Die Anerkennung Karls des Großen als Kaiser: Ein Kapitel aus der Geschichte der mittelalterlichen “Staatssymbolik” [Reprint 2019 ed.] 9783486778625, 9783486778618


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German Pages 72 Year 1952

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Table of contents :
Einleitung
I. DIE VORRECHTE DES KAISERS IN ROM (BIS ZUM JAHRE 800)
II. PAPST UND KÖNIG IN IHRER STELLUNG ZUM KAISERTUM (bis 800)
III. DIE ANERKENNUNG KARLS ALS KAISER
IV. DIE AUSWIRKUNG DER ANERKENNUNG KARLS ALS KAISER (801—813)
V. DIE „STAATSSYMBOLIK" DES MITTELALTERS
INHALTSÜBERSICHT
NACHTRÄGE
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Die Anerkennung Karls des Großen als Kaiser: Ein Kapitel aus der Geschichte der mittelalterlichen “Staatssymbolik” [Reprint 2019 ed.]
 9783486778625, 9783486778618

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P. E. SCHRAMM DIE ANERKENNUNG KARLS DES GROSSEN ALS KAISER

DIE A N E R K E N N U N Q KARLS DES QROSSEN ALS KAISER EIN KAPITEL AUS DER QESCHICHTE DER MITTELALTERLICHEN „STAATSSYMBOLIK"

VON

PERCY E R N S T

S C H R A M M

V E R L A Q V O N R. O L D E N B O U R Q M Ü N C H E N 1952

Druck: R.Oldenbourg Sonderdruck aus der Historischen Zeitschrift, Band 172, H e f t 3

D E R V f . sieht bereits im Geiste, wie der Leser — sowie dessen Auge auf den Titel dieses Aufsatzes gefallen ist — sich schaudernd abwendet und zum nächsten Beitrage weiterblättert, da er über ein so oft erörtertes Thema nichts mehr hören will 1 ). Denn wie sollte es möglich sein, dem umstrittenen A k t am Weihnachtstage des Jahres 800 noch eine neue Seite abzugewinnen, wenn nicht ein neu entdecktes Zeugnis herangezogen werden kann ? Das vermag ich dem ungeduldigen Leser leider nicht in Aussicht zu stellen; ich werde vielmehr so vorgehen, daß ich bei den Angaben über ein viel älteres Ereignis einsetze, die erlauben, die Vorrechte, die I c h lege hier Feststellungen vor, die sich mir bei der Erforschung des römischen Erneuerungsgedankens ergaben, die ich aber zurückstellen mußte, d a das Material zu sehr anschwoll und Sonderfragen noch ungeklärt waren (vgl. Kaiser, R o m u. R e n o v a t i o I, L p z . 1929, S. 12, A . 1). I c h habe damals nur vorgelegt, was ich über die beiden Bullen K a r l s des Großen und seine Bildnisse in R o m zu sagen h a t t e (Die zeitgenössischen Bildnisse K a r l s d. Gr., m i t einem A n h a n g über die Metallbullen der Karolinger, L p z . 1928 = Beiträge z. Kulturgesch. des M a . s u. der Renaiss. 29, zusammenfassend in: D i e deutschen Kaiser u. K ö n i g e in Bildern ihrer Zeit I : 751 bis 1152, L p z . 1928, S. 23 ff. mit T . 3 ff.). Soviel ich sehe, sind meine A u s f ü h rungen auf keinen Widerspruch gestoßen; G. L a d n e r (1941) h a t mir zugestimmt, nur E . C a s p a r (1935) und F . L . G a n s h o f (1949) haben Bedenken gehabt, die Kaiserbulle m i t der R e n o v a t i o - U m s c h r i f t ohne Einschränk u n g als Zeugnis gelten zu lassen. N i c h t zu E n d e geführt habe ich meine Nachforschungen über die E r s e t z u n g v o n Romanum durch Christianum in den liturgischen H a n d s c h r i f t e n ; Hinweise h a t 1930 E . R o s e n s t o c k (s. unten) auf Grund meiner schriftlichen Mitteilungen gedruckt. Wertvolles Material veröffentlichte seither G . T e i l e n b a c h . D o c h m ü ß t e ein K e n n e r der Liturgiegeschichte das ganze Material noch einmal systematisch durchsuchen. Die v o n mir angeschnittene (jedoch falsch gesehene) Frage des Kaisertitels h a t E . S t e i n (s. unten S. 60, A . 3) fortgeführt, und neuerdings h a t — angeregt durch W . B e r g e s und mich — P e t e r C l a s s e n (s. unten S . 55, A . 1) abermals Neues zu ihr vorgebracht. Ich selbst bin nur noch dazu gekommen, das durch das Versprechen Pippins (754) und seine Erneuerung durch K a r l (774) gestellte Problem zu behandeln (Das Versprechen P.s und K a r l s d. Gr. für d. Römische Kirche, in der Zeitschr. f. Rechtsgesch. 58, K a n . A b t . 27, 1938, S . 1 8 0 — 2 1 7 ) ; an meinen Ergebnissen halte ich trotz des Einspruchs J . H a l l e r s (Abhandlungen zur Gesch. des Ma.s, S t u t t g . 1944, S. 37—40) fest. Inzwischen ist die Erörterung über K a r l s Kaiserwürde weitergegangen, ohne zu einer wirklichen Übereinstimm u n g zu führen. Solange sie sich methodisch in der gleichen R i c h t u n g wei-

