nächstes Z). 3 ) Das Original des Briefes vom 6. od. 7. Mai 1774 nicht erhalten. Eine Anm. von F. H. Jacobi auf dem Schreiben: Göthe war wegen Wielands Rache voller Erwartung, u sah deswegen dem 11 ten Theil des Merkurs mit brennender Ungedult entgegen (Brüggen − Sudhof II 2, 209). Weitere Teile des Briefs s. in „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“: Jacobi an Wieland gD, S. 769f.

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Zeit! Mit der Zeit!“1) Ja, das ists, das ists! just, just s o spricht mein Vater; die nehmliche Händel, die ich mit diesem in Politischen Sachen habe, hab’ ich mit W.[ieland] in diesen Punkten. Der Vater-Ton! der ists just, der mich aufgebracht hat. − Sagen Sie mir, um Gottes willen! warum er sich just an seine allerschlechtste Arbeit machte und mit den ewigen Briefen sie vertheidigte?2) Seine Musarion − ein Werk, wovon ich jedes Blat auswendig lernte, das allervortreflichste Ganze, das je erschienen ist . . . nichts, nichts nimmt er sich so an, als der Alceste, die für mich just das schlechtste von allen seinen Werken ist. − Ich muß weiter lesen. − Ganz brav! ganz brav! Nun, Wieland; unsre Fehde ist aus; d i r kann ich nichts mehr thun . . . Das garstige Frazen-Zeug hat er schon gelesen, das seh’ ich. Ta n t e . Ja, freylich! Kommen Sie, lesen Sie, das hier ist die Antwort drauf. (Er wurde roth. Ich sah, daß es ihn erschütterte.) G ö t h e . Besser hätt ers nicht machen können. Sehr gut! Ich sags ja; nun muß ich ihn auf immer gehen lassen. W.[ieland] gewinnt viel bey dem Publico dadurch, und ich verliere. − I c h b i n e b e n p r o s t i t u i r t . (Tante lachte herzlich.)

Mai 11. [Zürich] Lavater an G (SchrGG 16, 31f.): Muthwilliger Knabe! Daß du dich mit Wieland necken magst! Wie klein wird mir W., seit dem ich dich kenne! Wie beschränkt der Genius, den ich sonst bewunderte! Doch ist er gewiß ein Genius − kein hoher u. erhabner, aber ein prächtiger u. reicher − aber gewiß seinem Falle nah. − Man hat ihn zu hoch erhoben; man wird ihn zu tief erniedrigen. Deine Götter u. Helden u. Wieland werd’ ich indeß mit Vergnügen lesen. 12. [Niedeck ] Bürger an H. Chr. Boie (Bode 1, 56): Wieland geht mir zwar wenig an, aber doch wollen mir die wütigen Bisse nicht gefallen, die nach ihm geschehn. Unsere Bundsgenossen verlieren dadurch in der Tat etwas von der Würde, die sie behaupten sollten. So ein Meisterstück Goethens Farce auch ist, so deucht mir doch, er habe an Achtung nichts dadurch bei mir gewonnen. 17. [Düsseldorf] W. Heinse an Gleim (Bode 1, 56f.): Goethe hat ein Drama [Pater Brey] . . . geschrieben, welches . . . besser ist als sein „Götter, Helden und Wieland“, von dem ich mehr erwartete, ehe ich es gelesen hatte; ob es gleich immer auch, in seiner Art, ein Meisterstück ist. 20. [Frankfurt] An Lavater (GB 2.1, 88): H e r k u l e s Geschwäzze ist warr-

lich nicht m e i n Gefühl. Es ist nur dass man die Hansen3) bey der Perrücke zupft und Sachen sagt, die wie Du sprichst, n i e m a n d Wo r t haben will. 24. [Berlin] K. Lessing an Lessing (Briefe von und an Lessing. 1770−1776. Hsg. v. H. Kiesel u. a. Frankfurt 1988, 647f.): Göthens Götter, Helden und Wieland habe ich gelesen. Seine Erinnerungen über die Alceste sind, glaube ich, sehr richtig, und ich wundere mich, daß Wieland sich bei der Anzeige dieser Farce in seinem Merkur gar nicht darauf einläßt, und mit Complimenten, die Gift und Galle verraten, darüber wegläuft. Da er sich über seine Alceste so weitläuftig ausgelassen, so würde es, glaube ich, desto schicklicher gewesen sein, auch die Erinnerungen umständlich zu beantworten. Hat er sich gleich nach der beliebten Allgem. Deutschen Bibliothek den Plan gemacht, über die meisten Bücher nur Recensiönchen oder Anzeigen zu liefern, so mußte er doch hier eine Ausnahme machen, weil er es schon mit seiner eigenen Alceste getan hatte.

1

) Anspielung auf den Anfang von Wielands Götz-Rez. ) Wielands Briefe an einen Freund über das deutsche Singspiel, Alceste. 3 ) Ähnliche Redewendung oben 15. Sept 1773: an Kestner gD. 2

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Mai 24. [Anonym. Rez.] Frankfurter gelehrte Anzeigen, 24. Mai 1774 (Braun 1, 34): Der kräftige Dialog dieser Farce wird gewiß Beyfall finden, ob schon die dialogisirenden Personen lauter Dii ex machina sind. Wie diese dazu kommen, um an dem Gespräche Antheil zu nehmen, will manchem ein Räthsel seyn. Man höre auch nur: Mercurius, Charon, Euripides, ein Litterator, Admet, Alceste, Wielandsschatten in der Nachtmütze, ein Mädchen, Herkules und Pluto. − Diese sind die handelnden Personen, und diese alle, nur eine und etwa einige Figuranten ausgenommen, fahren der Alceste Wielands übel mit. Er soll das Costüme durchaus verfehlt, von Tugend und Laster nach dem Systeme der Herkulischen Zeiten sich unrechte Begriffe gemacht, die Kunst des Euripides in allem verfehlt, kurz − aus der Euripidischen eine schlechte deutsche Alceste gemacht haben. − Wir erwarten also eine beßre? Die Farce schließt sich, nachdem selbst Pluto des Geschwätzes müde wird, und Stillschweigen gebeut, sehr erbaulich. H e r c u l e s . So gehabt euch wohl, Herr Hofrath. W i e l a n d , erwachend. Sie reden was sie wollen: mögen sie doch reden, Was kümmerts mich. 29. [Lübeck] J. H. Voß d. Ä. an E. T. J. Brückner (SHL Kiel Cb 4.55:04): Göthe hat eine Farce drucken laßen: D i e G ö t t e r , H e l d e n u n d W i e l a n d , worin W. (ich weiß noch nicht, von welcher Seite) sehr mitgenommen wird. Arg muß ers gemacht haben, denn Boie, der Wieland in Weimar gesprochen, schreibt mir, daß W. unsre Epigrammen schon darüber vergeßen hätte.1) [Mai Ende/ Juni Anf.?]

[Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 89f.): . . . ich begreiffe die Menschen nicht, ich muss mich noch so offt über sie wundern, und daran spür ich dass ich iung binn. Sonst wenn ich von einem grosen Geiste hörte, so gab meine Einbildungskrafft dem Mann eine Stärcke, eine hohe Vorstellungsart, und übrige Apartinenzien [Reize], und nun wie ich sie kennen Lerne die Herrn, ist’s mit ihnen nicht besser, als einem eingeschränckten Mädgen deren Seele überall anstöst, und deren Eitelkeit mit einem Winckgen zu beleidigen ist. Ich dachte Wieland sollte sich so albern nicht gebärden.2) denn was ist an der ganzen Sache? Ich hab ihm ein Gartenhäusgen seines Papiernen Ruhms abgebranndt, ihm ein wächsern Desert Parterrgen3) verheert, kommt er darüber auser sich, was wird er erst gegen das Schicksaal toben, das mit unerhörter Impertinenz den Seschianischen Pallast [betr. Wielands Der goldene Spiegel, oder die Könige von Scheschian, 1772], mit soviel Kunstwerken und Kostbaarkeiten, die Arbeit sovieler HundertMenschenseelen, in vier und zwanzig Stunden in die Asche legt.4)

Juni ⎯ (s. „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“: Wieland, Rez. gD, EGW 6, 770)

1

) Allerdings äußerte Voß im Brief an Miller vom 10. Nov 1774 (BSB München, Vossiana 49), die Angriffe des Göttinger Hains sollen W.[ieland] mehr verdroßen haben, als G. Farce (unveröffentlicht; freundlicher Hinweis u. Transkription von Manfred v. Stosch, Düsseldorf). 2 ) Offenbar bezogen auf eine nicht überlieferte Äußerung Wielands gegenüber Sophie v. La Roche; zu Wielands Verstimmung s. auch oben 29. Mai 1774: Voß an Brückner. 3 ) Tafelschmuck künstlicher Blumen beim Dessert. 4 ) Anspielung auf den Weimarer Schloßbrand vom 6. Mai 1774.

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Juni ⎯ [Weimar] Wieland: Götter, Helden und Wieland. Eine Farce. Auf Subscription gedruckt. Leipzig 1774 (Der Teutsche Merkur 6, 3, Juni 1774, 351f.): Der Herr D . G ö t h e , Verfasser dieses Werkleins, nachdem er uns in seinem Götz von Berlichingen gezeigt hat, daß er S h a k e s p e a r seyn könnte, wenn er wollte: hat uns in dieser h e r o i s c h - k o m i s c h - f a r c i a l i s c h e n P a s q u i n a d e gewiesen, daß er, wenn er wolle, auch A r i s t o p h a n e s seyn könne. Denn so wie es ihm in diesem kritischen Wr e x e k e k e k K o a x K o a x beliebt hat, mit W i e l a n d und Wielands A l c e s t e sein Spiel zu treiben, so trieb es Aristophanes ehemals mit dem nehmlichen E u r i p i d e s ,1) welchen Hr. G ö t h e hier, mit der ihm eignen Laune, dem Verfasser des Singspiels Alceste auf den Kopf treten läßt. Wir empfehlen diese kleine Schrift allen Liebhabern der pasquinischen Manier als ein Meisterstück von P e r s i f l a g e und sophistischem Witze, der sich aus allen möglichen Standpunkten sorgfältig denjenigen auswählt, aus dem ihm der Gegenstand schief vorkommen muß, und sich dann recht herzlich lustig darüber macht, daß das Ding so schief ist! 1. [Frankfurt] An G. F. E. Schönborn (GB 2.1, 96): Auf Wielanden hab

ich ein schändlich ding drucken lassen, unterm Titel: G ö t t e r H e l d e n u n d W i e l a n d , e i n e F a r c e . Ich turlupinire ihn auf eine garstige Weise über seine moderne Mattherzigkeit in darstellung iener Riesengestalten der marckigen Fabelwelt. Ich will suchen euch nach und nach das Zeug2) durch Gelegenheit nach Marseille zu spediren, übers Meer kann das Porto nicht viel tragen. 2. [C. F. D. Schubart, Rez. in:] Deutsche Chronik, 2. Juni 1774 (Braun 1, 35): Hier liegt eine Posse*)3) vor mir, die mich fast zu tod ärgert . . . Nicht als wenn diese Posse schlecht geschrieben wäre; nein! ein Meisterstück ist sie, und niemand kann so dialogisiren, als der Verfasser des G ö z von B e r l i c h i n g e n . Nur der Angrif auf unsern W i e l a n d , dem wir in aller Absicht so viel zu danken haben, mißfällt mir . . . Keine Gelehrte sind zu Ungezogenheiten, Zänkereyen und wechselseitigen Beschimpfungen geneigter, als die Deutschen . . . Und itzt auch [Angriffe auf] Wieland! − Nicht von einem Kleingeiste, sondern von einem Manne von Genie. Wenn Liliputier mit ihren Nadelpfeilchen auf einander schießen; so lacht man. Wenn aber Brobdingrags ihre Riesenfäuste heben: dann zittert man vor Gefahr. − Und Gefahr ist’s für unsere Literatur, wenn sich die besten Köpfe entzweyen, und ihr Feuer, das sie zu unsterblichen Werken verschwenden sollten, in Zank- und Schmähschriften weglodern lassen. 4. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 90): Ich begreiffe nicht wie

Wiel.[and] sich über die Farce so ungebärdig stellen konnte.4) Dass ich eine Schandschrifft auf die Jakobi [Das Unglück der Jacobis] gefertigt habe ist wahr, allein gedruckt ist sie nicht, soll auch nie aus meinen Händen kommen. Wie denn die Farce nie gedruckt worden wäre, wenn ich sie nicht Freunden kommunizirt hätte. 4. (s. „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“: Jacobi an Wieland gD, EGW 6, 772) 27. (s. „Ein Fastnachtsspiel . . . vom Pater Brey“: Lavaters Tagebuch gD) 1

) In der Komödie Die Frösche, in der im Hades ein Dichterwettstreit zwischen Aischylos u. Euripides stattfindet. 2 ) Gemeint außerdem Werther u. Clavigo. 3 ) Fußnote: *) Warum dann Farce? Weg mit französischem Plunder, wo wir ihn entbehren können. 4 ) Eine entsprechende Äußerung ist nicht bekannt.

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GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

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Juli 31. [Zürich] Bodmer an J. H. Meister (Bode 1, 63): Herders Jünger, der das Persiflage gegen Wieland geschrieben, heißt Goethe und nicht Göze . . . Er hat nur Peccadilles [kleine Sünden] an Wieland gerüget, und dieses wie ein Gaukler. Die Übeltaten hat er durchschlüpfen lassen. [Aug [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 113): Dabord que Wieland ca. 20.?] est curieux de Savoir ce que je ferois de lui, si le hasard me la menoit –

il est perdu – vous m’entende´s bien.1) ?

28. [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 117): . . . heut d. 28ten

schick ich Ihnen beyde Briefe zurück.2) Danck vielen danck. O lassen Sie mich immer was von meinem Nachbaar Gorgias3) hören. Sie sollen auch dafür was hören mit der Zeit. Okt 13. [Düsseldorf] W. Heinse an Gleim (Bode 1, 69): Und sein „Götter, Helden und Wieland“, ein Werk von herkulischer Stärke, wenn man’s recht und Zeile vor Zeile durchdenkt und durchfühlt und wofür Wieland immer seine „Musarion“ geben würde, wenn er’s vernichten könnte, kömmt in keine große Betrachtung, wenn man ihn persönlich reden hört.4) 15. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 302): Die Aufforderung oder der Zuruf, man müsse den wankenden Götzen Wieland vollends niederreißen, ist mir nicht durch Göthen zu Ohren gekommen; dieser spottete nur, ohne jene lächerliche Rede anzuführen, der Schurken und Narren, welche sich in den Kopf gesetzt hatten, er wolle und müsse an Wieland zum Ritter werden. Nov ⎯ [C. H. Schmid:] Fortsetzung der kritischen Nachrichten vom Zustande des teutschen Parnasses (Der Teutsche Merkur, Nov 1774; Mandelkow 1, 22): Solche Arbeiten [z. B. Werther] sind unstreitig verdienstlicher, als Einfälle von der Art, wie Hr. Goethe in einer splenetischen Stunde hatte, Götter, Helden und Wieland zu kontrastieren; worüber der ’Merkur‘ bereits das Nötige gesagt hat.5) 20. [Zürich] Bodmer an Pfarrer Schinz (Bode 1, 87): Ich schrieb Herrn La[vater] nur, er sollte Goethen sagen, daß er seine Herkunft beschleunige; ich möchte ihn gern sehn und könnte nicht lange mehr auf ihn warten. Welche Niederträchtigkeit, wenn ich nicht ruhig sterben könnte, ohne den Mann zu sehn, der die Farce „Die Götter, Helden und Wieland“ geschrieben hat! Dez 13. [Mainz] Graf v. Schlitz an seine Frau Friederike Karoline (JbFDH 1909, 325): . . . puis dites-lui [Wieland] que nous avons parle´ Gœthe `a Francfort, qu’il est enthousiasme´ pour lui, qu’il convient de ses torts, mais qu’il dit que ces momens faibles l’emportent quelque-fois et qu’alors il ne se peut re´fuser `a la plaisanterie. [22.] [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 149): Ich war in Maynz!

dahin nachgereist Wielands Prinzen, das ein treflicher Mensch ist. Ich

1

) Offenbar bezogen auf eine nicht überlieferte Äußerung Wielands gegenüber Sophie v. La Roche. 2 ) Darunter offenbar ein nicht erhaltener Brief Wielands mit Äußerung über G’s Verhalten. 3 ) Wieland, in Anspielung auf eine Figur Gorgias in dessen satirischer Erzählung Stilpon oder über die Wahl eines Oberzunftmeisters von Megara (GB 2.2, 311). 4 ) Heinse hatte G im Juli 1774 in Elberfeld kennen gelernt u. ihn auf einer Reise nach Köln begleitet. Offenbar hat G sich dort zurückhaltend über die Farce geäußert. 5 ) s. oben 1774 Juni: Wieland: Götter, Helden und Wieland.

1774

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

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hab von da aus Wielanden geschrieben, es fiel mir so ein, hab auch eine Antwort, wie ich sie vorfühlte.1) Dez 23. [Karlsruhe] Knebel an F. J. Bertuch (GG 1, 127f.): [Bericht über die persönliche Begegnung mit G] Goethes Kopf ist sehr viel mit Wielands Schriften beschäftigt. Daher kommt es, daß sie sich reiben. Goethe lebt in einem beständigen innerlichen Krieg und Aufruhr, da alle Gegenstände aufs heftigste auf ihn würken. Daher kommen die Ausfälle seines Geistes, der Mutwillen, der gewiß nicht aus bösem Herzen, sondern aus der Üppigkeit seines Genies [fließt]. Es ist ein Bedürfnis seines Geistes, sich Feinde zu machen, mit denen er streiten kann; und dazu wird er nun freilich die schlechtsten nicht aussuchen. Er hat mir von allen denen Personen, auf die er losgezogen ist, mit ganz besondrer empfundner Hochachtung gesprochen . . . so fing er [G] mir einmal des Abends in Mainz ganz traurig an: „Nun bin ich mit all den Leuten wieder gut Freund, den Jacobis, Wieland − das ist mir gar nicht recht. Es ist der Zustand meiner Seele, daß, so wie ich etwas haben muß, auf das ich eine Zeitlang das Ideal des Vortrefflichen lege, so auch wieder etwas für das Ideal meines Zorns. Ich weiß, das sind lauter vortreffliche Leute; aber just deshalb; was kann ich ihnen schaden? . . .“ 24. [Weimar] Wieland an Knebel (Wieland BriefeAA 5, 322): Il me semble que Mr. Goethe est plus `a meˆme de faire des voyages que moi. Il m’a ´ecrit une petite lettre, qui au premier moment m’a f a i t u n e s u r p r i s e par un air de naivete´ qu’elle porte; cependant apre`s l’avoir bien lue et relue, j’ai vu ce que tout le monde y voit (car je la laisse lire `a qui veut): que le Seigneur Goethe n’a eu d’autre ide´e que de se mocquer de moy. 28. [Zürich] Bodmer an J. H. Meister (Bode 1, 94): Seine [G’s] „Alceste, Götter und Wieland“ ist eine Farce wie die Farce [Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes] auf [C. F.] Bahrdts Übersetzung des Neuen Testamentes in der modernen Schönschreiberei. Wie da die vier Evangelisten mehr als Bahrdt persifliert, prostituiert werden, so sind in jenem Stück Euripides, Herkules mehr zu Narren gemacht als Wieland. Goethe verfertiget Narrenkappen mit Schellen, die er dann ehrbaren Männern ansetzet; die Gassenjungen laufen ihm nach und erheben Hue´es [Hohngeschrei]. Goethe hätte doch nicht nötig gehabt, Persiflage anzuwenden. Wielands „Alceste“ ist in sich selbst schlecht genug, nichts weniger als griechisch . . .

1775 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 202) (AA-DuW 1, 643): [Zu G’s Ent-

schluß, nach Weimar zu gehen] Meine Anhänglichkeit an den Herzog von dem ersten Augenblicke an, meine Verehrung gegen die Prinzessin, die ich schon so lange, obgleich nur von Ansehn kannte, mein Wunsch Wielanden, der sich so liberal gegen mich betragen hatte, persönlich etwas freundliches zu erzeigen und an Ort und Stelle meine halb muthwilligen halb zufälligen Unarten wieder gut zu machen, waren Beweggründe genug, die auch einen leidenschaftslosen Jüngling hätten aufreizen, ja antreiben sollen.

1 2

) Beide Briefe nicht erhalten. ) Geschrieben vor 3. Juni 1813 (Diktat John), Abschrift John Dez 1830.

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GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1775



⎯ [Anonym. Rez.] Almanach der deutschen Musen 1775 (Braun 1, 133): Wer da im Stande ist, auch bey Farcen auf den philosophischen Grund hindurchzusehn, wird für und wider das Modernisiren alter Geschichten für unsre Bühne manches philosophiren . . . Wer . . . Witz belachen kann, ohne an den Absichten desselben gegen Sache und Person Theil zu nehmen, wird sich hier so gut unterhalten, als in Aristophanes Fröschen.



⎯ [C. F.] N.[icolai, Sammelrez.], in: Allgemeine deutsche Bibliothek, 1775, Bd 26, 1. Stück (Braun 1, 213): Die drey ersten Stücke [Prolog zu den neuesten Offenbarungen Gottes, Götter Helden und Wieland u. Neueröfnetes moralisches und politisches Puppenspiel] sind . . . Hn. G ö t h e . . . zugeschrieben worden. Es ist vielleicht eine Zeit gewesen, wo er geglaubt hat, er dürfe sich über alle angenommene Anständigkeit hinaus setzen, dürfe jeden mit Namen nennen, dürfe von jedem sagen, was ihm gut dünke u. s. w. Wenn wir aber nicht irren, so ist diese Zeit schon vorbey, oder wird nächstens vorbey seyn.

Jan

27. [Frankfurt] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 330f.): Ich soll die Hand aufs Herz legen, trauter Freund, und zeugen, ob der außerordentliche Beifall, den Göthe Ihrer Cantate des Apollo im Midas gegeben, nicht Persiflage sey. O tausendmal kann ich hierüber die Hand aufs Herz legen und zeugen, daß dieser Beifall so ganz und so innig gewesen, als einer seyn kann. Wenn Sie mit Göthe’s epischem Shandysmus bekannter wären, so würden Sie darin nichts Unbegreifliches finden. Ueberdieß ist Persiflage Göthe’s Lieblingsfigur nicht, ja, ich dürfte wohl behaupten, daß er niemals derselben sich bediene, denn immer ist seine Ironie offenbarer, deutlicher Spott.

Febr

8. [Wolfenbüttel] Lessing an Wieland (Briefe von und an Lessing. 1770−1776. Hsg. v. H. Kiesel u. a. Frankfurt 1988, 694): Vor einiger Zeit . . . hätte ich Ihnen bei einem Haar einen . . . Beitrag [für den Teutschen Merkur] zugeschickt. Meine eignen Grillen nemlich über die Alceste des Euripides; auf Veranlassung des eben so albern als hämischen Angriffs von Göthen? Aber nicht wahr, es ist eben so gut, daß ich das Ding zurückbehalten?

[8. [Frankfurt] An Johanna Fahlmer (GB 2.1, 163): Wieland ist und bleibt od. 9.?] ein Scheiskerl vid. pag. 96 Beygehenden Merkurii.1) Ewige Feindschafft

sey zwischen meinem Saamen und ihrem Saamen.2) 11. [Mannheim] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 332): Göthe verdenkt Ihnen keineswegs, daß Sie, zur Verbesserung Ihrer Umstände, sich mit einer litterarischen Manufactur abgeben . . . Wenn aber Göthe in W i e l a n d ’ s Merkur über Kunst, Künstler und Kunstsachen, kurz über Dinge des Genie’s, schiefe, verkehrte, nach seinem Gefühle alberne Urtheile und We g w e i s e r e i e n findet, so ärgert er sich, und jammert, daß W i e l a n d über’s Herz bringen muß, dergleichen herauszugeben. Apr 27. [Basel] I. Iselin an J. R. Frey (Bode 1, 120): Er [G] ist auch der Verfasser von „Götter, Helden und Wieland“, das wir einmal zusammen gelesen haben . . . Der Herr Wieland, den bisher alle Welt fürchtete, zittert jetzt vor ihm. ?

Aug 14. [Königsberg] Hamann an Herder (Ziesemer − Henkel 3, 205): Göthens Arlequinspeitsche ist nicht gantz nach meinem Geschmack; wiewol sie vielleicht das beste Mittel bey gegenwärtiger B a r b a r e y zu seyn scheint.

Sept

8. (s. „Erklärung über Heinrich Leopold Wagner . . .“: W. Heinse an Gleim gD, EGW 4, 167)

1

) Teutscher Merkur 9, 1 (Jan 1775), Wielands kritische Äußerungen über Lenz’ Anmerkungen übers Theater (Leipzig 1774). 2 ) Anspielung auf 1 Mose 3,15.

1775

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

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Sept 30. [Straßburg] J. M. R. Lenz an Herder (Freye − Stammler 1, 132): Sobald ich aber zu Gelde komme, laß ichs [Lenz’ Wolken] auf meine Kosten drucken in Kehl, wo ich „Götter, Helden und Wieland“ drucken ließ. Okt 27. (s. „Erklärung über Heinrich Leopold Wagner . . .“: Wieland an Lavater gD, EGW 4, 167f.) Dez 28. [Leipzig] C. F. Nicolai an Merck (Leuschner 1, 601): Wenn es Hrn. G. einfallen sollte mit mir zu spielen wie die Katze mit der Maus spielet,1) oder wie er mit Wieland gespielt hat, und noch spielet, so dürfte es ihn gereuen. Denn ich weiß, ohne mich rühmen zu wollen, daß ich vor dem Publikum sehr bald mit ihm fertig werden wollte.

1776 Jan

17. [Zürich] Bodmer an Pfarrer Schinz (Bode 1, 156): Es ist gewiß, daß Goethe und Wieland einen Syncretisme errichtet haben . . . Die Niederträchtigkeit des Menschen ist groß, der die „Götter, Helden und Wieland“ geschrieben und itzt den Helden seiner Farce umarmt. 19. [Darmstadt] Merck an C. F. Nicolai (Leuschner 1, 611): Ich mag nun für G. die Litaney nicht wieder anfangen, allein das muß ich Ihnen doch aufrichtig versichern, daß Er mit Wielanden nicht spielt, daß er vielen Muthwillens, aber keiner Duplicität [Doppelzüngigkeit] fähig ist, und daß wenn Sie mit ihm auf einige Abende nur so nahe wie Wieland zusammengesperrt würden, sie einander eben so lieb gewinnen würden, wie zwey Eheleute die sich scheiden wolten die aber der kluge Amtmann zum Schlafengehen miteinander beredet hat.

Febr

3. [Kopenhagen] F. L. v. Stolberg an J. M. R. Lenz (Bode 1, 160): In Deutschland ist mir in Weimar vorzüglich wohl worden . . . Unser lieber Wolf [G] lebt dort herrlich und in Freuden, weil von allen geliebt, ist sogar ein Herzensfreund von Wieland. Ich hätte wohl die erste Umarmung sehen mögen! Mir kamen sie zuweilen vor wie der Herkules in der „Alceste“ [von Wieland] und der Herkules in Wolfs Farce [Götter Helden und Wieland].

1777 März (?) [Berka] J. M. R. Lenz an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 598): Es scheint Lieber! Du weißt nicht oder willst nicht wissen, wer die Ursache des ganzen Litterarischen Lärmens gegen dich war. Ich ließ G ö t t e r H e l d e n u n d W i e l a n d drucken und ohne mich hätten sie das Tageslicht nimmer gesehen. Ich hätte dirs in Weymar [1776] gesagt, ich fürchtete aber es würde zuviel auf einmal geben. Einmal aber muß es vom Herzen ab . . . Apr 13. [Halberstadt] Gleim an F. J. Bertuch (Bode 1, 212f.): Ich fürchtete mich vor Goethe. Nicht vor seinem Genius, den liebe ich, sondern vor seinem ausgelassenen Satyr, der den besten der Menschen, meinen Wieland, und meinen Jacobi so boshaft, ehe er sie kannte, den Menschen lächerlich machte. Diese Furcht hat unser Jacobi mir genommen. Goethe gereut es, daß er seinen Satyr an der Kette nicht ließ. Das ist mir genug.

1

) Betr. mögliche Angriffe G’s. Kritik an Nicolai z. B. in der G zugeschriebenen Satire Prometheus Deukalion und seine Recensenten von Wagner (EGW 4, 163−68).

742

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1779

1779 ⎯

⎯ Biographische Einzelnheiten (W 36, 230f.): [Besuch in Sesenheim

1779] Ich besuchte auf dem Wege F r i d e r i c k e B r i o n . . . Sie klärt mich über die Absicht auf, die er [Lenz] gehabt mir zu schaden und mich in der öffentlichen Meinung und sonst zu Grunde zu richten, weßhalb er denn auch damals die Farce gegen Wieland drucken lassen. Mai 14. [Weimar] An Ch. v. Stein (Br 4, 37): Von denen zwey Exemplaren1) schicken Sie ein’s der Waldnern [Adelaide Waldner v. Freundstein]. Da Sie kleine Herzgen durch mich verschencken, ist’s billig dass ich Sie zur Austheilerinn meiner geringen Geists Produckte mache . . . Ich habe das Zeug heute früh durchgeblättert, es dünckt einen sonderbaar wenn man die alt abgelegten Schlangenhäute auf dem weisen Papier aufgezogen findet. Mai Gedichte, Nachlaß (W 5.1, 161): Der vierte Theil meiner Schriften, Mitte Berlin 1779 bei Himburg. Lang verdorrte, halbverweste Blätter vor’ger Jahre, Ausgekämmte, auch geweiht’ und abgeschnittne Haare, Alte Wämser, ausgetretne Schuh’ und schwarzes Linnen (Was sie nicht um’s leid’ge Geld beginnen!) Haben sie für baar und gut Neuerdings dem Publicum gegeben. Was man andern nach dem Tode thut, Thut man mir bei meinem Leben. Doch ich schreibe nicht um Porzellan noch Brot, Für die Himburg’s bin ich todt.

1780 Okt 24. [Pempelfort] F. H. Jacobi an W. Heinse (Brüggen − Sudhof I 2, 209): Mir fällt bey dieser Gelegenheit [von G’s Die Vögel] ein, daß Leßing von der Farce Götter, Helden und Wieland sagte, Göthe hätte darinn bewiesen, daß er noch viel weiter als Wieland entfernt sey den Euripides zu verstehen. Göthes Ideen darüber seyen der klareste Unsinn, wahrhaft tolles Zeug. Es sey unverantwortlich von Wieland, daß er dieses damals nicht ins Licht gestellt habe.

1781 Nov 21. [Halberstadt] Gleim an F. H. Jacobi (Bode 1, 276): Alle meine Freunde waren sterblich in den Engel Goethe verliebt. In seinen Schriften aber fand ich keinen Engel. „Götter, Helden und Wieland“ . . . wies ihn mir aus zweien Köpfen, den einen eines Engels . . . den andern eines bösen Geistes.

1

) Bd 4 der Ausgabe s3 (bei Himburg 1779), darin u.a. Götter Helden und Wieland (S. 161−94).

1797

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

743

1797 Nov

4. (s. „Hermann und Dorothea“: Gleim an J. H. Voß gD)

1798 Jan

23. (s. „Hermann und Dorothea“: Gleim an J. H. Voß gD)

1813 März 13., 15. u. 16. (s. „Dichtung und Wahrheit“ gD, EGW 2, 446)

1824 Febr 29. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 100): Ich redete ihm zu, sowohl seine Götter, Helden und Wieland als auch seine Briefe des Pastors in diese neue Edition [Ausg. letzter Hand] mit aufzunehmen. „Ich habe, sagte Goethe, auf meinem jetzigen Standpunkt über jene jugendlichen Produktionen eigentlich kein Urteil. Da mögt Ihr Jüngeren entscheiden. Ich will indes jene Anfänge nicht schelten; ich war freilich noch dunkel und strebte in bewußtlosem Drange vor mir hin, aber ich hatte ein Gefühl des Rechten, eine Wünschelrute, die mir anzeigte wo Gold war.“1)

1826 Nov 28. Zum Kyklops des Euripides2) (W 42.2, 467): Wie schwer es ist, sich

aus den Vorstellungsarten seiner Zeit herauszuarbeiten, besonders wenn die Aufgabe so gestellt ist, daß man sich in höhere, uns unerreichbare Zustände versetzen müsse, begreift man nicht eher als nach vielen theils vergeblichen, theils auch wohl gelungenen Versuchen. Von meinen Jünglingszeiten an trachtete ich mich mit griechischer Art und Sinne möglichst zu befreunden, und mir sagen zuverlässige Männer, daß es auch wohl gelungen sey. Ich will hier nur an den Euripidischen Herkules erinnern, den ich [in Götter Helden und Wieland] einem modernen und zwar keineswegs verwerflichen Zustande entgegengesetzt hatte. In jenem Bestreben, es sind nunmehr gerade funfzig Jahre, bin ich immer fortgeschritten und auf diesem Wege habe ich jenen Leitfaden nie aus der Hand gelassen.

1

) In G’s Vorschlag zu einer vollständigen Ausgabe zu Goethe’s Nachlaß von ihm selbst entworfen von 1822 Götter Helden und Wieland nicht enthalten (W 41.2, 400ff. u. QuZ 2, 33, Anm.). 2 ) s. „Zum Kyklops des Euripides“, EGW 4, 231−34.

744

GÖTTER HELDEN UND WIELAND. EINE FARCE

1828

1828 Juni

5. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1123): Goethes Farce gegen Wieland hat ihm [Lessing] ohne Zweifel den größten Spaß gemacht. Seiner Gesinnung über Wieland zufolge muß er Dich beneidet haben um diese Farce die er am liebsten selber gemacht hätte.1)

1829 Okt 22. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: W. Reichel an G gD) Nov

8. Hernach Herr Professor Riemer zu Tische. Wir gingen [für Ausg. letz-

ter Hand] die Dramas von 1773 und 74 durch und hatten sonst noch angenehme litterarische Unterhaltungen. 14. An W. Reichel (Br 46, 152): Zu vermelden habe ich aber daß, durch die fahrende Post, zwey kleine dramatische Stücke abgesendet habe, welche wohl hinreichen werden den 23. [33.] Band schicklich zu füllen.2) Da es, wie ich aus Ihrem Schreiben vermuthen kann, noch Zeit ist, so wünsche daß diese beiden kleinen Hefte unmittelbar nach den Frankfurter Rezensionen und vor den jenaischen gedruckt werden, wo sie der Zeit, und einem gewissen Zusammenhange nach hingehören. 14. [Weimar] Herrn Factor Reichel, Manuscript zum 33. Bande, Augsburg. 19. [Augsburg] W. Reichel an G (QuZ 2, 636): Ew. Excellenz // Hochverehrtes geht so eben ein. Ich übergehe das in Ordnung befindliche − Gern vernehme ich die Absendung der Ergänzung des XXXIII. Bandes; allein z w i s c h e n hinein, also nach den Frankfurter Recensionen, kann ich sie nicht mehr setzen, da diese schon auf Bog. 8 schließen, und Bog. 12 bereits gedruckt ist. Ich lasse sie nun nach den Jenaischen folgen.3)

1830 Juli 6., (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: Tgb u. an Reichel gD) 7. u. 8.

1

PK

) Im Konzept heißt es außerdem: Ohne diese Farce wäre mir der treffliche Euripides vielleicht noch lange ein unbekannter Freund geblieben, denn ich hielt damals gewaltige Stücke auf Wieland der mir freilich über seine Schweizersche Lobrednerei zum ersten Male verdächtig war. Auch Professor Engel war gleicher Meinung. Da mir die Schweizerschen Arien besonders des Herkules, des Vielversprechenden, nicht gefielen hatte ich sie mir selber in Mus. gesetzt und als ich sie Engeln vorsang sagte dieser: ,recht brav! aber was wollen Sie sich mit solchem lumpigen Herkules abarbeiten; solchem Kerl gehört ein Kalbfell‘ (MA 20.3, 927). Zelter bezieht sich auf Lessings Brief an K. Lessing, 30. Apr 1774 (s. dort), abgedruckt in A. Nicolovius (Hsg.): Ueber Goethe. Literarische und artistische Nachrichten. T. 1. Leipzig 1828, 54. 2 ) Götter Helden und Wieland u. Prometheus (QuZ 2, 635). 3 ) Mit derselben Post verschickte Reichel die ersten Aushängebogen zum 33. Bd, weitere 1829 Dez 31. u. 1830 Febr 4. (QuZ 2, 643, 651).

1814

DAS GÖTTLICHE WUNDER

745

Das göttliche Wunder1)

E D

1814 Dez 30. Curiositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt; zur angenehmen Unterhaltung für gebildete Leser, IV 1 (1815) 28−32. − Darmstädter Echo, Nr. 200, 27. Aug 1949, hsg. von Hans-Joachim Weitz (als erw. Sonderdruck des Darmstädter Echo erneut hsg. am 31. Dez 1949) − H.-J. Weitz: Der einzelne Fall. Funde und Erkundungen zu Goethe. Weimar 1998, 64−78. − FA I 12, 1555−58.

Z

1814

Dez 30. Das göttliche Wunder aus dem Holländischen.2)

UM

1

) Mit einer Nachbemerkung versehene Übersetzung von: Jan Luyken: Het Goddelijck Wonder. Amsterdam, bei Jacobus Robyn, 1677. Bericht über eine Wunderheilung, erschienen zusammen mit einem Kupfer von Coenraet de Decker auf einem Einblattdruck; s. Abb. X. Zuschreibung der durch eine redaktionelle Vorbemerkung eingeleiteten Übersetzung u. der mit G. gezeichneten Nachbemerkung an G durch Weitz (s. auch Hagen Nr. 698); ihm folgt L. Forster: Goethe und Jan Luyken: Das Göttliche Wunder. In: Studien zur Goethezeit. Erich Trunz zum 75. Geburtstag. Hsg. von HansJoachim Mähl u. Eberhard Mannack. Heidelberg 1981, 45−54. Dort auch Abdruck des niederländischen Originals, das Weitz nicht vorlag, sowie Näheres zur Übersetzung. 2 ) G hat Luykens Text einfühlend und kongenial übersetzt (Forster 48). Bereits am 16. Sept 1784 schrieb G an Soemmerring über das Holländische, er wolle sich allenfalls durch die wunderliche Sprache durchfinden (Br 6, 357). − Weitz verweist auf die MotivParallele des im himmlischen Licht erscheinenden Jünglings im Göttlichen Wunder zum lichtbringenden Engel in G’s am Tag zuvor (29. Dez 1814) entstandenen Divan-Gedicht Siebenschläfer. − Woher G das Blatt kannte, ist ungewiß; vielleicht befand es sich unter den Zeichnungen, Kupferstichen u. Handschriften, die der Leipziger Kunsthändler J. G. Stimmel am 2. März 1814 zur Ansicht an G gesandt hatte (vgl. J. Grave: Der ideale Kunstkörper. Johann Wolfgang Goethe als Sammler von Druckgraphiken und Zeichnungen. Göttingen 2006, 471ff.). Vor seiner Abreise in die Rhein- u. Maingegenden im Juli 1814 übergab G die umfangreiche Sammlung an die Herzogl. Bibliothek (an C. A. Vulpius 24. Juli 1814; Br 24, 322), wo sie sich noch am Jahresende in der Obhut seines Schwagers Vulpius befand, der zugleich Bibliothekar u. Hsg. der Curiositäten war, deren Material weitgehend aus der Weimarer Bibliothek u. a. Bibliotheken stammte (s. Vulpius: Plan und Ankündigung dieser Zeitschrift. In: Curiositäten. Erster Band. I. Stück. 1811, 4).

746

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1769−1775

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel1)

E

1773 Jan? Febr−März Apr? 1773 Apr−Juni2) (Drucklegung)

D

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. 1773.3) − Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. Zwote Auflage.4) Frankfurt am Mayn bey den Eichenbergischen Erben 1774.5) − S 2 (1787) 1−2406) (nach s1 2, 1775, 3−1687)). − Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. Von Goethe. Ächte Ausgabe. Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, 1787. − A 5 (1807) 1−168 (nach S2 1, 1787, 197−3668)). − B 6 (1816) 1−168. − C1 8 (1827) 1−166. − W 8, 1−169, 309−39. − JG2 3, 172−282. − AA-Götz (Paralleldruck mit Geschichte Gottfriedens von Berlichingen . . . dramatisirt). − JG3 3, 175−297. − MA 1.1, 549−653. − FA I 4, 279−389 (nach ED).

Aufführungen (Auswahl) Berlin (durch H. G. Koch; Bearbeiter K. Lessing): 1774 Apr 12., 13., 14., 16.−18., 25., 28., Mai 10. u. 23., Juli 19., Aug 3., Nov 1., Dez 26.; 1775 Jan 10. u. 18., März 23.; (durch K. G. Döbbelin:) 1776 Mai 29. u. 30.; 1777 Jan 7., Juni 18., Juli 17., Aug 29.; (durch F. Fleck:) 1795 Febr 3., 4., 20., 22., Apr 21. Hamburg (durch F. L. Schröder) 1774 Okt 24.,9) 25. u. 31. Mannheim (durch W. H. v. Dalberg) 1786 Febr 17.,10) 19. u. 26.

Z

1769−1775



⎯ (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: Tag- und Jahres-Hefte 1769−1775 gD, EGW 6, 514)



⎯ Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften11) (W 42.1, 82): Von

1769 bis 1775 [:] . . . Götz von Berlichingen . . . 1

) Neue Bearbeitung des Götz von Berlichingen-Stoffes; s. die vorausgehende „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“ S. 514 u. die folgende „Götz von Berlichingen . . . Für die Bühne bearbeitet“ S. 794. Dazu ergänzend „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“ S. 50. 2 ) 16. Apr − 3. Mai war G in Darmstadt, um mit Merck den Druck zu befördern. 3 ) Das Werk erschien Juni 1773 ohne Verfasser- u. Ortsangabe, gedruckt in Darmstadt bei Johann Georg Wittich, im Selbstverlag von G u. Merck (H. Bräuning-Oktavio: Der Erstdruck von Goethes Götz v. Berlichingen. Darmstadt 1923). 4 ) Schon 1773 gab es 2 Nachdrucke, einer diente evtl. als Vorlage für die ganz korrekte Zwote Auflage 1774 (Leuschner 1, 451, Gräf II 3, 20), die nach Hagen 1, 72 auf dem ED basierte. 5 ) Titelvignette: Berlichingenwappen. 6 ) Titelkupfer s. Abb. XI. 7 ) D. Goethens Schriften. Zweyter Theil. Berlin, bey Christian Friedrich Himburg 1775 (Raubdruck). 8 ) Goethe’s Schriften. Erster Band, Leipzig, bey Georg Joachim Göschen 1787 (Nichtautorisierter Druck). 9 ) Rez. s. unten 1775 Juni (Der Teutsche Merkur). 10 ) Rez. s. unten 1786 Febr 17. 11 ) Geschrieben 1819 März.

1769−1775 ⎯

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

747

⎯ Ouvrages poe ´tiques de Goethe1) (W 53, 208): [1769−75] G ö t z v o n

B e r l i c h i n g e n , trage´die, hors des re`gles.

1771−1773 ⎯

⎯ (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: DuW Buch 13 gD, EGW 6, 518f.)

1771−1774 ⎯

⎯ (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: DuW Buch 12 gD, EGW 6, 520)

1771−1775 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit, Paralip. 152) (AA-DuW 2, 500): Diese Auf-

merksamkeit aufs Bedeutende in einer größern Welt- und Erfahrungsbreite setzte mich in den Stand, nach einigen Jahren mannigfaltigen Lebens, die größern Arbeiten aufzustellen, in welchen alle Theile interessant waren, und wo das Ganze, ungeachtet seiner anscheinenden Willkührlichkeit, noch immer in einer faßlichen Einheit erschien, indem ich mich aus der niedern mechanischen einengenden Technik zur höheren emporgearbeitet hatte. In diesem Sinne entstanden Werther, Götz v. Berlichingen und Egmond.

1772 [Juli (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: an Herder gD, EGW 6, 522) ca. 10.] ?

[Dez [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 1.1, 249): NB. mit Ende dieses Jahres 15.] . . . wird’s ein recht honettes Stück Arbeit geben.

1773 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 133) (AA-DuW 1, 472−75): Ohne . . . an

dem ersten Manuscript irgend etwas zu verändern, welches ich wirklich

1

) Geschrieben 1823 Aug 21. ) Entstanden 1810 Okt/Nov. 3 ) Geschrieben 1813 Mai 19. − In den Schemata zu DuW Teil 3 Götz von Berlichingen erwähnt in Paralip. 1 (AA-DuW 2, 445): Eigene[r] Verlag Druck desselben; Paralip. 2,1 (ebd. 448): Berlichingen Ausg. auf eigne Kosten; Paralip. 6 (ebd. 461): Gotz von Berlichingen Selbst Verlag mit Merck (Beyspiel von Bode und Lessing); Paralip. 110 (ebd. 576): Goetz von Berlichingen geschrieben . . . Götz umgeschrieben und gedruckt. 2

748

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1773

noch in seiner Urgestalt besitze,1) nahm ich mir vor, das Ganze umzuschreiben, und leistete dieß auch mit solcher Thätigkeit, daß in wenigen Wochen ein ganz erneutes Stück vor mir lag. Ich ging damit um so rascher zu Werke, je weniger ich die Absicht hatte, diese zweyte Bearbeitung jemals drucken zu lassen, sondern sie gleichfalls nur als Vorübung ansah, die ich künftig, bey einer mit mehrerem Fleiß und Ueberlegung anzustellenden neuen Behandlung, abermals zum Grunde legen wollte. Als ich nun mancherley Vorschläge, wie ich dieß anzufangen gedächte, Merken [Merck] vorzutragen anfing, spottete er mein und fragte, was denn das ewige Arbeiten und Umarbeiten heißen solle? Die Sache werde dadurch nur anders und selten besser; man müsse sehn, was das Eine für Wirkung thue, und dann immer wieder was Neues unternehmen.2) − „Bey Zeit auf die Zäun’, so trocknen die Windeln“! rief er sprüchwörtlich aus; das Säumen und Zaudern mache nur unsichere Menschen. Ich erwiederte ihm dagegen, daß es mir unangenehm seyn würde, eine Arbeit, an die ich so viele Neigung verwendet, einem Buchhändler anzubieten, und mir vielleicht gar eine abschlägliche Antwort zu holen: denn wie sollten sie einen jungen, namenlosen und noch dazu verwegenen Schriftsteller beurtheilen? . . . Hier ward nun meines Freundes technisch mercantilische Lust auf einmal rege. Durch die Frankfurter Zeitung [Frankfurter gelehrte Anzeigen] hatte er sich schon mit Gelehrten und Buchhändlern in Verbindung gesetzt, wir sollten daher, wie er meynte, dieses seltsame und gewiß auffallende Werk auf eigne Kosten herausgeben, und es werde davon ein guter Vortheil zu ziehen seyn; wie er denn, mit so vielen andern, öfters den Buchhändlern ihren Gewinn nachzurechnen pflegte, der bey manchen Werken freylich groß war, besonders wenn man außer Acht ließ, wie viel wieder an anderen Schriften und durch sonstige Handelsverhältnisse verloren geht. Genug, es ward ausgemacht, daß ich das Papier anschaffen, er aber für den Druck sorgen solle; und somit ging es frisch ans Werk, und mir gefiel es gar nicht übel, meine wilde dramatische Skizze nach und nach in saubern Aushängebogen zu sehen: sie nahm sich wirklich reinlicher aus, als ich selbst gedacht. Wir vollendeten das Werk, und es ward in vielen Paketen versendet. Nun dauerte es nicht lange, so entstand überall eine große Bewegung; das Aufsehn das es machte, ward allgemein. Weil wir aber, bey unsern beschränkten Verhältnissen, die Exemplare nicht schnell genug nach allen Orten zu vertheilen vermochten, so erschien plötzlich ein Nach1

) Reinschrift GSA 25/XXXV,1. − Vgl. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“ 1824 Okt 27.: F. v. Müller, Tagebuch u. 1830 Jan 31.: C. A. v. Sachsen-Weimar, Erinnerungen (S. 525f.). 2 ) Vgl. hierzu unten 1801 Jan 11./Febr: J. D. Falk, Aus dem Nachlaß u. 1824 Nov 9.: Eckermann, Gespräche.

1773

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

749

druck;1) und da überdieß gegen unsere Aussendungen freylich sobald keine Erstattung, am allerwenigsten eine baare, zurückerfolgen konnte: so war ich, als Haussohn, dessen Casse nicht in reichlichen Umständen sein konnte, zu einer Zeit, wo man mir von allen Seiten her viel Aufmerksamkeit, ja sogar vielen Beifall erwies, höchst verlegen, wie ich nur das Papier bezahlen sollte, auf welchem ich die Welt mit meinem Talent bekannt gemacht hatte. Merck, der sich schon eher zu helfen wußte, hegte dagegen die besten Hoffnungen, daß sich nächstens alles wieder in’s Gleiche stellen würde; ich bin aber nichts davon gewahr worden. Schon bey den kleinen Flugschriften, die ich ungenannt herausgab,2) hatte ich das Publicum und die Recensenten auf meine eignen Kosten kennen lernen, und ich war auf Lob und Tadel so ziemlich vorbereitet, besonders da ich seit mehreren Jahren immer nachging und beobachtete, wie man die Schriftsteller behandle, denen ich eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Hier konnte ich selbst in meiner Unsicherheit deutlich bemerken, wie doch so vieles grundlos, einseitig und willkürlich in den Tag hinein gesagt wurde. Mir begegnete nun dasselbe, und wenn ich nicht schon einigen Grund gehabt hätte, wie irre hätten mich die Widersprüche gebildeter Menschen machen müssen! So stand z. B. im deutschen Merkur eine weitläuftige wohlgemeynte Recension, verfaßt von irgend einem beschränkten Geiste.3) Wo er tadelte, konnte ich nicht mit ihm einstimmen, noch weniger wenn er angab, wie die Sache hätte können anders gemacht werden. Erfreulich war es mir daher, wenn ich unmittelbar hinterdrein eine heitere Erklärung Wielands4) antraf, der im Allgemeinen dem Recensenten widersprach und sich meiner gegen ihn annahm. Indessen war doch jenes auch gedruckt, ich sah ein Beyspiel von der dumpfen Sinnesart unterrichteter und gebildeter Männer; wie mochte es erst im großen Publicum aussehn! Das Vergnügen, mich mit Merken [Merck] über solche Dinge zu besprechen und aufzuklären, war von kurzer Dauer: denn die einsichtsvolle Landgräfinn [Caroline] von Hessendarmstadt nahm ihn, auf ihrer Reise nach Petersburg, in ihr Gefolge . . . Allein ich blieb . . . dadurch auf längere Zeit sehr einsam,5) und entbehrte gerade in dieser wichtigen Epoche seiner aufklärenden Teilnahme, deren ich denn doch so sehr bedurfte. Denn wie man wohl den Entschluß faßt Soldat zu werden und in den Krieg zu gehen, sich auch 1

) Bekannt sind zwei Nachdrucke aus dem Jahre 1773 (Gräf II 3, 20). ) Von Deutscher Baukunst (EGW 2, 314), Brief des Pastors zu *** an den neuen Pastor zu *** (EGW 1, 431) u. Zwo wichtige bisher unerhörte Biblische Fragen. 3 ) Verf. der Rez. im Teutschen Merkur (1773, Bd. 3, 267−87) C. H. Schmid. 4 ) Wieland kündigte in einer Anm. zur Rez. eine ausführliche Replik an (vgl. Z Sept 1773), die 1774 erschien, s. unten Mitte Mai 1774: Wieland: Ueber das Schauspiel, Götz von Berlichingen. 5 ) Merck war zwischen Mitte Mai u. 20. Dez nicht in Darmstadt. 2

750

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1773

muthig vorsetzt, Gefahr und Beschwerlichkeiten zu ertragen, sowie auch Wunden und Schmerzen, ja den Tod zu erdulden, aber sich dabey keineswegs die besonderen Fälle vorstellt, unter welchen diese im Allgemeinen erwarteten Uebel uns äußerst unangenehm überraschen können: so ergeht es einem Jeden der sich in die Welt wagt, und besonders dem Autor, und so ging es auch mir. Da der größte Theil des Publicums mehr durch den Stoff als durch die Behandlung angeregt wird, so war die Theilnahme junger Männer an meinen Stücken meistens stoffartig. Sie glaubten daran ein Panier zu sehn, unter dessen Vorschritt alles was in der Jugend Wildes und Ungeschlachtes lebt, sich wohl Raum machen dürfte, und gerade die besten Köpfe, in denen schon vorläufig etwas Ähnliches spukte, wurden davon hingerissen. Ich besitze noch von dem trefflichen und in manchem Betracht einzigen [G. A.] B ü r g e r einen Brief, ich weiß nicht an wen1), der als wichtiger Beleg dessen gelten kann, was jene Erscheinung damals gewirkt und aufgeregt hat. Von der Gegenseite tadelten mich gesetzte Männer, daß ich das Faustrecht mit zu günstigen Farben geschildert habe, ja sie legten mir die Absicht unter, daß ich jene unregelmäßigen Zeiten wieder einzuführen gedächte. Noch andere hielten mich für einen grundgelehrten Mann, und verlangten, ich sollte die Originalerzählung des guten Goetz neu mit Noten herausgeben; wozu ich mich keineswegs geschickt fühlte, ob ich es mir gleich gefallen ließ, daß man meinen Namen auf den Titel des frischen Abdrucks zu setzen beliebte.2) Man hatte, weil ich die Blumen eines großen Daseyns abzupflücken verstand, mich für einen sorgfältigen Kunstgärtner gehalten. Diese meine Gelahrtheit und gründliche Sachkenntniß wurde jedoch wieder von andern in Zweifel gezogen. Ein angesehener Geschäftsmann macht mir ganz unvermuthet die Visite. Ich sehe mich dadurch höchst geehrt, und um so mehr, als er sein Gespräch mit dem Lobe meines Götz von Berlichingen und meiner guten Einsichten in die deutsche Geschichte anfängt; allein ich finde mich doch betroffen als ich bemerke, er sey eigentlich nur gekommen um mich zu belehren, daß Goetz von Berlichingen kein Schwager von Franz von Sickingen gewesen sey,3) und daß ich also durch dieses poetische Ehebündniß gar sehr gegen die Geschichte verstoßen habe. Ich suchte mich dadurch zu entschuldigen, daß Goetz ihn selber so nenne; allein mir ward erwiedert, daß dieses eine Redensart sey, welche nur ein näheres freundschaftliches Verhältniß ausdrücke, wie man ja in der neueren Zeit die Postillone auch Schwager nenne, 1

) Vgl. unten 8. Juli 1773: Bürger an H. Chr. Boie. Brief erhalten durch J. H. Voß d. J.; s. in „Autographa“ 14. März 1807: Voß an G (S. 693). 2 ) Die Neuauflage 1775 der Lebensbeschreibung des Herrn Gözens von Berlichingen (von 1731) erwähnt G nicht auf dem Titel, sondern im Vorbericht. 3 ) Am 4. Nov 1820 vermerkt G auf der Rückseite zu einer Nota der Cottaischen Buchhandlung flüchtig: G ö t z u n d S i c k i n g e n i n w i e f e r n S c h w ä g e r (Gräf III 2, 104f.).

1773



GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

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ohne daß ein Familienband sie an uns knüpfe. Ich dankte so gut ich konnte für diese Belehrung und bedauerte nur, daß dem Übel nicht mehr abzuhelfen sey. Dieses ward von seiner Seite gleichfalls bedauert, wobey er mich freundlichst zu fernerem Studium der deutschen Geschichte und Verfassung ermahnte, und mir dazu seine Bibliothek anbot, von der ich auch in der Folge guten Gebrauch machte. Das Lustigste jedoch, was mir in dieser Art begegnete, war der Besuch eines Buchhändlers, der mit einer heiteren Freymüthigkeit sich ein Dutzend solcher Stücke ausbat, und sie gut zu honoriren versprach. Daß wir uns darüber sehr lustig machten, läßt sich denken, und doch hatte er im Grunde so unrecht nicht: denn ich war schon im Stillen beschäftigt, von diesem Wendepunct der deutschen Geschichte mich vor und rückwärts zu bewegen und die Hauptereignisse in gleichem Sinn zu bearbeiten. Ein löblicher Vorsatz, der, wie so manche andere, durch die flüchtig vorbeyrauschende Zeit vereitelt worden. Jenes Schauspiel jedoch beschäftigte bisher den Verfasser nicht allein, sondern, während es ersonnen, geschrieben, umgeschrieben, gedruckt und verbreitet wurde, bewegten sich noch viele andere Bilder und Vorschläge in seinem Geiste. Diejenigen welche dramatisch zu behandeln waren, erhielten den Vorzug, am öftersten durchgedacht und der Vollendung angenähert zu werden . . . ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 171) (AA-DuW 1, 587f.): Durch Götz von Berlichingen . . . war ich gegen die obern Stände sehr gut gestellt; was auch an Schicklichkeiten bisheriger Literatur mochte verletzt seyn, so war doch auf eine kenntnißreiche und tüchtige Weise das altdeutsche Verhältniß, den unverletzbaren Kaiser an der Spitze, mit manchen andern Stufen und ein Ritter dargestellt der im allgemein gesetzlosen Zustande als einzelner Privatmann, wo nicht gesetzlich, doch rechtlich zu handeln dachte und dadurch in sehr schlimme Lagen geräth. Dieser Complex aber war nicht aus der Luft gegriffen, sondern [durch]aus heiter lebendig und deshalb auch wohl hie und da ein wenig modern aber doch immer in dem Sinne vorgeführt wie der wackere tüchtige Mann sich selbst, und also wohl zu leidlichen Gunsten, in eigner Erzählung dargestellt hatte. Die Familie blühte noch ihr Verhältniß zu der fränkischen Ritterschaft war in ihrer Integrität geblieben, wenn diese Verhältnisse, wie Anderes jener Zeit bleicher und unwirksamer mochten geworden seyn. Nun erhielt auf einmal das Flüßlein Jaxd, die 1

) Entstanden 1824 Aug 10. 11.? − Vgl. 2. Schema zu DuW Buch 17: Anherrn Götz v. Berlichingen Wunsch noch mehr Geschlechter bess. Wurde vorzufuhren (Paralip. 141, AA-DuW 2, 622) u. 3. Schema zu DuW Buch 17: Rückblick auf Ahnherrn Naturnothwendigkeit. Götz von Berlichingen. Durch meine Behandlung Ehre dem Ganzen Ritterstande. Noch lebende gleichen Stammes dadurch hochgeehrt Aussicht auf gleiche Behandlung anderer Familienväter. (Paralip. 142, AA-DuW 2, 623).

752

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Burg Jaxdhausen eine poetische Bedeutung sie wurden besucht, so wie das Rathaus zu Heilbronn. Man wußte daß ich noch andere Puncte jener Zeitgeschichte mir in den Sinn genommen hatte und manche Familie die sich aus jener Zeit noch tüchtig herschrieb hatte die Aussicht ihren Aeltervater gleichsam ans Tageslicht hervorgezogen zu sehen. Es entsteht ein eigenes allgemeines Behagen, wenn man einer Nation ihre Geschichte auf eine geistreiche Weise wieder zur Erinnerung bringt; sie erfreut sich der Tugenden ihrer Vorfahren und belächelt die Mängel derselben welche sie längst überwunden zu haben glaubt. Theilnahme und Beyfall kann daher einer solchen Darstellung nicht fehlen, und ich hatte mich in diesem Sinne einer vielfachen Wirkung zu erfreuen. Merkwürdig möchte es jedoch seyn daß unter den zahlreichen Annäherungen und in der Menge der jungen Leute die sich an mich anschlossen kein Edelmann war, aber dagegen waren manche die schon in die dreißig gelangt mich aufsuchten, besuchten und in deren Wollen und Bestreben eine freudige Hoffnung sich durchzog sich in vaterländischem und allgemein menschlicheren Sinne ernstlich auszubilden.1) Zu dieser Zeit war denn überhaupt die Richtung nach der Epoche zwischen dem 15. u[nd] 16. Jahrhundert eröffnet und lebendig. ⎯ ?

[Febr

⎯ (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: Herder: Shakespeare gD, EGW 6, 522)

[Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 8): Darüber lasst euch wohl seyn, 5.] dass ich fast so glücklich binn als Leute die sich lieben wie ihr, dass

eben so viel Hoffnung in mir ist als in liebenden, dass ich sogar Zeit her einige Gedichte gefühlt und was mehr ist dergleichen. [11.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 9): Ich bereite ietzo ein stattlich Stück Arbeit zum Druck. wenns fertig ist, komm ich, es euch vorlesen. [25.] [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 10): Ein Paar Tage her binn ich übel dran. Ein Teufels Ding wenn man alles in sich selbst setzen muss, und das selbst am Ende manquirt. Doch binn ich munter und arbeite fort. März 6. [Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 2.1, 13f.): Bey Gelegenheit des Teufels muß ich meine Gedanken über’s Fluchen und Schwören im Drama sagen. Wenn gemeine Leute streiten, ist die Exposition der Gerechtsame sehr kurz, es geht in’s Fluchen, Schimpfen und Schlagen 1

) Der Abschnitt Es entsteht . . . auszubilden liegt in einem Entwurf vor: Es entsteht ein eignes Behagen wenn man eine nation auf ihre Geschichte aufmercksam zu machen weis, sie erfreut sich der Tugenden ihrer Vorfahren und glaubt ihre Mangel uberwunden zu haben. Theilnahme und Beyfall konnen daher einer solchen Darstellung nicht fehlen und ich genoß auf diese Weise eines vielfachen Beyfalls. Merckwürdig mochte es doch seyn daß unter den Jungen Leuten die sich mir anschlossen, keine Edel Leute waren. Aber dagegen in den Dreißigern suchten mich auf besuchten mich ofter und in ihrem innersten Wollen und Bestreben ging ein [unleserlich]zug durch, sich zugleich vaterländisch und im allgemein sittlichen Sinne ernstlich auszubilden (AA-DuW 2, 377).

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über, und der Vorhang fällt zu. Leute von Sitten werden höchstens in einem Anfall von Leidenschaft in einen Fluch ausbrechen, und das sind die beiden Arten die ich dem Drama vergönnen möchte, doch nur als Gewürz, und daß sie nothwendig stehen müssen und sie niemand herausnehmen könnte ohne dem Ausdruck zu schaden. Nun aber die Art von Beteuerungsflüchen möcht ich vom Theater ganz verbannen. Im gemeinen Leben sind sie schon lästig und zeugen von einer leeren Seele, wie alle Gewohnheitsworte, und im Drama mag es gar leicht für einen Mangel der dialogischen Verbindungsfähigkeit angesehen werden . . . Sie werden diese Anmerkungen sehr wunderlich finden wenn Sie in meinem Berlichingen auf manchen Schimpf und Fluch treffen werden, davon ich jezt nicht Rechenschaft geben kann. Vielleicht auch werden Sie mir um desto eher recht geben, da Sie sehen es ist nicht edles Gefühl, sondern nur relative Besorgniß um die Aufnahme dieser Stücke . . . Ich hasse alle Spezialkritik von Stellen und Worten. Ein Kopf, daraus es kam, also ein Ganzes und konsistent in sich, wenn der Arbeiter nur einigermaßen Original ist. Ich kann leiden, wenn meine Freunde eine Arbeit von mir zu Feuer verdammen, umgegossen oder verbrannt zu werden; aber sie sollen mir keine Worte rücken, keine Buchstaben versetzen. Mai 15. [Frankfurt] An C. G. Hermann (GB 2.1, 30): In wenig Wochen kriegen Sie ein Stück Arbeit von mir, das wo Gott will, Sie erfreuen soll. [Juni?] [Frankfurt] An D. N. L. Demars (GB 2.1, 35): Hier schick ich Ihnen ein Drama meiner Arbeit. Sein Glück muss es unter Soldaten machen. Unter Franzosen, das weis ich nicht . . . [Juni [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 32): Und so träum ich denn und ca. 12.] gängle durchs Leben, führe garstige Prozesse schreibe Dramata, und Romanen und dergleichen . . . Da hast du lieber Kestner ein Stück Arbeit, das lies deinem Weiblein [Lotte] vor, wenn ihr euch sammlet in Gott und euch und die Tühren zuschliesst. [Juni] [Frankfurt] An F. W. Gotter1) (GB 2.1, 33f.): Schicke Dir hier den alten Götzen. Magst ihn nun zu Deinen Heilgen setzen, Oder magst ihn in die Zahl Der ungeblätterten stellen zumal. Habs geschrieben in guter Zeit, Tags, Abends und Nachts Herrlichkeit. Und find nicht halb die Freud so mehr, Da nun gedruckt ist ein groses Heer. Find daß es wie mit den Kindern ist, Da doch wohl immer die schönste Frist 1

) Der Text u. d. T. An Gotter. Frankfurt, Juni oder Juli 1773 auch in W 4, 193f.

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Bleibt wenn man in der schönen Nacht Sie hat der lieben Frau gemacht.1) Das andre geht dann seinen Gang, Und Rechnen, Wehn und Tauf’ und Sang. Mögt euch nun auch ergötzen dran, So habt ihr doppelt wohlgethan. Magst wie ich höre denn allda [Gotha] Agiren tragiren Commödia,2) Vor Stadt und Land, und Hof und Herrn, Die sehn das Schattenspiel wohl gern. So such dir dann in deinem Haus Einen recht tüchtigen Bengel aus, Und gieb ihm die Roll von meinem Götz, In Panzer, Blechhaub und Geschwäz, Dann nimm den Weisling vor dich hin, In Pumphos, Kragen, stolzem Kinn, Und Spada wohl nach Spanierart Und Weitnaslöchern, Stüzleinbart, Und sey ein Falscher an den Frauen, Laß dich zuletzt vergiftet schauen. Und bring, da hast Du meinen Dank, Mich vor die Weiblein ohn Gestank, Must alle die garst’gen Worte lindern, Aus Scheiskerl Schurken, aus Arsch mach Hintern, Und gleich das alles so fortan, Wie du’s wohl ehmals wohl getahn.3) Goethe Juli

2. [Hamburg] M. Claudius, in: Der Deutsche, sonst Wandsbecker Bothe, Nr. 105, 2. Juli 1773 (Henning 1988, 207): Wir haben unsern Lesern e i n Wort . . . von einer angenehmen Erscheinung zu sagen, nämlich von einer ganz neuen überaus wohl gerathenen Comödie. Der Stof dazu ist aus einheimischen Grund und Boden hergenommen, und also desto intereßanter, und das Stück selbst so vortreflich gearbeitet, daß Freund und Feind damit sehr zufrieden seyn müssen, und mit uns gewiß wünschen, daß es möchte aufgeführt werden können. Es heißt „ G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n m i t d e r e i s e r n e n H a n d “ , und ist, wie gesagt, überaus wohl gerathen. Das übrige morgen. 3. [Hamburg] M. Claudius, in: Der Deutsche, sonst Wandsbecker Bothe, Nr. 106, 3. Juli 1773 (Henning 1988, 208): Gelehrte Sachen Was wir von dieser Comedie zu sagen haben, läuft ohngefähr darauf hinaus. „Der Verfaßer treibt nicht Schleichhandel zum Nachtheil der bekannten Einheiten, die Groß-Vater Aristoteles, und nach ihm die KleinEnkel . . . auf der aesthetischen Höhe zur Anbetung hingestellt haben, sondern bricht grade durch alle Schranken und Regeln durch, wie sein edler tapferer Götz durch die blanken Esquadrons [Schwadronen] feindlicher Reuter . . . Das macht er nun freylich

1

) v. in W 4, 193 getilgt. ) Gotter stand in engem Kontakt zum Gothaer Hoftheater. 3 ) Noch im Juni 1773 antwortete Gotter mit einem Gedicht, s. GB 2.2, 84ff. 2

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etwas bunt, und es läßt sich mit Fug gegen diesen Unfug manches sagen . . . wenn einen der Verfasser durch einige Weisen die er an sich hat nicht versöhnte . . .“ Bey Stücken wie dies, wo man nirgends das Winkelmaß anlegen kann, muß ein jeder den Werth aus dem Eindruck bestimmen, den das Stück so wie es da ist auf ihn macht, u. da sind wir unsers Orts dem Verfasser für seine Comödie verbunden, und erwarten größere Dinge von ihm. Hin und wieder ein hartes Wort, das sich die Knechte herausnehmen, und das selbst Götz sich 1 oder 2mal entfahren läßt, muß niemand beleidigen. Knechte sind Knechte, und Schackspear läßt sie auch nicht wie Petits Maitres sprechen, und die andern sprechen desto besser. 5. [Göttingen] H. Chr. Boie an F. W. Gotter (JbFDH 2007, 85): Lesen Sie Götz v. Berlichingen, den der Bothe mitbringt, und nennen Sie den Verf. nicht, wenn Sie ihn rathen.1) 8. [Gelliehausen] Bürger an H. Chr. Boie (Bode 1, 44; 47): Boie! Boie! Der Ritter mit der eisernen Hand, welch ein Stück! Ich weiß mich vor Enthusiasmus kaum zu lassen. Womit soll ich dem Verfasser mein Entzücken entdecken? Den kann man doch noch den deutschen Shakespeare nennen, wenn man einen so nennen will. Brechen möchte ich mich vor Ekel, wenn man Weißen [C. F. Weiße] so nennt. Welch ein durchaus deutscher Stoff! Welch kühne Verarbeitung. Edel und frei, wie sein Held, tritt der Verfasser den elenden Regelnkodex unter die Füße und stellt uns ein ganzes Evenement, mit Leben und Odem bis in seine kleinsten Adern beseelt, vor Augen. Erschütterung, wie sie Shakespeare nur immer hervorbringen kann, habe ich in meinem innersten Mark gefühlt. Mitleid! Schrecken! − Grausen, kaltes Grausen, wie wenn einen kalter Nordwind anweht! Götzens kleiner Junge! Die Zigeunerszene, die auf dem Rathause, der sterbende Weislingen, das heimliche Gericht! Gott! Gott, wie lebendig, wie shakespearisch! O ich kann nicht sagen, wie vortrefflich! − Glück zu dem edelen freien Mann, der der Natur gehorsamer als der tyrannischen Kunst war! Mag doch das Rezensentengeschmeiß, mag doch der Lesepöbel, der die Nase beim Schnickschnack der Orsina rümpfte,2) bei dem A-lecken den Rüssel verziehn! Solches Gesindel mag diesem Verfasser im − −. O Boie, wissen Sie nicht, wer es ist? Sagen Sie, sagen Sie mir’s, daß ihm meine Ehrfurcht einen Altar baue. Ich behalte das Stück; will’s gerne bezahlen, und wenn es auch noch soviel kostete und wenn ich alle Werke Voltaires und Corneilles darum verkaufen sollte. Corneille! − armseliger Bel zu Babel!3) Wer mag wohl solch leimenem Götzen Ehre erweisen? Le grand Corneille? Sch-kerl! Sch-kerls alle Franzosen! Dieser „Götz von Berlichingen“ hat mich wieder zu drei neuen Strophen zur „Lenore“ begeistert! . . . Mein Verdruß ist nur itzt, daß ich keinen um mich habe, mit dem ich recht über den „Götz“ exklamieren kann. Meine Freude will mir schier das Herz abstoßen. Ich möchte wohl eine Rezension davon machen, die sollte so lauten: „Wenn der Exekutionszug der Journalisten an den freien, kühnen Verfasser dieses originellen Meisterstücks seine Trompeter absenden, ihn für einen Rebellen gegen die Kritik erklären und auffodern lassen sollte, sich auf Gnad und Ungnade zu ergeben, so müßte er das antworten, was er seinen Ritter durchs Fenster dem feindlichen Herold zurufen läßt: Vor Ihrer Kaiserlichen Majestät, der wahren Kritik, hab ich wie immer schuldigen Respekt; aber ihr Geschmeiß könnt mich allzusammen im − −!“ 8. [Gelliehausen] Bürger an E. F. List (Strodtmann 1, 131): Ich habe in dieser Woche ein vortreffliches Schauspiel: G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n m i t d e r e i s e r n e n H a n d gelesen. Ich bin schier toll für Freüden drüber geworden. Sehen Sie doch zu daß Sie es auftreiben . . . 1

) Gotter besaß zu diesem Zeitpunkt das Drama schon, s. oben 1773 Juni: an F. W. Gotter u. unten 1773 Juli 12.: H. Chr. Boie an F. W. Gotter. 2 ) In Lessings Emilia Galotti IV 3 spricht Orsina vom elenden Schnickschnack, ein Ausdruck, der wohl allgemein für nicht bühnentauglich gehalten wurde. 3 ) Stadtgottheit Babylons, hier Abgott einer verworfenen Stadt.

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Juli 10. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 35): Den Anteil den Sie an mei-

nem Schauspiel nehmen ist mir sehr werth. Ich arbeite ietzt so in mich und für mich, dass mich’s überrascht wenn andre mit mir so starck übereinfühlen. Einige Freunde1) die näher bey Ihnen sind werden Sie um Exemplare bitten.2) Schicken Sie sie doch ihnen und notiren mir die Zahl. Ich will Ihnen noch eine Partie schicken.3) Ich hab die Unannehmlichkeit dass ich das Ding vertreiben muss, unterdessen dass Merck weg ist,4) was will ich machen. Ich fürchte wenn ich nicht dazu thue stirbt mir der ganze Verlag am Schlag, und ich möchte doch seinen Schaden nicht. 11. [Frankfurt] An Sophie v. La Roche (GB 2.1, 35f.): Lassen Sie mir immer meine Bedenklichkeiten und Eigenheiten, dafür wird mir auch die Freude um so viel grösser, wenn mich eine so liebe teilnehmung überrascht wie die Ihrige an meinem Götz. Ich habe sie gewünscht das gestehe ich gerne, auch zum Teil gehofft, Sie wissen aber wie man ist. − Merken [Merck] würden Sie einen Gefallen thun, denn er ist auch hier Verleger, wenn Sie beykommende Exemplare, sind 24 vor 48 xr [Kreuzer] das Stück absezen liesen. 11. [Zürich] Lavater an J. C. Deinet (SchrGG 16, 382): Ich erstaune über das unvergleichbare Genie des Herrn Göthe; wahrlich − der hat nicht nur einen Genius − Er i s t ein Genius von der ersten Größe . . . 12. [Göttingen] H. Chr. Boie an F. W. Gotter (JbFDH 2007, 85f.): Was sagen Sie zu dem Ritter mit der eisernen Hand? Denn ich will doch nicht hoffen, das die Leute im Laden ihn dem gothaischen Packete beyzulegen vergeßen. Hier wird er so gelesen, daß von 50 Exemplaren, die hieher kamen, kein einziges mehr da ist.5) Sie werden Göthen nicht verkannt, und vermuthlich von dem Stücke schon vorher gewußt haben . . . Da bekomm ich Ihren Brief. Sie werden gesehen haben, daß ich den Götz schon kenne, und da erfolgt Ihr Exemplar zurück. [Juli [Frankfurt] An H. Buff (GB 2.1, 38): 4tens fragt er den Papa [H. A. Mitte] Buff] ober ein neues Schauspiel G ö z v . B e r l i c h i n g e n gelesen habe? [Juli [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 36f.): Ich wollt Lotte [Kestner] Mitte] wäre nicht gleichgültig gegen mein Drama. Ich hab schon vielerley

Beyfalls Kränzlein von allerley Laub und Blumen, Italienischen Blumen sogar, die ich wechselsweise aufprobiret, und mich vorm Spiegel ausgelacht habe . . . Hört wenn ihr mir wolltet Exemplare vom G ö t z verkauffen, ihr thätet mir einen Gefallen und vielleicht allerley Leuten. Boje hat ihrer,6) schreibt ihm wieviel ihr wollt, ich habs ihm geschrie1

) s. oben Juli 1773: an J. C. Kestner. ) Boie hatte 150 Ex. erhalten, er übertrug den Verkauf dem Verleger Dieterich. 3 ) s. unten 8. Jan 1774: an H. Chr. Boie 4 ) Merck war Mitte Mai zu einer Dienstreise nach St. Petersburg aufgebrochen u. kehrte erst am 20. Dez 1773 zurück. 5 ) Insgesamt erhielt Boie in zwei Lieferungen 150 Exemplare. Vgl. unten 8. Jan 1774: an H. Chr. Boie 6 ) Boie gab sie bei Dieterich in Göttingen in Kommission. 2

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ben1) euch abfolgen zu lassen soviel ihr wollt. Verkauft sie alsdenn für zwölf gute groschen und Notirt das porto das sie euch kosten. Der Verlag hört Mercken, der ist aber in Petersburg, ich schicke mich nicht zum Buchhändler, ich fürchte es bleibt hocken. denn vielleicht kommt sonst in einem halben Jahr noch kein Exemplar zu euch. [Juli 2. [Frankfurt] An H. Buff (GB 2.1, 38): Hier das Schauspiel gieb er dem Hälfte] Papa und wenn ders gelesen hat und die Schwestern [Caroline Wilhelmine Marie, Sophie Caroline, Amalie Charlotte Angelica, Helene Justine Johanette Buff] es auch etwa gelesen haben so gib ers Angen [Anna Brandt] und Dorthel [Dorothea Brandt] und grüss er sie alle von mir. 21. [Hamburg, anonym. Rez.] Staats- und Gelehrte Zeitung Des hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 116, 21. Juli 1773 (Henning 1988, 209): Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel, 1773 . . . Im allgemeinen Verstande kann ein Drama oder Schauspiel eine lebhafte Vorstellung menschlicher Handlungen bedeuten, und diese kann entweder, als die eigentlichen Schauspiele, in wirklicher nachgeahmter Handlung bestehen, oder bloß für die Einbildungskraft in einer Reihe lebhafter Schilderungen ausgeführt seyn, als Klopstocks Herrmanns-Schlacht [1769], [H. W. Gerstenbergs] Ugolino [1768], und andere Stücke, die nicht für die Schaubühne gemacht sind. Beyde Arten haben ihre besondern Vorzüge . . . Ohne auf die Einheit der Zeit und des Orts zu dringen, deren ängstliche Beobachtung der Nachahmung der Wahrheit mehr nachtheilig als förderlich ist, finden wir doch gegenwärtiges Stück nicht für die Schaubühne bestimmt . . . Aber desto kräftiger ist die Ausführung, und der ungenannte Verfasser verräth gewiß eine Meister-Hand. Es sind so mancherley einnehmende Auftritte, so wohl mit dem Hauptgegenstande verbunden, so lebhaft ausgemahlt: die Geschichte selbst, aus den Zeiten der Ritterfehden, ist so vortrefflich nach den damaligen Deutschen Sitten und Gebräuchen, und mit so körnigten Ausdrücken entworfen, daß man sowol die Einbildungskraft, als die Kenntniß und Genauigkeit des Verfassers, mit rührendem Vergnügen darinn bemerket. 24. [Halle, anonym. Rez.] Gelehrte Zeitung für das Frauenzimmer, 30. Stück, 24. Juli 1773 (Henning 1988, 210): Zuförderst meinen herzlichen, heissen Dank, Dir, Edler Deutscher, der du uns andern, auch nicht unedlen Deutschen aus der Schatzkammer deines Genies dies vaterländische Schauspiel mitgetheilt hast! Nenne, o nenne uns deinen Namen, daß wir ihn in den Tempel unsrer Dichter, in unvergängliches Erzt eingegraben, zuoberst aufhängen, an Lessings Seite: denn du, Edler, hast, wie Er, vaterländisch gedichtet! Aug

2. [Göttingen] C. Graf zu Stolberg an Klopstock (Beck − Gronemeyer VI 1, 82): Was sagen sie von Göz von Berlichingen? Der Ritter mit der eisernen Hand und sein Dichter, sind beydes brave Männer. Sehr hab’ ich mich über diese Erscheinung gefreuet. 6. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Gleim (Brüggen − Sudhof I, 1, 201): Ich habe Ihnen, mein liebster Bruder, das einzige Exemplar welches ich von dem Schauspiele Götz von Berlichingen hatte, zugeschickt. Vergeßen Sie nicht mir zu erzählen wie Sie damit zufrieden sind. 13. [Stuttgart] G. D. Hartmann an Bodmer (GJb 1888, 130): Göthe hat ein Trauerspiel in Shakspears Geschmack drucken lassen, Götz von Berlichingen, das aber nicht besonders viel sagt.

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) s. oben 10. Juli 1773: an H. Chr. Boie.

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Aug 14. [Zürich] Lavater an J. C. Deinet (SchrGG 16, 382): Wie angenehm haben Sie mich mit dem Goethischen Geschenke des „Götzen mit der eisernen Hand“ überrascht.1) Sie können sich nicht vorstellen, wie intereßant mir dieser Mann, und alles ist, was von ihm herkömt. 14. [Zürich] Lavater an G (SchrGG 16, 3): Wenn ich Herrn Hofrath Deinet recht verstanden habe, so empfange ich durch Ihn von I h n e n , mein verehrungswürdiger Herr Doctor, d e n G ö t z m i t d e r e i s e r n e n H a n d . Sie werden sich vorstellen, mit welcher Freüde ich dieß Merkmal Ihrer Gütigkeit von Ihnen empfangen und − − verschlungen habe. Gewiß nicht den Zwanzigsten Theil von dem, was ich Ihnen sagen mögte, darf Ihnen sagen, um nicht das Ansehen zu haben, daß ich Ihnen schmeicheln wollte, welches doch gewiß meine Sache nicht ist. 14. [Bückeburg] Herder an C. F. Nicolai (Herder Briefe 3, 41): Daß übrigens der Verfasser ein Kopf sey (d. i. Autor des Aufsatzes Von deutscher Baukunst), zeigt glaub ich, sein G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n ! Ich wüste nicht, welche Marionette von neuerm Kunstwerk (als solchem!) ich für den Götz nehmen wollte. [Aug [Frankfurt] An J. C. Kestner (GB 2.1, 39): Und nun meinen lieben Mitte Götz! Auf seine gute Natur verlass ich mich, er wird fortkommen und bis 21.] dauern. Er ist ein MenschenKind mit viel Gebrechen und doch immer

der besten einer. Viele werden sich am Kleid stosen und einigen rauhen Ecken. Doch hab ich schon so viel Beyfall dass ich erstaune. Ich glaube nicht dass ich so bald was machen werde das wieder das Publikum findet. 18. [Zürich] Bodmer an Pfarrer Schinz (Bode 1, 49): Ein Unbekannter hat „Götzen von Berlichingen“ geschrieben, ein Schauspiel ohne Verbindung der Szenen; Ort und Zeit werden verlegt. Die Handlungen sind die Lebensvorfälle Götzens, die hervorstechen. Hier und da etwas von Shakespeares Geist, doch nicht weit her und in Sprüngen. 18. [Usingen] H. G. v. Bretschneider an C. F. Nicolai (GJb 1961, 330f.): Zu Franckfurt ist herausgekommen Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ein Schauspiel Der Verfaßer D. Göthe, ein junger Rechtsgelehrter in Franckfurt, ist ein unglückseliger Nachahmer von Shakespar, das Schauspiel begreift einen Zeitraum von nicht mehr als 6−7. Jahren und der Schauplatz einen Umfang von 20 Meilen in sich. Bald reden die Personen so erhaben modern, als wenn sie den Klopstock gelesen hätten, bald künsteln sie mit sehr schlechten Glück die Sprache des 16 Jahrhunderts nach, bald reden sie wie zärtliche Petit maitres bald wie der niedrigste Pöbel; das lächerlichste aber ist, daß sie zu Berlichings Zeiten Ao. 1530−50 von Peruquen, und Büchern in usum delphini2) schwatzen. 19. [Altona, anonym. Rez.] Neuer gelehrter Mercurius, hsg. v. J. F. Schütze, 19. Aug 1773 (Braun 1, 4f.): Einheit der Zeit, des Orts, der Handlung, alle Regeln des Drama sind hier bey Seite gesezt worden, und wenn ein Verfasser so viel aufopfert, so ist der Leser berechtigt, nichts Geringes zur Entschädigung zu gewarten. Wir zweifeln, ob sich alle Leser dieses Stücks entschädigt halten werden: uns hat es gar sehr vergnügt, ob wir gleich nicht glauben, daß es einen grossen Einfluß auf den Geschmack der deutschen Schauspiele haben könne und dürfe . . . Die Geschichte ist aus den Zeiten des Faustrechts genommen und die Ausführung enthält für die Moral viel Wichtiges. Die Cha1

) s. oben 11. Juli 1773: Lavater an J. C. Deinet. ) In usum Delphini (lat.), eine Bezeichnung, welche die Titelblätter jener Klassikerausgaben trugen, die Ludwig XIV. zum Gebrauch des Dauphins, d. h. des Thronnachfolgers drucken ließ, sprichw. zum Gebrauch der lernenden Jugend.

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ractere sind scharf gezeichnet, aber doch immer mehr gegen unsre Zeiten abstechend, als untereinander selbst . . . Aufgeführt kann das Stück nicht eher werden, bis wir ein Parterr, gleich dem englischen, haben, das eigensinnig genug ist, etwas ansehen zu wollen, das es kaum halb versteht, und auch im Grunde kaum halb schön findet; auch wird der Verfasser, (der, wie wir hören, Herr D. Göthe in Frankfurt am Mayn seyn soll) es selbst nicht in der Absicht verfertiget haben. Die Sprache scheint den damaligen Zeiten vollkommen angemessen zu seyn, bis auf einige französische Wörter, deren man sich zu der Zeit wohl schwerlich bedient; aber einiger Redensarten, die hier vorkommen, und wegen welcher mancher französische Leser das Buch weglegen wird, bediente man sich gewiß.

Aug 20. [Frankfurt, anonym. Rez.] Frankfurter gelehrte Anzeigen, 20. Aug 1773 (Braun 1, 5ff.): Der Titel: S c h a u s p i e l schreckte uns Anfangs, weil er uns eine von den langweiligen Zwittergeburten zu versprechen schien. Gleich auf den ersten Seiten sahen wir, daß es darinnen ziemlich bunt hergehen werde, aber wir vergassen unsern Aristoteles und weideten uns treflich . . . Hier thut jemand noch Shakespearsform dazu. Form sey Form, und hätte der V. in chinesischer Form geschrieben, wir würden sein Genie schätzen müssen. Lieber noch zwanzigmal mehr Sonderbarkeiten, wie hier vorkommen, als das Alltagsgewäsche, das man in den deutschen Schauspielen verschlucken muß . . . Nennt diß Poem wie ihr wollt − von Götzens Belagerung an wird euch’s warm ums Herz werden, ihr werdet im Thurme, unter den Bauern, und Zigeunergeschmeiße für ihn zittern, ihr werdet die Sonne anweinen, die den Sterbenden erquickt, und ihm sein Freyheit, Freyheit! nachrufen . . . Unsterblicher Dank sey dem V. für sein Studium der alten deutschen Sitten . . . Schon durch die Neuheit, dieses Versuches, sollte das Stück sein Glück machen . . . Nicht Einfälle und Reden des Dichters, sondern Sprache der Natur findet man hier. Einige gehäufte Brachyologien, das Arschlecken u. d. können wir blos deswegen nicht leiden, weil sie zum Manierten gehören . . . Wir getrauen uns, mit geringer Mühe die Schauplatzveränderungen so zu reduciren, daß sich das Schauspiel aufführen ließe. − Dem sey aber wie ihm wolle: Nil Germanis arduum! 20. [Hamburg, anonym. Rez.] Kayserlich-privilegirte Hamburgische Neue Zeitung, 133. Stück, 20. Aug 1773 (Henning 1988, 215): Kaum erschien dieses vortreffliche Drama so hörten wir aus allen Ecken rufen Shakspeasch! Shakspeach! Wir trauen unsren Landsleuten zu, daß sie bey dieser Ausrufung . . . nicht . . . Nachahmungen darunter verstehen . . . Wir wollen uns nicht bey Excerpten aufhalten und statt dessen die Anmerkung machen, daß es uns geschienen als sey die gänzliche Hintenansetzung aller Regeln des Dramas, ein Beweis des größern Genies . . . Mogten alle unsre jungen Dichter bey diesem Stücke lernen, daß der Brunnen, aus dem dieser vortrefliche Dichter geschöpft hat (die Natur) nicht zu erschöpfen sey. 29. [Stuttgart] G. D. Hartmann an Bodmer (GJb 1888, 130): Er will Shakspear nachgeahmt haben, aber warlich sehr unglücklich, wiewol ihn alle Zeitungen loben. Bald ist die Scene in Heilbronn, bald in Bamberg, bald in Götzens Schloß, bald in Augspurg − und alle Personen reden sehr bäurisch. Sept ⎯ [Weimar, C. H. Schmid, Rez.] Der Teutsche Merkur, Bd 3, Stück 3, Sept 1773, S. 267: Wir zeigen unsern Lesern jetzo ein Drama an, bey dem unsere kritischen Linnees staunen, und ungewiß seyn werden, in welche Klasse sie es setzen sollen: Ein Stück, worinn alle drey Einheiten auf das grausamste gemisshandelt werden, das weder Lustnoch Trauerspiel ist: und doch das schönste, interessanteste Monstrum . . . Sept ⎯ [Weimar, Wieland, Anmerkung zu C. H. Schmids Rez.] Der Teutsche Merkur Bd 3, Stück 3, Sept 1773, S. 287: Der Urheber der gegenwärtigen Recension denkt, wie der Augenschein lehrt, über einige Grundsätze der Poetischen Kunst und über die Anwendung derselben ganz anders als der Herausgeber [Wieland]. Besonders scheint ihm beinahe alles, was derselbe an ,Götzen von Berlichingen’ tadelt, ohne genugsamen

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Grund getadelt worden zu sein. Den Beweis muß er aus Mangel des Raums auf eine andere Gelegenheit ersparen.1) Sept 11. [Gießen] L. J. F. Höpfner an C. F. Nicolai (BG 1, 209): Götz von Berlichingen haben Sie doch schon gelesen? Ich wünschte, daß Sie den Verfasser persönlich kennten, ein Mensch der bei seinem wahren Genius der beste gutherzigste liebenswürdigste Sterbliche ist. Auf seine und Mercks Freundschaft bin ich sehr stolz.

[15.] [Frankfurt] An J. C. u. Charlotte Kestner (GB 2.1, 41): Dem alten

Amtmann [H. A. Buff] hab ich einen Göz geschickt2) der viel Freude dran gehabt hat, es ist auch gleich (wahrscheinlich durch Brandts) weiter kommen und der Kam-Richt [F. J. Graf v. Spaur] und v. Folz [S. Volz] habens begehrt; das schreibt mir hans [H. Buff] mit dem ich viel Correspondenz pflege.3) 16. [Halle] Neue Hallische Gelehrte Zeitungen, 74. St., S. 590: Berichte Der Verfasser des Schauspiels: Götz von Berlichingen ist Herr Göthe, J. V. D. zu Frankfurt am Mayn. 19. [Altona] C. Graf zu Stolberg an J. H. Voß u. C. F. Cramer (Bode 1, 49): Was sagst du, mein liebster Cramer, daß Klopstock über den „Götz“ ebenso urteilt wie mein Bruder und ich? Das Kompliment an den Trompeter und andere solche Worte verwirft er ganz. Und auch findet er, daß die Szene viel zu oft wechselt. Im ganzen findet er das Stück ebenso gut, so original als wir. [Okt]

[Leipzig, anonym. Rez.] Almanach der deutschen Musen, hsg. v. C. H. Schmid, Leipzig 1774, 48 (Braun 1, 70): Eine merkwürdige Erscheinung! Schon die Nationalsitten, die in diesem Schauspiel recht glücklich getroffen worden, würden diesen Ausruf verdienen. Aber auch der Wetteifer mit Shakespear, nicht blos in Form, sondern auch in der Natur verdient Aufmerksamkeit. Selbst, die ihr Herz ganz an den gewöhnlichen Gang unsrer Schauspiele gehängt haben, werden sich gern zerstreuen lassen . . . Hat der Dichter, Herr G ö t h e , gleich den Namen Trauerspiel vermieden, so ist der Ausgang doch überaus rührend. Der Dialog ist kräftig, aber größtentheils mit Fleiß sehr koupirt; so wie überhaupt manche Plattidüden, Bizarrerien, Liedlein hätten wegbleiben können, da ich sie unmöglich Eigenheiten nennen kann, sondern Affektation schelten muß.

