Deutsches Wörterbuch: Lieferung 12 Vortrag – Vorwenden [Unveränd. Nachdr. Reprint 2022 ed.] 9783112641583


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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 12 Vortrag – Vorwenden [Unveränd. Nachdr. Reprint 2022 ed.]
 9783112641583

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DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XII. Bandes Q. Abteilung 12. Lieferung VORTRAG—VORWENDEN

1960 S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag« Leipzig C 1» Schumachergäßehen 1—3» in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 1» Leipziger Str. 3—4 Lizenz-Nr. 202 . 100/58/60 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer** Bad Langensalza Bestell-Nr. 3021/XII/II/—¡12 Preis: DM 5,— Printed in Germany ES 7 D

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VORTRÄG (Zusammensetzungen)

V O R T R A G (Zusammensetzungen)

Vortragsarten gleichzeitig zu pflegen W. SCHEUER H. sehr. 1,719; Vortrag in beiden stellen im sinne von 6d. — - b e m e r k u n g , / . : noten ohne alle Vortragsbemerkung R . SCHÜMANN ges. sehr. (1854) 3, 12; anweisungen

wie p,

pp, f, allegro, andante, dolce u. s. u>.; vgl. vortragezeichen und das folgende wort. — - b e z e i c h n u n g , f.: schon die Vortragsbezeichnungen (molto dolce, brillante ma graexoso, wiegend) bei seiner 'aufforderung zum tanze' geben uns winke darüber W. H. RIEHL musik. charakterköpfe (1899) 2, 54; (lied) mit vortragsbezeichnungen versehen F. OOBNELTUS lit. w. 2, 644. — d u r s t i g , adj.: um die wirklich unverschämten zumuthungen abzuweisen, die . . . von vortragsdurstigen menschenkindern erhoben werden TBEITSCHKE br. 2, 241. — - f ä h i g k e i t , f., in musikalischem sinne: ich sah allerlei noten durch und verglich sie mit den Vortragsfähigkeiten meiner singvereinssolistinnen TH. STOBM br. an s. braut (1916) 18. — -folge, /., bürgert sieh in der neuesten zeit ein für konzertprogramm: die Vortragsfolgen der sogen, philharmonischen konzerte lassen manchmal zu wünschen übrig Signale für d. musikal. weU (1920) 78, 89. — - f o r m e l , / . , eingangsformd (vgl. l b ) : I Q hauptstück, von den gewöhnlichen vortragsformell)... einer urkunde aüg. dt. bibl. 68, 868. — V o r t r a g f ü h r e r , m., unglückliche Verdeutschung für referent KINDEBLINQ reinigk. d. dt. spr. (1796) 324. — - k r e i s , m.: alles bleibt unberührt, was nicht in den studienkreis, besser gesagt in den vortragskreis der examinatoren fallt LAOARDE dtsche sehr. (1886) 266. — - k u n s t , / . CAMPE (der daneben vortrage-, vortragkunst verzeichnet), sowohl aufwart wie auf ton bezogen: so wird dieser theil der Psychologie eine erfindungskunst, eine beurtheilungs- und Vortragskunst HEILDER 32, 39 S.; aus geschlungenen wirbeln der vortragBkunst entwirren verworrene köpfe die regel nicht GÖRKES br. (1858) 3, 120; die ganze vortragskunst auf hervorheben der eintritte des hauptgedankens (in der fuge) zu beschränken R . SCHÜMANN ges. sehr. (1854) 3, 5. — - k ü n s t l e r , m., vgl. das vorhergehende'' wart: wäre es wirklich die erste tugend eines Vortrages, wie es die Vortrags künstler der musik jetzt zu glauben scheinen, unter allen umständen ein hautrelief zu erreichen NIETZSCHE 8,190. — - k u r s , m.: öffentliche Vortragskurse hwb. d. staatswiss. (1898) 7, 525. — - l e h r e , f.: welchen beiden (an einer hoehscMdefür musik) die kompositionslehre und höhere vortragslehie mit obliegen würde R . WAOHER (1897) 8,164. — - l e h r e r , «it.: zu dem ende suchte ich mir einen vortragslehrer (für seine jüngeren schauspider) LAUBE (1875) 16, 224. — -lied, »., lied, das sich mm wirksamen vortrage eignet: die überwiegend norddeutsche schule des Vortragsliedes war aber schon lange vorher . . . von einer ursprünglich süddeutschen gegenrichtung befehdet und zuletzt geschlagen worden W. H. RIEHL musik. charakterköpfe (1899) 2,198. m a n i e r , / . , meist in ungünstigem sinne: sollte er endlich seine vortragsmanier in der tragödie . . . nicht lassen, sondern frei von dem munde weg sprechen können? GRABBS 4, 261 Bl.; rohe und charakterlose vortragsmanier der chöre R . WAGNER (1897) 7,275. — - m e i n u n g ,

f.,gelegenheitsbildung,

ansieht über musikalischen Vortrag L . MOZART versuch einer gründl. violinschule (1770) 40, — - m e i s t e r , m., in wort oder ton, in engerem sinne dann ein lehrer des Sprech Vortrages: das viel bestrittene amt eines Vortragsmeisters hat mir . . . treffliche dienste geleistet LAUBE (1876) 16, 201. — - m e t h o d e , f.: in der hydrostatik scheinen uns . . . verschiedene Vortragsmethoden einiger Sätze nicht leicht aüg.dt.biU., anh.zu 37-62, 1677. — - o r t , m., ort, wo man vortrage hält: Verhandlungen . . . mit Wien und den andern Vortragsorten RILKE briefe (1930) 303. — - p l a n , m.: (er) zeigte mir einen vortragsplan, mit dem er auf reisen gehen wollte Wnraio d. weite weg (1932) 830. — - p u n k t , ffi., im plur., vorgeschlagene einzeiheiten: sie sahen sonst auch alle andere vortragspunete müglich zu seyn A. U. v. BRAUNSOHWEKI Odavia (1677) 2,1122; viel-

leicht wirkt hier vertrag ein, tgl. auch vortracht. — - r e d e , f.: nach abgelegter dieser an- und vortragsrede XU. 8.

—VORTRAGEN

1762

hat der durchleuchtigste wolgerahtene . . . nachfolgendermaszen geantwortet NEUMARK neuspross. t. poimbaurn (1668) 230. — -reihe, f.: am 16. d. m. eröffnet H. L . . . . eine Vortragsreihe über erziehung R . M. RILKE br. (1929) 196. — -reise, f.: ich ging auf eine Vortragsreise WINNIG d. weite weg (1932) 401. — - r e i s e n d e r , pari.: er fand seinen unterhalt . . . als vortragsreisender in der provinz ebda 223. — - s a a l , m.: wer wissen will, wie der dialect gesprochen wird, der gehe nicht in den vortragssaal, der belausche den bauer in seinem hause ROSEGOEB I I 15,186. — - s c h m u c k , m.: so lange bleibe ich dabei, dasz ihr gedanke ein ganz unpraktikables paradozon ist, dasz es mir so gar nahe gehet, es mit so herrlichem vortragsschmuck angethan zu sehen br. an u. von Scheflner 1, 302 Warda; vgl. 6d. — - s p r ä c h e , f.: (es) möchte der inhalt dieses bandes zu einem eingehen auf die Vortragssprache Luthers in seinen Vorlesungen auffordern einl. v m zu LUTHER 20 W. — -Stoff, m.: Einteilung des vortragstoffes für diesen wissenschaftlichen kongresz BOLTZMANH popul. sehr. (1905) 346. — - t a g , m.: den Sonnabend ist mein vortragstag (hier vom amtlichen Vortrag, oben 2 h) Schillers briefw. mit KÖRNER (1878) 2, 321. — - t i s c h , m.: mich in Zürich . . . am vortragstische zu betätigen R . M. RILKE br. (1936) 308. — - t o n , m., von schriftlicher darstellung (s. oben 6d): der hr. V. hat . . . denselben vortragston beybehalten allg. dt. biU. 2, 4. — -weise, / . , wie Vortragsart CAMPE; als Verdeutschung von manier bei KINDEBLING reinigk. d. dt. spräche (1795) 137; auf wort, auch in schriftlicher Verwendung, oder ton bezogen: das geheimniszvolle der ballade entspringt aus der Vortragsweise GÖTHE 41, 1, 223 W.; 49, 285; der stand der dinge ist der! fuhr der präsident fort, der immer mehr sogar in eine drohende Vortragsweise kam GUTZKOW d. tauberer v. Rom (1868) 6, 216; den anachronismus, dasz Abel und Seth zusammen auftreten, ertragen beide Vortragsweisen (zwei verschiedene berichte über denselben gegenständ) J . GBIMM kl. sehr. 7,109; eine schöne stimme und eine eigentümliche, sehr ergreifende Vortragsweise (einer Sängerin) O. JAHN Mozart (1856) 4, 616 anm. 20; von maierei (oben 6 c): auch dürfte die Vortragsweise Stodemanns durch starke drucker und flecken mit Verwischung der Zeichnung doch schon etwas zu weit gehen STÜTER (1904) 14, 224. — - w e r t , adj.: finden ew. hochwohlgeb. meine gedanken nicht vortragswert, so haben sie die gute, mir alles zurückzuschicken br. an u. von Bcheffner 1, 54 Warda. — -wesen, n.; das gemeinnützige vortragswesen hwb. d. staatswissensch. (1898) 7, 629. — - z e i c h e n , n., in der musik die durch buchstaben, besondere zeichen oder anderes, z. b. abgekürzte oder ausgeschriebene worte gegebenen anweisungen für den Vortrag: beobachtung der sogenannten Vortragszeichen KRÜNITZ öcon. eneyd. 231, 487; reichen die Vortragszeichen nicht aus, so tritt das . . . gefühl dafür ein R . WAONER ges. sehr. u. dicht. (1897) 8, 305. VORTRAGBAR, adj., was vorgetragen, dargestellt werden kann, hierzu v o r t r a g b a r k e i t , f . CAMPE. VORTRAGEKREUZ, vortragkreuz, »., kreuz, das bei kirchlichen aufzogen vorangetragen wird: ebenso enthält die feuersichere nische . . . ein schönes vortragkreuz HÖRMANN Wanderungen in Vorarlberg (1896) 18. V O R T R A G E K U N S T , / . , veraltet,

bei CAMPE neben

Vor-

trags-, vortragkunst. VORTRAGEN, verb., vgl. fürtragen teil 4 , 1 , 1 , sp. 907, wo auch beispiele für das aufkommen von vortragen in den nha. Wörterbüchern gegeben werden; ahd. furitragan GRAOT 6, 4 9 9 ; mhd. v ü r - , v o r t r a g e n mhd. wb. 8, 7 2 a b ; L E X E R 3, 6 8 8 ; nachtr. 3 9 9 ; J E U X E K 887 ; 9 1 8 ; f ü r t r a g e n FISCHER schwäb. wb. 2 , 1 8 8 3 ; SOHMELLER-FB. 1 , 6 6 6 ; mnd.

