Ein oberpfälzisches Register aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern [Reprint 2019 ed.] 9783486736564, 9783486736557


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German Pages 171 [176] Year 1908

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Inhalt
Einleitung
I. Beschreibung der Handschrift
II. Geographischer Bereich der Sammlung
III. Entstehungsweise der Handschrift
IV. Der Registercharakter der Handschrift
V. Vergleich mit den Registerfragmenten Ludwigs des Bayern
Beilagen
A. Chronologische Übersicht der in der Handschrift enthaltenen Urkunden
B. Zusätze und Verbesserungen zu den anderwärts veröffentlichten Urkunden
C. Urkundentexte
Anhang
Verzeichnis der Personennamen
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Ein oberpfälzisches Register aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern [Reprint 2019 ed.]
 9783486736564, 9783486736557

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Ein

oberpfälzisches Register aus der Zeit

Kaiser Ludwigs des Bayern erläutert und herausgegeben von

Wilhelm Erben

München 1908 Druck und Verlag von R. Oldenbourg

Inhalt. Seite

Einleitung I. II. III. IV. V.

1 Beschreibung der Handschrift Geographischer Bereich der Sammlung . . . . Entstehungsweise der Handschrift Registercharakter der Handschrift Vergleich mit den Registerfragmenten Ludwigs des Bayern

13 26 35 48 64

Beilagen. A. Chronologische Übersicht der in der Handschrift enthaltenen Urkunden B. Zusätze und Verbesserungen zu den anderwärts veröffentlichten Urkunden C. Urkundentexte

71 82 92

Anhang

164

Verzeichnis der Personennamen

166

Einleitung. Die vorliegende Arbeit ist auf ähnliche Weise entstanden, wie meine Studie über den österreichischen Freiheitsbrief; von der Beschäftigung mit dem Kriegswesen des Mittelalters ausgehend wurde ich zu Fragen geführt, welche in das Gebiet der Urkundenlehre einschlagen. Untersuchungen über die Zusammensetzung der Heere, welche in dem Kampf der deutschen Gegenkönige Ludwig und Friedrich tätig waren, hatten mich veranlaßt, meine Aufmerksamkeit einer Reihe von Urkunden zuzuwenden, in denen Kriegsdienste belohnt werden. An der Hand von Böhmers Regesten gelangte ich so zu den im Jahr 1825 von dem Bambergischen Archivar Paul O e s t e r r e i c h e r veröffentlichten „Beiträgen zur Geschichte des Kaisers Ludwig IV." (2. Lieferung, auch unter dem Titel „Neue Beiträge zur Geschichte, 5. Heft"), dann zu dem „Beitrag zur Lebensgeschichte des Kaisers Ludwig des Bayern", welchen der Pfarrer J ä g e r im 3. Jahrgang der Verhandlungen des Historischen Vereins für den Regenkreis (1835) herausg a b ; ich verschaffte mir ferner den 3. Jahrgang der Bayerischen Annalen für die Vaterlandskunde und Literatur, Abteilung Vaterlandskunde (1835), wo der damalige Vorstand des bayerischen Reichsarchivs, Maximilian Freiherr von F r e y b e r g , unter dem poetischen Titel „das Goldene Buch" viele mit frommen und patriotischen Phrasen verbrämte Urkundenauszüge mitE r b e n , Ein o b e r p f ä l z i s c h e s Register.

1

2

Einleitung.

teilt, und ich sah schließlich auch die A n m e r k u n g e n zu d e m wissenschaftlich wertlosen Aufsatz „die Schlacht u m das römische Reich bei Ampfing und Mühldorf" d u r c h , den Joseph Freiherr v. H o r m a y r im 1. J a h r g a n g d e r neuen Folge seines T a s c h e n b u c h s für die vaterländische Geschichte (1830) gedruckt hat. Diese längst d e r Vergessenheit anheimgefallenen Schriften boten für meinen Zweck eine unerwartet reiche Ausbeute, sie enthielten z u s a m m e n g e n o m m e n eine geschlossene Reihe von B e l o h n u n g s u r k u n d e n , wie ich sie s u c h t e ; die 74 Urk u n d e n bei Oesterreicher, die den Jahren 1314—1320 a n g e h ö r e n , fanden ihre g e n a u e Fortsetzung bei Jäger, dessen Stücke sich auf die Zeit von 1321—1326 verteilen; eine E r g ä n z u n g nach oben, bis zurück zum Jahre 1268 schien sich aus den U r k u n d e n a u s z ü g e n bei Freyb e r g zu ergeben, der indes auch m a n c h e von den bei Oesterreicher u n d Jäger g e d r u c k t e n Stücken verzeichnete, ohne auf diese Publikationen irgendwie B e z u g zu n e h m e n . Die Mangelhaftigkeit der F r e y b e r g s c h e n u n d noch m e h r jene der mit ihnen verwandten H o r m a y r s c h e n A u s z ü g e hätte an sich ein Z u r ü c k g e h e n auf die von diesen Autoren benutzte handschriftliche G r u n d l a g e nötig gemacht. Mich veranlaßte zu N a c h f o r s c h u n g e n in dieser Richtung aber noch ein a n d e r e r G e d a n k e . S c h o n bei der Durchsicht der Beiträge Oesterreichers w a r mir die g r o ß e Menge gleichartiger Urkunden König Ludwigs aufgefallen; obwohl ihre Originale in die Privatarchive der verschiedensten n o r d g a u i s c h e n Adelsfamilien gelangt sein mußten, standen ihre Texte hier alle beisammen, so wohlgeordnet, wie in einem m o d e r n e n Regestenwerk o d e r einem Band u n s e r e r Diplomata. Wie sollte Oesterreicher aus den ersten s e c h s Jahren Ludwigs eine solche Zahl sachlich e n g e verwandter U r k u n d e n des Königs z u s a m m e n g e b r a c h t haben? S c h o n auf G r u n d dieses einen D r u c k e s kam ich daher zu der Vermutung, daß hier die Spur einer gleichzeiti-

3

Einleitung.

g e n U r k u n d e n s a m m l u n g , vielleicht der Ü b e r r e s t e i n e s noch unbekannten R e g i s t e r s vorliegen dürfte. D a O e s t e r r e i c h e r (der einzige der angeführten H i s t o r i k e r , der es überhaupt für nötig fand, ein Wort über die Herkunft der benutzten Urkunden v o r a u s z u s c h i c k e n ) in s e i n e m Vorwort meldet, daß er Urkunden „ b e z o g , welche aus den Abschriftbüchern des vormaligen königlichen A r chives zu A m b e r g vor vielen J a h r e n g e n o m m e n w u r d e n " , s o wandte ich mich an das königliche K r e i s a r c h i v in A m b e r g mit der Bitte um A u f k l ä r u n g ; dank den freundlichen N a c h f o r s c h u n g e n , die Herr Kreisarchivar B r e i t e n b a c h daraufhin anstellte, fand sich im A m b e r g e r A r chive die V o r l a g e , welche O e s t e r r e i c h e r benutzt hatte, und sie wurde mir auf mein E r s u c h e n zu b e q u e m e r B e n u t z u n g nach Innsbruck gesandt. D i e s e V o r l a g e O e s t e r r e i c h e r s war nun freilich nicht das g e s u c h t e R e g i s t e r L u d w i g s des B a y e r n , s o n d e r n eine Arbeit aus dem A n f a n g e des 19. J a h r h u n d e r t s : eine Papierhandschrift von 52 Folioblättern, 1 ) w e l c h e auf dem ersten, als U m s c h l a g dienenden Blatt und e b e n s o wieder auf d e m zweiten, mit w e l c h e m die Z ä h lung a n h e b t , folgenden Titel trägt: „Codicillus diplomaticus c h r o n o l o g i c e dispositus, res gestas Rudolphi a c Ludovici fratrum ducum B a v a r i a e ac c o m i t u m Palatin o r u m ad R h e n u m illustrans. C u m itinerario Ludovici Bavari". Ein A u t o r n a m e ist hier nicht g e n a n n t ; er m u ß am E n d e der V o r r e d e g e s t a n d e n haben, ist a b e r nebst den E i n e r n und Z e h n e r n der beigefügten J a h r e s zahl dick durchstrichen und überdies n o c h durch R a s u r getilgt w o r d e n ; leserlich ist hier nichts als der A n f a n g

der Datierung: Regensburg,

den 1. Junii

18..

Zum

G l ü c k waren die Herren B e a m t e n des A m b e r g e r K r e i s archivs in der L a g e , durch S c h r i f t v e r g l e i c h u n g festzustellen, wem wir den Codicillus v e r d a n k e n : es ist der ') Ihre j e t z i g e S i g n a t u r

ist

Oberpfalz A d m i n i s t r . Nr. 9 7 1 9 .

1*

4

Einleitung.

Regensburger Domherr Thomas R i e d (geb. 1773, gest. 1827), der Herausgeber des Codex diplomaticus Ratisbonensis (1816) und Verfasser einiger genealogischer Studien. 1 ) Der Codicillus enthält in chronologischer Folge und mit durchlaufender Numerierung 190 Urkunden, die von 1297—1329 herabreichen, dann am Schlüsse eine Tabelle, in welcher auf Grund der vorhergehenden Stücke das Itinerar Ludwigs des Bayern von 1303—1327 zusammengestellt ist. Zu meiner Enttäuschung fand sich nun auch in der Arbeit Rieds keine genügende Angabe über die von ihm benutzte Quelle; Ried bringt zwar in der Vorrede das Ende der Urkundensammlung in solcher Weise mit dem Vertrag von Pavia in Verbindung, daß sich der Schluß aufdrängt, er habe nicht die Originale, sondern eine bis zu diesem Datum reichende Handschrift benutzt; und er wiederholt in einer an die letzte Urkunde angehängten Bemerkung die Worte, die einst A. F. Oefele dem von Berthold von Tuttlingen angelegten Register Ludwigs gewidmet hatte; 2 ) wir werden also nicht irren mit der Annahme, auch Ried habe seine Quelle mit jenem Register, das Oefele vor sich hatte, auf eine Linie stellen wollen. Aber wo er diese Quelle gefunden, sagt er nicht, und der Umstand, daß er jeder einzelnen Urkunde eine kurzgefaßte Siegelbeschreibung (cum sigillo maiori, cum duobus sigillis u. dgl.) folgen läßt, schien doch mit aller Deutlichkeit auf Benutzung der Originale zu weisen und die vermutete Registerherkunft auszuschließen. Um diesem eigentümlichen Sachverhalt nachzugehen und die Quelle Rieds und seiner Genossen oder Nachfolger klarzustellen, besuchte ich das Münchener Reichs') Vgl. über ihn Edmund v. Oefele in der Allg. deutschen Biogr. 28, 513. *) Oefele, Scriptores rer. Boicarum 1, 733 f. (Diplomatarium) bonae frugis etc. bis eluceat.

Einleitung.

5

archiv, wo ich bei Herrn Archivdirektor B a u m a n n und den Beamten des Archivs der bereitwilligsten F ö r d e r u n g meiner Absicht b e g e g n e t e . So konnte ich rasch feststellen, daß in d e m Kaiser-Ludwig-Selekt, welcher alle im Reichsarchive befindlichen Originaldiplome Ludwigs vereinigt, n u r vier von den im Kodizill abgeschriebenen U r k u n d e n enthalten sind. 1 ) W u r d e d a d u r c h die Wahrscheinlichkeit, daß Rieds Quelle die Originale g e w e s e n wären, vermindert, so galt es weiterhin, die „Oberpfälzer Kopialbücher" d u r c h z u s e h e n , die nach d e m Inhalt der Urkunden am ehesten als etwaige Vorlage Rieds in Betracht kamen. Ich nahm die B ä n d e Nr. 147—155 durch, welche sämtlich nach Ausweis der Repertorien u n d Indices bis in die Zeit Ludwigs des Bayern zurückreicht e n ; das Ergebnis war, von der gelegentlichen Auffind u n g einiger inedita 2 ) abgesehen, wieder negativ; nur drei Stücke des Kodizills waren hier eingetragen, überdies g e r a d e jene, von denen die Originale z u m alten Bestand des Reichsarchivs g e h ö r t e n . 3 ) Also auch diese inhaltreichen „Kopialbücher" konnten nicht Rieds Quelle g e w e s e n sein. Nahe daran an der L ö s u n g der F r a g e zu verzweifeln, stieß ich am Schluß meines Münchener Aufenthalts endlich auf die außerhalb der Reihe d e r „Kopialbücher" eingestellte H a n d s c h r i f t O b e r p f a l z 1, die ich auf den ersten Blick als die g e s u c h t e Quelle a g n o s z i e r e n k o n n t e : eine schon nach Ausweis d e r Schrift in der Zeit Ludwigs des Bayern angelegte H a n d schrift, welche so ziemlich von dem gesamten bei Ried und Oesterreicher, Jäger, Freyberg und H o r m a y r verl ) Nr. 102, 110, 120 u. 163 der im Anhang dieser Arbeit, Beilage A, g e g e b e n e n Übersicht (fortan kurzweg mit A zitiert); das zuletzt genannte Stück (A 163) ist erst in neuester Zeit aus dem Nothaftischen Archiv ins Reichsarchiv gelangt. a

) Siehe Nr. XLIX, LVI, LXIII und LX1V der Beilage C.

») A 102 im Kopialbuch 147 F. 111', A 110 in Kop. 149 F. 146, A 120 in Kop. 147 F. 124'.

6

Einleitung.

werteten Urkundenvorrat Abschriften bot auch

ganz

ä h n l i c h e Notizen

hielt,

wie R i e d s C o d i c i l l u s .

nung des Stoffes

über Die

erschwerte

und

überdies

die B e s i e g l u n g eigentümliche

es j e d o c h ,

ent-

Anord-

diesen

ersten

E i n d r u c k d u r c h V e r g l e i c h u n g mit den D r u c k e n zu k o n t r o l l i e r e n ; d a z u g e h ö r t e m e h r Zeit, als sie m i r in M ü n chen zur Verfügung stand.

Ich

erbat

daher

die

Über-

s e n d u n g d e r H a n d s c h r i f t an d a s M u s e u m F e r d i n a n d e u m in I n n s b r u c k und k o n n t e sie z u f o l g e d e m

Entgegenkom-

m e n d e s k g l . b a y e r i s c h e n R e i c h s a r c h i v s und d e r V e r w a l tung

des

genannten

nutzen. für alle dene

Mit

Museums

h i e r in

der Versicherung

mir

bei

des

aller R u h e

wärmsten

diesen Nachforschungen

Unterstützung

kann

ich

also

zuteilgewor-

daran

gehen,

B e s c h r e i b u n g der merkwürdigen Handschrift zu die

in

der E n t w i c k l u n g

des deutschen

eine beachtenswerte Stelle Im A n s c h l u ß

an

das

geben,

einnimmt. bisher Gesagte

s o g l e i c h d a s j e n i g e zu e r l e d i g e n ,

C o d i c i l l u s von R i e d aufgefundenen seine Vorlage

und

Quelle im

schickt benutzt;

eine

Registerwesens m a g es sich

a b e r , e h e an d i e s e H a u p t a u f g a b e g e s c h r i t t e n wird, fehlen,

be-

Dankes

die

noch

den

anderen Ableitungen

der

zu

allgemeinen

emp-

was über

sagen sehr

er s e t z t e j e d e m

ist.

Ried

s o r g f ä l t i g und

Stück

das

hat ge-

aufgelöste

D a t u m v o r a n und o r d n e t e c h r o n o l o g i s c h , v e r k ü r z t e die regelmäßig formeln,1)

wiederkehrenden

Eingangs-

e r l a u b t e sich a b e r im T e x t

und

Schluß-

nur solche

Kür-

') Die Art, wie Ried Eingang und Schluß behandelt, sei an einem Beispiel in der Weise gekennzeichnet, daß die von ihm weggelassenen Worte in Klammern gesetzt werden: Wir Rudolf und Ludweig [von gotes gnaden] pfalntzgrafen [bei dem Rein u. hertzogen in Payern] tun chunt [allen den die disen brief ansehent oder horent lesen] daz usw. [Daruber ze ainem urchunde geben wir in disen brief mit unsern insigeln versigelten. Der brief ist] geben ze Lengenveit [do von Christes gebart waren] dreuzehenhundert jar darnach in dem achten jar usw., wobei Ried die Zahl in Ziffern ausdrückt.

Einleitung.

7

z u n g e n , die er als für d e n Sinn u n w e s e n t l i c h a n s a h ; die S i e g e l b e m e r k u n g e n behielt er bei, veränderte aber ihre F a s s u n g u n d fügte i h n e n auch aus e i g e n e m W i s s e n o d e r vielleicht als V e r m u t u n g e i n i g e s hinzu, w a s nicht in der V o r l a g e s t e h t . 1 ) Er hat den Inhalt s e i n e r V o r l a g e nicht g a n z a u s g e s c h ö p f t , s o n d e r n 10 Stücke, w e l c h e sich in d e n c h r o n o l o g i s c h e n R a h m e n s e i n e r Arbeit e i n g e f ü g t h a b e n w ü r d e n , und ü b e r d i e s alle v o r 1294 u n d alle nach 1329 a u s g e s t e l l t e n U r k u n d e n w e g g e l a s s e n . 2 ) D a g e g e n hat er 8 Stücke, die ihm a u s a n d e r w e i t i g e n Q u e l l e n bekannt g e w o r d e n waren, darunter e i n e s , w o v o n er selbst im C o d . dipl. Ratisb. einen A b d r u c k b e s o r g t hat, in die R e i h e e i n g e s c h a l t e t . 3 ) O e s t e r r e i c h e r s c h l o ß sich d e m C o d i c i l l u s g e n a u an u n d war o f f e n b a r ') Anstatt Sigillum setzt Ried stets Cum sigillo, den Vermerk : Sig. Rudolfi maius Ludwici minus verkürzt er zu Cum duobus sigillis ; in einem Fall (Kodizill Nr. 12, A 20) ist zu diesen Worten von Ried nachträglich noch beigefügt Rudolfi maiori equestri et Ludowici minori formae triangularis cum rhombis; man braucht darin nicht ein Anzeichen für Benutzung des Originals durch Ried zu erblicken, sondern nur eine Andeutung, wie er sich die beiden Siegel, deren seine Vorlage Erwähnung tut, dachte; von anderen Urkunden der beiden Brüder, die er wirklich im Or. sah (vgl. Cod. dipl. Ratisb. 2, 754 Nr. 776), übertrug er die Beschreibung auf dieses ihm nicht im Original vorliegende Stück. Vgl. Beilage C Nr. IX, XVII, XXXVIII, XLIV u. XLVII. *) Es fehlen im Kodizill A 1 bis 6, 16, 19, 52, 65, 74, 81, 92, 190, 191, 197, dann 201 bis 214. 3 ) Dies sind im Kodizill Nr. 3 (Herzog Rudolf inkorporiert dem Kl. Heilsbronn die Pfarre Kirchenthumbach, nach Ried mit dem Datum 1298 Dez. 20, tatsächlich aber zu 1348 gehörig, s. Koch-Wille Regesten d. Pfalzgrafen Nr. 2317 und Berichtigung 1, 509), 24 (gleich Mon. Boica 24, 60, Böhmer Wittelsb. Reg. 57, für Ensdorf), 29 (gleich Ried, Cod. dipl. Ratisb. 2, 753 Nr. 776), 65 (Nr. XLI der Beilage C), 87 (Oesterreicher Beitr. 2, 56 Nr. 3, Böhmer Reg. 113, von Ried jedenfalls aus dem Or. geschöpft, da er beifügt: Sigillum cum simplici aquila adpendet), 163, 167 (von Riezler in den Forsch, z. deutschen Geschichte 20, 246 Nr. 8, 12, 15 aus den Originalen registriert) und 173 (gleich Oefele SS. rer. Boic. 2, 138, Böhmer Reg. 459).

8

Einleitung.

bestrebt, diese Vorlage für die Zeit von der Königswahl Ludwigs bis zum Ende des Jahres 1320 vollständig auszubeuten; er glaubte dabei der Ordnung, die Ried hergestellt, ohne weiteres folgen zu können, druckte also Nr. 8 6 — 1 6 0 des Codicillus in fast unveränderter Reihe a b , wobei er jedoch drei Nummern wohl infolge von Versehen ausließ, 1 ) dagegen an zwei Stellen Diplome Ludwigs einschob, die ihm aus anderweitigen Quellen bekannt geworden sein m ü s s e n , da sie im Kodizill nicht vorkommen. 2 ) Die Vorbemerkungen, mit denen Oesterreicher seine Urkundenausgabe einleitet und zu erklären sucht, schließen mit einem Hinweis auf die große Menge des noch vorhandenen ungedruckten Materials zur Geschichte des Kaisers Ludwig; der Bambergische Archivar dachte dabei wohl in erster Linie an die übrigen Teile des Kodizills, aber er kam nicht dazu, auch diese zu verwerten, ja die tüchtige, offenbar zur Publikation bestimmte Arbeit des trefflichen Ried blieb fortan ziemlich unbenutzt. Neben dem Oberstbergrat und Gewehrfabriksdirektor von Amberg, V o i t h , 3 ) war B u c h n e r , der sich in seiner G e schichte Bayerns für die Zeit Ludwigs wiederholt auf das Amberger Archiv beruft, wohl für lange Zeit der einzige Forscher, der ihn zur Hand n a h m . 4 ) Viele ') Nr. 95, 120 und 121 des Codicillus (A 104, 130, 131.) *) Oesterreicher Nr. 2 (Böhmer Reg. 1002 mit dem inserierten Wortlaut von Reg. 55) und Nr. 55 (Böhmer Reg. 322). Das erstgenannte Stück schöpfte Oesterreicher wohl aus dem Original, da er die Stellung des Monogramms andeutet, und es m a g ihm in gleicher W e i s e zugänglich geworden sein, wie die Nürnb e r g e r Stücke im 1. Heft seiner B e i t r ä g e (Neue Beitr. zur Geschichte 3. Heft, B a m b e r g 1824). 3 ) Dieser beruft sich in den Verh. des Hist. Vereins der Oberpfalz 6, 185 u. 188 für A 39 auf ein Kopialbuch von Amberg. 4 ) Buchner, Gesch. Bayerns 5, 231 k (vgl. Beil. C XIV und A 31, 33), 5, 300 f. (vgl. A 95 bis 113), 5, 312 a (vgl. A 158, 159), 5, 3 2 1 c (vgl. B ö h m e r R e g . 459 u. oben S. 7, Anm. 3 ) ; freilich muß Buchner in sehr freier Weise von seinen Urkunden Ge-

Einleitung.