[Okt]

[Frankfurt] An J. D. Salzmann (GB 2.1, 50): Wenn Sie das Exemplar Berlichingen noch haben, so schicken Sies nach Sessenheim unter Aufschrift an Msll. . .[Brion], ohne Vornahmen. Die arme Friderike [Brion] wird einigermaßen sich getröstet finden, wenn der Untreue vergiftet wird. Sollte das Exemplar fort seyn, so besorgen Sie wohl ein anders.

Okt

2. [Göttingen] J. H. Voß an G (HA-BaG 1, 12f.): A n G ö t h e . . . Freier G ö t h e , Du darfst die goldne Fessel, Aus des Griechen Gesang geschmiedet, höhnen! Shakespeare durft’ es auch Klopstock, Söhne, gleich ihm, der Natur! Mag doch Heinrichs Homer, im trägen Mohnkranz, Mag der große Corneill’, an AristarchenThrone knieend, das Klatschen Staunender Leutlein erflehn! 1

) Wielands Gegenrez. s. unten Juni 1774: Wieland: Ueber das Schauspiel . . . ) s. oben 1773 Juli 2. Hälfte: an H. Buff. 3 ) Nicht überliefert. 2

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Deutsch und eisern, wie Götz, sprich Hohn den Schurken − Mit der Fessel im Arm! Des Sumpfes Schreier Schmäht der Leu zu zerstampfen, Wandelt durch Wälder und herrscht.

Okt 12. [Frankfurt] G. F. E. Schönborn an H. W. v. Gerstenberg (BG 1, 238ff.): Gleich des Abends nach meiner Ankunfft hab ich auch H[errn] Göde den Verfasser des Götze gesprochen u. das ging so zu. Es sass ein Mann [L. J. F. Höpfner] in der Stube des Gasthoffs wo ich logierte in der Ekke, der eine Pfeiff Tabak rauchte. Der Wirt frug ihn ob er mit bey Tische zu abend essen wolte. Er antwortete nein! ich will es mir auf meiner Stube ausbitten, H. Doctor Göde wird bey mir diesen Abend seyn. Ich frug ihn ob er den Doctor Göde meine der neul. ein Drama herausgegeben er antwortete Ja. Ich sagte ihm dass ich einen Brieff an ihn habe von H. Boie. Darauff ströhmte er in so grosse Lobeserhebung seines Freundes und über das Stük von Berlichingen aus dass er sagte, der Ugolino [von H. W. v. Gerstenberg] und dieses Drama wären die beyden einzigen Meisterstükke die in Teutschland von der Art erschienen wären . . . Ich sagte ihm dass Gerstenberg u. Klopstok beyde ausnehmend mit dem Götze zufrieden wären . . . Kurtz darauf kam Göde selbst u. wir wurden gleich bekant u. gleich Freunde . . . Er freute sich ungemein da ich ihm sagte dass Sie sehr mit seinem Stük zufrieden gewesen. Ihr und Klopstoks Urtheil habe er längst gerne vernehmen mögen u. es solle ihn anfeuren es noch besser zu machen; denn er wisse sehr wohl wie weit er unter seinem Ideal geblieben . . . Sie hatten damahls noch nicht das Leben des Götze von Berlichingen gelesen1) welches er mit eigener Hand beschrieben . . . So deutsch und so krafftvoll ist dieses Leben, dass Sie es nothwendig lesen müssen. Denn dieses Leben ist der Fürer des Göthe in die Feinheiten des deutschen Characters gewesen. 16. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 45): Dancken Sie Ihrem Freunde

[G. F. E. Schönborn] für seine warmen Gesinnungen. Ich freue mich, mir die Liebe vieler guten und edlen durch mein Stück erworben zu haben. 18. [Frankfurt] An Johanna Fahlmer (GB 2.1, 47): Was Sie vom Merkur schreiben scheint mich auf ein ungünstig Urteil vorbereiten zu wollen.2) Hat nichts zu sagen, ich binn dergleichen gewohnt. Mir kommts drauf an ob der Rez. ein rechter Kerl ist, er mag mich loben oder tadlen, und was ich von ihm halte will ich Ihnen wohl sagen. Noch haben wir Ihn nicht, Sie kennen die geflügelte Expedition des Götterboten . . . Und mein gewonnen Drama, und Wielands Ausspruch.3) Dass nicht der solange hängt als in Wezlar ein Spruch. Ich hab gewonnen liebe Tante, ohne Umstände gewonnen ergeben Sie Sich nur eh Sie durch Urteil und Exekution angehalten werden.4) Lesen Sie die Stelle aber und abermal und verdancken Sie Ihre Sinnesänderung wenigstens Ihren eignen Augen. 21. [Berlin] K. Lessing an Lessing (Lachmann 20, 286): Hast Du das Schauspiel Götz von Berlichingen gelesen? Vermuthlich. Ich beneide den Verfasser, dessen Nahme mir entfallen ist. Zeigen, daß man eben so viel Fehler, wo nicht mehrere, und fast eben so viel 1

) Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen . . . Nürnberg 1731. ) Betr. Rez. C. H. Schmids im Teutschen Merkur (s. oben Sept 1773). 3 ) Bezieht sich auf Wielands kritische Anmerkung zu Schmids Rez. 4 ) Möglicherweise hatte G gewettet, daß das Urteil positiv ausfallen würde. 2

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Vortrefflichkeiten als Shakespear, in ein Schauspiel zusammenhäufen kann, will etwas sagen! Er hat die Sitten dieser Zeit mühsam aus Büchern klauben müssen; Shakespear stellt nur die Sitten seiner Zeitgenossen dar. In der Braunschweigischen Zeitung las ich bey der Anzeige dieses Götz ein kritisches Verbot, ihn nicht aufzuführen; und doch wird [H. G.] Koch es thun: ich läugne nicht, auf mein Zureden, das viele Andere unterstützt und am meisten gewisse Umstände gültig gemacht haben . . . Da Alle, die den Götz gelesen, ihn ganz vortrefflich finden, auch daher schon voraussetzen, Koch werde ihn nicht aufführen: so muß er wohl das Gegentheil thun, so ungern er auch in seinem Herzen daran geht.

Okt 22. [Weimar] F. J. Bertuch an Knebel (QuZ 4, 739): Götz von Berlichingen ist in dieser Woche gar nicht zu haben gewesen; er wird aber in Leipzig nachgedruckt, in 8 Tagen bekomme ich ihn. 27. [Frankfurt] An E. T. Langer (GB 2.1, 47f.): Als ich meinen Götz her-

ausgab, war das eine meiner angenehmsten Hoffnungen, meine Freunde, deren ich doch manchen in der weiten Welt habe, würden sich nach mir umsehen, und angenehmer sich mein erinnern als wenn ich eine lange unbedeutende Verbindung mit ihnen unterhalten hätte. Und es ist eingetroffen. Ihr Brief1) lieber Langer hat mir eine ausserordentliche Freude gemacht . . . Meine Gesundheit nahm seit dem Sie mich verliessen2) immer zu, aber weil sie mir doch nicht erlauben wollte, im Bürgerlichen Leben meine Rolle zu spielen, wie ich wohl wünschte, so habe ich dem Trieb der Wissenschafften und Künste gefolgt, und nicht ehe geruht, biss ich glaubte mich darstellen zu dürfen. Ich habe sogleich an die Herzen des Volcks angefragt, ohne erst am Stapel der Critick anzufahren. Doch gesteh ich gern der Beyfall der mir worden ist überstieg meine Hoffnungen. Auch soll so lang Krafft in mir ist, sie nicht lässig werden, um mehr zu leisten. Nov

4. [Zürich] Lavater an Herder (Bode 1, 51): Goethe hat mir seinen „Götz von Berlichingen“ geschickt. 6. [Zürich] Lavater an G (SchrGG 16, 5): Endlich hab’ ich Ihr theüres Bild erhalten . . . Den Mann, von dem mir mein Bruder Diethelm seit ein paar Tagen sagte, daß er in Leipzig neben ihm . . . geseßen hatte.3) Wie mir bey dieser Nachricht war, muß der Verfaßer des (hier noch nicht ganz empfundenen) G ö t z e n wißen. 6. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Wieland (Brüggen − Sudhof I 1, 219): Von wem ist die Kritik über Götz von Berlichingen?4) Die ersten zwei Seiten machten mich mehr erwarten, als ich nachher fand. Der Verfasser ist kein Geisterseher. 22. [Erfurt, G. D. Hartmann, Rez.] Erfurtische gelehrte Zeitung, 93. Stück, 22. Nov 1773: . . . So kann auch die Baukunst überhaupt, sobald sie nur vergnügen will, dieses Vergnügen, wie andre schöne Künste, durch die Wahrheit der Nachahmung auch unangenehmer Gegenstände bewirken. Allein, nur selten ist das der Fall in der Architektur, die in der Regel Bequemlichkeit und Anmuth vereinigen soll. − Man wende das . . . auf

1

) Nicht überliefert. ) Langer hatte auf seiner Reise von Leipzig nach Lausanne am 16./17. Sept 1769 G besucht. 3 ) Lavaters Bruder hatte in Leipzig Medizin studiert. 4 ) Die Frage galt C. H. Schmid, seit 1771 Prof. f. Beredsamkeit in Gießen. 2

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das neue Schauspiel des Hrn. D. Göthe zu Frankfurt, das jetzt so viel Aufsehn macht, auf Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand an: so wird man die Ursachen einsehn, warum es so viel Lobredner und so viele Tadler gefunden hat. Der Verfasser hätte dreister, als so mancher französische Schriftsteller, der einen orientalischen Roman geschrieben, auf den Titel setzen können: Aus einem noch ungedruckten Originale von Shakspear übersetzt; und man würde sich immer haben bereden lassen, daß es unter den mittelmäßigen Stücken dieses Dichters einen Platz verdiene. Hätte aber Hr. Göthe uns damit ein Modell unsrer jetzigen dramatischen Baukunst geben wollen, dann möchte sich die ganze Meisterzunft protestando dagegen verwahren.

Dez

6. [A. G. Kästner, Rez.] Göttingische Anzeigen von Gelehrten Sachen, 6. Dez 1773 (Braun 1, 23f.): Gegenwärtiges Schauspiel ist eine Reihe von Schilderungen aus diesem [ritterlichen] Leben, ohngefähr wie Shakespears historische Stücke sind, nur daß der Deutsche mehr dazu gedichtet hat. Einige dieser Dichtungen haben zu sehr wirksamen Auftritten Anlaß gegeben, wie die von Weislingen und Adelheid; bey andern scheint, als hätte der Verf. der [historischen] Wahrheit treuer bleiben sollen1) . . . Ueber den Namen Schauspiel wird der Verf. vermuthlich mit niemanden streiten, der lieber in einem Französisch regelmäßigen Stücke gähnen, als hier, durch deutsche Gemählde, von einer starken edlen Empfindung zur andern fortgerissen werden will. Auch ließen sich die Gemählde, nach des Recensenten Einsicht, wohl auf dem Schauplatze beleben, vielleicht mit etwas Aufwande, den sie mehr verdienten, als manche Oper . . . 14. [Frankfurt] Frankfurter gelehrte Anzeigen, 14. Dez 1773 (Henning 1988, 251): Nachricht. In dem gelehrten Zeitungscomptoir wird . . . nächstens correkt abgedruckt ausgegeben: G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n m i t d e r e i s e r n e n H a n d , ein Schauspiel. 8. 20. [Frankfurt] J. C. Deinet an C. F. Nicolai (Bode 1, 52f.): Mich soll’s wundernehmen, wie und mit welchem Susse`s „Götz mit der eisernen Hand“ wird aufgeführt worden sein.2) Können Sie eine gute Partie davon brauchen? Er schwitzt bei mir unter der Presse des Verfassers.3) Wer die Originale verschiedener Charaktere in dem Stücke kennt, die zu verschiedenen Zeiten gelebt haben und noch leben, bewundert das Genie des Verfassers um so mehr, weil demungeachtet alles zusammenpaßt. Wer sieht unter Martin nicht den ehrlichen Luther? Und wem ist das Schicksal eines Papius in Wetzlar unbekannt,4) das den Fratzen itzt ungemein zustatten kommt? Die Lehrbücher der Religion werden ja über einen andern Leisten geschlagen: warum sollte sich das Aristoteles nicht müssen gefallen lassen? Man lasse die Köpfe ausbrausen! Zuletzt bleiben doch die Alten die Gewährsmänner. 20. [Alverdissen] F. A. C. Werthes an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 209): Sie werden schon wissen z[um] Ex[empel] daß ein gewisser Herr Goete zu Frankfurt den Göz von Berlichingen in die Presse geliefert hat . . .

1

) Weiteres s. in „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“: Rez. gD, EGW 6, 50. ) Erstaufführung 14. Apr 1774 in Berlin durch die Kochsche Truppe. 3 ) Betr. 2. Auflage, die Anfang Jan 1774 erschien. Deinet, Leiter der Eichenbergischen Buchhandlung in Frankfurt, meint wohl, das Werk sei schwer abzusetzen. 4 ) Johann Hermann Franz von Pape, gen. Papius, Assessor am Reichskammergericht in Wetzlar, wegen Korruptionsverdachts entlassen. Der Name Sapupi erinnert im Götz von Berlichingen an ihn (W 8, 77f.). 2

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1774 ⎯

⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 131) (AA-DuW 1, 485): . . . ich sendete

den Werther ab [an den Verleger C. F. Weygand], und war sehr zufrieden, als das Honorar das ich dafür erhielt, nicht ganz durch die Schulden verschlungen wurde, die ich um des Götz von Berlichingen willen zu machen genöthigt gewesen. ⎯

⎯ [Halle] M [J. G. Meusel, Rez.], in: Magazin der deutschen Critik, hsg. G. B. v. Schirach, 3. Bd, 1. Th., Halle 1774 (Braun 1, 412, 417): Ein Schauspiel, in welchem z w e y u n d s e c h z i g Personen auftreten, ohne die stummen Schaaren zu rechnen, in welchem fast eben so viele Auftritte sind, wo die Scene alle Augenblicke viele Meilen weit verlegt wird, in welchem fast alle Stände des menschlichen Lebens vom Kayser bis auf den Bauer, und noch tiefer, den Zigeuner, hinab erscheinen, in welchem der Pallast mit dem Walde, das Schlafzimmer mit dem Lager eines Kriegsheers, in welchem die Buhlerin mit der treuzärtlichen Ehefrau, ein klein Kind mit dem wilden Ritter, und aller möglicher Contrast mit einander abwechselt; ein solches Schauspiel macht eine ganz neue Gattung des Drama aus . . . allein wenn man genau eine Vergleichung anstellt, findet man selbst im Schakespear nicht die Menge von contrastirenden Auftritten, und so vielerley zusammen gebracht, als in dem so genannten Schauspiele: Göz von Berlichingen . . . Wir glauben nicht, daß irgend eine Schauspielergesellschaft auf den Einfall kommen wird, Göz von Berlichingen zu geben. Ohne auf die fast unübersteiglichen Schwierigkeiten bey der Vorstellung zu sehen, vermuthen wir sicher, daß dieses Schauspiel auf der Bühne nicht gefallen würde . . . Noch können wir endlich, als D e u t s c h e , dem Dichter dasjenige Lob nicht versagen, was ihm wegen der Wahl eines Nationalsüjets, wegen der Behandlung der vaterländischen Sitten und Begebenheiten, gebührt; eine Ehre, die durch ihre Seltenheit desto grösser wird.



⎯ [Halle, anonym. Rez.] Magazin der deutschen Critik, hsg. G. B. v. Schirach, 3. Bd, 1. Th., Halle 1774 (Henning 1988, 353): Bedauern muß ich es, daß ein so vortrefliches Genie, bey so grossen dramatischen Talenten, bey so inniger Kenntnis des Menschen, und bey so unnachahmlich schöner Kunst des Dialogs, sich so sehr, ja fast geflissentlich von den Regeln der Dichtart, die ihm doch so günstig ist, entfernt, und lieber ein unregelmässiges Stück, dem man keinen bestimmten Namen geben kann, als ein vollkommnes Trauerspiel, welches das erste unter allen deutschen, und − die Griechen ausgenommen − unter allen Nationen, hätte seyn können, hat verfertigen wollen . . . Möchte doch Göthe unser Shakespear werden, aber so, wie ihn das achtzehnte Jahrhundert erfodert, nicht wie ihn das Zeitalter Jakobs des ersten [16./17. Jh.] verlangte, wenn er seinem Parterre gefallen wollte.

⎯ Jan

⎯ (s. „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“: C. H. Schmid gD, EGW 6, 51) 4. [Tübingen] G. D. Hartmann an Lavater (SchrGG 16, 386): Götz von Berlichingen ist gerichtet, und just dahin gesetzt wo er hingehört2). . . 5. [Kopenhagen] H. W. v. Gerstenberg an G (HA-BaG 1, 20): Der Brief des deutschen Shakespear ist mir w i r k l i c h eine Erscheinung gewesen. Ich habe seinen Geist nicht nur von Angesicht zu Angesicht darin gesehen, sondern den warmen Händedruck dieses edlen Geistes gar sehr gefühlt, und fühle ihn noch . . . Fahren Sie fort, OriginalDeutscher, wie Sie angefangen haben. Der Beifall, den Sie allenthalben finden, macht

1

) Entstanden 1813 Mai 20.–23. ) Betr. die Rez. des Briefschreibers in der Erfurtischen gelehrten Zeitung vom 22. Nov 1773 (s. dort).

2

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Mut zu hoffen, daß Sie der Mann sind, der in Deutschland ein Publikum von Deutschen wirken wird. Ich halte mir es für eine Ehre, mich unter diesen, als einer Ihrer ersten Freunde unterschreiben zu dürfen . . .

Jan

7. [Zürich] Lavater an G (HA-BaG 1, 21): Das Porträt des schattenlosen Jünglings [G. D. Hartmann], des s a t t e n , ist eines der mir heut [4. Jan] schreibt; „daß er deinen G ö t z e n dahin gesetzt habe, wohin er gehört.“ 8. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 69f.): Bey der Rückkunft des Fr.

[J. H.] Merck von Petersb. hab ich den Verlag des G ö z über mich genommen und bitte Sie also mir ein bissgen herauszuhelfen, der ich mich zu nichts weniger als einem Handelsmann schicke. Sie haben 150 Ex. auf zweymal erhalten, H[err] Dietrich [Dieterich] hat sie verkaufft wie er mir selbst schreibt,1) und so scheints billig dass ich ein Aequivalent dagegen erhalte. Sollte es nicht zu thun seyn das Ganze oder einen Teil in Baarem Gelde zu erhalten, so seyn Sie wenigstens so gut und schaffen mir Papier, Zu dem Ende bitt ich Sie um Dietrichs Verlags Catalogus, und um eine Erklärung von ihm wie ers halten will. Ich lache manchmal drüber wie gut das Stück aufgenommen, wie schnell verkaufft, nachgedruckt worden und ich die druckerkosten noch nicht einmal wieder habe. 8. [Berlin] K. Lessing an Lessing (Lachmann 21, 4): Seit vier Wochen hat die Kochische Gesellschaft wieder sehr starken Zulauf . . . Die Schauspieler, die Kenner des Guten und Schönen, versprechen sich daher mit vielem Grunde nicht viel von der Aufführung des Götz von Berlichingen. 11. [Stuttgart] G. D. Hartmann an Lavater (GJb 1888, 130): . . . so will ich keinen Brief mehr, sondern einen Oktavband über den Zustand unsres Publikums schreiben, das die 2te Aufl. von Götz von Berlichingen kauft und mich mit meinen Jahresfeyern warten läßt.2) 11. [Stuttgart] G. D. Hartmann an Bodmer (GJb 1888, 130): Ich wünschte, daß Sie Götz v. B. gelesen hätten, von ihm selbst geschrieben, um einzusehen, wie der Neue hier geraubt und abgeschrieben hat. Ich habe es wirklich vor mir. Es ist Dokument der Sprache. [30. od. [Frankfurt] An Sophie La Roche (GB 2.1, 71): Hier kommt der alte 31.] Reitersmann,3) und fragt: ob die jungen Ritter [die Söhne K. u. F. La

Roche] ihn mitnehmen wollen und wollen ihn dem Hr Geh: Rath [G. M. A. La Roche] vorstellen . . .

1

) Stimmt nicht, vgl. unten 22. Juni 1774: an H. Chr. Boie. ) Gedichte des Verf. (Feyer des Jahres 1771; Die Feyer des letzten Abends des Jahres 1772; Die Feyer des Jahres 1773); s. Hartmanns hinterlassene Schriften, gesammelt, und mit einer Nachricht von seinem Leben herausgegeben, von C. J. Wagenseil. Gotha 1779. 3 ) Wohl die zweite Auflage des Götz von Berlichingen. 2

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[Febr [Frankfurt] An Merck (GB 2.1, 73):2) 1 Anf.] ) Schicke dir hier in altem Kleid

Ein neues Kindlein wohl bereit,3) Und ist’s nichts weiters auf der Bahn, Hats immer alte Hosen an. Wir Neuen sind ia solche Hasen, Sehn immer nach den alten Nasen, Und hast ia auch wies ieder schaut, Dir Neuen ein altes Haus gebaut. Drum wies steht sodann geschrieben, Im Evangelium da drüben, Dass sich der neu Most so erweist, Dass er die alten Schläuch zerreisst. Ist fasst das Gegeteil so wahr Das alt die iungen Schläuch reisst gar. Und können wir nicht tragen mehr Krebs, Panzerhemd, Helm, Schwerdt und Speer, Und erliegen darunter todt Wie Ameis unterm Schollenkoth, So ist doch immer unser Muth Wahrhafftig wahr und bieder gut. Und allen Perrückeurs und Fratzen Und allen Literarschen Katzen Und Räthen, Schreibern, Maidels, Kindern, Und wissenschafft[lich] schönen Sündern, Sey Troz und Hohn gesprochen hier Und Hass und Aerger für u. für. Weissen wir so diesen Philistern Critikastern und ihren Geschwistern Wohl ein ieder aus seinem Haus Seinen Arsch zum Fenster hinaus. Febr 12. [Frankfurt] An Bürger (GB 2.1, 72): Ich schicke Ihnen die zweyte Auflage meines Göz. 14. [Darmstadt] Merck an Louise Merck (Leuschner 1, 459): Le grand Succe´s que Son Drame a eu, lui a tourne´ vn peu La teˆte. Il se detache de tous ses amis, et n’existe que dans les compositions quil prepare pour le Public. Il doit reussir dans tout ce quil entreprend, et je prevois qu’un Roman qui paroitra delui `a Paques4) sera aussi bien rec¸u que son Drame.

1

) Datierung nach GB 2.2, 199f. ) Das Gedicht auch in W 4, 195f. 3 ) G schickt die zweite Auflage des Götz, die im Jan 1774 gedruckt worden war. 4 ) Der Roman Die Leiden des jungen Werthers erschien erst im Okt 1774. 2

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Febr 21. [Potsdam] Leutnant von Warnsdorff an Knebel (Knebels Nachlaß II 1, 17f.): Jammerschade war es, daß ihr nicht mehr seid hier gewesen, als Merck [aus Petersburg] zurückkam . . . Ich will doch hoffen, daß er . . . euch wird vertraut haben, daß er mit dem Dr Göde zusammen den berühmten G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n verfertigt hat sc. sc. – 22. (s. „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“: Rez. gD, EGW 6, 51) März 6. [Frankfurt] An E. T. Langer (GB 2.1, 79): die zweyte Ausgabe des

Berlich. ist da ganz unverändert.1) Es ist mein Probstück, und soll bleiben wie’s ist. Wenn ich ie wieder ein deutsch drama mache, daran ich sehr zweifle, mögen alsdenn wahre Seelen fühlen inwiefern ich zugenommen habe. 7. [Niedeck] Bürger an H. Chr. Boie (Strodtmann 1, 200): Vor einigen Tagen [12. Febr] hab’ ich einen sehr honetten Brief von Göthen und die zweyte Auflage seines Götz zum Geschenk erhalten. Apr 2. u. (s. „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“: A. G. Kästner u. A. G. Kästner an nach Apr Herzog v. Braunschweig-Öls gD, EGW 6, 51) 12. [Berlin] Theaterzettel2) (GJb 1881, 90f.): Heute wird die von Sr. Königl. Majestät von Preuss. allergnädigst privilegirte Kochische Gesellschaft teutscher Schauspieler aufführen „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“. Ein ganz neues Schauspiel in 5 Akten, welches nach einer ganz besondern und jetzt ganz ungewöhnlichen Einrichtung von einem gelehrten und scharfsinnigen Verfasser mit Fleiss verfertigt worden. Es soll, wie man sagt, nach Shakespear’schen Geschmack abgefasst seyn. Man hätte vielleicht Bedenken getragen, solches auf die Schaubühne zu bringen, aber man hat dem Verlangen vieler Freunde nachgegeben, und so viel, als Zeit und Platz erlauben wollen, Anstalt gemacht, es auszuführen. Auch hat man, sich dem geehrtesten Publicum gefällig zu machen, alle erforderlichen Kosten auf die nöthigen Decorationen und neue Kleider gewandt, die in den damaligen Zeiten üblich waren. In diesem Stück kommt auch ein Ballett von Zigeunern vor. Die Einrichtung dieses Stückes ist am Eingange auf einem `a parte Blatt für I Gr. zu haben. 16. [Berlin, anonym. Rez.3)] Berlinische privilegirte Zeitung, 46. Stück, 16. Apr 1774 (Henning 1988, 258): Das so viel Aufsehen in Deutschland verursachte Schauspiel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, ward auf hiesigem deutschen Theater dreymal hinter einander4) mit grossem Beyfall aufgeführt. Es ist eine deutsche Rittergeschichte, völlig in der Shakesspearschen Manier. Es würde freylich sehr sonderbar

1

) D2 unterscheidet sich von D1 nur durch die Vorrede des Verlegers sowie durch eine fehlerhafte Paginierung. Im Vorwort heißt es: Kaum war dieses Stück erschienen, als auch sogleich ein Nachdruck davon heraus kam, worüber man sich weiter nicht zu beklagen hätte, wenn nur derselbe mit etwas weniger Flüchtigkeit veranstaltet worden wäre. Zwar bescheidet man sich gerne, daß ein Schauspiel keine Schrift von solcher Wichtigkeit ist, daß Druckfehler darinn von großer Bedeutung seyn sollten. Doch aber weil man’s für billig hält, daß jede Sache ihr Recht habe, und so viel möglich in ihrer Art gut sey, so hat man geglaubt, durch gegenwärtige ganz korreckte Ausgabe, dem Publiko einigen Gefallen zu erzeigen. Die Verleger. 2 ) Abgedruckt in der Berlinischen privilegirten Zeitung vom 14. Apr 1774 (Henning 1988, 257). 3 ) Verf. der Rez. wohl K. W. Ramler (E. Arnold: Goethes Berliner Beziehungen. Gotha 1925, 93). 4 ) Aufführungen 12.−14. Apr 1774; zu den insgesamt 17 Aufführungen der Kochschen Truppe s. D.

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seyn, wenn man es nach den Regeln der sogenannten regelmäßigen Schauspiels beurtheilen wollte; noch sonderbarer aber, wenn man sich der willkührlichen Regeln, die man von Griechen und Franzosen angenommen, erinnern, und darnach den Werth dieses Stückes bestimmen wollte. Es ist, wenn man sich so ausdrücken darf, eine Reihe der vortreflichsten Gemälde, die nach und nach lebendig werden, und weiter unter sich keinen Zusammenhang haben, als daß sie zu Götzens Lebzeiten vorfallen . . . Wenn der Beyfall ein Merkmal von der guten Vorstellung der Schauspieler ist, so kann man sie dasmal vortreflich nennen; und wenn dieser Beyfall ihnen auch nicht zu theil geworden, so würde doch der Unpartheyische gestehen, daß ein solches Stück, dessen Aufführung vielen Schwierigkeiten unterworfen, im Ganzen genommen, nach Beschaffenheit des deutschen Theaters, wohl von keiner Gesellschaft besser vorgestellt werden kann. Vornehmlich wurden die Hauptrollen sehr gut ausgeführt, und das Kostüme, des in den Kleidungen mit wahrem Geschmacke durchgängig beobachtet worden, wird selbst der Alterthumskenner rühmen müssen.

Apr 22. [Berlin] K. Lessing an Lessing (Lachmann 21, 22ff.): Hier erhielt die Vorstellung des Götz von Berlichingen großen Beyfall. Die Hauptrollen der Mannspersonen wurden in der That gut ausgeführt, vornehmlich der Götz von [J. G.] Brückner, der meine nicht allzugroße Erwartung weit übertraf; und wenn die Damen, außer der Starkin [Johanne Christiane Starke], nicht eben so gut sprachen, so waren sie doch gut nach dem Costume gekleidet. [J. W.] Meil hatte sehr gute Zeichnungen dazu gemacht . . . Die mannichfaltigen Decorationen, bey einem so elenden Theater, wie das hiesige ist, kannst Du Dir leicht vorstellen, waren höchst jämmerlich. Ungeachtet das Stück verkürzt werden mußte, so hatte ich doch für meine Wenigkeit gesorgt, daß keine Kochische Verbesserung sich einschlich. Die Scene, wo die Reichsarmee auftritt, und alle diejenigen, welche keine auffallende Handlung haben, blieben weg. Der Zusammenhang wird dadurch weder besser noch schlechter. Auch in der Sprache ward nichts geändert, als hin und her ein gar zu derber Ausdruck. Bey der Antwort auf die Aufforderung des Götz wurden nur die letzten Worte weggelassen. Was Herr Ramler von dem Stücke und insbesondere von der Aufführung denkt, kann ich nicht erfahren; bald aber werden es alle wissen. Er soll eine Abhandlung über das Drama gemacht und der neuen Ausgabe seines Batteux angehängt haben1) . . . Göthe soll durch dieses Stück bloß haben zeigen wollen, daß man in unsern Tagen auch Shakespearsche Schauspiele machen könne. Nun ist freylich nicht zu leugnen, daß er vieles geleistet, aber die Einheit des Interesse hat er am wenigsten beobachtet . . . Man weiß nicht, ob man sich für Götz oder Weißlingen interessiren soll . . . Aber worin mir Göthe selbst vor Shakespeare einen Vorzug zu haben scheint, ist dieses, daß er ganz vollkommen die Sitten der Geschichtszeit beobachtet, da der Engländer in allen Stücken nur die Sitten seiner Zeit schildert. 23. [Gießen] L. J. F. Höpfner an R. E. Raspe (GG 1, 84): Wenn Sie beikommendes Stück von Goethe noch nicht gelesen haben, so lesen Sie es ohne Aufschub. Es wird Ihnen ein Gastmahl sein. 23. [Halle, anonym. Rez.] Gelehrte Zeitung für das Frauenzimmer, hsg. v. J. J. A. vom Hagen, 16. Stück, 23. Apr 1774 (Henning 1988, 263): [Über die Berliner Aufführung] Zuerst also ein paar Worte von der Kastrirung des Stücks! Diese war wirklich gelinder, als irgend jemand, ja der Verfasser selbst vermuthet hatte, der sein Schauspiel, so wie’s da war, für unaufführbar hielt [Folgt Auflistung der Änderungen] . . . Den Götz hatte Brückner . . . der wegen dieser Rolle . . . durch einen echtteutschen Dichter, Maler, oder Kupferstecher Verewigung verdient . . . Sein würdiger Pendant war die Starckinn, die seine Frau Elisabeth machte . . . [Folgt ausführliche Kritik der Schauspieler2)] 1

) Nicht geschehen. ) Fortsetzung: Gelehrte Zeitung für das Frauenzimmer, 17. Stück, 30. Apr 1774 (Henning 1988, 279−87).

2

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Apr 30. [Göttingen] H. Chr. Boie an H. W. v. Gerstenberg (BG 1, 485): Göthe will keine deutschen Dramen mehr schreiben. 30. [Wolfenbüttel] Lessing an K. Lessing (Lachmann 18, 109): Daß Götz von Berlichingen großen Beyfall in Berlin gefunden, ist, fürchte ich, weder zur Ehre des Verfassers, noch zur Ehre Berlins. [J. W.] Meil hat ohne Zweifel den größten Teil daran. Denn eine Stadt, die kahlen Tönen nachläuft, kann auch hübschen Kleidern nachlaufen.1) Wenn Ramler indeß von dem Stücke selbst französisch urtheilt, so geschieht ihm schon recht, daß der König auch seine Oden mit den Augen eines Franzosen betrachtet. Mai ⎯ [Halle, anonym. Rez.] Die Akademie der Grazien, 18. u. 19. Stück, 1774 (Henning 1988, 289−320, 320): Über die weiblichen Charaktere in dem deutschen Trauerspiele, Göz von Berlichingen . . . [Nach ausführlichen Charakterschilderungen der weiblichen Figuren] Ich glaube meiner Absicht ein Gnüge gethan zu haben, indem ich gezeigt habe, daß die Charaktere der Damen in diesem Stücke glücklich genug gezeichnet sind. Es wäre zu wünschen, daß man die Einwendungen gegen die Anlage und Einheit des Stücks eben so leicht, als den Tadel den man auf jene warf, möchte ablehnen können. 2. [Augsburg, C. F. D. Schubart:] Deutsche Chronik, 2. May 1774 (Braun 1, 33f.): Literarische Neuigkeiten Ausserordentlich hab’ ich mich gefreut, als ich vernahm, daß G ö z v o n B e r l i c h i n g e n m i t d e r e i s e r n e n H a n d , dieses Schauspiel, welches hundert französische und die meisten deutsche aufwiegt, in Berlin, diesem Tempel des guten Geschmacks, nicht nur 3.mal nacheinander mit dem grösten Beyfall aufgeführt worden, sondern auch auf Verlangen wiederhohlt werden mußte. Wie patriotisch klopft mein Herz bey dieser Nachricht! [ca. 2.] [Weimar] Wieland an F. H. Jacobi (Wieland BriefeAA 5, 250): Wie zerstreut bin ich, daß ich Ihnen noch nichts Freundliches über den Enthusiasmus gesagt habe, womit Sie mir über mein Betragen gegen Göthe Ihre Zufriedenheit bezeugen!2) 5. [Erfurt, Ankündigung] Erfurtische gelehrte Zeitung, 36. Stück, 291: [Aufzählung des Inhalts vom Juniheft 1774 des Teutschen Merkurs] VIII. Ueber das Schauspiel: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (ob wohl H r . G ö t h e roth werden wird, wenn er diese Beschämung zu Geschichte [Gesichte] bekommt? oder ob er ein neues Pasquill [nach Götter Helden und Wieland] auf den grossen Mann, der ihn nie beleidiget hatte, ausbrüten wird? 11. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 255ff.): Erst vorgestern erhielte ich Nachricht von Tante Fahlmer, wie die Scene zwischen ihr, dem Doctor Göthe u dem Merkur abgelaufen ist3) . . . Auszug aus einem Briefe4) von Tante Fahlmer an Fritz Jacobi. Goethe. Tante. Die Tante sitzt vor ihrem Clavier, spielt aber nicht mehr drauf . . . Goethe kömmt gestiefelt . . . (Tante hält ihm die Revision über Götz von Berlichingen vor die Augen und giebt ihm die Blätter5) zusammen.)6) G ö t h e . (nach einigem Lesen) Nu, Wieland, du bist ein braver Kerl! ein ganzer Kerl! − Was? fängt ers so an? − Oh gut! Nun, Sie wissen Tante, was ich immer von W. gesagt habe − ob ich 1

) Bei der Aufführung am 14. Apr 1774 trugen die Schauspieler nicht zeitgenössische, sondern historische Kleider, die Meil entworfen hatte. 2 ) Wieland hatte bereits Ende Apr 1774 F. H. Jacobi eine Abschrift von seiner GötzRez. geschickt, die dann im Juni-Heft des Teutschen Merkur erschien. 3 ) Das Gespräch fand am 6. Mai 1774 statt. 4 ) Das Original des wohl vom 6. od. 7. Mai 1774 datierten Briefes nicht erhalten. 5 ) Wielands Rez. (s. unten 1774 Juni), die Jacobi bereits vor ihrem Erscheinen erhalten hatte. 6 ) Hierzu findet sich eine Anm. von F. H. Jacobi auf dem Schreiben: Göthe war wegen Wielands Rache voller Erwartung, u sah deswegen dem 11 ten Theil des Merkurs mit brennender Ungedult entgegen (Brüggen − Sudhof II 2, 209).

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ihm nicht immer gut war? Ich habe allzeit gesagt, es ist ein ganzer Kerl, ein guter Mensch. Aber ich bin gegen ihn aufgebracht worden . . . Da; Da! (mit dem Finger auf das Blat deutend) Das ist just was mich an W so ärgerte, und mich reitzte, mich gegen ihn auszulassen. D a , der To n . Sehen Sie, liebe Tante; ich wills nicht sagen: ich selbst hab Recht. W. hat Unrecht. Denn Alter, Zeitpunkte, alles macht Verschiedenheit in der Art zu sehen und zu empfinden . . . Ich muß weiter lesen. − Ganz brav! ganz brav! Nun, Wieland unsre Fehde ist aus; d i r kann ich nichts mehr thun . . . Das garstige FrazenZeug hat er schon gelesen, das seh’ ich. Ta n t e . Ja, freylich! Kommen Sie, lesen Sie, das hier ist die Antwort drauf. (Er wurde roth. Ich sah, daß es ihn erschütterte.) G ö t h e . Besser hätt ers nicht machen können! Ich sags ja; nun muß ich ihn auf immer gehen lassen. W. gewinnt viel bey dem Publico dadurch, und ich verliere. − I c h b i n e b e n p r o s t i t u i r t . (Tante lachte herzlich.) Nun wieder an den Anfang von der Recension. Die Vergleichung mit den jungen Füllen u.s.w. durchgeschnattert, und dabey vielmahl ausgerufen: es ist wahr! er hat Recht! ganz excellent! − Weiter gelesen. − Gut! meinen Weißlingen beurtheilt er, wie ich ihn will gelesen haben. − Gut! Besser als Wieland versteht mich doch keiner. − An der Stelle, wo er wegen der Vermischung der Sprachen in verschiedenen Jahrhunderten getadelt wird, sagte er: auch recht, auch gut; aber wer Teufel anders, als ein W., Lessing etc. kann mich hierinnen beurtheilen? Freylich hat er ganz Recht; ich habs selber genug gefühlt u. s. w. Die Folge meiner Werke solls zeigen, ob ich meine Fehler kannte.

Mai 17. [Elberfeld] W. Heinse an Gleim (Briefwechsel zwischen Gleim u. Heinse. Hsg. v. Karl Schüddekopf. Bd. 1, Weimar 1894, 173): Wieland hat Göthen, als ein wahrer großer Mann geantwortet − in dem nechsten Stücke des Merkurs, wie mir Fritz [F. H. Jacobi] gesagt hat, ich selbst habe die Antwort noch nicht gelesen. 28. [Belvedere] Wieland an F. H. Jacobi (Wieland BriefeAA 5, 264): So eben durchlaufe ich den sechsten Theil [des Teutschen Merkurs] und finde unter anderem, daß Sie nicht Unrecht hatten, mit meiner Rhapsodie über Götz von Berlichingen so sehr zufrieden zu seyn; sie ist mehercules besser geschrieben, als ich Anfangs selbst merkte oder glaubte, weil ich sonst gewohnt bin, langsam und mit einer gewissen Anstrengung zu arbeiten, dieser Aufsatz hingegen mir nur wenige Stunden und nicht die geringste Mühe kostete. 30. [Königsberg] Hamann an Herder (Ziesemer − Henkel 3, 99): Göthe ist doch noch Ihr Freund. Der Name seines Götzen wird wol ein Omen für unsern theatralischen Geschmack seyn, oder die Morgenröthe einer neuen Dramaturgie − Juni ⎯ [Weimar] W[ieland], in: Der Teutsche Merkur. Jg. 1774, Bd 6, St. 3, S. 321f.; 327; 332f.: Ich habe versprochen, das bekannte Schauspiel G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n m i t d e r e i s e r n e n H a n d , gegen einige Vorwürfe, die ihm von dem Recensenten desselben [C. H. Schmid] − übrigens einem Mann von Geschmack und philosophischem Geiste, und einem großen Bewunderer des s c h ö n e n U n g e h e u e r s , wie er es nennt − im IIIten Bande des Teutsch. Merkurs gemacht worden sind, zu rechtfertigen. Und dies ists, was ich izt thun will, wiewohl ich leicht voraussehe, daß manche wunderliche Leute Aergerniß daran nehmen, und mir übel ausdeuten werden, daß ich Gerechtigkeit gegen einen Menschen ausübe, der es, wie sie sich einbilden, nicht um mich verdient hat.1) G e r e c h t i g k e i t braucht niemand von uns zu verdienen, dächte ich, wir sind sie einem jeden schuldig, dem Teufel selbst, wie das Brokardicum2) sagt. Ein Autor ist darum nicht gleich ein Duns [Dummkopf], weil er unbillig oder unartig gegen uns ist; und warum sollte ein böser Mensch (gesezt auch, daß einer, der uns nicht liebt, darum gleich ein böser Mensch seyn müßte) nicht eben sowohl ein gutes

1

) Bezug auf G’s Anf. 1774 erschienene Farce Götter Helden und Wieland (s. S. 729). ) Sammlung von Rechtssprichworten, nach dem ersten Werk dieser Art von Brokard von Worms.

2

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Werk schreiben können . . . Ferner sey es . . . von mir, daß ich den Verfasser des G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n − der eine eigene Freude daran haben soll, Personal-Satyren auf den Ersten den Besten, der ihm in den Wurf kömmt, zu machen − durch diese kleine Apologie bestechen wollte, meiner zu schonen, wenn es ihm einmal wieder einfallen sollte, in einem Anstoß von Laune sich lustig mit mir zu machen! Ich gönne einem jeden seine Freude, und wiewohl der Muthwille an einem Knaben eine Unart ist, so wünschte ich mir doch keinen Jungen, der nie in dem Falle wäre, die Ruthe zu verdienen. Junge muthige Genien sind wie junge muthige Füllen; das strozt von Leben und Kraft, tummelt sich wie unsinnig herum, schnaubt und wiehert, wälzt sich und bäumt sich, schnappt und beißt, springt an den Leuten hinauf, schlägt vorn und hinten aus, und will sich weder fangen noch reiten lassen. Desto besser! . . . Weislingens Character scheint mir eins von den grossen Meisterstücken unsers Dichters zu seyn. Gerade so wie ich ihn gleich in den ersten Scenen wo er auftrit kennen lerne, ist er der Mann, dem ich alles zutraue, was er im ganzen Stücke thut. Kein durchausverdorbner Bösewicht; nichts weniger; nur ein weicher, wollüstiger, schwacher Mensch; eine Seele ohne Nerven; gut bey den Guten, aus Neigung; verkehrt bey den Verkehrten, aus Schwäche; gefühlvoll wie alle Wollüstlinge, aber unfähig Widerstand zu thun, wenn ihn ein Fürst, der ihn anlächelt, oder eine schöne, glattzüngige Schlange wie Adelheid, zum Bösen versucht. Das übrige, was ihn auszeichnet, ist blos Verfeinerung dieser Naturanlage − Weltkenntnis, Hofsprache, Geschmeidigkeit; und alles zusammen macht eines von diesen gewöhnlichen Mitteldingen aus, die alles sind, wozu man sie macht; selten Böses thun, als andern zu gefallen; gerne edel und bider wären, wenn die Tugend nur keine Opfer verlangte; in einem Anstoß von Weichherzigkeit die besten Vorsätze fassen, und etliche Wochen später, in der Trunkenheit einer bethörenden Leidenschaft sich zu Werkzeugen der ärgsten Bubenstücke machen lassen . . . Da doch so manches ohne hinlänglichen Grund an Herrn Göthens G ö t z getadelt worden: so wäre es ein wenig wunderlich, wenn man von dem, was vielleicht der größte und augenscheinlichste Fehler seinem Stücke ist, gar nichts sagte − ich meyne von der ziemlich häufigen Vermengung der S p r a c h e aus den Zeiten M a x i m i l i a n s I mit der von Joseph II welche desto auffallender ist, da der Verfasser affectiert, G ö t z e n selbst meistens eben so reden zu lassen, wie er in seiner von ihm selbst verfaßten Lebensgeschichte spricht. Ich verstehe unter Sprache hier nicht bloß Declination, Wortfügung und Redensarten, sondern auch Ausdrücke und We n d u n g e n , welche eine gewisse Ve r f e i n e r u n g voraussetzen, wovon man zu Götzens Zeiten in Teutschland noch gar keinen Begriff hatte . . . Es wäre leicht eine Menge solcher Stellen auszuzeichnen, die mit der naiven, aber ungeschliffnen und von unsrer heutigen himmelweit abgehenden Sprache, welche Götz von Berlichingen selbst in seiner Lebensbeschreibung spricht, den seltsamsten Contrast macht. Es ist freylich, außer unserm Dichter noch keinem in Europa eingefallen, daß ein dramatischer Autor, der seine Personen aus dem dreyzehnten oder funfzehnten Jahrhundert nimmt, sie auch die Sprache dieser Zeiten reden lassen müsse. Aber wenn er nun ja seinem Stück eine besondere Energie dadurch zu geben glaubte, so hätte er wenigstens alle seine Personen, jeden nach seiner Art . . . sich durchgängig so ausdrücken lassen sollen, wie man unter Kayser M a x e n zu reden pflegte.

[Juni 1.] [Frankfurt] An G. F. E. Schönborn (GB 2.1, 96): . . . mein Held [im

Stück Clavigo] ein unbestimmter halb gros halb kleiner Mensch, der Pendant zum Weislingen im Götz, vielmehr Weislingen selbst in der ganzen Rundheit einer Hauptperson; auch finden sich hier Scenen die ich im Götz um das Hauptinteresse nicht zu schwächen nur andeuten konnte.

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4. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 90): Der H[err] Ziegler1) hat

noch keine Anweisung das Geld quaest. zu zahlen. Auch bitt ich Sie mir zu melden: was von dieser Summe für Götz ist? denn das ist alleine mein, wie das übrige allein Mercken gehört. 4. [Düsseldorf] F. H. Jacobi an Wieland (Wieland BriefeAA 5, 274): Daß die Rezension des Merkurs in diesem Blatt [Erfurtische gelehrte Zeitung] so gar früh erschienen, hat Göthen, wegen der ihn betreffenden Anmerkung2) ein wenig spannen gemacht; es war darum recht gut, daß er die relativen Artikuls im Merkur bereits gesehen hatte. 15. [Bouillon, anonym. Rez.] Journal Encyclope´dique, Jg. 1774, T. 4, P. 3 (Henning 1988, 339): Quoique les auteurs dramatiques allemands soient encore loin du degree de perfection auquel les Franc¸ois sont arrives, il sont bien au-dela` du point ou ` l’auteur semble vouloir les ramener. Rendons-lui cependant justice; il a de beaux talens; ses scenes sont bien dialogues, ses caracteres admirablement soutenus; partout il attache´ & il inte´resse; les mœurs des Allemands . . . sont peintes au naturel . . . on voit paroıtre ici tous les orders de la socie´te´ . . . tous parlent & agissent suivant le ton du sie`cle. Le he´ros, victim de l’amour de la liberte´, continuellement en guerre avec ses voisins qui s’e´rigent en tyrans, est toujours grand; c’est dans ce role que l’on trouve surtout des traits de genie qui font souhaiter que l’auteur n’abandonne point une carriere ou ` il pourra se distinguer; mais il devroit suivre une route diffe´rente: s’il ne quitte point celle ou ` il vient d’entrer, il ne manquera pas d’avoir une foule de plats imitateurs qui, par des monstres de drames, replongeront l’Allemagne dans la barbarie. ˘

16. [Halberstadt] Gleim an W. Heinse (Bode 1, 58): Wielands Betragen gegen Goethen hat meinen völligen Beifall − nur hätt er mit dem Lobe „Götzens von Berlichingen“ sparsamer sein sollen. 22. [Frankfurt] An H. Chr. Boie (GB 2.1, 94): Ich habe das übersandte

Geld 8 L d’or. richtig emfangen, dancke für den Anteil den Sie an unserm kleinen Handel genommen haben und wollen nicht wieder beschweerlich seyn. für das übrige wollen wir gerne Bücher nehmen, für die restirenden Exempl. auch. Nur melden Sie w a s f ü r Bücher wir verlangen können . . . Wenn Sie die Exemplare von G ö t z e n nicht los werden können, bringen Sie mir sie mit, oder schicken sie mit Gelegenheit . . . 29. [Ems] Lavater Tagebuch (SchrGG 16, 295): Ich fragte meinen Nachbar [Kanzleidirektor Fischer] vom Götze v. Berlichingen. Er wollte nicht viel daraus machen u. verwunderte sich sehr daß ich ihn bewunderte. Aug 18. [Altona, anonym. Rez.3)] Beytrag zum Reichs-Postreuter, 64. Stück, 18. Aug 1774 (Henning 1988, 340): Herr Doctor Göthe . . . hat sich unstreitig Shakespear zum Muster genommen; aber er sollte . . . bedenken, daß im Shakespear erst der Anfang der Dramatischen Kunst sey. Wir hätten nichts dagegen, wenn Herr Doctor Göthe diesem Dichter in seinen Schönheiten nachahmte; aber so ahmt er ihm auch in seinen Fehlern nach . . .

1

) Christian Ziegler d. J. (gest. 1792), Handelsmann u. Bankier in Frankfurt. ) Vgl. oben 5. Mai 1774. 3 ) Zu J. R. M. Lenz’ Stück Der Hofmeister (1774). 2

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Aug 28. [Darmstadt] Merck an C. F. Nicolai (Leuschner 1, 123): . . . G. hat hier [Die Leiden des jungen Werthers] individuelle Wahrheiten wie bey seinem Göz verarbeitet, u. verkleistert. Okt

8. [Berlin] C. F. Nicolai an T. P. Frhr. v. Gebler (Bode 1, 68f.): „Götz von Berlichingen“ ist allerdings in Berlin mit großem Zulaufe aufgeführt worden. Vielleicht hatten die Kleider und Harnische, ganz neu und im vollkommenen Kostüme gemacht, an diesem Beifalle ebensoviel Anteil als etwas anders . . . Das Sonderbarste ist, daß selbst Prinzessinnen und Hofleute, die durchaus französisch sind, den „Götz“ besucht haben. Aber, wie ich schon gesagt habe, die alten Kleider und Harnische trugen auch das ihrige bei. 28. [Wolfenbüttel] Lessing an J. J. Eschenburg (Briefe von und an Lessing. 1770−1776. Hsg. v. H. Kiesel. Frankfurt 1988, 667): Das Ding über Götz von Ber. ist Wisiwaschi.1)

Nov 20. [Zürich] Bodmer an Pfarrer Schinz (Bode 1, 87): Ich bewundere den „Götzen von Berlichingen“ lange nicht wie Wieland, der ihn shakespearisiert, wiewohl er ihn lieber däumelte. 27. [Oldenburg] H. P. Sturz an Klopstock (Beck − Gronemeyer VI 1, 186): Was sagen Sie zu Göthens Fabrick mancherley Mißgeburthen wo hin und wieder vortrefliche Phisionogmie hervor blickt, aber doch kein Glied recht zum andern past. Ich freue mich nicht über diesen Kizel regelloß zu schreiben, nicht des Aristoteles sondern der Natur und des guten Geschmacks wegen, die beyde ihre Regeln haben, und der Barbarey wegen, welche herbey gelockt wird. Dez

6. [Zürich] Bodmer an Pfarrer Schinz (Bode 1, 88): Sulzer schreibt [am 19. Nov 1774], in Berlin gehe das Gerücht, daß Doktor Goethe dort sei, seinen „Berlichingen“ und „Clavigo“ auf dem Theater zu sehen. Der Schauplatz muß beinahe so viele Tiroirs [Kulissenzüge] haben, als Szenen sind, weil fast jeder Auftritt seine eigene Szene hat. Und wer kann dieses verworrene und verwirrenden Schauspiel2) von „Götzen“ bis zum Ende aushalten. [22.] [Frankfurt] An Sophie La Roche (GB 2.1, 150): zu einer Zeit da sich so

ein groses Publikum mit Berlichingen beschäfftigte, und ich soviel Lob und Zufriedenheit von allen Enden einnahm, sah ich mich Genötigt Geld zu borgen, um das Papier zu bezahlen, worauf ich ihn hatte drukken lassen. 23. [Karlsruhe] Knebel an F. J. Bertuch (GG 1, 129): An den Leiden des jungen Werthers hat er zwei Monate gearbeitet . . . An Götz von Berlichingen sechs Wochen.

1775 ⎯

⎯ [Anonym. Rez.] Auserlesene Bibliothek der neuesten deutschen Literatur. Lemgo 1775. Bd 8 (Braun 1, 136): Es giebt Werke, die das ganze Publikum schon gelesen hat, ehe es möglich ist, daß ein kritisches Journal sie ankündige . . . Im ganzen denken wir davon so. Wenn man auf die Wahl des gegenstandes, auf die Auswahl und die Anordnung der Charaktere, auf die Ausmalung derselben durch die kräftigsten und feinsten Züge, auf die Wahrheit und Kraft des Dialogs sieht, so kann man sich nicht leicht etwas vollkom-

1

) Betr. C. H. Schmid: Ueber Götz von Berlichingen. Eine dramaturgische Abhandlung. [Leipzig] 1774. 2 ) Diese Begriffe hat Bodmer von Sulzer übernommen, die dieser in seinem Schreiben an Bodmer vom 19. Nov 1774 benutzt hat.

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neres denken, als dies Stück. Es ist ein Pfand dessen, was der Verf., wenn er will, für unsre Bühne thun kann. Noch aber ist dadurch nichts für dieselbe geschehen . . . Denn in der That, Götz ist auf keine Art ein Werk für die Bühne. Dies ist im Allgemeinen unsre Meinung davon . . .



⎯ J. M. R. Lenz: Über Götz von Berlichingen1) (Mandelkow 1, 26): Was könnte eine schönere Vorübung zu diesem großen Schauspiel des Lebens sein, als wenn wir . . . in einem oder andern Zimmer unsern ,Götz von Berlichingen’ . . . eine große Idee − aufzuführen suchten. Lassen Sie mich für die Ausführung dieses Projekts sorgen, es soll gar soviel Schwürigkeiten nicht haben als Sie sich anfangs einbilden werden. Weder Theater noch Kulisse noch Dekoration − es kommt alles auf Handlung an . . .

Jan

2. [Augsburg u. Ulm, C. F. D. Schubart:] Deutsche Chronik, 2. Jan 1775: Neuigkeiten Unsers Göthe Meisterstück, G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n ist ins Englische übersetzt worden, und wird nächstens in L o n d o n aufgeführt werden. Ein deutsches Schauspiel in London, wo Shakespear seine Riesenstücke zuerst vorstellte! Was muß man nicht erleben! Bin doch sehr begierig auf die Wirkung, die dieß herrliche Stück in London hervorbringen wird.

[Febr]

[Straßburg] J. M. R. Lenz an G (Lenz 3, 306) Ich habe viel in der Sozietät [Socie´te´ de Philosophie et de Belles-Lettres] zu überwinden, auf einer Seite ists Unglauben, Zerrüttetheit, vagues Geschnarch von Belliteratur wo nichts dahinter ist als Nesselblüten: auf der andern steife leise Schneckenmoralphilosophie die ihren großmütterlichen Gang fortkriecht, daß ich oft drüber die Geduld verlieren möchte. Da konnte Götz nicht d u r c h dringen . . .

Apr

9. [Weimar] Wieland an F. H. Jacobi (Wieland BriefeAA 5, 354): Daß ich Göthens ganze Größe fühle, habe ich Ihnen schon hundertmal gesagt. Es ist nicht möglich, stärker mit einem Menschen zu sympathisieren, als ich mit ihm sympathisierte, da ich seinen Götz, seinen Werther und sein Puppenspiel [Neueröffnetes moralisch politisches Puppenspiel] las, wovon jedes in seiner Art ganz vortrefflich und herrlich in meinen Augen ist.

Sept

8. [Göttingen] H. Chr. Boie an Merck (Leuschner 1, 584): Wie Sie mit Goethen, dem ich vorigen Sommer das baare Geld geschickt,2) aus einander kommen werden, weiß ich nicht. Ich sah die ganze entreprise für gemeinschaftlich an und dacht’ also, es wäre gleichviel, wem ich das Geld schickte.

Juni ⎯ [Anonym. Rez.] Der Teutsche Merkur, Juni 1775 (Braun 1, 113f.): Theatralische Neuigkeiten [Hamburg] Den 24sten October [1774] machte man das erste Probestück mit G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n , und stellte ihn in kurzer Zeit dreymal vor. So wenig auch Herr G ö t h e für die Vorstellung gearbeitet haben mag, so ist doch die Absicht der Schauspieler löblich, den Zuschauern lieber zu starke, als zu schwache Speise vorzusetzen . . . Von Seiten der Dekoration waren keine Kosten gespart, und, mit Hülfe des Theatermahlers Z i m m e r m a n n , das Kostume strenge beobachtet. Um die Zerstreuung einigermaßen zu mindern, über welche die Zuschauer an andern Orten geklagt, ließ man hier bey der Vorstellung einen gedruckten A u s z u g aus dem Göthischen Schauspiele ausgeben, worinnen die Geschichte des Stücks im Zusammenhang vorgetragen war. Nicht allein, weil die Sentiments des Dichters, Hamburg angemeßner als Berlin sind, sondern, weil auch die Vorstellung überhaupt hier beßer ausfiel, war der Beyfall allgemeiner und anhaltender [folgt Rollenbesetzung]. [Okt]

[Frankfurt] K. A. Böttiger: Zur Weimarischen Genieperiode von 1775 bis 1781 (Gerlach − Sternke 72): Als der Herzog 1775 nach Darmstadt zur Vermälung reißte, bat Görz [d. i. J. E. Graf v. Schlitz] Göthe in Frankfurth zum Dejeuner beym Herzog im 1

) Rede vermutl. zum Vortrag vor der philosophisch-literarischen Sozietät in Straßburg bestimmt; s. auch unten 1775 Febr: Lenz an G. 2 ) s. oben 1774 Juni 4.: G an H. Chr. Boie u. Juni 22.: an H. Chr. Boie.

1775

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rothen Hause. Der Herzog hatte Göthes Götz v. Berlichingen gelesen, und den borstigen Ritterton allerliebst gefunden, war also schon dadurch begierig geworden, den Schöpfer dieses d e u t s c h e n Kunstwerk persönlich kennen zu lernen.

1776 ⎯

⎯ [Berlin, anonym. Rez.] Allgemeine deutsche Bibliothek, Berlin u. Stettin 1776, Bd 27, 2. Stück (Braun 1, 333ff.): Alle Zergliederung der mannichfaltigen einzelnen Schönheiten dieses Schauspiels würde nunmehr zu spät und überflüssig seyn, da jedermann es schon gelesen und wieder gelesen, auch ein Theil des Publikums die theatralische Vorstellung desselben mit angesehen hat, die manche Leser ihm vorher kaum zu weissagen sich getraut hätten . . . Wir verkennen nicht den Unterschied der wesentlichen und der mechanischen Regeln der dramatischen Kunst; aber wer beyde, und ihre Quellen und Gründe, richtig untersucht hat, wird doch wohl nicht behaupten, daß in der Oekonomie des Götz von Berlichingen bloß die letzten hintangesetzt werden. Demungeachtet sehen wir es völlig ein, und erkennen es mit der dankbarsten Empfindung, daß unsre nation an diesem Schauspiele ein werk erhalten hat, worauf sie stolz seyn darf . . .

Juni 29. [Berlin, anonym. Rez.] Berlinisches Litterarisches Wochenblatt, 29. Juni 1776 (Braun 1, 287): Vom hiesigen Deutschen Theater Soll dann dieses Schauspiel ja aufgeführt werden [29. Mai 1776], so muß es gewiß da geschehen, wo ein B r ü c k n e r den Götz spielt. In dieser Rolle verdient dieser Mann vorzüglich durch einen echtteutschen Dichter, Maler oder Kupferstecher Verewigung.

1778 Jan

2. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an Ph. Seidel (GG 1, 54f.): Ich weiß noch gar zu gut, wie ihr am runden Tisch den Götz von Berlichingen abschriebet1), und wie ihr das Lachen verbeißen wolltet, da der junge Offizier nichts bei der Sache zu danken fand.

1780 ⎯

⎯ [Berlin] Friedrich II.: De la litterature allemande. Berlin: G. J. Decker 1780 (Gutknecht − Kerner, 60f.): Pour vous convaincre du peu de gou ˆt qui jusqu’a` nos jours regne en Allemagne, vous n’avez qu’a` vous rendre aux Spectacles publics. Vous y verrez repre´senter les abominables pie´ces de Schakespear traduites en notre langue, et tout l’Auditoire se paˆmer d’aise en entendant ces farces ridicules et dignes des Sauvages du Canada. Je les appelle telles parce qu’elles pe´chent contre toutes les regles du The´ˆatre. Ces regles ne sont point arbitraires, vous les trouvez dans la Poe´tique d’Aristote, ou ` l’unite´ de lieu, l’unite´ de temps, et l’unite´ d’inte´reˆt sont prescrites comme les seuls moyens de rendre les Trage´dies inte´ressantes; au lieu que dans ces pie´ces Angloises la Sce`ne dure l’espace de quelques anne´es. Ou ` est la vraisemblance? Voila` des Crocheteurs et des Fossoyeurs qui paroissent, et qui tiennent des propos dignes d’eux; ensuite viennent des Princes et des Reines. Comment ce meˆlange bizarre de bassesse et de grandeur, de bouffonnerie et de tragique, peut-il toucher et plaire? On peut pardonner 1

) Jan−Apr 1773. Hs. gilt als verloren.

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1780

`a Schakespear ces ´ecarts bizarres; car la naissance des arts n’est jamais le point de leur maturite´. Mais voila` encore un Goetz de Berlichingen qui paroıˆt sur la sce`ne, imitation de´testable de ces mauvaises pie´ces angloises, et le Parterre applaudit et demande avec enthousiasme la re´pe´tition de ces de´gou ˆtantes platitudes.

Juni

9. [Paris] L. F. E. Ramond de Carbonnie`res an G (HA-BaG 1, 68): Le croyez-vous, Monsieur, Shakespeare vient d’echouer ici, Tristram Shandy ne trouve point de lecteurs et personne n’a encore re´ussi `a traduire Werther et n’a ose´ entreprendre Götz von Berlichingen.1)

1781 ⎯

⎯ J. Möser: Über die deutsche Sprache und Literatur. 1781 (Justus Möser’s Sämmtliche Werke. Neu geordnet u. aus dem Nachlasse desselben gemehrt durch B. R. Abeken. Theil 9. Berlin 1843, 141−44): Das von dem Könige so sehr heruntergesetzte Stück Götz von Berlichingen ist immer ein edles und schönes Product unsers Bodens; es hat recht vielen geschmeckt, und ich sehe nicht ab, warum wir dergleichen nicht ferner ziehen sollen; die höchste Vollkommenheit wird vielleicht durch längere Kultur kommen. Alles, was der König daran auszusetzen hat, besteht darin, daß es eine Frucht sei, die ihm den Gaumen zusammengezogen habe, und welche er auf seiner Tafel nicht verlange. Aber das entscheidet ihren Werth noch nicht. Der Zungen, welche an Ananas gewöhnt sind, wird hoffentlich in unserm Vaterlande eine geringe Zahl sein; und wenn von einem Volksstücke die Rede ist, so muß man den Geschmack der Hofleute bei Seite setzen . . . G o e t h e n s Absicht in seinem Götz von Berlichingen war gewiß, uns eine Sammlung von Gemälden aus dem National-Leben unsrer Vorfahren zu geben, und uns zu zeigen, was wir hätten und was wir könnten, wenn wir einmal der artigen Kammerjungfern und der witzigen Bedienten auf der französisch-deutschen Bühne müde wären, und, wie billig, Veränderung suchten. Leicht hätte er dieser seiner Sammlung mit Hülfe einer nun fast zum Ekel gebrauchten Liebesgeschichte das Verdienst der drei Einheiten geben, und sie in eine Handlung flechten können, die sich angefangen, verwickelt und aufgelöset hätte, wenn er aus dem einen Stücke drei gemacht und, diejenigen Gemälde zusammen geordnet hätte, welche sich zu jeder Handlung schickten und sich mit Zeit und Ort vertrugen. Allein er wollte jetzt einzelne Partien malen; und diese stehen zusammen, wie die Gemälde vieler großen Landschaftsmaler, ohne daß die Gallerie, worin sie sich befinden, gerade eine Epopöe ist. Daneben sollten diese Partien wahre einheimische Volksstücke sein; er wählte dazu ritterliche, ländliche und bürgerliche Handlungen einer Zeit, worin die Nation noch Original war, und der alte Ritter den jungen, wie der alte Kanzler den jungen Kanzler ohne fremde gelehrte Hülfe erzogen hatte. Und da ihm gewiß Niemand vorwerfen kann, daß er unrichtig gezeichnet, das Colorit vernachläßiget, oder wider das Costume gefehlet habe, so behandelt man ihn wider seine Absicht, wenn man ihn darum verdammt, daß er nicht blos für den Hof gearbeitet, und keine Epopöe, oder kein regulaires Ganze geliefert hat. Die Wahl seiner Partien würde auch immer gut geblieben sein, wenn es einige seiner Nachfolger, die alle sieben Theater von Neapel, welche für sieben unterschiedne Klassen der Nation eröffnet werden, in ein einziges zusammenziehen, und Hofleute und Lazzaroni mit einerlei Kost vergnügen wollten, nicht gar zu bunt gemacht hätten. Hieran aber ist G o e t h e unschuldig, ob er gleich noch Vieles gegen diejenigen zu sagen haben möchte, die aus einem übertriebenen Ekel gar nichts Nacktes leiden, und die schönste Venus nicht anders als unter der Decke wissen wollen. 1

) Die frz. Übersetzung von G. de Baer erschien 1785 im 9. Bd des Nouveau The´a ˆtre allemand.

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4. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G. F. W. Großmann1) (GG 1, 54): Meinem Sohn ist es nicht im Traum eingefallen, seinen Götz vor die Bühne zu schreiben.2) − Er fand etliche Spuren dieses vortrefflichen Mannes in einem juristischen Buch3) − ließ sich Götzens Lebensbeschreibung4) von Nürnberg kommen, glaubte, daß es anschaulicher wäre in der Gestalt, wie’s vor Augen liegt, webt einige Episoden hinein, und ließ es ausgehn in alle Welt.

Febr

[Mai?]

[Melle b. Osnabrück?] Jenny v. Voigts an G (Ha-BaG 1, 71): Sie hätten nach meiner vormaligen Antwort5) wohl nicht gedacht, daß mein alter Vater [Möser] noch Ihr Verteidiger werden und Ihre Sache gegen den großen Friedrich aufnehmen würde. Allein so sehr er dem Könige sein Urteil zugute hielt, so sehr ärgerte er sich über das Nachbeten solcher Leute, die unendlich weniger als der König zu besorgen und unendlich mehr Zeit hatten, ihre Lektion zu studieren. Und im Eifer warf er seine Gedanken aufs Papier, das ich hierbey überschicke.6) Er ist selbst nicht völlig mit seiner Arbeit zufrieden, weil seine Gesundheit ihm nicht erlaubte, das Feuer, womit er einsetzte, lange genug zu unterhalten. Indessen werden Sie seine Gesinnungen und seinen guten Willen daraus erkennen, und was er in der Eile übergangen hat hinzudenken.

Juni 20. (s. „Gespräch über die deutsche Literatur“: an Ch. v. Stein gD, EGW 6, 579) 21. [Weimar] An Jenny v. Voigts (Br 5, 144f.): Was er [Möser] von meinen

Sachen sagt,7) dafür bleib ich ihm verbunden, denn ich habe mir zum Gesetz gemacht, über mich selbst und das Meinige ein gewissenhaftes Stillschweigen zu beobachten. Ich unterschreibe besonders sehr gern, wenn er meine Schriften als Versuche ansieht, als Versuche in Rücksicht auf mich als Schriftsteller, und auch bezüglich auf das Jahrzehend, um nicht zu sagen Jahrhundert, unserer Litteratur. Gewiß ist mir nie in den Sinn gekommen, irgend ein Stück als Muster aufzustellen, oder eine Manier ausschließlich zu begünstigen, so wenig als individuelle Gesinnungen und Empfindungen zu lehren und auszubreiten. Sagen Sie Ihrem Herrn Vater ja, er soll versichert seyn, daß ich mich noch täglich nach den besten Überlieferungen und nach der immer lebendigen Naturwahrheit zu bilden strebe, und daß ich mich von Versuch zu Versuch leiten lasse, demjenigen, was vor allen unsern Seelen als das Höchste schwebt, ob wir es gleich nie gesehen haben und nicht nennen können, handelnd und schreibend und lesend immer näher zu kommen. Wenn der König [Friedrich II.] meines Stücks in Unehren erwähnt, ist es mir nichts befremdendes. Ein Vielgewaltiger, der Menschen zu Tausenden mit einem eisernen Scepter führt, muß die Production eines freien und ungezogenen Knaben unerträglich finden. 1

) Großmann leitete seit 1778 das Hoftheater in Bonn. ) Bezieht sich auf die Kritik von Friedrich II. an dem Stück in der Schrift De la litte´rature allemande. 3 ) Johann Stephan Pütter: Grundriß der Staatsveränderungen des teutschen Reichs. 3. Auflage, Göttingen 1764. 4 ) Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen . . . Nürnberg 1731. 5 ) Nicht ermittelt. 6 ) Mösers Schrift Über die deutsche Sprache und Literatur. 7 ) Vgl. oben 1781: J. Möser: Über die deutsche Sprache und Literatur. 2

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Überdies möchte ein billiger und toleranter Geschmack wohl keine auszeichnende Eigenschaft eines Königes seyn, so wenig sie ihm, wenn er sie auch hätte, einen großen Nahmen erwerben würde, vielmehr, dünkt mich, das Ausschließende zieme sich für das Große und Vornehme. Lassen Sie uns darüber ruhig seyn, mit einander dem mannichfaltigen Wahren treu bleiben und allein das Schöne und Erhabene verehren, das auf dessen Gipfel steht. Sept 17. (s. „Gespräch über die deutsche Literatur“: Hamann an Herder gD, EGW 6, 580) Nov 14. (s. „Gespräch über die deutsche Literatur“: an Merck gD, EGW 6, 581)

1782 Febr

2. [Stuttgart] Schiller an C. F. Schwan (SNA 23, 31): Wegen dem Göz v[on] Berlich[ingen] will ich an Göthe selbsten schreiben.

Apr

1. [Stuttgart] Schiller an W. H. Frhr. v. Dalberg (SNA 23, 32): An den Göz von Berlichingen habe ich mich noch nicht gewagt, weil ich besorgte der Verfaßer möchte sich dadurch beleidigt finden. Wenn E.E. durch Ihr Ansehen, und persönliche Bekanntschaft mit Göthen nur vollkommene Freiheit hierinn verschaffen könnten, so würde ich, während meiner medizinischen Beschäftigungen, in der Umarbeitung dieses Stücks die angenehmste Erholung finden.1)

Juni [Zürich] J. H. W. Tischbein an Merck (Leuschner 3, 74): Aber warum ich Ihnen eiEnde gentlich schreibe, ist wegen der Zeichnungen für den Herzog von Weimar aus Göthe’s Werken. Anstatt Zeichnungen habe ich gleich ein Bild gemahlt . . . ich glaube, es soll dem Herzog gefallen. Es ist, wie G ö t z d e n We i ß l i n g e n in seine Stube führt. Weißlingen stehet ganz niedergeschlagen, Götz ganz frei, und will ihn aufmuntern.2)

1784 ⎯

⎯ Wieland: Briefe an einen jungen Dichter, 3. Brief, Der Teutsche Merkur, 1. Stück, 1784 (Mandelkow 1, 96): . . . ich leugne schlechterdings daß der Verfasser ,Götzens‘ die Absicht dabei gehabt habe, ein gangbares Stück für unsre meistens herumziehende Schauspielertruppen zu verfertigen, oder solche regelmäßige Stücke, deren geringste Tugend die Regelmäßigkeit wäre, von unsern Schaubühnen zu verdrängen. Seine Absicht war wohl hauptsächlich, seine Kräfte an einem großen dramatischen Zeit- und Sittengemälde zu versuchen: wozu er den Stoff aus der Geschichte unsers eignen Vaterlandes nahm, teils um sich selbst desto lebendiger hineindenken zu können, teils es der Nation desto interessanter zu machen . . . Das Publikum erstaunte über das Wunderding, wurde anfangs von der Menge und Mannigfaltigkeit so ganz ungewohnter Schönheiten geblendet, aber bald durch die Wahrheit der Natur und den lebendigen Geist . . . hingerissen und überwältiget. In der ersten Entzückung war nur Eine Stimme. Die kleine Anzahl der Kenner von gesundem Gefühl und unbefangenem Kopfe, die an

1

) Zu einer Bearbeitung des Stückes kam es 1782 nicht. ) Ausführliche Bildbeschreibung Tischbeins in der Beilage zum Brief an Merck u. d. T. Göz von Berlichingen, als er den Weißlinge gefangen (Leuschner 3, 75f.). Carl August schenkte G das Ölbild zum 33. Geburtstag; heute im Urbino-Zimmer des G-Hauses.

2

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keine künstliche und abgeredete Formen . . . gewöhnt waren . . . sahen mit herzlicher Freude, vielleicht auch mit Eifersucht, Shakespears Genius in einem jungen Teutschen wieder aufleben; und versprachen unsrer Literatur und Schaubühne die herrlichsten Früchte von der völligen Reife eines Geistes, dessen erstes Produkt schon soviel männliche Stärke, soviel überlegenden Verstand, eine so kräftige und doch schon so gebändigte Einbildungskraft, ein so richtiges Gefühl dessen was im Menschen natürlich und was konventionell ist . . . zutage legte.

1786 Febr 17. [Mannheim, anonym. Rez.] Tagebuch der Mannheimer Schaubühne, 3. Stück, Mannheim 1786, 45 (Braun 1, 409): Dieses Stück erweckt mehr Würkung im Lesen, als in der Aufführung. Herr Böck spielte die Rolle des Götzen . . . mit allgemeinem Beifall. Herr Beil die Rolle des Fürsten von Bamberg, unnachahmlich schön. Im übrigen war nichts vergessen, sowohl in neuen Kleidungen, als Rüstungen und Dekorationen, was das Stück glänzend machen konnte. 28. [Weimar] An Ph. Chr. Kayser (Br 7, 185f.): Für unser gegenwärtiges

Werck [Scherz, List und Rache] laßen Sie sich nicht bange seyn, es wird sich schon forthelfen, es werden sich Entreprenneurs und Akteurs finden, um die Aufführung möglich zu machen. Haben sie doch ietzo in Mannheim den Götz von Berlichingen wieder hervorgesucht, nachdem man ihn zehn Jahr als einen allzuschwehren Stein hatte liegen laßen.1) Mai

8. [Frankfurt, anonym. Rez.] Ephemeriden der Litteratur und des Theaters. Hsg. v. C. A. Bertram. 3. Bd, Berlin 1786, 380f. (Braun 1, 409f.): Montags den 8. [Mai] zum erstenmal [in Frankfurt] Göz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Das Stück wurde nach den Manheimer Veränderungen und Abkürzungen gegeben. Es gefiel wegen seines eignen allgemein erkannten Werths; weil es zu Frankfurt, dem Geburtsorte des großen G ö t h e und unter den Augen seiner vortreflichen Mutter, gegeben wurde, von der einer unserer beliebten Dichter und Philosophen nach einer mit ihr gehabten Unterredung sagte: „Nun begreif’ ich, wie G ö t h e d e r Mann geworden ist.“ 25. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an Fritz v. Stein (Köster 179f.): Der 8te Mai war wohl für mich als für Goethe’s Freunde ein fröhlicher Tag, − Götz von Berlichingen wurde aufgeführt, hier schicke ich Ihnen den Zettel, − Sie werden sich vielleicht der Leute noch erinnern; die Sie bei ihrem Hierseyn auf dem Theater gesehen haben. Der Auftritt des Bruder Martin, − Götz vor den Rathsherrn von Heilbronn, − die Kugelgießerei, – die Bataille mit der Reichsarmee, − die Sterbescene von Weislingen und von Götz thaten große Wirkung. Die Frage: „wo seyd Ihr her, hochgelahrter Herr?“ und die Antwort: „von Frankfurth am Main“ [W 8, 375f.] erregten einen solchen Jubel, ein Applaudiren, das gar lustig anzuhören war, und wie der Fürst /: denn Bischöfe dürfen hier und in Maynz nicht aufs Theater :/ in der dummen Behaglichkeit dasaß, und sagte: „Potz, da müssen ja die zehn Gebote auch darin stehen“ [W 8, 3619f.], − da hätte der größte Murrkopf lachen müssen. Summa Summarum! ich hatte ein herzliches Gaudium an dem ganzen Spektakel . . . N. S. Dienstags den 30ten Mai wird auf Begehren des Erbprinzen von Darmstadt Götz von Berlichingen wieder aufgeführt. Potz, Fritzgen, das wird ein Spaß seyn! 1

) Aufführungen: Febr 17., 19. u. 26. F. Walter: Archiv und Bibliothek des Grossh. Hofund Nationaltheaters in Mannheim 1779−1839. Leipzig 1899, 392; ebd. 129f. auch zum Bühnen-Ms.

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1786

[Juni An F. J. Bertuch und G. J. Göschen (Br 7, 235): . . .1) Sie erhalten . . . 28.] eine Vertheilung meiner sämmtlichen Arbeiten in acht Bänden [Aus-

gabe S] . . . Zweyter Band. Götz von Berlichingen. Juli [Weimar] Herder an G (Herder Briefe 5, 182): Hier hast du deinen Götz . . . Die Cor7./9.[?] recturen [für Ausg. S] bedeuten nichts oder äußerst wenig; sie corrigiren meistens den heiligen Martin [Wieland] zurück, der die e bis zum Lachen eingeschaltet u. wenig Rücksicht drauf genommen hat, w e r rede. Hievon mündlich. Wie auch von einigen zu feinen Ausdrücken im Staatsstyl, insonderheit in Weislingens Munde. 9. An Ch. v. Stein (Br 7, 239): Heute hab ich Götz v. Berlichingen durch-

gegangen [für Ausg. S], und Wielands und Herders Bemerckungen verglichen und mich über verschiedne Korreckturen decidirt. Hierbey liegt Herders Zettelgen womit er mir das Stück zurücksandte; ich fahre nun fort2). . . Aug 27. u. 30. (s. „Werke, Ausgabe S“ an: Ch. v. Stein gD) Sept

1. (s. „Werke, Ausgabe S“ an: Ch. v. Stein gD) 2. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Carl August, an G. J. Göschen, an Ph. Seidel u. an Fritz v. Stein gD)

[Okt 14.] [Venedig] An Ph. Seidel (Br 8, 35): Auch hat es gewiß keine Eile [mit

Fertigstellung der Iphigenie]; denn an Werther und Götz von Berlichingen p haben sie eine Weile zu drucken. Nov [Weimar] Herder an F. J. Bertuch (Herder Briefe 5, 193): Hier ist . . . der Probebogen [Anf.] [Ausg. S];3) er ist gut u. schön im Druck; nur wünschte ich Druckfehler vermieden u. in der Orthographie des Setzers oder Correctors nach den vom Verfasser gegebnen Regeln . . . einmal ist im Götz gar statt ihn i h m gedruckt. Haben Sie doch die Güte, den Hrn Göschen aufs beste zu bitten, daß er durch einen tüchtigen Corrector hiebei die genaueste Sorgfalt übernehme; es gereicht dem Buch u. dem Verleger zur Zierde. O wenn ich die letzte Correctur haben könnte!4) wie gern wollte ich sie, Göthe zu gut, übernehmen. Haben Sie die Güte, Hrn Göschen von mir bestens zu grüßen u. ihn auch in meinem Namen um gütige u. beste Sorgfalt zu bitten. In Götz muß allerdings die alte Sprache u. Wortverkürzung beibehalten werden u. in ihm also auch die Adelungsche Orthographie ceteris paribus [unter übrigens gleichen Umständen] hierinn nichts ändern. Dez 13. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Fam. Herder gD)

1787 Jan

6. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ch. v. Stein gD) 17. (s. „Werke, Ausgabe S“: J. G. Göschen an Bertuch gD)

Febr 20. (s. „Werke, Ausgabe S“: an J. G. Göschen gD)

1

) Das Vorausgehende s. in „Werke, Ausgabe S“ gD. ) Das Druckmanuskript ist nicht erhalten. 3 ) Göschen hatte ihn am 1. Nov 1786 an F. J. Bertuch geschickt (QuZ 2.1, 46f.). 4 ) Sie wurde vom Verlag durchgeführt. 2

1787

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Febr 20. (s. „Werke, Ausgabe S“: an Ph. Seidel gD) Sept 22. (s. „Werke, Ausgabe S“: Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt gD) Okt 27. (s. „Werke, Ausgabe S“ an: J. G. Göschen gD) Dez 22. [Leipzig] G. J. Göschen an F. J. Bertuch (QuZ 2.1, 118): Sie wißen liebster Fr[eund] daß ich das 4te Tausend von Göthe einzeln gedruckt habe wenigstens die Leiden Werthers, Götz v. Berl[ichingen] und alle neue Stücke und diese verkauffe.

1788 Febr

9. (s. „Werke, Ausgabe S“ an: J. G. Göschen gD)

Sept 20. Schiller: Über Egmont, Trauerspiel von Goethe (SNA 22, 199f.): Entweder es sind außerordentliche H a n d l u n g e n und S i t u a t i o n e n , oder es sind L e i d e n s c h a f t e n , oder es sind C h a r a k t e r e , die dem tragischen Dichter zum Stoff dienen . . . Erst in neuern Zeiten, und in diesen erst seit Shakespeare, wurde die Tragödie mit der dritten Gattung bereichert . . . in Deutschland gab uns der Verfasser des Götz von Berlichingen das erste Muster in dieser Gattung. Nov 28. [Weimar] An J. H. Lips (Br 51, 84): Nun eine Anfrage: wollten Sie

wohl übernehmen zu einer neuen Auflage meiner Werke vors erste die fünf Titelkupfer der fünf ersten Theile nochmals zu stechen. Zweye sind schon von Ihrer Hand, zur I p h i g e n i e und zum E g m o n t . . . Die übrigen dreye, zu We r t h e r , G ö t z v . B e r l i c h i n g e n , S t e l l a könnten Sie, je nach dem Sie damit zufrieden wären, entweder beybehalten und sie nur mit mehrerer Correcktion und Qualität nachbilden, oder sie gar anders komponiren, oder sich aus den Stücken andre Gegenstände wählen. Dez 25. [Weimar] Caroline Herder an Herder (Meier − Hollmer 285): . . . wir [Caroline Herder, Ch. v. Stein u. Charlotte v. Kalb im Gespräch mit K. Ph. Moritz] frugen nach dem Mittelpunkt in Götz von Berlichingen; den sollten wir aber selbst aufsuchen, sagte er [Moritz]; er hätte ihn auch gefunden, und es Goethe gesagt; da hätten sie zusammen sehr gelacht.

1790 Apr (s. „Werke, Ausgabe S“: Verlagsanzeige Göschens gD) Mitte

1792 ⎯ Nov

⎯ (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: Campagne in Frankreich 1792 gD, EGW 6, 523f.) 9. [L. F. Huber:] Rez. über G’s Schriften Bd 1−8 (Mandelkow 1, 115f.): Die Veränderungen in ,Götz von Berlichingen’ sind so unerheblich als sie notwendig waren. Die allgemeine Würkung dieses Schauspiels ist nunmehr auch unterbrochen, und wird erst in der Folgezeit wieder aufgenommen werden. Es war das erste historische Stück, das wir in Deutschland erhielten, und ist noch das einzige geblieben . . . gerade jetzt ist ,Götz

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1792

von Berlichingen’ der stillen und tiefen Bewunderung wahrer Freunde der Dichtkunst zugefallen; gerade jetzt können sich diese der unnachahmlichen Darstellung, der Einfachheit in dem Reichtum, des Geistes in der scheinbar chaotischen Masse, der großen und rührenden Einheit in der äußern unzusammenhängenden Unordnung ungestört erfreuen. Vorzüglich wünschten wir, daß dieses Schauspiel . . . zum Studium dienen möchte, was Manier heißt, und welcher Unterschied zwischen Manier des jedesmal gewählten Stoffs und Manier des Dichters ist; denn so frei von aller eigenen Manier . . . ist nie ein Dichter gewesen, als Goethe . . .

1795 Mai 23. [Berlin] J. F. Unger an G (Unger 43): Seit kurzem gibt man hier wieder nach langem sehnlichen Harren Götz von Berlichingen, er wurde mit dem allergrößten Beifall, als sähe man ihn zum Erstenmal, aufgenommen, nur war man nicht zufrieden, daß die Direktion es sich erlaubt hatte, einige Stellen wegzulassen u. einiges abzuändern. Es geschah aus einer zu großen Aengstlichkeit. Z. B. statt auszurufen: Es lebe die Freiheit! sagte man hier: E s l e b e d a s Va t e r l a n d !! − u.s.w. Es soll mich verlangen, wie man es nun nach dem Frieden wird damit halten? Dez 17. [Jena] Schiller an W. v. Humboldt (SNA 28, 135): . . . so werden Sie mir doch gestehen, daß es im ganzen griechischen Alterthum keine poetische Darstellung schöner Weiblichkeit oder schöner Liebe gibt . . . Göthens Iphigenia, seine Elisabeth im Götz nähert sich den griechischen Frauen, aber sonst keine von seinen edeln weiblichen Figuren . . .

1796 ⎯

⎯ Herder: Briefe zur Beförderung der Humanitä. Achte Sammlung, 104. Brief (Mandelkow 1, 125f.): Sein ’Berlichingen‘ ist ein teutsches Stück, groß und unregelmäßig wie das teutsche Reich ist; aber voll Charaktere, voll Kraft und Bewegung.

1798 Aug 13. [Weimar] F. Kirms an G (GSA 28/22 Bl. 76f.): Bey Eröfnung des neuen SchauspielHaußes sollte auch mit etwas imponirenden die Bühne wieder eröfnet werden. Wäre Götz von Berlichingen dazu nicht das schönste Stück? Hr. Vulpius hat es schon einmahl für die Bühne bearbeitet: jetzt komme es lediglich darauf an, daß Sie noch den Griffel ansezten. 14. [Jena] An F. Kirms (Br 13, 250): Wegen [des Schauspielers] Corde-

mann werden wir wohl thun, wenn wir ihn in denen Stücken, die er wünscht, auftreten lassen und ihm Gelegenheit geben, sich zu empfehlen. Freilich mit „Fisco“ [Fiesko] wird es nicht angehen. So wie ich zu „Götz von Berlichingen“ nicht rathe. Das Stück ist dergestalt ausgeschrieben worden, daß es, ich möchte wohl sagen, stückweise schon ganz auf dem Theater ist, und ist überhaupt ohne bedeutende Umarbeitung nicht auf das Theater zu bringen.

1799

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1799 Apr 21. [London] M. G. Lewis an G (HA-BaG 1, 333): German Literature is at present the prevailing taste in England. Most, (indeed I may say) a l l , of your works have been translated, & even under the disadvantages of a translation has been uniformly admired. G o e t z v o n B e r l i c h i n g e n in particular has been translated by two different persons,1) and is extremely applauded. Sept 20. [Liverpool] Rose d’Aguilar (Lawrence) an G (Modern Language Review 4, 1909, 516): The following imperfect translation of a beautiful original is submitted to the author of Götz von Berlichingen as a testimony of the respect his genius commands, and a proof of the admiration his excellence inspires. Distance, like time, annihilates the constraint with which we are accustomed to speak of living authors, and in England I may speak of Goethe and of Shakespeare with equal unreserved, and praise, without the imputation of flattery, the writer who has imitated the beauties, and inherited the genius of our immortal Bard. The youth and inexperience of the translator must be pleaded as an excuse for many inaccuracies and several errors in the following sheets; nor can I flatter myself that I possessed one requisite to encourage me to so arduous an undertaking, except an unbounded admiration of the beauties of the original, and an ardent desire to communicate them to the English Public: With them and with you it remains to decide how far I have succeeded in this difficult task. Nov 27. [Hamburg] Klopstock an Herder (Beck − Gronemeyer X 1, 104): . . . er [G] ist (vielleicht nur zu Zeiten) ein gewaltiger Nehmer. So hielt er es mit dem Leben, das Götze v. B. von sich selbst geschrieben hat. Götze war seit ziemlich langer Zeit das erste deutsche Schauspiel, das ich ganz durchlas. Hätte ich damals jene Lebensbeschreibung gekant; so hätte ich es zwar auch ganz gelesen, aber vornähmlich um zu vergleichen. Es kommen in Götzen, dem Schauspiele auch andere Personen vor, die gewöhnlich nicht so sprechen, wie sie in den damaligen Zeiten hätten sprechen sollen; aber hier gängelte auch die Lebensbeschreibung Göthen nicht.

1800 ⎯

⎯ F. Schlegel: Gespräch über die Poesie, in: Athenäum. Eine Zeitschrift von A. W. Schlegel u. F. Schlegel. Bd 3, 2. Stück (Mandelkow 1, 195): . . . das Ganze [Werther] scheint mir tief unter der Kraft, mit der im ’Götz‘ die wackern Ritter der altdeutschen Zeit uns vor Augen gerückt, und mit der auch die Formlosigkeit, die denn doch zum Teil eben dadurch wieder Form wird, bis zum Übermut durchgesetzt ist. Dadurch bekommt selbst das Manierierte in der Darstellung einen gewissen Reiz, und das Ganze ist ungleich weniger veraltet als der ’Werther‘.

März 5. [Liverpool] Rose d’Aguilar (Lawrence) an G (Modern Language Review 4, 1909, 516f.): I have ventured to desire my translation of your celebrated Drama Götz von Berlichingen may be forwarded to you, not as a considering worthy your attention or perusal but merely as a tribute of respect and admiration, and as a slight acknowledgment of the unbounded pleasure this, and the rest of your works, has afforded me. I feel the greatest diffidence in submitting this translation to your perusal; and am quite at a loss how to excuse the many errors and inaccuracies you will certainly perceive in it. With regard to the trifling and incidental alterations or rather additions, I have now and 1

) Gortz of Berlingen [sic] with the Iron Hand, translated of Rose Lawrence (Rose d’Aguilar). Liverpool 1799 (Ruppert Nr. 1841; vgl. nachfolgendes Z); Goetz von Berlichingen, translated of W. Scott. London 1799.

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then been obliged to make, they were such only as I judged absolutely necessary to accommodate it to the English public, and to explain to the mere English Reader the force of many expressions and allusions to which it was impossible to give in a translation the form and dignity they possess in their original language. The youth and inexperience of the translator may be pleaded in excuse for many errors; as it was my first, so it will probably be my last attempt: for I was only induced to undertake so arduous a task by my extreme admiration of the original, and by the idea that the English Public might experience a portion of the pleasure I had enjoyed in the perusal of a work, which appears to me to possess more than any other Drama this country or Germany has produced, the characteristics traits of Shakespeare’s genius; − and which certainly displays his accuracy in the delineation of character, and his powerful energy in awakening the passions. I will not intrude longer on your leisure, or indulge myself in expatiating further on the beauties of this and many others of your writings which I have dwelt on with pleasure next to rapture. You must have heard the language of panegyric till it has ceased to give you pleasure; − and it cannot be supposed that you could at any time have been flattered by the commendation of an obscure stranger. Yet I will hope that you will not reject this testimony of respect and admiration when you recollect, that among all those your country or your friends may have offered you, there cannot have been one tribute on whose sincerity you might more justly depend, or which can be supposed more totally free from every interested motive.

1801 [Jan od. J. D. Falk, Aus dem Nachlaß (BG 5, 109): Den Götz von Berlichingen, sowie den Febr 11.] Werther wollt ich [G] ebenfalls verbrennen, als mir einer meiner Freunde [Merck] sagte: so laß doch nur einmal etwas dergleichen drucken! Was ist es denn mehr, es wird Lärm machen, man wird daran herum mäkeln, und Du wirst Muth erhalten.

1804 Okt 10. (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: J. H. Voß d. J. an C. W. F. Solger gD, EGW 6, 524) 29. [Weimar] J. H. Voß d. J. an B. R. Abeken u. C. W. Iden (BG 5, 529): Goethe sagte . . . wenn ich doch eine so gründliche Beurtheilung [wie in JALZ Okt 1804 zu Die Natürliche Tochter] vor 25 Jahren an meinem Göz v. Berl. u. an meinem Werther erlebt hätte!

