Deutsches Wörterbuch: Lieferung 1 V – Verdammen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112641989


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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 1 V – Verdammen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112641989

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DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XII. Bandes I. Abteilung 1. Lieferung V—VERDAMMEN

19 6 0 S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig C 1* Schumachergäßchen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 1, Leipziger Str. 3—4 Lizenz-Nr. 202 . 100/58/60 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer44 Bad Langensalza Bestell-Nr. 3021/XII/I/—/I Preis: DM 6,— Printed in Germany ES 7 D

V. V , der 22. buchstabe da deutschen atphabets oder nach Allerer Zählung, wo man i und j , u und v zusammenxarf, der 20., hat teine gettali zunächst dem grieehiichen Y entlehnt. 1) Verhältnis zum buchstaben u. das gothische aiphabet trennt den voeal u und den consonanlen v , verwendet für letztem griech. v, für entern eine rune, dai latein scheidet die laute nickt graphisch, und btieichnet tie unterschiedslos in der capitalschrift « i r ? , in der uncialschrift mit u. da man die capitalbuchstaben gern tu Überschriften und im capitelanfang, die uncialbuchstaben im eontexte benüttte, bildete ¡ich die neigung in den latein. hu. aus, v als anfangsbnehstaben der situ und in Überschriften, u innerhalb der situ und der wirter, und weiter v als anfangsbuchslaben im anlaute, n im inlaute der Wörter i « tetten. die lettiere tekreibweite der tat. hu. geht auch in die deutschen hu. des miltelaUert über und in die deutsehen urkunden des 13. bis IS. jahrh. jedoch ist hier von feststehender reget nichl die rede, vielmehr teigt sich auch u vielfach im anlaute, v im inlaute; enteret besonders r e n n zeichen (umlautspunkle, e und o) darüberstehen. die strengere tat. Schreibung (T anlaut, u inlaut) tritt im äUern buchdrucke hervor, die grammatiker des 15. und 16. jahrh. (Nie. T. W Y L K translat. M O L L E « queUenschr. d. deutschspr. unt. 15. J O B . KOLROSZ enchir. eb. 7 6 . ICIELSAUER t. gramm. ed. Köhler 2 3 . MEICHSZNEB handbuch. MÜLLER a. a. o. 162) erkennen die gleichwertigkeit der buchstaben an und stellen die regel auf, dast n und v vor vocalen consonantisch, vor consonanlen vocalisch tu lesen seien; diese regel twingt tie, statt vr, vi : fr, fl zu schreiben, am ende des 16. und im beginne det 17. jahrh. scheidet man im intatte t und u nach moderner weise, anlaut v bleibt, auf diesem Standpunkte stehen t. b. SATTLER phraseologey ( 1 6 1 7 ) 10 und GOEINTZ d. grammatica 1 4 . in der zweiten hdlfte des 17. jahrh. wird der anlaut in moderner weise geregelt. SCHOTTKLIDB (haubtsprache 18&) und S T I E L E R 2 3 6 7 verlangen durchgängige strenge Scheidung des vocals vom consonanlen, führen aber in den u/örterverteuhniuen die Wörter mit anlaut u und V (ebenso noch FRISCH) vermischt auf. teil jfner seit steht im drucke die durchgängige Scheidung fett; nur die kantleien bleiben etwas länger beim anlaute ». 2) der laut, Stellung tu f . v ist heute im hi. dem f lautlich vollkommen gleich, was auch graphisch darin seinen ausdrueb findet, dast wirter desselben stammes bald mit f, bald mit v geschrieben tind (voll, falle), der heutige laut ist ein tonloser labiodental; versuche, die zwei buchstaben nach heutiger Schreibung auch lautlich tu trennen, selten unterschiede voraus, die in der Volkssprache nicht begründet sind, v und f tind gemeinsam tu behandeln, schon im 16. jahrh. wird v dem f gleich geschildert und dem gertusche des auf- und niedergehenden .blasbalges (FOCRSZBERCER leesikonst. MOLLER a.a.O. 172) oder dem tone verglichen, den nasses holt ins feuer geworfen von sich gibt (ICREL941 KR ed. Köhler IS), somit scheinen seit an fang der nhd. sprachperiode f und T keinen lautlichen unterschied zu haben, das vorkommen des T in der heutigen spräche ist (in eng begrenztes, ausser in frevel steht v in deutschen wirtern nie im miaute, im anlaute wird es in Täter, vetter, Teste, Ter-, Tieh, viel, Tier, vogel, volk, Toll, von, vor noch geschrieber. um diese Schreibung richtig beiirtheilen tu können, ist ein kurzer rückblick nötig. 3) getchichte des v in Älterer seit, die entwicklungigeschichle des T ist schon bei b und f vielfach berührt worden, es ist auf theil 1, 1049 und 3,120» hinzuweiten, das dort gesagte sei in folgendem erweitert und ergänzt. a) zuerst ist festzuhalten, dasz hochd., nd., alts., altfries. T nicht dem indogerman. v und dem des goth., altnord. und ags. XII.

entspricht; vielmehr wird das T letztgenannter sprachen in den erstgenannten durch w (TT) wiedergegeben, dieses » und seine deutsche Vertretung w fassen v i r als labiale tönende Spirant auf. im altnord., goth., ags. findet keine Vertretung des f durch v oder umgekehrt statt, die wenigen v für f (HOLTZKANR AUd. gramm. 1,218) teruAen wol nur auf verschreibungen. ob in diesen mundarten f stets gleichlautete, kann nicht entschieden werden, etymologisch hat es doppelte na/ur. denn zunächst ist es für indogerman. p eingetreten; daneben aber beginnt schon im goth. in- und auslaute unter gewissen umständen die Vertretung des b durch f . diese entwicklung teigt sich in strenger durchfthrung im ags. und altn. in- und auftaute, to dasz f unter solchen umständen Vertreter von indogerman. bh wird, die einfachen, durchsichtigen Verhältnisse werden verwickelter in den mundorten, wo an stelle des indogerman. v in allgemeiner Schreibung ein w tritt, denn durch die Verwendung von w für älteres v ist v überflüssig geworden und man beginnt dasselbe neben f zu setzen, während im alts., attnfr. und fries. anlaute die alte trennung zwischen b und f bestehen blieb, hat der inlaut twischen «oralen und nach r und I beide laute tu v verschoben, die Heliandhss. haben dafür b, doch beginnt im cod. Monac. hier und da v. v dringt in den kleinern alts. und altnfränk. denkmälem sogar in den anlaut ein. der autlaul aller dieser mundarten zeigt ( für alles b und f. das mnd. führt die altnd. entwicklung weiter; v dringt nun massenhaft in den anlaut ein, es verdrängt sogar f vollständig, nur in fremdwMer» haftet f ; im inlaute ist alts. Ii verschwunden, und v das alleinherrschende; im auslaute steht f (LORBEN mnd. gramm. 62). das heutige nd. hat wenigstens in den meisten gegenden f und T zu einem laute verschmolzen, das nl. gewisser kreise scheidet f und T. nach physiologischer darstellung 'schwebt das v zwischen tonlosem f und geflüstertem W ' (RUMPELT pAystol. d. spr. 6 2 ) , während f gleich deutschem f gesprochen wird: nicht unpassend kann man mit HILDEBRAND dieses holländ. v ein halbes f nennen. b) im ahd. hat v dem nd. gegenüber an gebiet verloren, den» einerseits zeigt sich jene entwicklung, die wir soeben in den nd. sprachen beobachteten, im Ad. nur seilen, es ist zwar nicht zu läugnen, dast auch das hd. einen gewissen ansatt zum Übergang von goth. b zu f v im in- und auslaute teigt; es sind aber doch, verglichen mit der übrigen masse, nur wenige Wörter, in denen wir jenen laut nachweisen können, und daneben stehen formen, in denen b sieh findet, ahd. mhd. aver, baven, beven, wervea, sftver u.ä. neben a b e r , h a b e n , h e b e n , werben, sftber sind belege ßr solchen ansatz. weitere belege bei WEIIWOLD alemannische gramm. 126, bair. gramm. 137, mhd. gramm. 13'J. das mitteld. bevorzugt b und so kommt es, dast, während schon im mhd. diese T im sehwinden sind, im nhd., das doch vielfach auf md. beruht, sich fast nichts mehr davon erhallen hat. wo noch der reibetaut blieb, wird er nhd. f geschrieben, nur frevel «•> verebel hat ein v behalten, andrerseits freilich gewinnt v an boden, indem es sich nach nd. weise in den anlaut eindrängt, ahd. f hat einen bedeutenden tuwachs erlangt, indem goth. p im i n - und auslaute, abgesehen «an einigen ausnahmen, wo durch äussere Verhältnisse gehemmt der laut auf älterer (miltel-)stnft beharrt, tu f geworden ist. dieses in- und auslautende f (im anlaute steht pli) musz aber neben etymologischer Verschiedenheit auch in der ausspräche jenem alten f gegenüber gestanden haben, denn während v an stelle des inlautenden allen f eintritt, findet sich v für neues f so selten, dast wir, wenn es vorkommt, Schreibfehler annehmen dürfen, v für allet p ist x. b. geschrieben in ahd. vmlon tu pbäl GRAFF 3 , 3 2 6 ; Tanna, sartago 1

3

V

V—VACH

4

neben phanna 2. .133; vlAgin zu phUgao 3,358; schevin, oiiinum «,441; mhii. iuvenile, helven, sliven (WEINBOLD mhd. gramm. § 100; batir. jromm. § 132). so bleibt im hochd. die allgemeine regel, dasz v nur Vertreter von altem I (iniogerman. p) sei; aber auch hier beschränkt, denn der auslvut zeigt nur f. — der anlaut bringt im ahd. in älterer teil überwiegend f ; erst die jüngeren quellen besonders seit WILURAH führen T in gristerer ansaht im anlaute «in. nach GÜAFFS aufsteUung (sprachsch. 3, von. i*) haben 76 denkmäler, vorunter die ältesten, anlautend nur f ; 6, worunter die jüngeren, n u r v ; die übrigen schwanken zwischen anlautendem v und f. älteren deutseh nicht nachweisbar, so wird es durch den humanismus in der spräche sich eingebürgert haben, im 16. jahrh. ist die vollere form valete die gebräuchlichere, im 11. wird sie durch valet verdrängt, heute hat es sich hauptsächlich in den redensarten valet geben, sagen erhalten. 1) abschiedsgrusz, ursprüngliche bedeutung: da» aiod die berrn Studenten, »um thor hinaus ea gebt: auf Ihren Instrumenten sie blasen zum Talet. Eicmnnoar taugentchts (1811) 132; acb! eines (IUI mit einmal mir aufs herz: hinfuhr leb, ohne nur valet zu sagen. UBUKD qei.

(1834) 4 S I ;

übertragen, valete, valet, abschlusz, beendigung: es ist noch das valete dahynden, das musz ich auch geben. LUTUM adel d. d. Ml. 2t neudruck; zur letz oder zum Talete so fegt des bisebofs klmerling der kellerin das hinderkemmiebt, dasz ir der baueb geschwillt. SCHADE sat. u. pasqu. 3, 182, 8 ; dem studiren Talet geben, multam salutem studiis dicere; der weit Talet sagen, e vita abire, dicere mundo vUtmum vale. STIELES 2424; sag ich allen politischen waguissen Talet. BETTIKA br. 2, 116; und so sagte ich denn der frömmigkeit für immer Talet und hielt mich an den fleisz. SPIELHACEN werkt II, ISO. 2) abschiedsfeier: .Talet geben, epulum discessionis parare, convivium abitionis celebrarc. STIELER 2424; komm auf den nachmittag wieder, dasz wir zum Talet noch eine Hasche mit einander leeren. KOTZEBOE theater (1840) 3, 104. in dieser bedeutung auch heute noch in mundarten Senn. 1,831 Fromm. HOCEL WIENER stadtdial. 117. 3) abschiedsgeschenk: dasjenige z e t t e l e i n , . . . das mir mein frommer einsiedel.. zum Talete hinterlassen. Sitnpl. t, 67,13 Kurt; verehrte ihm auch eine schöne schlagende hals-ubr zum freundlichen Talete. 1,277,23. VALETHYMNUS, m . : gieb nns und deinen launen noch einmal so einen ausgesuchten weinschmaus, so einen hohen Talet- und abschiedsbymnus. TIECK 1", 17. VALETMUSIKj f.: Taletmusik sive abschiedsmusik, musice modulatum propempticum STIKLER 1313. VALETPREDIGT, f.: valetpredigt sive abzugspredigt, concio valedictoria STIELE« 1411.

VALETREDE — VASALL V A L E T R E D E , f . abschiedsrede

ADELUNG versuch

10 4,913.

VALETSCHMAUS, m.: Taletscbmaus sive abschiedsschmaus, coena profecticia rive viatica STIELE» 186»; valetscbmaus 'wofür abschiedsschmaus anständiger «nd Üblicher ist'. ADELUNG versuch 4, 1359; bildlich: sein naebsommer war ein nachfrQhling und Vorsommer, ein üppiger valetschmausz des jahrs. 1. PAUL M, 15. VALETTRUNK, m. abschiedstrunk, ältere form Taletetrunk: also hat er mit diesen geberden freilich sein abendmal wollen mercklich unterscheiden von dem alten abendmal. erstlich, das er den Talctetrunck gibt, wie Lucas schreibt. LUTHER 3, 49L'.

VALETWUNSCH, m . : valet- sive reisewunsch est apobaterium STIFLER 2424. VAMPYR, meist masc., HERDER gebraucht die vampyre («• «.). das masculinum meist stark flectiert, GÖTBE ßediert es schwach (1. u.); plural vampyre, vampyrs. das wort ist dem serbischen entnommen (BaMnup, vergl. STEFBAHOWITSCB lex. serb.-germ.lat. 88); es hat erst im dritten jahrzehnt des 18. jahrh. mit der näheren kenntnis dos ihm zu gründe liegenden aberglaubens in der deutsehen spräche aufnähme gefunden, vgl. ADELUNG versuch 4 , 1369. WEIGAHD* d . wb.

2,984.

1) nach dem Volksglauben der Slawen, Rumänen, Albaneun und Griechen beseichnung solcher verstorbenen, die nachts dem grabe entsteigen, um den lebenden das blut auszusaugen; es sind deine honest men turn'd knaves, sprach die Tampyre. HEEDER zur phil. u. gesch. (l82o) 10,163; die nacht und grabdichter lassen sich entschuldigen, weil sie so eben im interessantesten gesprttcb mit einem frisch erstandenen Tampyren begriffen seien. GOTBI 41,33; der Tampyr in seinem grabe ttbt eine Wirkung auf die lebenden aus, in folge welcher die Ton ihm ergriffnen Tampyrisirt selber zu Tampyren werden. CORRES christl. myslik $, 283; wenn der mann mich lange und prüfend betrachtet, fühl ich etwas Ton den Tampyren, die schon mit ihren blicken andern das leben aussaugen. GUTZEOW ritter1 1,418; der jüngling aus den wollten herabgefallen, ftumm und bleich, als hitl ein vReBpvr Ihm die ädern ausgemolken, steht ganz vernichtet von dem sireich. WISLAND 21,333. 2) übertragen auf blutsaugende thiere, fledermäuse: NENRICH 5, 612 nennt die Ohrenfledermaus (vesperttlio spectrum) vampyr; nach OEEN allg. naturg. 1,964 wird auch die lungenfledermaus (phgllostoma) und die augenfledermaus (pteropus) 7, 9S3 so genannt, bei lehierer ist jetzt nachgewiesen, daiz sie kein blut sauge. 3) in bildlicher anwendung von menschen gesagt, die andere quälen und peinigen: die nächste aufgabe ist gesund zu werden; denn wir fühlen uns noch sehr schwach, die heiligen vampyre des mittelalters haben uns so viel lebensblut ausgesaugt. H. HEIKE 5,135; seht ihr nicht, wie blutig der mund des bevollmächtigten vampyrs, der zu Frankfurt residiert und dort am herzen des deutschen volles so schauerlich langsam und langweilig saugt? 6,275. VAMPYRRUSSEL,

m.;

und die angst mit ihrem vampjrrüssel saugt das blut aus meinen ädern, aus dem köpfe das gehlrnl GMLLPABZRB ohnfrau, aufi. 2, E. 5. VASALL, m. gefolgsmann, lehensmann. L) ein zunächst dem romanischen entlehntes wort: mlal. vassalus, vasallus, itaLport. span. vasallo, prov. frans, vassal. Weiterbildung des mlat. vassus, welches in den ältesten leges und urkunden sich häufiger ab die längere form findet, zu kymr. gwds junger mann, diener, gwasawl dienend, wofür auch die bei Du CAKGE 6,74o' aufgeführte form vasaulus spricht (vgL POTT etym. forsch. 2, 347. DIEZ •et.1 1, 439); zahlreiche belege ßr das vorkommen des lateinischen Wortes in den ältesten leges und capitularien lei ROTH benefizialwesen 367 ff.; in dem romanischen fand nur Tassalus, vasallus eingang, vassus ging verloren, trotz starker Verwendung beider formen in deutschen mittellateinisch geschriebenen urkunden ist vom lateinischen aus das wort nicht ins deutsche eingedrungen; erst durch das französische kam in der mhd. periode vasall zu uns. mhd. noch als frmdwort gefühlt, bürgert es sich besonders seit dem vorigen jahrh. ein. SCHILLER schrieb in seinen frühesten Schriften Tasalle (hist.-krit. «1isg. 3,132), später vasall. 2) in engem ansehlusse an die ursprüngliche bedeutung ist vassus, vasallus in der merovingischen periode ein unfreier im

11

VASALL

VASALLENKINO — V A S E

dienite und gefolgt det kinigt oder tinei vornthnn. aber schon in der Karolingeruit wird das wort auch für freit gebraucht, die einem höherstehenden durch treueid verpflichtet lind, in dessen gtfolge auftreten, gewisse dienife leitten und dafür unterhalt und defension erhalten, eine btlehnvng mit gütem ist ursprünglich nicht in der vaiallität einbegriffen und dir vasall anfinglieh vom lehenmann geschieden; da et aber bald litt* wurde, auch die vasallen IU belehnen, so fallen allmählich auch in der rechtstprache beide begriffe «Mammen, t. ROTH benefitialweten 379. 3) tei Übernahme det Wortes int deutsche hat tt meist die lebte bedtutung; Vasallen und lehenmannen werden ab das gefolgt einet herrn bildend gern «Mammen genannt, ohne da» ein untertchied der bedtutung sich nackwetten lättt. im mhd., wo die form vassal (MAALER 415 schreibt ebenfalls vassal) herrscht, noch leiten: guotenie vassale ne mah nlht gewerren,

Rotandilied 1629;

oft aber ist vassal im mhd. auch nur eine fieundtchafllicht a n rede e i n « höhern an einen niedern, oAne dau dienitverhältniue stattfinden, so in der romanuchen stelle: DIÜ

ial, b i i » vaatal.

GOTTVRIRD

Tristan

3352,

Wo kinig Marke den ihm fremden Tristan anrede!, nbd.: weiches (dai tragen des bildet einet eieb) dester scbimpriicber seitmala das der jung herzog selbs vor seinen Vasallen und l e h e n s l e u t e n . . dergleichen . . dorheit bat beweisen mueszen. Zimmer, chron. 3 5 , 1 3 ; Betlehen Gabor, welchen man gleichwol i e d e j mals r o r einen christlichen filrsten auszgeschrieben, unangesehen er des tQrckiscben sukans vasall dem Turcken thor und thor eröffnet. Weimar. Staatsarchiv (Dresden) 1621. häufiger seit dem ende des 11. jahrh., wo et auch die vtrterbücher in verschiedenen Schreibungen (vasnl, vassal) aufführen, vergL WEIGAHO deutschet wirterb.* 2 , » 8 4 a m K R Ä M E R S teutichital wörlerb. ( 1 6 8 3 ) und LUDWIG teutsch - engl, wirterb. ( 1 1 1 6 ) belegt, früher bei M A A L E R 4 1 5 und bei S C B O T T E L haubtsprache 1437 vasal, vataUut, lehnmann alt im deutschen verbreitet aufgeführt, der et tegar aut deutschem stamm« abtuleilen versucht, in den lehentacten häufig: demnach sie sich dabin verglichen h a b e n , dasz an ibro fttratl. durcblaucbt allhier die noch übrigen Malfeldischen stifllslehen und Vasallen überwiesen w«rden m ö g e n . . alsz ist von unsers gnädigsten herrn fürstlicher durcblaucht uns in gnaden anbefohlen worden, dasz wir solches an alle und jede vasallen der resignirten und in dem regierungspatente benahmten stifllslehn förderlichst insinuiren. Weimar. Staatsarchiv (Saalfeld) l«96; solche hochfürstliche gnade werde ich zeit lebens mit u n t e r t ä n i g s t e n danck erkennen und mich jee und allezeit als einen getreuen Vasallen und gehorsamsten lehenrnann auffahren, elend. (Weimar) 1 1 1 7 ; bist du nicht ebenso f r e i , so edel geboren als einer in Deutschland, unabhängig, nur dem kaiser unterthan und du schmiegst dich unter vasallen T GÖTBK 8 , 3 0 ; auszer verschiedenen reichen ländereien in den Niederlanden, die ihn zu einem bttrger dieses staats und einem gebohrnen vasallen Spaniens machten, besasz er noch das filrstenthum Oranien. S C B I L L E H hist.-krit. autg. 7 , 8 0 ; wolltest du jetzt an meinem busen dich wiegen, pochte ein störriger vasalle an dem reich. 3, 132; ein vasall, dem durch mannicbfacbe berübrung mit den ersten männern seiner zeit der kämm geschwollen war, wagte es, die Unbilden, die ihm durch lehensberrn . . widerfuhren, zu rächen. GUTZKOW in b. reihe 2 7 8 ; kein fürst auf erden lebt so stolz und einsam unter seinen vasallen, als dieser kaffeebeherrscher in seinem reiche. KREVTAG toll u. haben 1,65;

eine jahrelang erprobte Freundschaft knüpfte mich an deinen vater, der mir nicbt vasall war, wie so viele, der mir kampfgaflhrb war und Zeitgenosse. PLATRK

332*;

t/i freierer Verwendung, tum dientte verpflichteter mann, ohne riditichl auf die art, wie ein solches Verhältnis entstanden: gerissen aus den Hammen seines schlosses, seine vasallen geflohen. SCHILLER hist.-krit. ausg. 2 , 3 2 3 ; so ist doch kein teufel so liiderlich, seinen vasallen in der letzten lüge zu verlassen. 2,324;

sieb dal hervor vom Unterhalt, hop! hop! sein heer va.«allen. B Ü S C H 5 4 ' ; Eu'J. vatererd tüuehete. V A T E R F Ä H I G , adj., im stände, ¡ander tu zeugen: d a s z eitern, sobald sie den s ö h n v a t e r f ä h i g h a l t e n , i h m e i n e glückliche reise a n w Q n s c b e n . H I P P E L lebensläufe 1,148. VATERFAUST, f.: d e r vogler h a t t e die g e w o h n h e i t , dasz er als lange windstille d a s t a n d u n d als b l a u - h i m i n e l ; u n d d a s z d a r a u s die v a t e r f a u s t u n v e r s e h e n s wie ein w e t t e r s t r a l auf die a c h s e l k n o c h e n f u h r . J. P A U L 5 4 , 2 2 . V A T E R F L Ö T E , f . flöte, vom vater gespielt: mutterarm ist kinderwiege, vaterOöte spricht ans ohr, und natur ists nach wie vor. GÖTUK 3 9 , 1 9 5 . VATERFREUDE, f . 1) freude, die ein vater wegen seiner kinder genieszt: w e n n wir z u s a m m e n t r a t e n , legte e r (mein vater) m i r die s a c h e vor u n d die a u s f e r t i g u n g w a r d von m i r m i t solcher leichtigkeit vollbracht, d a s z e s i h m z u r h ö c h s t e n v a t e r f r e u d e gedieh. G Ö T H E 48, 47; w e n n w i r n i c h t bald m a c h e n , d a s z wir u n t e r die h a u b e k o m m e n , so ist u n s j e d e hofTnung auf eheliches g l ü c k , legitime v a t e r f r e u d e n . . . a b g e s c h n i t t e n . S P I E L HACKN probt, nat. l , 200; k o n n t e sie e s dem a r m e n g e s c h ü p f e a n t h u n , d a s z e s n u r m i t einem pflichttheil v a t e r f r e u d e bcg r ü s z l w ü r d e ? H E Y S E kinder d. W . 1 3 , 2 4 1 ; stammelnde kinder an dem halse der mutler mit vaterfreuden zu grüszen. KLOPSTOCK Uess.

5,536;

namenloser v a t e r f r e u d e n , namenloser vaterleiden theurer e r s t i i n g ! G O T T I R 1 , 2 1 4 ; (der kinig) der vollkommner v a t e r f r e u d e hochgenusz mit seiuein knechte herzlich theilen w i r d ? GÖTHE 9 , 2 5 1 ; väterliche rührung schien im kämpf mit seiner vaterfreude. P L A T I N 3 3 2 ' ; und auch noch vaterfreuden sollt ich f ü h l e n : mein holdes weib gebar mir einen knaben. Ii. H E I N I 1 6 , 3 1 . 2) eine gewisse personißcalion des Wortes tritt ein, wenn der freude bringende so beteichnet wird: wie mit einem Seufzer v e r l o h r n e r e r s t e r k r a f t u n d j u g e n d setzt e r Rüben., seine e r s t e v a t e r f r e u d e , n o c h e i n e n a u g e n b l i c k in s e i n e g e s c h l e c h t s k r o n e z u r ü c k . H E R D E R tlieol. sehr. ( 1 8 2 8 ) 9 , 6 2 . VATERGEFILDE, n. land meiner väter, eignes geburtsland; seltenes wort, von B U R G E R und Voss gebraucht bei der Übersetzung des homerischen rj yala, nmais yata, itat^is: bevor sein vatergeßld er erreichet. Voss Odyssee 1,21; betrat er das himmlische ufer, küszl' und umschlosz sein vatergeOid. 4,522; nun wär ich unverletzt gelangt zum vatergefllde. 9,79; fliehn laszt uns mit den schiffen zum lieben vatergelllde. DÜBGE«

196*.

VATERGEFÜHL, n. empfindung eines vaters ßr seine kinder: w e n n ich hier störrig b l e i b e , s o verfluchen m i c h a l l e ges c h ü p f e , die j e m a l s vater- u n d m u t t e r g e f ü h l v e r s p ü r t h a b e n . FREYTAG

dram.

werke

1,314.

VATERGLÜCK, n . durch Vaterschaft entstehendes glück: f r ü h e r ehe vaterglück schaut Ins leben gern zurück. GÖTHB 4 5 , 8 3 ; und nicht zum erstenmal empfand ich heule, wie stolz und sorgo, vaterglück und angst, zu übermenschlichem gefiihl sich mischeu. 9 , 2 5 4 .

25

VATERGOTT — VATERHAUS

VATERHERZ — VXTERISCH

VATERGOTT, m. gott, den die väter vor mir schon verehrten: selbst der letzte knecht, der an den heerd der vatergötter streifte, ist uns In fremdem lande hochwillkommen. GÖTHI 9,44; dann nach H;cen, dasz es lebendig werde, dasz von der asche des verloschnen beerdes die Tatergötter fröhlich sich erheben. 9,12. VÄTERGRUFT, f . begräbnisstätte der vorfahren. Überschrift eines

gedicktes

von

UHLAND ( 1 8 3 4 ) 1 9 7 .

VATEHGRUND, M. vom vater ererbter grund und boden: Tityrus musz . . ihm ein fröhlich lied ersinnen, dasz der süsze vatergrund ihm nun wieder sei vergönnt. LOCAU 089,127 Eilner. VATERGÜT, N. das vom vater ererbte besitzthum, paterna bona STIELER 718, Patrimonium: o wol und mehr als wol dem, welcher weit vom kriegen, von sorgen, müh und angst sein vatergut kan pflügen. ?

OPITZ 1 , 1 5 4

(Übersetzung von paterna rura Horatius ep. 2); er setzt sich aulT sein vater-gut und nimmt dasselb in fleiszig hut. DACH 919 Ost. VATERGÜTE, f . väterlich gütige gesinnung, ältere form (z. b. bei GÜNTHER) vaterngiite. zunächst vom vater gegenüber seinen kindern gesagt, dann von gott: drum komme, wem der mai gefällt, und schaue froh die schöne weit und gottes vatergüte. HÖLTT 135 Voigts ; übertragen auf andere personen, eine güte, die der eines vaters vergleichbar ist: vielleicht führt bald das glück uns deinen alten freund mit seinem söhn zurück. vertraue dich ihm an, dasz seine vatergüte nur bis ans thor der Stadt vor Überfall uns hüte. GÖTTER 2 , 3 8 4 ;

von (personificirten) dingen: o hier bespricht sich mein gemüthe mit des himmels vaterngüte. GÜNTHER 1,85.

VATERHAFEN, m. hafen der Vaterstadt: gefangen, wie ich b i n , seh ich die blauen berge des vaterhafens neu willkommen in meinem auge! GÖTHE 5 7 , 5 3 . VATERHAFT, ad), wie bei einem vater: gar feierlich von tracht, in gang und ansehn völlig vaterhaft. Voss Shakespeare (ISIS) 3,41G. VATERHAND, f . band des vaters oder eines väterlich fürsorgenden, gott: o vaterhand, o gnadentrieb, der mich ins buch des lebens schrieb. Weim. gesangbuch (1883) 130; vom lehrer: wo jüngiinge voll geist an seiner vaterhand, ins heiligthum der Kunst mit riesenschritten drangen. GOTT»

1,271.