vordragen, -dregen SOHILLEB-LÜBBEN 6, 343 b ; mnld. voredragen VERWIJS-VEBDAM 9, 977; dtin. foredrage ist mit gleicher bedevlung entlehnt, wird aber daneben nach dän. drage (ziehen) im sinne von dt. vorziehen gebraucht; prerogare vortragen, -dragen DIEFENBACH gloss. 468A; preferre vordragen, -dregen 463°; proferre vortragin 463A; 111

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VORTRAGEN

VORTRAGEN

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cura parent. 30 ndr. — andere freiere Wendungen: dasz du des opfiers, so ich der verletzten ehr meines mannes vortrage, ein zeuge seyest schausp. engl, comöd. 308 Cr. — in älterer rechtssprache wird vortragen im sinne von c dict. 2 (1702) 1 1 1 2 ; STEIHBACH 2,836; v o r t r a g e n D E N T Z übertragen gebraucht HALTAUS 1996. LER clavis ling. lat. 338 B ; FRISCH 2, 3 8 0 ° ; A D E L U N O ; 5) ungewöhnlich wird in folgender stelle vor- in zeitCAMPE. — für- verschwindet während des 18. jh. in der lichem sinne gebraucht: Schriftsprache; vereinzeltes vorkommen in gesuchter spräche: dann möcht ich einen finden, trage dem herrn Tralles dieses mein ansuchen bescheider mir gewand und schuhe vortrage, nicht in h&nden, dentlich . . . für HOLTEI erz. sehr. (1861) 15, 36. •ortragen, voranhintragen MAAT.HR 477A; vortragen, anmelden, dire, signifier, declarer HULSIUS-RAVELLUS (1616) 301*; vortragen, anteferre REYHER thesaur. (1686) o 3 r a ; für- sive vortragen STIELES 2313, ebenso KRAMER t.-ital.

1) im eigentlichen sinne heraus, nach vorn, vornhin tragen: (sekretär) trägt einen lehnstuhl vor, setzt ein tischchen . . . an die seite desselben IITLAKD theatr. w. (1827) 2, 218; da trat der meszner in den dorn und wollte die bücher vortragen (zum altere) BR. GRIMM dtsche sagen (1891) 2, 65.

2) in militärischem sinne mit freierer anwendung des verb., den angriff, das artilleriefeuer vortragen: bei günstigem fortschreiten des angriff es des rechten flügels . . . ist dieser . . . weiter vorzutragen HUTOENBURQ aus m. leben (1920) 315. 3) vor jemanden hin: anteporre . . . vortragen, vorsetzen HULSIUS (1618) 2, 30"; vortragen, 'soviel wie vorsetzen, besonders speisen' KRÖNTTZ öcon. eneyd. 231, 488; ADELUNG erklärt diesen gebrauch für veraltet: spise und ander ding zu bereiden und vorzutragen weist. 6,86 (16. jh.); (es ist) nach dem tanz zucker und muscateller vorgetragen worden SCHWEINICHEN denlew. 361 ö.; (es sei) ein krug mit wasser . . . dem keyser vorgetragen worden ZTNKOREF apuphthegm. (1628) 1, je; (dergraf) lässet essen vortragen, soviel er vermag PBÄTORIUS anthropodemus pluton. (1666) 2, 331; der trenchicant (vorschneider) . .., welcher itzo die vorgetragenen tractemente angreiften und vorlegen solte RIEMER d. polit. maulaße (1679) 82; auf eine soldatenkost, so gut als seine wirthschafft in der eil vortragen können ETTOKR d. mediz. mavlaffe (1719) 67; indem nun . . . die speisen vorgetragen und aufgestellt sind BR. GRIMM dtsche sagen (1891) 2, 106;

nein der an seinem leibe die neuen mir abtrage, dasz sie nicht erst mich drackten KÜCKKBT (1867) 2, 196.

6) auszerordetUlich häufig, auch in der neueren spräche im sinne von voran, vor jemandem her tragen: der herzog von Saxen, der sol dem römischen küng das Schwert vortragen RICHENTAL thron, d. Constanzer conzils 16 lit. ver. — in den folgenden Zeiten trug sie (die heilige lanze) ein bischof dem kaiser im treffen vor M. I. SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 2, 136. — der tregt im (dem kaiser) den Bcepter vor H. SACHS 20,101 K.-O.; neben den zweyen krönen, voller diamant und rubinen, die man ihme (dem pabst) ... vorträgt FISCHART bienenk. (1588) I62B; der (rektor) kam getrolt mit zween pedellen, das waren nlt unsauber gsellen, dann jeder trug ein seepter vor 2,146 Kaufen;

daher man ihn mit reutern und knechten, mit vortragen der fähnlein, cornette und standarden . . . zu seinem ruhebettlein gebracht CHEMNITZ d. dreiszigj. krieg 2 (1653) 462; die (ahne trag uns vor in reiner hand

SCHILLER junglrau T>. Orleans 2, 4;

schnei) war Ihm das rosz gegürtet, und Ich trug das banncr vor

UHLAND ged. 1, 217 E. Schm.-H.

kirchliches: drugen cruze, kerzen unde fanen vur Limb, chron. 36 Wysz; deme hilghedome, dat dar vorghedragen ward dt. städtechron. 19, 44 (Braunschweig)-, sin meszner, der im das glögkli vortrug TSCHUDI chron. Helvet. (1734) 1,166; ich wolt, du werest so from, das man dir ein creutz vortrüge EYERING proverb. copia (1601) 3, 75; Ekkehard der koch trägt viel gerlchte von jungen speisen vor aber liesz sich vom diakon . . . das meszbuch vortragen P . FLEMING dtsche ged. 1,162 £ . ; SCHEITEL (1907) l, 216. — (Christus bei seiner Wiederman soll den regenten und der obrigkeit die supplikunft,) da ihm vorgetragen werden . . . sein kreuz, die cationes und brieff nicht mit zitternden händen und dörne krön . . . PARACELSUS opera 1, 908 Huser. — gemüth überreichen . . . , wie man den elephanten und Pallas trüg in das licht vor SCHAIDENREISZER Odyssea. löwen ihr essen vorträgt LEHMAN floril. polit. (1662) 3,250; (1637) 80A; was hilffts, dasz man einem blinden einfackel nd. 't fä water fördragen TEN DOORNKAAT-KOOLMAN vorträgt LEHMAN floril. polit. (1662) 2, 556; dasz ein 1, 6 3 9 » ; geflügelter böte . . . ihnen bey nacht eine laterne vorgetragen hätte KLINGER (1809) 3, 169; mit vorgetragener d a s ! er die Ställe f e g t und laub v o r t r a g e den Zicklein (9aUir •£ Iglipotoi YO^IJROi) VOSS Od. 17, 224 B. kienfackel SCHEFFEL (1907) 3, 47. — vgl. noch: fasci* buschlen ruten umb ein axt gebunden, so man vor Zeiten andere Objekte: (das söhnchen) rief dem neugebohrnen zu Rom den burgermeistern vorgetragen hat CALEPINUS schwesterchen allezeit kind, kind, wenn sie es ihme vordict. XI ling. S48A; (ein Theseus,) nicht der ein faden, trugen NEUMARK fortgepjl. musik. poet. lustw. (1657) sondern gold vortrage SCHUPP sehr. (1663) 700; denen 1, 246; (jetzt wird) euch ein edles pferd vorgeführt, und brauten in der hochzeit (ist) eine spindel und rocken vorein goldbeschlagener schild vorgetragen werden BRÜDER getragen worden PRÄTOBIUS glückstopf (1669) 227; GRIMM dt. sagen (1891) 2, 143; wie jetzt vorlegen: (pässe u. ä.) abfassen und zur Vollziehung und unterschlifft vortragen v. FLEMING d. voUk. t. soldat (1726) 172. — zutragen, überbringen: ,le wflrdeB aUe8 wageili möcht Ihnen meine schrlfft ein treuer freund vortragen

(ich bin) eyn böszes kynt von hundert jor, den jungen trag ich die schellen vor

BRANT narrensch. s. 8 Z.; der b&r tregt den weyhkesscl vor FISCHABT 1, 427

Bangen.

A. GBYPHIU8 trauen?. 89 Palm; 7) voraustragen in freien und bildlichen Wendungen; mit 4) freier, übergehend in die bedeutung von an-, darbieten; bezug auf das vorbildliche leiden Christi, hier kann vordas kind wird in der taufe gott dargeboten: nun ist er zugleich im zeitlichen sinne aufgefaszt werden, vgl. oben 6: . . . den folgenden tages in der heil, tauffe dem herrn ich geh ein in des herrn gelelt, Christo vorgetragen... worden CARPZOW leichpred. (1698) der trage mir vor seine schmach 2, 725; (nachdem) wir denn solches in sünden empfangenes und zieh mich standhafftlg hernach BINCKHABT d. chriitl. rittet 94 ndr.: kind dem herrn Christo vorgetragen MENANTES neue briefe (1723) 277; (nachdem) aber uns als christlichen mittler, der ich auch im zährentbale trage meines kreuzes last, Altern obliegen will, dieses kind dem herrn vorzutragen R A B K N E R sehr.

