Deutsches Wörterbuch: Lieferung 8 Weisheit – Weiterbildung [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112642122


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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 8 Weisheit – Weiterbildung [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112642122

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Un veränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag» Leipzig C 1, Schuhmachergäöchen 1—3» in Arbeitsgemeinschaft mit dezn Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/46/59 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer*' Bad Langensalza Bestell- und Verlagsnummer: 3021/XIV/I/—/8 Preis: DM 5,— Printed in Germany

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W E I S H E I T , f.,

C 3

auf dichtung und kunsthandwerk (schmiedekunst u. s. w.) bezogen, ähnlich in der bibel; von GÖTHE bevorzugt; vgl. peritia wiszheit, wissentheit (md. 15 jh.) DIEFENBACH gl. 427 b , auch mit erfarenheit, kunst wiedergegeben ebda; Weisheit sollertia gemma gemmarum (1608) Z 8 A ; künst und weyszheit lernen, sich in guten künsten und leeren underweysen und berichten pectus colere per artes FBISIUS dict. (1556) 250»: von Veldeken Heinrich der sprach uz-vollen sinnen; wie wol sang er von minnenl wie schone er sinen sin besneitl ich wsene, er sine wisheit uz Pegases ursprlnge nam, von dem diu wisheit elliu kam GOTTFRIED V. STRASZBUEO Tristan 4730 Ranke; das Ich mich der maisterschaft und der hohen wisheit die er (Ulrich v. Türheim) an CUes hat gelalt, nicht' geliehen wil noch ensol RUDOLF Y. EMS Willehalm 2265 Juni; onch hetti üch {die aveniiure) mit wiahait her Albrecht bas denne Ich geaalt, von Xeminat der wise man 2245; können

und wissen des künstlers und Handwerkers: Smaragde und jachande saphlre und caledone, und waren die so schone wa unde wa dar in (in Isoldes 'cirkel') gelelt, duz weremannes wisheit nach rechter spcehelte nie steine baz geleite GOTTFIUED v. STRASZBETELQ Tristan 10974 Ranke, vgl. 4956;

zu dem drittin male redit man fon den dingin an urin werkin. alse m a n sprichit fon der wisheit des meistens, so sprichit man ion dem bilde daz he gemachit h a i t ; daz bilde offinbarit des meistens wisheit MEISTBR EOKHABT in: paradisus anime 58, 17 Str.; da erbeiten alle weise männer, denen der herr Weisheit und verstand gegeben h a t t e zu wissen, wie sie allerley werck machen solten zum dienst des heiligthums 2. Mos. 36, 1; der war ein meister im ertz, vol Weisheit, verstand und kunst, zu erbeiten allerley ertzwerck l . kön. 7, 14 (die künstlet werden die weisen genannt [artifices 2. Mos. 86, 4], s. unter weise, m., 1 a ) ; unter der stirn (des Laokoon) ist der streit zwischen schmerz und widerstand, wie in einem punkt vereiniget, mit groszer Weisheit gebildet WINCKELMAITN S. w. (1825) 6, 22; es ist aber grosze Weisheit des Homers, dasz er sie (die schlage des Ulysses) dem Thersites zukommen läszt HERDER 17, 165 8.; dabei werden sie . . . im auge behalten, dasz die gruppen keineswegs perspektivisch, sondern nach a r t damaliger kunst neben, über und unter einander, jedoch nicht ohne Weisheit und absieht gestellt gewesen GÖTHE 48, 85 W . ; bewundernswerth war noch immer (an den testen des römischen amphitheaters in Trier) wie die alten, ihrer Weisheit gemäsz, grosze zwecke mit mäszigen mittein hervorzubringen suchten 83, 165; sieh, was dein werk für einen eindruck macht, das du (künstler) In deinen reinsten stunden aus deinem Innern selbst empfunden, mit masz und Weisheit durchgedacht, mit stillem, treuen fleisz vollbracht 16, 160.; (Oranna) stimmensatz, die ebbe und fluth seiner modulation, seine krystallklare harmonie . . . mit einem w o r t : Weisheit, köpf, tiefes verständnisz aller musikalischen Verhältnisse SCHUBABT östhetik d. tonkunst 81; die rechte einsieht und künstlerische Weisheit geht n a c h der platonischen lehre aus der bewunderung hervor F B . SCHLEGEL s. w. (1846) 5, 160. auf niederer ebene 'geschick, geschmack': erz, marmor, elfenbeln und bllder voller leben sind überall mit Weisheit angebracht PFEFFEL poet. vers. (1812) 1, 14; vereinzelt vom kunstsinn der tiere; was weyszheit und kunst sy ( d i e alkyonen) in irem näst zemachen brauchind HEROLD-FOREB Oesners tierbuch (1636) 2, 15. 3) zauberische, magische Weisheit, zauberisches, magische« wissen und können, kunst der Wahrsagung und träumdeutung (magia)•, fälliger und deutlicher entwickelt bei XIV.

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weise (s. dort As), vgl. magia weiszheit und verstand heim licher und verborgener dingen. CÄLEPINUS XI ling. (1598' 8 5 6 b ; heimliohe, verborgene Weisheit sapienza arcana' occulta KBAMER t.-ital. 2, 1302 B : wilt dü hl nacht wisheit sehen, ich sage dir an dlnem übe sol beschehen: daz zeige ich dir an einem Stern Salman u. Moroll 294, 1 Vogt; Cllnschor, der des (die kemenate) erdähte, fix manegem lande brühte sin listecllchiu wisheit werc daz hier an was gelelt WOLFRAM v. ESCHENBACH Parntal 566, 25; (Joseph zu seinen brüdern) oder miskent ir das mein geleich nichten ist in der weysheit der warsagung (in augurandi scientia, gen. 44, 16) erste dtsche bibel 3, 198 Kurr., ich wolte es nicht wagen, diese Weisheit oder Wissenschaft (die vogelsprache zu verstehen) oder vielmehr fürwitzigkeit solcher gestalt durch schlangenfleisch zu erlangen ZESEN rosenmdnd (1651) 5; hier aber fehlt das geld. vom estrlch zwar Ist es nicht aufzuraffen; doch Weisheit welsz das tiefste herzuschaffen, in bergesadern, mauergriinden Ist gold gemünzt und ungemttnzt zu finden, und fragt ihr mich, was es zu tage schafft: begabten manns natur- und geisteskraft

GÖTHE 1 5 , 1 4

W.

4) die redensart die Weisheit mit löffeln fressen meint im allgemeinen Weisheit als'wissen' (vgl. auch teil 6, sp. 1122): du wirst meynen, dasz m a n auf Universitäten lauter Weisheit mit löffeln fresse SCHUPF sehr. (1663) 264; dasz die jungen herrchens gleich meynen, sie hätten alle weiszheit mit löffeln gefressen, wenn sie ein paar bücher durchgeblättert KEINWALD studentenspiegel (1720) 104; (leurfürst) Hans Cicero, der die Weisheit mit löffeln frasz und uns den Schmachtriemen um den bauch schnallte ALEXIS hosen d. herrn v. BredovP 72; ähnlich: er meint, all weiszheit hätt verschluckt, und doch ausz ihm der stumpax kuckt aus einem jesuüendrama v. j. 1733 in; beiheft z. zentralbl. I. bibliothekswesm 6, 323; ihr Poggenpuhls denkt immer, ihr habt die Weisheit allein und alles wie durch inspiration FONTANE ges. w. I 8, 238; wahrlich, du denkst, du habest alle Weisheit gepachtet V. PETRASOH S. lustsp. (1765) 2, 599. D . Weisheit als tugend, zucht (— disciplina) (vgl. weise, adj., C2); form und, bestimmung des Handelns und t/uns; vgl. idoneüas wijsheit (nd. 1420) DIEFENBACH gl. 284 b , auch wiedergegeben mit fromheit, erbarkeit ebda; weiszheit oder verstand, was man thun soll sapientia JOH. OBSAUS nomencl. (1623) 69. 1) allgemein; Weisheit hat, wer nach höheren einrichten in sinn und zweck des lebens, wer vemunftgemäsz handelt, wer sein tuji von rechter einsieht in das notwendige und gute bestimmen läszt, wer zuchtvoll und maszvoü handelt (vgl. weise — maszvoü C 2 b); ins religiöse hinübergreifend, so wie Weisheit als einsieht (A) ins religiöse hinüberweist; vgl. die folgenden philosophischen begriffsbestimmungen: selbst die Weisheit — die sonst wohl mehr im thun und lassen als im wissen besteht — (bedarf) doch auch der Wissenschaft, nicht u m von ihr zu lernen, sondern ihrer Vorschrift eingang und dauerhaftigkeit zu verschaffen KANT W. (1838) 4, 24 Hartenst.; die Weisheit ist diejenige qualität, durch welche alles handeln des menschen einen idealen gehalt bekommt SOHLEIEBMAOHEB W. I I I 6, 860; Weisheit ist moralische klugheit NOVALIS sehr. 3, 219 Kluckh., ähnlich: Weisheit ist moralische Wissenschaft und kunst 8 , 2 4 6 ; Weisheit scheint mir nicht blosz theoretische, sondern auch praktische Vollkommenheit zu bezeichnen, ich würde sie definiren als die vollendete, richtige erkenntnisz der dinge, im ganzen und allgemeinen, die den menschen so völlig durchdrungen hat, dasz sie nun auch in seinem handeln hervortritt, indem sie sein thun überall leitet SCHOPENHAUEB 5, 636 Oriseb.; die geschicklichkeit ist auf Sachen, die klugheit auf menschen, die Weisheit auf die moralit&t gerichtet » . rhein. convers.-lex. (1830) 12, 179. 71

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im allgemeinen Sprachgebrauch teil dem mhd.: icb bete liep daz mir vil n&he gte: dam liez mich nie an wlshelt^ kfiren mtnen muot FBIIDE. V. HÜBEN in; minnetange triM. 46, 28; ern tet nlbt ftne fflrgedanc als Im diu wlshelt gebot: desn watt er nie schamrat von debelner stner get&t HAETMANN V. A d Qregorius 1267 Paul; wer nit lebet in der gerechtikait, der mag nit wonen in der wishait E . STAGEL schmettern zu Tösz 33,10 Vetter; dl togunt wei eynen furer ban und daz mag wol sin dl wlszheld dl sl wole uzgerlchtin kan JOHANNES ROTHS rittertpiegel 1902 Neumann; w a n der w e i n ingehet, so gehet die weiszheit ausz (sapientia vino obumbratur) TAFPIUS adagiorum cent. sept. (1546) Y 8 " ; wer recht zfir wyszheit scbleszen will der lug, das er halt masz und zyl S. BEANT narrenechiff 75, 57 Zameke; niemand kan sich der ehre und desz reichthnmbs rechtmäfizig gebrauchen, als welcher v o n oben herab m i t weiszheit begabt w i r d HABSDÖBFEB t. secretar. (1656) 1, 84; dreymal gesegnet seyd mlrl was alle thoren verkennen, was tum relchthum verdammt, narren unwissend vencbmtbn, tugend, und die Weisheit, das leben wOrdlg zu brauchen, und den tod nicht zu scbeun, hat euch das schlcksal verllehn ELOFSTOCE odtn 1, 37 M.-P.; j e weniger instinkt, desto weiser — die tendenz auf Weish e i t ist dem instinkt entgegen, w o Weisheit ist, ist gleichg e w i c h t KOTALIS 2, 294 Kluclch.; . . . an Innern kämpfen bat stille Weisheit jahrelang zu dämpfen stets mühevoll Ist Ihre bahn GOTHI 16, 290 W. mehr auf einsichtsvolles tun (vgl. die Verbindung mit m&szigung, geduld) als auf erkennen gehend: zwar die gewaltge brüst und der titanen kraftvolles mark war seiner (de« Tantalue) sBhn und enkel gewisses erbtell; doch es schmiedete der gott um ihre stirn ein band, rat, miszigung und Weisheit und geduld verbarg er Ihrem scheuen, dtistern blick GÖTHI 10, 16 W. m ö g e der himmel das schöne land und die herrliche Stadt beschützen, dasz seine bewohne?, die fast den schönsten sohatz an g e m ü t h und herz unter allen deutschen Stämmen b e w a h r t haben, auch rat, Weisheit, m&szigung bewahren, dasz sie (auf beiden Seiten) die leidenschaft nicht hören m ö g e n , . . . sondern dasz sie wie entzweite freunde anf a n g e n , nicht mehr das böse aneinander,'sondern das gute zu sehen A . STIFTER br. 1, 292 8.; (wir wollen nicht vergessen ¿laß) die 'braut' (der Apokalypse) die Verwandlung jener gestalt darstellt, welche den strengsten ausdruck wirklichkeitsgerechten, geordneten, von Weisheit und gesetz beherrschten und jederzeit zum k ä m p f e bereiten daseins meint, nämlich der ' s t a d t ' R . GÜABDINI d. enge! in Dantes göttl. kam. (1937) 119. daher nennt man ein bestimmtes verhüten selbst, das man als weise ansehen musz, Weisheit: schwelgen wird für weiszheit geacht, viel reden oSt grosz schaden bracht EYEBIBQ prov. (1601) 8, 297; so sei auch w o h l schwerlich die Ungerechtigkeit eine Weisheit zu nennen SCHLEIEBMACHEB Piaton (1804) e, 7; solcher kalten Übermacht gegenüber ist demüthige bescheidenheit des menschen die höchste Weisheit 6 . FESTTAG ges. u>. 14, 82; Weisheit ist demut, sagt ein altes wort. Ich will nun eifrig solche demut lernen und herrlich weise werden E. HARDT Tmtrit der narr (1909) 106; Weisheit lsts, die Wahrheit sagen, noch grOszere, sie boren und vertragen WILLI tiUtnlthre (1781) 131; die abwesenheit des durch die Weisheit seines Stillschweigens so sehr vor anderen sterblichen hervorragenden hrn. Silence GEBSTENBEBG schlesw. literaturbr. 143 dt. lit.-denkm.

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2) hierher mag man auch das höfische wtsheit rechnen als inbegriff des inneren und äuszeren benehmens, mit tugent und zuht verwandt; vgl. auch die deutlichere ausprägung des begriff es unter weise C 2 o: der vrowen wlshelt da schein, daz sl diu ougen nlht dar carde und reht also gebärde, als sl lr niene wlste, und sprach mit grozem liste EILBAST V. OBERG TrMrant, bruchstücke 28, 75 Wagner; owi daz wlshelt unde ]ugent des mannes schoene noch sin tugent nlht erben sol, sO le der 11p erstirbet WALTHEB v. N. VOQELWEIDI 82, 24; do verstuont sich wol diu reine daz ich gerne bl lr was . . . hie vant ich wlshelt bl der jugent, gröze schiene und ganze tugent. sl saz mir güetllchen bl HARTMASN v. AUE Itcein 339; an allen dingen vollekomen, er was getrüwe, milte, güt, ztihtlg, werhaft, hochgemüt llbes unde gfites, wishait unde mötes, tugende rieber danne rieh RUDOLF V. Ens Wülchalm 176 J. 3) ganz auf das vernunftmäszige und zweckhafte ausgerichtet in der aufklärung; Weisheit haben bedeutet, nach der Vernunft, dem verstand handeln; tun, was vernünftig, zweckmäszig und nützlich ist, der glückseligkeit dient: Weisheit ist nicht anderes als die Wissenschaft der glückseligkeit, so uns nemlich zur glückseligkeit zu gelangen lehret LEIBNIZ dtsche sehr. 1, 420 Ghihrauer; die Weisheit überhaupt ist eine Wissenschaft der glückseligkeit GOTTSCHED erste gründe d. ges. weltweisheit (1733) 1, 3; und ist solchergestalt die Weisheit eine wissenschafft, die absichten dergestalt einzurichten, dasz eine ein mittel der anderen w i r d , und hinwiederumb dergleichen mittel zu erwehlen, die uns zu unseren absichten führen CHB. WOLTF vernünft. gedanken v. gott (1720) 502. E . zum begriff der Weisheit (einsieht und tugend) gehört, dasz sie ein ausdruck gereiften lebens ist (vgl. weise, adj., E ) . 1) Weisheit gewinnt man im leben durch erfdhrung, deshalb gehört sie zum alter und bezeichnet hohe und klare einsieht in sinn und Zusammenhang des lebens und maszvoUe, abgeklärte lebenshaltung: das Zeitalter der erlangung des menschen zum verständigen gebrauch seiner Vernunft kann in ansehung seiner geschicklichkeit . . . e t w a ins zwanzigste, das in ansehung der klugheit . . . ins vierzigste, endlich das der Weisheit e t w a i m sechzigsten anberaumt werden KANT W. (1838) 10, 212 Bartenst.; b e y den groszvätern ist die weiszheit und der verstand b e y d e n alten PETBI d. Teulachen weish. (1604) 2, K 8 B ; Nestor, In deinen alten jähren hastu mit weiszheit viel erfahren W. SPANOENBEEQ bei DIHNHAEBT gtiech. dram. 2, 40 lit. ver.; sie reden gar v i e l von den eigenen tugenden der höheren jähre, v o n der nüchternen Weisheit, v o n d e r , kalten besonnenheit SCHLEIEBMACHEB S. w. I I I 1, 44; deine Weisheit sei die Weisheit der grauen haare, aber dein herz . . . der unschuldigen kindheit SCHILLER 2, 194 6 . ; w i t z i g e Vermischungen sind z. b . . . . kindheit und Weisheit NOVALIS 2, 24 Kluckh.; es ist kein zweifei, dasz wir keinen mangel an klugen büchern haben, aber w i e selten sind die werke, aus denen ohne absieht und zwang, der reifste ertrag eines menschenlebens, der der Weisheit f ä l l t EBNST WIECHEBT in: das innere reich (1934) L. darum wird Weisheit als gegensatz zu frohsein und freude empfunden: das alter sey der Weisheit, die jugend der freude geweiht S A H L I S lyr. ged. (1772) 276;

wann sich oft, an einem fest, Weisheit von Ihm (dem vergnügen) fangen U u t dann begehrt aus seinem schoosz die gefangene selbst nicht los J. N. GÖTZ term. ged. (1786) 1, 49; Weisheit in der jugend gilt als eine seltene, durch besondere umstände bewirkte erscheinung:

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WEISHEIT, f., E 2. 3. F 1

WEISHEIT, F., F 2. G

da raubst der reit die macht, den geist, der dich belebt, zu stärken, und Nestors reilfe Weisheit lacht In deiner Jugend Wunderwerken (an Peter II. v. Ruszland) HAGEDORN tert. einiger ged. 16 Sauer; das kranke reis erholte sich, der wunderbare ausdruok der durch das leiden hervorgebrachten frühen Weisheit verschwand wieder in seine unbekannte heimat, und ein rosig unbefangenes kind blühte G. KELLER ges. w. 2, 39. 2) Weisheit wird erworben, oft mit mühe, was sich mannigfaltig in verbalen fügungen ausdrückt: dermusdie Weisheit der alten erforschen und in den propheten studiren Sirach 39,1; und Moses ward geleret in aller Weisheit der Egypter apostelgesch. 7,22; dasz unsere kriegerische rohe vorfahren sioh als ein wildes volck nicht so bald der Weisheit beflissen wie die Ägytier, Hebräer, Griechen, Lateiner und andere völcker gethan GRIMMELSHAUSEN teutscher Michel (1673) 4; der vortheil, in der Weisheit der Chinesen sich ausbilden zu lassen A. v. HALLER TJsang (1771) 22; wie etliche hundert jähr vor diesem . . . weisen könige (Solomon) Moyses in aller weiszheit der Egypter unterrichtet worden ETTNEB V. EITERITZ medizin. maulaße (1719) 8»; da die Weisheit mühevoll du fandest büsztest doch du nicht den glauben ein PLATEN W. 1, 123 Bedlich. 3) Weisheit wird als gegensatz zu torheit und narrheit empfunden (wie weise zu töricht und närrisch); zu den weiteren Wechselbeziehungen zwischen Weisheit und torheit vgl. auch unten den negativen gebrauch F 2 und G 2 e, wo Weisheit als torheit gewertet wird: dü wart mir dat herte, enblnne van sö süter dompheit wont, dat mir wlshelt wart onkont HEINRICH V. VELDBKE in: minnet. jrilM. 56, 25; bist du ein wise prophete, so rad wer dir daz dede. din dorhelt dich nü melde, dlne wlshelt Ist zü velde tehauep. d. miUelattert 1, 107 Motu; deszhalb dasz er die leut wolt von der thorheit zü wiszheit ziehen EBERLIN V. GÜNZBURQ S. sehr, L, 157 ndr.; ander leut thorheit sei dein weiszheit SEB. FRANOK sprüchw. (1546) L, 7 B ; darumb sie zu straffen das an euch nicht weiszheyt, sonder grosze thorheit ist MONTANUS Schwankbücher 116 lit. ver.; weiszheyt ist nyemand nütz on not, sonst wird weiszheyt torheyt J . AQBICOLA 760 teutsch. sprichw. (1634) D Ü ' ; es zog ein narr umb weiszheit aus, und kam ein thor wider zu hausz STERINS proverb. eopia (1601) 1, 683; die höchste weiszheit musz der thorheit Vormund seyn RACHEL satyr. ged. 36 ndr.; die thorheit geht der Weisheit hier zur seite SCHÜBART «. ged. (1826) 1, 82; dasz wir s c h i e r . . . all ihre Weisheit und thorheit auswendig wissen BÜROER W. 319 b Bohtz; da der blanke metallstab (das aichmasz) sich kalt anfühlte, so hatte ich am halse die empfindung, wie wenn eine gebieterische einWirkung in der that stattgefunden hätte, und ich wuszte nioht, ob thorheit oder Weisheit aus dem manne sprach G. KELLER ges. w. 2, 131. F. mit negativer betonung; entwertung der Weisheit vom weltlichen her (die entwertung vom religiösen aus s. unten G 2 e); eine bestimmte haliung, menschenweise, die sich Weisheit nennt und so gelten möchte, wird abgelehnt (vgl. weise, adj., D). 1) die meinung und das verhalten derer, die sich hochmütig anmaszen, anderen überlegen zu sein, derer, die sich für weise halten ohne es zu sein, wird mit ironie oder spott als Weisheit bezeichnet: wenn du aber denkst, dasz die Weisheit der biedermänner des Parlaments . . . sich nun für widerlegt hält, so irrst du dich A. RÜGE briefw. u. tageb. 2, 89 Nerrlich; dort t r a t er zu den politischen kannegieszern, neigte sein ohr zu ihrem geschwätz und lobte ihre Weisheit LANGBEIN S. sehr. 31, 34; die vier kleinen eidgenossenschaften, in die die Weisheit des senats das alte königreich zerstückelt hatte MOMMSBN

röm. gesch. (1864) 2, 3 9 ; geben sie (die gelehrten) sich weise, so fröstelt mich ihrer kleinen Sprüche und Wahrheiten: ein geruch ist oft an ihrer Weisheit, als ob sie aus dem sumpfe stamme NIETZCHE W. 4,137 Bäumler; und nun liest du auch noch allerlei dumme blätter, in denen hochmütige schulmeister und verlogene Winkeladvokaten ihre Weisheit zu markte bringen FONTANE ges. v>. I 6, 9; diese klappen (der blechwindfänge) . . . «teilen mir philosophen und professoren vor, die in höchster Weisheit mit höchster erkenntnis die perückenhäupter wenden, ach, ach, ach, was soll denn all diese Weisheit und gelehrsamkeit ? dünkel, dünkel! D. v . Li-

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LIENOBON S. W. (1896) 6, 159.

2) die Weisheit derer, die das leben zu kennen glauben und ihm doch vor lauter Weisheit fem geblieben sind; graue Weisheit, Weisheit des grünen tischs. vgl. dazu auch das Faustwort von der grauen theorie (Fernst I 2038f.): doch dieser grosze menschenkenner sinke vor schäm dahin, dasz seine graue Weisheit der schartsinn eines Jünglings überlistet SCHILLER 6, 2, 417 ff.;

(du) priesest mir den goldnen mittelweg. ey, deine Weisheit hat sich schlecht bewährt, sie hat dich früh zum abgelebten manne gemacht 12, 379; o ihr thörichten, die ihr euer leben damit zubringt, immer unterschiede zu entdecken und diesen mit nüchterner Weisheit einen taufnamen zu geben T I E C K noveüen ( 1 8 5 4 ) 12, 131; die bureaukratie . . . hörte mit abscheu von der rechtsbildenden kraft des volksgeistes, die der Weisheit des grünen tisches so wenig räum liesz TBEITSOHKE dtsche gesch.3 2, 62; die Frankfurter Verfassung hat noch tiefer aus dem brunnen der Weisheit jener theoretiker geschöpft, welche seit dem contrat social nichts gelernt und viel vergessen haben BISMARCK reden 1, 88 Kohl; bürgermeister mit weiszen haaren und abgestandener Weisheit ALEXIS Roland von Berlin (1840) 1, 31; elegisch, die Weisheit der menschen im gegensatz zum sein der natur: um unsre Weisheit unbekümmert rauschen die ströme doch auch, und dennoch wer liebt sie nicht? und immer bewegen sie das herz mir, hör ich ferne die schwindenden, die ahnungsvollen meine bahn nicht, aber gewisser Ins meer hin eilen HÖLDERLIN s. a. 4, 142 Bellingroth. hierher gehören zahlreiche Sprichwörter des sinnes, dasz zu viel Weisheit (in der bedeutung 'einsieht, wissen') schädlich sei; mit noch stärkerer entwertung solche, die das geld über die Weisheit stellen (daneben hat gerade der volksmund grosze anerkennung für die Weisheit, womit er dann aber die sittliche Weisheit im anschlusz an biblische Sprüche meint, s. unten G 2 c). diese Sprichwörter können von verschiedenem Standort aus gesagt und danach betont sein: so, daß man die Weisheit achtet und ihre entwertung durch andere beklagt; und so, daß man sie verachtet und ihren unwert gegenüber anderen dingen hervorhebt: zu viel Weisheit ist narrerey EYERINQ prov. cop. (1601) 8, 604; allzu viel weiszheit ist halb thorheit PETRI d. Teutschen weish. (1604) 2, H 8 A ; he is so wies as t kackhus to Bremen, d a t vor luter wiesheit infull KEBN-WILMS Ostfriesl. (1869) 3 ; he is nett so wies as Salomos katt, de vor wiesheit van t stövken füll (von überklugen hindern gesagt) ebda 69; ins armen mans seckel verdirbet viel weisheit F B I E D R I O H - W I L H E L M « sprichw.-reg. (1577) a l b ; ein tröpfflin glück gilt mehr denn ein fasz voll weiszheit PETRI d. Teutschen weish. (1604) 2, Y 6»; mit kurzem: wo du nur ein grosz vermögen hast, so hast du Weisheit und verstand TRILLER poet. betraeht. (1750) 1, 641; wenn gold das wort führt, so gilt keine weisheit DÜRINOSTELD sprichw. (1876) 1, 294. G. religiöse weisheit ist erkenntnis gottes als des letzten sinnes und Zieles alles strebens, und formit'n f.des religiösen seins und Verhaltens aus diesem wissen heraus; im gründe also die Zusammenfassung und überhöhun g aller anderen weisheit (vgl. weise adj., C 3), im wesentlichen bestimmt von der bibel: ich weis alles was heimlich und ver71*

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WEISHEIT, f., G 1

WEISHEIT, f., G 2

borgen ist, denn die Weisheit, so aller kunst meister ist, leret miohs, denn es ist in ir der geist, der verständig ist,heilig, einig, manchfeltig . . . denn sie ist das hauchen der göttlichen kraft und ein stral der herrlichkeit des allmechtigen. darumb kan nichts unreines zu ir komen, denn sie ist ein glantz des ewigen liechts, und ein unbefleckter Spiegel der göttlichen krafft, und ein bilde Beiner gütigkeit, sie ist einig, und thut doch alles, sie bleibt das sie ist, und vernewet doch alles, und für und für gibt sie sich in die heiligen seelen, und macht gottes freunde und propheten. gott liebet niemand, er bleibe denn bey der Weisheit . . . denn das liecht musz der nacht weichen, aber die boaheit uberweldiget die Weisheit nimmermehr weish. Sal. 7, 17—30.

und zeigete dir heimliche Weisheit Hiob Ii, 6; alle Weisheit ist von gott dem herrn und ist bey ihm ewiglich Sirach 1,1; das wort gottes des allerhohesten ist der brun der Weisheit 1, 5; das du unter die gerechnet bist, die in die helle faren ? das ist die uraach, das du den brunnen der Weisheit verlassen hast Baruch 3, 12.

l ) Weisheit als religiöse erkenntnis it. einsieht, die höchste stufe menschlichen erkennens darstellend, insofern sie sich dem höchsten gegenständ, gott, zuwendet; eine beziehung zum sein und tun des menschen ist nicht ausdrücklich gegeben. dieser Weisheit entspricht im allgemeinmenschlichen die Weisheit als einsieht in den sinn des lebens (A)# mit ¿leren höchster stufe sie sich vielfach berührt, und von der sie oft nur begrifflich zu trennen ist. a) allgemein, vgl. die himmlische Weisheit, die in rechter und erfahrlicher erkftntnis und inniglioher liebe gottes u n d Jesu Christi bestehet la sapienza Celeste KRAMER t.-ital. (1702) 2, 1302 b ; denn m a n sagt, er (der mensch) habe einsieht (intelligentiam), sofern er die ersten gründe erkennt; er habe wissen (scientiam), sofern er schluszfolgerungen erkennt; Weisheit (sapientiam), sofern er die höchste Ursache (causam altissimam) erkennt Thomas v. Aquin summa theol. I 14, 1 (dtsch-latein. ausg. [1933] 2, 7); darum bezeichnet denn auch Augustinus ( de trin. 12, cap. 14) die Weisheit als erkenntnis der göttlichen dinge (unde et sapientia dicitur esse divinorum cognitio) I 1, 6 (1, 17):

die aller bestan liste dl quamen Ton Christe, daz Ist d wisheit . . . dl den menschen dar bringit da er got bekinnet HARTMANS reden e. glauben 433 in MASSMANN ged. i. 12. jhi. an lere trade an wlsheit was er {der truder) von gottea genaden snel vaterbuch 18998 Reüzenberger; cherubin bezeichnet die wisheit, daz ist die bekantnüsse, die treit got in die s§le und leitet die sele an g o t MEISTER ECKHABT in: mystiker 2,153 Pf.; (Jesus) leret sie in den schulen . . ., das sie sich entsetzten und sprachen, woher k o m p t diesem solche Weisheit und th&tten ? Matth. 13, 54; und Jhesus nam zu a n Weisheit, alter und gnade bei g o t t und den menschen Lucas 2, 62; das geheimnis gottes und des vaters und Christi, in welchem verborgen ligen schetze der Weisheit und der erkentnis Kolosser 2, 3; wer Christum weisz, der weisz alles, wenn er gleich sonst nichts wüszte, denn er hat die höchste Weisheit PETRI d. Teutsch. weish. (1604) 1, G 5»; wer wahre weiszheit hat, weisz,. dasz die weiszheit war, die nichts weisz als nur weit, noch nun noch nimmer klar. LOOAU ». einnged. 387 Eitner. — in der philosophie und theolcgie wird Weisheit in diesem sinne zu den intellektuellen, dianoetischen fugenden (im gegensatz zu ßen sittlichen oder ethischen tugenden, s. unten G 2 d) gezählt, die keine tugenden im eigentlichen sinne sind, vgl. MAUSBACH moraltheologie L8 (1927) 201 ff.: di einen (tugenden) di gehören zu der vornunft, daz ist wisheit, kunst und klugheit; und di in disen sint beslozzen diz heizen vornunftige tugende mystiker 1, 181, 21 Pf.; (die intellektuellen tugenden) gehören der spekulativen Vernunft an, indem sie diese in der betrachtung der Wahrheit vollenden : der intellekt als habitus der höchsten spekulativen prinzipien, . . . die Weisheit als schauung der höchsten absoluten Wahrheit O. DITTRICH gesch. d. ethik (1926) 3, 124

b) die menschliche Weisheit ist ein geschenk gottea, ist tn ihm, dem brunnen aller Weisheit zu finden, eine von der bibel her bestimmte anschauung (brunnen der Weisheit i n weltlicher fassung s. oben A 4): das g o t t mit dir redet

o trewer meister Jesu Christ weil du ein brunn der weiszheit bist CASP. SCHEIT d. trölich heimfart A 4 » ; {gott) aller wisheit ein anevanc ULRICH V. TURHEDI Willehalm 1 Singer; verleihe mir das edle liecht, das sich von deinem angesicht in fromme seelen strecket und da der rechten weiszheit krafft durch deine krafft erwecket FAUL GERHARDT bei FISCHBE-TÜMPEL 3, 371*>.

in bestimmterem theologischen sinn, häufig in der mittelalterlichen mystik, ist Weisheit ein gnadenhafter zustand der seele, teilhabe an der Weisheit des göttlichen Wortes und (fuszend auf Jesaias 11, 2) eine der sieben gaben des hl. geistes; denn das 'wort', in dem der vater seine ewige Weisheit ausspricht, ist die quelle, von der alle Weisheit der menschen ausströmt, als geistiges wesen findet der mensch in der Weisheit seine eigentliche Vollendung, und deshalb wird er in dem masz in der Weisheit fortschreiten, als er am Worte gottes anteil hat Thomas v. Aquin summa theol. I I I 3, 8 (dtsch-latein. ausg. [1933] 25, 110): es (der innere mensch) ist ouch der acker, dar in got sin bilde unt sin gelichnus hat geseijet, unt seijet den guoten samen, die wurcelle aller wisheit, aller kunst, aller tugent, aller g&ti, samen goetlicher nature. der same ist gottes sune, gottes worte MEISTER EOSHABT buch d. göttl. tröstung 42, 17 Str.; mit den brüsten sines bekentnisses und sinir lere so gibit Christus godis wisheit der sele paradisus anim. inteU. 22, 28 Str. — unsere lehre (sacra doctrina) erwirbt man durch Studium, die Weisheit aber wird eingegossen, weshalb auch Jesaias, (11, 2) sie unter den sieben gaben des hl. geistes aufzählt Thomas v. Aquin summa theol. I 1, 6 (dtsch-latein. ausg. [1933], L, 16): diu ander gäbe des heiligen geistes ist wisheit unde fliuzet in die friheit unde bediutet die menschen, die fri sint von weltlicher bekümbernüsse unde sioh über alle creatüre erhebent, tif daz sie gotes alleine wise sin, unde bedenkent, daz der weite wisheit vor gote ein törheit ist mystiker 2, 368 Pf.; die sehsten und die sübenden goben (des hl. geistes), daz ist verstentnisse und smackende wisheit; dise zwo goben die furent den menschen rechte alzümole in in den grünt, über menschliche wise in daz götteliche abgrunde, do got sich selber bekennet und verstat sich selber und smacket sin selbes wisheit und wesenlicheit TAULEB pred. 109, 17 V. 2) Weisheit, biblisch übernatürlich, als bestimmung des handelns, selbstverwirklichung des menschen aus religiöser gesinnung und Verantwortung; Weisheit'Aoi, wer nach der erkenntnis des höchsten wertes handelt, dieser begriff (sapientia) steht in .der bibel häufig neben diseiplina; gelegentlich wird diseiplina mit Weisheit übersetzt, die entsprechung im allgemeinmenschlichen ist die ethische Weisheit (D), die weniger auf gott als endziel als auf das rechte und gute ausgerichtet ist. in den weisheits- (klugheits-) Sprüchen der bibel (spräche, prediger, buch der Weisheit, Sirach) gehen religiöse und allgemein ethische einsieht, Sprüche der Weisheit und solche der lebensklugheit ineinander. a) allgemeine bestimmung: wer will denn erforschen, das im himmel ist ? wer will deinen rat erfaren t es sey denn, das du Weisheit gebest, und sendest deinen heiligen geist aus der höhe, und also richtig werde das thun auf erden, und die menschen lernen was dir gefeit und durch die Weisheit selig werden weish. Sal. 9, 16—19; die Weisheit aber von oben her, ist aufis erst keusch, darnach friedsam, gelinde, leszt ir sagen, vol barmhertzikeit und guter früchte Jacob. 3,15; siehe, die furcht des herrn, das ist die Weisheit Hiob 28, 28; ze gotes forhtun fahet wisheit ana NOTKEB 2, 480, 21 Piper; die furcht des herrn ist der

1129

W E I S H E I T , f.,

G

2

W E I S H E I T , f.,

Weisheit anfang (initium sapientiae limor domini) ps. 111, 10, s. auch Sirach 1, 16, spr. l, 7; 9, 10; als Sprichwort weit verbreitet, vgl. C . S C H U L Z E bibl. sprichw. 32; die furcht des herren glebet den ersten besten grund zur weiszheit

gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit Sirach l , 14; maszen denn der weiszheit (so allein in der gottesfurcht bestehet) sich alle mal die menschliche Schwachheit oder blindheit widersetzet N E U M A B K neuspr. t. palmbaum • (1668) 83. b) Weisheit als religiöse lebensform (disciplina): dis sind die sprüeh Salomo des königes Isreal, zu lernen Weisheit und zucht (ad sciendam sapientiam et disciplinam) spr. Sal. 1, 2; denn wer die Weisheit und die rute veracht, der ist unselig und ir lioffnung ist nichts, und ir erbeit ist umbsonst weish. Sal. 3, 1 1 ; die nachkomen sehen zwar wol das liecht, und wonen auff dem erdboden, und treffen doch den weg nicht, da man die Weisheit findet (viam autem disciplinae ignoraverunt) Baruch 3, 20; er hat im gegenwertig die gebot gegeben, nemlich das gesetze des lebens und der Weisheit (legem vitae et disciplinae) Sirach 46, 6. si j&hen daz der heilec geist der rede wffire lr volleist, der oucli sant Nlclauses pflac, dö er in der wagen lac, und in die wisheit lerte daz er ze gote körte stne kintllche güete HARTMANN y. AUE a. Heinrich 8 6 7 Gierach; vgl. auch 8 6 0 ;

dar umbe hat iu got zwei gröziu buoch gegeben, da ir an lernen unde lesen sullet alle die wisheit der iu nöt ist unde die iuch in daz himelriche wisen Bullen B E R T H O L D 48 P f . ;

von Bundin Baltu dich scheidin und nem dich der wiszheid an mit ruwin und mit leidin, so bistu eyn wol gesmuktir man

JOHAHNES ROTHE

rütertpiegel

322

die weiszheit ist der gute trieb gott rein und treu zu lieben, und nnsern n&chBten allzeit mehr zu bessern als betrüben

Neumann;

JOH. CHR. GÜNTHER t. v>. 2, 2 7 4

Kr.;

wir (können) nur insofern eurer meinung beifall geben, dasz er ein weiser mann sei, wenn ihr von jener Weisheit sprecht, die einen gott wohlgefälligen lebenswandel angeht N O V A L I S sehr, l, 113 Kluckh. jene 'Weisheit' findet sich aber bei Augustinus nie in blosz philosophischer form, als aufgabe natürlicher menschenbildung oder innerweltlicher kultur, sondern sie ist immer in den Zusammenhang des christlichen daseins eingebaut R . G U A B DLNI die bekehrung d. Aurelius Augustinus (1936) 89. c) hierher zu rechnen, ist die Weisheit Salomos, wenngleich sie sowohl wissen um den sinn des lebens (allgemein und in religiöser beziehung) und lebensklugheit, wie auch bestimmung des handeln« (allgemeinmenschlich und religiös) ist. ihre schönste über das persönliche hinaus ins allgemeine ausgeweitete darstellung findet sie weish. 7, 17 (die stelle s. oben zu anfang von G); sprichwörtlich, iji geistlicher und weltlicher literatur ist die Weisheit Salomos die gäbe, richtig zu erkennen und zu urteilen (vgl. weise wie Salomon unter weise, adj. B l ) : und gott gab Salomo seer grosze Weisheit und verstand (sapientiam et prudeniiam) und getrost hertz . . . das die Weisheit Salomos gröszer war denn aller kinder gegen morgen und aller Egypter Weisheit, und war weiser denn alle menschen, auch weiser denn . . . die t i c h t e r , . . . und er redet drey tausend Sprüche und seiner liede waren tausend und fünf 1. kön. 4, 29—31; und das urteil erschall für dem gantzen Israel, das der könig gefeilet hatte, und furchten eich für dem könige, denn sie sahen, das die Weisheit gottes in im war gericht zu halten l. kön. s, 28; er (gott) sprach, daz er gebltl

swedir SÄ er (Salomo) weliti, rtchtflm odjr wteheit

lob Saicmot

17

bei

WAAG

1130

do Davit, der gewaltig kunig, und Salomon, der Weisheit schrein, stürben, do wart uns mere gedanket danne gefluchet JOH. v. SAAZ ackermann aus Böhmen 30, 25 B.; Salomon zu ghrlchte sasz und mit weyszheit begäbet was

PAUL GEBHARDT bei FISCHER-TÜMPEL 3, 3 5 5 » ;

v. REOEHSBURG l,

G 2

kl. dtsche ged

HANS SACHS 1, 2 4 3 K . ;

und wärest du . . . dem Salomo an Weisheit gleich

R . Z. BECKER

müdheim. liederbuch

(1799) 1 1 ;

ähnlich auch Daniels Weisheit: es ist ein mann in deinem königreich, der den geist der heiligen götter hat, denn zu deines vaters zeit ward bey im (Daniel) erleuchtung erfunden, klugheit uiid Weisheit, wie der götter Weisheit ist Daniel 5, 11. im gleichen sinne heiszt eins der biblischen spruchbücher buch der Weisheit (Uber sapientiae): 'ich diente vor gotte . . sprichet unser vrowe in der wisshait büch st. Oeorgener pred. 146 Rieder; an der wisheit buoch stet beschriben MEISTEB ECKHABT buch d. götl. tröst. 31, 27 Strauch; das büch der wiszhelt zeigt uns an das die bfisz nimpt die sünd hindan WICKKAU W. 5, 265 Bolle;

von LUTHES die Weisheit Salomos genannt; zwar dürfen wir lächeln, wenn Weisheit als ein gegensatz zum offenbarungsglauben gepriesen wird, ja wir staunen, da ein heiliges buch der Christen den eigenen namen 'Weisheit* führt, und die 'sapientia' eine erlauchte bedeutung hat TH. HAECKEB Christentum u. kultur (1927) 266. d) im älteren religiösen (mystischen) Schrifttum gilt Weisheit ( = prudentia) als erste der kardinaltugenden, auch ethische fügenden genannt (über Weisheit als intellektuelle tugend s. o. G 1 a); aus der.griechischen philosophie (Piatos ooi/ta als wegweisendes sittliches denken, Aristoteles' ifpörrati) über Augustinus in die scholastische theologie übernommen (zur sache vgl. MAUSBACH moraüheologie L* [ 1 9 2 7 ] 2 0 1 ) ; dem scholastischen begriff prudentia entsprechend, wird diese tugend heute meist klugheit ('sittliche klugheit') genannt, ähnliche doppelheit der bezeichnung bei den klugen jungfrauen der bibel, die auch weise genannt werden (s. unter weise, adj. B 5): ouch sol dis lieht lüchten in die sittelichen tugende, also ist wisheit, gerechtikeit und stercke und messikeit TAULER pred. 93, 6* V.; nu sint vier sunderlich tugent die dar zü hfirent daz wir den rehten weg gangent, den unser herre laitet den rehten menschen, du erste tugent ist wiszhait. dü ist daz lieht daz den weg entlüchten sol daz der mensch wisse wa er hin gan solle st. Georgener pred. 187, 81 Rieder. e) Weisheit in negativer betonung vom religiösen her (vgl. weise, adj. C 8 b). das was den anspruch erhebt, Weisheit zu sein und als solche zu gelten, wird als torheit vor gott bezeichnet; dieser 'weüweisheit', d. i. erkenntnis aus nur menschlichem bemühen und vermögen wird entgegengesetzt die Weisheit gottes (positive neubenennung, s. unten), die im geheimnis des glaubens verborgen ist (vgl. 1. Kor. 2, 4/., Kol. 2, S) und sich dem offenbart, der die 'Vernunft gefangen nimmt' (LUTHER), und die vor der weit eine torheit (stultitia) ist;. diese von Paulus (bes. 1. Kor. cap. 1—3) ausgehende wertung findet sich vor allem in der mystik (der gegensatz von lesemeister und lebemeister gehört in diesen Zusammenhang) und bei LUTHE». der aristotelisch-philosophisch gerichteten scholastik ist sie fremd; die ausdrücke fleischliche, weltliche, menschliche, hohe Weisheit sind von der bibel (Paulus) bestimmt: sintemal die Juden zeichen foddern und die Griechen nach Weisheit fragen 1. Kor. 1, 22; 'sondern die von gott' i. e. illi fiunt dei filii qui credunt in Christum, nhemen yhn an et credunt etc. non buchen ( = pochen) auffs blut, Mosen, yhr klugheit und Weisheit, sed tantum auff das ut credant (zu Joh. 1 , 1 2 — 1 4 ) L U T H E B 2 9 , 3 6 W.; dann also werden all ir Weisheiten ferment gehaiszen (vgl. Matth. 16, 6,12) PARACELSUS in: arch. f. ref. gesch. 14, 89 Mathieszen. wo sind die weltweisen ? hat nicht gott die Weisheit dieser weit zur torheit gemacht ? denn die weil die weit durch ihre Weisheit gott in seiner Weisheit nicht

1131

W E I S H E I T , f., H 1

erkandte, gefiel es gott wol, durch törichte predigte selig zu machen die, so dar an gleuben 1. Kor. 1, 20—21; swer lüter einveltlc wßr 01 erden der möhtc der künste ein meister werden: werltliche wisheit meine ich niht: mit der hän ich noch leider pflicht HUGO V. TRIMBERQ d. rennet 17917 E.; von neuen Schriften, sonderlich von solchen, die sich mit dem tande der weltlichen Weisheit... beschäftigten NICOLAI Seb. Nothanker (1778) 1, 19. da« wir in feinfeltigkeit und göttlicher lauterheit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der gnade gottes auf der weit gewandelt haben 2. Kor. 1, 12; nu eth hebben de wedderspreckers etlike argumenten unde stede uth der sohrifft, de se na erer fleischliker wisheit dar tegen plegen in thonören B . ROTMANN restitution 31 ndr.; die Weisheit desfleischeswafnet sich gegen die göttliche einfalt; und die Vernunft gegen den glauben, die weltweisheit setzt sich gegen die göttliche torheit, die meistert gottes Weisheit und verfälscht sein groszes wort J . W . PETERSEN stimmen aus Sion, bei LESSING 8,17 M. was ist das anders, denn das alle zeytliche weyszheyt soll furworffen seyn ? LUTHER 1 0 , 1 , 1 B30 W . ; ein wisheit ist forgenclich, di ist daz man sich forsteit und kan sich richtin nach der z i t . . . aber irdische wisheit ist ein irretum ewiger wisheit . . ., di ander wisheit ist ewic paradisus anime 104, 3 f f . Str.; und mein wort und meine predigt war nicht in vernünfftigen reden menschlicher Weisheit, sondern in beweisung des geistes und der k r a f t . . . da wir aber von reden, da« ist dennoch Weisheit, . . . nicht eine Weisheit dieser weit, auch nicht der obersten dieser weit, welche vergehen, sondern wir reden von der heimlichen verborgenen Weisheit gottes, welche gott verordnet hat vor der weit, zu unser herrligkeit 1. Kor. 2, 4; all menschlich weyszhalt ist ein spot, der mensch gedenckt, so schickt es gott SCHWARZENBERG t. Cicero (1535) 111. da ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch zu verkündigen die göttliche predigt 1. Kor. 2, 1; nüt underwindent ich zü hoher wisheit, also sant Paulus sprach, und lant die hohen pfafien darnoch studieren und disputieren TAULER pred.