VATERHAUS, N. 1) das haus, das der vater besass, in welchem ich geboren bin, welches durch erbschaft auf mich überging, im älteren hochdeutsch und niederdeutsch nicht nachgewiesen (die bei LEIER 3,33 angeführte stelle: giencli wider in seins vater haus 5. Alexius leben 182, ist nur Zusammenstellung, keine Zusammensetzung); in den verwandten germanischen sprachen ist das compositum nicht volkstümlich, wenn auch mitunter nachweisbar, z. b. isländ. födurhus von VIGFUSSON iceland.-engl. dict. 137 aus einer quelle des 13. jahrh. belegt; engl, fatherhouse schon bei CHAUCER. im ältern nhd. vatterskausz, patrii lares DASYP. 445* a b ¿in wort geschrieben, daneben des vatters hausz, focus Paternus. 77*; auch scheint die Zusammensetzung LUTHES nicht geläufig gewesen zu sein, derselbe Uebt nur die Zusammenstellung: das sie herausgehet mit dem krug aus des vaters hause wasser zu holen. 4,135; ich bin der kleinest in meines vaters hause, richter 0,15; seid j r nicht die mich hassen und aus meines vaters haus gestoszen habt. 11, 7; send einen von den todten ausz hin heim in meines vatters hausz, darinn ich noch fünfT brüder hab.

H . SACHS 1 , 6 3 ( 1 , 2 7 0 , 1 0

Keller),

hier ist vatersliaus gleich unserm Vaterhaus, denn der vater ist schon todt; sichere belege für Vaterhaus erst aus neuester ziit, das wort fehlt in allen ältern Wörterbüchern: ich scheide von fast allem, was mir lieb ist, von dem Vaterhaus, aus der nähe des mannes, an dem mein . . herz . . hangt. FRETTAC drum, werke 1, 373; er hatte seinen v a t e r . . g e h a s z t , aber dieses schlosz

26

war nicht blos sein Vaterhaus: es war das haus seiner viter. SPIELHAGEN werke 17,19; ehe er die gattin in das Vaterhaus mit bringe. KELLER sinnged. 103; er stürmt ins leben wild hinaus, durchmlszt die weit am wanderstabe, fremd kehrt er heim ins Vaterhaus. SCHILLER glockc; daneben auch noch die Zusammenstellung gebräuchlich; dieselbe unterscheidet sich hier, wie in ähnlichen Wörtern, zwar wenig von der Zusammensetzung, doch wahrt sie die ursprüngliche bedeutung strenger als letztere, des vaters haus kann nur von einem hause gesagt werden, das wirklich noch dem vater gehört, vom Vaterhaus sprechen vir auch wenn kein vater mehr da ist: wollt rasten nicht in vaters haus, wollt wandern in alle weit hinaus. UHLAND geil. ( 1 8 3 4 ) 3 4 8 . 2) in übertragener bedeutung, Zufluchtsort: wenn in des volkserretters ruhmgewand verhüllte schufte meinen groll empören: reih Ich das königthum den liimmelsgaben, verlaszner Völker Vaterhaus und hört. LINAU nachlast ( 1 8 5 1 ) 1 1 7 . VATERHERZ, n. 1) herz des vaters, dann übertragen väterliche Zuneigung und liebe. a) vom vater gesagt: den son hat er auch lieber, denn jenen von Hagar, viewol das vaterhertz auch da war. LUTHER 4,116; so war es ein naturlich vaterhertz, das Jacob das kind am liebsten hatte, weil er von der rechten frawen war. 4,195'; lSszt er der gequälten sterbenden menschheit, dem von seinen söhnen entfernten vaterherze, sein recht widerf a h r e n ? HERDER 4,44; O Karl, Karl wüsztest d u , wie deine auffahrung das vaterherz foltert. SCHILLER hist.-kril. ausg. 2,15; greife nicht an das vaterherz, knabe. 3,483; mein vaterherz ist meiner bürgerpOicht überantwortet. 3,39; Murray konnte erwarten, dasz e r . . . g a n z an seinem warmen vaterherzen vielleicht aufthauen würde. GUTZKOW ritter1 8, 288 ; und gib den frevler, der dein vaterherz zerfleischet, gib ihn der strafe preis. GOTTER 2 , 4 6 4 ; du mehr, als weiberlieb und mann- und vaterherz und brudertreu und freundesschmerz, bist kind- und weib- und mutterschall und freundesstimme! HERDER ( 1 8 2 1 ) 1 5 , 1 9 4 ; brechen sie dies r&thselhafte schweigen, ölfnen sie ihr herz dem vaterherzen. SCHILLER hist.-kril. ausg. 5', 7. b) von gott: das aber, was sich gott zum wohlthnn auserlesen, ist die beseelte Schaar der edlern geistgen wesen . . es wallt sein vaterherz zu den geliebten kindern. WIELAND suppl. 1,85; mit personification des begriff es: o vaterherz, gefällt es dir, so gehe dieser kelch von mir. P. GERHAU 31,43 Gödeke. 2) auf andere personen mit väterlicher gesinnung übertragen: der durch sein vaterhertze gegen brüder bekannte Procul lebt durch alle teilen. (LANGE) Tlitrsis u. Dämon frenndschaflsl. (1745) 32. VATERHERZIG, adj. paternus corde STIELER 831. VÄTERHIMMEL, tn. himmel, in welchem sich die vorfahren befinden, speciell nach mittelalterlicher anschauung himmlischer aufenthaltsort der vorchristlichen ahnlterren des menschengescMechts: vüterhimmel sive wartehimmel, alias vorhimmel, limbus.

STIELER 840.

VATERHULD, f . freundliche gesinnung des vaters gegen seine kinder : empfange meine vaterhuld, empfange sie aufs neue. BÜRGER 55'; von gott: und die grosze vaterhuld wird an mir zum wunderwercke. GÜNTHER 15. VÄTERHOCHSANG,

M.:

wilder im bardenliaine rauschend, tochter der edlen mutter Hertha, stolze tochter, im stürm des fernen viterhochsangs rolh und stolzer erzogen. HERDER z. Iii. «. lt. (1821) 15,201. VATERHÜTTE,

f.:

er Hebt die treue vaterhüue, den ahorntisch, des hofes bäum. Voss (.'«. aIm. junger Germ. 316. VÄTERISCH, adj. dem vater angehörend, vom vater stammend, fehlt in der älteren spräche, erst STEINBACR (1725) 398 führt es vielleicht mir wegen altvaterisch auf: vaUriscb, patrius; FRISCH

27

VATERKERN — VATERLAND

VATERLAND

2,397' kennt vätterisch, patrie; bei ADELUNG (1780) fehlt adj. und adv. heute ungebräuchlich, nur im compositum altvaterisch erhalten STIELER 5 3 2 . STEINBACH 3 9 8 . FRISCH 2 , 397*. ADELUNG (1780) 1, 213. (die kindisch, weibisch, männisch neben kindlich, weiblich, männlich nimmt väterisch leicht eine verächtliehe hedeutung an: aber der ander procesz ist gut vätterisch, gut f a u l , darff wenig k u n s t , wenig arbeit. PARACELSUS opp. (1616) 1,279'. heute ist bei altvaterisch die verächtliche nebenbedeutung allgemein. VATEUKERN, m. clavus, 'der same des roggen mächst oft in einen langen, etwas p/riemen förmigen körper aus., in diesem zustande heiszt er afterkorn, mutterkorn, vaterkern'. NEMNICH

die s t a d , das Vaterland und regiment. 2 Macc. 1 3 , 1 4 ; Jhesus aber sprach zu j n e n , ein prophet gilt nirgend weniger, denn in seinem Vaterland und in seinem hause. Matth. 13,57; von wem haben sie dann weiter gelehrt, dasz ein jeder gott dienen müsse, nach der weise und manier seines Vaterlands und seiner vorältern a n d e r s , dann von Pythagora a n d Piatone. FISCBART bienenk. 5 7 * ; es solte auch unser betrübtes Vaterland von gott bald e r h ö r t . . sein, wie alle treue patrioten wündtschen und hoffen. O P I T Z 3 , 6 9 ; keine kriegsgurgelo, so die leute berauben und verderben, sondern Soldaten, die das vatterland beschirmen. Simpl. 2,73,2 t Kurz; wehe unserm liebwerthen vatterland, welches durch frembder lande reisen mit fremhden lästern so angefüllet. PHILANDER 1 , 9 ; eine andere ( Z a y r e ) . . die sich damit endet, dasz der s u l t a n . . die christliche Zayre in ihr Vaterland schickt. LESSING 7 , 7 4 ; es ist eben dieses Aethiopien, welches mein gelehrter freund hier mit ungeheuern von menseben bevölkert, die eines so schönen Vaterlandes ganz unwürdig sind. W I E L A N D 1 9 , 3 8 ; selbst mit vielem vergnügen würde ich sie in ihrem Vaterland aufsuchen. GÜTHE 43, 9 ; seitdem ich sie wieder in ihr Vaterland gerettet weisz. 43, 13; als ich das Vaterland aus den äugen verloren hatte, fand ich es im herzen wieder. H.HEINES, 11; es Ist war, Ich hin ein fürst wolbekant in deutscher natlon, mein vaterlant. SCBADI tat. « . paaqu. 1 , 6 9 , 4 7 ; dann ist das nit ein arger strick, den man von jugend ofit und dick in allem guten hat gelehrt, vom Vaterland viel guts gehört, dasz erst derselb nit solt geratben, ja jhm wol selber noch zum schaden und seinem Vaterland zu trutz darif werden erst ein teulfels butz. FISCHART dicht. 1 , 6 , 1 3 3 Kurz; 0 jhr scrlbenten wol erkannt, die jhr durch ewer schrllTt berhümt macht ewer vatterland und ewig ehr euch stifTt. Garg. ( 1 5 9 0 ) 5 4 6 ; der mit redlichem gewissen für gott und für das Vaterland, für gott, der ihn es läszt gemessen, zu fechten geht mit strenger hand. OPITZ 2,211; das Vaterland geht für, dem alles welchen musz. LOHKNSTIIN Sophoiu 4 0 6 ; so entreiszt sich ein held der könige weichlichen töchtern, ruft Ihn der tod für das Vaterland. KLOPSTOCK Hess. 3,282; ans Vaterland, ans tbeure, schliesz dich an. SCBILLIR liUt.-krit. allsg. 1 4 , 3 1 3 ; nicht das vaterlaud und nicht der viter glauben möclit Ich und gesetz verl&ugnen. PLATIN 324; nicht nur die heimat eines einzelnen, sondern auch eines Volkes oder Völkergebietes; die Franzosen lieben ihr Vaterland; alle edeln herzen des europäischen Vaterlandes verachten seine kleinen henker. H . H E I N E 3,56. «0» der gesamten menschheil gesagt: (die bahn) führet hinauf zu dem vaterlande des menschengescblechts.

4 , 126».

VATERKRAFT, f . 1) stärke, die der vater besitzt, des vaters gleichkommt: (sie) wachsen auf ein zedernwaid voll vaterkrart und Wohlgestalt. BÜRGER 52'; und so entwickelt sich an reinen tagen t u vaterkraft das holde kind. GÖTHK 4,226.

die der

2) kraft, fähigkeit vater zu werden d. h. kinder zu erzeugen: der menschenhelfer Aesculap ist aus deiner vaterkraft entsprungen. BÖRGER 89". m. Aus» von dnem vater, amplexus paternus 1049, vgl unten vaterskuss: wenn ich des oheims heilgen vaterkuss auf dieser stirne schönen räum gedrückt, so sei dies auch ein zeichen, sei ein Siegel: dich die verwandte hab ich anerkannt. GÖTHK 9,263.

VATERKUSS, STIELER

VATERLAND, n. patria. L) das wort in den älteren germanischen dialekten ungebräuchlich, ist durch andere Wörter ersetzt, so besonders h e i m , ags. h&m, alts. h £ m , goth. haim&{>H oder ags. idcl, alts. 6dil, altn. Adal oder composiia wie ags. faederI'lel BOSWORTH (1882) 263*; ebenso steht land • = Vaterland goth. Marc. 6, l , alts. Ueliand 6S4, 77 t. im nord. födurland zwar nachweisbar, doch seilen und 'modern klingend (VIGFOSSON 1 3 7 , welcher isländ. ¡ettglird, fostrjOrd als das geläufigere anführt), ähnliehe Vertretungen im ältern ahd., so uodal mit dem compositum fateruodal GRAFF 1,144, heim mit faterheim 4,918, heim6ti 9 5 1 , welche Wörter alle mit patria glossirt werden, vgl. GRIMM geseh. d. d. spr. 7 9 2 . Vaterland zuerst nachgewiesen aus HEINRICI summarium: uaterlant, patria G R A F F Diutiska 3 , 2 4 8 cap. 1 5 ; im mhd. ist es schon allgemein geworden, während das ältere nd. es noch nicht kennt; in den heutigen germanischen sprachen neben Ahnlichen bildungen eingebürgert: holländ. vaderland, neuen gl. falherland (nachweisbar im anfange dieses Jahrhunderts, dem deutschen nachgebildet, vgl. HERRIG archiv 8, 260), dän. feedreland, daneben fäderneland, schwed. fädernesland. der plur. Vaterländer selten, doch: dasz Preuszen für seine kriegsmacht zn wenig Vaterländer habe. H I P P E L lebensl. 4 , 2 2 4 . 2) bedeutung. nach theil 6, 91 ist land ursprünglich der zu bebauende acker, Vaterland ist vielleicht in erster bedeutung der vom vater besessene acker, der als väterliches erbe mir zufällt, diese bedeutung, nicht direct nachweisbar, liegt klar vor uns, wenn wir die Zusammensetzung mit der Zusammenstellung vertauschen; des vaters land, die besitzung des vaters: eäelkii. wohin denn? wohin mit dem rechen in der band? mülterin. auf des vaters land, auf des vaters wiese.

GÖTHI 1,205.

die weitere entwicklung wird wahrscheinlich durch analoge begriffsübergänge in Wörtern, wie faterheim, eigentlich haus des vaters, faderuodal, besitz des vaters, welche beide in die bedeutung patria übergehen, vgl. ähnlichen Übergang bei vatererbe. 3) land, worin mein vater lebte, als welches landes an gehöriger ich mich betrachte; oft zusammenfallend mit geburtsland, doch ist dies nicht nötig (WEIGAND Synonymik 1,512): mhd. di werden pllgerlne . . dl dem« lobesamen fursten sunder schände ü;e ir vaderlande In dag reine godes her gevolget hauen über mer. Etisab. 6065. in der Übergangszeit zum nhd.: patria, vaderlant, vaterlant, vatterlant D I E F . 4 1 6 ' , watter lant not. gloss. 283'; nhd. vatterland, patria, natale solum, genitale solum D A S I P . 4 4 5 * ; das vatterlandt oder heymet. 173'; ausz dem vatterland weichen, cedere patria. 28'; ejuravit patriam, er bat sein Vaterland verschworen. 107'; so ging aus Abraham von seim Vaterland und wnste nicht wohin. LUTHER 1,24'; zu erhalten das gesetz, den tempel,

28

KLOPSTOCK 1 , 2 5 2 .

da nach christlicher anschauung der himmel für die wahre heimat gehatten wird, heiszt letzterer oft Vaterland und wird durch die beiwörter ewig, himmlisch u . « . w. von der erde unterschieden: mhd. d i von sie ir armuot in disem ellente niejent wider die saelekeit des selben Vaterlandes, mystiker 396,5; «Ad. das do warlich unser Vaterland ist, von dem sint wir vertriben. KEISERSBERG christl. tilg. vorr. 2 ; das best erb ist jm vatterlandt, do wir hyn hoffen allesandt. B R I S T narrenteh. 9 4 , 3 3 ; denn gott nach dem zeitlichen lehn, das ewig Vaterland wlrt gebn. H . SACHS 1 , 2 3 ( 1 , 1 1 0 , 8 Kellet); Ich werd vom todt als herr und got wider aufston und euch vorgon Inns himmlisch vatterland«. WiciiRKAOiL kirchenl. 3 , 1 3 9 * ; der unsre seelen führet hin in das Vaterland, da er an gottes band sitzt, herrschet und regieret. OPITZ 3 , 1 5 0 ; im gegensatze dazu das irdische Vaterland «. ähnl.: 41b uns, das uns das zeitliche Vaterland* und irdische erbgut nicht betriege. LUTHER 1 , 3 2 6 ; nun ade zu guter n a c h t , ich gebe nun jetzund von hinen ausz diesem irdischen vaterlandt in ein ewiges reieb. H . J. v. B I A U N S C B W E I C Susanna 8, 4 . 4) Vaterland, heimat der thiere, pflanzen, steint: der amerikanische b a r . . hielt auch in Schweden die amerikanische tag-

VATERLÄNDELEI

VATERLANDSGEFÜHL

und n a c h t z e i t . . mit seinen übrigen instinkten erhielt er sich auch seines Vaterlandes zeitma&s. HERDER (1820) 3 , 7 2 ; die ochsen sendet Polen, Westphalen feiste säu und Frieszland starcke fohlen . . des esels Vaterland ist diese gante weit. OPITZ 1,96; vor allen dingen möcht ich nun gern, — mit gott wirds j a gelingen 1 — das treue thier auch in sein Vaterland — wie heiszts doch gleich? — zurück wol bringen. GÖKINCK 2,145; in der künstlichen wärme des treibhauses hielt j e d e (pflanze) noch die zeit ihres Vaterlandes, wenn sie auch 60 jähr in Europa genesen war. HERDER (1820) 3, 62; das Vaterland des bernsteins. BECKER weltg. 5,163. 5) von dem entstehungsorte unbelebter dinge und abstracter begriffe gesagt, welche in solcher fügung personißcirt werden: die erotischen gesSnge erkennen Ionien für ihr Vaterland. WIELAND 19, 8 ; j e n e erklärung der raenschenrechte.. stammt aus dem himmel, dem ewigen Vaterland der Vernunft. H. HEINE 8 , 7 ; zögernd, fast verzagt, verliesz ich den geweihten boden Frankreichs, dieses Vaterlands der freiheit. 17,47; sei es unter schlanken palmen in des Ostens würzebrand, oder unterm dach von haimen in des winters Vaterland. RÖCKIBT 1,245; was begehrt ihr schnöde götzendiener hier im Vaterland des wahren glaubens? PLATIN 335.

und anstatt mit pomeranzen, könnte man dln park verzieren mit den vaterländschen pflanzen: invaliden ofllzieren. 4,19; wie sehnt ich mich oft nach der süszigkeit des vaterländischen pfühles, wenn Ich auf harten matratzen lag. II. Hmns 17,141; im vaterlande entstanden, daher vom vaterlande ausgehend: wie die braut den bräutigam erwartet, der dem vaterländischen ruf gehorsam, taub für liebe, zog der Schlacht entgegen. PLATIN 324. 2) auf das Vaterland beiug nehmend, das Vaterland betreffend; UHLAND nennt einen theil seiner gedichte vaterländische gedichte; vir bedienen uns meist des fremdwortes patriotisch, was CAIIPK passend mit obigem worte verdeutscht: eine vaterländische regierung, wo der Staat seine unterthanen zwar gleichsam als glieder einer familie, doch aber zugleich als Staatsbürger.. behandelt. KART 5,150; was zog das (griechische) volk so unwiderstehlich nach seiner bühne? nichts anders als der vaterländische inbalt der stücke. SCIIILLEH hist.-krit. ausg. 3, 523; wir neuern haben ein interesse in unsrer gewalt, das kein Grieche und Römer gekannt hat und dem das vaterländische interesse bei weitem nicht beikommt. SCHILLEB an Körner (1847) 2, 128; gewisz war es höchst erfreulich, dasz der gemeinsinn sich anfing zu regen und die zum erstenmale freigewordene presse vor allem den vaterländischen fragen geöffnet war. HAUSSE» d. gesch. 4,561; vaterländische gesinnung; die minner sollen jung und alt, gut vaterländsch und tüchtig und bieder sein und kühn und kalt, die weiber keusch und tüchtig. CLAUDIUS Wandsbecker böte 1,3.

29

. GÖTHB 3 3 , 7 6 ) ,

CLAUDIUS

und andere. VATERLANDSLOS, adj.: andrerseits fohlten sich mehrere von diesen gelehrten, die nicht im lande eingeboren waren, so vaterlandslos. N I E B D H R kl. sehr. 1,9. heute vielfach von der gesinnung gebraucht, s. b. die ultramontanen sind vaterlandslos. VATERLANDSPFLICHT, f. Verbindlichkeit gegen das Vaterland: was vatcrlandspOicht fordert, kann der ehre nicht schwer sein. Dya Na Sore 5,333. VATERLANDSPOESIE, f.: eine treffende Charakteristik ihrer vaterlapdspoesie brachte sehon Wielands Merkur. KOBERSTKLLF grundrisz ( 1 8 5 6 ) 2 , 8 6 0 . VATERLANDSRÄCHER, m.: begeisterter barden lobgesänge hallen laut dem vaterlandsr&cher. WILLAHOV Hermann der Vaterlandsrächer (ev>. mutenalm. j. Deutschen 147). VATERLANDSRETTER, •»..- (seitdem) sogar unsere feurigsten barbiere ihre deutschen rücke ausgezogen haben, seitdem hat die blttthezeit unseres vorsichtigen vaterlandsretters erst recht begonnen. H.HEINI 2 , 2 2 ; begeistning jauchne dem vaterlandsretter. H . HEINE tuppl. 1 3 0 ; solch ein vaterlandesreiter ist vom allerhtrtsten Stoff. RSCKERT 4,18. VATERLANDSSACHE, f.: man musz einem deutschen manne nicht sogleich vorwürfe machen, wenn er in vaterlandssachen ein wenig unwissend und kaltsinnig ist. HEBEL 3, 430. VATERLANDSSONNE, f., t. bei vaterlandserde. VATERLANDSSTOLZ, m. stolz, durch die bedeutung dt* Vaterlandes hervorgerufen. VATERLANDSTHAL, N.; lebt wohl, ihr vaterlandsthäler! SCHILLER

2,129.

VATERLANDSTOD, m, tod für das vaUrland: aber Vaterlandsliebe, vaterlandstod könne nur da sein, wo das gefilhl angeborner rechte mit der Überzeugung sterben l a s s e . . . Dya Na Sore 4,303. VATERLANDSVERGESSENHEIT, f.: die vaterlandsvergessenheit, mit der sie (die ijroste weit) stets den vorzugsstrelt der Gallier und Deutschen schlichtet. GOTTER 1 , 4 5 2 . VATERLANDSWÄRME, f. warnt tiebe zum vaterlande: die wirbangen des bewunderungsrausches, den fiaonapartes groszthaten in regsamen gemüthern ohne vaterlandswärme hervorbringen muszteo. B E C K E R Weltgesch. 1 4 , 3 7 .

4 4 , 13.

VATEItLAUNE, f.: unser kaiser aber hat gar alle arten von vaterlaunen in sieb vereinigt. TIECK l, 48. VATERLEID, n. schmerz, den ein vater erleidet: namenloser vaterleiden theurer erstiing.

GOTTER 1,214.

VÄTEIILEIN, n., deminutiv zu vater. 1) väterlein, Väterchen, paterculvs, pater blandulus, charissimus. S T I E L E R 5 3 1 : es kam ein kätzlein und asz das böcklein, das gekauft väterl e i n . H. HEIKE 4 , 4 8 .

2) vaterl bezeichnet in der tiroler muniart das häkchen, das in die ise, schlinge eingehakt wird; letzter« wird m&etterl genannt, vergl. FROMNANN 5 , 3 3 8 . der haken wird auch sonst im bairischen als mann gedacht (haftl-manl) SCHH. 1, 1064 Fromm, das bild ist dem geschlechtlichen umgange entlehnt, vgl. mutter, mütterlcin theil 6,2812. 2821. V A T E R L E I T U N G , f. leitung des Vaters, dann vatergleiche leitung: wohl Ihnen, wenn sie meiner vaterieitung folgen; weh ihnen, nenn sie meinem lursteoarm sich widersetzen. GÖTBB

33,252.

VÄTERLICH, adj., dem vater eigen, dem vater gemdsz, ags. fxderllc, neuengl. fatherly, attn. födurligr, schwed. ddn. faderlig, ahd. faterlih, mhd. vaterlich, meist mit umlaut veterlicb, mnd. vaderlik, in den glossarien der Übergangszeit vaderlich, vedcrlich, vaterlich, veterlicb, väterlich, vätterlich, vatterlich vctterlich D I E F . 1 0 8 ' . 4 1 6 " . 4 1 7 " ; letztere formen ausser vaderlich finden sich auch nhd. 1) dem vater zugehörend, zustehend: damit er sich darbei . . des Unterscheidts zwischen den französischen kriegstractamenten und seiner väterlichen küche täglich erinnern könte. Simpl. 4 , 3 4 3 Kurz; herr Esau, unser nachbahr, der erbe zum väterlichen königreiche und priesterthum. W E I S E comödienpr. 80; er ist des marquis söhn, den jugendliche ausschweifungen ans dem väterlichen hause vertrieben. L E S S I N G 7 , 7 7 ; besonders von innern eigen Schäften und empfindungen: (die Weisheit) fand den gerechten . . und lies jn feste sein, wider das veterlicb hertze gegen den son. weith. Sah 10,5; derhalben vielgeliebter söhn mein ernstlich vätterlich begeren und ermanen an dich ist. F I S C H A R T Garg. ( 1 5 9 0 ) 4 1 0 ; also machet es auch die unbesonnen jugend, wann sie sich nicht mehr unter der ruthe der vätterlichen zucht, s o n d e r n . . . i n der lang erwünschten freibeit befindet Simpl. 2 , 1 4 6 , 1 7 Kurz; wie schlimm er sein väterliches gewissen verwahren würde, w e n n . . W E I S E erzn. 82 neudruck; ich vermache diese väterliche liebe ihnen and Arabellen. LESSING 2,87; meine ehre und mein ganzes väterliches ansehen beruht darauf, dasz sie nichts davon erfährt. 2,462; die gesetzgebende, richterliche und vollziehende macht, die drei bauptzweige der väterlichen gewalt. WIELAND 25,247; ist das kindliche dankbarkeit gegen väterliche milde? SCHILLER hut.-krit. ausg. 2,22; ich habe grosze lust mein väterliches züchtigungsrecht an dir noch einmal auszuüben. KOTZEBUE theater ( 1 8 4 0 ) 1 0 , 2 3 5 ; darumb ich fltrgenumen hob melm erstgebornen sun IU gebn dem Esaw vetterlichen segen . . .

H . SACHS 1 , 2 0 ( 1 , 9 3 , 4

Meiler);

so auch von gott gegenüber Christus: got snne lart von edler art aus väterlichem hertzen.

WACKKINAGEL kirchenl. 2 , 8 5 0 ; du väterliches Hechtes glants (abglam dos väterlichen lichtes). 3,121".

2) vom vater stammend und (durch erbschaft) m meinen besitz übergegangen: Patrimonium, das vätterlich erb D A S T P . 1 7 3 ' ; väterlich erbgut STIELER 931; die keiserlich majestad bette d a r ü b e r . . . ine von der lantvogtije zu Elsas, sin vetterlicbe e r b e . . . entsatzt. J A N S S E N reichscorr. 2 , 2 6 9 ; wir wollen ehe sterben, denn etwas wider unser veterlicb gesetz handeln. 2 Macc. 7 , 2 ; o wolt gott das du entledig von der e h r e . . . ettwan von einer pfrund oder deinem vetterlichen erb dich halten mochtist. L U T H E B sendschr. 7 neudr.; so grob nnd unbesunnen bab ich jn nicht gehalten, das er sein veterlich w a p e n . . . solte dem narren in' seinen rotz und schnodel drucken, werke 6, 31; Schimmers bruder hatte die väterlichen

33

VÄTERLICH

VÄTERLICHERSEITS—VATERLOS

güter allbereit angenommen. Felsenburg 1 1 364; weil er ein mittel sieht, ihnen wieder zu dem gröszten theile ihres väterlichen Vermögens zu verhelfen. LESSIKC 1, 238; flüchtete sich und seine kunstsachen aui sein vaterliches landgut. THGHKEI. «,197; mittel, die ihm erlaubten seinen anlheil an dem kleinen väterlichen vermögen zum gröszten theile noch der multer anheimzustellen. GUTZKOW rilter' L, 134;

(gott) der endlich unser joch zerscbmelst und dessen väterliche zucht die Wohlfahrt unsrar seele sucht. GÖSTUB» 1,11. d) adverb, sehr häufig in dieser bedeutung: aber das ist eine überschwengliche gnade, wenn er so freundlich und veterlich redet. LOTBKR 4 , 1 4 4 ; allen in gemein vätterlich zusprechen. FRONSPERGER kriegsb. (1596) CILI'; ich konte greiften, wie mich der liebe gott h i e b e v o r . . vor diesem Unmenschen nicht allein väterlich b e w a h r e t . . . S i m p l . 1,438 Kurs; wir dancketen gott im bimmel, dasz er uns so vätterlich erhalten und ans land gebracht hatte. 2 , 2 2 2 , 1 9 ; daaz er mich so väterlich vor andern viel looo menschen versorget. 2, 238,30; wenn der pfarrer aus dem nächsten d o r f e . . sich des zerlumpten buben nicht väterlich angenommen. SPIELHACEN 17,150;

ala aber unsre faust mit könig Bocliar» faüllT im väterlichen reiche den räuber überfiel. LoaiNSTim Sa/,hon. «,167; (da» buch) ist ja ao der tochter gatues väterliches erbe. LESSING 2,333; Ich will ihn schlagen oder nicht sitzen auf dem väterlichen thron. Tue« 1,247; und der müde landmaon eilt der ruh seiner väterlichen hülle zu. MITTHIIBON (1825) 1,47; in ähnlicher meist von dingen, die der vater w a r nicht als eigenttum beiessen aber dock benutzt, genossen hat und die auf mich übergegangen sind, väterlich ist hier oft gleich vaterlandisch (vgl. lal. patrius): alles entzückt mich an ihm und vor allem der entschlusz, in Beinen väterlichen Ibalern sich selbst zu leben. LESSIKC 2 , 1 3 3 ; und endigte zuletzt mit dem entschlusz, seine läge auf einmal und so ganz zu verandern, dasz er nicht blos das väterliche haus, sondern auch die väterliche Stadt verlieaze. ENGEL Lor. Stark 39; nur einen guten morgen vom angesiebt der väterlichen sonne. GÜTHB an frau v. Stein (von Frankfurt aus) 1,240; (mein köpf) ist ein bessrer, für den väterlichen bimmel mehr gemacht; das spür ich ja. Lissino 2,285; ea (dat xriti) lleaz aich ehedem in väterlicher Stadt und hier zn Gross Berlin im eignen wagen fahren. KASSCHIN ged.