1805 Mai 1./ [Weimar] An Cotta (QuZ 1, 385f., vgl. Br 19, 13f.): Unterzeichneter Juni 14. hat die Absicht, seine Schriften neu herauszugeben . . . Zu vertheilen

wären in [Ausg. A] zwölf Bände folgende Werke, ungefähr folgender Maßen: . . . [Bd] V. . . . Götz von Berlichingen. Nov 27. [Weimar] J. G. Melos an K. A. Böttiger (BG 5, 665): Göthe besorgt jetzt auch eine neue Ausgabe seiner sämtlichen Werke [Ausg. A], er läßt aber mehrere davon von Voß u. Riemer, seinem Hofmeister, revidiren . . . Riemer hat den Wilhelm Meister u. Götz von Berlichingen von den grammatischen Unrichtigkeiten u. Nachlässigkeiten, die sich Göthe zu Schulden kommen läßt, befreien müssen.

1806

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1806 ⎯ ⎯ (s. „Werke, Ausgabe A“: Tag- und Jahres-Hefte gD) Juni 20. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Cotta gD) Aug 18. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Cotta gD) 19. [Jena] An Cotta (Beilage; QuZ 1, 413f.): Die zwey Lieferungen [Ausg.

Sept

9. 10. 14.

Okt 26. Dez

8.

A] enthalten . . . z w e y t e L i e f e r u n g . f ü n f t e r B a n d . Götz von Berlichingen. Götz von Berlichingen.1) Gotz von Berlichingen . . . Götz absolvirt. An Cotta (Beilage2); QuZ 1, 413f.): Hierbey folgen . . . Zur zweyten Lieferung [Ausg. A] F ü n f t e r B a n d . Götz von Berlichingen. [Weimar] Laufzettel zur Sendung an Cotta (Br 19, 515): Hierbey folgen: . . . Zur zweyten Lieferung: F ü n f t e r B a n d . Götz von Berlichingen.

9. (s. „Werke, Ausgabe A“: an Cotta, Beilage gD)

1807 Juni 13. [Karlsbad] Riemer Tagebuch (BG 6, 285): Abends mit G. spazieren . . . Zu der Zeit, wo ganz Deutschland seinen Götz von Berlichingen bewunderte, befand sich Goethe in größter Verlegenheit, wie er das Papier dazu bezahlen sollte; denn er hatte mit Merck gemeinschaftlich es drucken lassen, jener den Druck, er das Papier besorgt, und hernach in Kommission gegeben, aber sein Lebtag nicht einen Heller dafür eingenommen.

1808 Aug

9. [Falkenlust] C. F. v. Reinhard an G (G−Reinhard 71): Goethens Werther und Götz hatten mich früher wunderbar ergriffen, aber sie standen isoliert vor meiner Phantasie, und ich wußte sie dem Ganzen nicht anzupassen.

1810 Apr

1. [Wien] F. Pforr an J. F. Overbeck (SchrGG 52, 20): Neulich legte ich der Gesellschaft [Lukasbrüderschaft] zehn kleine Zeichnungen aus dem Götz von Berlichingen von Goethe vor,3) man bestürmte mich von allen Seiten, daß ich sie dem Verfasser dieses 1

) Vermutlich Durchsicht für den Druck in Bd 5 der Ausgabe A. ) Br an Cotta, im Konzept von Riemers Hand, datiert 27. Okt 1806 (Br 19, 511f.); nicht abgeschickt. 3 ) Bleistiftzeichnungen in klein 20; Schuchardt 1, 280. Zu dem Gesamtkomplex: Goethes Götz von Berlichingen in Zeichnungen von Franz Pforr. Hsg. v. Richard Benz. Weimar 1941. 2

786

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1810

herrlichen Schauspiels senden sollte. Meine Eitelkeit kam zu sehr dabei ins Spiel, so daß ich es hätte abschlagen können, und mit nächstem werden sie an ihn abgehen, wie er sie aufnimmt, muß ich erwarten, nur das wage ich zu sagen, daß sie nicht die schlechtesten sind, die ich gemacht habe.

Apr

5. [Wien] F. Pforr an G (HA-BaG 2, 45f.): In einem Kreise junger Künstler [Lukasbrüderschaft] tranken wir die Gesundheit des ersten jetztlebenden deutschen Dichters, die von Ihro Exzellenz. Zu gleicher Zeit legte ich Ihnen gegenwärtige Zeichnungen zu Ihro Exzellenz unsterblichem Götz v. Berlichingen zum Anschauen vor. Alle bestürmten mich, meinem innersten Wunsche, Ihro Exzellenz meine hohe Bewunderung und Dankbarkeit zu zollen, zu folgen und Ihro Exzellenz diese Zeichnungen als einen schwachen Beweis der tiefen Rührung in möglichster Ehrerbietung zu übersenden. Mögen Ihro Exzellenz diese nicht als Kunstwerk, sondern nur als Beweis meines Ihro Exzellenz hohem Werke bewegten Herzens ansehen; ich werde nie die Eindrücke verlieren, die sein Geist allmächtig in mir zurückließ. Ich bitte Ihro Exzellenz, gütigst, dieses anzunehmen, und da ich in der Folge willens bin, es öffentlich erscheinen zu lassen, wage ich, Ihro Exzellenz zu ersuchen, mir dero hohe Meinung vorher nicht versagen zu wollen.

Juni 24. [Frankfurt] J. B. Engelmann an G (GSA 28/53 Bl. 55): Ew. Excellenz habe ich die Ehre, hierbey, auf Verlangen meines jungen Freundes, Pforr, und seines Vormundes, des Herrn Banquier Sarasin von hier, − eine Seite von Zeichnungen zu Ihrem Götz v. Berlichingen zu übersenden. Ich hoffe, sie sollen wieder gut machen was der hölzerne Convenienzbrief welchen er dazu schreibt, verderben muß. − Es ist mir sehr leid, daß sich nicht auch in dem Schreiben der höchst liebenswürdige, reine und geniale Mensch ausspricht, der er ist, und welcher deswegen so sehr Ew. Excellenz ehrende Aufmerksamkeit verdient. − Okt

5. [Weimar] An J. B. Engelmann (Br 21, 388): . . . für das im Juny schon

übersendete bestens zu danken, halte ich gleich nach meiner Zurückkunft1) in Weimar für Pflicht. Die Zeichnungen des Herrn Pforr leisten viel, indem sie zugleich viel versprechen. Empfehlen Sie mich ihm bestens und danken in meinem Namen. Die Neigung der sämmtlichen Jugend zum Mittelalter halte ich mit Ihnen für einen Übergang zu höheren Kunstregionen. Doch verspreche ich mir viel Gutes davon. Jene Gegenstände fordern Innigkeit, Naivität, Detail und Ausführung, wodurch dann alle und jede Kunst vorbereitet wird. Es braucht freylich vielleicht noch einige Lustra, bis diese Epoche durchgearbeitet ist, und ich halte dafür, daß man ihre Entwicklung und Auflösung weder beschleunigen kann, noch soll. Alle wahrhaft tüchtigen Individuen werden dieses Räthsel an sich selbst lösen. 6. [Brief] An Hrn Dr. Engelmann nach Frankfurt a/M. wegen der Pforrischen Zeichnungen. 7. An C. F. v. Reinhard (Br 21, 394f.): Ich will diese ganze Rücktendenz nach dem Mittelalter und überhaupt nach dem Veralteten recht gerne gelten lassen, weil wir sie vor 30 bis 40 Jahren ja auch gehabt haben, und weil ich überzeugt bin, daß etwas Gutes daraus entstehen wird; aber man muß mir nur nicht glorios damit zu Leibe rücken. Erlauben 1

) G hatte sich vom 16. Mai bis 1. Okt in Karlsbad u. Teplitz aufgehalten.

1810

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

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Sie mir einen Auszug aus einem Briefe, den ich soeben fortsende: . . .1) Solche Hoffnungen und Aussichten machen freylich im Durchschnitt gegen die Fratze des Augenblicks tolerant und gutmüthig. Okt

9. [Weimar] Charlotte v. Schiller an Prinzessin Caroline (GG 2, 578): Er [G] hat viele Zeichnungen aus Faust und Götz mitgebracht, die wir alle sehen sollen . . .

Nov

3. Mittags Legat. Rath Falk zu Tische.

Zeichnungen aus dem Götz vor-

gezeigt. 5. (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen“: Riemer Tagebuch gD, EGW 6, 524) 23. An Ch. v. Stein (Br 21, 422): . . . sende ich mehrere Umrisse zu G ö t z

einen zu F a u s t an denen ich Freude und meiner zu gedencken bitte.

1811 ⎯

⎯ A. W. Schlegel: Ueber dramatische Kunst und Litteratur. Th. 2, Abt. 2, Heidelberg 1811 (Mandelkow 1, 281): . . . [G] protestierte . . . in ,Götz von Berlichingen’ durch die Tat gegen allen willkürlichen Regelnzwang, wodurch die dramatische Poesie eingeengt worden war. Man sieht in diesem Schauspiele nicht Nachahmung Shakespeares, sondern die durch einen genialischen Schöpfer in einem verwandten Geiste angeregte Begeisterung. Im Dialog setzte er Lessings Grundsätze der Natürlichkeit nur mit größerer Kühnheit durch, denn außer dem Versbau und allem erhöhenden Schmuck, verwarf er auch die Gesetze der schriftlich aufgefaßten Sprache in einem Grade, wie es vor ihm noch niemand gewagt hatte. Er wollte durchaus keine dichterische Umschreibung, die Darstellung sollte die Sache selbst sein . . . Die altdeutsche Treuherzigkeit hat er auf das rührendste ausgedrückt, die mit wenigen Strichen angedeuteten Situationen wirken unwiderstehlich, das Ganze hat einen großen historischen Sinn, es stellt nämlich den Kampf einer abscheidenden und einer beginnenden Zeit vor, des Jahrhunderts der rauhen aber kräftigen Unabhängigkeit, und des folgenden der politischen Zahmheit. Die Vorstellung auf der Bühne berücksichtigte der Dichter dabei gar nicht, schien ihrer Unzulänglichkeit vielmehr in jugendlichem Übermute zu trotzen.

Juli

7. [Rom] F. Pforr an J. L. Passavant (SchrGG 52, 30f.): In Zwischenstunden arbeite ich meine Zeichnungen zum Götz von Berlichingen aus, von denen ich die Konturen, wie ich sie vor meiner Abreise von Wien ausgearbeitet hatte, an Goethe geschickt. (ich glaube, ich schrieb es Dir auch). Allein er betrug sich mehr als ein großer Herr wie als großer Mann, indem er mir ein freilich sehr schmeichelhaftes Kompliment sagen ließ und dann Gelegenheit nahm, über die Neigung der jetzigen Jugend zum Mittelalter zu sprechen; was mich eigentlich anging, war kaum drei Zeilen lang. Ich habe mir es aber vorgenommen, sie noch einmal hier zu bearbeiten und ich hoffe es soll besser werden. Vier Zeichnungen sind schon fertig, welche hier, ich kann sagen, sehr gefallen haben. Komme ich einmal nach Deutschland, so habe ich Lust, es herauszugeben, doch wird dieses Schwierigkeiten haben, da ich sie ausführe und nicht in die jetzige Sucht der Künstler geraten will, Konturen zu machen; denn das ist mit ein Verderbnis der Kunst; in einer zierlichen Kontur sieht so etwas bald danach aus, man sollte aber einmal eine solche neumodische Zeichnung ausführen, da würde man einen Greuel erleben; wenn man Rafaels, Michelangelos und dergleichen ihre Werke in Konturen sieht, das ist etwas anderes. Indessen ist mir immer lieb, daß Goethe weiß, daß ich seinen Götz bearbeite und nicht dawieder und darf ich dem Kompliment trauen selbst dafür ist. 1

) Folgt Text aus 5. Okt 1810: an Engelmann: Die Neigung der sämmtlichen Jugend . . . an sich selbst lösen.

788

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1811

Nov 28. [Wien] Caroline Pichler an G (SchrGG 18, 267f.): Stellen aus We r t h e r , G ö t z v . B e r l i c h i n g e n , S t e l l a u. s. w. − wurden mir zur Belohnung meines Fleisses von meinem Lehrer vorgelesen, und die nur geahndeten, nicht begriffenen hohen Gestalten bewegten sich unablässig vor der jugendlichen Seele, und bildeten eine innere Welt in mir, zu welcher ich mich so gern aus der äußern geräuschvollen zurückzog. So wuchs ich empor, und wurde bey fortschreitender Ausbildung fähig die später erscheinenden Meisterwerke I p h i g e n i a , Ta s s o , E g m o n t u. s. w. zu bewundern . . .

1812 Aug 16. (s. „Egmont“: Anonymus an G gD, EGW 3, 231) Nov 12. [Jena] An Cotta (Beilage; QuZ 1, 477f.): Über die neue Ausgabe [B]

von Goethes Werken . . . F ü n f t e r B a n d .

Goetz von Berlichingen.

1813 Nov 20. [Stäfa] H. Meyer an G (SchrGG 34, 333): Noch habe ich vom hiesigen Herrn Pfarrer [H. K. Tobler] . . . ein paar Bände der Göschen’schen Ausgabe Ihrer Schriften geliehen erhalten und lese nun, wie ich vermeine, mit besserer Einsicht, wenigstens größerer Aufmerksamkeit und unendlichem Vergnügen den Götz von Berlichingen, Stella, die Vögel und die Mitschuldigen schon zu wiederhohlten Mahlen.

1814 Mai 22. [Ottmannshausen bei Weimar] F. L. A. v. Hendrich an G (GSA 28/62 Bl. 221): Franz und Goetz waren Rittergenossen von einem Canton und also nach dem Gebrauch verschwägert und waren beyde Genossen es ist also kein Fehler begangen worden, wenn man Sickingen als Schwager aufgeführt hat, was ich hier nur Historisch bewerten wollen. 25. (s. „Dichtung und Wahrheit“: Sara v. Grotthuß an G gD, EGW 2, 484)

1815 Febr 20. An Cotta (Beilage; QuZ 1, 504f.): Inhalts-Verzeichniß der zwanzig Bän-

de Goethischer Werke [B] . . . 6. Band . . . Götz von Berlichingen . . . März 1. [Karlsruhe] M. v. Schenkendorf an G (Nordost-Archiv. Zeitschrift für Kulturgeschichte und Landeskunde 19, 1986, 103f.): Da erschien, wie ein frischer Quell in der Wüste, die deutsche Trilogie, Goetz, Egmont, Faust. Diese Gedichte sind mir oft wie der Frühglockenton vorgekommen, welcher das Wiedererwachen unserer alten Dichtkunst, und die damit gewis zusammenhängende Bewegung der zwei lezten Jahre vorausverkündiget hat. Aug 30. [Weimar] A. Kestner Gespräch (GG 2, 1066): Bei Gelegenheit des Overbeck erzählte ich, daß dieser mir in seinen Briefen aus Wien einen gewissen Pforr als einen sehr talentvollen Freund erwähnt, der gleichfalls das historische Fach zu dem seinigen genommen. Goethe ergriff diesen Namen und lobte sehr einige Zeichnungen von ihm

1815

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

789

zum Götz von Berlichingen, die sehr originell und kräftig und von vieler Erfindung wären.1)

Dez 11. [Jena] Götz revidirt [für Ausgabe B, Bd 6].

1817 Jan [Breslau] J. K. F. Jarick an G (GSA 28/73 Bl. 35): Ihr Götz von Berlichingen ist mein [vor 19.] Lieblingsbuch. Hätten Sie doch dergleichen Worte mehr hervorgezaubert.

1818 ⎯

⎯ Bei Allerhöchster Anwesenheit Ihro Majestät der Kaiserin Mutter Maria

Feodorowna in Weimar Maskenzug (W 16, 281f.): G ö t z v o n B e r lichingen ... . . . dieses Bild führt uns heran die Zeit Wo Deutschland, in- und mit sich selbst entzweit, Verworren wogte, Scepter, Krummstab, Schwert, Feindselig eins dem andern zugekehrt; Der Bürger still sich hinter Mauern hielt, Des Landmanns Kräfte kriegrisch aufgewühlt; Wo auf der schönen Erde nur Gewalt, Verschmitzte Habsucht, kühne Wagniß galt. Ein deutsches Ritterherz empfand mit Pein In diesem Wust den Trieb gerecht zu sein. Bei manchen Zügen die er unternahm, Er half und schadete, so wie es kam, Bald gab er selbst, bald brach er das Geleit, That Recht und Unrecht in Verworrenheit, So daß zuletzt die Woge die ihn trug Auf seinem Haupt verschlingend überschlug; Er, würdig-kräft’ger Mann, als Macht gering, Im Zeitensturm unwillig unterging. Ihm steht entgegen, selbstgewiß, in Pracht, Des Pfaffenhofes listgesinnte Macht, Gewandter Männer weltlicher Gewinn Und leidenschaftlich wirkend Frauensinn. Das wankt und wogt, ein streitend Gleichgewicht, Die Ränke siegen, die Gewalt zerbricht. Zur Seite seht des Landmanns Heiterkeit, 1

) Vgl. dazu oben 1. Apr 1810: F. Pforr an J. F. Overbeck u. folgende Z.

790

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1818

Der jeden Tag des Leidlichen sich freut. Und fernerhin Zigeuner zeigen an Es sei um Ordnung in dem Reich gethan. Denn wie die Schwalbe Sommer deutend schwebt, So melden sie daß man im Düstern lebt, Sind räuberisch, entführen oft zum Scherz, Wahrsagerinnen, Menschen Geist und Herz.

1822 Jan

⎯ Bücher-Vermehrungsliste (Tgb 8, 317): Oeuvres dramatiques de J. W.

Goethe, traduits de l’Allemand. Paris 18211) . . . Verehrer [:] Vom Über-

setzer. März 20. [Pilsen] J. St. Zauper an G (G−Zauper 155): . . . die große objektive Idee finde ich gerade recht eigentlich in Faust, Götz, Tasso, Iphigenie, und das scheint mir eben diese Geistesprodukte von andern neuern Dramen zu unterscheiden, die uns etwas Vereinzeltes, niemal Eines geben; selbst den Schillerischen fehlt es daran, und eben weil die Menge zu dem Einen, Höheren sich nicht erheben mag, darinn liegt die kältere Aufnahme ersterer.

1823 Dez 3. u. 12. (s. „Die Geschwister“: Boissere´e an G u. an Boissere´e gD, EGW 6, 545)

1824 Febr 26. (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen . . .“: Eckermann Gespräche gD, EGW 6, 525) Nov

9. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 123f.): Ich [Eckermann] kann ihm [Herder] z. B. nicht vergeben, daß er, zumal bei dem damaligen Stande der deutschen Litteratur, das Manuskript des Götz von Berlichingen, ohne Würdigung seines Guten, mit spöttelnden Anmerkungen zurücksandte . . . Dagegen muß ich den Merk [Merck] loben, sagte ich, daß er Sie trieb, den Götz drucken zu lassen. „Das war freilich ein wunderlicher bedeutender Mensch, erwiderte Goethe. „Laß das Zeug drucken! sagte er; es taugt zwar nichts, aber laß es nur drucken!“ Er war nicht für das Umarbeiten und er hatte Recht; denn es wäre wohl anders geworden, aber nicht besser.

1825 Dez 25. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 166): . . . Shakspeare . . . Ich [G] tat wohl, daß ich durch meinen Götz von Berlichingen und Egmont ihn mir vom Halse schaffte . . . 1

) Tome 3 (1821) enthielt: Goetz de Berlichingen, Iphigenie en Tauride, Clavijo, Les complices. Vgl. Oeuvres dramatiques de Goethe . . .: W 41.2, 18522−8615.

1826

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

791

1826 ⎯



⎯ Oeuvres dramatiques de Goethe (übersetzt von G; W 41.2, 185f.): Aber

indessen das wirkliche Leben, wie es die gegenwärtige Societät bestimmt und geordnet hat, ihn [G] durch sein ganzes Gewicht erdrückte, freute sich seine Einbildungskraft, in jene Zeiten freier Thätigkeit zu flüchten, wo der Zweck des Daseins klar vorlag, das Leben stark und einfach. Es schien dem melancholischen entmuthigten Jüngling, daß er bequemer unter dem Harnisch des Kriegsmannes gelebt hätte, besser in der festen Burg des Ritters; er träumte sich das alte Deutschland mit seinen eisernen Männern und rohen, freisinnigen, abenteuerlichen Sitten. Der Anblick gothischer Gebäude, besonders des Doms zu Straßburg, belebte nun völlig für ihn jenes Zeitalter, das er vermißte. Die Geschichte, welche der Herr v o n B e r l i c h i n g e n mit eigner Hand schrieb, bot ihm das Muster, das er suchte, und gewährte ihm den Grund seiner Dichtung. Und so entstand in seinem Kopfe das Werk, das Deutschland mit Entzücken aufnahm und für ein Familienbild erkannte. G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n ist ein Gemählde oder vielmehr eine weitgreifende Skizze des sechzehnten Jahrhunderts; denn der Dichter, welcher erst die Absicht hatte es auszubilden und in Verse zu bringen, entschied sich, solches in dem Zustand, wie wir es besitzen, herauszugeben. Aber jeder Zug ist so richtig und fest, alles ist mit so großer Sicherheit und Kühnheit angedeutet, daß man glaubt, einen der Entwürfe des M i c h e l A n g e l o zu sehen, wo einige Meißelhiebe dem Künstler zureichten, um seinen ganzen Gedanken auszudrücken. Denn wer genau hinsehen will, findet daß im Götz kein Wort sei, das nicht treffe; alles geht auf die Hauptwirkung los, alles trägt dazu bei, die große Gestalt des hinsterbenden Mittelalters zu zeigen. Denn man kann sagen: das Mittelalter sei eigentlich der Held dieses wunderlichen Dramas, man sieht es leben und handeln, und dafür interessirt man sich. Das Mittelalter athmet ganz und gar in diesem Götz mit der eisernen Hand; hier ist die Kraft, die Rechtlichkeit, die Unabhängigkeit dieser Epoche, sie spricht durch den Mund dieses Individuums, vertheidigt sich durch seinen Arm, unterliegt und stirbt mit ihm. ⎯ Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzter Hand (W 42.1, 111): [Band] VII. G r ö ß e r e n e u e r e S t ü c k e : Götz von Berlichingen1). . .

März 26. (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen . . .“: Eckermann Gespräche gD, EGW 6, 526)

1

) Gleichlautend Paralip. 4 u. 5 vom Jan 1825 in W 42.1, 459; 467: Neue Ausgabe . . . VII Größere neuere Stücke. Götz von Berlichingen.

792 Mai

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1826

8. Studien zur Weltliteratur (Paralip 1; W 42.2, 492): Zu Anfang des Jahr-

hunderts Übersetzung des Götz von Berlichingen durch Walther Scott.1) [nach (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen . . .“: Varnhagen von Ense’s Biographien Dez 29.] gD, EGW 6, 526)

1827 Juli

9. [Edinburgh] W. Scott an G (HA-BaG 2, 453): I . . . have been rarely so much gratified as by finding that any of my productions have been fortunate enough to attract the attention of Baron von Goethe of whom I have been an admirer ever since the year 1798 when I became a little acquainted with the German language and soon after gave en example at once of my good taste and consummate assurance by an attempt to translate Baron von Goethe’s Goetz von Berlichingen,2) entirely forgetting that it is necessary not only to be delighted with a work of genius but to be well acquainted with the language in which it is written before we attempt to communicate its beauty to others. I still set a value on my early translation however because it serves at least to show that I knew how to select an object worthy of admiration although from the terrible blunders into which I fell from imperfect acquaintance with the language it was plain I had not adopted the best way of expressing my admiration. 12. [Weimar] An W. Reichel (Br 42, 256f.): Ew. Wohlgeboren

vermelde daß, Herrn v. Cottas Ansinnen und Wünschen gemäß, eine mit der Bände-Eintheilung vorzunehmende Änderung und zwar folgendermaßen billige: . . . Band VIII enthält den G ö t z und E g m o n t . (Stella und Clavigo bleiben weg).

25. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 617; 619): Goethe hat in diesen Tagen einen Brief von Wa l t e r S c o t t erhalten, der ihm große Freude machte. Er zeigte ihn mir heute, und da ihm die englische Handschrift etwas sehr unleserlich vorkam, so bat er mich, ihm den Inhalt zu übersetzen . . . „Ich fühle mich sehr geehrt“, schreibt Walter Scott, „daß irgend eine meiner Produktionen so glücklich gewesen ist, die Beachtung Goethes auf sich zu ziehen, zu dessen Bewunderern ich seit dem Jahre 1798 gehöre, wo ich, trotz meiner geringen Bekanntschaft mit der deutschen Sprache, kühn genug war, den Götz von Berlichingen ins Englische zu übertragen. Ich hatte bei diesem jugendlichen Unternehmen ganz vergessen, daß es nicht genug sei, die Schönheit eines genialen Werkes zu fühlen, sondern daß man auch die Sprache, worin es geschrieben, aus dem Grunde verstehen müsse, ehe es uns gelingen könne, solche Schönheit auch Anderen fühlbar zu machen. Dennoch lege ich auf jenen jugendlichen Versuch noch jetzt einigen Wert, weil er doch wenigstens zeigt, daß ich einen Gegenstand zu wählen wußte, der der Bewunderung würdig war.“ . . . Goethe hatte, wie gesagt, über diesen Brief große Freude. Er war übrigens der Meinung, als enthalte er zu viel Ehrenvolles für ihn, als daß er nicht sehr vieles davon auf Rechnung der Höflichkeit eines Mannes von Rang und hoher Weltbildung zu setzen habe.

1

) Goetz of Berlichingen with the Iron Hand. Translated from the German of Goethe, author of the Sorrows of Werther, by Walter Scott. London 1799. 2 ) Vgl. oben 8. Mai 1826: Studien zur Weltliteratur.

1828

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

793

1828 Apr 18. [Edinburgh] T. Carlyle an G (Norton 83): I know not whether you are aware that he [W. Scott] too is a reader of German, nay, that at the entrance of his literary life, he translated your G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n , to which circumstance many of his critics attribute no small influence on his subsequent poetical procedure. Juni

5. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1123): Es ist doch ein Verlust daß Lessing wie er wirklich Lust hatte und würdig genug angeregt sein mußte nicht mit Dir über den Götz v. B. angebunden hat.1) Er war der Mann dem zum Trotz und zur Freude Du aus purer Schäkerei noch manches Stück von Dir gegeben hättest wenn nicht oben ein dadurch sein gar zu fester Glaube an Aristoteles hin und wieder einen Chok und eine Bresche dazu bekommen hätte denn L. war ein redliches Herz. Er hat mehr getan als Aristoteles; er hat es selber versucht und eben gezeigt was sich nicht machen läßt. Goethes Farce gegen Wieland [Götter Helden und Wieland] hat ihm ohne Zweifel den größten Spaß gemacht. Seiner Gesinnung über Wieland zufolge muß er Dich beneidet haben um diese Farce die er am liebsten selber gemacht hätte.2) So auch mit dem Götz v. B. den er Dir nicht gönnt und seinen Verdruß nicht bergen kann denn bedenke, es einmal selber: ist es nicht impertinent daß ein Gelbschnabel aus Frankfurt, wie ein zweiter Prometheus Solche Wesen bildet aus Solchem Tone? mir nichts dir nichts, und an allen Göttern vorübergeht ohne den Hut zu lüpfen.

Dez

3. [Weimar] F. Soret Gespräch (Zehn Jahre 283): Später machte er [G] noch allerlei Scherze über den Gewinn, den er jetzt aus seinem poetischen Gewerbe ziehen könne; in seiner Jugend habe er nicht einmal einen Verleger gefunden, der sich dazu hergegeben, seinen „Götz“ zu drucken.

1830 März 5. [Weimar] F. Soret Gespräch (Zehn Jahre 391f.): Die gegenwärtigen literarischen Zustände Frankreichs kamen zur Sprache; er [G] beschäftigte sich sehr viel damit. Er ist der festen Meinung, die jetzige literarische Revolution, die man in Frankreich als etwas Neues empfinde, sei im Grunde nichts weiter als der Widerschein dessen, was die deutsche Literatur seit fünfzig Jahren geworden sei. „So liegt z. B.,“ erklärte er, „der Keim zu den historischen Schauspielen, die bei unsern Nachbarn als etwas Funkelnagelneues gelten, seit einem halben Jahrhundert in meinem ,Götz‘! . . .“ 14. (s. „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen . . .“: F. Soret Gespräch gD, EGW 6, 527)

1

) Alfred Nicolovius hatte in seinem Buch Über Goethe (Leipzig 1828) Briefäußerungen Lessings über G’s Götz von Berlichingen abgedruckt, so den Br an Karl Lessing vom 11. Nov 1774: Ich liefe wirklich Gefahr, über das theatralische Unwesen (denn wahrlich, fängt es nun an, in dieses auszuarten) ärgerlich zu werden, und mit Goethen, trotz seinem Genie, anzubinden . . . (S. 54). 2 ) Zelter bezieht sich hier wohl auf einen Brief Lessings an den Bruder Karl Lessing vom 30. Apr 1774 (s. dort), der von Nicolovius in dem Buch Über Goethe zitiert wird (S. 54).

794

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . EIN SCHAUSPIEL

1831

1831 Okt 30. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1565): So konnte der Faust anfänglich wegen Theaterunbequemlichkeiten nicht gegeben werden.1) Der alte Döbbelin wagte es und wurde darüber weidlich abgesulzert.2) Das Stück hatte seine Wirkung da es jeder schon längst liebgewonnen hatte.

UH

Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Aufzügen. Für die Bühne bearbeitet3)

E

1803 Juli u. Aug (Beginn der Umarbeitungen des Götz von 1773 für die Bühne) 1804 Jan − Sept 22. (Fortgesetzte Umarbeitungen bis zur Vorstellung vom 22. Sept) 1804 Sept 24. − Dez 8. (Teilung wegen Überlänge, weitere Umarbeitungen bis zur Vorstellung vom 8. Dez 1804) 1809 vor Dez 23. (abermalige Umarbeitung für die Aufführungen Dez 23. u. 26. ?)4) 1815 Mai (Götz von Berlichingen nach der neuern Bearbeitung von Goethe ?)5) 1816 (wegen Länge des Stücks neue Vorkehrungen ?)6) 1819 Juni/Okt (eine längst bedachte neue Bearbeitung)7) Aufführungen der Weimarer-Hoftheater-Gesellschaft8) 1804

Sept 22. Weimar (Zum Erstenmahle: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Aufzügen, von Göthe)

1804

Sept 29. Weimar (Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Erster Theil, von Goethe.9))

1

) Hier irrt Zelter, gemeint ist Götz von Berlichingen; erstmals am 12. Apr 1774 in Berlin aufgeführt. 2 ) Zelter irrt. Kochs Theatertruppe führte das Stück auf, nach dessen Tod 1775 übernahm C. T. Doebbelin das Ensemble; abgesulzert meint abgeurteilt gemäß J. G. Sulzers Allgemeine Theorie der schönen Künste (1774). 3 ) Resultat wiederholter Bemühungen, den Götz von 1773 aufführbarer zu machen; s. ergänzend „Geschichte Gottfriedens . . . Dramatisirt“, S. 514, „Götz von Berlichingen . . . Ein Schauspiel“, S. 746 u. „Über die Frage: Welche Hand Götzens . . .“, S. 50. 4 ) s. unten 1804−09: E. Genast. 5 ) s. unten 1815 Mai 15.: Böttiger, Morgenblatt. 6 ) s. unten 1816 Febr 14.: A. Klingemann an die Direction des Hoftheaters u. Febr nach 14.: an die Hoftheater-Commission. 7 ) s. unten 1819 Juni/Okt: Caroline Jagemann. Beschäftigung in diesem Zusammenhang wohl schon 1818 März 9., Okt 1.−4. (s. dort). 8 ) Unter G’s Direktion bis 1817. 9 ) Vorstellung der Aufzüge 1 bis 3; Theaterzettel verloren.

1803

D

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

795

1804

Okt 13. Weimar (Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Zweiter Theil, von Goethe1))

1804

Dez 8. Weimar (Götz von Berlichingen. mit der eisernen Hand. Schauspiel in fünf Aufzügen, von Goethe)

1805

Aug 3. u. 11. Gastspiele der Weimarer Hoftheater-Gesellschaft in Bad Lauchstädt

1806

Jan 25. Weimar

1806

Aug 17. Gastspiel der Weimarer Hoftheater-Gesellschaft in Bad Lauchstädt

1807

Juni 30. Gastspiel der Weimarer Hoftheater-Gesellschaft in Leipzig

1809

Dez 23. Weimar (Adalbert von Weislingen. Götzens erster Theil. Ritterschauspiel in vier Aufzügen, von Göthe2))

1809

Dez 26. Weimar (Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ritterschauspiel in fünf Aufzügen, von Göthe3))

1810

Mai 2. Weimar.4)

1811

Aug 25. Gastspiel der Weimarer Hoftheater-Gesellschaft in Halle.5)

1813

Dez 8. u. 11. Weimar.6)

1819

Okt 27. u. 30. Weimar (Adelbert von Weislingen, Götz von Berlichingen erster Theil, Schauspiel in vier Aufzügen, von Goethe, (neu bearbeitet).)

1819

Okt 30. Weimar (Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Zweiter Theil des Götz von Berlichingen. Schauspiel in fünf Aufzügen, von Goethe, (neu bearbeitet).)

1828

Okt 15. u. Nov 1. Weimar7)

1830

Aug 28. Weimar (Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Trauerspiel in fünf Akten, von Göthe)8)

Neue Bearbeitung des Götz von Berlichingen von Göthe auf dem Weimarischen Hoftheater. In: Zeitung für die elegante Welt, 7. März 1805, Nr. 29.9) − C1 42 (1832) 233−450.10) − W 13.1, 185−360; 13.2, 245−341.11) − MA 6.1, 348−461.12) − FA I 6, 401−518.13)

1

) Vorstellung der Aufzüge 3 bis 5. ) Vorstellung der Aufzüge 1 u. 2 entsprechend der Bearbeitung vom 22. Sept 1804. 3 ) Vorstellung der Aufzüge 3 bis 5 entsprechend der Bearbeitung vom 22. Sept 1804. 4 ) Vorstellung von Teil 2 weitgehend entsprechend der Aufführung vom 26. Dez 1809. 5 ) Vorstellung von Teil 2 weitgehend entsprechend der Aufführung vom 26. Dez. 1809. 6 ) Vorstellungen weitgehend entsprechend den Bearbeitungen vom 23. u. 26. Dez 1809. 7 ) Zusatz auf dem Theaterzettel: Mit neuer Besetzung. 8 ) Weitgehend der Bearbeitung zum 8. Dez 1804 entsprechend. 9 ) Auszug aus III 5 (W 13.1, 2155−14) u. Franzens Verse in III 6 (W 13.1, 2619−23). 10 ) Grundlage eine weitgehend der Bearbeitung vom 8. Dez 1804 entsprechende Fassung; Druckvorlage verschollen (W 13.2, 250). 11 ) Nach C1 mit wenigen Abweichungen, s. W 13.2, 250. 12 ) Nach C1. 13 ) Nach C1. 2

796

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

Z ⎯ Juli

1803

1803 ⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit,1) Paralip. 6 (AA-DuW 2,

471): 1803[:] . . . Götz 5. [Jena] An Schiller (Br 16, 250): Das Altdeutsche wiedererstandene Drama bildet sich, mit einiger Bequemlichkeit, um. Ich wüßte nicht zu sagen ob sichs organisirt, oder krystallisirt?2) welches denn doch zuletzt, nach dem Spachgebrauch der verschiedenen Schulen, auf eins hinauslaufen könnte. 6. [Lauchstädt] Schiller an G (SNA 32, 51): . . . laßen Sie den alten Götz nur recht vorwärts schreiten. 7. [Jena] An Christiane (Br 16, 253): Meine Arbeiten rücken vor . . . 22. [Weimar] Götz 23. Götz . . . [Gespräch mit] Schiller. Uber Organisation. Dann über Götz.

bes. d. 5ten Ackt. 28. . . . an Götz gedacht. Aug

5. [Weimar] Schiller an Iffland (SNA 32, 58): Sub rosa kann ich Ihnen anvertrauen, daß Goethe jezt durch mich veranlaßt worden ist, den Götz von Berlichingen ganz neu für die Bühne zu bearbeiten. Die Hauptschwierigkeiten für die Repræsentation werden hinweggeräumt, die zerstükelten Parthien in größere Massen zusammen gezogen und noch verschiedene bedeutende theatralische Motive hinein gebracht, so daß es ein Vo l k s s t ü c k im vollen Sinne dieses Worts werden kann. Ich gebe Ihnen Nachricht, so wie ich etwas weiteres davon sagen kann und auch wegen der Decoration will ich Sie bei Zeiten prevenieren. 18. Früh. Götz. 3. Ackt.

Nov 26. [Berlin] Iffland an Schiller (SNA 40.1, 150): Ist die Bearbeitung des Götz von Berlichingen fertig: so bewürken Sie die Absendung. Dez

5. [Weimar] Schiller an Iffland (SNA 32.1, 89): Götz von Berlichingen ist wegen Goethes übrigen Geschäften wieder zurückgelegt worden.3)

1804 ⎯

⎯ Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften4) (W 42.1, 85): 1804

. . . Götz von Berlichingen für’s Theater . . .

1

) Geschrieben 1809 Okt−Dez. ) Zur Umarbeitung des Götz fürs Theater; s. unten 1803 Aug 5.: Schiller an Iffland u. 1804: TuJ. 3 ) Wohl vor allem wegen der immensen Bemühungen zur Gründung der JALZ ab Aug 1803; s. „Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung“, S. 350. 4 ) Entstanden 1819. 2

1804 ⎯



GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

797

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 186): Der Verabredung mit Schiller

gemäß ein Repertorium unsers deutschen Theaters nach und nach zu bilden, versuchte ich mich an Götz von Berlichingen ohne dem Zweck genug thun zu können. Das Stück blieb immer zu lang; in zwei Theile geteilt war es unbequem, und der fließende historische Gang hinderte durchaus ein stationäres Interesse der Scenen, wie es auf dem Theater gefordert wird. Indessen war die Arbeit angefangen und vollendet, nicht ohne Zeitverlust und sonstige Unbilden. ⎯ Ältestes Schema zu Dichtung und Wahrheit,2) Paralip. 6 (AA-DuW 2, 472): 1804[:] . . . Goetz v. Berl.



⎯ [Weimar] H. Voß (GG 1, 972): Ich habe Goethe einmal über seinen „Faust“, ein andermal über „Götz von Berlichingen“ reden hören. Er fühlte die Größe dieser Werke mit unendlicher Seelenerhebung. Aber wahrhaftig, er, er dachte nicht daran, daß sein Individuum der Verfasser sei; was ihn begeisterte, war die Idee, die jenen Stücken zu Grunde liegt, und ihm galt es in dem Augenblicke völlig gleich, in wessen Gehirne sie entsprungen sei.

Jan

15. [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (Meier 1, 94): Goethe arbeitet jetzt seinen Götz von Berlichingen fürs hies. Theater zu . . . 26. [Weimar] Anna Germaine de Stae¨l an G (BG 5, 419): Je serai chez vous ce soir `a sinq heures avec [J. v.] Müller, si vous ne me faites rien dire. J’ai rec¸u une lettre de [J. v.] Schwartzkopf, qui est `a la teˆte du the´ˆatre de Francfort et voudrait acheter Goetz von Berlichingen, si vous consentiez `a y fixer un prix.3)

[Febr [Weimar] Christiane an N. Meyer (BG 5, 431): Er arbeitet den Götz von Berlichingen Mitte] für das Theater um, und wir freuen uns alle schon auf die Aufführung. Febr 18. Götz v Berlichingen. 19. Götz v Berlichingen. 20. Götz v Berlichingen. 21. Götz von Berlichingen. 23. Götz v Berlichingen. 24. Götz v. B. 25. Götz v B. 25. [Weimar] Riemer an C. F. E Frommann (Heitmüller 43): G. arbeitet an seinem Götz, der wahrsch. auch noch zu Ostern gegeben wird, wenn er die gute Laune behält ihn fertig zu machen. 26. Götz v. B. 27. An Zelter (Br 17, 77): Im Februar nahm ich den Götz von Berlichingen

vor, um ihn zu einem Bissen zusammen zu kneten, den unser Deutsches Publikum allenfalls auf einmal hinunterschluckt. Das ist denn eine böse Operation, wobey man, wie beym Umändern eines alten Hau1

) Entstanden 1819/1829. ) Geschrieben 1809 Okt−Dez. 3 ) Vgl. unten 10. Juni 1805: J. I. v. Gerning an G. 2

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GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

Febr 29. März 1. 2. 3. 4. 7. 8. 9. 10.

1804

ses, mit kleinen Theilen anfängt und am Ende das Ganze mit schweren Kosten umgekehrt hat, ohne deßhalb ein neues Gebäude zu haben. Götz v. Berlichingen. Götz v. Berlichingen Götz v. Berlichingen. Götz v. Berl. Brl. Götz. Götz v. B. Gotz v. B. Gotz v. B.

10. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 43): Goethe ist mit seinem Götzen bald fertig. 11. Gotz v. B. 11. [Jena] J. H. Voß an G (GJb 1884, 47): O wer . . . Euren neugeschaffenen Götz mit ansehen könnte! Endlich einmal wird es doch möglich sein. 12. An Schiller (Br 17, 94f.): Mögen Sie wohl die zwey ersten Ackte an-

sehn. Wo das weiße Papier eingeheftet ist, fehlt eine Scene zwischen Weislingen und Adelheid [III 4 ?]. Wenn Sie nichts zu erinnern haben ließe ich wenigstens von vorn herein die Rollen abschreiben. 20. [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (Meier 1, 95): Nun sehen wir die neue Bearbeitung des Götz von Berlichingen, die aber, weil sie 6 Stunden spielen würde, in 2 Theile getheilt, u in zwei Abenden gegeben wird. 25. [Weimar] Christiane an N. Meyer (Kasten 134): Aus beyliegendem Zettel werden Sie sehen, was bey uns vorgeht und wie stark jetzt unser Personal auf dem Theater ist, wo runter lauter hübsche junge Männer sind. Auch haben wir Hoffnung bald den Götz v. Berlichingen auf dem Theater zu sehen. 27. [Weimar] K. A. Böttiger an A. Duvau (Böttiger − Duvau 112): Den dritten oder 4 April wird schon Göthes ganz umgeschmolzner Götz von Berlichingen hier aufgeführt, s a g t man. [vor 29.] [Weimar] J. H. Voß d. J. an B. R. Abeken (BG 5, 441): Göthe arbeitet jetzt seinen Göz von Berlichingen, vielleicht sehe ich den diesmal in Weimar. [März [Weimar] Christiane an N. Meyer (Kasten 131): Er [G] arbeitet den Götz von BerEnde]1) lichingen für das Theater um, und wir freuen uns alle schon auf die Aufführung . . . Apr

6. Götz v. Berl. 7. [Berlin] Iffland an Schiller (SNA 40.1, 196): . . . Herr [M. R. Pauly] Pauli . . . besucht Verwannte in Naumburg und Herr Bethmann der zu seinem Vergnügen ihn begleitet, bringt und dringt ihn nach Weimar, wohin ich an Herrn v Göthe ihm Briefe zur Erlangung des Götz von Berlichingen mitgegeben . . .

1

) Bemerkung Meyers Den 1. April erhalten. (Kasten 131).

1804 Apr

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799

7. [Berlin] Iffland an G (BG 5, 472): Der Directions Sekretair Pauli [Pauly] . . . wird meine innigste Verehrung Ewrer Excellenz darbringen. Verstatten Sie ihm aus Ihrem Munde zu hören, daß ich Ihr Wohlwollen nicht verlohren habe und vernehmen Sie gütig eine Proposition, welche er wegen Götz von Berlichingen vorlegen soll. 8. Götz. 21. Weniges an Götz.

22. [Dresden] C. G. Körner an Schiller (SNA 40.1, 200): Ich lese in einer Zeitung, daß Göthe den Götz neu bearbeitet hat. Hast Du das Manuscript gesehn? Mai 1. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 70): Von Schillers Tell hat sich noch nichts sehn und hören lassen . . . Desto erfreulicher ist die Erwartung auf Ihren Götz . . . Lassen Sie nicht zu lange darauf hoffen.1) 17. [Jena] C. L. Fernow an J. D. W. O. Uhden (BG 5, 473): Göthe arbeitet jetzt seinen Götz von Berlichingen für die Bühne um . . . 22. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (BG 5, 488): Zum Götz kommen Sie zu − früh: wir werden ihn wohl vor dem Winter nicht sehn. Juni 14. An Iffland (Br 17, 139): Wegen Götz von Berlichingen melde ich so-

gleich so bald er mir producibel ist. Leider will er sich noch immer nicht auf die Bühne fügen. Eine angebohrne Unart ist schwer zu meistern. 15. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G (Köster 471): Auch trägt mann sich mit folgender Neuigkeit − Götz von Berlichingen wäre auch von dir vor Theater bearbeitet ... 29. [Jena] Götz v. Berl. 30. [Jena] Götz. Juli

7. [Frankfurt] J. H. v. Meyer an G (GSA 30/244 Bl. 123): Ew. Hochwohlgeboren erlaube mir . . . hin zu zufügen, daß Ihr Mahomet vor kurzem auf unsern Nationaltheater eine nicht unwürdige Aufführung gesehen hat, welcher bald drauf eine zweyte gefolgt ist, und daß in wenigen Tagen auch Clavigo − und zwar wirklich zum ersten Mahl − darauf erscheinen wird, endlich daß unser Publicum nach dem neuen Götz von Berlichingen ein eifriges Verlangen trägt. 16. [Weimar] Die vorhergehenden Tage meist am Götz. 17. An Christiane (Br 17, 157): Ich habe mich lange nicht so wohl befun-

den als diese Tage her, sogar habe ich wieder Lust zum Götz . . . 21. Zusammenstellung des Götz. 24. An Christiane (Br 17, 163): Ich bin am Götz und wenn ich noch vierzehn Tage fortfahre; so kann ich damit zu Rande kommen . . . Die Stunden die ich sonst mit dir verplaudere arbeite ich am Götz und so wird auch dir ein Vergnügen auf deine Rückkunft bereitet. 25. An Schiller (Br 17, 164): Ich habe mich die Zeit über an den Götz gehalten und hoffe ein rein Manuscript und die ausgeschriebnen Rollen zu haben eh die Schauspieler wiederkommen;2) dann wollen wir es aus1 2

) Die erste Aufführung der Bühnenbearbeitung erfolgte in Berlin erst am 4. Sept 1805. ) Sie spielten bis zum 3. Sept 1804 in Bad Lauchstädt.

800

GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

Juli 28.

30.

30. [30.]

1804

ser uns sehen und das weitre überlegen. Wenn es mit der Länge nur einigermassen geht; so habe ich wegen des übrigen keine Sorge. An Christiane (Br 17, 167f.): Nach Lauchstedt kann ich nicht. Sage aber der Gesellschaft daß wie sie ankommen Leseprobe vom Götz seyn wird. An Zelter (Br 17, 170): Von meinem Götz von Berlichingen hoffe in vier Wochen Leseprobe zu halten. Daß es damit so weit kommt, bin ich Ihnen ganz allein schuldig. Ich begriff nicht, warum ich seit einem Jahr in dieser Arbeit Penelopeisch1) verfuhr und was ich gewoben hatte, immer wieder aufdröselte. Da las ich in Ihrem Aufsatz: w a s m a n n i c h t l i e b t , k a n n m a n n i c h t m a c h e n . 2) Da ging mir ein Licht auf und ich sah recht gut ein, daß ich die Arbeit bisher als ein Geschäft behandelt hatte, das eben auch so mit andern weggethan seyn sollte, und deswegen war es auch geschehen, wie es gethan war, und hatte keine Dauer. Nun wendete ich mehr Aufmerksamkeit und Neigung, mit mehr Sammlung, auf diesen Gegenstand und so wird das Werk, ich will nicht sagen gut, aber doch fertig. Nun wollte ich Sie um ein Paar kleine Stücke Musik bitten, erstlich zu Georgens Lied: E s f i n g e i n K n a b e i n V ö g e l e i n [ IV 16], das Sie, wie ich glaube, schon componirt haben.3) Zweytens um einen sanften, andächtigen, herzerhebenden vierstimmigen Gesang, mit lateinischem Text, der ohngefähr acht Minuten dauert. Es kann ein Stück aus einer Messe seyn, oder was es auch sonst ist. [Brief an] Zelter Berlin. Lieder zu Götz. An W. v. Humboldt (Konzept; Br 17, 171f.): Ich habe mich zu einem Versuch verführen lassen meinen Götz von Berlichingen aufführbar zu machen. Dieß war ein fast unmögliches Unternehmen, indem seine Grundrichtung antitheatralisch ist, auch habe ich, wie Penelope, nun ein Jahr immer dran gewoben und aufgedröselt, wobey ich viel gelernt, ich fürchte aber, zu dem vorliegenden Zweck, nicht alles geleistet habe. In ohngefähr sechs Wochen denke ich ihn zu geben und Schiller wird Ihnen wohl ein Wort darüber sagen.

31. [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (Meier 1, 97): Gesund sind wir alle, u erwarten nun auch die Ankunft der Großfürstin [Maria Pawlowna]. Das Theater, wird sie mit der neuen Umarbeitung des Götz von Berlichingen empfangen . . .

1

) Gewebtes immer wieder aufzudröseln, war in Homers Odyssee die List der unbeirrt auf Odysseus’ Heimkehr aus Troja hoffenden Penelopee, um die drängenden Freier hinzuhalten: ehe sie sich wieder verheiraten könne, müsse erst das Leichentuch für ihren Schwiegervater Laertes fertig gewebt sein. 2 ) Zitat nicht nachgewiesen. 3 ) Zelter hatte das Lied zu diesem Zeitpunkt noch nicht komponiert, s. unten 4. Aug 1804: Zelter an G.

1804 Aug

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3. [Jena] Schiller an G (SNA 32, 156): Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz von Berlichingen schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegen sehen können. 4. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 77f.): Das Lied aus dem Götz1) ist nicht unter meinen früheren Kompositionen, allein ich habe es in der Freude dieses Morgends schon komponiert. Ich wünsche aber zu wissen, ob das Lied von dem Orchester darf begleitet werden? oder ob es der Knab allein ohne alle Begleitung singen soll? Dann frage ich an: ob die Worte, Domine Deus rex coelestis, pater omnipotens; Domine fili Jesu Christe, qui tollis peccata mundi, miserere nostri!2) − brauchbar sind zu Ihrem Zwekke? Auf die Dauer von 8 Minuten werde ich es einzurichten suchen. Die lateinischen Worte sind aus der Katholischen Messe und ich kann auch wenn Ihnen diese nicht anstehn, Worte aus einem lateinischen Psalm nehmen. Hierauf bitte ich mit umgehender Post um Antwort und mit der nächsten Post sollen Sie dann wenigstens Eins dieser Stücke bekommen. Daß Sie Ihren Götz lieben, ist keine Kunst. Wer liebt nicht Sie in Ihrem Götz, der Sie nicht ewig lieben würde? . . . Es ist doch wohl das Beste, daß ich Ihnen das Liedchen gleich beilege.3) Sollte es verändert oder anders eingerichtet werden müssen so bitte ich um Ihre Belehrung, ich wills Ihnen machen, wie Sie es haben wollen. Noch Eins: 8 Minuten andächtige Musik auf den Brettern ist schon eine gute Zeit. Freilich kömmt es dabei auf die Umgebung an und so überlasse ich dies Ihrem Erwägen. [6.] An Prinz August von Gotha (Konzept; Br 17, 181f.): Unter manchen

andern Dingen beschäftigt mich gegenwärtig die Umarbeitung des Götz von Berlichingen, wobey ich mir wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, als ein wahres Symbol der zeitlichen Ewigkeit vorkomme. Ohngefähr in sechs Wochen hoffe ich ihn spielen zu lassen und nach dreyßig Jahren von diesem wiedergebornen Mondkalb zum zweytenmal entbunden zu werden. Ist es mir möglich, so halte ich meinen Kirchgang zu Ihnen; wenigstens will ich mich auf dieses Fest, wenn es mir auch nicht gewährt seyn sollte, zum Voraus freuen. 8. An Zelter (Br 17, 186ff.): Für die baldige Übersendung des Liedchens4) danke ich zum allerschönsten, und will nun etwas näheres wegen des Chors zu Götz sagen. Es wird eigentlich zur Trauung von Maria und Sickingen gesungen. Der einfache Kirchzug geschieht mit Gesang übers Theater [IV 4, W 13.1, 286], eine Orgel kann man recht gut von weitem hören, und da die Capelle zunächst ist, so hört man auch den Gesang fort, indessen außen eine Scene vorgeht. Sie werden daher die Güte haben etwa Worte aus einem Psalm zu wählen. Der Charakter ist, wie Sie bemerken, feyerlich und sanft, ins Traurige ziehend, wegen der Umstände, und die folgende Scene vorbereitend, wo

1

) Das Lied des Georg, vgl. oben 30. Juli 1804: G an Zelter. ) Verse aus dem Gloria des Ordinarium missae der röm.-katholischen Messe: Domine Deus, Rex coelestis, Deus Pater omnipotens. / Domine Fili uniggenite, Jesu Christe. / Domine Deus, Agnus Die, Filius Patris. / Qui tollis peccata mundi, miserere nobis, von Zelter 1804 vertont, aber als Bühnenmusik zum Götz wieder verworfen. 3 ) Die Liedfassung muß als verschollen gelten. 4 ) s. oben 4. Aug: Zelter an G u. 30. Juli: G an Zelter. 2

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Aug

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1804

die eben erst Getrauten vom Götz gleichsam fortgetrieben werden. Alles wohl überlegt, so haben Sie völlig recht, daß acht Minuten zu lang ist; wir wollen uns mit vieren begnügen, welche auszufüllen völlig in meiner Gewalt steht . . . Das Liedchen für George ist ganz zweckmäßig ohne Instrumental Musik. Wir wollen sehen wie sich das Knäblein herauszieht. Ich verlange sehr diesen umgearbeiteten Götz außer mir zu sehen. Ich wäre schon lange damit fertig, wenn mich nicht seine Länge incommodirt hätte; denn indem ich das Stück theatralischer machen wollte, so wurde es eher länger als kürzer; das Zerstreute wurde zwar gesammelt, aber das Vorübergehende wurde beharrlich; es wird immer noch nahe an vier Stunden spielen. Sollte es in Berlin gegeben werden, so bitte ich Sie gar sehr mir gleich von dem ersten Eindruck zu schreiben, den es auf Sie macht; denn außer der Exposition der ersten anderthalb Acte, welche fast ganz geblieben sind, ist das Stück durchaus decomponirt und recomponirt. 8. [Brief an] Zelter. Berlin. wegen Berlichingen pp. 9. [Gotha] Prinz August von Gotha an G (GSA 28/764 Bl. 72): Vermuthlich wird jetzt der Mann, mit der eisernen Faust, in Jamben mit einigen Schlußreimen am Ende jedes Auftrittes oder Aufzuges, vielleicht auch mit Chören vom mordbrennenden Helden des Bauernkrieges erscheinen. Man sagt allgemein, jetzt müsse das nun einmahl so seyn, wenn man das Zartgefühl der verwöhnten und feineren Welt nicht beleidigen, und sich dem verständigeren Tadel neuerer Kunstfreunde nicht aussetzen wollen. Indieß, liebster Göthe, ist es doch meine Absicht keinesweges, der mächtigen Melpomanie [?] vorgreifen, oder ihnen einen dazu aufmunternden Wink geben zu wollen . . . Nach all diesen Betrachtungen, bin ich weit gieriger auf die Erscheinung des Umgeschaffenen, und kann es kaum erwarten, bis Sie, versprochenermaßen, Ihren bevorstehenden theatralischen Kirchgang b e y u n s halten werden.1) 12. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 80): Ich bin so frei, Ihnen Georgens Lied noch einmal zu schicken.2) Es ist einen halben Ton tiefer gesetzt und etwas runder und vollkommner worden, ich denke es soll sich so noch sorgenfreier singen lassen. Im Fall es nicht gerade ein ganz junger Knabe ist der die Rolle des Georg spielt, kann das Lied auch wohl noch etwas tiefer, wie es eben die Stimme des Sängers zuläßt, gesungen werden. Sollten Sie die Freiheit, welche ich mir mit dem: So! so! hm! hm! genommen, nicht billigen; so könnte es wohl auch ganz strikt nach den Worten komponiert werden, obgleich ihm dann etwas an der Leichtigkeit abgehn würde.3) Was den lateinischen Kirchengesang anbetrifft; so möchte ich gern eine so genau als mögliche Auskunft über Situation, und Gelegenheit der Szene haben. Meine Arbeit ist zwar fertig, allein da mir der Augenpunkt fehlt, so weiß ich selber nicht was ich aus meiner Arbeit machen soll und kurz − ich bin nicht damit zufrieden. Ich könnte Ihnen selbst bessere Stücke, anderer Komponisten, vorschlagen, die sich an ihrem Orte gut genug darstellen, doch sind sie für eine neue Gelegenheit immer nicht an ihrer Stelle und müssen ein fremdartiges Gefühl geben das, wo nicht wehe doch auch nicht wohl tut, weil es nicht das

1

) Vgl. oben 6. Aug 1804: an den Prinzen August v. Gotha. ) Auch diese zweite Fassung ist nicht überliefert. 3 ) In dem von Zelter benutzten ED des Götz von Berlichingen wechseln die paarweise gesetzten Interjektionen regelmäßig (W 8, 116f.), Zelter löst dieses Schema auf, in dem er Wörter hinzusetzt oder auch tilgt. 2

1804

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Rechte ist. Sollten Sie demnach über die Szene selber noch nicht völlig disponiert haben; so könnte die Komposition dieser Stelle so lange anstehen bis alles vollendet ist und dann verspreche ich Ihnen die Komposition, von einem Posttage zum andern, gewiß in Ihre Hände zu liefern.

Aug 15. [Marino] W. v. Humboldt an Caroline v. Humboldt (Sydow 2, 224): Er [G] hat, wie er mir schreibt, eine Arbeit gemacht, von der ich nicht viel halte. Eine Umarbeitung des Götz fürs Theater. Alles was Schiller und er in dieser Art unternommen, ist mißglückt und muß es. 21.–24. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 81−84): Berlin den 21 Aug 1804. Mein Gefühl hat mich nicht betrogen. In dem nämlichen Augenblicke, als ich Ihren Brief vom 8 dieses las, ging mir ein anderes Licht auf und von meinem schon fertigen Chor war nichts zu gebrauchen.1) Was ich Ihnen von dem Anklange einer Orgel schrieb, scheint mir jetzt nicht mehr anwendbar und vielmehr verwirrend, weil ein Orgelschall nicht von da her kommen dürfte wo der Kirchzug herkömmt sondern hinzieht. Die jetzige Einrichtung ist einfacher und wird hoffentlich ihre Schuldigkeit tun, nicht mehr zu sagen als sie soll. Das Orchester fängt an zu spielen indem sich der Zug nähert. Im 5ten Takte tritt der Chorus ein [;] der Marsch der Sänger muß also so eingerichtet sein daß wenigstens sie, bei der ersten Note die sie singen alle schon sichtbar sind, wenn auch der größte Teil des Zuges ohne sie noch hinter den Culissen wäre. Ihr Gang muß so eingerichtet sein, daß auf jeden Takt vier Tritte fallen, auf jede Viertelnote Ein Tritt. Je stärker der Singchor an Stimmen ist, je besser; wenigstens aber müssen es 12 Sänger sein: 3 Soprane, 3 Alte 3 Tenöre und 3 Bässe. Sie müssen die Worte sehr bestimmt und fest artikulieren und das Orchester muß überall kräftig eingreifen; nicht faul und verdrossen. Die Musik ist genau auf 4 Minuten berechnet; sollte sich indessen bei der Ausführung finden, daß sich der Moment zu kurz oder gar eilfertig darstellte so ist eine Reprise2) in der Partitur angezeigt, der zu Folge 10 Takte können wiederholt werden, jedoch nur wenn es notwendig ist. Das Eintreten des Singechors muß überall mit Sicherheit geschehen, nicht aber einer nach dem Andern, wie es hier oft geschieht, indem der ganze Chor Eine Person repräsentiert. Blasinstrumente sind nicht eingewebt, weil der Gesang dadurch leidet; bloß ganz am Ende treten zwei Fagotte nach ein ander ein. So wie sich gegen das Ende der Chor entfernt nimmt das Orchester nach und nach ab, wie es Anfangs zugenommen. Die Worte sind aus dem 111ten Psalm, nach einer alten vulgata vom Jahre 1554.3) Das Gloria4) habe ich des wegen hinein gebracht weil Es bei allen religiösen Cerimonien der Katholiken Gebrauch ist. Könnten zwischen dem Gloria und dem Psalm (indem doch wahrscheinlich Zuschauer auf dem Theater befindlich sind) von diesen Zuschauern einige gehörige Worte gesprochen werden; so habe ich dazu an dieser Stelle eine Fermate5) gelassen und verspreche mir einige Wirkung davon. So weit meine Predigt die länger ist als meine Musik, doch wünsche ich daß die letztere besser und die erstere unnötig sein möge. Lassen Sie mich doch wissen ob der neue Götz auch mit der Herbergs Szene anfängt wie der alte: wenn ich so viel Zeit und Ruhe finden kann, habe ich Lust eine neue Sinfonie dazu zu machen. Vielleicht daß ich mir damit hier bei unserm Theater ein Freibillet von Iffland verdiene. Sollten Sie für

1

) Zelter hatte inzwischen eine Komposition auf die Worte Dominine Deus rex coelestis . . . geschrieben, G hatte jedoch in seinem Brief vom 8. Aug 1804 um eine Psalmvertonung gebeten. 2 ) Im Sonatensatz die Wiederaufnahme des ersten Teils nach der Durchführung. 3 ) Beatus vir qui timet Dominum: in mandatis eius volet nimis . . . (Wohl dem, der den Herrn fürchtet, der große Lust hat zu seinen Geboten . . .) − Anfangsworte von Psalm 111, nach der Vulgata. Zelters Komposition ist nicht überliefert. 4 ) Zur röm.-kath. Messe gehörender Lob-, Dank- u. Bittgesang (Gloria in excelsis Deo). 5 ) Aushaltezeichen.

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den Ersten Akt eine besondere Vorbereitungs Empfindung, die nicht absolut in der ersten Szene liegt, in sich spüren so bitte ich mir solche mitzuteilen, denn die Sinfonie muß meines Bedünkens an die Herbergsszene sich anschließen, obgleich sie sich hüten wird diese Herbergs Szene auszumalen und vielmehr den Charakter des Helden, welcher in Geist, Leben, Ernst, und Festigkeit besteht, darzustellen suchen wird . . . Den 23 Aug. Ich habe eben Ihren Götz zweimal nach ein ander wieder durchgelesen und begriffen, wie Ihnen die neue Arbeit mühsam sein muß. Wie freue ich mich auf den neuen Götz! aber wie werde ich den Alten ewig lieb behalten! denn er kann einmal nicht anders sein als er ist. Die Freiheit, Bestimmheit, ja ich sage die Gestalt der Personen ist dergestalt klar und beziehlich auf Ort Zeit und Umgebung, daß keine Mücke mehr dazwischen Platz hat, ohne sich lächerlich zu ennuyieren. Was meine Bewundrung am meisten erregt ist der Charakter der Elisabeth die kaum gehört und gesehn wird und die Krone aller Frauen so wie dieses Stücks ist. Was muß ein Mann wert sein der eine solche Frau liebt? Was für eine Ehe haben Sie da gestiftet? was wäre Götz ohne diese Frau und was würde uns diese Frau ohne einen solchen Mann sein können? 24 Aug. Diese Nacht habe ich einen Plan ausgegoren, Ihren ganzen Götz mit Musik zu durchweben.1) Das neue Stück wird doch in Akte oder sonst in Massen eingeteilt sein zwischen denen eine Art künstlicher Interpunktion nicht bloß Statt finden und auch zum Verständnis beitragen kann. Die Sinfonie ist so gut als fertig und wartet bloß auf die Beantwortung meiner Fragen an Sie, um geschlossen zu werden, auch habe ich auf einen musikalischen Epilog gedacht der sich gut an das Ende des Stücks anschließen müßte, falls der alte Götz die letzte Person auf dem Theater wäre, welchen man in Ihrem Stücke wie eine Sonne vor sich untergehn sieht. Zu dem Ende müßte ich aber das Manuskript des Stücks ganz haben und das werden Sie wahrscheinlich nicht aus den Händen geben ehe Sie es versenden. Indessen würde ich es nur einige Tage nötig haben und mit der umgehenden Post könnte ich Ihnen solches zurücksenden. Ich könnte freilich damit so lange warten bis Iffland das Stück hat, aber dann fällt gleich [J. F.] Reichardt oder [B. A.] Weber darüber her und ich habe denn wieder nichts.2) Dieser Epilog ist nur 25 Takte lang und gewinnt seine eigentliche Bedeutung, (für Nichtkenner besonders), erst durch wiederholte Aufführungen des ganzen Stücks. Denn dieser Epilog ist zugleich der Prolog und geht vor der Sinfonie her um gleich anzudeuten: was für ein Genus man in dem Gange des Stücks zu erwarten hat. Es müßte also erfreulich sein am Ende die Erfüllung der Prophezeiung zu finden. Was meinen Sie zu dem Gedanken?

Aug 26. [Lauchstädt] A. Genast an F. Kirms (BG 5, 514): Eben ist der Herr Geheimderath aus Halle wieder hier eingetroffen, Dienstag und Mittwoch werden von den 4 ersten Acten schon Proben auf dem Theater gehalten werden von Goetz, er ist sehr schön gerathen. 30. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 48): Der Götz wird eingelernt und ehe Sie zur Messe gehen, hoffe ich soll er noch gegeben werden. Auf jeden Fall sehen Sie ihn doch diesen Winter gewiß. Sept

7. [Halle] F. A. Wolf an G (BG 5, 515): Da ich vermuthe, daß Ihnen der neue Berlichingen noch einige Tage kosten . . . wird, so will ich Ihnen lieber sogleich heute dieß und alles Obige senden.3)

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) Blieb unausgeführt. ) Beide Komponisten haben keine Bühnenmusik zum Götz von Berlichingen geschaffen. Reichardt hatte 1791 im Musikalischen Kunstmagazin (Bd 2, S. 125) zwar eine solche für den fünften Band seiner Musik zu Göthes Werken angekündigt, aber nicht mehr komponiert. 3 ) Ein Blatt von J. C. Reil über H. Steffens Vorlesungen in Halle u. ein Schreiben über die Bibliothek. 2

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9. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 50): . . . ich kann kaum den nächsten Sonnabend erwarten, wo Sie zur Vorstellung des Götz von Berlichingen sonder alles Bedenken eintreffen werden . . . G. hat jetzt mit seinem Götz und sonst zu thun. Dieß sub Rosa. 10. An F. A. Wolf (Br 17, 195): Mehreres nächstens, sobald der Götz auf

die Breter gebracht. 10. An Zelter (Br 17, 195): Heute nur das Wort daß mir Ihre Symphonie

[Ouvertüre] sehr angenehm seyn soll.1) Das Stück fängt mit der Herbergs Scene an. Ich stecke im Probiren. Alles ginge gut, nur fürcht ich mich vor der Länge. Sobald es gespielt ist erhalten Sie Nachricht und dann bereden wir uns wegen der Zwischenackte. 10. [An] H. Zelter wegen der Symphonie zum Götz H. Wolf Halle . . . 11. [Weimar] Wieland an C. A. Böttiger (Wieland BriefeAA 16.1, 323): Künftigen Sonnabend wird Götz v[on] Berlichingen, von seinem Schöpfer gänz[lich] für das hiesige u jedes andre Theater umgearbeitet, zum ersten Mahl gegeben werden. Von dem Erfolg sollen Sie bald Nachricht erhalten.2) 12. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 50): Zugleich thun wir Ew. W. zu wissen, daß diese Woche der Götz noch NICHT gegeben wird, weil es noch hin u. wieder fehlt, an Kleidern sc. 13. [Jena] C. A. Vulpius an N. Meyer (Meier 98): Über Morgen wird in W. Göthens Neue Bearbeit. seines Götz von Berlichingen endlich aufgeführt werden. 17. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Rötsch liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“ fürs Theater.3) 18. [Halle] F. A. Wolf an G (F. A. Wolf. Ein Leben in Briefen. Besorgt und erläutert durch Siegfried Reiter. Bd 1, Stuttgart 1935, 362): Wenn mich meine Ahndung am vorigen Sonnabend nicht täuschte,4) so erweckte Ihnen das umgebildete Schauspiel Zufriedenheit genug für die erste Aufführung; und wir freuten uns beim Schlafengehen, daß Sie endlich die erste große Schöpfung der Jugend so gut dargestellt sahen. Das Publikum muß, denke ich, ein solcher halber Bekannter auf eigene angenehme Weise ansprechen. Wir werden es Ihnen angelegentlich danken, wenn Sie uns gelegentlich ein Wörtchen über den wirklichen Erfolg sagen.5) 19. [Weimar] Christiane an N. Meyer (Kasten 147): In Kurzem wird der Erbprinz [Carl Friedrich] mit seiner Gemahlin [Maria Pawlowna] eintreffen, und schon sind 127 Wagen mit Heyrathsgut vorausgeschickt, denen wir mit jedem Tage entgegensehen. Man schickt sich allgemein zu einem würdigen Empfange der Hohen Herrschaften an, und an Redouten und Bällen wird es gewiß nicht fehlen. Auch hat der Geheime Rath seinen Götz von Berlichingen ganz umgearbeitet, der diese Woche zum ersten Mahl gegeben wird. 20. [Weimar] C. G. Voigt an H. C. A. Eichstädt (BG 5, 517): Ew. Wohlgeb. hätte ich vielleicht auf Morgen nach Hohlstedt eingeladen, wenn mir H GR. v. Göthe nicht Hoffnung gemacht, daß Sie vielleicht übermorgen zum Götz v. Berlichingen hieherkommen würden. 1

) Vgl. oben 21.−24. Aug 1804: Zelter an G. ) Die Aufführung fand erst am 22. Sept 1804 statt. Eine Äußerung unterblieb. 3 ) Hs. nicht erhalten. 4 ) Das Stück wurde erst am 22. Sept 1804 aufgeführt. 5 ) Unter den ausgehenden Postsendungen ist eine an F. A. Wolf vom 8. Okt 1804 vermerkt (Br 17, 334); der Brief ist nicht überliefert. 2

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Sept 20. [Weimar] J. S. Schütze an C. v. Jariges (BG 5, 520): Göthe ist jetzt sehr mit seinem Götz von Berlichingen beschäftigt, mit dem schon über 14 Tage probiert wird. Er sollte schon vorigen Sonnabend gegeben werden, allein man hatte, wie mir mein Stiefelwichser, ein Statist, sagt, mit der Probe nur bis zum fünften Act kommen können, und mußte die Vorstellung bis zum künftigen Sonnabend (übermorgen) aussetzen . . . Auf den Götz bin ich sehr neugierig. 22. An Cotta (Br 17, 200f.): Von der neuen Bearbeitung des Götz von

Berlichingen lege ich einen Zettel [Theaterzettel] bey.1) Es war mancherley zu thun, die heutige Aufführung zu Stande zu bringen. Indessen denke ich, soll er sich eine Weile auf dem Theater halten. 23. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 52): Das war eine Vorstellung über alle Vorstellung! Nun es wird sich noch zusammenrütteln. 24. An Zelter (Br 17, 201f.): Der Götz ist gespielt, ich sende hier den

bunten Zettel [Theaterzettel]. Herr Levi [E. F. L. Levin] übernimmt Ihnen von dem Stück und der Aufführung zu erzählen. Ich würde es selbst gut heißen, wenn es nicht übermäßig lang wäre. Die nächsten Male2) laß ich es theilweise spielen und dann wird sich finden, welche einzelne Partien das Publicum am liebsten missen will, die mögen dann heraus bleiben. Herr Levi wird Ihnen sagen, daß Ihr Chorgesang [Psalmvertonung u. Gloria] sich gar schön und liebenswürdig ausgenommen und den bedeutenden Augenblick recht zweckmäßig hervorgehoben habe. 24. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 53): Auf den Sonnabend [29. Sept] wird der Götz gegeben, aber nur der erste Theil bis zum 3 Act. inclusive über 8 Tage dann der zweyte. Nach diesen Vorstellungen wird G. sich darüber machen, und mehreres streichen, um es kürzer u. harmonischer zu machen. 24. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“ nebst dazugehörigen Rollen.3) 26. [Weimar] P. C. Weyland an K. A. Böttiger (GJb 1880, 332f.): Götz von Berlichingen ist nicht am Sonnabend den 15ten. wie Sie glaubten, auf dem hiesigen Theater aufgeführt worden, sondern erst am letztern Sonnabend den 22ten. Am 15ten wurde anstatt seiner als diesjähriges debut − die Saalnixe! aufgeführt. Götz hat nur wenige wesentliche Veränderungen erlitten, ausser dass noch einige Theater-Coups und Gruppen hinein gebracht sind. Bei allen Schönheiten des Stücks, die besonders in einzelnen Scenen allerdings Wirkung thaten, machte doch die zahllose Menge von kurzen abgerissenen Scenen, die die Geschichte eines Menschenlebens in sich fassen und in allen Winkeln von Schwaben und Franken vorgehen, die Zuhörer schwindelnd; dies ist der wahrste Ausdruck für die Wirkung des Ganzen. Wenn es aber auch das vollendetste Meisterstück wäre, so würde doch das Publikum nicht oft Geduld genug haben, bis Schlag elf Uhr im Schauspielhaus zu sitzen, denn gerade so lange spielt das Stück! − Ich denke, Sie haben hieran genug! 1

) Wohl versehentlich unterblieben; vgl. unten 1804 Okt 26.: Cotta an Schiller u. Okt 5.: Cotta an G. 2 ) Die ersten drei Akte wurden am 29. Sept 1804 als Teil 1, die Aufzüge 3 bis 5 als Teil 2 am 13. Okt 1804 aufgeführt; am 8. Dez 1804 kam es dann zu einer gekürzten, ungeteilten Fassung. 3 ) Hs. nicht erhalten.

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Sept 26. [Weimar] Henriette v. Knebel an Knebel (BG 5, 519): Goethe will das nächstemal [aus der neuen Bühnenbearbeitung des Götz] etwas wegstreichen; das vorigemal [am 22. Sept] dauerte es just bis 11 Uhr. Das ist viel zugemuthet! 27.–29. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 86): Ihre Sinfonie zum Götz habe ich zwar ganz entworfen, allein ich bin so herausgekommen und habe so viel zerstreuende Arbeiten anjetzt daß ich sie Ihnen schwerlich zur Aufführung des Stücks (die wahrscheinlich vor der Tür ist) werde liefern können.1) Könnten Sie mir wissen lassen welchen Tag der Götz zum ersten Male soll aufgeführt werden, so findet sich vielleicht eine lustige Stunde das angefangne Werk zu vollführen. 29. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Rötsch liquidiert für Rollen zu „Götz von Berlichingen“.2) Sept [Tiefurt] Caroline v. Egloffstein an Henriette v. Beaulieu-Marconnay (BG 5, 519): Die [Ende] Vorstellung des Götz von Berlichingen [am 22. Sept] dauerte biß um 11 Uhr, und deine arme Cara-lina konnte kaum mehr auf den Rohrstuhl sitzen, ihre Gebeine, waren, wie die des Davids zerschlagen. Ein Wort über das Stück, es ist nicht mehr das alte deutsche Stück, welches wegen seiner einfachen Deutschheit so geachtet war, der Geist des Schekspeer ist hinein verwebt, und es hat eine ausländische dabey moderne Tendenz bekommen, es hat Scenen bekommen welche vortreflich sind, aber durch daß ermüdende der Länge verlohren gehen, gestern war Apollo [G] hier [in Tiefurt], u. sagte er würde es in zwey Theile, theilen, und es wird nun besser gehen, auch umgiebt ein Sternenkranz seit dem mein Haupt, den als ich einige Stellen lobte, erhob sich Apoll, und küßte die Stirn, welche so fein und zart sentirte, und das fühlte, was nur die zartesten Seelen fassen könten . . . Okt

2. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 54): Auf den Sonnabend [erst am 13. Okt] ist der zweyte Theil von Götz. Am vergangenen [29. Sept] war der erste, der viel besser ausfiel als das erste Mahl. Ins künftige wird alles in einer Vorstellung zusammengedrängt mit Weglassung mehrerer Scenen gegeben werden. 5.[?] [Jena] J. D. Gries an G. Hufeland (GG 1, 968): In Weimar habe ich [am 29. Sept] den ersten Teil von Goethes umgearbeitetem Götz gesehen. Das Stück ist schon vor meiner Rückkehr ganz aufgeführt worden, da die Portion aber auf einmal zu nehmen, zu stark befunden ward (es dauerte bis nach 11 Uhr), so ist sie jetzt getheilt worden. Im ganzen scheint man mit den Veränderungen wenig zufrieden zu sein; es ist nur eine Stimme darüber, auch glaube ich wirklich, daß der zwischen der ersten Bearbeitung und der jetzigen verflossene Zeitraum ein wenig zu sichtbar ist. Goethe scheint, menschlicher Weise, in seiner eigenen Sache die im Werther aufgestellte Bemerkung vergessen zu haben, daß ein Autor durch die Veränderung seines Werkes, wenn es in seiner ersten Gestalt gefallen hat, dem Werke notwendig schaden muß. Er will das Stück jetzt noch einmal überarbeiten und für einen Abend vorstellbar machen. Am besten wär’ es wohl, er ließe es so, wie es seit dreißig Jahren entzückt hat. 5. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 116): Euer Excellenz gnädiges vom 22. Sept. erhilt ich mit der gestrigen Post: Da aber der darinnen angezeigte Zeddel von der neuen Bearbeitung des Göz sich nicht dabei befand, so beeile ich mich diß untertänig anzuzeigen. 6. [Weimar] J. S. Schütze an W. G. Becker (Bode 2, 283): Sehr viel Vergnügen hat mir die Aufführung des umgearbeiteten „Götz von Berlichingen“ gemacht. Man merkte gleich, daß der Dichter selbst dahinterstand; und so gut und so richtig als hier möchte das Stück schwerlich an andern Orten gegeben werden . . . Das Stück selbst ist mehr aus-

1 2

) Die Komposition wurde nicht fertiggestellt. ) Hs. nicht erhalten.

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und nach- als umgearbeitet; die wichtigern Szenen sind verlängert und alles mehr motiviert. Es ist darin durch komische und witzige Züge mehr für die Unterhaltung des gewöhnlichen Publikums gesorgt; es fehlt auch nicht an feierlichen Aufzügen und einnehmenden Schlußszenen. Durch dies alles scheint mir aber das Ganze etwas von seiner alten, ernsten Würde verloren zu haben, und es kommt mir vor, als ob Goethe nun auch anfange, etwas dem Publikum zu Gefallen zu tun. Dennoch hat das Stück nicht sonderlich gefallen. Es war nach dem Ende zu etwas langweilig und dauert auch gar zu lange, nämlich fünf volle Stunden.

Okt

7. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 88): Ihr Götz von Berlichingen ist also nun an der Wahrheit! Besonders freut es mich daß unser Chor sich gut aufgeführt hat, weil es das Erste ist was ich für ein Theater gemacht habe. Daß der Götz bei Ihnen gut gegeben worden habe ich vom Hn [E. F. L.] Levin und auch schon von früherer Hand vernommen. Die große Länge soll übrigens, uns nicht beschwerlich werden. Sie ist das Gefäß des Ganzen, und wem dies zu groß ist, der mag sichs in Flaschen füllen; wir andern genießen gern auf einmal was für Ein mal verschrieben ist. Ihr Komödienzettel ist mir recht lehrreich gewesen und bestärkt mich in der alten Meinung: was sich mit wenigen Mitteln ausrichten läßt wenn über ein Ganzes ein umfassender Geist waltet. 9. [Leipzig, anonym. Rez.] Zeitung für die elegante Welt (Braun 3, 91f.): Göthe’s „Götz von Berlichingen“ ist am 22. Sept. in Weimar zum ersten Male gegeben worden. Die Schauspieler sollen vortrefflich gespielt, und das Stück, trotz seiner Länge die ihm noch geblieben (es spielt 4 Stunden), sehr große Wirkung auf das Publikum gemacht haben. Der Dichter hat sich, wie es heißt, entschlossen, es in zwei Abtheilungen zu bringen, so daß erst nur zwei Akte, und den Tag darauf die drei letzten gegeben werden. 10. An N. Meyer (Br 17, 205): Götz von Berlichingen ist nun auch gegeben

und ich kann hoffen, daß er in seiner jetzigen Gestalt sich auf dem deutschen Theater ausbreiten werde. 10. [Weimar] J. H. Voß d. J. an C. W. F. Solger (BG 5, 523): Daß er den Göz von B. umgearbeitet hat, wird dir bekannt sein. Er ist jetzt so angeschwollen, daß die Aufführung 6 Stunden währt. Das erstemal kamen wir halb 12 aus dem Theater; jetzt wird die Aufführung getheilt. Das erstemal giebt man drei Acte, u. dann 14 Tage drauf die beiden anderen. Das zweitemal indeß wird, des Zusammenhangs wegen der dritte Act repetirt, so daß wir diesen in Zukunft am öftesten sehn werden. Wie ist der gute Papa [J. H. Voß d. Ä.] jetzt fröhlich über dieses Stück! Er [G] sagte mir neulich: „Die Narren ( v i e l l e i c h t auch auf B a b o hindeutend)1) haben es sich recht angelegen sein lassen, die regellose Form meines alten Göz nachzuahmen, als ob ich die mit Bedacht gewählt hätte. Damals verstand ichs nicht besser, u schrieb hin, was mir in den Sinn kam“. 11. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G (Köster 477): Herr von Schwartzkopf hat mir den Comedien Zettel vom Götz von Berlichingen gegeben − potz fischgen was Menschen gehören zu der Aufführung! Indeßen schmeichlen wir uns ihn auch hir aufführen zu sehen. 14. [Weimar] P. C. Weyland an K. A. Böttiger (GJb 1880, 333): Götz von Berlichingen ist jämmerlich in der Mitte entzwei geschnitten worden. Schon in der 2ten Vorstellung wurden die drei ersten davon gegeben und 8 Tage später die 2 folgenden, wozu aber, um die Zeit auszufüllen, der 3te Akt noch einmal gegeben wurde! − was sagen Sie von dieser theatralischen Section?

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) Joseph Marius Franz v. Babo (1756−1822) schrieb in der Nachfolge von G’s Götz von Berlichingen zahlreiche Ritterdramen.

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Okt 22. [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (Kasten 154): Noch etwas sollen Sie vielleicht erfahren. Wir dürfen jetzt noch nicht davon sprechen. In seinem Götz hat er eine sehr poetische Scene eingelegt u. a. die in gereimten Versen ist. Er spielte bis 11 Uhr. Nun wird er in zwei Hälften gegeben. 26. [Tübingen] Cotta an Schiller (SNA 40, 252): Nach Ihrem gütigen Rath würde ich gleich an ihn [G] schreiben, allein ich muß eine Antwort noch abwarten, da in seinem lezten Schreiben eines beigelegten Zeddels erwähnt war, der wegen Göz von Berlichingen etwas enthalten soll, und der sich nicht dabei befand.1) Ich schrib also um disen und ehe ich hierüber nicht Antwort habe, schikt es sich nicht wohl, daß ich an ihn schreibe. Sie werden übrigens das Ganze am besten einzuleiten wissen. Nov

4. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“ für das Theater.2) 5. An Zelter (Br 17, 211): Gleich nach der ersten Vorstellung des Götz

von Berlichingen ging Herr Levi von uns ab . . . und er versprach Ihnen von der Aufführung des Stücks möglichste Rechenschaft zu geben. Da ich aber die Zeit über von Ihnen gar nichts gehört,3) so fürchte ich fast, er ist länger unterwegs geblieben als er sich vorgesetzt und wohl gar noch nicht in Berlin angekommen. Darf ich Sie wohl hierüber um einige gefällige Nachricht bitten;4) das ist unter mancherley Anliegen dasjenige, welches ich heute allein vorbringen kann. [7.] An Prinz August von Gotha (Konzept; Br. 17, 213f.): Man soll doch niemals hoffen, daß nach einem vollendeten Geschäft eine Epoche der Ruhe eintreten werde, wo man in einer gewissen Freyheit übergehen und sich einen guten Tag machen könne. Selbst nach der ersten Aufführung hat mich Götz noch eine Zeitlang beschäftigt; das Stück war noch zu lang, wie Ihnen wohl auch durch Augen- und Ohrenzeugen wird zugekommen seyn, und es mußte also daran noch eine Operation versucht werden, welches erst nach der zweyten Aufführung geschehen konnte. So gingen vierzehn Tage vorüber und nun traten sogleich die Vorbereitungen ein mannigfaltiger Festlichkeiten zum Empfang des jungen Paars [Carl Friedrich u. Maria Pawlowna]. Dez

1. [Weimar] C. A. Vulpius an Unbekannt (Meier 1, 104): Ew. Wohlgeb. ist es vielleicht nicht unangenehm zu erfahren, daß Hr. von Goethe die Bearbeitung seines Götz von Berlichingen als Mspt. den auswärtigen Theatern überlaßen will, gegen 20 St. Louis d’or Honorar, u die Versicherung, das Stück gegen den Druck zu schützen. Er hat das ganze Geschäft mir übertragen, u ich bin so frei, Ihnen dies zu melden. Wollen Sie davon Gebrauch machen, so füge ich noch das hinzu, daß die Theater das Mscpt so nach der Reihe erhalten, wie ihr Geld eingeht. 1

) s. oben 22. Sept 1804: an Cotta. ) Hs. nicht erhalten. 3 ) Zelter hatte bereits am 7. Okt 1804 geantwortet (s. dort), kurz nachdem er durch Levin von der Aufführung des Götz von Berlichingen in Weimar erfahren hatte, jedoch ist dann der Brief liegen geblieben u. wurde erst am 15. Nov 1804 beendet u. abgeschickt. 4 ) s. oben 7. Okt 1804: Zelter an G. Der Brief ist erst am 15. Nov. 1804 abgeschickt worden. 2

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2. [Sendung an] Iffland Berlin. Götz v. Berlichingen1) [8.] Über das deutsche Theater2) (W 40, 99−105): Wir sprechen . . . von

dem im September 1804 zum ersten Mal auf dem Theater erschienenen G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n .3) Obgleich Schiller diese neue Bearbeitung selbst nicht übernehmen wollte, so wirkte er doch dabei treulich mit und wußte durch seine kühnen Entschließungen dem Verfasser manche Abkürzung zu erleichtern und war mit Rath und That vom ersten Anfang bis zur Vorstellung einwirkend. Da es auf wenigen Theatern aufgeführt wird, so möchte wohl hier der Gang des Stücks kürzlich zu erzählen und die Grundsätze, nach welchen auch diese Redaction bewirkt worden, im Allgemeinen anzudeuten sein. G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n . E r s t e r A u f z u g . Indem von einigen Bauern Bambergische Knechte in der Herberge verhöhnet worden, erfährt man die Feindseligkeiten, in welchen G ö t z mit dem Bischof begriffen ist. Einige diesem Ritter zugethane Reiter kommen hinzu und erfahren, daß We i ß l i n g e n , des Bischofs rechte Hand, sich in der Nähe befindet. Sie eilen, es ihrem Herrn zu melden. Der lauernde Götz erscheint vor einer Waldhütte; ein Stalljunge, G e o r g , kündigt sich als künftigen Helden an. Bruder M a r t i n beneidet den Krieger, Gatten und Vater. Die Knechte kommen meldend, Götz eilt fort, und der Knabe läßt sich durch ein Heiligenbild beschwichtigen. Auf Jaxthausen, Götzens Burg, finden wir dessen Frau, Schwester und Sohn. Jene zeigt sich als tüchtige Ritterfrau, die andre als zartfühlend, der Sohn weichlich. F a u d meldet, Weislingen sei gefangen und Götz bring’ ihn heran. Die Frauen entfernen sich; beide Ritter treten auf; durch Götzens treuherziges Benehmen und die Erzählung alter Geschichten wird Weislingen gerührt. M a r i a und K a r l treten ein; das Kind läd’t zu Tische, Maria zur Freundschaft; die Ritter geben sich die Hände, Maria steht zwischen ihnen. Z w e i t e r A u f z u g . Maria und Weislingen treten ein, ihr Verhältniß hat sich geknüpft; Götz und E l i s a b e t h erscheinen, man beschäftigt sich mit Planen und Hoffnungen. Weislingen fühlt sich glücklich in seinen neuen Verhältnissen. F r a n z , Weislingens Knabe, kommt von Bamberg und erregt alte Erinnerungen so wie ein neues Phantasiebild der gefährlichen A d e l h e i d v o n Wa l l d o r f . Seine Leidenschaft für diese Dame ist nicht zu verkennen, und man fängt an zu fürchten, er werde seinen Herrn mit fortreißen. H a n s v o n S e l b i t z kommt und stellt sich der wackern Hausfrau Elisabeth als einen lustig fahrenden Ritter dar. Götz heißt ihn willkommen, die Nachricht, daß Nürn1

) Nicht überlieferter Brief. ) Geschrieben 1815 Febr/März, erschienen im Morgenblatt vom 11. Apr 1815 (EGW 2, 343−47). 3 ) G irrt, er beschreibt die am 8. Dez 1804 aufgeführte 2. Bühnen-Bearbeitung (W 13.2, 247). 2

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berger Kaufleute auf die Messe ziehen, läuft ein; man zieht fort. Im Walde finden wir die Nürnberger Kaufleute; sie werden überfallen, beraubt. Durch Georg erfährt Götz, daß Weislingen sich umgekehrt habe. Götz will seinen Verdruß an den gefangenen Kaufleuten ausüben, gibt aber gerührt ein Schmuckkästchen zurück, welches ein Bräutigam seiner Braut bringen will; denn Götz bedenkt traurig, daß er seiner Schwester den Verlust des Bräutigams ankündigen müsse. D r i t t e r A u f z u g . Zwei Kaufleute erscheinen im Lustgarten zu Augsburg. M a x i m i l i a n , verdrießlich, weis’t sie ab; Weislingen macht ihnen Hoffnung und bedient sich der Gelegenheit, den Kaiser gegen Götz und andre unruhige Ritter einzunehmen. Hierauf entwickelt sich das Verhältniß zwischen Weislingen und seiner Gemahlin Adelheid, die ihn nöthigt, unbedingt ihre Weltzwecke zu begünstigen. Die wachsende Leidenschaft des Edelknaben zu ihr, die buhlerischen Künste, ihn anzulocken, sprechen sich aus. Wir werden nach Jaxthausen versetzt. S i c k i n g e n wirbt um Maria; Selbitz bringt Nachricht, daß Götz in die Acht erklärt sei. Man greift zu den Waffen. L e r s e kündigt sich an; Götz nimmt ihn freudig auf. Wir werden auf einen Berg geführt; weite Aussicht, verfallne Warte, Burg und Felsen. Eine Zigeunerfamilie, durch den Kriegszug beunruhigt, exponirt sich und knüpft die folgenden Scenen an einander. Der Hauptmann des Executionstrupps kommt an, gibt seine Befehle, macht sich’s bequem. Die Zigeuner schmeicheln ihm. Georg überfällt die Höhe; Selbitz wird verwundet heraufgebracht, von Reichsknechten angefallen, von Lerse befreit, von Götz besucht. V i e r t e r A u f z u g . Jaxthausen. Maria und Sickingen, dazu der siegreiche Götz; er muß befürchten, sich eingeschlossen zu sehen. Maria und Sickingen werden getraut und müssen von der Burg scheiden. Aufforderung, Belagerung, tapfere Gegenwehr, Familientisch; Lerse bringt Nachricht von einer Capitulation; Verrath. Weislingens und Adelheidens Wohnung in Augsburg. Nacht. Weislingen verdrießlich, Maskenzug Adelheidens. Es läßt sich bemerken, daß es bei diesem Feste auf den Erzherzog angesehen sei; den eifersüchtigen Franz weiß sie zu beschwichtigen und ihn zu ihren Zwecken zu gebrauchen. Wirthshaus zu Heilbronn. Rathhaus daselbst; Götzens Kühnheit und Trotz. Sickingen befreit ihn. Die bekannten Scenen sind geblieben. F ü n f t e r A u f z u g . Wald. Götz mit Georg auf dem Anstande, einem Wilde auflauernd. Hier im Freien wird schmerzlich bemerkt, daß Götz nicht über seine Gränze hinaus darf. Man erfährt nun das Unheil des Bauernkrieges. Das wilde Ungethüm rückt sogar heran. Max Stumpf, den sie sich zum Führer mitgeschleppt, weiß sich lozusagen. Götz, halb überredet, halb genöthigt, gibt nach, erklärt sich als ihr Hauptmann auf vier Wochen und bricht seinen Bann. Die Bauern entzweien sich, und der Teufel ist los. Weislingen erscheint an der Spitze von Rittern und Kriegsvolk, gegen die Aufrührer ziehend, vorzüglich aber um Götzen habhaft

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zu werden und sich vom leidigen Gefühl der Subalternität zu befreien. Zu seiner Gemahlin steht er im schlimmsten Verhältnisse; Franzens entschiedene Leidenschaft zu ihr offenbart sich immer mehr. Götz und Georg in der traurigen Lage, mit Aufrührern verbunden zu sein. Das heimliche Gericht kündigt sich an. Götz flüchtet zu den Zigeunern und wird von Bundestruppen gefangen genommen. Adelheidens Schloß. Die Verführerin trennt sich von dem beglückten Knaben, nachdem sie ihn verleitet hat, ihrem Gemahl Gift zu bringen. Ein Gespenst nimmt bald seinen Platz ein, und eine wirksame Scene erfolgt. Aus diesen nächtlichen Umgebungen werden wir in einen heitern Frühlingsgarten versetzt. Maria schläft in einer Blumenlaube; Lerse tritt zu ihr und bewegt sie, von Weislingen des Bruders Leben zu erflehen. Weislingens Schloß. Der Sterbende, sodann Maria und Franz. Götzens Todesurtheil wird vernichtet, und wir finden den scheidenden Helden im Gärtchen des Gefangenwärters. Die Maximen der frühern Redactionen wurden auch hier abermals angewendet. Man verminderte die Scenenveränderungen, gewann mehr Raum zu Entwickelung der Charaktere, sammelte das Darzustellende in größere Massen und näherte mit vielen Aufopferungen das Stück einer echten Theatergestalt. Warum es aber auch in dieser Form sich auf der deutschen Bühne nicht verbreitet hat, hierüber wird man sich in der Folge zu verständigen suchen; so wie man nicht abgeneigt ist, von der Aufnahme der Theaterstücke mehrerer deutschen Autoren, deren Behandlung und Erhaltung auf der Bühne Rechenschaft zu geben. Dez 10. [Weimar] F. Kirms an K. A. Böttiger (Alt-Weimar 70): Die Gräfin Henkel sagte am Donnerstage bey der Herzogin Frau Mutter: sie habe viel teutsche Theater gesehen, allein so ein ensemble wie beym hiesigen habe sie nicht angetroffen. Sie ist meistens allemahl, wenigstens aber zwey mal in der Woche im Theater. Sie hat am Sonnabend den Götz ausgehalten, welcher doch bis 3/4 auf 10 Uhr dauerte. 12. [Weimar] Henriette v. Knebel an Knebel (GG 1, 980): Ich kann nicht begreifen, wie man sich selbst ersticken kann, wie es doch mit unserm Goethe der Fall ist. Er hat jetzt an seinem „Götz“ so viel verdorben, und ihn wirklich durch seine neuen Zusätze lahm gemacht. Wieland ergrimmte neulich über ihn und meint, daß er seinen eigenen Wert gar nicht mehr zu schätzen wüßte. 17. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“.1) 19. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift von . . . Rollen zu „Götz von Berlichingen“ für das Theater.2) 23. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“.3)

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) Hs. nicht erhalten. ) Hs. nicht erhalten. 3 ) Hs. nicht erhalten. 2

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⎯ [Weimar] E. Genast: Aus Weimars klassischer und nachklassischer Zeit. Erinnerungen eines alten Schauspielers. Neu hsg. v. Robert Kohlrausch. 5. Aufl. 1919, 87f.; 98: Unsere Sommersaison hatte sich dies Jahr nur auf Lauchstädt beschränkt. Als wir Anfang September [1804] von dort zurückkehrten, beschäftigte man sich zunächst mit „Götz von Berlichingen“. Der Proben waren sehr viele, und die einzelnen Akte nahmen mehrere Stunden in Anspruch. Die erste Aufführung fand am 22. September 1804 statt. Der Theaterzettel war diesmal nicht in der herkömmlichen Weise abgefaßt. Oben stand allerdings, wie gewöhnlich, der Titel des Stücks, der Charakter und die Einteilung desselben, dann aber folgte die Bemerkung: „Personen nach der Ordnung, in der sie auftreten“, und nun wurden für jeden der fünf Aufzüge einzeln die darin vorkommenden Personen aufgeführt [W 13.2, 258−61]. Diese alte Form der Theaterzettel stammte aus dem 17. Jahrhundert, und Goethe hatte die Wunderlichkeit, sie bei seinem „Götz von Berlichingen“ in Anwendung zu bringen. Die erste Vorstellung [am 22. Sept] dehnte sich auf beinahe sechs Stunden aus, weshalb bei der Wiederholung, am 29. September, nur die ersten drei Akte gegeben wurden. Am 13. Oktober wiederholte man den dritten Akt und gab den vierten und fünften dazu. Diese Wiederholung des dritten Aktes fand deshalb statt, weil Goethe die fortschreitende Handlung gewahrt wissen wollte. Eine Kürzung konnte nur ermöglicht werden, wenn Goethe sich entschloß, den bischöflichen Hof herauszustreichen, was er im Jahr 1806 auch tat und wozu ihm Schiller gleich nach der ersten Darstellung geraten hatte. Diese Einrichtung aber gefiel ihm gar nicht; im Jahre 1809 unterwarf er das Stück einer abermaligen Umarbeitung und ließ es an zwei aufeinander folgenden Spielabenden aufführen. Den ersten Teil (der vier Akte umfaßte); nannte er „Adalbert von Weislingen“, den zweiten „Götz von Berlichingen“. Der erste Teil schloß mit den Worten des Götz: „Seiner Braut soll er ihn bringen und einen Gruß vom Götz dazu“ [W 13.1, 24618f.]. In dieser Bearbeitung war der bischöfliche Hof wieder hergestellt. Endlich erfolgte die Einrichtung, in welcher das Stück noch jetzt meistens gegeben wird . . . Die neue Einrichtung des „Götz von Berlichingen“ wurde am 23. Dezember 1809 gegeben. Wie schon bemerkt, nannte Goethe nun das Stück: „Adalbert von Weislingen, Götzens erster Teil“, den zweiten: „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“.

