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German Pages 84 [85] Year 2022
DEUTSCHES
WÖRTERBUCH VON
JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
XIV. Bandes II. Abteilung 6. Lieferung WISSENSDÜNKEL — WOCHIG
19 60 S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH, BERLIN
Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag» Leipzig G 1, Schiimachergäßchen 1—3, i n Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie»Verlag GmbH, Berlin W 1* Leipziger Str. 3—4 Lizenz-Nr. 202 . 100/58/60 Offsetdruck: V E B Druckerei „Thomas Müntzer" B a d Langensalza Bestell-Nr. 3021/XIV/II/—/6 Preis: DM 5,— P r i n t e d in Germany ES 7 D
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WISSENSZWEIG—WISSENTLICH
WISSENSDÜNKEL—WISSENSWÜRDIG
wenn die neugior sich auf ernsthafte dinge richtet, dann
nennt man sie Wissensdrang M. v. EBNER-ESCHENBACH
ges. sehr, l, 14. — wissensdünkel, m.: ein sonderbares gemisch von Unwissenheit und Wissensdünkel W. E . v. K E T T E L E B briefe 12s Raich. — Wissensdurst, m.: des geistes Wissensdurst E . v. K L E I S T 1,188 E. Schm. — Wissensgebiet, n.; kenntnisse in den verschieden-
artigsten Wissensgebieten GUTZKOW ges. w. 3,165.
—
wissensgierde, f . : zur Vergnügung ihrer unmäszigen forsch- und wissensgierde E B . FRANOISCI d. letale rechen schafft (1681) 680. — w i s s e n s k r a f t , f.:
Ich hab ein mittel, in meiner wissenskraft: die todten ruf Ich und frage sie GÖTHE 3, 199 W.;
wie kann es ein mann von dieser Wissensfülle und wissenskraft aushalten so viel leeres hofeeremoniel mitzumachen L A U B E ges. sehr, L, 332. — wissenskram, m.: eine masse wüsten wissenskrams J U S T I Winckelmann 1, 406. — wis s e n s k r ä m e r e i , /.: pedantische wissenskrämerei FB. A. LANGE material. (1866) 31. — wissenslust,/., von CAMPE verzeichnet; dieselbe überreiche wissenslust, dasselbe ungesättigtefinderglüokiSliETZSCHE W. (1896) 11,164; aZiwiszlust: ich bekenne..., dasz mich alle meine lebtage die curiositet oder wisz - und erf ahrlus t zwischen ihren sporen gehabt VALVASOR herzogthum Crain (1689) L, 416. — Wissenslustig, adj., substantiviert: die Wissens- und thatlustigen GÖTHE 25,85 IT.—wissensnötig, adj., gern substantiviert: ich glaube nicht einmal alles wissensnöthige zu wissen GÖTHE I I 3, 322 W. — Wissensschatz, m.: ihren gesamten Wissensschatz fürs ganze leben M Ö R I K E 3,114 O. — Wissensstoff, m. F B . L . J A H N 1,138 E.; trockener Wissensstoff TREITSOHKE dtsclie gesch. 2 (1882) 65. — wis sensstolz, m.: (des) aufgeblähten wissensstolzes H. S T I E G LITZ erinn. an Rom (1848) 42. — wissensstolz, adj.: der wissensstolzen aufklärung T R E I T S O H K E dtsche gesch. 4,18. — w i s s e n s t r i e b , m.: wissenstrieb ohne beständigkeit B E T T I N E die Gttnderode ( 1 8 4 0 ) 2, 1 9 7 ; der wissenstrieb ist aus geheimniB und wissen wunderbar gemischt oder zusammengesetzt NOVALIS sehr. 2 , 1 7 2 M.; die neugierde im wissenstrieb, die geschwätzigkeit im zwecke der geistigen mittheilung . . . und alle diese ausartungen sind eben die grübe, worin der zu grund liegende wahre gehalt versinkend seine ursprüngliche kraft einbüszt FB. TH. VISCHER ästhetik 7, 3 6 5 ; die Weisheit, in welcher der wissenstrieb seine in ihm selber gelegene befriedigung findet W . D I L T H E Y einleit. in die geistes Wissenschaften 1, 161. daneben älter und vereinzdt wisztrieb: so gewisz der mensch erkenntniszvermögen und wisztrieb hat L A V A T E B physiogn. fragm. 1 (1775) 166. — Wissens weite, /.; wie bewundernswert auch die wissensweite und kombinationskraft (in E.'Meyers gesch. des aUertums) ist MOMMSEN an Wilamowitz 4 8 6 . — wissenswert, adj., von den Wörterbüchern erst spät verzeichnet: SCHWAN ( 1 7 8 3 ) 2, 1 0 6 2 A ; CAMPE, doch ist das wort älter: dieweil aber dieser krieg ausz vil Ursachen Wissens Werth ist, will ich kürtzlich . . . erzelen XYL ANDER Polybius (1574) 50; so vielfach Winckelmann auch in dem wiszbaren und wissenswerthen herumschweifte GÖTHE I 46, 25 W., bei ihm öfter I 24,191; i n 2,114; IV 40, 143; IV 41, 135; (er) theilt über sie manches wissenswerthes mit J . GRIMM kl. sehr. 7, 368. — wissens würdig, adj.: von wegen seltzamer vielerlei wissenwürdige gesohichten H. KORNmann mons Veneria (1614) A4 b ; nehmt weg, dasz Ihr (homerische helden) die weit verheeret, was bleibt, das Wissens würdig sei? A. v. HALISA ged. 17 B.;
die sonderbare biegsamkeit seines geistes für alle kunst, für alles wissenswürdige und schöne H E R D E R 16, 694 S.; 17, 309; als Goethe noch wenig wuszte, schrieb er den ersten teil des Faust, als das ganze reich des Wissens würdigen ihm geläufig war, den zweiten G B I L L P A B Z E B s. w. 20,212 8.; das wissenwürdigste J U S T I Winckelmann l, 296; daneben steht ein vereinzeltes wiszwürdig: also, dasz derjenige... viel denok- und wiszwürdigen historien beraubt wirdt H . M E G I S E R respublica Venetum ( 1 6 1 6 ) 8 6 . X I V . S.
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— Wissenszweig, m., bei CAMPE verzeichnet, noch nicht bei A D E L U N O : Lessings beispiel, der immer eine Zeitlang sich ausschlieszend einem und demselben Wissenszweige ergab J E A N P A U L 55/58, 281 H. — w i s s e n t h a f t , adj., s. o. wissenhaft. — wissentheit, f., s. o. wissenheit. WISSENTLICH, w i s s e n l i c h , adj., ableitung vom infinitiv, demnächst auch vom partizip, seit mhd. zeit belegt als 'bewuszt, beabsichtigt', dann auch 'bekannt', nur in ersterer bedeutung bis in die gegenwart fortlebend, wohl nur um eine vereinzelte und persönliche Verwendung handelt es sich bei MEISTER ECKHART : nü ist diu oberste kraft der säle also verwenet, daz si niht beliben mac üf keinen llplichen wizzentlichen dingen und also übergät der vrie wille vriliche alle wizzentheit und haftet an dem, daz er niht enweiz myst. 2, 521 Pf. 1) bewuszt, absichtlich, namentlich von verantwortlicher schuld gebraucht und darum auf rechtlichem und religiösem gebiete besonders häufig: daz ich wizzentliche und unwlzzentltche Btarker sünde h&n getän Laubacher Barlaam 11776 P.; kinder, die Ursachen, die die Sünden sachent, die behaltent etliche liite willeklichen und wissentlichen und gont do mit zu der bichte und zü dem heiligen lichamen unsers herren und enwellent ir gebresten mit bekennen T A U L E B 203, 4 F.; daz ist alse ein mensche sich nicht inbekennit wizzintüche in keinir heubitsunde noch in zwifile keinir heubitsunde parad. anim. int. 65, 30 Str.; urtheill, einer der einen marckstein wissentlich ausgrebt, denselben soll man in die erden graben pisz an den halsz (1506) weist. 3, 590; mentior ich lieg wissentlich, mutwiliiglich, cum consilio ERASMUS A L B E B U S dict. (1640) g l » ; wenn er seines eides nicht gelebt oder wissentlich und geferlich darwider handelt J O H . MATTHESIUS Sarepta (1671) I26 a ; der du . . . führest gottes urtheil wissentlich über dich J A O O B BÖHME V. dreyfachen leben d. menschen (1682) 102; die mitglieder des Vorstandes einer bank werden wenn sie . . . wissentlich den stand der Verhältnisse der bank unwahr darstellen oder verschleiern mit gefängnis bis zu 3 monaten bestraft bankgesetz v. 14. S. 1875, § 69, ohne beziehung auf das subject: schaden, so unB an unserem cammergut . . . wissentlich erfolgt (1629) ¿et Losi baier. bergrecht 194. attributiv: durch mich, min rat, hilff oder gedat oder wissentlich verhengen beschehen sie R I E D E R E R rhetoric (1493) f l a ; alle wissentlich, frefielich sünd tödet die gnad in der sei der ewigen wiszheit betbüchlin (1618) I13 a ; in wissenlichem sacrilegio J . NAS antipap. eins und hundert (1567 ) 7, 95». auf anderem gebiete: £ wolt ich den grimmen töt wizzentlichen llden HEINZKIIN v. CONSTANZ 2343
PI.;
all und ieglich obbestimte Sachen gott vater offenlich leidet, ungezweifielt gantz wissenlich, nachdem seiner göttlichen weiszheit nichts verporgen sein mag B E B T H O L D v. C H I E M S E E teutsche theologei 63 R.; naturforscher, die . . . jeder gefahr wissentlich entgegengehen GÖTHE 25, 182 W.; (er) war wissentlich über alle maszen stolz auf sich selbst, dasz er . . . seinem kinde solches spenden konnte HANS GRIMM südafrikan. novellen (1921) 221. als einschränkende parenthese: da ist kein einziges urtheil, auf welches ich, mir wissentlich, den geringsten einflusz gehabt hätte L E S S I N G 10, 427 M. attributiv: (so) sage ich aus wissentlichem grund ungetadelt aller andern scribenten opinion L . T H U R N E I S S E R magna alehymia (1683) 81; wer aber gar keinen wissentlichen zweck . . . hätte C H B . AUG. CBUSIUS moraltheohgie (1773) 2, 921; dessen frieden ist mehr als der eines anderen auf innere beschlossenheit und wissentliche klärung gestellt KOLB E N H E T E R ParaceUus (1926) 3, 174. vom physischen beumsztsein: dlrre varwe trnoc geliehen 11p von Pelrapelr diu künegln: diu zuet Im wlzzenllchen sin. sns hielt er als er »liefe PamraJ28S, 22. 51
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WISSENTLICH
WISSENTLICH
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fest ist der gebrauch von wissentlich in der bekräftigungs- teuffei und ohn den geheisz gottes PABAOELSUS opera formel am eingang und schlusz von urkunden: wir Ulreich (1616) 1, lio H. von Rosenbergh vleihen auch wissentlich mit kraft des attributiv: 'bekannt': das er (Cicero) hundert und drei briefs . . . (1423) in vxddheimat 10 (1933) 22; (wir bekennen) und sechtzig wissenliche bücher, on di di verloren sein, daz wir denselben holden die bestimbten guter geurbart gemacht habe SCHWARZENBERG Cicero (1535) 16B; ein dieb haben wissentlich mit dem brief, dieselben zu verist der, welcher etwas findet und solches seinem wissentkumbern, zu versetzen und zu verkaufen (1500) der lichen herrn nit alszbald wider uberantwortet Äa. ALBEBdeutsche bauernkrieg, aktenband 28 Franz; thun offen undTmus zeitkürzer (1603) 70B; (es sollten) alle wissentliche und künden wir wissentlich mit disen briefi allen leuthen . . . bekannte gefangene gegeneinander ausgewechselt werden GBAJT v . BBANDIS iiroi. adler (1678) 133; h a b e a u c h
zu
S. v . B I B K E N Donaustrand
(1684) 184.
der Charakter des
mehreren zeugnisz mich eigenhändig unterschrieben und nachfolgenden begriffes wird besonders betont: die zinsz . . . mein petschafft wissentlich vorgedruckt (scKuszformeil seind wissenlich wucherzinsz J. STBAUSZ wider den wucher eines soldatenabschieds) H. v. FLEMING vollkommener Sol- (1523) 2*; werden wir zwingen unsere kind in klöster ze dat (1726) 182.
g o n , i n ein wissentlichen k&rcher EBERLIN v . GÖNZBURG
1, 90 ndr. adverbieü: 'nachweislich': schärfer mit dem sinn der absichtlichkeit, der zweckhaften Überlegung: wiewol nu vieler anderer gelerter . . . in deszglelchen man Ihr -viel drund find, dieser ersten monarchi hin und herwider gedacht wird, die wissentlich gestorben sind EYEHINO prov. 1, 786; las ich doch dieselb hiemit wissentlich aussen E. MENIUS chron. Carionis (1690) 1, 91*; omitto prudens ich lasse es (leute), die da wissentlich tüchtig DANNHAWEB katech.gerne oder wissentlich unterwegen B. FABEB thes. (1587) milch (1657) 1,427. wissentlich benennen, anzeigen u.s.w. 666b; manche lücke, die ich in meiner darstellung wissent'genau, zuverlässig angeben': die mülner, wann sie anlich und unbewuszt offen liesz GÖTHE I V 26, 167 W. gesuecht werden, sollen dem mallmann die stund, wann ohne beziehung auf das subject, nur gelegentlich: man ihme das getraid aufschittet, wissentlich benennen herzen . . . die heucheley und BChertzen nie wissendlich berührt
österr. weist. 1,13,6; da solliches besch&che und wissentlich in erfahrung gebracht wurde, derselb mit ernst darumb gestrafft werden solle 1, 105, 84; wer auch darüber S. DACH, «. Königiberger dichterlarei» 60 ndr.; mit ainem unrechten gwicht, ein oder masz begriffen oder ein ander stercus i s t . . . ein ander die substantz, welcher solches wissentlich über jemands anzaiget, das dieselben noch viel sichtbar und unsichtbar, wissentlich und un. . . durch gmainen markt gestraft . . . werden (1568) wissentlich v o n menschen g e h n d PABAOELSUS op. (1616) l ,
7720 H.; dasz sie von dem Verwalter als eine geschwächte wissentlieh sei geheiratet worden JOH. RIEMEB pol. maulaffe (1679) 168; wenn ihm (dem Vorleser) ein dritter wissentlich mit den äugen vorspringt GÖTHK 20, 46 W.
10,17, 2.
b) auf rechtlichem gebiete erhält das wart rechtlichen Charakter: noch guten briven und wizzintlichen Urkunden andirer kurfursten (1354) bei ZEUMEB goldene bulle 2, 65; wände waz ein man wizzentliche lezet sinen 2) offenkundig, bekannt. kinden unde ouch vor den ougen lit, da mao nimant vor gesweren nach der stat recht Freiberger stadlrecht cap. 5 a) wissentlich sein bekannt sein, wissentlich tun, machen bekannt machen, mitteilen, in diesen Verbindungen§ 13; mit iren wizzentlichen boten . . . invordern man. Boica 42,229; besonders im sinne von 'öffentlich, notorisch', begegnet das wort vornehmlich: persönlich und unpersönlich: manifestarius für ein öffentder küneo, der wlzzentllcbc M t licher oder wissentlicher dieb EB. ALBEBUS dict. (1540) 6 B ; an mlnnen cumpanle, deist mlchel dorperte kumbt aber ein streichender wissenlicher dieb in das GOTTFRIED T. STRASZBURO Tristan 16614 ü . ; aigen . . . , so soll man im nacheilen aufs pest man kann item 3 m. armen luthen geben ..., das ist wol wissintlich und mag (1549) österr. weist. 11, 263; weloher auch ain den huskompthur Marienburger treszlerb. 109 Joachim; wissentlichen thftter underschlaipf gibt, aufhelt oder wissentlich si, daz dis buch ist tot gerechent und uzwarnet, verstegkt . . . ebda 8, 844; so ein wissentlicher geschrebin, also daz man hir uz nimanden me manen sol notzucht bei uns zu Hofheim geschehe weisthümer 6, 95; handel>rechn. d. dtschen ordens 101 Sattler; alse uwir liebewissentlicher ader bekentlicher sohulde stadtb. v. Brüx wole wissintlich ist, daz ... bei STUHHAUBEX privatbr. d. nr. 840; (zum tode verurteilt) als wüssenliche und ungehormittelaUers l, 20; si seinen leichnam in die erden begrüben, same beleidiger und sohm&her STUMPF Schweizerchron. das er keinem menschen nicht wissenlich were wan gott (1606) 320B; daher denn auch: den andern ain wissentallein der heiligen leben, winterteil (1471) 165*; es ist auoh lichen böswicht hett gescholten Zimmer, chron. 2, 323, 22 hie zu sagen, das wissentlich in Edessa . . . beschehen ist B.; in. aidehnung an 1 wissenhaft: ich neme dir heutzuO. HEDIO chron. Qerm:( 1630) 20l b ; erstlich ist das wissenttage dein lantrecht und all dein ere . . . und teile darum lich, das Moses mit seinem gesetz durch Christum ist . . . dein elioh weib zu einer wiszentlichen witwen, deine auffgehaben LUTHER 19, 287 W.; die romisch kirch . . . , kinde zu wiszentlichen waisen rechtsaltertümer* 1,58; und wie wissentlich ist 6, 79; und so auch dasselb wissentlich ebenso wie wissenhaft von dem gütlichen einverständnis und am tag was LUDWIG V. EYB Wilwolt v. Schaumburg zweier parteien: um des willen, das ein gutlicher frid51 Iii. ver.; ob auoh ainer icht ain rainstain verker&t, auslicher anstand . . . ein gutliche wissentliche Unterhandgrueb oder nit hielt, das wissentlich wurde, den sol man ... lung angestellt, zugesagt und geschworen worden (1525) (16. jh.) österr. weist. 6,37; w i r . . . thun kund und wissend- chron. der stadt Bamberg 225 Chroust. A lich M.C.SOHDTZ historia rer. prussic. (1692) Q 6 ; welcher 3) gewisz: burgersmann, a\ner dem andern an ainem frembden Orth west Ich in ze gotee rlche hinterrücks ohne gegenwort mit ungebierlichen Worten so rehte wizzenUche STRICKER Karl 10688; auszrichten tuet, und da es an ihm wissentlich gemacht daz wlrt dir das zu ougen bracht, wurde, . . . österr. weist. 6, 386; gerichtstermin dem bedaz du daz wlssenllch weist klagten auch wissentlich zu machen J. AYBEB hist. proc. des nu gelonben mnz dln gelst juris (1600) 65; in abschätzigem sinne: (sie) sollen reden HEINRICH V. HESLER apokal. 3355; . . . von hübschen, lustigen, erberen dingen und nicht Ich lasz mich gar ungern brauben von gemeinen, wissentlichen Sachen, wann in sollichs für melns rechten wissentlichen glauben leichtvertigkeit zugeschriben möcht werden ALBBEOHT Freidank (1539) 38»; v. ETB dtsche sehr. 1,73; formelhaft: auch werden beso ist die höchste wissentliche warheit Frankfurter archiv deuttet di vier ewangelisten bei vier figuren, und wissentv. j. 1563 bei DIEFENBACH-WÜLOKEB* 907; vgl. assertive lich Matheus vernimt man in eim menschen erste deutsche wissenclich, wissentlich, wissenlich (16. jh.) DIEFENBACH bibel 1, 6; wieviel solcher groszer gutthat beschehen den gloss. 66b (sonst auch mit gewisz, sicher, vestiglich u. ä. argen bösen leuthen, nemÜch und wissentlich durch den wiedergegeben 15./16. jh. ebda).
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WIST—WISZBEGIERIG
WISSER—WISSIGLICH
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1 WIST,
f., wissen, kenntnis. nominalbildung zu dem 4) ah auszeichnende eigenschaft nur spärlich bezeugt, so als klug, gelehrt: sciens ini. w. 2 , 3 5 Kr.
schon früh jedoch auch ganz allgemein 'sich zeigen': es gehet ein tag 4 weg, es will sich nichts wittern v. SCHWEINICHEN denkwürd.
103
öst.;
mns wecken meine geselschaft halt weil sich ihr keiner wittert bald A. CALAQIÜS Rebecca (1599) £ 1 " ;
zum dritten wird gesagt, dasz sich ein wunderbahrer verstand für jähren bei diesem knäblein gewittert habe V . HERBEBGEB hertzpostilla
(1613) 1, 1 4 3 ;
was wittert sich dort an der grufft? welch yolk? was ists? es ruflt und rufft Q. KÜHL MANN kühlpsatter (1684) 1 , 1 1 0 ;
so, dasz das fieber sich in denen fingern wittert STOPPE Parnass (1735) 334; die seligen im h i m m e l . . . begehren keine andere ruhe, als sie in der liebe und im lobe gottes finden . . . diese art wittert sich nun schon in den heiligen kindern gottes, weil sie noch im fleische leben CHR. SCRI-
in der
bedeutung
(1831) 1, 539;
da vor uns klafft ein finsterer Schlund, es wittert feucht empor vom grund A. FE. v. SCHACK in: dtsche dicMung 6,117« Framos.
sich
dlsz zwingt mich, kommt mir ein, wie rasend es {das trauetgespenst) sich wittert, wie es den bogen spannt, wie es den pfell erschüttert, zu dencken, wer ich sei GEYPHIUS trauersp. 335 P . ;
(1737) 1, 6 5 4 B . geradezu
5) wittern von Vorgängen in der natur, die sich unter einflusz der Witterung vollziehen. a) bei nassem weiter aus dem boden hervorsteigen: überall wittern salze aus dem steppenboden RITTER erdJede (1822) 3, 141; in Ostindien wittert es (soda) nach den Überschwemmungen aus dem boden SPRENGEL chemie
f . landuiirte
du sitzest auf dem thron, für dem die teufel zittern, es kann in deinem reich sich ewiglich nichts wüttern J.SOHEPFLER bei FISCHER-TÜMPEL kirchenlied 5, 408;
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'sich regen': dasz in der lateinischen spräche wenig tüchtiges, in der deutschen aber, die sich doch sonsten etwas wittern will, durchaus nichts dergleichen an den tag gebracht worden OPITZ geistl. u. weltl. poem. (1646) 3, 64; die poeterey, die ungeachtet der nunmehr langwierigen kriege sich allbereit hin und wieder so sehr wittert und reget ders. dtsche poemata (1625) vorr. b 2.
250 P . ;
das
5-6
ähnlich: da Johannes und des heilandes mutter unterm creutz gestanden, wie sie ihn so lieb gehabt und begraben, und wie die leichendünste dieselben tage über gewittert haben ZINZENDORF gemeine reden (1749) 344. auch vom dampf, der von den erzgängen emporsteigt, vgl. Witterung 8, witterungsfeuer: solte nicht das gewaltige fewer in der erden, das . . . offt zu tag herauszwittert . . . die krafft a u c h h a b e n JOH. MATHESIUS Sarepta
(1571) 36».
b) etwas an die frische luft bringen, es dem weiter aussetzen, lüften: all . . . wisen sol ain jeder phleger durch seine eehalten oder taglöner selbs wittern und zu heu an Schachen machen, beraitten und rechen laszen (Rotten berger
urbar
v.j.
1544) beleg
bei
SCHMELLER-FR.
2,1061;
die gewalkte gersten auf der malztenn soll öfters gewidert (umgerührt, gelüftet) werden ebda; die wisen . . . ab zu mäen und einzurechnen . . . auch mit pestem vleisz zu wittern österr. weist. 5, 630; gut gewittertes heu zu verkaufen Zeitungsanzeige nach FISCHER 6, 3432; wittern vorn gemähten grase: mit dem rechen auseinander streuen UNGER-KHTTLL steir. 63l b ; wirrem dem wetter aussetzen, an wind und wetter gewöhnen, abhärten CBECELIUS oberhess. wb. 910. im bilde mit adverb 'durch das wetter zerstört werden': mit den Preuszen ists nichts, die sind alle theisten, da hält kein nagel und alle planken wittern a u s e i n a n d e r GÖRRES ges. br. 3, 174.
c) eigenartig, als ob es sich um eine übliche Verbindung handelt, deren ausgang der voraufgehende gebrauch sein könnte: er war darumb nicht auskörnen, daz er tanezen wolt, er war darumb auskörnen, ob sein not geschech, daz er durch seins freunds willen sein swert witern wolt in wagnusz seins lebens (1439) denkwürd. d. Helene Kottannerin 41 Endlicher, vgl. er rucket sa daz ander (schwert), daz het er wol erkunnet, mit liehtem blicke glander ward ez da wol gewittert und gesunnet jüng. Titurel 5725, 2 Bahn. 6) spüren, durch den geruchssinn wahrnehmen, auch das anord. victra umfaszt die beiden bedeutungen 'eine art wetter sein, und 'schnobern', ohne dasz sich über die beziehung beider zueinander mehr als eine Vermutung aussprechen liesze, doch vgl. neuengl. to wind 'dem wind aussetzen, lüften' und (in der jägersprache) 'spüren', das simplex wittern begegnet auf deutschem boden erst in frühnhd. zeit, das mhd. kennt erwittern 'durchwehen', s. LEXER 1, 702 (s. teil 3,1069) und anwittern 'anwehen' in der auch später bezeugten anrede an den hund: waz witert dich nu an, geselle
HADAMAR V. LABER d. jagd 17
Stejskal;
vgl. anwittern teil 1, 521 und: darnach so der hund verfahrt, soll der jäger mit_ dem hund also r e d e n . . . : was wittert dich an? traut guter hund SEBIZ fddbau (1579) 566. a) von tieren: (der hirt spricht) ey, ey, vor mir sie (die Wölfin) scheucht, hat mich gewittert, davon fleucht HANS SACHS 2 0 , 1 5 3 K.-O.;
52*
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WITTERN 6
im compos. alles gewildt vernimpt, das heist man sonst gewittert J . H.MEICHSZNEE handbilchlin (1587) 23 b ; unter solchen-sterbensgedancken wurde unser printz von einem herabspringenden tyger nicht wenig erschrecket, welches die leichen gewittert ZIEGLER d. asiat. Banise (1689) 11; denn so weit hält man, dasz eine biene wittere GRÜWEL bienenkunst (1719) 72; wie der jagdhund . . den der instinkt fortreiszt, wenn er das wild wittert KLINGEB W. (1809) 3, 170; a m raeinen leisen krächzten raben, die fäulnis witterten SCHUBABT ». ged. (1825) 2, 215;
ein groszer Spürhund witterte den weg, den die verliebten g e n o m m e n h a t t e n BBTTDEB GRIMM dt. sagen (1891) 1, 213;
nach Selons wittert der afrikanische elefant die mehrere stunden alte fährte eines menschen sofort BBEHM tierleben 1,16 P.-L.; man sagt von der gemse, dasz sie lieber hungers stirbt als eine pflanze benagt, woran sie die berührung einer menschenhand wittert W. H. RIEHL d. dlsche arbeit (1861) 292; die tintenfische ..., wenn sie eine beute . . . wittern . . . trüben die gewfisser W. WEIQAND ewige schotte (1927) 590. auf jemanden wittern selten bezeugt: (der bär) stieg auf den von ihm abgeschrotenen stammklotz und witterte auf ihn mit blasen CHR. LEHMANN histor. Schauplatz
(1699) 560.
b) vom menschen. a) zunächst noch vom wahrnehmen mit den sinnen: so kam er (der menschenfresser) herein: 'ich wittre, ich wittre menschenfleisch' leinder- u. hausmärchen (1812) 1, 274; vergebens stellten oft des graten grüne Schergen dem schlauen Wilddieb nach; er witterte sie kaum, so wuszt er . . . sieb zu verbergen PFEFFEL poet. veri. (1812) 5, 98; kaum rennt Crispin zum neuen Bchmause und wittert angenehmen wein HAQEDOEN poet. w. (1769) 3, 52; Roberto rüstet stattlich seine küche, der gast erscheinet mit dem stundenschlag, er wittert ferne sebon die wohlgerüche, sie künden ihm ein treffliches gelag L. UHIAKD ged. 1, 363 Schmidt-Bartm.; er wittert wahrlich rosenduft MÖBIUS ge». sehr. (1905) 1, 219 Göschen: ein stern Btlll nach dem andern fällt tief in des hlmmels kluft, schon zucken strahlen durch die weit, ich wittre morgenluft EIOHENDOBFF 1 , 1 , 9 3 Kosch.
anschaulich: und dann war auch der atem des meeres da, ein guter reiner duft. er witterte in die luft: das m e e r FRANK THIESZ zentaur
(1931) 234; sie b l i e b s t e h e n ,
witterte mit der feinen nase die wohltätige l u f t RICARDA HÜCH d. gr. krieg (1920) 8, 294.
das instinktive, gefiihlsmäszige dieses ahnens kommt mitunter deutlich zum ausdruck: nicht die mutter (des Odysseus), die träumend dem gewitterten blute naht und gehemmt wird (erkennt ihren söhn) J . H. Voss antisymb. (1824) 1,207; sie (eine bauernmagd) weisz nichts; aber sie wittert die blutsverwandtschaft aller kreaturen CABOSSA d. arzt Oion (1931) 76. es wittert 'es riecht, es sind anzeichen vorhanden, es macht den eindruck\hier wittert« nach der hexenküche, nach einer längst vergangnen zeit GÖTHE 115, 71 W.; auf ihnen nach! schrie der söhn, hier witterts von einem v e r b r e c h e n KÜRNBERGER nov. (1862) 106.
mehr im bilde und schon nach ß hinweisend: wittert ihr den giftgen athem der verdamnis schon?
TH. KÖENER IC. 3, 231 H.;
ich wittre den geruch von einem exekutionsmorgen GÖTHE I 8, 246 W.; ich (Danton) wittre was in der atmosphäre, es ist, als brüte die sonne unzucht aus 6 . BÜCHNEB nachgel. sehr. (1850) 93; nach einem tiefstand der Stimmung hatte man . . . wieder morgenluft des heranreifenden erfolges gewittert HINDENBURG aus meinem leben (1927) 290. intransitiv, 'herumschnüffeln': der, wie ein wachsamer chef, eine Viertelstunde vor der bestimmten zeit auf dem platze witterte v. HIPPEL lebensläufe (1878) 3, 2, 510;
WITTERN e
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wie mancher miszwillige schnüffelt und wittert um das von der muse verllehne gedieht GÖTHE I 5,106 W.
ß) sich von dem ursprünglichen sinn weiter entfernend, aus anzeichen etwas dingliches, das durch ort und zeit entfernt ist, (richtig) vermuten: denn so sie das schiff nicht bald gewittert und vermercket hätten, würden sie von dem arabischen schiff plötzlich sein überfallen worden FBZ. F . v . TROILO orierd. reisebeschr.
(1676) 596; d e r C u r d e
hatte durch kundschafter . . . bald unsere caravane gewittert JUNG-STILLING S. sehr. (1835) 4, 556; sobald meine mitschüler meine . . . reichthümer witterten BAHRDT gesch. s. lebens (1790) L, 113; vielleicht sinds räuber, deren habsucht hier ein köstliches geschmeid und ringe wittert GÖTHE I 9, 266 W.;
er (der trödler) witterte sie (pokale und becher) in den dunkelsten winkeln und küchenschränken auf den dörfern W . RAABE hungerpastor
(1864) 1, 91; w o i c h e i n e n n e u e n ,
mir noch ganz unbekannten gipfel witterte HEBM. v. BARTH nördl. Kalkalpen (1874) 150; Paracelsus witterte sie (die Stadt hinter der seichten talbiegung) nahe KOLBEN HEYER Paracelsus
(1926) 3, 346.
y) bei abstractem objekt in die bedeutung 'ahnen, vermuten, argwöhnend übergehend, häufig von einer drohenden gefahr, einer versteckten absieht u.s.w.: wir wittern wankelmuth und miszbehagen des manne, der hoch und immer höher strebt GÖTHE I 16. 291 W.:
viele, ja, die meisten krieger . . . witterten in allen maszregeln nur verrätherei des Vaterlandes H . ZSCHOKKE S. ausgew. sehr. (1824) 2, 274; obschon sie nicht wuszten, was er im Schilde führe, witterten sie eine kriegslist in seinem benehmen und ahmten es auf der stelle nach G. KELLER ges. w. 4, 246; auch sah er jetzt den schwarzen kerl . . . prüfend an, wie wenn er schliche witterte W . SCHÄFER erz. sehr.
(1918) 1, 50; ü b e r a l l s i e h t e r e s
spuken, allerwärts wittert er ein unglück G . FOCK Seefahrt ist not (1914) 234; auch diejenigen, welche sich die fertigkeit erworben haben, aus wenigen grundlinien eines neuen . . . systems — wenn auch nichts weiter, doch aufs mindeste atheismus zu wittern, halten sich an diese e r k l ä r u n g FICHTE S. W. (1845) 1, 249; e r w i t t e r t « n a c h
hannoverscher weise überall nur versteckte tendenzen preuszischer hegemonie L. HAUSSER dtsche gesch. (1854) 9, 33; er witterte sogar stellenweise einen d u f t von pantheismus (in Unwirrschs predigten) W. RAABE hungerpastor (1864) 1, 215. mit nebensatz oder transitiv konstruiert von einem geheimen geschehen: wecke mir auch die Luise, das wittere ja der probst nicht, dasz ein priester die Uppen entweiht mit dem türkischen gräucl J . H. VOSS ». ged. (1802) 1, 09;
er hatte gewittert, dasz hier ein mann wohne, der sein testament machen wolle, darum kam er sogleich gelaufen L. TIECK sehr. (1828) 12, 22; sie witterte meine gänge zu dem . . . pfarrer FR. LAUKHABD leben u. schicksale 1, 373. ganz allgemein intransitiv und transitiv: sie (die politik) ist eine Sache des Instinkts und der beobachtung — wer am schnellsten und schärfsten wittert, . . . der ist der mann dazu FR. M. KLINGER W. (1809) 9, 59; Wilhelm fing an zu wittern, dasz es in der weit anders zugehe, als er sich gedacht GÖTHE' I 21, 291 W. göttliche kräfte glaubend spüren: ein angenehm und kaltes sebüttern zwingt einen gleichsam auszer sich als schien der ahndung kraft was göttliches zu wittern STOPPE Parnasz (1735) 36; aber dennoch wittert und spflrt die seele Uber all der lastenden nacht der schmerzen eines reinen, nimmergctrflbten bimmels göttliche klarhelt H. ABEXT mod. dicMerchar. (1885) 204.
wissenschaftlich (richtig) vermuten: der Verfasser einer vita Faronis wittert im namen seines heiligen das lateinische famen und ros JAC. GRIMM klein, sehr, L, 304; auch nähern sich schon die mythologen, welche . . . wegen ihrer feldarbeit eine gottheit des erntesegens wittern wollen L. STEUB drei sommer in Tirol (1895) 1, 144.
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WITTERUNG
WITTERUNG, f. ableüung von wittern, seit demfrühneuhochd. bezeugt, vgl. ags. wederung wetter; mengl. wederinge. 1) der zustand der atmosphäre Überhaupt, im gegensalz zu wetter sich auf einen längeren Zeitraum erstreckend: Witterung und commotiones desz lufEts PARACELSUS opera (1616) 2, 422; was die Witterung dieses jähr an-
WITTERUNG
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auf der kalender Witterung HARSDÖREFER gesprächsp. (1641) 7, 30; Eudoxos, ein fürnehmer philosophus . . . hat einen calender sampt der Witterung gemacht J. H. SCHILL teutscher spr. ehrenkranz (1644) 82; er . . . machte jährlich den kalender mit der Witterung, den bauerregeln und dem aderlaszmännchen G. KELLER W. 4, 272.