172;

mit helssen thrtnen wirst du dich dereinst heim sehnen nach den väterlichen bergen. SCHILL» hiet.-krit. ausg. 14,310. 3) übertragen, der Handlungsweise da vateri vergleichbar. a) vom Verhältnisse älterer su jüngeren: er bat gar nahe mer freuntlichs willens, dann bei seinen allernecbsten, so im wenig mit aipschaft verwandt, befonden, insonderheit bei graf Eitelfriderrichen von Zollern. der hat im allen vetterJicben willen erzaigt, hat sich sein auch wunit er künde angenomen. Zimmer, chron. 3,39, 8 ; (ein pfarrer sagt den Simpluissimus) mein getrewer und väterlicher rabt wSre. Simpl. l , 32« Run; ich verwandle die liebe, die ich gegen das tugendhafte fraulein hegte, in eine väterliche Zärtlichkeit. RAIENER tat. (ti&2) 3 , 3 2 1 ; versagen aie mir, gnädiger herr, bei diesen zweifelhaften umständen ihren väterlichen rath nicht. 3,294. b) häufig vom Verhältnisse höherstehender tu niedrigstehenden, t. b. vom fürsten su den unterthanen: ew. kurfürstl. gn. wollen ein auge veterlicher sorge auff diese sache haben. LUTHES 1 , 7 ; eine regierung, die auf dem priozip des wohlwollcns gegen -das volk als eines vatera gegen sein kind errichtet wlre, d. i. eine väterliche regierung, wo die unterthanen . . . aich blos passiv verhalten a o l l e n , . . i s t der gröste denkbare despotismua. KAMT 6 , 3 8 4 ; wil von den sorgen aIngen. von väterlicher treu, die euer hertie trägt. OPITZ 3,91. c) gern von gott oder Christus gesagt: ain Hecht der vetterlichen glori. KEISERSBERG granatapfel (1511) F 4 B ; ach vätterlicbe lieb, was sol ich thon, empfach ich dich nit, so wee mir. E 2 ' ; hilff, das dein veterlicher name nicht umbsonst oder felscblich über uns genennet werde. LUTHER 1,32«'; hie sehen wir die veterliche trew, das er uns ja nicht lesset, ob wir gleich Sünder sind. 4 , 3 0 ; er fraget naeh des armen blut und belts in vätterlicber hut. H. SACHS 1,64 (1,230,13 Keller) , ach gott, ist des Unglücks kein end auss deiner vätlerliclen bend. 2,1, & (6,38,19 Kelter); und nnn dein vatterliche gnad versprochen bat uns allen dy edlen wuniclieben «tat. WACEERKACEL kirchenl. 2,1167; du schepffer aller dinge, du vetterliche krafft. 3,46?; der höchste lebet ja, es wallet sein gemüthe noch für barmherzlglteit und väterlicher gute. OPITZ 1,1; gott entbrennet Im gemüte nie so belhlg aulT ein land, dasz nicht väterliche gOte atets dabei werd eingewandt. S. ßied 656 Ott.: XII.

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wie wo I Hich got hat durch sein wort so väterlichen heimgesucht. H. SACHS 1,53 (1,229,12 Keller); wie väterlich er noch behüt sein volck durch sein grundlose güt. 1.5» (1,251,7 Kelter)-, der du die sfind und missethat, die dein volk vor begangen bat, hast väterlich verziehen. P. GRRHARD 8,5 Cödeke. V Ä T E R L I C H E R S E I T S , adv. von des Vaters seile her: ich stamme also väterlicher und mütterlicher seits von Oorentiniachen bürgern ab. GÖTHE 34.12. VÄTERLICHKEIT, f . 1) ort und reist eines vaters. mhd. vaterllcheit, fähigkeit vater s« werden: oft prüevet, wie man vaterllcbeit verstän aol. man merket vater d ä , dä er b i n ; aber vaterllcheit merket man io der maht der art des vater. myst. 2 , 1 7 5 , 7 j vaderlicheit, vetterlicheit, paternitas, paternalitas. DIEF. 41«' (16. jahrh.)-, nhd. ein bild mildester Väterlichkeit. SCHLEGEL in Watkernagels lesebuch 2, 1307,20. 2) ähnlich nie vater war auch Väterlichkeit als anrede und beseiehnung für höhere geistliehe üblich, so spttmhd.: sein väterlikeit meint sich in kürtz erbeben und einbin zu fügen. slddteehron. (Nürnberg) 1, 442, 23; so ist der hoebwirdigist in gott vatter und h e r r e . . . der Cardinal von Engelland ain nebttvergangen montag bei uns auszgezogen zuin her, dasz wir meinen sein vätterlickeit sei nu talang wol beim her. 2 , 4 9 , 1 0 ; diese ausdrucksweise (auch tnnd., s. SCHILLER-LCBSEN 5, 190) hat sieh sicher tis in die nhd. teil erhallen. VATEKLIEBE, f . 1) hebe des vaters tu seinem kinde, affectus paternus STIELER 1157: also nimpt gott dem fronten vater . . den einigen son, den er sonderlich darum lieb bat, über die gemeine vaterliebe, das er von dem heiligen weibe geboren war. LOTHES 4,119'; die elegische stimme der Schütten ist in der vater-, in der geschlechtsliebe ebenso süsz und tapfer, als in der weiberliebe. HEEDER 4 , 6 1 ; (ich) kann dazu lächeln, wenn mein erboster feind mir mein eigen herzblut zutrinkt — aber wenn blutliebe zur verrätherin, wenn vaterliebe zur megäre wird. SCHILLER hiit.-krü. ausg. 2, 46; er fühlt« in sich die kraft mit seiner starken vaterliebe dem armen kinde alles zu vergüten. HEYSE Mtraner nov. 5 , 2 7 9 ; erreicht nun ist das ziel, vollendet das gebäuda der vaterllebe ttoli. G ö r n a 2,346. 2) liehe des kindes zum vater. V A T E R L O S , adj. des vaters beraubt: ahd. faterl6s G u r r 3, 377; mhd. vaterlAs LEIER 3, 33; nhd. vaterloszer, pupillus DASIP. 445'; vatterlosz kind, orphanus MAALER 413; da nun mein vater sähe, daaz die tochter vatter- und kinder-, aber nicht geltlosz worden. Simpl. l , 42t, 2t Kurt; ein vater- und mutterloses kind. pers. roseng. 7 , 2 0 ; weil deine mnhme eine vater- und mutterlose waise ist, so will ich barmherzig sein. GELLERT 3, 296; der im nehmlicben athemzug eine wohlgedrehte liebeserklärung auf das vater- und mutterlose mädeben abdrückt. WIKLAND 41,94; ich bin eine arme vaterlose waise. KOTZEBUE thealer (1840) 3, 150; aber der Joseph Hirzer, der dann wache h i e l t , liesz durch sein starres anblicken deutlich erkennen, dasz er aich j e d e annäberung des vaterlosen (unehelichen) burseben verbitte. HEYSE Merantr nov. 5,332; vatterlosz, nackend und auch bloaz. Muania sckelmem. 10*; und führest nach dem fernen thale die kinder an das grab des gatteo. du wanderst mit den vaterlosen. LSRAO neuere ged. (1838) 204; übertragen, des fürsten, des landesvaters beraubt: doch bist du nicht auch unsers kOoigs wiuwe, auch dieses vaterlosen landes mutier? GOTTES 2,200. 3

VATERMAG—VÄTERN

VATERNAME—VATERRECHT

VATERMAG, m. verwandter von väterlicher teile, mhd. vatermdc: des mag in rügen der kinde ia8ter oder ir base oder ir mume oder ir vater m&ge oder ir muter mäge. Sckwabentpitgel 31,66 Lölsberg; das wort noch im 16. ¡ahrh. xorkömmlich, i. bei muttermag theii 6,2823. VÄTEUM1LDIGLICH, adj. und adv. väterlich mild: unterwegs betracbtcte i c h . . die groszen gaben und gnaden gottes, die uns dessen barmhertzige Vorsehung so vätermiltiglich mitgetbeilet. SimpL 2 , 2 2 8 , 2 Kurt. VATERMORD, m. l) patricidmm, vattermord MAALER 113 als neutrum, >. th. 0,2630; bei STIELES 1281 und spätem vatermord mose.: hatte einer schrecklichen vatermord im sinn, es wären kerls darnach, so was auszufahren. FB. MÜLLE» 3 , 2 8 3 ; vatermord beiszt die eine (gröszte Sünde), brudermord die andere. SCUILLER hist.-krit. ausg. 2 , 1 8 6 ;

nach dem vater, er geret nach der rn&tter. AGBICOLA sprichw. nr. 645; der wolff sprach: j a dein vater thet mir für sechs monden auch ein solchs, du wilt dich vetern. LUTHER 5 , 2 7 0 ' ; eine eule hecket keinen sperber ausz und der son wird sich Vätern, patrem sequitur sua prolcs. MATHES. historia v. 1. Christo 1 , 6 3 ' ; der söhn vattert s i c h , die toebter muttert s i c h , das kint ist wie die eitern, anm. weish. lustg. 281; es vütert sich mit ihm gar nicht, alienissimus est a moribus patris. STIELER 631. s. muttern theil 6, 2S24.

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hdchsttragiach ist der gegenständ: blutschande, gr&uel jeder art, ein vatermord, die Sphinx, die pest, ein übermaaz von Irrungen. PLATIN 281. 2) mord naher verwandten: von dem blute triefend des vaiermorries und des koUermords, wagst du IU treten in mein reines baus? SCHILLIR hist.-krit. aut'j. 14,420. VATERMÖRDER, m. 1) todtsehliger seines taters oder eines nahen verwandten, parrieida STIELES 1291; in älterer teil nicht als Zusammensetzung nachgewiesen, Zusammenstellung vatirs morder D i s r . nor. gloss. 283 (von 1420): denn also wirst du bald, ehe denn du darauff gedenckest, ein vater- oder muttermürder. ERNST confecttaf. 1,230; nun klärte sichs a u f , warum i c h . , als ein von den fnrien bin und her getriebner Vatermörder in der weit herumgeirrt war. WIELAND 28, 136; (TFA) schwör das liebt des tages nicht mehr zu griiszen, bis des Vatermörders b l u t . . gegen die sonne dampft. SCHILLER hist.-krit. ausg. 2 , 1 7 1 ; bei alten euren greueln seid ihr noch ein heiliger gegen den Vatermörder. 2,186. 2) steif hervorstehender hemdkragen; ursprung dunkel, bei ADELUNG und CAMPE, selbst bei HEIÜSIOS (i822) noch nicht aufgeführt: frau Jenny erinnerte sich zwar der platzpatronen, aber auch der eleganten kleidermetamorphose und groszen Vatermörder des gefurchleten. GUTZIOW Serapionsbr. 3,261; ein zwergbafter kleiner bedienter in livree und boben Vatermördern, die dem jitngejclien fast die obren absilgten, nimmt ihr eine mantille ab. HEISE kinderd. weit11,2:1; ein etwa UjUhriger knabe, mit hulien Vatermördern und steifer cravalte. l , 95. VATERMÖRDERIN, f.: und wie viel fehlte, wie wenig, wie nichts fehlte, so wltre ich aurb eine valermOrderinn geworden! aber nicht ohne mein verschulden: eine vorsetzliche vatermörderinn! LESSIMG 2,52. VATERMÖRDEHISCH, adj. den vater tödtend: soll ich ins lagur des Octavlo die vaieimörderische kugei senden? SCHILL» Ins. ,-kril. ausg. 12,318. V A T E R M O T , m . mut, wie ihn der vater hatte: von nun an gab ich dir ins herz den unerschroeknen vaiermuth, den muth des lartscbcDschwingers Tydeus Im gefacht. DÜRGRH 160'. V Ä T E R N , verb. dem vater ähhhch werden, machen, die ältere form hat den umlaut: mhd. vetern (. b. tirol. osterveigelein S e m . 1,833 Fromm., d a s veiele FROMMANN 3,461, veigala SARTORIUS Wör»6. mundart 129; hieriu die eigenthümlich gebildete bair.-österr. form veigerl WEINHOLD bair. gramm. 244, wie bei vegcrl, vögelein, s c b n ä b e r l , schnlbelein, so im bekannten liede: da hebn blaue veigerl die kdpferl in d'höb. a u i veillein, veille konnte sich zwar leicht mundartlich das veil entwickeln und seheint SCHM. 1, 833 Fromm, ältere formen wie ieiel u . s.wrso aufzufassen; da aber die beigegebenen entscheidenden belege d e r veil geben, so ist die form vol eher alt entartung von viol aufzufassen. 1) Veilchen schlechthin gleich viola und zwar viola edorala, märz. ¿ilchen: ich b i t t e wollen wohl de« herren grab bespreiten mit b l a u e n veiligen. FLEIING 15; des riechenden saphirs, der niedern veiiehen duft.

die b l a u e n frflhlingsaugen schauu t u s dem graa hervor, das sind die lieben veilchin, die ich t u m strauss erkor. H. HEIKE 16,164;

2) dichterisch,

44

ausg.

12,87;

das Teilchen personificiert:. ein veiiehen auf der wiese staAtf. gebückt in sich und uubekannt . . es sang und starb und frout sich noch . . GÖTUE 1,180; d i s gute veilohen sch&ts ich sehr, es Ist so gar bescheiden. 1,192; schamlos wie m e t t e n lachen dort die Veilchen. H . HEINE 1 6 , 6 7 .

LOHENSTEIN Humen

;

18;

auch auszer Schlesien, to veilge f . , viola SCHOTTEL haubtspr. 1437; heute aus der Schriftsprache verschwunden, doch im schlesischen dialekte noch nachweisbar WEINHOLD d. dial. forsch. 86. FROMMANN 4,189. VEILCHENAPFEL, m., frans, p o m m e d e violette NEHNICB 6, 612. VEILCHEN AUE, f . Kiese, auf welcher veiiehen blühen: aber sieh 1 dort fliegt er (der Schmetterling) schon uur die blaue vellchenaue, sauget honlg aus dem mohn oder trinkt vom r o s e n t h a u e . GÖKINCK 2,134. VEILCHENAUGE, n . dunkelblaues äuge: o süsze lichter, holde veilchenaugen, so seid ihr mir noch immer treu geblieben. H . HEINI 1 6 , 4 7 .

VEILCHENBANK, f . : soll mich gewisz nichts v e r h i n d e r n , auf d e r veilchenbank d e i n e s stillen i n y r t h e n w ä l d c h e n s den nachtigallen . . zuzuhören.

WIELAND 3 5 , 1 9 .

VEILCHENBEET, n . gartenland mit veiiehen besetzt: w o n u r d e r w a n d r e r , vom d u f t gelookt, d e n b o d e n n ä h e r u n t e r s u c h t , d u n k e l n i h m u n a b s e h l i c b e veilchenbcete e n t g e g e n . HBTSE n o t . 3 , 5.

VEILCHENBEKRÄNZT, ad].: (er müsse) es sich z u r h ö c h s t e n e h r e r e c h n e n , d e r w e l t b e r ü h m t e n , s c h ö n e n , f e t t e n , veilc h e n b e k r ä n z t e n A t h e n s i h r e n u r a l t e n glänz wiedergegeben zu h a b e n . WIELAND 35, 5 (Übersetzung von Pindar fr. 47). VEILCHENBLATT, n. blatt des Veilchens. VEILCHENBLAU, adj. blau wie ein veiiehen. wie veil als ältere form neben Veilchen, so veilblau neben dem jüngeren v e i l c h e n b l a u ; eigentlich blauroth, violett, violaceus NEMNICH 6,612, d a n n ohne beachtung der feinem färbungsunterschiede gleich dunkelblau, selbst die wissenschaftliche beschreibung schildert die viola odorata mitunter als blaue blume (OEEN n a t u r g . 3,1S76). die dichter sprechen von veilchenblauem himmel, veilchenblauen ä u g e n und meinen tiefblau: sasz lebend vor mir s i e ; veilchenblau Ihr kleid, dunkeiroth ihr gewand mit b l a u e m saum. H E I D E I werke

(1821), z. ich. Iii. 1 2 , 1 6 ;

w e n n d e r veilchenblaue h i m m e l sich friedlich an die dlimpfenden h ö h e n u u d a n die d u n k e l n . . wäliler a n s c h l o s z . J . PAUL 7,107; wie die nelken duftig athmen, wie die Sterne, eili gewimmel goldner bienen angstlich schimmern an dem veilchenblaifen himmel.

H.HEINI 16,171;

von der hautfarbe eines (cholera)kranken: a l s plötzlich d e r lustigste d e r a r l e q u i n e . . . die ma9ke a b n a h m u n d zu aller w e i t Verwunderung ein v e i l c h e n b l a u e s gesiebt z u m Vorschein kam.

H . HEINE 8 , 1 7 1 .

VEILCHENBRANTWEIN, süsibranttcein

CAMPE 5 , 258.

m.

ein auf

veiiehen

abgezogener

45

VEILCHENDUFT — V E I L Ö L VEILCHENDUFT, M . : man tagt davon, dasz langes leben er dem badenden verleihe, dessen leib mil veilchendüften er bebalsamirt. PUTEN 201; saatengrün, veilchenduft, lerchenwirbel, amselschlag. UHLAND (1834) 42.

VEILCHENESSIG, m. aus veilchen bereiteter essig HEINSIUS volksth. wb. 4 2 , 1256. VEILCHENFALTER, m. papilio aglaja (perlmutterfalter) OHEN allg. naturg. 5, 1417. VEILCHENGRUND, M . : als in seinen veilchengrüoden Kleinzog mir ein sträuszchen band. GÖIINGK 3,167. VEILCHENHOLZ, n . : &ois de Polixandre NEKNICH 5, 612; ¡chueres, veichenblaues, scheckiges und wolriechendes höh HEINSIUS volksth. wb. 4*, 1257. VEILCHENHGGEL, m . : geatlrn und sonnen umkreist dein (' , 6 8 3 ; durch den krieg muszt ich Terarmen. KOTZESUE Iheater

2) alt arg hinstellen: solt den nicht billich sein Ton jhm IU schreiben: soll auch nit Terargert werden. PASACEUOS parat». [Strassburg, 1816) l, M\ 3) reflexiv, sich verschlechtern, verschlimmern: wie sich alles anch in dem geistlichen stand rarkehret und Terlrgeret habe. Kiicimor wendunm. torr.; wie Viel mehr mBszte sich nun die bosheit in m i r . . Terlrgern. LOBSHSTIIN irwin. 2,682. VER&RGEHNIS, f . anstost, irgernit: will mich gilt duncken, alles, so Terlrgernuss antrifft, in k u n e artikel lammen sieben. ZWIHGLI 1 , 2 3 ; wie man Terlrgernuss abtb&n oder Terhflten sOll. 2,172. VEH&RGERONG, f . Verschlechterung: Terergrong, dtpravotio (anf. 14. jahrh.) Dmr. nee. gloss. I i i ' ; man wird linden, dasz . . a l l e Terlrgerung der mark, insbesondre aber suschllge and kosten nicht anders als mit bewilligang des landesherrn beschlossen oder Terglicben worden. Mosas (1820) 2,187. V E R A R G U N G , f . «HMTNATIO STEMBACB (17*4) t , M .

VERARGWÜHNEN, verb. mit argwöhn, verdacht belegen, verdächtigen, ahd. und mhd. nicht nachgerieten, die umgelautete form im antchlttue an arcwenen entwickelt, so gemma ¡emm. Tersrckwenen, suipicari D u r . t w ' ; daneben mvss arcwlnen hergegangen sein, worauf sich argwöhnen (tgl. th. 1,660) und Terargwobnen (MAALM 414. SCBOTTBL 844) herleitet: Terwundret sy, das wier nit all erinirt (ermordet) waren, dnn Tast da« gants dOrfflin Terargwont war der morderj halb. Ts. PLATTS» I i Fechter; so er ein Stadt b e l l g e r t . . . und Terbergte allein der armen haab und gut, damit sie sich wider die reichen empören, zertrennt und Terargwobnt fast die m e c b t i g e n . . . dasz die besten der Terrlhtery Terargwont werden. FsotisPEBCEB 1 , 1 4 8 ' ; es mOgte auch sie wegen dieses anscblags Terargwobnt werden. PBILARDES 2 , 8 8 9 ; pari, adjettnitch: itit scbleuffen die mOnch...etwan einen ausx eitlem geichrei und gerilch als ein Terarokwonten zum tburn. FSARS chron. 468*; ward ein Terargwohnter Italilner gefangen. KIBCBBOF «wndunm. 373'. heute üt TenrgwOhnen ausser gebrauch, wir hinnen etwa beargwöhnen i s ähnlicher bedeutung und contiruciion leiten. VERARGWÖHNONG, f . Verdächtigung: nacbforschung jhrer Terargwohnung. KISCBROF MUit. diu. 218. VERAHMEN, »erb. arm werden, compositum tu dem theii I, 668 in gleicher bedeutung nachgewiesenen, heute aber fall gant verdrängten armen; mhd. verarmen. 1) «oa duneren glücksgütern, arm, unbemittelt werden: mhd. ds( lant das muot seiest verderben, d t | volk verarmet und muo| bungen sterben. minuvs. 9 , 1 0 4 ; nhd. aporiare, Terarmen DIKF. gloss. 41'; aporfor, verarmen nee. gloss. 28'; pari, depauperatui, verannpt, verarmt gloss. 174'; attenuaiut, gedannet oder verarmpt. 68*; Terarmen, decidirt m poupertatem S T I E L » 67; darumb ists kein wunder, das in diesen knrtzen jaren, so lange dieser zinskanff im brauch gewesen ist alle furstenthum und land verarmet, versetzet und verdorben sind. LUTBEI 1,198; die seuffer und schlemmer verarmen, und ein Schleifer mus anrissen kleider tragen. Sprüche SaI. 23,21; ach gott im himmel das musz ein schweres creutze sein, wenn reiche lente Terarmen nnd der herr ein knecht werden musz. theatr. diab. (loss) 2,184'; aber nachdem sie sich dessen erheben, stoltz w e r d e n . . . müssen sie zuletzt auch.verarmen und an betlelstab gedeien. 2,166*; Tier Ur-

86

(1840) 3T, 162;

wer nun nicht hOrt der armen stlm, wie bleibt die lieb galten in Ihm? wer auch sein äugen von ihm wend, Ihn nicht anfflbut sein mille bend, derselb wlrt auch su letit verarmen.

H. SACBS 1,64 (1,271,6

Keller);

Ich bofTe, meine feen . . . sind noch nicht so verarmt, mir diesen lettten wunach für dich nicht nachroaehen. WISLAND 18,204J

technischer autdruck tm httttenwesen, ton lagerstüten, arm, geringhaltig werden: die ginge lassen nicht Terkennen, dasz sie durch auslaugung keinen nicht geringen theil ihrer ursprünglichen erzfQhrung eingebQszt haben und hierdurch verarmt sind, jahrb. d. schles. Vereins f . hUtenwesen bH VSITB bergwb. 618; bildlich: bin ich doch grau worden In anftritten des jammers nnd soll nun zum bettler Terarmen an diesem. SCBII.LBB hitt.tril. ausg. J, 825; die spräche Terarmt, Tarliert an ihrem besitze, die reichste spräche Terarmt hierbei und erschöpft Bich. LICBTERBEBS (1800) 6,279; ich gab immer mein letztes denken hin, da ist man beim zusammenbrach ganz Terarmt nnd ausgeraubt. ADBBSACB forrtm. 2,186. 2) abstract, geistig surückkommen, die geistigen fdhigkeiten vertieren: der mensch unter den gemeinen herzen der erde Terannend. J. PAOL 26,23; Tor dem ange, das Terarmt and verlassen ist und das kein mensch mehr erfreuen w i l l . . . bleibst d u , erquickende n a t n r , . . t r e u and tröstend stehen. 21,14; so wissen die iandgeistlichen, mit welchen entbalt n n g e n . . sie den schonen namen geistliehe und das ansehen der Terarmeoden religion zu behaupten Terbunden sind. 13,143; dein herz fohlt sich Terarmt. TIECS 1,76. 3) «rannrt», arm machen (vergL mhd. Terermen), lehr teilen: Indem es die armen noch mehr Terarmt. TIECS »o». (1823) 6,64. VERARMUNG, f . Verlust an eigenthum. 1) nunkM, a* glücksgütern: Verarmung thut, wie dem einzelwesen, so noch mehr den TOlkern abbrach, als armuth Torschub. J . P A O L 3 4 , 1 8 ; bildlich: don Juan, ein anderes geaetz mein' Ich iu spOren, es helsst mich meiner manneskraft vertrauen •nd sprengen kOha des Edens feste thOren, dsn Cherub an der pforte niederhauen. Diego, o tborl dir droht die bitterste Verarmung; ein bettler wirst du in den abgrund schwanken. Lenin nackl. (1868) 8. 2) abstract: trotz der hohen Tortrefflichkeit dieses Werkes können wir doch grade, bier deutlich ahnen, nach welchen selten hin die ausartung und Terarmung (der danlellung m •Mtait) sich zuerst offenbarte. KDOLBS gesck. d. maierei (2. au/l.) 1,88. VERARHESTIEREN, Birk, festnehmen, von menschen: jemand Terarrestieren, humoristisch in der luft verarreslieren, aufhingen: gestalt ihn unser general alsobald an seinen allerbesten hals aufhengen nnd also in der luflt Terarrestieren liesze. Stmpl. 1,204,18 Kurt; stehlen war auch keine arbeit mehr Tor mich, w e i l . . mir auch immerdar die heftige furcht Tor •ngen schwebte, in der lullt verarrestiert za werden. 2,268,1; von dingen: per judicis mandatum reimet aliquid. STEINBACB (1734) 1,34; jemanden seine gdter Terarrestieren (mit beschlag belegen). ADELUNG versuch 4,888. VERARRESTIERUNG, f . die gefangennahmt. VERARTEN, verb. aus der ort heraustreten, in eine neue ort übergehen, mhd. nicht nachgewiesen, jedoch mnd. SCHILL?.aLDBSEN 6,300. meist noch neutral, manchmal auch mit schlimmer nebenbedeutung, heute leiten; tum theil durch entarten und ausarten (stets' mit schlimmer nebenbedeutung) verdringt; erst bei ADELURC verteichnet. 1) intransitiv, aus der ort ichtagen: wie sie anf demselben, wo nicht ausgeartet, so doch Terartet.. sind T HEEDES 1,29; bildlich: wie leicht die freibeit . . in ein wildes wesen Terartet. MASCOD 2,132. 2) reflexh, sich verarten: doch sie, die pOanue, wird In eine nymph verkehret. Ich fand der rraueu land in Woblau sieh verabrten. GBTFHIUS (1698) 2,80.

VERARZENEIEN, verb. flr median hingeben, sostris dandit ad inopiom reduci, mhd. vererzenien; ich hab vil verartzenelet. 9*

87

VERARZNEN — V E R X T Z E N

VERAUSGABEN — VERBACKEN

PAOU schimpf IM'; alle sein geid verarzeneien, omnia MA bond consumere in eontulendit et adhibendit ardici). STIELES 62;

nit verfilzte und verzehrte, des sie selber nnttttrftig waren. RIHEL Litiui 291. VERAUSGABEN, verb. 1) etwas durch ausgeben fortschaffen: eine summe geldes verausgaben; briefe verausgaben; dann sprang mister Oadkins auf und jagte die belästiger seiner gäste, die ihre pence für ihn nicht für andre zu verausgaben hergekommen, zur thür hinaus. GUTZKOW Iebensbilder 1,177. 2) reflexiv, sich verausgaben, alles aufbrauchen. VERAUSGARUNG, f.: der rath bat in geheimer Sitzung discutirt, ob für den fall nicht die Verausgabung von 2 millionen stadtkammerscheinen erlaubt werden dürfte. GOTZIOW ritter* 8,143; besonders schätzte er die mäszige und nach festen regeln eingerichtete Verausgabung des geldes. Serapitntbrüder 2,211. VERÄUSZERUCH, adj. was veräuszert werden kann, findet lieh in den älteren wttierbüchern nicht, erst in denen dient Jahrhunderts, häufiger mit der negation un-: greift er hinauf getrosten muthes in don hlmmel und holt herunter seine ew'gen rechte, die droben hangen unveräuszerllch und unzerbrechlich wie die Sterne selbst. S c a n n » hat.-krit. nun;. 14,328 (TeU2,2). VERÄUSZERN, verb. aüenare, ahd. nicht nachgewiesen, Mhd. veriujern, verüjern, mnd. vorüteren, und. verütern (tr«n. wb. 5,167), nhd. vereuszern, veräuszern. diu einfache luszern, hinausthun, hinausschaffen, wird durch ver verstärkt, veräuszern, weit hmausthun, tick einer tache ßr immer begeben (WRIGARD synon. i, 353). im nhd~. veräuszern vorwiegend ß r 'in fremden beiitz bringen, verkaufen' von concrclen dingen, äussern für abstracle bedeutung gebraucht; so ein haus veräuszern, eine meinnng äuszeru, sich äuszern. diu« Scheidung ist nicht immer streng durchgeführt, die wenigen belege ßr «Ad. iugern, üjeta lind reflexiv; veriu;ern bedeutet meist 'verkaufen' (LEX EH 2,2040. 3, 136. 283). im nd., wo mnd. vorfltern seilen nachzuweisen ist, übernimmt das simpler denen bedeutungen (SCBILLES-

auch betten sie YII vcrartznelt und vergeblich verzehrt die soll J. A r a » fati», tp. 43" (1,25V), 31 Keller). VERARZNEN, veri, dasselbe wie dai vorige,¿verkürzte fem: der hatt an ein Schenkel 900 dukaten verartznet. TH. PLATTER 88 Fechter. VERARZTEN, terb. LOI/RIT dandis ai inopinm reità. STIELES 62; in der heutigen mundart SCBBIDT western. id. MO. VERASCHEN, verb. su osche werden: die kohlen «ind schon verascht. CARPE 5,263. VERÄSCHERN, verb. TU ticke verbrennen, compositum I « Sscher theit 1,584, tuccendere aedes, delere /lamm», in einerei redigere. STIELES 80; bei FSISCB 1,38 schon als veraltet aufgeführt statt einäschern : Mehre, dise etat hat grose freiheit gehat och brife mit rotem wachs czubesigeln. vilmals durch fewers not veresschirt. MERCIER script. Sax. 2, 1580 ( U . j a h r h . ) ; heute noch erhalten als kunstausdruck (forato., glashnttr) aus faulem, auch stehendem hohe aiche zum glase oder pottasche brennen. JACORSSON 8,68. VERÄSCHERUNG, f . einäicherung, incendium, fiamma,

exustio

STIELE« t o .