1805 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 199f.): Ich hatte . . . die schönste Ver-

anlassung abermals nach Lauchstädt zu gehen,2) obgleich das Theater mich eigentlich nicht hinforderte. Das Repertorium enthielt so manches dort noch nicht gesehene Gute und Treffliche, so daß wir mit dem anlockenden Worte z u m e r s t e n m a l e gar manchen unserer Anschläge zieren konnten. Möge hier den Freunden der Theatergeschichte zu Liebe die damaligen Constellation vorgeführt werden, womit wir in jener Sphäre zu glänzen suchten. Als meistens neu, oder doch sehr beliebt, erschienen an Trauer- und Heldenspielen: O t h e l l o , R e g u l u s ,

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) Entstanden 1825. ) 1804 war G vom 17. Aug − 3. Sept u. im Jahr 1805 vom 6. Juli − 6. Sept in Bad Lauchstädt.

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Wa l l e n s t e i n , N a t h a n d e r We i s e , G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n 1 ) , Jungfrau von Orleans, Johanna von Montfaucon. Jan

6. [Weimar] C. A. Vulpius an N. Meyer (Meier 1, 105): Goethe giebt jetzt seine Bearbeitung des Götz als Mspt. für 20 Louis an die Bühnen. − Kann das Bremer Theater dieselbe dafür etwa auch brauchen? Er macht starke Einnahmen. 8. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 8): Schumann liquidiert für Abschrift des „Götz von Berlichingen“.2) 10. [Frankfurt] J. J. v. Gerning an G (GSA 28/344 St. 2): Wollen Sie uns also Ihren G ö t z verleihen? O! schreiben Sie mir bald zwey Worte [u]nd bleiben mir gut . . . 19. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 96): Ist denn der Götz von Berlichingen noch nicht hier?3) 29. An Zelter (Br 17, 253f.): Götz von Berlichingen, der neue, ist schon

seit Anfangs December an Iffland abgegangen. Es ist nun aber seine Manier in solchen Fällen stumm zu seyn und das Wesen bey sich zu cohobiren [wiederholt destillieren, klären, läutern] und zu schmoren, bis er es endlich gar genug glaubt, um damit hervorzukommen. Lassen Sie sich also nichts davon merken. Einem Mann von seinen Verdiensten muß man eine Eigenheit schon nachsehen, um so mehr, da eine solche Handelsweise in seiner Lage vielleicht nöthig ist. März [Anonym. Rez.] Zeitung für die elegante Welt, 7. u. 9. März 1805 (Braun 3, 102−07): 7. u. 9. Neue Bearbeitung des Götz von Berlichingen von Göthe auf dem Weimarischen Hoftheater. Außer der dramatischen Zusammendrängung in eine Haupthandlung, die das Ganze . . . forderte, haben auch manche einzelne Karaktere Anbildungen erhalten, von denen besonders die, welche der A d e l h e i d zu Theil wurden, von großem und entschiedenem Werth sind . . . An manchen Abänderungen werden die Kritiker und Kritikaster der Mit- und Nachwelt einen mächtigen Anstoß nehmen. Was sagen Sie zum Beispiel dazu, daß in der bekannten kräftigen Heroldszene der H . . . der alten Ausgabe in der neuen dem Teufel hat Platz machen müssen? In so aufgeklärten Zeiten, wie die Unsrigen . . . Was die O b j e k t i v i t ä t im Götz betrifft: so ist überhaupt diese . . . bei weitem nicht so rein, wie in späteren Werken: sie bildet vielmehr . . . mit denselben, wie z. B. H e r r m a n n u n d D o r o t h e a , einen völligen Gegensatz . . . Streng genommen − könnte man sagen, daß der K a r a k t e r eines epischen Gedichts in H e r r m a n n und D o r o t h e a , ebenso wie der eines d r a m a t i s c h e n im G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n , von dem Künstler verfehlt worden ist. D i e E i n h e i t d e r Z e i t u n d d e r H a n d l u n g , die dort, im E p o s , wo sie beobachtet sind, den Episoden eine fast zu dramatische Kürze auflegen, haben hier, i m D r a m a , wo sie der Dichter vernachlässigte, eine für das Maß des Ganzen viel zu unverhältnismäßige, episodenreiche Länge und Breite herbeigeführt. D e r K a r a k t e r e i n e r F o r m a b e r − selbst wenn es eine äußerliche oder t e c h n i s c h e ist − verletzt sich nie ungestraft. Und schon der Ernst, mit welchem G ö t h e , in der neuen Bearbeitung des Götz, Anstalt macht, diesem Uebel abzuhelfen, beweist wohl sehr klar, daß hier von etwas mehr, als von einem blos konvenzionellen Vorzug die Rede ist . . .

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) Götz-Aufführungen am 3. u. 11. Aug 1805. ) Hs. nicht erhalten. 3 ) Ein Ex. der Bühnenfassung war bereits 2. Dez 1804 (s. dort) an Iffland abgegangen. 2

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März 26. [Bremen] N. Meyer an G (Kasten 159): Haben wir nicht die Hoffnung den Götz von Berlichingen bald in seiner neuen Gestalt erscheinen zu sehen? Ich hätte so sehr gewünscht, ihn hier zur Vorstellung zu bringen, aber mit dem Direktor Herrn Dr. Reinike [H. A. Reinecke], der sich fürwahr besser zu einem Eseltreiber geschickt hätte, war nichts anzufangen. [Juli 6.] [Lauchstädt] An F. A. Wolf (Br 19, 25): Einige kleine dramatische Ge-

schäfte . . . haben mich nach Lauchstädt geführt. 8. [Lauchstädt] A. Genast an F. Kirms (BG 5, 612): Er [G] ist mit den jungen Leuten im Ganzen sehr zufrieden, Lorzing [J. F. Lortzing] hat ihm den Rudenz in Tell gelesen und er ist auf 3 Jahre engagirt, auch hat er ihm gleich in Goetz die starke Rolle des Lerse zugetheilt. 22. [Lauchstädt] An H. Meyer (Br 19, 26): Wir wollen nun sehen, wie wir

die Glocke zum Läuten bringen, hernach soll es an den Götz von Berlichingen gehen1). . . 25. [Lauchstädt] H. Blümner an J. Fr. Rochlitz (BG 5, 622) Bisher ist in Lauchstädt fast gar nichts von Bedeutung gegeben worden . . . Indessen ist bald der Götz, den, auf meinen an dem GR. Göthe gebrachten Wunsch [J. H. C. L.] Becker zu geben versprochen hat. Göthe ist jetzt von Halle herübergekommen, und will eine Zeitlang dableiben. Aug

3. [Lauchstädt] An F. A. Wolf (Br 19, 28f.): Indem ich den heutigen Co-

mödienzettel übersende, geschieht es mit Betrübniß, daß wir Sie diesmal nicht hier sehen werden. Indessen hoffe ich, daß die schriftlich beyliegende Ankündigung Sie uns auf den 10. und 11. mit dem lieben Minchen herüberführen werde.2) 3. [Lauchstädt] Eichendorff Tagebuch (BG 5, 622f.): Bald nach unserer Ankunft in Lauchstaedt begaben wir uns ins Theater, welches klein, aber geschmakvoll gebaut ist, u. wo eben Götz von Berlichingen von Göthe gegeben wurde, das auch eigentlich die Veranlaßung unseres heutigen Hierseyns war. Bald anfangs, da die Vorstellung nicht sogleich anfangen wollte, machten die Studenten, von denen das Theater wimmelte, mit ihren Canonen und Pfundsporen einen so unbändigen Lärm, daß sich alles die Ohren zuhalten mußte. Um destomehr aber erfreute uns das vortreffliche Trauerspiel u. die nicht minder gute Darstellung der Schauspieler, die sich alle in Weymar unter den Augen eines Göthe u. Schillers gebildet haben. Sr. Exelentz der Geheime Rath von Göthe saß selbst mit seiner Demois. Vulpius in der Loge und blickte so herab auf das Entzüken, welches das Kind seines Geistes rings verbreitete. 5. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 74): Ich sollte schon den 3 August zum Geburtstag des Königs dort [in Halle] seyn und auf den . . . ball mit August [v. Goethe] erscheinen. Allein dieser konnte nicht, weil er im Götz einiges zu spielen hatte, Statisten und einen Unbekannten, der Götz warnt.3) 1

) Zur Dramatisierung von Schillers Lied von der Glocke s. die folgende Anm. Aufführungen des Götz von Berlichingen am 3. u. 11. Aug 1805 in Bad Lauchstädt. 2 ) Am 10. Aug 1805 fand in Bad Lauchstädt die große Schiller-Trauerfeier statt, bei der die letzten drei Akte von Maria Stuart aufgeführt wurden, gefolgt von einer Dramatisierung des Lieds von der Glocke, deren Guß vorgestellt wurde, während Weimarer Schauspieler die Verse rezitierten; zum Abschluß trug Amalia Becker Goethes Epilog zu Schillers Glocke vor. Am 11. Aug 1805 wurde Götz von Berlichingen aufgeführt. 3 ) G’s 14-jähriger Sohn spielte bei den Götz-Aufführungen in Lauchstädt am 3. u. 11. Aug mit.

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Aug 12. [Lauchstädt] An H. C. A. Eichstädt (Br 19, 40): . . . einige glückliche

dramatische Darstellungen haben nicht wenig beygetragen, mich zu erheitern. Sept

6. [Berlin] A. v. Kotzebue u. G. H. Merkel in: Der Freimüthige, 6. Sept 1805 (Braun 3, 113): Berlin, vom 4ten Sept. 1805 Heute Abend wurde Götz von Berlichingen, in der neuen Umgestaltung von der Hand des Verfassers selbst, gegeben. Dieses Stück, in welchem der Dichter allen Regeln der dramatischen Dichtung, allen Einheiten, selbst den des Interesse, Trotz bot, um sich bloß seiner Genialität zu überlassen, ist eigentlich nur ein Gemisch von Scenen, das nur durch die kräftige Keckheit der Charakterzeichnung anziehen kann. Das Stück dauerte von halb sechs bis zehn. Bei einer regelmäßig fortschreitenden Handlung würde eine solche Länge ermüden; an einem Scenen-Gemisch wurde sie unerträglich, und so lebhaft man anfangs Theil nahm, ging man doch gähnend auseinander.

7. u. 8. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 111f.): 7. September. Gestern ward Ihr Götz zum zweiten Male hier aufgeführt.1) Ich habe ihn beide Male gesehn und hoffe ihn morgen wieder zu sehn. Die gestrige Darstellung hat mich erfreut und befriedigt. Die Rollen des Götz, Weislingen, Georg, Lerse, Franz, Sickingen; der Adelheid und Elisabeth, sind nach unserer Art bestens besetzt und greifen auch leidlich in einander. [F.] Mattausch hat sich dem Götz sehr gut zugetan und Mad. Bethmann spielt die Adelheid reizend, hoch und zuletzt wirklich tragisch. Künftig mehr davon, indem ich jetzt so voll davon bin, nichts darüber sagen zu können. 8. September. Das Gemisch einer so großen Menge von Charaktern, an Personen und Dingen, die aus einer realen Zeit in eine künstliche ideale übertragen sind, und sich, jedes nach seiner Art, wie von selbst gewachsen, durcheinander bewegen, ist sehr erfreulich. Man erkennt leicht und gern ihr Zeitalter, und ihre Sitten gefallen, selbst in der Rauheit. Das Tragische ist nicht lastbar, vielmehr leicht hin schreitend und gleichsam elektrisch wirkend. Wie das Gemeine und Hohe kontrapunktisch durcheinander fährt, sich überall anknüpft und wieder ablöst; so betrübt man sich und erfreut sich an nichts länger als man soll. Die Kunst bleibt offen, das Kunstwerk in der Mitte und das Publikum, das sich gern in alles hineinlegen und darinne wälzen mag, an seinem Orte. So mag ich es denn gerne haben und bin in diesem Sinne mit der neuen Bearbeitung des Stücks zufrieden. Daß hier bei uns, Maria im letzten Akte, zwischen den Coulissen (ungesehn) schläft, ist ohne Verstand und Bedeutung. Das nächtliche Gespenst trägt drohend einen Dolch in der Hand, wodurch eine Vermischung dieses Wesens mit der Vehm entsteht und die sinnliche Erscheinung an ihrer intensiven Bedeutung verliert. Dieses Gespenst ist etwas sichtbar Unsichtbares; das Gegenbild eines Innbildes, einer schwerbewußten innern Schuld das einen Sinn mehr in Anspruch nehmen soll. Winkend müßte es weit furchtbarer sein als drohend, daher darf es nicht bewaffnet sein. Diese Szene ist ein Meisterstück tragischer Kunst. Nach bisherigen Vorstellungen ward die Bosheit von der Rache verfolgt und oft spät eingeholt. Hier ist es anders: die rächende Zeit selbst, ist bewaffnet mit Minuten und Pulsschlägen. Das Auge sieht sie gleichsam persönlich anhertreten. Das Verbrechen schreitet hin, die Rache daher, sie gehen einander vorbei, werden sich nicht gewahr, das Schreckliche ist unwiderruflich, es ist da, seine Gegenwart ist entsetzlich, seine endliche Entfernung verkündigt grausend die Gewißheit des Verbrechens und der Strafe. Es ist kein erscheinender Geist, es ist ein wirkliches nächtliches Gespenst, ein Bote des Abgrunds der in den Abgrund winkt und führt. Es fehlt mir wenig an der bestimmten Meinung daß diese neue Zutat zum Stücke, vollkommen hinreichend sei, alle poetische Gerechtigkeit an Adelheiden zu vertreten und von nun an das heimliche Gericht mit seinem Apparat entbehrlich zu machen, das ganz zuletzt an diese Greueltat unan-

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) Die erste Aufführung hatte am 4. Sept 1805 stattgefunden.

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genehm erinnert. So würde zwar dem neuen Stücke ein Bild aus der Reihe der Eigenheiten des Mittelalters fehlen, allein da dieses Heimliche Gericht in der alten Ausgabe des Stücks aufbewahrt bleibt, so wäre es nicht verloren. Lassen Sie mich doch mit ein Paar Worten wissen, ob ich Ihre Meinung getroffen habe?

Sept

7. [Berlin, anonym. Rez.] Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (Spenersche Zeitung), Nr. 108: Lange ist von dieser Umarbeitung die Rede gewesen; wir kennen sie nun endlich auch. Da das Stück so lang geworden ist, (es spielte bis 10 Uhr) und so mancherlei darin die Aufmerksamkeit fesselt, wird es schwer, gleich nach einmaliger Aufführung über sein Verhältnis zur ersten Edition bestimmt zu sprechen . . . 9. [Berlin] J. D. Sander an K. A. Böttiger (Die Briefe J. D. Sanders an C. A. Böttiger. Hsg. v. Bernd Maurach. Bd 4. Bern 1993, 145): Wir haben vor Kurzem den Götz von Berlichingen, nach Göthe’ns neuer Bearbeitung, gesehen. Mehrere Rollen wurden sehr gut gespielt: Götz − [F.] Mattausch; Adelheit von Weislingen − Mad. Bethmann; Georg − Mlle. Mabus [wahrscheinlich Wilhelmine Maaß]; Franz − Hr. Bethmann; Lerse − [G. C. G.] Kaselitz. Aber das Ganze wollte doch nicht so rechte Wirkung thun; auch währte die Vorstellung den Berlinern zu lange: vier u. eine halbe Stunde! Einige von den neuen Scenen, besonders die Nachtscene der Adelheid, fürchterlich schön u. erhielten den lebhaftesten Beifall. 10. [Berlin, anonym. Rez.] Vossische Zeitung, 10. Sept 1805: Den 6ten G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n . Ich möchte nicht gern von diesem Stück sagen, was der sterbende von sich selbst sagt: „Meine Wurzeln sind abgehauen; meine Kraft sinkt nach dem Grabe,“ und doch schien mir’s so, als ich es mit seinen Veränderungen sah. Vorher war es episch; jetzt ist es dramatisch; vorher, einzig in seiner Gattung; jetzt, eines unter mehreren; vorher, ein Gemählde aus dem 15ten Jahrhundert; jetzt eine schöne Mosaik, abgeschliffen und glatt: s e i n e Wu r z e l n s i n d a b g e h a u e n , der edle Rost des Schildes ist abgescheuert. Der einzige Götz und sein Georg stehen noch unversehrt da; aber Selbitz, Adelheid, selbst Maria, sind mehr oder weniger modernisirt. Das Stück s o l l so besser gefallen, w ü r d e auch vielleicht besser gefallen, wenn man es nicht auswendig wüsste, gefällt aber eben daher w e n i g e r , weil hier statt des starken, etwas schönes; dort, statt des groben, etwas feines; hier, statt des frappanten, etwas berechnetes, theatralisches angebracht worden ist. Auf die Schultern des Herkules ist ein Antinouskopf gesetzt. − − − − Wird man das Stück in seiner neuen Draperie gewohnt, so wird man es lieb gewinnen können, und vielleicht mit Carln sprechen: „Schmeckt so besser“. Ich, für meinen Theil, spreche mit Götz: „Kannst du den Apfel nicht roh essen?“ 11. [Berlin, anonym. Rez.] Allgemeine Musikalische Zeitung 7 (1804/05), Nr. 50: Den 4ten dieses ward der von Göthe neu bearbeitete Götz von Berlichingen gegeben. Die Eingangssinfonieen, der Hochzeitgesang der Reisigen und Hausgenossen des Götz, und das nette Liedchen Georgs, seines Knappen, das Dem. Mebus leicht und lieblich sang, verdanken wir wieder unserm schätzbaren Musikdirektor [F. L.] Seidel1). . .

Okt 12. [Jena] An Zelter (Br 19, 69): Von der Aufführung meines Götz habe ich

weiter nichts gehört, als was Sie mir schreiben. Die Blätter, die von solchen Dingen allenfalls klatschen, kommen mir nicht zu Gesicht. Sagen Sie mir doch noch etwas darüber, und schicken mir einen Zettel.2) 1

) Im Druck erschien nur der Kirchgang zur Trauung von Marie u. Sickingen für vierstimmigen Chor mit Klavierbegleitung u. Georgs Lied im dritten Akt: Es fing ein Knab’ ein Vögelein, für eine Singstimme mit Klavierbegleitung am 2. Okt 1805 als Beilage zur Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung. Über den Verbleib der Partitur ist nichts bekannt. 2 ) Zelter hatte schon vor Eingang des Briefes Theaterzettel für G an Caroline Jagemann

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Okt 15. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 114): Durch K. [Caroline] Jagemann und M. Hufeland erhalten Sie die Suite der Komödienzettel . . . 26. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 115): An Mlle Jagemann habe ich . . . ein großes Pack Komödienzettel abgehändigt, die aber wie ich höre noch in Berlin ist, seit der Zeit ist der Götz v. B. nicht gespielt und ich habe also diesmal keinen Zettel senden können. Ende/ Bemerkung in der Hs. B2 (W 13.2, 341): Ein und zwanzigster Auftritt 1806 . . . N B Das heimliche Gericht [W 13.2, 338ff.] sollte wegfallen, weil Anf. dieser Forderung schon im 14ten Auftritt [W 13.1, 346−49] genug1)

geschehn.

1806 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 35, 246): Götz von Berlichingen kam wie-

der an die Reihe [auf dem Weimarer Theater] . . . Jan 25. [Weimar] Ab[ends im Theater]. Götz v. Berlichingen Apr [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an Christiane (Köster 497f.): Jetzt kommt ein 21./25. groß mächtiger Auftrag an den Herrn Geheimdten Rath von Goethe − den Sie Liebe Tochter wenn Er gut gelaunt gut gestimbt − und an seine Vatterstadt noch mit einigem warmen Antheil denckt − die Güte haben mögen Ihm vorzutragen. Unsere Schauspieler haben seit kurtzem einen Pentions-fond errichtet − jedes Mittglied Männer und Frauen gibt Monatlich etwas von seiner Gage ab − zwey Vorstellungen im Jahr zu diesem Entzweck werden dazu gelegt − die erste Vorstellung in diesem Jahr war Nathan der weiße − und 900 f war die Loo[s]ung − Jetzt komme ich auf den Fleck jetzt zur Sache − das sämptliche Personahle der hiesigen Schauspieler Gesellschaft bittet durch mich um das noch ungedruckte Exemplar des Götz von Berlichingen! Sie mey[n]en /: wie der Patriach im Nathan :/ So was würde ihrem Fondt sehr wohl thun − und da doch Franckfurth sein Vaterland wäre; so hofften Sie auf gnädige Erhörung − und wenn Herr von Goethe zu dieser Gnade noch ein paar Zeilen an das Personale schreiben − seinen Nahmen drunter setzen wolte; so würde ihr Danck ohne Grentzen seyn . . . Übelnehmen wird mir mein Sohn den Auftrag an Ihn nicht − Finden Sie Ihn einmahl gut gelaunt − so tragen Sie es Ihm vor u. s. w.3) Juni

3. [Frankfurt] Katharina Elisabeth Goethe an G (Köster 498): . . . du hast gar nicht nöthig dich wegen der abschlägigen Antwort zu entschuldigen − du hast überaus wohlgethan − mir kanst du es deßwegen nicht übel deuten − daß ich anfragte, weil ich von allen deinen sehr guten Gründen nicht das geringste wißen konnte − diese Sache ist also abgethan − und keine ähnliche soll dich je wieder behelligen − auch soll keine Seele kein Wort davon erfahren und damit Basta!

Aug [Weimar, Lauchstädt] S. Hirzel, Nicolaus Meyer (BG 6, 96): Im Jahre 1806 verheira11.−17. thete er [N. Meyer] sich . . . Die Hochzeitsreise führt das junge Paar nach Weimar [11.−14. Aug] . . . Zum Abschiede wird den Freunden eine Karte übergeben, die ihnen in Lauchstädt Goethe’s Theaterloge eröffnet; ihre Anwesenheit dort [17. Aug] aber wird − so hatte es Goethe veranstaltet − durch eine Aufführung des Götz von Berlichingen geehrt. übergeben, aber ihre Rückreise verzögerte sich; s. nachfolgendes Z u. unten 26. Okt 1805: Zelter an G. 1 ) Hs. vor geschehn abgeschnitten, ergänzt durch Eckermann. 2 ) Entstanden 1822 u. 1825. 3 ) Antwort nicht erhalten, der Bitte wurde nicht entsprochen (s. nächstes Z).

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2. [Weimar] H. Schmidt Gespräch (Heinrich Schmidt: Erinnerungen eines weimarischen Veteranen aus dem geselligen, literarischen und Theater-Leben. Leipzig 1856, 163): Beim Abschied von Weimar drang ich [H. Schmidt] mit der wiederholten Bitte in Goethe (es war schon früher mehrmals davon gesprochen worden), in diesem Sommer nach Wien zu kommen . . . Er sagte die Erfüllung der Bitte halb zu, sowie er auch versprach, einige seiner Stücke für Wien bearbeitet zu schicken.

März 6. [Wien] H. Schmidt an G (SchrGG 18, 26): . . . haben mir die Fürsten den so ehrenvollen Auftrag gegeben. Ew. Exzellenz um die gütige Mittheilung Ihrer für das Theater umgearbeiteten Stücke, wie Stella, Götz von Berlichingen nebst der Hinzufügung der Bedingungen, unter welchen Sie dieselbe gewähren wollen, in ihrem Namen zu bitten ... 27. An H. Schmidt (Br 19, 290): Die verlangten Stücke lasse ich abschrei-

ben und werde mir ein Vergnügen machen, damit zu dienen. Apr

3. An H. Schmidt (Br 19, 301): Durch Demoiselle Jagemann . . . übersen-

de ich die neue Bearbeitung von „Götz von Berlichingen“. Ich bitte, sie nur vertrauten Händen zu übergeben, und wenn sie allenfalls, aus gewissen Ursachen, nicht benutzt werden kann, mir das Exemplar bald zurückzuschicken. 4. [Brief] An Heinrich Schmidt. mit einer Abschrift von Götz von Berlichingen . . . durch Dem. Jagemann, welche nach Wien ging. 9. [Wien] H. Schmidt an G (SchrGG 18, 30): Meinen allerinnigsten Dank für die hohe Freude, die mir der Empfang und der Inhalt Ihres mir über Alles theuern Briefs gemacht hat. 16. [Wien] H. Schmidt an G (SchrGG 18, 31): Mademoiselle Jagemann ist glücklich hier angekommen und hat mir das Mskr. sogleich überschickt, das ich denn auch ohne Verzug dem Herrn Grafen Palfy [F. Graf Pa´lffy v. Erdöd], eingehändigt, der nach dem neuen Status Vorsteher des deutschen Schauspiels ist. − Er nahm es mit dankbarer Freude auf, und sollten nun auch gewisse Rücksichten als Hindernisse für die Aufführung eintreten, die nicht zu beseitigen wären, so muß es doch gewiß die Direkzion mit der thätigsten Dankbarkeit erkennen, diese Bearbeitung als eine Zierde für ihre Theater-Bibliothek gewonnen zu haben und sie für künftige und − bessere Zeiten aufbewahren zu können − doch hab’ ich dießmal auch von der Gegenwart gute Hoffnung − Juli

1. [Leipzig] A. Genast am F. Kirms (SchrGG 6, 296): Gestern ist der Vogel abgeschossen. Götz von Berlichingen hat bei vielem Beifall, wo [J. J.] Graff am Ende herausgerufen worden, eine Einnahme von 357 Rthlr. gebracht.

[nach 3.] [Leipzig, anonym. Rez.] Bibliothek der redenden und bildenden Künste 3.2, Leipzig 1807, 428; 435ff.: Über einige Vorstellungen der Weimarischen Hofschauspieler zu Leipzig. Schreiben an Herrn Prof. M. in Br. Den 30sten Juny: Götz von Berlichingen, mit der eisernen Hand. Durch dieses Stück ward G ö t h e ’ s Ruf begründet. Es ist eine dramatisirte Lebensgeschichte in der Shakspearschen Manier, voll Geist und Leben, aber ohne innere feste Verbindung, die doch den bessern Skakspearschen Stücken, so locker auch ihre äußere Verbindung ist, nie fehlt. Götz spricht vortrefflich, aber handelt fast immer unbesonnen. Daß er den Nürnbergischen Handelsleuten, die auf die Frankfurter Messe ziehen, in einem hohlen Wege auflauert, sie überfällt und beraubt, ist im Geiste seiner Zeit, aber empört das Moralgefühl derer, für welche der Dichter schrieb. Daß ein so unstäter, sich ewig in Fehden herumtreibender Mann, wie Götz, im Alter dahin geräth, der Hauptmann von Rebellen zu werden und seine Zuflucht endlich zu

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GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

1807

Zigeunern nehmen muß, ist lehrreich, aber nicht theatralisch: denn ein Heros, der unserer Achtung sich unwerth macht, hört auf ein Heros für uns zu seyn, hört auf uns zu imponiren; er wird uns gleichgültig. Götz sinkt zu einem Selbitz herab, in welchem uns der Dichter den deutschen, gewöhnlichen Ritter des 15ten Jahrhunderts mit Meisterzügen geschildert hat. Der Reutersknabe Georg interessiert im fünften Akt ungleich stärker als sein Herr; zumahl in der neuen Bearbeitung, mit der ich Sie zuförderst bekannt machen will. [Über die einzelnen Akte] Vorteflich ist der neue Schluß des ersten Akts, und überhaupt haben die vier ersten Akte, durch Weglassung aller Scenen zu Bamberg auf dem bischöfflichen Schlosse, durch Zusammenziehung und Einschaltungen gewonnen. Aber der fünfte Akt ist ein wahres Quodlibet und die Scenen folgen darin auf einander wie die Bilder in einem Guckkasten, durch einen Faden schnell vor das Auge des Zuschauers gebracht und eben so schnell wieder entrückt. Es ist in demselben durchaus keine Bindung, kein Zusammenhang. Beym Lesen des Stücks wird dies jedoch weniger auffallen, weil man da durch die vielen und mannichfaltigen trefflichen Ideen unterhalten wird, als es bey der Vorstellung auffällt, wo der Blick auf den Totaleindruck des Ganzen gerichtet ist. So zufrieden das Publikum in den vier ersten Akten war, so verstimmt ward es durch den fünften Akt, bey aller Bewunderung, die man einzelnen Tiraden und dem treflichen Spiel der meisten Schauspieler, insonderheit aber der Madam [Anna Amalia Christiane] Wo l f f als Adelheid, zollte, für welche, nicht aber für das Stück Götz von Berlichingen, die beyden schon vorher gerühmten herrlichen Scenen der Dichter geschrieben zu haben scheint. Was meinen Sie, hätte der Dichter nicht wohl gethan, Götzen, als er seine Burg verläßt, und die Bündischen die mit ihm eingegangne Capitulation brechen, verwundet werden zu lassen; Götz würde zurückgebracht und gäbe seinen Geist auf. Hiermit könnte das Stück schließen, wenn es Götz von Berlichingen betittelt bleiben sollte; würde es aber d e r R i t t e r s m a n n u n d d e r H ö f l i n g betittelt, da doch gewiß der Contrast der verschiedenen Denkweise Götzens und Weislingens, die aus ihrer Lebensweise hervorgeht, Herrn von Göthe eigentlich zur dramatischen Bearbeitung der alten Selbstbiographie von Götz reizte, und da die Schilderung zweyer Jugendfreunde und Waffengefährten, wovon der eine, erwachsen, stets am Hofe und unter Weibern, der andere hingegen auf seiner Burg lebte, allerdings ein höchst anziehendes und lehrreiches Gemälde giebt: so müßte auf Götzens Tod der von Weislingen folgen und die Scene des heimlichen Gerichts das Stück schließen. Der vierte Akt zeigte das Ende des Rittermanns, der fünfte das Ende des Höflings . . . Nun zur Vorstellung des Stücks! Bey dem beständigen Hinauf- und Hinabrollen der Gardinen konnte es nicht fehlen, daß zuweilen einige nicht herauf oder herunter wollten, und daß dadurch Störung, auch wohl Gelächter, zumahl bey gewiß 500 eng zusammengepreßten jungen Leuten in einem Parterr, worin sich keine Bänke befinden, verbunden mit der vierstündigen Dauer des Stücks, entstand: aber die Anordnung der Vorgänge war mit ächt malerischem Blick veranstaltet, der sich auch in der Wahl des Costüms bewährte. Alles stimmte zusammen. − [Über die einzelnen Schauspieler.]

Juli

4. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (G−Rochlitz 49ff.): . . . G ö t z wurde − wenn auch, wie es schien, weniger im Ganzen, doch in seinen trefflichsten Einzelheiten, mit einem Enthusiasmus aufgefaßt, der sogar bis zu kleinen Störungen sich verirrete . . . Im Götz war [J. J.] Graff, wo er ruhiger bleiben konnte und dann sterbend, vortrefflich, überall aber achtungswerth; Wolf [Wolff], vornämlich in den letzten Scenen, und [J. H. C. L.] Bekker, als Bruder Martin, was sie seyn solten; aber vor Allen trat Adelheid unübertrefflich, und Franz äußerst liebenswürdig hervor. Adelheids letzte Scene ist, von Seiten des Dichters und der Schauspielerin, das größeste, was ich in dieser Art nur jemals gesehen habe, und ich enthalte mich nur mit Mühe, über das, was Sie diesem Schauspiel Neues gegeben haben, und wie nun dies (und Stella) von Mad. Wolf [Wolff] dargestellt wurde, mir nicht weiter Luft zu machen, da mich Ihr letzter Brief von neuem überzeugt, Sie mögen das nicht. −

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Juli 16. [Leipzig] A. Mahlmann (Zeitung für die elegante Welt. 113. St., S. 900): Ueber theatralische Darstellungen. Die Weimarsche Hof-Schauspieler-Gesellschaft in Leipzig. G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n hat einige neue trefliche Szenen erhalten und bildet unstreitig das vollendetste Gemälde, das die dramatische Kunst vom Mittelalter entworfen hat; aber doch wäre zu wünschen, Göthe ordnete dieses Schauspiel besser für dramatische Darstellung. Bequem konnte es in zwei Stücke zerfallen. So wie es jetzt ist, ist es mehr eine dramatische Biographie, als ein Drama, es ermüdet durch seine unverhältnißmäßige Länge, und die Menge bunter Scenen, die unruhig und abgerissen vorübergehn, manches nur andeuten und immer andre Zeiten, andre Orte, andre Gestalten herbeiführen, stören den Eindruck des Ganzen, so treflich sie auch gearbeitet sind. Auch gestehen wir frei, daß uns die Art, wie der Dichter den Entschluß des Götz, sich an die Spitze der rebellischen Bauern zu stellen, motivirt, nicht im Geiste der Ritterzeit gedacht zu seyn scheint. Ebenfalls macht es keine gute Wirkung, daß Weißlingen und Götz im letzten Akt kurz hinter einander, wenigstens der äußern Anschauung nach, auf einerlei Art sterben. Beide sitzen krank, schwach, lebenssatt da, und wenn gleich der erstere durch seine Schwachheit heimlich vergiftet wurde, und der letztere den Giftbecher, den ihm die Welt reicht, mit heroischem Muthe und unverwandtem Blick bis auf den letzten Tropfen geleert hat, so sollte doch dieser i n n e r e Gegensatz auch durch einen ä u ß e r n , und nicht bloß durch Worte, bezeichnet seyn: denn daß das Drama einen Reichthum in Mannigfaltigkeit der Stellungen und Anordnungen verlangt, hat uns Göthe durch manches glänzende Beispiel selbst gelehrt. Mit vieler Energie führte Hr. G r a f f die Rolle des Götz aus. 27. [Karlsbad] An J. Fr. Rochlitz (Br 19, 380): Daß meine eigenen Sachen

gut gegeben worden und eine freundliche Aufnahme gefunden, ist mir sehr angenehm.1) Die lange Zeit, die ich mich gedulden mußte, bis sie zu einer solchen Erscheinung gelangen konnten, hat mich nicht unempfindlicher gegen den Beyfall gemacht, und ich kann wohl sagen, daß ich es mit Rührung vernehme, wenn ich höre, daß . . . die neueren Sachen, in die ich die Resultate meines Lebens zusammengedrängt habe, in sinnlicher Gegenwart auf ein größeres Publicum wirksam gewesen. Sept 21. [Weimar] An J. Fr. Rochlitz (Br 19, 413): Die gute Aufnahme meiner Stücke [in Leipzig durch die Weimarischen Hofschauspieler] hat mir eine besonders angenehme Empfindung gemacht. Ich dachte wohl, daß sie auch einmal Epoche haben könnten, aber nach der Lage des deutschen Theaters glaubte ich’s nicht zu erleben.

1808 Okt 16. An Christiane (Br 20, 183): Herrn [J. D.] Schmidt dancke in meinem

Nahmen für die gefällige Aufnahme im [Frankfurter] Theater. Biete ihm die Manuscripte von Götz, Egmont Stella an, sie hätten sie längst gern gehabt.2) 1

) Außer Götz von Berlichingen in Leipzig aufgeführt: Die Mitschuldigen, Iphigenie auf Tauris, Stella, Torquato Tasso u. die Theaterrede 10. 2 ) J. D. Schmidt war Direktionsmitglied des Frankfurter Theaters. Christiane befand

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1809 Febr 11. [Weimar] Riemer an C. F. E. Frommann (Heitmüller 142): . . . der Götz kommt bald dran und zwar in zwey Vorstellungen Mondtag und Mittwoch, und so müssen Sie bey uns bleiben.1) Okt 23. [Berlin] Zelter an G (MA 20.1, 218): Freitag [20. Okt] und Sonntag [22. Okt] ist hier kurz nach ein ander plötzlich Ihr Götz von Berl. auf dem Theater erschienen. Ich habe ihn beide Male gesehn. Das Haus war beide Male zum Brechen voll, welches jetzt sehr selten ist. Außer den Rollen der Adelheid, des Weislingen, Lerse, Götz und Franz ist das Stück schlecht besetzt und verzieht sich und schleppt dadurch daß die Volksgruppen ohne lebendige Bewegung erscheinen, dessen ungeachtet ist es wie ein alter Freund empfangen worden und die Derbheiten des Götz haben lauten Beifall erhalten. 24. [Berlin, anonym. Rez.] Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen (Spenersche Zeitung) Nr. 127: . . . Das Stück selbst, ein treues Gemälde deutscher Kraft und Biederkeit, aber auch Rohheit der Sitten und Pfaffen-Ränke . . . ist schon der Lese-Welt bekannt genug, und dürfte sich im Ganzen auch mehr für diese, als eine dialogisierte Rittergeschichte voll Leben, wahrer Schilderung und kräftiger Sprache eignen, weil es dem Leser nicht, wie auf der Bühne, auf möglichste Einheit der Zeit und des Orts ankömmt . . . 28. [Berlin] J. G. Büsching an G (GJb 1929, 115): Vielleicht autorisirten uns Ew. Excellenz, uns von dem Berliner Theater ein paar Scenen der neuen Bearbeitung des ’Götz‘ geben zu lassen und so unser Werk anzufangen.2) Die Verlagshandlung [C. Salfeld in Berlin] hat mir aufgetragen, um die Bestimmung zu bitten, wie viel Ew. Excellenz an Honorar befehlen, indem die festgesetzten Bedingungen nur die übrigen Mitarbeiter betreffen.3) Nov ⎯ [Berlin] J. G. Büsching, in: Pantheon. Eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. Bd 1, Heft 1. Leipzig 1810, 162f.: Ueber die Aufführung des Götz von Berlichingen in Berlin. Die Meisterhand gab uns seinen, in frühen Jahren gearbeiteten Götz, in einer andern Gestalt, mehr für die Darstellung geeignet und reichte uns dadurch einen hohen Stoff zur Bewunderung, indem das neuere, dem älteren freilich in Sinn und Gestalt entgegenstehend, sich dennoch künstlerisch mit ihm verband, und ein eigenes, eigentlich ganz neues Werk bildete . . . Dem Meister steht es frei sein Werk zu ändern, hier und dort zu feilen, hier und dort einen sinnigen Schmuck anzubringen . . . Wir wagen es nicht, hier eine vollständige Parallelle zwischen dem alten und neuen Götz zu ziehen, denn ein nicht mehr in allen Theilen deutliches Bild schwebt uns von der neuen Bearbeitung vor, welche wir vor fünf Jahren, unter den Augen des Meisters selbst, in Weimar aufführen sahen und welche einen tiefen Eindruck auf uns machte; aber wir haben Hoffnung uns genauer davon zu unterrichten. Hier sehen wir nur ein verfälschtes Bild, da es für gut befunden worden, mehre höchst bedeutende Szenen z u s t r e i c h e n . Wer nur einigermaßen mit Göthe’s Werken vertraut ist, in denen alles von hoher Beziehung und nichts willkührlich oder gar umsonst ist, wird leicht begreifen, welche gewaltige Uebelstände durch ein solches Verfahren hervorgebracht werden und daß jetzt vieles unzusammenhängend, zwecklos erscheinen muß. sich zur Auflösung des Haushalts von G’s am 13. Sept verstorbener Mutter in Frankfurt. Zur früheren Bitte um das Götz-Ms. s. oben 1806 Apr 21./25.: Katharina Elisabeth Goethe an G. 1 ) Götz von Berlichingen wurde erst am 23. u. 26. Dez 1809 gegeben. Frommanns kamen am 11. März zu Figaros Hochzeit. 2 ) Pantheon. Eine Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. Hsg. v. J. G. Büsching u. K. L. Kannegießer. 3 Bde. Leipzig 1810. 3 ) Es kam zu keinem Abdruck; zu den Gründen s. unten 11. Sept 1811: an Rochlitz.

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[Nov [Berlin] Marianne v. Eybenberg an G (SchrGG 18, 231f.): Das Theater habe ich ziem10./11.] lich oft besucht, aber unter meiner Erwartung gefunden; Ihr armer Götz ist gewaltig mishandelt worden! [F.] Mattausch hat ihn so schlottrig gespielt daß er mich erbarmt hat, Maria wurde unter aller Kritick verunstaltet, die Bethmann hat allein ganz vortreflich gespielt, indeßen hat sie dergestalt alle Illusion zerstöhrt, daß auch ihr gutes Spiel und die Kunst dadurch vernichtet ward, denn sie ist hideuse [scheußlich] geworden, und eine Adelheid kann und soll durchaus nicht häßlich sein − Franz war schrecklich manierirt, der kleine Georg (Mlle Unzelmann) spielte brav, und Weislingen nicht schlecht − Das Ganze war verfehlt, und Leute die es von der Weimarschen Truppe gesehn hatten, erkannten es nicht wieder . . . 19. [Berlin] A. v. Arnim an G (SchrGG 14, 144): . . . über die Art der Aufführung Ihres neuen Götz auf der hiesigen Bühne, über die ausgezeichnete Wirkung mancher Scenen ungeachtet der Abkürzung zu einem Abende, und der absichtlich schlechten Besetzung mancher Rollen kann er [W. Grimm] als Mitaugenzeuge mehr sagen als ein flüchtiger Bericht.1) Dez 18. Mittag Mad. Lorzing [Beate Lortzing]. Die Rolle der Marie durchge-

gangen. 20. Lorzing [F. Lortzing] wegen seiner Rolle [des Faud] im Götz. 22. [Berlin] J. G. Büsching an G (GJb 1929, 116f.): Ew. Excellenz habe ich die Ehre das erste Stück meines ’Pantheons‘ zu überreichen mit dem Wunsche, daß es Ihres Beifalls sich wenigstens einermaßen erfreuen möchte und Sie mir die Erlaubniß gäben, auch die folgenden Hefte Ihnen überreichen zu dürfen.2) Vorzüglich bitten um eine gütige Nachsicht diejenigen Aufsätze, welche ich selbst dazu geliefert3) . . . 23. [Abends] Im Theater erster Theil von Götz v Berlichingen.4) 26. [Abends] Vorstellung von Götz von Berlichingen.5)

1810 [Juni [Weimar] Christiane an G (G−Christiane 144): Der Herr Hofkammerrath [F. Kirms] 14.] hatte die Güte, mir zu sagen, daß er an Dich schrieb’6) . . . er hat Bestellungen für Iffland zu machen, laß ja den ’Götz‘ nicht vergessen sein.7) Ich sprach mit dem Herrn Hofkammerrath davon, und er wunderte sich, daß Du das Geld noch nicht hättest. Es ist also auch eine gute Gelegenheit, es von Deiner Seite zu erinnern. 27. [Karlsbad] An F. Kirms (Br 21, 335): Den Mannheimern würden Ew.

Wohlgebornen gefällig antworten, daß ihnen der neue Götz von Berlichingen, welcher sobald nicht gedruckt erscheinen werde, zu Diensten stehe, wenn sie mir das Einkommen der dritten Repräsentation desselben nach der Art, wie die Benefize den Schauspielern gegeben 1

) Wilhelm Grimm weilte vom 12. bis 25. Dez 1809 in Weimar. ) Ruppert Nr. 326. 3 ) U. a. Ueber die Aufführung des Götz von Berlichingen in Berlin (s. oben Nov 1809). 4 ) Aufzug I u. II in vier Akten. Genast zufolge abermalige Umarbeitung (s. S. 813). 5 ) Aufzug III bis V in fünf Akten. Genast zufolge abermalige Umarbeitung (s. S. 813). 6 ) Schreiben nicht nachweisbar. Gerade zurückliegende Götz-Aufführung: 2. Mai 1810 Weimar. 7 ) Das Stück war unter Iffland schon 1805 in Berlin zur Aufführung gelangt. 2

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werden, zugestünden. Nur allein, wenn dieses eingeführt wird, kann man sich entschließen fürs Theater zu arbeiten, sonst ist es nicht der Mühe werth, daß man eine Feder anrührt, oder auch nur eine Abschrift machen läßt. Aug 20. [Töplitz] An F. Kirms (Br 21, 374): Da Herr [F.] von Luck, dem ich mich bestens empfehle, sich für die Mannheimer Bühne interessirt, so will ich nicht unfreundlich seyn. Wenn sie 20 Dukaten in natura schikken, so soll, sobald ich nach Hause komme, eine saubere und correcte Abschrift [H2] des Götz erfolgen.1) Nov 12. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 9): Rühl liquidiert für Abschrift [H2] des „Götz von Berlichingen“ für das Theater.

1811 Aug [Halle] A. Genast an G (Konzept; GMD, KK 144): Mit der Aufnahme in Halle2) können 11./21. wir im Ganzen sehr zufrieden sein3) . . . In Egmont zum besten des Haus bei erhöhten Preisen, war die beste Einnahme . . . Die schöne Müllerin, wie Goetz, Tell und Jungfrau will ich noch aufsparen, um so die letzten Groschen gefangen zu nehmen. 26. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (G−Rochlitz 122f.): Ich habe den Monat Julius mit meiner Frau im Bade zu Liebenstein verlebt, und dort Bekannntschaft mit dem wunderlichen, originellen Freyherrn von Truchseß aus dem Würzburgischen gemacht.4) Sie erinnern sich wahrscheinlich des rüden und geistreichen, ungelenken und kunstsinnigen Cyklopen, der ehemals in Cassel der Götz hieß . . . Sie und Ihre Werke waren nun freylich der Hauptgegenstand aller unsrer Unterhaltungen. Nun brennt der Mann besonders auf Ihren Götz, und sehnt sich so sehr, als nach der Wiederherstellung seines halberloschenen Gesichts, nach den Veränderungen und Zusätzen, welche Sie zu diesem Drama bey Gelegenheit der theatralischen Aufführung geschrieben haben. Aber er wagt es nicht, sich an Sie zu wenden; verspricht dagegen auf seine Ehre, (und das hält der Mann:) keinem Menschen eine Abschrift zu verstatten, und selbst für seinen Tod testamentarisch zu verordnen, daß das Anvertraute unberührt Ihnen zurückversant wird. Ist es Ihnen also genehm, so erfreuen Sie den braven Mann durch solche Mittheilung. − Sept 11. [Weimar] An J. Fr. Rochlitz (Br 22, 162f.): Wenn sie wünschen, daß

ich dem braven Freyherrn von Truchseß meine Bearbeitung des Götz für das Theater mittheilen möge; so will ich deshalb mein Bedenken eröffnen. Er hat an dem Stücke, wie es zuerst herausgegeben worden, so vielen und warmen Antheil genommen, ja sich gewissermaßen selbst

1

) Am 10. März 1811 quittiert der Weimarische Hoftheaterkassierer J. S. Bergfeld dem Vertrauensmann des Mannheimer Theaters F. v. Luck den Erhalt der Zahlung (W 13.2, 252). 2 ) Zwischen 1811 u. 1814 gastierte das Weimarer Hoftheater in Halle, wo sich höhere Einnahmen als in Weimar erzielen ließen. 3 ) Zum Folgenden s. „Egmont“: Genast an G gD, EGW 3, 229. 4 ) C. Frhr. v. Truchseß v. Wetzhausen wurde auch Ritter Götz genannt (vgl. Tgb 3, 3215); dazu auch TuJ zu 1801 (W 35, 112f.).

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in die Person des alten biedern Helden versetzt, daß es ihm gewiß nicht angenehm seyn würde, nunmehr manches ausgelassen, umgestellt, verändert, ja in einem ganz andern Sinne behandelt zu sehen. Eigentlich kann diese Umarbeitung nur durch den theatralischen Zweck entschuldigt werden, und kann auch nur insofern gelten, als durch die sinnliche Gegenwart der Bühne und des Schauspiels dasjenige ersetzt wird, was dem Stücke von einer andern Seite entzogen werden mußte. Da ich also überzeugt bin, daß beym Lesen Niemand leicht die neue Arbeit billigen werde, weil nicht zu verlangen ist, daß der Lesende die mangelnde Darstellung sich vollkommen supplire; so habe ich bisher gezaudert diese Bearbeitung drucken zu lassen, ja selbst meine nächsten hiesigen Freunde, die das Manuscript zu sehen verlangt, an die Vorstellung gewiesen, von der sie denn nicht ganz unzufrieden zurückkehrten. Ich bin überzeugt, daß Ew. Wohlgebornen sowohl als der würdige Truchseß-Götz, es nicht misbilligen, wenn ich diesen meinen Gründen soviel Gewicht gebe, um die gewünschte Mittheilung abzulehnen. Verzeihen Sie daher, und erhalten mir ein freundliches Andenken.

1812 März 7. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 5): Vogel liquidiert. 7. [Weimar] Schreiberrechnung (Burkhardt II 5): 22 Bogen „Götz von Berlichingen“ [von J. C. Rötsch] abgeschrieben. Mai 13. [Karlsbad] Beylage an August v. Goethe

Auftrag an Hofcammerrath Kirms wegen der Theatermanuscripte.1) 14. [Karlsbad] An Iffland (Br 23, 18f.): Was die Exemplare von Götz von Berlichingen so wie von Egmont für München betrifft, so überlasse ich das Arrangement deshalb2) ganz Ihrer Beurtheilung, da ihnen die vorwaltenden Verhältnisse am besten bekannt sind. Ich werde die gefällig übernommene Bemühung jederzeit mit aufrichtigem Dank erkennen . . . Herrn Hofcammerrath Kirms übernimmt gefällig den Auftrag, die Exemplare von Götz und Egmont bereit zu halten. 14. [Karlsbad, Brief] An Hrn. Generaldirector Iffland nach Berlin wegen der Abschriften von Berlichingen und Egmont. Juni 22. [Karlsbad] An Sara v. Grotthuß (Br 23, 35f.):3) Was meine Stücke betrifft, so hat Herr Generaldirector Iffland das Geschäft gefällig übernommen, solche den Theatern, welche sie wünschen, zukommen zu 1

) Betr. Versand der Mss. von Egmont u. Götz für Aufführungen in München (s. nächstes Z). 2 ) Im Konzept statt: ich . . . deshalb ursprünglich: die Forderung für selbige (Br 23, 442). 3 ) Antwort auf einen nicht überlieferten Brief.

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lassen. Da er mit allen Bühnen in Connexion steht, so wird die Sache dadurch sehr erleichtert. Entschuldigen Sie mich also bestens, daß ich durch diese getroffene Verpflichtung mich an der unmittelbaren Erfüllung jener Wünsche gehindert sehe. Nov 12. [Jena] An Cotta (Beilage; G−Cotta 1, 247−250): Über die neue Ausgabe [B] von Goethes Werken . . . F ü n f t e r B a n d . . . Götz von Berlichingen . . . Hier entsteht nun die Frage, ob man . . . die völlige Umarbeitung des Götz und Romeo und Julie für das Theater . . . aufnehmen wolle?

1813 März 10. [Weimar] Aussonderung der neuen poetischen Sachen, welche in die Dez

Werke kommen sollen. 7. Probe von Weislingen.1) 8. [Abends] Aufführung von Weisl[ingen]. 8. [Weimar] F. Heinke, Tagebuch (GG 2, 861): Im Theater: „Weislingen“. 10. Probe des Goetz2) 11. [Abends, Aufführung von] Götz v. Berlichingen.

1814 Jan

9. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an C. v. Truchseß (GG 2, 872): . . . so wurde denn, außer manchem schönen Musikalischen, vornehmlich Götz von Berlichingen, in zwei Abende verteilt, aufgetischt [am 8. u. 11. Dez 1813 in Weimar], und so, daß ich nie vollendetere theatralische Darstellungen gesehen habe.3) (Goethe selbst ließ die Hauptpersonen erst kommen, wohnte den Proben lenkend und anfeuernd bei pp.)

Sept 12. [Braunschweig] A. Klingemann an G (GSA 28/64 Bl. 411): Zugleich [mit der Übersendung des Schauspiels Welf von Trudenstein] unterfange ich mich bei dieser Gelegenheit die Bitte hinzuzufügen, ob Ew. Excellenz nicht die Güte haben wollen, mir zu einer Benefize-Vorstellung meiner Frau, Abschrift Ihrer Bearbeitung des „Götz von Berlichingen“ für die Bühne mitzutheilen, wobei ich mich mit meinem Worte verbürge, das Stück vor jedem Mißbrauche auf das sorgfältigste zu bewahren.

1815 Jan

23. [Dresden] K. G. T. Winkler an F. Kirms (GSA 28/66 Bl. 49): Durch die Güte meines Freundes, des Herrn Hauptmann Verlohren ward der Wunsch der Intendanz der hiesigen Bühne, in den Besitz der Bearbeitung des Götz von Berlichingen von seinem eignen großen Schöpfer, zu gelangen, Ihnen vorgelegt, und ich danke Ihnen ergebenst für 1

) Aufzüge 1 u. 2 in 4 Akten. ) Aufzüge 3 bis 5 in 5 Akten. 3 ) Rochlitz weilte vom 6. bis 21. Dez 1813 in Weimar. 2

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die darnach gegebene freundliche Antwort, bin aber nun so frey mich gleich selbst an Sie zu wenden. Das hiesige Theater ist erbötig den Preis für die gedachte Bearbeitung zu geben, welcher Se. Exc. der Herr Geh. Rath von Göthe selbst für dasselbe bestimmen werden, und ich bitte Sie daher um die Gefälligkeit unsern Wunsch Se. Excellenz mitzutheilen, und dessen Entschließung mir gütigst bekannt zu machen. Wäre es Ihnen möglich unterdes immer in Voraus, und in Hoffnung günstiger Entschließung von Se. Excellenz die Abschrift des Stücks vorzubereiten zu lassen, damit wir noch in diesem Winter mit dem Einstudieren desselben vorschreiten könnten, so würden wir zu neuer Verbindlichkeit uns verpflichtet fühlen.

Jan

30. An F. Kirms (Br 25, 183): Haben denn die Herren Dresdner das Geld

erlegt oder angewiesen. Das Manuscr. liegt fertig, doch möcht nicht gern erst hinterdrein die Zahlung sollicitiren . . . Dank für Ew. Wohlgeb. Bemühung! Febr

5. [Dresden] H. L. Verlohren an F. Kirms (GSA 28/66 Bl. 70): Sobald ich das Manuscript erhalte, im Falle dieselben es nicht sogleich andem H. Geh Rath Winkler gesendet haben, werde ich es zu übergeben nicht ermangeln.

März 24. [Dresden] K. A. Böttiger an Cotta (G−Cotta 3.1, 346): Ich habe einige sehr interessante Dinge mitzutheilen über Göthes neuen Götz usw.1) Es versteht sich sehr zu Göthes Erbauung und Zufriedenheit . . . Mai 15. [K. A.] B[öttiger], in: Morgenblatt 1815, Nr. 115, 457: Götz von Berlichingen nach der neuern Bearbeitung von Goethe und dessen Aufführung im Dresdner Hoftheater am 18. März 1815 Möge es nun dem Dichter gefallen, bald einen Abdruck dieses so meisterhaft umgeformten G ö t z veranstalten zu lassen, damit Altmeister und Junggesellen daran erkennen, daß nichts verderblicher ist als der Glaube: ein dramatisches Kunstwerk bedürfe keiner Nachbesserung. Juni

2. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 1, 276): Anliegendes Mblatt2) soll ich auf Verlangen des Verfassers Herrn Böttigers, Eurer Excellenz senden. 9. [Nachmittags] Brief von Cotta. Aufführung Götzens in Dresden. 15. [Wiesbaden] An Cotta (Br 26, 11): . . . etwas freundliches will ich auf

die Nachricht von der Aufführung des Götz in Dresden erwiedern.

1816 Febr 14. [Braunschweig] A. Klingemann an die Direction des Hoftheaters (GSA 28/486): Im Anfange des vorigen Jahres [12. Sept 1814] nahm ich mir die Freiheit Sr: Excellenz dem Herrn Geheimrath von Göthe . . . Abschrift meines noch ungedruckten Schauspiels Wo l f v o n Tr u d e n s t e i n zum beliebigen Gebrauch für die Bühne in Weimar zuzusenden, und bei dieser Gelegenheit den Herrn Geheimrath um Mittheilung des für die Bühne eingerichteten G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n zu bitten; da ich nun bis heute auf mein Schreiben (wahrscheinlich aus dem Grunde, weil Herr von Goethe von Weimar abwesend war)3) keine Antwort erhalten habe, meine Frau jedoch wünscht, im künftigen Monate März G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n zu ihrem Besize zu geben, so bitte ich 1

) Böttiger bezieht sich hier u. a. auf die Aufführung von Götz von Berlichingen am Dresdner Hoftheater vom 18. März 1815 (s. nächstes Z). 2 ) Morgenblatt Nr. 114f., 13. u. 15. Mai 1815, S. 453−56; 457f.; darin Böttigers Aufführungsrez. (vorausgehendes Z). 3 ) G’s Rheinreise vom 24. Mai bis 11. Okt 1815.

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die dortige Direction gehorsamst, mir gütigst, so schnell als möglich, Abschrift von der neuen Bearbeitung des Stückes durch Herrn von Göthe, zuzusenden, indem ich nicht nur erböthig bin, mit jedem meiner noch ungedruckten Schauspiele, welches für das Theater in Weimar gefordert werden, sollte, wieder zu dienen, sondern auch, wenn man es verlangen sollte, im Sommer für die Mittheilung der Abschrift, für deren sorgfältige Aufbewahrung ich mich verbürge, zu entrichten. Da die Sache übrigens dringt, so bitte ich gehorsamst, mich umgehend mit einer gütigen Antwort zu versehen . . .

[Febr [Weimar] An die Hoftheater-Commission (Br 26, 408): Herrn Klingenach14.] mann wäre zu antworten, daß ich eben im Begriff sey bey einer bevor-

stehenden Aufführung des Götz von Berlichingen wegen der Länge des Stücks neue Vorkehrungen zu treffen und deshalb anstehe das Manuscript wie es gegenwärtig sey weiter zu communiciren. Juni 27. [Berlin] P. A. Wolff an G (GSA 28/1003 St. 2): . . . wenn ich dann zurückkomme, sollen Egmont und Göz v. Berlichingen neu einstudirt werden . . .

1817 Apr 17. [Jena] An Cotta (Beilage; Br 28, 61): Den Zusatz zu S t e l l a lassen wir

weg [W 11, 415], der kann dereinst mit auftreten, wenn allenfalls die Umarbeitung des Götz von Berlichingen und anderer eigenen und fremden dramatischen Arbeiten abgedruckt werden sollten. 25. [Kassel] K. Feige an G (GSA 28/74 Bl. 274): Es ist mein Streben: die Schaubühne in Cassel, deren Unternehmung und Direction mir übertragen worden, trotz der geringen Mittel welche mir in ökonomischer Hinsicht zu Gebothe stehen, so viel als möglich zur Kunstanstalt zu erheben. Mit Fleiß und Mühe habe ich die dramatischen Werke unserer besseren Dichter, studiren, und aufführen lassen; und meine und der Bühnen-Mitglieder Bestrebungen, sind vom Kurfürstlichen Hofe und dem gesammten Publikum ehrenvoll anerkannt worden. Schmerzlich aber ist es mir, daß ich bei meinem besten Willen, unter allen Kunstblumen, noch keine den Beschauern vorstellen konnte, welche die Muse Eurer Exelenz erzeugte! Denn ich würde es mir als Entheiligung auslegen, wenn ich es wagte: ein Erzeugniß unsers größten deutschen Dichters, dessen Name mich schon mit Ehrfurcht erfüllt, für die Bühne einzurichten. Iphigenie auf Tauris und Clavigo lasse ich studiren, weil sie von Eurer Exelenz selbst nicht für die Aufführung verändert worden sind. Götz, Egmont, Stella, und dero Bearbeitung des Shakespearschen: Julie und Romeo, aber − diese herrlichen, überall ansprechenden Werke, besitze ich nur in ihrer Urgestalt. Wäre ich im Stande: Manuscripte nach Ihrem Werthe, so wie andere Bühnen, zu honoriren − so hätte ich längst schon Eure Exelenz um die Mittheilung dieser Stücke gebeten . . . Mai 10. [Leipzig] C. T. Küstner an G (GSA 28/74 Bl. 328): Ich bin so frei, Ew. Exzellenz den Empfang der drey Manuskripte: Götz von Berlichingen, Stella und Romeo und Julia anzuzeigen und den Betrag meiner Schuld in 24 Ld’ori zu übersenden . . . Einer meiner ersten Bestrebungen wird seyn, obige Meisterwerke auf eine ihnen würdige Weise darzustellen. Juli [Jena] An F. F. H. Küstner (Konzept; Br 28, 203): Nehmen . . . Ew. [29.?] Wohlgeboren die Versicherung daß ich bey dem so großen und manche

Schwierigkeiten androhenden Unternehmen sehr gern auf jede Weise meine Theilnahme bethätigen werde. Wie ich denn zum Beyspiel wenn

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dereinst die Aufführung der beiden Theile des Götz von Berlichingen sich nähern sollte, manche Bemerkung und Veränderung besonders zur ersten Hälfte gern mittheilen werde. Ich ward neulich veranlaßt darüber nachzudenken, und glaube noch einiges Erleichternde und Wircksame gefunden zu haben.

1818 Febr 11. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 308f.): Durch Herrn Canzler [F. v.] Müller werden Sie ja wohl unterrichtet seyn daß eine Gesellschaft von circa 50 Persohnen auf der, zur Feier des Geburts-Tags der Großfürstin1) gehalten werdenden Resourcen Redouten, sich entschlossen hat eine Reihe Ihrer Stücke darzustellen welche nachfolgende sind . . . 7. Götz von Berlichingen. März 9. [Weimar] Götz von Berlichingen, mehrere Manuscripte.2) Okt

1. Abschrift von Götz von Berlichingen. 2. John schrieb an Götz von Berlichingen für Leipzig. 4. John schrieb am Götz fort.

1819 März 26. An J. F. A. Vitzthum v. Egersberg (Br 51, 455): Ew Hochwohlgeb.

erhalten hiebey die verlangte Abschrift3) der beyden Theile des Schauspiels Götz von Berlichingen, welche zu geneigtem Gebrauch empfehle. [Juni/ [Weimar] Caroline Jagemann Erinnerungen (GG 3.1, 122): . . . [wir] gedachten . . . den Okt] „Götz“ wieder aufzunehmen, dessen beide Teile seit 1813 geruht hatten. Als [F. J. M. J.] Haide (Titelrolle) und [K. A. W.] Unzelmann (Franz) den Meister über seine Wünsche befragten [14. Juni 1819], stellte er eine längst bedachte neue Bearbeitung zur Verfügung, die in den Schlußakt von Weislingen drei neue Auftritte einfügte. Mit der Aufführung wollten wir ihn bei der Rückkehr von der Badereise [im Okt] begrüßen; er zog es jedoch vor, nicht zu erscheinen. Juni 14. Schauspieler Haide und Unzelmann, wegen der Aufführung von Götz

von Berlichingen. 14. [Leipzig] J. Fr. Rochlitz an G (G−Rochlitz 210): Ich habe in diesen Frühlingstagen, außer mehren andern Ihrer Dichtungen, auch den G ö t z und die S t e l l a wieder gelesen; dabey sind mir die Abänderungen und die herrlichen Zusätze lebhaft erinnerlich geworden, die Sie beyden für theatralische Aufführung gegeben haben. Solten Sie diese nicht uns allen, als A n h a n g zu denselben, in Ihren sämmtlichen Werken schenken? Sehr viele würden es Ihnen verdanken.

1

) Die Großfürstin Maria Pawlowna beging ihren Geburtstag am 16. Febr. ) Gräf II 3, 102 kommentiert: Vergleichung für die letzte Bühnenbearbeitung? 3 ) Vom 1.−4. Okt 1818. Zu einer Aufführung des Stückes in Leipzig kam es nicht. Nächste Aufführungen nach Bearbeitung: 27. u. 30. Okt 1819 in Weimar. 2

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Sept 12. [Breslau] Fritz v. Stein an ? (GSA 28/84 Bl 309): Nachschrift. Eine Bitte an Freund Mayer [H. Meyer] der immer mit Rath u. That an die Hand geht habe ich zu thun durch Ihre Vermittelung. Wir wünschten nehmlich hier das Goethe Götz v. Berlichingen auf dem Theater zu sehen, so wie ihn Goethe für die Weimarische Bühne bearbeitet hat. Wie wäre wohl ein solches Exemplar zu erhalten? Ich kenne seine Gesinnungen nicht über diesen Punkte und möchte mir nicht durch ein Schreiben an ihn selbst den Vorwurf der Zudringlichkeit erwerben. Vielleicht gewährt uns der gütige Mayer seine Vermittelung. Okt

9. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 492): Beyliegendes Blatt von H. v. Stein an Hofrath Meyer spricht den Wunsch aus Ihren Götz für die Breslauer Bühne zu haben, worüber mir einige Nachricht erbitte. [18.] [Jena] An A. v. Goethe (Konzept; Br 32, 75): Ihr sagtet neulich,1) man

verspare die Aufführung des Götz von Berlichingen bis zu meiner Zurückkunft,2) welches mir höchst unerfreulich ist. Hätte man auf meinen Geburtstag auch nur im mindesten an mich gedacht; so hätte ich es dankbar erkennen müssen; aber es ist längst bekannt und ausgesprochen, daß mir jeder persönliche Bezug in der Gegenwart höchst zuwider ist. Gieb das höflich und freundlich zu bemerken; denn ich würde auf alle Fälle bey der ersten Aufführung dieser Stücke nicht in’s Theater gehen und überlasse dir daher, was du in der Sache zu thun für gut und schicklich hältst. 27. [Weimar] Abends [im Theater] Weislingen. 27. [Weimar] Riemer Tagebuch (JbSK 4, 28): Abends bei Goethe zum Souper. Im Theater der erste Teil vom Götz. 30. Abends die Kinder aus Götz von Berlichingen. Erzählungen und Ver-

handlungen darüber.

1821 Juli 31. [Hamburg] F. L. Schmidt3) an G (GSA 28/94 Bl. 277): Ew Excellenz waren vor einiger Zeit so gütig unsers Theaters freundlich zu gedenken; dies macht mich so frei Hochdieselben mit einer Bitte zu belästigen. Bei meinem kürzlichen Aufenthalte in Berlin, lernte ich die treffliche Aenderung des Götz von Berlichingen kennen und wünschte sie auch auf unserer Bühne einzuführen, auf welcher das Stück, selbst in der alten Gestalt, längst heimisch geworden ist. Der Secretär des Berliner Theaters theilte mir jedoch die Aenderung nur unter der Bedingung mit, wenn Ew Excellenz die Benutzung der selben für Hamburg genehmigten. Darum nun gehorsamst zu bitten, ist die Absicht dieses Schreibens. Daß wir die Darstellung des Stücks auf die möglichst würdigste Weise bewerkstelligen würden, bitt’ ich als den nächsten schuldigen Beweis unserer Dankbarkeit anzunehmen. Aug

9. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 601): Fortsetzung der Brief-Auszüge . . . [F. L.] Schmidt . . . Schreibt daß er vor kurzen bey seiner Anwesenheit in Berlin den fürs Theater bearbeiteten Götz gesehen und den Wunsch geäußert habe diese Veränderung 1

) Am 14. Okt 1819 (nach Tgb 7, 102f.). ) G kehrte am 24. Okt 1819 nach Weimar zurück. 3 ) Schauspieler, Dichter, Theaterdichter, seit 1815 Leiter der Hamburger Stadttheaters. 2

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auch für Hamburg zu haben. Der Secretair des berl. Theaters habe sie ihm aber nur unter der Bedingung mitgetheilt, das Sie Ihre Erlaubniß dazu gäben. Er bittet darum und versichert die würdigste Aufführung.

Sept

7. [Weimar] A. v. Goethe an G (Sanford 1, 640f.): Fortsetzung der Brieflichen Auszüge . . . Melisch1) . . . G r a t u l i r t z u m G e b u r t s tage und meldet daß zu diesem Fest Götz von Berlichingen aufgeführt worden sey . . .

Dez 14. Anfrage des Braunschweiger Theaters wegen Götz von Berlichingen.

Aufgesuchtes Exemplar. 15. Abschrift des Götz von Berlichingen angeordnet.2)

1822 Mai

2. Vorschlag zu einer vollständigen Ausgabe zu Goethe’s Nachlaß von ihm

selbst entworfen (W 41.2, 401): U n g e d r u c k t e [Schriften] . . . Götz von Berlichingen erstes Manuscript. Desgl. letztes.

1823 [nach Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzMai 1.] ter Hand (Paralip 3: Vorarbeiten zu einer vollständigen Ausgabe von

Goethes Werken, Schriften und sonstigen literarischen Nachlaß; W 42.1, 454; QuZ 2, 63): 28. G ö t z v o n B e r l i c h i n g e n . . . letzte [4.] Bearbeitung fürs Weimarische Theater.3) Aug 21. [Braunschweig] A. Klingemann an F. L. Schmidt (GJb 1885, 141f.): Jetzt noch eine Bitte: Senden Sie mir doch Goethes Bearbeitung des Berlichingen auf mein Ehrenwort zum Lesen ein. Friedrich Wilhelm liebte das Stück,4) und scheint es mir für die Ankunft des Herzogs5) zweckmässig, so werde ich sofort an Oels in Weimar schreiben, welcher den Auftrag früher von Goethe hatte, es mir für 3 Frd’or abzulassen. Goethe liess früher viele meiner Stücke und auch noch den Oedip (welchen Wolff gab) im Mscpte geben6) und ich nahm nichts dafür, es ärgerte mich daher, als die Excellenz einen Quark von 15 Thalern verlangte. Sept

3. [Stuttgart] A. W. Maurer an G (GSA 28/103 Bl. 296f.): Euer Excellenz! Werden gnädigst verzeihen, daß ich mich mit einer ergebenen Bitte an Sie wende. Da hier noch leider die Mode existirt, daß die Schauspieler Benefiz Vorstellungen erhalten, das Publikum aber solche Vorstellungen nur sehr spärlich besucht, wenn das Stück nicht

1

) Joseph Charles Mellish of Blith (1769−1823), engl. Diplomat, Kammerherr in Weimar. 2 ) Nicht zu Stande gekommen oder nicht nach Braunschweig abgeschickt. Vgl. unten 21. Aug 1823: A. Klingemann an F. L. Schmidt. 3 ) Der von Kräuter geschr. 2. Entwurf einer Inhaltsplanung zur Ausg. letzter Hand wurde von G überarbeitet u. erweitert, zudem das Drama in einen späteren Bd verwiesen: 35. Götz v. Berl. . . . letzte Bearbeitung fürs W. Theater. 4 ) Friedrich Wilhelm Herzog v. Braunschweig (1771−1815), gefallen bei Quatrebras. 5 ) Karl II. (1804−1873), von 1815−30 Herzog von Braunschweig. 6 ) Oedipus und Jokaste wurde am 17. Febr 1813 aufgeführt.

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1823

von einem sehr berühmten und geehrten Verfasser ist, diese Rücksicht also giebt mir den Muth Euer Excellenz ergebenst zu ersuchen, mir Ihre neuste Bearbeitung des Götz von Berlichingen zu meiner Benefice Vorstellung gütigst zu gestatten. Durch Ihre gütige Erlaubniß würde ich auf eine sehr brillante Einnahme rechnen können, und auf solche Weise mich Euer. Excellenz aufs dankbarste verpflichtet fühlen. Sollte mein Herr Intendant die Vorstellung alsdann wieder holen, so hätte er Euer Excellenz das Honorar zu entrichten Daß ich die Rolle des Goetz mit dem größten Fleiße studieren würde, um mich dadurch der Güte Eurer Excellenz würdig zumachen, bedarf ich Ihnen gewiß nicht erst zu versicheren. Sollte mein Wunsch Erhörung finden, so dürfen mir Euer Excellenz nur einen Erlaubnißschein gütigst zukommen zu lassen, damit der Regisseur Herr Gruner [K. F. Grüner1)] in Darmstadt mir das Buch zu meiner Vorstellung gestatte.

Sept

6. [Stuttgart] Auguste Brede an G (GSA 28/103 Bl. 300): Schon seit längerer Zeit hatte ich den Wunsch die Adelheid im Götz mit den neu hinzugefügten Scenen zu geben. − Doch unsere Bühne ist nicht im Besitz des Manuscriptes − und zu einem doppelten Zweck den ich in meinem Wunsch beabsichtige, verbiethen ökonomische Verhältnisse der hiesigen Intendance meinen Wunsch durch Anschaffung des Manuscriptes zu erfüllen − indem ich den Götz zu einer mir in meinem Contract Jahrlich zugesicherten B. . . neu in die Scene gesezt geben mögte. Meine Bitte an Ew. Excellenz ist also die: daß Sie der Künstlerin die sich in der Darstellung der Adelheid ihres Berufes, und der Güte Ew. Excellenz so würdig zu bezeigen streben wird als es nur immer in ihren Kräften liegt − die neue . . . für diese eine Vorstellung zu ihrem Vortheil überlassen mögten – Der hiesigen Intendance bleibt es jedoch, sich für die ferneren Vorstellungen gebührend an Ew. Excellenz zu wenden. Darf ich der Erfüllung dieser Bitte entgegen sehen − so bedarf es nur der freundlichen Zusage Ew. Excellenz in einer Zeile an mich, und ohne Sie weiter zu bemühen, wende ich mich an den Regiseur des Darmstädter Hoftheaters welches im Besitz des Manuscripts ist, um eine Abschrift.

1825 Dez 31. Herr Genast, ingleichen Herr Geh. Hofrath Kirms. [31.] [Weimar] E. Genast Tagebuch (GG 3.2, 12): Im Anfang des Jahres 1826 [31. Dez 1825] ging ich nach Weimar, um Goethe zu bitten, mit mir die Rolle des Götz von Berlichingen durchzugehen, der in Leipzig am 4. April zur Aufführung kommen sollte, und er gewährte mir meine Bitte. Er machte mich mit seinen Intentionen ganz vertraut und stellte mir ein so lebendiges Bild vor Augen, daß ich nicht fehlen konnte und mutigen Herzens an die Aufgabe ging.

1826 Juni 25. Regisseur Wagner [G. L. F. Wagener] den Götz von Berlichingen

[Theater-Ms.] sich erbittend.2)

1 2

) Grüner war 1803 u. 1804 Schauspieler in Weimar. ) Nach W 13.2, 254: H4.

1826

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Juli 26. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 176f.): Wenn ein Stück im Lesen auf uns große Wirkung macht, so denken wir, es müßte auch von der Bühne herunter so tun, und wir bilden uns ein, wir könnten mit weniger Mühe dazu gelangen. Allein es ist ein eigenes Ding. Ein Stück, das nicht ursprünglich mit Absicht und Geschick des Dichters für die Bretter geschrieben ist, geht auch nicht hinauf, und wie man auch damit verfährt, es wird immer etwas Ungehöriges und Widerstrebendes behalten. Welche Mühe habe ich mir nicht mit meinem Götz von Berlichingen gegeben! aber doch will es als Theaterstück nicht recht gehen. Es ist zu groß, und ich habe es zu zwei Teilen einrichten müssen, wovon der letzte zwar theatralisch wirksam, der erste aber nur als Expositionsstück anzusehen ist.1) Wollte man den ersten Teil, des Hergangs der Sache willen, bloß einmal geben und sodann bloß den zweiten Teil wiederholt fortspielen, so möchte es gehen.2)

1827 Febr 21. [Weimar] Eckermann Tagebuch (FA II 12, 816): Götz v. B. einziger Gegenstand.

1828 ⎯

⎯ L. Tieck: Goethe und seine Zeit (Gesammelte Schriften, von J. M. R. Lenz. Hsg. von L. Tieck. Bd 1. Berlin 1828; Mandelkow 1, 407f.): Das Werk [Götz] ist meisterhaft als dramatischer Roman oder szenische Novelle, oder man nenne es, wie man will, nur kein Schauspiel für die deutsche oder irgendeine wahre Bühne. Darum konnte es auch nur vermittelst gewaltsamer und zerstörender Verkürzungen und Änderungen gegeben werden, die den Verehrer des Dichters schmerzen müssen, am meisten wohl die, die in spätern Jahren Goethe selbst mit diesem seinem lebensfrischen Jugendgedichte unternommen hat, die eigentlich das Werk ganz zerstören und ein anderes mit ganz andern Elementen an dessen Stelle schieben.

Okt 15. Abends für mich. Der erste Theil von Götz von Berlichingen ward auf-

geführt. Nachher kam mein Sohn, deshalb umständlich referirend. 25. [Weimar] Johanna Schopenhauer an K. E. v. Holtei (Zehn Jahre 280): Vor Neujahr wird der Hof nicht im Theater erscheinen, ihm ist’s also einerlei, was und wie gespielt wird. Auch ist’s danach. In diesem Monat durften nur ernste Opern, Trauerspiele und Dramen gegeben werden. Da hat denn Herrn Wagner [G. F. L. Wagener] mit seinem Hugo [Hugo Grotius von A. v. Kotzebue], Otto von Wittelsbach [von J. M. F. v. Babo], Götz von Berlichingen, die alle zwei-, dreimal wiederholt wurden, Logen und Balkon rein ausgekehrt.

1830 [nach [Wien] H. Anschütz: Erinnerungen aus dessen Leben und Wirken. Nach eigenhändigen März] Aufzeichnungen und mündlichen Mitteilungen. Wien 1866, 366ff.: Die Regie des Hofburgtheaters [in Wien] hatte zur Beneficevorstellung [für die Opfer des Hochwas1

) Bezieht sich auf die Aufführungen vom 23. u. 26. Dez 1809. ) Nur der zweite Teil der Aufführung aus dem Jahre 1809 wurde gespielt am 2. Mai 1810 in Weimar u. am 25. Aug 1811 in Halle.

2

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sers] dieses denkwürdigen Jahres Goethes „Götz von Berlichingen“ gewählt, nach der zweiten Bearbeitung des Verfassers, denn Goethe’s letzte Theatereinrichtung gelangte erst vier Jahre später zur Darstellung. Das Stück war bis zu den Proben studirt, als die Tage des Unglücks einbrachen. Der oberste Hoftheaterdirector forderte die Regie auf, die erste Vorstellung an die Nothleidenden abzutreten und dafür die erste Vorstellung des nächsten neuen Stückes zu nehmen, wobei der Regie der etwaige Ausfall gegen die Einnahme des Goethe’schen Schauspiels ersetzt werden sollte. Die Regie fand jedoch keine Veranlassung, von diesem Anerbieten Gebrauch zu machen. „Götz von Berlichingen“ fand eine rauschende Aufnahme bei dem Publicum und ich möchte sagen, daß die damalige Einrichtung den Eindruck der später einstudirten Goethe’schen Einrichtung übertraf. Ein paar Scenen der Adelheid, der Bauerntumult zu Anfang des fünften Actes, welche in der späteren Scenirung weg mit einem wahren Höllenhumor ausgestattet! Seine Erzählung von den Weinsberger-Gräueln, mit einer Stimme vorgetragen, die auf den häufigen Genuß von Spirituosen hindeutete, war ein Meisterstück, und Caroline Müller that ihr Bestes, als Adelheid die Sirene von Bamberg zu sein. Ich selbst errang mit dem Götz einen bedeutenden Erfolg, der allerdings zum Theile von dieser herrlichen Bühnengestalt unzertrennlich ist. Für den Götz von Berlichingen bedarf es kaum einer kritischen Charakterprüfung. Die Gestalt liegt so offen und einfach da, daß nicht fehlzugreifen ist, sobald man die individuellen Eigenschaften dafür besitzt: Kraft, Derbheit, Einfachheit und Humor! Ohne diese Eigenschaften findet man die Farben zum Götz auch in fünfzig Jahren nicht und wenn man die Farbenkasten aller Maler ausleert.

Apr 24. An W. Reichel (Beilage1); Br 47, 332): Zu

einer allenfallsigen Nachlieferung.2) 1) Götz von Berlichingen. Erstes Concept. Bearbeitung fürs Theater. Aug 24. [Abends] Professor Riemer . . . Nächste Vorstellung des Götz von Berlichingen kürzlich besprochen. 24. [Weimar] Riemer an G (Br 47, 396): Ew. Excellenz verzeihen die frühe Störung die ich zu verursachen genöthigt bin. Es geschieht durch eine gehorsamste Anfrage, in welcher Art die näch[st] kommende Vorstellung des Goetz von Berlichingen auf dem Theaterzettel angezeigt werden solle? damit man sie als unterschieden von der ältern sowohl als der letzten in zwey Abtheilungen characterisire. Man wünschte doch gern hiebey Ew. Excellenz eigenen Bestimmung nachzukommen und hat sich deshalb an mich gewendet. Da der Druck, wegen Versendung der Zettel, Eile hat, so wage ich es Ew. Excellenz um geneigte Erklärung noch im Laufe des Tages hierdurch gehorsamst zu bitten. 24. An Riemer (Br 47, 190): Die an mich gelangte Frage, mein Theuerster,

setzt mich in einige Verlegenheit; wie ich die Sache auch nehme, so dächt ich man bliebe bey dem Einfachsten und kündigte an: Götz von Berlichingen Trauerspiel in fünf Acten von Goethe. Das Stück hat so viele Metamorphosen erlitten daß ich selbst nicht wüßte wie man die gegenwärtige besonders auszeichnen sollte. Was die Anzeige der Personen auf dem Zettel betrifft, so war die Art, wie solche bey uns zum erstenmal geschehen, als das Stück auch im Ganzen aufgeführt wurde, zweckmäßig einleitend und dem Verständniß nachhelfend; die alten Zettel sind ja bey dem Hofmarschallamte vorräthig und es fragt sich ob 1 2

) Die Notiz trägt das Datum: Weimar den 22. Apr 1830. ) Die Sendung enthielt Mss. zum 38. u. 39. Bd der Ausgabe C1.

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man nicht jetzt auch Gebrauch davon machen wolle. Mit den besten Wünschen eines guten Gelingens . . . [Aug [Weimar] E. Genast: Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers (GG 3.2, 659f.): In Ende- Weimar wieder eingetroffen, fanden die Vorbereitungen zu „Götz von Berlichingen“ 29.] statt, womit das Theater an Goethes Geburtstag wieder eröffnet wurde. Er wohnte der Vorstellung, wie sehr ich [E. Genast] ihn auch bat, nicht bei, weil eben sein Geburtstag war und er in seinem hohen Alter Akklamationen vermied. Den andern Tag [29. Aug] ging ich zu ihm, um ihm den Erfolg mitzuteilen. Er sagte: „Nun, ich habe schon von Eckermann [?] viel Gutes über Deinen Götz gehört! Du sollst Dich sehr wakker gehalten haben. Die letzte Redaktion dieses Schauspiels, die ich eigentlich auf Veranlassung Schillers unternommen habe, will mir durchaus nicht behagen.1) Durch die Hinweglassung des bischöflichen Hofs wird das ganze nur eine Ritterkomödie, und meine ursprüngliche Idee, das damalige Hof- und Ritterleben zu schildern, zerspaltet sich. Man könnte wohl den Versuch machen, es in der Form wieder zur Darstellung zu bringen, in der ich es im Jahre 1809 dem Publikum vorführen ließ!“ Als ich entgegnete, daß, wenn er sich entschließen wollte, die Redaktion davon zu übernehmen, der Herr von Spiegel [K. E. Spiegel von und zu Pickelsheim] mit großem Dank seine Gabe empfangen werde, versetzte er: „Nun, das könnte wohl geschehen, wenn sich Zeit und Gelegenheit dazu fände.“ Aug 28. [Weimar] Riemer Tagebuch (JbSK 4, 60): Abends Theater: Götz von Berlichingen, nach der Bearbeitung von Goethe auf Einen Abend. 28. [Weimar] H. Franke: Aus der Goethezeit (GG 3.2, 657f.): Noch einmal überließen wir [H. Franke u. andere Mitglieder des Hoftheaters zu Weimar] uns der Hoffnung, ihn [G] selbst unter den Zuschauern zu sehen, als wir zur Feier seines Geburtstages am 28. August 1830 den umgearbeiteten „Götz von Berlichingen“ gaben. Mehrere Theatermitglieder, darunter auch ich, brachten am Morgen dem ehrwürdigen Greise unsere Glückwünsche und trugen ihm die Bitte vor, er möge am Abend dem Theater die Ehre seines Besuches schenken. Mit den Worten: „Ich bin zu alt“ lehnte er in freundlicher Weise die Bitte ab, sagte aber doch schließlich, als wir hervorhoben, daß wir so lange schon vergeblich ihn in den Zuschauerräumen gesucht hätten und daß seine Gegenwart alle Mitwirkenden hoch begeistern würde: „Nun, wir wollen einmal sehen.“ Er unterhielt sich darauf lebhaft mit uns über das Stück und die einzelnen Rollen. „Was geben Sie denn, Herr Franke?“ frug er mich. „Den Lerse, Exzellenz!“ − „Hören Sie“, fuhr er fort, „diese Rolle muß Ihnen Vergnügen machen. Unter dem Lerse habe ich mir einen so recht biedern deutschen Haudegen gedacht, einen tüchtigen Kerl. Diese Rolle muß Ihnen Vergnügen machen.“ Nun ja, mit Vergnügen habe ich sie noch mehr als drei Jahrzehnte hindurch gespielt und mich stets dabei der Goetheschen Worte erinnert. In der Vorstellung erschien er leider nicht, weil er vernommen, daß ihm seitens des Publikums Ovationen bereitet werden sollten. Aug [Weimar] H. Franke: Aus der Goethezeit (Gräf III 2, 120): Einige Tage darauf sagte der Ende/ Dichter dem Darsteller der Rolle [H. Franke als Lerse] Anerkennendes über die VorSept Anf. stellung und über den Lerse − was er nemlich von Anderen darüber gehört habe . . . Sept 26. An Riemer (Konzept; Br 47, 245): Verzeihen Sie, theuerster Mann,

wenn ich beschwerlich bin, ich muß aber anzeigen daß ich, heute früh, meine ungedruckten Arbeiten, um solche zu ordnen, durchgesehen habe und mich sehr in Verlegenheit befand, die Ihnen zum Gebrauch

1

) Bezieht sich auf die Bühnenfassung vom 8. Dez 1804, die bis 1807 noch fünfmal wiederholt wurde.