3) schlechtes wetter: tempestas wytterung, gewytter SERRANFS dict. (1540) c 4 b ; dasz auch bei den Römern herr macht alle Zeiten und Witterungen, frost und hitze . . . in regen und Witterungen, wie auch bei alten und mad. Ouion christl. u. geistr. br. (1728) 390; leidtragenden leuten das haupt damit (mit hüten) zu be decken üblich gewesen P. J. MARPERGER beschreibg. d. des meerea ebb und lluth, die hlmmelsluflt, der wind, hutmacherhandw. (1719) 16; die Witterung macht mich der zelten Witterung, nichts unerforschtes sind HAGEDO&N vera. einiger ged. 61 lit.-dmkm.; ganz unglücklich, und ich befinde mich nirgends wohl als in meinem stübchen GÖTHE IV 9,13 W.; es gibt jahresdas donnerwetter mit der winterk<e zu vergleichen, zeiten und Witterungen, wo man keinen hund vor die also wetter mit Witterung G. CHE. LICHTENBERG verm. thür jagen mag BETTINE dies buch gehört dem Icönig sehr. (1800) 6, 214; (1843) 2, 273; tage, an denen es die Witterung undenn des barometers walten möglich machte aufs feld zu kommen W. v. POLENZ Ist der Witterung tyrann GÖTHI I 3, 362 W.; Orabenhäger (1898) 1, 115; im winter wohnen auch nomaunter dem vorgeben, die gegend, land und leute recht andenvölker nicht selten in festen Wohnsitzen, um sich . . . zusehen, fing ich an, bei jeder Witterung, gut oder vor den Unbilden der Witterung zu schützen HOOPS waldschlecht, den tag im freien zuzubringen G. KELLER ges. w. bäume u. kuUurpfl. (1905) 492. 3,217. dem begriff 'klima' sehr nahekommend: Europa... 4) freie luft, wind und wetter, einflusz des wetters in hat ein mSszige Witterung STUMPF Schweizerchron. (1606) längerem Zeitraum: die campanische wein legt man un12b; m a n fürchte die Witterung der unterschiedenen theile der erde nur nicht GOTTSCHED neueste aus d. anmuth. verdeckt an die Witterung RIVHTS Vitruv (1575) 74; welcher gras auf den wiesen, flachs auf der Witterung gelehrs. (1751) 8, 578; die Witterung soll so milde sein, entwendet, der solle . . . gestrafet werden (v. j. 1766) dasz er ihr vor der canadischen am Quebek den Vorzug württ. ländl. rechtsquellen 1, 250 Fr. Wintterlin; einige gibt G. FÖRSTER S. sehr. (1834) 4, 101. in Wörterbüchern de» 16. und 17. jh. vereinzelt für monat: october, die . . . Überbleibsel des altherthums . . . , die, . . . der Witterung noch . . . einige tausend jähre werden trozen können achtest Witterung S. ROTH dict. (1571) L 5A; december, die HERDER 15, 614 S.; der marmor sei zart und durch die zehendeste Witterung, christmonat HEOTOLD (1620) 124. häufig mit adj. versehen, die das wetter charakterisieren: Witterung bereits angegriffen, er müsse bedeokt stehen HERMAN GRIMM Michelangelo (1890) 1, 206. ein reisender edelmann bäte den Jupiter, dasz er ihm die gnade thun und schöne Witterung zu seiner reisz ver5) auf das menschenleben übertragen. die schlechte Witteleihen wolle discourse d. mahl. (1721) 4, 68; die Schäfchen rung bezeichnet kritische Zeiten: welches (ungewitter) gelten bei uns in der regel als Vorboten schöner Witterung Cicero, als ein dergleichen politische Witterung und langet, ist . . . BFNHARDUS Thür, chron. (1613) 802; der
L . LAISTNER nebelsagen (1879) 22; ich h a b e bei guter
wetterzeichen hauptsächlich verständiger naturkündiger, im voraus sähe D. W. TRILLER poet. betrachtung. (1750) l, 402; von England nahm er seinen weg nach Holland, und hielt sich da auch etwas auf; kam aber in eine besondere Witterung hinein (der pastoralbrief hatte alles aufgebracht) A. G. SPANGEHBERG leben Zimendorfs (1774) 1187. der wandrer späht, wann er die fahrt beginnt günstige, freundliche lebensbedingungen werden mit guter nach allen zeichen gQnstger Witterung E. BAUFACH drum. u. ernster gattunq (1835) 6,285; Witterung verglichen: die blumen des herzens wollen freundliche pflege, ihre wurzel ist überall, aber sie selbst gesie waren der hungersnoth nicht bloszgesezt, die bey deihn in heitrer Witterung nur HÖLDERLIN ges. dichtg. einer ungünstigen Witterung oft die wilden aufreibet 2,127 Litzmann; bei solcher Witterung muszte wohl die A. v. HALLES Alfred (1773) 231; sehr erfreulich ist, dasz blume junger liebe fröhlich erblühen HOLTEI erz. sehr. die ernte und die neue bestellung der felder trotz der un5, 47; die menschenpflanze bedarf der günstigen Witterung gewöhnlich ungünstigen Witterung . . . hat beendet werden können MOLTKE ges. sehr. u. denkwürd. (1892) 1, 235; zur rechten zeit HEBBEL br. l, 224 Werner; ich werde mich freuen, sie bei kräften und bei besserer Witterung wieder das dach . . . ist eine decke .*.., alle üble Witterung abzutreiben W. H. v. HOHBERG georg. cur. aueta (1662) 1,24; zusehen (Unwirrsch hatte seinen letzten verwandten begraben) W. RAABE hungerpastor (1864) 8, 70. persönlich es musz allen Übeln Witterungen getrozt . . . werden gebraucht; das toben des Unwetters wird auf menschliche SCHLEIERMACHER s. W. (1834) I I 4,16; die rauhe WitteZornesausbrüche übertragen: nun kommt mir einer darung ist ihm (demfeigling) nicht zuträglich J. J. SCHWABS belustig. (1741) 2, 96; sie muszten sich zugleich gegen rauhe zwischen und kündigt mir. da kam ich ganz höllisch in Witterung, da war alle ruhe wieder vorbei denkwürdigk. Witterung durch kleidung und obdach schützen O. PEeines arbeiters 877 Oöhre; he was in der witterunge im zom SOHEL völkerkde (1874) 475; es hat der ayehhorn ein v o r wüasen verenderlicher Witterung HEROLD -EORER Oesners WOESTE westf. wb. 327b. im bilde: kinder . . . haben ein scharfes auge für die Witterungen, die auf den stirnhorithierb. (1563) 13A; dieselbige natur, welche sie von diesen zonten der eitern heraufziehen GUTZKOW ges. w. (1872) nordländern nach Africa treibet, führe sie auch nach 5, 280. veränderter witterunge . . . aus Egypten weiter fort Witterung funken von 10 zollen... gezogen G. CHR. LICHTENBERG br. 2,33 L.-Bch.; bei guter Witterung setzen sich die Wallfahrer gleichwohl lieber ins freie L. STEUB drei sommer in Tirol (1895) i , 162;
J. PRÄTORIUS winterflucht d. sommervögel (1678) 429; denn 6) im der jägersprache, vgl. wittern 4. weil absonderlich die kalte dem leibe schadet, er auch die a) die fähiglceit der tiere, mit dem geruchssinn etwas für veränderliche Witterungen in der luflt nicht blosz veruns nicht wahrnehmbares zu ersparen: da der fisch mit tragen kan CHR. WOLIT gedancken v. d. menschen thun u. dem stram unterwärts die Witterung haben kann hauslassen (1720) 825; aber dieses wird sieh bey der heranhaltg. in Vorwerken 190; denn auszer dem hat der hund rückenden veränderlichen wittrung bald verbieten J. M. von der ferte keine genügsame wieterung H. FR. V. GÖOHMIT.T.EK briefw. dreier ak. freunde (1778) 1, 75. HAUSEN notabilia venatoris (*1741) l ; werden... die wölfe und löwen . . . dreister, ihre Überfälle um so gefährlicher, 2) Witterungsbeschreibung, Witterungsvoraussage, wie sie die holender bringen: der (dank) würde aber noch gröszer da sie Witterung von den hülflosen fieberkranken zu haben scheinen RITTER erdkde (1822) 1, 875; darüber sein, wan er gantzer jähr Witterungen continuirlich in wachten auch die gänse im stalle auf . . . , denn sie hatten druckh gebe J. K~TTPT.HR opera omnia 1, 454; es . . . sey die rechte Witterung von den heimlichen Umtrieben am auf dergleichen propfeceyung nicht mehr zu halten als
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WITTERUNG—WITTERUNG-comioirto
WITTERUNG-eowpoiito—WITTIBLEIN
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thurme EICHENDORFF a. w. (1884) 3,466; woher sie (die künde) die Witterung hatten, dasz der fuhrmann . . . ankam K . GUTZKOW ritler v. geiste (1860) 1, 105;
diaet... der sonst schwache witterungseinflusz zu solcherlei . . . seuchen . •. exaltiret wird Breslauer sammig. v. nat. u. med. gesch. (1717) 3, 284; während das zahme vieh . . . diesen witterungseinflüssen leicht unterliegt, befindet es geht zuweilen Im zlckzack sich die wilde tierweit ganz wohl dabei BR'EHM tierleben um die büsche herum, doch nie versagt Ihm die wittinng, bis es die hUtte erreicht und anschlägt, um es zu melden 1, 303 P.-L. — w i t t e r u n g s f e u e r , n., feuriger dampf, HEBBEL W. 8, 833 TT. der über erzgängen erscheint, vgl. Witterung 8: alle gilbichte b) die ausdünstungen der tiere, die von anderen tiere/n,. . . durchwitterte berckarten, oder die in den gebirgen wahrgenommen werden: Witterung heiszet allhier: die be- von dem kalten witterungsfeuwer durchbrandt seind, die a ständige nässende feuchtigkeit, die sich aus dem leibe des halten silber L . EBCKBB mineral. ertzt (1680) 4 ; unter wUdprets durch die schweiszlöcher herab nach den schalenwelchen (feuern) das witterungsfeuer oder hitz nicht das geringste ist BASILIUS VALENTINÜS chym. sehr. (1677) 2,67. ziehet C. v. HEFPE aujricht. lehrprinz (1751) 37; wenn der — witterungsgabe,/., von den tieren: die tausend fälle, hund auf dem fleck die Witterung . . . angenommen ebda die man von der scharfen witterungsgabe der hunde, der 19; derselbe naturforscher erzählt, dasz die pardel durch pferde weisz F. G. KÜHNE portraits u. silh. (1843) L, 140. ihre Witterung alle vierfüszigen tiere anlocken BBEHM ahnungsvermögen: jene ahnungs- und witterungsgabe tierleben 1, 476 P.-L. auch von der von den jägern zurechtgemachten, stark riechenden masse, die auffallen gestrichen und jener feinere geschmack, der aus den gebildeteren Organen des auges wie des ohres sich herschrieb, das wird, um tiere anzulocken: so schmiehret man das eysen alles liegt bei beiden (Hamann und Herder) gleichmäszig, mit einer probirten Witterung H. v. FLEMING vollk. teutnur nicht in gleichen graden vor GEBVUJUS gesch. d. cUsch. scher jäger (1719) 243; mit dieser Witterung bestreicht dichtg. (1853) 4, 412. — Witterungskunde, f.: er nahm man das eisen DCBEL jägerpract. (1754) 2, 135. viel theil an dem, was wir für witterungskunde thun 7) vom menschen von der fähigkeit, etwas zu spüren, GÖTHE I V 37, 109 W.; dasz kein gegenständ aus der wahrzunehmen, zunächst noch mit Zuhilfenahme der chemie . . . oder der witterungskunde ihm fremd blieb sinne wie die tiere: er musz eine gute Witterung haben, SCHELLING w. (1866) I 10, 298. lehre von der Witterung der dasz er die (Icüche und keller) in einem fremden hause tiere: so kann mit hereinbeziehung dessen, von dem gleich zu finden weiszt CHR. FEL. WEISZE lustsp. 3, ihr redet (beobachtung des Verhallens der tiere) die witte281; geht ihm ein licht auf wie meinem Rodney, rungskunde einer groszen erweiterung fähig sein STIFTER wenn er die Witterung eines Franzosen kriegt SCHILLER s. w. (1921) 6, 129. — w i t t e r u n g s k u n d i g , adj.: wer 3, 358 O.; wir armen leute, weil wir oft wie die hunde benur ein wenig witterungskundig war, muszt... erkennen, handelt werden, haben auch ihre Witterung FBZ. W. ZIEGdasz ein gewitter im anzuge war H. SCHMID alte u. neue LEB landwehrmann KriCle (1865) 17. eine Vermutung haben, gesch. aus Bayern (1861) 221. - Witterungslehre, f.: eine versteckte absieht, eine günstige gelegenheit ahnen: lordheute früh dicktirte ich einen beytrag zur witterungs S., der Witterung davon (vom ehebruch) hat, schleicht lehre GÖTHE I V 9,15 W.; Boeder ist ein polyhistor . . . ihnen... nach LICHTENBERG Hogarthische kupf^rst. (1794) (sein buch handelt von fast allen gebieten) von . . . witte rungslehre und kalendern BERNHARDT gesch. d. wald4, 218; aber die strengen regierungen hatten doch die eigentums (1872) 1, 206 anm. — W i t t e r u n g s p e r i o d e , / . : richtige Witterung; es wurde damals Bchon deutlich, dasz hieraus würde . . . eine Witterungsperiode auf unserer sich die liberale partei . . . Heine und Börne zu fahnen trägem erwählen würde H. LAUBE ges. sehr. (1875) l, 134; erde von mehr als 27 tagen folgen FB. TH. v. SCHUBERT verm. sehr. (1823) 8, 85; ein brief . . . berichtet von einer so war auch überall sonst die curie mit scharfer Witterung . . . günstigen Witterungsperiode v. ROON denlfwürdigk. gegenwärtig, wo von dem angränzen der gläubigen an die ketzer eine gefahr drohen konnte GEBVINTTS gesch. d. (1892) 2, 624. — w i t t e r u n g s r e g e l , f.: endlich haben wir . . . grundsfttze vom wetter beigefügt, die bisherigen 19. jh. (1853) 2, 19; er hatte eine feine Witterung dafür, Witterungsregeln entweder zu statuminiren oder umbzuwo sich ein gutes geschäft machen liesz D. FB. STBAUSZ ges. w. (1876) 11,102. allgemein: unser verstand lebt . . . stoszen Breslauer sammig. v. nat.- u. med. gesch. (1717) vorher. 1 b 2 b ; wenn hier nun die am meisten verbreiteten vom hinterdrein . . . gefühl hat Witterung, führendes gesicht KOLBENHEYER d. brVdce (1929) 39; alles ist nur Witterungsregeln gesammelt werden W. KÖRTE sprichw. (1837) 538. — Witterungsumschlag, n., heute geläufig, Witterung, nichts ist gewiszheit W. BEUMELBURG Sperrvgl. z. b. FBAKOKHS militär. wb. (1937) 1, 93. — Wittefeuer um Deutschland (1929) 252. rungsveränderung, /..'.die grosze witterungsverände8) in der bergmannssprache, dämpfe, die sich über erzrung gegen die hohe Gobi RITTES erdkde (1822ff.) 2,114; gängen zeigen, vgl. witterungsfeuer: vom gerichtsberg, die erklärung, dasz eine alte wunde bei der witterungsdaran man sehr offt grosze Witterung sihet, sagt man Veränderung ihm schmerzen verursache W. ALEXIS Iseauch, dasz der galgen auff silber stehe MATHESIUS W. grim (1854) 3,70. — W i t t e r u n g s v e r h ä l t n i s , m., meistens i, 72 Loesche; dasz die verborgene gäng under der erden plur.: die Witterungsverhältnisse der insel RITTER erddurch auszwendige sichtbare zeichen eröffnen vnd dem hunde 4, 1020; es (das 11. korps) legte unter den unbergmann natürlich zu erkennen geben durch natürgünstigsten Witterungsverhältnissen in 24 stunden elf liche zeichen der gewachsen vnd Witterung PARAOELSUS deutsche meilen zurück MOLTKE ges. sehr. u. denkwürdigk. opera (1616) 1, 916; auch Moses . . . rühmet Tubal Cain (1892) 3, 245. — Witterungswechsel, m.: manche den ehesten bergman, welcher ausz dem geseiffen, gemenschen scheinen eine gewisse Vorahnung eines beschuben, Witterung . . . vnd mit ruten die gänge . . . auszstehenden Witterungswechsels zu haben KRÜNITZ (1773) gericht . . . hat PH. BECH Agricolas bergw.-buch (1621) 239, 448; die modernen tischler machen lauter . . . unvorr. 2; wenn die Witterung zu tage ausschlaget.. . giebt schönes zeug, da« bei jedem Witterungswechsel... kracht die erfahrung, dasz darunter eine starcke würckung sei und schnalzt P. ROSEGGER sehr. (1895) I I 15,105. J. B. v. ROHR hauszhalt.-bibl. (1716) 407. W I T T E R U N G - compoeita in der bedeutung 8 seit dem W I T T E W A L , wittewald, wittewol, m., sieh wiedewal. 15. jh. belegt, in allen übrigen bedevtungen erscheinen sie W I T T F R A U , f., sieh witfrau. erst seit dem 18. jh.;für alle wettererscheinungen werden sie W I T T I B , f., s. witwe. — w i t t i b i n , f., s. witwin. mit dem aufschwang der naturwissenschaften häufiger. — Witterungsbeobachtung, f.: für den Seemann . . . ist WITTTBLEIN, n., demin. zu witwe, von dessen nebendas tagebuch in rücksicht auf die Witterungsbeobachform wittib gebildet: bei dem opfer der zweien hellem, die tungen wichtig G. FORSTER S. sehr. (1843 ) 5, 344; die das arme wittible in den gottskasten geopfert J. LORIwitterongsbeobachtungen der letzten drei monathe CHTUS weiß, eitelkeit Verachtung (1586) 17»; . . . bezeichnen einen . . . stürz der queksilbersäule wittiblein, täublein, K . v. STARNBERG ausgew. w. (1902) 118. — w i t t e r u n g s hör auf zu weinen, schon des gestchts e i n f l u s z , m.: insonderheit wo auch sonst durch üble »erb. Volkslied bei JAO. GRIMM il. sehr. 4, 444.
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WITTING—WITTUM
WITTIBLICH—WITTINE
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tiel frumentaria STTELEB stammb. (1691) 2491; wittine eine art langer fahrzeuge auf dem flusz- und stromwasser, die unten flach, niedrig und an den äuszersten enden spitz zugebaut sind HENNIQ preusz. wb. (1785) 303; wittinen russische frachtkähne BETCKE Königsbg. ma. 65; sie wissen, In lr HUB B1 do gle, lr witewelich gwant sl da vcrlie . . . . . . dasz . . . sehr viel adeliche den handel treiben; und unde lelt lr brutgewant ane ich thue nichts anders, da ich beständig witinnen die jüngere Judith 161 Diemer; Weichsel herauf schike HEBMES Soph.reise (1769 ff.) 4,112. Judith . . . ihre wittiblichen trauerkleider betrüglich abWITTING, m., eine art schellflsch, nd. wort, aus wit gelegt HABSDÖBFFEB t. secret. (1656) 2, 23; sie schmücket albus mit dem suffix -ing gebildet, auch mit rundung bezeugt, sich in witweliehe kleider gantz seuberlich WICKBAM W. s. u. engl, whiting (seit dem 15. jh. MURBAY 10, wh 238; nl. 2, 51 Bolle; witting (seit dem 16. jh.) VERWIJS-VERD AM 9,2726: die heat abend stell leb dich In der assemblee förmlich vor, frömeden lüte, die do bolchen und wittinge feille hant Jetzt heiszta herunter mit dem wittiblichen flohr und die wessernt (v. j. 1340) urh.-buch d. stadt Straszbg. MEISL theatr. quodlibet 1, 58. 2,192 Wigand; gobia witinc voc. ex quo (15. jh.) bei w. stand häufig für 'witioenstand', meist auf die witwe DIEFENBACH gloss. 270 C ; gemma gemm. (Köln 1507) ebda; bezogen: w e l i wlttwe halt dlsen orden, aiburnus .. . witting APHEBDIAOTTS tyrocin. (1612) 77 A ; die lBt zuo ainer ebrecherinnen worden, asellus . . . non desunt qui wyting piscem parvum esse wan si halt nlt wlttwenllchen Btat d. teufelt netz 6900 Barock; dicant, schellflsch mediocrem, cableau vel bolch praegrandem BAS. FABEB thes. (1587) 1016; wiittinck aseüi nach welches todt sie erwisen, wie grosze liebe sie gegen pisces voc. v. j. 1618 bei SCHMELLER-FB. bair. 2, 1056; ihme getragen, inn dem dasz sie den witiblichen stand witink . . . weiszfische DÄHKEBT plattd. wb. 554 B . bisz auff ihr lebensende in schwartz gehalten D. FEDEBWITTISCH, adj., sieh witsch, adj. MANN sechs triumph (1678) 112; so aber eine ledige mans1 WITTLING, m., sieh weiszling. — 2 w i t t l i n g , m.,sieh person ein ohnverleumbdte Weibsperson ledigs oder witwitling. wehelichs standts, mit was mittel das gleich geschehe, WITTMANN, m., sieh witmann. — w i t t s t a n d , m., zum fall brechte (v. j. 1586) REYSOHEB württ. gesetze 4,444; auch auf dem witwer bezogen: und anfänglichs, wann hins. witwenstand. 1 WITTUM, n., vereinzelt für witwentum (sp. 856) durch ffiro ein lediger gesell oder man witwehelichs standts sich mit einer gemeinen, uneibarn verrüften weibsperson . . . dessen Vermischung mit Wittum 'was der witwe gehört' einlassen . . . wiirdt, . . . dieselbigen beide personen (sp. 831): aus sanften tröstungen hatte sich bald eine s o l l e n . . . gestrafft werden, aufi den fahl dann dergleichen zärtliche erkl&rung entwickelt, da sie, zu beständigem personen witwestandts betretten, die sollen auch noch witthum entschlossen, dieser widerstanden hatte IMMEB'veitters den besitz und nutzung der kinder giitter . . . MAHN 10. 7, 66 Boxb. verwürckt haben ebda; was aber nu iürohin lieber vetter "WITTUM, n. und m., widern, m. und f., 'brautgabe; dir zetun syg? dich in witwelichem stände zebelyben, kirchengut', oder dich ander werb zevermecheln? NIOLAS V. WTLE herkunft und form. translat. 126 Keller, in jüngerer zeit: sie eben so tiefi in ahd. widomo, widemo, widimo, m., mhd. wideme, m. ihn vernarret und ihres witwelichen wolstandes darüber und f., mnd. wedeme, m. und f., mnl. wedeme, f.; altso gar vergasz, dasz sie auch unterweilen sich in mannessächs. wiSumlik, adj.: withumlika dotales WADSTELK kl. kleidern zu ihm fand EB. FBATTOISOI hohe traursaal (1666) as. sprachdenkm. 112, vgl. widamlihha dotales ahd. gl. 2, 1, 828; Aroinde hatt eine wittibliche iassung, die sehr 668,17. nur in der bed. 'brautgabe': altfries. wetma, witma; philosophisch ist SONNENFELS ges. sehr. (1784) 4, 242; die altengl. weotuma, wituma, wetma, m.; wittemo (5. jh.) Turteltauben haben die deutung etlicher treue, wann leges Burg, in: mon. germ. hist. 3, 661; 662; 668. nur in der ine allein gemahlet wifd der wittiblichen keuschheit bed. 'kirchengut, pfarrgut': altfries. withume, wethem, f., XABSDÖBFFEB poet. trichter (1658) 3, 459; die wittibliche germ. grundformen *wef>umen-, »wetumen-, *wej)vuaö hitze stieg mir bey dieser erinnerung vor freude ins geund vielleicht auch ohne mittelvokal *wetmen-. der Wechsel sicht PH. HAFNBB ges. lustsp. £1812) 1, 48. — vereinzelt im dental beruht auf vorgerm. lautentwicklungen, vgl. die im sinne von 'unfruchtbar': es ist öch kain ertlich also ähnlichen Verhältnisse bei ahd. bodam, a/gs. botm, an. gar wittwalich der geschossen, das es nit geber etliche botn, gr. nv&/at}v und 7iiW«F, s. KLUGE zeüschr.f. vergl. schoss (vidmim virguUis) H. ÖSTEBBEICHEB Columella sprachforschg. 26, 99; JOH. SCHMIDT kritik d. sonanten1, 202 L.; vgl.: form der mahelschafft mit sampt eelichem theorie 103,114. hierher auch das vb. widmen, auszerhalb band durch zwo unberhafft wittewlich personen ergangen des germ. mit no-suffix (-no- wegen germ. -men- wohl FB. RIEDEBEB Spiegel d. u>. rhetor. (1493) v 2 A . aus -mno-): gr. '¿dvov brautgabe, altkirchenslav. veno dos WITTIBMOND, m., soviel wie 'witwenmonat': (anders über dies TBAUTMANN bsl. wb. 350); zu *uedh führen, heimführen, heiraten; ai. vadhü braut, junge frau, wer nimmt dein ehgemahl in schätz, denn Ich verklage BIEL
W I T T I B L I C H , adj., 'witwenhaft'. mhd. witewelich, später witwelich, witwenlich; in junger zeit nur noch wittiblich, das seit dem 16. jh. bezeugt ist. — von den witwenkleidern:
die langen wittibmonden ertrug sie nur mit müh PLATTEN «J. 1, 687
Redlich.
— w i t t i b s l e u t e , pl-, zusammenfassend für witwe und witwer, vgl. witleute: wann es aber wittibsleuth oder nur eines von wittibstand und das andere ledig, so dörfien sie nach dem pater noster nit mehr für den altar nieder knien qu. v. 1720 bei GEBLACH beitr. z. Lauchheim-Kapfenburg. gesch. 6, 3. W I T T I C H . n., vgl. weidicht: sie (die rebhühner) sich verhalten . . . in biisohen, ums feld, graben oder andern gehecke umb wiesen, umb das grummet, kraut, kohl oder kappis, wittich umbs wasser AITETGEB jagd- u. waidbilchl. (1681) 16. W I T T I N E , w i t t i n n e , w i t i n n e , f., langes, flaches fluszboot, aus dem poln. wicina entlehnt, doch ist auch für dieses nach einer fremden quelle zu suchen, vielleicht litauisch, s. BBÜOKITBB st. et. jfz. polsk. 613. vor allem im preusz. bezeugt: wittinen dromones, naves longae CHYTBÜUS nom. lat.-sax. (1604) 221; wittinne navis otteraria, vectoria
s. WALDE-POKOBNT L, 2 5 5 / .
seit dem 15. und 16. jh. erscheinen neben dem alten widern formen mit ausl. b und, unter anlehnung an das suffix -tum, mit neuem u : widemb, widemp, widumb, widump, widum; schon t. j. 1405 wedendom (u. A 2); auch der dental wird verändert: widdumb, widdum, widtumb, wittumb, Wittum, witthum. für die bedeutung 'kirchengut' setzen sich diese ausweichungen nicht durch, und das wort lebt bis heule in den mundarten in lautgesetzlich entwickelten formen, für die bedeutung 'brautgabe' erlischt dagegen die alle form widern im 16. jh. und seit dem 17. jh. wird unter anlehnung an witwe auf grund des sachlichen Zusammenhanges (s. u. A 2 und 4) Wittum, witthum die alleinherrschende form; vgl. auch 2 witwentum; dieselbe anlehnung schon in altfries. witma (mä nicht lautlich zu erklärendem i, s. v. HELTEN aUostfries. gramm. 8). bis ins 16. jh. sind die beziehungen zwischen den beiden bedeutungen gelegentlich eng (vgl. u. A 3, B l ) ; seit dem 17. jh. ist die trennung nach form und bedeutung so durch-
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WITTUM A 1 - 2
gehend, dasz man seitdem von zwei verschiedenen Wörtern, widern'kirchengut' und Wittum 'witwenvermögen\ sprechen kann, beide Wörter sind heute archaismen; ob die immer noch reiche anwendung jeweils auf kenntnis alter quellen oder der mundart zurückgeht, ist nicht immer zu entscheiden. bedeutung. A. vermögen, das der braut bei der eheschlieszung übergeben wird. 1) diese bei den idg. verwandten, in der lex Burg, und im ganzen westgerm. vorliegende bedeutung ist im deutschen verhäünismäszig spät bezeugt, 'brautgabe, heiratsgut': dos, dotalicium quod datur puelie widemo, widimo, widime, widim ahd. gl. 4, 65, 10 (gl. Sal.); morgengabe, lipgedinge, wideme dos K O N B A D V. H E I K B I C H A U voc. 391b Gusinde; widern, Widerlegung, widumb, leybzucht dos propter nuptias S C H O P F E S syn. e 7°; widdem dos voc. inc. teut. ante lat. (1471) oo l a . ursprünglich sowohl das vom brautvater als das vom bräutigam geschenkte vermögen: unde daz ih sament pegrife allen iro widemen (omnes dotes) demo fater gelichiu. tie sacha daz wib sament iro bringet zuo demo man, daz ist iro widemo N O T K E R L, 79 Piper; do begunde si zu weinene und och nid zu habene, daz ir swester baz gemannet hette dan ir brutegoume solde wesen. ir widern werde och vile richere dan allez daz ir vater mochte geleisten heil, regel 34 Priebsch; daz man Bl wider ecnte deme vader heim zu lande: er hette is Ummer schände unde an eren nmmer gnatz, daz einer Jungen dochter schätz, ir wideme, ir cleinode were also rechte snode, den si zu lande hette bracht
leben d. hl. Elisabeth 1143 Rieger; es sol och grave Emche unser tohter geben ze widemen und zuo ir lipgedinge dru tusent mark (1296) mon. Zoll. 2,237; ob der herre van Wynsperg auf die van Lübeck etwas von seiner tochter wydeme weghen clagende unde furbrengende wurde (1446) Lübeck, urk.-buch 8, 407; übertragen: iz gescah in sinemo maheltage, do er imo selbemo mahelta (sibi coniunxit) mit demo widemen eines heiligen bluotes die ecclesiam W I L L I R A M hohe lied 63,15 Seemüller, bis in junge zeit so gebraucht: leibgedinge, leibzucht, Wittum dotalitium, dotarium, donatio propter nuptias S T I E L E R (1691) 319; l c h denk> e 8 l s t d e r h o r t ( denn Siegfried hat Ihn von den Nibelungen, als er sie zum geleit hieher entbot, gleich mit herauf gebracht, und wie Ich höre, ist er zum wltthum für Krlemhlld bestimmt HEBBEL W. 4, 80
Werner;
nachdem man über aussteuer und witthum das nötigste festgesetzt hatte B A U M E S gesch. d. Hohenst. (1823) 4, 474; die ehepacten des erbprinzen mit Ulrike Eleonore . . . welcher der könig 60000 thaler als heirathsgut, der landgraf aber ebenso viel als gegenvermächtnisz und die herrschaft Schmalkalden zur Versicherung der ganzen summe als leibgedinge und witthum aussetzte FB. BÜLAU geheime geschickten (1856) 6, 225; zwen f. witumb ligen iren fg. auch ob, bis in die 20000fl.(1608) Württemberg, landtagsakten 2, s, 60 Adam; nach dem klaren Wortlaut der Verträge unterlag es keinem zweifei, dasz der könig von Baiern . . . das witthum zu zahlen hatte TREITSCHKE dtsche gesch. im 19. jh. 3 (1897) 339. 2) in der anwendung wird meistens ausgedrückt, dasz die Schenkung der materiellen sichersteUung der frau, besonders für den fall ihrer verwitwung, dient, so dasz häufig die bedeutung 'frauenvermögen, witwenvermögen' heraustritt: auch dachte nu die weise, was ir zu widemen was gegeben, daz sie da abe Bulden leben, ja daz sie da von zerte unde ir gesinde nerte
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WITTUM A 2-8
leben d. hl. Elisabeth 1817 Rieger; wie man den wiben den widemen machet, also sullen sie in besitzen keyserrecht 88 Endemann; wyszet, daz uns . . . unsze lyve süster Margrethe . . . had geclaget, wy daz gy er nemen er lyffzücht unde er cleinode wedder göt
unde recht . . . dez begern wyr unde bydden uch, daz gy derselben eren vredendom wedder gebet und daz gy er genommen habet (ca. 1405) privatbr. d. mittelalters 1, 22 Steinhausen; unde wy (Schonette von Nassau) schulten dar gensliken unbeworen mede sin . . . unde unsem heren dat laten, do wile dat he levet, ungekrenget unser wedemen unde liftuht (v. j. 1404) braunschw.-lüneb. urk.buch 9, 339 Sudendorf; solt sie nit mee nemmen oder haben dann abnutzung oder nieszung irer eesteur und des abgegangen mannes heiratgut, widdumb oder heimsteur, genannt donatio propter nuptias d. stat Worms reformation (1515) SS1"; die romisch kay. mayt. (hat) von allen meinen rent, zins und gölten bisher gar nichts genossen, sondern dieselben, hoffentlich ohn ir mayt. wissen, sambt beraubung aller meiner varnus, meiner gemahel verweis, widern, morgengab und unserer nottürftiger alimenta verspilt, verpraszt und verpangetiert werden (v. j. 1548) G . B L A B E B 2,102 Günter; verpfendt oder verschribt der betrieger ein ligend gut oder ewig gült, er verswygt aber wissentlich die vorzins oder ander beswärd, als siner oder sins wybs kinder Wartung, verfangenschafft, morgengab, wydem oder schuld FB. RIESEBEB rhetorica (1493) 1 8A; in besonderen rechtsverhältnissen: item was und wievil guts zway eemenschen . . . gewinnendt . . . so erbend dieselben kindt alles das guot halb . . . ob fatter oder muotter vorhin lipding oder wydem gehept hett, bim selben sol es belieben, wie von alterhar ungefarlich (1515) weisth. 1, 204. in Zusammenhang mit der sicherstellung der frau in junger zeit lebendig, als die formale anlehnung des wortes an witwe durchgeführt ist: sich bey den ehepakten etwas generös bezeigen. — wir thun alles, was möglich ist, alles was recht und herkommen mit sich bringen. — ich bescheide mich gern, dasz das witthum, das ihrer gnaden bey dieser gelegenheit garantiert werden s o l l . . . FR. W. GÖTTER ged. (1802) 3, 230; immer hatte er eine scheu davor gefühlt, auch dies runde capital in seine Unternehmungen zu werfen, er betrachtete es als das Wittum seiner gemahlin, als das erbtheil der tochter GUST. FREYTAG soll u. haben (1855) l, 472; dasz diemuhme Kathrina ihr gerettetes witthumb auf leibesrente angelegt . . . habe H O L T E I erz.schr. 15, 96; jene familie war auf nichts geringeres aus, als die gräfin um ihr witthum zu bringen H. v. C H £ Z T unvergessenes (1868) 2, 204; ihre kinder sind kirchlich echt, aber in ansehung des witthums und der erbfolge kommt ihnen weder landnoch stadtrecht zu statten J. M Ö S E S patriot. phani. (1820) 4,119; so blieb sie denn in England, wo ihr Heinrich ein anständiges witthum bewilligte K. FB. BECKES Weltgeschichte (1801) 7, 435. 3) die Schenkung besteht meistens in grundvermögen (vgl. B 1 und 2), und das grundstück kann selbst als widern, Wittum bezeichnet werden: alsbald nun die sechs Wochen der kündtbet ausz waren, und die begengnus, auch der dreiszigist ihres herrn seligen vergangen, . . . wolt si zu Herrnzimbern, da sie zwen sitz het, nit mer bleiben, besonder zog von stund an hinüber geen Seedorf, das ir in widams weis verschriben zimmerische chron1,168 Barock; und (was) also ains menschen libding ist, es si man oder weib, das sol er in eren han mit tach, mit gmach und mit allen dingen . . . , es sol ouch dieselben widum nit angrifen, weder mit versetzen noch mit verkofen, alldieweil es sins aignen guotz ütz hät (15. jh. St. Gallen) weisth. 5,198. der frau liegenschaften u. ä. zu widern geben, vgl. auch oben 1 u. 2: dise guot han ich geben . . . miner elichen wirtin ze eime rehten widemen quelle v. j. 1288 bei F I S C H E S schwäb. 6, 759; eyn kleyn steetgen . . . was frauwe Margareten van Burgondien zo yerem wedum gegewen A B N O L D V . H A B I T Pilgerfahrt 230 Groote; der hadde herzoch Karl van Burgondien zo irrem widdem gegeben . . . die stat van Gelre städtechron. 14, 849 (Köln 1499); ähnlich: für erwähnte mitgift sichr ich ihr als Wittum, falls sie länger lebt als ich, was nur an länderein und hSfen mein
Shakespeare 6, 227;
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der cbunic an daz gerlhte aaz. der bäbes claget im daz, daz zebende nnt wideme waren hin verlihene von slnen vorvarn, dannen er dl s£le solte bewarn, ein pfruonde wsere im genomen taiserchron. 14384 Schröder;
für euch seyd unbesorgt: euch bleibt diesz Lüneburg mit Zubehör, ich welsz, es ist zum witthum euch verschrieben
E . EAUPACH iram. v>. ernst, galt. ( 1 8 3 5 ) 6 , 1 3 2 . hat ain hausfrawen genommen . . . und hat ay auf die dörfier verwidmat . . . ist von tod abgangen und ist die iraw in dem widmon beliben sitzen quelle v. j. 1484 bei FISCHES schwäb. 6, 759; meine mutter . . . lebt in ihrem witthum verschlossen in trübsinniger einsamkeit MUSAUS volksmährchen d. Deutschen 2, 27 Stempel; Gryphina . . . förchtet, sie möchte vielleicht von ihrem widum und morgengaab durch den sighafften feind verstoszen werden H. PANTALEON mitnächt. völekeren hist. (1662) l , 327; den wie er zugleich auch mein Intendant ist, hatt er gleich nach Montargis in meinem wittumb gemust, umb mein
h o l t z z u v e r k a u f t e n ELISABETH CHARLOTTE V. ORLEANS
br. 2,212 Holland; wenn ich an diesem abend meine äugen schlösse, sie nimmer zu eröffnen, so wärst du meine wittwe Agnes, dir bliebe doch ein reiches witthum, die Altmark wäre dein A. v. ARNIM U>. IS, 74; auf dem reichstag erschien Anna . . . mit den bittersten klagen . . . ihr witthum Neigungen sei zergangen BÄNKE S. W. (1867) I,140. — vereinzelt auf ein grundvermögen angewandt, dessen nutznieszung einem witwer nur bis zu seiner wieder• Verheiratung zusteht: er könnte mich noch nicht anerkennen, wehklagte er. er verlöre die hälft« seines Vermögens. auf seinem witthum beruhet seine ganze kraft, mit der zweiten heirath würde er der sklave seiner kinder werden K . GUTZKOW zaub. v. Rom 7, 240. 4) die durchfuhrung der form Wittum geht hand in hand mit häufiger ausdrücklicher erwähnung der witwe, vgl. oben 2 (sp. 832); als bedeutung erscheint in jüngerer zeit aufgrund der rechtsverhältnisse 'witwenvermögen, witwensitz, leitweneinkommen': das Wittum ist das ihr (der untwe) vermachte haus und gut zum leibgedinge HAMDÖBFFER t. secret. (1656) 1, 649; eine witwe, so ihr gewisses Wittum hat STIELER zeitungslust u. nutz (1697) 433; dasz auch . . . die verwittibte edelfrauen, wann sie zur andern ehe schreiten, ihren einhabenden witthumb, gegen erstattung des eingebrachten ehegeldes, besserung und was dem anhängig, den lehnfolgen cediren und abtreten meeldenb. landesgrundges. erbvergl. (1755) beil. 26; um sich bei dem herzog zu bedancken, welcher nach geschehener copulation ein decret der braut übergeben liesze, nach welcher derselben, im fall ihr gemahl vor ihr sterben sollte, von der herzogl. renteammer ein jährlicher Wittum von 2000 FL. sollte bezahlet werden (v. j. 1760) v. BUWTNQSHAUSEN tagebuch 138 Ziegesar; dasz die wittwe durch eine . . . verheurathung den witthum nicht verliere, läszt sich nicht behaupten attg. dtsche bibl. (1765) 16, 61; ein Wittum bestellen costituire Vappanagio ö il dotalitio per una vedova K m urica 2 (1702) 1372 C ; der wittwensitz oder das Wittum einer fürstlichen dame, wenn sie verwittibt LUDWIG teutsch-engl. (1716) 2609; witthum heiszt das von dem ehemann für seine frau auf den wittwenfall bestimmte capital oder grundstUck VOIGT hwb.f. d. geschäftsführung (1807) 2, 568. — vereinzelt übertragen auf die geistige Hinterlassenschaft des mannes: meine gattin würde ihr witthum an meiner that hinleben können, wenn auch das Vaterland gegen sie undankbar wäre STÜTER briefw. S, 273. B. die materielle begabung einer kirche oder eines kirchlichen herrn von seilen der weltlichen herrschaß, diese bedeutung ist auszer im deutschen nur im nl. und fries. bezeugt, und die idg. verwandten erweisen die bed. A als alter; im ahd. ist jedoch die jüngere bed. früher bezeugt als die ältere, das nebeneinander dieser beiden bedevtungen für widern entspricht dem gleichen Verhältnis bei lat. dos, s. DU CANGE 3 , 1 8 6 » und 1 8 7 a , und d o s wird das
muster
für widern gewesen sein. 1) grundbesitz der kirche; vgl. A 3; auch da, wo es nicht ausdrücklich gesagt wird, darf vorausgesetzt Vierden, dasz es sich um solchen und keinen anderen besitz handelt: ut presbyteri rem eedesiae in qua sunt constitiüi non vendant et mtUi episcopo liceat rem (uuidomo) matricis ecclesiae usurpare (9. jh.) ahd. gl. 2, 149, 36; X I V . 2.
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W I T T U M B L-G
W I T T U M A 4. B 1
vgl.: könig Karl sasz zu gericht; der papst klagte ihm, dasz die zehenden, witthümer und pfründen von den fürsten genommen wären W . GRIMM dtsche sagen (1891) 2» 7 8
;
dft Stift er (der könig) ain bistuom . . . den widemen er wol beraite mit maniger huobe bralter, vil manlch guot vorwero kaiserchron. 16198 Schröder; noch sebaof er (Karl) vor der heimvart, daz ein gotes hüs gemachet wart Ober den stein dö Ruolant verachtet, do er daz mit widemen wol beriet ze helfe sinem neven Buolande STRICKER Karl 10964 Bartsch;
es kamen auch selbiger zeit an das thumbgestift Costentz die nachbenenten kirchen mit ihren zugehörigen filialen . . . diese obbenenten pfarren mit ihrer zugehörd wurden genent eines bischoffs widern STUMPF Schweizer chron. (1606) 401 •>; aile (priester) so ir irrung erkennend, soll man nüt lassen entgelten, sunder si im frid sterben lassen, und demnach die widern christlich verordnen ZWINQLI dtsche sehr. 1,167; ain acker, so wimb zum pfarrhof ist gu. v. 1782 bei SCHMELLER-FR. bair. 2, 859; (ein berg ist) ein wydum oder gemeinmärk, darin mag männiglich holz hauen, wie viel es jedem geliebt qu. v. 1618 bei FISOHEB Schwöb. 6, 3412. das widern wird der kirche verliehen: wir der brobst und die korherren . . . veriehen, . . . daz wir . . . gelühen haben zu ainem stäten lehen die widern der küchen (1352) fürstenberg. urk.-buch 5, 444; umme dy wedeme und daz gut, daz (sie) . . . zu deme altare gegeben hant (1344) hess. urk.-buch 2, 634 Wyss; die aker, die da gaben und widern warent der kilchen des Paradis Stretl. chron. 1, 37 Bächtold; (der fürst) Kunigunden . . . verursacht, . . . ein kirchen . . . mit nothtürftigen und ehrlichem widern und begabung ewiger rendt und jargüldt zu bauen J. NAS antipap. eins u. hundert 6,116 a ; nämlich dasz nach söllicher angelasznen gewaltsame der lehen die scheuchlich und sohädlich incorporation, einleibung der pfarren, gefolgt und die pfarrhörigen reichen und armen der widumen und guetern, so zu der kirchen komen warend, entsetzt worden sigend JOACH. v. WATT dtsche hist. sehr. 1, 94. in neuerer zeit: in dem fast alles kaiserlich freie (von steuern, s. u. 2) gut unter wehdum, amtsgut und burgmannsgut verstanden ist J . MÖSES patriot. phantas. L (1778) 238. lexikalisch verzeichnet: a widern vox b e w i d m e t . . . loca ecclesiis dedicata vel devota weden appellanl BESOLD thes. pract. (1697) 1,1015 B ; widern, widmut 'ist ein altdeutsches wort, und bedeutet es insgemein f eider, äcker, wiesen, oder dergleichen dinge, so der kirchen von langen Zeiten her gewidmet sind und also zur pfarrsteile gehören' HÜBNEB staats- u. zeitungslex. (1717) 1998; s. auch VOIGT hwb.f. d. geschäftsführg. 2, 666. in dieser bed. wohl auch, etwa 'einkünfte aus grundbesitz': die widme dieser kirche ernährt übrigens ein chorstift, das . . . sechzig bis siebzig mitglieder ernährt CHR. FB. SCHULZ reise eines Lief länders (1795) 6,200. 2) häufig bezeichnet widern nicht lediglich die grundstilcke, sondern ein kirchengut als ganzes, auch mit den zu seiner bewirtschaftung gehörenden gebävden u. s. w., das vom geistlichen selbst oder von weltlichen pächtern bewirtschaftet sein kann: aim jeden . . . probst soll jarlich geantwurtit werden die behausung der probstei mit ir zugehörd . . . zu dem die widumb zu Bettenbronnen mit irer zugehord und 200 garben stro (1583) mitt. a. d. fürstenberg. arch. 2, 437; der fronhoffe, wer den buwet, sol wocherrind haben . . . wer die widern ye innhät, der sol der gebursami ein wucherswin haben . . . und welher den kelnhof innhät, der sol ein wider haben weisth. 1,77; das min egenannter herr, der apt, minen sun Ulrichen, dem chelner, sol lassen den widemp ze Holen-
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W I T T U M B 2—s
bach untz an seinen tod . . .; und wil er denselben widemp niht selb pawen, . . . so sol der apt des . . . chlosters den widemp selb bestiften und enstiften und sol der widempman, swer der denn ist, den dinst minen . . . sun antwurten (1318) mon. Boica 9,141; es sol auch kain vogt von in noch von iren guten, widern, hofstetten oder was si anders haben, . . . nicht mer nemen dann das alt vogtrecht VEIT ABNPECK sämtl. chron. 565 Leidinger; ein lupriester sol sitzen uf sime widemen, . . . und der den lupriester vindet uf dem widemen, so ist er nut schuldig, ob jemant furdirbet ane gotz lichnam und ane' andere göttliche ding, wann man in zerechte mit huse und zehofe uf dem widemen vinden sol (16. jh.) weisth. 4,105; so auch: das er zum Strallsund auf der wydumb bey s. Niclans kirche gemeinlich sich befunden MICRAE-
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W I T T U M C. D (Zusammensetzungen)
auch nl., sieh MOLEMA Oroning. 467; meist als fern.: wiäme WOESTE grafsch. Mark 111; wehme (Bavensberg) K L E I N prov.
wb. 228; weme, wedum STRODTMANN
id.
osnabr. 283; de kinner goht toer wime o. up de wime in den kojifirmandenunterricht (Lippe) FROMMANN dtsche ma. 6, 463; wedeme DÄHNERT pomm. u. rüg. 543; wedem (veraltet) MENSING schlesw. -holst. 5, 564; widdem SCHEMIONEK Elbing 44; weedem, widdem HENNIG preusz. 298. ebenso im bair.-Österreich.: widn, m., 'pfarrhaus" LEXER kämt. 257; SCHOPP tirol. 814; hierher: nahe meinem (des pfarrers) widum war eine schmiede hart an den alten steig hingebaut WATZLIK pfarrer v. Dornloh (1930) 25; in der Zusammensetzung: die stuben des pfarrwidums ebda 12.
C. darauf, dasz das widern mehr lehen als eigentum ist (sowohl als witwenvermögen wie als kirchengut; beim tod LIUS altes Pommerland (1640) 3,379. ein solches gut hat eine der witwe fällt es den manneserben zu) beruht in mundarten besondere rechtssteUung: item esz ist auch kein hof noch des Südwestens: widern, m., 'lebenslängliche nutznieszung',
gut frei zu Steinfeld, dann der hof des closters und die witthum seind beetfrei (1494) weisth. 6, 50; das . . . kainer, er sei geistlich oder weltlich, auf der widen nidergelassen werde, er wölte denn alles mitleiden wie ain anderer burger österr. weisth. (1566) 9,257; es soll ein jeder holt der widten Albrechtsberg st. Lorentzen kürchen enpfangen die gueter, die an erben ansterben (vor 1578) ebda 417; neen unser borger offte borgerschen schall na desseme dage wanen up wedemen im brem. wb. 5, 215; item, es sol der gemainschaft und allen erbern leuten von iren wegen der widern alzeit zu irn rate und rigel offen sein
österr. weisth. 5, 316.
s. lux. ma. 486 B ; 'nutznieszung
eines capitals'
GANGLER
luxemburg. 481; den widern auf dem haus haben 'sich das recht vorbehalten, unentgeltlich im hause zu wohnen' FOLLMANN lothr.
540; ebenso MARTIN-LIENBART elsäss.