115, 2 V.; er (gott) hat die historien (des buches genesis)

dorumb schreyben lassen, das er die hohen V e r n u n f t und weysheit zcu narren machet LUTHER 9, 586 W.; die heilige schrifft selbst bezeuget vor gott, dasz seine wege nicht seyn, wie unsre wege, und seine gedancken nicht wie unsre gedancken, in so weit, dasz ofte vor gott lauter thorheit sey, was nach dem dünckel des menschlichen sinnes die gröszte Weisheit ist J. BODMER abhandl. v. d. wunderbaren (1740) 6. ähnlich auch: allhie will ich dich treulich vermahnet haben, dasz du deinen dünkel fahren lassest und dich nicht nach heidnischer Weisheit vergaffest JACOB BÖHME S. W. 2, 32 Schiebler.

positive neubenennung (s. oben die einleitung; z. t. schon in den vorigen beispielen mit enthalten): die kinder Hagar forschen der irdischen Weisheit ( p r u d e n t i a m , quae de terra est) zwar wol nach, aber sie treffen doch den w e g nicht,

da man die Weisheit (viam autern sapientiae) findet Baruch S, 28; zum ersten mal berührte sie (die jünger Jesu) ang e s i c h t s des k r e u z e s der a t e m des e w i g e n , des ganz anderen, ein hauch j e n e r Weisheit, die vor der weit torheit ist K . A D A M Jesus Christus (1833) 238; das gegensatzpaar

Weisheit: Wissenschaft berührend (s. oben A 2d): sie (die kircfienväterphilosophie) blieb fast ganz in der Weisheit und bediente sich der Wissenschaft nur als hilfsstellung der theologie. i h r e Weisheit ist jedoch die s a p i e n t i a Christi et christiani A . DEMPF Kierkegaards folgen (1935) 91.

H. die Weisheit gottes als erkennen und wissen seiner selbst und der dinge, die in seinem wissen ihre Ursache haben, diese an sich einheitliche eigenschaft gottes kann nach ihren verschiedenen auswirkungen verschieden dargestellt werden

(vgl. weise, ad}.,

C 4).

l) ohne bestimmung, als eigenschaft und name gottes neben anderen, vgl. die göttliche Weisheit, die ewige, unerschaffene Weisheit, die Weisheit des vatters la sapienza divina KRAMER t.-ital. (1702) 2, 1302 A :

W E I S H E I T , f., H 2. 3

1132

orthaber aliir wisheit, lob und ere si dir geseitl frlder, bevride mit wisheit den der dir lob und ere seit RUDOLF V. EMS vxUchron. 6 B.; du geminter got, du ewigü wisheit, wie bist du so güt der sele, dü dich süchet H . SEUSE dtsche sehr. 392, LL Bihlm.; so der lip den gaist nit betrüben mag, so hebet er sich denne über &llü ding, dü under got sint, und beschowet denne an im sin gewalt, sin wiszhait, sin giti, sin schftni,

vröd und ewekait st. Oeorgener pred. 205, 24 Sieder;

(zu

gott gesagt:) Weisheit, die do umbfleusset alle Weisheit JOH. v. SAAZ akermann aus Böhmen 34, 17 B.; selns hertzen gedancken und weiszhelt bleibn für und für in ewlgkelt HANS SACHS 18, 143 K.-O.; erstlich glaube ich, dasz ein gott sei . . . voller Weisheit v. SCHWEINIOHEN denkw. 1 Österley; und gaben vor, die ewige Weisheit habe ein solches geheimnisz ihrer kirche noch nicht offenbaret LEIBNIZ dtsche sehr. (1838) 2, 378; denk welter nach, wie unergründlich tief des höchsten schöpfen Weisheit sey TKILXEB poet. betracfU. (1750) 1, 124; was deine Weisheit, gott, vermag, lehrt jeder tag den andern tag J. A. GRAMER >. gei. (1781) 1, 6;

(gott) des name Weisheit heiszt und rath E . M. ARNDT s. w. 6, 272 R.-M. 2) gottes Weisheit, die alles weisz und kann, 'allwissenheit': aber der ewigen Weisheit, der nichts verborgen, sein sie (die namen der geschlechter) ohne alles feien wol be-

kannt zimmer. chron. 1, 101 B.; dan gleich wie er (gott) einer unendlichen weiszheit ist, und derhalben nicht irren noch betrogen werden kan, also ist er auch einer unendlichen güte Fr. SPEE güld. tugendb. (1849) 67; herr, . . . dessen Weisheit zugleich das vergangene, gegenwärtige und zukünftige überschauet eamml. v. schausp. (1764) L, 85; so würde die höchste Weisheit den Vorhang selbst aufgezogen und unsere angen wacker gemacht haben, die ganze reihe kommender j ä h r e . . . zu überblicken BÜRGER w. 293 Bohtz; häufig weben kraft, stärke, macht: gott kan mlrs gwliszllch bschirmen wol, der krafft hat und ist wyazheit voll Schweiz, »piele d. 16. jhs. 3, 92 B.; dieweil d u (gott) allein d i e w e i s z h e i t u n d stercke bist, in dem ich alles gethan hab RINGWALDT handbiichlin (1586) b 10"; dasz es e i n i r r w a h n sei, gottes macht, Weisheit und g ü t e i n einer U n t e r b r e c h u n g d e s naturlaufs . . . erkennen zu wollen D . FR. STRAUSZ ges. sehr. (1877) 8, 16.

ähnlich als eigenschaft des engels:

htr MichahSI, hir Gabriel, hir tiuiels vlent Baphahgl, ir pflegent wisheit, Sterke und arzente WALTHER V. D. VOQELWEIDK 79, 11; aus welchem (dem enget) leucht gerechtigkelt, . . . krafft, Weisheit und Unsterblichkeit BINGWALDT Christi. Warnung (1588) C 1 •;

aber mein herr ist weisz wie die weiszheit eines engels gottes, dasz er weysz alles auff erden buch d. liebe (1587) 307".

8) gottes Weisheit als Schöpfer und ordner der weit. vgl. es kann nämlich nichts geben, das nicht von der göttlichen

Weisheit ausgegangen (procedat a divina sapientia) und

in ihr nicht irgendwie nachgebildet wäre als der ersten bewirkenden und formgebenden Ursache, genau so wie das kunstwerk seinen ursprung hat in der Weisheit des

künstlers (prout etiam artificiata procedunt a sapientia artificis) Thomas v. Aquin summa theol. I 9, 1 ad 2 (dtsch-latein. ausg. [1933] 1,159): qui fecit c$los in intellectu der die himela teta in sinero wisheite alles das got der vatter gemacht und geschaffen hat in himel und in erden mit aller siner wisheit und güte TAULER pred. 240, 20 F . ; nu merkent drü dinge an gotte. daz erst ist gewalt und kraft . . . daz ander ist sin wiszhait: dü ist unzallich; er hat ällü ding mit siner wiszhait zu samen gefüget st. Oeorgener pred. 152, 4 Bieder; alle gesetz sind gegründ . i . in sapientia

(ps. 135) NOTKER 2, 570, 13 Piper;

1133

W E I S H E I T , f., H 4

in der ewigen wyszheit STEPHAN FRIDOLIN (tische pred. 20 Schmidt; got hat an lr (der trau) Bein wetazbalt nit gespart liederb. d. Hätderin 37; so seind sie (die regenten) . . . schwache, gebrechliche menschen und nicht wie der grosze gott, der alle dinge nach seiner vrabegreifflichen Weisheit o r d n e t . . . allwissend v. CHEMNITZ schwed. krieg 2 (1653) 1. vorr. 2; grosz tat der herr und mächtig, grosz Ist auch was er macht. . . . was seine weiszheit setzet und ordnet, das ergötzet und ist sehr wohl getan' PAUL GEBHARD bei FISCHER-TÜMPEL 3, 354; sol nun die weit ein Spiegel der Weisheit gottes werden, so müssen wir darinnen göttliche absichten antreffen und mittel wahrnehmen, wodurch er diese seine absichten erreichet CHB.WOLFP d. absieht, d. natürl. dinge (1724) 18; ist sie (die naturwissenschaft) geneigt, den ursprang dieser Ordnung einem zufall zuzusprechen, so ist es ihr doch ebenso möglich, die erste Stiftung derselben von der Weisheit eines göttlichen geistes abzuleiten H . LOTZE Mikrokosmus (1856) 1, 25; lehret sie (die kinder) seine (gottes) Weisheit und güte in der natur bewundern und fühlen . . . das alles hat gott geschaffen, wie grosz! wie schön! wie weise! HERDES 6, 82 8.; wir treten also weder der urkraft der natur, noch der Weisheit und macht eines sohöpfers zu nahe, wenn Wir annehmen, dasz jene mittelbar zu werke gehe, dieser unmittelbar im anfang der dinge zu werke gegangen sei GÖTHE I I 7, 222 W.; die unfaszbare Weisheit, die das Weltall durchdringt, es erh< mit ewig triumphierender macht, finde ich in dem kleinsten ihrer werke wieder v. EBNEB-ESOHENBAOH S. W. 4, 316 Paetd; auch f ü r ihn (den menschen) walten die ewigen grundsätze dieser letzten Weisheit (die das Weltall regiert). er kann sie zu erfassen versuchen, sich von ihnen zu lösen, vermag er niemals A . HITLEB mein kämpf 267. von hier aus verstellen sich vereinzelte genetivische Wendungen wie Weisheit der naturanlage, d. h. die durch die Weisheit des schöpfers oder der schaßenden-natur tiervorgebrachte naturanlage: das fleischfressende (tier) sieht, riecht sie (die blume) zwar, aber da es mit seinen trieben nicht auf sie bezogen ist, so ist sie ihm nichts, die Weisheit ihres baues, ihre Schönheit geht es nichts an VISOHEB ästhetik (1846) 2, 108; (dasz) es noch lange Stoff genug zu problemen geben wird, die Weisheit der sich nach und nach entwickelnden naturanlagen zu bewundern KANT s. w. (1838) 10, 348 Hartenst. gottes schöpferische Weisheit als können und schaffen eines künstlers: er (der mensch) ist allein der lieblioh closs, dem geleichen niemant dann gott allein gewurken kan, dar innen alle behende werk, alle kunst und meisterschaft mit Weisheit sint gewurket JOH. v. SAAZ ackermann aus Böhmen 25, 43 B.; der herr hat mich (die Weisheit) gehabt im anfang seiner wege, ehe er was machet, war ich da. ich bin eingesetzt von ewigkeit, von anfang vor der erden, da die tieften noch nicht waren, . . . da er den grund der erden legt, da war ich der Werkmeister bey ihm und hatte meine lust teglich, und spielet für ihm allezeit, und spielet auf seinem erdboden, und meine lust ist bey den menschenkindern Sprüche Sal. 8, 22 ff., vgl. weish. Sal. 7, 21 und 9, 9; 'Zeus spielt', und auch noch in den heiligen Schriften ist die Schaffung und Ordnung der weit ein seliges 'spielen' der Weisheit TH. HAECKEB schöpfet u. Schöpfung (1934) 26; hat ein gewand, das werk sklavischer h&nde, eben so viel Schönheit als das werk der ewigen Weisheit, ein organisirter körper ? erfordert es einerlei fähigkeiten, ist es einerlei verdienst, bringt es einerlei ehre, jenes oder dieses nachzuahmen ? LESSINO 6, 413 M . 4) die Weisheit gottes als Vorsehung in der erhaltung und leitung der weit, die alles zum besten und in güte beschlossen und eingerichtet hat, mag sie auch unverständlich scheinen; du meister unsers lebens! ich preise deine unbegreiffliche weiszheit, der es gefallen hat, das leben des menschen inner die engen grentzsteine etlicher weniger jähre einzuschlieszen discourse der mahlern (1721) 2, 79;

W E I S H E I T , f., H 5. 6. I

1134

dn höchste Weisheit 1 darf man dich . . . um deiner schlösse grund befragen? GOTTSCHED ged. (1751) 1, 229; aufklärung und ideenbereicherung deken ihm zuletzt die ganze würde geistiger Vergnügungen auf — das mittel ist höchster zweck worden, disz lehrt mehr oder weniger die individualgeschichte jedes menschen, . . . und einen bessern weg konnte wohl die Weisheit nicht wählen, den menschen zu führen, wird nicht auch itzt noch der pöbel gegängelt wie unser knabe ? SCHILLER I, 153 (?.,* wen unser gott will (im tod zu sich nehmen), den will er in liebe und Weisheit und da gilt kein tausch FOÛQUÉ gefühle (1819) 1, 12; sehr vieles würde uns (pastorsleuten) in diesem leben . . . nicht passirt sein, wenn uns nicht der höchste in seiner Weisheit das glück versagt hätte, eigene kinder zu haben W . RAABE Horacker (1876) 80. 5) Christus vaters:

als das wort (Joh.

1, 1) ist die Weisheit des

daz chint was gotes wishelt, stn gewalt ist mlchel unte breit Ezzo« gelang 179 bei WAAS, kleinere dteche ged.; wishelt ob allen listen, du bist Krist, sO bin ich Kristen WOLFRAH V. ESCHENBACH Willehalm 1, 27; nu mercke, wie der ewige gottes sun, die wisheit des vatters, wie er die unsprechenliche clorheit siner wisheit alle zit verbarg under einvaltige grobe glichnisse TAULEB pred. 95, 4 F . ; die meister koment des alle über ein, daz gotes wisheit ist sin einborner sun MEISTEB EOKHABT in: mystiker 2, 145 Pfeiffer; daz sie (die minne) . . . werde erkennend: des h^melschen vatters gewalt, sins lieben suns wisshait und des haiigen gaistes senftmfitkait st. Oeorgener pred. 142, 2 Rieder; Gottes des vaters Weisheit schon, die warheit weg und leben, Christus sein allerliebster söhn, in todt für uns gegeben BIUHKER kath. kirehenlied 1, 435 ; Christus ist uns von gott die wysheit worden und die grechtigheit H . ZWINGLI dtsche sehr. 1, 307 ; auch wann man zu in (den Mohamedanern) spricht, das die weyszhait sey der gottes sun, der von ainem wort von der jungkfrauen Maria geporen wardt SCEILTBEBOEB reisebuch 95 lit. ver.; denn er (Chrutus) die weiszheit war des vatters M . OPITZ teutsche poemata 173 ndr.\ mystisch: ze dem andern mâle offenbaret Bich Jésus in der sêle mit einer unmêzigen wisheite, diu er selber ist, in der (wisheite) sich der vater selbe bekennet mit aller siner veterlîcher kraft MEISTEB ECKHABT in: mystikertexte (1929) 52 Quint. 6) in ähnlichem sinne spricht man von der Weisheit des Schicksals, der Vorsehung, der natur u. ähnl. hinsichtlich ihrer einrichtungen und absichten (vgl. weise, adj. C 4 b ) : des schlcksals weiszheit zeiget sich vom kleinsten Wesen bis zum gröszten LICHTWER äsop. fabeln (1748) 13; solchergestalt hat die Vorsehung nach ihrer Weisheit sogar diese unbedeutenden felsenriefe . . . mit lebensmitteln versehen G. FOBSTEB i.«cAr. (1843)2,33; die höchste Weisheit der Schöpfung ist vielleicht, dasz alles in der natur seine feinde hat HEINSE ». w. 4, 396 Schüddelcopf. dasz gleichwohl die natur in uns die anlage dazu (zum affekt) eingepflanzt hat, war Weisheit der natur, um provisorisch, ehe die Vernunft noch zu der gehörigen stärke gelangt ist, den zügel zu führen KANT W. (1838) 10, 279 Hartenst., vgl. 10, 288; es scheint eine der tiefsten Weisheiten der natur zu sein, dasz sie der jugend das gefühl der ehrfurcht Himmelheber nur sehr spärlich zumiszt FENDBICH Emil (1915) 261; doch sorgte die Weisheit der natur dafür, dasz ich auch diese groszartige einsamkeit meiner weltumstürzenden Stellung zu bezahlen hatte EBNST WIEOHEBT wälder u. menschen (1936) 239; I. Zusammensetzungen mit Weisheit- als erstem bestandteil begegnen seit der ersten half le des 16. jhs., zunächst vereinzelt; der früheste beleg, weiszhaitvoll, ist von 1522

1135

WEISHEITSAUGE—WEISHEITSBRUNNEN

(kögelspiel). in gröszerer zahl zuerst bei FISCHAKT; in zusammenhängender bezeugung seit dem encle des 17. jhs. in der literatur der barock- und aufklärungszeit, ferner bei HEBDEB. FISCHART eignen, neben substantivbüdungen wie weisheiterkenntnis, -kunst, -lehre, -lehrer, -schätz, •Spruch, vor allem eine grosze anzahl von adjektiven mit Weisheit- als erstem bestandteil, die zum gröszten teil später nicht mehr belegt sind, so etwa weisheitachtbar w. 3, 176 Hauffen; -begierig w. 3, 58; -berühmt s. d.; -dürstig, s. d.; -ergeben w. 3, 4; S, 181; -geflissen w. 3, 7; -gelehrsam 3, 177; -gelehrt Oarg. 2 ndr.; -geneigt 3,121; -geübt 3,180; -kündig, a. d.; -wichtig Garg. 216 ndr. die Zusammensetzung geschieht mit dem einfachen stamm oder mit kofnpoaitions-s. FISCHABT kennt nur formen ohne -B, späterhin überwiegen die formen mit -s; vereinzelte Zusammensetzungen ohne -s bis ins 18. und 19. jh. HEBDEB bevorzugt noch -B-lose formen, bildungen mit -s in geringer anzahl im 17. jh., häufig und uberwiegend im 18. und 19. jh., in heuliger spräche gelten sie fast ausschliesslich, im folgenden ist im lemma immer, um eine geregelte reihenfolge zu erzielen, die form mit -s angesetzt, auch da, wo zufällig nur bildungen ohne -s belegt sind. der bedevtung nach gehören die meisten Zusammensetzungen mehreren stufen von Weisheit an; am häufigsten zu Weisheit alt 'erkenntnis' ( A ) , weniger häufig zu 'klugheil' ( B ) und 'wissen' (C); die religiöse bedevtung ( G und H ) ist mehrfach vertreten. W E I S H E I T ( S ) A Ü G E , n., 'forschendes auge, forschender blick': die weisheitaugen können nicht sehen, wenn ihnen nicht die sonne göttlicher gnaden scheinet K . R . v . GBEIFFENBEEO zwölf andächtige betrachtungen (1678) 601; o tieff erforschend weisheitsaug! lob sei dir ewiglich gesungen G. ABNOLD d. geheimnis d. göttl. Sophia (1700) 2, 137. — w e i s h e i t s b a u m , m., bäum der erkenntnis' im paradies, nach 1. Mos. 2, 9: sie wanderten Ins paradeis zurück mit welb und klndern; . . . sogleich umflosz sie nebelwahn vom neuen welsheltsbaume HEEDER 20, 182 5 . ;

(Mahomet vom paradies) Weisheit«bäum an bäum cypresseragend heben äpfel goldner zlerd empor, lebensb&ume breite schatten schlagend decken blumensltz und kr&uterflor

GÖTHS 6, 248 W.;

bildlich für menschliche erkenntnis: mein Ich, sehn Ble, das Ist mein wunderkraut, habs so dann und wann mit wein begossen, da Ist der weisheitsbaum emporgeschossen A. MAHLMANN t. »ehr. (1839) 7, 49. — w e i s h e i t s b e f l i s s e n , adj., zu Weisheit A 3 d, 'philosophische, schulmäszige Weisheit': der erfolg der täglichen gespräche und der schlieszlichen rede des apostels in Athen zeigt, wie wenig ernst es diesen weisheitbeflissenen leuten um die erkenntnisz der Wahrheit war W . F . BESSES bibelstunden (1877) 3, 858. — W e i s h e i t ( s ) b e r ü h m t , adj., 'berühmt wegen der Weisheit': mit den fürtreflichen tugendleren der weisheitberühmtesten scribenten Piatoms und Xenophontis FISCHABT W. 3, 178 Hauffen; wissen sie . . . vom wettgespräch zwischen Odin und dem weisheitsberühmtesten riesen Vafthrudnir f FB. TH. VISCHEB auch einer (1878) 2, 153. — w e i s h e i t ( s ) b l i c k , m., zu Weisheit B : der kirche waren gaben des erkenntnisses notwendig; . . . wer jenen praktischen weisheitbück nicht hatte, besasz vielleicht diese erkenntniszgabe; er gewann an tiefsinn, was ihm an umfang fehlte HEBDEB 20, 62 S. W E I S H E I T ( S ) B R U N N E N , M . , - auch weisheit(s)brunn, •bronnen, -born. von gott gesagt (vgl. gott als brunnen der Weisheit unter Weisheit G i b ) : gott heiiger gelstt du gottes welsbettbronnen 1 daraus verstand Blbelnlg hergeronnen Q. KÜHLHARN MWptalter (1684) 1, 8»; . . . welch eine wundergabe das menschliche geschlecht hierdurch empfangen habe vom ewgen welsheltsborn, wird, leider nicht bedacht (die Überlieferung de» vergangenen durch die eehrift) BROOKS* ird. vergnügen (1744) 4, 440.

WEISHEITSBUCH— -FORSCHUNG

1136

vom menschen oder dessen Weisheit: geehrter Weissenborn! dein welszheltsbrunn quillt klar

HOFKM ANNSWALDAU U. a. Deutschen ged. (1697) 6, 235

Neuürch;

desto mehr musz ich, als sein weisheitsbronnen, für ihn mich vollpumpen EBNST CUBTIUS ein lebensbüd in briefen (1903) 346. von einer Sache: nur musz der herr Verfasser nicht denken, . . . dasz er allein diesen weisheitsbrunnen, diesen schätz, dieses gold- und silberbergwerck soll gefunden und bekannt gemacht haben GÜNDLINO satyr. sehr. (1839) 630. — w e i s h e i t s b u c h , n.: das buch kabus (orientalisches lehrbuch praktischer lebensweisheit) kommt mit dem postwagen. diesem weisheitsbuche ist ein dichterisches blättchen beygefügt, dem divan entnommen GÖTHE I V 26, 121 W.; für das biblische buch der Weisheit (Uber sapientiae): die beiden verse aus dem 18. kapitel des Weisheitsbuches R . GUARDINI der herr (1937) 16.

W E I S H E I T S D Ü N K E L , m„ zu Weisheit C 'wissen': er flöszte ihnen allen einen auszerordentlichen weisheitsdünkel ein K . FB. BAHBDT gesch. s. lebens (1790) 1, 223; unwillig spottet dann der vorausdenker über Zeitgenossen und Zeitalter . . . und überhohlt so jenen weisheitsdünkel FB. L . JAHN dt. Volkstum (1810) 79; denn der proconsul hat die gemälde daraus hinweggenommen, und so die herren gehindert, im weisheitsdünkel grosz zu thun F . GREGOROVIUS Athenais (1882) ß. — w e i s h e i t ( s ) d u r s t i g , adj., 'erkenntnisdurstig', zu Weisheit A : mein seel wird sich noch vor forcht des bösen herbsts in ein froschmalter verkriechen, wie die weisheutdürstigen P y thagoristen FISCHART Gargantua 125 ndr.; 'wissensdurstig', zu Weisheit C: auf des glanzes Spiegel unten (im brunnen) sah Ich oft ein antlltz strahlend durch die grünen zweige funkeln, aber nimmer steigt« zum rande. treulos immer ists verschwunden, wenn ich welsheltdnrstlg nahte

CL. BRENTANO get. sehr. (1852) 3, 29.

— w e i s h e i t ( s ) e r k e n n t n i s , f.: die philosophia oder weisheiterkantnus FISCHABT W. 3, 125 Hauffen. — w e i s h e i t ( s ) f a h n e , f., im sinne der auf Klärung: (da ich) unter den fliegenden weisheitfahnen, zum nutzen meines Vaterlandes, wider manche thorheiten zu streiten mich auszrüste Q. KUHLMANN geschichtherold (1673) Vorgespräch b 1»; wer zur welsheltsfahne schweret, und ein treuer dlener bleibt, wird geehret CHR. F E . HKNRICI ernst-tcherzh. u. tat. ged. (1727) 1, 124;

sogleich kam Shaftsbnry, den gleichfalls, eh er starb, des weisen Locke zucht zur welsbeitsfahne wart

GOTTSCHED neueete ged. (1750) 114,

— w e i s h e i t s f e u e r , n.: wer, dnreh des schopfers gunst, vom welsheitsfeur entzündet, die kunst erwegt, der findet natur auch In der gröszten kunst

BROCXEB ird. vergnügen (1744) 1, 171.

W E I S H E I T ( S ) F O R S C H E R , m., 'philosoph', vgl. weiszheitforscher theoreticus STIELEB stammb. (1691) 536: wenn mancher, den das glück vom pöbel zwar getrennt, und zu der edlen schar der weisheitsforscher z&hlet, den Innern Werth verwirft SCHWABS belustig. (1741) 7, 803;

harmonle Ist aller weiten tugend; dem berauschten weisheitsforscher heiszt harmonle des menschen hehrer geist

SEUME gediclde (1804) 266;

was Horaz von helden sagt, . . . das gilt auch von weisheitsforschern SCHEIXIN aw. I I 3, 8. — w e i s h e i t ( s ) f o r s c h u n g , f., vgl. weisheitforschung theoria STIELEB stammb. (1691) 637: was ist philosophie, als lehre, die unter allen Wissenschaften das gröszte bedürfnis der menschen ausmacht ? sie ist das, was schon ihr name anzeigt: weisheitsforschung. Weisheit aber ist die zusammenstimmung des willens zum endzweck (dem höchsten gut) KAUT W. (1837) 8, 402 Harte.net.

1137

WEISHEITSFREUND-WEISHEITSKRAM

WEISHEITSFREUND,

sonderen bedevtung

m„

allgemein

und

in

der

be-

'philosoph':

doch weinheitsfreunde, die der tilgend anmuth erst selbst empfunden, und dann lebhaft schildern, den rühm des schöpfen und der menschen beszrung . . . sehnsuchtsvoll wünschen, die mögen schreiben der freimilthige (1761) )( 2 " ;

wo er sich . . . den ehrenvollen titel eines sophisten oder weisheitslehrers erwarb, den er aber bescheiden in den namen philosoph (weisheitsfreund) verwandelte K . FB. BECKER d. Weltgeschichte

(1801) 2, 148;

weshalb w i r ihn

(Sokrates) auch immer nur den weisheitsfreund, den wahrheitsucher nennen R . HAMERLINQ e. w. (1911) 8, 28. — w e i s h e i t ( s ) f r o m n i , adj.: lehret nun, Ihr des gesetzea kenner, weisheitfromme, hochgelahrte m&nner, treuer moslemlnen feste pfllcht

OÖTHB 6, SS W.



Weisheitsfülle,

f.:

all der ernsten nordlandsdenker welsheitsflille war Ihm eigen FR. W . WEBER Dreiuhnlinden

(Weisheit B )

MANN Henriette

Siiiig.

WEISHEIT(S)LEHRE,

1»;

ein mSdchen voller weisheltsgrflnde hält Jeden kusz für eine sQnde, bis ihr ein freund gefällt HAGEDORN poet. w. (1769) 3, 20! als aus des halns mäandrischen gewlnden Ihm etwas In die äugen fällt, d u seinem heldenthutn und allen weleheltagründen der stoa selbst die wage hält

WIKLAND «. u. (1794) 17, 289;

mit welchen welsheltsgründen Regulas die l&sung der gefangnen wlderrietb, ist euch bekannt

J. V. COLLIS Begvliu (1802) 153. — w e i s h e i t ( s ) j u n g f r a u , f., 'weise, weissagende jungfrau', zu weise A 3 und Weisheit C 3: und aus dem brunnen In baumes schatten drei welsheltjungfraun stiegen hervor HERDER 26, 98 S.

m.:

den schrankenliufern steht der kränz am ziele, den Weisheitskämpfern steht der kränz Im tode HERDER 29, 67 S.

— w e i s h e i t s k o r n , n.; wohl zu Weisheit C: (er) fast mit dem ged&chtnlsslebe seine welszheitkörner ein ABRAHAM A S. CLARA etw. /. alle (1711) 2, 192; F

und richtig, er steht voran mit einer nase, die nach weisheitskörnern zu picken scheint GRABBE W. 4, 627 Blumenthal.— w e i s h e i t s k r a f t , / . , 'vermögen, oder fülle der der göttl. Weisheit': woraus kann wohl mehr erhellen gottes Heb und weisheitskraft, als aus tausend bfich und quellen, die er allenthalben schafft

BBOCKES ird. vergnügen (1721) 1, 306. W E I S H E I T S K R A M , m., verächtlich, etwa dasselbe wie wissenskram, zu Weisheit F : über unsere thorheiten lache ich nicht so wohl als über unsern weisheitskram J. J. BODE Mich. Moniaignes ged. u. mein. (1793) 6, 96; indessen fehlt es nicht an einer reihe von romanschreibern,

xrv.

f.

CHR. v . R Y S S E L Seelenfrieden

nahestehend:

an statt dasz sie (die toter) mit Weisheitsgründen . . . (den hindern) das tugendhaffte und gottselige reeommendiren und anpreisen sollten die discourse der mahlern

— Weisheitskämpfer,

weisheit(s)kundig,

adj.,

1) Umschreibung

für

'philo-

sophie' als wissenschaftliche und schvlmäszige erkenntnis (Weisheit A 3 d), vgl. weisheitlehre philosophia STIELER stammb. (1691) 1128; s. daneben weisheitsliebe, sp. 1139; seit FISCHART: der von weishaitlehr hochberümt Plato schreibt . . . w. 3, 142 Haufen; der anfänger aller weisheitlehr, Socrates 3, 147; so fehlet dann dieser weisheitlehre (der heidnischen weisen) noch ein stück, worinnen aber alles bestehet, nemlich gott in sich selbst suchen (1686)

722;

. . . gelehrter Cramerl . . . durch den die rechts- und weisheitslehre mit neuem licht und glänz erscheint GOTTSCHED ged. (1751) 1,152;

so würde Parisz echlusz auf weisheltegrurd bestehen CHR. FB. BUKOLD temiihung mütrigtr stunden (1702) 3;

(1721) 0

(1783) 65. —

zu Weisheit A 3: der weisheitkündige Perystion . . . lehrt FISCHART W. 3, 181 Haufen. — w e i s h e i t ( s ) k u n s t , f., 'philosophie': dieweil ihr nun in dem alter stehet, Weichs die philosophische weiszheitkünst und tugendlehren zubegreiSen und zuüben fähig und geschickt ist FISCHART W. 3, 177 Haufen; sobald er ein mann geworden war, ergriff ihn die hebe zur weisheitskunst und weisheitswiesenschaft NOVALIS sehr. 2, 276 Kluckh.

W E I S H E I T S G R U N D , m., aufklärerisch, der bedevtung 'klvgheit'

die sich in eine entgegengesetzte gruppe zusammenstellen, innerhalb welcher man mehr auf tatsächlichen inhalt als auf weisheitskram . . . achtete GERVINUS gesch. d. dt. dicht. (1853) 5, 182. — w e i s h e i t ( s ) k r ä m e r , m., mit negativer betonung (vgl. Weisheit F), im anschlusz an Weisheit als 'erkenntnis' (A) oder 'wissen' (C): das sollte ihr Sokrates seyn ? nein, . . . dieser lächerliche Weisheit- und tugendkrämer ist ein geschöpf neuerer zeit bei HERDER l, 307S.; sperr einmal so einen poeten, so einen weisheitskrämer ein in eine hütte mit seiner Doris, und gieb ihm wasser und brot, wiret sehen, wie bald ers satt kriegt H.FR.W. GROSZ-

(1907) 24.

W E I S H E I T S G Ö T T I N , f.: sie (die antikritische Symbolik) mag nun als Weisheitsgöttin . . . sich geberden J . H . V o s s anlisymbolik (1824) 1, 813; die aus Jupiters haupt erzeugte weisheitsgöttin Pallas Athene C. A . BÖT(1837) 2, 328

1138

F R . SCHLEGEL S.W. (1846) 4, 176, vgl. auch w e i s h e i t s k u n s t

— w e i s h e i t ( s ) g e d i c h t , n.: hier kam . . . dies alte Weisheit- und lobgedicht (das buch Hiob) in seine (Davids) hftnde HEEDER 11, 311 S.

TIGER kl. sehr.

WEISHEITSKRÄMER-WEISHEITSLEHRER

diese idee praktisch, d. i. für die maxime unseres vernünftigen Verhaltens, hinreichend zu bestimmen, ist die Weisheitslehre, und diese wiederum als Wissenschaft ist philosophie in der bedeutung, wie die alten das wort verstanden KANT 5, 108 akad.; (der Verfasser sucht) die quellen des deutschen glückes zu verstopfen, er befördert daher zuerst gegen die gottesfurcht gleichgültigkeit im glauben und die natürliche weisheitslehre der heiden GERVINUS gesch. d. dt. dichtung

(1853) 3, 400; nur in d e r

sogenannten weisheitslehre kann es (das schlechte) verborgener sein gleichwie in der dichtkunst, weil manche weisheitslehre wie dichtkunst zusammengestellt ist und wirkt STIFTER S. W. 7, 39 Sauer, als besonderer philosophischer terminus, in Wechselwirkung mit wissenschaftslehre (s. d.): die Sittenlehre ist nicht weisheitslehre, indem die Weisheit mehr für eine kunst ist als für eine Wissenschaft, sondern wie die gesamte philosophie, wissenschaftelehre

FICHTE Sittenlehre

(1798) 5.

2) lehren, Sprüche der Weisheit, einzelerkenntnis (vgl. Weisheit A 3 e); 'lebenslehre, lebensweisheit, weisheitsreger; vgl. auch Weisheitsregel und Weisheitsspruch; meist im plural: diesem nach unterliesz ich nicht . . . durch erzehlung unserer Weisheitslehren . . . ihm ein und anders heraus zu locken LOHENSTEIN Arminius (1689) L, 660»; wie bald denkt man, ist ein sprach gesagt! wie bald eine sogenannte weisheitlehre vorgetragen HERDER 16, 9 8.; Theognis, in den Sprüchen, gibt eine probe der uralten form, Weisheitslehren zu tradiren J. v . MÜLLER S. W. (1810) 127; noch (ende des 17. jhs.) gelten viel schöne Sinnsprüche und Weisheitslehren auch bei leuten von weit; eine feinheit ist, stellen aus Schriftstellern des alterthums oder aus den werken zierlicher Franzosen . . . anzubringen G.FBEYTAQ ges.w. 20,302.— W e i s h e i t ( s ) l e h r e r , m.,zu Weisheit A , 'lehrer der Weisheit', meist in dem bestimmteren sinne 'philosoph': der obgedacht weishaitlehrer Plato, als er vermerckt, das der philosophus Xenocrates . . . doch etwaB rauher von Bitten . . . were, ermant er in etwan, er solle den gratiis . . . opfer tun FISCHABT W. S, 149 Haufen; dem stimpt auch zu der heidnische weisheitslehrer IX.

trius ZINKGRET apophthegmaia (1628) b 2«; es

72

1 1 3 9

W E I S H E I T S L I C H T -

-LIEBHABER

mag also den . . . über pflichtenlehre absprechenden vermeinten weisheitslehrern metaphysik noch so sehr anekeln K A N T IB. ( 1 8 3 8 ) 5,199 Hartcnst.; der segen bringende quell der höchsten Weisheit, Hermes, ist dem alten Ägyptier auch weisheitslehrer F B . C R E U Z E R Symbolik u. mythologie (1810) 1, 16; oder wie er in einem seiner dialogen einen chinesischen weisheitslehrer zu seinem schüler sprechen läszt D . F B . S T B A U S Z ges.w. ( 1 8 7 6 ) l l , 1 6 8 . — w e i s h e i t s l i o h t , »., seit ende des 17. jhs., anfang des 18. jhs. in verschiedener anwendung auf grund des bildlich Übertragenen gebrauche» von licht 14; Umschreibung für ein 'weisesein' (vgl. Weisheit A 1), als eigenschaft und anlage, von gott und dem menschen gesagt: doch Ist des Schöpfers welshcltsllcht nicht minder In den kleinsten werken BROCKES ird. vergnüg.