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der Kaiser noch während des 8. Jahrhunderts in Rom genoß, festzulegen, und daß ich dann frage, wie und wann sie auf Karl den Großen übergegangen sind. Ich führe den Leser also auf den Weg der „Staatssymbolik", deren Wesen ich bei dieser Gelegenheit klären möchte. An einem Beispiel soll gezeigt werden, was ihre Geschichte auszusagen hat, wenn die literarischen Zeugnisse keine eindeutige Antwort geben; den Schluß werden dann einige grundsätzliche Ausführungen über sie bilden. terbewegt, scheint mir eine völlige Einigung unerreichbar. Ich habe deshalb meine alten Aufzeichnungen und Notizen wieder hervorgesucht und lege sie nun, völlig umgearbeitet und dem nunmehrigen Stand der Forschung Rechnung tragend, in der Hoffnung vor, daß der hier beschrittene Weg weiter führt als der bisher befolgte. Grundlegend bleibt trotz Einwänden gegen die Grundauffassung K . H e l d m a n n , Das Kaisertum Karls d. Großen. Theorien und Wirklichkeit, Weimar 1928 (Quellen u. Studien z. Verfassungsgesch. d. Deutschen Reiches V I , 1); vgl. dazu die Kontroverse d e s s e l b e n mit E . R o s e n s t o c k in der Zeitschr. f. Rechtsgesch. 49, Germ. Abt., 1929, S. 509—24, und 50, 1930, S. 625—67. Ferner nenne ich aus der umfangreichen Literatur, ohne mich mit den Angeführten im einzelnen auseinanderzusetzen: Elis. P f e i l , Die fränkische und deutsche Romidee des frühen Ma.s, München 1929 (Forsch, zur ma.en u. neueren Gesch. III), S. 97 ff.; L . L e v i l l a i n , Le couronnement impérial de Charlemagne, in der Revue d'hist. de l'Église de France X V I I I , 1932, S. 5 ff.; A . K l e i n c l a u s z , Charlemagne, Paris 1934, S. 2876.; E . C a s p a r , Das Papsttum unter fränk. Herrschaft, in der Zeitschr. für Kirchengesch. 54, 1935, S. 132—263, bes. S.230 ff.; K . J ä n t e r e , Die römische Weltreichsidee u. die Entstehung der weltl. Macht des Papstes, Turku (Ábo) 1936, S. 331 ff.; H. L ö w e , Der karoling. Reichsgedanke u. der Südosten, Stuttgart 1937 (Forsch, zur Kirchen-u. Geistesgesch. XIII), S. 130 ff.; J. H a l l e r , Das Papsttum. Idee u. Wirklichkeit, II,1, Stuttgart 1937, S. I7ff., dazu die Anm. in II, 2, 1939, S. 450 ff.; M. L i n t z e l , Das abendl. Kaisertum im 9. und 10. Jahrhundert, in: Die Welt als Gesch. IV, 1938, S. 429—47; E . A m a n n , L'époque carolingienne, Paris 1939 (Hist. de l'Église, éd. A . F l i e h e et V . M a r t i n V I ) ; E t t o r e R o t a , L a consacrazione imperiale di Carlo Magno. L'orientazione anti-romana della monarchia carolingia, in den Studi di storia e diritto in onore di Enrico Besta I V , Mailand 1939, S. 185—209; G. O s t r o g o r s k y , Gesch. des byzant. Staates, München 1940 (Handbuch der Altertumswiss., A b t . 12: I, 2; Neuaufl. in Vorbereitung), S. 126 ff.; F . L o t , C. P f i s t e r , F. L . G a n s h o f , Les destinées de l'Empire en Occident de 395—888, Paris 2. éd. 1940/1, Kap. 18; A. B r a c k m a n n , Die Erneuerung der Kaiserwürde im J. 800 (vorher in den Geschichtl. Studien für A. Hauck, Lpz. 1916) und: Die Anfänge der Slavenmission u. die Renovatio imperii des J. 800 (vorher in den Sitzungsberichten der PreuB. Akad., 1931, Nr. 9), in dessen Gesammelten Aufsätzen, Weimar 1941, S. 41—55, 56—75 ; E . E i c h m a n n , Die Kaiserkrönung im Abendland I, Würzburg 1942, S. 23—34; Fr. D ö l g e r , Europas Gestaltung im Spiegel der fränkisch6

