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German Pages 312 [313] Year 2021
Mario Schwarz – Tibor Rostás
Die Reliquienverehrung in der Privatandacht steigert sich vom scholastischen Sachzeugnis bis zum mystischen Erlebnis einer Realgegenwart der Heiligen. Damit ist die Capella Speciosa als Andachtskapelle in der Art der französischen Saintes-Chapelles zu verstehen. Ihre raffinierten Einrichtungen, wie der Laufgang mit der Möglichkeit einer Zurschaustellung der Reliquien, die Kostbarkeit des Baumaterials – weißer und roter Marmor - und die bildhauerische Qualität der vegetabilischen Bauplastik, die narrativen Glasmalereien und die lichtdurchflutete Raumwirkung verhalfen zu einer spirituell gesteigerten Reliquienverehrung im Raumerlebnis eines Gesamtkunstwerks. Für Herzog Leopold VI. bildete die Capella Speciosa nicht nur einen prachtvollen Schrein zur Aufbewahrung seines prestigereichen Reliquienbesitzes, sondern sie vermittelte ihm das Erlebnis einer mystischen Gottesschau und Heiligenverehrung. In dieser Weise entsprach die Heilige Kapelle von Klosterneuburg nicht nur architektonisch den neuesten und bedeutendsten Vorbildern der französischen Gotik sondern zeigt auch die baukünstlerische Umsetzung der aktuellsten theologischen christlichen Lehren.
Die Capella Speciosa in Klosterneuburg
Im zweiten Teil des Bandes werden französische Bauten im Umfeld des österreichischen herzoglichen und des ungarischen königlichen Hofs untersucht, an welchen die Hochgotik selbst in europäischer Hinsicht ziemlich früh, um 1220 erschienen ist. Stehen diese mitteleuropäischen Gebäude und bildhauerischen Werke miteinander in Zusammenhang? Welche historischen Umstände führten zu ihrer Verwirklichung? Wie haben sich die entfernten französischen Kontakte entwickelt? Was wissen wir über die Auftraggeber und was über die Meister? Ist es genau zu bestimmen, von wo, aus der Bauhütte welcher Kathedralen die Schöpfer kamen? Was verraten die Zusammenhänge der Strukturelemente und der Detailformen? Hatte denn diese Importkunst Einfluss auf den lokalen Stil? Wieso setzten die französischen Steinmetze in Niederösterreich Rotmarmor aus Ungarn ein? Und was kann die geheimnisvolle, nebelumwobene Figur des Villard de Honnecourt und seine denkwürdige Reise nach Ungarn mit all dem zu tun haben? In den neun, auch an sich verwertbaren und miteinander locker verbundenen Kapiteln des zweiten Teils untersucht Tibor Rostás den Gegenstand mit neun unterschiedlichen Herangehensweisen, welche mit dem Fazit des letzten Kapitels abgeschlossen werden. Der Text wird von 151 Illustrationen, Architekturzeichnungen und Fotos verdeutlicht. Im Anhang des Buches steht eine Zusammenfassung der naturwissenschaftlichen Ergebnisse der Rotmarmor-Forschung.
Die Capella Speciosa ist nicht anders zu erklären als ein Export aktuellster gotischer Architekturformen von höchster Qualität, wie sie die königliche Baukunst Frankreichs dieser Zeit auszeichneten. Als Werk französischer Baukünstler, Steinmetzen und Kunsthandwerker beanspruchte diese Kapelle in der Architektur des Mittelalters in Österreich eine einzigartige Stellung. Die enge Übereinstimmung im Wandaufbau mit den Chorkapellen der Kathedrale in Reims und die nahezu identischen Detailformen der Kathedrale von Auxerre erlauben eine präzise Einordnung des Werkes. Verfolgt man die architekturikonologische Entwicklung der Kapellen in Frankreich, so zeigt sich gerade in dieser Zeit eine intensive Verdichtung der Bedeutungsinhalte.
Mario Schwarz • Tibor Rostás • Die Capella Specios in Klosterneuburg – Teil 2
Mario Schwarz
ISBN 978-3-7001-7837-8
9
783700
178378
Made in Europe
Dph 519
Tibor Rostás
2. Teil: Vergleichende Studien zur Pfalzkapelle Herzog Leopolds VI. von Österreich
Dr. phil. Mario Schwarz ist Univ.-Professor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Geboren 1945 in Wien. Nach seinem Doppelstudium der Architektur an der Technischen Universität Wien und der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Universität Wien: 1975 Promotion an der Universität Wien mit der Dissertation Studien zur Klosterbaukunst in Österreich unter den letzten Babenbergern bei Renate WagnerRieger. 1985 Habilitation für mittelalterliche Bauforschung an der Universität Wien. Weitere Lehrtätigkeiten an der Technischen Universität Wien und an den Universitäten Graz, Bratislava, Prag, Rom und Palermo. Zehnjährige Forschungen in Ägypten zur koptischen und nubischen Architektur. Seit 1993 Leiter der Forschungsprojekte zur Baugeschichte der Capella Speciosa. Mitglied der International Society for Nubian Studies und des Österreichischen Nationalkomitees ICOMOS Austria.
Tibor Rostás, PhD, Kunsthistoriker. Adjunkt an der Universität Pécs. Geboren 1974 in Nagykőrös. An der Eötvös-LorándUniversität Budapest erwarb er 1998 mit seiner Arbeit Die Formenvielfalt der Kerzer Werkstatt des 13. Jahrhunderts das Diplom, und 2007 mit seiner Dissertation Verbindungen in der frühgotischen Architektur Mitteleuropas den Doktortitel. Sein Doktorvater ist Sándor Tóth. Sein wichtigster Forschungsbereich ist die Kunst in Ungarn und Mitteleuropa des 13. Jahrhunderts. Er interessiert sich für den Einfluss der Verbindungen unter Auftraggebern auf die Kunst oder für die kaum erforschte Kunstgeographie des mittelalterlichen Ungarns. Als Stipendiat hatte er die Möglichkeit in Norditalien, Brünn, Krakau und vor allem in Wien zu forschen. Er nahm an zahlreichen bilateralen Projekten zur Untersuchung der Verbindungen der Architektur der Spätromanik und der Frühgotik von Österreich und Ungarn teil, welche von österreichischer Seite vom Wiener Mentor Mario Schwarz geleitet wurden.
MARIO SCHWARZ – TIBOR ROSTÁS Die Capella Speciosa in Klosterneuburg 2. Teil: Vergleichende Studien zur Pfalzkapelle Herzog Leopolds VI. von Österreich
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DENKSCHRIFTEN DER PHILOSOPHISCH–HISTORISCHEN KLASSE 519 VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR KUNSTGESCHICHTE Herausgegeben von HERBERT KARNER
BAND 18
MARIO SCHWARZ – TIBOR ROSTÁS
Die Capella Speciosa in Klosterneuburg 2. Teil: Vergleichende Studien zur Pfalzkapelle Herzog Leopolds VI. von Österreich
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Angenommen durch die Publikationskommission der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Michael Alram, Bert G. Fragner, Andre Gingrich, Hermann Hunger, Sigrid Jalkotzy-Deger, Renate Pillinger, Franz Rainer, Oliver Jens Schmitt, Danuta Shanzer, Peter Wiesinger, Waldemar Zacharasiewicz Die Forschungen von Tibor Rostás und die naturwissenschaftlichen Materialforschungen (Herkunftsbestimmungen des Rotmarmors) wurden gefördert von: Osztrák-Magyar Tudományos és Oktatási Kooperációs Akció Alapítvány, Budapest – Wien Stiftung Aktion Österreich-Ungarn, Wissenschaft und Bildungskooperation, Wien – Budapest Gedruckt mit der Unterstützung durch: Niederösterreichische Landesregierung, Abteilung für Wissenschaftsförderung und Stift Klosterneuburg
Umschlag vorne: Innenansicht einer Chorkranzkapelle der Kathedrale von Reims von Villard de Honnecourt, Paris, BnF, département des Manuscrits, Français 9093, fol. 60, Capella Speciosa von Benedikt Prill, Stiftsarchiv Klosterneuburg, PZ 1030 A Vorsatz: Karte Westeuropa um 1220 (© Béla Nagy, 2020) Nachsatz: Karte Mitteleuropa um 1220 (© Béla Nagy, 2020) Umschlagbild hinten: 1. Pannonhalma, Dienstbündel E3, Südchor, Triumphbogenpfeiler Süd von NO; 2. St.-Etienne von Auxerre, Chorumgang, Blendarkade; 4. Capella Speciosa K21-K22 (Fotos: © Tibor Rostás) 3. Pannonhalma, Porta Speciosa, Kapitell und Sturzkonsole (Foto: © Attila Mudrák) Bibliographische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Begutachtungsverfahren unterzogen. This publication was subject to international and anonymous peer review. Peer review is an essential part of the Austrian Academy of Sciences Press evaluation process. Before any book can be accepted for publication, it is assessed by international specialists and ultimately must be approved by the Austrian Academy of Sciences Publication Committee. Die verwendete Papiersorte in dieser Publikation ist DIN EN ISO 9706 zertifiziert und erfüllt die Voraussetzung für eine dauerhafte Archivierung von schriftlichem Kulturgut. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-7001-7837-8 Copyright © Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2021 Redaktion, Lektorat, Gestaltung und Satz: Stefan Johannes Kubin, Wien Druck und Bindung: Prime Rate, Budapest https://epub.oeaw.ac.at/7837-8 https://verlag.oeaw.ac.at Made in Europe
Gewidmet dem Andenken an HELMUT BUSCHHAUSEN 1937 – 2014 und SÁNDOR TÓTH 1940 – 2007
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Vorwort
I.
MARIO SCHWARZ DIE CAPELLA SPECIOSA ALS „HEILIGE KAPELLE“ EIN BEITRAG ZUR ARCHITEKTURIKONOLOGIE DER KAPELLEN IM 13. JAHRHUNDERT
1.0
Einleitung
1.1 Die Voraussetzungen 1.1.1 Die Kapelle als baulicher Ausdruck neuer privater Andachtsformen seit dem 12. Jahrhundert 1.1.2 Das Vierte Laterankonzil und die Dogmatisierung der Transsubstantiationslehre 1.1.3 Die Allegorisierung der Messe und des Kirchengebäudes
10
14
17 20 22
1.2
Die formalen und stilistischen Entwicklungsebenen in der französischen Kapellenarchitektur des 13. Jahrhunderts
1.3
Das Coenaculum in Jerusalem und die Sichtweise der Similitudo in der mittelalterlichen Architektur
65
1.4
Heilige Kapellen in similitudine zum Coenaculum in Jerusalem
83
1.5
Export und Import von Ideen und Formen
88
1.6 1.6.1 1.6.2 1.6.3
Die Interpretation der Capella Speciosa Die Capella Speciosa als politisches oder religiöses Denkmal? Die Verortung innerhalb der französischen Entwicklung Die konstitutiven Elemente
101 110 114
1.7
Die Nachwirkungen
121
1.8
Zusammenfassung
128
27
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II.
TIBOR ROSTÁS „ICH WAR BEAUFTRAGT, NACH UNGARLAND ZU GEHEN” VILLARD DE HONNECOURT UND DAS ERSCHEINEN DER HOCHGOTIK IN MITTELEUROPA Die französischen Beziehungen der Klosterneuburger Capella Speciosa und von Pannonhalma
2.1 Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in Ungarn und in Niederösterreich Ein Lagebericht
131
2.2
Die Pfalzkapelle von Klosterneuburg, Pannonhalma und die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom Eine Strukturanalyse
137
2.3
Die in situ Detailformen der Capella Speciosa und der Babenbergerpfalz in Klosterneuburg Eine topographische Beschreibung
150
2.4
Zusammenhänge mit dem Chor der Kathedrale von Auxerre und mit dessen burgundischem Wirkungskreis Eine stilkritische Analyse
156
2.5
Reimser Beziehungen und Bamberg Die Fragen der Ornamentik
187
2.6
Der fünfte Kreuzzug und die Bauarbeiten Historische Prämissen und Angaben
2.7
Villard de Honnecourt in Ungarn Auf der Spur einer rätselhaften Persönlichkeit am östlichen Rand des lateinischen Abendlandes
219
2.8
Lokale Zusammenhänge und der Wirkungskreis Fragen der Rezeption
226
2.9
Rotmarmor Fragen der Materialverwendung
235
2.10
Zusammenfassung
213
241
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III.
ANHANG:
FARKAS PINTÉR und BERNADETT BAJNÓCZI Die Herkunftsbestimmung des Steinmaterials von „Rotmarmor”– Objekten mit petrographischen und stabilisotopisch–geochemischen Untersuchungen 250
Fachbegriffe Literaturverzeichnis Konkordanz der Ortsnamen Personenregister Ortsregister Bildnachweis
266 268 293 294 304 310
Vorwort Die Forschungen zum Sinngehalt der Capella Speciosa begannen gleichzeitig mit den Arbeiten an einer computergestützten Rekonstruktion der Kapelle (1993–1996) und lagen bereits vor, als diese im ersten Band dieser Publikation veröffentlicht wurden. Auf Empfehlung des damaligen Obmanns der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Professor Hermann Fillitz wurde beschlossen, den interpretativen Teil gesondert als zweiten Band des Werks zu publizieren. Der Verfasser hat diesem Wunsch umso bereitwilliger entsprochen, als bei einem früheren Werk, der gemeinsam mit Manfred Bietak verfassten Arbeit über die mittelalterliche christliche Siedlung Nag’ el-Scheima in Ägypten, die gleiche Methode der inhaltlichen Trennung von Materialvorlage und Interpretation erfolgreich angewandt wurde.* Zur Drucklegung des vorliegenden Bandes wurde der Text vom Unterzeichneten in den Jahren 2015–2019 aktualisierend überarbeitet.
Im Fall der Capella Speciosa erwies sich der jahrelange Aufschub des zweiten Teiles der Veröffentlichung schließlich aus einem anderen Grund von Vorteil. Inzwischen liegen die Ergebnisse umfangreicher neuer Forschungen des ungarischen Kollegen Tibor Rostás vor, die vom Obmann der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Artur Rosenauer mit Interesse aufgenommen wurden und die nun den zweiten, in sich geschlossenen und unabhängigen Abschnitt dieses Bandes bilden. Sie stellen eine willkommene Ergänzung und Vertiefung der Erkenntnis dar, wonach die frühzeitige Rezeption fortschrittlichster gotischer Architekturformen aus Frankreich in Mitteleuropa im Fall der Capella Speciosa von Klosterneuburg keineswegs ein isolierter Einzelfall war, sondern, wie gezeigt wird, auch an ungarischen Beispielen mehrfach belegbar ist.**
Tibor Rostás konnte seine Ergebnisse im Rahmen von vier Forschungspojekten*** ausarbei* Bietak / Schwarz 1987; Bietak / Schwarz 1998. ** Rostás 2009, 334–338. *** 2008 und 2009/10: „Gotische Wechselbeziehungen zwischen Österreich und Ungarn“ und 2009/10 sowie
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ten, die in Zusammenarbeit des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien mit der ELTE (Loránd Eötvös-Universität) Budapest durchgeführt wurden. Besonders zu danken ist dabei Frau Professor Dr. Mária Prokopp, die als Verantwortliche für die ungarische Seite fungierte, während der Unterzeichnete die österreichische Seite der Partnerschaft vertrat. Im Rahmen dieser gemeinsamen Forschungen konnten auch baugeologische Untersuchungen zu Rotmarmor durchgeführt werden, welcher an Bauten des 13. Jahrhunderts in Österreich und in Ungarn Verwendung fand. Diese Befunde sind als Anhang zu den Ausführungen von Tibor Rostás in diesem Band enthalten. Für die diesbezüglichen Untersuchungen ist Herrn Dr. Farkas Pintér und Frau Dr. Bernadett Bajnóczi zu danken. Dank gebührt dem Kuratorium der Stiftung „Aktion ÖsterreichUngarn“ für die Gewährung der Forschungsmittel sowie Frau Geschäftsführender Direktorin Ágnes Schnaider und Frau Judit Varga für die administrative Betreuung.
Zum Zustandekommen dieses Bandes haben zahlreiche Persönlichkeiten mit Rat und Hilfe beigetragen, denen an dieser Stelle gedankt werden soll. Ergebenster Dank gebührt Herrn em. Univ.- Prof. Dr. Hermann Fillitz für das über viele Jahre dem vom Unterzeichneten geleiteten Forschungsprojekt der Capella Speciosa entgegengebrachte Interesse und Vertrauen. Gleicher Dank gilt Herrn em. Univ.Prof. Dr. Artur Rosenauer für die Bereitschaft, diesen Band der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Veröffentlichung vorzulegen. Zu danken ist weiters Herrn Universitätsdozent Dr. Herbert Karner, dem Herausgeber dieses Bandes in der Reihe der Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Herrn Univ.-Prof. Dr. Helmut Buschhausen (†) ist in Dankbarkeit für wertvolle, weiterführende Hinweise zur Geschichte des Coenaculums in Jerusalem und für die großzügige Bereitstellung 2012/13: „Spätromanik und Frühgotik in Österreich und Ungarn“.
wichtiger, schwer auffindbarer Literatur zu gedenken. Seinem Andenken ist der erste Teil dieses Bandes gewidmet. In Dankbarkeit gedenkt der Unterzeichnete auch Frau Dr. Sibylle von HauserSeutter (†), die wertvolle Hinweise und Anregungen aus eigenen Forschungen bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Einmal mehr sei der Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft für die Genehmigung der zahlreichen erforderlichen Besichtigungen und Untersuchungen der in der Franzensburg bewahrten Überreste der Capella Speciosa sowie für die Fotogenehmigungen für Mario Schwarz und Tibor Rostás gedankt. Die Autoren danken dem Kartographen Béla Nagy für die Erstellung und Gestaltung der historischen Landkarten „Westeuropa um 1220“, „Mitteleuropa um 1220“ und „Kreuzfahrerstaaten um 1220“.
Ebenso möchte Tibor Rostás seinen ergebensten Dank jenen abstatten, die am Zustandekommen seines Beitrags mitgewirkt haben. In Dankbarkeit gedenkt er seines verstorbenen Lehrers an der Universität Budapest, Professor Sándor Tóth (1940–2007) für dessen Ratschläge und Anleitungen. Seinem Andenken ist der zweite Teil dieses Bandes gewidmet. Ein dankbares Gedenken gilt auch Professor Andrew J. Tallon (1969–2018), der seine Forschungsarbeit im Projekt Mapping Gothic France uneigennützig der Wissenschaft zur Verfügung gestellt hat. Tibor Rostás dankt weiters hochw. Herrn Erzabt Asztrik Várszegi und Herrn Patrice Wahlen für ihre Hilfe in Pannonhalma und Auxerre. Er ist dem Stiftsarchivar von Klosterneuburg, Herrn Dr. Karl Holubar für dessen Hilfe ebenso dankbar wie Herrn Ingenieur Wolfgang Mastny für die Unterstützung in Laxenburg und Herrn Harald Schmid für seine Hilfe in Lilienfeld. Sein Dank gilt weiters Frau Dr. Anna Tüskés für die Übersetzungen aus dem Französischen. Die Arbeit von Tibor Rostás wurde mit Hilfe von Éva Hollósi und Péter Schmidt vom Ungarischen ins Deutsche übertragen, wofür ihnen aufrichtig zu danken ist.
Herrn Mag. Georg Pejrimofsky zu danken haben, einen weiteren Unterstützungsbeitrag hat das Stift Klosterneuburg geleistet, was hochw. Herrn Generalabt Propst Bernhard Backovsky CanReg zu verdanken ist.
Für die jahrelange sorgfältige Betreuung der Vorbereitung dieser Publikation ist Frau Mag. Lisbeth Triska und Herrn Robert Püringer vom Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu danken. Schließlich gilt der Dank der Autoren Herrn Universitätsassistent Dipl.-Ing. Stefan Johannes Kubin für das gewissenhafte Lektorat und die ansprechende Gestaltung des Layouts.
Mario Schwarz und Tibor Rostás
Ein besonderer Dank gilt den Subventionsgebern, die die Herausgabe dieses Bandes mit finanziert haben: Die Abteilung für Wissenschaftsförderung der Niederösterreichischen Landesregierung hat eine Druckkostenförderung gewährt, wofür wir
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MARIO SCHWARZ
DIE CAPELLA SPECIOSA ALS „HEILIGE KAPELLE“ EIN BEITRAG ZUR ARCHITEKTURIKONOLOGIE DER KAPELLEN IM 13. JAHRHUNDERT
I.0 Einleitung Die Capella Speciosa ist, wie im ersten Band dieses Werkes dargelegt wurde, nicht anders zu erklären als ein Export aktuellster französischer architektonischer Stilformen von höchster Ausführungsqualität, die in der königlichen Baukunst Frankreichs dieser Zeit ihresgleichen finden. Zur Beurteilung der Pfalzkapelle von Klosterneuburg ist daher eine eingehende Analyse der architekturhistorischen Entwicklung sowie der architekturikonologischen Aspekte der Kapellen in Frankreich erforderlich, wie dies im ersten Teil dieses zweiten Bandes geschieht. In Frankreich hat sich sowohl bei der Gestaltung der Chorkranzkapellen der Kathedralen als auch bei den Bischofskapellen und königlichen Palastkapellen in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts eine lebhafte Entwicklung vollzogen, die dem Bautyp der Kapelle eine völlig neue Sinngebung verliehen hat. Der Höhepunkt dieses Fortschritts wurde in der Ausprägung des Typus der „Heiligen Kapellen“ erreicht.
In den hier dargelegten Ausführungen wird versucht, die Capella Speciosa in Klosterneuburg als Glied einer Kette von Entwicklungsschritten zu zeigen, die von der Bischofskapelle der Kathedrale Nôtre Dame in Paris bis zur „Sainte-Chapelle“, der Palastkapelle König Ludwigs IX. in Paris, führte. Diese beiden Eckpunkte der Entwicklung wurden bereits in den ersten grundlegenden Ausführungen zu den „heiligen Kapellen“ in Frankreich von Inge Hacker-Sück1 erkannt und auch von Ulrike Seeger2 zu Vergleichen mit der Capella Speciosa herangezogen. Was bisher fehlte, war ein sinnstiftendes Vorbild dieser Entwickungsreihe. Jürgen Krüger3 hat erstmals den Bau des Coenaculums in Jerusalem als mögliches Vorbild für die Sainte-Chapelle in Paris angesprochen, doch durch die von ihm vertretene Spätdatierung dieses Baues das Wirksamwerden dieses Vorbilds vor 1200 nicht in Erwägung gezogen.
Wenn die Capella Speciosa von Klosterneuburg auch mehr als 20 Jahre vor der Sainte-Chapelle errichtet wurde, so gehört sie doch, wie hier gezeigt werden soll, einer gemeinsamen Entwicklungsli1 Hacker-Sück 1962. 2 Seeger 1997. 3 Krüger 1997.
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nie an, die schließlich zur Entstehung der Pariser Palastkapelle geführt hat. Man wird der Capella Speciosa in der Frage nach ihrer Ableitung daher wohl am ehesten gerecht, wenn man das Gesamtbild dieser Entwicklung überblickt und den Weg der französischen Stilentwicklung um 1220 interpoliert, wobei die Übereinstimmungen von Großund Detailformen mit Reims, Auxerre, Paris und Sens als Anhaltspunkte heranzuziehen sind. Um diese Interpretation zu belegen, ist daher die Capella Speciosa daher in dreifacher Weise als eine Etappe der Entstehung der Heiligen Kapellen zu verorten, nämlich erstens bezüglich des Sinngehaltes, zweitens hinsichtlich der funktionellen Gesichtspunkte sowie drittens nach der formalen und stilistischen Durchbildung.
Neben dem unverzichtbaren Instrumentarium der nahsichtigen Detailanalyse am Objekt beschäftigt sich die Architekturgeschichtsforschung immer mehr mit der Erhellung der Bedeutungsinhalte. Die von Richard Krautheimer4 entwickelte Methode der Architekturikonologie und die von Günter Bandmann5 vorgeschlagene hermeneutische Interpretation der Architektur gelten in besonderem Maß für das Mittelalter und vor allem für die Sakralbauten als entscheidende Zugänge zur Symbolsprache und zum Verständnis der Wirkungsästhetik der Baukunst. Ging man bei älteren Erklärungsversuchen zunächst von den Parametern liturgischer Funktionen aus, so suchte man bald, tiefer in die symbolische Bedeutungsebene vorzudringen und christliche Inhalte, wie die mittelalterliche Vorstellung des Gottesstaates oder die Vision des Himmlischen Jerusalem nach der Geheimen Offenbarung des Apostels Johannes mit der tatsächlich gebauten Architektur in Verbindung zu bringen.
Wie Dagobert Frey6 erkannte, könne ein Kunstwerk (…) durch Bedeutungszusammenhänge sinnbildlich wirken, die gar nicht oder nicht ausschließlich im Künstlerischen gelegen sind. Das von Hans Sedlmayr7 vorgelegte Erklärungsmodell, nach 4 Krautheimer 1942; Krautheimer 1969; Schenkluhn 1999; Stevens 2001. 5 Bandmann 1951. 6 Frey 1946, 21. 7 Sedlmayr 1950, 50, 82, 85, 241, 332.
Abb. I.1 Darstellung der Capella Speciosa um 1742/1759. Lavierte Federzeichnung von Benedikt Prill: „Sacellum S.Joannis Bapt. Claustroneoburgensis 1218“ (Foto: © Stiftsarchiv Klosterneuburg)
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welchem die mittelalterliche Kathedrale das gebaute Sinnbild des Himmlischen Jerusalem sei, wurde von einer Seite positiv aufgegriffen und weiter entwickelt,8 von anderen aber als mystisch, utopisch und antiintellektualistisch abgelehnt.9 Klaus Wessel hatte schon 1949 darauf hingewiesen, dass die sakrale mittelalterliche Kunst nur als Ausdruck einer bestimmten Frömmigkeitshaltung10 zu verstehen sei, wofür der Schlüssel in der zeitgenössischen religiösen Literatur gesucht werden müsse. So brachten die mit zahlreichen Quellen belegten Untersuchungen Günther Bindings über den Bauherrn des Mittelalters als sapiens vir11 oder die umfangreiche Biographie König Ludwigs IX. von Frankreich, des Bauherrn der Sainte-Chapelle in Paris, von Jacques Le Goff12 entscheidende Fortschritte in der Lesbarkeit beabsichtigter Bedeutungsinhalte mittelalterlicher Sakralbauten. Anton Legner13 gelang es, mit seinen Forschungsergebnissen zum Wesen des mittelalterlichen Reliquienkults tief in die Wirkungsweise der von den Reliquien ausgehenden imaginativen Inhalte einzudringen.
Zur Beurteilung der architekturgeschichtlichen Entwicklung im 13. Jahrhundert in Frankreich dienten, ausgehend von den wegbereitenden Studien von Robert Branner, der die außerordentliche Bedeutung der Hofkunst unter König Ludwig IX. von Frankreich erkannte, und dem Standardwerk über die französische Baukunst des 13. Jahrhunderts von Dieter Kimpel und Robert Suckale,14 die neueren Publikationen zur Kathedrale von Reims von Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler,15 Peter Kurmann,16 Anne Prache17 und Alain Villes.18 Von großem Wert für die vergleichenden Forschungen erwiesen sich die in jüngerer Zeit erschienenen Studien zur Sainte-Chapelle von Richard Jordan,19 Daniel Weiss,20 Christine 8 Prache 1993; Chastel 1993, 219; Hubel / Schuller 1995, 36; Wessel 2003, 44. 9 Schlink 1998, 283. 10 Wessel 1949, 457–462. 11 Binding 1998. 12 Le Goff 2000. 13 Legner 1995. 14 Kimpel / Suckale 1985. Hier wurde die Erstauflage verwendet. 15 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993; Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996. 16 Kurmann 2001; Kurmann 2011, 317–321. 17 Prache 2005, 167–172; Prache 2008b, 41–52, 205–206. 18 Villes 2009. 19 Jordan 1979. 20 Weiss 1998.
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Hediger21 und Meredith Cohen,22 die zum klaren Verständnis der mittelalterlichen Vorstellung eines sakralen Königtums in Frankreich geführt haben.
Zur Untersuchung der Geschichte und Bedeutung des Coenaculums in Jerusalem wurden die von Donato Baldi gesammelten reichhaltigen Quellenangaben zu den Heiligen Stätten in Jerusalem23 und die von Rolf Zerfass herausgegebenen und kommentierten Dokumente zu den frühchristlichen und mittelalterlichen Gottesdiensten in Jerusalem24 ausgewertet.
Die als Bauwerk verlorene und nur in Fragmenten und Dokumenten (Abb. I.1) überkommene Klosterneuburger Pfalzkapelle gehört nicht nur zu den bedeutendsten architektonischen Zeugnissen der frühen Hochgotik in Österreich, sondern in der gesamten Kunstgeschichte Mitteleuropas. Sich mit diesem Monument auseinander zu setzen, erscheint daher als verantwortungsvolle Aufgabe. Wie diffizil es ist, sich ein klares Bild von diesem Bauwerk zu machen, konnte schon im ersten Band dieser Publikation dargelegt werden. Selbst im Ergebnis einer detailreichen, schlüssig erscheinenden virtuellen Rekonstruktion muss immer wieder auf verschiedenste, offen gebliebene Fragen und andere Lösungsmöglichkeiten hingewiesen werden. So soll auch die hier vorgelegte Interpretation als Versuch einer Beurteilung nach dem Bild vorliegender zahlreicher Indizien in weithin neuartiger Weise verstanden werden, deren Überzeugungskraft zur Diskussion stehen wird. …
21 Hediger 2007. 22 Cohen 2015. 23 Baldi 1955. 24 Zerfass 1968.
I.1 Die Voraussetzungen
I.1.1 Die Kapelle als baulicher Ausdruck neuer privater Andachtsformen seit dem 12. Jahrhundert
stille Messe, und trugen damit zur Ausbildung einer neuen Frömmigkeitshaltung bei, wie Otto Nussbaum feststellte.28
Die Ausbildung neuer, spezifischer Frömmigkeitsvorstellungen und Andachtsformen im Christentum des Spätmittelalters hatte zwei grundlegende Voraussetzungen: Zum einen war dies die Neubelebung und Vervielfältigung des Baumotivs der Kapelle, zum anderen die Zunahme der Heiligenund Reliquienverehrung. Im Ordensleben der Klöster wie auch an den Bischofssitzen dominierten während des ganzen Mittelalters die religiösen Massenereignisse. Der Tagesablauf der Klostergemeinschaften war durch das verpflichtende Stundengebet geregelt, an dem alle Konventualen teilnehmen mussten. Wallfahrten und Prozessionen sowie die Hochämter an den Kirchenfesten brachten große Massenversammlungen von Gläubigen zustande. Es hat den Anschein, dass gerade diese Betonung religiöser Gemeinschaft, deren Nebenerscheinung auch vielfach eine Verweltlichung dieser Ereignisse war, eine Gegenbewegung auslöste, die eine neue Individualisierung der Begegnung mit Gott suchte.25
Um die Abhaltung der immer zahlreicheren Privatmessen überhaupt zu ermöglichen, ohne das regelmäßige Offizium des Chorgebets und die allgemeinen Konventsmessen zu stören, die im Chorbereich der Klosterkirchen stattfanden, mussten Nebenkapellen errichtet werden. Hierfür kam nur der Bereich in der Nähe des Presbyteriums in Frage, es entstanden daher Kapellenansammlungen an den Querhausarmen, oder Kapellenkränze rings um die Hauptapsis der Kirche. So besaß die Klosterkirche von Cluny in ihrem dritten Bauzustand (Schlussweihe durch Papst Innozenz II. am 25. Oktober 1130) nicht weniger als fünfzehn Chorkapellen.29
Die Privatmesse Ein Phänomen, das sich mit dem verstärkten Wunsch nach persönlichen Andachtsformen erklären lässt, ist das Aufkommen und die immer stärkere Ausübung von Privatmessen: Als stille Messen wurden sie in den Klöstern an Nebenaltären von Priestermönchen oder in den Dom- und Pfarrkirchen von Klerikern einzeln zelebriert und von Gläubigen durch Bezahlung von Messstipendien aufgeopfert.26 Meist galten die Votivmessen dem Totengedenken, in den Klöstern wurden sie institutionalisiert. Zum Beispiel verlangten die diesbezüglichen Vereinbarungen der Klöster von St.Gallen und der Insel Reichenau (...) daß beim Eintreffen einer Todesnachricht im befreundeten Kloster alle Priestermönche (...) je drei Messen lasen.27 Die Priestermönche empfanden das Zelebrieren der missa privata mehr und mehr als persönliches Bedürfnis, sie erstrebten geradezu die 25 Kimpel / Suckale 1985, 22. 26 Nussbaum 1961, 31–39, 171–172; Jungmann 1962, 284–285; Möbius 1984, 9–41. 27 Möbius 1984, 24.
Doch die dem Presbyterium angeschlossenen Kapellen hatten noch eine andere kultische Funktion: Die Kirche des Klosters Cluny besaß schon seit ihrem zweiten Bauzustand „verborgene Räume“, abgetrennt von den sie umgebenden Raumteilen, welche stillen, nicht öffentlichen, den Augen der Gemeinschaft entzogenen Andachten und asketischen Übungen dienen sollten.30 Das Presbyterium war durch Seitenchöre dreischiffig angelegt, die außen von rechteckigen Kapellen flankiert waren. Die St.Peter-und-Paul-Kirche des Reformklosters Hirsau (erbaut 1082–1091) war an der Ostseite ihres dreischiffigen Presbyteriums mit sieben Rechteckkapellen ausgestattet.31
Kapellenvielfalt Die Architektur der Zisterzienser übernahm die von den älteren Reformkongregationen der Cluniazenser und Hirsauer entwickelte Kapellenvielfalt. Auch die bei den Zisterziensern am Presbyterium und an den Querhausarmen der Klosterkirchen gruppierten Kapellen schufen nicht nur zusätzliche Altarstellungen für die „Pri28 Nussbaum 1961, 132, 152. 29 Conant 1968, 109–110. 30 Badstübner 1985, 74. 31 Schmidt 1952, 117–127.
17
Im Chorbau der Benediktinerabtei Saint-Denis bei Paris, die für die gotische Kathedralbaukunst Frankreichs vorbildlich werden sollte, umgab ein Kranz von neun Kapellen den Apsisumgang; Abt Suger, der Erbauer des Chores, nannte diese Anordnung circuitus oratoriorum.39 In der Architektur der gotischen Kathedralen, die seit dem Bau des Chores der Bischofskirche von Noyon (vollendet 1157) das Schema der radialen Umgangskapellen aufgriff,40 konnten die öffentlich zugänglichen Kapellen außer der Priesterschaft des Domklerus auch einem weiten Kreis von Gläubigen zur religiösen Andacht dienen. Die in den Reliquien ihrer Altäre verehrten Titelheiligen der Chorkapellen wurden damit zu Andachtsorten mit ausdrücklichen Bezugnahmen. An diesen Stellen entstanden religiöse Bruderschaften zur Verehrung bestimmter Heiliger, die Altar- und Messstiftungen, Kurat- und Kaplaneipfründen aufbrachten.41
Die Bedeutung der Reliquien Abb. I.2 Citeaux, Zisterzienserklosterkirche. Rekonstruierter Grundriss (Dimier / Porcher 1974, 47)
vatmessen“ der Priestermönche32 sondern dienten ebenso zur Privatandacht der Konventualen. Nach der Auffassung der Gottesschau des hl. Bernhard von Clairvaux konnte man nur in gedanklicher Vertiefung und Versenkung zur Erkenntnis Gottes gelangen, wofür Privatandachten zu halten waren.33 In Clairvaux waren am Radialchor der Zisterzienserkirche neun und an den Querhausarmen zehn Altarkapellen angeschlossen,34 in Citeaux lagen rings um den Rechteckchor zwölf Kapellen und an den Querhausseiten acht Kapellen (Abb. I.2).35 Die Abteikirche von Pontigny, die einzige erhaltene Kirche der Primarabteien36 besaß am Radialchor dreizehn Kapellen, die Querhausflügel wiesen insgesamt zwölf auf. Zwölf Kapellen umgaben auch den Rechteckchor der Zisterze Morimond,37 je sieben Kranzkapellen besaßen die Radialchöre der vom französischen König gestifteten Klöster Longpont und Royaumont.38 32 Untermann 2001, 244. 33 Badstübner 1985, 140–158. 34 Untermann 2001, 144–150, Abb. 42. 35 Dimier / Porcher 1974, 47; Untermann 2001, 157–161, Abb. 57; Rüffer 2008, 58–59, Abb. 39, 62, Abb. 46. 36 Rüffer 2008, 59–60, Abb. 41; Oberste 2014, 50. 37 Untermann 2001, 153–157, Abb. 54, 55. 38 Dimier / Porcher 1974, 47, 49, 55, 300, 304; Untermann 2001, 445–447, Abb. 262, 447–448,
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Im mittelalterlichen Frömmigkeitsverständnis divergierten die Begriffe der Heiligkeit und des Heiligen: Einerseits sah sich der Gläubige in der Teilnahme am Leib Christi innerhalb der communio sanctorum, in der gemeinschaftlichen participatio am Heiligen; in diesem Sinn vertrat Thomas von Aquin die Auffassung, dass allen Kirchenchristen der Titel der Heiligkeit zustehe.42 Andererseits fanden jene Vollendeten, die durch ihren Tod bereits zur Anschauung Gottes gelangt und nach der Vision des Johannes in der Apokalypse unter dem Altar des Himmels versammelt sind (Geh. Offenbarung 6,9) als herausragende Vorbilder eine kultische Verehrung. Ihren sterblichen Überresten, die nach der Schlussvision der Apokalypse als lapides vivi den locus amoenus der Himmelsstadt schmücken, gebührte höchste Wertschätzung.43
Abb. 264. 39 Badstübner 1985, 151. 40 Es wurden fünf Radialkapellen mit fünfstrahligen Rippengewölben und Rundapsiden sowie vier rechteckige Chorseitenkapellen ausgebildet. Der Erbauer der Kathedrale von Noyon, Bischof Baudouin gehörte nach zeitgenössischen Quellen zu den persönlichen Freunden von Abt Suger von Saint-Denis, was den gestalterischen Bezug der Choranlage von Noyon zum Chorbau von St-Denis erklären könnte. Kimpel / Suckale 1985, 122. 41 Stupperich 1981, 196–199. 42 Angenendt 1997, 304–305. 43 Legner 1995, 7.
Um die metaphysische persönliche Präsenz der in ihren Reliquien gegenwärtigen Heiligen noch anschaulicher zu machen, wurden die pignora, ihre sterblichen Überreste, häufig in kostbaren Figuren oder Büsten eingeschlossen. Wie Bernhard von Angers berichtet, besaß in der Auvergne nach alter Tradition jede Kirche die Statue ihres Heiligen aus Gold oder Silber, wie etwa in Aurillac die Figur des hl.Gerald, oder in Conques die Statue der heiligen Fides.44
Mittelalterliche Zeugnisse über den Umgang mit den Reliquien der Heiligen beweisen die Auffassung der Gläubigen von der realen Gegenwart der Heiligen in ihren sterblichen Überresten, die aus der Vorstellung einer spirituellen Verbundenheit mit den Verstorbenen im allgemeinen entsprang. Daraus resultierte ein stark personalisiertes Verhältnis zu den, in ihren Reliquien präsenten, Heiligen. Die Volksfrömmigkeit erteilte ihnen Lob und Dank für Hilfe als Fürbitter bei Gott, doch auch Tadel und Strafe für ausgebliebenen Schutz. Man nahm bei den Heiligen und ihren Reliquien Zuflucht in der Not, erflehte Rettung vor Feinden, man führte aber ebenso Kriege unter dem Einsatz von Reliquien der Heiligen als Standarten.45 Die Wunderkraft, welche in den körperlichen Überresten der Heiligen und in allem, was mit den Heiligen in Berührung gekommen war, wirksam wurde, an die schon Augustinus geglaubt hatte,46 war im Mittelalter Grund weit verbreiteter kultischer Verehrung.
Die Heiligenverehrung, die in frühchristlicher Zeit im Kult der Martyrien ihren Anfang genommen und einen baulichen Ausdruck gefunden hatte, nahm im Mittelalter derart kolossale Ausmaße an, dass ihr Überhandnehmen von der Amtskirche immer wieder missbilligt wurde. Begünstigt wurde diese Entwicklung, die vor allem von der Volksfrömmigkeit getragen war,47 von der Schwie44 Bouillet / Servières 1900, 167–183; Belting 1990, 595–597; Legner 1995, 232–233. 45 Beissel 1892, 10–14. 46 Vooght 1939, 197–222. 47 In der Volksfrömmigkeit wurde ein Heiliger als Eigentümer der Bewohner jenes Ortes oder jener Kirchengemeinde angesehen, wo seine Überreste ruhten: Der Heilige und seine Gemeinde bildeten eine einheitliche Gruppe, in der Güter ausgetauscht wurden: Gebete, Wunder, Geschenke. Die Gemeinschaft galt für unauflöslich, so daß weder die Verehrer des Heiligen noch er selber das Recht gehabt hätten, ihrem Zusammenhang ein Ende
rigkeit und Scheu gegenüber der verstandesmäßigen Erfassbarkeit Gottes. Die Heiligen mit den in ihren Viten überlieferten menschlichen Zügen und Schicksalen waren der Vorstellungskraft der Gläubigen leichter zugänglich. Wenn Hilfe nötig war, die die Grenzen menschlichen Vermögens überstieg, konnte man in Andacht und Gebet zu ihnen Zuflucht nehmen.
Da es sich bei den Anliegen, mit denen sich die Gläubigen an die Heiligen um Fürbitte wandten, meist um persönliche, aus dem Einzelschicksal entstandene Probleme handelte, wurde die Form, in der man sich dem Heiligen zuwandte, immer mehr die des persönlichen Gebets. Während es einerseits im Frömmigkeitsleben des Mittelalters einen Zug ins Massenhafte gab, der sich in Wallfahrten, Prozessionen und im Besuch der Hochfeste an Dom- und Klosterkirchen manifestierte, zeigte sich andererseits ein zarter Individualismus, ein Hang zu stiller Innerlichkeit und inniger Schlichtheit. Heilssehnsucht und zugleich Heilsangst habe die Menschen bewegt.48 Allerdings kam es dadurch auch vielfach zu einer Selbstisolierung der Andächtigen in einem gewissen Heilsegoismus, indem sie sich zwar in der metaphysischen Gemeinschaft mit den Heiligen sahen, doch angesichts ihrer Gebetsanliegen mehr und mehr auf ihre Umwelt und ihre Mitmenschen vergaßen. Der bevorzugte Ort für das persönliche Gebet, für die stille Andacht, war die Kapelle.
Bei den Choranlagen der französischen Kathedralen war nach normannischem und englischem Vorbild (...) im Kranze der Chorkapellen eine - die in der Mittelachse - zu einem Unserer Lieben Frau geweihten Kultraum eigener Art ausgewachsen, der nicht nur, wie es die Chorkapellen seit je her getan hatten, den Altar und den Zelebrierenden aufnimmt, sondern einer größeren Gemeinde Raum bietet: eine kleine Kirche in der Großen.49 Als Vorläufer dieser Gestaltungsform ist die Achskapelle der Kirche Saint-Martin-des-Champs in Paris, des wichtigsten Cluniazenserpriorats unter königlicher Patronanz, anzusprechen, die um 1130 zu machen und Die Gemeinde betrachtete einen Heiligen als ihr Eigentum. Mit seinen Wundertaten brüstete sie sich, indem sie sie mit denen „fremder“ Heiliger verglich, wobei sich der „eigene“ Heilige als mächtiger erwies. Gurjewitsch 1987, 69, 71. 48 Angenendt 1997, 70. 49 Sedlmayr 1950, 377.
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errichtet wurde.50 Ein weiteres frühes Beispiel eines solchen, über die Umgangskapellen in der Mittelachse hinausragenden, Kultraumes ist die Marienkapelle der Abteikirche Saint-Remi in der königlichen Krönungsstadt Reims.
Von zentraler Wichtigkeit war bei all diesen Kapellen die Bedeutung und erwartete Wirkungskraft ihrer Reliquien. Die Königskathedrale von Chartres besaß als kostbarste Reliquie der Muttergottes die sancta camisia - das Hemd der hl. Maria, das sie nach frommer Überlieferung bei der Geburt Jesu getragen haben soll, und das Kaiser Karl II. der Kahle der Basilika von Chartres im Jahre 876 geschenkt hatte. 1119 wurde diese Reliquie vom Heer König Ludwigs VI. wie eine Standarte dem Feind entgegen getragen und wirkte wundertätig. Als man dieses Kleinod beim Brand der Kathedrale im Jahre 1194 schon verloren glaubte, deutete man dieses Geschehen als Strafe Gottes und wollte die Stadt Chartres aufgeben. Doch dann wurde die Reliquie unversehrt in der Krypta wieder aufgefunden, und in übergroßer Freude entschloss man sich sogleich zu einem Neubau der Bischofskirche in unvergleichlicher Pracht und Größe – ihr Hauptheiligtum wurde die neu errichtete Marienkapelle in der Mittelachse des Chores.51 …
50 Kimpel / Suckale 1985, 530, Abb. 531. 51 Simson 1968, 225–231.
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I.1.2 Das Vierte Laterankonzil und die Dogmatisierung der Transsubstantiationslehre Das Vierte Laterankonzil, das im November 1215 unter der Leitung von Papst Innozenz III. tagte, brachte weit reichende Neuerungen für die Kirche des Abendlandes. Es erfolgte nicht nur am Zenit päpstlicher Macht im Mittelalter, es konnte sich auch als größte allgemeine Kirchenversammlung seit Bestehen des Christentums durch die Anwesenheit von 71 Erzbischöfen, dem Patriarchen von Jerusalem, von über 400 Bischöfen und über 800 Äbten auf die Autorität und Akzeptanz der gesamten abendländischen Christenheit berufen.52 Als wesentlichsten Inhalt der Messfeier legte das Konzil die Lehre von der Transsubstantiation verbindlich fest, das heißt, von der Verwandlung von Brot und Wein in den Wahren Leib und das Wahre Blut Christi, indem diese Satzung in das Glaubensbekenntnis aufgenommen wurde, das den Beschlüssen des Lateranense vorangestellt ist.53 Dies bedeutete die permanente Realpräsenz Christi in den geweihten, im Tabernakel aufbewahrten Hostien im Kirchengebäude und stellte neue Ansprüche hinsichtlich der Eucharistieverehrung.
Der die Wandlung im Messopfer vollziehende Priester wurde kraft seiner sakramentalen Weihe von der Welt isoliert: Feierte der Priester bis dahin die Messe zum Volk gewendet, so hatte er sie nun in der Gebetsrichtung nach Osten zu zelebrieren: Gebetsorientierung hieß dabei nicht, geradeaus nach Osten zu schauen, sondern in Richtung der aufgehenden Sonne.54 Da es schon seit frühchristlicher Zeit üblich war, die Längsrichtung des Kirchenbaues nach dem tatsächlichen Sonnenaufgang an einem Hochfest festzulegen, so wie es auch schriftliche Quellen aus den Mittelalter belegen,55 stand der Zelebrant beim Messopfer ab nun vom Volk abgewandt vor der auf dem Altar bereiteten Eucharistie. 52 Hefele 1886, 878–883; Foreville 1970; Concilium Lateranense IV., in: Alberigo 1973, 227–271. 53 Gerken 1973, 91–95; Meyer 1963, 162–217; Meyer 1995, Sp. 944, 957; Hauser-Seutter 1996, 21–29. Der Verfasser verdankt hierzu Frau Dr. Sibylle von Hauser-Seutter (†) wertvolle Hinweise. Schäfer 2000, 111. 54 Heid 2006, 377. 55 Nissen 1910; Binding / Linscheid 2002; Lang 2003; Heid 2006; Reidinger 2007, 181-213; Reidinger 2009a, 7–32; Reidinger 2009b, 37–103; Reidinger 2013, 29–57; Binding 2015.
Eine wichtige, auffallende liturgische Neuerung war die Einführung, dass die konsekrierte Hostie sofort nach der Wandlung in Form der Elevation dem gläubigen Volk gezeigt werde, damit dieses den in der Hostie realpräsenten Gott auch erschauen könne. 1204 war die Elevation erstmals, für einen lokalen Bereich begrenzt, in den Statuten der Pariser Synode festgelegt worden.56 Während nach der Lehre des in Frankreich hoch verehrten Mystikers der Ostkirche, Dionysius PseudoAreopagita, die Vision durch die Sinne dem geistigen Schauen stets untergeordnet sei, lehrte Hugo von St. Viktor nunmehr: le Christ es présent corporellement, puisqu‘il est en quelque sorte accessible au regard, in visu.57 Das Schaumotiv war seit alters her im Volksglauben verankert gewesen und hat sich nach Anton Mayer-Pfannholz von dort aus Bahn gebrochen, indem die Volksfrömmigkeit ihre Forderung nach Schau, nicht nur gegenüber dem Altarsakrament, sondern auch gegenüber den heiligen Stätten und Reliquien erfüllt sehen wollte.58
Die Lehre von der Realgegenwart Christi in der Eucharistie machte die konsekrierte Hostie zur wirksamsten Heilsmaterie, da sie für den Menschen eine konkret erfahrbare Gottespräsenz verkörperte. Die Elevation der konsekrierten Hostie nach der Wandlung wurde zum feierlich gesteigerten Höhepunkt der ganzen Messfeier: Es läutete eine Glocke, eine eigene Kerze brannte, und die Teilnehmer knieten sich nieder. Theologen wie Volk stimmten darin überein, daß das Anschauen der Hostie reiche Gnaden und die Erhörung vieler Bitten gewähre (...) Rufe, auch Lieder und Litaneien von reichster Vielfalt, erschollen (...) rezitiert und gesungen; das „Ave verum“ zum Beispiel hat hier seinen Ursprung. Oft mußte die Elevation verlängert oder gar wiederholt werden.59 Fromme Menschen eilten zur Schau weiterer Elevationen, um am selben Tag mehrmals die Gegenwart Gottes schauen zu können.60
folgendermaßen charakterisiert: Eine religiöse Bewegung hat die Gläubigen erfaßt, die sie dazu antreibt, das heilige Sakrament, das man zu empfangen sich unterfängt, wenigstens mit den leiblichen Augen zu schauen. Dieses Schauverlangen konzentriert sich auf den Augenblick, wo der Priester die Hostie (...) emporhebt.61 Aus der Vorstellung, die Gegenwart Christi real schauen zu können, resultierte auch ein neues Verständnis des Kirchengebäudes als Haus Gottes, das Christus in der Eucharistie beherbergt. Wie Hans Jantzen erkannte, hatte diese neue Auffassung der Liturgie weitgehende Konsequenzen auf die Sakralbaukunst. Das Presbyterium wurde als der Ort des Wandlungsgeschehens und der Elevation bedeutungsmäßig wesentlich aufgewertet: Die Chorarchitektur der gotischen Kathedrale kommt dem Schauverlangen mit einer gesteigerten Machtentfaltung im Aufstieg des farbig erglühenden Raumes weit entgegen. Sie wird zu einer alle Sinne und Empfindungen fesselnden monumentalen Monstranz, und sie verlangt, daß der Teilnehmer in der Achse des Mittelschiffs steht, um des Mysteriums in unmittelbarer Schau gewahr zu werden.62 Man begann, nicht nur in Klosterkirchen, sondern auch in den der Öffentlichkeit zugänglichen Kathedralen, den Bereich des Sanktuars durch Lettner vor allgemeinem Zutritt abzuschranken, wie um 1230 in Chartres.
Zugleich wurden die bis dahin in Kathedralen und Pilgerkirchen verbreitet vorhandenen Emporen, die zur Aufnahme großer Mengen von Gläubigen dienten, auf einmal obsolet, denn nach Dieter Kimpel und Robert Suckale entstand ein innerer Widerspruch, wenn einerseits die Hostie hoch erhoben wird, um sie kniend anzubeten, andererseits die Gläubigen auf der Empore weit über ihr stehen; das Knien verliert auf den Emporen seinen Sinn als Demutsgebärde.63 …
Die Festschreibung der Transsubstantiationslehre führte zu einer tief greifenden Wandlung des allgemeinen Frömmigkeitsverhaltens im christlichen Abendland, die Josef Andreas Jungmann 56 Moutet 1926; Browe 1933, 26; Pontal 1971; Hauser-Seutter 1996, 22. 57 Sedlmayr 1950, 312. 58 Mayer 1926, 94–97. 59 Angenendt 1997, 506. 60 Schlemmer 2000, 153.
61 Jungmann 1948, 250. 62 Jantzen 1957, 31. 63 Kimpel / Suckale 1985, 251.
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I.1.3 Die Allegorisierung der Messe und des Kirchengebäudes Die Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu legte nach der Transsubstantiationslehre die Realpräsenz Christi in den geweihten Hostien und im Kelch des eucharistisch verwandelten Weines fest. In der Frömmigkeit des Mittelalters zählte insbesondere das am Kreuz vergossene Blut zu den höchsten Verehrungsgegenständen, da es nach den vom Evangelisten Markus (14,24) überlieferten Worten Jesu64 und in zahlreichen Aussagen der Paulusbriefe, als Sühneopfer Christi und als Voraussetzung der Sündenvergebung verstanden wurde. Formulierungen im Hebräerbrief (10,5-7) zeigen, dass die alttestamentlichen Vorstellungen von der Blutsühne auf das Erlösungswerk Jesu übertragen wurden. Mit übernommen wurde aus dieser uralten Tradition ein hoher Gehalt von heiliger Scheu vor dem Opferblut, der in der mittelalterlichen Gralslegende religiös motivierte, literarische Ausformung fand.
Dies erklärt die stellvertretende Verehrung, die Passionsreliquien dargebracht wurde, wie der heiligen Lanze, die einer der Soldaten Jesus in die Seite gestoßen hatte, worauf aus der Wunde sogleich Blut und Wasser herausfloss (Johannes 19,34), oder dem legendären Gral, jener Schale, in der Joseph von Arimathäa das Blut des Erlösers aufgefangen haben soll, und den man mit dem Kelch des Abendmahls Christi gleichsetzte.65 Die Wahre Heilige Lanze war gemäß der Kreuzlegende im 4. Jahrhundert unter Helena in Jerusalem aufgefunden worden und befand sich seit 614 in Konstantinopel. Die Spitze der Lanze war zur Zeit der Lateinischen Kaiser an Venedig verpfändet und wurde, zusammen mit der Dornenkrone, von König Ludwig IX. von Frankreich erworben.66 Die Legenda aurea erzählt, dass es noch unter dem Kreuz zum ersten Wunder durch das Blut Jesu Christi gekommen sei: Longinus war ein Hauptmann. Mit anderen Soldaten stand er am Kreuze des Herrn und durchbohrte auf Befehl des Pilatus die Seite des Herrn. Und da er die Zeichen 64 Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 65 Weston 1964; Bogdanow 1966. 66 Legner 1995, 83. Anderen Ursprungs war die Heilige Lanze der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches; sie galt als Lanze des Kaisers Konstantin oder als Lanze des hl. Mauritius und nahm unter den Ottonenkaisern sogar den ersten Rang unter den Reichsreliquien ein. Legner 1995, 80, Abb. 22, 82.
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beobachtete, die geschahen, nämlich die Verfinsterung der Sonne und das Beben der Erde, glaubte er an Christus. Am meisten aber deswegen, wie einige sagen, weil aus Krankheit oder Alter seine Augen trüb geworden waren und er sofort wieder klar sehen konnte, als er mit dem Blute, das an der Lanze herunterrann, zufällig seine Augen berührte.67
Die Bedeutung der Zahlensymbolik Eine Bezugnahme auf das Blut Christi der Eucharistie ist in der mittelalterlichen Architektur zwar implizit, doch sehr häufig zu finden. Ein geeignetes Mittel, beständig an das vergossene Blut des Erlösers zu erinnern, bot die Zahlensymbolik. Hrabanus Maurus (780–856) fand unter Bezugnahme auf die Lehren des Isidor von Sevilla († 636) im allegorischen Sinn der biblischen Zahlen die ratio numerorum.68 Fußend auf den von Abt Hilduin von Saint-Denis ins Lateinische übersetzten philosophischen Lehren des syrischen Neuplatonikers Pseudo-Dionysius Areopagita, dessen Schriften eine der Grundlagen des mittelalterlichen Platonismus wurde, und des Hugo von St. Viktor in Paris (1096–1141), wurde die Zahlenmystik als ein Weg erkannt, die geschaffene Welt in ihren Zeichen zu lesen und zu deuten,69 denn es hat sich die Offenbarung dichterisch geheiligter Formengebilde bedient, um gestaltlose Geister vor uns erscheinen zu lassen, weil sie (...) auf unser Erkenntnisvermögen Rücksicht nahm. Sie sorgte aber nur für eine uns entsprechende, unserer Natur gemäße Emporführung und paßte die heiligen Darstellungen anagogisch unseren Fähigkeiten an. Die mysteria numerorum, die allegorische Deutung 67 Legner 1995, 85. Longinus soll das Blut, durch welches er sein Augenlicht wiedererlangt hatte, in einem Gefäß gesammelt und mit nach Mantua genommen haben; dort habe er während einer Christenverfolgung seinen Schatz vergraben. Dieser wurde im Jahre 1048 auf wunderbare Weise wiederentdeckt, zu welchem Anlass Papst Leo IX. und Kaiser Heinrich III. persönlich nach Mantua reisten. Horster 1963, 162–163. 68 In quo haberes scriptum non solum de rerum naturis et verborum proprietatibus, sed etiam de mystica earundem rerum significacione, ut continuatim positam invenires historicam et mysticam singularum expositionem (...). Numerorum enim ratio in multis iuxta allegoriam typica significacione mysterium nobis venerandum ostendit: Hrabanus Maurus, De universo XVIII,3. Patrologia latina 111, 489 C. Binding 1998, 20. 69 Grossmann 1954, 19–54. Schon Augustinus hat in seinen hermeneutischen und exegetischen Schriften die Bibel, die Weltordnung und die Heilsgeschichte als zeichenhaft und der allegorischen Interpretation bedürftig verstanden. Suntrup 2004, 466–467.
der Zahlen im Mittelalter gehörte ihrem Selbstverständnis nach zur Exegese der Sprache Gottes in Schöpfung, Geschichte und Schriftoffenbarung.70 In seinem Werk De scripturis et scriptoribus sacris stellte Hugo von St. Viktor ein System von Regeln auf, nach denen die Bedeutung einer Zahl befragt werden könne.71 In seinem Hauptwerk Itinerarium mentis ad Deum führte der heilige Mystiker des Franziskanerordens Bonaventura Fidanza (1217–1274) die Zahlenmystik als einen Weg vor, die geschaffene Welt wie ein Buch, das Gott geschrieben hat, lesen zu lernen, in welchem der Mensch vor dem Sündenfall auch zu lesen verstanden hatte.72
In der christlichen Zahlensymbolik des Mittelalters nahm die Zahl fünf, an die fünf Wundmale Christi und das von ihm vergossene Blut erinnernd, einen besonderen Stellenwert ein,73 da sie als Zeichen der Erlösung und der Auferstehung galt.
Die Zahlensymbolik war ein wesentliches Element des mittelalterlichen Verständnisses der Messliturgie. Wie Amalar von Metz auslegte, gelte es, den verborgenen, in Wahrheit aber eigentlichen Sinn der Messfeier aus den Gesten und Gebeten, aus Gerät und Gewandung, aus Zeiten und Ordnungen und sogar aus dem Kirchengebäude zu erkennen.74 Zu den Mitteln, mit denen die Messfeier allegorisiert werden konnte, gehörten etwa die Kreuzzeichen, die der Priester während des Eucharistischen Hochgebetes über die Opfergaben zu machen hatte. Papst Innozenz III. (reg. 1198–1216), der Initiator des Vierten Laterankonzils von 1215, deutete in seinem Werk De sacro altaris mysterio die Kanonkreuze der Messfeier als Allegorisierung des ganzen Passionsgeschehens: Dabei spielten dreifache, siebenfache, vor allem aber fünffache Wiederholungen des Kreuzzeichens eine zentrale Rolle. Fünf Kreuzzeichen erfolgten bei den Worten diese Opfergabe mache (...) zu einer gesegneten, gültigen, geistigen und genehmen, damit sie uns werde Leib und Blut, fünf wei70 Binding 1998, 431. 71 Haubrichs 1969, 48; Naredi-Rainer 1995, 41. 72 Dettloff 1982, 130–138. 73 Menzel 1854, 304; Molsdorf 1926, 850. Dagegen meint Rudolf Suntrup, als Zahl der Wunden Christi ist die Fünf erst in der Barockzeit dominant. Suntrup 2004, 468. 74 Angenendt 1997, 499.
tere Kreuzzeichen erfolgten bei den Worten „ein reines Opfer, ein heiliges Opfer, ein unbeflecktes Opfer, das heilige Brot des ewigen Lebens und den Kelch des immerwährenden Heiles“ wegen der fünf Wunden, den zweien an den Händen, ebensovielen an den Füßen und an einer Seite 75 und nochmals fünf Kreuzzeichen bei den Worten Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm wird Dir, Gott, allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes alle Ehre und Verherrlichung. Die dreifache Wiederholung von jeweils fünf Kreuzzeichen im Hochgebet der Messfeier wurde als absichtsvolle Symbolhandlung verstanden, mit dem das Blutopfer Christi auch im Zeichengestus des Zelebranten zitiert werden sollte.
Die auf die Erlösung hinweisende Zahlensymbolik des Zahlbegriffes Fünf wurde um die Wende des 12. zum 13. Jahrhundert auch in die Sakralarchitektur übernommen.76 So ist zu beobachten, dass an der 1185–1205 erbauten Choranlage der Abteikirche von Pontigny77 in den Vorjochen der sieben Kranzkapellen fünfteilige, fünfstrahlige Rippengewölbe errichtet wurden. Dadurch wurde der unmittelbare Bereich der Altarkapellen für die Einzelmessen der Priestermönche unter das Zeichen der auf Erlösung und Auferstehung hinweisenden Zahlensymbolik gestellt.78 An der Zisterzienserabteikirche Vaucelles bei Cambrai wurde ein radialer Umgangschor mit Kapellenkranz ausgeführt, bei welchem vier Kapellen mit Halbkreisapsiden fünfteilige Rippengewölbe aufweisen.79 Beim Neubau der Kathedrale von Chartres (1194 bis um 1220) wurden fünfteilig-fünfstrahlig, rippengewölbte Chorkapellen zu beiden Seiten der in der Mittelachse der Kirche befindlichen Marienkapelle angeordnet.80 Gerade in Chartres hatte sich die Domschule unter der Führung des 75 Angenendt 1997, 500. 76 Soukupová 1989a, 149, 312 Anm. 167; Schwarz 1997, 295–317. 77 Schlink 1970, 83, 86–88, 90–91, 104; Dimier / Porcher 1974, 264–304; Untermann 2001, 150–154; Rüffer 2008, 60–61, Abb. 41, 45. 78 Schwarz 1997, 302, 308. 79 Untermann 2001, 443 Abb. 258, 259. Villard de Honnecourt bildete eine Grundrisszeichnung des Chores der Zisterzienserabteikirche Vaucelles in seinem Skizzenbuch (fol. 171) ab. Der Chor wurde 1864 durch Ausgrabungen erforscht. Schöller 1978, 317–344; Hiscock 2004, 157–172. Im Hallenchor der Zisterzienserabteikirche Heiligenkreuz sind über den Altarstellen an der Nord- und Südwand fünfteilige Kreuzrippengewölbe ausgeführt. Schwarz 2013a. 80 Simson 1992, 225–331; Schwarz 1997, 299–300.
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Thierry von Chartres schon seit Mitte des 12. Jahrhunderts in neuplatonischer Richtung besonders mit Problemen der Geometrie und Arithmetik beschäftigt und versucht, die göttlichen Mysterien durch geometrische Demonstrationen zu veranschaulichen.81
Andere Möglichkeiten, die Fünfzahlsymbolik baulich im Bereich des Sanktuars auszudrücken, waren Unterteilungen des Apsisbereiches in fünf Kreissegmente. Diese Form findet sich am Chor der Abteikirche St.-Pierre in Orbais, einer Gründung des Erzbischofs von Reims (erbaut um 1165 bis um 1201): Seine fünf Kranzkapellen besitzen Halbkreisapsiden, die mit radial fünfteilig gegliederten Rippengewölben versehen sind.82 Weitere Apsiden dieser Art besitzen die Kathedralen von Senlis (Baubeginn um 1151/1156), Noyon (Chorbau um 1157 vollendet) oder Nôtre-Dame in Paris (Chor 1182 geweiht) sowie die Zisterzienserabteikirche Longpont.83 Auch die fünf Kranzkapellen des Chores der Kathedrale von Soissons in der Erzdiözese Reims (erbaut ab 1205 bis 1212) besitzen radial fünfteilig gewölbte Halbkreisapsiden.84
Häufig angewandt wurde die polygonale Form der Apsisgliederung über fünf Seiten eines regelmäßigen Zehnecks (Fünfzehntelschluss). Da diese Apsisform meist durch ein hinzugezogenes Vorjoch erweitert wurde, dessen Gewölberippen mit zum Gewölbescheitel empor laufen, wird sie oft als Siebenzehntelpolygon bezeichnet. Diese Benennung ist grundsätzlich unrichtig, da die Vorjoche achsenparallele Seitenwände besitzen und daher nicht der geometrischen Grundrissform eines Zehnecks folgen. Einen solchen Grundriss besitzen der Hochchor der Kathedrale von Soissons, der Hochchor der Kathedrale von Reims sowie die Erzbischöfliche Kapelle in Reims – die gleiche Gestaltungsform wies auch die Marienkapelle der Abtei Saint-Germain-des-Prés auf.85 Die Form des Fünfzehntelpolygons ohne Hinzuziehung eines Vorjochs findet sich am Hochchor der Abteikirche Saint-Pierre in Lagny.86 81 Thierry von Chartres, Tractatus de sex diarum operibus. 82 Kimpel / Suckale 1985, 526, Abb. 523. 83 Untermann 2001, 446, Abb. 262. 84 Kimpel / Suckale 1985, 522, 526, 527, 539, 542, Abb. 554. 85 Hacker-Sück 1962; Kimpel / Suckale 1985, 529, Abb. 527, 530, 542 Abb. 554. 86 Kimpel / Suckale 1985, 519–520, Abb. 509.
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Zur erfolgreichsten und meistverbreiteten Formulierung der Fünfzahlsymbolik im Bereich der Chorapsiden wurde der Fünfachtelschluß. Als Polygonalapsiden, die über fünf Seiten eines Achtecks konstruiert sind, wurden die drei vorspringenden Chorkranzkapellen der Kathedrale von Chartres konzipiert, die zwischen 1194 und 1220 entstanden.87 König Philipp II. August selbst stiftete 1210 hierfür einen erheblichen Beitrag und vergab von da an jährlich Geldbeträge zum Wiederaufbau dieser, zu ihrer Zeit größten, Kathedrale Frankreichs. Die monumentalste Ausformung der neuen Gestaltungsidee des Fünfachtelpolygons stellte der Chor der Kathedrale St-Julien in Le Mans dar. Der Baubeginn des Chores erfolgte 1217, als König Philipp II. August die Erlaubnis zur Erweiterung der Bautätigkeit über die Stadtmauer hinaus gegeben hatte. Die Stadt, deren Bischof schon seit längerem auf der Seite der französischen Könige gestanden hatte, war 1204 unter königliche Herrschaft gekommen. Der für den Baubeginn des Chores verantwortliche erste Architekt des Neubaues stammte aus der Île-deFrance. An den verdoppelten Chorumgang wurden nicht weniger als zwölf Kranzkapellen angeschlossen, von denen jede eine Polygonalapsis in Form eines Fünfachtelschlusses aufweist. Auch die in der Mittelachse der Kathedrale gelegene Kranzkapelle, deren Saalraum sich über eine Länge von drei Jochen erstreckt, endet in einem Fünfachtelpolygon.88
Schon im frühen Mittelalter wurde von Exegeten die allegorische Bedeutung der Himmelsstadt in der apokalyptischen Vision der Geheimen Offenbarung des Johannes herausgearbeitet (Geheime Offenbarung 21,1-27)89. In einem Haymo von Au87 Simson 1992, 225; Schwarz 1997, 300. 88 Nussbaum / Lepsky 1999, 83 Abb. 74. 89 Et ego Joannes vidi nsanctam civitatem Jerusalem novam descendentem de coelo a Deo, paratam, sicut sponsam ornatam viro suo (...). Et sustulit me in spiritu in montem magnum et altum, et ostendit mihi civitatem sanctam Jerusalem descendentem de coelo a Deo. Habentem claritatem Dei: et lumen ejus simile lapidi pretioso tamquam lapidi jaspidis, sicut crystallum. Et habebat murum magnum, et altum, habentem portas duodecim: et in portis Angelos duodecim, et nomina inscripta, quae sunt nomina duodecim tribuum filiorum Israel. Ab Oriente portae tres: et ab Aquilone portae tres: et ab Austro portae tres: et ab Occasu portae tres. Et murus civitatis habens fundamenta duodecim, et in ipsis duodecim, nomina duo decim Apostolorum Agni. Et qui loquebatur mecum, habebat mensuram arundineam auream, ut metiretur civitatem, et portas ejus, egt murum. Et civitas in quadro posita est, et longitudo ejus tanta est, quanta est latitudo: et mensus est
xerre (um 850/860) zugeschriebenen Kommentar zur Apokalypse heißt es: Die Mauer der Stadt hatte zwölf Fundamente. Die Mauer ist die Stadt selbst, die zwölf Fundamente hat, weil sie auf der Lehre der Apostel und Propheten ruht. Das Fundament dieser Fundamente ist Christus (...) auf dem der ganze Bau der Kirche sich gründet.90 Auch Papst Innozenz III. (1198-1216), der Initiator des Vierten Laterankonzils, sprach in seinen Sermones von der allegorischen Gleichsetzung des Himmlischen Jerusalem mit dem Leib der Kirche.91
Abt Suger, der Bauherr des Chores der Abteikirche von Saint-Denis bei Paris, erläuterte in seicibitatem de arundine aurea per stadia duodecim milia: et longitudo, et altitudo et latitudo ejus aequalia sunt. Et mensus est murum ejus centum quadraginta quatuor cubitorum, mensura hominis, quae est Angeli. Et erat structura muri ejus es lapide jaspide: ipsa vero civitas aurum mundum simile vitro mundo. Et fundamenta muri civitatis omnis lapide pretioso ornata. Fundamentum primum jaspis: secundum sapphirus: tertium, chalcedonis: quartum, smaragtis. Quintum, sardonix: sextum, sardius: septimum, chrysolithus: octavum, berillus: nonum, topazius: decimum, chrysoprasus: undecimum, hyacinthus: duodecimum, amethystus. Et duodecim portae, duodecim margaritae sunt, per singulas: et singlae portae erant ex singulis margaritis: et platea civitatis aurum mundum, tamquam vitrum perlucidum. Et templum non vidi in ea. Dominus enim Deus omnipotens templum illius est et Agnus. Et civitas non eget sole, neque luna, ut luceant in ea: nam claritas Dei illuminavit eam et lucerna ejus est Agnus. Et ambulabunt gentes in lumine ejus: et reges terrae afferebant gloriam suam, et honorem in illam. Et portae ejus non claudentur per diem: nox enim non erit illic. Et afferent gloriam et honorem gentium in illam. Non intrabit in eam aliquod coinquinatum, aut abominationem faciens, et mendacium, nisi qui scripti sunt in libro vitae Agni. 90 Haymo von Auxerre, Enarratio in Apocalypse, Binding 1998, 91–92. 91 Civitas vero super montem constructa, fundamentum habet et muros, turres et portas, custodes et hostes. Mons autem super parvo crevit in montem magnum, mons in vertice montium, ad civitas abscondi super montem posita. Hic est primum et praecipuum quasi fundamentum fundamentorum, dce quo dicit Apostolus: Fundamentum positum est, praeter quod aliud poni non potest, quod est Christus Jesus. Super hoc fundamentum quasi secundaria fundamenta consurgunt apostoli et prophetae, de quibus inquit Psalmista: Fundamenta eius in montibus sanctis. Muri civitatis sunt universi fideles, superaedificati super fundamentum apostolorum et prophetarum, de quibus inquit propheta: Super muros tuos, Jerusalem, constitui custodes. Sed et Christus est murus murorum, de quo legitur: Urbs fortitudinis nostrae Sion Salvator, ponetur in ea muros. Lothar von Segni (Innozenz III.), Sermones communes, Binding 1998, 294–295.
nem zwischen 1144 und 1151 verfaßten Libellus de consecratione ecclesiae Scti. Dionysii die allegorische Symbolik des Himmlischen Jerusalem am Kirchenbau: In der Mitte hoben zwölf Säulen, entsprechend der Zahl der Apostel, und ebenso viele in den Seitenschiffen, die Zahl der Propheten kennzeichnend, den Oberteil des Gebäudes empor, nach den Worten des Apostels, der im Geiste baut: „so seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Haugenossen, erbaut dem Grunde der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, welcher die Wände von beiden Seiten eint, indem jedes Bauwerk, sei es geistig oder materiell, wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“; und: Je höher und je passender wir (...) uns bemühen, materiell zu bauen, desto mehr werden wir belehrt, daß wir durch uns selbst geistlich „zu einer Wohnung Gottes im Heiligen Geist aufgebaut werden“.92
Hans Sedlmayr fand Belege in der geistlichen Dichtung des 12. Jahrhunderts, wonach der Bau der gotischen Kathedrale in ihrer ideal angestrebten Form die himmlische Stadt der Apokalypse dem Besucher so lebendig vor Augen stellte, als könnte man diese mit leiblichen Augen sehen, mit allen Sinnen erleben, etwa mit dem Realitätscharakter, mit dem man eine sinngesättigte „Vision“ oder einen höchst lebhaften Traum „sieht“.93
Ein wichtiger Beleg für die Glaubwürdigkeit derartiger allegoretischer Interpretationen ist die überlieferte mittelalterliche Auffassung, wonach im Symbolkosmos der Kirche das Himmlische Jerusalem der Ort der intercessio der Heiligen der Apokalypse ist: Dort residieren sie in der communio sanctorum und hören das Rufen auf Erden: „Ut vobiscum, supplicamus / patroni propitii / Gloriose resurgamus / In die iudicii“; und: Die Heiligen sind die lebendigen Steine - die lapides vivi - des Neuen Jerusalem, einbezogen als Edelsteine in den Mauern der civitas Dei, eingezogen in die Stadt Gottes, vorausgegangen ins Paradies, den locus amoenus, wohin der Mensch durch die Fürbitte der Heiligen einst selbst zu gelangen hofft.94
92 Quanto aptius materialiter edificare instamus, tanto per nos ipsos spiritualiter coedificari in habitaculum Dei in spiritu sancto edocemur. Binding / Speer 1995, 188–189. 93 Sedlmayr 1950, 132. 94 Legner 1995, 4.
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Die neuen Liturgiebestimmungen des Vierten Laterankonzils von 1215 führten zu verschiedensten Konsequenzen. Wirkmächtig war vor allem der Moment der erhobenen Hostie, das „Gott-Sehen“. Nach Analogie dieser Hostienschau war zweifellos für die Gläubigen (...) der Anblick der Kathedrale, zumal ihres Inneren, im Gottesdienst ein Vorgeschmack der künftigen Schau des Himmlischen Jerusalem von Angesicht zu Angesicht.95 Übergroße Ehrfurcht vor der nunmehr als Realpräsenz Gottes geschauten Hostie führte zur Augen-Kommunion bei der breiten Masse des gläubigen Volkes, auch als Ersatz für die sakramentale Kommunion, die ihm nur selten gestattet war.96
Das Vierte Laterankonzil stellte mit der Lehre der Transsubstantiation die Verehrung des Leibes Christi höher als jede fromme Reliquienverehrung, und betonte dies auch, um Auswüchsen des Reliquienkultes Einhalt zu gebieten. Allerdings wurde damit die Reliquienverehrung keineswegs abgeschafft oder zurückgedrängt, sondern es veränderte sich ihr Charakter den theologischen Neuerungen entsprechend. Auch im Bereich der Reliquienverehrung gewann nach den Vorstellungen der Hochscholastik die Zurschaustellung, die Entblößung, das Vorzeigen Vorrang, um das Heiligste dem Auge sichtbar zu machen.97
Die Steigerung der Ehrfurcht gegenüber der Eucharistie führte insofern zur Weiterentwicklung des Frömmigkeitsverhaltens, als bestimmte Heilige, insbesondere Maria, die Apostel oder die Gemeinschaft der Heiligen, verstärkt als mächtige Mittler und Fürbitter bei Gott angerufen und verehrt wurden. Das Aufkommen immer neuer Gattungen der individuellen Andacht und des privaten Gebets führte zu einer zunehmenden Vorliebe für (...) Kapellen, für intime, eng umhegte Andachtsstätten.98 …
95 Sedlmayr 1950, 313 96 Sedlmayr 1950, 312. 97 Sedlmayr 1950, 313. 98 Weise 1939, 132–133.
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I.2 Die formalen und stilistischen Entwicklungsebenen in der französischen Kapellenarchitektur des 13. Jahrhunderts Die schon während des Hochmittelalters entstandenen Formen privater Andacht, wie die Einzelmessen und die spezifische Verehrung bestimmter Heiliger, fanden nach den Reformen des Vierten Laterankonzils neue Entfaltungsmöglichkeiten in dem schon seit dem Frühmittelalter bestehenden Sakralbautyps der Kapelle.99 Während die Massen der Gläubigen am Gottesdienst in der Kathedrale oder in der Pfarrkirche teilnehmend den Moment der Elevation und damit der Gottesschau geduldig erwarten mussten, hatte der Besitzer einer Privatkapelle die Möglichkeit, dieses zentrale Ereignis jederzeit nach seinem Belieben stattfinden zu lassen, wenn er einen Priester bestellte, um die Messe zum erwünschten Zeitpunkt zu zelebrieren. Die Gottesbegegnung wurde dadurch individuell abrufbar. Ebenso bot die Kapelle die Möglichkeit, private Gebetsandachten zu halten, ohne von der Menge der Gläubigen beeinträchtigt und gestört zu werden, die sich bei den Gottesdiensten in den Kathedralen drängte. Der Besitzer der Kapelle konnte in privater Zurückgezogenheit jene von ihm ganz speziell bevorzugten Heiligen im Gebet um ihre Fürsprache bei Gott anrufen, deren Reliquien er im Altar oder in Reliquiaren in seiner Kapelle aufbewahrte, die er aber vielleicht sonst in keiner der nahe gelegenen Kathedralen vorgefunden hätte.
In gewissem Ausmaß kamen aber auch die Chorkapellen der Kathedralen selbst dem neuen Andachtsbedürfnis entgegen. Dort konnten sich – anders als in den von den Massen der Gläubigen gefüllten Kirchenschiffen – kleine Gruppen von Betenden oder Einzelne zusammenfinden, die in privater Andacht jene Heiligen anrufen wollten, deren Reliquien in diesen Kapellen zur Verehrung verwahrt waren. Seit dem Spätmittelalter organisierten sich derartige Gruppen verstärkt in Gebetsbruderschaften. Wegen der besonderen Bedeutung der Marienverehrung wurden vor allem die in der Mittelachse der Kathedralen gelegenen, meist der Muttergottes geweihten Chorkapellen aufgewertet, was sich bald in einer baulichen Hervorhebung dieser Kapellen auswirkte. 99 Zur frühchristlichen Entstehung der Kapelle siehe Grabar 1946.
Die Abteikirche Saint-Remi in Reims Die der hl. Maria geweihte Chorscheitelkapelle der Abteikirche Saint-Remi in Reims weist gegenüber den anderen Chorkranzkapellen eine betonte Längserstreckung auf. Ihr Gestaltungsprinzip wirkte sich auf die Gestaltung der Scheitelkapelle der Benediktinerabteikirche Saint-Pierre in Orbais (um 1200) aus.100 Eine zweijochige Achskapelle mit Polygonalapsis erhielt auch der Kathedralneubau von Amiens (1220 bis vor 1247).101 Einen Sonderfall bildete die besonders große, im Grundriss quadratische Achskapelle am Chor der Kathedrale Saint-Etienne in Auxerre (um 1215– 1220).102 Durch nachträglichen Umbau verlängert wurde die Scheitelkapelle der Kathedrale NôtreDame in Senlis.103
Bei einigen französischen Großkirchen des frühen 13. Jahrhunderts finden sich am Chorumgang sogar mehrere verlängerte Kranzkapellen: Die Benediktinerkirche Saint-Pierre in Lagny (um 1210 bis um 1230) besitzt an ihrem radialen Umgangschor drei hervortretende, durch ein Joch verlängerte Kapellen mit Polygonalapsiden (siehe Abb. I.44).104 Die Chorkranzkapellen der Kathedrale von Le Mans (ab 1217. Abb. I.3) sind jeweils durch ein an den Chorumgang anschließendes Joch axial verlängert; die Kapelle in der Hauptachse erstreckt sich sogar über drei Joche.105
Hans Sedlmayr sah in der französischen Gotik um und nach 1200 einen engen Zusammenhang zwischen den in ihrer Größe hervortretenden Achsenkapellen der Chorumgänge und jenen baulich kostbar gestalteten, freistehend errichteten Kapellenbauten, die er mit dem Sammelbegriff SaintesChapelles bezeichnete. Sedlmayr meinte, es seien diese Saintes-Chapelles (Paris, Saint-Germain-desPrès, Saint-Germain-en-Laye, St.Germer, erzbi100 Villes 1977, 549–589. 101 Kimpel / Suckale 1985, 12 Abb. 4, 32–33. 102 Kimpel / Suckale 1985, 318–321. 103 Kimpel / Suckale 1985, 539–540. 104 Vallery-Radot 1948, 95–110. 105 Kimpel / Suckale 1985, 522–523, Abb. 314, 516.
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Abb. I.3 Le Mans, Kathedrale, Chorgrundriss (Kimpel / Suckale 1985, Abb. 516)
Abb. I.4 Reims, Abteikirche Saint-Remi, Chorscheitelkapelle, Innenansicht (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
schöflicher Palast in Reims usw.) (...) gleichsam ein verselbständigter Teil einer Kathedrale und: man könnte sie sich durch Einziehen eines Fußbodens in der Höhe der Sohle des Triforiums aus einem Hochchor entstanden denken.106 Tatsächlich ist bei den Achskapellen von Saint-Remi in Reims (Abb. I.4) oder der Kathedrale in Reims ein Wandaufbau zu beobachten, der in der vertikalen Aufeinanderfolge von Blendarkaden und großen Fenstern mit innen vorgelagertem Laufgang so, wie der obere Bereich von Hochschiffwänden eines im Prinzip dreigeschossigen Aufbautyps unter Hinweglassung der Erdgeschoßarkaden wirkt. Dieter Kimpel und Robert Suckale bemerkten zur Marienkapelle von Saint-Remi in Reims, ihre Architektur (...) paraphrasiert die des Sanctuariums.107
dralchöre verwechseln oder eins setzen da erstere weder genetisch noch formal und typologisch als Aussonderung aus dem Kapellenkranz begriffen werden könnten.108 Andererseits sah aber Schenkluhn, ebenso wie Sedlmayr, dass das Obergeschoß der erzbischöflichen Kapelle von Reims, wo sich Hochschiffenster zwischen weit heruntergezogenen Gewölbekappen befinden, und der Laufgang (...) ebenerdig (…) gleichsam an die Wand verwiesen sei, so wie ein oberer Raumteil eines Kathedralchores wirke.109 Stephan Gasser lehnte dagegen die Interpretationen Sedlmayrs und Schenkluhns, wonach die Kapelle wie ein isolierter oberer Bereich eines Kathedralchores wirke, am Beispiel der Sainte-Chapelle dezidiert ab.110
Wolfgang Schenkluhn bestand zwar auf der typologischen Trennung der an die Kathedralen gebundenen Achsenkapellen und der frei stehenden eingeschossigen oder doppelgeschossigen Kapellen: Bischofskapellen, wie jene des erzbischöflichen Palastes in Reims dürfe man nicht mit der Entwicklung der Umgangskapelle der Kathe106 Sedlmayr 1950, 377. 107 Kimpel / Suckale 1985, 188.
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Auch bei den frei stehenden Kapellen des 13. Jahrhunderts in Frankreich zeigt sich die Tendenz zunehmender Längserstreckung: Zwei Joche zuzüglich einer Halbkreisapsis mit Vorjoch hatte die Bischöfliche Kapelle bei Nôtre-Dame in Paris (vor 1196).111 Saalräume von vier Jochen zuzüg108 Schenkluhn 1991, 152. 109 Schenkluhn 1991, 154. 110 Gasser 2007, 157–180. 111 Die Kapelle war der Heiligen Maria, den heiligen Märtyrern Dionysius, Vinzenz und Mauritius und
lich Polygonalapsis und Vorjoch finden sich im Untergeschoß sowie im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims (um 1215/1220).112 Eine ähnliche Grundrissform von vier querrechteckigen Jochen mit einer Polygonalapsis in Form eines Sieben-Zwölftel-Schlusses besitzt das Obergeschoß der Sainte-Chapelle in Paris.113 Die eingeschossigen Kapellen im Schloss von Saint-Germain-en-Laye114 und in der Abtei Saint-Germer-de-Fly115 bestehen gleichfalls aus vierjochigen kreuzrippengewölbten Saalräumen mit Polygonalapsiden, denen Vorjoche hinzugefügt sind. Die ehemalige Marienkapelle der Abtei Saint-Germain-de-Prés116 hatte einen Saalraum von zwei sechsteilig gewölbten Jochen, der in seiner Länge und durch die Stellung der Strebepfeiler einem vierjochigen Schiff entsprach, und auch bei dieser Kapelle bestand der Ostabschluss in einer Polygonalapsis mit einbezogenem Vorjoch.
Bei den französischen Andachtskapellen im königlichen Wirkungsbereich gehörte die zweizonige innere Wandgliederung in eine mit Blendarkaden gegliederte Sockelzone und einer darüber liegenden Fensterwand von drei- bis sechsfacher Höhe zur Grundausstattung. Unterschiedlich war allerdings die Detailausführung: Manche dieser Arkaturen besitzen eine Raumtiefe, die nicht viel mehr als den Durchmesser der eingestellten Säulen beträgt, wie in den Chorscheitelkapellen von Saint-Remi in Reims, der Kathedrale von Reims oder der Stiftskirche zu Villeneuve, sowie auch in freistehenden Kapellen, etwa im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims oder in Saint-Germer-de-Fly. Wahrscheinlich sind sie als Dorsale von Sedilien anzusprechen, deren (hölzerne) Sitzbänke verloren gegangen sind. In der um 1238 im Auftrag König Ludwigs IX. erbauten Schlosskapelle von Saint-Germain-en-Laye sind die Blendarkaden der unteren Wandzone vor die Innenwand gesetzt und bilden tiefe Sitznischen, über denen ein praktikabler Laufgang verläuft.117 Dagegen besteht im Obergeschoß der SainteChapelle in Paris und in der Marienkapelle der Abtei Saint-Germer-de-Fly sowie in der MarienAllerheiligen geweiht. Hacker-Sück 1962, 230–231, Fig. 12, 13; Wessel 2003, 70; Gasser 2007, 163. 112 Wessel 2003, 74–76; Cohen 2015, 135–137, Fig. 3.16, 3.17. 113 Kimpel / Suckale 1985, 528–529. 114 Wessel 2003, 55–59; Cohen 2015, 131–135, Fig. 3.13, 3.13, 3.15. 115 Wessel 2003, 88–92. 116 Kimpel / Suckale 1985, 529 Abb.530. 117 Kimpel / Suckale 1985, 393–398, Abb. 414.
kapelle am Chor der Kathedrale in Amiens über den Blendarkaden der Sockelzone kein Laufgang, sondern es verläuft unter der Fenstersohlbank ein abgeschrägtes Gesims.
Dieter Kimpel und Robert Suckale begründeten die Herausbildung des Baumotivs der Kapelle zur führenden Bauaufgabe in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Frankreich mit kultursoziologischen Argumenten: Abgesonderte Kapellen gab es für den Adel, für Bischöfe und Äbte seit je. Die Bauaufgabe ist also um 1230 keineswegs neu; doch nimmt ihre Bedeutung von jetzt an derart zu, daß sie seit dieser Zeit führend wird (…). Während vorher die für die Allgemeinheit bestimmten Kathedralbauten den Stil angeben und auch die Kapellenarchitektur bestimmen, kehrt sich dieses Verhältnis nun um. Die Kapelle tritt in den Vordergrund und bestimmt ihrerseits die Kathedralarchitektur. Und weiter: Der Adressat der großen Kathedralarchitektur ist immer die Allgemeinheit gewesen (...) die Kathedralen erhoben den Anspruch, klassen- und schichtenübergreifende Bauwerke zu sein (...). Bei den Kapellen war das anders. Sie dienten dem privaten Gottesdienst der Oberschichten; wenn das Volk bei bestimmten Anlässen zugelassen wurde, dann nicht, um diese Bauten auch als seine eigenen zu vereinnahmen (...) sondern um das Werk ihrer Herren zu bewundern und dabei umso stärker den Abstand zu fühlen.118 Analysiert man im Detail die konstitutiven Elemente der Kapellenbaukunst, so zeigt sich, dass hier Entwicklungsprozesse auf mehreren verschiedenen Ebenen abliefen, die von unterschiedlichen Einflüssen und unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten geprägt waren.
Die Geschichte der wissenschaftlichen Annäherung an die Problematik der Kapellenarchitektur ist durch einen Wechsel der Betrachtungsweise gekennzeichnet. In Österreich hatte Richard Kurt Donin im Zusammenhang mit der Capella Speciosa in Klosterneuburg erstmals die französischen Palastkapellen der Gotik als Heilige Kapellen angesprochen und als Sammelbegriff aufgefasst.119
118 Kimpel / Suckale 1985, 399. 119 Donin 1935, 44; Donin 1936, 197–199.
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Hans Sedlmayr, einer der ersten, der sich mit dem Baumotiv der Kapelle als selbständige Entwicklungslinie, als führende Formgelegenheit auseinandersetzte, fasste die bedeutendsten Kapellenbauten, wie die Palastkapelle Ludwigs IX. in Paris, die Bauten von Saint-Germain-des-Près, Saint-Germain-en-Laye und St-Germer und die erzbischöfliche Kapelle in Reims unter dem Sammelbegriff Saintes-Chapelles zusammen,120 gleichgültig, ob es sich um doppelgeschoßige oder um eingeschoßige Anlagen handelte und einerlei ob es Bauten des Königs (wie die Sainte-Chapelle in Paris oder die Kapelle von Saint-Germain-en-Laye), beziehungsweise bischöflicher (Reims) oder klösterlicher Auftraggeber (Saint-Germain-des-Près, Saint-Germer-de-Fly) waren. Auch die Autorin der grundlegenden Studie über die Bautengruppe um die Sainte-Chapelle in Paris, Inge HackerSück, stellte die Gemeinsamkeiten der Gruppe verglichener Bauten in den Vordergrund.121 Ulrike Seeger zog ebenfalls bei ihren Untersuchungen über die Capella Speciosa von Klosterneuburg gleichermaßen Chorkapellen von Kathedralen so wie einzelstehende Kapellen heran.122
Differenziert betrachtet wurde das Problem dagegen von Renate Wagner-Rieger, die den Typus der französischen Palastkapellen nur auf jene Bauten angewandt sehen wollte, die zwei übereinandergelagerte, nur durch Treppen verbundene Räume aufweisen und damit dem Typus der Doppelkapelle entsprechen.123 Vom Ansatz der Definition unterschied Ulrich Stevens erstmals methodologisch zwischen Doppelkapellen und doppelgeschossigen Kapellen,124 zu denen die Sainte-Chapelle in Paris zu zählen ist. Besonderen Wert auf die methodische Trennung von Umgangskapellen an Kathedralchören, doppelgeschoßigen Bischofskapellen und Palastkapellen legte Wolfgang Schenkluhn.125 Ein mehrschichtiges Vorstellungsmodell der architekturgeschichtlichen Entwicklung auf den Ebenen Umgangskapelle – eingeschossige Kapelle – doppelgeschoßige Kapelle mit verschiedensten Querverbindungen wurde erstmals von Dieter
120 Sedlmayr 1950, 376. 121 Hacker-Sück 1962, 217–257. 122 Seeger 1997. 123 Wagner-Rieger 1959, 282. Wagner-Rieger scheidet damit die königliche Palastkapelle von Saint-Germainen-Laye aus der Gruppe aus. 124 Stevens 1978, 69–124. 125 Schenkluhn 1985, 201–203; Schenkluhn 1991, 147–155.
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Kimpel und Robert Suckale126 skizziert und auch von Ulrike Seeger beobachtet.127
Überblickt man die Gesamtentwicklung, die einen Zeitraum vom letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts bis in die sechziger Jahre des 13. Jahrhunderts umfasst, erfordert dies die Erfassung von höchst unterschiedlichen Bauten, deren Bezüge einerseits in formaltypologischen, andererseits in stilistischen Zusammenhängen bestehen können, wobei die historische Situation von großer Bedeutung ist.
Einer der ältesten Bauten der Reihe ist die Marienkapelle der Benediktinerabteikirche SaintRemi in Reims, die erstmals von Renate WagnerRieger zum Vergleich mit der Capella Speciosa in Klosterneuburg herangezogen wurde; die von ihr angegebene Datierung 1170–1180128 ist nach neuerer Auffassung zu relativieren: In den Jahren nach 1165/1170 wurde von Abt Petrus Cellensis der Umbau im Bereich der Westfassade begonnen. Beim Weggang des Abtes nach Chartres im Jahre 1181 war das Sanktuarium noch nicht vollendet, die Einwölbung wird erst um 1200 angenommen.129 Religionsgeschichtlich und machtpolitisch stand die Abtei Saint-Remi mit ihrer Begräbniskirche des hl. Remigius – der im 6. Jahrhundert den heidnischen Frankenkönig Chlodwig getauft und gesalbt hatte – in einem Konkurrenzverhältnis zu den Erzbischöfen von Reims und von Sens sowie zur königlichen Abtei und Grablege Saint-Denis.
Die mittlere der fünf Kranzkapellen des Chorumgangs der Kirche Saint-Remi in Reims (Abb. I.4), der auch ein Emporengeschoß aufweist, besitzt einen zweijochigen, kreuzrippengewölbten Saalraum, der östlich in einer fünfgeteilt gewölbten Halbkreisapsis endet, wobei die Wandabschnitte der Apsis so breit sind wie die Jochwände. Das Apsisgewölbe schließt ein Vorjoch mit links und rechts gerade ausgerichteten Wandabschnitten mit ein, sodass am Gewölbescheitel ein Rippenachtstrahl zusammenläuft. Das Stützensystem 126 Kimpel / Suckale 1985, 399–405. 127 Seeger 1997, 142–151. 128 Wagner-Rieger 1959, 274. 129 Prache 1978; Sauerländer 1981, 173–175; Kimpel / Suckale 1985, 180–193, 533.
und die raumbegrenzende Wandfolie sind konstruktiv getrennt. Am weitesten innen liegen die endélit gearbeiteten Dienste auf Sockelpostamenten, auf deren Einzelkapitellen jeweils die jochtrennenden Gurtrippen und Diagonalrippen der Gewölbe aufruhen; auf gleicher Höhe liegen auch die Kapitelle, die die Rippen des Apsisgewölbes tragen. Sämtliche Kapitelle besitzen viereckige Deckplatten. Die nächst tiefere Wandschicht besteht in den Bogenstellungen der Blendarkaden der Erdgeschoßzone. Die Blendarkaden werden von Säulen getragen, die neben flachen eckigen Absätzen die Gewölbedienste flankieren. Die Arkadensäulchen stehen auf Postamenten von gleicher Höhe wie die der Gewölbedienste. Die Archivolten der Blendarkaden sind gekehlt profiliert. Pro Joch sind zwei Arkaden ausgebildet, und zwar sowohl an den Wandabschnitten der Kreuzrippengewölbe als auch in den Wandabschnitten der Apsis. Zwischen den Blendarkaden tritt die Wand um eine weitere geringe Abstufung zurück.
Ein bedeutender Sprung in der Wandoberfläche nach außen erfolgt oberhalb der Blendarkadenzone. Über einem Gesims verläuft ein Laufgang, um dessen Breite die Wand in jedem Joch nach außen bis zur Ebene der Fenster zurücktritt. In Verlängerung der am Außenbau befindlichen Strebepfeiler sind in den Innenraum Wandzungen hereingezogen, die bis zu den Gewölbediensten reichen. Zwischen den Wandzungen sind in jedem Joch Spitztonnen eingespannt, die die Gewölbe des Saalraumes in der Art hochreichender Nischen nach außen hin bis zur Fensterebene erweitern. Die Spitztonnen sind gegenüber den seitlichen Kappen der Kreuzrippengewölbe des Saalraumes mit Gurtrippen abgegrenzt, die von eigenen zarten Diensten unterstützt werden – diese Dienste sind nicht bis zum Boden des Innenraumes herabgeführt, sondern ruhen mit eigenen Basen auf dem Laufgang. Die Scheidbogen der Spitztonnen sitzen auf den hoch gelegenen, gerade gestellten Kapitellen ihrer Dienste. In den Wandzungen bestehen rechteckige Durchgangsöffnungen, die die kontinuierliche Begehbarkeit des Laufganges an den Seitenwänden rund um die Apsis ermöglichen. Die Fenster der Kapelle besitzen gerade, nicht getrichterte Laibungen, ihre Öffnungen nehmen die gesamte Breite der Stichtonnen ein. Sämtliche Gewölbe und Bogenstellungen in der Kapelle sind spitzbogig.
Der Innenraum ist nach einem wohlüberlegten Proportionsschema aufgebaut. Die Kapitelle der Kreuzrippengewölbe und des Apsisgewölbes liegen in halber Raumhöhe, gemessen bis zum Gewölbescheitel. Die Höhe des untersten Wandabschnittes mit den Blendarkaden misst ein Drittel der Raumhöhe. Die Fensternischen der Stichtonnen sind in ihrer Höhe wiederum gedrittelt, das untere Drittel der Höhe reicht bis zu den Kapitellen der Rippengewölbe, das mittlere Höhendrittel verläuft bis zu den Kapitellen der Stichtonnengurten, das oberste Drittel bildet das Bogenfeld der Nischen.
Pierre Héliot sah den Ursprung einer solchen Wandzerlegung mit Wandpfeilern, die von Laufgängen durchbrochen sind, in der Normandie.130 Dieter Kimpel und Robert Suckale vermuteten für Saint-Remi, daß der Meister aus dem künstlerischen Umkreis der Senser Bauhütte kommt,131 wo die für derartige Gestaltungsformen verantwortlichen Anfänge der neuen Richtung (...) um 1190 oder etwas früher liegen dürften.132 Tatsächlich kommt das Prinzip der Zerlegung der Wand in mehrere Schichten und der Trennung der Gewölbeträger von der Fensterfläche in ähnlicher Form im Chorumgang und in der Scheitelkapelle der Viktorinerabtei Saint-Jean in Sens vor, die Kimpel und Suckale um 1205-1210 datieren.133 Dort erscheinen sowohl altertümlichere Einzelelemente, wie die Rundbogen der Blendarkaden, als auch fortschrittlichere Formen, wie der polygonale Kapellengrundriss und polygonale Kapitelldeckplatten. Unterschiede liegen in den Strukturdetails: Die Sockelzone der Blendarkaden ist in der Scheitelkapelle geschoßartig vom Fensterbereich getrennt und mit einem Gesimsprofil abgeschlossen. Die Dienste der Gewölberippen sind nicht bis zum Boden der Kapelle herabgeführt, sondern ruhen auf dem Laufgang. Die Fensteröffnungen sind in jedem Wandfeld in Triolen gruppiert, deren mittlerer Bogen überhöht ist. Sie besitzen gestelzte Spitzbogen, von denen jeder in einer tiefen, gerade geschnittenen Laibung von der inneren Wandebene zur äußeren Fensterebene führt. Die Spitztonnen der Fensterlaibungen werden vorne von einzelnen Säulen getragen, deren Abstand zur Fensterebene einen begehbaren Laufgang freilässt. An den Knickstellen des Apsispolygons sind darüber hinaus Wandzungen in den Raum hereingezo130 Héliot 1970a, 192–195. 131 Kimpel / Suckale 1985, 187. 132 Kimpel / Suckale 1985, 321. 133 Kimpel / Suckale 1985, 320.
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gen, die am Laufgang Durchgangsöffnungen aussparen. Die Kapitelle der rippentragenden Dienste und der Unterstützungssäulen an den Fenstergewänden liegen auf gleicher Höhe. Über den Triolenfenstern ist in jedem Wandfeld des Apsispolygons noch ein Rundfenster ausgebildet.134
Die Chorkapellen der Kathedrale in Reims In ihrer gesamten Konzeption sowie in den Details der Ausführung erscheint die mittlere Chorkapelle der Kathedrale von Reims (Abb. I.5) als eine aktualisierte Weiterentwicklung der Marienkapelle von Saint-Remi in Reims. Der zeitliche Ansatz erschien durch überlieferte Daten des Beginns des Neubaues der Kathedrale am 6. Mai 1211 und das Datum der Freigabe der dem heiligen Jakobus geweihten Kapelle durch das Domkapitel für die Feier einer Marienmesse im Jahre 1221 eingegrenzt.135 Allerdings hat Anne Prache136 unter Heranziehung dendrochronologischer Befunde137 einen früheren Baubeginn nachgewiesen, sodass die Bauzeit der Chorkapellen nunmehr zwischen 1208 und 1215 angesetzt wird.138
So wie bei der Chorkapelle von Saint-Remi ist bei jener der Kathedrale in Reims die Apsis im Grundriss als Halbkreis konstruiert, welcher durch die vom Mittelpunkt ausgehenden Gewölberippen fünffach unterteilt ist. Dem Apsisgewölbe einbezogen ist noch ein westliches Vorjoch, dessen Rippen im Gewölbescheitel mit den Apsisrippen einen Achtstrahl bilden. An diese Konfiguration schließt nach Westen ein kreuzrippengewölbtes Raumjoch an. Die Seitenwände der Kapelle sind nicht genau parallel zur Mittelachse ausgerichtet. Das westlichste Joch und das anschließende Vorjoch der Apsis sind im Grundriss leicht trapezförmig, sodass eine geringfügige Verbreiterung des 134 Bruand 1958, 383–391. 135 Guillelmus (...) archiepiscopus (...) curavimus taliter ordinare, quod capellani et clerici de choro Remensi dictam missam de beata Virgine de cetero in communi in capella que dicitur sancti Jacobi, ut sibi visum f uerit, expedire hora qua pulsabitur ad capitulum sollempniter celebrabunt. Actum anno domini MCC vicesimo primo mense Julio: Archives de Reims, Fonds du chapitre, G 408 n° 1. Reinhardt 1963, 71 Anm. 10; Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 348, 354 Anm. 401. 136 Prache 2005, 167–172; Prache 2008b, 41–52, 205–206. 137 Detailliert publiziert von: Tegel / Brun 2008, 29–40. 138 Villes 2010, 51. Dazu auch: Kurmann 2011, 317–321.
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Abb. I.5 Reims, Kathedrale. Einblick in die mittlere Kranzkapelle des Chorumganges. (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 114)
Raumes von dessen Scheidbogen zum Chorumgang nach Osten hin erfolgt. Am breitesten ist der Kapellenraum an der Grenze zwischen Vorjoch und Apsisrundung.139
Die Chorscheitelkapelle der Kathedrale in Reims besitzt das gleiche Wandsystem wie die Marienkapelle von Saint-Remi: Die Gewölbeträger sind als en-délit-gearbeitete Dienste am nächsten zur Raummitte errichtet; hinter ihnen läuft die geschichtete Wand der Erdgeschoßarkaden durch. Die Basen der Dienste und der Säulen der Blendarkaden liegen auf gleicher Höhe, jedoch sind den Dienstbasen noch gestufte Postamente unterlegt. Die Wandabschnitte der Blendarkaden sind ringsherum annähernd gleich breit, in jedem Kompartiment sind zwei Arkadenbogen angeordnet. Die Blendarkaden selbst sind so wie in Saint-Remi verhältnismäßig flach. Über einem Abschlussgesims, in dessen Höhe die Dienste gewirtelt sind, tritt die Wand um die Breite eines Laufganges nach außen zurück. 139 Siehe die genaue Grundrissaufnahme von Leblan von 1858: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 149.
So wie in Saint-Remi ragen in konstruktiver Verlängerung der äußeren Strebepfeiler Wandzungen in das Rauminnere bis zu den Diensten vor. Die dadurch gebildeten Nischen sind als Spitztonnen überwölbt. Während die Rückwände der Blendarkaden im Bereich der Apsis dem Grundrisshalbkreis folgend gekrümmt verlaufen, sind oberhalb des Laufganges die Wandflächen der Nischen gerade gestaltet. Der Apsisbereich stellt sich im Horizontalschnitt in dieser Höhe daher als Fünfzehntelpolygon dar. Nur die drei mittleren Wandfelder der Apsis – nach Nordosten, nach Osten und nach Südosten hin – sind durchfenstert; drei Wandfelder an beiden Seiten sind durch Blindfenster gegliedert. Fenster und Blindfenster zeigen eine gleich aufgebaute Unterteilung: Drei schlanke Säulchen tragen zwei Spitzbogen; zwischen deren Scheitel und der Spitze des übergreifenden Fensterbogens ist ein durchbrochener Sechspass angeordnet. Die Fenster bzw. Blindfenster nehmen die gesamte Breite der Nischen zwischen den Wandzungen ein. So wie in SaintRemi besitzen die Wandnischen an ihrer Vorderkante flankierende Dienste, die mit eigenen Basen auf dem Laufgang aufruhen; sie tragen die Gurten der Scheidbogen zwischen den Rippengewölben des Kapellenraumes und den Stichtonnen der Nischen.
In der Höhe erscheinen die Raumproportionen markant gedrittelt: Das untere Drittel der Gesamthöhe wird von der Blendarkadenzone eingenommen. Das mittlere Raumdrittel reicht bis zur Kapitellzone der Gewölbedienste. Das oberste Raumdrittel wird von den Gewölben bis zur Scheitelhöhe eingenommen, die einen geraden Stich aufweisen. Gegenüber diesen Grundmaßen der Höheneinteilung erscheint die Wandfolie in ihrer Gliederung etwas versetzt: Die Rundstäbe des Fenstermaßwerks sitzen auf höheren Postamenten als die Dienste der Stichtonnen, dagegen liegen die Kapitelle der Fenstersäulchen und jene der Stichgewölbedienste gleich hoch. Im Bereich der Fensternischen sind in dieser Höhe bandartige Kapitellfriese ausgebildet.140
pelle. Bei diesen Kapellen fehlt das raumverlängernde kreuzrippengewölbte Joch zum Chorumgang. Die Apsiden sind über die Halbkreisform hinausgehend hufeisenförmig vergrößert. Solcherart bilden sich am Gewölbescheitel wie bei der Achskapelle Rippenachtstrahlen. Die Grundrissform dieser Kapellen erscheint im Horizontalschnitt auf Laufganghöhe als SiebenzehntelPolygon. Sämtliche Laufgänge sind durchgehend begehbar, da in allen Wandzungen Durchgangsöffnungen in Form von Schulterbogenportalen bestehen. Man erreicht das Laufgangniveau der Chorscheitelkapelle über eine Wendeltreppe im Mauerkern zwischen dem Hochchor und der südlich benachbarten Kranzkapelle.141
Stilistisch erscheint die Chorscheitelkapelle der Kathedrale von Reims gegenüber der Marienkapelle von Saint-Remi beträchtlich avanciert: Die Proportionen sind bedeutend vertikalisiert: Während in Saint-Remi die Fenster etwa die gleiche Höhe aufweisen wie die Blendarkadenzone, besitzen die Fenster in der Kapelle der Kathedrale die doppelte Höhe der Blendarkaden. Während die Archivolten der Spitzbogennischen in SaintRemi sehr hoch ansetzen, beginnen sie in der Kathedralkapelle knapp oberhalb der Kapitellzone der Gewölbeträger; allerdings sind die Bogen der Stichtonnen markant gestelzt. Fortschrittlicher als in Saint-Remi sind die Kapitelldeckplatten, sie besitzen in der Kapelle der Kathedrale durchwegs polygonale Form. Zu den markantesten Neuerungen der Kathedrale von Reims gehört die Gliederung der Fensteröffnungen mit Frühformen des Maßwerks.142 Deren Motiv ist an den geschlossenen Wandfeldern der Jakobuskapelle in Blendmaßwerk wiederholt. In den Proportionen bestehen zwischen der Innenwandgestaltung der Chorscheitelkapelle der Kathedrale in Reims und der Capella Speciosa, soweit wir sie aus den Zeichnungen Benedikt Prills kennen, größere Übereinstimmungen als gegenüber Saint-Remi.
Die übrigen vier Kranzkapellen des Radialchores der Kathedrale von Reims wiederholen – wenn auch etwas reduziert – das Konzept der Achska-
Wenn die bisherige Literatur den Forschungsergebnissen von Jean-Pierre Ravaux143 folgt, wonach Chor und Querhaus die frühesten Bauteile der Kathedrale in Reims darstellen und der Chorumgang und die Kranzkapellen zu den ältesten benützbaren Abschnitten gehörten, so wird die
140 Siehe den axialen Längsschnitt der Bauaufnahme von Leblan von 1858: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 150.
141 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 178–179. 142 Kimpel / Suckale 1985, 291–292. 143 Ravaux 1979, 7–66.
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Reihenfolge der Tätigkeit und die Zuschreibung ihrer Anteile der vier, im so genannten Labyrinth namentlich überlieferten, Architekten unterschiedlich gesehen. Bisher wurde vorwiegend Jean d‘Orbais als Schöpfer der ältesten Bauteile angesehen, wie von Robert Branner,144 Hans Reinhardt145 oder Dieter Kimpel und Robert Suckale,146 wogegen Erwin Panofsky147 hierfür Jean le Loup vorgeschlagen hatte.
Für die Autorenschaft des Jean d‘Orbais sprechen Übereinstimmungen zwischen der Benediktinerkirche St.-Pierre in Orbais, deren Neubau um 1165 begonnen und bis ins frühe 13. Jahrhundert fortgesetzt wurde. Die Abtei war eine Gründung des Erzbischofs von Reims, enge religiöse Beziehungen bestanden zur Benediktinerabtei SaintRemi in Reims. Zwischen den Kirchen von Orbais und Saint-Remi sind Übereinstimmungen sowohl im Grundriss, wie die fünfteilig rippengewölbten Halbkreisapsiden der Chorkranzkapellen, als auch im Wandaufbau nachweisbar,148 das Gewölbe von Orbais mit den bis zur Triforiumssohle herabgezogenen Diensten hat die engsten Beziehungen zum Apsisaufriss der Kathedrale von Reims.149 Auf diesem Weg wäre die Weiterentwicklung des Wandsystems der Marienkapelle von Saint-Remi in der Achskapelle der Kathedrale von Reims erklärbar. Im gleichen Werk, welches Alain Villes’ Zuschreibung an Gaucher de Reims enthält, schlägt Bruno Chauffert-Yvart als Erbauer der Kapellen Jean d’Orbais vor.150
Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler vertraten dagegen die Auffassung, dass der erste Architekt des Kathedralbaues Gaucher de Reims gewesen sei, der vom Baubeginn bis zum Tode Erzbischof Albérics du Humbert (1218) die Bauleitung innegehabt habe und somit auch der Erbauer der Kranzkapellen gewesen sei. Vollendet habe die mittlere Chorkapelle aber erst der Architekt Jean le Loup. Wie Hamann-Mac Lean und Schüssler meinen, wäre Gaucher de Reims (...) als der erste im Labyrinth dargestellte Architekt zu betrachten (...). Da er nur acht Jahre tätig war, kann 144 Branner 1961, 131–133. 145 Reinhardt 1963. 146 Kimpel / Suckale 1985, 291. 147 Panofsky 1927, 55–82. 148 Kimpel / Suckale 1985, 213. 149 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 45. 150 Chauffert-Yvart 2010, 135.
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man ihn sich als gereiften Mann vorstellen, also als einen Architekten mit reicher Erfahrung, vermutlich den Erbauer des Chores von Saint-Remi. Dies würde auch die Schnelligkeit des Entwurfes der Kathedrale erklären (...). Bestätigt wird dies durch die Tatsache, dass sein Gesamtentwurf an die ältere Reimser Tradition anknüpft (...) eine Tradition, die, weil Gaucher Reimser gewesen ist, von ihm persönlich vertreten wurde (...). Darüber hinaus gehen alle wesentlichen Züge dieses Grundrisses auf den zwischen 1175 und 1190 entstandenen Chor von Saint-Remi zurück,151 wobei sowohl die Hufeisenform der Chorkapellen der Kathedrale zu erklären sei, als auch die Weiterentwicklung des Laufgangsystems bis in die Bereiche der Seitenschiffe.
Für die Beurteilung der stilgeschichtlichen Rolle des Kathedralneubaues von Reims ist die hervorragende Stellung von Bedeutung, die das Erzbistum Reims in der französischen Geschichte und Politik des Mittelalters einnahm. Der Erzbischof von Reims hatte seit karolingischer Zeit das Privileg, den französischen König zu krönen, Krönungsort war die Kathedrale. Das Domkapitel mit seinen 70 Domherren galt als das vornehmste in Frankreich, der Erzbischof hatte territoriale Rechte eines Fürsten und war stets mit dem König verbündet. Da den Vorgängerbau, in welchem zuletzt im Jahre 1179 König Philipp II. August gekrönt worden war, am 6. Mai 1210 ein Brand zerstört hatte, musste unverzüglich an einen Neubau geschritten werden, dessen Errichtung unter Zeitdruck und mit höchstem Aufwand erfolgte. Schon am 10. August 1223 konnte König Ludwig VIII. in einem bereits vollendeten Bereich der Kathedrale – wahrscheinlich im Presbyterium oder vielleicht in der Chorkapelle des hl. Jakobus – gekrönt werden. 1226 ereignete sich die nächste Krönung, nämlich die des erst elfjährigen Ludwig IX.,152 auch dieses Ereignis fand noch vor der Weihe des Chores der Kathedrale statt, die die Annalen des Klosters Sainte-Nicaise für den 7. September 1241 überliefern.153 Dieter Kimpel und Robert Suckale 151 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 349. 152 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 348. Dieses Ereignis ist in Handschrift ms. lat. 1246 in der Bibliothèque Nationale in Paris aus der Zeit um 1250, die den Krönungsordo enthält, dargestellt. Die Illuminationen zeigen das Eintreffen der Sainte Ampoulle mit dem heiligen Salböl für die Salbung des Königs, weiters die Zeremonie der Salbung Ludwigs IX. durch den Erzbischof von Reims und die Krönung des Königs. Regalia 1987, 18–19; Le Goff 2000. 153 Intravit capitulum Remense chorum suum novum. Ravaux 1979, 61, Anm. 43.
wiesen allerdings darauf hin, dass der Bereich des vom Domkapitel benützten Chores in Reims auch die drei östlichen Langhausjoche mit eingeschlossen hat.
Wie aufsehenerregend der Chorbau der Kathedrale von Reims zu seiner Zeit war, beweist das Skizzenbuch des aus der Picardie stammenden Villard de Honnecourt. Villard hielt die Chorscheitelkapelle des hl. Jakobus in zwei sehr detaillierten zeichnerischen Studien seines berühmten Portfolios fest, und zwar in einer Innenansicht auf fol. 30 v., die die Wandabschnitte der drei Apsisfenster zeigt und auf fol. 31 r. in einer korrespondierenden Außenansicht dieses Bereiches.154 In einer eigenwilligen Kombination von Aufriss und Perspektive veranschaulicht die Innenansicht die Wandnischen oberhalb des Laufganges, dessen Breite in Draufsicht erkennbar wird, während die Kapitellfriese der Stichtonnendienste zu den Kapitellen der Maßwerkfenster fluchten. Die Angabe der Durchgangsöffnungen erklärt die Begehbarkeit des Laufganges. Die Rundung der Apsis im Bereich des reich profiliert wiedergegebenen Sockels und der Arkadenwände wird augenfällig von der polygonalen Brechung der Fensterwände im oberen Bereich unterschieden. Dass Villard de Honnecourt die Scheitelkapelle der Kathedrale von Reims in seinem Portfolio nicht nur so genau zeichnerisch analysiert hat, wie sonst keinen anderen Bau, sondern deren Gestaltung auch für vorbildlich gehalten hat, beweist seine schriftliche Hinzufügung: So müssen die Kapellen von Cambrai werden. Hans Robert Hahnloser meinte, dass Villard die Baustelle der Kathedrale von Reims um 1235 besucht habe.155 William W. Clark widmete den Reimser Zeichnungen Villards eine eigene Studie und behandelte die Problematik in seiner umfangreichen Publikation über Villard.156 Alain Villes meint, dass Villard de Honnecourt Reims bereits um das Jahr 1215 besucht habe, als er Architekturgehilfe war, der sein Wissen vervollständigen wollte.157 Bruno Chauffert-Yvart158 glaubt so wie Wilhelm Schlink,159 dass Villard erst zwischen 1220 und 1230 Reims besucht und in diesen Jahren den Bau der Kathedrale studiert habe. Zuletzt widmete Wolfgang Schenkluhn den 154 Hahnloser 1935, Taf. 60 und 61. 155 Hahnloser 1935, 229. 156 Clark 2004. Vgl. hierzu Tibor Rostás in diesem Band, 131 und 225 157 Villes 2010, 53–54. 158 Chauffert-Yvart 2010, 135. 159 Schlink 2008, 81–89.
Zeichnungen im Skizzenbuch Villards eine neue Studie.160
Es ist auffallend, dass Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler in ihrem groß angelegten Werk über die Kathedrale von Reims161 keine Erklärungen oder Vermutungen über die Nutzung der Laufgänge der Chorkapellen anbieten. Auch Pierre Héliot, der die Genese dieses Elements untersucht hatte, lieferte dazu keine Vorschläge.162 Hier sollen daher Untersuchungen von Anton Legner aufgegriffen werden, die an die Möglichkeit denken lassen, dass die Laufgänge als Aufstellungsort von Reliquien gedient haben.
Wie Anton Legner feststellen konnte, befanden sich seit dem Mittelalter die bevorzugten Reliquienzonen im Kirchenraum im Bereich des Chores beziehungsweise der Chorkapellen.163 Die Reliquien waren über den Köpfen des im Chorgestühl sitzenden Klerus aufgestellt oder angebracht. Die irdischen Überreste der Heiligen sollten den anwesenden Betern als Heiligenpräsenz in der Verbundenheit der auf Erden noch Befindlichen mit den in die Ewigkeit schon Eingegangenen erscheinen. Die in ihren Reliquien präsenten Heiligen waren dadurch zugleich ständige Anwesende bei der eucharistischen Feier auf dem Altar, den sie im Sanctuarium flankieren und umgeben.164
Beim Wiederaufbau des Domes von Magdeburg (um 1209–1240) hatte man im Hochchor über den Erdgeschoßarkaden unter den Emporenöffnungen Wandnischen eingelassen, in denen der Reliquienschatz des Kaiserdomes ausgestellt war.165 Im Viktorsdom zu Xanten standen seit dem Mittelalter auf den Chorschranken Reliquienschreine mit den Gebeinen der Märtyrer der Thebäischen Legion.166 Es entsprach religiösem Brauch, nicht nur die Reliquien von Heiligen und Märtyrern über den Chorsitzen aufzustellen, sondern auch Gebeine und Häupter verstorbener Stifter und Wohltäter des betreffenden Klosters 160 Schenkluhn 2011. 161 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993. 162 Héliot 1970a; Héliot 1970b. 163 Legner 1995, 154–171. 164 Legner 1995, 158–159. 165 Kroos 1989, 88–97; Sciurie 1989b, 163–168. 166 Bader 1978, 261–262.
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Gerade der durch den Wandaufbau gegebene konstruktive Zusammenhang zwischen den Blendarkaden der Sedilien und dem darüber gelegenen Laufgang, wie er sowohl in den Kapellen von Saint-Remi und der Kathedrale von Reims und in Saint-Germain-en-Laye, als auch in der Capella Speciosa gegeben ist oder war, lässt vermuten, dass der Laufgang, der in der bevorzugten Reliquienzone über den Sessionsnischen des Chores verlief, zur Aufstellung von Reliquiaren benützt worden sein könnte.
Die Bischofskapelle in Paris
Abb. I.6 Miniatur aus dem Psalter König Heinrichs VI. von England, London, British Library, Codex Cotton Domitian A, XVII, (Legner 1995, 160, Abb. 63)
oder der betreffenden Kirche. Veranschaulicht wird dieser Kultbrauch in einer Miniatur im Psalterium König Heinrichs VI. von England (reg. 1422–1461), wo auf einer Galerie oberhalb des mit betenden Mönchen besetzten Chorgestühls unter den Chorfenstern eine Reihe von Schädelreliquien erscheint (Abb. I.6). Die hier präsentierten Toten tragen Kopfbedeckungen, die sie als Päpste, als Fürsten und als einen Kardinal ausweisen.167 Bei Restaurierungsarbeiten im Chor der Kirche St.Ursula in Köln wurden im Jahr 1888 an entsprechender Stelle unterhalb der Chorfenster 20 Mauernischen aus dem 13. Jahrhundert gefunden, in denen Reliquien der virgines coloniensis, der Gefährtinnen der hl.Ursula, eingeschlossen waren.168 Obwohl Zeugnisse dieses Kultbrauchs aus dem Mittelalter spärlich sind, zeigt die Langlebigkeit dieses Motivs bis in die Barockzeit, wo es in zahlreichen Beispielen belegbar ist,169 die Bedeutung dieser Tradition.
167 London, British Library, Ms. Cotton Domitian A.XVII. Legner 1995, 159, 160 Abb. 63. 168 Legner 1995, 162–163, 372 Anm. 363. 169 Unter vielen anderen Beispielen im Mönchschor des
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Als frühestes Beispiel der frei stehenden Heiligen Kapellen in Frankreich ist die ehemalige Bischofskapelle von Paris an der Südseite des Chores der Kathedrale Nôtre-Dame zu nennen.170 Der Bau wurde 1831 abgerissen und kann daher nur nach historischen Ansichten beurteilt werden (Abb. I.7). Diese Quellen zeigen die Kapelle doppelgeschoßig. Sie hatte ein zweijochiges, wie die Strebepfeiler erkennen lassen, gewölbtes Langhaus sowie eine in Abschnitten gegliederte gewölbte Apsis. Die Kapelle stand achsenparallel in einer Entfernung von ca. 20 m südlich der Kathedrale etwa auf der Höhe von deren östlichstem Chorjoch – mit der Kathedrale war die Kapelle durch Annexbauten des Bischofspalastes verbunden.171 Nach Wolfgang Schenkluhn wird am äußeren Erscheinungsbild der architektonische Bezug der Anlage sinnfällig: das Chorhaupt der Kathedrale. Im kleinen wiederholt der Bischof den Ort seiner Kathedra, das zweijochige Presbyterium und den Binnenchorschluss.172 Nach diesen Überlegungen war die Apsis wohl so wie der Hochchor von NôtreDame über halbkreisförmigem Gundriss angelegt und fünffach unterteilt, wobei die Wölbung noch ein westlich anschließendes Halbjoch mitumfasste, sodass am Wölbungssscheitel ein Rippenachtstrahl zusammenlief, so wie in der Marienkapelle von Saint-Remi in Reims. Die Geschoßunterteilung der Kapelle scheint in halber Gebäudehöhe – gemessen bis zur Traufkante – verlaufen zu sein. Die Fenster besaßen im Verhältnis zu den
Klosters Altenberg, am Chorgestühl der Renaissance im Brigittenkloster Marienbaum, über dem Chorgestühl des 17. Jahrhunderts in St.Gereon zu Köln oder aus dem Barock in der Kirche des Prämonstratenserklosters Steinfeld in der Eifel. Legner 1995, 159–171. 170 Hacker-Sück 1962, 230–231, Fig. 11–13; Cohen 2015, 137–138. 171 Kimpel / Suckale 1985, 528 Abb. 526. 172 Schenkluhn 1991, 150.
Abb. I.7 Ansicht der Kathedrale Nôtre Dame in Paris und der südseitigen Bischofskapelle. Gemälde von Johann Philipp Eduard Gaertner, 1826 (Schenkluhn 1991, 151, Abb. 106)
Gesamtproportionen des Baues nicht jene dominierende Größe, wie bei der Kapelle von SaintRemi. Das mittlere Joch des Saalraumes hatte an der Südseite im Obergeschoß ein Fensterpaar, das östlich anschließende Halbjoch nur ein Südfenster. Anscheinend war das westliche Joch nach dem Muster des mittleren Gewölbejochs angelegt. Im Erdgeschoß war auch in dieser Wandzone ein Doppelfenster ausgebildet, im Obergeschoß bestand dagegen nur ein asymmetrisch gelegenes Spitzbogenfenster.173 Die grundsätzliche Gliederung in Fensterpaare lässt darauf schließen, dass in den beiden Langhausjochen der Kapelle sechsteilige Gewölbe bestanden haben, was ebenfalls dem Vorbild des Hochchores der Kathedrale Nôtre-Dame entsprochen hätte. Inge Hacker-Sück rekonstruiert dagegen in beiden Geschoßen der Kapelle zweijochige Kreuzrippengewölbe.174 Die Strebepfeiler an der Südseite der Kapelle waren unterschiedlich ausgebildet: Der Strebepfeiler an der Südwestecke verlief ungegliedert empor, die beiden nach Osten nächstfolgenden Strebepfeiler der Kapellensüdseite hatten drei Abtreppungen 173 Die Chronik des Robert de Torigny berichtet, daß das caput, also das Sanktuarium von Notre-Dame excepto majori tectorio im Jahre 1177 vollendet gewesen sei, was Kimpel und Suckale mit Ausnahme des Gewölbes übersetzen. Kimpel / Suckale 1985, 151, 485 Anm. 16. 174 Hacker-Sück 1962, 230–231, Fig. 11–13.
aber in unterschiedlicher Höhenlage. Wie die Ansicht der Pariser Bischofskapelle von Johann Philipp Eduard Gaertner von 1826 zeigt,175 verlief an der Südseite ebenso wie an der Apsis unter dem Traufgesims ein Bogenfries, der jeweils durch die so weit hoch geführten Strebepfeiler unterbrochen wurde.
Die Bischofskapelle bei Nôtre-Dame wurde unter dem Episkopat des Bischofs Maurice de Sully (1160–1196) erbaut,176 an ihrer Stelle stand zuvor die Kirche Saint-Etienne, die im 12. Jahrhundert bereits baufällig war und abgebrochen wurde. Der Chorneubau der Kathedrale Nôtre-Dame, der als Vorbild für die Bischofskapelle angesehen wird, war 1163 begonnen und 1182 geweiht worden.177 Eine Datierung der Bischofskapelle zwischen 1182 und 1196 ist wahrscheinlich, Wolfgang Schenkluhn meint dagegen, die Kapelle sei schon 1170 vollendet worden,178 was bedeuten würde, dass die Kapelle lange vor Vollendung des Chorrohbaues (1177) entstanden sein müsste.179 175 Johann Philipp Eduard Gaertner (1801-1877), deutscher Vedutenmaler, Studienaufenthalt in Paris 1824-1828. Wirth 1979; Josenhans 2013, 86-90. 176 Mortet 1889, 105–338. 177 Kimpel / Suckale 1985, 151, 527–528, Abb. 526. 178 Schenkluhn 1991, 150. 179 Die Chronik des Robert de Torigny berichtet, daß das caput, also das Sanktuarium von Notre-Dame excepto majori tectorio im Jahre 1177 vollendet gewesen sei, was Kimpel und Suckale mit Ausnahme des Gewölbes übersetzen. Kimpel / Suckale 1985, 151, 485 Anm. 16.
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Die erzbischöfliche Kapelle in Reims Unmittelbar nach dem Bau der Chorscheitelkapelle der Kathedrale von Reims entstand südlich des Domes die bereits genannte Erzbischöfliche Kapelle St.-Nicolaset-Jacques.180 Die Kapelle steht in einem Abstand von 15 m achsenparallel zur Kathedrale auf mittlerer Höhe des Chorhauptes.181 Die Außenerscheinung des 22 m langen Baues wird durch die dichte Stellung von ringsherum 18 Strebepfeilern geprägt (Abb. I.8). Die, abgesehen von Verbindungsbauten, frei stehende Kapelle ist doppelgeschoßig, wobei das untere Geschoß etwa zu zwei Dritteln seiner Raumhöhe in den Boden vertieft ist und durch seine in Schräglaibungen hochgezogenen Fenster kryptenartigen Charakter hat. Am Außenbau markiert das unterste umlaufende Gesims, das auch um sämtliche Strebepfeiler herumleiert, das Untergeschoß als Sockelzone des Baues. Das Obergeschoß besitzt mehr als die doppelte Raumhöhe des Untergeschoßes (Abb. I.9).
Unter- und Obergeschoß sind im Grundriss gleich gegliedert (Abb. I.10): Der Langhausbereich umfasst jeweils vier breitrechteckige kreuzrippengewölbte Joche, den apsidialen Ostabschluss bildet je ein Fünfzehntelpolygon, dem ein Vorjoch hinzugefügt ist, dessen Diagonalrippen im Scheitel des Apsisgewölbes zu einem Achtstrahl vereinigt werden. Die Rippengewölbe im Untergeschoß ruhen auf Konsolen. Die Wandgliederung des Obergeschoßes ist dagegen – wie in Paraphrasierung der Gestaltungselemente der Kathedrale – zweischichtig aufgebaut: In Verlängerung der äußeren Strebepfeiler reichen Wandzungen in den Kapellenraum, doch treten sie nicht, wie in den Chorkapellen oder an den Seitenschiff- und Querhauswänden der Kathedrale, 180 Cerf 1861, 215–220; Demaison 1911, 50–53; Hacker-Sück 1962, 234–235; Wessel 2003, 74–75; Cohen 2015, 135–137. 181 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 124.
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Abb. I.8 Reims, Ansicht der Kathedrale von Südost mit der erzbischöflichen Kapelle (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 7)
erst über einer hohen Sockelzone oberhalb eines Laufganges in Erscheinung, sondern reichen bis zum Boden des Kapellenraumes herab. An den Stirnflächen der Wandzungen sind die Dreiviertelsäulen der Gewölbeträger positioniert, sie sind scharweise aufgemauert und nicht en-délit gearbeitet. Die Kanten der Wandzungen sind zu Dreiviertelsäulen ausgeformt, die die Fenster-
Abb. I.9 Reims, erzbischöfliche Kapelle, Aufrissschnitte nach Norden und nach Osten (King 1893, Bd. 3, Taf. 83, Ausschnitt)
nischen einfassen und als Dienste der vorderen Scheidbogen der Nischengewölbe dienen. Diese Dienste besitzen sehr hoch gelegene Kapitelle, die mit den Kapitellen der Gewändesäulen der Fenster zu Friesen verbunden sind. Die Nischen zwischen den Wandzungen sind mit Spitztonnen überwölbt. Unter den Fenstern läuft entlang der Kapellenwände, mit Ausnahme der Westwand und der Seitenflächen des westlichsten Joches, eine Blendarkatur. In den Wandzungen sind Durchgangsöffnungen in Form von Schulterbogen ausgebildet, durch die sich die Blendarkaden kontinuierlich fortsetzen. Pro Jochwandabschnitt sind zwei Spitzbogenarkaden ausgebildet. Die Arkaturen sind abwechselnd mit Säulchen und mit flachen Pilastern instrumentiert, wobei an den Durchgängen der Wandungen die flacheren Formen erscheinen. Die Blendarkaden treten nur geringfügig vom Wandgrund vor und bilden keine praktikablen Sitznischen. Ein umlaufendes Gesims, das an den Wandzungen verkröpft in Form von Wirteln auch die Dienste umläuft, markiert den oberen Abschluss der Blendarkadenzone. Die hohen Spitzbogenfenster an der Nord- und Südseite sowie im Apsisbereich des Kapellenobergeschoßes besitzen kein Maßwerk, sie bewirken eine lichtdurchflutete Innenraumwirkung.