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GÖTZ VON BERLICHINGEN . . . FÜR DIE BÜHNE BEARBEITET

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des hiesigen Theaters übergebene, für mich so einzig wichtige Abschrift des umgearbeiteten Götz von Berlichingen nicht darunter zu finden. Haben Sie die Güte mir baldigst dieses Exemplar wieder zu verschaffen, welches ich vor eintretendem Michaelis-Termin höchst nothwendig brauche. Nochmals Verzeihung und geneigte Förderniß . . . Vorstehendes habe geschrieben um Ihnen, mein Werthester, etwas in die Hände zu geben, um diese, mir immer bedenklicher werdende Angelegenheit freundlich zu meiner Beruhigung zu beendigen.

1831 Jan

22. Testament (W 53, 335): Die meiste Aufmerksamkeit verdienen die aus

Manuscripten, gesammelten Druckschriften bestehenden zehn bis zwölf Bände, welche in Gefolg der vierzig herausgegeben werden könnten. Sie bestehen: 1. Götz von Berlichingen, erstes Manuscript. 2. Derselbe für das Theater bearbeitet. Mai 15. Testament (W 53, 339ff.) Zu nächster Ausgabe eines Nachtrags zu meinen Werken liegen bereit oder werden redigirt, ajustirt zu diesem Zwecke: . . . Götz von Berlichingen, für die Bühne bearbeitet . . . Herr Dr. Eckermann hat mir seit verschiedenen Jahren bei Bearbeitung vorstehender Werke treulich beigestanden; in wie fern sie als abgeschlossen oder unvollendet anzusehen sind, davon wird er jederzeit die beste Auskunft geben können. Ich ernenne ihn deßhalb zum Herausgeber vorgemeldeter Werke . . . Die gedachten Manuscripte sind von meinen übrigen Papieren durchaus abgesondert, in einem verschlossenen Kasten verwahrt, wozu Dr. Eckermann den Schlüssel hat und nach Befund und Nothwendigkeit seine Redaction fortsetzen . . . Für diese Bemühung erhält er fünf Procent von dem Erlös gedachter Werke . . . Juni 30. An ? (Br 48, 268): Romeo und Julia. Götz von Berlichingen. Tasso. Clavigo. Egmont. Iphigenie Faust. Ich würde rathen dasjenige Stück vorzunehmen, welches man, in Betracht der Persönlichkeiten und der übrigen Bezüge, am vollkommensten darzustellen die Aussicht haben könnte. Sept 1. Abends Ottilie. Las die Festgedichte und Reden [zum 82. Geburtstag].1) 7. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1534): Gestern Abend habe ein Paar Akte vom Götz v. Berlichingen gesehn, den sie für Deinen Geb. Tag herausgesucht hatten.2) Das Stück bleibt was es war, es ist kein falsches Wort darin. Auch war es mit versuchten erfahrnen Leuten besetzt die mit aller Kunst freilich ganz dicht am Rechten vorbeistreifen, ja die Absicht verraten den Finger nicht unter den Stempel zu bringen. So kenn ichs auch in

1 2

) Mit dem Prolog zur neueinstudierten Götz-Aufführung in Leipzig (Tgb 13, 304). ) Die Neuinszenierung wurde erstmals am 28. Aug 1831 aufgeführt.

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der Musik: je näher der vollkommenen Reinigkeit desto schmerzhafter der falsche Ton. Ein Mädgen von prächtiger Altstimme [Auguste Lange] spielte den Georg dreist weg und gefiel mir am meisten. Würde das ganze heile Stück eben so frisch hintereinander fortgelassen, so könnte man ihm eher Hastigkeiten als die oft beklagte Länge vorwerfen.

Okt 30. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1565): Das Stück hatte seine Wirkung da es jeder schon längst liebgewonnen hatte. Endlich hattest Du Dich selber daran gemacht und weiter ausgeführt. Iffland bracht es auf und was geschah: die nämlichen Herren die sich jetzt viel weiter wußten sagten: Du habest das ganze Stück zerrissen und verdorben, es sei keine Tragödie mehr, das haben meine Ohren gehört und nun war das unvollkommene Stück eine Tragödie gewesen. Seine Erscheinung aber wirkte bis in die Wohnungen. In vornehmsten Häusern wurden Spinnräder angeschafft weil Maria spann.1) In einem gräflichen Haus wo ich die Ehre hatte gratis zu unterrichten mußt ich stets gemeldet werden, dann fand ich meine hohe Schülerin in völligem Putze vom Spinnrade aufstehend, mich zu empfangen. Ich merkte mir die Stärke des Rockens und der Spule fand aber immer alles wie ichs gelassen.

UH

Graf Tolstoy2)

E D

1818 Okt 12.−14. KA II 1 (1818) 177−81. − FA I 20, 361ff.

Z ⎯

1818 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 147): Graf To l s t o y ’ s Basreliefe, deren

ich nur wenige kannte, überschickte mir der wohlwollende Künstler durch einen vorübereilenden Courier4) . . . 1

) Die Berliner Vorstellung zeigte wohl Maria am Spinnrad, im Druck steht nichts davon. 2 ) Besprechung eines Medaillons des St. Petersburger Bildhauers u. Malers F. P. Tolstoj. G hat vor Augen: ,wie Rußland sein Volk bewaffnet‘ (FA I 20, 362); auf der Rückseite beschriftet: ’Die Volkserhebung 1812.‘ Gefertigt 1816 vom Grafen Tolstoi. − Mit dem Kreuz im Herzen und der Waffe in den Händen kann uns keine feindliche Macht schaden (FA I 20, 1183). Überliefert ist eine Serie von insgesamt 8 achteckigen Gipsmedaillons in grünem Papierrahmen (Durchmesser: 21 cm), die 1814–1820 entstanden u. Begebenheiten im russ.-frz. Feldzug 1812 darstellen: Alexander I., Volksbewaffnung, Schlacht bei Borodino, Befreiung Moskaus, Schlacht bei Molo Jaroslawetz, Gefecht bei Krasnoy, Übergang über die Beresina, Flucht Napoleons (Diese Information verdanke ich Dr. Ulrike Bischof, GSA). − Für die von der Forschung in Frage gestellte Autorschaft G’s spricht die Tgb-Notiz 12. Okt 1818 (s. dort; so auch FA I 20, 1182); der Aufsatz im Inhaltsverzeichnis der ersten vier Bände von Kunst und Alterthum der Rubrik Plastik zugeordnet u. d. T. Medaillons vom Grafen Tolstoy. Ein 2. TolstojAufsatz in KA II 3 (1820) 187−90 von H. Meyer. 3 ) Entstanden 1819/1826. 4 ) Die Person des Kuriers ungeklärt; Vermittler des besprochenen Werks war Graf Uwarow.

838 Jan

GRAF TOLSTOY

1818

6. [Jena] Russischer Garde-Lieutenant von [G. v.] Reuter[n],1) Kunstwerk

des Grafen Tolstoi vorzeigend. Mai 18. [Jena] An Graf S. S. v. Uwarow (Br 29, 176): Nun aber lassen Sie sich

Wunsch und Bitte nicht verdrießen! Ich habe von einem Grafen Tolstoi ein medaillenartig, wenig erhobenes Kunstwerk in Gipsabguß gesehen, das mich in Verwunderung setzte. Könnten Sie mir von den Arbeiten dieses verdienten Mannes etwas zusenden, auch von seinem Leben und Künstlerbeginnen einige Nachricht vermelden lassen, so würden Sie mich sehr verbinden. Denn wir Scheidenden müssen täglich mit größerer Liebe und Neigung auf dasjenige hinblicken, was wir zunächst thätiges zurücklassen. Aug

Okt

[St. Petersburg] Graf S. S. v. Uwarow an G (G−Uwarow 29): . . . [Beendigung des ori[23.] entalistischen Gesprächs],2) um Ihnen zu sagen, dass gemäss dem geäusserten Wunsche Sie hierbey einen Gypsabguss, verfertigt vom Grafen Tolstoy, erhalten.3) Er gehört zu einer Reihe Medaillen über die Ereignisse des letzten Krieges; der Gegenstand ist mit Kunstsinn gewählt und ausgeführt. Mit Hülfe des trefflichen Professors [F.] Gräfe habe ich ihn durch ein griechisches Epigramm zu deuten gesucht.4) Übrigens ist Graf Tolstoy ein junger Mann von einer vornehmen Familie, doch von einer verarmten Branche derselben − und lebt allein der Kunst.

5. [Weimar] Schreiben und Sendung von Ouwaroff [Uwarow]. 12. Recension von Tolstoy’s Basrelief für Kunst und Alterthum. Verschie-

dene Munda. 14. Paquet an Wesselhöft, Manuscript zu den beyden letzten Bogen von

Kunst und Alterthum [u. a. mit Graf Tolstoy]. PL

[Granit I]5)

E D

1784 Jan 18. NS 9 (1892) 178ff. ([Der Granit als Unterlage aller geologischen Bildung.]) − LA I 11, 9f. − MA 2.2, 487f. − FA I 25, 311f.

1

) Über G’s Verhältnis zu dem livländischen Maler G. v. Reutern s. W. Schoof, GJb 1955, 236−45. 2 ) Das Vorausgehende s. in „West-östlicher Divan“: Uranow an G gD. 3 ) Der von G im Aufsatz besprochene Abguß. 4 ) Nicht identifiziert. 5 ) Der nicht vollendete Aufsatz ist in zwei 2 Hss. überliefert. Die erste überwiegend (bis FA I 25, 31212) vermutl. in der Hand von G’s jugendlichem Reisebegleiter Fritz v. Steins mit eigenh. Korrekturen (s. 1784 Jan 18.), der Rest von G. Die zweite (eine Abschrift der ersten) durchgängig vermutl. von F. v. Stein mit Korrekturen G’s. − G’s neptunistische Vorstellung vom Granit als tiefstliegender, langsam durch Kristallisation entstandener Schale der Erde u. Urgestein ist H. B. de Saussures Werk Voyages dans les Alpes, pre´ce´de´s d’un essai sur l’histoire naturelle des environs de Gene`ve verpflichtet.

1779

Z

GRANIT I

839

1779

Okt 10. [Vor dem Tschingelhorn bei Lauterbrunnen] Das Tschingel horn mit

Nov

Wolcken stand vor der sonne . . . Grau die Decke der absinckenden Eise, blau die Klüfte die Felsen, d. Stein alles Granit.1) 3. [Cluses] An Ch. v. Stein (Br 4, 124): . . . und, auf abgestürzten Granitstüken sizend,2) die Ankunft der Nacht . . . erwarteten. 7. [Zwischen Martigny und Pissevache] Carl August Tagebuch (BG 2, 175): Auf den Weg liegen viele abgestürtzte Felsen. Schöner Granit. Meist Gestellstein. Endl. an die Pissevache [Wasserfall].

1780 Juli

3. [Weimar] An Merck (Br 4, 247): Du thätest mir einen Gefallen, wenn

du mir gelegentlich ein Stück von den Graniten schicktest, die nicht weit von Euch [im Odenwald bei Darmstadt] im Gebirge liegen und wo große abgesägte Stücke davon glauben machen, daß die Römer ihre Obelisken daher geholt haben. 28. An Knebel (Br 4, 261): Wolltest du Herrn Pastor Wytenbach [J. S. Wyttenbach] in Bern Bitten dass er mir einige Stückgen Granit und Gneus [Gneis] vom Gotthard und andern Bergen schickt3) . . .

In G’s Besitz Bd 1 des frz. Originals (Genf u. Neuchatel 1779) u. dessen dt. Übers. (von J. S. Wyttenbach; Leipzig 1781; Ruppert 4029f.); zu den inhaltlichen Parallelen s. bes. S. 115 u. 117 der dt. Ausg. G hatte Saussure am 2. Nov 1779 auf der 2. Schweizreise kennengelernt. − Vermutl. nach der gemeinsamen Harzreise im Sept 1783 fertigte F. W. H. v. Trebra mit eigenen Anm. versehene Auszüge aus der dt. Übers. von Saussures Werk an (abgedruckt in LA II 7, 93−101, M 49), die G um den Jahreswechsel 1783/84 erhielt. Bes. die exzerpierten Stellen S. 98f. u. 102f. griff G in Granit I auf. − Zur heutigen, G widersprechenden plutonistischen Deutung des Granits (auskristallisiertes Magmagestein) W. Schirmer u. H. Spies: Goethe, Gneis und Granit. Düsseldorf 2005, S. 21. − Wegen des engen Entstehungszusammenhangs s. ergänzend auch „Granit II“ (S. 844), „Form und Bildung des Granits“ (S. 32), „Epochen der Gesteinsbildung“ (EGW 4, 139−51), „Die Granitgebürge“ (S. 852), „Quarziges Tongestein“ u. „Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785“ (S. 24). 1 ) Erste Erwähnung dieses Gesteins im Rahmen der Eintragungen zur Schweizreise 1779. Die folgenden Studien zum Granit beziehen sich vor allem auf den Harz (2. u. 3. Harzreise, 1783 u. 1784); auch 1785 im Fichtelgebirge (Turmberg, Ochsenkopf, Schneeberg, Luchsburg/ab 1805 Luisenburg) u. in Karlsbad achtet G auf Granitbildungen. Erst nach der Karlsbadreise 1806 erneute intensive Granit-Beschäftigung bis ins hohe Alter. 2 ) Von Saussure 1779, § 443 (s. o.) als Besonderheit im von Kalksteinen dominierten Arvetal bezeichnet. − An beiden Folgetagen entstanden Skizzen (CG V B, Nr. 156 u. 156 Rs.), auf denen Granit und Gestellstein (Lesart nach LA II 7, 280) die Gesteine der höchsten Gipfel bezeichnen. In CG Lesart Granit und Krystallisierung. 3 ) Knebel hielt sich seit Juni 1780 in der Schweiz auf.

840

GRANIT I

1780

Sept 11. [Schmalkalden] An Ch. v. Stein (Br 4, 287): . . . wir sind von Stüzzer-

bach herüber geritten . . . An allen Felsen ist geklopft worden, [Charlottes Ehemann G. E. J. F. v.] Stein entzückt sich über alle Ochsen wie wir über die Granite. 15. [Weimar] Rechnung des Buchbinders J. Ch. Große (LA II 7, 291): [Saussure] Voyages dans les Alpes in 4to Pappe. Okt 11. [Weimar] An Merck (Br 4, 311): . . .1) Hast du des de Saussure Voy-

age[s] dans les Alpes gesehen? Das kleine Viertel, das ich davon noch habe lesen können, macht mir sehr viel Liebe und Zutrauen zu diesem Manne. Ich habe vor, wenn ich das Buch durchhabe, ihn . . . um die Steinarten zu bitten, die er beschreibt . . . Dez 27. An Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg (Br 5, 22, 27): . . . so wagten wir auch dieses Gestein [Porphyr] unter allen Lagen, und tiefer den Granit unsichtbar fortlaufen zu lassen2) . . . mit der inständigen Bitte [an F. W. H. v. Trebra], daß er auf eben die Weise vom Gipfel des Brocken, der aus Granitfelsen besteht, bis in die tiefsten Schachten der Harzer Bergwerke . . . die Schichten stufenweise verfolgen möge.3)

1781 Juni 13. [Weimar] Lieferung der Buchhandlung Hoffmann (LA II 7, 302): Saussure Reisen 1r Bd.4) 23. [Weimar] Rechnung des Buchbinders J. Ch. Große (LA II 7, 302): Reisen durch die Alpen geheftet.

1782 Jan

5. [Weimar] Rechnung des Buchbinders J. Ch. Große (LA II 7, 306): Saussure Reisen durch die Alpen 1. Teil. 2. Teil mit Kupfern. Blaue Pappe

1

) Das Vorausgehende s. in „Granit II“: an Merck gD (S. 845). ) Auf einer dem Brief beigelegten Profilkarte, möglicherweise identisch mit Durchschnitt der Gebürge von der Rhön bis Giebichenstein, oder von Südwest nach Nordost durch den Thüringer Wald, enthalten in J. C. W. Voigt: Mineralogische Reisen durch das Herzogthum Weimar und Eisenach. Dessau 1782. − Granit erscheint wiederum als tiefstliegende Schicht; wo sie − wie beim Brockengipfel − auch in hohen Lagen vorkommt, ist eine kontinuierliche Verbindung zum Erdinneren gegeben, eine von G auch naturgeschichtlich-religiös gedeutete Konstellation (s. „Granit II“, Anm. zu Z um 1755, S. 844). 3 ) Unter dem Datum 28. Febr 1781 lieferte Trebra erste Beobachtungen aus dem Harz (abgedruckt in LA II 7, 38−44, M 23); G ließ den Text abschreiben (s. Rechnung des Schreibers J. C. F. Rost vom 11. Apr 1781 in LA II 7, 301). 4 ) Erwerb der dt. Ausg. G kannte den Übersetzer, den Berner Naturforscher u. Pfarrer J. S. Wyttenbach, persönlich seit einem Besuch in Bern am 17. Okt 1779. G’s Interesse an der dt. Ausg. auch im Brief an Wyttenbach vom 30. Mai 1781 (Br 5, 130). 2

1782 [Nov]

GRANIT I

841

An Merck (Br 6, 83f.): . . .1) Wegen des Granits, ob ich gleich überzeugt bin daß er die Basis unserer bekannten Oberfläche ist, werden wir aber doch wohl nachgeben und einen granit secondaire statuiren müßen.2) Es wird dieses zu vielen Discusionen Anlaß geben. Allein mir scheint als wenn auch dieses am Ende sich so schweer nicht lösen wird; wir sehen daß der aufgelöste Granit als Gneuß [Gneis] wieder zum festen Steine wird, warum sollte er aufgelöst nicht auch wieder als Granit zum zweytenmale zur Festigkeit gelangen. Wir finden welchen der mit den Säuren braußt; sollte dies nicht Granit der Zweyten Zeit seyn? Was hältst du von der Idee, daß aus einem Granite, in dem Feldspat und Glimmer zum größten Theile verwittern, wenn ihn eine Auflösung von Eisen durchdränge und er sodann wieder in den Zustand der Versteinerung käme, daß daraus eine Art rothen Porphyrs entstehen müße. Ich habe zu wenig Zeit zu lesen und weiß also nicht, was man über diese Sache schon gedrukt hat. Wenn ich aber hie und da in einem Journale sehe so scheint mir doch als wenn man mit allgemeinen und treffenden Ideen noch ziemlich zurüke sey. Die Harzer [Grau-]Wakke, welche mit dem Thonschiefer durchaus abwechselt macht iezt [J. C. W.] Voigten und mir viel Kopfzerbrechens . . . Auf tieferen Punkten besteht das Gebürge [zwischen Schweden u. Norwegen] aus Granit. Noch eins von dem Granit sekondaire! Der Abbe´ Soulavie vermischt in seinem übrigens sehr schönen Buche offenbar mehrere Steinarten unter diesem Tittel, und beschreibt einige daß man ganz deutlich sehen kann es sey der Gneuß darunter zu verstehen. Dieser kann nun freylich auf dem Marmor aufliegen. Die übrigen Kennzeichen die er von seinem Granit sekondaire giebt sind mir nicht ganz deutlich. Wenn du etwas davon liesest oder findest laß es mir zukommen.

1783 Sept 11. [Blankenburg] An Ch. v. Stein (Br 6, 196): Und nachdem ich mich

oben [auf der Roßtrappe] umgesehen hatte, stiegen wir in’s Thal herunter, wo ich . . . mit Fritzen [F. v. Stein] auf einem grosen in den Fluß [Bode] gestürzten Granitstück zu Mittage as.3) 1

) Das Vorausgehende s. in „Granit II“: an Merck gD, S. 846. ) Bezug ist J. L. G. Soulavie: Histoire naturelle de la France me´ridionale. Bde 1 u. 2. Nıˆmes 1780 (Verz. 1788, Nr. 235). Bde 3 u. 4: Nıˆmes 1781/1784. − Soulavie unterschied einen nicht andere Gesteine überlagernden granite primordiale als Produkt des Urozeans von einem jüngeren granite secondaire, der aus Sandsteinen mit Feldspateinlagerungen bestehen u. Kalksteinen aufliegen sollte. 3 ) Mit der zweiten Harzreise vom 6. (Abfahrt in Weimar) bis 28. Sept 1783 (Ankunft in Göttingen) beginnen G’s Bemühungen um eine Theorie der Erdbildung, in der Granit als Urgestein, als verharrende Bildung in der Vergänglichkeit der Zeit, eine wichtige Rolle spielt. Über den Verlauf berichtet G regelmäßig an Ch. v. Stein (Br 6, 196f., 2

842

GRANIT I

1783

Sept 11. [Auf dem Weg von Thale nach Blankenburg] Notiz (LA II 7, 61): Von

Dahle [Thale] den 11ten gegen neune der Bode nach die zwischen abgerundeten Granitstücken hinläuft, sodann einen Berg hinan der aus Thonschiefer bestand, in mehrerer Höhe kommt der Granit [des Ramberges] hervor er ist aus graulichem Quarz, weisem Feldspath und silbergrauem auch wenig schwärzlichem Glimmer zusammengesetzt . . . Die Bode fliest hier von Südwest nach Nordost, und hat ein ungeheures Granitgebürge durchschnitten.1) 24. [Zellerfeld] An Ch. v. Stein (Br 6, 201): Unsre Brockenreise ist glücklich vollendet2) . . . Nov 14. [Weimar] An Knebel (Br 6, 213): Meine Passion zur Mineralogie hat mich zu schönen Entdeckungen, auf meiner lezten Reise geführt.

1784 Jan

18. An Ch. v. Stein (Br 6, 236): Ich habe heut früh an meiner Abhandlung

über den Granit [I] dicktirt . . . Fritz [v. Stein] war gar geschickt und gut.3)

1785 [Mai?]

(s. „Epochen der Gesteinsbildung“: C. G. Voigt an G gD, EGW 4, 149f.)

1796 Nov

6. [Weimar] K. A. Böttiger: Literarische Zustände und Zeitgenossen (Gerlach − Sternke 41): . . . bei Herder . . . Eine der lächerlichsten Genieperioden war die bergmännische in Weimar, als die Bergwerke in Ilmenau wieder gangbar gemacht werden sollten [Eröffnung 24. Febr 1784]. Da war der Mensch gar nichts, der Stein alles. Göthe fand in der Organisation des Granits eine göttliche Dreyeinigkeit,4) die nur durch ein Mysterium erklärt werden könne.

199f., 201); außerdem fertigt er mehrere Reisenotizen an (abgedruckt LA II 7, 61−66, M 40−43). 1 ) Folgen erste Beobachtungen zur Klüftung des Granits; s. „Form und Bildung des Granits“: Notiz gD, S. 32. 2 ) Am 22. Sept Entdeckung des Kontaktes zwischen Brockengranit u. Hornfels an den Rehberger Klippen, heute als Goetheplatz bezeichnet; dort stößt der Brockengranit auf Grauwacke u. Tonschiefer u. bildet durch Kontaktmetamorphose verhärteten Hornfels, s. Abb. XIIa u. XIIb (s. auch unten 1812 Nov 9.: an C. G. v. Voigt u. 1813 Jan 25.: Trebra Erinnerungen). 3 ) Zu den anschließenden Bemühungen G’s um eine Theorie der Erdbildung s. „Epochen der Gesteinsbildung“ mit den einschlägigen Z vom 16. Febr 1784 bis 11. Juni 1785 (EGW 4, 139−51). 4 ) Anspielung auf die Zusammensetzung aus Feldspat, Quarz u. Glimmer.

1812

GRANIT I

843

1812 Nov

9. [Jena] An C. G. v. Voigt (SchrGG 55, 354): Vor dreißig und mehr

Jahren entdeckten wir [Trebra u. G] zusammen einen geologisch höchst wichtigen Punkt am Harze [Rehberger Klippen], wo ein entschiedener rötlicher Granit in ein schwarzes, wunderbares, kaum zu benennendes Gestein übergeht. Ich nahm damals rohe und halb angeschliffene Stükke mit. Trebra ließ ein Paar ovale Tischplatten daraus schneiden und polieren . . . Eine verehrte er Durchlaucht dem Herzog, die andere mir.1)

1813 Jan

25. [Rehberger Klippen] F. W. H. v. Trebra Erinnerungen (GG 1, 339ff.): Im Jahre 1783 . . . besuchte mich im September der waghalsige Erzähler [G; in Clausthal] . . . Wir gingen [am 22. Sept] durch Schierke über Elend und Oderbrückhaus, vom Brocken wieder zurück . . . Oderteichdamme . . . Rehbergersgraben herunter nach Andreasberg, und so, nah an der Rehbergerklippe vorbei. Diese hohe, nahe am Graben, ganz senkrecht dastehende Felswand war mit einem großen Haufen herunter gestürzter Bruchstücke . . . verschanzt . . . Unter ihnen fanden sich mehrere von jenen Doppelgesteinarten Granit, mit aufgesetzten, eingewachsenen, dunkelblauen, fast schwarzen, sehr harten (jaspisartigen) Tongestein. Die können nirgends anders herkommen, als von jener Klippe da vor uns . . . Und wir kamen zusammen heran an den Fuß der Felswand, wo wir nun gar deutlich den Abschnitt des schwarzen Gesteins, auf den blaß fleischroten Granit in gar langer Linie sich hinziehend, erkennen konnten . . . wir hatten das seltne Vergnügen, den merkwürdigen Abschnittsstrich von hier eingewurzelten Urgebirge roten Granit und darauf stehenden dunkel-, fast schwarzblauen Tongesteins nahe zu sehen, sogar mit Händen zu greifen.2)

1821 Mai 18. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 48): . . .3) Damals [1783] bey jenem Streifzug in die Harz Gebirge hohlte ich einst, auf von Trebras Schultern gestiegen, ein merkwürdig Mineral mit vieler Gefahr von seiner Bildungsstädte, vom Felsen, herab; „wir müssen noch berühmt werden, ehe wir den Hals brechen“, sagte ich scherzend zu Trebra Ich

1

) Die von Trebra am 20. Okt 1812 für G übersandte Platte befindet sich heute, in ein Tischgestell eingearbeitet, in G’s Gartenhaus im Weimarer Ilmpark. Eine weitere Platte wird in der Mineralogischen Sammlung des Instituts für Geowissenschaften der Universität Jena aufbewahrt (s. Abb. XIIa, b). − Zur Tischplatte auch G an Carl August, 14. Nov 1812 (Br 23, 144), Trebra an G, 21. Nov 1812 (G−Trebra 116), Tag- und JahresHefte von 1812 (W 36, 79), G an C. F. A. v. Schreibers, 26. Dez 1815 (Br 26, 203). 2 ) Dazu ein Bericht Trebras vom 20. Okt 1783 über den weiteren Grenzverlauf zwischen Granit u. Hornfels in einem unterirdischen Stollen (abgedruckt in LA II 7, 66, M 44). − Trebra hatte bereits im Sept 1782 am Fuß der Achtermannshöhle dieses geologische Phänomen entdeckt (vgl. CA 20, 131, Anm). 3 ) Das Vorausgehende s. in „Gestaltung großer anorganischer Massen“: F. v. Müller Unterhaltungen gD, S. 585.

844

GRANIT I

1821

besitze noch eine kleine, polirte Marmorplatte aus jenen Gegenden, mit der von Trebra aufgesetzten Innschrift jener Worte.

WZ

[Granit II]1)

E D

1785 Mai−Juni Verzeichniß von Goethes Handschriften, Zeichnungen und Radirungen, Drucken seiner Werke . . . welche im Concerthause des Königlichen Schauspielhauses vom 19ten Mai 1861 an ausgestellt sind [Katalog]. Berlin 1861, S. 23, Nr. 73 (Über den Granit).2) − Die Waage. Wochenblatt für Politik und Literatur 6 (1878) Nr. 2 [11. Jan 1878] 19−22 (Ueber den Granit).3) − NS 9 (1892) 171−77.4) − LA I 11, 10−14.5) − MA 2.2, 503−07. − FA I 25, 312−16.

Z ⎯

um 1755 ⎯ Dichtung und Wahrheit Buch 1 (AA-DuW 1, 40): Eine Gestalt konnte

der Knabe [G] diesem Wesen [Gott] nicht verleihen; er suchte ihn also in seinen Werken auf, und wollte ihm auf gut alttestamentliche Weise einen Altar errichten . . . Der Altar blieb als eine besondere Zierde des Zimmers . . . stehen. Jedermann sah darin nur eine wohl aufgeputzte Naturaliensammlung; der Knabe hingegen wußte besser was er verschwieg.6) 1

) Hs. von Ph. Seidel mit Korrekturen G’s. − Das Fragment vereinigt eigene Anschauungen aus dem Harz mit Vorstellungen der zeitgenössischen geologischen Literatur (vor allem Buffons Epoques de la Nature). Es stellt das Werden der Erde in den Mittelpunkt u. in diesem Zusammenhang den Granit als erste, urzeitliche Bildung. Erst darauf seien Epochen der Wasserbedeckung, der vulkanischen Tätigkeit u. der Entstehung von Lebewesen gefolgt. Vom hohen Granitgipfel herab (wie G den Blick vom Brocken am 10. Dez 1777, 21. Sept 1783 u. 3. Sept 1784 erlebte) erscheinen die darunter liegenden Landschaften als Ausdruck späterer geologischer Epochen; nur auf dem Granitgipfel stehe man unmittelbar auf dem in größte Höhen hinaufreichenden Innersten der Erde, diese Gipfel haben nichts Lebendiges erzeugt und nichts Lebendiges verschlungen, sie sind vor allem Leben und über alles Leben (FA I 25, 314), für G Ausdruck u. Ort besonderer Würde. − Wegen des engen Entstehungszusammenhangs s. auch „Granit I“ (S. 838), „Form und Bildung des Granits“ (S. 32), „Epochen der Gesteinsbildung“ (EGW 4, 139−51), „Die Granitgebürge“ (S. 852), „Quarziges Tongestein“ u. „Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785“ (S. 24). 2 ) Teildruck; vgl. F. Meyer: Verzeichnis einer Goethe-Bibliothek. Leipzig 1908, Nr. 3761; danach GN, Nr. 428 (mit Concertsaale statt Concerthause im Titel des Katalogs). 3 ) Erster vollständiger Druck in einem Aufsatz von G. v. Loeper (Goethe’s Naturbetrachtung). 4 ) Ohne Überschrift; im Inhaltsverzeichnis S. VI: Der Granit. 5 ) Hierzu Notizen u. Buchauszüge, die G als Material für die Stücke über die Bildung des Granits verwendete (abgedruckt in LA II 7, 142−45, M 66). 6 ) In Granit II werden Naturgegenstände, nämlich die Granitblöcke des Brockengipfels,

1777

GRANIT II

845

1777 Dez 10. [Brocken] Über Goethe’s Harzreise im Winter. Einladungsschrift von

Dr. [K. L.] Kannegießer . . . December 18201) (W 41.1, 336f.): Und Altar des lieblichsten Danks Wird ihm des gefürchteten Gipfels Schneebehangner Scheitel . . . Ich stand wirklich am siebenten [10.] December in der Mittagsstunde, gränzenlosen Schnee überschauend, auf dem Gipfel des Brocken zwischen jenen ahnungsvollen Granitklippen . . .

1780 Apr

2. [Weimar] . . . mit Einsiedeln iun [A. v. Einsiedel] spazieren viel über

den Erdbau, neuen Büffon.2) 7. An Merck (Br 4, 202): Die Epochen de la nature von Buffon sind ganz vortrefflich. Ich acquiescire dabei,3) und leide nicht, daß Jemand sagt, es sei eine Hypothese oder ein Roman.4) Es ist leichter das zu sagen, als es ihm in die Zähne zu beweisen. Es soll mir keiner etwas gegen ihn im Einzelnen sagen, als der ein größeres und zusammenhängenderes Ganze machen kann. Wenigstens scheint mir das Buch weniger Hypothese etc. als das erste Capitel Mosis zu seyn. Okt 11. An Merck (Br 4, 311): . . . ich bin überzeugt, daß . . . ein einziger großer Mensch, der mit den Füßen oder dem Geist die Welt umlaufen könnte, diesen seltsamen zusammen gebauten Ball ein vor allemal erkennen und uns beschreiben könnte, was vielleicht schon Büffon im höchsten Sinne gethan hat, weswegen auch Franzosen und Teutschfranzosen und Teutsche sagen, er habe einen Roman geschrieben, welches sehr wohl gesagt ist, weil das ehrsame Publicum alles außerordentliche nur durch den Roman kennt.5)

selbst zum Altar: hier auf dem ältesten ewigen Altare der unmittelbar auf die Tiefe der Schöpfung gebaut ist bring ich dem Wesen aller Wesen ein Opfer (FA I 25, 314). 1 ) Rez. G’s, geschrieben März 1821 (s. „Kannegießer: Über Goethe’s Harzreise im Winter“). 2 ) G. L. L. de Buffon: Les Epoques de la Nature. Paris 1778. − In der Schilderung der Erdepochen in Granit II folgt G diesem von ihm sehr geschätzten Werk. 3 ) Aquiescieren: zur Ruhe kommen, mit Befriedigung aufnehmen. 4 ) Vgl. G. Forster an G. C. Lichtenberg, 20. Okt 1779: Sie werden ohne Zweifel schon des Herren von Buffons kürzlich herausgegebene Epochen der Natur, den wunderschönen Roman gelesen haben (LA II 7, 286). − Gleichwohl nennt G seinen eigenen Plan einer Beschreibung der Erdentstehung einen grosen Roman oder neuen Roman über das Weltall (an Ch. v. Stein, 10. Sept 1780 u. 7. Dez 1781; Br 4, 287 u. 5, 232). 5 ) Das Folgende s. in „Granit I“: an Merck gD, S. 840.

846

GRANIT II

1782

1782 [Nov]

An Merck (Br 6, 83): Ich sehe alle Tage mehr daß wir zwar werden auf Büffons Weege fortgehen aber von denen Epochen die er festsezt abweichen müßen. Die Sache wird, wie mir scheint, immer konplicirter1). . .

1784 Aug

6. An Merck (Br 6, 332): Ich komme nunmehr wieder auf den Harz und

werde meine Mineralogische und Oryktologische [gesteinskundliche] Beobachtungen . . . immer weiter treiben2). . .

1785 Mai ?

8. (s. „Folge der Gebürgsarten des Harzes“: an Knebel gD, EGW 6, 25)

Juni 7. [Ilmenau] An Ch. v. Stein (Br 7, 60): Ich habe . . . etwas an meiner

Gebürgs Lehre geschrieben. [Granit II?] WZ

Granitarbeiten in Berlin3)

E D

1828 Mai / Juni KA VI 2 (1828) 420ff. − C1 44 (1832) 54f. − W 49.2, 197f., 349. − LA I 11, 297f. − FA I 25, 639ff. − MA 18.2, 260f. − FA I 22, 508f.

1

) Das Folgende s. in „Granit I“: an Merck gD, S. 841. ) Dritte Harzreise vom 8. Aug bis 10. Sept 1784; die Beobachtungen u. Ergebnisse verwertet G u. a. in Granit II. Die Reisezeugnisse in „Epochen der Gesteinsbildung“, EGW 4, 139−51. Weiterhin sind ein Tagebuch der Reise u. mehrere Notizen von verschiedenen Orten sowie Skizzen überliefert (vgl. LA II 7, 104−27, M 52−58). 3 ) Resümee der Informationen, die G am 21. Febr 1828 von seinem Großneffen A. Nicolovius u. am 7. Juni 1828 via Zelter vom Berliner Bauinspektor J. G. Cantian erhielt. Zur Hss.-Überlieferung LA II 8 B/2, 873. In Berlin wurden die in Brandenburg häufigen (eiszeitlichen) Granitgeschiebe mannigfaltiger Art (LA I 11, 297) zu Bauten verwendet. G erwähnt bes. den Großen Markgrafenstein bei Fürstenwalde, aus dem 1827/28 eine Schale von 22 Fuß Durchmesser hergestellt wurde, die sich noch heute vor dem Alten Museum in Berlin befindet. − Fortsetzung des Aufsatzes unmittelbar anschließend in KA VI 2, 422f.: Der Markgrafenstein auf dem Rauhischen Berge bey Fürstenwalde, von Julius Schoppe an Ort und Stelle gezeichnet und von Tempeldey lithographirt. 2

1819

GRANITARBEITEN IN BERLIN

Z

847

1819

Aug 16. [Berlin] F. Nicolovius an G (LA II 8 A, 558): Lieber Onkel Sie erhalten hiebei die Granite, welche ich mit meinen Freunden hier in der Gegend habe finden können.1) Wir haben die Stücke so viel als möglich aus größern ausgeschlagen, um frische Seitenflächen zu gewinnen, und nur die gewöhnlicheren Arten von Granit nicht mit beigelegt, dagegen seltnere Exemplare, wenn sie auch einige Meilen von Berlin gefunden wurden, nicht verschmäht. Einem Freunde, der mir vorzüglich bei der Auswahl behülflich war, konnte ich es nicht abschlagen, Ihnen einige Worte über das Gesammelte und über die geognostische Beschaffenheit unserer Gegend beizulegen.2) Er hat erst seit kurzer Zeit die Universität verlassen, und ist entschlossen, sich ganz der Geognosie zu widmen. Daß ich es wagte, den Aufsatz mitzuschicken, bitte ich zu entschuldigen. Wie sehr mich Ihr Auftrag erfreute, vermag ich nicht zu sagen, und bitte Sie recht inständig, wenn Sie eine vollständigere Sammlung hiesiger Steine zu besitzen wünschen, mir davon Nachricht geben zu lassen, dieses erste Überschickte mag nur bezeugen, daß die hiesige Gegend nicht durchaus steinarm ist, wenn man dieselben auch vielleicht auf den Feldern zu sammeln oder aus der Erde auszugraben gezwungen ist . . . Einige Nummern sind in das Kästchen nicht hineinzubringen: mein Vater wird sie Ihnen in kurzem mitbringen.

1820 Apr 18. (s. „Zur Geologie November 1829“: an A. K. v. Preen gD, EGW 6, 308f.)

1827 Nov 25. [Berlin] A. Nicolovius an G (Br 43, 409f.):3) . . . als Vorbote der zunächst erfolgenden Granit-Stücke: Abbildung des grossen Stein’s bei Fürstenwalde [von J. Schoppe].4) Diess nicht käufliche Blatt weiht Ihnen der dabei beschäftigte Bau-Inspector [J. G.] Cantian, ein Freund unseres Hauses. Weitere Nachricht schreibe ich Ihnen bei der Sendung einiger Stücke jenes merkwürdigen Steines. Dez 22. [Berlin] A. Nicolovius an G (LA II 8 B/1, 573): Heute hab ich der Post ein Kistchen übergeben, welches Ihnen verschiedene Granit-Proben . . . zuführt.5) 24. Manche Sendungen kamen an, von Alfred Nicolovius . . .

1828 Jan

12. An A. Nicolovius (Br 43, 234ff.): Schreibe es, mein theurer Neffe, dem

vielfachen Drang zu, mit dem ich am Ende des Jahres und dem Anfan-

1

) LA II 8 A, M 106. Stücke dieser Sendung ohne Etiketten in G’s Sammlung (Prescher Nr. 6613). 2 ) Beilage nicht nachweisbar, Autor nicht identifiziert. 3 ) A. Nicolovius hatte G 31. Okt − 3. Nov 1827 in Weimar besucht (Tgb 11, 131ff.). 4 ) s. „Der Markgrafenstein bei Fürstenwalde“; Abb. in MA 18.2, 263. 5 ) Prescher Nr. 1623−29 (s. LA II 8 B/2, 874).

848

Jan

GRANITARBEITEN IN BERLIN

12.

Febr 21. Mai Anf.

Mai 15.

1828

ge des neuen zu kämpfen hatte, wenn du auf deine vielfachen guten Ausrichtungen und treulichste Besorgung bisher keine Antwort und Nachricht erhalten. Jetzt, da ich mich einigermaßen erleichtert fühle, verschiebe ich meinen Dank nicht länger, sondern entrichte ihn desto treulicher und lebhafter . . . Ferner sollst du den schönsten Dank haben für die Granitmuster, auch für den lithographirten großen Felsblock; gib mir doch auch einige ausführliche Notiz von der Fabrik, in welcher man diesen festen Stein bearbeitet; man hat, wenn ich nicht irre, Säulen in’s neue Museum daraus gedreht; eine Schale, sagst du, sey nach England bestellt. Fertigen sie wohl auch größere und kleinere Tischplatten? und um welche Preise? Auch solche Notizen würde ich in’s nächste Stück von Kunst und Alterthum inseriren. An Alfred Nicolovius nach Berlin, Notizen und Bestellungen. Faszikel (Br 43, 410): Alfred Nicolovius zu Berlin über die Bearbeitung und Benutzung des Märkischen Granits. Schema zu KA VI 2 (AA-SL 3, 333; 10.8):1) 5.) Granitarbeiten in Berlin. Chrystallisirte Edelsteine zum Schmuck der Frau[en] und Rei[chen] Geologische Edelsteine in Massen. zu Schm[uck] und Pracht Umherliegende Granitblöcke Großer Fels bey Fürstenwalde Geologisches Monument. Dasselbe lithographirt Zeugniß früherer Felsparthieen, zum größten Theil verwittert, die festesten übrig geblieben. Willkommen denen welche mit der Schmetter- und Polter Theorie sich nicht befreunden können.2) Namen der Unternehmer. Unternommene Gegenstände. An Carl August (Br 44, 94f.): Ew. Königlichen Hoheit Reise nach Berlin wird von allen Getreuen mit den freudigsten Wünschen begleitet. Der Anblick eines neuen Sprößlings des höchsten Hauses,3) das Anschauen der Thätigkeit einer Kunst und Technik, die beynahe gränzenlos genannt werden kann, wird gewiß auch die Zufriedenheit fördern an demjenigen, was um Höchst Dieselben im nächsten Kreise lebt und was Sie darin gewirkt haben und wirken. Das Vorzüglichste dorten wird sich von selbst zudrängen, doch erlaube ich mir auf die Granitarbeiten aufmerksam zu machen, welche der Stadtrath und Bauinspector [J. G.] C a n t i a n arbeiten ließ und womit er sich besonders jetzt beschäftigt. Es ist ein großes Granitbecken, welches, wie man mir schreibt, zweyundzwanzig Fuß Durchmesser haben und für das neue 1

) Ausführlichstes Schema zu Granitarbeiten in Berlin. In den Schemata zu KA VI 2 (AA-SL 3, 332ff.: Nr. 10.6−10.9), die der ersten Maihälfte angehören, sind die Granitarbeiten von Anfang an aufgeführt. 2 ) Dazu ein kurzer fragmentarischer Entwurf; abgedruckt LA II 8 B/1, M 70. 3 ) Am 20. März 1828 hatte die mit Prinz Carl von Preußen verheiratete Enkelin von Carl August, Prinzessin Marie, auf Schloss Glienicke bei Potsdam Sohn Friedrich Karl Nikolaus geboren.

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GRANITARBEITEN IN BERLIN

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Museum bestimmt seyn soll. Es wird aus einem Stück Granit gefertigt, welches abgetrennt worden von dem großen Block bey Fürstenwalde, der M a r k g r a f e n s t e i n genannt, von dessen Werth und Würde beykommendes Stück ein Zeugniß gibt. Auch haben sie dort schon Säulen für’s Museum und sonstiges aus andern in der Mark umherliegenden Blöcken gefertigt. Vielleicht sind Höchst Dieselben geneigt, einige Tischplatten zu bestellen, welche immer als die größte Zierde fürstlicher Schlösser anzusehen sind. Auch dieses ist ein Zweig dortiger Gewerbschule, die unter Leitung des Geh. Ober-Regierungs-Rath [C. P. W.] B e u t h unglaubliche Dinge leistet. Mai 15. Zu Kunst und Alterthum Gehöriges Schuchardten diktirt1) . . . An Serenissimum . . . über Berliner Granitarbeiten. 16. [Berlin] A. Nicolovius an G (LA II 8 B/1, 606): Von Berlin aus wird Ihnen wohl binnen kurzer Zeit mancherlei Schönes, sowohl an Granitproben und dieselben betreffenden Notizen2) . . . zukommen. 17. [Weimar] Carl August an G (Wahl 3, 300): Der Granit von welchen die f e s t e B u r g Dr. Luthers in Wittenberg gebaut ist,3) scheint der selbe Stein, wie die Beylage, zu seyn. Er ist auch aus jener Gegend. Möge die Schaale beßer gerathen, als wie die f e s t e B u r g , welche abscheulich ist. 22. (H2 datiert: 22. Mai 1828) 29. An Zelter (Br 44, 107): Nächstens wird Kunst und Alterthum aufwar-

ten, wovon manches als an dich gerichtet schon längst hätte abgehen sollen. Nimm es freundlich auf und erbaue dich daran wie es sich schicken will. Mein gnädigster Herr hat bey’m Abschiede zugesagt, dich von mir zu grüßen; ich wünsche ihm zu seiner Reise gutes Wetter und Gesundheit, das Übrige findet er bey euch in Fülle . . . [Nachschrift:] Der Markgrafenstein auf dem Rauhischen Berge bey Fürstenwalde, von Julius Schoppe an Ort und Stelle gezeichnet und von Tempeltey lithographirt. Vorstehendes Blatt in Betrachtung ziehend, war mir von Bedeutung, ob hier F ü r s t e n w a l d e , welches zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder liegt, gemeint sey, und ob die sogenannten Rauhischen Berge auf dem rechten Ufer der Spree, welche sich hier nach Westen biegt, gelegen seyen. Gefällige Auskunft erbittet sich ergebenst Goethe. 29. [An] Herrn Professor Zelter Berlin. Mai 26. − [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1122f.): K. u. A. erwarte sehnlichst und ist bei mir Juni 3. schon längst nachgefragt worden . . . Mit der Lokalität von Fürstenwalde bist Du an Ort 1

) Im Tgb bis 30. Mai fast täglich Arbeit an KA VI 2 vermerkt. ) Bezug zu den in LA II 8 B/1, M 69 referierten Notizen? Die Identifizierung in LA ist fraglich, da G die Informationen von A. Nicolovius schon in Z 15. Mai verwendet. 3 ) Wohl Anspielung auf das 1817−21 in Wittenberg erstellte Luther-Denkmal, dessen Sockel aus rotem märkischem Granit besteht; die technische Behandlung des von K. F. Schinkel entworfenen Postaments hatte Probleme verursacht (vgl. MA 18.2, 1079f.). Erwähnung des Luther-Denkmals dann auch in G’s Aufsatz. 2

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und Stelle. Bauinspektor Cantian unser Obersteinmetz der sich in Behandlung des Phänomens und der Masse geschäftig erweist hat mir etwas Belehrendes darüber zugesagt das ich noch zu erhalten gedenke um es hier beizulegen. Es ist Dienstag. Herr Cantian hat nicht Wort gehalten und so mag dieses Blatt dahin gehn.

Juni

5. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1124): Die Einlage des BauInsp[ektors] Cantian kam an als ich den letzten Brief an Dich schon gesiegelt hatte und vielleicht weißt Du den Inhalt schon von selber.1) 6. [Weimar] F. L. A. v. Germar2) Bericht (Wahl 3, 451): Schon am 4ten Juny begannen Se. Königliche Hoheit die Besichtigung alles dessen, was Berlin Ausgezeichnetes hat, in Begleitung des Prinzen Karl [von Preußen], Königlicher Hoheit, des Herrn [A.] von Humbold . . . und meiner. So wurden nach und nach besucht . . . die Steinschleiferey des Maurermeisters Kanzian3). . . 7. Kam ein Brief von Zelter mit geologischen Notizen von Cantian. 19. Etwas bezüglich auf die Geologie bey Fürstenwalde.

Juni 20., 24., 25., 29. Juli 1., 2., 6.

}

(s. „Ueber Kunst und Alterthum“ gD)4)

[Aug 7.] [Dornburg] An A. Nicolovius (Br 44, 247): Um meine Sendung voll-

ständig zu machen, verschob ich das Abschicken, und nun haben mich für viele, besonders aber für mich, höchst wichtige Ereignisse5) von allen denen Gegenständen hinweggeführt, die eigentlich schon Ihnen gehören. Nehmen Sie daher freundlichst einstweilen ein Exemplar von Kunst und Alterthum, wo Sie den besten Gebrauch Ihrer Mittheilungen finden werden. 7. [Dornburg] Packet an Alfred Nicolovius, Kunst und Alterthum letztes Heft, einige Aufträge. 9. [Dornburg] An Zelter (Br 44, 260f.): Danke Herrn Mendelssohn für die nähere Bestimmung jenes zu Unterscheidenden.6) Es war der Fehler 1

) Die Beilage (MA 20.2, 928f.; LA II 8 B/1, 611) enthält Informationen von J. G. Cantian über die geographische Lage von Fürstenwalde u. die dortigen Findlinge, die G für Granitarbeiten in Berlin u. Der Markgrafenstein bei Fürstenwalde verwendet hat. 2 ) Der weimarische Major v. Germar war Reisebegleiter des Großherzogs. 3 ) Der Besuch fand am 6. Juni statt (Wahl 3, 456). Carl August sprach am 13. Juni 1828, einen Tag vor seinem plötzlichen Tod, mit A. v. Humboldt über verschiedene wissenschaftliche Gegenstände u. fragte dabei auch nach den von Schweden herüber gekommenen Granitgeschieben baltischer Länder (Eckermann Gespräche, 23. Okt 1828; FA II 12, 673) − wohl eine Folge des von G empfohlenen Besuchs. 4 ) Letzte Redaktions- u. Korrekturarbeiten an KA VI 2. 5 ) Anspielung auf den Tod von Großherzog Carl August. 6 ) Zelter hatte seinem Brief vom 27.−31. Juli eine (nicht überlieferte) Anmerkung von A. Mendelssohn Bartholdy beigelegt, der als hiesiger Stadtrat einen bürgerlichen Anteil an der Sache hat, weshalb ich sie mir von ihm erbeten habe (MA 20.2, 1142); eine Ergänzung zu Granitarbeiten in Berlin oder den Ausführungen über die Berliner Gewerbschule in KA VI 2 (s. „Programm zur Prüfung der Zöglinge der Gewerbschule“), deren Direktor der Geograph u. Geologe K. F. v. Klöden seit 1824 war. Schon am 7. Okt 1823 hatte G dessen Grundlinien zu einer neuen Theorie der Erdgestaltung (Berlin 1824 [sic]) erhalten; s. Bücher-Vermehrungsliste Tgb 9, 330; Ruppert Nr. 4767.

1828

GRANITARBEITEN IN BERLIN

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des Redacteurs, der zwey verwandte Dinge zusammenschmolz. In Berlin sind so viele artistische und technische Thätigkeiten, wie polizeyliche und freysittliche, daß man sie in der Ferne nicht aus einander halten kann. Hat Herr M., wie ich sehe, auf die Thätigkeit des Herrn Dr. [K. F. v.] Klöden wirksamen Einfluß, so möge er ja meine Wünsche wegen der Fürstenwalder Granite mit zu befördern suchen. Ich wünschte dem lieben Preußen dießseits der Oder und Spree für mein Leben gern zu einem solid gegründeten Urgebirg [zu] verhelfen, damit wir nicht wie bisher schmählicherweise bey Schweden und Norwegen zu Lehn gingen. Verzeihe mir! Aber die Dinge machen mir alle Spaß. Ich weiß recht gut was ich will, und weiß auch was andere wissen und sich und anderen weiß machen wollen. Die größte Kunst im Lehr- und Weltleben besteht darin, das P r o b l e m in ein P o s t u l a t zu verwandeln, damit kommt man durch. Ob deine Philosophen dir das erklären mögen, weiß ich nicht; mein alter [J.] Jungius in seiner Logica hamburgensi hat darüber Auskunft gegeben. Aug 10. Nebenstehendes besorgt: Herrn Professor Zelter nach Berlin . . . 11.−17. [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1149): Unsern Klöden der ein braver Mann ist hattest Du schon was eingejagt[,] er wollte diese Ferien eben wegen der märkischen Granite benutzen da aber wie Du selber sagst die Witterung gar zu toll ist so hat er sichs vorbehalten; morgen werde ich ihn wohl hier im Hause haben und ihm die Stelle Deines Briefs vorlesen und ich sehe schon ihn in Flammen stehn, wenn er nicht auf der Stelle davon läuft.

1829 Apr [Berlin] Zelter an G (MA 20.2, 1217): Direktor Klöden will sich nicht unterfangen, Dir 17.−18. die Anlage selber zu schicken; so muß ich ihm denn wohl . . . gefällig sein.1) 28. An Zelter (Br 45, 258f.): Herrn Director Klöden empfiehl mich bestens

und danke ihm für sein willkommnes Heft. Eine gar klare geologische Umsicht leitet ihn durch die Labyrinthe jener nordischen Niederungen. Er ist aufmerksam und genau, wobey er uns immer in’s Ganze schauen läßt; sodann aber ist seine Gewerbschule bewundernswürdig. Er gehört unter die Männer, mit denen ich von Zeit zu Zeit conversiren möchte . . . Sept 18. (s. „Klöden: Über die Gestalt und Urgeschichte der Erde“: v. Klöden an G gD) Nov 15. (s. „Klöden: Über die Gestalt und Urgeschichte der Erde“ gD)

1

) Anlage: Brief v. Klödens an Zelter (MA 20.3, 1006) u. Programm der Gewerbschule von 1829, zusammen mit den Programmen von 1828 u. 1830 in G’s Bibliothek unter dem Haupttitel Beiträge zur mineralogischen und geognostischen Kenntnis der Mark Brandenburg (Ruppert Nr. 4765).

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GRANITARBEITEN IN BERLIN

1830

1830 Juni 13.−15. Juli 8.

}

(s. „Klöden: Über die Gestalt und Urgeschichte der Erde“: Zelter an G u. an Zelter gD)

WY

[Die Granitgebürge]1)

E D

1785 Mai−Juni NS 10 (1894) 58f.,2) 228. − LA I 11, 17f.3) − MA 2.2, 514.4) − FA I 25, 320f.5)

Z

1783 und 1784 (s. „Form und Bildung des Granits“, EGW 6, 32–35)

1785 ?

Juni 7. [Ilmenau] An Ch. v. Stein (Br 7, 60): Ich habe . . . etwas an meiner

Gebürgs Lehre geschrieben. [Die Granitgebürge?] WZ

1

) Hs. von G. − Das Stück knüpft an Granit II an u. thematisiert die verschiedenen Klüftungsarten der Granitgebirge. G orientiert sich dabei an H. B. de Saussure: Voyages dans les Alpes. Bd. 1. Genf und Neuchatel 1779, § 569, 571f. Entsprechende Auszüge G’s aus Saussures Werk sind überliefert (LA II 7, 142ff., M 66b). − Wegen des engen Entstehungszusammenhangs s. auch „Granit I“ (S. 838), „Granit II“ (S. 844), „Form und Bildung des Granits“ (S. 32), „Epochen der Gesteinsbildung“ (EGW 4, 139−51), „Quarziges Tongestein“ u. „Folge der Gebürgsarten des Harzes 1785“ (S. 24). 2 ) Hier als zweites Teilstück eines nicht überschriebenen Aufsatzes, der im Inhaltsverzeichnis S. VI als [Schichtung des Granits] erscheint. Der erste Textteil (bis NS 10, 5819) ist nach LA II 7 (s. folgende Anm.) ein Entwurf des zweiten. 3 ) Hierzu ein Entwurf (LA II 7, 149, M 68) mit Zeichnung G’s (LA I 2, Tafel XXXIV/1; CG V B, Nr. 186). − Die im Text erwähnte Tafel ist vermutlich G’s Zeichnung mit Tinte zur Granitzerklüftung (LA I 2, Tafel XXIX/2; LA I 11, Tafel I; CG V B, Nr. 185 mit Beschreibung S. 75f.). Ob sie eine allgemeine Schemazeichnung darstellt oder eine bestimmte Klippe bezeichnet, wird unterschiedlich beurteilt: W. Schirmer u. H. Spies weisen sie der Granitklippe vom Königsberg am Brocken zu (Goethe, Granit und Gneis. Düsseldorf 2005, S. 23), LA II 7, 588 nimmt wahrscheinlich keine konkrete Örtlichkeit an. 4 ) Folgt NS 10, also mit Berücksichtigung des dem Text vorangestellten Entwurfs (MA 2.2, 513f.). 5 ) Folgt LA I 11, 17f.

1793

GRENS GRUNDRISS DER NATURLEHRE

853

[Grens Grundriß der Naturlehre]1)

E D

1794 Febr/März2) NS 5.2 (1906) 344−50. − LA I 3, 210−17.

Z

1793



⎯ (s. „Zur Farbenlehre“: Gren, Einige Bemerkungen . . . gD, EGW 4, 280)



⎯ Paralip. Nr. 21 zu Pläne zu Versuchen (LA I 3, 480): Meine Beiträge

[zur Optik]. Gren gegen mich.

1794 Febr ⎯ (s. „Zur Farbenlehre“: Rechnung gD, EGW 4, 285)3) März 31. (Wünsch über die Farben des Lichts 〈LA I 3, 218−26〉 datiert: W., d. 31. März 1794.) [Aug]

An S. T. Soemmerring (Konzept; Br 18, 51): Erst wenn alles so aufs Einfachste zurück gebracht ist, wird man der Theorie [Newtons] glücklich zu Leibe gehen können, und alsdenn werden Sie sich wundern und freuen, wie sie zerstiebt, und welches weite Feld der Beobachtung und Erforschung alsdann erst eröffnet ist; selbst bis jetzt erhält sie sich nur durch Kunststückchen: so sind z. B. in Greens [Gren] neuer Physik alle Figuren, die sich auf diese [Newtons] Lehre beziehen, völlig falsch;4) sie sind sämtlich nach der Theorie und keine einzige nach der Erfah-

1

) Überschrift nach LA I 3, 210, von G mit Polemisch überschrieben. Von Geists Hand linksspaltig Auszüge aus F. A. C. Gren: Grundriß der Naturlehre in seinem mathematischen und chemischen Theile neu bearbeitet. Halle 1793 (Ruppert Nr. 4621), zu denen G rechtsspaltig jeweils seine Kommentare hinzusetzte. Nach dem Muster dieser polemischen Niederschrift ging G auch in der Auseinandersetzung mit Newtons Opticks im Polemischen Teil der FL vor. 2 ) Datierungsanhalt: Erwerb von Grens Publikation im Febr 1794 (s. dort) u. die auf 31. März 1794 (s. dort) datierten Exzerpte aus C. E. Wünsch: Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes. Leipzig 1792 (ebenfalls im Febr 1794 gekauft). Von Gren stammte eine abwertende Rez. des 1. u. 2. Stücks der Beyträge zur Optik; s. in „Zur Farbenlehre“ 1793: Gren, Einige Bemerkungen, EGW 4, 280 sowie „Beyträge zur Optik“, 1795 Dez 11.: W. v. Humboldt an Schiller, EGW 1, 273. G las vermutl. zunächst Gren. 3 ) Erwerb des Grenschen Werkes aus der Hoffmannschen Buchhandlung in Weimar. G’s Ex. trägt auf dem Vorsatz eine eigenh. Inhaltsübersicht. In Grens § 593 Bezug auf Beyträge zur Optik. 4 ) Wiedergabe der Figuren 107−10 in LA I 3, 211, 213f., 216.

854

GRENS GRUNDRISS DER NATURLEHRE

1794

rung gezeichnet, eine Methode die schon mehr oder weniger und schon hundert Jahre in diesem Falle beobachtet wird.1)

1795 Dez 11. (s. „Beyträge zur Optik“: W. v. Humboldt an Schiller gD, EGW 1, 273)

1797 Apr 14. (s. „Zur Farbenlehre“: A. v. Humboldt an G gD, EGW 4, 304)

1798 Jan

13. An Schiller (Br 13, 19f.): Indem ich diese Woche verschiedne physische

Schriften wieder ansahe ist es mir recht aufgefallen, wie die meisten Forscher die Naturphänomene als eine Gelegenheit brauchen die Kräfte ihres Individuums anzuwenden und ihr Handwerk zu üben . . . G r e n wiederholt das alte, wie einer der ein symbolisches Glaubensbekenntniß abbetet, und versichert es sey das rechte.2) 17. An Schiller (Br 13, 28): Ich habe gestern das Capitel von der Elektricität in Grens Naturlehre gelesen, es ist so vernünftig geschrieben als unvernünftig das von den Farben; allein wie fand er es auch durchgearbeitet und vorbereitet.3)

1812 Dez (s. „Doppelbilder des rhombischen Kalkspats“: an J. W. Döbereiner gD, EGW 3, 93f.) [9., 10.]

WZ

1

) Das Vorausgehende u. Folgende (zu Grens Rez. der Beyträge zur Optik) s. in „Beyträge zur Optik“: an S. T. Soemmerring gD, EGW 1, 267f. 2 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 313ff. 3 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Zur Farbenlehre“: an Schiller gD, EGW 4, 315.

E/D

DER GROSS-COPHTA

855

Der Groß-Cophta. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen1)

E

1787 Apr 2. Hälfte2) − 1790 Okt Der Cophta Als Oper angelegt. 1789 Nov Ende Komposition des kophtischen Liedes Geh! Gehorche meinen Winken . . . durch J. F. Reichardt3) 1791 Winter/Frühjahr − Sept 26.4) Lustspiel

D

N 1 (1792) 1−241 Der Groß-Cophta ein Lustspiel in fünf Aufzügen.5) − [Einzeldruck:] Der Groß-Cophta ein Lustspiel in fünf Aufzügen von Goethe. Berlin. Bey Johann Friedrich Unger. 1792. − Musen-Almanach für das Jahr 1796. Hsg. von Schiller, 88f.6) − A 9 (1808) 1−135. − B 10 (1817) 121−255. − C1 14 (1828) 119−249. − W 17 (1894) 117−250; 369−94: Paralip. Der Cophta Als Oper angelegt. − Reinhold Steig: Neue Schiller- und Goethe-Handschriften aus des Grafen Schlitz Nachlaß. In: Vossische Zeitung Nr. 536, Sonntagsbeilage Nr. 46. Berlin, 14. Nov 1909, 367.7) − AA-Dramen und dramatische Szenen vor der Jahrhundertwende 1, 15−166; 2, 473−86: Der Cophta Als Oper angelegt. − MA 4.1, 9−93; 3.1, 233−45: Der Cophta Als Oper angelegt. − FA I 6, 21−109; 9−19: Der Cophta Als Oper angelegt.

Aufführungen unter G’s Leitung 1791 Dez 17. Weimar 1791 Dez 26. Weimar 1

1792 März 10. Weimar 1792 Juli 15. Lauchstädt

) Hss. nicht überliefert. Ursprünglich als Oper geplant, dazu erhalten hs. Entwürfe in einem Umschlag: Der Cophta Als Oper angelegt (ED in W, s. unter D); in einem Szenarium als Oper Die Mystificirten. − G’s Lustspiel war von Anfang an ideologisch umstritten, so auch in der Forschung: abwertend bis zur quasi selbstverständlichen Behauptung, es sei künstlerisch mißglückt: Lieselotte Blumenthal: Goethes „Großkophta“. In: Weimarer Beiträge 7, 1961, 2, dagegen aufwertend M. Vogel: Musiktheater XI. Cagliostro, Goethes Groß-Cophta. Bonn 1995, 131−73; R. Hillebrand: Cophtisches bei Goethe. In: Neophilologus 82, 1998, Nr. 2, 259−78. Wie immer man seine ästhetische Qualität einschätzen mag, die gängige These, das Stück sei bereits von den Zeitgenossen nahezu einhellig bzw. gänzlich abgelehnt worden (so u. a. L. Blumenthal ebd. 1; MA 4.1, 944; FA I 6, 964), ist aufgrund der hier vorgelegten Dokumente unhaltbar. 2 ) Datierungsanhalte: G’s Besuch der Angehörigen Balsamos in Palermo (Apr 1787; s. unten) u. einige hs. Entwürfe zur Oper, auf italienischem Papier geschrieben, dem auch noch andere Augenblickseinfälle anvertraut wurden, z. B. italienische Notizen und Verse aus dem 3. Akt des ’Tasso‘; sie sind also mit Bestimmtheit in den Sommer 1787 zu datieren (L. Blumenthal a. a. O. 14). Dem entspricht, daß G im Brief vom 14. Aug 1787 Kayser das Opernkonzept vorstellt (s. dort). 3 ) Während Reichardts Weimar-Aufenthalt Ende Nov 1789 (s. unten 1789 Dez. 10.). Ob Reichardt noch mehr aus dem Opernfragment vertonte, ist unbekannt (Braunbehrens 173). 4 ) Absendung des Druck-Ms. Akte IV u. V. 5 ) Der besondere Wert, den G auf den Groß-Cophta legte, drückt sich darin aus, daß er die neue Ausgabe seiner Schriften mit diesem Werk beginnen ließ. Darauf folgt S. 245ff. der Cagliostro-Aufsatz Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum u. Das römische Carneval. Der 1. Bd wurde auf besserem Papier gedruckt als die übrigen Bände. 6 ) ED der beiden nicht im Lustspiel aufgenommenen Arien aus dem Opernfragment, u. d. T. Kophtische Lieder: Lasset Gelehrte sich zanken und streiten (Str. 2 u. 3 umgestellt) u. Geh! gehorche meinen Winken (W 1, 130f.; W 17, 379f.); mit Reichardts Vertonung des 2. Liedes (s. unten 1795 Juli 20.: Reichardt an Schiller). 7 ) ED des Rezitativs Es sind der dummen Teufel . . . aus dem Opernfragment.

856

DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

1781−83

1781−83 (s. „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“, EGW 2, 6−9)

1784−91 ⎯

⎯ Geschichte des Weimarischen Theaters1) (W 40, 402f.): Übernahme des

Weimarischen Theaters [1791] . . . Die politischen Begebenheiten, von der Halsbandgeschichte an, sich bei mir dramatisch ausbildend. Große Vorliebe für die Form der Italiänischen Oper. Vorzüge dieser Form. Frühere Bearbeitung der Claudine von Villabella und Elmire, in dieser Form. Der Groß Cophta als Oper. Die ungleichen Hausgenossen [1789]. Scherz, List und Rache, früher [1784].

1785−91 ⎯

⎯ Schema zu Campagne in Frankreich2) (W 33, 368f.): Antheil an den

nächsten Weltbegebenheiten. Halsbandsgeschichte in der zweyten Hälfte von 1785. Gewaltsame Wirkung der ersten Nachricht. Interesse [an] Cagliostros wirklichen Zuständen. Manifestation der höhern Betrügerey mit der Halsbandsgeschichte. Verwandlen ins Drama. Und zwar als Oper. Mancherley Wechsel des Versuches. Endlicher Entschluß als Schauspiel. Mißlingen der Wirkung. Ursache. Eigensinniges Beharren auf demselben Wege. Das Vorausgesehene ward erfüllt. Die Königl. Autorität so gut als vernichtet. Heimliches Umherschleichen dergleichen Versuche in Deutschland. Verständige Menschen enthalten sich kaum den Reitzen der Klapperschlange. Die aller schlechtesten suchen dabey ihren Vortheil . . . Das Publicum [beim Bürgergeneral] verstummt wie vor dem Cophta.

1785 Sept 19. [Weimar] Prinz August v. Sachsen-Gotha an Herder3) (SB Berlin StPrK, Ms. Germ. Quart 1336, fol. 111r − 112r): Paris ce 8 Septembre 1785. Extrait 15 Sept 1785 [mit

1

) Schema, geschrieben wahrscheinlich 1819 Febr. ) Geschrieben 1822 März 11.(?); zur Datierung s. „Campagne in Frankreich“, EGW 2, 24. − Vgl. auch die Erwähnungen in chronologischen Schemata zu Dichtung und Wahrheit: 22.) Realistische Tendenz 23.) Naturforschung . . . 25.) Halsbands Geschichte. Eindruck . . . 30.) Belagerung von Maynz Reinike Fuchs . . . Cophta . . . (Paralip. 84; W 53, 381); Anfänge der französischen Revolution. Symptome. Halsbandsgeschichte. Großer Eindruck derselben auf mich, in Vorahndung des Zukünftigen (Paralip. 85; W 53, 385f.). 3 ) Der dreiseitige Brief gibt auf 2 1/4 Seiten einen Extrait in frz. Sprache wieder. Bisher 2

1785

DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

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Bleistift]1) Dans une affaire qui a fait autant d’e´clat que celle du Cardinal [Louis Rene´ Edouard de Rohan] de´tenu `a la Bastille, il est tout simple que plusieurs faux bruits s’e´tablissent dans le public. Ainsi quand j’ai dit que toute la famille a demande´ au Roi qu’on fıˆt au Cardinal son proce`s, c’est `a dire qu’on lui accordaˆt des juges en forme j’ai dit une chose qu’on a soutenue qu’on a soutenue pendant trois jours, mais qui ne s’est pas trouve´e vraie. C’est la famille de Rohan dont j’ai voulu parler, et j’ai mis Mr. le Prince de Conde´ `a la teˆte, parce qu’il est gendre de Mr. le Mare´chal de Soubise et que la mere de Mr. le Duc de Boubon ´etait Mademoiselle de Soubise. Il n’est pas vrai non plus que le Roi ait laisse´ au Cardinal le choix de recourir `a la cle´mence; il ne lui a laisse´ que le choix d’eˆtre juge´ ou en justice re´gle´e, ou par l’administration ; sur quoi le Cardinal a demande´ d’eˆtre juge´ par le Parlement. En conse´quence les lettres patentes du Roi ont ´ete´ envoye´es et enregistre´es au Parlement mardi dernier. Mr. Titon, Conseiller de Grand’ Chambre, a ´ete´ nomme´ raporteur, et hier le Parlement a pris ses vacances suivant l’usage, pendant lesquelles le proce`s sera instruit pour ˆetre tout mu ˆr pour le jugement `a la rentre´e. On dit que les lettres patentes sont se´ve`res, que non seulement le Cardinal est nomme´, mais formellement inculpe´ d’attentat qui a excite´ l’indignation royale. Ainsi la tournure est beaucoup plus se´rieuse qu’on ne s’y attendait. Il n’est pas vrai non plus que le Cardinal ait rendu plainte contre Madame de la Motte.2) On suivra la marche ordinaire et l’on informera en vertu de la plainte rendue contre le Cardinal par le Procureur ge´ne´ral. Il paraıˆt aussi que la liberte´ provisoire et sortie de la Bastille sont fort avanture´es et n’auront pas lieu, puisqu’il aurait pu la demander par requeˆte `a ses juges ; mais le Parlement ne sie´geant plus, cette requeˆte ne peut avoir lieu. Le vrai n’est pas toujours vraisemblable, je ne suis donc pas ´etonne´

wurde angenommen, es handele sich dabei um einen Auszug aus der Correspondance litte´raire des Barons v. Grimm. Eine Einsichtnahme in die von Prinz August bezogene Kopie der Correspondance, die sich in der Forschungsbibliothek Gotha befindet, zeigt jedoch, daß diese Annahme nicht zutrifft. In der Ausgabe 9. Septembre 1785 der Correspondance (Chart. B 1138p, Bl. 524−541) findet die Halsbandaffäre noch keinerlei Erwähnung. Der Auszug entstammt demnach einem regulären Brief. − Der Originalbrief vom 8. Sept 1785 aus Paris ist in der Forschungsbibliothek Gotha nicht mehr nachweisbar. Die Verfasserfrage muß deshalb offenbleiben, ebenso die Frage, ob der Auszug die Information des frz. Briefes zur Halsbandaffäre vollständig wiedergibt oder nicht. Vermutlich hat aber der mit dem Prinzen August gut bekannte Baron v. Grimm selbst den Brief geschrieben; denn nur eine Person von seinem Format konnte es − wie am Beginn des Briefs zu lesen − ins Auge fassen, sich über den Stand der Affäre direkt bei der Familie de Rohan zu erkundigen. − Die Nachricht aus Paris wurde in einer Abschrift durch eine von uns geliebte Hand (wohl Friederike Dorothea Karoline v. Franckenberg, die mit Herder und Prinz August befreundete Frau des Gothaer Staatsministers) dem Prinzen von Gotha nach Weimar nachgeschickt, wo er sich vom 30. Aug bis 22. Sept 1785 aufhielt. Prinz August wiederum schrieb eigenh. die Abschrift ab, um sie in seinem Brief vom 19. Sept an Herder weiterzuleiten. Mit Sicherheit kann davon ausgegangen werden, daß die große Neuigkeit auch zu G kam. Der Extrait des Briefes aus Paris vom 8. Sept 1785 stellt damit die erste Information zur Halsbandaffäre dar, die G erhalten u. später in den Tag- und Jahres- Heften selbst als erste Nachricht (s. unten 1789: TuJ) bezeichnet hat. 1 ) Die Eintragung auf der von Prinz August angefertigten Kopie bezeichnet wahrscheinlich das Eingangsdatum des Briefs aus Paris in Gotha u. nicht des Eingangs der Gothaer Abschrift in Weimar. 2 ) Jeanne de Saint-Re´my (1756−1791), die Drahtzieherin des Halsbandsbetrugs, die am 20. Aug 1785 verhaftet wurde. − Sich als Nachfahrin des alten Königsgeschlechts der Valois ausgebend, nannte sie sich nach ihrer Heirat mit dem Offizier Marie Antoine Nicolas Lamotte Comtesse de La Motte-Valois.

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qu’on traite en Thuringe de contes ce dont on ne peut presque plus douter `a Paris, c’est que toute cette avanture n’a d’autre fondement qu’une mystification1) qu’on faite `a Mr. le Cardinal, et dont Son Eminence a ´ete´ la dupe comme un enfant ne le serait pas. Il est aise´ de l’imaginer quel doit ˆetre l’e´tat d’un homme de sa naissance, de son existence, qui se laisse persuader par des intrigans obscurs qu’il est `a la veille d’eˆtre Premier-Ministre, et qui tout `a coup de´senivre´ ou reveille´ de tous ces reˆves creux se trouve `a la Bastille avec la perspective que ce qui peut lui arriver de plus doux, c’est de s’eˆtre couvert d’un ridicule dont il ne se rele´vera toute sa vie. Quand on compare cette alternative avec celle qui lui appartenait par sa naissance, ses places, ses dignite´s, ses richesses on ne peut se de´fendre d’une sorte de commise´ration. Il est ´a peu pre`s su ˆr aujourd’hui, que S. E. s’est cru en corre´spondance re´gle´e avec la Reine: On assure que ses mystificateurs ont use´ ou abuse´ de sa cre´dulite´ au point qu’ils l’ont mis un soir en confe´rence avec une pre´tendue Reine, sur la terasse de Versailles. La cre´ature qu’on avait choisie pour faire la Reine, dit quelques mots entrecoupe´s au Cardinal ; lui recommande sur toutes choses de ne faire semblant de rien en sa pre´sence, `a la cour ; et `a peine eut-elle prononce´ ce peu de mots, qu’on vint lui dire que Mad. la Comtesse d’Artois ´etait sur terasse; et comme cette entrevue devait rester un secret impe´ne´trable jusqu’a` l’instant de la nomination, on fit sauver le Cardinal bien vite. [Spatium 3 Zeilen] So weit, bester Freund, meine gestrigen Nachrichten, weil ich Ihnen doch alles abgeschrieben habe, was eine von uns geliebte Hand selbst abgeschrieben hat. Ich hoffe das Vergnügen zu haben, Sie heut Abend bey unserm G ö t h e zu sehen, wo ich mit der Fürstin Gallitzin und ihrer Gesellschaft speisen soll.2) Der Herzog ist bisher der Einzige, der mich dazu eingeladen hat, ich vermuthe aber bald nähere Nachricht von G ö t h e selbst. Man v e r m u t h e t heute meine Schwägerin nach Gotha zurück, da es aber noch Ve r m u t h u n g ist; so hoffe ich noch ein paar Tage hier bleiben zu können; wenigstens habe ich in dem Falle, daß man später ankäme, Verlängerung meines Urlaubs. Leben Sie indessen wohl, und nehmen Sie mitleidigen Antheil an dem ungereimten Schicksale Seiner Eminenz von Rohan. Ich habe viele Empfehlungen an Sie aufgetragen bekommen; Sie rathen schon woher? Optima quoque von mir an Ihr ganzes Haus, groß, klein und noch kleiner.

1786 Apr

6. [Gotha] S. F. L. v. Franckenberg an G (GSA, Eing. Br. 30/ 63): Nun heißt es: Villette3) ist nicht in Genf gefangen worden, sondern aus Versehen ein andrer: Ewig Schade − durch diesen wäre ein großes Licht aufgesteckt worden. Er soll der Königin Antoinette Briefe geschrieben haben. Leben Sie wohl bester würdigster Freund Ich kann nicht genug predigen ⎯ Lesen Sie die Leidner Zeitungen4) ! 13. An Ch. v. Stein (Br 7, 204): Die Oliva sollst du haben.5) Alle Mährgen

sobald sie erzählt sind haben den Reiz nicht mehr als wenn man sie nur dunckel und halb weis. 1

) Mögliches Stichwort für den Titel der geplanten komischen Oper. ) Adelheid Amalia Fürstin Gallitzin, geb. Gräfin v. Schmettau war vom 20.−25. Sept 1785 in Weimar zu Besuch; in ihrer Gesellschaft F. F. W. Frhr. v. Fürstenberg, F. Hemsterhuis u. A. M. Sprickmann. 3 ) Marc Antoine Re´taux de Villette, Geliebter der Gräfin La Motte, fälschte die Briefe der Königin. 4 ) Nouvelles extraordinaires de divers endroits (= Gazette de Leyde), die führende ausländische politische Zeitung des Ancien Re´gime in frz. Sprache. − In G’s Bibliothek die Jahrgänge 1793 u. 1794 (Ruppert Nr. 379). 5 ) Broschüre zur Halsbandaffäre (im folgenden: Nr. 8). − In G’s Bibliothek neun Schrif2

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Apr 14. An Ch. v. Stein (Br 7, 205): Siehe zu daß du das Memoire der Oliva von

der regierenden Herzogin erhältst. Der Herzog hat es weggenommen.

ten zur Halsbandaffäre: 1) Requeˆte au Parlement, les Chambres assemble´es, par Monseigneur le Cardinal Prince Louis de Rohan-Soubise. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3440); 2) Me´moire pour Louis-Rene´-Edouard de Rohan, Cardinal Prince de Soubise, accuse´, contre M. le procureur-ge´ne´ral, accusateur, en pre´sence de la dame de La Motte-Valois, du sieur de Cagliostro, & autres, tous co-accuse´s. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3434); 3) Pie`ces justificatives pour M. le Cardinal de Rohan. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3435); 4) Compte rendu de ce qui s’est passe´ au Parlement re´lativement `a l’affaire de M. le Cardinal de Rohan. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3429); 5) Sommaire pour la Comtesse de Valois- La Motte, accuse´e, contre M. le procureur-ge´ne´ral, en pre´sence de M. le cardinal-prince de Rohan, du sieur Cagliostro, & autres, tous co-accuse´s. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3442); 6) Re´flexions rapides pour M. le Cardinal de Rohan sur le Sommaire de Madame de La Motte. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3436); 7) Re´ponse pour la Comtesse de Valois- La Motte au Me´moire du Comte de Cagliostro. Paris 1786 (in 2 Ausg. vorhanden: Ruppert Nr. 3437 u. 3438); 8) Me´moire pour la demoiselle Le Guay d’Oliva, fille mineure, ´emancipe´e d’aˆge, accuse´e, contre M. le procureur-ge´ne´ral, accusateur: en pre´sence de M. le cardinal-prince de Rohan, de la dame de La MotteValois, du sieur de Cagliostro, & autres, tous co-accuse´s. o. O. 1786 (Ruppert Nr. 3433); 9) Me´moires justificatives de la Comtesse de Valois de La Motte ´ecrits par elle-meme. Avec figures. Imprime´s `a Londres. 1789 (Ruppert Nr. 3444). − Die broschierten Schriften wurden 1876 auf Veranlassung von Carl Ruland, dem ersten Direktor des Goethe-Nationalmuseums, in drei Sammelbände mit der Aufschrift Halsbandprozess eingebunden. Bd 1 umfaßt die Schriften Nr. 1 − 4, Bd 2 die Schriften Nr. 5 − 8 u. Bd 3 die Schrift Nr. 9. − Die Schriften Nr. 1, 2, 3, 4 u. 6, ein Gesuch, eine Verteidigungsrede, eine Sammlung von Beweisstücken, ein Rechenschaftsbericht u. eine Reaktion auf Schrift Nr. 5, stellen die Halsbandaffäre aus der Sicht des Kardinals dar. Verf. der Schriften ist dessen Verteidiger, der Erste Anwalt am Parlement de Paris (Oberstes Gericht) Gui Jean Baptiste Target (1733−1806). − Die Schriften Nr. 5, 7 u. 9, eine Verteidigungsrede in Kurzfassung, eine Reaktion auf die Verteidigungsschrift des Cagliostro u. ausführliche Memoiren, vertreten die Position der angeblichen Gräfin. Verfasser ist deren Verteidiger, der Anwalt Doillot u. die Gräfin selbst. − Die Schrift Nr. 8 erzählt die Geschichte der jungen Schauspielerin u. Prostituierten Marie Nicole Leguay, von der Gräfin mit dem Titel einer Baronne d’Oliva versehen (geb. 1761), die am 11. Aug 1784 beim vorgeblichen Empfang des Kardinals Rohan im Venushain von Versailles durch Marie Antoinette die Königin gespielt hatte. Verf. ist deren Verteidiger, der Anwalt Jean Blondel (1733−1810). − Die Schriften Nr. 1−8 entstammen dem Vorfeld des Halsbandprozesses, wo sich die Anwälte als Sprachrohr ihrer Mandanten eine regelrechte Presseschlacht lieferten, um die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu ziehen. Der eigentliche Prozeß fand vom 22.−31. Mai 1786 statt. Die Memoiren der zu lebenslänglicher Haft verurteilten Gräfin (Nr. 9) entstanden 1788 in London, nachdem sie aus dem Gefängnis hatte fliehen können. − Die Schriften Nr. 1 u. 7 (Ruppert Nr. 3438) kaufte G, wie Rechnungen belegen, im Mai 1786 beim Gothaer Buchhändler Ettinger. Vermutl. gelangten die anderen Schriften u. die 2. Ausg. von Nr. 7 über den Hof in G’s Bibliothek; die Schriften Nr. 2 u. 5 tragen auf ihrem Umschlag jeweils die Widmung A Monsieur de Gœthe u. die Aufschrift Me´moire pour M r le Cardinalde Rohan. Par M e Target, Avocat, et Membre de l’Acade´mie Franc¸aise (Nr. 2) u. Sommaire pour la Comtesse de Valois la Motte − Reflexions rapides sur ledit Sommaire (Nr. 5). − G bezeugt einzig die Lektüre der Schrift Nr. 8; doch kannte er sicher auch die anderen Schriften.

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Nov 25. [Rom] An Ph. Chr. Kayser (Br 8, 70): Sobald ich Luft habe arbeit ich

auch wieder für Sie. Davon nächstens.1)

1787 ?

Febr 3. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 167f.): Kranzen habe ich gesprochen, zu

Tische und zu einem kleinen Concert gehabt.2) Er war nach seiner Art vergnügt. Auch hab ich über Musik mit ihm geredet, ihm, da er von komischen Opern als einem Lieblingsfache sprach, eine von meinen neuen angeboten.3) Er ließ sich aber nicht recht ein. War es Zerstreuung, Verlegenheit oder sonst was. Er ist nach Neapel, wenn ich ihn wiedersehe, will ich nach deinen Wünschen, und eigner Neigung noch einmal an ihn setzen. ? 6. [Rom] An Ph. Chr. Kayser (Br 8, 176): An einer zweyten Oper für Sie [nach Scherz, List und Rache] soll’s auch nicht fehlen. Apr ⎯ Tageregister Ital. Reise4) 14. Apr 1787 (W 32, 475): Die Cagliostrische Familie durch den Advokaten [Baron Antonio Bivona], dessen Memoire voraus.5) Juni

1. (s. „Cagliostros Stammbaum“: Ch. v. Stein an Charlotte v. Lengefeld gD, EGW 2, 9)

Aug

4. (s. „Cagliostros Stammbaum“: an Ch. v. Stein gD, EGW 2, 9) 14. [Rom] An Ph. Chr. Kayser (Br 8, 244ff.): . . . Nun auch ein Wort von

der neuen Oper. Ich habe nichts weniger vor: a l s d i e f a m o s e H a l s bands Geschichte des Card. Rohan, zur Opera Buffa zu m a c h e n , zu welchem Zweck sie eigentlich geschehen zu seyn scheint. Es sind fünf Personen. D e r A b b ´e stellt den Cardinal vor. M. de Courville die M. la Motte. I h r e N i c h t e die Oliva. D e r R i t t e r einen jungen Menschen der sein Glück machen will und der Conte di Rostro impudente den unverschämtesten aller Charlatane. Dabey kommt in verschiednen Scenen ein Chor und manchmal einzelne, ein wenig mehr

1

) Plan einer gemeinsamen Oper nach der Zusammenarbeit beim Singspiel Scherz, List und Rache. − Bezug auf die Opera buffa nach dem stofflichen Vorwurf der Halsbandaffäre (Der Cophta als Oper angelegt) nicht sicher; denkbar auch Die ungleichen Hausgenossen. 2 ) Joh. F. Kranz, Violinist, später Konzertmeister in Weimar, wurde für die geplante Oper wohl auch als Komponist in Erwägung gezogen, lieferte dann Kompositionen zum Lustspiel; s. unten 1791 Dez 17. u. Anm. 3 ) Bezug auf Der Cophta als Oper angelegt nicht sicher, denkbar auch Die ungleichen Hausgenossen. 4 ) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte. 5 ) G’s Besuch der Familie Cagliostros in Palermo am 14. [17.] Apr 1787 löste die Pläne zur Gestaltung des Cagliostro-Stoffes u. der Halsband-Affäre aus (s. „Cagliostros Stammbaum“, EGW 2, 5−16). Seit der Rückkehr aus Sizilien nach Rom am 6. Juni 1787 begann G mit der Ausarbeitung.

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karackterisirte, Personen des Chors vor, um zur rechten Zeit den Gesang vollstimmiger, aus einem Duett ein Quartett pp machen zu können. Sie sollen am Mechanischen sehen daß ich in Italien etwas gelernt habe und daß ich nun beßer verstehe, die Poesie der Musick zu subordiniren. Sobald Sie mir schreiben daß Ihnen der Gedancke gefällt, schicke ich Ihnen eine Scizze des Plans. Damit Sie Ihre Anmerckungen machen und man in Zeiten dazu und davon thun könne. Einige Pezzi Musick werden gewiß reüssiren. Der Anfang wo die Gesellschaft bey einem niedlichen Abendessen versammelt ist, ob ihr gleich der G r a f geboten hat sich zu kasteyen weil er ihr die Geister zeigen will. Ihre Freude wird durch die Ankunft des Grafen gestört der sie auf das Tyrannischste tracktirt, sie heruntermacht, fortzugehn droht und sich nur durch allgemeines fußfälliges Bitten besänftigen läßt. Ferner die Scene wo d i e N i c h t e als eine innocente in einer gläsernen Kugel die Liebesschicksaale des Abbe´s sehen muß. Dann die Schlußscene, wo das nächtliche Rendezvous vorgestellt wird und sie alle drüber in Verhaft genommen werden. Leben Sie wohl. Schreiben Sie mir bald so sollen Sie mehr hören. Sept ⎯ Schema zur Ital. Reise1) (W 32, 468): . . . Neue Opera buffa. 11. [Rom] An Ph. Chr. Kayser (Br 8, 255f.): Ich kann nur sagen:2) seyn Sie herzlich willkommen. Schon oft wünschte ich Sie zu mir . . . Desto beßer daß es Ihr eigner Trieb ist, ich verspreche mir für uns beyde das beste.3) [28.] [Frascati] Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt. Frascati, den 28. September 1787 (W 32, 85): Wahrscheinlich hab’ ich die Freude, Kaysern in Rom zu sehen. So wird sich denn auch die Musik zu mir gesellen, um die Reihen zu schließen, den die Künste um mich ziehen, gleichsam als wollten sie mich verhindern nach meinen Freunden zu sehen. 28. (s. „Scherz, List und Rache“: an Ph. Seidel gD) ?

Okt 27. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 281). Danck für deinen Zuruf, deinen Rath,

ich bin auf dem Wege ihn zu nutzen.4) 27. [Rom] An F. J. Bertuch (Br 8, 284): Auf die Ankunft von Kaysern freue ich mich auserordentlich. Wir wollen sogleich eine größere komische Oper für Deutschland anfangen und vielleicht einen Versuch machen für das Italiänische Theater zu arbeiten. [27.] [Rom] Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt. Rom, den 27. October 1787 (W 32, 115):5) . . . Kayser . . . Ich erwarte ihn in einigen 1

) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte. ) Reaktion auf Kaysers Wunsch, nach Rom zu kommen. 3 ) Das Folgende s. in „Scherz, List und Rache“ gD. 4 ) Der Rat sich an einer neuen Oper zu versuchen (Gräf II 3, 129). 5 ) Geschrieben Apr 1828. − Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Claudine von Villa Bella [II]“ gD, EGW 2, 204. 2

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Tagen . . . was das für ein Fest sein wird! Sogleich wird Hand an eine neue Oper [Groß-Cophta] gelegt . . . Nov ⎯ Tageregister Ital. Reise.1) 3. Nov 1787 (Paralip. 38; W 32, 478): Kayser ist angekommen [29. od. 30. Okt]. Richtung gegen die Musik . . . ⎯ ⎯ (s. „Claudine von Villa Bella [II]“: Tabelle u. Schemata zur Ital. Reise, EGW 2, 204f.) Nov 3. (s. „Claudine von Villa Bella [II]“: Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt, EGW 2, 205) [24.] [Rom] Ital. Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt. Rom, den 24. No-

vember (W 32, 140): Kaysers Ankunft, und bis wir uns ein wenig mit ihm in häusliche Ordnung setzten, hatten mich einigermaßen zurückgebracht, meine Arbeiten stockten. Jetzt geht es wieder, und meine Opern [Scherz, List und Rache; Erwin und Elmire; Claudine von Villa Bella] sind nahe fertig zu sein. ⎯

⎯ (s. „Egmont“: Italienische Reise. Zweyter Römischer Aufenthalt. Bericht November 1787 gD)

1788 Apr 19. [Rom] An Ph. Seidel (Br 8, 369f.): Den 22. oder 23. gehe ich von hier

ab und hoffe bald bey Euch zu seyn. Da ich Kaysern mitbringe, und wünschte, daß du die erste Zeit im Hause bliebst, biß ich mich erst wiedergefunden habe, so wird Collina wohl ausziehen müssen2) . . . Kayser sollte Fritzens Stube nehmen, die du ihm bereiten könntest.3) Juli 22. [Weimar] An Ch. v. Stein (Br 9, 5): Kayser geht mit der Herzoginn wieder fort, das sage nicht weiter, ob ich gleich dencke es ist kein Geheimniß mehr und so schließt sich alle Hoffnung auf die schöne Tonkunst ganz für mich zu.4)

1

) Entstanden 1814 Juni 1. Hälfte. ) Filippo Collina, Sohn von G’s Hauswirt in Rom, von G nach Weimar geschickt, um als Landes- u. Sprachkundiger die Herzogin Anna Amalia auf ihrer Reise nach Italien zu begleiten. 3 ) Das Zusammenleben in Rom endete für die neue Oper ohne Ergebnis. In G’s Briefen aus Rom u. im Zweiten Römischen Aufenthalt finden sich mehrfach Berichte über Kaysers Aktivitäten auf musikalischen Gebiet, jedoch keinerlei Erwähnung einer Arbeit am Groß-Cophta. 4 ) Kayser trat am 15. Aug 1788 im Gefolge der Herzogin Anna Amalia eine Reise nach Italien an, nahm jedoch bald seinen Abschied u. kehrte am 10. Sept 1788 nach Zürich zurück. − Die Zusammenarbeit mit Kayser am Groß Cophta als Oper scheiterte. L. Blumenthal (s. S. 855, Anm. 1) S. 10f. sieht den entscheidenden Grund dafür auf musikalischem Gebiet: Kayser . . . konnte das, was Goethe [in Orientierung an Mozart] vorschwebte, nicht leisten; G zog die Zusammenarbeit mit Reichardt vor (C. A. H. Burkhardt: Goethe und der Komponist Ph. Chr. Kayser. Leipzig 1879, 44f.). 2

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⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 10ff.): Kaum war ich in das weimari-



[vor Juni 24.] Okt 18.