( 1 7 4 4 ) 4, 2 6 9 ;

der mangel In den Creatoren, dasz hier und da etwas gebricht, zeugt von des schöpfen weisheitslicht TRILLER poet. betracht. (1750) 2, 36; ich rühme mich nicht von verstand, noch von besonderm weisheitslichte TKILLEB poet. betracht. (1760) 4, 324.

Umschreibung von Weisheit als inhalt (weisheit A 2): dasz das blinde volck darin welsbeitsllcht zu linden meinte, da der geist der flnsternusz hatte doch sein bestes theil poetisches gespräch eines pharisäcrs und Christen (1699) 24; o gott, wie sehn ich mich aus innrem herze nagrunde nach diesem wahren weisheitslicht (im jenseits) TRILLER poet. betracht.

( 1 7 6 6 ) 4, 2 6 0 ;

die Gottschedschen weisheitslichter . . . verlöschen zuletzt still im sockel S P I E L H A G E N S. W. ( 1 8 7 7 ) 7 , 1 2 . — so viel wie 'leuchte der weisheit', der mensch als licht durch seine Weisheit, vgl. licht 17: du kanst als weiszheitslicht zu unserm tröste prangen J. G. NEUKIHCH anfangtgr. z. t. poesU (1724) 757.

W E I S H E I T S L I E D - W E I S H E I T S R E G E L

1 1 4 0

verlassen? M. C L A U D I U S Asmus ( 1 7 7 5 ) 5 , 1 2 6 ; ich habe mir seit vielen Jahren . . . einige mühe gegeben, diese sonderbare art von menschenkindern, die man . . . filosofen, zu deutsch Weisheitsliebhaber nennt, mit einem etwas mehr als gewöhnlichen fleisze zu studieren WIEL A N D s. w. ( 1 7 9 4 ) 1 4 , 1 7 8 ; im allgemeineren sinne: darinnen (in dem bächerhaus) er (Ptolemaeus Philadelphia) als ein unvergleichlicher weiszheitsliebhaber auf di sibenhunderttausend bücher . . . sol versamlet haben Q . K U H L M A N N geschichlherold ( 1 6 7 3 ) Vorgespräch d 2 " . — w e i s h e i t s l i e d , n.; 'lied, Weisheit enthaltend' (vgl. weisheitsbuch, -Spruch u. s. w.): jeder halte . . . von ihren (der morgenländer) . . . Weisheitsliedern . . . so viel oder so wenig als er wolle H E R D E R 6 , 4 5 S. — w e i s h e i t ( s ) m e e r , n.; von gottes weisheit: kein eul und fledermaus, kein maulwurf ist so blind, als wie wir im vergleich mit gottes weisheit sind. . . . das ewge welsheitmeer, worlnn der klügste gelst Ja aller angel wltz, als wie ein tröpfchen treibet BROCKES

ird. vergnüg.

( 1 7 4 4 ) 2, 5 0 2 ;

. . . wie alle ding entspringen aus des schöpfen welsheitmeer

7, 2 8 8 .

— w e i s h e i t s m i e n e , / . ; 'überlegene miene eines wissenden': ist ein sehauspieler, den die leute nicht verstehen können und ihnen (anrede) deshalb vorwürfe machen, so sagen sie mit einer weisheitsmiene: es ist ein gröszerer denker als redner, es steckt viel hinter dem manne STEP H A N I E D . J . s. singsp. ( 1 7 9 2 ) 3 5 5 ; wir lächeln wohl, wenn der Sultan . . . mit der weisheitsmiene des Überdrusses behauptet, dasz alles . . . eitel sei G . F O B S T E B S. sehr. (1843) 4,

277.

WEISHEIT(S)PROBE, /.; 'beispiel, probe, bewahrung der weisheit', in verschiedenen bezirken, zu weisheit A : denn wer durch Weisheitsproben sich in die höh erhoben, kann nimmer untergehn

W E I S H E I T ( S ) L I E B E , f., seit dem 17. jh.,für dasgriech. TRILLER poet. betracht. ( 1 7 5 0 ) 2, 2 9 6 ; . 1465), vgl. anm. zu 3275; nun aber, dieweil gott verhengt Weissagung, so ist es doch nicht ohn Ursachen, den bösen sein vorbotten zuschicken durch propheten, Weissager, auff dasz er abstand von seim laster PABACELSUS opera (1616) 2, 193» Huser; ohne den Petras zu einem dichter zu machen . . ., ward er . . . nothwendig ein prophet, ein Weissager HERDER 19, 20 S. 'verkündiger der göttlichen lehre, lehrer, ausdeuter': die Weissager aber lasset reden, zween oder drey, und die andern lasset richten 1. Kor. 14, 29; vos interpretes scripturae, quando vultis interpretari scripturam, ghet nicht zu ferne, seid nioht klüger quam spiritus sanctus. weisagen heist nicht, ut prophetae olim de futuris rebus sed die propheten auslegen, psalmen, ut nos habemus hie zu Wittenberg, wir sind Weissager LUTHER 34, l, 105 Weim.; also machet die schrifft alle so im gottlichen ampt sind, zu propheten oder Weissagern, ob si . . . offt für ire person schelck und tyrannen sind 32, 529.

WEISSAGEREI-WEISSAGIN

1166

ahndung In mir, dunkles gefühf der entzQckung, . . . o gefühl, weissager inniger ewiger ruh KLOPSTOCK oden 1, 165 M.-P.; unser innerer sinn, sagten die Griechen, spricht mit den göttem und ist weissager der Zukunft HEBDEB 16, 374S. 4) vereinzelt zu weise, ad]., der arzt als 'kundiger'; die bedeutung 'vorhersager' mag noch mit hineinspielen, vgl. die gleiche anwendung von Weissagerin und Weissagung bei PABAOELSUS : drumb er (der arzt) dann soll ein weissager seyn der kranckheiten, zukünftiger und gegenwertiger, und anzeiger, was krafft und macht ein jegliche kranckheit hab genommen au9 dem stern, ausz den sie wachst PABACELSUS opera (161«) 1, 246» Huser. WEISSAGEREI, /., 'uiahrsagerei': kunst und wissenheit der weissagerey MIOYLLUS Tacitus (1535) 322b; ob wohl nun wir die unnütze weissagerey der astrologen verwerffen, . . . so sind doch andere nöthige puncten dieser kunst in acht zu nehmen J. ABND wahres Christentum 4, 423. — weissagergeist, m., 'gäbe der Weissagung': was er doch sollicher ungewisser hoffnung bedörffte, weil er ein weissagergeist hette H. FRÖLICH offenb. der natur (1591) 643; dasz man beynahe einen weissagergeist nöthig hat, wenn man etwas davon errathen will GOTTSCHED beytr. z. crit. hiit. (1732) 5, 272; der vom weissagergeist getriebene knabe K . O. MÜLLER d. Etrusker (1828) 2, 153.

WEISSAGERIN, /., seit dem spätmhd. neben älteres wissagin(ne) tretend und dies im frühnhd. verdrängend; 2) der antike seher und Sänger, Überhaupt der verlcünderin den gleichen bedeutungen wie weissager (s. d.), am häufigsten als 'prophetin' und 'Wahrsagerin'. vgl. sibiUa wisi zukünftiger dinge, s. weissage, m. I b a . weissagen 1 b; wissagerin voc.opt. 38B Wach. (U. jh.); propheiissa wisvgl. ein Weissager, ein prophet vates CALEPINUS Xlling. sagerinne, weys-, wisesagerin (15. jh., md.), wiszsegerin (1598) 1514»; vaticinator wissager (16. jh., nd.) DIEFEN(1440, md.) DIEFENBACH gl. 466°: und dö di wissagerinne BACH gl. 607°: an dem Weissager Tyresia SOHAJDENSybilla quam zu Salomón HERM. v. FRITZLAR in mystiker BEISZEB Odyssea (1537) vorr. S; 1,127 Pf. (hs. v. 1343—49); indes so hisch her vor sich da thet auffstehn Chaichas fOrtr&chtlg, Sybillam dy wissagerynnen KONBAD STOLLE thür. chron. ein prophet und Weissager mächtig in: geschichtsqueü. d. prov. Sachsen 39, 43; JOH. SPEBNQ Ilia» (1610) 3«; wir menschen seind selbst . . . unsere eigene propheten {er) bracht mit die jungkfraw Casandra, die Weissagerin HANS SACHS 12, 317 K.; und unsers eigen unglüoks verkündiger und Weissager PBITOBIUS philosophia colus (1662) 86; so wollen wir do (in Delphi) antwortet im die pfäffin und weyssagerin erinnern, dasz hieraus (aus Ilias 1, 70) der . . . begrif daselbst HEBOLD U. FORER Oesners thierbuch (1663) 54; der Weissager der alten zeit festgesetzt werde J. H. Voss Weissagerin (die norne) kennet Heimdalls lied, krit. bläiter (1828) 1, 11; wie nah grenzt poesie an Weisgeheim an himínela heiigem blau sagung, der vates ist Bänger zugleich und Weissager, WeisHEEDER 25, 463 S.; sagung war aber das amt der priester deutsche mythosoll ich gleich jenen bachantischen Weissagerinnen des logie (1875) l, 77; etwas anders, vom dichter: alterthums die lust des heutigen tages ersticken, ohne (Homer) den Weissager der götter, den herold der tagend doch das schicksal des morgenden abwenden zu können T der helden HEBBEL W. 1, 332 Werner, übertragen: es stiind dem artzt E. M. ARNDT a. 6, 46 R.-M. übel an, dasz er der natürlichen Weissagung nicht Unterob der krieg die völkererhaltende . . . macht bleiben richt . . . were . .., ein jeglich weissagen soll gehn ausz wird, das ist eine frage, die heute kein Weissager zu derselbigen profession und facultet, also dasz sein eygen beantworten vermag H. CABOSSA führg. u. geleil (1933) 78. 3) der 'Wahrsager', der aus geheimen zeichen das zukünf- scientia, so ausz ihr geboren ist, sein eygen Weissagerin sey PABACELSUS opera (1616) 2, 202» Huser; tige erkennt («. weissagen l o), vgl. augur ein weiszsager... furnemlich aus dem geschrey oder Aug der vöglen FBISIUS dict. (1556) 141»; magus ein weiser, Weissager, item Zauberer CALEPINUS Xlling. (1598) 866»; wer sein wergk und leben nach erwehlten tagen, hymelsztzeichen und der Weissagern duncken richtet LUTHES 1, 252 Ifeim.; die der evangelist hie nennet magos, heyssen wir auf deutsch die weyssager, nitt wie die propheten weyssagen, sondern durch schwartze kunst, wie die Tattern oder Tzygeuner pflegen 10, 1, 1, 659; Tiberius vertrieb alle sauberer und Weissager SEB. FKANCK chron. Qerrn. (1538) 7 B ; Sterngucker und weissager GUABLNONIUS grewd der verwüst. (1610) 38; die auspioes oder weissager aus der Vögel gesohrey HABSDÖRFEB poet. trichter (1653) 3, 315; der lttgenkünste thOrichte bethörer, weissager, zelchendeuter, traumausleger BÜCKEST W. (1867) 9, 104; wer lenkt ihn (den kometen) her, dasz er die mensohheit Ängstigt und düstre weissager sich seiner bemächtigen T HANS WATZLIK. d.alp (1923) 26. im ansckluß daran (vgl. weissagen l d): (die meinung) von den oometen als Weissagern allgemeiner landplagen BBEITINOEB crit.dichthmist (1740) 1,338. auf einen inneren zustand übertragen (vgl. weissagen 2 a):

wärest du, Balte, wirklicher Zukunft Weissagerin? KIOPSTOCK oden 2, 21 M.-P.

— weissagerisch, adj., 'prophetisch, wahrsagerisch': Catharina wurde die heilige und von gott absonderlich erleuohtete jungfer wegen ihrer wunderseltsamen aufführung und weissagerischen geistes benennet AMABANTHES frauenzimmerlex. (1. j 1353) urkundenbuch d. st. Worms 2, 313 Boos; ufi mentag nach dem wyszen sunntag in der Tasten als man singet invocavit (v. j. 1418) monum.ZoUer. 1, 522 St.-M.; am weiszen sontag nach fasznacht, da man die feürbeseher («. FISCHER schwäb. 2,1466) wehlt (v. j. 1620) in: zs. f. lcvMurgesch. 8,182. w e i s z e r f r e i t a g , w e i s z e r d o n n e r s t a g der karwoche,letzterer wohl wegen der weiszen paramente und der weiszen kleidung der öffentlichen, büszer, die am gründonnerstag losgesprochen wurden: item up wyssen frydach zur spynden 2 mal. . . . 2 virdel roggen (v. j. 1465) urkundl. beitr. Münstereifel 144 Scheins; item ofi den wijssen frijdaich vur myttage saegen wir die passie speien in dem coleseum (um 1500) ARNOLD V. HABIT pilgerf. 33 Oroote; gleich wie er (Christus) seiner apostel füsz gew&schen hat, also musz der papst der armen . . . füsze mit groszen ceremonien und vilem gepräng aufi den grünen oder weissen donnerstag Wäschen FISCHABI bienenlcorb (1588) 162b; in dem hilligen wytten donnerdage, do du dit hill(ige) sacrament ersten settedest Brem, kerkengebede bei SCHILLER-LÜBBEN L, 540.

1198

(dasz) den Bteifen damen und den unverschämten herrn, die uns ins weisze sehen wollen, die äugen Ubergehen sollen WIKLAND «. «J. (1794) 18, 181;

im Schlachtgetümmel sah er dem feinde das weisze im auge MOMHSEN röm. gesch. (1865) 3, 11; das ist einer der

seltenen orte, . . . wo jeder kämpfer für kurze Sekunden dem andern in das weisze der äugen sah E . JÜNGER d. Wäldchen 125 (1928) 232. ähnlich auch einem das weisze im auge zeigen 'einem tapfer entgegentreten': als ein recht braver kerl hätt er . . . seinem mann das weisze im aug selbst zeigen sollen H . L . WAONEB theaterslücke (1779) 53; nein, laszt uns sterben, wie es männern ziemt 1 zeigt eurem feinH das weisze in dem auge

KÖRNER (1876) 2, 217;

auch auszerhalb der kampfsituation, als maszstab räumlicher nähe zwischen personen: indem wir solchergestalt alle drei nur auf wenige schritte von einander entfernet wären und bey jetzigem vortreflichen mondenschein einer dem andern fast das weisze im auge erkennen könte SOHNABEL insel Felsenburg 4 (1743) 339; (Alf.:) sind sie s? und beide? siehst du recht? (der knappe:) ich seh das weisz im auge, herr, in solcher näh

MÜLLNER dram. ig. (1828) 3, 76;

aber eine war, eine! bei dieser sah ich drei Sekunden lang dem glück das weisze im auge H : BURTE Kalte (1914) 120. das weisze (im auge) über sich kehren it. ähnl. 'die äugen verdrehen' von sterbenden, kranken, scheinheiligen, als ausdruck der entzückung, der angst u. s. w.: ich hab ihn geschossen, dasz er das weisz über sich kehrte GBIMMEiaHAUSEN Simpl. 73 Schölte; welcher fisch desz krauts oder wurtzel isset, der wird davon also toll, dasz er das weisz über sich kehrt, gleich als er todt wäre fischbüchlein 172; nichts als das weisze von den äugen sehen lassen fingere divotione, ovatione, far l'hipocrita, il santo KBAMEB t.-ital. 2 (1702) 1308; (mit) Bötticher und seiner lieben frau, die eben so süsz und so feyerlich ist und die äugen bis zum weiszen verkehrt CAROLINE briefe l , 183 Waitz; ein fohlen, das bei jedem tritt unsichtbare gefahren wittert, in den aufgerissenen äugen bei jedem stein das weisze zeigt E . E. DWINGEB wir rufen Deutschland (1932) 196.

D . Substantivierungen treten seit dem mhd. (vgl. Big/) auf; soweit sie sich unmittelbar an einen adjektivischen gebrauch von weisz anschlieszen, sind sie unter A — C an zugehöriger stelle behandelt, z. b. das weisz 'schnee' B 1 a, in weisz(em) 'in weiszem Heide' B 1 c, das weisz 'weiszer farbstoff B 1 d, das weisz 'weisze färbe' B 1 e, g, der weisze 'weiszer wem' B 2 a a, das weisze 'weiszer fitut' B 2 a S, das weisze (weisz) 'süber' B 2 a r\ aa, der (die) weisze 'weisarassiger' B 2 b, die weiszen 'anhänget der weiszen partei' C 2. im folgenden sind solche Substaneinem nicht das weisze im auge gönnen 'nicht das getivierungen aufgeführt, die sich tu selbständigem, sachbezeichringste gönnen': (sie geben ihm) heut ein groszes e s s e n . . . nungen entwickelt haben. und gönnen ihm nicht das weisze im auge (1823) ZELTBB 1) als neutrum das weisze, weiszes. in: briefwechsd zw. Oöthe und Zelter 3, 291 Riemer; ein a) das weisze (weiszes) im auge 'weisze augenhaut', vgl. paar leute, die sich das weisze im auge nicht gönnen albugo das weise in den ougen (1470) DIEFENBACH ml. hd. F . L . SCHRÖDER dram. w. (1831) 1, 63; auch in maa., vgl. bäm. üb. 18: z. b. hei günt ne det wite in n age nich SCHAMBACH Oött. 301; so n putjunker (gutsbesüzer) günnt den lüttn mann das wisse in balden ogen sin was schöner vil den lylien fln nich dat witte in Bin 6gn DAHNEIL altmärk. 249. BOHWiam WBHKHER MarienUben 68S3 Päpte-Hübner; einem das weisze im auge versprechen 'das kostbarste', (flieszende) äugen, mit irer röty und geschwulst und ufivgl. augapfel teil 1, 788: der Mailänder . . . versprach das laufien des wisszes der äugen GEBSDORFF wundarznei weisze aus dem auge, wenn er ihm die schmerzen lindere (1626) 86»; er (der adler) hat auch gantz brünnende J. C. HEEB könig der Bemina (1904) 232. äugen, safiergftl, also dasz das weysz Hurinn dem stein b) das weisze vom (im) ei 'eiweisz', vgl. affodülum i(d topasio nit unglych HBUSZLIN Oesners vogelbuch (1657) 1 •>; est) albumen das wisz von dem eye gemma gemm. (1608) das weisze der äugen (war) gantz gelb ABB. A S. CLABA a 5 " : dise weit ist sinewel unde ist umbeslozen mit dem

1199

W E I S Z , D 1. 2 — W E I S Z A R M I G

WEISZATLASSEN—WEISZBEDECKT

wendelmer. da inne suebet die erde alse der duter in dem eige in dem wisem (um 1190) lucidarius 8 Heidi.; glare •witte van dem eie (14. jh.) bei GRAFF diutiska 2, 216; klopfi das weisz von zehen eyern auch unter den wein M. HERB feldbau (1551) 187»; läutere ihn (den zucket) mit wasser und einem weissen vom ey wie gebräuchlich v. HOHBEBG georg. cur. 3 (1715) 149»; était das weisze vom ei sagt jüngere spräche nur noch eiweisz; absolut dagegen weiterhin gebräuchlich: sie (die weit) ging aus einem ey hervor, sagte einer: der äther war das weisze, das chaos derdotter WIELAND s. w. (1794) 19, 117; eidotter schwammen wie runde fettaugen, während das weisze unter der schlagenden gabel zu Sockigem schnee sich ballte H. v. KAHLENBERG Eva Sehring (1901) 60. c) 'das ziel', eigentlich der weisze pflock in der schieszscheibe; von frühnhd. zeit bis ins beginnende 19. jh. belegt, während in gleicher bedeutung das schwarze (vgl. teil 9, 2819), das auch in älterer zeit häufiger ist, bis in die gegenwart reicht; noch als weiszgejärbte stelle des zidpfiocks: ist gleich wie mit den armbrustschützen, leit nit am spannen oder bschicken, wenn sie nur recht und wol abdrücken, und das das weisz am zweg werd troffen

B. WAIDIS Eeoput 2, 28 Kurz; für den weiszen zielpflock selbst: die giite der endursache macht eine sonst bedenckliche sache zuläszlich, wie das weisze in einer schwarzen Scheibe das ziel sichtbar LOHENSTEIN Arminias (1689) 2, 596; als 'ziel': dort eilt ein schnelles blei in das entfernte weisze, das blitzt und luit und ziel im gleichen jetzt durchbohrt A . T . HAXLEE

ged.

25

Hirzel;

liebesschützen, welche zwar sta. jk geschossen, aber das weisz nicht getroffen LINDENBORN Diogenes ( 1 7 4 2 ) l, 2 0 0 ; . . . so triffst ins glückes weisz du, ohne drauf zu zielen E. M. ARNDT w. 5, 309 R.-M.;

ins weisze treffen die richtige stelle treffen, vgl. ins schwarze treffen teil n , l, l, 1596: über diese gründliche anmerckung ward nun der Herrnhuthianismus sehr zornig, denn er war damit recht ins weise getroffen J . H. SCHÜTZE Herrnhuthianismus (1752) 1, 172. d) weisz, jünger weiszes in der Jägersprache für 'fett', besonders beim hirsch: in des ward ihm ein messer gereicht, schneid er den hirsch hinden übern zimmel und sagte : der hat vil weisz (verstehet ist feist und gut) und ist jagens werth gewesen KIBCKHOP wendunmut 2, 289 österley; als er (Philipp v. Hessen) auff einer hirschfeist ein hirsch zerlegen liesz und weil derselbe sehr fett wäre und ihr f. gn. sagte: das thier hat viel weisz ZINKGBEF apophth. (1628) l, 167; also wird vom . . . tammhirsche gesaget : er ist feist oder hat viel weisz C. v. HEPPE aufr. lehrprinz (1751) 114; 'talg . . ., bei sauen heiszts auch weiszes' H. LAUBE jagdbrevier (1841) 292; die seynos (ort wildschweine) . . . werden . . . nie wirklich fett, ich habe einige in der besten zeit geschossen, und sie hatten kaum einen viertelzoll weiszes GEBSTÄOKEB achtzehn monate in Südamerika (1868) 1, 320. e) das weisze am holz 'splint', vgl. alburnum das weisze am holtz nechst an der rinde nomencl. lat.-germ. (1634) 71; alburnum . . . mollissima est arboris pars . . . das bast zwischen dem holz und der rinden, das weisze am holtz zunechst an der rinden CosviNtrs fons lat. (1660) 33. 2) als fem. die weisze ; seit dem 19. jh. berlinisch und norddeutsch umgangssprachlich die (Berliner) weisze 'glas oder flasche weiszbier', vgl. BRENDICKE 192*>: dasz der richtige Berliner überhaupt nur drei dinge brauche: eine weisze, einen gilka und porree FONTANE ges. w. (1905) I 5, 123; fern von dem schönen Berlin, wo man abends sein gartenkonzert haben kann, seine weisze und alles, was drum und dran hängt JUL. SUNDE fam. Buckholz 1 (188 t) 79; e weisze mit m vogel ein glas weiszbier mit einem znsatz von himbeersaft BETCKE König ab. 66; weiteres s. unter weiszbier. WEISZARMIG, adj., zuerst als satirisch gemeinte biU dung bei SCHÖNAICH: werden wir nicht bald eine weiszarmichte dame . . . sagen ? (1754) ästhetik in einer nusz

1200

166 Köster; dann dem homerischen, Itvxcülevoe nachgebildet: höret mich an weiszarmige mädchen, was Ich euch sage

J. H. Vosz Odüezee 110 Bern.; weiszarmigte nymphen mit seidenen hütchen (1775) LIOHTENBEBO br. 1, 204 Leitzm.-Sch. — w e i s z a t l a s s e n , adj.: mit einer weiszatlassen deke HABSDÖBTEB frauenz. gesprächsp. (1641) », 227; von ihrem weiszatlasznen reifrock J . SCHOPENHAUER br. an Holtei

(1870) L.

WEISZBÄCKER, älter auch -beck(e), m., vgl. 'losbäcker, weiszbäcker,... (der) von dem sogenannten fastoder festbäcker . . . sich darinn vorzüglich unterscheidet, dasz er sein brod lockerer als dieser und vorzüglich von weitzenmehl semmel und kuchen backet' JACOBSSON techn. wb. (1781) 2, 633; weiszbecker, semmelbecker fornaro di pan bianco

KRAMER t.-ital.

L (1700) 5 1 : d i e b r o t b e c k e n ,

es sygend husfürer oder andere (nämlich) weissbecken (v. j. 1411) stadtrecht v. Liestal bei STAUB-TOBLER 1, 960; den heymschen wiszbecken (soll) gegönnet und erloubet sin, das ye einer umb den andern . . . ein stück symels, zu dryen molen, verbachen möge zu ettekuchen und brettstellen (v. j. 1493) Straszburger zunftordn. 101 Brucker; die weisz-, haus- und losbecker (haben) das brodt . . . gantz geringe am gewicut gebacket . . ., das (sodasz) aus einem scheffel weitzenmeel lxiv pfund wecken oder kringel werden MICRAELIUS Pommerland 4 (1639) 29; der Deutsche (ist) . . . weiszbäcker durch Ruszland, steppenbauer am Don und an der Wolga (gewesen) FR. L. JAHN W. 2, 742 Euler. — w e i s z b a r t , m. 1) mann mit weiszem bart: der alte weiszbart, von dem uns Danischmend letzthin so wunderreiche dinge vorleierte WIELAND (1794) 6, 194; als beiname: der erste kaiser über das neue deutsche reich hiesz Wilhelm der weiszbart K. F . LEPPA herzenssachen (1923) 117. 2) pflanzenname, mittelalterlich barba senis, botanisch tragopogon pratensis, vgl. PRITZELJESSEN 406: 'waldgeiszbart oder weiszbart, lat. barba caprae ist ein gewächs, so dem vorher beschriebenen geiszbart sehr ähnlich sieht' Noel Chomels öcon. lex. (1750) 4, 793; w e i s z b a r t . . . lencopogon

KBÜNTTZ 237 (1866) 9. —

w e i s z b ä r t i g , adj., von alten männern: Falstaff, den alten weiszbärtigen satan Shakespeare (1797) 6, 87; ein wohlwollendes geschick in gestalt eines weiszbärtigen russischen generals (v. j. 1859) BISMABCE briefe an braut und gattin 453. in tiernamen: weiszbärtige seeschwalbe NAUMANN vögel BREHM tierleben

(1822) 10, 168; d e r (1890) 1, 198. —

weiszbärtige äffe weiszbauchig,

- b ä u c h i g , adj., von tieren: einen blauen, weiszbäuchigen eisvogel G. FOBSTER S. sehr. (1843) L, 800; eine weiszbauchige forelle ROSEGGER sehr. (1896) I 7, 402. fest in tiernamen, z. b. w e i s z b a u c h i g e e u l e CAMPE 5 (1811) 666; w e i s z b ä u c h i g e l e r c h e NAUMANN vögel (1822) 2, 746.

WEISZBAUM, m., pflanzenname. 1) für acer ca/mpestre: meszheldern, auch weiszlöbern und weiszbaum gen e n n e t H . W . DÖBEL neueröffn. jägerpractica (1754) 3, 3; HOLL 7, vgl. MABZELL wb. d. dt. pftanzennamen 1, 6 9 :

2) für acer pseudoplatanus: platanus witboum (13. jh.) ahd. gl. 3, 720, 29; nachfolgender hölzer oder bäumen ist zum fürnemsten zu verschonen . . . ahorn zweierlei geschlecht . . . eschenbaum . . . weiszbaum, melb a u m (v. j. 1579) bei REYSCHEB württ. ges. (1828) 16, 1, 91;

weiszbaum eine art ahorn oder platane CHPH. V. SCHMID Schwöb, wb. (1831) 624. 3) für populus alba, vgl. 'weiszbaum an einigen orten ein narrte des pappelbaumes' Voio4) für lencadendron

TEL (1793) 3 , 6 1 6 , HOLL 273.

HOLL

408, DIETRICH lex. d. gärtnerei, nachtr. 4, 860. 6) für Crataegus: mehlbeerbaum, weiszbaum H. ZSCHOKKE ausgew. sehr. (1824) 2, 163, PBITZEL-JESSEN 283. —

weisz-

b e d e o k t , pari. adj. 1) poetisch 'schneebedeckt', vgl. weisz B l a : die goldbestralte sonne begunte wiederum die weiszbedekkten hügel zu entblöszen JOH. KLAJ in: HABSDÖBJTEB frauenzimmergespr.

(1641) 6 , ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( 2 1 1 ;

und (die matter) zog mich fort zum welszbedeckten hain F B . K I N D ged.

(1817) 2, 1 6 1 .

2) 'mit weiszem tuch bedeckt', zu weisz B i o : einen weiszbedeckten und mit essen und trinken besetz-

1201

WEISZBLANK—WEISZBLUME

WEISZBEKLEIDET—WEISZBINDER

TEN t i s c h

HIPPEL S. W. (1828) L, 324; weiszbedeckte fuhrmannswagen J E A N PAUL W. 15/18, 114 Hempel.

— weiszbekleidet, part. adj., vgl.weisz B l c : er und seine diener (waren) weysbekleidet STUMPF Schweizerekrön. (1606) 602 •>; (der) sieg, in einer holdseligen weiszbekleidten und mit palmenlaub bekrönten nymphen gestalt HABSDÖBFFEB frauenzimmergespr. (1641) 6, 823; weiszbekleideter mond HÖLTY S. W. 1, M Michael. — weiszbereift, part.adj.: die weiszbereiften wipfel der bäume BEOCKES ird. vergn. (1744) 2, 458; weiazbereiftes haar als Umschreibung für das alter: weh bräutigam! weh braut! weh weiszbereifftes haar! weh noch milchweiszes kinn! TBEUEK Dädalus (1675) 1, 349. — weisz beschneit, part. adj., poetisch vorn alter: das abgelebte . . . weiszbeschneite . . . alter TREUER Dädalus (1676) l , 74.

WEISZBIER, n., zu weisz B 2 a, vgl. weiszes bier teil 1, 1822; doch wurde, auf grund der herstellungsweise einer besonderen Sorte (s. u.) (vgl. 'weiszbier brauerbier so mit weichem wasser aus weitzen gebrauet wird' JACOBSSON technol. wb. [1781] 4, 626) früher auch sprachliche Zugehörigkeit zu weizen angenommen, vgl. 'weiszbier venit vel a tritico weitzen, quasi weitzenbier vd colore albicante' G. CHE. PEISKEB index de vernac. (1685) 26; in älterer Sprache, und noch bis ins 19. jh. fachsprachlich 'helles bier' (ähnlich schwarzbier 'dunkles bier' teil 9, 1322): (der kranck schmeckt zu der purgatzen und spricht:) sag an, ist es wein odr weisbier? HANS SACHS 2 1 , 7 3 K . - O . ;

daher das weiszbier sich allezeit mit dem wein besser paaret weder ein starckes und hitziges braunes EB.FBANOISOI luftkreis (1680) 220; je nachdem man stark- oder schwachgedörrtes malz verwendet, unterscheidet man braun- und weiszbier MUSPBATT chemie (1888) L, 1283. in neuerer zeit namentlich für besondere, grösztenieils mit weizenmalz hergestellte abarten des hellen obergärigen biers gebräuchlich, vgl. oben PEISKEB: verschiedene lokalbiere und die stark moussierenden weinartigen weiszbiere LUEGER technik (1894) 2, 407; feste bezeichnung ist Berliner weiszbier (vgl. Berliner weisze sp. 1199): es gebe nur ein Berlin . . . von den quellen des einzig veritablen weiszbiere

GATJDY S. W. (1844) 8, 9 1 ;

ein g r ü n d l i c h e r

kenner in Sachen Berliner . . . weiszbieres FONTANE ges. w. I L, 377. je nach dem stand des redenden als feines oder geringes getränk angesehen: hawwe büxen von wand un hanaken flen un drinke wittbeir anstatt branntewien (1860) bei BAUEB-COLLITZ 240;

geringe familien boten weiszbier M. MEYR erzähl, a. d. Ries (1868) 3, 6. — weiszbierhefe, f., 'die hefen, die das weiszbier abstoszen, die vorzüglich die loszbäcker zum einsäuren des semmel- und kuchenteigs gebrauchen' JACOBS80N technol. wb. (1781) 4, 627: setzet mehl an einen warmen ort, thut einen eszlöfiel gewässerte weiszbierhefen drein AMARAHTHES frauenzimmerlex.

(1715) 6 3 1 ;

als

volkstüm-

liches arzneimittel, vgl. FISCHER schwäb. 6, 1, 647. WEISZBINDER, m., l) 'ansireicher' zu weisz binden weisz anstreichen, s. weisz B 1 d (sp. 1183), vgl. auch weisze oder bindleymen, damit man stuben bindt albarium E R . ALBERUS nov.

gebräuchliches i zu

e belegt

dict.

(1540) T 2 B ;

namentlich

im

md.

wort, bis ins 19. jh. oft mit Senkung des (vgl.

SÜTTERLIN nhd.

gramm.

1, 1 8 3 / . ) :

caementarius, tector mäwrer, tüncher, weiszbender FRISCH-

LIN nomencl.

(1594) 3 3 0 ;

ein weiszbender und lelmenkletber . . . ein Bcheifer sein oder ein hirt, ein kleinen underscheid gebiert (1562) KULCHEOF wendunmut 1, 434

Iii. ver.;

Ordnung für die gesellen des hiesigen tüncher-, quadraturu n d weiszbender h a n d w e r k s (1805) i n :

BEYERBAOH

ver-

ordn. d. reichsstadt Frankfurt 11, 3232; der weiszbinder hält sein werk für so vollkommen als der maier das seinige (1775)

LICHTENBERG (1844) 3, 2 1 6 ;

im frühjahr

liesz Fritz den weiszbinder kommen und sein haus . . . tünchen und weiszen SOHNBEY im grünen Idee (1908) 61. besonders in md. maa. geläufig, vgl. z. b. CBECKUUS oberXIV.

1202

hess. 802, SPIESZ henneberg. 279, REUTH«» Höchst 48, SCHMIDT westerw. 326, SCHAMBACH Oött. 301, HENTRICH Eichsfeld 97, HERTEL Thür. 266; für den 'gipser' F I S C H E S schwäb. 6, L, 647. 2) 'faszbinder, welche nur kleine gefäsze aus weichem weiszen holze verfertigen .. . zum unterschiede von den .. . roth- und schwarzbindern' ADELUNO 5 (1786) 148, vgl. schwarzbinder teil 9, 2322 und rotbinder teil 8, 1301 : man unterschied früher 'rothbenner' . . . und 'weiszbenner', welche die weiszen 'züwwer' aus tannenholz machten und im Sommer meist anstreicher waren Frankfurter ma. 93. — weiszblank, adj.: weisblank, das ist eine glintzernde weisze färbe, wie das auspolierte klare silber SCHOTTEL (1663) 83; Bertholds gefolge in weiszblanken hämischen FOUQDÄ alts. bildersaal (1818) 2, 97. — weiszblättrig, adj.: blatern . . ., die etlichs theils spitzig und weiszblätterig sind PABACELSUS chir. bücher u. sehr. (1618) 279 Huser; die weiszbläterigen margariten ROSEGGER sehr. (1895) I I I 8, 214. terminologisch in pflanzennamen: salix alba der gemeine weiszblättrige weidenbaum

DIETBICH (1808) 8, 372;

die weiszblättrige

(trle) ROSZMÄSZLER der wald (1863) 418. — weiszblau, 1) adj., auch substantiviert; ein sehr helles, weiszliches blau: saturegia haizet veltisp . . . hat weizpla pluemel KONBAD v. MEOENBEBG b. d. natur 420 Pf.; die wilden violen, von färben weiszblaw R Y F F confectbuch (1548) 6 7 " ; sein weiszblaw äugen TOB. HÜBNEB feldobersten (1619) 7 ; sobald man in die thäler herabsteigt, wird das blaue (des himmels) heller, bis es endlich . . . ganz in ein weiszblau übergeht GÖTHE I I 1, 64 W. 2) n., die augenkrankheit 'grüner star': 'glaucoma glaueosis oder apoglaucosis, zu deutsch weiszblau ist eine augenkrankheit, wenn die crystallinische feuchtigkeit gantz weisz wird' Noel Chomels öcon. lex. (1750) 4, 1142. W E I S Z B L E C H , n., 'verzinntes eisenblech', vgl. K A U . MABSCH-HEEBEN (1844) 3, 611, zu weisz B 2 a rj bb, vgl.

schwarzblech teil 9, 2323: so mögent die kremere veyl haben . . . bly, zynne, fleschen, wiszblech (v. j. 1482) in: veröff. a. d. Stadtarchiv Colmar 1, 79 Waldner; zynn, fleschen, wiszblech (v. j. 1463) Schlettstadter stadtr. 2, 670 Oiny; der kirchthurm hat einen hut von weiszblech ROSEGGER sehr. (1895) 1 13, 126. scherzhaft, wohl im hinblick auf weisz B 2 a ?/ aa, weiszblecheln, pl., silbermünzen HÜGEL Wien 212. — weiszblei, n. L) 'zinn': stannum est metaüum molle album . . . zien (zinn), weiszbley R E Y H E B lex. (1615) 2375. 2) 'zinkblende': galène fausse weiszbley PANSNER minerai, wb. (1802) 69. 3) 'eine art töpferglasur aus zinnasche und blei' MOTHES ili. baulex. (1882) 4, 472. 4) eine schwefelmolybdänverbindung: weiszblei acide mólybdique combiné avec le soufre B E I L technol. wb. (1863) 1, 652. — weiszbleich, adj., zu weisz B2, tautolog. komposition, vgl. weiszmachen oder pleichen albare candidare vocab. theut. (1482) nn 6»: (kerbel) hat einen braunen, leibfarben, runden, weiszbleichen, eines kleinen fingere dicken, feiszten, holen stengel ToXITES hörn d. heils (1576) 7 " ; nach der blühe (de« jasmins) kommen beer in der form der oliven . . . erstlich grün, darnach weiszbleich v. HOHBERG georg. cur. (1682) 1, 606. — weiszbleierz, n., 'cerussit' zum unterschied von schwarzbleierz (s. teil 9, 2328) und von rot-, grünbleierz u. s. w. (s. u.) bleyspath, weiszbleyerz G. LICHTENSTEIN entd. geheimn. (1778) 166; weiszbleierz in zusammengehäuften nadeln L . v. BUCH ges. sehr. (1867) 1, 217. — weisz ulond, adj., 'sehr hell blond', vgl. weisz B 2 c: ein junger weiszblonder mensch TH. MÜNDT rnod. lebenswirren (1834) 61. — weiszblühend, part. adj., als botan. merkmal: die rothe eiche, die weiszblühende akazie allg. deutsche bibl. anh. 63-86 (1771) 627; weiszblühende arten (der tabakpflanze) KABMARSCH-HEBREN (1876) 8, 699. als poetisches beiwort : da drück ich mich in einen von den weiszblühenden büschen O. LUDWIG ges. sehr. 8, 761E. Schm. — weiszblume, /., nome mehrerer pflanzen. 1) lilie (lilium candidum): lUium album wysz bluomen (md. toc.) bei DIEFENBACH 642. 2) grosze maszliebe (= ffirysanthemum leucanthemum): w. leucanthemum 76

WEISZBLUTEN—WEISZBROT

WEISZBRÜHE—WEISZE

KBÜNITZ 237 (1866) 10.—weisz bluten,vA.,mew< substantiviert; in der redensart bis zum weisz bluten, die wohl an das blaszwerden bei starkem blutverlust anknüpft, aber nur übertragen angewendet wird im sinne von 'bis zur völligen erschöpfung': Frankreich wollte uns zum weiszbluten bringen LuDEKDOBFF kriegserinn. (1919) 526; kämpf bis zum weiszbluten A. WINNIG Heimkehr (1935) 334. — w e i s z b l ü t i g , adj. 1) zu blut, als zoologisches merkmal, zum unterschied von rgtblutig: die ziefer und würm sind weiszblütige tiere CAMPE 6, 667; übertragen, auf seelisches, 'träge': bei uns in unserm weiszblütigen, mattherzigen, kläglichen wesen kömmts zu garnichts GÖERES ges. briefe (1868) 2, 531. 2) zu blüte, als botanisches merkmal: das weiszblütige staudengewächs (die kartoßd) WIMMEB gesch. d. deutschen bodens (1905) 245. — weiszbraten, m., vielleicht zu weisz D 1 d gehörig: die weisspraten und lendpraten, die mögen sie das pfund eins hallers hoher dann das Schweinenfleisch ye zu zeiten gesetzt ist, geben (15. jh.) Nürnb. polizeiordn. 233 Baader. — weiszbrauer, m., zusammenrückung aus weiszbierbrauer, zum unterschied von rotbrauer: einnähme . . . von den parteyensachen . . . anno 1641—1647 von rothbrauern in Lübeck advocatenbestallung 16 rthlr. jehrlich und ein gleiches von den weiszbrauern registraturbuch d. syndikus Carstens (1596—1673) in: zeitschr. d. verein ft lüb. gesch. 8 (1900) 21. — weiszb r a u e r e i , f., weiszbierbrauer ei: (die) anlegung mehrerer weiszbrauereyen aüg. deutsche bibl. (1766) 110, 583. — weiszbraun, adj., heßbraun: es werden auch grosze epffel da befunden, die seind weiszbraun JOH. KELLNEB Mendozas beschr. d. königr. China (1589) 9; holz (des schwarzdorns ist) weiszbraun ZSCHOKKE sämtl. ausgew. sehr. (1824) 11, 139; als additive komposition für 'weisz und braun': Wegerich . . . hat weiszbraune blumen H. v. FLEMING t. jäger (1719) 11; tausende von weiszbraunen ochsen BISMABCK br. an s. braut u. gattin 347. — weiszbrei, m., brei aus milch und mehl, vgl. weisz B 2 a S (sp. 1189) und weiszmus: (um) einmal . . . aus eigenem mehl einen weiszbrei machen zu können an einem Sonntage GOTTHELP volksausg. s. werke (1898) 4, 62. — weiszbrenner, m., nom. agentis zu sich weisz brennen'sich als unschuldig hinstellen', siehe weisz B 3 a: dem leugner und weiszbrenner E . WEIGEL extractio radicis (1689) 13; dn bist ein schönschwätzer, rief er zornig, ein weiszbrenner gespr. m. einem grobian (1867) 278.