Abb. I.10 Reims, erzbischöfliche Kapelle, Grundriss von Obergeschoß und Untergeschoß (Hacker-Sück 1962, 236, Fig. 20)
Betrachtet man die Raumproportionen im Obergeschoß, so verhält sich die Höhe der Blendarkadenzone zum darüber liegenden Wandabschnitt der Fenster bis zum Gewölbescheitel wie 1 : 2. Die Kapitelle der Kreuzrippengewölbe liegen über der
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halben Raumhöhe, die Kapitellfriese der Stichtonnendienste und Fenster im obersten Sechstel der gesamten Innenhöhe. Die Kreuzrippengewölbe sind kuppelig gestaltet und mit markanten Schlusssteinen ausgestattet.
Obwohl einzelne Bezugnahmen der Architektur des Obergeschoßes der Erzbischöflichen Kapelle, die dem hl. Nikolaus geweiht war, zur Anlage der Kathedrale von Reims evident erscheinen, sind noch viele Fragen offen. Dieter Kimpel und Robert Suckale meinten, dass man die Motive der Reimser Seitenschiffsarchitektur als Ausgangspunkt des Baukonzeptes genommen habe,182 doch die Herabführung der seitlichen Wandnischen zwischen den Wandzungen bis zum Boden und die Überschneidung mit den Blendarkaden ergibt eine ganz andere Raumwirkung als im Bereich der Seitenschiffe der Kathedrale. In der Nikolauskapelle bewirken die Wandzungen als innen liegende, in dichter Reihenfolge stehende Strebepfeiler eine deutliche Vertikalisierung und Aufspaltung des Raumes, das vereinheitlichende Element der Blendarkaden wird in den Hintergrund gedrängt. Wie Wolfgang Schenkluhn meint, erweckt die Verschränkung der Blendarkadenzone mit den Durchgangsöffnungen der Wandzungen den Eindruck, dass man sich gleichsam emporgehoben auf dem Laufgangniveau einer dreigeschossigen Innenraumgliederung befindet.183
Die in der Reimser Nikolauskapelle gefundene Lösung ist nicht ohne Vorbilder: In der oberen Kapelle des Südquerhauses der Kathedrale von Soissons in der Erzdiözese Reims, das bereits ab 1176 unter Bischof Nivelon de Chérisy begonnen wurde, ist ein ähnlicher Wandaufbau ausgebildet: Das Rippengewölbe der Apsis bildet im Scheitel, einen Zehnstrahl. Die Rippen werden von zur Raummitte hin positionierten Diensten getragen, zwischen denen Wandzungen Fensternischen bilden, die mit Spitzbogentonnen überwölbt sind. So wie bei der Nikolauskapelle in Reims besitzen diese Wandzungen Durchgangsöffnungen auf dem Niveau des Kapellenbodens, sie bilden gleichermaßen einen Umgang, der aber kein erhöhter Laufgang ist.184 Vergleichbar erscheint auch die obere Kapelle im Nordquerhaus der Kathed182 Kimpel / Suckale 1985, 400, siehe auch 533. 183 Schenkluhn 1991, 154. 184 Barnes 1969b, 9–25; Kimpel / Suckale 1985, 142, Abb. 134.
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rale von Laon:185 Auch dort liegen die Dienste der einen Achtstrahl bildenden Rippen des Apsisgewölbes radial am weitesten innen, und die Fensterebene ist dazwischen nischenartig nach außen gerückt. Die verbindenden Spitztonnen der Nischen werden von separaten Säulen abgestützt, die mit den Diensten des Rippengewölbes gekuppelt sind, sodass zwischen den Diensten und der Wandebene Durchgangsöffnungen bestehen. Auch bei dieser Kapelle entsteht daher der Eindruck, dass auf dem Niveau des Raumbodens ein Laufgang vor den Fenstern besteht. Das Querhaus von Laon wird vor 1180 datiert, der Laoneser Stil wirkte nachweislich auch auf Reims vorbildhaft, in dessen Erzdiözese das Bistum Laon gelegen war.186
Dieter Kimpel und Robert Suckale datieren die Erbauung der Erzbischöflichen Kapelle von Reims gegen 1215/20.187 Nimmt man an, dass der gleiche Architekt, der für den Bau der Kathedrale von Reims verantwortlich war, auch die Erzbischöfliche Kapelle entworfen hat, so steht man wieder vor dem Problem, ob man das Werk den überlieferten achtzehn Schaffensjahren des Jean d‘Orbais zurechnen soll, wenn man diesen als ersten von vier Baumeistern annimmt, den das Labyrinth nennt. Folgt man der von Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler aufgestellten Reihenfolge,188 so könnte entweder Gaucher de Reims (zwischen 1211 und 1218) oder Jean le Loup (zwischen 1218/1219 und 1234) Erbauer der Erzbischöflichen Kapelle sein. Wertet man die Übereinstimmungen mit der Chorscheitelkapelle der Kathedrale höher, so wäre an Gaucher de Reims zu denken; schätzt man die Übereinstimmungen mit den jüngeren, vor 1241 in ihrer Gestaltung festgelegten Seitenschiffwänden der Kathedrale für wichtiger ein, so wäre Jean le Loup für die Erzbischöfliche Kapelle verantwortlich zu machen, und damit ein anderer Baukünstler, als der Erbauer der Chorkranzkapellen.
Vergleicht man Struktur und Details der Chorscheitelkapelle der Kathedrale und der Nikolauskapelle, so ergibt sich folgendes Bild: Obwohl formale Elemente übereinstimmen, wie das Prinzip der Wandschichtung (Zungenmauern, Spitz185 Kimpel / Suckale 1985, 193–197, Abb. 204. 186 Kimpel / Suckale 1985, 196, 210. 187 Kimpel / Suckale 1985, 533. 188 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 348.
tonnen, Durchgangsöffnungen), das Motiv der Blendarkaden, das Prinzip der Einzeldienste der Gewölbeträger und der separaten Dienstunterstützung der Nischeneingangsbogen bis zu den Wirtelbildungen an den Diensten im Verlauf des Abschlussgesimses der Blendarkadenzone, erscheint der Raumeindruck beider Kapellen doch unterschiedlich akzentuiert. Rippen und Dienste in der Kathedralkapelle sind viel zarter dimensioniert, die Stufe des Laufganges bewirkt eine optische Erweiterung und Öffnung des Raumes nach oben hin. Die Maßwerke der Fenster und Blindfenster gliedern und differenzieren die oberen Wandbereiche und bremsen die Vertikalwirkung. Die im unteren Bereich gerundeten und über dem Laufgang gerade verlaufenden Wandflächen bewirken differenzierte, malerische Lichtreflexe und Schattenbildungen. In der Nikolauskapelle dominieren dagegen die vertikalen Elemente: Die wuchtigen, vom Boden bis ins oberste Höhensechstel gerade empor laufenden Wandzungen bewirken eine senkrechte Streckung. Das Gegengewicht des Abschlussgesimses wird dadurch gemindert, dass dieses optisch nicht horizontal durchgehend verfolgt werden kann, da es in den Verkröpfungen jeder Wandnische gleichsam aus dem Blick verschwindet. Die ungegliederten Fensterflächen unterstreichen den Eindruck ungebremster Vertikalität der Wandnischen.189 Die kompromisslos gerade und polygonal abgewinkelten Wandflächen bewirken, auch durch die scharfe Schattenbildung an Wandpfeilern und Nischen den Eindruck gestalterischer Strenge. Aus diesen Beobachtungen wird man eher den Schluss ziehen, dass hier ein Baumeister am Werk war, der zwar mit einem ähnlichen Vokabular arbeitete, doch eine sehr unerschiedlich akzentuierte Raumwirkung angestrebt und erreicht hat, als der Erbauer der Kathedralkapelle.
189 Wie wenig der Vergleich von Höhenproportionen allein aussagt, zeigt der Vergleich mit der Marienkapelle von Saint-Remi: Dort ist - ebenso wie bei der Nikolauskapelle - das Höhenverhältnis von Blendarkaden zu Raumbereich über den Blendarkaden 1 : 2; die Kapitelle der Spitztonnendienste liegen bedeutend höher als die Kapitelle der Kreuzrippengewölbe. Durch die viel kürzeren Jochschritte sind die Proportionen der Nikolauskapelle dagegen wesentlich steiler als in Saint-Remi.
Die königliche Stiftskirche in Villeneuve-sur-Yonne In einem weiteren für die Entwicklung der Kapellen wichtigen Bau wurde die, erstmals in der Chorscheitelkapelle von Saint-Remi in Reims ausgeführte, Raumgestaltung abgewandelt: Es handelt sich dabei um die um 1215 errichtete Achskapelle der königlichen Stiftskirche NotreDame-de-l‘Assomption in Villeneuve-sur-Yonne – ursprünglich Villeneuve-le-Roi.190 Die Gründung erfolgte durch den Erzbischof von Sens, den Primas von Gallien, dessen Kirchenmetropole auch das Bistum Paris unterstand.191
Der Grundriss der Achskapelle von Villeneuve ist gegenüber jener von Saint-Remi in Reims verkürzt. Er besteht nur aus der Apsis in Form eines Fünfzehntelpolygons zuzüglich dem Vorjoch, dessen Rippen in bekannter Weise zum Achtstrahl im Gewölbescheitel emporlaufen. Auch hier ist der Wandaufbau zerlegt, die Dienste des Rippengewölbes liegen am weitesten nach innen zur Raummitte, die Fensterfläche liegt am weitesten außen. Ober der Blendarkadenzone treten in Breite eines Laufgangs Fensternischen zurück, die mit Spitztonnen überwölbt sind. Die nischenbildenden Wandzungen besitzen Durchgangsöffnungen in Form von Schulterbögen. Neu ist jedoch, dass die Dienste des Rippengewölbes mit jenen Rundstäben zu Dreiergruppen auf gemeinsamem Sockel gebündelt sind, die die vordere Einfassung der Spitztonnen der Wandnischen unterstützen. Diese Scheidbogen sind jedoch abgestuft profiliert und besitzen noch zusätzliche Dienste, die näher zur Fensteröffnung stehen und mit eigenen Basen auf dem Laufgang aufruhen. Die Fensteröffnungen sind gegenüber den Wandnischen eingezogen, ihre Gewände besitzen keine Kapitellgliederung.192 Im Bereich der Blendarka190 Schwarz 2013b, 109, Abb. 80. Die 1163 von König Ludwig VII. gegründete Stadt an der Straße von Sens nach Auxerre wurde 1204 von König Philipp August mit einer Charta besonderer Rechte ausgestattet. Kimpel / Suckale 1985, 370. 191 Bouvier 1911, 180–181; Lefèvre-Pontalis 1907, 654–674; Kimpel / Suckale 1985, 320, 322, 370–375, 546–547. 192 Damit steht die Gestaltung der Kapelle von Saint-Remi näher, wo die Fenstergewände ebenfalls glatt und ohne Instrumentierung mit flankierenden Säulen ausgeführt sind, während in der Jakobuskapelle der Kathedrale von Reims und im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims die Verbindung zwischen den Diensten der Stichtonnen und den Fenstern durch
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den sind in jedem Wandabschnitt zwischen den Dienstbündeln je zwei Arkadenbogen angeordnet,193 doch sind nur die jeweils seitlich, äußeren Archivoltenschenkel von Arkadensäulchen unterstützt, während die in der Wandmitte zusammentreffenden Bogenschenkel von einer Konsole getragen werden. Die Basen der Arkadensäulchen sind mit jenen der Dreier-Dienstbündel zusammengefasst, sodass bis zur Kapitellhöhe der Blendarkaden tatsächlich fünffach gebündelte Rundstäbe parallel empor laufen. Dabei treten Seite an Seite scharweise aufgemauerte Dienste mit en-délit gearbeiteten Säulen auf. Die Eintiefung des Wandgrundes hinter den Blendarkaden reicht bis zu einer Mauerbank hinab, auf der die gemeinsamen Basengruppen der Dienste ruhen. Die Gesamtproportionen der Kapelle sind jenen der Chorscheitelkapelle in der Kathedrale von Reims sehr ähnlich, allerdings ist die Wandöffnung der Fensterzone reduziert; durch Weglassen jedes zweiten Arkadensäulchen bei den Blendbogen ist in Villeneuve ein wesentliches Element der Vertikalisierung aufgehoben, die Blendarkaden erscheinen vielmehr in einen den Dienstbündeln hinterlegten Spitzbogenfries verwandelt.
als mit der von Kimpel und Suckale genannten Viktorinerabtei Saint-Jean.194 Wichtig erscheinen aber auch die beobachteten Zusammenhänge mit Auxerre.195
Die Kathedrale Saint-Etienne in Auxerre Zur gleichen Zeit, zwischen 1215 und 1220, entstand ein Bau, der eine stilistische Neuorientierung markiert und zugleich einen wesentlichen Beitrag für die Entwicklung der königlichen Baukunst in Frankreich darstellte: der Neubau der Kathedrale Saint-Etienne in Auxerre.196 Auch dieses Bistum liegt im Metropolitangebiet von Sens und stand mit dem französischen Königshaus in enger Verbindung.
Dieter Kimpel und Robert Suckale betonten die Abhängigkeit der Bauformen von Sens, von denen allerdings auch Saint-Remi in Reims abzuleiten ist – tatsächlich sind im Bereich der Achskapelle die Übereinstimmungen mit Reims weit stärker,
Zu Vergleichen heranzuziehen ist hier nicht die Grundrissform der Achskapelle, die unter Rücksichtnahme auf die Krypta des Vorgängerbaues die außergewöhnliche Form eines Quadrates erhielt, sondern die Gestaltung der konstitutiven Elemente im Einzelnen. Einmal mehr ist – sowohl in der Achskapelle als auch an den Innenwänden des Chorumgangs und der Chorseitenschiffe – der Wandaufbau in Schichten zerlegt. Die en-délit gearbeiteten Dienste der Gewölbeträger, die in der Achskapelle einen Rippenzehnstrahl unterstützen, sind außerordentlich schlank dimensioniert. So wie in der Mittelkpelle in Villeneuve sind die Blendarkaden nur im Randbereich der Wandfelder auf Säulen abgestützt, die im Wandfeld liegenden Spitzbogen ruhen auf Konsolen. Die über der Blendarkadenzone eingetieften Wandnischen sind in der Achskapelle der Kathedrale von Auxerre an der Nord- und Südwand breiter gestaltet als an der östlichen Stirnwand und beinhalten je drei Blendarkadenbogen, jene der Stirnwand nur jeweils zwei. Die Archivolten der Blendarkaden sind abgestuft birnstabförmig profiliert und vom Wandgrund abgehoben. Die Konsolen sind wie Säulenkapitelle ausgearbeitet und tragen, ebenso wie diese, polygonale Deckplatten. Die Dienste zur Unterstützung der vorderen Scheidbogen der Wandnischen bestehen ebenfalls aus dünnen endélit gearbeiteten Rundstäben, ihre Postamentbasen ruhen auf dem Laufgang, ihre Einzelkapitelle
Kapitellfriese zu finden ist. 193 Wie in den Chorscheitelkapellen von Saint-Remi und der Kathedrale in Reims sowie im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims.
194 Kimpel / Suckale 1985, 370, 546. 195 Kimpel / Suckale 1985, 374. 196 Jantzen 1962, 85–88; Kimpel / Suckale 1985, 306–321.
Dass der für den Bau der Stiftskirche von Villeneuve verantwortliche Baukünstler kein bloß von Vorbildern abhängiger Kopist, sondern ein Meister von souveränem Gestaltungswillen war, zeigt sich am Hauptchor: Auch hier sind Grundmotive, wie das Fünfzehntelpolygon mit Vorjoch für die Apsisgestaltung und die Wandgestaltung mit innen liegenden Diensten und Fensternischen zwischen Wandzungen angewandt, doch ist die Gewichtung dadurch verschoben, dass der Laufgang über den Mittelschiffarkaden verläuft und dadurch ein insgesamt zweigeschossiger Wandaufbau erreicht wird; die zweibahnigen Maßwerkfenster des Chores mit den darüber liegenden Sechspässen sind eng verwandt mit den Fenstern der Chorscheitelkapelle der Kathedrale in Reims.
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liegen in großer Raumhöhe. Ganz unterschiedlich zu den bisher untersuchten Wandnischen ist deren oberer Abschluss in Auxerre: Sie sind nicht durch Spitzbogentonnen von Wandzunge zu Wandzunge miteinander verbunden, sondern reichen hinter den dienstgestützten Scheidbogen schachtartig empor. Ihr oberer Abschluss wird durch ebene Steinplatten gebildet. Rund um den Chorbereich der Kathedrale von Auxerre setzt sich das Laufgangsystem kontinuierlich fort: In sämtlichen Wandzungen von den Chorseitenschiffen über den Chorumgang bis rund um das Raumquadrat der Achskapelle sind Durchgangsöffnungen verschiedener Höhe angeordnet.
Betrachtet man die Achskapelle in ihrem baulichen Zusammenhang, so ist sie auch als Obergeschoß einer zweigeschossigen Anlage anzusehen. Genau unter der Kapelle befindet sich die Apsis der Krypta, die an der Ostseite des Baues aber kaum unter Erdbodenniveau liegt. Die Kapelle wurde durch Ummantelung der alten Umfassungsmauern hochgeführt.
Der Chorbau der Kathedrale von Auxerre lässt einen wegweisenden Fortschritt in der gotischen Bautechnik erkennen, der zu wichtigen formalen und stilistischen Konsequenzen führte. Die Verwendung überaus druckfesten Marmors aus den Steinbrüchen von Tonnerre ermöglichte stellenweise eine bis dahin unerreichte Schlankheit der Stützglieder und noch größere Wandöffnungen: So werden die drei hoch gestelzten Arkaden, durch die sich der Chorumgang zur Achskapelle öffnet von zwei überaus dünnen Einzelsäulen getragen. Zu dünnen, mehrschichtig gestaffelten Folien reduziert erscheinen auch die Mauern, wie sich an den vorderen Scheidbogen der Wandnischen und an den Blendarkaden zeigt. Die Zartheit der Stützen erzeugt den Eindruck eines segelartigen Schwebens der Gewölbe und scheint alle empirischen Erfahrungen der Baustatik in Frage zu stellen. In Zusammenhang mit dem Marmor von Tonnerre stand offenbar auch die überragende Qualität der Steinmetzwerkstatt am Neubau der Kathedrale von Auxerre: Die vegetabilischen Kapitelle sind in unerhörter Formenvielfalt gearbeitet, die fragilen En-délit-Stäbe der Dienste und Arkadensäulen sind technisch nur durch Rollen herstellbar und waren glänzend poliert.
Als erste haben Dieter Kimpel und Robert Suckale auf die umwälzend neuen bautechnischen Eigenschaften des Chorbaues der Kathedrale von Auxerre hingewiesen: Die en-délit gearbeiteten Dienste sind von extremer Schlankheit, der Bau ein Gebilde aus Stabwerk, Glaswänden, ähnlich dünn erscheinenden Mauern wird ermöglicht durch ein raffiniertes und verstecktes System von Streben und Auflasten; und: Der Architekt läßt die Mauern so dünn, die Dienste so fragil, die Gewölbe so leicht erscheinen, daß wir diese Architektur kaum für steinern halten können (...). Der Baumeister hat die Technik bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten ausgenutzt. Nur diese Technik machte die Form möglich.197
In der älteren Literatur wurde Auxerre der Kunstlandschaft Burgund zugeordnet,198 die jedoch geographisch zu wenig klar fassbar und als Begriff für konsequente Schlussfolgerungen zu diffus erscheint. Zielführender ist die Einordnung des Werkes nach historischen Bezugslinien. Von wesentlicher Bedeutung war zweifellos die Zugehörigkeit des Bistums Auxerre zur Kirchenmetropole Sens, im Speziellen auch die persönliche Verbindung des Bauherrn des Kathedralneubaues von Auxerre, Bischof Guillaume de Seignelay, zum Erzbistum Sens, wo er zuvor jahrelang als Kanoniker und Erzdiakon tätig gewesen war. Vom Zentrum Sens muss auch auf dem Gebiet der Architektur eine Vorbildwirkung auf die Bautätigkeit sowohl in Reims (Saint-Remi, Kathedralneubau), als auch in Villeneuve und Auxerre ausgegangen sein, die dort jeweils zu speziell pointierten Schöpfungen führte. Durch päpstliche Intervention wurde Guillaume de Seignelay im Jahre 1220 auf den prestigereicheren Bischofsstuhl von Paris berufen. Durch ihn scheint die kühne, neue Baukunst, wie sie erstmals in Auxerre angewandt worden war, unmittelbar nach Paris übertragen worden zu sein, wo die extrem schlanken Säulenstäbe zusammen mit besonderen, für Auxerre charakteristischen Ausführungsdetails, wie den Blattknospen auf den Kämpferplatten der Arkaturen, erstmals an der südlichen Maßwerkgalerie des nördlichen Westturmes der Kathedrale Nôtre-Dame (vollendet um 1220–1225)199 erscheinen.
197 Kimpel / Suckale 1985, 316. 198 Z. B. noch Robert Branner: Branner 1960, 38–62. 199 An der südlichen Maßwerkgalerie des Nordturmes. Seeger 1997, 158 Abb. 74.
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Die Schlosskapelle in Saint-Germainen-Laye Für die Forschung von größtem Interesse ist nun die Frage, wie sich die in Reims und Auxerre formulierte neue Baukunst auf die Baukunst der königlichen Kapellen in Frankreich ausgewirkt hat. König Philipp II. August ließ gegen Ende seiner Herrschaftszeit am königlichen Schloss von SaintGermain-en-Laye eine Marienkapelle erbauen, die 1223, im Jahr seines Todes, geweiht wurde.200 Diese Kapelle wurde schon fünfzehn Jahre später von seinem Enkel Ludwig IX. durch einen Neubau ersetzt, den Zeitgenossen in Material und Kunstfertigkeit schöner201 befanden. Es fragt sich, ob man daraus schließen darf, dass es sich bei der Kapelle König Philipp II. Augusts tatsächlich um eine sehr bescheidene Anlage gehandelt habe.202 Dies würde nämlich bedeuten, dass sich die Errungenschaften von Reims und Auxerre zu diesem Zeitpunkt noch nicht bis in den Bereich persönlicher königlicher Bauanliegen durchgesetzt hätten. Anscheinend bestand aber tatsächlich ein repräsentativer Nachholbedarf, der vom jungen König Ludwig IX. erkannt und behoben wurde. Die Grundsteinlegung zum Neubau der Kapelle von Saint-Germain-en-Laye erfolgte im Jahre 1238, als der Bau schon fertig gestellt oder zumindest fast vollendet war.203 Das Ergebnis zeigt jedenfalls nicht nur das Aufgreifen und die Verarbeitung wichtiger konstitutiver Elemente der Architektur von Reims und Auxerre, sondern deren baukünstlerische und technische Weiterentwicklung.204
Vom Grundriss her ist die Kapelle ein dreijochig kreuzrippengewölbter Saalbau, dessen Apsis als Fünf-Zehntelpolygon mit hinzugezogenem Vorjoch abschließt. Der innere Wandaufbau ist zweizonig und geschichtet (Abb. I.11 und I.12). Die Gewölbeträger sind als differenziert aufgebaute Dienstbündel ausgeführt: Im Apsisbereich unterstützt je ein zur Raummitte gerichteter Einzeldienst die Gewölberippen – in den Kreuz200 Branner 1965. Der König setzte eine Stiftung von 14 Pfund im Jahr zur Bezahlung der Gottesdienste ein, die ein Mönch des Klosters Colombs halten sollte. Cohen 2015, 131. 201 In materia et artificio venustiorem. Hacker-Sück 1962, 238. 202 Kimpel / Suckale 1985, 535. 203 Cohen 2015, 131, 208–209. 204 Wessel 2003, 55–59; Villes 2009, 193–216; Cohen 2015, 131–134.
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Abb. I.11 Saint-Germain-en-Laye, königliche Kapelle, Grundriss (Weiss 1998, 27, Fig. 10)
rippenjochen sind Dreierbündel von Diensten ausgebildet, wobei der mittlere Dienst die jochtrennenden Gurtrippen trägt, während die flankierenden Dienste die Diagonalrippen unterstützen. Auf gleichen, unterteilt trommelförmigen Postamenten ruhen auch noch jene Dienste, die die vorderen Einfassungsbogen der Wandnischen tragen. Diese Einfassungsbogen sind jedoch durch Verdoppelung akzentuiert und noch von zusätzlichen Diensten abgestützt, die erst auf dem Laufgangniveau beginnen. In konsequenter Differenzierung sind daher im oberen Wandbereich in der Apsis und in den westlichen Raumecken je fünf Rundstabdienste versammelt, zwischen den Kreuzrippenjochen dagegen sieben Dienste. Doch auch das Element der Blendarkaden ist mit den Dienstgruppierungen motivisch verschränkt: Die Arkadensäulen in Randlage der einzelnen Wandfelder stehen ebenfalls auf den Trommelpostamenten der Dienstbündel. Dadurch ergibt sich auch in der ebenerdigen Blendarkadenzone die gleiche Vielzahl von Rundstäben, obwohl nicht aus den gleichen Einzelelementen zusammengesetzt wie im oberen Bereich.
In der Marienkapelle von Saint-Germain-enLaye besitzen die Blendarkaden außergewöhnliche Raumtiefe, die im Sockelbereich durch eine steinerne Sitzbank ausgenützt wird (Abb. I.12). Auf dieser ruhen die Postamentbasen der eingestellten Arkadensäulen. Während in den Wandabschnitten der Apsis und des Vorjochs je zwei Blendarkaden ausgebildet sind, weisen die Seitenwände des westlichsten und des nächstfolgenden Kapellenjochs je drei Arkaden auf. Das mittlere Joch enthält je vier Bogenstellungen – hier ist nach Norden und Süden jeweils eine tiefere Ni-
Abb. I.12 Saint-Germain-en-Laye, königliche Kapelle, Innenansicht nach Osten (Kimpel / Suckale 1985, 397, Abb. 414)
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sche ausgebildet, die als Gebetsplatz für den König und die Königin bestimmt waren.205 An der inneren Westwand der Kapelle besteht die Galerie der Blendarkaden aus acht Bogenstellungen. Alle Arkaden sind als Dreiblattbogen ausgebildet. Die Arkadensäulen stehen in einem Abstand von mehr als einem Säulendurchmesser vor dem Wandgrund. Die Zwickel der Dreiblattbogen sind durchbrochen, sodaß die Archivolten wie eine abgehobene á-jour-Arbeit erscheinen.
Die Fenster zeigen eine maximale Ausnützung der Wandflächen zwischen den Strebepfeilern am Außenbau beziehungsweise den Wandzungen im Innenraum. Im Bereich der Apsis und des Vorjochs sind zweibahnige Maßwerkfenster ausgebildet, die im Couronnement Sechspässe aufweisen. Die Seitenwände der drei Kreuzrippenjoche besitzen vierbahnige Fenster, die im Kleinen das Motiv der Apsisfenster wiederholen, unter dem übergreifenden Bogen aber noch einen weiteren bekrönenden Sechspass aufweisen. Ein Novum ist bei allen Fenstern, dass auch die Zwickel seitlich der umschriebenen Spitzbogen in Fensterflächen aufgelöst sind, in diesen Bereichen befinden sich Dreipassmaßwerke. Zur Gänze in eine Fensterfläche aufgelöst war die Westwand der Kapelle über der Blendarkatur: Hier befindet sich eine – nachträglich durch Vermauerung in ein Blindfenster umgeformte – zwölffach unterteilte Fensterrose. In ihrer Mitte liegt ein Sechspass, zu dessen rahmenden Ring die Speichenstäbe der Fenstersektoren zusammenlaufen. Die Sektorenfelder sind zur Rosenmitte hin mit Dreiblattbgen zusammengeschlossen, im Randbereich sind sie jeweils zweigeteilt durch eingeschriebene Dreiblattbogen, welche radial gestellte Sechspässe tragen. Die Zwickel des quadratischen Wandfeldes außerhalb der Fensterrose sind ebenfalls mit Maßwerk durchbrochen, wobei jeweils ein größerer Sechspass von zwei kleinen Dreipässen flankiert wird. Außen an der Westseite sah das Gestaltungskonzept eine Flankierung der Fensterrose durch pyramidenbekrönte Treppentürmchen vor.
mit dem Laufgang über der ebenerdigen Zone der Blendarkaden und den Fensternischen zwischen den Zungenmauern mit Durchgangsöffnungen und vorgestellten Diensten an den Stirnflächen, geht im Grunde noch auf Saint-Remi in Reims zurück, die Fensternischen verlaufen nun jedoch, wie in Auxerre, in rechteckigen Schächten empor, was hier zur Durchfensterung der Zwickelflächen neben den Spitzbogen ausgenützt wird. Das Grundmotiv der Maßwerkfenster im zweibahnigen Aufbau mit bekrönendem Sechspass ist von der Achskapelle der Kathedrale von Reims ableitbar. Die struktive Multiplikation der Dienste war zuerst in Villeneuve zu beobachten. Die in Villeneuve und Auxerre bevorzugte Lösung, die Blendarkaden in den Wandfeldern auf kapitellartigen Konsolen, anstatt auf Säulen abzustützen, wurde in Saint-Germain-en-Laye nur im Fall konstruktiver Notwendigkeit angewandt: An den Seitenwänden des westlichsten Raumjoches sind die Arkadenschenkel oberhalb der niedrigen Eingangsöffnungen mit Konsolen abgefangen. Genau diese Haltung zeigt auch das Bild der Capella Speciosa, wo an der inneren Südwand die Arkadenschenkel zweier Blendbogen ausnahmsweise mit einer Konsole abgefangen sind, da sich darunter eine Türöffnung befand.
Dieter Kimpel und Robert Suckale werten die königliche Kapelle von Schloss Saint-Germainen-Laye als frühes, beispielgebendes Werk des Rayonnantstils in der gotischen Architektur und schreiben sie aus stilistischen Gründen und nach Analyse bautechnischer Übereinstimmungen dem Meister des Langhausumbaues von SaintDenis (1231–1241) zu.206 Zu den überzeugendsten stilistischen Argumenten gehört dabei die Ähnlichkeit des ehemaligen großen Rosenfensters der Kapelle mit den Fensterrosen im Nord- und Südquerhaus der königlichen Abtei Saint-Denis.
In den Grundmotiven und in zahlreichen Ausführungsdetails ist die Vorbildwirkung früherer Kapellenbauten zu erkennen: Die Grundrissform des Fünf-Zehntel-Polygons mit Vorjoch war im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle von Reims bereits voll ausgebildet. Das Wandsystem, 205 Kimpel / Suckale 1985, 394.
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206 Kimpel / Suckale 1985, 398.
Die Sainte-Chapelle in Paris
Abb. I.13 Paris, Sainte-Chapelle, Ansicht der Westfassade (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
Abb. I.14 Paris, Sainte-Chapelle, Ansicht von Südwesten (Cohen 2015, Pl. III)
Gesteigert und weiterentwickelt wurden die in der Erzbischöflichen Kapelle zu Reims und in der Schlosskapelle in Saint-Germain-en-Laye artikulierten Motive im Bau der Pariser Sainte-Chapelle (Abb. I.13–I.17) .207 Die Oberkapelle ist vom Grundriss her ähnlich strukturiert, wie das Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims, indem an eine Abfolge von vier querrechteckigen Kreuzrippengewölben eine Polygonalapsis anschließt – anstelle eines Fünf-Zehntel-Polygons mit integriertem Vorjoch (Reims) ist die Apsis der Sainte-Chapelle jedoch über sieben Seiten
eines Zwölfecks konstruiert. In der Aussenerscheinung bewirkt die enge Abfolge der bis zu 3 m vorspringenden Strebepfeiler einen ähnlichen vertikalisierenden Effekt, wie bei der Reimser Doppelkapelle. Dagegen ist die die ganze Wandbreite einnehmende Fensterrose an der Westseite, die von pyramidenbekrönten Treppentürmchen flankiert wird, von der Schlosskapelle in SaintGermain-en-Laye abzuleiten.
207 Hacker-Sück 1962, 217–257; Sauerländer 1977, 1–24; Leniaud / Perrot 1991; Hediger 2007; Cohen 2015.
Bei der Innengestaltung der Sainte-Chapelle erscheinen die Mittel der Wandschichtung in ganz neuartiger Weise eingesetzt: In der Kapelle des Untergeschoßes sind die Gewölbeträger so weit von
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Abb. I.15 Paris, Sainte-Chapelle, Grundriss von Obergeschoß und Erdgeschoß (Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 2, 426–427, Fig. 1 und 2)
der Wand zur Raummitte hin vorgerückt, dass ein innerer Umgang entlang der Seitenwände und des Apsispolygons entsteht (Abb. I.15 und I.16). Der Umgang gliedert das Langhaus gleichsam dreischiffig: Die auf freistehenden Säulen ruhenden quadratischen Joche des Mittelschiffs münden an der Ostseite in ein Sieben-Zwölftel-Apsispolygon. Die Umgangsjoche sind mit längsrechteckigen Kreuzrippengewölben überspannt. Im Umgangsbereich sind zur Strukturversteifung viertelkreisförmige Strebebogen zwischen den Wandvorlagen und den aus den Freisäulen emporwachsenden, gestelzten Scheidrippen eingespannt. Die Wandvorlagen sind als Dreiergruppen von Säulen auf polygonalen Basispostamenten ausgebildet. Zwischen den Wandvorlagen sind Blendarkaden ausgebildet, wobei die flankierenden Säulen mit den Dienstbündeln über gemeinsamen Sockeln zusammengefasst werden. In den Archivolten der Blendarkaden sind jeweils Dreipassspitzbogen eingeschrieben. Die Schildbogen oberhalb der Blendarkaden sind in große, maßwerkdurchbrochene Fensteröffnungen aufgelöst. Die Interkolumnien an den Längswänden der Unterkapelle sind in je fünf Blendarkaden unterteilt, die Wandfelder im Apsispolygon enthalten je zwei Arkaden. Die Maßwerke der seitlichen Fenster weisen in der Mitte einen großen Sechspass auf, der einem sphärischen Dreieck eingeschrieben ist, wobei die seitlichen Zwickel mit kleinen Dreipässen gefüllt sind.
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Im Untergeschoß der Sainte-Chapelle ist das aus Reims übernommene Prinzip der Wandzerlegung in eine aussen liegende Hülle und nach innen versetzte Stützen durch die Vergrößerung des Abstandes dieser beiden Elemente so extrem gesteigert, dass der Zusammenhang nahezu verloren erscheint, doch dient diese Gestaltungsform dazu, eine statisch wohldurchdachte Substruktion für den Aufbau des Obergeschoßes zu schaffen. In der Oberkapelle ist die Wandschichtung hingegen stark verflacht (Abb. I.15 und I.17). Auch hier befindet sich im untersten Wandabschnitt eine Blendarkadenzone, die von den Gewölbediensten unterbrochen wird. An den Längswänden sind Dreierbündel von Diensten ausgebildet, wobei die stärker dimensionierten mittleren Dreiviertelsäulen die Scheidbogen der Jochgrenzen unterstützen, während die seitlich begleitend hoch geführten schlankeren Rundstäbe die Diagonalrippen der Gewölbe tragen. Im Apsispolygon dagegen sind Einzeldienste zwischen die Fensteröffnungen gestellt. Die Basen sämtlicher Dienste und der Säulen der Blendarkaden liegen auf gleicher Höhe: Es ist ein den gesamten Innenraum umlaufendes Profilband ausgeführt, das an den Gewölbeträgern entsprechend vorgekröpft durchleiert. Die Postamente der Dienstbündel setzen sich in den Feldern der Blendarkaden als Sitzbänke fort. Im dritten Gewölbejoch von Westen ist die Blendarkadenzone links und rechts in geräumigen Nischen unter segmentbogigen Überwölbungen eingetieft, diese beiden Kompartimente dienten an der Südseite für den König und an der Nordseite für die Königin als Gebetsnischen.208 Während die Blendarkaden in Reims (Saint-Remi, Chorkapellen der Kathedrale, Erzbischöfliche Kapelle), Villeneuve-sur-Yonne, in der Kathedrale von Auxerre und auch im Untergeschoß der Saint-Chapelle selbst als additive Reihung gleicher Elemente gebildet sind, erscheint in der Oberkapelle das Prinzip der divisiven Gliederung: In jedem Jochabschnitt der Seitenwände sind drei übergreifende Spitzbogen angeordnet, die in je zwei Dreiblattbogen unterteilt erscheinen; das übergeordnete Bogenfeld ist mit einem Vierpass gefüllt. Die Arkadensäulen variieren in ihrer Schaftstärke: Den größten Säulendurchmesser besitzen die flankierenden Säulen jedes Wandfeldes, mittlere Stärke zeigen die Säulen, auf denen die Überfangbogen ruhen, schlanken Durchmesser haben die eingestellten Säulen der Dreiblattbogen. In den Wandfeldern des Apsispolygons sind die Blendarkaden in jeweils zwei Überfangbogen. 208 Kimpel / Suckale 1985, 403, untere Abb. falsch beschriftet.
Die hochstrebenden Fenster im Obergeschoß der Sainte-Chapelle (Abb. I.17) sind innen mit verdoppelten Rundstäben eingefasst. Die flachen Fensternischen besitzen außerdem noch einen vorderen Scheidbogen, der von schlanken Rundstäben unterstützt wird. Durch diese Aufbaustruktur verlaufen im oberen Abschnitt der Seitenwände Bündelungen von nicht weniger als neun Stäben bzw. Säulendiensten empor. Die Maßwerkfenster der Seitenwände sind vierbahnig unterteilt, wobei unter einem übergreifenden Spitzbogen zwei kleinere Spitzbogen zusammengefasst werden, die wiederum jeweils in zwei Lanzettbogen aufgespaltet sind. Im Couronnement befindet sich ein großer Sechspass, in den Bogenfeldern der untergeordneten Spitzbogen stehen Vierpässe.
Abb. I.16 Paris, Sainte-Chapelle, Obergeschoß, Innenansicht nach Osten (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
Abb. I.17 Paris, Sainte-Chapelle, Untergeschoß, Innenansicht nach Osten (Cohen 2015, Pl. V)
Am Außenbau sind die übergreifenden Bogen der Fenster markant verstärkt, abgestuft profiliert und mit plastisch stark hervortretenden Blattfriesen gesäumt; sie werden von Wimpergen mit Krabben und Kreuzblumen bekrönt (Abb. I.14). Diese Bogengiebel bewirken eine zusammenhängende Längsversteifung des Baues zwischen den Strebepfeilern, eine statische Funktion, die bei den Reimser Kapellen (Saint-Remi, Chorscheitelkapelle der Kathedrale, Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle) im inneren Wandbereich durch die Stichtonnen ausgeübt wird und hier erstmals auf den Außenbau übertragen erscheint.
Die Wandschichtung im Inneren ist im Obergeschoß der Sainte-Chapelle zwar gegenüber Reims sehr verflacht, doch immer noch konstruktiv nachvollziehbar und strukturell ablesbar. Die Fensternischen verzichten auf eigene Stichtonnen sondern bauen sich nur aus der profilierten Laibung auf. Ein Laufgang ist nicht ausgebildet, der untere Fensterabschluss besteht in einem Schräggesims. Am Über-
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gang der Blendarkadenzone zur Sohlbank der Fenster stehen auf Konsolen an den mittleren Gewölbediensten die Einzelfiguren der Zwölf Apostel. Jede Figur ist mit einem kleinen Baldachin in Gestalt miniaturisierter Architekturformen bekrönt (Abb. I.18).
Die extreme Steigerung des Skelettbauprinzips im Obergeschoß der Sainte-Chapelle mit einem Proportionsverhältnis von Höhe zur Breite wie 2 : 1 und von der Sockelhöhe der Blendarkadenzone zur Fensterhöhe wie 1 : 4,5 übertraf die Leichtigkeit der Konstruktionsweise der Kathedrale von Auxerre noch bei weitem. Sie wurde nur durch die gezielte Anwendung von gürtelartigen Armierungen, Fensterstegen, Schienen und Zugankern aus Schmiedeeisen ermöglicht, außerdem wurden alle Steine des Baues mit Eisenhaken verklammert.209
Die sowohl in bautechnischer Hinsicht als auch in der künstlerischen Qualität der Bauplastik hervorragende Leistung des Baues der Sainte-Chapelle wurde in der Literatur bisher verschiedenen namhaften Baumeistern zugesprochen, tatsächlich überliefert ist jedoch kein Architektenname. Während Eugène Viollet-le-Duc Pierre de Montreuil als Schöpfer dieses Werkes angesprochen hat, der auch als Erbauer der Marienkapelle in der Abtei Saint-Germain-des-Prés überliefert ist,210 schlug Robert Branner Thomas de Cormont als Schöpfer des Baues vor, der am Bau der Kathedrale von Amiens mitwirkte und den er für den Entwerfer der Amienser Chorkapellen hielt.211 Dieter Kimpel und Robert Suckale glaubten – gleichfalls aufgrund von Vergleichen mit den Chorkapellen von Amiens – an die Autorenschaft von Robert de Luzarches, den man 1288 in der Gedenkinschrift des Labyrinths der Kathedrale von Amiens verewigt hatte. Zieht man die Achskapelle Nôtre-Dame-la-Drapière der Kathedrale von Amiens zum Vergleich heran, die zwischen 1233 und 1247 erbaut wurde, so finden sich Übereinstimmungen zum Obergeschoß der Sainte-Chapelle sowohl im Gestaltungsprinzip als auch in den Motivdetails, allerdings auch Unterschiede: Weitgehend ähnlich ist die Bündelung der Dienste, bei der an den Längswänden allerdings nur sieben statt neun 209 Kimpel / Suckale 1985, 402; Gasser 2007, 157–180; Cohen 2015, 75–85. 210 Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 2, 435. 211 Branner 1965.
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Abb. I.18 Paris, Sainte-Chapelle, Obergeschoß, Apostelfigur mit Scheibenkreuz an der Nordwand (© Mario Schwarz)
Rundstäben zusammengefasst werden, ebenso das Fehlen des Laufganges im Inneren und die Ausbildung von Sohlbank-Schräggesimsen unter den Fenstern. Unterschiedlich ist die Grundrissform der Marienkapelle von Amiens mit einer Apsis in Form eines Fünfachtelschlusses. Die Blendarkaden sind additiv in Vierergruppen gereiht und nicht divisiv rhythmisiert, das Basisprofil der Dienste und Blendarkaden liegt zwar auf gleicher Höhe, läuft jedoch nicht kontinuierlich durch.212
212 Kimpel / Suckale 1985, 23, Abb. 18.
Meister Robert de Luzarches stammte wahrscheinlich aus der Umgebung von Paris, wo er wohl am Bau der Kathedrale Nôtre-Dame ausgebildet worden war. Dieter Kimpel und Robert Suckale meinen, dass die Eigenschaften der Sainte-Chapelle an einen erfahrenen, aber auch schon gealterten Baukünstler, wie Robert de Luzarches denken ließen,213 unzutreffend erscheint die Beurteilung von Jean Bony, wonach die Sainte-Chapelle veralterte Züge aufweise.214
In zweifacher Hinsicht, einerseits als Kunstwerke, andererseits als Kultgegenstände, sind die Apostelfiguren der Sainte-Chapelle (Abb. I.18) hoch bedeutend: Der Zyklus ist (...) als ein Hauptwerk der Pariser Bildhauerkunst der 40er Jahre des 13. Jahrhunderts zu erkennen und: die Verbindung von subtiler Zierlichkeit und gewichtiger Statur ist (...) für den Zyklus charakteristisch (...). Die pretiosenhafte Kostbarkeit, die für Architektur und Ausstattung der Sainte-Chapelle charakteristisch war, spiegelt sich besonders deutlich im Stil dieser (...) Figuren.215 Völlig neu war die Aufstellung im Inneren eines Sakralbaues auf Konsolen an den Gewölbeträgern und unter bekrönenden Baldachinen.216
Von großer Bedeutung war aber auch die Aufstellungshöhe der Figuren genau im Bereich der für die Aufstellung von Heiltümern reservierten Reliquienzone im Kirchenraum217 zwischen den Sedilien der Blendarkaden und den Fenstern des Chores. Die Figuren, die Scheiben mit Weihekreuzen tragen und dazu teilweise Apostelattribute halten, befinden sich damit in jenem numinosen Bereich, der heiligen Inszenierungen vorbehalten war: Es spricht aus diesen Gestalten ein besonderer Inhalt: in feierlichem Ernst umstehen die Apostel die Reliquien der Passion, die im Chor der Sainte-Chapelle geborgen sind.218 Für deren Aufbewahrung war hier eine andere Lösung gewählt worden, als die Aufstellung auf dem Laufgang, der dadurch auch entbehrlich wurde: Die Dornenkrone und die Passionsreliquien waren in der goldenen Grande Châsse aufbewahrt, nur der König allein besaß
213 Kimpel / Suckale 1985, 404–405. 214 Bony 1983, 391. 215 Sauerländer 1970, 152–153. 216 Weber 2007, 363–392. 217 Legner 1995, 154–171. 218 Sauerländer 1970, 153.
den Schlüssel für diesen kostbaren Schrein.219 Dazu gab es seit 1255 die lettnerartige Reliquientribüne mit dem Ziborium vor dem Apsispolygon. Zum gleichen ikonologischen Programm gehörten auch die 42 Reliefdarstellungen von heiligen Märtyrern in den Vierpässen der Blendarkaden.
In der Symbolik des mittelalterlichen Kirchenbaus verweisen die 12 Apostel an den Pfeilern der SteChapelle auf das Himmlische Jerusalem. Ein qualitativer Unterschied der Ste-Chapelle zu früheren Kirchenbauten, mit denen ja auch das Himmlische Jerusalem gemeint ist, besteht aber darin, daß nirgends diese aus Edelsteinen und Gold bestehende Himmelsstadt so illusionistisch zur Anschauung gebracht worden ist.220 Noch Jahrzehnte nach der Erbauung der Sainte-Chapelle wirkte ihr Raumeindruck auf die Besucher unvermindert faszinierend.
So bekannte 1323 der Pariser Theologe Jean de Jandun in einer Lobschrift: Die ausgesuchten Farben der Malereien, die kostbare Vergoldung der Bildwerke, die zierliche Durchsichtigkeit der rötlich schimmernden Fenster, die überaus schönen Altarverkleidungen, die wundertätigen Kräfte der heiligen Reliquien, die Zier der Schreine, die durch ihre Edelsteine funkelt, verleihen diesem Haus des Gebetes eine solche Übersteigerung des Schmuckes, daß man beim Betreten glaubt, zum Himmel emporgerissen zu sein und in einem der schönsten Räume des Paradieses einzutreten.221
Die Verflächigung der Wandstruktur im Obergeschoß der Sainte-Chapelle wurde durch die sämtliche Oberflächen überspinnende textilartige Ornamentierung noch gesteigert. Im Wechselspiel von Materialqualität wie dem Rotmarmor der Sediliensockel, der reichen Farbigkeit der Schablonenmalerei an Wandflächen und Diensten sowie 219 Branner 1971, 19–22. 220 Kimpel / Suckale 1985, 405. 221 Picturarum colores electissimi, ymaginum deauratio preciosa, vitrearum circumquaque rutilantium decora pervietas, altarium venustissima paramenta, sanctuariorum virtutes mirifice, capsularum figurationes extranee gemmis adornate fulgentibus, tantam utique illi orationis domui largiuntur decoris yperbolem, ut, in eam subingrediens, quasi raptus ad celum, se non immerito unam de Paradisi potissimis cameris putet intrare. Le Roux de Lincy / Tisserand 1867, 46.
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der extensiven Vergoldung der Gewölberippen, Archivolten, der über 100 Kapitelle im Reimser Herbariumsstil,222 der Reliefs sowie der Apostelfiguren wird der Innenraum kunsthandwerklich überhöht, zugleich aber auch atektonisch verfremdet. Der Eindruck reichster Farbigkeit wird durch die großen Flächen der Fenster mit ihren bunten Glasmalereien verstärkt. Die Fenster bilden einerseits mit ihren über 1000 Szenen christologischer Darstellungen einen Teil des ikonographischen Gesamtprogramms andererseits lösen sie die Raumbegrenzung der Oberkapelle in einen immateriellen Lichtmantel auf. Darüber scheinen die dunklen Gewölbeflächen mit ihrem Streumuster vergoldeter Sterne wie ein Nachthimmel zu schweben, als seien die Gesetzmäßigkeiten der irdischen Statik aufgehoben.
Es wurde im Obergeschoß der Sainte-Chapelle ein weltentrückter Lichtraum geschaffen, der in seiner Pracht, in seinem Farbenreichtum, wahrhaft geeignet erscheinen musste, einen Blick in ein Himmlisches Jerusalem zu eröffnen. Treffend charakterisierte Hans Sedlmayr dieses Bild: Die Sainte-Chapelle von Paris ist nicht nur Paradigma eines Umschwungs (...) sondern bahnbrechend für das Neue, das jetzt beginnt. Sie führt, abgesehen von ihrer Kleinheit, die Tendenzen der Kathedrale auf den Gipfelpunkt: denn sie erreicht ein Maximum an Durchlichtung, an Vereinheitlichung des Raums nach Grund- und Aufriß und an äußerster Sublimierung des Materials. Das Hochfenster - das ist aber die restlos „verklärte“ Mauer - beherrscht den Eindruck. Was an der Kathedrale nur einer unter anderen Aspekten war, wird jetzt einseitig herausgetrieben: im Innenraum ist der Steincharakter ganz geleugnet und alles ins Edelsteinhafte und Edelmetallene verwandelt. Man hat mit Recht den Schreincharakter dieses Innenraums betont, in dessen kultischem Mittelpunkt ein zweiter Schrein die kostbaren Reliquien weithin sichtbar umschließt, denen die Kapelle ihre Entstehung verdankt.223 Otto von Simson interpretierte die Sainte-Chapelle im Sinne der neoplatonischen Lichtmetaphysik des Mittelalters als Überwindung der Materie in einer Architektur des Lichts.224
222 Das naturalistisch gearbeitete Laubwerk läßt sich als Ahorn, Efeu, Eiche, Weinblätter, Feigenblätter und Rosen identifizieren, zwischen den Blättern ist kleines Getier, wie Vögel und Salamander, dargestellt. Pevsner 1945, 69–70, Anm. 11. 223 Sedlmayr 1950, 377–378. 224 Simson 1982, 597–613.
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Um den Preis von 135.000 Livres hatte König Ludwig IX. im Jahre 1237 die von den Lateinischen Kaisern von Konstantinopel an Venedig verpfändete Reliquie der Dornenkrone Christi erworben.225 Nach mittelalterlicher christlicher Vorstellung verkörperte die Reliquie der Dornenkrone jenes leidende und demütige Königtum, das der mitfühlenden Frömmigkeit des 13. Jahrhunderts zu Christusbild geworden ist, ein Symbol, das die Imagination auf das Haupt des Königs projiziert, das Bild Jesu auf Erden, Bild der Leidensherrschaft und des durch Schmerzen errungenen Sieges über den Tod.226 Nach der Überführung der kostbaren Reliquie227 in einem versiegelten Schrein unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen, wurde das unschätzbare Juwel228 am 11. August 1239 vom König selbst in Gegenwart der Königinmutter Blanka von Kastilien und des Erzbischofs von Sens in Villeneuve-l‘Archevêque eingeholt und in feierlicher Prozession nach Sens getragen, wobei der König und sein nächstältester Bruder Robert von Artois den Schrein barfuß und im Büßerhemd trugen.229 Nach der Beschreibung des Erzbischofs von Sens, Gautier Cornut, erfasste dabei alle Anwesenden eine ekstatische Ergriffenheit: Die historische Zeit schien außer Kraft gesetzt, man vermeinte den Herrn Jesus selbst zu erschauen, der in der dinglich gegenwärtigen Dornenkrone wieder lebendig geworden war.230 Nach einer kurzen Aufstellung in der Kathedrale Nôtre-Dame wurde die Reliquie vorläufig in die Nikolauskapelle des Pariser Königspalastes gebracht. Im Jahre 1241 gelang durch Vermittlung der Templer die Erwerbung weiterer kostbarer Passionsreliquien aus dem Reliquienschatz der byzantinischen Kaiser, der an die Lateinischen Kaiser übergegangen war. Balduin II. überließ dem König von Frankreich eine große und eine kleine Kreuzpartikel, den heiligen Schwamm, den die Kriegsknechte mit Essig getränkt an den Mund des Gekreuzigten geführt hatten, und die Lanzenspitze, mit der Longinus ihm die Seite durchstach,231 das Handtuch von der Fußwaschung, Teile der roten Tunika von der 225 During the 1240s, the annual budget of the French monarchy was about 250.000 livres. This sum might be compared to the astronomical price of 135.000 livres the king paid for the crown of thorns. Weiss 1998, 16. 226 Le Goff 2000, 120. 227 Durand 2001a, 37–41. 228 Le Goff 2000, 123: Inaestimabilis margarita. 229 Opusculum Galteri Cornuti, Archiepiscopi Senonensis: De Susceptione Coronae Spinae Jesu Christi. In: Recueil des Historiens des Gaules et de la France, 22, Paris 1865, 26–32. 230 Le Goff 2000, 124. 231 Le Goff 2000, 125.
Verspottung Christi und der Kette, mit der Jesus gefesselt worden war, das Veraikon, eine Phiole mit dem Blut Christi sowie das Grabtuch Jesu und ein großes Stück vom Grabstein des Herrn.232 Diese Sendung traf am 14. September 1241 in Frankreich ein, wo sie in einer ähnlichen Verehrungsprozession wie zuvor die Dornenkrone, in Empfang genommen wurde.233 Die Besitzübertragung wurde in einer Urkunde im Juni 1247 im Schloss Saint-Germain-en-Laye bestätigt.234
König Ludwig IX. ließ zur Aufbewahrung der Dornenkrone sowie der anderen kostbaren Passionsreliquien den unermeßlich schönen Reliquienschrein der Sainte-Chapelle erbauen und ausschmücken.235 Die Kosten für den Bau der im Bereich des königlichen Palastes auf der Île-de-lacité gelegenen Kapelle betrugen 40.000 Livres, die Anfertigung der Grande Châsse, des eigentlichen Aufbewahrungsschreines in Goldschmiedearbeit, kostet noch weitere 100.000 Tourneser Pfund.236 Doch man empfand dies nicht als Geldverschwendung oder gar als fragwürdiges Unterfangen, sondern sah den König durch die Gnade Gottes in seiner besonderen sakralen Würde bestätigt und das französische Volk in den Rang eines auserwählten Volkes erhoben.237 So erklärte der Primas der gallikanischen Kirche Erzbischof Gauthier von Sens: Wie unser Herr Jesus das Gelobte Land auserkoren hat, um daselbst die Mysterien seiner Erlösung zu zeigen, so scheint es und so glaubt man, daß er zur besseren Verehrung seiner siegreichen Passion besonders unser Frankreich auserkoren hat, auf daß der Name des Herrn gepriesen werde vom Morgenland bis zum Abendland durch die Übertragung seiner hochheiligen Leidenswerkzeuge auf Geheiß unseres Herrn und Erlösers von der Region Griechenlands, die man die nächste des Orients nennt, nach Frankreich, das die Grenzen des Abendlandes berührt.238
232 Vidier 1907, 199–324; 1908, 189–339; 1909, 245–395; 1910, 185–369. Das älteste Schatzverzeichnis ist vor 1279 entstanden. Ebenda, 1907, 200–201. 233 Nach Gérard von Saint-Quentin-en-l‘Isle. Weiss 1998, 15. 234 Otavsky 1992, 103. Der Verfasser verdankt Karel Otavsky wertvolle weiterführende Hinweise. 235 Legner 1995, 78. 236 Dies geht aus den Akten des Kanonisationsprozesses für Ludwig den Heiligen hervor. Le Goff 2000, 126. 237 Kimpel / Suckale 1985, 400; Branner 1971, 19–22. 238 Le Goff 2000, 121.
Man erkannte die jüngsten politischen Entwicklungen, wie den Verlust der heiligen Wallfahrtsstätten in Jerusalem (1187), die translatio imperii in der Machtübernahme des byzantinischen Kaisertums durch die Lateiner (1204) und die translatio Sacratissimae Passionis instrumentorum (1239) als stufenweise Ereignisse einer zusammenhängenden göttlichen Fügung, die zum Erstehen eines sinnbildlichen Neuen Jerusalem, eines neuen Heiligen Landes, nun auf dem Boden Frankreichs, führen sollte.
Hans Belting erkannte als erster die weitreichende Bedeutung des Reliquienerwerbes: Die hier zusammengetragenen Reliquien verwandelten Frankreich in ein Ebenbild des Heiligen Landes, das fortan sozusagen nicht mehr im Osten, sondern im Westen lag.239 Seither beschäftigten sich nicht nur zahlreiche einzelne Autoren wie Claudine Billot,240 Jean-Michel Leniaud und Françoise Perrot,241 Anne Granboulan,242 Daniel Weiss,243 Jacques Le Goff244 und zuletzt Meredith Cohen,245 sondern auch interdisziplinäre Fachtagungen mit den religiösen aber auch politischen Konsequenzen dieser sacralisation de la monarchie Frankreichs.
Mit den Reliquien standen Kirchenfeste in Zusammenhang, die in der königlichen Palastkapelle feierlich begangen wurden.246 Gefeiert wurden das Fest der Kreuzauffindung und der Kreuzerhebung sowie an den Jahrestagen ihrer Überführung nach Paris das Fest der Heiligen Dornenkrone und das Fest der Heiligen Reliquien. Die Offizien zu diesen Festen waren in den Stundenbüchern der königlichen Familie eingetragen.247
239 Belting 1985, 174. 240 Billot 1991, 119–141. 241 Leniaud / Perrot 1991. 242 Granboulan 1992, 188–190. 243 Weiss 1998, 30: With the acquisition of the sacred Passion relics and the construction of the Sainte-Chapelle, the French court had established Paris as the new Holy Land. 244 Le Goff 2000, 121. 245 Cohen 2015 im Kapitel The Architecture of Sacral Kingship, 113–145. 246 Bozóky 2007b, 19–34; Palazzo 2007, 101–111. 247 Viard 1917, XXXVIII–XXXIX.
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Von zentraler Bedeutung war die Ostensio reliquiarum, die der französische König alljährlich am Karfreitag vor den Gläubigen vollzog: Auf einem Heiltumsstuhl stehend, hob der König mit den Worten Ecce crucis domini das Reliquienkreuz empor, während neben ihm die Dornenkrone verehrungsvoll zur Schau gestellt wurde. Dieser Vorgang ist in einer bildlichen Darstellung in der Chronik Historia major des Matthew Paris aus der Mitte des 13. Jahrhunderts festgehalten (Abb. I.19).248 Erstmals fand diese Reliquienweisung im Jahre 1241 von einem Gerüst aus unter freiem Himmel statt,249 vier Jahre bevor die Sainte-Chapelle im Rohbau vollendet war. Nach ihrer Einweihung am 26. April 1248 durch den päpstlichen Legaten und den Erzbischof von Bourges erfolgte die Ostensio reliquiarum jeweils am Karfreitag in der Kapelle. Bei den Zeremonien in der SainteChapelle trug der König die Königskrone, in die auch ein Dorn von der Dornenkrone Christi eingesetzt war.250 Hinter ihm, auf dem Mittelfenster des Apsispolygons, erschien dabei die Darstellung der Dornenkrönung Christi in Glasmalerei, die als die früheste Monumentaldarstellung dieses Themas in der Kunstgeschichte gilt (Abb. I.23). 251
Die Reliquie der Dornenkrone Christi war Jahrhunderte lang in der Sionsbasilika in Jerusalem aufbewahrt, ehe sie in den Hofschatz der byzantinischen Kaiser in Konstantinopel einverleibt wurde. Im Jahre 1203 sah diese dort im Bukoleionspalast unter den kostbarsten Reliquien der Christenheit, der französische Ritter Robert de Clari, der seine Eindrücke folgendermaßen schilderte: Es gab in diesem Palast (...) fünfhundert Zimmer (...) alle ausgelegt mit Goldmosaiken. Und es gab darin gut dreißig Kapellen, große wie kleine. Es gab eine, die hieß die Heilige Kapelle, die war so prächtig und schön (...) alles war aus Silber und es gab keine Säule, die nicht aus Jaspis oder Porphyr oder aus edlem Stein gewesen wäre. Der Boden der Kapelle war aus weißem Marmor, so glänzend und klar, daß man glaubte, er sei aus Kristall (...) In dieser Kapelle fand man die kostbarsten Reliquien, denn man fand zwei Teile des Wahren Kreuzes, so groß wie das Bein eines Mannes (...) und weiter fand man die eiserne Lanze, mit der unserem Herrn die Seite geöffnet worden war, und die zwei Nägel, die man in Hände und Füße geschlagen 248 Cod. 16 des Corpus Christi College, Cambridge. Vaughan 1958, 58–60. 249 Legner 1995, 88. 250 Branner 1971, 19–22; Gould 1981, 334. 251 Weiss 1998, 51 fig. 51.
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Abb. I.19 Darstellung der Reliquienerhebung durch König Ludwig IX. von Frankreich. Miniatur in der Chronica Maiora des Matthew Paris, Cambridge, Corpus Christi College, Ms. 16 (Legner 1995, 89 Abb. 24)
hatte (...) Dann fand man die geweihte Krone, die ihm aufs Haupt gesetzt wurde, die aus Schilfdornen gemacht war, so scharf wie Eisenahle. Dann fand man ein Stück des Kleides Unserer Lieben Frau und das Haupt Johannes des Täufers und so viele andere kostbare Reliquien.252
Allem Anschein nach wurde beim Bau der SainteChapelle, die ja ausdrücklich für die Aufbewahrung der von König Ludwig IX. von Frankreich erworbenen Dornenkrone bestimmt war, nicht 252 Legner 1995, 199.
nur der Name oder Begriff der Heiligen Kapelle vom letzten Aufbewahrungsort der Reliquie im Kaiserpalast von Konstantinopel übernommen,253 sondern auch der beispiellose, Staunen erregende dekorative Aufwand nachvollzogen. Die von Robert de Clari als Sainte Capele bezeichnete Palastkapelle am Leuchtturm war der hl. Maria geweiht. Die Kapelle ist bis auf geringe Mauerfragmente verloren, wird aber als Zentralbau mit Apsidsen, Narthex und vorgelagertem Atrium rekonstruiert.254 Sie entsprach damit einem grundsätzlich unterschiedlichen Bautypus, und kommt damit als unmittelbares Baumodell für die Sainte-Chapelle, als mit gotischen Mitteln dem Vorbild in Byzanz nachgebaut, wie Hans Belting meinte,255 nicht in Frage.
Eine Identifikation erscheint dagegen im persönlichen Bereich, im Selbstverständnis des Monarchen, möglich: Im byzantinischen Kaisertum hatte sich seit dem frühchristlichen Ostrom schrittweise eine symbolische Identifikation des Kaisers mit Christus entwickelt. Kaiser Konstantin hatte sich in der Grabkirche des Apostoleions in Konstantinopel als Dreizehnter im Kreise der Kenotaphe der Zwölf Apostel beisetzen lassen um an der Gegenwart Christi teilnehmen zu können.256 Kaiser Justinian I. ließ sich als das lebende Gesetz, als Euergetes (Wohltäter) und Soter (Erlöser) mit Begriffen huldigen, die sonst nur für Christus angewandt wurden.257 Um die Mitte des 11. Jahrhunderts erreichte die Mimesis Theou zur Regierungszeit Kaiser Michaels VIII. einen Höhepunkt: Seine Goldsiegel zeigen auf der Reversseite den stehenden Christus vor dem Thron, auf der Aversseite den ihm in Physiognomie gleichenden, stehenden Kaiser in Christomimesis – sein Hofrhetor Manuel Holobolos lieferte hierzu die entsprechenden theoretischen Rechtfertigungen.258
253 Even the name Sancta Capela, which Louis used in every reference to his palace chapel after its dedication in 1248, was derived from Byzantium. Weiss 1995, 31; Jacques Le Goff meint dagegen, daß die allgemeine Bezeichnung der Hofkapellen – Sainte-Chapelle – als Eigenname haften blieb und für die Kapelle Ludwigs IX. namensprägend geworden sei. Le Goff 2000, 125. 254 Wessel 2003, 62. 255 Belting 1985, 174. 256 Krautheimer 1965, 47. 257 Hunger 1965, 104–106. 258 Hunger 1965, 65, 90, 92; Whitting 1973, 165, 174, 180, 194, 270, Abb. 271, 273.
Wie Jacques Le Goff nachwies, strebte auch König Ludwig IX. von Frankreich nach einer imitatio Christi, freilich sah er seine Christusnachfolge keineswegs im Erreichen eines gottähnlichen Herrschaftsanspruches, sondern unter dem Zeichen persönlicher Demut und Opferbereitschaft. Die heiligmäßige Frömmigkeit Ludwigs IX. war sprichwörtlich: Er nahm täglich an zwei Messen und einem Totenamt teil, betete regelmäßig das Offizium zu den kirchlichen Tages- und Nachthoren und unternahm verschiedenste asketische Übungen.259 Für König Ludwig IX. musste die unverhofft erfolgte Inbesitznahme der Dornenkrone Christi als höchstes Gnadengeschenk Gottes und als bedeutungsvolle Auszeichnung erscheinen, galt sie doch neben ihrer Funktion als Marterwerkzeug der Passion Jesu zugleich als das Hoheitszeichen Christi als rex regum.260 Papst Innozenz IV. kommentierte die Erwerbung der Dornenkronenreliquie durch König Ludwig IX. in seinem Brief vom 24. Mai 1244, indem er erklärte, Christus habe nun Ludwig mit seiner eigenen Krone gekrönt.261
Kennzeichnend für Ludwigs imitatio Christi in betonter Demut war die hohe Wertschätzung des Königs für die Zeremonie der Fußwaschung. Im Gespräch mit seinem Vertrauten und Seneschal Jean de Joinville262 wies der König diesen zurecht, als er sich aus Hochmut abfällig über die an zwölf Armen am Gründonnerstag vorzunehmende Fußwaschung geäußert hatte. Der König sagte zu Jean de Joinville, man solle niemals etwas verachten, das der Herr selbst als Beispiel für uns getan habe. Er bitte ihn erstens um der Liebe Gottes willen und dann aus Liebe zu ihm, dem König, dem Brauch der Fußwaschung künftig Folge zu leisten.263
Ludwig IX. betrieb eine rege Reliquienverehrung, er hat sich so oft wie kein anderer Herrscher an so zahlreichen Translationen von „corps saints“ persönlich beteiligt.264 So wie sein von ihm verehrter Großvater Philipp II. August war er Schutzherr der Päpste und trug als König den Titel eines 259 Le Goff 2000, 658–688; Schmidt 2007, 35–59. 260 Otavsky 1992, 104; Weiss 1998 in seinem Kapitel The Rewards of Martyrdom 34–40. 261 Morand 1790, 2–3; Müller 1996, 332, Anm. 39; Leniaud / Perrot 1991, 188–191. 262 Monfrin 1995, 558–563, 588–597. 263 Joinville 1872, 1. Kapitel; Shaw 1963, 169. 264 Legner 1995, 88.
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rex piissimus.265 Aus dem Persönlichkeitsprofil dieses Herrschers ist eindeutig abzuleiten, dass die Errichtung der unvergleichlich prachtvollen Sainte-Chapelle keineswegs auf eineVermehrung des eigenen Ansehens ausgerichtet gewesen sein kann, sondern ausschließlich zur Verherrlichung Gottes. Ganz im Sinne der neuen Frömmigkeit, die das Vierte Laterankonzil 1215 eingeleitet hatte, sollte mit diesem Monument die Realpräsenz Christi verdeutlicht werden, und zwar nicht allein in seiner Gegenwart in der konsekrierten Hostie, so wie in jedem Messopfer, sondern ganz besonders im Zeugnis der kostbarsten Passionsreliquien, die es überhaupt gab.
Ludwig IX. konnte sich als Träger sakralisierender Weihen266 in die Gruppe der Apostel am Abendmahlstisch einreihen. Im Mysterium der Transsubstantiation war Christus selbst in der Messe gegenwärtig, in der das Abendmahl wiederholt wurde. Die physische Anwesenheit der Passionsreliquien, wie vor allem der Dornenkrone, aber auch der Heiligen Lanze und der Kreuzreliquie, bezeugten augenfällig die Wahrheit der Überlieferung. Der König war als rex christianissimus und Mittler Christi auf Erden der persönliche Garant, gleichsam der Notar dieses Zeugnisses. Wenn er selbst alljährlich am Karfreitag in der Sainte-Chapelle die Ostensio reliquiarum vornahm und, auf dem Heiltumsstuhl stehend, die Reliquien emporhob, folgte er ältestem religiösen Brauchtum in Jerusalem: Schon zur Zeit der Pilgerin Aetheria im 4. Jahrhundert besuchten die Gläubigen am Karfreitag, noch vor Sonnenaufgang, den Berg Sion, um an der Geißelsäule zu beten. Diese galt nach der Überlieferung durch den Evangelisten Johannes (19,1,2,5) als jener Platz, wo Jesus mit der Dornenkrone gekrönt wurde. Und in der Sionskirche wurde die Reliquie der Dornenkrone verwahrt. Von dort begab man sich in Jerusalem am Karfreitagmorgen nach Golgotha zur Kreuzverehrung.267
265 Carolus-Barré 1965, 1087–1112. 266 Le Goff 2000, 75, 303–305, 567, 728–735. Trotz der sakralen Salbung des Königs durch den Erzbischof von Reims mit heiligem Chrisam, dem Salböl, das Erzbischof Remigius von Reims für die Taufe Chlodwigs auf wunderbare Weise vom Heiligen Geist empfangen hatte, galt der König im kirchenrechtlichen Sinn weiterhin als Laie, nach dem Selbstverständnis des französischen Königstums und für das Volk allerdings als sakraler Mittler zwischen Gott und dem Volk. 267 Zerfass 1968, 22.
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Abb. I.20 Fußwaschungszeremonie durch König Ludwig IX. am Gründonnerstag. Wiedergabe einer Wandmalerei im Erdgeschoß der Sainte-Chapelle in Paris. Aquarellierte Zeichnung des 17. Jahrhunderts. Carpentras. Bibliothèque Inguimbertine, ms. Peiresc X; (La France de Saint Louis 1970, 43 Nr. 42)
Das Untergeschoß der Sainte-Chapelle wurde zur Vornahme der von König Ludwig IX. als Gestus so hoch geachteten Fußwaschung am Gründonnerstag benützt. Im Reliqienschatz der SainteChapelle befand sich auch das Handtuch, das Jesus bei der Fußwaschung verwendet haben soll. Eine Wandmalerei aus dem 14. Jahrhundert, die sich im Untergeschoß der Sainte-Chapelle befand und in einer Zeichnung des 17. Jahrhunderts überliefert ist,268 zeigte König Ludwig IX., wie er am Gründonnerstag an armen Männern aus dem Volk die Fußwaschung vornahm und bezeichnete damit zugleich den Ort, an dem diese Zeremonie stattfand (Abb. I.20).
Solcherart wurde die Sainte-Chapelle zum baulichen Ausdruck jener zeittypischen Dualität von Hochscholastik und Mystik. In beispielloser Qualität und Eindringlichkeit und unter stärkstem persönlichen Engagement des Königs als Garanten der Glaubenswahrheiten wurden die Sachbeweise der Passion in deren kostbarsten Reliquien präsentiert. Die Bezugnahmen auf den Ort des Geschehens mussten als weitere Bestätigung von der Richtigkeit der Inhalte gewertet werden. Darüber hinaus aber vermittelte diese Andachtsstätte eine mystische Versenkung in die Glaubensgeheimnisse, wie sie nur aus dem unvergleichlichen 268 Ms. Peiresc X fol. 76–81 der Bibliothèque Inguimbertine in Carpentras. Ausstellungskatalog: La France de Saint Louis. Salle des gens d‘armes du palais, Octobre 1970–Janvier 1971, Paris 1970, 43 Nr. 42.
Raumerlebnis zu gewinnen war. Die Realunion zwischen den andächtigen Betern, den Aposteln als figürlich repräsentierten historischen Zeugen des Geschehens, und des in der Eucharistie gegenwärtigen Christus wurde hier bis zur physischen Begreifbarkeit verdeutlicht, und fand im kostbarst ausgestatteten Obergeschoß der Kapelle gleichsam im entrückten Ambiente eines Himmlischen Jerusalem auf Erden statt. So wie im Abendmahlssaal der Apostel Thomas durch eine Verbindung von Unerklärlich-Wunderbarem im Erscheinen des Auferstandenen und der Möglichkeit des persönlichen Begreifens der Wundmale zum Glauben gekommen war, entsprach das religiöse Erlebnis der Sainte-Chapelle dem Wunsch nach einer Verbindung von Glauben und Wissen, wie sie die führenden Theologen dieser Zeit angestrebt haben. Damit war auch aus dieser Sicht die Evokation des Coenaculum-Motives im Obergemach der doppelgeschossigen Kapelle eine symbolreiche Aussage per se und bedurfte keiner weiteren ausdrücklichen Erklärung.
Kennzeichnend ist die verdichtete Übermittlung von Bedeutungsaussagen, die an einen Kreis auserwählter, besonders privilegierter, theologisch hoch gebildeter Betrachter gerichtet ist. Vergleichbar mit dem Modus der Inhaltsübermittlung in antiken szenischen Repräsentationsdarstellungen seit der augusteischen Kaiserzeit Roms wird der Betrachter durch bestimmte Bildinhalte und Symbole, die dem Nichteingeweihten wie membra disjecta erscheinen mögen, aufgefordert, für sich selbst unter Einsatz seines Bildungswissens assoziativ virtuelle Rekonstruktionen der intendierten Aussagen herzustellen. Dadurch wird der Betrachter für sich selbst zum Erzähler.269 Der Betrachter-Erzähler erschafft sich als gebildeter Rezipient den Zusammenhang aus Beobachtetem und Gewusstem von Neuem und gelangt dadurch in den Besitz einer Erkenntnis von tiefem, affirmativem Überzeugungswert, die psychologisch von viel wirkungsvollerer Bedeutung ist als das Ablesen einer vordergründig erläuterten Narration.270 So wie in der augusteischen Zeit im an269 Pollini 2002, 137–139. 270 Die verschlüsselte Nachricht an Eingeweihte in Form eines Bilderrätsels, bestehend aus Ikones (Bildern) und Lemmata (Rätselfragen mit Hinweischarakter) kam in Form von Medaillen erst im ausgehenden 14. Jahrhundert in Frankreich und Burgund auf und gelangte 1499 nach Italien. In diesem Jahr verfasste Francesco Colonna ein erstes Werk (Hypnerotomachia Poliphili. Venedig 1499) über die Emblematik, deren weiterer
tiken Rom ein enger Zusammenhang zwischen derartigen Narrationsschemata und den Strukturen der Dichtkunst nachweisbar ist,271 erscheint auch für die Kreuzfahrerzeit des Mittelalters eine solche Beziehung belegbar: In der um 1230 von einem unbekannten Autor verfassten Dichtung La mort de roi Artu wird beschrieben, wie König Artus, hinreichend gelehrt, um etwas Geschriebenes verstehen zu können, beim Betrachten der Wandgemälde im Palast der Morgana und durch entsprechende Assoziationen aus seinem Wissen eine für ihn bedeutende, weiterführende Erkenntnis gewinnt.272
Dass enigmatische Narrationsinhalte auch zur Lesbarkeit und Interpretation von Architektur, für einen ausgewählten Personenkreis theologisch hoch gebildeter Betrachter verwendet wurden, ist offensichtlich. In reichster Aussagedichte erfolgte dieses Angebot bei der Sainte-Chapelle. So wurde das Herzstück, der kostbare innere Schrein für die Passionsreliquien, die Grande Châsse, typologisch mit der Bundeslade des Alten Testaments im Tempel von Jerusalem in Beziehung gesetzt, was auch in der für König Ludwig IX. produzierten Buchmalerei (Psalter des Heiligen Ludwig, Paris, Bibliothèque Nationale, ms.lat. 10525 fol. 70) belegt wird.273 Die Tribünenanlage mit dem die Grande Châsse überragenden Baldachin konnte als Äquivalent für den Thron und Gerichtsort Salomos verstanden werden.274 Verbunden mit dieser Gleichsetzung war jedoch nichts Geringeres, als der Anspruch der Identifikation des Königtums der Capetinger und konkret Ludwigs IX., mit dem biblischen Königtum Salomos. Diese Aussage wird auch durch die zahlreichen Darstellungen von Königen des Alten Testaments in den Glasfenstern der Sainte-Chapelle bekräftigt.275 In den Bilderzyklen der Glasfenster der Oberkapelle ist außerdem die Geschichte der Passionsreliquien, Aufstieg erst in die Zeit des Humanismus und Barock fällt. Lesky 1977, 6. 271 Pollini 2002, 144. 272 Sureda 2000, 267–268. 273 Weiss 1998, 72–73. 274 Weiss 1998 in seinem Kapitel The New Temple 56–74. Der Zugang zur Tribüne über dem Hauptaltar, auf der sich die Grande Châsse befand, war dem König vorbehalten, der ihn bestimmten Gästen als besondere Auszeichnung gewähren konnte. Der Schlüssel zur Grande Châsse befand sich bis zum 15. Jahrhundert ausschließlich im Besitz des Königs von Frankreich. Otavsky 1992, 105. 275 Jordan 1994; Christe 2004, 449–477; Christe 2007, 251–294.
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Abb. I.22 Paris, Sainte-Chapelle, Obergeschoß, Detail eines bemalten Glasfensters mit Darstellung der Inempfangnahme der Dornenkrone durch König Ludwig IX. (Sauerländer 2007, 135, Fig. 12) Abb. I.21 Paris, Sainte-Chapelle, Obergeschoß, bemaltes Glasfenster mit Darstellung der Überführung der Passionsreliquien nach Paris (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
von der Auffindung des Wahren Kreuzes durch die hl. Helena, über Kaiser Herakleios, bis zur Erwerbung der Dornenkrone durch König Ludwig und zur Ankunft der Reliquien in Paris dargestellt (Abb. I.21 und I.22), womit nicht nur die Authentizität der Heiltümer bildlich vor Augen geführt werden sollte, sondern das französische Königtum in die Kontinuität der frühchristlichen und byzantinischen Kaiser als verantwortliche Hüter der Passionsreliquien gesetzt wurde.276 Die gemalten Darstellungen von 44 Märtyrern in den Maßwerkvierpässen der Blendarkaden der Oberkapelle rufen diese als Blutzeugen für den Opfertod Christi auf, wobei die Einbeziehung französischer Lokalheiliger wie Chrodegang, Dionysius, Quentin und Eugen den gottgewollten Übergang vom Alten ins Neue Jerusalem auf dem Boden Frankreichs bekräftigen sollten.277
276 Weiss 1998, 12–15; Cohen 2015, 159–164. 277 Weiss 1998, 34–40; Cohen 2015, 163.
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Die Anwendung neuer technologischer Mittel und der künstlerischen Möglichkeiten der weiter entwickelten Skelettbauweise ermöglichte in der Sainte-Chapelle, wie noch niemals zuvor die Schaffung eines lichterfüllten Sakralraumes, wobei die narrativen Inhalte der Glasgemälde sowohl der religiösen Unterweisung nach der Logik der Scholastik dienten, als auch ein mystisches Erlebnis der Erleuchtung vermitteln konnten. Mit dieser Gestaltung entsprach der Architekt der Sainte-Chapelle kongenial den aktuellen theologischen Tendenzen der Lichtmetaphysik, wonach Gott als der Urquell allen Lichtes erkannt wird und alle Dinge als materielle Lichter durch Gott, den Vater des Lichtes zum Dasein gebracht werden. Diese Lehre hatte von der königlichen Abtei Saint-Denis ihren Ausgang genommen, wo Abt Hilduin (reg. 814–840) die Werke des um 500 n.Chr. wirkenden neuplatonischen Philosophen und Theologen Pseudo-Dionysius-Areopagita von Johannes Scotus Eriugena übersetzen und kommentieren ließ. Von Abt Suger von Saint-Denis ausgehend, beschäftigten sich Theologen des 12. und 13. Jahrhunderts immer stärker mit der Lichtmetaphysik und Lichtsymbolik, wie der Augustiner-Chorherr Hugo von Saint-Victor278 und seine Schüler, die Viktoriner, aber auch die Fran278 Ehlers 1973.
ziskaner Robert Grosseteste (1170–1253) und Bonaventura (Giovanni di Fidanza, 1221–1274).279
Auch der Bautypus der Sainte-Chapelle diente zur Legitimierung dieses Vorganges: Schon seit dem Frühmittelalter war die Hofkapelle der merowingischen Könige der Namen stiftende Aufbewahrungsort der kostbarsten Reliquie des Frankenreiches, der cappa - das heißt des Mantels - des heiligen Martin von Tours.280 In der axialen Bauform, die die Sainte-Chapelle grundlegend von den zentralbauförmigen Kapellen nach dem Vorbild der Anastasis oder der Aachener Pfalzkapelle unterschied, wurde die Eigenständigkeit dieser uralten, an die Tradition des französischen Königtums als Wahrer der Reichsreliquien gebundenen, Überlieferung bewusst zitiert.
Mit dem Baugeschehen an der Sainte-Chapelle, deren Rohbau 1241–1245 entstanden war und für deren liturgischen Gebrauch Papst Innozenz IV. im Jahr 1244 ein eigenes Kanonikerkollegium eingesetzt hatte,281 erschöpfte sich der fromme Eifer des Königs aber noch keineswegs. Ludwig IX. war von dem brennenden Wunsch erfüllt, sich selbst an die Spitze eines Kreuzzuges zu stellen und das in seinen Augen größte Unglück der Christenheit, den Verlust der Heiligen Stadt Jerusalem an die Muslime, durch eine Rückeroberung wieder gut zu machen. Nachdem im April 1248 die SainteChapelle eingeweiht wurde, nahm der König am 12. Juli 1248 feierlich die Oriflamme, das Pilgerkleid und den Pilgerstab entgegen und brach gemeinsam mit seinen beiden Brüdern ins Heilige Land auf, wo er bis 1254 verblieb und auch das Unglück einer längeren Gefangenschaft in Ägypten erleiden musste.282
Nach der Rückkehr König Ludwigs erfolgte im Jahre 1255 in der Sainte-Chapelle der Einbau der Reliquientribüne im Obergeschoß und der Anbau des sogenannten Trésors im Nordosten.283 Es ist wohl damit zu rechnen, dass der König, der auf seinem jahrelangen Kreuzzug Jerusalem selbst 279 Berndt 2005. 280 Hacker-Sück 1962, 220. 281 Billot 2001, 98–106. 282 Le Goff 2000, 156–180. 283 Kimpel / Suckale 1985, 528; Durand 2001b, 137–141.
zwar nicht erreicht hatte, dennoch weitere Reliquien und Devotionalien in Ägypten erwerben konnte, die nun den Schatz der Sainte-Chapelle vermehrten. Die Reliquientribüne erhielt die Gestalt einer zartgliedrigen Architekturkulisse, durch die die mittleren fünf Polygonseiten der Apsis vom übrigen Kapellenraum des Obergeschosses abgeschrankt wurden. Links und rechts bestehen die Schranken aus je drei Spitzbogenarkaden mit Maßwerkfüllungen in den Bogenzwickeln, in der Mitte erhebt sich ein zweigeschossiger Baldachinaufbau, der unten eine große Durchgangsöffnung besitzt, über der sich die eigentliche Reliquientribüne von ähnlicher Gestalt wie ein Altarziborium, erhebt. Die Tribüne besitzt Schauseiten nach Westen, Norden und Süden, ostseitig ist sie ganz nahe an die Apsisstirnwand herangerückt. Im östlichen Apsisbereich wird der Tribünenaufbau von zwei Wendeltreppen flankiert, die den Aufstieg zur Reliquienplattform ermöglichen. Die polygonalen Gehäuse der Schneckenstiegen sind in zartgliedriges Maßwerk aufgelöst. Der Baldachin der Tribüne wird von hohen Kleeblattspitzbogen getragen, die mit krabbenbesetzten Wimpergen bekrönt sind. Auf der Tribüne war über einem maßwerkdurchbrochenen Podest die Grande Châsse mit den Passionsreliquien aufgestellt. Sie war damit in jene Reliquienzone über den Blendarkaden und am Fuße der Fenster emporgehoben, deren numinose Bedeutung bereits durch die Apostelfiguren ausgezeichnet war. Genau hinter der Tribüne, auf dem Fenster im Scheitel des Chores, ist die Szene der Dornenkrönung Christi in Glasmalerei dargestellt (Abb. I.23). Dem Besucher der Kapelle standen also der Reliquienschatz der Dornenkrone in substantieller Präsenz und die szenische Historisierung der Dornenkrönung simultan vor Augen. Hierzu meinte Willibald Sauerländer: Die sichtbare Inszenierung der Heiltümer, die in den ältesten gotischen Chören - in Saint-Denis, in SaintRemi in Reims, in Canterbury - im 12. Jahrhundert eingesetzt hatte, erreichte hier ihren Höhepunkt. Erinnern wir uns nochmals an Sugers Worte, er habe die Gebeine der Patrone erhoben, damit sie sich den Blicken ruhmvoller und anschaulicher darböten. Die Intentionen sind die gleichen geblieben, die technischen und künstlerischen Mittel haben sich seit 1140 fast unglaublich erweitert.284 Daniel Weiss sah im Aspekt der Sainte-Chapelle als königliche Kapelle eine Widerspiegelung des Leitbildes des idealen christlichen Fürsten.285 Meredith Cohen stellt in der Nachfolge von Daniel Weiss die Kapelle als entscheidendes Monument 284 Sauerländer 1990, 260; Sauerländer 2007, 113–136. 285 Weiss 1998, 16, 70.
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Abb. I.23 Paris, Sainte-Chapelle, Obergeschoß, Detail eines bemalten Glasfensters mit Darstellung der Dornenkrönung Jesu (Sauerländer 2007, 134, Fig. 11)
im Prozess der Entstehung einer sakral geprägten Monarchie in Frankreich vor.286 Frankreich wird zum auserwählten Ort des Gottesgnadentums und Ludwig IX. sieht sich nicht mehr nur als der durch Erbfolge regierende König, sondern definiert sich als der von Gott bestimmte Herrscher.287
Der im Jahr 1255 unmittelbar neben der SainteChapelle erbaute Trésor, eine Schatzkammer, die auch das königliche Archiv und die Bibliothek enthielt. Dieser im 19. Jahrhundert zerstörte Bau hatte die Form einer einschiffigen Kapelle mit zwei breitrechteckigen, kreuzrippengewölbten Jochen und einem Apsispolygon in Form eines Fünfachtelschlusses. Die Westfront dieser Kapelle lag in nördlicher Verlängerung des Apsisansatzs der Saint-Chapelle. Der Zugang erfolgte vom Erdgeschoß der Sainte-Chapelle her. So wie die Sainte-Chapelle war auch der Trésor zweigeschossig, eine Wendeltreppe an der Nordwestecke vermittelte den Aufgang. Das Erdgeschoß des Schatzkammerbaues war fensterlos, das Obergeschoß allseitig mit Maßwerkfenstern versehen.288 1256 vergrößerte König Ludwig IX. auch das Kollegiatskapitel der Sainte-Chapelle.289 Für den 286 Cohen 2015, 66–112, 113–145,195–200. 287 Wessel 2003, 47. 288 Sauerländer 1977. 289 Kimpel / Suckale 1985, 498 Anm. 38.
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König blieb die Kapelle mit ihren übermächtigen Jerusalembezügen eine ständige Mahnung, sein Gelübde, die heilige Stadt zu befreien, vollständig einzulösen. Als aus Palästina die Nachricht von der Eroberung Jaffas und Antiochias durch den ägyptischen Sultan Baibars, und von der Zerstörung der Kirchen in Bethlehem, Nazareth und auf dem Berg Tabor eintrafen, und Papst Clemens IV. (reg. 1265–1268) zu einem neuerlichen Kreuzzug aufrief, entschloss sich König Ludwig IX., nochmals in den Orient aufzubrechen. Wieder spielte die Reliquie der Dornenkrone dabei eine demonstrative Rolle: Am 25. Mai 1267 zeigte er sie den versammelten Notabeln seines Landes und forderte sie auf, gemeinsam mit ihm die Schmach des Verlustes der Heiligen Stätten zu rächen. Am 14. März 1270 übernahm Ludwig IX. zum zweiten Mal die Oriflamme und das Pilgerkleid und bestieg eines der Schiffe der Kreuzfahrerflotte – er sollte allerdings von diesem Unternehmen nicht mehr lebend nach Frankreich zurückkehren.290 Jacques Le Goff vertrat so wie andere Autoren die Meinung, dass die Kreuzzugsidee die gesamte politische Aktivität Ludwigs IX. in solchem Ausmaß beherrscht habe, dass sie als Leitprinzip und Endzweck seines Handelns zu bezeichnen sei.291
Wiederholt wurde versucht, Bezüge zwischen der Architektur der Sainte-Chapelle und Jerusalem herzustellen. Stephan Murray hatte auf die in der Bibel des Alten Testaments im 1. Buch der Könige (7,1-3 und 7-6) angegebenen Fußmaße des Salomonischen Tempels verwiesen, die sich im Seitenverhältnis Länge zu Breite von 100 zu 50 Königlichen Fuß (à 32,5 cm) nachweisen ließen.292
Einen anderen architektonischen Jerusalem-Bezug meinte Matthias Müller in formalen Übereinstimmungen zwischen der Vorhalle der Sainte-Chapelle und der doppelgeschossigen Vorhalle der sogenannten Frankenkapelle an der alten südlichen Eingangsseite der Grabeskirche auf Golgotha in Jerusalem erkennen zu können.293 Die Frankenkapelle war um 1150 als zweigeschossiger
290 Holzwarth 1879, 258–272; Le Goff 2000, 255–256, 774. 291 Le Goff 2000, 156; Jordan 1979. 292 Murray 1996/1997, 21–25; Murray 1999, 223–230; Cohen 2015, 68 Abb. 2.1, 75. 293 Müller 1996, 325–356.
Vorbau vor den Golgothakapellen der Grabeskirche (im Erdgeschoß: die Kapelle der Maria von Ägypten, im Obergeschoß: die Kreuzannagelungskapelle und die Kreuzherhöhungskapelle) erbaut worden. Müller sah in der Loggia des Obergeschoßes der Frankenkapelle das Vorbild für die obere Vorhalle der Sainte-Chapelle, die der Heiltumsweisung der Reliquien diente. Er zog weiters in Betracht, dass die doppelgeschossige Anlage der Frankenkapelle überhaupt ausschlaggebend für die Wahl der Bauform der Sainte-Chapelle gewesen sein könnte. Damit sprach der Autor die von Dieter Kimpel und Robert Suckale aufgeworfene Frage an, welche Gründe für die Wahl eines zweigeschossigen Aufbaues bei der Sainte-Chapelle, aber nur eines eingeschossigen bei der fast zeitgleichen königlichen Schlosskapelle von St-Germainen-Laye verantwortlich gewesen seien.294
Diese Überlegungen wurden von Jürgen Krüger aufgegriffen, welcher der These Müllers widersprach und erstmals das Coenaculum in Jerusalem als mögliches Bauvorbild für die Sainte-Chapelle vorschlug.295 Angeregt von diesem Vergleich untersuchte Mario Schwarz seit 2005 die Geschichte, Struktur und die architekturikonologische Bedeutung des Coenaculums und legt hier seine Überlegungen vor, die versuchen, das prominente Aufgreifen des Motivs der Doppelkapelle in Frankreich seit der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert zu begründen.296
Unbefriedigend zum vollen Verständnis der Bedeutungsinhalte der Sainte-Chapelle erscheint die einseitig verkürzte, soziologische Erklärung, wonach die Unterkapelle für die Hofbediensteten und die Oberkapelle für den König und seine Gäste bestimmt gewesen seien.297 Abgesehen von ihrer Funktion als Aufbewahrungsort der kostbaren Passionsreliquien, die zu bestimmten Anlässen auch der Öffentlichkeit gezeigt wurden, war die Oberkapelle einem eingeschränkten, privilegierten Kreis von Besuchern vorbehalten, 294 Müller 1996, 332 unter Hinweis auf Kimpel / Suckale 1985, 499 Anm. 39. 295 Krüger 1997, 229–247. Krügers Interpretation wurde in der Folge auch von Wolfgang Gasser angesprochen: Gasser 2007, 162–163. 296 Schwarz 2005, 255–277; Schwarz 2006, 235–245. 297 Bereits bei Simons 1846, 78, danach bei zahlreichen Autoren wie Schürer 1929, 100, 190, Hacker-Sück 1962, 223 sowie Stevens 1978, 155, zuletzt noch Weiss 1998, 18, 23.
denen ihre Botschaft übermittelt werden sollte und konnte. An der Spitze dieses Personenkreises stand der König, gefolgt von seiner Familie und seinen geistlichen und weltlichen Würdenträgern, denen das Totalerlebnis einer andächtigen Gottesschau vermittelt wurde, doch jeder theologisch Gebildete, den der König zum Besuch der Kapelle einlud, war ein potentieller Rezipient ihrer Botschaften. Das Untergeschoß dagegen diente als Oratorium für die Allgemeinheit, die sich glücklich schätzte, im gleichen Gebäude beten zu können, in dem sich die kostbaren Passionsreliquien befanden, ohne dass sie die tieferen Heilsgeheimnisse kennen oder verstehen musste, die im Obergeschoß vermittelt wurden. Und auch hierher stieg der König herab, um die ihm besonders am Herzen liegende Demutsgeste der Fußwaschung am Gründonnerstag nach dem Beispiel Christi an zwölf Armen aus dem Volk zu vollziehen. Die Empfänger dieser königlichen Gnade wurden – wenigstens für den Augenblick – ihrerseits gleichfalls in die Rolle der Apostelnachfolger emporgehoben.
Die Sainte-Chapelle in Paris stellte den Höhepunkt jenes königlichen Hofstiles dar, den Robert Branner für die Regierungszeit Ludwigs IX. nachweisen konnte.298 Eine weitere Steigerung wurde danach weder angestrebt, noch konnte sie überhaupt erreicht werden. Die Beispiele der nachfolgenden Kapellenarchitektur in Frankreich zeigen noch ein gewisses Weiterschwingen und Ausklingen jener großartigen Symphonie.
Ab etwa 1245 errichtete Architekt Pierre de Montreuil die Marienkapelle (Chapelle de la Vièrge) in der Pariser Abtei Saint-Germain-de-Prés.299 Soweit man die 1802 abgebrochene Kapelle nach den zeichnerischen Aufnahmen von Alexandre Lenoir und ihrer Rekonstruktionsdarstellung durch Eugène Viollet-le-Duc300 beurteilen kann, folgte die eingeschossige Kapelle in den Grundrissproportionen weitgehend genau dem Vorbild der Sainte-Chapelle. Allerdings wurde der Saalraum nicht in einer Aufeinanderfolge von vier querrechteckigen Jochen gestaltet, sondern aus zwei sechsteiligen Gewölben gebildet. An die Stelle der additiven Reihung gleicher Elemente tritt 298 Branner 1965. 299 Dectot 2015, 1495–1499. 300 Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 2, 435 Fig. 7; Christ 1947, Nr. 53.
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hier in der Raumgestaltung ebenso das divisive Prinzip, wie bei den Blendarkaden im Obergeschoß der Sainte-Chapelle. In der Aussenerscheinung hatte die Kapelle die gleiche enge Abfolge von Strebepfeilern wie die Sainte-Chapelle, da sowohl die jochtrennenden Gurtrippen als auch die Querrippen der sechsteiligen Gewölbe von gleichartigen Strebepfeilern abgestützt wurden. Der Ostabschluss der Marienkapelle von SaintGermain-des-Prés wurde als Fünf-Zehntel-Polygon mit hinzugezogenem Vorjoch gestaltet.301 Die Seitenwände des Vorjochs wichen jedoch aus der Flucht der Kapellenlängswände ab, indem sie im Grundriss eine geringfügige Ausbuchtung bildeten, wodurch ein zentralisierender Effekt im Bereich der Apsis erzielt wurde.302
Die Wahl der sechsteiligen Gewölbeform durch den Baumeister Pierre de Montreuil erscheint deshalb besonders bemerkenswert, da es sich um eine frühgotische, vor allem im 12. Jahrhundert übliche Wölbungsart handelte (z.B. in den Mittelschiffen der Kathedralen von Senlis, Noyon, Laon und Paris), die im 13. Jahrhundert nur mehr vereinzelt angewandt wurde (z.B. im Mittelschiff der Kathedrale von Bourges um 1195 bis um 1250). Pierre de Montreuil, ein Neuerer (...) doch zugleich einer, der sich betont an Altes anschließt303 sollte aber 13 Jahre nach dem Kapellenbau von SaintGermain-des-Prés, als Schöpfer des Südquerhauses von Nôtre-Dame in Paris, zum führenden Architekten der zukunftsweisenden Stilrichtung der Rayonnantarchitektur werden.304
301 Die Beschreibung der Apsis als „7/12“-Schluß durch Kimpel und Suckale ist unzutreffend, da das Polygon über fünf Seiten eines regelmäßigen Zehnecks konstruiert ist, und nicht der geometrischen Form eines Zwölfecks folgt. Kimpel Suckale 1985, 529. 302 Götz 1968, 165–167, Fig. 106. 303 Kimpel / Suckale 1985, 412. 304 Kimpel 1971.
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Die Kapelle der Abtei Saint-Germerde-Fly Der nächstfolgende Kapellenbau in der Entwicklungsreihe entstand zwischen 1259 und 1267 in der Benediktinerabtei Saint-Germer-de-Fly westlich von Beauvais.305 Einmal mehr wurde das Grundrisskonzept von vier querrechteckigen Kreuzrippengewölben mit einem Fünf-ZehntelApsispolygon samt integriertem Vorjoch wiederholt. Die eingeschossige Kapelle zitiert eine Reihe formaler Eigenschaften der Sainte-Chapelle: Die Westfassade wird durch eine hochgelegene Fensterrose dominiert, die einem Quadrat eingeschrieben ist, und durch ein Paar achteckiger Treppentürme mit Pyramidenbekrönungen flankiert. Zwischen den eng gestellten Strebepfeilern sind über den Fenstern reliefierte Spitzbogen mit Wimpergbekrönungen eingespannt, die – so wie am Obergeschoß der Sainte-Chapelle – eine aquaeduktähnliche statische Längsversteifung des Baues bilden. Im Inneren ist die Verflächigung des Wandaufbaues noch weiter gesteigert. Die Blendarkaden sind nur gering eingetieft. An den Längswänden sind in jedem Joch vier Arkaden mit Dreipassspitzbogen angeordnet, wobei ein Kompromiss von additiver und divisiver Gruppierung gefunden wurde: Zwei und zwei Arkaden sind jeweils durch einen verstärkten Steg voneinander getrennt, der den mittleren Rundstab des darüber befindlichen Maßwerkfensters zum Boden herabführt. In den Wandfeldern unter den Fenstern der Apsis sind jeweils zwei Arkaden angeordnet, sodass rings im Raum ein Kanon von Zweiergruppen herrscht. So wie in der Sainte-Chapelle liegt das Basisprofil der Blendarkaden und der Dienstbündel auf gleicher Höhe und umläuft den gesamten Innenraum. Die Gruppierung der Dienste ist unterschiedlich zur Sainte-Chapelle aufgebaut: An den Längswänden unterstützt der mittlere Dienst die jochtrennende Scheidbogenrippe, die beiden begleitenden Dienste tragen die Diagonalrippen der Kreuzgewölbe, die flankierenden äußeren Dienste der Bündelungen unterstützen die Schildbogen der Fenstereinfassungen. Dazu kommen im oberen Wandbereich die verdoppelten rahmenden Rundstäbe der Maßwerkfenster, sodass sich Bündel von neun Stäben darstellen. Im Apsispolygon sind diese Bündel konsequent auf sieben Stäbe reduziert. An den Längswänden und in der Apsis ist kein Laufgang ausgebildet, die Fenster besitzen an den Sohlbänken Schräggesimse.
305 Lohrmann 1973, 216; Wessel 2003, 88–92.
Die Maßwerkfenster sind an den Längswänden vierbahnig, im Apsisbereich zweibahnig gegliedert. Die Maßwerkfiguration der Fenster an den Längswänden ist aus den gleichen Elementen aufgebaut, wie im Obergeschoß der Sainte-Chapelle. Ganz eigenständig ist die Gestaltung der inneren Westwand. Der untere Wandabschnitt ist in fünf Spitzbogen gegliedert, wobei der breitere mittlere Bogen den Kapelleneingang bildet, der links und rechts von zwei Blendarkaden flankiert wird. Über dieser hohen Sockelzone verläuft ein schmaler Laufgang mit Maßwerkbrüstung aus Vierpässen. Um die Breite des Laufganges ist die Fensterebene hinausgerückt und die Raumhöhe schachtartig hochgezogen. Diese Gestaltungslösung ermöglichte die Ausbildung einer insgesamt quadratischen Fensteröffnung, deren Mitte durch die große Fensterrose und deren Zwickel mit je drei kleineren Sechs- und Vierpässen gefüllt werden.
Das Maßwerk der Fensterrose ist in enger Übereinstimmung mit dem Westfenster der Kathedrale von Reims (um 1255) gestaltet, das nach Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler dem Architekten Bernard de Soissons zuzuschreiben ist.306 Auch im Verbindungsgang von der Klosterkirche zur Marienkapelle rufen die Fensternischen mit Stichtonnen das Grundmotiv der Wandschichtung aus Reims in Erinnerung. Der Baumeister der Marienkapelle von Saint-Germer-de-Fly ist zwar namentlich nicht überliefert, er war aber in einem Glasfenster gemeinsam mit dem Abt dargestellt, was seine hohe Wertschätzung durch den Auftraggeber beweist.307 Nachdem sich das Kloster politisch seit 1246 Paris zugewandt hatte, und die Kapelle durch Bischof Guillaume von Beauvais eingeweiht wurde, der dem Erzbischof von Reims unterstand, erscheinen auch stilistische Zusammenhänge mit der Kathedralbaukunst von Reims plausibel.
Die Baugeschichte dieser Kapelle steht im Widerspruch zur These Wolfgang Schenkluhns, wonach man die einzelstehenden Kapellen, die er von den meist doppelgeschoßigen Bischofskapellen ableitete, nicht mit der Entwicklung der Umgangskapelle verwechseln oder eins setzen dürfe, da sie weder genetisch noch formal und typologisch als Aussonderung aus dem Kapellenkranz begriffen 306 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 361. 307 Kimpel / Suckale 1985, 429, Abb. 445.
werden könnten.308 In Saint-Germer-de-Fly wurde die Marienkapelle hingegen unter Wegnahme der Achskapelle der Klosterkirche erbaut.309 Die Marienkapelle wurde als freistehender Bau konzipiert, der lediglich durch einen niedrigen, allerdings sehr prezios gestalteten Verbindungsgang mit der Klosterkirche verbunden wurde. Es handelte sich also von der Bauabsicht her um die Substituierung einer Chorkranzkapelle durch eine freistehende, nur durch einen Verbindungsgang angebundene Kapelle.
Obwohl die Marienkapelle von Saint-Germer-deFly zahlreiche Motive der Sainte-Chapelle aufgreift, erscheint nicht der Versuch unternommen, die Pariser Palastkapelle nachzuahmen oder gar zu übertreffen. Man beschränkte sich vielmehr auf partielle Zitate: Eine reiche, textilmusterartige Polychromie an den Innenwänden war im Wesentlichen auf die Apsis beschränkt, auch farbige Glasmalereien waren nur in den Apsisfenstern angebracht,310 hier war auch der Skulpturenschmuck konzentriert. Anstelle der äußersten Vertikalisierung im Obergeschoß der Sainte-Chapelle herrscht eine ruhige, breite Proportion (...) dadurch ergibt sich ein beruhigter, undramatischer Raumeindruck, der zu gemächlichem Schreiten und Schauen einlädt.311 Das innere Nordportal der Kapelle nimmt mit seinem flach geschichteten Blendmaßwerk unter Einschluss eines skulptierten Korbbogens bereits nachklassische, spätgotische Formen vorweg.
Aus den aufgezeigten Analysen wird ersichtlich, dass die Entwicklungsgeschichte der französischen Kapellenarchitektur des 13. Jahrhunderts ein vielschichtiger, vielfach vernetzter Prozess war, der die Übertragung und Übernahme von Gestaltungsprinzipien, bautechnischen Strukturformen und Motivdetails im Austausch zwischen sämtlichen Formen des Kapellenbaues – und zwar der an Großkirchen gebundenen Chorkapellen ebenso wie der freistehenden eingeschossigen und doppelgeschoßigen Kapellen – erkennen lässt.
308 Schenkluhn 1991, 152. 309 Kimpel / Suckale 1985, 535. 310 Grodecki 1965, 149–157. 311 Kimpel / Suckale 1985, 429.
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Der in den Achskapellen von Saint-Remi in Reims und am Chor der Kathedrale von Reims ausgeprägte Wandaufbau wurde modifiziert sowohl in der Achskapelle von Villeneuve-surYonne, als auch im Obergeschoß der Erzbischöflichen Kapelle in Reims angewandt und danach unter Einbeziehung neuer, in Auxerre geprägter Strukturformen, in der Schlosskapelle von SaintGermain-en-Laye verwendet. Nachweisbar ist die Bezugnahme der Gestaltung des Obergeschoßes der Sainte-Chapelle auf die Achskapelle des Chores der Kathedrale von Amiens. Das Motiv der monumentalen westseitigen Fensterrose wurde nach dem Vorbild der Schlosskapelle von SaintGermain-en-Laye bei der Fassadengestaltung der Sainte-Chapelle aber auch bei der Marienkapelle von Saint-Germer-de-Fly ausgeführt, das gleiche gilt für die flankierenden Treppentürme. Immer wieder tritt die enge Beziehung des Kapellenbaues zur Architektur gleichzeitiger Großkirchenanlagen in Erscheinung: Die Kapelle von Saint-Germain-en-Laye ist eng abhängig vom Langhaus der Abteikirche Saint-Denis; die Sainte-Chapelle führt die charakteristischen bautechnischen Errungenschaften der Kathedrale von Amiens weiter; die Kapelle von Saint-Germer-de-Fly operiert mit Stilformen der Westfassade der Kathedrale von Reims.
Entscheidend für die Teilnahme an diesem dynamischen Prozess war die politische und kirchengeschichtliche Zugehörigkeit zum Machtzentrum des französischen Königs in Paris sowie zu den Erzbistümern Sens und Reims, wo die fortschrittlichsten Entwicklungsabläufe vor sich gingen. Obwohl es problematisch erscheint, schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Bestehen voll ausgebildeter, überregional organisierter Bauhütten zu postulieren, bestanden zweifellos in Sens, Reims, Auxerre und Paris an den Dombauhütten führende künstlerische Zentren, unter denen ein Austausch konstruktiv-statischer Erfahrungen wie auch stilistischer Detailformen erfolgt sein muss. Die Vermittlung geschah höchstwahrscheinlich durch die Wanderung einzelner Architekten und deren Schüler und Mitarbeiter sowie einzelner oder in Gruppen zusammenarbeitender Steinmetzen zu neuen Auftragsplätzen.
Der Gestaltungswille bestimmter Persönlichkeiten, wie der Erzbischöfe Albéric de Humbert (1206–1218) und Guillaume de Joinville (1219– 1226) von Reims, des Guillaume de Seignelay,
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Bischof von Auxerre (von 1207–1220) und Paris (1220–1223), und vor allem des Königs Ludwig IX. (reg. 1226–1271) konnte sich durch kongeniale Architekten artikulieren, wie Gaucher de Reims, Jean Le Loup, Jean d‘Orbais und Bernard de Soissons in Reims, Robert de Luzarches und Thomas de Cormont in Amiens, Pierre de Montreuil in Paris sowie die Meister der Kathedrale von Auxerre und des Umbaues von Saint-Denis. Dass die Forschung mit einer Fülle von Argumenten gerade die Kapellenbauten diesen hoch angesehenen Kathedralbaumeistern zuschreibt, zeigt, wie hochrangig die Bauaufgabe der Kapelle angesetzt gewesen sein muss. Wollte man an diesem zu höchstem Raffinement gesteigerten gestalterischen Niveau teilhaben, so ging dies zweifellos nur auf dem Weg direkter Vermittlung durch die Amtsträger im Umkreis des königlichen Hofes. Dieses Milieu beherrschte nicht nur die Träger der entsprechenden künstlerischen Fähigkeiten, es beanspruchte auch ihre Leistungsfähigkeit über alle Maßen, indem zur gleichen Zeit eine so große Zahl aufwendigster Großbauten in Arbeit stand. So charakterisiert der Chronist Ludwigs IX., Jean de Joinville die architektonische Hinterlassenschaft seines Herrschers: Wie der Schreiber, der sein Buch vollendet hat, es mit Gold und Blau ausmalt, schmückte der König sein Königreich mit den schönen Abteien, die er errichtete.312 In Blau und Gold gehalten sind bezeichnenderweise auch die Gewölbe des bedeutendsten Werkes der Kapellenarchitektur überhaupt, der Sainte-Chapelle König Ludwigs IX. in Paris. …
312 Joinville 1874, 267.
I.3 Das Coenaculum in Jerusalem und die Sichtweise der Similitudo in der mittelalterlichen Architektur In Jerusalem existiert bis heute ein Bau, der für das Christentum einen ganz außerordentlichen Erinnerungs- und Identifikationswert besitzt, da er mit der überlieferten Anwesenheit Jesu und mit den wichtigsten heilsgeschichtlichen Ereignissen in unmittelbarem Zusammenhang steht: es ist dies der Abendmahlssaal auf dem Berg Sion (Zion).313 Wie die Evangelisten Markus (14, 17-29)314 und Lukas (22, 7-38),315 hielt Jesus mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl in einem Obergemach, das in der griechischen Fassung als άνάγαιον bezeichnet wird. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass Jesus an diesem Ort nach dem Paschamahl den Aposteln die Füße gewaschen habe, wie der Evangelist Johannes (13, 2-18)316 berichtet. Die Apostelgeschichte (1,13)317 überliefert, dass sich 313 Zu diesem Thema verdankt der Verfasser zahlreiche wertvolle Anregungen und Literaturhinweise Herrn Prof. Dr. Helmut Buschhausen (†), dessen an dieser Stelle zu gedenken ist. 314 Et primo die Azymorum quando Pascha immolabant, dicunt ei discipuli: Quo vis eamus, et paremus tibi ut manduces Pascha?Et mittit duos ex discipulis suis, et dicit eis: Ite in civitatem: et occurret vobis homo lagenam aquae baiulans, sequimini eum: et quocumque introierit, dicite domino domus, quia magister dicit: Ubi est refectio mea, uni Pascha cum discipulis meis manducem? Et ipse vobis demonstrabit coenaculum grande, stratum: et illic parate nobis. Et abierunt discipuli eius, et venerunt in civitatem: et invenerunt sicut dixerat illis, et paraverunt Pascha. Baldi 1955, 471. 315 Venit autem dies Azymorum, in qua necesse erat occidi pascha. Et misit Petrum, et Ioannem, dicens: Euntes parate nobis pascha, ut manducemus. At illi dixerunt: Ubi vis paremus? Et dixit ad eos: Ecce introeuntibus vobis in civitatem, occurret vobis homo quidam amphoram aquae portans: sequimini eum in domum, in quam intrat, et dicetis patrifamilias domus: Dicit tibi Magister: Ubi est diversorium, ubi pascha cum dicipulis meis manducem? Et ipse ostendet vobis coenaculum magnum stratum, et ibi parate. Euntes autem invenerunt sicut dixit illis, et paraverunt pascha. Baldi 1955, 471–472. 316 Et coena facta, cum diabolus iam misisset in cor ut traderet eum Iudas Simonis Iscariotae: sciens quia omnia dedit ei Pater in manus, et quia a Deo exivit, et ad Deum vadit: surgit a coena, et ponit vestimenta sua: et cum accepisset linteum, praecinxit se. Deinde mittit aquam in pelvim, et coepit lavare pedes discipulorum, et extergere linteo, quo erat praecinctus. Baldi 1955, 472. 317 Tunc reversi sunt Ierosolymam a monte, qui vocatur Oliveti, qui est iuxta Ierusalem, sabbati habens iter. Et cum introissent in coenaculum, ascenderunt ubi manebant Petrus, et Ioannes, Iacobus, et Andreas, Philippus, et Thomas, Bartholomaeus, et Matthaeus, Iacobus Alphaei,
die Jünger Jesu nach dessen Kreuzestod im Obergemach versammelten, obwohl die griechische Textstelle in der Apostelgeschichte einen anderen Ausdruck für Obergemach verwendet, als die Evangelisten Markus und Lukas, nämlich ΰπερών, setzte die lateinische Übersetzung des hl. Hieronymus die Begriffe gleich und verwendete den Ausdruck cenaculum.318 Aus den inhaltlichen Zusammenhängen können noch weitere Überlieferungsinhalte mit diesem Obergemach verbunden werden: Es war dieser Saal, wo der Auferstandene den Jüngern erschienen ist, wie Lukas (24, 3343)319 berichtet, einmal ohne Thomas, einmal in dessen Beisein, wie Johannes (20,19-29)320 überliefert. Wie die Apostelgeschichte berichtet (1,3; 1,9-11) sei Jesus den Aposteln vierzig Tage hindurch erschienen und danach in den Himmel aufgefahren. Danach kehrten sie nach Jerusalem zurück (…) dort angekommen stiegen sie in den Obersaal hinauf und verblieben daselbst (2,147)321. Am fünfzigsten Tag nach der Auferstehung, et Simon Zelotes, et Iudas Iacobi. Hi omnes erant perseverantes unanimiter in oratione cum mulieribus, et Maria matre Iesu, et fratribus eius. Baldi 1955, 473. 318 Finegan 1969, 147. 319 Et regressi sunt in Ierusalem: et invenerunt congregatus undecim, et eos, qui cum illis erant, dicentes: Quod surrexit Dominus vere, et apparuit Simoni. Et ipsi narrabant quae gesta erant in via: et quomodo cognoverunt eum in fractione panis. Dum autem haec loquuntur, stetit Iesus in medio eorum, et dicit eis: Pax vobis: ego sum, nolite timere. Baldi 1955, 472. 320 Cum ergo sero esset die illo, una sabbatorum, et fores essent clausae, ubi erant discipuli congregati propter metum Iudaeorum: venit Iesus, et stetit in medio, et dixit eis: Pax vobis. Et cum hoc dixisset, ostendit eis manus, et latus. Gavisi sunt ergo discipuli, viso Domino (...). Thomas autem unus ex duodecim, qui dicitur Didymus, non erat cum eis quando venit Iesus. Dixerunt ergo ei alii discipuli: Vidimus Dominum. Ille autem dixit eis: Nisi videro in manibus eius fixuram clavorum, et mittam digitum meum in locum clavorum, et mittam manum meam in latus eius, non credam. Et post dies octo, iterum erant discipulis eius intus: et Thomas cum eis. Venit Iesus ianuis clausis, et stetit in medio, et dixit: Pax vobis. Deinde dicit Thomae: Infer digitum tuum huc, et vide manus meas, et affer manum tuam, et mitte in latus meum: et noli esse incredulus, sed fidelis. Respondit Thomas, et dixit ei: Dominus meus, et Deus meus. Dixit ei Iesus: Quia vidisti, Thoma, credidisti: beati, qui non viderunt, et crediderunt. Baldi 1955, 472–473. 321 Es waren Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus,
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am Pfingsttag, habe an diesem Ort die Herabkunft des Heiligen Geistes stattgefunden.322
Zur Zeit Jesu war der Abendmahlssaal noch innerhalb der so genannten Ersten Mauer Jerusalems gelegen, die auf das 8. Jahrhundert v. Chr. zurückging und im 2. Jahrhundert v. Chr. wiederaufgebaut worden war.323 Epiphanius berichtet in seinem Werk De mensuris et ponderibus, 14, aus dem Jahre 392, dass dieses coenaculum auf dem Berg Sion in jenem Stadtteil außerhalb der Mauer von Jerusalem gelegen sei, der die Zerstörung der Stadt im Jahre 70 unversehrt überstanden hatte. Als Kaiser Hadrian im Jahre 130 Jerusalem besuchte, habe man auf Sion eine kleine christliche Kirche an jener Stelle gefunden, wo die Jünger nach der Himmelfahrt des Erlösers vom Ölberg gemeinsam in das Obergemach gegangen seien.324 Bischof Cyrillus von Jerusalem erklärte in seinen im Jahre 348 verfassten Katechesen, dass der Heilige Geist in der oberen Kirche [der Apostel]325 in Gestalt von Zungen herabgekommen sei.
Jakobus, der Sohn des Alphäus, Simon der Eiferer und Judas, der Bruder des Jakobus. Sie verharrten einmütig im Gebet zusammen mit den Frauen, mit Maria, der Mutter Jesu, nd mit seinen Brüdern. Rösch 1946, 237. Das neuntägige gemeinsame Verharren im Gebet bis zum Pfingsttag ist Ursprung des Begriffs Novene, einer Gebetspraxis, die zum Brauchtum der katholischen Kirche gehört. Dannecker 1998, 939–940. 322 Et cum complerentur dies Pentecostes erant omnes pariter in eodem loco: et factus est repente de caelo sonus, tamquam advenientis spiritus vehementis, et replevit totam domum ubi erant sedentes. Baldi 1955, 473. 323 Plan The Old City Jerusalem, hrsg. von der National Geographic Soeciety, Washington D.C., April 1996. 324 Porro Adrianus iste (...) in Aegyptum profectus (...) ut erat videndi explorandique cupidus (...) Palaestinam quae Judaea dicitur, anno qua eversa fuerat septimo et quadragesimo peragrans, Hierosolymam celeberrimam urbem ac nobilissimam contendit, quam Titus Vespasiani filius secundo imperii sui anno subverterat. Hanc ille solo aequatam, templum ipsum destructum ac proculcatam reperit, paucis aedibus exceptis, ac parva quadam Christianorum ecclesia, quae in eo loco constituta fuerat, in quem discipuli, posteaquam Salvator in coelum ex Oliveti monte subvectus est, sese recipientes coenaculum conscenderunt. Baldi 1955, 477–478, Nr. 733. 325 Novimus Spiritum sanctum, qui locutus est in prophetis; et in Pentecoste super apostolos in ignitarum specie delapsus est, isthic in Hierusalem, in superiore apostolorum ecclesia. Omnium enim apud nos sunt praerogativae. Huc Christus de coelis descendit, huc Spiritus
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Die große Bedeutung der Ereignisse auf dem Berg Sion für die Christenheit wurde schon im vierten Jahrhundert sowohl in den theologischen Schriften des Eusebius von Caesarea (265-340),326 des Optatus Milevitanus (370)327 und des heiligen Hieronymus,328 sowie in den Katechesen des heiligen sanctus de coelis delapsus est. Ac maxime conveniens erat, ut quemadmodum ea quae Christum et Golgothae locum respiciunt, in hoc Golgotha dicimus; sic et de sancto Spitritu in superiore diceremus Ecclesia: verum quoniam qui illic descendit ejus qui isthic crucifixus est gloriae consors est, idcirco in hoc loco verba facimus de eo qui illic descendit: pius enim cultus separationem non admittit. Baldi 1955, 474, Nr. 730. 326 Nam de Sion exibit lex, et verbum Domini de Jerusalem... Sedquae tandem lex de Sion proficiscens, diversa duntaxat ab ea quae in monte Sina per Mosem data est reperietur: nisi ipsum Evangelicum verbum, de Sion profectum est, perque omnes gentes disseminatum? Constat enim de Jerusalem ac de eo qui illi conjunctus est, monte Sion, ubi Salvator ac Dominus noster, et multum versatus est, et plurimum doctrinae suae edidit. Baldi 1955, 473–474, Nr. 728. 327 In seiner Schrift De schismate Donatistarum, 3,2: Denique non in tota Sion, sed in una eius valle sunt celebrata: non in illo monte Sion, quem in Syria Palaestina a muris Hierusalem parvus disterminat rivus: in cujus vertice est non magna planities; in quo fuerant septem synagogae, ubi Judaeorum populus conveniens, legem per Moysem datam, discere potuisset: sed ubi nulla lis audita est, nec ab aliquo celebratum judicium, nec aliqua illic ab ullo judice lata sententia; quia locus erat doctrinae, non controversiae post doctrinam. Si quid agendum erat, intra muros Hierusalem agebatur. Inde scriptum est in Esaia Propheta: Ex Sion prodiet lex, et verbum Domini de Hierusalem. Non in illius corporalis montis, ubi jam nullae sunt portae; et post victorias Vespasiani imperatoris vix antiquarum exstant vestigia ruinarum. Est ergo spiritalis Sion Ecclesia, in qua a Deo Patre rex constitutus est Christus. Baldi 1955, 475, Nr. 731. 328 In dessen Epistel 53: Joel filius Phathuel, describit terram duodecim tribuum heruca, brucho, locusta, rubigine vastante corruptam: et post eversionem prioris populi, effusum iri Spiritum Sanctum super servos Dei et ancillas, id est, super centum viginti credentium nomina, qui effuindendus erat in soenaculo Sion. In seiner Epistel 108: Egrediens ascendit Sion, quae in arcem, vel speculum vertitur. Hanc urbem quondam expugnavit et reaedificavit David. De expugnata scribitur: Vae tibi civitas Ariel, id est, loco Dei, et quondam fortissima, quam expugnavit David: et de ea, quae aedificata est dictum est: Fundamenta ejus in montibus sanctis: diligit Dominus portas Sion, super omnia tabernacula Jacob. Non eas portas, quas hodie cernimus in favillam et cinerem dissolutas: sed portas, quibus non praevalet infernus, et per quas credentium ad Christum ingreditur multitudo. Ostendebatur illi columna Ecclesia porticum sustinens, infecta cruore Domini, ad quam vinctus, dicitur flagellatus. Monstrabatur locus, ubi cuper centum viginti animas Spiritus Sanctus descendisset; ut Loelis vaticinium compleretur. Baldi 1955, 478–479, Nr. 734.
Bischofs von Jerusalem Cyrillus (348),329 hervorgehoben, als auch durch Besuche von Pilgern anerkannt: Im Jahre 333 sah der Pilger von Bordeaux noch eine jener Sieben Synagogen, die nebst der überlieferten christlichen Kirche zur Zeit Kaiser Hadrians am Berg Sion gestanden sein sollen.330 Mit großer Ausführlichkeit berichtete die Pilgerin Aetheria (Egeria) um das Jahr- 395 über das gottesdienstliche Geschehen am Sionsberg, über das sie dort erfahren hatte und das von ihr teilweise selbst miterlebt worden war.331 329 Finegan 1969, 148. 330 In eadem ascenditur Sion et paret, ubi fuit domus Caifae sacerdotis, et columna adhuc ibi est, in qua Christum flagellis ceciderunt. Intus autem intra murum Sion paret locus, ubi palatium habuit David. Et septem synagogae, quae illic fuerunt, una tantum remansit, reliquae autem arantur et seminantur, sicut Isaias propheta dixit. Baldi 1955, 474, Nr. 729. 331 Zerfass 1968, 20–24. Post hoc ergo missa facta de Cruce, id est antequam sol procedat, statim unusquisque animosi vadent in Syon orare ad columnam illam, ad quam flagellatus est Dominus (...). Sane dominica die per pascha post missa lucernarii, id est de Anastase, omnis populus episcopum cum ymnis in Syon ducet. Ubi cum ventum fuerit, dicuntur ymni apti diei et loco, fit oratio et legitur ille locus de evangelio, ubi eadem die Dominus in eodem loco, ubi ipsa ecclesia nunc in Syon est, clausis ostiis ingressus est discipulis, id est quando tunc unus ex discipulis ibi non erat, id est Thomas, qua reversus est et dicentibus ei aliis apostolis, quia Dominum vidissent, ille dixit: Non credo, nisi videro. Hoc lecto fit denuo oratio benedicuntur cathecumini, item fideles, et revertuntur unusquisque ad domum suam sera hora forsitan noctis secunda. Item octavis paschae, id est die dominica (...) fit ergo lucernarium (...) ad Crucem et inde omnis populus usque ad unum cum ymnis ducunt episcopum usque ad Syon. Ubi cum ventum fuerit, similiter dicuntur ymni apti loco et diei, legitur denuo et ille locus de evangelio, ubi octavis paschae ingressus est Dominus, ubi erant discipuli, et arguet Thomam, quare incredulus fuisset. Et tunc omnis ipsa lectio perlegitur, postmodum fit oratio, benedictus (tam) cathecuminis quam fidelibus iuxta consuetudinem reverentur unusquisque ad domum suam similiter ut die dominica paschae hora noctis secunda. A pascha autem ad quinquagesima, id est pentecosten, hic penitus nemo unat (...). Quarta feria autem et sexta feria, quoniam ipsis diebus penitus nemo ieiunat, in Syon proceditur, sed mane; fit missa ordine suo (...) Quinquagesimarium autem die, id est dominica (...) procedit omnis populus (...) ad Martyrium (...) sed eadem adceleratur missa in Martyrium, ut ante hora tertia fiat. Quemadmodum enim missa facta fuerit ad Martyrium, omnis populus usque ad unum cum ymnis ducent episcopum in Syon, sed (ut) hora tertia plena in Syon sint. Ubi cum ventum fuerit, legitur ille locus de Actus apostolorum, ubi descendit spiritus, ut omnes linguae (audirentur et omnes) intellegerent, quae dicebantur; postmodum fit ordine suo missa. Nam presbyteri de hoc ipsud, quod lectum est, quia ipse est locus in Syon, alia modo ecclesia est, ubi quondampost passionem Domini
Abb. I.24 Jerusalem, rekonstruierter Grundriss der frühchristlich-byzantinischen Sionskirche (Kroll 1983, 420, Abb. 240 oben)
Unter Bischof Johannes von Jerusalem (386–415) war eine große Basilika auf dem Berg Sion erbaut worden, die den glorreichen Titel Sancta Sion erhielt (Abb. I.24). 332 In dieser Kirche wurden die Geißelsäule Christi wie auch die Reliquien des Protomärtyrers Stephanus verehrt, die man 415 bei Cafargamala gefunden hatte.333 Das südliche Seitenschiff der Sionskirche aber hatte man dem zweigeschossigen Bau des Coenaculums angeschlossen.334 collecta erat multitudo cum apostolis, qua hoc factum est, ut superius diximus, legunt ibi de actibus apostolorum. Postmodum fit ordine suo missa, offertur et ibi, et iam ut dimittatur populus, mittit vocem archidiaconus et dicet: Hodie statim post sexta omnes in Eleona parati simus in Imbomon. Revertitur ergo omnis populus unusquisque in domum suam resumere se (...). Denuo inde (a Cruce) omnis populus christianus usque ad unum cum ymnis ducunt episcopum usque ad Syon. Ubi cum ventum fuerit, leguntur lectiones aptae, dicuntur psalmi vel antiphonae, fit oratio, benedicuntur cathecumini, et sic fideles et fit missa. Missa autem facta accedunt omnes ad manum episcopi et sic reveruntur unusquisque ad domum suam hora noctis forsitan media. Ac sic ergo maximus labor in ea die suffertur, quoniam de pullo primo vigilatum est ad Anastase et inde per tota die nunquam cessatum est; et sic omnia, quae celebrantur, protrahuntur, ut nocte media post missa, quae facta fuerit in Syon, omnes ad domos suas revertantur. Iam autem de alia die quinquagesimarum omnes ieiunant (...) sicut toto anno (...). Quarta autem et sexta feria semper nona in Syon fit iuxta consuetudinem. Baldi 1955, 476–477, Nr. 732. 332 Baldi 1953, 180. 333 Vincent / Abel 1922, 455. 334 Baldi 1953, 175. Camille Enlart meinte, daß die erste
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Die Basilika auf dem Berg Sion spielte im liturgischen Geschehen in Jerusalem während des gesamten Kirchenjahres eine sehr wichtige Rolle. In Jerusalem war das Kirchenjahr durch eine genau festgelegte kalendarische Reihenfolge von Stationsgottesdiensten organisiert, die an verschiedenen Stätten der christlichen Heilsgeschichte abgehalten wurden. Neben den Gedenkstätten am Berg Golgotha, wie der Anastasisrotunde über dem Grab Christi, der konstantinischen Basilika des Martyriums oder der Kalvarienbergkapelle an der Kreuzigungsstätte sowie dem Gedächtnisbau am Ölberg und an anderen heiligen Orten, wurde besonders häufig der Sionsberg in Prozessionen zur Abhaltung von Stationsgottesdiensten aufgesucht. Wie die Pilgerin Aetheria berichtete, fanden in der Sionskirche derartige Liturgiefeiern in der Oktav des Festes Epiphanie, an jedem Mittwoch und Freitag zur Fastenzeit, am Karfreitag vor Sonnenaufgang, am Freitag der Osterwoche, am Ostersonntag nach Sonnenuntergang und zu nächtlicher Stunde, am Weißen Sonntag, an jedem Mittwoch und Freitag der fünfzigtägigen Osterzeit und zweimal am Pfingsttag statt.335 Aus einem armenischen Lektionar von 464/468 geht ergänzend hervor, dass man auch am Gründonnerstag nach der Kreuzverehrung auf Golgotha gemeinsam zur Sionskirche zog,336 die so sehr als Ort des historischen Abendmahls angesehen wurde, daß man sie am Gründonnerstagabend aufsuchen zu müssen glaubte.337
Wie Rolf Zerfass feststellte, ist die für Jerusalem spezifische kultische Ausgestaltung des Kirchenjahres in den reich gestreuten Stationsgottesdiensten Ausdruck einer an diesem Ort (...) einleuchtenden historisierenden Tendenz, indem man den Plan entwickelte, einzelner historischer Details aus dem Ganzen der neutestamentlichen Heilsgeschichte zu gedenken, deren Schauplatz man ohne Kirche auf Sion noch auf die heilige Helena zurückginge und ein fünfschiffiges Langhaus besessen habe, in dessen Südostbereich das Coenaculum einen Teil der beiden Seitenschiffe eingenommen habe. Enlart 1928, 244–250. 335 Zerfass 1968, 20–24. 336 The fifth day of the week is of the old Zatik, as touching which Jesus said to the disciples: With desire have I desired to eat with you this Zatik. They assemble at the seventh hour in the holy shrine of the city (...). And then the sacrifice is offered in the holy shrine, and before the holy cross. And in the same hour they proceed to holy Sion. Baldi 1955, 481, Nr. 737; Conybeare 1905, 520–525. 337 Zerfass 1968, 75.