Nov

2.

sche Leben und die dortigen Verhältnisse, bezüglich auf Geschäfte, Studien und literarische Arbeiten, wieder eingerichtet, als sich die französische Revolution entwickelte und die Aufmerksamkeit aller Welt auf sich zog. Schon im Jahr 1785 hatte die Halsbandgeschichte einen unaussprechlichen Eindruck auf mich gemacht. In dem unsittlichen Stadt-, Hof- und Staats-Abgrunde, der sich hier eröffnete, erschienen mir die greulichsten Folgen gespensterhaft, deren Erscheinung ich geraume Zeit nicht los werden konnte; wobei ich mich so seltsam benahm, daß Freunde, unter denen ich mich eben auf dem Lande aufhielt, als die erste Nachricht hievon zu uns gelangte, mir nur spät, als die Revolution längst ausgebrochen war, gestanden, daß ich ihnen damals wie wahnsinnig vorgekommen sei. Ich verfolgte den Proceß mit großer Aufmerksamkeit, bemühte mich in Sicilien um Nachrichten von Cagliostro und seiner Familie, und verwandelte zuletzt, nach gewohnter Weise, um alle Betrachtungen los zu werden, das ganze Ereigniß unter dem Titel: d e r G r o ß - C o p h t a , in eine Oper, wozu der Gegenstand vielleicht besser als zu einem Schauspiele getaugt hätte. Capellmeister Reichardt griff sogleich ein, componirte mehreres Einzelne, als: die Baß-Arie: L a s s e t G e l e h r t e s i c h z a n k e n u n d s t r e i t e n . . . G e h , g e h o r c h e m e i n e n W i n k e n 2) . . . Diese reine Opernform, welche vielleicht die günstigste aller dramatischen bleibt, war mir so eigen und geläufig geworden, daß ich manchen Gegenstand darin behandelte. Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften (W 42.1, 83): 1789[:] Der Groß-Cophta . . . Agenda 1789−90 (Tgb 2, 323): Für das nächste Jahr von Joh. 89 − Joh. 90 . . . Die Mystificirten [Groß-Cophta als Oper] . . . An J. F. Reichardt (Braunbehrens 105): Der Druck des Tasso ist durch einen Calender verspätet worden, ich bin nun an Faust; sobald ich diesem Fragment eine Gestalt gegeben habe, soll Conte die Rostro3) an die Reihe kommen.4) An J. F. Reichardt (Br 9, 159): Zu einem deutschen Texte zu einer ernsthaft genannten Oper kann Rath werden, nur müßte ich vor allen 1

) Entstanden 1819. ) Während Reichardts Weimar-Besuch Ende Nov 1789, erhalten nur die Vertonung des zweiten Liedes (s. unter E). 3 ) Die Titel Conte di Rostro u. Conte nur im Briefwechsel mit Reichardt gebraucht. 4 ) Reichardt hatte sich bei einem Besuch in Weimar vom 23. Apr − 5. Mai 1789 durch seine Musik zu Claudine von Villa Bella erfolgreich bei G eingeführt u. war daraufhin in der Nachfolge von Kayser als Komponist des Groß-Cophta vorgesehen. 2

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Dingen näher von dem Bedürfniß Ihres Theaters, vom herrschenden Geschmack, vom Möglichen auf Ihrer Bühne pp. unterrichtet seyn. Man kann, wie Sie wohl wissen, ein solches Werck auf mehr als eine Weise anlegen und ausführen. Der beste Effeckt ist wenn es den Schauspielern recht auf den Leib gepaßt und wenn dem Lieblings Geschmack des Publicums geschmeichelt wird, ohne daß man ihnen das schon Gewohnte bringt. Also erwarte ich darüber mehr. Auch kann ich unter einem Jahre solch ein Opus nicht liefern. Der Conte wird nun bald an die Reihe kommen . . . Dez 10. An J. F. Reichardt (Br 9, 165): Auch mir war es nicht angenehm daß die jovialische Stimmung unterbrochen wurde, die Sie von Ihrer glücklichen Reise in meine kleine Stube brachten.1) Doch dünkt mich das Wölckchen ging bald vorüber und die Tonkunst übte ihre Gewalt aus . . . Jetzt bin ich ganz in der Naturgeschichte, weil ich auf Ostern einen kleinen botanischen Versuch [Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären] herausgeben will, dieser muß noch vor Neujahr fertig, auch der achte Band meiner Schriften ins reine seyn, dann soll mich nichts abhalten den famosen Conte auszustatten, daß er mit Ihnen die Reise ins gelobte Land [Italien] antreten kann.

1790 Aug 31. [Landshut] An Fritz v. Stein (Br 9, 223): In allem Gewühle hab’ ich

angefangen, meine Abhandlung über die Bildung der Thiere zu schreiben,2) und damit ich nicht gar zu abstrakt werde, eine komische Oper zu dichten. Du siehst, daß mein Naturell aushält, ich wünsche dir desgleichen. Okt 25. [Weimar] An J. F. Reichardt (Br 9, 234f.): Ihr Brief,3) mein lieber Reichard, trifft mich in einer sehr unpoetischen Lage. Ich arbeite an meinem anatomischen Werckchen und möchte es gern noch auf Ostern zu Stande bringen . . . Eine große Oper zu unternehmen würde mich jetzt viel Resignation kosten, ich habe kein Gemüth zu allem diesen Wesen . . . An den Conte hab ich nicht wieder gedacht. Es können die Geschöpfe sich nur in ihren Elementen gehörig organisiren. Es ist jetzt kein Sang und Klang um mich her.

1

) Auf einer Reise von Berlin nach München (oder von München zurück) hatte Reichardt Mitte/Ende Nov 1789 kurz in Weimar bei G Station gemacht. Er erhielt bei diesem zweiten Besuch Einsicht in das Conte-Material. 2 ) Reise in das Feldlager nach Schlesien, 26. Juli − Anf. Okt 1790. − Versuch über die Gestalt der Tiere (LA I 10, 74−87). 3 ) Nicht überliefert.

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1791 ⎯

⎯ Campagne in Frankreich1) (W 33, 261−64): [Winteraufenthalt in Wei-

mar] . . . Um aber ganz deutlich zu werden, gedenk’ ich meiner ersten dramatischen Werke, welche, der Weltgeschichte angehörig, zu sehr in’s Breite gingen um bühnenhaft zu sein [Götz, Egmont]; meine letzten [Iphigenie, Tasso], dem tieffsten innern Sinn gewidmet, fanden bei ihrer Erscheinung wegen allzugroßer Gebundenheit wenig Eingang. Indessen hatte ich mir eine gewisse mittlere Technik eingeübt, die etwas mäßig Erfreuliches dem Theater hätte verschaffen können; allein ich vergriff mich im Stoff, oder vielmehr ein Stoff überwältigte meine innere sittliche Natur, der allerwiderspenstigste um dramatisch behandelt zu werden. Schon im Jahre 1785 erschreckte mich die Halsbandsgeschichte wie das Haupt der Gorgone. Durch dieses unerhört frevelhafte Beginnen sah ich die Würde der Majestät untergraben, schon im voraus vernichtet, und alle Folgeschritte von dieser Zeit an bestätigten leider allzusehr die furchtbaren Ahnungen. Ich trug sie mit mir nach Italien und brachte sie noch geschärfter wieder zurück. Glücklicherweise ward Tasso noch abgeschlossen, aber alsdann nahm die weltgeschichtliche Gegenwart meinen Geist völlig ein. Mit Verdruß hatte ich viele Jahre die Betrügereien kühner Phantasten und absichtlicher Schwärmer zu verwünschen Gelegenheit gehabt und mich über die unbegreifliche Verblendung vorzüglicher Menschen bei solchen frechen Zudringlichkeiten mit Widerwillen verwundert. Nun lagen die directen und indirecten Folgen solcher Narrheiten als Verbrechen und Halbverbrechen gegen die Majestät vor mir, alle zusammen wirksam genug, um den schönsten Thron der Welt zu erschüttern. Mir aber einigen Trost und Unterhaltung zu verschaffen, suchte ich diesem Ungeheuern eine heitere Seite abzugewinnen, und die Form der komischen Oper, die sich mir schon seit längerer Zeit als eine der vorzüglichsten dramatischen Darstellungsweisen empfohlen hatte, schien auch ernstern Gegenständen nicht fremd, wie an König Theodor zu sehen gewesen.2) Und so wurde denn jener Gegenstand rhythmisch bearbeitet, die Composition mit Reichardt verabredet, wovon denn die Anlagen einiger tüchtigen Baß-Arien bekannt geworden; andere Musikstücke, die außer dem Context keine Bedeutung hatten, blieben zurück, und die Stelle, von der man sich die meiste Wirkung versprach, kam auch nicht zu Stande. Das Geistersehen in der Krystallkugel vor dem schlafend weissagenden Cophta sollte als blendendes Final vor allen glänzen. Aber da waltete kein froher Geist über dem Ganzen, es gerieth in Stocken, und um nicht

1 2

) Entstanden 1821 u. 1822; zur Datierung s. „Campagne in Frankreich“, EGW 2, 24. ) Il Re Teodoro in Venezia, Oper von G. Casti u. G. Paisiello (1784).

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alle Mühe zu verlieren, schrieb ich ein prosaisches Stück, zu dessen Hauptfiguren sich wirklich analoge Gestalten in der neuen Schauspieler-Gesellschaft vorfanden, die denn auch in der sorgfältigsten Aufführung das Ihrige leisteten. Aber eben deßwegen weil das Stück ganz trefflich gespielt wurde, machte es einen um desto widerwärtigern Effect. Ein furchtbarer und zugleich abgeschmackter Stoff, kühn und schonungslos behandelt, schreckte jedermann, kein Herz klang an; die fast gleichzeitige Nähe des Vorbildes ließ den Eindruck noch greller empfinden; und weil geheime Verbindungen sich ungünstig behandelt glaubten, so fühlte sich ein großer respectabler Theil des Publicums entfremdet, so wie das weibliche Zartgefühl sich vor einem verwegenen Liebesabenteuer entsetzte. Ich war immer gegen die unmittelbare Wirkung meiner Arbeiten gleichgültig gewesen und sah auch dießmal ganz ruhig zu, daß diese letzte, an die ich so viele Jahre gewendet, keine Theilnahme fand; ja ich ergötzte mich an einer heimlichen Schadenfreude, wenn gewisse Menschen, die ich dem Betrug oft genug ausgesetzt gesehen, kühnlich versicherten, so grob könne man nicht betrogen werden. Aus diesem Ereigniß zog ich mir jedoch keine Lehre; das was mich innerlich beschäftigte, erschien mir immerfort in dramatischer Gestalt, und wie die Halsbandsgeschichte als düstre Vorbedeutung, so ergriff mich nunmehr die Revolution selbst als die gräßlichste Erfüllung; den Thron sah ich gestürzt und zersplittert, eine große Nation aus ihren Fugen gerückt und nach unserm unglücklichen Feldzug offenbar auch die Welt schon aus ihren Fugen1) . . . Wie mich aber niemals irgend ein Äußeres mir selbst entfremden konnte, mich vielmehr nur strenger in’s Innere zurückwies, so blieben jene Nachbildungen des Zeitsinnes [Groß-Cophta u. Bürgergeneral] für mich eine Art von gemüthlich tröstlichem Geschäft. März 6. [Weimar] Herder an Knebel (Herder Briefe 6, 228): Er [G] ist auch auf seine Art fleißig u. arbeitet an einem Lustspiel. 20. An F. H. Jacobi (Br 9, 253): Dagegen2) steht mir jetzt eine Beschäfti-

gung vor die desto mehr nach aussen gerichtet ist und nur den Schein zur Absicht hat. Es ist die Oberdirecktion des Theaters das hier errichtet wird.3) Ich gehe sehr piano zu Wercke, vielleicht kommt doch fürs Publikum und für mich etwas heraus. Wenigstens wird mirs Pflicht diesen Theil näher zu studiren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben. Das Übrige mag sich finden. Mai 30. (s. „Cagliostros Stammbaum“: Briefverzeichnis gD, EGW 2, 10)

1

) Das Folgende s. „Der Bürgergeneral“: Campagne in Frankreich gD, EGW 1, 541f. ) Zuvor spricht G über naturwissenschaftliche Arbeiten. 3 ) Eröffnung des Weimarer Hoftheaters 7. Mai 1791. 2

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Mai 30. An J. F. Reichardt (Br 9, 263f.): Im Ganzen, macht mir unser Theater

Juni

Vergnügen, es ist schon um Vieles besser, als das vorige, und es kommt nur darauf an, daß sie sich zusammen spielen, auf gewisse mechanische Vortheile aufmerksam werden und nach und nach aus dem abscheulichen Schlendrian in dem die mehrsten deutschen Schauspieler bequem hinleiern, nach und nach herausgebracht werden. Ich werde selbst einige Stücke schreiben, mich darinne einigermaßen dem Geschmack des Augenblicks nähern und sehen, ob man sie nach und nach an ein gebundenes, kunstreicheres Spiel gewöhnen kann. 1. An F. H. Jacobi (Br 9, 269): Ich habe Lust und Anlaß mancherley zu schreiben, und wenn nur nicht andere Hindernisse dazwischen kommen die mich stören und zerstreuen, so wirst du zwischen hier und Ostern manches erhalten.1) 3. (s. „Cagliostros Stammbaum“: an J. F. Unger [?] gD, EGW 2, 10f.)

Juli

4. An G. J. Göschen (Br 9, 276): Ich . . . werde mehr Veranlassung finden

für das Theater zu arbeiten als bisher. Aug 6. An Fritz v. Stein (Br 9, 279): Ich hätte gewünscht, dich wieder einmal zu sprechen, und zu hören, wie es dir geht. Ich habe dir auch Manches zu erzählen, denn es ist mir Einiges geglückt, das dir auch Freude machen wird . . . Der dritte Akt meines Lustspiels ist auch geschrieben ... [Sept 5.] An Herder (Br 9, 281): Hier schicke ich die letzten zwey Ackte des Groß-Cophta. So möchte ich das Stück heisen wenn du es billigst. Wenn dieser Titel nicht alles sagt, so sagt er doch das meiste und hat was neues und abenteuerliches. Thue an diesen Heften die Liebe wie an den ersten die heut abgehen. Ich dancke dir herzlich für diesen Beystand. 5. Briefverzeichnis (Br 9, 397): [Sendung nach] Berlin [an] Unger2) und [K. Ph.] Moritz Groß Cophta. 10. [Weimar] Knebel Tagebuch (Br 9, 376): Göthens Vorlesung des Gross Kophta im Garten Saal bey Hof Mittags. 12. An C. G. Körner (Br 9, 282): In dieser letzten Zeit habe ich so vielerlei

unternommen und habe selbst in diesem Augenblick noch manches zu thun, was keinen Aufschub leidet, und habe deswegen an meine auswärtigen Freunde wenig denken können. Ich wünsche dagegen daß Ihnen ein Lustspiel: D e r G r o s C o p h t a , welches in der Michaelis

1

) Vermutlich dachte G, neben naturwissenschaftlichen Arbeiten, von denen er Jacobi berichtet, hier auch an den Groß-Cophta (Gräf II 3, 131), zumal im weiteren von Cagliostros Stammbaum die Rede ist. − Folgendes s. „Cagliostros Stammbaum“: an F. H. Jacobi gD, EGW 2, 10. 2 ) Druck-Ms. Akte I−III; s. unten 1791 Sept 26.

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Messe herauskommen wird . . . vergnüglich und nützlich seyn möge. Seyn Sie überzeugt, daß Sie mit zu dem Publico gehören, das ich vor Augen habe, wenn ich arbeite. Sept 26. Briefverzeichnis (Br 9, 397): [Sendung nach] Berlin [an] Unger. Gr. Cophta.1) [Okt]

Nov

[Weimar] K. A. Böttiger Tagebuch (Gerlach − Sternke 34): Man erwartet jetzt ein neues Schauspiel [Der Groß-Cophta] von ihm aufs Theater gebracht zu sehn, worinnen er die geheimen Gesellschaften persiflirt. Aber die Schauspieler sollen sich erst besser eingespielt haben.

6. [Weimar] Caroline Herder an Gleim (Herder Briefe 6, 258): Goethe macht optische Versuche [für Beyträge zur Optik], besucht uns oft u. ist heiter und wohl. Es wird eine Komödie von ihm in Berlin gedruckt, der G r o ß k o p h t a . Lesen Sie sie doch, sobald Sie sie erhalten können. 17. Briefverzeichnis (Br 9, 397): [Brief nach] Berlin [an] Unger2) [wegen]

Empfang des Geldes der Bogen Gr. Cophta. Dez 10. [Weimar] Wieland an K. L. Reinhold (Wieland BriefeAA 11.1, 183): . . . eine gute Gelegenheit [nach Weimar zu kommen] könnte Ihnen G ö t h e s G r o ß - K o p h t a geben, ein Schauspiel, das künftigen Sonnabend [17. Dez] hier zum erstenmahl aufgeführt werden wird. 14. [Weimar] Herder an Wieland (GJb 1889, 337): Es [das Lustspiel Der Groß-Cophta] ist unter allen dramatischen Producten des GR. Goethe dasjenige, das vom Theater herab die meiste Wirkung thun muss, und die Schauspieler werden wenigstens ihr Bestes thun, um so mehr, da er sich selbst viele Mühe giebt sie zu üben und zu instruiren . . . 14. [Weimar] Wieland an K. L. Reinhold (Wieland BriefeAA 11.1, 184f.): . . . empfangen Sie zum voraus meinen Dank für das Vergnügen, so Sie uns künftigen Sonnabend durch Ihren Besuch schenken wollen . . . Der G r o ß - C o p h t a wird das seinige auch dazu beytragen. Wir hören, das halbe Jena werde zur Vorstellung dieses Stücks herüberkommen, von welchem ich selbst sehr viel erwarte, da ich es im Mscpt gelesen habe. Es ist unter allen dramatischen Producten des GR Göthe dasjenige, das vom Theater herab die meiste Wirkung thun muß, und die Schauspieler werden wenigstens Ihr Bestes thun, um so mehr da er sich selbst viele Mühe giebt sie zu üben und zu instruiren. 14. [Weimar] Sophie v. Schardt an C. A. v. Seckendorf (GJb 1904, 81): Nous avons un the´atre qui doit gagner encore sous la direction de mr. Goethe: on va y jouer cette semaine une nouvelle pie`ce qui est sortie de sa plume: Der große Kophta, qui est remplie d’esprit et d’inte´reˆt pour la sce`ne. C’est l’histoire du fameux collier, un peu adoucie, excepte´ pour le fourbe Cagliostro qui y joue le principal ro ˆle. 17. [Weimar] Theaterzettel der Uraufführung (HAAB, M 1102): Mit höchster Erlaubniß wird heute, Sonnabend den 17ten December 1791. auf dem Hof-Theater in Weimar aufgeführet, Zum Erstenmale: Der Groß-Cophta. Ein Original-Lustspiel.3) Personen:

1

) Druck-Ms. Akte IV u. V. ) Nicht erhalten. 3 ) Konzertmeister J. F. Kranz lieferte die Ouvertüre und Musik zum ,Groß-Cophta‘ (E. A. Constantin: Die Vertreter der Musik am Hofe zu Weimar. In: Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasque´. Bd 2, Leipzig 1863, 264). 2

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Der Domherr. Der Graf. Der Ritter. Der Marquis. Die Marquise. Ihre Nichte. Der Oberst der Schweizergarde. Saint Jean, Bedienter des Domherrn. La Fleur, Bedienter des Marquis. Jäck, ein Knabe, Diener der Marquise. Ein Kammermädchen. Gesellschaft von Herren und Damen. Zwey Hofjuweliere. Jünglinge. Kinder. Sechs Schweizer. Bediente.

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Hr. [J. F. K.] Domaratius. Hr. [K. F.] Krüger. Hr. [A. D.] Einer. Hr. [H.] Becker. Mad. Amor [Frau von J. Amor]. Dem. [Christiane] Neumann. Hr. [K. F.] Malcolmi. Hr. [A.] Genast. Hr. Matstedt. Dem. Malcolmi. d. m. Dem. Malcolmi d. j.

. . . Auf dem ersten Platz 12 Gr.[oschen], auf dem zweyten 8 Gr., auf der Gallerie-Loge 4 Gr., auf der Gallerie 2 Gr. Anfang halb 6 Uhr. [Dez 17.] [Weimar] E. Genast, Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers (1. Theil. Leipzig 1862, 87f.): Nach solch günstiger Aufnahme schritt Goethe zur Aufführung eines eigenen Werkes, und der „Großkophta“ wurde am 17. Dezember zum ersten Male gegeben; mit den besten Kräften war das Stück besetzt und das Studium mit großem Eifer und Fleiß vollendet worden, obgleich man voraussah, daß es keinen großen Anklang finden würde. Und so war es auch. Eine achtungsvolle Aufmerksamkeit begleitete, ohne besondere Beifallsbezeugungen, die Darstellung.

[17.]1) [Weimar] F. C. Weidmann: Carl Krüger (BG 4, 133): Hier [in Weimar] verlebte [K. F.] Krüger drey volle Jahre, nutzbringend für seine Kunst, wie keines zuvor . . . Fast den größten Theil jener Rollen, in welchen er damahls erschien, und unter welchen er als G r o ß - K o p h t a , das meiste Aufsehen erregte, studirte er unter Goethe’s eigentlichster Leitung, welcher trotz seiner vielseitigen Geschäfte, sich täglich ein paar Stunden eigends solchen Studien vorbehielt! [17.] [Weimar] A. D. Einer an G, 13. März 1792 (Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von E. Pasque´. Bd 2, Leipzig 1863, 6): Es überfällt mich oft, häufiger im Lesen als beym recitiren eine Beklemmung, ein Zittern, das mich hindert manche Worte für den Moment auszusprechen. Als der „Groß-Cophta“ zum erstenmale gegeben ward fühlte ich diese Schwäche über alle maaßen stark. Wie kränkend mir dieses war habe ich damals in voller Kraft empfunden.

1792 Febr 22. [Unbekannter Verf.:] Kurze Nachrichten (Gothaische gelehrte Zeitungen, Funfzehntes Stück, den 22ten Februar 1792): Das neue Drama des Hrn. geh. Raths von G ö t h e , das in Weimar schon zweymal mit ausserordentlichem Beyfall aufgeführet worden ist, der G r o ß C o p h t a , wird in Berlin bey Unger . . . gedruckt. 1

) BG datiert das Zeugnis: Anf. 1791/Ostern 1795.

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Febr 25. [Weimar] Ch. v. Stein an Charlotte Schiller (Charlotte Schiller 2, 285): Ich habe mir viel Mühe gegeben, den Cophta zu bekommen, um Schillers Wunsch zu erfüllen, aber Goethe gibt ihn nicht, als nur einigen Wenigen, die ihn nicht weitergeben dürfen. Es ist nur ein Exemplar gedruckt und nicht ganz. 27. [Mainz] L. F. Huber an C. G. Körner (Bode 1, 433): Ich höre, daß der „Großkophta“ von Goethe in Weimar aufgeführt worden ist. Hörtest Du nichts weiter davon, und ob er nicht bald zu lesen sein wird? In mir ist die Erwartung, daß die Grenzen der Kunst damit um soviel weiter hinausgerückt sind, und diese Erwartung gibt mir noch immer niemand als Goethe. März 23. [Weimar] K. A. Böttiger Tagebuch (Gerlach − Sternke 65): . . .1) Noch hat Göthe eine Summe in Händen, die er der armen Familie, die durch neueste Schicksale Cagliostros in Rom aller Hofnung beraubt seyn muß, noch zuschicken wird. − Einer aus der Geselschaft glaubt, es sei das Honorar daß Göthe von Unger in Berlin für das M[anu]sc[rip]t des Großkophta erhalten hat. Mir ists auch aus andern Gründen wahrscheinlich und so wäre es in der That höchstsonderbar, daß eine Summe Geldes, die durch ein Schauspiel erworben wurde, das Cagliostros Betrügereien und stirnlose Frechheit geißelt, dieses nähmlichen Cagliostros alter Mutter u. hilfloser Schwester in Palermo zur Erquickung gereichte, und daß beides ein und der selbige Deutsche that.2) Apr

2. An F. H. Jacobi (Br 9, 297): Ein Exemplar meines Cophta erhälst du

auch. Du hast ihn wohl schon gesehen, ich wünsche daß er dich unterhalten habe. 6. [Mainz] G. Forster an F. H. Jacobi (Forster Werke 17, 92): Neulich bin ich indeß so sehr erschreckt worden, wie ein armer Schriftsteller nur erschrecken kann − Göthe schickte mir seinen Groß-Cophta, den er uns schon lange und mit einiger Emphase angekündigt hatte. − Wir waren sehr darauf gespannt, hatten lange, lange kein gutes Buch gelesen. Ich that einen Sprung, als ich das Petschaft aufriß und sah, daß es der Groß-Cophta war. Und nun! o what a falling-off was there!3) Dieses Ding ohne Salz, ohne einen Gedanken, den man behalten kann, ohne eine schön entwickelte Empfindung, ohne einen Charakter, für den man sich interessirt, dieser platte hochadelige Alltagsdialog, diese gemeinen Spitzbuben, diese bloß höfische Rettung der Königin, − doch Ihnen hat er es gewiß auch geschickt, was beschreib’ ich es also noch weiter. Ich habe die Wahl zwischen dem Gedanken, daß er die Leute in Weimar, die ihn vergöttern, zum Besten hat haben, hat sehen wollen, wie weit die dumme Anbetung gehen könne, und dabei das Publicum zu sehr verachtet, um es auch nur mit in Anschlag zu bringen − und dem, daß der Erzbischof von Sevilla im Gilblas hier wieder leibhaftig vor uns steht.4) Geschieht das am grünen Holze, dacht’ ich aber, was wird an so einem dürren Reise, wie ich, geschehen!5) 7. [Mainz] G. Forster an C. G. Heyne (Forster Werke 17, 92): Wir haben in diesen Tagen den Groß-Cophta, ein Lustspiel von Göthe, erhalten; allein hier ist leider alles dahin, was uns sonst an seinen Arbeiten freute; kein Funke Geist, Einbildungskraft, ästheti-

1

) Das Vorausgehende s. in „Cagliostros Stammbaum“: Böttiger Tagebuch gD, EGW 2, 12f. 2 ) Das Folgende s. in „Cagliostros Stammbaum“: Böttiger Tagebuch gD, EGW 2, 13f. 3 ) Shakespeare, Hamlet I 47. 4 ) A. R. Le Sage: Histoire de Gil Blas de Santillane. T. 1−4. Paris 1715−35; in Buch 7, Kap. 3 u. 4 über den von einem Schlaganfall getroffenen Erzbischof von Granada, der nur noch verwirrte Predigten zustandebringt. 5 ) Biblische Wendung, Anspielung auf Lukas 23,31.

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schen Gefühls; alles ist so platt wie der Schamane der Kaiserin von Rußland.1) Ist es möglich, auch dieser Mann hat sich so überleben können? Oder ist das eine Art über die dumme Vergötterung, die Manche ihm zollen, und über die Unempfänglichkeit des Publicums für die Schönheiten seines Egmont, seines Tasso und seiner Iphigenie seinen Spott und seine Verachtung auszulassen? Ich weiß nicht, welches von beiden ich wählen soll. Schade um Druck und Papier!

Apr 12. [Göttingen] C. G. Heyne an G. Forster (Forster Werke 18, 515): Der Groß Cophta hatte also zur Vergrösserung des Ruhms seines Verfassers wenig beygetragen. Daß Goethe das Publicum so verächtlich behandelte u ihn so viel Narrheiten zum Beßten hat, hat mich oft in Unwillen gesetzt. 14. [Mainz] G. Forster an C. F. Voß (Forster Werke 17, 94f.): Ich habe neulich einen Todesschrecken über Goethes neustes Werk, den Gros-Cophta, gehabt. Bewahre mich Gott, daß es mir auch so gehen sollte! Lieber in Zeiten aufgehört, als aus der Höhe, wo Göthe stand, so unter alle Mittelmäßigkeit, zur leersten Schalheit herabgesunken! Ist doch in dem ganzen Stück keine Zeile, die man behalten oder wiederholen möchte, keine Einbildungskraft, kein Dialog, kein Intereße irgendeiner Art! − Ich will hoffen, so lang ich noch fühlen kann, wie dieses Werk gegen Göthens vorige absticht, werde ich meine eigene Arbeit nicht zu hoch schätzen oder doch wißen, was sie eigentlich haben muß, um des Publikums und meiner werth zu seyn. 16. An F. H. Jacobi (Br 9, 298): Zwey Exemplare Cophta gehen heut ab . . . 16. Sft. [unbekannter Rezensent], in: Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung, 16. Apr 1792: Der Mann, der eine lange Zeit von so manchen Blödsichtigen vergöttert, als Wunderthäter verehrt wurde, der Mann, der der Vernunft, und unserm aufgeklärten Zeitalter zum Trotze die Rolle eines außerordentlichen Menschen, eines Thaumaturgen und großen Arztes spielte, und sein Leben so unvermuthet beschloß − mit einem Worte, Cagliostro ist der Held dieses Schauspiels, welches uns auf eine Zeit lang den bisher erschienenen Wust von Familien-Gemählden, weinerlichen Lustspielen und schalen Trauerspielen vergessen läßt. Der Held dieses Stücks spielt hier seine Rolle in Frankreich zur Zeit der berüchtigten Halsbandsgeschichte, welche hier mit einer Feinheit, mit einer Ungezwungenheit auf die Bühne gebracht wird, welche uns entzückt und hinreißt. Die vortrefflichen und meisterhaft gezeichneten Situationen des Schauspiels müssen auf dem Theater von großer Wirkung seyn. Die Charaktere des Grafen, des Domherrn, der Marquise, des Ritters, der Nichte, alle sind mit einer Kraft gezeichnet, angelegt, behandelt und ausgeführt, die um so mehr frappirt, je delikater das Sujet an und für sich selbst ist, und je delikater dieses delikate Sujet behandelt worden ist. Die Scene S. 120. ff. [III, 6] zwischen dem Ritter und dem Grafen führt den Meisterstempel so sichtbar an der Stirne, daß der Meister des Geprägs gar nicht zu verkennen ist, wenn er es auch nicht mit seinem Nahmen bezeichnet hätte. Der Graf expectorirt sich auf eine Art (S. 133.) [III,7], die uns ihn ganz kennen lehrt, und es ist unmöglich bloßer Zufall, daß sogleich nach diesem charakteristischen Selbstgespräche die Feyerlichkeiten der ägyptischen Loge anheben, und daß er sich dann als den ersehnten Groß-Cophta selbst zeigt . . . Hierauf folgt die Kristallscene, nach einer Vorbereitung, in welcher der Graf seinen Schülern die Pforte der geheimsten Kenntnisse, aber auf eine Art eröffnet, nach welcher sie nun so klug sind, wie vorher. Ein frappanter Einfall ist es, wenn der Graf (S. 146.) [W 17, 198] sagt: Die größten Geheimnisse, Wirkungen und Kräfte lagen verborgen in Worten, Kräutern und Steinen, daß die Marquise, welche nun schon im Besitze des Halsbandes ist, vor sich sagt: „In Steinen? Wenn er die meint, die ich in der Tasche habe, so hat er vollkommen recht.“ Das ist eben die listige, feine und verschlagene Frau, die S. 22. [W 17, 130] sagt: „Der verwünschte 1

) Katharina II.: Der sibirische Schaman, ein Lustspiel. St. Petersburg 1786.

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Kerl! Er ist ein Fantast, ein Lügner, ein Betrüger, ich weiß es, ich bin es überzeugt; und doch imponirt er mir.“ Es fehlt hier am Raume, mehr über dieses vortreffliche, unterhaltende Stück sagen zu können; aber wie bald wird es nicht in Jedermanns Händen sein! Und den guten Bühnen Deutschlands wäre es nicht zu verzeihen, wenn sie uns die Darstellung eines solchen Meisterwerkes lange vorenthalten wollten.

Apr 20. [Mainz] Caroline Böhmer an Luise Gotter (Caroline 1, 252): . . . der groß Cophta muß noch den seinigen [Platz] haben, und der muß recht weit und breit seyn, denn es ist die Art leerer Helden, vielen einzunehmen. Ich bitte Dich, wie komt er Euch denn vor? Forster bekam ihn am ersten Aprill von Göthe geschickt, und that einen Sprung vom Stuhl auf, als wäre sein Heiland gekommen − denn wer würde da nichts Gutes erwarten, sey es auch in der simpelsten unscheinbarsten Einkleidung − aber diese da − diese so ganz unbedeutende Behandlung, wo beynah muthwillig alle benuzbarn Situationen weggeworfen sind − ein bloßes Gelegenheitsstück − mich deucht, es kann nur auf d i e Wirkung thun, auf welche Cagliostro selbst Wirkung gehabt hätte, als der plumpe Betrüger, wie er hier erscheint − und das ist ja wohl eine Art von Lob für das Stück. Göthe ist ein übermüthiger Mensch, der sich aus dem Publikum nichts macht, und ihm giebt was ihm bequem ist. Schreib mir doch ja, ob es ein andres Urtheil über die Sache giebt. In der Vorstellung nahm sichs, mit Hülfe der aegyptischen Loge, wohl beßer aus. Mai 11. [Anonym. Rez.] Annalen des Theaters. Zehntes Heft. Berlin. 1792, S. 81: Etwas von der Franz Secondaschen Gesellschaft. Leipzig, den 15ten May 1792 − Den 11ten der Groß-Cophta, L. in 5. A. von Göthe. Trotz dem, daß keine Kosten gespart wurden, dies Stück [in Leipzig] so brillant als möglich vorzustellen, und ohnerachtet aller Mühe die sich die Schauspieler damit gaben, wollte es dennoch nicht gefallen. 12. [Weimar] Caroline Herder an Friederike Brun (Herder Briefe 6, 266): Haben Sie seinen GrosCophtha gelesen? was sagt der Bruder dazu? ist es nicht eine herrliche Darstellung aller Cophtha’s − u. eine Warnung der Getäuschten. 13. [Anonym. Rez.] Annalen des Theaters. Zehntes Heft. Berlin. 1792, S. 81: Etwas von der Franz Secondaschen Gesellschaft. Leipzig, den 15ten May 1792 − Den 13ten May wurde der Groß-Cophta zum Beschluß [in Leipzig] wiederhohlt, und nun brach das allgemeine Mißvergnügen über dieses Produkt laut aus. Eine halbe Stunde vor der gewöhnlichen Zeit, wo angefangen wird, rief das Publikum einstimmig: ein andres Stück! Sie wollten nemlich den Groß-Cophta nicht mehr sehen, so daß Hr. Opitz sich genöthigt sah, hervorzutreten, die Unmöglichkeit in der Geschwindigkeit ein andres Stück zu geben, vorzustellen, und das Publikum wieder zu besänftigen. 14. [Weimar] Herder an J. G. Müller (Herder Briefe 6, 269): Haben Sie Göthens GroßKophta gelesen? Lesen Sie ihn ja! 18. [Mainz] G. Forster an F. H. Jacobi (Forster Werke 17, 117): Die altgriechische, Aristophanische Deutlichkeit (alias Plattheit) ist wohl zuverlässig das Modell, welches dem Verfasser des Groß-Cophta vorgeschwebt hat, und diese Erklärung ist mir lieber, als wenn ich glauben müßte, er habe sein Publicum verspottet. Allein die Scherze des Histrionen [Komödiendichters] hatten wenigstens ihre Beziehung auf die Zeitgenossen und würzten sein Drama mit bitterer Satyre; was hat der Groß-Cophta zum Ersatz? Juni

3. [Mainz] L. F. Huber an C. G. Körner (Bode 1, 439): Sag mir doch um Gottes willen, ob wir schon vom „Großkophta“ zusammen gesprochen haben und wie Du Dir das reimst! Jacobi in Düsseldorf glaubt, daß Goethe de bonne foi gewesen ist und etwas von aristophanischer, griechischer Komödie im Kopf gehabt hat. Also in der Komödie ein Gegenstück zur „Iphigenie“ in der Tragödie! Aber das genügt mir doch nicht. ?

16. An C. G. Körner (Br 9, 308f.): [F. W.] Facius bringt Ihnen von meinen

neusten Schriften etwas mit.

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Juni 25. (s. „Cagliostros Stammbaum“: an G. Forster gD, EGW 2, 14) Juli

3. [Anonym. Rez.] Neue nürnbergische gelehrte Zeitung. LIII. St. Dienstag den 3. Julius 1792: Goethe’s neue Schriften. Erster Band. Mit einem Kupfer. Berlin bey J. F. Unger 1792 Dieser erste Band der neuen Schriften enthält 1) den Groß-Cophta: ein Schauspiel in fünf Aufzügen, das auch besonders zu haben, und nichts anders ist, als die berüchtigte Halsbandgeschichte, von einem Meister dramatisirt. Der Graf oder vorgebliche Großcophta, welcher die Hauptrolle spielt und der Geist der ganzen Handlung ist, ist Cagliostro, der Domherr ist der Cardinal, der Marquis und die Marquise sind die de la Motte’s, und ihre Nichte die Oliva. Nur die Katastrophe weicht von der Geschichte ab. Wenn vielleicht ein Theil des Publikums dieses Schauspiel nicht so ganz anziehend finden sollte, als seine gespannte Erwartung hoffte, so mußte die Ursache blos darinn liegen, daß die ganze Intrigue nebst ihrer Entwicklung aus der Geschichte unserer Tage zu bekannt ist, und daher das Interesse in einer geringern Spannung erhalten wird, obgleich der Rec. gestehen muß, daß es bey ihm eine ganz entgegengesetzte Wirkung gethan hat; denn eine Geschichte unserer Tage, die so viel Aufsehen gemacht hat, von einem solchen Menschenkenner und Dichter gemahlt zu sehen, ist sicher eben so anziehend, als eine Geschichte aus der Phantasienwelt. Ueberdieß ist dieses Schauspiel auch sehr lehrreich für unsere ganze Mitwelt, die sich so gerne von unbekannten Führern gängeln läßt, und mit Weltreformationsplanen, deren Hauptzüge aus leeren Modeworten bestehen, eben so ernstlich, wie das Kind mit der Puppe, spielt. Tiefe Blicke in das menschliche Herz und die geheimen Triebräder desselbigen, eine reine klassische Sprache, feste Charakterschilderung und ein passender Dialog wird jeden Kenner befriedigen. Wie schön sagt nicht S. 21. [W 17, 129] der Graf zu der Gräfin und ihrer Nichte: „Wenn ihr nach Hause fahrt, werdet ihr linker Hand das erste Viertel am klaren Himmel erblicken; dann sprecht untereinander: seht, wie zierlich es dasteht! welches gemässigte Licht! welche schöne Taille! welche Sittsamkeit! das wahre Bild einer liebenswürdigen heranwachsenden Jungfrau. Erblickt ihr künftig den Vollmond, so ermahnt euch unter einander, und sprecht: wie schön glänzt das Bild einer glücklichen Hausfrau! sie wendet ihr Gesicht gerade ihrem Manne zu; sie fängt die Strahlen seines Lichtes auf, die sanft und lieblich von ihr wiederglänzen.“ Die Maschine, durch welche der Graf (Cagliostro) seine Anhänger zu dem blindesten Glauben und Gehorsam bewegt, ist das Versprechen, ihnen den Groß-Cophta zu zeigen, und von diesem sagt er: [W 17, 135] „In ewiger Jugend wandelt er schon Jahrhunderte auf diesem Erdboden. Indien, Egypten ist sein liebster Aufenthalt. Nackt betritt er die Wüsten Lybiens; sorglos erforscht er dort die Geheimnisse der Natur. Vor seinem gebieterisch hingestreckten Arm stutzt der hungrige Löwe; der grimmige Tiger entflieht vor seinem Schelten, daß die Hand des Weisen ruhig heilsame Wurzeln aufsuche, Steine zu unterscheiden wisse, die wegen ihrer geheimen Kräfte schätzbarer sind, als Gold und Diamanten.“ Von dem Grafen selbst macht der Marquis [die Marquise] folgende Schilderung: [W 17, 148] „Er ist kein gemeiner Schelm. Er ist so unternehmend und gewaltsam als klug, so unverschämt als vorsichtig; er spricht so vernünftig als unsinnig; die reinste Wahrheit und die gröbste Lüge gehen schwesterlich aus seinem Munde hervor. Wenn er aufschneidet, ist es unmöglich zu unterscheiden, ob er dich zum Besten hat, oder ob er toll ist. − Und es braucht weit weniger, als das, um die Menschen verwirrt zu machen.“ − Die Scene [II, 6] mit der Nichte, S. 87 die aus Furcht vor den Geistern ihre Nichtunschuld gesteht, ist sehr lustig und fein angelegt; sehr vortreflich aber die Scene zwischen dem Grafen und dem Ritter, einem feurigen und edlen jungen Mann, der gerade zu der Zeit, da er sich den Schlingen des Betrügers entrissen hat, sich auf einmal durch eine unerwartete listige Wendung desselbigen abermals bestrickt sieht. Feierlich lustig ist diejenige, wo der Graf selbst, unter einem grossen mystagogischen Gepränge, sich seinen anbetenden und erwartungsvollen Verehrern als der leibhafte Großcophta zeigt. Sie geht in einer egyptischen Loge vor. Aussen singt ein Chor der Jünglinge und Kinder [W 17, 192]: „Klein und ärmlich, wie die Zwerge Tief umhüllt

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von Rauch und Wahn, Stehn wir vor dem heilgen Berge − Geister − dürfen wir hinan? Ein Chor von innen antwortet: „Bringet Ernst zur ernsten Sache, Kommt zum Licht aus Dunst und Wahn. Daß der Cophta nicht erwache − Leise, leise tretet an. Auf dieses Schauspiel folgt 2) des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie. Dieses ist ein sehr wichtiger Aufsatz . . .

Juli 10. [Anonym. Rez.] Annalen des Theaters. Zehntes Heft. Berlin 1792, S. 102: Ueber die Sommervorstellungen der Franz Secondaschen Gesellschaft. Prag, den 4ten September 1792 Den 10ten [Juli] der Groß-Cophta [in Prag] von Göthe; erlebte das nehmliche Schicksal wie in Leipzig und fiel gänzlich durch. 23. [C. A. Vulpius: Rez.] Erfurtische gelehrte Zeitung, Fünf und dreyßigstes Stück, am drey und zwanzigsten Julii, 1792: Berlin. Bey Joh. Friedrich Unger: Der Groß-Cophta. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen, von Göthe 1792. Eine bekannte Begebenheit, die in einem auswärtigen Reiche vielleicht nicht viel weniger Aufsehen, als bey uns selbst erregte, welche die Federn der Zeitungsschreiber und Schriftsteller vor ein paar Jahren so sehr in Bewegung setzte und auf welche ganz Europa aufmerksam gemacht wurde, − mit Einem Worte, die berüchtigte H a l s b a n d g e s c h i c h t e , wird in diesem Stücke dramatisch und mit einer Delikatesse behandelt, wie sie von dem Verfasser ganz zu erwarten war. Der Abentheurer aus Palermo, spielt in dem Schauspiele, wie schon der Titel desselben zeigt, eine Hauptrolle, und die Lächerlichkeiten und Nichtigkeiten seiner Geheimnisse, seine mystischen Narrheiten, sein feiner Spekulationsgeist, seine Arroganz etc. werden in ein Licht gesetzt, in welchem sie billig zu stehen verdienten. − „Der verwünschte Kerl!! − sagt S. 22 [W 17, 130] die Marquise; − Er ist ein Fantast, ein Betrüger: ich weis es, ich bin überzeugt, und doch imponirt er mir.“ − Diese Rede schildert ihn und die Situation seiner Freunde ganz, und ist die gültigste Paraphrase seines Betragens und Benehmens gegen alle die, welche mit ihm umgiengen. Das ist der Mann, der, als die Schweizer ihn vor sich hertreiben, sich S. 220 [W 17, 238] selbst schildert und sagt: „Mir so zu begegnen! Dem G r ö ß t e n aller S t e r b l i c h e n ! Wißt, ich bin Conte di Rostro (dieses ist sein Schauspielername), di Rostro impudente, ein ehrsamer, überall verehrter Fremder, ein Meister aller geheimen Wissenschaften, ein Herr über die Geister.“ − − Als Schauspiel betrachtet, hat dieses Stück ungemein frappante, feine, launichte, witzige und selbst sehr belehrende psychologische Szenen, welche auf dem Theater von großer Wirkung seyn müssen. In dem Ganzen herrscht eine unbeschreibliche Delikatesse, ein Ausdruck in dem was gesagt wird, der eben so angemessen, als hinreichend ist, eine genaue Bekanntschaft mit dem Unsinnskrämereyen, der Etourderie, List, Gewandheit, dem mystischen Bombast, der frappanten Feyerlichkeit, der Aengstlichkeit und Leichtglaubigkeit der handelnden Personen, welche die Ausführung desselben in das brillanteste Licht setzt. − Doch wozu noch viel Gesagtes, über ein Meisterstück der Dichtkunst, welches jedermann selbst begierig lesen wird? 29. An J. F. Reichardt (Br 9, 323): Es freut mich, daß Sie Ihre alte Nei-

gung zum Cophta noch nicht verlohren haben, und daß Ihnen die Vorstellung in Lauchstädt [am 15. Juli] nicht ganz mißfallen hat, ich werde es wenigstens alle Jahre einmal als ein Wahrzeichen aufführen lassen.1) Die übrigen deutschen Theater werden sich aus mehr als einer Ursache davor hüten. Wie leicht würde es nun seyn eine Oper daraus zu machen, da man nur auslassen und reimen dürfte, man brauchte, weil die Geschichte bekannt ist, wenig Exposition, und weil das Lustspiel schon 1

) Geschah nicht.

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Commentar genug ist, wenig Ausführlichkeit. Allein da man das deutsche Theater und Publikum von innen und von außen kennt, wo soll man den Muth hernehmen auch nur zu einer solchen Arbeit und sollten Sie Ihre Bemühungen abermals verlieren, wie es bey Erwin und Elmire und bey Claudinen gegangen ist, die man auf keinem Theater sieht; die politischen und Autor-Verhältnisse, welche der Aufführung des Großcophta entgegen stehen, würden eben so gut gegen die Oper gelten und wir würden einmal wieder einen Stein in den Brunnen geworfen haben.1) Juli 29. [Mainz] Caroline Böhmer an F. L. W. Meyer (Caroline 1, 260): Jetzt sind Sie wohl mit deutscher Litteratur wieder vollkommen vertraut? . . . Göthens Gros-Cophta ist im Schlafe gemacht − sein Genius hat wenigstens nicht Wache dabey gehalten. Aug ⎯ [Weimar] Ch. v. Stein an Charlotte Schiller (Charlotte Schiller 2, 286f.): Hier überschicke ich Ihnen . . . den Cophta. Weil ich der Herzogin gesagt, Schiller wünschte ihn zu lesen, hat sie mir ihn, sobald als sie ihn erhalten, für Schiller geliehen. Ich bin neugierig, was er darüber sagt; für mich hat das Stück kein Interesse. Nicht einmal den Ritter läßt er ganz rein und das ohne Noth: man mag doch wenigstens auf der Bühne noch gerne solche Charaktere sehen, eben je weniger sie vielleicht im wirklichen Leben zu finden sind. 12. [Mainz] Caroline Böhmer an F. L. W. Meyer (Caroline 1, 265): Nein, gegen die Natur hat er im Gros Cophta gewiß nicht gesündigt. Ungerechter! Göthe hat auch sonst nur gewöhnliche Menschen − keine in die Höhe geschraubten Posas − und die liebte ich . . . aber der Gr. C. ist ein plattes Gelegenheitsstück − als Schauspiel hat er die Situationen, die es wirklich anbot, darinn zu nuzen vergeßen − als Geschichte ists im Ganzen doch Lüge . . . Sept 8. [Anonym. Rez.] Neueste Critische Nachrichten für das Jahr 1792, Sieben und dreißigstes Stück, Greifswald, 8. Sept 1792: Goethe’s neue Schriften. Erster Band, mit einem Kupfer. Berlin 1792. Dieser Band enthält: 1. Groß-Cophta, ein Lustspiel in 5 Aufzügen. Es ist die Geschichte des betrügerischen Cagliostro und der de la Motte, in Verbindung mit der bekannten französ. Halsbandsgeschichte, sehr natürlich dialogisirt und charakterisirt, nur daß der Knoten, der sich in der Entdeckung und Bestrafung der Betrüger und Betrogenen auflöst, hier etwas anders entwickelt oder motivirt wird. Okt Nov

3. (s. „Cagliostros Stammbaum“: Lavater an G gD, EGW 2, 14) 9. [Anonym. Rez.] ALZ, Bd 4, Nro. 294, 9. Nov 1792, S. 287f.: Berlin b. Unger: Göthe’s neue Schriften. Erster Band, mit einem Kupfer. 1792 Die Linie, die Apelles in Parrhasius Abwesenheit an dessen Staffeley entwarf, war ein Einfall des Künstlers, den sein Zunftgenosse wohl verstand.2) Wenn er aber dem Parrhasius ein Gemälde von seiner Hand, eine Composition von seinem Geist angekündigt hätte, und statt dessen nichts 1

) Das Folgende s. in „Die Aufgeregten“: an Reichardt gD, EGW 1, 158. ) Der metaphorische Verweis auf die antike Malerei, mit dem die Besprechung unvermittelt einsetzt, bereits in der Rez. der Ausg. S unmittelbar vorangehend, offenbar vom selben Verf. (ALZ ebd. 282): Ohne die alte Sage von der Linie, durch welche sich Apelles auf Rhodos dem Parrhasius kund machte, kritisch zu beleuchten, können wir ihren Sinn auf die Sammlung von Göthes Schriften [Ausg. S] allegorisch anwenden. Das Publikum hat sich in einer Art von Verlegenheit befunden, was es aus einigen dramatischen Kleinigkeiten . . . eigentlich machen sollte. Wir glauben, daß in jeder, selbst der unbeträchtlichsten, wenigstens die Linie des Apelles zu erkennen ist: die Ruhe, die Einfachheit, die Selbstbeherrschung, welche sogar der Schönheit nicht bedarf, um dem Kunstverwandten anschaulich zu werden.

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zu schauen gewesen wäre, als die trockne dürre Linie; so möchte Parrhasius ungefähr folgendermaassen gesprochen haben: „Lieber Bruder, wie hast du das gemeynt? Du kennst die Freude, die ich und unser kunstliebendes Volk an deinen Werken haben. Für blinde Thoren, die auf deinen Namen hin, die leere Leinwand in deiner Werkstatt, wenn du es ihnen sagst, für die Zerstörung von Troja oder für das Urtheil des Paris ansehen, hast du ja nicht gearbeitet. Farben, so sanft gemischt, so leicht und duftig aufgetragen als nur du es verstehst, aber doch Farben suchen wir an deinem Gemälde; deinen Geist, deinen ruhigen, schwebenden, nie hingerissenen Geist, aber doch Geist erwarten wir in deiner Zusammenstellung, deinen Figuren, deiner Handlung. Nichts zu viel: dieses Gesetz, diese weise, übersehende, bereichernde Sparsamkeit deiner Phantasie haben wir immer geehrt. Aber lieber Bruder, auch nichts zu wenig! Sonst ziehe ich ein Problem des Euklides einem Kunstwerke vor.“ Wir würden begierig gewesen seyn, des Apelles Antwort hierauf zu vernehmen. Auf das Lustspiel: der Gross-Cophta folgen zwey prosaische Aufsätze, Erläuterungen über Cagliostro’s Familie, und die bereits vor ein paar Jahren einzeln herausgekommene Beschreibung des Römischen Carnevals . . .

[Nov]

[Nov]

Campagne in Frankreich1) (W 33, 195): [Düsseldorf, Pempelfort] . . . War ich nun schon mit meinen sieben Brüdern [Reise der Söhne Megaprazons] übel angekommen, weil sie Schwester Iphigenien nicht im mindestens glichen, so merkt’ ich wohl daß ich die Freunde [JacobiKreis] durch meinen Groß-Cophta, der längst gedruckt war, sogar verletzt hatte; es war die Rede nicht davon und ich hütete mich sie darauf zu bringen. Indessen wird man mir gestehen, daß ein Autor, der in der Lage ist seine neusten Werke nicht vortragen oder darüber reden zu dürfen, sich so peinlich fühlen muß wie ein Componist der seine neusten Melodien zu wiederholen sich gehindert fühlte. [Pempelfort] Künstlers Fug und Recht2) (W 2, 192ff.): Ein frommer Mahler mit vielem Fleiß Hatte manchmal gewonnen den Preis, Und manchmal ließ er’s auch geschehn, Daß er einem Bessern nach mußt’ stehn; Hatte seine Tafeln fortgemahlt, Wie man sie lobt, wie man sie bezahlt. Da kamen einige gut hinaus; Man baut’ ihn’n sogar ein Heiligenhaus. Nun fand er Gelegenheit einmal, Zu mahlen eine Wand im Saal;

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) Entstanden 1820, 1821 u. 1822; zur Datierung s. „Campagne in Frankreich“, EGW 2, 24. − Aufenthalt bei Jacobi in Pempelfort 6. Nov − 4. Dez. 2 ) G’s Gedicht, veranlaßt durch Jacobis Ablehnung des Groß-Cophta (Gräf II 3, 135; so bereits Riemer, Mittheilungen 1, 67 u. 2, 579f.), aus K. A. Böttigers Nachlaß, ursprünglich überschrieben: Fabula narratur (W 2, 344); s. Böttigers Schilderung unten 1795 Aug 2. Hälfte.

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Mit emsigen Zügen er staffirt, Was öfters in der Welt passirt; Zog seinen Umriß leicht und klar, Man konnte sehn, was gemeint da war. Mit wenig Farben er colorirt, Doch so, daß er das Aug’ frappirt. Er glaubt’ es für den Platz gerecht Und nicht zu gut und nicht zu schlecht, Daß es versammelte Herrn und Fraun Möchten einmal mit Lust beschaun; Zugleich er auch noch wünscht’ und wollt’, Daß man dabei was denken sollt’. Als nun die Arbeit fertig war, Da trat herein manch Freundespaar, Das unsers Künstlers Werke liebt, Und darum desto mehr betrübt, Daß an der losen leidigen Wand Nicht auch ein Götterbildniß stand. Die setzten ihn sogleich zur Red’, Warum er so was mahlen thät’, Da doch der Saal und seine Wänd’ Gehörten nur für Narrenhänd’; Er sollte sich nicht lassen verführen Und nun auch Bänk’ und Tische beschmieren; Er sollte bei seinen Tafeln bleiben Und hübsch mit seinem Pinsel schreiben; Und sagten ihm von dieser Art Noch viel Verbindlichs in den Bart. Er sprach darauf bescheidentlich: Eure gute Meinung beschämet mich. Es freut mich mehr nichts auf der Welt Als wenn euch je mein Werk gefällt. Da aber aus eigenem Beruf Gott der Herr allerlei Thier’ erschuf, Daß auch sogar das wüste Schwein, Kröten und Schlangen vom Herren sein, Und er auch manches nur ebauchirt, Und gerade nicht alles ausgeführt (Wie man den Menschen denn selbst nicht scharf Und nur en gros betrachten darf):

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So hab’ ich als ein armer Knecht Vom sündlich menschlichen Geschlecht Von Jugend auf allerlei Lust gespürt Und mich in allerlei exercirt, Und so durch Übung und durch Glück Gelang mir, sagt ihr, manches Stück. Nun dächt’ ich, nach vielem Rennen und Laufen Dürft’ einer auch einmal verschnaufen, Ohne daß jeder gleich, der wohl ihm wollt’ Ihn ’nen faulen Bengel heißen sollt’. Drum ist mein Wort zu dieser Frist Wie’s allezeit gewesen ist: Mit keiner Arbeit hab’ ich geprahlt Und was ich gemahlt hab’, hab’ ich gemahlt.1)

1793 ⎯

⎯ I. [unbekannter Rezensent], in: Neue allgemeine deutsche Bibliothek, 5. Bd, 1. St., 1793, S. 293f.: Göthe’s neue Schriften. Erster Band. Mit einem Kupfer. Berlin, bey Unger. 1792 Zuerst: der Groß-Cophta, ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Der Stoff desselben ist die bekannte Halsbandsgeschichte, in welcher auch hier Cagliostro die Hauptrolle spielt. Die Täuschungen dieses berüchtigten vorgeblichen Grafen durch Geisterseherey, seine imponirende Täuschung fast aller, die irgend in seinen Wirkungskreis geriethen, und die Charaktere der Personen, die an jener Unterhandlung wegen des Halsbandes Theil nahmen, findet man hier so lebendig und treffend dargestellt, wie sichs von einem so bewährten Meister in der dramatischen Kunst erwarten ließ. Ohne diese und manche andere Schönheiten dieses Schauspiels, und vornehmlich die darin überall sichtbare Herzenskunde des Verf. zu verkennen, gesteht indeß Rec. offenherzig, daß er diese Arbeit nicht für [ein] Meisterwerk dieses Dichters halten kann, und daß er von der theatralischen Vorstellung dieses Stücks keine sonderliche Wirkung hoffen würde. Den Leser befriedigt es gewiß weit mehr; obgleich auch dieser schon sein Interesse nicht überall gleich lebhaft erhalten fühlen würde. Es gehört vielmehr dazu schon ein eignes Interesse an Gegenständen, die jetzt schon lange nicht mehr in dem Grade, wie vor einigen Jahren die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigen, um manche hier vorkommende Scenen, z. B. die Katechisirungen des Grafen mit seinen Eingeweihten, nicht kalt und ermüdend zu finden; und auf die Katastrophe der sichtbaren Erscheinung des Groß-Cophta − der am Ende kein andrer, als der gräfliche Betrüger selbst ist − so neugierig zu werden, als die darauf vertrösteten Personen des Stücks selbst. Mehrere Reden und Monologen dieser letztern sind auch wohl offenbar zu lang, zu unleidenschaftlich und deklamatorisch. Auch wird die Aufmerksamkeit des Lesers und Zuschauers nicht einzig und anhaltend genug auf die Haupthandlung hingezogen, deren Entwickelung, durch die Gefangennehmung der in den Handel verwickelten Personen, auch nicht so ganz natürlich scheint herbey geführt zu seyn. Der Charakter der Nichte interessirt wohl unstreitig am meisten, und auf die Zeichnung desselben scheint der Verf. den meisten und glücklichsten Fleiß gewandt zu haben. Das zweyte Stück dieses 1

) Selbstbewußte Variation der biblischen Pilatus-Worte Joh. 19,22: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

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Bandes, welches man als Beylage zu dem eben gedachten Schauspiele ansehen kann, ist: des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum . . .

Jan

[St. Aubin] Therese Huber an J. Sarasin (Heuser 1, 264f.): Wollen Sie . . . mir durch Mitte Thurneisen1) Göthens sämmtliche Schriften, die 8 Bände [Ausg. S, Leipzig 1787−90] verschaffen . . . In diese Werke begreif ich aber nicht die neue Liefrung die den Groß Kophta enthält.2)

1794 ⎯

⎯ [Anonym. Rez.] Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. Leipzig. 1794. 54. Bd, 1. St., S. 58−76: Goethe’s neue Schriften. Erster Band mit einem Kupfer (dem Stammbaume Cagliostro’s) Berlin 1792 Der Groß-Cophta ist die poetische Erklärung jener räthselhaften Begebenheit, welche im Jahre 1786. in ganz Europa ein so großes, ein so außerordentliches Aufsehn verursachte. Das Interesse, welches man an dieser berüchtigten Halsbandgeschichte nahm, über die man so verschiedentlich urtheilte, und welche noch jetzt mit einem dichten Schleyer bedeckt ist, entsprang aus mehr als Einer Quelle. Aber den vorzüglichsten Antheil an demselben hatte doch die Wichtigkeit der Personen, die sie betraf. Ein ungeheurer Betrug war begangen worden; aber auf wessen Rechnung er eigentlich geschrieben werden müßte, und für wen er begangen worden sey, blieb ungewiß. Es war allerdings etwas Merkwürdiges, einen Prinzen von Geblüte, einen Cardinal und Erzbischof, eines Betrugs wegen, bey welchem er der leidende Theil war, in der Bastille zu sehn; aber was diesem Umstand eine größere Wichtigkeit gab, war das Verhältniß der Königinn zu dem Cardinal, und der thätige Antheil, welchen ihr die Malignität des Publikums an dieser Begebenheit beylegte. Noch kam endlich ein Mann in’s Spiel, welcher schon geraume Zeit vorher, durch sein geheimnißvolles Betragen, seine angeblichen Wunderkuren und die Mysterien, deren Stifter er war, die Aufmerksamkeit der Welt in einem hohen Grade gereizt hatte. Diese Verbindung solcher Personen bey einem solchen Gegenstande war es also, was die Neugierde damals auf das höchste spannte. Das Interesse war an die Personen geknüpft; und wenn man die Art des Betrugs zu wissen begierig war, so geschah dieses wohl vorzüglich darum, weil man nur auf diese Weise den Antheil erfahren konnte, welchen jede Person an dem Vorgange genommen hatte. Dieses Interesse war also nur subjectiv, und es mußte bey der dichterischen Behandlung der Begebenheit durch ein anderes und allgemeineres ersetzt werden. Wir wollen sehn, welche Mittel der Dichter hiebey in Bewegung gesetzt hat. Dadurch, daß in diesem Stück das Werden, nicht der Erfolg des Betrugs gezeigt wird, ist der ganze Gesichtspunkt verändert worden. Hier ist kein Cardinal, der in der Bastille seine Leichtgläubigkeit bereut; keine Königinn, welche für ihren Ruf besorgt zu seyn Ursache hat; kein Wunderthäter, der sich durch alle magischen Künste weder befreyen noch reinigen kann; es ist also, mit Einem Wort, gar nicht mehr dieselbe Begebenheit, an welcher das Publikum Antheil genommen hatte, sondern dasjenige, was diese Begebenheit veranlaßte. Der Dichter hat den Schleyer aufgehoben, der dieselbe bedeckte; wir unterscheiden nun Schuldige und Unschuldige; wir lernen den Antheil eines jeden an dem Betruge kennen. Aber ist nun unsre Neugierde befriedigt? Keinesweges. Diese kann nur durch den Geschichtschreiber, durch beurkundende Actenstücke befriedigt werden. Der Dichter hat nur eine von den hundert möglichen Auflösungen des Räthsels ersonnen und aufgeführt. Wer mag behaupten, daß er gerade die wahre getroffen habe? Doch was liegt daran, wie viel oder wenig, oder ob überhaupt etwas aus der wirklichen Welt 1 2

) H. J. Thurnrneisen, Verlagsbuchhändler u. Buchdrucker in Basel. ) s. auch unten 1808 Juni 12.: Therese Huber an Usteri.

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einem Schauspiel zum Grunde liegt? Jeder Stoff steht dem Genie zu Gebot, und hat es denselben einmal dem Zweck seiner Kunst gemäß bearbeitet, so ist er sein volles und rechtmäßiges Eigenthum. Wir wollen also immer an die würkliche Geschichte gar nicht mehr denken, und uns nur mit dem beschäftigen, was der Dichter vor unsern Augen geschehen läßt. Als wir dieses Stück zum erstenmal lasen, fühlten wir eine gewisse Leerheit, die uns in einem Werke dieses Dichters doppelt befremdete. Jeden Augenblick wären wir bereit gewesen, das Buch zuzumachen, so gering ist die Erwartung des Ausgangs, so schwach die Thätigkeit der handelnden Personen. Wir blieben in einem vollkommen gleichgültigen Zustand; und bey jeder Wiederholung dieser Lektüre kehrte dieselbe Empfindung zurück. Diejenigen, die den Groß-Cophta haben aufführen sehn, versichern dasselbe gefühlt zu haben. Woran hat es denn der Dichter fehlen lassen? Zuerst an der Verwicklung. Eine abgefeimte Betrügerinn überlistet einen schwachen, im höchsten Grade leichtgläubigen, und von Liebe und Ehrgeiz geblendeten Mann. Dieser Mann setzt nicht das mindeste Mißtrauen in ihre Versprechungen und Nachrichten. Die Fäden des Netzes sind nicht sehr fein gesponnen; aber er ist so frey von Verdacht, daß er auch das Sichtbarste nicht sieht, sondern mit offnen Augen in die Schlinge läuft. Wir haben also nicht einmal das Vergnügen, die Ressourcen der List entwickelt zu sehn. Alles geht von Statten, ohne Widerstand; die Anlegung des Plans und die Ausführung ist gleichsam nur eins. Ein Unternehmen aber, dem sich keine Schwierigkeiten entgegensetzen, läßt uns gleichgültig, wie kühn oder unverschämt es auch an sich immer seyn mag. Wir wollen Leben und Thätigkeit in den Handlungen sehn, um selbst in Leben und Thätigkeit erhalten zu werden. Zweytens. Der Mangel an Bewegung − eine Folge des glücklichen und ungehinderten Fortganges der Unternehmung − wird um desto fühlbarer, je mehr der Dichter Fäden angesponnen, je mehr er demnach die Erwartung einer ausgezeichneten Thätigkeit erregt hat. Wie viel hatten wir nicht von einem dreyfachen Liebeshandel und einem dreyfachen Betrug zu erwarten? Worauf mußten wir nicht bey einer Handlung vorbereitet seyn, in welcher ein Weib, wie diese Marquise, und ein Mann, wie dieser Graf, die Hauptrollen spielen? Aber die Fäden sind nur angesponnen, nicht ausgesponnen. Der Dichter hatte des Stoffes zu viel unter den Händen, um ihm d i e Vollkommenheit geben zu können, die er haben müßte, wenn er Vergnügen und Theilnahme erregen sollte. Drittens. So gleichgültig uns die Handlung läßt, eben so gleichgültig lassen uns auch die handelnden Personen. Der Mittelpunkt der ganzen Intrigue ist der Domherr. (der Cardinal.) Von jedermann betrogen, glaubt er schon seine Wünsche erfüllt, und des Besitzes eines längst gehofften Glückes gewiß zu seyn; als er sich auf das schändlichste hintergangen sieht, und in seinen vermeintlichen Freunden seine ärgsten Feinde erblickt. Faßt man das Schicksal dieses Mannes so zusammen, so scheint es allerdings geschickt, auf dem Theater eine glückliche Würkung hervorzubringen. Aber diese Würkung bleibt aus. Es ist uns vollkommen gleichgültig, ob, und wie, und wie sehr dieser Mann betrogen wird. Freylich mußte er wohl so schwach, so leichgläubig und egoistisch seyn, um auf diese Weise hintergangen zu werden; aber eben darinne hat der Dichter gefehlt, daß er eine Intrigue anlegte, die einen so nichtswürdigen und aller Energie beraubten Charakter nothwendig machte. An einen solchen Menschen verschwenden wir unsre Theilnahme nicht, der keine einzige gute Seite zeigt, und − was in ästhetischer Rücksicht noch schlimmer ist, − eine so unbeschreibliche Eingeschränktheit des Geistes verräth. Auch hat dies der Dichter gar wohl gefühlt; aber indem er den einen Fehler der Anlage verbergen wollte, ist er in einen andern verfallen, der um nichts erträglicher ist, und nicht einmal seine Absicht erreicht. Er hat dem Domherrn eine Leidenschaft angedichtet, die er seit mehrern Jahren gegen die Prinzessinn gehegt haben soll. Diese Leidenschaft hat einen romantischen Anstrich und könnte den Mann veredeln, der sie hegt, wenn sie nur einige Wahrheit hätte. Nun dient sie hier auf eine doppelte Weise: als herrschend: indem der Domherr jedes Gut in Vergleichung mit dem Besitze des geliebten Gegenstandes gering schätzt; als untergeordnet: indem ihm die Gunst der Prinzessinn dienen soll, die verlorne Gnade des Fürsten wieder zu erobern. Es bedarf eben keines vorzüglich zarten

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Gefühls, um wahrzunehmen, daß diese Leidenschaft in ihrem ersten Charakter nicht in dem Herzen eines Mannes der Art habe keimen können, und daß sie ihm nur in ihrer zweyten Gestalt, als Mittel zur Erreichung eines eigennützigen Zweckes, angemessen sey. In dem Munde des Hofmannes (oder wie er hier einmal genannt wird, des kalten Weltmannes) mag überhaupt die Romanensprache unwahrscheinlich seyn, und es ist ganz außer dem Ton, wenn er im vollen Ernste vor den Augen seiner Göttinn (im Bilde) sterben will . . . Aber nicht nur außer dem Ton, sondern gegen allen Verstand ist es, wenn er bey der Annäherung einer geheimen und höchst gefährlichen Zusammenkunft, in einem öffentlichen Garten, an einem Orte, wo, wie der Hofmann doch wißen muß, alles Ohren hat, mit einer Tirade auftritt . . . Auch da sogar fällt dieser sonderbare Mann in seine poetische Prose, wo er den Betrug entdeckt, sich verhöhnt und mit neuen Strafen bedroht sieht . . . Die zweyte Person von Wichtigkeit ist die Marquise. (de la Motte) Sie ist das Triebrad des ganzen Betrugs, und sie könnte interessant seyn, wenn wir in ihr eine verschlagne, feine und gewandte Frau kennen lernten. Aber wo zeigt sie sich so? Welche Mittel bietet sie auf, die nicht auch dem gemeinsten Betrüger beygefallen wären? Wo verräth sie etwas mehr als gewöhnliche Menschenkenntniß? Wie gewinnt sie die Gemüther und wie beherrscht sie dieselben? Von allen dem wird uns wenig oder nichts gezeigt. Es sind sogar Gelegenheiten unbenutzt gelassen, wo es hätte gezeigt werden können. Zum Beyspiel: Die Marquise erkennet in dem Grafen (Cagliostro) den Betrüger; der Graf bemerkt, daß er die Marquise zu seinen Zwecken nutzen könne. Er giebt ihr einen entfernten Wink; sie versteht ihn. Dieß ist sehr gut, und wir würden es dem Dichter Dank gewußt haben, wenn er mehr Züge dieser Art gegeben hätte. Nun ist aber ferner aus dem Erfolge klar, daß sich die beyden Betrüger näher erklärt, und, ohne sich gerade bloszugeben, doch mit ihren Planen bekannter gemacht haben. Wie schätzbar würde uns diese Scene gewesen seyn! wie viel hätte sie beytragen müßen, zwey der wichtigsten Charaktere besser zu entfalten und vollkommner zu runden! Zunächst nach der Marquise kommt der Graf. Er erscheint oft, und wenn er erscheint, ist er die wichtigste Person. Man bemerkt es, daß dieser Charakter hat herausgehoben werden sollen, und er ist gut gehalten, obschon ohne einen großen Aufwand von Kunst. Der Scharlatan bricht allzu stark hervor; und es ist unglaublich, wie so ein Geschöpf auch nur seinen Schülern groß und achtungswerth scheinen könne. Freylich ist auch nur der einzige Domherr ganz gläubig; der Ritter schwankt, wenigstens wenn er ihm nicht unter den Augen steht; und die Marquise glaubt gar nicht an ihn. Aber doch imponirt er selbst den Ritter mehr, als man glaublich finden wird, wenn man diese Personen näher kennt. Die starken Umrisse mögen für die Menge freylich von größrer Wirkung seyn; aber ein feinerer und edlerer Contour würde den großen Künstler gezeigt und geehrt haben. Nur eine einzige Scene haben wir gefunden, in welcher sich dieser Graf über den gemeinen Betrüger erhebt. Aber diese Scene ist vortreflich, und, da sie in diesem Stücke keine ihres gleichen hat, so verdient sie wohl, daß wir uns ein wenig bey derselben verweilen und sie etwas näher in Augenschein nehmen. Der Ritter, ein Mann von Muth und gesetztem Geiste, voll Eifer für das Gute, aber zu arm, um so viel wirken zu können, als er wünscht, strebt nach Verbesserung seines Charakters und seiner Umstände, und glaubt diesen doppelten Zweck durch den Beystand des Grafen am ersten und sichersten erreichen zu können. Der Graf hat sich auch in der That Verdienste um ihn gemacht, für die er ihm große Verbindlichkeiten schuldig ist. Aber ob er gleich bisweilen sein Herz durch einzelne Züge von Geistesgröße und Uneigennützigkeit zu ihm hingerißen fühlt, so empört sich doch oft sein Verstand bey dem zwecklosen Gauckelspiel desselben Mannes, bey seinen Versprechungen von Wundern, welche nicht gethan, von Belehrungen, welche nicht gegeben werden. Nun ist gerade der Tag gekommen, an welchem der Graf seinen Schülern eine höchst wichtige Begebenheit, die Erscheinung des Groß-Cophta, verheißen hat; und der Ritter erwartet den Moment der Auflösung, um, im Falle einer neuen Täuschung, den Betrüger vor den Augen der Welt bloszustellen. Er findet sich in dem Hause des Domherrn, dem Centrum der Mysterien, ein. Der Graf erscheint einen Au-

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genblick nachher und begrüßt ihn als seinen Gehülfen, als ein Mitglied des zweyten Grades, in welchen der Domherr schon eingeweiht ist. Er verlangt von ihm zu hören, was er für die Pflichten eines Gehülfen, und für den Zweck der Mitglieder dieses höhern Grades halte. Der Ritter spricht mit Wärme von der Ausübung der Tugend und der vielen herrlichen Lehren, die er als Schüler des ersten Grades erhalten hatte; er glaubt nun erst tüchtig gemacht zu werden, an seiner eignen Besserung und dem Glükke seiner Nebenmenschen mit Erfolge zu arbeiten. Während dieser Reden blickt der Domherr den Ritter mitleidig an, und, da er um sein Urtheil gefragt wird, findet er, daß er noch als ein Schüler spreche [Folgt Auszug aus III, 5] . . . Auf diesem Wege fährt der Domherr fort, das System des Egoismus, als das System der Brüder des zweyten Grades, aus einander zu setzen. Der Unmuth, der Zorn des Ritters steigt bey jedem Worte höher; er ist fest entschlossen, sich auf ewig von diesen Menschen zu trennen; er will sich entfernen; der Graf hält ihn zurück und schickt den Domherrn fort. Hier nimmt die interessanteste Scene des ganzen Stücks [III, 6] ihren Anfang. Der Ritter will sich, bevor er Abschied nimmt, seines ganzen Zornes, und alles dessen, was er schon längst auf dem Herzen hatte, gegen den Grafen entladen . . . der Graf hat diesen Moment abgewartet. Nach einer unbedeutenden Ceremonie, welche eine neue Gaukeley erwarten läßt, schließt er den Ritter in seine Arme und begrüßt ihn als Meister. Der Ritter ist betroffen; er fordert eine Erklärung . . . Die Auflösung dieser Situation ist meisterhaft und der Kunst dieses Dichters vollkommen würdig. Sie überrascht den Zuschauer, ohne ihn im mindesten zu befremden; sie ist eben so vorbereitet als vorbereitend; und die Charaktere erscheinen in ihrer ganzen Rundung und Vollkommenheit. In solchen Zeichnungen erkennt man die feine und feste Hand eines großen Dichters, den man fast verkennt, wenn er so, wie in dem zweyten Auftritt geschieht, groteske Gestalten mit grellen Farben bedeckt. Auch haben die angeführten Scenen fast allein die Ausführlichkeit, ohne welche der Dichter nicht interessiren kann. Eine Menge andere gleichen mehr dem Canevas eines noch auszuführenden Werks, in denen nur einige Reden vortreflich ausgearbeitet, die Ausführung des übrigen aber der Erfindungskraft der Schauspieler überlassen wird. Dieß ist indeß in den dramatischen Werken unsers Dichters überhaupt kein seltner Fall. Wir haben uns ein wenig seitwärts von unserm Wege verloren. Wir wollten zeigen, daß keine unter den handelnden Personen im Stande ist zu interessiren. Bey der Erwähnung des Grafen kamen wir auf den Ritter zu reden, den einzigen rechtschaffnen Mann unter den Hauptpersonen des Stücks, der aber absichtlich im Schatten gehalten und am Ende der Katastrophe aufgeopfert wird. Das nemlich gilt von der liebenswürdigen Nichte der Marquise, die doch unser Mitleiden in einem höhern Grade erregt, als es vielleicht der Haltung des Stückes und dem (beabsichtigten) Hauptinteresse zuträglich ist. Es ist fürwahr grausam, daß ein so gut geartetes Geschöpf in die Hände so schändlicher Menschen fallen, daß sie in das Schicksal derselben verwickelt und gerade durch den Mann zu Grunde gerichtet werden muß, der bestimmt schien ihr Retter zu seyn. Der Dichter hat an dem Schluß des Stücks diese Grausamkeit ein wenig zu mildern und die Zuschauer zu versöhnen gesucht, die freylich Ursache haben mögen, über das unerwartete Sinken eines edeln Mannes verdrießlich zu seyn. Einige zerstreute Bemerkungen, die uns noch zu machen übrig sind, wollen wir . . . hierhersetzen. − Die oben erwähnte Nichte thut zweymal ein rasches Bekenntniß, dessen Folgen von Wichtigkeit sind. Es hat uns geschienen, als wenn beydesmal die Umstände nicht gerade ein solches Bekenntniß erfordert hätten. Das erstemal gesteht sie ihrer Tante, von dem Marquis, ihrem Manne, verführt zu seyn. Man sieht wohl, daß es einem Mädchen, die mit den Sitten und Lastern der großen Welt ganz und gar unbekannt ist, schwer fallen muß, den Verlust ihrer Unschuld unaufgefordert zu bekennen; noch schwerer, ihn einer Frau zu gestehn, die sie nach mehrern Jahren in dieser Stunde zum erstenmal sieht; am schwersten endlich, der Frau des Mannes, den sie liebt und der ihre Liebe gemißbraucht hat. So wie dieses Bekenntniß hier motiviert ist, glauben wir, daß der letzte Umstand, der es am meisten erschweren mußte, ganz wohl hätte verschwiegen werden können; und daß er wenigstens nicht so

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frey und unausgefragt über den Mund der Verführten hätte gehen sollen. Freylich war es gerade d e r Umstand, um dessen willen der Dichter die ganze Situation erfunden hat. Um desto nothwendiger aber war es, die Unvermeidlichkeit desselben außer allen Zweifel zu setzen. Eben so wenig und fast noch weniger befriedigt uns das Betragen der Marquise in diesem Augenblick. Es ist zwar sehr gut, daß ihr sogleich beyfällt, ein Geständniß der Art könne für ihre Plane von Wichtigkeit seyn; aber eben der Absicht, die Nichte durch das Bewußtseyn einer großen Schuld in ihre Gewalt zu bekommen, ist das Betragen zuwider, das sie gegen dieselbe zeigt. Wie tief mußte sie in den Augen des Mädchens sinken, indem sie sich so gleichgültig bey einem Verbrechen zeigt, das diesem so groß erschien! und wie kann sie mit Sicherheit auf einen unbedingten Gehorsam von der Seite der Nichte rechnen, da sie ihr weder die Größe ihrer Schuld, noch die Größe ihrer Nachsicht fühlen läßt? . . . wenn wir in der Folge sehn, daß die Marquise ihren Zweck dennoch erreicht hat, so ist dieses mehr dem guten Willen des Dichters, als der Zweckmäßigkeit und Klugheit ihres Benehmens zuzuschreiben. Das zweyte Bekenntniß derselben Person ist noch weniger als das erste vorbereitet, und es ist dieses eine von den Stellen, wo der Mangel an Ausführlichkeit der Wahrscheinlichkeit des Vorgangs ausnehmend nachtheilig ist. Kurz und trocken sagt sie dem Ritter, sie sey eine Betrügerinn. Und doch ist er der Mann, dessen Meinung sie schonen will, den sie liebt und den sie zu ihrem Retter ersehn hat. Das war aber wohl leicht zu sehn, daß sie ihn durch ein solches Geständniß von aller weitern Theilnahme an ihrem Schicksale entfernen mußte; und sie würde eben deßhalb jedes Mittel versucht haben, ihn zu bewegen seiner Neugierde Einhalt zu thun und eine vollständige Erklärung abzuwarten. Nun ist aber leider gerade die Unvollständigkeit in der Entdeckung und das daraus entstehende Mißverständniß dem Dichter zur Entwickelung der Begebenheit nothwendig. Noch einen Punkt, der diese Nichte betrifft. Sie ist von dem Marquis, ihrem Onkel, verführt worden, und wir haben eben gesehn, wie der Dichter diesen Umstand zu nutzen gesucht hat. War es aber nothwendig, war es auch nur schicklich, ihn den Zuschauern so nahe vor die Augen zu rücken, wie in folgender Unterredung des Marquis mit seinem Bedienten geschieht: [“] Ist die Nichte schon aufgestanden? − Bedienter. Ich glaube kaum. Sie hat wenigstens das Frühstück noch nicht gefordert. Es scheint mir, sie ist erst wieder eingeschlafen, seitdem Sie heute früh von ihr weggeschlichen.“ [W 17, 140] − Der Eitelkeit des Troßes der Theaterdichter wird es schmeicheln zu sehn, daß auch Goethe seine Zuflucht zu ihren kleinen Mitteln nimmt . . . Die Unterredung des Marquis mit der Nichte würde auch vielleicht anders ausgefallen seyn, hätte der Dichter nicht den Ritter in die Garderobe gestellt, um ihn das ganze Geheimniß des Betrugs hören zu lassen. Was zwingt den Marquis, sich in den Augen seiner Nichte so tief herabzusetzen, daß er sie zur Vertrauten des verübten Diebstahls macht. Gab es denn keinen andern Vorwand zu einer nothwendigen, dringenden Reise? Welch’ ein Drang führt den Grafen in den Garten, wo der Domherr seine Prinzessin aufsucht? Die Neugierde ohne Zweifel; denn er hat einige Worte von dem Geheimniß gehört. Da aber der Dichter die Sache so im Dunkel läßt, so wird er niemanden den Verdacht verwehren können, daß er den Grafen dahin geschickt habe, um sich mit dem übrigen Gesindel gefangen nehmen zu lassen. Diese Gefangennehmung nimmt den größten Theil des fünften Aktes ein und ist, trotz der eingestreuten Bouffonerien, unerträglich langweilig. Die Harlekinade, mit welcher der Graf in dem siebenden Auftritte dieses Aktes eingeführt wird, ist unter der Würde des Verfassers. Da wir des Grafen gedenken, möchten wir auch noch die Frage aufwerfen: ob nicht dieser Scharlatan, mit seinen Geheimnißen und seiner ägyptischen Loge die Bühne mehr beschäftigt, als sein Einfluß auf die Handlung erlaubt? Man untersuche den Gang der Haupthandlung, und in wie weit sie durch den Grafen befördert wird, und wir sind überzeugt, die Antwort auf diese Frage wird bejahend ausfallen. Ja noch mehr: Man versuche es, den Wunderthäter ganz aus dem Spiel zu lassen, und wir fürchten, die Handlung wird ihren Gang dennoch gehn. So umständlich geht man in einer leidenschaftlichen Lage wohl nicht mit sich zu Rathe, wie der Ritter in dem langen Monolog, am Ende des vierten

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Akts. Bey dem Abwägen der Gründe und den vielen Worten verliert man die Quelle des ganzen Raisonnements, den Zorn und Unmuth des Redenden, fast aus den Augen . . . Wir verlassen dieses Stück, bey welchem wir uns vielleicht schon zu lange verweilt haben, um über die Beschreibung des römischen Carnevals, eines Werkes von ganz anderm Werthe, noch einige Worte zu sagen . . .

Sept

4. [Anonym. Rez.] Tübingische Gelehrte Anzeigen. 71. Stük. 4. Sept 1794: Berlin. Goethes neue Schriften. Erster Band. 8. 1792. Bei Joh. Friedr. Unger. Zweyter Band. Ebendaselbst. 1794 Da die Anzeige des ersten Bandes dieser neuen Schriften eines der ersten Lieblingsschriftsteller unserer Nation in diesen Blättern zu rechter Zeit nicht angezeigt worden ist, so wollen wir hier den Inhalt desselben nachholen. Man findet hier den Großkophta, ein Schauspiel in fünf Aufzügen: − Sein Gegenstand ist ein Theil der Geschichte des berüchtigten Cagliostro, in Verbindung mit der eben so berüchtigten Halsbandbegebenheit: Lamotte, ihre Niece [Nichte] und Rohan spielen hier ebenfalls, nur unter andern Namen, ihre Rollen. Der Verf. hat den Stoff größtentheils gelassen, wie er ihn vorfand. Wenn es gleich diesem Stücke nicht an glücklichen Zügen, guter Dialogisirung und einigen sehr gut gelungenen Situationen fehlt, wie es sich von Goethe erwarten läßt, so thut es doch bey weitem nicht den Anforderungen der Kunst und denen an das Genie des Verfassers, wozu er uns durch andere Meisterwerke in dieser Gattung berechtiget hat, Genüge. Auch bey gewissenhafter Beobachtung der historischen Treue, die sich der Dichter hier als ein vorzügliches Gesez auferlegt zu haben scheint, was eben beym Drama nicht so nöthig ist, hätte doch ein so fruchtbarer Stoff, als es die Gewalt der unverschämtesten Betrügerey ist, wenn sie es mit dem Hange zur Schwärmerey und den Neigungen der Ehre, Eitelkeit, Geldgier, Wollust, überhaupt der Sinnlichkeit in ihrem ganzen Umfange, zu thun hat, weit interessanter bearbeitet werden können. Das Stück verliert dadurch von seinem Anziehenden, daß dasjenige, was der Angabe der Aufschrift nach blos hätte sollen untergeordnet werden − ich meine eben die Halsbandgeschichte − in der That im Fortgange der Fabel des Dramas mehr dem Hauptinteresse, das Graf Rostro (wie Cagliostro hier genennt wird) erwecken sollte, vorgeordnet scheint, daß kein rechter Zusammenhang da ist zwischen den Entwürfen des Betrügers auf die Menschengruppe, in deren Kreis wir hier eingeführt werden, und ihren eigenen, auch wieder verschiedenen Absichten, daß auf diese Art nothwendig die Einheit der Handlung und sonach auch die der Aufmerksamkeit beym Zuschauer oder Leser gestört werden muste. − In den Zufall der Geschichte erwartet man von der Kunst immer mehr Plan hineinzubringen: dies ist hier nicht geschehen. Das Ganze ist mehr eine gute Dialogisirung, abgetheilt in nacheinander gereihte Szenen und Abschnitte von Aufzügen, einer seltsam verschlungenen Geschichte, wo Betrug verschiedner Art, Aberglaube und Leichtglaube, Schwärmerey und List von der plumpen und feinen Art in einem wunderbar sich durchkreuzenden Durcheinander im Spiele sind, als ein meisterhaft angelegtes, nach Zweck und Mittel gehörig berechnetes künstliches Drama zu nennen. Auch sind einige Charakter würklich zu flach gezeichnet. Diesem Schauspiel ist ein Stammbaum des Cagliostros, oder eine Nachricht von seinen Familienumständen, die der Verfasser bei seinem Aufenthalte in Palermo im Hause der Mutter des Betrügers selber eingezogen hat, angehängt. Diesen Aufsatz, der nach Materie und Form gleich anziehend ist, wird nicht leicht ein Leser ohne die innigste Theilnehmung weglegen: und, ich möchte sagen, er versöhnt uns beinahe mit dem voranstehenden Stücke selbst. Mit solcher Natürlichkeit der Empfindung und des Ausdruks weiß hier der Verf. den Zustand der armen, aber guten Familie, aus deren harmlosem stillem Kreise ein solches Ungeheuer, wie Cagliostro, hervorgehen konnte, zu dem unsrigen zu machen. − 15. [Halberstadt] Gleim an Herder (Herders Nachlaß II 1, 181): Hiebei die letzten zwei Bogen zu dem Hüttchen, und ein vollständiges Exemplar für Goethen1) . . . vor seinen 1

) Gedichtsammlung Das Hüttchen (Halberstadt 1794).

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größern Werken, seinem Groscophta, seiner Iphigenia, seinem Tasso verkriecht sich das Hüttchen.

Sept [Weimar] Caroline Herder an G (GJb 1887, 32): Gleim sendet Ihnen, „dem Verfasser Ende Eines lieblichen Liedes“ sein Hüttchen. „Für seine größern Werke, seinen Gros Kophta, seinen Reineke, seinen Tasso habe er nichts“.

1795 Juli 10. [Jena] Schiller an J. F. Reichardt (SNA 28, 9): Herr Buchhändler Michaelis aus Neustrelitz, der einen Musen-Almanach von mir für dieses Jahr verlegt, sagte mir, daß er Sie ersuchen würde, einige Lieder für denselben in Musik zu setzen. In der Voraussetzung, daß er Sie auf dieses Gesuch werde vorbereitet haben, nehme ich mir die Freyheit Ihnen einige Stücke von Geheime Rath Göthe zuzusenden, und werde, wenn Sie es erlauben in einigen Wochen noch einige Lieder von mir selbst nachfolgen lassen. 20. [Neumühlen b. Altona] J. F. Reichardt an Schiller (SNA 35, 254): Meine Composition zu dem größern cophtischen Gesange können Sie schwerlich zu einem kleinen Allmanach anwenden.1) Ich entwarf sie einst in Göthe’s Haus [Ende Nov 1789] Arienmässig im Opernstyl und die Worte können nicht wohl anders behandelt werden, wenn ihr unheiliger Sinn und der Charackter des singenden Heiligen in der Musick treu dargestellt werden sollen. Auch hof’ ich immer noch Göthe soll das Unrecht noch einmal wieder gut machen, das er mir und sich selbst anthat, als er das gar und ganz zur Oper zugeschnittne Stück während meine Seele mit dessen Composition angefüllt war, in ein Schauspiel verwandelte. 25. [G. Sartorius: Rez.] Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 118. St., den 25. Julius 1795: Berlin. Bey Unger: Göthe’s neue Schriften [Bde 1−4] Die Anzeige der beyden ersten Bände ist in unsern Blättern versäumt worden, und sie sind schon zu lang erschienen, als daß man nicht jetzt eine Anzeige als zu spät kommend ansehen möchte. Alle die, welchen der Name des Dichters werth ist, werden den Groß Cophta, die Nachrichten von Cagliostro, das Carneval und den neuen Reineke den Fuchs schon kennen, und wenig um unser Urtheil bekümmert seyn, da sie sich selbst Rechenschaft von dem Eindruck dieser Stücke auf sie werden gegeben haben. Dieß sind die Stücke, welche in den ersten beyden Bänden enthalten sind, und die auch schon in andern kritischen Blättern . . . weitläufiger beurtheilt worden, als der Zweck der unsrigen verstattet. Aug

3. [Jena] Schiller an J. F. Reichardt (SNA 28, 17): Ihr Brief und was ihn begleitete, mein vortreflicher Freund, hat mich nicht wenig erfreut . . . Freylich ist es Schade, daß Göthe von der Idee abgekommen ist, den Cophta als Oper auszuführen, besonders da Sie schon auf dem Weg waren, die Music dazu zu entwerfen. Indessen glaube ich doch, daß das Sujet an sich zu kalt und daher für den Musiker nicht ganz günstig gewesen wäre.

Aug [Hamburg] K. A. Böttiger Tagebuch (Zustände und Zeitgenossen 2, 21): Ich sprach von 2. Hälfte Goethe . . . Sie [Christine Reimarus] fragte mich, ob ich das von Goethe in Pempelfort bei Jacobi improvisirte Gedicht kenne, welches er gemacht habe, als ihm die Recension von seinem Groß-Cophta in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften zu Gesicht kam.2) Sie hatte es von Jacobi . . . Auf meine Bitte gab sie mir eine Abschrift 1

) Die beiden Kophtischen Lieder erstmals in Schillers Musenalmanach für das Jahr 1796 mit Reichardts hier übersandter Komposition des 2. Liedes (Geh! gehorche meinen Winken); s. unter D. 2 ) Das Gedicht Künstlers Fug und Recht (s. oben 1792 Nov), nicht durch die Rez. (s. oben 1794: − −), sondern durch die Beurteilung im Jacobi-Kreis veranlaßt.

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davon, und so erhielt ich in Hamburg, was einem Stadtgenossen Goethes in Weimar nie zu Gesicht gekommen wäre . . .

1796 ⎯

⎯ Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität. Achte Sammlung. 104. Brief (Herder SW 18, 123): Ein andrer Dichter hat sich der Form der Alten auf einem neuen Wege genahet. Durch eine Theilnahmlose genaue Schilderung der Sichtbarkeit und durch eine thätige Darstellung seiner Charaktere, G o e t h e . . . In jedem seiner späteren Stükke hat er eine einzelne gewählte Form im leichtesten Umriß zu ihrer Art vollendet. So sein Clavigo, seine Stella, sein Egmont, Tasso und jene schöne Griechische Form, Iphigenia in Tauris . . . Auch aus dem Reich der Unformen rief er Formen hervor, wie sein Faust, sein Kophta; auch andre Gedichtarten sind nach Form der Alten glücklich von ihm bearbeitet worden.