VERÄSEN, terb. durch äsen (s. th. 1,584) aufbrauchen, ternichten. veräsen quod plerumque verOsen scribunt, est consumere, detarare et pernieim afferri STIELES 805: das boltz veräsen (*om tieh, dai die zweige «bbeiizt). SCHOTTEL 644. VERÄSTELN,

terb. in HU theüe».

1) traniitic: die pflanze verästelt ihren Stengel in viele dünne stielchen; bildlieh: die alten . . . ü e s z e n groszgebante Perioden wachsen, nur die Zeiten fallenden geschmacks und die des kleinlichen unter den Franzosen und den GelierteRabnern verästelten den erhabnen stamm in weidenrOthchen. J . PAUL 42,213. 2) reflexa: die blnme (calla) ist offenbar ein blattende, das alle grüne färbe verloren hat und indem seine gefäsze, ohne sich zu verästeln, vom ansati zur peripherie gehen, sich von aussen nach innen um den kolben windet. GOTHE 86,103; beidseitig stand junges bolz und verästelte sich oben unter einander, dasz man wie in einem laubengang dahinging. ARZERGROBER iorfginge l, 105 ; part. praet. : man gelangt in die waldreichen Schluchten eines vielverästelten, von zahllosen bächlein durchschnittenen gebirgs. GUTZKOW Hohenschwangau t, 186. VERÄSTELUNG, f. theiiung in äste: die Verästelung der zweige des batunes ; bildlich: er erschrak in die entferntesten Verästelungen seines nervensystems. GOTZIOW Serapionsbr. 2,231. VERÄSTEN, terb. in äste theilen. bildlich: hingegen die spätere zeit der bildung, der völkermischungen, der hOhern beaonnenheit verästete die menschbeit in immer mehrere und dünnere zweige. J . PADL 42, 77 ; partie. : ein gleiches erfuhr ich, als ein verlsteter, verzweigter luftbaum sich vor und nach aufgang der sonne im osten zeigte. GOtas 55,17. VERÄSTUNG, f.: die verästung des stammes in zweige; bildlich: mit der fortgesetzten verästung, welche jeden zweig einer kraft wieder einen voll zweige zu treiben nöthigt, musz die individuazion der menschbeit wachsen. J . PAUL 42,77; man musz dem bürgerlichen leben . . . einen künstlichen geschmack abgewinnen, indem m a n . . d a s s e l b e , so tief es auch unter dem menschlichen stehe, doch als eine andere verästung des menschlichen so poetisch liebt, als man bei dessen darsteilung in romaneu thut 4,224. VEHATHMEN, verb. auiathmen. 1) intransitiv, aufhören su aUmen, sterben: er verathinete in seinen armen; bildlich: so verathmete ihre sehnsüchtige trunkenheit in einem halblauten stanimeli! verworrner liebes» orte. HEISE kinder d. veli 3,211. 2) verschnaufen: die forstmeisterin ..konnte die glüekseligkeit nicht genug preisen, wie schon es sei, wenn der pfarrer von der kirche heimkommt.. und man noch ein wenig verathmend im garten wandelt. AUERBACH forstmeisler 2,92. 3) transitiv, mittels alhmen fortschaffen : wie der utliem, den wir wieder verathmen. HERDES (1820) t , 75. VERATIIMEN, n., subst. ir.f., bildlich: (ich) sab das letzte verathmen der kindheil nie in einer sittsamer» bewegung. TROMNEL 3 , 1 7 0 .

VER&TZEN, verb. als nahrung verbrauchen: verelze, weid ab, iepatco UASTP. IIS' ; wolte nicht länger bleiben, damit er

LCBDEN 6 , 1 4 " . 481. brm.

wb.

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6,166).

1) transitiv, et aas nach aussen kehren, iuturlkh machen: er soll alles innere veräuszern und alles äuszere formen. SCHILLER hist.-krit. autg. 10,311. 2) hinausgeben, fortgeben, in anderen besitz bringen: wer; oor.li sache da; diser vorgenant persunen . . einre oder me . . dise vorgcschreben schulde ieman anders verkoultten, versetzten, beschieden oder veruszerten. FICHART Frankf. arch. 1,191; unsern dinghoff ymsnt wolten versetzen, verphenden oder veruszern. Frankf. arch. (Bonames) 1118; nhd. vereuseren, alienare, commutare, dutrahere STIELER 71; veräuszern, tendere Fsisca 1,43; solche («äffen) nicht wieder verenszern, verkauften oder verderben lassen. KIRCHBOF milil. discipL 18; der schätz, darvon noch nichts veräuszert. »endunm. 132"; er kaufte alle nach nnd nach veräuszerten güter wieJcr zusammen. WIELARD 38, 176; jenes Vorwerk im waldc, das so schon zu liegen scheint, und so wenig einträgt, dürfen wir nur veräuszern. GÖTRE 17,85; da veräuszerte der mensch selbst sein hohes, heiliges recht. TISCH 8,11; du giobst mir dein wort darauf, dasz er ein ordentlicher mann sein wird und niemals nach meinem tode diese bilder wieder veräuszert. 17,99. 3) reflexiv, sich veräuszern, sich hinaus, hinweg begeben: dannenher auch ein trommenschläger jmmer bei der bandt . . . auch nit ein augenblick ohne vorwisseu und urlaub insonderheit vorm Teindt, desz lägers sich Tcreuszern soll. KIRCBBOF milit. discipl. 79. VERÄUSZEKER, m.: vereuserer, vendax STIELE» 7t. YERÄUSZEUIN, f.: vereuserin, vendax ebenda. VERÄDSZERUNG, f., mhd. veiiujerunge, veruszerunge, Übertragung in fremden besitz, verkauf: woltcu wir in dan soliche versatzunge, verphendunge oder verusserunge gönnen. Frankf. archiv (Bonames) 1418; nhd. vereuserung, veräuszerung, diitractio, alienatio, venundatio, disiipaiio STIELER 71; die Übertragung seines eigenlhums an einen andern ist verüuszerung. KAKT 5,77. VERBACKEN, verb., niederdeutsch gefärbte form neben oberd. verbachen, wie backen neben baclien (s. theü 1, lMii), mhd. verbachen das häufigere, doch daneben (auch in Süddeutschland) verbacken (LEXKR 3,70). durch LvTneR befestigt sich in der Schriftsprache backen (allerdings setzt I.DTHER im praeter, stets buch); die oberd. form vertcliwhdet, SITELER 74 vennt baeben

VERBADEN — V E R B A F E L N

VERBALKEN— VERBAND

veraltet, mit hacken hat rieh wol aueh verbacken eingebürgert, die organitche fieaion det verbums ist die starke; die ichwache ftexion üt erit später eingedrungen, im pari, praet. oberd. meist verbacken, nd. \erbackt (brem. wb. 1,41). in der bedeutung schliestt (ich verbacken an die twei Hauptbedeutungen von backen an. 1) intransitiv, tusammenkltben: die wände verbackt mit dem verbände; rela nimmer »b das thuch der lieb, damit, leb bin verbunden. In steter trew dick ewig vb, du machst sonst frisch die wunden, da« thet erst web, je meb, so meh und würdest fast ubel beiszen. verbacben ding, so schnell als ring auffs letzt von einanuer reiszen. Ambr. tdb. nr. 110,11, verft. mhd. da( (eleit) was st harte verbacken gar dA an dem edelen forsten clir, •ie rlRen Im üf sin wunden. meistert, der Köln. h». 380,122 Bartsch; auch mnd. vorbncken in dieser bedeutung Scbilleb-LObbbx 5,310*. ähnliches m den heutigen süddeutschen miniarten, s. b. tirtl. verbacha, hart «erden, besonders von nassen kirpern, verharschen Tobleb 180. weitere enlwicktung dieser bedeutung in abstracter anwendung im niederd. verbacket, verbacken, erpicht, der seinen sinn fett gesetitt hat auf etwas brem. wb. 1,41. so schon früher: unde zint i o sere in der hergenscheit vorbacken, d a t . . Schillkb-LObber 6,310. 2) transitiv, schliesst sich an backen in dir bedeutung 'mittels bitte tusammenfü'gen' an. a) durch backen aufbrauchen: mhd. und so man ie ein teil verkauft and verbuech, so Uenzen sie ander korn malen. dtron. 2,307,21; (kein peck sol) nur weytzes . . . fcrkauffen dann a h vil ir yegclich*. • in sein selbs werckstat znrcrpachen nottOrfflig ist und verpachen mag. Nürnb. poliieiordn. (16. j*.)215;

wirrung Kehrein 1,420, und übertragen: vcrbawelt aussehen, verwirrt, verstört aussehen Schmidt westerw. id. 288. VEKBALKEN, verb. mit balken versehen, verbinden Campb 5,264. TERBALLASTEN, verb. nautischer ausdruck. 1) ein schiff mit ballast versehen Bosau allg. naut. wb. 705*. schon im mnd. nachtuweiten: vorballasten, saburrare Schillbb-LCbber 5,310. 2) mit ballast überladen Campb 5,204. VERBALLASTUNG, f . Versorgung eines schiffet mit ballast, dann der ballast selbst. VERBALLEN, verb., mhd. verbellen, tu einem ball, baUen machen, rund machen, nhd. nur in letiter bedeutung nachweisbar; su ballen verlheilen, in ballen, picke verpacken Heinsios wb. 4, 2,1262'. im mlid. hat das wort eine etwas andere ftrbung, mittels tustutxen in eine runde form bringen, daher verkrüppeln: das pfluml verhallen Lexbb s, 71. VERBÄLLEN, verb., mhd. verbellen, nhd. verhüllen, daneben verbellen. 1) aufschwellen machen, geschwulst hervorbringen, insbesondere von Verletzungen am futte; von menschen: tuoi er die vuei verbellen, miniiet. 3,306' Hagen; von den /Riten der thiere: verhallen, aufschwellen der ballen des viehes nach vielem laufen auf harten), gefrornen boden. bei den achafen ist darunter aber besonders der krankhafte zustand der fQsze zu verstehen, wo das born an den klauen zu lan'g gewachsen ist, die auszere wand sich unter die sohle umgeschlagen und dadurch eine zn schmale basis des fuszes hervorgebracht hat. Webe» termin.-icon. wb. i , Sil. am häufigsten von pferden gebraucht, verböllen oder verschlagen: es geschieht bald, dasz ein pferd an einem oder mehr fdeszen verholt, brich das eisen ab, schneid den ballen auff und lege werck in kaltem wasser genetzt darein, ao schwort es berausz und wird gesund. Sboteb rostarmei (169») 305; und so man nit gut achtuog gibt mit dem beschlagen, so geschieht gar bald, dasz solches ross verbellt, wann maos nur ein wenig auff der härtin reit. 366; um sein pferd zu probiren, jagt man hier einen abschQssigen l)erghang mit gerflll herunter, auf dem der vorsichtige und Ökonomische reiter bei uns absitzt, aus furcht, das thier im schritt zu verhallen. Moltzb briefe über sustände in der Türkei * 333.

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nhd. ehe Ich ein sOmmer verbacb, ich umb iwei Hümmer schulden mach. J. An«» fasln, tp. 94' (4,2*11,15 JM/er); er verbSckt viel m i h i , copitm farinae coctura confitit Steiiibach (1734) 1,65; das heisit derbes pumpernikel xu zierlich geformten pfeffernassen verbacken. BOsnb. i) durch (falsches) backen ungeniestbar machen, schlecht backen: der b3cker bat das brot verbacken. Adelung versuch 4, 1373. VERBADEN, verb. mittels baden durchbringen, aufbrauchen: sein geld verbaden, bona sua in balneis consumere Fbisch l , 48', in gleicher bedeutung im mnd. (14. jh.) nachgewiesen (SchillebLUbbbk 6,310'). im mhd. det 15. jh. verbaden (baden lassen) mit accus, der perton: item es sol auch ainieber hochzeit wegen weder prawt noch prewtigam noch yemands von iren wegen nyemnnd verbaden oder padgelt für sie z a l e n . . auszgenommen einer prawt oder prewtigams hauszgeaande. Nürnb. polixeiordn. 82. VEHBAFELN, verb. wertlos, unbrauchbar machen, bafel, pafel, pofel, dunkeln Ursprungs, bedeutet wirre matte unbrauchbarer gegenstände, besonders verlegene waare und scheint ursprünglich ein kaufmännischer autdruck gewesen tu sein; andere bedeutungen ton bafel bei Fbommanh 4,335.494; das wort ist in den heutigen mundarten noch weit verbreitet, theils in der form bafel (Scum. 1,3S4 Fromm. Frokbahh 4,70. Castblli 90), theils bawel auf babel turückgehend (Kehaein 1, 420 und wetterauisch); nd. scheint et nicht vorhanden. 1) verliafeln mit au. der sache, ans der äUern spräche nicht nachgewiesen, teilen in der nhd. Schriftsprache: verpafe'.te und verdorbene wahr schmücken und ferben. Matrksius postilla 2,222'; so bald die docken, der ritter St. Georg, oder ein anders kramat ist verbafelt, schmutzig und besudelt worden. S-hh. (1591) 1,3S4 Fromm.; auch wird mir, leichnam! viel gestoln, als sucker und leckkuchen, tadeln, die mucken thund mir viel vernalTeln. H. Sachs 5,4.4 (9,15,17 Keller). 2) auf abstracte dinge übertragen, tu gründe richten: so bald iroer diser handel und span dem pspst Leoni dem z ist furgetragen, wie n»mlich durch unterrichtnrig M. Lulhers sin gewerb siner gnaden in tutschen landen anhebe, nidergelegt und verhaftet werden. Kbszleb sabbata 127 GSttmger; mein leben hau verhaftet schmürtzen. Meussub ps. 4k. in den heutigen mundarten das verbum vielfach nachweisbar, oberd. unverbaflete (unverdorbene) speise Schbio Schwab, wirterb. 31; md., wo der begriff des wirren, ungeordneter» in den Vordergrund tritt, nassauisch verbaweln, verminen, verbawelung, »fr-

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2) t w den mundarten ist das reflexivum (rieh eine geschwulst sttrieben) nachtuweittn, vgl. Fbommarh 4,217, wofür rieh auch mnd. belege finden, vgl. Schilleb-LObben 5,310. VERBALLHORNEN, verb. etwat nach art det HaUhorn machen, d. h. verschlimmbessern. Johann Ballhorn, über dessen Wohnort und thätigkeit die angaben schwanken, wird turnt erwähnt bei Scboppios: wie solt ich darzu kommen, dasz ich seiues seel. utn die Christenheit wohlverdienteu vaters scripta augir e n , revidiren und also das magnifteat verbessern solle wie Johan Balhorn, der buchtrucker zu Soost in Westphalen, welcher das abcbuch vermehrt und verbessert herauszgeben lieszT 5S8; als ich dasselbe erbrochen, lag darin diese paszquill, auclior et correctior wie Johan Balhorn zu schreiben pflag. 601; war traun ein herrlich fragment eh's meisler Schünkopf verballhornt hat. Musios bei Campb 5,264. auch in den mundarten nicht unbekannt, vgl. Dähxkst 517. VERBALLHOBNUNG, f . tubst. tum vorigen: so konnte ich mir auch wohl manche erschreckliche nacbqual der Umarbeitung uod verballhornung meiner artikel gefallen lassen. H. Heine 9,113. VERBAND, m., in der älteren spracht unbekannt, fehlt bei StiBLEB und Fbisch; Steinbacm (1734), Adüujjc. (1180)4, l a u «ad Campb 6,264 führen es nur in sinnlicher bedeutung auf. der seltene plural heute meitt mit, früher auch ohne umlaut, bei Klopstocz, t. unten. 1) Handlung det verbinden!: der verband musz behutsam vorgenommen werden. 2) das, was verbindet, wie verbinden intensiver als binden, so verband intensiver als band; daher verband insbesondere binde tum (fetten) subinden der wunden, während band allgemein für gegenstände, die man verknüpft: eine wunde ohue verband heilen, vulnus tme vhutura tanare; bei einem beinbruche musz der erste verband wohl in acht genommen werden, osse fracto prima ligatura probe attendenda est. Stkihvach 1,220; der krankenwirter: ich habe neue verbände mitgebracht. Ki.opstock io, 198; sie wohnen bei einem barbier, namens Zipfel T sollt ich einmal unj:!fiek haben, so ist verband in der nahe. GuTzitoweriMer 8)87; ich fQtchte unter den pluinppn binden

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VERBANDELN — VERBANNEN

VERBANNEN

meiner assistenten möchte der arme teufcl verbluten, ehe wir ihm nur den ersten verband anlegen können. Spielhagen in reih u. glied 4,134; der joviale herr, der t r o t i eines breiten Verbandes um seinen linken fusz ganz guter dinge war. Hbtse kinder d. weit * 3, 116. technische ausdrücke: 'verband der bäume ist im kreutweise oder ringweite belegen und perbinden der pfropf- oder kranken stellen der (hume mit baststreifen zur festhaltung des baumkütles oder Wachses oder auch der pfropf- und oculierreiser'. Webe» termin.-Ocon. lex. 61T; beim Schiffsbau: verband eines schiffe«, die Verbindung aller bestandlheile des schiffsgebäudts, wodurch seine festigkeit entsteht. B o s a u 2,706*. bildlich: sie (diese anmerkung) wird ewr excellenz auf die wände hinweisen and auch vielleicht auf den verband. S c h i l l e r hist.-krit. ausg. 3 , 4 » ; Aber ihnen lag der stille verwundete himmel im verband eines langen weiszen gewGlkes. J. Paul 2t, 185; jetzo kam die sanfte Klotilde, niedergesenkt und mit dem Schnupftuch in der h a n d , weil sie errieth, was das herz einer untröstlichen mutter bedürfe: nämlich zwei liebende arme als einen verband um die zerschmetterte brüst. 10,100.

a) hftnme verbannen, bäume durch gebot dem gemeinen gebrauch entstehen, in frühester teil tu ehren eines gottes (tgl. Gmbh mythol.* 1,66. 2,613. 3 4 ,187), dann tum vortheile des fürsten: verbannet, sacer Dasvp.300*; lu eus, ein lustwald oder geweichter und verbanter wnlH jrgens einem got zti ehren. 12l'; und hat der künig auch etlich verbante beum, von den niemant nichts darff auff fahen. F s a n i weltb. 216"; (ist) der bäum Mamre lange zeit in groszen ehren gehalten und verbannet w o r d e n , das er nicht solt abgelinuwen werden. Ueiszner Jerus. 1,99". verbannt heiszt auch noch heute ein feld, eine wiese u. s. w., dessen beweidung verboten und welches daher meist auch eingefriedigt ist. Wkber »irmin.-ieon. lex. 2,611. i. bannwald theil l, m s . b) stadte, land verbannen, besonders in den biblischen erZählungen gebraucht von der Sitte der Juden, erobertes land su heiligem, priesterlichem besitze zu erklären, in älterer seil mitunter mit dem zusatie gote: mlul. der goles enget dd beschiel, lo.iue und liie< in sä, da; er die stat verbien «Idä goie in ai solhen siten: swenne sie die siat erstrlten und mit gewalt kämen dirln, da; sie des rouhes gewin, gote soidea opfern dar. R. T. K»« leettchron. 128": ohne diesen susalt von Luther oft in der bibelübersctzung gebraucht sur Wiedergabe des aortes C*in 'weihen dem Jehova und twar so, dost es nicht gelöst werden konnte, die verbannten grundstneke und andere besiltungen fielen auf ewig an die priester, verkannte menschen wurden getödlef. Gesknius hehr. wb. 1,332: der selb a c k e r . . s o l dem herrn heilig sein, wie ein verbannet acker und sol des priesters erbgut sein. 3 Mos. 18,14; also gewonnen sie die stad und verbauten alles, was in der stad war, mit der scherffe des schwert9 beide man und weib, jung und alt, ochsen, schafe und esel. Jos. 6,21; und schlugen alle seelen, die drinnen waren, mit der scherffe des schwerts und verbanten sie und lies nichts überbleiben, das den odem hatte. 11,11 ; und der herr wird verbannen den ström des meers In Egypten. Jcs. II, 15.

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3) bindemittel überhaupt: der verschmitzten gewalt die autoritüt andichten, der Ursprung und der verband alles rechts zn sein. Kant 5,453. 4) das su MiiM ganten verbundene; diese bedeutung, heute sehr beliebt, lässt sich erst in diesem Jahrhundert nachweisen, so zollverband, reichsverhand, gemeindeverhand: die anstalt, die von gott selbst gestiftet worden sei, um die ganze menschheit in einem groszen verbände zn umfassen. Reckes weltg. 14,398; (er war) nicht wie jene blos um sich selbst besorgt, sondern um die Wohlfahrt der mehreren in deren verband er sich sah. Gkrvinos gesch. d. d. dichtk.* 4,291; zum glück konnte man die thaten der neuen Atriden meist auf ahstracte begriffe, gesellschaften, verbünde, banken zurückführen. Gutzkow Serapionsbr. 2 , 1 0 t ; solch ideale jugendhestrebnngen liehen ihnen den vorwand, einen dauernden verband zu bilden und das land nach brot und abentheuern zu durchziehen. K e l l e r tinnged. 206; (sie hatten) eine junge malerin in ibren verband aufgenommen. 104. in freier Verwendung: er gehört zum verbände a l l e r . . . concreten begriffe. Kant 1,187. VERBANDELN, verb. durch ein band mit etwas verknüpfen, in der deminutiven form aber liegt eine geringschitsige nebenbedeutung, abslract: ein jedes rede davon, dasz das Ameile mit dem Dominik verbandelt sei. Aobrbacb dorfgesch. 4,97. VEKBANGEN, verb. in bangigkeit hinbringen: sein leben, tage verbangen. VERBANKEKTEN, verb. mm bankert marken: maulbengkolische, aberwitzige Sparren verlorene, verhanckarte uneheliche presthaffle. Fisciiart Garg. (I69fl) 6S5. VERBANNEN, verb. den bann verhangen. 1) ahd. farbannan, mhd. verbannen, verbennen, früher stark flectiert, ahd. pari, praet. farbannan Graff 8,126, mhd. praet. verbien, verbannen, doch daneben auch schon die schwachen formen: er zoh an sich die gAter, die der kirchen zSgehortent und hielt sü untz an den hobest Gregorium, der verbien in. (Closcner) d. stadtechr. 8,37,19; das kain bandtwerch nit verbannen wlre. Hicbental 83. auch im älteren nd. laufen die formen vorbien, vorbeen, vorhannede früh neben einander her; part. praet. vorbannen Scbiller-LOsben 6,810*. nhd. hat die schwache form die stärkt verdrängt, es finden sich noch «purm der letzteren in den glossarien des 16. jahrh. im pari. praet., vergl. vorbannen, verbannyn, detestatus, profanus Dief. 463*. 177*; verbannen, abhominaülis nov. gloss. 2*. die mhd. nebenform verbennen (inf., L e i b s 3,72) ist nhd. bis auf gani wenige belege ausgestorben: (der richter fragt die schiffen) ob es zeit s e i , das jargeding zu v e r b e n n e n ? . . w e r das zu verbennen hat mit r e c h t ? weisth. 2, 28 (1640); nd. zum ersten verbent der scheffcn dat geriebte zu Dreys in eins abts wegen van Echternache. 2,833. 2) das verbum ist nur transitiv, ei» verstärktes bannen, und diesem in der entwicklung der bedeutung nahestehend, nach dem theil i, 1118 gesagten ist bannen in der ältesten nachweisbaren bedeutung 'ein machtgebot unter Strafandrohung thun' (vgl. auch F I » indog. wb. 3,201. W a l t e r d. rechtsg. 6S6). eine gleiche bedeutung hat auch verbannen; der gegenständ, den das gebot t r i f f t , steht im accusativ. ein solches gebot kann verschiedene zwecke haben; eine sache für unverlelsüeh, unantastbar erklären:

c) tage verbannen, dem verkehre entliehen, zu feiertagen oder geriditstagen machen: verbauter t a g , dies religiosus vel ater. Dasvp. 489*.

d) wasser und fener verbannen, Übersetzung des lateinischen aqua et igni inlerdicere : es seindt diejenigen ubel genug gcplüget, denen feuwer und wasser verbannet und verhütten ist. KiRcnBOF milil. discipl. 166. e) recht, geriebt verbannen, unter Strafandrohung für die dauer der rechtshandlung frieden gebieten, gericht hegen, 'gebieten und im namen der obem straf darauf setzen, wer am gerichle und vorhabendem reehtsprechen hinderlich sein wird' Frisch 1,68': das recht soll darauff vngiert und verbandt werden nemlich und der g e s t a l t . . erstlich von wegen golt desz allmechtigen.. weiter im namen rom. keis. may. KaonsPKRGER (1696) 3, 4; dasz jhm n i e m a n d t s . . . wolle einreden oder fortrag thun, auch keiner von dem rechten auffstehen . . und die richter auch nit unbillicher weisz uberstakn oder verhindern, neben dem auch den p r o f o s e n . . f r e i e n zugang von und zu dem rechten unveränderlich l a s s e n , solches alles und dergleichen bei einer darauff gesetzten peen und straff verbandt und verbotten werden. 3 , 4 ' ; und darmit aber solches geschehe nach altem loblichen gebrauch und herkommen, ao wil ich die umbfragen t h u n , und hernach das recht verbannen. 1 , 4 ' ; ich frag e u c h , ob ich nicht macht hett auffzustehn mit sampt ench richtern.. und ob ich macht hab das recht zu verbannen? — so erkenne i c h , dasz j h r macht habt sampt eweren richtern a u f f z u s t e h n . . auch habt j h r m a c h t , das recht zu verbannen bei straff eines golden in mtintz. Fronspercer 1, 6*. 6; dieweil j r denn . . . diese gefragten articul obn allen vorbehält für recht und krüfftig e r k e n n d t : so verbanne ich nach altem gebrauch und wol hergebrachter gewonheit das Inblich malelitzrecht ; zum andern verbann ichs in nahmen und von wegen desz forsten und h e r r n . . . ich verbann es auch zum dritten von wegen des gestrengen und edlen h e r r n . . zum vierten und letzten verbann ichs auch von wegen mein N. u. N. Kirchhof mitit. discipl. 939, vergl. Fbonspebce» 1, 6; allda f u r mich und gemeine dingstatt leuth zu offnem verbannem gericht kommend seind. weisth. (1619) 1,71, sonst in den weistltiimern lieber durch andere verba ausgedrückt, ». b. recht gebieten, gericht hegen, bann

93

VERBANNEN

VERBANNEN

und frieden gebieten ». ähnl.; vielleicht gehört hierher: dan soll der meier das geiicLL veibinden, weistli. 2, 33», gleich verbenden, verbenne.i. 3) das machtiiebot kann sich auch auf das richterliche urtheil beziehen, so gewinnt bann früh die bedeutung 'die vom richtet verhängte strafe' Gaurn reclitsalterth. u:>". daher jemand verbannen, einen gerichtlich strafen, da aber diese strafe oft, besonders bei Verweigerung der busze, im entliehen drs landrechtes bestand, so geht verbannen bald in die bedeutung über 'jemand aus der reclitsgemeinschaft ausschliessen'. a) verbannen in dieser bedeutung ist sowol in der spracht des geistlichen wie welllichen gerichtswesens gebräuchlich; aber das einfache bannen seist sich nur für kirchliche strafe fest, während im weltlichen rechte ächten gebräuchlich ist, so auch bann und aebt, vergl. alse der man ist in der abte selis wochen und einen tag, so sol der riebter sine gewisse botleu senden zu dem geistlichen rihter, das er in ze banne t8. Schwabenspiegel landr. 10«; und kuniet der man in den ban vor geistlichen gerihte unde ist darinue seht wochen, wan nüig iu mit rebte vor weltlichem gerillte ze ahte tun, unde kumet er vor weltlichem gerihte in die abte, wan tut in vor dem geistlichen gerihte ze banne. 24«.

man pflege diesem (erden) alle jähre zu gedachtem fest zwölf verhunute zu schenken. G Ö T H E 3 4 , 215. d) in freierer anwendung (ohne richterlichen sprttchj durch anderweitige Machtvollkommenheit wegweisen, vei jagen, fortschaffen: donna Pelaja konnte sich so lange nicht cntscliliegzei;, ihre arme niclite auf immer von sich zu verbannen. W I E L A N I I 3S, 18!); leider fand der nach ihrem abieben eintretende besitzer es wunderlich, auf seinen bluinenbeeten eine pinie ganz unürtlich bervorgewachseo zu sehen, und verbannte sie sogleich. G Ö T H E 58, I I I ; diu klagen, das geschrei. die wilden Verwünschungen.. erschollen nicht minder schrecklich durch das öde ei land und sie waren es, die ihn dahin verbannte». L B S S I N G o, 3 7 7 ; darf ich wohl hoffen, jemals in der verzännung, in die mich mein stand verbannt, ein kleinod wieder zu linden, das diesem hier gleich i s t ? T H O M K E L . partieip in passivem und adjfclivischem gebrauche: es sei s o : Jacob soll von uns verbannet uud verilucht sein. W E I S E cvmödienpr. 189;

b) verbannen, jemand mittels bannfluches aus der gemeinschuft ausschliessen:

chmttkhen

wt/iU. er igt verfliiocbet und verbannen von allem christinlichem rechte. Koniuj) tlolandtt. 6838 Uartsch; wir sulen iueh hie ane wisen aller der, die niht geziue mugen sin . . . stuinben und verbannen liut und verebte liute und chezzer. Schwabenspiegel landr. 13. häufig i » den glossarien der Übergangszeit: anaihemisare, verbannen D I K F . 3 3 ' , exeommunicare 215', abhominari nov. gloss. 2 : nhd. verwerlTen wir diese werck, so verbannet uns der heilige stuel zu Horn und schelten uns die hocbgelerten gar schwind für ketzer. L U T H E R 1, tftl'; wenn einer nicht so grosze silnde hat, daruinh er möcht verbannet werden, so sol er sich j a nicht sondern von der ertznei des leibs und bluts unsere heri n. 3,387; (die päpste) setzen sie (die kaiser und kinige) ab und ein, lassen jnen die lilsze küssen, verbannen, morden und verfluchen sie. b, 232'; die ungehorsamen, so in Öffentlichen lästern verharren, zu verbannen. M K L A U C H T H O N hauptart. d. christl. lehre 617 {cmp. doctr. Christ. Leipsig 1680); das nebenbaupt aber gar ernstlich sieb dar wider setzet und dan keiser entlieh verbannet. S L K I D A N reden 1 3 ; er antwortet darauff, dasz sie auch allezeit für ketzer seien verbannt und verlluclit geweszt. F I S C H A R T bienenk. 10'; Savonarola und seines gleichen, die doch allzugleich von der romischen kirclien verbaut und für ketzer v e r d a m t . . . sind worden. 12'; die Cngeltrudin, Matfridi tochter, welche ihrem ainanten zu gefallen von ihrem geinabl Bosone eutlauffen und darüber Adlers verbannet worden war, nahm er in seinen königlichen schütz. H A H N einl. in d. d. hist. l, 2 0 4 ; vorhero aber terbaunete er Lambertum und seinen anhang in der Peterskirebe zu Kom auf eine terrible art. 1,248. e) vom ausscldusse aus der weltlichen gemeinschafl gebraucht, im mhd. gehl neben verbannen her verachten; letzteres nhi. nur noch in wenigen spuren nachweisbar («. sp. «4). der ausschluss aus der rechtsgemeinschaft sieht zunächst nur meidung des Umgangs und der Versammlung freier minner sowie fernhaltung vom gerichte nach sich; 'doch gewöhnlich pflegte rechtlosigkeit auch landesverweisung, flucht aus dem lande nach sieh zu ziehen' (jUiMU rechtsalterthümet 1U3. so ist verbannen des landes verweisen: proseriber* D I K F . 4 6 7 * ; (binweg) verbannen, ausz dem land veriageo und vertreiben, exterminare. M A A L B R 4 1 4 . djese bedeutung ist heute die einzige, in der sich das Zeitwort erhalten hat, da wir für kirchliches veibannen lieber in den bann thiui, bannen sagen; die anderen bedeutungen sind vergessen: die berren achte verbannten unsere gegner auf einige jabre, und uns auf sechs monate zehn miglien von der stadt. G Ü T U K 34,

27;

auf ewig sei er denn aus unserra reich verbannt uud all sein iand uud gut der kröne helmgefallen. WisuKii Oberen 1,63; die marquisin von Mondekar ward aus dem reich verbannt. S C H I L L » hisl.-kiil. ausy. 6 , 1 8 1 ; als adjectiv und substantiv: aus allen meinen reichen soll deiu verbannter fuss zur stunde stracks entweichen. 1,05;

»1

Orest verbannt in Wüsteneien, vergisiit des vaiers tod. G O T I K « 2 , 1 2 ; ach, die verlassene, verbannte spricht iu

dir.