(1777) 3, ßL;

ihr nengebohrnes ebeobild wird dir, o höchster, vorgetragen K0NIQ ged. (1745) 94.

im gebet anempfehlen: du trewer heyland, ich komme und trage dir vor meine arme kinder MOSCHEROSOH insomnis

der du mir es vorgetragen hast SCHUBABT ged. (1826) 1,113.

prägnant: sein Jesus hat Ihm vorgetragen TRENCK (1772) 2,100.

bildliche Wendungen: dem minneklichen hertzogen (Christus) süllent wir nachvolgen, der uns die banier vorgetra-

1765

VORTRAGEN

gen hat TAULEE predigten 85 V.; sanffmut soll mir den schilt vortragen, und gütigkeit den spiesz nachtragen FISOHART Oarg. 336 ndr.; ein autor, der . . . in Deutschland zur arabischhebräischen kritik allein die iackel vorgetragen hat HERDES 6, 207 S.; die sich vil licht erhüben (die geistlichen) und uns das llecht vortrugen, da sieht man kum uz lugen einen vunken Hechtes vures HEINBICH V. HESLER apokal. 6603; doch drat ond bell tr> sie mit schnellem schritte, die blicke drohend, taub das ohr, der briider blut, der ehen Schmach, den raub der hfltte zu rächen Ate vor BAHIKR lyr. ged. (1772) 96; und zwischen {eisen, und zwischen Sträuchen, o trag, o liebe die fackel vor GÖTHE 11, 307 TP.; und trage mir, wenn ich In zweifei Irre, die strahlenleuchte vor In dem gewirre SECHS ged. (1804) 98. 8) in worten etwas vorbringen, kund tun, darlegen, zunächst von mündlicher mitteüung, dann aber ganz allgemein auch von schriftlicher, dieser gebrauch des wertes ist im. entwickelten nhd. der häufigste und ausgebreüetste. 'sowohl die reihe zusammenhängender Vorstellungen, als auch die absieht, unterscheiden dieses wort von vorstellen' ADELUNG, vortragen wird in viel allgemeinerem sinne gebraucht als Vortrag, t» anlehnung an Vortrag aber zeigt dann das verbum daneben ebenfalls eine entsprechende prägnante bedeutung. a) in allgemeiner anwendung, je nach dem zusammenhange mit dem dativ der angeredeten person und dem akkus. des objekts, kann vortragen besonders in älterer spräche den gehobenen sinn ganz verlieren und wie mitteilen, erzählen, zur keimtnis bringen, berichten u. ä. gebraucht werden, eine ganze reihe von Verbindungen kommen besonders oft vor: eine Sache, einen fall, handel, eine angelegenheit, seine beschwerde, klage, gesuch, bitte, wünsche, begehren, anliegen vortragen, seltnere Verbindung: er trug sein anbringen bescheiden vor GÖTHE 21, 82 TP.,- möge doch irgend ein heiliger seraph an Englands hof fliegen und sein anbringen da vortragen H. L. WAONEB theaterstücke (1779) 95. — dieser allgemeine gebrauch des verbums ist natürlich durch beispiele nicht zu erschöpfen. a) das objelcl fehlt: gaukelweise traget ir mir vor d. ackermann aus Böhmen 22 B.-B. — statt des objekts Verbindung mit von: well Ich doch von menschenfressern abends auch dir vorgetragen BOCKEST (1867) 3, 74. das objekt kann durch einen nebensatz ausgedruckt werden: die juden aber als verstockte sathansgemüther tragen der armen haut vor, wie dasz sie in ansehung der klaider nit einen haller wolten vorstrecken ABB. A S. CLARA Judas (1686) 1, 20; (Montan) trug Wilhelmen auf das genaueste und vollständigste mit leidenschaft vor, was er sich . . . von solchen kunsteinsichten und fertigkeiten verspreche GÖTHE 24, 52 W.; ich hab ihm vorgetragen, wie mirs geht mit dem generalbasz BETTTNE d. Oünderode (1840) 2, 211; Jezo trugen sie vor, warum sie die Völker versammelt (ßv$ov (tv&tlo9>iv) VOSS Od. 8,140 B. ß) das objekt kann die äuszere form oder in allgemeinen ausdrücken den inhalt des vorgetragenen bezeichnen (vgl. die unter a aufgeführten Verbindungen) oder auch den inhalt genauer angeben, in letzterem sinne werden besonders in älterer spräche kühnere Wendungen gewagt. aa) ich könnte noch auf dise mainung . . . noch vil hundert ezempel vortragen FISOHART 3, 62 Häuften (beispiel vortragen in anderem sinne s. unter 16); was soll ich die warums dir vortragen? GÖTHE 11,188 W.; wenn er bei dem fräulein seine Worte vortragen wollte BB. GRIMM dt. sagen (1891) L, 60;

1766

VORTRAGEN

er hat uns seinen schiusi zu dunckel vorgetragen A. QRYPHIÜB trauertp. 446 Palm; den ganzen Vorfall, gleich alB w&rs ein träum, tr> er, bis auf den kleinsten zug, mir vor H . V. K L E I S T prinz v. Homburg 5, 6. ßß) just diejenigen, so ihm mein unrecht vortragen sollten, sind meine feinde STEPHANIE D. J. lustsp. (1771) 149; seine und seiner familie noth vorzutragen NICOLAI «Sei. Nothanker (1773) 1, 69; Walther muszte ausführlich ihre nächtlichen irrfahrten vortragen EICHENDORFF (1864) 2, 368; (entschied sich) für ein unbedingtes und mit groszer emphase vorgetragenes 'laisser aller' FONTANE I 6,16; dem späten gast seine künstlerlauf bahn vorzutragen W. SCHAFER erz. sehr. (1918) 2, 261; mein mund soll euch von welszbelt sagen und mein hertz den verstand vortragen H . SACHS 1 8 , 2 0 5 K.-O.

(vgl. pi. 4 9 , 4 ) ;

vermessener mund, der du den grund des hertzens hast dürften ihr so keck vortragen VoiQTLlKDKR oden u. linder (1642) 13; was wlszt eure treue so scheinbar vorzutragen, die doch als mertzenschnee bei nener gluth zerrinnt B O B S E Amor am ho/« (1710) 2, 6; versammlet (ihr muten) euren tlelsz, der sich zuweilen theilt, Ihm mit verstärkter kraft die freude vorzutragen STOPPE Parnatz (1735) 291; der schutzgelst Leipzigs kam, und hat mit vielen klagen die Jensche raserey der göttln vorgetragen ZACHABIA poet. sehr. (1763) 1, 49; der künden älteste, die kflnste des lelchenvaters (roIftän tèi Vip. 1) trag Ich vor DENIS lieder Sinei» d. barden (1772) 6. y) im gebet zum ausdruck bringen: ich verspreche solches in meinem andächtigen gebet gott iederzeit vorzutragen CHR. WEISE d. polit. redner (1677) 252; (da sie) ihren eigenen seelenzustand, dann aber auch die allgemeine noth der christcnheit gott . . . demüthiglich vortragen FRANCHE idea studiosi theól. (1717) 271; so ist meine meynung nicht, dasz man den allmächtigen und allgenugsamen nicht alle seine lasten und bedürfnisse in seinem gebethe vortragen dürfe LAVATSK handbibl. f. freunde (1792) 4, 165; hab Ich nicht mit stillem klagen dir (gott) mein elend vorgetragen? NEÜKABK jortgepß. musiial.-poet. luetw. (1657) 1, 131. S) übertragen: ein gr&Bchen wil uns sagen, ein blat uns vor wll tragen, was unsre pfllcht sol seyn bei FISCHER-TÜMPEL d. evang. kirehenl. 3, 60; das blöckende geschrey der schafe selber spricht und trägt die liebe vor J. J. SCHWABE belutt. (1761) 1, 69; schatten flüstern, und die n&chtgen bronnen rauschen, dirs Im träume vorzutragen, wie Ich Hebe BÜCKERT (1867) 1, 671. 9) das verbum wird dann in eingeschränktem sinne gebraucht, der sich auch dadurch offenbart, dasz es ohne objekt prägnant verwendet wird; zunächst bezeichnet es eine rednerische darlegung vorher geordneter gedanhen, mit belehrendem, erbauendem oder irgendwie bildendem zweck, oder auch in der absieht der einwirkung auf willen und entscMusz (s. 9 c), vor kleinerem oder gröszerem kreise, doch auch an einen einzelnen gerichtet, vgl. Vortrag 2 c ff. a) von, religiösen darlegungen: (predigten) zu Straszburg im miinster der gemeine gottes vorgetragen DANNHAWER catech.-milch (1657) L, )( 1"; soll seinen anvertrauten seelen das wort gottes ohn allen menschlichen respect eiferig vortragen SELHAMER tuba trag. (1696) L, 18; die alten ketzer lehrten mehr mündlich als schriftlich, und fingen immer damit an, dasz sie sich anhänger zu verschaffen suchten, welche ihren vorzutragenden lehren sogleich ein politisches gewicht geben könnten LESSINO 13,168 M.; (wo) ein prediger . . . die pflichten eines Christen vorträgt MILLXB pred.fürs landvolk (1776) 1, 31; er (der platter) trug In vor schone ezempel: lr lieben kindt, erdt gottes tempel d. pfarrer «. Kalenberg e. 12 ndr.;

III*

1767

VORTRAGEN

mit liebe tragest da des höchsten Satzung vor bei WEIOHMANN poetie d. Niedermehnen ( 1 7 2 1 ) 1 , 2 0 5 . von biblischen personen: zu bestättigung des göttlichen gesetzes, das er (Moses) dem volck vortrüge F I S C H A R T bienenkorb (1588) 165b; (Christus hat mehr) durch figuren, bilder, gleichnisse, parabeln, als ohne solche vorgetragen BBErrnroEB crit. dichthaut (1740) l, 10. b) dann, und besonders in der spräche der gegenwart, von mündlicher behandlung weltlicher gegenstände in belehrender oder irgendwie bildender absieht, z. b. auch auf die lehrer an schiäen und hochschiden bezogen; vgl. der vortragende, er trägt gut, deutlich, allgemeinverständlich, weitläufig, mit feuer u.a. w. vor; worüber trägt er vor u. ä.: die lehre von licht und färbe, wie sie vor meinen sichtlichen äugen professor Fries in Jena vorträgt G Ö T H E I V 42, 104 W.; vgl. I 21, 38; IV 10, 164; so gefundene urideen trug Blackwells fuszfolger Heyne den lehrlingen als eigene lehre vor Voss antisymb. 2 ( 1 8 2 6 ) 2 , 3 4 ; experimentalphysik wird doch Überall vorgetragen CHAMISSO (1836) 6, 56; (anthropologie,) wie ich sie v o r t r a g e GÖRRES

er wünscht nämlich seine philosophie auf unserer Georgia Augusta vorzutragen briefw. zw. J . u. W. G R I M M , Dahlmann u. Qervinus 1, 61: so mochten über hundert zuhörer versammelt sein, welche des vortragenden harrten G. K E L L E R ( 1 8 8 9 ) 3 , 1 5 ; im gegentheil ist ein gelingendes vortragen das angenehmste vergnügen, das ich kenne briefw. zw. W. Scherer u. Möllenhoff 208; (ein küster trug) den weltbau nach Copernlcu» Im krug den bauern vor PlEFFEL poet. versuche (1812) 2, 20. besondere wendung: des herrn Tobias Meyer seltsame mit polen und äquatoren versehene lichtkügelchen habe ich . . . mit völligem ernst vortragen hören G Ö T H E IV 28,156 W. c) von amtlichen berichten, die einem höherstehenden, vor allem dem fürsten, erstattet werden (vgl. die amtsbezeichnung vortragender rat), von darlegungen vor gericht, innerhalb beratender Versammlungen u. s. w.; auch die schriftliche erstattung kann mit vortragen bezeichnet werden, vgl. unter 10: die haben ein lang vortragen gethan, . . . obs gut sei, wider den Türken kriegen M O B I T Z V . S A C H S E N polit. horresp. l , 330 (von 1542); ob nun wohl den herren commissarien solcher Vorschlag war vorgetragen worden S O H W E I N I C H E N denkw. 270 ö.; (der bürgermeisler ist) sich alles vortragens, beysitzens und votirens . . . zu enthalten schuldig T H O M A S I F S ernsth. ged. u. erinn. (1720) 3, 264; die rechtssachen wurden in seiner gegenwart vorgetragen und geschlichtet A . v. HAT.T.ER Usong (1771) 102; bei der nächsten session will ichs vortragen G Ö T H E 8, 83 W. (hier spricht aber der leaiser); mich gegen den herrn vortragenden r a t h im hohen ministerium . . . auszusprechen H O F F M A N N V . F A L L E R S L E B E N (1890) 7, 135; dorthin zu reisen und sr. majestät meine Auffassung vorzutragen B I S H A B O K ged. u. erinn. 2,107 volksausg.; BR. ( 1 8 5 8 ) 3, 1 4 1 ;