Die Dornenhecke, die durch mannigfache Thesen vor der Kaiserfrage aufgerichtet und mittlerweile so dicht geworden ist, daß die Tatsachen selbst nur noch schwer zu erkennen sind, soll also umgangen werden. Es wird sich zeigen, daß die Wirklichkeit einfacher aussah, als moderne Gelehrsamkeit sie dargestellt hat. Auch wollen wir uns nicht durch das, was dieser und jener Zeitgenosse Karls gedacht und erhofft hat, ablenken lassen; nur das, was geschah und was Papst und König wollten, soll uns beschäftigen. byzant. Auseinandersetzung des 9. Jahrhunderts, in: Der Vertrag von Verdun 843, hg. von Th. M a y e r , Lpz. 1943, S. 203—73, bes. S. 2 1 3 ff.; J . C a l m e t t e , Charlemagne. L a vie et son œuvre, Paris 1945, S. 1 3 1 ff. (deutsch von Thesa D i e z - R ö s i n g : Karl d. Gr., Innsbruck-Wien 1948); W. O h n s o r g e , Das Zweikaiserproblem im früheren Ma., Hildesheim 1947, S. 21 ff. (vgl. G. B a r r a c l o u g h in der Engl. Histor. Review 64, 1949, S. 96 fi. und G a n s h o f , s. unten); L . H a l p h e n , Charlemagne et l'empire carolingien, Paris 1947 (Bibl. de synthèsehist., L'évolution de l'humanité 33), S. 120 ff.; Fr. L. G a n s h o f , The Imperial Coronation of Charlemagne. Theories and Facts, Glasgow 1949 (16. Lecture on the David Murray Foundation in the Univ. of Gl., 23. X I . 1948) mit nützlicher Gliederung der bestehenden Meinungsunterschiede; Ders., Charlemagne, in Spéculum X X I V , 1949, S. 520—8; Ders., Anzeige von W. Ohnsorge (s.o.), in Le Moyen Age 1949, S. 164—73; Ders., L a fin du règne de Charlemagne, une décomposition, in derZeitschr. f. schweizerische Gesch. 28, 1948, S. 433—52; Ders., Het falen van Karel de Grote, in Verslag van de Alg. Vergadering der Leden van het Hist. Gen., gehouden te Utrecht 1 5 . 5 . 1 9 4 8 , S. 26—46; A. K l e i n c l a u s z , Alcuin, Paris 1948; H. L ö w e , Eine Kölner Notiz zum Kaisertum Karls d. Gr., in den Rhein. Vierteljahrsblättern X I V , 1949, S. 7—34; H. F i c h t e n a u , Das karoling. Imperium. Soziale und geistige Problematik eines Großreiches, Zürich 1949, Kap. I I : Der Sinn des Kaisertums; PI. K ä m p f , Reich und Mission zur Zeit Karls d. Gr., in: Gesch. in Wiss. u. Unterricht I, 1950, S. 409—17; W. O h n s o r g e , Orthodoxus imperator. Vom religiösen Motiv für das Kaisertum Karls d. Gr., im Jahrbuch der Gesellsch. f. Niedersäclis. Kirchengesch. 48, 1950, S. 17—28; Ders., Renovatio regni Francorum, in der Festschrift des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zu Wien II, ebd. (angekündigt); kurz auch Ders., Das Mitkaisertum in der abendländ. Gesch. des früheren Ma.s, in der Zeitschr. f. Rechtsgesch. 67, Germ. Abt., 1950, S. 309—35 (hier S. 309 ff.). Vgl. noch unten S. 9 Anm. 5. Die Quellenstellen bringt geschlossen H. D a n n e n b a u e r , Die Quellen zur Gesch. der Kaiserkrönung Karls d. Gr., Berlin 1931 (H. Lietzmanns Kleine Texte 161). Vgl. im übrigen die Jahrbücher von S. Abel-B. S i m s o n (1883—8) und die Regesten des Kaiserreiches 751—918 von J . Fr. B ö h m e r — E . M ü h l b a c h e r (1908). Das Ergebnis dieser Studie habe ich vorgetragen vor dem Göttinger „BrandiAbend", dem monatlichen Zusammentreffen der Dozenten und Studenten des Historischen Seminars mit den Geschichtslehrern der höheren Schulen, und als Gast der Freien Universität Berlin. 7