1203

nussen h a t . . . hangt ja da, die andere götzen stehn oder kleben: hftngt auch viel höher, darumb hats ein weiszbrot mehr und wirdt mit toppelter andacht angebett FISCHABT bienenkorb (1688) 192». in scherzhafter anknüpfung an weisz C l b no wissbrod sin 'noch intact sein', von einer ehrbaren jungfrau gesagt BÜHLES Davos 2, 152. — weiszbrot(s)kind, n., 'verwöhntes kind', vgl. weiszbrodkinder delictis adsueti APINUS gloss. nov. (1728) 663: dannoch weil die pfaffen die liebe weiszbrotskindlein sein und was vortheils haben müszen FISOHABT bienen-

WEISZBROT, »., 'helles brot von feinem, bes. von Weizenmehl', zu weisz B 2 a ß, vgl. triticeus panis wizbroot (12. jh.) ahd. gll. 3, 698, 88 St.-S.: er {Christus) quam zur (eingekerkerten) junevrouwen and brachte lr gar ein wtzbröt pauional 478, 25 E.; vielfach dem roggenbrot oder Schwarzbrot gegenübergestellt: t e g e l i c h s w i e s b r o d a d e r r u c k e n b r o i d ( T ) . j. 1 3 7 7 ) b e i

BÜCHES

berufe d. st. Frankfurt 36; dasz die beoken zuviel weiszund zu wenig ruckinbrod bachen Württemb. beckenordn. (1661)16; s. u. FISOHABT S. dicht. 8,816 Kurz; kein rauhes und schwartzes brodt, semmel- und weiszbrodt muste man mir vorlegen DANNHAUEB katechismusmilch ( 1 6 6 7 ) 1 0 , 6 8 ; weiszbrot und Schwarzbrot L A I S T N E B nebelsagen ( 1 8 7 9 ) 2 4 7 ; weiszbrot gilt als leckerbissen, der zü vornehmer, reicher lebensweise, zur höfischen und stadtkost gegenüber der landkost gehört, vgl. panis Candidus weiszbrot oder herrnbrot ZEHNER nomencl. (1646) 846: meinend ihr,, das ich mitt den narren essen wolt ? wann IR mir schon betten eytel weiszbrot, honig, milch und gebraten repphttner geben, dannocht wolte ich mitt ihnen nitt gessen haben F B E Y gartengesellsch. 1 4 1 lit. ver.; hie (au/ dem lande) schmackt in milch schvartzteot mit kielen basz dann (fei hofe) weiszbrot von glflt zu schewen FISOHABT «. dicht. 8, 816

Kurz;

weiszbrod giebt man nicht den domestiken T M M W R M A N N 14, 21 Boxb.; geradezu für 'gutes leben', 'Verschwendung': zween tage* weiszbrodt, darnach jammer und noth PLSTOBIUS thes. paroem. ( 1 7 1 6 ) 6 2 0 . ein weiszbrot mehr haben 'mehr gelten': das bild des h. kreutzes, welohs ein sonderlichen vortheil über alle andere bilder und gleich-

korb

1204

(1681) 136»;

was rauh? was dornenvoll? so wird vielleicht In eil ein zartes weisbrodtskind, ein reicher schlucker sagen (1740) CHR. STIERT Sammlung

2, 3 8 7 ;

ihr machtet aus euren kindern gewisz nicht lauter weiszbrodkindlein in baumwolle eingewickelt J . G O T T H E L I ges. sehr. ( 1 8 5 6 ) 12, 100. — weiszbrühe, f., fachausdruck des gerberhandwerks: 'die (von den feilen) ablaufende brühe, Vielehe eine seifenartige Verbindung von viel öhl mit wenig pottasche ist . . . und den namen gerberfett, weiszbrühe (franz. degras vel oleastre) führt, verwendet man beim nachfolgenden bleichen der sämischgaren leder' PBECHTL technol. enzykl. ( 1 8 3 0 ) 9, 331. — weiszbuch, n.; dem Parlament von der regierung vorgelegte Sammlung von aktenstücken über auszenpolitische fragen; die benennung nach der färbe des bucheinbandes wurde englischem gebrauch nachgebildet: man kann nicht sagen, dasz das aktenstück ein blaubuch oder ein grünbuch ist, vielmehr ein weiszbuch nach seiner äuszeren ausstattung v. SCHOBLEMEB-ALST in: stenogr. ber. über die verhandl. d. dtsch. reichstages (1879) 2, 1608. WEISZBUCHE, f., name der Hainbuche (carpinus betulus), die im gegensatz zur rotbuche (fagus silvatica) weiszes holz hat, vgl. weiszbuohe faggio commune KRAMES t.-ital. 1 (1700) 176; zufrühest im 17. jh. bezeugt, s. unten weiszbüchen: die weiszbuche (ist) fester als die rothbuche H . v. F L E M I N G t. jäger ( 1 7 1 9 ) 26; die kleinen grünen blätter der haseln und weiszbüchen B I S M A B C K briefe an s. braut u. gattin 179. — weiszbüohen, adj.: weisbüchene sp&ne, aloes oder paradisholz (17. jh.) haushält. in Vorwerken 38 Ermisch. — weiszbusig, adj., nach engl, white-bosomed, vgl. weisz B l f ß aa: die dunkle behausung der weisbusigen Colma (ca. 1771) GÖTHB 87, 67 W. WEISZDORN, m., pflanxenname; zu weisz B 1 b, vgl. schwarzdorn teil 9 , 2 8 2 5 . 1) Hagebutte (rosa canina), nur mhd.: bedegar wizdorn (18. jh.) ahd. gll. 3, 637, 8 St.-S., s. hierzu DU GANGE (1888) 1, 616. 2) gemeiner weiszdorn (Crataegus oxyacantha), vgl. acanthus witdorn (13./14. jh.) DIETENBACH 6; acantus wisdorn (16. jh.) 686»: im glüenden zorn er (der funke) immer weiter gehet; von dem niedrigen pusoh steigt er zum weiszdorn an, vom weiszdorn zu der eioh G . TBETTEB Dädalus (1676) 1, 638; vom lebendigen . . . buschholz werden noch zum harten holz gez&hlet. . . der weisdom, der hagehayne oder wippendorn H B P P B lehrprtMZ (1761) 216; ein grünes reis er igrat Eberhard) schnitt von einem welsdorn bald ÜBLAHD

i. 1, 228. B. Scbm.-H.

— weiszdornheoke, f.: im schatten einer mtazdornhecke (1786) P r a m pOtt. per». (1816) 8, 12t. — weiszdrossel, /., smgdrossd, zippe (turdus musicut), zum unterschied von der rotdrossel, vgl. teü 14, 1, 876: disen vogel nennt man auch droschel, trostel, droesel oder durstel: item ein sangdrusohel und ein wysztroatel, als die obgenennt rottroetel HEUSZLIN Oesners vogelbuch (1667) 204»; von dar ziebdroesel, so etzliche nationen weiszdrossel nenen A I T I N G K S jagd-«. weidbüchlein (1681) 800; vgl. NAUMANN vögel (1822) 2, 262; für die weindrossel (turdus iliacus) ebda 276. WEISZE, /., adjeitiv-abstraktbildung zu weisz, ahd. wiz!, mhd. wize, mnd. mal. witte, vgl. emord. hviti. in der reget stark, edlen schwach flektiert, vgl. KONBAD y . M B G E N B E B G buch

d. not.

1 2 0 P f . , WBOKHEBT.TN 1 , 4 8 «

1205

WEISZEL—1WEISZEN

WEISZE—WEISZEL

Fischer (belege s. unten 3). im plural vereinzelt in der bedeutung 4, vgl. OÖTHE I I 2, 269 W. seit ahd. zeit belegt: eandoris uvizi (IO./H. jh.) ahd. gll. 2, 295, 45 St.-8.; sne uuizer heizet, uuanda er dia uuizi an imo habit NOTKEB 1, 463 P .

1) 'Helligkeit', zu weisz A 1: unz daz des tages wize Astern durch diu wölken dranc WIRKT T. GKAVENBEBS Wigaloit 277, 17

Pf.

2) als farbeigemchaft; im sinne von weisz B 1: tischlachen var nAch wlze WOLFRAM

Part. 237, 6; daz der eselinne milch gar weiz sei und daz si auch helf der menschen weizen KONBAD y. MEGXNBEBQ buch d. natur 120 Pf.; noch kOnt des sllbere purer schein, der milchrohn noch das helfenbeln, bey Ihrer (der rote) weissin wol bestehen WKCKHERLIN 1, 486 Fischer;

die brechung des lichtes ist also nicht allein hinreichend, um die färben zu sondern, ihnen ihre anfängliche weisze zu nehmen GÖTHB II 2,125 W.; ihr busen, dessen weisze die schwarz herabgeringelten locken noch blendender maohten EIOHENDOBFF S. W. (1864) 2, 198; poetisch: der pasz Ist tief verschneit, am weg entlang dieflchtenstangenstehn, die mit der kröne in der weisze weit als llnie fuszhoch sind zu sehn FAUL ERNST kauerbuch 1, 2 (1926) 60. 3) 'silbergehaU', zu weisz B 2 a rj aa (sp. 1190); auf das spätere mitteldUer beschränkt: daz die münze sol haben einen biderben man erbaeren unde gewissen, der . . . die munzze bewar unde versuche an rehter wizze (v. j. 1276) stadtbuch v. Augsburg 22 Chr. Meyer; daz sich die phenninge wandilen an der wizze unde an der swerde (v. j. 1289) Erfurter weist. 21 Kirchhoff; mnd. in der formet wichte und witte 'achrot und körn': twe hundert lodige mark brunswikischer wichte und witte (v. j. 1413, Braunschweig) städtechron. 8 , 2 5 8 , vgl. weitere belege bei SCKTT.MCB-

1206

weiszei eine nebenform; doch erscheint gerade weiszei, weizel im mhd. älter (OTTE Eradius 4805 Oräf) und reicher bezeugt (s. unten), vgl. KONBAD V. HEOENBEBO buch d. natur 396, 34 waizzel (hss. d. 14. jhs.), meiszel (he. u. druck d. 15. jhs.) und noch mundartlich wäsel charpiewdger TOBLEB appenzell. 440, aber auch maosl SOHHELLEB-FB. L, 1664 (s. ebda waiszel 2, 1021 und waizel 1059 nur in alten belegen), vielleicht zur wz. yieid- 'drehen, biegen', vgl. WALDE-POKOBNY 1, 236, die germ. jedoch nicht weiter nachzuweisen ist. neben weiszei steht weisel und häufig weizel, vgl. etwa reiszen und reizen, heiszen und heizen, beiszen und beizen, weisze und weizen. meiszel tritt im 16./16. jh. besonders bair. auf und stellt im frühnhd. die verbreiteten form dar; ob ein dialektischer lautaustausch (wie z. b. in mäusel, meisel 'schlund' gegenüber weisel 'Schlund' TOBLEB appenzell. 440) vorliegt oder anlehnung an meiszel 2 'sonde', bleibt ungewisz: sie (die toten) bedorften deheiner Baiben, weder weizel noch pblaster OTTE

Eracliut 4 8 0 5 Oräf; (wenn) die wund bainsohrot ist und heftens oder waisels bedarf (v. j. 1378) monum. boica 83, 2, 512; nym ein waizl, der von tuch gemacht sei (16. jh.) in: ztschr. f . dtsche phil. 17, 236; ist es ein stich, so sol man ainen wayczl nemen und sol den in das wasser dunchen und in den stich drukchen (16./16.jh.) in: anz. f . d. künde d. dtsch. vorzeit 20 (1873) 228; nimb darnach ein hanfiwerck, mach ein waitzel darausz und Übersee ihn mit dem obgeschribenen pulver, steoks inn den schaden SXUTEB roszarznei (1699) 80. X W E I S Z E L N , vb., in süddt. mundarten heimisches wort, dasselbe wie %eiszen 1 a 'weisz anstreichen', vgl. weisz I B L d: die frau St&uberin liesz ihr haus weiszeln ROSEOOEB wädlinge (1906) 318; sie hatte kein geld, um das haus weiszeln und ausbessern zu lassen E. ZAHN die da kommen u. gehn (1909) 238, vgl. UNOER-KEUIX 629; LENZ Handschuhsheim 72; MEISINOEB Rappenau 225; vereinzelt auch narddt., vgl. wittein weiszeln KÖPFEN DortLÜBBEN 5, 752. mund 67. 4) als farbstoff 'weisze tünche', zu weisz B 1 d (sp. 1188), ' W E I S Z E L N , vb., mit charpie behandeln oder verbinden, vgl. albarium weisze oder bindleymen, damit man stuben zu weiszei: ain fliessendiu wund, die man waizlen und bindt ER. ALBEBUS not), dict. (1640) 1 2 » ; bianco da imheften müs (Schongau, 14. jh.) altbayer. stadtrechte 2, 62 biancare i muri die weisz zum düngen (tünchen) HULSIUS HäuÜe; das ist die salben, wann ayner wundt wirt, die dict. (1618) 2,69: dergleichen hab sie (amme) manichmal, so do ausszeucht aus den wunden dye dpain und anderen sie dem kindt ein brei gekocht, usser zorn und gift kalch wetagen und bedorfft darnach nicht waizeln (16. jh.) in: oder weise ab der wandt uf den brei gesohaben (um 1666) ztschr. f . dtsche phil. 17, 236; wunden hefften oder waisseln zimmer. chron4, 50 Barock; von derselben art färbe bei S) und HAUTT in Könr. v. Würzburgs euoh glc'—«rn und heuohlern, die ir seit wie die geEngelhardt anm. zu 1925 ist meiszel das ursprünglich« und 76»

1207

'WEISZEN

'WEISZEN—WEISZFALKE

Bwenne uns daz hlr beginnet wlzen HUGO y . TEIMBESG renner 10409 Ehr.;

weisseten todtengr&ber H A U S SACHS 2 2 , 45 K.-G. vgl. Ä Q . ALBEBTINUS hirnschleif er (1664) 86; ähnlich: g o t t er-

schleich dich, du geweysste wand erste dt. bibd 2, 384 Iii. » e r . , vgl. G E I L E R V. KEISEESBEBO Sünden d. munds

46 B

(1618)

(LUTHES: du getünchte wand dt. bibd 6, 510 W.); gold nit alles ist, was gleist; schön Ist nit alles, was geweist

Isidoras spricht, daz dem tier (pferd) sein zend weizen, w e n n ez in daz alter g e 136 Pf.;

wänden

STOBM W. (1868) l , 175;

anderseits

zeugen

sie

von ärmlichkeü: keineswegs dazu hab ich sie (anrede) zwischen diese geweiszten wände, in diese höchst unedle umgebung berufen GÖTHE 24, 346 W.; ein dürftiges Wohnhaus . . ., es war ein kleines geweisztes zimmer G . F B E Y T A Q ges. w. (1887) 5, 25;

gelegentlich

auch für

das

(die sonne) Bwercet unt wtzzet

unt doch ein schiD gllzzet... daz tusch si bläichet, daz ez w:z Wirt, dem übe si doch swerce birt (um 1160)

anegenge in: ged. d. 12./13. jhg. 11 Hahn;

er (der bleicher) sprach: was ich tuue weissen mit meinen kuensten klueg,

d u t mir dein (des köhlers) s t a u b peschelssen H. SACHS fab. u. schw. 3, 126 ndr.;

vgl. mundartlich: baizen purgare il füato eimbr. 171. zu weisz B 1 f :

SCHMELLEB

(dämpfe) die uns den köpf zureissen

und das haar vor der zeit weissen

WECKHEKUN ged. 1, 180 Fischer;

doch dich weisset und jetzt beisset auch zugleich der falbe todt . . . mund und lefftzen werden bleich

SPEE tndzn. 301 Arlt.

zu weisz B 3 b: si haben gewaschen und geweist ire gewant in dem plut des lammes cod. Teplensis 3, 79 Huttier, vgl. erste dt. bibel 2, 489 lit. ver., ins symbolische (s. weisz C 1) übergehend: (wir) schuln unsich niu wizzen, unser sunte lazzen specul. ecel. 11 Kdle. poetisch zu weisz B 1 a: die (itrauter) zu besehn stieg er mit unermudeten filszen (auf den berggipfel),

bis er vom reifen geweiszt den ersten boden erblickte

CELSUS op.

L, 829

c) 'weisz sein' wendung:

j.

1441)

bei

SCHXLLEB-LÜBBEN

5, 753.

'bleichen': 'weiszen der pflanzen, diesz geschieht, indem man ihnen im innem die sonnenstrahlen und den Zugang der freien luft entzieht' HÜBNEB zeitungslex. (1824) 4, 901. 'weiszen . . . das roheisen, soviel wie feinen' MOTHES iüustr. baulex. (1874) 4, 358; weiszen . . . den zucker terrer le sucre (rohrzucker mit erde decken, reinigen) BEIL 1, 652. 2) intransitive -en-bildung, ahd. (h)wizfen, mhd. wizen, vgl. ags. hwitian. in älterer spräche nicht häufig, seit der miUe des 18. jhs. ungebräuchlich, vgl. dagegen blauen 1 teil 2, 83. a ) 'glänzen', zru, weisz A 2: . . . die fronwen sAhen den halsperc wlzen und den heim gllzen gegen den mänen d l er schein W Ä N T Y. GKAVBNBSBO Wigaloit

6416 Pf.

b) 'weisz worden', zu weisz B , vgl. Weyssen, weyss werd e n inalbescere

MAAT.EB t. spraaeh

(1661) 4 9 8 * :

in

spiderischer Ver-

allda blühen die rosen, weiszen die lilien, . . . sohwartzen die baisame MEYEAHBT himml. Jerusalem (1630) l, 815. 2 W E I S Z E N , vb., 'grunzen, heulen' (vom schwein), 'winseln' (vom hund); schweizer. Schaltwort, vermutlich nasalierte und daher n-lose form (vgl. WEINHOLD dem. gramm. § 200) von weinszen mit gleicher bedeutung zur wz. kueigehörig wie Winsen, vgl. winssen oder weynssen wie ein sauw subare MAALEB t. spraaeh (1561) 601B; s. teil 14, 2, 417 u. 411 unter winseln, wo etymologisches: (die Schweine) habend ein schützliche (scheusdiche) stimm oder weyssen FOBEB Oesners tierbuch (1563) 144»; des hunds stimm wirdt genennt bällen, wiewol er auch zü zyten heulet und weysset ebda 86", vgl. 85b; . . . und er, nit ful, haut, gfaszt uf jederlei agriff, mit sim stecke, wo oben e Bchwere bleiige chnopf het, eis dem burst (hund) über d schnüre; da hült und weiszet J. BREITENSTEIN > Vreneti us der bluemmatt (1864) 160.

W E I S Z E N , m., sieh weizen, m. W E I S Z E R , m., 'tüncher', nomen agentis zu Veiszen 1 a, vgl. gypsarius, albinus gypser, weiszer FBISCBUN nomencl. (1586) 188; der weiszer, tüncher le barbouüleur SCHWAN nouv.

dict.

(1783) 2 , 1027;

auch in md. und

nd.

maa., vgl. witter kalkstreicher, der die zimmer weiszt SCHÜTZE holst. 4, 868, D A N N E I L altmärk. 249, w e i s z e r t tüncher luxemb. (1906) 482, ROVENHAGEN Aachen 164;

ähnlich wie weiszbinder (sp. 1201) verächtlich gebraucht: der dichter sei kein Streicher und Schmierer, kein weiszer und tüncher und lehmentlerer, er sei der beste, der gröszte handthlerer . . . der nackten Wirklichkeit illnminierer HOFFMAHN Y. FALL, mein leben (1868) 6, 368.

es stoben beschneit und dampfend die renner . . . m&ntel mit flocken geweiszt . . . J . H. Voss ged. (1802) 2, 289.

a l b e r e d e is (v

Huser.

zu weisz B, nur

die rose rodet, die lllle wlzet (13. jh.) niederrhein. Marienlob in: ztsehr. f. dt. altert. 10, 127;

BODMER Noah (1752) 186;

in besonderen technischen ausdrucksweisen; in der münzspräche entsprechend iweisz sieden', vgl. weisz B 3 a : wanne dy (phenninge) gewisset werdin, das man dy us Rai geben (v. j. 1397) urkb. v. Freiburg (Sachsen) 2, 69; unde wanner sodane penning edder Schilling gewittet unde

natur

der blaue (holder) blühet zuerst und knospet im irühling sehr f r ü h . . . und weiszet nach der blüte CASF. SCHBÖTEB hausverwalter (1712) 137; statt eines schwarz gewesenen, nun aber yor allzu groszem alter zu weiszen beginnenden kleides ehe eines weibes (1735) 136. vereinzdt reflexiv: calcinier ihn (den gemahlenen Smaragd) in sale soluto, als lang bisz er sich weisze und darnach solyiert PARA-

streichen mit anderen färben: (das haus ist) rot geweiszt bei POLLE wie denkt das volk über d. spräche (1880) 73. b ) in allgemeiner anwendung nur älterer spräche geläufig, jünger noch in poetischem, und technischem gebrauch: 'bleichen', zu weisz B 1 c:

K O N B . V . MEGBNBEBQ b. d.

wenn des hauptes haare weiszen LÖSAU ». sinnged. 683 Eitner

(1624) F. MELI86U9 in: ZINKGREF auserles. ged. 5 ndr.;

geweiszte wände gelten als zeichen von Sauberkeit: auch die nächste umgebung sah nicht unfreundlich aus: die wände rein geweiszt MÖRIKE ges. sehr. (1878) 3, 227; die stuckschnörkel an den sauber geweiszten

1208

— w e i s z e r b s e , f., erbse (pisum sativum): darnach ain wiiserbs, abgesotten yisch (15. jh.) bei STAVB-TOBLBB 1, 431. — w e i s z e r l e , f., eine erlenart (alnus incana): die graue oder weiszerle (alnus incana) unterscheidet sich yon der schwarzerle durch die glänzende, silbergraue rinde des stammes DALITZSCH pflanzenbuch (1910) 101; vgl. MAEZELL wb. d. dt. pflanzennamen

1, 221.

W E I S Z E R Z , n. 1) arsenlcies: 'weiszerz in Freyberg ein silber- und bisweilen auch goldhaltiger arsenikläes' VOIGT mvneral. idiot. (1789) 824; der silberhaltige arsenikkies yon Bräunsdorf bey Freyberg, welchen Werner weiszerz genannt

(hat)

O R E N aUg.

naturgesch.

(1839) 1, 407.

2)

arsenkupfer: weiszerz besteht aus kupfer, arsenick und wenig Schwefel G. LIOHTENSTEIN entd. geheimnisse (1778) 181. 8) eiseuspat: 'weiszerz nennt man bey Eisenärz in Steyermark den weiszen stahlstein (frischen eisenspath) zum unterschiede von dem braunen verwitterten spatheisenstein' BiuitBOV eisenhüttenkunde (1817) 4,576; vgl. KABMABSOHH E E B B N (1876) 6, 640. 4) weisztellur, vgl. ebenda 10, 666.

— w e i s z f a l k e , m., 'weihe', vgl. albus falco weiszfalck FBISCHLIN nomencl. (1686) 60; falco pygargus weiszfalke NAUMANN vögd (1822) l, s e i ; weiszfalke circus eyaneu» BREHM tierl. (1890) 6, 898

P.-L.

1209

WEISZFISCH

WEISZFARB—WEISZFISCH

WEISZFARB, w e i s z f a r b e n , adj., bis ins 16. jh. noch weiszvar; wie weisz B: Vernix ist ain wolsmeckent stain und ist etwas weizyar KONB. V. MEGENBERQ b. d. natur 465 Pf.; die groszen münze, schillinger gnant . . . und sollen der geen hundertunddrey uf die mark und weyszvar sein (um 1460) in: archiv d. hist. ver. f . Unterfranken

22 (1874) 124;

dieer Jüngling offt machet, das mich eyn weisz pferdt bedaiichte gar als wer es Bchwartz, eyn schwartz welBZfar

WLCKKAM 8, 107 BOLTE;

so werden die feigen, welche aufi solchem bäum wachssen, weiszfarb SEBIZ fddbau (1579) 836; . . . mit dem mäl (bltitenstaub) wciszfarbener tulpen BODMER Soah

(1762) 40.

— w e i s z f a r b e , /., 'weisze färbe', vgl. albor, albedo, candicantia weiszfarb ER. ALBEBUS nov. dict. (1540) E 2 (ist) under dem geblüt ein fleyschige substantz vermischt, zu weiszfarb geneygt RYJT Spiegel d. gesundkeil (1544) 140 B. — weiszf&rber, m. 1) zu weisz B 1 d 'tüncher, ansireicher', vgl. weiszfärber dealbator STEINBACH (1734) 1. 411; 'bleicher', vgl. ^eiszen lb: weiszf&rber hatt ein grosses haus . . . der f&rber weiszt. der köhler machte voll gratis HEESEIL I. W. 29, 386

Suphan.

2) zu weisz C1 als Umschreibung für 'erlöser', 'Verteidiger'; im anschlusz an Jesaia 1, 18: der böse geist . . . besudelt die leute in Sünden, die ordensleute wollen weiszfärter seyn und suchen viel weisze färbe auszerhalben Christi verdienst, aber der herr Jesus ist der allerkünstlichste weiszf&rber: wenn unsere Sünde gleich blutroth sind, kan er uns doch mit seinem edlen blutsztropffen schneeweisz färben VAL. HEBBERGEB herzpostüle (1613) 2, 361; welche (priester) ihn und Arbogasten sollten aufs beste entschuldigen und seiner schwartzen oder blutroten that weiszfärber sein VALVASSOB herzogth. Gram, (1689) 4, 2, 203. — w e i s z f a r b i g , -färbig, adj., wie weisz B gebraucht, s. auch weiszfarb, adj.: doch haben sie bede (arten rosmarin) lange schmale dicke blätlin, aufi der letzen seyten gegen der erde zfi gewent gantz weiszfärbig, die ander seyt gegem himmel fast grün BOOK kräuterbuch (1639)1,13®; die basz mitten in dem landt (China) wohnen, seindt weiszfärbig, bleich und gelblicht wie die Teutschen, Italianer unnd Hispanier KELLNEB Mendozas beschr. des königr. China (1689) 27; das glas (wird) mit weiszfarbigen substanzen

(gerieben)

SOTELLINQ

W.

(1866)

442;

1/2,

weiszfarbig wie ein zur ernte reifes getreidefeld G. H. V. SCHUBERT reise in d. Morgenland (1838) 1, 284. — weiszf a u l , adj., zum unterschied von rotfaul (teil 8,1807), zur bedeutung vgl. unten weiszfäule: das phosphorisieren des frisch vom bäum kommenden weiszfaulen holzes KABMABSCH-HEEBEN

glümkeholt

(1876)

4,

348,

vgl.

witful

holt,

SOHAMBACH GDTT. 801. — w e i s z f ä u l e ,

/.,

eine holzlcrankheit, zum unterschied von rotfäule (teil 8, 1307): rothfäule und weiszfäule, roth- und weiszstreifen, . . . sind zustände des holzes und der bäume, welche durch die Vegetation dieser pilzfasern hervorgerufen werden HASTIG forstl. konversationslex. (1836) 488. — w e i s z f e u e r , n. 1) bengalisches feuer von weiszer färbe, tu weisz B, gegenüber rot-, grünfeuer: weiszfeuer (ist) soviel wie bengalisches feuer KBÜNITZ 237 (1866) 63; ein indianisches weiszfeuer, auf dem Landgrafenberg von Professor Döbereiner abgebrannt GÖTHE 36, 67 W. 2) fachausdruck der meiaUurgie 'feineisenfeuer', vgl. weiszfeuer running-out fire, finerie HOYER-KREUTEB technol. wb. ( 1 9 0 2 ) 1, 841.

WEISZFISCH, m. 1) ursprünglich wohl mit allgemeiner bedeutung wie noch mundartlich: 'weiszfisch heiszen bei dem volke alle fische, welche weisze schuppen und weiches fleisch haben' CASTELLI Österr. (1847) 263. bei den meisten älteren nicht lexikalischen belegen ist die Zuweisung zu eitler bestimmten zoologischen gruppe schwierig, doch lassen die begleitenden fischnamen und angeführte eigenschaften (Kleinheit, geringwenigkeit, grätemreiehtum) im allgemeinen auf die gruppe leuciscus aus der familie der cyprinidae oder auch auf einzelne arten dieser gruppe schlieszen:

1210

wurffgarn zfi fischen ucd zfi salmen, onch gruppen oder kopten und wysz&sch gründeten, steynbysz, schlyen und rynflscb (uml514tStTa8zbwrg) ged. vom hausrat c2 a Harnpe; fach hasch erlitz und die kressen, rotaugcn, wciszflsch und die pressen (1547) H. SACHS 4, 272 Keller;

von diser güldt solt dereelbig veter . . . den convent versehen und geben . . . hecht, karpfen und weiszvisch (1531) KNEBEL chron. v. Kaisheim 104 lit. ver.; als ldein und geringwertig bezeichnet: die kleynen fischlin sein diejenigen, welche man die weiszfisch pflegt zu nennen SEBIZ feldbau (1579) 465; schützt. . . der frosch das rhinoceros, der weiszfisch den haifisch?

EICHENDORFF S. W. (1864)

3, 447; ein anderer, der fischt, . . . fangt ein weiszfisch, aber lauter grätten, békombt ein weisze und schöne, aber ohne m i t t l ABRAHAM A S. CLARA Judas

(1686) 1, 215; d e r

kleine Schälk hatte einen kleinen karpfen und zwei elende weiszfische HAUFF S. W. (1890) 4, 211. von hier aus übertragen 'taugenichts, Windbeutel': ich wette, sie (Maria) verglich mich (Sickingen) mit ihrem weiszfisch (Weisungen) GÖTHB 8, 86 Weim.; Fritze Reimers ist ein windsack, ein rechter weiszfisch! STORM W. (1899) 6, 37. 2) in den ältesten bedeutungsmäszig bestimmbaren belegen bezeichnet weiszfisch den aspius rapax aus der gruppe leuciscus, vgl. claucvlus schiet vel wizuisch (wihuisch hs.) ahd. gl. 3, 361, 25 (16. jh.) und (nach einer mitteilung von RTJD. ZAUNICK-Dreidem) den gründling gobio fluviatilis Cuv., vgl. wiszvisch gubbea vel gubba vocab. (Straszburg, Hüpfuff 1616) i 4»; weiterhin gebraucht: a) insgesamt für die gruppe leuciscus aus der familie der cyprinidae, vgl. alburnos alias appdlamus allerley weiszfische als roteuglein, rotfedern, häaelinge CORVTNUS fons lat. (1646) 37: 'weiszfisch, dieser nähme begreift verschiedene gattungen von fischen, die insgesamt silberweisze schuppen haben, darunter sind die uckerUy, die plötzen, die rothaugen, item die güstem und die flincken' haushaltungslex. (1728) 1024; von den brassen, dieser grosze weiszfisch . . . ist auch ein stromfisch DÖBEL jägerpractica (1754) 4, anh. 76. b) für einzelne arten der gruppe leuciscus. 'uckelei' (leuciscus alburnus), vgl. alburnus blieck, zwibelfisch, weiszfisch EMHELIUS nomencl. (1692) 139; weiszfisch alburnus . . . ist ein fisch, der mit esaig und etwas garteneppich zubereitet aufigesetzet wurde AMARANTHES frauenzimmerlex. (1716) 2112, vgl. BREHM tierl. (1890) 8, 282 P.-L.; so auch mundartlich, vgl. z. b. luxemb. ma. (19Q6) 482; HALTRICH siebenb.-sächs. 68; aus zwanzigtausend weiszfischen wird ein ganzes pfund . . . perlenessenz . . . gewonnen JEAN PAUL W. 38,46 Hempd, vgl. hierzu KARMABSOH-HEEREN (1876) 6, 608. 'dobeT (squalius cephalus), vgl. weiszfisch sive schnottfisch squalus minor STIELER (1691) 487. 'hasel, häsling' (leuciscus leuciscus), vgl. alburni weisfisch, hesling vocab. rei numm. (1652) G 3*. 'perlfisch' (leuciscus Meidingeri): perlfisch . . . wird von den fischero am Attersee häufig auch weiszfisch schlechtweg genannt HECKEL-KNER süszwasserfische (1858) 179. 'blicke' (blicca bjSrkna), vgl. weiszfisch able, ableite HUXSIUS-RAVELLUS dict. (1616) 404; weiszfisch ablette, blanchaille FRISCH (1762) 704. auch mundartlich, vgl. weiszfisch, der gieben FRISOHBIER 2, 462; visfesch ableite HENRY Colmar 238. c) für andere fische, 'wütling' (gadus merlangus), vgl. weiszling 1 a a: weiszfisch, ein dosch a whiting LUDWIG (1716) 2437. 'schnäpel' (coregonus oxyrhynchus) weiszfisch, meyfisch RÄDLEIN sprachsch. (1711) 1, 1043, vgl. BREHM tierl. (1892) 8, 369: auf der Elbe wird der salmo albula eigentlich schnepel genannt, heiszt bey anderen auch weiszfisch wegen seines sehr weiszen fleisches HÜBNEB cur. naturlex. (1776) 1981; der magister sieht in seinem grünen flause blos wie der grüne schnäpel (weiszfisch) oder die kaulquappe aus JEAN PAUL 15/18, 74 Hempel. 'hausen'(aeipenser huso) (sie fangen in der Wolga) die groszen weiszfische, so 4, 6 und 6 eilen lang seyn, haben sehr weisz, süsze und wohlgeschmacktes fleisch ADAM OLEABIUS pers. reisebeschr. (1696) 185. pottwal' (physeter katodon): der weiszfisch, wittfisch (physeter katoden) führt den namen von seiner gelblichweiszen haut HÜB-

1211

WEISZFISCHBEIN—WEISZGEBRANNT

WEISZGEBRANNT—WEISZGERBER

1212

h e b cur. naturlex. (1776) 1752. 'toeiszwal' (delphinapterusb r a n n t , part, adj.: darnach resolvir weiszgebranten leucas): weiszfisch (delphinus leucas) OKEN allg. naturgesch. tartar (Weinstein) THTJBNEISSEB magna alchymia (1688) (1839) 7, 1086. — w e i s z f i s o h b e i n , n., os sepiae: im 143; weiszgebranntes mehl, vgl. AMARANTHES frauenrücken (von sepia officinalis) liegt eine gerade mürbe kalk- zimmerlex. (1716) 1687; weiszgebrannte knochen (knoschale, welche unter dem namen weiszfischbein (os sepiae) chenasche) J. LIEBIG handb. d. chemie (1848) 295. — bekannt ist und zum polieren, auch sonst in der medizin w e i s z g e d e c k t , part, adj., mit weiszem tuch gedeckt, vgl. weisz B 1 c : man (ist) denselben (dienern) schuldig, . . . gegen saures aufstoszen gebraucht wurde OKEN aüg. eine warme stube und einen tisch weiszgedeckt LERSZNER naturgesch. (1839) 6, 634, vgl. aüg. dt. bibl. 6 (1767) 16. WEISZFÜNF, subat., alter pflanzenname (potentiUachron. v. Frankf. (1706) 2, 639»; alba), vgl. hirsspan, fünffingerkraut, weisfünf, falsch flofrisch gemfise, honlg, milch und butter kraut cinque fueiUe TOXITES onom. duo (1574) 201; pentatrug man auf den welszgedeckten tisch JUHG-STILIINQ ». sehr. (1836) 2, 4 1 1 ; phyttum, qui-nquejolium funffiiigerkraut, weisfunff JÜHIUS (1677) 102: kr&uter und blumen, so disen monat (juni) auf dem weiszgedeckten altar VEEBIO kreuz im Venn am besten sein sollen, sind die nachgesetzte . . . ehren(1909) 132. — w e i s z g e f l a m m t , part, adj.: pileo rubeo preisz, gamanderle . . . fünffingerkraut, weiszfünf SEBIZ candidis fiammvlis ornato weiszgeflammt SPENEB op. fddbau (1580) 67. — w e i s z f u s z , m., 1) für ein tier, meist herald, pars spec. (1680) 602; die weiszen und rothen, leibein pferd mit weiszen füszen: reden wir lieber von pferden, farbenen und weiszgeflammten tulpen aUg. haushaltungs. . . was kostet seinem herrn der weiszfusz G. STEPHAlex. (1749) 1, e 8 l . — w e i s z g e f l e c k t , part, adj.: sisyNIE s. lustsp. (1771) 296; (ich) sattle dir den weiszfusz rinchium . . . hat blumen . . . unterschiedlich: etliche FOUQUÄ altsächs. bädersaal (1818) 4, 87; wissfuess rind gelber, etliche blauer, etliche weiszgefleckter v. HOHmit weiszen füszen STAUB-TOBLEB L, 1096. 2) fischadler BERG georg. cur. (1682) L, 662. als zoologisches merkmal: (pandion haliaetus): die kennzeichen des . . . flusz- oder eine sehr stark weiszgefleckte variet&t (des schUierkauzes) fischadlers, weiszfuszes oder weiszbauohes (pandion ha- NAUMANN vögel (1822) 1, 487. — weiszgeier, m.: zwey liaetus) BREHM tierl. (1890) 6, 332 P.-L. 3) vielleicht zu gescbläoht der gyren . . . , das ein klein und weyszl&cht, weisz C 3: 'wittfot, weiszfusz heiszl im westfälischen Hessen das ander hat mer färben, . . . das wirt von landtleüten derjenige, welcher bei festen,, hochzeiten, kindtaufen, weyszgyr das . . . genannt HEÜSZLIN Oesners vogelbuch (1667) geschäft hat, die gläser zu füllen' VILMAB 456. — weisz- 72». f ü s z i g , adj.: weyszfussig pferde petulus voc. theut. WEISZGEKLEIDET, part, adj., der älteste beleg über(Nürnb. 1482) n n 8»; weiszfiiszige antelopen BITTEB setzt lat. eandidatus: solt ich die weisgeclaidten oder die erdlc. (1822) 6, 764. senatores wirgen PLENINQEN Sallust (1616) M LB; meist WEISZGAR, adj. 1) im gerberhandwerk 'mit alaun ge-mit einem gefühlshm, der auf einer symbolischen bedeutung gerbt', zu weisz B 2 a e, zum unterschied von rotgar (s. teil von weisz (s. 0 1—4) beruht: zwey weiszgekleidete leute 8, 1308) und lohgar (teil 6, 1131): vier reussen heude, so . . . , priester des Eresbergischen heiligthums LOHENSTEIN lohegar bereittet, zwo reussen heude an vier stucken, Arminias (1689) 2, 684; die bei feierlichkeiten immer so weiszgar bereittet (v.j. 1668, Oieszen) in.- am. f. d. künde beliebten weiszgekleideten mädcben CL. BRENTANO ges. d. dtsch. vorzeit 2 (1864) 276; der rüokriemen musz von sehr. (1862) 5, 64. — weiszgelb, adj., ein sehr helles weisgam leder dazu geschnitten werden (v. j. 1634) corpus gelb: (weine,) so an der färb gelb oder weisz oder weiszconstit. Prutenicarum 2,173; zoll auf weiszgare kalbfelle gelb, dünn/ durchsichtig . . . seyn GUARXNONXÜS greuel Leipziger neueste nachr. v. 81. x. 1899. 2) in der metaüurgie, d. verwüst. (1610) 636; die grundf&rbung . . . geht (beim zu weisz B 2 a ?? bb: die weiszeste roheisensorte . . . ist das léopard) . . . auf der vorderbrust in . . . weiszgelb Aber spiegeleisen, des ausgezeichneten bruohes mit groszen spieBREHM tierleben (1890) 1,461 P.-L. gelbliches weisz: der alte gelnden flächen wegen so genannt . . ., diesem zun&dhst amtsrat. . . mit rotem köpf und weiszgelber haarmfthne steht das weiszgare eisen K n«mimii.lTiiii»m (1876) 2, W. v. POLENZ Grabenhäger (1897) 1,196; 'blond' oder 'hell771. — weiszge&der, n., 'sehne': flachszader, Benader, blond' (zu weisz B 2 e), vgl. cheveux blonds goldgelbe oder spannader, weiszge&der nervus CHB. WIBSUNQ arzneibuch weiszgelbe haare DUEZ nomencl. (1662) 101: die leute mit (1688) reg. s. v.flachsader. — w e i s z g e a r b e i t e t , patrt. idj., weiszgelben haaren (sind)... bekanntermaszen von sehr wohl gleichen sinnet wie weiszgar: das geeohühe (für den zarter bildung LAVATER physiogn. fragm. (1776) 8, 74. — falten) sind zween ohngef&hr fingerlange subtile weiszweiszgeld, n., 'silbergeld', zu weisz B 2 a 17 aa:' aspragearbeitete linde riemen v. HOHBERG georg. cur. (1682) tura das kleingelt, damit man pflegt zu weohselen, gleioh 2, 661. — w e i s z g e b l e i c h t , pari, adj., 'heilgeworden', a b wolt man sagen weiszgelt H. • . LEWENKLAW neue mit bexug auf haut und haar: chron. türk. nation (1690) 176; jeder sohimpfte auf die kaiserlichen kriegsgefangenen. 'sehwarzfleisoh, weiszals nun des andern tags die kühle morgenstunden geld' aehrieen sie ihnen . . . zu, denn mit dieser anrede ihr wetoigeblelchtee haar kaum haben anffgebunden W. H. v. HOHBUBXBG tuMbmt. OUobart (1664) D 7 »; hatten die herren Österreicher kurz vorher die armen leute exequiert (um 1800) LAUKHASD leben u. schicksale die früh nach norden ausgewanderten und dort allmftlig 4, 186. — w e i s z g e p u d e r t , part, adj.: (sein) g e s i e h t . . . weiszgebleiohten stimme SCHOPENHAUER «0. 6, 176. häufig von knochen und holz (Verwesungserscheinung):war in eine weiszgepuderte, in sanften locken wallende . . . die blassen belne, perücke gehüllet NICOLAI Nothanlcer (1778) 2, 82. — die vir aal einem Mrchhof sehn, weiszger&t, n., weisze wische, leibteäsche, vgl. weisz mit Ihrem weisigebMchten scheine B i o : plunder, weiszgerät linea supellex REDINOEB Tkhibb poet. betmeht. (1760) 1, 248; (1662) bei STAUB-TOBLEB 6, 114; meines lieben weibes unter dem uralten, weiszgebleiohten, ganz ausgehöhlten verlassenschaft... 8 bettevorh&nge..., der freuen seligen und doeh wieder neutreibenden nuszbaum SCHEFFEL weiszgerftthe . . . , 4 gen&hete tischtücher (um 1600) H. v. ges. w. (1907) 3, 237. entsprechend weisz B U c bzw. 1 e: SCHWEINICHBN denkwftrd. 626 österley; sie (hatte) das das baumwaohs, weiszgebleiohte siegelwachs aüg. haus- weiszger&the zu sftubern . . . in Verrichtung Aua. BOHSE haltungslex. (1749) 630; die feinsten weiszgebleichten Olorena (1694) 41. Sorten (leinen) SOHEDEL warenlex. (1834) 2, 699. — w e i s z g e b o r e n , pari, adj., fachausdruck der Pferdezucht; WEISZGERBER, m., gerber, welcher das Uder weiszvon schimmeln gesagt, die von gebart an weisz sind, zum gar bereitet, vgl. VOIOTKL wb. (1798) 8, 616, «. weiszgar, unterschied von silber- und milohsohimmel: hannöversche sp. 1211: edoratores, cingvlatores wizgerwere (1882) in: sogenannte weiszgebohrne pferde GÖTHE I I I 8, 19 W.; älteste weist, d. Stadt Erfurt 109 Kirchhoff; im gegensatz substantiviert: zum rot- oder lohgerber: die loher u. (und) i. (ihre) g. o, euer welsigeborner, dems wie funken ans den nttstem bldhte (genossen) . . ., die wiszgerber u. i. g., die hentschuger n. i. g. (1882, Mainz) städteehron. 17, 16; dy webinde AmraiTK v. DEOBTB-HOlSBorr ges. sehr. (1878) 2,8. kirnst hat undir ir seohsz hbupthantwerg..., daz sechste von vögeln: die weisz- oder weiszgefleoktgeborenen ist slechtwerg und ist eyn etc. alz lower, wisgerwer, Vögel NAUMANN vögel (1822) 1, 121. — weiszge-