die sache soll nach recht entschieden werden, sobald Ihr sie der form gemäss mir vortragt GBABBK 2, 493 Bl. 10) vortragen wird dann von schriftlicher mitteilung und darlegung, also sowohl im weiteren wie im engeren sinne außerordentlich oft gebraucht: seine sache schriftlich vortragen K R A M E R t.-ital. dict. 2 ( 1 7 0 2 ) 1 1 1 2 ° . a) der schriftsteiler trägt vor: uff das ich nicht yrgent ymandt mit meynem vortragen an eynem andern verhinder bei O . C L E M E N reform.-fiugschr. 4 , 2 4 9 ; in eigentlicher Ordnung vorgestellet und aus der natürlichen beschaffenheit angewiesen und vorgetragen N E U M A R K neuspr. palmbaum ( 1 6 6 8 ) 4 6 6 ; ist nur obenhin berühret und aus einem groszen vorrath gleichsam zum vorschmack vorgetragen worden M O B H O F Unterricht von d. dt. spr. (1682) 149; (betrachtungen) findet man in der gelehrten vorrede . . . vorgetragen d. neueste aus d. anm. gelehrsamk. ( 1 7 6 1 ) 1, 6 7 8 ; (eintraf/) den Plato . . . nicht ohne Selbstzufriedenheit vorzutragen schien L E S S I N G 10,

1768

VORTRAGEN

M.; 1 3 , 4 2 1 ; 7 , 9 ; er komme uns bald zurück, der die erziehung des menschengeschlechts als einen schönen träum vortrug {Lessing) H E R D E R 16, 3 5 7 8.; 2 2 , 9 5 ; 12, 1 8 5 ; die oben vorgetragene bemerkung G Ö T H E I I 6 , 50 W . (sehr oft bei ihm); meinungen, welche in diesen briefen vorgetragen werden S C H I L L E R 4, 3 2 O.; in seiner schritt von der wahren und falschen religion trug er seine er181

klärungsweise v o r RANKE (1867 ) 3, 59;

verloren Ist die kunst, in versen vorzutragen, was du gefälliger In prosa könntest sagen BttCKEBT ( 1 8 6 7 ) 8, 46.

der dichter wird aber leicht als sprechender gedacht: Horaz fängt gleich an, sein gleichnisz von einem seltsamen gemälde vorzutragen G O T T S C H E D versuch einer crit. dichtk. ( 1 7 6 1 ) 1 0 , anm. 1 ; sein anmuthiges gedieht, worin er die wackere leidenschaft zur jagd in allen einzelheiten v o r t r ä g t GÖTHE 24, 298 W . ;

was Ich dem leser ltzt Vortrag WARNECKB poet. verweh was hat der autor wolil Im sinn, In dieser fabel vorzutragen

(1704) 8 0 3 ;

CRONEGK ( 1 7 6 6 ) 2, 3 3 6 .

b) das part. alleinstehend: die produete des geistes, worauf sich das vorgetragene bezieht H E R D E R 18, 6 0 8.; alles bisher vorgetragene G Ö T H E 26, 69 W.; übrigens ist das vorgetragene nur eine hypothese P E S C H E L völkerkde (1874) 3 6 . — bei dem hier vorzutragenden S C H O P E N HATTER 1 , 1 3

Or.

c) das buch trägt vor: der vollkommene teutsche Soldat, welcher die gantze kriegsWissenschaft . . . ordentlich und deutlich vorträgt v. F L E M I N G d. voük. t. soldat ( 1 7 2 6 ) titel; man hat auch jagdbücher, die ihre materie ohne Ordnung vortragen H E P P E aufricht. lehrprinz ( 1 7 6 1 ) 20. — vgl. auch: bey allen liedern . . . , die blos lehren vortragen GERSTENBERO schlesw. lit.-br. 211 lit.-dkm. 11) vorher geformtes, besonders in Schrift vorhandenes, das entweder vom vortragenden selbst oder von andern herrührt, zu gehör bringen; sehr oft: ein gedieht vortragen C A M P E ; auch hier zeigt sich prägnante anwendung. a) er kann keine verse vortragen, er trägt gut vor u. ä.: gedenk an die reime, und besonders üben muszt du dich, sie recht schön vorzutragen G Ö T H E 1 3 , 1 , 2 6 0 W.; indem dieses stück vorgetragen (vorgelesen) wurde 2 1 , 2 4 6 ; so eben wird das gedieht sprachweise vorgetragen, wir möchtens nachher aber auch gerne singen IV 41,166 (sehr oft bei ihm); wir haben versmacher und versleser und versurtheiler, die keinen vers vortragen können Voss zeümess. d. dt. spr. ( 1 8 0 2 ) 5 ; bey gott, mein prinz, wohl vorgetragen (well spoken) Shakespeare Hamlet 2, 2; er blätterte im manuscript und hätte w o h l . . . noch mehr daraus vorgetragen TIEOK (1828) 19, 18; so schrieb ich die reden und trug sie mit vieler wärme vor S T E F F E N S was ich erlebte 1,113; in diesen versen, die er laut schreiend mit eintönigem fall der stimme vortrug T MM E R M A N N 3, 22 B.; die vorgetragenen gedichte enthielten hauptsächlich hecheleien der verschiedenen kunstrichtungen gegeneinander G . TCBT.T.ICTI ( 1 8 8 9 ) 2, 1 9 2 ; Ihr thätet zwar mir eine liebe, wenn morgen mir die ehre bliebe, was Ihr gedichtet, vorzutragen L I N A U 3 9 6 Barthd. b) veraltet in folgenden Wendungen: sein schausplel anzuschauen, das er mit grossem rühm dir hat vortragen lassen In Hamburg öffentlich BIST d. Iriedewümehtnde Teutschland ( 1 6 4 8 ) 3 6 ; neulich abends besuchte ich den Tankred, er ward sehr löblich vorgetragen G Ö T H E I V 3 9 , 2 7 W.; öfters braucht er es vom schauspider und seinen rollen: Odoardo ward sehr gut vorgetragen I 22, 249; vgl. I V 21, 418; unsere schauspider mögen mittlerweile einige nova . . . lernen und vortragen I V 13, 300. 12) von musikalischer darbietung; eine sonate, etwas auf der flöte, ein lied vortragen u. s. w.: ein konzert auf

VORTRAGEN

VORTRAGEN—VORTRÄGER

dieser orgel vorgetragen SCHUBABT leben u. gesinnungen (1791) 2, 24; bergleute, die zu cither und triangel mit lebhaften und grellen stimmen verschiedene artige lieder vortrugen GÖTHE 21,147 W.; und so oft, z. b. 4, 83; III 3, 354; IV 29, 89; 36, 234; 41, 117; von einem Opernsänger: Brizzi ist angekommen und wird uns diesen beiden (Achill) vortragen IV 21, 418; vortragen prägnant, vgl. Vortrag 5 b: Haydns Sonaten sind leicht zu spielen und schwer vorzutragen W. H. RIEHL musikal. Charakterköpfe (1899) 2, 81. — seltener vom dirigenten: einem kapellmeister gegenüber, wenn er seine musik vortragt, ist nicht zu spaszen BETTINE Cl. Brentanos frilhlingskr. (1844) 280. — ungewöhnliche Wendung: dasz dieses instrum e n t . . . den Vortrag ganz einfacher tonstücke zwar vortrug, aber im ganzen doch noch Behr unvollkommen war SCHUBABT ästhetik d. tonkunst (1806) 21.

b) gleichbedeutend: (dasz ich) minen swesteren nüt güt bilde enhan vorgetragen, als ich billich solte TATJLER pred. 276 Vetter; der weit recht gute ebenbild vortragen REISES reform. d. k. Sigmund 188 Böhm; alles myn leben zu richten nach dem demüttigen bild, das du uns vortragen hast d. ew. wiszh. betbüchlin (1518) 72 B ;

1769

13) mit dem refiexivum verbunden; man sagt: ein lied trägt sich leicht vor, wenn es auf bequemen Vortrag hin und gesanglich komponiert ist: ireundachüft, liebe, brüderschaft, trägt die sieb nicht von selber vor GÖTHE 28, 57 W.; es trägt verstand und rechter sinn mit wenig kunst sich selber vor Faust 550. mit persönlichem Subjekt: enthusiasten, die aus reinem eifer . . . sich selber vortragen SCHLEIERMACHER im Athenäum (1798) 1, 2, 98. 14) in der bedeutung von bildend darstellen (vgl. Vortrag 5 c): so wählte Leonardo da Vinci den letzten, schwankenden augenblick des sieges und trug ihn in einer künstlichen gedrängten gruppe vor GÖTHE 44, 311 W.; (gegenstände') lebhafter und bedeutender vorgetragen, als er sonst zu sehen gewohnt war 24, 247; kann es (ein bild) im stiche vorgetragen werden, wie viele arbeit stekt darin STIFTES W. 19, 212. 15) in älterer spräche entwickelt das verbum aus der geläufigen bedeutung des darlegens in Worten die eingeschränkte des vorschlagens, aniragens; einen handel oder geschäft anfangen vorzutragen KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1112°; einem eine heurath vortragen, matrimonium alicui proponere STEINBACH 2, 835: lieber freundt, ich bit besinnet euch eyner antwort auf unser vordragens Aymon (1535) t 4 b ; ein gesandter vom Vologeses diese heurat öffentlich vortrüge A. U. v. BBAUNSCHWEIQ Octavia 1, 111; s. auch zs. f. dt. wortf. 12, 64. — auch mit persönlichem objekt: er wird zu diesem amt vorgetragen KRAMES a. a. o. I l l 3 a ; wenn ein jude wil geadelt werden, so musz er . . . auff den kleinen landtägen von dem könige vorgetragen, auf dem groszen reichstage aber bestätiget werden SÜDE d. gelehrte criticus (1704) 1, 901. 16) ein exempel, beispiel vortragen (s. oben 8 ß aa) heiszt im entwickelten nhd. es in Worten darlegen, es erzählen, in älterer spräche aber auszerordentlich häufig, es durch sein verhalten, seine tat vor äugen stellen; ähnliche Wendungen schlieszen sich diesem gebrauche an; bisweilen scheint auch die unter 3 behandelte bedeutung vorzuschweben. aus der bedeutung von darreichen (vgl. oben unter 4) leitet sich ferner eine freie, in der neueren spräche ungewöhnliche anwendung her. a) der frieret ein ainsidlerleben . . . andern ein exempel und ebenpild der heiligkeit vortragende ALT buch d. cronicken (1493) 149"; (dasz wir) unsere ambt nit wol ausrichten, poes exempel vortragen BERTH. v. CHIEMSEE t. theologey 2 ß.; es ist ouch dhein kräftiger byspil zu nidrung und demüt nie vortragen, dann Christus gethon hat ZWINOLI dt. sehr. (1828) 1, 313; mit aller mannligkeit und tapfferkeit ein gut exempel geben und vortragen FRONSPERGEB kriegsb. l (1578) s l". wen Ich ein alten das hör sagen, der mir ein byspil vor solt tragen, wie er gebübt hat und geBpIlt MLTEHKB echelmenzunlt t. 55 ndr. freier: sein läben der jugend zum beyspiel vortragen und vorhalten MAALER 477 a .