I. D I E V O R R E C H T E D E S K A I S E R S IN ROM (BIS Z U M J A H R E 800)

Als der Papst Constantinus (708—15) den Kaiser Philippikos Bardanes (Ende 7x1—Pfingsten 713) 1 ) für häretisch erklärte, schloß sich das Römische Volk seinem Vorgehen an. Der Liber pontificalis 2 ), dem Paulus Diaconus hier wörtlich gefolgt ist 3 ), gibt an, auf welche Weise die Römer zum Ausdruck brachten, daß sie Philippikos nicht als Kaiser anerkannten: cum statuisset populus Romanus, ne quaquam heretici imperatoris nomen aut Chartas aut figuram solidi susciperent, unde nec eius effigies in ecclesia introducta est, nec suum nomen ad missarum sollemnia proferebatur. Die Römer gehen also in vierfacher Weise vor: sie datieren nicht mehr nach Kaiserjahren, sieprägeninderrömischenMünzstättekeineKaisermünzen mehr, sie bringenindenrömischenKirchen keine Kaiserbilder mehr an, sie erwähnen den Kaiser nicht mehr im Gottesdienst. Dieser Konflikt erledigte sich beim nächsten Thronwechsel, und den weiteren Kaisern sind — wie hätte es anders sein können ? — diese vier Vorrechte wieder eingeräumt worden. Wie lange sind sie ihnen aber gewährt geblieben ? Und von wann an werden sie auf den Frankenkönig übertragen? Vor oder nach seiner Erhebung zum Kaiser ? Die Untersuchung dieser Doppelfrage ist dadurch erleichtert, daß das so lange umstrittene Rechtsverhältnis, das zwischen dem Papsttum und den Frankenkönigen bestand, jetzt als geklärt an*) Daß dieser Kaiser, der 1 Jahr und 7 Monate regierte, Pfingsten 713 und nicht 714 gestürzt wurde, zeigt G. O s t r o g o r s k y in der Byzant. Zeitschr. 31, 1931, S. 383, Anm. 1, wo er seine frühere Stellungnahme zugunsten des Jahres 714 berichtigte (Byzant.-Neugriech. Jahrbücher V I I , 1930, S. 33 ff.). Zustimmend Fr. D ö l g e r , Das Kaiserjahr der Byzantiner, in Sitzungsberichten der Bayer. Akad. der Wiss., Phil.-Hist. K l . 1949, H e f t 1, S. 44 ff. Über den Kaiser und seine Behandlung des V I . Konzils s. M a n s i X I I , S. 189 ff.; vgl. dazu L. M. H a r t m a n n , Gesch. Italiens im Ma. II, 2, Gotha 1902 (Gesch. der europ. Staaten), S. 82 ff. 2)