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WEISZGERBEREI—WEISZGETÜNCHT

WEISZGEWASCHEN—WEISZGLUT

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zimmer und, weit davon entlegen, eine ordinäre, schmale pergamener (ha d. 15. jhs.) in: anz. f. d. künde d. dt. weiszgetünchte schlafkammer NOVALIS sehr. 2, 57 Minor; vorzeit S (1856) 274; weisz- und rotgerber GUABENONIUS amtszimmer . . . groszer, weiszgetünchter, kahler räum greud d. verwüst. (1610) 609; der Eissach geht mitten G. HAUPTMANN biberpelz (1898) 38. — weiszgewaschen, durch (Brixen) und die weiszgerber brauchen gut sein part. adj., 'reingewaschen' zw weisz B 3 b: gantz reyn wasser HEINSE S. W. 7, 272 Schildd.; worauf ein weisz. . . von allen sunden, ya als ein weyszgeweschenes tuchlin gerber mit aufwerfung der alten frage antwortete, ob J. STBAUSZ beichlbUchlein (1523) E l " ; glätten heiszet das keckheit oder bescheidenheit eher zum ziele führt G. KELLER ges. w. 2, 193. auch für Handwerker, die aus weiszgaremweiszgewaschene klare zeug . . . glatt und spiegelnd reiben AMABANTHES frauenzimmerlex. (1716) 671; auf einem leder fertigwaren herstellen: dasz der weiszgerber oder nackten tische von weiszgewaschenem fichtenholze LAUBE riemenschneider, gürtelmacher oder hammacher gilden ges. sehr. (1875) 8, 74. — w e i s z g e w i c h t , n., fachausin samt genennet werden der ledermacher oder weiszgerber gilde (v. j. 1642) in: KRUMBHOLTZ gewerbt d. st. druck des gerberhandwefks 'gewicht der reinen blösze, der enthaarten haut', zu weisz B 3: als Voraussetzung gilt, Münster 464; ein weiszgärber oder taschenmacher (1563) KIRCHHOF wendunmwt l, 165 lit. ver.; mundartlich z. h. dasz die bestimmung des weiszgewichts der blöszen erweisgierwer der saitler, eigentlich der pferdegeschirrmacher folgt ist, nachdem dieselben einen halben tag im wasser gelegen haben LÜEQER technik (1894) 6, 97. — weiszGANGLEB Luxemb. 479. — w e i s z g e r b e r e i , f. l) das g e z e u g , » . , soviel wie weiszzeug 1 'weisze wasche'; kleider verfahren: in der weiszgerberey waren Ungarn die lehrund weiszgezeug P. della Volle reisebeschr. (1674) 1, 22. meister der meisten Europäer POPPE gesch. d. technol. — w e i s z g e z o g e n , part. adj., fachausdruck der webe(1811) 3, 190. 2) das einzelne unternehmen, der betrieb: kunst, vgl. gezogen (teil 4, 1, 4, 7203): (priesterinnen.,) unter die an dem orte erwähnten gerbereyen sind roth- und denen etliche . . . vier weiszgezogene tücher nahmen und weiszgerbereyen NICOLAI reise durch Deutschi. (1783) sie auf soviel. . . taffein deckten LOHENSTEIN Arminius 12, 167. (1689) 2, 184. WEISZGESCHÄLT, pari, adj.: nim grüne welsche nusz, die sauber unnd weiszgescheelt seien GÄBELKOVEB WEISZGIESZER, m., 'zinngieszer', zu weisz B2a?/bb: arzneibuch (1695) l, 17; zum folgenden beleg tgl. unter (stannarii) qui eliam, dicuntur weiszgieser A. BKIEB vom weisz C 5 a sp. 1196 weiszer stab als reguisit des astro- handwerkszeuge (1691) 37. — w e i s z g i e s z e r e i , f.; gielogen: szerei, die weiszgusz (s. dort) herstellt: die einzelnen zweige und Jeden, der bei nacht mit welszgesch<em stab der gieszerei werden . . . nach dem vergossenen stofi beIm Bande magsche Zirkel siehe nannt: . . . messing- (gelb-), rot-, weiszgieszerei, zinn-, GAUDY «. u>. (1844) 24, 155. zink-, bleigieszerei LUEQEB technik (1894) 4, 667. — — weiszgesoheuert, pari, adj.: auf einem weisgew e i s z g i l b i g , adj., soviel wie weiszgelb: das weiszgilbige scheuerten tisch von lindenholz HEBMES Sophien» reise haar, das dem rothwildpret hinten um die keulen her(1760) 4,313. — weiszgesohlacht, adj., 'von weiszer ort sitzet HEFPE lehrprinz (1751) 205. oder färbe', vgl. weiszschlaeht: weiszgeschlachten angeWEISZGILGE, f., vgl. weiszlilie sowie gilge teil 4,1, 4, sichts («. j. 1767) bei UNGXB-KHULL 629. — weisz7504. 1) für lilium candidum: von weiszgilgen . . . die geeicht, » . , frauenkrankheit 'weiszerftusz*,vgl. das weisze Lateiner nennen sie lilium BOOK leräuterbuch (1589) 2 geeicht bei weisz B 2 a g und geeicht I I 7 'gesucht, krank62»; weyszgilgen ireos voc. theut. (1482) nn 4». 2) hemeheü' teil 4, 1, 2, 4099: gantze wäitzenkörner . . . sollen rocallis ein wild weiszgilgen geschlecht GESNEB erdden weiszen weiberflusz, das weiszgesicht genannt, stillen gewächse (1642) 41. und verzehren TABBRNIMONTANUS kräuterb. (1664) 600. WEISZGILTIGERZ, n., s. weiszgültigerz. — weiszgesotten, part. adj., 'dünn versilbert' vgl. WEISZGLÄNZEND, part. adj., zu weisz B : missweisz sieden bei weisz B 8 a: die gestreckten und falsch pückel, eine weisgl&ntzende bergart SOHÖNBEBO berggefärbten tücher, das weiszgesottene kupffer . . . entinform. (1698) 2, 66; einen propheten in weiszgläntzenden ehren DAXNHAUEB katechismusmüch (1657) 2, 828. — kleidern LOHENSTEIN Ibrahim sultan (1679) d 2"; (von weiszgesperbert, part. adj., 'mit weiszen sprenkeln vereiner frau:) diese prächtige büste,... dies weiszgl&nzende sehen wie ein Sperber', vgl. teil 10, 1, 2162: vom groszen fleisch LAUBE ges. sehr. (1875) 4, 207. — weiszglas, n., sperber oder weiazgesperberten habioht DÖBEL neueröffn. zu weisz B 2 a y, vgl. weiszglas, kreideglas JAOOBSSON jägerpract. (1754) l,' 76; falco nissus weiszgesperberter technol. wb. (1781) 4, 680; herstellung von weiszglas, halbfinkenhabicht NAUMANN vögcl (1822) 1, 258. — weiszweiszglas und grünem flaschenglas LUEQEB technik (1894) geeprenkelt, part. adj.: der rüoken (des Wassermolchs) 4, 685. — w e i s z g l o c k e , f., name der zaunwinde (ctmvolist sohwarz, die Seiten weiszgesprenkelt aüg. haushalvulus sepium): der gestalt halben nent man die groeze tungdex. (1749) 3, 667; appeüativ in tiemamen: endytes biAmen weiszglooken . . . zu latein volubilis maior BOOK arctieus weiszgesprenkelter lom NAUMANN vögel (1822) kräuterbueh (1689) 2, 66*; zäun- live weiszglocke . . . smi12,418. — weiszgestoszen, part. adj., zw weigzem pulver lax laevis STIELEB Stammbaum (1601) 086. zerstoszen, vgl. stoszent (teil 10,8, 506): nimb weiszgestoezWEISZGLÜHEND, part. adj., metallurgischer fachnenaugstein Saunen hippiatria (1588) SM) nimm weiszausdruck, zu weisz B, gegenüber rotglühend: 'weiszgestoszenen ingber y. HOHBEBG georg. cur. (1682) 2, 260. glühend eisen,. . . der zweyte grad des gUthens bey dem — weiszgestreift, part. adj.: Schmiden des eisens, der auf die schweiszhitze folget' ein weingosMlOtes ptad vor ddi und vor der band JAOOBSSON (1781) 4,680; sehrMbseh ist, wenn das weiszV. HOHBXBO teort. (1682) 2. 131. glühende metall in wenig augenblicken in die goldgelbe — weiszgestreimt, -gestriemt, part. adj.: 'weiszfärbe fibergeht MOLTEE ges. sehr. (1892) 6, 294; übergestreift': (die fähnlein,) so an gleichfalls roht weiszgetragen 'glühend vor eifer und erregung': der graf . . . ist an streimten und bemahlten kleinen lantzen hingen trinciermir einen blühenden und weiszglühenden Inspektor gebuch (1662) 206; gramen strictum das weiszgestriemte wohnt JBAN PAUL W. 11—14, 830 Hempd; hatte ich ja gras v. HOHBEBG georg. cur. (1682) i, 678. — weiszgedoch . . . weiszglühend vor erregung, drei Strophen an strichen, part. adj., soviel wie weiszangeetriohen: die den gegenständ gereimt B. v. SUTTNKB memoiren (1009) weiszgeetrichenen fenster STOBK W. (1808) l, 142. — 67. — weiszglü'hhitze, f., vom metall, vgl. CAMPE 6, weiszgetünoht, part. adj., vffl. weiaztünoher; nach 668; bildlich von seelischer erregung: es soll ihnen (den Matth. 28, 27: gefangenen) kein haar gekrümmt werden, ioh bin aus was lBt das groeze nichts, so weit und erde heistet 1 . . . der weiszglühhitze heraus FONTANE vor dem stürm (1905) ein wetozgetttnchtes grab, ein stets verk&pt geeichte, 696. — weiszglut, f., technischer terminus für den zuein kerker, wo man lacht stand fester körper bei einer erhitzung von 1200° bis 1600°, HonumrswALDAV deutsche Oben. u. gtd. (1670) neben rotglut, gelbglut, grauglut: mittelharter stahl erbegrälmtiied. 51; fordert gelbgluth, weicher geringe weiszgluth MUSPBATT in neuerer spräche mit einem beiklang von 'ärmlich' oder chemie (1889) 2, 1469; auf seelisches übertragen: diese 'nüchtern' die junge prinzessin (hat) ein kostbares visiten-

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WEISZGOLD—WEISZGÜLTIGERZ

WEISZGUSZ—WEISZHOLZ

weiszglut seelischer erregung P. HOLE ges. w. (1916) 281. — w e i s z g o l d , n., 1) platin, vgl. weisz B 2 a i / b b : platin, welches man sonst weiszgold genannt hat ZAPPE mittend, handlex. (1817) 2, 268. 2) bUUterteUur: das Nagyacker Silbererz seye das Ofienbanyer weisgold aüg. deutsche bibl. 111 (1792) 475. W E I S Z G R A U , adj., zwischen weisz und grau liegende färbe, 'hellgrau', vgl.: weisz- oder liohtgrau leucophaeus STIELE» Stammbaum, 696: item 13 m (mark) vor eyn weisgro mechlichs laken Marienb. tressilerbuch 179 Joachim; so bleibt der stul nach arth der epeisz und also offt als leiten weiszgraw PARACELSUS opera (1616) l, 637; ein weiszgrawer kiesz ERCKER mineral. ertzt (1580) 11611; (die brachvögel) seynd von färben grau und gelb eingesprenget, mit etwas weiszgrauen brüsten AITINGEB jagdu. weidbüchlein (1681) 86; fest in bestimmten anwendungsbereichen; von der gewitter- und hagelwölke, vgl. calamüosum caelum ein weyszgraw gwülck, das gern hagel gibt FRISIUS dict. (1556) 174: ein gewitter, das in weiszgrauen wölken daher schwebte MILLER Siegwart (1777) 3, 962. im 16. jh. von der barfüszerkutte, vgl. weyszgraw wie ein barfüszerkutten leucophaeus

MAALER (1561) 492«: es kam

ein

hauüen mönchen weiszgrauw bekleidet KIRCHHOF wendunmut l, 625 lit. ver. seit dem 17. jh. für die haar färbe im alter, oft geradezu 'hochbetagt', s. auch weisz B l f a, vgl. weiszgraw chemi, canuto HULSIUS-RAVELLUS dict. (1616) 404: vil junger edelleuth (sind) zu rosz die geschloszstiegen hinauffgeritten, da hingegen die alten schönen weiszgrawen frey- und landherren zu freyem iusz . . . hinauflgestiegen GUARINONIUS greud d. verwüst. (1610) 1245; dasz das alter den menschen schw&ohe und schelmen ihre tücke, wenn sie weiszgrau seyen, nicht mehr verbergen können PESTALOZZI S. sehr. (1819) 12, 70. — w e i s z g r a u lioh, adj., dasselbe: (eier,) welche sehr grosz und weiszgraulich sein J . PH. ABELIN hist. anlipod. (1631) 30; . . . (wenn) der reit auf Lugars höhn welszgraullch furkelt

FBEHIOBATH get. dicht. (1870) 4, 127.

W E I S Z G R O S C H E N , m., 'sMergroschen', zu weisz B 2 a rj aa, gegenüber güldengroschen; schlesische münze seit 1505, vgl. SOHBÖTTEB münzbinde (1930) 738. in quellen des 16./17. jhs. aus Schlesien und Böhmen bezeugt, der böhmische weiszgroschen wird auch noch im 18. jh. als güllige münze aufgeführt: mit den güldengroschen zalet man etwan den gewercken die marck silber um acht alte s c h o c k . . . was zur auszbeut kam, ein stttck für ein gülden, aufl wöchentlich ablonung 24 weiszgroschen für ein gülden MATHESIUS Sarepta (1578) 65«; (heiler,) deren achte einen meisznischen schwerdtgroschen und zwölffe einen weisgroschen schlesisch . . . gulten RITEL Curaei chron. d. herzogth. Schlesien (1607) 330. 'weiszgroschen ist eine müntze in Böhmen, welche 6 gute Pfennige gilt' J . HÜBNEB cur. naturlex. (1712) 1358. — w e i s z g r ü n , adj.; saepe urina it wie weiszer mangolt, id est weiszgrün PABACELSUS opera (1616) 1, 438; wie auf jedwedem blatt ein weiszgrün llchtgen glüht BBOCEES ird. ¿ergn. (1744) 2, 120.

— w e i s z g r ü n l i c h , adj.: ihre (der ente) eyer sind blau und weiszgrünlicht v. HOHBERG georg. cur. (1682) 2, 339; ein schön weiszgrünliches öl ETTNEB V. EITERITZ med. mavlafie (1719) 146. — w e i s z g ü l d e n , n., dasselbe wie weiszgültigerz: die Silbererze und schliche . . . bestehen in roth- und weiszgülden, weichen und spröden glaserzen aUg. deutsche bibl. 73 (1787) 37. — w e i s z g ü l t e , f., 'abgäbe in silber', zu weisz B 2 a TJ aa und 1 gülte A 3 o (teil 4, 1, 6, 1077) gegenüber korngülte (teil 5, 1825), weingült« (teil 14, 1, 933), pfenniggülte (teil 7, 1669): Gall Gebhart gibt jerlioh IV 9 (pfund) holzgeld, . . . Endris Stromair X V I % und VIfl. wiszgüldt (1531) KNEBEL chron. v. Kaisheim 104 Iii. ver. WEISZGÜLTIGERZ, -giltigerz, -güldigerz, - güld e n e r z, m., 'süberfahlerz' (antimonfahlerz); zu weisz B 2 a t] aa und gültig A 5: weiszgüldigerz, nicht, dasz es goldt helt, sondern dasz es wirdig und gut ist EBOKEB mineral. ertzt (1680) 3 B ; weiszgültigertz MATHESIUS Sarepta (1571)

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28»; weiszgüldenertz ist eine art gutes ertzes, lichte an färbe und soll dessen drittes theil silber seyn JUNOHANS gräubleinerz (1680) F 3»; weiszgültigertz HERTTWIG bergbuch (1734) l l 8 b ; weiszgüldenerz JACOBSSON (1781) 4, 630; weiszgiltigerz WERNER oryktognosie (1792) 231, KAR-

MABSCH-HEEBEN3 10, 656. — w e i s z g u s z , m., zu weisz B 2 a i ? b b , vgl. weiszmetall 1 c : das weisze Zapfenlager metall (der sogenannte weiszgusz) . . . wird . . . aus zinn und antimon, oft mit blei oder etwas kupfer zusammengesetzt KABMARSCH technol. (1872) 289. — w e i s z g u t , »., zu weisz B 2 a ß: 'weiszbrot', vgl. weisguth semilarum seu panis triticei A. BEIEB V. d. Zünfte zwang (1688) 39, s. auch weiszware 3. W E I S Z H A A R I G , adj., bis ins 19. jh. auch weiszhärig 1) vommenschenhaar. zu weisz B 2 c 'hellblond': (der) schaff pengel. . . (trug) einen köpf mit sonnengelben haaren . . . der weiszhärige schaff kriecht (dieselbe person!) gieng nach seiner heerde JOH. RIEMER polit. maulaße (1679) 287; meinen kleinen bruder . . ., ein allerliebster kleiner weiszhäriger kerl IMMEBMANN W. 15, 33 Boxb.; vor dem hause spielen weiszhaarige kinder HOLTEI erz.schr. (1861) 16,20. zu weisz B l f a vom greisenhaar: der weiszhaarige erzbischof von Gran BISMARCK br. an s. braut u. gattin 345: ein weiszhaariger hüter des hauses A. WINNIO heimkehr (1935) 96. 2) von tieren und pflanzenteilen: mit hilfe des frettchens, einer weiszhaarigen iltisart WIMMEK gesch. d. dt. bodens (1905) 338; der purpurrote griffel (des alpenweidenröschens) ist am gründe weiszhaarig SCHLECHTENDAL flora,5 22, 183. — w e i s z h a f e r , m., zum unterschied vom grauhafer und schwarzhaier für avena nuda: nackender hafer, zeitiger weiszhafer, tatarischer grützhafer SOHKUHR bot. handbuch

(1808) 1, 51, vgl. HOLL 1 4 3 B :

In einem stall, wo Spanler und Britten (pferderaseen) weiszhafer speisten, kam ein kecker hahn geschritten

LANGBEIN «. $chr. (1841) 1, 179.

— w e i s z h a f t , w e i s z h a f t i g , adj., 'weiszlich', vgl. weiszlioht et nxmunquam weiszhaft subcandidus albidits STIELES (1691) 2488; die wurtzel (von hipposdinum) ist . . . sohwartzgrau..., innerthalben aber weiszhaftig THURNEISSER von kalten wassern (1612) 227. — w e i s z h a r z , n., tannen-, kiejemharz: pinhartz oder kiebelhartz . . ., das man auch weiszhartz nennet WIBSUNO arzneibuch (1588) reg. s. v. hartz; 'tannenhartz wird auch insgemein weiszhartz genennet' Chomds öcon. lex. (1760) 8, 1874. — weiszh a s e , m., für 'alpenschneehase' (lepus variabilis): man findt auch umb C h u r . . . gembszen, Steinböcke... weiszhasen SEB. MÜNSTER cosmogr. (1664) 706; vom Michelstag bis melen tun d welazhase hie gedeihen

(1799, Zürich) bei STAUB-TOBLEB 2, 1669.

— weiszhftntig, adj.; zu weisz B l f ^ a a : er (Agamemnon) was lancreche . . . wiihutic unde iidegtoz

HERBOKT v. FBITZLAK 2957 Fr.

zu weisz B 2 b: (gebiet) der rothhäute in Amerika, das . . . von deren weiszhäutigen nachbarn . . . eingeengt wird D. FB. STBAUSZ ges. sehr. (1876) 6, 93. — w e i s z Hefe, f., wohl verkürzt au« weiszbierhefe: (Apollonia,) deren küchenehre . . . dabei litt, dasz der gast früher ankam als die weiszhefe JEAN PAUL 9/10,19 Hempel. — w e i s z h e i t , f., abstractbildung, dasselbe wie weisze 2, vgl. albedo weyshait (15. jh.) DIEFENBACH 20: mich gedunokt, sie (die Sterngucker) suchen die schwärtz in der sonnen und die weiszheit im k&mmich GUABINONIUS greuel d. verwüit. (1610) 31; der weisze bart umflosz . . . der menschheit göttlich ebenbild. kein reflez . . . wagte in dieser einsamkeitstrahlenden weiszheit des hartes sich zu spiegeln BETTINE dies buch gehört dem könig (1843) 1, vi. — w e i s z h e r b s t , m., weiszwein, der aus blauen trauben gewonnen ist KABMABSCH-HEEREN (1876) 10, 157. W E I S Z H O L Z , RA. 1) 'das laubholz vrird zum unterschied vom nadelholz oder schwarzholz auch weiszholz genannt' MOTHES iü. bavlex. (1874J i, 358; vielleicht hierher de wisholcze 16 gr (groschen) (1417) urkundenbuch v. Freiberg (Sachsen) 2, 407 Ermisch. 2) fachausdruck des färberhand-

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WE [SZK1 ES—WEISZKÖPFIG

WEISZHUHN—WEISZKEHLCHEN

voerka, 'gezimmerter rahmen, zur Zurichtung von geweben', vgl. weiszhölzer (bei den seidenfärbern) lisoires CHR. FB. SCHRABEB dt.-franz. wb. (1781) 2,1811. 3) 'splint', vgl. weisz D i e : weisholz,dersplintl'aubier GANGLEBLuxemb.479; die Zellen des weiszholzes RATZEBUBG waldverderbnis (1806) 1, 21. 4) als pflanzenname; für bignonia leucoxylon: 'weiszholz der name eines südamerikanischen baumes, der tulpenblume' CAMPE 6, 658, 'ein name des weiszbaumes, mdaleuca leucadendrä' ebda. — w e i s z h u h n , »., Schneehuhn (lagopus mutus): lagopus ein steinhnhn, schnehun, ein wild weiszhun, ein berghun FABEB thes. (1655) 507. — w e i s z i c h t , w e i s z i g , adj., dasselbe wie weisz B : er habe . . . daselbs (in Amerika) weisze merln, auch weisze raben gesehen, so findet man auch in Norwegen weiszechte merln und dulen HEYDEN Plinius (1565) 456;

(voc. v. 1517) bei DIEFENBACH 113; im voc. reinumm.

(1668)

wort,

(1915) 168; vgl. z. b. HÜGEL

WEISZKOHL, m., pflanzenname, zu weisz B 2 a S, vgl. dort weiszer kohl. 1) name des Icohls brassica oleráceo capitata alba, vgl. brassica rosinko(l), witeol (13./14. jh.) bei DIETENBACH 81; brassica wisköl (15. jh.) ebda: kappisz . . . heißt bey uns auch weiszköl und weiszkraut CHE. WIBSUNG arzneibuch (1588) reg. unter kappisz; sein herz hüpfte wie ein häschen im weiszkohl G. KELLEB ges. w. (1889) 4, 269; weiszkohl gilt umgangssprachlich heute im nördlichen Deutschland, den westl. teil ausgenommen, vgl. KBETSOHMEB ivortgeographie d. hd. umgangsspr. (1918) 565; s. auch weiszkraut und kraut 2 a á (teil 5, 2106). 2) 'mangold' (beta vulgaris var. cicla), vgl. b(l)eta alba wyszkole (16.jh.) bei DIEFENBACH 638; beta weyszkole (15. jh.) ebda 72; beta alba weiskol et römischer man-

JüNO-STILirNO Henrich Stülingt jugend (1779) 37. WEISZIGEN, WEISZGEN,

vb.; süddeutsches

dasselbe wie 'weiszen in der bedeviung 1 a, 'weisz anstreichen'; schriftsprachlich nur im 16. jh., vgl. tector düncher oder weyszger, der die mauren gipset oder weyszget FBISIUS (1556) 1291: die ir gleych sind wie die geweyszgeten greber Züricher bibel (1531) 2, 204; derTürcken tempel seind kostlich gebauwen . . . , die kirch ist durchaus geweiszigt SEB. MÜNSTEB cosmogr. (1650) 1077; die wände wol getüncht und geweiszget SEBIZ fddbau (1580) 33; noch in der mundart und in mundartlich beeinfluszter dichtung: ich hab grosze Veränderungen vor in meinem haus . . weiszigen in der druckerei NESTBOY ges. w. (1890) 4, 112; wie wüst sah das schlosz damals her! nun ists neu geweiszingt HANDEL-MAZZETTI Jesse u. Maria (1911) 21; die stube wird frisch geweiszingt (getüncht) Jos. Wien 188, CASTBT.T.T österr. u. d. Enns 263, SEILEB Basel 817, FBIEDU Bämdütsch 6, 676. — w e i s z i g e r , m., 'anstreicher', beleg bei FBISIUS S. unter weiszigen. — w e i s z i g k e i t , f., abstractbildung 'weisze färbe', vgl. albedo weissikeit (v. j. 1470) DIEFENBACH mlat.-hd.-böhm. 18: uff dem rucken sind sie {die pinguine) schwartz, der bauch vom hals herab ist ihnen weis, etliche haben auch einen weiszen rand umb den hals, also das der weiszigkeit an ihnen so viel als der schwartzigkeit ist M. QTJAD enchir. cosmogr. (1604) 296. — w e i s z i r c h , n., weiszgares, alaungares leder, zu weisz B ; du irch {vgl. teil 4, 2, 2154) schon weiszgares leder bedeutet, ist weisz tautologisch; vgl. albicorium weysirich {voc. v. 1470) DIEFENBACH gl. 20°, wisserch, wesserch (15. jh.) ebda. — w e i s z i r c h e r , m., 'weiszgerber': die weisirher (sollen) zü solcher arbeit der leistfeil und sämischen gute warhaffte feil verbrauchen bair. landsordnung (1553) 140 W E I S Z K A L K , m. 1) zu Veiszen 1 a : 'weiszkalk, dessen man sich zum weiszen bedient' CAMPE 5, 658. 2) zu weisz B 2 a, zum unterschied von graukalk, vgl. HELFET landbaukunst (1836) 406: man nennt den kalk fett (auch weiszkalk), wenn er beinahe rein ist, . . . sich gut löscht . . ., dagegen mager (graukalk) wenn der ätzkalk sich langsamer lösoht MUSFBATT chemie (1888) 2, 260; die kunst war, dasz der weiszkalk ganz fein zerrieben wurde A. WINNIO frührot (1926) 246. — w e i s z k & u f e r , m.; gaunersprachliches wort, 'marktdieb'; wohl zu weisz A 'der bei hellem tage stiehlt', vgl. ein nachtdieb ein sohwartzbauer, ein spitzbvbe ein weiszkäufer (v. j. 1687) 6EF KLUGE rotwelsch l, 168: schockgänger, sogenannte weiszkäufer oder marktdiebe reichsanzeiger v. 1804 bei KLUGE rotwelsch l, 277; weiszkäufer . . . sollen leute sein, die man auszerhalb der messe (des jahrmarkts) spitzbuben nennt TIEOK sehr. 19 (1845) 12; ein neues werdendes Zeitalter ist kein offener jahrmarkt, wo jeder nach seinem belieben feilschen und den weiszkäufer ungestraft spielen darf FB. L. JAHN merke z. dtsch. Volkstum (1833) 125, vgl. mundartlich z. b. MÜLLEB-FBAUBEUTH ober-

sächs. 2,6(2, DömxiaSondershäuserma. 8 9 . — w e i s z k e h l o h e n , »., vogelname l) motaeiüa: das weiszkehlchen oder XIV.

weiszschwanz HÍTBNXB cur. naturlex. (1776) 1951. 2) sylvia curruca, vgl. NAUMANN vögel (1822) 2, 451; hierher wohl: (er war) zärtlich gegen seine frau, . . . nannte sie sein weiszkehlchen und seine schwalbe G. KELLEB ges. w. (1889) 5, 208. 3) certhia famüiaris: 'weiszkehlchen, eint ort baumkletten mit weiszer kehle' VOIQTEL (1793) 3, 616. — w e i s z k i e s , m., arsenkies, wegen seiner süberweisxen färbe: der stolle ist wieszkysz wurden und es ersehynen dorynn genge und ercz (v.j. 1453) urkundenb. v. Freiberg (Sachsen) 2,143 Ermisch; vgl. weiszkies BEIL teehnol. wb. (1863) 1, 652. — w e i s z k i r s c h e , f., amarelle (prunus cerasus): cerosa precotia amareln o (der) weiszkersszen L 5" bezeichnet das wort zwei kirschensorten: duracina cerosa ungerische weichsein, grosz weiskirschen, aproniana unsere weiskirschen. — w e i s z k i t t e l , m., mann mit weiszem leittd, vgl. weiszrock: 'weiszkittel heiszen in Leipzig diejenigen, welche dazu bestellet sind, dasz sie . . . von den weinkärnen (weinkarren) und wagen abschroten' (fässer abladen) aUg. haushaltungslex. (1749) 3, 717. Soldaten mit weiszer uniform vgl. weiszrock: wie schon der hauptzug (Franzosen) vorüber war, kommen . . . die weiszkittel (marodeurs) ins dorf, und da sie nichts zu plündern finden, verlangen sie . . . geld (um 1870) SCHAUMBERGEB Bergheimer musikantengesch. 78 Reclam, vgl. weiszkittel für französische Soldaten im befreiungskriege HOBN soldatenspr. 41.

sie begruben den rltter Im schlösse fein das mägdleln lnbel ein brüimelein . . . um mitt«macht da wandelt sie umher . . . sie wandelt da In welsztgem kleid

SCHBAMEK Böhmerwaldbauer

1218

goldt voc. rei numm. (1552) I 4», vgl. PBITZEL-JESSEN 68;

HEOI flora v. Mitteleuropa 3, 214. vielleicht entsteUung aus beiszkohl (s. teil 1, 1403, vgl. weiszkraut 2 und weiszwurz 8); 'alba' wäre dann erst aus der korrumpierten form rückübersetzt., vgl. H. FISCHEB mittelalterl. pflanzenkde 262. 3) 'rainkohl' (lampsana communis), vgl. lampsana reinköl, weiszköl

FRISCHLIN nomenclátor (1686) 42.

WEISZKOPF, TO. 1) mensch mit weiszem (weisz B l f a ) oder hellblondem (weis'. B 2 c ) haar; früh als beiname: als hauptmann Dipolt Harnisch und Ulrich Müller, genannt weiszkopff, . . die wacht gehalten A. REISZNEB hist. Frundsbergs (1572) 163». greis: neben rotbäckigen jungen leuten . . . bewegten sich weiszköpfe, alte troupiers FONTANE ges. w. I I 3 (1920) 44. selten 'weiszhaariger köpf: der alte herr kam uns schon entgegen, ein kleiner, rasch ausschreitender mann mit kurzgeschorenem weiszkopf ROSEGO ER schelm aus den Alpen ('.901) 1, 188. blondhaariger mensch, bes. in nd. und md. maa., auf nd. Sprachgebiet häufig als famüienname Wittkopp: wittkop mensch mit hellen haaren, lutje witkop = flaskop SOHAMBACH Qött. 301; vgl. FLEMES Kalenb.

380, WOESTE

Westf. 327; wiskhop, flaoskhop mensch mit hellblondem haar HENTBIOH Eichsfeld L; HOFMANN niederhess. 261'. 2) für ein tier mit weiszem köpf, vgl. für den bartgeier (gypaMus barbatus) NAUMANN vögel (1822) l , 180, BBEHM

tierl.3 6, 416; döbel (flsch), weiszkapp luxemb. ma. (1906) 482; eine amahl weiterer tiere weiszkopf verzeichnet CAMPE 6 , 668.

3) als pflanzenname: weiszkopf ackersteinsame (lithospermum arvense), s. FBISCHBIEB preusz. wb. 2, 462. — w e i s z k ö p f i g , adj., von tieren: ein weiszköpffet tftubin NAS antipap. eins u. hundert (1567) 4, 100 b ; pierde, die weiszköpfficht sind v. HOHBEBG georg. cur. (1682) 2, ISO. 77

1219

WEISZKORN—WEISZKÜNSTLEREI

aU zoolog. merkmal: der weiszköpfige immer aUg. dt.

biU. 88 (1788) 8 8 7 ; d e r weiszköpfige a d l e r F B . H . JACJOBI w. (1812) 6 , 2 6 1 . vom menschen, 'blond': habe... noch nicht

gehöret, dasz . . . jemand der schwartzh&richten weiber milch für schw&rtzer als der weiszköpfichten gehalten habe LOHBNSTKIN Arminius (1689) 2, 03. mit bezog auf das greisenhaar: das g u t . . . (war) im besitze einer alten weiszköpfigen excellenz STOBM W. (1899) 1, 117. Übertragen: das brausen der see, welche ihre weiszköpfigen wogen stürmisch übereinander stürzte T H . MÜGOE Erich Sandal ( 1 8 6 6 ) 2 4 . —weiszkorn, »., getreideart: clusinum far candidum wyszkorn, blance G E S N E B erdgewächse (1542) 2 8 * . nd. wittkorn'getreide' im gegensatz zu bohnern MENSING schlesw.-holst. 6, 6 7 4 : und wenn mir auch jemand ganz umsonst wollte mein weiszkorn hauen, sagt mancher Eiderst&dter und Norderdithmarscher, so gäbe ichs nicht zu CL. HARMS verm. aufs. (1853) 4. — weisz kram, m., leinwandgeschäft, zu weisz B l c : leinwat sive weiszkram taberna et negotiatio Unteren S T I E L E S (1691) 1024; weiszkram, leinwandhandel la lingerie SCHWAN (1783) 2, 1027. — weiszkrämer, m.: weiszkr&iner een linnenverhooper KBAMEB-MOEBBEEK dt.-hoü. (1768) 413, CAMPE 5, 669. — weiszkr&merin, f., frau eines weiszkrämers: daselbst ist ein pfaff zu einer weiszkrämerin gewohnet WOLFQ. B Ü T N E B epüome historiarum (1696) 288 anders weiszkrämerinn een linnekoopsler, -ver-

WEISZKUPFER—WEISZLICH

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geschichtspiegel (1664) 898. — weiszkupfer, m., 1) legierungen von kupfer mit hellen metallen wie arsen, mangan, nicket, zinn und zink, vgl. JACOBSSON (1781) 4, 680, KABMABSCH-HEKBEN (1876) l , 200, KBÜNITZ 237 (1866) 66, LTEBIO chemie (1843) 637, MOTHES »ß. baulex. (1874)

1, 169. 2) ein erz: 'weiskupfer, ein kupfererz von süberweiszer färbe, . . . auch weiszkupfererz' CAMPE 6, 669, vgl. KABMABSOH-HEEBEN (1876) 10, 667. — weiszkupfererz, n., dasselbe wie weiszkupfer 2: verzeichnusz der ertzen, so ausz dem Bammelsberg genommen werden: . . . weiszkupfferertz BEBWABDUS interpres (1678) 34. W E I S Z L A D E , f., salzkasse, salzverkaufhaus in Lüneburg, zu lade 6 (teil 6, 37), vgl. weiszsalz: dasz sothane zweene häuser weiszladen und die institores oder factores, so zur befoderung des saltzkauffes darin gesetzt, weiszlader genannt werden (v. j. 1636) bei STAPHOBST Hamburg, kirchengesch. (1723) l, 4, 982. — weiszlader, m., 'weiszlader, weiszlader werden bey der Lüneburgischen sülze diejenigen genannt, welchen gewisse salzbuden, um das salz daraus zu verkaufen, anvertrauet werden' JACOBSSON 8 (1796) 186, vgl. den beleg v. j. 1636 unter weiszlade. W E I S Z L E D E R , n., mit alaun gegerbtes leder, zu weisz B i s t , vgl. weiszgar, weiszgerber: ungleichen gehört dem weiszgerberamt zu, weisz- oder witleder, so mit alaun gegeret wird, als pferdeheute, rinderfelle, kalbkoopster KBAMEB-MOEBBEEK (1768) 413. felle, schaffeile, allein zu bereiten (v. j. 1642) bei KBUMBWEISZKEAUT, n., pflanzenname, zu weisz B 2 a i . HOLTZ gewerbe d. Stadt Münster 4 6 6 ; statt des gewöhnlich 1) 'Toeiszkohl' (brassica oleracea capitata alba), vgl. canlis sehr porösen weiszleders T Ö P F E B orgelbaukunst (1865) weysskraut (1680) nomencl. rer. dornest, bei DIEFENBACH 641. — weiszlederer, m., weiszgerber: gerwer, wiszgloss. 108; brassica levis vel capitata heubtkraut, weislederer und bermenter ist ein zunfit (um 1670) TSOHUDI kraut, koll canlis B A S . F A B E B thes. (1687) 1 1 6 : kappisz... chron. helv. (1784) L, 342. — weiszledern, adj.; aus heist bey uns auch weiszkdl und weiszkraut WIBSUNO weiszleder: (man) thut diesen (teig) in weiszlederne beuarzneibuch (1688) reg. unter kappisz; tel KBÜNITZ 20 (1780) 286; alle gardeoffiziere (tragen) weiszlederne buchsen und hohe stulpstiefeln GUTZKOW flr wysz- nnnd grlenkr&at Ist salt und nsgeben ges. w. (1872) 4, 86. — weiszleinen, adj., zu weisz B fflnfftzig pfundt heller, aag Ich eben (16. jh.) reimchron. über Ulrich von Württ. 66 lit. ver.; 1 c, vgl. bissina wisslini vel zwilchkleit (15. jh.) D I E F E N BACH no». gl. 64, ivo auch wie in: bissus wyszlynen o. weiüzkrant, rnben and die pfeben J. Arnim 2628 Mi. ver.; syden (voc. v. 1612) DIEFENBACH gl. 76 ein subst. vorliegen kann, vgl. bisina zuwilroch, bistina zwillichrock herbstzeit gebt ihnen (den hühnern) weiszkraut oder kapnov.gl. 6 4 : ein weiszleinenes kleid LOHENSTEIN Arminius pis AITINGEB jagd- u. weidbüchl. (1681) 4 0 ; heute bekommen sie (einquartierung) bey mir fleischbrühsuppe, (1689) 2, 749; der hofschulze, der . . . im weiszleinenen kittel aus dem schoppen trat IMMEBMANN l, 124 Boxb. w e i s z k r a u t u n d rindfleisoh (1796) FBAU BAT GÖTHE in: sehr. d. Oötheges. 4 (1889) 9 8 ; heute gilt weiszkraut (neben — weiszier, m. 1) 'tüncher, anstreicher', nomen agentis zu iweiszeln: kohlenzeichnungen an der ofenmauer, die kraut) umgangsprachlich vor allem in Mittel- und Süddeutschland, vgl. KBXTSOHMXB wortgeogr. d. hd. Umgangs- leider allemal der vandalische b&rstel des weiszlers ehestens ausgetilgt hat ROSEGGEB alpensommer (1908) spr. (1918) 666. 1 9 2 ; wisler 'weiszbinder, tüncher' MANKEL Münstertal 2) 'mangold' (beta vulgaris vor. cicla), vgl. beta weyszkraut (1888) 171. 2) vogelname, 'wasserpieper': weiszier anthus ( 1 6 . jh.) bei DIEFENBACH 7 2 ; beta weysz krut (1616) ebda, spinoletta BBEHM tierl: (1890) 4, 260 P.-L. vgl. weiszkohl 2 und weiszwurz 8. 8) 'hundszunge' (cynoglossum officirude), vgl. bogula W E I S Z L I C H , W E I S Z L I C H T , adj., subcandidus. im wiszorut (1414) bei DIEFENBACH 77. mhd. nur sporadisch, lihd. stark belegt; die form weiszlicht 4) 'weiszer augentrost' (euphrasia officinalia), vgl. herrscht bis ins 18. jh. vor, sie begegnet noch im 19. jh., z. b. fragia weiszkraut (md., voc. d. 16. jhs.) bei DIETENbei F B . T H . VISOHEB ästhetik (1846) .2, 60, HOLTEI erz. BACH 641. sehr. (1861) 21, 113. im 16./17. jh. auch als weiszlecht, 6) im Schweiz, bezeichnet wisskrut mehrere von 1—4 ver- weiszlächt (diese häufig), weiszelecht GEBSDORFF wundschiedene pflanzen, vgl. STAUB-TOBLEB 3, 916. arznei (1626) 81?», SEBIZ fddbau (1680) 41 bezeugt, vereinzelt sind wisslacht (1491) ÖSTEBBEICHEB Columella 1, W E I S Z K Ü M M E L , m., 'kümmd' (carum carvi), vgl. 81 lit. ver. und obd. formen ohne Spiranten weiszlet J.NAS careum . . . vulgo carvi mattenkfimmich, weiszkymmel antipap. (1667) 4 , 1 0 2 ; weissilet L E X E B kämt. 264, weizG E S N E B erdgew. (1642) 1 8 : (in Ägypten) würt diszs&mlin (von cymtnum regium) im brot gebacken gleich wie etliche lot KONBAD V. MEGENBEBG 6 . d. natur 90 Pf.; die erbei uns den wiszkymmel ins brot bachen BOOK kräuterbuch Weiterung zu -ichtig u. s. w. ist im 16./17. jh. nicht selten, (1639) 2 , 8 6 B . — weiszkunst, f., maihematik, vgl. weisz vgl. weiszlechtig SEB. MÜNSTEB cosmogr. (1560) 74, weiszlichtig T B X U X B Dädalus (1676) 1, 848, weiszlachtige . . . C l b : weiskunst (oder mathematik) E B . F B A N O I S O I lusthaus (1676) 1354. — weiszkünstler, m., astronom, astra- färb JUNIÜS (1667) 202 B . die form weiszlich tritt im 17. jh. löge, miathematiker: der rechenmeister, der weiskünstler auf, vgl. HABSDÖBFTEB frauemimmergespr. (1641) s, 294, R E Y H E B thes. (1668) 246. (mathematicus), der sternkundiger jeder hat in seiner 1) weiszlich bedeutet einen geringeren grad von farbreinkunst seine lehrgründe und lehrsätze SCHOTTELIU8 ethica heil als weisz B L oder einen andern nach weisz hin (1669) 342; die erWeisungen der weisekünstler und sternkündiger EB.FBANOISOI lusthaus (1676) 19; wenn tausend spielenden farbwert, daher erscheint es von weisz vielfach deutlich abgesetzt; anderseits trifft es sich häufig mit weisz schwarz- und weiszkünstler und klugheitsgaukler auch k&men und sprächen: es ist kein gott H I P P E L lebensläufe B 2; vgl. lexikalisch: subalbidus weyszl&oht, ein wenig (1778) 8, 2, 203. — weiszkünstlerei, /.> (weisze) magie, weysz F B I S I U S (1666) 1252; subcandidus minder oder naturforschung, vgl. weisz C 1 b: es werden aber viererlei mehr weisz, weiszlecht CALEPINUS (1698) 1896; ein rab wirdt nit weisz, wie lang man ihn wäsoht, allein umb den arten magiae oder weiszkünstlerei gezehlet HABSDÖBFFEB

1221

WEISZLING—WEISZMEHL

WEISZLICH—WEISZLING

sohnabel ist er ein wenig weiszlet NAS amtipap. eins u. hundert (1567) 4, 102»; man nimmt von 8 eyern das weisze und drey eyerdotter, so weiszlicht sind v. HOHBERG georg.

cur.

aucta

(1715) 169;

zur

vollkommenen

Schönheit gehört. . . eine zarte weiszliche haut AMARANTHES frauenzimmerlex.