1770

(dasz die pfaffen) nns vortragen gite ebenpild, das bltt ich dich durch deine grundlose mllt ÜHIAND wllul. (1881) 426. anders gewendet: Joh. welcher mit seinem rauhen leben die büsz müste adumbrieren, anzeigen und figurlich mit dem leben vortragen, wie mündtlich mit dem wort SEB. FRANCK chron., zeytb. (1531) 465». c) einzelne freiere Wendungen der älteren spräche: die liebe hat uns vorgetragen got yn Christo LOTHES 10, 3, 416 W.; das er menigklich ein gutte hoffnung vortrüg eines guten regierers SEB. FRANCK chron., zeytb. (1631) ISO"; (materie) deren fürtrefflichkeit meinen bisher unbekandten nahmen aller weit vortragen wird CHEMNITZ schwed. krieg (1648) 1, widm. 4. da wilst ein hertz, das dich vernünStig kennt, das, durch die reu zerknirschet und zerschlagen, nur gpgen dir In helauer andacht brennt und dir mit furcht und danck wird vorgetragen CANITZ ged. (1727) 30. d) in der folgenden stelle sinnlich: dasselbe (augenglas) dem gesichte die flecken schwartzer vorträgt, weder das fernglas auf dem papier E s . FRANCISCI d. eröffn. lusthaus (1676) 776. 17) ganz veraltet ist vortragen im sinne von nützen, fördern (vgl. vorträglich), ein gebrauch der von der eigentlichen, sinnlichen, unter 1 und 2 behandelten bedeutung ausgeht, vgl. SCHMELLER-FB. l, 666; FISCHES schwäb. wb. 2, 1884: so soll nicht ein kleins zu schöner kindererziehung vortragen, wann die eitern rechter ordentlicher speisz und tranck gebrauchen FISCHABT Oarg. 60 ndr.; damit er sehe, was auch der lufft zu seiner arbeit fortrage SEBIZ feldbau (1579) 6; der Schönheit trägts nichts vor, wofern kein gutes lob, ehr und tugend vorhanden ist Äo. ALBERTTKUS hirnschleif er (1664) 142; dihs ist nun die zeit, darinn man ihm selbst höchlich vortragen oder schaden kan HOHBERG georg. cur. (1682) 1, 12. — mit persönlichem Objekt: seynd unehliche kinder gleichwohl legitimirt, so tragt sie doch die legitimation in erbschaften nicht vor quelle von 1616 bei SCHMELLER-FB. l, 656; «wie er hetp aldort geslget, daz truoc In hie nlchtcs vor

paitional 282, 39 K. 18) im rechnungswesen bezeichnet vortragen die Übertragung einer summe auf eine nächste rechnung, in der sie dann verrechnet wird (vgl. Vortrag 6 a): generalsaldo oder rechnungsschlusz, der in den neuen büchern wider vorgetragen wird HABSDÖBFFEB d. t. secretar. (1656) 2, 728; vgl. SCHIRMES kaufmannsspr. 207. 19) in der folgenden stelle ist das adv. vor (im zeitlichen sinne) mit dem verbum zusammengeschrieben: Iphicrates gab den seinigen noch zweymahl längere spiese, die sie vorgetragen hatten v. FLEMING d. vollk. t. soldat (1726) 201. V O R T R Ä G E R , - T R A G E R , m„ fürträger fehlt teil 4, 1 , 1 , sp. 911, obwohl es nicht selten ist; das wort wird in der spräche der gegenwart kaum gebraucht, man würde vorträger nur in der eigentlichen sinnlichen bedeutung von vortragen, nicht aber in übertragenem sinne anwenden, in der älteren spräche dagegen ist die bedeutung nicht eingeschränkt; hier kommen dann auch unumgelaviete formen vor; vortrager, irdimaior, explanator, narrator STIELES 2313; vorträger, in eigentlicher und übertragener bedeutung KBAMEB t.-ital. dict. 2 (1702) 1113 A ; bei ADELUNG fehlt das wart; vorträger, 'einer der etwas vorträgt, eigentlich und uneigentlich* CAMPE. l) im eigentlichen sinne; einer, der die speisen vorsetzt oder vorsetzen läszt: der ist der obrost fürtrager zu dem tisch RICHENTAL chron. d. Constanzer conzils 16 lit. ver.;

1771

VORTRÄGLICH—VORTRAGUNG

VORTRÄGER—VORTRÄGLICH

der weinschenk, der virträger, der virschneider, der kredentzer INGOLD d. goldene spiel 40; truchsäsz, dasz

ist, fürträger STUMPF Schweizerchron.

(1606) 314»;

Ich wil mich, her, nltt Irren Ion, den förtrager helszen weidlich gon, das iszen bringen, sich nltt sumen Schweiz, spiele d. 18. jh. 3, 206 B. pannifer (vorträger des kreuzbanns) J . GRIMM Beinhart fuchs LXXXVI; 'der dem pannerträger das panier vorträgt, als der fahnenjunker

dem fändrich'

älterer spracht). — in der folgenden zu verstehen (s. vortragen 6):

FRISCH 2, 380®

(aus

stelle ist vor zeitlich

doch fand Ich einen solchen vorträger und Vorleser RtJCKERT (1867) 2,166. 2) übertrugen; rechtsvertreler (HALTAUS 1996), Sprecher in einer beratenden Versammlung oder vor gericht: der gelert und wys fürtrager RIEDESnx.-spiegel d. waren rhetor. (1493) o 2 b ; durch seinen verornten fürtrager und dargegen hertzog Fridrichs verornten gegenred FÜETRER bayer. chron. 256; als vortrager des processes ER. FRANCISCI traursaal (1681) 4, 1631; vorträger als Verdeutschung von referendarius bei KINDERLINQ reinigk. d. dt. spr. (1796) 324. — in allgemeiner anwendung: dannach vermaynen ey (die Protestanten) sein fürtrager des ewangelj BERTH. v. CHIEMSEE t. theologey 93 B.; darumb hat er mich verordnet zu eim fürträger diser ding (me aciorem dedit, Heautontimorumenos prol. 12) BOLTZ Terenz (1639) 11 a ; fürtrager solcher lugen NAS d. antipap. eins u. hundert (1567) 6, 10 b ; herrscht der poet, so wird der Schauspieler zum bloszen Sprachrohre, vortr&ger, deklamator O. LUDWIG (1891) 6, 438.

VORTRAGIEREN, verb., ironisch, in der ort eines tragischen schauspielers vortragen oder darstellen; vgl. tragieren teil 11,1,1, sp. 1141: (tragische schauspieler,) die dort (auf dem markte) den zusammenlaufenden weibern, kindern und volkshaufen ihre hohe Weisheit vortragieren wollen BÖTTIOER kl. sehr. (1837) l, 314; und rohen bauern oft, beym lustgen bachanal die helden Griechenlands In Uedem vortragleren

J . G. JAOOBI (1807) S, 67.

vgl. vortragödieren.

VORTRAGISCH, adj., gdegenheitsbildung: da macht nun Goethe aus diesem vortragischen Hamlet einen jungen mann nach seinem eignen herzen DÜHBINQ d. gröszen d. modernen literatur (1893) 1, 193; vor zeitlich: wie er war, bevor ihm seine tragische aufgabe bewuszt vmrde. VORTRÄGISCH, adj., ein vortragisch wird bei SCHRÄDER dt.-franz.

wb. 2 (1784) 1572 als oberd. mit der be-

deutung von zuträglich, vorteilhaft trägisch teil 4, 1, l, sp. 911.

angeführt,

vgl. für-

VORTRÄGLICH, adj., nützlich, förderlich, s. vortragen 17; vgl. fürträgenlich, fürträglich teil 4, 1,1, sp. 911; fürträgenlich LEXER 3, 616 (15.jh.); vürtreglich

JELINEK 913; für-, vorträglich SCHMELLER-FR-. 1, 656;

FISCHER schwäb. wb. 2, 1884; vorträglich autem est: utilis, salutaris, fruetuosus, frugifer STIELES 2313; in gleichem sinne bei KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1113 A ; accomodable, das sich wohl schickt, füglich, vorträglich, bequemlich SFERANDER (1727) 8 A (vielleicht ist hier aber verträglich gemeint); für-, vorträglich, commodus, utilis STEINBACH 2, 835; vorträglich, nuttig, dienstig, voordeelig RRAMEBMOERBEEK (1768) 402 B ; vorträglich,

'ein

oberdeutsches

wort für nützlich, heilsam, wofür im hochdeutschen zuträglich üblich ist' ADELUNG; vorträglich, 'besser zuträglich, nützlich' BRAUN dt. orthogr. gramm. wb. (1793) 294»; vgl. HEYNATZ antibarb.

(1796) 2, 604; CAMPE; das wort

im

17. jh. auszerordentlich häufig, begegnet im 18. seltener; aber nicht nur bei ooerdt. schriftstettem, und ist dann der Schriftsprache völlig entschwunden.

1) neben sinnverwandten oder gegensätzlichen Wörtern: dienstlich und vorträglich FISCHART Oarg. »33 ndr.; fast nützlich und vorträglich buch d. liebe (1587) titel; vielmehr hinderlich dann vortreglich neuw. jägerbuch

1772

(1590) 16 A ; erspriesz- oder vorträglicher SPBE cavtio crimin. (1649) 307 A ; viel schöne und vorträgliche liebgen MOSCHEROSCH ges. L (1650) 72; gut oder böse, vorträglich oder nachtheilig BUTSCHKY Pathmos (1677) 1; vorträglich und ausbindig gut AITINGER jagd• u. weidbüchl. (1681) 238; mehr vorträg- als schädlich LOHENSTEIN Armin.