2, 793; s. auch STALDER Schweiz. 2, 448. D. Zusammensetzungen, im allgemeinen lauten die composita der bedeutung 'witwengut' Wittums-, die der bedeutung 'kirchengut', besonders wie B 2, widern-, widum-. doch kommen mancherlei abweichungen und kreuzungen vor.
widemacker, m., zum kirchengut gehöriger acker, s. als 'kirchlicher grundbesitz' (o. 1) und 'kirchengut' lebt FISCHER schwäb. 6, 759: die strasz uff Owen zwischent das wort auch noch in den mundarten, s. auch u. 3: widern,dem widemacker und der ow sölt offen stan, das ein m., 'die zu einer pfarrkirche gestifteten ertragsfähigen grundyecklicher... durch möcht varen (1466) weisth. 4,402. — stücke' FOLLMANN lothr. 540; 'die zur pfarrfabrik gehören- -bauer, m., besitzer oder pächter eines kirchlichen gutes: den liegenschaften' SCHÖN Saarbr. 228; wide,/., widern, m., item ein widembauer soll alle ganze viech haben, nembwittum 'acker; kirchliche grundstücke; grundbesitz' FISCHERlichen ein bescheler. welcher dessen bedarf, gehet mit eim Schwab. 6, 768/59; oberlaus, wiebmt,/., pfarrgut, s. MÜIXER- büschelin heu in widern und wartet (schwäb. 1484) weisth. FRAUREUTH obersächs. 2, 675; widmat u. a. formen 'die 6, 281; widebaur colonus ecclesiasticus DENTZLER clavis zur dotation einer kirche gestifteten grundstücke oder ge- (1713) 350 A ; der maier und widumbbaur (1590) FISCHER bäude, besonders der pfarrhof' KNOTHE schles. 542; bidnschwäb. 6,760; der Widdumbauer Lorenz von Denkingen 'kirchengut' TSCHINKEL Oottschee 116; wed 'grundstück sitzt beim roothausbecka ama schoppa NEFFLEN vetter einer kirche' SCHUMANN Lübeck 23; widme 'freigut' SALLaus Schwaben (1837) 167; wimbaur 'bauer, welcher den zur MANN Estl. (1880) 61. kirche gehörigen widembau als pächter oder unter sonstigen lehenverhältnissen inne hat' SOHMELLER-FR. bair. 2, 860; 3) daraus dam der jpfarrer auf dem bei der kirche liegenden kirchlichen gut wohnt, erwächst für widern die die Lachenwiesz ligt zwischen widumbbaur und Michael bedeutung 'haus, Wohnung des pfarrers'; dabei ist nicht Fridmann qu. v. 1755 bei BIRLINGER volkstüml. aus Schwaben 2,183. — -fall, m., eintreten der verwitwung: immer zu entscheiden, ob das pfarrgut als Liegenschaft (pfarrhof), wie o. 2, oder das haus als Wohnort des pfarrers ge-wenn es (das einer witwe hiiUerlassene) nicht in baarmeint ist: widdem dos (s. o. A 1), domus aut curia plebani schaft, sondern in renten und einkünften bestellet wird, so pfleget es ein leibzins oder leibgülte, und weil es nicht voc. inc. teut. ante lat. (1471) oo l a ; wideme, pfarhoffe parochia, domus parochialis, dos voc. theut. (Nürnberg eher, als auf den witthumsfall angehet, ein witthum oder bewitthumung zu heiszen allgem. haush.-lex. (17i&ff.) 1482) oo LB; domus parrochialis pernerhus (zu pfarrne teil 7, 1626), wedeme nd. voc. v. 1425 bei DIEFENBACH 3, 754. — -geistlichkeit, f., geistlichkeit eines klosters gl. I90 A ; wiedam, wedeme parochia nd. und md. voce, mit grundbesitz: überhaupt entfaltete die Widdumsgeistdes 15. jh. ebda 414A; s. auch bei SCHMELLER-FR. bair. lichkeit eine theilnahme und werkthätige liebe zum in2, 860. vor allem im nd.: dat twe kopmanne den stitute, die ihnen zur gröszten ehre gereicht B. WEBER kerchern to Keghell gewundet hebben, und eme geTirol und die reformation (1841) 394. — -geld, »., im. wald gedan in einer wedwen (fehlerhaft für wedme) sinne von witwenpension: der herzog hatte seiner geliv.-, esth.- u. curl. urk.-buch (1417) 5, 224 Bunge; als er mahlin . . . 3000 thaler jährliche witthumsgelder . . . ver(der pfarrer) zu haus in seiner stuben ist, kömpt ein schrieben aUg. dtsche bibl. (1765) 102,493. — -grund, m., wetter und schlegt in die widern ein: da wil er aus der zum kirchengut gehöriges land: in welcher maasze er (ein stuben in das haus gehen, stürtzt und ist todt HENNENpfründner) das eichen- und bnchenholz auf seinen wehBERGER preusz. landtaffd (1595) 104; das pastorat, oder, dumsgründen angreifen darf MÖSER patriot. phantasiert wie man in Preuszen spricht, die widdem, w a r von Soldaten umzingelt V.HIPPEL lebensläufe 2,482; wedeme. an orten, wo solche von den kirchspielleuten gebaut, gebessert und erhalten worden, soll es dabei bleiben RÖTGER gesetzgeb.f. Mecklenb. (1824) 2237; so wandelten sie denn, mutter und söhn, quer durchs dorf, an der pfarrkirche und dem widum vorüber, den weg am Klosterberge empor K . SPINDLER vogdhändler (1841) L, 82; das gehöft des pastors, das man hier zu lande (auf Bügen) die wedem nennt L . TH. KOSEGARTEN rhapsodien (1790) 2, 89; der pfarrhof heiszt wiedem, d. h. geheiligtes gut (auf Bügen) K . JUL. WEBER Deutschland (1828) 8, 677. in nd. mund-
3 (1778) 334. — - g u t , » . , l ) kirchliches
gut, s. FISCHER
schwäb. 6,761: unsere pfleger, richter und ambtleüt Sölten auch in iren ambtsverwaltungen . . . die pfarrhöff und widemgüter besichten bair. lanndtsordn. (1663) 42B; welcher nachtbauer zu Glurus kürchenguet, wüdenguet, friemössguet innen hat und güetermair ist und richtigeliehen zünset, den hat kain pfahrer . . . nicht zu vertreiben Österreich, weisth. 4, 11; etlich erblehen, hof-, huob-, widumb-, fahl- und gnadengüter (1620) REYSCHER samml. der württ. ges. 16, 1, 320; ist das dorf Reinoltzberg auch in disen kauft begriffen, aufgenommen die funff widamguetter und die vogtei - Senfftin JOH. HEROLD arten Idar ausgebildet als 'pfarrhaus, predigerwohnung'; chron. 188 Kolb; darvon erlangten sie (die bischöfe) be-
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W I T T U M D (IZusammensetzungen)
sondere freyheiten, also dasz sie auch die zähenden, vormals den pfarkirchen gehörig, sampt den widemgütern an sich zugen STUMPF Schvxizer chron. (1606) 864»; mit url&b, v a sind die widemgutter, darauf? die stifften und die closter sint gewidemt worden, die si noch heut beitag hand? FB. REISER reformation des kaiser Sigismund 164 Böhm; uneigentlich: wan ez ist gotes selbes daz heilige widemguot, daz du da in leien wis niezen wilt. ez hat got den verlihen, die im eines gesindes pflegent BERTHOLD v. REOENSBUKG pred. 2, 110 Pfeifler. 2) vereinzelt auch 'von der witwe genutztes gut': unsere (einer frau und ihrer mutier) hab und gutter zu versichern und uns bleyben lassen wollen; dan Alvelt und Clingenberg unser beyder widemgutter seint (1525) Württemberg, gesch.-qu. 20,74. —
-haus, n., pfarrhaus: an der pfarkirchn . . . das wydamhus sampt siner zugehördt (1322) die von Hornstein 1, 20 v. Hornstein; auch id.: weemhuys MOLEMA Oroning. 467B. davon abgeleitet: widumhäuserin, /., 'Wirtschafterin des Pfarrers', in Tirol. — -hof, m., pfarrhof, gvtshof, auf dem meistens der pfarrer wohnt: item disz sint die hofstett und zins, die zü der kirchun ze Buhel horent, dez ersten die hofstat und hofraiti dez widemhofes mit aller zúgehörde (1373) mon. Hohenberg. 688 Schmid; empfängt . . . von J. R., leutpriester zu W., zu widdumlehen den widdumhof zu B. qu. v. 1491 bei FISCHER Schwab. 6, 762; jetzt müssen wir dem pfarrer widemhof kauffen, die kirche damit zu dotiren, als ein braut, die man wil dem pfafien zu der ehe geben EBERLIN' v. GtmzBXTBO s. sehr. 3,175 ndr.; zu dem VI. sollen all kirchen, kirchoS, widenhof sicher sein und nichs darausz genomen werden KNEBEL chron. v. Kaisheim 288 lit. ver.; der pastor soll auch den widdenhoü mit seinem zubehoir in guttem bow halten, alsz dasz sich die gemeint nit zu beclagen habe (1646) weisth. 2,770; nach verlauffener feide haben die Junckern . . . auch den kirch und wedemhofl von ihren eigenthümlichen gütern ergrössert und befreiet J. LETZNEB dassdische chron. 1, 167A. mundartlich noch erhalten: widdenhof pfarrhof WALDBRÜHL rhingscher klaaf 219; ebenso SCHMITZ Eifler volle 2S3B; withdf pfarrhof, predigerhof, schule HALTRICH siebenbürg. 50B; wittenhof SALLMANN Estl. 29. — - h o f h a l t u n g , /., Hofhaltung eines wüwensitzes: so were articulierter Jerg Haller, so lange die fürstliche widumbshoffhaltung alhie ferner gewehrt, für und für zue taglohnen . . . gebraucht worden JOH. KEPLER op. 8, 1, 400. — -holz, m., zum kirchengvt gehöriges gehölz: von dem feld vor dem widembdholz gibt er die dreissigsten garb dem pfarrer zu Seibiz qu. z. alten gesch. d. fürstenth. Bayreuth 1,165; als
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WITTUM D (Zusammensetzungen)
wie es sein sollte A . v . WECKHERLIN rindviehzucht (1839) 200; mundartliche formen hat SCHMELLER-FR. bair. 2,860.
— - p a l a i s , »., bezeichnung des palais der herzogin Anna Amalia, in welchem sie von 1774 bis 1807 wohnte, s. WILH. BODE damals in
Weimar
(1010) 24: wittumspalais
im
Weimarischen Stadtplan v. 1782; ebenso in d. akten d. Weim. staatsarch., zuerst i. j. 1789 (auakunft d. Oöthe- u. Schillerarchivs durch H.WAHL), in der regel von den Zeitgenossen (Oöthe) schlechthin als palais bezeichnet im unterschied zum schlosz. — -recht, n., auf das frauengut bezügliches recht: und sol dan daz gut geben uz siner hant dem keiser, un sal der keiser ez der frowen lihen nach widemenrecht, und sal ir darüber geben sinen brief, un sal es die frowe furbaz besitzin nach irm willen un nit der man keyserrecht 219 Endemann; wedemenrecht jus dotaläii qu. v. j. 1326 bei KEHBEIN Wörter aus lat. urk. 23B; so solt graff Simon von Zweibrücken ihr gemahl die 4000 guldin an gelt nutzen und nieszen, wie widumbsrecht B. HXBTZOO chron. Alsatia (1592) 5, 12; die frau erhält aber hier ihr erbtheil nur zu witthumsrecht K . FB. EICHHORN dtsche staata- u. rechtsgesch. (1821) l, 191. — -scheuer,/., zum kirchlichen hof gehörige scheune, s. FISCHER schwäb. 6, 3412; so weidt, alss der wegh breidt ist zwischen den beiden gebewen, nemblich die wittumbschewre und Curstgen von Lutzermeil gut weisth. 4, 765. — -schlosz, n.: wittumsschlosz sedes dotalis, arx dotalitia STTELER stammb. (1691) 1842. — -sitz, m., Wohnsitz einer witwe, der zu dem ihr hinterlassenen grundbesitz gehört: fraw Brigita, herro Wörnhers verlasane witib, hat ihren widamsitz etlich jhar zu Seedorf gehabt, da ist sie auch gestorben zimmer. chron. 1, 215 *Barock; ist die Stadt Nürtingen und ein wol erbawtes schlosz darinnen, in welchem die . . . fürstin, . . . hertzog Ludwig löblicher ged&chtnusz hinderlassene witwe, ihren witemsitz hat DAV. FÖRSTER Bauhins beschr. d. badszu Boll 1 (1619) 46; leibgeding, leibguht, leibzucht, wittuhmsitz dotalitium
SCHOTTEL haubtspr.
(1663) 463;
eine kayserliche, königliche, fürstliche, gräffliche, freyherrliche oder adeliche wittib, die ihren witthumssitz oder leibgeding h a t SPERANDER handlex. (1727) 215»; sie
(die witwe) bauete demnach die einsamkeit auf ihrem wittumssitze B. SCHMOLOK s. trost- u. geistr. sehr. (1740) 2, 841; s. auch H$BNER zeüungslex. (1824) 4, 964 B ; widme-
sitz 'lebenslängliches wohnrecht der witwe in einer kammer des vom ehemanne zurückgelassenen Wohnhauses' Schweiz, id. 7, 1733. — -stand, m., stand dessen, der auf dem ihm von dem verstorbenen ehepartner zurückgelassenen grund lebt: wen aber das letzt ehemensch, esz seie man oder weib, einhendig in seinem wittumbsstand sitzt, und also fiurname: W i d u m h o l z BRAUNOER Schwab.-augsburg. 432». arm wurde, dasz es sich mit seinen eigenen guttern und — -korn, m., getreide als kirchliche abgabe: auch soll der habenden leibzucht erhalten möget (15. jh.) weisth. dem pfarrer volgen sein zehent und sein widenkorn (1449) beitr. zur gesch. der bischöfl. kirche Brixen 6,336 Sinnacher; 6,681; widumbstant 2,308. — -stuhl, m., sitz der witwe s. auch HALTAUS 2097. — -land, n., zum kirchengut ge- auf dem ihr hinterlassenen grundstück, symbolisch: withöriges land: ain acker . . . stosset uf daz widemlant und thumbstuhl, «. BAUER-COLLITZ Waldeck. 182; wedemstul, s. KEHREIN Wörter aus lat. urk. 27 B ; vgl. witwenstuhl. — an des spitals von Esselingen äcker darob und darunder (Ii. jh.) Württemberg, gesch.-qu. 7,129; wemland 'eigent- -verschreibung, f., aussetzung eines Wittums (o. A): lich der kirche angehörendes land, pfarrland, und daher darauf wir gesagt, dass wir irer wittumsverschreibung auch unter umständen zehntfreies land" SCHAMBACH Güt- und gestalt und gelegenheit derselben nit bericht (1541) tingen u. Qrubenhagen 293B. mann, m., der einen der polit. korresp. Moritz v. Sachsen 1, 203 Brandenburg; so aber ire 1. iren witwenstul voranderte, so sali es bei irer kirche gehörenden hof innehat, meist als pächter, s. FISCHES widdembsvorschreibunge bleiben. . . . wo irer 1. auch in gemelter widdembsvorschreibunge geistlich oder werntschwäb. 6, 762: wenn ein fal geschieht, also dasz. ein lich lehen zu leihen vorschriebn wem (1660) hess. landbischof abgüeng, ein mair, ein widemann, der Strohmann tagsakten l, 80 Olagan. — -wald, m., zum kirchengut geoder der auf dem ampthof . . . sitzt, so soll man es jemands über daz verleihen (schwäb. 1381) weisth. 6, 208; höriger wald: im jähre 1727 war der pfarrer widmer wegen des holzbezuges aus dem widdumwalde auf grosse ob ain widmmann in sein behausung (einen) zu ainem Schwierigkeiten gestossen. . . . die widdumbauem Anton inman näme an des pfarrers erlaubnus? (1570) österr. ...u.s.w. wollten . . . dem pfarrer das holz nicht verweisth. 1,179; noch in der ma.: widma SCHMELLERFB. bair. 2, 860. — -meier, m., dasselbe wie widern - abfolgen lassen M. SONTHEIMER geistl. des kap. Ottobeuren nach hist. qu. 2,148. — -weise, adv., 'als wittum': ein mann: item der widmeier soll halten den ranen (den witfraw, die das schlosz und dorfi widemsweisz besasz Widder) ... item der pfarrer soll halten den eber (1424) JAO. FRET gartengeseUsch. 63 Bolte; weisth. 6, 314; ein jeglicher widmeyer, der dann die widumb innhatt bei RETSOHXR altioilrttemb. statuarrechte so hett Ich noch ein Schwager zwar, 400; zwar liegt in manchen orten letztere (hattung eines der gar ein reicher barger war: der hett zwey tausend gülden fein zuchtstieres) sogenannten widdumsmeiern ob, wo freilich wittumbswelaz von der schwester mein die farrenhaltung in der regel keineswegs so bestellt ist, zu gnieszen W. SPANOXNBIRS auigev. dicht. 267 Martin;
63»
839
IWITWE—-'WITWE
T
«WITWE
also das das lebend belibent ehegemecht an solche der kinder ererbte ligente gieter, onverendert derselben, sein lebenlang widumbaweia alein die nutzung und niesznus und die kinder das gestractet dominium u^d eigenthumb haben (17. jh.) oberrhein. stadtrechte I I 3, 132 Merk; ebenso widemsweise, /., s. FISCHER schwäb. 6, 759; auch 6. 2Wittum A 3. " W I T W E , TO., witwer. neubildung zu 2witwe, s. DELBRÜCK idg. verwandtschaftsnamen 444. ahd. witwo; bis ins 16. jh. erhalten; angeblich noch oberhess. witwe, s. C R E O E L I U S
920:
Ich pln aln Btarker wittwen stolz . . . darümb ich ungern aln witwer pleib . . . ich hab mir denn wider aln welp genuinen fastnaehttp. 783 Ketter; si nemen ouch zu wibe ir swestir tochtir, ir stifmutir unde ir nevin husvrowin, wen si werdin witewe Marco Polo 17 v. Tscharner; unsicher, vielleicht fehlerhaft: ich will lassen von meinem handel, anfahen ein gottseling wandel, all weltlich gescheit schlahen auss, gleich einem witwe halten hauss (As. K witwer). H. SACHB 12,117 Keller; dem graven Gualtiere sein hausfrawen mit dem tode abgangen was und er witbe was ARIGO dec. 126 Keller, als Übersetzung des zweideutigen caelebs 'junggesdle, witwer': celebs witwo (11. jh.) ahd. gl. 2, 466, 68; witwo (gl. Sal.,
wohl
hs. d. 16. jh:) 4, 45, 43; witewe 4 , 1 3 3 , 6 6 (13. jh.).
hierher:
ein hür, die mit eim witwen zu helt
ALBERHS dict. (1640) S 4FT. im ¡dural
auf grund der
ent-
standenen homonymität vereinzelt für 'witwe' und 'witwer' zugleich: der (stein) dlutet man unde vrowen, die wir in riuwen schowen, unde die wltewen sin genant HEINRICH v. KROLEWIZ vtäer unter 1729; so wohl auch noch: eheleut werden endlich alle witwen PETRI d. Teutschen weiszh. (1606) 2, s 3 ft . ' W I T W E , /., frau des verstorbenen ehemannes. ahd. wituwa, mhd. witewe, altsächs. widowa, mnd. wedewe, mnl. weduwe, altfries. widwe, altengl. widewe, wuduwe, got. widuwo. auszerhalb des germ.: altind. vidhAvä -witwe, ahsl. Yldova; altpr. widdewu; altir. fedb; lat. vidua witwe, geschiedene, ledige, zu *uidh 'trennen', lat. viduus 'beraubt, leer von etwas', russ. vdovyj 'verwitwet', griech. •/¡i&eos 'junggesdle' sind wahrscheinlich erst dem substantiv *uidh6uä nachgebildet, s. DELBRÜCK idg. verwandtschaftsnamen 444/.; E . HERMANN nachr. d. Oöttinger ges. d. iviss. 1918, 208 ff.; anders LOMMBL idg. femininbüd. 1912, 21/., W A L D E - P O K O R N Y l , 2 4 0 ; T R A U T M A N N battoslav.
wb.
867.
840
2
grosze rolle: nimit ein withewi einin man zu ewi Mühlhäuser reichsrechtsbr. 144 Meyer; nymt eyn man eyne wedewen Sachsenspiegel 152 Eckhardt; die was Peter Egens tochter, die wittwe, die er genomen hett Städte chron. 4,111 (16. jh. Augsburg); obs bässer sei eine witwe, als eine jungfer freien? BELLIN hochtl. rechtschreib. (1657) a, 2 A ; sie hatten mir vorgeschlagen, eine alte reiche wittwe zu heyrathen LESSING 2, 6 M. neben anderen Personenständen, besonders im gegensatz zum mädchen: wie der engel ist geschaiden von dem mentschen, der mentsch von dem engel, die magt von der witwen St. Georgener pred. 206 Sieder; liebt ich dich als kleine, kleine, Jungfrau warst du mir versagt; wirst doch endlich noch die meine, wenn der freund die witwe fragt GÖTHE 8 , 2 2 9
W.;
darmit bestricken sie so wol witben und eheweiber als jungfrawen PAPE bettel- und garteteuffel Q 2 A ; will ein mann seiner frau das weib in dessen verschiedenen lebenslagen vorbildlich zeigen, so wird er eine braut, eine mutter, eine witwe in ihr zimmer malen heiszen LAOARDE dtsche sehr. 484; kauft! hier neger! negerinnen! mädchen, weiber, männer, wittwen, ammen, kinder, alle bester sorte! GBABBE W. 3, S88 Blumenthal. 2) das Verhältnis der witwe zum verstorbenen a) witwe werden, witwen machen u. ä. als bende ausdrücke für das sterben bzw. töten des we, we der laiden herfarttt menlg edel wib da wltow ward, der ir usserwelter man für bas nlt me ze hasse kan
mann. umschreimannes:
OSttteeiger Trojanerler. 6602;
zuletzt nam er Calphurniam, die bi im ouch wittouw worden ist JOACH. V. WATT dtsche hist. sehr. 3, 4 O.; unglücklicher! und du erinnerst mich daran . . . wie viele zarte kinder vaterlos, wie viel verlobte bräute wittwen worden sind durch euch! SCHILLER 1 3 , 2 4 2 O ;
sehr jung wittwe geworden, bewahrte sie sich selbst die unabh&ngigkeit M. v. EBNER-ESCHENBAOH ges. sehr. 4,39; sie kann mich oft recht rühren, besonders wenn ich denke, wie bald sie wittwe sein wird ANNETTE V. DROSTE - HÜLS -
HOFI br. 75 Schücking. witibn machen, verwiteben viduare voc. inc. terut. ante lat. (1471) oo 7 a ; er so manigen man . . . erschlagen, witwen und weysen gemacht WICKSAM 2, 378 BoUe; nnd manche wittwe hab Ich gemacht, manch vaterloses kind
K M. ARNDT ID. 6,161 R.-M.;
— neben witewe, witwe dringt seit spätmhd. zeit vom bair.-österreichischen her wittib, mit regdrechtem wandd von w zu b, vor und steht im Stteren nhd. gleichberechtigt neben witwe; äUernhd. auch witbe. in jüngerer zeit wird witwe in der Schriftsprache alleinherrschend; doch taucht wittib bis heute in altertümdnder, gehobener, vertraulicher u. ä. spräche immer wieder auf. — witwe, wittib ist in den mundarten bezeugt, tritt aber hinter witfrau zurück.
möchte er . . . dieser jungen fürstin (nicht) so übel thun, und sie so bald zur wittib machen 8. v. BIRKEN ostländ. lorbeerhayn (1657) 166; In höchster not nicht lasse mich! zu keiner wlttlb mach dein weib
bedeutung und gebrauch. l ) allgemein in den sachlich bedingten bereichen: wie lang die witub der chint und des guots gewaltich sol sein stadtrecht von München 49 Auer; es soll und mag auch kein wittib oder wittiber ihrer kinder gut, das sie anerbt, ain andern mann oder weib geben (hs. d. 18. jh.) österr. weisth. 7, 698; de weduwe sali oeck mit der erven rait de begreffnisse begaen ostfries. landr. 600 Wicht; was er für den freund . . . empfand, das ersieht man nur aus dem beileidschreiben an die wittwe W. SCHEBKR kl. sehr. 1, 58; sie ist schon vier monat witwe GÖTHE 8, 61 W.; bei einer alten wittib war . . . ein zimmer sammt tisoh zu vermiethen CASTEIXI S. W. 10 (1844) 87; meine mutter Catharina Elisabetha Goethe, wittib zu Frankfurt am Main GÖTHE I V 12, 201 W.; mein vater hätte diese pachtung wohl vorzüglich dem einflusz zu danken, den unser Patriarch . . . bei der grftfin wittwe hatte E . M. ARNDT l, 60 R.-M. die Wiederverheiratung der witwe spielt eine
mit jedem neuen morgen heulen neue wittwen H. L . WAONER theaterst. (1779) 110; ich gönnte und wünschte dem guten ehemann das leben, und doch mochte ich sie mir so gern als witwe denken G Ö T H E 2 4 , 3 2 W.; ich gehe zu meinem gemahl und scheide von ihm als seine wittwe
SPREKG lliae (1610) 80".
ebenso in individuellen formen: er slnoc In, sA daz buoch gibt, daz sin wlp ein witewe wart genant
STRICKER Karl 6686
I T F L A N D theatr.
w.
Bartsch;
1,106.
b) die witwe wird als vom mann gelassen, verlassen, nachgelassen, heute hinterlassen sowie auch hinterblieben bezeichnet: der erhern n. weylend Lienharten Stainhawsers gelassne witwe urk. z. gesch. Maxim. 10, 7 Chmd; so ainer verschiet mit todt auf ainem erbhof oder aigen, so ist die gelassen wittib gen hoff schuldig zu geben . . . stiftgelt Österreich, weisth. 9,789; wann nun ein freimann stürbe und seine witwe nach sich verliesze weisth. 8, 246; fraw Agnesen verlaszne witwen künig Andres von Ungern S E B . M Ü N S T E R cosm.
(1650)
446;
mit jedem neuen morgen heulen nen verlassne witwen SCHILLER 13,111 O.;
841
2WITWE
2-3
¡¡WITWE
ßihe an königin Mariam, des groszmühtigen helden, könig Heinrichs des vierten in Franckreich nachgelassene wittib S o H U P r freund
in der
not
20
2, 05 lit. «er.; ihr schwiegersohn Loeber ist vor kurzem gestorben und hinterläszt eine witwe mit sieben kindern GÖTHB IV 80, 85 W.; sondern auch die Unterlassene wittwe oder tochter, wenn eine vorfindig ist, zu ehelichen B . M A T E päckchen Satiren (1769) 3 9 ; (er) starb . . . mit hinterlassung einer jungen wittwe W. GRIMM dtsche tagen (1801) 2 , 1 9 8 ; meines seeligen herrn bruders hinterbliebene wittwe schausp. d. engl. com. 158 Creizenach. c) zu fester anwendung ist die bezeichnung der witwe durch nennung ihres verstorbenen mannes gelangt: kiinig Conrad in Sachsen . . . gab herzog Heinrichs witib . . . seinem bruder ANDREAS V. REQENSBURO S. W. 31, 7 Leidinger; unser lieben swester, des genanten unsers lieben bruders seligen witwe privatbr. d. Mittelalters 1, 71 Steinhausen; dasz er des verstorbenen pfarrers wittib oder tochter heyrathe FETNLER gewissenh. priester (1694) 64; es war uns . . . nie gelungen, die geringste Unterstützung zu erlangen, obgleich die mutter wittwe eines amtmanns war JAC. GRIMM kl. sehr, l , 5; in zweyen theilen herausgegeben von . . . bey Casp. Fritachens Wittwe 1755 LESSINQ 7, 3 M.; h a t Johann Friedrich Welz gärtners wittib für nächstkünftiges frühjahr schöne dreyjährige spargelpilanzen angeboten GÖTHB IV 35, 269 W.; es sey gut eines Zahlmeisters fraw seyn, aber bösz sein wittib seyn ALBERTXNUS hirnschleif er (1664) 2 1 ; sorgen durchlaucht für meine wittib! M. v. EBNER-ESCHENBACH 2, 219; modern in unmittelbarer zufügung des namens: damaligen ehegemahl der witwe Eichenberger BAHRDT gesch. s. lebens 2, 244; sie äuszerten, dasz die wittwe Ochs . . . um Stundung gebeten habe GÖTHB IV 2 8 , 1 1 6 W.; witwe Pittelkow in person aber stieg . . . zwei treppen höher zu Polzins hinauf FONTANE I 5, 7 ; sag ihm, pfarrer, er soll sich der kuh der wittib Hagerin erbarmen! WATZLIK pfarrer v. Dornloh (1930) 31. 3) der
w i t w e ist
ernste
o l wer beschreibt allhler den schmerz, den die b e t r ü b t e wittwe Bpürte, der ihr die m a t t e seele r ü h r t e GOTTSCHED ged. (1751) 1 , 1 2 8 ;
ndr.;
dasz Ich sie n i c h t derinaszen als ein w i t t i b wolt hinderlassen W . SPANGKNBERG bei DÄHNHARDT griech. iram.
sittliche
haltung
propheten, apostein, confessores, Patriarchen, wldncn u n d martires BRtra v . SCHÖNEBECK hohes
eigen:
lied 1226 lü. t-er.;
h e r (Crütut) h a d auch Inst zu relnikeit, dl frome, heilige wetwen tragen, dl n a c h k e y m e m a n n e f r a g e n JOH. ROTHS lob d. ieuschheü 1840 d n bliebst, wie f r o m m e w l t t b e n , still, i m hause wie Ablgail HENRICI ernst-, teherzh. it.
Neumann;
sat. ged. 2, 66;
sieh d o r t k S m p t h e r f r a w Wendelgart, die keusche w i t t i b f r o m u n d z a r t N . FRISCHLIN dicht. 18
lit. ver.; denn sie h a t t Boichs nitt than, da sie mit ihrem mann gelebt hat, auch nitt in ihrer jungfrawschaft, sondern da sie ein wol betagte einsame witwe worden ist LTTTHER 10, L, L, 413 W.; ere die witwen die do seind gewere witwen erste dtsche bibel 2, 218 lit. ver.; um als ehrsame wittib fortzuleben MELCHIOR M E Y R erz. a. d. Ries 1 (1868) 174; eine sehr taube, redliche wittib wars W . R A A B S hungerpastor (1864) 3, 8. — die trauet der witwe um den mann: s u n d e r n dl wetwein sollen beweine Iren getruwen, f r o m e n m a n w a n n e si den verloren h a n , u n d , a b sy mögen allcine bllben u n d di helligen kuschelt t r i b e n JOH. ROTHE lob d. Keuschheit 1645
842
4-5
so werden die Seufzer der trauernden witwe Seufzer der liebe CL. BRENTANO Oodwi L ( I 8 0 I ) 135. — die witwe drückt ihre haltung in der Meldung aus: d i u k ü n d e sich n&ch wltewen wtse kleiden Lohengrin 7296 Rückert; d e n n es geziemt d e r wittwe, die den g a t t e n verloren, Ihres lebens licht u n d r ü h m , die schwarz umflorte n a c h t g e s t a l t d e m aug der weit i n stillen m a u e r n zu verbergen SCHILLEB 1 4 , 1 5 O.;
sie kam in tiefer trauer, wie eine wittwe H O L T E I erz. sehr. 8
>
u
°;
die ebne liegt so f r o m m , in a b e n d d u f t gehallt, der wittwe gleich In t r a u e r mild A. V. DROSTE-HÜLSHOPP 2 (1878) 118.
4) leid und Unglück gehören zur witwe: witewe daz ist ir name, daz in nú allenthalben wé ist: in ist al umbe sich wite wé BERTHOLD v. REGENSBUXO pred. L, 330 Pf.; eine betrübte, geschlagene, verlassene, elende witwe KRÄMER 2 (1702) 1 3 7 2 B ; und dessen müssen sich elende witwen stets befahren BUOHHOLTZ Herkvliskus u. Herkuladisla (1665) 1160; weh euch schrifftgelerten und phariseer, ir heuchler, die ir der widwen heuser fresset, und wendet lang gebet für, darumb werdet ir desto mehr verdamnis empfahn Matth. 23, 14; last ein wittib In diser s t a t t klagen, welche vil klndcr h a t H . SACHS 17, 3 K.-Q.;
andere setzen sehr rührende erzählungen in die Zeitungen, von dem unglücklichen zustande einer wittwe mit vielen kindern ARCHENHOLZ England u. Italien 1 , 1 , 67; besonders häufig die arme witwe: d e r a r m e n wlttlbcn chuc, ir g a n s u n d ir chiczl HEINR. V. BURGUS d. seele
rat 5578 Rosenleld; insonderheit aber bitte ich, e. g. wolle nach meinem ab scheid meiner armen witwen . . . vater sein RINQWALD evangdia (1581) A 5 A ; Liskovs arme wittwe brachte dem geistlichen ein manuskript SCHTJBABT leben u. gesinnungen 1, 175. verbreitet, besonders im anschlusz an Luc. 7, 11, die witwe mit dem einzigen söhn: die b r a c h t e n t o t von ainem h u s ain jungling, als ich es las, der ain s u n allalne was ainer witwen, die vil Iaides not h e t t u m b fr liebes kindes t o t WERNHER Marienleben 7423 Päpke-Eübner; ein w i t t i b h a t n u r einen söhn, den g o t t ihr h a t gegeben FlsOHER-TÜJirEL lirchenliei 3, 258; Lengsfeld wollte einer witwe, die ihren einzigen söhn bei militair h a t , u n d g r u n d s t ü c k e besitzt, losmachen jahrb. d. OriUparzerges. (1890) 2, 58. — beschützung der witwen: . 9,158; general Kalkreuth, der . . . durch luxus von tafel und witz ein glänzendes haus machte L. HÄUSZER dtsche gesch. 1, 6 1 9 ; auch bei den folgenden belegen setzt witz ein gegenüber voraus: ist mein gespräch trocken und mein witz stumpf? W I E L A N D ges. schr.Tl 2, 376 akad. (bei S H A K E S P E A R E barren my wit)-, bonmots mit gleichem witze beantworten v. P E T E A S C H lustsp. X, 3 8 2 ; er (erwiderte) ihre geschraubten Schmeicheleien . . . mit lauter treffendem witz U . B R Ä K E R S. sehr. 2, 280; der epigrammatische witz, mit welchem er [Gleim,) die thoren niederschlug und gegen den scherzenden angriff seiner freunde zu felde zog J . 6 . J A C O B I S. W. (1807) e, 160.
es denn wohl anders als der witz oder der geist sein können? und in der that macht diese gemüthskraft, nachdem sie bei einem stärker als bei dem andern ist, einen groszen unterscheid in den gedanken. (denen, die in besonderem masze mit witz, d. h. scharfsinn, gedächtnis und einbildungskraft begabt sind, ist) allezeit eine menge von gedanken fast zugleich gegenwärtig: das gegenwärtige bringt sie aufs vergangene, das wirkliche aufs mögliche, das empfundene auf alles, was ihm ähnlich ist, oder noch werden kann, daher entstehen nun gleich nisse, verblümte ausdrücke, anspielungen, neue bilder, beschreibungen, vergröszerungen, nachdrückliche redensarten, folgerungen, schlüsse, kurz, alles das, was man einfalle zu nennen pflegt, und die alle insgesammt aus einem solchen lebhaften köpfe entstehen crit. dichtkunst (1751) 351; näheres über den gebrauch bei GOTTSCHED und in der aufklärungszeit überhaupt im jahrb. des freien deutschen hochstifts 1932, 62/. ß) der literarische gebrauch, er ist bei CHB. WEBKICKE voU ausgebildet:
d) daher vom gewinnenden Wesen im geselligen verkehr: voll verstand und witz gewann er, wen er gewinnen wollte MOMMSEN rörn. gesch. 1 (1856) 671. besonders als weiblicher vonug, vgl.: alles was schön ist, gehört zum gebiethe des frauenzimmers, und mithin auch der witz. ein einfall ist bei ihnen baare münze und das gelächter an der tafel bestimmt das gehalt HIPPEL über die ehe (1774) 139; der bezaubernd angenehme witz, der feine
g e f ä l l i g e t o n S . v . LAROCHE frl.
v. Sternheim
(1771) 1, 7 2 ;
von ungemeiner Schönheit und witze Holston und Augusta (1780) 147; (das) ideal weiblicher sanftmuth mit allen grazien des wizes und Verstandes verbunden KRETSCHMANN s. w. 3, 2,17; ganz grazie und witz . . . in munterer, geistreicher gesellschaft BAUEBNFELD ges. sehr. 2, 96; Vorzüge des weiblichen geistes: unmittelbarkeit, witz und gute laune, schärfe und treffendheit des ausdrucks FONTANE ges. rornane u. nov. I 7, 94; vgl. noch: die, welche einst mich fesseln soll auf meine lebcnszelt, die müazte sein Verstandes voll, voll witz der mich erfreut NOVALIS 1 , 1 2 4 M.
im gegensalz zu dem einst synonymen verstand: sie (Konstanze Weber) hat keinen witz, aber gesunden menschenverstand genug um ihre pflichten als frau und mutter erfüllen zu können MOZABT an s. vater bei 0 . JAHN S, 142. e) nur selten ist witz der einzelne scharfsinnige einfall, die witzige idee: jeder witz ist nur für den unterrichteten, jedes witzige werk wird deshalb nicht von allen verstanden; . . . man mache noten dazu, wie zu Babelais oder Hudibras; aber was würde man zu einem Schriftsteller sagen, der über ein witziges werk ein witziges werk schreiben wollte? der witz läuft schon bei seinem ursprunge in gefahr zu witzeln, im zweiten und dritten glied wird er noch schlimmer ausarten GÖTHE I 18, 293 W.; dasz die durch den verbotenen genusz des apfels verlorne reinheit durch den genusz des göttlichen leibes wiederhergestellt wird . . . , ist wunderlich, aber groszartig kombiniert, gewisz, der witz ist in das Christentum nicht erst durch die Scholastiker hinein-
du zeigst, wie kiugheit sich mit witz verschwistern kan, berühmt als ein poet, berühmter als ein mann, den musen, aber mehr dem vatterland ergeben; annehmlich wenn du schreibst, doch wenn du redst noch und.was du bist, Bchelnt nicht so sehr [mehr, aus deinem buch als deinem leben: dein witz der dient nur zum gedieht, dein leben aber zur geschieht
epigr. einfalle:
CHR. WERNICKE
es ist deutlich die gäbe der sinnreichen
450
P.;
was Marcus schreibt, das Ist geschrieben: und was ihm aus der feder fällt, Ist wie es fällt, beilegen blieben . . .
dieser eilfertigkeit ist es zuzuschreiben, dasz wir noch wenig oder nichts vollkommenes in unsrer spräche gesehen haben, wir haben wiz genug, aber wir lassen uns nicht zeit genug, etwas daurhaftes zu schreiben, wir lassen ea nicht allein bei dem ersten einfall, sondern auch bei der ersten redensart bewenden ebda 303 P.; freund hast du keinen witz, und wüst doch etwas schreiben, dasz dem Verleger nicht soll auf dem halse bleiben
ebda 470 P.;
witz und tugend. wie schön Ist nicht Homer, der dichter aller zelten, wie reizend, wie gelehrt, wie reich an trefflichkelten! doch auch nur eine that rechtschaffner menschenhuld, der wahren mäszigung, der groszmut, der geduld, verschwiegne tugenden, die wir mit kenntnlsz üben, sind noch einmal so schön, als was Homer geschrieben
H A G E D O R N poet. W. 1 ( 1 7 5 7 ) 1 2 5 ; doch es scheinet, dasz der herr magister Schwabe keine Ursache habe einiges misztrauen in die fruchtbarkeit und fähigkeit des deutschen wizes zu sezen, weil er sich zum voraus anheischig machet, alle monate sechs bogen voll sinnreicher gedanken und einfälle zum beweisthum der unerschöpflichen kraft des deutschen wizes zu liefern bei g e k o m m e n GBILLPARZEB S. W. 17, 189. BODMEB krit. sehr. 3,140. in der vorrede seiner hier be3) besondere anwendungsbereiche. sprochenen Zeitschrift belustigungen des Verstandes und a) witz ist im 18. jh., besonders um die mitte dieses Zeitwitzes 1741 ff. (vgl. die neuen beyträge zum vergnügen des raumes, die dichterische erfindungsgabe, daneben die erVerstandes und witzes 1744$.) unterscheidet SCHWABE die findungsgabe, einbildungskraft schlechthin, der bedeutungsschönen von dem ernsten Wissenschaften (s. o. Wissenschaft ilbergang ist verständlich in einer zeit, wo man in 'sinnsp. 794) tiach den seelischen grundkräften: der witz belustireichen einfallen', in 'artigen warten und gedanken' das get sich an aufgeweckten einfällen und an sinnreichen gewesen der dichtung sah, vgl.: (der poet) musz citpaviaoia)danken und der verstand an ernsthaften und philosophiTOS, von sinnreichen einfallen und erfindungen sein OPITZ schen belust.d. Verstandes u. witzes (nil)l, 16; DROLLINGER buch v. d. dt. poeterei 12 ndr.; in der Arkadia (1638) spricht kann in seiner Übersetzung von POPES 'essay on eriticism' OPITZ, gleichfalls mit beziehung auf die dichtung, von unbedenklich wit mit witz wiedergeben: es ist wahr, ein sinnreichen erfindungen (s. 232) und hohen gedanken scribent ist -von seinem witze eingenommen, aber ist es und sinnreichen einfallen (s. 28). die im folgenden Jahrder kunstrichter nicht auch von seinem urtheile? DBOLhundert feste Verbindung witziger einfall kennt er noch LINGER ged. (1743) 190; witz und urtheilskraft (wit and nicht. judgment) 192; lebhaftigkeit des witzes (sprightly wit) 209; alles, was . . . seinen ursprung in dem vermögen a) die wissenschaftlichen definitionen der theoretiker der dichtkunst schlieszen unmittelbar an CHR. WOLFF, S. O. 2 a, des witzes hat BODMEB krit. sehr, l, 87 anm.; ich glaube auch nicht, dasz dieser poet, wann er die stärke seines an, vgl. BREITINGEB krit. dichtk. (1740) 2,102; GOTTSCHED witzes beweisen wollte, eine stelle von dieser art anführen crit. dichtk. (1751) 102. deutlicher als CHB. WOLFF spricht würde 1,107; schlieszet niemals aus den Schriften der GOTTSCHED die beziehung auf die dichtung aus: (wir dichter auf die Bitten derselben . . . , denn sie schreiben, müssen sehen,) was denn nunmehr die poetische art zu nur, ihren witz zu zeigen GLEIM vers. in scherzh. Uedem denken von der prosaischen unterscheidet? die Vernunft (1745) 2, 20 vorr.; selbst der witz verbirgt sich, weil die kann und soll es nach dem vorigen nicht sein: was wird
879
880
WITZ II A 8
WITZ II A s
Vollkommenheit der kunst darinn besteht, dasz man die einfache natur so unbefangen nachahme, dasz der witz selbst natur werde, man nennet also nicht mehr geist oder witz, was nur blendende phantasie ist HEEDER 23, 02 S.; nun habe ich zwar zu meiner zeit auch meinen vers gemacht wie ein anderer, aber der witz ist eingerostet in den leidigen geschalten SCHILLER 14, 232 O.; häufig nicht zu scheiden von phantasie schlechthin: die comödie darf . . . nur alle kräfte des witzes anwenden, um eine geschickte Wendung zu finden, die thorheit des helden, der die bühne belustigen soll, sichtbar zu machen KAMLEE einl. in d. schönen wissensch. (1768) 2, 47; dasz ein unerschöpflicher witz dazu gehört, ein so groszes werk (epos) mit gleichem feuer auszuführen als anzufangen LESSINO 4,16 M.; die historische kenntnisz der geschehenen dinge . . . kan durch keine anstrengung des genies heraus gebracht oder gefunden werden; die sinne und das gedächtnis müssen hier beschäftiget sein, bevor man witz und beurtheilungskraft gebrauchen kan 8, 25; der witz seiner (des kalifen) reich besoldeten mährchenerzähler; . . . da aber . . . seine witzigen köpfe sich in wunderbaren mährchen erschöpft hatten . . . KLINGER W. 6 , 4 ; auf anderem gebiete: (bilder,) wie sie der witz des kfinstlers erfand und sein meiszel sie formte G I S E K E poet. w. (1767) 3 3 ; und noch allgemeiner: unsere vorfahren erstreckten ihren witz noch weiter, sie waren nicht vergnügt, etwas nützliches orfunden zu haben; sie fielen sogar auf solche poszierliche erfindungen, die ganz und gar unnöthig und lächerlich sind J . A . SCHEIBE crit, musicus (1745) 9$.
3 (1742) 134; (er hat) Frankreichs witz und kunst besiegt B . NEUKIBCH ged. (1744) 20; die deutschen werke des witzes LESSINO 8,122 M., vgl. 4, 49; sich mit dem spanischen witze bekannt machen 4,204; (die) beiden partheien, die sich noch immer die herrschaft über den deutschen witz anmaszen NICOLAI br. 66 EU.; deutscher witz als deutsche literatur ist ihm ganz geläufig, s. 134; 142; 143; so nährte der ehrliche Hieronymus den geist beider eheleute, den einen mit witz (schöner literatur), und den andern mit prophezeiungen (literatur über die apokalypse)
unmittelbar mit einbildungskraft, erfindungsgabe verbunden: die mythologischen fabeln (sind) bestiebungen der einbildungskraft und des witzes BODMEB V. d. wunderbaren (1740) 202; nicht witz und erfindungskraft genug ein dichter zu sein LESSINO 8,110 M.; einen groszen aufwand an witz und erfindung 8,105; witz und erfindungsgabe absprechen GÖTHE I 24, 166 W.; einbildungskraft und witz anstrengen 21,189; in allen leichtern gattungen von geisteswerken der einbildungskraft und des witzes FB.. SCHLEGEL S. to. 2,139. vom leser: von der epopee verlangt man, dasz sie den leser ergötze, . . . dasz sie Vernunft, einbildungskraft und witz zugleich unterhalte RAMLER einl. in d. sch. wissensch. 2,18. witz teilt mit diesen substantiven dieselben epitheta: von dem fruchtbaren witz, dem malerischen der Ovidischen dichtkunst aUg. dtsche bibl. 1 (1766) 1 2 8 ; fruchtbaren witz sowohl in der erfindung als ausführung der allegorie ESCHENBÜHG entw. einer theorie (1783) 6 7 ; dieser mangel an der geschichte hat dem unerschöpflichen witz des herrn Verfassers ein unendliches feld von episoden eröffnet . . . LESSINO 5,9 M. spiele des witzes bildlich wie spiele der phantasie: die naivität schlieszt nichts aus, als was allzu gedacht, was allzu scharfsinnig ist . . . spiele des witzes, epigrammatische einfalle RAMLEB einl. in d. sch. wissensch. 3, 3 0 ; die poetische landkarte . . . scheinet dem ersten ansehen nach ein spiel des witzes zu sein und ist im gründe mit aller genauigkeit einer gesunden kritik aufgenommen LESSINO 8 , 2 8 2 M.; von Meinen poesien 7 , 1 0 M.; vgl. 3 , 1 1 6 M.;
H E B D E R 1 2 , 1 8 0 S.;
GÖTHE I I l , 303 W.;
die
sich darum dichter nennen, weil sie die spiele ihres witzes und ihrer phantasie in wohlklingenden versen zur schau ausstellten KLINGEB W. 8 , 1 3 .
y) bei objectiverem gebrauch ist die beziehung auf die dichtung noch deutlicher sichtbar; witz ist das literarische leben, die literatur einer nation, vgl.: genug wenn man weisz, dasz die schönen Wissenschaften und freien künste das reich des witzes ausmachen LESSINO 4, 387 M.; reich des witzes auch NICOLAI br. 137 EU.: (er,) der hernach auch nicht der alten witz verg&sz und manche schSne schrUt ans eignem antrieb lahs WEILNIOKE epigr. 461 P . ;
als ob ihnen (den arihängern Gottscheds) der rühm des deutschen wizes verpachtet wäre bei BODMER krit. sehr.
NICOLAI Beb. Nothanker
(1770) L, 21.