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Mühe aufsuchen kann und aufzusuchen sich gedrängt fühlt.338 Nach allem, was wir von den Stationsgottesdiensten der hl. Stadt wissen, war es nicht die Macht irgendwelcher Ideen, sondern die Anziehungskraft der hl. Orte, an denen die einzelnen Tatsachen des Lebens Jesu sich abspielten, die zur Stationsbildung führte.339
In byzantinischer Zeit steigerte sich die Bedeutung der Sionskirche noch weiter. Aus dem 5. Jahrhundert überliefert ist der Text der Liturgie des hl. Jakobus, in deren Hochgebet der Ort Sion ausdrücklich angesprochen wird.340 Das Typikon der Anastasiskirche von Jerusalem von 1122 überliefert, dass man am Gründonnerstag die Abendmahlskirche auf Sion besuchte, um dort die Jakobusliturgie zu feiern und die Fußwaschung vorzunehmen. Dabei wurden die passenden Schriftstellen aus Markus 14,12-16 und Johannes 13,3-11 gelesen.341 Des heiligen Jakobus wurde als 338 Zerfass 1968, 24–25. 339 Heiming 1957, 96. 340 Mitte in nos et haec proposita dona spiritum tuum sanctissimum; Dominum et vivificantem, eiusdem throni participem et conregnantem cum Te, Deo et Patre et cum unigenito filio tuo, qui in columbae specie in Dominum descendit (...) qui in forma dignitarum linguarum in sanctos tuos Apostolos descendit in coenaculo sanctae et gloriosae Sion die Sanctae Pentecostes. Offerimus tibi, Domine, etiam pro sanctis locis tuis quae gloriosa effecisti Christi tui manifestatione divina et santissimi spiritus adventu, praesertim pro sancta et gloriosa Sion, omnium ecclesiarum matre: et pro totius mundi sancta, catholica et apostolica ecclesia tua. Baldi 1955, 482 Nr. 738. 341 Ad matutinum. Patriarcha cum clero in Sancta Resurrectione celebrat, Agiosionitae autem in coenaculo Sanctae Sion vigilias agunt (...) sancta et magna feria quinta (maioris hebdomadae) vespere canimus vel coram Sancto Calvario vel in Sancta Sion omissis versibus...Ordo cum Deo functionis sacri Chrismatis. Statim Patriarcha, metropolitae, episcopi, presbyteri, diaconi et subdiaconi albas vestes in Sancta Sion assumunt (...). Et si in Sancta Resurrectione sumus, statim nos conferimus in Sanctam Sion ob divinam functionem et pedum lotionem; et illic primus sacerdos et sufficientes clerici manent ad functionem exercendam in Sancto Calvario. Si autem sumus in Sancta Sion, oportet ut primus sacerdos, postquam sacrum Chrisma consecraverit, se illuc (in Calvarium) conferat, et sufficiens clerus et missam celebrant, nos vero in Sancta Sion celebramus, et similiter pedum lotionem perficimus. Ritus divini sacrificii iuxta Sanctum Iacobum Apostolum et fratrem Domini completur in Sancta Sion hic modo (...). Dimissio populo, tunc Patriarcha et clerus coenant in Sancta Sion, ut ibi pedum lotionem etiam perficere possint. Postquam Patriarcha, clerus et populus, sacra communione accepta, coenavit, ingreditur Patriarcha et clerus in coenaculum Sanctae Sion, ubi a Domino
ersten Bischofs von Jerusalem in der Sionskirche auch am 25. Dezember eigens gedacht.342 Hippolyt von Theben überlieferte, dass Jakobus einst an jenem Ort, dem Abendmahlssaal, von den Aposteln zum ersten Bischof von Jerusalem gewählt worden sei.343
Im Jahre 530 nannte Theodosius das heilige Sion (...) die Mutter aller Kirchen,344 im 8. Jh. ergänzte Johannes Damascenus diese Lobpreisung mit Bezugnahmen auf die Muttergottes.345 Im Jerusalemer Brevier von 530 erscheint erstmals die Erwähnung, dass neben der Geißelsäule in der Sionskirche auch der Stein, auf dem Stephanus getötet worden war, eine Öllampe aus dem Abendmahlssaal sowie in der Mitte der Kirche die Dornenkrone Christi aufbewahrt werde.346 Noch ausführlicher schilderte der Anonymus Placentinus um 570 die Heilsdenkmäler, die in der Sionskirche verehrt wurden, darunter nun auch die Heilige Lanze, mit der Jesus die Seitenwunde zugefügt worden war.347 nostro Iesu Christo peracta fuit (pedum lotio). Baldi 1955, 493–494: Dort wird das Typikon ins 9.–10 Jahrhundert gesetzt, die Handschrift ist tatsächlich 1122 datiert, die darin zugrundeliegende Gottedienstordnung geht aber bis ins 9. Jahrhundert zurück. Baumstark 1905, 227-289; Zerfass 1968, 59–64. 342 Baldi 1953, 175. 343 Illic primum episcopum Iacobum apostoli elegerunt. Baldi 1955, 490–491, Nr. 749. 344 De Golgotha usque in sancta Sion passi numero CC, quae est mater omnium ecclesiarum; quam Sion domnus noster Christus cum apostolis fondavi. Baldi 1955, 483, Nr. 739. 345 Clarissima Sion, in qua Legislator Christus typicum Pascha peregit (...) in quo Christus ex mortuis resurgens apostolis conspectus fuit et Thomae fidem fecit (...). Haec Ecclesiarum arx est: haec discipulorum diversorium. In hac sanctissimus Spiritus, sonitu edito, cum multarum linguarum dono, ignea forma adveniens, in discipulos effusus est. In hac Theologus, Dei Genitricis susceptor, quae necesse erant subministrabat. 346 Deinde vadis ad sancte Sion basilican magnam nimis, ubi est illa columna, ubi caesus est dominus Iesus (...). Unde venis ad sacrarium, ubi est ille lapis, unde lapidatus est Stephanus sanctus. In media basilica est corona de spinis, quam accepit Iesus. Et est ibi illa lucerna, ubi docebat discipulos, quando cenaverat. Baldi 1955, 483, Nr. 740. 347 Ascendimus in turrem David, ubu psalterium decantavit, magna valde, in qua sunt monasteria in cenacoli singulis (...). Deinde venimus in basilica sancta Sion, ubi sunt multa mirabilia, inter quibus quod legitur de lapide angulare, qui reprobatus est ab aedificantibus. Ingresso domino Iesu in ipsa ecclesia, quae fuit domus sancti Iacobi, invenit lapidem istum deformem in medio iacentem,
Der im Codex Parisinus lat. 13.048 aus dem 9. Jh. überlieferte Reisebericht des Pilgers Arculf De locis sanctis von 670 gibt die älteste erhaltene Planskizze der Sionskirche wieder. Inschriften innerhalb des schematisierten Grundrisses nennen Art und Lage der Gedenkstätten: Nach der Zeichnung betrat man die Sionskirche an der Nordseite. Am westlichen Ende des Nordschiffes wurde jener Platz verehrt, wo die Muttergottes entschlafen war [„Hic S.Maria obiit“]. In der Mitte der Kirche ist die Geißelsäule eingetragen [„Hic columna marmorea stat cui dominus adhaerens flagellatus est“]. Am Ostende des Südschiffes erscheint der Abendmahlssaal [„Locus coenae domini], an dessen Westende der Ort, wo der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war [Hic Spiritus S. super apostolos descendit].348
Aus einem Kalendarium der Kirche von Jerusalem vom 7./8. Jh. ist zu entnehmen, dass die Sionskirche im Jahre 614 in Brand gesteckt, jedoch von Erzbischof Modestus danach wieder aufgebaut worden sei.349 Eine armenische Quelle aus dem 7. Jahrhundert nennt den Abendmahlssaal als abgesonderten Raum der Mysterien in der tenuit eum et posuit in angulum. Quem tamen et leves in manibus tuis et ponis aurem in ipso angulo et sonat in auribus tuis quasi multorum hominum murmuratio. In ipsa ecclesia est columna, ubi flagellatus est Dominus. In qua columna tale est signum: dum eam amplexasset, pectus eius inhaesit in ipsa marmore et manus ambas apparent et digiti et palmae in ipsa petra, ita ut pro singulis languoribusmensura tollatur exinde; et circa collum habent et sanantur. In ipsa columna est illud cornu, de quo reges unguebantur et David. Ibi est in ipsa ecclesia et corona de spinis, qua coronatus est Dominus, et lancea, de qua in latere percussus est Dominus. Ibi sunt et lapides multae, cum quibus lapidatus est Stephanus. Ibi est et columnella, in qua crux positaest beati Petri, in qua crucifixus est Romae. Ibi est et calixapostolorum, in quo post resurrectionem Domini missas faciebant, et multa alia miracula, quae non recolo. Baldi 1955, 484, Nr. 741. 348 Et quia paulo superius montis Sion mentio intercessit, de quadam pergrandi basilica in eo constructa quaedam breviter succincteque intimanda sunt, cuius sic describitur formula. Hic petra monstratur, super quam Stephanus lapidatus extra civitatem obdormivit. Extra hanc supra descriptam grandem basilicam, quae intrinsecus talia sancta complectitur loca, alia memorabilis exstat ad occidentalem partem eius petra, super quam, ut feritur, flagellatus est Dominus. Haec itaque apostolica ecclesia, ut supra dictum est, in montis Sion superiore campestri planitie lapidea est fabricata structura. Baldi 1955, 489, Nr. 745. 349 Baldi 1955, 490, Nr. 748.
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Sionskirche, rechter Hand gelegen und mit einer hölzernen Kuppel überwölbt, und berichtet weiter, dass in der Basilika selbst, welche 100 Ellen lang und 70 Ellen breit gewesen sei und Arkaden mit 80 Säulen besessen habe, die Dornenkrone Christi an einer hölzernen Schrankenwand aufgehängt gewesen sei.350 Man rekonstruiert die byzantinische Sionsbasilika auf Grund archäologischer Untersuchungen als fünfschiffiges Langhaus mit 16 Arkadenschritten und einer Halbkreisapsis am breiteren Mittelschiff sowie einem vielleicht verdoppelten Narthex an der Westseite. Das Coenaculum schloss an der östlichen Hälfte der Südseite an das Langhaus an.351
Auch nach der arabischen Eroberung Palästinas fand kein Rückgang des religiösen Eifers der Christen Jerusalems bei der Abhaltung der Stationsgottesdienste während des Kirchenjahres statt. Wie ein altgeorgisches Kanonar aus der 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts aussagt, wurde an den 35 Festtagen der siebenwöchigen Vorfasten- und Fastenzeit die Vesper insgesamt einundzwanzigmal in der Sionskirche gehalten,352 was gegenüber den im 5. Jahrhundert bezeugten Stationsgottesdiensten auf Sion eine Steigerung um mehr als ein Drittel bedeutete. Zwischen 723–726 datiert der Bericht des hl. Willibald über die Sionskirche.353 Um 870 beschrieb der Mönch Bernardus die Kirche am Sionsberg wo der Herr seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, in der die Dornenkrone des Herrn hängt und wo die hl. Maria der Überlieferung nach entschlafen sei.354
350 Baldi 1955, 490, Nr. 747. 351 Durch Annahme von acht verdoppelten Säulenstellungen in der Mitte des Langhauses wird die überlieferte Anzahl von 80 Arkadensäulen erreicht. Kroll 1983, 420 Abb. 240a. 352 Zerfass 1968, 58–64. 353 Et tunc (...) surgit et abiit ad illam ecclesiam, que vocatur Sancta Sion. Illa stat in medio Jerusalem. Illic orabat, et inde ibat in porticum Salomonis (...). Sancta Maria in illo loco in medio Ierusalem exivit de seculo, qui nominatur Sancta Sion. Quanto videndi Deum Deorum in Sion desiderio ecclesiam montis Sion in medio urbis sitam adiit, quam devote translatum illuc eiusdem ecclesie archidiaconum et protomartyrem Stephanus imploravit? Baldi 1955, 492, Nr. 751. 354 Est preterea in ipsa civitate alia ecclesia ad meridiem, in monte Syon, que dicitur Sancta Symeonis, ubi Dominus lavit pedes discipulorum suorum, in qua pendet spinea corona Domini, et in hac defuncta traditur esse sancta Maria. Baldi 1955, 493, Nr. 753.
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Aus dem 9. Jh. stammt der Bericht des Mönchs Epiphanius, der eine erste Beschreibung von Bilddarstellungen vom Pharisäer und vom Zöllner im Inneren des Abendmahlssaales lieferte.355
966 wurde die Sionskirche wie auch die Grabeskirche in Jerusalem von den Muslimen im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Nikephoros Phokas in Brand gesteckt und geplündert, danach von den Christen aber wieder instand gesetzt.356 1033 wurde die Stadtmauer der Eudokia durch ein Erdbeben zerstört. Danach und noch während der Kreuzfahrerzeit (1099–1187) lag die Kirche auf dem Berg Sion außerhalb des ummauerten Stadtgebiets von Jerusalem. Ob die Sionskirche bei dem Erdbeben von 1033 Schaden genommen hatte, ist unbekannt. Jedenfalls fanden, wie der arabische Chronist Yahya von Antiochia berichtet, die Kreuzfahrer im Jahre 1099, als sie Jerusalem im Kampf einnahmen, die Sionskirche von den Mohammedanern verwüstet vor.357 Da man um die große Bedeutung des Ortes genau wusste, wie Raimund von Aguilers berichtet,358 wurde das Heiligtum rasch wiederhergestellt. Der Anführer der Kreuzfahrer, Graf Raimund von Toulouse, nahm selbst auf dem Sionsberg Quar355 Item ad occidentalem portam sanctae civitatis est turris Davidica, ubi consedit super cinere et scripsit Psalterium: in dextra parte turris, lithostrotum est, ecclesia parva, ubi Judas Dominum prodidit. A dextra autem lithostroti est S.Sion, domus Dei. Inde in magna porta, parte sinistra, locus est, in quo sancti apostoli abluerunt sanctissimam Dei Genitricem post obitum ipsius. Deinde ad dextram portae partem est spiramentum gehennae ignis. Ac juxta hanc stat lapis ad quem flagris ceciderunt Christum Dominum nostrum. Et in sacris portulis sanctuarii sunt Christi vestigia, ubi institit, Pilati judicium subiens. A dextra vero sanctuarii est coenaculum, in quo coenavit Christus cum discipulis suis. Eodem in loco depictus est harisaeus se jactans, et Publicanus se deprimens. Praeterea ad concham S.Sionis, nimirum praetorii, est quadricolumnium parvum, ubi focus, quo B. Petrus interrogatus est ab ancilla, ac tertia vice inficiatus abnegavit Christum; et confestim gallus cantavit. Atque hoc ipso loco aedes sunt Pilati et Annae et Caiphae et Caesaris. Baldi 1955, 404–405, Nr. 755. 356 Vincent / Abel 1922, 459. 357 Ecclesia Sanctae Sion, devastata a Mohammedanis, iterum in ruinis inventa fuit a Cruciferis an. 1099. Baldi 1955, 496, Anm. 1. 358 Sunt enim in ecclesia illa haec sacra: Sepulcrum David regis et Salomonis, et sancti Stephani protomartyris sepulcrum. Migravit ibi beata Maria de saeculo: coenavit ibi Dominus; et resurgens a mortuis, discipulis suis apparuit at Thomae: ibidem apostoli inflammati sunt adventu Spiritus Sancti. Baldi 1955, 496, Anm. 1; Vincent / Abel 1922, 461.
tier, um die Kirche vor Übergriffen der Muslimen zu schützen.359
Wie archäologische Befunde erkennen lassen, wurde die Sionskirche der Kreuzfahrer über verkleinertem Grundriss wiederaufgebaut (Abb. I.25): Das Langhaus war nun dreischiffig; das neue Mittelschiff nahm den Platz der beiden südlichen Seitenschiffe des Vorgängerbaues ein, erhielt im Osten eine neue Halbkreisapsis und im Westen einen quadratischen Turm – links und rechts wurden schmale Seitenschiffe neu errichtet, sodass nun das Coenaculum nicht mehr als seitlicher Anbau bestand, sondern teilweise in das Langhaus integriert war.360 Das Coenaculum selbst scheint am wenigsten beschädigt gewesen zu sein, da seine auf die Antike zurückgehenden Ost- und Südmauern noch in beträchtlicher Höhe erhalten geblieben waren.361
Abt Daniel beschrieb um 1106/1107 die Sionskirche in allen Details: Von der ebenerdig gelegenen Kapelle an der Südseite, die an jener Stelle lag, wo Christus den Jüngern die Füße gewaschen hatte, stieg man über eine Treppe zum Abendmahlssaal empor, der als gewölbte Pfeilerhalle, geschmückt mit Mosaiken und versehen mit einem Fußbodenpflaster, geschildert wird. Wie in einer eigenen Kirche habe dieser Raum einen Altar an der Ostseite enthalten. Nach den Angaben des Abtes Daniel wurde der Abendmahlssaal als der gleiche Raum angesehen, in dem der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Apostel herabgekommen war. Dagegen wurde der Erscheinung Christi nach seiner Auferstehung vor den Aposteln nun in einer anderen Kapelle im Erdgeschoß an der Südseite der Sionskirche gedacht.362 359 Baldi 1953, 176. 360 Kroll 1983, 420 Abb. 240. 361 Kroll 1983, 423, Abb. 242. 362 Actuellement le Mont Sion est hors de l’enceinte de la ville au sud de Jérusalem. C’est sur ce Mont Sion qu’était la Maison de Jean le Théologue, et une grande église à toit en charpente y était érigée; il y a la distance d’un jet de petite pierre de la muraille de la ville à la sainte église de Sion. Cette église possède derrière l’autel la chambre où le Christ lava les pieds de ses disciples. De cette pièce en marchant vers le sud, on monte par un escalier dans une autre chambre, dont la voûte est soutenue par des piliers (et qui est) ornée de mosaiques; (elle est) bien pavée et a, comme une église, un autel exposé vers l’orient; c’etait la demeure de Jean le Théologue, dans laquelle eut lieu que ltrouve une autre chambre, les portes étant fermées (...).
Abb. I.25 Jerusalem, rekonstruierter Grundriss der Sionskirche der Kreuzfahrer (Kroll 1983, 420, Abb. 240 unten)
Das ins Jahr 1122 datierte Typikon der Anastasiskirche von Jerusalem nennt sämtliche Schriftlesungen, die bei den Stationsgottesdiensten an den großen Festtagen des Kirchenjahres in der Sionskirche zur Anwendung kamen: Am Gründonnerstag beim Gottesdienst zum Gedächtnis des Letzten Abendmahles waren dies Stellen aus dem Buche Exodus (19,10-19), aus dem 1. Buche Samuel (16,1-13), vom Propheten Isaias (61,1-6), die Psalmen 40,1, 139 und 140, die Perikopen der Evangelisten Matthäus (26,1-27), Markus (14,1216), Johannes (13,3-11 und 13,12-17 sowie 38,142) und eine Lesung aus dem 1. Korintherbrief des hl.Paulus (11,23-32). Die Messfeier wurde nach der Jakobusliturgie gelesen, es fand eine Öl- und eine Wasserweihe, die Fußwaschung und eine Agape statt.363
Wieder sind es Pilgerberichte aus der Kreuzfahrerzeit, die einzelne Details über den Abendmahlssaal der Sionskirche überliefern: 1102 erwähnt Saewulf, der das Coenaculum als Kapelle bezeichnet, dass noch der marmorne Tisch erLà se trouve aussi une pierre sacrée apportée du Mont Sinai par un ange. De l’autre côté de cette même église, à l’occident, aussi en bas, est située une autre chambre; c’est là que la sainte Vierge rendit l’âme: et tout cela se passa dans la Maison de Jean le Théologue. C’est là qu’était la maison de Caiphe, où Pierre renia le Christ par trois fois avant que le coq eût chanté. Cet endroit se trouve à l‘orient de Sion. Baldi 1955, 497, Nr. 758. 363 Zerfass 1968, 77.
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halten sei, an dem Jesus mit den Aposteln das Abendmahl gefeiert habe. Auch berichtet Saewulf von Reliquien des Nikodemus sowie von Gamaliel und Abibon, die unter Patriarch Johannes aufgefunden wurden und in diesem Heiligtum aufbewahrt seien.364 Dagegen erwähnte der Pilger die Reliquien der Dornenkrone und der Heiligen Lanze nicht mehr. Diese befanden sich offenbar schon damals in Konstantinopel, wo bald danach auch die Geißelsäule und der Marmortisch vom Letzten Abendmahl in den Reliquienbeständen des Kaiserpalastes aufscheinen.365 Johannes von Würzburg verfasste um 1165 eine Schilderung der Sionskirche, in welcher er eine Inschrift an der Wand des Narthex zitierte,366 im Untergeschoß, das er gleichsam die Krypta der Hauptkirche nannte, sah dieser Pilger eine Malerei, die die Fußwaschung darstellte, im Obergeschoß, am Ort des Abendmahles war dessen Bilddarstellung zu sehen.367 364 Ecclesia Spiritus-Sancti in monte Syon, extra murum, ad austrum, quantum potest projici sagitta: ibidem apostoli receperunt promissum Patris, scilicet Spiritum Paraclytum, in die Pentecostes: ibidem fecerunt simbolum. In ecclesia illa est capella quaedam in loco ubi beata Maria obiit; ex altera parte ecclesiae est capella in loco ubi Dominus noster Jesus Christus post resurrectionem inprimis apostolis apparuit, et vocatur Galilea, sicut dixit ad apostolos: „Postquam resurrexero, precedam vos in Galileam”: ille locus vocabatur Galilea propter apostolos montis Syon ubi apostoli erant absconsi in conclavi propter metum Judeorum clausis januis stetit Jesus in medio eorum dicens: „Pax vobis”: et iterum ostendit se ibi dum Thomas misit digitum in latus suum et in locum clavorum. Ibi cenavit cum discipulis ante passionem, et lavit pedes eorum: illic est adhuc tabula marmorea supra quam cenavit. Ibi reliquiae sancti Stephani, Nichodemi, Gamaliel et Abibonis, a sancto Iohanne patriarco honorifice post in inventionem reconditae sunt. Baldi 1955, 496, Nr. 757. 365 Riant 1878, Bd. 2, 208, 225, 231–232. 366 Folda 1995, 469 Anm. 304. 367 Quod es factum est in die pentecostes, discipulis in quodam conclavi illius praefati aedificii in monte Sion manentibus, ubi et Dominus noster dicitur coenasse, in completione promissi exspectantibus, quod adhuc in eodem loco pictura exstante de musivo pere in sanctuario, abside ejusdem ecclesiae, demonstratur; nam ibi duodenarius apostolorum numerus cum ipsorum imaginibus, spiritu sancto in forma ignearum linguarum ad capita singulorum descendente, per similitudinem picturae continetur, cum tali epigrammate: Factus est repente de coelo sonus advenientis (...). In monte Sion Christus discipulis suis apparuit, unde et hi versus inveniuntur ibi appositi in dextro latere ecclesiae: Christus discipulis apparuit hic galilaeis surgens. Proptera locus est dictus Galilaea. Deinde omnibus apparuit apostolis absque Thoma in monte Sion januis clausis, dicens eis: Pax vobis. Octavo quoque die in monte eodem apparuit Thomae (...). Hae revelationes per picturam demonstrantur factae in loco
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In den siebziger Jahren des 12. Jahrhunderts scheinen sich die Kreuzfahrer entschlossen zu haben, das Coenaculum baulich in einer Weise zu renovieren, die dem hohen religiösen Ansehen der Gedächtnisstätte gerecht werden sollte: Die Sionskirche stand unter der Obhut eines Kollegiatskapitels französischer Augustiner-Regularkanoniker, von denen einige Prioren namentlich überliefert sind.368 Wie die Kollegiatskapitel an anderen heiligen Stätten, unterstand auch das Augustinerkollegium auf Sion der Jurisdiktion des lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Dieser hatte das Privileg, die Messe und Predigt am Pfingstsonntag in der Sionskirche zu halten. Auch am Gründonnerstag wurde der Patriarch auf dem Berg Sion empfangen, wohin er mit einer Prozession zahlreicher, bußfertiger Laien, Mönche und Priester aus der ganzen Stadt eintraf, um die Ölweihe vorzunehmen und die Messe in Erinnerung an das Letzte Abendmahl zu lesen. Am zweiten der drei Bittage vor dem Himmelfahrtsfest wurde im Obergemach des Coenaculums ein Stationsgottesdienst mit dem Gesang Spiritus Domini replevit abgehalten; unter den Hymnen der Allerheiligenlitanei zog man danach von Sion wieder in Prozession zum Heiligen Grab.369
Der griechische Pilger Johannes Phokas schilderte in seinem Bericht von 1177, dass auf der rechten Seite der Sionskirche, und zwar rechts vom Sanktuar, das Obergemach über eine Treppe von 61 Stufen zu erreichen sei; der Abendmahlssaal habe vier Gewölbejoche aufgewiesen. An der linken Seite des Saales war der Platz zu sehen, wo der Herr das Letzte Abendmahl gehalten hatte, in der Apsis dieses Raumes sei die Herabkunft des Heiligen Geistes dargestellt gewesen.370 Jaroslav montis Sion, scilicet, in crypta majoris ecclesiae, ubi etiam depingitur Dominus noster pedes discipulorum suorum lavisse, cum manifesta utriusque facti descriptione. In sinistra parte ejusdem ecclesiae, in loco superiori, depicta apparet coena, in inferiori, scilicet in crypta, lavatio pedum discipulorum ostenditur exhibita. Baldi 1955, 497–498, Nr. 759. 368 Arnaud (1117-1138), Enguerrand (1155), Gontier (1160) und Renaud “Abbas ecclesiae montis Syon” (1178). Vincent / Abel 1922, 462, Anm. 2. 369 Vincent / Abel 1922, 462. 370 Folda 1995, 469 Anm. 302. Sancta vero Sion ante sanctam urbem sedem sibi habet, ad partem illius dexteram jacens. Cujus descriptio haec fuerit: Castellum est, in quo sancta Sion, Ecclesiarum mater, collocatur: praegrandi magnitudine ecclesia conspicua est; tectum in proceritatem aequaliter orbiculatam effigitur; cujus speciosas portas ingresso tibi, ad partem laevam obycitur sancti Joannis Theologi domus, in qua sanctissima Deipara post
Abb. I.26 Jerusalem, Coenaculum, Bestandspläne: Grundriss und Aufrissschnitt des Obergeschoßes (Plommer 1982, 150, bearb. Stefan Kubin)
Folda meinte, dass die Beschreibung des Johannes Phokas bereits den Zustand des Coenaculums nach dessen Umbau in Stilformen der gotischen Kreuzfahrerarchitektur wiedergebe.371 Während die ältere Literatur (Louis Hugues Vincent / FélixMarie Abel, Camille Enlart)372 die Meinung vertrat, dass der Bau in seinem heutigen Zustand erst in der Zeit Kaiser Friedrichs II. (zwischen 1229 und 1244) errichtet worden sei, der sich seither auch David Abulafia und Jürgen Krüger anschlossen,373 und Donato Baldi, Helmut Buschhausen und Gerhard Kroll den Bau erst nach 1335 datieren wollten,374 sahen S. Langé,375 Hugh Plomresurrectionem commorabatur, ubi et mortem obiit; visiturque ibidem cellula ferreis cancellis circummunita, et in loco, ubi sanctissimam animam DeoFilioque reddidit, umbones bini. Dextera templi, ad dexteriorem partem altaris, coenaculum, in quod gradibus uno et sexaginta ascenditur. Templum quatuor fornices et trullam habet. In sinistra parte coenaculi, locus, in quo facta est Dominica coena; in Bematis mytulo, sancti Spiritus in Apostolos descensus. In templi inferiore parte Christus pedes apostolorum lavit, cujus loco adverso templum erigitur; in eo domus, in quam Christus januis clausis ad apostolos introivit; ubi post lapidationem protomartyr Stephanus sepultus est. Baldi 1955, 501, Nr. 762. 371 Folda 1995, 470, 601, Anm. 296. 372 Vincent / Abel 1922, 421–448; Enlart 1928, 249–262. 373 Abulafia 1992, 220; Krüger 1997, 229–247. 374 Baldi 1953, 176–177; Buschhausen 1978, 248; Kroll 1983, 420. 375 Langé 1965, 169–174.
mer,376 Jaroslav Folda,377 Luigi Marino / Cinzia Nenci378 und Mario Schwarz379 in der bestehenden gotischen Säulenhalle des Coenaculums, auf der Datierungsgrundlage überzeugender Stilvergleiche eine Anlage, die noch vor der Räumung der Stadt Jerusalem durch die Kreuzfahrer infolge der verlorenen Schlacht von Hattin (1187) entstanden ist (Abb. I.26).
Das Kapitel der Augustiner-Regularkanoniker auf Sion hatte beträchtliches Vermögen aus Besitzungen in Jerusalem und im umliegenden Palästina. Es konnte das Kloster auf dem Sionsberg aufwendig mit Mauern, Türmen und Befestigungswerken ausbauen,380 und es besaß weithin hohes Ansehen: Vom Papst waren die Augustiner von Sion beauftragt, Verhandlungen mit den altorientalischen Christen zum Ziel einer Wiedervereinigung mit der römischen Kirche zu führen. Das Augustinerkapitel stand mit König Ludwig VII. (reg. 1137–1180) von Frankreich in enger Verbindung.381 Äußerer Anlass für den Umbau des Coenaculums könnte die Erhebung des Sionsklosters zu einer Abtei gewesen sein, die um 1178 stattgefunden hat: In diesem Jahr nennt Wilhelm von Tyrus Renaud (...) Abbas ecclesiae montis Syon.382 Zwei um 1170–1180 entstandene Illustra376 Plommer 1982, 139–166. 377 Folda 1995, 470–471. 378 Marino / Nenci 2000, 63–82. 379 Schwarz 2005, 255–275; Schwarz 2006, 235–245. 380 Röhricht 1887, 221–224. 381 Vincent / Abel 1922, 462. 382 Vincent / Abel 1922, 462.
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tionen in illuminierten Handschriften, und zwar im Collectar der Bibliothèque Royale in Brüssel ms. 9.823 / 9.824383 und im Collectar von SaintBertin, Koninklije Bibliotheek Den Haag, ms. 75,384 zeigen Plandarstellungen von Jerusalem, bei denen neben der Ortsangabe mons syon der Bau des Abendmahlssaales mit der Beischrift cenaculü eigens hervorgehoben ist.
Der Umbau des Coenaculums schuf innerhalb der bestehenden Umfassungsmauern an der Südund Ostseite eine zweigeschossige, zweischiffig gewölbte Halle, deren Wölbungen im Erdgeschoß auf quadratischen Pfeilern, im Obergeschoß, also im Abendmahlssaal, auf Säulen mit korinthisierenden Kompositkapitellen ruhten (Abb. I.27, I.28 und I.30). Die Mittelstützen bildeten in beiden Geschossen jeweils vier Jochschritte. Die Halle des Obergeschosses hatte in der Art einer Empore Spitzbogenöffnungen zum Mittelschiff der Sionsbasilika. Die Säulen des Abendmahlssaales mit den in feinster Steinmetzarbeit skulptierten Kapitellen und die Profile der Kreuzrippengewölbe mit den verbreiterten, doppelt profilierten 383 Niehoff 1985a, 74–75, Nr. H 3; Röhricht 1890, Nr. 86; Boutemy 1948, 53–54; Heydenreich 1965, 83–84. 384 Niehoff 1985b, 76–77, Nr. H 4; Alexander 1998, 262, Fig. 7
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Abb. I.27 Jerusalem, Coenaculum, Obergeschoß, Innenansicht nach Osten (Enlart 1927, Abb. 340)
Gurten der Scheidbogen entsprechen eng den Bauformen im Chorumgang oder in den Seitenschiffen von Nôtre-Dame in Paris (Abb. I.29) und gleichen stilistisch damit jenen Bereichen der Kathedrale, die um 1175 bis 1182 entstanden sind.385 Gegenüber der vorangegangenen Kreuzfahrerarchitektur im Heiligen Land, wie dem Umbau der Anastasis oder der St.Anna-Kirche in Jerusalem386 erscheinen die Stilformen und die Bauplastik im Coenaculum deutlich weiter entwickelt, wie Jaroslav Folda feststellte: It is in architectural sculpture especially that we find an up-to date repertory comparable to early Gothic in the west.387
Sehr detailliert arbeitete Hugh Plommer stilistische Übereinstimmungen zwischen den Großund Detailformen des Coenaculums mit avan385 Kimpel / Suckale 1985, Chor 1177 außer im Gewölbe vollendet, 1182: Chorweihe, 1175: Baubeginn des Langhauses. Hugh Plommer und Peter Fergusson meinten dagegen, dass die engsten Stilübereinstimmungen zur kontemporären gotischen Architektur Englands bestehen: Plommer 1982, 141–147; Fergusson 1984. 386 Kühnel 1994, 19–33, Abb. 4, 6, 8 und 14. 387 Folda 1995, 471.
Abb. I.28 Jerusalem, Coenaculum, Obergeschoß, Gewölbeträger (© Enciclopedia Italiana)
Abb. I.29 Paris, Kathedrale Nôtre-Dame, Chorumgang, Gewölbeträger (© Mario Schwarz)
cierten Werken der westeuropäischen gotischen Baukunst (Kathedrale Canterbury, 1174–1190, Kathedrale Noyon, um 1170–1185) wie auch der Kreuzfahrerarchitektur im östlichen Mittelmeerraum (St. Sophia in Nicosia, um 1193) heraus,388 wobei er auf die Ausbildung der Rippenprofile, der Basen und Kapitelle der Gewölbeträger und die Fenster des Abendmahlssaales ebenso einging, wie auf die Proportionen des Baues. Die Verwendung des zu dieser Zeit äußerst fortschrittlichen tas-de-charge-Systems bei der Ausbildung der Gewölbeauflager werden von Plommer als Beweis für die führende Rolle gewertet, die die Architektur der Kreuzfahrer im Heiligen Land zu dieser Zeit spielte. Gerade in diesem Milieu konnte es zur Vermittlung neuester bautechnischer und stilistischer Errungenschaften aus England, Frankreich und Italien kommen. Folda bestätigte, daß typische Charakteristika der Kreuzfahrerarchitektur in den Gewölben des Coenaculums zu erkennen seien: As architecture it maintained some of the Levantine qualities of spaciousness characterized by the use of broad, generous pointed arches.389
Schon seit frühchristlicher Zeit machte die Gottesdienstordnung in Jerusalem mit ihrer lokalen und inhaltlichen Vielfalt einen überwältigenden Eindruck auf die Pilger. Vor allem die Übereinstimmung der in den Lesungen verkündeten Heilsbotschaft mit den historischen Schauplätzen, die zur Feier dieser Gottesdienste aufgesucht wurden, war von größter suggestiver Kraft: Man ist ja ausgezogen, um ein Geheimnis Christi zu feiern. Nun liest man am entsprechenden Ort den entsprechenden Text (...). Weil ein bestimmtes Heilsereignis feiernd vergegenwärtigt werden soll, deshalb stehen die Lesestücke, die dieses Ereignis „zur Sprache bringen“ im Mittelpunkt (...) alles wird von der aktualisierenden Macht der Perikope erfaßt und löst eine intensive kultische Gegenwärtigung aus.390
388 Plommer 1982, 139–166. 389 Folda 1995, 471; Schwarz 2005, 259.
Pilger und Kreuzfahrer des 12. Jahrhunderts fanden in Jerusalem ein einzigartig reich gestaltetes, liturgisches System vor, das die Authentizität des Verkündigungsortes als stärkstes, affirmatives Beweismittel der Wahrheit des Evangeliums einsetzte. Dieser im christlichen Kultgeschehen von Jerusalem bereits Jahrhunderte lang tradierte und 390 Zerfass 1968, 26–27.
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Wenn man das Coenaculum aufsuchte, was im Laufe des Jerusalemer Kirchenjahres durch die Gottesdienste auf dem Berg Sion so häufig geschah, so erlebte man physisch das Hinaufsteigen
vom Untergeschoß, dem Ort der Fußwaschung (Abb. I.30), zum Obergemach als überliefertem Ort des Geschehens, an dem nach der Tradition das Letzte Abendmahl gefeiert worden war, man sah den Marmortisch an dem Christus mit den Aposteln gesessen war, man konnte sich das Erscheinen des Auferstandenen im Kreis der Apostel bei geschlossenen Türen dieses Obersaales ebenso vergegenwärtigen, wie die Herabkunft des Heiligen Geistes oder die regelmäßigen Zusammenkünfte der Apostel, etwa als der Herrenbruder Jakobus in diesem Saal das erste Messopfer in Erinnerung an das Letzte Abendmahl dargebracht hatte oder als Matthias zum Apostel-Nachfolger gewählt worden war. Zu diesen Eindrücken und Vorstellungen vernahm man genau jene Perikopen und ausgewählten Lesungen, die von den Ereignissen berichteten. Das, vom christlichen Pilger vorausgesetzte und mitgebrachte, religiöse Wissen der wichtigsten Glaubensinhalte wurde durch die Authentizität des Ortes und die Schriftlesung gleichsam dokumentarisch bestätigt. Dem Pilger wurde an den zahlreichen Stätten auf diese Weise immer wieder das Erlebnis vermittelt, in seinem Glauben tatsächlich am richtigen Weg zu sein und nicht umsonst gekommen zu sein. Der Pilger wollte und konnte hier – wie es ein Vers der Vulgata-Fassung von Psalm 131 ausdrückt, dort beten, wo Seine Füße gestanden haben,392
391 Zerfass 1968, 27, Anm. 64–66.
392 Angenendt 1997, 209.
Abb. I.30 Jerusalem, Coenaculum, Untergeschoß, Innenansicht (© Mario Schwarz)
gefestigte Sachverhalt kam aber gerade der religiösen Einstellung des Hoch- und frühen Spätmittelalters, der Kreuzfahrerzeit, sehr entgegen. So wie die Auffassung von der Reliquienverehrung vereinigte das Kultgeschehen in Jerusalem Elemente realistischen Sachbeweisdenkens mit starken mystischen Komponenten. Wenn am Ostermorgen vom Bischof die Festperikope von der Auferstehung Christi beim Öffnen der Türen der Anastasiskirche verkündet wurde, so erfolgte dies einerseits am authentischen Ort und zur überlieferten Tageszeit, hatte also höchste reale Beweiskraft – für die Teilnehmer des Gottesdienstes erschien andererseits der Bischof gleichsam wie der Engel, der aus der Grabhöhle heraus den Frauen die Auferstehung Christi verkündet, wobei der starke vor der Evangelienlesung verbreitete Weihrauchduft auf deren Balsam anspielen sollte.391
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er sah sich in seinen Erwartungen bestätigt und in seinen Hoffnungen belohnt. Dass diese Summe von Eindrücken die Empfindung eines großen Glücksgefühls ausgelöst hat, ist aus zahlreichen Pilgerberichten bezeugt.
Immer wieder, von frühchristlicher Zeit an, und das ganze Mittelalter hindurch, hat man versucht, etwas von der Suggestivkraft, das den heiligen Stätten in Palästina innewohnte, nach Hause mitzunehmen. Neben substantiellen Zeugnissen wie den Reliquien und Devotionalien,393 konnte dieses Bestreben in der architekturikonologischen Wiederholung der heiligen Topoi ausgedrückt werden: In verschiedensten Umsetzungen projizierter similitudines wurde vor allem die Anastasisrotunde, die Grabeskirche auf dem Berg Golgotha, das heiligste Pilgerziel der Christenheit, oft und oft baulich kopiert oder wiederholt, um das authentische Bauwerk des Auferstehungsortes Christi nachzubilden (Abb. I.31).394
Von einzelnen mittelalterlichen Bauten, die sich als Nachbildungen des Heiligen Grabes in Jerusalem verstanden wissen wollten, sind diesbezügliche Aussagen und Absichtserklärungen der Erbauer überliefert: Vom heiligen Bischof Konrad von Konstanz (934–975), der nach seiner zweiten Jerusalem-Reise einen Rundbau mit vier Annexen erbauen ließ, den er dem hl. Mauritius weihte, berichtet seine Vita, dass er in dieser Kirche ein Grab des Herrn errichten ließ, das in similitudine zu dem in Jerusalem gestaltet sei.395 Von Bischof Meinwerk von Paderborn (1009–1036) ist in der Vita Meinwerci überliefert, dass er für den Bau der Busdorfkirche Abt Wino von Helmarshausen nach Jerusalem sandte, um dort die Maße der Grabeskirche aufzunehmen. Nachdem Abt Wino aus Jerusalem zurückgekehrt war und Bischof Meinwerk die Maße der Grabeskirche und Reliquien vom Heiligen Grab überbracht hatte, habe der Bischof damit begonnen, eine Kirche ad similitudinem der Heiliggrabkirche von Jerusalem zu erbauen.396 393 Niehoff 1985c, 53–72. 394 Untermann 1989, 53–77. 395 In ea quae ad honorem beati Mauricii fundatur sepulchrum Domini in similitudine illius Ierusolimitani factum mirabili aurificis opere per gyrum decoravit. Vita s. Konradi 6, Monumenta Germaniae Historica, Scriptores 4, 432. Binding 1998, 360; Kurmann 1969, 145–155. 396 Episcopus ergo pro optinenda celesti Ierusalem ecclesiam
Abb. I.31 Jerusalem, Golgotha, Anastasis und Konstantinsbasilika, Grundriss (Coüasnon 1974, Pl. VIII)
Manche der Kirchen, die in similitudine zur Anastasis in Jerusalem erbaut wurden, waren durch ihr Patrozinium öffentlich als Heiliggrabkirchen benannt, wie die 1045 gegründete Kirche in NeuvySaint-Sépulchre,397 die 1061 gestiftete Kapelle San Sepolcro in Olèrodola (Katalonien), die ab dem 12. Jahrhundert auch Sitz eines Priorats der Chorad similitudinem sanctae Ierosolimitanae ecclesiae facere disponens Winonem abbatem de Helmwardeshusun (...) ad se accersivit eumque Ierosolimam mittens mensuras eiusdem ecclesiae et sancti sepulcri deferri sibi mandavit (...). Reverso autem Winone abbate de Ierosolimis et mensuras eiusdem ecclesiae et sepulcri sancti reliquias deferente cepit episcopus ad similitudinem eius ecclesiam (...) construere. Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis, Tenckhoff 1921, 216–217; Brandt 1986, 173–195.; Lobbedey 1986, 42–58; Binding 1998, 360–361. 397 Hubert 1931, 91–100.
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herren vom Heiligen Grab war,398 die vor 1079 gestiftete Prioratskirche Saint-Sépulchre in Villeneuve-d‘Aveyron,399 die 1085 geweihte Abteikirche zum Heiligen Grab in Palera,400 die um 1126/1129 gegründete Prioratskirche der Chorherren vom Heiligen Grab San Sepolcro in Brindisi401 oder die 1172 gestiftete Kirche zum Heiligen Grab in Eichstätt.402
Einige derartige Kirchen wurden durch indirekt Bezug nehmende Patrozinien als Nachbildungen der Heiliggrabrotunde in Jerusalem ausgewiesen, wie die 1017/1018 begonnene Abteikirche Saint-Sauveur in Charroux über das Erlöserpatrozinium,403 die 1029 gegründete Benediktinerklosterkirche zu Ehren des Heiligen Kreuzes in Quimperlé404 oder die im Jahre 1208 ursprünglich zum wahren Kreuz geweihte Kirche San Sepolcro in Segovia.405
Ebenso groß ist aber die Zahl jener Heiliggrabkirchen, deren Jerusalembezug vom Namen oder Patrozinium her nicht explizit erkennbar war: Vor allem die älteren architektonischen Vergegenwärtigungen der Grabkirche Christi waren verschiedenen Heiligen, nicht einmal dem Salvator geweiht; dies blieb auch nach 1000 häufig.406 Vor allen zu nennen ist die unter Papst Simplicius I. (468–483) geweihte Kirche Santo Stefano Rotondo am Caelius in Rom, deren Dedikation und Bedeutung Richard Krautheimer nachgewiesen hat,407 weiters der Baukomplex von Santo Stefano in Bologna (Abb. I.32), den Paolo Verzone auf die Langobardenkönige Luitprand und Ilprand (735–743) zurückführt,408 die 820–822 erbaute Michaelskirche in Fulda,409 die 1094 geweihte Kirche St. Fides in
398 Untermann 1989, 68, Abb. 39 und 40. 399 Nodet 1926, 287–298; Untermann 1989, 68–69, Abb. 41. 400 Untermann 1989, 61. 401 Jurlaro 1965, 683–701; Untermann 1989, 71. 402 Eine Stiftung des Dompropstes Walbrun nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug. Götz 1968, 235. 403 Weihen: 1028, 1047 und 1096. Untermann 1989, 62–64, Abb. 36 und 37. 404 Untermann 1989, 65. 405 Götz 1968, 220–221; Untermann 1989, 72–74, Abb. 3–44, 45. 406 Untermann 1989, 61. 407 Krautheimer 1935, 51–102. 408 Verzone 1967, 201–205. 409 Untermann 1989, 54–58, 6–7, Abb. 2.33.
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Abb. I.32 Bologna, S.Stefano, Grundriss (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
Schlettstatt410 oder die Kapelle des hl.Johannes des Täufers von 1126 auf der Krukenburg bei der Abtei Helmarshausen.411 In diesen Fällen wurde ganz offensichtlich mit einer gewußten Similitudo der Betrachter und Besucher gerechnet. Dabei wurde die Gründungsabsicht der Erbauer, die um die beabsichtigte similitudo wussten, in der Tradition weitergegeben, im Rahmen allegoretischer Predigten angesprochen und gelegentlich aufgeschrieben, wie in Bologna, in Konstanz oder zu St.Fides in Schlettstatt.
Von Fall zu Fall wurden auch komplexere Strukturen nachgebaut, wie das Ensemble von Santo Stefano in Bologna, welches neben der Anastasis auch noch mehrere andere Gedenkstätten in Jerusalem, wie die Kreuzigungskapelle auf dem Berg Golgotha, den Pilatushof und die Kapelle auf dem Ölberg wiederholte.412
410 Untermann 1989, 69. 411 Götz 1968, 222–223. 412 Verzone 1967, 201–203; Ousterhout 1981, 311–321.
Bei der Betrachtung von Nachbauten im Mittelalter zeigt sich, dass sie das Vorbild keineswegs gänzlich oder detailgenau in allen Einzelheiten kopierten, sondern in gewissen wesentlichen Zügen, in konstitutiven Elementen ansprachen und damit seinen Sinngehalt ausdrückten. Dabei war es zum Teil ganz verschieden, welche Eigenschaft des geheiligten Bauvorbildes als so wesentlich erachtet wurde, dass man sie zum Thema nahm. Meist erkannte man etwa den Nachbau des Heiligen Grabes an der Zentralbauform, wobei sowohl kreisrunde413 und polygonale Grundrissformen414 vorkamen, vielfach auch am Bestehen eines Umganges (St.Michael in Fulda) oder mehrerer konzentrischer Umgänge (Charroux) im Inneren, oder an der Kombination des Zentralbaues mit Annexen (Konstanz, Paderborn, Brindisi, Villeneuve-d‘Aveyron). Mancherorts spielten einzelne Maße eine wichtige Rolle, wie bei S.Lanfranco in Pavia415 oder in Cambray,416 in anderen Fällen wurde die Anzahl der inneren Stützenstellungen im Zentralbau thematisiert, wie in Charroux,417 Bologna,418 Brindisi,419 und Segovia.420 413 Z. B. Santo Stefano Rotondo in Rom, St.Michael in Fulda, St.Mauritius in Konstanz, Neuvy-Saint-Sépulchre, Saint-Sauveur in Charroux, San Sepolcro in Brindisi, Zum Heiligen Grab in Asti u.a. 414 Z. B. Santo Stefano in Bologna, SS. Petrus und Andreas (Busdorfkirche) in Paderborn, Zum Heiligen Kreuz in Drüggelte, Zum Heiligen Grab in Villeneuve-d‘Aveyron, S.Sépulcre in Torres del Rio, S.Sépulcre in Segovia u.a. 415 Sto.Sepolcro, now S.Lanfranco, at Pavia, founded in 1090, a single-naved cruciform church, contained a copy of the Holy Sepulchre „secundum longitudinem latitudinem et altitudinem“. Krautheimer 1942, 16. 416 Erbaut 1063/1064 rotundo schemate in modum scilicet sepulchri quod est Jerosolimis. Unde de marmor superpositum sepulchro Cameracensi habet longitudinem 7 pedum quoniam et locus, ubi positum fuit corpus Domini eiusdem longitudinis existit. Krautheimer 1942, 12. 417 Auffallend genau wiederholt der äußere Umgang die Disposition der Jerusalemer Anastasis, die ebenfalls 20 Stützen aufweist: Pfeilerpaare in den Hauptachsen, dazwischen je drei Säulen: Untermann 1989, 64. 418 Der 1017 restaurierte Zentralbau ist außen unregelmäßig achteckig, was die Achtzahl der Pfeiler im Inneren der Anastasis ansprechen könnte, und besitzt innen einen Emporenumgang auf 12 Säulen. Untermann 1989, 74–75. 419 San Sepolcro besitzt innen einen rund geführten Umgang mit 8 Arkaden: Dieser wird wie an der Anastasis im Osten mit der Sehne eines Kreises angeschnitten. Untermann 1989, 71. 420 Der Zentralbau ist außen zwölfeckig, innen ist seine Wandung rund mit zwölf Stützenstellungen. Auch der das tugurium in der Anastasis repräsentierende Mittelraum ist von 12 Stützen umstellt. Untermann 1989, 72–74.
Wichtige Aussagen zum mittelalterlichen Verständnis der similitudo in Kunst und Architektur überliefert der in Paris ausgebildete Kanzler der Universität Oxford und spätere Bischof von Lincoln Robert Grosseteste (um 1175–1253) in einem Brief De unica forma omnium: Wenn aber ein Kunstfertiger in seinem Herzen ein Abbild des zu schaffenden Kunstwerks hat, dann blickt er allein auf das, was er in seinem Geist trägt, um das Kunstwerk nach dessen Ähnlichkeit zu formen; so wird die im Geist des Kunstfertigen befindliche Ähnlichkeit selbst die Form des Kunstwerks genannt.421 Vielfach beschränkte man sich auf die partielle Wiedergabe topischer Inhalte: Wie Richard Krautheimer befand, kam es in der mittelalterlichen Betrachtungsweise vielfach zu einer Desintegration des Prototyps in charakteristische Einzelelemente. Selektiv wurden diese wahrgenommen und pars pro toto zitiert, wobei das Zitat den Sinngehalt des Prototyps übernehmen konnte; diese Vorstellungsweise findet sich in der mittelalterlichen Malerei ebenso wie in der nachbildenden Architektur.422
Analog zum sinnbildlichen Nachahmungsprozess fand in der Hermeneutik des Mittelalters bei einem kundigen, wissenden, eingeweihten Betrachter die gedankliche Rekonstruktion des Prototyps 421 Imaginare itaque in mente artificis fiendi formam, utpote in mente architectoris formam et similitudinem domus fabri candae, ad quam formam et exemplar solummodo respicit, ut ad eius imitationem domum faciat; et imaginare cum hoc per impossibile ipsius architectoris volentis domum fabricare voluntatem ita potentem, quod se sola applicat materiam formandam in domum formae in mente architectoris, qua applicatione figuraretur in domum; et imaginare cum his, quod materia domus esset fluida, nec posset permanere in forma recepta in se, si separetur a forma in mente architectoris, sicut aqua figurata sigillo argenteo separato sigillo statim amitteret figuram receptam. Assunto 1987, 223–224; Baur 1912, 106–111; Binding 1993, 181–182; Binding 1998, 369–370. 422 Indeed it is these same few conspicuous features which also seem indispensable for identifying an actual architectural copy of the Anastasis; to be recognizable it has to be “round” and it has either to contain a reproduction of the tomb or to be dedicated to it. These essential outstanding elements might be elaborated by adding to them other features such as the ambulatory, the chapels, the gallery, the celestory, the vault, a certain number of supports and some measurements. These also are typical features of the prototype and therefore might be carried over into the copies. The model contains, as it were, a repertory of uncommon elements from which very few have to be chosen whereas others might or might not be selected. Krautheimer 1942, 15.
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aus der Zusammensetzung der partiellen Allusionen statt. Hugo von Saint-Victor (1096–1141) sagt: Ein Symbol ist eine Verbindung sichtbarer Erscheinungsbilder zur Veranschaulichung unsichtbarer Dinge; und: (...) alle (...) sichtbaren Dinge, die uns in sichtbarer Weise (…) abbildhaft überliefert sind, sind uns vorgegeben zur Bezeichnung und Verdeutlichung des Unsichtbaren (...). Sie sind Zeichen des Unsichtbaren und Bilder dessen, was in der vorzüglichen und unbegreiflichen Natur der Gottheit über allem Erkenntnisvermögen und der Wahrnehmung existiert.423 Was der Betrachter aus seinen partiellen Wahrnehmungen integrierte und rekonstruierte, war daher weit mehr als der angesprochene Prototyp als Gegenstand, sondern umfasste mit dessen gesamten gewussten Sinngehalt. Das Zitat stand also stellvertretend für einen reichen tradierten Inhalt, den zu erschließen freilich das richtige Verständnisvermögen voraussetzte.
Nach Hans–Georg Gadamer spielt die Geschichtlichkeit des Verstehens eine zentrale Rolle: Das Subjekt, etwa der Betrachter des Abbildes oder der Empfänger einer zeichenhaften Botschaft, rückt sich selbst mit dem Verstehen in eine bestimmte Tradition, in die er einbezogen ist: Das Verstehen ist selber nicht so sehr als eine Handlung der Subjektivität zu denken, sondern als Einrücken in ein Überlieferungsgeschehen, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart beständig vermitteln.424 Das Problem der subjektiven Fehlinterpretation sah man im Mittelalter insofern nicht, wenn es sich um geistliche Inhalte handelte, bei denen man sich auf die Bibel und die auctoritas der christlichen Autoren verließ.425 Wie wir gesehen haben, musste der Titel des Prototyps nicht stets ausdrücklich genannt sein, um verstanden zu werden, auch hier galt das Verständnis in parte pro toto.
423 Symbolum est collatio formarum visibilium ad invisibilium demonstrationem (...). Sed et alia omnia visibilia quaecunque nobis, visibiliter erudiendis symbolice, id est figurative tradita, sunt proposita ad invisibilium significationem et declarationem (...) signa sunt invisibilium, et imagines eorum, quae in excellenti et incomprehensibili Divinitatis natura supra omnem intelligentiam subsistunt, et sensum.” Aus: Hugo von St.Viktor, In hierarchiam coelestem sancti Dionysii. Patrologia latina 175, 941 B; Kämmerlings 1993, 76–100; Binding 1998, 17–18. 424 Gadamer 1972, 275. 425 Binding 1991, 27.
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Keineswegs fand das Bauvorbild der Anastasis in Jerusalem nur auf seine Formaleigenschaften isoliert Nachahmung. Übermittelt wurde im Architekturzitat gleichzeitig ein reicher Überlieferungsschatz, der auch mit den liturgischen Vorgängen am Heiligen Grab in Jerusalem verbunden war. Aus der spezifischen Form der Prozessionsgottesdienste und des Kathedraloffiziums der Grabeskirche426 auf dem Berge Golgotha mit den bedeutungsreichen oftmaligen Umschreitungen des Heiligen Grabes im Ambulatorium der Anastasisrotunde entwickelten sich von Palästina427 aus bis nach Ägypten428 und Nubien429, wie auch im Abendland430 verschiedenste Formen des Apsisumganges431 und in weiterer Folge die Typologie der Umgangskrypta bis hin zum kathedralen Umgangschor.432 Wie Erwin Panofsky ausführte, war der Wandel in der Philosophie von der Frühscholastik zur Hochscholastik um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert ausschlaggebend für eine Neuorientierung der religiösen Vorstellungen unter dem Einfluss des Aristotelismus: Nun herrschte die Auffassung, daß die Existenz Gottes aus seiner Schöpfung beweisbar sei und dass sie nicht a priori gesetzt werden müsse.433 Panofsky verwies auf die Gleichzeitigkeit der Tätigkeit führender Philosophen der Hochscholastik wie Albertus Magnus, Wilhelm von Auvergne, Thomas von Aquin oder dem hl. Bonaventura mit dem Schaffen der führenden Architekten der französischen Hochgotik, wie Jean d‘Orbais, Jean le Loup, Jean de Chelles oder Robert de Luzarches und meinte, dass die Charakteristika in der Entwicklung des klassischen Architekturstils der Hochgotik in Frankreich auf diesen Gesinnungswandel zurückzu426 Zerfass, 1968. 427 Z. B. die Kirche der Wunderbaren Brotvermehrung in El-Tabgha am See Genezareth, die Kirche von Tiberias, die Nordkirche von Emmaus oder die Kirche der Heiligen Lot und Prokopius am Berg Nebo. Schwarz 1998t, 277, 279, 292–296, Fig. 62, 63, 64 und 66. 428 Z. B. Die Kirche des Katharinenklosters am Berg Sinai. Schwarz 1998t, 295 Fig. 65. 429 Unter vielen anderen: Die Kathedrale von Qasr Ibrim (Primis), die Südkirche von Ihmindi, die Nordkirche von Abdallah Nirqi, die Friedhofskirche von Gebel Adda oder die Klosterkirche von Qasr el-Wizz. Schwarz 1998t, 272–274, Fig. 44 und 45, 281–282, Fig. 54 und 56, 284, Fig. 57 430 Z. B. die Kirche des hl. Felix in Cimitile-Nola. Schwarz 1998t, 278 Fig. 50. 431 Vgl. hiezu: Schwarz 1998t, 297–298. 432 Götz 1968, 143–193, 329–352. 433 Panofsky 1989, 11.
Abb. I.33 Easby, ehem. Prämonstratenserabtei St.Agatha, Refektorium, Foto: © JohnArmagh (2014) Wikimedia Commons
führen seien: Dies gelte für die in Richtung eines neuen Naturalismus gehende Ausprägung der vegetabilischen und figürlichen Bauplastik ebenso wie für den konstruktiven Rationalismus des neuen Bauens. Charakteristisch für diese Zeit sei die Wechselwirkung von einerseits dem Nominalismus der Hochscholastik und andererseits der Mystik gewesen: Sowohl Mystik als auch Nominalismus weisen das Individuum auf seine individuellen (...) Vermittler bildhafter Vorstellungen und emotionaler Stimuli, während der Nominalist sie als Medium der Realitätswahrnehmung betrachtet.434
Während man einerseits das Himmlische Jerusalem in den Gesetzen der Harmonie und der Geometrie zu erfassen suchte und sogar mit Maßvergleichen aus den biblischen Angaben über den Tempel Salomons spekulierte, wie Abaelard, der 434 Panofsky 1989, 15.
der Schule von Chartres nahestand,435 lag die Erbringung von Zeugnissen im Sinn der Scholastiker, um den Nachweis der Einheit der Wahrheit zu erbringen. So schrieb Thomas von Aquin: Die geheiligte Lehre macht Gebrauch vom menschlichen Verstand, nicht um den Glauben zu beweisen, sondern um deutlich zu machen, was darüber hinaus in dieser Lehre dargelegt wird.436 In diesem Sinne könne der Mensch similitudines beibringen, die die Mysterien mit Hilfe von Analogien „verdeutlichen“. 437 und solcherart eine Erklärung des Glaubens durch die Vernunft liefern.
In einem solchen Gedankenprozess, der in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert ablief, muss die Umsetzung prägender Erfahrungen aus dem Zentrum der Christenheit, den Stätten in Jerusalem, in Formen der architektonischen Gestaltung besondere Motivation besessen haben. Der Gedanke liegt nahe, dass auch das Coenaculum, eine christliche Ge435 Simson 1968, 59. 436 Thomas von Aquin, Summa theologia I, qu. 1, art. 8 ad 2. 437 Panofsky 1989, 23.
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denkstätte von überragender Bedeutung, Gegenstand von baulichen Nachbildungen in similitudine geworden ist, ja sogar die Bedeutung eines architekturikonologischen Topos angenommen hat.
Tatsächlich hat Peter Fergusson, unter Anwendung der von Richard Krautheimer beim Nachweis der Wiederholungen des Anastasis-Motives beschrittenen Methodik438, wahrscheinlich gemacht, dass die zweigeschossige Anlage des Coenaculums, mit einer Galiläa im Erdgeschoß und dem Obergemach im ersten Stock, in den Anlagen von Refektorien englischer Augustinerklöster nachgebildet wurde: Ein Beispiel dieser Art ist die Abtei Easby, deren Refektorium (Abb. I.33) von Fergusson nach 1185 datiert wurde. Wenn es nicht sogar die gleichen Architekten und Steinmetzen gewesen seien, die diese spezifische Gestaltungsform vom Heiligen Land nach England übertragen hätten, so wäre die Übernahme der Idee zumindest in dem damals besonders verstärkten Austausch zwischen Jerusalem und England zu erklären, der mit der Absicht stattfand, den englischen König Heinrich II. dazu zu bringen, dem Heiligen Land zu Hilfe zu kommen.439 …
438 Krautheimer 1942, 1–33. 439 Fergusson 1982, 721–739; Schwarz 2005, 261.
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I.4 Heilige Kapellen in similitudine zum Coenaculum in Jerusalem Wenn man in Betracht zieht, dass die geistige Auseinandersetzung der Scholastiker und Mystiker ihr Zentrum im Raum von Paris und ihren Höhepunkt zur Regierungszeit der Könige Philipp II. August und Ludwig IX. hatte, und berücksichtigt, in welch enger Beziehung zu Jerusalem die beiden Herrscher gestanden waren, erscheint es nahe liegend, nach Zeugnissen für einen Widerhall des Baumotives des Coenaculums auch in Frankreich zu suchen. Tatsächlich scheint ein solcher durch eine Reihe von Indizien nachweisbar: Vor 1196 erbaute Bischof Maurice de Sully an der Südseite des Chores der Kathedrale NôtreDame in Paris seine zweigeschossige Kapelle.440 Außer dass der obere Raum für Privatmessen des Bischofs diente, und dass die Kapelle im äußeren Erscheinungsbild (...) das Chorhaupt der Kathedrale (...) wiederholt,441 wurden vor 2005 keine schlüssigen Erklärungen über Funktion und Bedeutung dieser Kapelle oder über ihre Zugehörigkeit zu einem bestehenden architekturikonologischen Topos angeboten.
Wie gezeigt wurde, bestehen enge stilistische Beziehungen zwischen dem Umbau des Coenaculums in Jerusalem (vor 1187) und dem Neubau der Kathedrale Nôtre-Dame in Paris. Die Regularkanoniker des Augustinerklosters am Sionsberg standen mit dem König von Frankreich in enger direkter Verbindung. Nun gibt gerade die Positionierung der Bischofskapelle im Südosten auf der Höhe des Chores der Pariser Kathedrale zu denken: An dieser Stelle, im Südösten des Langhauses der Sionsbasilika, lag in Jerusalem das zweigeschossige Coenaculum. Als Erklärung für die Zweigeschossigkeit der Pariser Bischofskapelle wurde auf ältere ebenfalls zweigeschossige Kapellen an Bischofssitzen im Heiligen Römischen Reich (Goslar,442 Herford,443 Speyer,444
440 Hacker-Sück 1962, 230–231; Seeger 1997, 121 Abb. 56. Die Kapelle wurde 1831 abgebrochen. Sie ist in einer Ansicht der Kathedrale Notre Dame von Südosten in einem Gemälde von Johann Philipp Eduard Gaertner von 1826 dargestellt. 441 Schenkluhn 1991, 150. 442 Schürer 1929, 123–130. 443 Untermann 1989, 193. 444 SS. Emmeram und Katharina. Untermann 1989, 193.
Mainz)445 und in Reichsitalien (Montefiascone)446 verwiesen, die allerdings als Vierstützenbauten mit Zentralgrundriss einen ganz unterschiedlichen Anlagetypus aufweisen.
Auffallend ist dagegen, dass in geringem Zeitabstand in Frankreich weitere Bischofskapellen errichtet wurden, als separat südlich des Chors der Kathedrale stehende doppelgeschossige Axialbauten nach Inge Hacker-Sück augenscheinlich dem Vorbild der Kapelle bei Nôtre-Dame in Paris folgend, und zwar die Bischofskapelle von Meaux447 und die Bischofskapelle von Noyon.448
Funktionell überhaupt nicht definiert erschien bei den doppelgeschossigen Bischofskapellen bisher das untere Geschoß: es sei vereinzelt Grablege geistlicher Fürsten und Prälaten oder Aufbewahrungsort von Reliquien gewesen.449 Zur Pariser Bischofskapelle liegen keine derartigen Quellennachrichten vor. Zieht man dagegen in Erwägung, dass die Pariser Bischofskapelle in similitudine zum Coenaculum von Jerusalem errichtet worden sein könnte, so ergibt sich augenblicklich eine Erklärung für ihre Struktur: Die Doppelgeschossigkeit ist die zentrale Eigenschaft, die similitudo des zitierten Topos, das Untergeschoß ist die raison d‘ètre für das Obergemach.
Welche Motivation aber hätte den Pariser Bischof veranlasst, das so bedeutungsvolle Denkmal christlichen Glaubens, den Abendmahlssaal in similitudine architektonisch nachzubilden? Vom Inhaltlichen wäre gerade die Funktion der Bischofskapelle ein signifikanter Grund zur Wahl 445 Schürer 1929, 113–117. 446 Schenkluhn 1991, 150. 447 (…) la chapelle de l’évêché de Meaux parait avoir été construite sur le modèle de la chapelle épiscopale de Paris. Hacker-Sück 1962, 232, 231, Fig. 13. 448 Hacker-Sück 1962, 232–234, Fig. 16–18. Auch diese im Ruinenzustand noch erhaltene Kapelle liegt so wie die Pariser Bischofskapelle an der Südseite des Chores der Kathedrale. 449 Schenkluhn 1991, 150, Anm. 190.
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dieses Bauvorbildes gewesen: Das Obergemach war nach der Tradition jener Ort, wo der Apostel und Herrenbruder Jakobus zum ersten Bischof von Jerusalem gewählt wurde. Jakobus hat im gleichen Raum, gemäß der Überlieferung am Mittwoch nach dem Pfingstfest, das erste Messopfer nach dem Beispiel des Abendmahles Jesu mit den Aposteln dargebracht.450 Im Obergemach war nach der Apostelgeschichte (1,12-26) Matthias an Stelle des Judas Ischariot in die Gemeinschaft der Apostel gewählt worden. Auf die ununterbrochene Amtsnachfolge zurück bis zu den Aposteln aber berief sich ausdrücklich die Gemeinschaft der Bischöfe. In einer Andachtskapelle, die das Coenaculum zitierte, konnte sich der Pariser Bischof in spiritueller Gemeinschaft mit den Aposteln als einer ihrer Nachfolger erleben. Hier konnten alle jene zentralen Ereignisse der Heilsgeschichte, die im Coenaculum stattgefunden hatten, wie das Letzte Abendmahl am Gründonnerstag, das Erscheinen Christi vor den Aposteln nach der Auferstehung, das neuntägige Gebet um den Heiligen Geist (Pfingstnovene) und das Pfingstereignis, in entsprechenden Gottesdiensten nachvollzogen werden. Einzelne Rituale, wie der Akt der Fußwaschung am Gründonnerstag, waren nach der Tradition an die Person des Bischofs als Stellvertreter Christi gebunden und konnten, so wie im Erdgeschoß des Coenaculums in Jerusalem, auch im Erdgeschoß der Bischofskapelle vorgenommen werden.
Eine ausdrückliche Benennung des Architekturzitats war nicht erforderlich, denn das Coenaculum in Jerusalem hatte kein spezielles Heiligenpatrozinium, das man hätte übertragen können: Allein das Bewusstsein, sich im Obergeschoß einer zweigeschossigen Kapelle zu befinden, war bereits ein konstitutives Element für eine Assoziation mit dem Obergemach auf dem Berg Sion. Da diese Evokation nicht an die Massen von Gläubigen gerichtet war, wie bei den Heiliggrabkirchen, die als Wallfahrtsstätten aufgesucht wurden, sondern an die Domherren von Nôtre-Dame in Paris als sapientes viri, erübrigten sich deutlichere Aussagen.
auch von Ruth Wessel453 und Meredith Cohen454 die frühmittelalterliche Cámara Santa im Palast König Alfonsos II. von Asturien in Oviedo angenommen. Diese Kapelle enthielt im Untergeschoß die Grablege der hl. Leocadia. Erst ab 1075 belegt, ist die Verwendung des Obergeschoßes als Reliquienkapelle, in der unter anderem ein Fragment vom Stab des Moses, Fragmente vom Wahren Kreuz, Dornen von der Dornenkrone Christi und von der Haut des hl. Bartholomäus sowie eine Sandale und die Ledertasche des hl. Petrus aufbewahrt wurden. Die vergleichbare doppelgeschossige Kapelle von S. Mária del Narranco bei Oviedo war dagegen ursprünglich kein Sakralbau, sondern ein Belvedere des Palastes von König Ramiro I. von Asturien (842-850), welches erst später als Kirche verwendet wurde.455
Wenn dieser alte Bautyp in der Bischofskapelle bei Notre-Dame in Paris nun in similitudine zum Coenaculum von Jerusalem errichtet wurde, so erhielt die Bauform der doppelgeschossigen Kapelle einen neuen Sinngehalt, der nicht nur historische Aktualität besaß, sondern einen überaus reichen Inhalt tradierte: Der Prototyp war jenes Gebäude, in dem Jesus nach der Überlieferung der Evangelien das Letzte Abendmahl gefeiert und als Sakrament eingesetzt hatte, in dem er nach seiner Auferstehung zweimal der Gemeinschaft seiner Apostel erschienen war. Die Schilderung, dass Thomas in diesem Raum die Wundmale des Auferstandenen hatte angreifen können, musste den auf haptische Beweise Gläubigen des Spätmittelalters ganz besonders beeindrucken. Hier war der Ort, an dem der Heilige Geist auf die Jünger herabgekommen ist. Dieser noch in substanziellen Resten aus der Zeit Jesu erhaltene Bau von ununterbrochener kultischer Tradition musste, gerade für die Auffassung der Hochscholastik ebensolche Beweiskraft für die Wahrheit der Evangelien besitzen, wie das Heilige Grab auf Golgotha. Er enthielt dazu auch noch die prophetische alttestamentarische Bedeutung des Ortes Sion als die in den Psalmen unaufhörlich angesprochene Himmelsstadt. In einzigartiger Weise sprach dieser Ort daher die Trinität der drei göttlichen Personen an.
Als Ausgangspunkt der Bauform der Kapelle als doppelgeschoßiger Axialbau wurde von Günter Bandmann,451 Inge Hacker-Sück452 und zuletzt 450 Baumstark 1922. 451 Bandmann 1958, Sp. 195. 452 Hacker-Sück 1962, 220, 222.
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453 Wessel 2003, 60. 454 Cohen 2015, 119. 455 Arbeiter / Noack-Haley 1999, 110–114, 132–134, 141–142, 180–183, 185–187; Cobreros 2006, 93–95.
Die in den Jahren zwischen 1215 und 1220 errichtete erzbischöfliche Kapelle an der Südseite der Kathedrale von Reims456 erscheint wie eine raffinierte Weiterentwicklung der Pariser Bischofskapelle: Der Axialbau befindet sich in gleicher Lage unmittelbar südlich des Chores und parallel zur Längsachse der Kathedrale, so wie die Pariser Kapelle. Übereinstimmend ist weiters die zweigeschossige Raumstruktur. Da der Bauherr, Erzbischof Albéric de Humbert (1207–1218) von Kapelle und Kathedralchor identisch ist,457 überrascht es nicht, im Obergeschoß der Bischofskapelle einen zweischichtigen Wandaufbau in der Art des mur d‘épais évidé wie im Chor der Kathedrale vorzufinden. Dennoch ist die Wandlösung aber keineswegs eine bloße Wiederholung der Mauergestaltung in den Chorkapellen der Kathedrale. Die Strebepfeiler des Außenbaues setzen sich im Innenraum in Wandzungen fort, welchen die Gewölbe tragenden Dienste vorgelagert sind; Stichtonnen verbinden die Wandzungen – insofern stimmt das Bauprinzip mit dem der Chorkranzkapellen der Kathedrale überein. Doch im Gegensatz zu den Chorkapellen befinden sich die Durchgangsöffnungen in den Wandzungen nicht auf Sohlbankhöhe der Fenster, sondern auf dem Bodenniveau. Damit wird ein ganz spezifischer Raumeindruck erzeugt: Man fühlt sich wie in einen oberen Raumbereich abgehoben. Obwohl man am Boden des Kapellenraumes steht, befindet man sich in Höhe des Laufganges, der üblicherweise zur Struktur des oberen Wandaufbaues gehört. Gleichzeitig sind in die Wandnischen dieses Innenumganges flache Blendarkaden eingetieft, so wie in der Sockelzone der Chorkapellen. Die Raumwirkung im oberen Saal der erzbischöflichen Kapelle in Reims suggeriert wörtlich ein Obergemach, unterstreicht also die entscheidende Eigenschaft des Coenaculums als architekturikonologischer Topos, nämlich die Befindlichkeit in einem Obergeschoß. Im Coenaculum in Jerusalem war die erhöhte Lage des Raumes durch seine Funktion als Emporenkapelle der Sionskirche deutlich spürbar.
456 Hacker-Sück 1962, 234–238, Fig. 19–21. Auch Ulrike Seeger nennt unter den zeitlich vor der Capella speciosa entstandenen Palastkapellen die erzbischöfliche Kapelle in Reims als die aus diesem Zeitraum am besten erhaltene französische Palastkapelle. Seeger 1997, 142; Cohen 2015, 135–137. 457 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 348. Auch die durch dendrochronologische Ergebnisse vorverlegte Datierung des Baubeginns am Chor der Kathedrale auf 1208–1215 bestätigt diese Übereinstimmung. Villes 2010, 51.
Die Sionskirche in Jerusalem mit dem Coenaculum war seit der Schlacht von Hattin im Jahre 1187 so wie die ganze Stadt für die Kreuzfahrer verloren. Die französischen Augustiner-Regularkanoniker hatten das Kloster Ma Dame Sainte Marie de Monte Syon geräumt, waren aber in Palästina geblieben und hatten sich nach Saint-Jean d‘Acre begeben. Kirche und Kloster am Sionsberg mit dem Coenaculum wurden einheimischen syrischen Christen überlassen, die Sultan Saladin dafür einen Tribut zahlen mussten.458 Der für die Kreuzfahrer schmachvolle Verlust des Besitzes dieses so bedeutenden christlichen Heiligtums kann eine Motivation gewesen sein, das Coenaculum an prominentester Stelle in Frankreich und in bedeutendster Funktion baulich zu zitieren: ein erstes Mal schon in der Bischofskapelle der Haupt- und Residenzstadt des Königreichs bei Nôtre-Dame in Paris, ein weiteres Mal noch bedeutungsvoller in der erzbischöflichen Kapelle der Krönungskathedrale der französischen Könige in Reims und schließlich als Höhepunkt der Entwicklung der Heiligen Kapellen, in der SainteChapelle im Palast König Ludwigs IX. in Paris.
Wie wichtig dem Bauherrn der erzbischöflichen Kapelle in Reims deren rasche Errichtung war, zeigt die Gleichzeitigkeit ihrer Entstehung mit der frühesten Bauphase der Kathedrale, dem Chorbau: Im gleichen Jahr (1215), als nach der Datierung Villes die ersten Kranzkapellen am Umgangschor fertig gestellt waren,459 wurde die erzbischöfliche Kapelle südlich des Kathedralchores zu bauen begonnen. Gerade die enge Beziehung zum französischen Königshaus ist ein übereinstimmendes und sehr entscheidendes Faktum. Der Erzbischof hatte das Privileg, den König zu salben, was der Krönung den Charakter eines sakramentalen Aktes verlieh.460 In Reims berief man sich auf die Überlieferung, wonach an diesem Ort bei der Krönung des Frankenkönigs Chlodwig auf wunderbare Weise der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herabgekommen sei und die Heilige Ampulle mit dem Salböl gebracht habe.461 Diese Reliquie wurde in der Klosterkirche Saint-Remi in Reims ständig aufbewahrt. Durch die Sakralisierung des Königsamtes wurden dem Herrscher von Frankreich außerordentliche Wunderkräfte zugeschrieben.462 Als Gottgesalbter galt er als 458 Vincent / Abel 1922, 4632–4633. 459 Villes 2010, 51. 460 Jackson 2000. 461 Kimpel / Suckale 1985, 180; Cohen 2015, 142. 462 Ehlers 2000, 3–19; Le Goff / Palazzo / Bonne /
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weltlicher Stellvertreter, als Vikar Christi, seine Machtausübung und Autorität waren sakrosankt. Man sah es etwa als Bestätigung eines göttlichen Planes an, dass König Philipp II. August, nachdem er seine Krieger vor der Schlacht von Bouvines im Jahre 1214 wie ein Priester gesegnet hatte, im Kampf gegen eine Übermacht siegreich blieb. Der Sieg der Franzosen über das Bündnis des mächtigen Konkurrenten England und des römisch-deutschen Kaisers Otto IV. machte König Philipp August damals tatsächlich zum mächtigsten Herrscher in Europa.463
Sowohl für den Erzbischof von Reims als coronator des französischen Königs als auch für den Monarchen selbst, als Gesalbten oder Vikar Gottes war die Vorstellung einer metaphysischen Gemeinschaft mit den Aposteln durchaus legitim. Eine Andachtskapelle, die die Erinnerung an das Coenaculum evozierte, war der richtige Ort, um in spiritueller Gemeinschaft mit den Aposteln das Gedächtnis des Letzten Abendmahles zu feiern. In Anwendung der Zahlenmystik konnte in der über fünf Seiten eines Zehnecks konstruierten Polygonalapsis an das Erlösungsopfer Christi symbolisch erinnert werden. Die Herabkunft des Heiligen Geistes, die im Coenaculum in Jerusalem am Pfingstfest stattgefunden hatte, konnte man in Reims außerdem mit der Lokalüberlieferung vom Erscheinen der Taube des Heiligen Geistes mit dem Salböl bei der Krönung Chlodwigs in Verbindung bringen. Eine Bezugnahme auf den historischen Ort des Coenaculums scheint auch in einem der beiden Patrozinien der erzbischöflichen Kapelle von Reims vorzuliegen: es gilt dem heiligen Jakobus, dem ersten Bischof von Jerusalem, der nach der Tradition im Coenaculum in dieses Amt gewählt worden war. Das Andenken an den heiligen Jakobus als ersten Bischof von Jerusalem im Zusammenhang mit dem Coenaculum auf dem Berg Sion wurde von Eusebius in Erinnerung gehalten: „Sane et Jacobi illius cathedram, qui primus Hierosolymorum episcopus ab ipso Servatore et apostolis est constitutus, quem fratrem Domini cognominatum fuisse divina testantur volumina, ad nostra usque tempora conservatam fuisse fratres illius ecclesiae jam inde a maioribus magna prosequuntur reverentia. Und Petrus Diaconus berichtet: (...) in ecclesia vero, quae dicitur Sion, est thronus Jacobi fratris Domini qui iuxta templum sepultus est.464 Colette 2001, 19–35. 463 Stürner 1992, 165–166; Le Goff 2000, 57. 464 Baldi 1955, 482.
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Wenn Hans Joachim Kunst am Bau der Kathedrale von Reims eine ganze Reihe architektonischer Formalzitate anderer berühmter Sakralbauten der französischen Gotik, wie der Kathedralen von Sens und Chartres und der Klosterkirche SaintRemi in Reims, nachweisen und in ihrer Bedeutung interpretieren konnte,465 so kann die Reihe der Bezugnahmen bei der erzbischöflichen Kapelle von Reims, in Hinblick auf die Indizien einer Zitierung des Coenaculums in Jerusalem, noch sinngemäß erweitert werden.
Die Sainte-Chapelle, die als Andachtskapelle im privaten Palastbereich des Königs auf der Ile-dela-cité in Paris entstand, erscheint wie ein idealisiert überhöhter, unübertrefflich glanzvoller Rekurs auf das Obergemach, den Abendmahlssaal von Jerusalem. Dass sie diesen zitieren wollte, ist an zahlreichen Indizien ablesbar: Vor dem geistigen Auge des andächtigen Königs erschien im Obergeschoß der Sainte-Chapelle das Coenaculum wieder durch die Anwesenheit der Zwölf Apostel in den großen, ursprünglich vergoldeten Baldachinfiguren an den Gewölbeträgern: Die Apostel sind barfuß dargestellt , barfüßig hatte der König auch die Reliquien feierlich eingeholt, wobei er den Gestus des byzantinischen Kaisers Herakleios imitierte, der im 7. Jahrhundert die geraubt gewesenen Kreuzreliquien mit bloßen Füßen nach Konstantinopel zurückgebracht hatte.
Mit dem ikonographischen Programm der Darstellung der Zwölf Apostel in der Oberkapelle wurde ein weiterer anagogischer Schritt zur Heranführung des wissenden, das heißt eingeweihten Rezipienten unternommen. Standen bis dahin Apostelfiguren häufig Seite an Seite mit Figuren des Alten Testaments, wie biblischen Königen und Königinnen, Patriarchen oder Propheten, in den Gewänden von Portalen der Kathedralen, so bilden die Apostelstatuen der Sainte-Chapelle erstmals in der Kunstgeschichte ein geschlossenes Figurenprogramm im Inneren eines Sakralbaues.466 Die in lebensvoller Realistik dargestell465 Kunst 1981, 87–102; Kunst / Schenkluhn 1988. 466 Sämtliche Figuren befanden sich bis 1797 in situ, bis sie Alexandre Lenoir in das Musée des Monuments Francais bringen ließ, als die Sainte-Chapelle in einen Archivraum umgewidmet wurde. Zwei Figuren gingen dabei verloren, die übrigen wurde zerstreut, als das Museum 1816 geschlossen wurde. Bald darauf wurden vier Figuren in Mont-Valérien ausgestellt, wo sie 1830 bei Unruhen schwer beschädigt wurden. Bei
ten Apostel vervollständigten in ihrer figürlich greifbaren Präsenz die Gegenwart Christi, die durch die Passionsreliquien angezeigt wurde. Der Standort der Figuren in der üblichen Reliquienzone oberhalb der Blendarkaden der Sedilien und am Fuße der Fenster verbürgte gleichsam die reliquiengleiche Authentizität ihrer Erscheinung. Gleichzeitig wurde mit dem anspruchsvollen Zitat der Doppelgeschossigkeit der Unterschied von Historie und Gegenwart aufgehoben und der lebendige König und sein Gefolge ins Geschehen miteinbezogen.
So wie im Obergemach der Apostelgeschichte waren, in diesem durch unvergleichlichen künstlerischen Gestaltungsaufwand wunderbar entrückten Neuen Obergemach, die Apostel und der Auferstandene wiedervereinigt, doch boten die Apostel dem König und seinen geistlichen Würdenträgern mit einer einzigartigen Geste die Teilnahme zur Mitwirkung an diesem mystischen Ereignis an: Jeder der Apostel hält eine Scheibe mit dem Konsekrationskreuz in Händen, wie es bei der Kirchweihe an den Wänden des Gotteshauses angebracht wird. Mit der Einweihung der Sainte-Chapelle, die in Gegenwart des Königs, seiner engsten Angehörigen und Bischöfe stattfand, wurden diese auserwählten Sterblichen ein für allemal in den Kreis der den Auferstandenen schauenden Versammlung aufgenommen und für die weitere Teilnahme initiiert. Mit ihren Attributen aber waren andererseits die Apostel nicht mehr nur bildhafte Repräsentanten des Himmlischen Jerusalem auf Erden, sondern sie wurden zu Zeugen der historischen Einweihung des Neuen Jerusalem auf Erden, ja eines Neuen Heiligen Landes für ein Neues Auserwähltes Volk im französischen Königreich.467 …
der Restaurierung der Sainte-Chapelle zur Mitte des 19. Jahrhunderts kamen drei Figuren wieder in die Oberkapelle zurück, vier weitere sind im Musée Cluny ausgestellt. Weiss 1998, 41. 467 Weiss 1998, 40–44.
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I.5 Export und Import von Ideen und Formen Auf dem Weg einer Einordnung der Capella Speciosa von Klosterneuburg in die Entwicklungsgeschichte der gotischen Kapelle ist es erforderlich, sich mit den Mechanismen und Vorgängen des Stilexports von Frankreich in andere europäische Länder näher zu beschäftigen. Die Aufnahmebereitschaft für den Bautypus der gotischen Kathedrale war regional sehr unterschiedlich. Beste Voraussetzungen hierzu bestanden aufgrund der politischen Verhältnisse in England, dessen König um 1200 gleichzeitig als Herzog der Normandie, der Bretagne und Aquitaniens der weitaus mächtigste Vasall des französischen Königs war. In den unter der Landeshoheit des Hauses der Plantagenêt stehenden Gebieten Frankreichs hatte sich schon im 12. Jahrhundert eine charakteristische Stilvariante der gotischen Baukunst herausgebildet, bei der vor allem normannische Gestaltungsmotive hervortraten, wie der Umbau der Kathedrale von Bayeux unter Bischof Philippe d‘Harcourt (zwischen 1142 und 1163) zeigt. Diese Richtung manifestierte sich um 1200 auch in höchst repräsentativen Neubauten, wie den Kathedralen von Coutances und Sées oder im Umbau der Kathedrale von Rouen durch Architekt Jean d‘Andeli.468
Die Kathedrale in Canterbury Als man 1174 den Wiederaufbau der Kathedrale von Canterbury in England nach einer Brandkatastrophe in Angriff nehmen wollte, wurde eine Anzahl französischer und englischer Baumeister zusammengerufen,469 aus deren Kreis der Architekt Guillaume de Sens (Wilhelm von Sens) – in ligno et lapide artifex subtilissimus470 – erwählt wurde. Wilhelm von Sens reiste nach England und begutachtete im September 1174 die Kathedrale. 1175 trat er sein Werk als Master Mason in Canterbury an. Die Baugeschichte ist im Tractatus de combustione et reparatione Cantuariensis ecclesiae des Zeitgenossen Gervasius von Canterbury überliefert:471 Mit dem Baumateral für das Quaderwerk wurde offensichtlich auch eine spezialisierte Gruppe von Bauhandwerkern aus Frankreich nach England gebracht. Drei Jahre nach Baubeginn aber, im Jahre 1178, verunglückte Wilhelm 468 Aubert 1973, 332–335. 469 Woodman 1998, 88. 470 Gervasii monachi Cantuariensis opera historica, hrsg. v. William Stubbs: Stubbs 1880. 471 Götz 1968, 338.
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von Sens durch einen Sturz vom Baugerüst und erlitt unheilbare Verletzungen.472 Nachdem er zunächst noch die Bauleitung vom Krankenbett aus geleitet hatte, überließ er diese 1179 seinem Nachfolger William the Englishman; dieser modifizierte die Pläne seines Vorgängers.473 Millard Fillmore Hearn versuchte, vier Entstehungsphasen des Wiederaufbaues nachzuweisen. 1175 habe man noch daran gedacht, den Altbestand wie vor dem Brand wiederherzustellen, allerdings mit Zwillingssäulen in der Apsis. 1176 sei der Chor in seiner endgültigen Höhe errichtet worden, die Chorscheitelkapelle sollte jedoch die Grundrißform eines Polygons erhalten, um Assoziationen mit einer Nachbildung des Heiligen Grabes zu vermeiden, was König Heinrich II. 1177 gewünscht habe.474 1180 begann man den Bau einer dreiviertel-kreisförmigen Chorscheitelkapelle von außergewöhnlicher Höhe (turrim ex parte orientali), die 1184 fertig gestellt wurde (Abb. I.34).475 Die späterhin als corona oder Becket‘s Crown benannte Kapelle476 befand sich genau über dem Chorscheitel der Krypta, die der Muttergottes geweiht war. Das Rippengewölbe der Oberkapelle war in sieben gleiche Kreissektoren unterteilt, ein größerer Sektor war zur Eingangsseite gegen den Chorumgang gerichtet. Im unteren Wandabschnitt, der fast zwei Drittel der Gesamthöhe einnahm, verliefen die gebündelten, zweifach gewirtelten Gewölbedienste frei vor der Fensterwand, wobei die Zwischenräume durch radial gestellte Stichtonnen überbrückt waren. Auf diese Weise war ein innerer Umgang auf dem Bodenniveau der Kapelle vorgezeichnet. Über den hohen Erdgeschoßarkaden lag ein Triforiengeschoß aus flachen Blendarkaden, wobei pro Wandabschnitt zwei Bogenstellungen ausgebildet waren. Im Gewölbebereich öffneten sich fünf Fenster in Stichkappen nach außen.477 Wolfgang Götz erkannte in der corona des Kathedralchors von Canterbury 472 Woodman 1998, 89; Heinrich 2009. 473 Draper 2013, 108. Jean Bony war dagegen noch der Meinung, William the Englishman habe sich weitgehend an die Pläne seines Vorgängers gehalten: Bony 1949, 1–15. Vgl. auch Kidson 1993, 969–991; Druffner 1994, Hoey 1995, 6–9; Draper 1997, 1–22. 474 Hearn 1994, 19–54; Woodman 1998, 89–116. 475 Webb 1956, 72–75. Peter Kidson bezeichnet die Grundrissform hufeisenförmig: (…) a sort of horseshoe, made up of a circle and two slightly oblique tangents which join the circle to the main building. Kidson 1993, 984. 476 Binski 2004. 477 Escher 1929, 67–68, Taf. 11, 67.
ein turmartiges Sanktuarium für Memorialdienste nach den (...) aus Burgund bekannten Beispielen.478 Die Kapelle enthielt die Schreine der Reliquien der Heiligen Odo und Wilfried479 und war offenbar auch für die Aufstellung des Schädelreliquiars
Abb. I.34 Canterbury, Kathedrale, Becket’s Crown, Foto: © David Iliff (2014) Wikimedia Commons
478 Götz 1968, 338. 479 Schröder 2000, 347, 363.
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des hl. Thomas Becket (1118–1170) bestimmt.480 Die Verbindung von Krypta und zweigeschossigem Aufbau und der ganze Zusammenhang mit dem besonders für die Wallfahrten gedachten Chor (...) in dessen Haupt der Schrein des hl.Thomas stehen sollte, lassen an einen Raum zur Reliquienaufbewahrung ohne weiteres denken.481
Offensichtlich wirkte die Gestaltung der so außergewöhnlich innovativen Chorkapelle der Kathedrale von Canterbury mit ihrer zentralbauähnlichen Grundrissform nachträglich wieder auf Frankreich zurück: So könnte die zentralisierende Anlage der Marienkapelle am Chorscheitel der Abteikirche Saint-Jean in Sens über 5 Seiten eines leicht unregelmäßigen Sechsecks von der corona der Kathedrale in Canterbury beeinflusst sein.482 Dieter Kimpel und Robert Suckale datieren den Bau der Viktoriner-Abteikirche St.-Jean in Sens um 1205–1210.483 Um 1230 erfolgte an der Kathedrale von Sens eine Erneuerung der Chorscheitelkapelle, die in der Grundrissform eines SiebenZehntel-Polygons die zentralbauähnliche Gestalt der corona von Canterbury nachbildete.484 An eine zufällige Ähnlichkeit ist kaum zu denken. Thomas Becket hatte im November 1164 auf seiner Flucht Sens besucht, um mit dem – ebenfalls im Exil lebenden – Papst Alexander II. zusammenzutreffen. Von November 1166 bis Ende des Jahres 1170 weilte er in Sens. Hier wurde sein Andenken besonders hochgehalten, so z.B. durch die Glasfenster (...) mit Darstellungen aus seinem Leben und einem Schrein (...) mit Reliquien des hl.Thomas Becket.485
480 Hürlimann / Meyer 1948, 13–14. 481 Götz 1968, 339. 482 Bruand 1958, 383–391. 483 Kimpel / Suckale 1985, 320. 484 Chartraire 1930. 485 Götz 1968, 339; Borenius 1932, 5–6, 84.
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Die königliche Palastkapelle in Westminster Mit der Pariser Sainte-Chapelle in Verbindung gebracht wird die St. Stephen’s Chapel in Westminster.486 Die königliche Palastkapelle wurde 1292 unter Edward I. begonnen und gegen 1350 fertig gestellt. Die doppelgeschossige Kapelle war als fünfjochig gewölbter Saalbau gestaltet. 1834 wurde beim Brand des Westminster Palace das Obergeschoß zerstört, erhalten ist heute nur das Erdgeschoß in verändertem Zustand. Von der Gesamtanlage, die durch historische Abbildungen überliefert ist, wurde 1955 eine Rekonstruktion ausgearbeitet.487 Der Innenraum des Obergeschoßes hatte dreizonigen Wandaufbau. Über einer Blendarkadenzone erstreckten sich vierbahnige Maßwerkfenster, über denen ein Gesims und eine weitere Fensterzone folgten. So wie in der Sainte-Chapelle waren Apostelfiguren auf Wandkonsolen aufgestellt. Die Strebepfeiler am Außenbau waren von Fialen bekrönt, an den Ecken des Gebäudes erhoben sich achteckige, von Zinnen bekrönte Türme. Mit einem geraden Chorschluss und einer Dominanz der Horizontalen zeigte die Kapelle – abweichend vom Vorbild der SainteChapelle – deutlich die Charakteristika der insularen Gotik und wird als Initialbau des Perpendicular Style bewertet.
Die bedeutenden Beispiele aktuellsten Stilexports nach Ungarn, der von Frankreich ausgegangen ist, werden im zweiten Teil dieses Bandes von Tibor Rostás behandelt: Am Hof der Könige von Ungarn war es Mitte der achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts zu einer kulturellen Neuorientierung nach Frankreich gekommen, die eine vorhergehende Periode byzantinischen Einflusses ablöste. König Bela III. (reg. 1173–1196) hatte im Jahr 1186 in zweiter Ehe die französische Prinzessin Marguerite Capet geheiratet. Der einflussreiche Erzbischof von Esztergom Hiob (1185–1203) hatte sein Studium an der Sorbonne in Paris absolviert. Sogleich wurden neben verstärkten politischen Beziehungen zu Frankreich Kunstbeziehungen zu Burgund, zur Provence aber insbesondere auch zum Kronland des französischen Königtums wirksam.488
486 Binski 1995; Wessel 2003, 94–96. 487 Hastings 1955. 488 Gábriel 1944, 10–11.
Der Westchor des Naumburger Domes
Abb. I.35 Naumburg, Dom, Westchor, Grundriss (Schubert 1984, 164, Abb. 4)
Ein weiterer ergebnisreicher Export der französischen Kapellenideologie erfolgte nach Sachsen. In Naumburg war noch vor dem Jahr 1213 unter Bischof Engelhard (1207–1242) ein spätromanisch-frühgotischer Neubau des Domes begonnen worden, der dem 1207 durch einen Brand zerstörten ottonischen Vorgängerbau in der zweichörigen Grundrissdisposition folgen sollte.489 Den letzten Bauabschnitt bildete der Westchor, für dessen Errichtung zuerst die dem Dom vorgelagert gewesene Marienstiftskirche abgebrochen werden musste.490 Der Westchor wurde in Gestalt einer monumentalisierten Chorkapelle angelegt. 489 Schubert 1965, 9–18; Mrusek 1976, 126; Schubert 1979c, 85. Der Westchor des Naumburger Domes war im Jahr 2011 Thema der Landesausstellung von Sachsen-Anhalt und wurde aus diesem Anlass neuerlich ergebnisreich und auch in Hinblick auf die reiche Forschungsgeschichte bearbeitet wobei architekturikonologische Interpretationen eine weitere Fachdiskussion auslösten. Siehe: Der Naumburger Meister 2011; Kurmann 2013, 481–488. Weitere neue Ergebnisse zur Bauforschung am Naumburger Westchor im Rahmen des Naumburger Kollegs erbrachte die im Jahr 2015 veröffentlichte Dissertation von Dominik Jelschewski. Jelschewski 2015. 490 Schubert 1965, 36.
Zwischen dem Westturmpaar, in welchem noch Mauern der ottonischen Anlage wiederverwendet wurden, errichtete man das mit einem sechsteiligen Gewölbe überspannte Chorquadrum, das in ein Fünfachtel-Apsispolygon mündet (Abb. I.35–36). Der Boden der Apsis ist gegenüber dem Chorquadrat um vier Stufen erhöht. Zum Mittelschiff des Langhauses wurde der Westchor mit einem Lettner abgeschrankt.
Im Inneren des Chores tritt ein zweischaliger Wandaufbau in Erscheinung. Wie bei den französischen Kapellen seit Saint-Remi in Reims liegen die Dienste der Gewölberippen in der innersten Wandebene: In den Ecken des Apsispolygons sind je drei Dienste gebündelt, von denen der mittlere die zum Gewölbescheitel führende Rippe unterstützt, während die beiden flankierenden Rundstäbe die Archivolten der hochgestelzten Schildbogen der Gewölbekappen tragen. Im Scheitel der Apsiswölbung laufen sechs Rippen zusammen. An der Grenze zwischen Fünfachtelpolygon und Chorquadrum sind fünf Dienste gruppiert, da hier auch noch die transversale Rippe des Scheidbogens der Jochgrenze und die Diagonalrippe des sechsteiligen Gewölbes anlaufen. Die Kapitelle der gebündelten Dienste liegen alle auf gleicher Höhe und besitzen gerade gestellte, teilweise polygonal abgekantete Kämpferplatten; die unterschnitten profilierten Basen stehen auf hohen abgestuften Postamenten.
Über der Sockelzone, die im Apsispolygon glattflächig belassen ist, tritt die Wand um die Breite des Laufganges nach außen bis zur Fensterebene zurück. Die Fenster besitzen einfache Maßwerkgliederung; über der zweibahnigen Unterteilung liegt ein Sechspass; die senkrechten Stäbe sind mit Kapitellen und Basen instrumentiert. Die Fensternischen nehmen lediglich die Breite der Fensteröffnungen ein, sodass die volle Mauersubstanz an den Polygonecken nicht nur in schmalen Wandzungen, sondern in abgewinkelten Pfeilerelementen erhalten ist. Diese Pfeiler sind oberhalb des Laufgangs durch Arkaturen derart durchbrochen, dass die kontinuierliche Begehbarkeit des Laufgangs gewährleistet ist. An den Seitenwänden des Chorquadrums ist die Fensterzone durch Blindfenster ersetzt, deren Sohlbank höher liegt; darunter setzt sich der Laufgang über die Länge des westlichen Halbjochs in einem Arkadengang weiter fort, der schließlich im Norden wie im Süden in eine innen liegende Wendeltreppe mündet.
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Abb. I.36 Naumburg, Dom, Westchor, Innenansicht (Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Bildarchiv Naumburg, Foto: © Matthias Rutkowski)
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Sämtliche Arkaturen an den Durchgangsstellen des Laufganges tragen Dreipassspitzbogen auf Säulen und sind mit Giebeln bekrönt.
Auf Höhe der Laufgangarkaden sind an den Dienstbündeln über wirtelartigen Konsolen, und bekrönt von Baldachinen, Steinfiguren aufgestellt. Die insgesamt zwölf Statuen verteilen sich auf die Dienste in den vier Ecken des Apsispolygon, auf die Grenze zwischen Chorquadrat und Apsis, die Wandmitte des westlichen Chorhalbjoches und das Dienstbündel der Mittelrippe des Quadrums. Die Figurenbaldachine sind achteckig gestaltet und besitzen Aufbauten in Form miniaturisierter Architekturen. Einige Bekrönungen erscheinen wie Stadtmodelle mit polygonalen oder runden Ecktürmen zwischen Spitzgiebeln, andere zeigen reich gegliederte Mitteltürme, die von Baldachinen, Aedikulen und Giebeln umgeben sind und den Charakter von Kirchenmodellen aufweisen.
Im Chorquadrat ist die unterste Wandzone von reich gestalteten Sedilien eingenommen. Die Dorsale der Sessionen sind als eng gestellte Blendarkaden gestaltet; über je zwei benachbarten Arkadensäulen wölbt sich ein miniaturisiertes halbes Kreuzrippengewölbe vor, das jeweils von einem achteckigen Architekturbaldachin bekrönt ist. Die Bekrönungen zeigen abwechselnd zwei verschiedene Gestaltungsformen. Die Sessionsnischen setzen sich auch noch an der zum Chorquadrat gerichteten Innenwand des Lettners fort.
Der Lettner des Westchores besitzt an seiner zum Mittelschiff des Langhauses gerichteten Wand ein mittleres Trumeauportal mit einem übergiebelten, baldachinartigen Vorbau. Links und rechts davon sind Blendarkaden in divisiver Rhythmisierung angeordnet: Unter je zwei übergreifenden Spitzbogen mit Giebelbekrönungen und Vierpassfüllungen sind je zwei Dreipassbogen eingeschrieben. Über der Blendarkadenzone erstreckt sich ein Reliefband und ein vorkragender Spitzbogenfries. Dieser erscheint als Konsolengesims der bekrönenden Brüstung der Lettnerbühne. Die Brüstung ist mit miniaturisierten Arkadenbaldachinen zwischen Säulen in acht Felder unterteilt, wobei in jedem Wandfeld eine reliefplastische szenische Figurendarstellung erscheint. Am Mittelpfeiler des Lettnerportals ist ein monumentales Kruzifix angebracht, links und rechts davon stehen in flachen Nischen im Schräggewände des Portalvorbaues die Figuren der Muttergottes und des Evangelisten Johannes.
An der zum Chorquadrat gerichteten Seite des Lettners sind beiderseits des Mittelportals bis zur Höhe der Bühnenbrüstung führende zwölfeckige Treppentürmchen errichtet, deren Wandung in Säulenstellungen durchbrochen ist. Die Säulenstellungen sind entsprechend dem Treppenverlauf ansteigend abgestuft und zuoberst mit in Dreipassbogen ausgestalteten Arkaden bekrönt.
Sämtliche Kapitelle, jene der Gewölbedienste, der Säulen an den Laufgangarkaden, an den Dorsalen der Sedilien und an der Reliefbrüstung sowie an den Wendeltreppen des Lettners, aber auch die Gewölbeschlusssteine, weisen in feinster Bildhauerarbeit gestalteten naturalistischen Blattschmuck auf. Das Laubwerk ist botanisch einwandfrei als Wein, Eichenblätter, Kirschbaum, Maulbeerbaum, Efeu, Heckenrose, Hopfen, Ahorn u. a. zu identifizieren.491 Die Blätter und Früchte der Pflanzen sind tief unterschnitten à-jour gearbeitet, an den Kapitellen der Brüstungssäulchen der Lettner-Ostwand sind Reste reicher farbiger Fassung erhalten, dort finden sich auch Darstellungen kleiner Vögel, die das Laubwerk bewohnen.
Dem künstlerisch so aufwendigen Westchor des Naumburger Domes liegt ein spezifischer Bedeutungsinhalt zugrunde, der einerseits aus historischen Quellen, andererseits aus dem Figurenprogramm der Chorstatuen hervorgeht: In einem Breve Bischof Dietrichs II. (1244–1272) aus dem Jahre 1249 wird die Absicht eines beständigen Gebetsgedenkens für die „primi fundatores“ des Domes ausgedrückt, die sich das größte Verdienst vor Gott und die Verzeihung ihrer Sünden verdient haben, ebenso aber auch für die Nachkommenden, die durch die Freigebigkeit ihrer Spenden auf den Ausbau des Stiftes sich stets verdient gemacht haben und noch verdient machen.492 In der Ur491 Behling 1964. 492 Theodericus dei gratia voluntate divina Nuenburgensis ecclesie episcopus, Meinherus prepositus, Heinricus decanus, totumque eiusdem ecclesie capitulum cunctis utriusque sexus, tum prelatis, tum plebanis, tum vicariis, tum omnis conditionis fidelibus salutem et dilectionem in eo, qui est vera salus omnium. Quia bona bonorum initia meliore semper sunt fine consideranda, propter hoc universitati fidelium mandamus, quod nos, communicatio et communi fratrum nostrorum videlicet Nuenburgensis ecclesie consilio, in salutem omnium vestrum tam mortuorum quam vivorum, ad hoc decretum concordamus. Ut quemadmodum primi nostre ecclesie fundatores, quorum nomina sunt hec: Hermannus marchio, Regelyndis
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kunde erklären Bischof Dietrich und sein gesamtes Domkapitel, die danach trachten, das gesamte Werk seiner Vollendung zuzuführen, dass sie Verstorbene sowohl wie Lebende, die uns mit reichen Spenden bedacht haben (...) in die allgemeine Brudergenossenschaft und die Teilhabe an den Gebeten vom heutigen Tag ab und fortan einschließen werden.493
Ernst Schubert erkennt in der Urkunde Bischof Dietrichs, dass der Westchor als der zur Vollendung des Domneubaues noch fehlende Bereich als Stiftermemorie gedacht war. Schubert meinte, dass die abgebrochene alte Marienstiftskirche wahrscheinlich die Familiengrabstätte der Markgrafen aus dem Hause der Eckehardinger gewesen sei, dem die in der Urkunde von 1249 namentlich angeführten primi fundatores entstammten.494 Nun wurden die in Naumburg bestatteten Stifter in den Figuren des Westchores verewigt: An den Schildern einiger Statuen erscheinen jene Namen, die in der Urkunde von 1249 als Stifter genannt wurden, und zwar Markgraf Eckehard II. von Meissen (ECHARTVS MARCHIO †1046), Graf Sizzo von Schwarzburg-Käfernburg (SYZZO COMES DO), Graf Dietmar (DITMARUS COMES OCCISUS), Graf Timo von Kistritz (THIMO DEKISTERICZ, QVI DEDIT ECCLESIAE SEPTEM VILLAS) und Graf Wilhelm von Camburg, der Bruder des Grafen Dietrich III. (WILHELMVS COMES, VNVS FVNDATORVM).495
marchionissa, Eckehardus marchio, Uta marchionissa, Syzzo comes, Cunradus comes, Willehelmus comes, Gepa comitissa, Berchta comitissa, Theodericus comes, Gerburch comitissa, qui pro prima fundatione maximum apud deum meritum et indulgentiam peccatorum suorum promeruerunt, sic certum est posteros per largitionem elemosinarum suarum in edificationem monasterii promeruisse semper et promereri. Nos igitur consummationem totius operis inponere cupientes, tam mortuos quam vivos, qui nobis suas largiti sunt elemosinas et largiuntur, in generalem fraternitatis societatem et orationum participationem ab hanc die et deinceps fideliter suscipimus commendatos. Datum Nuenburch anno gratie domini millesimo ducentesimo quadragesimo nono, pontificatus nostri quinto. Schubert 1965, 42. 493 Mrusek 1976, 395, Anm. 102. 494 Schubert 1965, 14–16; Herbert Küas und Walter Schlesinger erkannten, dass der Westchor nicht als Denkmal für eine einzelne Stifterpersönlichkeit, sondern für eine Gemeinschaft von Stiftern zu verstehen sei. Küas 1937; Schlesinger 1952; Straehle 2009, 580–582, 687–702. 495 Schubert 1965, 48.
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Willibald Sauerländer datierte nach dem stilistischen Befund der Stifterfiguren die Bautätigkeit am Westchor in die 1240er-Jahre.496 Holger Kunde argumentierte, dass der Aufruf zu Spenden nach dem Vorbild der primi fundatores nur einen Sinn ergibt, wenn die Figuren der verstorbenen Stifter bereits vorhanden waren497 und setzte die Errichtung des Westchores zwischen 1243 und 1249 an.498
Wie Peter Kurmann meint, muss der Spendenaufruf Bischof Dietrichs nicht bedeutet haben, dass der Westchor 1249 schon vollendet war; er lehnt eine Frühdatierung in die 1240er-Jahre ab und hält an der Datiertung Ernst Schuberts in die 1250er-Jahre fest.499 Dies ist besonders in Hinblick auf die Annahme einer Vorbildhaftigkeit der Sainte-Chapelle in Paris zum Naumburger Westchor von Bedeutung.
Bischof Dietrich II. von Naumburg hatte besondere Gründe, das Andenken der „primi fundatores“ zu erneuern und zu erhöhen: Er war der Halbbruder von Markgraf Heinrich III. von Meissen aus dem Hause der Wettiner; die Wettiner aber waren die Nachfolger der Eckehardinger, der Gründerfamilie des Naumburger Marienstiftes. Außerdem hatten die beiden Markgrafen Eckehard II. und Hermann über König Konrad II. 1028 die Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz an ihren neuen Stammsitz Naumburg erreicht, sodass sie als Gründer des Naumburger Domes galten.500 Doch sollte sich, wie die Urkunde von 1249 verkündete, die Bedeutung des Naumburger Westchores nicht in der Funktion einer Memorie zum immerwährenden Gedenken an die Stifterfamilie erschöpfen. Ebenso wichtig war die Idee der Gebetsbruderschaft (generalis fraternitas), durch die auch alle weiteren noch lebenden und künftig verstorbenen Wohltäter des Naumburger Marienstiftes, welches im Westchor weiterbestehen sollte, kraft des bischöflichen Sendbriefes in eine spirituelle Gemeinschaft mit den primi fundatores aufgenommen und in Totenmessen und Fürbitten miteinbezogen werden sollten. Nach Auffassung Bischof Dietrichs II. hatten sich die primi fundatores (…) auf Grund der ersten Stif496 Sauerländer 1979, 237. 497 Kunde 2007, 229. 498 Kunde 2011, 578. 499 Kurmann 2013, 487. 500 Mrusek 1976, 118–120.
tung (...) das größte Verdienst vor Gott und die Verzeihung ihrer Sünden verdient, sodass sie zur Gemeinschaft der von Gott Erlösten und damit zur Gemeinschaft der Heiligen gerechnet werden konnten. Nur aus diesem Grund war die Aufstellung ihrer Statuen in Reliquienzone auf der Höhe des Laufganges über den Sedilien des Chorgestühls gerechtfertigt. Doch die Zugehörigkeit der primi fundatores zu den Heiligen wurde noch zusätzlich weiter untermauert: Wie Ernst Schubert beobachtet hat, gab es über den Köpfen der Naumburger Stifterstandbilder jeweils (...) zwei oder drei (...) Dübellöcher für Haken, die zur Befestigung von Tüchern oder Teppichen, aber auch von Reliquien (…) gedient haben. Somit wäre der Naumburger Laufgang (...) für liturgische Offizien an den Standbildern angelegt worden.501 Die Anbringung von Reliquiaren anlässlich besonderer Festtage konnte die spirituelle Gemeinschaft der verstorbenen Stifter mit bestimmten Heiligen betont zum Ausdruck bringen. In ikonographischem Zusammenhang damit standen außerdem noch die Darstellungen der um 1260/1270 entstandenen Glasmalereien in den Chorfenstern, auf denen neben Christus und den Erzengeln die Apostel sowie heilige Märtyrer und Jungfrauen erschienen.502
Jeder andächtige Beter, der Bischof selbst und die Mitglieder des Domkapitels, konnten sich in diesem Andachtsraum der Vorstellung einer nicht nur spirituell begreifbaren sondern auch materiell erfassbaren Gemeinschaft mit den verewigten Stiftern und den Heiligen hingeben: An diesem Ort waren die sterblichen Überreste der primi fundatores bestattet, die deren historische Existenz weit über sagenhafte Überlieferungen hinaus noch nach zweihundert Jahren bewiesen. Gleichermaßen war die physische Gegenwart der Heiligen in ihren Reliquien begreifbar. Im Sinne des Sachbeweisdenkens der Hochscholastik wurde damit eine virtuelle Realität konstruiert, die die Andachtsgemeinschaft der im Chor versammelten Beter mit der Gemeinschaft der Heiligen konstituierte.
501 Schubert 1984, 178; Schubert 1997, 118. Dominik Jelschewski meint dagegen, es seien die Dübellöcher erst im frühen 16. Jahrhundert entstanden, um daran Vorhänge zur Verhüllung der Figuren anzubringen. Jelschweski 2015, n 27–29, Abb. 25–28. 502 Mrusek 1976, 263.
Mit spezifischen realitätsstiftenden, künstlerischen Mitteln wurde die Vorstellung einer transzendentalen Union zwischen den im Leben gegenwärtigen Betern und den ins Jenseits Vorausgegangenen unterstützt: Einerseits geschah dies durch den lebensechten Naturalismus im Ausdruck der Stifterfiguren503 sowie in den naturhaften Pflanzendarstellungen der zahlreichen vegetabilischen Kapitelle und Schlusssteine, die gleichsam das gemeinsame verbindende reale Umfeld der anwesenden Beter und der verstorbenen Stiften ausdrückten. Andererseits waren sämtliche Sedilien für die Mitglieder des Domkapitels mit ebensolchen bekrönenden Baldachinen versehen, wie jene der Stifterfiguren. Durch die Gleichsetzung der Umrahmung war jeder einzelne Beter gleichermaßen zur Heiligkeit berufen, und in die erhoffte zukünftige Gemeinschaft der Auferstehung miteinbezogen.
Wenn sich gerade in dieser Zeit eine verstärkte Tendenz zum subjektiven Erleben des Gebets herausbildete,504 so bestand dies in der Vorstellung, dass man mit den zu verehrenden Heiligen und verstorbenen Wohltätern in ein persönliches Gespräch treten wollte und dass die Heiligen im Himmel dieses Gespräch auch annahmen und erwiderten. In einem ikonologischen Programm wie jenem des Naumburger Westchores konnte man die Vorstellung der metaphysischen ewigen Koexistenz der Stifter und Heiligen in effigie sinnlich erfassbar personalisieren.
Die erstmals von Peter Metz 1940 vorgeschlagene505 und 1947 bekräftigte506 theologische Deutung des Naumburger Stifterchores stieß auf unterschiedliche Reaktionen: Klaus Wessel sah darin bestätigt, dass mittelalterliche sakrale Kunst nur als Ausdruck einer bestimmten Frömmigkeitshaltung zu verstehen sei, wozu der Schlüssel in der zeitgenössischen religiösen Literatur gesucht werden müsse.507 Richard Hamann-Mac Lean übte dagegen kunsthistorische Kritik an einer 503 Schon Hans Jantzen wies darauf in, daß die Lebensnähe der Stifterfiguren nicht nur durch das Kunstmittel psychischer Dynamik erreicht erscheint, sondern den Eindruck tatsächlicher Beseeltheit der Dargestellten erwecken will. Jantzen 1925, 226–256. 504 Angenendt 1997, 486. 505 Metz 1940, 145–174; Straehle 2009, 630–645. 506 Metz 1947; Straehle 2009, 652–653. 507 Wessel 1949, 457–462; Straehle 2009, 663–665.
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theologischen Deutung.508 1955 erkannten Alfred Stange und Albert Fries die tiefen religiösen Dimensionen dieses Baues: Sie sahen im Westchorzyklus eine Darstellung der Communio Sanctorum und die Stifter als mitopfernde Teilnehmer am irdischen Gottesdienst.509 Johannes Jahn bemerkte: Es müssen dem ganzen Zyklus religiöse Voraussetzungen zugrunde liegen, in erster Linie der Gedanke der Gebetsbrüderschaft und der geistlichen Totenfürsorge. Die Statuen sind nicht Denkmale der längst verstorbenen Stifter, sondern Mahnmale, für sie zu beten und in das Gebet auch alle anderen einzuschließen, die sich nach jenen Vorbildern um das Naumburger Bistum und seinen Dom verdient gemacht haben.510 Helga Sciurie arbeitete aus der Sicht der Problematik des Todes im Mittelalter die eschatologischen Vorstellungen am Naumburger Stifterchor heraus.511 Ernst Schubert lieferte in seinen zahlreichen, grundlegenden Arbeiten über den Naumburger Westchor überzeugende Beweise für die Richtigkeit der religiösen Interpretation dieses Baues.512
Lässt man diese ideologische Ausrichtung außer Acht, kann man, wie Willibald Sauerländer, zur Ansicht kommen, der aus Frankreich übernommene Laufgang, erfahre hier eine letzte, erstaunliche und, wie man übertrieben behaupten könnte, theatralische Sinnveränderung und: Negativ ausgedrückt führte (...) die Rezeption des Reimser Modells in Naumburg zu einem Abbau von Distanz, zur Auflösung einer von der französischen Gotik zu höchster Kunst entwickelten Topik der Gliederung, positiv ausgedrückt zur Verwandlung eines baulichen Funktionssystems in ein Ausdrucksgefüge, das sich schließlich in den spektakulären Figuren bis zu einer Art archi-
508 Hamann-Mac Lean 1949, 346–348; Straehle 2009, 659–662. 509 Stange / Fries 1955; Straehle 2009, 758–759. 510 Jahn 1964, 59. 511 Sciurie 1989a, 5–44; Straehle 2009, 962–963 und 971–974. 512 Schubert / Görlitz 1959; Schubert 1965; Leopold / Schubert 1967, 97–106; Schubert 1968; Schubert 1969; Schubert 1972a; Schubert 1972b, 519–527; Schubert 1977; Schubert 1979a, 7–15; Schubert 1979b, 169–172; Schubert 1979c; Schubert 1982, 121–138; Schubert 1983a, 82–95; Schubert 1983b, 125–131; Schubert 1983c, 149–162; Schubert 1988; Schubert 1990; Schubert 1994; Schubert 1996a, 735–736; Schubert 1996b, 692–693; Schubert 1997.
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tektonischen Animismus steigerte.513 So sehr die Stifterfiguren die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken scheinen – für das liturgische Geschehen im Mittelalter waren sie nur Randfiguren eines viel komplexeren Vollzuges: Das Zentralereignis war die Gottesbegegnung in der Eucharistie, die Teilnahme an der Gottesschau bei der Elevation der Hostie, die den Lebenden genauso wie den kommemorativ hervorgehobenen Verstorbenen gemeinsam zuteil werden sollte.
Diese Gottesbegegnung war es, der die Inszenierung galt: Der Besucher des Naumburger Westchores wurde schon vor dem Lettner durch die Kreuzigungsgruppe am Mittelportal und die Passionsreliefs auf das Erlösungsopfer Christi hingewiesen. Mit dem Durchschreiten des Lettnerportals betrat er jenen heiligen Bereich, der – so wie das Obergeschoß der Sainte-Chapelle – dem intensivsten Glaubenserlebnis der Anschauung Gottes reserviert war. Tatsächlich ist daher die Architekturikonologie des Naumburger Westchores die konsequenteste Weiterführung und vollendete Umsetzung der in Frankreich schrittweise entwickelten und vorgezeichneten Kapellenikonologie.
Der stilgeschichtliche Hintergrund des Naumburger Westchores wurde in der kunsthistorischen Fachliteratur über Jahrzehnte lebhaft diskutiert. Die Aufmerksamkeit galt vor allem den figürlichen Bildhauerarbeiten der Stifterfiguren im Chor und des Passionszyklus am Lettner. Georg Dehio befand, dass der Meister der Naumburger Statuen aus der Reimser Schule hervorgegangen sein müsse,514 Heinrich Giesau sah im Apostelzyklus der Pariser Sainte-Chapelle das Vorbild für die Naumburger Figuren, ohne aber den transzendentalen Bedeutungsinhalt der Apostel anzusprechen;515 später stellte er eine historische Motivation für die Stifterfiguren in den Vordergrund und fand stilistische Zusammenhänge mit Amiens,516 Wilhelm Pinder zeigte Verbindungen zu Chartres auf,517 Erwin Panofsky518 und Richard Hamann519 meinten, die Spur des Naumburger Meisters über Noyon und Metz verfolgen zu 513 Sauerländer 1979, 183–184. 514 Dehio 1919, 339–344. 515 Giesau 1925; Straehle 2009, 386. 516 Giesau 1927; Straehle 2009, 435–437. 517 Pinder 1933. 518 Panofsky 1924. 519 Hamann 1933; Straehle 2009, 452–455.
können. Hans Reinhardt und Annegret PeschlowKondermann glaubten, dessen Tätigkeit am Lettner des Mainzer Domes nachweisen zu können.520
noch bis in jüngste Zeit als ein Sohn der Landschaft des sächsisch-thüringischen Raumes angesehen wurde.527
Zum Naumburger Westchor ergeben sich viele weitere Fragen. War der Naumburger Meister Bildhauer und Baumeister zugleich, etwa ein Bildhauer-Architekt?521 Habe man an eine einzige führende Künstlerpersönlichkeit oder an mehrere Meister zu denken, oder bildete ein Meister und einige begabte Gesellen den schöpferischen Kern der Werkstatt?522 Werner Gross war überzeugt: der Naumburger Meister brachte das gotische System mit Strebepfeilern und Rippenwölbung von Frankreich mit. Gekannt hat er sicher die Reimser Chorkapellen (...) dies bezeugen u.a. die Laufgänge in der Wand.523 Nikolaus Pevsner leitete die naturalistische Kapitellplastik des Naumburger Westchores von den Kapitellen am Triforium der Kathedrale von Reims ab und meinte, dass die Bezugnahme auf Reims auch durch die Figuralplastik der Stifterfiguren bestätigt werde.524 Auch für Willibald Sauerländer erschien der aus der französischen Hochgotik übernommene Laufgang, der „passage Rémois“ (...) als Sockel und umlaufende Bühne, an deren Rampe die lebensgroßen und lebensnahen Stifterstatuen auftreten als der wesentlichste Gestaltungsfaktor des Naumburger Westchores.525
Die für die Gestaltung des Naumburger Westchores verantwortlichen Künstler wird man am wahrscheinlichsten als zusammenarbeitende Gruppe von Werkleuten organisiert sehen, welche über die neueste Entwicklung der Kunst am französischen Königshof genauestens informiert waren: Die Anordnung lebensgroßer, von Architekturbaldachinen bekrönter Figuren im Inneren eines Sakralbaues, auf Konsolen vor den Diensten, genau in Höhe der Reliquienzone zwischen Sedilien und Fenstern, war erstmals in der 1248 geweihten Sainte-Chapelle zur Anwendung gekommen und wurde wohl nur von dort übernommen.528 Wie Ernst Schubert meint, ist die für den Naumburger Westchor verantwortliche Werkstatt frühestens 1248 in Naumburg tätig geworden,529 aus dem gleichen Jahr datiert auch ein Indulgenzbrief des Bischofs Nikolaus von Prag, der die Fertigstellung des Naumburger Domes im Bereich des Westchores einleiten sollte.530
Gerade die Stifterfiguren waren für die bisherige Forschung ein Hindernis, den Naumburger Westchor ohne weiteres als opus francigenum, als Werk, das vorwiegend nach französischer Art gestaltet war, anzuerkennen. Wie Norbert Nussbaum bemerkte, wurden die Naumburger Stifterstatuen im Lauf der Forschungsgeschichte immer mehr zu deutschen Trophäen nationalen Konkurrenzdenkens gegenüber der französischen Kathedralplastik hochstilisiert,526 wobei der Meister, den Hans Sedlmayr als das erste individuelle „Genie“, dessen persönliches Erlebnis der Zeit voraneilt bezeichnete, 520 Reinhardt 1966; Straehle 2009, 842–852; Peschlow-Kondermann 1972. 521 Jantzen 1925, 226–230; Straehle 2009, 337–341. 522 Mrusek 1976, 262. Diese Frage stellte zuletzt auch Mark C. Schurr in seinem Beitrag zum Katalog der Ausstellung Der Naumburger Meister: Schurr 2011, 474–487. 523 Gross 1933. 524 Pevsner 1945, 41. 525 Sauerländer 1979, 182–183; Straehle 2009, 886–961. 526 Nussbaum 1994, 82.
Die für die Naumburger Kapitelle im naturalistischen Herbariumstil531 vorbildlichen Triforien der Kathedrale von Reims lagen innerhalb des 1241 geweihten Bereichs des Chores und der vier östlichen Langhausjoche,532 deren Kapitelle Richard Hamann-Mac Lean und Ise Schüssler dem Stil nach beflügelt durch die Entdeckung der Natur zurechnen.533 Das Vorkommen kleiner Vögel im Laubwerk der Kapitelle findet sich ebenso in Reims, wie in den naturalistischen Kapitellen der Sainte-Chapelle, die seit der Reimser Kathedrale als reichste
527 Sedlmayr 1950, 487. 528 Le Pogam 2011, 1486–1494. 529 Schubert 1979c, 86. 530 Quoniam expedit ac condignum esse videtur, ut fabricis ecclesiarum, que de propriis facultatibus consummarinequeunt, larga indulgenciarum subveniatur gracia. 26. Mai 1248. Schubert 1965, 50. 531 Es erscheint verfehlt, aus der Beobachtung, es handle sich bei der Darstellung der Pflanzen um die Flora der Naumburger Umgebung den Schluss zu ziehen, dass der Meister der Naumburger Kapitelle ein im Land ansässiger Künstler gewesen sei, denn die dargestellten Pflanzen waren im Mittelalter genauso in Frankreich oder in England heimisch. Vgl. Mrusek 1976, 261. 532 Kimpel / Suckale 1985, 404. 533 Hamann – Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 321.
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aller Kapitellformen galten.534 Eng verwandte Vorläufer der Baldachinbekrönungen über den Stifterfiguren und den Sedilien des Naumburger Chores sind die Figurenbaldachine des Westportale der Kathedrale von Amiens, die Willibald Sauerländer vor 1230 datiert,535 sowie die Baldachine des nördlichen Querhausportals der Kathedrale in Reims, das zum Zeitpunkt der Domweihe von 1241 fertig gestellt gewesen sein muss. Sie zeigen den gleichen polygonalen Aufbau mit Dreipassspitzbogen und Bekrönungen in miniaturisierten Architekturformen, die abwechselnd Stadtmodelle mit vortretenden Ecktürmen sowie Kirchenmodelle mit zentral überragenden Türmen im Giebelkranz variieren.536
Diese genaue Kenntnis des aktuellsten Entwicklungsstandes der französischen Hofkunst wie auch die perfekte Umsetzung des religiösen Ikonologiekonzepts der französischen Kapellen schließen aus, dass die Baukünstler des Naumburger Westchores nur aus entfernter, indirekter Vermittlung an der Architektur Frankreichs orientiert waren. Sie müssen vielmehr in engstem, unmittelbarem Kontakt mit dem zeitgenössischen Geschehen in der Île-deFrance und der Champagne gestanden sein.
Ernst Schubert zeigte auf, wie abrupt am Bau des Naumburger Domes der Stilwechsel von spätromanischen Formen zu einer völlig neuen Auffassung erfolgt ist: Bis 1247 habe man im Bereich des Langhauses beharrlich am spätromanischen Baudekor festgehalten. Wenig später setzt sich dann die für Naumburg neue Welt der frühen Gotik plötzlich und ohne jeden Übergang durch. Der Wechsel geschieht so abrupt, daß man ausschließen möchte, die spätromanische Hütte habe noch neben der frühgotischen gearbeitet, oder die frühgotische sei schon dagewesen, als die spätromanische noch tätig war.537 Überliefert ist weder ein Künstlername noch ein Hinweis auf Herkunft und Auftrag dieser revolutionären neuen Künstlergruppe.
Ein anderer Zusammenhang könnte allerdinge eine Erklärung für die Berufung dieser Künstler 534 Kimpel / Suckale 1985, 404. 535 Sauerländer 1970, 142–148, Taf. 160–163, 166, 167, 169–171. 536 Hamann–Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 2, Abb. 340 und 341. 537 Schubert 1979c, 85.
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liefern: Die Obergeschosse des Nordwestturms des Naumburger Domes besitzen große Ähnlichkeit zu den Westtürmen des Domes zu Bamberg.538 Die Übereinstimmung besteht in der geschoßweisen Gliederung der Turmkörper mit schlanken Spitzbogenfenstern in der Mitte der Wandfelder und flankierenden, in Arkadenbaldachinen aufgelösten, vortretenden achteckigen Ecktabernakeln. Die Bamberger Westtürme, die zu den spätesten vor 1237 entstandenen Bauteilen des Domes gehören, werden von französischen Vorbildern abgeleitet, wie der tour d‘horloge am Südquerschiff der Kathedrale von Laon,539 der Kollegiatsstiftskirche in Mantes540 und dem Südwestturm der Kathedrale von Lausanne.541 Dethard von Winterfeld fügte der Vergleichsreihe noch die Kirchen Nôtre-Dame in Étampes und Senlis hinzu; auch für die nicht vollendeten Querhaustürme der Reimser Kathedrale dürfte ein ähnlicher Plan vorgelegen haben.542 Ein ganz entscheidenden Einfluss der Reimser Bildhauerkunst ist auf die Skulpturen des Fürstenportals des Bamberger Domes nachweisbar, das zwischen 1225 und 1229 entstanden sein muss.543
Noch während der Neubau des Langhauses des Naumburger Domes in Formen des staufischen spätromanischen Übergangsstiles im Gang war,544 lernte dessen Bauherr Bischof Engelhard von Naumburg (1207–1242) den Neubau des Bamberger Domes aus eigener Anschauung kennen: Er fungierte am 6.Mai 1237 gemeinsam mit den Bischöfen von Eichstätt, Würzburg und Merseburg als Konsekrator der Bamberger Bischofskirche.545 Bei diesem Anlass könnte Bischof Engelhard die Bauleute der soeben vollendeten Bamberger Westtürme für die oberen Geschosse des Nordwestturms des Naumburger Domes angeworben haben. 538 Bergner 1903, 57; Schmidt 2007; Jelschewski 2015, 27, Abb. 18, 169–177, Abb. 217, 218. Der Südwestturm des Naumburger Domes wurde erst in den Jahren 1891–1894 in Angleichung an den mittelalterlichen Nordwestturm neu errichtet. 539 Weese 1914, 33. 540 Mayer 1955, 56. 541 Boeck 1960, 177, 198 Anm. 271. 542 Winterfeld 1979, Bd. 1, 137. 543 Winterfeld 1979, Bd. 1, 144, 3. 544 1236 war der Neubau noch nicht benützbar. Schubert 1965, 16. 545 Anno domini M.CC.XXX.VII (...) Hoc anno pridie nonas maii in Babinberc dedicatum est monasterium ab episcopis: Erbipolense, Eystatense, Nawenburgense Merseburgense, domino papa ibidem magnam faciente indulgentiam. Annales Erphesfordenses. NeumüllersKlauser 1979, 35.
Wäre solcherart die Berufung einer Gruppe von französisch orientierten Baukünstlern von Bamberg nach Naumburg logisch erklärbar, so könnte auch auf die weitere Entwicklung geschlossen werden: Bereits an den Kapitellen der Eckbaldachine des Südwestturmes erscheinen einzelne Kapitelle im gleichen von Reims ableitbaren Herbariumstil, der im Westchor zu reichster Anwendung kommen sollte. Im untersten Eckbaldachin des Südwestturmes ist eine Wendeltreppe integriert,546 die wie eine motivische Vorwegnahme der Lettnerstiegen erscheint.
Dass die Obergeschosse des Nordwestturmes mit ihren charakteristischen Ecktabernakeln bereits vor dem Westchor vollendet waren, wird auch dadurch wahrscheinlich, dass die miniaturisierten Architekturbaldachine über einigen Figuren (Gerburg, Dietmar, Syzzo, Wilhelm, Berchta) am Laufgang Turmaufbauten zeigen, die genau die Formen der beiden obersten Geschosse des Nordwestturmes nachbilden.547 Deren Charakteristikum ist die Gliederung der Ecktabernakel durch schmale hohe Spitzbogenöffnungen ohne Säulenstellungen.548 Während das unterste der drei Fenstergeschosse des Nordwestturmes noch die gleiche mit Bamberg verwandte Gestaltung zeigt wie der Südwestturm, lassen die danach errichteten oberen Geschosse mit ihren fortschrittlicher gestalteten Ecktabernakeln und den mittleren Maßwerkfenstern bereits eine stilistische Weiterentwicklung erkennen, die auf eine Nachorientierung der Werkgruppe an neuesten französischen Vorbildern schließen lassen.
So könnte die für den 29. Juni 1242 überlieferte Weihe des Naumburger Domes bereits den neu erbauten Nordwestturm mit inbegriffen haben. Diese Sichtweise von der Bauabfolge könnte die zeitliche Lücke zwischen den spätromanischen Bauabschnitten des Domes und dem Westchor schließen und das Auftreten jener Bauhütte, durch die ein neues Stilgefühl (...) das alte ersetzt habe als Folge des Nordwestturmbaues erklären.549 Vorauszusetzen wäre zweifellos die Annahme, dass sich die Werkgruppe um 1248/1249 nochmals nach den neuesten Errungenschaften der französischen Hofkunst ausgerichtet habe. 546 Mrusek 1976, Abb. 95. 547 Jelschewski 2015, 288: B01, B05, B06, B07, B11. 548 Jelschewski 2015, 170 Abb. 217, 171 Abb. 218. 549 Schubert 1965, 17.
Wie die Forschungen Ernst Schuberts zeigten, hat die Tätigkeit der Künstlergruppe des Naumburger Westchores direkte Nachfolge gefunden: Zwischen 1251 und 1268 entstand der Chor der Zisterzienserstiftskirche Pforta;550 zwischen 1260 und 1268 wurde auch der Chor des Domes zu Meissen551 erbaut. Während der Chor von Pforta über einem Grundriss von zwei querrechteckigen kreuzrippengewölbten Jochen und einer Fünfachtel-Polygonalapsis das Motiv des Reimser Laufganges wieder aufnimmt, der hier durch breitere Fensternischen mit Stichtonnen gekennzeichnet ist und dadurch dem Vorbild der Reimser Chorkapellen noch näher kommt als im Naumburger Westchor, steht der Langchor des Meissener Domes vor allem durch seine Baldachinfiguren und Sedilien mit Naumburg in enger Verbindung.
Von besonderem kultgeschichtlichen Interesse erscheinen im Chor der Zisterze Pforta die im Bereich des Wandsockels der Apsis eingetieften, paarweisen Schränke unter Giebelbekrönungen mit Dreipassbogen, sowie die beiden Arkosolgräber, verziert mit besonders reichen Wimpergen auf dreifachen Säulchen mit Phantasiearchitekturen sowie zwei Nischen für einen Zwei- und einen Dreisitz, die wiederum von aufwendigen Wimpergen überdacht sind.552 Diese Gestaltungsformen scheinen wiederum darauf berechnet gewesen zu sein, die Vorstellung einer Realunion der Beter in den Sitznischen mit den ins Jenseits vorausgegangenen, in ihren Überresten in den Arkosolgräbern bestatteten Konventualen und den in Reliquien präsenten Heiligen herzustellen – diese Reliquien waren wohl in den verschließbaren Wandschränken der Apsis aufbewahrt und konnten zu bestimmten Festen auf dem Laufgang ausgestellt werden.