TIBCK

1.231;

su der bedeutung 'von der heimat ausgeschlossen' gesellt sich gern die nebenbedeutung 'unstät, ruhelos': irrend schlich Erwin verbannten schatten gleich, um diese leisen. Gönn 10,315. e) in abstracter bedeutung, abweisen, aussehlieszen, von realen wie idealen dingen gesagt: umsonst habe ich es versucht, ihre begriffe anzunehmen und die zweifei aus meiner brüst zu verbannen. L E S S I N G 2 , 8 ; seitdem die Neuberiun sub auspiciis sr. magniQcenz des berru prof. Gottscheds, den harlekin öffentlich von ihrem theater verbannte. 7, 80; wenn ich bedenke, wie lieisz treue eitern auch an ihren ungeratensten kindern hangen und dieselben nie aus ihrem herzen verbannen können. K E L L E R gr. Heinr. 1 , 2 6 ; man würde das unedle, gedankenlose verbannen. H K R D E H 1 , 1 3 ; die musik, die Plato aus seinem Staat und Aristoteles aus seiner erziehung verbannte. L E S S I N G 2 , 9 6 ; um durch eine ins grosze gehende anstalt alle kleine unzulängliche sorge auf einmal zu verbannen. G Ö T H I 1 7 , 7 1 ; aus der ehe selbst wurde alle eifersuebt verbannt. S C H I L L E R hist.-krit. ausg. » , 1 4 » ; eine freiheit, die das beste unter dem, was zu schaffen möglich war, in das ewige nichts verbannt. K A U T 6 , 8 ; wer nicht das bapstumb gar verbaadl

den leutel meidet, gleichwie at gottes wort nie recht erkandt.

W A C K R R N A G E L icirchenl. 3 , 2 0 3 ; damit er dem tjrrannen, «ein lohn ertheilen mag, der deinen dienst verbannen uud dich entseeptern will. OPITZ 3 , » 2 ; dieses, was ich von dir sehreibe, bebt mein Phebus selber sulT . . . legt es bei, wo glut und wind, erd' und see verbannet sind. S. DACH 445 Ost.t bald hitl' in klostereinsamkeit mein leben und mein berieleid ein bober schwur verbannt. UÖKOAR 4 7 , 0 ; verbannt aus Deutschland ist die politik, verbannet sei nur nicht die menschlichkeil. IISRSRR

15,241;

der tag ist hier verbannt, kaum macht der todle schein von einer ianipe noch deu Unstern Zugang heiter. WLBLANO

17,91;

flnstrer ernst und trauriges erirayen war aus eurem heitern dienst verbannt. S C B I L I . B R liist.-krü. au»». 1 1 , 4 . f) mittels Zauberei jemand, etwas wegtreiben, verjagen : sween fromme wunderthüter . . . verbannten manchen kobold und manchen bösen alp. H Ö L T T 7 Voii/tet mich verbannt' aus einer besessenen Jungfrau von boldseliger bildung ein abessiuiseber bisebof. Voss id. 25«: etwas verhindern: dessen er lachte, mit vermelden, dasz er mir per spasz das röhr zugetan oder den sebusz verbannet gehabt. Simplw. 4, 132,29 Kurz, das part. verbannt nimmt u>ie verflucht die bedeutung strafwürdig, sträflich an. 4) reflexiv, die Verbannung über sich verhingen,- in die Verbannung gehen: tjrannen, die erstlich gute leut, bernach sieb aollist verbannen. OFM 1,27; was ist«, dem du dich verbannst und in ein solch joch dich spannst? FLsaaina 416;

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VERBANSEN — VERBAUEN

VERBANNEN—VERBANSEN verbannet will die weise frau mich aehen: verbannen will Ich micb, ibr wllle toll geschehen!

WJILAHD 5 , 1 9 4 ;

von LOTHES in der bibclibersetzung gebraucht in verschiedenen bedeutungen: a) tick die strafe des bannet suzithei»; allein hütet each Cor dem verbanten, das j r euch nicht verbannet, so j r des verbaalen etwas nemet. l o t w «, 18.

b) ist neuen tettaxunte Übersetzung tan av«9eiuiilZ*iv iavt&v, den bannftuch auf sieh wünschen für den fall der nichtausführung einer sacht, sieh unter selbstvcrwinschung tu

etwas verpflichten: da es aber tag ward, schlugen sich etliche jöden zuasmen und verbanneten sich weder zu essen, noch zu trinken, bis das sie Pnulnm getodtet betten, ap. gesch. 2 3 , 1 2 ; wir haben uns hart verbannet nichts anzubeißen, bis wir Paulum getodtet haben. 23,14.

5) am den obigen belegen ergibt sich schon, dasi bti beseichnung der nähern umstände, unter denen die Verbannung geschieht, das, wovon jemand verbannt wird, wenn ein ort, mt aus und von, «xnn eine person, mit von bezeichnet wird: aus dem vaterlande, vom väterlichen erbe, von den seinen verbannen; so weit als möglich hat der ewige verstand die unempflndliclikelt aus seiner weit verbannt.

Wtiuno ivppt. 1,84; der ort, wohin jemand ver&annf mild, wird mit in beigefügt venn es eine aligemeine beuichnung ist: in ein fremdes lund verbannen;

dann lieber arm im Vaterland, als fern In «klavenprunk verbannt.

Voss cv. musenalm. 317; bei näherer besiimmung des ortet mit nach: nach Afrika verbannen. wenn zu gleicher seit hervorgehoben wird, dasz die wähl des ortet eine strafe ist, die aus der' Verbannung folgt, so wird oft zu gesetzt: zur ewigen einsamkelt verbannet.

UMDBI 4,67.

VERBANNEN, n., substant. injin. zum vorigen. 1) in älterer rechtlicher bedeutung (t. verbannen i,a, sp. 91):

item wess die gemeind Oberein kompt umb einung, verbannen, holtz und veld, was da f a l t , ist der dritt pfenning einem

berrn. weisth. 1,6t (Horbas, von lt06). 2) fortweisung durch bannsprueh, xauberspruch lt. verbannen

3 , A «P- M ) : er liesz, des gelsts (loh tu erwehren, sich helmlich das verbannen lehren. GKLUIT 1,60.

VERB ANNISIEREN, verb. verbannen («. thtU 1,1118): ver-

bannisiren, devotere, proseribere, excommunicare Kissen 2,330*. in freierer Verwendung: nunmehr ist alle unbarmherzigkeit von meinem gemdth verbannisiret. engl comöditn 2 nr. 4.

VERBANNUNG, f. 1) handlung des verbannens, nach den verschiedenen bedeutungen des Wortes verbannen.

a) ertffnung da gerichts: welcher nach der Verbannung des rechten auffsteht, sonder erlaubnusz desz schultheiszen, sei verfallen ein gülden. FROHSPEBGBI 1, l ' ; item nachdem der s c h u l t h e i s z . . nider gesessen und die umb tragen sampt der verbannong desz rechten geschehen. 1 , 8 ; so der schultheisz sein umbfragen sampt der Verbannung.. verbracht, so wirt kein mehr als ein klag nnd antworten gestatt. 1, l l ' .

6) aussMieszung aus der gemeinschaft der rechtgeniessenden; nur noch im kirchliehen gebrauche nachzuweisen, ausschüfszung aus der christlichen Urehengemeinde: verbannunge, anathema Dwr. 83', profanati» 488', verpannunge, abominatio. not. gloss. 1 s. *. abhominabilis. heute ungebräuchlich. c) tu freierer Verwendung: die Verbannung der fremdworter,

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elenden : in diese scheuern lilszt sich alles getreide verbanden. CAÜPE 6 , 2 6 5 .

VERBANSEN, terb. tiotitn, prügeln,

entweder statt ver-

banden (t. bamsen, verberart coria thett 1,1096) oder verpanschen WEICAUD teil. 2,296. Scan. 2,914 Fromm.: aber der fuchsx thut «eigen an die armen schwachen unterthan, welche die reichen, Kroaten hausen mit gewelt und frevel thun vorhanden. WILMS (¡hop 1,89,38 Ihr»,

von KOBZ wol mit unrecht zu banse, scheuer «= emscheuern gestellt. VERBAPPELN, eert. (*. bappeln th. 1,1120) durch Schwalten bekannt machen, ausplaudern: verbablen et verpSplen, tnconsulte aliquid divulgare, terraonet garrule dissipare STIELE« 72. in der Üteratur nicht nachgewiesen, doch sehr gebräuchlich in einigen mundarten auch mit kleinen änderungen der bedeutung, so s. b. im wetlerauischtn: viele zeit verbappeln, mit

plaudern

viele seit zubringen; ich habe mich verbappclt, ich habe geheimnisse ausgeplaudert; Schweiz. verbalfein, ausplaudern STALDEB

1, 124.

VEBBABREN,vcrft. mittels harren, Stangen absperren, schützen:

mhd. do man etwie lange sus mit in bekümmert w a j , do verbarrete man die juden und der jaden gasze und satte gewefente lüte do z3 h&te. (CLOSHRSR) d. stddiechron. 8,127,18; nhil. so harr des herren, 0 mein h e r » , hüt dich, dast weder sorg noch sebmerts mög seinen trost von dir verharren. W i c s u s u n 122.

VERBASEN, terb. einen in Verwirrung setze», sehr selten in der Schriftsprache, in der mundart verbreiteter: Marlis« floh hinweg mit den vier andern rittern, mit schrecken, angst und furcht, mit beben und mit zittern. sie flohen, gant verbast, gerade hie ant meer. D. v. * . W x u i a Ariost 20,91,3;

zu basen, >. theil l , 1148; neben dem oben bemerkten tergl. noch: verbaesen, stupefacere, attonitum reddere; verbaest,perculsus pavore, stupore KILIAN (1777) 700; die zeit verbaseu, verdimein SALLUARH n. beiir. 105; verbaset, verstirt RICIIBV 1,10. SCHÜTZE l , 71; verbaestheyd, eettasis KILIAN 7i)l; mitteld. häu-

figer: verbaseln, in Verwirrung bringen; verbaselt sein, verwirrt, zerstreut sein VIUBAE 27; westerw. nassauisch

«est. id. 288. KBBBEIK 1,421.

verbaszelt SCBBIST

für weitere herleitung vergU die

b i s , die «TS SCBOTZB 1 , 7 1 ; b i s e r e i , trrthum irren BICHIT 10.

ebenda;

b&seu,

VERBASTARTEN, verb. tum bastart machen; dann «bertragen, verschlechtern, im wert herabsetzen: ihr weiszheit ist

schmeiszheit, ire klugbeit logheit damit sie die kinder wie mit den winterbandschuhen schrecken, die gute edele geister verbastarten ond die ganze blühe der jugend vergifften. FISCBAET Garg. (1690) 27t; dan daselbs beweiszt er gewaltiglich, dasz alle hebräische text der bibel von den juden, j a auch alle griechische text des neuen testaments von etlichen ketzern oder boszhafftigen verfälschet und verbastart seien.

bienenkorb 17. aus der schon frühe (15. jahrh.) nachweisbaren nebenfom bastert, baster (spurius Dur. M9") entwickelt sich verbastern; z. b. das reflexhi sich verbastern, durch uneheliche qeburt entarten: die am Gambia in neger ausgeartet sein sollenden Portugiesen sind abkömmlinge der weiszen, die sich mit schwartzen verbastert haben. KAUT 10,63.

VERBASTEN, verb. m der waidmannuprache, den bast abstreifen. der hast (vgl theil l, 1149, 2,») ist die haut, unter der eich das geMrne des hirsches oder rshes bildet. VERBAU, m. im bergbau 1) Mawiny. besondere bedeutung nimmt die Zusammenstellung

im verbau sieben an, im

freibau

der ausländischen mode « . s . w . 2) zustand desverbanntseins: da mein verlangen diesen merkwürdigen mann persönlich «o k e n n e n . . einer der ersten zwecke meiner freiwilligen verbannong ans dem schonen a n d wollüstigen Cjrene war. W i m m 88,40; (ick) verlangte meinen vater zu besuchen and meine veibannang von Florenz abzukaufen. GOTBE 84,112; so muszt ich denn wohl in die verbannong wandern. TIBCI 8,218; in der verbannong l e b e n ; die auf Frankreichs boden freudlose tag« der Verbannung leben.

stehen, bebaut werden mm nutzen für jemand, ohne das* derselbe zu den abbauiotten herangezogen wird. 2) abbau. in dieser bedeutung heisst im verbau stehen nur so geringen ertrag gewähren, dasz nicht einmal die betriebstosten gedeckt werden. VEITR bergvb. 618. VERBAUEN, verb., ahd. nicht nachgewiesen, mkd. häufig verbftwen, daneben verbouwen, nhd. verbauen nti schwacher flexion. reite einer starken noch im mhcU, nhd. pari, praet. verbauen

in dieser verbannnngsatitte hat Napoleon bis 1821 gelebt BECIEB vtUgesek. 14,896. VERBANSEN, verb. m 0$ bansen («Hennen, s. banse und

h e r k ä m e . . dem sol man denn holtz geben zu der das vertrösten mag daa er das verbowen lassen welle, weisth. l, 126 (von 1472); auch melden herrn von Erbach kein bauholz in

Mu.-Uit. ausg. 12,421. VERBANNUNGSSTiTTE, f. ort, wohin jemand verbannt ist: SCHILLS!

bansen Iheü 1,1119) aufschichten,

zw füllung der bauen ver-

Nie. v. JEBOSCBIN 265 Pfeiffer.

SCHI, l , 185 f r o m m e m

(selten).

bauen ist tn verbauen nur m der bedeutung aedificare verwendet worden. 1) tum kauen verwenden, durch bauen aufbrauchen: ob einer siner nothurift, und nit erfulen sollen die g»dem Hinchwalt

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V E R B A U E N

h a u e n , sie wollen es d a n n verbauen uff d e m liofe zu F r e n k f e l d . 1,483 (15. jahrh.); b a u h o l z , steine verbauen u.s.w,; ähnlich sein geld v e r b a u e n . geld durch b.iuen aufbrauchen: in diesem j ä h r h a u ich Seb. S c h ä r t i m mein h a u s z w i e d e r u m e r n e u r e t u n d d a r i n » e r b a u e t u n d an h n u s z r a t h g e b e s s e r t 5000 fl. S C U Ä D T L I N lebensbeschr. 319; alsz b e g e r e n wir du w o l l e s t . , o h n e u n s e r e n r x p r e s s e n b e f e h l ein h ö h e r e s n i c h t verb a u e n . Weimar, staats • archiv 1679; ei h a t sein g a n t z e s e r b gut v e r b a u t , omnes spet. heredüarias in aedißeiis exstruendis consumsit. S T E I N B A C H ( n j 4 ) 1 , 7 1 ; ich habe h i e r a n 1 0 0 0 0 0 d u cati verbaut. G Ö T H E 37, 254; wofür verbaut ich denn mein g e l d ? GKLLERT 1,136; beim hereinziehen schon (erliger baue in einen neubau kann man, sofern man dieselben als aufzubrauchendes material auffaszt, von v e r b a u e n sprechen: die Scheunen siDd zu häusc-rn verhaut. A U E R B A C H dorfgesch. 1 , 4 7 . in bildlicher Verwendung: das b i o g r a p h i s c h e b a u b o l z . . 6teht s c h o n s o h o c h vor m i r auf dem z i m m e r p l a t z e , d a s z ichs nicht verbauen k ö n n t e . J . PAUL 2 1 , 0 4 ; ich h a b e in diesen zwei b ü n d e h e n e r s t vier o d e r fünf bogen a u s d e r alten a u f l a g e verbaut. IS, x (vorr.). der gegenständ, motu etwas baulich verbraucht wird, isl durch prdpostlionen beigefügt; ist das zu erbauende das material, woraus der bau in der hauptsache errichtet wird, so wird zu bevorzugt; wird der gegenständ, ftt dessen hersteUung das verbauen geschieht, als in der Hauptsache fertig gedacht, so dasz das zu verbauende nur angefügt wild, so steht in mit dativ oder accusativ: s t e i n e d e r a l t e n b n r g w u r d e n in den n e u b a u vetb a u t ; in ilterer zeit auch a n : so süllcn u n s e b ü r g e r . . . tun p h u n t heller a n d e r stat v o r b u w e n u n d a n den bmve legen. llECHSTEiN henneb. urkb. 1324. 2) durch bauen unbrauchbar, unzugänglich machen, zubauen, durch bauen versperren, ofßcere aedificimdo S T I E I . E H 1 0 2 . a) mhd. (der herre) s p r a c h zu sinen k n e c h t e n : dirre L e o n h a r t d e r e r l ö s e t a l l e g e v a n g e n : n u wil ich disen u n d e n e in den t ü r m legen u n d wil den t ü r m lAjen v o r b ü w e n i n n e wetidig. myst. i, 237, 11; nhd. so solle d e r s e l b e J o h a n n e s J o r g e n E r n s t e die a n d e r n f e n s t e r u n d h e c h t e . . . nicht verliuweri, s u n d e r n ¡nie d i e s e l b e n f e n s t c r e u n v e r b u w e t , unverh i n d e r t blieben l a s s e n . M I C H E L S E N thür. rechtsdenkm. 393 (ende des 15. jahrh.); f r a g t d e r Schultheis w e i t e r , w o m e i n e r gn. Ii. graffen zu Sp. kaiserliche h o h e s t r a s z e hingehe . . . ob •lieselbige v e r s c h m ä l e r t o d e r ü b e r s t e i n d t spie o d e r n i c h t ? darauff sie g e a n t w o r t e t . . . solch j e t z t gcraelte s t r a s z solle u n v e r b a u e t o d e r u n v e r s t e i n d t 30 s c h u e w e i t u n d breit sein. weisth. (1550) 2, 204: m a s c h i n e n s o l c h e r a r t m a c h e n es f r e i lich d e m a u t o r leicht h i n t e r s e i n e m d i n t e n f a s s e in d u n k l e v e r h a u t e h a u s h a l t u n g e n . . . hell h i n u n t e r zu s e h e n . I. P A U L 21, 68. durch zwischenschieben eines bauet absperren: mhd. u n d eg sol nieman d a i n n e n i h t w o n e n , und e ; so! d e m p f a r r e h o f e u n d a u c h d e r p f a r r e h a u s e dag lieht n i m m e r da von w e r d e n v e r p a w e n . üürnb. polizeiordn. 288; nhd. d a s z e i n e r d e m a n d e r n zu w e i t e i n r u c k e t , o d e r d e n z ä u n zu hoch a u f f ü h r t , als wolt e r i h m d e n lufft verbawen. F I S C H A R T Garg. (1590) 378; d i e s e s c h ö n e a u s s i e b t h a t e r Dicht n u r z u m a u e r n l a s s e n , s o n d e r n a n c h n o c h die f e n s t e r ö f f n u n g e n m i t b o h l e n u n d t ä f e h i n g w e i t hinein verbaut. T I E C K ( 7 . 7 4 ; ein bolzh a u f e n , d e r m i r d e n g ü n s t i g s t e n p r o s p e c t auf die f e u e r m a u e r u n d d e n q u a i v e r b a u t e . H E Y S I kinder d. weit4 1 , 1 5 6 ; kein r e i c h e r m a n n verbauet u n s m o n d - u n d Sonnenschein. Voss 4,106; in bildlicher Verwendung: ein kleiner schnabel wird aus ihrem kleinen k i n n , zu flügeln werden ihre hände, ihr busen wird mit einem kröpf verbaut. G B L L E B T 1 , 5 0 ; ein m o n d , d e r n i c h t die s o n n e a m t a g v e r b a u e t , s o n d e r n i h r f e r n e s licht a u s s e i n e r h ö b e d e r n a c h t z u w i r f t . J. PAUL 22, 99; wie m a n i m p h y s i s c h e n h e r b s t e w e i t e r u n d m e h r e r e d ö r f e r s i e h t , weil das g e s u n k e n e I a u b w e r k k e i n e m e h r verb a u e t . 20, 133; d a » tolle gebein r a n n t e . f o r t , die l i n k e hanil mit d e r r e c h t e n v e r b a u e n d . 10,48. von abstracten dingen: weil die weite dichte k ö r p e r w e i t s o n a h e vor u n s die g e i s t e r w e l t v e r d r ä n g t u n d v e r b a u e t . 21,47. b) absperren, mit der nebenbedeutung zum schützt oder zur abwehr einer sache. wie bei a b s p e r r e n u . dhnl. wird entweder das zu schützende oder das abzuwehrende im accusativ beigefügt: eine f e s t u n g v e r b a u e n , in Verteidigungszustand setzen; aber w o die s c h l ö s s e r auff b e r g e n l i g e n , soll m a n n a c h allem vortheil die s t r a s z e n d e r m a s z e n verbau wen u n d g e h e m a c h e n ,

xn.

V E R B A U E N



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V E R B A U E R N

d a m i t d e r feind kein leichteu o d e r s i c h e r Zugang h a b e n m a g . FfuiNSPERGtfi (1S96) 2 , 2 9 ; da gabs ein streit, d e r m e n s c h verbawet den eingang mit b ä u m e n , h i n d e r diesem p o l l w e r c k s c h ü t z t e r sich. F I S C H A B T Garg. (1590) 377. to w o h l v e r b a u t , nach auszen wolgesclnitzt durch mauern: d a ; e r s t e theil (des gutes) i s t . . . mit g u t e n S c h e u n e n , stellen u n d S c h ü t t b ö d e n , Weimar, einem v e r w a h r t e n , wohlverbauten hofe versehen. staats-arch. (Teichwolframsdorf) 1578; bildlich: wird e s (das gemüth) gleichsam in e i n e r w o h l v e r b a u e t e n vestung vor allein anlauft' und b e s t ü r m u n g sicher sein. Scnuppius 781; d e n feind verbauen: Irangen demnach autT Newenburg, ein slauloiii. so bedarlT gros sorg, dieweil iler Rein mit seinem lauff tringt also stnrck und hefTlig drautT, und iaszt soin macht so streng da schawen, das man jn nicht gnug kan verbawen. F l s c m a t dicht. 2, l!» Kurz. c) durch belagerung absperren: mint, ai gedächten, d a ; 'licht lochte Ir wosiu d&, sint si wörn vorbüwit SÄ von den vindin SÄ stnrc. N i e . v . JKKOSCHIN 8 6 ' ( 2 5 5 P f e i f f e r ) ;

nhd. w e r ihn mit gewalt u b e r z i e h e n . . v e r n n r r c h l e n o d e r verpawen wolt. Frankf. arch. (Gelnhausen) 1502. in bildlicher anwtndung: er hat m i c h verbawet u n d m i c h mit gall u n d m ü h e u m b g e b e n . klagelieder 3, 5, danach: er hat mich so verbaut, mit gall und müh umbgeben. in flnsternisz gelegt, als die so nicht mehr leben. OPITZ

3,37.