Ô) das Verhältnis von witz zum neuaufkommenden geniebegriff. GOTTSCHED und seine schule wehrt sich gegen die bezeichnung genie: dieser fremdling wird bei uns itzo so ein alltäglicher gast, dasz wir ihn, wie vormals einen Bcapin und harlekin, auf allen bühnen erblicken, dasz ohne ihn keine Schrift wie vormals ohne diese kein schauspiel schön zu sein dünket. wir sind nur wider das wort und nicht wider die sache, die sonst das kluge Deutschland durch geist und witz auszudrücken pflegte, welche schönen Wörter man itzo vor dem lieben genie unter das alte eisen werfen will das neueste aus der anmuthigen gelehrsamkeit 10 (1760) 674. GOTTSCHED selbst will geist und lebhaftigkeit des witzes dafür setzen (s. teil 4,1, 2, 8412) und Übersetzt génie bei BATTEUX entsprechend mit witz, bzw. glücklicher köpf u. s. w., RAMLEB dagegen mit geist u. a., erst J . AD. SCHLEGEL mit genie (s. o. teil 4,1, 2, 3416). dem sprachbewusztsein aber blieb witz, dessen ursprung und Schwerpunkt auszerhalb des künstlerischen lag, ein zu begrenzter und an der Oberfläche haftender begriff, als dasz er die gesamtheit des dichterischen schaffens hätte umfassen können, vgl.: (unsere Schriftsteller besitzen) einen Vorzug, der nicht viel werth ist, nämlich: wiz genug, um ein buch, ein gedieht, ein dramatisches stükk zu schreiben, und dasz ihnen dagegen mehrere Vorzüge fehlen, gegen die der vorige gar nicht in vergleichung komt und die allein ächte kennzeichcn grosser geister sind, nämlich: beurtheilungskraft . . . unterscheidungskraft . . . (1765) NICOLAI br. 182 EU.; ferner: der dilettant glaubt mit dem witz an die poesie zu reichen GÖTHE I 47, 314 W. der innere gegensatz zwischen genie und bel esprit, der sich im englischen weit früher herausgebildet hatte, muszte auch dem deutschen sprachbewusztsein fühlbar werden, am deutlichsten spricht ihn LESSINO aus: man kann keinen funken genie haben und gleichwohl viel witz und geschmack besitzen 10,124 I i . ; sie haben, wenn man will, mehr witz, aber vielleicht desto weniger wahres genie 6,29; nun beurtheile man, ob der grosze Corneille seinen stoff mehr als ein genie oder als ein witziger köpf bearbeitet h a b e . . d a s genie liebt einfalt, der witz Verwicklung 9, 309; der witz hingegen, als der nicht auf das ineinander gegründete, sondern nur auf das ähnliche oder unähnliche gehet, wenn er sich an weçke waget, die dem genie allein vorgesparet bleiben sollten, hält sich bei begebenheiten auf, die weiter nichts miteinander gemein haben, als dasz sie zugleich geschehen, diese miteinander zu verbinden, ihre faden so durcheinander zu flechten und zu verwirren, dasz wir jeden augenblick den einen unter dem andern verlieren, aus einer befremdung in die andere gestürzt werden: das kann er, der witz, und nur das 9, 308. b) in einem umfassenderen sinne steht witz bei den frühromantikern, besonders bei FRIEDRICH SCHLEGEL. ihm wird der witz ein philosophisches problem, vgl.: ich habe mich ordentlich auf den witz gelegt und habe recht viel darüber philosophirt (1797) br. an seinen brader 305 W.; das poetische ist ihm nur ein teilgebiet des witzes: deinen witz halte ich für reinpoetisch, obgleich du ihn bisher fast nur im leben und in rezensionen geäuszert hast ebda 314. der witz in seiner reinsten form lebt nicht in der geselligen Umwelt: es ist ein groszer irrthum, den witz blosz auf die gesellschaft einschränken zu wollen, die besten einfalle machen durch ihre zermalmende kraft, ihren unendlichen gehalt und
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WITZ II A 4
dungskraft ist nöthig, um auf diese weise die poesie zur ihre klassische form oft einen unangenehmen stillstand prosa zu machen GÖTHE I V 23, 190 W.; geist und witz, im gespräch. eigentlichen witz kann man sich doch die er vielleicht in verschiedenen werken hätte ausbilden nur geschrieben denken; man musz seine produkte können TIEGK sehr, l.xxrv; soll geist und witz und kunstnach dem gewicht würdigen wie Caesar die perlen und sinn der maszstab der vortrefiliohkeit sein, wer nannte edelsteine in der hand sorgfältig gegen einander abwog Athenäumfragm. 391. witz ist höchstes erkenntnisprinzip: je die nordischen Europäer geistreich und witzigt G. FÖRSTER S. sehr. 5, 381; bei GOTTSCHED eine häufige ist aller witz prinzip und organ der univers alphilosophie Verbindung: und alle philosophie nichts andres als der geist der Universalität, die Wissenschaft aller sich ewig mischenden geist und witz ziert stadt and land GOTTSCHED neueste gti. (1760) 49, und wieder trennenden Wissenschaften, eine logische chemie: so ist der werth und die würde jenes absoluten, vgl. ebda 83; ged. (1751) 1,11; 126; 151; er (Hamlet) vereinigt enthusiastischen, durch und durch materialen witzes . . . tiefe Vernunft und scharfen verstand mit witz und geist unendlich, die wichtigsten wissenschaftlichen entdeckunFR. SOHLEGEL jugendschr. 2,12 M.; es ist in der that UPgen sind bonmots der gattung. das sind sie durch die endlich viel verstand darin (in Emilia Qalotti) ..., ja überraschende Zufälligkeit ihrer entstehung, durch das sogar geist und witz 2,168; in einem . . . classischen kombinatorische des gedankens und durch das barokke werke, das voll von geist und witz ist RANKE S. w. 37, des hingeworfenen Ausdrucks . . . die besten sind échap317; der dialog ohne witz und geist O. JAHN Mozart pées de vue ins unendliche Athenäumfragm. 220; sein l, 364. wesen hängt mit dem fragmentarischen Charakter des die weitere entwicklung trennte beide begriffe wieder. menschlichen bewusztseins zusammen: diejenige thätig'geist, der deutsche geist, ging höhere wege' R. HILDE keit, wodurch das bewusztsein sich am meisten als bruchBRAND teil 4,1, 2, 2717. am schärfsten spricht KAMT den stück kund gibt, ist der witz, sein wesen besteht eben unterschied aus: in der französischen spräche führen geist in der abgerissenheit und entspringt wieder aus der abund wiz einerlei namen esprit. im deutschen ist das gerissenheit und abgeleitetheit des bewusztseins selber anders; man sagt: eine rede, eine schrift, eine dame der . . . der witz . . . tritt ohne alle beziehung auf das vorige, gesellschaft usw. ist schön, aber ohne geist, der Vorrat einzeln, ganz unerwartet und plötzlich auf, als ein Überan witz macht es hier nicht aus, denn man kann sich läufer gleichsam, oder vielmehr ein blitz aus der unauch diesen verekeln, weil seine Wirkung nichts bleibendes bewuszten weit, die für uns immer neben der bewuszten hinterl&szt w. 10 (1839) 243; GÖTHE nennt im gegensalz besteht, und stellt auf diese weise den fragmentarischen zum geist den witz selbstsüchtig, selbstgefällig (s. o. zustand unseres bewusztseins sehr treffend dar philos. teil 4, 1, 2, 2718). Vorlesungen 2 (1837) 80/. Windischmann. b) witz mit negativem unterton. 4) witz als wertbegriff. a) witz erhält leicht den anfing des gewollten, auf Wirkung berechneten, vgl.: das wollen beim witze darf nur darin a) in positivem sinne, sein Verhältnis zu geist. bestehen, dasz man die konvenzionellen schranken aufa) der Muge, geistreiche geholt: hebt und den geist frei läszt FB. SCHLEGEL im Athenäum denn läszt die Überschrift kein les er aus der acht, l, 2,26, s. auch Witzelei; Fontenelle besasz mehr witz als wenn In der kflrtz ihr leib, die seel In witz bestehet, geschmack. anfangs suchte er auch so zu schreiben als wenn sie nicht allzu tief mit Ihrem Stachel gehet . . . seine meister vor ihm geschrieben hatten . . . aber sein CHI. VEHNICKE epigr. 133 P . ; man kann ihn {den witzigen ein/all) nicht anders wider- witz war ihm im wege. man bewunderte nur seinen witz, und nun sah er einfalle für die hauptsache an GEBSTENlegen, als wenn man ihm den witz nimmt, und das ist BEBG recensionen 87 lit.-denkm.; im allgemeineren gebrauch hier nicht möglich, er bleibt witzig, er mag nun wahr oder falsch sein LESSING 5, 368 M.; ist es nicht alle zeit als mittel der Verhüllung gegenüber der Wahrheit: ich spreche jetzo nicht mit ihrem witz, der alles zu bemänteln weisz, witz, so ist es doch alle zeit ein guter und groszer sinn, sondern mit ihrem gewissen spreche ich LICHTENBERG ein poetisches bild, ein starker ausdruck, eine naive aph. 1,155 L.; Wendung und dergleichen 7,130; Hudibras (ist) eins von denen, worin man am meisten witz (esprit) findet, aber dich blendet nicht der schein des augenbllcks, der witz besticht dich nicht, die Schmeichelei . . . weil noten ohne zahl nöthig sind um seine scherze schmiegt sich vergebens künstlich an dein ohr (plaisanteries) zu verstehen GÖTHE I 40, 218 W.; die GÖTHE I 10,109 W.; Schriften des berühmten Kant . . . verständlich . . . sagen sie einmal einfach, wahr, und ohne witz: weshalb machen, ohne... i h m . . . witz und Originalität zu rauben F B . SCHLEGEL jugendschr. 2, 332 M.; wer möchte ein beklagen sie sich über mich? S. MERBAU an Clemens Brentano 1, 38. gastmahl des feinsten und ausgesuchtesten witzes (den ß) so ergeben sich gewisse feste Verbindungen, 'Wilhelm Meister") mit allen förmlichkeiten und in aller aa) mit verben: dieser verlieret die Vernunft, weil er üblichen Umständlichkeit recensieren? 2,172. noch ausgesprochener von der witzigen siibstanz: ein wahres bon dem witze nachjagt (in search of wit these lose their mot von ächtem witze GEBSTENBERG litbr. 128 lit.-denkm. common sense) DBOLLINOER ged. (1743) 192 (übers, von Popes 'essay on criticism'); vgl.: jagd nach witz CABOLINE als 'Quintessenz', vgl. diese bedeutung unter 12 ende: 1, 32 W.; s. auch witzjagd, witzjäger sp. 899; die bedenkt, iras man ench entrelszet, gierde überall seinen witz schimmern zu lassen LESSING so bald man ench den reim, den witz der verse, nimmt 1 5, 403 M.; die leidenschaft durch witz glänzen zu wollen BABXNEB >. «7. 2,87. ß) mit geist erscheint daher auch witz am häufigsten LICHTENBERG nachl. (1899) 7. haschen nach witz: witz verbunden, vgl. das nebeneinander beider Wörter in denhascht nach einfallen KANT W. 10 (1839) 238; ferner in: frohen belegen von L Ö S A U und W E B N I C K E { « . o. 1 a) und witzhascher'J. J. ESCHENBUBG Shakespeare 2,239; witzin den Übertragungen des französischen esprit (s. o. 1 b).hascherei affectation SOHBADEB dtsch-franz. wb. 2 (1784) geist gibt dem vielgestaltigen begriff witz die bestimmtere 1643; witzhaschend GUTZKOW ritter vom geiste 6, 6; vgl. richtung auf das qualitative: es ist wahr, dosz wir poeten ferner: witzsucht KLOPSTOCK über spräche u. dichtkunst (1779) 8, 78. haben, die reimen und zugleich witz und geist haben discourse der mahUm 2 (1722) 54; (er) wird . . . ohne geist ßß) mit adjektiven, darunter das im 18. jh. ungemein und witz (without ioit) zum poeten DBOLLEHOEB bei häufige falscher witz, das dem französischen faux (fol) BODMEB brit.schr. 1, 78 (Übersetzung jxm P O P E ) ; durch esprit nachgebildet ist. im englischen steht false wit: eine sittsame einfalt (wird) die lebhaftigkeit des wizes wie der wahre witz (true mit) überhaupt in der Ähn(sprighüy toit) erhöhet, dann ein werck kan auch mehr lichkeit und Übereinstimmung der begriffe, so besteht geist (wit) haben als ihm gut ist ebda 1, OS; um darauf der falsch» witz (false wit) vornämlich in der Ähneinzugehn gehört grosze kenntmsz, ja geist, witz, einbillichkeit und Übereinstimmung, zuweilen einzelner buchX I V . 2.
56
883
WITZ
I I A 4. B
t
WITZ
staben . . . , zuweilen der sylben . . . , zuweilen der Worte, als da sind die Wortspiele und Zweideutigkeiten, zuweilen auch ganzer Sätze oder gedichte, die in gestalt der eier, beile oder altäre erscheinen 62. stück des 'Zuschauers' (übers, v. L. A. GOTTSCHED); (die Überschrift ist ausgeschieden,) weil der schlusz derselben sich nur auf den bloszen nahmen und nicht der Sache gründet und folgends in nichts als falschem witz bestehet WERNICKE epigr. 417 P . ; anders: weithergesuchte widerwärtige sinnschlüsse (können) mit nichts besser als dem rauch verglichen werden, fumum vendunt sagen die Lateiner von denjenigen, die ihre leser mit dergleichen falschen witz abzufertigen suchen 285; s. 318 sind als beispiele des falschen witzes solche fälle angeführt, wo der einfaü sinnwidrig ist; sinnspiele des falschen witzes BODMEB britische Schriften 5, 38 anm.; man schweige doch nur von dem falschen witze des Martial! welcher epigram matist hat dessen nicht, aber wie viele haben das, was den falschen witz allein erträglich macht und was Martial in so hohem grade besitzt? Martial weisz, dasz es falscher witz ist und gibt ihn für nichts anders: seine müszigen finger spielen, und kaum ist das spielwerk fertig, so bläset er es aus der hand, andere hingegen wissen kaum, woran sie schneiden und polieren, ob es ein echter oder ein unechter stein ist; sie geben sich mit dem einen ebenso viel mühe als sie nur mit dem andern sich geben sollten. ... auch wüszte ich fast kein exempel, wo Martial in eben demselben gedichte falschen und wahren witz vermischt hätte LESSINQ 11, 257 M.; denn was hilft aller schmuck und pomp der gedanken, wenn ihnen Wahrheit fehlet? ein geist, der nach witz und scharfsinn haschet, wird bald als ein falscher geist (fol esprit) unausstehlich, unverrückt geht die stille Wahrheit ihren gang fort, den falschen witz, so sehr er auch blendete, abzustreifen; längst vor ende des Jahrhunderts waren in Frankreich manche zu anfange desselben vielbeklatschte einfalle und Wendungen zum spott worden; die Schreibart hatte einen gesetzteren ernst angenommen, zu dem sich jene alte hofspielereien nicht mehr fügten . . . HERDER 23, 237 3.; (von den Sarazenen) bekamen in der folge die Abendländer . . . falschen witz und geschmack: . . . Aristoteles und den hang zu scholastischen Spitzfindigkeiten M . I . S C H M I D T gesch.
der
Devischen
L ( 1 7 7 8 ) 3 ; ins
persön-
liche übersetzt, avszerhalb de» literarischen: nehmen sie sich vor dem leichtsinn, dem falschen witz dieser kreatur in acht, es ist kein biszchen deutsches blut in ihr KLINQER w. 1, 94; die beiden mädchen könten erträglich sein troz ihres falschen witzes, von dem Marianne die tasche voll proben hat CAROLINE l, 26 W. andere Verbindungen mit adjektiven bleiben demgegenüber seltener: witz und verstand, ein männlicher v e r s t a n d i m schreiben ttberwegt "weither g e s u c h t e n w i t z , d e r j e d e s b l a t t a u f s c h w e l l e t : denn jener gleicht der frucht, die reiff v o m b ä u m abfället, u n d dieser der, die m a n v o m b ä u m zu schütteln pflegt CHR. WERNICKE epigr. 2 5 4 P.;
gesuchter und tändelnder witz M. I. SCHMIDT gesch. d: Deutschen sehr.
L (1778) 174; zugespitzter witz
(1777) 1, 7 ;
WERNICKE: ner
(321),
HERDEB
unzeitiger einfältiger
1 5 , 3 7 7 S.;
(123; (336),
353), krauser
SAL. G E S S N E B
daneben
gebraucht
eitler (198), (346)
witz.
alberman
sprach auch vom frostigen witz: frostige spielwerke des witzes LESSINO 9, 243 M.; bei ihm auch eingeschränkter witz, s. o. teil 10, 1, 1199; gegenüber steht natürlicher witz N I C O L A I br. S C H E D anmut.
6 8 ; 7 1 ; 1 1 5 EU.; gelehrsamkeit
ungekünstelter witz
GOTT-
1, 19.
B . witz als spott oder scherz. 1) als gäbe der treffenden einfalle konnte witz leicht in den dienst des spoües treten, vgl.: sein (Ciceros) gröszter fehler war, dasz er gerne auf andre leute stachelte und sich seines witzes in den meisten fällen zu seinem groszen nachtheil bediente CHR. WERNICKE epigr. 375 P . ; die natürliche güte des herzens . . . verhinderte ihn, bei dem schönsten witze ein spötter zu werden MOSER
II B
884
1
verm. sehr. 1, 29; um sich nicht . . . dem mutwilligen witze der spötter auszusetzen LESSING 8,123 M.; den witz der spötter tätig erhalten 4, 350 M.; deutlicher als spott, wenn auch immer erst der Zusammenhang diesen sinn unzweideutig ergibt: auch ist izo der grosze geschmak, seinen wiz auf kosten der religion spielen zu lassen, dasz man beinahe für kein genie mehr pasziert, wenn man nicht seinen gottlosen satyr auf ihren heiligsten Wahrheiten sich herumtummeln läszt SCHILLER 2,10 0.; es steht dem Verführer so schön, an seinem verbrechen seinen witz noch zu kitzeln 3, 482; d a s edle bild der menschheit zu verhöhnen, im tiefsten staube wälzte dich der spott. krieg f ü h r t der w i t z auf ewig mit d e m schönen, er g l a u b t nicht a n den engel und den g o t t
der8. 11, 336 (d. mädchen von Orlcant); (er) thut einigemale seinem witz auf Friderichs kosten etwas zu gut M. I. SCHMIDT gesch. d. Devischen 4, 315; es gibt geistreiche und wahrhaft witzige leute, denen aber der witz nicht plötzlich, nicht im rechten äugenblick, nicht zur stelle zu geböte steht, später fallen ihnen die feinsten, giftigsten repliken ein . . . sind diese leute darum trägen geistes? ich glaube, ihr herz ist nur noch zu gut für den witz, der Unwille und der zorn müssen es erst reizen, die gutmüthigkeit verhüllen, dann blitzt i h r w i t z F R . M . K L I N G E B W.
12,10;
täglich verletzt euch sein witz
MÖRIKE 1, 129 Qötchen; die Vaganten ergehen sich nicht nur in der allgemeinen satire, sondern treten im besonderen den Schäden des geistlichen standes mit witz oder strafendem wort entgegen SCHEBEB litteraturgesch. 75; schärfer: (die) schielenden gesichter, die meine liebe schelten, meine reinheit m i t w i t z b e s u d e l n w o l l e n M A L E B M Ü L L E R W. L, 3 5 6 ;
ah
'ironie, satire': es schlug hier (»» Frankreich) die verwandte richtung in den witz des grimmes und eine giftige leichtfertigkeit um, weil sie keinen erlaubten boden fand D A H L M A N N franz.
revolvtion
(1845)
10;
da
rufe ich
mit
dem witze der Verzweiflung: 'o, wenn du pfy schreien kannst, so rufe doch zuerst über dich pfy' IMMERMANN 2, 62 Boxb. vom witz als ausdruck einer weltanschaulichen haltung, s.u. witzling: die ideen von freiheit und menschen adel... haben durch einen langen, abnützenden gebrauch das triviale noch nicht, das heutzutage ihren eindruck so stumpf macht; ihren groszen Stempel hat weder das geschwätz der schulen noch der witz der weltleute abgerieben SCHILLER 6, 37 0.; duckte sich ja irgendwo ein alter aberglaube an eine höhere weit und sonst auf, so wurde gleich von allen Seiten lärm geblasen, und womöglich der gefährliche funke durch philosophie und witz in der asche erstickt NOVALIS sehr. 2, 35 JH.; durch adjektive charakterisiert: ein bitrer scharfer witz GÖTHE I I I 1, 2 W.; schmähsüchtiger, boshafter witz A. G. MEISSNER skizzen 2, 7 5 ;
schneidender
witz
LICHTENBERG
aph.
5, 3 8
£.;
stachelnder witz H.MEYER gesch. d. bildenden künste (1824) 2,193; neckerei, die . . . leicht in verletzenden, scharfen witz ausartet HOLTEI erz. sehr. 7,157; sein beiszender witz A L E X I S ruhe
L, 5 4 ; m i t g i f t i g e m w i t z e t r e f f e n C L . B R E N -
TANO ges. sehr. 3, 60; ihm stand der alte schneidende witz zu geböte L. STEFB sommer in Tirol L, 89; ätzender witz H . v . K A H L E N B E B G familie
Barchwitz
( 1 9 0 2 ) 3 7 ; im
bilde:
(des) witzes scharfe spitzen A. v. ABNIM S. W. 6, 6; ihr seht, ich kann auch witzig sein, aber mein witz ist skorpionstich SCHILLEB 2,19 O.; diese furchtsamkeit... machte ihn zum stichblatt der witze und foppereien O JAHN Mozart 3, 58; unter den personen, welche sich Behrisch zu Zielscheiben seines witzes erlesen hatte, stand . . . Clodras oben an GÖTHE I 27, 39 W.; unter den verbalen Verbindungen ist den witz üben die häufigste: den witz üben auf Unkosten eines anwesenden WIELAND Lukian
3, 363,
gegen jemanden
G Ö T H E I 2 2 , 1 1 6 W.,
j e m a n d e m S C H I L L E B 1 3 , 1 9 2 O., so fast S T E I N dram.
immer,
an
s. D E I N W A R D -
w. L, 7 ; E I C H E N D O R F F S. W. 2 , 3 ; T B E I T S C H K E
I , 2 4 6 ; G U T Z K O W ges.
w.
10,1S8;
und
sonst:
was hat
nur
Aristophanes nicht für witz über die götter ausgegossen
885
886
WITZ II B «
WITZ II B s
4, 276 SEK.; seinen witz spielen lassen gegen jem. M Ö R I K E w. 3 , 3 3 O. die oben I 3 b schon erwähnten Verbalverbindungen (sp. 867) begegnen auch hier:
neben inhaltlich verwandten begriffen: seine erfindungen (sind) so leicht und natürlich, sein witz und scherz so gefällig und fein HERDES 17, 7 S.;
ein freigelst . . . foltert seinen witz die prlester durchzuziehn
er hat mit feinem witz und scherz manch Weibchen eingenommen
H E I N S E S. U>.
PFEFFEL
poet.vers.
1,104;
je stärker ein zeuge wider uns zeuget . . . , desto mehr werden wir allen unsern witz aufbieten, ihn von irgend einer andern seite lächerlich zu machen L A V A T E B phys. fragm. ( 1 7 7 5 ) 1 , 1 9 . 2) witz in scherzhaftem sinne, seit beginn des 19. jhs. drängt sich diese Verwendung in den Vordergrund, heute ist sie herrschend. a) als persönliche fähigkeit. die alteren belege zeigen nur, dasz das scherzhafte mit verstanden werden konnte: ein rechtes muster Ton des deutschen harlequins witz, einfällen und spräche . . . (die) Franzosen (werden) erkennen müssen, dasz die Deutschen von witz überflieszen und rechte ertzlustigmacher sind B O D M E B krit. sehr. 3 , 1 5 3 / . ; seine scherze selbst beweisen, dasz sein witz so tugendhaft ist als sein herz J . A . C R A M E R der nordische aufsehet ( 1 7 6 8 ) 1 , 6 1 ; es ist nur torheit sich einzubilden, dasz witz nicht auch den Griechen sollte witz gewesen sein: ihnen die so gern lachten als irgend ein volk in der weit und bei denen sich mehr als ein Schriftsteller bemüht hatte, der kunst, das lachen zu erwecken, eine scientifische form zu geben, wobei doch alles vornehmlich auf die quellen der bei dem Martial noch sehr verschrieenen pointen hinauslaufen musz L E S S O T G 1 1 , 3 0 1 M.; die neckischen gesiebter . . . , die ich schneide und die noch neckischeren Sprünge meines witzes (les grimaces plaisantes de mon visage et Celles de man jugemeni) G Ö T H E I 45, 67 W. (Bameaus neffe); gleichzeitig spöttisch: will er wohl... seinen witz (stupid jesting) bei seite setzen? ist das unglück dieser armen menschen wohl ein gegenständ des scherzes (subject of mirth)1 B O D E Thomas Jones 5 , 2 4 8 ; häufig in den Shakespeareübersetzungen zur wiedergäbe des engl, wit, so bei W I E L A N D : grosze herren dürfen mit heiligen scherzen; an ihnen ist witz, waB an geringem gottlosigkeit wäre ges. sehr. I 1, 264 akadem.; wir sind ganz entsezlich melancholisch und hätten gerne, dasz uns jemand aufgeräumt machte: willt du uns mit deinem wiz behülflich sein? ebda I 3 , 6 9 ; bei A . W . S C H L E G E L : ich danke dir für dea spasz, da hast einen rock dafür, witz soll nicht unbelohnt bleiben, so lang ich könig in diesem lande bin 3 , 1 1 2 ; menschen aller art bilden sich was darauf ein mich zu necken . . . , ich bin nicht blosz selbst witzig, sondern auch Ursache, dasz andre witz haben (worte Falstaffs) 6, 201. die eigentliche umweit ist die gesettschaft (s.o. I I A 2 c ) : wo ein witziger köpf dieser art gegenwärtig ist (in einer gesettschaft), spricht sonst niemand, und alle meinungen verschwinden vor seinen einfällen. er selbst hat keine meinung, wenigstens gewisz kein system, und es ist ihm ganz gleichgültig, ob er über die narrheit oder über die Vernunft, über das machwerk eines stümpers oder über ein produkt des genies, über eine harlekinade oder über das unglück und das verderben der zeit lacht, ich stelle mir vor, dasz diese gattung von witz wie die poetische poesie, eigentlich das höchste sei; was der menschliche geist zu erreichen imstande ist. der reine witz musz keinen zweck haben, als sich selbst; es ist eine gemeine satyre, die noch etwas anderes beabsichtigt, als das lachen S C H R E Y V O G E L ges. sehr. ( 1 8 2 9 ) 2 , 1 , 2 . als 'humor'; jenen stillen und leisen witz, der von sich nichts weiss und nie sich selbst belächelt E . M. A B N D T S. W. 1, 4 4 B.-M.; liebenswürdigkeit und ein mit dem herzschlag gehender innerlicher witz 6 . KKT.T.ETC ges. w. 6 (1907) 1 4 7 ; trotzdem . . . steckt er voll trockenen witzes D W I N G E B ZW. weisz u. rot ( 1 9 3 0 ) 110; vom witzigen geholt einer darstellung: von laune, witz und weltkenntnisz überströmende blätter L I C H T E N B E R G hogarth. kupferstiche 8, 3; wieviel witz (liegt) in dem titel dieses buches (Brants-narrenschiff) allein S . B B U N N E R erz. 1,152.
GÖTHE I 2 , 2 6 3
FT.;
sie war heiter und leicht in ihrem glück, sie . . . liesz ihrem witz und ihrer laune freies spiel FB. SCHLEGEL Lucinde (1799) 173; fröhlichkeit, witz und gemüthlichkeit strömten aus lange zurückgehaltenen schranken in seine Unterhaltung M O L T K E ges. sehr. 1, 95; unterschieden von laune: (der autor zeigt) sehr schön den unterschied zwischen witz und laune und sezt den ersten blos in den gedancken, der seine würkung 'laughter or tendency to laughter' hervorbrächte, es mag ihn auch sagen wer will, hingegen laune ist immer von handlung eines gewissen characters begleitet, eine gewisse person musz es sagen, sonst verliehrt es alles LICHTENBEBO aph. 4, 49 L.; daher: über das Sinngedicht . . . habe ich einmal wieder herzlich gelacht, (der autor war) einer der drolligsten menschen . . . , er hatte nicht blos witz, sondern auch eine gantz eigne und seltsame laune LICHTENBEBO br. 2, 83. charakterisiert durch zugesetzte adjektive: die drolligste laune, der schnurrigste witz, die schalkischste Satire lassen uns vor lachen kaum zu uns selbst kommen L E S S I N O 9, 299 M.; (Shakespeares) komischer witz artet in possen aus; sein ernst schwellet zu bombast auf 6, 288; froher muth, heiterer witz L A V A T E B »erat. sehr. 2,13; lachender witz J . N . GÖTZ verm. ged. (1785) 1, 169; zwangloses wesen, leichter lachender witz S C H U B A B T leben u. ges. l, 43. b) als einzelne scherzhafte äuszerung, spasziger einfaU, humoristische anekdote. a) die theoretische literatur. ungewöhnlich früh bei LUDWIG verzeichnet: ein spitziger witz a subtdty, a critticism, a cunning fetch; ein stichelichter witz a satirical wit teutschengl. lex. ( 1 7 1 6 ) 2 5 1 0 . diese lexikalische bezeugung eilt dem literarischen gebrauch um jahrzehnte voraus, wenn nicht direkte Umsetzung aus dem englischen vorliegt. G E O R G F R I E D R I C H M E I E R gebraucht in seinen 'gedancken von scher, zen' (Halle 1 7 4 0 ) , die das wesen des scherzes darlegen sollen, das wort witz nur im sinne des intellektuellen Vermögens, 'die ähnlichkeit, gleichheit und proportion der dinge zu erkennen* (§ 14), ohne jeden unterton des scherzhaften, geschweige denn, dasz er den einzelnen scherzhaften einfaU, obwohl dessen wesen und eigenschaften gegenständ seiner Untersuchung sind, mit witz bezeichnet, neben scherz kennt er nur noch spass oder sinnreicher, spasshafter, scherzhafter einfall: der schertzende und seine Zuhörer müssen vor dem spasse einen sehr groszen eindruck von gantz andern Vorstellungen gehabt haben, die mit dem schertze, in so fern er ein schertz ist, nichts gemein haben... der schertzende beweist dadurch, wie leicht es ihm sei, einen schertz zu machen und zeigt die stärke seines witzes, die den spass selbst grosz und feurig macht § 56. das 18. jh. gebraucht statt witz die composita witzspiel (s. d.) oder Wortspiel (s.d.): seine (Shakespeares) Wortspiele legt er beständig nur dem schlechtesten und lustigsten teile seiner theaterpersonen in den mund, weil es dieser klasse von menschen in allen Zeitaltern zur natur geworden ist, sich diese art des witzes vorzüglich zuzueignen G E R S T E N B E R G literaturbr. 1 2 7 , 6 lit.-denkm.; vgl. L E S S I N O 1 0 , 1 8 9 M. noch E B E R H A R D hält in seiner Synonymik ( 6 [ 1 8 0 2 ] 4 0 ) witz getrennt von scherz und spass: ein scherz und ein spass wird auch oft für eine scherzrede oder einen kurzen sinnreichen einfall gebraucht (bonmot), welcher lachen erregt, indem der witz verschiedene dinge auf eine überraschende art zusammenstellt, alsdann ist der scherz ein witziger einfall, über den auch personen von einem gebildeten geschmack lachen können, ein spass hingegen kann nur von menschen ohne geschmack belacht werden, er ist ohne witz oder die geburt eines unechten, die reihe der philosophen, die sich um das wesen des witzes bemühen, eröffnet C H E . W O L F E , aber erst C . G . C A B U S ( 1 8 3 1 ) 56*
887
WITZ II B 8
bezieht auch das komische ein, s. R . E I S L E B wb. der philo», begr. 1884/. zur heutigen auffassung vgl. J. K Ö R N E B preusz. jahrb. 239 (1035) 128. ß) literarische belege: der platteste ausdruck, der schaalste witz kann durch den platz, dahin er fällt, durch einen ganz eigenen contrast etwas so coznisches hineinbringen, dasz man trotz seiner Überlegung über die plattitüde lachen musz K N I G G E roman meines lebens (1781) 2, 7;
WITZ II C—WITZBOLD
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c) das scherzhafte steckt nicht in einer äuszerung, sondern in einer handlang, einem sonderbaren Vorfall; als 'streich': d e n k t euch n u r , welch schlechten witz m a c h t e n sie m i t onkel F r i t z W . BUSCH Max U. Monte SO;
ich muszte (nachsehen), ob der teufel diesen witz (den druekfehler) nicht auch auf einer anderen stelle wiederholt hat STIFTER br. 3 (1929) 59; das ist ein höllischer witz mit ihrem neuen hofmeister H O L T E I erz. sehr. 14, 9 7 ; als betäubt flattert der scherz, flattert der l&chelnde sonderbarer einfaU: dasz er so früh schon wein trank und wiz von dannen, der Bpasz hinket daher J. H. Voss «. ged. (1802) 3, 25; seinen wiz belachte, ihn aus theetassen zu trinken BAHBDT gesch. s. lebens (1790) 2, 5 ; vom eigenartigen zusammenviele sogenannte Berliner witzo und schnelle erwiede- treffen ungewöhnlicher umstände: der witz des Zufalls rungen kamen zur spräche (1828) GÖTHE M 11, 209 W.; S T U T E B S. W. 1 , 1 5 3 ; C . F . M E Y E B Jürg Jenatsch (1901) so schlosz die lektion ganz heiter; alle lachten über den 135; mehr umgangssprachlich ist die verbreitete redewitz des Taters GÖTHE gespr. 1 , 1 3 ; lachen über die unwendung: das ist der witz das ist der springende punkt, erschöpflichen witze von Franz BETTETE die Günderode darauf ¡commis an. hier liegt vermutlich die ältere bedeu(1810) 1,82; tung zugrunde, s. oben 12 ende, sp. 866. er aber wandt sich scherzend zurück vom luitgen sitz, da flogen spielend witze, anmuthlg blitz um blitz EICHE NDOIOT ». tu. 8, 472;
(die) bestürzten hofleute, die . . . nun die auf Gaston geladenen witze verzweifelt gegeneinander selbst abschössen 3, 366; und seine llppe sprüht von hundert wltzen GEIBEL tc.
C. composüionen. sie spiegeln in ihrer bildlichkeit die eigenart des witzes als gäbe der überraschenden einfalle wieder und entspringen gern der Vorstellung vom aufleuchtenden ferner oder wechselseitigen kämpf: witzblitz ROSEGQEB sehr, M 5 , 2 6 1 ; -bolzen A. J u s o br. über Gutzkows ritter (1856) 1 9 1 ; -bombe GAUDY S. W. 21, 6 4 ; -duell W . ALEXIS Shakespeare u. s. freunde 3 (1893) 189; •feuerwerk FÜRST PÜCKLEB tutti frutti 5 (1834) 2 8 5 ; -fontäne G . H I L L E S reise (1808) 2 4 2 ; -garbe F B . T H . V I S O H E R altes v. neues 3, 3 7 3 ; -gefecht GEBSTENBEBO recensionen 266 lit.-denkm.; -kämpf J . G . SCHEFFNEB mein leben (1821) 4 0 ; -kreuzfeuer KAROLINE BAUER nachgd. memoiren 8 , 8 9 2 ; •lanze (brechen) H O L T E I erz. sehr. 2 2 , 2 4 4 ; -pfeil F B . L . J A H N I , 359 E.; -rakete SPIELHAGEN 5 , 8 8 9 ; -stich J E A N P A U L W. 65-58, 1 9 8 ; -sprühend W . BAABE hutigerpastor
(1888) 1, 85; der lichter holte seine himmelschlüssel — so pflegte der lehrer mit einem stereotypen witze die kellerschlüssel zu nennen S. B B U N N E B erz. u. «cAj. 1,10; das spöttische gesellt sich leicht zum scherzhaften: so sehr schien ihn die l&cherlichkeit, hohlheit und Unlauterkeit des beschauen . . . zu bösen witzen aufzufordern G . K E L L E R ges. w. 2, 151; (die absonderlichkeilen) sind haken genug, schlechte witze daran zu hängen O . LUDWIG ges. sehr. 1,144; trotz einiger sonderbarer beinamen und bezeichnungen, die (1864) 2, 15. . . . den scherz oder einen billigen witz herausfordern W I T Z A R M , adj., idiota, vecors, simplex homo STIELEB FONTAHE ges. ta. I 4,250. der Zusammenhang mit der stammb. (1691) 5 6 : die contes de fées dienen ja nur zum ursprünglichen bedeutung als 'kluger einfaU' geht nicht spotte und Zeitvertreibe müsziger diroen und witzarmer verloren: ein guter witz musz den schein des unabsicht- Stutzer GOTTSCHED crit. dichtk. (1751) 183. — witzlichen haben, er giebt Bich nicht dafür, aber siehe da, der berger, m., gleichbedeutend mit Schildbürger, s. u. witzScharfsinn des hörers entdeckt ihn, entdeckt den geistbürger: die witzberger, die da sonnenstralen in sack reichen gedanken in der maske eines schlichten Wortes, 8toszen und in ihre rathstub tragen wollen LEHMAN floril. ein guter witz reist incognito M . v. E B N E S -ESCHENBACH polit. (1662) 2, 798; 2, 759. — w i t z b e u t e l , m., seit dem ges. sehr. 1,43; Verbindungen mit adjektiven, die z. t. fest sind: 16. jh. bis in die gegenwart bezeugt: velox prudentia ein meine reisegesellen feuerten der schönen reiterin munter echnälle weiszheit; wenn ein kind ee zeit und vor jagute und schlechte witze nach EICHENDORFF (1864) 8, ren witzig ist; witzbeutel FRISIUS dict. (1556) 1086*. 204; die ziemlich ungesalzenen witze der Börner über ihre späterhin auch in scherzhaftem sinne. — witz b e u t l e r , Academie J u s n Winckelmann 2,1,125; gefürchtet wegen m., witzbold, s. FISCHER schwäb. e, 908 mit beleg aus dem seiner drastischen witze MOMMSEN röm. gesch. 2 (1857) 197; 16. jh. — w i t z b l a t t , n.: (der Vorschlag), ein handschriftwenn ein petulanter witz ihn prickelte 3 (1866) 205; einen liches witz- und scherzblatt zu gründen HOFFMANN gelungenen witz erzählen MOLTEE ges. sehr. 6,415; sehr v. FALLERSLEBEN ges. sehr. 8, 9 4 ; die carricaturen im jung: mögen die meisten davon auch als 'witzkarten' Punch und anderen Witzblättern SPIELHAGEN 7 , 1 5 6 ; die gedacht sein, so sind es doch nur äuszerst faule witze figur des säbelrasselnden, kriegshetzenden générais ist Liüer kriegszeitung, 4. auslese 21. in gleichem sinne ist . . . eine willkommene figur geistloser Witzblätter blutige witze heute üblich, s. BOCHMANN gefi. worte (1926) v. SEECKT gedanken eines Soldaten (1929) 12. 262. vgl. noch lederner witz u. ä.: das blut stieg mir in die W I T Z B O L D , TRI., in älterer spräche der klügling, späterSchläfe, hörte oder las ich die ledernen witze darüber fürwitziger, klügling, (über ein gemalde) D . v. LHJENCRON S. W.S 3, 93; umgangs- hin der spaszmacher, spötter: curiosus witzboltz, klügel SCHÖPPEB syn. 7 A Sch.-K.; die klügling sprachlich trockener witz. und witzbold, die einer jeden lausz ein schuh messen odder verbalverbindungen: er weisz in der rechten laune viel anthûn könden S E B . F R A N C E Sprichwörter '(1541) 2, 3 4 » ; zu erzählen und gibt gern ein witzchen zum besten STEUB mit den Witzbolden, die all ding so geschliffen wollen drei sommer in Tirol 2,225; am häufigsten ist witze machen: haben, kan niemand auszkomen 2,ITO*; die witzbold, nun erinnere ich piich auch eines witzes, den du auf ihn so zu früzeitig in der witz ansetzen 2 , 1 4 A ; mehr lachen machtest (1813) CHAMISSO W. 4, 229; wo -die geschwister gemacht als alle witzbold! und visonasi FISCHABT Garg. und hausfreunde zusammen witze machten BETTINE 246 ndr.; junge Witzbolden werden kalbsköpf oder leben frühlingskranz (1844) 3 ; wann er über seine kameraden nicht lang LEHMAN floril. polit. (1662) L, 4 4 3 ; wizbold 'der witze macht F B . T B . VISOHER ästhetik L, 8 4 7 ; übertragen: sich auf seinen wiz verläst oder zu bald wizig werden wiü' MYLIUS drei märlein (1777) 544; der witzbold . . . , 'ein (die petze) würde witz von grimmiger a l t euch machen, mensch der vide witzige einfalle hat, der gern witz macht' wenns euch gelüsten sollte, Ble zn necken JJ..V. ELBIST 2, 438 E. Schmidt; CAMPE 5, 7 4 9 ; die damaligen witzbolde (nannten) diese daneben: witze reiszen A . v. ARNIM W. 1 5 , 1 7 2 ; H E B B E L gemalte Helena eine metze H. M E T E R gesch. der bild. br. 4 , 1 1 0 W.; danach dann: witzreiszende worte QBAF künste (1824) 2 , 1 5 7 ; du ausrangierter witzbold 1 IMMERSTRAOHWITZ ged. (1850) 1 5 8 ; witzreiszer H O L T E I erz. sehr. UANN 14, 85 Boxb.; die frivolen oder gallsüchtigen witzbolde GEBYINUS gesch. des 19. jhs. 1 , 1 7 6 ; einen witzbold, 8 , 2 2 5 , vgl. possenreiszer; einen witz riskieren ebda 2 2 , 9 2 .