9

Ähnlichkeit mit O e s t e r r e i c h e r s Publikation bietet j e n e von J ä g e r , w e l c h e r 2 0 im Kodizill enthaltene Urkunden a u s den J a h r e n 1321 — 1 3 2 6 abdruckte und in den E r l ä u t e r u n g e n , die er g a n z nach O e s t e r r e i c h e r s Art v o r a n s c h i c k t , noch eine nicht a b g e d r u c k t e , die d e r s e l b e n Quelle angehört, e r w ä h n t . 1 ) O b w o h l nun die U r k u n d e n texte J ä g e r s in der K ü r z u n g der F o r m e l n mit d e m Kodizill ü b e r e i n s t i m m e n , so ist doch nicht a n z u n e h m e n , d a ß sie aus der erhaltenen Handschrift g e s c h ö p f t wären. D a g e g e n spricht z u n ä c h s t der Umstand, daß J ä g e r die c h r o n o l o g i s c h e O r d n u n g , die er im Kodizill gefunden hätte, nicht einhält, m e h r noch der andere, daß er drei im Kodizill fehlende, aber in R i e d s V o r l a g e v o r h a n d e n e Stücke aufnahm.2) Wahrscheinlich k o n n t e also J ä g e r die Arbeit Rieds in anderer Gestalt b e n u t z e n als wir sie k e n n e n ; er m a g das K o n z e p t , in w e l c h e m die zeitliche F o l g e noch nicht g a n z hergestellt war, vor sich gehabt haben.3) S o läßt es sich nicht e n t s c h e i d e n , o b J ä g e r die einzige von ihm a b g e d r u c k t e U r k u n d e , die sich w e d e r in der Oberpf. H a n d s c h r . Nr. 1 n o c h im Kodizill findet, aus anderweitiger Quelle schöpfte o d e r o b auch diese s c h o n zu den Zutaten g e h ö r t e , die R i e d der S a m m l u n g h i n z u f ü g t e . 4 ) U n a b h ä n g i g von der A b schrift Rieds haben endlich H o r m a y r und F r e y b e r g brauch g e m a c h t haben. Auffallend ist, daß er sich 5, 316 k auf ein Kopialbuch des A m b e r g e r S t a d t a r c h i v s beruft und 5, 261 m auch eine Urkunde, die Ried nicht in seinen Codicillus aufgenommen hatte (A 74, s. oben S. 7, Anm. 2) „aus dem A m b e r g e r Archiv" kennen gelernt haben will. ') A 173 (L11I der Beilage C.) ) A 190, 191, 197, vgl. oben S. 7, Anm. 2. s ) Ob und wo sich diese Vorarbeit Rieds etwa noch erhalten habe, weiß ich nicht a n z u g e b e n ; vielleicht findet sie sich im Besitze des Hist. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg, dem j a J ä g e r nahestand, oder in der Kreisbibliothek zu R e g e n s b u r g , vgl. Will im 32. Bde. der Verhandlungen des hist. Vereins v. Oberpfalz u. R e g e n s b u r g S. 99 ff. s

4

) J ä g e r Nr. 18 gleich Böhmer Reg. 984 (aus älterem Druck).

10

Einleitung.

die Oberpfälzer Handschrift benutzt, dieser in sehr u m fassender Weise, so d a ß er m e h r als h u n d e r t U r k u n d e n ihrem Bestand e n t n a h m und ihren g a n z e n zeitlichen U m f a n g ausbeutete, j e n e r mit Rücksicht auf sein eigentliches T h e m a , die Schlacht von Mühldorf, nur in beschränktem Maße u n d auch für die ihn a n g e h e n d e n J a h r e spärlich und ungleichmäßig. Beide b e g n ü g e n sich z u meist mit A u s z ü g e n , die manchmal so kurz und oft auch so fehlerhaft geraten s i n d , daß es s c h w e r wird, festzustellen, welche U r k u n d e ihnen vorlag. x ) I m m e r h i n führt die N a c h p r ü f u n g wenigstens bei Freyberg zu einem ganz klaren E r g e b n i s ; dieser Forscher hielt sich fast ausschließlich u n d oft auch in der Reihenfolge an die u n s vorliegende Oberpfälzer Handschrift, u n d es ist kein Anlaß v o r h a n d e n , ihm an dieser Stelle die Ben u t z u n g von anderen Quellen urkundlicher Art z u z u schreiben. 2 ) Schwieriger gestaltet sich die Analyse bei H o r m a y r , weil er den Inhalt und die Daten der U r k u n d e n b e s o n d e r s sorglos behandelt u n d überdies neben j e n e r Handschrift und älteren Drucken zweifellos noch a n deres archivalisches Material für seine Z u s a m m e n s t e l lung benutzt hat. 3 ) So muß in einigen Fällen g e r a d e z u ') Freyberg setzt A 14 zu „1301 bis 1304", während e s in der Handschr. mit g e n a u e m Datum erscheint, A 68 zu 1326 statt zu 1313, A 188 zu 1324 statt zu 1323; Hormayr setzt A 170 zu 1324 statt zu 1320, bezieht A 188 u. 190 auf das Treffen bei Mülildorf, obwohl in keiner der beiden Urkunden davon die Rede ist. *) Bezeichnend für Freyberg ist, daß er Stücke, welche s e i n e Vorlage zweimal bot, auch zweimal verwertet, so A 108 auf S. 51 und wieder S. 90, A 109 zweimal auf derselben Seite 39. S. 90 ist auch alte g e n e a l o g i s c h e Literatur benützt und aus derartiger Quelle mag der Satz; „ein Conrad Zenger hat auch bei Mühldorf mitgestritten" entnommen sein, für den ich keinen urkundlichen Beleg zu finden weiß. 3 ) So erwähnt er S. 477 ff. schon mehrere von jenen D i e n s t briefen der Jahre 1321 und 1322, welche Riezler in Forsch, z. d. Gesch. 20, 245 ff. registriert, ferner Böhmer Reg. 631, 633 u. die

Einleitung.

11

die F r a g e offen g e l a s s e n werden, ob ihm n o c h u n b e kannte U r k u n d e n v o r g e l e g e n haben, o d e r ob er, was recht gut m ö g l i c h ist, die ihm vorliegenden b e k a n n t e n bis zur Unkenntlichkeit entstellte. 1 ) D i e s e unerfreuliche Beschaffenheit der Arbeiten von H o r m a y r und F r e y b e r g b r a c h t e es mit sich, daß sie für die g r o ß e n R e g e s t e n w e r k e von B ö h m e r und seinen Nachfolgern nahezu unbenutzt blieben. Für die R e g e s t e n Ludwigs des B a y e r n hatte B ö h m e r ursprünglich von allen hier b e s p r o c h e n e n U r k u n d e n s a m m l u n g e n nur die O e s t e r r e i c h e r s h e r a n g e z o g e n , erst in den Additamenta wurden j e n e von J ä g e r und g a n z vereinzelte S t ü c k e aus der Publikation F r e y b e r g s b e r ü c k s i c h t i g t . E b e n s o scheint ihm bei der B e a r b e i t u n g der Wittelsb a c h e r R e g e s t e n die stattliche Zahl von H e r z o g s u r k u n d e n noch u n b e k a n n t g e w e s e n zu sein, die sich aus F r e y b e r g s „ G o l d e n e m B u c h " und noch m e h r aus seiner V o r l a g e g e w i n n e n l i e ß . 2 ) In n e u e r e r Zeit würde die A u s g a b e der R e g e s t e n der Pfalzgrafen am Rhein G e legenheit g e b o t e n h a b e n , das V e r s ä u m t e n a c h z u h o l e n ; K o c h und Wille, die diese nützliche und von mir dankbar benutzte Arbeit a u s f ü h r t e n , g i n g e n j a auch auf handschriftliche G r u n d l a g e n zurück, und sie haben unter niederbayer. Herzogsurk. vom 4. Juli 1325, Böhmer Witt. Reg. S. 104, die erst nach ihm in den Reg. Boica vermerkt wurden, und wohl nach älteren Drucken Böhmer Reg. 91, 459, 509, 629, 633, 648, 775, 800, 979 und S. 239 Nr. 55. Zu S. 4 8 0 : 1324 A u g . 14, Albrecht Heinrich und Otto für die H e r z o g e v. Sachsen, vgl. Freyberg, Beurkundete Geschichte Ludwigs des Brandenburgers S. 16 Anm. 25 und Lichnowsky, Regesten 1, 570 Nr. 654 b . ') Ich weiß keinen anderen Beleg beizubringen für folgende Stellen H o r m a y r s : S. 4 7 6 : 1322 Konrad d. Kalnperger 200 Pf. Pfennige S c h a d e n e r s a t z ; S. 4 7 7 : 1324 (verleiht Ludwig dem Jordan von Murach) wieder 200 Pf. Pfennig „für seinen S c h a d e n " in unserem Streit zu Mühldorf. '*) Nachträglich m a g Böhmer auf die Lücke doch aufmerksam geworden sein, vgl. Koch-Wille Reg. 1796, wo aus B ö h m e r s Handexemplar eines der betreffenden Stücke (A 130) g e b u c h t ist.

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Einleitung.

anderem auch die Oberpfälzer Kopialbücher des Münchener Reichsarchives in ihre Forschung einbezogen. Die Handschrift Oberpfalz 1 ist aber auch ihnen entgangen, sie enthält daher einen geschlossenen Bestand bisher unbenutzter wittelsbachischer Urkunden, die in ihrer Gesamtheit einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Geschichte des bayerischen Herrscherhauses bilden dürften. In den am Schluß abgedruckten Beilagen will ich diese Frucht meiner Arbeit allgemein zugänglich machen und versuchen, auf die geschichtliche Bedeutung der einzelnen Stücke hinzuweisen. Den Hauptgegenstand der folgenden Betrachtungen soll jedoch die Beschaffenheit und Entstehungsweise jenes Manuskriptes bilden, welches in mehr als einer Hinsicht eine diplomatische Untersuchung verdient.

I. Beschreibung der Handschrift. Das allgemeine Reichsarchiv in München besitzt einen ansehnlichen Bestand von Archivalien, die sich auf die Oberpfalz beziehen, und unter ihnen auch eine lange Reihe von dickleibigen Handschriften, welche als „Oberpfälzer Kopialbücher" bezeichnet werden. Diese Reihe, die mit dem Kodex Oberpfälzer Literalien Nr. 147 anhebt und auch eine Anzahl bisher unveröffentlichter Urkunden des 14. Jahrhunderts enthält, ist so wie sie uns vorliegt, nicht vor dem 15. Jahrhundert begonnen worden und ihre einzelnen Glieder zeigen untereinander so vielfache B e r ü h r u n g , daß es nicht möglich wäre, eines derselben aus der ganzen Kette loszureißen und getrennt zu besprechen. Ganz anders verhält es sich mit jener Handschrift, welche unter der Signatur Oberpfälzer Literalien Nr. 1 den ganzen Bestand eröffnet. Diese Handschrift, die noch dem 14. Jahrhundert angehört, nimmt eine ganz vereinzelte Stellung ein, so daß es möglich und notwendig ist, sie für sich zu würdigen. Die Handschrift Oberpfalz 1 (im folgenden mit der Sigle 0 bezeichnet) ist gleich jenen jüngeren „Kopialbüchern" auf Papier geschrieben, und zwar auf einem starken, gut erhaltenen und regelmäßig beschnittenen Papier, dessen Wasserzeichen ein 10 cm hohes Kreuz mit zwei über den langen Kreuzarm gelegten Kreisen 1 ) dar*) Ü b e r d i e s e s im 14. Jahrhundert häufig anzutreffende W a s s e r z e i c h e n s. Keinz in den Abhandlungen der philos. philolog. Kl. der bayer. Akademie 20, 495 Nr. 25, mit Abbildung Tafel II.

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I. Beschreibung der Handschrift.

stellt. D a s F o r m a t ist S c h m a l f o l i o , die H ö h e der Blätter beträgt 38,5, ihre B r e i t e 15 c m , so daß die g a n z e H a n d schrift, w e l c h e heute von einem neueren E i n b a n d mit L e d e r rücken und ledernen E c k e n g e s c h ü t z t ist, äußerlich an die R e c h n u n g s b ü c h e r des a u s g e h e n d e n Mittelalters eri n n e r t . 1 ) Die Anzahl der Blätter beträgt j e t z t 8 7 ; ursprünglich dürften ihrer 90 g e w e s e n sein, da sich aus der Z u s a m m e n s e t z u n g der L a g e n ein Verlust von zwei Blättern am A n f a n g und e i n e m am E n d e der H a n d schrift e r s c h l i e ß e n l ä ß t . 2 ) D a ß diese verlorenen Blätter wesentliche, mit dem übrigen Inhalt z u s a m m e n h ä n g e n d e E i n t r ä g e enthalten hätten, ist indes nicht a n z u n e h m e n , denn auch von d e m w a s uns v o r l i e g t , ist nicht viel m e h r als die Hälfte ( 5 3 Blätter) b e s c h r i e b e n , der Rest a b e r leer g e b l i e b e n . L e e r ist mit A u s n a h m e des drittletzten B l a t t e s der g a n z e S c h l u ß der Handschrift und leer a u c h ihr e r s t e s Blatt, auf w e l c h e m nur von späterer Hand v o r n e die S i g n a t u r „Nr. 12" e i n g e t r a g e n i s t . s ) D a s darauffolgende zweite Blatt der Handschrift trägt ein V e r z e i c h n i s ihres Inhaltes, w e l c h e s gleich bei der ersten A n l a g e angefertigt •) Ein Pergamentheft in Schmaloktav bildet das R e c h n u n g s buch des oberen Viztumamts Ludwigs des Strengen, das die Jahre 1291 bis 1294 umfaßt, s. Oefele im Oberbayerischen Archiv 26, 273. *) Von den sechs Lagen, aus denen der Kodex besteht, sind nur die mittleren vier ( L a g e 2, 3 und 4 von je acht, L a g e 5 von sechs Doppelblättern gebildet) vollständig erhalten, während bei der ersten L a g e vor der Mittelnaht 6 und nach derselben 8, bei der letzten L a g e vor der Mittelnaht 7 und nach derselben 6 Blätter zu erkennen sind. s ) Mit dieser Bezeichnung hängen wohl auch die alten Nummern der jüngeren Oberpfälzer „Kopialbücher" zusammen; von diesen trägt Nr. 206 1 /,, ein gewaltiger Folioband von sorgfältiger Schrift des 16. Jahrhunderts, die alte Signatur Nr. 14, auf Nr. 147 bis 149, 153, 152, 150 finden sich die daranschließenden alten Nummern 15 bis 20, auf Nr. 151 und 154 die alten Signaturen Nr. 24 und 32.

1. Beschreibung der Handschritt.

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w o r d e n sein m u ß ; bei der alten Zählung der Blätter ist auch dieses Blatt nicht berücksichtigt w o r d e n . Diese ursprüngliche Z ä h l u n g , die somit erst auf dem dritten Blatt einsetzt, ist durch römische Zahlen ausgedrückt, welche am oberen Rand der Rückseite jedes einzelnen Blattes eingetragen s i n d ; durch das Beschneiden der Handschrift haben diese Ziffern stellenweise gelitten, aber ihre u n u n t e r b r o c h e n e Reihe läßt sich doch deutlich verfolgen, und es empfiehlt sich, obwohl die beiden ersten Blätter in sie nicht einbezogen sind, an ihr auch bei der A n f ü h r u n g einzelner Stellen der Handschrift festzuhalten. Diese alte Zählung läuft allerdings nur von I bis XLVIII, und die Schreiber, welche sie weiterführten, hielten sich nicht mehr an ihre Regeln. Eine mittelalterliche H a n d hat die beiden Blätter, welche bei Fortsetzung der Zahlenreihe rückwärts die N u m m e r n XLVIIII und L hätten erhalten sollen, vorne, und zwar nicht mit diesen Zahlen, sondern mit XLVIII und XLVIIII b e z e i c h n e t 1 ) ; auf der Rückseite des zweiten dieser falsch gezählten Blätter setzt dann eine m o d e r n e Z ä h l u n g in arabischen Ziffern ein, die aber nur von 50 bis 52 reicht und überdies nicht nach Blättern, sondern nach Seiten fortschreitet. Man kann von diesen mißlungenen Zählungsversuchen absehen und sich die alte, von I bis >) Es m a g sein, daß zur Entstehung dieses Fehlers die nach Wattenbach, Schriftwesen® S. 180, im späteren Mittelalter vorherrschende und von Seeliger (Mitt. des Instituts 3. Ergbd., 347) auch an Registern des 15. Jahrhunderts beobachtete Art der Zählung (gleichartige B e n e n n u n g der beiden gleichzeitig sichtbaren Seiten der a u f g e s c h l a g e n e n Handschrift) beigetragen hat; bei der Anlage des Inhaltsverzeichnisses unserer Handschrift ist indes nicht so v o r g e g a n g e n , sondern es ist die Blattzahl stets auf die Vorder- und Rückseite desselben Blattes b e z o g e n worden, und so muß die Zählung trotz der Anbringung auf der Rückseite von Anfang an gemeint g e w e s e n sein, da die Nummer I auf der Rückseite der ersten beschriebenen Seite angebracht war. Die Ansicht, welche von Bretholz in Meisters Grundriß 1, 43 geäußert wird, scheint also hier eine Ausnahme zu erleiden.

I. Beschreibung der Handschrift.

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XLVIII reichende Foliierung in gleicher Weise bis an den Schluß d e r Handschrift fortgesetzt denken, so daß ihr letztes Blatt, da die ersten beiden nicht mitgezählt und daher von der Gesamtzahl a b z u r e c h n e n sind, die Zahl LXXXV tragen w ü r d e . Wenn man sich an diese Zählmethode hält u n d n u r die römischen Ziffern durch arabische ersetzt, so sind die Blätter 1 bis 51 und das Blatt 83 mit U r k u n d e n abschriffen beschrieben. Die H a u p t m a s s e der Einträge, alles was auf Bl. 1 bis 47 steht, sowie der A n f a n g von Bl. 48 rührt von einer einzigen H a n d her, derselben, die auch den Grundstock des den Urkundenabschriften v o r a n g e h e n d e n Inhaltsverzeichnisses anfertigte. Der Charakter ihrer Schrift, einer flüssigen, aber schön und deutlich geschriebenen Kursive, weist unbedingt auf d a s 14. J a h r h u n d e r t 1 ) und er entspricht anderen D e n k m ä l e r n , welche in der ersten Hälfte u n d u m die Mitte dieses J a h r h u n d e r t s in Deutschland entstanden s i n d , recht g e n a u . 2 ) Damit stimmt auch die Z e i t b e s t i m m u n g ü b e r ein, welche sich aus den Daten der eingetragenen Urkunden und aus einigen anderen B e o b a c h t u n g e n ergibt. D e r vorletzte, zuverlässig von erster H a n d herr ü h r e n d e Eintrag, 3 ) welcher g a n z abweichend von allem übrigen gefaßt ist, bezeichnet sich selbst als im Jahre 1331 g e s c h r i e b e n ; das nächste Stück, eine U r k u n d e vom 8. D e z e m b e r 1324 (A 192), weist zwar sicher dieselbe H a n d , aber eine starke Verschiedenheit der Tinte ') Vgl. Bretholz in Meisters Grundriß 1, 115, 117 ff. ) Am besten dem 1342 abgeschlossenen Reinschriftfragment von dem Liber cert. hist. des Johann v. Viktring, ArndtTangl Schrifttafeln Taf. 27. 3 ) Anno domini MCCCXXXI. Rudger Warperger tenet curiam villicaletn in Newnburg pro L lib. Rat. den., solvit silig. X mod., avene XII, porcos II valentes VI sol., pise dim. mod., rap. dim. mod., anseres IUI, pull. VIII, ova C, caseos X, et tenuit tot annis, ut dicit privil. anno domini MCCLXXXXIIII" IIII. Kai. Febr. Vgl. A 6 und Beilage B, unten S. 82. 2

I. Beschreibung der Handschrift.

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im Vergleich zu dem Vorausgehenden auf; diese beiden Stücke fehlen überdies in dem Inhaltsverzeichnis, in welchem auch die unmittelbar vorhergehenden Stücke nicht mehr in einem Zug mit den früheren, sondern als Nachtrag geschrieben sind. Während der letzten Teile seiner Arbeit dürfte also der erste Schreiber eine oder zwei kleine Unterbrechungen gemacht haben; das leitet zu dem Schlüsse, daß wir in der Jahreszahl 1331, die ja mit dem Inhalt des betreffenden Eintrags nichts zu tun hat, wohl das Jahr dieser Nachträge zu erblicken, daß wir aber den Abschluß der Hauptarbeit schon vor Beginn dieses Jahres zu setzen haben. Alle Einträge, welche über 1331 hinaus unsere Handschrift noch bietet, im ganzen 10 Urkunden aus der Zeit von 1339—1381 (A 205—214), sind von verschiedenen jüngeren, aber noch dem 14. Jahrhundert angehörenden Händen auf die Blätter 49—51 und auf das drittletzte Blatt (83) geschrieben worden; nachgetragen, wenn auch vielleicht noch von derselben Hand, die das Vorausgehende schrieb, sind aber schon A 203 und 204, zwei Urkunden der Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht vom Juli 1330; was auf Bl. 49 und auf der Vorderseite von 50 steht, haben die betreffenden Schreiber auch im Inhaltsverzeichnis hinzugefügt; die späteren Einträge sind dort ganz unberücksichtigt geblieben. Somit wird das Jahr 1330, aus dessen Beginn die jüngste in einem Zug mit dem übrigen eingetragene Urkunde (A 201) herrührt, als die Zeit anzusehen sein, in welcher 0 entstand. 1 ) Der von der ersten Hand herrührende Grundstock der Eintragungen, der aus etwas mehr als 200 Urkundenabschriften besteht, macht den Eindruck einer sorgfältigen, gleichmäßigen und einheitlichen Arbeit. Der Schreibraum wird auf jeder Seite von vier Randlinien ») Über A 202 vgl. unten S. 20 Anm. 1 und S. 41 Anm. 2. Erben,

Ein oberpfälzisches Register.

2

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I. Beschreibung der Handschrift.

begrenzt, welche etwa iingerbreit von den Blatträndern abstehen. Innerhalb dieses Rahmens sind für das zweispaltig geschriebene Inhaltsverzeichnis noch weitere Vertikallinien g e z o g e n , dagegen läuft die Schrift von F. 1—48 mit guter Einhaltung der vorgezogenen Grenzen über die ganze zwischen ihnen freibleibende Breite in ziemlich enge aufeinander folgenden Zeilen. Nach jeder einzelnen Urkunde ist ein Raum von ungefähr 3 cm freigelassen, der zur Aufnahme einer Überschrift für die nächstfolgende Urkunde dient. Diese Überschrift enthält entweder bloß den Namen des Empfängers der Urkunde (in verschiedener Ausführlichkeit, z. B. F. 1

Warperch, F. 2 Ott Zenger de Murach,

F. 24 Wolfhart

Zenger de Nappurch qui obiit) oder eine Ortsbezeichnung und den Personennamen. Der Ortsname, welcher nicht das verliehene oder verpfändete Gut, sondern den Amtsbezirk angibt, in welchem es liegt, ist, w o er sich findet, dem Personennamen fast immer vorangestellt und immer mit ihm in einem Zug geschrieben von derselben Hand, der wir die Urkundenabschriften selbst verdanken; gleichfalls von dieser Hand, aber nachträglich, ist neben der Überschrift in dem freibleibenden Raum ab und zu das Wort noli1) oder der Vermerk solutum est gesetzt worden. Über die Bedeutung dieser Einträge wird an späterer Stelle zu sprechen sein, hier genüge es, festzustellen, daß auch sie in gefälliger Form gemacht waren und daß erst Hände des 15. oder 16. Jahrhunderts in etwas unordentlicher Weise weitere Ortsnamen und andere Notizen hinzugeschrieben haben. Sorgfältig und gleichmäßig sind auch die Abschriften der Urkunden selbst. W o dem Schreiber etwa Versehen widerfuhren, verbesserte er sie selbst durch Umstellungszeichen, kleine am Rand angebrachte Nach*) Ich vermag das Wort nicht anders zu lesen; die naheliegende Lesung nota scheint mir paläographisch ausgeschlossen.