3) fehlerhaft, falsch bauen: er h a t d a s h a u s v e r b a u t , d a s h a u s ist v e r b a u t . 4) bergmännisch, su ende 6nurn, ausbauen: b a u e v e r b a u e n , baue mittels Zimmerung oder mauerung verwahren, uni sie gegen zusammenbrechen zu schlitzen; nach b e e n d i g t e r Schicht nicht e h e r a u s f a h r e n , als bis d e r o r t gehörig verbaut ist. V E I T H bergab. 518. ausbauen mit der nebenbedeutung ohne enigelt, freibauen: k u i e v e r b a u e n , bestimmte kuxe zu einem beitrage zu den betriebskosten nicht heranziehen, gleichwol aber im falle der ausbeute den besitzen derselben die darauf entfallende ausbeute entrichten; (es) sein die g e w e r k e n . . die e r b - u n d k i r c h c n kux auff i h r e n k o s t e n zu verlegen u n d zu v e r b a w e n s c h u l d i g S P A N bergkurtel (1636) fei V E I T H bergab. 518. 5) reflexiv, sich v e r b a u e n , mittels bau es sich absperren: zum vierdten g e h ö r t auch groszes v o r b e d e n c k e n d a r z u , w o m a n sich f ü r e i n e m läger starck u n d wol verbaut h a t u n d verm e i n e t s i c h e r zu s e i n , dasz die autT d e r a n d e r n l ä g e t ' . . . m ö g e n m i r nit in r ü c k e n s c h i e s z e n . F H O N S P B R G E I (1562) 2, 20; in s o l l k h e m entlulTcn ir bei drei h u n d e r t . . . i n d a s s c h l o s z E n g e l s t a t t . . die verpawten sich also d a r i n n , d a s in d e r gäbe n i e m a n d zu in m o c h t k o m m e n . B A U M A N N quellen 1, 709; d e s h a l b die k e i s e r i s c h e n sich nicht v e r b a u w e n , s o n d e r n t a g u n d n a c h t in d e r Ordnung g e s t a n d e n u n d auf den f e i n d gewartet. Historie i . v. Frundsberg bei SCHM. 1,185 Frommann; bildlich: alle schranken fallen, IN denen ich vor Huss«n mich verbaut. CHAKISSO 4 , 5 4 . 6) falsch bauen, sich durch bauen in nachtheil bringen: spdlmhd. das sie sich a n der v o r g e n a n n t e n grubin s e r e v o r b u w e t u n d d o r a n f a s t e s c h a d e n g e n o m m e n h a b i n . erneilin. ges.archiv (Weimar) 1440; nhd. weil nn ein e h r b a r rath u n d Stadt w e i s z , d a s z er lang u u d t r e u l i c h g e d i e h e t , dazu a u c h sich v e r b a u e t , s o n s t a^ich keinen s o n d e r n Zugang h a t , bitte icb. L U T H E R briefe 5 , 7 6 6 . 7) in» bergwesen, einc zeche verbauet s i e b , eine zeche liefert so fiel ausbeute, als zu ihren kosten erfordert wird. ADEIONC (1780) 4,1375: w a r e n die z u b u s z e n d e r g e w e r k e n nicht m e h r n ö t h i g , v e r b a u t e sich die z e c h e d u r c h ihr ertriignisz s e l b s t . . s o w u r d e z u e r s t die bis d a h i n geleistete zubuBze z u r ü c k e r s t a t t e t . W K I I Z S I , handb- d. üsterr. bergrechts bei V E I T H beigicörterb. 518. VERBAUERN, verb. l ) intransitiv, zum bauer werden: wer i m m e r auf d e m f e l d e w o h n e t , v e r b a u e r t e n d l i c h ganz und gar, «(io rustico qui nimis deleciatur, rusticitate tanriem inßätur. S T E I N B A C H (1734) 1, 72; er v e r s a u e r t e u n d v e r b a u e r t e in einem d o r f e , wo m a n ihn a l s p f a r r e : liesz. G U T Z K O W ritler 3,268; ein ländlicher plarrer verbauert, h a f t e t an klotz und vergeht in nichtigkeit oder gewerbsucht, wenn Dicht griechischer gfisL ihn emporhebt aus der eutartung neueres liarbi.rthums. Voss Luise 2,470. 7

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V E R B A U S E N — VERBEISZEN

VERREISZEN

gilter verbauern, gehen in bäurischen besitz über: so wie die gQter sich d e r o i e i t . . nach der persoti ihres besitzer» richteten und mit derselben sich veredelten oder verbauerten. MOseb 2, IMI (s. veredeln, in adlichen beiti: übergehen). 2) transitiv, tum bauer, bäurisch machen: wenn a n t i k e . . . dichter das sogenannte leblose durch ¡dealische flguren beleben . . so verwandelt der Verfasser diese noturgcgenstilndc zu landleuten und verbauert auf die naivste anmuthigste weise durchaus das universum. GÖTHE 33, 167. VERBAUSEN, ver», mit trinken hinbringen, tgl. th. 1,120«, 2 : dem aber ab des meers unruh und andern wassern sunsl mag grausen, der Hebet mehr In freud und run die seit mit brhdern su verbausan. WrciHssui» 515. VERBAUUNG, f . 1) das m i a u e n , aufbauen als handlung, obstruetio STKIRRACH ( 1 1 3 4 ) 1, 7 4 : die ausbrech- und wiederverbauung des herrschaftlichen unterteichs im Schabig zu WilndschensnhI. Weimar, slaats-arch. (Eisenach) 1705. 2) das durch su(aureute, w e l c h e , wenn sie ein w o r t von einer h ö r e n , d a s s p i t z e n , scherffen u n d verbittern s i e auffs allerergste gegen a n d e r n . L U T B E R 5,360';' zeuch hinauff wider das l a n d , das alles verbittert hat. lerem. 5 0 , 2 1 ; da sol der der gschrift stark anbangen und das j o c h Christi u n d lychten b ü r d e nit lassen verbittren. Z W I . N C L I 1 , 1 5 ; klagte ich auch . . . über mein unglück u n d beziiclitigte dasselbige, dasz es mir die nachte verbitterte. Simpi. l , 333 Kurz; das lob, welches mir a b e r a u s neid etlicher knesen verbittert ward. 2, 105, 13; MAALER 4 1 4 ' ;

ach narr, wer doch ulf erd ein freid, die wert ein tag und nacht on leid, das sie nit wurt verbittert dir. IIRANT narrensch. (43) 7 Zarncke; was die weit acht ulTs allerbest, das würt verbittert doch zölest. (56) 78; der weit trinkgelt ist gallen trank, welcher verbittert allen dank. FISCHABT dicht. 2 , 1 1 , 3 1 1 Kurt; von allem, was bei hof das leben uns verbittert, von zwang und langer weile, frei. W U L A M D 1 8 , 1 7 1 ; bald w i r ihr l e b e n gekürzt und Ihnen die heirath verbittert. Voss Oiyts. 1 , 2 6 6 ; ob sie (die Hemsen) nur angst durchzittert, dasz man die weide ihnen LENAU so verbittert. neuere ged. ( 1 8 3 8 ) 1 6 ; part. prael.adjectivisch: darauf fingen wir ein solch ernstlich spiel mit einander a n , so eines j e d e n verbitterte stärke zu e r k e n n e n gab. Simpl.'l, 411, 4 Surs; verbittert m a c h e n : auff dasz der starke feind, der schwartze fürst der nacht, desz leibes süsze ruh uns nicht verbittert macht. LOGAD 1 , 5 ( 8 , 1 6 Eitner); besonders gern von gemütsbewegungen gesagt: das herz, gemttt «1. s. w. v e r b i t t e r n ; das herz verbittern u n d verwunden. M A A L E R 414'; biszweilen verbitterten die bösen geisler der potentaten bertzen wider die unschuldigen u n d gehorsamen Christen. M A T B E S . Sar. ( 1 5 8 7 ) 8 6 * ; das jugendliche herz war keineswegs so verbittert, um nur hasz u n d unversöhnliche leidenschaft zu athmen. G U T Z K O W nov. u. Skizzen 1 6 1 ; diese gefangensebaft brach die gesundbeit seiner gattin und verbitterte das gem ü t h seiner einzigen t o c h t e r . Hohenschwangau 1 , 1 9 7 ; daher partic. praet. mit adjeetivischer bedeutung: verbitteret gemilt, acerbus animus M A A L E R 4 1 5 * ; der alle ding durch ein geferbet glas ansihet und urteilet, n a c h seinem verbitterten u n d falschen bertzen. L U T H E R 3 , 5 2 ; solch ein verbittert, gifftig, blind hertz der Juden. 8 , 4 9 ' ; wo n i c h t , und ihr s t e r b e t mit verbittertem, unversöhntem b e r t z e n , so habt ihr kein theil a m liimmel. S C B U P P I U S 2 7 8 ; (er macht) dasjenige z u m hnuptverb r e e b e n , w a s nichts als die Wirkung eines verbitterten gem ü t h s war. L E S S I N G 6 , 2 8 1 . von personen, jemand in unfreundliche Stimmung bringen, exulcero D A S T P . 2 6 2 ' : haben u n s e r grgenteil . . keis. m a j . j r Verlegung uberantwortet . . damit sie, die unverschempten leute, j r keis. m a j . wol plagen und verbittern. S P A L A T I N bei Luther 5 , 3 6 ; und ist von mir a u c h daruinb geschrieben . . der m e i n u n g , das ich die schlangen und böse w ü r m e n u r j a wol reitzete und verbitterte. L U T B E R 6,116'; sie h a b e n j n verbittert mit j r e m raht. R E I S Z N E R Jerus. 2, 2T'; sagten auch unverholen, dasz blosz meine g e s t a l t . . bei einer j u n g f e r das w o r t b e s s e r t b u n k ö n n e als alle a n d e r e compliinenten . . . welches die a n w e s e n d e n o c h m e h r verbitterte. SimpJ. 2, 291, 31 Kun; wegen erzeblung dieser . . . histori wurden die Calviuisten so v e r b i t t e r t , dasz sie die ziihne aufeinander bissen. 3, 315; die Lutitier sind dermaszen verbittert g e w e s e n , d a s sie ihn a u s dem lande verjageten. M I C B A U U S 2 , 1 9 6 ; die Insubrier w u r d e n hierdurch aufs heftigste verbittert. L O H E R S T E I N Armin. 1 , 8 1 3 ; derhalb müssen allein wir den könig verbittern und verhetzen helmlich, das er in tliu zusetzen. I I . .SACHS 3 , 1 , 1 3 7 ( 1 1 , 9 , 3 1 Keller); der oder das den zum erregt, wird mit präpositionen zugefügt: (der papst) hat sie verfolget mit achwert und b a n n . . ein konig wider den a n d e r n verbittert. L U T I I E R 8,220; und gern viel Ifiitt wider uns verbittern. M E L A N C H T H O N apol. Aagsb. conf. 134 (corp.doctr. Christ.); auf das euer liebte und ir a b e r ver-

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VERBITTEBN — VERBITTERUNG

VERBITTUNG — VERBLASEN

stellen rouget, was bei u n s furgeben wird, als ob d c r i e i s e r auff uns nit «o hart »erbittert s e i , so . . R O M » E L Philipp d. gr. *rkt. 132; e s sein viel k e t t e r e i e n daher e r w a c h s e n , das prediger auff e i n a n d e r sind verbittert w o r d e n . J . JONAS bei Luther 6 , 4 0 5 " ; die lente auch so verbittert auf m i c h wären. SCIIWEINICHEN l , 275; ein g e f a n g e n e r , der auff dich verbittert wird. pen. baumgarten l , 3 3 ; denn es seind der orientisch und o c c i d e n t i s c h k e i s e r gegen einander verbittert, hat k e i n e r den andern mögen leiden. S L E I D A N reden 18 (Stuttg. Iii. ver. 145); yerhofft n i c h t , dasz s e i n e f r o m m e o b e r k e i l so gantz gegen j h n verbittert und mit . . . zorn bewegt sein soll. KIRCHHOF «nijil. ditc. 216; ier sind leider sunst zfast über e i n a n d e r verbittert. T H . P L A T T E R 6 8 ; das pari. praet. in adjectivem gebrauche: verbitterter b ö s e r g e s c h e n d e r und b i n t e r r e d e r oder schwatzer, acer in ahmtet tinguae iactator. M A A L E R 415". und eben darumb wurde ich desto v e r b i t t e r t e r , j a gleichsam halb u n -

die herrschafft u n d die untertlunen zugleich unglücklich machen. H A R E N E R 3 , 1 4 7 ; ich will es eine persönliche Verbitterung oder sonst eine härte n e n n e n , die meinen vatcr bewog, mich zu zwingen, ihnen zu a n t w j r t e n . 3, 200. V E R B I T T U N G , f. alkgaiio, interventu:. S T I K L E R 1 7 7 ; substantivbildung zu verbitten in der bedeutung von nr. 2. V E R B L Ä H E N , verb. aufblähen: hiilscufrüclite verblälien d e « magen. V E R B L A S E N , verb., ahd. f a r b l l s a n , mhd. verblAsen, nj. ver Iilaesen. KILIAN 7 0 2 . 1) intransitiv, bis zum aufhören blasen, verschnaufen; so tchon ahd. etnfflare G R A F F 3 , 2 3 7 ;

sinnig. Smpl. 3, 19,21 Kurz; gesetzt, dasz sie auf Rom verbittert ihn verhetzet.

LonitNSTiin SopAun. 2, 191. einen verbittert m a c h e n : n a c h d e m er sie verbittert g e m a c h t , hätten sie ihn in gegenwärtig fasz g e s t e c k t . S i m p i . l , 50, 1 *

Kurt;

ich kan die leute . . . so verbittert machen, cauten-

macher 9 3 ; s o l c h e treulosigkeit m a c h t e die b a r b a r e n ä u s z e r s t verbittert. HAHN hist. l , 2 6 3 . heute tetrd twisehen erbittern und

verbittern geschieden, indem ersteres nur 'eine vorübergehende', letzteres 'eine dauernde miszstimmung hervorbringen heitsL für einfachet in zorn versetzen (bei menschen) steht heule nur erbittern.

3) reflexiv, sieb verbittern, sich in einen lutland der bitterkeit verselten, in ier äUern spräche noch von rasch vorübergehenden erregungen: wenn sich die wölffe u n t e r e i n a n d e r verbittern und b e i s z e n , s o kann das unschuldige sebaaff s i c h e r

entwischen, fers, baurng. l, 33; heute auch im reflexiv nur noch ton langdauernden tustlnden: damit im unglück unser herz «ich n i c h t verhärte und verbittere. L u c a s nachr. v. Göttinger waisenhause (1842) 6 ; seit Humboldts stürz hatte s i c h die Stimmung in den b e a m t e n k r e i s e n n o c h m e h r verbittert. TREITSCBSE d. gesch. 3, 6 9 ; als n a c h h e r d e r streit sich verbitterte. 1, 637.

VERBITTERN, n. substantiver infinitiv zum vorigen: dann er (der Türk) wirdt in solchem verbittern seiner tyraunei gegen den Teutschen uberwunden, geschlagen und umbgebracht werden. F R O N S P E R G E R kriegst. 3 , 1 7 7 ' . VERBITTERUNG, f. exaeerbatio, omarulentia S T E I N B A C U (1725) 1, 118, in sinnlicher bedeutung nicht nachgewiesen, in älterer zeit fallen Verbitterung und erbitterung in ier bedeutung «Mammen, heute zeigt Verbitterung den dauernden zustand, eine eharaktereigenthümlichkeit an, während erbitterung eine vorhergehende erzürnung ausdrückt, vgl. verbittern, erbittern. 1) das verbittertsew alt Charaktereigenschaft: die Verbitterung gegen das menschliche gescbtecht; bflrt man doch, wenn die verbittrung redet.

Görai 7,31.

2) erbitterung, augenblickliche, iaher vorübergehende gemütterregung, nicht immer von nr. 1 zu trennen: wenn sie als bald d e r prediger milde w e i d e n , e t w a umb eins k l e i n e n gebrec h e n s willen, da folget viel g r o s z e n u n r a t h s , als denn s u c h e t m a n ans derselLig Verbitterung a n d e r e l e r e r und a n d e r e prediger. J. J O N A S bei Luther t, «04, so v e r s t o c k t ewre hertzen n i c h t , als g e s c h a h in der verbittrung a m tage der Versuchung in d e r w ü s t e n . Hehr. 3, 8 ; m a n k a n von wegen d e r groszen Verbitterung zu k e i n e m g e n e r s l s y n o d o k o m m e n . MELANCBTHON etliche lehr- und trostreiche Schriften ( 1 5 8 8 ) 6 9 ; sondern viel m e h r n e i d t , hasz, Widerwillen und Verbitterung zu verhoffen. F R O M P F I G E R kriegsiueh 3, 174; nber es hat mehr Verbitterung zwischen b e r r e n und u n t e r t h a n e n , denn frieden g e m a c h t . SCIIWEINICHEN t , 102; denn die Verbitterung war

grosz zwischen berren und diener. 1, 304: ich war hierüber voll

Verbitterung

und

sagte,

das

wären

lauter

ausflachte.

SimpL 2,306,28 Kurz; da stritten sie viel jähr und tag mit e i n a n d e r , mit s o l c h e r Verbitterung, dasz sie in grimmer wuht

die Türcken and Tatern weit Obertreffen. 1, 87, 14; zwei vettern . . welche einen rechtsprocesz gegeneinander filbren, und in s o l c h e r Verbitterung und Uneinigkeit l e b e n , dasz a u c h

ihre diener, wann sie zusammenkommen, einander für die kOpff schieszen. SCHDPPIUS 270; die Verfolgungen und Verbitterungen gegen den von Elbenstein, irrgarten 108; da unter blutsfreunden die Verbitterung viel heftiger zu sein pfleget. Hesse 3,09; wie leicht musz es einem rechtschaffnen manne fallen, alle die Verbitterungen und processe zu heben, welche XII.

130

mhd. und reit ö | rouwin von disln undir boume an eine wUin . . wen b i j ir ori virbliesin. Athis n. Proph. D 1 1 5 , nhd. respirare, colligere se, reficere. S T I E L E R 1 8 4 . die pferde Verblasen lassen. ADELUNG versuch 4 , 1 3 8 2 ; er hat noch nicht Verblasen vom laufen, ebenda, bildlich: dasz sie, gleich a l s wenn sie mit einander einen stillstand abgeredet hütten, gegeneinander stille hielten und eine gute weile verbliesen, hernach aber ihre grausamkeiten s o viel seburffer erneuerten. L O H E N S T E I N Armin, l , 1073; der h a t ein joch d a s ihn kaum recht Verblasen läszt. W I E D E M A R * mai 5 8 . 2) aus der bedeutung von blasen, durch blasen ein geriusch hervorbringen (s. theil 3, 68) entwickelt sich Verblasen, aufhören geräusch zu machen; daher in der jtgertprache: d a s birkwild verbläst, hört auf seine lockrufe auszustoßen. 3) transitiv, fortblasen, hinwegblasen, spirando dispergere. S T E I N B A C H (1734) l , 121: und dem gaul alle tag ein ayrschalen vol («en dem pulver) under d e m fuetter geben und ein wenig geuetzt, damit ers nit verblasz. S E O T E R rossarznei 1 7 ; wie wir unsere schäum (zu teifenblasen) Verblasen hatten. S C H E F F E L Ekkeh. (1855) 9 t ; wenn ein böser gute schmäht, wenn ein klnd den wind vei bläst, gilt es gleich, ob unten disz, jener oben alhem last. LOGA« 2 , 2 6 , M L ( 2 4 5 EUner); werd ich nie zu deinem preise, pflanze, meine lust! erhitzt, unterdes der thor und weise beim verblasnen rauche sitzt? Uz foet. icerke (1786) 1, 14t; der wind hat den nebel Verblasen, bildlich: die regiinenter mit dem maule, w i e der wind die blütter, Verblasen. . S T E I N BACH (1734) 1 , 1 2 1 ; mit personificaiion tiner sache: der odem des Weltgerichts . . hat jetzt die schminke verblasen. S C H I L L E R hist.-krit. avsg. 3 , 1 8 3 (kabale 5,2). hieraus Verblasen, ausblasen: ein licht verblasen. F E L D E R arm u. reich 325. 4) kunstausdrücke: 'im hüttenbaue bezeichnet verblasen diejenige arbeit beim goü- und silberscheiden, wenn das gold durch spieszglas gegossen und wegen det ihvf noch innewohnenden spieszglases auf «netn Scherben unter die muffel geseilt wird, in welchen man mit dem blasebalge bldset und das spieszglas davon vertreibt.' H E I N S I O S 4 , 2 , 1266; milch Verblasen, den rahm herabblasen; verblaesen m e l k , lac cremore nudatum, cui oris flatu flos tite ERONOR ademptus est. K I L I A N 7 0 2 . übertragen, in der maierei: die färbe verblasen, gleichsam fortblasen, mindern, nur geschieht dieses fortblasen technisch durch waschen, daher dieter Vorgang auch verwaschen heiszt; die äuszersten farbstriche vertreiben, i. h. so verstreichen mit einem eignen datu gehörigen pinsel, dasz man nicht sehe, wo es abschneidet, extremitates ftgurae diluere. F R I S C H 1,1(14"; part. praet. verblasen in übertragener bedeutung, verschwommen, unklar, vgl. v e r w a s c h e n : die p h j siognomie, verblasen zu einem gestaltlosen nebei. 1. P A U L flegelj. (1804) 1 , 229; besonders von darsteüungen oder tigenihümlichkeiten des Charakters, unbestimmt, ohne feste umrisse: o du weiches, zartes, verblasenes, seidenes Jahrhundert.. wer will deinen Worten Zuversicht u n d bestiromtheit g e b e n ? LAVATEK fragm.1, 2, 2 3 ; Christian von Mainz ist mit gesunder launc gezeichnet und die scenen Heinrich des lüwen am Harz sind voll von kräftigem leben . . . Heinrich der sechste dagegen ist ganz verblasen u n d gern,'.cht, IMHERKANX 1 3 , 3 3 ; vertausch mich mit 'ner geisz, wenn ich das wirken meiner seele richte auf solch verhiasnes, niclnicres fautom wahnspielend, so wie du. SHAKUSPKAHE Othello 3,3. 5) durch" blasen aufbrauchen: die ganze glasmasse ist schon verblasen z u allerlei flaseben u. s. w. H E I K S I U S 4 , 2, 1267*. 6) falsch blasen, durch blasen verderben: verblascne waare, durch schlechtes, nicht kunstgerechtes blasen verdorbene waare. 9

131

VERBLASEN—VERBLASSEN

VERBLASSEN—VERBLECUEN

7) aus der bedeutung von b l a s e n , auf einem blasinstrument geräusch machen (s. theil 2, 69), entwickelt sich Verblasen, durch bitten auf einem Instrumente verbrauchen: der virtuos verblüst manche stunde des tages. 8) reflexiv: sich verblusen, in anlthnung an die bedeutung l, tuh verschnaufen; so noch z. b. im schlesischen dialekt, vergl. FftOUBANIf 5, 91. 9) in anlthnung an nr. 6 , ticli im blasen versehen, falsch blasen: der glasblüser hat sich Verblasen. VEHBLASEN, n. substantiver inßniliv des vorigen, zu bedeutung t : fahrten sie zu fusze mit ihren schwerdtern auff einander ohne einiges Verblasen, gleich als wenn sie keines atheniholens b e d ü r f t e n , solche streiche. LOBBNSTEIR Armin. l, 148. VEHBLASENHE1T, f . Verschwommenheit, Unbestimmtheit (zu Verblasen 4): die verblasenheit der färben auf einem gemülde. CAÜPE 5,269'; ich gestehe, dasz ich diesen rohen styl voll k r a f t und entgegenspringender W a h r h e i t . . aller feinen kraftlosen verblasenheit des kunstlichsten grabstichels vorziehe. LAVATER phys. 2, 26', fragm. 212. VERBL&SER, m. 'in den glashütten der vornehmste arbeiter

und verblaszten fahnen gegen das elysium sahen. J. PAUL 22, 107; ich konnte die angen doch noch nicht von der ver-< blaszten zarten und zugleich festen handschrift trennen. HEISE merke 7,119; eine verblaszte skizze. KELLER gr. Heinr. 1, 266; die dualem sammuopeten kalb verblaszt, mich mahnt es au ein anderes Jahrhundert. G s i s u . ged.

verwelken:

132

(1867) 302;

wie die llljen leicht verblassen und zu grund und boden gohn, so will sieht hier fast anlassen. SOLTAD vottul.

doch die blumen jetzt verblassen, traurig schweigt der dürre Strauch.

520 (von 1682);

LINAU (1831) 56.

1) intransitiv, von menschen, zeitweilig bleich werden: so feret gott auch plötzlich zu und schmeiszt in den breitopf . . das sie verzagt den kopff bengen, und nach der mörder färb verblassen müssen. L U T H E S 8 , 2 5 0 ; er verblaszte vor furcht,

auf geistiges übertragen: wo das ganze leben zur fremden geschichte verblaszt ist. FICHTE nachgel. werke 2,89; dieses aber stand bei mir f e s t , nachdem ich meine liebe hingeopfert, nachdem mir das leben verblaszt war, wollt ich meine seele nicht . . verschreiben. CHAMISSO 4,305. 3) transitiv selten, blast, unscheinbar machen: t h r ä n e n , die meine schrift verblassen. BETTINA Gbntherode 1,170. VERBLASSEN, n. substantiver infinitiv zum vorigen, potior: verblassen ist ein zeichen des bösen gewissen», expallescere est Signum malae conscientiae. STBINBACB (1734) 1,122; mit dem verblassen der w i n d e kann auch das bolz seine n a t ü r l i c h e . . färbung nicht behalten. FALIE kunst im hause1 14t. VEHBLASSUNG, f . das bleich werden, paUor, metus, tonsternatio animi STIBLKR 186: angesichts erröth- und verblassung. BUTSCHBT Patmos 554; diese verblassung, diese kälte oder entsagung der färben (ist) nur eine a r t von Veränderung, welche mit der decoration der wohnung seit der herrschaft des französischen geschmacks vor sich ging. FALKE kunst im hause1 142. VERBLATTEN, verb. 1) entblättern, verstärktes blatten, 3. theil 2,77,2. kunstausdruck beim Weinbau: den wein verblatten, die bldUer am weinstocke abbrechen, damit die sonne die trauten trifft, auch verhauen genannt. WEBE» termin.-Scon. lex. 2, 61T. 2) in der waidmannssprache nennt man verblattet einen relibock, der aufs blütten (s. theil 2, 77, 1) nicht mehr achtet, weil er misstrauisch geworden ist. WEBER a. a. 0. VERBLÄTTERN, verb. relevari, liberari a pustuli», ausblattern: er hat schon verblättert, pustulae inarcscunt. STIELE«

metu

184.

nach

dem

fertigmacher.'

HEINSIUS 4 , 2 , 1 2 6 1 .

VERBLASSEN, verb. pallescere. in der älteren spräche nicht nachgewiesen, nhd. erst bei STIILIB 186, fortbildung von blassen («. theil 2 , 7 i , su blas«, weichet in heutiger bedeutung aut NIE. v. JBBOSCHIN 132 Pfeiffer suerst nacktuweisen ist), erblassen und verblassen bis in diese» jahrh. unterschiedlos gebraucht: erblassen et verblassen cmMniuni cum blassen exalbescere, decolorari

SRAUI

186, vgl.

STBINBACB ( 1 7 3 4 ) 1 , 1 2 2 .

FRISCH 1 , 1 0 5 ' ;

ADELUNB versuch i , 1382 fährt noch beide Wörter AB gleichbedeutend auf: 'doch ist in der edlern Schreibart erblassen üblicher'. heute wird erblassen mehr für vorübergehendes, verblassen für dauerndes Masuterde» gebraucht (vgl. erbleichen, verbleichen u. ahnt.); solchen unterschied kennt schon HEINSIUS 4 , 2 , 1 2 6 7 , vgl.

W I N A N D synonym.

1 , 3 6 T ; daher

verblassen

heute

meist nur von dauernd bleickwerdtnden gegenstanden und bei menschen vom sterben gebraucht wird, ßr bleichwerden durch sehrecken meist erblassen.

exalbeuebat.

STEINBACO ( 1 7 3 4 )

1,122;

d u arme volk verblast, der hiusser rücken bebt, die see wird auch erraget. OPITZ

1,31;

wie wird euch, theure ladvl Ihr verblaszt. SCHILL» liist.-brit. ausg. 12,491 (U. Stuart 3,2); und «I» der herre mein ansichtig ward . . . uod sah mich mit dem stattliohen gewelir daher geschritten kommen, da verblaut' er, die knie versagtoo Ihm. 14,341 (Teil 3,1); von kSrper¡heilen, pari, praet. adjectivisch: j a sein verblaszt geslchte, adln bebend leib gestehts, d a u er di« bluigerlchte der hOlleo hat gebracht. LOHNSTIIN Sophon. 47,284. 2) dauernd bleich werden, a) von menschen: durch blosze reinlieiikeit bei mäsziger nahrung, können kinder stark, frisch und munter gemacht w e r d e n , da sie hingegen ohne reinlicbkrit bei der reichlichsten nahrang abmagern und verblassen. HOFELANU makrobiotik 2,128; alle Schönheiten in einem saale verblaszten plötzlich, wenn sie hereintrat. HEISE werke 7,102. 6) sterben, in gleicher bedeutung erblassen («. theil 3,72U): ich

verblasse,

tnorior

STBINBACB ( 1 7 2 1 ) 2 5 ;

eiu gahr gesunder luft durchstreicliet deine (Hamburgs) gassen, man »lebet duroh den tod nicht viel In dir verblassen. RIST I'arnatz

64;

von körpertheilen, pari, praet. adjectivisch: unser und unser gem a h l i n . . verblaszete fürstliche cörper. D I E F . - W B L C Z E » wb. 6 1 7 ( 1 6 6 8 ) ; das verblaszte gesiebt des todten. c) von gegenständen: der späte mond, der bei nacht noch anständig leuchtet, verblaszt vor der aufgehenden sonne. G O T U E 2 2 , 1 0 9 ; dasz der stein des ringes an ihrem Unger verblaszt war. TUC^ 4, S89; im laufe des achtzehnten Jahrhunderts, als mit dem rococo- die Vorliebe für das zarte kam und der geschmuck gradezu schwächlich w u r d e , verblassen die färben. FALZE kunst im haust * 141. part. praet. adjectivisch: ein varblaszter zeug bekommt seine färbe nie wieder. HEINSIUS 4,2,1287; er kam . . . in einen bleichen wald voll abgeschälter maienbSume, die alle mit verblühten bandern

STEINBACH ( 1 7 3 4 )

1,125.

VERBLÄTTERN, verb. 1) der bldtter berauben, in sinnlicher bedeutung nicht mehr nachweisbar, in übertragener etwa wie deflorare, in der bedeutung verderben, beschädigen, so mhd. verplettern LEXKR 3,78, in? ältere nhd. hineinreichend: die weiber künden mit iren unrzeitigen stolzreden vil verbletteren und verbtenen. Zimmer, chron. 3, 512, 19; ir mennor seit olTt welszheit l i r und last «wer amptleut regiern. die lassen sich zalben und sebmiereu, üardurch v e r b l e u e n wlrt das spiel. H . SACHS 1 , 3 6 2 ( 4 , 1 4 , 6

Kelter);

mundartlich hat sich auch noch ein intransitiv erhatten, so baslerisch ferblettere, die bldtter verlieren SEILIB 105. 2) durch umschlagen der seile (umblättern) fortschaffen: eine seile verblättern, notatam paginam legere. STEINBACW (1731) 1, 24.