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WITZBOLZEN—WITZELN
der sich an ihm reiben wollte, (gab er) dem allgemeinen gelachter preis O.LÜDWIO 2,316 E. Schmidt; da war nichts mehr übriggeblieben von dem quecksilbrigen witzbold, nichts als eine zuckerkranke, bleiche menschenruine H . ZILLICH ZW. grenzen u. Zeiten (1036) 3 8 7 ; dazu: witzbolderei: aus einer gedruckten witzbolderei des Clemens Brentano FE. L. JAHN 2, 269E.; witzboldkind: witzboldkinder, die irii anstehen in der witz, gerathen selten SEB. FRANOK sprichw. (1541) 2, 134B. — witzbolzen, NT.; eine treffliche Scheibe für witzbolzen IMMERMANN 16, 279 Boxb. — witzbürger, m., die träger der 'toitzenbürgischen Historien' im grillenvertreibet (1670), vgl. witzberger und scbildbüxger; anders: den dreien witzebürgern seinen freunden und anverwandten, welchen der bauch von weiszheit bersten wolt, antwortet er mit groszer Vernunft und bescheidenheit SCHUPP sehr. (1663) 174. — witzdichtung, / . ; dasz die zeit so gut wie epigrammensammlungen auch Sammlungen von rathsein aufzuweisen hat, diesem volkstümlichen zweige der witzdichtung GERVINUS deutsche dichtung (1863) 3,313. — witzdünkel, m., faeeenteria, arroganza di sapere KRAMER dict. 2 (1702) 1373. — witzel, m., gleichbedeutend mit witzling: ja, wann ein jeder Odenwälder einen witzel bei sich hett, ders im ausz witzeliger weisz auszfürlich auszleget FISCHABT Garg. 162 ndr.; einen witzel, einen gümpel . . . bat In dem man zu erkennen, den man kan versoffen nennen LOGAÜ «. rinngtd. 209
Eitner; vgl. ebda 269; 423; 676; dazu LESSINQ: witzel sagtLogau, wofür wir itzt witzling sagen 7, 409 M. W I T Z E L E I , / . , seit der zweiten hälfte des 18. jhs. oft bezeugt, zur bedeutung vgl.: man soll witz haben, aber nicht haben wollen; sonst entsteht Witzelei F B . SCHLEGEL im Athenäum 1, 2,11: eine hochtrabende pretieuse, (die) in einem kreise von schmarozern, durch flache wizeleien, den ton gibt H . P . STUBZ sehr. 1, 63; durch Spitzfindigkeit, künstelei und Witzelei (entfernte er sich) sehr von der wahren simplicität GERVINUS gesch. d. ¿Usch, dichtung S, 141; scherzhaft: er runzelte immer die stiine, wenn er eins (ein Wortspiel, in der vorläge 'pun') hörte; aber wenn man ihn in einer ernsthaften rede durch eine solche Witzelei unterbräche, . . . J . J . CHR. B O D E Tristram Schandi (1774) 76; häufig spöttisch: (er wird) den stachel seines spottes und seiner Witzeleien fühlen lassen MusXus physiogn. reisen 3, 47; (sie) lieszen es nicht an bittern bemerkungen und boshaften Witzeleien mangeln HOLTEI erz. sehr. 85, 201; spott und superiore Witzelei FONTANE ges. w. I 4,430; Feter, dessen ernst kaum noch die Witzeleien seines Daniel ertrug P . DÖRFLER Peter Farde (1929) 203. vb., ursprünglich vom bemühen, geistreich zu reden, vgl. 'nach witz haschen, auf eini gesuchte art, zu unrechter zeit und am unrechten orte witz machen' CAMPE 5,749; mehr und mehr tritt dann die bedeutung des scherzhaften und spöttelnden hervor: auch wünschten wir, dasz sich der Verfasser ein gewisses witzeln abgewöhnen könnte und die vielen beiwörter sparte, die die Schreibart nur aufblasen, und wenn sie spaszhaft sein sollen, noch dazu unsohmackhaft werden äUg. dtsche bibl. (1765) 3, 2, 245; was witzelst da mir da? von wessen brautkleld slnnbllderst du mir so gelehrt? LKBSISQ 3 , 1 3 1 M.; frech genug über den gröszten general zu witzeln STEPHANIE D. Jtfrra. sämmil. lustsp. (1771) 2 9 9 ; WITZELN,
frech wlzelte das schlangenheer der spStter
SOHILLBll 4, 29 G,; das hämische, kalte witzlen über die ehliche Verbindung FB. M. KT.TNQER theater 2,16; ich kenne die blumen der falschen beredtsamkeit, womit ihr müszig . . . die guten empfindungen aus eurem herzen witzelt ders. w. (1Ö09) 2, 3 4 6 ; der eine witzelte wie ein bootsknecht HÖLDERLIN 2 (1897) 81 L.; das leichtfertige aburteilen über die öffentlichen zustände, die schnell witzelnde und windige kritik F B . MEINEOKB v.'Boyen 1 , 3 4 ; 'das tut nichts' witzelte er, 'alsdann hocken die bäcker in die semmein, dann gehen
WITZEN—WITZGEIST
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sie doch hoch auf' P. DÖRFLEP. Apollonias sommer (1932) 372. FISCHABT bildet witzeln im Wortspiel: unangesehn was Jörg Witzel hievon witzelet Oargantua 161 ndr. 1 WITZEN, vb., 'verständig, witzig machen, belehren, witzigen'; im mhd., namentlich der nachklassischen zeit, häufig bezeugt, s. die mhd. wbb.: der srellg, den er (gottes geUt) besitzet, Ist sa gelerte, sa gewltzet ze guter s t e t e , ze s t e t e r gäte PRIESTER WBRNHEB 182, 7 W.;
darüber hastu all dein gute freunde vermant und gewitzt, das sie ie die fedder wider disen (den papst) wol scherfften U. v. HUTTEN opera 2,195 B.; was schmirtzet und schmitzet, das warnet und witzet S. SUEVUS Spiegel des menschl. lebens (1588) 527b; nun werd Ich recht mit bohn von dir gewltzet, dasz eitel Unbeständigkeit In hertzen alles lrauenvolckea sitzet
Königsberger dichterireis 132 ndr.;
und t h i t sie welslich lehren, den schwelt geschickt zu kehren; und th&t sie klüglich Witzen, die ohren schlau zu spitzen A. OVERBECK term.
ged. (1794) 27; das wort, ist in der partizipialen form gewitzt auch in der gegenwart lebendig: durch zweijährige schulerfahrung gewitzt KOLBENHEYER weihnachtsgesch. (1933) 39, s. die belege unter gewitzt. S W I T Z E N , vb., 'witz haben, zeigen, vorgeben, Hügeln', sporadisch seit ende des 16. jhs.: ich wolt dasz der, wer mlrs nlt glaubt, wie lieb mich der vernunfft bat beraubt, mfist in dem bad, auch frQ und spatt badn, er wfird also schwitzen, dasz ihm vergleng all wltzen
TH. HÖCK tchSne» Uumenfeld 21 ndr.;
da man mehr wltzt und klQglen will als Christi elnfalt steckt das ziel J . v . ANDBLEI I-urzw. (1619) 6 1 ; denn wirkten grobe nicht auch im lande, wie kämen feine für sich zustande, so sehr sie wltzten? GÖTHE I 16, 28 (Faust H v. 5211);
witzeln? das musz man über nichts, man verhöhnt aber den gegenständ nicht, wenn man die irrthümer oder irrer darüber witzend verhöhnt bei CAMPE 5, 749, wo es zu witzen witz machen, witzige einfalle vorbringen gestellt wird; als 'spotten': jedoch wenn ein jude in politischen dingen witzt oder schulmeistert, dann vergiszt er eben, dasz seine väter... das eigene Staatswesen sich ganz und gar verspielt haben HANS GRIMM volle ohne räum l, 418. * W I T Z E N , vb., herleitung unklar: dann die bösen exempel verführen und verderben einem das gute und die witzende lust verkehret unschuldige hertzen PH. NICOLAI tevtsche sehr. (1617) 1, 2,161 b , in wörtlicher Übereinstimmung mit LUTHES Weisheit Salom. 4,12, wo freilich statt witzende lust reitzende lust steht; fehlerhaft für dieses ? oder kann verglichen werden: in Italia pro contractura bibunt dachsschmaltz etiamsi ubel witzlet, sed est zu verzehren PARACELSUS opera (1616) 1,4210 H.f WITZFUNKE,m., 'einfunkenwitzes..., eineäuszerung des witzes,... eine witzige äuszerung' CAMPE 6,749: witzfunken sprangen über die gasse J E B . GOTTHELE ges. sehr. 20, 268; in zahlreicher und lebhafter gesellschaft . . . , wenn die ganze atmosphäre von witzfunken sprüht und alles sich in erzählung ahnlicher Stückchen überbietet A. v. DROSTE-HÜLSHOEE br. 217 Cardauns; als titel einer samnflung: witzfunken und lichtleiter oder neue, geordnete auswahl von gegenständen Leipzig 1816-1822; einige nachtraglich eingefallene witzfunken einflechten GAUDY sämmti. w. 12,159. — witzgeist, m., 'bei esprit': einer seiner (Friedrichs) französischen witzgeister K . J . W E B E R Deutschland (1828) 8,401. mit höherer Wertung: in Frankreich ist die nazion witzig, bei uns der ausschusz (= elite); aber eben darum ist es der letztere aus kunst bei uns mehr, sowie dort weniger; denn jene haben
WITZHECHEL—WITZIG A I
WITZIG A II
unsere und britische witzgeister nicht aufzuweisen JEAN PAUL 49-51, 210 H. — w i t z h e c h e l , /.: wie mancher tadelnarr alles durch seine schmale witzhechel zu ziehen pfleget JOH. RIEMER der trunkene träumer (1684) 304.
fürsichtigkeit auch die menschen witzig sein HEROLDFORER Oesners thierb. (1563) 2, 262; diese (geschnittenen) pferde nennen sie cavallos sabios, witzige pferde, weil sie . . . nicht tobend, sondern still und sittsam sind HOHBERG
WITZIG, ad)., verständig, klug, geistreich, scherzhaft, wgerm. bildung zu »wittja- witz: ahd. wizzig, as. wittig, ags. wittig, afries. mnl. wittich, entsprechend, an. vitugr, norw. vitug, schwed. vettig zu *(ga)wita-, s. witz. dän. vittig stammt wohl aus dt. witzig, s. FALK-TORP 1373; anders SEIP laneordstudier 2. 54/. in den ahd. glossen für solers 2, 514, 25; sensatus 1, 534, 52; astutus 1, 532, 64; aslule 1, 466, 21; strenuis 1, 291, 27; gnarus 3, 143, 24; 3, 416, 20; substantivisch: wizigun vates 4, 23, 11. bei NOTKER für prudens 1, 696, 11 P.; sapiens 2, 465, 21; ferner 2, 544,11, s.u. 2 a; substantivisch: ih chunta iz fore, chit Christus, mit dero wizzigon munde 2,146,11; im Hdiand steht wittig v. 569 von einem proplieten (en wittig man, fröd endi filu wis) und v. 3718 von Christus (neriand . . . witig wärsago). in der mhd. klassischen Literatur bleibt witzig ein seltenes wort.
georg.
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cur.
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(1682) 2, 126.
2) 'klug, begabt', als Vorzug einzdner. a) es kann sich dabei um eine angeborene gäbe, aber auch um erworbenes wissen oder im Üben gewonnene erfahrung handeln; am engsten berührt sich witzig hier mit klug (älter karg), aber auch mit weise (s. d.) überschneidet es sich: einen judeum in sina wis wizzigen frageta man, wannan cantica graduum so genamot warin NOTKER 2, 544, 11 P.; dem herzogen rieten dl wizzigen, er nemahte dem rtche niht gesizzen ob so ob üf
IcaUerchron. 15272 Sehr.;
man die w&rhelt sprechen sol, zimt ein witzle priester wol einem alter, und ein junc man rossen, der wol rlten kan H u a o v . TBIMBERG renner 17382 E.; er was wlczlg und charkch manbaft, mild und starkeh SEIFRIT Alexander 8968 FF.; ir seit so wlczig und so chlueg, das ir vlndet wol den fueg, das ir czwlschen uns sllchtet und mit ainander uns verrichtet ebda 7295;
die ältere bedeutung 'verständig, klug, gescheit', die bereits ADELUNG als veraltet angibt, lebt heute noch in den rnundarten, s. CRECELIUS oberhess. wb. 920; Lutemb. ma. (1906) 492; FISCHER schwäb. 6, 909; MARTIN-LIENHART elsäss. 2, 887; SEILER Basler ma. 317. BÜHLER Davos 1, 287 gibt für witzig eine abweichende bedeutung 'hoffärtig, luxuriös, (wir) sont den baz g e l o b e n . . d i e wiser sint und witziger beidu von nature und von künsten, denn uns selben putzsüchtig, gefallsüchtig' an. St. Oeorgener prediget 202 R.; do der kriec von dem A. ausgehend von witz als ratio, prudentia, s. auch die witzigen man, herren M. . . . geschaiden ward (1285) bei belege bei FISCHER a. a. o. FISCHER schwäb. 6, 909; der mensche sol . . . suochen einem bescheiden unn wizzigen (beichtvater) bihtebuoch 1) 'vernünftig, verständigdieser sinn ist deutlich fühlbar, wenn es sich um einen dauernden oder vorübergehenden 13 Oberl.; aber so die witzigen bischof, die witziger mangd an witz, an Vernunft und einsieht handelt: (wir zei- habend wellen sin denn got selbs ZWINGLI dtsche sehr. 1, 48; gen,) das Luther dem bapst, auch ander gaistlichen fürsten . . . bemach all ire narren . . . rechtsinnig und wytzig gebis daBg ich (ein bauer) vernam, es (der ablasz) sölte nüt. des ward Ich berlcht durch witzig lflt macht hat PHIL. REGIUS von luther. wunderzaichen (1524) NIE. MANUEL 75 JS.; B l b ; das die albern witzig und die jünglinge vernünfitig desperatio sapientiae ... das verzagen witzig ze werden und fürsichtig werden spr. Salomes 1, 4; Hans Fürtzlin FRISIUS dict. (1556) 399B; ingenium patris habet quod sapit der . . . 2 jar im regen sasz und nit so witzig was, das er et schlacht seines vatters art nach dasz er weifcz und witzig sich des alten husz solt behelfien, bisz er ein nüwes uberist 695 B ; wie grosze einfalt und thorheit in den witzigen keme MURNER an den adel 25 ndr.; ein armer bawr leuthen ist (den magi, astrologi, divinatores) PARAOELSUS wohnet bei Villingen uff dem Schwartzwald, der was nit gar durch inhin witzig FREY gart enges. 46 Bolte; einer . . . opera (1616) 2 , 3 3 5 B ; der was als witzig, dasz er sach das stellet sich als wer er fiit wizig städtechron. 15,121; bei gras wachsen städtechron. 3,133(Nürnb., 15. jh.); Luther ... vielem wein, mag niemand witzig sein PETRI d. Teutschen ist selbst witziger dann alles was auff erden und im himel Weisheit (1604) 2, L l b ; unsere (lobenden) gäste . . w e l c h e ist JOH. NAS antipapistisch eins und hundert (1567) 1, 34; der abt ist nicht witziger als wie er noch ein münch war den vormittag noch witzig gewesen GRIMMELSHAUSEN LEHMAN florü. polit. (1662) 1, 146; Salomon . . . spricht Simpl. 89 Sch.; der sonstige gebrauch: . . . , er habe unter tausend männern einen witzigen geez ist wider Tatersite sehen, aber von weibern nicht eins JOH. PHXTORIUS daz dfl sus verBUOcliest mich, Blockesberg (1668) 137; wer gar früh klug wird, pflegt nicht ich erkenno wol sö witzle dich, daz du iht brichest dln reinekelt lange witzig zu bleiben (gut sapit ante pilos, haud sapit und daz mir iemer herzenleit itte diu) SPANNUTIUS (1720) 560; mancher witzige mann, von dinen schulden geschlht Mai und Beafior 23, 20; der nützliche Observationen von dem thun und lassen der menschen gemacht hat discourse der mählern (1721) sl kristent unde krizent, 1, 8; Junius Brutus . . . , der witzig und gescheut war si mezzent undc mezzent biz daz sl gar vergezzent BRETHNGER crit. dichtk. (1740) 1, 131; einem unter daz sl witzige Hute sint. ihnen (den Schildbürgern), den man für den witzigsten si ligent hie rehte als diu klnt hielt . . . TIECK sehr. 9, 67; deutlich vom erworbenen diu grflebelln grabent an der str&zen Huoo V. TEIMBEBG rennet 11425 £.; wissen: ein armer thut besser, dasz er sich bearbeitet reich zu werden, als gelehrt und witzig zu sein LEHMAN in langsamer reife entsteht das witzigsein: di kint sint florü. polit. 1 (1662) £8; Johann (Chrysostomus) war ein dennoch so wise nicht noch so witzig, das si sich bewaren wizziger mann, welcher... mancherlei beweisthümer seikunnen kulm. recht, buch 5, cap. 56, §5; wer vor zwantzig ner gelehrsamkeit hinterlassen J. A. CHRISTOPH V. EINEM jaren nicht hübsch wirt... und vor viertzig jaren nit witzig Mosheims kirchengesch. 2 (1770) 350. von kluger lebenser. . . an dem ist alle hofinung verloren J. AGRIOOLA sprichw. fahrung: obgleich manche witzige leute in vielen gelegen(1534) z l b ; (der herzog) war nunmehr alt, derhalben beheiten sehen lassen, dasz sie eben nicht gar zu viel vergundte er müthsamer und witziger zu werden H. RÄTEL stand haben, so giebet es doch hergegen unterweilen so Joach. Curäi chron. (1607) 89; der ist alt genug, der witzig genug ist KIRCHHOFER schweizer, sprichw. (1824) 204, vgl. guttherzige dudentöpffe, dasz man aus allen ihrem hierzu die belege i/,nter 3. nahe stehen bedeutungen wie wesen spüren kan, dasz sie sich vernünftig aufführen 'vorsichtig, behutsam, besonner?, vgl. esser in cervdlo witzig, würden, wenn sie nur ein wenig mehr witz hätten, witzige leute sind nicht alle zeit klug,aber manche leute fürsichtig sein HULSIUS (1618) 2,85B; witzig astutus, würden klug sein, wenn sie witzig wären WERNIOKB captiosus, versvtus, caüidus ... .in bona autem significatione est cautits, catus, perspicax, providus, consideratus epigr. 878 P. der Superlativ steht gern von den mitgliedem des rotes: die eltesten unde auch die witzigsten ratgäben STIELER stammb. (1691) 2570: die zinsle leerend mit ir
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WITZIG A 2
WITZIG A s. B 1
von Auspurch stadtb. v. Augsburg 1 Meyer; disiu stat ze Auspurch ze allen ziten einen gesworn rat sol haben von zwelf erbaeren mannen der besten und der witzeg sten die hie sin 11; die wizzigsten herrn des raths Ni-
v. GÜNZBURG s. sehr. 1,188 ndr.; (der biber) ein arglistig und witzig thier HEROLD-FORER Oesners thierb. (1563) 22 b ; zween aus inen witzig vermeinten, wann sie heimlich zurück getretten und wider in den läger kommen weren, sie hetten ihrem eidt genug gethan R . LOBICHIUS paedag. prineip. (1593) 392; quam sis callidus wie witzig du seist D. HARTNACK erl. Terenz (1711) 32; in die hände witziger Verführer (fallen) BASEDOW unterr. d. jugend (1764) i x ; nun gilt es. witzig sein GÖTHE 19, 471 W. s. a. witzig 'hinterlistig', mundartlith bei FISCHER schwäb. 6,909.
GRINUS von zäuberern
(1592) 4 2 0 ; im niederdeutschen
war
er geradezu standesbezeichnung, s. SCHILLER-LÜBBEN 6, 753; städtechron.
4 , 1 3 0 ; 7, 2 2 5 ; 287; 364; RICHEY id.
Ham-
burg. 343. ferner: die witzigen eines Cölner gerichts im mittelalter, welches den namen witziggedinge führt rechtsaltert. 2, 394. in gegeniibersteUung mit entgegengesetzten begriffen: du fromes gerecht unde krumb unde witzle unde tumb unde gesunt unde lam, du gibis witze dem der niet ne han
litanei bei MASZMANN ged. tl. 12.;/»«. 44; funff von in warn tump und 5 witzig erste dtsche bibel 1, 95; ain narr kan wol zehen witzigen genug zu schaffen geben JOH. NAS anlipap. eins und hundert 2, vorr. 5 B ; was die weld für witzig achtet, das ist bei got ain torhait BEETHOLD V. CHIEMSEE
teutsche
theologei
HOB.;
was
witzig ist angefangen, wird offt gäuchisch beschlossen LEHMAN fioril. polit. (1662) 2, 9 2 0 ; auch die kinder nit alle geraten . . . , eins ist grob, das ander subtil, . . . eines ist einfeltig, das ander ist wytzig oder gescheyd VAL. SCHÜMANN nachtbüchlein 199 Bolte; die gegenüberStellung einfältig : witzig auch sonst, s. GUARINONIUS grewel
(1610) 3 0 ;
LEHMAN
fioril.
polit.
1, 186 und
vor
allem das biblische: seit witzig als die schlangen und einvaltig als die tauben erste dtsche bibel l, 37 lit. ver. in einem eingeschränkteren sinne, wenn es sich um Klugheit in einer bestimmten Situation handelt, s. die belege unter b: das samaritisch wib ist so witzig, dasz es zu Christo spricht: . . . ich weisz, dasz der Messias kummt ZWINGLI dtsche sehr. 1, 71; ein solcher phantast sihet nicht, dasz andere leut witzig genug sein, seine lugen auszunehmen und seiner narrheit heimlich zu lachen GRIMMELSHAUSEN 2, 471 Keller; (alle,) die sich'witzig genug meinen mich zu lenken BETTINE Clemens Brentanos frühlingsbranz (1844) 82; hitzig ist net witzig; allzu spitzig ist it witzig, s. FISCHER schwäb. 6, 909. beide Sprichwörter auch bei KIRCHHOF sprichw.
(1824) 185.
neben
unpersönlichem,
nu sprichet aber diu wlsheit . . . . nleman witzigen rät &ne mine läre hät
LAMPRECHT V. AEGENSBURQ
tochter Syon
be-
1864;
nu hab ich erst recht durch meinen hohen und witzigen verstandt vernommen engl, comedien (1624) 7 A ; ungewöhnlicher und zu B hinüberneigend: den Gothen . . ., denen wir die witzigen Verzierungen an unsern kirchen und thürmen zu danken haben R A B E N E B S. w. 2 , 1 5 2 ; welcher meister hat diese schönen und witzigen anlagen
g e b a u t G . K E L L E R W. 7 (1B07) 33.
b) von der Klugheit als sachlicher eignung, fertigkeit, gewandtheit. die ahd. glossierungen (astutus, strenuus, solers) deuten auf die frühe Verwendung in diesem sinne hin, gleichfalls der mhd. gebrauch, s. die mhd. wbb. STIELER setzt als erste bedeutung von witzig astutus, captiosus, versutus, caüidus, vafer, multiplex; callide, sagaciter, acute, argute, astute, versute, vafre stammb. (1691) 2570 an: es seind in dem (in der Verteidigung) alle thier witzig EPPENDORFS Plinius
(1543) 6 1 ;
3) witzig werden, witzig machen, namentlich vom klugwerden durch nachteilige erfahrungen. im 16. jh. besonders häufig bezeugt, witzig'werden tritt gleichbedeutend neben witzigen, vgl.: witzig wlerden devenir sage, divenire, diventar savio HULSICS-RAVELLUS (1616) 4l7 a ; witzig machen HENISCH (1616) 951; resipio .. . witzig werden, Kvatpqovth' B. GARTH lex. (1657) 705 b ; der schaden hat mich witzig gemacht . . . , mit anderer leut schaden witzig werden KRAMER 2 (1702) 1373b; witzig werden resipiscere, ad mentem redire DENTZLER clavis (1716) 2,192 b ; 354 b : die mit VTÖmdem schaden sint witzig worden SEUSE dtsche Schriften 212 B.; usz ander lüt schade witzig werden H I E R . GEBWEILER lob. Marie
(1523) 4 3 » ; w e i l sie
(die
juden) so hart und schlegefaul worden sind, das sie nicht witzig werden wollen . . . LUTHER 53, 418 IV.; ich bin durch streiche witzig worden, den Sachen nachzudencken 26, ISO; vgl. 6, 302; 419; der wlirt mit warheit weiss geacht, den frembder schaden witzig macht
SCHWARZENBERG Cicero (1535) 133"; post mala prudentior wer ward hindennach nit witzig? TAPFIUS adag. (1545) c 2 b ;
darausz uns diese lehre bleibt, das die lieb etwan witzig macht H. SACHS 2, 209
Keller;
mit schaden witzig werden 9, 25 K.; 18, 369 K.-O.; 21, 306 K.-G.; periculum ex aliis facere . . . sich an ander leut stoszen, das einem nutz mag sein; von einem anderen witzig werden, das eim schaden mag bringen FRISIUS dict, (1556) 5 3 4 A ; (keiner) umb ein har witziger . . . worden dann vor EBERLIN V. GÜNZBURO S. sehr. 1,156 ndr.; so ist doch selten ein ignorantia, sie wird am letzten witzig PARACELSTTS opera (1616) 1, 316 H.; lang Übung macht witzig PETRI d. Tevlschen weish. (1604) Mm 3 A ; mit frembder leut schaden witzig und behuetsamb gemacht Äo. ALBERTINUS weltbeschr. Joh. Boteri (1611) vorr. 2 a ; ihr verzeit . . . dasz er eweren laquayen witzig gemacht undt deniessirt hat ELIS. -CHARLOTTE v. ORLEANS br. 2, 503 Holland; das alter wird sie witzig machen iUos sat aetas acuet DENTZLER clavis (1716) 3 5 4 B ; das zuschneiden hat er mir nicht gezeigt; das ist nicht der brauch und man musz den lehrling selbst witzig werden lassen ROSEGGER sehr. I 9, 64. vom klugwerden durch wort und lehre: datzu witzig und klug werden aus denselben historien, was zu suchen und zu meiden were inn dissem eusserlichen leben LUTHER 15,45 W.; das er uns vermane und zur schulen jage, damit wir ein mal auch witzig und wissend wurden 18, 396; solt witzig werden, die ermanung lassen zu hertzen gehn XYLANDER Polybius (1574) 435.
B. ausgehend von witz als 'esprit', 'wit', der gäbe der sinnreichen einfalle; mit beginn des 18. jhs. die herrschende H . R . MANUEL weinspiel 2 0 6 1 ndr.; bedeutung: witzig sein to be witty, mse, quickwitted, wäre, wary, . . . judidous, ingenious, subüe LUDWIQ teidsch-. mancher meint, was er nicht errathen und verstehen engl. lex. (1716) 2510; ADELUNG bezeichnet die älteren bekan, dazu sei sonst niemand geschickt und witzig als er... devtungen von witzig als veraltet und kennt es als lebendig LEHMAN fioril. polit. 1 (1662) 3 2 0 ; der knab, nachdem er nur im sinne von 'das vermögen besitzend, verborgene ähnder appoteck unbericht was und darzu nit wytzig lichkeitin zu entdecken und darin gegründet, ein witziger A. v. PFORR buch der beisp. 59 lit. ver.; der scherer ist köpf der dieses vermögen in einem hohen grade besitzet; auch der Sachen nit weisz und witzig gnug J. RUOFF witzige Schriften worin dasselbe vorzüglich angewendet hebammenbuch (1580) 40. c) von Schlauheit, list, gerissenheit, vgl. witzig caüidus, wird' 6 (1786) 266; dazu vgl. die unter witz I I A 1 c angesagax R E Y H E R thes. (1686) und S T I E L E S unter b: der bapst führten definitionen. ist witziger dan der kaiser, wan in allen flecken hat der 1) die Verwendung begegnet besonders in den Verbinbapst vil soldner gsatzt, das ist die pfafien EBERLIN dungen witziger köpf und witziger einfall. der handcl Ist gar grösz und schwär, das ich im nit gnug witzig war
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WITZIG B 1
WITZIG B 8
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a) witziger köpf, dahinter steht franz. bei esprit. die grenze verspricht, habe ich die illusion der witzigen einfalle vorzu einem älteren witziger köpf (vgl. u. witzkopf) in dem all- gezogen HAMANN 2, 507 Roth; rec. gesteht, dasz er gern gemeineren sinne 'kluger köpf ist naturgemäsz schwer zu einen witzigen einfall entbehrt h&tte, um eine empfindung ziehen; vgl. auch die belege unter witz I I A1 b: ein witziger ungestört zu genieszen SCTTTT.T.EB 6, 01 O. (über Oöthes köpf heisa man ofgood wit; he is a guickwitted man; he is Egmont); ein wiziger einfall eines feinen kopfes l, 77; a ready, fine, great and solid wit... LUDWIG tevtsch-engl. einzeln und kompakt, ohne Zergliederung und deinonlex. (1716) 2510; denn wo diese (die tugend) fehlet,... da sei stration stehen seine (Lessings) hauptsatze da, wie mathesowohl die auferziehung als der witzige köpf unzulänglich, matische axiome; und seine bündigsten räsonnements die begierden zu dämpfen vernünftige tadlerinnen (1725) sind gewöhnlich nur eine kette von witzigen einfallen 2, 26; er ist zu allen Zeiten von den witzigsten und PN. SCHLEGEL jugendschr. 2,152 M.; witzige einfalle sind klügsten köpfen dafür gehalten worden J . J . SCHWABE die sprüchwörter der gebildeten menschen Athenäum tintenfässl (1745) 81; (Wielands 'empfindungen eines fragm. 29; den begriff im bilde -umschreibend: manche Christen' sind empfindungen) eines Christen, der zu gleicher witzige einfalle sind wie das überraschende wiedersehen zeit ein witziger köpf ist, und zwar ein witziger köpf, der zwei befreundeter gedanken nach einer langen trennung seine religion ungemein zu ehren glaubt, wenn er ihre Athenäumfragm. 37; ein witziger einfall ist eine zersetzung geheimnisse zu gegenstanden des schönen denkens macht geistiger Stoffe, die also vor der plötzlichen Scheidung LESSING 8,16 M.; den witzigen köpf und den starken innigst vermischt sein muszten. die einbildungskraft geist . . . spielen SCHTTL . TCR 4, 277 O.; schöne geister und musz erst mit leben jeder art bis zur Sättigung angefüllt witzige köpfe samml. von schausp. (Wien 1764) 4, liebe i. d. sein, ehe es zeit sein kann, sie durch die frikzion freier grotle 14; er versammelte gern witzige köpfe, schöne geister, Geselligkeit so zu elektrisiren, dass der reiz der leisesten gelehrte und Politiker um sich her TIEGS sehr. 6,46; im freundlichen oder feindlichen berührung ihr blitzende gegensatz zum gdehrten: ein witziger und dabei flüchtiger funken und leuchtende strahlen oder schmetternde köpf lernt wenig gründlich, macht aber von dem wenigen schlage entlocken kann Lyceumfragm. 34. gewisz den bestmöglichen gebrauch, den ein minder witziger aber gründlicherer gelehrter von dem seinigen 2) der gebrauch auszerhatb der genannten Verbindungen. nicht zu machen im stände ist LICHTENBERG aphorismen a) in der bedeutung am nächsten steht geistreich, von 4, 226 Leitzm.; von den trägem des literarischen lebens: dem witzig später, zumal sich bei ihm das scherzhafte Rousseau, ein mann, der vielleicht unter allen witzigen dement vordrängt, abgelöst wird, geistreich und witzig ist köpfen die meisten Verfolgungen wegen des misbrauchs eine häufige Verbindung: man gestehet ihnen (den Verseiner muse erlitten hat LESSING 4, 396 M.; (die nach- tretern des 'deutschen witzes') einen groszen Vorzug an weit wird) einen Voltaire eben sowohl als einen Rousseau gelehrtheit zu, aber aus denen bisherigen proben kann in die reihe der dichter setzen, welche die ehre dieses man nicht schlieszen, dasz der geschmack für das witzige Jahrhunderts gewesen sind, wird sie es mit den witzigen und geistreiche noch zur zeit allgemein sei BODMEB KRIT. köpfen Deutschlands auch so halten! wird sie einen sehr. 5 (1742) 36 anm.; sie verdienen aufmunterung, so Gottsched und einen Bodmer, einen Scheib und einen lange sie nur blosz zusammentragen und weder dabei Klopstock in eine klasse bringen? LESSING 4, 867 M.; witzig sein noch vernünfteln wollen LESSING 8,10 M.; eine deutsche Übersetzung des Apollonius würde aller- das albernste gewasche in den tag hinein hat oft gelegendings eine zierde unsrer litteratur sein, wer aber soll heit zu einem sehr sinnreichen gedanken gegeben, und sich daran machen? unsere witzige köpfe sind meistens garnicht witzige leute werden oft durch dringende Verschlechte Griechen, und unsere guten Griechen sind legenheit, geschwind etwas zu ihrer Verteidigung sagen meistens . . . 17, 210; bei den ersten versuchen (in den zu müssen, sehr witzig 13, 73; wenn ein kleines angeschönen Wissenschaften) waren den wizzigen köpfen die nehmes gedieht auf einen einzelnen gegenständ mit ersten regeln der kunst . . . unbekannt Nicolai br. 135 einem naiven oder witzigen ausgang ein epigramm wäre EU. dem wort hängt sich leicht ein negativer nebensinn an: HEEDES 15, 220 S.; die spräche wünschte man feiner, auf solche art (durch die affektierte Schreibart) entfernen die komischen Situationen komischer und den witz sich die schönen künste von der natur und eilen zu ihrem witziger GEBSTENBEBG recensionen 82 lit.-denkm.; wenn Untergänge, den anfang zum verfall haben allemahl die sie ein witziges bild zugeben, so werden sie doch einleute gemacht, die man witzige köpfe (6et BATTEUX 'baux gestehen, dasz es nur für den unterrichteten, nur für den, esprit') nennt RAMLEB einl. 1 (1758) 70; wenn der eine der umstände und Verhältnisse kennt, unterhaltend und ihn (Lessing) zum gröszten antiquar unsrer Zeiten, zum reizend sein kann, warum sollen wir also dem commenersten lehrer der kunst machte: so war er dem andern, tator nicht danken, der uns in den stand setzt, das geistach leider! ein witziger köpf HEEDES 8, o 8.; bei LESSING reiche spiel zu verstehen, das vor uns aufgeführt wird? überschattet von dem begriff des schöpferischen geistes, desGÖTHE I 18, 293 W.; ein edler, geistreicher, witziger zug genies-• das ist es was dazu nötig ist, was das genie, ohne es 22, 68; (die aXlegatie) ist vielleicht geistreich witzig, aber zu wissen, ohne es sich .langweilig zu erklären, tut, und doch meist rhetorisch und conventionell I 46, 142, doch was der blosz witzige köpf nachzumachen, vergebens sich aueh: eine glückliche art, das ganze . . . für den verstand martert B, 185 M.; der witzige köpf ist mehr darinn zu . . . durch eine geistreiche, fast dürfte man sagen, witzige spüren als der getreue mahler 6, 223 M.; weiter nichts Zusammenstellung zu verbinden 148,101; (das programm) als ein witziger köpf, als ein guter versifikateur 6,317 M.; d ü n k t . . . mich recht witzig und scharfsinnig WILHELM witzige köpfe, die mehr Stutzer, als ehrliche bekenner GBIMM an Jacob 24.8. 1805; gedanken, von denen man der schönen Wissenschaften sind br. die neueste lit, betr. immer nicht weisz, ob man sie schön oder witzig nennen 12, 206; der witzige köpf und mittelmäszige denker wird soll NOVALIS im Athenäum L, 73; witzige Vermischungen bei gewissen begebenheiten immer auf gekünstelte er- sind . . . jude und kosmopolit, kindheit und Weisheit, klarungen verfallen LICHTENBEBG verm. sehr. (1800) 1,178. rauberei und edelmut NOVALIS sehr. 2,123 M.; viele seiner... geistvollen und witzigen urtheile RITTEE erdkde b) witziger einfallt also flieszen Überschriften oder 7,72; in dem witzig und geistreich quirlenden tagestreiben Sinngedichte so glücklich aus herzlichen empfindungen MOMMSEN röm. gesch. 1 (1856) 842; es mag geist erfordern, als aus witzigen einfallen HAGEDOBN sämil. poet. w. (1757) witzig zu reden und geistreich zu schreiben K. AL. 8, vorw. 15; (damit sie nicht meinen,) dasz mein urteil über v. MÜLLEB aufs. u. vortr. (1926) 187. den zugehörigen bedie klopstockischen lieder ein bloszer witziger einfall sei griff auch inhaltlich-sachlieh bestimmend, vgl. reich des . . . LESSING 8, 263 M.; der spott über sie (die gebrechen) witzes sp. 879: sonderlich aber hat unser Sachsen, ist so leicht, aber auch so abgeschmackt . . dasz ein Leipzig und herr Breitkopf insonderheit die ehre, dasz mensch, der die humanität kennet, auch gern den sie das witzige Frankreich dergestalt eifersüchtig haben witzigsten einfall zurückhält HEEDES 15, 885 3.; anstatt machen können, dasz . . . das neueste aus der anmuth. der illusion systematischer gründlichkeit, die jedes com- gelehrsamkeit 8,61; alle witzige federn, die zuweilen pendium der Neuesten Scholastiker auf dem titelblatt
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WITZIG B »—WITZIGEN
ein kleines gedieht . . . aufsetzen und uns einschicken wollen l, 6; es ist wahr, das witzige Athen ist hin, aber das tugendhafte Sparta*, ist es nicht auch hin? LESSING 5, «4 M.; die witzigen Schriften der Deutschen 4, 427; das jahrfünftel der witzigen und der denkenden weit SCHILLZB 4,265 0.; meine anhaltende wizige leserei SCHUBABT leben u. ges. 1, 36. gegensätzliche begriffe heben den bedeutungsgehalt heraus: der fleiszige Deutsche macht die collectanea, die der witzige Franzose nutzt LBSSINQ l, 210 M.; (die art,) sich natürlich und dennoch witzig auszudrucken A. v. HALLEB tageb. 1,59; anspielungen, naive oder witzige WELCKEB alte denlcm. 1,117; dieser vergleich war doch mehr witzig als richtig MOMMSEN röm. gesch. 3 (1866) 33; der nebensinn der gesuchtheit verbindet sich leicht mit witzig: hirten, die so geziert denken wie ein witziger dichter S. GESSNEB sehr. (1777) 1, 9; der witzige hofman leuchtet überall durch, der mit allerlei schmeichelhaften anspielungen seine materie aufstutzt, aber nicht das grosze genie, das sich auf die eigene innere stärke seines Werkes verläszt und alle ttuszeren mittel interessant zu werden verachtet LBSSINO 9, 118 M.; der gegensätzliche begriff betont das unechte, unnatürliche des witzes: gefärbtes glas für edelsteine und witzige antithesen für gesunden verstand LESSINO 9, 191 JH.; wo Boohefoucault die Wahrheit spricht, glaub Ich Ihm gern und heuchle nicht, doch wo er witzig übergreift und nur am rand der Wahrheit streift, da halt Ich zwar sein herz nicht schlecht, allein sein urthell nicht gerecht HIBDEK 27, 383 £ . ;
WITZIGEN—WITZIGKEIT
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geführten belegen soll im folgenden vornehmlich der auszerpartizipiale gebrauch gezeigt werden. 1) vom klugwerden durch erfahrung; vgl. render uno auveduto, auvertito, accorto KBAMEB dict. 2 (1702) 1373B; to undeeeive or disabuse one; to render him witty LUDWIG teutseh-engl. lex. (1716) 2611; CAMPE 5, 749.
mund-
artlich bezeugt bei LOBITZA id. Viennense 144; HINTNEB tirol. dialektforsch. (1878) 236; FISCHES schwäb. 6, 910: die teurung des weins hat mich gewitzigt, das ich nichts liebers pflige dann den Weingarten ALBBECHT V. EYB dtsche sehr. 2,139,19 H.; ich bin nu so offt gewitzigt, das ich allerlei sorgen mus LUTHES 30, 8, 571 W.; 80, 3, 664; erfahrung witziget PETBI d. Teutschen Weisheit (1604) 2, z 3 B ; unsere victorien und ihr verlust sie billiger maszen hätten witzigen sollen M. KBXMEB leben u. tapfere thaten (1681) 941; vor das zweite bin ich gewitziget worden, dasz man mit dem frauenzimmerstolze behutsam umgehen müsse Holston und Augusta (1780) 221; ich achte dich nicht der mühe werth, sonst wollte ich dich schon witzigen, dasz du eine zeit lang meiner gedenken solltest dtsche sagen 1,57; er muszte seinen willen haben — nun wird er gewitzigt sein AUG. WINDIG der weite weg (1932) 101. die bedeutung kann sich auch verlagern, witzigen umfaszt dann die handlung, durch die man gewitzigt wird und nähert sich der bedeutung 'täuschen, hintergehen', vgl. den han i gwitzget 'betrogen' FISCHES schwäb. 6,909: die fürsten blieben auf ihrem köpf, dann er hett sie zu oft gewitziget und bede trawen und glauben bei in verloren SEB. FBANCK chron. Oerm. (1638) 128«;
ach Ist er denn beraubt der sin, das er an der ehbrecherln hengt, die in vor gewitzigt hat
vgl. auch die vornehmlich partizipialen zusammenrilclcungen: H. SACHS 12, 447 Keller; diese sohrift... trägt ganz gemeine Sachen in einem . . . Jacob traute auch seinem bruder Esau nicht, er hatte witzigseinwollenden style vor aüg. dtsche bibl. 5, 2, 271; die witzigseinsollende einleitung ebda, anhang zu bd. 1-12; ihn gewitziget DANNHAUEB catechismusmäch 2, 29; man witziget einen nur einmal piscator uno ictu sapit PISTOdies klugsein oder gar witzigseinwollen ohne geist und BIUS thes. paroem. (1715) 691. adjektivisch; die menschen verstand VABNHAGEN V. ENSE tageb. 4,152. sind hier (in Berlin) zu zierlich, um wahr, zu gewitzigt, b) schon im 18. jh. nimmt witzig den sinn des scherzum offen zu sein H. v. KLEIST 5, 73 E. Schm.; 'erfahren': haften an; im 19. jh. tritt er in den Vordergrund: possen (der knabe) ist über seine jähre gewitzigt G. FREYTAG ges. müssen schlag auf schlag gesagt-werden, und der Zuhörer w. 12, 101. musz keinen augenblick zeit haben, zu untersuchen, wie formelhaft ist sich witzigen lassen, vgl. sich witzigen witzig oder unwitzig sie sind LESSING 9, 221 M.; bei lassen lasciarsi disingannare, auvisare, ammettere Ii buoni Swift . . . war diese menschenfeindschaft nicht witzige auvisi, rauvedersi TCHAMHH dict. 2 (1702) l373b, daneben: laune, sondern ein bittrer ernst HEBDEB 17,189 S.; er sich an einem witzigen pigliar' auviso, esempio in uno pflegte . . . öfiters in einem anfall von witziger laune zu ebda: lass dich ander leut schaden witzigen GUABTNONTÜS sagen, er habe wie Bougainville die weit auf einer bougrewel (1610) 177; ist das unser lohn . . . , werden wir uns deuse umseegelt LIOHTENBEBG aphor. 2,166 Leitzm.; witzigen lassen, bald davon zu eilen A. H. BUOHHOLZ Ich bewundere Herkules (1666) 1, 902; alle jähr geschieht was. lassen sich des kOnlgs lustgen belchtlger, der so nicht witzigen, das gebirg versteht keinen spasz niöht bewandert Ist In witzigen geschlchten SOBILLBB 6,146 O.;
mit dem teufel hinter seinem stuhl trägt man ihn (Mirabeau) unter andern auch in Deutschland in witzigen und glaubwürdigen kupferstichen herum K. FB. CBAMEB Neseggab 1,173; (es) zwingt mich das wizige freilich zum lachen, aber zur billigling nicht (1796) CABOLINE 1,179 W.; ein eigensinniger, lebhafter, trockener, witziger alter G. FOBSTEB S. sehr. 7, 89; (Bacon, der sie) durch manches witzige wort erheiterte RANKE 14, 331; (eine sehnsucht, worüber) Karoline manche witzige und spitzige bemerkung machte HOLTEI erz. sehr. 2,152. von seltsamen ereignissen und handlungen 'eigenartig, sonderbar'; der scherzhafte unterton bann verschwinden (vgl. die ahnliche entwicklung von komisch in der Umgangssprache): man sollte nicht denken, dasz der Zufall so boshaft witzig wäre RAUPAOH dram. w. ¡com. gattg. 1, 67; die witzige gewohn heit sich unerkannt zu beschenken SOHMIEBMACHBB weihnachtsf. 88 M.; witzige Zwischenfälle E . JÜNGER in stahlgewittern (1984) 14; ganz witzig war, dasz gegen morgen . . . ein blinder gasalarm entstand ders. das
ROSEGOEB sehr. I I 1, 267.
b) gelegentlich auch 'belehren, warnen, auf einen drohenden nachteil, eine gefahr aufmerksam machen': will damit anzeigen und sie witzigen, dasz, wo sie hinkommen und öffentlich in häufen predigen, werden sie auch hunde und s&u finden, die da nichts thun denn das evangelium zutreten LUTHES 43, 278 Erl.; darumb geben wir unserem widerpart eben . . . zur antwort . . . , dasz der herr wider diese wunderleut uns gewitziget hat J. Calvin instit. christ. rel. (1572) vorr. 4 B ; wie uns unsere jetzige zeit wol lehret und witziget MATHESIUS Syrach (1586) 8, 37 B ; (Oedipus sollte) durch den orakelspruch gewitzigt sein FB. TH. VISCHEB ästhetik 1, 305; den der graf ein paar mal, um ihn zu witzigen, etwas scharf angesprochen, als er sich gar zu weise gemacht A. v. ABNIM 8, 284; auch als 'zureden': dann der römische kdnlg wltzget mich, mein glfibt zu vergessen erbärmlich
bei LnjENCHON hUt. vollctl. 4, 496, im mnd. ist wittigen 'zu wissen tun, mitteilen', s. SOHTT.T.HRLÜBBXN 6, 763; witzigen Kölner zunfturkunden 2, 468, Wäldchen 125 (1928) 144. 27 Lösch. WITZIGKEIT, f., klugheit, Vorsichtigkeit; das wort beWITZIGEN, vb., jemanden witzig, klug machen; ihn belehren; seit mhd. zeit reich bezeugt, namentlich in der pari, gegnet, angelehnt anwitz, witzig, nur gelegentlich, doch in form gewitzigt, als ergänxung zu den teil 4, 1, 8, 6487 aufstark wechselnder bedeutung: XIV. s. 67
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WITZIGKEIT—WITZKASTEN
hie pet so dunkt dein witzichalt, es sl ein wlderw&rtikelt
WITTINWMLHB ring 3297 W.; als Vorsicht: caucionem wyczykait (lé. jh.) in: mitteü. des hist. Vereins f . Steiermark 49 (1898) 6 8 ; fürsichtigkeit, fürsicht, witzigkeit, fürsorg H E N I S C H (1616) 1 3 9 5 ; bedacht und witzigkeit LOQAU sämmÜ. sinnged. 168 Eitner; meist als 'Hugheit', so auch bei STIELER 2 6 7 0 ; KRAMER 2 (1702) L 3 7 3 B : der herr gab die Weisheit Salomon und gar vil witzigkeit erste dtsche bibel 6, 266; vgl. ebda 7, 200; 9 , 1 9 2 ; mit ihrer gar zu groszen witzigkeit (1669) ständeakten Joachims II. 2, 696 Friedensburg; uberklugheit und vermessene witzigkeit SCHOTTEL ethica (1669) 4 0 3 ; schon als kind zeichnete sie sich sowohl durch Schönheit und frisches wesen als auch durch eine ganz eigene gescheitheit und witzigkeit . . . aus G . K E L L E R ges. w. 7, 46. objektiv: ja, man h a t in Peru nirgend . . . gefunden . . . den geringsten schatten von der sinischen witzigkeit O . D A P P E R America (1673) S 4 A ; abfällig von witzigen einfallen: zu thun (haben) mit armseligen witzigkeiten allg. dtsche bibl. 6 1 , 1 4 6 . — w i t z i g l i c h , adv., im mhd. als bequeme reimform oft bezeugt, s. die mhd. wbb., aber auch später noch gelegentlich: sich witziglich halten (prudenter se agere) erste dtsche bibel 5,79; witziglich sagement HULSIUS-RAVELLUS (1616) 4 1 7 » ; w. antworten W E R N I O K E epigr. 146 P.