I. Beschreibung der Handschrift.

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träge o d e r durch einfache T i l g u n g ; aber n u r sehr selten war dazu Anlaß v o r h a n d e n . 1 ) Diese sorgfältige und gleichmäßige Beschaffenheit der Abschriften w ü r d e nun gar nichts Auffallendes an sich haben, wenn die Originale der abgeschriebenen U r k u n d e n einem einzelnen Archiv a n g e h ö r t haben k ö n n t e n ; in diesem Fall würden wir es eben mit einem im Jahre 1330 angelegten Kopialbuch des betreffenden E m p f ä n g e r s zu tun haben. Aber diese E r k l ä r u n g ist ausgeschlossen. Die abgeschriebenen U r k u n d e n , zumeist P f a n d v e r l e i h u n g e n u n d B e l e h n u n g s u r k u n d e n , verteilen sich auf eine sehr g r o ß e Anzahl verschiedener E m p f ä n g e r ; einen einheitlichen Z u g enthält die ganze hier versammelte Zahl von Urkundenabschriften nicht durch den g e m e i n s a m e n Empfänger, sondern durch die H e r kunft von g e m e i n s a m e n Ausstellern. Die ältesten von den Abschriften, die wir d e m ersten Schreiber verdanken, sind U r k u n d e n des Bayernherzogs Ludwigs des Strengen, der 1253—1294 regierte; die ü b e r w i e g e n d e Masse bilden U r k u n d e n seiner beiden Söhne Rudolf und Ludwig, von denen jener, der S t a m m v a t e r der pfälzischen Linie des wittelsbachischen Hauses, im Jahre 1319 starb, dieser, im Jahre 1314 z u m deutschen König ') Eine größere, störende Korrektur ergab sich nur an einer Stelle, nämlich auf der rückwärtigen Seite des dem Inhaltsverzeichnis gewidmeten Blattes; hier waren in der ersten Spalte neun Urkunden, die auf F. 35 bis 38 stehen, a u s g e l a s s e n worden, der Schreiber trug sie in der zweiten Spalte nach, was dann auch die regelmäßige Weiterführung des Verzeichnisses, d e s s e n Schluß dem Nachtrag ausweichen muß, einigermaßen störte. A u s dem Umstand, daß das Verweisungszeichen für die Einschaltung der neun Nummern, dorthin gestellt wurde, wo man die Blattzahl einer links verzeichneten Urkunde zu erwarten hätte, und daß d i e s e daher dem V e r w e i s u n g s z e i c h e n ausweicht, ergibt sich, daß die Blattzahlen erst nachträglich beigesetzt worden sind; aber das dürfte wohl nur von der zweiten Seite des Inhaltsverzeichn i s s e s gelten, auf der die betreffenden Ziffern auch in ihrer Form anders gestaltet sind als auf der ersten. 2*

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I. Beschreibung der Handschrift.

gewählt, uns unter dem Namen Ludwigs des Bayern geläufig ist, und zwar teils s o l c h e , die von beiden Brüdern gemeinsam, teils solche, die von einem von ihnen ausgingen; ganz vereinzelt stehen unter dieser Masse zwei Urkunden des Grafen Gebhard von Hirschberg, eines Vetters der wittelsbachischen Brüder, dessen Erbschaft im Jahre 1305 zum Teil auf die bayerischen Herzoge überging, und eine einzige Urkunde des bayerischen Viztums zu Lengenfeld 1 ). Durch diesen S a c h verhalt, die überwiegende Gemeinsamkeit des Ausstellers und die Verschiedenheit der Empfänger, wird O von jener Gruppe von Urkundensammlungen, welche der Diplomatiker Kopialbücher nennt, deutlich geschieden und ebensosehr jener zweiten Gruppe genähert, die wir als Register bezeichnen. Von einem gleichzeitig geführten Register, einem Buche, in welches die herzogliche Kanzlei die einzelnen Urkunden, die von ihr ausgingen, gleichzeitig oder unmittelbar nach deren Ausfertigung eingetragen hätte, kann nun hier allerdings in der Hauptsache nicht die Rede sein. Das verbietet schon die oben geschilderte einheitliche Entstehung der ersten Anlage; nur die nach 1330 hinzugefügten Nachträge könnten in diesem Sinne aufgefaßt werden. Für jenen weitaus umfangreicheren Grundstock scheint zunächst die Möglichkeit offen zu stehen, daß er, wenn auch selbst in einem Zuge g e schrieben, dennoch auf ein gleichzeitig geführtes Register zurückgehe, daß er uns also die Reinschrift eines verlorenen ursprünglichen Registers darstelle, gleichwie es z. B. bei den päpstlichen Pergamentregistern des 14. und wohl auch des 13. Jahrhunderts vielfach zutrifft. Bei genauerem Zusehen erheben sich jedoch gegen diese Annahme einige Bedenken. Zunächst ist zu be>) S. Nr. 16, 19, 82 der Inhaltsübersicht (Beilage A), auf die auch sonst wegen der Aussteller und Empfänger verwiesen werden kann. Von A 202 enthält O nur einen kurzen Vermerk.

I. Beschreibung der Handschrift.

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a c h t e n , daß aus der Zeit, in w e l c h e r die beiden B r ü d e r Rudolf und Ludwig z u g l e i c h r e g i e r t e n , n e b e n s o l c h e n Urkunden, die auf beide Namen lauten, auch a n d e r e aufg e n o m m e n sind, die nur den einen oder nur den andern als Aussteller n e n n e n ; daß also doch nicht b l o ß die E r z e u g n i s s e einer e i n z i g e n , s o n d e r n solche von zwei, teils vereint, teils g e m e i n s a m arbeitenden Kanzleien hier eing e t r a g e n sind. Auf w e l c h e Art soll eines von diesen Ämtern in die L a g e g e k o m m e n sein, auch die aus d e m andern h e r v o r g e g a n g e n e n S t ü c k e gleichzeitig zu b u c h e n ? A u c h die A n o r d n u n g des Stoffes spricht g e g e n Herleitung aus einem gleichzeitig geführten R e g i s t e r der b e i d e n wittelsbachischen B r ü d e r . Würde j e n e a n g e n o m m e n e V o r l a g e durch eine längere R e i h e von J a h r e n geführt worden sein, so m ü ß t e in dieser und folglich auch in der daraus abgeleiteten Reinschrift, die uns v o r l i e g t , die allmählige E n t s t e h u n g , das c h r o n o l o g i s c h e F o r t s c h r e i t e n der E i n t r ä g e , somit eine zeitliche A n o r d n u n g des Stoffes irgendwie zu b e m e r k e n sein. D i e s e E r w a r t u n g trifft a b e r k e i n e s w e g s zu. D e r G r u n d g e d a n k e der O r d n u n g ist kein c h r o n o l o g i s c h e r , s o n d e r n ein s a c h l i c h e r : das S t r e b e n , Urkunden für d e n s e l b e n Empfänger zusammenzustellen. S o beginnt die H a n d schrift s o g l e i c h mit einer G r u p p e von U r k u n d e n für R u d g e r von W a r p e r g , von denen die erste n o c h H e r z o g L u d w i g den S t r e n g e n als Aussteller nennt, die zweite 1308 im N a m e n seiner beiden S ö h n e , die dritte 1326 von K ö n i g L u d w i g allein erteilt ist (A 6, 39, 1 9 7 ) ; so stehen auf F. 3 drei Urkunden für Friedrich F r a n c h von R o s e n b e r g aus den J a h r e n 1314, 1315 und 1325 (A 85, 99, 194), auf F. 5 fünf s o l c h e für R u d g e r K e m n a t e r aus den J a h r e n 1 3 1 4 — 1 3 2 6 ( A 8 1 , 166, 118, 196, 1 9 1 ) ; von F. 2 6 ' bis auf F. 29 reicht eine g e s c h l o s s e n e G r u p p e von U r k u n d e n für das K l o s t e r K a s t l , teils von G e b hard von H i r s c h b e r g , teils von H e r z o g L u d w i g , teils von d i e s e m und s e i n e m B r u d e r ausgestellt in den J a h r e n

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I- Beschreibung der Handschrift.

1301 — 1313 (A 16, 65, 52), usw. Innerhalb der E m p f ä n g e r g r u p p e n herrscht allerdings vielfach chronologische O r d n u n g , so daß die für einen E m p f ä n g e r bestimmten U r k u n d e n mit der ältesten beginnen und mit der j ü n g s t e n schließen; aber diese Regel wird doch auch häufig verlassen, und zwar b e s o n d e r s in der zweiten Hälfte der ersten Anlage, von F. 24' a n g e f a n g e n , wo innerhalb der E m p f ä n g e r g r u p p e n die Daten bald vorwärts, bald rückwärts laufen. 1 ) Eine derartige Ano r d n u n g ließe sich schwer begreifen, wenn die verlorene Vorlage d u r c h gleichzeitige Einträge entstanden wäre, und sie w ü r d e auch d a n n unerklärt bleiben, wenn man j e n e Vorlage als ein ursprünglich mit weiten Zwischenr ä u m e n angelegtes und im Laufe der Zeit erst durch Nachträge angefülltes Heft a n s e h e n wollte. Der angedeutete Unterschied zwischen der A n o r d n u n g der ersten und zweiten Hälfte des G r u n d s t o c k s , das Überwiegen chronologischer O r d n u n g in den E m p f ä n g e r g r u p p e n der einen Hälfte und die Vernachlässig u n g dieser O r d n u n g im anderen Teil, verdient indes doch als Anzeichen einer nicht g a n z einheitlichen Ents t e h u n g gewürdigt zu werden, u n d zwar um so mehr, als sich diese beiden Teile der vom ersten Schreiber hergestellten Anlage auch in a n d e r e r Hinsicht etwas unterscheiden. In dem ersten Teil k o m m t es n i r g e n d s vor, daß Urkunden für denselben E m p f ä n g e r an zwei verschiedenen Stellen eingetragen wären, es tritt bis F. 24 keine W i e d e r h o l u n g einer schon f r ü h e r vertre') Außer den beiden zuletzt angeführten Beispielen s. F. 24': Ortlieb Zenger A 182 (von 1322), 160 (1320); F. 33 u. 33': Konrad Zenger v. Trausniht A 155 (1319), 195 (1325) 127 (1317); F. 33' u. 34: Wolfhart Zenger A 168 (1320), 147 (1318), 138 (1317), 184 (1323); e b e n s o l c h e chronologische Sprünge ergeben sich F. 39' (für Fronperger A 28, 145, 42), F. 40, 41 (für Konrad Kemnater A 140, 77, 162, 154, 153, 112), F. 42 bis 43' (für Dietrich Kürner A 114, 129, 55, 56, 101), F. 44, 44' (für Ulrich Trautenberger A 144, 131, 62) und F. 44' (für Heinrich v. Meischendorf A 102, 36).

I. Beschreibung der Handschrift.

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tenen E m p f ä n g e r g r u p p e ein; von F. 25 a n g e f a n g e n k o m m e n solche Wiederholungen häufig vor 1 ), und z w a r gibt es hier nicht nur Wiederholungen der schon im ersten Teil vertretenen Gruppen, sondern es unterbleibt m a n c h m a l auch die Z u s a m m e n z i e h u n g der im zweiten Teil enthaltenen U r k u n d e n für denselben Empfänger. 2 ) Nur im zweiten Teil ereignet es sich f e r n e r , daß eine U r k u n d e , die in der Handschrift schon an f r ü h e r e r Stelle eingetragen ist, n o c h m a l s abgeschrieben wird. 3 ) D a s sind offenbar unbeabsichtigte Verstöße g e g e n den G e d a n k e n einer empfängerweisen A n o r d n u n g , die ja doch auch hier im allgemeinen z u g r u n d e gelegt w u r d e , also Anzeichen einer Flüchtigkeit, für die aber nur die Vorlage, nicht der Schreiber der u n s vorliegenden Handschrift 0 verantwortlich gemacht w e r d e n k a n n ; denn dieser arbeitete in beiden Teilen, wie Schrift u n d äußere Einrichtung der Handschrift z e i g e n , mit d e r gleichen Sorgfalt. Anderseits m u ß g e r a d e die Vorlage des zweiten Teils in einer Hinsicht sorgfältiger a u s g e g e f ü h r t gewesen sein als j e n e des ersten; n u r in d e m zweiten Teil nämlich finden sich neben der Überschrift der einzelnen U r k u n d e jene schon oben (S. 18) e r w ä h n 5 ) Man findet F. 25' A 38 für Ulrich Neunburger, der schon F. 7' durch A 107 vertreten war; ebenso F. 26 A 82 u. 22 für Ulrich Teusinger, für den auch A 103 auf F. 14 bestimmt ist. a ) Für Heinrich Lichtenstainer lauten A 73 auf F. 25 und A 67 auf F. 34'; für Konrad Vraidenauer A 165 auf F. 41' u. A 167 auf F. 46; auch die in der vorigen Anm. angeführten A 82 u. A 22 für Ulrich Teusinger sind durch A 90 für einen andern Empfänger getrennt. 3 ) A 6 steht F. 1 in voller Abschrift, F. 48 bietet einen A u s z u g derselben Urkunde; A 34 steht in voller Abschrift F. 37' und wieder F. 47'; A 108 F. 19' und 44; A 109 F. 7' und F. 47; A 125 F. 34' und 46'; A 130 F. 34' und 46'; A 132 F. 22 und 47; A 188 F. 32' und 47. Wenn auch der erste Teil ein Stück, A 31, doppelt enthält, so kommt hievon doch nur die Abschrift auf F. 23' in Betracht; jene bei F. 8 steht auf besonderem, nur zufällig hier eingeheftetem Blatt, vgl. unten S. 84.

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I. Beschreibung der Handschrift.

ten Ortsbezeichnungen, welche die Lage des in der Urk u n d e verliehenen oder verpfändeten Gutes a n g e b e n . 1 ) Die regelmäßige und mit dem n e b e n s t e h e n d e n P e r s o n e n n a m e n ganz gleichförmige Schrift nötigt zu d e r A n n a h m e , daß auch diese erweiterte Form der Oberschrift getreu aus der Vorlage h e r ü b e r g e n o m m e n ist; die häufige Beifügung der O r t s n a m e n zur Überschrift m u ß deshalb als eine weitere, der verlorenen Vorlage d e s zweiten Teiles z u k o m m e n d e Eigentümlichkeit ang e s e h e n werden. Lassen sich also innerhalb der für die erste Anlage von 0 benutzten Vorlage zwei verschieden g e a r tete Teile mit einiger Sicherheit v o n e i n a n d e r scheiden 2 ), so läge es nahe, hier auch an verschiedene E n t s t e h u n g s zeit zu denken, so daß etwa in der Vorlage der erste Teil zugleich den älteren Bestand, der zweite eine j ü n g e r e H i n z u f ü g u n g darstellen w ü r d e . Zur A n n a h m e einer irgendwie mit der Ausfertigung der U r k u n d e n gleichzeitig fortschreitenden Anlage dieser Teile können wir aber auch auf diesem Wege nicht g e l a n g e n , d e n n der zeitliche Umfang der beiden Teile, der Zeitraum, auf welchen sich die hier und dort a b g e s c h r i e b e n e n ') Während bis F. 24 kein e i n z i g e s Stück in der Überschrift eine solche Ortsbezeichnung von erster Hand aufweist (viel später z u g e s e t z t e Ortsbezeichnungen, wie sie sich schon F. 6, 7', 13', 14, 17', 23 u. 24' und auch weiterhin finden, kommen hier nicht in Betracht), beginnt auf F. 25 eine g e s c h l o s s e n e Reihe so erweiterter Überschriften, die mit wenigen Unterbrechungen bis F. 32' reicht, dann von F. 38' in ähnlicher W e i s e bis F. 46 sich fortsetzt. *) Ob die Grenze zwischen F. 24 und F. 24' zu ziehen sei oder zwischen F. 24' und F. 25, ist nicht sicher zu e n t s c h e i d e n ; die Umstoßung der chronologischen Folge in den Empfängergruppen findet sich von F. 24' an, vereinzelt aber auch schon irüher (s. oben S. 21 u. 22 Anm. 1); die Beifügung des Ortsnamens beginnt erst F. 25, erleidet aber (s. vorige Anm.) doch auch weiterhin einige Unterbrechungen.

I. Beschreibung der Handschrift.

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U r k u n d e n verteilen, ist nahezu d e r s e l b e , 1 ) er reicht hier wie dort von der R e g i e r u n g s z e i t Ludwigs des S t r e n g e n bis an den A u s g a n g des dritten J a h r z e h n t s des M . J a h r h u n d e r t s . Nur deshalb bleibt die V e r m u t u n g berechtigt, daß die V o r l a g e des zweiten T e i l s etwas nach j e n e r des ersten entstanden sein dürfte, weil wir im zweiten m a n c h e E r g ä n z u n g e n zu den s c h o n im ersten b e h a n d e l t e n E m p f ä n g e r g r u p p e n vorfinden, w ä h r e n d die s t r e n g s y s t e m a t i s c h e O r d n u n g des ersten T e i l s nicht einer E r g ä n z u n g , s o n d e r n vielmehr einer selbständigen Arbeit zu ents p r e c h e n scheint. Für j e d e n Fall m ü s s e n die beiden Arbeiten, die uns in 0 in einheitlicher Abschrift v o r liegen, sehr bald n a c h e i n a n d e r enstanden und sie m ü s s e n von A n f a n g an in einem e n g e n s a c h l i c h e n Z u s a m m e n h a n g g e w e s e n sein. ') Die äußersten Grenzen bilden für den ersten Teil A 4 von 1288 und A 200 von 1329; für den zweiten A 1 von 1267 und A 201 (202) von 1330.

II. Geographischer Bereich der Sammlung. Für diesen Zusammenhang des Ganzen bürgt vor allem der räumliche Umfang, auf welchen sich die in O enthaltenen Urkunden beziehen. Ihn zu bestimmen können wir, ohne uns auf den mühsamen Weg der Ortsbestimmung für jede einzelne Urkunde einzulassen, zweierlei Hilfsmittel anwenden. Zunächst jene schon besprochenen Angaben über die Lage, welche von F. 25 angefangen den Überschriften der meisten Urkunden beigefügt sind; hier sind 15 verschiedene Ortsnamen genannt, am häufigsten Nappurch und Neunburg (14 bezw. 12 mal), demnächst Amberch (in 5), Sultzpach (in 4 Fällen), Murach und Weternvelt (je 3 mal), Stauff und Lengenfeld (je 2 mal), endlich Storenstein, Waldek, Turndorf, Velburch, Hirzzawe, Swainkendorf und Pfaffenhof (je 1 mal). Alle diese Orte sind im heutigen Regierungsbezirk Oberpfalz nachweisbar und sie waren um das Jahr 1325 Mittelpunkt der Ämter des Viztumamts Lengenfeld. Auf dasselbe Gebiet, wenn auch nicht auf alle einzelnen hier genannten Ämter, bezieht sich nun aber auch der erste bis F. 24 reichende Teil der Handschrift, welcher der geographischen Überschriften entbehrt; auch hier sind es hauptsächlich die Ämter Nabburg, Neunburg (vorm Wald), Sulzbach, dann Amberg und Wetterfeld, innerhalb deren die in den abgeschriebenen Urkunden vorkommenden örtlichkeiten gesucht werden müssen; lassen sich für Stoernstein, Regenstauf, Velburg, Schwandorf und Thurndorf hier

II. Geographischer Bereich der Sammlung.

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keine Belege beibringen, so darf daraus e b e n s o w e n i g eine wesentliche Verschiedenheit abgeleitet werden, wie aus der T a t s a c h e , daß der erste Teil in einigen Urk u n d e n über den Bereich, den die Uberschriften des zweiten andeuten, hinausgreift. Hier wie dort hält sich die S a m m l u n g im allgemeinen innerhalb derselben G r e n z e n . D a z u kommt, daß beide Teile von 0 höchst auffallende Beziehungen zu d e m im Jahre 1326 auf Befehl Ludwigs des Bayern angelegten Urbar des Vizt u m a m t e s Lengenfeld aufweisen. Dieses U r b a r 1 ) (fortan mit d e m Buchstaben U bezeichnet) stimmt in der Aufzählung der landesfürstlichen Güter vielfach sehr enge mit einer älteren Quelle dieser Art 2 ) überein, aber es enthält, d e m zu Beginn des G a n z e n g e n a n n t e n Ents t e h u n g s j a h r angepaßt, zahlreiche Angaben darüber, in wessen Lehenbesitz oder Pfandbesitz sich die a n z u f ü h r e n d e n Güter eben damals befanden, u n d diese Ang a b e n stimmen in vielen Fällen aufs beste zu dem, was die U r k u n d e n in 0 lehren. Die vollständige und endgültige Feststellung dieser Ubereinstimmungen m u ß wohl d e m j e n i g e n überlassen werden, der von den bayerischen landesfürstlichen Urbaren die w ü n s c h e n s w e r t e N e u a u s g a b e zu b e s o r g e n haben w i r d ; die hier folgende Z u s a m m e n s t e l l u n g , welche sich nur auf die A u s g a b e der Mon. Boica und nicht auf die Handschrift des Urbars stützt, soll diese Ubereins t i m m u n g bloß soweit z u m Ausdruck bringen, als dies für die Beurteilung von 0 erforderlich ist, sie bietet nur Beispiele aus einem weit reicheren B e o b a c h t u n g s material. 3 ) Folgen wir der A n o r d n u n g in U, so ist zunächst zu vergleichen: ') Gedruckt Mon. Boica 36», 539 bis 650. ) Urbarium BaiuwariaeTransdanubianae a. a. O. 36», 339 ff.; von den Herausgebern (a. a. 0 . 131) und von Riezler, Gesch. Bayerns 2, 179 um 1280 angesetzt. s ) Die Auswahl wurde derart getroffen, daß möglichst alle in Betracht kommenden Ämter vertreten seien; d a g e g e n wurden 2

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H. Geographischer Bereich der Sammlung. In

iudicio

Lengenveit.

1. M. B . 36 , 5 4 1 : In Puchpach . . secunda curia . . J o r d . P u e n c z i n g e r habet in obligacione pro VI lib. Rat. cum bonis P o g s r u k et Swant, Privilegium h a b e t ; dazu M. B. 36 a , 586 advocatia Swant et P o g s r u k k . . Jord. Puentzinger habet. Vgl. A 105 ( 0 F. 4'), Verpfändung des Hofes zu P u c h p a c h und der Vogtei zu Posrukk an Jord. Puntzinger um 5 0 Pf. R e g e n s burger, und A 93 ( 0 F. 4), Verpfändung der V o g t e i zu Swant an denselben, 1315 und 1314. a

2. M. B . 36 a , 5 4 4 : Chrauchenhausen advocatia . . Lupus de Leng[en]uelt habet in obl. pro L lib. cum huba Smidmuln et porco in G e k k e l b a c h ; dazu ohne Erwähnung des Pfandinhabers G e k k e l b a c h a. a. 0 . 5 5 0 und Smidmüln a. a. 0 . 558. Vgl. A 181 ( 0 F. 39), Verpfändung der H u b e zu Smidmülen, der Vogtei zu C h r a c h s e n h a u s e n und eines Schweingelds zu Gickelbach an Walther von Kadolstorf, der Chunrat Wolfs säl. witiben g e n o m e n hat, 1322. 3. M. B . 36 a , 549, 550, 5 5 2 : Tachelhofe . . VIII curie . . de quibus . . Placho X s o l . ; G e k k e l b a c h curia . . B l a c h o habet, . . tercia curia ibidem . . B l a c h o h a b e t ; Saltendorf c u r i a . . B l a c h o habet in f e o d o ; dazu noch im vorigen Amt, a. a. 0 . 5 4 5 : Chatzzenhuel . . Blacho habet in feudo pro sua et uxoris persona, Privilegium habet. Vgl. A 164 ( 0 F. 39), B e l e h nung des Perhtolt Plach und seiner Hausfrau Elspet mit j e zwei Höfen zu Gikelbach und Tachelhofen, j e einem zu Saltendorf und ChützelhUl, 1320. 4. M. B. 36 a , 5 5 1 : Vilshof feodum . . Lupus de Nappurg h a b e t ; in g l e i c h e r w e i s e bei Aichach (a. a. O. 5 8 8 ) und S i t z e n buch (590 f.). Vgl. A 116 ( 0 F. 13'), Verpfändung von drei Gütern zu Sitzenbuch, j e einem zu Aychach und Vilshofen an Wolf von Nappurch, 1316. die erst von mir in der Beilage C abgedruckten Urkunden der Handschrift hier unberücksichtigt gelassen, weil bei ihnen dem Abdruck ohnehin ein Hinweis auf die betreffende Stelle von U folgt. Die Formen der Ortsnamen sind einerseits nach dem Druck der Mon. Boica, anderseits aber, wo sie nach den Urkunden angeführt sind, entsprechend der hs. O und nicht nach den Urkundendrucken gegeben.