Ed. D u c h e s n e I, S. 392 = ed. M o m m s e n (M. G.) I, S. 226; kurz gestreift von H e l d m a n n a. a. O. S. 188, Anm. 3 und 274, Anm. 1. *) V I c. 34 (Script, in us. schol., 1878, S. 226 f.).

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gesehen werden kann: keine Kommendation des Papstes in den Schutz Pippins, kein bilaterales Bündnis, sondern im Januar 754 als erstes ein nach dem Schema des Freundschaftseides gestalteter, dem hl. Petrus, dem Papst und seinen Nachfolgern vom König in seinem und seiner Söhne Namen mündlich geleisteter Eid für Verteidigung und Hilfe, und dann kurz darnach in schriftlicher Form die Schenkungsurkunde, die die lange Reihe der karolingischen Pacta einleitete 1 ). Darauf beim ersten, überraschend unternommenen Besuch König Karls in R o m (774) 2 ) als erstes in der Confessio S. Petri eine Erneuerung des Eides, diesmal jedoch in schriftlicher Form und in einer Fassung, in der die Wendung : me protectorem ac defensorem esse an die Stelle von adiutor und defensor trat, am 6. April dann eine Neuausfertigung der Schenkung, die gleichfalls in der Confessio niedergelegt wurde 3 ). V o n diesem Besuche an führte Karl, der nunmehrige K ö n i g der Franken und Langobarden, in seinen Urkunden ständig den Patricius-Titel, der ihm ja schon vorher zugekommen, aber erst jetzt eine politische Realität geworden war 4 ). Was das Papsttum darüber hinaus erstrebte, welcher Ehrgeiz die kurialen Kreise bewegte, das läßt die Konstantinische Schenkung erkennen, die zwar in neuerer Zeit von dem einen und dem anderen Forscher wieder in den A n f a n g des 9. Jahrhunderts datiert worden ist 5 ), aber nach wie vor in die fünfziger Jahre des 8. gesetzt werden muß — an dem von Paul Scheffer-Boichorst 1889/90 Über die Langobarden und Rom 752/3 s. O. B e r t o l i n i in den Miscellanea G. M e r c a t i V, Città del Vaticano 1946 (Studi e Testi 126), S. 160—205; über die Streitigkeiten in Rom 771/2 Ders. in der Rivista di storia della Chiesa in Italia I, 1947, S. 227—62, 349—78. а ) Karls Eile sehe ich anders begründet als W. H a r t k e, Römische Kinderkaiser, Berlin 1951 S. 312 t Anm. i, nämlich durch die Lage vor Pavia und nicht kultisch. 3 ) S c h r a m m , Versprechen a. a. O. Literatur über das Pactum anzuführen, erübrigt sich. — Meine ursprüngliche These, daß der Königsordo in einer Mailänder Handschrift, an deren falsche Datierung ich mich hielt, auf Karls Krönung im J. 768 zu beziehen sei (Archiv für Urkundenforschung XI, 1930, S. 358 ff.), habe ich nach Erlangung genauerer Angaben widerrufen (Zeitschr. f. Rechtsgesch. 55, Kanonist. Abt. 24, 1935, S. 185, Anm.).