3) verblättern, in einzelne blatter auflisen, daher terstreven, diese bedeutung hat sich nur mundartlich erhalten: verblädera, aus Unvorsichtigkeit in menge ausschälten. TOBLEE 180. VERBLÄTTERUNG, f. das verblättern ADELONS vers. 4,13S2. VERBLAUEN, verb. t ) intransitiv, dauernd blau werden. HBINSIOS 4, 2, 1267': speisen verblauen in kupfergefäszen; mundartlich zeigt sich die abliegende bedeutung sich bei einer arbeit sehr anstrengen, wol braune und blaue flecken erhalten: vun de arbeid sali se nig verblauen, sie wird tieft nicht zu sehr anstrengen. SCHUTZE 1, 112; irowiiiti: eine lache verblauen, verderben. 4, 301. 2) transitiv, von blauer färbe befreien: da zog er vom leder und machte mir nicht allein den kopff voller beulen, sondern färbte mir auch arm, lenden und achseln so blau, dasz ieh wol 4 woeben daran zu salben und zu verblauen hatte. Simpl 3, 136, 29 Kurs. VERBLÄUEN, 1. verbleuen. VERBLECHEN, verb. mit blech Oberliehen, mit blech beschlagen, bracteis munire FSISCB 1,107*: die balken verblecken. ADELUNG versuch 4, 1382, part. praet. bracteatus, mit blecb be-

133

VERBLECHUNG

—VERBLEIBEN

VERBLEIBEN

d e c k e t , v e r b l e c h e t . D a s t » . 20'; und b e f a h l , d a s (Ihrige eingeb r a c h t e , d a s in e i n e m w e i s z v e r b l e c h t e n r e i s e k a s t e n b e s t a n d , a b z u l a d e n . I. P a o i . 3. 2». V E R B L E C H U N G , f . die Überziehung tiner sacht mit blech, Obertug selbst. A d e l u k g tiersuch 4, 1382. V E R R L E F F E N , verb. erst in der neuesten spräche nachweisbar, tu b l e f f e n , einen dem tone blaff ähnelnden lauf hervorbringen. dieser ton kann nun verschiedenes bedeuten : der

t ) blaff, der durch einen schlag oder stoss hervorgerufene ton, vergl. LEIER kirnt, wb. 29. 91. bleffen, schlagen, stossen, nisxhandeln; v e r b l e f f e n , transitiv, Verstärkung des tinfathtn verbs. hieraus übertragene bedeutung 'in Verwirrung selten', vergl. vor den k ö p f s t o s z e n « . dhnl; in dieser bedeutung ist das einfaeht nie zusammengesetzte zeitwort, besonders pari, praet., in tinulnen mundarten noch sehr häufig, in der Schriftsprache seilen, tgl. Schmidt westerw. id. 24. V i i i a e 4 t : er (iter äffe) mercket balde, wer j n eltl, IU hon treibet oder verblefTl. 6 . Nicsuitis affenspiel (1511) W. B > ; hierher der jagdausdruck, part. lust hat ans wild tu gehen.

verplefft,

ein

hund

der

nicht

2 ) blaff neben p a f f , der ton des schusses: b l a f f e n , bleffen, schiesten, s. theil 2 , 6 0 ; verblllffen, v e r b l e f f e n , falsch schiesten, das siel verfehlen, daher s i e b v e r b l e f f e n , (ibertragen, einen fehler gegen rtgtl und kunst machen A d e l u n g versuch 4, 1382; in der waidmannseprache 'sich mit Worten oder jagdeinrichtungen vergehen, doch so, dast kein hauptfehler herauskommt, ansonsten heistt es g e s c b l e g e l t ' . Heppe wohlred. jäger 305. 3) b l a f f als thierischer laut, vgl. blaffen, bleffen, bellen theil 2 , 0 0 , mundartlich S c h ü t z e l , 108; blaffer, bellender hund 1 , 1 0 9 ; b l e f f e n , das weinen kleiner kinder S c h ö p f 4 6 ; verbleffen, intransitiv, avfhtren einen solchen laut ausiusioizen (waidmannssprache): d a s b i r k h u h n hat verblefft, hat aufgeführt seine lackrufe austustosten. H e p p e 311. 4) vielleicht sind die verschiedenen bedeutungen nebeneinander entstanden, da aber gern der kurie laut, den ein thier ausslisit, dem tone eines schlages verglichen wird (die tSgel schlagen, der hund, der hahn schlägt an u. ähnl.), ebenso der knall des pulvere (mordsclilag), so ist möglicher weise nr. 1 die Urbedeutung, aus der sich nr. 1 und 3 ableiteten. V E R B L E F F U N G , f . fehler gegen die regtl. A d r l p r g versuch 4, 1382. V E R B L E I B , m. aufenihaltsort: da die a n f f o r d e r u n g , sich nm den verbleib d e r waaren zu e r k u n d i g e n , n i c h t a b g e l e h n t w o r d e n , entscheidungen des reichsoberhandelsger. 15,178; kantleiwtrt, in einigen mundarten volkstümlich, vgl. 1 . 1 . H ö f e l 24«. das wort ist häufiger im altern nd., wo es neben obiger bedeutung noch die 'das was verbleibt, dauerndes aMrommen' annimmt. S c h i l l e b - L G b b e n 6, 317. V E R B L E I B E N , verb. restare, permanere. ahd. nicht nachgewiesen, mhd. selten, häufiger dat einfachere verüben, starkes Zeitwort, dessen ursprüngliches praet. verbleib bis int 17. jakrh. sich erhielt: a b e r o b s d e r r a b t zu d e r zeit n i c h t t h u n k u n d , o d e r wie e s s o n s t v e r b l e i b , weis ich n i c h t . L u t h e * 6 , 1 1 1 * ; dann bisz e r s e i n e s c h u l d c n b e z a h l e t e und Avarus sein p a r t hinweg z w a c k t e , verbleib wenig i n e b r ü b r i g . Simpl. 2 , 1 ( 7 , 2 « ; dagegen: v e r b l i e b e m i r d e r narae Courage. 3 , 27, 31. S c h o t t e l t. haubtspr. 68t und S t i e l e n 192 fahren b l i e b ( b l i e b e ) als praet. ton b l e i b e n auf. ebenso haben sich bei S c h o t t e l und S t i e l e s die i im plur. des praeter., sowie im part. praet. nach nhd. eilte verlängert, so schon bei L o t h e « ( t . unten 6 ) ; d e r Obrig verb l i e b n e . Simpl. « , 3 4 2 , 8 . tn den mundarten, x.b. im westmd.. ist das part. praet. heute noch kurz v e r b l i w w e . I ) v e r b l e i b e n , verstärktes b l e i b e n , nicht von der stelle a) von menschen und gott: e s ist unmöglich» ding, sie k i o n e n nlehl verbleiben, und werden dieaei thun die I t n g e schwerlich t r e i b e n : drumb hat sie so zerstreut des nerren grimme hamti.

gehn.

OPITZ 3 , 4 2 ;

du aber, du o herr, verbleibst In ewigkeit, du b l e i b e s t und dein thron wird stehn zu a l l e r zeit. mit näherer bezeichnvng des ortes: verlier ich s i e ? verbleib Ich dann allhier, so ist doch nichts als wankelmuth an mir.

3,44;

2,248;

in s o l c h e n g e d a n c k e n liesz ich m i r frflli t a g e n , wiewol ich l i e b e r l ä n g e r im b e t t e v e r b l i e b e n w ä r e . Simplic. i , 3 3 9 , 6 Kurz; (i«h wurde) a u f seine v e r b a r g u n g l o s z g e l a s s e n , doch dasz i c h hisz a u f w e i t e m b e s c h e i d in s e i n e m h a u s z im a r r e s t v e r b l e i b e n s o l l t e . 1 , 4 3 0 , 6 Kurz; so lang leb n o c h in d e r -

134

sclliigcn v e s t n n g zn verbleiben w i l l e n s war. 1, 3 2 7 ; n a c h m e i n e r g e n e s u n g b e s c h l o s z ich m i t des licrrn vaters Einwilligung in W i t t e n b e r g den wintor über zu verbieten. I.ESStttc 12, 7 ; die n a c h t verblieb ich in S o n d e r s h a u s e n . tjöTHE 30, 2 1 6 ; bildlieh: i c h v e r b l e i b e i n z w i s c h e n in den s c h r a n k e n m e i n e r d e m u t h . W E I S E erzn. 5 5 ; mich s o l l t han lassen schieben mit ihm zur kluft hinein, mit ihm Ich sollt verblichen im sarg und Felsen aeln. S r z « Irultn,

47.Kalkei

a b e r ich h ä t t e lang h a r r e n m ü s s e n , hisz m i r e t w a s r e c h t s a n g e b i s s e n , dann die gute g c s c b l e c h t e r verblieben bei i h r e s g l e i c h e n . Simpl. 3 , 4 9 , 4 Kurt; i c h m o c h t e bei d e m r e g i m e n t v e r b l e i b e n . 3 , 4 1 , 3 ; u n s e r e bagage a b e r verblieb bei d e m . , r e g i m e n t . . b e i w e l c h e r ich a u c h verbleiben . . h a t t e w o l l e n . 3 , 4 t , 12; nun doch will ich In diesem wsld bei deinem grab verbleiben. Speb Infi tu. 1 7 , 1 2 1 Oatke. b) ton dingen gesagt: disz testament, das gantz suiT Christum geht, verbleibet und besieht. Opitz 3 , 1 3 8 ; mit

Ortsangabe: wo wird mein sehitT verbleiben In dieser hohen s e e ? 1,88; autr des flelschss sfindenbahn nicht»-verbleibet. 3,134;

w e n n m a n selbiges (den scharfen dorn) a b b r i c h t , und nm grad des b l a t s h i n z e u c h t . . s o verbleibet an d e m s c l b i g c n spitzigen d o r n ein faden h a n g e n . Simpl. 2, 237 Kurt; die person oder sache, der iti gunsten etwas verbleibt, steht im dativ: Ackerm a n n , w e l c h e r den grund zn e i n e m . . a n a t o m i s c h e n m u s e u m legte, das d e r a c a d e m i e verbleiben s o l l t e . GOTHE 3 1 , 1 0 6 ; die m e t e o r s t e i n e s i n d m a t e r i e l l e Itaeile s e l b s t , w e l c h e a u * dem weltrnume in u n s e r e a t m o s p b S r e gelangen und u n t e r m e r d k ö r p e r v e r b l e i b e n . HUMBOLDT kosmos 1 , 1 4 2 ; Int

fleugt

sie (die seele)

selbst dir noch, ach was verbleibt nur m i r ? F l m i r o 30.

2) auf abstracte dinge übertragen: die ideale l e h e n a a u f f a s s u n g v e r b l i e b ihm bis in sein s p a t e s t e s alter, gleichwohl a b e r i s t die p u r e e i n f a l t , gegen a n d e r e m e n s c h e n zu r e c h n e n , n o c h i m m e r zu bei m i r v e r b l i e b e n . Simpl. l , 36, 16 Kurt; j e t z o a b e r v e r b l e i b e t e s (der titel d o n ) n i c h t n u r b e i d e n m e d i c i s . I ' h i l a n o e i 1, 194; und dir verbleibt der höhere gewinnst des wirklichen Id e s t : dein hlrngasplnnat.

I ' l a t i k 218':

die abstraction liegt in dem, wobei etwas oder jemand verbleibt, ¡eitleres auf verschiedene weise beigefügt, verharren: versichert! sagte s i e , w i r s t du des s i n n c s v e r b l e i b e n , wie du j e t z t b i s t , s o wird dich d a s f r a u e n z i m m e r m i t s p o t t und s c h ä n d e zum l a n d h i n a u s j a g e n . Simpl 1, 3 2 0 , 3 Kurs; ein m a n n . , d e r gern a u f seinen grundsützen und bei s e i n e n pflichten verbleiben will. K l i r c e i 1 1 , 3 6 ; gewisz i s t e s , dasz d i e s e s m a n n s weib in ewigkeit n i m m e r m e h r a l s o w ä r e gelobt w o r d e n , wan sie bei l e b e n verblieben w ä r e . P b i l a u d i « i , 7 3 ; s o w e i t wil ich bei den k l a r e n Worten v e r b l e i b e n . Wkmk kl. leute 247. 3) beliebt ist das unpersönliche e s verbleibt d a b e i , bei e t w a s , es hat Min bewenden, wird nicht geändert: e s verbleibt hillig darhei. KTIFLEB 193; e s b e i e t w a s verbleiben l a s s e n : o b ihm gleich eitler Ober s e i n w e i b k o m m e , s o l a s s e e r s j e d o c h hei d e m , was ein s o l c h e r a u s g e r i c h t e t , n i c h t v e r b l e i b e n . .Simpl. 3 , 3 4 , 2 0 Kurt; bei d i e s e m w i r k l i c h e n dank liesz e s P r o b i n n i c h t verbleiben, schavplatt lust- u . lehrt, gesch. ( 1 0 6 3 ) 9 ; Prinzessin Vastola hingegen fand den spass zu lustig, es dabei verbleiben zu lassen. W i e l a k » 18,184. 4) wie dat einfache b l e i b e n oft eintn nminativ als prädicat tu sich nimmt (s. theil 2 , 9 1 ) , so auch verbleiben ein substantiv: e s gibet m i c h w u n d e r , wie e r m i c h einen h e r r n n e n n e n m a g , d a e r doch s i h e t , dasz ich mit fleisz ein a r m e r , b e t t l e r z u verbleiben s u c h e . Simpl. 2 , 2 1 0 , I I Kurt; dannanhero verbliebe i c h a u c h d e s t o H o g e r eine wittib. 3 , 7 4 , 7 ; und wann wir seheiden von der erd, verbleib er unser i b e i l . P. G s s i u b d 7 9 , 3 1 ; wer sich nun au» verdacht der mitverrtther w&nachl und uns will freund verbleiben, der »oll nebst uns den dolch Ihr durch die br&ste treiben. LoHsnsraln Agripp. 1 , 2 7 1 ; Scipio verbleibt ein held. Haczdob« 1 . 9 2 ;



135

VERBLEIBEN —

VERBLEICHEN

VERBLEIBUNG

der herr die quelle aller freurie, verbleibe stets ilir trost und theli. ScaiLLua lusl.-kril.

mui/. 1,4;

hieraus entwickelt sieh die beliebte kansUtund briefformel: diene auch hinwiederum, wo ich kan und weis* und verbleibe e u e r . . Simplicius Simplicissimus. Simpl. 1 , 6 , 4 Surs; wir verbleiben deruseH.cn zu erweisung angenehmer dienstc stete willige und geflissene. EUenacher archiv 1700; verbleib« ihr ergebenster X. adjectiv oder partic. practerit.: dasz aber dennoch allzeit etwas von Deutschen iibrig verblieben s e i , könnet ihr dannenher von euch selbsten schlieszen. OPITZ 2 , 1 6 6 ; wann ein w a s s e r . . nur durch allerhand steine lauffe, so verbleibe es allerdings kult und siisz. Simpl. 1 , 6 5 , 3 0 Kurs; er gestünde, dasz ihm schon mehr als 300 golden pferdte im stall verreckt, als warinn kein? über anderhalb jabr gesund verblieben ist. 1 , 2 9 2 , 3 0 ; aber die zween Unmenschen verblieben allerdings gantz unbewOglieb. 3 , 3 4 2 , 3 t ; ich bin dem Dindymo allezeit in glück und ungliick treu verblieben. SCBUPHUS 408; der seinen noten zu der Übersetzung des Plutarch getreu verblieb. Kungk« 11, 144; (es wird) dein gerlcbt und lehr . . gerecht und wahr verbleiben. WtGMULiN 2 7 7 (pi. 1 1 9 , 1 4 2 ) ; kein schrecken, keine reu erweckte sein gewissen, der tlior verblieb varstockt. HAGEDORN 2 , 7 ; da leb viel allein verbleibe, pttego weniges tu sagen. G Ö T H I 4 , 3 7 6 ; so denk loh an mein fernes lieb, ob mlrs auch treu und hold verblieb. H A U F F treue liebe! adjedtvartige Wendungen: dem einzigen söhne gottes war es vorbehalten, ohne allen fehl zu verbleiben. LKSSIRO 1 1 , 83; iibrig bleiben : wie Obel wurden wir, die wir allein verblieben, auch sterben. O P I T I 1,166. 6) daraus entwickeil sieh die bedeutunf unterbleiben: doch so er wieder kompt, was itzt verblieben, kann ich im noch wül zalen. LUTHE« 1,390"; denn er sehr gelehrt, dazu auch die «natomie fein Übet, welches nach d. Caspars tod verblieben. bnefe k,34B; j r toit wissen . . das nicht ein wort gcfeilet bat an alle dem guten das der herr ewr g j t t euch geredt h a t , es ist allei komen und keins verblieben. Jos. Xl, 14; alles schelten auf der canzel, sonderlich der hohen oberkeit soll abgestellt und darüber gehalten werden, dai es verbleibe. Daurrit. br. u. aeten i. gesch. d. 16. jahrh. (1548) 3 , 8 6 ; aber weil sich der theure mann an der biblia neben viel predigen und schreiben, abgearbeitet, verblieb dies angefangene werck. SCBOPPIUS 830. V E R B L E I B E N , n. substantiier inßnitiv des vorigen. 1) du dableiben: sein verbleiben bei hofe war von kurzer dauer; da wird meines Verbleibens nicht lang sein. Simpi. 2 , 9 4 , 2 0 Kurt. 2) übertragen, dauernder, bleibender tustand: dabei hat es sein verbleiben; man hat unserm dichter die lizenz . . lateinische brocken einzumengen, so wohl aufgenommen, dasz es billig dabei sein verbleiben hat. WIELAND 4 , 2 2 ; was giobts aul's dasz er für sich allein versteht? und wird» auch

neu denn an ihm auazustellen ? allein beschließt, was er wohl daran thut er recht, billig sein verbleibon haben. S L U I L I . H R liist.-kril. auaj. 12,83 (Piccot. 1,4).

VERBLEIBUNG, f . beliebtes kamleiwort, Substantivbildung tu verbleiben, mit verschiedenen bedeutungen dieses Zeitwortes. 1) su verbleiben, bleiben: mansio, renansio, eommoratio STIELES 193; ich beharre in lebenslUnglicher verbleibung e. gn. d i e n s t w i l l i g e r . . . Weim. staaU-archiv 17 .jahrh. 2) su verbleiben, unterbleiben, besonders m der formet in vcrbleibung einer Sache, im falle des unterbleiben: da sie noch zur zeit der lehne nicht folge getban, so sollen sie sich auch innerhalb gebührender frist gesteilen und zu solchen lehen gewöhnliche püicht leisten, in verbleibung dessen wollen wier ihrenthalben freistehen. Weim. staatsarch. (Dresden) JS72; in verbleibung der ersten auffkUudigung. ebenda 1624; in verbleibung dessen, da der landtag darüber solte zergehen, so wollen dennoch die stünde . . bezeugt h a b e n , dasz Bie ihrer maj. keine schuld zumessen, theatr. Eur. 1 , 4 ; forderte mit gewalt und drluung ihm trinckcn zu geben, hegunte in verbleibung dessen aueb seine fttust« zu gebrauchen, pers. rosenth. 3 , 2 7 ; so will sie doch alles vergessen, wofern die

136

übrigen gefangener; innerhalb 24 stunden in ihre frellieit gesetzt werden, in verbleibung dessen thut sie einen hohen schwur, dasz sie bei der hohen obrigkeit sein bubenstßcke entdecken . . will. W E I S S kl. leute 242. V E R B L E I C H E N , verb. patlere, ahd. farbltchan G s i r r 3,244, mhd. verblichen, zurückgehend auf altes starkes b l i c h t « , das nur in susammensettungen noch nachweisbar ist, daneben adj. bleich und schwaches bleichen mit susammensetiungen. Hier die bedeutung s. th. 2, 97; bleich mag ursprünglich weist bedeuten, verglichen mit dunklen färben entsteht Hit bedeutung hell, gldnund, verglichen mit leuchtenden die bedeutung farbloe, fahl, in betreff der erstem ist an urverwandtes fieyto, fuIgeo, dann an all». b l i k j a , mhd. blichen, glinten, ags. b l ä c , alte. hlik. in betreff der letztem an ähnlichen bedeutungsübergang bei blasz stt «rinn«™ (s. WEICAND wb.' 204 und bl&ste th. 2,71). 1) weist, farblos werden, sein: mhd. dag viur In ä ; den helmen bran, da; sich die eile eniundsn, das u>an den walt verblieben sacb, der rouch dranc durch die houme, sam uebel des man jach, Lcke 166,11 (hetdenbueh

6,238»),

a ) nhd. «on wirklichen dingen: der rücken bhugr&n, welches grön mit dem tod verblicht. F O R M ßtcMuch 3 ' ; da lügen gebn und da man biut, unschuldig viel verglesseu thut, do trlentisch concilium schweigt und lobt die sünd zu Rom, vor welchen mächt die sonn vorbleicbfen) und Loth uffs neu aus Sodom welch(en). WicxESSAGSL ktrehent. 3,43*; ihm wird der hauffe weichen, als wie das schöne volck der Sterne musi verbleichen, wann etwan C.ynthla das gantze liecht bekömpt und einen vollen glanu von Ihrem bruder nimpt, der gegenüber sieht. O P I T Z 2,276; im bilde: überhaupt ist eine französische (Übersetzung) des Faust nur eine graue, kalte nebeneonne der GOtheschen sonne im ISwen. zuweilen gibt sie statt der verblicboen Übersetzung eine ganz neue rede. i . PAUL 44, 76; « o » blumen, verwelken: weil sie (die rasen) hatten wollen gleichen und der Phyllis stehlen ab ihrer färbe schönste gab, musten bald sie draulT verbleichen. L Ö S A U 1,8 (11,24 Elfter)-, ihr darf ich keinen (blnmenkrant) reichen, sie ist zu hoch und schön, sie müssen alle verbleichen. CtcHtKDOtFr Itmqmchti (1871) 14; die saaten verbleichen, werden gelb und gehen ein bei sts grosser anhiufung von sauerstoff oder nässe, »der beim erfrieren und bei dürre. W E S E » termin.Scon. lex. 2 , 6 1 4 ; in» bilde: der feine griechische geschmack . . musz unter dem römischen himmel halb verbleichen und seinen duft verhauchen. Wahrheit und Schönheit halb verwalkt trauret wie eine linkende b l u m e . HERDER 2 ,

IM;

mit Bchonhelt, welcher stsbl and grimmes feuer weichet, doch die nicht minder bald serriunsl und verbleichet, wie eine blume thut. OPITI 1,58; pari, praet. als adjectiv: verblicbne oder vergangne färb, color obsoletus. M A A L B R 415'; verblichene Schrift, hterae jam paen» exolescentes. S T E I . I I A C I 1,134; wundersam wird einem zu sinn beim ersten anblick dieser uralterthümlichen bäuser mit ihren verblichenen freskos. HEIM 2 , 6 4 ; sie lebten in ihren mit verblichenen lorbeerkrtinzen und bildern berühmter collegen tapezierten zimmerchen . . ihre stillen tage bin. H B V B E kinder d. weit' l , 4 ; schleier leicht geknickt, verblicbne b&nder, abgeklungner liebe trauerpfftnder. GÖTH« 48,16. (i) von menschen und körpertheilen. «) erblassen: mltd. diu ougen gar durchzieret und nach wünsch geflsieret, die müssen nü verblichen, L A S S B H G liedert. 2,325; nh«* bösr, schlecht ist, vers'hlechtentng, iepratatio MAAi.lt 415': Flaccia ist mit der zeit durch Verböserung der s p r u c h Falachia und zuletzt durch die Teutscben Walachien genennt worden.

STUMPF 1, 5 " .

VERBOSUNG, f . erzürnung. VERBOT, n. das verbietende, befehl, durch den etwas untersagt wird. mhd. verbot, mnd. vorbot, nhd. in älterer seit kurzes o noch erhalten, verholt MAALB« 416* und sonst, dock schon verbot S T I E L E S 18t. FBISCB 122*; heute ist die kitne noch in den mundirten vorhanden, im 17. und vorigen Jahrhundert violfach verboth geschrieben, so L O B I N S T B I N ( I . VN(IN)T ADELUNG veauch 4,1385, doch wieder aufgegeben, plural verböte, daneben vereinzelt verboter, ». ffteil 4 1 , 1802. Ubersch6oe ratt. Srss 33, IIB Ballte. VERBOTEN, verb. einem durch boten tnilibcilvnj machen, mhd. verboten, mnd. verboden. in der spräche det späteren Mittelalters sehr geläufiges wort, nhd. selten nachweisbar, doch heult noch mundartlich fortlebend; die ursprüngliche bedeutung (durch boten mittheilen) ist im mnd. erhalten: dyt wart vermeidet unde vorbodet deme rade lo Lubeke. Lüh. chron. 2, 30 (SCMLLER-LOIBER 6, 31T); hd. die bOrger seind schuldig , . . den gefangen lielffen liebero . . . solches thnt der vogt gerichtlich verboten, weisth. 2,233; bald nimmt das wert die bedeutung an durch boten tu einer Versammlung berufen, sahireiche belege im ausgehenden mittelalter: in demselben jare . . do war konigk Rudolf zu Frfforte unde verbotte IU om die dutzseben fursten. J.ROTOR 464; msn aal die jungen gesellen und bürgere mit namen zuvor tun verboden und mit in reden. JARSSER reichseorr. 2,37 (ren 1442); besorge, esz werde geschehen . . und (er) dieihenen, so von der stette wegen su denselben von bepheel und Vergünstigung der kaia. maj. geordnet sind, nit darby verbotten lassen. 2,468 («OB 1487); verkünde uwer wiszbeid ich, daa uff sametag.. die keis. maj. die kurfQrsten . . durch hern Sigmund v. Papenbeim bat lassen verbotten. 2, 462; in den dürftigen nhd. belegen nur noch die bedeutung vor gerieht laden, sur Verdeutlichung steht vor (für) recht dabei: lieben kriegsleuth, welcher für recht verhaltet ist worden und etwas zu klagen und vorzubringen hat, der mag herfQr treten. REOTEI V. SPBIB kriegsordn. 4»; i» gleicher bedeutung schon in älterer seit: ein scheppe . . ab der . . pflichtig sei zeu komeo unvorbot ader ab man jn vorbotten solle und w j . . biruff sprechen wir . . ein gesworen scheppe sal zeu aszgelegetem dinge kommen unvorbot, vorbot aber der richter selbir. Magieb. fragen 61, »; siezen scheppin in gebegetem dinge czu rechte, sy sint vorbot von dem vroneboten adir nicht. 66,15; in der heutigen mundort, holsteinisch, vorladen, vergl. SCHÜTZE L,I», vom tusammenberufen der sunft SCBENIORBZ Elbinger mundart 42. VERBOTLEGUNG, f. beschlagnahme der guter, ein kansUiausdruck, s. oben in verbot legen unter verbot 2 : acta betr. die verbotlegung des in fremde kriegsdienste gegangenen Hesse. Wem. staats-archiv (von 180t). VERBOTSCHAFTEN, verb. durch botschaft bekannt machen: willkommen grosses Und, gesehn an allea enden, verboiuchaft in der lufll. Orm 3,236; besonders durch botschaft berufen, heut* unüblith: faan wir vernomen, wie . . her Diederich erzbiseboff zu Mencze . . uwer fürstliche gnade . . . by uns in die stadt Franckenfurt verbotUchaft und beschritten habe. JARSSER reichscorr. 2,2 (von 1 4 » ) ; da; unser herre von Mencze sie dan auch unbillich i q der kore verbotschafft hette. 2,11 (von 1440); und als vil und manchmal er sie verhotschaften und beschreiben liesz zukommeu. ¿¿mon bog. c. VERBOTSCHREIBEN, n. 'ein brief oder ein schreiben, worin «in verbot enthalten ist (inAitilorium), der verbotbrief. HARFE S, 271. VERBOTSRECHT, n. bereehtigung, etwas tu Herbitten: so Obt schon seit 20 Jahren die physico-mathematische gi'de gegen meine farbenlehre ihr verbotsrecht aus. GÖTBE 60, tS6. VERBOTTAG, tag, an welchem etwas su thun verboten ist, 'so nannte man den neunten sonntag vor ostern den verbot tag, weil an demselben hochteitfeiern verboten waren'. OUPE 6,271. VERBOTUNG, f- berufung zur Versammlung: wac nu und alsdann die gemeine auff solch der oberkeit verbottung den angezeigten tag erscheinet, kurter Unterricht von dem dreyding (168-2) a3. VERBRÄMEN, verb. mit einem rand* versehen, verzieren, mhd. verbremen, von da; brem, der rand, hergeleitet. Gaurn, WEIGARD, LBXIB schreiben brim und bremen in anlehnung an englisches brim, während HILDEBBARD theil 4*, 1816 sich ßr brem, bremen entscheidet. 1) verbrämen, mit rand versehen, speciell für besatz eines Kleidungsstückes gebraucht, dieser besah, an dem rand« des kragens, vamses, kleidet, der hosen (des hütet) angefügt, be-

154

wunn ich irüg verbrämte bösen und solt docu nicht haben brodt, bener war e« morgon todt. RBILASDIS 1,152; aus Frankreich sogst du weg und Hetzest die veiauoft vor ein verbrämtes kteid, wie mancher nicht tu »fände.

OCHTUM 1086,

besonders gebräuehlieh für peltbesalt an kleidungsstücken, in welcher bedeutung Fsiscn 1,124' das wort aliein, ADEUJRC versuch 4, 1385 et vortOgluh kennt: ein kleid mit zobel verbrämen. ADELCRC a. a. o.; ein mann in einem mit pelz verbrämten grOncn srhnurrock. GÜTZHOW ritter v. g. 8,168. 2) amxiiifflen, von anderen dingen gesagt: verbrämend mit dem meer dat land. WECKHMLIK 187 (p ( w i r . von 1189);

körperhitze verbrennt das blut, daher verbrannt blSt, verbrent blut, verprant plut, colera D u r . 131'; polei getruncken mit gutem wein, vertrelbts verprant gblüt und zipperlein.

C'nrio curuert. sanix. praeeepta 190;

ich kan nit Oha gesufTn b l e i b e n , h a b b e u t gessen ein pfefferwurst, davon b a b leb b e k o m m e n durst, s i e will m i r g a r d a s h e r t s v e r b r e n n e n .

1. Aiaaa F62- (2,2649,30 Keller); auf geistige dinge übertragen, mit beibehaltung lies bildet: wird uniter h e r t z e g l e i c h die s c h ö n h e i t s g l u t v e r b r e n n e n Poppeens, die m a n musz der R ö m e r sonne n e n n e n , w i r d d o c h ihr a n m u t h s s t r a b l m i t z u c k e r a ü s z e r l a s t , mit b a l s a m r e i c h e r gunst b e s e e l e n unsre brüst. LOHIMTBM Agripp. 2 2 , 1 5 ;

171

VERBRENNEN — VERBRIEFEN

VERBRENNEN

da sr. ein elni'ger tanken dieser leidenscbsft doch unser« hlrna so viel verbrennen kannl L»«smc2,334; es B i u i mein harz mit seiner lernen kraft dir abgewandt in dieser glut verbrennen. LIIUO M i i e r « gei.