Im Überblick dieser Beispiele von Exporten der französischen Kapellenikonologie ist die Strahlkraft gewisser künstlerischer Zentren erkennbar: Zu Beginn waren dies die Bauhütten von Sens, Nôtre- Dame in Paris und Auxerre, in den folgenden Jahrzehnten kamen Amiens und vor allem 550 Schubert 1984, 160–183. 551 Lehmann / Schubert 1969; Lehmann / Schubert 1974; Schubert 1984, 160–183. Zu den Bauleistungen in Meissen, die der Naumburger Werkstatt zugeschrieben werden, gehört auch der so genannte Achteckbau, die Vorhalle des Bischofstores. Lemper 1967, 28–30. 552 Schubert 1984, 170.
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wieder Paris mit der Sainte-Chapelle dazu. Von permanenter Einflusswirksamkeit war Reims, wo sich die entscheidenden Elemente noch vor 1200 ausgeprägt hatten, und wo das jahrzehntelange Baugeschehen an der Kathedrale immer neue Attraktivität ausübte. Die Vermittlung der hervorragend befähigten Baukünstler in andere Länder erfolgte stets auf höchster sozialer Ebene, von Königshof zu Königshof wie in Ungarn oder von Erzbischof und Bischof zu jeweiligen Amtskollegen. Dass die aktuelle Baukunst auf dem Weg überregionaler Ordensbeziehungen vermittelt worden sei, scheint sich in dieser Phase der architekturgeschichtlichen Entwicklung am Kapellenmodell nicht zu bewahrheiten. …
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I.6 Die Interpretationen der Capella Speciosa I.6.1 Die Capella Speciosa als politisches oder religiöses Denkmal?
In ihrer 1997 publizierten Dissertation leitete Ulrike Seeger die Capella Speciosa vom Vorbild der Pfalzkapelle in Aachen (Abb. I.37 und I.38) ab und postulierte damit eine politisch-repräsentative Motivation ihrer Erbauung.553 Die axiale Bauanlage der Capella Speciosa folgt allerdings einem grundsätzlich anderen Bautypus, als der Zentralbau der Aachener Pfalzkapelle. Das Aachener Münster entspricht dem Bauvorbild von San Vitale in Ravenna (Abb. I.39 und I.40): Diese vor 545 bis 548 errichtete Anlage ist, so wie die Aachener Kapelle, ein polygonaler Zentralbau mit achteckigem, kuppelig überwölbtem mittleren Raumschacht. Sie besitzt wie die Aachener Kapelle einen Umgang im Erdgeschoß und eine umlaufende Empore sowie charakteristische Öffnungen vom Emporenniveau zum Mittelraum, die aus übergreifenden Bogen mit eingestellten Säulenunterteilungen bestehen.554 San Vitale selbst stand in einer bis in die Spätantike zurückreichenden Zentralbautradition. Wie Richard Krautheimer erkannte, war das Goldene Oktogon Kaiser Konstantins in Antiochia auf der Insel im Orontes der Prototyp einer kaiserlichen Palastkirche in Form eines polygonalen Zentralbaues.555 Eng verwandt mit San Vitale ist die Innenstruktur der Hofkirche Hagioi Sergios und Bakchos in Konstantinopel (Abb. I.41 und I.42), die Justinian noch als Thronerbe zur Regierungszeit Kaiser Justins (vor 527) beim Hormidas-Palast hatte erbauen lassen und unmittelbar nach seiner Thronbesteigung fertig stellen ließ. 556 Mit der Kirche des Johannes Prodromos entstand unter Kaiser Justinian in Konstantinopel, im Komplex des Hebdomon-Palastes, eine weitere kaiserliche Hofkapelle in Form eines achteckigen Zentralbaues.557
San Vitale in Ravenna galt zur Zeit Karls des Großen gleichsam als Inbegriff einer Kaiserkirche, die sowohl in Bauart (nulla in Italia ecclesia similis est
553 Seeger 1997, 163–165. 554 Grabar 1946, 562–569; Deichmann 1969, 226–256; Böker 1998, 45; Cohen 2015, 117, 119. 555 Krautheimer 1965, 52–53. 556 Krautheimer 1965, 161–168. 557 Hotz 1971, 66.
Abb. I.37 Aachen, Pfalzkapelle, perspektivischer Schnitt (Kubach / Elbern 1968, 50, Fig. 15)
Abb. I.38 Aachen, Pfalzkapelle, Grundriss des ursprünglichen Bauzustandes (Untermann 1989, 89, Fig. 52)
in aedificiis et in mechanicis operibus),558 als auch in der Kostbarkeit ihrer Ausstattung im Westen nicht ihresgleichen hatte. Die Tradition Ravennas als Residenz der weströmischen Kaiser, der ostgotischen Könige und der byzantinischen Exarchen mag Karl den Großen bei seinen Aufenthalten in dieser Stadt 787 und 801 ebenso beeindruckt haben, wie die Darstellung Kaiser 558 Agnellus, Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis, um 830.
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Justinians und Kaiserin Theodoras in den Mosaikbildern des Presbyteriums von San Vitale. Wie Günter Bandmann meint, wird die Kirche (...) auch in Karls Augen als Exemplum einer Gattung erschienen sein,559 sodass er deren Nachbildung topisch zur herrscherlichen Selbstdarstellung in seiner neuen Hauptstadt Aachen und zugleich als Stiftung für den Bestand des Reiches einsetzte.560
Abb. I.39 Ravenna, S.Vitale, isometrischer Schnitt (Krautheimer 1965, Fig 64)
Die architektonischen Nachbildungen der Aachener Kapelle sind in der Form ihrer Überlieferung und in formaler Hinsicht auseinander zu halten. Einerseits sind Bauten entstanden, die die wichtigsten und unverwechselbaren Gestaltungselemente der Aachener Pfalzkapelle wiederholten und solcherart als Nachfolgebauten klar erkennbar waren. Dies gilt für die um 1030 entstandene St.Nikolauskirche in der Pfalz Nymwegen561 und wohl auch für die Stiftskirche St.Georg am Königshof auf dem Georgenberg in Goslar.562 Daneben gab es Nachfolgebauten der Aachener Topik, die auf andere als königliche Stifter zurückgehen und doch formal mit Aachen in Verbindung stehen, wie die Johanneskirche in Lüttich,563 die Kirche in Muizen564 oder die Stiftskirche St. Donatian in Brügge.565 Enge Beziehungen zu Aachen besitzt auch der achteckige Zentralbau der Marienkirche zu Ottmarsheim im Elsass.566 Wie ein Architekturzitat erscheint die partielle Wiederholung des Aachener Innenraumes im Westbau der Nonnenstiftskirche SS. Cosmas und Damian in Essen.567
Andererseits wissen wir aus schriftlichen Überlieferungen, dass es Nachbildungen der Pfalzkapelle zu Aachen gegeben hat, die von der Zielsetzung der Stiftung als solche gedacht waren, oder die nach dem mittelalterlichen Verständnis dafür gehalten wurden, von denen wir jedoch keine substanziellen Zeugnisse besitzen, um überprüfen zu können, ob auch enge formale Beziehungen dieAbb. I.40 Ravenna, S.Vitale, Grundriss (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
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559 Bandmann 1965, 424–426. 560 Untermann 1989, 106. 561 Untermann 1989, 131–132, Abb. 66–68. 562 Borchers 1966, 235–352. 563 Die von Bischof Notker (972–1008) erbaute Johanneskirche in Lüttich wurde nach mittelalterlichen Quellen dem Aachener Vorbild zugeordnet und war ein polygonaler Zentralbau mit mittlerem Raumschacht und Umgängen. Untermann 1989. 564 Mertens 1950, 113–195. 565 Untermann 1989, 115–116, Abb. 59. 566 Sieffert 1982, 244–245. 567 Untermann 1989, 136–138.
ser Anlagen mit Aachen bestanden haben: Bei der Weihe der Marienkirche zu Compiègne im Jahre 877 wurde diese Pfalzkapelle Kaiser Karls des Kahlen ausdrücklich als Nachahmung von Aachen bezeichnet und in einem Ruhmgedicht des Johannes Scotus Eriugena entsprechend verherrlicht, wobei die dem Bau vom Grundriss her immanente Achtzahl symbolisch interpretiert wurde.568 Auch die von Kaiser Ludwig dem Frommen (814-840) erbaute Pfalzkapelle von Diedenhofen (Thionville) hatte, laut einer Überlieferung des 10. Jahrhunderts, die Gestalt einer Nachahmung des Aachener Münsters.569
Um von der Übereinstimmung eines Baues mit der architekturikonologischen Topik der Aachener Pfalzkapelle sprechen zu können, müssen daher entweder konstitutive Elemente vorhanden sein, die im mittelalterlichen Verständnis von einer similitudo das Zitat erkennbar und unverwechselbar machten. Günter Bandmann nannte als die Hauptkennzeichen: zentrale Anordnung, Emporen und Wölbung,570 wobei aus den Vergleichsbeispielen insbesondere die Zentralbauform unverzichtbar erscheint.571 Oder aber, es hat sich zu einem bestimmten Bau ein ausdrücklicher Quellennachweis erhalten, der die Intention bestätigt, dass eine Imitatio der Aachener Pfalzkapelle beabsichtigt war, ungeachtet, ob das Ergebnis dieser Zielsetzung letztlich entsprochen hat.572 Außerhalb dieses Argumentationsgerüstes erscheint es nicht zutreffend, einen Bau als Nachfolger der Aachener Pfalzkapelle anzusprechen.
568 Viellard-Troiekouroff 1971, 89–108. 569 Lamair 1982, 1–92. 570 Bandmann 1965, 202; Böker 1998, 45; Cohen 2015, 119. 571 Hier ist an die 806 geweihte Kirche Saint-Sauveur in Germigny-des-Prés zu denken, die in ihrer Anlage als Vierkonchenquadrat dem Zentralbauprinzip folgt, Emporen und Gewölbe aufweist. Khatchatrian 1954, 161–162; Untermann 1989, 120–126; Cohen 2015, 116. 572 Als Abt Lioffin im Kloster Mettlach an der Saar um 985 eine Grabkirche für den Klostergründer errichtete, sandte er zuerst nach Aachen, um das Vorbild der Pfalzkapelle studieren zu lassen. Der turmartige Bau erhielt zwar einen achteckigen überhöhten Mittelraum, doch keine Emporen sondern nur einen Laufgang im Mauermantel. Verbeek 1937, 65–80.
Abb. I.41 Konstantinopel, H. Sergios und Bakchos, Aufrissschnitt und Grundriss (Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
Abb. I.42 Konstantinopel H. Sergios und Bakchos, Isome. trischer Schnitt (Mango 1975, 101, Abb 110)
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Für die Capella Speciosa treffen die erforderlichen Grundeigenschaften für eine typologische oder topische Übereinstimmung mit dem Aachener Modell nicht zu: Von der Grundrissgestaltung her ist die Klosterneuburger Kapelle kein Zentralbau sondern ein klar ausgeprägter, auf eine Apsis ausgerichteter Axialbau; damit steht die Anlage in der typologischen Deszendenz des Apsidensaales. Ein überhöhter Mittelraum, zu dem sich Umgänge im Erdgeschoß und Emporen im Obergeschoß öffnen, ist nicht vorhanden. Eine Umgangsfunktion im Erdgeschoß erscheint nicht ablesbar. Die Bereiche von Laufgang und Westempore weisen nicht nur unterschiedliche Breite und Beschaffenheit auf, sie standen, wie die genaue Analyse der Abbildung von Benedikt Prill erkennen lässt,573 miteinander gar nicht in Verbindung, sodass eine Umgangsfunktion im Obergeschoß nicht vollziehbar war. Auch liegt keine Quellenaussage über eine intendierte Nachahmung des Aachener Bauvorbildes für die Capella Speciosa vor.
Aber nicht nur aus diesen architekturikonologischen Gründen erscheint eine Bezugnahme des Baues der Capella Speciosa auf das Vorbild der Aachener Pfalzkapelle unzutreffend. Auch die historische Situation der Erbauung macht eine solche Intention unwahrscheinlich. Hierzu sind einige Überlegungen zur Regierungspolitik Herzog Leopolds VI. anzubringen.
Die politische Linie Herzog Leopolds VI. Grundsätzlich erscheint die Zugehörigkeit des vorletzten Babenbergerherzogs zur Partei der Staufer unzweifelhaft: Leopold VI. von Österreich war seit seiner Jugend in einem stauferfreundlichen Milieu aufgewachsen. Sein Vater Herzog Leopold V. war ein loyaler Parteigänger Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, an dessen Hoftag in Mainz im Jahre 1180 der Babenberger mit einem Gefolge von 500 Rittern erschienen ist.574 Der um diese Zeit geborene zweite Sohn des Herzogs, Leopold – als dessen Nachfolger Leopold VI. – kam schon als Knabe an den Kaiserhof, wo seine Ausbildung abgeschlossen wurde. Als sich Leopold V. bei der Belagerung von Akkon (1191) durch König Richard Löwenherz von England beleidigt 573 Siehe die diesbezüglichen Nachweise in Band I dieses Werkes. Schwarz 2013b, 43, Anm. 305, 52. 574 Gutkas 1976, 32.
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sah und diesen auf der Rückreise in Österreich festnehmen ließ, festigte sich die Parteinahme für die Staufer und gegen die mit dem englischen König verwandten Welfen noch mehr. Zu den Gegnern und Konkurrenten König Richards von England gehörte auch der eigentliche Anführer dieses Kreuzzuges, König Philipp II. August von Frankreich. Leopold V. lieferte 1193 den gefangenen Richard Löwenherz an Kaiser Heinrich VI. aus, der ihn auf der Stauferburg Trifels weiterhin festhielt und teilte mit diesem das hohe Lösegeld, welches den Gegenwert des Besitzes der Insel Zypern ausmachte.575 1194 nahm der noch jugendliche nachmalige Leopold VI. am Feldzug Kaiser Heinrichs VI. nach Sizilien teil,576 nach dem plötzlichen Tode seines Vaters wurde er in die Heimat gerufen, um die Regierung im Herzogtum Steiermark anzutreten. Als sein Bruder Herzog Friedrich I. im Jahre 1198 als Teilnehmer des von Kaiser Heinrich VI. ausgerufenen Kreuzzugs, mit dem er die Weltherrschaft erringen wollte, den Tod gefunden hatte, wurde Leopold VI. auch mit dem Herzogtum Österreich belehnt. Die Schwertleite erhielt Herzog Leopold VI. im Jahre 1200 in Wien.577
Inzwischen waren die weltpolitischen Pläne Kaiser Heinrichs VI. durch dessen jähen Tod im September 1197 zusammengebrochen, und es erfolgte die verhängnisvolle Doppelwahl des Staufers Philipp von Schwaben (im März 1198 in Thüringen) und des Welfen Otto von Braunschweig (im Juni 1198 in Köln) zum deutschen König. Leopold VI. schloss sich ohne Zögern dem Stauferkönig Philipp an, nahm an dessen Belagerung von Köln (1205) teil und blieb bis zu dessen Ermordung im Jahre 1208 dessen treuer Anhänger, obwohl ihn der Papst 1203 ermahnt hatte, von König Philipp abzulassen und sich Otto anzuschließen.578 Nach Philipps Tod leistete er zwar dem nunmehr anerkannten deutschen König Otto IV., einem Neffen König Richards von England, den Treueeid, doch als dieser 1210 und 1211 von Papst Innozenz III. gebannt wurde, wandte sich Leopold VI. von ihm ab. Als einige deutsche Fürsten im September 1211 den damals noch in Sizilien weilenden Sohn Kaiser Heinrichs VI., Friedrich von Hohenstaufen, zum Kaiser erheben wollten, war Herzog Leopold VI. von Österreich unter ihnen.579 Es kam dem Babenberger gelegen, dass er sich schon 1208 575 Ebenda, 31. 576 Ebenda, 33. 577 Gutkas 1974, 64. 578 Lechner 1985, 196. 579 Ebenda, 195–196.
in Klosterneuburg öffentlich zur Teilnahme an einem Kreuzzug verpflichtet hatte,580 um nun 1212 einem Aufruf des Papstes folgend, nach Südfrankreich zu ziehen und am Krieg um Toulouse,581 dem Feldzug der Kirche gegen die ketzerischen Albigenser und Graf Raimund VI. von Toulouse, teilzunehmen.582 Er wurde vom Abt von Citeaux zum Kreuzritter geweiht und nahm in Spanien an den Kämpfen der Könige von Kastilien, Aragon und Navarra gegen die Mauren teil, wo er bis Calatrava vorstieß.583 Dies entschuldigte Leopold, König Otto IV. weitere Gefolgschaft leisten zu müssen.
Nachdem Friedrich II. am 9. Dezember 1212 in Frankfurt neuerlich zum deutschen König gewählt worden war, trat Leopold VI. endgültig an seine Seite. 1214 zog Leopold gemeinsam mit Friedrich II. auf den Feldzug gegen Aachen und leistete Reichsdienste.584 Die Schlacht von Bouvines im Juli 1214 brachte die Entscheidung, als die Partei Kaiser Ottos IV., der die Unterstützung Englands und der Fürsten am Niederrhein hatte, von den Streitkräften König Philipp Augusts von Frankreich vernichtend geschlagen wurde und Ottos Machtstellung zusammenbrach. Friedrich II. ließ sich im Juli 1215 in Aachen krönen und legte ein Kreuzzugsgelübde ab. Bis 1217 nahm Herzog Leopold VI. alljährlich an Hoftagen teil, danach jedoch zog er sich vom Kaiserhof vorübergehend zurück. Wie schon vorher bei Kaiser Otto IV. Kreuzfahrten gegen die Katharer in Südfrankreich und die Mauren in Spanien als Ausrede verwendet worden waren, wenn er sich vom Hofe fernhalten wollte, war in den Jahren 1217-1219 sein Kreuzzug ins Heilige Land und nach Damiette in Ägypten Ursache, ihm die Anteilnahme an der Reichspolitik zu verwehren.585 Eine Belastung des Verhältnisses zu Friedrich II. dürfte die Kreuzzugfrage gewesen sein. Während König Friedrich II. die Erfüllung seines Gelübdes hinausschob, beteiligte sich Leopold VI. gemeinsam mit Andreas II. von Ungarn führend an dem Kreuzzugsunternehmen, das im Herbst des Jahres 1217 auf päpstliches Betreiben zustande kam. Papst Honorius III. nahm für die Zeit der Abwesenheit des Herzogs dessen Land und Haus in den besonderen Schutz des 580 Dienst 1976, 395. 581 Oberste 2003, 82–113. 582 Appelt 1991, 305. Der Zisterzienser Peter von Vaux-de-Cernay war 1212–1218 selbst Augenzeuge in diesem Krieg und berichtet derüber in seiner Historia Albigensis. Oberste 2003, 10. 583 Lechner 1985, 198. 584 Gutkas 1976, 34. 585 Ebenda, 34.
Apostolischen Stuhles,586 wie dies Papst Innozenz III. bereits 1208 zur Absicherung einer Teilnahme des Herzogs am Kreuzzug gegen die Ketzer getan hatte. Die ansehnliche österreichisch-ungarische Streitmacht unter der Führung von Herzog Leopold und König Andreas brach von Split aus nach Osten auf 587 und hielt sich bis zum Frühjahr 1218 in Akkon auf, wo sich auch der Hauptsitz des von Friedrich II. gleichermaßen wie von Leopold VI. geförderten Deutschen Ordens befand. Von Akkon aus beschloss man, gegen die stark befestigte Hafenstadt Damiette in Ägypten vorzugehen, um den Sultan der Ayyubiden Al-‘Adil, der Jerusalem beherrschte, unter Druck zu setzen. Leider wies man auf Anweisung des päpstlichen Legaten Kardinal Pelagius von Albano das nach dem Tode Al-‘Adils von dessen Sohn Al-Kamil unterbreitete Angebot einer Rückgabe Jerusalems als Gegenleistung für die Räumung des ägyptischen Stützpunkts vor Damiette zurück und setzte die Belagerung Damiettes fort.588 Noch vor der Einnahme der Hafenstadt durch die Kreuzfahrer kehrte Herzog Leopold VI. nach Europa zurück.
Als der Herzog 1219 aus Damiette heimkehrte erfreute er sich eines besonderen Ansehens bei der Kurie, da er sein Kreuzzugversprechen erfüllt hatte, während der Kaiser mit der Ausführung seines Gelübdes schon jahrelang im Rückstand war. Dennoch ließ sich Herzog Leopold VI. vom Papst nicht dazu bringen, in politischen Fragen gegen den Kaiser Partei zu ergreifen. 1220 weigerte er sich, einen Vertrag mit zu besiegeln, der sich gegen die von Friedrich II. angestrebte Vereinigung von Sizilien mit dem Reich richtete.
Herzog Leopold VI. gehörte während der Jahre 1217–1225 nicht zu den engsten Gefolgsleuten Friedrichs II. Als der König seine Vertretung in Deutschland zu regeln hatte, um den 1220 vom Papst neuerlich eingemahnten Kreuzzug antreten zu können, scheint Leopold in keiner höheren Vertrauensfunktion auf: Friedrich II. betraute Heinrich von Neuffen mit der Sorge für seinen Sohn Heinrich und mit der Verwaltung des Herzogtums Schwaben, nach der Kaiserkrönung in Rom erfolgte die Bestellung Erzbischof Engelberts von Köln zum Reichsverweser, seit 1221 fungierte Eberhard von Waldburg als Bewahrer der Reichs586 Appelt 1991, 305. 587 Stürner 1992, 229. 588 Ebenda, 230.
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insignien gemeinsam mit seinem Neffen Konrad von Winterstetten. Zum Kreis der engsten Vertrauten des Königs gehörten damals auch noch der Kanzler Konrad von Metz, Bischof Otto von Würzburg und Graf Gerhard von Diez.589 Herzog Leopold VI. zog sich in diesen Jahren vorübergehend immer mehr von den Reichsgeschäften zurück.590 Wie Karl Gutkas meinte, scheint das schwankende Gemüt des rasch urteilenden Kaisers der Art Leopolds VI. nicht sonderlich verwandt gewesen zu sein. Erst im Jahre 1225, als Leopold seine Herrschaft ausgebaut hatte und der angesehenste Reichsfürst geworden war, trat wieder eine starke Annäherung ein, und Margarethe, die Tochter des Österreichers (...) vermählte sich mit Heinrich (VII.), dem Sohne des Kaisers.591 Aachen rückte erst nach diesem Zeitpunkt in den Mittelpunkt des Geschehens, als Leopolds Tochter Margarete 1227 unter großem Gepränge in der Pfalz von Aachen zur römisch-deutschen Königin gekrönt wurde.592 Aber auch seit Bestehen dieser wichtigen Eheverbindung seines Hauses mit den Staufern nahm Leopold VI. von jeder Machtdemonstration oder Ausnützung seines verwandtschaftlichen Verhältnisses zum Kaiser und zum deutschen König Abstand. Vielmehr beschritt Leopold den Weg diskreter diplomatischer Vermittlung, etwa als 1227 Verhandlungen mit Frankreich zur Erneuerung des Bündnisses mit dem Reich zu führen waren oder 1229/1230, als zwischen dem Papst und dem von ihm gebannten Kaiser vermittelt werden musste.593
Während Leopold VI. König Friedrich II. von Hohenstaufen unterstützt hatte und die Inszenierung seiner Krönung in Aachen (1215) mit der Aufstellung des Karlsschreines als Auftreten eines neuen Karl des Großen gewiss begrüßte, weil er darin die Absicht einer renovatio regni teutonici gesehen hat, bestand für ihn selbst kein Anlass, in Klosterneuburg ein zweites Aachen entstehen zu lassen. Leopold hatte während der zehn Jahre des Doppelkönigtums in Deutschland (1198–1208) und auch während der Auseinandersetzungen um die Herrschaft Kaiser Ottos IV. zwischen 1211 und 1214, selbst niemals Ambitionen für die Erlangung der deutschen Königskrone erkennen lassen. Seine Loyalität zu Friedrich II. beruhte einerseits auf der stauferfreundlichen Tradition 589 Stürner 2000, 239. 590 Gutkas 1974, 64. 591 Ebenda. 592 Appelt 1991, 308. 593 Ebenda, 308–309.
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seines Hauses, andererseits auf eigenen Interessen, nämlich der Absicherung seines Länderbesitzes unter der Schirmherrschaft einer gefestigten Königsregierung. In Klosterneuburg ein zweites Aachen zu errichten, hätte dagegen als unangemessene Demonstration von Machtansprüchen erscheinen müssen, die der Babenberger niemals besessen hat und die ihn bei dem auf höchste Loyalität seiner Parteigänger bedachten Kaiser in ein negatives Licht gebracht hätten.
Die religiöse Gesinnung Leopolds VI. Das Persönlichkeitsbild und Verhaltensprofil Leopolds VI. lässt also nicht die Absicht erkennen, mit dem Bau der Capella Speciosa ein politisches Monument zu errichten. Im Vordergrund stand für den Herzog seine religiöse Gesinnung und seine persönliche Frömmigkeit. Leopolds Gesinnung gegen die Kirche war kompromisslos positiv (...). Wenn er etwa mit übergroßer Strenge die in seine Länder eindringenden Sekten ausrottete oder wenn er dem Kreuzzugsgedanken durch Fahrten nach Spanien und Ägypten huldigte, so sehen wir in ihm einen treuen Sohn der Kirche.594 Allerdings brachte sein religiöser Eifer den Herzog in manche Konflikte mit dem Diözesanklerus. Leopolds Versuche, ab 1206 auf seinem Herrschaftsgebiet ein Landesbistum mit Sitz in Wien zu errichten, gründeten sich auf die bei der Kurie vorgebrachten Klagen über Missstände in der kirchlichen Administration des großen Diözesangebiets von Passau und in der Ketzerbekämpfung.595
Die Auseinandersetzung um das Landesbistum führte zu einem regelrechten baulichen Wettkampf, da das Bistum Passau nun verstärkt bestrebt war, seine Stützpunkte in den österreichischen Donauländern in Tulln, Kremsmünster, Wels, Ardagger, und St.Pölten auszubauen und damit seine kirchenpolitische Macht zu zeigen.596 Herzog Leopold VI. war im Gegenzug daran interessiert, religiöse Einrichtungen zu fördern, die geistlichen Ordensoberen, aber nicht den Diözesanbischöfen unterstanden. So gründete er 1202 das Zisterzienserstift Lilienfeld, das er zu seiner künftigen Grablege bestimmte und um 1204 entstand in Wien eine der ersten Niederlas594 Gutkas 1974, 65. 595 Hageneder 1967, 1–29; Flieder 1968, 45–49. 596 Schwarz 1998a, 278–279; Schwarz 1999a, 198–222; Schwarz 2013a, 162–188.
sungen des Deutschen Ordens im Reich.597 Auch die Errichtung einer Hofkirche zu St. Michael in Wien598 und die Bestrebungen, die Pfarrrechte von St. Stephan über Wien unter seine Kontrolle zu bringen,599 zeigen diese Absicht. Noch zu Leopolds Regierungszeit kam es zu ersten Niederlassungen der Dominikaner600 und der Minoriten601 in Wien.
Kirchenpolitischen Einfluss wollte Leopold VI. auch in seinem Herzogtum Steiermark gewinnen; hier kamen ihm allerdings Maßnahmen des Salzburger Erzbischofs, wie die Errichtung des Salzburger Eigenbistums Seckau im Jahre 1218, zuvor.602 Auch in dieser Frage zeigt sich die große Aufmerksamkeit, die der Herzog kirchenpolitischen Fragen schenkte: Leopolds Gattin, Herzogin Theodora hatte gegen die Ausstattung des Bistums Seckau mit landesfürstlichen Patronatskirchen Einspruch erhoben, worauf der Papst die Anweisung gab, es möge gewährleistet werden, dass die Rechte des Herzogs keine Beeinträchtigung erfahren. Es kam in der Frage schließlich zu einer gütlichen Einigung zwischen Leopold VI. und Erzbischof Eberhard II. von Salzburg.603
In der Opferbereitschaft, im Auftrag des Papstes das Kreuz zu nehmen, unterschied sich Leopold VI. sehr von Kaiser Friedrich II. Die Bereitwilligkeit, an Kreuzzügen teilzunehmen hatte für die Babenberger jahrzehntelange Familientradition: Am zweiten Kreuzzug von 1147–1149 hatten Leopolds Großvater Heinrich Jasomirgott und dessen Bruder Otto, Bischof von Freising, teilgenommen. 1182 hatte sein Vater Leopold V. eine erste Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen; er brach 1190 zur Teilnahme an dem dritten Kreuzzug auf, wo er sich 1191 bei der Eroberung von Akkon auszeichnete. 1197–1198 begab sich 597 Perger 1965/66, 140–144; Wojtecki 1974, 210; Wojtecki 1979, 316–336. 598 Schwarz 1988, 106–119; Schwarz 1998a, 277; Schwarz 1998i 305–307 Nr. 74; Schwarz 2013a, 144–149, Abb.53–58; Buchinger / Schön / Schwarz 2015, 78–117. 599 Schwind / Dopsch 1895, 47–48; Flieder 1968, 45–47. 600 Frank 1970, 53–55; Perger / Brauneis 1977, 146–154. 601 Perger / Brauneis 1977, 133–146; Parucki 1995, 33–35. 602 Posch 1991, 126. 603 Dopsch 1991, 192.
Herzog Leopolds älterer Bruder Friedrich I. von Messina aus ins Heilige Land, wo ihn der Tod ereilte. Treue Freunde brachten den Leichnam Herzog Friedrichs nach Österreich zurück, wo er an der Seite seines Vaters in Heiligenkreuz beigesetzt wurde.604
Sowohl für das Prestige des Besitzers als auch als Mittel der persönlichen Andacht waren die, bei den Jerusalemfahrten erworbenen, Reliquien von großer Bedeutung. Im Jahre 1188 übergab Herzog Leopold V. im Rahmen eines feierlichen Taidings in Mautern dem Kloster Heiligenkreuz die große Reliquie vom Kreuzesholz, die er 1182 auf seiner ersten Pilgerfahrt ins Heiligen Land erworben hatte.605 1219 brachte Leopold VI. von seinem Kreuzzug eine weitere große Kreuzreliquie mit, die er wahrscheinlich in Akkon erworben hatte und die dem Stift Lilienfeld übereignet wurde. Auch König Andreas II. von Ungarn, mit dem Herzog Leopold VI. gemeinsam von Spalato zum Kreuzzug aufgebrochen war, soll das Unternehmen zur Erwerbung einer großen Menge von Reliquien benützt haben. Man geht daher wohl nicht fehl, wenn man meint – wie schon August Essenwein angenommen hat – dass auch Leopold VI. einen reichhaltigen Bestand verschiedenster Reliquien vom Kreuzzug mit nach Österreich gebracht hat.
Neben dem Lignum crucis und anderen Christusreliquien wie der Dornenkrone besaßen Reliquien Johannes des Täufers im Mittelalter höchsten Verehrungswert. Johannes galt nach christlichem Glauben als letzter und größter Prophet des Alten Testaments und als Vorläufer (Prodromos) Christi, den er bei der Taufe am Jordan als Messias verkündet hatte. Jesus selbst hatte Johannes den Größten unter den von einem Weibe Geborenen genannt, wie der Evangelist Matthäus (11, 11) überliefert. Sein Patrozinium wurde seit dem 4. Jahrhundert für Kirchen häufig gewählt – besondere Bedeutung als Vorbild hatte die Lateranbasilika, die Titelkirche des Papstes als Bischof von Rom, welche Johannes dem Täufer geweiht war.606 Im Lateran wurden das Gewand und der Becher Johannes‘ des Täufers als kostbarste Reliquien verwahrt.607 Höchste Wertschätzung genoss der heilige 604 Gutkas 1976, 33; Stangler 1976, 396–411. 605 Watzl 1976, 274. 606 LCI 6, 1974, 165. 607 Nicola 1909, 19–53.
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Johannes in Konstantinopel: Die byzantinische Kirche feierte an drei verschiedenen Festtagen die drei wunderbaren Wiederauffindungen des Hauptes Johannes› des Täufers, dessen Verehrung durch Kaiser Theodosius den Großen bezeugt ist und für dessen Aufbewahrung Kaiser Justinian die Johannes-Prodromos-Kirche im HebdomonPalast in Konstantinopel hatte erbauen lassen. 608 Im Jahre 1203 sah Robert de Clari als Augenzeuge der Eroberung von Konstantinopel durch die lateinischen Kreuzfahrer die Kopfreliquie Johannes des Täufers in der Heiligen Kapelle des Bukoleonpalastes, Seite an Seite mit zwei Teilen des Wahren Kreuzes, der Heiligen Lanze, zweier Nägel vom Kreuz, einer Phiole mit dem Blut Christi, der Tunika des Gekreuzigten, der Dornenkrone und einem Kleid der Muttergottes.609 Eine andere Reliquie Johannes‘ des Täufers, ein Stück von seiner rechten Hand, besaß bei der Krönung der byzantinischen Kaiser insignale Funktion.610 In einem überaus kostbar gestalteten Reliquiar, der Staurothek der byzantinischen Kaiser Konstantinos VII. und Romanos II. (um 959), war neben kostbarsten Christus- und Marienreliquien das ehrwürdige Haar des heiligen Johannes des Vorläufers mit eingeschlossen.611
Auch die Kaiser des Abendlandes sahen in Johannes dem Täufer ihren Schutzpatron. Im Reliquienschatz Karls des Großen befand sich das Enthauptungstuch des hl. Johannes. Es zählte zu den vier Großen Heiligtümern, die alle sieben Jahre bei der Heiltumsweisung am Aachener Münster dem Volk gezeigt wurden.612 Zu den Reichskleinodien gehörte eine Zahnreliquie Johannes‘ des Täufers.613 Auch ein Gewandstück des hl. Johannes befand sich unter den Reichsreliquien, wie die Berichte von den Weisungen der Reichsheiltümer vom Heiltumsstuhl beim Heiliggeistspital in Nürnberg aus dem 15. Jahrhundert bezeugen.614 Eine unmittelbare Bezugnahme auf Johannes den Täufer ist aus dem Ordo der römisch-deutschen Königskrönungen in Aachen ersichtlich: Die Geistlichkeit sang, wenn sie den neu gekrönten König vom Altar durch die Kirche zum Thron Karls des Großen geleitete, den gleichen königlichen Psalm 20,4: posuisti Domine, in capito eius 608 Hotz 1971, 66. 609 Legner 1995, 199. 610 Corovic-Ljubinkovic 1954/55, 105–114. 611 Legner 1995, 229. 612 Schiffers 1951, 54–56. 613 Fillitz 1954, 22 Abb. 43. 614 Legner 1995, 91–92.
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coronam de lapide pretioso, wie er zur Communio am Fest der Enthauptung Johannes des Täufers am 29. August gebetet wurde.615
Die persönliche Verehrung Herzog Leopolds VI. von Österreich für den hl. Johannes den Täufer ist bereits für das Jahr 1217 bezeugt. Ende Juni dieses Jahres ließ der Herzog die ersten vier Altäre in Lilienfeld durch Bischof Ulrich von Passau weihen.616 Die Auswahl der Altarpatrozinien zeigt eine bedeutungsvolle Bezugnahme auf den bevorstehenden Kreuzzug: Ein Altar wurde dem Erzengel Michael, dem Beschützer der Kirche, des deutschen Volkes, des Rittertums und Beistands in der Todesstunde617 geweiht, ein weiterer Altar dem heiligen Wilhelm von Aquitanien als Schutzpatron im Kampf gegen die Sarazenen,618 ein dritter Altar dem hl. Apostel Andreas als Patron des Orients.619 Der vierte Altar, dessen Standort im Querhaus sich bis heute erhalten hat, wurde Johannes dem Täufer geweiht.620 Es wird angenommen, dass Herzog Leopold VI. die teilweise Fertigstellung der Stiftskirche Lilienfeld mit diesen Altarweihen sichergestellt wissen wollte, bevor er zum Kreuzzug aufbrach, von dem zurückzukehren für ihn ungewiss war.621
Wahrscheinlich erfolgten besondere Zuwendungen des Herzogs für einen entsprechend rechtzeitigen Baufortschritt an der geplanten Pfalzkapelle von Klosterneuburg in der Art eines ex voto für eine glückliche Rückkehr aus dem Orient. Besondere Verehrung für Johannes den Täufer kann auch von der Gemahlin Leopolds VI., Herzogin Theodora, ausgegangen sein: Als Enkelin des byzantinischen Kaisers Isaak II. Angelos (1203-1204) muss ihr die Bedeutung des heiligen Johannes Prodromos am Hof von Konstantinopel vertraut gewesen sein.
Um die neu erbaute Palastkapelle in Klosterneuburg im Jahre 1222 dem hl. Johannes dem 615 Legner 1995, 253. 616 Oettinger 1953. 617 LCI 3, 1971, 255–265. 618 LCI 8, 1976, 604–605. 619 LCI 5, 1973, 138–151. 620 Nicolai 1988. 621 Vongrey 1976b, 328; Lechner 1985, 198, 204–205; Schwarz 1998g, 300 Nr.69; Schwarz 2013a, 88.
Täufer weihen lassen zu können, war der Besitz von Altarreliquien des Kirchenpatrons unerlässlich. Nun kann sehr wohl an die Möglichkeit gedacht werden, dass Herzog Leopold VI. vom Papst selbst Reliquien Johannes‘ des Täufers aus dem Lateran geschenkt erhalten hat, etwa zur Belohnung für seine Teilnahme am Kreuzzug. Noch größeres persönliches Prestige als eine Reliquienschenkung hätte dem Herzog allerdings die selbstständige Erwerbung solcher Reliquien auf dem Kreuzzug eingebracht. Hier war allerdings Vorsicht geboten. 1204 hatten die lateinischen Kreuzfahrer in Konstantinopel große Mengen kostbarster Reliquien durch Plünderungen an sich gebracht. Obwohl ihnen bei Androhung von Kirchenbann und Todesstrafe deren Rückgabe anbefohlen wurde, tauchten bald danach zahlreiche Reliquien im Westen auf, die wohl auf zweifelhaften Wegen ins Abendland gekommen waren. Im Reliquienkanon 62 des Vierten Laterankonzils von 1215 war daher festgehalten worden: Da der christlichen Religion nur allzu oft Schaden daraus erwuchs, weil einige die Reliquien der Heiligen als verkäuflich ausstellen und sie allenthalben zur Schau stellen, haben wir durch vorliegendes Dekret bestimmt, damit nicht weiterhin der Religion Abbruch geschehe, daß alte Reliquien in Zukunft nicht mehr außerhalb eines Reliquienkästchens gezeigt noch als verkäuflich ausgestellt werden sollen. Niemand aber wage es, neu gefundene öffentlich zu verehren, wenn sie nicht zuvor durch die Autorität des römischen Pontifex die Approbation erhalten haben. Die Prälaten aber sollen im übrigen nicht erlauben, daß jene, die ihre Kirchen in Verehrung besuchen, mit leeren Trugbildern oder falschen Dokumenten getäuscht werden.622 Eine Reihe von Reliquien Johannes des Täufers, die in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts im Westen auftauchten, könnten zwar illegal ins Abendland gelangt, hier jedoch nachträglich authentisiert worden sein, wie z.B. das Gewandfragment des hl. Johannes im Turmreliquiar der Abtei von Grandselve623 oder die 1239 im Chor der Kirche St. Kunibert in Köln eingemauerte Bartreliquie des Täufers.624
Für Herzog Leopold VI. eröffnete die Fahrt nach Ägypten im Jahre 1218 eine konkrete Möglichkeit zur Erwerbung authentischer Reliquien Johannes des Täufers. Nachdem im Jahre 362 auf Befehl des heidnischen Kaisers Julian Apostata (reg. 361– 363) das Grab Johannes‘ des Täufers in Samaria 622 Legner 1995, 51. 623 Legner 1985, 93. 624 Legner 1995, 228.
zerstört und seine Gebeine verbrannt worden waren,625 hatten fromme Christen die noch erhaltenen Überreste gemeinsam mit den Reliquien des Propheten Elischa (Elisäus) geborgen und zu Patriarch Athanasius nach Alexandrien gebracht, der sie zunächst in einem Garten vergrub. Unter Patriarch Theophilus von Alexandrien wurde um 400 im Stadtteil Karmuz, an der Stelle des antiken Serapeums, eine Kirche zu Ehren Johannes‘ des Täufers errichtet, wo seine Überreste gemeinsam mit jenen des Elischa beigesetzt wurden und die Einrichtung eines Kirchenfestes am 2. Baouna des koptischen Kalenders (= 9. Juni) erfolgte.626 Im 5. Jahrhundert hat man unter Patriarch Dioscorus in der Johanneskirche von Alexandrien auch den heiligmäßigen Märtyrerbischof Macarius und die Überreste des hl. Anachoreten Antonius beigesetzt. Zu Anfang des 10. Jahrhunderts jedoch wurden unter dem koptischen Patriarchen Khaleel die Reliquien Johannes des Täufers, des Propheten Elischa sowie des hl. Macarius in das Kloster Abu Makar in der Sketischen Wüste südwestlich von Alexandrien überführt und dort in der Apostelkirche beigesetzt.627 Damit erlosch die kultische Verehrung dieser Heiligen in Alexandrien selbst. Auch die Ordination der monophysitischen Patriarchen von Ägypten wurde seit Anba Macarius I. (932–952), dem 58. Nachfolger des hl. Markus, nicht mehr in Alexandrien selbst, sondern im Macariuskloster in Sketis vorgenommen.628
Die Kreuzfahrer, die von Akkon ins Nildelta gekommen waren, mussten von ihren im Königreich Jerusalem ansässigen Gewährsleuten wohl davon informiert gewesen sein, dass sich am Sitz der koptischen Patriarchen im Macariuskloster Reliquien Johannes des Täufers befanden. Obwohl die monophysitischen Kopten von manchen der Kreuzfahrer als Häretiker verdammt wurden, kam es zu Kontaktnahmen der christlichen Ägypter mit den Franken, da sich die Kopten von diesen eine Erleichterung ihrer Situation unter muslimischer 625 LCI 6, 1974, 164–190. 626 el Maqari 1981, 5–6, unter Berufung auf die Handschriften in der Bibliothek des Klosters Abu Makar MS ﺱ13 fol. 44, MS ﺱ37 fol.39 f., MS ﺱ42 fol. 6 f., MS ﺱ49 fol. 163. 627 el Maqari 1981, 6, unter Berufung auf die Handschriften in der Bibliothek des Klosters Abu Makar MS ﺱ19 fol. 70 MS ﺱ22 fol. 119 (datiert 1347) und MS ﺱ31 fol. 131. 628 el Maqari 1981, 7–8, unter Berufung auf die Handschriften in der Bibliothek des Klosters Abu Makar MS ﺱ17, fol. 77, MS ﺱ18 fol. 60 und MS ﺱ42 fol. 266.
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Herrschaft als unterdrückte Glaubensminderheit erhofften – wenn auch vergeblich, wie sich zeigte. Als die abendländischen Ritter die Hafenfestung Damiette monatelang belagerten, befanden sie sich am Nordrand des Nildeltas nur ca. 200 km entfernt von den Klöstern des Natrontales in der Sketischen Wüste, deren Hauptheiligtum Abu Makar die Johannesreliquien barg. Wenn es Herzog Leopold VI. gelingen konnte, von koptischen Christen Reliquien aus deren authentischen Beständen zu erwerben, so mussten sie zu den größten Kostbarkeiten unter allen Devotionalien zählen, die jemals von Kreuzfahrern aus dem Orient nach Europa gebracht wurden. Solche Heiltümer waren es wohl wert, in einem monumentalen Reliquienschrein unvergleichlicher Pracht, wie der Palastkapelle des heiligen Johannes des Täufers in Klosterneuburg, aufbewahrt zu werden und waren geeignet, dieser auch das entsprechende Patrozinium zu verleihen.In diesem Zusammenhang gibt die Überlieferung zu denken, derzufolge im Jahre 1219 in der Krypta des seit 1181 neu erbauten Salzburger Domes ein Johannesaltar geweiht wurde.629 Es stellt dies die zweite Altarnennung nach dem 1201 erwähnten Rupertaltar vor dem Lettner des Domes dar.630 Erzbischof von Salzburg war zu dieser Zeit Eberhard II. von Regensberg (1200–1245). So wie Herzog Leopold VI. nahm Eberhard, der vor seiner Wahl auf den Metropolitansitz Salzburg Bischof von Brixen gewesen war, eine stauferfreundliche Haltung ein. Er wurde 1210 deshalb von Kaiser Otto IV. in Oberitalien gefangen genommen, um ihm eine schriftliche Treueerklärung abzupressen. Nach der Krönung Friedrichs II. im Jahre 1215 arbeitete Eberhard II. eng mit dem Staufer zusammen, indem er teils direkt, teils indirekt (...) auf die großen Reichsgesetze Friedrichs II., die „Confoederatio cum principibus ecclesiasticis“ 1220, das „Statutum in favorem principum“ 1231/32 und den Mainzer Reichslandfrieden (...) Einfluß genommen hat.631 Neben seinem Naheverhältnis zum Kaiser hatte Erzbischof Eberhard auch enge Beziehungen zu Herzog Leopold VI. von Österreich: Besonderen Anteil hatte der Salzburger Erzbischof an der Vermählung von Friedrichs ältestem Sohn, König Heinrich (VII.), mit Margarete von Österreich, die im November 1225 in Nürnberg stattfand. Im Jahre 1230 begleitete er gemeinsam mit Herzog Leopold VI. von Österreich und anderen Reichsfürsten (...) Friedrich II. nach San Germano, wo der Kaiser mit Papst Gregor IX. Frieden schloß.632 629 Pagitz 1974, 55. 630 Ebenda. 631 Dopsch 1991, 186. 632 Ebenda, 185.
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Alois Kieslinger befand in baugeologischen Untersuchungen, dass die in Laxenburg erhaltenen Blendarkaden, Säulen und Dienste der Capella Speciosa aus Adneter Marmor gearbeitet seien.633 Daraus war bisher der Schluss zu ziehen, dass Herzog Leopold VI. dieses kostbare Baumaterial wahrscheinlich über Erzbischof Eberhard von Salzburg bezogen hat, der über die Marmorsteinbrüche von Adnet verfügte. Über Salzach, Inn und Donau konnte das Material leicht auf dem Wasserweg nach Klosterneuburg transportiert werden. Es wäre vorstellbar, dass Leopold VI. nach seiner Rückkehr aus Ägypten im Zuge der Regelung der steirischen Patronatsrechte von Erzbischof Eberhard II. den begehrten Rotmarmor erhalten hat und dass im Gegenzug der Herzog von Österreich dem Salzburger Metropoliten Reliquien Johannes des Täufers zum Geschenk machte, die noch im gleichen Jahr bei der Weihe des Altars der Krypta des Salzburger Domes eingesetzt wurden. Wie die im Anhang zum zweiten Teil dieses Bandes vorgelegten baugeologischen Untersuchungen von Farkas Pintér und Bernadett Bajnóczi ergaben, zeigt allerdings nur ein Teil der Laxenburger Proben Verwandtschaft mit jenen von Adnet, ein anderer mit den Vorkommen des Gerecse-Gebirges in Ungarn. Dies könnte als Indiz dafür gelten, dass während der Bauarbeiten an der Capella Speciosa auch Marmorlieferungen aus den ungarischen Steinbrüchen, vielleicht auf Grund der engen Beziehungen Herzog Leopolds VI. zu König Andreas II. von Ungarn, erfolgten. …
I.6.2 Die Verortung innerhalb der
französischen Entwicklung
Wie gezeigt wurde, erfolgte der Entwicklungsprozess der gotischen Kapellen in Frankreich als eine mehrschichtige Strömung von sowohl typologisch-topischen, religiös motivierten als auch stilgeschichtlichen Zusammenhängen, deren vernetzter Verlauf es unmöglich macht, sie in der Gesamtbetrachtung voneinander zu trennen. Will man Abzweigungen aus diesem Entwicklungsstrang, die als formale und stilistische Exporte hinausgetragen wurden, in ihrer Bedeutung richtig einschätzen, oder Positionsbestimmungen französischer Einflüsse auf Bauten, wie die Capella Speciosa von Klosterneuburg vornehmen, so ist es immer erforderlich, den Bogen der Gesamtentwicklung zu überblicken. Es genügt daher nicht, nur Vorstufen in Form erhaltener älterer Werke heranzuziehen, die als Vorbilder gedient haben 633 Kieslinger 1964, 210.
können, sondern man hat die gesamte Variationsbreite der Entwicklungen im Blickfeld zu behalten, um dann, auf dem Weg der Interpolierung, bestimmte Entwicklungsschritte aus tendenziellen Phasen innerhalb der gesamtheitlichen Zielrichtung heraus zu sondern. Dies erscheint vor allem deshalb erforderlich, da innerhalb der französischen Entwicklung auf den einzelnen Ebenen die Abläufe nicht in gleicher Geschwindigkeit stattgefunden haben, sondern dass sich bei einzelnen Werken besonders innovative Elemente neben noch konservativen Formen vorfinden oder dass bestimmte formale, beziehungsweise stilistische Einzelheiten nur von kurzer Wirkungsdauer waren, während andere Motive, Formen und Tendenzen sich von nachhaltiger Wirkung erwiesen oder erst später zur vollen Entfaltung gelangten.
Es soll daher unternommen werden, die Capella Speciosa anhand der aus der Dokumentation ihrer Zeugnisse und Überreste und deren formaler und stilistischer Analyse gewonnenen Beurteilung, auf dem Wege der Interpolierung, mit dem französischen Entwicklungsstrang der Kapellenarchitektur in Einklang zu bringen und solcherart einerseits die gegebene Datierung zu überprüfen, andererseits die architekturgeschichtliche Stellung des erfolgten Stilexports zu positionieren und zu bewerten.
Als Palastkapelle in Form eines frei stehenden, im größeren Bereich eingeschossigen Axialbaues erscheint die Capella Speciosa außerordentlich innovativ. Ein unmittelbares Vorbild aus der französischen Gotik kann nicht problemlos namhaft gemacht werden, da ein urkundlich datierbarer Bau, der sich zum Vergleich anbieten würde, die 1223 geweihte Schlosskapelle König Philipps II. August in Saint-Germain-en-Laye, bereits 1238 durch einen Neubau ersetzt wurde und ihr ursprüngliches Aussehen nicht überliefert ist. Setzt man voraus, dass die erneuerte Kapelle grundsätzliche Züge des Vorgängerbaues übernommen hat, so könnte dieser ebenfalls ein freistehender, eingeschossiger Axialbau mit Polygonalapsis und geschichtetem Wandaufbau gewesen sein. Trotzdem wäre diese Kapelle nur mit großem Vorbehalt als mögliches Vorbild für die Capella Speciosa anzusprechen, da ihre Weihe um ein Jahr später erfolgte, als die Konsekration der Klosterneuburger Kapelle. Es müsste daher entweder eine längere Bauzeit der Kapelle Philipp Augusts angenommen werden, sodass die noch nicht vollendete
Anlage eine Vorbildwirkung ausgeübt hätte, oder es wäre an einen gemeinsamen, nicht mehr erhaltenen Vorgängerbau zu denken, von dem sowohl die erste Kapelle von Saint-Germain-en-Laye als auch die Capella Speciosa abzuleiten wären. In diesem Zusammenhang erscheint besonders bemerkenswert, dass die in das 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts datierte Kirche des hl. Stefan des Protomärtyrers in Esztergom634 ebenfalls als freistehender axialer Kapellenbau mit Polygonalapsis angelegt war und so wie die Capella Speciosa aus dem Milieu der französischen Hofkunst abgeleitet werden kann. Die nachhaltige Bedeutung dieses Kapellentyps in der französischen Entwicklung wird durch den prachtvollen Neubau der Schlosskapelle von Saint-Germain-en-Laye von 1238 ebenso bestätigt, wie durch die Kapellen der Abteien Saint-Germain-des-Prés (ab 1245) und Saint-Germer-de-Fly (1259–1267).
Die Wahl des Fünfachtelschlusses als Polygonform für die Apsis erscheint für einen 1222 geweihten Sakralbau wie die Capella Speciosa sehr fortschrittlich. Vorbildwirkung könnten die nach außen als Fünfachtelpolygone gestalteten, drei größeren Chorumgangskapellen der Kathedrale von Chartres, 1194–1220) ausgeübt haben (Abb. I.43). Der Bau dieses größten Marienheiligtums der Erzdiözese Sens hatte für die französische Krone höchste, beispielgebende Bedeutung. Ähnlich früh (ab 1210) datierbar sind die Fünfachtelpolygone an zwei Chorkapellen der Wallfahrtskirche Saint-Pierre in Lagny in der Diözese Paris (Abb. I.44),635 die ihren Stiftern, den Grafen der Champagne, als den wichtigsten Vasallen des französischen Königs, zur Grablege diente. Die zu dieser Zeit großartigste Manifestation des Motives der Fünfachtel-Polygonalapsis entstand mit dem Bau der Chorkranzkapellen der Kathedrale von Le Mans (ab 1217), wo elf einjochige und in der Längsachse des Chores eine dreijochige Kapelle erbaut wurden. Der Architekt dieses Bauabschnitts wird aus der Île-de-France stammend angesehen, königlicher Einfluss auf das Baugeschehen ist nachgewiesen. In weiterer Folge erwies sich die Apsis im Fünfachtelschluß als erfolgreichste Variationsform der Apsidenpolygone. Sie fand an prominentesten Bauten, wie an Hochchor 634 Siehe die diesbezüglichen Ausführungen von Tibor Rostás in diesen Band, 137 und 144–145, 166 und 170. 635 Es handelt sich um die nordöstliche und um die südöstliche Chorumgangskapelle; die Chorscheitelkapelle besitzt dagegen ein Fünf-Zehntel-Polygon. Kimpel / Suckale 1985, 519–520.
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Abb. I.44 Lagny, Sainte-Pierre, Chorgrundriss (Kimpel / Suckale 1985, 519, Abb. 509)
Abb. I.43 Chartres, Kathedrale, Grundriss (Kimpel / Suckale 1985, 512, Abb. 501)
und Chorscheitelkapelle der Abteikirche SaintNiçaise in Reims (ab 1231), an der Achskapelle Nôtre-Dame-la-Drapière der Kathedrale von Amiens (1233–1247) oder an Chorkapellen der Stiftskirche des Primas von Gallien in Saint-Julien-du-Sault (ab 1232) Anwendung und gehörte noch beim Bau der päpstlichen Stiftskirche SaintUrbain in Troyes (ab 1262) zu den bestimmenden Motiven der Anlage. Wieder ist bemerkenswert, dass die erzbischöfliche Kapelle St. Stefans des Protomärtyrers in Esztergom gerade diese, im 2. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts noch sehr seltene Apsisform aufgewiesen hat.
Der für die Capella Speciosa so charakteristische geschichtete Wandaufbau ist ohne die Vorbilder
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in Reims nicht denkbar. In den Proportionen steht die Klosterneuburger Anlage den Chorumgangskapellen der Kathedrale von Reims, insbesondere der Kapelle in der Chormittelachse (geweiht 1221) viel näher als der älteren Chorscheitelkapelle von Saint-Remi (um 1181 – um 1200). Eng verwandt erscheint auch die Achskapelle der Klosterkirche Villeneuve-sur-Yonne (ab 1215). Die Ausbildung von Stichtonnen vom Kreuzrippengewölbe zur Fensterebene wurde in Klosterneuburg nach Reimser Vorbild vorgenommen. In dieser Beziehung folgte die Gestaltung der Capella Speciosa nicht dem jüngeren Modell der Wandschichtung mit Laufgang, wie in der Kathedrale von Auxerre (1215–1220) oder in der Schlosskapelle SaintGermain-en-Laye (ab 1238), wo anstatt der Spitztonnen gerade schachtartige Hochführungen der Fensternischen ausgeführt sind. Während das Reimser Modell in Frankreich bereits um 1220 abgekommen zu sein scheint, tritt es im Repertoire des Stilexports noch sehr viel später auf, wie in Pforta (ab 1251) und – etwas modifiziert – am Naumburger Westchor (ab 1249).
Die Bündelung von fünf Rundstäben an den Jochgrenzen der Längswände, die im unteren Wandabschnitt aus drei Diensten und den flankierenden Säulen der Blendarkaden gebildet und im oberen Wandbereich aus den drei Diensten und den beiden begleitenden, erst am Laufgang fußenden Rundstäben gebildet wird, findet sich
in den Chorscheitelkapelle von Villeneuve-surYonne (ab 1215), im Chorumgang der Kathedrale von Auxerre (1215–1220) aber auch noch später im Apsibereich der Schlosskapelle SaintGermain-en-Laye (1238), wo an den Längswänden bereits sieben Stäbe gebündelt erscheinen. Die französische Entwicklung verlief offenbar in Richtung einer Vermehrung, wobei in Saint-Remi und in der Saint-Jacques-Kapelle der Kathedrale Reims noch die bescheidenen Dreiergruppen den Ausgangspunkt bildeten. Der im Vergleich zu Reims bedeutend höhere Ansatz der Kapitelle der Kreuzrippengewölbe in Klosterneuburg scheint sich an der zukunftsorientierten Entwicklungsrichtung in Frankreich orientiert zu haben, er findet sich später in der Achskapelle der Kathedrale von Amiens (1233–1247) und im Obergeschoß der Sainte-Chapelle (1241–1248).
Die Ausführung der Blendarkaden in der Capella Speciosa besitzt enge Übereinstimmungen mit der Kathedrale von Auxerre. Sowohl die monolithischen, sehr schlanken Arkadensäulen als auch die blattbesetzten Knospenkapitelle, die fein profilierten Kapitelldeckplatten, die unterschnittenen flachen Säulenbasen und die Profile der Archivolten weisen eindeutig in die Bauwerkstatt von Auxerre. Als besonderes Spezifikum gelten Blattsporne, die über den Kapitelldeckplatten am Kämpfer der Arkaden aufragen. Sie erscheinen in der Kathedrale von Auxerre ebenso wie an den Blendarkaden der Westfassade und den Triforiumsarkaden von Chor und Langhaus der Kirche Notre-Dame in Dijon (1220-1240). Auch die abgestuft profilierten Postamente der Arkadensäulen sind in Auxerre und Dijon ebenso ausgeführt, wie in der Capella Speciosa.
Das Spezifikum der Säulen, die auf dem Laufgang aufruhen und nur bis zum Sturz der Durchgangsöffnungen der Wandzungen emporreichen, den sie unterstützen, findet sich im Chorumgang der Viktorinerabteikirche Saint-Jean in Sens (1205– 1210).
Die Variante, einzelne Bogen der Blendarkaden nicht auf Säulen, sondern lediglich auf kapitellförmigen Konsolen aufzusetzen, wie im zweiten Joch der Capella Speciosa an der Südwand über der rechteckigen Türöffnung auftritt, erscheint sowohl in Villeneuve-sur-Yonne als auch in der Scheitelkapelle und im Chorumgang der Kathedrale von Auxerre. Während die Spitzbogenarkaden in Klosterneuburg am aktuellen Entwicklungsstand von Reims (Chorscheitelkapelle, 1208–1215) und Auxerre (1215–1220) orientiert erscheinen, gehen die daneben auch vorhandenen rundbogigen Arkaturen auf ein etwas älteres Vorbild zurück, wie etwa Saint-Jean in Sens (um 1205–1210).
Der Schlankheitsgrad und die substantielle Abhebung der en-délit gearbeiteten Rundstabdienste wurden in der französischen Stilentwicklung in Auxerre gegenüber Reims wesentlich gesteigert. Die Capella Speciosa folgte diesbezüglich eher dem Modell von Auxerre. Auch bei der Gestaltung der Kapelle St. Stefans des Protomärtyrers in Esztergom waren derartige überschlanke, monolithische Dienste ausgeführt. Der Entwicklungstrend setzte sich in Frankreich sowohl bei direkt von Auxerre abhängigen Bauten, wie Nôtre-Dame in Dijon (ab 1220), als auch bei den prominentesten Königskapellen fort, wie in Saint-Germain-en-Laye (1238) und in der Sainte-Chapelle in Paris (1241–1248). Die Ausbildung polygonaler Postamente für die Dienste erscheint in Klosterneuburg ganz ähnlich wie am Chorumgang der Kathedrale von Auxerre. Die starke Hervorhebung der Dienstsockel vor der Arkadenwand ist jedoch schon in der Saint-Jacques-Kapelle der Kathedrale von Reims zu beobachten und wurde für die Wandgestaltung im Langhaus der Abteikirche Saint-Denis ebenso angewandt wie im Obergeschoß der Sainte-Chapelle.
In den Details der Klosterneuburger Kapitellplastik mischen sich Einflüsse aus Sens, wie die spießigen, schlanken Knospenformen (Saint-Jean, Sens, 1205–1210), mit üppig entfalteten BlattKnospen-Kombinationen in zwei Reihen (Kathedrale Auxerre, Nôtre-Dame in Dijon), wobei der naturalistisch ausgearbeitete Blattbesatz an den Kelchhälsen bereits Auswirkungen des hochaktuellen Herbariumstils der Kathedrale von Reims reflektiert.
Ein uneinheitliches Bild bieten die Wandöffnungen. Da von den Kapellenfenstern keine Gewändeteile erhalten geblieben sind, ist man auf eine Interpretation der Darstellung Benedikt Prills angewiesen. August Essenwein rekonstruierte
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daraus die Fensterform als Gruppenfenster, eine Vorstufe des Maßwerkfensters, die vor allem für die Kathedrale von Chartres kennzeichnend war. Diese vor 1220 datierbare Fensterform operiert mit aus der Fläche herausgeschnittenen Öffnungen, unter denen auch Mehrpässe zu finden sind. Die Richtung der Entwicklung verlief indessen zur Reduzierung auf stabwerkartige Stege, wie sie bereits bei den Fenstern der Saint-Jacques-Kapelle der Kathedrale von Reims ausgeführt wurden.
Auch das Portal der Capella Speciosa folgt einem bereits eher veralteten Programm. Als unmittelbare Vorbilder können die beiden Portale der Nordquerhausfassade der Kathedrale von Laon 636 angesehen werden. Diese besitzen ganz genau wie das Portal der Capella Speciosa ein abgestuftes Trichtergewände, dessen eingestellte Säulen gerade gestellte Kapitelle mit viereckigen Kämpferplatten aufweisen. Die Profilierung der abgetreppten Archivolten ist dem senkrechten Gewändeverlauf angepasst. Die Portale in Laon besitzen ebenso wie das der Capella Speciosa eine Mittelunterteilung durch ein schlankes Trumeau.637 Die Durchgangsöffnungen beiderseits des Mittelpfeilers sind rechteckig, doch von paarweisen, spitzbogigen Profilrahmen eingefasst. Dieser Rahmen ist im Gegensatz zu den Gewändesäulen des Portaltrichters nicht mit Kämpferprofil, Kapitellen oder Basen instrumentiert. Am Trumeau laufen die Rahmenprofile symmetrisch zusammen und sind unten mit einem Postament abgeschlossen. Die Bogenfelder der beiden Spitzbogenrahmungen der Durchgangsöffnungen sowie auch das Tympanon des übergreifenden Portalspitzbogens sind leer, der einzige bauplastische Schmuck besteht an den Kapitellen der Gewändesäulen. Willibald Sauerländer datiert die beiden Portale der nördlichen Querhausfassade von Laon um 1170–1185.638 Vergleichbar mit dem Portal der 636 Vgl. die Ausführungen im 1. Band dieses Werks. Schwarz 2013b. 637 Ulrike Seeger hielt dieses Detail am Portal der Capella Speciosa für nicht ursprünglich, sondern für eine willkürliche Gestaltung von Franz Jäger sen., der das Portal in der Franzensburg in Laxenburg wiedererrichtet hat: Seeger 1997, 157 Anm. 137. Dazu ist zu bemerken, dass zur Zeit der Wiederaufstellung des Portals in Laxenburg, Jahrzehnte vor den ersten Bauforschungen des Historismus, noch keine ausreichende Kenntnis über die gotischen Gestaltungsformen des frühen 13. Jahrhunderts in Frankreich bestanden hat, die eine derart authentische Wiederholung der Einzelheiten der Querhausportale von Laon ermöglicht hätte. 638 Sauerländer 1990, 198, 66–67.
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Capella Speciosa, obwohl nicht durch einen Trumeau unterteilt, erscheint auch das mittlere Westportal der Klosterkirche Saint-Remi in Reims (ab 1165/1170).
Die zum Vergleich mit dem Portal der Capella Speciosa herangezogenen Hochchorfenster der Kathedrale von Bourges (1195–1214)639 verweisen hingegen, ebenso wie das von Ulrike Seeger aufgezeigte Beispiel der Turmfenster im Rosengeschoß der Westfassade von Nôtre Dame in Paris (um 1220),640 auf einen Portaltypus, der bereits fortschrittlicher ist, als das Klosterneuburger Tor, und der die weitere Entwicklung in Frankreich anzeigt – nämlich das Portal mit durchfenstertem Tympanon. Ein Trumeauportal dieser Art besitzt die Prioratskirche Nôtre-Dame-de-l‘Assomption in Taverny, Diözese Paris (nach 1220),641 deren Stifter Mathieu de Montmorency ein Heerführer König Philipps II. August war. Nach Reimser Vorbild noch weitgehender in Maßwerk aufgelöst ist das Tympanon des südlichen Seitenschiffportals der Église de la Nativité in Rozay-en-Brie.642 …
I.6.3 Die konstitutiven Elemente Die Reliquienaufstellung Da der Entwicklungsstrang der französischen Kapellenikonologie nicht nur einen lebhaften formalen und stilistischen Wandlungsprozess beinhaltete, sondern auf einer dramatischen motivisch-inhaltlichen Erweiterung beruhte, ist auch dieser Vorgang in seiner Gesamtheit zu betrachten. Die Situation der Capella Speciosa ist auch in diesem Gesamtprozess gleichsam durch Interpolieren der Entwicklung auf der Sinnseite zu bestimmen. Von entscheidender Bedeutung war dahei die Funktion des Laufganges im Rahmen des zweischichtigen Wandaufbaues. Eine befriedigende, endgültige Erklärung des in Reims entwickelten Laufganges, der passage rémois, wurde bisher nicht gefunden, obgleich sich Pierre Héliot 643 und
639 Brucher 1990, 16–17, und Anm. 34. 640 Seeger 1997, 157. 641 Kimpel / Suckale 1985, 543; Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 312–313; Bd. 2, Abb. 478. 642 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 1, 313; Bd. 2, Abb. 479. 643 Héliot 1970a, 173–210; Héliot 1988, 71–80.
Willibald Sauerländer 644 mit dieser Frage eingehend beschäftigt haben. Ein Grund, weshalb die zugrunde liegende Funktion der Laufgänge nicht klar erkennbar erscheinen konnte, ist der Umstand, dass das, was man heute in den Kapellen in Reims, Sens, Auxerre, Villeneuve-sur-Yonne und selbst in Saint-Germain-en-Laye sieht, gleichsam nur mehr den Rohbauzustand der Innenräume darstellt, bei dem die entscheidende, sinnbestimmende Ausstattung fehlt.
Eine plausible Erklärung liefern jedoch die Untersuchungen Anton Legners 645 zum mittelalterlichen Reliquienkult: Die Laufgänge befanden sich nämlich genau in der Höhe der Reliquienzone mittelalterlicher Kirchenchöre, nämlich oberhalb der Sedilien für das Chorgebet und unterhalb der Fensterzone. Diese Reliquienzone war der Aufstellung von Andachtsgegenständen wie Reliquiaren, Reliquienstatuen, Totenbüsten und Heiligen Häuptern und Leibern von Heiligen und verstorbenen Stiftern gewidmet. Erst die Studien Ernst Schuberts zum Naumburger Westchor 646 machten verständlich, dass den Laufgängen nach Reimser Vorbild im Rahmen der Reliquienzonen ein komplexes religiöses Programm zugrundelag. Der Laufgang war tatsächlich eine Andachtsbühne zur Inszenierung von Ensembles aus Reliquien, Figuren von Heiligen und Stiftern und kommemorativen Inschriften,647 mit denen die Glaubensvorstellung einer metaphysischen Gemeinschaft zwischen den anwesenden Betenden, den Heiligen und den Seelen von Verstorbenen konstituiert werden sollte. Durch die substanziellen Zeugnisse ihrer Reliquien wurde die Anwesenheit dieser betreffenden Heiligen bis zur Imagination von ihrer Realpräsenz verdeutlicht.
Schon bei den Kapellen in Saint-Remi und am Chor der Kathedrale von Reims wird die Möglichkeit der Aufstellung von Reliquien auf den Laufgängen festgelegt gewesen sein, sodass es in rascher Folge zur Aneignung einer Funktion und einer immer größeren Bedeutungsanreicherung 644 Sauerländer 1979, 182–184. 645 Legner 1995, 154–171. 646 Schubert 1982, 135–136; Schubert 1984, 178; Schubert 1997, 118; Schubert 2003, 172. 647 Herbert Küas wies in Ergänzung zu den Stifterinschriften auf den Figuren des Naumburger Westchores auf den mittelalterlichen Kultbrauch hin, in den Kirchenchören Wandteppiche anzubringen, die auf Stifter hinwiesen. Küas 1937.
dieses Motives kommen konnte. Eine Übertragung des gesamten formalen und ideologischen Vorstellungsinhaltes der Andachtskapelle von Frankreich nach Klosterneuburg ist offensichtlich zu jenem Zeitpunkt erfolgt, als im Entwicklungsfluss der französischen Kapellenarchitektur die entscheidenden ikonologischen Bedeutungsmomente und Funktionen bereits voll entwickelt und definiert waren.
Nicht allein das prächtige Vorbild einer stilistisch fortschrittlichen und künstlerisch gediegen und kostbar ausgeführten Kapelle war ausschlaggebend dafür, dass der Landesfürst von Österreich den enormen Aufwand der Berufung einer kompletten Werkstatt französischer Spezialisten vom Architekten bis zum Steinmetz und Kunsthandwerker auf sich nahm: Leopold VI. muss ohne Zweifel gerade auch von den religiösen Möglichkeiten und Auswirkungen dieser spezifischen Architekturform gewusst haben und davon so fasziniert gewesen sein, dass er sie in allen Einzelheiten verwirklicht und nachgestaltet sehen wollte. Es ging dem Bauherrn um nichts anderes, als in dem dafür entsprechend ausgestalteten architektonischen Gehäuse jene kultischen Andachtsvorstellungen zu verwirklichen, die den Höhepunkt des imaginativen Reliquienkultes bedeuteten, nämlich die virtuelle Vereinigung mit den Heiligen im Gebet. Erst diese Bühne eines solchen kultischen Vollzuges ermöglichte es dem Besitzer kostbarster Reliquien, mit den Objekten seiner Verehrung wie in einer persönlichen Begegnung in Verbindung zu treten, wodurch die Reliquien von Schaugegenständen in den Zustand beseelter Ansprechpartner erhoben wurden.
Die angewandte Skelettbauweise der Kapelle schuf die Voraussetzungen zur Schaffung großer Fensterflächen, die einen in der Architektur Österreichs bisher unerreicht lichterfüllten Raumeindruck vermittelten. Auch damit ist die Capella Speciosa als Exportwerk französischer Baukunst, genau zwischen den Chorkapellen der Kathedrale von Reims und der Schloßkapelle von Saint-Germain-en-Laye, positioniert und als Vorstufe der Entwicklung zu bewerten, die in der Sainte-Chapelle ihren Höhepunkt finden sollte. Die Kostbarkeit der nicht erhalten gebliebenen Glasmalereien der Fenster in der Capella Speciosa wird durch eine Urkunde vom 12. Juni 1291 bestätigt.648 648 Siehe Bd. I. dieses Werks; Schwarz 2013b, 14.
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Der Fünfachtelschluss Hauptgegenstand kultischer Verehrung in jedem christlichen Sakralraum des Mittelalters war die Gegenwart Jesu Christi im eucharistischen Opfer, deren Höhepunkt bildete seit den Beschlüssen des Vierten Laterankonzils die Hostienschau nach der Wandlung. Größte Ehrfurcht wurde auch dem im erhobenen Kelch enthaltenen Opferblut Christi geschenkt, doch trat man diesem Verehrungsgegenstand mit größerer Scheu gegenüber. Um an das Blutopfer des Erlösers zu erinnern, beschritt man auch noch andere Wege, wie die permanente Erinnerung in Formen der Zahlenmystik, sowohl im Gestus der Messfeier als auch in der Architekturgeometrie. Auf diesem Gebiet boten fünfteilige Gewölbe oder Fünfstrahlgewölbe sowie Polygonalapsiden konstruiert aus fünf Seiten eines Zehnecks oder aus fünf Seiten eines Achtecks ein geeignetes Mittel, die Sanktuarien von Sakralbauten symbolhaft zu kennzeichnen.
Neben den Zisterziensern, die am Chor der Klosterkirche Pontigny das Mittel des fünfteiligen Gewölbes über den Altarkapellen einsetzten (Abb. I.45 und I.46), waren vor allem die Lehren der philosophisch-theologischen Schule von Chartres Ausgangspunkt zahlenmystischer Überlegungen. Demgemäß wurde auch der Chorbereich des Neubaues der Kathedrale von Chartres (nach 1194) erstmals zum Anwendungsgebiet einer architektonischen Umsetzung der auf das Blutopfer und die Fünf Wundmale Christi hinweisenden Fünfzahlsymbolik in Form von Fünfstrahlgewölben und Fünfachtelpolygonen.
Wie Helena Soukupová nachweisen konnte,649 fand die mystische Fünfzahlsymbolik beim Bau der von der französischen Hofbaukunst stark beeinflussten Salvatorkirche im Prager Agneskloster, die König Ottokar II. Přemysl als seine künftige Grablege errichten ließ,650 in mehrfacher Weise Anwendung: An prominenten Stellen, wie am Triumphbogen, bewachen die Kopfskulpturen von fünf Königen und Königinnen die Himmelspforte, die zur Erlösung und zum Ursprung aller kosmischen Ordnung führt. In der Bauplastik dominiert die fünfblätterige Lilie, im Maßwerk der fünfstrahlige Stern. Das Fünfachtelpolygon der Apsis und das Pentagramm bestimmten ver649 Soukupová 1998, 233–248. 650 Kuthan 1996, 287–291.
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Abb. I.45 Pontigny, ehem. Zisterzienserabtei, Chor der Klosterkirche, Grundriss (Dimier / Porcher 1974, 300, Ausschnitt)
schlüsselt die Aufgliederung des gesamten Raumes und seiner einzelnen Teile.
Nachdem in der französischen Architektur im 12. Jahrhundert und bis weit ins 13. Jahrhundert die Polygonform der Fünf-Zehntel-Apsis die vorwiegende Gestaltungsform des Chores dargestellt hatte, wurde der Fünfachtelschluss zur häufigsten Lösung spätgotischer Polygonalapsiden. Walter Buchowiecki spricht von den in erdrückender Fülle vorkommenden Anwendungsmöglichkeiten des Achtecks die die gesamte Architektur der Spätgotik gekennzeichnet haben.651
Zum Zeitpunkt, als der Stilexport nach Klosterneuburg erfolgte, hatte sich die Fünfachtel-Polygonform in Frankreich selbst noch gar nicht allgemein durchgesetzt, die bedeutendsten später errichteten Heiligen Kapellen, wie die Schlosskapelle von Saint-Germain-en-Laye, die SainteChapelle in Paris oder die Kapellen der Abteien Saint-Germain-de-Prés und Saint-Germer-de-Fly hielten weiter an der Fünf-Zehntel-Polygonform fest. Allerdings ist zu vermuten, dass es in der französischen Hofbaukunst einen Modellfall des Kapellenbaues mit Fünfachtelpolygon gegeben hat, da gerade die Stilexporte wie die Capella Spe651 Buchowiecki 1952, 56.
von Lilienfeld 1217–1230)654 und Kremsmünster (1232–1237),655 beim ersten Bauzustand des Chores der Dominikanerkirche in Wien (1237)656 so wie auch noch an dessen zweitem, vergrößerten Bau (1283–1302)657 oder am Langchor der Wiener Minoritenkirche (1251/1276).658 Der Fünfachtelschluss konnte sich dagegen erst in der Regierungszeit Ottokars II. Přemysl in Österreich als Baumotiv fest etablieren, wie die mit König Ottokar oder dessen Gefolgsleuten in Zusammenhang stehenden Chorbauten der Kirchen von Leoben (Dominikanerkirche, nach 1262),659 Marchegg (Pfarrkirche, ab 1268)660 und Imbach (Dominikanerinnenkirche, ab 1269)661 zeigen.
Die Westempore
Abb. I.46 Pontigny, ehem. Zisterzienserabtei, Chorumgang mit fünfteiligen Rippengewölben (Dimier / Porcher 1974, Abb. 117)
ciosa in Klosterneuburg und auch die Kapelle des hl. Stefan des Protomärtyrers in Esztergom652 sowie der Westchor des Naumburger Domes diese Gestaltungsform aufweisen. Da bisher weiterführende Studien zu diesem Thema nicht vorliegen, kann nicht beurteilt werden, in wie weit die Motive der Fünfzahlmystik für die Wahl des Fünfachtelpolygons als Apsisform der Capella Speciosa entscheidend gewesen sind. In Österreich stellte die Apsis der Capella Speciosa jedenfalls die erste bisher bekannte Anwendung des Fünfachtelschlusses dar. Diese Gestaltungsform setzte sich nicht sogleich durch. Eine einzeln stehende, frühe Nachfolge fand das Motiv beim Bau des Chores der Pfarrkirche von Himberg (1243–1246), der auch in bezug auf die Fenstergestaltung von der Capella Speciosa beeinflusst erscheint. Ihre Errichtung geht auf Herzog Friedrich II. von Österreich, den Sohn Leopolds VI., zurück.653 Sonst dominierte in Österreich bis in die sechziger Jahre unter den frühgotischen Polygonalapsiden das Motiv des Fünf-Zehntel-Schlusses, und zwar bei den Apsiden der Klosterkirchen 652 Siehe die Ausführungen von Tibor Rostás in diesem Band, 166–167. 653 Schedl 1996, 246–256; Wiesinger 2017, 241–254.
Renate Wagner-Rieger stellte zur Capella Speciosa fest: Die Westempore im eingeschossigen Raum unterscheidet (...) die Klosterneuburger Kapelle grundsätzlich von den französischen Palastkapellen und schließt vielmehr an die Kapellen mit Westempore an, die in unserem Gebiete in romanischer Zeit besonders bei Burgkapellen verbreitet waren (Hainburg, Rauheneck bei Baden etc.) und für die (...) in der Gertrudskirche von Klosterneuburg das naheliegendste Vorbild gegeben war.662 Tatsächlich spielte das Motiv der Herrschaftsempore im Westbereich von Kirchen in der Architektur der Babenberger eine zentrale Rolle. Dies belegt die Westempore der Gertrudskirche bei der Babenbergerburg in Gars am Kamp (um 1135), dies zeigt das Westwerk der Stiftskirche in Klosterneuburg 663 am Ort der Residenz des Klostergründers Markgraf Leopold III. (1114–1136), wie auch die über die gesamte Langhausbreite angelegten Westempore der Schottenkirche (Abb. I.47) in dem vom Babenbergerherzog Heinrich II. Jasomirgott gegründeten ersten Eigenkloster auf
654 Schwarz 1981, 119–120; Nicolai 1988, 23–39; Hauser-Seutter 1996, 21–29; Schwarz 2013a, 87–95, Abb. 27. 655 Schwarz 1981, 56–68; Schwarz 1998c, 288–290, Nr. 61; Schwarz 2013a, 175–181, Abb. 81, 84–86.12. 656 Donin 1955, 16–17, Abb. 24. 657 Perger / Brauneis 1977, 146–149. 658 Parucki 1995, 46–50, 92–94, 118, 137–160; Schwarz 2000h, 213–214; Schwarz 2013a, 333–335. 659 Schwarz 2000g, 212; Schwarz 2013a, 331, Abb. 189. 660 Schwarz 1978/79, 464–465; Schwarz 2000d, 204–205; Schwarz 2013a, 316–318, Abb. 171. 661 Schwarz 2000b, 202; Schwarz 2013a, 329–330, Abb. 188. 662 Wagner-Rieger 1959, 282. 663 Ubl 1985, 140–141.
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Wiener Boden (1155–1200).664 Unter Herzog Leopold VI. entstand der Neubau der Stadtpfarrkirche (Liebfrauenkirche) in Wiener Neustadt, deren dreischiffiges Langhaus mit einer über seine gesamte Breite reichenden Westempore ausgestattet wurde (Abb. I.48).665 Westseitig angelegte Herrschaftsemporen wurden auch in Eigenkirchen des Passauer Bischofs in Österreich, wie der Klosterkirche Sankt Pölten (sowohl im Bauzustand von 1150 als auch, erweitert über die gesamte Langhausbreite von drei Schiffen, im Folgebauzustand bis 1228) 666 und der Stiftskirche Kremsmünster 667 errichtet. Eine monumentale Westempore erhielt ab 1237 der Neubau der Wiener Stephans664 Schwarz 1998b, 272, Nr. 58; Schwarz 2013a, 41–45, Abb. 4. 665 Schwarz 1998j, 308–310, Nr. 76; Schwarz 2013a, 41–45, Abb. 4, 6; Schwarz 2013a, 149–156, Abb. 59 b, 60 a, 60 b, 61. 666 Schwarz 1985, 58–59, 66 Fig. 20, 65; Schwarz 1998d, 291–293, Nr. 63; Schwarz 2013a, 53, 169–176, Abb. 8, 72. 667 Schwarz 1981, 68–84; Schwarz 2000e, 207–209; Schwarz 2013a, 342–347.
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Abb. I.47 Darstellung der Klosterkirche des Schottenstiftes in Wien im „Babenberger Stammbaum“ von 1489/ 1492 (Foto: © Stiftsmuseum Klosterneuburg)
kirche, die als Eigenpfarrkirche dem Passauer Bischof unterstand. Ihre Umgestaltung wird auf die Initiative Kaiser Friedrichs II. zurückgeführt und wurde danach von den österreichischen Landesfürsten, Herzog Friedrich dem Streitbaren und König Ottokar II. Přemysl, weitergeführt.668 Ebenso aber gehörten die Westemporen in Österreich zum Bauprogramm von Kirchenstiftungen der Ministerialen der Babenberger und von Kleinadeligen, so etwa die Pfarrkirchen von Bad Deutsch Altenburg (1217) 669 oder Petronell,670 bis hin zu kleinsten Anlagen wie der Nikolauskapelle bei Hütteldorf.671 Auch in benachbarten Gebieten, 668 Zykan 1981, 24–25; Schwarz 1998a, 280–281; Schwarz 2013a, 209–227. 669 Schwarz 198o, 319–320 Nr. 82; Schwarz 2013a, 200–204. 670 Schwarz 1998p, 322. Nr. 84. 671 Pichler / Kaltenberger / Müller 2002.
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Bauten ein von Stützen oder Unterwölbungen getragener höher gelegener Bereich, der einem Balkon ähnlich in den Kirchenraum vorsprang. Vielmehr erscheint die Klosterneuburger Empore wie eine parzielle doppelgeschoßige Kapelle, die an den saalförmigen Hauptraum angefügt war: Der gesamte Raum unterhalb der Empore war durch eine Wand vom Kapellenschiff abgetrennt und bildete eine geschlossene ebenerdige Vorhalle. Aber auch der darüber liegende Bereich war nicht gänzlich zum Kapellenhauptraum geöffnet, sondern in seiner westlichen Hälfte von der Empore abgesondert. Diese Lösung erscheint von keinem französischen Vorbild ableitbar.673
Abb. I.48 Wiener Neustadt, Stadtpfarrkirche („Liebfrauenkirche“), Ansicht des Westturmpaares mit Westempore von Südosten. Foto vor 1871 (Niederösterreichische Landesbibliothek, Topographische Sammlung)
wie im Raum der Erzdiözese Salzburg, spielte das Motiv der Herrschaftsempore bis ins 13. Jahrhundert eine wesentliche Rolle, wie der Ausbau der Bischofskirche von Gurk beweist.672 Dennoch lässt es die komplexe Form der Einbindung der Empore in den Bauorganismus der Capella Speciosa nicht zu, dieses Element kurzerhand als spezifisch lokale Hinzufügung zu interpretieren. Die Westempore der Capella Speciosa war nicht wie in vergleichbaren österreichischen 672 Hartwagner 1963, 18–23.
Man wird nach funktionellen Gründen für diese Gestaltungsform fragen. Es könnte der grundsätzliche Wunsch des Herzogs nach Einbau einer Herrschaftsempore von den französischen Bauleuten eigenwillig interpretiert und mit deren Erfahrungen von doppelgeschossigen Kapellen vereinigt worden sein, was zur Ausführung einer geschlossenen Vorhalle im Erdgeschoß geführt hat. Zum Zeitpunkt des Stilexports nach Klosterneuburg war das Motiv der doppelgeschossigen Bischofskapellen in Frankreich (Paris, Reims) von höchster Aktualität. Es waren gerade die freistehenden Kapellen, die zweigeschossige Raumstruktur besaßen. Der Kunstgriff, einen Raumbereich durch Unterlegen eines Erdgeschosses zum Obergemach zu erheben, hatte, wie wir annehmen, im Zusammenhang mit der Ikonologie des Coenaculums in Jerusalem zu einer bedeutungsreichen Aktualisierung des doppelgeschossigen Kapellenmotivs geführt. So wäre es nicht überraschend, dass mit diesem Ideengut auch in verschiedenster Weise experimentiert wurde. Inwieweit die Möglichkeiten dieser Gestaltung kultisch genutzt wurden, ist nicht überliefert: So hätte die Vorhalle unter der Empore als Galiläa dienen und auch als Ort der Fußwaschung der Gründonnerstagsliturgie fungieren können. Der westseitige Nebenraum der Empore war wohl viel zu klein, um als Erinnerung an den Abendmahlssaal verwendet worden zu sein, aber er könnte eine Schatzkammer zur sicheren Aufbewahrung besonders kostbarer Reliquien dargestellt haben. Wahrscheinlicher ist aber die Annahme, dass dieser Raum eine größere Fensteröffnung nach Westen besessen hat, die wie ein Heiltumsstuhl für 673 Zu den von Kristina Krüger untersuchten Westemporen in Burgund konnten keine spezifischen Zusammenhänge mit der Bauform in Klosterneuburg festgestellt werden. Krüger 2003.
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die feierliche Zurschaustellung von Reliquien (Reliquienweisungen) verwendet werden konnte, wie dies später bei der Sainte-Chapelle geschah.
Wenn sich der Landesfürst und seine Angehörigen auf der Empore der Capella Speciosa befanden, und nach Osten zum Altar blickten, so sahen sie sich emporgehoben bis über die Ebene der Reliquienzone, sie befanden sich in der Sphäre der Heiligen, deren Figuren und Reliquien vor ihnen auf dem Laufgang präsent waren. Der Hauptaltar der Kapelle stand allerdings tief unter ihnen auf dem Bodenniveau der Kapelle. Dieses Verhältnis entsprach nicht den in Frankreich herrschenden Usancen: Dort hatten – wie zumindest die Kapellen aus der Herrschaftszeit Ludwigs IX. beweisen – König und Königin ihre Andachtsplätze zwischen den Sedilien der Kleriker auf gleichem Niveau wie der Hauptaltar. Die Höhenverhältnisse in der Klosterneuburger Kapelle entsprachen nicht den in Folge des Vierten Laterankonzils erhobenen Forderungen, wonach die Gläubigen beim Gottesdienst nicht höher stehen sollten, als die bei der Wandlung erhobene konsekrierte Hostie, in der sich Christus verkörpert. Inwieweit diese Problematik am Hofe Leopolds VI. zum Zeitpunkt des Baues der Capella Speciosa – nur wenige Jahre nach dem Vierten Laterankonzil – wahrgenommen wurde, ist nicht zu sagen. Wir wissen außerdem nicht, ob der Herzog allen liturgischen Handlungen stets von der Empore aus beiwohnte, oder ob er diese nur für Privatandachten benützte. In Betracht zu ziehen ist auch, dass Messen für den Herzog auf der Empore selbst gelesen werden konnten: In diesem Zusammenhang ist die Überlieferung wichtig, dass sich auf der Empore der Capella Speciosa ein eigener Altar befunden hat; er war dem hl. Stephanus – dem Patron der Diözese Passau – geweiht; seine erste urkundliche Erwähnung stammt allerdings erst aus dem 15. Jahrhundert.674 In der Stiftskirche von Klosterneuburg befand sich jedenfalls auf der für den Landesfürsten und Eigenkirchenherrn bestimmten Westempore schon im 12. Jahrhundert ein eigener Altar, der dem hl. Michael geweiht war.675 Auch in der Kirche des von den Babenbergern gegründeten Wiener Schottenklosters diente ein Altar auf der Westempore zur Zelebration von Messfeiern für 674 Schwarz 2013b 675 Eine Notiz im Traditionscodex von Klosterneuburg aus der Zeit von 1186 bis 1192 nennt diesen Altar. Pühringer 1931, 93, Anm. 379.
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den Landesfürsten, was auf die Vorbildwirkung salischer Westwerkanlagen zurückgeführt wird.
Im Zusammenhang mit der Westempore der Capella Speciosa erscheint beachtenswert, dass auch die erzbischöfliche Kirche des hl. Stefan des Protomärtyrers in Esztergom, die eine Reihe formaler Übereinstimmungen mit der Klosterneuburger Anlage aufgewiesen hat, die annähernd in die gleiche Zeit datiert und die ebenfalls als Export der französischen Hofkunst angesehen wird, eine Westempore besessen haben dürfte. Nachdem auch die bedeutendsten Palastkapellen der Přemysliden, wie die um 1255–1258 errichtete Burgkapelle von Klingenberg (Zvíkov) und die um 1278 erbaute Burgkapelle von Bösig (Bezděz) Westemporen enthalten, scheint damit belegt, dass im östlichen Mitteleuropa das, ursprünglich als kaiserliches Hoheitszeichen ausgeprägte, Westwerk-Motiv in Form der Herrschaftsempore des Eigenkirchenherrn noch bis weit ins 13. Jahrhundert tradiert wurde, da es wohl noch immer von signifikanter Bedeutung gewesen sein muss. …
I.7 Die Nachwirkungen Der Bau der Capella Speciosa wurde in der österreichischen Architektur der darauffolgenden Jahrzehnte in unterschiedlichster Weise rezipiert. Zunächst ist festzustellen, dass es danach in den österreichischen Ländern keinen Sakralbau mehr gegeben hat, bei dem die gleichen formalen und stilistischen Eigenschaften in ihrer Gesamtheit zu finden sind.
Es gab in Österreich zur Bauzeit der Capella Speciosa eine andere Werkstattgruppe von Bauspezialisten, die für die Ausführung kunstvoller Kreuzganganlagen verantwortlich waren. Deren erstes Werk entstand zwischen 1204 und 1227 im Zisterzienserkloster Zwettl,676 anschließend war die Künstlertruppe mit dem Bau des Kreuzganges im Kloster Lilienfeld beschäftigt, der 1230 fertig gestellt und geweiht wurde;677 ein weiteres Werk der möglicherweise nach und nach reorganisierten Werkstatt entstand im Zisterzienserstift Heiligenkreuz und wurde 1240 vollendet.678 Da die Fensterwandgestaltung dieser drei Anlagen enge Übereinstimmungen mit dem Zisterzienserkreuzgang von Fontfroide in Südfrankreich aufweist, ist an eine Berufung der Künstler aus diesem Gebiet – und möglicherweise durch Herzog Leopold VI. selbst – zu denken.679 Die Künstlergruppe der Kreuzgänge scheint mit den Gestaltern der Capella Speciosa in direkter Verbindung gestanden sein. Ein Erfahrungsaustausch fand aber anscheinend nur punktuell statt: Er könnte die diffizile Herstellung ultraschlanker Steinstäbe betroffen haben, die sowohl in der Capella Speciosa für Dienste und Blendarkaden benötigt wurden, als auch für die Fensterwände der Kreuzgänge in großer Zahl eingesetzt wurden.680 Ein 676 Buberl 1940, 23–31, 162–169; Kubes 1979, 35–39; Schwarz 1981, 121–124; Schwarz 1998m, 313–315 Nr. 79; Schwarz 2013a, 134–140, Abb. 47–51b. 677 Oettinger 1952, 36; Vongrey 1976a, 167–170; Klaar 1976, 154–156; Schwarz 1981, 124–125; Schwarz 1998h, 303–304, Nr. 72; Schwarz 2013a, 141–144, Abb. 52. 678 Frey 1926, 7, 124–132; Gaumannmüller 1953, 16–21; Schwarz 1981, 130–132; Kuthan 1991, 33–35; Hauser-Seutter 1992, 1–6; Schwarz 1998r, 328–329, Nr. 90; Schwarz 2013a, 241–253, Abb. 121, 122, 124, 125–128. 679 Schwarz 1998a, 276–277, Abb. 2. 680 Die auf Druckbelastung berechneten en-délit gearbeiteten Stäbe der Dienste erforderten eine sorgfältige, achsengetreu konzentrische zylindrische Rundung, die
weiterer Berührungspunkt war anscheinend die Kapitellplastik: Die Säulenkapitelle in den zuletzt errichteten Bereichen des Kreuzgangs von Zwettl (Westflügel, Brunnenhaus, vor 1227) zeigen in ihrer schlanken, trichterartigen Kelchform, in den spitzigen, nervigen Knospenblättern und in den naturhaften Blattreliefs an den Kapitellhälsen eine deutliche Bezugnahme auf die Kapitelle der Klosterneuburger Pfalzkapelle. Strukturelle Vergröberungen sind dabei wohl auf das härtere, nicht ebenso polierfähige Granitmaterial in Zwettl zurückzuführen.681 In Lilienfeld erscheinen einzelne Kapitelle im Kreuzgangbereich, etwa jene der Ostdurchgangsöffnung, eng mit der Klosterneuburger Kapitellplastik verwandt – übereinstimmend ist selbst die Profilierung der auffallend zart dimensionierten Kapitelldeckplatten. Die Lilienfelder Kapitelle sind, so wie jene von Klosterneuburg, aus Marmor gearbeitet und besitzen daher besonders ähnliche Oberflächenstruktur.682 Mit den Formen der Capella Speciosa verwandt sind auch die Kapitelle an der Innenseite der Hochchorfenster der Stiftskirche Lilienfeld. Die Errichtung der polygonalen Chorapsis wird von Bernd Nicolai als Folge einer Baukatastrophe und Planänderung während der zwanziger Jahre des 13. Jahrhunderts erklärt,683 möglicherweise führte dieses Ereignis sogar dazu, dass einzelne Werkleute aus der Klosterneuburger Werkstatt in Lilienfeld beschäftigt wurden. An beiden Orten war Herzog Leopold VI. Stifter und Auftraggeber, Lilienfeld lag ihm besonders am Herzen, da er dieses Kloster selbst gegründet und zu seiner einstigen Grablege bestimmt hatte. Weitere Zeugnisse der auf Klosterneuburg zurückgehenden Kapitellplastik finden sich in der Wiener Michaelerkirche. Diese war von Herzog Leopold VI. 1221 als Hofpfarrkirche für seine Wiener Dienstleute errichtet worden.684 Ein Portal aus der Frühphase dieses Baues besitzt neben anderen, auf ungarische Einflüsse hinweisenden Stileigenschaften, Kapitelle, die auf das Vorbild der Capella Speciosa zurückgehen.685 durch aufwendiges Zuschleifen durch Rollen der zuerst grob vorgerichteten Rohlinge erfolgte. 681 Schwarz 1981, 121–124. 682 Schwarz 1981, 119–121, Fig. 15. 683 Nicolai 1988, 23–39, 163–172. 684 Kieslinger 1952/53, 1–74; Perger / Brauneis 1977, 76–88; Schwarz 1988, 106–119; Schwarz 1998i, 305–307, Nr. 74; Schwarz 2013a, 144–149; Schwarz 2015, 82–117. 685 Lorenz 1982, 99–109; Schwarz 1988, 110; Lorenz 1988, 119–123.
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Auch außerhalb des unmittelbaren Einflusses des Landesfürsten kam es bereits in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts zu Auswirkungen des künstlerischen Impulses, den die Capella Speciosa gesetzt hatte. Ab 1224 erfolgte in dem unter die Leitung eines Passauer Dompropstes gestellten Kollegiatsstift Ardagger an der Donau der Neubau einer Choranlage mit Hallenkrypta.686 Die Kapitelle der gewölbetragenden Säulen in der Krypta zeigen in der Gesamtform, der Knospenbildung und den Halsblättern die Verarbeitung formaler Eigenschaften der Klosterneuburger Kapitellplastik, doch ist die Umsetzung strukturell vergröbert und proportional verzerrt. Ähnliches gilt für die mit spitzigen, stängelartigen Knospen ausgestatteten Kapitelle am Südportal der Stiftskirche von Ardagger. Hier gehen die Übereinstimmungen sogar noch über den Bereich der Kapitellplastik hinaus: Die Gewändesäulen des abgestuften Südportals waren überschlank und en-délit gearbeitet,687 sie saßen auf flachen, unterschnittenen Tellerbasen, wie jene des Klosterneuburger Kapellenportals. Der über der Hallenkrypta errichtete Chor der Stiftskirche Ardagger war von steil hochstrebenden Proportionen. Zur Abstützung seines Kreuzrippengewölbes wurde ein Strebewerk von Strebepfeilern und nach außen verborgenen, über die Chorseitenschiffe hinweg greifenden Strebebogen geschaffen. Diese Lösung erscheint zwar konstruktiv fortschrittlich und ist in Österreich ohne Beispiel,688 dennoch hat diese Lösung keineswegs die technische und gestalterische Qualität wie der Wandaufbau und das Wölbungsschema der Capella Speciosa und geht eindeutig auf andere Vorbilder zurück. Man wandte aber auch im Chor von Ardagger überschlanke, en-délit gearbeitete Rundstabdienste zur Unterstützung der Gewölberippen an. Da die Bautätigkeit in Ardagger mit baukünstlerischen Ambitionen des Passauer Bischofs Gebhard von Playen-Hardegg in Verbindung steht,689 könnte in den hier aufgezeigten Eigenschaften ein Versuch zu erkennen sein, der Klosterneuburger Kapelle möglichst rasch etwas vergleichbar Fortschrittliches gegenüberzustellen. 1222 war Bischof Gebhard die Aufgabe zugefal-
len, die Palastkapelle Leopolds VI. in Klosterneuburg einzuweihen.690 Dem Bischof stand offenbar nicht die gleiche Kapazität hervorragender Baukünstler zur Verfügung wie dem Landesfürsten, doch sind auch an seinen Bauführungen einzelne fortschrittliche, französische Einflüsse zu erkennen: Unter Gebhards Episkopat wurde der – nicht mehr erhaltene - frühgotische Chor des Passauer St. Stephansdomes mit darunter liegender Krypta neu errichtet (vollendet 1227),691 zur gleichen Zeit erfolgte auch ein groß angelegter Umbau der Klosterkirche St. Pölten (vollendet 1228), deren Gewölbeträger als kantonierte Rundpfeiler nach französischem Vorbild (Bourges) ausgebildet wurden.692 Auch der in den Jahren 1232–1237 vom Bruder des Bischofs, Abt Heinrich von PlayenHardegg, vorgenommene Chorneubau der Stiftskirche Kremsmünster, des wichtigsten Passauer Eigenklosters auf babenbergischem Gebiet, lässt mit seinen dreiteilig gestaffelten Polygonalapsiden aktuelle Anregungen der französischen Baukunst erkennen.693 Wie lange die Vorbildwirkung mancher Details der Capella Speciosa in diesem Milieu noch nachwirkte, zeigen die beiden Seitenportale der Stiftskirche Kremsmünster mit ihren schlanken, en-délit gearbeiteten Gewändesäulen und ihren Blattknospenkapitellen: Das Südportal zum Kreuzgang entstand nach 1247, die porta mortis vom nördlichen Seitenschiff zum Klosterfriedhof sogar erst nach 1256.694
686 Schwarz 1981, 133–135; Schwarz 1998f, 294–295, Nr. 65; Schwarz 1999a, 198–222; Schwarz 2013a, 180–185, Abb. 87–185. 687 Schwarz 1981, 134–135, Fig. 21. 688 Die über die Seitenschiffe greifenden Strebebogen in Ardagger sind halbkreisförmig. Schwarz 1999a, 213–214, Abb. 11. Ein unter den Dächern der Seitenschiffe verborgenes Strebewerk aus Viertelkreisbogen besteht am Langhaus der Zisterzienserstiftskirche Baumgartenberg in Oberösterreich. Schwarz 1998n, 317–319 Nr. 81. 689 Schwarz 1999a, 205–206, 210–218.
690 Schwarz 2013b. 691 Schwarz 1993, 23–24; Schwarz 1999a, 208–210. 692 Schwarz 1985, 50–70; Schwarz 1993, 27; Schwarz 1998d, 291–293 Nr. 63; Schwarz 2013a, 169–175. 693 Doberer 1973, 8–21; Schwarz 1973, 23–24; Doberer / Neumüller 1977, 83–84 und 115–116; Schwarz 1998c, 288–290 Nr. 61; Schwarz 2013a, 179, Abb. 85. 694 Schwarz 1981, 69–81, Fig. 11 und 12; Schwarz 2000e, 207–209 Nr.; Schwarz 2013a, 337–343, Abb. 196a, 196b, 197a, 197b. 695 Schedl 1996, 246–256; Wiesinger 2017, 241–254.
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Auch zur Regierungszeit Herzog Friedrichs II. des Streitbaren (1230–1246), des letzten Babenbergers, setzten sich die künstlerischen Auswirkungen der von seinem Vater errichteten Capella Speciosa in Österreich noch vereinzelt fort. Ein Bau, dessen Bezüge zur Klosterneuburger Kapelle erstmals von Barbara Schedl aufgezeigt wurden und der, letzthin von Peter Wiesinger mit einer vom Herzog unternommenen Stiftung, eines Kollegiatskapitels in Zusammenhang gebracht wurde,695 ist der Chor der Pfarrkirche (ehemaligen Burgkirche) von Himberg. 1243 war Herzog Friedrich durch
einen Gütertausch mit seinem Ministerialen und Kämmerer, Konrad von Himberg (Hintperg), in den Besitz der gleichnamigen Burg gekommen, in welcher er sich in der Folge öfter aufhielt. Der Herzog unternahm zwischen 1243 und 1246 einen Umbau der Burgkirche , bei dem ein neuer, kapellenhaft gestalteter Chor errichtet wurde. Eine unmittelbare Bezugnahme auf die Capella Speciosa ist in der Grundrissgestaltung des Apsispolygons als Fünfachtelschluss zu erkennen, der bis dahin seit dem Bau der Klosterneuburger Palastkapelle noch keine Wiederholung gefunden hatte. Eng verwandt mit der aus den Zeichnungen Benedikt Prills bekannten Klosterneuburger Kapellenfenstern sind die Fenster der Chorapsis von Himberg, bei denen zwei Lanzettbogen samt einer bekrönenden Kreisöffnung von einem nischenartig konturierten Spitzbogen überfangen werden. Das Chorjoch der Kirche von Himberg besitzt ein sechsteiliges Gewölbe mit Birnstabrippen, wie es vermutlich von den französischen Bauleuten im Palastrakt von Klosterneuburg ausgeführt wurde und wie es mit Wahrscheinlichkeit auch für den Vorraum der Kapelle unterhalb der Empore zu rekonstruieren ist. Hingegen fehlt in Himberg die aus Klosterneuburg bekannte Detailqualität der Bauplastik. Die Konsolen sind in grob zugerichteten Werkstücken belassen, die Anschlüsse der Rippenprofile an den Kämpfergesimsen blieben unausgearbeitet.
Am Festtag der Heiligen Peter und Paul des Jahres 1240 wurden im Zisterzienserstift Heiligenkreuz umfangreiche Neubauten eingeweiht, wobei Herzog Friedrich der Streitbare als Förderer des Klosters persönlich anwesend war.696 Die damals eingeweihten vier Flügel der Kreuzganganlage sowie die Portalgruppe des Eingangs in den Kapitelsaal zeigen eine Fülle von Knospenkapitellen, die im Typus auf das Vorbild der Kapitellplastik der Capella Speciosa zurückgehen, welches über Lilienfeld weiter vermittelt wurde.697
Ein Kapellenbau aus der Regierungszeit Friedrichs des Streitbaren zeigt eine ganz neue, aktualisierte Bezugnahme an der französischen Architekturentwicklung: Als der Augsburger Fürstenspruch im Juni 1236 über den Babenbergerherzog infolge seiner Auseinandersetzungen mit Kaiser Friedrich II. die Reichsacht verhängt hatte und 696 Gaumannmüller 1967, 10, 13, 21, 23–25. 697 Schwarz 2013a, 246–252, Abb. 124.
er seiner Reichslehen für verlustig erklärt worden war,698 musste er sich in den Nordosten der damaligen Steiermark, in das Gebiet um Wiener Neustadt zurückziehen, wo er schließlich in der unbezwingbaren Burg Starhemberg bei Piesting einen sicheren Stützpunkt fand, wie zahlreiche dort in den Jahren 1240-1244 ausgestellte Urkunden bezeugen.699 Vermutlich ist auch damals (...) der „Schatz“ des Herzogs mit Archiv und Kleinodien dorthin gebracht worden.700 Neben der Schaffung einer fortifikatorisch starken Festung war Friedrich der Streitbare sichtlich bemüht, sich einen eigenen Herrschersitz nach dem Vorbild jener seiner Vorfahren zu schaffen, der in seiner Größe diese auch noch übertreffen sollte. Es zeigt sich sogar, daß er einen Bautypus wählte, der den weitläufigen, stark befestigten Pfalzen der deutschen Könige und Kaiser sehr nahe kommt. Der langgestreckte Grundriß, über dem sich ein repräsentativer Wohntrakt und ein an der Eingangsfront errichteter Bergfried erhebt, kann durchaus mit den Pfalzen von Wimpfen, Wildenberg, Münzberg, Coburg, Nürnberg und Wartburg verglichen werden. 701 Die Invasion Ungarns durch die Mongolen zwischen April 1241 und Februar 1242 veranlasste Baukünstler aus Westungarn, die zuvor am Bau der Klosterkirche Ják gearbeitet hatten, nach Österreich zu flüchten und in die Dienste Herzog Friedrichs zu treten. Sogleich setzte sie der Babenberger beim Ausbau des Palas seiner Burg Starhemberg ein, wo sie bei der Fenstergestaltung ihre charakteristische Stilsprache einsetzten.702
Wie Barbara Schedl nachwies,703 entstand zu dieser Zeit auf Burg Starhemberg an der Hofseite des Palas eine doppelgeschossige Kapelle, die allem Anschein nach in einem engen, unmittelbaren Zusammenhang mit der französischen Hofkunst gestanden ist. Die Kapelle ist in ruinösen Resten erhalten, jedoch weitgehend rekonstruierbar.704 Wie aus einer Urkunde hervorgeht, die Papst Innozenz IV. im Jahre 1245 an Herzog Friedrich sandte, hatte König Ludwig IX. von Frankreich dem Babenberger eine particola corone dominice, also eine Partikel von der in seinem Besitz befindlichen Dornenkrone, zum Geschenk gemacht.705 698 Lechner 1985, 281. 699 Bub I 1950, Nr. 352, 404, 425, 427, 428, 430, 432 und 433; Zahn 1875, Nr. 432. 700 Lechner 1985, 281. 701 Schedl 1994, 249. 702 Schwarz 1981, 107–108, Abb. 41; Schedl 1994, 251, Abb. 2 und 3; Schwarz 1998s, 330–331, Nr. 92. 703 Schedl 1994, 249–256. 704 Schedl 2000. 705 Innocentius episcopus servus servorum dei dilecto filio
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Diese Schenkung kann nicht vor 1239 erfolgt sein, denn erst in diesem Jahr hatte der französische König selbst die, aus dem Besitz des lateinischen Kaisers Balduin II. erworbene, Dornenkrone in Frankreich in Empfang genommen. Danach hatte Ludwig IX. seinen kostbaren Reliquienschatz vorübergehend in der Nikolauskapelle des Pariser Königspalastes verwahrt, bis er ihn in den dafür bestimmten Neubau der Sainte-Chapelle übertragen ließ. Der Babenbergerherzog war nach den Bischöfen von Sens und Le Puy der dritte, als weltlicher Empfänger überhaupt der erste, dem die Schenkung einer Partikel aus der Dornenkrone durch König Ludwig IX. zuteil wurde.706 Ein Motiv für die hohe Auszeichnung Herzog Friedrichs des Streitbaren, die der König von Frankreich mit seinem Reliquiengeschenk ausdrücken wollte, könnte die Anerkennung der Bemühungen des Babenbergers um das Zustandekommen einer Allianz der europäischen Fürsten gegen die Mongolen im Jahre 1241 gewesen sein.707 Vielleicht aber wollte der König mit diesem Geschenk den Babenberger zur Teilnahme an einem Kreuzzug einladen, den Ludwig IX. seit 1244 plante, um das von den Chowaresmiern eroberte Jerusalem zurückzugewinnen.708 Ein weiteres mögliches Motiv für die Reliquienschenkung könnte die für das Jahr 1245 vorbereitete Erhebung des Herzogs von Österreich zum König durch Kaiser Friedrich II., gewesen sein;709 bekanntlich trug Ludwig IX. in seiner eigenen Krone eine Partikel der Dornenkrone Christi, er fand demnach einen derartigen Gebrauch dieser Reliquie für einen christlichen König angemessen.710 Friedrich Dahm meinte, dass eine im Jahre 1243 vom Babenberherzog geplante Gründung eines Zisterzienserklosters Grund für die Reliquienschenkung gewesen sein könnte.711 nobili viro duci Austrie salutem et apostolicam benedictionem (...). Cupientes igitur, ut monasterium sancte crucis Cisterciensis ordinis Patauiensis diocesis, in quo particula corone dominice, quam tibi carissimus in christo filius noster rex Francie illustris transmisisse dicitur, sub veneranda conservatur custodia, congruis honoribus frequentetur, omnibus vere penitentibus et confessis, qui monasterium ipsum in die, qua ibidem particula ipsa translata fuit, venerabiliter visitaverint, annuatim de omnipotentis dei misericordia et beatorum Petri et Pauli apostolorum eius auctoritate confisi quadraginta dies de iniuncta sibi penitentia misericorditer relaxamus. Datum Lugduni V. idus Martii, pontificatus nostri anno secundo. Fontes Rerum Austriacarum 2, 9, Nr. CIII. 706 Jordan 1979, 192. 707 Lechner 1976, 292. 708 Holzwarth 1879, 260–261. 709 Lechner 1976, 292–295. 710 Legner 1995, 88.
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Seit 1241, als der König von Frankreich auch noch einen Span vom Heiligen Kreuz erworben hatte, befand sich die Sainte-Chapelle in Paris im Bau, die zur Aufbewahrung der kostbaren Passionsreliquien bestimmt war. Offensichtlich nach dem Vorbild der doppelgeschoßigen, im Palastbereich des Königs gelegenen Pariser Kapelle wurde nun vom Babenbergerherzog auch auf Burg Starhemberg eine doppelgeschoßige Kapelle erbaut, die das Patrozinium der heiligen Anna erhielt: Wahrscheinlich war sie ebenso wie die Sainte-Chapelle als Reliquien-Tresor für die particula corone dominice gedacht.712 Der frühe Zeitpunkt dieser Bezugnahme ist höchst beachtenswert, da die Sainte-Chapelle selbst erst 1248 vollendet wurde, die Kapelle auf Burg Starhemberg aber wahrscheinlich bereits vor 1245 fertig gestellt war.713 Formal hatte die Kapelle auf der Burg Starhemberg, außer der Zweigeschossigkeit und dem unmittelbaren Bezug zum Palastbereich, noch einzelne weitere konkrete Bezüge zum Pariser Vorbild: So besaß sie an den Längsseiten ein zweischaliges Wandsystem mit zum Rauminneren hin vorgestellten Diensten, die wie in Paris aus dünnen, en-délit gearbeiteten Rundstäben auf flachen Tellerbasen bestanden, und der eigentlichen Raumhülle in der äußeren Wandebene lag. Allerdings waren in Starhemberg die Nischen der Längswände des Saalraumes nicht durchfenstert. Lichtöffnungen bestanden anscheinend nur an den Seitenwänden des eingezogenen, quadratischen Chores und an der Westseite. Der zweijochige Saalraum war mit Kreuzrippengewölben überspannt, das niedrige Untergeschoß wurde von einer Längstonne überwölbt.714 Ein kleines Detail beweist, dass man auch beim Bau der Kapelle von Starhemberg über die letzten Neuerungen in der französischen Baukunst bestens Bescheid wusste: Die Dienstbasen in der Südost- und Nordostecke des Langhauses standen auf hohen zylindrischen Postamenten. Dieses Element, das sonst in Österreich nicht vor dem Bau des Albertinischen Chors von St. Stephan in Wien (1304–1340) angewandt wurde,715 findet sich an den Dienstbündeln der königlichen Schlosskapelle von Saint-Germain-en-Laye (ab 1238),716 die von Dieter Kimpel und Robert Sucka711 Dahm 1996, 60 Anm. 115. 712 Schedl 1994, 254. 713 1245 regelte die Urkunde Papst Innozenz IV. bereits die Ablassbedingungen für die Zeit nach erfolgter Übergabe der Reliquie an das Stift Heiligenkreuz. Nach diesem Zeitpunkt ist der Bau der Annenkapelle nicht mehr wahrscheinlich. 714 Schedl 2000. 715 Deshalb datierte Gerhard Seebach die Kapelle erst ins l4. Jahrhundert. Seebach 1975, 33. 716 Schwarz 2012.
le dem Meister des Langhausneubaues von SaintDenis zugeschrieben wird.717 Einzelne Indizien zeigen, dass sich die Innengestaltung der Annenkapelle von Burg Starhemberg auch an Ausführungsdetails der Capella Speciosa orientierte: Die Scheidbogen zwischen dem Kreuzrippengewölbe des Saalraumes und den kurzen Stichtonnen der Wandnischen sind ebenso gratig konturiert und ohne Scheidbogenrippe ausgebildet, wie in Klosterneuburg. Ein in Sturzlage unterhalb der Palasmauern gefundenes Kapitell, das von der Annenkapelle stammen dürfte, besitzt große Ähnlichkeit zur Kapitellplastik der Capella Speciosa.718
Wie die Papsturkunde von 1245 besagt, wurde die Dornenkronen-Reliquie, die König Ludwig IX. dem Babenbergerherzog geschenkt hatte, von diesem der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz übergeben, wo sie bis heute verwahrt wird. Forschungen von Friedrich Dahm ließen erkennen, dass diese Reliquie gemeinsam mit der von Herzog Leopold V. gestifteten Kreuzpartikel zum feierlichen Totengedächtnis an den Anniversarien auf der Grabtumba Herzog Friedrichs II. im Kapitelsaal von Heiligenkreuz aufgestellt wurde.719
Die Annenkapelle auf Burg Starhemberg blieb nicht die einzige doppelgeschoßige Kapelle für eine Dornenkronen-Reliquie, die in der Nachfolge der Sainte-Chapelle entstand. 1263 stiftete König Ottokar II. Přemysl ein Zisterzienserkloster in Südböhmen, das zunächst den Namen Heiligenkron oder Heilig Dornenkron erhielt, der bald auf Goldenkron (Zlatá Koruna) umbenannt wurde.720 Die Gründungsurkunde erklärte die Bezugnahme auf die Dornenkrone Christi: ipsum quoque monasterium ob reverenciam sancte spinee corone volumus ad Sanctam Coronam ab omnibus nominari.721 Seit 1270 wurde in dem neu gegründeten Kloster mit Genehmigung des Generalkapitels der Zisterzienser das Fest der Heiligen Dornenkrone gefeiert.722 Eine Notiz des Abtes Johannes von Viktring berichtet, dass Ottokar II. vom König von Frankreich (Ludwig IX.) eine Partikel der Dornenkrone erhalten habe, die dieser dem
717 Kimpel / Suckale 1985. 718 Schedl 2000. 719 Dahm 1996, 51–65. 720 Kuthan 1996, 270–271. 721 Kuthan 1982, 122–135. 722 Canivez 1935, 89.
Kloster Goldenkron schenkte.723 König Ottokar II. hatte Mönche aus dem niederösterreichischen Kloster Heiligenkreuz nach Goldenkron berufen. König Ottokar ist auch als Förderer von Heiligenkreuz in Erscheinung getreten, wo die Dornenkronenpartikel aus der Schenkung Herzog Friedrichs des Streitbaren aufbewahrt wurde.724 Die Wahl wurde gewiß von den Bestrebungen des Herrschers beeinflußt, die böhmischen und die österreichischen Länder enger miteinander zu verbinden.725 Noch vor dem Bau der Klosterkirche von Goldenkron wurde im Nordbereich der Zisterze eine doppelgeschoßige Kapelle errichtet, die vermutlich zur Aufbewahrung der Dornenkronen-Reliquie bestimmt war. Die Kapelle besitzt axialen Grundriss, in beiden Geschossen sind dreijochig überwölbte Saalräume ausgebildet, die durch einen zylindrischen Treppenturm an der Nordwestecke miteinander verbunden sind. Die Schlusssteine und das Tympanonrelief zeigen skulptiertes Laubwerk, welches den bereits vom Reimser Naturalismus entfernten, erstarrten Stil der fortgeschrittenen sechziger Jahre des 13. Jahrhunderts aufweisen.726 Ein wesentlicher Unterschied zur Pariser Sainte-Chapelle sowie auch zur Annenkapelle auf Burg Starhemberg besteht darin, daß bei der Kapelle von Goldenkron das Erdgeschoß bedeutend höher ist als das Obergeschoß. Damit unterscheidet sie sich auch von der fast zur gleichen Zeit erbauten doppelgeschoßigen Königskapelle im westböhmischen Zisterzienserkloster Plaß (Plasy).727
In der bisherigen Literatur wurden auch noch andere Kapellen mit dem Typus der Sainte-Chapelle oder mit der Capella Speciosa in Zusammenhang gebracht, wobei die Vergleiche aber zu sehr unterschiedlichen, teils widersprüchlichen Ergebnissen führten.
Die Leechkirche der Kommende des Deutschen Ordens in Graz besteht in einem dreijochigen kreuzrippengewölbten Saal mit Apsis in Form eines Fünfachtelschlusses,728 die Empore an der 723 Boehmer 1843, 311; Kadlec 1949, 16 Anm. 15; Kuthan 2007, 137–155. 724 Schwarz 1999a, 203–208. 725 Kuthan 1982, 223–224. 726 Ebenda, 230–232. 727 Ebenda, 122–135. 728 Schwarz 2000f, 210–211, Nr. 8; Schurr 2007, 148–149, Abb. 153, 154.
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Westseite ist mit einer Doppelturmfassade integriert. Der durch seine großen drei- und vierbahnigen Maßwerkfenster mit Glasmalereien lichtdurchflutete Saalraum erinnert im Raumeindruck an das Obergeschoß der Sainte-Chapelle in Paris. Ein geschichteter Wandaufbau besteht bei der Leechkirche allerdings nicht. Die vegetabilischen Formen der skulptierten Kapitelle verkörpern in ihrer konkreten Naturhaftigkeit (Löwenzahn, Eiche, Klee, Efeu, Weißdorn) den Reimser Herbariumstil, allerdings auf einer weiter fortgeschrittenen Entwicklungsstufe als in der Capella Speciosa. In den figürlich gestalteten Schlusssteinen erkannte Horst Schweigert Bezüge zur Bauplastik der königlichen Schlosskapelle von SaintGermain-en-Laye (ab 1238).729 In der Gestaltung der Dienstsockel sind enge Übereinstimmungen zur Deutschordenskirche St. Elisabeth in Marburg (ab 1235) festzustellen.730 Trotz dieser Datierungsvergleiche kann der Bau der Grazer Leechkirche keinesfalls vor 1250 begonnen worden sein, er war 1275 und 1283 noch im Gange und erst 1293 erfolgte die Einweihung.731
Als einen Bau, der mehr als alle anderen Kapellenbauten Österreichs im 13. Jahrhundert dem Typus der „Sainte-Chapelle“ entsprach bezeichnete Günter Brucher die ehemalige Liechtenstein-Kapelle im Augustiner-Chorherrenstift Seckau in der Steiermark.732 Die Kapelle wurde von Ulrich von Liechtenstein († 1275) zu Ehren der hl. Katharina von Alexandrien und des hl. Evangelisten Johannes gestiftet, mit großem Kostenaufwand (opere sumptuoso) begonnen und 1279 geweiht.733 Im Unterschied zur Sainte-Chapelle war allerdings auch dieser Bau – so wie die Grazer Leechkirche – nicht durchgehend doppelgeschoßig, sondern bestand aus einem Saalraum mit Westempore. Die Kapelle war vom Kapitelsaal des Klosters zugänglich. Über dem Eingang an der Westseite erhob sich die kreuzgratgewölbte Empore, daran schloss ein kreuzrippengewölbtes Kapellenjoch an, das in eine Fünf-Zehntel-Polygonalapsis mit integriertem Vorjoch mündete.734 Die herrschaftliche Empore wurde mit der Capella Speciosa in 729 Schweigert 1993, 118–126. 730 Schwarz 2012, 61–68, Abb. 1 und 2. 731 Demel 1993, 74–82; Schwarz 1999a, 208–211, 219; Schwarz 2000f, 210–211; Schwarz 2013a, 354–361. 732 Die Kapelle wurde 1832 abgebrochen, zuvor jedoch in Planaufnahmen dokumentiert. Brucher 1990, 66–67; Brucher 2000b, 245, Nr. 30. 733 Roth 1964, 134–135. 734 Schwarz 2013a, 384–386, Abb. 222.
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Zusammenhang gebracht,735 auch der mit Blendarkaden ausgestattete Sockelbereich des inneren Wandaufbaues könnte einen diesbezüglichen Vergleich begründen – allerdings hatte die Seckauer Kapelle keinen zweischaligen Wandaufbau. Mit Recht wird die Gestaltung des in sieben hohen schlanken Maßwerkfenstern geöffneten Apsispolygons als Rekurs auf französische Wurzeln angesprochen.736
Eine kleine, durchgehend zweigeschossige, ursprünglich frei stehende Kapelle, die dem hl. Michael geweiht wurde, entstand um die gleiche Zeit unter der Regierung der Äbtissin Herburgis (1271–1285) im steirischen Nonnenstift Göss bei Leoben.737 Das Innere des zweijochigen, kreuzrippengewölbten Axialbaues mit Fünfachtelschluss erhielt durch die reichen Wandmalereien und die vorzüglich gearbeitete Bauplastik geradezu höfischen Charakter von repräsentativer Kostbarkeit.738 Im Vergleich zur hochstrebend proportionierten Liechtenstein-Kapelle in Seckau sind die Innenräume in beiden Geschossen der Michaelskapelle in Göss jedoch gedrückt und beengt, die Fenster sind niedrig und klein.
Auch die Burgkapellen von Klingenberg (Zvíkov) und Bösig (Bezděz) in Böhmen wurden mit der Capella Speziosa in Verbindung gebracht.739 Die Burgkapelle von Klingenberg ist ein nicht frei stehender, doppelgeschoßiger Axialbau, in dessen Obergeschoß sich eine unterwölbte Westempore befindet.740 Beide Geschosse sind zweijochig gegliedert, das Untergeschoß besitzt Kreuzrippengewölbe auf Konsolen, das Obergeschoß sechsteilige Rippengewölbe. Die obere Kapelle ist im unteren Wandbereich an den Längsseiten und an der Ostseite mit Blendarkaden aus Kleeblattspitzbogen ausgestattet, die durchgehende Sedilien bilden. Im oberen Wandbereich der Fensterzone ist die Mauer flach geschichtet, es ist aber kein Laufgang ausgebildet. Neben dem Fehlen einer polygonalen Apsis ist der auffallendste Unterschied zur Capella Speciosa im vertikalen Wandaufbau zu er735 Brucher 2000b, 245. 736 Brucher 2000b, 245; Schwarz 2013a, 384–386, Abb. 222. 737 Wagner-Rieger 1967, 335; Brucher 1990, 65–66; Brucher 2000a, 244, Nr. 29. 738 Brucher 2000a, 244, Nr. 29. 739 Seeger 1997, 183–193. 740 Kuthan 1994, 499–518; Schurr 2007, 142–144, Abb. 146 und 147.
kennen: Die Gewölbeträger reichen nicht bis zum Boden herab sondern beginnen erst über einem Schräggesims, das von den Fenstersohlbänken ausgeht. Zwischen den Blendarkaden und dem oberen Wandabschnitt besteht kein gliedernder Zusammenhang, die untere Arkadenfolge besitzt einen von der Fensterzone völlig unabhängigen Rhythmus. Der innere Wandaufbau der Kapelle zeigt eine horizontale Übereinanderstellung ganz selbständiger, nicht aufeinander bezogener Bereiche. Jiři Kuthan unternahm eine sorgfältige Abwägung der französischen Stilbezüge an der Burgkapelle von Klingenberg. So sei das Fenstermaßwerk von den Kathedralbauten in Reims und Soissons abzuleiten. Die mit Pflanzenornamenten geschmückten Kapitelle folgten ebenfalls den künstlerischen Neuerungen der Reimser Kathedrale, doch verwendete man zur Umsetzung der Vorbilder harten, schwer zu bearbeitenden und für feinere Steinmetz- und Bildhauerarbeiten absolut ungeeigneten Granit.741 Die Idee des französischen Skelettbaues wurde (...) nicht konsequent verwirklicht. Die Mauern der Klingenberger Kapelle haben (...) nach wie vor eine tragende Funktion und nicht bloß die Funktion von Füllwerk, wie es in den architektonisch ausgereiften französischen Bauten der Fall war. Die Kapelle auf Klingenberg ist also ein Mauerbau, bei dem Elemente der französischen Gotik Verwendung fanden (...). Obwohl der höfische Stil der Île-de-France (...) sehr deutlich anklingt, ist die Architektur der Kapelle ein Kompromiß.742 Die fast vier Jahrzehnte früher entstandene Capella Speciosa von Klosterneuburg, die König Ottokar II. zweifellos gut bekannt war, mag zwar der ideelle Ausgangspunkt für den Bau der Klingenberger Kapelle gewesen sein,743 doch war in Klingenberg offensichtlich keine zusammenhängende französische Werkstattgruppe tätig wie in Klosterneuburg.
Ulrike Seeger verwies auf vermutliche Bezüge der Burgkapelle von Bösig (Bezděz) zur Capella Speciosa: Die Autorin meinte, dass diese Kapelle ein unmittelbarer Nachfolgebau der Capella speziosa sei.744 Der Kernraum dieser Burgkapelle besteht aus einem von zwei quadratischen, kreuzrippengewölbten Jochen gebildeten Saal, der ostseitig in eine axial längsverzogene Fünfachtel-Polygonalapsis mündet. Im Westbereich ist eine über ein halbes Joch vorspringende, auf einem Mittelpfei741 Kuthan 1996, 181. 742 Ebenda, 181–182. 743 Ebenda, 178. 744 Seeger 1997, 183–192, Zitat: 184.
ler unterwölbte Empore errichtet. In der unteren Wandzone sind aus Zweier- und Dreiergruppen von Kleeblattspitzbogen gebildete Blendarkaden für Sedilien ausgebildet. Im Bereich des Apsispolygons reichen die mittleren Dienste der Gewölbeträger bis zum Boden herab, zwischen den Quadratjochen des Saalraumes bestehen verkürzte Konsoldienste, die erst oberhalb der Blendarkadenzone ansetzen. Das Spezifikum der Kapelle von Bösig ist ein Emporenumgang, der auf dem bis zur Höhe der Fenstersohlbank hoch reichenden, massiven Umfassungsmauerwerk angelegt ist. Der Umgang verläuft außerhalb der maßwerkgegliederten Kapellenfenster und ist nach außen hin mit einer weiteren Fensterwand begrenzt. Große Durchgangsöffnungen ermöglichen den Weg von der Westempore in den rund um die Kapelle führenden Umgang. Der Emporenumgang ist kreuzgratgewölbt, an den Jochgrenzen sind verstärkte Scheidbogengurte ausgebildet, die die Funktion eines integrierten Strebewerks erfüllen. Die inneren Fenster zwischen Saalraum und Emporenumgang bestanden ursprünglich nicht wie im heutigen Zustand aus offenem Maßwerkgitter, sondern waren, wie durchgehende Nutungen zeigen, vollkommen verglast.745 Pierre Héliot sah einen solchen Zusammenhang nicht und hielt die Gestaltungsform der Kapelle von Bösig für beispiellos.746 Erich Bachmann meinte, dass bei diesem Bau eine Vereinigung der Herrschaftskapelle mit Westempore und der Doppelkapelle versucht worden sei.747 Jiři Kuthan hält das Vorbild der französischen Kathedralbauten mit ihren Umgangsemporen und Triforien für nahe liegend – die Burgkapelle lehne sich in vielerlei Hinsicht an die Kapellenarchitektur der französischen Gotik der Zeit Ludwigs IX. an.748 Die Faktur der Details wie die Rahmenprofile der Blendarkaden, Stege und Couronnement der Maßwerke, die wulstigklobigen Gewölberippen und die Blattskulptur der Kapitelle, Konsolen und Tympana schließen es allerdings aus, an eine gemeinschaftlich arbeitende französische Werkstätte zu denken, wie sie in Klosterneuburg tätig gewesen war. So wie in Klingenberg wurden in dieser Rezeptionsphase französische Stilanregungen und Inspirationen offenbar bereits durch landeseigene Künstler umgesetzt, die bewusst ihre eigenen Akzente setzten. …
745 Seeger 1997, 187, Abb. 90. 746 Héliot 1988, 77–79. 747 Bachmann 1941, 84. 748 Kuthan 1996, 269.
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I.8 Zusammenfassung Als Werk einer französischen Meistergruppe von Architekten, Steinmetzen und Bauhandwerkern beansprucht die Capella Speciosa in der Architektur des Mittelalters in Österreich eine einzigartige Stellung. Eine Interpolierung in den Entwicklungsweg französischer Kapellen des frühen 13. Jahrhunderts erlaubt eine präzise Einordnung des Werkes. Die enge stilistische Nähe in Wandaufbau und Gliederung zu den Kranzkapellen der Kathedrale in Reims (1208–1215) und die geradezu identischen Übereinstimmungen mit Detailformen der Kathedrale von Auxerre (ab 1215) belegen die Herkunft der Gestaltung der Capella Speciosa aus dem Milieu der königlichen Baukunst Frankreichs.
Verfolgt man die architekturikonologischen Aspekte in der Entwicklung der Kapellen in Frankreich, so zeigt sich gerade in dieser Zeit eine intensive Verdichtung der Bedeutungsinhalte, die mit der gleichzeitigen Steigerung privater Andachtsformen einher geht. Doppelgeschossige Kapellen werden vor den Augen von sapientes viri zu Bedeutungsträgern verlorener Andachtsstätten, wie des Coenaculums in Jerusalem. Die Reliquienverehrung in der privaten Andacht steigert sich vom Sachzeugnis aus scholastischer Sicht bis zum mystischen Erlebnis einer realen Gegenwart der Heiligen. Die dogmatisierte Transsubstantiationslehre verkündet die Realpräsenz Christi im Messopfer. Der Höhepunkt dieser Auffassung wird mit dem Bau der Sainte-Chapelle in Paris und der kultischen Verehrung der Passionsreliquien durch König Ludwig IX., den Heiligen, erreicht.
Aus dieser Perspektive ist die Capella Speciosa als Andachtskapelle in der Art der französischen Saintes-Chapelles zu verstehen. Ihre raffinierten Einrichtungen, wie der Laufgang mit der Möglichkeit einer allhin sichtbaren Aufstellung der Reliquien in der dafür kultisch bestimmten Raumzone über den Chorsedilien, die Kostbarkeit des Baumaterials und die bildhauerische Qualität der naturalistisch gearbeiteten Blatt- und Knospenkapitelle, die narrativen Inhalte der Glasmalereien an den Fenstern und die lichtdurchflutete Innenraumwirkung bildeten das Instrument zu einer spirituell gesteigerten Reliquienverehrung im Rahmen eines Gesamtkunstwerks.