*) Vgl. dazu D ö l g e r a. a. O. S. 212, Anm. 14. б

) Vgl. zuletzt O h n s o r g e , Orthodoxus imp. a.a.O. S.25, Anm.43; vgl. jedoch schon W. Le v i s o n s meisterhafte Analyse der von den Fälschern benutzten Unterlagen in den Miscellanea Ehrle II, Rom 1924 (Studi e Testi 38), S. 159—247; ferner Caspar a. a. O. S. 145, Anm. 13, — Vgl. jetzt Ohnsorge in ZRG.2 68, 1951, S. 78—io9 (die Beweisführung hat mich nicht überzeugt). 9

geführten Beweis stilistischer Verwandtschaft zu dem gleichzeitigen Schreiben der Päpste ist nicht zu rütteln. Nur muß man die berühmte Urkunde nicht mit den Augen einer späteren Zeit lesen, sondern — wie uns das bereits L. M. Hartmann gelehrt hat 1 ) — mit denen der Zeitgenossen: für diese stand im Vordergrund des Interesses die Angleichung des päpstlichen Hofes an den kaiserlichen oder, um einen in der Fälschung benutzten Ausdruck zu benutzen, die imitatio imperii, die von nun an als roter Faden die weitere Geschichte des Papsttums durchzieht2). Denn einen größeren Raum als die territorialen Verleihungen nimmt in der Fälschung die Aufzählung aller jener Vorrechte ein, die bisher den Kaiser auszeichneten und die nun auch dem Papst und seinem Hofe zustehen sollen. Eine greifbare Folge ist, daß das Patriarchium Lateranense vom Anfang des 9. Jahrhunderts an als Palatium Lateranense bezeichnet wird3). Doch haben auch jene Bestimmungen, die den Herrschaftsbereich des Papstes betrafen, schon sehr bald ihre Dienste tun müssen: als Hadrian I. im Jahre 778 Karl an seine Versprechen erinnerte, hielt er ihm das Vorbild Konstantins vor Augen, der die Kirche erhöht und ihr die potestas in his Hesperiae partibus geschenkt habe — eine Wendung, die ohne die Fälschung völlig unverständlich bleibt4). Inzwischen war bereits das alte Recht der Kaiser, daß ein neugewählter Papst von ihnen bestätigt werden mußte, beseitigt worden. Gregor III. (731—41) ist der letzte, von dem wir wissen, daß er darum einkam. Paul I. (757—67) ging dazu über, daß er dem Frankenkönig seine Wahl mitteilte. Er knüpfte dabei an die Formulare an, die der Liber diurnus für solche Fälle bereit hielt; aber es war nicht wie bisher die Bitte um Bestätigung, die er aussprach, sondern die Mitteilung an einen ihm eng verbundenen Fürsten. Das tritt deutlich in dem gleichfalls erhaltenen Schreiben seines Nachfolgers, des Papstes Constantin II., heraus, der von einem debitum honoris spricht. Von Leo III. ist bekannt, daß er 1) A . a . O .

S. 220 ff.

2)

Ich gehe darauf nicht näher ein, da ich auf einen Aufsatz: „Sacerdotium und Regnum im Austausch ihrer Vorrechte" verweisen kann (Studi Gregoriani II, Rom 1947, S. 403—57, bes. S. 412 fi., 42t).

3)

K . J o r d a n , Die Entstehung der röm. Kurie, in der Zeitschr. f. Rechtsgesch. 59, Kanonist. A b t . 28, 1939, S. 9 6 — 1 3 1 und R. E l z e , Das „Sacrum Palatium Lateranense" im 10. und I i . Jahrhundert, in den Studi Gregoriani I V (im Druck).