WITZIGTJNG, f . , zu witzigen, 'lehre, Warnung, die aus einem erlebnis, einem erlittenen schaden erwächst'; vgl. tyrocinium animi erste witzgung F B I S I U S dict. (1666)
1840B:
gott hat stett und fiirsten jetz gschlagen, desz sotten wir ein witzgung tragen, doran uns Btossen und bekeren, so hllben wir bi land und ehren
WITZKOPF—WITZLING
900
WITZKOPF, m.: damit aber obgemelte weltkinder nicht gantz und gar ex leges gesetzlose leute von den weisz- und witzköpfen gescholten, gelestert und verdammet möchten werden J O H . OLOMNUS VABISCUS ethographia (1608) B L B , A 8 B steht statt dessen klugkopf ; endlich t r a t ein witzkopf auf und liesz eine frazze, das leichenbegängnis des Figaro, ausschreien W . L. W E K H B LIN das graue ungeheuer 1 (1784) 1 2 0 ; viele witzköpfe an einer tafel, heiszt das nicht, mehrere herrliche weine in ein glas zusammengieszent J E A N FAUL 20-23, 399 H.; er ist ein spötter, ein witzkopf. er macht sich über unser verhältnisz lustig BAUEBNFELD ges. sehr. 3 , 1 8 1 . WITZLER, m., klügler, spötter: ein nerrisch unerfaren klügeling, ein rechter witzler und furwitzler J . J O N A S wilch die rechte kirche ist (1634) N 2 B , hier im spiel mit. dem namen Jörg Witzels; doch: o wie ein subtiler witzler und betrüger, aber ein grober unverstendiger weiser das i s t M. PEQIUS geburtsstundenbuch
(1570) V v 8 B ;
später
geht die bedeutung von einer anderen basis aus, s. witz I I : der witzler Lichtenberg steht zwar schon wie ein drache bereit LAVATER an Hamann (1778), s. alipreusz. monatsschr. 31, 109; die ordinairsten spaszmacher, die flachsten witzler H E B B E L br. 4 , 6 1 Werner. STIELER stammb. (1691) 2571 umschreibt witzler auszer mit 'nasutus, sciolus' auch mit 'polypragmon, ardelio, temerarius'. — dazu w i t z l e r e i : der wegen pfleg ich mich offt zu verwundern, was sollichen leuten in den sinn kommen seie, die sich öffentlich understehen, die berhümbte künste und löbliche lehrungen zu verfelschen, auszurotten und mit ihrer witzlerei zu besudeln . . . die narren und die des rechten verstandts beraubt, die schelten allweg dise ding M. PEQIUS geburtsstundenbuch (1670) Y y S B ; w i t z l e r i s c h : sophistisch, witzlerisch, schwartzkünstlerisch ebda K k LB.
Schweiz, schautp. 2, 317 B.; WITZLING, m., im 16. jh. gelegentlich bezeugt als 'klügling' : dise newe betrüger und geferbte landstreicher weil . . . ihnen auf ihre begangene thorheit keine ge. . . , diese witzlinge und ungelehrte spitzlinge M. P E O I U S bührende witzigung widerfuhr, erwiesen sie für demut geburtsstundenbuch (1570) V v 6 b ; ich m ö c h t . . . von disen hochmut E R . FRANCISCI schau- u. ehrenpJatz (1684) 1 6 ; als fremdgenaturten landsprachscheuen wizling vernemmen, ob die witzigung . . . schon besserung wäre H E R B A B T w. ob sie auch sagten, das die Römer oder Latiner . . . 10, 356 H.; aus etwas eine witzigung ziehen JEAÏT P A U L diselbige künst verächtlich gemacht hetten FISCHABT 1,170 H.; (die) gutsnachbarn, die dem unerfahrnen eine 3, 122 Häuften; vgl. da hilft weder witzling noch spitzling witzigung als heilsame lektion wohl gönnen mochten Oarg. 331 ndr.; neuen auftrieb erhält das wort mit beginn M. GREIF nachgel. sehr. 281. formelhaft: andern zu des 18. jhs. : einigen (leuten) fehlt es beides an witz und witzigung . . . fürgestelt XYLANDBR Polybius (1674) 847. urtheilskraft . . . , solcher halbgelehrten witzlinge giebt das wort lebt besonders in bestimmten Verbindungen: mit es so viel in unserer insul. . . DROLLLNGER ged. (1743) 192,. vermelden, dasz ihnen disz ir lebenlang witzigung sein hier als wiedergäbe des nach form und inhall nahestehenden solte Amadis 62 Keller; es soll mihr . . . eine wüzzigung englischen witling in P O P E S 'essay on criticism' (v. 4 0 ) , sein P H . Z E S E N adriat. Rosemund 136 ndr.; 'wird mir öfter jedoch entspricht bei ihm witzling dem englischen wit, zur witzigung dienen' v. PRZIBBAM erinn. (1910) l, 3 2 5 . soweit dieses persönlich gemeint ist, vgl. ebda 193; 195; vor allem,: sich etwas eine witzigung sein lassen S T I E L E B 202; 232; dem worte haftet seit je ein negativer sinn an, (1691) 2571 ; etwas sich als eine (zu einer) witzigung dienen in der literarischen weit der dünkelhafte, unfertige Schönlassen KRAMER dict. 2 (1702) 1 3 7 3 E : lasset uns an jenen geist und literat: schändlicher undank . . . zumal bei spiegeln und ihr exempel eine witzigung sein, . . . dasz frühzeitigen witzlingen, die ihre lehrer vor der weit wir . . . nicht wieder verlieren, was wir empfangen haben zu verkleinern suchen, damit sie selbst f ü r gröszer anL U T H E S 9 , 1 9 7 Erl.; lasz dir disz ein exempel und ein gesehen werden mögen neuer büchersaal 1 (1746) 5 0 witzigung sein A B B . A S. Cr.ARA Judas 2 (1689) 2 6 3 ; lass Oottsch.; keimer von guten Schriften fanden hier (indir den Vorfall zur witzigung dienen BÄUERLE kom. Diderot« 'pensées philosophiques'), wie es in den Schriften theater 2, 9 2 ; des lass dir zu aner wizigung sein H Ü O E L junger witzlinge zu gehen pflegt, manchen guten, j a Wiener dialekt (1873) 191. schönen einfall das neueste aus d. anmuth. gelehrsamkeit WITZINS, m., zu wit, m., 'wald, holz', s. oben sp. 808, 1 (1761) 6 3 ; jeder unreife witzling in diesem liederreichen abgaJbe für waldnutzung: welche von alters her den Kemp- und kunstrichterischen Zeitalter ebda 9, 146; tener wald zu gebrauch befugt sind, haben auszer dem als dein geschmack nur meine verse wählte herkömmlichen wittzins nichts zu tragen (v. j. 1732) und Ich bei dir noch keinem witzling wich J . B . HAOENMÜLLER gesch. Kemptens (1840) 2, 279. HAGEDORN poel. w. 3, 7 6 ; vgl. auch: der witzling, ein deutsches naohspiel von LUISE WITZ JAGD, m. : die unnatürliche witzjagd im GarganA. GOTTSCHED; diejenigen steifen witzlinge..., welche sich t u a GEEVINUS dtsche dicht. 3 , 1 6 0 . vgl. auch witz I I A 4 b durch ihre unglücklichen nachahmvmgen dieser erhabenen sp. 882. — w i t z j ä g e r , m.: die Schreibart ist ungekünstelt dichtungsart (des Messias) lächerlich machen LESSENQ und flieszend, . . . nicht aber wie unsere witzjäger es haben wollen, bei denen jedes wort beiszen, stechen und 4, 397 M.; wer aber sind ihre (der witzigen Engländer) kützeln soll GOTTSCHED das neueste aus der anmuthigen nachahmer unter uns! grösztenteils junge witzlinge, die gelehrsamkeit 6, 8 2 0 ; witz- und wortspieljäger FONTANE ungefähr der deutschen spräche gewachsen sind, hier und ged? 262. — w i t z j & g e r e i , f.: mehr witzägerei als lebda etwas gelesen haben . . . 6, 899 M,: der grundgelehrte hafter witz allg. dtsche bibl. 24, 675. — w i t z k a s t e n , m., Anakreon . . . soll ein bloszer witzling und kein naturgleichbedeutend mit verstandeskasten (s. d.) GOTTHELT ges. forscher gewesen sein 4, 8 M.; bei ihm öfter, s. 1, 89; sehr. 8,160. 3, 4 0 7 ; 6 , 1 6 5 ; 6, 3 9 5 ; (als ob) jetzt ein junger witzling
nach der mode keinen ihrer alten schriitsteller mehr ohne lächeln und verlachen . . . lesen kann! HERDER 3,283 3.; auch bei ihm nicht selten, vgl. 3,11; 3,199; 3,307; 24, 190; 26, 289; 29, 383; ich bemerke, daBZ die meisten unsrer witzlinge (la plupart des esprits) sehr sinnreich thun, um den rühm schöner und groszmüthiger thaten der alten zu verdunkeln J . J . CHE. B O D E Montaigne
2,159; mehr als 'geck, stulzer, Höfling, galan':
and Bah um sieb, so wie ein witzling um eich schaut GELLER! W. (1839) 1, 163; so wird der niederträchtige oder der blosze witzling und der nur allein artige mann niemals, niemals keine gewalt über mein herz erhalten S. v. LAROCHE frl. v. Sternheim (1771) 1, 118; da ich die livree der wizlinge trug und ein traulicher, aller weit offener, sorgloser Wüstling war SCHUBABT leben u. ges. 1 , 1 7 1 ; ein platter mensch, der den witzling spielt, sich airs giebt K O T Z E B U E S. dram. w. 2 4 , 1 8 5 ; bei diesen umständen (der Heuchelei am Hofe) wurde der hof . . . bald der Sammelplatz aller Wollüstlinge, aller witzlinge J Ü N O - S T I L L I N O S. sehr. 4, 5 4 2 . als 'spötter und kriiikaster': spottvögel und prophane witzlinge (sneerers and prophane wits) lachen vielleicht über ihren ersten schreck J . J . C H E . B O D E Thomas Jones l , 21; da stehen nun die witzlinge . . . und spotten über den Hamlet aüg. dtsche bibl. 17, 208; kein freier köpf . . . beuget . . . sich unter witzlinge, die in ihrem elenden richterstuhl gegen alles, was nicht mit ihnen an einem seile z i e h t . . . ihr richtscheid in die hand nehmen ZIMMERMANN einsamkeit 1 ( 1 7 8 4 ) 7 5 ; die landplage von witzlingen und k r i t i k a s t e r n . . . mit denen unser gutes Vaterland . . . heimgesucht worden G E B S T E N B E B G recens. 3 3 8 lit.-denkm.; lasz den witzling uns bestleheln GÖTHE I 1,147 W.; einem könlge . . . , welcher, vom thron gestoszen, eine zielscheib jeglichen witzlings ist
HEBBEL tu. 7, 47 W . ;
der witzling ist der bettler im reich der geister; er lebt von almosen, die das glück ihm zuwirft — von einfällen M. v. E B N E R - E S C H E N B A C H ges. sehr, l , 70. der witzling als weltanschaulicher typ: der begriff, daaz das höchste wesen selbst die menschen einer besonderen Offenbarung gewürdigt hat, erscheint dem witzling . . . fremde und auszerordentlich HAMANN sehr. 1, 66 R.; alle angriffe der atheisten, deisten, naturalisten, freigeister und wizlinge SCHUBABT leben u. ges. 2, 72; der geist unseres Jahrhunderts scheint, wenn man ihn personificirt, ein groser wizling mit einem durchgehends verdorbenen herzen zu sein SCHUBABT br. l, 129 Str.; man weisz, dost der prototyp
dieses dünkelhaften
spötters in Frankreich zu suchen ist:
gl&ckliches volkl als noch die satyre des gallischen wltziings deiner ehlichen treu und unerfahrenhelt lachte ZAOEABZI poet. sehr. 4, 40; in der t a t , drin geht er von allen jetzt lebenden französischen witzlingen a b : er zeigt es auf allen Seiten, dasz er religion habe LESSINO 5,145 M., vgl. 16, 232; dagegen werden französische witzlinge und gottesleugner mit enormen kosten aus der ferne verschrieben HOLTEI erz. sehr. 13,174. W I T Z L O S , ad)., 'unvernünftig, unverständig', gern von der gestörten oder fehlenden ratio, im ahd. bezeugt bei NOTKER: nunc iacet effeto lumine mentis taz wissa er al, nu
ist er wizzelos, nu ist er aneworten des muotes tugede
1,15,12 P.; vi ignis calefactibilis et habet vim inrationa-
bilem also fiur prennen mag unde dia maht habit iz wizzelosiz 1, 675, 12.
si wnrdin von tröste wizzelos kSnig Rother 1067 «. B.; als ein witzloses vie H E I N R I C H V . H E H L E R apokalypse 13367; als die witzelosen swin 17981; die witzelosen beiden 15073; 16145; du werest vongots verhengnüsz wiczlos oder unsinnig worden (amentiam ineurrisses) J O H . H A R T L I E B dialog. miracvlorum 196 Dr.; da waren die leutte witzlose, lieffen von ihrer arbeit und dem beruf! gotes J . AORICOLA
902
WITZLOS—WITZSPIEL
WITZLING—WITZLOS
901
tevtsche sprichw. ( 1 5 3 4 ) 1 , b 3 B ; gantz sinn- und witzlose menschen GUARINONIUS grewel ( 1 6 1 0 ) 7 7 0 ; der elteln Bchönhelt glantz, die uns das hertz schnell trifft, und angst und schmertzen vol witzlosz herummer leitet OPITZ
poemata
160
mir.;
jene (die llugen) sind zu ümtern tüchtig und in alle Sittel recht, Wlzlos (alt name) ist der kurzwcll halben eines fürsten liebster knecht
J . GBOB dichter, vertuchgabe (1678) 4 9 ; sachlich: so bald ihr . . . vermercket, wie sie disen gantzen loden und witzlosen gespunst zu ewerm selbs eignen verderben geworcken CONR. V E T T E B der lutherischen schräcleengast ( 1 5 9 9 ) c 3 B . seit dem 1 8 . jh. ist witzlos dann 'geistlos, stumpf, leer': ein so ungesaltzenes, abgeschmaktes und witzloses blatt B O D M E R krit. sehr. 4 ( 1 7 4 2 ) 3 1 ; die belustigungen der groszen (waren) witzlos: kein Racine, Voltaire, Haller . . . bezauberten die leser mit ihren gedichten allg. dtsche bibl. ( 1 7 6 5 ) l, 2 , 1 3 3 ; witzlosen höhnereien . . . preis geben A . G . M E I S S N E R Alcibiades ( 1 7 8 1 ) 2 , 1 0 4 ; witzlose parodien GÖRRES ges. br. 2, 44; gebildete menschen sind die witzloseste erscheinung unter der sonne B E T T I N E die Chlnderode ( 1 8 4 0 ) l, 2 9 0 ; wenn ein componist (das therna) noch dazu so trocken und witzlos wie möglich behandelt B . SCHUMANN ges. sehr. ( 1 8 5 4 ) 2 , 7 1 ; in einer halben stunde hat man einen umweg von zwei witzlosen stunden wettgemacht H . F E D E R E R berge u. menschen ( 1 9 1 1 ) 162. — w i t z ln ach er, TO.: ist nun schon der echte witz eine unaristokratische eigenschaft, so ist ein witzmacher der ordinairste mensch, den es für die feine gesellschaft geben kann B . GOLTZ hinter den feigenblättem 3 , 7 2 ; F B . L . J A H N w. 1,191 E. — w i t z n a s e , / . , 'naseweise, vorwitzige person' S T A U B - T O B L E R Schweiz, id. 4 , 8 0 2 ; U . B R Ä K E R sämmtl. sehr. 2,264; E . OSENBRÜGGEN bilder aus d. Schweiz ( * 1 8 6 7 ) 3 . — w i t z r e d e , f., 'scherzhafte erzählung, scherz': witz- und scherzreden GÖTHE I 7, 83 W.; Isenhofer ergötzte seine nachbarn durch luBtige schwänke und witzreden ZSCHOKKE S. ausgew. sehr. 2 6 , 1 1 3 ; witzreden stachen ihm nach M . R E I C H ausgew. w. 2 3 9 bibl. d. dt. sehr. a. Böhmen. W I T Z R E I C H , adj., in mhd. dichtung verschiedentlich bezeugt, s. die mhd. wbb., dann im 18. jh. neu gebildet: doch ist es (das Sinngedicht) so sonderbar witzreich nicht, dasz es nicht auch eine mäszige deutsche feder hätte entwerfen können das neueste aus der anmuth. gelehrsamkeit 1 ( 1 7 6 1 ) 2 8 3 ; das witzreiche gedieht (Butlers Hudibras) ist für ein bloszes gespött zu lang H E R D E R 1 8 , 1 3 3 S.; Voltairen . . . den witzreichen satyr L A V A T E B physiogn. fragm. 1 ( 1 7 7 5 ) 1 7 2 ; von einem witzreichen einfall (beherrscht) L A V A T E B pred. über den br. an Philemon 1 ( 1 7 8 5 ) 271; in den wort- und witzreichen Scharmützeln G. KELL E R der grüne Heinrich 1 ( 1 8 6 4 ) 3 8 5 . WITZSCHERLING, m., wie winscherling (s. o. sp. 410) eine bezeichnung des schierlings: da wird die mühe treglicher und der wermut und witzscherling süszer M A T H E sius 4, 39 L. W I T Z S C H L A F , m., schlafsucht, lethargie: für den Schwindel, gyn und witzschlaaf ist sy (bibergeil) auch gut, so man das haupt darmit salbt H E R O L D - F O R E R Oesners thierbuch ( 1 6 6 3 ) 2 6 A ; das hirn yebt und sterckt es, darumb wo yemants den witzschlaaff hette, sol man im ein rauch darvon in die nasen machen, dasz er neussen möge ebda (adversus lethargum provocetur sternutatio cum castoreo; cerebrum movet ac roborai Oesneri hist. an. lib. I de castore O.). dazu w i t z s c h l ä f i g , adj., schlafsüchtig, torpidus aus derselben quelle bei S T A U B - T O B L E R Schweiz, id. 9 , 1 1 8 .
WITZSPIEL, n., einmalig bezeugt im 17. jh. in den 'untzenbürgischen Historien', s. witzbürger: nun kommet her ihr liebe knaben, die ihr begeret platz zu haben, zu sehen iolgends wltzensplel
grillenvertreiber (1670) 2 1 ; im 18. jh. kommt das wort in allgemeinen gebrauch, vgl. das französische 'jeux tPesprit': leser . . . , die an frostigen witzspielen
und seichten
Schriften ihre
57»
belustigung
903
WITZTÖLPEL—WO
904
WO
WBEDE anz. f . dtsch. altert. 21,158), nordfries. wir («. Buchen BODMEB krit. sehr. 3 (1712) 148; eine parodie der BENDSEN Moringer ma. 336; P. JENSEN Wiedingharde litanei, die ein bloszes witzspiel war aüg. dtsehe bibl. 111, 701), ags. hwt£r, spätwestsächs. hwir, me. hwar, hwer (u. 638; sein (Bocona) symbolisiren [läuft) öfters nur auf ein ä.), engl, where; mit kurzem Stammvokal: got. lvar, an. bloszes witzspiel hinaus GÖTHE N 6, 2 , 2 5 0 W.; es gab hvar, mnorweg. hvar(r)a 'wo in aller weit' (u. ä.), schwed. manche neckerei, manches witzspiel und muthwilliges gelftchter ZSCHOKKE S. ausgew. »ehr. 18,122; wenn auch (h)var, dän. hvor, norw. kvar. unbestimmbar ist die quandadurch (durch die freiere form der Übersetzung) hie und tität von as. hwar 'wo, wohin (wie)', die kurzvokalischeform des gleichen stammet in der bedeutung 'wo' ist innerhalb da ein wort- und witzspiel ausfallen müszte F&EST des westgerm. sicher erhalten in ahd. (h)wergin, as. hwergin PÜOKLER br. eines verstorbenen (1831) 4, 336. — witz(huuargin nur Hd. 1089 in M), ags. hwergen (vgl. an. sucht, f., s. oben sp. 882. hvergi) 'irgendwo' aus germ. *huar-gin (das zweite deWITZTÖLPEL, m., eingebildeter tölpel: wie herrlich ment = ai. canA, s. WALDE - POKOBNY L, 399 und WILschöne witztölpel FISCHABT Oarg. s ndr.; der Verlust... MANNS 2*, § 428, 3); ungewisz ist die Quantität der emhat dem Hiob bei weitem nicht so wehe gethan als die phatischen nebenform des angelsächsischen hw&ra (oder spitzige naseweise wort der drei witzdölpel SCHUPP sehr. hwaraT), s. SIEVERS ags. gramm. § 321 anm. 2. ahd. mhd. (1663) 174; alle durchtriebene witztölpel des königreichs wär vor adverbien wird aus der schwachtonigkeit erklärt HAMANN sehr. 4, 34 £.; dazu: witztölpisch: der witzund braucht nicht auf den kurzvokalischen stamm zurücktölpische Diogenes SCHOTTEL ethica (1669) 547. geführt werden, s. SCHATZ ahd. gramm. § 264. die formen WITZUNG, /., synonym mit dem häufigeren witzigung gehen auf ablautende idg. *q"er und *qJior zurück, adver(s. d.). es lebt wie dieses hauptsächlich in den Verbindungen bialbildungen durch das in dieser funktion mehrfach beetwas soll (musz, wird) eine witzung sein; sich etwas eine zeugte formans -r zum stamm des fragepronomens idg. witzung sein lassen; praemonitio Warnung, witzung, *qSo-; zur kurzvokalischen form gehören auszer den oben witzigung SCHÖPPEB syn. 109 Sch.-K.; s. ayeh die belege genannten ost- und westgerm. bezeichnungen für 'wo' noch bei FISCHEB schwäb. 6, 910: was ich euch sage . . . , euch die lokaladverbia der richtung: ahd. (h)wara, mhd. und lere und wiezung seie ABIGO decamerone 176 lit. ver.; solch frühnhd. war(e), as. hwar, mnd. (nd.) war und das ostgerm. schaden und fahr Bolten wir uns lassen eine witzung sein fragepronomen got. lrarjis, an. hverr 'welcher f (vgl. das LUTHER 34, 2, 406 W.; lasz (Er das ein witzung sein HANS gleichgebildete lit. kuris 'welcher' aus kur jls, also wörtlich SACHS 14,168 K.-Q.; 6,61; (das) soll mir (nun) ein witzung 'wo er'); ferner ai. k&r-hi 'wannt', die westgerm. langsein 17,79; 6,119; es solte mir meine lebetage eine witzung vokalische wortform steht im ablaut mit aJÜat. quör, lat. cur sein V. HEBBEBOEB hertzpostiUa. (1613) 1, 329; documenta 'warum'; dagegen gehört lit. kur 'wo, wohin' nicht zum dare warnen oder dargeben, es ihm eine witzung sein stamme idg. qSo-, sondern zu danebenstehendem qflu-, s. lassen CORYINUS Jons (1646)' 275; diss soll mir wol eine SPECHT lit. maa. 2, 1922, 211; WALDE-POKOBNT 1, 521 witzung sein GRIMMELSHAUSEN 2, 837 K.; 2, 382; und WALDE-HOFMANN lat. etym. wb. 313. die gleichen yuantitätsunterschiede wie bei dem aus dem stamm des proschreib das dem menachenvolk auf erden, obs Ihm möcht eine witzung werden nomen interrogativum entwickelten adverb finden sich bei der GÖTHH I 16,125 W.; gleichartigen ableitung aus dem stamm des pronomen demon(die menschen)... nehmen den schaden als wohlverdiente strativum, idg. *to-, vgl. got. an. f)ar und ahd. dar, mhd. d&, witzung KOLBENHEYEB weihnachtsgesch. (1933) 100. nhd. da, as. thar, afries. ther (ther), ags. äefr, spätwestmundartlich bei MABTTN-LIENHABT elsäss. tob. 2, 887; sächs. dir (dazu Ö4ra oder Sara). FISCHEB schwäb. 6, 910. — witzverstand, m.: müssen neben wär führt als zweisilbige ahd. form SCHATZ ahd. wir nicht ohne Ursache derer übel angewendeten witzgramm. § 264 wäre an (vuare NOTKER 2,132,20 Piper); vgl. verstand gleichsam beweinen, indeme wir nothwendig dazu mnd. wäre (swore) bei SABAUW nd. forsch. 2,140; mnl. dafür halten müssen, dasz ihre grosze weiszheit dem wäre VEBWIJS-VEBDAM 9, 1638; ags. hw&ra, s. oben; mengl. gemeinen wesen oftermalfn mehr schidlich als nützlich (h)ware, hwere, where STBATMANN-BBADLEY 368*; mnorgewesen seie B. SCHUPP sehr. (1663) 622. — witzverweg. hvar(r)e, hvar(r)a u. ä. TOBP nynorsk et. ordb. 341. ständig, ad).: Weichs (geheimnis)... viel hochdünkende altes im ahd. allgemein zu ende des 8. jhs. geschwundenes weltkluge witzverstftndige nicht in acht genommen haben anlautendes h ist noch nachweisbar, z. b. in so huuar so B . VALENTINUS chimische sehr. (1677) 1, 391. ubicumque Benedictinerregd bei STEINMEYEB sprachdenkm. WITZWORT, n.; die jagd auf witzwörter (bon mots), 274, 6. das auslautende r fäOt wie bei andern einsilbigen wie sie der abt Trublet reichlich aufstellte und den witz Partikeln mit langem vokal seit dem 11. jh., vgl. uua WILLIdabei auf die folter spannte, macht seichte köpfe KANT BAM 13,1; 107,13 u. ö.; doch konnte es in dem schwachw. 10(1839) 238; meist 'scherzwort': seine (Qöthes) laune war tonigen war vor adverbien, zumal vokalisch anlautenden, unerschöpflich, er hinreiszend und liebenswürdig, mit erhalten bleiben, vgl. die Zusammenfassung über die gestalt lust liesz er sich gehen und warf zuletzt mit witzworten des ersten bestandteils der wo-composita hinter wozwischen. und scherzen um sich GÖTHE gespr. 3,164;^französische im simplex begegnet die alte form innerhalb des deutschen witzworte (flogen) wie zierliche pfeile über den glatten noch mundartlich im mfränk. und nd. (auszer Westfalen boden hin und her EICHENDOBJT S. W. 2, 426; witzworte und z. t. der gegend von Güttingen), s. WBEDE anz. f . dtsch. wechseln G. KELLER W. 3,165; an dem treffenden witzaltert. 21,168 und SABAUW nd. forsch. 1, 213 anm.; gelegentwort erkannte der soldat den feldherrn MOMMSEN röm. lich in schriftsprachlichen denkmälem, z. b. JOH. RtsT neuer gesch. 2 (1874) 10; des teufeis Schwiegermutter . . . ein belettischer Parnasz (1625) 78; Venusgärtlein 88 ndr. liebtes witzwort unserer tage D. v. LILIENCBON S. W. 3, die verdumpfung von ä > ö unter dem verstärkenden ein223; allerlei reime und witzworte schwirrten umher flusz des vorangehenden w läszt sich im hd. seit der zweiten WlNNIQ frührot (1926) 168; hälfte des 13. jhs. nachweisen, zuerst bei bair.-österr. und gab mit flinkem mund rede und 'witzwort zurück ASNKS MIEOKL get. gei. (1927) 109.
WIXE, f., s. wichse, /. — wixen, vb., s. wichsen, vb. WO, adverb und konjunlction. herkunft und form. ahd. hw&r, w&r, mhd. wá, nhd. wo entsprechen in den andern germ. sprachen mit langem Stammvokal: mnd. nd. war (wör), mnl. waer, ni. waar, afries. hwér (länge gesichert, da in der gruppe war ä nicht erhöht wird, s. v. HELTEN altostfries. gr. 1), nfries. hur, huar, wer (auf Sylt, Amrum, Föhr, den Balligen, -Wangeroog und an der koste, t.
md. Verfassern wie OTTÖKAB reimc.hr. 92366 Seemüller; HEINBICH V. NEUSTADT Apollonius 1837 S. (neben wa);
passional 167, 96 Hahn; märterbuch 109 öierach, ferner im elsäss., z. b. in einer Straszburger hs. von TAULEBS pred. 396, 27 Vetter.; städtechron. 9, 933, 29 (Straszburg 16. jh.). doch herrscht wa zunächst noch vor, LUTHES schreibt es bis 1621, s. H. PAUL dt. gramm. 1, 212. es hält iich am stärksten im alem. und ist dort noch im späteren 16. jh. häufig bezeugt, z. b. bei FBÖBEISEN griech. dramen 2, 243 Dähnhardt; FMCHABT Oargantua
26 ndr.;
GXBELKOVEB (1596) s.
u.;
vereinzelt auch im 17. jh., z. b. WECKHKRLIN ged. 1, 8 Fischer;
ROMPLEB V. LÖWENHALT 1. gebüsch
(1647) 213;
905
WO I A i
WO I A i
906
wo aber Ist sie denn? wo bleibt sie? heute noch mundartlich im hochalem., s. BÜHLES Davos 1, LESSINO 3, 6, 62 Muncktr; 305. auszerhalb des alem. im hd. seit der 2. Hälfte de» 16. jhs. nur selten: (1566 Salzburg) österr. weist. 1, 209; (1744 Tirol) wo ist denn der wirth? PFEFFEL pros. versuche (1810) L, ebda 2, 208. im ni. findet »ich die gleiche entwicUung seit 102; GÖTHE und EICHBNDOBFF S. u.; mit zugefügtem doch, der mnd. zeit; doch hat sich hier wie im ndrhn. a oder ein bes. bei vorwurfsvollen fragen: ach, wo kömpt doch das a-haltiger laut öfter erhalten, s. WREDE anz. 21,157/. auch böse ding her? Sirach 37, 3; vgl. dazu teil 2, 1204 und unter 1 b; mit folgendem teufel, zum teufel u. ä. als ausdruck in der Zusammensetzung mit adverbien vollzog sich der Übergang von wa(r)- zu wo(r)-, wiewohl es sich hier um kurzen des Unwillens: wo nun dem teufel sol ich dann nun hanvokal handelt; wa(r)- hält sich häufig bis ins 17. jh. und istgen? . . . ich bitte, schencket mir mein leben bei CBEIZEheute noch in warum erhallen, vgl. teil 13, 2188 und die NACH schausp. engl, comöd. 46; hinter wozwischen folgende Übersicht, sonst begegnet altes wo teulel auch, wo lieszt Ihr die perücken? wa noch in etwa, neben dem etwo 'alicubi' nur bis ins H.V. KLEIST 1, 347 B. Schmidt; 16. jh. hinein belegt ist, s. teil 3,1187/.,- da» zurückgehen heda, ihr herren komödianten, rief der eine, wo teufel der ursprünglichen lokalen bedeutung im 16. jh. (s. teil 3, steckt ihr denn? EICHENDOBFF S. W. (1864) 2, 415; teufel 1181. 1187/.) und das in gewissen anderen verwendungsteil 11, L, 1, sp. 273. weisen synonym danebenstehende etwan ( < mhd. etesnach einer stelle in einer schrift, einer erzähhtng fragend: wanne) mögen zur erhaltung des a beigetragen haben.
über die Verteilung von mundartlichem wu, wue, wau u. ä. s. WBEDE anz. 21, 167; wu findet sich hauptsächlich in teilen des nd., westl. md. und obd. westlich vom Schwarzwald, ferner im obersäehs. (s. MÜIXKR-FRAUREUTH 2,676*),
wirfist du mir mein sflndgen für, wo hat gott befohlen, das« mein urthell Aber mir Ich bey dir soll holen? PAUL GEBHARDT bei FISCHER-TÜMPEL 3, 385;
im unterfrk. («. RUCKEN 107); wü im elsäss.; wue im nd. w o w a r ich denn? (tn meiner erzählung) GÖTHE 45,106 W. und im Voigtland; wau, wou im wesü. md., schien., bair. — innerhalb eines abstrakten bereichs: wo hören die geund schwäb. (vgl. FISCHES 6, 911); dazu passen einzelne inBetze auf? wo fftngt die freiheit an? HEEDES 22,113 älterer zeit bezeugte literarische belege wie mnd. wur, wu bei Suphan; vgl. auch unter l b; in einer ironischen Wendung SOHHAEB-LÜBBEN 5, 598, 756; wu (iid. 15. jh.) bei DIEFENbei LUTHES: sie werden ..,. furwenden, das . . . viel A BACH gl. 481 ; wu, wue bei LUTHES 8, 514 W.; 34, 2, 40 W.; schlifft da (seien), die es erzwingen, das eitel brod wu EGRANUS itngedr. pred. 143 Buchwald (aus Zwickau); und wein da müsse sein, antwort: wo da, mein schons ebenso H. SACHS W. 8, 671 K.; weisth. 6, 21 (aus Wertheimlieb? 23,114 W.; ich hette . . . seine ehre und glimpff ge1384); wue (1466) im archiv d. histor. ver. zu Würzburg 22, schendet — wo da, mein schönes lieb? 30, 2, 32. in der 122; ebenso (1525) in: chron. d. Stadt Bamberg 2,229 Chroust; Verbindung wo fehlt es?: gott sei dank, dasz da jemand wu und wau in schwäb. denkmälern, vgl. FISCHES 6, 911 kommt, mir aus der not zu helfen! — von heizen gern, und wä liederb. der Hätzlerin 78 H.; wau (Augsb. 16. jh.) wenns möglich ist, erwiederte Gockel, was gibt es, wo städtechron. 25, 173. f e h l t es? OL. BRENTANO ges. sehr. (1852) 6,48; vgl. fehlen 2
das relativische und konjunktionale wo geht zurück auf teil 8, 1425. redensartlich: wo drQckt der schuh? vgl. ahd. sô (h)wâr sô. die entwicUungslinie wird bezeichnet unter 1 b. durch folgende formen: so huuar so Beneiictinerregel bei ß) in der rhetorischen frage: STEINMEYEB sprachdenkm.
274, 5; so w a r so OTFRID 8, 3,
uuar Ist denne diu marha
dar man dar eo mit slnen
12 E.; so war der». 4, 6, 24; souuar NOTKER 2, 37 Piper; magon plebe? diu marha Ist farprunnan murpilli 60 Steinmeyer; sua Wiener genesis 2040 DdUmayr; swo passional 86, 80 K.; 375, 50; wa Elisabeth (hs. 1. hälfte 14. jh.) 850 Rieger; wo wA slnt sl nft, die dich dA minnent, i r e ? ist ir vii, sA helent ai sich sire märterbuch (hss. 14. und 15. jh.) 6 Oierach; Marienburger KIINXAB V. ZWEIER 75, 7 Roethe; treszlerbuch 1399-1409 275 J. das zweite sô beginnt seit dem 9. jh. fortzubleiben,findetsich aber gelegentlich auch nochwo sind die, so in ihrem hertzen sagen: kommet, wir später, z. b. sw& sô Nibelungen 1739, 2 Lachmann; GOTT- wollen uns zum herrn bekehren, ihn umb Vergebung FRIED Tristan 16352 S. auch das erste SÔ erhält sich zuweilenunserer sUnde bitten und von denselbigen abstehen? ich länger, z. b. so wo TAUI.ES pred. 395, 27 Vetter; soe waer sehe ihrer noch wenig SCHUPP streitschr. 1,133 ndr.; es gemma gemm. (Köln 1512) z 3A. zur erldärung des Schwun-gölte (unter meiner führung) auch ein biszgen besser umb de» des mhd. prolcütischen S s. WILMANNS I * § 101 anm. 3 die spanische armee stehen. . . . o Franckreich! wo und BEHAOHEL gesch. d. dt. sprfi § 881. über parallelen im h&ttestu bleiben wollen? CHR. WEISE die drei ärgsten erzübrigen westgerm., auf das die bildungsweise des verall-narren 25 ndr.; wo seyd ihr, harmonische stunden der gemeinernden relativums durch so — so (afries. sâ — sä, jugend? » » • » » MÜIXEB w. (1811) L, 3. gern in rhetorischen ags. swä — sw&, swa — swa) beschränkt blieb, s. gramm. fragen, die die unvergleichlichkeit einer person oder sache 3, 44/. ausdrücken: wir gewan le slchelnls kuningis gnöz bedeutung und gebrauch. só manlgln wichgaren man? (wie die rieten) Bether 669 T>. Bahder; I. wo als adverb. wA funde ich denne ein alsd wol get&ne, A. T» interrogativem gebrauch. diu s6 wtere valsches Ane? 1 ) als lokaladverb der ruhe. sist achcener und baz gelobet denn Eléne und DljAne WALTHER T. D. VOQKLWKIMS 119, 8; a) in direkter rede. wA wart le magt sö tlure? (wie die jungfrau Maria) a) in der einfachen frage: uuar ist ther, thie giboran REINMAR v . ZWETBB 14,12 Roethe; ist, Judeno cuning? Tatian 8,1 Sievers; wo sein gröszer lerer und meister der heiligen geschrillt wA blstu, Adam, min tr&t? Wiener tenais 767 DoUmayr; dann hie zù Parisy? Asioo decamer. 30 Keller; (Lunete tu Laudine:) denn wo ist heute doch ein land, 'ans ist ein vramer herre erglagen: wo mehr erfreute Beelen wohnen? nft mac lach got wol stiuren B. NEÜKIRCH ged. (1744) 6; mit einem alBO tluren.' 'melnotuc sô?' 'vrouve, JA.' wo wäre ein virtuos auf der weit, der auf seinem Instru'wä wasre der?' 'eteswA.' ment euer gnaden stimme zu erreichen hoffen durfte? HARTKAÎTH V. A i n Itcein 1806; LENZ ges. sehr, L, 6 Tieck. bei fragen nach herkunft oder sag, wo Ist der gemahel dein? H. SAOHS 34 Kelter; verbleib von etwas abstraktem: qaf> pan du im: lvar ist wo habt ihr das tuch gekaufit? SCHUTP streitschr. 2,8 ndr.; galaubeins izwara Lucas 8,26; allgemeiner: wo liesze sich mit einem die dringlichkeit der frage ausdrückenden denn mit mehrerer Sicherheit ein maszstab zur beurtheilung der kunatwerke finden als in der kunst selbst?? GÖTHE («. teil 2, 961):
907
908
WO I A i
WO I A l
W.; in besonderen fällen: wo ist hie die schneyde des bockischen (d. h. Emserischen) geystis? L U T H E S gegen Emier in: flugschr. 2, 96 ndr.; wo ist ihre klugheit? ihr gutes betragen? (anrede) G Ö T H E 22,196 W.;
an Zelter IV 3 3 , 9 W.; es ist doch eine kuriose theaterprinzessin, die Sissi von Mandelbisz; wo die überall herumkömmt, die kann auch mehr als brod essen! CL. B R E N T A N O ges. sehr. ( 1 8 5 2 ) 5 , 1 6 8 ; da war der junge pater Garzweiler lange jähre fort, in Horn und wo all H E I N R I C H K Ö N I G d. clubbisten in Mainz ( 1 8 4 7 ) 1 , 1 0 . redensartlich: nicht wissen, wo einen der schuh drückt, vgl. teil 9, 1847: eur keiner weisz, wo mich der schuch druckt A L B R . v. EYB dtsche sehr. 1, 7 H.; (wir) wissen selbst am besten, wo uns der schuh drückt, woran das übel liegt H E R D E R 1 8 , 2 0 6 Suphan; so auch mundartlich, s. z. b. M A B T U T LIENHABTelsäss. 2 , 7 7 8 ; ähnlich: ick meine, gi hebben woll geuollet (gefühlt), wor jw de scho dvinget (16. jh.) Stralsunder chron. 1 , 4 9 Mohnike-Zober ; T U N N I O I U S sprichw. 47 Hoffmann v. Fallersleben; nicht wissen, wo einem der köpf steht, s. teil 5, 1758: Gockel wuszte auf diese rede gar nicht, wo ihm der köpf Btand C L . B R E N T A N O ges. sehr. ( 1 8 5 2 ) 6, 1 5 9 ; sehen, wo der Zimmermann das loch gelassen hat, vgl. teil 6, 1095: (ich) sähe, wo der Zimmermann das loch gelassen hatte C H B . R E T T T E R Schelmuffsky 7 ndr. (vollst, ausg.). heuie nicht mehr gebräuchlich ist:
46,80
wo fehlte nicht Irgendwo auf dieser weit?
GÖTHE 1 5 , 1 4
W.
y) im mhd., das gern die frageform im adhortativen sinne verwendet, leitet wä, gewöhnlich in Verbindung mit nü (nu) derlei oft halb fragende und halb ausrufende sätze ein (s. Z A R N O K E bei B E N E C K E - M Ü L L E R - Z A R N C K E 2, L, 42l a , L und gramm. S, 302. 778): wanu frunt nnt man, den ich zeliebe lcht han getan, wanu dl mir helven wellen
Rolandelied 2 0 2 , 1 9 W. Grimm; aus diesem gebrauch entwickelte sich die Verwendung vorn wä nü im sinne einer irUerjekiion von der bedeuiung 'wohlan, w a n n m lne
lute, bringet min roB und min Bwertt HEBBORT y. FRITZLAR lief von Troye 8 2 8 0 ; wft nü, lr Kfrouwen, sprechent darl O X R A B y. WÜRZBÜRG troj. krieg 1830;
auf!:
vereinzelt so auch nhd. wo nun: wo nun, ihr herren, seyd nur halb so zürnich, dann es ist unnöhtig bei C R E I Z E N A C H schausp. engl, comöd. 41; wo nun, harre ein wenig 46. b) in indirekter rede: (die jünger zu Chrietue:) meiBtar, Zellen wir thlr war, wir woltun wizan in giwis, war thu emmlzlgen blruwla (ubi habita») OTFRID 2, 7,18; wä Ich den künlc vinde, daz sol man mir sagen
Nibelunge nSt 78, 2 L.; sy gingen zu einem münche, fragten, wo sie gehaben möchten einen heyligen guten man, peicht ze hören A R I O O decamer. 2 2 Keller; aber ehe er sich wieder recht besinnen konte, wo er war, ging mein pferd durch G R I M M E L S H A U S E N 2, 338 Keller; wo ich bin, verschweig ich noch eine kleine zeit G Ö T H E IV 8 , 2 6 W.; (er) baute ein schlosz, von dem niemand weisz, wo es gestanden hat G . K E L L E R ges. w. 1 , 1 1 ; mit doch (s. unier 1 a): neben diesem hat man auch viel . . . meynung gefunden, wo doch die seele im menschen ihre residentz (habe) W . S P A N G E N B B B O ausgew. dicht. 6 Marlin; F I S O H A R T W. 2, 73 Hauffen. ohne eigentliche ortsvorStellung: oc scal lk lu seggean noh, huar gl lu uuardon sculun uultl mesta, menuuerc manag: te hui scalt thu enlgan mann bebruother thlnan (vgl. Matth. 7, 3) [sprekean,
Heliand (C) 1702 Sievern; nü lob Ich got, Bit dlniu bant (der Iran Minne)
GÖTHE
die groszen narren Ich hie mein, die für klugheit schier wissen nicht, wo sie der nar und gecke sticht
narrenlreeter in Preuezen ( 1 5 5 2 ) A 2 . c/ wo in Verbindung mit einzelnen anderen lokdladverbien. a) wo (hin)aus 'quorsum, quo' C A L X P I K U S XI ling. ( 1 5 9 8 ) 1 2 1 7 B ; D E N T Z L E R clavis ling. lat. ( 1 7 1 6 ) 3 5 4 B ; wo usz, Hans Latz, wilt du daruon? ja, Ja, er rytet schon I H . ß. MANUEL teeimpid r. 6 6 2 ndr.;
häufig in Wendungen, die die ausweglosigkeit in der läge einer person ausdrücken: nicht wissen, wo ausz pendere animi, angustiis urgeri D E N T Z L E R a. a. o.; F R I S I U S dict. (1556) 92»;
H . R . MANUEL weinspiel v. 4 3 0 ndr.; zuletzt wird er nicht wissen, wo er hinaus soll G Ö T H E IV 27, 22 W. gewöhnlich in Verbindung mit wo ein (oder, und, noch ein): (er) nicht west, wo aus oder ein A R I O O decamer. 84 KeUer; es werden in angst und nott sein alle mentschen uff der erden, wirtt niemandts wiszen, wo aus, wo ein ( 1 6 2 1 ) E Q R A N U S pred. 5 2 Buchwald;
wo soll Ich ausz, wo soll Ich ein.
