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German Pages 103 [120] Year 1933
FRANZ DORNSEIFF
DIE ARCHAISCHE MYTHENERZÄHLUNG
Franz Dornseiff
DIE ARCHAISCHE MYTHENERZÄHLUNG Folgerungen aus dem h o m e r i s c h e n Apollonhymnos
Walter de Gruyter 8c Co. vormals G.J. Göschen'sche Verlagshandlung / J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J. Trttbner / Veit & C o m p .
Berlin und Leipzig 1933
Archiv-Nr. 34 26 33 Druck von Walter de Qruyier & Co.. Berlin W 10
Der Universitätsbibliothek Berlin von einem dankbaren Gast.
Inhalt Seite
I. Der homerische Apollonhymnos: die Unteilbarkeit des Gedichts i II. Die Form des Apollonhymnos und die Beziehungen zu Stesichoros. Das Geheimnis der Sphragis 16 III. Folgerungen für Homer, Hesiod, 'Atnrl;, Hymnen, Theognis 43 IV. Folgerungen für die Chorlyrik: Stesichoros, Pindaros, Aischylos. Schwarzfigurige und rotfigurige Mythenerzählung 54 V. Kallimachos Anhang 1: Die Priamel von der Schönheit dieser Welt
75 78
Anhang 2: Sophistische iralywta bei Herodot
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Namen. Sachen. Stellen
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Der Hymnos in deutscher Übersetzung
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I
Der homerische Apollonhymnos: die Unteilbarkeit des Gedichts. Der homerische Apollonhymnos ist 1749 von dem Holländer Ruhnken in zwei Teile getrennt worden, die zu verschiedener Zeit an zwei verschiedenen Orten, Delos und Delphi, entstanden seien. Dagegen haben sich wenige gewandt (Gemoll, K u j p e r , Ludwich, Camillo Cessi), ohne E r f o l g : die allgemeine herrschende Meinung ist für die Teilung. Neuerdings haben namhafteste Erklärer wie Wilamowitz 1 und Bethe 2 sich nicht nur die Teilung zu eigen gemacht, sondern, wie Wilamowitz, den zweiten Teil für die spätere Fortsetzung eines Stümpers erklärt oder gar wie Bethe geschrieben: »Der zweite, von Reiske (lies: Ruhnken) mit Unrecht verselbständigte Teil des Apollonhymnos 179—546 ist niemals ein einheitliches Gedicht gewesen, geschweige denn Nachahmung des ersten Teils, sondern ist eine absichtlich unverbunden gelassene Zusammenstellung von nicht zusammengehörigen Stücken« oder wie es S. 25 heißt: »absichtlich ohne Retusche einfach als Material, das aufbewahrt werden sollte, hintereinander hingeschrieben«. Nun, sehen wir zu. D a s Gedicht fängt in lebhaftestem Zeitmaß an und schildert d a s wilde Erstauftreten des Apollon auf dem Olymp. Die Götter fliehen erschreckt vor seinem gegen sie gerichteten Bogen. S o wird ausgemalt, daß der Gott auch bei den übrigen Göttern eine große Stellung hat. M v r | C T O N A I o06£ Aaöcopai 'ATTÖAAOOVOS EKCCTOIO, öv TE 6EO1 KccTct Scopa Aiös Tpoueoucriv IÖVTCC Kai pa T' ävaicrcrouCTiv ¿Tri o^eSöv Ip/opsvoio TT&VTES a|KCV x e ip £ 0 ' 0 ' l v ¿Aoöaa TÖ£OV avEKpE|IACTE irpö? Kiova irarpös ¿ 0 T 0 Trao-adXou EK X P ^ ^ E O U - TÖV 6 ' EIS öpovov EICTEV a y o u a a . ') Die Ilias und Homer. Berlin 1916, 440 ff. Pindaros. Berlin 1922, 74. ) Der homerische Apollonhymnos und das Prooimion. Ber. Verhh. sächs. Akademie 83/1931. 2
D o r n i c i f f , MythenerzähluDg.