(1715) 1758;

die

siebenschl&fer

sind meistens unterm halse und am bauche weisz oder weiszlicht

CHB. F B L . WEISZE kinderfreund

(1775) 2, 123;

er schüttelte traurig den köpf und wies auf seine schon w e i s z l i c h e n h a a r e A . G . MEISZNEB Ätcibiades

(1781) 2,159.

die achneewelt umschieyert ein welszliches grau

MATTHISBON sehr. (1825), 1, 178;

das weiszlichte graublau unseres nördlichen himmels FB. TE. VISCHEB ästhetik (1846) 2, 50; der Alpbäcker loden ist hellgrau, fast weiszlich STEXJB drei sommer in Tirol (1895) 1, 104. vielfach in zusammenrückungen wie w e i s z l i c h b l a u TBEUEB Dädalus (1675) 1, 1; w e i s z l i c h g e l b , vgl. A. GBYPHTUS lyr. ged. 864 P.; w e i s z l i c h g r ü n HABSDÖBFFEB poet. trichter 1 (1650) 108 u. s. w. 2) zur fiillung bestimmter versmasze (bes. daktylischer) poetisch anstatt weisz B verwendet; nicht immer von l zu scheiden: siehe dort, wie sieb der weiszlichte görtel ans Sternen gewebet tun den blmllschen bogen heramwindt

1222

d) appellativ für eine sippe Schmetterlinge (pieridae), vgl. weiszlinge BBEHM tierl.3 9, 372, besonders für den baumweiszling (pieris crataegi), vgl. weiszling le gazé (papüio crataegi) SCHRÄDER dtsch.-frz. (1781) 1611»: die raupen der weiszlinge haben längsetreifen OKEN allg. naturgesch. (1893) 5, 1396; in O. gebe es dieses jähr sehr viele weiszlinge BOSEGGXB sehr. (1895) III, 8, 255; dieser weiszling (der heckenweiszling, pieris napi) liebt etwas buschige örtlichkeiten BBEHM tierl.3 9, 374. e) für eine pilzart, agaricus piperatus, vgl. 'weiszling name des Jürgen- oder maischwammes, dessen hut anfangs schneeweisz ist' CAMPE 5, 659 ; 'der weiszling, ein estbarer weiszer schwamm' HÖFEB Österreich (1816) 3, 282. f) eine seeschnecke, 'venusbrust' (nerita mamilla). vgl. weiszling mammeUm blanc SCHRÄDER dtsch.-frz. (1781) 1611 1 1 ;

CAMPE 5, 659.

2) seit dem 19. jh. bezeichnet weiszling helle Spielarten; 'dtbvno', vgl. unten weiszsucht: 'weiszling . . ., auch können mit diesem namen krankhafte menschen, von unnatürlicher kreideweiszer oder gdblichweiszer färbe und mit röMichen äugen belegt werden (cretin)' CAMPE 6, 659; (bei den äffen) kommen auch weiszlinge (albinos) vor BBEHM tierl.

(1890) l , 37. 'schimmd'

:

. . . dasz ihr schnelles rosz sie dir gewähre, sammtgesattelt, goldgezQgelt, den weiszling, der die andern alle überflügelt SPITTELER Olymp. früMing 1 (1911) 166.

(um 1761) WŒLAKD I 1, 141 akademitautg.; die von Asterion kamen und Titanos weiszlichen gipfeln (Xtvxà xaoqvfi)

3) in der gaunersprache ist weiszling alles weisze wie schnee, ei, milch, zwanzigpfennigstück OSTWALD rinnsteinsprache (1906) 166; weiszling schnee (v. j. 1807) bei KLUGE rotw. 1, 288; der weiszling der zwanziger (v. j. 1847) ebda SCHILLER 1, 227 Q.; .1, 392. und rudert rüstig und rädert gewandt I WEISZLÖBER, m., 'feldahorn' (acer campestre), habt ihrs zum weiszlichen schäum gebracht, vgl. MABZELL wb. d. pftanzennamen 1, 68; weiszlöbern, sind wir in Eagusa noch heute nacht BÜCHER arbeit u. rhyOuma (1899) 230. maseller, meszhelder aUg. haushaUungslexikon (1749) 3, WEISZLIEGENDES, subst. part. praes.,geolog. fachaus- 717; von den meszheldern, auch weiszlöbern und weiszbäum genannt DÖBEL jägerpract. (1746) 3, 14. — w e i s z druck, vgl. rotliegendes : 'das weiszliegende, auch grauliegende,sind die unter dem rotliegenden bis zum hupferschiefer lockig(t), adj., zu weisz B 2 c: adel. . . aus jungen wolgewachsenen leuten, gleich als wenn sie aus allen nordder zechsteinbildung sich findenden sandsteine' SCHÖNEBländern zusammengelesen wären, denn keiner unter ihnen MABK-STÜBEB hoMaulex. (1902) 882; c o n g l o m é r a t , sohatte andere als weiszlockigte haare LOHENSTEIN Armigenanntes weiszliegendes zwischen Töpel und Theising, nius (1689) 2,744. zu weisz B 1 f a: (der alte Moor schlawelches zu mühlsteinen verwendet wird (1807) GÖTHE fend . . . Amalia:).. . weiszlockigtes haupt, dir kann ich I I 9, 29 W. nicht zürnen SCHILLER 2,64 O.; weiszlockiger patriarch WEISZLILIE, f., vgl. weiszgilge. 1) für lilium canW. RAABE Abu Telfan (1870) 2, 190. — w e i s z l o t , n., zu didum: ireos, lilium wislylie (14. jh.) vocab. Oft. 52 Wackerlot 4 (teil 6,1205) und weisz B 2 a rj bb 'zinnhaltiges lot', nagd. 2) 'maiblume' convaUaria majalis: lilium convaüium zum unterschied von hart-, streng- oder schlaglot : 'weiszeyn wiszlilge (vocab. v. 1414) DIEFENBACH 329, eyn wiszloth, bey den gürtlern weiszes und weiches loth, welches lülich ebda, eynwitlilie(16.;°A.) ebda, weyszliligen (15. jh.) aus zinn und messing bestehet, damit zu löthen' ADELUNG ebda; weiszlilien, melissen, wilder klee J. DBYANDEB 6 (1786) 150. — w e i s z m a h l , n.: mayengericht vocamus, der arznei inkalt (1642) 69a. wann im majo die leibeigene leut zusammen gefodert WEISZLING, nd. w i t t l i n g , m., 1) name weiszer werden, da man ihnen auch ein mahlzeit gibt, appellatur oder hellfarbiger tier- und pflanzenarten. etiam-ein weiszmahl BESOLD thes. pract. (1097) 1, 626. — a) als fischname. für den 'merlan' (gadus merlangus); w e i s z m a l e r , m., weiszgerber: suln auch die becken unde die nd. form wittling ist älter als die wohl sekundär verdie wizmaler dem burggrafen . . . fünf unde zwainzig hochdeutschte form weiszling und hat auch schriftsprach- Schillinge ze banne (geben) (v. j. 1276) Augsburger stadtlicht geltung, vgl. stipicium witlingh, stokvisch (voc. v. recht 194, 34 Meyer, anders: 'weiszmaler verarbeiter der 1417, nd.) bei DIEFENBACH nov. gloss. 349, weiszling le von weiszgerbern bereiteten feile' GOTTSCHED beitr. z. krit. merlan (poisson) SCHWAN (1783) 2, 1027, wittling, weiszhist. (1732) 4, 674. BÜKOKK » . 208 Bohtz;

dekte mich ( kindetmörderin) der nnschuld schwanenkleid . . . wehel — die geopferte der hölle schmückt noch izt das weiszlichte gewand

l i n g FBISCHBIEB preusz. wb. 2, 477; w i t l i n g SCHMIDTPETEBSEN nordfries. 164, w i t t l i n g SCHÜTZE holst. 1016,

wittling oder weiszling BBEHH tierl.3 8, 214: L1/2 thonne herings, 1 kipp witlings (v. j. 1611) Liineb. urk. 6, 239; 60 stck widtlingk, wen der zu bekommen (Kiistrin, v.j. 1661) in: deutsche hofordnungen des 16. u. 17. jhs. 1, 56 Kern, für den 'uckelei' (alburnus alburnus) : weiszling

WEISZMEHL, n., 'Weizenmehl', bis in frühnhd. zeit auch mehl aus speit; vgl. ador weismel (14. jh.) vocab. opt. 23 Wackernagel; amolum schon wyszmel BRACK (1495) 42": weiszmehl, so von spelzen und waizen gemahlen (1590) urkundenb. v. Zweibrücken 131 Molitor-, vgl. mundartlich

z. b.

MABTIN-LIENHABT l , 669, FISCHEB Schwöb.

6, 1, 651; Wilhelmus de Saliceto machet sie (gebrochene rippe) glich (gerade) mit den hendenn und mit eisz, wisztierl.1 8, 282: P.-L. mel und mit dingen daruff geplastert H. BBAUNSCHWEIG . . . das Junge gewimmel der weiszlinge, das um den werder chirwrg. (1497) 107 s ; ein gute speisz in dieser kranckwo die beglelterin sasz, blinkend im kraute sich sonnt heyt (ist) weiszmeel gekocht mit mandelmilch DRYANDER Voss ». ged. (1802) 3, 154. b) eine vogelart: 'weiszling . . . soviel wie schwarzrückiger der arznei inhalt (1542) 58 »; eine grosze Stadt hat einen groszen magen . . . daher wurden verbraucht 487 000 zentfliegenfänger (muscicapa)' KBÜNITZ 237 (1866) 66. ner weiszmehl, 408 000 Zentner gemeinmehl J. F. HEBEL c) von früchten; für eine kirschenart, vgl. cerasa Juliana weiszling oder weisze waldkirsche ZEHNEB nomencl. (1622) w. 2, 136 Behaghd; vereinzelt für einen mit mehl herge238; 'in Franken werden die weiszen kirschen oder wald- stellten brei, vgl. polenta wizmele vel semelgrec (13./14./A.) bei DIEFENBACH 444. Icirschen weiszlinge genannt' CAMPE 5, 659. alias

w e i s z f i s c h alburnus

STIELEB (1691) 2489,

BBEHM

77*

1223

WEISZNICHT —WEISZPFENNIG

WEISZMETALL—WEISZNICHT

WEISZMETALL, n. 1) kupferlegienmgen, die ihre weiszliche färbe durch beimischung einet hellen metalls, meist zinn oder zink erhalten, zu weisz B 2 a rj bb; 'prirnmetaW, vgl. JACOBSSO» 6 (1783) 785; weiszmetall, hartzinn, schüsselzinn HOYEB-KBEUTEB technol. wb. (1902) 1, 842; 'lagermetaU' = weiszgusz, vgl. MOTHES Hl. baulex. (1874) 4, 858; dasselbe wie weiszkupfer 1, vgl. KBÜHITZ 287 (1856) 67.

1224

beinen mit weiszniohtpulver darein gethan DÖBEL jägerpractica (1754) 2, Iii. WEISZNICHT- verschmilzt gelegentlich mit dem nachfolgenden fragepronomen zu substantivischen bildungen, s. wissen, vb. 7 b: ein bruder weisznichtwer E. v. SOHÖNAICH-CABOLATH ged. (1903) 78;

aus loftgen tönen quillt ein welaznlchtwie. Indem sie zlehn, wird alles melodie GÖTHH 15, 82 W.;

2) 'weiszmetall bedeutet den beim kupferschmeben aas dem rohkein erhaltenen stein mit etwa «0% leupfergehaU' MOTHESso ein Pole, so ein graf weisznichtwoher W. HAUTE S. W. 8, 76. weiterhin die zusammenrückung ein weisznichts : ein iU. baulex. (1874) 4, 868, MUSFBATT ckem.it (1898) 4, 1883. kan-nichts, ein weisznichts un posso . .. niente cioè un WEISZMINZE, -münze, f., pflanzenmme. 1) 'wasserignorante KBAJIXB t.-ital. 2 (1702) 137»; die gesamtheit mime' (mentha aquatica): balsamicavnzrainze (13. jh.) ahd. der sogenannten edelleute, der herren willnichts, weiszgl. 8, 637, 43; balsamita wiszmyncze (15. jh.) bei DIEnichts, kannnichts, habenichts W. KÖBTE sprichw. 8; FENBACH 67; dieselbe und ähnliche arten meint auch das WEISZNIESWURZ, f., 'weisze nieszumrz' (veratrum alalte nepeta MAJLZKLL: nepeta vuizminza (10. jh.) ahd. gl. 8, 602, l ; nepeta wizminza (18. jh.) ebda 8, 686, 20, s. auch bum), vgl. eReboraalba wiznizworz (13. jh.) ahd. gl. 3, 641,1 weiszwurz 2; auch sisimbrium der glossen ist mentha aqua- St.-8,: wo die bösen stinckenden oder auch gifftigen Stautica MABZELL (sonst auch als 'brunnenkresse', sisymbrium den, bäum und kräuter entstehen, wie die weiszniesznasturtium, gedeutet)-. »Uimbrium weisminze (1&. jh.) bei wurtz, das Schöllkraut GUABINONIUS greuel d. verwüst. (1610) 422, vgl. auch weisze nieswurz sp. 1187. DIETXNBAOH 538°; sinsiberis wiszmüntz GEESDOB? vmndWEISZPAPPEL, /. l) 'augenpappel' (malva alcea): arznei (1617) 91 B . 2)'gemeiner dosten' (origanum vulgare)-. alcea haizt weizpapel KOKBAD Y. MEGENBEBG b. d. weysmyntz cunilogalica colena vocab. theut. (Nürnberg 1482) nn 6». 3) als name einer nicht bestimmbaren pflanze: natur 358 Pf. 2) 'ethisch' (aUhaea officinalis): weyszpappel weyszmyntz lazarum ebda nn 6»; laaararam weiszmintz oder ybischwurtz oder groszpappel bismalva voc. theut. (NMnb. 1482) nn 5«. 8) 'Silberpappel' (populus alba): (15. jh.) DIEFENBACH 642. — weiszmöve, f.: cepphus weisz- vel wiszmewe lex. tril. (1690) 6ei DIETENBACH 118; wir (besitzen) die (einzuführenden) italienischen pappelbäume unter dem nahmen der sogenannten weiszpappeln cepphus, avis leviesima, quibusdam ein wesmewe COBaUg. deutsche bibl. 6 (1767) 2, 298; die inseln und flachen VINUS (1646) 179. — w e i s z m ü h l e , /., zusammenziehung ufer sind mit weiszpappeln und weiden bestanden aus weiszmehlmühle: dieweil wir auch nunmehr ein weiszMOLTKB ges. sehr. (1882) 1, 116. — weiszpech, n.: 'weiszmtthl. . . ufrichtenn lassen, so sollen sich die becker des pech, spiegelhartz oder weiszes und flüssiges pech, pix grieszens enthaltenn (v. j. 1690) wrkundenb. v. Zweiliquida, bestehet aus weiszem hartz, terpentin und terpenbrücken 131 Molitor; wissmülli (— semmelmttlli) mühle tvnä,' Noel Chomels öcon.lex. (1750) 8, 1426, s. KABMABSOHfür Semmelmehl (v. j. 1668) bei STAUB-TOBLEB 4, 191. — HEEBEN (1876) 3, 482. — weiszpinsel, m., zu ^eiszen la, weiszmund, -münd, -mündig, adj., 'Ueich', zu weisz B ß bb und mund, wobei mund wohl für das ganze vgl. peniciUum tectorium ein weyszpensel, damit man die mauren weyszget FBISIUS (1666) 969, s. auch weiszpinsel gesicht genommen wird, vgl. weisznasig: exalbidus idem significat quod albidus erbleicht, weyszlächt, weyszmünd bei JACOBSSON (1781) 4, 631: die meister dieses bienenkorbs, . . . die gipsen ihn auszwendig schön echneeweisz FKTSTTTH (1656) 492; er sei eine lange person gewesen, von weiszem biblischen marmelstem, in einer lövischen... weiszmund, mit trungenen glidern M. QUAD memoramülen klein gemahlen und mit einem weiszpensel oder bilia mundi (1601) 27; ein junges weiszmündiges Weibsweiwadel angestrichen FISCHABT bienenkorb (1588) 261»; bild (1754, Zürich) bei STAUB-TOBLEB 4, 823. einen weiszpensel, wie desgleichen die mäurer und andere WEISZMUS, »., brei aus meM und milch, zu weisz tüngarbeiter gebrauchen, wann sie die häuser und stuben B 2 a S, vgl. lactatum witmues {voc. v. 1420) bei DIEFEN- anweisen SCHBÖTEB Hausverwalter (1712) 36. BACH 315, wyazmnysze (16. jh.) ebda; weiszmusz clusina WEISZPFENNIG, m., münzname; zusammenrückung puls DENTZLEB (1713) 847: dantur fercula et wismuose aus weiszer pfennig (s. weisz B 2 a y aa). zunächst für (v. j. 1360) bei STAUB-TOBLEB 4, 494; weiszmusz oder brei eine art groschen, die um die mitte des 14. jhs. am Niederin milch gekocht (v. j. 1771) bei STAUB-TOBLEB a. a. o., wo weitere belege; s. auch FISCHES schwäb. 6, 1, 661 (beleg rhein die hauptsächlich verwendete silbermünze (albus, sc. denarius) wurde und bis ins 16. jh. gängig blieb, vgl. v. 1766); witmos oder witmus dünner mehlbrei HUPBL y. SCHBÖTTEB münzkunde (1980) 18; doch greift die beLief- u. Esthland (1795) 266. früh als wusmui ins oberzeichnung weiszpfennig über diese münzsorte hinaus und sorbische gedrungen, vgl. BIELFELDT dt. lehnw. (1934)262. ist bis in neuere zeit hinein auch für andere silbergroschen WEISZNÄHEREI, -nähterei, f., zu weisz B i o gebraucht worden, z. b. für den witten («. dort) nach HÜB'wäschenäherei' vgl. weiszzeug: die weisznähterei wird zu NEB cur. lex. (1776) 2466: dat ein loklioh von den zwen schlecht bezahlt NESTBOY ges. w. (1880) 3, 113; der faden heren Türschrieben sai doen slan in sinre müntzen wiszzur weisznäherei soll nie länger als 50 cm sein DJLLMONT penunge einen jekliohen von zweyen Schillingen (v. j. weibl. handarb. 8. — weisznäherin, -nähterin, f.: sie 187oV bei WEILMEYB aUg. numismat. lex. (1817) 2, 198; (anrede) sind also weiszn&hterin NESTBOT ges. w. (1880) auch han wir disen boden (des briefs) vi wiszphennige 12,13; üblich als weisznäherin. — weisznen, vb., 'weisz geben (v. j. 1414) Frankfurts reichskorresp. 1, 261 Janssen; anstreichen', dasselbe wie weiszen 1 a, vgl. auch weiszeln: da kumpt der wirt mit dem zalbret . . . und sprach zA weisznen MOZIN-BIBEB-HÖLDEB (1866) 4, 1192, LOBITZA Ulenspiegel daz er uff legt • Cölisch weiszpfenning für id. Vienn. (1847) 142. — weiszner, m., 'tüncher, anstrei- daz mal Eulenspiegel 126 ndr.; cher': 'weiszner . . . maurer, der sich mit stubenweiszen ... beschäftigt' MOTHES iU. baulex. (1882) 4, 472.

da hett Ble an dem (termugezogetun) doren rhu,

WEISZNICHT, m., weiszniohts, » . ; zinkoxydhaltiger niederschlug an den wänden von Schmelzhallen, eis mittel gegen augenlerankheiten verwendet, vgl. nicht teil 7, 712 und niohts ebda 728; daneben augennicht, sieh teil l, 808, hüttennicht, s. teil 4, 2, 1998, und graunicht: weisnicht nihili album seu pompholyx B ABTISCH augendienst (1683) 273*; weisznicht nihilumalbum

MBON-

ooviua dlsch.-poln. wb. (1854) 907; weisznichts, »., FBISCHBEEB preusz. 2, 462, SCHEMIONEK elbing. 47. Dazu weisz nicht pulver: wenn ein hund in die äugen gesohlagen oder gebissen worden, marck aus den schaaf-

sab ih"' Idem baia) ein weiszpfennig zu lohn H. SACHS 17, 276 K.-G.;

er kante keine halbe batzen und kreutzer mehr, viel weniger groschen . . . Schilling und dergleichen müntz, sondern handlet nur mit stüfiern, Sterlings, sols, pölohen, dütchen, fettmenchen oder aufs wenigst mit weispfenningen GBIMMELSHAUSEN 2, 469 Keller; gebt dem m&dgen vor einen halben weiszpfennig steiften käse SCHNABEL insel Felsenburg 8 (1786) 426. da schon im 17. jh. der wert des weiszpfennigs sehr gesunken war, heiszt nioht einen weiszpfennig ähnlich wie nicht einen roten heller 'nicht

WEISZPUTZER—WEISZSCHECKIG

WEISZSCHEINEND—WEISZSUCHT

das geringste': were es nicht ein toller kauffmann, der zu Franckfurt in der judengasse wolte . . . sohinoken, bratwürste und leberwürste verkauften T es würde kein jud sein, der ihm einen weiszpfennig oder einen batzen vor alle seine wahre geben würde SCHUPP sehr. (1668) 888; er (ein Deutscher) verstand von den breiten gurgelnden reden der leute (in Holland) für keinen weiszpfennig W. O. v. HORN a. d. Maje (187») l, 26; redensartlich: den thaler (der 46 weiszpfennige gilt) auf dreizehn weiazpfennige bringen sich in nachteilige Unternehmungen einlassen VILM AB Kurhess. 446. — weiszputzer, m., 'tüncher, anstreichet', vgl. weisz B 1 d: (er) sollte das geschaft seines vaters, der weiszputzer war, erlernen HAUSJAKOB in der residenz (1811) 448; waisputeQ tüncher MEISINGEB Rappenau 226. — weiszquast,TO.,zu weiszen l a dasselbe wie weiszpinsel; nordwest- und mitteldeutsches wort, vgl. pemicülus tectorius ein wittequast CHYTRÄUS (1594) 220, weiszequast J . OESÄUS (1623) 1B7; wittjequast FLEMES Kalenberg, nachtr. 111; wieszquasz HÖNIG Köln 201; wissquasz ROVENHAGEN Aachen 164; wittquäs am Niederrhein (Krefeld); wiskwaost HENTBICH Eichsfeld 97.

und lunge weiszscheokigt wird haushallungslex. (1749) 8, 97; eine grosze menge weiszsoheokiger baren RITTER erdk. (1822) 2,1107.—weiszsoheinend, part. adj., 'weiszschimmernd', zu weisz B 1, vgl. Candidus weiszscheinend DIETENBACH 94C: Albion genennt von den weyszscheynenden felsen STUMPF Schweizerchron. (1606) 8*; verbergen ihre milchweisze leibe unter die weiszscheinenden leylach buch der liebe (1687) 110. — weiszscheinig, adj., dasselbe, vgl. Candidus id est splendidus weiszscheynigk

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WEISZRIEMER, m.; riemer, der weiszgares leder verarbeitet, vgl. weisz B 2 a e und weiszgar: etliche (werden) grob- und schwartzriemer, weiszriemer und die in eeest&dten seeriemer genennet Chomel (1760) 8, 828. anders: 'weiszriemer werden in einigen gebenden Baiems die abdekleer oder Schinder genannt, weil aus den thierhävten riemen geschnitten werden' WESTEKEIEDEB (1816) 662. — weiszr o c k , m., soldat mit weiszer uniform, bes. Sachsen, Österreicher, Franzosen: seine königliche majestät (Friedrich d. gr.) . . . sagten zu unserem commandeur (in der Schlacht bei Levthen):'... marschieren sie (anrede) mit ihrem bataillon gerade auf den verhack dorten, wo sich die weiszröcke verschanzet haben' v. BARSEWISCH kriegserinn. 1767—68 (1868) 16; es fiel mir hierbey derjenige weiszrock ein, den ich ehedem aus meiner braut kammerfenster hinab in den garten springen sehen Leipziger avanturieur (1766) 1, 278; bei Ulm und Austerlitz (seien) die weiszröcke . . . unbarmherzig ausgeklopft worden SOHEBB Blücher (1862) 2, 204. — weiszröslicht, adj., vgl. röslicht teil 8, 1284; von weisüicher rosenfarbe: die blühe (der roszleastanie) ist weiszröszlicht, doch mehr weisz und sehr prachtig v. HOHBERG georg. cur. (1682) l, 438. — weiszr o t , adj., 'hellrot', vgl. weiszroth rouge tirant sur le blanc SCHAFTES frz.-dt. 2,3 (1888) 682: die blum (der brausen basüie) ist weiazrot TABEBNÄMONTANUS (1664) 724; additiv, 'weisz und rot': der ganze sommer . . ., weiszroth und blütenschwer JEAN PAUL W. 20/28, 16 Bempel.; Vertrauensmänner mit weiszroten bandern (1868) BAUEBNEELD in: jahrbuch d. Orillparzerges. 6 (1896) 110. — weiszr ö t l i c h , adj., 'heUrötlich': Insonderheit Ilm (den mond) weit mnbfleng ein groeter weiszr&thllcher ring, als wer von mehl ein regenbogen gantz rand durch rothtarben gezogen KOLLBHHAOKK jrotehmauder (1696) H h 3 der weiszrötliche oarniol LOHENSTEIN Arminius (1689) 2, 406; ein groszer weiszrötlich schimmernder lichtkegel, , . . das zodiakallicht BEHBMANN Stromgebiet d. Sepik (1922) 148. — weiszrötisoh, adj., schweizer. 'Mond': Zischgeli hat braune haare, . . . da siehst lieber n&bes wissrötschs HENNE räche v. Oonten (1867) bei STAUB-

TOBLEB 6, 1864.

WEISZ SALZ, n., das reinste beste sah, vgl. salis flos weiszsaltz MEGISEB (1608) 2, 468; s. hierzu weiszlade. — weiszsauer, n., ein mit essig bereitetes fleischgericht; im gegensalz zu schwarzsauer ohne bhit hergestellt, vgl. wittauur SCHÜTZE holst. (1800) 4, 280; weiszsauer gänseklein in gaüerte BETCKB Königsberg. 66: das wildgohwein verzehrt mit bedacht und maoht etwas weiszsauer davon (1862) BISMARCK br. an s. braut u. gattin 862. — weiszsoheckig, -scheokioht, adj., mit weiszen /lecken versehen: welches (des monstrums) gestalt die eines kalbes gewesen, rot und weiszsoheokicht CHR. IBEMIUS wundergeburten (1684) F 2»; (egd,) davon leber

(1470) DIETENBACH mlat.-hd.-böhm.

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wb. 68. — w e i s z -

s c h i m m e r n d , part. adj., zu weisz B L : deine gebrochnen weiszschimmernden äugen GEBSTENBEBO Ugolino 264 Hamd; d i e . . . beschneite Winterlandschaft, weiszsohimmernd M. v. EBNEB-ESOHENBACH ges. sehr. (1898)

6, 189. — weiszschnabel, m., 1) vogelname (ceryle aícyon): 'weiszschnabel eine ort königsfischer, ispida rostro albo' ADELUNG 6 (1786) 160; 'picus principalis eine ort spechte in Amerika' CAMPE 6 (1811) 669. 2) Scheltwort f$r einen jungen vorlauten menSchen, gleichbedeutend mit grünschnabel, teil 4, L, 6, 969, und gelbschnabel teil 4, L, 2, 2888, vgl. auch schnabel teil 9, 1143: wenn der weiszsohnabel (jüngerer bruder) sie (das mädchen) ihm wegsohnappen thate, sollte er sich vorsehen AT.CTTS Isegrimm (1864) 1, 69.

WEISZSCHWANZ, TO., name verschiedener vögd; feste bezeichnung des Steinschmätzers (saxícola oenanthe), vgl. attg. deutsche bibl. 64,(1873) 281, BREHM tierl. (1890) 4, 66 P.-L.: der weiszschwanz, im Simmenthai bergnachtigall genannt..., der grösZte von unseren Steinschmätzern F. TSOHUDI tierleben d. Alpenwelt (1868) 98. für den Steinadler (aquila chrysa&os), vgl. weiszschwanz falco fvlvus aUg. deutsche bibl. (1766) 63, 166; der Seeadler (haliaetus albiciUa) vgl. KBÜNITZ 287 (1866) 67: fischadler, auch weiszschwanz HABTIG lex. f. jäger (1861) 194. der lämmergeier (gypaetus barbatus), vgl. KBÜNITZ 287 (1866)67. derwaldwasserläufer (totanus ochropus), vgl. weiszschwanz punktierter

wasserläufer

(1616) bei

STAUB-TOBLER 9, 2039. —

weiszschwanzig, adj., orniihol. merkmal: pygargus weiszschwentziger adler HEYDEN Plinius (1666) 404; ein weiszschwanziger steinschmatzer wallte mit seinem kurzen liede zeigen, dasz auch diese wüste ihre ges&nge habe v. SCHUBERT reise in d. Morgenland (1838) 1, 400. — weiszseiden, adj., ans weiszer seide: die •priester in ihren weiszseidenen rocken LOHENSTEEN Arminius (1689) 2, 484; weiszseidene glatte kleider W. v. .POLENZ Orabenhäger (1897) 2, 61. 'glänzend wie weisze seide': der purpurfarbichte sammetkelch einer kaktusblüthe und zwischen den weiszseidenen Staubfaden... BRENTANO ges. sehr.

(1862) 6, 202.

WEISZSENF, m„ L) der senf (sinapis alba), vgl. eruga wizseniph (10. jh.) ahd. gl. 4, 864, 26; erucam witsenep (13. jh.) ahd. gl. 3, 696, 26; eruca weissenfi, ist siisz EB. ALBEBUS (1640) F F 4 b ; weiszsenf eruca WIEDEBHOLD (1669) 413, vgl. PBITZEL-JESSEN 878. 2) vielleicht

für

die

weiszspier,

m.,

'artischocke' (Cynara cardunculus), vgl. GEORGES lat.-dtsch. (1913) L, 998 s. v. Carduus: Carduus wiszsenfE (16. jh.) bei DIETENBACH 101. — weiszspeise, f., dasselbe uñe weiszmus, brei aus milch und mehl: lacticinium wyszspise (voc. v. 1612)

DIEFENBACH 816. —

name der mehlschwalbe (hirundo urbica), vgl. teil 10, 1, 2433: das ander schwalmengeschlächt, so murspyr, münsterspyr, kirchschwalm und wyszspyr genennt wirt, machet sälten sein näst inn heüsern HEUSZLIN Oesners vogelbuch (1667) 217".

WEISZSTEIN, TO., 1) tropf stein: tropfistein ist eine weiszlichte materi . . ., wird auch weiszstein geheiszen BEBWABD interpres (1678) 6; weiszstein tropfsteinartiger kallcsinter VOIGT mineral, id. (1789) 324. 2) granvlit: 'granulit . . . heiszt von seiner färbe auch weiszstein' GEHLEB physik. wb. (1826) 3, 1088. 8) ein

komentrations-

stein (Stadium der erzaufbereüung), vgl. weiszmetall 2: weiszstein, weiszer konzentrationsstein white metal HOYEB-

KBEUTER techn. wb. (1902) 1, 842. — w e i s z s u o h t , f.,

albinismos, vgl. weiszling 2: ioh selbst habe erst eine einzige kakerlakbildung bei einem fische untersuchen

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WEISZSUD—WEISZWARE

WEISZWARM—WEISZWURZ

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können . . . auszer dieser bei fischen so selten vorweiszwaren LUEQER technik (1894) 1, 395. 2) tonwarenart, kommenden weiszsucht v. SIEBOLD süazwasserfische v. vgl. weiszzeug 3: das begieszen mit einem rein weisz Mitteleuropa (1863) 18. — weiszsud, m., nomen actionis brennenden thon findet bei der sogen, weiszware statt zu weisz sieden, sieh weisz B 3 a (sp. 1192): 'weiszsud die KEBL tonwarenindustrie (1907) 1016. 3) weisze backware, hawüung des weiszsiedens (silber oder messing... reinigen)'vgl. weiszgut: B.s Schuljugend . . . verzehrte eine unbeADELUNG 5 (1786) 161; absud (weiszsud) sieden der münz- schreibliche last dicker kuchen, sowie anderer weiszwaare platten in verdünnter schwefelsaure LUEGEB technik HOLTEI erz. sehr. (1861) 13, 240. — weiszwarm, adj., (1894) 1, 88. das zum weisz sieden (verzinnen) ben/uizte ma-metallurgischer fachausdruck, vgl. das eisen weiszwarm teriell: 'weiszsood, weiszsod, weiszsut, dasjenige geworfene machen CHB. FB. SCHWAN nouv. dict. (1783) 2, 1027: oder gehörnte zinn, womit derselbe (der nadler) die nadelnwobei es (eisernes blech) niemals weisz, sondern nur weisz siedet oder verzinnet' JACOBSSON (1781) 4, 631; wenn im mittel zwischen roth- und weiszwarm geglühet man zu einem gewöhnlichen weiszsude . . . nickeloxyd werden musz HOYEE wb. d. artülerie (1804) 1, 134. zusetzt MUSPBATT chemie (1893) 4, 1978. — weisz Wäsche, f., zusammenrückung, vgl. weisze Wäsche bei weisz B l c : wir haben die stube gemietet WEISZTANNE, f., 'edeltanne' (abies pectinata), zu weisz B 2 zum unterschied von der rottanne (s. teil 8, und haben die weiszw&sche gekauft G. FBENSSEN Jörn UM (1902) 480. — weiszwasser, » . ; 1) 'eine art der 1815), oder schwarztanne (s. teil 9, 2346), vgl. MABZELL wb. d. dt. pflanzennamen 1, 68: solch hartz von roten Wassersucht, da das wasser eine weisze färbe hat, anasarce, zum unterschied von dem gelbwasser, ascitis hydrops ADEtannen ist gemein und gut zu vilen dingen . . LUNG 6 (1786) 151. 2) 'eine wässerigefiüssigkeit,welche a/us weysztannen sind am holtz etwas gröber und h&rter STUMPF Schweizerchron. (1606) 606B; weysztannen oder essig, worin bleizucker aufgelöst ist, besteht, und zu Umschlägen auf beulen ... gebraucht wird' CAMPE 6, 660. ein {Achten genant abies MAALEB (1661) 493A; vil rootund weiszthannen, deszgleichen lerch- und fichten— weiszw&sserig, adj., zu weiszwasser 1: von der bäum GULER V. WEINECK ßaetia (1616) 22»; (wir) Wassersucht anasarca . . . diese nennet Galenus auch gingen eine gute stunde unter roth- und weisztannen daleucophlegmatia hydrops, als ein weiszwesserige Wasserhin L. STEUB drei Sommer in Tirol (1895) 2, 426. — weisz- sucht WIBSUNO arzneibuch (1588) 433b. — weisz weg, trager, m. pl.; leute, die als Parteiabzeichen weisze kappen m., 'müchstrasze', vgl. weisz A 1: lacteus circulus quem tragen, zu weisz B i o (sp. 1183) ujtd tragen I I I C 3 (teil physicus vocat galaxiam et vulgo der wysweg BBACK VOC. 11,1, l, 1088): noch hatt der krieg hierumb nicht sein end rer. (1495) 2». — weiszweide, /., 'Silberweide' (salix erreicht, sonder die weisztrager widerstünden, ganz Flanalba): das ander geschlecht heiszet bey uns bruchweiden dren auff ihr Seiten zfi bringen . . . bis die gmeind den und weiszweiden WIBSUNO arzneibuch (1688) reg. unter cappentragern die porten öffnet WUESTISEN Pauli Aemilii weiden. hist. (1672) 1, 610. — weisztrübe, ad]., 'schmutzigWEISZWEIN,TO.,vgl. weiszer wein unter weisz B 2aa, weisz': ein schön lauter perlin, das sich nicht auff weiszgegenüber rotwein (teil 8,1326): uff dirre reben (Maria) trübe iarb zeucht CALEPINUS (1698) 603 s. v. exalumina- wart drier hand win gepflanzet, wiswin, rotwin und getus. — weisztuch, n., zu weisz B l c , vgl. wizdüch würzter win St. Oeorgener prediger 293 Rieder (1387, oZem.); albus pannus (13. jh.) ahd. gl. 3, 377, 60: so mugent die aminium wyszwyn quia est sine minio i(d est) sine rubore wurtzkremer veil haben . . . wisztflch und gewunden BBACK (1495) 28"; vinum album weiszwein SAUBUSgrowt&ch (v. j. 1463) ScMettstadter stadtr. 2, 670 Qiny; auf MELANOHTHON normend. (1591) O 8 b ; son gemisch, wissen im menteln . . . ein rotes kreutz von tuch . . . und in sie, von weiszwein — kuchen — Schnupftabak und mitte des kreutzs ein wenig weisztuch (modicum albi panni) Wachskerze G. HAUPTMANN einsame menschen (1891) 7. offenb.d.M.Birgitte(lS02),regeld.heümacherslS.—weisz WEISZWOLLEN, adj., aus weiszer wolle bestehend: tuchen, - tue hen adj., aus weiszem tuch bestehend: (die) Tiim dann ein fleck weiszwullins tuch GÄBELKOVEB litthauische (vlanen) waren an ihrer weiszen kleidung arzneibuch (1595 ) l, 397; Megeli . . . freute sich der durch blaues, und die poln(ische) durch rothes tuch an schönen weiszwollenen Strümpfe GOTTHELF ges. sehr. ihren weisztuchenen kleidern unterschieden J. U. v. KÖNIG (1855) 21, 424. ged. (1745) 202; dann kam einer in weisztüchener kutt WEISZWOLLIG, adj., mit weiszer wolle bedeckt: und mit schwarzem übermantel ROSEGQEB sehr. (1895) . . . das rot- und weiszwollecht viecb I I 16, 306. -— weisztüncher, m., zu weisz B l d : FISCHAKT S. dicht. 3, 311 Kurz; 'weisztüncher . . . maurer, der sich mit stubenweiszen . .. beschäftigt' MOTHES iU. baulex. (1874) 4, 358. in scherz- die weiszwolligten (werden) den grauen und mit anderen haftem vergleich: er war rüstig wie ein weisztüncher und färben gesprengten schaafen vorgezogen haushaltungslex. (1749) 3, 83; (die) weiszwolligen schaf J. H. Voss Horners hatte immer einen gelöschten kalktiegel der gesunden Vernunft hinter sich K . GUTZKOW ges. w. (1846) 7, 262, vgl. Ilias 18, 629. von dingen, deren beschaffenheit weiszer wolle ähnelt: binsen mit ihren weiszwolligen federbüschen hierzu weiszgetüncht (beiläang von nüchtemheit). ROSEGQEB sehr. (1895) I 3, 94; runde, weiszwollige Wölkchen CL. VIEBIQ d. schlafende heer (1904) 1, 114. — WEISZVEIL, m., f., weiszveilchen, n., vgl. veil weiszwurm, m., l ) eine schlänge, vielleicht coluber vipera: (teil 12,1,41); für die levkoje (maühiola incana): viola durstslang oder wiszwurm dispas voc. theut. (Nürnberg lactea weyszveyel (1530) bei DIEFENBACH 621; viola 1482) f S B , für dipsas, s. DIEFENBACH gl. 183", GEORGES lactea . . . weiszveil SAUBUS-MELANCHTHON (1591) g 7 B ; dtsch.-lat. (1913) 1,2180. 2) ältere bezeichnung einer Hasse von weiszveilchen CAMPE 6, 660; weiszveilchen (Schlesien) würmem (vermes): die weiszwürmer, wozu alle eingeweidePBITZEL-JESSEN 209. — weiszverbinder, m., 'tüncher, würmer gehören OKEN attg. naturgesch. (1839) 6, 642. anstreicher', vgl. weiszbinder: weiszverbender (v. j. 1632) 3) eine eintagsftiegenart (polymitareys virgo): die dotterbei BAUEB-COLLITZ 181. — weiszverzinnung, f.: 'den tafeln, bleyschiefem und amortissemants ihre weiszver- sackfreie (fisch)brut (musz) mit kleinen eintagsfliegen zinnung nehmen heiszt ihnen die zinnkraste nehmen' (weiszwurm) gefüttert werden LUEOEB technik (1894) 4, 284. — weiszwurst, f.: 'weiszwürste, solche machet man JACOBSSON 6 (1793) 478. von gehackten schweinenfleisch und nimmt anstatt des Uuts WEISZWACHS, n., gebleichtes wachs, vgl. weisz B 2ae: milch' MABPEBOEB (1716) 1325; um . . . eine kritische propoleum i(d est) cera alba wizwachs (13. jh.) ahd. gl. appetitlosigkeit durchzuführen, asz er vorher noch drei 3, 644, 33; weiszwachsz heiszet bey dem Plinio cera Iota Münchener weiszwürste G. KELLEB ges. w. (1889) 6, 79. und in den apotecken cera alba WIBSUNO arzneibuch (1588) reg. unter wachsz; prüfen, ob er (der wachsboden) WEISZWURZ, f., pßanzenname, zu weisz B L h. sich dazu (zur wachsbleiche) eigne und welche sorte weisz1) für eine art des dosten (origanum dictamnum) nur ahd. wachs aus ihm zu gewinnen sei KRÜNITZ 232 (1866) 60. — mhd. in glossen reichlich belegt, vgl. dictamnum wizwurz weiszware, f., zu weisz B 2 a bezeichnet weiszliche (9. jh.) ahd. gtt. 3, 612, 40 St.-S.; dictamnum album wizWarensorten verschiedener gewerbe. l) 'weisze leinwand, wurz (11. jh.) 8, 101, 60; diptaminum weiszwurtz (16. jh.) wasche', vgl. weiszzeug 1: Vorschriften zum stärken von bei DIEFENBACH gloss. 640.