In der weit Ich nlt sicher bin (klagt der floh) FISCHART flöhhatz 2 6 ndr.; daz i c h . . . nicht wüste, wo ausz oder wo ein, wo anfangen oder wo enden G U A R I N O N I U S greud d. verwüst. ( 1 6 1 0 ) 8 4 2 ; da Ich ein klnd war, nicht wuszte, wo aus noch ein, kehrt ich mein verirrtes auge zur sonne GÖTHH 2, 76 W.;
mich aulen twlngen, deich sö rehte hin erkant, wä dienest werdeclichen 11t
W A I T H ! » V. D. VOGEL WEIDE 66, 1 1 ;
nü merke wi ouch, war diu sibbe beginne "Sachsenspiegel l, 22 Eckhardt; also gewohnen sie eines rechten styli, sie mercken, wo sie gefehlet haben C H R . W E I S E pol. redner (1677) 4; siebst du also einem geschöpf besonderen Vorzug Irgend gegönnt, so frage nur gleich, wo leidet es etwa mangel anderswo GOTHE 3, 90 W.
in bestimmten Wendungen, nach wer weisz, gott weisz in parenthetischem gebrauch: (liebende,) die In Bachen, die, wer weisz, wo und was sind, witzig Bind, diese sind In denen Sachen, die für angen, oflt ein kind
häufig
elliptisch:
LÖSAU
tinr.ged.
344
Bitner;
ein schal, das, eingehetzt von hunden, sich durch dornen dr&ngt, liszt nicht mehr wolle sitzen als Ihr, gott weiss wo? fleisch habt sitzen lassen H. v. K L E I S T 1, 325 B. Schmidt;
vgl. ähnlich verwendetes mhd. neizwä ( = ich enweiz wä), « . H A U P T ZU Erec* 7 9 9 0 und L E X E R 2 , 4 4 . wo . . . überall u. ä. in sätzen häufig auarufender ort, zu denen ein übergeordneter satz zu ergänzen ist: muster davon (von Vertonungen) hast du gegeben in der Johanna Sebus, Mitternacht, Über allen gipfeln ist ruh, und wo nicht überall T
ach muttergotz, wo sol Ich ausz?
dieser junge mann kam aus Welschland zurück, weisz nicht wo aus, wo ein P. D Ö R F L E R d. notwender ( 1 9 3 4 ) 1 1 7 ; seltener in anderen Verbindungen wie neben wo an ( = ' wohin'):
,j 0 wugzt ißh njt ( wo usz noch an und wolt mich nyemant me ouch han H . B . MANUEL
wcimpiel v. 2 9 8 9 ndr.;
sie wissen nlt wo ausz, wo an, versperrt Ist Ihnen strasz und ban
SPRENG JLneie ( 1 6 1 0 ) 3 6 " . so auch mundartlich, vgl. er waiss nitt wous, woane 'sich nicht zu raten und zu helfen' S E I L E R Basel 3 1 7 ; wb. d. Elberfelder ma. 1 7 6 ; wb. d. luxemb. ma. 4 8 9 » ; neben wohin: ich was allain in dem groszen ungeheuren wald und west nit, wahin oder wa ausz (Augsburg 1 5 . jh.) städtechron. 5 , 1 0 7 . ß) in der Wendung wo will . . . (die person oder Sache) hinaus ? und ähnlich auf absieht oder zweck einer handlung, eines Verhaltens u. s. w. zielend: sihe, wo der teufiel hinaus wil, das heist: den nebel fein von den äugen thun L U T H E R 26, 370 17.; o wie förcht ich mir, wo hinaus du doch landest B O L T Z Terenz (1539) 5 a ; dar ab der zuhSrer verwundret und gedenckt, wo will die vorred hinausz E B E R L I K v. G Ö N Z B U B G S. sehr. 1 , 68 ndr.; Amadis 28 Keller; aber genug hiervon: man sieht schon, wo ioh hinaus will Las-
909
910
W O I A 2—3
W O X B 1-2
SORA 10, 83 Muncker; auch heute noch üblich, auch mund-
22, 93; SARAUW nd. forsch. 1,213 anm., so dasz wo als die regelrechte entsprechung von wie erscheint, s. d. das gleiche gilt vom obersächs., z. b. wo soll ich denn das wissen? woso? MÜLLEB-FBAUREUTH 2, 676A; ALBBECHT Leipziger ma. 237B.
artlich,
vgl. z. 6. FISCHER sehwäb.
6,911/.
wo in Verbindung mit anderen lokaladverbien, mit denen es composita bildete, s. an alphabetischer steUe. d) wo bei verben des nehmen» anstelle von heute woher, vgl. auch unten I I A 7 :
Midiem
B. wo eis
war nlmlat tbu tbanne ubar thaz wazzar fljazzantaz?
(unde ergo habe» aquam trimmt Joh. 4,11)
O M I D 2,14,30 E.; wä naemet Ii die splse,
daz brfit und ouch den wln?
Nibelunge nöt 1827,2 £.; Soldan zü der zeit einer groszen summe geltes nottorftig was, nicht weste, wo (donde) die so palde ze nemen ABIOO decamerone 33 Keller; wo wolten wir schaff nhemen, wan die leyen all selber hirten weren? EMSER in: fiugschr. aus der reformationszeit L, 144 ndr.;
1)
im ahd. mhd. nur vereinzelt gebraucht, da die interrogativa als indefinita meist nur mit vorgesetztem präfix fungieren (wie ahd. eddes-, ette(s)-, mhd. ete-): ob lz war zl thiu glgat thaz man thla diufl nl firstat, thero brosmono klelnl joh thes brotes reini: lesent zi in thla redlna thle hohon goteg thegana OTVSID 3, 7, 49;
öfter nur in der Verbindung war inde war per loca (hs. 11. jh.) ahd. gl. 1, 717, 7 St.-S.;
wo nemmena (die tamenkürnlein) docb die kunst und wltz, dasz nie der art verfehlen? SPEI trutznachtigall (1649) 122; wo nehmen wir denn rechte lleder? GOTTSCHED gei. (1751) 1,180;
bei WIELAND und GÖTHE, S. teil 7,640 u. 546 s. v. nehmen. heute noch redensartlich: wo nemma und nöd stein? A.HABTMANN vMsschausp. 187; FISCHES sehwäb. 4,1993; STAUB-TOBLEB 4, 725. neben giwinnan und sonst s. OTFRID 2, 4, 24; 3, 6,17; 2, 4,13. zu der ruhevorstellung bei verben des nehmens vgl. got. niman at (mit dem dativ) STBEITBERO got. dementarb. (1920) §270; dUsächs. niman at, an (mit dem dativ), daneben aber auch aI HOLTHAUSEN dttsächs. elementarb. (1921) § 511/.; ags. niman s t GREIN ags. sprachsch. (1912) 17A; im übrigen BEHAQHEL dtsche syntax 2,184. zur herbunftsvorstellung s. unter woher. 2) wo für wohin findet sich gelegentlich in derikmäkrn des nd. Sprachgebiets, auf dem mundartlich altes hwar 'wo' und hwar 'wohin' nicht unterschieden sind: ach doller sinnt
wo wiltu dich versteigen?
(die ileider) wären wft unde wä sO mit dem golde ertrenket . . . , daz man daz werc d& küme sach GOTTFRIED V. STRASZBURG Trittau u. Isolde 11114 B.;
der Salden hört 1693 Adrian, auch mnd. bezeugt: desulve greve . . . hadde eme drowet, queme he wor boven em, he wolde ene henghen (ende 14. jh.) lüb. chron. 1, 278 Qrautofl. im nhd. öfter seit dem 17. jh.: schau, tochter, ob ich wo iie glieder strecken kan A. U . v. BBATTNSOHWEIQ OC(1677) 1, 972;
tavia
hohe, die ans licht gesetzt, sollen unter sich stets sehen denen zu, die wo bedrängt und nach recht und rathe flehen
LOOAD Sinngedichte 391 Eüner; in späterer prosa mit umgangssprachlichem Charakter: auf den gränzen können wir wohl wo zusammenkommen, aber nach Halberstadt komm ich nicht KLOPSTOOK an Gleim in: Klopslock u. s. freunde 2, 51; dasz kein st&ubchen wo zu finden ist ITPLAND theatr. w. (1827) 2, 461; Hugo meinte, . . . er müsse das schöne . . . antlitz wo sehen STIFTE» S. W. 3,166; sonst öfter dichterisch: sieht sie dich etwa wo schlummern
ROBERTEN in: Königsberg, diehterkrei» 94 ndr.;
KLOPSTOCK oden 1,16 M.-P.;
kontamination der beiden warte ist denkbar auch bei woir gi' der? 'wohin gehen sie?' GANGLEB I/uxemb. umgangsspr. (1847) 483. sonst gelegentlich mundartlich: wo willt? wo wolltest? wo gahst? 'umhin willst du, gehst duf FISCHES sehwäb. 6, 912; in gleichartiger Verwendung auch bereits: nun wolsz ( = n u enwelz) ich armer, wa Ich sol, ach and we und jammere voll
ich kenne wo ein festes schlosz, ein stiller kSnlg wohnt darinnen
NOVALIS sehr. 4,124 Minor;
ein narr, wer auch nur eine rose an einem Strauche wo verglsztl
LENAÜ S. W. 627 Sarthel;
M. GREIF ged.* 169. auf eine stelle in einem buch bezogen:
liederbueh d. Bilüerin 206® Haltaue,
doch vielleicht beeinflitszt von wo soll ich aus, s. 1 c; s. auch unter I I B.
ich hoffe, man wird mir auch disz nicht Abel deuten, dasz Ich biszwellen wo ein Sprichwort angeführt
CHB. BEUTES ehrt, trau z. Pliseine, Widmung 4 ndr.; ich habe wo gelesen, dasz es die kokosnusz gewesen PFEFFEL poet. vert. (1812) 2,128.
8) wo im sinne von 'wie'. a) im ahd. mhd. nach verben der sinnlichen Wahrnehmung (vgl. engl, look where) anstelle von 'wie dort'; mhd. geradezu formelhaft seht wä, schouwet wä, beeret w& u. ä., vgl. L B X E B 3, 621; P A U L mhd. gramm.1*
§ 342
anm.:
sehet, quad er herasun, war gelt ther druhtlneB sun; sin lamp, thaz er lo melnta ther wizzod ouh blzeinta
(dixit: eeee agnut dei Joh. 1, 35)
OTFRID 2, 7,11 E.;
sl sprach, das heeret, recken, aller miner leide
wä er mir lougent niht Nibelunge nSt 1730,1 L.;
seht, w& der louc e6 höhe bran, daz er der bore näht OTTOKAB reimehr.
indefinitum.
'irgendwo'.
9121 S.
b) sonst gelegentlich mhd. und frühnhd.: wo getar der sonder lemer me lht reden mit dem münde, der mit dem hellehfinde ewicllch gesellet ist? HEINRICH V. NEUSTADT gottes zutunft 6641 S.;
wa wer der bauer von Saltzburg so ein kleine grosz H&nslin worden, wann er nit sein muter schier arm . . . gefressen hette? FISCHABT Oargantua £7 ndr. c) auf niederdt. boden ist alte» hwär und hwö 'wie' auf einem mittleren gebiet (bezeichnet durch die linien Wesermündung-Osnabrüek im westen, Misdroy-Netzemündung im osten) lautlich zusammengefallen, vgl. WBEDE anzeiget
mundartlich, s. z. b. MFOLEB-FBAUBEUTH obersächs. -erzgebirg. 2, 676»; RUCKEST unterfränlc. 197. wo in indefiniter Verwendung ist noch häufig in der Verbindung wo anders: o das that Töffeln weh, und er beachlosz bei sieb, sich in die fremde zu begeben. kann ich denn nicht ein jähr wo anders leben? LICHTWER lehr. (1825) 87;
die vermuthung . . m e i n e neigung müsse wo anders gefesselt sein GÖTHE 25, 253 TT.,* dann wollten sie es mal wieder wo anders probieren W . v. POLENZ Orabenhäger 1, 99; heute auch in einem worte geschrieben, s. woanders; vgl. auch anderswo teil 1, 313 und sonstwo teil 10, 1, 1748. nach dem eingehen der ursprünglichen bedeutung von etwa (etwo) 'alieubi' im 16. jh. (s. teil 3,1181.1187) herrscht im nhd. als indefinites lokaladverb irgendwo, s. teil 4, 2, 2159.
2) wie neben der ursprünglichen bedeutung von etwa 'alicvbi' jünger die bedeutung 'forte' auftritt (s. teil 8,1181), so erscheint auf nd. boden auch wo im sinne von 'etwa, vielleicht': und wär es wo dein wllle, dasz Ich beute stQrb, ach, lasz mich fertig sein W . BOSEMEYER bei FISOHER-TÜMPKI 2, 522;
warum soll ich einen geistlichen bitten, die predigt zu halten,vdie gedruckt ist? ists wo, damit ich reden höre,
911
W O I C. I I A 1
912
W O II A L
kann ich denn nicht laut lesen? H I P P E L lebensl. (1778) L, 185; hett er wor keen geldf 'hat er etwa kein geldt' R I C H E Y Hamburg (1755) 345; (18. jh.) F B I S C H B I E B preusz. tob. 2,
v o ein held nnd heiliger starb, wo ein dichter gesangen, . . . da knien billig alle Völker in andachtswonne GÖTHP 2,136 IT.;
wo sie die mannsleut verspotten kann . . . , da ist sie gewisz bei der hand 0 . L U D W I G ges. sehr. 2 , 1 3 E. Schm. C. wo substantiviert. in dieser Verwendung zeigen sich öfter als sonst zuweilen föne uuenne unde uone uuär (de quando et ubi, die Übergänge zur bedeutung von I I A 1 b ß, vgl. auch den aristotelischen kategorien) N O T K E R L, 468 Piper; etliche köpf von I I A 1 b. heizen in (den seelenfunlcen) daz wo der sele, etliche in öfter wiederkehrenden Wendungen: ouch sal her (der heizen in daz niergen der sele HEBMANIT V. F R I T Z L A B bei maurer) tabemacula . . . machen zu allen gewelben, wo W A C K E B N A G E L leseb. (1839) 855; das wo locus sive spatium die synt (wo sie auch immer sind, überall) Marienburger S T I E L E S 2572; jeder körper, der ist, musz irgendwo seyn, tresüerbuch 275 Joachim; dieses wo, der räum, den er einnimmt, heiszt sein ort die Schönheit, wo sie ist, kommt leldent wol zu passe J. L I E B I Q hdb. d. Chemie (1843) 1, 16; BACHEL ; BEHAQHEL dtsche syntax 8, 851. lichen sünt (sündigt) ABIGO decamerone 105 Keiler; wo 1) in nicht verneinten Sätzen. nur ein füncklin und kleiner schein in den heidnisohen geschiechten sich ereigt, haben wir in den christlichen eytel a) allgemein, gern mit so im hauptsalz, das die bedingung liecht CASP. HEDIO chron. Germ. (1530) 2 A ; wo das rheini- hervorhebt: sw& sie (die, kinder) ungeraten werdent von sche bauernmädchen einen walzer schwenkte, dort zog die iuwern schulden,... sö müezet ir an dem jungesten tage ges. sehr. 1, 40.
(1852) 6, 5 2 ; S . BBUOTTEB erzähl,
it. sehr. (1864)
917
WO
III A 1
WO
antwürten für iuwer eigen kinder BERTHOLD V. REGENSBURG 1 , 3 5 Pf.; w » si das tuond (quod si faciunt), so haust du (ihn) in dyner hand STEINHÖWEL Äsop 8 5 , 1 2 österley; wo du darvon eezt so vermessen, wirst du des ewing todtes sterben H . SACHS W. 1, 2 5 Edler; zu nechst dem feldläger (bei Mohacz) hielt ein geschwader reuter, die sollen des königs (wo die schlacht umbschlagen wolt) war nemmen H . R Ä T E L Cvräi chron. Schles. ( 1 6 0 7 ) 258; ach, f r a u mutter, . . . wo ihre ädern einen blutstropfen in sich hegen, welcher mir nur etwas gewogen ist, so erbarme sie sich Z I E G L E R d. asiat. Banise ( 1 6 8 9 ) 1 5 7 ; wo keine saDffcmuth sich mit tapfern fausten paart, so gleicht Ihr wilden Tartarhorden GOTTSCHED ged.
( 1 7 5 1 ) 1, 2 4 ;
. . . wo du ein mann bist, gib mir den kclch Shakespeare (1707) 3, 366. öfter in der Wendung wo mir recht ist im sinne von wo ich nicht irre (vgl. R X D L E I N 1, LO08 A und unten sp. 9 1 8 ) : wo mir recht ist, so ist dieser brieff gar in Holland oder Engelland geschrieben C H R . R E U T E R ehrl. frau z. Pliss. 17 ndr.; wie a l t bist du, Gaddo? (er antwortet:) zwölf jähre, wo m i r recht ist G E R S T E N B E R G Ugolino 2 2 2 Hamd; V o s s Odyssee 342 Bernays. wo es n o t t u t u. ä. (mit berührung mit I I A 1 b ß): (sie) befrideten die straz, und wo n o t was, so suchten sie ire feint (Nttrnb. 1488) städtechron. 8 , 1 0 3 ; wa es n o t thuet, willig und berait sein (1565) österr. weist, L, 209 (Salzburg); CASP. S C H E I T Orobianus v. 617 ndr.; nun bin ich, wos n o t h t h u t , gleich eine ganze canzlei GÖTHE 2 5 , 1 0 2 W. der für sich Mein stehende konditionalsatz als (wünschender oder drohender) ausruf: o Augustine, wo du zu unsern Zeiten l e b e s t ! AMBAOH V. zusaußen (1544) i 2 b ; wo du mir diese Iust verdirbst! LESSING 2, 234 Muncker; aber wo ich das geringste merke ! ich bin herr i m hause, musz e r wissen L E N Z ges. sehr. 1 , 1 0 Tieck; auch in der mundart: wo dut deist! brem.-nds. wb. 5, 282. konditionales wo i n Verbindung mit adverbien, vor allem mü anders (s. teil l , 312): das ist die, die ich zu einem weyb haben wille (wo sy mich anders für iren m a n haben wille) A s i o o decamerone 659, 32 Keller; sage i m , dasz, wo e r mich änderst lebendig sehen wöll, er den gefangnen r i t t e r . . . eilents hiher zubeleiten verschaff Amadis 117 lit. ver.; wo änderst krallt mein bitten hat und gültig ist im hlmmel hoch, so wünsch Ich das von hertzen noch SPBEHQ Äneit
(1610) 1 1 9 * ;
wo anders noch r a t h und hülffe zu finden ist uräess it be past help, so there be but any way left to find out a remedy L U D W I G teutsch-engl. ( 1 7 1 6 ) 2 5 1 1 ; nachsicht, liebe, bitten sind die einzigen Waffen, die ich wider ihn brauchen darf, wo ich anders seine schwache seite recht kenne LESSING 2, £81 Muncker. wo gleich 'selbst wenn': wo einer gleich . . . diese glieder züsamen setzte und ihnen das gantze thier . . . darstellet, achte ioh, sie würden als baldt bekennen, wie sie zu vor weit von der w a r h e i t . . . gewesen seyen X Y L A N D E R Polybius ( 1 5 7 4 ) 8 ; vgl. Amadis 3 9 9 lit. ver.; wo m a n gleich rechtschaffene Ursache zur feindschafft h ä t t e , solte m a n der sache, nicht der person feind werden L O H E N S T E I N Arminius ( 1 6 8 9 ) 1 , 2 1 B . b ) in der elliptischen Wendung wo möglich 'wenn es möglich ist (wäre)'; vgl. auch die zusai..menrückung womöglich: n i m ein häslin mistel, der i m dreissigsten, i m zeichen der jungfrawen,. a m zunemen des monds und, w a müglich, a n einem freytag morgends frü . . . gewonnen sey Osw. G Ä B E L K O V E R artzneybrtch ( 1 5 9 6 ) 1 , 3 3 ; anno 1 5 6 7 riist m a n sich, die reformierten in F r a n c k r e y c h unversehener weisz zu uberfallen und wo mttgiieh hinzurichten STUMPF Schweizerchron. (1606) 273»; (man toll die fremden) auch vor desz todts gelahr wo mfigllch retten gantz und gar BPBBNO Ilitu ( 1 6 1 0 ) 2 5 7 » ; daher der vSlker löblicher gebrauch, dasz Jeglicher das beste, was er kennt, er gott, Ja seinen gott benennt . . . Ihn fürchtet, und wo möglich liebt GÖTHE 3,74 W.; wir wollen uns wo möglich täuschen und j e n e für die liebe verlornen Zeiten wieder zu gewinnen suchen 2 1 , 8 0 ;
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III A 2
selten beim nicht komparierten adjektiv so viel wie 'möglichst': (er) hielt . . . ein wo möglich hohes Spielchen m i t seinem weidgenossen für die beste erholung IMMERMANN 1, 54 Boxb.; gern nachdrücklich 'wenn es irgend möglich ist': man wandte alles an, ihn, wo möglich, auch vom Parlament . . . zu entfernen ARCHENHOLZ England und Italien ( 1 7 8 5 ) 1, 1, 4 7 ; meine idee war . . . , aus einer wo möglich ununterbrochenen reihe von reichstagsacten . . . die entwicklung der Verfassung näher zu erforschen R A N K E S. W. L, v i ; vor noch mit folgendem komparativ eines adjektivs im sinne von 'wenn es überhaupt möglich ist': der druck ist wo möglich noch unverzeihlich fehlerhafter als der erste G E R S T E N B E R G Hamburg, n. zeitung 2 5 4 lit.-denkm.; waren seine kleider schon bei jenem gastmahle schlecht gewesen, so waren sie j e t z t wo möglich noch s c h l e c h t e r S T I F T E R S. W. ( 1 9 0 1 ) 5, L, 7 2 .
2) konditionales wo findet sich besonders häufig in negativen sätzen. a ) allgemein, wie 1 a gern mit folgendem so im übergeordneten satz: wo sie des nicht enteten, oder wer es nicht entet, der ist uns und dem riche m i t leib und mit gut vervallen ( 1 3 3 1 ) Friedberger urk.-b. 1 , 1 1 4 Foltz; unmenschlich t e t ich, wo ich solch lobeliche gotes gäbe, . . . nicht beweinte ackermann aus Böhmen 1 Hübner; wa ioh dem rechten n i t nach kern, so t o r f t ich weder zü weib noch zü kinden me heim (Augsburg ende 15. jh.) städtechron. 22, 350; wo er nit kern, mQst er zu busz verlieren beide seel und leib H . SACHS «O. 6 , 1 4 5 Keller; die (Bahel) begehrete von J a c o b die lebenskrafft ausz dem seegen gottes, und wo sie dieselbe nicht kriegte, so müste sie sterben J A C . B Ö H M E mysterium magnum (1682) 640. wo nicht . . . s c h o n : es würde Lislmen sich dennoch in euch (äugen) dringen, wo sie nicht allbereit schon In dem hertzen sitzt in: HOFFHAHXSWALDAV U. anderer Deuttchen ged. (1697) 2,16; ebenso JOH.ULR. KÖNIG JED. (1745) 88; und wenn sie herk ö m m t , so verlieb ich mich in sie, das ist schon ausgemacht, wo ichs nicht schon binn GÖTHE I V 1 , 1 2 0 TP. wiederholt wo ich nicht i r r e : er ist der eintzige erbe, wo ich nicht irre MENANTES neue br. ( 1 7 2 3 ) 5 3 5 ; wo ich n i c h t irre, so ist e r vor zwei j ä h r e n gestorben P F E F F E L pros. vers. ( 1 8 1 0 ) 2 , 4. b ) wo nicht in elliptischer Verwendung. a) zu wo n i c h t ist der vorhergehende satz in konditionaler form zu ergänzen; wo nicht (, so) besagt hier so viel wie 'andernfalls': ist es zu thun, so geschieht es, wo nicht, so geschieht es nicht PARACELSUS opera ( 1 6 1 6 ) 2 , 4 6 9 Huser; merke ich, dasz meine Venus dir belieblich seyn wird, so sezze ich dir zu gefallen meine feder noch wol weiter an, wo n i c h t : k a n ichs auch wol bleiben lassen S T I E L E » geharnschte Venus vorr. 4 ndr.; so schenk uns doch, nur ihm zum besten, ein reis von deinen lorberästen, wo nicht, so wecke den Virgil
GOTTSCHED ged. ( 1 7 5 1 ) 1 , 1 8 5 ;
wenn du noch mehr zu reden hast, so sprich, wo n i c h t , so schweig
GÖTHE 1 0 , 1 6 3
W.;
ergleb dich, rufen sie, wo nicht, so stirb gleich Jenen GEIBEL W. (1888) 8, 63. ß) wo nicht steht zwischen zwei gleichgeordneten Satzteilen, deren zweiter eine aussage enthält, die eine Steigerung des Inhalts des ersten satzteiles bedeutet; gern dient zum auadruck der Steigerung ein auf wo nicht folgendes gar: da ward manch eh mit leid zertrent, vil gärten öd, wo nicht verbrent CASP. SCHEIT d. Irölich heimiart 1 4 Strauch; seiner cardinälen, deren auffs wenigst 40, wo n i t 60 sind S T U M P F Schweizerchron. ( 1 6 1 6 ) 9 * ; alszdann schlagen sie vilmals die libe justici a n ein ohr, wo nicht g a r zu t o d t Ä G . A L B E R T I N U S Lucifers königreich 101 Liliencron; die Spanier haben eben soviel nationalstolz, wo n i c h t mehr als die Engländer AROHE NHOLZ England u. Italien ( 1 7 8 6 ) 1 , 1 , 49; eine wie die andre darstellung . . . möchte f ü r
58*
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W O III B. C 1 - »
WO m c 8-4. iv—WOAUS
920
keyszer m a g . . . gleich werden. . . . er tregt ein dreyfeltig krön, wo die höchsten kunig nur ein krön tragen LVTBEB 6, 415 W.; es stehen oder gehen ihrer wohl zehn, wo schon einer es verrichten könnte there stand or go ten of them, whereas or whenas one could do the business LUDWIG teutsch-engl. (1716) 2511; sie (die weberfrauen) sind aufgelöst, abgetrieben, w&hrend die minner noch eine gewisse klägliche gravit&t zur schau tragen, und zerlumpt, wo die männer geflickt sind G . HAUPTMANN weber (1892) 6. 3) wo, vor allem in Verbindung mit doch (gar nicht), in concessivem gebrauch, umgangssprachlich und mundartlich üblich: wans nicht bald 10 uhr wäre, sie hatten sich noch länger gezogen, wo (unewohl) sie doch wissen, dasz ... Wiener Staatsakt. 2 , 1 8 2 nach BEHAGHEL dt. synt. 3,851; kam, wo nicht ganz, doch halb erhSrt zurücke ich soll mit dem gegangen sein, wo (obgleich) ich ihn doch GELLEST n. (1839) 1,124; gar net kenne FISOHEB schwäb. 6, 912; (er gibt) mir de auf gleiche weise wird die anastomose (das zusammen- schuld, wu ich dach von gar nischt weesz MÖLLEB-FBAUmünden) d e r . . . die blatthäutchen bildenden gef&sze,... BEUTH obersächs.-erzgebirg. 2, 676»; er hets hus nid wo nicht allein bewirkt, doch wenigstens sehr befördert gehouft, woni (obgleich ich) nfit drgege hat HUNZIKEB GÖTHE W. I I 6, 36 W.; es sah so ziemlich aus, als wenn Aargau 300; vgl. auch BLATZ nhd. gramm. 2,1182. er, wo nicht einen besen, doch wenigstens eine rnthe 4) mundartlich als partikel der indirekten frage wie 'ob' binden wolle CL. BBENTANO ges. sehr. (1862) S, 161; (die) tendenz, die todesstrafe, wo nicht abzuschaffen, doch häufiger im bair.-österr. bezeugt: er hat s gfragt, wo s kfimt noch mehr zu beschr&nken MOMMSEN röm. gesch. (1865) (ob sie komme) SCHMELLEB-FB. bair. 2 , 8 2 8 ; SCHÖPF tirol. 819; LEXEB kämt. 260; (in einem österr. weistum des 17. jhs. 2,109. werden die befvgnisse verschiedener instanzen in frage- und B . wo als konjunlction der zeit 'als'; nach BEHAGHEL antwortform dargelegt:) erste anfrag, ob . . . . andere andt. syntax 3, 361 aus der Verwendung von A hervorgegangen,frag, wo nit (ob nicht) der gerichtediener schuldig sei in die schranken ze tretten und mit dreien gerichtsm&nnern schriftsprachlich wenig gebräuchlich: zu bezeugen . . . österr. weist. 1, 74; vereinzelt auch im wo er eines tages pot schwäb., s. FISOHEB 6,912. das im gleichen sinne verwenden gesten wasser nach seinem Bit, da nam es alner an der zeit (togleüA). dete nd. wo ist die mundartliche entsprechung von hd. wie der selb auch da verswant märterbueh 3846 Oieraeh; (s. oben sp. 909): merken, wo de puls drade edder langwa das unszer herr, der küng, innen ward, do hiesz er samen . . . sla bei SCHILLEB-LÜBBEN 6, 757»; ik weet ni BJ . . . komen RICHENTAL chron. des Constanzer conzils rech, wo 'k dat doon schall MENSINO schlesw.-holst. 6, 677. 67 lit. ver.; so klang es ohngefähr, als madame Szymanowska wegging, wo ich vorstehendes zurückhielt und IV. wo im gebrauch als interjektionfindetsich umgangsgleich nachsendien wollte GÖTHE I V 37, 268 W.; das wird sprachlich in den Verbindungen i wo, ach wo u. ä., die grad gewesen sein, wo du das . . . lieber hattest BETTINA die ablehnung einer für den sprechenden in einer richv. ABNIM die CHlnderode (1840) 1, 3 3 ; mit beziehung auf tung übertrieben oder unsinnig erscheinenden frage auseine zeitpartikel: jetzt, wo ich den mut ausgeschlafen habe, drücken; vgl. beispielsweise i wol etwa = 'wo denkst du bin ich nicht keck genug, es herzuschreiben J E A N PAUL hin!' MÜLLEB-FBAUBEUTH obersächs.-erzgebirg. 2, 676»; 42,88 Hempel; deren ioh damals, wo ich der eitelkeit aber wo! 'durchaus nicht/' JACOB Wien 221; ^(ch) wol ja fröhnte, stets mehrere besasz IMMEBMANN l, 14 Boxb.; wol i wo! FISCHEB schwäb. 6, 911. diese Verwendung von heut . . . , wo jeder denkt, er . . . könne tun, was ihm wo wird aus seinem vorkommen in bestimmten redensartbeliebt FONTANE ges. w. I 6, 84. lichen Wendungen zu erklären sein, die aber nicht mehrfaszhäufig mundartlich, bes. reichlich fürs oberdeutsche be- bar sind; vgl. die ablehnend formelhaften dlipsen nach i wie zeugt: wo er des gesait hat, bin ich verachrocken FISCHER i bewahre, i behüte, teil 4,2,2014. auf nd. boden liesze sich schwäb. 6 , 9 1 2 ; MABTTN-LIENHABT dsäss. 2, 778; SKILEB i wo auf das redensarüiche i wo werd ich denn! BETKE Auel 8 1 7 ; TOBLEB Appenzell 4 4 9 ; HUNZIKEB Aargau 3 0 0 ; KSnigsb. 66 zurückführen, wo indessen wo als die nd.form wo s mi gsegng hat, is s ganz rot worn SCHMELLEB-FB. für wie anzusprechen ist. bair. 2 , 8 2 8 ; SCHÖPF tirol. id. 819; vgl. ferner MÜLLEBanderes interjektionales wo steht nicht in Zusammenhang FBAUBEUTH 2, 678»; ann abend, wo ek inkam SCHAMmit dem aus ahd. hw&r hervorgegangenen wort: wye wo BACH QöUing.-Orubenhag. id. 302; wo ek dat sooch L E I T - heus ('he, holla') DIEFENBACH gl. 276" in einem md. glossar H I U S E B Barmer ma. 172; tob. d. Elberfelder ma. 176. des 16. jhs. steht neben wach in anderen gleichzeitigen gloszum relativischen gebrauch des temporalen wo vgl. II A 2. sare» und ist auf die nebenform dieser interjektion woch, woh zurückzuführen, s. L E X E B 8, 624, 963 und teil 13,12. C. weitere konjunktUmale bedeutungen von wo. W O A N , adv., gelegentliche zusammeniilckung von wo 1) umgangssprachlich auch im sinne von 'angesichts der und an, s. unter wo I A 1 ca, sp. 908: er wust nit, wotatsacht, dasz', 'zumal da.': wie ists möglich, wo du so hinausz, noch woann Zimmerische chron.* 3,667,3 Barock; selten briefe empfängst, dasz du nicht neugieriger bist vgl. auch luxemb. ma. 489»; SEILEB Basel 317. BETTINA V. ABNIM die Günderode (1840) L, 2 4 ; was hätt W O A N D E R S , mdv., eine zusammenrückung von wo und ich davon (, auf die strasze zu sehen), wo man von oben wo I B 1 , sp. 910: nichts erblickt als hastig daherwandelnde regenschirme anders, s. unter und wir Ich woanders, HOLTET erzähl, sehr. (1801) 1, 8 ; wos nicht einmal jemand so w&r ich bei Ihr sieht (, dasz ich den gefahrloseren weg gewählt habe)] VT. MÜLLEK ged. (1874) 1, 39; O. LUDWIG ges. sehr. 2 , 1 0 5 E. Schm.; K A B L STIELEB ged. aber ich glaube allerdings, dasz es woanders nicht viel 2,17 Beclam. besser ist WILAMOWITZ an Mommsen 167 Schwartz; G E B 2) an den gegenüberstellenden gebrauch von II A 6 an- TBUD VON LE FOBT liagdeb. hochzeit (1938) 323; man kann schlieszend im sinne von 'wohingegen, während': (er bat doch nicht aus Deutschland davonlaufen, woanders hinihn,) daz er den . . . kristenlichen gelauben an sich nem, gehen ZÖBEBLEIN d. befehl d. gewissem (1987) 12. den er . . . stAcz (sich) meren seche; wo (dove ... in W O A U S , adv., gelegentliche zusammenrückung wie. bei contrario) er seinen iudischen gelauben widenins mit woan, s. oben: st&tem abnemen vernem ARIQO decamerone 9 Keller; zum die feldmans wlst nlchten woans ETEEINQ proterb. eop. (1601) 1 , 1 1 5 ; ersten ists grewlich . . . antzusehen, das (der papst so) prechtlich feret, das yhm darinnen kein kunig, kein vgl. auch luxemb. ma. 489»; SEILEB Basel 817. uns fronen beschwerlich, wo nicht unmöglich sein TIECK sehr. (1828) 4, 103; dieser umstand hat schon manches . . . verzögert, wo nicht gar erstickt SCHOPENHAUER W. I , 29 Qriaeb. y) wo n i c h t . . . doch (wenigstens) soviel wie 'wenn auch nicht (gerade) ... so doch (wenigstens)': sie . . . faren in andere land, wa nit mit dem leib, doch mit schreiben Joa. NAS d. antipap. eins u. hundert (1667) 1, von. a 5 » ; (den bernstein) den die Griechen . . . dem golde, wo nicht vorgezogen, doch gleich . . . gehalten J . MICBÄLIUS altes Pommerland (1640) 1, 8; wessentwegen ich sie dann, wo nicht gar vor die königin, doch wenigist vor eine vornehme fttrstin . . . halten mnste GRIMMELSHAUSEN 2, 32 Keller; nnd jeder blick . . .
921
WOBEI
WOBEI, adv., aus der zusammenrückung der präposition bei mit wo entstanden, seit dem 15. jh. bezeugt, zunächst in der form warbei, vgl. warbei teil 13, 1985, dazu warbei '(Augsburg 15. jh.) städtechron. 6, 62; KIRCHHOF wendunmuth l, 287 Österley; daneben wabei SBBTX feldbau (1579) 9; verdumpft worbei acta publica 1, 48 Palm (v. j. 1618);
WOBEI
922
alles, wobei gewaltige kräfte der natur . . . thätig sind G . FBEYTAG ges. w. 14, 67.
c) auf den inhali des übergeordneten satzes allgemein bezogen, vgl. wo I I A 4 und welches D 2 c sowie gleichartig verwendetes was (s. unter wer), in dem durch wobei eingeleiteten satz handelt es sich gewöhnlich um die aussage SCHOTTEL haubtspr. (1663) 61; JOH. WALTHER pferdeu. über handlungen und umstände, die mit denen des im voranViehzucht (Erfurt 1658) 8 ; SCHWAN » . dict. (1783) 2, 1071»; gehenden satz ausgedrückten in einer engeren beziehung, wobei (wo bey) LUTHES (z. b. 1. Moses 16, 8 Bindseil); meist der der gleichzeitigkeit, stehen, oder um ergänzende und M . HERB feldbau (1551) 14»; HEYDEN Plinius (1565) 92. anmerkende hinzufügungen (vgl. welches und was o. a. o.): zur landschaftlichen Verbreitung und zeitlichen folge der for- ein solcher orden, in welchem die . . . jugend durch rühmmen vgl. unter wo sp. 904/. Schreibung in zwei Worten liches vorgehen der eiteren zu . . . erlernung vielerley findet sich noch häufiger im 16. jh.: war by der ewigen wisz- nützlichen sprachen und künste angereitzet (wird), wobei heit betbüchlein (1618) x x b ; wo bey LUTHES a. a. o.; CASP. . . . unsere... heldensprache in reinlichkeit geführet (und) SCHEIT Qrobianus v. 2415 mir.; vereinzelt auch jünger, vgl. befestiget (wird) JOH. B I S T d. friedewünschende TeutschHCLSIUS (1618) 278». die trennung von wo und bei durch land (1647) a 3 ; das eine pferd risse sich los und lief aus andere Wörter ist nur selten belegt: wo wohnet ihr bey, wo dem stalle, wobey es über mich wegsprung der Leipziger soll ich bey mercken, dasz . . . ? KBAMEB teutsch-ital. 2 avanturieur (1766) 1, 30; der alte nahm den söhn und (1702) 1374°; vgl. ferner unter bei II 6, teil 1, 1357. zur Ver- herzte ihn, wobei er gerührt seine . . . äugen anschaute wendung und bedeutung vgl. den. absatz Über die wo-eompo- TIECK sehr. (1828) 4, 177; (er) legte inzwischen eine neue sita nach wozwischen. rechnung an, welches er mit vermehrtem ernste that und 1) als interrogativum in direkter und in indirekter frage, wobei er ein seltsames betragen annahm G. KELLER ges. im lokalen sinne, entsprechend dem allgemein bei jedem w. 1 , 1 4 6 ; auch Winckelmann gelang dieses glück (einer verbum möglichen Örtlichen bei I B 1 1 , teil 1, ISiSff., un- gewissen art wissenschaftlicher ausbüdung), wobei ihm gebräuchlich: wobey wohnet ihr? in vece bey wem etc. freilich die bildende kunst und das leben kräftig einappresso (da) ehi State voif KRÄMER a. a. o. häufiger ge- wirkend zu hülfe kamen GÖTHE 46, 50 W.; (mit mühmäss andersartiger Verwendung von bei, vgl. dabei 2: (sie) seligem) fleisze suchte ich mir Newtons gravitationslehre begreiflich zu machen, wobei.ich wohl merkte, dasz einige erkannten, warbei sie pleiben solten (Augsburg 16. jh.) mathematische Vorkenntnisse nöthig waren H. STEFFENS städtechron. 6, 62; was ich erlebte (1840) 1 , 9 9 / . ; öfter entsprechend wo dann nun ghent wir, die ding zn beschreiben, wie und warbey es sol beleihen, sp. 915 wobei dann (denn): (derharfenspieler) suchte auf alles mit wohlzeitigem rat H.SACHS W.8,368Kelter; alle weise Wilhelms betrübnisz zu lindern, besann sich auf alles, was er von dem jäger erfahren hatte und brachte vgl. es soll dabei bleiben teil 2, 659. nach verben des erallerhand muthmaszungen vor, wobei denn endlich ein kennens und wahrnehmen», die früher mit bei konstruiert wurden, vgl. bei I B 5, teil 1, 1350: wobey soll ich mercken, umstand vorkam, woraus Wilhelm einige räthselhafte das ...1a che hoioda osservare, che...? KR*MER a. a. o.; worte der schönen verschwundenen deuten konnte GÖTHE 22, 65 W. bei erläuternden oder ergänzenden anwobey oder woran kann man das mercken T LUDWIG merkungen: darumb saget nun Sirach . . . von gottes teutsch-ital. (1716) 2512; wo bey (unde) sol ichs mercken, dienern und priestem, wobei dieselben aber für andern das ichs (das land) besitzen werde? 1. Moses 16, 8; erkennet werden: hören ewer liebe . . . F B . KOTH Jesus H.SACHS W. 17,107 K.-O.; wenn es (das tigertier) auff Sirach (1687) 1 , 1 2 9 » ; gern in fügungen mit dem infinitiv eines menschen füaztritt kompt, sagt man, dasz es seine mit zu bei ellipse des verbums substantivum: ein Teutscher jungen behend an einen andern ort trage, wobey (quonam modo) erkennet es aber den menschen? HEYDEN gedenke (hinsichtlich einsilbiger Wörter) ein wenig um sich: hand, fusz, köpf . . . , isz, trink etc. worbey zu wissen, Plinius (1665) 92; 'worbey man es abnehmen kan, wie hoch ein pferd wachsen wird (Überschrift) JOH. WALTHEB dasz in teutscher spräche in den verbis der modus imperativus das Stammwort sey SCHOTTEL haubtsprache pferde- u. Viehzucht (1668) 8. (1663) 61; von diesen wegen des herrn nun saget der könig 2) in rdativischem gebrauch, vgl. wo I I A, insbesondere in der Verwendung von 1 b, 3 und 4. entsprechend der ab- David, dasz sie eitel güte und warheit sind, wobey in acht zu nehmen, dasz . . . C. SCBIVEB sedenschatz (1773) lösung von älterem da durch wo, s. sp. 913, an stelle von 2, 2 a ; in späterer zeit treten die elliptischenfügungen zurück: da(r)bei (3), s. teil 2, 659/. von den dekretalen sind viele ein pseudoisidorisches fabria) auf ein substantiv bezogen: Usong liesz auf den bergen cat, wobey es auffallend ist, dasz sie mitten unter den . . . holzstösze aufrichten, wobey eine wacht wohnte capitularien stehen K . F B . EICHHORN dtsche staats- u. TTAT.T.TTH Usong (1771) 180; das gestell, wobey die obere rechtsgesch. (1821) L, 357; die halbe natur stimmt in das schraube herauszunehmen (ist) GÖTHE IV 28, 31 TT.; (er schöne ganze dieser . . . feier mit ein, wobei auch die . . . hatte) sich über die kümmerliche beleuchtung geärgert, mitwirkung der büsche und kräuter und blumen rühmlich wobei er kaum seine müszigen liebessachen handhaben zu erwähnen ist CL. BRENTANO ges. sehr. (1852) 6, 64; er gekonnt G. KTXT.ER ges. w. 4, 25. gewöhnlich unter zuwiederholte auch heute seine anklage, wobei es dahinrücktreten des lokdien begriffe (wie auch l>ei 1): (die geringe) gestellt bleiben m a g , o b . . . FONTANE ges. w. 1 1 , 1 8 ; häugelegenheit, wobey sie (die maschine) gebraucht wird figer in der wendung wobei zu (be)merken (ist), vgl. KBADUSCH verm. w. (1764))( 4»; dann giebt es grosze festlich- MEB teutsch-ital. (1702) 2, 1874 C ; LUDWIG teutsch-engl. keiten, wobei sich die leute in grütze satt essen IMMEB(1716) 2512: (auf eine steueraufStellung folgt die bemerhung) MAHN L, 83 Boxb.; das einzige stück, wobei herr Wieland worbey zu mercken, ob zwar eczliche besiezer der herrdem dichter den Vorwurf macht, . . . GERSTENBERO schafft . . . einsage zu haben vormainen (1618) acta publ. schlesw. lit.-br. 159 lit.-denkm.; jedes geschäfte, jedes buch, 1, 48 Palm; . . . worbey zu mercken, das bey uns Deutjede rede, wobey die seele ohne . . . thätigkeit bleibt, ist schen das kurtzeste e gleich ist dem hebräischen scheva langweilig ZIMMERMANN üb. d. einsamkeit (1784) l, 35. GUEINTZ dtsche rechtschreibung (1666) 28; da muszte nun selten auf einen personalbegriff bezogen, vgl. wo I I A 1 b y, könig Saul . . . Cato und Darius spielen, wobei zu besp. 914: was die dienstboten . . . thun können für die merken ist, dasz . . . GÖTHE 21, 27 W. herrsohaft, wobei sie dienen J . MÖSER S. W. (1842) 2, 235. b) auf das neutrum eines pronomens odeir eines pro8) indefinitiv nur vereinzelt bezeugt: custodite behutsamnominalen adjelctivs bezogen: das jenige, wobey ihre lich, wenn einer sein selbst worbey in acht nimbt COBmercken . . . sollet KBAMEB a. a. o.; VINUS fons lat. (1646) 261; eine list, einen bossen etc. wo. . . ein zeichen, bey mercken in vece bey etwas ö was scorgere una trama, d u x was passiert, wobei sie sollen helfen scoprire uno stratagema a qualche cosa KBAMEB a. a. o. MTFLLHEB dram. U>. (1828) 8 , 6 8 ;
923
WOCHE
WOCHE
WOCHE,/.
herkunft. ein gemeingerm. wort: got. wiko '(die an jemand kommende) reihenfolge'; anord., aschwed. vika 'woche' (ursprünglich wohl 'Wechsel') und 'Seemeile' (d. i. die noch heutzutage an den küsten Schwedens geläufige Seemeile in der länge von 7,42 km, s. WESSEN Z. gesch. d. N-deklination 27, eigentlich 'strecke, nach der jeweils Wechsel der rüderer eintritt'; entlehnt ist wohl mnd. weke sees 'ein nautisches, in der ostsee heimisches längemasz' SCHILLEB-LÜBBEN 6, 659, s. auch an. vika sjövar, schwed. vikusiös, altdän. uksesio), schwed. vecka, norw. vika, dän. uge (altdän. uke); ags. wice, wucu, engl, week; afries. wike; altsächs. wika in crucewika 'kreuzwoche'; mnd. weke(n)(e) 'woche'; id. week; ahd. wehha, woKha, mhd. woehe. — das wort gehört mit einer grundbedeutung 'Wechsel, abwechslung' zu ahd. wichan, as. wlkan, ags. wlcan 'reichen', an. vikna 'bewegen, von der stelle rücken, sich wenden', von einer aus idg. *uei- 'biegen' erweiterten wurzelform ueig-, s. WALDE-POKOBNY 1, 233; weitere verwandte sind altnord. giafa-vixl 'austausch von gaben', k vixl 'kreuzweise', deutsch Wechsel sowie von idg. ueik Ud. vices 'Wechsel', s. ebda 235 und von *ueis aind. viatibhih 'wechselnd' ebda 233. von der allgemeinen bedeutung 'Wechsel', die sich in got. wiko, altnord. vika, ferner in ablautendem ags. wice '(wechsd)dienst' noch klar spiegelt, dürfte die entwicklung über die bedeutung 'regdmäszig wiederkehrender Zeitabschnitt' zu dem begriff des kalendarischen abschnitts von sieben tagen, der den Oermanen schon in vorchristlicher zeit von den Römern Übermittelt worden war, geführt haben, vgl. FALK-TORP norw.-dän. et. wb. 2,1326. auffällig ist aber, dasz die Oermanen mit der fremden sache nicht zugleich das fremde wort übernommen haben, und dies um so mehr, als lat. septimana geradezu verführen muszte, es zur bezeichnung einer zeit von sieben tagen zu verwenden, wie dieses wort ja auch ins keltische entlehnt worden ist (air. sechtman u. s. w. PEDEBSEN vergl. gramm. d. kelt. sprachen L, 236) und im romanischen weiterlebt ( M E T E R - L Ü B K E 7834). nach WESSEN a. a. o. 179 ist die be-
zeichnung woche von den unter dem kulturellen einfitisz der Börner und Kelten stehenden Rhein- und Donaugermanen geschaffen worden, weil ihnen als das wesentliche der römisch-gallischen woche eine abwechslung, Wechselregierung, reihenfolge der die einzelnen tage der woche beherrschenden gottheiten erschien, nach SCBBADER-NEHKING 2, 665 bezeichnete wiko vielleicht schon vor der bekanntschaft der Germanen mit der siebentägigen woche eine durch die wechselnden phasen des mondes bedingte Unterabteilung des monats, auf welche die Oermanen durch die beobachtung von ebbe und put geführt wurden. — unhaltbar ist die ansieht von KLUGE (Paul-Braunes beitr. 35, US ff.; et. wb. 696 Qötze), nach der got. wiko, entlehnt aus lat. vices (plur.) '*wöchentlich wechselnder dienst im gotteshaus' mit der arianischen mission in die westgerm, sprachen gedrungen wäre,
s. WESSEN a. a. o. 173.