II. Geographischer Bereich der Sammlung.

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Officium Regenstauffe. 5. M. B. 36 a , 561: Tuesenpach curia . . Chadoltzdorfer habet. Vgl. A 179 ( 0 F. 38'), Belehnung Rudgers des alten Kadolstorfers mit dem ihm früher verpfändeten Hof zu Tüsenpach, 1321. Velburg. 6. M. B. 36 a , 568, 569: Huontageshof curia solvit LXXX den., H. de Puoch vicedominus h a b e t ; De advocatia in Proemerstorf cas. XXX Heinr. de Puoch vicedominus habet. Vgl. A 123 ( 0 F. 41), Verpfändung des Hofs zu Geisenhofen, der do gilt 80 pfenning und der Vogtei zu Prünnenstorf, di do gilt 30 chäs, an Heinrich von Harlungshofen, 1316. Swainkendorf. 7. M. B. 36 a , 572: de theloneo fori III lib. Rat. Chunr. Cenger de Trausniht habet; dazu a. a. 0 . 551: Graefenriut avene III mod. ebenso. Vgl. A 155 ( 0 F. 33), Verpfändung der Vogtei zu Graevenreut und des Zolls zu Swainkendorf an Konrad Zenger von Trausniht, 1319. In o f f i c i o

Newmburg(Niwenburg).

a

8. M. B. 36 , 579: Curia Laubnach . . habet Frid. Harder. Vgl. A 184 ( 0 F. 34), Belehnung des Wölfel Zenger mit dem Hof zu Laubnach, den Fritz Harder zu Lehen gehabt hat, 1323. 9. M. B. 36 a , 579: Vodern Aichelperg villa . . Heinr. Cholo habet pro recompensa bonorum et castri in Swartzenekk; dazu a. a. 0 . 588 ohne Erwähnung dieses Inhabers Affalter und Awerbach. Vgl. A 167 ( 0 F. 46), Verleihung der Öde zu Aychelperg und der Höfe zu Reut, Affalter und Aurbach, die jetzt Reimbot Kol hat, im Fall seines Todes an Konrad Vraidenauer, 1320. 10. M. B. 36 a , 580, 581: Leimgruob LXXIIII den., Ulricus Neumburger h a b e t ; Sneblinspach . . . Ulr. Neumburger habet. Vgl. A 107 ( 0 F. 7'), Verpfändung der Güter zu Laimgrub und Sneblizpach an Ulrich Neunburger, 1315. 11. M. B. 36 a , 582: in M e u s c h e n d o r f . . molendinum, silig. VII mod., den. dim. lib., porcum unum valent. LX den., Wartperger habet. Vgl. A 39 ( 0 F. 1), Verpfändung der Mühle

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II. Geographischer Bereich der Sammlung.

zu Meuschendorf, die 7 Mut Rocken, 1 / 2 Pf- Regensb. Pfennig und ein Schwein giltet, an Rudger Wartperger, 1308. 12. M. B. 36 a , 583: curia Hoeflein den. X sol., Geiganter habet mediam partem, residuam Cholo; De advocatia ecclesie in Furden silig. IUI mez Nappurger mensure, Geiganter habet. Vgl. A 8 (O F. 18), Verpfändung von 4 Schaff Rocken von der Vogtei zu Fürden und von V2 Pfund Gült von dem Lehen zu Höflein an Wolfram Geiganter, 1298. In o f f i c i o

Nappurg.

a

13. M. B. 36 , 583 f., 588 f., 590 f.: apud A l t e n d o r f . . secunda curia . . tercia curia . . Marqu. et Heinr. Cenger h a b e n t . . f e o d u m . . secundum lehen . . tercium . . hortus . . secundus . . tercius . . e t c . . . . predicta omnia Marqu. et Heinr. Cenger habent; Wolfhering . . unum weinlehen . . secundum . . etc. . . . Marquard et Heinr. fratres Cengerii habent; Sitzenbuch unum lehen . . secundum . . . etc. . . . Heinr. et Marquard Cengerii habent. Vgl. A 75 ( 0 F. 24), Belehnung von Wolfhart Zengers Söhnen Marquard und Heinrich mit dem halben Hof zu Altendorf, dem minneren Hof, einem Schmiedlehen, Frohngarten usw. und zwei kleinen Gärten daselbst, einem Lehen zu Sitzenbuch und zwei Weinlehen zu Wolfringe, 1314. 14. M. B. 36 a , 583 f., 588: apud Altendorf. . molendinum . . Taeusinger habet; Langprukke c u r i a . . Teusinger habet sine litteris; dagegen a. a. O. 590: Livtenhof unum lehen . . secundum . . tercium . . Celler habet. Vgl. A 22 ( 0 F. 26), Belehnung des Ulrich Teusinger mit der Mühle zu Altendorf, dem Hof zu Langpruck, einem Lehen zu Lintenhof, 1304. 15. M. B. 36 a , 584: Petzenpruck advocatia . . Willibrandus, Frid. Cenger et Heinr. frater suus habent. Vgl. A 94 (O F. 9), Verpfändung der Vogtei über die Mühle zu Petzenpruk an Heinrich Zenger und seine Brüder Friedrich u. Jordan, 1314. 16. M. B. 36 a , 584, 586: Waidental maior c u r i a . . Jordanus de Murach habet, Pischolfsdorf due curie . . . (Duernst o r f . .) Jordan Muraher h a b e t ; Wolffest quatuor c u r i e . . . Jordanus de Murach habet; dazu a. a. O. 580: Chulmtz . . pueri Jordani de Gutenekk. Vgl. A 98 ( 0 F. 12), Belehnung des Jordan von Murach mit den Gütern Wolffest und Chulmtz und der Vogtei zu Waidental und Pischelfstorf, 1315.

II. Geographischer Bereich der Sammlung.

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17. M. B. 36 a , 585 f.: Swartzach curia villicalis . . Dietr. C e n g e r de Swartzach h a b e t ; Warempach . . tercia curia . . Dietr. C e n g e r habet. Vgl. A 21 ( 0 F. 23), Belehnung d e s Dietrich Z e n g e r mit Höfen zu Warenpach und Swarzach, 1304. 18. M. B. 36 a , 586: A s c h a c h . . s e c u n d a curia . . hospitale in Arnberg habet. Vgl. A 187 (O F. 41'), S c h e n k u n g eines Hofes zu Aschach an das Spital zu Amberg, 1323. 19. M . B . 36 a , 587: In strata de quolibet plaustro III ob., pueri Ulrici de Trautenberch habent, estimatur ad III lib. Rat. Vgl. A 144 ( 0 F. 44), B e l e h n u n g des Ulrich T r a u t e n b e r g e r mit den 3 Schilling, die der Richter von N a p p u r c h von dem Zolle jährlich hat, 1318. 20. M. B. 36 a , 587: Piscaria in Wellsendorf . . E r n e s t u s Celler habet. Vgl. A 72 ( 0 F. 28'), Belehnung des Wolfhart Zeller mit der Vogtei über das Fischlehen zu Welsendorf, 1313. 21. M. B. 36 a , 591: Stuoln curia Pewrlini advoc., Otto famulus Weigl. habet. Vgl. A 192 (O F. 48), Belehnung von Ottlein des Weigleins Knecht von Trausniht mit der Vogtei über das Reichenbacher Gut zu Stvln, die uns ledig w o r d e n ist von Pfaff C h u n r a d von Nappurch, 1324. Amberg. 22. M. B. 36 a , 619: De advocacia lib. Ruger C h e m n a t e r habet. Vgl. A d u n g von zwei P f u n d auf der Vogtei und auf der Vronwiese zu H a n n b a c h 1324.

ecclesie in A m b e r g II 191 ( 0 F. 5'), Verpfänder Kirche zu A m b e r g an Rudger Kemnater,

23. e b e n d a : De molendino Elberstorf pro iure advocali silig. VIII mod. habet Glapfenbergerius s e n i o r ; dazu a. a. 0 . 620: molend. in Altmanshof . . Glapfenberger habet. Vgl. A 149 ( 0 F. 141), V e r p f ä n d u n g des Geldes von den Mühlen zu Elberstorf und Altmanshof und des Holzhabern von dem Forst an Albrecht von Glappfenberg, 1318. Hannbach. 24. M. B. 36 a , 620: Orti et agri in F r o n p e r g . . Ruger C h e m n a t e r habet. Vgl. A 118, 166 und 196 ( 0 F. 5, 5'), Pfandsätze auf einem Hof (Gut) zu F r o n p e r g für R u d g e r Kemnater, 1316, 1320, 1326.

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II. Geographischer Bereich der Sammlung.

25. M. B. 36 a , 620 f.: Ouenstori huba . . Nortweiner habet; dazu a. a. 0 . 586: Curia in dem Mos, Nortweiner habet. Vgl. A 13 ( 0 F. 21'), Belehnung des Rudger Nortweiner mit dem Dorf zu Ouenstorf und der Vogtei zu Mos, 1301. 26. M. B. 36 a . 621,622: Stainigenlo . . Chalmperger sen. h a b e t ; M u e n n p a c h . . . sen. Chalmperger habet. Vgl. A 132 ( 0 F. 22 und 47), Verpfändung aller Kastengülten zu Stainninglo und Miinnpach (Münnepach) an Perhtolt Chalnperger, 1317. 27. M. B. 36 a , 622: C h e u n s r i u t . . Woelflinus Cenger h a b e t ; Vgl. A 138 ( 0 F. 34), Verpfändung aller Kastengülten zu Chaevnsrewt an Wolf hart Zenger, 1317. 28. M. B. 36 a , 622: Seugastsmuol . . Praitenstainer h a b e t ; dazu a. a. 0 . 623, 624: Seifristsriut . . Praitenstainer h a b e t ; Sigels . . . Praitenstainer. . . Weizzenberch villa, Praitenstainer habet. Vgl. A 89, 117, 151 (O F. 10, 10'), Verpfändung der Vogtei zu dem Sigel, zu Seifritsrewt und Nidernweizzenbach, Erhöhung des dortigen Pfandsatzes und Verpfändung der Vogtei über die Güter zu Saugast für Friedrich von Praytenstain, 1314, 1316, 1318. 29. M . B . 36 a , 623, 624: Iber . . Chemnater habet; Erelpach piscaria . . Chemnaterius habet. Vgl. A 77, 162 ( 0 F. 40, 40'), Verleihung des Burglehens zu Yber und der Fischweide zu Erelbach an Konrad Kemnater, sodann Ausdehnung des Besitzes der Vogtei zu Yber, der Fischweide zu Erelbach und des Forstamts über das Tannech, so wie es auf Grund früherer Urkunden (vgl. A 112, 154) Konrad Kemnater besitzt, auf dessen Söhne im Fall seines Todes, 1314, 1320. 30. M. B. 36 a , 623: Chumespuoch . . Choelhunt habet. Vgl. A 188 ( 0 F. 32' und 47), Verpfändung der Vogtei zu Chumespuch (Chümenspuch) an Ulrich Chölhund (Kölhund), 1323. Überblickt man diese Reihe von Beispielen, so ergibt sich, daß 0 recht zahlreiche Ü b e r e i n s t i m m u n g e n mit U aufweise und daß diese Ü b e r e i n s t i m m u n g e n sich in g a n z gleicher W e i s e auf die beiden Hälften der ersten

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II. G e o g r a p h i s c h e r Bereich der S a m m l u n g .

Anlage verteilen'). Von U hingegen konnten in der g e gebenen Vergleichung nur kleine Teile, nicht mehr als neun von seinen 30 Abschnitten, berücksichtigt werden; bei der Mehrzahl der Ämter scheinen Berührungen mit den Urkunden unserer Handschrift zu fehlen. Es wäre aber unrichtig, daraus zu folgern, daß dieser eine so enge geographische Beschränkung zukomme; in einer ganzen Reihe von Ämtern, die oben nicht vertreten sind, werden örtlichkeiten, die zweifellos auch in O vorkommen, in U genannt, nur daß dabei der Name des Pfandinhabers oder Lehenträgers, der anderswo die sichere Handhabe zur Gleichstellung bietet, nicht angegeben ist 2 ). Das Vermerken der Verpfändungen und Verlehnungen einzelner Güter ist eben in U nicht überall in ') Die o b e n u n t e r 1, 4, 10 bis 13, 15 bis 17, 22 bis 25 u n d 28 v e r z e i c h n e t e n Stellen von U b e r ü h r e n sich mit U r k u n d e n auf F. 1—24 v o n O ; bei d e m Fall 26 k o m m t sowohl die e r s t e H ä l f t e v o n O (F. 22), als die zweite (F. 47) z u m V e r g l e i c h in B e t r a c h t ; für die ü b r i g e n Stellen w a r e n U r k u n d e n von F. 25 bis 48 h e r a n zuziehen. 2 ) F ü r d a s officium S m i d m ü l n (M B. 36 a , 558 ff.) vgl. o b e n Beispiel 2 ; zu den im off. M u r a c h (M. B. 36 a , 591 f.) g e l e g e n e n villae H a n a w e u n d W a l p r e c h t s r i u t vgl. A 136 und 152; z u m off. W a l d e k k e mit d e m Markt P r e z z a t (M. B. 36 a , 598, 601) vgl. A 135; z u m off. Turndorf u n d Markt E s c h e n b a c h (M. B. 36 a , 601) vgl. A 143, d e s s e n E m p f ä n g e r an d e r a n g e f ü h r t e n Stelle nicht g e n a n n t i s t , w ä h r e n d einer s e i n e s G e s c h l e c h t s im s e l b e n A m t ( e b e n d a 603) als P f a n d i n h a b e r m e h r e r e r a n d e r e r G ü t e r e r s c h e i n t ; zu Stoe^ r e n s t e i n , N o v a civitas (M. B. 36 a , 603, 606) vgl. A 176; z u m off. P e r g e n ( e b e n d a 610) vgl. A 25, 71, 95, 121, 161; z u m off. in W e t e r n v e l t a u ß e r A 40 (Beilage C XXII) a u c h A 115, 120, 180; zu H i r z z o w e (M. B. 36 a , 630) a u ß e r A 70 (Beilage C X X X I X ) a u c h A 193; z u m off. S u l t z p a c h (M. B. 36 a , 641 ff.), und z w a r zu Heilw o g s m u e l vgl. A 91, zu H o e f l e r n s t e u e r l e h e n A 84, zu H a c h e r n A 88, zu S c h e p p f e n d o r f u n d P e n z e n d o r f A 74, zu Altense, N e w n hof, Chuellsendorf A 67, zu P o p p e r c h A 186; z u m (off.) R o s e n b e r g A 53, 54, 76 und 92; z u m (off.) P f a f f e n h o f e n (M. B. 36 a , 645 ff.) vgl. A 106 u. vielleicht auch A 91 (Wolferstorf) u n d 146 (wo P r ù e n etwa statt Pruennerstorf steht), endlich z u m Castrum D r a e z w i t z im off. T r o s p e r c h (M. B. 36 a , 650) vgl. A 128. E r b e n , Ein oberpfälzisches Register.

3

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II. Geographischer Bereich der Sammlung.

gleicher Art durchgeführt worden; seine Neubearbeitung mag ämterweise an verschiedene Schreiber verteilt gewesen sein und von diesen wird der eine solche Zusätze häufig, der andere seltener oder gar nicht anzubringen für nötig gefunden haben. Selbst in solchen Ämtern, in denen wir Namen von Pfandinhabern oder Lehensträgern sonst häufig antreffen, lassen sich j a Fälle, bei denen dieser Vermerk unterblieb, nachweisen. Lehrreich sind in dieser Hinsicht zwei schon oben ( S . 28 f. als Beispiel 2 und 8) angeführte Stellen; U bezeichnet (M. B. 36 a 544) Chrauchenhausen, Smidmuln und das Schweingeld zu Gekkelbach noch als Pfänder des Lupus de Lengenfeld, während wir urkundlich im Jahre 1322 dort einen anderen Pfandinhaber, den zweiten Gatten der Witwe des inzwischen verstorbenen Wolf oder Lupus finden; von dem Hof zu Laubnach ( M . B . 3 6 a , 579) heißt es in U, daß ihn Friedr. Härder innehabe, während eine Urkunde von 1323 die Belehnung eines Zenger mit demselben Hof, „den Fritz Härder zu Lehen gehabt hat", bezeugt. U entspricht also, obwohl es die Jahrzahl 1326 an seiner Spitze trägt, in seinen Einzelangaben nicht durchwegs diesem Zeitpunkt, die Einträge über Verpfändung und Verleihung des herzoglichen Besitzes sind zwar stellenweise sehr reichlich geführt worden, in anderen Partien aber unterblieben oder nicht ganz dem Zeitpunkt des Abschlusses angepaßt worden.

III. Entstehungsweise der Handschrift. Die ungleichmäßige A u s f ü h r u n g von U beeinträchtigt auch die Folgerungen, die man aus d e m Vergleich dieser Quelle mit O zu ziehen v e r m a g . I m m e r hin ergibt sich als sicher, daß in U, welches nach seinen Einleitungsworten im Jahre 1326 geschrieben ist, Verg a b u n g e n gebucht sind, die sich zeitlich über ein volles Vierteljahrhundert, von 1298—1324, verteilen 1 ). Wie soll diese Tatsache erklärt w e r d e n ? Sollen wir a n n e h m e n , daß durch diesen g a n z e n Zeitraum hindurch, gleichzeitig mit den betreffenden Rechtsakten, Einträge j e n e r Art g e m a c h t wurden, daß man also in dem Güterverzeichnis von 1298—1324 den jeweiligen Stand der Verpfändungen und Lehensausteilungen fortwährend evident zu halten bestrebt w a r ? Oder sollen wir jene Einträge als nachträgliche, etwa in einem einzigen Zeitpunkt, beim Abschluß des neuen Urbars (1326) erfolgte Zusätze ans e h e n ? Für eine länger d a u e r n d e Gewohnheit, derartige Nachträge im Urbar anzubringen, könnte die Tatsache geltend gemacht werden, daß U selbst u n d insbesondere sein um 1280 angesetztes Vorbild an vielen Stellen graphisch nachweisbare Nachträge enthalten, welche *) Als die ältesten kommen in Betracht die oben S. 30 Beispiel 12 angeführte Urkunde von 1298 (A 8), dann die in Beilage C V, VII u. VIII gedruckten von 1299, 1300 und 1301 (A 9, 11, 12); als die jüngsten die oben S. 31 f. als Beispiel 18, 21, 22 und 30 h e r a n g e z o g e n e n Urkunden von 1323 und 1324 (A 187, 188, 191, 192.) 3*

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III. Entstehungsweise der Handschrift.

von Verpfändung oder Verlehnung handeln. Freilich finden sich u n t e r diesen d u r c h j ü n g e r e Schrift k e n n t lichen N a c h t r ä g e n g e r a d e j e n e o b e n b e s p r o c h e n e n V e r p f ä n d u n g s - u n d B e l e h n u n g s n o t i z e n , die u n s w e g e n i h r e r Ü b e r e i n s t i m m u n g mit 0 a m m e i s t e n a n g e h e n , nicht, s o n d e r n diese Stellen sind, soweit die Edition hierin verläßlich ist, d u r c h w e g s von erster H a n d g e s c h r i e b e n u n d n u r hier u n d d a v o n einer zweiten e r g ä n z t 1 ) . Man m ü ß t e also, d a a u c h d a s ältere U r b a r nicht d a s v o n 1298—1324 b e n u t z t e N a c h t r a g s e x e m p l a r g e w e s e n sein k a n n 2 ) , a n n e h m e n , d a ß z w i s c h e n den b e i d e n u n s e r haltenen U r b a r e n von 1280 u n d 1326 noch ein v e r l o r e n e s e n t s t a n d e n w ä r e u n d d a ß in dieses die mit d e n b e t r e f f e n d e n V e r l e i h u n g e n gleichzeitige E i n t r a g u n g j e n e r V e r m e r k e g e m a c h t w o r d e n w ä r e . Als A b s c h r i f t d i e s e r v e r l o r e n e n Quelle m ü ß t e d a n n U a n g e s e h e n w e r d e n . A b e r w ü r d e es d a n n , w e n n eine in d e m v o r h e r g e h e n d e n V i e r t e l j a h r h u n d e r t sorgfältig w e i t e r g e f ü h r t e V o r l a g e v o r h a n d e n g e w e s e n wäre, z u r H e r s t e l l u n g d e s U r b a r s v o n 1326 eines b e s o n d e r e n königlichen Befehls u n d einer *) Eine Ausnahme bildet scheinbar der nach M. B. 36a, 578 von jüngerer Hand nachgetragene Vermerk Rehtzer et Stadler habent, der auf die Belehnung von 1304 (A 27, C XV) Bezug nimmt; aber da nach Ausweis der Edition derselbe Vermerk wenige Zeilen tiefer von erster Hand geschrieben steht, so wird jener Nachtrag nur zum Zweck größerer Deutlichkeit nochmals beigefügt sein; ganz ähnlich verhält es sich bei den schon oben S. 28 als Beispiel 1 u. 2 angeführten Fällen, wo eine zweite Hand die schon vom ersten Schreiber eingetragenen Worte Jord. Puenczinger habet (M. B. 36a, 541) und Lupus de Leng(en)velt habet (ebenda 544) durch Beifügung der Pfandsumme und anderer Daten erweitert hat. 2

) In diesem findet sich als Nachtrag zwar eine Stelle, die sich mit einer Urkunde von 1321 berührt: M. B. 36», 367 curia Tüsenpach (obligatio Kadelstorferii pro XXXIV lib.), aber damit ist eben nicht die Belehnung von 1321 (A 179) gemeint, sondern eine ältere Verpfändung, deren ja auch in der genannten Belehnungsurkunde ausdrücklich gedacht wird.

III. Entstehungsweise der Handschrift.

37

eigenen Kommission bedurft haben, wie sie uns durch die Einleitung von U (A. d. 1326 dominica misericordia domini ad mandatum d. Ludovici Rom. regis redditus pervicedominatum in Laengenvelt presentibus slrenuis viris H. de Wildenstain, Heinr. de Muere et Weig. de Trausniht sunt notati) bezeugt sind? Diese Worte sind doch eher zu verstehen, wenn es im Jahre 1326 umfassender Erhebungen bedurfte, als wenn man nur eine verbesserte Abschrift zu liefern hatte. Und für die Vornahme von Erhebungen fallen auch andere Anzeichen ins Gewicht, Stellen, die von mündlichen Aussagen beteiligter Personen sprechen 1 ), und solche, die von dem Vorhandensein oder Fehlen der für das Pfand- oder Lehensverhältnis maßgebenden Urkunden handeln. Insbesondere zu Beginn von U, vereinzelt aber auch in seinen späteren Teilen trifft man die Worte Privilegium habet oder cum privilegio, die der vorangehenden Notiz über Pfand- oder Lehensbesitz Nachdruck verleihen 2 ); aber auch das Gegenteil, der Mangel eines entsprechenden Dokuments, wird in einigen Fällen ausdrücklich festgestellt s ). Da also ein Teil der Belehnungs- und Verpfändungsvermerke von U zweifellos auf einer längere Zeit nach dem betreffenden Rechtsakt erfolgten, mit Vorlegung der Besitztitel verbundenen Erhebung beruht, so liegt es doch am nächsten, ihre Gesamtheit oder doch ihre Mehrheit auf dieselbe Art zu erklären, ') M. B. 36 a, 548 u. fast ebenso 557 vom Sintzenhofer: qui dicit in feudo se habere; S. 564 dicit se habere in feodo a Heinrico Swepfermanno. Eine andere, ähnlich klingende Stelle (S. 558: Dicitur quod de predictis . . . remissa sit media pars reddituum predictorum), erweist sich durch Vergleich mit dem Urbar von 1280 (M. B. 36 a , 388) als von dort herübergenommen. s ) M. B. 36 a , 540 (zweimal), 541 (viermal, vgl. oben S. 28, 1), 545 (dreimal, vgl. oben S. 28, 3), dann 546, 571, 591, 606, 644 (je einmal.) 8 ) M. B. 36 a , 564, 588 sine litteris (vgl. oben S. 30, 14); ebenda 582 instrumentum non habent.