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WEISZWURZ—WEIT

2) nepeta (vgl. dazu weiszminze l ) : nepta wizwrz (9./10. jh.) ahd. gü. 4, 368, 3 St.-S.; nepita wyszwurtz BBAOK (1495) 62»; caUmemtum nepitha weiszwurtze TEOOHUS prompt.

(1617) L 1 » .

3) 'weberkarde' (dipsacus fulkmum): dipsacos wizuurz (11. jh.) ahd. gtt. 8, 487, 86 St.-S., s. dazu weis distalen hört. »an. (1492) nach PBITZEL-JESSEN 136. 4) 'augentrost' (euphrasia oßicmalis): frazia wizuoz (13. jh.) ahd. gü. 3, 641, 36 St.-S.; fracia wizeworz (14.jh.) ebda 3, 629, 26; fragia witwort (16. jh.) bei DIETENBACH gloss. 245. 6) 'grosze maiblume, gelenkwurz' (polygonaium officinaZe): sigillum sie. Marie witworth (18./14. jh.) in zs. f. dt. phü. 9 (1878) 208, vgl. ahd. gU. 3, 666, 89 St.-S.; herba sancte Marie weyszwurtz (1482) bei DIEFENBACH 276: so einner aber geschlagen ist under angesicht, das er blo mol gewint, so . . . nym das safft von wiszwurtz zwei lott HIEB. BBATTNSCHWEIG chir. (1497) 92*; die weiszwurtz (ist)... eyn breuchliche wurtzel für die bloen mäler sonderlich under den äugen H . BOOK kräuterbuch (1639) b 1, l l 6 ; sigillum Salomonisv/einzwviz (1621) DIETENBACH 533; weiszwurtz, Salomonis Siegel, heiszet griechisch und lateinisch polygonatum WLBSUNQ arzneibuch (1588) reg. unter weiszwurz; komm und hilf mir kräuter suohen . . . , weiszwurz und ehrenpreis . . ., dann magst du . . . mir ein pflaster kochen KOTZEBUE graf v. Burgund (1798) 26. auch weiszwurzel: wenn etwas . . . mit blut unterlaufen, so ist der warme wein gar zuträglich, sofern die suifusion nicht tief, sonst kocht man den wein mit Odermennige oderweiszwurtzel H. V.FLEMING t.soldat (1726) 338; weiszwurzel (Siebenbürgen) PKITZKL-JBSSEN 108. 6) seltenere glossierungen: consolida wizwrz vel cunsele (14. jh.) ahd. gü. 3, 62, 39 St.-S. (tvohl günsel, ajuga reptans, vgl. MABZELL wb. d. dt. pflanzennamen L, 172); baldonica i. balsamita, sisimbrium weiszwurtz (16. jh.) DIEFENBACH gloss. 638A (nach MABZELL = mentha aquatica, vgl. weiszminze 3); affodüla wijswurtz (16. jh., obd.) DIEFENBACH gloss. I6 B . W E I S Z W U R Z E L , /., s. weiszwurz 6. W E I S Z Z E U G , n. 1) zu weisz B 1 c 'weisze wasche, tisch- und leibwäsche' vgl. weiszzeug linteamina

STIELER (1691) 2626:

ach, niemand eilige Borg und achtung bat auff sein weiszzeug und was er sonsten hat

GABK. VOIGTLÄSDEB oden U. liedcr (1642) 107;

wenn ihm die w&scherln das reine weiszzeug bringt

JOE. CHE. GÜNTHER ged. (1736) 980;

mein m&dchen . . . packte . . . einen coffer mit weiszzeug und etwas leichten kleidern voll (1771) S. v . LA BOCHE frl. v. Sternheim, 186 ndr.; auf einem tische lagen frischgewaschene kragen, manschetten und anderes feineres weiszzeug G. KELLER ges. w. (1889) 8, 222. für den noch unverarbeiteten Wäschestoff: zuschneiden zum nähen heiszet dem weibsvolke, die leinwand, cattun schwäbisch oder ander weiszzeug durch die soheere vorhero abtheilen und ausschneiden, ehe man solches in die arbeit nimmt attg. haush.-lex. (1749) 8, 809; all mein gutes weiszzeug, gemacht und u n g e m a c h t . . . ist aufs beste gepackt FBAU RAT GÖTHE i n ; sehr. d. Qöthegesellsch. 4, 69. 2) bergtechnisch: 'weiszzeug ldare kiesausbrände auf vitriolhütten, welche an die scheideuxuserbrenner verkauft werden' bergmänn. wb. (1778) 601. 8) in der fachsprache der tonwarenfabrikation 'porzeüan': einteilung der tonwaren . . . I I sinterzeug (tonzeug) . . . B soherben durchscheinend (porzellan oder weiszzeug) enzykl. d. techn. chemie (1928) 10,81 UUmann. — w e i s z z e u g k a m m e r , /., zu weiszzeug 1: Wichtigkeit der kenntnisz in der weiszzeugkammer S. v . LA ROCHE briefe an Lea (1788) 70j der in der weiszzeugkammer arbeitenden N&hterin GUTZKOW zaub. v. Rom (1866) 2, 171. WEIT,

adj.

u.

adv.

herkunft und form. ahd. wit adj.,"wito adv., mhd. wit adj., wite, wit adv.; daneben bestand ein vermutlich wie nidana, obana, ferrana, ferrano u. s. w. zu beurteilende» (vgl. WILMANNS 2, § 467, 4)

WEIT A 1

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adv. ahd. witeno (bei WILLTBAM), mhd. witene, witen, völlig gleichbedeutend mit wite; daher bis ins 19. jh. nebeneinander von weit(e) und von weiten, weite findet »ich im älteren neuhochdeutsch noch zuweilen für das adv., aber auch für das adj.: welcher gewonhait wyte in tfltschen landen pflegen wirt NICLAS V. WYLE translat. 199 Keller; deine weite zertrennte schaaf DÜBER tagebuch 82; daz gifit von mir sey weitte FISCHEB-TÜMFELev. kirchenl. 1,12; das (land) do ist weyte und breyte erste dtsch. bibel 3,169; als weite als die zente . . . get weistümer 6, 86. obwohl got. nicht belegt, darf weit als ursprünglich gemeingermanisches wort betrachtet werden; westgermanisch und nordisch ist es in allgemeinem gebrauch und von reicher bedeutungsentfaltung: an. vidr, dän. schwed. vid, ags. wid, engl, wide, afries., as. wid, mnd. mnl. wid, nl. wijd. die hauptsächlichsten deutschmundartlichen formen ergeben sich einerseits aus der hd. laulverSchiebung, andererseits aus der eingetretenen oder unterbliebenen nhd. diphthongierung, sodann, auf beschränkterem gebiet, aus sonderentwicklungen wie kürzung des i, palatalisierung und, im inlaut, Schwund des d. als grundbedeutung ergibt die Übereinstimmung aller in betracht kommenden german. sprachzweige 'räumlich ausgedehnt'. eine nach laut und bedeutung überzeugende entsprechung auszerhalb der german. sprachen ist nicht nachgewiesen, am wahrscheinlichsten ist die herleitung bei WALDE-POKOBNY vergleich, wb. d. idg. spr. l , 103 aus den idg. wurzeln yi- 'auseinander' und i 'gehen': ui-ito-s 'auseinandergegangen', vgl. ai. vltA 'vergangen, geschwunden' und 'gerade, eben' aus 'ausgestreckt' ? bedeutung und gebrauch. allgemeines, weit bezeichnet von haus aus erhebliche räumliche ausdehnungen, doch auch an sich geringere, wenn sie über das masz des gewohnten hinausgehen, also als verhältnismäszig grosz gedacht werden, bei allen im folgenden behandelten räumlichen bedeutungen ist beides möglich, doch tritt der gebrauch im sinne von 'verhältnismäszxg grosz' bei einigen viel stärker als bei andern hervor, neben maszangaben irgendwelcher ort wird weit sodann zur bloszen bezeichnung einer ausdehnung schlechthin ohne gedanken an eine erhebliche oder auch nur überdurchschnittliche grösze, so dasz nun auch geringe und als gering gedachte masze neben weit stehen können, in seiner bedeutungsentfaltung wird weit begünstigt durch seine grosze eignung zu nachdruck, gefüMswert und nebensinn; sie legt die Übertragung auf unräumliches nahe und findet angemessenen auadruck in der beliebt gewordenen doppdsetzung (s. unter K 2). A . weit in hinsieht auf länge und breite, meist handelt es sich um mehr oder weniger erhebliche flächenhafte ausdehnungen. l) von offenen flächen der freien natur. a) bflrge stet und wltiu lant guamtabenteuer 1, 187, 666; Btett scbloss und. wyt« land Schweizer voUcdieder 2, 106 Tobltr. im 16. u. 17. jh. öfter nachdrücklich das ganze weite land, vgl. die ganze weite weit unter A l b : darzu dem gantzen weiten landt ein grosze unerhörte schand SPRING Uta* 30»; . . . das gantze weite land bat einen cantzler nur KACHEL tat. ged. 73 ndr.;

in dem gantz weiten Griechenlandt MANGOLD marckschiff bl. E . dann auch: doch ist das weite Italien . . . gewisz die ganze halbinsel NIEBCHB röm. gesch. l , 30; (die grOtzt» herdt,) die man auf gottes weiter erde seitdem es gras glebt, weiden sab PFBFFEL poet. vemeh» 7, 130; dasz ihr der edelste ritter seid auf gottes weiter erde TIECK »ehr. 4, 816; und vil nach die gancz Europa durch wyte gegend sich deren gebruchet STEINHÖWKL de dar. mul. 98 lit. ver. — die ungezaumten rosz in den weyten Sngern . . . laufien ARIQO decam. 418 lit. ver.; wer trawt elm woif autf welter heid B. KBÜQKE Ciawert 42 mir.;

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bei dichtem zuweilen mit allgemeinerem gefüMswert: wem gott will rechte gunst erweisen, den schickt er In die weite weit EIOHENDORFF (1864) 1, 237;

SPRENG Tlia» 30»;

dort war ein welter platz, da deine wiesen lachten S. T. BIESEN Pegnitz-tchäf. (1645) 11; dann sollt ani den weiten auen mir kein ort so heilig sein J . M. MILLER ged. (1783) 7;

in die weit wildnis MALEB MÜLLEB werke l, 109; mein prosaisch leben verschlingt diese bächlein wie ein weiter sand

GÖTHE I V 5, 29 Wo-

durch eure weiten Wüsteneien

attCKERT werte (1882) 1, 22. eine weite ebene KRAMTCB teutsch-it. 2 (1702) 1309°; die weitenfl&chenauf- und abwärts GÖTHB I I l, 35 W.; die weiten strecken jenseit des Tauros MOMMSEN röm. gesch. 2, 56. — von Wasserflächen, bes. das weite meer: das er der herr ist . . . in dem weiten mör SEB. MÜNSTER cosm. (1550) vorr. 1; wie das tiefe, weite meer

bei FISCHER-TÜMPEL ev. Hrchenl. 3, 378';

inselchen Ihr der schönsten, die Im weiten meere schwimmen umher der schöpfnng gottes KLOPSTOCK od. 2, 46 M.-P.

ein stürm . . ., welcher die meisten schiffe in die weite see verschlug NIEBUHR röm. gesch. 3, 663; in dem weiten tonesischen golf MOMMSEN röm. geach. (1865) 2, 28; (Damig) der ort, wo an dem weiten Belt Mercur und Thetis hofstatt hält GOTTSCHED ged. (1751) 161.

räumlich auch noch: zu solchen Wanderungen war hier die weiteste gelegenheit STOBM (1904) 6, 297. mit starkem gefühlston: o dasz mein sinn ein abgrund w&r und meine seel ein weites meer, dasz ich dich möchte fassen 1 PAÜL GERHARDT bei FiscHEB-TttoEL er. Hrchenl.

3, 331 *>; zugleich mit dem nebensinn der bewegungs- und betätigungsfreiheit: fliehI auf! hinaus Ins weite landl GÖTHB 14, 29 W.

auch von erfüllten räumen: ein sehr groezer weiter wald, darinnen viel und allerley art bäume stünden LUTHES tischreden 1, 820 Weim.; im . . . grün eines weiten gartens A. v. ARNIM 7, 3. gelegentlich von ansammlungen: der Switzere hinderhalt (rückhalt) was nicht grosz noch wihet STOLLE thür. chram. III lit. ver.; durchs weite beer der Griechen

BÜRQER Ilitu 1, 319. b) weite weit, schon in der stabreimzeit, z. 6.: an thesaro uuldun nuerold Heliand v. 136, nhd.: darumb kumpt sie {Maria) in die grosze weyte weit LUTHES 29, 460 W.; so weit die weit ist ebda 10, 2, 898; der himmel ist hoch, die weit ist weit PETBI weiszheü 2, O 2». unanschaulich erstarrt: von dem schriftlichen (meinungswechsel) vor der weiten gemischten weit J . H. Voss antisymb. 2, 2. die räumliche weite der weit sieht im gegensatz zu ihrer enge in andrer hinsieht: so dem menschen dise weite weit mit einander zü eng werden wil TAULEB sermones

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dem besten auch atiff weitem plan bot er ein kämpf hochmütig an

(1508) 8 2 ' ;

der himel war mir sauer und streng, die gantze weite weit zu eng HAYNECCITS Pfriem v. 2673 ndr.

andererseits ist die weite oder ganze weite weit zum mindesten reich an inhalt: aller menschlicher gewalt und reichtumb der gantzen weyten weit CBONBEBO Schriften 71 ndr.; wenn man in der weiten weit nichts aufzutreiben weisz als hasen GÖTHB IV 19, 12 TT.; von der weiten weit und ihren wundern W. BAABE hungerpastor (1864) 216. die (ganze) weite weit bietet betaegungsfreiheu und betätigungsmöglichkeüen: da bist j a nicht eingesperrt oder angebunden, die gantze weite weit stehet dir ja offen GRIMMELSHAUSEN L, 649 Keller; häufig in neuerer zeit: aber lpein sinn stuhnd meist nicht im buch, sondern in der weiten weit BRÄKER sehr, L, 73; gibt es nicht weitre weit für deine ziele? PAUL ERNST Ariadne (1912) 30.

vor ihm auf stieg die grosze weite weit STORM werke (1899) L, 37. ähnlich: die weit lag weit offen vor mir SCHUBART leben 2, L. andererseits wird die weite weit als gegensatz zum einzelnen empfunden: zur zeit . . . fand ich mich in der weiten weit ganz allein GÖTHE IV 15, 235 W.; rettet euch, flieht in die weite weit, und der liebe gott behüt euch kinder- u. hausmärchen (1812) 1, 25; nun komme ich so zurück durch hitze und dunkle n&chte und die weite weit — hinter Berlin her W. BAABE Boracker (1876) 74.

c) weites feld, nur ausnahmsweise einfach für 'ausgedehntes feld': mein liebgen sol so seyn: ein ander frey nach gelde, nach einem weiden- felde

CHR. WEISE grün, fugend 133 ndr. in allerer spräche gewöhnlicher für 'offenes feld': so der hirtz das weite feld eingenommen hat, so sollen sie fleiszig der spur nachjagen SEBIZ feldbau (1680) 686. zum weiten feld gehört, dasz es verhällnismäszig eben ist: (die wege) führten zur linken ins weite feld, zur rechten gerade bergan H. v. BARTH Kalkalpen 377. insbesondre ist das weite feld ein offener kämpf platz: dri tusent fromm eldgenossen die stundent zfi wltem feld NICL. MANUEL 22 ins weite kriegesfeld

B&chtM;

GROB dicht, vernichg. (1678) 24.

bildlich: wo ist jemaln einer reich worden, der das zanokeisen immerdar im hause hat und mit seinen leuten steets im weiten feldt ligt ? ALBERTINUS weckuhr 1, 104». das weite feld bietet aber auch gelegenheit, sich davon zu machen: da hastus gelt, mach dich mit In das weite feld

A. DIETRICH bawrenknecht B l » .

doch die wendung das weite feld suchen scheint jünger als die gebräuchlichere das weite suchen, vgl. K 4 a: schon war er . . . im begriff . . . das weite feld zu suchen H. v. KLEIST S, 817 E. Schmidt, hinter dem gedanken an die bewfffungsfreiheit kann die anschauliche grundbedendung völlig zurücktreten: der sich Ins weite feld der leichten lüfte wagt A. GRYPHIUB trauersp. 84 Palm.

gebräuchlicher ist die Übertragung auf ein umfassendes aufgaben- oder betätigungsgebiet: das ganze weite feld der kritik LESSIHG 10, 91M.; das weito feld des Orient. Studiums GÖTHE im Oöthe-jb. 11, 29; gäbe keinen nachtwachter auf der weit, hätten die dleb noch ein welters feld

MEIBL theatr. quodl. 1, 84; ähnlich bildhafter: ich (Moses Freudenstein) will einmal weiteres wasser für meine flössen suchen W. BAABE hungerpastor (1864) L, 220. bei andrer selbsteinschätzung: drei Jahr ist eine kurze zeit, und, gottl das feld ist gar zu weit GÖTHB 14, 94 W.

an feld im der bedeutung 'bebautes feld' knüpft an die ihrem wortsinn nach später nicht mehr verstandene Wendung in weitem felde stehn, liegen im sinne von 'noch nicht gesichert, nicht entschieden, nicht zu erwarten sein', nach BOROHARDT-WUSTMANN8 118 wufie urspr. an die noch auf dem felde befindliche ernte gedacht, deren einbringen also noch nicht gesichert ist; später spielt vielleicht hier und da die bedeutung 'entfernt' hinein, frühe belege auch teil 8, 477:

sind sie (100 Uder) da ftlr meinen mnnd, oder noch in weitem felde?

S. DACH 787 lit. ver.-,

die gehoffte Verbesserung allhier ist in so weitem felde LESSINO 18, 161 M.; Fr.: sie sind mein. Ros.: das ist noch weit im feld MÜLLHEB dram. werke 7,160; is er . . . ein mensch, was . . . noch in weitem feld steht NESTROT werke (1890) 2, 62. im sinne von 'entscheidung, abschlusz

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auf schieben,': ins weite feld spielen BÖDIKEB grundsätze (1890) 268. gleichbedeutend über, in weiten bergen: so bliebe doch das übrige alles in weiten bergen MOSCHEROSCH Phil. (1646) 3, 68; grosse belohnung und hohe Ämpter aeynd ttber weiten bergen gelegen, da man selten darzu gelangen kann LEHMAN fiorileg. L, 421. 2) von herrschaftsgebiet und besitz; adj.: die witen m a r k e Nibdungerd. 882 .Beherrschst du nicht In weiten reichen? NEÜKIRCH ged. (1744) 18;

BITTER erdkde. (1822) l , 9; da er nun kam in den ring, do machot man ain witen ring HICKENT AbKonstanz. conz. 81 lit. ver. in jüngerer zeit öfter uneigentlich, s. unter H 2 a . w e i t e r k r e i s , mehr oder weniger deutlich als umgebung gedacht, zunächst räumlich: o gott aUaln herr und regent des gantzen weiten umkralses SCHEDE psalnun 73 ndr.; durch die macht der intelligenz den weiten erdkreis zu erobern A. v. HUMBOLDT kosmos (1846) l , 4; in einem jener . . . in weitem halbkreise die hauptstadt . . . umziehenden villendörfer FONTANE werke I 4, 35. in neuerer spräche öfter uneigentlich, s. unter H 4. 6) von freiem räum zwischen mehr oder weniger deutlich mitgedachter umgebung: sende guote boten viir, die dir dort vähen witen rQm WINBBECKB 4 Haupt; einem weiten, rings umbauten und umschatteten räume GÖTHE 25, 6 W.; ein schönen weyten gepflasterten hoffe ARIGO decam. 163 Ketter; auf dem weiten kirchplatz MÖRIKE 3, 43 Oöschen. zuweilen wird der räum durch seine umgrenzung bezeichnet: als die Stecher . . . in den weiten schraucken waren WICKRAM 1, 69 BoÜe. auch von einem umgrenzten, aber doch erfüllten räum:

weite gerichtsbarkeit E . M . ARNDT werke (1892) l , 65; des weitesten besitzes W . BAABE hungerpastor (1864) 226. in neuerer zeit öfter im sinne von H 2 a (sp. 1260). adv.: syntemal es n i t muglich war, das er (Christus) sollt leyplich so weyt und lang regirn, als der prophet daseibist (Micha 6, 2. 3) deuttet LUTHER 10, 1, l , 6 0 1 W . ; herrsche weiter als August, hesser als Trajan ani erden NEUKIBCH ged. (1744) 6. auch vom geltungsbereich: es ist kein weitterer glaub itzt aufi erden dann diser mahometisch BEB. FRANOK Oerm. chron. (1638) 69. 3) von Vorgängen und betätigungen; adj. 'weit verbreitet, weit wirksam', adv. 'weithin', 'weüum'. der gebrauch ist alt und reicht bis ins 19. jh.: der sunnen schin ist harte wtt FREIBANK 14, 2. haben die Engellender Franckreych . . . verherget und weyt eyngenommen STUMPF Schweizerchron. (1606) 259»; sieh, wie scheint der mond so weit CL. BRENTANO ¡ehr. 2, 115; des aufruhrs ehrne Zungen stürmen, weit der empOrung banner weht GATTDY merke 4, 43. bis zur gegenwart gleich:

reicht die Verbreitungsangabe

durch

ver-

so weit das reich der wilden fluthen netzt das land bei FISCHER-TÜMPEL ev. kirchenl. 3, 426 »;

so weit die sonne leuchtet SCHILLER 14, 120 G. volkstümlich: so w ; t man b r o t bacht (d. i. überall) SCHÖPF tirol. 24. häufig Verbindungen wie w e i t e s l o b , w e i t b e r ü h m t u. ä.: des wart sin lop von wlben wlt WOLFRAM Pore. 123,18; weites lob verdienen HERDER 3, 7 1 S . ; die schände ist zn arg, zu weit! MALER MÜLLER werke 1, 307; was ist euer n a m weit worden und fruchtbar über deutschem land KOLBENHEYER Paracelsus 3, 359; in Griechenland berflhmet weit SPRENG ÜUM 34»; und auszerdem den weiten siegesruf so kecker tat FOUQUE held d. nord. 1, 76. unter dem einflusz

von w e i t u n d b r e i t sind auch

Verbin-

dungen wie w e i t a u s - , v e r b r e i t e n , w e i t e a u s - , Verb r e i t u n g sehr üblich geworden:

d i s e s bfichlin w e r d e d y n e clar.

tugentryche werk wyt uszbraiten STEINHÖWEL de mul.

20 lit.

ver.; auf weit verbreitet Oden elsesfeldern SCHILLER 14, 318 0.;

wie weit verbreitet sich die Wirkung der mÄrmlichkeit und würde GÖTHE 23, 43 W.; dasz Mirabeau den mitteilungen Nicolais weitere Verbreitung verschafft h a t RANKE werke 30, 6. ähnlich, mit Übertragung auf die ebene auch w e i t v e r z w e i g t : ein weit verzweigtes flusznetz u. ä.; mit dem gedanken an zahl und mannigfaltigkeit: eine in Berlin weit verzweigte Verbindung zum zweck . . . BISMARCK ged. u. erinn. 1, 24 volksausg. 4) von grenze, umfang und deren, irihatt bei erheblicher oder doch überdurchschnittlicher ausdehnung: umnftzen wlt was ir (der bürg) begrlft WOLFRAM Pari. 403, 20; a l i - p l t die mark begrieffe weist. 6, 23; dessen weitesten n»»fctrig etwa die beiden groszen l a n d f e s t e n . . . bezeichnen XIV.

kein veste diu sò schöne sti, 80 Troye stuont diu wtte KONRAD TON WÜRZBURG Trojanerkr. 17681; das weite Rheims faszt nicht die zahl der gäste SCHILLER 13, 283 G.; ins weite lager der Achüer BÜRGER Ilio» 1 v. 688. 6) von gegenständen, körperteilen und deren Oberfläche; der gebrauch ist alt: und ouch der Schilde wtt Nibelungenlied 218 B. oft ergibt sich die weite vor allem aus der breite, der gebrauch nähert sich dann dem von B 1 : zen brüsten alsö wtt Nibehmgerdwd 1775 B.; weit gebrüst und lang gearmet TAPPIUS adag. L 2 A ; (gute kühe haben) breite, weite und offene stirnen viehbüchlein 22; die schultern weit, die arme derb und tüchtig GRILLFARZER werke (1874) 5, 35. gelegentlich auch für 'ausgebreitet' : auf einem löwenfelle . . . worauf ein weites tuch liegt CREUZER Symbolik 2, 369. B . weit im sinne einer ausdehnung, die vor allem in einer richtung beträchtlich ist oder als solche betrachtet wird. 1) im sinne einer das mittelmasz überschreitenden querausdehnung, gerechnet von länge, höhe oder von der blickrichtung. a ) von wegen, straszen u. ä.; öfter im anschlusz an Mt. 7, 18: leider nú ist uns gebant des tddes str&ze aize wtt RUDOLF V. EMS Barl. 105, 13 Pf.; darumb hiesz Christus s y n nachfolger den engen weg gan . . . und den wyten hiesz er fliehen betbüchlin (Basel 1618) 145 A . weit gassen sollen i n Stetten sein EBERLIN V. GÜNZBURO sehr. 1, 127 ndr.; weite gassen strade larghe, ampie, spatiose KRAMER teutsch-it. 2, 1309 B ; in dieser zeit füllten sich die weiten menschenleeren gassen K E R NER bilderbuch 3. mit dem gefülilston der Verlassenheit: aber ich meines manns beraubet, lige . . . allein in einem weyten bette buch d. liebe (1687) 113°. b) von gefäszen mit rücksicht auf die öffnungsweite: so ein mùter irem lHnHlin die brüst nemen . . . wil, daz sie im n i t von stund an usz einem weiten geschir zü trincken gibt HIER. GEBWEILER beschirmumg (1528) 2 1 b ; ein glasz, das oben zimlich weit ist GÄBELKOVER artzneyb. 1, 124; ein krauselein, das einen weiten mund h a t nomenclátor (Hamburg 1634) 399. o) häufig von Öffnungen, àie das gewohnte man überschreiten. von viereckigen: weyt ist das tor und brait ist der w~" der do furt zù dem verleuse erste dtsch. bibel 1, 26;

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macht hoch die thflr, die thor macht weit bei FISCHER-TÜMPEL ev. kirchenl. 3, 8.

(1534) 6 l b ; so führten sie ihre beute auf dem weitesten wege zum munde Q. KELLER l, 267; der weg vom schlosz ohne besonderen gedanken an den umrisz: weite maschen bis zum theater war ziemlich weit E. T. A. HOFFMANX bei netzen u. gittern; das schneegarn aber weitere moschen 10, 23 Or.; hat AITINOEB jagd- u. waidb. (1681) 34. Ich hab gethon ein weyten gang d) oft von mund, auge, ohr, lcehle; zunächst weit von H . SACHS 1, 6 1 K . ; natur oder durch länger dauernde umstände: aine . . . dy geth ihr aufl weiter knndtschaft mit grosse ogen, swarz zen, witt mul und grosse nasen hat MANOOLD marcktcMff (1696) A 4; STEINHAUSEN privatbriefe 2, 74; der . . . bau des gewändes . . . liesz auf weite strecke hin sie (iie jreteer) hond weite grosse kehlen keine möglichkeit erkennen H. v. BARTH Kalkalpen 876. SCHEIT Grobiantu v. 3304 ndr.; von geringeren er Streckungen: weite und breite nasenlöcher (der pferde) JOH. WALTHEB dA wart der bühurt wtt genomen Pferdezucht (1658) 2; um sein (des kranken) weiszes geWOLFRAM Porz. 777, 16; eicht und um seine weiten braunen äugen WIKNIG frühsolche weitte carriera zu nemmen BEUTTEB Y. SPEIB rot (1926) 87. leriegsordn. 83; sodann weit durch (vorübergehende) Öffnung, meist insin snelle bÄt dfl wlten sprnnc folge Verlangens oder sonst einer seelenregung: er . . . macht v. jungest, tage 510 Wüioughby; einen weiten Schnabel auf BAMLER eiril. (1758) 1, 290; weyt oder grosze schritt thün FRISIUS (1666) 965 •>. ähnlich, (unter 'verleumden') für das weit maul sind ein paar dicke aber sich noch mehr dem gebrauch unter G1 nähernd: weite ohren gut, die ihr quecken nicht achten LEHMAN fiorileg. stiche geben auch brot PETRI weiszheit 2, A a a l » . 2, 812. von den ohren: jenem wurden von disen Worten öfter bedeutsam: ee dann sie die weite sorgkliche fart die ohren so weit, dass er aus wunder fragete SCHÜTZ anfiengen Zimmer, chron. 1, 89; B histor. rer. Pruss. (1592) M4 . oft von den äugen, vgl. erfrische diesen mann, grosze äugen teil 4, 1, 6, 460f.: dasz er weite äugen mache, belad ihn reich mit gaben, denn sein weg ist weit SCHILLER 14, 424 0 . ; dasz man sich weitleuffig umbsehe SABCEBIUS hirtenbuch (1566) 11; da alsdann . . . so viel Pohlen . . . meist gevergesse, was zwischen uns liegt, die weiten meilen und wapnet und geharnischt in die Stadt kamen, kriegten die die lange zeit BETTINE briefe 2, 191. Bussen auffa neue weite äugen OLEABIUS persian. reiseauch bildlich: von Worten zu wercken ist ein weiter weg beschreibung (1696) 118; L E H M A N fiorileg. (1662) l , 152; doch als ich ward ein edler greis, (der Schäfer) der unbewegt nach Ihr gedacht ich an die weite reis mit weiten äugen sieht ins andere gelobte land Uz werke 89 Sauer; CL. BRENTANO sehr. 5, 75; gleich in schrecken weiten äugen E. ZAHN die da kommen es wird eine lange, weite Wanderung werden, lieber leser 180; wir machten weite äugen über die plötzliche VerGUTZKOW ritter v. geist l, l. änderung DWTNGER zwischen weisz u. rot 108. zuweilen mit dem gedanken an eine erhebliche abweichung beschönigend von der leibesöffnung auf den leib über- vom, geraden weg aufs ziel: welche . . . einen weiten umbtragen: dasz . . . die frau . . . oft . . . geboren hette mit schweiff auff Hilpoltstein zurück genommen CHEMNITZ weitem oder auffgethanem leib RÜOFF hebammenb. 77; schwed. krieg 2, 166; . . . gingen sämtliche herren in weiein weiter leib und reiffer mist tem bogen hinter dem polnischen grafen herum G. KELgar lcicht und wol zuscheiden ist LER 6, 20. auch bildlich: ewere wege i. e.vita et converPETRI weiszheü 2, Z I 1 . fachsprachlich von den Sprachwerkzeugen auf die sacio sunt weite holczwege und abewege LUTHER 27,470 W. und uneigentlich: es bedarf nit sölicher wyter ussch weifen sprachlaute übertragen: besehen . . . mit dem weiten oder offenen e und h GUEINTZ rechtschreibung (1688) 39. und glatter Worten ZWINGLI dtsch. sehr. 1, 129; ich waisz ouch daz mir so wyt uszlouffe hier inne erloupt gewesen häufiger von der Öffnung durch drehung auf 'stumpfe' winkel zwischen 90 und 180° ubertragen: das dreyerley winckel lind eck sind, ein rechter, ein weyter und ein enger DÜBER messung (1525) E l ' ; mit einem weitten oder stumpfen winckel XYLANDER Polybius (1578) 225. e) voUräumlicher anschauung nähert sich der gebrauch von körperteilen, die sich weit von der mittellinie entfernen, noch wesentlich im sinne einfacher querausdehnung: (der ochsen) ghürne das ist spitze wol mer dann klaftere wit TSOHUDI chron. Belv. (1734) 1, 139; so er (der adler) die weiten Hügel schwingt

KA8P. SCHEIT heimfahrt 72S Strauch;

wie mit weiten flttigen ein geler

GöTHH 16, 177 W.

wer

N I C L A S V . W Y L E translat.

8

K.

b) adv.; entweder wird mehr an den zurückgelegten oder zurückzulegenden weg gedacht: ich habe sie (die erbsen) gekocht, sonst hätte ich so weit nicht drauff gehen können GRIMMELSHAUSEN 1,673 Keller; der weit gewandert und alt liegen mit gewalt sprichw. ldugreden 62 b ; wir werden nicht weit danach suchen GÖTHE 21, 69 W. ähnlich auch: wer yndert do ein pyder man, und der noch weitter wer geweszen den ich Pfarrer e. Kalenberg 104 ndr. beliebt sind wegangaben mit so w e i t : gih ausn ogen, su weet dich deene beine train! GBYPHIUS lustsp. 269 lit. ver.; hinweg, hinweg 1 BO weit der fusz dich t r i g t A . v . DK08TB-HÜLSQ0FF (1878) 2, 88;

nicht Idar, aber vielleicht ähnlich gedacht: wann der flion so weit die Elb und Weser flieszt drei oder vier tag alt ist und weite dunckele hörner hat, GOTTSCHED ged. (1761) 61. ao bedeutet es rägenwetter HERB f eidbau (1651) 14», vgl. oder es wird mehr an das erreichte oder zu erreichende ziel auch SXBIZ fddbau (1679) 9. gedacht: gemachsam geht man auch weit ETEBING 3,163; dann auch vom astwerk, das nach allen Seiten ausgehend der schleycher kompt so weyt als der leüffer TAPPIUS einen weiten räum überdacht oder umspannt: gleich einem adag. Pia. oft wird der weg zugleich als abstand gedacht: groszen hohen bäum mit . . . weiten zweigen und Ästen ich hab noch zö mlnr frowen wyt HEYDEN Plinius 307; auch vom bäum selbst: unter dem B. B. MANUEL minip. v. 1464 ndr.; sohirme einer weiten buohe A. v. DBOSTE - HÜLSHOFJ wie weit ista auf das Vorwerk f (1878) 2, 273. auf die ebene übertragen s. A 8. H . v . KLEIST (1868) 2, 80. 2) weit im sinne der grösze eines zurückgelegten oder gevon geringeren ausdehnungen: wite springen Kudr. sei, 1; dachten weges, einer wirklichen oder gedachten bewegung. und schössen mit den pfeilenSPRENG weit Iliai 26 wird der weg zugleich als abstand gedacht, so führt das auf die bedeutung 'fern, entfernt' hin (s. E). auch die anfängt bildlich: jeder bekommt dreyducaten (zur beköstigung), da dieses gebrauche liegen vor beginn der schriftlichen Über- kann einer weit springen MOZAST bei O. JAHN 8, 6; meist lieferung. nicht weit springen können, vgl. ins weite greifen unter K 4 a. — im sinne von 'aufschneiden', vgl. BOBOHABDTa) adj.t nhd. sehr häufig: wer einen weyten weg raysen WUST MANN' (1926) 48: er hat das beyl zft weit geworfien. wil, der mos . . . seuberlioh faxen J. AOBICOLA sprichw.

1237

WEIT

den zweck zü weit gesteckt SEB. FRANCS sprüchw. (1541) 1,148»; noch mundartlich: der wirfts beil zu weit FISCHER Schwab. 6, 654; schlegel weit werften FRIEDR. WILHELM sprichw.-regist. ddija. öfter bei verben, die einen an sich unräumlichen, aber sich räumlich auswirkenden Vorgang bezeichnen: der mächtig got leyt sie fort an, der Inen so weyt geholffen hat FISCHABT

glückh. schiff

517

ndr.;

gar viel die haben sich verlohren an den ort, den du anlezt beschauet, wenn sie zu kühn gewest und sich zu weit getrauet

bei: Boffmannswaldau u. a. Dtech. ged. 2, 24.

w e i t senden, schicken im sinne von 'weit weg, weit fort': wer einen narren weit sendet, dem kompt ein thor herwider sprichw. klugreden 10»; einen weit schicken TTTHMHH teutsch-it.

2, 1310».