(1838)22;

mit aufgabt

det bildet: « e r mit froweu hat 7il cradentz, dam wüit verbrennt syn consclents. B a u n narrentch. (13) 79; und iahe, dats wir nicht« wissen kennen! daa will mir lohler das b«ri verbrennen. GOIBI 12,19; pari. praet. aäjtcliriteh: in dem bßfeern grade de« wahnwiUes schwärmen durch das verbrannte gehirn allerlei angemaszte, Überfeine einsiebten. KANT M, 18; ausgebarten dar wüsten pbantaaie eines verbrannten dichtergehirnes. Spi8La»GEnpro6l. not."' 1, M. tergl. hirnverbrannt theil 4", 1662. 4) reflexiv, sich durch feuer selbst vernichten: die indischen wittwen verbrennet! sich mit der leiche ihrer gatten; in etlichen Stetten stieszent die juden ire hüser selber an ond verbrantent sieb dinne. KÖHIGSBOVEN 2,764, 9 (stddtechron. 9); als Simri sähe, das die stad soll gewonnen werden, gieng er in den p a l l a s t . . a n d verbrand sich mit dem hause des konigs. l i ä n . 16,18; da weiszt also nicht, versetzte er m i r , dasz Proteus sieb nichstcns zu Olympia verbrennen wird? sich verbrennen T rief ich mit Verwunderung.. und warum will er sich verbrennen? WIELAND 27,6. 5) häufiger in der zweiten bedeutung, durch brennen beuhidigen: will ich by dem meister gsin b i n . . bin ich einest in ein groszen keszel mit heiszer m i l c h . . gfallen und mich dermosien verbrendt, d a s z . . Tu. PLATTER 12 Fechter; das (licht) stiesz ich also brinnend in ermell, verbrand m i c h , das ieb noch d u anmall ban. 14; ich verbrenne mich schrecklich, meine scbOrtze hat sich in den riegel am herd verfangen und ich kann nicht davon. AUERBACH unterwegs 78; bildlich: potentsten lind gleich feuer, wer ibnen gar zu nahe kommet, kan sich leicbtlich verbrennen. EINST conficltafel 1,40. der gegenständ, der den schaden verursacht, wird mit an beigefügt an dem topfe, an der milch sich verbrennen. 6) der begriff det brennens durch feuer tritt zurück, lieh beschädigen, schaden nehmen, körperlich: diejenigen aber, welche sich etwan an unreinen Weibsbildern verbrennt haben, nil es (das matter) gar nicht leiden. OPITZ 2,290; geistig: aber da •ie auff Christum auch mit jrem n e u e wotiea fallen, und dachten, ich hab j r so viel gefressen, ich wil diesen auch fressen, da lieffen sie a n , und verbrandten sich. LLTBEB 6,238*; dasz sie sich nicht verbrennen in der Sachen, briefe 6,177; sich t n j e m a n d , an etwas verbrennen: denn er (der teufet) bat sich an Christo verbrand, das er nichts mehr wider j n vermag. LUTUM 5, 525"; und zeiget den berrn Christum, den er gecreutzigt, aber an j m angelaufen, und sich verbrand hat, das er j m seinen kopff zutritt, 5, 626; sich bei jemand verbrennen, M jemandes äugen (acktung) schaden nehmen: dadurch hatt ich mich bei hern Friedrichen abermal sehr verbrant. SCIWEINICHRN 2,124; part. praet. adjectivisch: alle andere saubere, bestaubte, verbrente kinder. FISCBAHT grotzm. 12 neudruck; ain verprent Und scheucht das feur, komt also feur im auch zu Steuer, dicht. 2,63 Kurt. 7) verbrennen, intransitiv, gleich verbrinnen: des von Windecke renner eiine enpfiel ein lieht in dem stalle uf der bürge zu Windecke, das der stal und die bürg anegiflgent und verbrantent. KÖNIGSHOVEN 2, 807, 10 (städtechron. 9); do kam ein groszer ertbideme ginesit m e r e s , das viel stette nider vielent und verbrantent. 2 , 8 6 l , U ; es mag einer stad abgehen j r bandel, bilrger weniger werden, beuser verbrennen, ecker, wiesen und alle gründe v e r g e b e n . . und bleibt doch der blinde kautf. LOTHE« 1,196*; so war der himmel so hell, dasz ich nit weiters hinauff sehen konnte und so hitzig, wann mein di«ner keine lufft gemacht b e t t e , dasz ich verbrennen müssen. Faustbuch &s neudruck; der könig der Salamandrtt könne die menschliche corpora zurichten und durch ein edelgestein begaben, dasz sie in keinem feuer verbrennen mögen. Simpl. 2,78,1 Kurt; ich wollte wetten, dasz m diesem augenblicke mit dem lustbause unserer tante der zweite sebreibtiseb verbrennt. Garge 15,135; unsre leidensebaften sind wahre pbönixe. wie der alte verbrennt, steigt der neue sogleich wieder aus der asche hervor. 17,241; ehr soll der leib zuetückt auf lichter glut verbrennen.

A, GUTPHICS 2,433,797 Mm;

nehme ich dann ein ander ^ ¡ b , Ii» ich heb In s e i n e m sinn«. so mutz ich in der höilengluth da ewiglich verbrennen. uimdeWiern

172

(1876) 1,53;

vergl. tn der älteren fasiung »erprinnen UHLAND volksl. 762; suppe kocht und siedet «in, braten will verbrennen. GÖTSI 1,153; bildlich,

von liebesglut: ich loder, ich verbrenne! mein abgott, Sophonlsb', tuf, (ürsiln, ich erkenne für den gefangenon, für deinen sklaven miohl LOBIBSTIW Sophon. 25,171; kurz, ohne dasz mein weih es wissen soll, verbrennen ihm seitdem vor ungeduld die sohlen, Ihr einen ganten käfleh voll der schönsten papagein zu holen. GQIIKCK 2,160.

VERBRENNEN, n., substantner inßnUiv det vorigen: ich ball das buch für gottes wort, derhalb bitt ich an disem ort, dem buch kein unehr zu beweisen, mit verbrennen oder zerreisxen. H. SACHS 3,1,138 (11,13,8 Keller); aber wie vormals mitt dem schreiben, also ist och hie mitt dem verbrennen widerfaren, dann hiemitt sind die hertzen so dem Luther gunstig erst recht entzundt. KESSLEI sabbata 135; zum verbrennen w i r es (das bild) wirklich xu gut. WLELAND 3 5 , 12.

VERBRENNER, m. VERBRENNLICH,

ustor MAALER 415'. adj. fihig tu verbrennen, quod eomhiri potest. FIISCH 1, 134*: man s i e h t , wie entzündlich und verbrennlich der einsiedler sich auch hier wieder zeigt. ZIMBI»ARR bei CAMPE unter entzündlich. VERBRENNUNG, f . das terttören durch feuer, verbrennunge, aduido RIEF. 15' (15. jahrh.), nhd, verbrfinnung, crematio, deftagralio MAALRI 415": die feindlichen beere haben einen Waffenstillstand getroffen; sie sind mit Verbrennung ihrer todten beschäftigt. LESSING 6,319; e r s t , da er blind noch nicht aufbort, die Verbrennung des hölzernen pferde* anzuratben, sendet Minerva zwei schreckliehe d n e h e n . 6 , 4 0 5 ; kumtautdruck im hüttenwesen: Verbrennung im seigern, M M bei reinigung det kupfert das blei verzehret wird, eontumüo piumbi in purgando eupro in fodinis. Faisca 1, 134*; Verbrennung durcA andere dinge alt feuer: Verbrennung des geblats, aduslio sanguinis, ebenda.

VERBRENNDNGSPROCESZ, m. das vortichgehen der Verbrennung: der verweiungsprocesz ist ein bei gewöhnlicher temperatur vor sich gehender verbrennungsprocesz. LIEBIC cltem. br. 189. VERBRETTEN, verb. durch breiter versperren: und (es) verhalt aber den durchgang, als verwandet und verbrettet ers. PARACELSDS opp. (1616) 1, 548*. VERBRETTERN, verb. mit brettern versehen, tabula, contobulo, coasso, ich verbritter ALBERUS 993'. VERBRETTERN, n. substantiier infinith des vorigen, contabulatio ALBERUS 993*. VERBRIEFEN, verb. urkundlich feststellen, ahd. farbriefan, erschlossen aut der glosse farbreuuit, st proscribatur GHAFF 3,902; mhd. verbriefen; miid. vorbreven • SCHILLER -LOSBEN 5, 325*. Zusammensetzung det einfachen, im mhd. als franntiii, im nhd. nur alt intransitiv (s. oben ¡heil 2, 390) nachgewiesenen brieven, brieten mit ver. die einfache bildung schlient sich im mhd. an die allgemeinere bedeutung von brief (schreiben, heute noch mundartlich TOBLEH 77) an, eine schrift über etwas verfassen: das maere dA brieven began ein sebriber meister Kuonrat. klage 2154 Laclmann (As. A; hs. C prfieven), oder wie das seltene nhd. briefen an die bedeutung brief, epistola; verbriefen jedoch steht durchaus zu brief do«umfniiim, urkundlich feststellen: mhti. den geswornin eit er brach, der von im vorbrivet war. Nie. v, JEHOSCSIK 254 Pfeiffer; jahlrekhe belege in urkunden: wäre och, da; wir . . den von Manze oder andern Stetten oder ieman dariuber messe oder märgte geben und in die verbrieften, cod. dipl. Moenofroncvon Böhmer 642 (Nürnberg, von 1337); da; (wir mit euch . . nihts wollen zu schicken haben . . wir sagen euch d a ; dann . . . vor) wollen wir euch verbrieffen. urkunde in slädtechron. 1,153,8 (Windshetm, von 1388). nhd. 1) transitiv, mittele urkunde feststellenverbrieffen, inlcrventu literarum con/Srmart SCHOTTEL 644; briefen et fre-

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VERBRIEFLICH — VERBRINGEN

VERBRINGEN

quentius verbrieten, lileris consignare Stieles 240; der gegenständ , den die Urkunde behandelt, wird als object beigefügt: schulden verbriefen, schulden urkundlich anerkennen; dieser friede ward von beiden theilen, jeder für sich und seine nachkommen, stet und fest zu halten, beschworen, verbriefet und besigeit. Maissisl chron. 110* (von 1559). daher pari, praet. mit adjectiver bedeutung, urkundlich festgestellt: verbriefter adel. Logau 9, 32, 64; dasz man ein freches gaukelspiei mit uns getrieben, dasz man statt der zugelobten magna Charta der freiheit, uns nur eine verbriefte knechtschaft ausgefertigt hat. H. Heine 9, 29; (er kann) alles das, was jener zur bcgründung seiner anspräche zusammenstellt, mit weit grDszerm fug und recht aus verbrieften historischen thatsacbcn herleiten. Gotzbow ritter v. g. 2, 40; die urkunde, die man über etwai ausstellt, kann eine pfandurkunde sein, daher mundartlich verbriefen, verpfänden: liegende güter verbriefen. Scan. 351 Fromm. Stalder 1, 225. 2) überhaupt sicher stellen, unumstösiltch feststellen: so empfahl ich die kautel der ehelosigkeit schlecht, als ob nicht die meisten vortbeile derselben auch ohne sebeidebriefe zu haben und zu verbriefen wären. J. PAUL 43, 142;

verbringen uimützlicb das ire und sagen darnach: sie können kein erbeit kriegen, theatrum diabol. 2, 167'; der gute menscb ersehöpflte sied dadurch (durch opfern vor einem gölten) also, dasz er umb ..Ii das seine kam . . da stellle sich der gOtze für den mann und spricht: verbringe deine güter niebt alle umb irieinent wegen. Lokmant fabeln 113 (10); verbringen sive d u r c h b o g e n , verschwenden, coruumere luxu FRISCH 1, 139'; buttcr und speck gab sie selbst aus und ohne geitzig zu sein, bemerkte sie das gesiude so genau, dasz nichts davon verbracht werden konnte. Möses patr. phan! 1, 122. d) eine im mhd. und m«id. (Lexer 3,83. Schiller-L&sben 5, 325) häufig vorkommende bedeutung 'fortschaffen, aus der weit schaffen, umbringen ist im nhd. nicht nachgewiesen. 2) vollbringen, fertig bringen, ausführen, peragcre, vorbrengea, vorbrenen Die», gloss. 424', ir.staurare, verpringen nov. gloss. 218; idea, gestalt die einer im sin hat und vor ee, wan er d j werck verbringt, gloss. 284', propositum, vorbracht Wille 46«'; Stieler 244 kennt das aort nur in dieser bedeutung; so der priester die czit des bestumpten tagis nit geschickt were, gottes ammeebt czu verbreugen. urkb. von Arnstadt, herausg.

fei-alegelt hab ich« uud verbrieft, d a « er mein guier engel ist und nun kein wort mehr. S c h i l l » WaUtmtems lad 2,3; ein reich ja gilt es zu erringen, der menschbeit, uasrer köuigial . . dessen throne nach dem streite ein innres ahnen ihr verbrieft! Fbsiligiath ged. (1838) 267. 3) in scherzhafter, aber sonst ungebräuchlicher teeise von menschen gesagt, mit einer urkunde ausstatten, begaben: als sie (die alte dienstmagd) von dem Präsidenten personlich angeredet, mit dem ebrenkaftan angethan, nämlich verbriefet wurde mit dem belobungspapier. J. PAUL 68, 242. 4) reflexiv, sich verbriefen, sich urkundlich verpflichten, to schon mhd. Lexeh 3,83': hatte gelt entlehnt und sich verbrietft. Wicihah rollwogenb. s t ' ; dasz wenn gleich unmündige sich verbriefen, ihre kontrakte dennoch nur in so weit gelten. HIPPEL ehe 6,4t; sich verbriefen für einen, steh tum bürgen verschreiben, spondere pro aliquo scripto nomine. Frisch 1,13t'.

VERBRIEFLICH, adj. Isieru consignatus Steinbach 1, 195.

VERBRIEFCNG, f . feststellung mittels urkunde, cautio literis facta. Stiele» 241. VERBRINGEN, verb. fortbringen, iu ende bringen, mhd. verbringen, mitteld. verbrengen, niederd. vorbringen, verbringen Scbillbr-Hibben 6, 323*. brem. ich. 1, 140, ni. verbrengen. im älteren oberd. findet sich auch mitunter die form verbrengen, belege bei Lexer 3, 83, in der nhd. Schriftsprache nie. praet. mhd. verbr&hte, verbrüht, nhd. verbrachte, verbracht, mit kuriem a. ver hat die bedeutung des einfachen bringen msintiich geändert; da ver dii bedeutung 'fort, hinweg' hat, heistt verbringen 1) hinwegschaffen in verschiedenen bedeutungen. a) einen in eine Strafanstalt, ein irrenhaus verbringen; t r i ttite bringen, abalienare, guet verpringen o. verfueren Dief. nov. gloss. l ' ; gSt, gut vorbrenhen, verbringen, vorbringen gloss. l", neben gut entfremden, verbergen, entvern, entwenden u. i . a l s o vielleicht schon mit der nebenbedeutung heimlich, diebisch wegschaffen, aus dem begriffe beiseite schaffen entsteht 'für sich tusammentragen', daher compilare, verbringen (lonji mit samenen «. s. w. überseht) Dibf. 137*. selten im oberd., zahlreich* belege aus dem älteren ni. bei Schiller-LObier 6,325*, t.b.: off eine spinnersche were, dei wulle gehalt hedde van eimande um dem vorscr. ampte to spinnen, off sei dei wulle anderswar verbrecht« . . . sal men den twen . . . to kennen geven dat weder in to fordern und aen dei rechte haut to brengen. Fahne Dortmunder urtb. 3, 237. b) mit der nebenbedeutung an einen falschen ort schaffen: Im fall, da der erst überschickt brieft underwegen verbracht were, das doch dieser itzo hinachgesohickt, gesieglet wQrde nnd zu genzlicher Verfertigung komen mochte. Dief.-WOlcibb 648 (tan 1542); bat er sie (die entwendeten briefe) ans seinem busen gezogen u n d der marschalck dieselbigen, damit e r .sie nicht verbrächte noch verwendte, bis zn weitere erkundiguDg i u sich genommen. Hortleobe von den urs. d. d. kritgs 1,901. c) durch Verschwendung, Verausgabung fortschaffen, verthun, dissipare, unnutzlioh verbringen DiehjIos>. 187', stark entwickelt im niederd. afrligurire, verbrengen 3'. Scbillbr-Lübben 6, 325. brem. wörterb. 1,,140: mllssen heimlich flacht geben,

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von Burkhardl 836, 10 (van 1487).

a) ohne object : wol bedacht. frisch terbracht, hat off; gewonnen tpll gemacht.

Logau 1,92,80 (Eitner 94,86).

b) selten von sinnlichen dingen gesagt : auch beschult ich das lirinament, daran iwei gros« llechter BletiJ, ein« dem tag, d u ander der nacht, das hab lob altes wol verpraclit.

H.Sachs 1,1 (1,20,6 Keller),

pari, praet. mit adjectiviichem gebrauche: nach verbrachtem geprDnge. SCHWEIN ICHEN 1,101; nach verbrachtem und aufgerichtetem inventarium. s, 139. c) häufiger von nicht sinnlichen dingen, (in unternehmen ausführen: wer sich schuldig waiszt, d ; er nnzimliche werck verbracht hat. Keiskhsierg granatapfel a 4 ' ; gott starke euch im festen glauben und verbring in euch sein angefangen werck. Lothe» fcr. 4, 632; es seien vermaledyet alle d i e , so die werck des gesetzs verpringen on den geisL Melahchthon anno*. Römer verdeudscht 9, 9; da er bereit w a r , solchs zu verbringen, ist jm der herr erschienen. Reiszner Jerus. 1, 34'; so nun der stein im wasser ligt, so mag die sonne ihr operatz in ihm nicht verbringen. Paracelsus 1,837; man darf ja nicht s o r g e n . . d a s z die Weinschenken durchgehen wurden, weil sie j a so viel arbeit verbringen, bisz sie in die hOlle kommen können. Phuandrr 1,462; und endlich wurde folgender streich so verbracht, wie ausgesonnen. Felsenburg 2,188; last jhn jnn euch arbeiten und ewern geht leiten, sein werck jnn euch verbringen. Waciibnaoil kirohmt. 8,145; (Jesus) darnach sprach es Ist verbracht. 2,849; da erweit in der fuchse schier, ein gesellscbsITt von vogeithler, guter und tugentaamer art, mit den verbracht er sein walfar».

H. Sachs 1,482 (6,(9,23 Keller);

Ich hab nie vll betens verbracht. J. A u l l tönig in typern 402'; (duweit sie) die bbelthat verbracht mit Ihrer eignen hand. Opitz 1,170; der solieln, den mancher von sich giebet, verbringet keine ritterthat. 2,210; (du host) mehr in der ersten iugend, als andre, die schon grau, mit deiner faust verbracht.

P. Flihin» 134,

wer, wie die weit wll, fischt, fischt listig In der naoht, und wenn er viel verbringt, so bat er nichts verbracht.

Looau 1,206,47 (190,47 Eitner) ;

bisz ein jeder sein ampt verbringt. Frans weltbuch 180*; der vil pfrllnden hat dem ist unmöglich, dasz er . . an jedem ort sin gots dienst verbring« Schade sat. u. pasqu. 3, 61, 12; weil irs (das sacrament) vorhin in beider gestalt empfangen und dasselbe bekand und ob jrs nicht hekand hellet, gleichwol mit dem werck verbracht. Lara er 5, 310'; das hochliiblich recht zu verbannen, anzufallen und verbringen. Rbotir v. Speir krugsordn. 50; haben lust und Trend an der tugend, verbringen ir ampt ebrenwert.

U. Sachs 1,246 (3,130,21 Ktller);

wenn wir gott sein lob verbringen. J. A r u a Kaimt, H. Urs. 3,297»;

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"VERBRINGEN

VERBRINGEN — VERBRODEN

wer aber verbringt J e n willen g n t t e s der lebt ewigklich. KEISERSBERG granatapfel a 5®; giub jhm dein geist . . dasz er deinen willeu verbringen von dem tod jna leben dringen . . . inag. WICKBHXAGEL kirchenl. 3,232 ; ach der b e f e l c h Ist viel t u streng, den leb auch warlich nit verbreng. H. SAQU« 3,1,71 (L^, 134,11 KelleR); dl« dlebe llafT l e b (der hunJ) a n , den bulilern acbwleg ich stille, so ward verbracht desz herrn und auch der f r a u e n wille. OPITZ

2,240;

e s sei d a n n , d a s der m e n s c h süllich b S s z verbring m i t wein e n u n d k l a g e n . KEISERS68KG granatapf. a V 14; a l s d a s S o d o t n zu p u l f e r u n d a s s c h e n v e r b r a n t ist w o r d e n , davon im e r s t e n b u c h Moysi gesagt w i r d t , d a s d e r s ö h n g o t t e s s e l b e r dieselbe s t r a f f e v e r b r a c h t bab«. MELARCHTHO* ant. abg. ort. 969 (im eorp. doctr. Christ. 1460); d a d u r c h d e r Salpeter d a s f e w e r e m p f e e b t j r w i r c k u n g zu verbringen. FRONSPERCER kriegsb. l , 131' (von 1518); f ü r s o l c h e ä s t i m i r u n g ist die b e s t c o n servation n i c h t m e h r d e r v e r n u n f f t z u m u t h e n , d a n n ihr m ö g lich ist z u t r a g e n , d a m i t s o l c h Sstimation v e r b r a c h t w e r d e . PARACELSOS 1, 83". der abitracte begriff für die concreto Handlung gesetzt: d a s die b ü s e fleischliche lust in ehelicher pflicht n i c h t verdamlicb i s t , die s o n s t a u s z e r h a l b d e r e h e allzeit tödlich i s t , w e n n s i e v e r b r a c h t wird. LOTHES l , 110'; w e n n eim ein l u s t i g e r g e d a n c k e n zu f a l l t , s o l a u f t e r s c h n e l l h i n u n d verbringt d e n l u i t . PAULI schimpf IOT"; wird sie (die feder) dieselben ( d i e loitar) d e r m a s z e n u n g e s t a l t filrs t e l l e n , d a s z d i e j e n i g e n , so dergleichen i a s t e r b e g a n g e n , s c h a h m , f u r c h t und reu (dasz sie die v e r b r a c h t ) d a r ü b e r t r a g e n m ü s s e n . BUTSCIUT Patmas 5 ; so bistu in der präderschafft, die hat solliehe grosse klafft, und wo sy Wirt gesprochen. als weit in aller cristenheit die gStheit ist verprlngen, du scIilafTest oder wachest, so hast du ein tall mit lesen und mit sinken. 'W\cKg>nA»L kirchenl. 2,869,20; o vaier mein, schaff, das die pein nit werdt verprucht. 2,898; vil f r u m m e m adel iliustu sr-hand, das du auch edel b i n genant. durch dj manch lugent wurt vcrpiacht, darumb der edel ist erdacht. ScuwAazgnazae 135,1: zeig mir a n ! wer und wo Ist, der solch Obel zu torbringen maint. H. SACHS 1,28 ( 1 , 1 2 6 , » Keller); mit abhängigem rtiatimatu: vet bring, das dir zugehört und gedenck, das die s u n n nit allzeit lauter und klar scheint aulT d a s erdtreich. KBISERSBERE granatapf. a 4 " ; ich mach ein homunculum e i cera . . nuhn also alles, das so wider mich incantativisch gebraucht w i r d t , wirdt verbracht in dem bild. PARACELSOS 1, 831. pari, praW. mit adjectivischem gebrauche: [die ewige vrrdamnüj, in welcher in ewigkeit anders nichts zu gewarten, als an statt der verbrachten freude leid ohne trost, an statt des zechens durst ohne labung. SimpL 1,116, l Kurz. 3) besonders ist bei letzterer bedeutung die biniung von verbringen mit angaben von seit u n d Zeiträumen (Jugend, aller, leben) hervorzuheben. verbringen ist n u r so « n i lebendig geblieben, M« anderen abstracten bedeutungen sind der Schriftsprache fremd geworden; hier u n d d a noch mundartlich, so im bair. FROMANN mundartin 4, TILI und so verbringen wir j O o i e r n eben das allerliebste Schlaraffenleben. GÖTH« 2,304; gewöhnlich wird der begriff näher durch präpositionale susätze (besonders Ortsangaben) oder adverbten bestimmt: d e r Vormund h a t s e i n e b e s t e n j ä h r e u n t e r a c t e n uud Geschäften verbracht. WIELAND 3), 141; einen h e r r l i c h e n Sonnentag so auf d e m eis« zu v e r b r i n g e n , geotlgte u n s nicht. GÖTIIE 26, 122; ein s c h a r l a c b k r a n k e s kind m e i n e s b r u d e r s , bei dem ich tage u n d n k c h t e verbringe. BETTINA triefe 2, 177; er verbrachte f r ö h lich den t a g ; verbringen mit pancket und spielen Ihre zeit, und mangelt ihnen nichts als bloaz die frOmmigkeit. OPITZ 1,137,343; und wie sie drauf in eitel lust und pracht mit j a g e n , turiiieren, b a n k e u e n , saus und braus«, zwei volle j ä h r e wi« einzelne tage verbrecht. WRCL*JU> Obenn 1,30; kommt Eridon, mit dir ein Stündchen zu vorbringen, »0 weist er nur zu gut. es intisz ihm »lets gelingen. G ö m i 7,9;

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indessen Ursula mil bücliern sieh beschäftige, mit theatralischen gedachtnlszQbungen die seit verbringe. PLATE* 169; ich verbrachte fast die hälfte jener nacht auf dem balkone. H. HIIRB 11,11. VERBRINGEN, n. substantiver infinitiv tum vorigen, fortbewegende thätigkeit, Handlung: der innere sulphur verblich und blieb in der ewigen unbeweglichkeit stehen, als in einem ewigen nichts, darinnen kein verbringen mehr war. 1. BÖHHE desijn. rerum 5, 1. VERBRINGER, in. der etwas vollführt: Christus ist der Vollender und verbringer des gesetzes. REISZKER Jens. % 31*. VEHBRINGUNG, f . : eine commission zur verbringung des herzens könig Ludwigs in das hiefiir bestimmte g e f l s z . IMps. tageblatt 17. august 1886. VERBRINNEN, verb. uri. ahd. farprinnan, siAd. verbrinnen, ursprüngliche gestalt des intransitiv!, im mhd. schon mit dem schwachen Zeitwort vermengt, belege für eintritt der schwachen form in die bedeutung des starken Zeilworts s. sp. 1 7 1 , 1 ; für den umgekehrten fall: da; er di stat sA gar verbran. JEROSCHM 310 Pfeiffer: veitere belege bei LEIER 3,81. im nhd. verdrängt di* schwache form die starke, doch haben rieft noch einige reste der letzterer erhalten; über die formen verbrannen, verburnen s. d.: ahd. diu marba Ist farprunnan, diu aila stät piduungan. mutpiUi ( 1 ; mhd. von des steine« kraft der fönls verbrinnet. da[ er zaschen wlrt. WOLISA» Part. 469,9; nhd. dein war kurzlichen darvor das schlosz Thungen verbronnen. Zimmer. chron. 3, 4 1 , 1 1 ; et ist auch das golden hansz zu Rom verbrunnen. REISZNIR Jerus. 2, 160'; in einem thurn . . machten sie ein f e u w e r , dasz das holtzwerck verbranne. KIBCBIOF wendunm. 2, 46 (2, ( 0 OsterleY); das ander (zur beute bestimmte) war im liger verbrunnen. milit. dtsc. 193; er verpran drei monate hernach so sanber. Garg. (1&90) 401; wo das faule meer »ichts unteraincken lästt, wo Sodoma verbrennen. OPITZ 3,218; von menschen: vil (leute) verbrunnen im läger. KtacBHor milit. discipl. 193; (das (euer) hat all deine schaf verbrent im augenblick an diesem end, und sind aueb all dein kneebl verprunnen. H. SACHS «,38,12; »om höllischen feuer: mit leib und seel würt (er) leidend sein, on underlasz die ewig pein und kau doch nit verprlnnen. WACKCRNASSI. kirchenl, 3 , 1 » , 14; bildlich von der tiebesglut, alterthümelnd: dasz mein herz am kreuiesschafte, milder Jesus, ewig hafl«, bis es liebend ganz verbronaen. TIECK 5,483; partic. praet. aijectivisch gebraucht: das prastthueb aber da« verbuldct orlgpplm daran risz mir einuiai ein QeckenpSlIelin so hart hinweg, das es mir das gantz verpronnen hinderdorff schund. Garg. (1590) 262. VERBRITTEN, verb. zum Engländer mache»: wer mich (die deutsche spräche) verbriltet, leb hasz ihn! mich galllcismat. Ich b a u Ihn! KLOPBTOCE 1,4. VEHBRÖCKELN, r«r!i. l) transitiv, in trickchen theilen; intransitiv, zu bröckchen werden. 2) reflexiv, sich in bröckchen zerkrümeln. VERBROCHEN, verb. zu brocken machen: das brot in die suppe verbrocken. HEINSIUS volksth. wb. 4", 1210. VERBRODELN, VERBRUDELN, verb. durch tu langes kochen verderben, sowol intransitiv als transitiv, dem einfachen brodeln, brodeln, beim kochen, aufwallen ein gerävteh machen (s. theil 2, 396. 411) ist durch ver eine schlimme bedeutung beigefügt. intransitiv: die speisen verkochten und verbrodelten; im bilde: ekel vor diesem verbrodelten volksbrei. AUERBACH neues leben (1862) 2, 209. das wort Stilen in der Schriftsprache, in zahlreichen mundart. alt brodcm weggehen, vergl. brortmen theil 2, 3 9 6 : verlirodinen, in aerem abire F R I S C H 1, 1 4 1 ' ; der dunst verbrodemt, tapar abit in aerem. S T E I N B A C H T, 2 0 5 . VERBRODUNG, f. biodverdung des leibes Christi, impanalion

verbrüderte sich mit d e r angelegcnheit (William Penns) und zog endlich selbst n a c h America. G G T I I K J I , 1 2 0 ; w i r vertrauten u u s immer näher mit den gesinmingen und denkweisen, bis wir uns endlich damit völlig verbrüdern k o n n t e n . Ii, 240. 3) pari, praet. aus transitiver oder reflexiver bedeutung hervorgegangen mit adjeclivischem gebrauche: die Alpen s t a n d e n wie verbrüderte riesen d e r v o r w e i t , fern in d e r Vergangenheit verbunden, beisammen. J . P A U L 2 1 , 1 2 ; ich s a h den beiden verbrüderten trauergestalten ernsthaft nach. T H D N N E L 5, 140; die vertinstrung d e r Verstandes u n d d e r ihr verbrüderte despotismns. K L I N G E R 1 2 , 1 9 2 ; verbrüdert mögt Ihr noch die haude reichen. P L A T I N 9 7 .

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HEIHSIUS

4*,

1271.

VERBRÖSELN, verb. verkrümeln, s. brüsein theil 399; l>i o