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Für Herzog Leopold VI. bildete die Capella Speciosa nicht nur einen prachtvoller Schrein zur Aufbewahrung seines prestigereichen Reliquienbesitzes, den er persönlich bei seiner Teilnahme am Kreuzzug von 1217 vermehren konnte, und der seinen religiösen Eifer nach außen hin zur Schau stellte – sondern sie vermittelte ihm, in bis dahin nicht gekannter Weise, das Andachtserlebnis einer mystischen Gottesschau und Heiligenverehrung. In dieser Weise entsprach die Heilige Kapelle von Klosterneuburg nicht nur architekturgeschichtlich und stilistisch den zu ihrer Entstehungszeit neuesten und bedeutendsten Vorbildern der französischen Frühgotik sondern zeigt auch die architektonische Umsetzung der damals aktuellsten theologischen, christlichen Lehren. …
TIBOR ROSTÁS
„ICH WAR BEAUFTRAGT, NACH UNGARLAND ZU GEHEN” VILLARD DE HONNECOURT UND DAS ERSCHEINEN DER HOCHGOTIK IN MITTELEUROPA Die französischen Beziehungen der Klosterneuburger Capella Speciosa und von Pannonhalma
II.1 Erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in Ungarn und in Niederösterreich Ein Lagebericht „Ves ci une des formes de Rains / des espases de le nef teles com / eles sunt entre II pilers. / J‘estoie mandes en le tierre de / Hongrie, qant io le portrais / por co l‘amai io miex.“ (Seht hier eines der Fenster von Reims, von den Jochen des Schiffes, so wie sie zwischen zwei Pfeilern stehen. Ich war beauftragt, nach Ungarland [zu gehen], als ich es zeichnete, weil es mir am meisten gefiel.)1
Abb. II.1 Zeichnung einer Madonna und eines Maßwerkfensters in Reims im Bauhüttenbuch des Villard de Honnecourt. Paris, Nationalbibliothek, ms. fr 19093, folio 10v (Barnes 2009, Color Plate 23) 1 Hahnloser 1972, 56–58, Taf. 20; Barnes 2009, 76–77, 221, Color Plate 23.
Die obigen französischen Zeilen schrieb Villard de Honnecourt in sein Bauhüttenbuch, neben die Zeichnung eines der ersten Maßwerkfenster der Architekturgeschichte (Abb. II.1). Mit dem Geschmack des Picarden können wir uns auch heute leicht identifizieren, das Maßwerkfenster ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Konstruktionserrungenschaften, das die weitere Entwicklung der Gotik begleitet. Villard hielt sich an dem für den Architekten zweifellos interessantesten Ort seiner Zeit auf – in Reims – und hatte in der Bauhütte Zugang zu den Entwürfen der sich im Bau befindenden Kathedrale. Zeichnung und Zitat – die zwei altfranzösischen Sätze – umgibt eine beunruhigende Ungewissheit: Worin bestand Villards Aufgabe in Reims? War er selbst Mitglied der Bauhütte und arbeitete an der Kathedrale? Wann zeichnete er das Langhausfenster? Diese Fragen hängen auch mit zwei anderen, wichtigeren Themenstellungen zusammen: mit der Chronologie der Kathedrale und der Datierung der Reise. Wer hat Villard nach Ungarn gesandt? Wie lange hielt er sich dort auf und worin bestanden seine Aufgaben? Wem diente er dort und wem in Reims? Wenn er der Bauhütte angehörte, dann kann an erster Stelle als Auftraggeber der Erzbischof von Reims oder das Domkapitel angenommen werden. Aber war Villard de Honnecourt überhaupt ein Architekt (Bildhauer, Ingenieur, Baumeister)? Falls ja, liegt es nahe im Hintergrund der Reise eine Verbindung zwischen den Auftraggebern zu vermuten. Jedenfalls unser Picarde mit seinem eigenständigen Werturteil hinterließ seine Meinung über den Auftrag nicht. Wir kennen seine Umstände in Reims nicht, der Verfasser nimmt aber an, dass er die Baustelle in der Champagne nicht besonders begeistert verließ, um eine Mission im östlichen Teil des lateinischen Europas zu verfolgen. …
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Abb. II.2 Innenansicht der Palastkapelle zu Esztergom nach Osten hin (Foto: © Gergely Tolnai)
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Villard de Honnecourt ist nicht der erste Franzose in Ungarn, der sich im Klaren über das Phänomen der gotischen Baukunst war. Die ungarisch-französischen Kontakte, die das frühe Erscheinen der gotischen Stilformen in Ungarn zur Folge hatten, begannen zwei Generationen eher, während der Herrschaft des Königs Béla III. (reg. 1172–1196). Die französische Richtung zeigt sich in der Ansiedlung der Zisterzienser in Ungarn (1179 – Egres (Igriş); 1182 – Zirc; 1184 – Pilis und Sankt Gotthard (Szentgotthárd); 1191 – Pásztó) und im Verleihen ihrer Konzessionen in Frankreich auch für Ungarn (1183, zusammen mit dem Ungarnbesuch des Abtes Pierre von Cîteaux), dann mit der zweiten Heirat König Bélas 1186 mit Margarete von Capet, der Tochter König Ludwigs VII. (reg. 1137–1180) und Schwester König Philipps II. August (reg. 1180–1223).2 Die Gotik erschien in Folge dieser politischen und diplomatischen Faktoren, aber nur später, erst ab ca. 1200, als importierte „Luxusware“ der Königsfamilie und der engen Umgebung des Hofes.
Somogyvár5 beweisen ebenfalls die Anwesenheit französischer Meister. Das 65 m lange Gebäude des Domes in Kalocsa mit seinem Chorpolygon mit Kapellenkranz und Chorumgang blieb östlich von Magdeburg bis Ende des 13. Jahrhunderts einzigartig. Sein Bau wurde vermutlich um 1200 unter dem Erzbischof Saul (1192–1201) aus dem Geschlecht Győr begonnen, der Abschluss der Bautätigkeit fällt vermutlich in die Amtszeit des Erzbischofs Berthold (1206–1218), des Bruders der ersten Gemahlin von König Andreas II. (reg. 1205–1235), Gertrud von Andechs–Meranien.6 Zwei Kapitelle und eine Basis zeigen, dass in Kalocsa auch der Typ der mit en-délit-Diensten umgebenen zylindrischen Wandpfeiler gebraucht wurde.7 Eine Basis aus der von einem neuzeitlichen Modell und vom Grundriss her (siehe Abb. II.8) bekannten Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan8 zeugt davon, dass diese Pfeilerform auch in Esztergom bekannt war, hier wurde der bogige Wandpfeiler mit drei en-délit-Diensten umgeben (Abb. II.33b und II.34).
Die Vorfahren des Raumtyps der um 1200 oder im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts gebauten königlichen Palastkapelle in Esztergom (Gran) (Abb. II.2) sind in Gebäuden zu finden, wie den Kathedralen von Soissons oder Laon.3 Den Unterschied zwischen ihren Dimensionen zeigt die Isolierung eines Bauteiles: In Esztergom wurde von den Vorbild-Kathedralen ein winziges Detail – die Kapellen im Obergeschoss des Querhauses, in Soissons die südliche, in Laon beide – übernommen. Die bei Ausgrabungen ans Tageslicht gebrachten Steinplastiken der vom König gestifteten Zisterzienserabtei in Pilis4 in der Nähe der wichtigsten Königssitze Esztergom und Óbuda sowie des Kreuzganges der Benediktinerabtei
Dass der vorgestellte Stil immer weniger die Isolierung in der Hofkunst bedeutete, bezeugen zum Beispiel die bei den Ausgrabungen des Münsters des Geschlechts Bor-Kalán, des Szermonostors, freigelegten Säulenplastik-Fragmente, die die
2 Engel 2001, 53–54, 81; Zsoldos 2005, 78. 3 Héliot 1970a, 197–200. Sauerländer brachte die Benediktiner Prioratskirche in Deuil (Val-d’Oise) mit der Palastkapelle von Esztergom in Verbindung, was jedoch in Anbetracht der Baustruktur nicht standhält. Im Chor von Esztergom stehen nämlich die gewölbegtragenden Doppelsäulen vor der Mauer (siehe Kapitel II.8. in diesem Band), während sie in Deuil den Chorumgang vom Chorhaupt trennen. Das heißt, in Esztergom zählen sie – wie in Laon und Soissons – zur Struktur der Mauer, aber nicht in Deuil: Dort liegen die Säulenpaare zwischen den anschließenden Räumen. Sauerländer 1990, 394. Vgl.: Takács 1994a, 548. Zur Frühgotik in Esztergom siehe noch: Marosi 1984, besonders: 35–42, 49–52, 67–73, 84–89. 4 Gerevich 1977, 155–198; Gerevich 1985a, 111–152; Hervay / Benkő / Takács 2007; Havasi 2008, 189–232.
5 Marosi 1972, 93–102; Pannonia Regia 1994. Kat. Nr. IV-15, Ikeroszlop fejezete [Kapitell einer Doppelsäule] und Kat. Nr. IV-17, Angyaltorzó [Torso einer Engelfigur] (Imre Takács); Kat. Nr. IV-16, Madonna-torzó [Torso einer Madonne] (Ernő Marosi). Nach Marosis Meinung ist die Plastik des Kreuzganges nicht direkt französischen Ursprungs, Takács aber betont die nordfranzösische Schulung der Meister. Die Qualität der Steinplastiken stützt Takács Auffassung. Zur Korrektur der früheren theoretischen Rekonstruktionen (und der vor Ort ausgeführten, wenig überzeugenden Variante) des Kreuzganges: Koppány / Koppányné 2001, 353–357. Vgl. noch: Paradisum Plantavit 2001, Kat. Nr. V.57-60. (Imre Takács). 6 Marosi verband den Bau der Kathedrale von Kalocsa mit Erzbischof Berthold. Siehe: Árpád-kori kőfaragványok 1978, 218. (Ernő Marosi); Marosi 1984, 122, 174–175; Takács 2000a, 304–335. Über die Möglichkeit eines früheren Baubeginnes siehe: Tóth 2010, 148, Kat. Nr. 32 (mit einer Datierung des Königshauptes von Kalocsa um 1200); Raffay 2010a, 15–16. (Dass Erzbischof Saul in der früheren Domkirche beigesetzt worden war, bedeutet nicht unbedingt einen terminus post quem für den Bau der neuen, frühgotischen Kathedrale.) 7 Rostás 2008, 540–544. 8 Marosi 1972, 100–101. und Marosi 1984, 51–52, Kat. Nr. 68, Taf. XXIX/12, XXXI/6, Abb. 24 und 269; Rostás 2008, 544-545.
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neuere Forschung mit dem Kreuzgang verbindet.9 Von den drei Prämonstratenser Abkömmlingen der Palastkapelle in Esztergom sind zwei – Jánoshida und Bény (Bíňa) – im Grundriss mit der Kapelle verwandt. Das Tor in Jánoshida sticht mit seinen erstrangigen Steinmetzarbeiten hervor, die Propsteikirche von Ócsa andererseits mit ihren drei, an das Querschiff anschließenden zweijochigen Chören samt Polygonalschluß, während sich in Bény die moderne Richtung von Esztergom vielleicht am meisten mit der Romanik vermischt.10 Ähnlich ist die Situation auch in Vértesszentkereszt und Aracs (Arača), wo sich die über Esztergom gefilterte Frühgotik mit den romanischen Baulösungen vermischt.11
Grabdenkmälern der Königsfamilie in Pilis, der Gertrud-Tumba (Abb. II.136) und einer Grabplatte aus rotem Marmor mit einer Ritterfigur, die die Forschung auf Grund der Wappenfragmente provisorisch an einen Bruder der Königin, Robert de Courtenay band.14 Obwohl die Datierung und das System der Stilzusammenhänge der oben skizzierten Baudenkmäler bisher nur annähernd erfasst sind, drängen der Materialreichtum, die zeitliche Ausdehnung und die stilistischen Unterschiede unter den französisch orientierten15 Denkmälern dazu, dass wir im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts weit reichende und direkte Kontakte zwischen Ungarn und dem königlichen Frankreich annehmen.
Die 1220er Jahre, die Mitte der Herrschaft von Andreas II., brachte in Ungarn eine neue, für lange Zeit letzte Welle der französischen Gotik. Die Möglichkeit einer dynastisch geprägten Erklärung bietet die zweite Ehe von König Andreas aus dem Jahre 1215 mit Jolante, der Tochter von Pierre de Courtenay II., dem späteren lateinischen Kaiser von Konstantinopel.12 Dieser Impuls erscheint, unseren bisherigen Kenntnissen zufolge, von wesentlich geringerem Ausmaß und kürzer, als der sich lang hinziehende erste gewesen zu sein und er wird von solchen Arbeiten gekennzeichnet, wie der letzte Phase des zweiten Umbaus der Benediktinerabtei in Pannonhalma mit dem Südportal, der Porta Speciosa,13 (Abb. II.12) sowie den
Bemerkenswert ist, dass diese weiträumigen Reisen der Franzosen in den dazwischen liegenden Gebieten anfangs nur wenig Spuren hinterließen. Obwohl die oben genannten gotisierenden Stilrichtungen auch in Ungarn nicht ausschließlich waren, und ein Teil der Denkmäler – besonders im Osten des Landes und in Siebenbürgen – in der Spätromanik wurzeln, wie in Deáki (Diakovce), den frühen Details des zweiten Domes in Karlsburg (Gyulafehérvár, Alba Iulia), in Michelsberg (Kisdisznód, Cisnădioara), Großschenk (Nagysink, Cincu), Leiden (Lébény) oder Felsőörs.16
9 Marosi 1984, 135. und Marosi 2000, 114–115: Marosi verbindet die Fragmente mit Denkmälern Nordfrankreichs, wie den Säulenskulpturen des Kreuzganges von Notre-Dame-en-Vaux in Châlons-en-Champagne, den Laibungsfiguren der Westportale in Laon und den Säulenskulpturen in Sens. Obwohl die Form zurecht zur frühen Rezeptionsgeschichte der Gotik zählt, scheint die von Imre Takács genannte mitteleuropäische Verwandtschaft (die lebensgroße Apostelfigur aus dem Lettner der Benediktinerabtei in Sankt Paul im Lavanttal) wesentlich überzeugender, als die auch selbst vielerlei französischen Vorbilder, die sowohl stilistisch als auch qualitativ anders sind. Tóth / Takács 2001, 699. Vgl. ebd.: 387–388, Abb. 8–12; und Kat Nr. V.40–41 (Imre Takács). 10 Marosi (zit. Anm.) 1984, 103, 105–106, 157, 160. Über Bény und dessen Bezüge zu Esztergom: Tóth 2008, 166–171. Die Portale von Jánoshida und Ócsa und ihr Einfluss auf die Pfarrkirche von Landstraß (früher Krain, heute Kostanjevica in Slowenien) behandelt: Rostás 2009/2010, 1–7, Abb 1–13. 11 Über Vértesszentkereszt: Raffay 2001, 700–703; Raffay 2006, 47–84. Über Aracs: Raffay 2000, 448–474; Raffay 2005. 12 Engel 2001, 98; Zsoldos 2005, 85. 13 Takács 1996a, 31–65.
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14 Takács 1994b, 248–255; Takács 1994c, 256–257; Takács 1998, 103–109, 276–280, Kat. Nr. I.21.a-m; Takács 2007, 41–44. Kat. Nr. I.11.a–f; Takács 2006, 11–26; Eine Kritik des Identifizierungsversuches bietet: Benkő 2008, 469–483, insbesondere 480–482. 15 Opus francigenum: Der Begriff wurde vor 1300 niedergeschrieben und bezog sich auf einen Bau in den 1270er Jahren in der Neckar-Region. Auf Grund des Kontextes kann er als eine Art Stilbestimmung verstanden werden, kann aber auch auf die Quaderbauweise hindeuten. Meines Wissens nach ist dies das einzige Vorkommen des Begriffes in etwa dieser Zeit. Nach alldem ist sein Gebrauch in der Fachliteratur für die gotische Architektur der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Mitteleuropa fragwürdig. Deshalb und weil die hier behandelten französisch-gotischen Erscheinungen älter sind, wird der Begriff in dieser Studie vermieden. Zum lateinischen Text und zur deutschen Rezeptionsgeschichte des Begriffes siehe: Binding 1989, 45–54. 16 Deáki: Deáki, Szűz Mária-templom [Kirche der Jungfrau Maria], in: Mons Sacer 1996, Bd. 1, 302–306; Tóth 2001, 645, 646. Karlsburg: Entz 1958, (Deutscher Auszug: Die Kathedrale von Gyulafehérvár, 231–244); Tóth 1983, 404–420; Sarkadi 2010, 54–79, 117–119, und Abb. 245; Takács 2012, 59–85. Zu Michelsberg und Großschenk: Roth 1905, 12–14, 18–21; Horwath 1940, 45–48; Entz 1968, 22–23, 27, 138, 154. Zu Felsőörs: Tóth 1980, 22–26; Tóth 2000a, 53–76.
Die Architektur des Ostalpenraumes um 1200 und danach war wesentlich konservativer als die seines östlichen Nachbarn, zu beobachten in Heiligenkreuz am Querschiff und der Westfassade, an den Zisterzienserkirchen von Wilhering und Baumgartenberg, an Pfarrkirche und Karner von Bad Deutsch Altenburg, oder etwa an den Pfarrund Filialkirchen von Wels und Schöngrabern. Das erste, zweifellos von französischen Meistern errichtete gotische Bauwerk Niederösterreichs, die Klosterneuburger Capella Speciosa17 wurde 1222 eingeweiht. Das Gebäude ist – ähnlich dem ersten ungarischen Beispiel des Stils – eine außergewöhnliche Privatkapelle des Herrschers. Die Pfalz von Leopold VI., dem Glorreichen (reg. 1198–1230), an den die Kapelle damals gebunden war, gehört – nach den wenigen stiltragenden Überresten zu beurteilen – demselben Stil an (Abb. II.15–17).18
Die wichtigste Stiftung von Leopold VI., die Zisterzienser-Abteikirche in Lilienfeld zeigt in ihren frühen Bauphasen, dass der französische Stil auch in der Bautätigkeit des Herzogs als Ausnahme galt. Der Bau dieser Kirche begann im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts im romanischen Stil, die gotischen Formen erschienen allmählich, um dann an der Ostseite vor der Kirchenweihe um 1230 die dominante Rolle zu übernehmen.19 Aber weder hier, noch am Kreuzgang und Brunnenhaus in Zwettl (erstes Viertel des 13. Jahrhunderts), wo in erster Linie ein südfranzösischer Einfluss aufgegriffen wurde,20 zeigt sich der, bei einzelnen ungarischen Denkmälern und an der Capella Speciosa zu beobachtende, reine nordfranzösische Einfluss.
Ähnlich ist auch die stilistische Situation der in die 1220er bis 1230er Jahre datierten Kollegiatsstiftskirche in Ardagger, wo sich die gotisierenden Merkmale, wie die polygonalen Nebenchöre, die äußere Stützenkonstruktion des Hauptchores, die Knospenkapitelle der Krypta und die auf en-délit-Dienste hinweisenden Spu17 Wagner-Rieger 1959, 282–285; Schwarz 1996, 17–28; Seeger 1997, 105–141; Schwarz 2013a, 96–133; Schwarz 2013b. 18 Schwarz 1998l, 312–313. Nr. 78. 19 Eine zusammenfassende stilistische Bewertung siehe: Nussbaum 1994, 43–44; Brucher 1990, 17–19, 21. 20 Kubes 1979, 35–39; Wagner-Rieger 1991, 95–96; Schwarz 1998m, 313–315, Nr. 79; Schwarz 2013a, 134–140.
ren im Hauptchor, mit Kennzeichen der Romanik vermischen.21 Jenen in Ardagger ähnlich, aber konservativer sind Stützenkonstruktionen auch in Ungarn bekannt.22 Die Untersuchungen von Mario Schwarz setzten die Bauplastik der Kirche in einen eleganten Stilkreis – Capella Speciosa, Lilienfeld, Heiligenkreuz –, aber seiner Meinung nach blieb ihre Qualität hinter diesen Werken zurück.23 Beim einstigen Augustiner-Chorherrenstift in Sankt Pölten (Weihe 1228) ist das Erscheinen des pilier cantonné bemerkennswert,24 aber dort schließt die romanisierende Detailbildung die Mitwirkung der Franzosen aus.25
Neben und nach dieser Gotik von direktem französischem Ursprung wurden auch in Ungarn und noch viel mehr in Niederösterreich bedeutende Bauten in einem Stilgemisch von Gotik und Romanik errichtet. Deren Charakter bestimmt grundlegend die Spätromanik, in die sich die gotischen Konstruktionen, Details und Formen so hineinschmiegen, dass man sie nicht separieren kann und sie eine organische Einheit bilden. Für 21 Schwarz 1999a, 210–219; Schwarz 2013a, 181–186. 22 In Zsámbék (Schambeck) erhob sich die Konstruktion bis zur Verschalung des Seitenschiffes, in Aracs und Ócsa ist mit einer Strebewand zu rechnen, die sich über die Verschalung hinaus erstreckte und einen parallelen Abschluss mit der Dachebene hatte. Die Strebewände werden von kleinen Türöffnungen durchbrochen, die den Dachboden erschließen. Die Konstruktion ergänzen in allen drei Fällen die Strebepfeiler des Seitenschiffes, diese setzen sich – Ócsa ausgenommen – in den Strebepfeilern des Mittelschiffes fort. Lux 1939, 28, 31–32, 36, 37, 41; Raffay 2000, 453, 466 und Abb. 12. Hervorzuheben ist, dass die Strebewand in Ócsa nicht mit dem Pfeilerrhythmus konvergiert und sich an die mittleren, schwächeren Pfeiler des geplanten sechsteiligen Gewölbes fügt. Die Kirche war um ein Joch länger geplant – die entsprechenden Fundamente wurden in einer Grabung vor der Westfassade freigelegt. In der Endphase der Bauarbeiten wurde der Entwurf wesentlich reduziert: Das Langhaus wurde verkürzt und die Schiffe nicht eingewölbt. Infolge der Abänderung kam das westliche Turmpaar auf einem schwachen Pfeilerpaar zu liegen. Die der Restaurierung zugrunde liegende Forschung ist nur unzureichend publiziert. Vgl.: Lukács / Cabello / Csengel 1991, 17. 23 Schwarz 1981, 134, Abb. 56–57; Schwarz 1999a, 216; Schwarz 2013a, 183, 185–186. 24 Schwarz 1985, 54–55, 67; Rostás 2008, 557–558; Schwarz 2013a, 171, 173. 25 Schwarz 1985, 61–68; Schwarz 2013a, 172–173. Vergleiche dazu (noch mit Spätdatierung und unter Bezugnahme auf eine hypothetische „normannische Bauhütte“, aber mit detaillierter Bestimmung des charakteristischen Stilumfeldes): Donin 1932, 10–61.
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diese Architektur verwendete Renate WagnerRieger den Begriff babenbergische Sondergotik,26 wobei der Verfasser eher sonder als Gotik betonen würde. Das Verhältnissystem dieser charakteristischen Architektur kann mit den mitteleuropäischen (süddeutsch – österreichisch – böhmisch – ungarischen) Kontakten restlos beschrieben werden. Hierzu gehören aus den zwanziger-dreißiger Jahren Ják,27 Sopronhorpács,28 die späteren Details des Karlsburger Doms,29 Laa an der Thaya30 oder die frühen Bauphasen der Wiener Michaelerkirche.31
Zu Anfang der Herrschaft von König Béla IV. (reg. 1235–1270) geht die aus direkten französischen Quellen genährte ungarische Frühgotik zu Ende. Die ausgeweitete Bautätigkeit von Béla IV. und seinem Hof bestimmen die mitteleuropäischen Kontakte, aber die Architektur bleibt wegen der inzwischen erfolgten mitteleuropäischen Verbreitung der Gotik grundlegend gotisch.32 In Niederösterreich ist die Lage unter Herzog Friedrich II., dem Streitbaren, (reg. 1230–1246) komplizierter, es zeigen sich drei bestimmende Richtungen: In den dreißiger Jahren entstehen so grundlegende Denkmäler in reinem gotischen Stil, wobei auch Konstruktionen aus Rotmarmor verwendet werden, wie der Heiligenkreuzer Klosterbau und der mit ihm in enger Verwandtschaft stehende Lilienfelder Kreuzgang.33 Bis zu den mittleren Jahrzehnten des Jahrhunderts hat auch noch das oben beschriebene gotisch-romanische Stilgemisch seine Blütezeit – Wiener Stephanskirche, Tullner Karner, Wiener Neustädter Liebfrauenkirche, 26 Der Begriff erscheint erstmals bei: Wagner-Rieger 1976, 152. Eine ausführlichere Erläuterung bietet Wagner-Rieger 1991, 81–83, 99. 27 Apostelfiguren von Ják 1999: Der von Aufsätzen begleitete Katalog der Skulpturen des Westtores stellt zugleich eine Monografie des Westteils der Kirche dar. Der zweisprachige Band enthält grundlegende neue Informationen zur gesamten Kirchenanlage. Weiters: Marosi 1997, 19–70. 28 Bazsó 1995 (mit deutscher Zusammenfassung 135– 140). 29 Tóth 1983, 417–418; Sarkadi 2010, 65–67, 72. 30 Schwarz 1998q, 324–326, Nr. 86; Schwarz 2013a, 158–161. 31 Schwarz 1988, 108–113; Veits 1988, 124–131; Buchinger / Schön / Schwarz 2015, 89–96, 106–107, 109–112, 116, Anm. 438, Abb. II.65 und 66, II.75, II.77, II.97, II.104, II.126 und 127a. 32 Rostás 2000a, 5–52. 33 Schwarz 1998h, 303–304, Nr. 72; Schwarz 1998r, 328–329, Nr. 90; Thome 2006, 341–348; Thome 2007, 132–199; Rostás 2008, 549–551, 561–564.
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Kleinmariazell –, und man kann auch den Stil beobachten, den man mit Ungarn unter Béla IV. in Zusamenhang bringt. Dieser Stil erscheint auch auf böhmischem und mährischem Gebiet, wodurch sich in den dreißiger bis fünfziger Jahren des Jahrhunderts das Bild einer gut umgrenzbaren mitteleuropäischen Architektur herauszeichnet.34 Hierzu gehören Tischnowitz (Tišnov)35 und dessen Wirkungsfeld in Mähren, das Prager Agneskloster,36 in den zentralen Gebieten Ungarns die zweigeschossige Kapelle des Veszprémer (vermutlich) königlichen Palastes,37 Türje38 und der Ausbau von Buda nach 1242,39 Kerz (Kerc, Cîrţa) und sein Stilkreis in Siebenbürgen,40 Poschega (Pozsega, Požega) im Transdraugebiet41 sowie die späteren Details der Michaelerkirche in Wien,42 oder in Niederösterreich die erste Bauphase des Klosterneuburger Kreuzgangs43 und die Architektur von Krems in der Mitte des 13. Jahrhunderts.44 … 34 Die erste Zusammenfassung meiner diesbezüglichen Ansichten: Rostás 2006, 349–366. 35 Kuthan 1994, 393–407; Richter 2001, 26–60; Soukupová 2004, 298–309. 36 Soukupová 1989. 37 Rostás 2000a; Rostás 2000b, 61–81; Rostás 2011, 413–419. 38 Péter 1964. 39 Csemegi 1955; Magyar 1991, 166–170, 174–176. 40 Der Stilkreis von Kerz ist das erste Auftreten der Gotik in Siebenbürgen. Obwohl die Werkstatt über direkte mitteleuropäische Kontakte verfügte – bisher veröffentlicht ist die Beziehung zur Steiner Minoritenkirche: Rostás 2002, 88–89 – sind die wichtigeren Vertreter der Gruppe überraschend modern und französisch geprägt. So das Zisterzienserstift zu Kerz, die St. Bartholomäus-Kirche in Kronstadt (Brassó, Braşov) sowie Tartlau, (Prázsmár, Prejmer). Vgl.: Entz 1963, 3–38. Später wurde der Stil an die örtliche Romanik angepasst. 41 Rostás 2013, 15–39. 42 Besonders die Kapitelle und Schlusssteine mit den Pflanzenornamenten an der Westseite des Langhauses, aber auch die freigelegten Teile des Westportals. Vgl.: Kieslinger 1952/53, 31–32, Abb. 32-34; Buchinger / Schön / Schwarz 2015, 95–98, 108–109, Abb. II.59, II.61, II.70, II.72, II.78, II.80, II.93–95. – und die Tympanonornamentik des nordwestlichen Tores – vgl.: Schwarz 1990, 67–69; Buchinger / Schön / Schwarz 2015, 112–115, 117–118, Abb. 101 und 102. – zeigen ebenfalls gotische Detailbildung. 43 Schwarz 2000c, 202–203, Nr. 2. 44 Die erste Bauperiode der Kremser Gozzoburg, das Langhaus der Kremser Dominikanerkirche und das Langhaus der Steiner Minoritenkirche. In die böhmischen Stilverbindungen eingefügt behandelt sie: Schwarz 1978/79, 460–463 und Kuthan 1996, 164–167, 350, 354–357. Weiters: Chini 1999, 61, 64–95; Buchinger / Mitchell / Schön / Schönfellner-Lechner 2007, 8–10; Thome 2012, 40–48; Schwarz 2013a, 319–329.
II.2 Die Pfalzkapelle von Klosterneuburg, Pannonhalma und die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom Eine Strukturanalyse Die Klosterneuburger Capella Speciosa, die letzte Bauphase der Abteikirche von Pannonhalma im 13. Jahrhundert, sowie die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom sind hervorragende mitteleuropäische Vertreter des französischen Stils. Über die Capella Speciosa ist dies seit langer Zeit bekannt, die Fachliteratur erwog eine Zurückführung auf die Île-de-France und besonders auf Burgund sowie auf die Champagne und leitete die Herkunft ihres Formenschatzes aus Paris, Auxerre und Reims ab.45 Über die Abschlussphase von Pannonhalma hat Imre Takács in jüngster Vergangenheit behauptet, dass sie durch Werkleute gebaut wurde, die früher an der Nordquerhausfassade der Kathedrale von Reims gearbeitet hatten.46 In Kenntnis der bereits erwähnten Basis und des Grundrisses der ehemaligen Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom halten wir auch diese als einen französisch-gotischen Bau in Evidenz. Dies wird neuerdings durch die aufgrund des Patroziniums aufgetretene Vermutung von Gergely Buzás ergänzt, nach der die Kapelle durch Andreas II. für die Kopfreliquie des Protomärtyrers erneuert worden wäre, die er während des fünften Kreuzzugs erworben hatte.47 Die Klosterneuburger Kapelle wurde 1222 geweiht, die Abteikirche von Pannonhalma 1224. Die nahe aufeinander folgenden Erbauungsdaten, die nordfranzösische Ableitung, sowie die unmittelbaren geschichtlichen Ereignisse, namentlich der 1217 begonnene fünfte Kreuzzug, an dem die Erbauer, also Herzog Leopold VI. von Österreich, König Andreas II. von Ungarn und in dessen Begleitung Abt Uros von Pannonhalma teilgenommen hatten, so wie auch einige französische Hochadelige und geistliche Würdenträger – unter ihnen der Erzbischof Albéric de Humbert, der die Kathedrale von Reims erbauen ließ – sind Umstände, die uns dazu veranlassen, engere Zusammenhänge zwischen diesen drei Bauten und ihrer Herkunft zu suchen. Wir sollen dazu jene bereits 45 Oettinger 1954, 7; Hutter 1957/58, 9–13, 16; Oettinger 1959, 373; Wagner-Rieger 1959, 282–283; Héliot 1970a, 182; Schwarz 1980, 6–8; Schwarz 1981, 117–118; Wagner-Rieger 1991, 91; Schwarz 1996, 20, 24; Seeger 1997, 141–159; Schwarz 1998k, 311–312 Nr. 77; Schwarz 2013a, 131–133; Schwarz 2013b, 60. 46 Takács 1996a, 50–62. Siehe auch die Besprechung von László 1999, 380–384. 47 Buzás 2004, 18–19.
erwähnte Bemerkung im Bauhüttenbuch Villards heranziehen und jenen kunstgeographischen Umstand, dass der Weg von Reims ins Königreich Ungarn über österreichisches Gebiet führt, sodass sich aus all diesen Faktoren bereits jetzt eine schön abgerundete Theorie abzuzeichnen scheint, deren Beweis auf ersten Blick nicht als unmögliches Kunststück erscheint.
…
Der Vergleich der drei Gebäude wird allerdings durch wohl bekannte Tatsachen erschwert: die allerwichtigste unter ihnen, dass die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan in Esztergom vollkommen, während jene in Klosterneuburg fast vollkommen vernichtet wurde. Erstere ist von einer neuzeitlichen, kommentierten Grundrisszeichnung48 (Abb. II.8) und einem Modell49 her bekannt, weiters aus der Beschreibung des Priesters György Széless, während man die Hauptzüge der Letzteren, ihre Proportionen und inneren Aufbau aus der Doppelzeichnung des Chorherrn Benedikt Prill beurteilen kann, die die Nordfassade und das Innere nach Süden zeigt (siehe Bd. I. Abb. 4).50 In Klosterneuburg konnten der Grund48 Máthes 1827, 19-21, Tafel IV, I; Die Faksimileausgabe und ihre ungarische Übersetzung siehe: Mathes 2014, 63-67, der Grundriss: 209. 49 Lepold 1938, 490, 497, Abb. in S. 493 und 495; weiters: Marosi 1984, 51, Anm. 117, Abb. 25–27. 50 Lavierte Federzeichnung im Klosterneuburger Stiftsarchiv. Signatur: Pz 1030 A. Benedikt Prill lebte von 1742 bis zu seinem Tod 1759 in Klosterneuburg, dies dient als Datierungsgrundlage der Zeichnung. Dieses Blatt ist nicht der einzige Nachweis einer derartigen Tätigkeit des Chorherrn. Eine zweibändige, von weiteren Federzeichnungen begleitete Aufzeichnung zeigt Prills systematisches Interesse an den Altertümern von Klosterneuburg (Ebd. Karton Nr. 1164). Auf diesen Blättern werden die Gebäude des Stiftes, seine Urkunden samt ihren Siegeln, Grabsteine, der Verduner Altar, Glocken und antike römische Münzen ebenso dargestellt, wie die Genealogie des Gründers, des Markgrafen Leopold III. des Heiligen (1095–1136) sowie die Liste der Vorsteher des Klosters. Dieses Material ist nicht nur eine Quelle der Klosterneuburger Topographie, sondern auch ein aufschlussreiches Zeitdokument jener Epoche, als der Chorherr die Ver-
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riss und bis zu einem gewissem Maß die Proportionen der Darstellung mit der archäologischen Freilegung der Grundmauern authentifiziert werden (siehe Bd. I. Abb. 11).51 Hier bestehen auch noch Reste der Babenbergerpfalz: die Ostmauer des an die Kapelle anschließenden Flügels mit einigen Fenstern ist erhalten und die Ruine eines weiteren unabhängigen Gebäudes an der so genannten Hundskehle – mehrere zehn Meter weiter entfernt (Abb. II.15–19).52
Die Kapelle wurde 1799 abgebrochen, später, in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts, wurden dann einige ihrer Bestandteile in das historisierende Burgschloss des Kaisers Franz II. (I.) in Laxenburg eingefasst, nämlich in den Speisesaal und in die Kapelle der Franzensburg.53 Das ehemalige Hauptportal wurde als Hofeingang der heutigen Kapelle wiederverwendet (siehe Bd. I. Abb. 7 und 14). In der Franzensburg bilden die für ihre neue Verwendung maßgeschneiderten Klosterneuburger Elemente zusammen mit den dazu gefertigten neogotischen Details eine neue Einheit. Zum Glück kann man die Stilformen tragenden Elemente leicht, fast auf ersten Anblick klassifizieren. Mit Sicherheit sind die Basen und Kapitelle der Blendarkaden im schmalen und niedrigen Vorraum der neugotischen Kapelle original, samt den über ihnen befindlichen Archivolten (siehe Bd. I. gangenheit seines Klosters erforschte. Seine akribische Dokumentation kann als gemeinsame Vorgängerin der heutigen Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichtswissenschaft und ihrer Hilfswissenschaften (Archontologie, Genealogie, Sphragistik, Diplomatik, Heraldik) betrachtet werden. Vgl.: Seeger 1997, 117–119. Das fromme Interesse des lokalen Klerikers an der sakralen Baukunst der Vergangenheit findet sich bei Zeitgenossen von Prill in Esztergom. György Klimó ließ während seiner Zeit als Chorherr in Esztergom (1741–1751) ein Gemälde des Westportals des Domes anfertigen, das den fragmentarischen Zustand mit ausgesprochen hohem dokumentarischem Anspruch darstellt (Abb. II.147). Vgl.: Pannonia Regia 1994, 159–162, Kat. Nr. I-82/a. (Zsuzsanna Boda). Der Priester György Széless erstellte 1759 eine lateinische Beschreibung der Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan und des Doms von Esztergom. Die Faksimileausgabe der 1761 verfassten Manuskriptversion und ihre ungarische Übersetzung findet sich bei Széless 1998. Siehe auch die Buchbesprechungen von Pál Lővei und Imre Takács: Lővei 1998, 251–262; Takács 1999, 162–167. 51 Schmeller 1962, 291–300, 317–320. 52 Wlach 1994, 36–38; Seeger 1997, 105–109 und Anm. 4. 53 Weidmann 1832/34, I, 311–312; Essenwein 1861, 16; Wagner-Rieger 1962, 11, 16, 18; Hanzl 1998, 37.
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Abb. II.3 Laxenburg, Franzensburg, Speisesaal. Nachträgliche Meißelungen der aus der Capella Speciosa stammenden Basen (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. 20 und 29), so wie auch die im achteckigen Hauptraum der Kapelle die Dienstkapitelle an den vier Skulpturennischen und auch die gewölbetragenden Kapitelle in den Mauerwinkeln (siehe Bd I. Abb. 39–40, 47, 54, 61). Die aus einem Block gearbeiteten originalen Basen jener Dienstbündel, die im Speisesaal an den Ecken des zentralen Raumes stehen, bestätigen die Zusammenstellung der Pfeilerbündel (siehe Bd. I. Abb. 68-71). Ebendort wurden die Basen der Sitznischen an mehreren Stellen abgemeißelt, um die gewölbetragenden Dienste aneinander zu passen (Abb. II.3), sodass auch diese Teile original sind, wie auch die mit den Basen aus einem Block gefertigte Sockelzone der Sitznischenhinterwand aus weißem Marmor. Die Archivolten der Blendarkaden sind auch hier original. Die Kapitellzone des Portals und die auf der linken Seite des Torbaues befindlichen drei, den Erker tragenden Säulenkapitelle sind auch zweifellos vom ursprünglichen Bau (siehe Bd. I. Abb. 15–16 und 18–19). Die Originalität der Bauelemente der Pfostensteine und des Trumeaus wird durch den gotischen Profilanlauf bestätigt.54 Die Doppelöffnung des Eingangs wird durch die Zeichnung Benedikt Prills bestätigt, die den Innenraum darstellt, während die Freilegung der 54 Entgegen der Ansicht von Ulrike Seeger, die diesbezüglich meint, das Portal ist sicher nicht getreu dem ursprünglichen Zustand aufgebaut. Der Trumeaupfeiler, die Türeinfassungen und die Tympana gehören, wie Profil und Material zeigen, der Bauzeit der Franzensburg an. Seeger 1997, 129. und 157. Zu den französisch gotischen Formen des Portals siehe auch: Brucher 1990, 16. und Anm. 34. Die besten bisher festgestellten Typusanalogien des Portals sind jene zu den Trumeauportalen des nördlichen Querhauses der Kathedrale von Laon, welche in Schwarz 2013a, 104 und Schwarz 2013b, 60–61 publiziert wurden.
Reste der Kapelle die Ausmaße der Eingangsöffnung authentifizierte.55 Somit kann auch die Zusammenstellung des Portals grundsätzlich dem einstigen Zustand entsprechen (siehe Bd. I. Abb. 7 und 14).
und mit dem Vergleich der Größen. Sie könnte vielleicht Gewissheit in der Frage über die Echtheit der Steinelemente bringen, und könnte auch Informationen über ihre ehemalige Position liefern.57
Über jene Steinplatten und Säulenschäfte, die keine Stilformen aufweisen, kann man mit kunstgeschichtlicher Methodik nicht entscheiden, ob sie Originale sind. Daher ist das Alter der Rotmarmor-Hinterwand, der Sitzbänke, der Sockelverkleidung und der Säulenschäfte der Blendarkaden im Vorraum der Kapelle, sowie im Speisesaal fraglich. Dies gilt auch für die Säulenschäfte in den Mauerwinkeln und in den Skulpturennischen der Kapelle, für die Rotmarmor-Wandverkleidung samt den Hinterwänden der Skulpturennischen, so wie auch für die Schaftelemente der Wanddienste und der Wandpfeilerbündel im Speisesaal einschließlich der Wandverkleidung dahinter. Außer den bereits erwähnten originalen Details ist es auch schwer, zum Steinmaterial des Portals Stellung zu nehmen. Dessen Bauplastik ist wahrscheinlich großteils original,56 man kann dies jedoch schwer von allen Zweifeln frei beweisen. Eine mit einer Restaurierung verbundene, gründliche, und jeden einzelnen Stein behandelnde Untersuchung lässt noch auf sich warten: Eine solche müsste aus einer Reihe von Detailbeobachtungen bestehen, nämlich mit versatztechnischen Untersuchungen
Von der Abtei Pannonhalma ist mehr erhalten geblieben als von der Klosterneuburger Kapelle (Abb. II.10–11). Der Kreuzgang wurde 1486 im spätgotischen Stil erneuert,58 seinen Vorgänger können wir aufgrund des in situ sichtbaren Eingangs vom Refektorium und einiger Arkadenelemente (Basen von gekuppelten Säulen, Bogenelemente) beurteilen.59 Die Kirche blieb bis zum 19. Jahrhundert gut erhalten. Zu dieser Zeit fiel ihr westlicher Teil einem klassizistischen Umbau zum Opfer, den Franz Storno der Ältere in seiner neogotischen Restaurierung rückverwandelt hat. Gleichzeitig wurde von ihm auch der größere, originale östliche Teil der Kirche neogotisch umgestaltet (Abb. II.4).60 Den Zustand zwischen den beiden Umbauten dokumentiert das präzise, und auch mit Darstellungen der bauplastischen Details reichlich versehene Zeichnungsmaterial des Architekten Robert Onderka. Nach dem Studium der Bauplastik vor Ort und aufgrund von Onderkas Zeichnungen kann man behaupten, dass sich die Restaurierung großteils auf die Reinigung und Stockung der Bauplastik und der Quaderflächen beschränkt hatte.61
55 Seeger behauptet: Die westliche Abschlußmauer der Kapelle konnte nur zu einem kleinen Teil ausgegraben werden, so daß es für ein Portal – eventuell mit Mittelstütze – keinen Anhaltspunkt gibt. Seeger 1997, 124. Während der Ausgrabungen von 1952–1953 wurde jedoch fast die ganze westliche Grundmauer freigelegt, und der dort im mittleren Teil des Fundamentes aufgedeckte, ungefähr 4 m breite, engere Mauerabschnitt ergibt die umgefähre Breite des Portals. Bei der Berechnung muss beachtet werden, dass es sich hier um ein Fundament handelt, das breiter ist, als die darüber befindliche Struktur, sodass deren Breite nur angenommen werden kann. Diese Unsicherheit wird auch noch dadurch vergrößert, dass nur die linke Mauerecke des engeren Grundmauerabschnitts erhalten geblieben ist. Trotzdem können die folgenden Angaben gut mit der Breite des Portals im Hof der Franzensburg in Einklang gebracht werden: Öffnungsbreite: 2,5 m, Gesamtbreite samt den Laibungswänden: 4,15 m. Siehe dazu: Schwarz 1996, 22 und Schwarz 2013b. 12, 27, 39. 56 Seit Beginn der Erforschung wird es fast übereinstimmend so interpretiert: Essenwein 1861, 29–30; Hutter 1957/58, 3–4, 12–13; Schwarz 1996; Seeger 1997, 125–130; Schwarz 1998k, 310–312, Nr. 77; Schwarz 2013a, 104–106; Schwarz 2013b, 60–62.
Den Gegenstand unserer Untersuchung stellt nur jene letzte Bauphase des Umbaues der Kirche im 13. Jahrhundert dar, die sich unmittelbar aus der 57 Über die Schlussfolgerungen betreffend die Originalität der Bauplastik, ausgehend von der Bestimmung des Steinbruches des verwendeten Rotmarmors siehe Kapitel II.9 in diesem Band, und die im Anhang beigefügte Studie von Farkas Pintér und Bernadett Bajnóczi. 58 Levárdy 1962, 35–40; Papp 1996, 67–87. 59 Gergelyffy 1963, 198–199, Abb. 6-7; H. Gyürky / Gergelyffy / Kőfalvi / Sedlmayr 1963, 139–141, 145–151, Abb. 12, 13, 15–17, 28 und 29; Mons Sacer 1996, Bd. I, Kat. Nr. II.22. (Takács, Imre). 60 Askercz 1996, 191–202; Dávid 1996, 203–221. 61 Die erste Untersuchung Levárdys beruhte auf den Akten des Archivs von Pannonhalma und dem Nachlass von Franz Storno dem Älteren. Levárdy 1939, 35–51. Später erweiterte er seine Untersuchungen auch auf die Originalität der Bauplastik, unter Einbeziehung von Onderkas Zeichnungen, obwohl seiner Aufmerksamkeit mehrere auffällige Umarbeitungen entgingen. Levárdy 1962, 14–18. Vgl. auch: Takács 1996a, 38–40 und Dávid 1996, 210, 213.
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Abb. II.4 Baualterplan der Benediktinerklosterkirche zu Pannohalma (Takács 1996a, 32, Abb. 1, mit Änderungen von Tibor Rostás)
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Abb. II.5 Die Bauperioden des 13. Jahrhunderts der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Mit Abänderung des Baualterplans von Takács (Mons Sacer 1996, Bd. 1, unpag. Beilage, mit Änderungen von Tibor Rostás)
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französischen Hochgotik ableiten lässt. Auch bei dieser muss man einen zweifachen Anpassungszwang berücksichtigen. Der Umbau bestand in der Erneuerung einer Struktur aus der Zeit um 1000, welche mit der Erhaltung eines Teiles des Vorgängerbaus (Seitenschiffmauern, Westchor und Westkrypta) einherging.62 Auch bei den neuen Teilen war der erhöhte Ostchor mit der Ost62 Auf Bitten von Abt Anastasius hatte im Jahr 1001 oder 1002 König Stephan I. der Heilige (reg. 1000/1001–1038) für die Benediktinerabtei St. Martin von Pannonhalma eine Schenkungsurkunde ausgestellt, in der festgehalten wurde, dass die Abtei noch von seinem Vater, dem Fürsten Géza (reg. vor 972–997) begonnen worden ist. Aufgrund des Schenkungsbriefes von König Béla II. dem Blinden (reg. 1131–1141) aus dem Jahre 1137 ließ Abt David die abgebrannte Kirche wiederherstellen, ausbessern und erweitern. Das so erneuerte Kirchengebäude wurde in der Anwesenheit des Königs von Erzbischof Felician von Esztergom und von anderen Bischöfen wieder geweiht. Es ist nicht eindeutig, ob die jüngst freigelegten Gebäudereste, welche älter als die Bauphasen des 13. Jahrhunderts sind, einen Teil der um 1000 errichteten ersten Kirche oder des im Jahre 1137 geweihten zweiten Baues darstellen. Laut des für die Ausgrabung zuständige Archäologe gehört der Westchor zur Kirche des 11. Jahrhunderts, die Seitenschiffmauern dagegen zu jener des 12. Jahrhunderts: László 1994, 118–120; László 1995, 88–106; László 1996a, 5–10. Imre Takács verband die freigelegten Reste eindeutig mit der frühen Kirche: Takács 1996a, 35–38; Takács 2000b, 617–620; Takács 2002, 301–306. Für den Verfasser scheint die letztere Variante wahrscheinlicher und akzeptabler.
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Abb. II.6 Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Nordwand des Mittelschiffes von Osten (Foto: © Tibor Rostás)
krypta wahrscheinlich eine Neuschöpfung des früheren Baues im Zeichen der Treue zur Tradition. Andererseits mussten sich die Franzosen bei der Planung des Umbaus auch an die früheren Teile aus dem 13. Jahrhundert anpassen. Zur Zeit ihrer Ankunft standen bereits der östliche Hauptchor mit der Krypta, der nördliche Nebenchor, von den niedrigen Teilen des Langhauses die drei östlichen Joche des nördlichen Seitenschiffes samt ihren Pfeilern und Gewölben, sowie im Süden das erste östliche Joch des Seitenschiffes. Die nördlichen Wandpfeiler waren in die Seitenschiffmauer durchwegs eingesetzt gewesen (Abb. II.5).
…
Es ist auf den ersten Blick schwierig, auch nur irgendeine Verwandtschaft zwischen dem entsprechenden Gebäudeabschnitt in Pannonhalma und der Klosterneuburger Pfalzkapelle zu entdecken (Abb. II.6). An der Mittelschiffwand in Pannonhalma, die eigentlich zur Gänze von jener französischen Bauhütte gebaut worden war, die die Kirche vollendet hatte, sieht man dies überhaupt nicht. Wegen der Anpassung an die Gegebenhei-
ten, wegen den Ansprüchen des Auftraggebers oder aufgrund anderer Kriterien ist die Wandgliederung in recht konservativer Form verwirklicht worden und unterscheidet sich in keiner Weise von den lokalen Bauten. Die schwerfälligen dicken Pfeiler, die niedrigen und engen Arkaden, sowie jene schwere Mauermasse, die nur von der Fensterzone auf der südlichen Seite durchbrochen ist, bestimmen einen Innenraum von romanischem Charakter. In diametralem Gegensatz dazu erscheint die Gestaltung auf jener Zeichnung des Chorherrn Prill, die den Innenraum der Klosterneuburger Pfalzkapelle darstellt: eine feine, schlanke und kühne gotische Wandgliederung (siehe Bd. I. Abb. 4). Bei jener Struktur, die als zweischaliges System oder als mur mince bezeichnet wird, endet die Mauer eigentlich oberhalb der Blendarkatur der Sockelzone, außen geht nur die Quaderverkleidung weiter, aber auch diese wird von Fensterflächen unterbrochen, die sich fast über die ganze Breite der einzelnen Joche spannen, und innen steigen vor den fehlenden Mauerflächen nur die bleistiftdünn anmutenden gewölbetragenden Dienste auf. Zwischen den beiden Mauerschalen verläuft vor der Fensterzone ein innerer Laufgang. Die Kühnheit ist hier mit virtuosem technischem Können gepaart: Oberhalb des Laufganges verbindet zwischen den Fenstern eine dünne Mauerzunge die Gewölbeanfänger und die oberen Teile der Dienste mit der äußeren Mauerschale und mit den daran angefügten Strebepfeilern.63
Gegenüber den strukturellen Unterschieden im Inneren, hatte man außen das voneinander abweichende Bild mit einer ähnlichen Art der Konstruktion zustande gebracht. Sowohl die aus dem 13. Jahrhundert stammenden Teile von Pannonhalma, als auch die Capella Speciosa wurden aus Quadersteinen gebaut. Auf der Zeichnung Benedikt Prills deutet das in Höhe der Fensterbänke verlaufende Gesims auf ein Zurückspringen der Wandfläche, über welchem sich die Fenster in halbkreisförmigen Wandnischen befinden, die von Säulen begleitet sind (siehe Bd. I. Abb. 4). An den Archivolten der Nischen verläuft oberhalb der Säulen ein einfaches Profil, vielleicht ein Rundstab. Die Öffnung ist zweibahnig und ist oben mit kleinen mehrpassigen Rundfenstern bekrönt. Der Stab selbst ist anscheinend säulenförmig, oder – was wahrscheinlicher ist – es haftet ihm innen und außen jeweils eine Halbsäule an. 63 Schwarz 1980, 6; Schwarz 2013a, 103; Schwarz 2013b, 51–52.
Dementsprechend wird auch der Fensterrahmen gegliedert gewesen sein. Der obere bogige Teil um das Rundfenster ist auch innerhalb der Nische aus Quadern gemauert; die Struktur bewahrt also noch insofern jene frühere Lösung, die die Mauer mit selbstständigen, gekoppelten Öffnungen durchbricht; im übrigen ist sie aber als ein Fenster zu betrachten. Sie besitzt kein echtes Maßwerk, ihr Entwicklungsgrad entspricht den Langhausfenstern von Chartres.64 Über den viergeteilten Strebepfeilern erstrecken sich gleich breite, aber flachere Lisenen nach oben bis zum Hauptgesims.65
Die ursprünglichen Südfenster des Mittelschiffes, die kürzer waren als die jetzigen, standen auch in Pannonhalma in Wandnischen. Bei der Fensterbank – an die sich auch das Dach der Seitenschiffe anschloss –, kann man das von einem Wandflä64 Héliot 1970a, 182; Brucher 1990, 16–17; Nussbaum 1994, 48; Schurr 2007, 140 (Plattenmaßwerk). 65 Seeger 1997, 121–122. Laut ihrer Meinung waren zur Zeit der Abbildung die oberen, mehrpassigen Rundfenster zusammen mit den Fensternischen bereits vermauert und auch die Strebepfeilerfortsätze fehlten. Sie interpretiert diese Details auf Prills Zeichnung als rekonstruktiv. Den zeitgenössischen Zustand zeigt, ihrer Meinung nach, ein neuzeitlicher Stich, der den kompletten Gebäudekomplex des Klosterneuburger Klosters darstellt, während die Veränderungen durch Brandbeschädigung und einer darauffolgenden Dacherneuerung zu erklären wären. Das dargestellte Dach ist zweifellos nicht das originale und im Zuge seiner Errichtung könnte auch die Mauerkrone verändert worden sein. Der Verfasser nimmt jedoch an, dass die Fensterform davon nicht betroffen war. Warum hätte bei Arbeiten am Dach die luftige Nischenkonstruktion durch eine Vermauerung in eine schwere umgewandelt worden sein? Falls doch, wie gelangte Prill zu den Detailformen der Fenster – jene innen wie außen konsequent dargestellten Details, die so klar mit einer speziellen nordfranzösischen Fenstergliederungslösung gleichzusetzen sind und im zeitgenössischen Mitteleuropa ungewöhnlich und etwas Besonderes waren? Vielmehr kann man schließen, dass die Kapelle auf dem kleinen Ausschnitt des großformatigen Bildes weniger ausführlich dargestellt wurde, als auf der Zeichnung Prills, die ausdrücklich die Kapelle zum Thema hat. Dafür spricht auch, dass auf dem Stich einzelne Details fehlen, die in der Zeichnung des Chorherren studiert werden können, wie zum Beispiel die innere Gliederung des Emporenfensters und die ausgebrochenen Pässe des Rundfensters der Vorhalle oder das Sockelgesims und einzelne Wasserschläge der Strebepfeiler. Bei dem Stich muss man darüber hinaus mit einer zweifachen Umsetzung rechnen, sodass auch zwischen der als Grundlage der Darstellung dienenden Zeichnung und der Ausführung des Stiches Abweichungen entstanden sein können.
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chenrücksprung begleitete Gesims beobachten. Die Wandnischen, die die Wandabschnitte zwischen den Strebepfeilern ausfüllen, werden von abgeschrägten Spitzbogen gerahmt, die kapitellartige Konsolen stützen (Abb. II.7).66 Diesen entsprechen übrigens im Innenraum ebenfalls von Konsolkapitellen aufsteigende und gleichfalls abgeschrägte Schildbogen. Von der zerstörten Fenstergliederung sind einige Details bekannt.67 Die Rede ist hier von den Schulterfragmenten eines grob geformten Stabes von einem wahrscheinlich zweibahnigen Fenster, der in zwei Richtungen abzweigt. Die Struktur war mit Bestimmtheit enger, als die Mauerbreite; ihr oberer Abschluss, der hätte angeben können, ob hier ein echtes Maßwerk bestand, ist nicht bekannt. Über den Stab können wir jedoch mit Sicherheit sagen, dass er nicht als eine Säule geformt ist. Oberhalb der Strebepfeiler kann man auch hier einen lisenenartigen Fortsatz beobachten, hier ist er aber enger, als der Pfeilerleib.68
66 H. Gyürky / Gergelyffy / Kőfalvi / Sedlmayr 1963, 134–136, 138 und Abb. 9–11, 25; Takács 1996a, 44. 67 Imre Takács: Pannonhalma, in: Paradisum Plantavit 2001, 672, Abb. 14 und 15. 68 Solche Strebepfeilerfortsätze kann man auch an den Fassaden der Zisterzienserabtei des siebenbürgischen Kerz (Kerc, Cârţa) beobachten, sowohl am Chor der Kirche, als auch an der einzigen erhaltenen Mauer des Klosters an der Westfassade des Ostflügels. Die Form erscheint auch an dem mit Kerz verwandten Chor der St. Bartholomäuskirche von Kronstadt. Vgl.: Entz 1963, 22, 24, Fig. 2, 4, 16, 17 und 28.
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Abb. II.7 Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Außengliederung der Südwand des Mittelschiffes (Foto: © Tibor Rostás)
Jene Bautruppe, die den Bau der Kirche von Pannonhalma zu Ende geführt hat, verwendete eine spezielle Variante des kantonierten Pfeilers (Abb. II.30–31). In der Klosterneuburger Kapelle hatte es keine freistehenden Pfeiler gegeben, aber auch bei den Wandpfeilern hatte man die Stützenbildung anders gelöst, als in Pannonhalma. Auf der Zeichnung Benedikt Prills erscheinen schlanke Dreiviertelsäulen und die im Speisesaal der Franzensburg eingebauten Wandpfeiler sind mit endélit-Diensten erweitert (Abb. II.33a). Eine den Klosterneuburger Beispielen recht ähnliche, mit en-délit-Stützen versehene Wandpfeilerbasis ist auch aus der Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom bekannt (Abb. II.33b und II.34).
Diese Übereinstimmung ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Grundriss dieser Esztergomer Kapelle in ihren Hauptzügen jenem der Capella Speciosa gut entspricht (Abb. II.8).69 Beide Kapel69 Buzás 2004, 19. Es ist bemerkenswert, dass auch Seeger die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom und deren enge französische Zusammenhänge anführt, ohne jedoch die Beziehung zur Klosterneuburger Kapelle zu erwähnen. (Die Wandpfeilerbasis mit en-délit-Diensten lässt sie an die Seitenschiffe der Pariser Kathedrale denken). – Seeger 1997, 146, Anm. 111. und Abb. 68.
Abb. II.8 Grundriss der Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom (Máthes 1827, Taf. IV, Detail)
Abb. II.9 Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Nordöstlicher Gewölbeanfänger des Ostjoches vom Mittelschiff (Foto: © Tibor Rostás)
len sind dreijochige, mit einem Fünfachtel-Abschluss und Strebepfeilern versehene Gebäude samt Vorhalle. Die Joche des Klosterneuburger Baus sind rechteckig, jene der Esztergomer Kapelle nähern sich einem Quadrat an. Das Westportal führt in beiden Fällen von der Vorhalle in den Kapellenraum, wobei sich in Esztergom auch ein Eingang an der Südseite in der östlichen Hälfte des ersten Joches öffnete. Auch dessen abgestufte Laibung, die vor die Wandfläche springt, ist auf der Darstellung zu sehen. Die südliche Mauer der Vorhalle ist viel schmaler als jene der Kapelle, innen ist sie mit Wandpfeilern in drei Wandabschnitte gegliedert, in denen sich Fenster öffnen; eventuell könnten sogar Sitznischen vermutet werden. Leider weiß man über den Aufbau des Kapellenraumes, über die Wanddienste und über die verhältnismäßig breit, aber ungeteilt dargestellten Fenster des Chorhauptes hinaus gehend fast nichts. György Széless hat die vermauerten Fenster beschrieben.70 Das bereits erwähnte Modell aus der Neuzeit bezeugt spätere Umbauten, und stellt die Kapelle mit nachträglich eingezogenen Mauern dar.71 Von der eleganten mur mince
Struktur ist jedenfalls auch hier keine Spur.72
70 Széless 1998, 117. 71 Lepold 1938, Abb. auf 493 und 495; Marosi 1984, Abb. 25–27.
Das Mittelschiff von Pannonhalma wurde mit sechsteiligen Gewölben gedeckt (Abb. II.10–11). Die aus der ersten Bauperiode erhaltenen Rippenansätze am östlichen Ende des Mittelschiffes73 richten sich eindeutig nach dem zweiten Pfeiler 72 Die Präzision des Grundrisses – die auch die identifizierte Basis bezeugt – verrät, dass die an die nördliche Seite anschließenden und von der Kapelle her zugänglichen Ansatzräume nachträglich errichtet wurden. Die starke Ostmauer des zweiräumigen, sakristeiartigen Ansatzes hatte man an einen in Radialrichtung stehenden Strebepfeiler des Chores angebaut, während ein anderer Strebepfeiler in den Innenraum reichte. Wegen dieses Pfeilers konnte man die westliche Laibung des Eingangs nicht der östlichen entsprechend schräg ausbilden. Aufgrund des Fensters mit abgeschrägter Laibung an der Ostwand der Sakristei ist zumindest der an die Kapelle anschließende Raum als mittelalterlich erkennbar. Jener Ansatzraum, der an das erste Joch der Kapelle angefügt ist und mit seiner Westwand den Strebepfeiler der nordwestlichen Mauerecke nach Norden fortsetzt – aufgrund der Wendeltreppe ist dies vielleicht eine Nebenkapelle mit Oratorium – ist eindeutig als sekundär zu betrachten. Das Erdgeschoß war von der Kapelle, das Obergeschoß von der Wendeltreppe her zugänglich. Über die Nebenräume siehe weiters: Horváth / H. Kelemen / Torma 1979, 93; Marosi 1984, 51. 73 Takács 1996a, 42.
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Abb. II.10 Innenansicht der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma nach Osten vor der letzten Umgestaltung (Foto: © Attila Mudrák)
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Abb. II.11 Innenansicht der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma nach Westen nach der letzten Umgestaltung (Foto: © Tamás Török)
aus, und weisen ebenfalls auf ein sechsteiliges Gewölbe (Abb. II.9). Die sechsteilige Einwölbung des Mittelschiffes stand also bereits in den Plänen der ersten Bautruppe fest, und war nicht erst die Absicht jener, die das Gebäude vollendet haben. Das heißt, dass die Franzosen nicht ein früheres Kreuzgewölbesystem verworfen und stattdessen das sechsteilige Gewölbe des Mittelschiffes errich-
tet haben,74 sondern es war bereits zum Zeitpunkt ihrer Ankunft eine Gegebenheit, die sie beibehielten. In Klosterneuburg hatte man laut Benedikt Prills Zeichnung im Kapellenraum und auf 74 Wie Imre Takács (Takács 1993a 102–103 und Takács 1996a, 51) – in der letzteren Arbeit von der Pfeilerstruktur ausgehend – angenommen hatte. Zweifellos könnten die gleich bearbeiteten früheren Pfeiler ohne Stützenwechsel und die auf ihnen an der Mittelschiffmauer nach oben verlaufender einziger Stütze auf ein Kreuzgewölbe deuten. Es gibt jedoch Fälle, in denen die Pfeilergliederung und die Stützenverteilung nicht unbedingt mit einer strengen Logik das Gewölbesystem vorbereiten.
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Abb. II.12 Die Porta Speciosa, das südliche Prunkportal der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma (Paradisum Plantavit 2001, 283, Abb. 10) Abb. II.13 Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma, Grundriss der Porta Speciosa. Aufmaß von Márton Sarkadi (Mons Sacer 1996, Bd. 1, 203, Abb. 51)
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der Empore Kreuzgewölbe angewandt (siehe Bd. I. Abb. 4) und auf solche weist auch die Dienstverteilung der Kapelle in Esztergom. In Klosterneuburg war das sechsteilige Gewölbe jedoch nicht unbekannt: In jenem Gebäude der Pfalz, das in einiger Entfernung von der Kapelle stand und einen viereckigen Grundriss besaß, befand sich in der westlichen Hälfte des Obergeschoßes ein Raum mit einem solchen Gewölbe.
Zwischen dem südlichen Haupteingang von Pannonhalma, der Porta Speciosa, und dem in der Franzensburg erhaltenen Eingang der Capella Speciosa, der sich ursprünglich in die Vorhalle der Kapelle öffnete, besteht in der Art, wie die Monolithsäulen vor das schräge Gewände gestellt sind eine bestimmte Ähnlichkeit (Abb. II.12–13; siehe Bd. I. Abb. 7 und 14). Darüber hinaus ist aber keine weitere Verwandtschaft innerhalb der Struktur greifbar und es lohnt sich auch nicht, die Details zu vergleichen. Die verdoppelten Säulen stellen die Besonderheit des Portals von Pannonhalma dar, welche noch dazu mit der Seitenschiffmauer parallel stehen. Demgegenüber hat das Portal der Pfalzkapelle zwei Öffnungen. In Klosterneuburg ist die schlanke spitzbogige architektonische Struktur vorherrschend, während am halbkreisförmigen Prunkportal von Pannonhalma auch die reiche und üppig untermeißelte Ornamentik eine akzentuierte Rolle spielt.
Es scheint demnach so, als würden die bisherigen Untersuchungen unsere vorausgegangenen Erwartungen kaum bezeugen, da sich zwischen den Gebäuden keinerlei direkte strukturelle Zusammenhänge zeigen. …
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II.3 Die in situ Detailformen der Capella Speciosa und der Babenbergerpfalz in Klosterneuburg Eine topographische Beschreibung Die einzige in situ erhaltene stiltragende Detailform der Capella Speciosa befindet sich am Rest jenes Nebenraumes mit polygonalem Abschluss, der sich an den Chor im Süden anschließt.75 Das Bodenniveau des Nebenraumes – welcher wohl eine Sakristeikapelle gewesen sein dürfte – liegt deutlich tiefer, als jenes der Kapelle. Der Niveauunterschied zwischen der Kapelle und ihrem Nebenraum wurde durch einen innerhalb der gemeinsamen Mauer befindlichen Treppengang überbrückt. Der untere Eingang der Treppe auf der Seite der Sakristeikapelle öffnete sich auf der Nordmauer der Raumeinheit unmittelbar neben dem nordwestlichen Mauerwinkel. Die abgetiefte Oberfläche des Dreipaßtympanons der Tür hatte einst einen abgeschrägten Rand (Abb. II.14). Die Gestaltung des Eingangs in der sorgfältig gelegten, großquadrigen Mauer76 ist ziemlich einfach. Die quadratische Öffnung selbst ist drei Quaderreihen hoch, das Tympanon ist in die Oberfläche des über dem Eingang befindlichen Quaders eingetieft. Die Tür verfügt auch über keine eigenen Pfostensteine, an ihrer linken Seite schließt sich die Westmauer der Raumeinheit unmittelbar an.77 75 Der Nebenraum wurde 1976–1977 freigelegt. Die Mauern des Nebenraumes wurden vom Ausgrabungsleiter als nahtlos zusammenhängend und in der gleichen Bauphase mit der Capella Speciosa errichtet erkannt. Ubl 1979, 101–103, 124–125; Ubl 1981, 4–5. 76 Ubl 1979, 103. 77 Das Klosterneuburger Tympanon bezeugt trotz seiner abgewitterten Oberfläche das Vorkommen eines nordfranzösischen Nebeneingangstyps in Mitteleuropa: Solche Nebeneingänge mit profiliertem Rahmen und dreipassförmigem Bogenfeld mit abgetiefter Oberfläche erschienen in den mittleren Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts auch in der Veszprémer Gisela-Kapelle (Rostás 2000b, 64–65) und auch im Siebenbürger Stilkreis der Zisterzienserabtei von Kerz. Bei der reicheren Variante besteht das Profil aus drei Elementen (Rostás 2000a, 31–34, Kerz, Kronstadt, Mühlbach [Szászsebes, Sebeş]). Die einfachere Variante ist mit einer Abschrägung gegliedert (Rostás 1998a, 40; Rostás 1998b, 64, Bistritz [Beszterce, Bistriţa] und Urwegen [Szászorbó, Gârbova]). Ein mit Stab gegliederter Rahmen, mit verputzter, wahrscheinlich abgetiefter Oberfläche versehenem Tympanon findet sich in Halmagen (Halmágy, Hălmeag) (Rostás 2002, 92–93). Ein weiteres Charakteristikum des Eingangstypus ist, dass das Rahmenprofil des Bogenfeldes die Gliederung der Pfosten fortsetzt. (Eine derartige Gliederung fehlte auf der linken Seite in Klosterneuburg mit Sicherheit, auf der heute bereits
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Abb. II.14 Capella Speciosa zu Klosterneuburg. Treppeneingang von der Sakristeikapelle aus gesehen (Foto: © Tibor Rostás)
Der Mauergang hat eine Quaderverkleidung und ist oben mit gestaffelt erhöhten Steinplatten bedeckt. Die ersten beiden Steinplatten der Decke sind noch heute erhalten. Diese untere Strecke der Treppe führte offensichtlich zu jener viereckigen Tür, welche sich einst in den Innenraum der
völlig zerwitterten rechten Seite könnte es sie gegeben haben). Den Türtypus behandelt in einen breiteren Kontextsystem der gotischen Öffnungsrahmen: Tóth 1976, 332–338: Urwegen, Bistritz, Mühlbach, Kerz, St. Bartholomäuskirche in Kronstadt. Die wirklich frühen französischen Vorbilder dieser Form sind dem Verfasser nicht bekannt. An der Westwand des nördlichen Querhauses der Kathedrale von Amiens erscheint um das Dreipasstympanon der Variante mit dreiteiligem Rahmenprofil auch ein sich auf Konsolenhäupter stützender, rundbogiger und mit Blätterschmuck versehener Rahmen. Siehe: Branner 1965, Pl. 6; Kimpel / Suckale 1995, 15–16, (das Bogenfeld ist nicht rundbogig), Abb. 7.
Kapelle öffnete, wie dies auf der Zeichnung des Kapelleninneren von Benedikt Prill sichtbar ist. Auf der Zeichnung ist auch zu sehen, dass sich die Treppe in westlicher Richtung nach oben fortsetzte (siehe Bd. I. Abb. 4). Diese obere Strecke des Mauerganges führte wohl zur Westempore der Kapelle.78
Die Sakristeikapelle war gewölbt, auf ihrer Westwand ist der Abdruck des rundbogigen Schildbogens erhalten geblieben, sowie im nordöstlichen Mauerwinkel, oberhalb des Treppeneinganges eine dreieckige Eckkonsole (Abb. II.14).79 Die südwestliche Konsole wurde zusammen mit dem Kämpfer herausgenommen, nur ihre Einbettung ist noch zu sehen. An der Nordwand, östlich von der untersuchten Treppentür befindet sich eine rundbogige, großformatige Nische, die mit einem mit rechtwinkligen Rückschnitten gegliederten Rahmen versehen ist. Der senkrechte Rahmen der Nische ist abgewittert, man kann die Gliederung nur mehr auf dem Bogen erkennen.
Wie Ulrike Seeger feststellte, wurde die Ostmauer des anschließenden Palastflügels nachträglich an die Westmauer des Nebenraumes der Pfalzkapelle angebaut. Seeger ist auch ein Element des einstigen Hauptgesimses der Sakristeikapelle aufgefallen, an welches die Wand der Pfalz angemauert worden war. Die Ausrichtung der beiden Mauern weicht voneinander leicht ab und auch die Bearbeitung der Quadern der Pfalz ist auch nicht so sorgfältig wie jene der Kapelle, obwohl ihr Sandsteinmaterial identisch ist.80
Die wichtigsten Detailformen der mit verschiedenen Öffnungen reich gegliederten östlichen 78 Laut Hannsjörg Ubl führte der untere Abschnitt der Treppe vom Nebenraum nicht unmittelbar in die Kapelle, sondern in einen Raum der Pfalz, und erst von dort konnte man in die Kapelle, bzw. auf die Empore gelangen. Ubl 1979, 125. Ubl begründet seine Behauptung aber nicht, und die Treppe ist in dieser Höhe nicht erhalten. Obwohl der Aufgang offenbar nie in einem Pfalzraum mündete, ist es plausibel eine direkte Verbindung zwischen dem Obergeschoß der Pfalz und der Kapellenempore anzunehmen, wodurch der Landesherr und seine Begleitung von der Pfalz direkt die Empore erreichen konnte. 79 Ubl 1979, 103. 80 Seeger 1997, 106.
Palastfassade sind die Triforienfenster des Obergeschoßes.81 Die drei Fenster befinden sich jeweils in einem viereckigen Wandspiegel, dessen profilierter Rahmen vor die Wandebene springt. Das Profil wird von einem Stab, von einer Hohlkehle, sowie von einem Spornelement gebildet, die am Unterteil des senkrechten Teiles hornförmig enden (Abb. II.64q). Die Sohlbank war auch profiliert, ist aber heute mit Ausnahme der unteren Hohlkehle abgewittert. Die dreifachen Öffnungen sind rundbogig, die Bogen und die seitliche Zargenmauer ungegliedert. Die inneren Dienste sind Säulen, von denen eine einzige, die Nordsäule des Nordfensters, original ist, alle anderen sind Ergänzungen. Die Originalsäule hat eine Deckplatte und eine Plinthe mit viereckigem Grundriss. Die Deckplatte ist mit einer Hohlkehle und mit rechtwinkligen Rückschnitten gegliedert, oberhalb der Plinthe befindet sich eine flache attische Basis mit hervorspringendem unteren Torus. Die innere Schicht der Knospenblätter des Kapitells ragt über die Ecken hinaus, die äußere Schicht ist mit gelappten Blättern geschmückt. Die Kapitellornamentik ist schwer beschädigt erhalten fügt sich aber gut in die Formensprache der erhaltenen Kapitelle der Pfalzkapelle.
An der sogenannten Hundskehle liegen die Reste eines auf rechteckigem Grundriss stehenden zweigeschoßigen Palastgebäudes, welche von neuzeitlichen Häusern umgeben sind.82 Die Längsachse der Pfalz ist im Gegensatz zur oben behandelten nördlichen Palasteinheit, in ost-westlicher Richtung ausgerichtet. Die Gliederung der Nordmauer des Gebäudes mit Strebepfeilern und die glatten Quaderoberflächen der Strebepfeiler sprechen dafür, dass es keine Verbindung zum nördlichen Palastteil hatte und davon getrennt stand. Aber seine östliche Endmauer und die östliche Längsmauer des nördlichen Palastflügels sind aufeinander ausgerichtet, sie sind ungefähr entlang einer Geraden angelegt. Das Gebäude wurde von einer quer ver81 Die Pfalzmauer wurde 1977 erforscht und anschließend konserviert. Auch die Fenster wurden damals freigelegt. Ubl 1981, 4–5. 82 Die Ausdehnung des Gebäudes vom Grundriss her ist nicht völlig geklärt. Auf dem Gebiet fand noch keine Ausgrabung statt. Neuerlich wiesen Sondagen der Bauforschung im südwestlichen Mauerwinkel der Pfalz die innere Mauerfläche der beginnenden Westwand und ein weiteres, kleines Segment davon nach. Vgl.: Gröninger 2011, 270, Abb. 65. (hier als Nordmauer erörtert). Die Außenfläche der südlichen Mauer der Pfalz ist wegen der angebauten neuzeitlichen Häuserreihe nicht zu untersuchen.
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Abb. II.15 Babenbergerpfalz zu Klosterneuburg. Tympanon der Tür zwischen zwei Sälen am Geschoß des Südpalastes. Im Mauerwinkel Konsolenrest mit Gewölbeanfänger (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.16 Babenbergerpfalz zu Klosterneuburg. Säulenkapitell in der linken Laibung der Tür zwischen zwei Sälen am Geschoß des Südpalastes (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.17 Babenbergerpfalz zu Klosterneuburg. Säulenkapitell in der rechten Laibung der Tür zwischen zwei Sälen am Geschoß des Südpalastes (Foto: © Tibor Rostás)
laufenden inneren Trennmauer in zwei Teile geteilt. Dementsprechend befanden sich im Obergeschoß zwei große, mit Rippengewölben versehene Säle. Der im Grundriss rechteckige westliche Saal hatte einst ein sechsteiliges Gewölbe, der im Grundriss nahezu quadratische östliche Raum war mit einem achtteiligen Gewölbe bedeckt.83
Die einst wohl spitzbogigen Schildbogenabdrücke zeigen, dass die Südmauer des Gebäudes beinahe bis zur Höhe der ursprünglichen Mauerkrone steht, die Trennmauer ist etwas niedriger erhalten. An diesen Mauern können die erhalten gebliebenen Detailformen der Säle studiert werden.
83 Die inneren Wände des ehemaligen östlichen Saales konnten 1993 untersucht werden. Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der Bauforschung bietet:
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Im ehemaligen westlichen Saal kann man auf der Wlach 1994, 36–38. Die Süd- und Westmauer des Saales wurden 1996 vermessen (Abb. II.18–19).
Abb. II.18 Babenbergerpfalz zu Klosterneuburg. Südmauer eines Saales an der Ostseite des Obergeschosses im Südpalast. Bauaufnahme im Stiftsarchiv zu Klosterneuburg, 1996
linken Seite der Trennmauer, nahe des Mauerwinkels, den oberen Teil einer mit Ziegeln vermauerten Tür sehen (Abb. II.15). Die Tür hat einen abgetreppten Rahmen, im Winkel stand ein Säulenpaar. Die Türöffnung selbst ist viereckig und mit Sturzkonsolen versehen. Die Säulenkapitelle sind erhalten geblieben, auf ihnen ruht ein profilierter Korbbogen. Die Form des Korbbogens scheint sekundär zu sein,84 sie besteht aus nachträglich zusammengefügten Elementen, welche großteils nicht einmal bogig sind. Ungeachtet dessen sind auch diese in die gleiche Zeit zu setzen, da sie aus demselben weißen Marmor gemei84 Gröninger 2011, 271.
ßelt sind, wie einzelne Elemente der Pfalzkapelle. Die Gliederungsreihe von außen nach innen ist: Schräge, Hohlkehle, Wulst und halbe Hohlkehle (Abb. II.64e). An den Säulenkapitellen erscheinen auf der unteren Schicht der kanellierten Knospenblätter fein gegliederte weinblattartige Gebilde, welche in ihrem oberen Teil vorbuckeln (Abb. II.16–17). Die dünnen Stiele der Letzteren setzten etwas oberhalb des Halsringes an. Die Art ihrer Auslappung und die Gestaltung des buckeligen oberen Teils ist mit den ähnlichen Kapitellen der Kapelle verwandt. Die fehlenden Säulenschäfte waren separate Monolithe, wie ihre Fügungsfläche am Unterteil der Kapitelle zeigt. Das äußere Laibungsprisma der Öffnung ist abgeschrägt, wel-
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Abb. II.19 Babenbergerpfalz zu Klosterneuburg. Westmauer eines Saales an der Ostseite des Obergeschosses vom Südpalast. Bauaufnahme im Stiftsarchiv zu Klosterneuburg, 1996
ches oben von den nach außen gebeugten kugeligen Knospen des Kapitells angehalten wird. Die Laibungsprismen wie auch die Türsturzkonsole und die Deckplatte sind aus dem gleichen Stein gemeißelt wie das Kapitell. Die Gliederungsreihe der viereckigen Deckplatte, welche auf dem rechten Kapitell vollständig erhalten geblieben ist, stimmt mit dem Deckplattenprofil der Kapitelle der Capella Speciosa überein (Abb. II.64i–j). Das Profil der Sturzkonsole von unten nach oben besteht aus: Spornelement, Hohlkehle, Stab, Schräge und Platte (Abb. II.64p). Die Gliederungsreihe erinnert an das Profil der Wandspiegel, welche die Geschoßfenster des nördlichen Palastflügels umrahmen.
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Die Gewölberippen ruhten auf Konsolenkapitellen. Von diesen sind im einstigen westlichen Saal drei partiell erhalten geblieben. Der untere Teil der bestehenden Konsolenkapitelle ist abgebrochen, auf ihrem oberen Teil sieht man die Details von länglichen, kanellierten Blättern mit Knospen. Auf der einen Seite der Konsole im südöstlichen Mauerwinkel ist eine Knospe erhalten geblieben, auf ihrer anderen Hälfte ist das obere Fragment der einander überdeckenden lappigen Blätter zu sehen. Der obere Lappen von einem dieser Blätter beugt sich über den Abakus. Die polygonale Deckplatte und das Kapitell sind auch im Falle der Konsolen aus einem Stein gemeißelt. Die Gliederungsreihe der Deckplatte ist ähnlich jener an der Tür, anstatt
des welligen unteren Elementes erscheint hier aber ein Stab, eine Platte oder eine Schräge (Abb. II.64j– k). Von den erhaltenen Rippenansätzen kann man das Rippenprofil des Raumes ablesen. Das Profil – von beiden Seiten ein zwischen Schrägen von einer Hohlkehle begleiteter Spitzbogenstab (Abb. II.64a) – hat eine besondere Bedeutung, da wir die Rippenprofile der Kapelle nicht kennen.85 An der Südwand des westlichen Saales, im rechten Joch, kann man die Reste eines Kamins mit einer sich nach oben verengenden Rauchabzugsöffnung sehen. Die in die Mauer hineingebrochenen herausragenden Fragmente der einfachen ungegliederten Steinplatte des oberen Kamingesimses sind an beiden Seiten der Rauchöffnung erhalten geblieben. An der Trennmauer ist auch der mit Sturzkonsolen versehene abgeschrägte Rahmen einer spätgotischen Tür mit geradem Abschluss erhalten. Dieser Durchgang ist niedriger gehalten, als sein frühgotisches Pendant und ist ebenfalls vermauert. Die Abschrägung seines Rahmens endet unten hornförmig.
In der Nord- und Südmauer des östlichen Saales befinden sich jeweils zwei rundbogige Schlitzfenster mit schräger Laibung (Abb. II.18). Den Rest der Konsolenkapitelle und der Rippenansätze konnte man im südöstlichen Mauerwinkel, sowie in der Achse der Südmauer und der Trennmauer beobachten (Abb. II.19).86 Anhand letzterer kann man folgern, dass der Raum ein achtteiliges Gewölbe gehabt haben muss. Auf der Trennmauer kann man die sich segmentbogenartig abschließenden Zargen der beiden bereits oben erwähnten vermauerten Türen erkennen.
Die Bauplastik der Pfalz lässt sich eindeutig mit dem bekannten Material der Capella Speciosa verbinden.87An der Pfalz und der Pfalzkapelle 85 Man hat Fragmente von Gewölberippen auch während der Erforschung der an die Ruinen der Pfalz angebauten Häuser gefunden: Ubl 1996, 115; Kat. Nr. 7. 86 Der Verfasser kennt die Detailformen des einstigen östlichen Saales aus dem Beitrag von Gudrun Wlach und den Vermessungszeichnungen. Wlach 1994, 36–37. glaubte, dass die Reste der Gewölbeansätze oberhalb der Konsolen Dienste wären. Die an einzelnen Stellen von den Rippen erhaltenen und von ihr beschriebenen Hohlkehlen lassen sich auch an den Rippen des westlichen Saales beobachten. 87 Vgl.: Schwarz 1980, 6; Schwarz 1981, 117; Schwarz 1998a, 276, 313. Nr. 78.
arbeitete wohl dieselbe Baugruppe und die Bauwerke entstanden gleichzeitig oder kurz nacheinander. Das Weihedatum der Kapelle bezieht sich nicht unbedingt auch auf die Pfalz. Zumindest der nördliche Palastflügel wurde mit Sicherheit nach der Kapelle errichtet, da seine Mauer nachträglich an die Mauer des Kapellennebenraumes angebaut wurde. Die stilistische Einheit der erhaltenen Detailformen zeugt jedoch von einem kurzen und einheitlichen Bauvorgang.88 …
88 Hier sollen auch noch die zwei Basen erwähnt werden, die sich derzeit im Stiftsarchiv von Klosterneuburg befinden. (Abb. II.64s und II.64t.) Die Basen gehörten einst zu einer freistehenden Säule; diese attischen Basen erhoben sich auf viereckigen Plinthen. Der flache, tellerförmige untere Torus der Basen springt stark über die Seiten der Plinthen hervor. Die Plinthe, deren obere Ecke abgerundet ist, ist in beiden Fällen aus einem Stein mit der Basis gemeißelt, der obere Teil des oberen Torus ist durch Abkantung gegliedert. Die größere ist 2007 im Areal des Schmiedehofes zum Vorschein gekommen, neben der südlichen Pfalzeinheit, aus der abgetragenen Mauer eines Schuppens. Eine Seite von ihrem unteren Torus ist beschädigt und auch ein Drittel des oberen Torus ist abgebrochen. Am oberen Teil der Basis und in der Vertiefung des Trochilus befinden sich sekundäre Mörtelreste. Die volle Höhe der Basis beträgt 20,5 cm; geschätzter Durchmesser des Säulenschafts: 12 cm; Durchmesser des unteren Torus: 34 cm; Seitenbreite der Plinthe: 26,5 cm; Höhe: 11,5 cm. Die kleinere ist ein früherer Fund, sein Fundort ist unbekannt. Es ist ein intaktes Stück, die fein gekörnte Versatzfläche des Säulenschafts ist mit Keilschnitt herumgemeißelt. Die volle Höhe der Basis beträgt 28,5 cm; Durchmesser des Säulenschafts: 11 cm; Durchmesser des unteren Torus: 29 cm; Seitenbreite der Plinthe: 23 cm; Höhe: 10,5 cm. Die Gliederung der zwei Basen erinnert an jene der Capella Speciosa, sie sind aber einfacher. (Die Basis ist nicht polygonal, sondern hat einen viereckigen Grundriss, der obere Torus wird nicht von einer Hohlkehle, sondern von einer Schräge abgeschlossen.) Gute Parallelen zu ihnen sind die stark erodierten Basen der Fenster unterteilenden Säulen des an die Kapelle anschließenden Palastflügels, die ebenfalls viereckige Plinthen haben. Daneben zeugt auch von der vermutlichen Herkunft der Steinplastiken aus der Pfalz, der Ort der Zweitverwendung des Größeren Fundstücks neben der südlichen Pfalzeinheit. Die mit den Kapellen verbundene, aber im Vergleich dazu etwas vereinfachte Formenwelt entspricht ebenfalls den stilistischen Verhältnissen der Pfalzgebäude. Auf die Basen hat mich Karl Holubar aufmerksam gemacht, wofür ich ihm besonderen Dank aussprechen möchte.
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II.4 Zusammenhänge mit dem Chor der Kathedrale von Auxerre und mit dessen burgundischem Wirkungskreis Eine stilkritische Analyse Wir können das unmittelbare Vorbild des architektonischen Formenschatzes der Capella Speciosa (und der Klosterneuburger Pfalz) im Chor der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Abb. II.3) und in deren burgundischem Stilkreis angeben. Die Stadt Auxerre (Yonne) liegt im nordöstlichen Teil von Burgund, entlang des Flusses Yonne. Der Chor der dortigen Kathedrale war 1217 bereits im Bau.89 Zu allererst sollten wir die Zusammenhänge der Mauerstruktur untersuchen. In der bereits analysierten Mauergliederung der Klosterneuburger Pfalzkapelle vermischt sich die Mauergliederung der Chorkapelle und des Chorumganges, sowie jene des Binnenchores von Auxerre (Abb. II.21–23). Auf den erwähnten Gebäudeteilen der burgundischen Kathedrale bildet die mur mince Struktur mit ihrer zweischaligen Mauer, die schlanken en-délit-Dienste und Säulen, sowie die quer ausgerichteten Wandzungen, welche das Gewicht des Gewölbes zum Stützsystem vermitteln, eine die Grenzen des Möglichen auslotende, kühne Struktur von filigraner Eleganz.90 Im Chorumgang lassen sich Blendarkadur und darüber auch der Laufgang beobachten. Die großen Fenster sind hier doppelte Lanzetten, das Plattenmaßwerkfenster des Chartreser Typs erscheint nur im Binnenchor. Die Rundfenster des Binnenchores von Auxerre sind (genau so, wie in Chartres) riesige Öffnungen, welche einen Durchmesser haben, der annähernd so groß ist, wie die gemeinsame Breite der beiden spitzbogigen Fenster.91 An den 89 Die wichtigste Quelle zur Bautätigkeit ist die Gesta des Bistums Auxerre, welche zwar nicht vom Baubeginn berichtet, aber wir erfahren daraus, dass der Abbruch des Chores der alten Kathedrale und die Errichtung der neuen 1217 im Gange war. Siehe: Duru 1850, 474–475. Für eine englische Übersetzung der Textstelle siehe: Branner 1960, 39–40; Takács 2000a, 305 und Anm. 2. identifizierte während der Behandlung der Gesta Autissiodorum irrtümlich mit Autun, zum Chronisten erklärte er den Bauherrn selbst, Bischof Guillaume de Seignelay. Laut Abbé Lebeuf wurde der Bau der neuen Kathedrale 1215 begonnen. Die Jahreszahl erscheint in seiner Arbeit ohne Beleg: Lebeuf 1848, 376. Vgl.: Porée 1906, 251; Porée 1926, 12–13; Vallery-Radot 1958a, 46; Branner 1960, 39, 107; Kimpel / Suckale 1995, 306, 311 und Anm. 21; Knop de Oppeln 2003, 23, 33. 90 Branner 1960, 42–43; Kimpel / Suckale 1995, 316. 91 Porée 1906, 252; Bony 1957/58, 42; Branner 1960, 45; Bony 1983, 336 und Anm. 42; Michler 2001, 81–82.
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längsseitigen Chormauern sind sie ungegliedert,92 im Chorhaupt wurden sie mit Dreipässen geschmückt, die auf die Fensterrahmen gesetzt sind (Abb. II.20 und II.23). Im Vergleich dazu sind die Klosterneuburger Rundfenster auf der Zeichnung Benedikt Prills recht klein, ihre Proportionen erinnern eher an die Fensterform der Kathedrale von Soissons (siehe Bd. I. Abb. 4).93 Diese großen Plattenmaßwerköffnungen stellen selbst im burgundischen Wirkungskreis von Auxerre eine Ausnahme dar und scheinen nur in Semur-en-Auxois (Côte d’Or) an den Längsseiten des Binnenchores und an den Ostfassaden der Querschiffsarme der Benediktiner-Propsteikirche Notre-Dame auf (Abb. II.36).94
Auf der Zeichnung des Chorherrn Prill sieht man im Kapellenraum ringsum und auf der Empore Spitzbogenarkaden, und so sehen auch die in der Franzensburger Kapelle erhaltenen Blendarkaden aus. Ähnlich spitzbogig gestaltete Blendarkaden finden wir auch im Chorumgang der Kathedrale von Auxerre. Die im Franzensburger Speisesaal befindlichen rundbogigen Blendarkaden (siehe Bd. I. Abb. 73) lassen sich im burgundischen Wirkungsbereich von Auxerre in Dijon (Côte d’Or), in den Nebenchören der Pfarrkirche 92 Das war nicht bei allen Fenstern immer so. Titus 1988, 55 und Fig 10. identifizierte auf einer Archivaufnahme beim letzten östlichen Rundfenster der nördlichen Seitenmauer des Chores eine flamboyante Maßwerkform, welche auf eine spätgotische Umgestaltung weist und im Zuge der Restaurierungen des 19. Jahrhunderts entfernt wurde. 93 Der Verfasser hält es bei Seeger für unangebracht, im Zusammenhang mit der Fenstergliederung der Capella Speciosa die Emporenöffnungen und die Turmfenster der Westfassade der Pariser Notre-Dame als Parallelen anzuführen. Es ist auch nicht klar, warum die Klosterneuburger Fensterform gerade zu den Emporenöffnungen, wie bei Sens, Saint-Germer-de-Fly oder Noyon, eine besondere Verwandtschaft zeigen sollte. Diese stehen ebenso wenig in unmittelbarer Verbindung zur Fensterlösung der niederösterreichischen Pfalzkapelle, wie auch die Öffnungen des Palastes von Lucheux oder die Geschoßfenster am Maison-des-Forges in Dijon. Die angeführten Analogien sind vollkommen zufällig und weichen großteils auch ziemlich voneinander ab. Vgl.: Seeger 1997, 152–154, 157–158, und Anm. 127, 129. 94 Branner 1960, 67.
Abb. II.20 Innenansicht des Chores der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Kimpel / Suckale 1995, 309, Abb. 316)
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Abb. II.21 Querschnitte und Längsschnitt der Chorkapelle der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (King 1893, Bd. 1, Taf. 31)
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Notre-Dame95 sowie in den östlichen Teilen der Stiftskirche Saint-Martin (einst Saint-Potentin) von Clamecy (Nièvre) beobachten (Abb. II.24– 25).96 Diese rundbogigen Blendarkaden werden einst in der Vorhalle der Klosterneuburger Kapelle, oder vielleicht in der Pfalz gestanden haben. Im Chorumgang der burgundischen Kathedrale wird nur das äußerste, sich an die Dienste fügende Element der Blendarkaden von Säulen unterstützt, an den dazwischen liegenden Stellen kann man Konsolenkapitelle sehen (Abb. II.20–22).97 Auf eine konsolenartige Unterstützung dieser Art deuten die in der Franzensburg erhaltenen Detailformen der Pfalzkapelle nicht hin. Auf der Zeichnung Prills können wir eine solche Konsole lediglich an einer einzigen Stelle, oberhalb der inneren rechteckigen Eingangsöffnung jener Treppe finden, die in der Mauerdicke verläuft. Sie ist hier anzutreffen, da die Öffnung in einem Blendarkadenzwischenraum keinen Platz gefunden hätte; überall sonst zeigt sich eine Unterstützung mit Säulen (siehe Bd. I. Abb. 4). Auch die Blendarkaden von Dijon und von Clamecy sind mit Säulen gegliedert.
Auf der Zeichnung Prills sieht es so aus, als ob in der Pfalzkapelle der Laufgang zwischen den Schildbogen und der äußeren Mauerschale überwölbt war; das Gewölbe fand in jenem Bogen seinen Abschluss, welcher der Linie der Schildbogen folgte. Dies ist eine weniger gewagte Lösung als jene von Auxerre, wo bei den niedrigen Räumen – bei der Chorkapelle und an der Seitenwand des Chorumgangs – der Mauergang unterhalb der Mauerkrone mit waagrechten Steinplatten bedeckt ist, sodass sich also der „Mauermangel” über die Schildbogen und Fensterabschlüsse hinaus erhebt und abschnittsweise einen viereckigen Abschluß bildet (Abb. II.21).98 Allerdings wurde diese fortschrittliche Lösung beim hohen Raum des Binnenchores modifiziert, indem eine Zwischenform geschaffen wurde, welche auf zwei Seiten mit kurzen, waagrechten Abschnitten beginnt, aber bald entsprechend der Linie des Schildbogens auf eine bogige Form wechselt (Abb. II.23).99 Im Wirkungskreis der Kathedrale folgte man der gewagteren Lösung der niedrigen Räume von Auxerre, und zwar auf den Endmauern der Querschiffsarme und im Mittelschiff von 95 Branner 1960, 133. 96 Quarré 1967, 109, Fig. 4. und 5.; Appel 1993, 160. 97 Kimpel / Suckale 1995, 316. 98 Branner 1960, 42–43. 99 Branner 1960, 43–44; Titus 1988, 52.
Abb. II.22 Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre. Mauersystem des Chorumgangs mit dem Detail eines Chorpfeilers (Foto: © Tibor Rostás)
Dijon (Abb. II.26)100 wie auch bei den hohen Räumen von Semur (Chor, Querschiff, Mittelschiff) (Abb. II.27–28), im Chor der Saint-Vincent-Kathedrale von Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire) (Abb. II.29) und in den östlichen Teilen von Clamecy.101 Die in Klosterneuburg vermutete bogige Lösung wurde jedoch in den Nebenchören von Dijon (Abb. II.24) und im späteren Westabschnitt von Clamecy gewählt.102
Die bereits analysierte äußere Fassadengestaltung der Fensterzone der Capella Speciosa (siehe Bd. I. Abb. 4) zeigt ebenso bemerkenswerte Übereinstimmungen mit der Kathedrale von Auxerre. Die Fenster des Binnenchores der Kathedrale befinden sich in Wandnischen, welche zweiseitig 100 Vallery-Radot 1928, 48; Oursel 1941, 35; Branner 1960, 59. 101 Quarré 1967, 108; Appel 1993, 162. 102 Branner 1960, 48; Appel 1993, 171; Kimpel / Suckale 1995, 325–330, 516.
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Abb. II.23 Mauersystem des Chores der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 154, Fig. 88)
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mit Säulen gegliedert und auf Fensterbankgesimse gesetzt sind, wie auf der Zeichnung von Chorherr Prill die Fenster der Kapelle. Innerhalb der Nische kann man die gemauerte Ausfüllung beobachten, und auch die Fortsätze oberhalb der Strebepfeiler, welche in Auxerre eine spezielle Funktion erhielten: Vom Dach des Binnenchores leiten sie das Wasser über die Strebebogen zu den Wasserspeiern der Strebepfeiler.103 Weiters verfügt der Spitzbogen der Wandnische in Auxerre über einen Rahmen, der vor die Mauerfläche springt. Es ist bemerkenswert, dass man für eine solche komplexe äußere Gliederung der Fensterzone im untersuchten burgundischen Stilkreis der Kathedrale kein geeigneteres Beispiel als die niederösterreichische Kapelle findet. Wie bereits analysiert, lässt sich die Art der Gestaltung auch in Pannonhalma beobachten, nur sind dort die Nischen durch Konsolen unterstützt (Abb. II.7). Das erwähnte Stabfragment eines Fensters in Pannonhalma könnte von einer Fensterform erhalten geblieben sein, wie jener, die sich am Chor von Clamecy beobachten lässt, nämlich doppelte Lanzetten mit gemeinsamem Stab.104 Wenn das spitzbogige Fensterpaar auch von einer oberen zentralen Öffnung ergänzt war, könnte diese ein Vierpaß gewesen sein, wie im Fall des Ostfensters der Katharinenkapelle an der Südseite des Hauptchores von Chalon-sur-Saône. Die Öffnung könnte aber auch eine Mehrpaßrose gewesen sein, wie man sie in Chalon beim derzeit vermauerten Fensterpaar an der Nord- und Südmauer der Vierung beobachten kann, welche oberhalb der Querschiffarme liegen105 oder auch in Cluny (Saône-etLoire), an der Fensterreihe des Mittelschiffs der Pfarrkirche Notre-Dame.106
Abb. II.24 Innenansicht des nördlichen Nebenchores der Pfarrkirche Notre Dame zu Dijon (Foto: © Dániel Véri)
Gegenstücke der im Mittelschiff von Pannonhalma bis heute bestehenden und im westlichen Saal der Klosterneuburger Pfalz einst vorhandenen sechsteiligen Gewölbe können wir in den hohen Räumen und im Mittelschiff der Vorhalle der Pfarrkiche von Dijon beobachten.107 Als Parallele des achtteiligen Gewölbes, welches im östlichen Saal der Klosterneuburger Pfalz rekonstruiert werden kann, bietet sich das zehnteilige Gewölbe der Chorkapelle von Auxerre an, das ebenfalls einen annähernd quadratischen Raum überspannt.108
…
103 Porée 1906, 252–253; Kimpel / Suckale 1995, 321. 104 Philippe 1907, 158; Appel 1993, 172–173. 105 Gallet 2008, 100, Fig. 13. 106 Viery 1913, 71. 107 Erlande-Brandenburg 1994, 272. 108 Porée 1926, 30; Titus 1988, 49. Titus schreibt irrtümlich von einem achtteiligen Gewölbe.
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Abb. II.25 Blendarkaden im Chor der Stiftskirche SaintMartin zu Clamecy (Foto: Gemeinde Clamecy)
Als nächsten Schritt untersuchen wir nun die Stützenformen genauer.109 In Pannonhalma hat man die bereits erwähnte pilier cantonné Variante110 entsprechend dem sechsteiligen Gewölbe in stärkerer und schwächerer Form verwendet. Beim schwächeren Pfeiler sind in den vier Hauptrichtungen größere, in diagonaler Richtung kleinere Dreiviertelsäulen plaziert; bei den stärkeren Pfeilern sind letztere verdoppelt vertreten. Der Pfeilerkern ist nicht zylindrisch, die bogigen Überbrückungen zwischen den Stützen bauchen sich stärker, wie Teile des Mantels eines Rundpfeilers (Abb. II.30–31). Im Mönchschor fehlt von den Pfeilern wegen des Chorgestühls der Teil zum Mittelschiff hin, aber bei dem westlichen letzten (schwachen) Pfeilerpaar (C8–D8) wurde auch vom Mittelschiff her der Dienst gebaut, wie der originale Ostteil des Pfeilerpaares bis heute zeigt. Mit den diagonalen Diensten der schwächeren Pfeiler verkompliziert sich die Lage noch weiter. 109 Jener Teil, der die Stützenformen behandelt, ist bereits erschienen. Über die Zusammenhänge der Pfeiler von Pannonhalma: Rostás 2007, 337–342. Weiters Rostás 2008, darin Pannonhalma: 553–556; Klosterneuburg, Capella Speciosa: 545–547; Esztergom, Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan: 544–545. 110 Takács 1996a, 44, 45, Abb. 1, 36, 45; Tóth 1998, 60, 64.
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Die diagonalen Säulenschäfte der dazwischen liegenden Pfeiler des zweiten Mittelschiffjochs im Süden (D6) waren aus rotem Marmor gemeißelte en-délit-Dienste. Am erhaltenen Ostteil des mittleren Pfeilerpaares des westlichen Mittelschiffjochs (C8–D8) fehlten die diagonalen Dienste, nur ihre Kapitelle waren vorhanden, die mit Konsolköpfen abgeschlossen haben (Abb. II.31 und II.120).111 Hier zeigen sich zwischen den dicken Dreiviertelsäulen je zwei Segmentbogen. Die Wandpfeiler wurden den Freipfeilern entsprechend geformt: Von ihren drei Diensten ist der mittlere dicker, zwischen den Diensten bis zur Wand kann die bauchige segmentbogige Gliederung des Pfeilerkerns beobachtet werden (Abb. II.30).
Die in Pannonhalma verwendete Variante des pilier cantonné scheint nach jetztigem Forschungsstand in der französischen Baukunst selten zu sein.112 Diese Form, bei welcher sich der Pfeilerkern zwischen seinen Vorlagen baucht, kam vermutlich auch vom Chor der Kathedrale in Auxerre in die Benediktiner Erzabtei von Ungarn. Die Bauarbeiten in Auxerre wurden mit der vier-
111 Siehe dazu den ausführlicheren, ungarischsprachigen Artikel von Takács: Takács 1996b, 187–189. 112 Über die Erscheinung der Form in Auxerre und ihre Vorgänger: Branner 1960, 53.
Abb. II.26 Struktur des Mittelschiffes der Pfarrkirche Notre Dame zu Dijon (Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 137, Fig. 78)
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Abb. II.27 Benediktinerpropstei Notre-Dame von Semuren-Auxois. Wandgliederung des Chores in der Höhe der Fensterzone (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.28 Benediktinerpropstei Notre-Dame von Semuren-Auxois. Detail der Wandgliederung des Chores in der Höhe des Gewölbeanfängers (Foto: © Tibor Rostás)
eckigen Chorkapelle begonnen,113 und die charakteristische Formgebung ist bereits hier an den Eckpfeilern zu beobachten. Die Wandpfeiler des Chorumganges in der burgundischen Kathedrale sind gleich geformt wie die entsprechenden Wandpfeiler in Pannonhalma, wobei sich beidseitig auch monolithe Säulenschäfte an sie anbinden: unten die Säulen der Blendarkadenreihe, oben die grazilen und eleganten Dienste, die die Stirnbogen tragen. Diese letztere sind bis an die Grenze des Möglichen dünn gearbeitet (Abb. II.22). Das Pfeilerbündel zwischen Chorhaupt und Langchor zeigt auch bogenförmige Ausbauchungen. Auf der Chorseite sind zwischen den dickeren Hauptstützen je drei kleinere Dreiviertelsäulen plaziert, von denen zur Unterstützung des Chorgewölbes zwei Paare am Obergaden hinauflaufen, und die entsprechend stärkere Dreiviertelsäule begleiten. Der Teil des Pfeilers zum Chorumgang ist anders konstruiert, aber auch dort sind die spezifischen Ausbauchungen zu beobachten. Die Konstruktionsweise der östlichen Vierungspfeiler ist ähn-
lich, aber die Vergrößerung der Maße ergab dort die Vervielfachung der Formen.114
113 Kimpel / Suckal e 1995, 314 und Anm. 25.
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Die Form des sich zwischen den Diensten bauchenden kantonierten Pfeilers taucht im weiteren burgundischen Wirkungsfeld der Kathedrale von Auxerre in den 1220er und 1230er Jahren oft auf, an den Kirchen spielt er aber neben anderen Pfeilervarianten eine Nebenrolle. In der dreischiffigen Vorhalle der Pfarrkirche in Dijon115 ist an den doppelten Frei- und Wandpfeilern, die die Westfassade tragen, die Version mit acht Diensten und deren an die Wand gefügte Variante zu beobachten (Abb. II.32). Im Erdgeschoß des Restbestands 114 Die Vermessungen der behandelten Pfeiler in Auxerre siehe: King 1893, Bd. 1, Pl. 39–41 (Auxerre Pl. 13–15.) 115 Über die Vorhalle: Jantzen 1949, 29; Branner 1960, 60–62. Ihre Datierung: 1230er Jahre. Vgl.: Vallery-Radot 1928, 40–41; Branner 1960, 54, 132–133; Kimpel / Suckale 1995, 332, 519.
der ehemaligen zweigeschossigen Vorhalle vor dem Portal des nördlichen Querschiffes, dem so genannten Portail des Bleds116 in Semur-en-Auxois zeigt der Wandpfeiler auf der linken Seite ein solches Pfeilerfragment, das auf eine Konstruktion mit acht Vorlagen ergänzt werden kann. Es ist zu bemerken, dass hier den Pfeilerkern en-délit-Dienste umgeben. Im Chor der Propstei- und Pfarrkirche Notre-Dame-de-l’Assomption in Villeneuve-sur-Yonne (Yonne) sind die stärkere und schwächere Variante des Pfeilers von Pannonhalma anzutreffen, obwohl die verwandten Kreuzgewölbe einen Stützenwechsel nicht erzwingen.117 Die sich bauchende Pfeilerform erscheint hier im Chorumgang, an den die Radialkapellen trennenden Pfeilerbündeln. An der Ostseite der Johannes dem Täufer geweihten Kirche in Sacy (Yonne) ist der grazilere Pfeiler von Pannonhalma vertreten.118 In der Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Juliette in Nevers (Nièvre) gehören in diesen Zusammenhang der Dreierwanddienst im südwestlichen Mauerwinkel des südlichen Arms des zweijochigen Westquerschiffs und ebenda an der Westmauer das Fünferdienstbündel zwischen den Jochen (Abb. II.63).119 Der Triumphbogenpfeiler in der Kathedrale in Chalon sur Saône und das gleich behandelte Wandpfeilerbündel zwischen dem Chorquadrat und dem Chorhaupt ist die genaue Kopie des Fünferdienstbündels im Chorschluss in Auxerre (Abb. II.68–69). Darauf möchten wir einen besonderen Akzent legen, weil die Ausbildung der Triumphbogenpfeiler des südlichen Nebenchores in Pannonhalma mit den Hohlflächen zwischen den Diensten (Abb. II.37 und II.54) ebenfalls im Chor von Chalon am mittleren Dienstbündel des zweijochigen Chorquadrats zu finden ist (Abb. II.70).120 In Semur kommen ähnliche konkave Verbindungen zwischen den Diens-
ten der Wandpfeiler des Chorumgangs vor, mit dem Unterschied, dass dort auch eine schmale Platte eingeschoben ist und der Hals der Kapitelle nicht auf den konkaven Teil umschwenkt (Abb. II.71). Die Wandpfeilerform wurde auch in den Seitenschiffen beibehalten.
116 Truchis 1907, 76; Branner 1960, 180; Prache 1986, 296. Das Foto der rechten Laibung des Portals ist in Kimpel / Suckale 1995, Abb. 342 veröffentlicht. 117 Michler 1980, 53 und Fig. 11; Branner 1960, Fig. 98. Zur Datierung der Kirche: Kimpel / Suckale 1995, 320, 370, 548. 118 Vallery-Radot 1958b, 268; Branner 1960, 168, und Fig 82. 119 Das Gewölbe des westlichen Querschiffes scheint der älteste Teil der heute stehenden gotischen Kirche zu sein. Serbat 1913, 308–310; Branner 1960, 157–158; Anfray 1964, 38–41; Kimpel / Suckale 1995, 321, 527. Die fünfteiligen Wandpfeiler zwischen den Jochen des nördlichen Querschiffarms haben eine andere, prismatische Konstruktion, vgl. Branner 1960, Plate 43a. So ist die Behauptung von Anfray 1964, 39, dass sie einen zylindrischen Kern besitzen, falsch. 120 Die gotische Umgestaltung des Chores lässt sich in Chalon an den Anfang der 1230er Jahre datieren:
Branner 1960, 64, 124–125. Hohle Verbindungen zwischen den Diensten: ebenda, Plate 42/a. 121 Die Kapitelle sind im Innenhof der Franzensburg, links vom Tor eingemauert. Vgl.: Seeger 1997, 129 und Anm. 51. Seeger interpretierte diese als Konsolen. 122 Essenwein 1861, 33–34. Fig. 2. Tafel I und II. – Essenwein hat die Wandpfeiler mit en-délit-Diensten aus dem Franzensburger Speisesaal zu einem Rundpfeiler mit fünf Diensten ergänzt und deutete sie in seiner Rekonstruktion als Dienstbündel, die das Gewölbe der Kapelle trugen. Mario Schwarz, unter dessen Leitung ein virtuelles Modell der Kapelle erstellt wurde, hat darin die Rekonstruktion von Essenwein in zahlreichen Punkten korrigiert. Vgl.: Schwarz 1996, 21–24, Kat. Nr. 9; Schwarz 1998k, 311 Nr. 77; und insbesondere Schwarz 2013b, 13, 21, 40, 42. Schwarz, wie Essenwein, interpretierte die Pfeiler des Franzensburger Speisesaales als Gewölbeträger der Kapelle. Meiner Meinung nach ist aber die Infragestellung des Quellenwertes der Darstellung in diesem Fall unberechtigt,
Die im Speisesaal der Franzensburg in Laxenburg eingebauten vier halbkreisförmigen Wandpfeiler aus Klosterneuburg sind mit drei en-délit-Diensten umgeben (Abb. II.33a). Der Pfeilerkern ist weiß, die monolithen Säulenschäfte sind aus rotem Marmor gefertigt. (siehe Bd. I. Abb. 68–71) Die weißen Basen des Pfeilerkerns und der Dienste sind in drei von vier Fällen aus einem Block gemeißelt, was die Pfeilerzusammenstellung authentifiziert. Die sehr flachen attischen Säulenbasen sind jeweils einzeln geformt. Die tellerförmigen unteren Wülste reichen rundum über die Plinthen mit abgeschnittenen Ecken hinaus und sind durch Wulstkonsolen gestützt. Ähnlich den Basen waren sicher auch die fehlenden Kapitelle der Pfeiler weiß und aus einem Stein gemeißelt. Die erwähnte Zeichnung des Chorherrn Prill zeigt an den Innenwänden der Kapelle dünne Dienste, und an der Schnittstelle (Mauerwinkel) der Empore einen ebensolchen Dienst (siehe Bd. I. Abb. 4). Zwei Einzeldienstkapitelle sind im Hof der Franzensburg als Spolien zu sehen (siehe Bd. I. Abb. 18–19).121 Diese sind aller Wahrscheinlichkeit nach den Einzeldiensten der Capella Speciosa zuzuordnen, wie die Zeichnung von Prill vermuten lässt. Daher ist es anzunehmen, dass die Dreierwanddienste nicht im Hauptraum der Kapelle, sondern anderswo, am wahrscheinlichsten in der Vorhalle standen.122
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Abb. II.29 Nordwand und Gewölbe des Hauptchores der Saint-Vincent Kathedrale zu Chalon-sur-Saône (Foto: © Stephen Murray)
Wie die von der Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan stammende intakte Wandpfeilerbasis bezeugt,123 war die Form auch in Esztergom nicht unbekannt. Hier wurde der sich an die Wand schmiegende, vor einem breiten Prisma stehende halbkreisförmige Pfeilerkern von drei en-délit-Diensten umgeben, wie die in die obere Fläche der Säulenbasis vertieften quadratischen Dübellöcher, die sich darin befindenden eisernen Dübelreste und die hinzu führenden Gusskanäle zeigen (Abb. II.33b und II.34). Die drei Dienste haben nicht die gleiche Größe, der mittlere war kaum merkbar dicker als die äußeren.124 Der Pfeilerkern und die Basen der Dienste sind aus einem Block gemeißelt. Das attische Profil des Pfeilerkerns setzt sich auch auf den Säulenbasen fort. Die unteren flachen Wülste ragen über die niedrigen viereckigen, in Richtung der Rippen gestellten oben abgeschrägten Plinthen hinaus. Die Basis mag einmal auf einem höheren Postament gestanden denn in dieser Position zeichnete Chorherr Prill eindeutig Einzeldienste. Ebenso betont dies: Seeger 1997, 125–126, 129, 144 und Anm. 99. 123 Ihre Lokalisierung zur Kapelle anhand des Grundrisses aus dem 19. Jahrhundert: Marosi 1972, 100–101. 124 Durchmesser des mittleren Dienstes = 15 cm; Durchmesser der äußeren Dienste = 14 cm.
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sein.125 Auf zwei Seiten des Wandpfeilers sind die Quaderflächen und die Versatzflächen glatt gemeißelt, woraus auf eine Kapelle mit Quaderverkleidung geschlossen werden kann.
Zu dieser Wandpfeilerbasis hat István Horváth noch eine weitere gefunden. Das Steinmaterial, das Basisprofil und der Maßstab ist bei beiden gleich. Das Steinelement ist die Basis einer Dreiviertelsäule, die sich in einen achteckigen Mauerwinkel fügt, hinter dem Dienst mit einer dem Mauerwinkel entsprechenden gebrochenen Lisene.126 Auf der Lisene setzt sich das Basisprofil fort. 125 Marosi 1984, 51–52, Kat. Nr. 68, Taf. XXIX/12, XXXI/6, Abb. 24, 269; Buzás 2004, 154, Kat. Nr. 21. Zu bemerken ist, dass man den Pfeiler aus Esztergom nicht als pilier cantonné betrachten kann. Den Größenunterschied der anbindenden Säulen zeigt weder die von Marosi, noch die von Buzás publizierte Vermessungszeichnung, des Weiteren sind die Dübellöcher bei Marosi kreisförmig. 126 Fund von István Horváth aus dem Jahre 1984. Das Steinelement kam aus dem Steinpflaster des östlichen Aufganges der Esztergomer Kathedrale des 19. Jahrhunderts zum Vorschein. Der Durchmesser = 16 cm. Ich danke István Horváth, dass ich im Rahmen dieser
Der Säulenschaft ist etwas dicker als der stärkere Dienst des Wandpfeilers. Der Wandpfeiler gliederte die Seitenwand der Kapelle, der Einzeldienst befand sich einst im Fünfachtel-Chorhaupt. Bei dieser Steinmetzarbeit zeugt der in die Oberflache der Basis gemeißelte Umriss des Schaftelements, dass der Dienst und die Lisene in einem Stück gemeißelt sind. Dübellöcher sind auch nicht vorhanden, also wurde bei den Dreiviertelsäulen des Chorhauptes die en-délit-Gliederung der Wandpfeiler mit Dreierdiensten nicht praktiziert.
Laut einem Schaftringfragment muss man in Esztergom mit einem weiteren, von en-délitDiensten umgebenen, zylindrischem Pfeiler oder Wandpfeiler rechnen. Der anhand des Schaftringes errechenbare Pfeilerkern hat einen kleineren Durchmesser als jene an den Wandpfeilern der Kapelle des Protomärtyrers. Am Schaftring ist überdies genauso ein viereckiges Dübelloch angebracht, wie an der Basis der ehemaligen Kapelle.127 Studie über den Fund berichten konnte sowie für die Provenienzangaben. 127 Árpád-kori kőfaragványok 1978, 205–206, Kat. Nr.
Abb. II.30 Pfeilerformen der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Aufmaß von Robert Onderka, 1859 (Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4300)
Zur Dienstform von Klosterneuburg und noch mehr zu der von Esztergom können wir eine Parallele zu der Kirche Notre Dame von Dijon ziehen.128 Im Seitenschiff des Langhauses der Kirche in Dijon und zwischen beiden Jochen des Seitenschiffes der Vorhalle gibt es solche mit fünf endélit-Diensten umgebene Wandpfeiler, an deren halbkreisförmigen Kern sich beidseitig prismatische Teile anschließen (Abb. II.33c und II.35).129 Die Grundform entspricht also der in Esztergom, ist aber reicher, da sich seitlich je eine Säule dem Prisma anschließt. Die in Klosterneuburg zu beobachtende und in Esztergom aufgrund von Quell-
137 (Ernő Marosi); Marosi 1984, 52, Kat. Nr. 72, Taf. XXXI/8, Abb. 274. 128 Auf diese Beziehung wurde Irmgard Hutter aufmerksam. Hutter 1957/58, 10. 129 Vallery-Radot 1928, 51; Oursel 1941, 44.
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Abb. II.31 Kapitelle und eine Konsole aus der Benediktinerklosterkirche zu Pannonhalma. Zeichnungen von Robert Onderka, 1859 (Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4257)
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angaben wahrscheinliche Farbigkeit130 ist hier, wie bei den französischen Beispielen im Allgemeinen, nicht anzutreffen. Wie in Klosterneuburg haben nur die Säulen Basen (und Kapitelle), die einzeln geformt sind. Die unteren Wülste reichen etwas über die strahlenförmig plazierten, an den oberen Rändern mit Hohlkehle gegliederten viereckigen Plinthen hinaus. Der Entwurf der Pfarrkirche in Dijon entstand etwa gleichzeitig mit dem der Capella Speciosa um 1220.131 Die Formenwelt lässt sich grundsätzlich aus dem Chor der Kathedrale Saint Etienne in Auxerre ableiten, genauso wie die Stilelemente der niederösterreichischen Pfalzkapelle.
Auch im Chor der Kathedrale von Auxerre gibt es eine Vielzahl von en-délit-Diensten, welche aber meistens nicht mit dem Pfeiler verknüpft sind. Diese unerhört schlanken, zierlichen Säulen tragen die Gewölberippen, die Schildbogen und die 130 (...) marmore interpolatam dicam non ubique tamen; sed ubi sanctior prospectus erat: gora parieti alicubi etiam marmor frusta innexa sunt (...). Interius etiam Columnae muro inexae seuconnatae apparent, item excisorum ac quadratorum lapidum decore (...) Széless 1998, 114–117. 131 Branner 1960, 54, 132–133; Kimpel / Suckale 1995, 332, 519.
Abb. II.32 Pfeilerpaar auf der Westfassade der Pfarrkirche Notre-Dame zu Dijon (Foto: © Dániel Véri)
Eingangsbogen der Chorkapelle, die Schildbogen des Chorumganges und ebendort die Zwischenrippen der trapezförmigen Joche vom Polygon des Umgangs, die Gewölberippen des Chorhauptes und zum Teil jene des längsseitigen Chorteiles, sowie die doppelten Schildbogen des Binnenchores. So sind auch die äußersten Dienste der Blendarkadenreihe der Seitenmauern und auch die Säulen des Triforiums gestaltet (Abb. II.21–23).132
Solche vom Pfeiler unabhängig angewandte, selbständige en-délit-Dienste kommen auch im burgundischen Wirkungskreis der Kathedrale von Auxerre häufig vor. Die Notre-Dame-Kirche von Dijon übertrifft in der Verwendung solcher Monolithen sogar Auxerre (Abb. II.26). Beim Aufbau der Kirche spielen neben den bereits analysierten Pfeilern und Wandpfeilern die selbstständigen oder in einer Dienstgruppe geordneten en-délitSäulen eine grundlegende Rolle. Solcher Art sind auch jene Säulen, welche die Gewölbe und die Schildbogen des Innenraumes tragen, zu denen in den hohen Räumen die Säulen des Triforiums, 132 Über den kühnen en-délit-Dienste anwendenden Aufbau von Auxerre: Kimpel / Suckale 1995, 315–316.
169
Abb. II.33 Wandpfeiler mit en-délit-Diensten. A. Capella Speciosa zu Klosterneuburg, B. Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom, C. Notre-Dame zu Dijon. Zeichnung von Tibor Rostás
Abb. II.34 Wandpfeilerbasis mit en-délit-Diensten aus der Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan von Esztergom. Aufmaß von Aliz Vincze
Abb. II.35 Basis eines Wandpfeilers im nördlichen Seitenschiff der Pfarrkirche Notre-Dame zu Dijon (Foto: © Dániel Véri)
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in den Chören und im Querschiff die Säulen der Blendarkaden dazugerechnet werden müssen, sowie im Hauptchor und bei den Endmauern des Querschiffes jene Säulen, welche die Bogen des Ganges vor der unteren Fensterzone tragen. Zu diesen gehören auch die ungewöhnlichen Monolithe, welche vor den inneren Portaltrichter der westlichen Seitenportale gestellt sind, an der Hauptfassade die Säulen der Blendarkaden so wie auch jene Säulenbündel, welche die westlichen, gekoppelten Fenster von außen flankieren.133
Im Binnenchor und in den Radialkapellen von Semur-en-Auxois tragen en-délit-Dienste die Gewölberippen und die Stirnbogen; sie flankieren aber auch die Fensteröffnungen (in den Kapellen tragen die Dienste letzterer auch die Stirnbogen) (Abb. II.27–28 und II.36). Im Binnenchor sind auch noch die Monolithe des Triforiums von dieser Art, im Chorumgang die die Fensteröffnungen seitlich flankierenden Säulen.134 Später hat man das System modifiziert, und im Mittelschiff wurden die gewölbetragenden Dienste in einem Stück gemeißelt. Auch in Clamecy sind die en-délit-Dienste besonders für den Anfang der Bautätigkeit charakteristisch. Auf dem östlichen Gebäudeteil erscheinen sie neben den Säulen der Blendarkaden und des Triforiums auch in tragender Rolle. Solche Dienste wurden in den Winkeln der in Form eines griechischen Kreuzes angelegten Chorhauptpfeiler angewandt, zum Teil auch bei den Wanddiensten des Chorumganges; sogar die gewölbetragenden Wanddienste im östlichen Teil des Mittelschiffes sind von dieser Sorte.135 Im Chor von Chalon-sur-Saône erscheinen sie in der Laibung der unteren Fenster des Chorhauptes – sowohl innen als auch außen – auf den Säulen des Triforiums, wie auch unterhalb der Schildbogen (Abb. II.70). Für die en-délit-Dienste der Kathedrale von Auxerre ist es ebenso typisch, wie auch 133 Oursel 1941, 34; Erlande-Brandenburg 1994, 270, 272. 134 Prache 1986, 294–295; Branner 1960, 180, Fig. 90c. 135 Diese Konstruktion wurde in den westlicheren Teilen aus statischen Gründen aufgegeben. Vgl.: Branner 1960, 48; Appel 1993, 160, 163, 164; Kimpel / Suckale 1995, 326, 516.
für ihre Abkömmlinge, dass bei den Ergänzungen keine Säulenringe verwendet wurden, welche die schlanken, zierlichen Formen unterbrechen würden.
Selbständige, mit Pfeilern nicht verknüpfte en-délit-Säulen erschienen auch an der Capella Speciosa. Wenn man die Zeichnung des Chorherrn Prill mit der burgundischen Verwandtschaft vergleicht, lässt sich annehmen, dass auch in Klosterneuburg einst die en-délit-Dienste die Gewölbe trugen und wohl auch eine Rolle bei der inneren und äußeren Rahmung der Fensteröffnungen spielten (siehe Bd. I. Abb. 4). Auf der Zeichnungkann man sehen, dass vom Bodenniveau des inneren Laufganges neben den Wanddiensten auch kürzere Säulen aufstiegen, welche vielleicht dazu dienten, um jene quer verlaufenden Wandzungen zu unterstützen, die zu den Strebepfeilern überleiteten. Ähnliche Monolithe erscheinen auch im Chorumgang von Auxerre, nur ragen sie dort von höher nach oben und tragen die Schildbogen (Abb. II.22). Von derartigen Schildbogen tragenden Säulen, die bei den burgundischen Beispielen vollkommen üblich sind, ist jedoch keine Spur auf der Zeichnung. Es gibt also genug Unsicherheiten in den Details.136 Außerhalb der bereits erörterten Pfeiler des Speisesaales der Franzensburg, die mit en-délit-Diensten versehen sind, kann man auch weitere allein stehende monolithische Säulen sehen, wie auch in den Mauerwinkeln des achteckigen Kapellenraumes (siehe Bd. I. Abb. 39 und 72–73). Es ist leicht vorstellbar, dass diese einst die gewölbetragenden Wanddienste der Pfalzkapelle waren. Monolithische Säulenschäfte reihen sich in jenen Blendarkadenreihen, welche in den Speisesaal und der Vorhalle der Kapelle eingebaut sind, sowie auch in die Figurennischen der Kapelle, zwischen den Statuen. Hierzu gehören die drei paar Säulen, welche vor die Portallaibung gestellt sind. Unterhalb der auf der linken Seite des Portals angebrachten drei, Erker tragenden Kapitelle waren wohl auch en-délit-Säulen eingefügt (siehe Bd. I. Abb. 18–19). Im Falle des herumgemeißel136 Ulrike Seeger ist, nach gründlicher Abwägung der möglichen Funktionen der kleinen Dienste auf der Zeichnung Prills, zur Schlussfolgerung gelangt, dass diese höchstwahrscheinlich die Schildbogen getragen haben. Vgl.: Seeger 1997, 139–140. Dies wäre möglich, aber auf der Zeichnung sind die Säulen niedriger und enden rund in der Sturzbalkenhöhe deren Öffnungen, die durch die Wandzungen führen. Falls die Darstellung korrekt, knüpfen sie sich eher zu dieser Struktur, weil ich nicht denke, dass die Schildbogen von tief unter den Gewölbeschultern aufgestiegen wären.
Abb. II.36 Fenster der Benediktinerpropstei Notre-Dame zu Semur-en-Auxois (Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 1, 42, Fig. 5)
ten Kapitells ist dies offensichtlich und auch in der neugotischen Zusammenstellung ist es so, aber auch für die beiden eingemauerten Kapitelle kann man das gleiche annehmen.
…
Die strukturellen Beziehungen zum Chor der Kathedrale von Auxerre und dessen burgundischem Stilkreis rücken das Verhältnis von Pannonhalma und Klosterneuburg in ein neues Licht. Sie beweisen, dass die Capella Speciosa und die Abschlussphase des Baus der Benediktiner Erzabteikirche von Pannonhalma aus dem 13. Jahrhundert trotz erstem Anschein recht eng miteinander zusam-
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Abb. II.37 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des nördlichen Triumphbogenpfeilers des südlichen Seitenchores (D3) von Südosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.38 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.39 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.40 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.41 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (© Tibor Rostás)
Abb. II.42 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (© Tibor Rostás)
Abb. II.43 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (© Tibor Rostás)
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Abb. II.44 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (© Tibor Rostás)
Abb. II.45 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.46 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.47 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.48 Dienstkapitell im Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Zachary Stewart)
Abb. II.49 Kapitell unter einem Gewölbeschildbogen im Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Zachary Stewart)
Abb. II.50 Kapitell unter einem Gewölbeschildbogen im Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Zachary Stewart)
Abb. II.51 Dienstkapitell in der Chorkapelle der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Zachary Stewart)
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Abb. II.52 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Östliches Kapitell unter der dem Hauptschiff zugewandten Außenseite des Arkadenbogens am Pfeiler C6 (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.53 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.54 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Die Kapitelle des südlichen Triumphbogenpfeilers des südlichen Seitenchores (E3) von Nordosten (© Tibor Rostás)
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Abb. II.55 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Dienst unterhalb des östlichen Schildbogens im nordöstlichen Mauerwinkel des Mittelschiffes (C3) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.56 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.57 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.58 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Westliches Kapitell unter der dem Hauptschiff zugewandten Außenseite des Arkadenbogens am Pfeiler D4 (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.59 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.60 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne zu Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.61 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Westliches Kapitell unter der dem Hauptschiff zugewandten Außenseite des Arkadenbogens am Pfeiler C6 (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.62 Blendarkadenkapitell aus dem Chorumgang der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.63 Kathedrale Saint-Cyr-et-Sainte-Juliette zu Nevers. Dienstkapitelle im südwestlichen Mauerwinkel des Südarmes vom westlichen Querschiff (Foto: © Zachary Stewart)
menhängen. Während ihrer Untersuchung wurde klar, dass sich in Pannonhalma nicht alles mit den unlängst vorgestellten Reimser Beziehungen erklären lässt.137 Der unmittelbare Ursprung der Pfeilerformen von Pannonhalma aus Auxerre und dem Burgund (ergänzt mit der Entsprechung der äußeren Fenstergliederung) weist darauf hin, dass der für die Umplanung zuständige Architekt, der die abschließende französische Phase bestimmte, vom Chorbau der Kathedrale von Auxerre gekommen sein dürfte. Die burgundischen Bezüge der beiden französischen Pfeilerformen von Pannonhalma, und besonders der Umstand, dass sie im Chor von Chalon gemeinsam erscheinen, belegt eindeutig, dass diese auch in der Erzabtei der ungarischen Benediktiner nicht in zwei separate Perioden oder Unterperioden gereiht werden können, wie dies Imre Takács früher, dann später darstellte.138 Die Form der Triumphbogenpfeiler vom südlichen Nebenchor bestimmte genauso
der die Umplanung des Langhauses ausführende Meister, wie jene der kantonierten Pfeiler. Unsere Untersuchung hat bestätigt, dass auch der Planer der zwei Jahre zuvor geweihten Pfalzkapelle von Klosterneuburg ein in Auxerre ausgebildeter Meister war. Diese beiden, etwa 150 km voneinander entfernten mitteleuropäischen Baustellen mit gemeinsamer Wurzel verliefen am Anfang der 1220er Jahre gewiss nicht unabhängig voneinander. Es wäre vielleicht gewagt zu behaupten, dass beide Pläne von der gleichen Person stammten, den für die französische Umplanung der Kirche von Pannonhalma zuständigen Meister können wir jedoch zu Recht unter jenen suchen, die auch in Klosterneuburg tätig und burgundisch geschult gewesen waren.
…
137 Takács betonte wiederholt den Ursprung Pannonhalmas von der Champagne und Reims, er erkannte die burgundischen Zusammenhänge der Kirche nicht. Vgl.: Takács 1996a, 51–62 und später Takács 2006, 19. 138 Takács 1996a, 50; Paradisum Plantavit 2001, 671–672. (Imre Takács)
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Es lohnt sich die vergleichende Stilanalyse auch auf die Detailformen auszuweiten, also auch auf die Kapitellplastik und auf die Gliederungen. Von den Kapitellen der Blendarkaden der Capella Speciosa ist eine reiche Auswahl in der Franzensburger Kapelle und in deren Vorraum erhalten geblieben, aber wir kennen auch die Kapitelle des Portals. Diese Serie wird von den Kapitellen jener Säulen ergänzt, die in den Mauerwinkeln der Franzensburger Kapelle stehen, sowie von den drei Kapitellen, welche sich im Innenhof der Franzensburg befinden. Die in den zwei Gebäuden der Klosterneuburger Pfalz in situ erhaltenen Kapitelle wurden bereits erwähnt. Auf den Kapitellen erscheinen die charakteristischen länglichen, kanellierten Knospenblätter der Gotik mit sich hinauslehnenden Endungen überwiegend in einer einzonigen Gestaltung, auf ihrem unteren Teil mit etwas oberhalb des Halsringes ansetzenden kleineren, lappigen aufgelegten Blättern (siehe Bd. I. Abb. 18–19, 21–22, 24–28, 30–35, 41–43, 45, 49–52, 56–60, 62, 64, 66 und 67). Auf einigen Blättern fehlt diese zweite Schicht (siehe Bd. I. Abb. 23, 46, 48 und 63). Es gibt auch einige zweizonige Kapitelle, hier erscheinen zwischen den höheren, zur Ecke hinaufragenden länglichen Blättern niedrigere Blätter (siehe Bd. I. Abb. 36–37 und 44). Die Knospen sind üblicherweise doppelkugelig, die Kugeln können auch schneckenförmig ausgebildet sein. Größere, vegetabile Knospenformen sind selten. Die aufgelegten Blätter mit lappigen Rändern sind recht abwechslungsreich gestaltet, charakteristisch für sie ist aber die dreifache Gliederung, ihre Lappen ordnen sich in Dreiergruppen. Die Lappengruppen überdecken einander.