Nov 30. [Jena] Schiller an Cotta (SNA 29, 20): Bey dem Wallenstein wollen wir ganz den Druck des GroßCophta in Göthens neuen Schriften zum Muster nehmen, nur das Format muß viel größer seyn und anstatt 20 24 Zeilen auf die Seite kommen, ohne daß die Proportion verändert wird.1)

1799 ⎯

⎯ [C. F. Nicolai:] Vertraute Briefe von Adelheid B*** an ihre Freundin Julie S*** (Berlin u. Stettin 1799; Mandelkow 1, 179f.): Das wunderliche Geschwätz über Goethe, das ich oft auch in Zeitungen finde, ist mir ärgerlich, eben weil Goethe ein so vorzüglicher Dichter ist, der nicht nötig hat so plump angepriesen zu werden . . . Sollte aber Goethe wirklich so schwach sein sich gern das Rauchfaß voll dicken Weihrauchs vor die Nase schwenken zu lassen; so könnte dies erklären, warum er sich vernachlässigt. Denn daß er schlechte Bücher schrieb, so wie den ,Großkophta‘ und den ,Reineke Fuchs’ . . . liegt doch am Tage, und würde vielleicht nicht so scharf bemerkt werden, ohne das beständige Lobpreisen als wäre seine Poesie die über alles erhabene Poesie der Poesie.

1804 Apr 11. (s. „Die natürliche Tochter“: Böttiger Tagebuch gD) Okt

2. [Weimar] Angebotsentwurf einer Gesamtausgabe für Cotta (G−Cotta

3.1, 193f.): Unterzeichneter hat die Absicht seine Schrifften neu heraus zu geben und zwar sollte von keiner vollendeten Prachtausgabe, vielmehr von einer sauberen, und Geschmackvollen Handausgabe, mit deutschen Lettern, die Rede seyn. Enthalten würde dieselbe alles was von meinen ästhetischen Arbeiten einige Dauer verdient . . . Zu vertheilen wären in sechszehen, oder wenn man will in zwölf Bände fol1

) In N hat die Seite ein Format von 9,5 x 15,6 cm mit durchschnittlich 20 Zeilen; im ED des Wallenstein (Juni 1800) ein Format von 12 x 20,3 cm mit durchschnittlich 26 Zeilen (SNA 29, 328).

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gende Werke: . . . Der Cofta Der Triumph der Empfindsamkeit Die Vögel Was wir bringen Der Bürgergeneral [am Rand:] Scherz List und Rache. Zauberflöte.

1805 ⎯

Mai

⎯ Tag- und Jahres-Hefte1) (W 35, 230): . . .2) Haben wir nicht in den

neuern Tagen Cagliostro gesehen, wie er große Räume eilig durchstreifend, wechselsweise im Süden, Norden, Westen seine Taschenspielereien treiben, und überall Anhänger finden konnte? Ist es denn zu viel gesagt, daß ein gewisser Aberglaube an dämonische Menschen niemals aufhören, ja daß zu jeder Zeit sich immer ein Local finden wird, wo das problematisch Wahre, vor dem wir in der Theorie allein Respect haben, sich in der Ausübung mit der Lüge auf das allerbequemste begatten kann. 1. An Cotta (Br 19, 15): [Inhaltsplan für Ausg. A] . . . VIII. [9. Bd] Kophta.

1806 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 247): Die projectirte neue Ausgabe

meiner Werke nöthigte mich sie sämmtlich wieder durchzugehen, und ich widmete jeder einzelnen Production die gehörige Aufmerksamkeit, ob ich gleich bei meinem alten Vorsatze blieb nichts eigentlich umzuschreiben, oder auf einen hohen Grad zu verändern.

1807 März 2. Cophta durchgegangen [für Ausg. A]. 13. Den 9. Band meiner Schriften eingesiegelt [Druckvorlage für Ausg. A].

1808 Jan

25. Mittags allein: uber die Christianer. W. [Zacharias Werners?] Cophta-

zismus, heimliche Lüsternheit der Herren.4) 1

) Entstanden 1825 Juni. ) Zuvor ist ausführlich die Rede vom wunderliche[n], in manchem Sinne viele Jahre durch schon bekannte[n] problematische[n] Mann, Hofrath B e i r e i s in Helmstädt . . .eine so einzig merkwürdige Persönlichkeit, die auf eine vorübergehende Epoche hindeutete (W 35, 205f.). 3 ) Entstanden 1823 u. 1825. 4 ) Werner hielt sich vom 2. Dez 1807 − Ende März 1808 in Weimar u. Jena auf. G ließ am 30. Jan 1808 dessen Trauerspiel Wanda aufführen. 2

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1808

März 7. An F. H. Jacobi (Br 20, 28f.): Eben so macht mir [Z.] Werner Spaß,

wenn ich sehe, wie er die Weiblein mit leidlich ausgedachten und artig aufgestutzten Theorieen von Liebe, Vereinigung zweyer prädestinirten Hälften, Meisterschaft, Jüngerschaft, verastralisirten Mignons zu berükken weiß; die Männer mit ineinander geschachtelten Mönchs- und Rittergraden, mit nächtlichen Kirchen und Capellen, Särgen, Fallthüren, teuflischen Baffometesköpfen, Geheimnisse mehr versprechenden als verbergenden Vorhängen, so künstlich als listig anzuregen, ihre Neugierde zu hetzen, ihr eignes dunkles Geheimnißreiches noch mehr zu trüben und zu verwirren, und sie dadurch sämmtlich für sich zu interessiren versteht. Dem ich denn allem bestens Vorschub thue, um einen so vorzüglichen Mann zu fördern und die Menschen dabey glücklich zu machen. Was haben sie sich nicht von mir abgewendet und mich gescholten, als ich ihnen die platten Resultate, worauf das Cophtische Wesen zuletzt doch führen muß, in einer lustigen Comödie vor Augen stellte. Wie hätten sie mich dagegen nicht angefreundet und geliebt, wenn ich mir hätte die Mühe geben wollen, ein Schelm oder Halbschelm zu seyn und sie zum besten zu haben. Juni 12. [Günzburg?] Therese Huber an J. M. Usteri (GJb 1897, 124): Da habe ich auch den Großkophta wieder gelesen, seit seiner Erscheinung zum ersten Mal. Der Mensch ist ein Gott in sich, er wirkt fort und verbreitet sich über alles, in sich macht ihn das reich, die Wirksamkeit von ihm abgerissen ist sich aber nicht stets gleich. So wollte ich, der Teufel hätte alle die Gelegenheitsgedichtchen geholt.

1809 Okt

1. [Weimar] Riemer Tagebuch (Deutsche Revue 12.1, 282): Nach Tische Goethe, der den Abend zum Thee blieb . . . Die Stücke: Kophta, der Bürgergeneral, das unvollendete im Mskpt. (Die Aufgeregten), die natürliche Tochter und dies letzte in Petto [Das Mädchen von Oberkirch] machen eine Suite, die einen innern Bezug auf sich (d. h. unter einander) und auf Goethes Bildung haben, auf das, was ihn in der Z e i t interessierte und beschäftigte, und würden zusammen ein eigenes Ganze machen.

1812 Juli

6. [Weimar] C. Bertuch an K. A. Böttiger (GJb 1889, 155): Was den Gros Cophta [G] betrifft, so ist er jezt seitdem er seine Christel zur Excellenz gemacht hat, für das gesellige Verhältniss in Weimar = 0, und Sie als Fremder werden ihn nirgends treffen.

Nov 12. [Jena] An Cotta (Br 23, 134): [Inhaltsplan für Ausg. B] . . . N e u n t e r

Band.

Der Groß-Cophta.

1815

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1815 Jan

22. Ankündigung einer neuen Ausgabe von Goethe’s Werken (W 41.1, 85):

. . . X. Band. Der Groß-Cophta.1) Febr 20. An Cotta (Br 25, 202): [Inhalts-Verzeichniß] . . . 10. Band. Der GroßCophta.

1816 ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte2) (W 36, 107): Der neunte und zehnte Band

[Ausg. B] ward revidirt . . . Febr 20. An Cotta (Br 25, 198; 202): E n t w u r f e i n e r A n z e i g e . . . 1 0 .

B a n d . Der Groß-Cophta.3) Der Triumph der Empfindsamkeit. Die Vögel. Der Bürgergeneral. Die Zeichen der Zeit. März 26. An Graf v. Schlitz (Br 26, 321): Dagegen folgen . . . einige Arien aus dem Groß-Cophta, der zuerst als Oper sollte behandelt werden.4) 30. Paquet an Graf Schlitz in Neustrelitz mit Autographis. Mai (s. „Werke, Ausgabe B“ gD) 2. u. 3. 5. Schluß des Groß-Cophta [Redaktion für Ausg. B]. 5. [Weimar] Riemer Tagebuch (JbSK 3, 77f.): „Die Halsbandgeschichte ist eine Umkehrung der Welthistorie.“ Für Goethe das furchtbarste, medusenartige Symbol der neuern und neuesten Begebenheiten. Liederlichkeit im Ungeheuern. Juni

1. [Weimar] Johanna Schopenhauer an K. A. Böttiger (Bode 2, 649): Hier ist alles in Erwartung des Prinzen Bernhard, der den Donnerstag mit seiner jungen Gemahlin eintreffen soll: ein Zug ihm entgegen, Theater, Illumination, Hof- und Stadtbälle werden vorbereitet. Unser Großkophta [G] sitzt bei alledem wie ein Dachs in seinem Bau, und kein sterbliches Auge wird seines Anschauens gewürdigt.

3. u. 26. (s. „Werke, Ausgabe B“: an Cotta gD) Juli (s. „Werke, Ausgabe B“ gD) 4. u. 8.

1

) Vgl. dazu auch das Paralip., abgedruckt W 41.1, 439. ) Entstanden 1823. 3 ) Im Druck trat der Groß-Cophta hinter dem Triumph u. den Vögeln an die dritte Stelle. 4 ) Gegengabe für ein von Schlitz übersandtes Handschreiben Friedrichs des Großen (Tgb 12. März 1816), einem nicht mehr erhaltenen Brief Friedrichs an seinen Kammerdiener Fredersdorff. 2 Blätter aus dem Konvolut des Opernfragments; Blatt 1: Lasset Gelehrte sich zancken und streiten, Blatt 2: Es sind der dummen Teufel . . . u. Geh gehorche meinen Wincken (J. Behrens: Rezitativ und Cavatine. Zu einer mißverstandenen Goethe-Handschrift. In: JbFDH 1984, 113−27). 2

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DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

1817

1817 Febr 16. [Rom] B. G. Niebuhr an F. K. v. Savigny (Bode 3, 7f.): Der jugendliche Goethe gehörte auch mehr in das Rom des fünften Jahrhunderts der Stadt als in das der Cäsaren, mehr in das Deutschland Luthers und Dürers als in das des achtzehnten Jahrhunderts, mehr in Dantes und Boccaccios Florenz als in das Ferdinands III. Oder vielmehr: er gehörte dort ganz hin, als er „Faust“ und „Götz“ und seine Lieder sang. Welcher Dämon verführte ihn, auch dem achtzehnten Jahrhundert gerecht sein zu mögen? Aus dieser italienischen Reise ging der „Großkophta“ hervor und was alles sonst die große und heilige Natur in ihm verhüllt zeigt . . .

1820 ca. Sept [Jena] J. D. Gries an J. G. Rist (Bode 3, 76f.): Seit 25 Jahren sind Goethes Werke der Hauptgegenstand meines Studiums gewesen . . . In dieser beständigen Beschäftigung mit dem Dichter, dessen Werke, sowie sie erschienen, alsbald in meine Hände gelangten, bildeten diese für mich eine ununterbrochene Folge von Schöpfungen oder eigentlich nur eine einzige Schöpfung, deren kleinstem Teil ich sowenig meine Bewunderung versagen konnte wie dem größern und größten . . . Du wirst mir nicht zutrauen, daß ich alle diese Werke auf dieselbe Stufe des Wertes und der Würdigung zu stellen gemeint bin. Auch ich weiß zwischen „Egmont“ und dem „Großkophta“, zwischen „Hermann“ und „Reineke Fuchs“ einen Unterschied zu machen. Aber selbst in jenem so oft geschmähten „Großkophta“ finde ich die unnachahmbaren Spuren Goethescher Eigentümlichkeit, und wenn Goethe mir um „Egmonts“ willen lieb ist, so ist der „Großkophta“ mir um Goethes willen lieb. Man verargt es keinem Kunstfreunde, auch die nachlässigsten Skizzen, die flüchtigsten Umrisse eines Raffael oder Correggio zu sammeln und wertzuhalten. Sollte man dem größten Dichter der neuern Zeit nicht gleiche Achtung beweisen dürfen?

1821 ⎯

⎯ [J. F. W. Pustkuchen-Glanzow:] Wilhelm Meisters Wanderjahre. Erster Theil. Quedlinburg u. Leipzig 1821, 241f.: „So, lieber Freund, erscheint mir Göthe im Zusammenhange mit seiner Zeit . . . Um die verschiedenen Perioden des Kunstgeschmacks seit einer Reihe von Jahren kennen zu lernen, kann kein Schriftsteller geeigneter seyn, sobald seine Werke nach der Zeitfolge geordnet werden. Und hierzu ist es selbst nothwendig, daß auch die schwächeren Stücke, wie Clavigo, der Groß-Cophta, oder des Epimenides Erwachen in einer neuen Auflage mit abgedruckt erscheinen . . .“

1823 März 12./ (s. „Die Natürliche Tochter“: Bedeutende Förderniß durch ein einziges geistreiches Apr 5. Wort gD) Aug 21. Ouvrages poe ´tiques de Goethe (W 53, 209): 1789 Le Grand Cophte,

come´die en cinq actes.

1824

DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

891

1824 ⎯

⎯ Specimen anatomico-pathologicum inaugurale de labii leporini con-

geniti natura et origine, auctore Constant. Nicati. 18221) (LA I 9, 356): Sehr oft mußt’ ich im Gange meines Lebens nicht nur von gewöhnlicher Umgebung, sondern von bedeutenden Menschen Vorwürfe hören, daß ich zu viel Wert und Gewicht auf dieses oder jenes Ereignis des Tages, auf irgend ein Vorkommen der Natur zu legen geneigt sei. Ich konnte mich jedoch keineswegs irre machen lassen, denn ich fühlte wohl daß ich mich auf irgend einer prägnanten Stelle befand, von wo aus gar manches zu erwarten, auch wohl zu tun sein möchte und der Erfolg hat mich nicht getäuscht. So ging es mir mit der Halsbandgeschichte, mit dem Zwischenknochen und so manchem andern, bis auf die neusten Zeiten.

1825 Mai 20. An Cotta (Br 39, 195; Beilage G−Cotta 2, 129): . . . übersende, dem

geäußerten Wunsche gemäß, den ausführlichen Inhalt der vorbereiteten neuen Ausgabe [Ausg. letzter Hand] . . . [Beilage] XI. Symbolische und satyrische Theaterstücke. Triumph der Empfindsamkeit. Die Vögel. Der Groß-Cophta. Der Bürgergeneral. Die Aufgeregten. Unterhaltungen der Ausgewanderten. 28. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“ gD)

1826 Jan (s. „Die Aufgeregten“ gD, EGW 1, 162) Ende/ Febr 5. Juli/ Dez Oeuvres dramatiques de Goethe, traduites de l’allemand [par F. A. A.

Stapfer] (W 41.2, 192f.): [Auszug aus J. J. Ampe`re’s Rez. von Stapfers Übers.] . . . Da der Dichter niemals etwas schrieb, ohne daß man gewissermaßen den Anlaß dazu in irgend einem Capitel seines Lebens finden könnte, so treffen wir überall auf Spuren der Einwirkung gleichzeitiger Begebenheiten oder auch Erinnerungen derselben. Zu Palermo ergreift ihn das geheimnißvolle Schicksal des C a g l i o s t r o , und seine Einbildungskraft, von lebhafter Neugierde getrieben, kann diesen wunderbaren Mann nicht loslassen, bis er ihn dramatisch gestaltet um sich

1

) G’s Rez. von Nicatis Werk, das die eigene Zwischenkieferstudie positiv erwähnt u. bestätigt, veröffentlicht in Morph II 2 (1824) 120ff.

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DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

1826

selbst gleichsam ein Schauspiel zu geben. So entstand der G r o ß C o p h t a , welchem das berüchtigte Abenteuer des Halsbandes zu Grunde liegt. Bei’m Lesen dieser übrigens sehr unterhaltenden Komödie erinnert man sich, daß der Dichter einige Zeit zu ähnlichem Wahn hinneigte, wie der ist, den er entwickelt; wir sehen einen enttäuschten Adepten, der die gläubige Exaltation der Schüler so wie die geschickte Marktschreierei des Meisters darstellt, und zwar wie ein Mann, der die eine getheilt und die andere nahe gesehen hat. Man muß geglaubt haben, um so treffend über das zu spotten, woran man nicht mehr glaubt.1)

1827 Juni 6. u. 30. Juli 3. Sept 17., 18. u. 21.

}

(s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“ gD)

1828 ⎯

⎯ L. Tieck: Einleitung (Gesammelte Schriften, von J. M. R. Lenz. Hsg. von Ludwig Tieck. Bd 1. Berlin 1828, XXXIXf.): Als späterhin Göthe den allgemein besprochenen Cagliostro, für den wohl nur wenige Parthei nahmen, und die bekannte Halsbandgeschichte auf das Theater brachte, zeigten sehr viele seiner vormaligen Freunde und Verehrer ein lautes Mißfallen, weil sie, selbst noch befangen, diese Anklage der Schlechten und die Entschuldigung und Rechtfertigung der Schwachen und Hohen nicht wollten gelten lassen; dasselbe begegnete auch dem Bürger-General.

Mai 27. [Weimar] F. v. Müller (Unterhaltungen 174): . . . gegen Ein Uhr zum Grosherzog. Er ließ mich zu sich auf den Balcon setzen und sprach bis gegen 3 Uhr aufs gemüthlichste. Tausend Erinnerungen früher Tage in Bezug auf Goethe wachten in ihm auf . . . Öfters habe der Grosherzog seine Productionen scharf critisirt, den Gr. Cophta besonders, durch Schiller ihn von der Aufführung abzubringen gesucht. Juni 28. Okt 20. Nov 8.

}

(s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“ gD)

1829 Febr

9. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: an C. W. Göttling gD) 17. Erhielt von Göttling den 14. Band [C1] durchgesehen.2)

1

) Das Folgende s. „Der Bürgergeneral“: Oeuvres dramatiques de Goethe gD, EGW 1, 547. 2 ) Enthaltend den Groß-Cophta; von C. W. Göttling revidiert für die Oktavausgabe.

1829

DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

893

Febr 17. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 309f.): Viel über den Großkophta gesprochen. „Lavater, sagte Goethe, glaubte an Cagliostro und dessen Wunder.1) Als man ihn als einen Betrüger entlarvt hatte, behauptete Lavater: dies sei ein anderer Cagliostro, der Wundertäter Cagliostro sei eine heilige Person.“ „Lavater war ein herzlich guter Mann, allein er war gewaltigen Täuschungen unterworfen, und die ganz strenge Wahrheit war nicht seine Sache; er belog sich und Andere. Es kam zwischen mir und ihm deshalb zum völligen Bruch . . .“ Nov 20. (s. „Faust“: an Zelter gD) Dez 17. An Ludwig I. von Bayern (Konzept; Br 50, 60): Alsdann vernehme ich,

Ew. Majestät verlange zu wissen warum ich einigen meiner älteren Lieder die Bezeichnung C o p h t i s c h e gegeben;2) dieses zu erklären nehme mir die Freyheit zu eröffnen daß das große ausführliche Lustspiel, welches den Titel der G r o ß - C o p h t a führt, nach der ersten Intention als Oper erscheinen sollte, welche in Arien und Gesammtstücken schon so weit vorgerückt war daß Capellmeister Reichardt eine Composition derselben unternehmen konnte. Die wenigen, unter der Rubrik C o p h t i s c h e Lieder aufbewahrten Gedichte sind die Trümmer jener Arbeit, welche bey abgeändertem Vorsatz übrig geblieben, wie denn auch ihr Inhalt zeugt daß sie nicht von dem sittlichsten Sterblichen ihren eigentlichen Ursprung herleiten.

1830 Jan

12. [Brief an] Sr. Majestät des Königs von Bayern, Herrn Ludwig.

1831 Febr 15. [Weimar] Eckermann Gespräche (FA II 12, 438): Ich [Eckermann] rede vom GroßCophta, den ich in diesen Tagen abermals gelesen. Ich gehe die einzelnen Szenen gesprächsweise durch und schließe mit dem Wunsch, es einmal auf der Bühne zu sehen. „Es ist mir lieb, sagte Goethe, daß Ihnen das Stück gefällt, und daß Sie herausfinden, was ich hineingearbeitet habe. Es war im Grunde keine geringe Operation, ein ganz reales Faktum erst poetisch, und dann theatralisch zu machen. Und doch werden Sie zugeben, daß das Ganze recht eigentlich für die Bühne gedacht ist. Schiller war auch sehr für das Stück, und wir haben es einmal gegeben, wo es sich denn für höhere Menschen wirklich brillant machte.3) Für das Publikum im Allgemeinen jedoch ist es nicht, die behandelten Verbrechen behalten immer etwas Apprehensives, wobei es den Leuten nicht heimlich ist. Es fällt, seinem verwegenen Charakter nach, ganz in den Kreis der Clara Gazul, und der französische Dichter [Prosper Me´rime´e] könnte mich wirklich beneiden, daß ich ihm ein so gutes Sujet vorweggenommen. Ich sage ein so gutes Sujet, denn im Grunde ist es nicht bloß von sittlicher, sondern auch von großer historischer Bedeutung; das Faktum geht der französischen Revolution unmittelbar voran und ist davon gewissermaßen das Fundament. Die Königin, der fatalen Halsbands-

1

) Zur entsprechenden Korrespondenz s. „Cagliostros Stammbaum“, EGW 2, 6−9. ) s. oben Angaben zu D u. 1789: TuJ mit Anm. 3 ) Die Aufführungen fallen in die Zeit vor der Verbindung mit Schiller; s. unter D. 2

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DER GROSS-COPHTA. EIN LUSTSPIEL IN FÜNF AUFZÜGEN

1831

geschichte so nahe verflochten, verlor ihre Würde, ja ihre Achtung, und so hatte sie denn in der Meinung des Volkes den Standpunkt verloren, um unantastbar zu sein. Der Haß schadet niemanden, aber die Verachtung ist es, was den Menschen stürzet. Kotzebue wurde lange gehaßt, aber damit der Dolch des Studenten sich an ihn wagen konnte, mußten ihn gewisse Journale erst verächtlich machen.“1)

Okt

8. [Paris] L. Börne: Briefe aus Paris. Einundfünfzigster Brief (Ludwig Börne. Sämtliche Schriften. Neu bearb. u. hsg. von Inge u. Peter Rippmann. Bd 3. Düsseldorf 1964, 287f.): 1789. Kaum hatte sich Goethe nach seiner Rückkehr aus Italien in die weimarischen Verhältnisse wieder eingesponnen, als die Revolution losbrach.2) „Schon im Jahr 1785 hatte die Halsbandgeschichte einen unaussprechlichen Eindruck auf mich gemacht. In dem unsittlichen Stadt-, Hof- und Staatsabgrunde, der sich hier eröffnete, erschienen mir die greulichsten Folgen gespensterhaft, deren Erscheinung ich geraume Zeit nicht los werden konnte; wobei ich mich so seltsam benahm, daß Freunde, unter denen ich mich eben auf dem Lande aufhielt, als die erste Nachricht hievon zu uns gelangte, mir nur spät, als die Revolution längst ausgebrochen war, gestanden, daß ich ihnen damals wie wahnsinnig vorgekommen sei. Ich verfolgte den Prozeß mit großer Aufmerksamkeit, bemühte mich in Sizilien um Nachrichten von Cagliostro und seiner Familie und verwandelte zuletzt, nach gewohnter Weise, um alle Betrachtungen los zu werden, das ganze Ereignis unter dem Titel Der Groß-Cophta in eine Oper, wozu der Gegenstand vielleicht besser als zu einem Schauspiele getaugt hätte.“ Die Ausbrüche der Revolution zu einer Oper begeistert! Wer jedes Gefühl, sobald es ihm Schmerzen verursacht, gleich ausziehen läßt wie einen hohlen Zahn, den wird freilich nichts in seinem Schlafe stören; aber mit Gefühllosigkeit, mit einer hohlen Seele, ist der Schlaf doch etwas zu teuer bezahlt! O welch ein Klein-Cophta! Statt in der Hofgeschichte eine Weltgeschichte zu sehen, sieht er in der Weltgeschichte eine Hofgeschichte. Und wie ihn seine Philister-Ehrfurcht vor den Großen wie blind und taub, so auch stumm gemacht. Den Kardinal Rohan verwandelt er in einen Domherrn. Die Königin in eine unvermählte Dame! Es ist gar kein Sinn in dieser Geschichte, so dargestellt. Aber Cagliostro! Es ist nicht zu leugnen, daß ihn Goethe mit Freundschaft behandelt. Es war Dankbarkeit. Einem moralischen Gourmand wie Goethe mußte Cagliostros Lehre, die er im höchsten Grade seiner Mysterien, nach langer, langer Prüfung, endlich dem Eingeweihten offenbarte − die Lehre: − „Was du willst, das die Menschen für dich tun sollen, das tue für sie nicht“,3) − diese Lehre des Antichrists mußte wohl einem Goethe munden.4)

HH/PL

1

) Anspielung auf die Ermordung Kotzebues durch K. L. Sand im Jahr 1819. ) Das folgende Zitat aus den Tag- und Jahres-Heften; s. oben 1789: TuJ. 3 ) Figurenrede; Äußerung des Domherrn in der Examinierung des Ritters (Der GroßCophta III 5; W 17, 180). 4 ) Ähnliche G-Kritik auch im auf den 25. Jan 1833 datierten Hundertsten Brief der Briefe aus Paris (Sämtliche Schriften Bd 3, 737f.). 2

1817

G. F. GROTEFENDS DEUTUNG DER HEILSBERGER INSCHRIFT

895

[G. F. Grotefends Deutung der Heilsberger Inschrift]1)

E D

Nach 1819 März nach 12. / Mai?2) W 42.1 (1904) 413ff. (ohne Titel; Paralip.). − AA-SL 1, 218f. − MA 11.2, 256ff. − FA I 20, 631ff.

Z ⎯

1817 ⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 36, 126): Die berühmte Heilsberger In-

schrift lasse ich mit einer von Hammerschen Erklärung abdrucken, die jedoch kein Glück macht. ⎯

⎯ J. v. Hammer-Purgstall, Lebenserinnerungen4) (Ingeborg H. Solbrig: Die Inschrift von Heilsberg. Ein nicht abgeschlossenes Projekt Goethes und Hammers. In: Jb. des Wiener Goethe-Vereins 75, 1971, 18): Die von Goethe verlangte Erklärung der Inschrift von Lothar II. die Goethe mit einigen Worten drucken ließ,5) die aber bei Kennern deutscher Alterthümer, wie [U. F.] Kopp, kein Glück gemacht, mir aber . . . nur in die Quere gekommen . . .

1

) Undatierter Entwurf eines Nachwortes zur Abhandlung Ueber die Heilsberger Inschrift des Frankfurter Gymnasial-Konrektors G. F. Grotefend, der sich u. a. durch KeilschriftEntzifferungen verdient gemacht hatte. Sein 60-seitiges Gutachten galt der schwer entzifferbaren Steinschrift aus dem Thüringischen Dorf Heilsberg, die 1816 nach Weimar verbracht worden war. Die Inschrift, in der man Bezüge auf die mittelalterliche Reichsgeschichte zu entdecken glaubte, war in Bd 5 der von G’s Schwager C. A. Vulpius im Verlag d. Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar hsg. Curiositäten der physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt bekannt gemacht worden mit der Aufforderung an die Fachwelt, sie zu deuten. Anf. 1819 erschien ein Erklärungsversuch des Wiener Orientalisten J. v. Hammer mit einem Nachwort G’s als Privatdruck; von Hammer auch Ende 1819 (ohne G’s Nachwort) einer breiteren Öffentlichkeit in den Curiositäten vorgestellt. Hammers Deutung erweckte gelehrten Widerspruch, u. a. von U. F. Kopp u. G. F. Grotefend. Diesbezügliche Materialien im Faszikel Die Inschrift von Heilsberg (GSA 25/XXXVIII,4,2; darin: H von Kräuters Hand, Bl. 59−61). Zur Vorgeschichte s. „Die Inschrift von Heilsberg“. − Die Absicht, auch Grotefends Abhandlung mit einem Nachwort G’s zu publizieren, wurde nicht realisiert. Grotefend erbat sie sich aus Weimar zurück, um sie im Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zu veröffentlichen, was jedoch nicht geschah. 1828 legte Grotefend eine neue Deutung vor in J. S. Ersch, J. G. Gruber (Hsg): Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (2. Section, Thl. 4, 170−74, Art. Heilsberg). 2 ) Zur Datierung liegen keine direkten Z vor. Datierungsanhalte für die vermutete Entstehungszeit: 1819 März 12.: Grotefends Übersendung seiner Anhandlung; Apr 12.: dessen Übersendung des Nachtrag[s]; Mai 12.: G’s Rücksendung der Grotefendschen Abhandlungen nach Abschriftnahme. 3 ) Entstanden 1819. 4 ) Unveröffentlichte Notiz unter dem Jahr 1817. 5 ) Hammer hatte die Inschrift in die Zeit des 813/14−40 regierenden Ludwig I. (des Frommen) datiert, in der umlaufenden Randschrift sah er eine 300 Jahre später entstandene lat. Grabschrift auf Kaiser Lothar II.

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G. F. GROTEFENDS DEUTUNG DER HEILSBERGER INSCHRIFT

1819

1819 Jan 17. u. 18. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: Tgb u. an C. F. A. Schreibers gD) 21. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: an C. F. E. Frommann gD) Febr

5. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: an C. G. v. Voigt u. Tgb gD)

16. u. 17. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: an C. F. A. Schreibers u. Tgb gD) Febr/ [Mannheim] U. F. Kopp: [Rez.:] Die Inschrift von Heilsberg. Weimar 1818. Zwey BoMärz1) gen in Folio, nebst dem Titel-Blat auf welchem die Inschrift abgebildet ist (GSA 25/XXXVIII,4,2 Bl 14−15):2) Stünde nicht der Name eines so verdienstvollen und achtungswerthen Gelehrten, der Nahme eines Jos. v. Hammer, unter der uns hier mitgetheilten Erklärung dieser Inschrift, und wäre sie nicht auf diplomatischen Wege nach Weimar gekommen;3) so würden wir glauben, man habe hier nur eine bittere Satyre auf Antiquare, besonders allzu kühne Entzifferer alter Schriften, nieder legen wollen. Jetzt bleibt uns aber weiter nichts übrig als die Überzeugung, daß auch ein Homer zuweilen träume. Denn fast alle Fehler, welche sich bey der Erklärung alter Schriften denken laßen, scheinen hier geflißentlich gehäuft zu seyn . . . Fragen wir nun nach dem Resultat der hierauf gegründeten, mit mehr als poetischer Freyheit unternommenen Erklärung; so finden wir Wörter ohne Zusammenhang in einer buntscheckigen Sprache hingeworfen, welche, nachdem wir sie mit aller Aufmerksamkeit gelesen, − ohne Sinn sind! Wir zweifeln also sehr, ob außer Weimar (s. 8 u. f.)4) noch Jemand sey, den diese Auslegung befriedigen könne . . . Die ganze Auslegung der Heilsberger Inschrift zerfällt also von selbst, und wir sind noch nicht weiter damit gekommen, als zu Schilters Zeiten,5) der weislich sein N. L. darunter schrieb.6) Sollte einmal Recensenten der Weg durch Weimar führen; so wird auch er an diesem Heilsberge sein Heil versuchen . . . März 11. [Göttingen] J. G. Eichhorn an C. G. v. Voigt (GSA 25/XXXVIII,4,2 Bl 13): Empfangen Euer Excellenz meinen verbundensten Dank für die gelegentliche Mittheilung der Erklärung, die mein gelehrter Freund, der Freyherr von Hammer, von der Weimarschen Steinschrift gegeben hat.7) Ich nahm an vielen Stellen derselben, an den Schriftzügen, 1

) Anf. Febr 1819 berieten G u. C. G. v. Voigt über die Verteilung des Druckes; s. in „Die Inschrift von Heilsberg“, 5. Febr 1819: G an Voigt u. nach 5. Febr: Voigt an G. Auf einer Verteilerliste, dat. Februar 1819, findet sich Geh. Rath Kopp in Mannheim an vierter Stelle (im Orig.: Koch, korrigiert: i.e. Kopp). Auch Eichhorn leitete die Schrift an Kopp weiter (s. folgendes Z). Die Rez. wird demnach wohl zwischen Mitte Febr u. Anf. März entstanden sein. 2 ) Beilage zum Brief J. G. Eichhorns an C. G. v. Voigt 11. März 1819 (s. folgendes Z). Eine schärfer formulierte Fassung erschien in: U. F. Kopp: Bilder und Schriften der Vorzeit. Bd 1. Mannheim 1819, 275−80 (daraus zit. in MA 11.2, 922f.). 3 ) Hammers Gutachten war auf Veranlassung des Fürsten Metternich zustandegekommen; s. „Die Inschrift von Heilsberg“, 1817 Apr 30.: C. F. A. v. Schreibers an G; Juni 1.: C. W. v. Metternich an G. 4 ) G’s Nachwort. 5 ) Johann Schilter: Thesaurus Antiquitatum Teutonicorum. 3 Bde., Ulm 1726−28, T. 2, S. 2 (Aufsatz ΕΠΙΝΙΚΙΟΝ Rhythmo Teutonico). Schilter u. Hammer hatten die Inschrift auf die Regierungszeit Ludwig des Frommen (813−40) datiert, Kopp ging von einer 400 Jahre jüngeren Schrift aus u. bestritt Hammers Behauptung, die Randschrift sei eine 300 Jahre später entstandene lat. Grabschrift auf Kaiser Lothar II. 6 ) Non liquet: Es ist nicht klar. Begriff aus dem röm. Rechtswesen, ein Beweisproblem bezeichnend: Eine strittige Frage, die vor Gericht nicht geklärt werden kann. 7 ) Voigt hatte Hammers Gutachten zur Rez. in den Göttinger Gelehrten Anzeigen an G. F. Eichhorn geschickt; s. „Die Heilsberger Inschrift“, nach 5. Febr 1819: Voigt an G.

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G. F. GROTEFENDS DEUTUNG DER HEILSBERGER INSCHRIFT

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dem ganzen Inhalt derselben, an der Aneignung der Rundschrift einem viel spätern Zeitalter großen Anstoß; aber da ich so wenig als mein gelehrter Freund Hammer Übung im Lesen der Steinschriften des Mittelalters habe, so getraute ich mir nicht, sie in unsern Blättern anzuzeigen, sondern ersuchte um die Anzeige meinen vieljährigen Freund, den ehemaligen geheimen Cabinets Rath Kopp in Cassel, der gegenwärtig in Mannheim privatisiert; einen Gelehrten, der seit fünfzehn Jahren in der größten Musse blos der Paläographie lebt. Seine Anzeige ist aber leyder so ausgefallen, daß ich sie, vieler Rücksichten wegen, nicht kann drucken lassen. Ich sende sie daher Euer Excellenz, die den weisesten Gebrauch davon zu machen wissen werden. Ich werde Herrn GHR. Kopp blos schreiben, daß ich seine Anzeige Eurer Excellenz zugesendet, und dabey nicht verschwiegen hätte, daß die tief eingehende Beurtheilung ihn, unsern Meister in der Paläographie, zum Verfasser habe. Ohnehin hatte ich mir schon erlaubt, ihn als Verfasser der Recension zu nennen.

März 12. [Frankfurt] G. F. Grotefend an C. G. v. Voigt (GSA 25/XXXVIII,4,2 Bl 17): Ew. Hochfreiherrl. Excellenz habe ich die Ehre, mit der Antwort auf das geehrte Schreiben vom 12ten vorigen Monaths und mit der schuldigen Danksagung für das demselben beigefügte Geschenk nun einen Erklärungsversuch der Inschrift zu Heilsberg hiebei zu übersenden. Es würde mir sehr angenehm seyn, wenn meine Erklärung zu Ihrer, des Hrn. Geheim-Rathes von Göthe, und Sr. Königlichen Hoheit, des Großherzogs von Weimar Zufriedenheit ausgefallen wäre; so unlieb es mir auch gewesen ist, daß ich meinem innigst verehrten Gönner und Freund, dem Herrn von Hammer, darin widersprechen mußte.1) Die Abhandlung selbst wird es bezeugen, daß ich mich zuvor in die Specialgeschichte Thüringens und des Kaisers Lothar einstudieren mußte, ehe ich es wagen durfte, meine anderweitigen Kenntniße auf die Erklärung der Inschrift anzuwenden. Eben dieses wird mich entschuldigen, wenn ich mit meiner Antwort auf die geehrte Zuschrift und mit meiner Danksagung für das achtungswerthe Geschenk so spät komme. Da aber die Abhandlung von mir für den Abdruck ausgearbeitet wurde, so muß ich Ew. Hochfreiherrl. Excellenz ersuchen, sie entweder in die Curiositäten, oder, wo Sie sonst belieben, abdrucken zu lassen, oder sie mir, nach gehöriger Benutzung und Vergleichung mit dem Originale der Inschrift und den antiquarischen Umgebungen zurückzusenden, damit ich sie in meinen Abhandlungen für deutsche Sprache, worin ich jetzt gerade die ältesten deutschen Urkunden der Ostgothen in Italien erläutert liefere,2) in Verbindung vielleicht mit der mißverstandenen und historisch falsch benutzten Inschrift am Grabe von Günther [XXI.] von Schwarzburg[-Blankenburg] im hiesigen Dom, der gelehrten Welt bekannt machen kann. 16. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: Tgb gD) 19. [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 239): Was sagst du denn zu Kopps Urtheil über Hammers Auslege Talent? 20. [Nachmittag] Sendung und Abhandlung von Grotefend. 20. An Carl August (Br 31, 99f.): Die Gründe des Buchstabenmeisters [U.

F. Kopp] sind freylich überzeugend, nur kann ich nicht zugeben, daß 1

) Grotefend war Mitarbeiter der von Hammer hsg. Fundgruben des Orients. Er datierte die Schrift anders als Hammer ins 13./14. Jh. u. stellte fest, daß die Randschrift ebenso wie die Inschrift in dt., nicht in lat. Sprache verfaßt sei. Zu Grotefends Deutung s. Ludwig Denecke: Georg Friedrich Grotefend im Briefwechsel mit Goethe, Jacob Grimm und Alexander v. Humboldt. In: Georg Friedrich Grotefend 1775−1853. Festschrift seiner Vaterstadt zu seinem Gedenken. Münden 1975, 39−65. 2 ) G. F. Grotefend: Ueber die gothischen Urkunden aus Italien. In: Abhandlungen des Frankfurtischen Gelehrtenvereins für deutsche Sprache, 3. Stück (1821) 63−122.

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die Sache nicht gefördert sey. Ist auch die Inschrift neuer, so findet sich doch hier schon ein Alphabet aufgestellt von Buchstaben und Zeichen und ein Versuch sie auf die Tafel anzuwenden; dieses ist eine Vorarbeit die jeder nutzen kann, der sich mit der Entzifferung beschäftigen will. Meo voto wartete man daher ab, ob aus diesem oder weiteren Widerspruch etwas Positives hervorgeht, widmete der Sache eigenes Nachdenken und benutzte alles zusammen in einem nachzubringenden Blatt, wenn man vorher Herrn von Hammer gehört, der seine Meynung vielleicht selbst verläßt; dadurch bleibt die Angelegenheit in dem beabsichtigten Gleise und die Intention wird erfüllt, Aufmerksamkeit auf den Stein zu erregen, da man nicht wissen kann, ob nicht vielleicht jemand auf Diplomen und Monumenten irgend eine erhellende Analogie entdeckt. März 21. [Weimar] C. G. v. Voigt an G1) (SchrGG 56, 403): Zwey und drey Nächte [?] hindurch selbst [?] wollte Ihnen schon diess letzte Wort schreiben Grausamer Gedanke ein letztes Wort an Göthe Ach lieber Göthe, wir wollen doch innig zusammenleben −− . . . noch auf dieser Welt die Weisheit von Hammer, von Grotefend, von – – – – – mit an, bis ich einmal das Wort ganz über den Sternen lese. Vielleicht noch morgen in heiligem Formen! 24. An G. F. Grotefend (Konzept; Br 31, 103f.): Dieses erste Schreiben

Apr

welches mir das Vergnügen verschaffen soll in nähere Verhältnisse mit Ew. Wohlgeboren zu treten,2) bringt Ihnen leider eine Trauerpost. Der Herr Staatsminister von Voigt, ein vierzigjähriger Freund und Mitarbeiter, verläßt uns alle und mich besonders in diesen Tagen. Merkwürdig und rührend muß es seyn, daß sein letztes, mit sterbender Hand geschriebenes Blatt Ihren Namen noch deutlich bezeichnet, indem diese unsere gemeinsame Thätigkeit abschließende Sendung den bewundernswürdigen Aufsatz enthielt welchen über die Heilsberger Inschrift Ew. Wohlgeboren mitzutheilen gefällig gewesen. Nehmen Sie dafür den verbindlichsten Dank von dem Abgeschiedenen und von mir und vergönnen eine kurze Frist über diese Angelegenheit das Weitere zu berathen. 2. An C. F. A. v. Schreibers (Konzept; Br 31, 110f.): Von der Heilsberger Inschrift erfolgen abermals zwölf Exemplare. Dieser Aufruf hat schon sehr schöne Folgen gehabt. Es entdeckt sich daß Herr Professor Grotefend in Frankfurt a/M., ein Freund und Verehrer Herrn von Hammers, schon längere Zeit sich mit dieser Inschrift abgiebt und nunmehr, auf’s neue angeregt und eingeleitet, seine Meynung eröffnen

1

) Letzter Brief des todkranken Voigt, der am 22. März 1819 starb. ) Eine von Kräuter stammende bio-bibliographische Notiz zu Grotefends bisherigen Schriften u. seinem beruflichem Werdegang, datiert: 21. März 1819, schließt mit den Worten: Die Bibliotheken hier und in Jena besitzen keine seiner Schriften (GSA 25/XXXVIII,4,2, Bl 19).

2

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wird. So viel ich bemerken kann, hält er die Inschrift für jünger, bleibt aber an mehreren Stellen bey Herrn von Hammers Leseart; auch nach ihm ist dieser Stein von großer Bedeutung. Mit meiner besten Empfehlung bitte Herrn von Hammer davon zu benachrichtigen . . . Apr

2. [Weimar] C. A. Vulpius an K. A. Böttiger (Meier 1, 264): Die Steinschrift wurde von Serenissimo dem Fürsten Metternich zu geschickt,1) u Hr. von Hammer hat die Entzifferung derselben versucht. − Was ich dabei gethan habe, dieselbe zu retten, ist aus Liebe zur Geschichte u zu den vaterländischen Alterthümern geschehen. Lesen, konnte ich nicht als Lodowig u Fewr, getraute mich aber nicht an ein Alphabet. Gehandelt davon, habe ich in den Curiositäten V.B. VI.S.2) . . . Bis jetzt habe ich in Tagesblättern noch nichts über die Heilsberger Inschrift gelesen, u habe dieselbe doch allenthalben hin versendet. Vielleicht sind Sie der Erste die Sache in Anregung zu bringen.3) 5. (s. „Die Inschrift von Heilsberg“: Tgb gD) 9. [Nachmittag] Kam Professor Riemer. Über die Heilsberger Inschrift

und Sonstiges gesprochen. 12. An J. G. Eichhorn (Konzept; Br 31, 121f.): Auch die Bemühungen wegen der H e i l s b e r g e r I n s c h r i f t weiß ich anzuerkennen und bitte fernerhin diese vaterländisch-antiquarische Angelegenheit nicht aus den Augen zu lassen. Über die, zwar einsichtige, aber etwas herbe Mißbilligung des vortrefflichen Herrn Geheimen Cabinettsrath Kopp in Mannheim hat Herr Professor Grotefend in Frankfurt a. M. uns durch freundliche Theilnahme vorläufig getröstet. Dieser würdige Mann beschäftigte sich schon lange mit gedachter Inschrift. Er setzt sie freilich auch in’s dreizehnte Jahrhundert, behält aber an mehreren Stellen die von Hammerische Lesart bei und giebt dieser Tafel einen höchst bedeutenden historischen Sinn. Der Stein selbst, der bisher an einem sehr ungünstigen Orte gestanden, wird versetzt, die Schrift revidirt und Herrn Grotefend möglichst entgegen gearbeitet. Eine genaue den jetzigen Zustand des Steines nachbildende Kupfertafel wird besorgt, Heilsberg und seine Gegend durch einen geschickten Zeichner aufgenommen und so ein interessanter Nachtrag, den wir Herrn Grotefend verdanken werden, in gleichem Format erscheinen. Ew. Wohlgeboren erlauben daß ich davon die ersten Abdrücke dereinst übersende. 12. [Frankfurt] G. F. Grotefend an G (GSA 25/XXXVIII,4,2 Bl. 26f.) Traurig musste für mich die Nachricht in dem geehrten Schreiben vom 24ten vorigen Monaths seyn, daß der Herr Staatsminister von Voigt, nachdem ich kaum mit ihm bekannt geworden war, der Welt entrissen wurde; aber tröstlich war mir wieder der Gedanke, ihn noch vor seinem Ende gezeigt zu haben, daß seine Aufforderung bei mir nicht ohne Wirkung war. Der Wunsch einer baldigen Mittheilung des von mir Erforschten war wirklich der einzige Grund, warum ich mich mit der Zusendung meines ersten Aufsatzes [12. März

1

) s. oben Febr/März 1819 m. Anm. ) C. A. Vulpius: Eine sehr alte Steinschrift. In: Curiositäten 5 (1816), 6. Stück, 507−10; s. den Auszug in „Die Inschrift von Heilsberg“, nach 14. Okt 1816. 3 ) s. unten 16. Apr 1919: C. A. Vulpius an K. A. Böttiger m. Anm. 2

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1819] beeilte. Denn daß die Acten damahls von mir noch nicht geschloßen waren, wird beikommender Aufsatz [Nachtrag zur Erklärung der Inschrift zu Heilsberg] lehren. Auch diesen Aufsatz sehe ich noch nicht als den Schluß des Ganzen an; sondern nur als eine vorläufige Mittheilung, um vor der Ueberarbeitung des Ganzen zu erfahren, was Ew. Excellenz davon halte, und entweder zu bekräftigen oder zu berichtigen haben. Sollte der erste Aufsatz noch in Ihren Händen seyn, so ersuche ich um die Zurücksendung beider, damit ich sie nach erhaltenen Berichtigungen oder Beifügungen in Eins umschmelze; wo nicht, so überlasse ich es Ihrem Ermeßen, ob und in wie fern der beikommende Aufsatz ihm nachfolgen könne. Der beschriebene Rand beweiset, wo ich mich immer tiefer in die Geschichte des zwölften Jahrhunderts hineingearbeitet habe, um dadurch vielleicht zur gänzlichen Lösung des Räthsels zu gelangen. Allein noch immer vermag ich die Frage nicht befriedigend zu beantworten, wie die Inschrift, deren Lesung ich nun bis auf die geringsten Kleinigkeiten begründet zu haben glaube, nach Heilsberg kam. Denn alle Bücher, die ich auf der hiesigen Bibliothek habe aufzutreiben vermocht (und deren sind viel mehr, als ich in meinem Aufsatze anzuführen Veranlaßung fand), enthalten auch nicht die mindeste Spur von einem frühern Daseyn des Dorfes Heilsberg. Wer die Archive der Höfe zu Weimar und Gotha oder die Universitätsbibliotheken zu Jena und Göttingen benutzen kann, mag vielleicht noch Manches herausfinden und ich habe wirklich viele Notizen nur darum aufgenommen, um die Aufmerksamkeit darauf hinzuleiten, und denjenigen, die meine Bemerkungen berichtigen oder bereichern können, die Sache leichter zu machen. Mir gingen aber sogar einige Bücher ab, die mir Aufschluß zu geben scheinen, zb. des Sagittarius Geschichte der Grafschaft Gleichen,1) Beieris Geographus Jenensis,2) wiewohl die Erklärungen der Sprichwörter, welche die Curiositäten von dem Letzteren anführen,3) eben nicht zeigen, daß dieser Mann eine große Kenntniß der Geschichte des Zeitalters besaß, in welches die Inschrift gehört [Folgt ein längerer Exkurs zur Etymologie verschiedener Redewendungen, Worte und Namen im Deutschen] Die Zurechtweisungen, die ich von Ew. Excellenz erwarte, sind vorzüglich folgende: 1) ob einige in der Kirche zu Heilsberg vorgefundene Schnitzwerke meiner Erklärung der Inschrift günstig sind; 2) ob sich nicht bloß Walfahrten, sondern auch Landgerichte zu Heilsberg nachweisen lassen; 3) ob der mir zugesandte Kupferstich von der Inschrift, wie ich Grund zu vermuthen habe, nur Nachstich eines andern ist . . . Da soviel mehr dazu gehört, ehe man eine Entzifferung alterthümlicher Inschriften für begründet ausgeben kann, so werden es Ew. Excellenz mir verzeihen, wenn ich Ihnen eine Abhandlung zuschicke, die aus allerlei Nachträgen erwachsen ist, Wagte ich es schon jetzt, mit absprechender Gewißheit zu entscheiden, so hätte ich den ganzen Aufsatz umgearbeitet. Allein bevor obige Fragen ins Reine sind, kann man kaum wissen, was in meiner Abhandlung gestrichen, und was dagegen aufgenommen zu werden verdient. Ich fühle mich unendlich glücklich, von Ew. Excellenz einige Belehrungen erwarten zu dürfen . . .

Apr 14. [Nachmittags, Brief] von Grotefend . . .

1

) Caspar Sagittarius: Gründliche und ausführliche Historia der Graffschaft Gleichen. Frankfurt am Mayn 1732. 2 ) Adrian Beier: Geographus Jenensis. Jena 1672; s. unten 15. Apr 1819: an G. F. Grotefend. 3 ) Interpres Proverbiorum Germanico-Thuringico-Jenensium simplicissimus d. i. Teutscher Thüringischer Jehnischer Sprich- und Wahr-Wörter Dollmetscher. Zusammengelesen und geschrieben von M. Adrian Beier der Kirche in Jena Diacono. A. C. MDCXLV (als Anhang in: Adrian Beier: Fama nobilitatis, oppidorum et populorum in Thuringia). Auszüge daraus brachte C. A. Vulpius: Jenaische Sprichwörter. Nach einer Handschrift des XVII. Jahrhunderts. In: Curiositäten 6, 3. Stück (1817) 226−36; s. unten 15. Apr 1819: an G. F. Grotefend m. Anm.

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Apr 15. Brief an Professor Grotefend nach Frankfurt a. M. (. . . laut Concepten.) 15. An G. F. Grotefend (Konzept; Br 31, 126f.): Ew. Wohlgeboren Schrei-

ben vom 12. April erwidere sogleich, wenn schon nur vorläufig: 1. Ich habe diese Feiertage einen jungen geschickten Zeichner [C. Lieber] nach Heilsberg gesendet, um benannten Ort, die neue Kirche, die Spuren der alten zu erkunden, die Lage und Aussicht zu zeichnen und von dem was sich dort vorfindet genaue Kenntniß zu nehmen. Nach dessen Rückkunft werde das Nähere umständlich mittheilen. 2. Die Frage, ob sich nicht bloß Wallfahrten, sondern auch Landgerichte in Heilsberg nachweisen lassen, soll baldigst untersucht werden. Beier hat voluminose Handschriften über Thüringen hinterlassen, die sich in der Jenaischen Universitätsbibliothek befinden,1) vielleicht geben die einigen Aufschluß. 3. Ist Ew. Wohlgeboren Vermuthung völlig richtig: der Kupferstich in den Curiositäten war nach Schilter copirt;2) hierauf ruht Herrn von Hammers Erklärung. Die Vignette auf unserm Titelblatt ist gleichfalls eine nur verkleinerte Copie. Man hatte die Schilterische Zeichnung mit der Tafel im Allgemeinen verglichen und fand sie ziemlich getreu. Der Stein wegen plumper Form und schwerem Gewicht ward ungünstig aufgestellt, auf Ew. Wohlgeboren letzte Anregung aber in gutes Licht gebracht, mit Öl getränkt und von demselben Künstler [J. G. C. Ermer], der die beiden ersten Copien verfertigt und die Stökke geschnitten, ganz genau durchgesehen und gezeichnet. Woraus sich denn ergiebt, daß das Alphabet viel einfacher ist, daß die Buchstaben die Zeilen rein ausfüllen oder Röschen gesetzt sind. Sobald alles von unserer Seite aufgeklärt worden, erhalten Ew. Wohlgeboren umständliche Nachricht, so wie ich auch den ersten Aufsatz nebst dem Nachtrag zu weiterer Bearbeitung übersende. 16. Heilsberger Inschrift . . . [Nachmittags, C.] Lieber von Heilsberg zurückkehrend, Zeichnungen und Notizen vorzeigend und mittheilend. Prof. Riemer: Untersuchung der Heilsberger Inschrift. 16. [Weimar] C. A. Vulpius an K. A. Böttiger (Meier 1, 266f.): Haben Sie doch die Gefälligkeit, und sagen Sie in der Abendztg. etwas über die Aufklärung der Steinschrift von Heilsberg,3) welche wirklich hohe Achtung verdient. Hr. v. Hammer hat einen Gegner an Hrn. Grotefend gefunden, dessen Aeusserungen ich in den Curiositäten werde abdrucken lassen. Es ist aber doch gewiß, daß ich das Wort Feuer selbst in der Inschrift

1

) Unter dem Obertitel Athenae Salanae sind in der Jenaer Universitätsbibliothek 17 Bde mit Hss. von A. Beier verwahrt. 2 ) s. oben Febr/März 1819 m. Anm. G hatte das Buch (Teil 2 u. 3) am 7. Apr 1819 aus der Weimarer Bibliothek entliehen, Rückgabe: 30. Nov 1819 (Keudell Nr. 1227). Wohl ebenfalls im Rahmen der Beschäftigung mit der Heilsberger Inschrift entlieh G vom 10. bis 27. Apr 1819 die Abhandlungen des frankfurtischen Gelehrtenvereins für deutsche Sprache. 1. u. 2. Stück, Frankfurt 1818 (Keudell Nr. 1228), die mehrere Aufsätze Grotefends enthalten. 3 ) In der Dresdner Abendzeitung erschien kein Beitrag über die Heilsberger Inschrift.

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gelesen habe;1) ich getraute mir es aber nicht, auszusprechen. Sie werden so gütig seyn, über die ganze Angelegenheit etwas zu sagen; denn dieselbe betrifft den Umfang der ganzen alten deutschen Literatur, und ist höchst merkwürdig. Der. Hr. St. M. v. Goethe beschäftigt sich jetzt unablässig mit dieser Sache, und ich habe ihm die ältesten Mspte. aus dem 10. und 11. Jahrh. vorgelegt, aus welchen hervorgeht, daß Hr. v. Hammer ganz glücklich, nach den Alphabeten jener Zeit, die Schrift enträthselt hat. In die Meinung, welche Hr. Grotefend geäußert hat, die Sie gedruckt lesen werden, kann ich nicht eingehen, da dieses herrliche Denkmal gewiß nicht in dem 12. sondern in dem 11. Jahrh. eingehauen ist. Sie sollten es selbst sehen, wenn Sie hieher kommen, und werden, als Kenner, zu entscheiden wissen, ob Schilter, Kinderling2) und meine Wenigkeit, ja Hr. v. Hammer recht haben, oder nicht. Ich bin überzeugt, daß diese Schrift, die Standschrift ausgenommen, in die Zeiten des Königs Klodwig [Ludwig I.] gehört; doch Davus sum, non Oedipus3) −

Apr 17. [J. G. C.] Ermer abermals revidirte Heilsberger Inschrift . . . An [C. W.

v.] Fritsch, an [E. C. A. v.] Gersdorff, an [C. W.] Schweitzer Exemplare der Heilsberger Inschrift . . . [Nachmittag] Nach Tische Rath Vulpius die Heilsberger Zeichnungen gesehen. Später Hofrath Meyer. 22. Nach Tische . . . Prof. Riemer mit seinen Nachforschungen über die Heilsberger Inschrift.4) 24. Auf die Bibliothek zum Heilsberger Monument. Mai 12. An G. F Grotefend (Konzept; Br. 31, 145f.): Ew. Wohlgeboren übersende mit vielem Dank die mitgetheilten Abhandlungen, wovon ich Abschrift nehmen lassen um die darin enthaltenen höchst schätzbaren alterthümlichen Nachweisungen auch fernerhin näher zu betrachten und zu benutzen. Zugleich kann ich vermelden, daß wir nunmehr den Stein in ein günstiges Licht gebracht, ihn mit Öl getränkt, wodurch denn die Schrift viel deutlicher zum Vorschein kommt. Ein gewandter Sprachkenner [Riemer]5) sorgt nun für eine genauere Abschrift, wobey jedoch mehr Schwierigkeiten vorkommen, als man denken möchte. Sobald wir nur einigermaßen zu eigner Zufriedenheit darüber gelangen, verfehle nicht, Denenselben eine Copie zu übersenden, da denn nicht

1

) Hammer hatte ein Wort der Inschrift als Feuerqual entziffert, Grotefend als treuerecht. 2 ) J. F. A. Kinderling: Geschichte der Nieder-Sächsischen oder sogenanten Plattdeutschen Sprache vornehmlich bis auf Luthers Zeiten, nebst einer Musterung der vornehmsten Denkmahle dieser Mundart. Magdeburg 1800. G besaß das von Kinderling mitherausgegebene Werk Für Deutsche Sprache, Litteratur und Cultur-Geschichte. Berlin 1794 (Ruppert Nr. 730). 3 ) Sprichwörtl. nach Terenz Lustspiel Andria (1. Akt, 2. Szene, v. 194): Ich bin Davus [Name eines einfältigen Sklaven im Lustspiel] und nicht Ödipus [Löser des Rätsels der Sphinx]. Gebräuchlich im Sinne von: Ich kann es nicht erraten. 4 ) Von Riemers Beschäftigung mit der Heilsberger Inschrift zeugt noch ein Blatt mit einer bibliographischen Notiz zu U. F. Kopp (GSA 78/545): Eine scharfe Critik der von Hammerschen Deutung der Heilsberger Inschrift steht in Ulrich Friedr. Kopp’s Bilder und Schriften der Vorzeit. Mannh. 1918. p. 275. 5 ) Zu Riemer s. unten 4. Okt 1819.

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zu zweiflen ist daß eine schließliche Entzifferung Ew. Wohlgeboren Scharfsinn gelingen werde. Mai 13. An Doctor Grotefend, Rücksendung seiner Manuscripte. Aug 28. [Frankfurt] G. F. Grotefend an G (GSA 28/85 Bl. 28f.): Indem ich . . . heute die Statute der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde als Ernennungs-Diplom zum außerordentlichen, correspondirenden Ehren-Mitglied der hier gestifteten Gesellschaft erhalte,1) so weiß ich kein besseres Mittel, mich für diese unerwartetete Auszeichnung dankbar zu erweisen, als meine Erläuterung der Heilsbergischen Inschrift dem angekündigten Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde einzuverleiben,2) da dieses unter Anderm auch bestimmt ist, zuverlässige Beschreibungen und Abbildungen wichtiger Denkmäler und urkundliche Aufschlüsse über einzelne vorzüglich merkwürdige Vorfälle, Erklärungen besondrer Rechtsgewohnheiten und Gebräuche, Sprachbemerkungen, Wort- und Zeichen-Erklärungen u.s.w. aufzunehmen. Sollte nun Ew. Excellenz meinen Versuch zur Erklärung der Heilsbergischen Inschrift nicht ganz verfehlt glauben, was ich den bisherigen Schreiben zufolge nicht vermuthen darf; so möchte es wohl nicht ohne Interesse für die anziehende Geschichte der ersten Landgrafen von Thüringen seyn, wenn ich durch Bekanntmachung meines Erklärungs-Versuches zu weitern Forschungen über jenen Gegenstand Anlaß gäbe. Da ich aber nicht eher wagen darf, mit meinem Versuche hervorzutreten, bevor ich nicht eine getreue Abzeichnung derselben habe, worauf ich mich verlaßen darf; so werden es Ihro Excellenz nicht unbescheiden finden, wenn ich um baldige Mittheilung derselben bitte, sofern dieselbe nicht eher der Meinung sind, daß meine Erklärung als gänzlich mißrathen beßer der Vergeßenheit übergeben werde. Ist dieses der Fall, so dürfen Ihro Excellenz mir es, ohne eine Kränkung zu besorgen, gradezu sagen, weil mir jede Wahrheit lieber ist als die Selbsttäuschung in Erforschung derselben, und Tödtung meiner Zeit in nichtigen Träumereien. Auch wenn ich zwar im Ganzen auf der Spur der Wahrheit wäre, im Einzelnen jedoch auf irrigem Wege geglaubt würde, wäre jede Zurechtweisung werth für mich, der ich eben so gern falsche Meinungen aufgebe, als ich die Wahrheit zu erforschen suche. Doch soll hiemit gar Nichts in Anspruch genommen seyn, was dero beßer anwendbare Muße beschränkte; auch ein allgemeines Urtheil, und im Fall dieses auch ungünstig ausfällt, gefällige Mittheilung der mit mehr Treue verfertigten Abzeichungen beglückt mich . . . Sept 21. [Karlsbad, Brief an] Prof. Grotefend, Franckfurt am M. 21. [Karlsbad] An G. F. Grotefend (Konzept; Br 32, 27): Zu besserer Ein-

sicht in den gegenwärtigen Zustand der Heilsberger Inschrift kann ich von Hause nächstens mehreres mittheilen.3) Sie werden Ihre Vermu1

) Die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde war auf Initiative des Frhr. Karl vom Stein am 20. Jan 1819 in Frankfurt am Main gegründet worden mit dem Ziel, eine Quellensammlung zur Geschichte des deutschen Mittelalters herauszubringen (Bd 1 u. d. T. Monumenta Germaniae Historica, 1826). 2 ) Erschienen ab 1820 in Frankfurt. 3 ) Ab hier ältere Brieffassung (gestrichenes Konzept, dat.: 19. Sept 1819): Sie werden Ihre Vermuthungen z.B. daß die Röschen Schlußausfüllungen der Zeile sind und anderes, mit Vergnügen bestätigt finden. Gegenwärtig nur vorläufigen Danck. Wobey nicht verhelen darf daß auch mir, dem Layen, ein Diplom als Ehrenmitglied, von der soviel versprechenden Gesellschaft übersendet worden, und ich bin nicht ganz ohne Hoffnung zu jenen Zwecken auch einiges beyzutragen. [eingeklammert:] Von dem Gegenstand selbst möchte ich folgendes bekennen. Ihre Aufsätze von denen ich Abschrift nehmen lassen und die ich zeither nochmahls durchgelesen, gewannen mir so viel Antheil ab,

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thungen, daß die Röschen zu Schlußausfüllungen der Zeile dienen, und anderes bestätigt finden. Bemerkungen eines Schriftkenners [Riemer],1) wie die Striche innerhalb der Buchstaben anzusehen, eine veränderte Leseart einiger Stellen, auch etwas über Localität von Heilsberg und der Umgegend werden auch Ihnen frisches Interesse gewähren. Diese Mittheilungen geschehen nunmehr ganz eigentlich aus Pflicht, indem die so viel verheißende Gesellschaft auch mir, dem Laien, ein Diplom als Ehrenmitglied zu meinem Geburtstage gesendet2) und ich deshalb jede Gelegenheit gern ergreifen werde, zu jenen edlen Zwecken nach Vermögen mitzuwirken. Deshalb ich denn auch bey meiner Rückkunft ungesäumt Anstalt machen werde das Vorhandene zusammenzubringen. 4. [Jena] An G. F. Grotefend (Konzept; Br 32, 38ff.): Ew. Wohlgebornen das gethane Versprechen sogleich nach meiner Rückkunft zu erfüllen, übersende nebst einem Exemplar der von Hammer’schen Abhandlung drey nach und nach entstandene Blättchen. Nr. 1 ist der erste Versuch, die Schilterische Zeichnung mit dem Steine zu confrontiren und hiernach zu rectificiren; jedoch ist zu bemerken daß bey der Randschrift mehr die Schilterische Schrift als das Original befolgt worden; eine Vergleichung mit Nr. 3 giebt hievon die Überzeugung. Nr. 2 ward, wie die erste, von dem Kupferstecher [C. Ermer] unternommen, der bisher in der Sache gearbeitet. Diese kommt dem Original schon um vieles näher. Nr. 3 ist ein Facsimile des gegenwärtigen Zustandes des Steines, in so fern es thunlich war.3) Ew. Wohlgebornen Urtheil wiesen nach so viel Seiten hin, gaben so viel Belehrung daß ich gar nicht mehr an die Inschrift dachte, sondern sie nur als Text und Gelegenheit pries, daß eine so reichhaltige Ausführung dadurch angeregt worden. Ob dasjenige was von uns bisher zu mehrer Aufklärung dieses Räthsels geschehen, in Ihren Ansichten einiges ändern möchte weiß ich nicht zu sagen; sollte es aber nicht schon genugsam gerechtfertigt werden können, wenn Sie Ihre Erklärung nur hypothetisch aufstellen? Es ist ja auch in solchen Dingen die Anregung das Vornehmste. Doch nahm ich vielleicht die Sache zu leicht, alles sey Ihnen anheim gestellt, allenfalls läßt sich auch hierüber noch ein Wort wechseln, welches mir jetzo doppelte Pflicht ist, da die ehrwürdige Gesellschaft mir auch zu meinem Geburtstage freundlichst den außerordentlichen und Ehrenmitgliedern beygesellt hat (Br 32, 271f). 1 ) s. folgendes Z. 2 ) Beitrag der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zur Frankfurter Feier aus Anlaß von G’s 70. Geburtstag; s. H. Fuhrmann: Goethe, Frankfurt und die Anfänge der Monumenta Germaniae Historica. In: JbFDH 1995, 3−21, 10. Zur Frankfurter Geburtstagsfeier s. „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“, 25. Aug 1819: S. Boissere´e Tagebücher, m. Anm., S. 55. 3 ) Die von G an erster Stelle genannte Zeichnung ist abgebildet in Grotefends 1828 erschienenem Enzyclopädie-Artikel über die Heilsberger Inschrift (s. oben Anm. zum Titel), in dem es heißt (S. 171): der Verf. ersuchte den Staatsminister von Goethe um ein genauere Abzeichnung, und durch dessen Gewogenheit erhielt er drei verschiedene Versuche, das Original treu nachzubilden, wovon hier der erste Rektifikationsversuch in einer besondern Kupfertafel zu liefern genügen mag . . .

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greife nicht vor, doch werden Sie bald bemerken daß durch diese Blätter so wohl im Ganzen als Einzelnen manches aufgeklärt wird. Professor Riemer, ein vorzüglicher Sprach- und Schriftkenner, hat noch mehr Fleiß auf diesen Gegenstand verwendet, und ich erfahre bey meiner nächsten Ankunft in Weimar, was ihm bey seiner freylich sehr beengten Zeit gelungen seyn möchte. Er äußerte den Gedanken, daß man die Striche innerhalb der Buchstaben als solche anzusehen habe, wie sie der Schreiber zieht, damit der Mahlende die Zwischenräume mit Farbe ausfülle. Eben so lassen sich die wunderlichen Figuren in welchen das S erscheint auf diesem Weg am besten auflösen. In Herrn von Hammers Alphabet bestätigt sich also manches, einiges aber erleidet Abänderung, wie Ew. Wohlgeboren es selbst bey näherer Betrachtung finden werden. Mehr sage nicht, sondern bemerke nur, daß wir in den zwey letzten Zeilen zu lesen glauben: [Lücke] Indem ich mich bestens empfehle, ersuche Dieselben, was Sie etwan hierauf an mich gelangen lassen, nach Weimar zu addressiren, wohin ich in diesen Tagen mich begebe. [Jena] An W. C. C. Fürst zu Solms-Braunfels (Konzept; Br 32, 41): Einige Exemplare der von Hammer’schen Erklärung der Heilsberger Inschrift nehme mir die Freyheit sogleich beyzulegen und zu bemerken, daß Herr Professor Grotefend in Frankfurt a. M. denselben Gegenstand bearbeitet. Er gesteht der Inschrift ein so hohes Alter nicht zu, giebt ihr aber ein höheres politisches Interesse. Von seiner Forschung erhalten wir vielleicht bald öffentlich die Resultate.1) [Jena] An die Centraldirection der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (Br 32, 46): In diesem Betracht darf ich wohl mich der erwiesenen Gunst bescheiden-dankbar erfreuen2) und die Hoffnung nähren, zu jenen herrlichen vaterländischen Zwecken einigermaßen mitzuwirken. Wie ich denn gegenwärtig mit Herrn Professor Grotefend wegen der Heilsberger Inschrift in Briefwechsel stehe, um demselben einige Auskunft zu geben, die wohl nöthig ist, um über dieses räthselhafte Document endlich in’s Klare zu kommen. [Jena] Expedition nach Weimar: Herrn Prof. Grotefend, Heilsb. Fürst Solms . . . Expedition wegen des Steindrucks an m.[einen] Sohn. [Jena] An August von G (Br 32, 50): . . . Eine Rolle an Grotefend.3)

Nov 23. [Weimar] Carl August an G (Wahl 2, 256): Die Beylagen dancknehmigst remittirend bemercke ich, daß die Heilsberger Aufschrift noch lange [un]entziffert bleiben wird, wenn mir aufgetragen würde, sie laufend leserlich darzustellen; indeßen ist dieser Ge1

) s. oben Anm. zum Titel. ) Zur angetragenen Ehrenmitgliedschaft s. oben 21. Sept 1819: an G. F. Grotefend m. Anm. 3 ) Br 32, 394: Randnote: [August v. Goethe] Expedition nach Weimar (’vorbereitet‘ 3. Octob.) 2

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genstand ein angenehmer Zeitvertreib. Möchte es noch belieben, die Buchstaben dieser Inn- oder Einschrift zu s c h w ä r z e n , damit es denen Sinnen bequemer entgegen komme.

1820 Jan

4. [Weimar] C. A. Vulpius an J. v. Hammer (Meier 1, 284): Ew. Hochwohlgeb. verdanke ich, verdankt meine Zeitschrift C u r i o s i t ä t e n pp schon so viele Beweise Ihres gütigen Wohlwollens, daß ich hoffen darf Ihnen dieselbe u Ihrer fernern Aufmerksamkeit zu würdigen. Auch die H e i l s b e r g e r I n s c h r i f t , wär ohne Ihr Wissen, noch ungelöset. Jetzt aber tritt ein sogenannter Paläograph, Hr. Ulrich Friedrich Kopp auf, u. will diese Entzifferung nicht gelten lassen.1) Es hat derselbe ein Buch B i l d e r u n d S c h r i f t e n d e r Vo r z e i t Mannheim 1819, auf seine Unkosten drucken lassen . . . In diesem Werke geht er S. 225 [korrekt: 275] − 280 über die Erklärung der Heilsberger Inschrift so her, daß ich wohl wünschte, Ew. Hochwohlgeb. sagten recht viel dazu, welches in den Curiositäten am besten geschehen könnte . . . Es würde mich sehr freuen, Hrn K.[opp] den Mund gestopft zu wißen. 15. [Wien] J. v. Hammer an C. A. Vulpius (Meier 1, 480f.): Euer Wohlgeboren bin ich mit sehr liebem Dank dafür verbunden, daß Sie mich auf die Erscheinung des Coppschen Werks aufmerksam gemacht haben, welches ich so eben . . . bestellet habe. Was ich seiner Zeit über die H e i l s b e r g e r Inschrift zu entgegnen nöthig fand, werde ich gewiß nirgends anders als in den Curiositäten niederlegen . . . Meine Antwort auf die Heilsb[erger] Ins.[chrift] muß ich aber in jedem Falle auf nach der meinen Templerischen Gegnern fälligen verschieben, denen ich im nächsten Heft der Fund.[gruben] d[es] O[rients] kurz zum ersten und letztenmal zu antworten gedenke.2)

1825 Juli 22. [Weimar, nachmittags] Später Professor Riemer . . . Später mit letzte-

rem . . . die Heilsberger [Inschrift] verhandelt.

1827 März 12. Abends Museum von [F. F. W.] Dorow. Neuversuchte Erklärung der

Heilsberger Inschrift.3)

1

) s. oben Febr/März 1819 m. Anm. ) Mysterium Baphometis revelatum. In: Fundgruben des Orients (Wien 1820); Auseinandersetzung mit den Kritikern von Hammers gleichnamigem Aufsatz im 6. Bd der Fundgruben (Wien 1818). 3 ) A. Kretschmer: Versuch einer Erklärung der Heilsberger Inschrift. In: Museum für Geschichte, Sprache, Kunst und Geographie. Hsg. von Wilhelm Dorow. [= Denkmäler alter Sprache und Kunst. Hsg. von W. Dorow. Bd 2]. Berlin 1827, 97−115. Dem Aufsatz war vorangestellt ein Brief des Herausgebers W. Dorow: Sr. Excellenz den Herrn Geheimen Rath von Göthe über die Heilsberger Inschrift (93−97). − Möglicherweise Teil einer Sendung von Dorow an G vom 5. März 1827 (Tgb 11, 29). 2

1829

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1829 März 27. An Riemer (Konzept; Br 45, 211): Es ist mir sehr angenehm, mein

werthester Herr Professor, zu vernehmen, daß der Heilsberger Stein an schicklichem Orte glücklich angebracht ist. Wollen Sie Herrn Baurath [K. F. C.] Steiner, bis ich es selbst zu thun Gelegenheit finde, deshalb den besten Dank sagen. Angestrichen aber darf die Inschrift nicht werden, weil sonst die zarten, ohnehin schon sehr ausgewitterten Züge noch mehr an ihrer Lesbarkeit verlieren würden. Apr 10. Einen Augenblick auf der Bibliothek, die eingemauerte Inschrift von Remda1) zu betrachten . . . Juli 7. Ermer, neue Copie der alten Inschrift bringend . . . Dr. [C. E. F.] Weller. Betrachtung der Heilsberger Inschrift.2) UM

Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. 17983)

E D

1798 Dez 10. u. 11. Allgemeine Zeitung, 23. Dez 1798, S. 1f. − Hempel1 29, 410−14. − W 40, 242−48. − AA-SL 3,173−76. − MA 6.2, 554−59. − FA I 18, 551−55.

Z Jan

1798 31. An Schiller (Br 13, 49f.): Hier schicke ich eine eigne Erscheinung, eine

Ankündigung daß ein letzter Abkömmling der alten Nürnberger Meistersänger eine Auswahl seiner Gedichte herausgeben will. Ich kenne schon manches von ihm und habe leider versäumt ihn in Nürnberg selbst zu sehen.4) Er hat Sachen gemacht von Humor und Natürlichkeit,5) die leicht ins reinere Deutsch zu übersetzen wären und deren sich niemand schämen dürfte. Wir erhalten das Buch durch Knebeln wenn es herauskommt. 1

) Kleinstadt nahe Heilsberg, das heute Ortsteil von Remda-Teichel ist. ) G entlieh Hammers Erklärung vom 8. Juli 1829 bis 17. Okt 1831 aus der Weimarer Bibliothek (Keudell Nr. 2012). 3 ) Rez. von: Johann Konrad Grübel: Gedichte in Nürnberger Mundart, 1. Bd. Nürnberg: Selbstverlag 1798. Zur Hs.-Überlieferung AA-SL 6, 209. G’s 2. Rez. von 1805 s. nächsten Artikel. 4 ) Auf der Rückreise aus der Schweiz hatte G vom 6.−15. Nov 1797 in Nürnberg Station gemacht, wo er Knebel traf. Bei einer von Knebel veranstalteten Tafelrunde mit Nürnberger Bürgern in der Gaststätte Herrenschießhaus wurden Verse Grübels rezitiert (F. Schaub: Ihr glücklichen Augen. Goethe und Franken. Würzburg 1982, 65). 5 ) Seit 1790 waren einige Gedichte Grübels in Einzeldrucken erschienen. 2

908 Febr

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART. 1798

1798

2. [Jena] Schiller an G (SNA 29, 199): Ihr Nürnberger Meistersänger spricht mich wie eine Stimme aus einem ganz andern Zeitalter an, und hat mich sehr ergötzt. Wenn Sie Knebeln schreiben, so bitten Sie ihn doch, auch mich zu 1 Exemplar mit Kupfer unter den Subscribenten anzumerken. Ich halte es wirklich für nöthig daß man sich bei diesem Werklein vorher meldet, weil es sonst vielleicht nicht zu Stande kommt, denn der gute Freund hat sein Zeitalter überlebt, und man wird ihm die Gerechtigkeit schwerlich erzeigen, die er verdient. Wie wärs wenn Sie nur ein paar Seiten, zu seiner Einführung ins Publicum, in den Horen sagten?1) Er scheint es wirklich so sehr zu brauchen als zu verdienen.

[Febr An Knebel (Br 13, 80): Ich subscribire für zwey Exemplare des Werkes 26.]2) von G r ü b e l m i t d e m P o r t r a i t .3) Es ist eine merkwürdige Erschei-

nung aber freilich aus einer alten Welt. Wenn seine Sachen einmal heraus sind, so wird man sehr leicht Auszüge daraus ins gewöhnliche Deutsch übersetzen und sie dadurch weiter bekannt machen können, das wird aber dem Armen Teufel zur Einnahme wenig helfen. März 6. [Ilmenau] Knebel an G (G−Knebel 1, 165): Soll ich wegen der Subscription auf Grübels Gedichte für Dich nach Nürnberg schreiben? 9. An Knebel (Br 13, 89): Wegen G r ü b e l s Gedichten will ich an Herrn Dez 10. 11. 12.

12. 14.

Merkel schreiben, mit dem ich doch jetzt in einigem Verhältniß stehe.4) Abends, Grübels Gedichte. Recension von Grübels Gedichten. An Schiller (Br 13, 337): Ich schicke hier Grübels Gedichte, von denen ich schon einmal erzählte, sie werden Ihnen Spaß machen. Ich habe eine Recension davon an Cotta zur neuen Zeitung geschickt, davon ich Ihnen eine Abschrift senden will. Ich habe die Gelegenheit ergriffen etwas über diese heitere Darstellungen, die nicht gerade immer den leidigen Schwanz moralischer Nutzanwendung hinter sich schleppen, etwas zu sagen. Briefverzeichniss 1798 (Br 13, 438): Hofr. Schiller Grübels Gedichte übersendet. An Cotta (Br 13, 341): Ich übersende einen kleinen Beytrag zu der allgemeinen Zeitung und wünsche daß Sie ihn zweckmäßig finden mö-

1

) Geschah nicht. ) Datierung nach Briefverzeichnis 1798 (Br 13, 430). 3 ) Ein Ex. mit G’s Exlibris in seiner Bibliothek (Ruppert Nr. 924). 4 ) G hatte den Nürnberger Kaufmann u. Kunstsammler P. W. Merkel, der zu Knebels Bekanntenkreis gehörte, während seines Aufenthalts in Nürnberg kennengelernt u. war wiederholt mit ihm zusammengetroffen. Vom 9. Nov 1797 meldet Merkels Tagebuch: Goethe war im Schießgraben [bürgerliche Gaststätte Herrenschießhaus]. Knebel setzte mich neben ihn und wir sprachen beständig miteinander. Er unterhielt sich sehr lebhaft mit mir (W. Volkert: Ein Globus für Goethe. Ein Brief von Johann Wolfgang Goethe an den Nürnberger Handelsmann Merkel. In: Ein solches Jahrhundert vergißt sich nicht mehr. Hsg. v. W. Beck. München 2000, 29−33, hier: 31). Ein Brief an Merkel wegen Grübels Gedichten nicht überliefert. 2

1798

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART. 1798

909

gen; schärfen Sie nur eine genaue Correctur ein, welche bey einem so deutlich geschriebenen Manuscript, mit weniger Aufmerksamkeit, etwas leichtes ist. Dez 14. Briefverzeichniss 1798 (Br 13, 438): Cotta Recension von Grübels Gedichten übersendet. 14. [Jena] Schiller an G (SNA 30, 11): Für den Nürnberger Dichter danke ich, biß jetzt habe ich noch nicht viel in demselben lesen können. Es ist gar nicht übel, wenn Sie ein paar Worte zu seiner Empfehlung sagen, denn hier ist der Fall, wo keiner das Herz hätte, auf Risico des eignen Geschmacks zu loben, weil man auf keine modische Formel fußen kann. 15. An Schiller (Br 13, 342): Hier schicke ich was ich bey Gelegenheit

Grübels ausgehen lassen. Es ist drauf angesehen daß es eine gewisse Partey ärgern soll.1) Die Materie muß in den Propyläen wieder gebracht und unter allen Formen erneuert werden, wozu mir schon ein Paar ganz närrische eingefallen sind. 18. [Jena] Schiller an G (SNA 30, 13f.): So wenig ich Anstand nehme, alles was Sie von unserm Volksdichter gutes sagen, im einzelnen wie im allgemeinen zu unterschreiben, so kommt es mir doch immer als eine gewiße Unschicklichkeit vor, auf einer so öffentlichen Stelle, als die Allgemeine Zeitung ist, die Augen auf ihn zu ziehen, für die Vorzüge der Form ist einmal kein Sinn zu erwarten, und so wird das Kleine und Gemeine in den Gegenständen den delikaten Herrn und Damen Anstoß geben und den Wizlingen eine Blöße. Das ist wenigstens mein Gefühl, wenn ich mir, bei Durchlesung Ihrer Anzeige, zugleich das Publicum vergegenwärtige, dem sie in die Hände kommt, und es däucht mir eine annehmliche Klugheitsregel, da wo es keine Ueberzeugungsgründe giebt, um durch die Vernunft zu siegen, das Gefühl nicht zu choquiren. Ein ganz anderes wär es, wenn eben diese Anzeige in einem litterarischen Blatt stünde: hier ist man befugt und verpflichtet, alles zu würdigen, und ins Detail zu gehen. In einer politischen Zeitung kann nur das, muthmaßlich allgemein interessierende Platz finden, nicht was gefallen s o l l t e , sondern wie Boufflers sagt, was gefällt.2) 19. An Schiller (Br 13, 345): Es mag mir etwas von Ihrer Meynung vorge-

schwebt haben, indem ich, ehe ich den kleinen Aufsatz abschickte, bey mir zu Rathe ging, ob ich ihn nicht mutatis mutandis zur Litteraturzeitung geben, oder die Materie vor die Propyläen aufheben sollte. Indessen mag er zu jenem Pikenick hingehen das doch nicht auf eine Consequenz der Schüsseln berechnet ist. Boufflers hat mir auch, wie Ihnen, und in eben demselben Sinne, recht wohl gefallen; dagegen haben die Franzosen und Vornehmen, so viel ich hier vernehmen konnte, nicht zum besten davon sentirt, da es doch eigentlich für sie geschrieben ist. Auf welches Publikum soll denn der Schriftsteller rechnen und zählen? 1

) G’s Rechtfertigung realistischer Volksdichtung war mittelbar an die Adresse der Romantiker gerichtet, die einer religiös-historisch fundierten Volksdichtung den Vorzug gaben. 2 ) Stanislas Chevalier de Boufflers: Discours sur la litte´rature, prononce´ `a l’Acade´mie des Sciences et Belles Lettres de Berlin le 9. Aou ˆt 1798. Berlin 1798.

910

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART. 1798

1798

Dez 28. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 47): Euer Excellenz bezeuge ich den untertänigsten Dank für den Beitrag, womit Ihre Feder die A. Z. wieder geziert hat, und empfele mich zu fernern Beweisen Ihrer so äusserst wichtigen Gewogenheit.

1799 Febr

5. (s. „Eröffnung des Weimarischen Theaters“ gD, EGW 4, 174)

UM

Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart [1805]1)

E D

1805 Jan 16.−23. JALZ 13. Febr 1805. Nr. 37, Sp. 294−96.2) − C1 33 (1830) 178−82. − W 40, 308−12. − AA-SL 3, 184−86. − MA 6.2, 588−92 ([Johann Konrad Grübel: Gedichte in Nürnberger Mundart]). − FA I 18, 982−85 ([Johann Konrad Grübel: Gedichte in Nürnberger Mundart]).

Z

1803

Dez ⎯ [Weimar] J. D. Falk an G (GSA 30/243 Bl. 168): [überschickt Rez. u. schlägt weitere zu rezensierende Titel für die JALZ vor] Eine A n z e i g e der Allemannischen im Schwäbischen Dialekt geschriebnen Lieder [J. P. Hebel: Allemannische Gedichte] würde sich auch wohl neben G r ü b e l s G e d i c h t e n am Besten schicken also erbitte ich nun diese gleichfalls.

1804 Dez 16. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 30/244 Bl. 171): Falk hat unlängst eine Recension über die Alemannischen Gedichte eingeschickt, mit welcher Voß sehr unzufrieden ist. Jener besteht gleichwohl auf dem Abdruck, u. möchte gern Vossen zum öffentlichen Widerspruche reizen. Allein dieser hat zu einer Fehde mit F. so wenig Lust, als unsere Blätter Raum dafür haben. Mit Nächstem sende ich Falks Brief (der noch bey Voß liegt) nebst dem Corpus delicti, der Recension. 19. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 30/244, Bl. 172.179): Bey dieser Gelegenheit übersende ich Verschiedenes: 1) die neulich erwähnte Recension, nebst Brief, von Falk. Voß verwirft durchaus die erste, u. mag mit dem letzten nichts zu schaffen haben.

1

) Rez. zu: Johann Konrad Grübel: Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. Bd 1. Nürnberg 1798, Bd 2. Nürnberg 1800 (beide im Selbstverlag erschienen). 1798 hatte G Bd 1 rezensiert; s. vorigen Artikel. 2 ) Folgt auf G’s Rez. Allemannische Gedichte von J. P. Hebel.

1805

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART 1805

911

1805 Jan

15. An Cotta (Br 17, 238): [Nachschrift:] Ich habe Ihnen vor mehrerer Zeit

einmal einen kleinen Aufsatz über Volksgedichte geschickt, welche ein Handwerksmann Grübel in Nürnberg herausgab. Er stand auch in der allgemeinen Zeitung. Ich wünschte ihn gegenwärtig wieder zu haben; da Sie bey Ihren Expeditionen wohl Register über solche Dinge besitzen, so sollte es mir angenehm seyn, wenn Sie mir dieses Blatt verschaffen könnten.1) 16. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 239): Um die Falkische Recension zu beurtheilen, mußte ich erst die A l l e m a n n i s c h e n G e d i c h t e lesen. Dieses ist nun geschehen, und ich finde leider, daß von ihr gar nichts zu brauchen ist. Der gute Mann ist mit sich selbst und seinen Grundsätzen nicht einig und nun kommen seine Grundsätze auf wunderliche Weise den Allemannischen Gedichten in die Haare. Das zerrt sich nun herum, sodaß man gar nicht weiß, wo man hinsehn soll. Indessen da mich die Gedichte interessiren, will ich sehen, ob ich Ihnen in diesen Tagen eine kurze Recension darüber aufsetzen kann.2) Vielleicht nehme ich dann auch die Grübelschen Gedichte vor, welche, wenn ich nicht irre, Falk viel höher schätzt, die ich aber caeteris paribus3) den allemannischen wohl an die Seite setzen möchte. 23. An H. C. A. Eichstädt (Br 17, 245): Ich habe . . . in diesen Tagen folgende Recensionen bearbeitet: . . . Grübels Gedichte4) . . . 26. u. 27. (s. „Collin: Regulus“: Tgb, an Eichstädt u. Eichstädt an G gD, EGW 2, 230f.) 28. (Eingang des Druckmanuskriptes datiert: 28.1.05)5) 30. [Jena] H. C. A. Eichstädt an G (GSA 30/240 Bl. 53): Die 3te Revision der Recensionen [Hebels Allemannische Gedichte und Grübels Gedichte] besorge ich selbst mit möglichster Genauigkeit . . . Febr

2. (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: an Eichstädt gD, EGW 1, 346f.) 5. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 118): Die Allg Zeitungs Numer, welche Hochdiselbige verlangten [15. Jan], folgt in der Anlage. 26. (s. „Der Geburtstag, eine Jägeridylle“: an Schiller gD, EGW 6, 192)

28.[?]6) (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: Schiller an G gD, EGW 1, 347) 28. (s. „Böhlendorff: Ugolino Gherardesca“: an Schiller gD, EGW 1, 347)

1

) Betr. 1. Rez., s. vorigen Artikel. ) Vgl. „Hebel: Allemannische Gedichte“. 3 ) Unter übrigens gleichen Umständen. 4 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Collin: Regulus“: an Eichstädt gD, EGW 2, 230. 5 ) Vgl. K. Bulling: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Litteratur-Zeitung im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens 1804−1813. Weimar 1962, 75. 6 ) Datierung nach G’s Antwortschreiben vom 28. Febr 1805, möglicherweise auch am Vortag, dem 27. Febr, geschrieben (SNA 32, 564). 2

912

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART 1805

1809

1809 Nov 22. An H. C. A. Eichstädt (Br 21, 467f.; Paralip.1)): Erlauben Sie mir bey

dieser Gelegenheit aufrichtig zu sagen, daß die Recensionen im ästhetischen Fache seit einiger Zeit mir wenig zur Freude gereichen; sie sind gar zu ungleich dem Sinne und der Einsicht nach, wodurch ein Schwanken entsteht, das bey allen Menschen, die halbweg aufmerksam sind, zuletzt ein Mistrauen gegen die Anstalt erregen muß. Ungerne habe ich z. B. in No. 242 die höchst ungerechte Recension über Grübel gelesen.2) Erst hat es Herr D. A. E. mit der Nürnberger Mundart zu thun, die doch eben so gut, wie alle andern, ein Recht hat sich poetisch auszudrücken; dann macht er Grübeln als Handwerker verächtlich und dann stellt er Forderungen an die Epistel auf, wie man sie im höchsten Sinne der gebildeten Societät machen kann: Was soll so eine Art zu urtheilen heißen? und welche köstliche Bissen (morceaux) müßten wir entbehren, wenn wir die niedern Klassen aller Zeiten und Völker von der Dichtkunst ausschließen wollten! Und zuletzt nun gar der vornehme Snear3) auf die Gönner und Freunde des abgeschiedenen tüchtigen wackern Mannes, unter die ich mich öffentlich selbst gestellt habe! Diese tückische Grobheit gegen den frühern Recensenten der Grübelschen Schriften in eben derselben Zeitung! Dergleichen pflegt denn doch wohl vermieden zu werden. Nehme ich nunmehr die Recensionen in Nr. 276,4) so ist freylich Herr rzw. tüchtig und derb genug; und Grübel wird wieder unter die vorzüglichen deutschen Dichter gerechnet . . .

1

) Briefentwurf von Riemers Hand zu G’s Brief an Eichstädt vom 25. Nov 1809, datiert 22. Nov 1809. Die endgültige Brieffassung enthält keine konkrete Bezugnahme auf Grübel. 2 ) D.A.E. [J. H. Voß d. J., Rez.:] Grübels Correspondenz und Briefe in nürnberger Mundart. Nürnberg 1808. JALZ 17. Okt 1809, Nr. 242, Sp. 119f. 3 ) Sneer (engl.): Spott, Hohn. In der Rez. hieß es: Wir haben ein etwas hartes Urtheil ausgesprochen: doch wollen wir dadurch den Freunden des ehrlichen Grübel ihren Spaß nicht verderben, den wir ihnen von Herzen gönnen; wir mußten seine Episteln hier als Werke der poetischen Kunst betrachten, und bey dieser Innung werden keine Lehrbriefe ausgetheilt. 4 ) rzw. [F. Passow, Doppelrez.:] Deutsche Anthologie oder Auswahl deutscher Gedichte von Opitz bis auf unsere Zeit. Hsg. von C. R. F. Vetterlein. Bd 1. Halle 1809. Kleine lyrische Anthologie vorzüglich für Declamirübungen der obern Classen in Gymnasien. Hsg. von F. G. Welcker. Bd 1. Gießen 1809. JALZ 27. Nov 1809, Nr. 276, Sp. 385−88. Passow kritisierte, daß Autoren wie Grübel, Hebel, Friedr. Schlegel, Novalis, Tiek, Baggesen u.A. nicht in der Anthologie von Vetterlein vertreten waren, dafür Namen, von denen Apollo nie gewußt hat.