(1689) 2, 91 A .

2) attributiv: mit gutem verstand und vorträglichen anschlägen HOHBERG georg. curios. 3 (1715) L, 48A. — das n. substantiviert: zum wenigsten wird aus dergleichen Zufällen niemand den traurigen . . . gemühtern etwas vorträgliches bey bringen CHR. WEISE d. polit. redner (1677) 152; wenn ich aber ja für die schwartzen äugen was vorträgliches (zu ihrem vorteil) sagen musz LoHENSTEn^ Armin.

(1689) L, 549 A .

3) am häufigsten mit sein verbunden (bdege aus dem 18. jh. etwas gehäuft, s. vor 1): dieweil sie dafür halten, dasz betrug vorträglicher sei HAOANÄUS von Unterweisung zum weltl. regiment (1599) 200; wie garnicht vorträglich sey die busze, welche in der höllen anfähet MEYFART himm. Jerusalem (1630) 2, 343; ob der mündliche oder schriftliche Unterricht der jugend vorträglicher sey HABSDÖRFFER frauenz.-gesprächsp.

(1641) 7, A L A ; weil

ihn solches noch nicht zeit und seinem nutzen vorträg lieh zu seyn bedünckte GRIMMELSHAUSEN Sirn.pl. 134 Schölte; vgl. A. H . BUCHOLTZ Herkvliskus (1665) 73; BRANDIS d. tirol. adhrs ehrenkräntzel (1678) 165; LOHENSTEIN Armin. 2 , 1 0 2 A ; 1, 280 A u. ö.; welches ihr weit

vorträglicher wäre MELISSUS Salinde (1713) 180; (welches) auch selbst zur gesundheit vorträglich seyn kan CHB. v. WOLFF gedancken von d. menschen thun u. I. (1720) 334; wie es seiner hauptabsicht vorträglich seyn kan BREITINGER erti. dichtkunst (1740) 23; dergleichen herren sind . . . öfters den schauspielern ungemein vorträglich PETRASCH lustsp. (1765) 2, 419; es ist für die Stadt allemal vorträglicher RABENER Satiren 3, 123; so ists für die finanzen doch immer vorträglicher WIELAND in: br. an Merck (1835) 240; doch scheint es mir viel vorträglicher zu seyn, wenn du . . . SOHUBABT br. 2, 298 Strausz. — andere Wendungen: wie aber dieser weg nicht vorträglich schiene A. GBYPHIUS (1698) 1, 344; (liebhaber,) die es für vorträglicher halten RABENER (1777) 3, 230; was er dem gemeinen nutzen vorträglich hält MUSAUS physiogn. reisen (1788) 2, 30. 4) das adv. gesteigert: immer nutzbarer und vorträglicher zu reguliren GÖCHHAUSEN noiab. venat. (1741) 313; am vorträglirhsten für uns BODMER samml. crit. poet. sehr. (1741) 1, 41. 6) in der folgenden stelle ist der sinn etwas verändert, das wort hat etwa die bedeutung von 'zutreffend': darumb dann in solcher ttberfarung (des gesetzes) niemants mit rechtmeszigen, vortreglichem grundt seine verlassung und hinlessigkeit entschuldigen mag Carolina art. 1. VORTRÄGLICHKEIT, f., zum vorhergehenden adj. gebildet und wie dieses veraltet: vorträglichkeit, emolumentum, commodum STIELER 2313; vorträglichkeit, avantaggiositd KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) l l l 3 a ; er habe durch diese entschlüssung nicht allein auff die vorträgligkeit seines reichs, sondern zugleich auff ihre Vergnügung gezielet LOHENSTEIN Armin. (1689) 1, l62 b . VORTRAGÖDIEREN,

verb.,

von

WIELAND

dem

griech. nachgebildet: laut unsrer volksgesänge und eurer alten gemälde, die du mir nun eben so meisterlich vortragödiert hast (iieT^ayuiärjaa;) Lucian (1788) 414.

VORTRAGUNG,/., fürtragung/eÄB teil 4,1, L, sp. 912, zu vortragen gebildet, jetzt gemieden; obgleich es im eigentlichen sinne im 19. jh. noch mehrfach vorkommt: pronunciatio zierliche auszrede, zierliche vortragung der rede ORSÄUS nomencl. method. (1628) 19; vorträg, der, et vortragung, die, propositio, sententia, significatio STIELES 2313; vortragung, proponimento KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1113 A .

1) in eigentlichem sinne, das voran-, voraustragen, s. vortragen 6; nur in dieser anwendung will schon ADELUNO

1773

VORTRÄUMEN—VORTREFFEN

VORTRAGUNG—VORTRAUM

das wort zulassen: unter vortragung der {ahnen M. I. SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 4, 464; unter vortragung des kreuzpaniers herantraben MusÄus Volksmärchen d. Deutschen 1, 77 H.; mit vortragung des phallos SCHILLING (185«) I I 3, 436; unter vortragung von in-

signien aller art GUTZKOW rittet v. geiste (1850) 8, 375; vgl. CHPH. v . SCHMID ges.

sehr.

( 1 8 5 8 ) 16, 1 6 8 ; R A N K E ( 1 8 6 7 )

14, 172; 25, 4 ; MOMMSEN röm. staatsr.

(1871) 1, 362. — im

plur.: bei öffentlichen vortragungen (der ahnenbilder bei römischen leichenbegängnissen) LESSING 17, 306 Petersen. 2) in übertragener anwendung, vgl. Vortrag 2 ff. und vortragen 8 ff.: mit vortragung seiner guten exempeln BONEB Justinus (1532) 16»; durch die schrifftliche fürtragung und underrichtung FBONSPEBOEB kriegsb.

2 (1673) E 3 A ;

an eiferiger vortragung der ewigen warheit SELHAMEB tuba tragica (1696) 1, 17; durch trockne vortragung guter, doch gemeiner und dem aufgewärmten kohl gleichkommender Sachen curiose unterred. im reiche d. todten (1732) 2, 61; so müssen sie nothwendig in vortragung der hauptgedanken mit einander abwechseln SULZEB theorie d. schönen künste 3, 764. 3) in der folgenden stelle nähert sich das wort der bedeutung von 'das anheimstellen, vorschlagen', vgl. vortragen 16 und Vortrag l d : Ehrenfried bejahete es in vortragung, -wann die kunst die zimmer also zurichtete, dasz . . . ETTNER mediz. maulaffe

(1719) 112.

V O R T R Ä L L E R N , I'erb. CAMPE, vgl. trällern teil 1 1 , 1 , 1 ,

sp. 1174; zunächst von lässigem, ungekünsteltem singen: nicht allein mit den fingern muszt du deine Stückchen können, du muszt sie dir auch ohne clavier vorträllern können R . SCHUMANN ges. sehr. (1854) 4, 294. dann freier: in einigen versen . . . die er mir vorträllerte THÜMMEL reise (1791) 9, 208. VORTRÄNE, f., voraus vergossen: die heilige Zionstochter . . . sihet allen den überflusz der theuren steine und perlen an für helle tröpfflein der eitelkeit und für vorthrenen der ewigkeit EN. FRANCISCI d. letzte rethenschafft

(1681) 361.

VORTRANK, m., vorschmeckender: nun gott wolle diesen vortranck oder vorschmack des göttlichen Wesens und guter reichlich segnen DANNHAWEB catech.milch (1657) 4, 186. VORTRAPP, m., s. vortrab; vortrapp, Vortrupp, avantgarde

FÄSCH Icriegsingenieurlex.

(1735) 265":

ein

(1822) 3, 1072. — bei FÄSCH O. a. O. auch für

ein

schrey des vortrapps, es nahe ein neues feindliches heer! vermehrte seine bestürzung RLINQEB (1809) 6, 127; er bekam h&ndel mit dem vortrapp der Gorkhas RITTES

erdkde

vorgeschobenes ¡deines befestigungswerk.

V O R T R A P P E L N , verb. CAMPE, S. teil ll, l,l,

sp. 1258.

VORTRAT, m., eine art des gewebes FISCHER schwäb. toi. 2, 1686 (17. jh.); vordrat, fürdrat, fürgrat SCHMELLEBFB. 1, 746; s. fürgrad teil 4, 1,1, sp. 737. VORTRAUBE, f., früh reifende traube: precoque vordruven die eirst rijfien DIEFENBACH gloss. 452°; uva precoqua eya vordruve 632». VORTRAUER, /., vorausgefühlte Iraner: (ich) staunte über den ernst und die düstre vortrauer HOLTEI vierzig jähre (1843) 1, 55; die flüsternde vortrauer war bereits da BOG. GOLTZ ein jugendleben

(1852) 3, 167.

m., träum meist nicht im eigentlichen sinne, sondern von einem traumähnlichen ivachzustande, in dem die phantasie mit Zukunftsbildern spielt (s. träum II teil 11, 1,1, sp. 1460); von einem wirklichen träum: der magnetische und traumgeberische Student . . . erzählt in seinem tagebuch den voitraum JEAN PAUL 27, 129 H. — von dem dämmerzustand eines tieres: wie der werdende Schmetterling (die raupe) sich in den cocon spinnt, wo er blatt und bäum preisgibt und sich wie in dem vortraum seines neuen lichtlebens begräbt GUTZKOW ritter v. geiste 1,10. — und so allgemein in freier anwendung: die erfüll ung des vortrawms kommt oft erst nach jähren TIECK VORTRAUM,

(1828) 20, 335;

1774

erst keusches leben, wnrzelhaft gebunden, dann scheuer vortraum von sich selbst, der leise hinüber führt zur wirklichen entfaltung

HEBBEL U>. 6, 3 2 5 TT.