Unter den lappigen aufgelegten Blättern finden wir auch solche mit plastischerer Modellierung, mit vorkragender, sich eindrückender, bewegter Oberfläche. Sogar unter diesen niveauvollen Bauplastiken erscheint die Blattform mit buckeligem Rücken als bemerkenswert (siehe z. B. Bd. I. Abb. 43, 64 und 65).139 Bei dieser Lösung bilden sich die bewegten Blattoberflächen aus einer mittleren Vorkragung. Recht charakteristisch sind jene Blätter, deren obere Teil sich hervorhebt, während andere eine sich kurvig biegende asymmetrische Form haben. Es gibt auch einfachere, fünflappige 139 Diese Blattform breitete sich in Mitteleuropa im 14. Jahrhundert aus und ist sehr häufig anzutreffen. In der Frühgotik stellt sie in unserer Gegend jedoch eine Ausnahmeerscheinung dar.
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Varianten. Diese sind flach geformt und sie haften sich an die länglichen Knospenblätter.
Es gibt auch einige reicher geschmückte Kapitelle. Abgesehen von den unteren Blättern mit Lappen zweigt auch aus der Mitte der länglichen Blätter jeweils ein aufgelegtes Blatt in zwei Richtungen auf den Kapitellen des Portals (siehe Bd. I. Abb. 15–16). Bei einigen zweizonigen Knospenkapitellen befindet sich auch oberhalb der kürzeren Knospenblätter jeweils ein Blatt mit lappigem Rand (siehe Bd. I. Abb. 53 und 55). Auf dem herumgemeißelten Kapitell im Hof der Franzensburg fehlen die länglichen Knospenblätter. Auf diesem Kapitell mit stark beschädigtem Ornament strecken sich zwischen den einander überdeckenden, plastisch modellierten lappigen Blättern Stiele nach oben, welche sich auf dem oberen Teil des Kelches in blättrige Zweige spalten. Die Blätter dieser Zweige wenden sich nach außen auf den Kelchrand (siehe Bd. I. Abb. 18). Der Halsring ist abwechslungsreich geformt. Er kann ein einfaches Stab- oder Spitzbogenstabprofil haben, unten kann er mit einer Kehle oder mit Kehle und Schräge gegliedert sein, aber es ist auch möglich, dass er mit einem mittleren Einschnitt versehen ist. Bei der eleganteren Variante ist zusätzlich der Kelchrand gegliedert. Der Abakus und die Deckplatte haben einen polygonalen Grundriss. Der Abakus und die Deckplatte der beiden als Konsolen verwendeten Dienstkapitelle im Hof der Franzensburg sind keilförmig (siehe Bd. I. Abb. 18–19). Diese Sonderform wandte sich ursprünglich wohl in Richtung der darüber befindlichen Rippe oder des Bogenelements. Auf den Kapitellen des Portals, wie auch auf den erhaltenen Kapitellen der Klosterneuburger Pfalz haben der Abakus und die Deckplatte einen viereckigen Grundriss. Das Profil der Deckplatte besteht von oben nach unten aus: Platte, Keilschnitt, Schräge, Hohlkehle und Sima. Die Sima ist bei der einfacheren Variante von einer Schräge ersetzt (Abb. II.64i–j).
Die unmittelbaren Verwandten der Kapitelle der Capella Speciosa finden wir in den niedrigen Räumen des Chores von Auxerre unter den originalen Kapitellen der Blendarkaden, sowie der Gewölbe- und Schildbogen tragenden Dienste der Chorkapelle und des Chorumgangs.140 An 140 Knop 2003, 161–162, 169–170, 172–174. Knop fasst
_javoldalcsere SI _ jav 0708_capella speciosa 181.pdf _
Abb. II.64 Profiltabelle. Gliederungsformen aus Klosterneuburg und Auxerre
den erwähnten Stellen ist der Typus mit lappigen aufgelegten Blättern häufig, dessen Variante mit kürzeren Knospenblättern, welche auch mit lappigen Blättern über diesen bereichert ist, sogar noch mehr. Die Knospenblätter haben jedoch großteils eine zweizonige Anordnung, und auch in minuziösen Tabellen die Liste jener bei der von Émile Piéplu dem Älteren und später dem Jüngeren geleiteten Restaurierung der Kathedrale in den Jahren 1873, 1875–1876 und 1879 neu angefertigten oder korrigierten Kapitelle, Konsolenkapitelle, sowie die zu den Bogenanfänger gemeißelten Häupter und Büsten zusammen, die sich in den Blendarkaden des Chorumgangs und der Chorkapelle befinden. Die ausgetauschten Häupter und Büsten sind auch fotografisch von ihm dokumentiert.
A. Rippenprofil aus der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, B. Rippenprofil des Chorumgangs und der Chorkapelle der Kathedrale von Auxerre, C. Archivoltenprofil der Blendarkaden im Vorraum der Kapelle der Franzensburg, D. Archivoltenprofil der Blendarkaden im Speisesaal der Franzensburg, E. Rahmenprofil des Tympanons einer Tür in der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, F. Archivoltenprofil der Blendarkaden im Chorumgang und in der Chorkapelle der Kathedrale von Auxerre, G. Schnitt des Trumeaus vom Portal im Hof der Franzensburg, H. Profil des Pfostensteins vom Portal im Hof der Franzensburg, I.–J. Deckplattenprofile aus der Capella Speciosa und der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, K. Deckplattenprofil vom einem Konsolenkapitell der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, L. – M. Deckplattenprofile vom Portal im Hof der Franzensburg, N.–O. Deckplattenprofile im Chorumgang und in der Chorkapelle der Kathedrale von Auxerre, P. Profil der Sturzkonsole einer Tür in der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, Q. Fensterrahmenprofil in der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, R. Gliederungsreihe der Archivolte des Portals im Hof der Franzensburg, S.–T. Basenprofile, wahrscheinlich aus der Klosterneuburger Babenbergerpfalz, U.–Ü. Basenprofile im Speisesaal der Franzensburg (Zeichnung von Tibor Rostás)
die größere vegetabile Knospenform ist üblich (Abb. II.38–51, II.53, II.56–57, II.59–60 und II.62).141 Die reichere Formenwelt von Auxerre hat sich also in Klosterneuburg – wo die Variante des einzonigen Doppelkugeltyps mit aufgelegten Blättern am häufigsten ist – etwas vereinfacht. Sonst können wir eine genaue Übereinstimmung der abwechslungsreich geformten lappigen Blattformen registrieren. Für diese ist auch in Auxerre 141 Ein Teil von ihnen war abgebrochen. Diese wurden im Zuge der neogotischen Restaurierung zusammen mit dem oberen Teil der länglichen Blätter sorgfältig ergänzt. Die Ergänzungen sind wegen der abweichenden Farbe des Steinmaterials klar erkennbar. Vgl. noch vorherige Anm.
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Abb. II.65 Detail des Triforiums der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.66 Innenseite des Triforiums im Binnenchor der Kathedrale Saint-Etienne von Auxerre (Foto: © Tibor Rostás)
eine Plastizität anstrebende, bewegte Gestaltung charakteristisch, aber man kann die flache, fünflappige Form ebenfalls beobachten. Der polygonale Grundriss der Deckplatte, wie auch zwei Varianten ihres Profils zeigen gleichfalls Übereinstimmungen (Abb. II.64n–o).142 Entsprechungen kann man selbst bei solchen Details entdecken, wie bei der Gliederung des Halsrings oder des Kelchrandes. Die verwandten der zwei, im Hof der Franzensburg als Konsolen verwendeten Kapitellen mit keilförmiger Deckplatte lassen sich in der Chorkapelle, im Chorumgang, sowie im Binnenchor von Auxerre beobachten, und zwar bei den Diensten, welche die Rippen und Schildbogen tragen (Abb. II.48–51).
ger oberhalb der Kapitelle der Blendarkaden jeweils ein kanelliertes Knospenblatt hinzugefügt (siehe Bd. I. Abb. 20 und 29). In Auxerre wurden bei den Blendarkaden an dieser Stelle eine Reihe von Büsten gemeißelt; Knospenblätter, die denen in Klosterneuburg ähnlich sind, lassen sich an den Bogenanfängern des Triforiums beobachten (Abb. II.65).143 Es ist bemerkenswert, dass hier die
Das Bogenprofil der Blendarkaden der Capella Speciosa ist ein Spitzbogenstabprofil, an dessen äußerer Seite sich eine von Schrägen begleitete Hohlkehle befindet (Abb. II.64c). Das Rippenprofil der Kapelle ist nicht bekannt, im westlichen Raum der Pfalz kommt auf den bereits erwähnten Rippenansätzen auf beiden Seiten des Spitzbogenstabes eine von Schrägen begleitete Hohlkehle vor (Abb. II.64a). Die Rippen der Chorkapelle und des Chorumgangs von Auxerre unterscheiden sich insoweit von jenen in Klosterneuburg, als sich zwischen dem Spitzbogenstab und der Hohlkehle ein Stab befindet, so wie auch auf dem Bogenprofil der Blendarkaden (Abb. II.64b und f). In der Palastkapelle wurde zum Bogenanfän142 Hutter 1957/58, 10.
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143 Hutter 1957/58, 10, zitiert von Seeger 1997, 156. Im Übrigen weist Seeger von den Geschoßgalerien des westlichen Turmpaares der Pariser Notre-Dame die Südseite der nördlichen hierher (ebd. 158 und Abb. 74) und hält die Pariser Kathedrale auch in anderer Hinsicht für ein Vorbild der Klosterneuburger Pfalzkapelle. Es steht außer Zweifel, dass die schlanke und elegante Gliederung der Galerien des Nordturmes, ihre polygonalen Deckplatten sowie die für die Bogenanfänger gemeißelten Blätter mit den Klosterneuburger Blendarkaden in Verwandtschaft gebracht werden können. Es sollte aber sofort auffallen, dass diese Galerien – in erster Linie mit ihren oberen Maßwerken – erheblich reicher gestaltet sind, als jene in Niederösterreich oder die in Burgund. Noch dazu sind die Galerien des Pariser Südturmes und besonders jene der Westfassade komplexer und reicher verziert. Vgl.: Branner 1965, Pl. 23–25. Aber auch die Details sind anders ausgebildet. Die Bogen haben eine Dreipassform, die polygonalen Deckplatten sind an zwei Seiten spitzförmig, auch ihr Profil ist abweichend. Die von Seeger erwähnten weiteren Pariser Zusammenhänge halten sogar noch weniger stand (vgl. Anm. II.93 in diesem Band). Die Pariser Notre-Dame kann daher nicht als Alternative zur Kathedrale von Auxerre in der Rolle des unmittelbaren Vorbildes der Capella Speciosa dienen. Ähnlich argumentiert Paul Crossley gegen die Pariser Beziehungen in seiner Buchbesprechung: Crossley 1998, 429. Seeger bietet auch eine Erklärung für den Pariser
Blätter auch auf der dem Laufgang zugewandten Seite der Bogenanfänger gemeißelt wurden, welche vom Kirchenraum aus gar nicht sichtbar sind (Abb. II.66).
An der Capella Speciosa ist der überwiegende Teil vom Typus jener originalen Kapitelle nachweisbar, die sich in den niedrigen Räumen des Chores von Auxerre befinden. Am erhaltenen Material der Pfalzkapelle fehlen nur solche Blattformen, wie einige mit gezacktem Rand oder mit Lanzenform, welche bereits auf den zunehmend naturalistischen Herbariumstil weisen. An den Pfeilern und in den höheren Bereichen des Binnenchores von Auxerre, also auf den Kapitellen des Triforiums sowie auf jenen Kapitelldiensten, die das Chorgewölbe und die doppelten Schildbogen tragen, finden wir eine andersartige Ornamentik von späterem Charakter (Abb. II.65–66). Die Arbeiten an der Kathedrale wurden aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Bau der Chorkapelle und mit der Errichtung der Umfassungsmauern begonnen, danach wurden die Pfeiler aufgestellt und der Chorumgang überwölbt. Zuletzt wurden wohl die oberen Teile des Binnenchores errichtet. Anhand der Kapitellplastik, von der man das meiste über die stilistischen Veränderungen erfährt, kann man sagen, dass die nach Klosterneuburg gekom Zusammenhang: Dementsprechend dürfte Leopold VI. mit der Pariser Architektur mehr zu verbinden gewußt haben als lediglich Modernität, Prachtentfaltung und finanziellen Aufwand. Die Art der Berührungspunkte zwischen der Herrschaft des französischen Königs und der des österreichischen Herzogs sowie die besondere Stellung Klosterneuburgs für die Legitimation der babenbergischen Landesherrschaft sprechen dafür, daß der Herzog und seine Berater ein dem französischen König analoges landesherrliches Selbstverständnis gegenüber dem Land und dem Reich anstrebten und mit den Mitteln der Architektur diesen Anspruch in Klosterneuburg auch darstellen wollten. Über die spezifische Interpretation der Capella speziosa hinaus tragen die vorstehend beschriebenen Zusammenhänge zwischen der Herrschaftsstruktur des französischen Königs, seinem Prestige im Reich und den Zielen der aufstrebenden Landesherren meines Erachtens wesentlich zur Deutung des Phänomens der frühen Gotikrezeption im Reich bei. Seeger 1997, 175–176. Meiner Meinung nach sprechen gerade drei Dinge gegen solcherlei Spekulationen. In erster Linie, dass der Stil der Pfalzkapelle nicht Pariser Ursprungs ist. Weiters, dass es keinen einzigen Hinweis in den schriftlichen Quellen dafür gibt, dass der französische König und seine Monarchie Leopold VI. als politisches Vorbild vorgeschwebt wären. Schließlich ist die Annahme, dass politische Ambitionen, Repräsentations- oder Legitimationsbestrebungen auf eine solche direkte Art
Abb. II.67 Detail des Triforiums am Hauptchor der Pfarrkirche Notre-Dame zu Dijon (Foto: © Dániel Véri)
menen Meister in der frühen Phase der Bauarbeiten von Auxerre tätig gewesen waren. Dies lässt sich mit den bekannten Angaben gut in Übereinstimmung bringen, nämlich mit dem Bericht über die im Bau befindliche Kathedrale aus dem Jahre 1217 und mit dem Weihedatum der Pfalzkapelle von 1222. Wenn wir in Klosterneuburg einen Baubeginn kurz vor 1220 als wahrscheinlich annehmen, wird man in Auxerre am Ende der 1210er Jahre noch an den niedrigen Teilen des Chores gearbeitet haben.
Die Verwandtschaft erfasst auch den burgundischen Wirkungskreis der Kathedrale. Das dem Bogenanfänger hinzugefügte Knospenblatt erscheint auch im Binnenchor der Notre-Dame-Kirche von Dijon, nicht an den Blendarkaden, sondern am Triforium (Abb. II.67) und es kommt auch an der Blendarkadenreihe des ersten Geschoßes der Hauptfassade häufig vor. An den Chören findet man noch die einfacheren, einzonigen Knospenblattkapitelle, die an den Blendarkaden zumeist auch mit aufgelegten Lappenblättern geschmückt sind. An den oberen Teilen der Querschiffsarme sind bereits die zweizonigen Blattkapitelle vorherrschend, diese sieht man auch im Langhaus und am Westteil, mit oder ohne aufgelegten Blättern. Das Profil der Deckplatte entspricht jenem von Auxerre und Klosterneuburg, mit dem Unterschied, dass die untere Sima von einem halben
ausgedrückt werden und durch eine gotische Pfalzkapelle verkündet werden können, für sich genommen ein recht gewagter Gedanke.
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Abb. II.68 Kathedrale Saint-Vincent zu Chalon-sur-Saône. Kapitelle des südlichen Triumphbogenpfeilers des Chorhauptes von Westen (Foto: © Zachary Stewart)
Abb. II.69 Kathedrale Saint-Vincent zu Chalon-sur-Saône. Kapitelle des nördlichen Triumphbogenpfeilers des Chorhauptes von Westen (Foto: © Zachary Stewart)
Stab ersetzt ist (Abb. II.67). Keilförmige Deckplatten finden wir unter den Querrippen, unter den mittleren Rippen der sechsteiligen Gewölbe und unterhalb der Schildbogen, sowie im Unterschied zu Auxerre auch am Triforium.
Die Gliederungsformen von Semur-en-Auxois zeigen wenig Übereinstimmung mit der Capella Speciosa und auch die Kapitellornamentik ist abweichend. Das Profil der Deckplatten ist anders, der Verfasser hat diese Variante mit Sima nur am Wandpfeiler des Arkadenbogens zwischen dem nördlichen Querschiff und dem äußeren Chorumgang beobachtet. Der polygonale Grundriss der Deckplatten ist auch nicht üblich und die Keilform fehlt ebenfalls (Abb. II.71).
Im südlichen Arm des westlichen Querschiffs von Nevers – zum Beispiel auf den bereits erwähnten kantonierten Wandpfeilern mit ausbauchendem Pfeilerkern – treten zweizonige Knospenkapitelle mit aufgelegten Blättern auf, letztere erscheinen auch oberhalb der kürzeren Knospenblätter. Das Deckplattenprofil entspricht jener Variante von Auxerre und Klosterneuburg mit Sima und es tauchen auch die keilförmigen Deckplatten auf. Die Detailformen sind also präzise Pendants von jenen in Auxerre und der Stil der Kapitelle entspricht so wie auch in Klosterneuburg jenem, der in den niedrigen Räumen der als Muster dienenden Kathedrale beobachtet wurde. Dies ist am klarsten bei den plastisch geformten aufgelegten Blättern sichtbar (Abb. II.63).
Auch die Kapitelle des Chores von Chalon-surSaône folgen den frühen Typen von Auxerre. Der zweizonige Knospenblatt-Grundtypus kann mit aufgelegten Blättern bereichert sein, oberhalb der kürzeren Knospenblätter können auch lappige auftreten (Abb. II.68–70). Der Stil der Bauplastiken ist jedoch anders als in Auxerre und sie weisen auch ein ungleichmäßiges Niveau auf. Allgemein ist die keilförmige Deckplatte, und zwar nicht nur unterhalb der Querrippen und der Schildbogen, sondern – wie man auch in Dijon sehen konnte – ebenfalls am Triforium. Auch das Profil der Deckplatte entspricht jenem von Dijon.
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Im Chorumgang von Clamecy gehören die originalen Kapitelle144 der Blendarkaden im Allgemeinen zum einfacheren, einzonigen und mit aufgelegten Blättern versehenen Kapitelltypus (Abb. II.25). Die Kapitellplastik ist trocken und wenig qualitätvoll. Die Deckplatten haben zwar einen polygonalen Grundriss, aber ihr Profil ist – abgesehen von einigen Kapitellen der Südseite – anders, als jenes in Auxerre oder in Klosterneuburg. Keilförmige Deckplatten gibt es – mit Ausnahme des Kapitells vom en-délit-Dienstpaar unterhalb der östlichen Querrippen des Hauptchores – nicht. Auch das Profil der Blendarkaden weicht ab. Die an den Bogenanfängern gemeißelten Büsten und Häupter sind flach und steif. Die skulpturelle Gestaltung ist schwächer als in Auxerre.145
Aufgrund der obigen Tatsachen kann man feststellen, dass die Detailformung der in den Stilkreis 144 Im 19. Jahrhundert wurde ein Teil der Kapitelle, zusammen mit den zu den Bogenanfängern gemeißelten Häuptern und Büsten neu gefertigt. Vgl.: Appel 1993, 190, 193. 145 Kimpel / Suckale 1995, 325.
Abb. II.70 Kathedrale Saint-Vincent zu Chalon-sur-Saône. Kapitelle des südlichen Dienstbündels zwischen den beiden Jochen des Chorquadrates (Foto: © Zachary Stewart)
Abb. II.71 Kapitell eines Wandpfeilers im Chorumgang der Benediktinerpropstei Notre-Dame zu Semuren-Auxois (Foto: © Zachary Stewart)
von Auxerre gehörenden burgundischen Bauten gewisse Übereinstimmungen mit der Klosterneuburger Pfalzkapelle zeigt, ihre Steinplastik steht aber trotzdem in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem babenbergischen Bau. Dieses verrät die Kapitellornamentik am klarsten. Der Stil der erhaltenen Kapitelle der Capella Speciosa und die Art, wie sie gemeißelt sind, lässt sich noch – abgesehen von jenen in den niedrigen Räumen des Chores von Auxerre – mit einigen Kapitellen im Südarm des westlichen Querhaus von Nevers in enge Beziehung setzen (Abb. II.63). Die übrigen Denkmäler im lokalen Ausstrahlungskreis von Auxerre können zu einem Teil etwa gleich alt sein (oder zumindest parallel begonnen worden sein) wie die Capella Speciosa, zum anderen sind sie späteren Datums.146 Ihre Detailformen und Kapitelltypen sind identisch oder sehr ähnlich, sie wurden aber von anderen Steinmetzen ausgeführt. Die Verwandtschaft ihrer Bauplastik erklärt sich durch den gemeinsamen Ursprung. All dies verstärkt unsere obige Annahme, dass die Meister der Pfalzkapelle aus der Bauhütte der als Vorbild dienenden Kathedrale gestammt haben dürften, aus dem Kreis jener Steinmetze, welche die Bauplastik des Chorumgangs von Auxerre herstellten.
früher als eigenständige Bauphase vermerkten südlichen Nebenchor und noch einige weitere Kapitelle eine Verwandtschaft zum Klosterneuburger Kapitellbestand. Auf den Kapitellen des nördlichen Triumphbogenpfeilers vom südlichen Nebenchor ist die Klosterneuburger Blattkomposition am häufigsten, es erscheint der mit lappigen aufgelegten Blättern geschmückte, einzonige Knospenblatttypus (Abb. II.37). Auf den Kapitellen des südlichen Triumphbogenpfeilers wird der Typus reicher, von der mittleren Ader der länglichen, kanellierten Blätter zweigen drei Blätter ab; nach links und rechts jeweils ein plastisch gemeißeltes fünflappiges, in der Mitte dagegen eines mit buckeligem Rücken, wobei letzteres die Stelle der Knospe einnimmt (Abb. II.54). Auf den Kapitellen ranken sich die Knospen schneckenförmig, die aufgelegten Blätter setzen oberhalb des Halsringes an; sie sind fünflappig, ihr oberer Teil hebt sich hervor, gelegentlich ist ihre gesamte Oberfläche bewegt gestaltet. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die bereits von der Capella Speciosa her bekannten Blätter mit buckeligem Rücken. Von den zur Unterstützung des äußeren Teils der Arkadenbogen im Mittelschiff dienenden Kapitellen gehören drei hierher. Eines von ihnen ist ein zweizoniges Kapitell mit aufgelegten Blättern (Abb. II.52), auf dem anderen wird die einzonige, mit aufgelegten Blättern versehene Komposition auch von einem oberen lappigen Blatt ergänzt (Abb. II.61); das dritte ist eine Wiederholung der Kapitelle des südlichen Triumphbogenpfeilers mit plastisch gestalteten Blättern von bewegter Oberfläche (Abb. II.58). Auf einer Zeichnung von Robert Onderka erscheint ein kanneliertes Knospenblatt oberhalb der Deckplatte des Pfeilers C8, beim Anfang des Dienstbündels des Mittelschiffes (Abb. II.120). Diese, bei der neugotischen Restaurierung verschwundene, Bauzier ist das einzige
Aus der Ornamentik von Pannonhalma zeigen die Kapitelle des Triumphbogenpfeilers vom 146 Diese chronologischen Verhältnisse nimmt Irmgard Hutter recht genau wahr: Der Stil der erhaltenen Baudetails wies eindeutig nach Burgund, und zwar zu den frühesten Bauten der sog. burgundischen Gotik. (…) die Capella Speciosa ist gleichzeitig mit den frühesten burgundischen Bauten, und sogar z.T. früher als diese. Hutter 1957/58, 16.
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bekannte Gegenstück der zum Bogenanfänger der Blendarkaden hinzugefügten Knospenblätter der niederösterreichischen Kapelle. Schließlich muss man noch jenes einzonige, mit Knospenblatt geschmückte nördliche Kapitell erwähnen, welches im Mittelschiff oberhalb des Triumphbogens den Schildbogen unterstützt (Abb. II.55).
Der Stil der Bauplastiken zitiert – außer Klosterneuburg – jene Kapitelle, die in den niedrigen Räumen des Chores von Auxerre und im südlichen Arm des Westquerschiffs von Nevers zu sehen sind. Die Deckplatten der Kapitelle des Triumphbogens haben einen viereckigen Grundriss, die anderen drei Kapitelle sind ohne Deckplatte, die Deckplatte des Schildbogen tragenden Kapitells hat eine im Winkel von 45° abgeschnittene Ecke. Auf dem nördlichen Kapitell, welches den östlichen Schildbogen des Mittelschiffes trägt, kann man eine Variante des Klosterneuburger Deckplattenprofils mit Sima sehen (Abb. II.55). Diese Bauplastiken sind wohl die Arbeiten eines Meisters, der auch in Klosterneuburg tätig gewesen ist und in der Bauhütte der Kathedrale von Auxerre geschult worden war. Der überwiegende Teil der französischen Steinmetze, die an der Abschlussphase der gotischen Kirche von Pannonhalma arbeitete, stammte jedoch nicht von der Werkstatt der Capella Speciosa und kam auch nicht aus dem Burgund. …
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II.5 Reimser Beziehungen und Bamberg Die Fragen der Ornamentik
Die enge Beziehung, welche zwischen der Dekoration des mittleren Laibungsbogens des Prunkportals von Pannonhalma, der Porta Speciosa, und der Rahmenornamentik jener drei unteren Spitzbogenfenster besteht, die sich an der Nordfassade des Querhauses der Kathedrale von Reims öffnen, wurde von Imre Takács festgestellt. Er nahm dabei an, dass von der Bautätigkeit in Reims Meister nach Ungarn gelangten, die an den unteren Teilen des nördlichen Querhauses gearbeitet hatten.147 In Reims liefern jedoch nicht nur die Rahmen der unteren Fenster des nördlichen Querhauses genaue Entsprechungen zur dekorativen Plastik der ungarischen Benediktiner-Erzabtei, sondern auch zahlreiche andere Details der Kathedrale.
Untersuchen wir zuerst die Maskarone und Gesichter von Pannonhalma. Im Scheitel des mittleren Laibungsbogens der Porta Speciosa wurde ein schreiender Kopf mit hervortretenden Augen, 147 Takács 1996a, 51–62. Über die Rahmenornamentik der entsprechenden Reimser Fenster: Ravaux 1979, 34–35, fig. 23 und 24; Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2308–2311, 2828.
Abb. II.72 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Schreiender Kopf am Scheitel der mittleren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
zusammengezogenen Augenbrauen und offenem Mund gemeißelt (Abb. II.72). Ein adäquates Reimser Vorbild des Kopfes ist jenes lautlos schreiende Konsolenhaupt, das sich an der Südseite des südöstlichen Turmes befindet (Abb. II.73).148 Der verwirrte, pathognomische149 Gesichtsausdruck symbolisiert wohl in beiden Fällen das Böse. Einen ähnlichen Kopf mit offenem Mund, der wütend, offenbar aus vollem Hals schreit, können wir in Reims auch auf der Ostseite des nordöstlichen Turmes beobachten (Abb. II.74).150 Auf allen drei Gesichtern erscheint auch das Gebiss mit kleinen, viereckigen Zähnen. Diese Physiognomie taucht in Reims nicht nur an den Konsolenhäuptern der Querhaustürme auf. Die an die vorherigen 148 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3729; Schmengler 2016, 250, Kat. Nr. 134, Taf. 132, 220. 149 Krohm 2011, 483–486. 150 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3689 und 3690; Schmengler 2016, 104, 251, Kat. Nr. 115, Abb. 67, Taf. 150, 225.
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Abb. II.73 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Schreiender Kopf auf der Südseite des Ostturmes des südlichen Querhausarmes, rechts, unter dem Hauptgesims (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3729)
Abb. II.74 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Schreiender Kopf auf der Ostseite des Ostturmes des nördlichen Querhausarmes, links, unter dem Hauptgesims (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3690)
Beispiele erinnernde Figur mit offenem Mund können wir auch am Rahmen des Bogens jener tiefen, spitzbogigen Nische finden, die an der südlichen Querhausfassade das Rosenfenster umfasst (Abb. II.75–77). Unter den die breite Hohlkehle des Rahmens ausfüllenden, sitzenden Figuren sind rechts, oberhalb der Statue der Ecclesia die Apostel, und links, über der Statue der Synagoge die Propheten aufgereiht. Das bildhauerische Programm stellt die Gegenüberstellung des Alten und des Neuen Testaments dar, genauer das über das Alte Testament triumphierende Neue Testament.151 Die Apostel führen einen von lebhafter Gestikulation begleiteten Dialog mit den Propheten, sie debattieren und argumentieren, auf die entsprechenden Textpassagen ihrer Schriftrollen und ihres Buches zeigend. Die Propheten wurden dagegen mit wenig Empathie von ihren Steinmetzen dargestellt. Von diesen interessiert uns die von unten gezählt neunte Gestalt, die ihren rechten Fuß auf das linke Knie legend dasitzt, während sie sich mit ihrer zur Faust geballten, behandschuhten linken Hand daran lehnt (Abb.
II.77).152 Die arrogante, provokative Haltung wird mit einem glatzköpfigen, runden Haupt und einem ausgesprochen hässlichen Gesicht unterstrichen, welches eine verzerrte Physiognomie mit zusammengezogenen Augenbrauen und einen offenen Mund zur Schau stellt, der auch das Gebiss erkennen lässt. Die Gestalt redet offenbar und gestikuliert dazwischen: Mit dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer erhobenen rechten Hand warnt sie. Wenn die Haltung, die Gesten und der Gesichtsausdruck richtig interpretiert werden, predigt der Prophet mit einer Selbstsicherheit, wie sie den Unwissenden eigen ist. Seine Physiognomie erinnert wohl nicht zufällig an die Konsolenhäupter und an die Schreienden von Pannonhalma. Die Formel des geöffneten Mundes mit entblößtem Gebiss und der zusammengezogenen Augenbrauen zeigt sich ebenso auf dem Gesicht des von unten gezählt achten Propheten mit verwirrtem Ausdruck.153
151 Ähnliche Bedeutungsinhalte mit Reimser Herkunft erscheinen auch am Bamberger Fürstenportal. Die Bezugnahmen der Apostel und Propheten, des Alten und Neuen Bandes war ein Leitmotiv bereits der älteren Bamberger Bildhauergesellschaft sowohl in der Chorschranke als auch am Fürstenportal. Es scheint so, dass die jüngeren Bildhauer die vorherige Anschauungsweise änderten, anstatt die Bezüge und die These der aufeinander gebaute Lehren in die Richtung die in Reims bemerkbare Gegenüberstellung. Zur Interpretation des Programs des Fürstenportals vgl. letztlich: Albrecht 2015, 243–289, hier besonders: 245–262.
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Die Propheten der Nischenarchivolte des südlichen Rosenfensters von Reims sind als Vertreter von Irrlehren sonderbare oder hässliche Figuren 152 Sauerländer 1976, 179, 187–189, Abb. 18, 42; Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3381–3387; Naumburger Meister 2011, Bd. 1, Kat. Nr. IV.7.2f (Januschewski, Katharina); Krohm 2011, 482–483, Abb. 10. 153 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3375–3380; Naumburger Meister 2011, Bd. 1, Kat. Nr. IV.7.2e (Januschewski, Katharina); Krohm 2011, 483, Abb. 11.
Abb. II.75 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kopf einer Prophetenstatue von der Archivolte des Rosenfensters der Südquerhausfassade. Gipsabguss im Musée National des Monuments Français, Paris (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3385)
Abb. II.76 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kopf einer Prophetenstatue von der Archivolte des Rosenfensters der Südquerhausfassade. Gipsabguss im Musée National des Monuments Français, Paris (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3386)
Abb. II.77 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Eine Prophetenstatue von der Archivolte des Rosenfensters auf der Südquerhausfassade (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3383)
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Abb. II.78 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Linke Seite der mittleren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.79 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Rechte Seite der mittleren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
mit verzerrten Gesichtern und exaltierten Posen – unter ihnen finden sich sogar ein nackter Schelm mit Glocke und ein offenbar Geistesgestörter. Die Vertreter der wahren Lehren, die Apostel, haben dagegen eine geordnete Kleidung und Haartracht, sie sind im Allgemeinen bärtige Figuren mit ernsten Mienen, die nüchtern argumentierend und ehrfurchtgebietend erscheinen.154 Eine ähnliche Gegenüberstellung erscheint auch auf dem hier untersuchten Laibungsbogen des Portals von Pannonhalma, wo die Reimser Blattornamentik unten aus den mit gerunzelter Stirn oder mit zusammengezogenen Augenbrauen dargestellten, aber doch mit geordneter Physiognomie abgebildeten, ebenmäßigen Jünglingshäuptern herauswächst (Abb. II.78–79 und II.132). Die Ornamentik nimmt in Richtung zu dem mit verzerrtem Gesicht versehenen dämonischen Kopf des Bogenscheitels eine zunehmend wirre, ungeordnete Form an.155 Hier die geordnete, harmonische, Gott gefällige Welt, dort die chaotische, dishar-
monische, als das Reich des Bösen – im Grunde genommen erscheint in Reims diese Idee, reich entfaltet in den Darstellungsunterschieden der Apostel und der Propheten,156 genau so, wie in der Ornamentik des Prunkportals von Pannonhalma, wo sie auf die pflanzliche Ornamentik und auf die Häupter der Archivolte reduziert ist.
154 Sauerländer 1970, 164, 166, Abb. 262 und 263 (Bilderteil), Abb. 94–98 (Dokumentation). Eine gründliche Fotodokumentation der Statuenserie: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3306–3396. Der später erschienene, kurze Textteil zu den Bildern: Hamann-Mac Lean / Schüssler 2008, 236. 155 Takács 1996a, 55.
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Der schreiende Dämon der Porta Speciosa ist lediglich ein Präludium zu den Maskaronen des Kircheninneren. Diese einfältigen Narrenhäupter, grimassierenden oder verzerrte Gesichter erscheinen auf dem zum Mittelschiff gewandten Glied der Bogenanfänger der Arkadenbogen und auf Konsolen, wie bei Wanddiensten, Rippenanfängern und besonders häufig unterhalb der Schildbogen. Tierische Merkmale (Schweinsnase und -ohr) zeigen sich auf jenem Haupt, das auf die Unterseite einer Konsole, die einen Schildbogen trägt, gemeißelt ist (Abb. II.80). Ein anderer 156 Zur Interpretation des Bedeutungsinhaltes siehe besonders: Claussen 1994, Bd. 1, 683–684, Anm. 49; Naumburger Meister 2011, Bd. 1, 432–436, Kat. Nr. IV.7. Apostel und Propheten vom Südquerhaus der Kathedrale in Reims (Abgüsse) (Januschewski, Katharina).
Abb. II.80 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsolenkapitell unter dem nordöstlichen Schildbogen im Westjoch des Mittelschiffes (C7) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.81 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Dienst mit Maskaron unterhalb der Diagonalrippe im südöstlichen Mauerwinkel des Mittelschiffes (D3) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.82 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Maskaron im Lapidarium (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4001)
Abb. II.83 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsolenhaupt unter der dem Mittelschiff zugewandten Außenseite der Arkade am Pfeiler D3 (Foto: © Tibor Rostás)
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gehörnter Maskaron, unterhalb der südöstlichen Querrippe im östlichen Joch des Mittelschiffes, fletscht bedrohlich seine Zähne (Abb. II.81). Neben diesen merkwürdigen und ungewöhnlichen Fratzen kommt auch die explizite Darstellung afrikanisch anmutender Züge mit breiter Nase und wulstigen Lippen vor, beispielsweise auf jenem Paar, das mit geschloßenen Augen in den Bogenanfängern auf der Südseite des Mittelschiffes die den östlichen Arkadenbogen tragen (Abb. II.83). Einige Gesichter in Pannonhalma stellen lebhaft Emotionen zur Schau. An der nördlichen Mittelschiffswand setzen die äußeren Säulen des Dienstbündels zwischen dem mittleren und dem östlichen Gewölbejoch oberhalb der Arkadenschulter über je einem traurigen Narrengesicht mit gekräuselten Lippen an (Abb. II.86–87), ein weiterer ihrer Gefährten grämt sich unterhalb der Konsole des (nach heutigem Zustand) südwestlichen Mauerwinkels vom südlichen Seitenschiff (Abb. II.85 und II.89). Ein von Blättern umkränztes, wütendes Gesicht mit zusammengezogenen Augenbrauen kommt auf der Unterseite der blattgeschmückten Konsole des Dreierdienstes, zwischen dem mittleren und dem östlichen Gewölbejoch der südlichen Mittelschiffswand, vor (Abb. II.90–91). Ein Kopf mit gerunzelter Stirn und geschlossenen Augen ist ebenfalls an der südlichen Mittelschiffswand, unterhalb der Konsole des Bündelpfeilers, zwischen dem westlichen und dem mittleren Gewölbejoch zu sehen (Abb. II.93). In den letzten beiden Fällen erinnert die Formel der zusammengezogenen Augenbrauen und der gerunzelten Stirn an die zwei Jünglingshäupter der Porta Speciosa. Weitere, die Zunge herausstreckende, Grimassen zeigende und grinsende Narrenhäupter kann man auf den Konsolen der Schildbogen beobachten (Abb. II.94–95).
Die derart markante Abbildung von Gefühlen auf Gesichtern um 1220 ist eine neue Entwicklung in der Kunst und auf dem Gebiet der psychologisierenden Darstellungsweise, bei der gerade die Bildhauerkunst von Reims eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Physiognomie der auf den Maskaronen von Pannonhalma erscheinenden Wut, Kummer und Freude, ist von Reims inspiriert. Aber wie klar erfassbar die unmittelbaren Reimser Vorbilder des schreienden Bösen sind, so schwer ist es, die nahen Verwandten der weiteren Maskaronen in der Kathedrale in der Champagne aufzuweisen. Zwar erscheinen die in Pannonhalma häufigen Narrenköpfe auch in Reims,
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sie sind aber anders gestaltet.157 Die angewandten Formeln sind jedoch an einer reichen Sammlung von Beispielen illustrierbar. Die gerunzelte Stirn und die zusammengezogenen Augenbrauen sind recht charakteristische Reimser Motive, sie sind beispielsweise allgemein auf den das Hauptgesims tragenden, sich unter dem Gewicht beugenden Atlanten zu finden, erscheinen aber auch auf mehreren Konsolenhäuptern und Masken158 (Abb. II.92). Ebenfalls häufig ist der geöffnete Mund, welcher das Gebiss zeigt, der auch mit mehreren Arten von Physiognomien assoziierbar ist.159 Als Parallele für die Häupter mit breiter Nase und wulstigen Lippen bietet sich ein in Form einer Gipskopie erhaltener Kopf an, welcher entsprechende Züge trägt (Abb. II.84).160 Als Pendant zum gehörnten Maskaron mit Fangzahn kann das Haupt einer Missgestalt mit albernem Gesichtsausdruck zitiert werden (Abb. II.82).161 Beide sind im Reimser Lapidarium zu finden.
…
Die Reimser Vorbilder der Pflanzenornamentik, welche die Kapitelle von Pannonhalma überwuchert, sind klarer erkennbar. Um diese zu bestimmen, sollen wir zuerst die ornamentalen Grundmotive der abschließenden Periode von Pannonhalma in Betracht ziehen. Abgesehen von jenen bereits behandelten Kapitellen, die mit Auxerre verbunden sind, erscheinen drei charakteristische pflanzliche Motive – mit wenigen Ausnahmen – auf der Grundschicht der kanellierten, länglichen Knospenblätter, und zwar: die mit Weinblättern geschmückten, unregelmäßig angeordneten, recht wahrheitsgetreuen Ranken (Abb. II.96, II.98–99, II.102, II.105–107 und II.111), die Akanthusblätter mit zackigen Rändern (Abb. II.90, II.102 und II.114–115) und die recht plastisch gestaltete, lappige Blattform, bei der sich die Lappengruppen aus der Aushöhlung, welche auch den Blattstiel in sich fasst, erheben (Abb. II.111, II.117, II.119–120, II.122 und II.124). Solche Blätter mit ausgehöhlter Mitte können sich auch aus 157 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3459, 3460, 3496–3501, 3974, 3995, 3997–3999. 158 Schmengler 2016, 47–48, 241–249. 159 Schmengler 2016, 104–106, 249–254. 160 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4030. 161 Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4001.
Abb. II.84 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kopf mit afrikanischen Zügen im Lapidarium. Gipsabguss (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4030)
Abb. II.85 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsole im südwestlichen Mauerwinkel des vom Osten gerechnet fünften Joches des südlichen Seitenschiffes (E8) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.86 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsolenhaupt unter der rechten Dreiviertelsäule des Dienstbündels C5 (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.87 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsolenhaupt unter der linken Dreiviertelsäule des Dienstbündels C5 (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.88 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Schlussstein des Ostjoches des Mittelschiffes (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.89 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Unterer Teil der Konsole im südwestlichen Mauerwinkel des vom Osten gerechnet fünften Joches des südlichen Seitenschiffes (E8) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.90 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsole des Dienstbündels D5 (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.91 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Blattmaske auf der Unterseite der Konsole des Dienstbündels D5 (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.92 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kopf einer Prophetenstatue von der Archivolte des Rosenfensters der Südquerhausfassade. Gipsabguss im Musée National des Monuments Français, Paris (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3378)
Abb. II.93 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsole des Dienstbündels D7 (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.94 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Dienst unter der Diagonalrippe im nordöstlichen Mauerwinkel des Mittelschiffes (C3) (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.95 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Konsolenkapitell unter dem Schildbogen im südöstlichen Mauerwinkel des Mittelschiffes (D3) (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.96 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Wandpfeilers E5 von Nordosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.97 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell am Triforium des Binnenchores (HamannMac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2553)
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Abb. II.98 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Wandpfeilers E5 von Nordwesten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.99 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers D6 von Nordwesten (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.100 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell am Triforium des Binnenchores (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2546)
Abb. II.101 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitelle des Wandpfeilers zwischen den beiden nördlichen Radialkapellen im Chorumgang von Osten (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2265)
Abb. II.102 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers D6 von Südwesten (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.103 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitelle des Wandpfeilers zwischen den beiden südlichen Radialkapellen im Chorumgang von Nordosten (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2273)
Abb. II.104 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell des von Osten gerechnet vierten südlichen Langhauspfeilers von Südwesten (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2228)
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Abb. II.105 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Linke Seite der inneren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.106 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Rechte Seite der inneren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.107 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Scheitel der inneren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.108 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitelle des vom Osten gerechnet dritten Dienstbündels am nördlichen Obergaden des Mittelschiffes von Südwesten (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2639)
Abb. II.109 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell einer Blendarkade in der Axialkapelle (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2379)
der Mittelader der länglichen Knospenblätter in zwei Richtungen verzweigen. Dieser Blatttypus entspricht den plastischen, aufgelegten Blättern von Auxerre, aber die beschriebene charakteristische Gestaltungsart macht sie im Allgemeinen von diesen gut abgrenzbar.
Mitte. Die aus Stuck hergestellten Kapitelle, die schmucklosen Rotmarmor-Sturzkonsolen und die Basen sind Spuren, welche von der Mittelalter-Imitation des Barocks zeugen.163 Ein Originalkapitell und die linke Sturzkonsole kamen im Zuge der letzten Bauforschung aus einer sekundären Vermauerung in fragmentarischer Form zum Vorschein (Abb. II.111).164 Auf der Sturzkonsole erscheint eine Ranke mit Weinblättern und Weitrauben.165 Auf dem Kapitell treten die länglichen Knospenblätter in einer zweizonigen Anordnung auf, aus ihrer geteilten Mittelader verzweigen sich plastisch gemeißelte, ausgehöhlte Blätter in zwei Richtungen.166
Die pflanzliche Dekoration von Pannonhalma erscheint am virtuosesten auf der Bauplastik der Porta Speciosa.162 Auf dem inneren Glied der Archivolte erscheinen tief à jour gearbeitete, abwechslungsreich geformte, maserige Weinranken, mit schön geschwungenen, sich fein biegenden Blättern und mit kugeligen Trauben (Abb. II.105– 107). Auf dem mittleren Laibungsbogen kann man Akanthusblatt-Abkömmlinge und längliche Blätter mit vegetabilen Knospen sehen, aus der doppelten Mittelader der letzteren zweigen sich Blätter in zwei Richtungen (Abb. II.78–79, II.129 und II.132). Diese Blätter und ihre Gefährten, welche sich vom tief à jour gearbeiteten Wellenranken des äußeren Laibungsbogens abschüren, gehören zum lappigen Typus mit ausgehöhlter 162 Eine detaillierte Darstellung des Portals bietet: Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II.18. (Takács, Imre).
163 László 1996a, 11; Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II.18. 289–293 (Takács, Imre). Die um 1700 hergestellten barocken Details zeugen von einer sorgfältigen Arbeit. 164 László 1995, 110 und Anm. 21; László 1996a, Anm. 6. 165 Pannonhalma, Régiségtár [Altertumssammlung], Inv. Nr. 240. Pannonia Regia 1994, Kat. Nr. IV-19. (László, Csaba); Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II.18.d (Takács, Imre). 166 Pannonhalma, Régiségtár, Inv. Nr. 239. Pannonia Regia 1994, Kat. Nr. IV-18 (László, Csaba); Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II. 18.c. (Takács, Imre).
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Abb. II.110 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Blendarkadenkapitelle in der Axialkapelle (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2372)
Abb. II.111 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Laibungskapitell, Deckplattenfragment und die linke Sturzkonsole der Porta Speciosa (Foto: © Attila Mudrák)
Abb. II.112 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell am Triforium des von Osten gerechnet ersten Joches im Mittelschiff (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2512)
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Abb. II.113 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell am Triforium des Binnenchores (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2545)
Abb. II.114 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers D5 von Nordosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.115 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Wandpfeilers E7 von Nordosten (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.117 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers C7 von Südosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.116 Nordquerhausfassade der Kathedrale NotreDame zu Reims. Konsole der Statue von Adam, auf der linken Seite des Rosettenfensters (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2909)
Auf den Kapitellen des nördlichen Seitenportals167 wiederholt sich die Ormanentik des einzigen erhaltenen Kapitells der Porta Speciosa in einer einfacheren Variante, mit einem einzigen, sich über die Ecke hinauslehnenden Knospenblatt (Abb. II.125). Man kann die doppelte Mittelader des Knospenblattes beobachten, aber die sich in zwei Richtungen verzweigenden Blätter erinnern eher an Weinblätter. Auf den Kapitellen des Kircheninneren erscheinen die oben vorgestellten pflanzlichen Grundmotive auf unebenem Niveau, es gibt auch flachere, einfallsloser geformte Kapitelle. In Pannonhalma müssen wir also auch mit der Tätigkeit von lokalen Steinmetzen rechnen, und das ist wahrscheinlich der Grund für die mancherorts feststellbare Vermischung der Formen von Reimser und Auxerrer Herkunft.168 167 László 1995, 110–115, Abb. 26-27, Bild VII; László 1996a, 10–11. 168 Wohlgemerkt, die Kapitelle jenes Dienstbündels von Pannonhalma (C5), die in Takács 2010, 773–775, und Abb. 40–41 als Beispiel für die burgundischen Beziehungen der Benediktinerkirche mit den Kapitellen des Hauptchores der Kathedrale von Chalon-sur-Saô-
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Abb. II.118 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell am Triforium des Binnenchores (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2539)
Das stehende aufgelegte Blatt mit ausgehöhlter Mitte und mit Lappen und besonders das gleiche in einer Variante, die sich aus der doppelten Mittelader der Knospenblätter in zwei Richtungen verzweigt, sind unter den am häufigsten vorkommenden Motiven der kapitellschmückenden Plastik von Reims (Abb. II.101, II.103, II.118 ne in Verwandtschaft gebracht sind, zeigen eindeutig einen Reimser Zusammenhang (Abb. II.122). Dieser ist ganz offensichtlich bei den ausgehöhlten, aufgelegten Blättern des rechtsseitigen Kapitells. Ansonsten zeigt gerade die ornamentale Bauplastik des Hauptchores von Chalon, wie auch jene der meisten Baudenkmäler des burgundischen Stilkreises der Kathedrale von Auxerre, keine unmittelbare Beziehung zur Capella Speciosa oder zu Pannonhalma (siehe oben).
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Abb. II.119 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers C8 von Südosten (Foto: © Tibor Rostás) Abb. II.120 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers C8 von Südosten. Zeichnung von Robert Onderka, 1859 (Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4298, Detail)
Abb. II.122 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Dienstbündels C5 von Südosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.121 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Dienstkapitell im nordwestlichen Mauerwinkel des Nordquerhaus-Mittelschiffes (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2650)
und II.121). Letztere erscheint in der Rahmenkehle der drei Spitzbogenfenster der nördlichen Querhausfassade (Abb. II.130–131 und II.133). Die kanellierten Blätter mit großen, vegetabilen Knospen schmiegen sich in die Hohlkehle, die ausgehöhlt lappigen sind plastisch geformt. Die
Blattform ist in der Tat ein genaues Vorbild der abwechslungsreich gestalteten Blätter auf dem mittleren Laibungsbogen der Porta Speciosa von Pannonhalma, deren Qualität nicht schlechter ist, als die von Reims.169 Die gleichen, sich aus einer doppelten Mittelader in zwei Richtungen verzweigenden Blätter (und stehende aufgelegte Blätter) erscheinen in kleinerem Ausmaß und mit aus der mittleren Aushöhlung stark hervortretenden Lappen auf einzelnen Kapitellen der Wandpfeiler zwischen den südlichen Radialka169 Vgl. Anm. II.147 in diesem Band.
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Abb. II.124 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers D5 von Nordwesten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.123 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Schlussstein des mittleren Joches des Mittelschiffes (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.125 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Rechte Kapitellzone des nördlichen Nebenportals (Foto: © Tibor Rostás)
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Abb. II.126 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Kapitell einer Blendarkade in der ersten nördlichen Radialkapelle (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2341)
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Abb. II.127 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Kapitelle des Pfeilers D8 von Nordosten (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.128 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Südliches Dienstkapitell des vom Osten gerechnet fünften nördlichen Langhauspfeilers (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2153)
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Abb. II.129 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Detail auf der linken Seite der mittleren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.130 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Nordquerhaus-Mittelschiff, Rahmenverzierung eines Spitzbogenfensters (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2311)
pellen, auf bestimmten Kapitellen der Blendarkaden der Radialkapellen und auf dem Triforium des Binnenchores sowie auf dem nordwestlichen, gewölbetragenden Kapitell des nördlichen Querhaus-Mittelschiffs. Die hier aufgezählten Beispiele gehören zu den besten Vorbildern des einzigen bekannten Kapitells der Porta Speciosa und der ähnlichen aufgelegten Blätter mit starker Plastizität im Kircheninneren von Pannonhalma. Es wäre schwierig, zur Frage Stellung zu nehmen, von welchem der erwähnten Gebäudeteile der Reimser Kathedrale die Kapitellplastik am nächsten zu jener von Pannonhalma steht. Die pflanzliche Ornamentik der groß angelegten Kathedrale in der Champagne ist außergewöhnlich einheitlich. Die untersuchte Blattform ist in Reims selbstverständlich auch in Varianten und plastischer Ausarbeitung bekannt, welche von jener in Pannonhalma abweicht.
der Radialkapellen, auf den Wandpfeilern des Chorumgangs oder auf dem Triforium des Binnenchores, wie auf den Langhauspfeilern (Abb. II.97, II.100–101, II.103–104, II.108–110, II.112– 113 und II.128). Auf dem linken Portal des nördlichen Querhauses, auf dem Weltgerichtsportal bedeckt die Weinblattornamentik die abgetieften rechteckigen Felder auf der unteren, niedrigen Basis der Bogenlaibung, sowie das Postament jener Statue, die sich auf der Innenseite des Bogenfeldes befindet. Die Details erinnern an jene von Pannonhalma. Die zufallsartig geführten, maserigen Ranken kann man auf dem inneren Laibungsbogen der Porta Speciosa und auf einzelnen Kapitellen der Langhauspfeiler beobachten. Die geschwungenen, plastisch geformten und häufig untermeißelten Reimser Weinblätter mit zackigem Rand, in denen sich Adern hinziehen, sind Vorbilder ihrer Gegenstücke auf dem Prunkportal in Pannonhalma. Einzelne Blätter sind mit Bohrlöchern gegliedert; diese Lösung kann man auch auf der originalen Sturzkonsole der Porta Speciosa beobachten. Die Vorbilder der fünfgliedrigen, einfacheren Blätter des Nordportals und des Kircheninneren von Pannonhalma erschei-
Auch die naturgetreu dargestellten, mit Weinblättern und Ranken geschmückten Kapitelle sind häufig. Solche finden wir auf den Blendarkaden
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Abb. II.131 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Scheitel von Lanzettfenstern und Gurtgesims auf der Nordquerhausfassade über dem mittleren Portal (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2828)
nen sowohl auf dem Triforium des Binnenchores, wie auf den Langhauspfeilern. Es ist bemerkenswert, dass die Modellierung der Blätter und die Gestaltung der Ranken auf den Blendarkaden der Radialkapellen oder auf den Kapitellen der Wandpfeiler des Chorumgangs um nichts weniger entwickelt sind, als auf den Kapitellen des Binnenchor-Triforiums oder der Langhauspfeiler. Es gibt natürlich Abweichungen in der Modellierung und in der Meißelung, diese weisen aber nicht auf eine besondere zeitliche Abweichung hin.
dem Weltgerichtsportal reihen sich Akanthusblätter auf dem Kapitellfries der zur Mauerfläche senkrecht stehenden Laibung. Ein weiteres, weniger gutes Vorbild erscheint unter dem Rosenfenster der südlichen Querhausfassade, auf dem Kapitell von einer jener Säulen, welche den Bogen der Rundfenster-Wandnischen tragen. Ebenfalls im südlichen Querhaus, auf der Westwand des südlichen Mittelschiffjochs scheint auch unter den Kapitellen des Triforiums eines mit Akanthusblättern auf.
Das dritte Grundmotiv von Pannonhalma, das Akanthusblatt, ist in Reims seltener. Die wenigen Akanthusblätter, die sich auffinden lassen, konzentrieren sich auf die Querhausfassaden. Die mit den Beispielen von Pannonhalma am ehesten in Verwandtschaft zu bringenden Akanthusblätter erscheinen auf den Kapitellen des kurzen Säulenpaares auf zwei Seiten des nördlichen und südlichen Rosenfensters (Abb. II.116). Auf diesem Säulenpaar stehen an der Nordseite die Statuen von Adam und Eva, an der Südseite die Figuren der bereits erwähnten Ecclesia und Synagoge. Auf
Der Verfasser will davon absehen, die Varianten der behandelten Blatttypen in Pannonhalma und die selteneren Blattformen zu erörtern – mit zwei Ausnahmen: Beide befinden sich auf dem Pfeiler D8. Auf dem Kapitell der östlichen Dreiviertelsäule des Pfeilers erscheint eine individuelle Variante jenes Knospenblatttyps, der mit aus der Mittelader sich in zwei Richtungen verzweigenden Blättern geschmückt ist; bei diesem erinnert die obere Knospe an ein lappiges Blatt mit buckeligem Rücken (Abb. II.127). Das Reimser Vorbild kann man auf dem oberen Teil der Erweiterung
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Abb. II.132 Benediktinerabteikirche zu Pannonhalma. Rechte Seite der mittleren Archivolte der Porta Speciosa (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.133 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Nordquerhaus-Mittelschiff, unterer Teil der Rahmenverzierung des westlichen Lanzettfensters (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2310)
eines geteilten Langhauspfeilerkapitells beobachten, während den unteren Teil des Kapitells naturalistische Weinranken bedecken, die ebenfalls einen Bezug zu Pannonhalma haben (Abb. II.128). Die Pendants der lappigen, aufgelegten Blätter mit sich hervorhebendem Oberteil auf der nördlichen Dreiviertelsäule des Pfeilers D8 findet man unter den Blendarkadenkapitellen der nördlichen Reimser Radialkapelle (Abb. II.126–127). Der Kelchrand der drei östlichen Kapitelle des sich gegenüber dem untersuchten Pfeiler befindlichen Pfeilers C8 sind auch mit lappigen Blättchen geschmückt. Dieses Motiv ist ebenso von Reimser Ursprung.
der Gliederungsreihe fehlt der obere Keilschnitt, beim anderen wird die untere Schräge durch einen Stab ersetzt. Diese letztere erscheint auch auf dem Schultergesims der Porta Speciosa. Eine dritte Variante stellt eine Hohlkehle zwischen den Stäben dar – diese Variante bildet das Schultergesims des Nordportals. Diese Deckplattenprofile entsprechen jenen von Reims oder variieren die dortigen Versionen mit geringer Abweichung.
Die Deckplattenprofile stammen gleichfalls aus der Kathedale in der Champagne. Das in der Abschlussphase der Kirche von Pannonhalma auf den Pfeilern und auf den Wanddiensten allgemein angewandte Deckplattenprofil wird von oben nach unten von Keilschnitt, Schräge, Hohlkehle und Schräge gebildet. Bei einer Variante
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…
Aufgrund unserer Untersuchung kann behauptet werden, dass man die Zusammenhänge mit Pannonhalma zeigende Ornamentik innerhalb der Reimser Kathedrale nicht in einem einzigen, klar bestimmbaren Gebäudeteil lokalisieren kann. Man kann sie genauso gut auf den östlichen Radialkapellen nachweisen, wie um die Mitte des
Langhauses, sie sind ebenfalls präsent in der Höhe der Arkadenzone, des Triforiums und der Fenster (Abb. II.134). Die verwandten Elemente verdichten sich jedoch vielleicht am meisten auf den beiden Querhausfassaden und in ihrer Umgebung. Das riesige Reimser Kirchengebäude bildet – abgesehen von der nach 1252 erbauten westlichen Langhausjoche und der Westfassade170 mit dem Turmpaar – eine überraschende stilistische Einheit. Entschieden voreinander abgrenzbare mehrfache Werkstattwechsel können wir, wie gerade im Falle der wesentlich kleineren und einfacheren Kirche von Pannonhalma, in der Ornamentik der Kathedrale in der Champagne nicht registrieren.
Aus der Reimser Bauhütte gelangten Arbeitskräfte selbstverständlich nicht nur nach Pannonhalma. Die Beziehungen von Reims zum Bamberger Dom sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gut bekannt171 und stehen seither im Rampenlicht der deutschen Forschung. Am Bamberger Bau tauchten Vertreter der monumentalen Skulptur von Reims auf, die sonst in der von den Statuen unabhängigen Ornamentik dieses Domes keinerlei Spur hinterließen. In Bamberg erscheint aus dem Reimser Gesamtbild das, was in Pannonhalma fehlt, nämlich die großfigürliche Plastik. Umgekehrt wurde in Bamberg recht wenig von dem hergestellt, was den Reimser Zusammenhang mit der Benediktinerkirche von Pannonhalma ausmacht, nämlich die Maskaronen- und Pflanzenornamentik. Deshalb kann man nur einzelne, mit den Statuen in engem Zusammenhang stehende Details mit Pannonhalma vergleichen. Zu den Details von Pannonhalma passt jener Blattschmuck gut, der sich aus dem ausgehöhlten Mittelteil der Krone des kaiserlichen Paares der Adamspforte, der Gestalt der Ecclesia und des Reiters oder aus jenem des Erlösten und des Verdammten Königs am Tympanon des Fürstenportals mit Lappen hervorwölbt. Links vom Fürstenportal, auf dem Kapitell der Säule der Ecclesia sind die lappigen aufgelegten Blätter anders gestaltet, als in Pannonhalma. Auf der Adamspforte weichen die Akanthusblätter der Konsole unterhalb der Statue der Kunigunde mit ihren Blattteilen mit tiefer Mittelrille und der flachen Randzackung vom Stil der Akanthusblätter in Pannonhalma ab. Das gleiche kann über das originale obere Viertel der Akanthusblätter gesagt werden, die sich rechts vom Fürstenportal, auf der Säule der 170 Ravaux 1979, 11–12, und Anm. 44. 171 Dehio 1890, 194–199; Weese 1897, 77–127; Vöge 1958, 147–158, 166–168.
Abb. II.134 Grundriss der Kathedrale Notre-Dame zu Reims, mit Markierung der in Pannonhalma vorkommenden Pflanzenornamentik. Legende: Quadrat = Akanthusblätter; Dreieck = Weinblätter mit Ranken; Kreis = Lappige Blätter mit ausgehöhlter Mitte; voll = in der Höhe der Pfeiler, der Portale und der Blendarkaden der Kapellen; hohl = in Triforiumhöhe; hohlkreis = in der Höhe der Obergadenfenster. (Zeichnung von Tibor Rostás basierend auf dem Grundriss von: Bony 1983, 266, Abb. 248)
Synagoge, unterhalb der Szene der Blendung des Juden befinden (der übrige Teil der Blätter ist neu); dies gilt auch für die Akanthusblätter der Konsole des Reiters. Ebendort stehen die Akanthusblätter auf der Blattmaske etwas näher zur Gestaltung derer von Pannonhalma. Die übrigen
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ornamentalen Details der Adamspforte, wie zum Beispiel die blättrigen Zweige, welche die Scham des ersten Menschenpaares verdecken und jene Blätter, auf denen Adam und der Heilige Petrus stehen, sind in Pannonhalma unbekannt. Zusammenfassend kann man also festhalten, dass sich die Verwandtschaft im gemeinsamen Reimser Ursprung erschöpft. Der Vergleich ist aber nicht nur wegen des gewonnenen begrenzten Ergebnisses von zweifelhaftem Wert, er ist auch wegen der anders gelagerten Qualität der zwei Künstlergruppen sinnlos. Eine Überlappung zwischen den Steinmetzen der Ornamentik von Pannonhalma und den Bamberger Bildhauern finden wir wohl kaum.
In seinem Artikel über das Fürstenportal und später in seiner Monographie über den Bamberger Dom datierte Dethard von Winterfeld das Bamberger Hauptportal in die Zeit vor 1229, dem Weihejahr des Altars im Südarm des westlichen Querhauses - um genauer zu sein, auf 1224–1225. Er stellt auch fest, dass die Bildhauergesellschaft Reimser Ursprungs noch vor der Fertigstellung des Portals bei der Bautätigkeit an dem Dom in Erscheinung trat.172 Seine Vorstellung wurde in der von Manfred Schuller geleiteten neueren, gründlichen Untersuchung des Fürstenportals im Grunde genommen bestätigt, in ihren Details weiter präzisiert und nuanciert.173 Demzufolge werden die Reimser Steinmetze an der 1224 geweihten Kirche von Pannonhalma unmittelbar vor dem Auftauchen der Reimser Bildhauer in Bamberg tätig gewesen sein. Das heißt, die Wege der nach Ungarn gelangten Steinmetze und der in Franken arbeitenden Bildhauer werden sich noch Anfang der 1220er Jahre in der Bauhütte und auf den Gerüsten der Reimser Kathedrale ständig gekreuzt haben. Wenn wir in diesem Lichte das Verhältnis zwischen den Schichten von Pannonhalma und Bamberg auch am Reimser Gebäude selbst untersuchen, fällt auf, dass die mit Pannonhalma verwandten ornamentalen Details und die mit Bamberg vergleichbaren Statuen gemeinsam auf den Fassaden des Querhauses auftreten. Während die in den Tabernakeln der Fialen aufgestellten Königsstatuen Vorbilder der Statuen des fränki-
172 Winterfeld 1976, 164–166; Winterfeld 1979, Bd. 1, 93–95, 144. 173 Schuller 1993, 71–90; und zuletzt: Bamberger Domstift 2015, Bd. 1, 202–203, Anm. 338. (Weilandt, Gerhard); 438–443. (Diemer, Dorothea); 705–707. (Winterfeld, Dethard von).
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schen Domes sind, treten die Kapitelle, Konsolen oder Maskaronen in ihrer Nachbarschaft auf der Erzabtei der ungarischen Benediktiner wieder auf. Die Figuren der Nordportale wirkten auf Bamberg, ihre Ornamentik auf Pannonhalma.174 Die Bedeutung von Pannonhalma kann für die Datierung von Reims mit der von Bamberg gemessen werden. Aus den baugeschichtlichen Angaben der Erzabtei ergibt sich, dass die nach Ungarn übersiedelten Steinmetze spätestens in den ersten Jahren der 1220er Jahre die Bauhütte in der Champagne verlassen haben mussten. Das heißt, der ungarische Faden bestätigt die vom Bamberger Baufortschritt ausgehend angenommene, straffe Reimser Chronologie und verdichtet den Reimser Baufortgang sogar noch mehr als Bamberg! Nach dem Ausscheiden der nach Ungarn gelangten Steinmetze aus der Bauhütte hat sich die Bautätigkeit in Reims wohl kaum längere Zeit verzögert, sodass wenigstens in der Ornamentik keine beträchtlichen Veränderungen eingetreten wären.175 …
174 Neuere Untersuchungen über den skulpturellen Zusammenhang zwischen Bamberg und Reims: Sauerländer 1976, 167–192; Feldmann 1992, 63–79; Feldmann 1994, Bd. 1, 87–99, Bd. 2, 24–36, Abb. 1–20; Kurmann 2004, 153–178; Kurmann 2007, 159–184; Heinrichs 2011, besonders 366–370. 175 Die neuere Reimser Fachliteratur nimmt einen schnelleren Baufortschritt als früher an: Kimpel / Suckale 1995, 288–290; Demouy / Neiss / Berry / Chauffert–Yvart / Decrock / Balcon 2001, 115–119. Eine Verwertung der sich aus dem Bamberger Baufortgang ergebenden Folgerungen für die Reimser Chronologie: Kurmann 2004, besonders: 154–155. Für eine Neubewertung der Anfangsperiode der Bautätigkeit aufgrund der Datierung des Brandes der früheren Kathedrale auf das Jahr 1207 und der dendrochronologischen Untersuchung der aus den Pfeilern verbindenden Eichenbalken stammenden Holzreste siehe: Prache 2005, 167–169, 171–172, und Fig. 2; Prache 2008a, 336–338, 345 und Fig. 3; Prache 2008b, 41–42, 46–47, und Fig. 4; Tegel / Brun 2008, 34–36 und Fig. 1 und 6. Die Bearbeitung einer neuen, komplexen Baugeschichte: Villes 2009; Villes 2010, 51–72. Vgl. noch: Fleisch 2011, 333–340.
II.6 Der fünfte Kreuzzug und die Bauarbeiten Historische Prämissen und Angaben König Andreas II. von Ungarn erbte den Plan eines Kreuzzuges von seinem Vater, Béla III., der sich dies zwar vorgenommen, aber nicht verwirklicht hatte. Mehr als der Heilige Krieg motivierte den König dabei die Erwerbung des Konstantinopler Throns, der infolge des Todes des lateinischen Kaisers Heinrich – des Onkels seiner zweiten Gattin Jolante – seit dem 11. Juni 1216 vakant war. Bei seiner Abreise ins Heilige Land fiel wohl auch die Erlangung der Gunst des Papstes stark ins Gewicht. König Andreas nahm das Kreuz im Sommer 1217 und erfuhr erst im Zuge der Reise davon, dass Papst Honorius III. am 9. April seinen Schwiegervater Pierre de Courtenay II., Vater von Jolante, in Rom zum lateinischen Kaiser gekrönt hatte. Dies wird seine Kriegsbegeisterung wohl auch vermindert haben. Im Gefolge des Königs finden wir einen Großteil der weltlichen Potentaten Ungarns, unter ihnen Kanzler Ugrin, den späteren Erzbischof von Kalocsa, Oberschatzmeister Dionysius, Obertruchsess Demetrius, Großmundschenk Lorenz, Oberstallmeister Ladislaus und mehrere Gespane. Von den geistlichen Würdenträgern nahmen der Raaber Bischof Peter, der Wardeiner Bischof Simon, der Erlauer Bischof Thomas, sowie auch der Abt von Pannonhalma Uros das Kreuz.176 Dem Feldzug schlossen sich die zwei Schwager des Königs Andreas aus seiner ersten Ehe mit Gertrud von Andechs–Meranien an, nämlich der Bamberger Bischof Ekbert und sein jüngerer Bruder Otto, Herzog von Meranien, sowie auch die Grafen von Henneberg und Öttingen und die Bischöfe von Naumburg, Münster und Utrecht. Herzog Leopold VI. von Österreich trat mit zahlreichen österreichischen und steirischen Adeligen und Ministerialen Ende Juni 1217 von Lilienfeld aus die Reise an, wo er zuvor in den fertig gestellten Gebäudeteilen der von ihm gestifteten Klosterkirche vier Altäre vom Passauer Bischof hatte weihen lassen.177 Der Her176 Veszprémy 2006, 109. 177 Die fertigen Teile des unvollendeten Baus ließ der Herzog vor seiner Teilnahme am Kreuzzug – auch in Hinblick auf den möglichen Tod – weihen, um sein Seelenheil zu sichern. Siehe: Oettinger 1952, 33–35; Oettinger 1953, 243–251; Bleicher 2002, 194. Ähnlich ging der Gespan Omodé (Amadé) aus dem Geschlecht Hont-Pázmány vor, als er 1217, vor seiner Abreise ins Heilige Land pro remedio anime sue monasterio suo de Ben confirmando der Prämonstratenserpropstei von Bény ein Dorf vermachte. Siehe: Tóth 2008, 25–28. In Lilienfeld wurden die Ti-
zog traf sich mit dem ungarischen König in Spalato (Split), der am 23. August 1217 in der Stadt angekommen war.178 Leopold und in der Folge auch Andreas gingen dort an Bord und nach einem Zwischenstopp in Zypern liefen sie im Herbst 1217 in Akkon an.179 Von den Herrschern der Kreuzfahrerstaaten nahmen der französischstämmige König von Zypern Hugo I. von Lusignan, der Graf von Tripolis Bohemund IV. von Antiochia, sowie der König von Jerusalem Johann von Brienne an der Unternehmung Teil. Von den lokalen Prälaten können der Patriarch von Jerusalem Rudolf Menincourt und der Bischof von Akkon Jacques de Vitry erwähnt werden. Selbstverständlich waren auch die Ritterorden anwesend, samt ihren Großmeistern: Den Deutschen Orden vertrat Hermann von Salza, die Templer Guillaume de Chartres, den Johanniterorden Guerin de Montaigu. Unter den Teilnehmern finden wir den Franzosen Gautier II. d‘Avesnes, den Grafen von Blois und Chartres, der in die Gefangenschaft der Sarazenen geraten war, von der er mit Hilfe der Tempelritter frei kam. Weiters auch eine Gruppe von französischen Kirchenfürsten, wie den Erzbischof von Reims Albéric de Humbert, den Bischof von Bayeux Robert des Ablèges und den Bischof von Limoges Jean de Veyrac.180
Den ersten Streifzug, der ohne jegliche ernste Kriegshandlung verlief, führte noch König Andreas in die Umgebung des Sees Genezareth; am zweiten Einfall, an der erfolglosen Belagerung der muslimischen Festung auf dem Berg Tabor, nahm er aber nicht mehr Teil. Er reiste lieber in die Grafschaft Tripolis zur Hochzeit des Grafen Bohemund und genoss die Gastfreundschaft der Johanniter in den Burgen von Krak des Chevalitularheiligen der vier geweihten Altäre auch in Hinsicht auf den Kreuzzug gewählt. Siehe: Schwarz 2013a, 127. 178 Bezüglich des Aufenthaltes der Kreuzfahrer in Spalato, siehe: Thomae Archidiaconi Spalatensis, Kap. 25: 158–165. 179 Zusammenfassend über Vorgeschichte, Überfahrt und Teilnehmer: Röhricht 1876a, 142-143; Röhricht 1891, 23–26; Wilczek 1894, 604–608; 697–698; Pauler 1899, Bd. 2, 57–62; Donovan 1950, 29–30, 32; Van Cleve 1962, 386–389; Sweeney 1981, 478–479; Powell 1986, 127–128; Borosy 1996, 11–20; Runciman 1968, 923–925; Veszprémy 2006, 100–102. 180 Greven 1923, 41.
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ers und Margat. Der König schenkte dem Orden ungarische Einkünfte, Güter und Privilegien. Eine kleine Gruppe der Ungarn machte noch einen Einfall in das zwischen den Bergen gelegene Quellgebiet des Jordanflusses, aber die Einheit wurde von den Sarazenen in eine Falle gelockt und ging zugrunde. Der anstatt Scharmützel Reliquien sammelnde und herumreisende, passive König machte keinen guten Eindruck bei seinen Waffengefährten. Andreas, der wegen der Reliquienerwerbungen unter Geldnot litt und zudem von zu Hause Nachrichten über Unruhen hörte, brach nach einem dreimonatigem Aufenthalt im Heiligen Land im Jänner 1218 wieder nach Ungarn auf und kehrte – begleitet vom Fluch des Patriarchen von Jerusalem – dorthin auf dem Landweg zurück.181 Aber nicht alle Ungarn verließen den Nahen Osten, die drei bereits erwähnten Bischöfe blieben im Heiligen Land; dies ist hinlänglich durch Quellen belegt.182 Mit dem König gingen jedoch seine beiden meranischen Schwager, Bischof Ekbert und Herzog Otto; Gautier d‘Avesnes kehrte ebenfalls heim.183 Andreas deckte die Kosten der Reise größtenteils aus Darlehen und nahm kostbare Goldschmiedearbeiten mit sich. Zusammen mit anderen Schätzen entnahm er aus dem Veszprémer Dom die mit Edelsteinen geschmückte, zwölf Mark reines Gold enthaltende Krone der Königin Gisela, welche er dann im Heiligen Land für 140 Silbermark verkaufte. Aus der Abtei von Tihany erhielt er einen mit Edelsteinen und Perlen verzierten Kelch, für den er später im Wert von 50 Mark Silber Entschädigung zahlte.184 Der König erwarb im Heiligen Land außer der bereits erwähnten Kopfreliquie des Protomärtyrers Stephanus das Haupt der Heiligen Margarethe, den rechten Arm des Heiligen Thomas und des Heiligen Bartholomäus, ein Stück von Aarons Stab und auch einen von jenen sechs Wasserkrügen von der Hochzeit zu Kana.185 181 Über die Aktivität der Ungarn im Heiligen Land siehe: Röhricht 1876a, 144–148; Röhricht 1891, 26–30; Wilczek 1894, 700–710; Pauler 1899, Bd. 2, 64–68; Donovan 1950, 33–36; Van Cleve 1962, 389–394; Sweeney 1981, 479–481; Powell 1986, 130–135; Borosy 1996, 20–45; Veszprémy 2006, 102–105; Major 2006, 113–118. 182 Zwei von ihnen starben bei der Belagerung von Damiette, Bischof Thomas von Erlau kehrte im Jahre 1219 heim. Vgl.: Röhricht 1891, Kap. II., Anm. 14; Pauler 1899, Bd. 2, 68, 71 und Anm. 64; Borosy 1996, 44–45; Veszprémy 2006, 104–105. 183 Oliver 1948, Kap. 1, 13. 184 Borosy 1996, 12, 20, 39 und Anm. 139. 185 Szentpétery 1937, 466; bzw: Bilderchronik 1968, Bd. 2, 151–152. Vgl. noch: Pauler, 1899, Bd. 2, 67; Borosy 1996, 34; Runciman 1968, 926–927;
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Im Frühjahr 1218 entschieden sich die Kreuzfahrer, ihre Heere unmittelbar gegen den Sultan von Ägypten zu führen, der auch das Heilige Land besaß. Sie begaben sich auf Schiffe und machten sich auf den Weg nach Ägypten.186 Der alte Erzbischof von Reims und der Bischof von Limoges blieben in Akkon. Bischof Jean verstarb auch dort, Erzbischof Albéric auf dem Rückweg in Pavia am 24. Dezember 1218.187 Der ägyptische Feldzug nahm seinen Anfang mit der Belagerung der wichtigen Festung und des Hafens von Damiette im Nildelta. Weitere Franzosen schlossen sich dem Heer an, so zum Beispiel Hervé IV. de Donzy, der Graf von Nevers, Auxerre und Tonnerre, sowie Hugo IX. von Lusignan, „der Braune”, der Graf von la Marche.188 Im Frühjahr 1218 bereiteten die zwei Grafen in Genua den Meeresübergang der französischen Truppen vor. So gelangten Ende Sommer und im Herbst des Jahres 1218 weitere Truppen nach Ägypten, unter der Führung von Magnaten und Prälaten, wie zum Beispiel von Milon III., dem Grafen von Bar-sur-Seine, Milon de Nanteuil, dem Bischof von Beauvais, Gautier II. dem Jungen de Villebéon, dem Großkammerherrn des französischen Königs und seinem Bruder Pierre, dem Bischof von Paris. Weiters nahmen auch der Erzbischof von Bordeaux so wie auch die Bischöfe von Laon, Autun und Angers führend daran Teil.189 Am 5. Mai 1219 brach Leopold VI. von Österreich, der anderthalb Jahre treu für Christus gekämpfte hatte, mit vollkommener Hingabe, Demut, Ergebenheit und Großmütigkeit die Belagerung von Damiette ab und reiste heim.190 In seiner Reliquiensammlung nahm er auch eine Partikel vom Heiligen Kreuz mit sich.191 Im Juni war er am päpstlichen Hof in Rieti und kehrte im Herbst nach Österreich zurück.192
… Veszprémy 2006, 106. 186 Zusammenfassend über den ägyptischen Feldzug und die Belagerung von Damiette: Röhricht 1876b, 59–98; Hoogeweg 1887/88, Jg. 8 (1887), 188–218; Jg. 9 (1888), 249–288; 414–447. 187 Oliver 1948, Kap. 10, 22–23; Röhricht 1876b, 64; Hoogeweg 1887/88, 193; Greven 1923, 42. 188 Greven 1923, 42, 46. 189 Röhricht 1876b, 72; Hoogeweg 1887/88, 207; Greven 1923, 43–45; Donovan 1950, 44–45. 190 Oliver 1948, Kap. 26, 38; Van Cleve 1962, 411; Powell 1986, 116–118, 151–152. 191 Riant 1878, 283; Runciman 1968, 935. Die Kreuzesreliquie schenkte der Herzog seiner Zisterzienserstiftung in Lilienfeld. 192 Lechner 1994, 198.
Der Bau der gotischen Pfalz und der Pfalzkapelle nahm am Sitz in Klosterneuburg höchstwahrscheinlich nach der Heimkehr Leopolds seinen Anfang. Bereits August Essenwein schrieb darüber, dass die Kapelle für die im Heiligen Land erworbenen Reliquien errichtet worden sein könnte.193 Am Beginn der Kleinen Klosterneuburger Chronik, die vom Anfang des 15. Jahrhunderts stammt, wird das tradierte Weihejahr des Gebäudes 1222 besonders hervorgehoben.194 Den Zeitpunkt der Weihe können wir noch genauer bestimmen. Herzog Leopold schloss in Kierling, einige Kilometer weit von seiner Pfalz, in den Bergen oberhalb von Klosterneuburg eine Vereinbarung mit dem frisch gewählten Passauer Bischof Gebhard über die Schulden seines Vorgängers, über die der Bischof am 6. Juli 1222 eine Urkunde ausstellte.195 Am Ende des Dokumentes beginnt die Reihe der Zeugen mit Bischof Konrad von Regensburg. Nehmen wir noch hinzu, dass das Fest von Johannes dem Täufer, des Titularheiligen der Kapelle, auf den 24. Juni fällt, also knapp zwei Wochen früher, als die Urkunde datiert wurde. Aus all diesem ist es naheliegend, anzunehmen, dass sich Leopold mit den beiden Bischöfen im Zusammenhang mit der Weihe der Capella Speciosa in Kierling aufhielt, wo er sich von den Mühen der Zeremonie erholte und in der Zwischenzeit auch seine strittige Angelegenheit mit dem Bischof von Passau ordnete. Die Kapelle werden also Bischof Gebhard von Passau und Bischof Konrad von Regensburg, im Beisein des Herzogs als Stifter, am 24. Juni 1222 geweiht 193 Essenwein 1861, 11, verwies auf die vom französischen König Ludwig IX. dem Heiligen (reg. 1226–1270) für die Dornenkrone, eine Partikel des Heiligen Kreuzes und andere Reliquien, in den 1240er Jahren erbaute Sainte Chapelle in Paris. Branner 1965, 56–65; Kimpel / Suckale 1995, 400–405, 530; Schwarz 1996, 25–27. In neuerer Zeit wies Schwarz 2013a 126–129 darauf hin, dass das Patrozinium der Kapelle mit Johannes dem Täufer das Vorhandensein einer Reliquie des Heiligen voraussetzt, und erwog die Möglichkeiten der Erwerbung während der Reise im Nahen Osten aus Ägypten (Sketis, Natrontal, Macariuskloster) oder vom päpstlichen Hof (Rom, San Giovanni in Laterano). 194 Um genauer zu sein, handelt es sich um zwei hervorgehobene Jahreszahlen (die erste bezeichnet das Gründungsdatum der Propstei) samt den Namen der Gründer: Anno Domini MCXXX dedicatum est nobile monasterium in Neuburga a venerabili Leopoldo pio marchione. Anno Domini MCCXXII dedicata est pulchra capella ab venerabili duce Leopoldo Austriae. Zeibig 1851, 231. Vgl.: Essenwein 1861, 11; Hutter 1957/58, 1; Schwarz 1996, 17–18; Seeger 1997, 97, 133; Schwarz 2013b, 14, 18. 195 Meiller 1850, 131, Nr. 179. Vgl.: Oettinger 1944, 165; Schwarz 1996, 18.
haben. Die von Leopolds Rückkehr aus Ägypten im Herbst 1219 bis zur Weihe zur Verfügung stehende Zeit wird wohl ausgereicht haben, um die Kapelle zu erbauen. Wie oben bereits analysiert, hat sich wahrscheinlich der Bau der Pfalz länger hingezogen.
Es ist als wahrscheinlich anzunehmen, dass auch Abt Uros von Pannonhalma nach seiner Heimkehr aus dem Heiligen Land daran ging, die sich vielleicht seit einem Jahrzehnt hinziehende Renovierung seiner Abteikirche zu Ende zu bringen. Obwohl wir den westlichen Teil des Gebäudes wenig kennen, ist die französische Phase nach unseren Kenntnissen die letzte und zugleich bedeutendeste beim Bau der Kirche – damals lief der Großteil der Bautätigkeit ab. Die verstärkte Bautätigkeit wird durch die häufiger werdenden Schenkungen von Gütern in dieser Zeit gut bezeugt. Im Jahre 1222 gab Guncellus, der Erzbischof von Spalato eine Dotation, während zwischen 1222 und 1224 König Andreas II. sogar drei Stiftungen machte. Die zweite in dieser Reihe von Stiftungen aus dem Jahre 1223, welche die früheren stetig erweiterte, gab als Grund für die Schenkung den Bau des Klosters an. All diese Umstände sprechen dafür, dass man mit der Anwesenheit der Franzosen am ehesten in dieser Zeit, in den Jahren unmittelbar vor der Weihe, rechnen kann. Die feierliche Einweihung der Kirche wurde durch Bischof Bereck von Waitzen (Vác), sowie durch Bischof Jakob von Neutra (Nyitra, Nitra) und den Bischof von Zengg (Senj) in Anwesenheit des päpstlichen Legaten Accontius vorgenommen. An der Feier nahm selbst König Andreas II. teil, zusammen mit seiner Gattin, seinem Gefolge und mit zahlreichen Bannerherren. Die undatierte Urkunde, welche über das Ereignis berichtet, wurde höchstwahrscheinlich im Jahre 1224 ausgestellt.196 In sei196 Levárdy 1959, 124; Takács 1996a, 34–35, Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II.3., 274–275 (Takács, Imre). Die Forschung hat die Weihe von 1224 schon immer als Abschlussdatum des Kirchenbaues interpretiert. Als einziger rechnet Marosi mit einer anschließenden Verschleppung der Bautätigkeit, denn die feierliche Weihe von Pannonhalma im Jahre 1224 lässt sich wohl auf den östlichen Teil beziehen. In der Tat: Die Beziehung der Wölbung des Mittelschiffes mit dem Triumphbogen macht nach mehreren Planänderungen einen viel späteren Abschluss wahrscheinlich. Marosi 1980, 308–312, 316–320, 323; Marosi 1983, 45–46; Marosi 1984, 123, 125, 149–151. Diese Thesen sind seit den Forschungen von Takács endgültig unhaltbar geworden, und die Rückdatierung der Porta Speciosa auf die Zeit um 1224 ist im Grunde
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nem dritten Schenkungsbrief betonte der König seine Pflichten als Patron, und in Zusammenhang mit der Weihe unterstützte er das Kloster und dessen Abt weitgehend in ihrem Rechtsstreit mit dem Bischof von Raab. All diese Umstände zeigen klar die höfischen Beziehungen von Pannonhal-
genommen auch erfolgt – Marosi 2008, Unterschrift von Abb. 20, – trotzdem bemüht sich Marosi, die Essenz seiner Gedanken von vor 30 Jahren beizubehalten, vgl. Marosi 2001, 654. Später beschrieb Marosi in seinem Gutachten zur Dissertation von Takács seine Haltung folgendermaßen: Ich selbst hielt die Weihe von 1224 nicht für den Abschlussakt der Arbeiten, und in der Hinsicht, wie nach dem Fortgang der früh verschwindenden, recht modernen Steinmetze die Wölbung des Schiffes und wohl die Vollendung des Klosters ablief, bleiben wir weiterhin in Unsicherheit. Das Gutachten von Ernő Marosi über die Dissertation von Imre Takács unter dem Titel „A gótika recepciója a Magyar Királyságban II. András korában” [Die Rezeption der Gotik im Königreich Ungarn zur Zeit von Andreas II.]: Marosi 2011, 162. Und zuletzt in Marosi 2013, 126. hält er das Gewölbe des Mittelschiffes für eine Arbeit, die nach der französischen Periode entstand, vielleicht durch österreichische Meister. Meiner Ansicht nach könnte es nur mit einem schwerwiegenden Umstand erklärt werden, wenn die feierliche Einweihung der Kirche in Anwesenheit der Königsfamilie und des Hofes im unvollendeten Mittelschiff unter einem provisorischen Dach hätte abgehalten werden müssen. Von so einem besonderen Grund sind wir jedoch nicht unterrichtet. Untersuchen wir stattdessen die Detailformung des Mittelschiffsgewölbes: Die auf dem Schlussstein des östlichen Joches zu sehenden, plastisch gemeißelten, dreilappigen Blätter sind reduzierte Varianten jener dreifach gegliederten Blätter, welche den oberen Teil der (derzeitigen) Eckkonsole des südlichen Seitenschiffes schmücken (Abb. II.85 und II.88). Auf dem Schlussstein des mittleren Jochs kann man lappende Blätter beobachten, die eine gewölbte Rahmung haben – ungewöhnlicherweise haben ihre Lappen sich leicht hervorhebende Oberflächen (Abb. II.123). So gestaltet sind zum Beispiel auf dem Dienstbündel C5 der nördlichen Mittelschiffwand die aufgelegten Blätter des mittleren und des linken Kapitells (Abb. II.122), aber diese Form erscheint auch auf den Kapitellen von einzelnen Langhauspfeilern. Die aufgelegten Blätter des rechten Kapitells des Dienstbündels C5 zeigen jedoch die übliche gerillte Form und stehen zum Beispiel mit den aufgelegten Blättern des erhaltenen Kapitellfragmentes der Porta Speciosa in Verwandtschaft (Abb. II.111). So verknüpfen die Kapitelle des Dienstbündels C5 der Mittelschiffswand die Porta Speciosa mit dem Mittelschiffgewölbe. Das Rippenprofil des Mittelschiffes entspricht dem Rippenprofil des südlichen Seitenschiffes (Takács 1996a, Abb. 24/4–5), ebenso wie das Profil der dicken, geschrägten Gurte. Das Mittelschiffgewölbe kann man also nicht von jenem Teil des Langhauses trennen, der von den Franzosen errichtet worden war, es entstand offensichtlich in der von ihnen geprägten Periode.
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ma und Uros – die gute persönliche Beziehung zwischen dem König und dem Abt. Es ist nicht schwierig, zwischen der Beschleunigung des Kirchenbaues und seinem erfolgreichen Abschluss, sowie zwischen dem Erscheinen der Franzosen und der königlichen Unterstützung, einen Zusammenhang zu entdecken. Ist es möglich, dass die französische Künstlergruppe, welche die dritte Kirche von Pannonhalma vollendete, gerade als ein Teil der das Kloster fördernden Politik von Andreas II. am Bau erschien?
Laut Bilderchronik verteilte der aus dem Heiligen Land heimgekehrte Herrscher in der Folgezeit seine im Heiligen Land erworbenen Reliquien vor allem zwischen den Kirchen der an ihn herantretenden Prälaten.197 Den Erzbischof von Esztergom, Johannes, dem er das Land für die Zeit seiner Abwesenheit anvertraut hatte, der aber dann vor den eingetretenen Unruhen ins Ausland floh, belohnte er für seine Treue mit mehreren Schenkungen. Eine Gutsschenkung erhielten auch die ausgeraubten und gepeinigten Kanoniker von Esztergom.198 Die Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan war laut einer Urkunde von Béla IV. aus dem Jahre 1249 die Kapelle des Erzbischofs von Esztergom.199 In dieser Situation ist es nicht unwahrscheinlich, dass Andreas die im Heiligen Land erworbene Kopfreliquie des Protomärtyrers dieser Kapelle schenkte.200 Das mutmaßliche Reliquiengeschenk würde sich jener Politik des Königs gut einfügen, mit der er nach seiner Heimkehr den Erzbischof und das Domkapitel unterstützte. Die Kapelle ist recht frühen Ursprungs und kann auf die Zeit des Fürsten Géza (reg. vor 972–997) und der ersten christlichen Bekehrungen in Ungarn zurückgeführt werden.201 Der analysierte neuzeitliche Grundriss und die Basen der Wanddienste zeugen aber von einer gotischen Erneuerung des Gebäudes unter der Mitwirkung von französischen Meistern. Die Verwandtschaft mit der Capella Speciosa lässt die Annahme zu, dass die Kapelle um 1220 oder kurz danach errichtet worden sein dürfte. Es ist vorstellbar, dass der Vorgängerbau im Zuge jener Unruhen beschädigt wurde, welche stattfanden, als 197 Szentpétery 1937, 466; bzw.: Bilderchronik 1968, Bd.2, 152. 198 Knauz 1874, Nr. 223, 216–218; Nr. 224, 218; Nr. 230, 221–223; Pauler 1899, Bd. 2, 69–70; Kristó 1984, 1312–1313. 199 Győrffy 1987, 242, 247 (capella archiepiscopalis). 200 Buzás 2004, 18–19. 201 Győrffy 1983, 74; Győrffy 1987, 245; Horváth / H. Kelemen / Torma 1979, 91–92.
sich der König im Heiligen Land aufhielt – vielleicht wurde seine Erneuerung aus diesem Grunde notwendig. Nach unseren geringen Kenntnissen über das Gebäude von Esztergom entspricht der Gebäudetypus und zum Teil auch die Art der Lösung jener der Capella Speciosa. Obwohl wir die Unterbringung der Reliquien bei keiner der Kapellen mit konkreten Angaben belegen können, könnten – wenn unsere Annahmen richtig sind – die Entstehungsumstände der beiden Gebäude und die Motivation ihrer Erbauer trotzdem gemeinsame gewesen sein.
…
Es verdient Beachtung, dass wir unter den französischen Prälaten, welche das Heilige Land besuchten, auch den alten Erzbischof von Reims, Albéric de Humbert, finden. Der Kirchenfürst, der den Bau der gotischen Kathedrale begann, machte offensichtlich persönliche Bekanntschaft mit jenen Würdenträgern, die den Feldzug leiteten – unter ihnen verdienen aus unserer Perspektive König Andreas II. und Bischof Ekbert besonderes Augenmerk. Die Annahme, dass diese Beziehung zum Erscheinen der aus Reims stammenden französischen Meister in Ungarn oder in Bamberg führte, wird von der Tatsache geschwächt, dass Erzbischof Albéric auf der Rückfahrt verstorben war.202
abtei Vaucelles und die Bischofsstadt Cambrai, halbkreisförmig umgeben. Die Burg von Guise befindet sich kaum mehr als 30 km von Honnecourt (heute Honnecourt-sur-Escaut) entfernt. Graf Gautier baute, nachdem er vom Heiligen Land zurückgekehrt war, die Burg von Guise um und errichtete darauf die Burg Englancourt. 1226 kaufte er das Gut Bohain (heute Bohain-en-Vermandois), das auf dem halben Weg zwischen Guise und Honnecourt liegt, etwa 15 km von beiden entfernt. Es ist ausgeschlossen, dass der Graf, der in der frühen Phase des Feldzuges einzige auch namentlich erwähnte weltliche französische Würdenträger, keine Bekanntschaft mit König Andreas gemacht hätte und nicht in persönlichem Kontakt mit ihm gestanden wäre. Kann diese Bekanntschaft irgendetwas mit der Ungarn-Reise von Villard zu tun haben?
Von jenen Franzosen, die im Nahen Osten an der ersten Phase des Feldzuges teilnahmen, gibt Gautier d‘Avesnes, der Graf von Blois und Chartres Anlass zu weiteren Spekulationen. Gautier erwarb seine Grafschaften durch Eheschließung, aber im gegenwärtigen Fall sind für uns seine im Norden liegenden ererbten Güter beachtenswerter, nämlich die Burgen von Avesnes, Leuze, Condé und Guise. Die der Familie den Namen verleihende Ortschaft Avesnes (heute Avesnes-sur-Helpe), Condé (heute Condé-sur-l’Escaut), beziehungsweise Leuze (Leuze-en-Hainaut, heute in Belgien) liegen auf dem Gebiet von Hennegau, Guise in der Picardie. Wenn man auf die Karte blickt, fällt auf, dass die Familiengüter des Grafen, Avesnes, Leuzé und Guise, die vermutliche engere Heimat von Villard de Honnecourt, die Zisterzienser-
Die später, in der ägyptischen Phase des Feldzuges erscheinenden zahlreichen französischen Würdenträger können weitere Annahmen inspirieren, nunmehr in Hinsicht auf die Bauten von Herzog Leopold VI. Von unserem Standpunkt aus gesehen ist Hervé de Donzy, der Graf von Nevers besonders beachtenswert. Die Grafschaft von Nevers, beziehungsweise später auch Auxerre und Tonnerre, erlangte er Dank seiner Frau Mathilde de Courtenay. Mathilde war eine Tochter von Pierre de Courtenay II., ebenso wie Jolante, die zweite Frau von König Andreas. Sein Familiengut, die Burg von Donzy und ein häufiger Aufenthaltsort von ihm, die Burg Metz-le-Comte, befinden sich zwischen Nevers und Auxerre, im westlichen Burgund. Graf Hervé kam im Herbst 1218 vor den Mauern von Damiette an, wo Leopold VI. bereits seit mehreren Monaten gekämpft hatte. Bis zum Fortgang des österreichischen Herzogs 1219 hatten sie Gelegenheit, persönliche Bekanntschaft zu machen. Angesichts der Tatsache, dass das Kollegiatsstift von Clamecy eine Stiftung der Grafen von Nevers ist, scheint die Annahme zulässig, dass Graf Hervé nach seiner Heimkehr die Propsteikirche erbauen ließ.203 Könnte die aus dem Nahen Osten stammende Bekanntschaft zwischen ihm und Leopold VI. das Auftauchen der burgundischen Meister am österreichischen Herzogshof erklären? Sie waren ja Auftraggeber von Gebäuden, welche beide unmittelbar mit dem Chorbau der Kathedrale von Auxerre in Beziehung stehen. Die Frage lässt sich jedenfalls auch hier nicht mit Sicherheit beantworten.
202 Röhricht 1891, Kap. II., Anm. 22. und 122. Vgl. Anm. II.187 in diesem Band und Takács 1996a, 34, 62.
203 Appel 1993, 177–179.
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Wie sich zeigt eröffnet das Umfeld des fünften Kreuzzuges ein breites Feld für Hypothesen, ohne eine letztgültige Klärung. War es so oder nicht? Es hätte auch so passieren können. Jedenfalls kommt im geschichtlichen Hintergrund der untersuchten österreichischen und ungarischen Denkmäler dem Feldzug im Nahen Osten besondere Bedeutung zu. Aufgrund der vermehrten Erwerbung von Reliquien und besonders deshalb, weil die in Frage kommenden Bauherren ebenso wie viele der Auftraggeber der unmittelbaren französischen Vorbilder und Parallelen bei den verschiedenen Schauplätzen des Feldzuges anwesend waren – noch dazu unmittelbar vor dem Beginn der Bauarbeiten.
ge Reise brachten viele auch in Zusammenhang mit der Schenkung der Heiligen Elisabeth (12071231), der Tochter von Andreas II. und Gertrud, zur Unterstützung des Chorbaus der Kathedrale von Cambrai.206 …
Natürlich lassen sich die miteinander zusammenhängenden französischen Kunstbeziehungen des österreichischen und des ungarischen Hofes um und nach 1220 auch anders ableiten. Der Babenbergerherzog wird bereits früher in persönlichen Kontakt mit den Mächtigen des königlichen Frankreichs gekommen sein, da er 1212 in Südfrankreich gegen die Albigenser und deren Unterstützer, Graf Raimund von Toulouse gekämpft hatte.204 Es steht auch außer Zweifel, dass um 1220 der französisch-gotische Stil – und im Zusammenhang damit die französischen Meister – bereits seit geraumer Zeit in Ungarn anwesend waren, die Beziehung war also nicht neu. Die zweite, französische Ehe von König Andreas stellt auch eine hervorragende Möglichkeit dar, um die französischen Beziehungen und die UngarnReise von Villard zu erklären.205 Die denkwürdi204 Lechner 1994, 198; Oettinger 1954, 7–8. 205 In jüngster Vergangenheit hat Takács gerade entlang dieser dynastischen Beziehung um die Familie Courtenay nachgeforscht: In Anknüpfung an die Idee von László Gerevich stellte er sich vor, dass Villard vielleicht im Gefolge von Robert de Courtenay – dem der lateinische Kaiserthron angeboten worden war und sich auf dem Weg nach Konstantinopel befand – im Winter 1220 nach Ungarn gelangt sein könnte. Vgl.: Gerevich 1971a, 57–58; Gerevich 1971b, 84; und Takács 2006, 16–21. Darüber hinaus versuchte Takács französisch-gotische Fragmente mit verschiedenen französischen Kirchenwürdenträgern in Ungarn in Verbindung zu bringen: Einerseits mit dem aus dem südlichen Burgund stammenden Bartholomäus, Bischof von Fünfkirchen (Pécs) (1219–1250) und andererseits dem ebenfalls französischen Robert, Bischof von Veszprém (1209–1226), danach Erzbischof von Esztergom (1226–1239). Eine weitere Zusammenfassung seiner Ergebnisse siehe: Takács 2008, 65, 72–73. Zu Bartholomäus siehe auch: Hahnloser 1972, 358, 396.
218
206 Zum Zusammenhang zwischen der Hl. Elisabeth von Ungarn, Villard und der Kathedrale von Cambrai vgl. Hahnloser 1972, 227–228, 231, 233–234, 357, 386; Frankl 1960, 36. Im Zusammenhang mit der Elisabethkirche von Marburg und der Hl. Elisabeth wird von Crossley auch der Faden über Cambrai und Villard aufgenommen: Er widmet dem Thema einen weit ausladenden und umfassenden Überblick, worin er auch die ungarische Frühgotik behandelt, eingebettet in mitteleuropäische und nordfranzösische Zusammenhänge, sowie auch in das System der persönlichen Beziehungen zwischen den Auftraggebern. Crossley 1997, besonders 270–274. Neuerdings hat Barnes die Idee von Hahnloser wieder aufgegriffen, wonach Villard vom Kapitel in Cambrai nach Ungarn geschickt worden sein könnte. Barnes 2009, 222; Barnes 2007, 23–26; in erweiterter und überarbeiteter Fassung: Barnes 2011, 86–91.
II.7 Villard de Honnecourt in Ungarn Auf der Spur einer rätselhaften Persönlichkeit am
östlichen Rand des lateinischen Abendlandes
In Villards Portfolio kann man auf der Vorderseite des zweiten Pergamentblattes die stehende Figur eines Fußsoldaten sehen, neben der Zeichnung einer Schnecke (Abb. II.135).207 Er trägt ein Unterkleid mit engen Ärmeln, ein bis zum Knie reichendes Ringpanzerhemd samt Kettenhaube, und einen an der Taille mit einem Gürtel umfangenen ärmellosen Waffenrock (lat. bambusium). Über der Kettenhaube des Ringpanzerhemdes, welches nur sein Gesicht frei lässt, trägt er einen Eisenhut. Seine Füsse und Unterschenkel werden von Kettenpanzer-Socken geschützt.208 In seiner Linken, die zur Schulter erhoben ist, hält er eine lange, dünne Lanze, an seinem Oberarm hat er einen Dreiecksschild mit breitem Riemen befestigt. Auf dem dünnen Riemen, der über sein Handgelenk geworfen ist, hängt eine gerade, einschneidige, schwertähnliche Waffe (engl. godenak oder medieval chopper), deren Klinge sich zum 207 Paris, Bibliothèque nationale de France, MS Fr 19093, folio 2r. Hahnloser 1972, 18, Taf. 3; Barnes 2009, 38–39, Color Plate 6. 208 Die Tracht breitete sich nach westlichem Vorbild auch in Ungarn aus. Vgl.: Kristó 1986, 255–256.
Abb. II.135 Zeichnung eines Fußsoldaten und einer Schnecke im Bauhüttenbuch des Villard de Honnecourt. Paris, Nationalbibliothek, ms. fr 19093, folio 2r (Barnes 2009, Color Plate 6)
Ende hin ausbreitet und deren langer, zweihändiger Griff hakenförmig endet. Die Waffe ist damit an den Riemen eingehängt. Eine solche Waffe mit hakenförmigem Ende können wir in einer Szene der Maciejowski Bibel (um 1250) sehen.209 209 Samson erschlägt mit einem Eselsunterkieferknochen tausend Philister, Maciejovski Bibel, New York, The Morgan Library and Museum, M 638, folio 14v, rechte untere Szene. Auch Barnes 2009, 39 bestimmte das Instrument mit einem „regenschirmähnlichen” Griff als Schwert und führte dabei als Parallele Folio 10r. der Maciejovski Bibel an. Auf zahlreichen Blättern der Bibel, so auch auf Folio 10r. erscheint diese Schneidewaffe, aber – wie zumeist – ist auch dort nur ein Detail der Klinge zu sehen. Eine Variante der Waffe mit geradem Griff ist in der rechten unteren Szene der Vorderseite des dritten Folios Lot und seine Familie geraten in Gefangenschaft und in der Szene Rache Abrahams auf der Rückseite oben sichtbar. Die Variante mit Hakengriff, die Waffe von Villards Soldaten, lässt sich nur auf Folio
219
Der Soldat vom Portfolio salutiert mit dem gestreckten Zeige- und Mittelfinger. Neben die Figur schrieb einer der neuzeitlichen Besitzer des Skizzenbuches, ein Mitglied der Familie Félibien, folgendes: de Honnecor / cil qui fut en / Hongrie (er ist de Honnecourt, der in Ungarn war).210 Es ist bemerkenswert, dass der Eintragende nur eine einzige Tatsache über Villard anführte, nämlich, dass dieser in Ungarn war. Im Zusammenhang mit Villard hielt er das für das Wichtigste oder für das Interessanteste.211 Diese Bemerkung deutet darauf hin, dass der Eintragende die Zeichnungen des Portfolios und die zu ihnen geschriebenen Kommentare kannte und sie studiert hatte. Auf dem Seitenpaar des Blattes gegenüber der Figur kann man die Widmung von Villard lesen, in der er den Leser des Buches begrüßt.212 Den Eintragenden wird wohl diese inspiriert haben, um den Waffenträger mit Villard zu identifizieren: Er verknüpfte den Text der Widmung mit der grüßenden, salutierenden Geste der Figur. Den neuzeitlichen Kommentator störte sicherlich das unpersönliche, gesichtslose Wesen des Zeichners, dessen Spuren sich in der Vergangenheit verlieren. Er suchte also ein Gesicht, eine Figur für den historischen Villard, wollte den Verfasser des Portfolios in einer handfesten, greifbaren Gestalt visualisieren. Aber salutiert hier wirklich Villard de Honnecourt in der Gestalt des Soldaten mit Ringpanzerhemd? Wie man sehen kann, ist das Problem des Kommentators zugleich auch das grundsätzliche Villard-Problem der Kunstgeschichtsschreibung – und dieser frühe Versuch der Identifikation wirft Licht auf Fragen, die bis heute ungelöst sind.
Wer war Villard de Honnecourt und was ist über seine Person bekannt? War er ein Architekt, der für den Bau von Kathedralen, Zisterzienserkirchen und andere Aufgaben Verträge abgeschlossen hatte? War er Bildhauer oder Ingenieur? Vereinte er alle drei Professionen in einer Person? War er Schmied, Goldschmied? Oder vielleicht sogar weder Künstler, noch Fachmann, sondern nur ein interessierter Dilettant?! Ein Kleriker, der im Umfeld der Bauhütte administrative Aufgaben versehen hatte? Oder etwa gar ein Analphabet, 14v. identifizieren. 210 Hahnloser 1972, 8, 18; Barnes 2009, 2–3, 13–14, 22, 30–31, 34, 38–39, 163. Über die Félibien-Eintragungen vgl. Takács 1994d, 18. 211 Vgl.: Gerevich 1971a, 55; Gerevich 1971b, 81. 212 Folio 1v. Hahnloser 1972, 11–17, Taf. 2; Barnes 2009, 35, Color Plate 5.
220
wie manche Forscher glauben?!213 Die Antworten in dieser Frage weichen stark voneinander ab. Abgesehen von den letzten fünfunddreißig Jahren ist es nicht einmal vorgekommen, die Fachkompetenzen Villards in Frage zu stellen, während wir im gleichen Zeitraum kaum jemanden finden, der dafür argumentiert.214 Solange Villard als Architekt betrachtet wurde, bemühten sich Forscher, ihm bestimmte Bauten zuzuschreiben. Neuerdings wird jedoch erwogen: wenn Villard kein Fachmann war, was war er dann tatsächlich, was hatte er bei den Baustellen der Kathedralen zu suchen und warum fertigte er dort Zeichnungen an? Der Verfasser sieht die Forschung hier auf einem Irrweg, wenn solche Fragestellungen behandelt werden, da diese anhand der uns zur Verfügung stehenden Kenntnisse nicht zu beantworten sind.
Endlich ist hier der Abdruck einer Persönlichkeit aus der Zeit der gotischen Kathedralen, mehr noch, aus der unmittelbaren Umgebung ihrer Errichtung erhalten. Somit aus jener Epoche, von der in den besten Fällen lediglich die Namen der Konstrukteure der wichtigsten Werke bekannt sind. Die im Portfolio hinterlassenen Zeichnungen und Notizen ermöglichen jedoch nicht Rückschlüsse auf diese Persönlichkeit zu ziehen oder die für uns in diesem Kontext relevanten Fragen zu beantworten. Andere Quellen stehen uns jedoch nicht zur Verfügung. Deshalb ist die Persönlichkeit selbst mit wissenschaftlichen Methoden kaum zu greifen und Villard bleibt in einem mystischen Nebel der Unsicherheit, der seine Figur umweht. Desweiteren ist die von ihm stammende zeichnerische und textuelle Informationsmenge vollkommen einzigartig und außerordentlich, eine derartige, von Kommentaren begleitete Zeichnungssammlung ist sonst nicht auf uns gekommen. Selbst die Bezeichnung dieses Werkes ist zweifelhaft, aber auch ihre Gattung und Funktion sind umstritten. In dieser Situation führt die unstillbare Neugier gegenüber der Persönlichkeit Villards und der durchaus legitime Anspruch, dieser rätselhaften Figur ein greifbares Gesicht und Gestalt zu verleihen, zur Erschaffung eines Mythos, anstatt auf wissenschaftlichem Feld Fortschritte zu erzielen.
Die Ungarn-Reise ist eines der geheimnisvollsten unter jenen Mysterien, die Villard umgeben. Es 213 Schlink 1999, 213–221. 214 Zuletzt bei Jean Wirth: Wirth 2015.
lohnt sich hier, Carl F. Barnes zu zitieren, den Verfasser der jüngsten Monographie über den Meister aus der Picardie und sein Skizzenbuch: We do not know for what purpose Villard was sent to Hungary, when he was sent, by whom he was sent, what he did when he got there, or how long he stayed.215 Treffender können die zuvor angeführten Unsicherheiten nicht zusammengefasst werden.
Auf die rätselhafte Ungarn-Reise Villards und seinen hiesigen Aufenthalt könnte die Tätigkeit seiner unbekannten Zeitgenossen hierzulande, also jene der französischen Architekten, Bildhauer und Steinmetze einiges Licht werfen. Hervorragende Beispiele der Bildhauerkunst der Hochgotik sind die Fragmente jener zwei Grabdenkmäler, welche die Ausgrabungen von László Gerevich unter den Resten der Zisterzienserabtei von Pilis bei den von 1967 bis 1984 geführten Freilegungen ans Tageslicht brachten. Die Bedeutenderen von den beiden sind die Fragmente jener Tumba, die einst in der Vierung der Kirche gestanden ist, welche der Archäologe als Grabmal der 1213 ermordeten Königin Gertrud identifizierte (Abb. II.136).216 Die übrigen, erhalten gebliebenen Stücke stammen von einer Rotmarmor-Grabplatte, die man einst in den Fußboden des Kapitelsaals, 215 Barnes 2009, 221. Siehe noch die Buchbesprechung: Rostás 2009, 336–337. 216 Gerevich 1971a, 60–64, Abb. 2–6; Gerevich 1971b, 88–92, Abb. 16–35; Gerevich 1974, 166–167, Abb. 26; Gerevich 1977, 179–185, Fig. 43–46, 56–60; Gerevich 1981, 334–336; Gerevich 1983, 290–293, Abb. 28, 30a-b–34a; Gerevich 1984, 8–10, 16–17, Abb. 43–52; Gerevich 1985a, 126–130, Abb. 20–22. Gerevich 1985b, 545, und Abb. 2. Die Rekonstruktion der Tumba: Osgyányi 1985, 603–607, und Abb. 1–13; Takács 1994b, 248–255; Takács 1998, 103–109, 276–280, Kat. Nr. I.21.a–m.; Takács 2007, 41–44, Kat. Nr. I.11.a–f. Deren Präzisierung und derzeit gültige Rekonstruktionsvariante siehe: Takács 2015, 5–88. Hier lohnt es sich anzumerken, dass man das geographisch am nächsten liegende Pendant vom Typus der Gertrud-Tumba im Kapitelsaal der Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz findet. Das Grabmal von Herzog Friedrich II. dem Streitbaren wurde wohl nach dessen Tod 1246 aufgestellt. Zum Wesen des Zusammenhanges: Dahm 1996, 45–50; Dahm 1998, 399. Eine Rezension über das Buch von Dahm: Tóth 1997, 464–466; weiters: Rostás 2006, 365, und Anm. 62. Die Friedrichstumba lässt sich aber im Gegensatz zum Gertrud-Grabmal nicht in ein französisches, sondern in ein mitteleuropäisches (tschechisches und ungarisches) System von Stilzusammenhängen einfügen. Vgl.: Tóth 1997, 470; Rostás 2000a, 14–15; Rostás 2006, 356.
Abb. II.136 Torso des Oberkörpers einer Engelstatue von der Tumba der Königin Gertrud, Ungarische Nationalgalerie, Inv. Nr.: 90.22.38.M (Foto: © Tibor Rostás)
in dessen Achse eingefügt hatte. In die Grabplatte ist die Gestalt eines bewaffneten Ritters mit Ringpanzerhemd gemeißelt.217 Gerevich wies an den Fragmenten die Stilmerkmale der klassischen Gotik nach, wie auch ihre französische Herkunft. Er glaubte ihre unmittelbaren Vorbilder im skulpturalen Schmuck der südlichen Querhausportale der Kathedrale von Chartres erkannt zu haben.218 217 Gerevich 1983, 299–300, Abb. 47; Gerevich 1984, 15, 16–17, Abb. 80.; Gerevich 1985a, 140–141, Abb. 33; Gerevich 1985b, 544–545. Das Kopffragment, dessen fehlendes Gesicht einst mit Marmor abweichender Farbe eingelegt gewesen war, kam in Esztergom zum Vorschein. Es gelangte wohl vom Abbruch der Gebäude der nahe gelegenen Zisterzienserabtei Pilis dorthin, als Teil des Steinmaterials, welches während der Türkenzeit für die Befestigungsarbeiten der Burg herbei geschafft wurde. Ursprünglich nahm Takács an, dass das Kopffragment von Esztergom und die Fragmente von Pilis von einer identischen Werkstatt stammen würden. Takács 1988, 124–126. Später erkannte er, dass der Kopf zur Grabplatte von Pilis gehört: Takács 1994a, 548; Takács 1994c, 256–257; Takács 2006, 11–15, Abb. 1 und 2; Benkő 2008, 469–482. 218 Gerevich 1971a, 60–63, 66–67 und Abb. 6; Gerevich 1971b, 88, 89 und (besonders) Abb. 31, 41; Gerevich 1974, 166; Gerevich 1977, 183–185, Fig. 46, 58–61; Gerevich 1981, 335; Gerevich 1983, 292, 300; Gerevich 1984, 9–10, und Abb. 48, 51 und 52; Gerevich 1985a, 129–130, 141; Gerevich 1985b, 545. Weiters nach ihm: Árpád-kori kőfaragványok 1978, 211–212, 215–217, Kat. Nr. 148 (Ernő Marosi); Marosi 1984, 135–136. Takács knüpfte an den Gedanken von Gerevich an und verband sie auch mit den Ergebnissen von James Bugslag über die Beteiligung der Familie Courtenay als Stifter in Chartres. Takács 2006, 16–17.
221
Abb. II.137 Zeichnung der Bodenziegel einer ungarischen Kirche, Grundriss eines kantonierten Pfeilers aus Reims mit dem Fugennetz und die Zeichnung der Westrose von Chartres im Bauhüttenbuch von Villard de Honnecourt. Nationalbibliothek, Paris, ms. fr 19093, folio 15v (Barnes 2009, Color Plate 33)
222
Ebendort verortete Peter Cornelius Claussen die Vorbilder der Tumba, allerdings in der Bildhauerkunst der nördlichen Querhausportale.219 Im Zuge der Ausgrabungen von Pilis wurden auch Fußbodenziegel freigelegt – im Skizzenbuch kommen Zeichnungen mit übereinstimmenden oder ähnlichen Motiven vor, unter welche Villard folgendes schrieb: J‘estoie une fois en Hongrie la u ie mes maint / ior la vi io le pavement d‘une glize de si faite / maniere. (Abb. II.137) (Ich war einmal in Ungarn, wo ich gar manchen Tag verbracht habe. Dort sah ich den Bodenbelag einer Kirche von solcher Art.)220 Der Archäologe wurde auch darauf aufmerksam, dass die Figuren der Gertrud-Tumba und die Gravuren der Grabplatte mit Rittergestalt auf gleiche Weise die Charakteristiken des Muldenfaltenstils zeigen, wie die Zeichnungen von Villard (Abb. II.138).221 Aus alldem folgerte er, dass Villard die Fußbodenziegeln in Pilis abzeichnete und auch das Grabmal der Königin anfertigte; in seinen frühen Publikationen erklärte er den Picarden sogar zum planenden Architekten der Abtei von Pilis in deren 219 Claussen 1975, 112–113, Abb. 75a, 79. 220 Folio 15v. Hahnloser 1972, 73–75, Taf. 30; Barnes 2009, 98, Color Plate 33. 221 Es soll hier erwähnt werden, dass der von Villard gezeichnete, oben behandelte Fußsoldat eine gute Parallele zu dem Ritter ist, der auf dem Grabmal von Pilis dargestellt wurde – im Hinblick auf seine Bewaffnung, Tracht und vermutlich auch auf seine gesellschaftliche Position.
Abb. II.138 Die Demut und die Hochmut im Bauhüttenbuch von Villard de Honnecourt. Nationalbibliothek, Paris, ms. fr 19093, folio 3v (Barnes 2009, Color Plate 9)
Abschlussphase.222 Dieser Fragenkreis ist jedoch komplexer, als dass wir ihn so einfach beantworten könnten. Im Vorwort der neuen kritischen Ausgabe des Portfolios formuliert Nigel Hiscock deutlich zurückgehaltener: Many artists and masons from northern France were at work in Hungary at the time, any one of whom could have built the tomb.223
Die Fragmente der Grabdenkmäler von Pilis zeugen davon, dass nicht nur die in Pannonhalma nachgewiesenen französischen Architekten und die die bauplastische Dekoration schaffenden Steinmetzen im Umfeld des ungarischen Königshofes präsent waren, sondern auch die mit der Faltenbehandlung im Muldenfaltenstil vertrauten 222 Gerevich 1971a, 58–64; Gerevich 1971b, 87–92; Gerevich 1974, 166; Gerevich 1977, 183–185; Gerevich 1981, 335; Gerevich 1983, 292–293, 300; Gerevich 1984, 8–10, 16–17; Gerevich 1985a, 129–130, 141; Gerevich 1985b, 545. Vgl.: Hahnloser 1972, 393–397. 223 Das Vorwort von Nigel Hiscock in: Barnes 2009, XVI. Auch Barnes Ansicht ist eine ähnliche: ebd. 98.
223
Abb. II.139 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Engelsfigur über dem rechten Strebepfeiler der Radialkapelle nördlich der Axialkapelle (Foto: © Bildarchiv Foto Marburg)
Abb. II.140 Kathedrale Notre-Dame zu Reims. Engelsfigur über dem linken Strebepfeiler der Axialkapelle (Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 5, Abb. 478)
französischen Bildhauer. Neuerdings führte Attila Zsoldos historische Argumente für die Datierung der Gertrud-Tumba um 1223 an, wobei er als Auftraggeberin Königin Jolante de Courtenay vermutete.224
dass bereits Gerevich mit dem Vorschlag auftrat, dass die Grabdenkmäler von Pilis nicht nur mit den Statuen der Querhausportale von Chartres, sondern auch mit der Bildhauerkunst der Reimser Kathedrale in Verwandtschaft gebracht werden können – diese Vorstellung taucht in der Fachliteratur seitdem immer wieder auf.225 Die auf den Strebepfeilern der Chorkapellen stehenden Engelsfiguren wurden in diesem Zusammenhang bis jetzt noch nicht erwähnt, obwohl sich ihre Kleiderfalten als würdige Vorbilder für die Figurenfragmente der Gertrud-Tumba anböten (Abb. II.139–140).226 Ist es möglich, dass nicht nur jene die Porta Speciosa fertigenden Steinmetzen von Pannonhalma, sondern auch die Bildhauer von Pilis, welche die Gertrud-Tumba gestalteten, in Reims geschult worden waren?
Auf diesen Annahmen basierend kann man – aufgrund der genauen zeitlichen Übereinstimmung – mit der Möglichkeit eines engeren Zusammenhanges zwischen den Bautätigkeiten in Klosterneuburg, Pannonhalma und Arad (mehr darüber im folgenden Kapitel) beziehungsweise dem Grabdenkmal von Pilis rechnen. Die mutmaßliche Identität zwischen dem Auftraggeber der Kollegiatsstiftskirche von Arad und der Gertudistumba spricht ebenfalls dafür. Es ist leicht vorstellbar, dass die französischen Meister der klassischen Gotik in einer einzigen Welle nach Ungarn gelangten. An dieser Stelle sollte man erwähnen, 224 Siehe das Gutachten von Attila Zsoldos zur Dissertation von Imre Takács unter dem Titel „A gótika recepciója a Magyar Királyságban II. András korában” [Die Rezeption der Gotik im Königreich Ungarn zur Zeit von Andreas II.]: Zsoldos 2011, 170–171.
224
225 Siehe besonders: Takács 1994a, 549; Takács 1994b, 250–251; Takács 1998, 107; Takács 2015, 43–46. 226 Frisch 1960, 6–11, Fig. 2-5; Sauerländer 1970, 163, 165, Abb. 251–253 (Bilderteil) – mit einer späten Datierung; Clark 2000, 135–145, besonders Fig. 3–7, 9.
Hier lohnt es sich, einen Fund aus Esztergom zu erwähnen, den Torso des Oberkörpers einer Atlantenfigur, welche aus dem Schutt des Chores der Sankt-Adalbert-Kathedrale im Jahre 1985 zum Vorschein kam. Mit ihrem Rücken fügt sich die Figur an ein architektonisches Element, an einen schmalen Pfeiler, mit ihrer Schulter hält sie die vorspringende Deckplatte des Pfeilergesimses, ihr abgebrochener Kopf befand sich davor, etwas zur Seite geneigt. Die Gestaltung der mit einem Gürtel zusammengehaltenen Kleidung des Atlantentorsos im Muldenfaltenstil kann mit der Faltenbehandlung der Figurenfragmente der Gertrud-Tumba in Beziehung gesetzt werden.227 Ihre architektonische Position erinnert am ehesten an die Atlantenfiguren, welche das Hauptgesims der Reimser Kathedrale unterhalb der Wasserspeier unterbrechen, an die so genannten Karyatiden, und auch ihr Stil ist der Reimser Bildhauerkunst nicht fremd. Aber das Vorbild für die Gestaltung der Falten können wir in erster Linie nicht am Gewand dieser Atlanten finden, sondern viel eher an den Kleidern der Engelsfiguren, welche die Chorkapellen schmücken.
gesandt wurde. Er trat die Reise von der gleichen Baustelle an, von deren Bauhütte – dem Stil ihrer Arbeiten nach zu urteilen – auch ein Teil seiner nach Ungarn gekommenen Landsleute stammte. Reisten sie zur gleichen Zeit? Wenn dies zutrifft, dann hätte László Gerevich die berühmte Reise recht genau datiert, als er sie auf einen Zeitpunkt um 1220 ansetzte.228
Wir können also sehen, dass die aus Reims, Auxerre und vielleicht auch von anderen Baustellen kommenden französischen Architekten, Bildhauer und Steinmetze in den 1220er Jahren im Auftrag der königlichen Familie an klassischen gotischen Schöpfungen in Ungarn arbeiteten. Aber wie verhält sich die in Villard de Honnecourts Skizzenbuch dokumentierte Ungarn-Reise zu alldem? Die Eintragungen in Villards Portfolio stellen das einzige schriftliche Zeugnis der Präsenz der Franzosen im Lande dar. Eine bemerkenswerte Parallele zur Schulung der unbekannten französischen Zeitgenossen Villards zeigt das Umfeld des Skizzenbuches in den ungarnbezogenen Eintragungen des Picarden. Neben den in Ungarn gezeichneten Fußbodenmustern kommt das Profil eines pilier cantonné vom Reimser Typ vor, darunter nimmt zwei Drittel des Folios die Zeichnung des westlichen Rosenfensters von Chartres ein (Abb. II.137). Die Villards Ungarnreise einleitende Äußerung wurde neben die Zeichnung eines Reimser Maßwerkfensters geschrieben (Abb. II.1). Demnach bewunderte und studierte Villard gerade eines der ersten Fenster mit gotischem Maßwerk auf der im Bau befindlichen Reimser Kathedrale, als er nach Ungarn
…
227 Pannonia Regia 1994, Kat. Nr. IV-20, Atlantentorso (Imre Takács); Takács 2006, 20–21, Abb. 12; Takács 2008, 65, Table 3.
Die uns zur Verfügung stehenden Angaben sind unzureichend, um klarer zu sehen und ein genaueres Bild zu zeichnen. Aber wer dieser brave Picarde auch war und aus welchem Grunde er in unsere Gegend kam, seine Ungarn-Reise und die Erscheinung der Hochgotik in Mitteleuropa sind voneinander untrennbar. Ebenso wird auch Villard nicht zu trennen sein von jenem mystischen Nebel der Unsicherheit, der seine Person umgibt. Die Details verlieren sich in der Dunkelheit dieses Nebels. So das, daß welche Rolle er genau bei der auch im internationalen Vergleich recht frühen Erscheinung der klassischen Gotik am östlichen Rand des lateinischen Abendlandes spielte, bleibt ein Geheimnis des trefflichen Picarden.
228 Gerevich 1971a, 56–58; Gerevich 1971b, 82–84.
225
II.8 Lokale Zusammenhänge und der Wirkungskreis Fragen der Rezeption Die Struktur der Capella Speciosa mit ihrer französischen Modernität blieb ein isoliertes Gebilde in Niederösterreich, es gibt keinen Hinweis auf eine Rezeption.229 Die spezielle Wandgliederung des zweischaligen Systems hat sich auch nicht in die frühgotische Architektur Mitteleuropas integriert. Ein Vorgänger der Struktur lässt sich in unserer Gegend nach unseren heutigen Kenntnissen allein bei der Apsis der Palastkapelle von Esztergom beobachten (Abb. II.2). Die Apsis der Kapelle von Esztergom wurde großteils zerstört und sie ist in ihrer derzeitigen Form eine moderne Rekonstruktion, ihre Struktur ist jedoch authentisch. In ihrer Lösungsart weist sie in Richtung eines zweischaligen Systems, da die Last des Gewölbes nicht von der Mauer getragen wird, sondern von den vorgestellten, eigenständigen Diensten. Diese von der Mauer losgelösten, gewölbetragenden Elemente sind im vorliegenden Fall als senkrecht zur Mauerfläche gestellte Säulenpaare ausgebildet, und fungieren als innen liegende, radiale Strebepfeiler. Die beiden Baudenkmäler haben außer der speziellen Mauerstruktur nichts besonderes gemein, sie lassen sich auch nicht voneinander ableiten. Vielmehr kann man sie für solche außerordentliche Erscheinungen halten, welche über einzelne Stadien der organischen französischen Entwicklung der gotischen Wandgliederung berichteten, und durch glückliche Umstände bis in das ferne Mitteleuropa austrahlten.230
Abb. II.141 Grundriss der Burgkapelle von Bösig A. in der Höhe der Sitznischen B. in der Höhe des Laufganges (Menclová 1972, Bd. 1, 228, Abb. 318)
Eine weitere bemerkenswerte Erscheinung des zweischaligen Systems in Mitteleuropa ist noch in der Kapelle der nordböhmischen Burg Bösig (Bezděz) zu beobachten (Abb. II.141–143).231 Auch diese ist eine königliche Eigenkapelle, aber eine spätere Entwicklung. Die Stadt unterhalb der Burg gründete gemeinsam mit zwei weiteren Siedlungen der böhmische König Ottokar II. Přemysl (reg. 1253-1278) im Jahre 1264,232 die Burganlage und ihre Kapelle wurden in der Folgezeit ausgebaut.233 Die Mauern der abschnitts229 Brucher 1990, 17. 230 Wagner-Rieger 1959, 283. 231 Bachmann 1969, 74. (doppelschaliges System). 232 Hoensch 1989, 104; Kuthan 1996, 39, 60, 65. 233 Die Meinungen zur Datierung der Kapelle gehen in der Fachliteratur auseinander. Manchen Autoren zufolge soll sie bereits unter Ottokar fertiggestellt worden sein
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Abb. II.142 Längsschnitt der Burgkapelle von Bösig nach Norden (Menclová 1972, Bd. 1, 229, Abb. 321)
weise mit Sitznischen gegliederten Sockelzone sind ungewöhnlich dick, sie sind sogar stärker als die Umfassungsmauern der Burg (Abb. II.141a). Oberhalb des massiven Sockels verläuft in der Mauer ein breiter Laufgang, der an seiner äußeren und inneren Seite von je einer, mit Fenstern geöffneten dünnen Wandschale begrenzt ist (Abb. II.141b–143). In der Höhe des Laufganges befindet sich auf der westlichen Seite eine Empore, die mit dem Laufgang in Verbindung steht, wie dies auch im Falle der Capella Speciosa gewesen sein kann.234 So kann man um den Kapellenraum in der Höhe der Fensterzone einen Rundgang vornehmen.235 Die durch gegliederte Gurte getrennten Kreuzgratgewölbe und die mit Konsolen unterstützten Wanddienste (auf denen die Gurte ruhen), verleihen dem Laufgang fast das Erscheinungsbild eines selbständigen Raumes (Abb. II.143).236 Die innere Wandschale ist mit schmalen Biforienfenstern geöffnet, an der äußeren Wandschale sind die Fenster breiter. Dies erklärt sich an den Seiten des polygonalen Chorhauptes gut, da die inneren Wandabschnitte kürzer und die äußeren länger sind, aber dieser Unterschied besteht auch bei den Öffnungen der Längsmauer der Kapelle. (Menclová 1972, Bd. 1, 242–244; Benešovská / Ječný / Stehlíková / Tryml 1986, 408, Anm. 94. - Klára Benešovská), während andere der Meinung sind, dass sich ihre Bauarbeiten bis in die Zeit König Wenzels II. (reg. 1283–1305) hinausgezogen hätten (Bachmann 1941, 84; Bachmann 1969, 74; Homolka 1974, 197–200; Héliot 1988, 76; Architecture of the Gothic 2001, 162–163, Kat. Nr. 2.079 (Durdík, Tomáš); Líbal 2001, 21–22.) 234 Mario Schwarz interpretierte die Zeichnung des Chorherrn Prill von der Klosterneuburger Kapelle so, dass zwischen dem Laufgang und der Westempore kein Durchgang vorhanden war. Seine detaillierte Begründung findet man in: Schwarz 2013b, 38–39, 52. Auf der Zeichnung ist dieses Detail verdeckt, sodass keine Öffnung sichtbar ist, die einen Durchgang gewährleistet. Wenn man die Parallelen berücksichtigt – siehe die Besprechung der Pfarrkirche von Dijon im Kapitel II.10 dieses Bandes – würde man einen Durchgang an dieser Stelle als ausgesprochen wahrscheinlich annehmen. Wegen der Höhe des Portals ist es leicht vorstellbar, dass das Niveau der Empore höher lag, als jenes des Laufganges. Falls ein solcher Höhenunterschied vorhanden war, hätte er durch eine Abtreppung des Laufganges überbrückt werden können. 235 Kuthan 1996, 207, 268–269. 236 Der Laufgang ist jedoch weder emporenartig, noch hat er nichts mit einer Empore gemein. Genauso wenig kann die Kapelle als ein Abkömmling der zweigeschossigen Kapellen betrachtet werden. Siehe dazu: Bachmann 1941, 84; Bachmann 1969, 74 und in der Folge Seeger 1997, 186–191. Im Grunde genommen wies auch Kuthan 1996, 269. auf das gleiche hin
Abb. II.143 Laufgang der Burgkapelle von Bösig (Bachmann 1941, Abb. 65)
Die Mauerstruktur der Burgkapelle von Bösig unterscheidet sich von der Klosterneuburger Lösung eben darin, dass sich auf der inneren Mauerfläche nicht nur schlanke Dienste erheben, sondern eine echte Wandschale. So fehlt hier der leichte, elegante, durchbrochene Charakter der einstigen Raumgestaltung der Capella Speciosa. Die verdoppelte Mauer isoliert eher den Laufgang vom Kapelleninneren. Der zwischen dem Inneren und dem Äußeren geschaffene Zwischenraum ist von Licht durchflutet, das durch die größeren äußeren Fenster hereinströmt. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass während beim Gebäude in Niederösterreich den Druck der Gewölbe einst quer verlaufende Wandzungen zwischen den Mauerschalen zu den Strebepfeilern überleiteten, in der Kapelle von Bösig – worauf Erich Bachmann hingewiesen hat – das mit Quergurten verstärkte Gewölbe des Laufganges hilft, den Gewölbeschub der Kapelle zu den Strebepfeilern abzuleiten und so die innere Mauerschale zu entlasten.237
und rechnete mit der Vorbildrolle der französischen Kathedralbaukunst. 237 Bachmann 1969, 74. Anzumerken ist, dass das Gewölbe des Laufganges (das keine spitzbogige Tonne ist) viel höher liegt, als die Gewölbeschulter der Kapelle, sodass ihre Stützfunktion begrenzt ist.