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HI. Entstehungsweise der Handschrift.

also a n z u n e h m e n , daß im Viztumamt L e n g e n f e l d aus Anlaß der vom K ö n i g b e f o h l e n e n E r n e u e r u n g des Urbars eine a l l g e m e i n e Ü b e r p r ü f u n g der auf h e r z o g l i c h e V e r g a b u n g z u r ü c k g e h e n d e n Pfänder und L e h e n stattfand. Die E n t g e g e n n a h m e der B e k e n n t n i s s e und die Durchsicht der g l e i c h z e i t i g v o r g e l e g t e n Dokumente wird mit der A n l a g e des neuen U r b a r s H a n d in H a n d g e g a n g e n , bei d i e s e m V o r g a n g und nicht durch g l e i c h zeitige B u c h u n g w e r d e n die von uns betrachteten V e r m e r k e in U entstanden sein. Zu dieser Ü b e r z e u g u n g gelangt, gewinnen wir nun a b e r auch den W e g , um die E n t s t e h u n g s w e i s e von 0 zu verstehen. E s ist o b e n ( S . 2 0 ff.) g e z e i g t w o r d e n , daß diese Handschrift nicht durch gleichzeitige, bei der H i n a u s g a b e der U r k u n d e n erfolgte R e g i s t r i e r u n g entstanden sein kann und daß auch die beiden etwas ungleich ausgeführten Hälften, aus denen ihre v e r l o r e n e V o r l a g e b e s t a n d e n haben dürfte, von e i n a n d e r zeitlich g a r nicht weit a b s t e h e n ; die erste kann 1329, die zweite 1330 a b g e s c h l o s s e n s e i n , beide a b e r enthalten ein bis in den A u s g a n g des 13. J a h r h u n d e r t s z u r ü c k r e i c h e n d e s Urkundenmaterial, das sich ausschließlich auf V e r p f ä n dung und l e h e n s w e i s e V e r g a b u n g des h e r z o g l i c h e n B e sitzes in der Oberpfalz bezieht. W e n n wir nun aus der B e t r a c h t u n g von U e r k e n n e n , daß bei der H e r s t e l l u n g dieses G ü t e r v e r z e i c h n i s s e s E r h e b u n g e n ü b e r P f ä n d e r und L e h e n v o r g e n o m m e n und die e i n s c h l ä g i g e n Urkunden v o r g e z e i g t wurden, so liegt es s e h r n a h e , beide Arbeiten, die A n l a g e des U r b a r s und j e n e des R e g i s t e r s in e n g e n Z u s a m m e n h a n g zu b r i n g e n ; wenn m a n bei Anfertigung von U darauf b e d a c h t war, die älteren Urk u n d e n ü b e r P f ä n d e r und L e h e n zu sehen und g e legentlich auch ihr V o r h a n d e n s e i n o d e r ihr F e h l e n im U r b a r zu v e r m e r k e n , so kann man die G e l e g e n h e i t dieser U r k u n d e n v o r l e g u n g auch benutzt h a b e n , um Abschriften von den eingereichten S t ü c k e n zu n e h m e n , 0 kann also

III. Entstehungsweise der Handschrift.

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das E r g e b n i s oder die Reinschrift einer aus A n l a ß d e r U r b a r a u f n a h m e e r f o l g t e n K o p i e r u n g der v o n L e h e n trägern und P f a n d i n h a b e r n v o r g e l e g t e n U r k u n d e n sein. Mit d i e s e r A n n a h m e vereint sich vortrefflich eine Eigentümlichkeit unserer U r k u n d e n s a m m l u n g , welche z w a r s c h o n in der Einleitung ( o b e n S. 4 ff.) berührt, aber n o c h nicht näher erörtert w o r d e n ist. D i e g r o ß e Mehrzahl der in 0 enthaltenen U r k u n d e n a b s c h r i f t e n s c h l i e ß t mit B e m e r k u n g e n , w e l c h e auf B e n u t z u n g der Originale h i n w e i s e n u n d s t e l l e n w e i s e e r k e n n e n l a s s e n , daß d e r A b s c h r e i b e r d i e s e Originale zur H a n d n a h m , n a c h d e m sie s c h o n l ä n g e r in V e r w a h r u n g der E m p f ä n g e r g e w e s e n w a r e n . Fast r e g e l m ä ß i g folgt d e m Wortlaut d e r U r k u n d e n eine kurze B e s c h r e i b u n g ihrer S i e g e l : Sigil-

lum maius oder Sigilla maiora oder Sigillum maius Rudolphi et minus Ludovici, auch Sigillum maius pendens oder Sigillum minus a ter go'). In einzelnen Fällen g e h t der A b s c h r e i b e r n o c h

weiter,

er

vermerkt

') Da derartige Siegelbeschreibungen in mittelalterlichen Handschriften selten sind, so mag an jene Chartulare von Corbie und Lorsch erinnert werden, welche bei Diplomen Karls des Gr. und Ludwigs des Fr. Siegelabbildungen und Siegellegenden bieten; vgl. Sickel, Acta Karol. 1, 377 u. 2, 219; beide gehören der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts an, da von dem Cod. Paris. Lat. 17 758 hierfür nur derjenige Teil in Betracht kommt, der nach Levillain in den Mémoires et documents publ. par la société de l'école des chartes 5, 20 u. 317 zwischen 1184 und 1187 geschrieben ist. — Die sorgfältige Beachtung des Siegels in O steht damit im Einklang, daß, wie schon Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre 1, 544 bemerkte, auch das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs auf das Siegel großes Gewicht legte: Ez mag dhain hantfest chraft haben, ez sein dann die insigel gar und gäntzlich daran chomen, die an der hantfest benennt sint, Freyberg, Sammlung hist. Schriften 4, 489 Art. 314. Ihren besonderen Anlaß wird man aber darin zu erblicken haben, daß bei den im Namen der beiden Brüder Rudolf und Ludwig ausgestellten Urkunden unter Umständen nur aus dem Siegel festgestellt werden konnte, ob man beide Herzoge oder welchen von beiden man als Aussteller zu betrachten habe. Vgl. unten Beil. C XLIV.

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III. Entstehungsweise der Handschrift.

B e s c h ä d i g u n g e n , welche das Siegel oder die g a n z e U r k u n d e betreffen. So heißt es F. 4 (am Schluß von

A40): Privilegium multas rasuras habuit et vicia, F. 6 (A 46): Sigillum ruptum, sig. maius Rudolfi minus Ludovici, F. 6' (A87): Privilegium perforatum multis foramirtibus, F. 8 (A 37): Sigillum maius Rudolfi vix tertia par (!) est ibi, sigillum minus Ludovici, F. 8' (A 26): Privilegium perforatum, F. 22 (A 150) : Sigillum maius, littera perforata per vermes, F. 34' (AI 13): Sigillum maius, Privilegium habet rasuram. Diese Verm e r k e schließen es gänzlich a u s , daß die u n s vorlieg e n d e n Abschriften oder auch ihre Vorlagen vor der H i n a u s g a b e der U r k u n d e n an ihre E m p f ä n g e r entstanden w ä r e n ; die K o p i e r u n g m u ß vielmehr g e r a u m e Zeit nach der A u s h ä n d i g u n g v o r g e n o m m e n worden sein, und zwar von solchen Schreibern, die mit aller Schärfe die ä u ß e r e Beschaffenheit der ihnen vorgelegten Originale ins A u g e faßten. So werden wir auch von dieser Seite zu der Vorstellung g e f ü h r t , daß eine sorgfältige Überp r ü f u n g der Besitztitel der oberpfälzischen Lehensträger u n d P f a n d i n h a b e r stattgefunden haben m ü s s e ; u n d wir g e l a n g e n von n e u e m zu der V e r m u t u n g , daß die Neub e a r b e i t u n g von U und die Anlage von 0 miteinander in e n g e m Z u s a m m e n h a n g g e s t a n d e n haben dürften, da beiden ähnliche U r k u n d e n v o r l e g u n g e n vorangingen. An kleinen B e d e n k e n , die dieser Vorstellung zu w i d e r s p r e c h e n scheinen, darf man nicht Anstoß n e h m e n . Es ist richtig, daß U durch seine E i n g a n g s w o r t e z u m F r ü h j a h r 1326 verwiesen wird, w ä h r e n d 0 nach Ausweis seines Inhalts nicht vor dem F r ü h j a h r 1330 die g e g e n w ä r t i g e Gestalt erhalten haben kann. Aber auf der einen Seite ist es wahrscheinlich, daß die D a t i e r u n g von U (6. April 1326) nicht den Abschluß s o n d e r n den Beginn der betreffenden Arbeit zu b e d e u t e n h a t ; wenn dies zutrifft, so dürfte die Fertigstellung der u m f a n g reichen, mit mannigfachen E r h e b u n g e n v e r b u n d e n e n Ar-

III. E n t s t e h u n g s w e i s e der Handschrift.

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beit schwerlich vor dem E n d e desselben Jahres erfolgt sein, ja sie kann sich sehr wohl bis 1327 hinausgezogen h a b e n 1 ) . Anderseits war ja auch 0 nicht das Werk weniger T a g e oder Wochen, es m a g Monate und Jahre beansprucht haben, um so eher, als es sich nicht bloß um die Herstellung der uns vorliegenden Reinschrift 0 , sondern auch um deren Vorlagen, um jene T e i l s a m m lungen handelte, deren Spuren wir aus der verschiedenen Beschaffenheit der ersten und der zweiten Hälfte von O erschlossen haben. Gerade der U m s t a n d , daß solche verlorene Mittelglieder aus anderen Gründen a n g e n o m m e n werden mußten, ermöglicht es überdies, den Endtermin der U r k u n d e n s a m m l u n g noch etwas hinaufzurücken und ihn so der Entstehungszeit des Urbars noch weiter zu nähern. Den Jahren 1 3 2 7 — 1330 gehören, soweit es sich um die erste Anlage der Reinschrift handelt, überhaupt nur vier Urkundenabschriften a n 2 ) ; wenn etwa diese vier Urkunden in den u r s p r ü n g lichen Teilsammlungen schon Nachträge gebildet haben 3 ), ') Eine noch l ä n g e r e H i n a u s z i e h u n g anzunehmen, trage ich z u n ä c h s t deshalb B e d e n k e n , weil Ludwig im E i n g a n g noch K ö n i g und nicht K a i s e r g e n a n n t ist, wie es seit J ä n n e r 1328 wohl g e s c h e h e n wäre. Zur D e u t u n g des D a t u m s vgl. unten S . 45. *) A 198 bis 2 0 1 ; hierzu käme noch die im Anschluß an A 201 e r w ä h n t e , aber nicht a b g e s c h r i e b e n e Urkunde des R e g e n s b u r g e r Bischofs (A 202), die wohl bald nach dem 12. F e b r . 1330 erteilt sein wird. s ) Man braucht dabei nicht an N a c h t r a g u n g j e d e r einzelnen von diesen vier Urkunden im A u g e n b l i c k ihrer Ausfertigung zu d e n k e n , da j a die beiden Urkunden für den Notar J o h a n n S a c h s sowie j e n e für den Hofmeister der Königin infolge der S t e l l u n g der E m p f ä n g e r dem A b s c h r e i b e r auch n a c h t r ä g l i c h zur V e r f ü g u n g stehen konnten, j e n e für die h e r z o g l i c h e P a t r o n a t s k i r c h e zu A u e r b a c h a b e r vielleicht im Original im A r c h i v der o b e r pfälzischen Fürsten hinterlegt sein m o c h t e ; vgl. was Bier, D a s Urkundenwesen der Markgrafen von B r a n d e n b u r g (Berliner Diss. 1907) S. 36 f. über das R e g i s t e r Kyritz b e m e r k t . Die A n n a h m e , daß diese Urkunden n a c h t r ä g l i c h in die schon fertig g e s t e l l t e Arbeit eingefügt seien, wird durch den Umstand, daß drei h i e r -

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III. E n t s t e h u n g s w e i s e der Handschrift.

so steht nichts im W e g e , die A n f e r t i g u n g der Hauptm a s s e der u r s p r ü n g l i c h e n U r k u n d e n a b s c h r i f t e n in d a s J a h r 1326 hinaufzurücken. A b e r auch wenn auf diese Art die g l e i c h z e i t i g e E n t s t e h u n g b e i d e r W e r k e , des Urb a r s und der A b s c h r i f t e n s a m m l u n g , m ö g l i c h und wahrscheinlich wird, so m ü s s e n sich b e i d e Arbeiten d o c h m i n d e s t e n s durch eine R e i h e von Monaten h i n g e z o g e n h a b e n , so daß eine v o l l k o m m e n e Übereinstimmung beider nicht erwartet werden kann. E s hat nichts Auffallendes an sich, daß nur a u s n a h m s w e i s e die in U enthaltenen W o r t e Privilegium habet bei s o l c h e n B e l e h n u n g e n und V e r p f ä n d u n g e n anzutreffen sind, von denen 0 tatsächlich Kopien b i e t e t ; man ist mit diesem Z u s a t z e b e n i n k o n s e q u e n t verfahren. M e r k w ü r d i g e r ist, d a ß

in einem Fall, wo es in U heißt Teusinger

habet

sine

litteris (s. o b e n S . 30, 1 4 ) , die betreffende U r k u n d e (A 2 2 ) d e n n o c h in 0 enthalten ist; vielleicht wurde sie anfangs nicht aufgefunden und erst später b e i g e b r a c h t 1 ) oder es kann d e m U r b a r s c h r e i b e r ein V e r s e h e n unterlaufen s e i n , wie es im Verlauf einer g r ö ß e r e n Arbeit wohl d e n k b a r ist. D a ß es m a n c h m a l S c h w i e r i g k e i t e n v e r u r s a c h t e , die in den H ä n d e n der L e h e n s t r ä g e r und Pfandinhaber befindlichen Urkunden zu e r h a l t e n , läßt sich von v o r n h e r e i n denken und es ist u n s dies in einem Fall auch ausdrücklich b e z e u g t . Zu dem h e r z o g lichen B e s i t z in H e l m p r e h t s p e r g meldet U (M. B . 3 6 a , von in der hs. O g a n z n a h e b e i s a m m e n g e s t ü t z t ; die a b g e s o n d e r t e Stellung der b a c h ( F . 35'), kann d a d u r c h v e r u r s a c h t K i r c h e n a u c h sonst nur in d e m zweiten

s t e h e n ( F . 15, 15' u. 16), vierten, j e n e r für A u e r sein, daß U r k u n d e n für Teil v o r k a m e n .

') T e u s i n g e r m a g z u e r s t nur die U r k u n d e A 103 v o r g e l e g t haben, die im ersten Teil ( F . 14) kopiert w u r d e ; erst in s p ä t e r e m Zeitpunkt dürfte er die V o r w e i s u n g von A 22 und 82 n a c h g e holt haben, die nun in dem j ü n g e r e n , zweiten Teil ( F . 26) P l a t z fanden, ohne daß m a n daran dachte, den inzwischen in U a n g e b r a c h t e n V e r m e r k über das F e h l e n der einen U r k u n d e z u tilgen.

III. Entstehungsweise der Handschrift.

43

621) ganz kurz: Ulricus Pincerna habet; in dem von erster Hand geschriebenen Teil von 0 ist keine hierauf bezügliche Urkunde zu finden, wohl aber steht unter den Nachträgen, F. 50, eine Notiz (A3, abgedruckt CII), die den Inhalt der noch von Herzog Ludwig dem Strengen herrührenden Verpfändung angibt, aber ausdrücklich bemerkt, daß der derzeitige Besitzer der Urkunde dem Schreiber keine Abschrift geben wollte; „swer den brife welle gern haben und verhorn, der Sprech zu Chriger dem Schenchen, der hat den brife". Gab es noch mehr solche Hartköpfe, so mochte das Zusammenbringen der Urkunden eine schwierige Sache sein und im Geschäft des Kopierens manche Stockung eintreten. Wahrscheinlich sind ja auch bei Gelegenheit der Urkundenvorweisung mit den Parteien Unterhandlungen über Einlösung der Pfänder und Auflassung oder neuerliche Mutung der Lehen geführt worden: auf solche scheint mir das in 0 stellenweise von erster Hand eingetragene solutum est und vielleicht auch das häufig neben der Uberschrift der Urkunden stehende noli zu deuten 1 ); nicht alle Inhaber herzoglicher Güter werden geneigt gewesen sein, auf die Anforderungen ihres Lehens- oder Pfandherrn einzugehen, und mit jenem grammatikalisch etwas anfechtbaren Worte mag man die ablehnende Haltung der Partei bezeichnet haben. Aber es war nicht aus') Vgl. dazu oben S. 18. Bei jenen Fällen, wo es sich um Verpfändungen handelt, ist das noli am häufigsten anzutreffen, aber es kommt auch bei Belehnungen vor (A 18, 66, 98), dann bei einer in Mandatform gefaßten Steueranweisung (A 156) und bei einem auf die A u s s ö h n u n g Ludwigs mit seinen Neffen bezüglichen Revers (A 174). Uber die Schwierigkeiten, die sich bei der Lehensmutung ergeben konnten, vgl. Lippert, Die deutschen Lehnbücher 50 ff.; solche Schwierigkeiten können im vorliegenden Fall teilweise mit der Teilung der bayerischen Lande (1329) und den dadurch nötig gewordenen Lehensmutungen zus a m m e n g e h a n g e n haben, teilweise aber doch schon zwei oder drei Jahre vorher an den Tag g e k o m m e n sein.

44

III. Entstehungsweise der Handschrift.

g e s c h l o s s e n , d a ß sich d e r P f a n d b e s i t z e r , d e r z u e r s t e i n e Herausgabe

des

Pfandes

vielleicht

verweigert

nachträglich doch noch anders entschloß, b e i d e A r t e n von V e r m e r k e n e i n g e t r a g e n nebeneinander konnten1). lungen

in

die R e i n s c h r i f t

Für jeden

den G a n g

Fall

auch

und e t w a a u c h

übernommen

können

hatte,

so daß

solche

der schriftlichen Arbeit,

werden

Unterhandsowohl

die

N e u a u s f e r t i g u n g d e s U r b a r s als die K o p i e r u n g d e r e i n gereichten Urkunden, mannigfach gestört mäßigkeiten auf

uns

sacht

sowie

auch

gekommenen

und

Unregel-

scheinbare Widersprüche

Handschriften

0

und

U

der

verur-

haben.

Aber

nicht

alle

Differenzen

S c h w i e r i g k e i t e n erklärt w e r d e n .

durch

solche

Zwischen dem

dürfen

Datum

d e s U r b a r s ( 1 3 2 6 ) u n d d e m J a h r e , in w e l c h e m d e r e r s t e Abschluß

von

0

erfolgte

(1330),

welches

für d i e s e A r b e i t von

d e r am

4. A u g u s t

liegt

ein

Ereignis,

größter Bedeutung

1329 z u P a v i a g e s c h l o s s e n e

z w i s c h e n K a i s e r L u d w i g u n d s e i n e n Neffen R u d o l f Ruprecht

von

der

wittelsbachischen Jahre

den

Vertrag

ist

„die

Teilungen",

Besitz

des von

seinen

denen Neffen

folgenschwerste

die

Hauses

das Viztumamt

zerlegt worden, der g r ö ß e r e

Pfalz,

Lengenfeld zufiel.

und aller

auf f ü n f t h a l b h u n d e r t

spaltete2).

der

war:

Vertrag

kleinere In U

In

diesem Teile

in z w e i dem

Kaiser,

gelangt

zum

1) Ein solcher Fall ist A 141, wo die erste Hand, und zwar in einem Zuge noli solutum est zur Überschrift setzte; daß das Stück durchstrichen ist, stimmt zu der zweiten Hälfte des Vermerkes. Im übrigen ist kreuzweises Durchstreichen nicht bloß bei solchen Stücken, die das sol. est tragen, eingetreten (so bei A 118, 166, 142), sondern auch bei solchen, denen es fehlt (z. B. A 149, 176, 198) u. auch bei einzelnen, die das noli aufweisen (so bei A 148, 159, 170, 189); aber da sich der Zeitpunkt dieser Tilgungen nicht feststellen läßt, ist es wohl nicht zulässig, aus ihnen weitere Schlüsse zu ziehen. 2 ) Quellen u. Erört. z. bayer. u. deutschen Geschichte 6, 298 ff., vgl. dazu Riezler, Geschichte Bayerns 2, 387 ff.

III. Entstehungsweise der Handschrift.

45

letztenmal n o c h die Einheit dieses G e b i e t e s zum A u s d r u c k ; a b e r es ist s e h r wahrscheinlich, daß seine H e r stellung g e r a d e im Hinblick auf die b e v o r s t e h e n d e T e i l u n g e r f o l g t e , zu deren V o r b e r e i t u n g s c h o n im F e b r u a r 1326 die E i n s e t z u n g einer S c h ä t z u n g s k o m m i s sion und die V e r z e i c h n u n g der zu teilenden G ü t e r und Pfänder a n g e o r d n e t worden w a r 1 ) . H i n g e g e n ist O zweifellos nach der T e i l u n g g e s c h r i e b e n , wenn es auch auf weiter z u r ü c k r e i c h e n d e n V o r a r b e i t e n b e r u h t ; daher entsteht die F r a g e , ob und wie 0 den v e r ä n d e r ten Verhältnissen a n g e p a ß t wurde. Die s c h o n o b e n ( S . 26 ff.) über die g e o g r a p h i s c h e A u s d e h n u n g der S a m m lung angestellten B e o b a c h t u n g e n g e n ü g e n , u m zu e r k e n n e n , daß der g r ö ß t e T e i l der a b g e s c h r i e b e n e n Urkunden wirklich s o l c h e Ämter betrifft, w e l c h e in P a v i a der pfälzischen Linie z u g e s p r o c h e n wurden. D i e s trifft zu bei A m b e r g , w e l c h e s n u n m e h r zum Mittelpunkt des oberpfälzischen B e s i t z e s wurde, ferner bei B e r g , Hirschau, Murach, N a b b u r g , N e u n b u r g vorm Wald, Neustadt a. d. W a l d n a b , Pfaffenhofen, R o s e n b e r g , S t ö r n s t e i n , S u l z b a c h , T h u r n d o r f , W a l d e c k und W e t t e r f e l d 2 ) . Auffallend ist allerdings, daß in 0 auch einige Urkunden a u f g e n o m m e n sind, deren Inhalt b l o ß auf die 1329 zu B a y e r n g e s c h l a g e n e n G e b i e t e und nicht auf den pfälzischen Anteil B e z u g n i m m t ; das gilt von A 42, 123, 155, 164, 179 und 181, w e l c h e nur die Ämter S c h w a n d o r f , V e l b u r g , R e g e n stauf, S c h m i d t m ü h l e n und L e n g e n f e l d b e r ü h r e n 8 ) . Man kann zweifeln, o b hier B e s i t z v e r h ä l t n i s s e , die sich aus dem V e r t r a g von Pavia nicht e r k e n n e n l a s s e n , ein ' ) Vgl. die von Riezler in Forsch, z. d. Gesch. 20, 255 v e r öffentlichte Urk. K. Friedrichs vom 10. Febr. 1326. *) Vgl. dazu oben S. 29 ff. Beispiel 8—23 und S. 33 Anm. 2 ; nicht vertreten sind in diesen Nachweisen die 1329 gleichfalls den Pfälzern zugesprochenen Besitzungen in Viechtach, Hilpoltstein, Grünsberg, ( R e g e n - ) Peilstein, Auerbach, Velden, Rotigen, Lauf, Werdenstein, Hohenstein und Berngau. Vgl. Nr. X X I V der Beilage C und oben S. 28 f., 2, 3, 5, 6, 7.