für etwas, das künftiges ahnen läszt, indem es Züge des späteren vorwegnimmt: obwohl ich namentlich im letzten (Gluck) einen vortraum des sommernachtstraum sehe R . SCHUMANN ges. sehr. ( 1 8 6 4 ) 2 , 2 8 5 ; (eine Symphonie von Haydn in c-dur) hat sogar, ein früher vortraum Beethovenscher instrumentaldramatik, . . . ein recitativo für geige und Orchester NOHL Haydn 36 Reclam; in ahnendem vortraum ist letztre (klare anschauung) schon gesetzt: er heiszt geschieht« IMMERMANN 6, 20 B . ; Hölderlin ist sein erklärter lieblingsdichter und dessen Hyperion vielleicht der vortraum des Übermenschen C. A. BERNOTJIXI Overbeck u. Nietzsche ( 1 9 0 8 ) 1, 3 1 1 . V O R T R Ä U M E N , verb., als neubildung bei CAMPE: 'wie im träume, sich täuschend, ohne Wirklichkeit sich vorstellen'. das wort kann in verschiedenen Wendungen vorkommen; es begegnet besonders oft bei J E A N P A U L . 1) jemandem etwas vorträumen, umnrUiches, vor allem auch etwas, das vielleicht in der zuhinft liegt, mit Worten darstellen und ausmalen: dasz ich euch eher hundert grosze entwürfe auf das schönste vorträumen will, als ein kluger mann nur die mittel findet, einen davon auszuführen B A B O schausp. (1793) 286; das träumt euch ein

hungriger autor v o r KLINOEB (1809) 1, 97; u m meinen

nachträumenden lesefreunden nur schönstes und bestes vorzuträumen J E A N P A U L 2 7 / 2 9 , 1 3 6 H.; doch, frennd, zu lange hab Ich schon dir fromme grillen vorgetr&umet PPEIFEL poet. versuche

(1812) 4 , 1 1 0 .

mit dat., aber ohne objekt: es wäre armselig gewesen, der beherrscherin des gröszten reiches auf erden so vorzuträumen, ohne zugleich die möglichkeit der ausführung ihr zeigen zu können G. FOBSTEB (1843) 6, 216. — sich

vorträumen: wir sind unvermögend, uns nur eine glückSeligkeit vorzuträumen, die uns ausfüllte J E A N P A U L З,173 H.; der ewige friede voll lauter wonnesal, den sie sich und andern vorträumen E . M . ARNDT sehr. •für и. an s. I. Deutschen ( 1 8 4 5 ) 3 , 2 3 4 ; engelskind, das sich . . . sein iedal vormalt und vorträumt H A U P P ( 1 8 9 0 ) 2, 2, 56.

2) ohne dat. mit objekt, vor- zeitlich: wie man sonst das leben nachträumt, so kann die hellseherin dasselbe auch vorträumen J E A N P A U L 4 4 , 36 H.; dies bleibt ja Beliges recht aller jugend, ein (religiöses) eingefühl der menschheit vorzuträumen CABOSSA verwandt, einer jugend ( 1 9 2 8 ) 199. 3) subst. infin.: allmfthlig sank er ins vorträumen hinein — was so verschieden vom engern nachträumen ist J E A N P A U L (1826) 26, 1 3 8 ; die lange zeit deiner abwesenheit malte ich mir bisher mit vorträumen deines ersten besuches aus E . F Ö R S T E R br. ( 1 8 4 1 ) 116. V O R T R Ä U M E R , m., vom vorhergeltenden verb. abgeleitet: einen geschickten vorträumer, dera den frommen im schlafe beschert J E A N P A U L 27, 125 H . V O R T R E F F E N , n. 'so viel als vordertreffen, auch die leichten truppen, tirailleurs, plänHer etc., die noch vor dem ersten treffen aufgestellt sind* K B Ü N I T Z öcon. eneyd. 231, 489; freier: die nüchternsten werden bei der musterung ins vortreffen geschoben W . H . R I E H L gesch. von Eisele u. Beisele ( 1 8 4 8 ) 2 9 3 ; vgl. treffen B teil 1 1 , 1 , 1 , sp. 1 6 6 4 . V O R T R E F F E N , verb., vgl. fürtreffen teil 4 , 1 , 1 , sp. 9 1 2 , 9 1 3 ; ahd. fur'treffan (schon übertragen praecellere) G B A P P 5, 6 2 7 ; Mhd. vürtreffen L E X E B 3, 6 1 6 ; wahrend fürtreffen im älteren nhd. außerordentlich häufig ist, begegnet vortreffen weit seltener und wird auch in den älteren Wörterbüchern nicht verzeichnet: für- et vorgetroffen, ich treffe vor, praesto, promineo STEINBACH 2, 8 6 6 ; ADELUNQ erwähnt es nicht. CAMPE führt es (in der bedeutung von 'es übertreffen') aus M O E B B E E K an und konstruiert für das wort eine bedeutung, die es niemals gehabt hat ('vornhin.

1776

YORTREFFEN—VORTREFFLICH

VORTREFFLICH

an den vordem teil treffen'), im dän. begegnet das pari, jyräe. in passivischem sinne: foretraaffende, was vorgefunden, angetroffen wird. 1) die bedeutung des verbums geht von der Vorstellung aus, dasz jemand weiter wirft, schieszt, trifft u. ä. als ein anderer, s. die unter fürtreffen 1 aus SPRENG angeführte stelle, wo aber doch schon die •übertragene bedeutung vorausgesetzt wird. — in dem sinne von übertreffen erscheint vortreffen vereinzelt noch im 18. jh.; alleinstehend, etwa 'überwiegen, vorherrschen': weil aber der geitz zum gelde dem geitz, kunst zu lernen, vorgeht und die faulkeit vortrifit PARACELSUS opera (1616) 1, 3 3 2 ; weil das gedächtnisz darinnen (in der sede) vortrift, so fehlt es an den höhern kräften des Verstandes BODMEB samml. crit. poet.

gramm. tob. (1793) 294A. — da das wort von vortrefien abgeleitet ist, sollte der hauptton auf vor- liegen, er ist aber im norddl. auf die zweite silbe verschoben, wie bei vorzüglich, absonderlich. — die eigentliche bedeutung des adj. ist 'übertreffend', die Vorstellung des Vergleichs mit anderen tritt aber zurück wie bei vorzüglich, so dasz einfach eine Vollkommenheit der eigenschqften, des wesens bezeichnet wird, deutlicher aber, als ADELUNG anzunehmen geneigt ist, scheidet das Sprachgefühl trefflich und vortrefflich und empfindet vortrefflich als das stärkere wort, dasz vortrefflich besonders 'von einem höheren grade innerer Vollkommenheit' gebraucht werde, 'die mehr den äugen des geistes sichtbar ist', wie CAMPE bemerkt, gilt nur, wenn das wort zu allgemeiner Charakterisierung auf personen bezogen wird; im übrigen aber spricht man auch von vortrefflichem wein, vortrefflicher mehlspeise. l) auszerordentlich oft auf persona)* in dem eben angegebenen sinne bezogen, die sich durch innere Vorzüge hervorheben, in der folgenden stelle wird aber hervorragende soziale Stellung bezeichnet: eyner ausz den vortrefflichsten, die auch von edlem küniglichem geschlecht geborn H. v. CRONBERG sehr. 140 ndr.; in dieser bedeutung kommt vortrefflich später nicht mehr vor. zu beachten ist, dasz das adj. als attribut von personen abgeschwächt werden kann, so dasz es mehr oder minder zu einem zeichen höflicher anerkennung herabsinkt. a) in allgemeiner anwendung ein vortrefflicher mann KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1 1 2 3 » ; unendlich oft: eines so vortrefflichen mannes freundschafft HARSDÖRFFER t. secretar. (1666) 1, A a 6»; vieler hoher, vortreflicher und gelahrter männer SCHOTTEL t. haubtspr. (1663) 1 4 ; NEUMARK fortgepfi. musik.-poet. lustw. (1667) 1, 8 ; der vor-

1775

sehr. (1741) l , 54,

2) was übertroffen wird, dem etwas vorgezogen wird, steht im dat. oder akkus.; unter fürtreffen wird bemerkt, dasz die Verbindung mit dem dat. die seltenere sei; sie findet sich mehrfach bei FISCHAST: aber doch triffet allezeit des mans rhat und that, als kräftiger und ansehlicher, dem weiblichen zusaz vor 3,133 äauffen; zu dem solten wir Christen uns billich schämen, das uns in warer erkantnus diser Sachen die haidnische philosophische secten . . . vortreffen 67; so vfl als hie der mensch vortrift allem gachöpf auf erden gstift 174; (diewcü) die ZQrlcber haben vorgedrotfen vilen, die auch dergleichen hofften 1,186; welcher (der Vernunft) halben er (der mensch) den andern thieren vortrifft Porta natürl. magia (1617) 40. — mit dem aklcus.: das die weiber in allen tagenden, gaaben und Vollkommenheiten nit allein den m&nnera gleich, sonder auch vil derselben weit vortreffen und übersteigen GRASZ köstl. kleinöter (1608) 3 7 ; das er mit seinem gut und hab •ortraff all reich in Us, dem landt H. SACHS 6, 29 K.; lr schön vortreffend alle frawen 16, 92 K.-O. 3) das part. präs. adjektivisch: ein vortreffendt mann Fierabras (1633) A 6. V O R T R E F F E R , m„ früher der losgewinn, der dem lose zuteil wird, das unmittelbar vor dem haupttreffer gezogen wird: was meine nummer noch als vor- und nachtreffer gewinnen kann JEAN PAUL 46/47, 391 H. V O R T R E F F L I C H , adj. (früher oft vortreflich geschrieben), für älteres fürtrefflich, s. dieses teil 4, 1,1, sp. 916; es begegnet aber früher als zu ende des 16. jh., wie dort angegeben wird, s. L E X E R 3, 6 1 6 ; J E L I N E X 913 (14. jh.); ein f . vürtreflicho begegnet schon im 12. jh. d. hohe lied 70, 8 J. Haupt; mnd. vördrepelick SCHILLER-LÜBBEN 6, 844a; mnld. in hochdt. form: voertreffejijc V E R W I J S VKBDAM 9 , 1 1 1 3 . über das aufkommen von vortrefflich neben fürtrefflich und die Stellungnahme der lexikographen s. teil 4, 1, 1 a. a. o. fürtrefflich hält sich bis in das 19. jh. hinein und kann als etwas gesuchter ausdruck wohl auch heute noch gebraucht werden, in die formen fürtreffen-, fürtreffentlich, fürtreffig, fürtreffiglich scheint vor- nicht eingedrungen zu sein; eine ältere form ist vortreffelich: der Lateiner leget es jeden vortreffelichen Sachen bey, was berühmt und bekant ist T R E U E S dt. Dädalus (1676) 1, 47. — nicht erst in der zweiten hälfte des 17. jh., wie teil 4, 1, 1, sp. 916 bemerkt wird, tritt vortrefflich hervor, es begegnet vereinzelt schon im ie. jh.; ecceUente, singulare herrlich, sonderlich, vortrefflich HULSIUS (1618) 2, 1 3 6 " ; für- sive vortrefflich idem sunt STIELER 2298; trefflich, vortrefflich (fürtrefflich) KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1 1 2 3 " ; admirable wundersam, vortrefflich WÄCHTLEH (1714) 31; singvlar absonderlich, allein, ungemein, vortrefflich SPANNÜTIUS (1720) 4 4 2 ; galant artig, zierlich, vortrefflich 260; perfect vollkommen, vortrefflich BELEMNON curiös. bauendem. (1728) 1 3 6 ; für- et vortrefflich, praestans, excellens STEINBACH 2, 866; vortrefflich, praepollens, egre• gius, eximius FRISCH 2, 383 b ; vortrefflich ADELUNO ; CAMPE; vortrefflich (nicht fürtrefflich) BRAUN dt. orihogr.-