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Das zweischalige System von Bösig unterscheidet sich in derart grundsätzlichen Punkten von der Mauerstruktur der Capella Speciosa, dass man es nicht für einen verspäteten Nachfolger der niederösterreichischen Kapelle halten kann.238 Diese außergewöhnliche Konstruktion stammt zwar ebenfalls von der nordfranzösischen Kathedralbaukunst, aber im Gegensatz zu den Beispielen in Esztergom und Klosterneuburg ist nicht an unmittelbare Zusammenhänge, französische Meister zu denken. Die Mauerstruktur von Bösig kann im Endeffekt auf die Lösung von Triforien mit verglaster Rückwand zurückgeführt werden,239 deren erste groß angelegte Beispiele an den Kathedralen von Saint-Denis und Troyes zu beobachten sind.240 Diese Lösung wurde ab den 1230er Jahren recht modisch und breitete sich in weiten Kreisen aus. Genauere Vorbilder kann man aus der Normandie heranziehen, aus der Zeit vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, wo die von den Triforien bekannten, durchbrochenen und unverglasten Maßwerke vor dem Obergadenlaufgang erschei238 Entgegen der von Ulrike Seeger betonten These über eine unmittelbare architektonische Abstammung. Seeger 1997, 184, 190–192. Laut Seeger sind die Laufgänge in Klosterneuburg gleich wie in Bösig Abkömmlinge der Emporen („schmale Empore“, „Emporenumgang“), und beide Kapellen stehen typologisch zwischen einem Saalraum mit Westempore einerseits und einer Doppelkapelle mit umlaufender Empore andererseits. Die Laufgänge haben aber nichts mit den Emporen zu tun, die Gebäude lassen sich in keiner Weise von den romanischen zweigeschossigen Kapellen ableiten. (Vgl. Anm. II.236 und II.296 in diesem Band.) Zum Schluss erklärt Seeger die architektonische Anordnung von Bösig und den Ursprung der vermeintlichen Klosterneuburger Verwandtschaft mit den machtpolitischen Legitimationsbestrebungen Ottokars, mit seiner demonstrativen Orientierung zum babenbergischen Erbe. Wenn dem so gewesen wäre, würden sich die beiden Gebäude einander doch mehr ähneln, gerade in ihrem Äußeren. Héliot 1970a, 182. und Anm. 54; sowie in neuerer Zeit Schurr 2007, 143. gelangten zu ähnlichen Gedanken betreffend die Kapelle einer anderen, von Ottokar II. Přemysl in Klingenberg (Zvíkov) erbauten Burg. Die Kapelle von Klingenberg steht jedoch in überhaupt keiner Verwandtschaft mit der Capella Speciosa. König Ottokar erbaute Burgen (und in ihnen auch Burgkapellen) mit der Absicht, seine Macht abzusichern. Aber im Zuge der anspruchsvollen und modernen architektonischen Gestaltung dieser Festungen und ihrer Innenräume, wie auch ihrer Kapellen, war offensichtlich die Anpassung an die persönlichen Stiftungen des namhaften österreichischen Vorgängers, Herzog Leopolds VI., überhaupt kein Beweggrund. 239 Das gleiche stellte auch Werner Mahlknecht in einer Seminararbeit fest: Mahlknecht 1998, 16–17. 240 Branner 1965, 22–23, 44–45, 49; Bony 1983, 373–375; Frankl / Crossley 2000, 126–127, 134.
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nen. So auch in der Kathedrale von Coutances, auf den Längsmauern des Chores, wie auch auf der Ost- und Westmauer des Querschiffes, ebenso im Mittelschiff der Kathedralen von Bayeux und Sées, wo das Maßwerk vor den Fenstern auf der äußeren Mauerfläche jenes auf der inneren Mauerfläche wiederholt.241 Von diesen angeführten Beispielen weicht die Kapelle in Böhmen insofern ab, als auch die Fenster der inneren Wandschale einst verglast waren, wie dies die Fensternut am Maßwerk belegt.242 Auch die Kreuzgratgewölbe des Laufganges von Bösig sind in diesem Umfeld ungewöhnlich, da die Laufgänge der französischen Kathedralen üblicherweise mit Spitzbogentonnen, welche den Gewölbeschildbogen folgen, oder mit waagrechten Steinplatten gedeckt sind. Hier lässt sich wiederum die Kathedrale von Coutances als Analogie anführen, bei der der Laufgang der Fensterzone im Chorhaupt mit Kreuzrippengewölben gedeckt ist.243 Es ist eigenartig, dass dieser Gewölbetypus gerade bei den Längsmauern des Chores, wo die Maßwerke erscheinen, verschwindet und den gewohnten Spitztonnen weicht. Die vor den Fenstern, auf der inneren Mauerschale erscheinende Skelettstruktur hat lokale, normannische Vorgänger und sie ist auch in England in weitem Kreis verbreitet.244 241 Wie darauf Héliot 1970a, 183. und Anm. 57. überzeugend hinwies. Der Verfasser kehrte später zum Thema zurück und befasste sich mit der Kapelle von Bösig in einer eigenen Abhandlung. Darin verwarf er leider seine frühere Idee, die Vorbilder aus der Normandie aufreihte: Héliot 1988, 77–79. Siehe zu den einzelnen Beispielen: Jantzen 1928, 12–13, Abb. 10; Branner 1989, 196–201; Bony 1983, 248, 341, 346–347, Fig. 232, 322, 328. und 329; Frankl / Crossley 2000, 152, 165, 168, Fig. 114, 133. 242 Seeger 1997, 191. 243 Siehe: Héliot 1988, 76, und Anm. 22, wo er auch einige weitere französische Beispiele für die seltene Lösung der mit Kreuzrippengewölben gedeckten Laufgänge sammelte. 244 Siehe: Caen, Saint-Etienne, an den Längsmauern des Chores – um 1200 (Gall 1925, 77–78, Abb. 131, 133; Jantzen 1962, 89, Fig. 27.) Early English Beispiele: Die Kathedralen von Canterbury, Lincoln, Salisbury und Worchester, Chor der Kathedrale von Ely, Benediktinerpriorat von Boxgrove, Benediktinerabtei von Pershore (Bony 1983, 347–348, Fig. 330 und 331.) usw. Offenbar breiteten sich diese, noch mit maßwerklosen Fenstern und an der inneren Mauerfläche mit senkrechten Skelettelementen operierenden Strukturen – welche auf dem Entwicklungsgrad von Saint-Etienne in Caen standen – nicht nur in England, sodern auch am Kontinent weit mehr aus, als die spätere Form mit Maßwerken. Man kann sie im Chor der Kathedrale von Trondheim beobachten (Jantzen 1962, 84, Abb. 36), wie auch in den Kathedralen von Lausanne, Genf
Abb. II.144 Zisterzienserabtei von Lilienfeld. Rechte Kapitellzone des Einganges vom Kapitelsaal (Foto: © Tibor Rostás)
Das vielleicht schönste englische Beispiel für ein Fenstermaßwerk, das auf der Innenseite des Laufganges wiederholt wird, kann man im Angel Choir der Kathedrale von Lincoln (1256-1280) sehen.245 Wie und über welche Vermittlung diese Lösung in das Umfeld des böhmischen Königshofes gelangte, ist vorerst ungeklärt.246 …
und Besançon (Héliot 1970b, 25, 37, Fig. 3, 4 und 24; Thome 2006, 347, Abb. 398–399). 245 Jantzen 1962, 76–77, Abb. 24, 27; Clifton-Taylor 1986, 124–128; Fig. 85, 87. 246 Bachmann 1941, 84; und Héliot 1988, 76–77. dachten wohl zu Recht an mitteleuropäische Meister. Die von Bachmann für die ungewöhnliche Maßwerkform angeführte Marburger Analogie ist jedoch nicht genau zutreffend, da in den Fensterscheiteln der 1288 geweihten Kapelle dieser Hessener Burg die Zwickeln zwischen den in vier Richtungen weisenden Spitzbogen, als nach außen biegende doppelte Kreisbogen ausgebildet sind, während sich in der Kapelle von Bösig eben dort nach innen einbauchende Kreisbogen befinden. Die Form von Bösig schmückt das Fenster über den beiden Spitzbogen, in Marburg jedoch oberhalb der zwei spitzbogigen Dreipässe. Das Maßwerk von Bösig ist mit Stab gegliedert, der am senkrechten Teil als Säule erscheint. Letztere ist sowohl in Richtung des Innenraumes, als auch zum Laufgang hin mit Kapitell und Basis versehen. In Marburg ist das Maßwerk nur
an der Innenseite mit Stab gegliedert (mit Basis, aber ohne Kapitell), an der Außenseite hat sie eine trapezförmige Nase. Die Unterschiede werden durch die weiteren Details der beiden Burgkapellen (z. B. von den Dienstformen, Schlusssteinen, Kapitellen, Anläufen und Basen) noch zusätzlich verschärft. Die Marburger Detailgestaltung ist andersartig, die Ornamentik ist niveauvoller als die von Bösig. Der Grundriss ist wegen der Ausbauchung der Seitenwände in der Mitte und wegen dem polygonalen Abschluss an beiden Enden außergewöhnlich. Die Bösiger Spezialität, die Wandgliederung mit doppelter Mauerschale samt Laufgang, fehlt jedoch. Eine nähere Verwandtschaft von Bösig wird man mit einer systematischen Untersuchung der Ornamentik und der Detailformung erfassen können. Zur Marburger Schlosskapelle siehe: Michler 1974, 33–84.
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Abb. II.145 Zisterzienserabtei von Lilienfeld. Linkes Kapitell von dem Kreuzgang zugewandten Eingangsbogen des Ostflügel-Ganges (Foto: © Tibor Rostás)
Abb. II.146 Zisterzienserabtei von Lilienfeld. Rechtes Kapitell von dem Kreuzgang zugewandten Eingangsbogen des Ostflügel-Ganges (Foto: © Tibor Rostás)
Nach der Bestandsaufnahme der strukturellen Parallelen der Capella Speciosa in unseren Region untersuchen wir die lokalen Zusammenhänge der Detailbildung des Klosterneuburger Gebäudes. So einzigartig und ausnahmehaft die Raumstruktur der Capella Speciosa blieb, so wenig lässt sich auch ein Einfluss ihrer Detailformung und ihrer dekorierten Bauplastik nachweisen. Eine unmittelbare Nachfolge jenes Stiles, den die an der Pfalzkapelle arbeitenden Steinmetze anwandten, kann man nur am Eingang des Kapitelsaals und an der Eingangsöffnung des Ostdurchgangs im Kreuzgang der Zisterzienserabtei von Lilienfeld247 erkennen. Der Eingang des Kapitelsaales mit schräger Laibung zitiert das im Hof der Franzensburg aufgestellte Portal, wie auch die davorstehenden Säulenschäfte, die aus Rotmarmor gefertigt sind, ähnlich wie am einstigen Portal der Capella Speciosa. Es bestehen aber auch Unterschiede, zum Beispiel in der Gliederungsreihe der profilierten Bogenlaibung oder in der Gestaltung des Portalpfostens. Die Ähnlichkeiten der Struktur werden
vielmehr durch die klaren Zusammenhänge der Kapitellplastik zu einer engen Verwandtschaft geformt. Es ist bemerkenswert, dass bei beiden Eingängen der obere Teil der benachbarten Säulenkelche vor der schrägen Rückwand in einem Stück gemeißelt ist (siehe Bd. I. Abb. 15–16 und Abb. II.144). Auf den viereckigen Deckplatten der Lilienfelder Eingänge erscheinen beide Deckplattenprofile der Capella Speciosa. Auch die Gliederung der Kelchränder und der Halsringe entspricht jener des Franzensburger Portals. Die kanellierten Blätter der einzonigen Kapitelle enden in schneckenlinigen, doppelkugeligen Knospen, die aufgelegten Blätter – wo es sie gibt – entsprechen ebenfalls denen in der Franzensburg (Abb. II.144–146).
247 Auf diese wurde bereits Schwarz aufmerksam: Schwarz 1998, 302.
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Die Beziehung ist auch wegen ihres Datierungswertes wichtig. Wie bereits erwähnt, war der Chorumgang von Lilienfeld 1217 gerade im Bau, und im südwestlichen Teil der Anlage konnte
man bereits vier Altäre weihen.248 Zur gleichen Zeit dürfte auch der Bau des östlichen Klosterflügels im Gang gewesen sein, da die Formenwelt des Kapitelsaals – mit den dreifachen Konsolen, Gewölben ohne geschmückte Schlusssteine, wie auch mit ihrem Rippenprofil – nicht weit von jener steht, die im Chorumgang zu finden ist. Der Eingang des Kapitelsaals weist jedoch einen Charakter auf, der von all diesem abweicht, was im Anbetracht der bereits analysierten Verwandtschaft zur Capella Speciosa nicht verwunderlich ist. Die Errichtung des Einganges wird zu den abschließenden Arbeiten des Kapitelsaales gezählt haben. Zeitgleich war wohl auch der Bau der Eingangsöffnung des Durchgangs im südlichen Teil des Ostflügels an der Reihe, da ihr Stil identisch ist. Das bedeutet um 1222 oder etwas danach verliefen in Lilienfeld die abschließenden Arbeiten am östlichen Klosterflügel, bei denen einige (oder vielleicht nur ein?) Steinmetze Hauptrolle spielten, die sich zuvor auch am Bau der Capella Speciosa beteiligt waren. Der Kreuzgang kam erst später, in den 1230er Jahren an die Reihe, gemeinsam mit dem Pendant in Heiligenkreuz.249 Aus dieser zeitlichen Abfolge heraus wird es deutlich, dass der Rotmarmor in der Abtei von Lilienfeld erstmals an den Gewändesäulen der beiden oben geschilderten Eingängen zur Verwendung kam, unmittelbar nach dem Muster der Klosterneuburger Kapelle.250
Die beiden mit der Capella Speciosa am häufigsten in Verwandtschaft gebrachten Baudenkmäler, Lilienfeld und Heiligenkreuz,251 zeigen keine 248 Oettinger 1952, 33–35; Oettinger 1953, 243–251. 249 Zu den Zusammenhängen der zwei Kreuzgänge und über ihre Datierung siehe: Rostás 2008, 549–551, 561–564. 250 An den 1230 geweihten östlichen Teilen der Kirchen gibt es keine Spuren einer Anwendung von Rotmarmor. Vgl.: Thome 2006, 345–346. 251 Nach Meinung von Oettinger 1952, 39. wurden in Lilienfeld Chorhaupt, Kreuzgang und Langhaus vom Meister der Capella Speciosa und seiner Werkstatt gebaut. Oettinger 1954, 6–8 und Oettinger 1959, 373. schrieb auch den Kreuzgang von Heiligenkreuz diesem aus Burgund stammenden Meister zu. Auch nach Wagner-Rieger 1967, 332. seien die burgundischen Meister der Klosterneuburger Pfalzkapelle (...) wohl die gleichen Bauleute, denen die prächtigen Zisterzienserkreuzgänge in Zwettl, Heiligenkreuz und Lilienfeld zu danken sind (...). Zuletzt nahm Schurr eine hypothetische Bauhüttenverbindung zwischen Lilienfeld und der Capella Speciosa an, ohne aber dabei besondere vergleichende Untersuchungen anzustellen oder Argumente anzuführen: Es ist anzunehmen, daß eine enge
weiteren unmittelbaren Zusammenhänge mit der Pfalzkapelle. Der frühe, östliche Teil der Lilienfelder Klosterkirche und der Kapitelsaal illustrieren, dass am Hofe Leopolds VI. nicht nur Meister der burgundischen Hochgotik an den herzoglichen Bauaufgaben arbeiteten. Die angesprochenen Gebäudeteile sind früheren Ursprungs und belegen einen früheren Stil, der über anders ausgerichtete Beziehungen entstanden ist. Die Kreuzgänge von Lilienfeld und Heiligenkreuz entsprechen zwar mit ihrem rein gotischen Wesen und mit ihrem hohen Stilniveau unserer Kapelle, sie sind aber Resultate eines jüngeren, davon unabhängigen französischen Impulses. Untersuchen wir nun ihr Verhältnis ein wenig genauer.
Die en-délit-Säulen der Kapelle umgeben einen zylinderförmigen Pfeilerkern, ihre Portallaibung besteht aus Säulen, die vor eine Schräge gestellt sind. Die Gewölbe der Kreuzgänge werden von Säulen und Konsolenkapitellen getragen, welche in die Ecken der Mauerprismen gestellt sind, der Eingang des Kapitelsaals von Heiligenkreuz hat eine abgestufte Laibung. Auch die Gliederungen sind unterschiedlich geformt. Für die Gliederungsreihe der Archivolte, des Trumeaus und des Pfostensteins vom Kapellenportal sind Stäbe und Hohlkehlen charakteristisch, in Heiligenkreuz und Lilienfeld sind jedoch Profile mit Spornelementen vorherrschend. Dies trifft auch auf die Deckplatten der Kapitelle zu, die markant anders sind, als die Deckplatten der Pfalzkapelle. In den Kreuzgängen ist der hornförmige Anlauf dominant, am Pfostenstein des Klosterneuburger Portals ist ein rundbogiger Anlauf ausgebildet, beziehungsweise sieht man an den Gliederungen der Kapelle und des Palastes meistens überhaupt keinen Profilanlauf. Die Form der Basen mit polygonalem Grundriss und die Toruskonsolen der Capella Speciosa sind in den untersuchten Kreuzgängen unbekannt.
Unterschiedlichkeit verrät auch die Kapitellplastik. Für die Pfalzkapelle ist grundsätzlich ein hoher Abwechslungsreichtum charakteristisch, während Heiligenkreuz und Lilienfeld eine aus wenigen Hauptmotiven variierte, zisterziensische Monotonie kennzeichnet. Die in den zwei Kreuzgängen allgemein angewandten zweizoVerbindung zwischen den beiden Bauhütten bestand. Möglicherweise waren sogar dieselben Handwerker an beiden Bauten tätig.Schurr 2007, 140–141.
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nigen, mit Doppelkugeln (Heiligenkreuz) oder mit Knospen geschmückten (Lilienfeld) Blattkapitelltypen erscheinen im erhaltenen Bestand der Kapelle lediglich auf drei Kapitellen. Beim letzteren sind jedoch die Varianten mit Weinblättern dominant, die – abgesehen von einigen Lilienfelder Stücken – an den beiden Zisterzienserdenkmälern nicht vorkommen. Die den nordwestlichen Teil des Heiligenkreuzer Kreuzganges schmückende Palmetten- und Blattdekoration ist in Klosterneuburg unbekannt, während die dortige, fein gewellte Blattbehandlung mit buckeligem Rücken, den Kreuzgängen fremd ist. Diese Auflistung wäre weiter fortsetzbar, die Untersuchung der vergleichbaren Strukturen und Detailformen belegt aber bereits, dass der gemeinsame planende Meister252 der Kreuzgänge nicht aus der Welt der herzoglichen Pfalzkapelle kam, und dass auch keine der Steinmetze der Capella Speciosa am Bau der beiden Kreuzgänge mitwirkten.
Die Abweichungen könnten wir auch mit dem Auffassungsunterschied zwischen dem Zisterzienserorden und dem Herzogshof erklären, wären die beiden Zisterziensergebäude selbst nicht ebenfalls bedeutende Beispiele der herzoglichen Repräsentation.253 Die Pfalz und Kapelle von Herzog Leopold VI. spielten vielmehr eine Art Vorbildrolle bei den ebenfalls vom Herzog gestifteten großen zisterziensischen Bauarbeiten ein bis anderthalb Jahrzehnte später. Auch die Übernahme der Verwendung von Rotmarmor wird wohl aus solchen Beweggründen zu erklären sein.254 Es ist bemerkenswert, dass der Rotmarmor in beiden Zisterzienserkreuzgängen in erheblich beschränkterem Maße Anwendung fand, als an der herzoglichen Pfalzkapelle. Aus dem Material wurden Säulenschäfte hergestellt, in Heiligen252 Rostás 2008, 561–564. 253 Ähnliche Feststellungen im Zusammenhang mit anderen mitteleuropäischen Beispielen: Richter 2000, 153–154, und besonders Richter 2001, 26–60, der im Zusammenhang mit dem Westportal von Tišnov, der Porta Coeli, über die Beziehung zwischen dem Zisterzienserorden und dem Königshof nachgedacht hat, über die Erscheinung der höfischen Kunst im klösterlichen Umfeld. Über die Beziehung zwischen den Zisterziensern (und anderen Mönchsorden) und der böhmischen Königsdynastie im 13. Jahrhundert: Kuthan 2005a, 23–43. Einen weitläufigen Überblick (in erster Linie) über mitteleuropäische Zisterzienserklöster als Grablegen stiftender Herrscherfamilien bietet: Kuthan 2005b, 65–95. 254 Schwarz 1998h, 304. Nr. 72.
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kreuz zusätzlich noch die Bänke der Brüstungen der Kreuzgangsarkaden, aber keine solche Wandverkleidung, wie sie sich an der Rückwand der Blendarkaden der Capella Speciosa oder auf der schrägen Laibung und am Tympanon des Portals nachweisen lässt.
…
Ähnlich wie bei der Pfalzkapelle von Klosterneuburg ist es bei der Abschlussphase der dritten Kirche von Pannonhalma schwierig, das lokale Stilumfeld zu bestimmen. Wie Imre Takács aufgrund eines Steinelementes erkannte, gehört auch die nahezu völlig zerstörte Propsteikirche von Arad hierher. Der mit einer Länge von 60 Metern über bedeutende Ausmaße verfügende Quaderbau wurde einst mit Westturmpaar gebaut, das breiter als das Langhaus gehalten war. Die Kirche besaß auch ein Querschiff, einen Chor mit halbkreisförmigem Abschluss, sowie vermutlich einen Chorumgang.255 Das entsprechende Steinelement ist Bestandteil eines Pfeilers,256 der sich im Lager des Museums von Arad befindet. Es zeigt ein mit drei Dreiviertelsäulen erweitertes, zylinderförmiges Detail eines Pfeilerschafts, mit ausbauchendem Pfeilerkern zwischen den Diensten, gleich wie bei den untersuchten Pfeilern von Pannonhalma. Die mittlere Dreiviertelsäule ist – wenn auch nicht in jenem Ausmaß, wie bei den Pfeilern von Pannonhalma – spürbar dicker als die äußeren. Diese Lösung ist derart selten und außergewöhnlich, dass sie den Zusammenhang aus sich selbst heraus offenbart.257 Aber Takács ergänzte obige Erkenntnis auch noch mit einem Brief von Papst Honorius III. (12161227), den dieser 1224 an die ungarische Königin Jolante de Courtenay geschrieben hatte. Im Brief ersuchte der Papst die Königin auf Bitte des Arader Kapitels, der Propstei eine Besitzschenkung zu machen. Aus dem Schreiben wird ersichtlich, dass Königin Jolante die Stifterin der Kirche des Arader Kapitels war und der Bau damals bereits eingeweiht gewesen war.258 Also genau in jenen 255 Heitelné Móré 2010a, 742–756, samt der Aufarbeitung der früheren Literatur. 256 Arad Megyei Múzeum, Arad, [Komitatsmuseum Arad] Inv. Nr. 851; Rusu / Hurezan 2000, fig 5; Heitelné Móré 2010b, Kat. Nr. 4.: Schichtstein eines Pfeilerschafts, 763, Abb. 22. 257 Takács 2010, 773, Abb. 33, 34, und 37. 258 Takács 2010, 771 und Anm. 8.
Jahren, als in Pannonhalma die französischen Meister an der Vollendung der Abteikirche arbeiteten, wurde in Arad ein, mit dieser nachweislich in enger Beziehung stehendes, groß angelegtes Kollegiatsstift mit Unterstützung der Königin erbaut. All das macht offensichtlich, was bereits aufgrund der historischen Angaben – wie der Serie von königlichen Schenkungen oder dem Erscheinen des Herrscherpaares samt Hofhaltung bei der Weihe – zu vermuten war: Die in Pannonhalma tätigen Franzosen werden in königlichem Dienst stehende, höfische Aufträge erfüllende Mitglieder einer Baugesellschaft gewesen sein. Die Zusammenhänge der Abschlussphase von Pannonhalma mit der höfischen Kunst sind nicht zu verleugnen.
stilistischen Beziehungsgeflechts und war in den 1220er Jahren bereits abgeschlossen.
Ein genaues Gegenstück zu der aus Reims stammenden Ornamentik von Pannonhalma ist ein Kapitell, das lediglich von einer Fotografie Péter Gereczes aus der Zeit um 1896 bekannt ist und dessen Herkunftsort Aracs gewesen sein soll.259 Das Steinelement, das in der Zwischenzeit verloren gegangen ist oder sich an einer unbekannten Stelle befindet, wurde von Endre Raffay mit der Benediktiner Erzabtei in Verbindung gebracht.260 Recht charakteristisch sind die plastisch modellierten Lappenblätter, die sich aus der doppelten Mittelader der länglichen, einst mit Knospen geschmückten Blättern in zwei Richtungen verzweigen. Auf einem 1860 veröffentlichten Stich der als Ruine erhaltenen Klosterkirche261 von Aracs ist noch die nördliche Mittelschiffsmauer greifbar, welche kurze Zeit später, 1863, einstürzte. An dieser Mauer kann man auch beobachten, dass der dem Mittelschiff zugewandte Teil der achteckigen Langhauspfeiler ohne Unterbrechung nach oben aufsteigt.262 Die von Gerecze fotografierte Steinelement war laut Raffay vermutlich das Kapitell eines der Dienste, welche das Gewölbe des Mittelschiffes stützten. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass es in der dekorativen Bauplastik dieser Kirche alleine steht: Letztere ist nämlich von früherem Charakter und verrät ganz andere Beziehungen. Das Bauwerk selbst ist Teil eines älteren
Ein vom Sockelgesims des Chores der Franziskaner-Observantenkirche von Szeged-Alsóváros (Szegedin-Unterstadt) zum Vorschein gekommenes, sekundär verwendetes, dekoriertes Steinelement wurde von Imre Takács mit jener Ornamentik Reimser Art in Verwandtschaft gebracht, die die Abschlussphase von Pannonhalma charakterisiert.263 Auf diesem Fragment ist der obere Teil eines länglichen, kanellierten, einst mit Knospen geschmückten Blattes zu sehen und daneben lappige, gerillte Blätter, die sich aus einem dünnen, senkrechten Stiel in zwei Richtungen verzweigen. Dieses Stück ist in der Zwischenzeit auch abhanden gekommen, wir kennen nur eine Vermessungszeichnung und ein Foto davon.264 Während der Errichtung der spätgotischen Franziskanerkirche wurden auch Dekorelemente aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts am Chor verwendet und insbesondere an den unteren, mittelalterlichen Zonen des angrenzenden Turmes und beim Kapitelsaal. Während der Erforschung des Gebäudekomplexes fand man außer dem erwähnten Fragment den aus einem Stein gemeißelten, rundbogigen Abschluss eines Schlitzfensters, Elemente einer Portallaibung, Rippen und andere Bauplastik in den Gemäuern.265 Der Fund wird von einem bereits früher im Kapitelsaal freigelegten Schlussstein und vom Detail eines Pfeilerkapitells ergänzt.266 Die aus zwei separaten Freilegungskampagnen stammenden Stücke gehören zusammen, wie dies der mit dem Rippenprofil des Schlusssteins identische Querschnitt der Rippenelemente verdeutlicht, so wie das zum Pfeilerkapitell passende Deckplattenfragment.267 Ihrer geologischen Untersuchung zufolge ist auch das Material der Steine identisch: Sandstein aus der Unteren Kreidezeit, den man wohl über den Fluss Mieresch (Maros) nach Szeged transportiert hat. Sein Gewinnungsort könnte einer der historischen Steinbrüche jener Schichtfolge sein, die sich nördlich der Mieresch von Lippa (Lipova) bis
259 Műemlékvédelmi Hivatal, Budapest, Fotótár [Denkmalamt, Budapest, Fotosammlung], Plattennr.: 3666, Positivnr. 10781; Bakó 1993, Fotografie Nr. 34. 260 Raffay 2000, 460–461, 470 und Abb. 29; Raffay 2005, 64–65, 98–99, und Abb. 55. 261 Ihre Ordenszugehörigheit ist ungeklärt. Vgl.: Hervay 2001, 538–539. 262 Nach der Zeichnung von Adolf van der Venne, Vasárnapi Ujság [Sonntagszeitung], 4. November 1860. Siehe: Raffay 2000, 456, Abb. 5; Raffay 2005, 16–18, 44–46, Abb. 8.
263 Takács 2010, 775–776. 264 Lukács / Szónoky / Hadnagy 1993, 156–157, Abb. 5; Lukács 1994, 462, und Abb. 33; Lukács 2000, 164–165, Abb. 38 und 39. 265 Lukács / Szónoky / Hadnagy 1993, 158–159, Abb. 6 und 7; Lukács 1994, 462, Abb. 31; Lukács 2000, 171, 178, und Abb. 51–55, 70 und 71. 266 [Nach Cs. Sebestyén] 1943, 5. Ihre Abbildung: Entz [1965], auf Seite 15 und 17; Lukács 2000, Abb. 68.b und 69. 267 Lukács 2000, 179–181.
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Karlsburg zieht.268 Auch die Stilzusammenhänge weisen in diese Gegend. Géza Entz brachte den Schlussstein mit dem von Westen gezählt dritten Schlussstein des nördlichen Seitenschiffes des Domes von Karlsburg in Verbindung. Er stellte fest, dass das von Stäben begleitete Rippenprofil mit Spitzbogenstab identisch ist mit dem am häufigsten angewandten, und ebenfalls in diesem Joch vorkommenden Rippenprofil der siebenbürgischen Kathedrale.269 Das halbkreisförmige Abschlusselement der Schlitzfensterzarge hat eine geschwungene Oberfläche, es wird also zur bogigen Apsis gehört haben. Zwischen den Laibungsprismen des Portals befinden sich Dreiviertelsäulen, die mit ihnen in einem Stück gemeißelt sind. Der Pfeiler ist prismenartig gegliedert und mit einer dicken Halbsäule ergänzt. Diese Formenwelt steht fernab vom Stil der Mittelschiffsfenster, des südlichen Prunkportals und der kantonierten Pfeiler der Abschlussphase von Pannonhalma, sie steht aber in keinem Widerspruch zur eventuellen Verwandtschaft mit der siebenbürgischen Kathedrale.270 Es scheint voreilig zu sein, die beiden Blattdetails mit der Reimser Ornamentik von Pannonhalma in Verbindung zu bringen, ohne die oben angeführten Umstände zu beachten.
Es gibt auch keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der mit Weinblättern und Ranken geschmückten Schicht der komplexen Ornamentik der Prämonstratenserkirche von Zsámbék und der Weinblattornamentik von Pannonhalma. In Zsámbék erscheinen die Ranken mit Weinblättern an den Kapitellen des Triumphbogens und an je einem Kapitell beiderseits des westlichen Giebels. Die zweizonigen, mit Knospenblättern geschmückten Kapitelle des nördlichen Triumphbogenpfeilers werden von wulstartigen Weinranken überzogen, welche Trauben und kleine, kümmerlich wirkende Blätter tragen. Auf dem nördlichen Kapitell des Westgiebels kann man dicke, wulstartige Ranken, flache Blätter und kleine Trauben wahrnehmen. Ebenda wird das südliche Kapitell 268 Lukács / Szónoky / Hadnagy (zit. Anm.) 1993, 162–163, 167. 269 Entz [1965], 14–15. Vgl.: Entz 1958, Abb. 31, 33, 35. 270 Laut Károly Cs. Sebestyén, Géza Entz und der für die Bauforschung zuständigen Zsuzsa Lukács könnten die Steinelemente aus der Peterskirche stammen, welche einst in der Nähe der Franziskanerkirche stand. [Nach Cs. Sebestyén] 1943, 5; Entz [1965], 14; Lukács / Szónoky / Hadnagy 1993, 159; Lukács 1994, 438, 462–465, und Anm. 37; Lukács 2000, 144, 173, 178, und Anm. 91. Noch zur Kirche: Cs. Sebestyén 1938, 85–90.
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eine etwas niveauvollere Bauzier gewesen sein, es ist aber weniger davon erhalten. Auch der Stil dieser Ornamentik von Zsámbék ist anders geartet, ihre Qualität bleibt weit hinter der von Pannonhalma zurück. Bemerkenswerter ist das Kapitell der dicken Halbsäule des nördlichen Triumphbogenpfeilers. An dessen linken Seite stehen die frei geformten, maserigen Weinranken und die größeren, plastischer gestalteten, mit Bohrlöchern gegliederten, einander überdeckenden Weinblätter näher zu denen in Pannonhalma, besonders zur blättrigen Ranke, die auf der Sturzkonsole der Porta Speciosa erscheint. Ein erwähnenswerter Unterschied ist, dass sich in den Blättern von Zsámbék hervortretende Adern durchziehen, während man am inneren Laibungsbogen und an der Sturzkonsole der Porta Speciosa Blätter mit Adern findet, die eingetieft sind – aber meistens weisen die Weinblätter im Kircheninneren von Pannonhalma gar keine Adern auf. Die Kirche von Zsámbék ist in ihrer Gesamtheit eine Folge späterer und anders ausgerichteter Beziehungen, als Pannonhalma.271 Weder die übrigen Schichten ihrer komplexen Ornamentik, noch ihre Gliederungen oder Strukturen lassen sich mit der Benediktiner Erzabtei in Verwandtschaft bringen. So müssen wir im Falle von Zsámbék und Pannonhalma von zwei voneinander unabhängigen Erscheinungen der naturalistischen, vegetativen Bauplastik der klassischen Gotik in Ungarn ausgehen. …
271 Rostás 2000a, 9–13, 36, Anm. 100, Abb. 5–8, und 36–37.
II.9 Rotmarmor Fragen der Materialverwendung Bei der Dekoration der Benediktinerabtei von Pannonhalma spielt Rotmarmor eine bedeutende Rolle, und noch mehr trifft dies im Falle der Klosterneuburger Pfalzkapelle zu. Die Portale sind an beiden Orten mit diesem edlen Material reich geschmückt. An beiden ist das Schräggewände mit Rotmarmorplatten bedeckt, die Säulenschäfte und die Pfostensteine sind ebenfalls aus Rotmarmor gefertigt, darüber hinaus in Klosterneuburg auch der Trumeau. Die Bogenfelder sind gleichfalls beide aus Rotmarmor und in Pannonhalma ist auch das Schultergesims des Portals aus diesem Material. Die Kapitelle und Basen der Säulen bestehen jedoch aus weißem Stein. Auf dem Portal der Pfalzkapelle ist das Schultergesims mit den Säulenkapitellen in einem gemeißelt, deswegen besteht es nicht aus Rotmarmor. In Pannonhalma wechseln Laibungsbogen aus Kalkstein mit reicher Blattornamentik und einfach gegliederte Rotmarmor-Laibungsbogen ab. In Klosterneuburg besteht der ausschließlich aus Profilelementen gebildete Laibungsbogen aus drei Steinschichten, und die kleinen, unregelmäßigen Steinelemente wurden wechselweise aus weißem Stein und rotem Marmor hergestellt. Das Anfangselement alterniert je nach Steinschicht.272 Darüber hinaus ist auch der schräge Sockel der Porta Speciosa mit Rotmarmor umhüllt.
Die Verwendung von Rotmarmor beschränkte sich an keinem der beiden Orte lediglich auf das Prunkportal.273 Bei der Kirche von Pannonhalma 272 Roter und weißer Marmor wechselt sich als Steinelement auch an den Abstufungen der Archivolte der Porta Speciosa, dem Westportal des St. Adalbert-Domes ab, während die Wulstelemente aus weißem Marmor gefertigt waren. Pannonia Regia 1994, 159–162, Kat. Nr. I-82/a. (Zsuzsanna Boda) 273 In Pannonhalma hatte man bereits vor der Ankunft der Franzosen, welche die Errungenschaften der klassischen Gotik einführten, Rotmarmor angewandt, wie dies der aus Rotmarmor gefertigte Bogen jener Sitznische zeigt, der sich in der während der ersten Bauperiode errichteten östlichen Krypta befindet. Auch an den Abgängen der Krypta, die im Sinne der Tradition im Jahre 1700 vollkommen erneuert wurden, sind Skulpturen aus Rotmarmor. (Zu der im restauratorischen Sinne geleisteten Arbeit des Erzabtes Egyed Karner siehe: Molnár 1996, 52.) Es ist anzunehmen, dass auch ihre frühgotischen Vorgänger aus diesem
waren das Tympanon des nördlichen Seitenportals und wohl auch die heute bereits fehlenden monolithischen Säulen seiner Laibung aus Rotmarmor gefertigt.274 Wie schon erwähnt, sind im Speisesaal der Franzensburg die monolithischen Säulenschäfte, welche um die halbzylindrischen Wandpfeiler herum gruppiert sind, gleichfalls aus Rotmarmor hergestellt, wie auch die selbständigen Wanddienste ebendort, beziehungsweise jene in den Mauerwinkeln der Kapelle. Dieses trifft auch auf die en-délit-Dienste der Pfeiler von Pannonhalma zu. Ebenfalls zu den aus Rotmarmor hergestellten Bauelemente zählen in der Vorhalle der Franzensburger Kapelle die Säulenschäfte der Blendarkaden, sowie die Schäfte jener Säulen, welche bei den Statuennischen der Kapelle wiederverwendet wurden und einst zu den Blendarkaden der Capella Speciosa gehört hatten. In der Kirche von Kirchberg am Wechsel bestehen die beiden tragenden Säulen der um 1800 aus gotischen und neogotischen Elementen zusammengestellten Kanzel auch aus Rotmarmor – diese Säulen stammen gleichfalls aus der Klosterneuburger Pfalzkapelle.275 Der teilweise freigelegte Rest der Lettnerwand, die sich im Mittelschiff von Pannonhalma zwischen dem Pfeilerpaar C7–D7 erstreckte und einst den Mönchschor vom westMaterial hergestellt gewesen waren. Ein mit wasserspeienden Köpfen dekoriertes Becken wurde ebenfalls aus Rotmarmor gemeißelt. Mons Sacer 1996, Bd. 1, Kat. Nr. II.13. (Sándor Tóth); Paradisum Plantavit 2001, Kat. Nr. V.63. (Imre Takács). Auch das Tympanon und der Schwellenstein vom Portal des Refektoriums sind aus Rotmarmor, ebenfalls aus diesem Material werden die zwei Säulenpaare der Laibung hergestellt worden sein – in ihrer heutigen Form sind diese allerdings Ersatzstücke des Denkmalamtes. H. Gyürky / Gergelyffy / Kőfalvi / Sedlmayr 1963, 139–141, Abb. 28 und 29; Gergelyffy 1963, 198–199, Abb. 6 und 7. 274 László 1995, 110–115, und Anm. 24; László 1996a, 10–11. 275 Dehio NÖ 2003 Teil 1, 942; Lővei 1992, Abb. 3; Lővei 2015, Anm. 117. Eine Probeentnahme aus den Rotmarmor-Säulenschäften von Kirchberg am Wechsel wurde vorerst nicht genehmigt. Diese wäre jedoch von besonderer Bedeutung, weil die obigen Säulen laut Überlieferung aus der Klosterneuburger Kapelle stammen sollen. Ihre mit Schräge geteilten, auf achteckigem Grundriss steigenden Plinthen wirken auch original und fügen sich gut den erhaltenen Basen der Kapelle. Das weiße Marmormaterial der Basen entspricht auch dem jener Basen, die aus der Kapelle bekannt sind.
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Abb. II.147 Hauptportal des St. Adalbert-Domes von Esztergom, die Porta Speciosa. Unbekannter Maler, Mitte des 18. Jahrhunderts. Christliches Museum, Esztergom, Inv. Nr.: 96.1286 (Foto: © Attila Mudrák)
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lichen Teil der Kirche abschied, enthält abwechselnd Steinreihen aus Rotmarmor und weißem Kalkstein.276 276 László 1996b, 158, Anm. 39, Abb. 25, 26 und 28.
Das edle Material wurde in Klosterneuburg auch als Wandverkleidung reichlich verwendet,277 die Blendarkaden in der Kapelle und einst wohl auch andere Wandflächen werden eine Rotmarmorverkleidung erhalten haben. Im Falle der Blendarkaden wurden die Sockelzone und die Rückwand aus Rotmarmortafeln gefertigt, sowie die Steinplatte der Sitzbank. Bei den Blendarkaden der Vorhalle der Franzensburger Kapelle sind auch die Felder oberhalb der profilierten Bogen mit Rotmarmortafeln verkleidet, während an den Blendarkaden des Speisesaales diese Felder aus weißem Marmor hergestellt und mit den Bogen in einem Stück gemeißelt sind. An den Arkaden des Speisesaales sind auch die aus weißem Marmor bestehenden Basen der Säulen mit dem unteren Teil der Rückwand in einem Stück gemeißelt, dass heißt, bei diesen Blendarkaden entsteht eine stärker hervorgehobene obere und untere Zone aus weißem Marmor. Das erhalten gebliebene Material liefert keinen unmittelbaren Beweis für eine Marmorverkleidung der oberen Teile der Capella Speciosa, eine solche anzunehmen erscheint aber naheliegend. Es ist wohl kein Zufall, dass das Gebäude in den Quellen bereits seit ungefähr 1300 als capella marmorea erwähnt wird.278 Außerdem berichtet der Klosterneuburger Kanoniker und Historiker Hartmann Zeibig Mitte des 19. Jahrhunderts auch von einem Marmorturm der Klosterneuburger Pfalz, dem turris marmorea.279
Es ist vorstellbar, dass die Erscheinung des Namens speciosa (schön, geschmückt, verziert, prachtvoll) mit dieser Rotmarmorverkleidung in Zusammenhang steht. Jedenfalls sind jene drei Monumente, die traditionell so bezeichnet werden – die Capella Speciosa in Klosterneuburg, das Prunkportal von Pannonhalma und das Westportal des St. Adalbert-Domes von Esztergom, die mit dem vorherigen übereinstimmend Porta Speciosa genannt werden (Abb. II.147)280 – alle reich 277 Laut Takács wurde in Pannonhalma im Joch der Porta Speciosa die Seitenschiffwand mit Rotmarmor verkleidet: Takács 1996a, 44. Es ist eine irrtümliche Bestimmung, tatsachlich ist die Seitenschiffwand im Joch der Portale verputzt, wie auch anderenorts. (Ich habe diesen Irrtum von Takács in der ungarischen Version meiner Studie übernommen: Rostás 2014, 166.) 278 Seeger 1997, 131–132. 279 Zeibig 1857, LIV. Vgl.: Drexler 1894, 127; Oettinger 1944, 156; Schwarz 1998, 313. Nr. 78. 280 Das Westportal des St. Adalbert-Domes von Esztergom lässt sich zwischen 1185 und 1196 datieren, mit dem Jahr der Amtseinführung des Erzbischofs Jób und dem Todesdatum von König Béla III., da sie am Sturzbalken
mit Rotmarmor dekoriert. Die Namensform lässt sich in allen drei Fällen bis ins 18. Jahrhundert zurückführen.281 Laut Imre Takács könnte die Bezeichnung des Prunkportals sogar gleichaltrig mit der Toranlage selbst sein und in Zusammenhang mit der Symbolik des Himmlischen Jerusalem stehen. Für die Namensform führte er ein Vorbild aus dem Neuen Testament an, nämlich die Erwähnung der Porta Speciosa als eines jener Tore, die in den Tempel Salomons in Jerusalem geführt hatten (Apg 3,1-10).282 Das Klosterneuburger Gebäude taucht in zahlreichen mittelalterlichen Quellen auf, aber zufolge Ulrike Seeger nicht unter der Namensform „Capella Speciosa”. Die frühen Urkunden erwähnten die niederösterreichische Kapelle unter ihrem Patrozinium, im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit wurde sie am häufigsten nach ihrem Marmorausstattung benannt. Die Bezeichnung schöne Capelln taucht ebenfalls auf, aber das lateinische Äquivalent dieser deutschen Form war Capella Pulchra.283 Die Namensvarianten des historisch häufig belegten Klosterneuburger Baues erwecken auch Zweifel bezüglich des mittelalterlichen Namensursprungs der Portale. Besonders beachtenswert ist das ausschließliche Vorkommen der lateinischen Namenskombination mit Pulchra gegnüber ihrer synonymen Speciosa Form. Aus den Quellen wird also eindeutig ablesbar, dass in der Habsburgermonarchie ab dem Zeitalter der barocken Frömmigkeit die farbigen, eleganten Marmorgebäude gerne mit dem Beinamen „speciosa” versehen wurden.
Es ist bemerkenswert, dass roter Marmor in den französischen Vorbildern sowohl in Burgund, dargestellt waren. Das Portal wurde zusammen mit der Kirche zerstört, ihre Fragmente sind aber bekannt und lassen sich aufgrund der Beschreibung von Széless und dem Gemälde von Klimó identifizieren (siehe: Anm. II.50 in diesem Band). 281 Die früheste Erwähnung des Westportals von Esztergom stammt aus dem Manuskript von György Széless aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: Széless 1998, 67–79, vgl. ebd. Anm. 51. (Ernő Marosi). Die erste Erwähnung des Prunkportals von Pannonhalma lässt sich am Anfang des 18. Jahrhunderts, in der handschriftlichen Miscellanea des Bonifác Lancsics, auf Blatt Nr. 472 nachweisen: Takács 1996a, 44, Anm. 84. Die Namensform „Capella Speciosa” erscheint in Klosterneuburg ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also ab der Zeit des Chorherrn Prill: Seeger 1997, 131–132. Bemerkenswert ist, dass der Kanonikus das Gebäude auf seiner Zeichnung jedoch nicht so, sondern mit dessen Patrozinium benannte. 282 Takács 1993b, 60. 283 Seeger 1997, 131–132.
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als auch in Reims völlig unbekannt ist. Die gotischen Strukturen und Dienstformen wurden aus dichten, qualitätvollen Steinen mit großer Festigkeit gefertigt, welche aber nicht farbig waren. Die Benutzung des Rotmarmors, beziehungsweise der gemeinsamen Farbwirkung von Rotmarmor und von andersfarbigen Steinmaterialien (weißer Kalkstein oder weißer Marmor) scheint viel eher auf lokale Vorlagen zurückzuführen sein, als dass sie mit dem Import der französischen Errungenschaften angekommen wäre. Es steht außer Zweifel, dass in Ungarn an solchen Bauwerken der Hochromanik, wie der Porta Speciosa von Esztergom und an den damit verbundenen Marmorinkrustationen, der Rotmarmor aus dem Gerecse-Gebirge schon seit dem Ende des 12. Jahrhunderts reichlich Anwendung fand.284 Als Vorlage diente offenbar die norditalienische Romanik des 12. Jahrhunderts, in der der Veroneser Rotmarmor weiträumig verwendete wurde, auch die Meister stammten aus dieser Gegend.285 Als 284 Takács 2004, 43–50. Zur Rotmarmor-Wandverkleidung der Kathedrale von Esztergom, welche auf die gleiche Zeit datiert wird siehe: Lővei 2001, 40–42; Havasi 2008, 197–198; Lővei 2015, 84, 86–87. Zu den Rotmarmorelementen der hofseitigen Fassade des Palastes: Buzás / Tolnai 2004, 115–123, Kat. Nr. 7, Fragmente einer Fensterlaibung (László Klinger / Gergely Buzás); Raffay 2009, 50; Zur chronologischen Einordnung all dieser Marmorelemente: Raffay 2010b, 27–28. 285 Sogar ausschließlich von dieser Gegend. Der Bau des Hauptportals der Kathedrale von Esztergom wurde nämlich von jener norditalienischen Bautruppe vollendet, die ihn auch begonnen hatte, und die Italiener wurden im Zuge der Ausfertigung nicht von nördlichen, „gotischen“ Steinmetzen abgelöst, wie sich dies Ernő Marosi seit langem vorstellt. Marosi 1984, 32–33, 59–67. Das Erscheinen der Gotik in Ungarn lässt sich also nicht am Bau der Porta Speciosa aufspüren, da sich daran nur insofern gotische Entwicklungen zeigen, soweit sie in das Umfeld der norditalienischen Meister vom Ende des 12. Jahrhunderts eindrangen – um genauer zu sein, in jenes von Benedetto Antelami. Die Idee des mit einer Planänderung einhergehenden Stilwechsels wurde von Sándor Tóth überzeugend widerlegt. Erstmals publizierte Takács die Argumente von Tóth kurz in: Takács 1993b, 54. Sándor Tóth hat diese später auch selber geschrieben: Tóth 2000b, 132–133 und Anm. 45. Siehe dazu noch: Buzás 2004, 17–18 und besonders Raffay 2010b, 23–26. Nach Auffassung von Marosi wurde die Idee des gotischen Figurenportals am konsequentesten am Westportal der St. Adalbertskathedrale von Esztergom, an der Porta Speciosa verwirklicht. Marosi 2008, 18. Anderswo: Das Portal ist eine eigenartige Variante des frühgotischen französischen Figurenportals. Marosi 2012, 143. Die Porta Speciosa als Figurenportal anzugeben ist problematisch, weil in der Portallaibung gar keine Figuren vorhanden sind. Es ist eine andere Frage, dass
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die Franzosen gegen 1200 in Ungarn in Erscheinung traten, beziehungsweise als die Palastkapelle von Esztergom gerade in Planung war, wird die aus Italien stammende, romanische Porta Speciosa vielleicht bereits seit einem Jahrzehnt die Westfassade der Kathedrale von Esztergom in ihrer vollen Farbenpracht geschmückt haben. Die aus dem Gebiet des königlichen Frankreich kommenden Bautruppen, welche die Gotik in Ungarn einführten, übernahmen das von den Italienern nach heimischem Muster angewandte, lokal vorgefundene Steinmaterial, und setzten die Ausbeutung der Steinbrüche des nahegelegenen Gerecse-Gebirges oberhalb des Dorfes Tardos fort. Der Rotmarmor erwies sich geeignet für die Anfertigung der fortschrittlichen, frühgotischen Strukturen, für deren Herstellung hartes Steinmaterial notwendig war. So wurde im Königreich Ungarn in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts die Verwendung des lokal gewonnenen Steinmaterials mit dem konstruktiven Wissen aus Nordfrankreich in zahlreichen frühgotischen Bauwerken kombiniert.
Die oben nachgewiesene Verwandtschaft der um 1220 errichteten, weiterhin auf lebendigen französischen Beziehungen beruhenden und bereits gewisse strukturelle Lösungen der klassischen Gotik anwendenden ungarischen Baudenkmäler zur Klosterneuburger Pfalzkapelle, und insbesondere ein von Pál Lővei erwähntes, viel versprechendes Ergebnis einer Untersuchung am Baumaterial der Capella Speciosa286 veranlassten mich, das Figurenportal als solches keine gotische Erfindung ist. (Siehe zum Beispiel die Untersuchung von Hamann über das Portal von Großenlinden und über dessen Vorbilder: Hamann 1923, 1–9.) Es wird erst durch die Säulenfiguren gotisch. An der Porta Speciosa befanden sich aber keinerlei Säulenfiguren und es hat mit den aus Frankreich stammenden gotischen Säulenfigurenportalen nichts zu tun. Vgl.: Raffay 2010b, 25. Marosi führt 2013 weiter aus: Die Löwenfigur wurde ursprünglich vielleicht dazu gedacht, um frei aufgestellt zu werden oder zur Tragung von selbständigen Säulen (und so für ein dem norditalienischen ähnliches Baldachinportal), weil sie den Anzeichen nach umgemeißelt werden musste, um sie in den Sockel der Westwand hineinfügen zu können. Einen Anlass dazu gab vermutlich der Umstand, dass man die Porta Speciosa in der Zwischenzeit derart umgeplant hatte, dass sie inkrustierte Marmorbilder aufnehmen konnte. Marosi 2013, 88. Trotz aller Argumente, Studien und Beweise ist Marosi 2013 genau dort, wo er vor 30 Jahren war. Seine Meinung wird von Pál Lővei gestützt: Lővei 2015, 87–88. 286 Die Untersuchung wurde publiziert in: Lővei 2009, 480 und Lővei 2015, 92.
den Ursprungsort des Steinmaterials der österreichischen Kapelle eingehender zu untersuchen. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen, welche im Jahr 2008 am Geologischen und Geochemischen Forschungsinstitut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften von der Geologin Bernadett Bajnóczi, so wie vom Geologen Farkas Pintér am naturwissenschaftlichen Labor des österreichischen Bundesdenkmalamtes durchgeführt worden waren, wurden ein Jahr später auch auf andere spätromanische und frühgotische Bauten in Niederösterreich, Ungarn und sogar auf jene in der Umgebung von Salzburg ausgedehnt. Die Ergebnisse jener Untersuchungen, die darauf abzielten, den Steinbruch des verwendeten Baumaterials zu bestimmen, werden in der Studie der beiden Verfasser vorgelegt, die hier im Anhang wiedergegeben ist. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, Schlussfolgerungen aus diesen Untersuchungen über die Beziehung zwischen der Abschlussphase von Pannonhalma und der Capella Speciosa zu ziehen.
Zum engen stilistischen Zusammenhang und zur Bestätigung eines, zumindest in Teilen gemeinsam verantwortlichen, burgundischen Meisters fügen sich die Feststellungen zum Ursprungsort des Marmormaterials der beiden Baustellen gut. Es bedarf an dieser Stelle keiner besonderen Erläuterung, dass zur Benediktiner Erzabteikirche Baumaterial aus den Rotmarmor-Steinbrüchen des etwa 80 km östlich von Pannonhalma gelegenen Gerecse-Gebirges gelangte. Umso überraschender ist jedoch das Ergebnis, dass ein guter Teil des am Anfang des 19. Jahrhunderts in das Laxenburger Schloss Franzensburg eingebauten Rotmarmors ebenfalls ungarischer Herkunft ist und aus dem Gerecse-Gebirge stammt, was früheren Annahmen287 in der Fachliteratur widerspricht.
Der Schlüssel zur Auswertung jener Marmorprobe, die aus dem wiederverwendeten Material der Capella Speciosa in der Franzensburg entnommen wurden, ist die als Rotmarmor aus dem Gerecse bestimmte und mit der Markierung Lax-3 versehene Probe, welche vom unteren Element des linken Portal-Pfostensteins stammt. Auf dem profilierten Pfostenstein wechseln einander Halbstäbe und Hohlkehlen ab, die Gliederungsreihe endet unten kreisbogenförmig. Diese recht 287 Kieslinger 1964, 210.
charakteristische Form des Abschlusses ist zweifelsfrei original gotisch.288 So lässt sich feststellen, dass im Material der Klosterneuburger Kapelle mit Sicherheit Marmor ungarischer Herkunft zur Verwendung kam.
Es ist weiters auch bemerkenswert, dass sich alle Proben, die aus den Marmortafeln der Wandverkleidung entnommen wurden, als Gerecse-Gestein erwiesen, während die untersuchten Säulenschäfte mit einer Ausnahme alle aus Adneter Marmor bestehen. Wie bereits bei der Strukturanalyse erwähnt, kann man auf stilkritischer Basis weder das Alter der wandverkleidenden Tafeln, noch jenes der Säulenschäfte bestimmen. Es ist jedoch anzunehmen, dass für den Bau höchstwahrscheinlich nicht roter Stein aus Adnet und gleichzeitig auch aus den Steinbrüchen des Gerecse-Gebirges angeschafft wurde. Wollte man viel mehr eine gleichförmige Farbe und eine identische Textur haben – eine Art von Rot, welche die Farbe des weißen Marmors kontrapunktiert. Solch gleichartige Steine lohnt es sich aus einem einzigen Steinbruch zu beschaffen. Es ist auch recht logisch anzunehmen, dass man, wenn es notwendig war, für die Bauarbeiten des Kaiser Franz II. (I.) am Anfang des 19. Jahrhunderts Rotmarmor aus Adnet bringen ließ und nicht aus Tardos. Aus all dem kann mit hoher Wahrscheinlichkeit gefolgert werden, dass die Marmortafeln aus Gerecse-Gestein am Portaltrichter und an der Rückwand der Kapellenblendarkaden Klosterneuburger Ursprungs sind und im 13. Jahrhundert hergestellt worden waren, während die Säulenschäfte aus Adneter Material vermutlich Ergänzungen des 19. Jahrhundert sind. Es ist auch noch erwähnenswert, dass die Rotmarmor-Schaftelemente mit ihren Basen und Kapitellen aus weißem Marmor ursprünglich mit Metalldübeln zusammengefügt waren, die einen beschädigungsfreien Abbruch deutlich erschweren. Derartige Schaftelemente sind aber relativ leicht neu anzufertigen und zu ersetzen, im Gegensatz zu den viel aufwendiger gestalteten Kapitell- und Basiselementen.
Den abgebauten Stein fuhr man aus den Steinbrüchen oberhalb von Tardos in das 15 km nördlich gelegene Süttő, ans Donauufer. Von dort wurde das Material per Schiff bis nach Raab (Győr) und anschließend wieder auf dem Landweg bis zum 20 km entfernten Pannonhalma transportiert. 288 Vgl. Anm. II.54 in diesem Band.
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Auf dem Wasserweg wird es ebenfalls nach Klosterneuburg gelangt sein – bis zum Fuße des Burgberges.
Dass sich im ursprünglichen Marmormaterial der Klosterneuburger Kapelle Rotmarmor aus dem Gerecse-Gebirge nachweisen lässt, unterstreicht eindrucksvoll die engen künstlerischen Beziehungen zur Abschlussphase von Pannonhalma und bestärkt auch die Annahme über einen organisatorischen Zusammenhang zwischen den beiden Baustellen.289 Wenn man für den Bau der Capella Speciosa Rotmarmor aus den Steinbrüchen des Gerecse-Gebirges heranschaffte, dann mussten die burgundischen Meister – unter ihnen zumindest jener Architekt oder Unternehmer, der für die Organisation und Leitung der Arbeiten zuständig war – über Beziehungen zu Ungarn verfügt haben, als er am österreichischen Herzogshof ankam. …
289 Ähnliche Zusammenhänge, bei denen sich die Herkunft des Steinmaterials mit dem Ursprung des Stils deckt, also einige Kunstwerke ungarischer Herkunft der Gotik und der Renaissance aus Gerecse-Rotmarmor, deren Entstehung die persönlichen Beziehungen der Auftraggeber zueinander, sowie die Politik und die Diplomatie förderten, zeigen folgende Beispiele: Das Grabmal des Polenkönigs Kasimir des Großen (reg. 1333–1370) in Krakau: Sadraei 2001, 83–115; Roznowska-Sadraei 2006, 107–109, Kat. Nr. 1.28. Fragmente der königlich bosnischen Grabdenkmäler: Fekeža / Gavrilović / Lővei 2006, 448–451. und Kat. Nr. 5.12–5.15. Grabsteine von Johannes Fiorentinus aus Gnesen (Gniezno) und Leslau (Włocławek), sowie die Rotmarmorelemente der Krakauer Sigismundkapelle: Gerevich 1959, 310–311, 319–325; Kozakiewicz / Kozakiewicz 1976, 8–11, 15, 37, Abb. 59; Białostocki 1986, 103–104, 107; Kalinowski 1986, 131, 133–134; Tóth 1990, 216–217; Lővei 2001, 52. Ein weiteres Beispiel für den ungarischen Export der Renaissance aus Kalksandstein aus der Umgebung von Buda: Pichler 1998, 424–431. Umfassend über die Frage: Lővei 1992, besonders: 9, 11–12; Lővei 2015, 93, 95–96. Über den Salzburger Marmorexport nach Ungarn: Lővei 1992, 14–15, 17–18; Lővei 2015, 95. – und nach Polen: Fischinger 1986, 138–139. Weiters: Lővei 2002, 414, 415–417, 418. Eine weitere kurze Zusammenfassung seiner Ergebnisse siehe: Lővei 2009, 477–481.
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II.10 Zusammenfassung In den vorangegangenen neun Kapiteln hat der Verfasser unter Anwendung von neun verschiedenen Annäherungsweisen versucht die vorliegende Themenstellung, die sich aus direkten französischen Wurzeln entfaltende Hochgotik im Herzogtum Österreich und im Königreich Ungarn in den Jahren um und nach 1220, umfassend zu beleuchten. Die Kapitel sind voneinander unabhängige, für sich selbst stehende Einheiten, die auch alleine ihre Gültigkeit besitzen. Gerade dies macht das abschließende zehnte Kapitel notwendig, in welchem die Schlussfolgerungen der zuvor separaten Einheiten zusammengeführt werden.
Im Königreich Ungarn, das die südwestlichen Grenzen des lateinischen Europas bildete, ist die auf unmittelbare französische Beziehungen zurückzuführende Präsenz der sich formierenden gotischen Architektur und Steinmetzkunst in den ersten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts, eine bemerkenswerte Erscheinung. Besonders auffallend ist sie im Vergleich zum architektonischen Produkt der dazwischen liegenden Territorien des Heiligen Römischen Reiches. In Ungarn stellte um 1220 nicht generell die Präsenz der Gotik per se ein Novum dar, sondern das Erscheinen gewisser Elemente der Hochgotik, welche sich damals gerade erst an den Bauten des königlichen Frankreichs formierten. Dies lässt sich im engen Umfeld des Königshofes nachweisen, und im Gegensatz zur Praxis der früheren Jahrzehnte scheint sie sich darüber hinaus nicht wirklich ausgebreitet zu haben. Der hochgotische Stil tauchte im konservativeren, noch fast vollständig spätromanisch geprägten Umfeld des Ostalpenraumes einige Jahre früher auf, als in Ungarn. Die klassische Gotik lässt sich auch in Niederösterreich auf der Basis unmittelbarer französischer Beziehungen beim Herzogshof nachweisen. Abgesehen von der bauplastischen Steinmetzkunst und von bestimmten Gebäudestrukturen zeigt sie sich in Ungarn noch an der monumentalen Grabmalskulptur, während sie im Herzogtum Österreich in der Gesamtheit eines einzigartigen Gebäudes in Erscheinung tritt. Die stilistische Ausstrahlung ist auch in Österreich begrenzt, die ungewöhnliche Modernität des französischen Exports bleibt ein isoliertes „Luxusgut“ der höfischen Welt.
Der hochgotische Stil unserer Region hat mindestens zwei Wurzeln. An der Abschlussperiode der Benediktinerabteikirche von Pannonhalma kann man den Großteil der für die Bauplastik verantwortlichen Steinmetze auf die Bauhütte der Reimser Kathedrale zurückführen, ebenso waren sie für die Ausführung der Porta Speciosa zuständig. Die naturalistischen Pflanzenformen, die Erscheinung des Herbariumstils lassen sich mit diesen Meistern in Verbindung bringen. Dieser Stil ist besonders an den à jour gearbeiteten Bogen des südlichen Prunkportals von recht hoher Qualität. Ebenfalls Reimser Ursprungs verfügen die erstmals in diesem Kontext erscheinende Gefühle und Emotionen, die psychologisierende Darstellungsweise in der Physiognomie einzelner (Konsolen)häupter. Die Pfeilerstrukturen und einige Kapitellplastiken können nicht der Reimser Formenwelt zugerechnet werden, sie weisen burgundische Zusammenhänge auf. In der Frage zu den Pfeilern ist der zum Wirkungskreis der Kathedrale von Auxerre gehörende Chor der Kathedrale von Chalon-sur-Saône ein Schlüsseldenkmal, wo beide Pfeilerformen der Abschlussphase von Pannonhalma vorzufinden sind. Es steht außer Zweifel, dass die Reimser und die burgundische Richtung am transdanubischen Bau zeitgleich auftraten, obwohl es fast zu keiner Vermengung kam. Jener planende Meister, der die Grundrissform der Pfeiler festlegte, entstammte der in Auxerre geschulten burgundischen Gesellschaft, die Vielzahl der bauplastischen Dekorationen zeugt jedoch davon, dass die Reimser am Bau die bestimmende Mehrheit darstellten.
Die Detailformen der niederösterreichischen Pfalzkapelle lassen sich mit den unteren Teilen des Chorbaus der Kathedrale von Auxerre in Verbindung bringen, sodass man bestimmen kann, dass die Meister der Capella Speciosa den Bau in Auxerre bereits in einer frühen Phase verließen. Aber die architektonische Form selbst und insbesondere die Mauerstruktur könnten auch noch aus Reims, aus der Champagne stammen. Nehmen wir nun einen kurzen Exkurs vor, um diese These zu untersuchen. In dieser Hinsicht besteht eine bemerkenswerte Parallele, die von Pierre Héliot angeführte Pfarrkirche des Dorfes Rieux (Marne),290 deren Chor die stilbestimmenden Schlüsselelemente 290 Héliot 1970a, 182.
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der Capella Speciosa enthält, so zum Beispiel die Mauerstruktur mit doppelter Schale samt innerem Laufgang sowie die Fensterform mit Plattenmaßwerk. Besonders attraktiv wirkt die Parallele, insofern als der Chor selbst, wie auch die Kapellenchöre, auf einem polygonalen Grundriss steht und so der verwirrenden Komplexität der Kathedralbauten entbehrt (Abb. II.148). Die Gestaltungsart des Äußeren ist nicht nur einfach, sondern auch ein wenig provinziell. Dies bezeugt das aus Bruchsteinen hergestellte Mauerwerk, die fehlende Abstimmung des Fensterbankgesimses und des Strebepfeiler-Wasserschlags aufeinander, weiters die Tatsache, dass sich das Gesims nicht um die Strebepfeiler zieht, und zuletzt, dass die Fensternischen nur bei den profilierten Bogen präzise geformt sind, während der senkrechte Teil ihrer Gliederung fehlt. Aber Strukturen des Chores dieser Dorfkirche im Marne-Gebiet, die zwischen Reims, Châlons-en-Champagne, Troyes, Sens und Paris liegt, sind kaum provinzieller, als der progressivste Bau des österreichischen Herzogs.291
Der Entwicklungsgrad der Plattenmaßwerke und zu einem bestimmten Grad auch ihre Details entsprechen jenen in Klosterneuburg, die in der Zeichnung Prills dargestellt sind. Am Äußeren lassen sich auch in Rieux zum Beispiel die als Säulen aufgefassten Stäbe am Rahmen beobachten, obwohl diese im Inneren bereits fehlen. Die Sockelzone ist auch in Rieux mit Blendarkaden gegliedert; die breiten, je einen Wandabschnitt füllenden Blendarkaden enden in einem spitzbogenförmigen Dreipass, der von Säulen unterstützt wird. Lediglich an den diagonalen Seiten des Chorhauptes wich man davon ab: Hier wurden spitzbogige Doppelblendarkaden angewandt. (Abb. II.149) Der Laufgang ist mit Spitzbogen überwölbt, die den Schildbogen folgen, wie bei der Klosterneuburger Struktur auf der Zeichnung Benedikt Prills. Durch die trapezförmigen Wandzungen führen im Gegensatz zu den viereckigen burgundischen und Klosterneuburger Durchbrüchen Spitzbogenöffnungen. Bei den Gewölbeschultern sind die mit Blättern verzierten Gesimsfriese in Reimser Art recht charakteristisch gestaltet. Die Dienste sind aus einem Block gemeißelt, es gibt keine en-délit-Säulen und die Triumphbogenpfeiler sind eckig angelegt. Die Säulen der Blendarkaden sind stärker und die Struktur ist insgesamt massiver, als die Franzensburger Blendarkaden, ihre Detailformung (Profi291 Viollet-Le-Duc 1854–1868. Bd. 4, Fig. 86–87; Michler 2001, 80–81.
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Abb. II.148 Grundriss des Chores der Pfarrkirche SaintLaurent von Rieux (Viollet-le-Duc 1854– 1868, Bd. 4, 152, Fig. 86)
le, Basen, Kapitellgestaltung) ist auch andersartig. Diese Charakteristika sind allgemein über die Formenwelt des Chores von Rieux festzuhalten.
Das zweischalige System mit Laufgängen – die passage rémois – lässt sich in der Umgebung der Champagne nicht nur an dörflichen Bauten nachweisen, sondern auch an den Kirchen der Krönungsstadt Reims. Ohne die Ähnlichkeiten und Abweichungen detailliert zu analysieren, soll hier angemerkt werden, dass es in Klosterneuburg keine Spur von jenen individuellen Eigenheiten gibt, welche an den Radialkapellen der Reimser Kathedrale erscheinen, wie beispielsweise die kleinen Mauerdurchbrüche mit Schulterbogen bei den quer verlaufenden Mauern oder die Maßwerkfenster. Im Stilkreis der Reimser Kathedrale sind auch nicht unbedingt alle Fenster Maßwerkfenster – denken wir nur an die Reimser Erzbischofskapelle. Aber man kann weder auf der Zeichnung von Prill, noch im erhaltenen ornamentalen Material der niederösterreichischen Kapelle oder unter deren Detailformen auch nur ein einziges Charakteristikum aus Reims oder aus der Champagne finden, welches dem Ursprung der Struktur von Auxerre, beziehungsweise aus dem Burgund widersprechen würde. Die von Renate WagnerRieger als Parallele angeführte Axialkapelle292 der 292 Wagner-Rieger 1959, 282–283. Siehe noch die
Abb. II.149 Wandsystem des Chores der Pfarrkirche Saint-Laurent von Rieux (Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 152, Fig. 87)
diesbezüglichen Ausführungen von Mario Schwarz in diesem Band, 27–32. Über die Axialkapelle von Saint-Remi als Vorbild für die Wandgliederung der Kathedralen von Auxerre und Reims: Bony 1983, 168–169; Anm. 13.
Benediktinerabteikirche Saint-Remi in Reims fügt sich hervorragend zur inneren Struktur von Klosterneuburg, die in der Zeichnung Benedikt Prills abgebildet ist, besonders die Proportionen der Wandgliederung betreffend. Diese genaue Entsprechung – die sogar exakter ist, als zu den zeitgenössischen Kathedralen von Reims oder Auxerre – zeugt aber eher von einer im Vergleich
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zu Auxerre zurückhaltenderen, stabileren strukturellen Gestaltung der Capella Speciosa, als von einer unmittelbaren Verwandtschaft zum Reimser Gebäude, das um ein halbes Jahrhundert älter ist.
Im Gegensatz zu Pannonhalma lassen sich an der Klosterneuburger Pfalzkapelle keine Motive aus der Champagne oder aus Reims nachweisen. Trotzdem kann ihre Errichtung und die Vollendung der Abteikirche von Pannonhalma kaum als unabhängig voneinander angesehen werden. Einige der am ersteren Gebäude arbeitenden Meister aus Auxerre werden wohl eine führende Rolle am Bau in Transdanubien gespielt haben.
Wenn nicht die Capella Speciosa, dann ist ein anderes Gebäude in Mitteleuropa seit langem berühmt wegen seiner Beziehungen zu Reims. Laut den Forschungen von Dethard von Winterfeld erschienen Reimser Meister 1224–1225 – also um jene Zeit, als Pannonhalma vollendet worden war – am Bau des Bamberger Domes. Die stilkritische Untersuchung ergab keine näheren Zusammenhänge zwischen den mit Pannonhalma vergleichbaren marginalen ornamentalen Elemente der Bamberger Monumentalskulptur und den Steinplastiken der Benediktinerabtei. Die Bamberger Bildhauer und die Steinmetze von Pannonhalma, als die zwei frühesten östlichen Auswirkungen der Reimser Bauhütte, waren voneinander unabhängig tätig. Die nach Pannonhalma gezogenen Reimser Meister werden spätestens zu Beginn der 1220er Jahre die Bauhütte der Kathedrale verlassen haben müssen, sodass ihr Bauwerk in Pannonhalma eine Rolle bei der bis heute in vielerlei Hinsicht ungelösten Datierung der Kathedrale spielt, wie auch bei der Bestimmung des Reimser Formenschatzes in der Zeit um 1220.
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Unmittelbar vor dem Auftauchen der Meister aus den französischen Zentren der Hochgotik in Mitteleuropa und vor der Entstehung der unter ihrer Beteiligung errichteten Gebäude sowie skulpturalen Werke, nahmen der ungarische König Andreas II. und der österreichische Herzog Leopold VI. (der Glorreiche) an einem außergewöhnli-
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chen gemeinsamen Unterfangen teil. Jene zwei benachbarten Herrscher, die die Auftraggeber der untersuchten Kunstwerke waren, oder wenigstens wichtige Mitwirkende bei deren Entstehung. Gemeint ist ein Kreuzzug, der fünfte in der Reihe, an dem außer den ungarischen und österreichischen Kreuzfahrern auch Prälaten und Magnaten aus dem gesamten europäischen Raum samt ihren Heeren und ihrem Gefolge teilnahmen. Aus unserer Perspektive sind besonders die französischen Würdenträger hervorzuheben, da viele unter ihnen Stifter von Kirchen waren, die enge Zusammenhänge mit den untersuchten Monumenten unserer Region zeigen. Im Lauf des Feldzuges im Mittleren Osten konnten König Andreas, Herzog Leopold, der Bamberger Bischof Ekbert oder Abt Uros von Pannonhalma in persönlichen Kontakt mit solchen französischen Vornehmen treten, von denen sie sich die Meister beschaffen konnten. So zum Beispiel mit dem alten Reimser Erzbischof Albéric de Humbert, oder mit dem Grafen von Nevers, dem vermutlichen Stifter der Kollegiatskirche von Clamecy, Hervé IV. de Donzy, der damals bereits über die Grafschaft von Auxerre und nach seiner Rückkehr auch über Tonnerre herrschte. Ebenfalls beachtenswert ist der Graf von Blois und Chartres, Gautier d‘Avesnes, dessen Familiengüter im Hennegau und der Picardie in unmittelbarer Nachbarschaft der vermutlich engeren Heimat von Villard de Honnecourt lagen. Der fünfte Kreuzzug darf also nicht zu gering eingeschätzt werden, wenn man die frühe mitteleuropäische Rezeption der Hochgotik als höfische Stilerscheinung erklären möchte. Es sind jedoch auch andere Möglichkeiten zur Ableitung der Beziehungen zwischen den Auftraggebern bekannt, und man darf auch nicht übersehen, dass das Umfeld und das Beziehungsnetzwerk der Erbauer nur einer der möglichen Wege der Meistervermittlung war. Sie sind deshalb die bevorzugten Subjekte der wissenschaftlichen Spekulationen, weil unser Wissen meist nur über sie ausreichend ist, um zu kombinieren.
Vom Feldzug im Mittleren Osten kehrten sowohl Andreas, als auch Leopold mit Reliquien heim. Der Bau der gotischen Pfalz und der Pfalzkapelle nahm in Klosterneuburg mutmaßlich nach der Heimkehr Leopolds, im Herbst 1219, ihren Anfang. Die Kapelle wurde wahrscheinlich für die im Heiligen Land erworbenen Reliquien errichtet. Das Gebäude wird Bischof Gebhard von Passau und Bischof Konrad von Regensburg, im Beisein des stiftenden Herzogs, im Jahre 1222 geweiht haben, wohl am Festtag des Hl. Johannes
ihr um einiges vereinfachte Formenwelt der Palastgebäuden widerspiegeln die zwei, vermutlich aus dem Palast stammenden Basen, welche sich heute im Stiftsarchiv befinden. Der aus dem Heiligen Land heimgekehrte König Andreas teilte die zuvor erworbenen Reliquien unter den ihm getreuen Prälaten auf. Es ist naheliegend, dass die Kopfreliquie des Protomärtyrers Stephan an die Kapelle des Erzbischofs von Esztergom gelangte. Die bekannte Grundrissform der Kapelle und ihre erhaltenen Basen zeugen von einer gotischen Erneuerung des von früher stammenden Gebäudes, unter Beteiligung französischen Meistern. Die Verwandtschaft der Wandpfeilerbasis samt en-délit-Diensten mit der Capella Speciosa verstärkt die Annahme, dass es zum Neubau um 1220 oder kurz danach gekommen sein muss, wahrscheinlich mit tatkräftiger königlicher Unterstützung. Ähnliche Wandpfeilerbasen mit en-délit-Diensten erscheinen auch in der mit dem Chorbau der Kathedrale von Auxerre in engem Zusammenhang stehenden Pfarrkirche Notre-Dame von Dijon. Die gemeinsame burgundische Abkunft verstärkt die künstlerischen Fäden, welche die beiden Kapellen verknüpfen. Obwohl wir weder in Klosterneuburg, noch in Esztergom Angaben über die Unterbringung der Reliquien haben, können die Entstehungsumstände der beiden Gebäude und das Motiv ihrer Erbauer identisch sein, wenn obige Annahmen zutreffen. Abb. II.150 Pfarrkirche Notre-Dame zu Dijon. Südwand des Mittelschiffes mit der Wandgliederung des Triforiums und der Fensterzone (Foto: © Tibor Rostás)
des Täufers, am 24. Juni. Darauf weist auch hin, dass sich alle drei besagten zwei Wochen später noch in den Bergen oberhalb von Klosterneuburg, in Kierling aufhielten. Die Strukturen, Steinplastiken und Gliederungsreihen der Klosterneuburger Palastgebäude belegen, dass bei ihrem Bau die Steinmetze der Capella Speciosa engagiert wurden. Die Detailformung der beiden Einheiten der Pfalz zeigt auch Übereinstimmungen untereinander. Die Stilverwandtschaft von Kapelle und Palastgebäuden legt einen weitgehend gleichzeitigen Baufortgang nahe. Das Weihedatum der Kapelle ist jedoch nicht unbedingt für die Pfalz relevant. Der Gebäudeflügel neben der Capella Speciosa ist bestimmt jünger, da seine Wand erst im Nachhinein an die Mauer des Kapellen-Nebenraumes angebaut wurde. Die mit der Kapelle verbundene, aber im Vergleich zu
Es lohnt sich die Pfarrkirche von Dijon auch im Zusammenhang mit der Anordnung ihres Westteils mit der Klosterneuburger Kapelle in Verbindung zu bringen. Wie Renate Wagner-Rieger darauf hinwies, ist die Westempore der Kapelle ein lokales Element.293 Üblicherweise fehlt diese bei den französischen Vorbildern, den Kapellen. Als Ausnahme kann gerade die Westempore der Notre-Dame von Dijon erwähnt werden, welche an den zwei Seiten genauso in Verbindung zu den Laufgängen der raumbildenden Längswände steht, wie es vermutlich auch in Klosterneuburg 293 Wagner-Rieger 1959, 282. Ulrike Seeger fasste den Standpunkt ihrer Vorgängerin recht treffend zusammen: Wagner-Rieger sieht auf der einen Seite den eingeschossigen, einheimischen Saalbau mit Westempore, gleichsam als Hülle; auf der anderen Seite die Ausgestaltung derselben mit einem champagnesken Wandaufriß und burgundischer Kapitellornamentik. Seeger 1997, 142. Vgl. noch die diesbezüglichen Ausführungen von Mario Schwarz in diesem Band, 30–32.
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Abb. II.151 Längsschnitt des Westteils der Pfarrkirche Notre-Dame zu Dijon nach Norden (Branner 1960, 61, Fig. 17)
war.294 (Abb. II.150) Weiters befindet sich in Dijon unterhalb der Empore genauso eine vom Kirchenraum abgesonderte Vorhalle samt Hauptportal, wie sie anhand der Zeichnung von Benedikt Prill auch bei der Capella Speciosa gewesen sein können. (Abb. II.151) Dass heißt, die Empore der Pfalzkapelle wird aller Wahrscheinlichkeit nach den Ansprüchen des Auftraggebers entsprechend ins architektonische Programm gelangt sein,295 aber ihre Struktur hat bereits der burgundische Entwerfer bestimmt.296 294 Vgl.: Hutter 1957/58, 15. Vgl. Anm. II.234 in diesem Band. 295 Schwarz 1996, 26–27. Die Anforderungen des Auftraggebers bedeuten auch bei einem anderen, ebenfalls als Import geltenden Werk, im Falle der Bakócz-Kapelle von Esztergom, das lokale Element; jedoch im Zusammenhang mit der italienischen Renaissance – wie dies Sándor Tóth nachwies. Tóth 1990, 207–227. 296 Hier soll noch einmal in Verbindung mit der Westem-
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Mit den durch die Franzosen bestimmten Abschlussarbeiten an der Benediktinerabteikirche von Pannonhalma können wir am wahrscheinlichsten nach der 1222 erfolgten Weihe der Klosterneuburger Kapelle rechnen. Der größte Teil der Bauarbeiten wird zu dieser Zeit, mit der Errichtung der Mehrheit des Langhauses, kampagnenartig erfolgt sein. Auf die verstärkte Bautätigkeit weisen auch die vermehrte Stiftungen hin – 1222 widmete der Erzbischof von Spalato eine Schenkung und von diesem Jahr an, bis zur Weihe der Kirche 1224, erscheinen die einander systematisch erweiternden königlichen Donationen, mit denen Andreas – der sich selbst als Patron der Abtei nannte –, deklariert vorwiegend zur Finanzierung der Bauarbeiten beitrug. Beim Abschluss der Bautätigkeit hatte der König, der mit seiner Familie und seinem Hof auch persönlich der Weihe beiwohnte, also eine wichtige Rolle inne. Auch pore der Kapelle zu jenen Ansichten Seegers zurückgekehrt werden, die bereits in Zusammenhang mit Bösig erwähnt wurden (Vgl.: Anm. II.236 und II.238 in diesem Band).
die Meister gelangten vermutlich auf königliche Vermittlung nach Pannonhalma.
Die Spuren weiterer französischer Werke in Ungarn zeugen auch von der hohen Aktivität der Königsfamilie als Auftraggeber. Die wohl im gleichen Jahr wie Pannonhalma geweihte Kirche der Arader Propstei (1224) wurde im Auftrag Königin Jolantes, der zweiten Gattin Andreas, gebaut. Die Königsfamilie könnte auch jene Grabmäler, die in der für die Monarchie eine zentrale Rolle spielenden Zisterzienserabtei von Pilis aufgestellt waren, bestellt haben: Die Tumba der ermordeten Königin Gertrud in der Vierung der Kirche und die vermutlich einem französischen Angehörigen der Königin Jolante zuzuordnenden Grabplatte mit Rittergestalt in der Achse des Kapitelsaales. Mit hoher Wahrscheinlichkeit gehen die Aufträge zu diesen Denkmälern auf exakt diese Zeitperio
Typengeschichtlich steht die Klosterneuburger Pfalzkapelle zwischen der Saalkirche mit Westempore und zweigeschossigen Kapellen, deren Obergeschoß eine umlaufende Empore ist. Mit ihrer Eingeschossigkeit reflektierte sie nicht das Obergeschoß eines zweigeschossigen Kapellentyps, sondern in komprimierter Form einen gesamten zweigeschossigen Bau. Die Höhenrelation von Blendarkaden- zu Laufganggeschoß entsprach derjenigen doppelgeschossiger Palastkapellen, wie sie für die Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle charakteristisch war. Seeger 1997, 155. Die weitere Ausführung des Gedankenganges: Ebd. 159–167, 176–178. Aus dem mehrschiffigen, doppelgeschoßigen Kapellentyp können wir keine gotische Kapelle mit doppelter Mauerschale erhalten, wie auch immer wir sie verdichten mögen. Einerseits kann man das Obergeschoß der Doppelkapellen nicht als Empore interpretieren, auch dann nicht, wenn ihr Fußboden in der Mitte von einer Öffnung durchbrochen ist. Andererseits kann man aus der Empore, wie weit wir sie reduzieren mögen, nie einen Laufgang erhalten, höchstens eine schmalere Empore. Der Laufgang verläuft nämlich in der Mauerdicke, die Empore befindet sich dagegen im Innenraum. Noch überraschender ist es, im Zusammenhang mit dem Raumtypus der Capella Speciosa die Rolle der Aachener Pfalzkapelle anzuführen. Die doppelschalige Wandgliederung hat nichts mit den Emporen von solchen Zentralgebäuden zu tun, wie es die Aachener Pfalzkapelle und deren Abkömmlinge sind. Ein hoher, zentraler Raum mit Rundgang und darüber Emporen ist eine Komposition – die in mehrere Schiffe gegliederte, doppelgeschoßige Anordnung mit oder ohne mittlere Öffnung im Fußboden des Obergeschoßes ist dagegen eine andere. Schließlich stellt noch die hochgotische Wandgliederung eine dritte dar. All diese gehören zu den Grundlagen der Morphologie und der Gebäudetypologie. Zu diesen Fragestellungen vgl. auch noch: Crossley 1998, 430–431; Schwarz 2013a, 106–113, 116, 131.
de zurück. Die Ruhestätte der Königin Gertrud wurde vermutlich in Hinsicht auf das anzunehmende Weihejahr 1225 mit dem repräsentativen, auch Rotmarmor einbeziehenden und mit einer ganzfigürlichen Darstellung der Verstorbenen geschmückten Grabmal versehen. Sollte die Identifikation mit dem 1228 verstorbenen Robert de Courtenay zutreffen, wurde jene Grabplatte im Kapitelsaal wenige Jahre später angefertigt. Das aus der Propsteikirche von Arad bekannte Steinelement eines kantonierten Pfeilers mit ausbauchendem Pfeilerkern steht in klarer Beziehung zu den Pfeilern von Pannonhalma und zeugt von einem weiteren Auftreten der von Auxerre und dem Burgund definierten Schicht der Hochgotik. Die Plastik der Gertrud-Tumba leitete die bisherige Forschung aus der Skulptur der Querhausportale von Chartres ab, beziehungsweise vom Reimser Muldenfaltenstil. Der hier erscheinende eventuelle Chartreser Bezugsfaden trägt neben Reims und Auxerre eine weitere Ableitungsmöglichkeit der ungarischen Hochgotik in sich.
Die besondere Wandgliederung der Capella Speciosa, das zweischalige System mit seiner französischen Modernität blieb eine isolierte Erscheinung in der Architektur Mitteleuropas, es gibt keine Spuren einer Rezeption. Das einzige bekannte Auftreten dieses Struktur in unserer Region ist die um 1200 oder danach errichtete Kapelle des königlichen Burgpalastes von Esztergom, die ein früheres Entwicklungsstadium repräsentiert und mit den oberen Kapellen des Querhauses der Kathedrale von Soissons, beziehungsweise der von Laon in Verwandtschaft gesetzt werden kann. Die beiden Palastkapellen stehen in keiner näheren Beziehung zueinander, vielmehr können sie als weit vom Entstehungsgebiet sporadisch auftretende Erscheinungen über die jeweiligen Stadien der französischen Entwicklung der gotischen Wandgliederung interpretiert werden. Das zweischalige System erscheint danach noch in der Kapelle der nordböhmischen Burg Bösig – ebenfalls eine Herrscherkapelle – jedoch bildet sie eine spätere Entwicklungsform ab. Sie ist kein verspäteter Abkömmling der Capella Speciosa, ihre Wandstruktur zeigt eine Lösung normannischen Ursprungs. Im Gegensatz zu den zwei anderen angeführten Beispielen hat diese Kapelle keinen unmittelbaren französischen Bezug, bei ihrem Bau muss man nicht an französische Meister denken.
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Die Klosterneuburger Kapelle kann weder mit den Kreuzgängen von Heiligenkreuz und Lilienfeld, noch mit den Klostergebäuden von Heiligenkreuz in Verwandtschaft gebracht werden. Die beiden Zisterzienserkreuzgänge entsprechen mit ihrem rein gotischen Wesen und auch mit ihrer hohen Qualität der Capella Speciosa, sind aber das Ergebnis eines jüngeren, davon unabhängigen französischen Impulses. Die Abweichungen könnten wir auch mit dem Auffassungsunterschied zwischen dem Zisterzienserorden und Herzogshof erklären, wären die beiden Zisterziensergebäude nicht selbst elegante Beispiele der herzoglichen Repräsentation. Pfalz und Kapelle Herzog Leopolds VI. werden eher eine gewisse Vorbildrolle für die ebenfalls vom Landesherrn unterstützten, ein bis anderthalb Jahrzehnte später großangelegten Bauarbeiten der Zisterzienser gespielt haben.
In der Baugeschichte von Lilienfeld gibt es jedoch eine kurze Episode, die einen unmittelbaren Einfluss der Klosterneuburger Pfalzkapelle offenbart. Die Struktur des Kapitelsaalportals und viel eher noch dessen Kapitelle und Gliederungen, beziehungsweise jene der Eingangsöffnung des Ostdurchgangs knüpfen eindeutig an die Formenwelt der Pfalzkapelle an. Dieser Zusammenhang hat einen Wert für die Datierung, da er davon zeugt, dass die Bauarbeiten an der Abtei um 1222, gerade bei den Abschlussarbeiten des Ostflügels andauerten, nach der Fertigstellung der bei der Weihe 1217 bestehenden Teile der Kirche und des Kapitelsaales, aber vor der Errichtung des Kreuzganges. Es ist bemerkenswert, dass im Rahmen der Bautätigkeit in Lilienfeld zum ersten Mal Rotmarmor an den Gewändesäulen dieser beiden Eingänge erschien, zweifellos unter dem Einfluss des Klosterneuburger Gebäudes.
Rotmarmor als Baumaterial und Dekorationselement erfüllte sowohl in Pannonhalma, als auch am Bau der Capella Speciosa eine wichtige Rolle. Dies ist vorallem deswegen bedeutend, weil dieses Material bei den französischen Vorbildern – sowohl in der Burgund, als auch in Reims – unbekannt ist. Die Ausnutzung der Farbe von Rotmarmor, beziehungsweise der kombinierten Farbwirkung von Rotmarmor und anderen Steinmaterialien (weißer Kalkstein oder Marmor) scheint viel eher auf lokale Vorbilder rückführbar zu sein. Es steht außer Zweifel, dass in Ungarn an solchen Werken der Hochromanik, wie es die Porta Speciosa von Esztergom und die damit verbundenen Marmor-
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inkrustationen sind, ab Ende des 12. Jahrhunderts Rotmarmor aus dem Gerecse-Gebirge reichlich angewandt wurde. Als Vorbild diente offensichtlich die norditalienische Romanik des 12. Jahrhunderts, in der der Veroneser Rotmarmor eine verbreitete Verwendung fand, wie auch die Meister wohl aus dieser Gegend kamen. Die Italiener entdeckten und verwendeten nach heimischem Vorbild das lokale Steinmaterial als Baustoff. Kurze Zeit später, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als französische Meister die Gotik in Ungarn einführten, übernahmen diese das bereits in der lokalen Bautradition verankerte Material, und setzten die Abbautätigkeit in den Steinbrüchen des GerecseGebirges fort. Das Rotmarmor erwies sich auch geeignet für die Herstellung der von ihnen entwickelten frühgotischen Strukturen, welche hartes Steinmaterial verlangten. Im Königreich Ungarn wurde so das lokal gewonnene Steinmaterial und das nordfranzösische know-how in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts in zahlreichen frühgotischen Bauwerken kombiniert. Der Baustoff aus den Steinbrüchen des Gerecse-Gebirges gelangte vermutlich dank der zuvor angelegten ungarischen Beziehungen und Kenntnisse der französischen Meister zum Bau der Pfalzkapelle des Babenbergerherzogs. Diese herzogliche Bautätigkeit könnte in ihrer Vorbildrolle den Erfolg des Rotmarmors in Niederösterreich bald später angebahnt haben.
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Auf die Frage, welche Rolle dem durch sein Portfolio zu Berühmtheit gelangten Picarden, Villard de Honnecourt im Kontext der hier beleuchteten Geschichte zukommt, wird vielleicht nie eine befriedigende Antwort gefunden werden. Doch dass die hier eingehend zitierten, relevanten Zeilen seines Skizzenbuches und seine geheimnisvolle, schwer greifbare Figur mit der Geschichte des Auftretens der Hochgotik in Mitteleuropa endgültig verbunden sind, darüber bin ich mir ziemlich sicher. …
III. Anhang Farkas Pintér und Bernadett Bajnóczi Die Herkunftsbestimmung des Steinmaterials von „Rotmarmor”-Objekten mit petrographischen und stabilisotopisch-geochemischen Untersuchungen Einleitung In den vergangenen Jahren hatten sich zahlreiche Aufsätze mit den Möglichkeiten der Herkunftsbestimmung des „Rotmarmors“ befasst, welcher als einer der herausragenden Bau- und Ziersteinmaterialien Ungarns und der im weiteren Sinne verstandenen Alpen-Karpaten Region gilt, und vielfach als Rohmaterial für unter Denkmalschutz stehende Objekte diente (Pintér et al. 2001, 2004, Lővei et al. 2007, Pivko 2009). Die Bezeichnung „Rotmarmor“ deckt die rotfarbigen Knollenkalke („ammonitico rosso”) aus dem Unter- und – zum kleineren Teil – Mitteljura ab, die sich in Ungarn im Mittelgebirge Transdanubiens in ihrer größten Ausdehnung finden lassen, und in den Steinbrüchen des Gerecse-Gebirges für verschiedenartige Zwecke seit Jahrhunderten abgebaut werden. In der unmittelbaren Umgebung des Karpatenbeckens sind Vorkommen des „Rotmarmors“ aus dem Unter- und Mitteljura in den Nördlichen Kalkalpen (Salzburg/Adnet, Voralpen, [Niederösterreich] usw.) und in den Südalpen (Umgebung von Verona) bekannt. In den kunstgeschichtlichen Aufzeichnungen und in der Fachliteratur ist der Begriff „Rotmarmor“ bereits seit Jahrhunderten gebräuchlich, den er wegen seines dichten Gefüges, sowie aufgrund seiner guten Bearbeitbarkeit und Polierbarkeit verdient hatte, aber auch in zahlreichen geologischen Arbeiten findet sich diese Bezeichnung, weshalb auch in dieser Arbeit diese jahrhundertealte Terminologie verwendet wird. Unter Berücksichtigung des ursprünglichen, sedimentischen Charakters des Gesteins wird sie jedoch unter Anführungszeichen erwähnt. Die Besonderheit der Herkunftsbestimmung ergibt sich aus der Tatsache, dass sich das Steinmaterial der heute mehrere hundert Kilometer voneinander entfernten historischen Steinbrüche zur Zeit ihrer Entstehung, ungefähr vor 170–200 Millionen Jahren – während des unteren (Lias) und des mittleren (Dogger) Jurazeitalters – in einem Becken des Nebenarms des Tethys Urozeans unter ähnlichen Urumwelt-Gegebenheiten gebildet hatte (Pintér et al. 2004). Während der Entstehung des Eurasischen Gebirgssystems und im
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speziellen der Alpen, der Karpaten und des Karpatenbeckens, gelangte im Zuge der plattentektonischen Bewegungen das zum Gestein gewordene Material der urzeitlichen Sedimentbecken nach vielen Millionen Jahren an die Oberfläche und an ihre derzeitige geographische Position. Als Ergebnis der identischen Entstehungsumstände und des Alters ergeben sich zwischen den zwei bedeutendsten „Rotmarmor“-Vorkommen der Alpen (Adnet, Verona) und des Gerecse-Gebirges zahlreiche Ähnlichkeiten, in erster Linie in ihren petrologischen Charakteristiken, die in einzelnen Fällen die Abgrenzung voneinander sehr erschweren oder sogar unmöglich machen. Deshalb haben wir im Zuge der Untersuchungen angestrebt, das Material der historischen Steinbrüche von verschiedenen Gebieten, neben der in der Geologie am meisten verbreiteten petrographischen Beschreibung, mit einer weiteren Eigenschaft, dem sog. „geochemischen Fingerabdruck“ zu charakterisieren, der es erlaubt, ein bestimmtes Vorkommen eindeutig von den anderen zu unterscheiden. Als der am meisten geeignete „geochemische Fingerabdruck“ erwies sich – aufgrund der Marmoruntersuchungsanalogien (Craig, H. – Craig, V. 1972, Herz 1987, Demény et al. 1997, Gorgoni et al. 2002, Zöldföldi et al. 2004) – die Bestimmung der stabilisotopischen Zusammensetzung der Gesteine. Bei der stabilisotopisch-geochemischen Charakterisierung des Rohmaterials der einzelnen historischen Steinbrüche zeigte sich jedoch die „verwandtschaftliche Beziehung“ zwischen den Gesteinen, weil die einzelnen Steinbrüche auch bei diesen Parametern eine Ähnlichkeit aufwiesen. Die genaue Herkunftsbestimmung wurde schließlich mit der gemeinsamen Verwendung der petrographischen und der stabilisotopgeochemischen Analyse durchgeführt, die in den meisten Fällen mit großer Sicherheit den Herkunftsort des Steines angibt. Die möglichen historischen Rohstoffvorkommen, und die Angaben der Fachliteratur in Betracht ziehend (Jakucsné 1954, Konda 1982, 1991, Lővei 1992, Oberhauser 1980, Schafarzik 1904, Wendt 1971) haben wir aus Ungarn die histo-
rischen Steinbrüche des Gerecse-Gebirges, von den Nördlichen Kalkalpen die Steinbrüche von Adnet sowie die Vorkommen in der Umgebung von Verona untersucht. In diesem Zusammenhang ist es wichtig anzumerken, dass nicht nur die drei oben genannten, historisch bedeutenden „Rotmarmor“- Vorkommen der Jurazeit bekannt sind. In Betrachtnahme auch der geologischen Entstehung und der geographischen Lage sind zwischen Wien und Salzburg in den Voralpen und im Wienerwald zahlreiche kleinere geologische Vorkommen bekannt (Plöchinger – Prey 1993, Stur 1851, Tollmann 1985). Diese kleineren Vorkommen sind mit der Bedeutung der in der Arbeit untersuchten drei großen historischen Steinbruchgegenden nicht vergleichbar und es stehen nur wenige, ausschließlich geologische Informationen über sie zur Verfügung (Plöchinger – Prey 1993, Stur 1851, Tollmann 1985). Da über die Verwendung dieser Vorkommen wie auch über sonstige, z. B. geochemische Parameter keine brauchbaren Angaben zur Verfügung stehen, kann nach derzeitigem Stand nicht beantwortet werden, ob die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Vorkommen aus Ungarn, bzw. aus Adnet und Verona mit Sicherheit von diesen kleineren, lokalen „Rotmarmor“-Fundstätten abgrenzbar sind. Die Abgrenzung der im Aufsatz als Referenz verwendeten Rohstofffundorte erfolgte folgendermaßen: Auf der Basis der Fachliteratur (Böhm 1992, Böhm et al. 1999, Konda 1982, 1985, 1986, 1988, 1991, Oberhauser 1980) wurden jene Gesteinstypen, bzw. Schichten ausgewählt, von denen anzunehmen ist, dass sie vom frühen Mittelalter bis zum 18.-19. Jahrhundert als Baustoff gedient haben können. Anschließend wurde jede einzelne Steinbruchprobe mit der petrographischen und der stabilisotopisch-geochemischen Methode untersucht. Aufgrund dieser Parameter wurde eine Datenbank über die historischen Steinbruchsorte erstellt, mit denen die Ergebnisse der petrographischen und stabilisotopisch-geochemischen Untersuchungen jener Fragmente verglichen werden konnten, die von den einzelnen Objekten entnommen wurden. Auf diese Weise konnte die Herkunft des Rohmaterials der Objekte mit großer Verlässlichkeit angeben werden. Die Stabilisotopen-Werte der innerhalb eines bestimmten Fundortes befindlichen Steinbrüche überlappen teilweise, sodass eine weitere Trennung nach einzelnen Steinbrüchen nicht möglich war. Nichtsdestoweniger bildeten die zum gleichen Vorkommen gehörenden Steinbrüche im Vergleich zu den weiteren Vorkommen gut abgrenzbare Gruppen. Es muss jedoch erwähnt werden, dass
die Ergebnisse nur Informationen über die Herkunft des Rohmaterials enthalten. Die Frage, ob im Falle eines bestimmten Importmaterials nur das Rohmaterial oder bereits das fertige Produkt an seinen Bestimmungsort transportiert wurde, kann nur als Ergebnis einer Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern oder Archäologen befriedigend beantwortet werden.
Petrographische Untersuchungen Zur genauen Herkunftsbestimmung des Steinmaterials der Objekte ist die Kenntnis der Parameter des Gesteinsgefüges der gegebenen Proben unerlässlich, sowie auch die Kenntnis über das geologische Alter, das aus diesen Untersuchungen bestimmbar ist. Gefügeanalysen eignen sich üblicherweise nicht, das Entstehungsalter eines bestimmten Gesteins zu bestimmen. Eine Ausnahme bilden jedoch jene Karbonatgesteine (Kalksteine), die so genannte Leitfossilien enthalten, welche im gegebenen erdgeschichtlichen Zeitalter gelebt hatten und gut bestimmbar sind. In diesem Falle sind sie für Untersuchungen gemäß des oben genannten Zwecks verwendbar. Da die „Rotmarmor“-Rohstoffe der einzelnen Gebiete die Endprodukte eines längeren Sedimentbildungsprozesses bilden, und die einzelnen Vorkommen in abwechslungsreicher Weise die roten Kalksteine verschiedenen Alters (Lias und Dogger) beinhalten, ist deshalb die genaue Kenntnis über den geologischen Aufbau der Steinbrüche und über die petrologischen Eigenschaften der von dort stammenden Proben unerlässlich. Die aus den Steinbrüchen und den Objekten stammenden Steinproben wurden mit Kunstharz auf eine Glaspatte geklebt und mit einem durchgehend feinen Siliciumcarbid-Schleifpulver bis zu einer Dicke von 0,030 mm abgeschliffen. Bei dieser Stärke können die mineralischen Bestandteile der Gesteinsprobe mit einem Durchlicht-Polarisationsmikroskop charakterisiert werden; aufgrund des Gefügebildes und des enthaltenen Mikrofossilien können die Entstehungsumgebung und das Alter bestimmt werden. Aufgrund der Gesteinskunde- und Gefügeuntersuchungen können die Gesteine des Unter- und Mitteljura wegen ihres Fossiliengehaltes und ihres Gefügebildes eindeutig voneinander abgegrenzt werden. Der im frühen Jura entstandener Grundstoff der roten Kalksteine ist feinkörnig und enthält üblicherweise Skelettreste und Fragmente von mikroskopisch kleinen Foraminiferen (Nodosaria, Dentalina, Ophthalmidium, Involutina liassica, usw.), bzw. Bruchstücke von Seeigeln (Echinoidea), Seelilien und Haarsternen (Crinoidea)
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und Ammoniten. Im Grundstoff erscheinen oft winzige, rundliche mikrokristalline Kalzitknollen, so genannte Peloiden. Andererseits beinhalten die roten Kalksteine des Mitteljura in großen Mengen die Skelettreste einer für eine bestimmte Epoche typischen, winzigen Muschel, der sog. Bositra, die eine planktonartige Lebensweise hatte. Neben der Bositra können auch, wenn auch in viel kleineren Mengen, einige winzige Kalkplankton-Foraminiferen finden, eventuell auch Skelettfragmente von Ammoniten.
Stabilisotopisch-geochemische Untersuchungen Das wichtigste gesteinbildende Mineral des „Rotmarmors“, das Kalzit, Kalziumcarbonat (CaCO3), enthält mehrere Stabilisotope. Die Isotope sind die Atome der einzelnen Elemente mit gleicher Protonenanzahl, aber unterschiedlicher Neutronenzahl. Bei der Herkunftsbestimmung spielen statt der zum spontanen Zerfall fähigen (instabilen) radioaktiven Isotope jene stabilen Isotope eine Rolle, die keinen Zerfall aufweisen. Aufgrund der variierenden Neutronenzahl ist auch die Massenzahl der Isotope unterschiedlich, was zur Folge hat, dass die verschiedenartigen Isotope sich in den chemischen Prozessen variierend verhalten, d.h. es findet eine Isotopenfraktionierung statt (z.B. die leichteren Isotope treten leichter in Reaktion, die schweren Isotope gehen stärkere Bindungen ein). Im Zuge der stabilisotopisch-geochemischen Untersuchung wurden die Isotopenverhältnisse des im Karbonat befindlichen Kohlenstoffs und Sauerstoffs (13C/12C ill. 18 O/16O) bestimmt. Das Verhältnis der Kohlenstoff- und Sauerstoffisotope wird von zahlreichen Faktoren beeinflußt, bei den dem „Rotmarmor“ ähnlichen carbonatischen Meeressedimenten unter anderem vom Isotopenwert jenes Meerwassers, aus dem sich das Sediment ausgeschieden hat. Einflüsse haben die Temperatur der Reaktion, anwesende Lebewesen, die Diagenese und die darauffolgenden eventuellen Lösungswanderungen. Deshalb können die einander sehr ähnlich aussehenden Kalksteine, als Ergebnis der sich zur Zeit ihrer Entstehung abspielenden Effekte und der nachträglichen Einflüsse, voneinander abweichende Isotopenverhältnisse zeigen. Die Gesteinsproben für die stabilisotopischen Untersuchungen wurden – nach der Entfernung der eventuell verwitterten äußeren Kruste – pulverisiert, und dann mit wasserfreier Phosphorsäure im Vakuum freigelegt (nach der Methode
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von McCrea 1950). Das im Zuge der Reaktion freigewordene Kohlendioxidgas wurde mit Vakuumdestillation gereinigt und in Musterflaschen eingefroren. Ihr stabilisotopisches Verhältnis wurde im Forschungszentrum für Astronomie und Geowissenschaften, mit einem für die Stabilisotopenverhältnis-Messung geeigneten Finnigan MAT delta S Massenspektrometer gemessen. Die gemessenen Isotopenverhältnisse wurden im Vergleich zum V-PDB (Vienna-Pee Dee Belemnite) internationalen Standard angegeben, im herkömmlichen d-Wert, nach folgender Formel: d=(RProbe/RStandard - 1)·1000, wo RProbe und RStandard die in der Probe und im Standard definierten 18 O/16O, bzw. 13C/12C Isotopenverhältnisse bezeichnen. Der d-Wert, der in Promille angegeben wird (‰), zeigt die Abweichung zwischen dem Isotopenverhältnis der Probe und dem Standard an, und kann sowohl einen positiven, als auch einen negativen Wert annehmen. Je mehr sich die leichten Isotope anreichern, desto negativer ist der d-Wert, je mehr sich die schweren Isotope in der Probe, verglichen mit dem Standard, anreichern, desto positiver ist der erhaltene Wert. Die Standardabweichung der Daten beträgt ±0,2 ‰. Die Proben wurden in Duplikaten gemessen, die in der Arbeit vorkommenden δ18O und δ 13C Werte vertreten den Durchschnitt der Messungen. Daten wurden in einem zweiachsigen Koordinatensystem dargestellt, in dem auch die ähnlichen Angaben der von diversen Fundstätten stammenden, unterschiedlich alten Steinbruchproben angegeben wurden. Zwischen den einzelnen Steinbruchproben und den aus den Kunstdenkmälern stammenden Proben erscheint der Unterschied – im Einklang mit den früheren Werten – in erster Linie in der Zusammensetzung des δ18O Wertes.
Herkunftsbestimmung aufgrund des petrographischen und stabilisotopisch-geochemischen Charakters Aufgrund der ähnlichen, aber teilweise unterschiedlichen, geologischen Entwicklungsgeschichte, erscheinen die Gesteinsschichten des Unter- und Mitteljura auf dem Gebiet des GerecseGebirges, in Adnet und Verona auf unterschiedliche Weise. Während die roten Kalksteine auf dem zu den Südalpen gehörenden Gebiet Veronas nur im Mitteljura (Dogger), vor ungefähr 175 Millionen Jahren erschienen, sind diese Gesteine in der Schichtenabfolge der Entwicklung von Gerecse und Adnet bereits 20 Millionen Jahre früher, im Unterjura (Lias) ebenfalls auffindbar. Während sich im Gerecse-Gebirge die Entwicklung der ro-
Abb. 1: Stabilisotopische Werte der untersuchten Steinbrüche und der Proben aus Laxenburg
ten Kalksteine im Dogger weiter fortsetzte, wurden im Gebiet von Adnet in dieser Periode bereits andere Gesteine gebildet. Daraus kann abgeleitet werden, dass wenn für den Rohstoff eines Objekts von unbekanntem Ursprung das untere Jurazeitalter bestimmt wird, Veroneser Herkunft mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Das gleiche kann im Falle der Dogger-Proben über den Adneter Ursprung gesagt werden. Die Herkunft der Proben aus dem Unterjura (Gerecse-Gebirge oder Adnet) kann aufgrund der stabilisotopischgeochemischen Ergebnisse genau angegeben werden, da sich die δ18O Werte der ungarischen Steinbrüche von jenen der Umgebung Salzburgs signifikant unterscheiden (Abb. 1). Die Interpretation der Untersuchungsergebnisse von Proben aus dem Mitteljura verlangt mehr Vorsicht, weil uns bis dato nur einige fachliterarische Angaben über die stabilisotopische Zusammensetzung der Veroneser „Rotmarmore“ zur Verfügung stehen (Marshall 1981). Diese Werte grenzen sich – im Vergleich zu jenen Erfahrungen, die wir bei den Angaben des Unterjura machten – weniger signifikant von den Werten der Dogger-Gesteine aus dem Gerecse-Gebirge ab, von welchen auch nur eine geringe Datenmenge bekannt ist.
Ergebnisse – die vermutete Herkunft der untersuchten Proben Tabelle 1. enthält die Probenentnahmestelle, den Fossiliengehalt, den Gefügetyp, die stratigraphische Position, sowie die stabilisotopische Zusammensetzung der untersuchten Proben. Die mikroskopischen Aufnahmen einiger, repräsentativer „Rotmarmor“ Proben sind in den Fototabellen 1-4. zu sehen. Die δ18O und δ13C Werte der Proben sind – im Vergleich zur stabilisotopischen Zusammensetzung der verschiedenen „Rotmarmor“ - Steinbruchproben – auf den Abbildungen 1-4. zu sehen. Die aus der Laxenburger Franzensburg stam-
menden Proben beinhalten aufgrund der petrographischen Untersuchung auch Gesteine aus dem Unter- und Mitteljura (Tabelle 1, Taf. 1) . Die Unterjura-Gesteine sind anhand ihres δ18O Wertes in zwei Gruppen zu ordnen: Die δ18O Werte der Lax-2, -5, -6, -11 Proben streuen um 0‰, während die zwei Proben (Lax-3 und -10) über kleinere, -1,9‰ und -2,6‰ δ18O Werte verfügen (Abb. 1). Aufgrund dieser finden wir unter den Unterjura-Gesteinen solche, die aus dem GerecseGebirge und solche, die aus Adnet stammen. Der größere Teil des Laxenburger Steinmaterials (Lax-1, -4, -7, -8, -9, -12, -13) ist Mitteljura-Gestein. Ihre stabilisotopische Zusammensetzung überdeckt sich mit jenen der Unterjura-Steinbruchproben des Gerecse-Gebirges (Abb. 1). Von den Mitteljura-Steinbruchproben aus dem Gerecse-Gebirge steht nur eine sehr geringe Zahl an Daten (3 Werte) zur Verfügung (Pintér et al. 2001, 2004), es wird jedoch angenommen, dass sich der stabilisotopische Zusammensetzungsbereich der Mitteljura-Steinbruchproben des Gerecse-Gebirges auch Richtung geringerer δ18O Werte dehnt. Darauf deuten auch die Daten des Steinmaterials der von Pintér et al. 2004 früher untersuchten Denkmäler (von Esztergom und der Ungarischen Tiefebene), sodass der Herkunftsort dieser Proben mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gerecse-Gebirge ist. Dafür spricht eventuell auch die Probe Lax-7, die wir aufgrund ihrer Härte in zwei Teile trennten („weich“ und „hart“), wobei die „weiche“ Probe fällt anhand ihrer stabilisotopischen Zusammensetzung in den Mitteljura des Gerecse-Gebietes. Die „Rotmarmor“ Proben der Heiligenkreuzer Zisterzienserabtei sind mit einer Ausnahme Gesteine aus dem Unterjura (Tabelle 1, Taf. 2). Ihre stabilisotopische Zusammensetzung deutet darauf hin, dass das Steinmaterial von zwei Fundstätten stammt (Abb. 2): Während der δ18O Wert der HK-3 und HK-5 Proben (0,2‰, -0,2‰) sich
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Abb. 2: Stabilisotopische Werte der untersuchten Steinbrüche und der Proben aus Heiligenkreuz (ausser der Probe HK-2; nach Pintér et al., 2004)
mit den Adneter Steinbruchproben überdeckt, weist der δ18O Wert der HK-1 und HK-4 Proben (-2,0‰, -2,4‰) mit den Steinbruchproben aus dem Gerecse-Gebirge große Übereinstimmung auf. Die stabilisotopische Zusammensetzung der mitteljurazeitlichen HK-2 Probe (δ18O = -3,5‰, δ13C = -8,4‰) fällt nicht in den stabilisotopischen Zusammensetzungsbereich von einer der bisher untersuchten historischen Steinbruchsorten. Ihre Kohlenstoffisotopen-Zusammensetzung steht der Zusammensetzung der Bodenkarbonate nahe (δ13C= -10 – -13‰), weshalb anzunehmen ist, dass sich das Gestein infolge Verwitterung verändert hat, sodass die Bestimmung ihrer Herkunft nicht möglich ist. Die aus dem Kreuzgang des Zisterzienserklosters Zwettl stammenden Proben (Zw-1 und -2) sind laut den petrographischen Untersuchungen unterjurazeitliche Gesteine (Tabelle 1, Taf. 3). Ihr δ18O Wert ist -0,3‰, was auf eine Adneter Herkunft deutet (Abb. 3). Das Steinmaterial des Lilienfelder Zisterzienserklosters (Lf-1, -2, -3) ist ebenfalls ein unterjurazeitlicher „Rotmarmor“ (Tabelle 1, Taf. 3), der δ18O Wert der Proben ist jedoch niedriger, als jener der Zwettler „Rotmarmor“- Proben (-2,1‰ und -2,3‰), und fällt in den Bereich der Steinbruchproben aus dem Gerecse-Gebirge (Abb. 3). Es ist nicht ausgeschlossen, dass – aufgrund unserer bisherigen geologischen und geochemischen Kenntnisse – der Herkunftsort dieser Proben sich im Gerecse-Gebirge befindet. Aufgrund ihres δ18O (-0,8‰) und δ13C (0,5‰) Wertes überdeckt sich die aus der Salzburger Franziskanerkirche stammende Probe (SFr-1) mit keinem stabilisotopischen Zusammensetzungsfeld irgendeiner „Rotmarmor“ – Fundstätte (Abb. 3). Es ist vorstellbar, dass der im Vergleich zu den Steinbuchproben geringere δ13C Wert der Probe das Ergebnis einer Verwitterung ist. Wegen
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der geringen Probengröße wurde keine petrographische Untersuchung durchgeführt, weshalb der Herkunftsort nicht mit Sicherheit angegeben werden kann; es ist jedoch anzunehmen, dass hier lokales, Adneter Steinmaterial verwendet wurde. Die andere Probe aus Salzburg stammt aus der Benediktinererzabtei St. Peter (SP-2). Obwohl auch aus der Probe SP-2 kein Dünnschliff geschliffen wurde, hatte man aufgrund ihres 0,3‰ δ18O Wertes vermutlich auch hier lokales, d. h. Adneter Gestein verwendet (Abb. 3). Die δ18O Werte der „Rotmarmor“ - Steinmaterialien aus Esztergom (E-1) und Pannonhalma (Ph-1, -3, -4) wechseln sich zwischen -2,2‰ und -2,9‰ ab (Tabelle 1), und fallen in den stabilisotopischen Zusammensetzungsbereich der Unterjura Steinbruchproben des Gerecse-Gebirges (Abb. 4). Die petrographische Untersuchung der Proben Ph-3 und -4 hat ihre Entstehung im Unterjura bestätigt (Taf. 4). Obwohl auch von den E-1 und Ph-1 Proben kein Dünnschliff erstellt wurde – was die untere Juraperiode bestätigt hätte – kann angenommen werden, dass im Falle aller vier Fragmente lokales, aus dem GerecseGebirge stammendes Gestein verwendet wurde. Es hatte bereits früher eine Probeentnahme vom Baumaterial der Porta Speciosa von Esztergom gegeben (Fragment mit Inschrift vom Ende des 12. Jahrhunderts, Unteres Jurazeitalter, δ13C = 2,6‰, δ18O = -2,3‰, Pintér et al., 2001, 2004) und von einem Bogenelement der Abtei von Pannonhalma aus dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts (Unteres Jurazeitalter, δ13C = 2,5‰, δ18O = -2,1‰, unpublizierte Angabe von Dr. Pál Lővei). Die stabilisotopische Zusammensetzung dieser Fragmente steht den Werten der früheren Proben nahe (Abb. 4). Das Tympanon der Rotunde von Bény (Bíňa, Slowakei) (B-1) ist ein Mitteljura „Rotmarmor“- Gestein (Tabelle 1, Taf. 4), welches seiner stabilisotopischen Zusammensetzung nach in den Bereich
Abb. 3: Stabilisotopische Werte der untersuchten Steinbrüche und der Proben aus Salzburg, Zwettl und Lilienfeld
des Gerecse-Gebirges fällt (Unterer Jura) (Abb. 4). Im Bezug zu den Ausführungen zu den Laxenburger Proben stammt die Probe B-1 mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls aus dem GerecseGebirge. Neben den aufgrund der petrographisch-geochemischen Untersuchungen altersmäßig genau einzuordnenden „Rotmarmor“ Proben bildeten weitere vier rote Kalkstein-Proben einen Teil der Forschung vom Westportal der Kirche St. Zeno in Bad Reichenhall (Bayern) (Br-1, -2, -3, -4), sowie vom Westportal der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Bozen (Bolzano, Südtirol) (Bz-1) (Tabelle 2). Anhand der vorhergehenden Untersuchung war es anzunehmen, dass die Proben aus Bad Reichenhall wahrscheinlich keine „Rotmarmore“ aus dem Unteren und Mittleren Jura sind, sodass an diesen keine petrographischen Untersuchungen durchgeführt wurden. Um uns mit der genauen mineralischen Zusammensetzung der Gesteine vertraut zu machen, wurde im Forschungszentrum für Astronomie und Geowissenschaften eine Röntgen-Staubdiffraktionsuntersuchung durchgeführt. Alle vier Proben enthalten in großen Mengen die wichtigste Mineralkomponente der Kalksteine, neben dem Kalzit auch Dolomit (CaMg(CO3)2). Obwohl Dolomit in den Sedimentgesteinen ein relativ häufig vorkommendes Mineral ist, repräsentiert er keine charakteristische Phase bei den uns bekannten Jura-Kalksteinen aus dem Gerecse-Gebirge und Adnet. Im Zuge einer stabilisotopischen Untersuchung erfolgte – wegen der langsameren Auflösung des Dolomits – die Erschließung der Proben auf gleicher Temperatur, wie die Kalzitproben, aber mit einer dreimal langsameren Reaktionszeit. Die δ13C und δ18O Werte der Bad Reichenhaller Proben (Br-1: δ13C = 0,7 ‰, δ18O = -1,6 ‰, Br-2: δ13C = 1,4 ‰, δ18O = -1,4 ‰, Br-3: δ13C = 1,4 ‰, δ18O = -1,4 ‰, Br-4: δ13C = 1,0 ‰, δ18O = -1,9 ‰) (Tabelle 2) überdeckten sich mit keiner stabilisotopischen Zusammensetzung vom
Material eines bereits charakterisierten „Rotmarmor“-Steinbruchs. Aufgrund dieser makroskopischen Beobachtungen bzw. mineralogischen Untersuchungen sind diese Proben nicht von der „Rotmarmor“-Materie, sondern es handelt sich um andersartige, wahrscheinlich ebenfalls mesozoische Meereskalksteine von rötlicher Farbschattierung. In der Umgebung von Salzburg wurden zahlreiche, historisch bedeutende Kalksteine von guter Qualität abgebaut (z.B. der Untersberger und Engelsberger Marmor, der Schwarzensee-Kalkstein, usw.) sodass es nicht ausgeschlossen ist, dass manche der fraglichen Proben aus diesen Typen entstammten. Was jedoch fast mit Sicherheit gesagt werden kann, ist dass die in Frage stehenden Proben Alpenkalksteine sind und in den Steinbrüchen der Umgebung abgebaut wurden. In ihrer Erscheinung zeigt die Bozener Probe eine starke Ähnlichkeit mit den herkömmlichen „Rotmarmoren“, ihr Gefügebild ist den „Rotmarmoren“ des Unterjura ähnlich, aber analog zu den Bad Reichenhaller Proben kann man auch in dieser Probe in großen Mengen Dolomit finden (Taf. 4). Die stabilisotopische Zusammensetzung der Probe ähnelt den Steinbruchproben des Gerecse-Gebirges (Bz-1: δ13C = 1,6 ‰, δ18O = -2,3 ‰) (Tabelle 2), aber aufgrund unserer bisherigen Kenntnisse ist die ungarische Herkunft sowohl wegen des historischen Hintergrundes, als auch in Kenntnis der geologischen Eigenschaften der Gesteine mit großer Sicherheit auszuschließen. Auch der genaue Typus und das Vorkommen des Steinmaterials sind unbekannt, ihre alpine Herkunft kann aber auch in diesem Fall als sicher angenommen werden.
Zusammenfassung Aufgrund ihrer petrologischen und stabilisotopisch-geochemischen Charaktere können die beiden größten und bedeutendsten historischen
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Abb. 4: Stabilisotopische Werte der untersuchten Steinbrüche und der Proben aus Bény, Esztergom und Pannonhalma (nach Pintér et al., 2004). Vergleichsmaterial aus früheren Untersuchungen: leeres Quadrat: beschriftetes Fragment (12. Jh.) aus der Porta Speciosa Esztergom (Pintér et al., 2001, 2004), schwarzes Quadrat: architektonisches Fragment (13. Jh.) von Stift Pannonhalma (nicht publizierte Daten)
„Rotmarmor“-Vorkommen, die Rohstoffe der Steinbruchgegenden des Gerecse-Gebirges und von Adnet, gut voneinander abgegrenzt werden. Mit dieser erstellten Datenbank können auch in Zukunft einzelne Objektfragmente miteinander verglichen und die Herkunft des Rohmaterials mit großer Sicherheit angegeben werden. Aufgrund der Ergebnisse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellbar, dass die Proben aus Esztergom und Pannonhalma von lokaler, d.h. ungarischer Herkunft sind. Über den Rohstoff der Rotunde von Bény ist gleichfalls eine Herkunft aus dem Gerecse-Gebirge anzunehmen. Im Ungarischen Königtum wurde „Rotmarmor“ mit Vorliebe auch in die nördlichen Teile des Landes exportiert, da an diesen Orten ein derartiges Gestein von guter Qualität nicht zu finden war. Ein Teil der Laxenburger Proben zeigt Verwandtschaft mit jenen von Adnet, ein anderer mit den Vorkommen des Gerecse-Gebirges. Ein ähnliches Bild lässt sich von den Heiligenkreuzer Proben skizzieren. Die Proben aus Stift Zwettl können mit dem Rohstoff der Adneter Steinbrüche, die Lilienfelder Steine mit jenem des Gerecse-Gebirges in Verwandtschaft gebracht werden. Die stabilisotopischen Werte der Proben aus Salzburg zeigen eine gute Übereinstimmung mit jenen der Adneter Steinmaterialien, was eindeutig die lokale Verwendung belegt. Es muss erwähnt werden, dass auch in Niederösterreich, auf dem Gebiet der Voralpen kleinere historische „Rotmarmor“ Steinbrüche westlich vom Wienerwald bekannt sind. Obwohl die historische Bedeutung dieser Steinbruchsorten nicht mit den Steinbrüchen von Adnet und vom Gerecse-Gebirge verglichen werden kann, darf man auch die Möglichkeit der lokalen Verwendung von jenem Material, das zwar aus kleineren Steinbrüchen stammte, aber häufig von guter Qualität war, nicht außer Acht lassen. Da auch diese
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Vorkommen rote Kalksteine aus dem Unter- und Mitteljura enthalten, und weil keine Informationen des stabilisotopisch-geochemischen Eigenschaften dieser Steinmaterialien bekannt sind, kann die Möglichkeit bestehen, dass jene Rohstoffe, von denen wir auf der Basis unserer bisherigen Angaben vermutet hatten, dass sie aus Ungarn stammen, sogar aus den lokalen, kleineren Vorkommen kommen könnten. Es kann natürlich auch nicht ausgeschlossen werden, dass diese Vorkommen über gleiche oder ähnliche stabilisotopische Werte verfügen, wie die Steinbrüche im Gerecse-Gebirge. In diesem Fall sind die lokalen Vorkommen von den übrigen „Rotmarmor“ - Vorkommen nicht abzugrenzen. Auf die Frage kann nur nach einer systematischen Untersuchung und Aufarbeitung der niederösterreichischen „Rotmarmor“ Vorkommen eine befriedigende Antwort gegeben werden. Das Problem betrifft in erster Linie die Lilienfelder und Heiligenkreuzer Proben. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse kann mit Sicherheit festgestellt werden, dass sich an beiden Orten Steinarten befinden (HK-1, -4 és Lf-1, -2, -3), die nicht aus Adnet stammen. Wegen der Unsicherheit der lokalen Vorkommen können weder die Herkunft aus dem Gerecse-Gebirge, noch der lokale Ursprung vollständig ausgeschlossen werden. Die Proben aus Bad Reichenhall sind mit großer Wahrscheinlichkeit keine „Rotmarmore“ aus dem unteren oder mittleren Jura. Die Zusammensetzung der Bozener Probe weicht von den Steinen der uns bekannten historischen Steinbrüche ab. Der genaue Typus und die Fundstätte der Gesteine sind nicht bekannt, sie sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit Steinmaterialien, die ebenfalls alpiner, lokaler Provenienz und Aufarbeitung entstammen.
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257
Probe
Objekt, Probenentnahmenstelle
Petrographie
Stratigraphie
Stabilisotopische Zusammensetzung (‰) d13CV-PDB
Lax-1
Franzensburg in Laxenburg, Portal im Innenhof, linke Portallaibung hinter den Säulenschäften
Lax-2
Franzensburg in Laxenburg, Portal im Innenhof, rechte Säulenschaft in der linken Portallaibung
Lax-3
Franzensburg in Laxenburg, Portal im Innenhof, unterer Profilauflauf des linken Pfoststeines
Lax-4
Franzensburg in Laxenburg, Portal im Innenhof, linke Portallaibung, Stein zwischen dem Pfostenstein und Portaltrichter, hinter der rechten Säule Franzensburg in Laxenburg, Kapelle, Achteckraum, Diagonalseite links vom Eingang, linke Säulenschaft
Lax-5
Mitteljura
2,5
-2,8
GerecseGebirge
Unterjura
2,5
0,0
Adnet
Unterjura
2,5
-2,6
GerecseGebirge
Mitteljura
2,6
-2,4
GerecseGebirge
GtF: Biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen (Involutina liassica), Crinoidea, Ostracoda, Ammoniten Andere: Mikrosuturen GtF: Biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen (Involutina liassica), Crinoidea, Ostracoda, Ammoniten Andere: Mikrosuturen
Unterjura
2,6
0,1
Adnet
Unterjura
2,4
0,0
Adnet
2,6
-1,4
GerecseGebirge
2,7
-2,5
2,5
-2,0
Franzensburg in Laxenburg, Kapelle, Achteckraum, Diagonalseite links vom Eingang, rechte Säulenschaft
Lax7/1
Franzensburg in Laxenburg, Kapelle, Achteckraum, Stein zwischen der linken Seite und der linken Diagonalseite gegenüber dem Eingang
GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea
Mitteljura
Franzensburg in Laxenburg, Kapelle, Achteckraum, Diagonalseite gegenüber dem Eingang links, rechte Steinplatte hinter den Säulen
GtF: Biosparit GtD: packstonegrainstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten
Mitteljura
Lax-8
d18OV-PDB
GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten GtF: Biomikrit GtD: packstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ostracoda Andere: Mikrosuturen GtF: Biopelmikrit GtD: wackestone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ostracoda, Andere: Pellet, Mikrosuturen GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen Andere: Intraklasten
Lax-6
Lax7/2
vermutliche Herkunft
GerecseGebirge
Tabelle 1: Probenentnahmestelle, petrographische Eigenschaften, stabilisotopische Zusammensetzung und vermutliche Herkunft der untersuchten „Rotmarmor-Proben”. Erklärungen zur Petrografischen Zusammenfassungen: GtF = Gesteinstyp nach Folk 1959, GtD = Gesteinstyp nach Dunham 1962, Mfg. = Mikrofossiliengehalt, Andere = andere Komponenten
258
Probe
Objekt, Probenentnahmenstelle
Petrographie
Stratigraphie
Stabilisotopische Zusammensetzung (‰) d13CV-PDB
vermutliche Herkunft
d18OV-PDB
Franzensburg in Laxenburg, Vorraum der Kapelle, linke Seite neben dem Eingang, Steinplatte hinter den Blendarkaden
GtF: Biosparit GtD: packstonegrainstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten
Mitteljura
2,5
-2,8
GerecseGebirge
Lax10
Franzensburg in Laxenburg, Speisesaal, östlicher Wandpfeiler des Mittelraumes, rechte Säulenschaft
GtF: Intrabiomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ostracoda, Ammoniten Andere: Intraklasten
Unterjura
2,5
-1,9
GerecseGebirge
Lax11
Franzensburg in Laxenburg, Speisesaal, westlicher Wandpfeiler des Mittelraumes, rechte Säulenschaft
Unterjura
2,3
-0,1
Adnet
Lax12
Franzensburg in Laxenburg, Speisesaal, südöstlicher Nebenraum, südwestliche Seite, rechte Steinplatte hinter den Blendarkaden Franzensburg in Laxenburg, Speisesaal, nordöstlicher Nebenraum, Stirnseite, Steinplatte hinter den Blendarkaden links vom Durchgang Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz, Kreuzgang, Nordflügel, Wandpfeiler zwischen den ersten und zweiten Jochen vom Westen, Säulenschaft des mittleren Dienstes Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz, Kreuzgang, Nordflügel, Parapetbank der Arkade des fünften Joches vom Westen
GtF: Biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ostracoda, Ammoniten Andere: Mikrosuturen GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten
Mitteljura
2,6
-2,6
GerecseGebirge
Mitteljura
2,6
-2,2
GerecseGebirge
GtF: Intrabiomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Echinoidea, Ostracoda Andere: Intraklasten
Unterjura
2,4
-2,0
GerecseGebirge
GtF: Biomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Mikrosuturen
Mitteljura
-8,4
-3,5
?
Lax13
HK-1
HK-2
HK-3
Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz, Kreuzgang, Nordflügel, Parapetbank der Arkade rechts vom Fünferdienst im zweiten Joch vom Westen
GtF: (Intra)biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ammoniten Andere: wenige Intraklasten
Unterjura
2,5
0,2
Adnet
HK-4
Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz, Kreuzgang, Westflügel, Wandpfeiler zwischen den zweiten und dritten Jochen vom Süden, Säulenschaft des mittleren Dienstes
GtF: Biopelmikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ammoniten Andere: Peloid, Mikrosuturen
Unterjura
2,5
-2,4
GerecseGebirge
Tabelle 1 Fortsetzung
259
Probe
Objekt, Probenentnahmenstelle
Petrographie
Stratigraphie
Stabilisotopische Zusammensetzung (‰) d13CV-PDB
vermutliche Herkunft
d18OV-PDB
HK-5
Zisterzienserabtei von Heiligenkreuz, Kapitelsaal, Tumba von Herzog Friedrich des Streitbaren II., Originalstück eines Polygonaldienst aus der Seitenwand
GtF: Biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen (Involutina liassica), Crinoidea, Ammoniten Andere: Mikrosuturen
Unterjura
2,2
-0,2
Adnet
Zw-1
Zisterzienserabtei von Zwettl, Kreuzgang, Nordflügel, Arkade des ersten Joches vom Westen, (von Gang her) innere Säulenschaft des rechten Dienstbündels
GtF: Intrabiomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Echinoidea Andere: Intraklasten
Unterjura
2,1
-0,3
Adnet
Zw-2
Zisterzienserabtei von Zwettl, Kreuzgang, nordöstlicher Eckjoch, Pfeilerbündel an der Hofseite, Säulenschaft unter dem nördlichen Gurtbogen
GtF: Biomikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Echinoidea Andere: Mikrosuturen
Unterjura
2,2
-0,3
Adnet
Lf-1
Zisterzienserabtei von Lilienfeld, Kreuzgang, Ostflügel, Arkade des ersten Joches vom Süden, linke Fünferdienstgruppe, rechter Dienst
GtF: Biopelmikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea Andere: Peloid, Mikrosuturen
Unterjura
2,6
-2,1
GerecseGebirge
Lf-2
Zisterzienserabtei von Lilienfeld, Kreuzgang, Ostflügel, Arkade des ersten Joches vom Norden, Schaft der linken, freistehenden Säule
GtF: Biopelmikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea Andere: Peloid, Mikrosuturen
Unterjura
2,4
-2,3
GerecseGebirge
Lf-3
Zisterzienserabtei von Lilienfeld, Kreuzgang, Westflügel, Arkade des ersten Joches vom Norden, linke Säulenschaft der linken Zwillingssäule Franziskanerkirche von Salzburg, Südportal, rechte Laibung, schräge Sockelzone Salzburg, BenediktinerErzabtei St. Peter, Westportal, linke Portallaibung, mittleres Laibungsprisma, zweiter „Rotmarmor” Quader von unten
GtF: Biopelmikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea Andere: Peloid, Mikrosuturen -
Unterjura
2,5
-2,1
GerecseGebirge
-
0,5
-0,8
(Adnet?)