46

III. E n t s t e h u n g s w e i s e der Handschrift.

Übergreifen

auf

das

gehörige Gebiet nahme

der

anscheinend

veranlaßt

Urkunden

haben,

die

seit oder

durch

1329 ob

den

zu

bei

Bayern

der

Vertrag

vorge-

schriebenen Grenzen stellenweise vernachlässigt E s wäre ja recht wohl denkbar, c h e m es oblag, ben,

hier u n d

da

aufgenommen gingen.

irrtümlicherweise

hätte,

Gerade

welche

wenn

haltenen Abschriften bearbeitung worden

in

waren,

Reinschreiber von

Urkunden

tumamte behaltung licher

vor,

über

den Jahren

1326

aus

auch

Stücke

uns

dem es

oder

lag ja dem

wahrscheinlich und

schrei-

im

ganzen, auf

Ihre Zahl

nicht 1327

Jahre

noch

sich den

ist

dann

tätigen Material

ungeteilten leicht so

er-

Urbar-

angefertigt 1330

die

pfälzischen Teil

übrigens

hinaus

mehr

mit der

ein viel r e i c h e r e s

erklärt

nicht

solche

seinen Auftrag

ersten,

wel-

ins reine z u

im Z u s a m m e n h a n g

dann

einiger

Fälle1).

die

wurden.

daß der Schreiber,

die U r k u n d e n k o p i e n

Auf-

VizBei-

bezüg-

gering,

daß

•) D i e s e mit der H a u p t b e s t i m m u n g der h s . in W i d e r s p r u c h s t e h e n d e n E i n t r a g u n g e n d i e n e n v i e l l e i c h t dazu, einen n a h e l i e g e n d e n E i n w a n d zu b e k ä m p f e n . D i e T e i l u n g v o n 1329 k ö n n t e zu d e r A n n a h m e führen, daß O g a r n i c h t m i t der U r b a r a n l a g e v o n 1326 z u s a m m e n h ä n g e , s o n d e r n n u r der T e i l u n g und d e r d a r a u f f o l g e n d e n B e l e h n u n g der V a s a l l e n in d e m der p f ä l z i s c h e n L i n i e z u g e s p r o c h e n e n T e i l der O b e r p f a l z s e i n e E n t s t e h u n g v e r d a n k e ; d a ß a l s o die V a s a l l e n im L a u f e d e s J a h r e s 1330 n a c h A m b e r g g e k o m m e n wären, ihre L e h e n zu m u t e n , und d a ß bei d i e s e m A n l a ß die v o n ihnen m i t g e b r a c h t e n U r k u n d e n k o p i e r t w u r d e n . G e g e n d i e s e E r k l ä r u n g s a r t s p r i c h t nun j e n e s U b e r g r e i f e n auf d e n b a y e r i s c h e n Anteil, a u ß e r d e m a b e r a u c h der s o n s t bei d e n Belehnungsakten dieser Zeit nachweisbare Brauch. Lippert, Die d e u t s c h e n L e h n b ü c h e r S . 56 ff., b r i n g t z a h l r e i c h e B e l e g e dafür, d a ß h i e r b e i v o n den V a s a l l e n s c h r i f t l i c h e L e h e n e r k l ä r u n g e n v o r g e l e g t w u r d e n ; a b e r das waren n u r k u r z g e f a ß t e N o t i z e n o h n e u r k u n d l i c h e F o r m ; die E i n r e i c h u n g der B e l e h n u n g s - o d e r V e r p f ä n d u n g s u r k u n d e n s c h e i n t n i c h t g e b r ä u c h l i c h g e w e s e n zu sein und der g r o ß e A n d r a n g von P a r t e i e n , die F ü l l e v o n G e s c h ä f t e n und F e s t l i c h k e i t e n , die s i c h bei a l l g e m e i n e n B e l e h n u n g e n e r gaben, hätte schwerlich Zeit gelassen, etwa mitgebrachte Urk u n d e n mit der a u s O s i c h t b a r e n S o r g f a l t a b z u s c h r e i b e n .

III. E n t s t e h u n g s w e i s e d e r H a n d s c h r i f t .

47

d a d u r c h der G e s a m t c h a r a k t e r der Handschrift nicht b e einträchtigt w i r d ; daß dieselbe, so wie sie vorliegt, eigentlich b e s t i m m t war, die auf den h e r z o g l i c h e n B e sitz im pfälzischen Anteil des V i z t u m a m t e s b e z ü g l i c h e n L e h e n s - und P f a n d u r k u n d e n a u f z u n e h m e n , daran kann k a u m ein Zweifel b e s t e h e n . A n g e l e g t in dem A u g e n b l i c k , in w e l c h e m die pfälzischen W i t t e l s b a c h e r in ihrem neuen B e s i t z sich einzurichten b e g a n n e n , hat die S a m m l u n g dann auch durch ein halbes J a h r h u n d e r t der Verwaltung der Oberpfalz zur E i n t r a g u n g von Urkunden g e d i e n t . Aber man m a c h t e nur selten von dem reichlich zur V e r f ü g u n g s t e h e n d e n R a u m G e b r a u c h ; es wurden nur 12 Urkunden aus der Zeit vom Juli 1330 bis in den A u g u s t 1381 eing e t r a g e n (A 2 0 3 bis 2 1 4 ) , die auf die N a m e n Rudolfs II., R u p r e c h t s I. und R u p r e c h t s II. aus dem wittelsbachis c h e n H a u s e und auf j e n e n des L u x e m b u r g e r s Karl IV. lauten, der im J a h r e 1353 einen sehr g r o ß e n T e i l der O b e r p f a l z in seinen B e s i t z brachte. D i e s e U r k u n d e n abschriften befinden sich teils auf den ersten S e i t e n , die hinter der 1330 b e e n d e t e n Arbeit freiblieben, teils auf einem Blatt g e g e n den S c h l u ß der H a n d s c h r i f t ; sie sind von v e r s c h i e d e n e n Händen g e s c h r i e b e n und w e r d e n an einer Stelle ( F . 50, vgl. unten S . 95, 164) von Notizen u n t e r b r o c h e n , die sich auf Urkunden b e z i e h e n , o h n e deren Wortlaut w i e d e r z u g e b e n . Alle diese Zutaten z e i g e n im V e r g l e i c h zur ersten A n l a g e einen etwas flüchtigeren C h a r a k t e r , sie lassen e r k e n n e n , daß die ursprünglich in einem Z u g a n g e l e g t e Handschrift n u n m e h r zu g e l e g e n t lichen Nachträgen benutzt wurde. W a s für den Hauptteil gänzlich a u s g e s c h l o s s e n ist, die A n n a h m e einer mit der Ausfertigung der Urkunden schritthaltenden B u c h u n g , das ist bei diesen N a c h t r ä g e n zum T e i l gut m ö g l i c h und wahrscheinlich.

IV. Der Registercharakter der Handschrift. In den Zusätzen von 0 haben wir ein Beispiel eines gleichzeitig, aber recht unregelmäßig geführten R e gisters der oberpfälzischen Landesfürsten vor uns, ein sehr bescheidenes Seitenstück zu den in Karlsruhe verwahrten pfälzischen Registern, welche von der Mitte der Fünfzigerjahre des 14. Jahrhunderts angefangen in gleichzeitiger Gestalt und großer Reichhaltigkeit vorliegen '). Eine ganz andere Stellung in der Entwicklung des Registerwesens darf hiergegen der Grundstock unserer Handschrift beanspruchen; seine Beschaffenheit weicht von den meisten bisher bekannten Urkundensammlungen so weit ab, daß eine besondere Erörterung über den Begriff der Register angestellt werden muß, um festzustellen, ob und inwiefern diese Handschrift als Register zu bezeichnen sei. Die Mehrheit der Forscher ist darin einig, daß als Register nur solche Erzeugnisse der Buchführung zu verstehen sind, welche eine dauernde Ubersicht über die Maßregeln der eigenen Verwaltung bezwecken. Sieht man dabei von der Buchung jener behördlichen An') Mit Bresslau, Handbuch 1, 117 vgl. Wille, R e g e s t e n der Pfalzgrafen a. Rhein, l . B d . , Vorrede S. X V I (wo nur statt Nr. 4 5 4 : 457 zu lesen ist) und Inventare des Generallandesarchivs 1, 141 und 144 f.

IV. D e r R e g i s t e r c h a r a k t e r der Handschrift.

49

Ordnungen ab, die nicht in urkundliche F o r m gekleidet sind, so ergibt sich, daß die Register offizielle S a m m lungen von Abschriften jener Schriftstücke sind, welche eine Behörde in urkundlicher Form h i n a u s g e g e b e n hat. Den Inhalt der Register bilden also U r k u n d e n u n d Briefe, die von einem Aussteller a u s g e h e n ; darin liegt wohl das einfachste U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l g e g e n ü b e r der g r o ß e n Menge der Kopialbücher, in welchen Abschriften von U r k u n d e n verschiedener Aussteller vorliegen. Man spricht „von Register bei Einheit des Ausstellers und Verschiedenheit der Empfänger, von Kopialb u c h bei Einheit des E m p f ä n g e r s und Verschiedenheit der Aussteller, so daß die A n l e g u n g des Registers vom Aussteller, die des Kopialbuches vom E m p f ä n g e r veranlaßt ist". So scharf, wie es Lechner in diesen Worten ausdrückt 1 ), verläuft die G r e n z e in Wirklichkeit allerdings nicht immer. In den ältesten kirchlichen Registern scheint, wenn uns die hieraus abgeleiteten Exzerpte nicht täuschen, neben d e m Auslauf auch reichlicher Einlauf g e b u c h t gewesen zu s e i n 2 ) ; bekannt ist, d a ß in den päpstlichen Registerbänden des 13. Jahrh u n d e r t s und insbesondere in dem den g r o ß e n politischen Angelegenheiten gewidmeten B a n d e von Innoz e n z III. auch Einlaufstücke A u f n a h m e f a n d e n 3 ) , ein Gebrauch, welchen die Kurie im darauffolgenden Jahrh u n d e r t — z u m g r o ß e n Nachteil der F o r s c h u n g — allerdings wieder aufgegeben hatte 4 ). Gerade am Ausg a n g des Mittelalters tritt aber in den weltlichen Kanzleien dieselbe Erscheinung auf. Der auf die deutsche T h r o n u m w ä l z u n g des Jahres 1400 bezügliche Registerband Ruprechts enthält viele am Hof des Wittelsbachers ') Mitt. d e s Instituts 27, 508. ) S t e i n a c k e r in d e n Mitt. d e s Instituts 23, 6 f., 36 f., S c h m i t z K a l l e n b e r g in M e i s t e r s Grundriß I, 195. s ) K a l t e n b r u n n e r in d e n Mitt. d e s Instituts 5, 232, 262, 267. 4 ) S c h w a l m im N. A r c h i v 25, 570. 2

E r b e n , Ein o b e r p i ä l z i s c h e s Register.

4

50

IV. Der Registercharakter der Handschrift.

eingetroffene Antworten 1 ); vereinzelt bieten auch die Reichsregister Sigmunds und Friedrichs III., in reicherem Maße die landesfürstlichen Register des letztgenannten Habsburgers Reverse und sonstigen Einlauf der Kanzlei 2 ). Ähnlich ist auch in anderen Kanzleien verfahren worden, wo man zweifellos Wert darauf legte, die eingelaufenen Reverse neben den Verleihungsurkunden zu buchen oder Urkunden anderer Aussteller, welche für ein Geschäft von Bedeutung waren, dauernd festzuhalten 3 ). Aber alle diese Ausnahmen reichen nicht aus, den B e griff zu verwischen; man wird sich immer an das Vorwiegen des Auslaufs halten und mit dem besten Kenner dieser Quellen jene Bücher als Register benennen, „welche vornehmlich Regierungsmaßregeln zu buchen hatten und in denen Aufzeichnungen anderer Art nur gelegentlich v o r k o m m e n " 4 ) . Von diesem Standpunkt gesehen, dürfte nun die Handschrift 0 wohl zu den Registern gerechnet werden. Die 202 Urkunden, welche der erste Schreiber eintrug, rühren allerdings nicht gerade von einem einzigen Aussteller, aber mit ganz geringen Ausnahmen von den Mitgliedern einer einzigen Dynastie her, deren Glieder sich in die Herrschaft teilen und einander ablösen: es sind 6 Urkunden Ludwigs des Strengen, 27 von seinem Seeliger in den Mitt. des Instituts 3. Ergbd., 257. ) Seeliger a. a. O. 267 f. betreffend die Bände F u. G aus der Zeit Sigmunds, 279, 286, 289 betr. O, T und V von den Reichsregistern Friedrichs, dann 293, 296 f., 299 betr. die landesfürstlichen Register. a

3 ) Vgl. Bier, D a s Urkundenwesen und die Kanzlei der Markgrafen v o n Brandenburg 1323 bis 1373, Berliner Dissert. 1907, S. 30.

*) Seeliger a. a O. 226. Auf die abweichende Auffassung, welche Neudegger, B a y e r i s c h e Archivrepertorien und Urkundenregister (München 1899,1900) S. 121 ff. u. nach seinem Vorbild Bier a. a. O. 13 ff. vertreten, indem sie auch solche Handschriften, die von vornherein zur Abschriftnahme des Einlaufs bestimmt waren, zu den „Registern" rechnen, komme ich unten S. 58 zurück.

IV. D e r R e g i s t e r c h a r a k t e r der Handschrift.

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älteren und 112 von s e i n e m j ü n g e r e n S o h n e , dann 5 1 , w e l c h e diese b e i d e n , Rudolf und L u d w i g , g e m e i n s a m als Aussteller n e n n e n , und 2 von Rudolfs S ö h nen Rudolf II. und Ruprecht I., also i n s g e s a m t 198 w i t t e l s b a c h i s c h e U r k u n d e n , denen nur 2 U r k u n d e n von d e m mit derselben Familie v e r s c h w ä g e r t e n Grafen G e b hard von H i r s c h b e r g und eine von e i n e m h e r z o g l i c h e n B e a m t e n , endlich eine nur erwähnte B i s c h o f s u r k u n d e gegenüberstehen1). W e n n sonst z u m e i s t die R e g e l zu b e a c h t e n ist, daß der e i n z e l n e R e g i s t e r b a n d nur U r k u n den eines e i n z e l n e n H e r r s c h e r s e n t h ä l t , so haben j a doch b e s o n d e r e U m s t ä n d e auch anderwärts zu zeitweiliger A b w e i c h u n g von d i e s e m G r u n d s a t z geführt. Als L u d w i g I X . von F r a n k r e i c h seinen ersten K r e u z z u g antrat, wurde sein bisher b e n u t z t e s R e g i s t e r in s e i n e r A b w e s e n h e i t von der zur R e g e n t s c h a f t berufenen K ö n i g i n m u t t e r fortgeführt; als a b e r der K ö n i g h e i m kehrte, der inzwischen im Heiligen L a n d ein b e s o n d e r e s R e g i s t e r zu führen b e g o n n e n , glich man durch b e i d e r seitige N a c h t r ä g e die g e t r e n n t e n Handschriften derart aus, daß j e d e Urkunden von b e i d e n Ausstellern enthält' 2 ). Ähnlich verfuhr man in D e u t s c h l a n d bei der italienischen Heerfahrt R u p r e c h t s von der P f a l z ; der zur R e g i s t r i e r u n g der pfälzischen G e s c h ä f t e des K ö n i g s b e s t i m m t e B a n d diente z u n ä c h s t w ä h r e n d der A b w e s e n heit d e s s e l b e n s e i n e m S o h n e , dem Pfalzgrafen Ludwig, zur E i n t r a g u n g der Urkunden, die er als R e i c h s v i k a r ausstellte, dann a b e r wieder d e m K ö n i g selbst und schließlich doch auch seinen beiden S ö h n e n ; in e i n e m T e i l e der Handschrift g e h e n die U r k u n d e n des K ö n i g s und s e i n e s älteren S o h n e s in bunter M i s c h u n g d u r c h e i n a n d e r 3 ) . Nicht so a r g v e r m e n g t , a b e r i m m e r h i n in •) Vgl. oben S. 19 f. und Beilage A. ) Delisle, Catalogue des actes de Philippe Auguste S.XVIII ff. ' ) Seeliger a. a. O. 252 f. vermutet, daß die Kanzlei des V a ters für beide aufkommen mußte. s

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IV. Der Registercharakter der Handschrift.

einem Register vereinigt, finden sich U r k u n d e n Friedrichs des Schönen und solche seiner B r ü d e r Albrecht und O t t o 1 ) ; eine a n d e r e Handschrift des Wiener Archivs, die wohl auch zu den Registern zu zählen sein wird, enthält U r k u n d e n von nicht weniger als fünf österreichischen H e r z o g e n vom A n f a n g des 15. J a h r h u n d e r t s 2 ) . Es ist also zwar eine A b w e i c h u n g von d e m normalen Brauch der Register, wenn U r k u n d e n m e h r e r e r Aussteller in einem Buche Platz finden, aber diese Abweic h u n g hat m a n sich bei Fürsten desselben Hauses, die g e m e i n s a m oder n a c h e i n a n d e r zur Herrschaft k a m e n , oft g e n u g erlaubt. Es ginge also nicht a n , u m dieses U m s t a n d e s willen der Handschrift 0 die Registereigenschaft a b z u s p r e c h e n . Im G r u n d e k o m m t es bei der erforderlichen einheitlichen H e r k u n f t der U r k u n d e n nicht so sehr auf die Person des Ausstellers als auf die Identität oder Kontinuität der ausstellenden Beh ö r d e n an, denn diese, nicht die H e r r s c h e r persönlich sind es, die sich mit Hilfe der Register einen Uberblick der eigenen V e r f ü g u n g e n schaffen. Eine a n d e r e , bisher nicht völlig klargelegte Frage ist die, ob sich aus dem Zeitpunkt der E n t s t e h u n g einer Handschrift Regeln für ihre E i n r e c h n u n g zu den Registern g e w i n n e n lassen. Bresslau hat zwar dort, wo er den Begriff der Register darlegt, nicht von einem solchen zeitlichen Merkmal g e s p r o c h e n , aber an einer anderen Stelle, an welcher er die Glaubwürdigkeit der Registerkopien erörtert 3 ), mit einem kleinen Vorbehalt ') Hs. des Wiener Staatsarchivs 49; nur den auf Friedrich bezüglichen Teil hat Chmel im Arch. f. K. österr. Geschichtsqu. 2, 519 ff. h e r a u s g e g e b e n ; die jüngeren Stücke, die bei Lichnowsky Nr. 845 bis 913, 1136 f. verzeichnet sind, wurden in der hs. von zwei verschiedenen Händen teils zwischen die beiden Partien der Friedrichurkunden eingeschoben, teils an deren Schluß nachgetragen. 2 ) Böhm, Handschriften des Staatsarchivs Nr. 16. s ) Handb. d. Urkundenlehre 1, 118; vgl. damit ebenda 91 f.

IV. Der R e g i s t e r c h a r a k t e r der Handschrift.

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es als R e g e l hingestellt, daß „die R e g i s t r i e r u n g stets vor der A u s h ä n d i g u n g der U r k u n d e e r f o l g t e " . W ä h r e n d andere sich über diesen P u n k t g a r nicht o d e r nicht ausdrücklich ä u ß e r t e n 1 ) , haben ihn Paoli' 2 ) und Redlich b e a c h t e t und auch für die E r k l ä r u n g des B e g r i f f e s „ R e g i s t e r " h e r a n g e z o g e n ; „ R e g i s t e r e n t h a l t e n " , so sagt dies e r 3 ) , „ K o p i e n oder A u s z ü g e der auslaufenden Schriftstücke, und diese Kopien o d e r A u s z ü g e m ü s s e n n o c h vor der E x p e d i e r u n g der Originale angefertigt w e r d e n " . L e g t man diese E r k l ä r u n g z u g r u n d e , so ist der B e griff „ R e g i s t e r " derart zu u m g r e n z e n , daß alle nach der E x p e d i e r u n g g e n o m m e n e n A b s c h r i f t e n , also auch die H a n d s c h r i f t , von der wir hier a u s g e g a n g e n sind, nicht m e h r mit d i e s e m N a m e n b e z e i c h n e t w e r d e n k ö n n e n . D a 0 in einem Z u g e , und zwar nicht vor d e m F r ü h j a h r 1330 g e s c h r i e b e n ist, so würde seine g a n z e erste A n l a g e nicht als Register, s o n d e r n nur als Kopialbuch zu b e z e i c h n e n sein. Prüfen wir die B e r e c h t i g u n g dieser Auffassung, so fällt z u n ä c h s t auf, daß sie s t r e n g g e n o m m e n alle j e n e H a n d s c h r i f t e n , die nicht unmittelbar aus den Originalen oder K o n z e p t e n der Urkunden g e s c h ö p f t sind, s o n d e r n nur durch Vermittlung älterer ähnlicher Handschriften auf sie z u r ü c k g e h e n , von der K l a s s e der Register ausschließen würde. Alle Abschriften u r s p r ü n g l i c h e r R e gister, also b e i s p i e l s w e i s e j e n e vier R e g i s t e r b ä n d e R u p rechts und der mit T b e z e i c h n e t e B a n d von Friedrich III., welche S e e l i g e r als Abschriften teils noch erhaltener, teils a b e r v e r l o r e n e r Originalregister erkannt h a t 4 ) , wären a u s z u s c h e i d e n ; e b e n s o natürlich die P e r g a m e n t s e r i e der päpstlichen K o m m u n r e g i s t e r des 14. Jahrhunderts, von w e l c h e r seit l a n g e m feststeht, daß sie aus den P a p i e r ') Giry Manuel 34 f., T h o m m e n in Meisters Grundr. 1, 149. ) Paoli, Grundriß 3, 346. ) Urkundenlehre 1, 33 in B e l o w - M e i n e c k e s 4 ) a. a. O. 261 und 286.

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Handbuch.