1507) DIEFENBACH 628 b ; w e c h a HASENCLEVER
ma.
v. Wermelskirchen 97; wäch WALD BRÜHL rhiiigscher Iclaaf 217; niederrhein. wek. — die gettung des o, das sich im nhd. durchsetzt, wird landschaftlich noch weiter eingeschränkt, das vorangehende w wandelt o weiter zu u. doch wird hier öfter dtreh alte brechung entstandenes u in fiekt. •wuchun verallgemeinert worden sein, s. KRANZMAYER Wochentage 45. wuche, seit dem beginnenden 14. jh. bezeugt (z. b. wuchen manuale ».1313 bei BIBLINGEB schwäi). -angsb. wb. 416; B O N E R 48,14; SEUSE 40 B.;
im Wechsel mit
zu den heutigen mundarten, besonders fest in den schweizerischen; sonst gelegentlich sekundäre o-formen. wuche tritt auch vereinzelt auszerhalb des alem. auf, z. b. (md., 15. jh.) DIEFENBACH 193», 471TT, 5 2 8 " ; nov.gl.
143» (Würzb.,
anf.
15. jh.); in der regel im schles.: GRYPHIUS lustsp. 262 S.'; BOTHEB schles. sprichw. 13»; sonst mundartlich (zum teil neben o-formen) im lolhring. (FOLLMANN 547), saarländ. (SCHÖN 231), ostfränk. ( H E I L I G Taubergrund 31,58; SABTOBIÜS würzburg. 135), obersächs. (MÜLLER - FRAUREUTH
2, 676). — weitere Veränderungen des stammsilbenvokals. a : wachen (pl.) (1439) Freiberg. urkb. 1,159; wache (15. jh., md.)
DIEFENBACH 193», 528 B (s. auch w a c h e n l o n ) .
sekun-
däres i : wika MARTIN Waldeck. wb. 284; wi«k« BAUERCOLLITZ 113B. uo (ue): wuochen (Würzb., 14. jh.) zs.f. dt. alt. 5,13; w u e c h e n (1567) D I E F E N B A C H - W Ü L C K E R 907.
ei:
weicken (1511) stadtr. d. grafsch. Mark 3, 95. — apokope des auslautenden e, nicht nur in vers und reim, ist häufig, z. b.: w o c h voc. opt. bei DIEFENBACH 5 0 5 » ; EROKER min. ertzt (1580) 17®; D A N N H A W E B cat.-milch (1657) L, 20; in
vielen mundarten. — die schwache pluralform wochen greift bis ins 18. jh., landschaftlich bis heute, ungemein häufig in den Singular über; dat.: Alsfelder passionsspiel 2688; myst. 235,12 P f . ; W I G A N D GERSTENBEBG 95 D. ( w u c h e n ) ; SEBIZ fddbau (1579) 64; SCHILL ehrenkranz (1644) 100;
samml. v. schauspiden (1764) 6, 64; akk.: Parz. 439, 5; T A U L E B 108 V.; R I E S E rechenbuch (1581) 2 8 B ; KIRCHHOF mil. disc. (1662) 30; J . T . M Ü L L E R symb. bücher (1882) 380;
genit.: TAULEB 123 V. (wuchen); erste dtsche bibtl 1,417; L U T H E R 18, 233 W.; B I R K E N fortsetz. (1645) 44; nom.: (15. jh., nd.) DIEFENBACH 528 B ( w e c k e n ) ; FRISIUS (1556)
625B (wuchen); indiculus univ. (1720) 339; die woche, vielfach
d i e w o c h e n B R A U N orth.-gramm.
wb. (1793) 308».
im
mnd. ist weken neben weke gleichberechtigt, ja die erste form zieht ein neues endungs-e nach: wekene, s. SCHILLERL Ü B B E N 5 , 6 5 8 B ; (1372) meckl. urk.-buch BACH gl. 628 B , n. gl. 8 3 6 » ; demgemäsz
18,127; D I E F E N eine pluralform
wekenen (1371) meckl. urk.-buch 18,72; städtechron. 36, 95 (1414). — schwäb. ist ein plural wuch belegt: zwu wuch (1521) FISCHER 6, 913. — vereinzelt ein adverbieüer genetiv d e s w e e k s 'in der woche' (1658) bei SCHILLEB-LÜBBEN
5, 659», wohl in analogie zu des tags, des nachts u. ähnl., s. WLLMANNS gr.* 2, 628.
bedeutung
und
gebrauch.
1) in gewöhnlicher bedeutung, septimana, (h)ebdoma(s), (bibl.
sabbatum),
'periode
von sieben tagen und
nachten,
welche iii der Christenheit mit dem sonntag anfängt und mit dem Sonnabend schlieszt' H Ü B N E R zeitungslex. 4, 965» Rüder; der fachausdruck dieses kalendarischen abschnitts vom sonntag zum Sonnabend ist v o l l e w o c h e , s. GBOTEFEND
Zeitrechnung (1891) l , 209: in sabbato in dero uuehha, in der wochin ahd. gl. 1, 726, 40 8t.-S. (12. jh.); septimanam uvechun, wochen 2,112,13; ich vaste die wochen algemeine unze an den aamztach "eine jüng. Judith 156 Diemer;
form, das aus i vor dem 5 der endsilbe entwickelte e der stammsilbe (s. die belege u. 1, l , 7 g ) wandelt sich nach dem 11. jh. auf dem gröszten teil des hochdeutschen gebietes unter dem einfiusz des vorangehenden w (wie in wola, woralt u. ä.) zu o, s. SCHATZ ahd. gr. § 14 (mit frühen o-belegen, s. auch unten 1). eine ausnähme von diesem wandel macht das niederrheinische, wo das e bis in die modernen mundarten erhalten ist, vgl. wechen Karlmeinet 172,44 K.; BRUDER HANS 751 M.; (Bonn 1463) weist. 2, 666; weche (Köln
924
1-2
T A U L E R 259 V.,
dieser
o-, vgl. 108), herrscht im ganzen alem. bis
in dem ewangelio von der wuchen TAULEB pred. 170, 2 Vetter; de Söven dage der wecken HUSEMANN spruchsamml. (1575) in: monatschr. f . rhein.-westf. geschichtforsch. 1 (1875) 586; vergangene woch GRIMMELSHAUSEN 2, 540 Keller; nächste woche GÖRNA I V 42, 73 W.; ein jähr mit seinen bunten wochen NOVALIS 1, 256
Minor,
oft, namentlich in volkstümlicher anschauung, beginnt die woche mit dem montag und schlieszt mit dem sonntag als ruhe- und feiertag, wobei die Vorstellung der schöpfungswoche vorschwebt, vgl.: weil aber der siebende tag der woche, der sonntag, ein tag ist desz herren unsers gottes MOSCHEROSCH cura parent. 104 ndr. 2) in freierem gebrauch bedeutet woche aber auch schlechthin sieben aufeinanderfolgende tage, von einem beliebigen Wochentag an gerechnet: ich han ein kind, das ist zwelff wochen alt d. heyligen leben summerteil (1472) l l b ; es ist bey sechs wochen, da starb mein mann J. FREY gartengeseUschaft 75 Balte; eben denselben tag nach drey wochen ZINKGREF-WEIDNER weisheil 3 (1663) 43; in den
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WOCHE 8 - 6
WOCHE 7
ersten sechs wochen eurer ehe HIPPEL über d. ehe (1792) 197; ohngefähr würde es künfftigen dienstag S wochen werden, dasz . . . THOMASIUS ged. u. erinn. (1720) 1, 6. in der wache nach sand Michelstag (1343) bei GBOTEFEND a. a. o.; in der wecken na sunte Peter und Paule mecU. urk.-bvch, nr. 8633; auch diese und ähnliche Zeitangaben meinen die darauffolgenden sieben tage, nicht die sogenannte volle woche danach, vgl. GBOTEFEND a. a. o. 3) der Sprachgebrauch umschreibt woche vielfach nicht mit sieben, sondern mit a c h t t a g e ; so geradezu: hebdomas weke, achte dage (IS. jh.) DIEFENBACH gl. 193*. belege hierfür seit dem 16. jh. s. v. tag, teil l l , l, l, sp. 47, woselbst auch ein erldärungsversuch. auffällig ist, dasz überhaupt die erste und zweite woche mit der entsprechenden anzahl der tage umschrieben wird, man sagt auch heute lieber in acht, in vierzehn tagen statt in einer, in zwei wochen. wOrterbücher des 17. und 18. jh. fordern diesen gebrauch sogar: nec dico über eine woche, sed über acht tage STIELES (1691) 2533; non diciamo über eine woche, nec über zwey wochen, nia über acht tage, über vierzehn tage U m ™ 2 (1702) 1377B. (vgl. ungewöhnlich sechzehn tage für zwei wochen: von hlute übern ahten tac mit grözer joye er komen mac. von hlute am Behzehenden tage kum Ich durch min alte klage fit den pl&n ze JAflanze WOIFRAH Pan. 610, 21.) 4) eine Zeitfolge von sieben jähren, die j a h r w o c h e (s. d. wort teil 4, 2, 2249): dhea uuehhun auur iu heilegim quhidim arfullant sibun iaar (ebdomada namque in sacris eloquiis Septem annis terminatur) d. ahd. Isidor 27 Hench; after dhem sibunzo uuehhom ist hear offono araughit ziuuare Christan iu chiboranan ioh chimartorodan (post T.XY enim ebdomadas et natus et passus ostenditur Christus) ebda 28. diese jahrwoche der juden {vgl.: d. alt. test., mit einl. u. erkl. anm. hg. v. 0. v. Oerlach 4, 2, 37-39) knüpft sich vornehmlich an einige Danielstellen: siebenzig wochen sind bestimpt vber dein volck, vnd vber deine heilige stad Dan. 9, 24 (ahd. Isidor: sibunzo uuehhono sindun chibreuido oba dhinem liudim 26 H.); von der zeit an, so ausgehet der befelh, das Jerusalem sol widerumb gebawet werden, bis aufi Christum, den fttrsten, sind sieben wochen, und zwey und sechzig wochen Dan. e, 25. »to anschlusz an die bibelsteüen:
A. STTBTBB S. W. L, 100; sprichwörtlich, von einer herurnlcränkdnden person: de ganze week krank on sonndags necks te begrawen WANDEE 5, 327, ähnlich auch in mittelund oberdeutschen mundarten. im süddeutschen verbreitet ist die wendung unter der woche 'im laufe der arbeitswoche' FISCHEESchwab, wb. 6, 914 (mit belegendes 17. und 18. jh.); 'auszer den Sonntagen' SCHMELLEE-FE. 2, 836. diese bedeutung ist besonders fruchtbar für Zusammensetzungen geworden, vgl. wochenarbeit, -erbauung, -geachäft, -kirche, -kittel, -kleid, -kluft, -predigt u. v. a. 7) woche als zeitmasz in häufigeren grammatisch-syntaktischen fügungen und festen Wortverbindungen. a) neben anderen Zeitangaben: tage und wochen Milst. genesis 3,7 Diemer; mag das gesin einest des jores oder des monates oder der wuchte TAULER 123,10 Vetter; nach etlichen wochen und tagen AEIGO dec. 124 lit. ver.; (was an weizen) ein wochen, monat oder jähr aufigehen wolte KIRCHHOF mil. disc. (1602) 30; das jähr, monat, woche und der tag des todes Leipz. avanturieur (1766) 1, 14; in wochen, tagen, stunden geschahen (seit 1789) dinge . . . HEBDEB 23, 7 8.; ganze tage und wochen LAVATER phys. fragm. (1775) 2, 3; wochen und monate lang GÖTHE 21, 21 W.; viele tage, wochen und monate verflossen G. KELLER 6, 66. b) von woche zu woche, woche für woche: etwas von woche zu woche aufschieben KRAMER 2 (1702) 1377B; bei meinen händelchen büszt ich von woche zu woche mehr ein BRXXER s.schr. (1789) 1, 196; von woche zu woche wurden seine heere furchtbarer W. HAUFF (1890) 1,115. — worhe für woche zieht der bettelkarren durch Deutschland SOHILIEB 11,130 O. in anderer bedevtung, 'wöchentlich', 'alle wochen': von denen neun (raten)... sollich schriSten von vier wochen zu vier wochen -nacheinander gezwifacht eyngelegt . . . werden keys. mai. cammergerichtsordn. (1665) 80 b ; wenn du von woche zu woche kömmst . . . so merckest du geschwind, dasz es (gras und früchte) um ein gut theil gröszer und stärcker worden JOH. QVIBSFELD geistl. myrrhengarten (1717) 438. c) alle woche(n): versetzen wir im und seinen erben alle wochen ein phunt Müncher phenning geltes (1321) denkm. d. Münch, stadtrechtes L, 102 Dirr; ich . . . will all wuchen wol 4 et woll aufspinnen (Ausgb., 15. jh.) städtechron. 5,129; alle wochen fasten ARTQO dec. 166 lit. ver.; du alle wochen dich in etwan einer tugend üben sollest SPEIS tugendb. (1649) 1; wo ich alle woche . . . predigen musz SCHUBART 8, 62 Strausz; wie er alle woche einmal that GÖTHE 44, 5 W.; wo alle wochen . . . messe gehalten wurde RANKE (1867) 2, 71.
von Mesla hab Ich gesprochen, der kumbt über sibentzlg wochen HANS SACHS 1,171 K.; hebdomas, hebdomada vulgo septimana eine woche von sieben . . . jähren ELIAS HUTTEBUS index dict. harmon. biblicum (1598) 769. 5) für einen noch weiter greifenden Zeitabschnitt, wie 'weltalter': nah siben tagen dero uueehun chumet der ahtodo, daz ist dies iudicii, der nah disen gesibenöten uuerltzlten chumet NOTKKB 2,14 Piper; vgl. noch: und die grosze woche der menschheit von 7000 jähren wäre dann regelmfiszig abgelaufen Jcira-SnLLnra 8, 366 Ghv2mann. 6) häufig bezeichnet woche nur die arbeitswoche, die sechs arbeitstage im gegensatz zum sonntag, an dem man feiert, so wie auch Wochentag in seinem gebräuchlichen sinn dem sonntag gegenüber steht: in alles geb&t, das das christlich v o l c k . . . ufi den fyrtag und die gantz nachgond wochen zu got thüt EBEBLUT V. GÜNZBURG 1, 70 ndr.; ach Henszlln lieber Henszlln I so lasz mich bey dir sein, die wochen aufi dem felde, den feyrtag bey dem weyn bei romSTKE frieche teuUche liedlein 155 ndr.; armen hat sie nie kein geld gebrochen, als nur am sontag und die gantze wochen XJEHHAH Aoril.polü. (1662) 8,22; die woche gehe ich von hause zu tische und von tische nach hause . . . sonntags gehe ioh . . . zu Breitkopfs GOXHX I V 1,116 W.; was in der woche am Webstuhle des lebens keuchte, gibt sich am sonntag der freude . . . hin
d) ganze woche: (sptte) die Ich ganze wochen haben sol WOURAM Pari. 439, 6; sabatum sonabent vd gancze woch (15. jh.) DIEFENBACH 505 a ; dein vater . . . hat mir offt ein gantze wochen nit tzween groschen gegeben VOOELOESAKO gespräch v. J. Hussen 24 ndr.; die gantze woche durch nichts arbeiten KmMmn 2 (1702) 1377b; de ganze woche kee pferd zum beschlagen G. HAUPTMANN d. weber (1892) 65. e) andere woche in vielen mundarten für nächste woche. weite Verbreitung gefunden hat die auch im hott, bekannte wendung in die andere woche gucken (kieken, schielen, sehen, schauen), womit das schielen verspottet wird, belegt seit dem 16. jh.: was macht sie (die weit) bösz, ohn dasz sie also über ihr selber sitzt zunagen und zuplagen, und wie Janus in die ander woch schilet FISCHART Oarg. 76 ndr.; er ist am Sonnabende jung worden und sihet in die andere woche FRIEDRICH WILHELM sprichw.-reg. (1577) D l » ; gesehen haben meine äugen, dasz . . . ewre äugen seindt schlich und immerdar in die andere woch hinein schawen ALBEBTINUS zeitkürtzer (1603) 88 b ; die schielt den liebsten an und gucket In die andre woche CHK. WEISS übtrfl. ged. 181 ndr.
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einige mundartliche Varianten: holst, he kiekt na de anner wek MENSING 6, 583 (auch von einem, der einebrille trägt)-, frankfurtisch: hot met dem aane aag in die anner woch geguckt; straszb. der schaut in d ander wuch CH. SCHMIDT 118; schwäb, guckt in die ander woch nei FISCHER 6, 913 (auch von einem, der starr in die weit sieht). — in anderen bedetilUTUjen: en da anar weke kikan auf einen punkt stieren LEIHENEB Cronenberger wb. 132; an d aner woch kucken vor sieh hinstieren lux. ma. 489; er gickt in de anner woch sieht träumerisch in eine ecke FOLLMANN lothr. maa. 547 (auch: e kuckt an d sechst woch). f ) Wendungen, die eine ungefähre zahl von wachen umschreiben: mm das dauiet ein Wochen vier FISCHABT Eultnepiegel v. 3336 Eaaffen; (das hebgeschirr) stehe gleich ein zwo oder drey wochen ordn. nachbemelter handtwercker (1579) B 2 B ; ich werde . . . ein woch 3 oder 4 zu darben haben GRIMMELSHAUSEN 2, 341 Ketter; etwa 2, 3, 4, 6, 8 wachen: Schwöb, noch ein wochener zwo FISCHES 6,913 (e woches 10 ebda 3433); obersächs. a wucher drei MÜLLEB-FBAUBEUTH 2, 676; schlesw.holst. n wekener veer MENSING 5, 583; pennsylv.-deutsch en wochner sechs LAMBERT 179; waldeck, en wi e k e ner aht« BAUER-COLLITZ l l 3 b ; rappenauisch a wochana acht MEISINOEB 234. ähnlich bei stück, sp. 210 u. und tag, sp. 46 u. g ) woche tm einem akkusativ der zeit in der bedeutung 'in der woche'1, 'wöchentlich': zwiro des tage» iaz, zwiro des nahtes pisz, zwlro die wehha snarphe ('coit-um exerce'), zwiro de» Jares zapfe (latz die oder), so billbis wola sundlr lahtai (arzt) bei EIBELSIN tpriehw. 662 ('nach dem 11. jh.'); vgl. hierzu: die woche zwier, der weiber gebtthr, schadet weder mir noch dir, macht s jähr einhundertundvier LUTHES bei WANDEB 6,328; femer: wochenlon die woche 1 m Marienburger treszlerbuch 1399-1409 6 Joachim; (dasz man reden) die woche ein- oder zweymahl halten l&szt CHB. WEISE pol. redner (1677) vorr.; ich wohnte in Beinern hanse . . . für ein gewisses die woche GÖTHE 43, '292 W.; (dasz der Hausvater) die wochen einmal seine kinder und gesinde umfrage und verhöre J. T. MÜLLES symb. bilcher d. ev.-luth. Icirche (1882) 380. sprichwörtlich: der faul sticht ein hern, der iift die woch sieben feirtag geb SXB. FRANCK sprüchw. (1541) 2, l l 8 b ; er sihet, als esz er die wochen nur einmal ebda (1546) 1, 62B. plur. wochen 'wochenlang': zu abbt Eberhartz regierung syen vil gutter und wolgeporner herren milnch in der Ow ewesen, und müat ir iettlicher wuchen im cor halten >HEIM Reichenauer chron. 155 lit. ver.
f
h ) in präpositionalen
Verbindungen
z u d e r ( j e d e r ) w o c h e 'wöchentlich',
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(s. auch b ) .
in älterer spräche:
to iewelker weken 10 den. englis (Hamb, seerecht, 13. jh.) bei PABDESSUS coüection de Uns marit. 3, 339; daz die juden von einem burger ze der wochen newr 2 pfenning sullen nemen denkm. d. Münch, stadtrechts l, 516 Dirr; nicht mer (als 100 fette kaufen) z& einer wochen ebda 410; ez sol auch nieman me bruwen denne ze der wochen ain werch Nürnb. pol.-ordn. 211 B.; als unse voirvaderen . . . unsen lieven getruwen burghemeister . . . unser stat Unnae to itlichen weicken myt twe marcktdaigen . . . befriet hebn (1511) stadtr. d. grafsch. Mark 3, 95. in in selteneren anvxndungen: es hat in sehr verwundet, gehet nun in die fünff wochen (an fünf wochen) zum artzt theatr. diabol. (1569) 164A; dasz wir in etlichen wochen (etliche wochen lang) in kein bette gekommen wären CHB. REUTEB Schelmuffsky 20 ndr. (vollst, ausg.). — in den wochen l ) im korbe (d. i. im stvJben- oder zetlenarrest). 2) wegen wunden zu hause, angeschissen VOLLMAKS burschik. tob. 513 (wohl scherzhafte Übertragung von der bedeutung unter 15). — in der wekke(n) in der vorigen, in dieser, im lauf der woche SOHAMBAOH Oötting. 293A. in der wuche wöchentlich; an einem Wochentage (nicht am sonntag) SEILEB Basler ma. 318.
auf die woche 'kommende, nächste woche', in mundarten, z. b. bair. auf d woeha SCHMELLEB-FB. in Wien auf d wochen JAKOB 221; Leipzig of de uf de wuche MÜLLEB-FRAUREUTH 2, 676; Oötting. w&ken SCHAUBACH 293»; Nordharz op de woche
vielen 2,836; woch, up de DAM-
KÖHLEB 229.
i) in Verbindung mit adjektiven zur bezeichnung bestimmter kalendarischer, kirchlicher oder gesellschaftlicher Zeitabschnitte. s t i l l e w o c h e charwoche, so wegen der stillen charfreitagstrauer genannt; 'weil in dieser woche keine orgeln noch sonsten einige kirchenmusik angestimmt, noch sonsten einiges saitenspiel und anderes gehört wird, so nannte man sie auch die stille woche, hebdomas muta' HALTAUS jahrzeitb. d. dt. mittelalt. (1797) 227: des mandaghes in der stillen weken (1368) lüb. urk.-buch 3, 698; in der stillen wochen brach erst das eis SCHÜTZ hist. rer. Pruss. (1592) buch VI, A 2 A ; in dieser stillen woche, da wir den . . . Sterbetag unsere... erlösers begehen SCHEIBE crit. musicus (1745) 293; geistliche gebrftuche in der stillen woche v. CANITZ ged. (1750) 22 König; die päpstliche demuth in der stillen woche ist schon stolz genug GÖTHE I V 8, 364 W.; wenn sie erst in der stillen woche kommen GEBVINUS an Dahlmann, briefw. 2, 240 Ippel; auch im nd. gebräuchlich, s. FRISOHBIEB preusz. tob. 2, 478; MESSING scMesw.-holst, wb. 6, 583, BBENDICKE Berlin. 178B; vgl. ferner BLOCK ma. v. Eilsdorf 95 und nieuw Oroninger woordenboek 1169. h e i l i g e w o c h e charwoche: der kam in der hailigen wuchen . . . gen Kayshaim bei BAUMANN qu. z. gesch. d. bauernkrieges 262 lit. ver.; char- sive marterwoche, alias grosze vel heilige woche STIELES (1691) 2533; welche ist die grosze oder heilige wochen? . . . es ist die wochen vor dem ostertage indiculus univ. (1720) 339; vgl. noch FBISOH (1741) 2, 455; K A U N I T Z 239, 478; d i e f e y e r l i c h k e i t e n d e r
heiligen woche GÖTHE I V 30, 41 W., s. auch I V 8, 210. g r o s z e w o c h e charwoche: bis in die grosze woche (1816) FISCHES schwäb. wb. 6, 3433. s. auch die belege v. j. 1691 und 1720 unter heilige woche im vorigen abschnitt, aber im schwäb. auch die grosze woch woche vor Weihnachten FISCHES a. a. o. 914. g u t e w o c h e , wohl wegen der Vollendung des erlösertoerks: de goi weich die charwoche MÜLLER-WEITZ Aach, ma. 259. vgl. id. de goede week die gute, i. e. die heilige oder charwoche niderhochteutsch. dict. (1749) 1, 408.
l a n g e w o c h e : de lange week die osterxooche mit ihren vielen f eiertagen, he verdeent (gewinnt) up de lange week er verdient, sammelt im voraus auf diese längste feierzeit im jähr, einen nothbedarf auf verdienstlose zeit SOHÜTZX holst, id. 4, 348. g a n z e w o c h e : d gantz woch die woche nach dem 2. advent, weil dies die letzte woche im jähr ist, welche keinen feyertag hat (1787) FISCHES schwäb. wb. 6, 914. g e m e i n e w o c h e die woche vom sonntag nach Michaelis an: an dem dornstag an sant Francisci abend in der gemeinen woche (1387) bei GROTEFEND Zeitrechnung (1891) 1, 73. näheres zur deutung dieser bezeichnung s. unter gemeindewoche, gemeintwoche teil 4, L, 3247 (dort auch weitere belege), ferner bei GBOTEFEND a. a. o. u n s i n n i g e w o c h e hebdomas quinquagesimae SCHBBZOBERLUT 1852; faschingswoche STOCKES diplom. erklärung (1798) 286.
f e t t e w o c h e die woche vor aschermittwoch: zur fetta wuche gihn BOTHEB schles. sprichw. 13FT. f r ö h l i o h e w o c h e n die flitterwochen: die vier fröhlichen wochen, wie man pflegt zu sagen CHEMNITIUS (1598) bei W A N D E B 5, 329.
g o l d e n e w o c h e fiitterwochen: er h&t iez die goldi w u c h e SUTSBMXISTEB bei W A U D E S
829.
s c h w a r z e w o c h e , provinziell, 'die woche nach dem 10. janvar, in der sich die lutherischen geistlichen in groszer aruahl in Dorpat versammeln' SALLMANN neue beitr. z. dtsch. ma. in Estland 72.
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e) tausend wochen: en sttttje dem vun 1000 weken von einem mädchen, das älter erscheinen will, als es ist (halst., 1800); en dem vun dusend weken heiratsfähiges MABTIN-LIENHABT 2, 784. j) hier mag ein gelegentlicher adverbieller gebrauch im mädchen (schlesw.) MESSING l, 921; auch niederrhein. (Krefeld) dusend weeken (alt), etwa wie 'geschlechtlich gend. und fries. erwähnung finden: wekel ist bey gemeinen leiden, besonder» dem bauern, so viel als 'in dieser woche', reift', 'mannbar', von mädchen (mündliche mitteilung). — das schwäb. hat andere redensarten: du kriegst no viele ik kan wekel nig kamen brem.-ns. iab. 5, 222; wägling schlftg, bis du 1000 woche alt bist, seis um 1000 woche, im laufe dieser woche JENSEN wb. d. nordfries. spr. 670. na wölle wir wieder sehe FISOHKK e, 918. 8) woche in Verbindung mit bestimmten zahlangaben. 9) Wendungen in der bibelübersetzung. fest der woohen, a) sechs wochen und drei tage, in der rechtsauch fest der ernte, der erstlinge genannt, vgl. A. KLNZLEB spräche eine bestimmte, bei gewissen anlassen wiederbibl. altertümer (1898) 246, vgl. unten wochenfest: das fest kehrende frist, vgl. sechs Wochen und drey tage appeüatur der wochen soltu halten mit den erstlingen der weitzenjure Saxon. eine sächsische frist, terminus Saxonicus crndte 2. Mos. 84, 22; vgl. 5. Mos. 16,10 U. 16; 2. chron. STIKLEB (1601) 2683; spatium Saxonicum, terminus proba8,18. — die woche aushalten die siebentägige hochzeit torius Saxonicus FRISCH (1741) 2, H0 B ; sechs wochen und halten: halte mit dieser (Lea) die woohen aus, so wil ioh drey'tag terminus temporis in leg. Qerm. non infrequens dir diese auch geben l. Mos. 29, 27 (bibel Zürich 1681: SOHEBZ (1781) 2, 2068: (der grundbesitz des A. wird von halt dise wuchen ausz). den gläubigem) von der geltschuld wegen beklegt und 10) übertragen auf die dienstfolge, den dienst, der stuond ouch also in des gerichtes gewalt dry tag und sechs wuchen, als recht ist (1406) Schweiz, id. 7, 240, ebda der reihe nach eine woche lang an einen kommt: jetzt ist meine woche hebdomadariae vices jam mihi attribuuntur belege des 16. jh.; up sodane bewardinge (erhärtung der STDELBB (1691) 2533. in älterer spräche namentlich vom wahrheü durch eid) wunnen de buerrichtere und buer geistlichen dienst: de prestere, de de weken tor tijd wäret vermyta Lamberte Botmester eren gewönne verspreken (1462) Lüb. urk.-buch 10,260; das die gantze cruitzwochen sess wecken und dreen daghe (1504) westfäl. landrechte diejenige so die wechen haitt . . . auf der ebtey den L, 201; wer also ein neu recht auffkaufft, der soll es, nachmittagh essen (1487) cod. trad. Westfalic. 1,179; gaff he dem ihmme solliches erlaubt, innerhalb sechs wochen enem ysliken (priester) ene wekene syne stede. de achte drey tagen fuirtreiben bei SCHERZ a. a. o. (Solothum); wekene de hadde Abdias lüb. pass. bei SOHTTJ.TCR -LOBBEN und mag in dem f a l l . . . ein ander holzerbe solichen kauf 6, «BS", auch von weltlichen diensten: Gretchen 1 du abtreiben, Weichs in sechs wochen und dreien tagen muszt das abendessen dieazmal besorgen, ob es gleioh nach besohehener erbung erfolgen soll (1666) weist, d. meine woche ist GOTTSCHED dtsche Schaubühne *, 497; kuifürstent. Köln l, 126. vgl.: die Stadt Frankfurt . . . der piqueur, so die woche hat DÖBEL jägerpractica (1754) eröffnete dem Ruprecht die pforten nicht, bis er die 2,101. lexikalisch sind verschiedene hergehörige Wengewöhnlichen sechs wochen und drey tage vor ihren mauren gelegen M. I. SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) dungen verzeichnet: septimanarius der dye wochen heldet (15. jh.) DIEVEN DACH 528B; die woche haben, seine woche 4, 41. in der Schweiz blieb dieser formelhafte gebrauch beanträten, endigen dict. dl.-fr. (1762) 1, 1101; die woche wahrt: der, den ich meyne, hat noch aufs wenigste sechs ist an mir K&AMEB t.-it. dict. 2 (1702) 1877». vgl. dazu wochen und drey tage (hg.: 'geraume zeit') arbeit, eh ers wochendiener, -herr, -halter, -kalfaktor, -mann, wöchner. (da» wirtschaftsrecht) bekommt PESTALOZZI 6, 82 Buch.Spr.-äteüb.; jetzt spotteten sie ihn (den vogt) noch aus 11) bei der Salzgewinnung: auf die woche t r a und sagten ihm: er . . . habe einen so schlechten vogtsgen 'heist in Hatte so viel, als seile auf vorrath in die magen, dasz er unmöglich sechs wochen drey tage auf kothe tragen, welches aber auszer Verordnung des saltzseiner stelle bleiben könne ebda 271. im Schweizer volles - gräfens und der oberbommeister nicht geschehen darff hungrige wochen: d siwe (sieben) hungrige wuche nennen alte leide die letzten sieben wochen des jähre»
lied:
HÜBNBB cur. « . real. lex. (1714) 1715. ^ kei gcbUxell nie kaa (geJuM)f er: sechs woche, diel tagt 12) woche in Sachsen ein kinderspiel, das sonst auch M TOBLEB d. Volkslied im Appenzeller ¡and« 108;huppe heiszt; sieben fdder, die namen der Wochentage führend, müssen hüpfend durchsprangen werden, ohne ähnlich im abzählreim der kinder, s. Schweiz, id. 7,1. dasz der fusz die Knien berührt, s. mitt. d. ver. f . sächs. b) vierzig wochen währt die Schwangerschaft: voUcskde (1918) 99. s. u. wochenspiel. des selben wundenerea hfts was einer reinen megede klfts 18) eine abgabe auf wein, ein weimmgeld: und umb wol Vierde wochen und nlht mi win oder anderes, daz man noch ieder zit an daz bret WARTHES V. D. VOGELWBIDS 6,87 L.; bringet, daz gelt sol man von dem winungelte nemen, gott hat beschaffen ein ziel, zu wachsen ein kind, das genant die woche (Straszburg 1406) bei EHEBEBG 1, 20. ist, auff 40 wochen PABAOBLSTO op. (1616) 1,126°; scherz14) scherzhafter gebrauch. haft: in vieriig wochen wird Bichs zeigen, was man gespielt hat aal der geigen a) in Schlesien wird woche geradezu als Umschreibung WAJTDIB T, 828. der zahl sieben gebraucht: wenn doch sieben wehren, so o) die sechs wochen 'kindbett' s. u. 15. hatten wir eine gantze woche voll hochzeit A. GBYPHIUS lustspiele 164 Palm. d) vier wochen. in bezeichnung von ortsteilen: 'die letzten sieben häuser die vier wochen eine« verstorbenen, die sich an den. der Frankensteiner Vorstadt in Seichenbach heiszen die todestag anscUieszen und während welcher für den verneue woche; ebenso heiszt eine gösse in Ernsdorf bei storbenen gebetet wurde (vgl. mhd. drizigeste, m. T.IMNT Seichenbach die neue woche oder blosz die woche. drei 1, 468): auch so uns wirt vorkundigt der thodt ader vorschidung eines bruders ader schwestern, wollen wir die einzeln Hegende häuser bei Habendorf heiszen die halbe woche' WEINHOLD schks. wb. 106. vier wochen des vorstorbenn funfi pater noster mit den funfi gepethen sancti Gregorii . . . (1606) Freiburg. urk.b) woche scherzhaft als längenmasz: dös (tränklein) honi buch 1, 460; zcum zoehenden was von opffer zcw demg l e i . . . durch mei 6 wochA braidi gurgl hinein caprioln selbigen begengknissen gefilen, es wher uff die vier belaazen (um 1769) FB. v. PAULA KIENKAST altbair. possengengknis des jares aber sonst im begrebnis der bruder spiele 1 Brenner. ader zow den vier wochen der verstorben unser bruder16) phar. die wochen 'Wochenbett, kindbett'. verschafft, sal dem pfEarrer daselbst das oppfer die helffte kamt au» sechs woohen (sechswochen), d. i. der Zeitraum, volgen ebda 462. während dem ehemals die kindbetterinnen bett und timmer zu hüten hatten, eine andere, abwegige deutung (ursprüngvier wochen in tchwäb. redensarten: jedes gschwfttz lich die wehen, Wochenbett eigentlich wehenbett) gibt dauert 4 woche. ma singt alle 4 woche e anders lied u. iL FISOHBB 6, 818. L. WITZBL in z». Teuthonista 9,192. XIV. ».
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WOCHE 14
wenn mein kreisender witz in die wochen komiat SCHILa) unter sechswochen teil 9, sp. 2793 ist die unverkürzte form bereite behandelt, ebendort beispide, in denenLER 2, 35 O.; so oft Claurens muse in die wochen kam das wort noch nicht zusammengeschrieben ist; hierfür im W . HAUFF (1890) 3, 220; vgl.: dasz du glücklich in wochen gekommen bist mit einer neuen liebschaft BETfolgenden weitere beilege, namentlich aus älterer zeit: Puerperium sesz wochen (15. jh.) DIEFENBACH 47I A ; unde TINE Ol. Brentanos frühlingskranz (1844) 263. ouch sal man alleyne yn den sechs wachen uff eyn tagk e l l i p t i s c h , nd.: Greteke M. helft geszegt, sze scholde kindelbrot pflegen (1439) Freiberg. urk. -buch 1,169; binnen in de weken (wäre schwanger), darumme is sze nicht oren (der frau) ses weken bei SCHILLER-LÜBBEN 5, 6B8TT; v o r h o r t h (1551) bei SCHILLER-LÜBBEN 5, 6 5 8 B ; schlesw.(die tochter) besach ein peurin in 6 wochen städtechron. hoUt. se schall in (de) weken MENSLNQ 5, 584; in Ost16, 210; alsbald nun die sechs wochen der kiindtbet ausz friesland se schal fan hum in de weken DOORNKAATwaren zimmer. chron.* 1,168 Barack; hefstu toüerie (Zau- KOOLMAN 3, 631. berei) gedreüen in den sos weken? bei SCHILLER-LÜBBEN aus den wochen kommen: uscir del parto KRAMES 6, 668b; gleng heim, legt sich In die sechs wochen ». dict. (1678) 1247; vgl. RÄDLKIN (1711) 1, 1 0 6 8 B ; dict. HABS SACHS 9, 319
Edler;
irer viel . . . die auch in die sechs wochen kommen, ehe ein halber . . . monat nach der hochzeit vergangen theatr. diabol. (1669) 261A; in den sechs wochen GELLERT lustsp. (1747) 402. singularisch: de wile, dat de ses wecke waert (Münster) bei SCHILLER-LÜBBEN 5, 658».
b) verkürzt die wochen: da der frauwen wochin umbe waren WIGAND GERSTENBERO chron. 192 Diemar; wenn eine kindbetterin in ihren wochen spinnet PRÄTORIUS glückstopf (1669) 403; nach überstandenen wochen HIPPEL lebensläufe (1778) 2, 28; er befiehlt der wochnerin, während der wochen ja nicht zum feilster hinaus zu sehen LAUKHABD leb. u. schicks. 2, 133; das geld, das ich ihr zu ihren wochen geschickt hatte GÖTHE 21, 180 W. c) häufigere verbale Verbindungen, a) kommen. in die (sechs) wochen kommen niederkommen: des Turcken weib kam alhier in die wochen städtechron. 27,113; kommen sie (Jungverheiratete frauen) doch zu frühe in die wochen MENGERINQ gewissensrecht (1661) 928; in die wochen d sechs wochen kommen KRAMKK t.-it. dict. 2 (1702) 1377B; gestern träumte ich, die Herdern sey . . . in die wochen gekommen GÖTHE IV 8, 99 W.; wortspidend: (sie) ist die woche in die wochen gekommen BAUERNJELD ges. sehr, l, «l; substantivisch: das in die wochen kommen A. G. MEISSNER skizzen (1778) l, 37. — sie ist in die u n r e c h t e n wochen gekommen hat abortiert FRISCHBIER preusz. wb. 2,478. frei gebraucht: da heiszt es immer: du (der dienet) kannst doch nicht reiten; es paszt für dich nicht 1 . . . aber der junge herr . . . der musz einen spanischen hengst reiten, er möchte sonst unrichtig in die wochen kommen TIEOK (1828) 3, 51. seit dem 18. jh. auch ohne artikd in wochen kommen: wars nicht am neuen Jahr, daaz unsre königin In wochen kam
SCHILLER 6,141