1823

GRÜBELS GEDICHTE IN NÜRNBERGER MUNDART 1805

913

1823 Dez ⎯ (s. „Arnim und Brentano: Des Knaben Wunderhorn“: Sicherung meines literarischen Nachlasses . . . gD, EGW 1, 151)

UM

[Grundlage zu einer architectonischen Bibliothek]1)

E D

1797 Febr 22. Zur Biographie des weiland livländischen Landraths Peter Reinhold von Sivers. Die zum Studium der Baukunst erforderlichen Werke. Ein Brief Goethes aus dem Jahre 1796 [1797]. In: Das Inland. Eine Wochenschrift für Liv-, Esth- und Curlands Geschichte, Geographie, Statistik und Literatur. 10. Jg. 1845. Nr. 47, Sp. 807−10. − Br 12 (1893) 43−50. − MA 4.2, 65−70. − FA I 18, 404−09 [Die zum Studium der Baukunst erforderlichen Werke2)].

Z

1797

Jan 15. u. nach 15. (s. „Baukunst 1795“: G. J. Schleusner an G u. an G. J. Schleusner gD, EGW 1, 192f.) Febr 22. [Jena] An G. J. Schleusner (Br 12, 43): Hier schicke ich, werthester

Herr Doctor, einen kleinen Aufsatz über die Grundlage zu einer architectonischen Bibliothek, wie ich ihn heute früh dictirt habe, er enthält freylich zu wenig und zu viel. Wenigstens aber wird Ihren Correspondenten [P. R. v. Sivers] keines dieser Bücher angeschafft zu haben reuen. Wir sprechen darüber, und es läßt sich wohl noch manches zweckmäßig in der Kürze hinzuthun, und man kann, wenn man nur erst sieht wo Ihr Correspondent hinauswill, nach und nach, mehr darauf bauen . . . [Folgt Expose´] 22. [Jena] Früh die Abhandlung über die Baukunst. 22. (H 〈MA 4.2, 70〉 datiert: Jena den 22ten Febr. 1797) Juni 27. [Jena] G. J. Schleusner an P. R. v. Sivers (MA 4.2, 967f.): Ew. Hochwohlgeboren gütige Zuschrift vom 26. Nov. 1796 ist so lange unbeantwortet geblieben, daß ich mich schämen würde jetzt noch mit einer Antwort hervorzutreten, wenn ich nicht annehmen dürfte, daß diese Antwort auch noch jetzt wegen der Beilage Ihnen angenehm sein wird und diese Beilage die beste Entschuldigung für die Verzögerung meiner Antwort sein wird. Ich besitze keine Kenntnisse in dem Fache, worüber Sie Aufklärung verlangten und konnte also auf keine Weise mich schmeicheln das ehrenvolle Zutrauen womit Sie mich durch Ihre Zuschrift beehrten, durch meine eigenen Kräfte zu rechtfertigen; vielmehr mußte ich fürchten, Ihnen einen lieblosen Dienst . . . zu erweisen, wenn ich mit

1

) Bibliographisches Expose´ für den livländischen Landrat P. R. v. Sivers; Beilage zum Brief an G. J. Schleusner 22. Febr 1797 (s. dort). 2 ) Nach ED.

914

GRUNDLAGE ZU EINER ARCHITECTONISCHEN BIBLIOTHEK

1797

Hülfe einiger Lehrbücher, Bücherkatalogen und Repertorien ein unkritisches kritisches Verzeichnis von Büchern, die Baukunst betreffend, zusammenstoppelte. Ich teilte also Ihr Verlangen und Ihren Brief dem Herrn geheim. Rat v. Göthe mit, welcher mir versprach, seine Gedanken darüber mitzuteilen. Seine Reisen, seine vielfachen Geschäfte, die nochmalige Revision der Beilage und das Nachtragen der vollständigen Titel verzögerten die Erfüllung dieses Versprechens und die Absendung des Aufsatzes, den ich Ew. Hochwohlgeboren in der Kopie beilege. Die Sache ist jetzt auf eine gute Art eingeleitet und H. v. Goethe wird seinem Geiste und seinem edlen Herzen gemäß zur weitern Entwicklung der Sache immer bereit sein, wie Sie aus dem Aufsatze selbst sehen werden, es sei nun, daß Ew. Hochwohlgeboren Ihre Anfragen directe an ihn oder durch mich zu ihm wollen gelangen lassen. Das Letzte wurde [!] mir sehr angenehm sein in wiefern ich nämlich alsdann selbst an Kenntnis in einem Fache, worin ich ganz fremde bin, gewönne. − Haben Sie Lust von den hier genannten Büchern sich einige oder alle anzuschaffen, so wäre es wohl am ratsamsten sie nach und nach in Auktionen zu erstehen. Ich stehe Ihnen dabei sehr zu Diensten und kann Ihnen darin wegen meiner literärischen Verhältnisse vielleicht nützlich sein. Man kauft oft mit wenig Kosten in Deutschland Bücher, wenn man nur den rechten Ort und den rechten Zeitpunkt trifft. Ich erwarte hierüber Ihre Befehle und es soll mir sehr viel Ehre und Freude machen wenn ich Ihnen hierin behülflich und nützlich sein kann.

Sept

1. (s. „Baukunst 1795“: P. R. Sivers an G gD, EGW 1, 193)

PL

[Grundversuche über Farbenerscheinungen bei der Refraktion]1)

E D

1793 Ende / 1794 Anf.? NS 5.2 (1906) 54−58.2) − LA I 3, 103−08, 459f. (Paralip.),3) mit beigelegter Figurentafel XVI. − MA 4.2, 433−37, mit Figurentafel auf der Rückseite des eingelegten Farbbogens. − FA I 23.2, 188−93, mit Figurentafel 37.

Z ?

1793

Aug 11. [Frankfurt] An G. C. Lichtenberg (Br 30, 51): . . . ich gedencke die

übrigen Bedingungen unter welchen wir apparente Farben4) erblicken nach und nach . . . vorzunehmen, wobey ich mir Ihre Theilnehmung und Belehrung erbitte.5) 1

) Überschrift nach LA I 3, 103. Vorarbeit zu FL, Didaktischer Teil, Abt. 2 Physische Farben. Die in enger Anlehnung an die Figuren beschriebenen Versuche knüpfen an die wohl im Okt 1793 entstandene Abhandlung Über die Farbenerscheinungen, die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden an. Ebenso weist Karte 16 (entspricht 25 in LA) des 1. Stücks der Beyträge zur Optik (1791), von G dort nicht näher beschrieben, auf die Experimente hin. 2 ) Von G gezeichnete zugehörige Figuren bereits gedruckt in NS 5.1 (1897) als letzte Figurentafel. 3 ) Das in LA als Paralip. Nr. 9 wiedergegebene Textstück, eine eigenh. fragmentarische Einführung, vermutl. später entstanden, in NS u. FA vorangestellt. 4 ) Physische Farben, so die durch das Prisma erzeugten Farben. 5 ) Weitere Teile des Briefs s. in „Beyträge zur Optik“: an Lichtenberg gD, EGW 1, 251.

1793 ?

GRUNDVERSUCHE ÜBER FARBENERSCHEINUNGEN . . .

915

Okt An G. C. Lichtenberg (Br 10, 121f.): . . . wie Neutons Nachfolger fast 23.1) ausschließend alles aus der Brechung zu erklären dencken. Ein Wink

von Ew. Wohlgeb. den ich in Crells Vorrede zu Delaval gefunden habe,2) hat mir große Freude gemacht. Ich bin dadurch aufs neue aufgemuntert worden, die verschiedenen Bedingungen unter denen uns apparente Farben erscheinen, so viel als möglich seyn will, von einander zu sondern und das Fachwerk worin ich die manigfaltigen Erfahrungen und Versuche hinein trage eher zu weit als zu eng zu machen.3) WZ

Gutachten über die Ausbildung eines jungen Mahlers4)

E D

1798 vermutl. nach Sept 23.5) W 47 (1896) 249−53. − MA 6.2, 139−42. − FA I 18, 516−19.

1

) EGW 1, 255 datiert: ca. 20. Okt 1793. Hier korrigiert nach Lichtenberg 4, 170. ) E. H. Delaval: Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper. Aus dem Engl. übers; nebst einer Vorrede von Lorenz Crell. Berlin u. Stetin 1788 (frz. Originalausg. Paris 1772; beide Ausg. in G’s Bibliothek, Ruppert Nr. 4488 u. 4811). 3 ) Das Vorausgehende u. Folgende s. in „Beyträge zur Optik“: an Lichtenberg gD, EGW 1, 255−58. 4 ) Die wohlwollende Expertise betr. Zeichnungen des 18-jährigen Malers F. K. C. Jagemann in der Weimarer Kunstausstellung 1798; mit am klassischen Weimarer Kunstprogramm ausgerichteten Ratschlägen, empfohlen u. a. Kenntnisse in der Anatomie und Perspektive, Studium der alten Meister u. Bildhauerei, Nachahmung der Natur . . . nach Zwecken der Kunst. In Geists Hand (W 47, 431), zu Lebzeiten ungedruckt, ursprünglich wohl für die Propyläen gedacht (s. 1798 Sept 23.). Zu H. Meyers Beteiligung s. 1798 Sept 29. Im Anschluß an M. Hecker betonen R. Bothe u. U. Haussmann: Es kann als sicher gelten, daß der Text zumindest im Geiste die Handschrift beider Weimarischen Kunstfreunde trägt (R. Bothe u. U. Haussmann: Goethes Bildergalerie. Die Anfänge der Kunstsammlungen zu Weimar. Berlin 2002, 169). Aufgrund auffälliger Übereinstimmung der Argumente läßt sich der am 4. Sept 1797 in Stuttgart entstandene, kleine didaktische Aufsatz Vortheile, die ein junger Mahler haben könnte, der sich zuerst bei einem Bildhauer in die Lehre gäbe (W 47, 247f.) als Vorstufe ansehen. − Jagemann (1780−1820), Sohn des Bibliothekars der Herzogin Anna Amalia u. Bruder der Schauspielerin Caroline J., ehemaliger Schüler der Zeichenschule, absolvierte zu dieser Zeit auf Anraten G’s ein herzoglich finanziertes Studium bei H. F. Füger in Wien; auch seine weitere Ausbildung in Paris u. Rom verfolgte G aufmerksam (s. an Carl August 28. Sept 1802, Br 16, 121f.). Ab 1810 Professor am Weimarer Freien Zeicheninstitut, war Jagemann ein wichtiger Gesprächspartner G’s; s. dazu z. B. Wichtige Bemerkung eines Mahlers in Entoptische Farben (NS 5.1, 308−12). Bekannt ist Jagemann u. a. durch seine Zeichnung Schiller auf dem Sterbebett (1805), ein Carl-August-Porträt (1813) u. einige G-Bildnisse. Anläßlich der Trauerloge am 15. Juni 1821 widmete G dem frühverstorbenen Maler einen anerkennenden Nachruf (W 36, 356−60). 5 ) Der Text entstand nach Eröffnung der Kunstausstellung zu Carl Augusts Geburtstag am 3. Sept 1798; im Hinblick auf die Propyläen-Planungen (s. 23. Sept) u. Meyers Beteiligung (s. 29. Sept) mutmaßlich nach dem 23. Sept 1798. 2

916

GUTACHTEN ÜBER DIE AUSBILDUNG EINES JUNGEN MAHLERS

Z ?

1798

1798

Sept 23. Zu bearbeitende [Propyläen] Materie (W 47, 279): Allgemeine Kunst-

betrachtungen . . . Gutachten an einen jungen Mahler, daß er sich in die Schule eines Bildhauers begebe.1) ?

29. [Weimar] H. Meyer an G (SchrGG 34, 54): Ich habe . . . Recension und Rathschlag für Jagemann gemacht . . .

1799 [Aug

An F. C. Lerse2) (Konzept; Br 14, 158): Wollten Sie mir wohl einmal 20.] wieder Nachricht [aus Wien] geben wie es mit dem jungen Jagemann

steht? was er für ein Leben führt, in welcher Gesellschaft er sich befindet, was er jetzt in Absicht auf Kunst vor hat und wie Sie überhaupt zufrieden sind? Es ist so manchmal von diesem jungen Mann die Rede und ich wünschte doch auch aus guter Quelle über ihn unterrichtet zu seyn. SK/PL

[Gutachten über eine bronzene Juno-Herme]3)

E D

1800 Mai 30. / Juli 21. G. Wustmann: Ein archäologisches Gutachten. In: Die Grenzboten, Jg. 43, Nr. 36, 28. Aug 1884, 465f. − Br 15, 86ff.

Z Mai

1800 4. [Leipzig] Abends in Abt Naundorf, bey [C. G.] Frege . . . Besonders

merkwürdig war mir eine Juno als Herme von orientalischem Alabaster weiß, mit wenigen rothen Streifen der Kopf von Erz, so wie der Linke Fuß, der rechte fehlt die Hände im Schleyer von bewundernswürdiger Schönheit der Kopf sehr wohl erhalten u scharf der Körper und das Gewand sehr weichlich gearbeitet von außerordentlich schöner Faltenanlage und Behandlung. 1

) Auf vorliegendes Gutachten oder noch auf die erwähnte Vorstufe Vortheile, die ein junger Mahler haben könnte, der sich zuerst bei einem Bildhauer in die Lehre gäbe (W 47, 247f.) bezüglich. 2 ) G’s Studienfreund aus Straßburger Zeit, seit 1792 Erzieher u. Begleiter des Wiener Bankiers Graf Moritz v. Fries. 3 ) Kunsthistorische Expertise auf Bitte des Leipziger Bankiers C. G. Frege, Beilage zum Brief an C. G. Frege 21. Juli 1800.

1800

GUTACHTEN ÜBER EINE BRONZENE JUNO-HERME

917

Mai 28. [Leipzig] C. G. Frege an G (GSA 28/19, Bl. 152f.): Versprochenermaßen erhalten Sie hiebei die sich bei mir verirrte alte Göttin oder was Sie sonst immer seyn mag. Ich wünsche daß die mit Ihr anzustellende Prüfung, Ihnen Vergnügen mache, u dies ist meine Haupt Absicht. Wenn Sie Ihr einige Zeit Quartier gegönnt haben, so erwarte ich selbige von Ihrer Güte zurück, und es wird mir alsdann sehr angenehm seyn, von Ihnen zu hören, was Sie von Ihrem Stand und Rang und Alter urteilen, und ob Ihr Schöpfer, ein Stümper oder ein Meister, ein denkender oder nur ein fleißiger Arbeiter war, oder keins von beiden. Welchen Werth alsdenn auch meine Figur, nach dieser Reiße und Prüfung in der Welt erhalten wird, so bleibt es gewiß, daß Sie unter manchen andern mir angenehmen Stücken, bei mir den größten Werth dadurch erhält, daß Sie bei dem Liebling der Musen, dem Freund der Kunst, dem Kenner aller Art, sich aufgehalten. 30. [Weimar] Kam die Juno als Herme von Frege. Juli 21. An C. G. Frege (Br 15, 85f.): Je seltner es ist daß man ein gutes und,

sowohl wegen des Gegenstandes, als der Arbeit, merkwürdiges altes Kunstwerk in Deutschland findet, desto größer war das Vergnügen das Ew. Wohlgeb. mir, durch die gefällige Übersendung der hierbey zurückkehrenden Statue, verschafften. Sie hat bisher, zu nicht geringer Erbauung aller ächt Kunstgläubigen, in der Gesellschaft meiner kleinen Hausgötter gestanden und darinn, wie beyliegender Aufsatz [G’s Gutachten] ausweist, einen der ersten Plätze eingenommen. Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem würdigen Besitzer zurück, dem ich noch vor kurzem so manche angenehme und lehrreiche Unterhaltung verdanke. 21. An C. R. Frege mit der kleinen Statue. 26. [Leipzig] C. G. Frege an G (GSA 28/30, Bl. 304): Möchte doch aus ieden Menschen auf Reißen nur halb so viel werden, als durch Sie, aus meiner kleinen Herme auf Ihrer kleinen Reiße geworden ist. Das kleine Geschöpf ist mir durch den Aufenthalt bei Ihnen, unendlich lieb u werth geworden; es ist gar nicht mehr die nehmliche Figur, Sie sieht ganz anders aus, und versucht Intereße einzuflößen; Sie konte nicht aus Ihren Haenden kommen, ohne Rechte wieder zu erhalten, die vieleicht lange Zeit verkannt oder doch nicht gehörig geschäzt waren. Doch welche Zukunft auch in Ihr liegen mag, so hat Sie doch für mich ein geheimes hohes Intereße, so ich Ihr mehr als Ihr eigenes Verdienst anrechne. Sie erinnert mich lebhaft, und immer an Sie, der Sie durch Ihren Geist, so manchem Gegenstand, Intereße zu verschaffen wußten, Reize und Annehmlichkeiten zu verschaffen wußten, die in jedem Zeit Alter werden geschäzt werden. Aug

8. [Leipzig] C. G. Frege an G (GSA 28/30, Bl. 334f.): Die kleine Herme fängt bei mir viel Unordnungen an. Von Ihrer Empfehlung beglücket, wagt Sie es, mir das Zutrauen einzuflößen, daß ich Ihnen eine angenehme lebendige Figur anempfehlen dürfte, ohne daß Sie es übelnehmen werden. Ich hatte gestern das Vergnügen den SchauspielDirector aus Hamburg Herrn [C. D.] Langerhans mit seiner Frau in Abt.naundorff bei mir zu sehen, beide waren mir von einem talentvollen Mann in Hamburg, den Herrn Doctor Huber, und zwar die Frau vorzüglich, als eine angenehme, unterhaltende Gesellschafterin, und gute Actrice empfohlen und wirklich fanden ich u meine Gäste u Hausgenoßen daß Mad. Langerhans Annehmlichkeiten in Umgang, Gespräch u. Stimme hat, die Ihr Ansprüche geben, Ihre ErholungsReiße, mit guten Empfehlungen begleitet, fortzusezzen. Die kleine Herme, die mit in der Gesellschaft war, und die gewöhnlich Ihre Empfehlung die Beschreibung von Ihr, bei sich führte, gab Uns Anlaß Ihrer zu gedenken, und da Herr Director Langerhans u seine Frau nach Weimar gehen, so wünschen Sie sich die Ehre Ihrer Bekanntschaft, die Bekanntschaft eines Mannes, die jeden

918

GUTACHTEN ÜBER EINE BRONZENE JUNO-HERME

1800

schäzbar ist, die aber vorzüglich Freunden u Dienern der Kunst, wünschenswerth seyn muß. Der Fehler ist geschehen, die Empfehlung geschrieben, machen sie Ihm gefälligst, durch eine gewogenheitsvolle Ausnahme wieder gut. Wäre ich so glücklich Ihnen durch die Unterhaltung mit der lebendigen Figur, nur einen kleinen Theil der Zeit, angenehmer weise zu entwenden, so wie es mit der todten Herme geschah; so würde ich mich sehr glücklich schäzzen.1)

UM

Die guten Weiber2)

E D

1800 Juni 22.−27. Die guten Frauen, als Gegenbilder der bösen Weiber, auf den Kupfern des dießjährigen Damenalmanachs.3) In: Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1801. Tübingen 1801, 171−96. − B 13 (1817) 157−95 (ohne Kupfer). − C1 15 (1828) 259−96 (ohne Kupfer). − W 18, 275−312 (mit zwei Kupfern). − AA-Erzählungen 1, 129−75 (Die guten Frauen, als Gegenbilder der bösen Weiber, auf den Kupfern des dießjährigen Damenalmanachs). − MA 6.1, 816−42 (Die guten Frauen, als Gegenbilder der bösen Weiber, auf den Kupfern des diesjährigen Damenalmanachs, mit zwei Kupfern). − FA I 8, 610−34 (Die guten Frauen, als Gegenbilder der bösen Weiber, auf den Kupfern des diesjährigen Damenalmanachs).

1

) Langerhans’ Besuch bei G im Tgb nicht vermerkt, muß aber vor dem 8. Sept 1800 stattgefunden haben, wie aus dem an diesem Tag verfaßten ersten Brief G’s an Langerhans hervorgeht (Br 15, 100f.). 2 ) In TuJ 1800 als geselliger Scherz bezeichnete erzählerisch-szenische Auseinandersetzung mit 12 im Taschenbuch für Damen erschienenen Karikaturen von F. L. Catel (1798 entstanden, 1799 von G. Gropius gestochen). Titel wohl angeregt durch La bonne femme, par Mlle de la Force, ein in der Bibliothe`que universelle des Romans exzerpiertes Feenmärchen (s. unten 1800 Juni 20.). Die Karikaturen wurden zeitweise J. H. Ramberg zugeschrieben in: Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts, in Neudrucken hsg. von B. Seuffert, Bd 21, Stuttgart 1885, S. III mit Kupfern, sowie W 18, 424. Nachweis von Catels Urheberschaft durch Praschek 1998, 316f.; Catel bereits erwähnt von H. Geller: Das „Pio Instituto Catel“ in Rom und sein Stifter. In: Miscellanea Bibliothecae Hertzianae. Hsg. von H. Keller (= Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana 16). München 1961, 498. Die Karikaturen boten Goethe Gelegenheit, zu den Auseinandersetzungen über die Rolle der Frau zwischen den emanzipierten Jenaer Frühromantikern u. den Konservativen, zu denen Schiller u. W. v. Humboldt gehörten, indirekt Stellung zu nehmen, wobei die gewählte Form des Gesprächsprotokolls (W 18, 311) ihm ermöglichte, seine eigenen Gedanken mehreren Sprechern in den Mund zu legen u. dabei selber scheinbar neutral im Hintergrund zu bleiben. 3 ) Die ersten 10000 Ex. wurden im Apr 1800 bei J. G. Müller in Stuttgart gedruckt (s. G−Cotta 3.1, 144, vgl. auch unten 7. Nov 1800 m. Anm.).

1797

DIE GUTEN WEIBER

Z ?

919

1797

Nov Notiz.1) Aus dem Nachlaß. Reise in die Schweiz 1797 bearbeitet von Anf. [?] Joh. Peter Eckermann (W 34.2, 129): S c h a l k h e i t .2) 1.) Fragen ohne

Andeuten 2.) Nichts loben 3.) Alles wo nicht tadeln doch nicht recht finden und das Gegentheil wünschen 4.) Das taub seyn 5.) Das Schweigen Temporär im Gegensatz der Gesprächigkeit des Mannes. Perpetuirlich 6.) Ohnmacht wobey man gut hört 7.) Böses Wesen, die Philosophen entfernen sich 8.) Negative durch übel placirte Thätigkeit.

1800 ⎯ ⎯

⎯ Tag- und Jahres-Hefte3) (W 35, 85f.): 1800 . . . d i e g u t e n F r a u e n , ⎯

Mai

6.

[nach 6.]

?

7.

ein geselliger Scherz, geschrieben. Summarische Jahresfolge Goethe’scher Schriften4) (W 42.1, 84): . . . 1800 . . . die guten Frauen für den Damenkalender . . . [Leipzig] Bey Cotta5) über die neuen Kupfer zum Damenkalender. Notiz G’s (W 18, 449, Paralip. 1):6) 1 Geschenckttes Löwenhündchen 2. Der allzusehr gelobte Hund. 3. Bellende Hund nach dem Kopfzeuge. 4. Die schöne Böttgerin. 5. Der gefällige Freund. 5. Drey Arten zu leben. schwizen stehlen und Hahnrey machen.7) 6. Kleine Scrupel. Des Conversi nach der Beichte, ich glaube keinen Gott. 7. Liebe aus dem Stegreife. [Weimar] Mit Herrn Cotta spatzieren und verschiedne litterarische Verhältnisse durchgesprochen.8) 1

) Erste Niederschrift in einem Notizheft, das G auf der Rückreise von der Schweiz mit sich führte, eingeheftet als Fol. 56−65 in den 3. Faszikel der Akten meiner Reise in die Schweiz (s. W 34.2, 134). Übertragen von Geist auf der Rückseite von Fol. 47 desselben Faszikels. 2 ) Der in Die guten Weiber erwähnte Aufsatz Capitel von den Schälken (W 18, 31021) ist nicht überliefert, steht aber offenbar im Zusammenhang mit obiger Definition. Wesentliche Anregungen zu der Gestalt der Amalie, dem weiblichen Schalk in Die guten Weiber, erhielt G mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Figur der Amalia in F. Schlegels Gespräch über die Poesie (Athenäum 3. Bd, 1. Stück). A. W. Schlegel übersandte den Band am 4. Apr 1800 an G (Körner − Wieneke 100). Vgl. M. Mommsen: Der „Schalk“ in den Guten Weibern und im Faust. In: GJb 1952/53, 171−202. 3 ) Geschrieben 1823 Juli 1. 4 ) Geschrieben 1819 März Anf. 5 ) Treffen anläßlich der Buchmesse. 6 ) Teilweise verwendete Skizze für Die guten Weiber (Auswertung s. W 18, 449). 7 ) Dies u. das folgende Motiv entnahm G einem Notizbuch (das Kräuter überschrieb: Tragblatt. Allerley Notanda während der 1n Reise in Italien enthaltend), dessen Eintragungen stammen aus verschiedenen Zeiten (W 18, 449f., Paralip. 2). 8 ) Unterredung auch über Die guten Weiber?

920

DIE GUTEN WEIBER

1800

Juni 3.1) [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 67): Die böse Weiber scheinen mich zu verfolgen: den kurzen Commentar, den Catel davon entwarf, fand ich nirgends; er mus sich unter meinen Papieren verstekt haben, die ich nach Leipzig nam, und dort verlegt worden seyn. Inzwischen schrieb ich sogleich an Catel um einen wiederholten Aufsaz, den er mit umgehender Post unter meiner Adresse an Hochdieselbe senden solle, und den Sie die Gnade haben zu eröfnen. Sehr reichhaltig wird er nicht seyn, denn so viel ich mich erinnere, enthält er über die Zeichnungen mit den Unterschriften: Tischgespräch; Entschädigung; Und er soll dein Herr seyn; Die Männer müssen niemals müde werden; Erziehung; Theure Gattin; Caffe´ −; Sympathie; Das Echo; nichts als einfache Erläuterung des Gegenstandes, so wie sich diser aus der Zeichnung selbst ergibt. Blos bei Devoir de la Canaille war die Anecdote beigefügt: Daß diß aus der Wirklichkeit genommen, und eine vorneme Schriftstellerin vorstelle, die ihre Werke nie anders niederschrieb, als daß die Cammerjungfer das Tintenfaß dazu halten mußte, und weil sie dabei manchmal schlafend meditirte, so war jene genötigt, halbe Nächte hindurch ihr schweres Trag- und Stehamt zu beobachten, weil sie das Niederstellen des Tintenfasses nicht leicht wagen durfte, da ihre gebietende Prinzessin bei der mindesten Bewegung erwachte und ein solches Vergehen strenge geahndet hätte. Auch die Andacht der Haushälterin war commentirt: Der Alte Herr dictirt nemlich dem Notar sein Testament, die Haushälterin unterläßt nicht disen heiligen Akt mit Gebet zu begleiten, damit sie aber ob dem Ewigen das Zeitliche nicht vergißt, so sucht sie aus der Geldkiste in der Stille einiges in ihre Tasche zu bringen. 16. [Berlin] F. L. Catel an G (Praschek 1998, 317): Herr Cotta schreibt mir, er habe die Beschreibung verloren, die ich den zwoelf Zeichnungen, böser Weiber, (welche er vor zwey Jahren von mir verlangte) beygefügt hatte; er bittet mich eine zweite Erklärung dieser Sujets Euer Exczellentz zuzuschicken. Bey Durchsuchung meiner Papiere habe ich den Kommentar gefunden, den mir damals, ein Freund zu dieser drolligen Aufgabe machte, und den ich in Ermangelung jener Erklärung Euer Exzellentz zuzusenden mir die Freiheit nehme.2) Ich wünsche und hoffe, daß Euer Exzellentz die Zeichnungen selbst gesehen haben, denn zu meinen Mängeln hat der Kupferstecher auch noch die seinigen hinzugefügt. ?

20. Abends . . . Bibliotheque des Romans.3) 1

) Datierung im Widerspruch zu Cottas Brief an Schiller gleichen Datums: Herrn GeheimeRat v Goethe kan ich erst die nächste Post schreiben, da ich ihm etwas zu senden habe was ich erst morgen erhalte (SNA 38.1, 268). Entweder ist der Brief an Schiller schon am 2. Juni geschrieben oder der an G vordatiert. Möglich auch, daß Cotta am gleichen Tag erfuhr, daß die Inhaltsangaben der Kupfer unauffindbar waren u. er noch am 3. Juni an G schrieb (Praschek 1998, 316). 2 ) Abdruck der Briefbeilage, Beschreibung der 12 Darstellungen: W 18, 427−30. Der zugehörige Brief Catels wurde im GSA von der Beilage getrennt verwahrt u. bis zur Drucklegung von Die guten Weiber in W offensichtlich nicht ausfindig gemacht. Weil zudem Cottas Brief (s. voriges Zeugnis) unberücksichtigt blieb, wurde in W als Autor der Beilage Ramberg (s. oben 6. Mai 1800, Anm.) u. als deren Übersender Cotta vermutet (W 18, 427). Catels Kommentar wohl Vorlage für G’s Aufsatz (Praschek 1998, 317; AA-Erzählungen 2, 129). 3 ) Bibliothe`que universelle des romans. Paris, de juillet 1775 `a juin 1789; dort ist Juillet 2, 196 ein Feenmärchen L a b o n n e F e m m e , par Mlle de la Force exzerpiert, s. auch folgende Zeugnisse. G entlieh das erste Juliheft des Jg. 1775 vom 23. Apr bis zum 19. Juni, vom 19. Juni an die übrigen Hefte des Jg. aus der Weimarer Bibliothek (Keudell Nr. 208 u. Nr. 214) für A. W. Schlegel (vgl. A. W. Schlegel an G 17. Juni 1800, Körner − Wieneke 108). Seuffert zufolge bot die Zeitschrift G, auch wenn sie nicht als Quelle angesehen werden kann, dennoch einige Anregungen (GJb 1894, 153).

1800 ?

DIE GUTEN WEIBER

921

Juni 21. Abends allein Bibliotheck der Romane. 22. Früh über den Aufsatz zum Damenkalender nachgedacht. Bibliotheque

des Romans. 25. Die guten Frauen.1) 26. Die guten Frauen Fortsetzung. 27. Die guten Frauen. Schluß. 27. An Schiller (Br 15, 79): Ich entschließe mich gleich meinen ersten

Entwurf Ihnen zur Beurtheilung zu übergeben. Da es nur drum zu thun ist eine Arbeit los zu werden; so scheinen mir diese Bogen, wie ich sie wieder durchlese, zu ihrem Entzweck, beynahe schon gut genug. Doch erwarte ich Ihr Urtheil. Wenn ich von Hof komme und erst weiß wie es mit mir heute Abend steht so hören Sie noch von mir, vielleicht frage ich bey Ihnen an ehe ich nach Hause gehe.2) Juli 9. An Cotta (Br 15, 84): Sie erhalten, werthester Herr Cotta, in der Beylage den kleinen Aufsatz über die Kupfer. Ich hätte gewünscht daß derselbe heiterer, geistreicher und unterhaltender geworden wäre, indessen läßt sich eine Ausführung nicht wie man wünscht leisten, wenn die Arbeit zu einer bestimmten Zeit fertig seyn soll. Möge, diese sey auch gerathen wie sie will, wenigstens der Zweck erreicht werden, den unangenehmen Eindruck der Kupfer einigermaßen abzustümpfen. 10. An Hrn. Cotta. Aufsatz zu dem Damen-Kalender übersendet. 17. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 69): Darf ich hoffen, nun bald mit dem Commentar erfreut zu werden? 17. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 69): Keine angenemere Erscheinung hätte ich nicht haben können, als Hochdero gnädiges vom 9 mit dem Kupfer Kommentar − und erhielt dises eben in dem Augenblick, als ich zu meiner Erholung auf 12 Tage nach der Schweiz abreisen wolte, und kan nun doppelt ruhig meine Geschäfte in meiner Abwesenheit ihren Gang gehen lassen. Sept

3. [Tübingen] Aus Cottas Honorar-Konto für G (QuZ 4, 84): 26 Seiten im Damen Cal. für 1801 . . . fl. 132.− 5. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 70): Erlauben Hochdieselbe, daß ich Ihnen mit meinem Damen Calender auf 1801 in der Anlage untertänig aufwarte, was diesen Jahrgang besonders auszeichnet, verdanke ich Ihrer Güte . . . Über 12 Carolins als Honorar des Aufsazes in dem Calender erwarte ich Hochdero Disposition. 16. [Jena] An Cotta (Br 15, 106f.): Ich bin Ihnen so lange auf manches,

werthester Herr Cotta, Antwort schuldig daß ihre letzte Sendung des Damenkalenders mich beschämt . . . Die Einrichtung des Damenkalenders scheint mir sehr günstig. Sie haben vorn herein nächst der Lucretia, die hübschen Paare, das Ring anstecken, Brüstlein betasten, lü-

1

) H (GSA 25/XXII, 12:1); Diktat; Schreiber: Geist, mit Korr. von G (W 18, 424f.). Die Druckvorlage ist nicht überliefert. 2 ) Schillers Urteil ist nicht bekannt. Vgl. unten 17. Sept 1800: Schiller an G.

922

DIE GUTEN WEIBER

1800

sternes Agaciren,1) und besonders das Kind in der Wiege,2) lauter Gegenstände woran sich tugendhafte Gemüther, in Ehren, so gern ergötzen, glücklich zusammengestellt, so daß man der Mitte wohl die Carrikaturen, mit Dialog untermischt, verzeihen kann. Sept 17. [Weimar] Schiller an G (SNA 30, 197f.): Cottas Damen Calender rumort hier schon ziemlich wie ich höre − Sie haben ihn nun auch in Händen und werden, wie ich, diese jämmerliche Damenschriftstellerei und Buchhändler Armseligkeit unsers Freundes aufs neu bedauert haben. Okt 16. [Ilmenau] Knebel an Caroline Herder (Bode 2, 169): Goethes Gespräche im „Damenkalender“ [Die guten Weiber] ist ein wahres Caput mortuum aller Artigkeit und alles Witzes, von bleischwerer Leichtigkeit. Und dann die gräßlichen Kupfer zur Zierde! Nov

7. [Tübingen] Cotta an G (G−Cotta 1, 74): Die böse Weiber machen mir auch in den Kupfern Verdruß: auf einer der Carricaturen stehet unter dem Schumacher Schild: Kaiser − und das deuten nun meine Feinde auf die boshafteste Art. Es ist sonderbar, daß es nur auf Einer Platte und zwar auf dem Nachstich ist, während die OriginalZeichnung, wornach doch auch die zweite Platte gestochen ist, es [nicht] enthält.3) 17. [Jena] An Cotta (Br 15, 144f.): Daß Ihnen die leidigen Karrikaturfrat-

zen auch noch durch Nebenumstände Verdruß machen thut mir Leid. Ich verwunderte mich selbst über das Wo r t das ich in meinen ersten Exemplaren nicht gefunden hatte. Indessen wenn dieser leidige, und für ächte Kunst ganz verderbliche Geschmack sich in Deutschland noch weiter verbreiten sollte, so wird es noch manche Händel geben, indem der ganze Spas ja eigentlich auf Deutungen und Misdeutungen beruht und unsere Großen, wenn man sie direct oder indirect treffen sollte, wohl schwerlich die Langmuth Georg III. und seiner Minister zum Muster nehmen würden. Übrigens wünsche ich, daß der gegenwärtige Fall keine Folgen haben möge.

1

) Nach (frz.) agacer: necken, reizen, kokettieren. ) Das Titelkupfer zeigte Lukretia bei häuslicher Tätigkeit, die anderen erwähnten Kupfer illustrierten Haupt-Epochen des weiblichen Lebens in Kontrasten zwischen frivoler und lobenswerther Erziehung und Belehrung. 3 ) Durch das Wort Kaiser wurde die fünfte Karikatur mit der Unterschrift Und er soll dein Herr seyn (zur Beschreibung s. W 18, 429) offensichtlich als eine Anspielung auf das Verhältnis von Franz II. zu seiner Frau Maria Theresia u. deren Mutter Maria Karolina von Neapel-Sizilien aufgefaßt. Die Kupfer sind aufgrund der hohen Auflage zweimal gestochen worden. Neben der erwähnten Zutat des Stechers existieren weitere Abweichungen der Druckserien: Auf den Kupfern Nr. 2 u. Nr. 9 sind die ursprünglichen Unterschriften Caffe´ de la Canaille u. Devoir de la Canaille, wohl wegen der Anstößigkeit des Wortes Canaille, auf den Abzügen der ersten Platte durch Überkleben bzw. durch Rasur entfernt u. jeweils auf der zweiten Platte weggelassen worden (AAErzählungen 2, 134). Beide Serien sind nachweisbar: 1. UB Halle Dc 1512; 2. HAAB G 18469 (Praschek 1998, 315). 2

1816

DIE GUTEN WEIBER

923

1816 Dez 16. [Weimar] An Cotta (Br 27, 277): . . . vermelde hiedurch, daß der 13.

und 14. Band meiner Werke [Ausg. B], supplirt und revidirt, mit der fahrenden Post an Dieselben abgeht.1) 18. Paquet an Cotta mit dem 13. u. 14. Band meiner Werke (fahrende Post).

1817 Febr 16. [Stuttgart] W. Reichel an Cotta (Cotta-Archiv): Hr. Hofrath Haug erklärt das zweifelhafte Mspt in Goethe XIII. als neu und ungedruckt, und weiß daher keinen b e s t i m m t e n Ausspruch darüber zu thun. Es wird daher wol nöthig seyn, beim Verfasser anzufragen und ich müsste so lange am 14. Band zu drucken anfangen, was ja auch nichts zu bedeuten hat. 24. An Cotta (Br 27, 353): . . . vermelde sogleich daß das eingeschaltete

Manuscript am rechten Platze liegt, es hat sich später gefunden und erhält einen Schmutztitel mit der Aufschrift D i e g u t e n We i b e r .2) Es ist der kleine Dialog, der einmal im Damencalender stand, als Parodie eines anderen Aufsatzes Die bösen Weiber. 24. Brief an Cotta, inliegend: d i e g u t e n We i b e r . Apr

9. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 2, 37f.): . . . nun ergibt sich ein neuer Anstand wegen des 14ten Bands für die Besitzer der ersten Ausgabe − mein Factor trägt denselben in der Anlage vor und ich bitte um baldige gnädige Entscheidung. [Beilage. Notiz von W. Reichel]: Wegen der Instruktion des Herrn von Goethe zu Regulirung des XIV. Bds seiner Werke für die Besitzer der ersten Ausgabe . . . In den 14ten Band würde ihnen dann nachgetragen, was im 3ten bis 13ten Bd. incl. neu hinzugekommen ist. Dieses ist aus dem XI: Bd. Pandora und aus dem XIII. Bd. Die guten Weiber, welches Letztere in der Ankündigung unter dem Verzeichniß der Stücke nicht

1

) In dem Entwurf einer Inhaltsübersicht von Bd 13 der Ausg. B (Datierung in H: 22. Jan 1815), die G seinem Brief an Cotta vom 20. Febr 1815 beilegte, sind Die guten Weiber noch nicht erwähnt (Br 25, 202), sie fehlen auch in der darauf beruhenden Ankündigung im Intelligenzblatt 1816, Nr. 1, S. 1, 2 (W 41.1, 80−85; s. auch „Cagliostros Stammbaum“: 22. Jan 1815, EGW 2, 14). Nur in einer von G aufbewahrten Kopie dieses Verzeichnisses ist der Titel eigenh. eingeschaltet zwischen Cagliostros Stammbaum u. Unterhaltung deutscher Ausgewanderten. G’s Eintrag stammt vermutlich aus der Zeit der Vorbereitung für die Druckvorlage von Bd 13, nachdem er am 25. Nov 1816 die Druckvorlage von Bd 12 an Cotta abgesandt hatte. Das Wort supplirt im vorliegenden Z betr. Die guten Weiber als einzigem Supplement in Bd 13. Das Zeugnis ist zugleich der Terminus ante quem für die Entstehung der nicht überlieferten hs. Druckvorlage (s. AA-Erzählungen 2, 134f. zu X2); Absendung am 24. Febr 1817 (s. dort). 2 ) Die Änderung des Titels muß zwischen dem 20. Febr 1815 (Übersendung der Inhaltsübersicht von Ausg. B an Cotta; s. oben 16. Dez 1816, Anm.) u. dem 24. Febr 1817 erfolgt sein.

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DIE GUTEN WEIBER

1817

mit aufgeführt ist. Nach der Instruktion des Herrn von Goethe aber sollen alle neue Gedichte, durch Schmuztitel getrennt, in diesen 14ten Band kommen . . . Wenn nun auch der 14te (Supplemente) Band mit der Pandora und den guten Weibern nur schwach wird, so ist es doch jeden Falls den Interessenten lieber, daß sie die Gedichte alle beisammen in gehöriger Ordnung haben . . . Der Herr Verfasser scheint nicht mehr daran gedacht zu haben, weshalb ich daher jetzt darauf aufmerksam mache, und ganz ergebenst bitte, die Sache so bald als möglich zu reguliren, damit ich mit den Geschäften nicht in Stocken gerathe, indem ich jetzt daran bin . . . Auch wenn wirklich nach der Ankündigung verfahren wird mit den ersten 2 Bänden, so ist doch eine genaue Collationirung des III. bis XIII. Bandes mit dem II. bis XIII. Band der alten Ausgabe nöthig, ob sich außer der Pandora und den guten Weibern und dem Zusatz zu Stella nicht noch etwas findet, denn diese sind mir, da ich das Mspt alles nach Wien abgeben mußte,1) noch aus dem Gedächtniß erinnerlich. Da nun der Herr Verfasser selbst am besten weiß, was neu hinzukam, so würde es sehr zweckmäßig seyn, und allem Irrthum vorbeugen, wenn der Herr Verfasser selbst die Güte haben wollte und diesen 14ten Band reguliren, d. h. nur auf einem Blättchen angeben, was derselbe enthalten muß.

Apr 17. [Jena] An Cotta (Br 28, 60f., Beilage): In den vierzehnten Band kämen

sodann: . . . Aus dem dreyzehenden 10) Die guten Weiber.2) Okt 11. [Stuttgart] Cotta an G (G−Cotta 2, 50): . . . 20 Goethe Werke Velin 4te Lfrg 13ter 14ter Bd3)

1825 Juli

7. [Jena] C. W. Göttling an G (QuZ 2, 202f.): . . . habe die Ehre hierbei den dreizehnten Band der Werke zu übersenden.4) Die wenigen Bemerkungen, die ich dabei zu machen Gelegenheit hatte, sind folgende5) . . . S. 162, 5 (v.u.) [W 18, 28023] „gereis’t hatte“ 1. „gereis’t war.“ S. 177, 12. [W 18, 29425] „Codowieki“ 1. „Chodowiecki“. S. 183, 20. [W 18, 3015f.] „da wo eine Frau“. Das „da“ scheint nicht recht hierher gehörig. S. 189, 1 [W 18, 30615f.] 1. „zu verkürzen“. S. 192, 11 [W 18, 30922] l. „Sie“ st. „sie“ S. 194, 20. [W 18, 3123] „nichts schrecklicheres“ wohl: „nichts schrecklicher“; „schrecklicher[es]“ könnte doch nur in dem Falle gesagt werden, wenn ein vollständiges Verbum folgte, in welchem ein Prädicat enthalten wäre, nicht aber wenn das einfache verbum substantivum folgt.

1

) Zur Herstellung des Wiener Nachdrucks u. zur Vorlage bei der Zensurbehörde. ) Wann die Entscheidung fiel, den Text, wie ursprünglich vorgesehen, doch in Bd 13 zu drucken, nicht ermittelt. 3 ) Freiex. von B. 4 ) Von Göttling revidiertes Bogen-Ex. von B 13 für C1. Zwei der Veränderungen sind von Göttling in die Druckvorlage eingetragen (30615f.; 30922), die Veränderung 29425 wurde nur teilweise ausgeführt; 28023 blieb bis auf die übliche Apostroph-Einfügung unverändert. Die zwei übrigen Korrekturvorschläge (3015f.; 3123) wurden in der Druckvorlage ebenfalls nicht berücksichtigt. G hat zwar Göttlings Korrekturhinweise gelesen, wie aus eigenh. Eintragung am Rand geschlossen werden kann, aber weder Zustimmung noch Ablehnung schriftlich geäußert. Es muß offen bleiben, ob G die Druckvorlage überhaupt sah (AA-Erzählungen 2, 138). 5 ) Teile des von Göttling revidierten Bandes sind erhalten (Cotta-Archiv): S. 157−95 (Die guten Weiber); S. 197 bis Schluß (Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten). 2

1827

DIE GUTEN WEIBER

925

1827 Sept 18. [Weimar] An W. Reichel (Br 43, 62): Anbey sende die Austheilung der

verschiedenen poetischen Arbeiten in die fünf Bände der dritten Lieferung;1) das meiste ist nun schon in Ihren Händen, das Original zum XIV. und XV. Bande folgt nächstens. 18. An Cotta (Br 43, 63/65): . . . Zugleich liegt der Inhalt der dritten Lieferung bey . . . Das Meiste des Originals ist schon in den Händen des Herrn Factors bis auf den Inhalt der zwey letzten Bände, welcher so eben an denselben abging. [Beilage:] Dritte Lieferung von Goethe’s Werken. . . . XV. . . . 2 Die guten Weiber. 21. [An] Herrn Factor Reichel, Packet enthaltend die letzten Bände der 3. Lieferung.2) Nov 24. An W. Reichel (Konzept; Br 43, 180):3) Daß die Bände der Octavausgabe sich alle gleich denen der Taschenausgabe [Ausg. C1] gestalten, ist gewiß die Absicht; Sie können also nicht fehlen, wenn Sie in dieser Maße fortfahren. Finden Sie nöthig, die Bogenzahl der nächsten Lieferung noch weiter zu vermindern, so könnte es dadurch geschehen, daß der B ü r g e r g e n e r a l aus dem 14. in den 15. Band hinübergenommen und vor die A u f g e r e g t e n gestellt würde, daß aber aus diesem Bande d i e g u t e n We i b e r und die N o v e l l e wegfielen, welche allenfalls anderswo unterzubringen sind. Weiter wüßte ich nichts zu kürzen und möchte wohl dabey sein Verbleiben haben. Wären Sie hiermit einstimmig, so wünschte d i e g u t e n We i b e r zurück, um solche künftig unterzubringen. Dez 20. [Augsburg] W. Reichel an G (QuZ 2, 520): . . . habe die Ehre 1) den Empfang von Dero Schreiben vom 24. Nov. anzuzeigen. Die darin beabsichtigte Verminderung der Bogen-

1

) Der von Göttling korrigierten Werke der Ausg. B für C1. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stand die Aufnahme der Guten Weiber in Ausg. C1 fest. In der Anzeige von Goethe’s sämmtlichen Werken, vollständige Ausgabe letzter Hand im Morgenblatt für gebildete Stände Intelligenz-Blatt Nro. 25 vom 19. Juli 1826 (W 42.1 109ff.) war der Titel noch nicht aufgeführt. 2 ) Der von Göttling korrigierten Werke der Ausg. B für C1, darunter Bde 10 u. 13 für Ausg. C1 15. 3 ) Antwort auf den Brief W. Reichels vom 8. Nov 1827 (irrtümlich datiert: 8. Mai, Empfangsvermerk 14. Nov; QuZ 2, 514): Die Bände der Octav-Ausgabe gestalten sich doch wohl alle gleich denen der Taschenausgabe. Ich bitte Ew. Excellenz hierüber um eine gütige Antwort; ich habe hierüber keine Ordre, und druckte bis jezt die OctavAusgabe ungehindert nach jener Eintheilung der Sedez-Ausgabe. Die Bogenzahl der Bände der dritten Lieferung möchte doch etwas mehr werden, da das meiste in der Octav-Ausgabe schon mit Petit ist, und dann eine Octav-Seite mehr als eine Sedez-Seite ausgiebt.

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DIE GUTEN WEIBER

1827

zahl scheint mir nicht nöthig zu seyn . . . Eher würde ich dafür stimmen, daß im 15ten Bande [Ausg. C1] die Novelle a l l e i n wegfiele . . .

1828 Jan

10. [Augsburg] W. Reichel an G (QuZ 2, 526): Der XV. Band [Ausg. C1] wird gleich, so wie der XIV. diese Woche beendet ist, angefangen.

Febr 13. [Augsburg] W. Reichel an Cotta (Cotta-Archiv): Ich werde in ein paar Tagen mit Goethe festsitzen . . . im XV. [Ausg. C1] wegen des Mangels der Novelle[.]1) 28. [Augsburg] W. Reichel an G (QuZ 2, 539): An Aushängebogen gebe ich heute auf den Postwagen: . . . Sedez-Ausgabe [C1] XV. No. 9−18 incl.2) März 13. [Augsburg] W. Reichel an G (QuZ 2, 544): . . . sende hiebei . . . XV. Bd. [Ausg. C1] No. 19.20.21. und somit Ende.3) Nov

8. (s. „Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand“: an Göttling gD)

UM

Gypsabgüsse4)

E D

1825 Apr / 1826 Mai5) W 49.2, 264 (Paralip.). − FA I 22, 659f.

Z

1825

Apr/ Schema zu KA V 3 (AA-SL 3, 326): B i l d e n d e K u n s t . . . Berliner Nov6) Gyps Abgüsse.

PL

1

) G sandte die Novelle am 15. Febr an Reichel (s. Tgb 11, 179). ) Enthalten S. 129−288, u. a. Die guten Weiber. 3 ) Enthalten S. 289−332, u. a. Schluß von Die guten Weiber. 4 ) In enger Abstimmung mit G verfaßte Nachricht von H. Meyer über zu fördernde preußische Bestrebungen, Kenntnisse von der Kunst und den geschätztesten Werken derselben zu verbreiten durch Gypsabgüsse vorzüglicher antiker und moderner Sculpturen (W 49.2, 264). Für KA V 3 vorgesehen, aber zu Lebzeiten ungedruckt. In Johns Hand (GSA 25/XLVII,3,56) u. einer Ausarbeitung Meyers (GSA 64/47) überliefert. 5 ) Druckbeginn von KA V 3: 1. Juni 1826. 6 ) Zur Datierung s. AA-SL 6, 510. 2

ERGÄNZUNG zu Nr. 393 Zur Geschichte der Jenaischen Literaturzeitung. Schema1) zu S. 417 1803 Sept 11. [Tübingen, Nachricht, Rubrik: Deutschland] Allgemeine Zeitung, 11. Sept 1803, Nr. 254: In öffentlichen Blättern liest man:2) „Zu Berichtigung einer durch mehrere öffentliche Blätter verbreiteten Nachricht dient, daß die zeitherigen Redakteurs der Allgemeinen LiteraturZeitung zu Jena, Hofrath S c h ü t z und Professor E r s c h , von dem Könige von Preussen zwar in Dienst genommen worden, und nach Halle gehen, eine Societät gelehrter und berühmter Männer aber zur Fortsezung der Allgemeinen Literatur-Zeitung zu Jena, vom 1 Jan. 1804 an, ein Privilegium vom Herzog zu Sachsen-Weimar erhalten habe; daher dieses Institut theils auf die bisherige, theils auf eine zu verbessernde Weise zu Jena fortdauern wird. Von dem Verlust, den die Akademie Jena durch den angeblichen Weggang vieler Professoren mache, ist ebenfalls zu voreilig gesprochen worden, und wird sich wahrscheinlich sehr wenig bestätigen.“

1

) Aufgrund der spezifischen Anlage des Artikels (s. dazu S. 350 Anm. 1) lag es nahe, relevante Presse-Zeugnisse aktuell zu ergänzen, die mir in der Bearbeitungsphase entgangen waren. Hinweise darauf bietet ein Beitrag von Julia Annette Schmidt-Funke (Der Konflikt um die Verlegung der Allgemeinen Literatur-Zeitung nach Halle im Jahr 1803. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 57, 2003, 105−26, 122f.), auf den ich durch Katja Deinhardt im soeben erschienenen GJb 2009, 278 erst unmittelbar vor Drucklegung dieses Bandes aufmerksam wurde. – Angesichts der weitverzweigten zeitgenöss. Presselandschaft ist freilich davon auszugehen, daß sich das publizistische Echo auf den Konflikt wohl breiter streute, als es im Rahmen dieses EGW-Artikels zu ermitteln und zu spiegeln möglich war. 2 ) s. dazu das an verschiedene Zeitungen verschickte Avertissement vom 3. od. 4. Sept (s. S. 396) sowie Nachrichten in der Zeitung für die elegante Welt 6. u. 8. Sept (s. S. 404, 408).

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ERGÄNZUNG ZU NR. 393

zu S. 428 1803 Sept 22. [Gotha] National-Zeitung der Teutschen. 38. St., 22. Sept 1803: Jena. Es ist aus öffentlichen Blättern bekannt, daß der berühmte hiesige Anatom Hr. Hofr. und Prof. Loder den Ruf als Prof. zu Halle . . . erhalten und angenommen hat, und daß auch die Hrn. Hofr. Schütz und Prof. Ersch, beyde Redaktoren der Allgem. Litteratur-Zeitung, dahin gehen, und den Verlag dieses gelehrten Blattes nach Halle versetzen. Zum Behuf dieser Versetzung soll auch der König von Preußen, außer sehr ehrenvollen Bedingungen für diese beyden Gelehrten, eine Summe von 10,000 Rthlrn. als Entschädigung der Kosten und des möglichen Verlustes bey dieser Veränderung des Verlags-Ortes, bewilligt haben. Diese Vorfälle hat Hr. von Kotzebue in seinem Freimüthigen [vom 19. Aug] mit gerechter Bewunderung der königlichen Großmuth erwähnt, und noch hinzugesetzt, daß noch fünf oder sechs andere der vorzüglichsten Lehrer . . . von Jena abgiengen und in kurbayrische Dienste träten; so daß man glauben sollte, diese seit drittehalb Jahrhunderten blühende Universität nähere sich ihrem Untergange. Dagegen versichert man von Jena aus, daß jene Nachricht vom Weggange so vieler Professoren zu voreilig und unwahrscheinlich sey, und ein Schreiben vom 30sten August meldet Folgendes im Betreff der Allgem. Litteratur-Zeitung.1) [„] Es ist richtig, daß die Herren Hofr. Schütz und Prof. Ersch ihre Litteratur-Zeitung nach Halle verpflanzen: aber die Jenaische Allg. Litt. Ztg. bleibt und behält ihren Fortgang, wiewohl in verbesserter Form und Gestalt. Eine Sozietät gelehrter und berühmter Männer, an deren Spitze Göthe und Schiller und der gelehrte Hofrath Eichstädt als Redakteur stehen, hat vom Herzog zu Sachsen-Weimar ein ausschließliches Privilegium für dieses Institut erhalten, und ein starker Fonds deckt das Unternehmen.“ Das teutsche Publikum erhält also nunmehr zwey Allgemeine LitteraturZeitungen, welches, wegen der dadurch zu befördernden Unpartheylichkeit und Gerechtigkeit in der Gelehrten-Republik, wohl gut wäre, wenn nur die größte Zahl der teutschen Gelehrten nicht zu arm wäre, beyde Blätter zu bezahlen.

zu S. 458 1803 Okt 13. [Gotha] National-Zeitung der Teutschen. 41. St., 13. Okt 1803: Jena. Die Societät der Unternehmer der Allgemeinen Litteratur-Zeitung, welche nunmehr von hier nach Halle verlegt wird, haben in . . . öffentlichen Blättern erklärt:2) daß dieses seit 18 Jahren mit Beyfall fortgesetzte Institut ihr Eigenthum und an keinen Ort gebunden, sondern nur zufällig in Jena errichtet und bisher fortgesetzt worden sey, als dem Aufenthalte des ersten Redakteurs, des Hofr. Schütz, der es nun von Halle aus spediren lassen werde. Man könne also in Jena zwar eine neue gelehrte Zeitung schreiben: aber diese könne und dürfe nicht für eine Fortsetzung ihrer Allg. Litt. Ztg. ausgegeben und dadurch das Publikum irre geführt und dem Debit ihres Blattes zu schaden gesucht werden.

1

) Um welches Schreiben es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. Vielleicht eine Mitteilung von C. G. Voigt, der bereits am 30. Aug gegenüber G betont: Denn ich glaube allerdings, man müsse nirgends zaudern, auch nicht gegen das Publikum (s. S. 376)? Das Avertissement vom 3. od. 4. Sept war zum angegebenen Zeitpunkt noch nicht ausgestreut (vgl. Sept 3. od. 4: Voigt an Eichstädt, s. S. 396). 2 ) Am Fuß der Spalte Hinweis: (Hierzu eine Beylage.) Beigelegt vermutl. das Zirkularschreiben An das Publikum vom 23. Sept (s. S. 429f.).

ERGÄNZUNG ZU NR. 393

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zu S. 492 1803 Dez 17. [Leipzig] A. M.: Ueber die Regenerazion der deutschen Kritik (Zeitung für die elegante Welt. 17. Dez 1803, Nr. 151): Die Nachricht von der Translozirung der A l l g . L i t . Z e i t u n g nach Halle, und die Ankündigung eines neuen Instituts, das unter den günstigsten Auspizien, und unter der Leitung der größten Männer Deutschlands, nicht nur den Platz der alten in Jena zu ersetzen, sondern in veredelter Gestalt aufzutreten und wohlthätig auf den gesunkenen Zustand unsrer Literatur zu wirken versprach, ward mit dem Partheihaß und der lächerlichen Verkleinerungssucht aufgenommen, die nur zu lange schon unsre Literatur beschimpfen. − Während man auf der einen Seite die Verdienste, welche sich unstreitig die bisherige Allg. Lit. Zeitung in frühern Zeiten um die deutsche Literatur erwarb, verkannte und absichtlich zu verkleinern suchte (s. Anm.):1) so erlaubte man sich von der andern Seite die noch größere Absurdität, das neue Institut, noch ehe es sich selbst konstituirt hatte, anzufallen, zu verschreien und mit der Gemeinheit, die jetzt leider in unsern öffentlichen Blättern das große Wort führt, zu verspotten. Es ist nicht zu läugnen, daß die Allg. Lit. Zeitung, seit sie die Inkonsequenz begieng, die Lehrer von sich auszuschließen und die Schüler zu behalten, seit sie in der Philosophie und Kunst ein völlig prinziploses Akkommodazionssystem einschlug . . . ihren Fall herbeiziehen mußte. Während sie im deutschen Buchhandel nach wie vor existirte und sich eines ausgebreiteten Publikums erfreute, nahm ihr Ansehen in der Literatur selbst von Tage zu Tage ab; ihre Aussprüche hörten auf den Schriftstellern zur Norm zu dienen, und von dem Publikum mit der ehemaligen Achtung aufgenommen zu werden . . . Das allmähliche Sinken der Allg. Lit. Zeitung war aber nicht allein für dieses Institut verderblich, sondern hatte auch selbst für die Literatur die schädlichsten Folgen, indem dadurch die elende Periode der letztern fünf Jahre, die man mit vollem Rechte die Periode der W i n k e l k r i t i k nennen kann, herbeigeführt wurde. Die Einfalt, die ihre seichten, nach dem Geschmack des Tages geformten Urtheile über Bücher hinschreiben, der Eigendünkel, der über die interessantesten Werke mitsprechen, die Partheisucht, die durch alle Mittel sich ein Publikum erzwingen, die Gemeinheit, die jedes eminente Talent herabwürdigen wollte − alle fanden ihre Rechnung, indem es an einem allgemein geachteten Sprecher im literarischen Parlamente fehlte, der die verschiedenen Debatten zur Einheit, die Redner zum Anstand, die Par-

1

) Anmerkung [am Ende des Beitrags]. Es ist nicht zu läugnen, daß jener Vorwurf zum Theil auch diese Blätter trifft [betr. Nachrichten vom 6. Sept (s. S. 404), 8. Sept (s. S. 408), 20. Sept (s. S. 422) u. 4. Okt (s. S. 445)]. Ohne eine jede Beziehung, die hier vorkam, gut zu heißen noch weniger daran Theil zu nehmen, wollte der Herausg. [J. G. C. Spazier] nicht hindern, daß den Lesern manches Urtheil vorgelegt würde, wovon sich voraussehen ließ, daß es von partheilosen Menschen eben so wenig gebilligt werde würde, als jene schadenfrohen Verkündigungen des Freimüthigen von Jena’s Fall [am 19. Aug], die Alles empörten und im Grunde an alle dem Hin- und Herschreiben Schuld geworden sind. Ihn bestimmte die Meinung, daß Freiheit im Urtheilen nicht eigenmächtig beschränkt werden dürfe und daß ein Blatt, wie das der Zeitung f. d. e. W., gleichsam als eine Assemblee zu betrachten sei, worin jeder, der darin mit Anstand zu erscheinen weiß, ungenirt über Alles, was die gute Gesellschaft interessirt, mitsprechen dürfe. Jedes Urtheil, das nicht durch sich selbst bestehen kann, muß ohnehin seine Widerlegung in seiner eigenen Nichtigkeit finden. Es ist nichts anmaßender, als wenn der Herausgeber eines Journals Alles zu s e i n e r Ueberzeugung machen und s e i n e Ansichten dem Publikum überall aufdringen will. Aber es ist eben so unrecht, ihn für jede Meinung, wie für jede Nachricht, die darin erscheint, verantwortlich machen zu wollen. Die jetzt herrschende G e m e i n h e i t aber, die der Verf. des obigen Aufsatzes sehr richtig als Karakterzug unsrer Literatur bezeichnet, will, daß man sich gewöhnlich, statt an die Sache, an die Person des Herausgebers halte, und sollte es mit aller möglichen Rohheit geschehen müssen. Wer wollte je darüber vor einem Publikum klagbar werden, das die Sitten des großen Hausens der Gelehrten längst würdigen gelernt hat!

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ERGÄNZUNG ZU NR. 393

theien zum ruhigen Vortrage zurückrufte. In dieser Periode wuchsen Kritiker und kritische Institute wie Pilze empor. Den ehemaligen Geist der Allg. Lit. Zeitung hätten sie nie erreichen können; der jetzige war überall leicht aufzufinden . . . Daß dadurch die Kritik selbst bis zur Nullität herabsinken mußte, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden. Das ehemals geachtete Institut in sich selbst zerfallen, uneins und ungewiß; die Kritikaster täglich im lächerlichsten Widerspruche unter einander; Gunst oder Haß entscheidend; Nebenrücksichten zur höchsten Bedeutung erhoben −: war es ein Wunder, daß selbst ungeübten Augen die Armseligkeit der kritischen Richterstühle klar werden mußte? − War die unselige Fruchtbarkeit, die unsre Märkte mit elenden Produkten überschwemmte, nicht größtentheils eine Folge dieser gesunkenen Kritik? In diesem Zustande, in welchem sich die deutsche Literatur unläugbar jetzt befindet, muß die Nachricht von der Bildung eines Instituts, das unter G ö t h e ’ s unmittelbarer Leitung steht o),1) zu den erfreulichsten Erwartungen berechtigen. Es wäre entwürdigend, und hieße bekannte Dinge wiedererzählen, wollte man hier davon sprechen, wie oft unsre Literatur von diesem Genius eine neue und wohlthätige Richtung erhielt. Vermag es irgend jemand, dem gesunkenen Zustande der Kritik wieder aufzuhelfen, ihren Aussprüchen wieder Ansehen, und dem Rezensiren selbst Würde zu geben, so vermag Er es und die Köpfe, die sich um ihn versammelt haben. Umsonst sucht man zu verbreiten, Eine Schule werde allein ihr Haupt erheben; vergebens erinnert man an die kurze Dauer der P r o p y l ä e n .2) Das Erste wird der Augenschein in kurzem widerlegen, das zweite kann nur dem Zeitalter zur Last fallen. Aber da die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer kritischen Regenerazion allgemein ist, so ist auch diese Indolenz vom Zeitalter nicht zu befürchten. − Eben so erfreulich werden auch die Bestrebungen der Hallischen Lit. Zeitung seyn, sich zu vervollkommnen. Will sie sich auf die Seite der Opposizion schlagen? es wäre erwünscht, denn eine geistreiche Opposizion ist nothwendig, ja fast unentbehrlich zur Förderung der guten Sache. Wir alle suchen das Wahre und das Schöne, laßt es uns aufrichtig und mit ehrlichem Herzen suchen! Keine Meinung, kein Glaube, kein Name sei mit einem Patente versehen; aber die G e m e i n h e i t i m To n u n d i n d e r A b s i c h t − nur sie sei ausgeschlossen, nur sie sei verbannt, und nur gegen sie sei der Kampf allgemein und entscheidend!

zu S. 494 1803 Dez 22. [Gotha] Gelehrte Sachen. Einige Fragen, die (von 1804 an) H a l l i s c h e allg. Liter. Zeitung betreffend (Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, 22. Dez 1803, Nr. 343): Die genannte Zeitung hat ohne Widerrede mercantilische Celebrität, aber, wie ihr schon öfter gesagt worden, schon seit langer Zeit wenig wissenschaftlichen Werth. Einsender dieses hat deswegen wenig Rücksicht auf sie genommen; da sie indeß bey ihrer bevorstehenden Emigration in ihren Prätensionen so weit geht, daß sie sogar ihren Titel, über welchen sie kein Privilegium hat, für sich allein behalten will (damit das Publicum, wahrscheinlich in mercantilischer Hinsicht, nicht irre werde); so hält man es der Mühe werth, folgende Fragen vor dem Publicum aufzuwerfen: 1) Warum hat die A.L.Z., die jetzt so sehr auf ihren Titel hält, diesem Titel so wenig entsprochen, daß sie bey weitem noch nicht alles angezeigt hat, was sie als allgemeine Zeitung anzuzeigen schuldig war, und bey einer weisen, nicht bloß mercantilischen, sondern literarischen Oeconomie anzeigen könnte? 2) Warum hat sie das Publicum, dem sie von allen, wenigstens deutschen Büchern in ihren ordentlichen Blättern Nachricht geben mußte, durch außerordentliche Ergänzungsblätter (die doch nicht ergänzen) aufs neue in Contribution gesetzt? 3) Warum liefert sie (wie sie bey ihrer oft gerühmten mercantilischen Celebrität könnte und sollte) wenig oder gar keine classische Recension? 4) Warum hat sie die harten Vorwürfe Schelling’s u. a. noch nicht gründlich d. h. durch vortreffliche Critiken widerlegt?3) oder soll etwa das Publicum das Schüt1

) Fußnote: o) Man hat diese längst hier geäußerte Versicherung bezweifeln, selbst lächerlich finden wollen − sie ist aber vollkommen gegründet. d. H[erausgeber]. 2 ) So z. B. von G. H. Merkel in Ernst und Scherz vom 17. Sept; s. S. 419. 3 ) Zur Rolle Schellings für die neue JALZ s. bes. Okt 24.: Eichstädt an G (s. S. 461) u. Nov 29.: an Schelling (s. S. 484f.).

ERGÄNZUNG ZU NR. 393

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zisch-schöne „Erstunken und erlogen“ etc. in mercantilischer Demuth als Widerlegung annehmen? 5) Warum ist der buchstäbliche Kantianismus (seltne Ausnahmen abgerechnet) die Norm aller nur irgend auf Philosophie Bezug habenden Beurtheilungen? 6) Warum läßt sie mit einer beyspiellosen Keckheit und Suffisance gegen den geh. Hofrath [J. C.] Schwab die offenbare Unwahrheit behaupten, daß Kant eine Metaphysik der Natur geschrieben habe?1) 7) Warum ist die, allgemein als ganz mißlungen anerkannte, Bardilische Logik, als das non plus ultra der Philosophie angepriesen worden?2) oder hat Hofr. Schütz diese Recension vielleicht selbst belacht und sie dennoch eingerückt, um gegen Schelling behaupten zu dürfen, Reinhold recensire noch? 8) Warum ist die Rec. des Heyneschen Homers, eine der gelehrtesten, die man seit langer Zeit in dieser Zeitung gelesen hat, so leidenschaftlich,3) und endlich 9) Da die eben erwähnte Rec., die nur den gelehrten Philologen interessirt, so auffallend lang ist, warum hat sie solcher Schriften, die weit mehrere interessiren z. B. mancher Göthe’schen etc. noch mit keinem Worte gedacht? Diesen Fragen wird, sobald man Muße und Laune hat, eine Menge andrer nebst einem mit Beweisstellen belegten Commentar folgen.

PL

BERICHTIGUNG EGW 4, S. 156 Fehler in der Zählung der Anmerkungen: Anm. 1 gehört zu voriger S. 155 „Erklärung der zu Goethes Farbenlehre gehörigen Tafeln“, Z Jan nach 27./Febr; Anm. 2 auf S. 156 zu Z 1797 Tag- und Jahres-Hefte (statt irrtüml. Anm. 1); Anm. 3 zu Z 1797 Febr 22. (statt irrtüml. Anm. 2); Anm. 4 zu Z 1806 Tag- und Jahres-Hefte (statt irrtüml. Anm. 3); Anm. 5 zu Z 1806 Febr 24. (statt irrtüml. Anm. 4); Anm. 6 zu Z 1806 Nov 12. (statt irrtüml. Anm. 5).

1

) Zur Auseinandersetzung s. Rez. in ALZ 23. u. 24. Juli 1802, Nr. 207−209: Vergleichung des Kantischen Moralprincips mit dem Leibnitz-Wolffischen, von Joh. Christoph Schwab . . . 2 ) Betr. Rez. in ALZ 5.−7. Mai 1800, Nr. 127−129: Grundriss der Ersten Logik . . . brauchbar hauptsächlich für Deutschlands kritische Philosophie, von C. G. Bardili . . . 3 ) Betr. Rez. in ALZ 2.−13. Mai 1803, Nr. 123−141: Homeri Carmina cum brevi annotatione . . . curante C. G. Heyne. Tom. I−VIII. 1802.

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NACHTRAG EGW 4, 229 „Euripides Phaeton [III]“ nach Z 1826 Okt 11. zu ergänzen: Z 1826 Okt 27. [Jena] C. W. Göttling an G (GSA 30/ 319 Bl. 82f.): . . . Die Stelle des Aristoteles über eine ähnliche Ansicht des Philosophen von dem Sturz des Phaethon, wie sie nach Ew. Excellenz Ansicht Euripides für sein Stück benutzte, findet sich Meteor. I, 8.

Berichtigung und Nachtrag verdanken sich der Aufmerksamkeit von Manfred Wenzel und Heinz Hamm.

ABBILDUNGEN

I Antike Lampe mit zwei Masken verziert, 72 x 93 mm, G-Entwurf, 11./15. Sept 1820 (GSA XXXI,2 Bl. 105; Abb. nach CG VI A, Nr. 95); zum Dekor des für G geplanten Denkmals in Frankfurt gedacht. In seinem Vorschlag zu einem Denkmal für Göthe (GSA 68/649) vom 3. Sept 1819, der G am 24. Aug 1820 zuging, zog S. Boissere´e zur Verzierung der inneren Türflügel u. des Außenbereichs eine brennende Lampe, für die Kuppel u. a. einen Genius der Unsterblichkeit mit einem Kranz von gelben Sternblumen in Erwägung. Darauf G am 11. Sept 1820: Unter den plastischen Zierden jenes Monuments gedenken Sie einer Lampe, welche, als herkömmliches Zeichen eines geistigen Fleißes, allerdings zu billigen ist. Nun mache ich aber die Bemerkung, daß ich weder Abends, noch in der Nacht jemals gearbeitet habe, sondern blos des morgens, wo ich den Rahm des Tages abschöpfte, da denn die übrige Zeit zu Käse gerinnen mochte (Br 33, 213). G informierte sich in mehreren Büchern, alte Lampen vorstellend (Tgb 11. Sept 1820) für seinen Entwurf u. bat H. Meyer am 15. Sept um die Reinzeichnung, die dieser am 24. Sept zustellte (GNM, Depot Graphik, Inv.-Nr.: GHz/SCh.I.278,473). Am 25. Sept G’s Dank: Die Lampe ist allerliebst und über alle Gedanken erhöht; möge Ihnen dafür vielfaches Gute werden (Br 33, 256); Übersendung nach Stuttgart an S. Boissere´e am 29. Sept (Tgb). Unterdessen erläuterte S. Boissere´e in einem Brief vom 22. Sept, der erst während seines Paris-Aufenthaltes am 31. Okt abging, noch einmal sein Anliegen: Auf Ihre Bemerkung wegen der Lampe erwiedre, daß ich dabei nicht gerade an Nachtarbeiten, sondern an das stille, friedliche, immer fortwirkende Licht des Geistes dachte. Es läßt sich nun einmal die Vieldeutigkeit bei Symbolen nicht vermeiden; jedoch um jene Beziehung der Lampe auf Nachtarbeiten zu entfernen, könnte man vielleicht einen Stern hinzufügen (Boissere´e 2, 294). Zurück in Stuttgart, signalisierte er am 23. Dez Einverständnis: Die Zeichnung der Lampe fand ich bei meiner Rückkehr vor; es freut mich daraus zu sehen, daß die in meinem letzten Brief vorgeschlagene Veränderung mit Ihrem Gedanken übereinstimmt (Boissere´e 2, 299). – Zum Artikel: „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“.

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ABBILDUNGEN

IIa und IIb Kupferstich des Grund- u. Aufrisses vom geplanten Frankfurter Denkmalgebäude nach dem 1820/21 entstandenen Entwurf von F. Rumpf (Foto: Klassik Stiftung Weimar; GSA 68/649). Beilage für potentielle Spender u. Sponsoren zum Öffentlichen Aufruf der Mitglieder des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Göthe (GSA 68/649, Lage 14): Jedes Volk, das seinen Werth erkennt, betrachtet es als eine theure Pflicht, diejenigen aus seiner Mitte, welche den Ruhm des Vaterlandes erhoben, durch daurende Denkmale zu ehren. Und nicht erst Trauer über den Verlust des Trefflichen soll dem Werke Daseyn geben; schöner ist es, wenn die Freude, daß der große Mann noch in unserer Mitte lebt, daß sein Mund noch zu uns spricht, und seine Thaten täglich neu unter uns wirken, Entschluß und Ausführung erzeugt … jetzt, da die Deutschen sich wieder der Eintracht und einer durch dieselbe rühmlich erkämpften Selbstständigkeit erfreuen, lebt, dichtet, lehrt unter uns noch G ö t h e , hochragend über alle, die mit ihm gelebt und gewirkt, der nicht alternde Liebling der Musen. Als in seiner Vaterstadt von Freunden und Verehrern sein Siebenzigster Geburtstag feyerlich begangen ward, erwachte in dem freudigen Gefühl, ihn noch zu besitzen, auch lebhaft der Wunsch, daß ein schönes Denkmal, dem gesammten Vaterlande gehörend, den Dank der Zeitgenossen für den Dichter aussprechen möchte, dessen Ruhm in seinen Werken über alle Zeiten lebt. – Zum Artikel: „Über das zu Frankfurt mir zu errichtende Denkmal“.

III Titelkupfer (MAHUMED der Falsche Prophet) u. Titelseite der Koran-Übertragung von D. F. Megerlin (1772), erste deutsche Übersetzung direkt aus dem Arabischen (Foto: Thomas Boehm). Die Publikation, die den Propheten als Antichrist u. den Koran als Lügenbuch brandmarkte (Vorrede, S. 25 u. 29), wurde in der Rez. Allgemeine deutsche Bibliothek. des siebzehnten Bandes zweites Stück der Frankfurter gelehrten Anzeigen (Nr. 102, 22. Dez 1772, 809ff.) kurz u. bündig verrissen: M e g e r l i n s K o r a n . Diese elende Produktion wird kürzer abgefertigt. Wir wünschten, daß einmal eine andere unter morgenländischem Himmel von einem Deutschen verfertigt würde, der mit allem Dichter- und Prophetengefühl in seinem Zelte den Koran läse, und Ahndungsgeist genug hätte, das Ganze zu umfassen. Dann was ist auch jetzo S a l e f ü r u n s ? (W 38, 392f.). Diese Abfertigung mit Berufung auf das aufklärerisch-humane Werk von George Sale (The Koran commonly called The Alcoran of Mohammed. London 1734) stammt sehr wahrscheinlich vom jungen G, der sich zu dieser Zeit intensiv mit Koran-Übersetzungen beschäftigte (Katharina Mommsen: Goethe und die arabische Welt. Frankfurt a. M. 1988, 176ff. u. Goethe und der Islam. Frankfurt a. M. 2001, 31–47). – Zum Artikel: „Frankfurter gelehrte Anzeigen“.

IV A. v. Humboldt u. A. Bonpland: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer ... Tübingen und Paris 1807. Vignette auf der nur einem Teil der deutschen Ausgabe vorangestellten Widmungsseite für G; Kupferstich von R. U. Massard nach einer Zeichnung von B. Thorwaldsen aus dem Jahr 1805. Die Darstellung zeigt G in der Gestalt des Apoll bei der Entschleierung der die Natur verkörpernden Diana der Epheser. A. v. Humboldt am 6. Febr 1806 an G: In den einsamen Wäldern am Amazonenflusse erfreute mich oft der Gedanke, Ihnen die Erstlinge dieser Reisen widmen zu dürfen. Ich habe diesen fünfjährigen Entschluß auszuführen gewagt. Der erste Teil meiner Reisebeschreibung, das Naturgemälde der Tropenwelt, ist Ihnen zugeeignet. Mein Freund Thorwaldsen in Rom ... hat mir eine Vignette entworfen, welche auf die wundersame Eigentümlichkeit Ihres Geistes, auf die in Ihnen vollbrachte Vereinigung von Dichtkunst, Philosophie und Naturkunde anspielt (G-Humboldt 297). – Zum Artikel: „Geognostische Vorlesungen 1807“.

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V Titelbild der Lebens-Beschreibung Herrn Gözens von Berlichingen, Zugenannt mit der Eisernen Hand (Nürnberg 1731); Götzens Grabstein darstellend, der Ritter kniend vor dem Kruzifix: UND ERWARDET ALHIER EINE FRELIGE AUFFERSTEHUNG (Foto: Klassik Stiftung Weimar). Während der Arbeit an der ersten Fassung des Götz schreibt G an J. D. Salzmann, 28. Nov 1771 (GB 1.1, 224f.): Es ist eine Leidenschafft, eine ganz unerwartete Leidenschafft, Sie wissen wie mich dergleichen in ein Cirkelgen werfen kann, daß ich Sonne, Mond und die lieben Sterne darüber vergesse. Ich kann nicht ohne das seyn, Sie wissens lang, und koste was es wolle, ich stürze mich drein. Diesmal sind keine Folgen zu befürchten. Mein ganzer Genius liegt auf einem Unternehmen worüber Homer und Schäkespear und alles vergessen worden. Ich dramatisire die Geschichte eines der edelsten Deutschen, rette das Andenken eines braven Mannes, und die viele Arbeit die mich’s kostet, macht mir einen wahren Zeitvertreib, den ich hier so nöthig habe, denn es ist traurig an einem Ort zu leben wo unsre ganze Wirksamkeit in sich selbst summen muß … Aber eben das wäre eine traurige Gesellschafft, wenn ich nicht alle Stärke die ich in mir selbst fühle auf ein Object würfe, und das zu packen und zu tragen suchte, so viel mir möglich, und was nicht geht, schlepp ich. Wenn’s fertig ist sollen Sie’s haben, und ich hoff Sie nicht wenig zu vergnügen, da ich Ihnen einen edlen Vorfahr (die wir leider nur von ihren Grabsteinen kennen) im Leben darstelle. Dann weiß ich auch Sie lieben ihn auch ein bisgen weil ich ihn bringe. – Zum Artikel: „Geschichte Gottfriedens von Berlichingen mit der eisernen Hand. Dramatisirt“.

VIa und VIb 2 Zeichnungen von G. M. Kraus, Leiter der Zeichenschule Weimar, während der gemeinsamen Harzreise mit G 1784 entstanden (Abb. nach C. u. M. Meißner: In der Freiheit der Berge. Auf Goethes Spuren im Harz. Weimar 2. Aufl. 1992, Abb. 20 u. 30). In Gestaltung großer anorganischer Massen (1824) geht G auf die unterschiedlichen Zeichnungen u. Motive ein. Von der … 1784 sorgfältig, mit manchen Aufopferungen, durchgeführten Harzreise haben wir sehr schöne, noch jetzt wohlerhaltene schwarze Kreidezeichnungen, meist in groß Folioblättern mitgebracht. VIa: Granitklippen auf dem Brockengipfel, Teufelskanzel und Hexenaltar … meisterhaft charakteristischer Umriß, hinreichend schattiert. VIb: Ehem. Siebenbrüder-, heutiger G-Felsen, am linken Bode-Ufer, aus dem Budetal emporsteigender Granitfelsen; vollkommen ausgeführte Zeichnung (FA I 25, 623f.). – Zum Artikel: „Gestaltung großer anorganischer Massen“

VII Lithographie der an G gerichteten Sardanapalus-Widmung von Lord Byron (Foto: Klassik Stiftung Weimar; GSA 28/232), 7./12. Nov 1822 gefertigt. Dedication of „Sardanapalus“ To the illustrious Goe¨the a Stranger presumes to offer the homage of a literary vassal to his liege-Lord – the first of existing masters; – who has created the literature of his own country – and illustrated that of Europe. –– The unworthy production which the author ventures to inscribe to him – is entitled “Sardanapalus.” Byrons Widmung entstand Juli/Aug 1821, erschien jedoch noch nicht in der Erstausgabe (Sardanapalus, a tragedy. The two Foscari, a tragedy. Cain, a mystery. London 1821), sondern erst in der Einzel- (1823) u. später in der Werkausgabe (Vol. VI, 1825). Im ersten Entwurf seines Byron-Nachrufes schreibt G am 15. Juni 1824: Der Lord schien indessen auch von meinen Arbeiten einige Kenntniß genommen zu haben, wie ich an verschiednen Andeutungen zu bemerken glaubte. Die größte Versicherung jedoch ward mir dadurch daß er seinen S a r d a n a p a l mir öffentlich zu widmen vorhatte, wovon sein eigenhändiger Aufsatz mir zu Händen kam. – Zum Artikel: „Goethe’s Beitrag zum Andenken Lord Byrons“.

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VIII Billett Byrons an G (Foto: Klassik Stiftung Weimar; GSA 28/232), von C. J. Sterling am 27. Mai 1823 überbracht. Mem. I request Mr. Sterling will present my respectful homage to the illustrious Göethe – if he sees that great Man during his stay at Weimar. N o e l B y r o n . Genoa. April 6 th. 1823. Im ersten Entwurf seines Byron-Nachrufes (15. Juni 1824) erinnert sich G: Indessen brachten Durchreisende gar manches grüßende Wort, zuletzt Herr Sterling, ein junger lieber Mann, einige schriftliche Zeichen; ich erwiederte dieselben durch ein kurzes Gedicht [An Lord Byron], das ihn, wundersam genug, gerade bey seiner Abreise von Livorno glücklich erreichte. Sein erwiedernder, höchst freundlicher Brief ist vom 24. [22.] July 1823, dessen vertraulicher Abschluß uns nach einer glücklichen Rückkehr auch einen Besuch in Weimar hoffen ließ. Wie viel schmerzhafter die traurige Catastrophe, die ihn der Welt entriß dadurch für uns geworden, spricht sich von selbst aus. Der schönste Stern des dichterischen Jahrhunderts ist untergegangen, den Hinterlassenen bleibt es Pflicht, sein unauslöschliches Andenken immer frisch in großen und kleinen Kreisen zuerhalten (AA-SL 5, 184). – Zum Artikel: „Goethe’s Beitrag zum Andenken Lord Byrons“.

IXa und IXb Autographa. Im Quartformat beidseitig bedrucktes dünnes, aber schreibfestes Blatt (Foto: Klassik Stiftung Weimar; GSA 33/1161); 18. Nov/8. Dez 1811 entstanden u. in Auflage 300 Ex. gedruckt. 4 Spalten mit 495 Nachnamen, Mit Bitte um gefällige Beiträge u. Raum für eigenh. Bemerkungen, Datum u. Unterschrift. Ab Dez 1811 zur Erweiterung von G’s Autographensammlung verteilt u. verschickt. Mit der ersten nachweisbaren Versendung des Blatts nach St. Petersburg heißt es im Brief an F. M. v. Klinger, 8. Dez 1811, mit Bitte um Handschriften u. a.: Möchten sie dem beyliegenden Blättchen eine recht freundliche Aufnahme gönnen! … Was soll’s denn weiter, als daß man das unmittelbare Andenken der Tüchtigen erhält … Bisher habe ich die Art oder Unart gehabt alles Vergangne eher zu vertilgen als zu bewahren. Nun mag die Zeit des Bewahrens, wenn auch zu spät, eintreten (Br 22, 206). – Zum Artikel: „Autographa [Goethes Verzeichnis seiner Autographensammlung]“.

X Kupferstich von Coenraet de Decker zu Jan Luyken: Het Goddelijck Wonder. Amsterdam, bei Jacobus Robyn, 1677; hier nach dem Druck in: Curiositäten der physisch-literarisch-artistischhistorischen Vor- und Mitwelt; zur angenehmen Unterhaltung für gebildete Leser, IV 1 (1815) Taf. 1. In der von G übersetzten Schilderung der Jaske Klaes über ihre Wunderheilung im Jahr 1676 in Amsterdam heißt es (ebd. 29f.): Es war zwischen dem 13. und 14. Dienstag und Mittwoch im Oktober zu Mitternacht, daß ich die Glocke hörte Ein Uhr schlagen, und die Schaarwacht auch so rufen hörte. Ich kehrte mich auf meine rechte Seite und legte meine Hände oben auf die Decke, und so befiel mich wieder der Schlaf, dann ward ich an meinem rechten Arm, über der Hand, angegriffen, worüber ich aufwachte und nicht recht wußte, was das war. Dann werde ich zum zweitenmal an derselben Stelle mit einer kalten Hand angefaßt, worüber ich sehr erschrak, doch sprach ich nichts, denn ich war entsetzt. Aber als ich zum drittenmal angegriffen ward, sprach ich also: ,Sehr lieber Herr! was ist’s, das hier an meinen Arm kommt?‘ Hierauf erhielt ich Antwort mit deutlichen Worten: ,Erschrecket nicht, ich komme im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Euer Jammer, darin ihr lange Jahre gewesen, soll aufhören, eure Bewegung und Gang soll euch wiedergegeben werden von Gott dem Herrn.‘ Da richtete ich mich auf, und saß gerade in meinem Bette, legte meine Hände zusammen und sprach: ,Sollte ich armer sündiger Mensch so glücklich seyn und meinen Gang wieder kriegen?‘ worauf ich zur Antwort erhielt: ,Er soll euch werden, aber haltet es verborgen bis auf näheren Bescheid.‘ – Zum Artikel: „Das göttliche Wunder“.

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XI Titelkupfer von D. Berger zu Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel, der Jan/Juni 1773 entstandenen Neubearbeitung des Götz-Stoffes, in Ausgabe S 2 (1787); Götz u. Bruder Martin (Foto: Klassik Stiftung Weimar). Über die rasche Entstehung des Schauspiels Dichtung und Wahrheit Buch 13 (AA-DuW 1, 472): Ohne ... an dem ersten Manuscript irgend etwas zu verändern, welches ich wirklich noch in seiner Urgestalt besitze, nahm ich mir vor, das Ganze umzuschreiben, und leistete dieß auch mit solcher Thätigkeit, daß in wenigen Wochen ein ganz erneutes Stück vor mir lag. Ich ging damit um so rascher zu Werke, je weniger ich die Absicht hatte, diese zweyte Bearbeitung jemals drucken zu lassen, sondern sie gleichfalls nur als Vorübung ansah, die ich künftig, bey einer mit mehrerem Fleiß und Ueberlegung anzustellenden neuen Behandlung, abermals zum Grunde legen wollte. – Zum Artikel: „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel“.

XIIa und XIIb Tischplatte aus Gestein von den Rehberger Klippen, Tisch heute in G’s Gartenhaus (Abb. nach C. Juranek: Abenteuer – Natur – Spekulation. Goethe und der Harz. Halle/Saale 1999, Abb. 122, Schloß Wernigerode®). Erinnerung an die Entdeckung des Granit-Hornfels-Kontaktes an den Rehberger Klippen im Harz am 22. Sept 1783; die Platte ein Geschenk des befreundeten Geologen u. ehemaligen Reisegefährten F. v. Trebra, auf ihrer Rückseite ein Zettel mit Trebras Aufschrift: Nur fort wir müssen noch zu großen Ehren kommen, ehe wir die Hälse brechen! Vorsichtig zwischen den Moos bedeckten schlüpfrigen Felsstücken können leicht die Beine stecken bleiben (LA II 8 A, 285). Übersendung am 20. Okt 1812 (G-Trebra 113): In diesem wohl verwahrten Verschlage, ist ein Geschenk verwahrt, das ich als wahres Gelübde, seit wohl schon 30 Jahren her, meinem edlen Freunde Goethe im Hertzen zugesagt habe, zum immerwährenden Andenken, an unser gemeinschaftliches Beschleichen der Natur. G’s Antwort 27. Okt 1812 (Br 23, 119f.): Fürwahr! du hast mich … durch deine Sendung überrascht und durch die herrlichen Platten in Erstaunen gesetzt. Ich erinnerte mich wohl manchmal unserer kühnen Wagnisse zu Entdeckung eines geologischen Punctes, der noch heut zu Tage so gut wie damals höchst bedeutend und … immer noch ein Räthsel bleibt … Die mir zugedachte soll als ein herrliches Monument unserer Liebe und Freundschaft niedergelegt bleiben; unserer wechselseitigen Neigung, die eben so beständig und dauerhaft ist, als die Neigung zur Natur, als die stille Leidenschaft, ihre Räthsel anzuschauen und der Wunsch, durch unsern eignen selbst räthselhaften Geist ihren Mysterien etwas abzugewinnen. Trebra schildert in seinen Aufzeichnungen Lebens-Verhältnisse (1813) die gemeinsame Entdeckung (GJb 1888, 16–20): Im Jahre 1783. … besuchte mich im Septbr. der waghalsige Erzähler [G], und natürlich mußte ich ihn selbst nach den Brocken führen … unser romantischer Weg, führte uns … nah an der Rehbergerklippe vorbey. Diese hohe, nahe am Graben, ganz senkrecht da stehende Felswand, war mit einem großen Haufen herunter gestürzter Bruchstücke, von Tisch und Stuhl, und Ofen Größen verschanzt, von welchen sogleich viele zerschlagen wurden. Unter ihnen fanden sich mehrere von jenen Doppelgesteinarten Granit, mit aufgesetzten, eingewachsenen dunkelblauen, fast schwarzen sehr harten (jaspisartigen) Thongestein. Die können nirgends anders herkommen, als von jener Klippe da vor uns. Dahin müßen wir, antwortete mein Freund. Behutsam! vorsichtig! schrie ich ihn nach, die Moosbedeckten schlüpfrigen Felsstücke, liegen gefahrvoll durch einander, wir können die Beine dazwischen brechen. Nur fort! nur fort! antwortete er voran eilend, wir müßen noch zu großen Ehren kommen, ehe wir die Hälse brechen! und wir kamen zusammen heran an den Fuß der Felswand, wo wir nun gar deutlich den Abschnitt des schwarzen Gesteins, auf den blaß fleischrothen Granit, in gar langer Linie sich hinziehend erkennen konnten. Aber, unserer ziemlichen Größe ungeachtet, erreichen mit unsern Händen konnten wir sie doch nicht. Wenn du dich fest hinstellen wolltest, sagte mein Freund zu mir; so wolte ich jene, in den Felsen eingewachsene Strauchwurzel ergreifen, mich im Anhalten an sie, hebend auf deine Schultern schwingen, und dann würde ich den so kenntlichen Abschnittsstrich, wenigstens mit der Hand

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erreichen können. So geschahs, und wir hatten das seltne Vergnügen, den merkwürdigen Abschnittsstrich von hier eingewurzelten Urgebirge rothen Granit, und drauf stehenden, dunkel- fast schwarzblauen Thongesteins nahe zu sehen, sogar mit Händen zu greifen. – Zu den Artikeln: „Zum Gestein vom Rehberger Graben im Harz“ u. „Granit I“.

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