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IV. Der Registercharakter der Handschrift.

registern abgeschrieben ist; vielleicht aber auch ein guter Teil von den Papstregistern des 13. J a h r h u n d e r t s , die möglicherweise ja auch nur als Reinschriften verlorener ursprünglicher B ä n d e a n z u s e h e n sind. Diese Schwierigkeit, welche so b e d e u t e n d e W i d e r s p r ü c h e g e g e n ü b e r der herkömmlichen Terminologie zu e r z e u g e n scheint, ließe sich indes leicht u m g e h e n , wenn man das chronologische Merkmal nur auf jene Bände a n w e n d e n würde, welche auf den N a m e n von Originalregistern A n s p r u c h erheben können, die übrigen aber nicht in b e z u g auf ihre eigene Entstehungszeit, sondern nur in b e z u g auf jene der Vorlagen prüfen wollte. G e r a d e von u n s e r e r Handschrift 0 ist ja oben S. 22 f. gezeigt w o r d e n , daß auch sie nicht unmittelbar auf die Originale zurückgeht, sondern n u r eine Reinschrift der aus ihnen geflossenen Abschriften darstellt; sie gäbe also G e l e g e n heit zur A n w e n d u n g der Regel. Da nun aber auch die verlorene Vorlage von O um das Jahr 1327 entstanden sein wird, w ä h r e n d die in ihr kopierten Originale in weit ältere Zeit hinaufreichen, so w ü r d e n wir auf diese Art zu d e m S c h l ü s s e g e f ü h r t werden, daß O nicht nur kein Register, s o n d e r n auch nicht die Abschrift eines Registers sei. Aber noch a n d e r e r E i n s c h r ä n k u n g e n bedürfte diese Erklärungsart auf j e d e n Fall. Sie könnte erstens n u r auf jene Abschriftbücher a n g e w a n d t w e r d e n , welche aus Originalen, nicht aber auf jene, die bloß aus den Konzepten geschöpft sind. Die Zahl der Register, die durch Kopierung der Konzepte entstanden sind, ist allerdings geringer als man anfänglich d a c h t e ; Registrierung nach d e m Original oder doch nach Konzept und Original scheint der weiter verbreitete Brauch g e wesen zu sein. In den wichtigen Sekretregistern der avignonesischen P ä p s t e s o w i e bei den päpstlichen ') Tangl in den Festgaben für Büdinger S. 300 f. und die dort angeführten Äußerungen von Riezler, Werunsky u. Donabaum.

IV. D e r R e g i s t e r c h a r a k t e r der H a n d s c h r i f t .

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Breven und litterae clausae des 15. J a h r h u n d e r t s 1 ) b e sitzen wir aber doch unzweifelhaft Belege für Registrier u n g nach Konzept allein, und bei den e r s t g e n a n n t e n zeigt die sorgfältige O r d n u n g der Stücke, daß man mit der A b s c h r i f t n a h m e sich nicht übereilte, s o n d e r n etwa sogar das Konzeptmaterial eines g a n z e n Jahres sich a n s a m m e l n ließ, ehe die Kopierung b e g a n n . Ist d e m so, dann erfolgte die Eintragung in den Band häufig g e r a u m e Zeit nach der Expedierung. Sollten wir um dessentwillen die betreffenden Serien etwa nicht m e h r als Register, sondern als Kopialbücher a n s p r e c h e n ? Man könnte nun wohl die Einhaltung jener Beding u n g nur von denjenigen Abschriftbüchern fordern, die auf Originale z u r ü c k g e h e n und bei den übrigen, w e n i g e r zahlreichen Registern den von dem E i n t r a g u n g s m o m e n t g e n o m m e n e n G r u n d s a t z fallen lassen. A b e r auch auf diese Art ist die zweite Schwierigkeit nicht ganz zu u m g e h e n . Schon Bresslau hat, wie oben a n gedeutet, an die Möglichkeit gedacht, daß „etwa eine o h n e Registrierung ausgehändigte Urkunde nachträglich behufs solcher an die Kanzlei des Ausstellers z u r ü c k geliefert w u r d e " 2 ) , so daß also der Registereintrag, obwohl nach dem Original hergestellt, doch erst nach d e r E x p e d i e r u n g erfolgt sein k ö n n t e ; Bresslau hielt j e d o c h diese Fälle für sehr selten und glaubte deshalb von ihnen a b s e h e n zu dürfen. Die fortschreitende F o r s c h u n g hat indes für solchen V o r g a n g sehr beachtenswerte Belege gebracht. Die chronologische U n o r d n u n g u n d Lückenhaftigkeit, welche die Privilegienserie unter den Registern Karls von Anjou aufweist, läßt sich am besten erklären durch die A n n a h m e , daß die Registrierung d e r Privilegien und Konzessionen nur auf Verlangen der Partei erfolgt sei; jene der 12. Indiktion (1268/69) sind erst w ä h r e n d der 13., und zwar in ganz regelloser ') O t t e n t h a i in d e n Mitt. d e s Inst. 1. Ergbd,, 548 ff. ) H a n d b u c h 1, 118 A n m . 3.

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IV. Der Registercharakter der Handschrift.

Folge g e b u c h t ; ein nicht vor E n d e Februar 1272 beg o n n e n e r Band enthält auch Privilegien vom vorherg e h e n d e n Monat, für einige Jahre fehlt es in den Registern Karls ü b e r h a u p t an dieser G r u p p e von Urkund e n 1 ) . Ähnliche aber noch weiter g e h e n d e Beobacht u n g e n ermöglichen die Register des Trésor d e s chartes in F r a n k r e i c h ; sie enthalten z u m größten Teil königliche Privilegien, Adelsbriefe und a n d e r e Gratialsachen, die auf Kosten der E m p f ä n g e r eingetragen wurden, und sie entfernen sich namentlich in der ersten Hälfte des 14. J a h r h u n d e r t s von chronologischer O r d n u n g oft so weit, daß man auf sehr stark verspätete Eintragung zu schließen h a t ; häufig m ü s s e n zwei, drei, fünf u n d selbst noch m e h r Jahre zwischen E x p e d i e r u n g und Registrierung verstrichen sein 2 ). D a ß auch in der deutschen Reichskanzlei nachträgliche Registrierung auf G r u n d der Originale vorkam, unterliegt kaum einem Zweifel; in einem Fall bezeugt eine R a n d b e m e r k u n g im Register, daß nachträgliche Registrierung, und zwar nicht nach d e m Original, sondern nach einem von der Partei vorgelegten Vidimus erfolgt sei; und sowie d u r c h diesen V o r g a n g ein Stück von 1464 unter U r k u n d e n von 1467 geraten ist, so kann auch wohl das „wirre, chronolog i s c h e D u r c h e i n a n d e r " , in welchem die dritte Abteil u n g desselben Registerbandes (Q) sich befindet, am einfachsten durch verspätete Registrierung auf Verlangen der Partei erklärt w e r d e n ; es sind Wappenbriefe, welche zweifellos von den E m p f ä n g e r n nachträglich zur Registrierung eingereicht w u r d e n 3 ) . Dieser V o r g a n g wird a b e r auch bei a n d e r e n U r k u n d e n a r t e n und zu a n d e r e r ') Vgl. Durrieu in der Bibliothèque des é c o l e s françaises 46, S. 67 und 51, S. 46, 66 sowie die ebenda S. 87, 130, 135, 149 u. 158 g e g e b e n e n Übersichten zur 3., 9., 10., 12. und 13. Indiktion, dann Heckel, D a s päpstliche und sizilische Registerwesen (Berliner Dissert. 1906) S. 25, 30. 2 ) Morel, La grande chancellerie royale 332, 338, 370 ff. s ) Vgl. Seeliger a. a. 0 . 281 f., 324.

IV. Der Registercharakter der Handschrift.

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Zeit v o r g e k o m m e n s e i n , j a man wird bei den zahlreichen B e i s p i e l e n starken Z u r ü c k g r e i f e n s über den w a h r s c h e i n l i c h e n und zuverlässigen Zeitpunkt der R e g i s t e r a n l a g e , welche die R e g i s t e r S i g m u n d s und F r i e d richs III. darbieten, doch wohl in erster Linie an verspätete R e g i s t r i e r u n g nach dem von der Partei wieder v o r g e l e g t e n Original zu d e n k e n h a b e n 1 ) . Soll m a n nun j e n e n B ä n d e n , bei denen sich bald vereinzelt, bald häufiger s o l c h e n a c h t r ä g l i c h e R e g i s t r i e r u n g nach d e m O r i ginal feststellen läßt, den R e g i s t e r c h a r a k t e r a b s p r e c h e n ? O d e r ist es etwa nötig, eine Mittelgattung a n z u n e h m e n , die teilweise den Anforderungen des R e g i s t e r b e g r i f f s entspricht, teilweise bloß als Kopialbuch zu gelten h a t ? D i e B e u r t e i l u n g der Handschrift 0 m ö c h t e allerdings zu einem so komplizierten Auskunftsmittel keinen u n mittelbaren Anlaß g e b e n ; sobald die F o r d e r u n g aufrecht bleibt, daß bei u r s p r ü n g l i c h e n A b s c h r i f t b ü c h e r n , w e l c h e a u s Originalen g e s c h ö p f t h a b e n , die Abschrift vor der E x p e d i e r u n g erfolgt sein m ü s s e , wenn von R e g i s t e r n g e s p r o c h e n werden soll, dann müßte 0 unbedingt zu den K o p i a l b ü c h e r n gezählt w e r d e n ; der ü b e r w i e g e n d e B e s t a n d der Handschrift, ihre g a n z e erste A n l a g e , dürfte dann nicht R e g i s t e r h e i ß e n ; nur die wenigen n a c h 1330 eingefügten N a c h t r ä g e könnten als spärliche A n sätze von wirklichen Registern gelten. A b e r empfiehlt es sich denn überhaupt, an diesem U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l festzuhalten, das eine klare A b g r e n z u n g in so vielen Fällen e r s c h w e r t ? ') Beispiele dieser Art ergeben sich bei Seeliger a. a. O. 265 (Register Sigmunds E enthält auch Urkunden Karls IV, W e n zels und Ruprechts), 270 (H, angelegt August 1423, greift bis 1408 zurück), 278 ( R e g . Friedrichs N unter Urkunden von 1443 und 1444 solche von 1442), 283 (R 3. Teil von 1471 mit einem Stück von 1458), 285 (S unter Wappenbriefen von 1471 angefangen einer von 1469), 287 ( D D von 1486/7 mit Zurückgreifen bis 1483), 289 f. (V von 1490/1 mit Zurückgreifen bis 1475), 291 (W, W a p p e n briefe von 1492/3 mit Zurückgreifen auf 1491).

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IV. Der Registercharakter der Handschrift.

D i e S c h e i d u n g z w i s c h e n Register und K o p i a l b u c h ist w e d e r in der mittelalterlichen T e r m i n o l o g i e n o c h in der Praxis u n s e r e r A r c h i v e , s o n d e r n nur durch ein w i s s e n s c h a f t l i c h e s B e d ü r f n i s b e g r ü n d e t . D e m Archivar, der in s e i n e r Anstalt Einlaufbücher u n d A u s l a u f b ü c h e r d e r s e l b e n V e r w a l t u n g s s t e l l e v e r w a h r t , m u ß sich allerd i n g s die e n g e Z u s a m m e n g e h ö r i g k e i t d i e s e r b e i d e n , oft v o n d e n s e l b e n Arbeitskräften g e s c h a f f e n e n , e i n a n d e r in vieler H i n s i c h t g e g e n s e i t i g e r g ä n z e n d e n und erklärenden Reihen mit aller D e u t l i c h k e i t a u f d r ä n g e n . U n d a u c h der über d a s e i n z e l n e Archiv h i n a u s g r e i f e n d e F o r s c h e r bedarf b e i d e r G r u p p e n z u m S t u d i u m der V e r w a l t u n g s organisation und der R e g i e r u n g s g e s c h i c h t e ' ) . Aber zwischen beiden bestehen Unterschiede, welche den ') Mit Recht hat Neudegger, Bayerische Archivrepertorien S. 122 ff. den Zusammenhang der verschiedenen Bücher betont, deren sich mittelalterliche Kanzleien bedienten, aber er selbst und auch Bier, Urkundenwesen d. Markgrafen von Brandenburg, welcher sich ihm anschließt, gehen über das Ziel hinaus, wenn sie deshalb eine Ausdehnung des Begriffes Register auf Handschriften, in denen der Einlauf gebucht ist, fordern. Die mittelalterliche Terminologie, welche Handschriften der verschiedensten Art als registrum bezeichnet (vgl. auch Fontes rerum Austr. II, 49 S. 20), wird ja gewiß bei den Handschriftenbeschreibungen immer zu beachten sein, aber für eine wissenschaftliche Klassifizierung ist sie unbrauchbar. Und auch das andere Merkmal, welches Bier und Neudegger betonen, die Frage ob eine Handschrift Spuren kurrenten Gebrauchs, amtliche Vermerke, Hinweise und Notizen auf den Rändern enthalte, eignet sich nicht dazu, eine Grenze zwischen Kopialbuch und Register zu ziehen. Für die Kanzleigeschichte ist es ja wichtig, zu wissen, welche Handschrift und durch wie lange Zeit sie amtlich benutzt wurde, aber die Entstehungsweise derselben und die geschichtliche Bewertung ihres ursprünglichen Inhalts steht damit keineswegs in so notwendiger und enger Beziehung, daß es gerechtfertigt wäre, das zur Grundlage eines Systems zu machen. Dasjenige System, zu welchem Neudegger gelangt (A Auslaufsregister, B Lagerregister, C Register anderweitiger Art), erweist sich denn auch als ein künstliches, den wissenschaftlichen Bedürfnissen keineswegs entsprechendes Gebäude.

IV. Der Registercharakter der Handschrift.

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B e n u t z e r zur E i n h a l t u n g v e r s c h i e d e n e r Mittel der A r beit und der Kritik nötigen. E s ist die A u f g a b e der U r k u n d e n l e h r e , auf diese V e r s c h i e d e n h e i t der M e t h o d e a u f m e r k s a m zu m a c h e n , und zu d i e s e m Z w e c k e ist sie g e n ö t i g t , sich einer T e r m i n o l o g i e zu b e d i e n e n , w e l c h e die v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e n E r k e n n t n i s b e d i n g u n g e n ersichtlich macht. Liegt nun darin, wie ich g l a u b e , die innere R e c h t f e r t i g u n g der S c h e i d u n g , so wird es sich empfehlen, die G r e n z e eben j e nach der e r f o r d e r l i c h e n M e t h o d e zu ziehen. D e r wesentlichste m e t h o d i s c h e Unterschied z w i s c h e n Auslaufbüchern und Einlaufbüchern dürfte a b e r darin g e l e g e n s e i n , daß j e n e für die Echtheit der einzelnen in ihnen enthaltenen S t ü c k e g r ö ß e r e S i c h e r h e i t g e w ä h r e n als diese. Man kann, um diesen v e r s c h i e d e n e n G r a d der Zuverlässigkeit zu e r m e s s e n , von den A b s i c h t e n d e r j e n i g e n Männer, welche die betreffenden B ü c h e r anlegten und a n l e g e n ließen, und von dem Interesse, w e l c h e s sie an zuverlässigen Abschriften hatten, a b s e h e n ; diese F a k t o r e n m ö g e n m a n c h e n S c h w a n k u n g e n unterworfen g e w e s e n sein, die j a teilweise s c h o n in der j e w e i l i g e n Vollständigkeit, Ausführlichkeit und Sorgfalt der R e g i s t r i e r u n g ihren A u s d r u c k finden. S i c h e r a b e r ist, daß der S a m m l e r bei der S a m m l u n g des Auslaufs viel eher in der L a g e war, Kritik zu üben, als bei j e n e r des Einlaufs. Handelte es sich um eine der E x p e d i e r u n g v o r a n g e h e n d e o d e r u n g e f ä h r mit ihr Schritt haltende R e g i s t r i e r u n g , so g a b e n die B e s t i m m u n g e n und G e w o h n heiten des regulären G e s c h ä f t s g a n g e s d e m Registrator die Möglichkeit, festzustellen, ob er ein e c h t e s S t ü c k vor sich habe. War die einzutragende U r k u n d e älteren D a t u m s , a b e r doch aus der eigenen Kanzlei hervorg e g a n g e n , so wurde die A u f g a b e kritischer B e u r t e i l u n g etwas schwieriger, a b e r der R e g i s t r a t o r stand s o l c h e n von der Partei v o r g e l e g t e n P r o d u k t e n der e i g e n e n Kanzlei doch g a n z a n d e r s g e r ü s t e t g e g e n ü b e r , als dem

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IV. Der Registercharakter der Handschrift.

Einlauf. Die Regeln fremder Kanzleien vermochte er kaum jemals richtig zu beurteilen, jene der eigenen Kanzlei waren ihm bekannt, und zwar nicht nur in ihrem augenblicklichen Stand, sondern auch in den Hauptzügen ihrer Entwicklung. Eigene, oft sehr lange dauernde Tätigkeit und der Verkehr mit älteren Kanzleigenossen mußten die Erinnerung fortpflanzen und die immer wiederkehrende Vorlage vor Zeiten hinausgegebener Originale sie lebendig erhalten. Im Bereich der eigenen Kanzlei werden die Registratoren einen ziemlich sicheren Blick besessen haben, den sie ungefähr mit denselben Mitteln erwarben, wie der moderne Forscher, während es ihnen an geeigneten Kriterien gebrach, fremde Urkunden richtig zu beurteilen. Wenn bei der schon oben S. 56 erwähnten nachträglichen Registrierung einer Urkunde Kaiser Friedrichs III. vom Jahre 1464 am Rande beigefügt wurde „ist registrirt aus eynem vidimus, de quo habetur magna dubietas", so kommt darin das kritische Bestreben des Registrators deutlich zum Ausdruck. Es mag in manchen Fällen direkt zur Zurückweisung der von den Parteien eingereichten Urkunden gekommen sein. Auch unsere Handschrift O zeigt ja in anschaulichster Weise, wie der Sammler bemüht war, die ihm vorgelegten Urkunden kritisch zu behandeln; er beachtet, wie schon oben S. 39 f. bemerkt wurde, die Art der Besiegelung ebenso, wie etwaige Beschädigungen des Siegels oder des Pergaments 1 ). Der Bericht über die Schwierigkeiten, welche Chriger der Schenk mit dem in seinem Besitz befindlichen Pfandbrief Herzog Ludwigs des Strengen verursachte, und die Art, wie der wesentlichste Inhalt ') Wenn er über die an zwei Urkunden angetroffenen Rasuren keine näheren Angaben macht, so darf wohl angenommen werden, daß nur unbedenkliche Verbesserungen von Schreibfehlern (rasuras . . et vicia C Nr. XXII), und keine den Sinn verändernden Nachträge vorlagen.

IV. Der Registercharakter der Handschrift.

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dieser Urkunde v e r m e r k t wird 1 ), spricht gleichfalls für kritische B e t r a c h t u n g der V o r l a g e n . D a ß etwa bei den V e r h a n d l u n g e n , w e l c h e mit der U r b a r a n l a g e und der H e r s t e l l u n g von 0 z u s a m m e n h i n g e n , auch e i n g e r e i c h t e U r k u n d e n als u n e c h t z u r ü c k g e w i e s e n worden wären, ist freilich nicht b e z e u g t ; daß a b e r eine F ä l s c h u n g oder Interpolation trotz der a n g e w a n d t e n Sorgfalt d e m an so vielen Originalen geschulten A u g e des R e g i s t r a t o r s entgangen und von ihm als echt a n g e s e h e n sein sollte, ist nicht zu g l a u b e n . D a n k der Sorgfalt, welche den e i n g e r e i c h t e n Originalen z u g e w a n d t wurde, und dank der g ü n s t i g e n L a g e , in der sich der S c h r e i b e r bei der Kritik der wittelsbachischen U r k u n d e n befand, b e sitzen also die in 0 enthaltenen Abschriften, obwohl sie lange nach der E x p e d i e r u n g der U r k u n d e n entstanden, doch ziemlich g e n a u d e n s e l b e n G r a d der Z u verlässigkeit, w e l c h e r ihnen z u k ä m e , wenn sie vor d e r E x p e d i e r u n g angefertigt w o r d e n wären. E h e wir diesen S a t z verallgemeinern, m ü s s e n freilich auch U n t e r s c h i e d e z u g e g e b e n w e r d e n ; die kritische Kraft und die K e n n t nis älterer K a n z l e i b r ä u c h e mußte n a t u r g e m ä ß um s o m e h r a b n e h m e n , ein j e g r ö ß e r e r Zeitraum z w i s c h e n E x p e d i e r u n g und R e g i s t r i e r u n g l a g , sie werden also vielleicht nicht i m m e r a u s g e r e i c h t h a b e n , um e i n g e reichte ältere Originale richtig zu beurteilen und F ä l s c h u n g e n , die sich etwa hierunter befanden, zu erk e n n e n und z u r ü c k z u w e i s e n 2 ) . U n t e r sonst g l e i c h g e ') S. unten Nr. II der Beilage C ; der betreffende Eintrag g e hört allerdings nicht zur ersten Anlage von O, aber in ähnlicher Weise wie hier wird man auch bei dieser v o r g e g a n g e n sein. *) Bestätigung von Fälschungen, die auf den Namen der V o r g ä n g e r lauten, ist ja im früheren Mittelalter eine so häufige Erscheinung, daß sie gewiß zur Vorsicht bei der Bewertung der nachträglich entstandenen Abschriften mahnt. Aber man wird B e obachtungen aus dem 10., 11. oder 12.Jahrhundert, in welchen solche Fälle häufig vorkamen, nicht ohne weiters zum Maßstab für die kritischen Fähigkeiten der Kanzleibeamten des 13., 14. oder 15. Jahr-

62

IV. Der Registercharakter der Handschrift.

arteten V e r h ä l t n i s s e n verdienen doch Abschriften von den P r o d u k t e n der eigenen Kanzlei jedenfalls weit h ö h e r e s Zutrauen als A b s c h r i f t e n von U r k u n d e n a n d e r e r H e r kunft. D i e s e r U n t e r s c h i e d rechtfertigt und empfiehlt es, wie ich glaube, bei der A b g r e n z u n g der Begriffe „ R e g i s t e r " und „ K o p i a l b u c h " von der E n t s t e h u n g s z e i t g ä n z l i c h a b z u s e h e n und nur das V o r h e r r s c h e n von Einlauf o d e r Auslauf der Einteilung z u g r u n d e zu legen. Meine Auffassung darf vielleicht auch mit e i n e m Hinweis auf die T a t s a c h e gestützt w e r d e n , daß Auslaufb u c h u n g e n aller Art in den A u g e n des Mittelalters auch subsidiäre Rechtskraft e r h i e l t e n ; aus ihnen wurden, wenn das Original verloren g e g a n g e n war, r e c h t s k r ä f tige Abschriften o d e r N e u a u s f e r t i g u n g e n g e s c h ö p f t , j a die B u c h u n g des Auslaufs erfolgte teilweise g e r a d e unter d e m G e s i c h t s p u n k t e , diese Möglichkeit für die Zukunft zu s i c h e r n 1 ) . Gilt nun das e b e n s o g u t von j e n e n B ü c h e r n , die fortlaufend geführt wurden, als auch von j e n e n Abschriften, die m a n nachträglich auf G r u n d s c h o n e x p e d i e r t e r und n e u v o r g e l e g t e r U r k u n d e n aufzeichnete, so liegt darin ein G r u n d m e h r , beide hunderts m a c h e n dürfen. Vgl. über die Möglichkeit der Aufnahme von Fälschungen in die nachträglich geführten Register Morel a. a. O. 340. ') Vgl. Lindner, Urkundenwesen Karls IV. S. 154,186, Bresslau, Handbuch 1, 667 f. Morel a. a. O. 332. Über die rechtliche Kraft der Lehnbücher vgl. L e c h n e r in den Mitt. des Inst. 27, 507. Der Bemerkung Bresslaus (Handbuch 1, 88 n. 1), daß die von K. Friedrich III. den trierischen Mannbüchern zuerkannte rechtliche B e weiskraft deren diplomatische Glaubwürdigkeit nicht erhöhe, m ö c h t e ich nicht ganz z u s t i m m e n ; man wird am Königshof jene Entscheidung wohl nicht blindlings getroffen, sondern die Natur und Entstehungsweise jener Bücher sich v e r g e g e n w ä r t i g t h a b e n ; insofern fällt das in j e n e r Entscheidung eingeschlossene Urteil sachverständiger Zeitgenossen für die diplomatische Glaubwürdigkeit der g a n z e n Gruppe der Lehnregister (um solche, nicht um Kopialbücher wird es sich handeln) und der Register überhaupt doch wohl etwas ins Gewicht.