I
2
I. Kapitel
-reo 8' apa v^KTap eScoke Trotrf)p Settoi xPUCT£icP S e i k v ü u e v o s Ooiße tidAicrr' ¿mTipireai fjTop, fvöa TOI ¿AKExfrcöves 'IdcovES fiyepöJovTcci aurois o w (auTOlaiv Ziegler) TrafSeCTcn Kai al8oii]s dAöxoicrtv. •) Wilamowitz 448, 2. ») »Unsinnig« Bethe 22, der auch im nächsten Vers vi^aous Kai fivepas »nicht erklärt, nicht erklärbar« nennt. Was ist daran rätselhaft? Auf Delos sind nur ein paar Menschen. Wenn Apollon unter Menschen will, muß er übersetzen nach Naxos, Paros usw. Dieser Apollon liebt überhaupt die Berge, die die Menschen damals nie besteigen. Oben auf den Bergen sind eben die Götter, da ist es unheimlich, die Menschen gehen da nicht hin. Mit dem Olymp ist es in der Hinsicht nicht anders als mit dem Mount Everest. v. Andrian, Höhencultus. Wien 1891. S. unten S. 12. 3) »Konfuse Verse« Bethe 21, Mitte. Aber am Ende der Seite sind sie »klar«. 4) Thukydides läßt die Priamel weg und beginnt sein Zitat mit 146, in einer Textgestalt, die das ermöglicht. Ob das eigne Herrichtung oder überlieferte Lesart oder Gedächtnisfehler ist, läßt sich nicht ausmachen, es kommt auch nichts darauf an.
I. Kapitel
8
XAL 6PXN0|I KAI äoiSfj TipiTouaiv, STOV cnT|crcovTai D Y W V A . 9a{ii K' äöavdrous KAI DYIIPCOS EWIEVAI ATEI 6s TOT' ¿rravTidaei' OT' 'IdovES döpöoi EIEV OL 6£ CTE MR/IIOCXITL
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TroAAd.
Dazu kommt der Gesang der Mädchen. Es ist Chorgesang, Tanz ist nicht genannt, muß aber wohl angenommen werden, denn dafür sind die Deliaden berühmt. Er fängt an mit einem Prooimion auf Götter. Dann singen sie von alten Männern und Frauen (Heroen). Das ist besonders schön, denn sie verstehen sich darauf, die Laute aller Menschen unter Kastagnettenklappern nachzuahmen; jeder möchte sagen, daß er selber rede 156—164, irpös 8£ T66E p£ya öaüna, 6ou KX£OS oihroT* ÖXEITOT, Koupai AriXidSes 'EKotTtiPeAerao Oepörnvar ai T* ETTSL ap TTpCÖTOV H(=V ATTÖÄXCOV' ÜllVT|CTCOt7lV, aOris 8' aO AT^TOO TE Kai "APTEHTV iox&npav, HVTiad^Evai öA' dvÖpcoTrcov. irdvTeov 8' dvöpcoTrcov 9v piUEiaö' iaacriv • ) Daß bei Pindar Pyth. 8, 15 Porphyrion, der größte der Giganten (ßaaiAevj, vgl. Boreas Pyth. 4, 181 als ßaaiAeu; Avipcov), von Apollon erschossen wird, könnte eine Abweichung von der alten Version sein.
Gigantomachie und Typhonkampf
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altbezeugt durch Pindar TluO. 4,181). Als die Götter ihn herannahen sehen und vor allem hören, verwandeln sie sich in Tiere und nehmen Reißaus nach Ägypten Zeus schleudert erst aus der Ferne, dann aus der Nähe Blitze gegen ihn. Als er ihn für sturmreif hält, greift er ihn am syrischen Kasis mit der dpTrt] an und verwundet ihn damit. Diese Hippe ist ein altes Familienstück, mit ihr wurde schon der Großvater Uranos eines edlen Teiles beraubt bei Hesiod, theog. 175. Aber Typhon entpuppt sich als gefährlicher Krake, er kriegt den Zeus in seine Arme, nimmt ihm sein Messerchen ab, schneidet ihm damit die Muskeln aus, schleppt ihn huckepack in seine Höhle in Kilikien, wickelt die Muskeln in ein Bärenfell und gibt beides, Zeus und das Muskelpaket, seiner Frau Delphyne 2 zum Hüten. Die ist dazu natürlich zu dumm, Hermes und Aigipan stehlen die Muskeln und montieren sie dem Zeus wieder an. Zeus greift von neuem den Typhon mit Blitzen an, dieser entweicht nach dem östlichen Weltende und fragt in seiner Not die Moiren, was er machen soll. Die raten ihm von den Eintagsfrüchten, den g