1238

WEIT

ebenso:

so fehlt uns keine (iuA) mehr, die geht am weitsten SCHILLER 14, 273 FF.;

mein wesen ich warlich nit gern offenbar, dann wo ein Bollichs kern zfi weit, ich mfists entgelten bey der zeit WICKRAM 5, 110 Solle; wie er {Francisco») sich oft In Winterszeit, wenn im der kützel kam zu weit, im schönen schnee hat umbgewalzt FISCHART Domin. u. Franc. (1571) A 2 b ;

dasz sie . . . (vor dem abendmahl) so es weit kommet, sich von dieser oder jener . . . Sünde enthalten A. H. FRANKE sonn-, fest- u. apostettagspred. (1746) 1, 605. t r e i b e n : die reichsstätt (haben) . . . ertzherzog Fridrichen so weit getriben, dasz er nit allain allen abtrag zu ersetzen versprochen BRANDIS ehrenkränzel (1678) 162; sie haben überhaupt diesen liebeshandel zu weit getrieben LXSSINO 2, 290 M.; herr landvogt, weiter werdet lhrs nicht treiben, . . . zu weit getrieben verfehlt die strenge Ihres weisen zwecks SCHILLER 14, 362 O.

f ü h r e n : wenn die hitze sie nicht zu weit geführt hatte KIJNOEB werke 1, 239; hierüber unsre gedanken zu TMMKBMANN epigonL, 44. seltener und nur in älterer spräche wird an den ausgangs-äuszern, würde zu weit führen GÖTHE 40, 186 W. punkt gedacht, wobei sich weit der bedeutung 'fern' nähert, sein, erst in neuerer spräche: und schon sind sie so weit, das . . . zu tun HERDER 5, 19 S.; wir waren so daher jünger von weite, von weit s. E S a: weit, dasz bei der geringsten veranlassung das . . . geein her gesamnet witen nannetinger 2, 263 B v. d. H. heimnis ins wort getreten wäre GÖTHE 25, 241W.; wie bildlich: solchs habe ich müssen so weit holen, den text weit wir damit sind, weisz ich besser BISMARCK pol. reden Luce gewis zu machen LUTHER 26, 465 W. 3, 25 Kohl; nur in der technik waren sie (die Ägypter) c) uneigentlich vom fortschritt und erfolg, Überhaupt vom sehr weit JtTSTl Winckdmann 2,183; das laub der eschen fortgang und erreichten stand einer Handlung, eines gedan-war eben nicht weiter als an dem tage, da ich sie zum kens mit rücksicht auf die folgen; seit dem 16. jh. eine der erstenmal sah GÖTHE 23, 73 W.; (der weise mann) war häufigsten bildlichen und Übertragenen Verwendungen, zu-in der scheidekunst weiter als alle seine genossen STIFTER nächst bei verben der bewegung, gern unpersönlich. sämtl. werke 2, 107. — so w e i t sein u. ä. 'fertig, bereit gehen: sein': (er zögerte) weil er zeit gewinnen und sich rüsten ach fromme Teütschen halt ein rat, wollte, endlich war er so weit RANKE werke 2, 301; oft das nu so weyt gegangen hat, umgangssprachlich, z. b.: ich bin so weit fertig, bereit dasz's nit geeh wider hindersich MÜLLER-FRAUREUTH 2, 653. insbesondere (beschönigend) HUTTEN 1, 460 Böeting; vom ende des lebens: das geht zu weit! ist dies die spräche einer anverwandten T mit diesem tuch wirst du die äugen mir verbinden, LESSING 2, 334 M.; (Mignon hatte) sich, so weit es gehen wenn es so weit Ist SCHILLER 12, 657 O.; wollte, unterrichtet GÖTHE 22, 101W. — (der für tat gehaltene junge) sprach: 'so weit ists noch seine bosshelt geht so weit, dasa sich andre leute klagen nicht' lcinder- u. hausmärchen (1843) 1, 26; mit mir is GROB vertuchg. (1678) 16; bald gar alle, mich habn se bald a so weit G. HAUPTwie weit die Unverschämtheit der gelehrten tagelöhner MANN weber (1892) 40. von schwangeren: ök si so wtt . . . geht LESSnra 8, 8 M. — nit ir aller (das ich nit ze FRISCHBIER 2, 462; see is so w i e d STÜRENBUBO ostfries. wyt gange) aber ains grossen tails STEINHÖWEL Bocc. 830. anders gewendet: där is gor weit gescheit, erfahren, de clar. mvX. 168 Iii. ver.; wir wissen ganz genau, wie gut unterrichtet in etwas MÜLLER-FRAUREUTH 2, 653. weit wir in der anwendung dieses ausdrucks gehen BISebenfalls seit dem 18. jh. bei verben des berichtems, schreiMARCK pol. reden 3, 16 Kohl. bens oder gleichbedeutend ohne verb: (nach einer anfuhrung) bringen: so weit Premontval HERDER 18, 167 8.; so weit war die alt und n&tte wftlt hat viel dinge sonst erfunden, geschrieben GÖTHE I V 36, 120 W.; so weit hatte Gackeman hat es weit gebracht leia erzählt CL. BRENTANO sehr. 5, 168. BOMPLER v. Lö WEHHALT erst, gebätch 61; seltener oder mehr gelegentlich: sie begerten . . . zu wisLiviens arglist . . . brachte es auch so weit, dasz . . . sen, . . . wie weit in der Sachen procediert worden were LOHENSTEIN Arminius l, 491»; dasz er es in seiner kaust AYRER Processus (1600) 65; alsz haben wir . . . uns so sehr weit gebracht habe GÖTHE 46, 16 W7.; weit bewegen laszen, das w i r . . . beliebet acta publica 2, 6; wohl hat es auf der erde wie weit ostern ihr groszes geschSft gelangt sein kann das böee weit gebracht GÖTHE I V 29, 10 W.; seiner mutter . . . habe er die einETJCKEET WERIE (1882) 3, 80. willigung abgerungen . . ., nun endlich halte er so weit, kommen, unpers.: daz wir es nit also wyt kommen dasz jedes hindemia aus dem wege geräumt sei HEYSB lond, daz w i r in solchen n y d fallen GEILER v . KEISERSkinder d. weit 1, 348. BERG bilgersch. B 6°; hilf bei zeit, eh es kompt weit 8) in einigen gebrauchsweisen wird weit je nach den umb sprichw. klugreden 143 ; so weit aber wie Friedrich I I I . ständen in einer bestimmten richtung oder in einer unbehat es doch kein andrer kommen lassen RANKE werke stimmten mehrheit und Vielheit von richtungen gedacht. 1,34; es kam so weit, dasz die gröszte menge des Volkes... a) w e i t reiohen, sioh erstrecken u.a. betete: lasz den kämpf ausbrechen M. v. EBNER-ESCHENreichen: (eine wund) reicht weyt in die lenge, langet BACH sehr. (1893) 1, 147. — mit präpos. Wendungen: und weyt FRISIUS (1666) 1064b; so weit die sohöpfuiig reicht wenns also weit mit einem kompt, so gnad im got SLBIGERSTENBERO in Kürschners not. lit. 48, 263; DANUS reden 191 lit. ver.; wie weit es schon zwischen den so weit das ohr, so weit das auge reicht, beiden gekommen 0. LUDWIO sehr. 2, 836. — persönl.: dufindestnur bekanntes, das ihm gleicht sollte die physiologie je so weit kommen, dasz sie die GÖTHB 8, 78 IT.; seelenlehre demonstrierte HERDER 6, 6 S.; niemals wäre bemerken wir dooh die Verwandtschaft der namen und ioh so weit gekommen, am publioo zu verzweifeln GÖTHE st&mme, so weit diese (eroberungs•) züge reiohen RANKH 28, 105 W.; Lehnert hatte so seine betrachtungen, kam werke 14, 5. bildlich u. uneigentlich: grosze herren reichen aber sieht weit damit FONTANE werke I 6, 8. — zeitweise weit, dann sie haben lange arme KRÄMER teutsch-ü. 2, im «üme von 'zu weil gehen, hoch kommen': 806»; menschen, die man . . . wer weisz wie weit jagen könnte

78*

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WEIT

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WEIT

er . . . überschlagt Im gehen, wie weit der Vorrat reichen mag

bei geringerer ausdehnung von spurrinnen, wunden: so man oft einen weg faret, würt das gleisz dest weiter WIOKRAM werke 2, 38 Bolte; ist sie (die wunde) so weit, daez sie e r s t r e c k e n : im fall aber, das sich . . . des echtere ungeh&ft nicht zusamen zubringen GABELKOVEB artzgütter so weit nit erstrecken cammergerichtaordn. (1565) neyb. 220; 157*; uneigentlich: als weyt sich mein verstand ausz(mit dem vmrfspiesz) schlägt er Ihm s t r e c k e t F B I S I O T (1666) 1 1 0 2 » ; tief in die weichen eine weite wunde PFEFYKL poet. verwehe 1, 32.

wol deme, dessen wundsch nicht welter sich erstrekket, als seiner notturft dient RACHEL tatyr. ged. 61 ndr.

g r e i f e n : es soll keiner zu weit greiften, noch im handel seinen bruder vervorteln LEHMAN florüeg. (1662) 1, 449; bauchige wandstufen . . , welohe zu weiter greifenden Umgehungen nötigen H . v. BARTH Kalkalpen 605. langen: kein mensch, so weit sein witz auch langet, langt hier mit seiner vorsieht zu GOTTSCHED ged. ( 1 7 5 1 ) 1 , 2 9 7 .

andre verben: damit schmier die brüst, so weit das hertz ligt GÄBELKOVEB artzneybuch 1, 7; die ärmel gingen nicht weiter als bis an den ellenbogen J. MÖSES werke l, 92. b) von sinneswahmehmungen aus groszer entfernung. adv. schon in älterer spräche:

SCHILLER 15, 1, 80(3.

2) von räumen, die vor allem, doch nicht ausschließlich, nach länge und breite ausgedehnt sind oder doch das gewohnte masz überschreiten. a) vom innen, von gebäuden: in wyten hiisern ist gar gfit dantzen ged. v. hautrat (Stratzburg 1514) 21 * Bampe; in den g&ngen des weiten alten hauses H . v. KAHLENBERG Eva Sehring 13; eine kleine pforte genügte, um den weiten palast mit bewaffneten vorstädtern zu erfüllen D A H L M A N N gesch.

GÖTHE I V

3, 89

W.;

weit sichtbar rings in allen deutschen retchen BtfCKERT werke (1882) 1, 7;

weit riechen

KRAMES teutsch-it. 2, 1310C;

dein lob müsse weit erschallen, blsz es durch die wölken dringt

Königsberg, dichterkr. 7 ndr.

uneigentlich von geistigem überblick, scharfsinn: ein jeder musicus, der etwas weiter siehet, mir solche kühnheit. . . verzeyhen . . . wird Königsberg, dichterler. 105 ndr.; Ich sehe welter alB Ihr alle, dahinter steckt eine böse falle SCHILLER 12, 44 0 . ;

ihr weiber verlegt euch alle aufs spionieren und heirats t i f t e n u n d s e h e t z u w e i t E I O H E N D O B F F werke (1864) 2,116.

w e i t e r b l i c k , w e i t e sieht u. ä., erst in neuerer Sprache: an einem sonnigen, über weite aussieht gebietenden flecke GÖTHE 24, 359 W.; lieblich, groszartig, mit weiten fernsichten . . . ausgestattet STETTB 3 sommer in Tirol 1, 9; bis in den Odenwald reicht der weite blick L A I S T N E B nebelsagen

3;

Luna, solcher hohen stelle weiten umblick neld ich dir GÖTHB 3, 234 W.

rev.

(1846)

439.

bei

bauwerken

aufgetan Ist das weite theater SCHILLER 11, 192 O.

ebenso von innenräumen: In dem sale wlten

Nibelungenlied 611 B.; liefst du vor mir durch einen langen gang, durch weite säle

slu lflhte harte wtte ULRICH v. ZATZIKHOVEN Lanz. 4830;

wer hoch stehet, den siehet man weit LEHMAN florileg. (1662) 2, 671; hoch auf einem weit rings sehenden berge

d. frz.

ohne dach:

SCHILLER 12, 877 G.;

der alte ging nun über die weite hausdiele STORM werke (1899) L, S. ähnlich auch: dies (mietquartier) ist zu eng und jenes zu weit -BAUMEISTER zimmermannaspr. 13.

b ) rechts sprachlich übertragen von der weite des beivegungsraums auf haft und gefangenschaß, bei denen begrenzte bewegungsfreiheit gewahrt ist: weiter arrest arrestum latum, non excedendi e loco jurisdictionis HAYM für. lex. (1738) 1328; Gardiner, der daselbst in einem weiten verhafte gehalten wird NICOLAI lit.-briefe (1759) 4, 262.

3) von räumen, die in allen drei abmessnngem weit sind oder gewohntes masz überschreiten. a) vor allem vom himmd, entsprechend der art, wie er vorgestellt wird, in älterer, z. t. auch in neuerer zeit nach art eines weiten getvölbes: ists nit wahr, das unter dem weytten hymel ist nichts ergers . . . den der rQmische hoff ? LUTHER 7, 6 W.; über mir wölbt sich der weite Sternenhimmel E . T. A. HOFFMANN 5, 16 Orisebach. in neuerer zeit der Vorstellung des Weltraums angenähert: wenn in den weiten bimmeln Planeten und kometen wimmeln SCHILLER 1, 29 G.

unbestimmt als weiträumiger Wohnsitz gottes oder göttlicher wesen gedacht: also ist . . . ein weiter himel vol gnaden und segen über dich auff gethan LUTHES.28, 121W.; ach Ihr gfitter, grosze gOtter In dem wetten hlmmel droben

öfter uneigentlich von geistigem überblick und scharfsinn: das talent . . ., mit einer ausnehmenden soharfsinnigkeit in teilen eine überaus weite aussieht ins grosze zu verGÖTHB 2, 86 TP. knüpfen KANT (1839) 10, 472; mit dem weiten blick unanschaulich mit dem gedanken an die aufnahmefahigGibbons MOMMSEN röm. gesch. (1894) 6, 5; unanschaulich auf den blickpunkt Übertragen: Johann Scotus Erigena, keit: (0oü) ruft und locket uns zusammen . . . der den weitesten geistigen gesichtspunkt hatte in den weiten hlmmelsschoosz RANKE werke2 14, 17. gelegentlich auch: einen Vorschlag, FISCHEB-TOHPHL «E. kirchenl. 3, 299. der . . . die weiteste aussieht auf eine durchgreifende b) von räumlich gedachtem mit unbestimmter erstreckung Abänderung der Verfassung eröffnete ebda l, 62. and begrenzung, wohl erst in neuerer zeit: das - weite licht C. weit im sinne vollräumlicher ausdehnung. des tages GÖTHE 10, 93 W.f sah er in die graue . . . 1) von räumen, die vor allem quer zur längsrichtung weit landschaft hinaus und in die weite vom schnee durchsind oder als weit gelten können, der gebrauch berührt sich brochne nacht JEAN PATIL (1826) 9, 57. nach dem muster nahe mit dem von B 1. von höhle/n, schachten, brunnen u.a.: der auszenwelt wird gelegentlich die innere sedische, gedankein h ü l i . . . als ob vor ziten heidnische wonungen . . . liche weit gedacht: hier bekennt er die weite leere seines allda gewesen, dann es inwendig weyt TSOHXJDI chron. gemüts BETTINE Oünderode 1, 298; Helv. l, 146; ungeheure felsengange winden sich, bald gleich als ob es den gedanken eng, bald weiter . . . unter der erde fort GRILLPARZER einerlei nicht wäre, zu durchdringen enge schranken 10, 264. quer zur tiefe: als ich . . . in der tonne mich in oder weite sph&re die furchtbar tiefe und weite gruft (den bergbau in DanneBVOKXRI gel. ged. 4, 896. mora) hinabliesz STEFFENS was ich erlebte l, 886. von c) von gegenständen, gebäuden, gebäudeteüen, meist nur klüften, tälern u.a.: in älterer spräche: durch einen weytern und durch ein auch zwischen uns und ewer gruft dumechtigern tabernackel (Ebr. 9,11) erste Usch, bibel 2, befestigt ist ein weyt« kluft 261; geringe schwärme in grosze und weite stocke gefaszt, H . BACHS 1, 270 K„ vgl. Lue. 16, 26.

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WEIT

WEIT

werden zaghaft OVERBECK glosa, mditt. 141; dem Germánicos folgte zunächst auff einem weiten silbernen wagen seine gemahlin LOEJSNSTEIN Arminius 2, 1479*. hierher wohl auch: man Soll weit kirchen buwen und starck EBKRT.TN v. GÜNZBUBO sehr, l, 117 ndr.; mit einem weiten, pyramidalen schornstein MOLTKE sehr, l, 138. d) von gefäszen mit rücksichi auf den rauminhalt: gute weite bierbottich GUABINONIUS greuel (1610) 1043; trink Quasers honigblutsaft aus dem weiten gefäsze Odins K . F B . CBAMEB Nesseggab 1, 90;

s. sehr. 2, 88; da wuchs mir das herz, die weit ward zu enge, weit ward es um die seele Ct. BRENTANO sehr. 6,181. 4) mit unbestimmterer raumvorsteüung häufig und seit beginn der Überlieferung von stoffreichen kleidungsstücken, umfänglichem Schuhwerk u. dgl. a) weit unabhängig vom jeweiligen träger:

Diogenes, dem eine zelle fehlte, der lieber sich ein weites weinfaaz wählte LÖWEN sehr. (1765) 1, 116.

ebenso aufzufassen wohl auch: tiure näpfe . . . wit WOLFBAU Parz. 84, 26; ähnlich gedacht: dromo snel weit scheif DIEFENBACH nov. gl. I 4 i b ; mägde... bearbeiteten in einer weiten holzmangel den zähen gelben teig H. v. KAHLENBEBO Eva Sehring 60. ebenso von menschlichen und tierischen organen und körperteilen im hinblick auf deren aufnahmefähig keit : ein halbes fasz voll bler schlief In dem weiten magen ZACHARIAS tckr. 1, 132; mit weitem enter folgt das fromme schaf ihr nach B.AMLER lyr. ged. (1772) 261.

bildlich: o ihr philister . . . die ihr in den weiten backentaschen alles zusammenpackt, was euch unterkommt B R O T N E B erz. u. sehr, l, 270. an die aufnahmefähiglceit wird auch gedacht in der redensart: die äugen seind weiter dann der bauch (nämlich weit ist, die eszlust ist gröszer als die eßfähigkeit) sprichw. klugreden 33 B ; ahnlich öfter, z. 6. EYEBING 1, 6 4 9 ; umgangssprachlich für Bayern angegeben. e) weite b r ü s t , weites herz, weite seele u. ä.; selten in rein räumlicher bedeutung: Bollichs werde verstanden von eim grossen weitten herzen R Y T F analomi (1541) H 6». häufiger werden brüst und herz als sitz seelischer kräfte und regungen gedacht: der geitzige wanst künde nioht von einer weit sat werden, er hette ein weites hertz, wolt noch mehr weit darein fassen LUTHES 19, 804 W.; und gott gab Salomo seer grosse weyszheit und verstand und ein weyt hertz, wie sand das am gstadt desz mers ligt bibel (Zürich 1631) 164» (8. kön. 4, 29)? o athem, der die brüst macht wfeit, geftthl der imentbehrllchkeit BÜOKEHT get. ged. 4, 244.

seit etwa 1800 gern im sinne eines seelischen oßenseins, insbes. für das, was mehr gefühlsmäszig erfaszt als Idar gedacht auf einen einströmt: so wohnte . . . in ihm immer neben der bewunderung die liebe an, und seine brüst wurde immer zugleich weit und warm J E A N PAUL sämtl. werke I 8, 11 akad.-ausg.; der freie himmel machte alle herzen weit EIOHXNDOBFF werke (1864) 2, 91; so machen wir unare heraen weit nnd blicken ans der Vergangenheit, aus der gegenwart kurzem fldchtlgem träum In Zukunft onermesxnen räum BACKEIBTKK Zimmermann»tpr. 43.

mehr gedanklich: weil sie hinter seinen (Bockerts) orientalischen formenspielen das weite deutsche herz, dem nichts menschliches fremd blieb, schwer erkannten TBHITSOHKE dtsch. gesch. 4, 443. ähnlich vom busen: der freiherr erzählte mir eine seiner sinnigen geschichten . . . , mein busen wurde so weit, mir wurde so wohl nnd so weh IMMEBMANN Münchh.* 2 , 14. übertragen von der seele selbst, aber ohne dasz die räumliche bedeutung ganz schwindet: nur frelhelt macht die seele weit SOHÜBART ged. (1825) 1, 23;

da wurde auch des vielgewandten, umgetriebenen manne« gemfit weit KOLBENHEYEB Poracelsus 3, 861. das unbestimmte der raumvorsteüung, das den Wortverbindungen weites, herz, weite brüst, weite seele eigen ist, findet öfter ausdruck in präpositionalen Wendungen: für ein sohweren athem und enge der brüst ein gut pulver . . . das nimpt den schleum hinweg nnd macht weit umb die brüst G I B I L K O V E B artzneyb. 1, 190; dann wirds wieder hell in meinem köpf nnd weit in meinem busen B & L K E B

ich zier in dy weiten röckh mit schmalen geren

bei WACXKRNELL aitdtsch. paSiiowtp. au» Tirol 260; {die predigermönche)

mit Iren schwartzen weiten kappen FIBCHART Dammin leb. 130 Kurz;

kutten von weitem zuschnitt SCHEFFEL werke (1907) 3, 178; flog ihr weites gewand gleich einem segel in die luft RAMLEB einl. (1758) l , 355; nenne mir den weiten mantel, drunter alles sich verstecket LOGA? tinnged. 297 lil.ver.;

seine beinkleider waren weite pumphosen werke 3, 29;

KIJNGEB

ein starker gebfir . . .

(trug) . . . zwuo hosen wlt

WOLFRAM Parz. 570, 4.

von teilen der kleidungsstücke: in Schlafröcken und weiten ärmeln und zahllosen falten GÖTHE 25, 93 ( F . ; einen mantel mit weitem überfallkragen FONTAHE werke 11,39. von Schuhwerk, handschuhen, Icopfbedeckungen: ein weit paar Stiefel VOIQTLÄNDEB od. u. lied. (1642) 77; m i t . . . weiten pelzhändschuhen FISCHABT trostbüchl. 30 nat.-lit.; die weiber tragen weisze, baumwollene, zottige, sehr weite mtttzen GÖTHE ELI l , 170 IT. b) die weite gilt nur im Verhältnis zum jeweils bekleideten körper, auch ein an sich nicht weites kleidungsslück kann durch Verringerung des körperumfangs zu weit werden: kein bantzer er im zeughaus hett das im weit gnug war über brüst H. SACHS 8, 522

K.;

die kleider waren ihr zu weit geworden MELCH. M E T S erzähl, a. d. Ries 2, 175; auf zu weiten pantoffeln schlarrend E . T. A. HOFFMANN 6, 104 Oriseb.; machte die krawatte weiter FONTANE werke I 6, 28. ähnlich: zween goldne ringe . . . . . . den zarten fingern noch zu weit Um,ARD ged. * 139.

c) nach ort von kleidungsstücken wird die weite einer hülle gedacht: witer Bao SEIFRIED HELBLINQ 2, 589; ein weiter, bis auf die füsze herabhängender Schleier P F E F F E L pro», vers. (1810) 4, 103; auch die haut kann als hülle gedacht Vierden: als baldedie runtzeln komen und die hawtt dürre und weytt wirt A L B B . V. E Y B dtsch. sehr, l , 17 H. d) wohl ähnlich gedacht, aber mehr gelegentlich und nur zeitweise von einem locker gelassenen z&gel, als Übersetzung von laxus ? eine anknüpfung bot das lockere weiter kleidung: hett im sein müter selig den zaum nit so weit gelassen WICKBAM 2, 69 Bdtte; (ihr würdet) den zflgel dem gemflthe was welter lassen gehn

Königib. dichterkt. 28 ndr.

I). weit als ergebnis aus dem (bestehenden oder entstehenden) lageverhältnis zweier oder mehrerer raumgröszen zueinander: abstand, annäherung, eindringen, entfernen, umschlieszen u. s. w.; der gebrauch berührt sich mehrfach mit dem schon besprochenen. 1) verhältnismäszig selten attribut. adj.: in weiter entferaung H E B D E B 17, 28 8.; uneigenäich: den weiten abstand unsrer büchersprache von der spräche der weit GEBSTENBEBQ Hamb, nat.-ztg. 56 lit. denkm. 2) bei verben a) weit f e h l e n , urspr. räumlich, doch früh auch bildlich und übertragen von verfehlten erwartungen und denkfehlem, der gebrauch ist bis ins 18. jh. hinein mannigfaltiger als in der gegenwart: also masz es Ulenspiegel, da feiet es weit der mitten in der kirchen Eidenspiegel 18 ndr. o weit vom zlehl gefehlt BAOHSL talvr.

ged. 108 ndr.;

es fehlet nioht weit, sie werden mioh noch steinigen 2. Mos. 17, 4;

1243

WEIT

der gebrauch gefehlt:

wird seltener bis auf das sich erhaltende

weit

oft denckt der mensch in seinem muth, dlsz oder jenes sey ihm gut, und Ist doch weit gefehlet FISCHER-TÜMPEL er. Icircherd. 3, 3 7 1 « ; und glaubte ihm etwas recht sonderbares zu erzählen. — weit gefehlt! — er verwunderte sich vielmehr über mein . . . erstaunen THÜMMEL reise 1, 1 0 1 ; weit gefehlt, dasz der sohein der a b h ä n g i g k e i t . . . meinem ansehen schaden sollte; es wird vielmehr dadurch erhöht IMMEBMAKN Münchh.* l , 210. entsprechend w e i t m a n g e l n : dennoch mangelts weit, das wir gnugsam darnach thun LITTHEB 23, 413 W. vereinzelt auch adj.: ein weitten fehlschus E T E E I N O 2,

1244

WEIT

da nun ein jar war fast verloffen, da fehlt dem bawm gar weit sein hoffen B . W ALDIS Eaopue 4, 58 Kurz.

247.

b) w e i t i r r e n u. ä., von anjang an meist bildlich oder übertragen: der irret weit (errat longe) . . . der da meinet B O L T Z Terenz 8 6 » ; wir sind von dem wäg der warheyt weit irr gangen bibel (Zürich 1 5 3 1 ) 264® (weisheit 5, 6 ) ; wer weit fragt, geht weit irre teutsche sprichw. ( 1 7 9 0 ) 5 6 ; nicht nach dem strengen recht . . . . . . Weichs oft weit unrecht gelt HAYSECCIÜS Pfriem 42 ndr. der gebrauch wird im 17. jh. Seltener, besser hält sich weit bei Zusammensetzungen mit ver- im sinne des irrens, verfehlend: sie habens zu weit versehen; denn mein leben sol i r henoker sein LUTHES 30, 3, 280 W.; meine eigne tochter l i t t ich keine stund mehr im haus, wenn sie sich so weit verginge H . L . W A G N E R theaterstücke ( 1 7 7 9 ) 3 4 ; eine frau verstieg sich so weit, zu ihrem nachbar zu sagen S O L O E S sehr, l , 64; wir würden Pauli sinn weit verkennen B E S S E R bibelstunden 3, 714. o) w e i t e n t l e g e n , e n t f e r n t , e n t r ü c k t , bis gebräuchlich, auch übertragen:

heute

alsz in Jappon weit entlegen dachte dieser gottesmann SFEE trutznacht. (1649) 1 0 3 ; die landgräben und weit entlegene wehren umb eine Stadt oder vestung B Ö O K L E B kriegsschule ( 1 6 0 5 ) 7 7 6 ; ich b i n weit entfernt, der Universitätsbibliothek . . . das ansehnliohe geschenk zu miszgönnen LESSENS 18, 847 M.; weil sie mich an diesem orte weit genug von dir entfernt hielt W I E L A N D Agathon ( 1 7 6 6 ) 1 , 1 6 ; so sind wir doch von solchem abscheu dieses orts weit entfernet HASSDÖBXTEB seeretarius ( 1 6 5 6 ) 1, a 4 A ; weit entfernt sei es von mir, dasz ich die rolle billige, die er in diesem letztern jähre gespielt GBILLPARZER (1887) 15, 112; als könne sie es m i t der hand greifen und doch so unendlich weit entrückt W . v. POLENZ Grabenhäger l , 1 5 . ähnlich auch: achl es sollt ein liebend p&rchen niemals weiter sein getrennt

SOHNEOKENBURGER lieder 68.

d) w e i t o f f e n , a u f g e t a n u.ä.: den beuttel weyt aufthun LUTHER 15,195 W.; mein mund hat sich weyt aufgethon über meine feind bibel (Zürich 1531) 131» (1. kon. 2, 1); das a würdt . . . m i t t weyt offnem mund auszgesprochen I O K E L S A M E B gramm. 1 2 5 Müller; sperren sie (die pferde) die nasenlöcher weit aufE und zu B Ö H M E roszartzney 4; he mot wyde gapen, de tegen den oven wil gapen TUNNTOIUS nr. 5 5 6 Hoffmann; zwei hohe weit geöffnete fiügeltüren STORM werke ( 1 8 9 6 ) 1 , 2 6 . vgl. angelweit, sperrweit, sperrangelweit, wagenweit u. HAUSOHILD in zs. f. dtsch. wortforsch. 5 , 242FL. e) beim Vorgang des Überwiegens, räumlich, aber mit dem gedanken an gröszere schwere; mehr gelegentlich: als er darnach die wag auffzug, der Griechen schflssel weit fürschlug SPORAS ILIAS 9 6 * ;

das gleichwol noch die zal der jenigen verständigen läute . . . die abgünstigen und neidischen weit hinwöge BELLIN hd. rechtschreib. ( 1 6 5 7 ) )( 5 » . 2) bei präpositionen, adverbien und damit zusammengesetzten verben.

a) w e i t a b , a n , a u f : weit abe ist güt für schiessen cent. B b 3 A; wenn es nicht zu weit a b dem t e x t wer P A S A C E L S U S op. 1, 8 2 8 Huser; weit abgerückt steht jene spitze von der talsohle H . v . BARTH Kalkalpen 4 9 8 ; ich komme zu weit a b R A B E N K R werke 1, 179; die sich nicht einmal so weit herablassen, dasz sie . . . J . E . S C H L E G E L werke 3, 4 0 3 . — die sich nur m i t Worten weit an laden lassen sprichw. klugreden 149»; man musz sich nicht zu weit an laden legen LEHMAN fiorileg. ( 1 6 6 2 ) 2 , 5 9 9 (sinn der redensart 'prahlen, zur schau stellen', s. BOBCHABDT-WUSTMANN 6 283).—den Oberkörper weit auf den stein gelegt E . ZAHN die da kommen 1 4 7 ; weit hinauf ziehen sich die häuser der Vorstädte MOLTKE sehr. 1, 108. TAPPXUS adag.

b) w e i t a u s , d a n n e n , d u r c h , f o r t , g e g e n : {hergesandt) weit ausz dem welschen landt SCHEIT Qrobiamu c. 3170 ndr.; er spreizte die beine weit auseinander G . K E L L E R werke (1892) 4,

223;

wyt ausgeschnidten schuh, Schüben, rök S . BRAUT narretueh. 4 Zamcke; eine ohnehin etwas weit ausgreifende reise GÖTHE I V 27, 1 2 1 W ; weit schickt der D&n oft leichte häufen ans MOLLNER dram. werkt 3, 1 6 0 ; einer weit ausgebreiteten amphora G E R H A R D akad. abh. 1, 4; den köpf n i t zu weyt hinnausz strecken MAYR sprüchw. ( 1 5 6 7 ) D v / S ; gedanken . . ., deren auflösung weit auszer ihm liegt T I E C K sehr. 8 , 8 . — holte weit aus und warf sie glücklich hinüber C L . BRENTANO sehr. 6, 4 6 ; ähnlich gedacht: er holte m i t einem weiten athem aus und bewies, dasz . . . J E A N P A U L ( 1 8 2 6 ) 7, 8 7 . von schriftlicher darlegung: ich musz a l s o . , . weit ausholen H E E D E S 5, 22 S.; ähnlich: han ich die predige wie wol etwa« wyter usgezogen lassen usgon Z W H J Q L I dt. sehr. 1 , 5 4 . — w e i t a u s s e h e n d bes. im 17. u. 18. jh. im sinne von 'in seiner tragweüe unübersehbar, gefährlich': uns aber kraft tragenden ambts obliegen wil, dergleichen ärgerliche und weit aussehende consequentzen abzuschaffen CHR. WEISE pol. näscher ( 1 6 7 8 ) 7 7 ; sondern span m i t seinen bruedern . . . ein weit auszsehenden aufstandt an B R A N D I S ehrenkräntzel 96; ich habe gar weit aussehende pläne NESTBOT werke ( 1 8 9 0 ) 2 , 1 7 ; vgl. auch weitaussehend. — farind hin, weyt dannen EBISIUS (1656) 1344"; weit hindan ist güt für geschutz bei SCHADE Satiren u. pasqu. 3 , 2 9 2 . — weil nicht weit, was ich gedichtet, drang durchs dumpfe zeitgewfihl BOCKERT ged. 6, 1 8 .



ich möcht weit fort, weisz nicht wohin MALES MÜLLES werke l , 96; in der . . . am weitesten fortgeschrittenen teilung R I T T E S erdkde. 1 , 64. — vor langen Zeiten lebte weit gegen abend . . . NOVALIS sehr. 1 , 20 Minor. c) w e i t h e r : er folgte mir weit her aus dem geblrge H . v. KLEIST 1, 6 5 E. Schmidt. jünger v o n w e i t h e r , weil weit nicht mehr als masz des abstands, sondern im sinne von 'fern' verstanden wurde, s. E 3 a. oft von fernliegenden gedanken: was derselbe (in seinen ausjührungen) zu weit hergeholet und worin er etwa gefehlet hat MICRÄLIUS Pommerland 1, 6 7 ; seine rede weit herführen K B A M E B teutsch-it. 2, 1 3 1 0 b ; weit hervorgesuchte gründe ABÖHENHOLZ England u. Italien L, 1 . noch verbreiteter weit her, meist verneint, im sinne von '(nicht) viel wert, (nicht) ernst zu nehmen', ursprünglich anscheinend vom sittlich-gesellschaftlichen gebiet, später auch auf andre Verhältnisse übertragen, vgl.: es ist aber schon vorlängst eine allgemaine sucht eingerissen derart, dasz die jenige, so daran kranck ligen, weit von ihrem vatterland gebürtig zu seyn wünschen . . . (so ist) ein Sprichwort entsprangen, welches man zu denen gesagt, die m a n verachten wollen, nemblich: du bist nit weit her GRIMMELSHAUSEN Michel ( 1 6 7 3 ) 2 1 , vgl. wiss. beihefte z. zs. d. sprachver. 2, 64; doch die ehre . . . i s t nicht weit her C H R . W E I S E klügst, leide 9 8 ; so kann das, was der herr p r o f . . . . sagt, auch nicht weit her sein L i s c o w (1789) 664;

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WEIT

WEIT

m i t den schmerzen ist es so weit nicht her IMMERMANN Münchh8, 16; dasz es mit seiner ganzen steuerei nicht weit her sei FONTAUE werke I 6, 130; unsre nationale art . . welche in der redensart ihren schärfsten ausdrack findet: das ist nicht weit her, taugt also nichts BISMARCK ged. u. erinn. 1, 142 volksausg.; du bist au kei 5 stund weiter her'als i FISCHER Schwab. 2, 1827. jünger, aber nur gelegentlich, von weit her s. E 3 a. d) w e i t h m ( n e n ) , h i n t e n , i n , n a c h : er (Emser) meynet, er habs erstritten, . . . , da ist noch weytt hynn

fallt nicht weit vom stamm LEHMAN florileg. (1662) 2,562; je weiter vom brunnen, je trüber wasser PETRI weiszheit 2, k k l b ; weit dauon ist güt für die schüsz sprichw. klugreden 37*; weit davon ist guht vorm schusz SCHOTTEL hawbtspr. 1114; weit von geschütz macht alte kriegsleuth LEHMAN florileg. (1662) 3, 469. mit starkem gefiMswert: Waldeinsamkeit 1 du grünes revler, wie liegt so weit die weit von hier EICHENDORFF teerte (1864) 1, 688. mit Verneinung öfter geradezu im sinne von 'nahe bei': es (eine berührung) was nlt weit vom flnstern Stern FISCHART flöhhau 14 ndr.

L U T H E R 7, 646 TP.;

Ich weiss ein schön garten nit weit von hlnn Teuerdank SO.— der bleibt weit dahinden, der einen gnedigen richter hat, und dennoch des handels unten ligt FRIEDRICH WILHELM sprichw.-reg. iß; sie (haben) zwar iederzeit in künsten . . . alle Völker weit hinter sich gelassen S. v. BIRKEN Pegnüzsch&f. (1645) ):( 2».— wer tot zu boden sinket, hat hier nicht weit ins grab UHLAND ged. * 373;

(das einen) in den leib so weit einschloß SPRENG Ilias 42 ». — die am weitesten nach sfiden geschobenen stamme MOMMSEN röm. gesch.* l, 11. e) w e i t U b e r , u m , u n t e n , u n t e r : wyt Uber das halb (der brüste) sy dann entdecken MURNER narrenbesehwtr. 65 nix.; der w e i s e s t . . . mensch . . . weit über Salomo MATHESIUS Sarepta 8»; die über das fürgeschriben zil und march weyt gangen ist FRISIUS (1656) 1208B; eine bedeutung, die weit über die schranken der innern deutschen politik hinausreichte RANKE werke 1, 147; wenn . . . die masse der kinder über den beruf der eitern weit hinausstrebt RIEHL ätsch, arbeit 31; weit aber den wetterhahn der turmspitze hinaus erhoben sich m&ohtige bfiume FONTANE 1 1 , 158; dasz Hans Schenitz denselben ring weit . . . sollt dem cardinal ubertheuret oder uberrechent haben LUTHER 82, 81 Erl.; diese taxe wird in der ausfibung weit überschritten NICOLAI reise (1783) 1,237. — eyn langsam weyt umbleufftige reyaze LUTHERS, 354IT.; ein bäum, der in ein Scherben gesetzt ist, . . . kan nicht weit umb sich wurtzeln LEHMAN florileg. (1662) l , 288; zog weit umher im morgenland CL. BRENTANO sehr. 5, 72; die ganze gegend weit umher WIELAND Agathon (1766) 1, 6. — noch weit unten seyn KRAMER teutsch-ü. 2,1201*; dooh keiner zu weit unter ihrem stände? LENZ sehr. 1, 82 Tieck. i) w e i t v o n : pack dich nur auf das weitet von mir H . SACHS /astnachtssp. 7, 96 ndr.;

dasz die hände nicht zu weit von einander kommen Königsb. dichterbr. 36 ndr.; wo man gelt zehlt, soll man weit davon gehen ZINKOREF-WEIDNER weish. 3, 41. von gedanklichem: du sollt den yrrthum weytt von dyr thun, das . . . LUTHER 10, 1, 1, 46 IT.; souil wyter der herr von got abwyoht, souil wyter wyoht das volck von dem herrn HARTMUT V. CBONRERO sehr. 2 ndr.; und trinket den gram weit von sich S. GESZNER sehr, l , 127. abstand: wo auch ein stück (essen) weit von dir Ug SCHEIT Groinanus v. 713 ndr.; du schreibst . . . zu weit von einander latioribus spaeiis ORSÄUS nomendator 299; ein wunde, so weit von einander stehet v. HOHBERG georgica 3, 1, 246»; heute wär ioh schon weit von ihnen GÖTHE IV 3, 41W.; (ich bleibe) armer mann, dir weit vom leibe F . W . WIBBB Dreizehnlinden

(1907) 116;

redensarten: wer den herren zu nahe ist, der wil ersticken, und wer weit von inen ist, der wil erfrieren sprichw. klugreden 73*; wissen und thun sind so weit von einander als himmel und erden LEHMAN florüeg. (1662) 2, 916; der mond, je weiter er von der sonnen ist, je klerer er leuchtet FRIEDRICH WILHELM sprichw.-reg. Zij ß; der apfel feit nioht weit vom bäum MATHESIUS Sarepta 9*; der apfel

uneigentlich, meist in älterer spräche: das er (der bann) nit würd gebruchet, dan in denen feien, die in der geSchrift sein angezfigt, da bin ich nit weit von dir M U R N E R an d. adel 45 ndr.; das volk eeret mich mit dem mund, aber ir herz ist wyt von mir ZWXNOLI ätsch, sehr. 1, 145; von deinem (Venu») ampt ist es (d. kämpf) gar weit SPRENG Iliat S8*>; (der mensch) von engein und von vleh nach gleichem maszstab weit WIRLAND I 1, 227 akad.-tmsg.; wers nicht edel und nobel treibt, lieber weit von dem handwerk bleibt SCHÜLER 12, 51 O.

oft d a s s e i w e i t v o n m i r u. ä. im sinne der ablehnung und abmahnung: yeman da mit zü schwechen daz sei weit von mir Eulenspiegel 3 ndr.; weyt sei von mir, das ich gots heimlighait erfrage E B E R L I N V. GÖNZBÜRO sehr. 2,190 ndr.; wolt ir lassen die u n s c h u l t i g e n . . . peynigen. das sey weyt von eüch H U T T E N 1, 411 Böcking; bey dir (Serodes) einzukehren von uns sey weit (1693) comSdia v. d. geb. Jesu Chr. t>. 714 Bolte. jünger: das sei weit von mir entfernt s. D i e . in ähnlicher zeitlicher beschränkung: meynen, sie haben glauben, so sie doch noch weyt davon sind L U T H E R 26, 203 W.; die Römer, denen es nicht weit daruon gewesen ist, das sie . . . X Y L A N D E R Polybius (1578) 37; man kann eben nicht sagen, dasz er übel hause, doch ist es noch weit davon, um es gut zu nennen J . J . MOSER der herr u. d. diemer 113. g) w e i t v o r , w e g , z u r ü c k : Esopus . . . fürgieng die andern gar wyt (praecedere) STEINHÖWEL Äsop 48 lU.ver.; (als ein vom fernster zuschauender) sich zu weyt herfür hett than H . SACHS 17, 226 £.-