IV. Der Registercharakter der Handschrift. Arten

unter

fassen

und

gemeinsamer gemeinsam

Bezeichnung

den

63

zusammenzu-

Kopialbüchern

gegenüber-

zustellen. Die A u s d e h n u n g ja noch

keineswegs

des Begriffes

„Register"

eine V e r w i s c h u n g

schiedenen Entstehungsweise gleichzeitig oder lich

angelegter

schiedes

in

genaueren werden

Auslaufsbuchungen

sich.

Dieser

Bezeichnung

müssen.

Sammlungen, entstanden

Aber

welche

sind1),

in

gerade

wird

klar die

große

Forscher achten

schärfen

ähnliche waren,

bei

Einbeziehung

Klasse

der

an den T a g

wie

sie

von 0

Register

beschäftigten

und vielleicht a u c h bei a n d e r e n

Erscheinungen,

jeder

Handschrift

m a g die A u f m e r k s a m k e i t d e r mit R e g i s t e r n leien

Unter-

hervorgehoben

in d e r A r t u n s e r e r die

ver-

nachträg-

begründeten

Unterschied immer

schließt

d e s in d e r

hier

zu

Kanzbeob-

fördern.

') Einen zuverlässigen Analogiefall bietet der älteste franz ö s i s c h e R e g i s t e r b a n d (bei Delisle, Catalogue des a c t e s de P h i lippe A u g u s t e S. VIII ff. als R e g i s t e r A b e s c h r i e b e n ) , w e l c h e r Urkunden von 1180 a n g e f a n g e n enthält, aber erst von 1205 an gleichzeitig geführt i s t ; Delisle erklärt freilich die ursprüngliche A n l a g e dieser hs. als eine Abschrift eines verlorenen Originalr e g i s t e r s ; a b e r auch dieses deperditum kann n a c h Delisle kaum v o r 1200 oder 1199 a n g e l e g t s e i n ; der älteste B e s t a n d d e s s e l b e n , alles was aus den Jahren 1180 bis 1198 oder wenigstens bis zur S c h l a c h t von Fretteval 1194 vorliegt, in welcher das k ö n i g l i c h e Archiv zugrunde g i n g , kann nur auf dem W e g e einer R e g i strierung nach den längst expedierten Originalen in j e n e s R e gister g e k o m m e n s e i n ; an der Spitze der f r a n z ö s i s c h e n K ö n i g s r e g i s t e r stand also eine in g a n z ähnlicher W e i s e wie 0 z u s t a n d e g e b r a c h t e S a m m l u n g , welche wenigstens 30 bis 40 Urkunden (Privilegien, Stadtrechtsverleihungen, Belehnungen) enthielt, die u n g e f ä h r so, wie sie von den P a r t e i e n v o r g e l e g t worden waren, also nach E m p f ä n g e r g r u p p e n geordnet sein m o c h t e n . A b e r a u c h n o c h die seit 1205 entstandenen Teile von A enthalten einige in die Anfänge der R e g i e r u n g Philipp A u g u s t s z u r ü c k r e i c h e n d e S t ü c k e (Delisle Nr. 21, 183, 204 usf.), so daß diese Art der Registrierung auch nach 1204 fallweise b e i b e h a l t e n zu sein scheint.

V. Vergleich mit den Registerfragmenten Ludwigs des Bayern. Betrachten wir also 0 als ein Register, wenn auch nicht als ein gleichzeitig geführtes, s o n d e r n als die Abschrift eines durch nachträgliche K o p i e r u n g wieder vorgelegter Originale e n t s t a n d e n e n Registers, so empfiehlt es sich wohl z u m Schlüsse, diese eigentümliche H a n d schrift mit jenen andern Registern zu vergleichen, die aus der Regierungszeit Ludwigs des Bayern auf uns gek o m m e n sind 1 ). Es sind dies bekanntlich zwei Fragmente, die das Münchener Reichsarchiv b e w a h r t : das eine, nach drei sachlichen G r u p p e n gegliedert, umfaßt die Jahre 1322—1327, das a n d e r e reicht von 1330 bis 1332. Zwischen b e i d e n , vom 6. Januar 1327 bis z u m 19. Mai 1330, g e r a d e zur Zeit von Ludwigs Romfahrt, klafft eine Lücke, aus der j e n e Registerfragmente kein einziges Stück aufweisen. Ungefähr in diese Lücke schiebt sich nun die Arbeit e i n , welche wir hier betrachtet h a b e n ; ihr Abschluß m u ß nach der Mitte des Februar 1330 und er kann noch vor d e m Mai 1330 erfolgt sein 2 ), ihre Vorbereitung, die mit der Urbaranlage z u s a m m e n h ä n g e n d e S a m m l u n g des Materials und die Herstellung der ersten, u n s nicht m e h r erhaltenen Abschriften, gehört in die Zeit zwischen 1326 u n d 1330; ') Vgl. über diese Oefele SS. rer. Boic. 1, 735 ff., Seeliger a. a. O. 233 ff. und Chroust, Mon. palaeogr. I, 1, 8 u. 2, 9. 2 ) Vgl. oben S. 17 und 41 Anm. 2.

V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern.

65

g e r a d e w ä h r e n d des R o m z u g e s m ü s s e n in der H e i m a t fleißige Hände j e n e s nützliche W e r k geschaffen h a b e n . Dürfen wir a n n e h m e n , daß es sich dabei g e w i s s e r m a ß e n um eine F o r t s e t z u n g o d e r um einen E r s a t z der zu A n f a n g 1327 a b g e b r o c h e n e n Registerarbeit h a n d e l t e ? Die G e g e n s ä t z e liegen allerdings deutlich zutage. H i e r anscheinend gleichzeitige Registrierung, Ausdehnung auf die A n g e l e g e n h e i t e n des R e i c h e s und selbst Italiens, Z u s a m m e n f a s s u n g des Inhalts der Urkunden in kurzgefaßte lateinische R e g e s t e n , dort n a c h t r ä g l i c h e A b schrift der w ä h r e n d eines Vierteljahrhunderts h i n a u s g e g e b e n e n U r k u n d e n , B e s c h r ä n k u n g auf ein e i n z i g e s Viztumamt des wittelsbachischen H a u s b e s i t z e s und W i e d e r g a b e der Urkunden im vollen Wortlaut, j a B e i f ü g u n g g e n a u e r A n g a b e n ü b e r ihre E r h a l t u n g und B e siegelung. Gründlicher Wandel in den G r u n d s ä t z e n der R e g i s t r i e r u n g würde stattgefunden h a b e n , a b e r der Z u s a m m e n h a n g des älteren R e g i s t e r f r a g m e n t s mit dem hier erörterten müßte deshalb doch nicht g ä n z l i c h g e l e u g n e t werden. Schon in dem älteren F r a g m e n t h e r r s c h t territoriale Gliederung, die b a y e r i s c h e n , die italienischen und die r e i c h s d e u t s c h e n A n g e l e g e n h e i t e n bilden j e eine b e s o n d e r e A b t e i l u n g ; es war nur ein Schritt weiter, daß man nun auch von den b a y e r i s c h e n eine b e s o n d e r e G r u p p e , w e l c h e r w e g e n der b e v o r s t e h e n d e n T e i l u n g des H a u s b e s i t z e s b e s o n d e r e Aufm e r k s a m k e i t g e s c h e n k t w e r d e n mußte, für sich b e h a n delte. Und s c h o n in der bayerischen Abteilung des älteren F r a g m e n t s hatten L e h e n - und Pfandbriefe die weitaus ü b e r w i e g e n d e M e n g e g e b i l d e t ; g e r a d e die E r f a h r u n g e n , die man bei der A u s a r b e i t u n g und bei der B e n u t z u n g dieser älteren S a m m l u n g m a c h t e , konnten den G e d a n k e n nahe legen, w e n i g s t e n s auf e n g e r e m G e biet auch, soweit es a n g i n g e , nach rückwärts zu greifen und wenn m ö g l i c h die G e s a m t h e i t der noch in Kraft befindlichen L e h e n - und Pfandurkunden abschriftlich zu Erben,

Ein oberpfälzisches Register.

5

66

V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern.

vereinen. Die B e s c h r ä n k u n g auf e n g e r e s Gebiet w ü r d e d a n n vielleicht Gelegenheit zu j e n e n V e r b e s s e r u n g e n in d e r Technik der Registrierung g e g e b e n haben, z u r A u f n a h m e des vollen Wortlauts, z u r B e s c h r e i b u n g d e r einzelnen Stücke u n d zur B e i f ü g u n g der Überschriften u n d des Inhaltsverzeichnisses. Nach der R ü c k k e h r des Kaisers von der Romfahrt ist man bei der Registrierung der reichsdeutschen Stücke, von der allein u n s einige B r u c h s t ü c k e aus den Jahren 1330—1332 vorliegen, hier und da wieder auf j e n e regestenartige K ü r z u n g des U r k u n d e n t e x t e s in objektiver F o r m z u r ü c k g e k o m m e n , die d e m R e g i s t e r f r a g m e n t von 1322—1327 eigen ist; aber neben solchen k n a p p e n Notizen überwiegt nun doch die f r ü h e r nur selten a n g e w a n d t e W i e d e r g a b e d e s subjektiven Urkundenwortlautes, wenn man sich auch K ü r z u n g e n an den formelhaften Teilen u n d m a n c h m a l selbst am Texte v o r z u n e h m e n erlaubte, die stellenweise sogar den Sinn der Vorlagen verändern. Das zweite F r a g m e n t steht also in dieser Hinsicht der Handschrift O weit näher als das erste, aber es bleibt d e n n o c h hinter den vollständigen Texten u n d hinter der vortrefflichen O r d n u n g von O zurück. Eine m e r k w ü r d i g e , s p r u n g w e i s e E i n t r a g u n g der Regesten im j ü n g e r e n F r a g m e n t läßt allerdings vermuten, daß man auch hier durch nachträgliche B e n u t z u n g der freien Stellen ein b e s t i m m t e s System in den Stoff zu bringen hoffte, aber die geringen auf u n s g e k o m m e n e n Reste gestatten seinen Sinn nicht zu enträtseln und erlauben auch kein Urteil darüber, inwieweit etwa Vollständigkeit der Registrierung erreicht w u r d e . So ragt die übersichtliche und gefällige Reinschrift, in welcher u n s das oberpfälzische Register vorliegt, h o c h hinaus über die älteren und j ü n g e r e n Registerfragmente Kaiser L u d w i g s ; aber sie bietet, von ihrem Inhalt a b g e s e h e n , auch formell einen lehrreichen Maßstab für die übrigen auf diesem Gebiete vorliegenden Leistungen seiner Zeit.

V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern. 6 7

Diesen Vergleichen scheint freilich ein Unterschied in der Entstehungsweise dieser Quellen den Boden zu entziehen. Die verschiedenen Registerfragmente Ludwigs aus den Jahren 1322—1327 und 1330—1332 sind Werke seiner Kanzlei. Berthold von Tuttlingen b e g a n n seine Arbeit am Register, wie er selbst meldet, in der zweiten Novemberhälfte 1322 zu A u g s b u r g ; zur selben Zeit aber weilte auch König Ludwig und mit ihm die königliche Kanzlei in dieser Stadt. Es liegt kein G r u n d vor, zu bezweifeln, daß Berthold den Hof auch weiter begleitete, und es ist kaum a n d e r s d e n k b a r , als d a ß sowohl dieses ältere Registerfragment als auch d a s j ü n g e r e am Hofe selbst, in der mit dem H e r r s c h e r u m h e r w a n d e r n d e n Kanzlei entstanden ist. D a g e g e n ist diese A n n a h m e bei 0 so ziemlich a u s g e s c h l o s s e n ; der Entstehungsort der Reinschrift, die uns vorliegt, m a g sich ja freilich nicht mit voller Sicherheit feststellen lassen; ihre verlorenen Vorlagen aber, die in e n g e r Verbindung mit U zustande kamen, können unmöglich an dem w a n d e r n d e n Hofe, sie m ü s s e n im Viztumamt Lengenfeld, in Burglengenfeld o d e r A m b e r g geschrieben sein, und auch für O ist Entstehung an einem dieser Orte das Nächstliegende. Trotz dieser räumlichen T r e n n u n g ist es aber doch höchst wahrscheinlich, daß an der Herstellung von O u n d allen damit z u s a m m e n h ä n g e n d e n Arbeiten eine in d e r königlichen Kanzlei geschulte Kraft einen w e s e n t lichen Anteil hatte. Es lassen sich hierfür nicht nur allg e m e i n e E r w ä g u n g e n geltend machen, s o n d e r n es kann auch der N a m e eines bestimmten Mannes, der mit der Kanzlei und mit jener Aufgabe in B e r ü h r u n g stand, g e n a n n t werden. Unter den vier j ü n g s t e n in der ersten Anlage von 0 im vollen Wortlaut abgeschriebenen Urk u n d e n befinden sich zwei G n a d e n v e r l e i h u n g e n für Johann Sachs, die G e w ä h r u n g eines Anteils an den Zollund Geleiteinnahmen zu A m b e r g durch König L u d w i g 5*

68

V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern.

u n d eine allgemeine Bestätigung seiner A n s p r ü c h e u n d Rechte von seiten Rudolfs II. 1 ). Beide Wittelsbacher, sowohl der Oheim als sein Neffe, nennen den E m p f ä n g e r ihren Schreiber, beide Male wird der lange w ä h r e n d e n Dienste, die er d e m König und Kaiser geleistet h a b e , a n e r k e n n e n d g e d a c h t , in der zweiten U r k u n d e auch seiner d e m Pfalzgrafen und H e r z o g erwiesenen Dienste; hier erfahren wir auch, daß der belohnte Schreiber nichts mit Steuern, Zinsen, Kastengülten und anderweitigen herzoglichen Einkünften zu tun hatte und daß ihm eine Kirche oder geistliche P f r ü n d e gehörte, die zu besuchen ihm jederzeit freistehen sollte; von weiteren fortdauernden Diensten g e g e n ü b e r d e m Kaiser und einem etwa zu diesem Zwecke zu g e w ä h r e n d e n Urlaub ist indes in der zweiten U r k u n d e nicht die Rede. Alles das deutet auf einen Mann, der längere Zeit in der königlichen Kanzlei gedient hatte u n d um 1328 aus dieser in die Kanzlei der j ü n g e r e n , nun zur R e g i e r u n g der Oberpfalz berufenen Wittelsbacher übertrat. Daß Johann Sachs schon f r ü h e r b e s o n d e r e Verb i n d u n g e n mit der Oberpfalz hatte, geht aus d e m Urbar von 1326 hervor, welches den notarius J o h a n n e s Saxo an mehreren Stellen als Besitzer von Gütern und Renten nennt und zweimal auch der U r k u n d e n gedenkt, die ihm hierüber verliehen w a r e n 2 ) . Aber Johann Sachs weilte während der Romfahrt Ludwigs des Bayern nicht i m m e r in der Oberpfalz, sein Leben gestaltete sich vielm e h r in den Jahren 1327 und 1329 recht bewegt. Er war z u g e g e n , als Ludwig im August 1327 den P o ü b e r schritt u n d empfing unmittelbar danach den oben erwähnten königlichen Gnadenbrief, mit dem er wohl bald in die Heimat z u r ü c k g e k e h r t sein wird. Im Januar ') S. unten Nr. LVIII, LIX der Beilage C ; über die Art, wie diese Urkunden in O nachgetragen wurden, vgl. oben S. 41 Anm. 3. 2 ) M. B. 36 a , 541, 544, 606.

V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern. 6 9 1329

treffen

wir

ihn

in

Amberg,

wo

ihm

Rudolf II.

seine Rechte verbriefte, zu Anfang August aber

wieder

auf i t a l i e n i s c h e m B o d e n ; er e r s c h e i n t als Z e u g e in d e r g r o ß e n T e i l u n g s u r k u n d e v o n P a v i a , und z w a r an z w e i t e r S t e l l e u n t e r den a n w e s e n d e n G e i s t l i c h e n 1 ) .

E s ist n a c h

a l l e d e m w a h r s c h e i n l i c h , d a ß er in die G e s c h ä f t e , der Teilung pfalz

im

des

bayerischen Besitzes

besonderen

vorangehen

und

mußten,

welche

der

Ober-

eingeweiht

u n d an ihnen als S c h r e i b e r b e t e i l i g t w a r . J o h a n n S a c h s kann

also

schrift O

wohl

auch

eingewirkt

auf und

die die

Herstellung

der

Registerführung,

Handdie

er

v o n d e r k ö n i g l i c h e n K a n z l e i h e r k a n n t e , in v e r ä n d e r t e r und

verbesserter

Form

auf

die

pfälzische Kanzlei übertragen Die sachliche Aufgabe,

neuzubildende

ober-

haben. welche

h i e r zu l ö s e n

u n t e r s c h i e d s i c h a l l e r d i n g s w e s e n t l i c h von d e r j e n i g e n , die R e g i s t e r viel

enger

am mit

Königshof jener

dienten,

sie

der L e h n b ü c h e r ,

berührte die

man

war, der sich zur

Z e i t a l l e r o r t e n in den d e u t s c h e n F ü r s t e n t ü m e r n

führte.

A b e r die F o r m ,

weicht

in d e r m a n die A u f g a b e l ö s t e ,

') Quellen und Erörterungen 6, 308: Johann Sax guster zu Spalt, Heinrich Chorherre ze Ilnmünster, unser Schreiber; ob der Schreibertitel hier nur aui den Chorherrn Heinrich zu beziehen oder ob auch Johann Sax darunter gemeint sei, bleibt fraglich; das Stift Spalt, wo Sax „Guster" war, liegt 33 km ssw. von Nürnberg. — Ein Johannes Saxo erscheint von 1355 bis 1374 als Registrator in der Kanzlei Karls IV. (einmal, Reg. 3684, mit dem Beinamen Müle, ein andermal, Reg. 7269, als Kanonikus der Stephanskirche zu Bamberg, später aber wieder, Reg. 7331, mit dem sonderbaren Epitheton nullius ecclesie canonicus; vgl. BöhmerHuber, Regesta imperii VIII S. XLII und Additamentum I S. VI, sowie Lindner, Urkundenwesen Karls IV. S. 23). Daß es derselbe Mann wäre, der in wittelsbachischen Diensten stand, ist bei der langen Dauer der Wirksamkeit, die ihm dann zugeschrieben werden müßte, nicht gerade wahrscheinlich, aber doch vielleicht nicht unmöglich. — Auf Schriftvergleichung, die darüber und über die sonstige Tätigkeit des Joh. Sachs Aufschluß geben müßte, konnte ich mich hier nicht einlassen.

7 0 V. Vergleich m. d. Registerfragmenten Ludwigs d. Bayern.

von dem d a m a l s v o r h e r r s c h e n d e n G e b r a u c h e ab. Die Mehrzahl der L e h n b ü c h e r des 14. J a h r h u n d e r t s sind nicht U r k u n d e n r e g i s t e r , sondern A k t r e g i s t e r , welche o h n e Einhaltung urkundlicher F o r m e n die b l o ß e T a t s a c h e , daß dieser und j e n e r mit einem einzelnen Gute belehnt sei, v e r m e r k e n . E r s t im 15. J a h r h u n d e r t scheint die B u c h u n g des urkundlichen W o r t l a u t e s , die v o r d e m nur selten erfolgt war, anstatt j e n e r f o r m l o s e n B e l e h n u n g s n o t i z e n in vielen F ü r s t e n t ü m e r n üblich g e w o r d e n zu s e i n . 1 ) U n s e r e Handschrift, die freilich n e b e n den L e h n b r i e f e n n o c h eine b e d e u t e n d e Zahl von P f a n d briefen enthält, ist also einer der ersten Vorläufer einer anderwärts viel später entwickelten G a t t u n g . Wenn sonst das L e h n b u c h zuerst e n g e r e V e r w a n d t s c h a f t mit d e m Urbar aufweist und erst nachträglich die F o r m des R e g i s t e r s annimmt, so ergibt sich, daß m a n in der Oberpfalz aus A n l a ß der im J a h r e 1329 v o l l z o g e n e n T e i l u n g sofort beide G a t t u n g e n n e b e n e i n a n d e r entwickelte, das alte U r b a r mit den B e l e h n u n g s n o t i z e n erweiternd und z u g l e i c h von dem Wortlaut der U r k u n d e n v o l l k o m m e n e Abschriften herstellend. Vielleicht war es g e r a d e die B e r ü h r u n g mit der königlichen Kanzlei und die K e n n t n i s der dort geführten R e g i s t e r , w e l c h e zu d i e s e m u m s t ä n d l i c h e n , aber allen A n f o r d e r u n g e n d e r Verwaltung a m besten R e c h n u n g t r a g e n d e n V o r g a n g g e führt hat. ') Vgl. die für den Entwicklungsgang der ganzen Quellengattung grundlegenden Ausführungen von Lippert, Die deutschen Lehnbücher, insbesondere S. 122. Der Bezeichnung Lehnkopiale m ö c h t e allerdings a u c h ich (vgl. L e c h n e r in den Mitt. des Inst. 27, 508) einen anderen Ausdruck vorziehen, welcher dem Registercharakter dieser Quellen entspricht. Ein Versuch, das Lehnbuch auf urkundliche Grundlage zu stellen, wurde schon im 13. Jahrhundert am Hofe Karls von Anjou gemacht, s. Durrieu in der Bibl. des écoles franç. 46, 144 ff., und Heckel, Das päpstl. und sizil. Registerwesen 29 f. über den sogenannten Liber donationum.

BEILAGEN. A.

Chronologische Übersicht der in der Handschrift Oberpfalz 1 enthaltenen Urkunden. Bei Aufzählung der Drucke sind folgende Abkürzungen angewendet worden: B = B ö h m e r , Regesten Ludwigs des Bayern (1839, bzw. Additamenta I bis III, 1841 — 1865) N u m m e r der Regesten Ludwigs. BW = B ö h m e r , W i t t e l s b a c h i s c h e Regesten (1854) S e i t e . F = F r e y b e r g in den Bayerischen Annalen, 3. J a h r g a n g (1835) 1. Hälfte, S e i t e . J = J ä g e r in den Verhandlungen des Hist. Vereins für den Regenkreis, 3. Jahrgang (1836), S. 167 ff., N u m m e r . H = H o r m a y r , Taschenbuch für die vaterländische Geschichte, Neue Folge, 1. Jahrgang (1830), S e i t e . HR = H u b e r , Regesten Karls IV. (1877, bzw. Additamentum I, 1889), N u m m e r der Regesten Karls. KW = K o c h - W i l l e , Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, 1. Bd. (1894), N u m m e r . ö = O e s t e r r e i c h e r , Neue Beiträge zur Geschichte, 5. Heft (auch unter dem Titel: Beiträge zur Geschichte d e s Kaisers Ludwig IV., 2. Liefg., 1825), S. 53 ff. N u m m e r . RB = R e g e s t a sive rerum B o i c a r u m autographa von Lang und Freyberg, B a n d und S e i t e . Vh = V e r h a n d l u n g e n des Hist. Vereins von Oberpfalz und Regensburg, B a n d , S e i t e . W = W i n k e l r a a n n , Acta imperii 2, N u m m e r . Die r ö m i s c h e n Z i f f e r n beziehen sich auf die Nummern des unten S. 92 ff. folgenden Abdruckes der betreffenden Stücke (Beilage C.)

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