-
-
2,1
0,3
Adnet
Esztergom, St.-AdalbertKathedrale, Porta Speciosa, Bruchstück aus dem rechten Pfostenstein des Apostels Heiliger Johannes
-
-
2,5
-2,9
GerecseGebirge
SFr-1
SP-2
E-1
Tabelle 1 Fortsetzung
260
Probe
Objekt, Probenentnahmenstelle
Petrographie
Stratigraphie
Stabilisotopische Zusammensetzung (‰) d13CV-PDB
Ph-1
vermutliche Herkunft
d18OV-PDB
Pannonhalma, Benediktiner-Erzabtei, südlicher Nebenchor, Säulenschaft der Skulptur von Johannes Chrysostomos Pannonhalma, BenediktinerErzabtei, Bruchstück eines Wasserbecken, Altertumssammlung, Inv. Nr. 193.
-
-
2,6
-2,3
GerecseGebirge
GtF: Biopelmikrit GtD: wackestone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Ammoniten Andere: Peloid, Mikrosuturen
Unterjura
2,5
-2,2
GerecseGebirge
Ph-4
Pannonhalma, Benediktiner-Erzabtei, Porta Speciosa, Bruchstück des Sultergesimses
GtF: Biopelmikrit GtD: mudstone Mfg.: Foraminiferen, Crinoidea, Echinoidea Andere: Peloid, Mikrosuturen
Unterjura
2,5
-2,4
GerecseGebirge
B-1
Bény, Rotunde, Tympanon des Westportals
GtF: Intrabiomikrit GtD: packstone Mfg.: Bositra, Foraminiferen, Crinoidea Andere: Intraklasten
Mitteljura
2,1
-2,4
GerecseGebirge
Ph-3
Tabelle 1 Fortsetzung
Probe
Objekt, Probenentnahmenstelle
Stabilisotopische Zusammensetzung (‰) d13CV-PDB
d18OV-PDB
Br-1
Bad Reichenhall, St. Zeno, Westportal, rechte Portallaibung, außeres Laibungsprisma, unterer Quader
0,7
-1,6
Br-2
Bad Reichenhall, St. Zeno, Westportal, linke Portallaibung, außeres Laibungsprisma, zweiter Quader von unten
1,4
-1,4
Br-3
Bad Reichenhall, St. Zeno, Westportal, rechte Portallaibung, mittlerer Quader des Löwenpostamentes
1,4
-1,4
Br-4
Bad Reichenhall, St. Zeno, Westfassade, links vom Westportal, linker Quader in der unteren Reihe
1,0
-1,9
Bz-1
Bozen / Bolzano, St. Mariä Himmelfahrt, Westportal, rechter Löwe
1,6
-2,3
Tabelle 2: Stabilisotopische Zusammensetzung der Proben aus Bad Reichenhall und Bozen
261
Tafel 1: Polarisationsmikroskopische Aufnahmen der Proben aus Laxenburg: a. Lax-1, b. Lax-2, c. Lax-11, d. Lax-13
262
Tafel 2: Polarisationsmikroskopische Aufnahmen der Proben aus Heiligenkreuz: a. HK-1, b. HK-3, c. HK-4, d. HK-5
263
Tafel 3: Polarisationsmikroskopische Aufnahmen der Proben aus Zwettl und Lilienfeld: a. Zw-1, b. Zw-2, c. Lf-2, d. Lf-3
264
Tafel 4: Polarisationsmikroskopische Aufnahmen der Proben aus Pannonhalma, Bény und Bozen: a. Ph-3, b. Ph-4, c. B-1, d. Bz-1
265
Fachbegriffe Fût en-délit (frz.) / detached shaft (engl.) – Die Bedeutung des französischen Wortes en-délit ist: entgegen seiner Bettung. Der Begriff deutet auf die Art des Abbaus und des Einbaus des Steinmaterials. Das heißt, das Baumaterial wurde nicht wie gewohnt entlang der im Zuge der Sedimentbildung entstandenen natürlichen Schichtung abgebaut, sondern dieser entgegengesetzt, die Schichten durchschneidend und dementsprechend wird es auch verbaut. Dies ermöglicht die Erscheinung von schlanken, hohen Monolithdiensten, aus denen aber trotzdem Strukturen mit großer Festigkeit gebaut werden können. En-délit-Dienste können selbständig, in Gruppen geordnet oder auch als Pfeilererweiterungen aufgestellt werden. Bei dem von endélit-Diensten umgebenen Pfeiler sind die vor den Pfeilerkern gestellten und davon unabhängigen Säulenschäfte aus separatem Stein gemeißelt. Der Pfeilerkern ist aus Steinschichten mit gewöhnlicher Höhe aufgebaut, während die Dienste Monolithe von sogar mehreren Metern Länge sein können. Die Säulenschäfte werden lediglich durch die mit dem Kern in einem Stück gemeißelten Basis und durch die Kapitellzone mit dem Pfeiler verknüpft. Wenn sie aus mehreren Elementen bestehen, können auch ein oder mehrere, dazwischenliegende Schaftringe die Verbindung unterstützen. Die Struktur ist frühgotischen Ursprungs, welche auch während der Hochgotik weiterlebt. Die wichtigsten französischen und englischen Beispiele aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts wurden von Jean Bony gesammelt. Die großangelegte, frühe Erscheinung der Pfeilerform lässt sich am Ostteil des Langhauses von Laon nachweisen, oder zwischen den Seitenschiffen der Pariser Notre Dame, an beiden Orten als Teil des Stützenwechsels. Die en-délit Technik fasst auch die Möglichkeit in sich, dass der Pfeilerkern und die Erweiterung auch ihrem Material nach unterschieden werden, wozu man in der Regel edle Steinsorten mit starkem Farbkontrast verwendete. Es scheint aber so zu sein, dass man im französischen Stammgebiet der Gotik von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machte. In Canterbury wurden die monolithischen Säulenschäfte aus dem schwarzen Purbeck marble hergestellt und das Beispiel der erzbischöflichen Kathedrale hatte in England eine weitreichende Wirkung. In Mitteleuropa war die Verwendung von Rotmarmor charakteristisch. In der Propsteikirche Sant‘Andrea des norditalienischen Vercelli ersetzt an den Mittelschiffsmauern den nach oben steigenden zylindrischen Pfeilerteil der Langhauspfeiler das Rot des Ziegels den Rotmarmor, ebenso im Hauptchor bei den zylindrischen Wandpfeilern. Muldenfaltenstil / Muldenstil – Der Stil des gerillten Faltenwurfs taucht in der Bildhauerkunst, Goldschmiedekunst, Miniatur- und Glasmalerei der Gotik am Ende des 12. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts auf. Seinen Namen erhielt er von Albert Boeckler, einem Forscher der Buchmalerei, nach den charakteristischen Rillen (Mulden) der Faltenrücken. Charakteristiken der Draperiebehandlung sind noch die gabeligen Faltenansätze, die Haarnadelfalten, die häufig parallel verlaufenden, an einem Ende breit abgerundeten, am anderen sich verengenden Faltenrillen und die engen, senkrecht gefalteten Kleiderärmel. Der Stil lässt sich im Endeffekt auf die im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts v. Chr. und im 4. Jahrhundert v. Chr. erscheinende spätklassische griechische Bildhauerkunst zurückführen. Als unmittelbare Vorbilder werden
266
wohl die lokalen römischen Denkmale der Provinz Gallien, Sarkophage und andere Plastiken gedient haben. Der Muldenfaltenstil lässt sich in der monumentalen Plastik besonders an der Bildhauerkunst der Querhausportale von Chartres nachweisen, sowie auf der außergewöhnlich reichen skulpturalen Dekoration der Reimser Kathedrale. Auch der Zeichenstil von Villard de Honnecourt zeigt die Charakteristiken der gerillten Faltenbehandung. Der Muldenstil erscheint ebenfalls auf den Werken der jüngeren Bildhauergesellschaft von Bamberg, die offenbar Reimser Ursprungs sind. Die Beispiele aus Ungarn, so die Grabdenkmäler von Pilis und ein Atlastorso aus Esztergom sind mit den erwähnten französischen Beispielen eng verbunden. Pilier cantonné (frz.) – Der kantonierte Pfeiler ist eine der Haupterrungenschaften der Hochgotik. Die Bedeutung des französischen Wortes cantonner ist (Soldaten) einquartieren, unterbringen sowie (auch im militärischen Sinn) beschränken, umzingeln. Die Rede ist also von einer Pfeilerform, um die Dienste herumstehen. Der Begriff hat in der Fachsprache jedoch einen spezielleren Sinn: Das Hauptmerkmal des kantonierten Pfeilers ist im Gegensatz zu den prismenförmigen, abgestuften Pfeilerformen romanischen Ursprungs, dass sein Kern zylindrisch oder achteckig ist; weiters auch, dass im Gegensatz zu den Pfeilervarianten mit en-délit-Diensten zum Beispiel, die Teile der Dienste und des Pfeilerkerns aus in einem Werkstück gearbeiteten Steinelementen bestehen. Dementsprechend sind die Pfeilererweiterungen keine ganzen Säulen, sondern Dreiviertelsäulen. Die Struktur ist in konstruktiver Hinsicht vorteilhafter, ihr Dekorationswert und ihre Eleganz sind jedoch geringer. Die Stabilität wird auch durch die je nach Steinschicht abgewechselte Fugenverteilung gesteigert, welche an den Hauptbeispielen von Dieter Kimpel untersucht wurde. Die erste Variante der Pfeilerform ist in Chartres erschienen, dessen Entwurf vom Ende des 12. Jahrhunderts stammt; diese wurde dann am Anfang des 13. Jahrhunderts in Reims weitergeformt. Danach ist die Reimser Variante des pilier cantonné bestimmend, obwohl sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts keineswegs zum einzigen Typus in dem sich immer mehr ausbreitenden Wirkungsgebiet der Gotik wurde. In die Familie des kantonierten Pfeilers gehört auch die im Chor von Auxerre angewandte Variante mit ausbauchendem Pfeilerkern zwischen den Diensten. Trumeau (frz.) – Mittel- oder Teilungspfeiler eines größeren Portals mit zwei Öffnungen. Zweischaliges System / mur mince (frz.) / double-wall system (engl.) – Die mit der Entwicklung der Skelettbauweise im Zusammenhang stehende, ab dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts nachweisbare gotische Mauerstruktur, bei dem die Mauer selbst oberhalb der massiven Sockelzone oder über der Füllung der Arkadenschultern im wesentlichen aufhört – um genauer zu sein, sie wird auf die äußere Quaderhülle reduziert, sowie auf die inneren Mauerfläche und auf die davor befindlichen, senkrechten Mauergliederungselemente. Es sind auch Beispiele bekannt, wo die massive Sockelzone wegbleibt und die Struktur die volle Mauerhöhe umfassend vom Bodenniveau ansetzt. Voraussetzung für die Bauweise mit doppelter Mauerschale ist das äußere Strebesystem, welches die Tragfunktion der fehlenden Mauer übernimmt. Zur Struktur gehören zumeist auch die anstelle des Mauerkerns, zwischen den Mauerschalen in verschiedenen
Höhen sich ziehenden inneren und äußeren Laufgänge, Triforien und Obergadenlaufgänge. Die Verbreitung von diesen in den französischen Provinzen und europaweit wurde von Pierre Héliot erfasst. Die Last des Gewölbes wird zu den Strebebogen und zu den Strebepfeilern durch quer verlaufende Wandzungen in der Breite der Mauer vermittelt. Die äußere Quaderschale wird abschnittsweise von breiten Fenstern durchbrochen, die gewöhnlich den vollen Stützenabstand ausfüllen. Bei den späteren Beispielen befindet sich auch auf der Rückwand des Triforiums eine Fensterzone. Die Skelettstruktur der inneren Mauerschale liefert neben den schlanken, gewölbetragenden Dienstbündeln die Dienste der Blendarkadenreihe der Sockelzone oder die Säulen des Triforiums. Daneben können in erster Linie bei den Beispielen in der Normandie und in England auch vor dem inneren Obergadenlaufgang senkrechte Skelettgliederungen vorkommen, später wiederholt sich das Fenstermaßwerk auf der inneren Mauerfläche – ohne Verglasung.
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Konkordanz der Ortsnamen Altofen – Óbuda Aracs – Arača Arad – Arad Bény – Bíňa Bistritz / Nösen – Beszterce – Bistriţa Bozen – Bolzano Bösig – Bezděz Buda – Ofen – Budín – Budim Deáki – Diakovce Egres – Igriş Gnesen – Gniezno Goldenkron – Zlatá Koruna Gran – Esztergom – Ostrihom – Ostřihom – Ostrogon – Ostrzyhom Großschenk – Nagysink – Cincu Halmagen – Halmágy – Hălmeag Karlsburg – Gyulafehérvár – Alba Iulia Kerz – Kerc – Cȃrţa Klingenberg – Zvíkov Krakau – Kraków – Krakkó – Krakov – Cracovia Kronstadt – Brassó – Braşov Laibach – Ljubljana Landstraß – Kostanjevica Leiden – Lébény Leslau – Włocławek Lippa – Lipova Martinsberg – Pannonhalma Michelsberg – Kisdisznód – Cisnădioara Mühlbach – Szászsebes – Sebeş Plaß – Plasy Poschega – Pozsega – Požega Prag – Praha – Prága Raab – Győr – Ráb – Gjur – Jura – Đer Sankt Gotthard – Szentgotthárd – Monošter Schambeck – Zsámbék Spalato – Split Szegedin – Szeged Tartlau – Prázsmár – Prejmer Tischnowitz – Tišnov Urwegen – Szászorbó – Gȃrbova Waitzen – Vác Wesprim / Weißbrunn – Veszprém – Vesprím Wien – Bécs – Vídeň – Viedeň – Wiedeń – Dunaj – Beč – Viena Wiener Neustadt – Bécsújhely Zengg – Senj Znaim – Znojmo
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Personenregister Aaron, Bruder des Moses, Hohepriester der Israeliten – Bd. II: 214 Abaelard, Petrus, Theologe, Philosoph und Scholastiker – Bd. II: 81 Abel, Félix-Marie – Bd II: 67, 70, 72, 73, 85 Abibon, bibl. Person – Bd. II: 72 Abulafia, David – Bd. II: 73 Accontius, päpstlicher Legat – Bd. II: 215 Aetheria (Egeria), Pilgerin – Bd. II: 56, 67 Agnellus de Ravenna – Chronist – Bd. II: 101 Al-‘Adil, Sultan der Ayyubiden (1200–1218) – Bd. II: 105 Albéric de Humbert, Erzbischof von Reims (1207–1218) – Bd. II: 34, 64, 85, 137, 217, 244 Alberigo, Josephus – Bd. II: 20 Albert II. von Sachsen-Wittenberg, Bischof von Passau (1320–1342) – Bd. I: 15 Albert III. von Winkel, Bischof von Passau (1363–1380) – Bd. I: 15 Albertus Magnus, Theologe, Philosoph und Scholastiker, Dominikaner, Bischof von Regensburg (1260–1262) – Bd. II: 80 Albrecht I. von Habsburg, Herzog von Österreich und Steiermark (1282–1298), röm.-dt. König (reg. 1298–1308) – Bd. I: 14 Albrecht, Stephan – Bd. II: 188
Bacher, Ernst – Bd. I: 10 Bachmann, Erich – Bd. II: 226, 227, 229 Backovsky, Bernhard, Generalabt, Propst von Klosterneuburg – Bd. II: 11 Bader, Walter – Bd. II: 35 Badstübner, Ernst – Bd. II: 17, 18 Baibars, Sultan von Ägypten und Syrien (1260–1277) – Bd. II: 60 Bajnóczi Bernadett – Bd. II: 9, 10, 110, 139, 239, 250 Balcon, Sylvie – Bd. II: 212 Baldass, Peter von – Bd. I: 29 Baldi, Donato – Bd. II: 16, 65–73, 86 Balduin II., lateinischer Kaiser (reg. 1228–1261) – Bd. II: 52 Bandmann, Günter – Bd. II: 14, 84, 102, 103 Barnes, Carl F. Jr. – Bd. II: 40, 131, 218–223 Bartholomäus, Hl., Apostel – Bd. II: 65, 84, 214 Bartholomäus, Bischof von Fünfkirchen (Pécs) (1219–1250) – Bd. II: 218 Baudouin, Bischof von Noyon – Bd. II: 18 Baumstark, Anton – Bd. II: 69, 84 Baur, Ludwig – Bd. II: 79 Bazsó, Gábor – Bd. II: 136 Behling, Lottlisa – Bd. I: 61, 62 Beissel, Stephan – Bd. II: 19
Alexander, Jonathan J. G. – Bd. II: 74 Alexander II., Papst (1061–1073) – Bd. II: 90 Alfonso II., der Keusche, König von Asturien (783, 791–842) – Bd. II: 84 Alhart, Sohn des Glasermeisters – Bd. I: 15 Al–Kamil, Sultan der Ayyubiden (1218–1238) – Bd. II: 105 Allio, Donato Felice d’, Architekt – Bd. I: 11, 12, 18, 28, 37, 49 Alphäus, Vater des Apostels Jakobus – Bd. II: 65 Alram, Michael – Bd. II: 4 Amalar von Metz – Bd. II: 23 Amadé, Gespan > Omodé Anastasius, Abt von Pannonhalma – Bd. II: 142 Anba Macarius I. koptischer Patriarch (932–952) – Bd. II: 109 Andreas II., König von Ungarn (reg. 1205–1235) – Bd. II: 105, 110, 133, 134, 137, 213–218, 224, 244–247 Andreas, Hl., Apostel – Bd. II: 65, 108 Anfray, Marcel – Bd. II: 165 Angenendt, Arnold – Bd. II:18, 19, 21, 23, 76, 95 Annas, Hohepriester – Bd. II: 70 Anonymus Placentinus, Pilger von Piacenza – Bd. II: 69 Antonius (Anachoret), Hl. – Bd. II: 109 Appel, Walter – Bd. II: 159, 161, 170, 184, 217 Appelt, Heinrich –Bd. II: 105 Arbeiter, Achim – Bd. II: 84 Arculf, Jerusalempilger – Bd. II: 69 Armagh, John – Bd. II: 81 Arnaud, Prior des Sionsklosters – Bd. II: 72 Artus, König – Bd. II: 57 Askercz, Éva – Bd. II: 139 Assunto, Rosario – Bd. II: 79 Athanasius, Patriarch von Alexandria (328–73) – Bd. II: 109 Aubert, Marcel – Bd. II: 88 Augustinus, Kirchenvater, Philosoph, Bischof von Hippo (395–430) – Bd. II: 19,22
Béla II. der Blinde, König von Ungarn (reg. 1131–1141) – Bd. II: 142 Béla III., König von Ungarn (reg. 1172–1196) – Bd. I: 29; Bd. II: 90, 133, 213, 237 Béla IV., König von Ungarn (reg. 1235–1270) – Bd. II: 136, 216 Belting, Hans – Bd. II: 19, 53, 55 Benedetto Antelami, Bildhauer – Bd. II: 238 Benešovská, Klára – Bd. II: 227 Benkő Elek – Bd. II: 133, 221 Bereck, Bischof von Waitzen (Vác) (1221–1235) – Bd. II: 215 Bergner, Heinrich – Bd. II: 98 Bernardus, Mönch und Chronist – Bd. II: 70 Bernhard von Angers – Bd. II: 18 Bernhard von Clairvaux, Hl., Abt von Clairvaux (1115–1153), früher Scholastiker – Bd. II: 18 Bernard de Soissons, ein Baumeister der Kathedrale von Reims – Bd. II: 63,64 Berndt, Rainer – Bd. II: 59 Berry, Walter – Bd. II: 212 Berthold von Andechs–Meranien > Familie Andechs–Meranien Beyer, Johann Friedrich Wilhelm, Bildhauer – Bd. I: 31 Białostocki, Jan – Bd. II: 240 Bietak, Manfred – Bd. II: 10 Billot, Claudine – Bd. II: 53, 59 Binding, Günther – Bd. I: 34; Bd. II: 16, 20, 21, 23, 25, 77, 79, 80, 134 Binski, Paul – Bd. II: 88, 90 Blanka von Kastilien, Königin von Frankreich, Gemahlin Ludwigs VIII. – Bd. II: 52 Bleicher, Kurt – Bd. II: 213 Boda, Zsuzsanna – Bd. II: 138, 235 Boeck, Wilhelm – Bd. II: 98 Böker, Johann Josef – Bd. II: 101, 103 Bogdanow, Fanni – Bd. II: 22 Bohemund IV. von Antiochia, Graf von Tripolis (1189 – 1233) –
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Bd. II: 213 Bonaventura (Giovanni di Fidanza), Hl., Theologe, Philosoph und Scholastiker, Generalminister der Franziskaner, Kardinal von Albano – Bd. II: 23, 59, 80, Bonne, Jean-Claude – Bd. II: 85, Bony, Jean – Bd. II: 51, 88, 156, 211, 228, 243 Borchers, Günter – Bd. II: 102 Borenius, Tancred – Bd. II: 90 Borosy, András – Bd. II: 213, 214 Bouillet, Auguste – Bd. II: 19 Boutemy, André –Bd. II: 74 Bouvier, H. – Bd. II: 41 Bozóky, Edina – Bd. II: 53 Bradley, John – Bd. I: 64 Brandt, Hans Jürgen – Bd. II: 77 Branner, Robert – Bd. II: 16, 34, 43, 44, 50, 51, 53, 54, 61, 150, 156, 159, 162, 164, 165, 169, 170, 182, 215, 228, 246 Brauneis, Walther – Bd. II: 107, 117 Brucher, Günter – Bd. I: 11, 36, 37, 44, 61; Bd. II: 114, 135, 138, 143, 226 Bruand, Yves – Bd. II: 32, 90 Brun, Olivier – Bd. II: 212 Bschor, Carl, Maler – Bd. I: 31, 81, 90
Crossley, Paul – Bd. II: 182, 218, 228 Csemegi, József – Bd. II: 136 Csengel, Péter – Bd. II: 135 Cunradus, Bildhauer – Bd. I: 42 Cyrillus, Bischof von Jerusalem (351–386) – Bd. II: 67 Dahm, Friedrich – Bd. I: 10; Bd. II: 221 Daniel, Abt des Sionsklosters – Bd. II: 71 Dannecker, Klaus Peter – Bd. II: 66 Daschpöckgruber, Dechant– Bd. I: 16 David, bibl. König – Bd. II: 66, 67, 69 David, Abt von Pannonhalma – Bd. II: 142 Dávid, Ferenc – Bd. II: 139 Decrock, Bruno – Bd. II: 212 Dectot, Xavier – Bd. II: 61 Dehio, Georg – Bd. II: 96, 211 Deichmann, Friedrich Wilhelm – Bd. II: 101 Demaison, Louis – Bd. II: 38 Demetrius, Sohn des Luka aus dem Geschlecht Csák, Obertruchsess von Ungarn (1217–1230) – Bd. II: 213 Demouy, Patrick – Bd. II: 212 Dettloff, Werner – Bd. II: 23 Dienst, Heide – Bd. II: 105 Dietmar Markgraf von Meissen – Bd. II: 94
Buchinger, Günther – Bd. II: 107, 136 Buchowiecki, Walther – Bd. I: 11, 23, 24, 25, 29, 36; Bd. II: 116 Bugslag, James – Bd. II: 221 Buschhausen, Helmut – Bd. I: 10; Bd. II: 5, 10, 65, 73 Buzás Gergely – Bd. II: 137, 166, 216, 238
Dietrich II., Bischof von Naumburg (1244–1272) – Bd. II: 93, 94 Dietrich III., Markgraf von Meissen – Bd. II: 94 Dimier, Anselme – Bd. II: 18, 23, 116, 117 Dionysius, Sohn von Ampod, Oberschatzmeister von Ungarn (1216–1224) – Bd. II: 213 Dionysius Pseudo-Areopagita, Theologe, Philosoph – Bd. II: 22, 58 Dionysius, Hl., – Bd. II: 22, 58 Dioscorus, Patriarch von Alexandria (444–451) – Bd. II: 109 Donin, Richard Kurt – Bd. I: 22–25, 29, 32; Bd. II: 29, 117, 135 Donovan, Joseph – Bd. II: 213, 214 Dopsch, Alfons – Bd. II: 107, 110 Dossetti, Josephus A. – Bd. II: 20 Draper, Peter – Bd. II: 88 Drexler, Karl – Bd. II: 237 Druffner, Frank – Bd. II: 88 Durand, Jannic – Bd. II: 52, 60 Durdík, Tomáš – Bd. II: 227 Duru, Louis Maximilien – Bd. II: 156
Cabello, Juan – Bd. II: 135 Caiphas, Hohepriester – Bd. II: 70 Carolus-Barré, Louis – Bd. II: 56 Cathrin, Muhme Heinrichs des Teufels – Bd. I: 15 Cerf, Charles – Bd. II: 38 Chartraire, Eugène – Bd. II: 90 Chastel, André – Bd.: II,16 Chauffert-Yvart, Bruno – Bd. II: 34,35,212 Chlodwig, Frankenkönig (reg. 482 – 511) – Bd. II: 30, 85, 86 Chini, Christine – Bd. II: 136 Christ, Yvan – Bd. II: 61 Christe, Yves –Bd. II: 57, 61 Christophorus, Propst von Klosterneuburg (1686–1706) – Bd. I: 48 Chrodegang, Hl. – Bd. II: 58 Clark, William W. – Bd. II: 35, 224 Claussen, Peter Cornelius – Bd. II: 190, 223 Clemens IV., Papst (1265–1268) – Bd. II: 60 Clifton-Taylor, Alec – Bd. II: 229 Cobreros, Jaime –Bd. II: 84 Cohen, Meredith – Bd. II: 16, 29, 36, 38, 44, 47, 49, 50, 53, 58–60, 84, 85, 101, 103 Colette, Marie–Noël – Bd. II: 86 Conant, Kenneth John – Bd. I: 64; Bd. II: 16 Conrad, Kaplan der Johanneskapelle – Bd. I: 15 Conrad, Rektor der capella marmorea – Bd. I: 14, 15 Conybaere, Frederick Cornwallis – Bd. II: 68 Corovic-Ljubinkovic, Mirjana – Bd. II: 108 Coüasnon, Charles – Bd. II: 77
Eberhard II. von Regensberg, Erzbischof von Salzburg (1200–1246) – Bd. II: 107, 110 Eberhard von Waldburg, Reichstruchsess – Bd. II: 105 Eberhard, Glasermeister – Bd. I: 14, 15 Eckehard II., Markgraf von Meissen – Bd. II: 94 Edward I. Langbein, König von England (1272–1307) – Bd. II: 90 Ehlers, Joachim – Bd. II: 58, 85 Eitelberger, Rudolph von Edelberg – Bd. I: 17 Ekbert von Andechs-Meranien > Familie Andechs-Meranien Elisabeth von Ungarn, bzw. von Thüringen, Hl., Tochter Andreas II., (1207–1231) – Bd. II: 218 Elischa (Elisäus), bibl. Prophet – Bd.II: 109 El Maqari, koptischer Geschichtsschreiber – Bd. II: 109 Emmeram, Hl. – Bd. II: 83 Engel, Pál – Bd. II: 133, 134
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Engelbert, Erzbischof von Köln (1216–1225) – Bd. II: 105 Engelhard, Bischof von Naumburg (1207–1242) – Bd. II: 90, 98 Enguerrand, Prior des Sionsklosters – Bd. II: 72 Enlart, Camille – Bd. II: 67, 68, 73 Entz, Géza – Bd. II: 134, 136, 144, 233, 234 Epiphanius, Hl., Bischof von Zypern (367–403) – Bd. II: 66 Epiphanius, Mönch und Chronist – Bd. II: 70 Erlande-Brandenburg, Alain – Bd. II: 161, 170 Escher, Konrad – Bd. II: 88 Essenwein, August Ottmar von – Bd. I: 11–28, 32, 34, 36, 37–40, 42–44, 49, 64, 65, 67, 68, 70, 71, 81, 84, 90, 91, 110; Bd. II: 113, 138, 139, 165, 215 Eudokia, oströmische Kaiserin, Gemahlin Kaiser Theodosius II. – Bd. II: 70 Eugen, Hl. – Bd. II: 58 Eusebius von Caesarea, Theologe, Geschichtsschreiber, Bischof von Caesarea (um 313–339) – Bd. II: 66 Familie Andechs-Meranien – Berthold von Andechs-Meranien, Erzbischofs von Kalocsa (1206–1218), Patriarch von Aquileia (1218–1251), Sohn des Herzogs Berthold IV. – Bd. II: 133 Ekbert von Andechs-Meranien, Bischof von Bamberg (1203–1237), Sohn des Herzogs Berthold IV. – Bd. II: 213, 214, 217, 244 Gertrud von Andechs-Meranien, Königin von Ungarn, Tochter des Herzogs Berthold IV., erste Gemahlin Andreas II. – Bd. II: 133, 213, 221, 247 Otto I. von Andechs-Meranien, Herzog von Meranien (1205–1234), Sohn des Herzogs Berthold IV.– Bd. II: 213, 214 Familie Courtenay – Pierre de Courtenay II., Graf von Nevers, Auxerre und Tonnerre, lateinischer Kaiser (reg. 1217–1219) – Bd. II: 134, 213, 217 Robert de Courtenay, lateinischer Kaiser (reg. 1221–1228), Sohn des Grafes Pierre II. – Bd. II: 134, 218, 247 Jolante de Courtenay, Königin von Ungarn, Tochter des Grafes Pierre II., zweite Gemahlin Andreas II. – Bd. II: 134, 213, 217, 224, 232, 247 Mathilde de Courtenay, Tochter des Grafen Pierre II., Gemahlin Hervé IV. de Donzy – Bd. II: 217 Familie Félibien – Felician, Erzbischof von Esztergom (1125/1128 – 1139) – Bd. II: 142 Feldmann, Hans–Christian – Bd. II: 212 Fekeža, Lidija – Bd. II: 240 Felix, Hl. – Bd. II: 80 Fergusson, Peter – Bd. II: 74, 82 Ferstel, Heinrich von, Architekt – Bd. I,17 Feuchtmüller, Rupert – Bd. I: 11, 29, 30 Fides, Hl. – Bd. II: 19 Fillitz, Hermann – Bd. I: 10, 11, 26, 41, 46, 92; Bd. II: 10, 108 Finegan, Jack – Bd. II: 65, 67 Fischer, Maximilian – Bd. I: 14, 15 Fischinger, Andrzej – Bd. II: 240 Fleisch, Inigo – Bd. II: 212 Flieder, Viktor – Bd. II: 106, 107 Folda, Jaroslav – Bd. II: 72, 73, 74, 75 Foreville, Raymonde – Bd. II: 20 Fragner, Bert G. – Bd. II: 4
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Francesco Colonna, Dominikanermönch, Schriftsteller – Bd. II: 57 Frank, Isnard W. – Bd. II: 107 Frankl, Paul – Bd. I: 61; Bd. II: 218, 228 Franz von Habsburg-Lothringen, II., röm.-dt. Kaiser (reg. 1792–1804); König von Böhmen und Ungarn (reg. 1792–1835); I. Kaiser von Österreich (reg. 1804–1835) – Bd. I: 16; Bd. II: 138, 239 Frey, Dagobert – Bd. II: 14, 38 Friedrich von Aich, Abt von Kremsmünster (1275–1325) – Bd. I: 14 Friedrich I. Barbarossa, röm.-dt. Kaiser (reg. 1152–1190) – Bd. II: 104 Friedrich II. von Hohenstaufen, röm.-dt. Kaiser (reg. 1212–1250) – Bd. II: 73, 105, 106, 107, 110, 118 Friedrich I. der Christliche, Herzog von Österreich (1195–1198) – Bd. II: 104 Friedrich II. der Streitbare, Herzog von Österreich und Steiermark, Herr von Krain (1230–1246) – Bd. I: 14, 15, 22; Bd. II: 117, 136, 221 Friedrich III. der Schöne, Herzog von Österreich und Steiermark (1308–1330), röm.-dt. Gegenkönig (1314–1330) – Bd. I: 14, 15 Fries, Albert – Bd. II: 96 Frisch, Teresa – Bd. II: 224 Fritz, Friedrich – Bd. I: 16 Gaborit–Chopin, Danielle – Bd. II: 34 Gábriel, Asztrik – Bd. II: 90 Gadamer, Hans–Georg – Bd. II: 80 Gaertner, Johann Philipp Eduard, deutscher Vedutenmaler – Bd. II: 37, 83 Gall, Ernst – Bd. II: 228 Gallet, Yves – Bd. II: 161 Gardawsky, Elisabeth – Bd. I: 41 Gasser, Stephan – Bd. II: 28, 29, 50, 61 Gamaliel, Pharisäer – Bd. II: 72 Gaucher de Reims, ein Baumeister der Kathedrale Reims – Bd. II: 34, 40, 64 Gautier Cornut, Erzbischof von Sens (1221–1241) – Bd. II: 52, 53 Gautier d’Avesnes II., Graf von Blois und Chartres (1218–1230) – Bd. II: 214, 217, 244 Gautier de Villebéon II., Großkammerherr von Frankreich (1205–1219) – Bd. II: 214 Gavrilović, Margita – Bd. II: 240 Gebhard von Playen-Hardegg I., Bischof von Passau (1222–1232) – Bd. I: 14, 23; Bd. II: 215, 244 Gerald, Hl. – Bd. II: 19 Gérard von Saint-Quentin-en-l’Isle – Bd. II: 53 Gerecze Péter – Bd. II: 233 Gerevich László – Bd. II: 133, 218, 220, 221, 224, 225, 240 Gergelyffy, András – Bd. II: 139, 144, 235 Gerhard, Graf von Diez – Bd. II: 106 Gerken, Alexander – Bd. II: 20 Gertrud von Andechs-Meranien > Familie Andechs-Meranien Gervasius von Canterbury, Chronist, Benediktinermönch – Bd. II: 88 Géza, Fürst von Ungarn (reg. vor 972–997) – Bd. II: 216 Giesau, Heinrich – Bd. II: 96 Gingrich, Andre – Bd. II: 4 Giovanni di Fidanza > Bonaventura Gisela von Bayern, Königin von Ungarn, Gemahlin Stephan I. des Heiligen – Bd. II: 214
Görlitz, Jürgen – Bd. II: 96 Götz, Wolfgang – Bd. II: 62, 78, 80, 88, 89, 90 Gould, Karen – Bd. II: 54 Grabar, André – Bd. II: 27, 101 Granboulan, Anne – Bd. II: 53 Gregor IX., Papst (1227–1241) – Bd. II: 110 Greven, Joseph – Bd. II: 213, 214 Grodecki, Louis – Bd. II: 63 Gröninger, Ralf – Bd. II: 151, 153 Gross, Werner – Bd. II: 97 Grossmann, Ursula – Bd. II: 22 Guerin de Montaigu, Großmeister des Johanniterordens (1207– 1227/1228) – Bd. II: 213 Guillaume, Bischof von Beauvais – Bd. II: 63 Guillaume de Chartres, Großmeister des Templerordens (1210– 1218) – Bd. II: 213 Guillaume de Joinville, Erzbischof von Reims (1219–1226) – Bd. II: 32, 64 Guillaume de Seignelay, Bischof von Auxerre (1207–1220), Bischof von Paris (1220–1223) – Bd. I: 25; Bd. II: 43, 64, 156 Guillaume de Sens (Wilhelm von Sens), erster Baumeister der Kathedrale Canterbury – Bd. II: 88 Guncellus, Erzbischof von Spalato (1221–1242) – Bd. II: 215
Heinrich II. Kurzmantel, König von England (reg. 1154–1189) – Bd. II: 82, 88 Heinrich III., Markgraf von Meissen – Bd. II: 94 Heinrich III., röm.-dt. Kaiser (reg. 1028–1056) – Bd. II: 22 Heinrich VI., König von England (reg. 1422–1461) – Bd. II: 36 Heinrich VI., röm.-dt. Kaiser (reg. 1169–1197) – Bd. II: 104 Heinrich (VII.), Sohn und röm.-dt. Mitkönig von Friedrich II, (reg. 1220–1235) – Bd. II: 105, 106, 110 Heinrich Müller, Maler – Bd. I: 16 Heinrich von Neuffen – Bd. II: 105 Heinrich von Playen-Hardegg, Abt von Kremsmünster (1230–1247) – Bd. II: 122 Heinrich der Teufel – Bd. I: 15 Heinrichs, Ulrike – Bd. II: 212 Heinricus, Dekan von Naumburg – Bd. II: 93 Heitelné Móré, Zsuzsa – Bd. II: 232 Helena, Hl., röm. Kaiserin, Mutter Konstantins des Großen – Bd. II: 22, 58, 68 Héliot, Pierre – Bd. I: 32, 61; Bd. II: 31, 35, 114, 133, 143, 227–229, 241 Hellbach, Rafael – Bd. I: 17 Herakleios, byzantinischer Kaiser (reg. 610–641) – Bd. II: 58 Herburgis, Äbtissin von Göss (1271–1285) – Bd. II: 126 Hermann von Salza, Hochmeister des Deutschen Ordens (1209–
Gurjewitsch, Aaron – Bd. II: 19 Gutkas, Karl – Bd. II: 104, 105, 106, 107 Győrffy Ilona – Bd. II: 216 Gyürky, Katalin – Bd. II: 139, 144, 235
1239) – Bd. II: 213 Hermann, Markgraf von Meissen – Bd. II: 93 Hervay, Ferenc Levente – Bd. II: 133, 233 Hervé IV. de Donzy, Graf von Nevers (1199–1222), Auxerre (1217–1222) und Tonnerre (1219–1222) – Bd. II: 217, 244 Heydenreich, Ernst Ludwig – Bd. II: 74 Hieronymus, Hl., Theologe, Kirchenvater – Bd. II: 65 Hilduin, Abt von Saint–Denis (814–840) – Bd. II: 22, 58 Hiob (Jób), Erzbischof von Esztergom (1185–1203) – Bd. II: 90, 237 Hippolyt von Theben, Chronist – Bd. II: 69 Hiscock, Nigel – Bd. II: 23, 223 H. Kelemen, Márta – Bd. II: 145, 216 Hoensch, Jörg – Bd. II: 226 Hoey, Larry – Bd. II: 88 Hohmeyer, Jürgen – Bd. I: 61 Hollósi Éva – Bd. II: 11 Homolka, Jaromir – Bd. II: 227 Holubar, Karl – Bd. I: 10; Bd. II: 11, 155 Holzwarth, Franz Joseph – Bd. II,60 Honorius III., Papst (1216–1227) – Bd. II: 105, 213, 232 Hoogeweg, Hermann – Bd. II: 214 Horstner, M. – Bd. II: 22 Horváth, István – Bd. II: 145, 166, 216 Horwath, Walter – Bd. II: 134 Hotz, Walter –Bd. II: 101, 108 Hrabanus Maurus, Gelehrter, Benediktinermönch, Abt von Fulda (822–842), Erzbischof von Mainz (847–856) – Bd. II: 22 Hubel, Achim – Bd. II: 15 Huber, Wolfgang – Bd. I: 10 Hubert, Jean – Bd. II: 77 Hürlimann, Martin – Bd. II: 90 Hugo I. von Lusignan, König von Zypern (reg. 1205–1218) – Bd. II: 213 Hugo IX. von Lusignan, der Braune, Graf von la Marche (1200–1219) – Bd. II: 214
Hacker–Sück, Inge – Bd II: 14, 24, 29, 30, 36, 37, 38, 44, 47, 59, 61, 83–85 Hadnagy, Árpád – Bd. II: 233, 234 Hadrian, röm. Kaiser (117–138) – Bd. II: 67 Hageneder, Herta – Bd. II: 106 Hahnloser, Hans Robert – Bd. I: 33; Bd. II: 35, 131, 218–220, 223 Hamann, Richard – Bd. II: 96, 238 Hamann-Mac Lean, Richard – Bd. II: 16, 32–35, 38, 40, 63, 85, 95, 97, 98, 114, 187–189, 193, 195, 196, 198, 199, 201, 202, 204–210, 224 Hanns Gump, Kaplan des Frauenaltares – Bd. I: 16 Hans Frech, Bildhauer und Kunsttischler – Bd. I: 16 Hanzl, Lieselotte – Bd. I: 10; Bd. II: 138 Hartwagner, Siegfried – Bd. II: 119 Hastings, Maurice – Bd. II: 90 Haubrichs, Wolfgang – Bd. II: 23 Hauser-Seutter, Sibylle von – Bd. I: 10; Bd. II: 10, 20, 117 Havasi, Krisztina – Bd. II: 133, 238 Haymo von Auxerre, Theologe, Benediktinermönch – Bd. II: 24, 25 Hearn, Millard Fillmore – Bd. II: 88 Hediger, Christine – Bd. II: 16, 47 Hefele, Constantin J. von – Bd. II: 20 Heid, Stefan – Bd. II: 20 Heider, Gustav – Bd. I: 17 Heiming, Odilo – Bd. II: 68 Heinrich, Sara – Bd. II: 88 Heinrich von Flandern, lateinischer Kaiser (reg. 1206–1216) – Bd. II: 213 Heinrich II. Jasomirgott, Pfalzgraf bei Rhein (1140), Markgraf von Österreich (1141–1156), Herzog von Bayern (1143–1156), Herzog von Österreich (1156–1177) – Bd. II: 107, 117
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Hugo von St. Viktor, Theologe, Philosoph und Scholastiker, Augustiner Chorherr – Bd. II: 21, 23, 58, 80, Hunger, Hermann – Bd. II:4 Hunger, Hermann – Bd. II: 55 Hurezan, George Pascu – Bd. II: 232 Hutter, Irmgard – Bd. I: 24–26, 32, 43; Bd. II: 137, 139, 167, 182, 185, 215, 246 Iliff, David – Bd. II: 89 Ilprand, Langobardenkönig (reg. 735–743) – Bd. II: 78 Innozenz II., Papst (1130–1143) – Bd. II: 16 Innozenz III., Papst (1198–1216) – Bd. II:20, 23, 25, 104 Innozenz IV., Papst (1243–1254) – Bd. II: 55, 59 Isaak II. Angelos, byzantinischer Kaiser (reg. 1185–1195, 1203–1204) – Bd. II: 108 Isaias, bibl. Prophet – Bd. II: 71 Isidor von Sevilla, Hl., Gelehrter, Theologe, Bischof von Sevilla (600–636) – Bd. II: 22 Jackson, Richard – Bd, II: 85 Jacques de Vitry, Bischof von Akkon (1216–1229) – Bd. II: 213 Jäger, Franz, Architekt – Bd. I: 31, 42 Jahn, Johannes – Bd. II: 96 Jakob, Bischof von Neutra (Nyitra, Nitra) (1223–1241) – Bd. II: 215 Jakobus, Hl., Apostel – Bd. I: 33; Bd. II: 65, 68, 84, 86
Jorg Spanberger, Kaplan des Marienaltares – Bd. I: 16 Joseph von Arimathäa – Bd. II: 22 Joseph II. von Habsburg-Lothringen, röm.–dt. Kaiser (reg. 1765–1790); König von Böhmen und Ungarn (reg. 1780–1790) – Bd. I: 9, 16 Judas Ischariot – Bd. II: 70, 84 Judas Thaddäus, Hl., Apostel – Bd. II: 66 Julian Apostata, röm. Kaiser (reg. 360–363) – Bd. II: 109 Jungmann, Joseph Andreas – Bd. II: 17, 21 Jurlaro, Rosario – Bd. II: 78 Justin I., byzantinischer Kaiser (reg. 518–527) – Bd. II: 101 Justinian I., byzantinischer Kaiser (reg. 527–565) – Bd. II: 55, 101, 102
Jalkotzy–Deger, Sigrid – Bd. II: 4 Jantzen, Hans – Bd. I: 25; Bd. II: 21, 42, 95, 97, 164, 228, 229 Januschewski, Katharina – Bd. II: 188, 190 Jean d‘Andeli, Architekt – Bd. II: 88 Jean d‘Orbais, ein Baumeister der Kathedrale Reims – Bd. I: 36, 62; Bd. II: 34, 40, 64, 80 Jean de Chelles, ein Baumeister der Kathedrale Paris – Bd. II: 80 Jean de Jandun, Philosoph, Theologe – Bd. II: 51 Jean de Joceval, Abt von St.-Etienne in Auxerre – Bd. I: 25 Jean de Joinville, Chronist, Geschichtsschreiber, Herr von Joinville, Seneschall – Bd. II: 55, 64 Jean de Veyrac, Bischof von Limoges (1198–1218) – Bd. II: 213 Jean le Loup, ein Baumeister der Kathedrale Reims – Bd. II: 34, 40, 64, 80 Ječný, Hubert – Bd. II: 227 Jelschewski, Dominik – Bd. II: 91, 95, 98, 99 Jesus von Nazareth, Jesus Christus – Bd. II: 20, 22, 25, 65, 66, 69, 72, 107 Joel, Sohn des Phathuel – Bd. II: 66 Johannes, Hl., Apostel, Evangelist – Bd. II: 14, 17, 24, 65, 68, 71, 93 Johannes Damascenus, Theologe, Basilianermönch – Bd. II: 71,72 Johannes, Erzbischof von Esztergom (1205–1222) – Bd. II: 216 Johannes Fiorentinus, Bildhauer – Bd. II: 240 Johannes II., Bischof von Jerusalem (386–417) – Bd. II: 67 Johannes, Patriarch von Jerusalem – Bd. II: 72 Johannes Phokas, Jerusalempilger – Bd. II: 72, 73 Johannes Prodromos > Johannes der Täufer Johannes Scotus Eriugena, Philosoph, Theologe – Bd. II: 58, 103 Johannes der Täufer, Hl. – Bd. I: 11, 14; Bd. II: 15, 54, 78, 101, 107, 108, 109, 215, 244 Johannes von Viktring, Chronist, Abt von Viktring (1312–1347) – Bd. II: 125 Johannes von Würzburg – Bd. II: 72 Jolante de Courtenay > Familie Courtenay Jordan, Richard – Bd. II: 16, 57, 60
240 Katharina von Alexandrien, Hl. – Bd. II: 83 Khaleel, koptischer Patriarch (880–907) – Bd. II: 109 Khatchatrian, Armen – Bd. II: 103 Kidson, Peter – Bd. II: 88, Kieslinger, Alois – Bd. II: 110, 136, 239 Kimpel, Dieter – Bd. I: 25, 45, 60, 61; Bd. II: 16, 18, 19, 21, 24, 27–31, 33, 34, 36–38, 40–46, 48, 50, 51, 53, 59–62, 74, 85, 90, 97, 111, 112, 114, 150, 156, 157, 159, 161, 164, 165, 169, 170, 184, 212, 215 King, Thomas H. – Bd. II: 158, 164 Klinger, László – Bd. II: 238 Klimó György, Chorherr von Esztergom (1741–1751), Bischof von Fünfkirchen – (1751–1777) – Bd. II: 138, 237 Knauz, Ferdinandus – Bd. II: 216 Knop de Oppeln, Ulrich – Bd. II: 156, 180 Kőfalvi, Imre – Bd. II: 139, 144, 235 Koloman, Propst von Klosterneuburg (1371–1394) – Bd. I: 15 Konrad II., röm.-dt. Kaiser (reg. 1024–1039) – Bd. II: 94 Konrad I. von Altdorf, Bischof von Konstanz (934–975) – Bd. II: 77 Konrad IV. von Frontenhausen, Bischof von Regensburg (1204– 1226) – Bd. II: 215, 244 Konrad von Himberg (Hintperg), Ministeriale – Bd. II: 123 Konrad von Metz, Reichskanzler – Bd. II: 106 Konrad von Winterstetten, Reichsschenk – Bd. II: 106 Konstantin I. der Große, röm. Kaiser (reg. 306–337) – Bd. II: 22, 55, 101 Konstantinos VII. Porphyrogennetos, byzantinischer Kaiser (reg. 913–959) – Bd. II: 108 Koppány Tibor – Bd. II: 133 Kozakiewicz, Helena – Bd. II: 240 Kozakiewicz, Stefan – Bd. II: 240 Krause, Walter – Bd. I: 17 Krautheimer, Richard – Bd. II: 14, 55, 78, 79, 82, 101, 102 Krebs, Philipp – Bd. I: 45, 63
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Kämmerlings, Richard – Bd. II: 80 Kalinowski, Lech – Bd. II: 240 Kaltenberger, Alice – Bd. II: 118, Karl I. der Große, Frankenkönig (reg. 768–814), röm. Kaiser (reg. 800 –814) – Bd. II: 101, 102, 108 Karl II. der Kahle, westfränkischer König (reg. 843–877), röm. Kaiser (reg. 875–877) – Bd. II: 20, 103 Karner, Egyed, Erzabt von Pannonhalma (1699–1708) – Bd. II: 235 Karner, Herbert – Bd. II: 2, 10 Kasimir III. der Große, König von Polen (reg. 1333–1370) – Bd. II:
Kristó, Gyula – Bd. II: 216, 219 Krohm, Hartmut – Bd. II: 187, 188 Kroll, Gerhard – Bd. II: 67, 71, 73 Krüger, Jürgen – Bd. II: 14, 61, 73 Krüger, Kristina – Bd. II: 119 Kubes, Karl – Bd. II: 135 Kubin, Stefan Johannes – Bd. II: 4, 11 Küas, Herbert – Bd. II: 94, 115 Kühnel, Bianca – Bd. II: 74 Kunde, Holger – Bd. II: 94 Kunst, Hans–Joachim – Bd. II: 86 Kurmann, Peter – Bd. II: 16, 32, 77, 91, 94, 212 Kuthan, Jiři – Bd. I: 11; Bd. II: 116, 136, 226, 227, 232 Ladislaus, Sohn des Gyula aus dem Geschlecht Kán, Oberstallmeister von Ungarn (1217–1221) – Bd. II: 213 Lamair, Philippe – Bd. II: 103 Lancsics Bonifác, Benediktinermöch – Bd. II: 237 Lang, Uwe Michael – Bd. II: 20 Langé, Santino – Bd. II: 73 László, Csaba – Bd. II: 137, 142, 201, 204, 235, 236 Lebeuf, Jean, Abbé, Historiker – Bd. II: 156 Leblan, Henri Eugène, Architekt – Bd. II: 33 Lechner, Karl – Bd. II: 104, 105, 108, 214, 218 Leeb, Floridus, Propst von Klosterneuburg (1782–1799) – Bd. I: 16 Lefévre-Pontalis, Eugène – Bd. II: 41 Le Goff, Jacques – Bd. II: 16, 34, 52, 53, 55, 56, 59, 60, 85, 86 Legner, Anton – Bd. I: 46; Bd. II: 16, 17, 19, 22, 25, 35, 36, 51, 53, 54, 55, 108, 109, 115 Lehmann, Edgar –Bd. II: 99 Lehner, Erich – Bd. I: 10 Lehner, Manfred – Bd. I: 29 Lemper, Ernst-Heinz – Bd. II: 99 Leniaud, Jean-Michel – Bd. II: 47, 53, 55 Lenoir, Alexandre – Bd. II: 61, 86 Leo IX., Hl., Papst (1049–1054) – Bd II: 22 Leocadia, Hl. – Bd. II: 84 Leopold III. der Heilige, Markgraf von Österreich (1095–1136) – Bd. I: 46; Bd. II: 117, 137 Leopold V., Herzog von Österreich (1177–1194) und Steiermark (1192–1194) – Bd. II: 104, Leopold VI. der Glorreiche, Herzog von Österreich (1198–1230) und Steiermark (1195–1230) – Bd. I: 9, 11, 13, 14, 17, 18, 20, 23, 29, 31, 33, 34, 36, 40, 41, 44, 45; Bd. II: 1, 3, 104, 105–110, 115, 117, 118, 120, 135, 137, 183, 213–215, 217, 228, 231, 232, 244, 248 Leopold von Babenberg, erstgeborener Sohn Herzog Leopolds VI. – Bd. II: 104 Leopold, Gerhard – Bd. II: 96 Leopold, Rektor der Johanneskapelle in Klosterneuburg – Bd. I: 14 Le Pogam, Pierre–Yves – Bd. II: 97 Lepold, Antal – Bd. II: 145 Lepsky, Sabine – Bd. II: 24 Lerch, Johann Martin – Bd. I: 25, 38, 39, 40, 48, 49, 50, 81, 89 Le Roux de Lincy, Antoine– Bd. II: 51 Lesky, Grete – Bd. II: 57 Levárdy Ferenc – Bd. II: 139, 215 Leyrer, Willibald, Augustiner Chorherr, Stiftsarchivar von Kloster-
neuburg – Bd. I: 6 Lhotsky, Aphons – Bd. I: 30 Líbal, Dobroslav – Bd. II: 227 Linscheid Burdich, Susanne – Bd. II: 20 Lioffin, Abt von Mettlach an der Saar – Bd. II: 103 Lobbedey, Uwe– Bd. II: 77 Lővei, Pál – Bd. II: 138, 235, 238, 240, 250 Lohrmann, Dietrich – Bd. II: 62 Longinus, Hl., römische Centurio – Bd. II: 22 Lorenz, Sohn von Atyusz aus dem Geschlecht Atyusz, Großmundschenk von Ungarn (1217–1221) – Bd. II: 213 Lot, Hl. – Bd. II: 80 Lothar von Segni > Papst Innozenz III. – Bd. II: 24 Ludwig I. der Fromme, karolingischer Kaiser (reg. 814–840) – Bd. II: 103 Ludwig VI. der Dicke, König von Frankreich (reg. 1108–1137)– Bd. II: 20 Ludwig VII. der Junge, König von Frankreich (reg. 1137–1180) – Bd. II: 41,73,133 Ludwig VIII. der Löwe, König von Frankreich (reg. 1223–1226) – Bd. II: 34 Ludwig IX. der Heilige, König von Frankreich (reg. 1226–1270) – Bd. I: 13, 45; Bd. II: 14, 16, 22, 29, 30, 34, 44, 52, 53–56, 58–61, 64, 83, 85, 120, 215 Luitprand, Langobardenkönig (reg. 712–744) – Bd. II: 78 Lukács Zsuzsa – Bd. II: 135, 233, 234 Lukas, Hl., Evangelist – Bd. II: 65 Lux, Géza – Bd. II: 135 Macarius, Bischof, Märtyrer – Bd. II: 109 Macarius I. (932–952), koptischer Patriarch – Bd. II: 109 Machatschek, Alois – Bd. I: 10 Magyar, Károly – Bd. II: 136 Mahlknecht, Werner – Bd. II: 228 Major, Balázs – Bd. II: 214 Manuel Holobolos, byzantinischer Hofrhetor – Bd. II: 55 Mango, Cyril – Bd. II: 103 Margarete von Babenberg, röm.-dt. Königin, Gemahlin Heinrichs VII. – Bd. II: 106, 110 Margarete (Marguerite) von Capet, Königin von Ungarn, zweite Gemahlin Bélas III. – Bd. II: 90, 133 Margarethe, Hl. – Bd. II: 214 Maria, Hl., Jungfrau – Bd. I: 16; Bd. II: 20, 66, 69, 70 Marino, Luigi – Bd. II: 73 Markus, Hl., Evangelist – Bd. II: 22,65,68,71,109, Marosi, Ernő – Bd. II: 133, 134, 136, 137, 145, 166, 167, 215, 216, 221, 237, 238 Martens, Bob – Bd. I: 10 Martin von Tours, Hl., Bischof von Tours (371–397) – Bd. II: 59 Maruska, Monika – Bd. I: 10, 37 Mastny, Wolfgang – Bd. II: 11 Máthes, Joannes Nepomuk – Bd. II: 137, 145 Mathieu II. de Montmorency, Stallmeister von Frankreich (1219– 1230) – Bd. II: 114 Mathilde de Courtenay > Familie Courtenay Matthäus, Hl., Apostel, Evangelist – Bd. II: 65, 71, 107 Matthew Paris, Chronist, Benediktinermönch – Bd. II: 54
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Matthias, Hl. Apostel – Bd. II: 84 Maurice de Sully, Bischof von Paris (1160–1196) – Bd. II: 37, 83 Mauritius, Hl. – Bd. II: 22, 77 Mayer, Anton Ludwig – Bd. II: 21 Mayer-Pfannholz, Anton – Bd. II: 21 Mayr-Ebert, Michael – Bd. I: 12, 37, 45, 63, 84, 109, 110, 111 Meiller, Andreas von – Bd. II: 215, Meinherus, Propst von Naumburg –Bd. II: 93 Meinwerk, Bischof von Paderborn (1009–1036) – Bd. II: 77 Menclová, Dobroslava – Bd. II: 226, 227 Menzel, Wolfgang – Bd. II: 23 Mertens, Joseph – Bd. II: 102 Metz, Peter – Bd. II: 95 Meyer, Hans Bernhard – Bd. II: 20 Meyer, Peter – Bd. II: 90 Michael VIII. Palaiologos, byzantinischer Kaiser (reg. 1261–1282) – Bd. II: 55 Michler, Jürgen – Bd. II: 156, 165, 229, 242 Milon III., Graf von Bar-sur-Seine (bis 1219) – Bd. II: 214 Milon de Nanteuil, Bischof von Beauvais (1217–1234) – Bd. II: 214 Mitchell, Paul – Bd. II: 136 Modestus, Patriarch von Jerusalem (614–634) – Bd. II: 69 Möbius,Friedrich – Bd. II: 17
Oberste, Jörg – Bd. II: 105 Odo, Hl. – Bd. II: 89 Oettinger, Karl – Bd. I: 14, 23–25, 29, 36; Bd. II: 108, 137, 213, 215, 218, 231, 237 Oliver von Paderborn, Chronist – Bd. II: 214 Oman, Johannes – Bd. I: 16 Omodé (Amadé) aus dem Geschlecht Hont-Pázmány, Gespan, – Bd. II: 213 Onderka, Robert – Bd. II: 139, 168, 185, 205 Optatus Milevitanus, Theologe, Bischof von Mileve in Numidien – Bd. II: 66 Ortolf, Propst von Klosterneuburg (1349–1371) – Bd. I: 15 Osgyányi, Vilmos – Bd. II: 221 Otavsky, Karel – Bd. II: 53, 55, 57 Otto I. von Andechs-Meranien > Familie Andechs-Meranien Otto IV. von Braunschweig, röm.-dt. Kaiser (reg. 1198–1218) – Bd. II: 86, 104, 105, 106, 110 Otto der Fröhliche, Herzog von Österreich und Steiermark (1330–1339) – Bd. I: 15 Otto, Bischof von Freising (1138–1158), Chronist, Geschichtsschreiber, Sohn von Leopold III. dem Heiligen – Bd. II: 107 Otto I. von Lobdeburg, Bischof von Würzburg (1207–1223) – Bd. II: 106
Molnár, Antal – Bd. II: 235 Molsdorf, Wilhelm – Bd. II: 23 Monfrin, Jacques – Bd. II: 55 Morand, Jerôme – Bd. II: 55 Mortet, Victor – Bd. II: 37 Moser, Friedrich – Bd. I: 10, 12, 45, 63, 85, 120 Moses – Bd. II: 84 Mossler, Gertrud – Bd. I: 10 Mrazek, Wilhelm – Bd. I:29 Mrusek, Hans-Joachim – Bd. II: 91, 94, 95, 97, 99 Mudrak, Attila – Bd. II: 146, 202, 236 Müller, Matthias – Bd. II: 55, 60, 61 Müller, Michaela – Bd. II: 118 Murray, Stephan – Bd. II: 60
Otto der Chappel, Kaplan des St.Stephans-Altares in Klosterneuburg – Bd. I: 16 Ottokar II. Přemysl, König von Böhmen (1253–1278) – Bd. I: 14; Bd. II: 116–118, 226, 228 Oursel, Charles – Bd. I: 25; Bd. II: 159, 167, 170 Ousterhout, Robert G. – Bd. II: 78
Nagy, Béla – Bd. II:4, 11 Naredi-Rainer, Paul von – Bd. II: 23 Neiss, Robert – Bd. II: 212 Nenci, Cinzia – Bd. II: 73 Neumüllers-Klauser, Renate – Bd. II: 98 Nicola, Giacomo – Bd. II: 107 Nicolai, Bernd – Bd. II: 108, 117 Nicolaus von Meihsen, Kaplan der Johanneskapelle – Bd. I: 16 Niehoff, Franz – Bd. II: 74, 77 Nikephoros II. Phokas, byzantinischer Kaiser (reg. 963–969) – Bd. II: 70 Nikodemus, Pharisäer – Bd. II: 72 Nikolaus Hl., Bischof von Myra – Bd. II: 40 Nissen, Heinrich – Bd. I: 20 Nivelon de Chérisy, Bischof von Soissons (1175–1207) – Bd. II: 40 Noack-Haley, Sabine – Bd. II: 84 Nodet, R. Henry – Bd. II: 78 Notker (Notger), Bischof von Lüttich (972–1008) – Bd. II: 102 Nussbaum, Norbert – Bd. I: 11, 12; Bd. II: 24, 37, 41, 97, 135, 143 Nussbaum, Otto – Bd. II: 17
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Pagitz, Franz, Bd. II: 110, Palazzo, Éric – Bd. II: 53, 85 Panofsky, Erwin – Bd. II: 34, 80, 81, 96 Papp, Szilárd – Bd. II: 139 Parucki, Maria – Bd. II: 107, 117 Pauler, Gyula – Bd. II: 213, 214, 216 Paulus, Hl., Apostel – Bd. II: 71 Pejrimofsky, Georg – Bd. II: 11 Pelagius von Albano, Kardinal, päpstlicher Legat – Bd. II: 105 Perger, Richard – Bd. II: 107, 117 Perrot, Françoise – Bd. II: 47, 53, 55 Peschlow-Kondermann, Annegret – Bd. II: 96, 97 Peter, Bischof von Raab (1205–1218) – Bd. II: 213 Petrus, Hl., Apostel – Bd. II: 65, 70, 84 Petrus Abaelard > Abaelard Petrus Cellensis, Abt von Montier-la-Celle, von Saint-Remi in Reims, Bischof von Chartres (1180–1183) – Bd. II: 30 Petrus Diaconus – Bd. II: 86 Pevsner, Nikolaus – Bd. II: 52, 97 Philippus, Hl., Apostel – Bd. II: 65 Philipp II. August, König von Frankreich (reg. 1180–1223) – Bd. II: 24, 34, 41, 44, 55, 83, 86, 105, 111, 114, 133 Philipp von Schwaben, röm.-dt. König (1198–1208) – Bd. II: 104 Philippe, André – Bd. II: 161 Philippe d‘Harcourt, Lordkanzler von England (1139–1140), Bischof von Bayeux (1142–1163) – Bd. II: 88 Pichler, Gerd – Bd. II: 118, 240
Piéplu, Émile der Ältere, Architekt – Bd. II: 181 Piéplu, Émile der Jüngere, Architekt – Bd. II: 181 Pierre, Abt von Cîteaux – Bd. II: 133 Pierre de Courtenay > Familie Courtenay Pierre de Montreuil, französischer Baumeister der Hochgotik – Bd.II: 61, 62, 64 Pierre, Bischof von Paris (1208–1219) – Bd. II: 214 Pileus de Prato (Pietro Pileo di Prata), Kardinal – Bd. I: 15 Pilger von Bordeaux – Bd. II: 67 Pillinger, Renate – Bd. II: 4 Pinder, Wilhelm – Bd. II: 96 Pintér Farkas – Bd. II: 9, 10, 110, 139, 239, 250 Pippal, Martina – Bd. I: 10 Plommer, Hugh – Bd. II: 73, 74, 75 Pollini, John – Bd. II: 57 Pontal, Odette – Bd. II: 21 Pontius Pilatus, römischer Präfekt von Judäa (26–36 n. Chr.) – Bd. II: 70 Porcher, Jean – Bd. II: 18, 23 Porée, Charles – Bd. II: 156, 161 Posch, Fritz – Bd. II: 107 Powell, James – Bd. II: 213, 214 Prache, Anne – Bd. I: 62; Bd. II: 16, 30, 32, 165, 170, 212
Bd. II: 50, 51, 64, 80 Robert de Torigny, Chronist, Abt von Mont-Saint-Michel (1154– 1186) – Bd. II: 37 Robert, Bischof von Veszprém (1209–1226), Erzbischof von Esztergom (1226–1239) – Bd. II: 218 Rohatsch, Andreas – Bd. I: 10 Röhricht, Reinhold – Bd. II: 73, 74, 213, 214, 217 Röhrig, Floridus – Bd. I: 10, 16, 48, 49 Rösch, Konstantin – Bd. II: 66 Romanos II., byzantinischer Kaiser (reg. 959–963) – Bd. II: 108 Rosenauer, Artur – Bd. I: 10,34; Bd. II: 10 Rostás, Tibor – Bd. II: 1, 3, 4, 8, 10, 11, 35, 90, 111, 117, 130, 133–136, 138, 140–142, 144, 150, 152, 162, 164, 170, 172–174, 176–178, 182, 187, 190, 191, 193–198, 200, 203–209, 221, 229, 230–232, 234, 237, 245 Roth, Victor – Bd. II: 134 Roznowska-Sadraei, Agnieszka, Bd. II: 240 Rudolf I. von Habsburg, röm.-dt. König (reg. 1273–1291), Herzog von Österreich und Steiermark (1278–1282) – Bd. I: 14 Rudolf Menincourt, Patriarch von Jerusalem – Bd. II: 213 Rüffer, Jens – Bd. II: 18, 23 Runciman, Steven – Bd. II: 213, 214 Rusu, Adrian Andrei – Bd. II: 232
Prandtauer, Jakob, Architekt – Bd. I: 28, 42, 48, 49, 81, 89 Prill, Benedikt, Chorherr von Klosterneuburg (1742–1759) – Bd. I: 11–13, 18–21, 23, 25–27, 31–43, 45, 47, 50, 52, 61, 63, 67–70, 81, 83, 89, 109; Bd. II: 4, 15, 33, 113, 137, 138, 143, 144, 147, 151, 159, 171, 227, 237, 242, 243, 246 Prokopius, Hl. – Bd. II: 80 Prokopp Mária – Bd. II: 10 Püringer, Robert – Bd. I: 10; Bd. II: 11
Sadraei, Agnieszka – Bd. II: 240 Saewulf, Jerusalempilger – Bd. II: 71, 72 Saladin, Sultan der Ayyubiden (1171–1193) – Bd. II: 85 Salet, Francis – Bd. I: 61 Salomon, bibl. König von Israel – Bd. II: 57, 60, 81, 237 Samuel, bibl. Prophet – Bd. II: 71 Sarkadi, Márton – Bd. II: 134, 136, 148 Sauerländer, Willibald – Bd. I: 61; Bd. II: 30, 47, 51, 58–60, 94, 96, 97, 114, 115, 133, 188, 190, 212, 224, Saul, aus dem Geschlecht Győr, Erzbischof von Kalocsa (1192–1201) – Bd. II: 133, Schäfer, Thomas – Bd. II: 20, Schedl, Barbara – Bd. I:10; Bd. II: 117, Schenkluhn, Wolfgang – Bd. I: 43; Bd. II: 14, 28, 30, 35, 36, 37, 40, 63, 83, 86 Schiffers, Heinrich – Bd. II: 108 Schikola, Getraut – Bd. I: 48 Schlemmer, Karl – Bd. II: 21 Schlesinger, Walter – Bd. II: 94 Schlink, Wilhelm – Bd. II: 16, 23, 35, 220 Schmeller, Alfred – Bd. I: 11, 26, 27, 28, 34, 35, 39, 48, 49, 52, 81, 92, 110; Bd. II: 138 Schmengler, Dagmar – Bd. II: 187, 192 Schmid, Harald – Bd. II: 11 Schmidinger, Elmar – Bd. I: 12, 37, 45, 63, 84, 111–120 Schmidt, Friedrich von, Architekt – Bd. I: 17 Schmidt, Erich – Bd. II: 17, 55 Schmidt, Hans–Joachim – Bd. II: 98 Schmidt Péter – Bd. II: 11 Schmitt, Oliver Jens – Bd. II: 4 Schnaider Ágnes – Bd. II: 10 Schöller, Wolfgang – Bd. II: 23 Schön, Doris – Bd. II: 107, 136 Schönfellner-Lechner, Helga – Bd. II: 136
Quarré, Pierre – Bd. II: 159 Quentin, Hl. – Bd. II: 58 Raffay Endre – Bd. II: 134, 135, 233, 238 Raimund IV., Graf von Toulouse (1041–1105) – Bd. II: 70 Raimund VI., Graf von Toulouse (1194–1222) – Bd. II: 105,218 Raimund von Aguilers, Chronist – Bd. II: 70 Rainer, Franz – Bd. II: 4 Ramiro I., König von Asturien (reg. 842–850) – Bd. II: 84 Ravaux, Jean–Pierre – Bd. II: 33,34,187,211 Reidinger, Erwin – Bd. II: 20 Reinhardt, Hans – Bd. I: 33; Bd. II: 32,34,96 Remigius, Erzbischof von Reims (459–533) – Bd. II: 30 Renaud, Abt des Sionsklosters – Bd. II: 72, 73 Riant, Paul Edouard Didier – Bd. II: 72, 214 Richard I. Löwenherz, König von England (reg. 1189–1199) – Bd. II: 104 Richter, Jörg – Bd. II: 136, 232 Robert des Ablèges, Bischof von Bayeux (1206–1231) – Bd. II: 213 Robert I. von Artois, der Tapfere, Sohn von König Ludwig VIII. von Frankreich, Graf von Artois (1237–1250) – Bd. II: 52 Robert de Clari, Chronist, französ. Ritter – Bd. II: 54, 55, 108 Robert de Courtenay > Familie Courtenay Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln (1170–1253) – Bd. II: 59, 79 Robert de Luzarches, Baumeister der Kathedrale von Amiens –
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Schröder, Jochen – Bd. II: 89 Schubert, Ernst – Bd. I: 45; Bd. II: 91, 94–99, 115 Schuller, Manfred – Bd. II: 16, 212 Schürenberg, Lisa von – Bd. I: 25 Schürer, Oskar – Bd. II: 83 Schüssler, Ise – Bd. II: 15, 32–35, 38, 40, 63, 85, 97, 98, 114, 187–193, 195, 196, 198, 199, 201, 202, 204–210, 224 Schurr, Marc Carel – Bd. II: 97, 143, 228, 231 Schwarz, Mario – Bd. I: 9, 11, 32, 34–37, 40, 41, 43, 45–47, 60, 63, 71, 81, 82–85, 92–107, 109–122; Bd. II: 1, 3, 4, 7, 10, 11, 12, 22, 24, 41, 61, 73, 75, 76, 80, 104, 106–108, 114, 115, 117, 135–139, 143, 155, 165, 213, 215, 227, 230, 232, 237, 245–247 Schweickardt, Franz, Ritter von Sickingen – Bd. I: 17, 20 Schweigert, Horst – Bd. II: 99 Schwind, Ernst – Bd. II: 107 Sciurie, Helga – Bd. II: 96 Sebestyén, Károly Cs. – Bd. II: 233, 234 Sedlmayr, Hans – Bd. II: 14, 19, 21, 25–30, 52, 97, Sedlmayr, János – Bd. II: 139, 144, 235, Seeger, Ulrike – Bd. I: 10, 11, 14, 16, 24, 25, 37, 38, 40–44, 47–49; Bd. II: 13, 30, 43, 83, 85, 101, 114, 137–139, 143, 151, 156, 165, 171, 182, 183, 215, 227, 228, 237, 245–247 Serbat, Louis – Bd. II: 165
Szentpétery, Emericus – Bd. II: 214, 216 Szónoky, Miklós – Bd. II: 233, 234 Suckale, Robert – Bd. I: 25, 45, 60, 61; Bd. II: 15–17, 19, 21, 24, 27–29, 30, 31, 33, 34, 36–38, 40–46, 48, 50, 51, 53, 59, 60–62, 74, 85, 90, 97, 111, 112, 114, 150, 156, 157, 159, 161, 164, 165, 169, 170, 184, 212, 215 Takács Imre – Bd. II: 133, 134, 137–142, 144, 147, 156, 162, 179, 187, 190, 201, 204, 215–218, 220, 221, 224, 225, 232, 233, 235, 237, 238 Tallon, Andrew J. – Bd. II: 11 Tegel, Willy – Bd. II: 212 Telesko, Werner – Bd. I: 10 Tenckhoff, Franz – Bd. II: 77 Thanheiser, Ulrike – Bd. I: 10 Theodora, Herzogin von Österreich, Gemahlin Herzog Leopolds VI. – Bd. II: 107,108 Theodora, byzantinische Kaiserin, Gemahlin Kaiser Justinians I. – Bd. II: 102 Theodosius der Große, römischer Kaiser (reg. 379–395) – Bd. II: 108 Theodosius, Chronist – Bd. II: 69, Theophilus, Patriarch von Alexandria (384–412) – Bd. II: 109 Thierry von Chartres, Theologe, Philosoph – Bd. II: 24 Thomas, Hl., Apostel – Bd. II: 57, 65, 70, 72, 84, 214
Servières, Louis-Bernard-J. – Bd. II: 19 Seymour, Charles – Bd. I: 25 Shanzer, Danuta – Bd. II: 4 Shaw, Margaret Renée Bryers – Bd. II: 55 Sieffert, Germain – Bd. II: 102 Simon, Hl., Apostel – Bd. II: 65 Simon, Bischof von Wardein (Várad) (1202–1218) – Bd. II: 213 Simons, Andreas – Bd. II: 61 Simplicius I., Hl., Papst (468–483) – Bd. II: 78 Simson, Otto von – Bd. II: 20, 22, 24, 52, 81 Sizzo, Graf von Schwarzburg-Käfernburg – Bd. II: 94 Soukupová, Helena – Bd. II: 23, 116, 136 Speer, Andreas – Bd. II: 25 Stange, Alfred – Bd. II: 95, 96 Stangler, Gottfried – Bd. II: 107 Stehlíková, Dana – Bd. II: 227 Stephanus, Hl., Protomärtyrer – Bd. I: 16; Bd. II: 8, 66, 67, 69, 70, 72, 111–114, 117, 133, 137, 138, 144, 145, 162, 214, 216, 245 Stephan I. der Heilige, König von Ungarn (1000/1001–1038) – Bd. II: 142 Stevens, Ulrich – Bd. I: 34, 35; Bd. II: 14, 30, 61 Stewart, Zachary – Bd. II: 175, 179, 184, 185 Storno, Franz der Ältere, Architekt – Bd. II: 139 Straehle, Gerhard – Bd. II: 94, 95, 96, 97 Stürner, Wolfgang – Bd. II: 86, 105, 106 Stupperich, Robert – Bd. II: 18 Suger, Abt von Saint-Denis (1122–1151), Regent von Frankreich – Bd. II: 18, 25, 58, 59 Suntrup, Rudolf – Bd. II: 22, 23 Sureda, Joan – Bd. II: 57 Sweeney, James Ross – Bd. II: 213, 214 Swoboda, Karl Maria – Bd. I: 24, 79 Széless György, Priester von Esztergom (1750–1773) – Bd. II: 137, 138, 169, 237
Thomas von Aquin, Theologe, Philosoph und Scholastiker, Dominikaner – Bd. II: 80, 81 Thomas Becket, Hl., Erzbischof von Canterbury (1162–1170), Lordkanzler von England (1155–1162) – Bd. II: 90 Thomas de Cormont, Baumeister der Kathedrale in Amiens – Bd. II: 50, 64 Thomas, Bischof von Erlau (Eger) – (1217–1224) – Bd. II: 213 Thome, Markus – Bd. II: 136, 229, 231 Timo, Graf von Kistritz – Bd. II: 94 Tisserand, Lazare-Maurice – Bd. II: 51 Titus, röm. Kaiser – Bd. II: 66 Titus, Harry B. Jr. – Bd. II: 156, 159, 161 Török, Tamás – Bd. II: 147 Tolnai, Gergely – Bd. II: 132, 238 Torma, István – Bd. II: 145, 216 Tóth, Melinda, Bd. II: 134 Tóth Sándor – Bd. II: 5, 11, 133, 134, 136, 110, 213, 221, 235, 238, 240, 246 Triska, Lisbeth – Bd. II: 11 Truchis, Pierre de – Bd. II: 165 Tryml, Michal – Bd. II: 227 Tüskés Anna – Bd. II: 11
302
Ubl, Hannsjörg – Bd. I: 35; Bd. II: 117, 150, 151, 155 Ugrin, Sohn des Bás vom Geschlecht Csák, Kanzler von Ungarn (1217–1219), Erzbischof von Kalocsa (1219–1241) – Bd. II: 213 Ullmann, Ernst – Bd. II: 35 Ulrich von Liechtenstein, steirischer Ministeriale – Bd. II: 126 Ulrich II., Bischof von Passau (1215–1221) – Bd. II: 108 Untermann, Matthias – Bd. II: 17, 18, 22, 24, 77–79, 83, 101– 103Uros, Abt von Pannonhalma (1207–1242) – Bd. II: 137, 213, 215, 216, 244 Ursula Hl. – Bd. II: 3 Van Cleve, Thomas – Bd. II: 213, 214
Vancsa, Max – Bd. I: 23 Vallery-Radot, Jean – Bd. II: 27, 156, 159, 164, 165, 167 Van der Meulen, Jan – Bd. I: 61 Varga Judit – Bd. II: 10 Várszegi Asztrik, Erzabt von Pannonhalma – Bd. II: 11 Vaughan, Richard – Bd. II: 54 Veits, Sabine – Bd. II: 136 Venne, Adolf van der – Bd. II: 233 Verbeek, Albert – Bd. II: 103 Véri, Dániel – Bd. II: 161, 169, 170, 183 Verzone, Paolo – Bd. II: 78 Vespasian, röm. Kaiser – Bd. II: 66 Veszprémy, László – Bd. II: 213, 214 Viard, Jules – Bd. II: 53 Vidier, Alexandre – Bd. II: 53 Vieillard-Troiekouroff, May – Bd. II: 103 Viery, Jean – Bd. II: 161 Villard de Honnecourt – Bd. I: 12, 32, 33, 36; Bd. II: 4, 8, 23, 35, 130, 131, 133, 217–223, 225, 244, 248 Villes, Alain – Bd. II: 16, 27, 32, 34, 35, 44, 85, 212 Vincze Aliz – Bd. II: 170 Vincent, Louis Hugues – Bd. II: 67, 70, 72, 73, 85 Viollet-le-Duc, Eugène Emmanuel – Bd. I: 20; Bd. II: 50, 61, 160, 163,
William the Englishman, zweiter Baumeister der Kathedrale Canterbury – Bd. II: 88 Willibald, Hl. – Bd. II: 70 Wino, Abt von Helmarshausen – Bd. II: 77 Winterfeld, Dethard von – Bd. II: 98, 212, 244 Wirth, Jean – Bd. II: 220 Wittine, Herbert – Bd. I: 63, 85, 120–122 Wlach, Gudrun – Bd.II: 138, 152, 155 Wojtech, Dieter – Bd. II: 107 Woodman, Francis – Bd. II: 88 Yahya von Antiochia, Chronist – Bd. II: 70 Zacharaslewicz, Waldemar – Bd. II: 4 Zauchinger, Hans – Bd. I: 10, 85 Zeibig, Hartmann Joseph, Chorherr von Klosterneuburg, Historiker – Bd. I:14, 15, 18, 71; Bd. II: 237 Zerfass, Rolf – Bd. II: 16, 56, 67, 68, 70, 71, 75, 76, 80 Zinnhobler, Rudolf – Bd. I: 16 Zsoldos Attila – Bd. II: 133, 134, 224 Zykan, Josef – Bd. I: 31, 39 Zykan, Marlene – Bd. II: 118
171, 242, 243, Voigt, Andreas – Bd. I: 12, 37, 45, 63, 84, 85, 119–122 Vongrey, Felix – Bd. II: 108 Vöge, Wilhelm – Bd. II: 211 Vooght, Paul de – Bd. II: 19 Wagner-Rieger, Renate – Bd. I: 11, 24, 28–37, 43, 46; Bd. II: 30, 117, 135–138, 226, 231, 242, 245 Wahlen, Patrice – Bd. II: 11 Walchhofer, Hans-Peter – Bd. I: 12, 37, 45, 63, 84, 85, 118, 119, 121, 122 Watzl, Hermann – Bd. II: 107 Webb, Geoffrey – Bd. II: 88 Weber, Annette – Bd. II: 5, Weese, Arthur – Bd. II: 98, 211 Wenzel II., König von Böhmen (1283–1305) und Polen (1291–1305) – Bd. II: 227 Weidmann, Franz Carl – Bd. I: 28; Bd. II: 138 Weise, Georg – Bd. II: 26 Weiss, Daniel – Bd. II: 16, 44, 52–55, 57–61, 87 Wessel, Klaus – Bd. II: 16, 95 Wessel, Ruth – Bd. II: 29, 38, 44, 55, 60, 62, 84, 90 Weston, Jessie Laidlay – Bd. II: 22 Whitting, Philip D. – Bd. II: 55 Wiesinger, Peter – Bd. II: 4, 117 Wilczek, Ede – Bd. II: 213, 214 Wilfried, Hl. – Bd. II: 89 Wilhelm von Aquitanien, Hl, Graf von Toulouse (790–806), Benediktiner – Bd. II: 108 Wilhelm von Auvergne, Theologe, Philosoph und Scholastiker – Bd. II: 80 Wilhelm von Tyrus, Geschichtsschreiber, Erzbischof von Tyros, Kanzler des Königreichs Jerusalem – Bd. II: 73 Wilhelm, Graf von Camburg – Bd. II; 94
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Ortsregister Ä – Ägypten; B – Böhmen; BH – Bosnien und Herzegowina; Blg – Belgien; D – Deutschland; F – Frankreich; GB – Großbritannien; I – Italien; Is – Israel; J – Jordanien; Kr – Kroatien; L – Libyen; N – Niederlande; Nor – Norwegen; Ö – Österreich; P – Polen; R – Rumänien; Sp – Spanien; Sch – Schweiz; Slk – Slowakei; Sln – Slowenien; Sr – Serbien; Sy – Syrien; T – Türkei; Ts -Tschechien; U – Ungarn; USA – Vereinigte Staaten von Nordamerika; Z – Zypern eh. – ehemalig/e; ev. – evangelisch/e; h. – heute; Hl. – Heilige/r; K Komitat Aachen, D. (Nordrhein-Westfalen) – Bd. II: 105, 106, 108 Pfalzkapelle – Bd. I: 44, 47; Bd. II: 59, 101, 102, 103, 104, 247 Abdallah Nirqi, Ä. (Nubien), Nordkirche – Bd. II: 80 Abu Makar, Ä. (Makariuskloster) – Bd. II: 109 Adnet, Ö. (Salzburg) – Bd. II: 110, 239, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 258, 259, 260 Akkon, Is. – Bd. II: 104, 105, 107, 109, 213 Alba Iulia > Karlsburg Alexandrien (Alexandria), Ä. – Bd. II: 109 Johanneskirche – Bd. II: 109 Serapeum – Bd. II: 109 Altenberg, D. (Nordrhein-Westfalen) Ehem. Zisterzienserabtei – Bd. I: 46; Bd. II: 36 Altofen > Budapest Amiens, F. (Somme) Kathedrale Notre-Dame – Bd. I: 20; Bd. II: 27, 29, 50, 64, 97, 112, 113, 150 Angers, F. (Maine-et-Loire) – Bd. II: 19, 214 St.-Serge – Bd. I: 36 Antiochia, T., h. Antakya (Hatay) – Bd. II: 60, 70, 101, 213 Arača > Aracs Aracs, eh. U. (K. Torontál), h. Arača, Sr. – Bd. II: 233 Abteikirche St. Nicolaus – Bd. II: 134 Arad, eh. U. (K. Arad), h. Arad, R. Kollegiatsstift St. Martin – Bd. II: 224, 232, 233, 247 Komitatsmuseum Arad – Bd. II: 232 Ardagger, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 106 Kollegiatsstift St. Margareta – Bd. II: 135 Asti, I. (Piemont).Hl. Grab – Bd. I: 79 Aurillac, F. (Cantal) Autun, F. (Saône-et-Loire) – Bd. II: 214 Kathedrale St.-Lazare – Auxerre, F. (Yonne) – Bd. I:44, 45; Bd. II: 11, 14, 24–25, 41, 43–44, 46, 64, 137 Kathedrale St.-Étienne – Bd. I: 20, 21, 25–26, 29, 33, 43, 45, 60; Bd. II: 4, 8, 14, 27, 42, 43, 48, 50, 112, 113, 115, 156–162, 164, 165, 169, 170–186, 204, 214, 217, 241, 243, 244, 247 St.-Germain – Bd. I.32 Avesnes-sur-Helpe, F. (Nord) – Bd. II: 217 Bad Deutsch Altenburg, Ö. (Niederösterreich) Pfarrkirche hl. Maria und Karner hl. Leonhard – Bd. II: 118, 135 Bad Reichenhall, D. (Oberbayern)
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Augustiner Chorherrenstift St. Zeno – Westportal – Bd. II: 255, 256, 261 Bamberg, D. (Oberfranken) Dom St. Peter und St. Georg – Bd. II: 8, 98, 99, 187, 188, 211, 217, 244 Adamspforte – Bd. II: 211, 212 Fürstenportal – Bd. II: 98, 188, 211, 212 Baumgartenberg, Ö. (Oberösterreich) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 135 Bayeux, F. (Calvados) – Bd. II: 213 Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 88, 228 Beauvais, F. (Oise) – Bd. II: 62–63, 214, Bény, eh. U. (K. Esztergom), h. Bíňa, Slk. Prämonstratenserstift hl. Maria – Bd. II: 134 Rotunde der hl. Apostel – Bd. II: 254, 256, 261, 265 Berg Nebo, J. Kirche der Hl. Lot und Prokopius – Bd. II: 80 Berg Sinai, Ä. Katharinenkloster – Bd. II: 80 Beszterce > Bistritz / Nösen Bethlehem, Is. (Judäa) – Bd. II: 60 Bezděz > Bösig Bíňa > Bény Bistriţa > Bistritz / Nösen Bistritz / Nösen, (Beszterce), eh. U. (Bistritzer Distrikt), h. Bistriţa, R. Minoritenkirche hl. Maria – Bd. II: 150 Bösig, (Bezděz), B. Königliche Burg – Bd. II: 226, 227 Burgkapelle – Bd. I: 29; Bd. II: 120, 226-229, 246 Bohain-en-Vermandois, F. (Aisne) – Bd. II: 217 Bolzano > Bozen Bologna, I. (Emilia-Romagna) – Santo Stefano – Bd. II: 78–79 Bordeaux, F. – Bd. II: 214 Bourges, F. (Cher) – Bd. II: 54 Kathedrale Saint-Étienne, Bd. I: 37, 45; Bd. II: 62, 114 Bouvines, F. (Nord) – Bd. II: 86, 105 Boxgrove, GB. (West Sussex) Benediktiner Prioratskirche St. Mary and St. Blaise – Bd. II: 228 Bozen, Südtirol, h. Bolzano, I. (Trentino-Alto Adige) Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt – Westportal – Bd. II: 255, 256, 261, 265 Brindisi, I. (Apulien) – Bd. II: 78–79 Brixen, I. (Trentino-Alto Adige/Südtirol) – Bd. II: 110 Brașov > Kronstadt Brassó > Kronstadt Brügge, Blg. (Westflandern) – Stiftskirche St. Donatian – Bd. II: 102 Brüssel, Blg. – Bd. II, 74 Buda > Budapest Budapest Bd. II: 4, 10–11 Buda (Ofen) – Bd. II: 136, 240 Óbuda (Altofen) – Bd. II: 133 Denkmalamt – Bd. II: 167, 168, 205 Ungarische Akademie der Wissenschaften Geologisches und Geochemischen Forschungsinstitut – Bd. II: 239, 251, 255 Byzanz > Konstantinopel
Caen, F. (Calvados) Benediktinerabteikirche St.-Étienne – Bd. II: 228 Cafargamala, Is., h. Beit Jimal – Bd. II: 67 Calatrava, Sp. (Prov. Ciudad Real) Burg Calatrava la Veja – Bd. II: 105 Cambrai, F. (Nord) – Bd. II: 23, 79, 217 Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 35,218 Cambridge, GB. (Cambridgeshire) – Bd. II: 54 Canterbury, GB. (Kent) Erzbischöfliche Kathedrale – Bd. II: 59, 75, 88–90, 228 Carpentras, F. (Vaucluse) – Bd. II: 56 Cârța > Kerz Châlons-en-Champagne, F. (Marne) Stift Notre-Dame-en-Vaux – Bd. II: 242 Châlons-sur-Marne, F. (Marne) Nôtre-Dame-en-Vaux – Bd. I: 62; Bd. II: 134 Chalon-sur-Saône, F. (Saône-et-Loire) Kathedrale St.-Vincent – Bd. II: 159, 161, 165, 166, 170, 179, 184, 185, 204, 241 Charroux, F. (Allier) Ehem. Benediktinerabtei Saint-Sauveur – Bd. II: 78–79 Chartres, F. (Eure-et-Loir) - Bd. II: 23, 81, 96, 213, 217, 221 Kathedrale Notre-Dame – Bd. I: 21, 61; Bd. II: 20–21, 23–24, 30, 86, 111, 112, 116, 143, 156, 224, 247 Chermizy, F. (Aisne) – Bd. I: 61 Cimitile-Nola, I. (Campania), Kirche des hl. Felix – Bd. II: 80 Cincu > Großschenk Cisnădioara > Michelsberg Citeaux, F. (Côte-d‘Or), ehem. Zisterziensereabtei – Bd. II: 18 Clairvaux, F. (Aube), ehem. Zisterzienserabtei – Bd. II: 18 Clamecy, F. (Nièvre) – Bd. II: 217 Kollegiatstift St.-Martin (ehemals St.-Potentin) – Bd. II: 159, 161, 162, 170, 184, 217, 244 Cluny, F. (Saône-et-Loire) Kollegiatstift und Pfarrkirche Notre-Dame-des-Panneaux – Bd. II: 161 Ehem. Benediktierabtei – Bd. I: 64; Bd. II: 17 Coburg, D. (Oberfranken) – Bd. II: 123 Colombs, F. (Paris), ehem. Kloster – Bd. II: 44 Compiègne, F. (Oise), kaiserliche Pfalz Pfalzkapelle – Bd. II: 103 Condé-sur-l’Escaut, F. (Nord) – Bd. II: 217 Conques, F. (Aveyron) – Bd. II: 19 Coutances, F. (Manche) Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 88, 228 Damiette, Ä. – Bd. I: 13; Bd. II: 105, 110, 214, 217 Deáki, R. – Bd. II: 134 Den Haag, N. (Südholland) – Bd. II: 74 Deuil, F. (Val-d’Oise) Benediktinerpriorat St.-Eugène – Bd. II: 133 Diakovce > Deáki Diedenhofen (Thionville), F. (Moselle), kaiserliche Pfalz, Pfalzkapelle – Bd. II: 103 Dijon, F. (Côte-d’Or) Herzoglicher Palast – Bd. I: 32
Pfarrkirche Notre-Dame – Bd. I: 20–21, 25–26, 32, 43; Bd. II: 113, 156, 159, 161, 163, 164, 169, 170, 183, 227, 245, 246 Maison-des-Forges – Bd. II: 156 Donzy, F. (Nièvre) – Bd. II: 217 Drüggelte bei Soest, D. (Nordrhein-Westfalen – Bd. II: 79 Easby, GB. (North Yorkshire), ehem. Prämonstratenserkloster – Bd. II: 80–81 Eger, U. (Heves) – Bd. II: 214 Egres, eh. U. (K. Csanád), Igriş, R. Zisterzienserkloster hl. Maria – Bd. II: 133 Eichstätt, D. (Oberbayern) – Bd. II: 98 El-Tabgha, Is. (Galiläa) Kirche der Wunderbaren Brotvermehrung (Heptapegon) – Bd. II: 80 Ely, GB. (Cambridgeshire) Benediktinerabteikirche und Kathedrale St. Peter and St. Etheldreda – Bd. II: 228 Emmaus, Is. (Judäa) – Bd. II: 80 Englancourt, F. (Aisne) – Bd, II: 217 Erlau > Eger Essen, D. (Nordrhein-Westfalen Nonnenstiftskirche SS. Cosmas und Damian – Bd. II: 102 Esztergom (Gran, Ostrihom), U. (K. Esztergom) – Bd. II: 90, 216, 218, 221, 228, 254, Kathedrale St. Adalbert – Bd. II: 138, 225, 235, 236, 237 Bakócz-Kapelle – Bd. II: 246 Porta Speciosa – Bd. II: 236, 237, 238, 248, 254 ,260 Kapelle des Protomärtyrers St. Stephan – Bd. II: 8, 111, 112, 113, 117, 120, 137, 144, 145, 149, 162, 166, 167, 169, 216, 217, 245 Königlicher, später Erzbischöflicher Palast – Bd. II: 238, Königliche, später Erzbischöfliche Palastkapelle – Bd. I: 29, 30, 33; Bd. II: 132, 133, 134, 226, 228, Étampes, F. (Essonne), Notre-Dame – Bd. II: 98 Felsőörs, U. (K. Zala) Pfarrkirche Maria Magdalena – Bd. II: 134 Fontfroide, F. (Aude) Frankfurt, D. (Hessen) – Bd. II: 105 Franzensburg > Laxenburg Fünfkirchen (Pécs), U. – Bd. II: 218 Fulda, D. (Hessen), Benedktinerkloster – Michaelskirche – Bd. II: 78–79 Gârbova > Urwegen Gars am Kamp, Ö. (Niederösterreich), Pfarrkirche hl. Gertrud – Bd. II: 117 Gebel Adda, Ä. (Nubien), Friedhofskirche – Bd. II, 80 Genf, Sch. Kathedrale St.-Pierre – Bd. II: 228 Genua (Genova), I. (Liguria) – Bd. II: 214 Gerecse-Gebirge, U. – Bd. II: 110, 238, 239, 240, 248, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 258, 259, 260, 261 Germigny-des-Prés, F. (Loiret), Saint-Sauveur – Bd. II: 103 Gnesen (Gnieƶno), P. (Großpolen) – Bd. II: 240 Gnieƶno > Gnesen Goldenkron (Zlatá Koruna), B. – Bd. II: 125
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Goslar, D. (Niedersachsen), Pfalz – Bischofskapelle – Bd. II: 83 Stiftskirche St. Georg – Bd. II: 102 Göss bei Leoben, Ö. (Steiermark), Benediktinerkloster Michaelskapelle – Bd. II: 126 Gran > Esztergom Grandselve, F. (Tarn-et-Garonne) – Bd. II: 109 Graz, Ö. (Steiermark) Kunigundenkapelle – Bd. I: 29 Leechkirche – Bd. I: 29 Grossenlinden, D. (Hessen) Kirche St.-Peter – Bd. II: 238 Großschenk, (Nagysink), eh. U. (Königsboden), h. Cincu, R. ev. Kirche – Bd. II: 134 Guise, F. (Aisne) – Bd. II: 217 Gurk, Ö. (Kärnten), Dom Mariae Himmelfahrt – Bd. II: 119 Győr > Raab Gyulafehérvár > Karlsburg Hainburg, Ö. (Niederösterreich) – Bd. I: 14, 28 Halmagen, (Halmágy), eh. U. (Königsboden), h. Hălmeag, R. ev. Kirche – Bd. II: 150 Halmágy > Halmagen Hălmeag > Halmagen Hattin, Is. (Galiläa) – Bd. II: 73, 85 Heiligenkreuz, Ö. (Niederösterreich) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. I: 23; Bd. II: 107, 135, 221, 253, 254, 256 Klostergebäude – Bd. II: 221, 260 Kreuzgang – Bd. I: 30; Bd. II: 231, 232, 248, 259, 263 Helmarshausen, D. (Hessen) – Abteikirche – Bd. II: 77 Herford, D. (Nordrhein-Westfalen), Bischofskapelle – Bd. II: 83 Himberg, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 117 Hirsau, D. (Baden-Württemberg) Benediktinerabtei St. Peter und Paul – Bd. II: 17 Honnecourt-sur-Escaut, F. (Nord) – Bd. II: 217 Horn, Ö. (Niederösterreich) - Bd. II: 4, Hütteldorf > Wien Igriş > Egres Ihmindi, Ä. (Nubien) – Bd. II: 80 Imbach, Ö. (Niederösterreich) ehem. Dominikanerinnenkirche – Bd. II: 117 Istanbul > Konstantinopel Jaffa, Is, h. Tel Aviv-Jafo – Bd. II: 60 Ják, U. (K. Vas) Benediktinerabteikirche St.Georg – Bd. II: 136 Jánoshida, U. (K. Heves) Prämonstratenserstift St. Johannes der Täufer – Bd. II: 134 Jerusalem, Is. (Galiläa) – Bd. II: 16, 20, 25, 51, 52, 54, 56–57, 59–61, 65–67, 69, 70–71, 73–77, 81, 83, 85–87, 105, 213, 214, 237 Salomonischer Tempel – Bd. II: 60 Berg Sion (Syon, Zion) – 65–73, 84–86 Coenaculum – Bd. II: 7, 10, 14, 16, 61, 65, 68, 70–74, 76, 82–86
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Golgotha – Bd. II: 61, 68, 77, 78 Frankenkapelle – Bd. II: 60, 61 Ölberg – Bd. II: 78 Kalocsa, U. (K. Fejér) Dom St. Paul – Bd. II: 133 Kana, Is. – Bd. II: 214 Königskopf von Kalocsa – Karlsburg (Gyulafehérvár), eh. U. (K. Fehér), h. Alba Iulia, R. Dom St. Michael – Bd. II: 134, 136, 234 Karlsruhe, D. – Bd. I: 17 Kerc > Kerz Kerz, (Kerc), eh. U. (Fogaraschland), h. Cârța, R. Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 136, 144, 150 Kierling, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 215, 245 Kirchberg am Wechsel, Ö. (Niederösterreich) Pfarrkirche St. Wolfgang – Bd. II: 235 Kisdisznód > Michelsberg Kleinmariazell, Ö. (Niederösterreich) Benediktinerabtei hl. Maria – Bd. II: 136 Klingenberg (Zvíkov), B. königliche Burg – Bd. II: 228 Burgkapelle – Bd. I: 30, 33; Bd. II: 120, 228 Klosterneuburg, Ö. (Niederösterreich) – Bd. I: 15, 17, 23, 35, 36, 49, 50, 61, 72; Bd. II: 105, 106, 110, 115, 119, 120, 165, 179, 183, 215, 224, 240, 245 Augustiner Chorherrenstift hl. Maria – Bd. I: 10, 14, 16–19, 45, 48–49, 71–72; Bd. II: 4, 11, 117, 137, 143 Kreuzgang – Bd. II: 136 Babenbergerpfalz – Bd. I: 23, 41, 46; Bd. II: 8, 135, 138, 150–156, 161, 180, 181, 215, 232, 237, 248, 246 Capella Speciosa – Bd. I: 9, 11–14, 16–53, 60–61, 63–64, 67–68, 70, 72; Bd. II: 1, 3, 4, 7, 8, 10, 11, 13–16, 29, 30, 33, 36, 46, 85, 88, 101, 104, 106, 110–115, 117, 119, 120, 135, 137, 142, 143, 144, 147, 149, 150, 151, 154–156, 159, 165, 167, 169, 170, 171, 180–186, 204, 215–217, 227, 228, 230–232, 235, 237–240, 242–246, 248 Turris marmorea – Bd. II: 237 Kirche hl. Gertrud – Bd. II: 117 Stiftsarchiv – Bd. II: 4, 11, 15, 153, 155 Stiftsmuseum – Bd. II: 118 Konstantinopel, (Byzanz), h. Istanbul, T. – Bd. II: 22, 52, 54, 55, 72, 86, 101, 108, 109, 218 Hl. Johannes Prodromos-Kirche – Bd. II:101, 108 Hl. Segios und Bakchos, Hiofkirche – Bd. II: 101, 103 Bukoleon-Palast – Bd. II: 108 Hebdomon-Palast – Bd. II: 101, 108 Hormidas-Palast – Bd. II: 101 Konstanz, D. (Baden-Württemberg) – St. Mauritius – Bd.II: 77, 79 Kostanjevica > Landstrass Köln, D. (Nordrhein-Westfalen) St. Gereon – Bd. II: 36 St. Kunibert – Bd. II: 109 St. Ursula – Bd. II: 36 Krakau (Kraków), P. (Kleinpolen) Kathedrale St. Stanislaus und St. Wenzeslaus – Bd. II: 240 Sigismud-Kapelle – Bd. II: 240
Grabmal Kasimir III. der Große, König von Polen – Bd. II: 240 Krak des Chevaliers, Sy. – Bd. II: 213, 214 Kraków > Krakau Krems, Ö. (Niederösterreich) – Bd. I: 30; Bd. II: 136 Dominikanerkloster SS. Peter und Paul – Bd. II: 136 Gozzoburg – Bd. II: 136 Kremsmünster, Ö. (Oberösterreich) – Bd. I: 14; Bd. II: 106, 117, 118 Kronstadt, (Brassó), eh. U. (Burzenland), h. Braşov, R. Pfarrkirche St. Bartholomäus – Bd. II: 136, 144, 150 Krukenburg bei Helmarshausen, D. (Hessen) – Bd. II: 78 Laa an der Thaya, Ö. (Niederösterreich) Pfarrkirche St. Veit – Bd. II: 136 Lagny-sur-Marne, F. (Seine-et-Marne) Abteikirche Saint-Pierre – Bd. II: 24, 27, 111, 112 Landstraß, eh. Ö. (Krain), h. Kostanjevica, Sln. Pfarrkirche St. Jakob – Bd. II: 134 Laon, F. (Aisne) – Bd. I: 31; Bd. II: 214, Kathedrale Notre-Dame – Bd. I: 60–61; Bd. II: 40, 62, 98, 114, 133, 134, 138 Lausanne, Sch. Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 98, 228 Laxenburg, Ö. (Niederösterreich) – Bd. I: 17; Bd. II: 11, 110, 253, 256, 262 Franzensburg – Bd. I: 9–11, 16, 21, 22, 30, 31, 42, 53, 55, 64, 72; Bd. II: 180, 253 Kapelle – Bd. I: 24, 25, 30, 31, 42, 53, 56–59; Bd. II: 138, 156, 180, 181, 235, 237, 258, 259 Speisesaal – Bd. I: 17, 22, 25, 40, 42, 55–56, 65, 70; Bd. II: 138, 144, 156, 165, 171, 181, 235, 259 Portal des inneren Burghofes – Bd. I: 6, 39, 53–55, 61; Bd. II: 114, 138, 149, 180, 181, 230, 232, 235, 258 Lébény > Leiden Lefkoşa > Nikosia Lefkosía > Nikosia Leiden, (Lébény), U. (K. Moson) Benediktinerabteikirche St. Jakob – Bd. II: 134 Le Mans, F. (Sarthe) – Kathedrale Saint-Julien – Bd. II: 24, 27, 111 Leoben, Ö. (Steiermark), Dominikanerkirche – Bd. II: 117 Leslau, (Włocławek), P. (Kujawien) – Bd. II: 240 Leuze-en-Hainaut, Blg. (Hainaut) – Bd. II: 217 Liège > Lüttich Lilienfeld, Ö. (Niederösterrich) – Bd. II: 11, 106, 213, 214 Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. I: 23; Bd. II: 106 Stiftskirche – Bd. II: 108, 117, 135, 230, 231 Kreuzgang – Bd. I: 30; Bd. II: 136, 229–231, 232, 248, 254, 255, 256, 260, 264 Limoges, F. (Haute-Vienne) – Bd. II: 213, 214 Lincoln, GB. (Lincolnshire) – Bd.II: 79 Kathedrale hl. Maria – Bd. II: 228, 229 Lippa (Lipova), R. (Arad) – Bd. II: 233–234 Ljubljana, Sln. – Bd. I: 41 London, GB. – Bd. II: 36 Westminster Abbey, königliche Palastkapelle – Bd. II: 90 Longpont, F. (Aisne), ehem. Zisterzienserabtei –Bd. II: 18, 24
Lucheux, F. (Somme), Palast – Bd. II: 156 Lüttich, (Liège), Blg. (Liège) – Bd. II: 102 Johanneskirche – Bd. II: 102 Magdeburg, D. (Sachsen-Anhalt) – Bd. II: 133 Dom St. Mauritius und Katharina – Bd. II: 35 Mainz, D. (Rheinland-Pfalz) – Bd. II: 96 Dom – Bd. II: 96 Bischofskapelle – Bd. II: 83 Mantes, F. (Yvelines), Kollegiatsstiftskirche – Bd. II: 98 Mantua, I. (Lombardei) – Bd. II: 22 Marburg, D. (Hessen) Elisabethkirche – Bd. II: 126, 218, 229 Burg – Schlosskapelle hl. Katharine – Bd. II: 229 Marchegg, Ö. (Niederösterreich), Pfarrkirche hl. Margarete – Bd. II: 117 Margat, Sy. – Bd. II: 214 Marienbaum, D. (Xanten), ehem. Brigittenkloster – Bd. II: 36 Martinsberg > Pannonhalma Mautern, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 107 Meaux, F. (Seine-et-Marne) Bischofskapelle – Bd. I: 29 Meissen, D. (Sachsen) – Bd. II: 94 Melk, Ö. (Niederösterreich) – Bd. I: 49 Merseburg, D. (Sachsen-Anhalt) – Bd. II: 98 Messina, I. (Sizilien) – Bd. II: 107 Mettlach an der Saar, D. (Saarland) – Bd. II: 103 Metz, F. (Moselle) – Bd. II: 23,96 Metz-le-Comte, F. (Nièvre) – Bd. II: 217 Michelsberg, (Kisdisznód), eh. U. (Königsboden), h. Cisnădioara, R. ev. Kirche – Bd, II: 134 Monošter > Sankt Gotthard Montefiascone, I. (Latium), Bischofskapelle – Bd. II: 83 Mont-Valérien, F. (Hauts-de-Seine) – Bd. II: 86 Morimond, F. (Haute-Marne), ehem. Zisterzienserabtei – Bd. II: 18 Muizen, Blg. (Antwerpen) – Bd. II: 102 Mühlbach, (Szászsebes), eh. U. (Königsboden), h. Sebeş, R. – Bd. II: 150 Münster, D. (Nordrhein-Westfalen) – Bd. II: 213 Münzenberg D. (Hessen) – Bd. II: 123 Nag’ el-Scheima, Ä. (Nubien) – Bd. II: 10 Nagysink > Großschenk Naumburg, D. (Sachsen-Anhalt) – Bd. II: 91; Bd. II: 94, 213 Dom St. Peter und Paul – Bd. I: 30, 33, 45–46; Bd. II: 91–98, 112, 115, 117 Nazareth, Is. (Galiläa) – Bd. II: 60 Neutra (Nyitra, Nitra), Slk. (Nitriansky kraj) – Bd. II: 215 Neuvy-Saint-Sépulchre, F. (Indre) – Bd. II: 77, 79 Nevers, F. (Nièvre) – Bd. II: 214, 217 Kathedrale St.-Cyr-et-Ste.-Juliette – Bd. II: 165, 179, 184, 185, 186 New York, USA – Bd. II: 219 Nijmegen > Nymwegen Nicosia, (Lefkosía, Lefkoşa), Z. – Bd. II: 75 Noyon, F. (Oise) – Bd. II: 96 Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 18, 24, 62, 75, 156 Erzbischöfliche Kapelle – Bd. I: 25, 43; Bd. II: 83 Nösen > Bistritz / Nösen
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Nürnberg, D. (Mittelfranken) – Bd. II: 108, 110 Nymwegen, (Nijmegen), N. (Gelderland), Pfalz – Bd. II: 102 St. Nikolauskirche – Bd. II: 102 Óbuda > Budapest Ócsa, U. (K. Pest) Prämonstratenserstiftskirche – Bd. II: 134, 135 Ofen > Budapest Olèrdola, Sp. (Barcelona) Orbais, F. (Marne) Abteikirche St.-Pierre – Bd. II: 24, 27, 34 Orontes Fluss, (Naher Osten) – Bd. II: 101 Ostrihom > Esztergom Ottmarsheim, F. (Haut-Rhin), Marienkirche – Bd. II: 102 Oviedo, S. (Asturia), Cámara santa –Bd. II: 84, Oxford, GB. (Oxfordshire) – Bd. II: 79 Paderborn, D. (Nordrhein-Westfalen) – Bd. II: 77, 79 SS. Petrus und Andreas (Busdorfkirche) – Bd. II: 79 Palera > S. Maria de Palera Pannonhalma, (Martinsberg), U. (K. Győr) Benediktinerabtei St. Martin – Bd. II: 4, 7, 11, 130, 137, 139, 140–148, 161, 162, 164, 165, 167, 168, 171, 172, 176–179, 185–187, 191, 196–198, 198, 202–207, 209, 211, 212, 215, 224, 232–235, 239, 241, 246, 247, 254, 261 Porta Speciosa – Bd. II: 4, 134, 149, 187, 190, 192, 193–195, 200, 201, 204, 205, 208, 210, 215, 216, 224, 234, 239, 240, 241, 243, 265 Paris, F. – Bd. I: 31, 44–45; Bd. II: 4, 14, 18–19, 21–22, 43, 53–54, 58, 63–64, 79, 83, 90, 120, 137, 182, 183, 214, 215, 242 Kathedrale Notre-Dame – Bd. I: 20, 44–45, 61; Bd. II: 14, 24, 28, 36, 37, 51, 62, 64, 74–75, 83–85, 114, 144, 156, 182 Bischofskapelle – Bd. II: 36, 37, 83, 84 Sainte-Chapelle – Bd. I: 13, 32; Bd. II: 14, 16, 27–30, 47–64, 85–87, 90, 96–97, 100, 113, 116, 120 Saint-Germain-des-Près, Benediktinerabtei, Marienkapelle – Bd. II: 24, 27, 29, 30, 50, 61–62, 111, 116 Saint-Martin-des-Champs, Cluniazenserpriorat – Bd. II: 19 Nationalbibliothek – Bd. II: 131, 219, 222, 223 Musée national des Monuments Français – Bd. II: 86, 189 Passau, D. (Niederbayern) – Bd. I: 14, 15, 23; Bd. II: 106, 108, 120, 215, 244 Pásztó, U. (K. Heves) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 133 Pavia, I. (Lombardei) – Bd. II: 214 S. Lanfranco – Bd. II: 79 Pershore, GB. (Worcestershire) Benediktinerabteikirche Holy Cross and St. Edburgha – Bd. II: 228 Petronell, Ö. (Niederösterreich). Pfarrkirche hl. Petronilla – Bd. II: 118 Pforta, D. (Sachsen-Anhalt), ehem. Zisterzienserstiftskirche – Bd. II: 99, 112 Piesting, Ö (Niederösterreich) – Bd. II: 123 Pilis, U. (K. Pilis) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 133, 134, 221, 223, 247 Gertrud-Tumba – Bd. II: 134, 221, 223–225, 24, Grabplatte mit Ritterfigur – Bd. II: 221
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Plaß, (Plasy), B. ehem. Zisterzienserabtei – Bd. II: 125 Plasy > Plaß Pontigny, F. (Yonne), ehem. Zisterzienserabtei – Bd. II: 18, 23, 116, 117 Poschega (Pozsega, Požega), Sln. – Bd. II: 136 Prag, (Praha), B. – Bd. II: 97 Agneskloster, Klarissen- und Minoritenkloster – Bd. II: 116, 136 Salvatorkirche – Bd. II: 116 Praha > Prag Prázsmár > Tartlau Prejmer > Tartlau Primis > Qasr Ibrim Qasr el-Wizz, Ä. (Nubien), ehem. koptisches Kloster – Bd. II: 80 Qasr Ibrim, (Primis), Ä. (Nubien), mittelalterliche Festung – Bd. II: 80 Quimperlé, F. (Finistère) – Bd. II: 78 Raab, (Győr, Ráb), U. (K. Győr) – Bd. II: 239 Ráb > Raab Rauheneck , Ö. (Niederösterreich) – I.28 Ravenna, I. (Emilia-Romagna) S.Vitale – II: 101, 102 Regensburg, D. – Bd. II: 215, 244 Dom St. Peter – Bd. I: 33 Reichenau, D. (Baden-Württemberg) – Bd. II: 17 Reims, F. (Marne) – Bd. I:44, 45; Bd. II: 4, 14, 16, 24, 34, 40, 44, 48, 63–64, 86, 96–97, 100, 120, 131, 137, 179, 187, 188, 192, 206, 212–214, 217, 238, 242, 244 Kathedrale Notre-Dame – Bd. I: 11–12, 20–21, 33, 36–37, 43, 45, 60, 62; Bd. II: 8, 14, 16, 24, 28–29, 32–36, 38, 40–43, 48–49, 63–65, 85, 97, 98, 99, 112–115, 131, 187–196, 198, 199, 201, 202, 204, 205, 207–212, 224, 225, 241, 242, 243 Gerichtsportal – Bd. II: 209 Benediktinerabtei St.-Remi – Bd. I: 11, 25, 29–30, 32–33, 36, 43, 60; Bd. II: 20, 27–34, 36, 41–43, 48–49, 59, 64, 86, 112–115, 243 Benediktinerabtei Sainte-Nicaise – Bd. II: 34, 112 Erzbischöfliche Kapelle, oben St.-Nicolas, unten St-Jacques – Bd.I: 43, 45; Bd. II: 24, 28–30, 38–42, 47–49, 64, 85–86 Rieti, I. (Lazio) – Bd. II: 214 Rieux, F. (Marne) Pfarrkirche St.-Laurent – Bd. II: 241-243 Rom, (Roma), I. (Lazio) – Bd. II: 57, 78–79, 107, 213 S. Stefano Rotondo – Bd. II: 78, 79 Lateran – Bd. II: 109 S.Giovanni in Laterano – Bd. II: 107, 215 Roma > Rom Rouen, F. (Seine-Maritime) Kathedrale Notre Dame de l’Assomption – Bd. II: 88 Royaumont, F. (Val-d‘Oise), ehem. Zisterzienserabtei – Bd. II: 18 Rozay-en-Brie, F. (Seine-et-Marne), Église de la Nativité – Bd. II: 114 Sacy, F. (Yonne) Kirche St.-Jean-Baptiste – Bd. II: 165 Saint-Denis, F. (Seine-Saint-Denis) Benediktinerabtei St.-Denis – Bd. II: 18, 25, 30, 46, 58–59, 64, 113, 228 Saint-Germain-en-Laye, F. (Yvelines) – Bd. II: 53
Schlosskapelle – Bd. I: 32; Bd. II: 27, 29–30, 36, 44–47, 64, 111113, 115, 116 Saint-Germer-de-Fly, F. (Oise) – Ehem. Benediktinerabteikirche St.-Germer – Bd. II: 29–30, 62–64, 111, 116, 156 Saint-Julien-du-Sault, F. (Yonne) – Bd. II: 112 Salisbury, GB. (Wiltshire) Kathedrale hl. Maria – Bd. II: 228 Salzburg, Ö. (Salzburg) – Bd. II: 110, 119, 240, 250, 251, 255 Dom hll. Rupert und Virgil - Bd, II. 110 Franziskanerkirche hl. Maria – Südportal – Bd. II: 254, 260 Benediktiner-Erzabtei St. Peter – Westportal – Bd. II: 254,2 60 Samaria, Is. (Sebaste, Zentralpalästina) – Bd. II: 109 San Germano, I., (Frosinone) – Bd. II: 110 Sankt Gotthard (Szentgotthárd, Monošter), U. (K. Vas) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 133 Sankt Paul im Lavanttal, Ö. (Kärnten) Benediktinerabtei St. Paul – Bd. II: 134 Sankt Pölten, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 106 ehem. Augustiner Chorherrenstift – Bd. II: 118, 135 S. Mária de Narranco bei Oviedo, Sp. (Asturia) – Bd.II: 84
Spalato, (Split), K. (Dalmatien) – Bd. II: 105, 213, 215, 246 Speyer, D. (Rheinland-Pfalz), Bischofskapelle – Bd. II: 83 Split > Spalato Starhemberg, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 123-125 Stein, Ö. (Niederösterreich) Minoritenkirche St. Ulrich – Bd. II: 136 Steinfeld in der Eifel, D. Prämonstratenserkloster, Bd. II: 36 Stuttgart, D. Universität Stuttgart – Bd. I: 10, 41 Süttő, U. (K. Esztergom) – Bd. II: 239 Szászorbó > Urwegen Szászsebes > Mühlbach Szeged, (Szegedin), U. (K. Csongrád) Franziskaner-Observantenkirche von Unterstadt – Bd. II: 233 Szegedin > Szeged Szentgotthárd > Sankt Gotthard
S. Mária de Palera, Sp. (Girona) – Abteikirche Sant Sepulcre – Bd. II: 78 Schambeck > Zsámbék Schlettstadt, (Sélestat), F. (Bas-Rhin) – St. Fides – Bd. II: 78 Schöngrabern, Ö. (Niederösterreich) Filialkirche hl. Maria – Bd, II: 135 Sebeş > Mühlbach Seckau, Ö. (Steiermark) – Bd. II: 107 See Genezareth, Galiläisches Meer bzw. See von Tiberias, Is. – Sées, F. (Orne) Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 86, 228 Segovia, S. (Kastilien) – San Sepolcro – Bd. II: 78–79 Sélestat > Schlettstadt Semur-en-Auxois, F. (Côte-d’Or) Benediktinerpropsteikirche Notre-Dame – Bd. II: 156, 159, 164, 165, 170, 171, 184 Portail des Bleds – Bd. II: 165 Senj > Zengg Senlis, F. (Oise), Kathedrale Notre-Dame – Bd. II: 24, 27, 62 Sens, F. (Yonne) – Bd. II: 14, 30, 41–43, 52–53, 64, 88, 90, 111, 115, 156, 242 Kathedrale St.-Ètienne – Bd. II: 86 Viktorinerabtei St.-Jean – Bd. I: 45, 60; Bd. II: 31, 42, 90, 113 Sevilla, Sp. – Bd. II: 22 Soissons, F. (Aisne) Kathedrale St.-Gervais-et-Protais – Bd. I: 60; Bd. II: 24, 40, 133, 156 Somogyvár, U. (K. Somogy) Benediktinerabtei St. Ägidius – Kreuzgang – Bd. II: 133 Sopronhorpács, U. (K. Sopron) Augustiner Chorherrenstift St. Peter – Bd. II: 136
Thionville > Diedenhofen Tiberias, Is. (Galiläa) – Bd.II: 80 Tihany, U. (K. Zala) Benediktinerabtei St. Anianus von Orléans – Bd. II: 214 Tischnowitz (Tišnov), B. (Mähren) Zisterzienserabtei Porta Coeli – Bd. II: 136, 232 Tišnov > Tischnowitz Tonnerre, F. (Yonne) – Bd. II: 214, 217 Torres del Río – S. (Navarra) – S. Sépulcre – Bd. II: 79 Toulouse, F.( Haute-Garonne) – Bd. II: 70, 218 Tours, F. (Indre-et-Loire) – Bd. II: 59 Trifels, D. (Rheinland-Pfalz) – Bd. II: 104 Tripolis, L. (Tripolitanien) – Bd. II: 213 Trondheim, Nor. erzbischöfliche Kathedrale – Bd. II: 228 Troyes, F. (Aube) – Bd. II: 242 Kathedrale St.-Pierre – Bd. II: 228 St.-Urbain, päpstliche Stiftskirche – Bd. II: 112 Tulln, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 106 Karner – Bd. II: 136 Türje, U. (K. Zala) Prämonstratenserstiftkirche hl. Maria – Bd. II: 136
Taverny , F. (Val-d’Oise), Prioratskirche Nôtre-Dame-de-l`Assomption – Bd. II: 114 Tardos, U. (K. Esztergom) – Bd. II: 238, 239 Tartlau, (Prázsmár), eh. U. (Burzenland), h. Prejmer, R. ev. Kirche – Bd. II: 136
Urwegen, (Szászorbó), eh. U. (Königsboden), h. Gârbova, R. – Bd. II: 150 Utrecht, N. – Bd. II: 213 Vác > Waitzen Vaucelles, F. (Nord) – Bd. II: 217 ehem. Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 23 Venedig, (Venezia), I. (Venetien) – Bd. II: 22, 52, 57 Venezia > Venedig Verona, I. (Venetien) – Bd. II: 238, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256 Vértesszentkereszt, U. (K. Fejér) Benediktinerabtei hl. Kreuz – Bd. II: 134
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Veszprém, (Wesprim / Weißbrunn, ), U. (K. Veszprém) – Bd. II: 218 Kathedrale St. Michael – Bd. II: 214 Gisela-Kapelle – Bd. II: 136, 150 Villeneuve-d‘Aveyron, F. (Aveyron) – Prioriatskirche Sainte-Sépulchre – Bd. II: 77–79 Villeneuve-l‘Archevêque, F. (Villeneuve-l‘Archevêque) – Bd. II: 52 Villeneuve-sur-Yonne, F. (Yonne) königliche Stifts- und Pfarrkirche Notre-Dame-de-l’Assomption – Bd. I: 45, 60; Bd. II: 29, 36, 41–43, 112, 113, 115, 165 Waidhofen an der Ybbs, Ö. (Niederösterreich) – Bd. II: 256 Waitzen (Vác), U. (K. Nógrád) – Bd. II: 215 Wartburg, D. (Thüringen) – Bd. II: 123 Washington, USA (D.C.) – Bd. II: 66 Weißbrunn > Veszprém Wels, Ö. (Oberösterreich) – Bd. II: 106 Pfarrkirche h. St. Johannes Evangelist – Bd. II: 135 Wesprim > Veszprém Westminster > London Wien, Ö. – Bd. I: 15, 18, 24, 30; Bd. II: 3, 4, 10, 103, 104, 106, 107, 251 Pfarrkirche St. Stephan – Bd. II: 107, 118 Hofpfarrkirche St. Michael (Michaelerkirche) - Bd. II: 107, 136 Dominikanerkirche – Bd. II: 117 Minoritenkirche – Bd. II: 117 Kirche des Schottenstiftes – Bd. II: 117, 118, 120 Technische Universität Wien – Bd. I: 10, 12, 41, 63, 70, 73 Universität Wien – Bd. I: 34; Bd. II: 28, 39, 48, 49, 58, 74, 91, 103 Hütteldorf, Nikolauskapelle – Bd. II: 118 Wiener Neustadt, Ö. (Niederösterreich) Liebfrauenkirche – Bd. II: 118, 119, 136 Wildenberg, D. (Niederbayern) – Bd. II: 123 Wilhering, Ö. (Oberösterreich) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 135 Wimpfen im Tal, D. (Baden-Württemberg) – Bd. I: 35; Bd. II: 123 Włocławek > Leslau Worcester, GB. (Worcestershire) Benediktiner Prioratskirche und Kathedrale – Bd. II: 228 Würzburg, D. (Unterfranken) – Bd. II: 72,98 Xanten, D. (Nordrhein-Westfalen) – Domkirche St. Viktor – Bd. II: 35 Zeitz, D. (Sachsen-Anhalt) – Bd. II: 94 Zengg (Senj), K. – Bd. II: 215 Zirc, U. (K. Veszprém) Zisterzienserabtei hl. Maria – Bd. II: 133 Zlatá Koruna > Goldenkron Znaim, Ts. (Mähren) – Bd. I: 29 Znojmo > Znaim Zsámbék, (Schambeck), U. (K. Pest) Prämonstratenserstift St. Johannes der Täufer – Bd. II: 135, 234 Zvíkov > Klingenberg Zwettl, Ö. (Niederösterreich) Zisterzienserabtei hl. Maria – Kreuzgang und Brunnenhaus – Bd. I: 30, 70; Bd. II: 135, 254, 255, 256, 260, 264
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Bildnachweis Teil 1 Abb. I.1: Stiftsarchiv Klosterneuburg, PZ 1030 A Abb. I.2: Dimier / Porcher 1974, 47 Abb. I.3: Kimpel / Suckale 1985, 523, Abb. 516 Abb. I.4: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.5: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 114 Abb. I.6: Legner 1995, 160, Abb. 63 Abb. I.7: Schenkluhn 1991, 151, Abb. 106 Abb. I.8: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1993, Bd. 3, Taf. 7 Abb. I.9: King 1893, Bd. 3, Taf. 83 Abb. I.10: Hacker-Sück 1962, 236, Fig. 20 Abb. I.11: Weiss 1998, 27, Fig. 10 Abb. I.12: Kimpel / Suckale 1985, 397, Abb. 414 Abb. I.13: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.14: Cohen 2015, Pl. III Abb. I.15: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 2, 426–427, Fig. 1 und 2 Abb. I.16: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.17: Cohen 2015, Pl. V Abb. I.18: Foto: © Mario Schwarz Abb. I.19: Legner 1995, 89, Abb. 24 Abb. I.20: La France de Saint Louis 1970, 43, Cat. 42. Abb. I.21: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.22: Sauerländer 2007, 135, Fig. 12 Abb. I.23: Sauerländer 2007, 134, Fig. 11 Abb. I.24: Kroll 1983, 420, Abb. 240 oben Abb. I.25: Kroll 1983, 420, Abb. 240 unten Abb. I.26: Plommer 1982, 150 Abb. I.27: Enlart 1927, Taf. 109, Abb. 340. Abb. I.28: Enciclopedia Italiana, Bd. 6, 576 Abb. I.29: Foto: © Mario Schwarz Abb. I.30: Foto: © Mario Schwarz Abb. I.31: Coüasnon 1974, Taf. VIII Abb. I.32: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.33: Foto: © John Armagh (2014) Wikimedia Commons / CC-BY-SA-4.0 Abb. I.34: Foto: © David Iliff (2014) Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 Abb. I.35: Schubert 1984, 164, Abb. 4 Abb. I.36: Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Bildarchiv Naumburg, Foto: © Matthias Rutkowski Abb. I.37: Kubach / Elbern 1968, 50, Fig. 15 Abb. I.38: Untermann 1989, 89, Fig. 52 Abb. I.39: Krautheimer 1965, Fig. 64 Abb. I.40: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.41: Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien Abb. I.42: Mango 1975, 101, Abb. 110 Abb. I.43: Kimpel / Suckale 1985, 512, Abb. 501 Abb. I.44: Kimpel / Suckale 1985, 519, Abb. 509 Abb. I.45: Dimier / Porcher 1974, 300 Abb. I.46: Dimier / Porcher 1974, Abb. 117 Abb. I.47: Foto: © Stiftsmuseum Klosterneuburg Abb. I.48: NÖ Landesbibliothek, Topographische Sammlung
Teil 2 Abb. II.1: Barnes 2009, Color Plate 23 Abb. II.2: Foto: © Gergely Tolnai Abb. II.3: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.4: Takács 1996a, 32, Abb. 1 Abb. II.5: Nach Mons Sacer 1996, Bd. I, unpag. Beilage Abb. II.6: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.7: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.8: Máthes 1827, Taf. IV Abb. II.9: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.10: Foto: © Attila Mudrák Abb. II.11: Foto: © Tamás Török Abb. II.12: Paradisum Plantavit 2001, 283, Abb. 10 Abb. II.13: Mons Sacer 1996, Bd. 1, 203, Abb. 51 Abb. II.14: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.15: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.16: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.17: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.18: Stiftsarchiv Klosterneuburg Abb. II.19: Stiftsarchiv Klosterneuburg Abb. II.20: Kimpel / Suckale 1995, 309, Abb. 316 Abb. II.21: King 1893, Bd. 1, Taf. 31
Abb. II.50: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.51: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.52: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.53: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.54: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.55: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.56: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.57: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.58: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.59: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.60: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.61: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.62: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.63: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.64: Zeichnung: © Tibor Rostás Abb. II.65: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.66: Foto: © Tibor Rostás
Abb. II.22: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.23: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 154, Fig. 88 Abb. II.24: Foto: © Dániel Véri Abb. II.25: Foto: © Gemeinde Clamecy Abb. II.26: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 137, Fig. 78 Abb. II.27: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.28: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.29: Foto: Stephen Murray. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.30: Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4300 Abb. II.31: Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4257 Abb. II.32: Foto: © Dániel Véri Abb. II.33: Zeichnung: © Tibor Rostás Abb. II.34: Aufmaß: © Aliz Vincze Abb. II.35: Foto: © Dániel Véri Abb. II.36: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 1, 42, Fig. 5 Abb. II.37: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.38: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.39: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.40: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.41: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.42: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.43: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.44: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.45: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.46: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.47: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.48: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.49: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology
Abb. II.67: Foto: © Dániel Véri Abb. II.68: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.69: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.70: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.71: Foto: Zachary Stewart. © Mapping Gothic France, The Trustees of Columbia University, Media Center for Art History, Department of Art History & Archaeology Abb. II.72: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.73: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3729 Abb. II.74: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3690 Abb. II.75: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3385 Abb. II.76: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3386 Abb. II.77: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3383 Abb. II.78: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.79: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.80: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.81: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.82: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4001 Abb. II.83: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.84: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 4030 Abb. II.85: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.86: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.87: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.88: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.89: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.90: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.91: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.92: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 8, Abb. 3378
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Abb. II.93: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.94: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.95: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.96: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.97: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2553 Abb. II.98: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.99: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.100: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2546 Abb. II.101: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2265 Abb. II.102: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.103: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2273 Abb. II.104: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2228 Abb. II.105: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.106: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.107: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.108: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2639 Abb. II.109: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2379 Abb. II.110: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2372 Abb. II.111: Foto: © Attila Mudrák Abb. II.112: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2512 Abb. II.113: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2545 Abb. II.114: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.115: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.116: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2909 Abb. II.117: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.118: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2539 Abb. II.119: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.120: Denkmalamt, Budapest, Planarchiv, Inv. Nr. R.4298 Abb. II.121: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2650 Abb. II.122: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.123: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.124: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.125: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.126: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2341 Abb. II.127: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.128: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2153 Abb. II.129: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.130: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2311 Abb. II.131: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2828 Abb. II.132: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.133: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 7, Abb. 2310 Abb. II.134: Zeichnung: © Tibor Rostás auf dem Grundriss in Bony 1983, 266, Abb. 248 Abb. II.135: Barnes 2009, Color Plate 6 Abb. II.136: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.137: Barnes 2009, Color Plate 33 Abb. II.138: Barnes 2009, Color Plate 9 Abb. II.139: © Bildarchiv Foto Marburg, Bilddatei-Nr. fm1105338 Abb. II.140: Hamann-Mac Lean / Schüssler 1996, Bd. 5, Abb. 478 Abb. II.141: Menclová 1972, Bd. 1, 228, Abb. 318 Abb. II.142: Menclová 1972, Bd. 1, 229, Abb. 321 Abb. II.143: Bachmann 1941, Abb. 65 Abb. II.144: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.145: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.146: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.147: Christliches Museum, Esztergom, Inv. Nr.: 96.1286. (Foto: © Attila Mudrák)
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Abb. II.148: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 152, Fig. 86 Abb. II.149: Viollet-le-Duc 1854–1868, Bd. 4, 152, Fig. 87 Abb. II.150: Foto: © Tibor Rostás Abb. II.151: Branner 1960, 61, Fig. 17