trefflichste m a n n LESSING 2, 302 M.; ZIMMERMANN von

d. nationalstolze

(1768) 93; KLOPSTOCK gelehrtenrepubt. (1774) 4 1 ; SCHILLER 1 4 , 1 9 3 O.; IMMEBMANN I , 116 B. —

da es am ende doch auch ganz vortreffliche menschen gibt GÖTHE IV 38,13 IT.; es sind ganz vortreffliche menschen 6 . KELLER (1889) 8, 361. — es seynd vortreffliche leute KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1 1 2 3 » ; vortreffliche leut P A P E bettel- u. garteteuffel (1686) E L A ; GILHUSIUS gramm. (1697) 2 0 ; OPITZ poeterei LL ndr.; v. FLEMING d. vollk. t. soldat (1726) 289; v. LOHN ges..kl. sehr. (1749) L, 6. — und so in den mannigfaltigsten Verbindungen: dasz er einem vortrefflichen fräulein auffwarte A . GRYPHIUS Horrib. 66 ndr.; viel vortreffliches frauenzimmer MOSCHEROSCH ges. (1660) 2,271; o mein abwesen-

der vortrefflicher vater LESSING 2, 362 M.; ein so vortreffliches kind GÖTHE 23, 88 W.; der teufel selbst ist im ganzen ein ganz vortrefflicher kerl CHAMISSO (1836) 6, 229. — ironisch: (ich liesz) jenen vortrefflichen unerträglichen dahin fahren GÖTHE IV 27, 221 W. b) vollkommen in bestimmter lebenssteüung, beruf, kunst u.s. w.: ein vortrefflicher, unvergleichlicher mahler KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 13»; Plato, der vortreffliche . . . philosophus H A P P E L akadem. roman (1690) 7 1 8 ; mit so vortreflichen poeten BODMER abhandl. von d. wunderbaren (1740) 4 (vorrede)-, sie haben die körperliche beredsamkeit bey ihren vortreflichen komödianten zu lernen gelegenheit gehabt LESSING 8, 28 M.; gute reuter und zugleich vortrefliche pfeilschützen M . I . SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 1. 129; diese grosze reise des berühmtesten und vortrefflichsten seefahrers G. FÖRSTER (1843) 4, 51; ein vortrefflicher künstler GÖTHE 47, 249 W.; von unsern vier vortrefflichen bassethornisten E. T. A. HOLTMANN (1900) 10, 2 6 ; (vortrage) von einem vortrefflichen lehrer gehalten G. KELLER (1889) 3, 13. — und wird auch eine vortreffliche gattin sein BACRRNEELD ges. sehr. (1871) 1, 6.

c) schon wenn das adj. mit einem namen verbunden wird, kann seine stärke mehr oder minder abgeschwächt werden, es erscheint wie ein pfiichtgemäszes zeichen der anerkennung: (des) vortrefflichen manns Lazari Spenglers NIGRINUS von zäuberem, hexen (1592) 4 7 ; der vortreffliche geschichtschreiber Thucydides RÄTEL des Curäi chron. v. Schlesien (1607) L; der hochgelahrte und vortreff-

1777

1778

VORTREFFLICH

VORTREFFLICH

liehe herr Conrad Gesner ATTINGEB jagd- u. weidbüeM. (1681) A L A ; des weitberühmten und Tortrefflichen Daniel Caspar von Lohenstein ZIEGLEB d. asiat. Banise (lese)

b) von bildwerken: ein vortreffliches gem&I KRÄMER t.-ital. diel. 2 (1702) 1123 b ; (ich fragte,) wer doch dieses vortreffliche bild wäre MOSCHBROSCH ges. (1650) 1, 118; Tischbein malte das vortrefliche stück von Hermanns trophäen KBETSCHMANN (1784) l, 26; da er einen so schönen becher und so ein vortreffliches becken von mir besitze GÖTHE 44,53 W.; ein vortrefliches blat

XII; d e r vortrefliche H o r a t z NEUKIBOH ged.

(1744) 284

anrn.; den vortrefflichen erzbischof Fenelon CHAM ER d. nord. aufsehet (1768) 50; zwey exemplare der dissertation des vortrefflichsten Hermanns GÖTHE I V 29, 46 W.; unser

vortreflicher 1, 165.

P h ä d o n A . 6 . MEISSNER Alcibiades

(1781)

d) diesen mehr konventionellen Charakter zeigt da» ad), besonders in der anrede: und nun, mein alter vortrefflicher freund, was machen sie? LESSINQ 18, 217 M.; o, meine vortreflichste Sophie, rief Jones B o s s gesch. d. Thomas Jones (1786) 6, 474; (wann wird) die zeit kommen, mein vortrefflicher h e r r WIELAND Lucian

(1788) l , 68; d a ist

eins zu bedauern, meine vortrefflichen damen GÖTHB 17,18 W.; ich komme sie zu trösten, vortreffliches fräulein BÄUERLE leom. theater (1820) 5, 66; (briefanreden:)

vortrefflicher Görres bei GÖRKES br. (1858) 3, 2 3 ; vortrefflichster s c h ä t z br. von u. an HEBWEOH (1896) 3 6 ; wohlan, vortreffllchs paar, vermähle Wut and muth J . C M . GÜNTHER ged. (1735) 776;

so auch alleinstehend: sie glauben gar nicht, vortrefflicher, wie . . . E . T . A . HOFFMANN (1900) 10, 83

Qr.;

a m unsre schwache menschhelt hoch zu ehren, stiegst du, vortrefliche, 2ur erde nieder HERDEB 16, 307 S.; In deinen armen selbst, vortreffliche Zemlre, fühlt Ich den BtiUen zog, den Ich jetzt beftger Bpflhre CEOKEQK sehr. (1766) 2, 13.

e) auf teilvoreteUungen bezogen: durch soviele vortreffliche köpffe CHB. v. WOLFE ged. von d. menschen thun u. lassen (1720) 156; dasz Frischlin ein vortreflicher köpf war

SCHUBABT ged.

(1826) 2, 307;

hineingesehen

habe

ich, gesehen ein vortreffliches genie, beym ersten blick GLEIM briefw. l, 14 Körte; ich habe es heute gelesen und den guten charakter, das vortrefliche herz auch hier

gefunden CAROLINE I , 7 Waitz; KLINGER (1809) 1, 4 1 ; LICHTENDERG verm. sehr. (1800) 1, 8 ; d a s erbfräulein i s t

hübsch, wohlerzogen, hat einen vortrefflichen charakter M . V. EBNER-ESCHENBACH (1893) 4, 98;

dag vortreflichste thell meines gemfithes liegt tief im bösen versteckt GÖTZ verm. ged. (1786) 2 , 1 9 ;

Schönheit für schöne person: weil Agalante so harthertzig, wünsche ich mir eine vortreffliche Schönheit schausp. engl, comöd. 123 Cr. 2) von Heren: er könnte den heutigen morgen kaum erwarten, um diese vortrefflichen hunde zu probieren AYBENHOFF (1814) 3, 21.

3) auf unpersönliches bezogen: a) gegenständliches oder mindestens sinnlich wahrnehmbares: eine vortreffliche gestalt (länge); von vortrefflicher Schönheit; trefflichen, vortrefflichen wein Kmmiii t.-ital. dict. 2 (1702) 112S B ; das erste und vortrefflichste metall ist gold HABSDÖBFFEB frauenz.-gesprächsp.

(1641) l , » 1 » ;

ein muster einer vortrefflichen hausapotheck GRIMMELSHAUSEN Simpl. 3, 339 Keller; vortrefliche mühlen RIEMER d. polit. maulaffe (1679) 261; die vortreffliche gestalt der überirdischen princessin ZIEGLEB d. asiat. Banise (1689) 292; eine vortreffliche klare haut CHB. REUTEB ehrl. frau zu Plissine 28 ndr.; ein dutzend groszer hähne von vortrefflichem gefieder G . FOBSTER (1843) L, 3 0 2 ; sie h a t . . .

den vortrefflichsten wuchs HÖLTY ged. 216 Halm; vortrefflicher salat GÖTHE 8,18 W.; ja du bist es, bist es, schöne vortreffliche gegend MALEB MÜLLES (1811) L, 3 6 0 ; vortreffliches bauholz RLINGEB (1809) 9, 1 1 0 ; g u t freund m i t i h m u n d seiner vortrefflichen k ü c h e BBENTANO (1862)

6,118; ich konnte mich nicht satt sehen an der vortrefflichen struktur dieser hutschachtel HOLTEI erz. sehr. (1861) 1, 84; eine wand voll vortrefflicher jagdgewehre G . K E L L E R (1889) L, 2 1 ;

and Jeder gab dem andern ein vortrefflich gastgeschenk

(ol ii xal HXi\XoiOi Ttioov f«»i)ta xald II. 6, 218) Btteoaa 171» Bohtt. X I I . S.

(kupferstich)

SCHILLER 4, 186 G . ;

so manch vortreffliches gemSld, dem welter nichts als nur die rede fehlt

TRTLLEE poet. betracld. (1760) 1,188.

c) eine vortreffliche musio RBAMEB t.-ital. dict. 2 (1702) ll23 b ; eine vortreffliche musik auf einem verstimmten klavier gespielt Athenäum (1798) 1, 33; das männchen (schwarzdrossel) hat einen lauten, vortrefflichen gesang NAUMANN naiurgesch. d. vögel (1822) 2, 1, 333. d) auszerordenUich oft von schriftlich niedergelegtem, briefen, abhandlungen, bilchern, dann von der dichtung, wobei natürlich die Vorstellung des schreibens und lesens zurücktreten kann; die Vollkommenheit gilt von form und gedankeninhali: sowohl mit vortrefflichen schrifften als treuen vermahnen Beinicke fuchs (1650) 342; die vortreflichsten lieder unserer Sappho NEUKIRCH ged. (1744) 282 anm.; ich habe erst neulich eine sehr vortreffliche stelle über diese materie gelesen LESSING 8, 29 M.; sogleich der erste vortrefliche brief . . . enthült die denkart des königs HERDER 17, 41 8.; eine vortreffliche schilderei in den herrlichsten hexametern BÜRGER l76 b Bohtz; in Göttingen, wo so viele vortreffliche Sachen . . . geschrieben werden LICHTENBERG nachlasz

(1899) 2 7 ; ein so v o r -

treffliches, ja unschätzbares buch GÖTHE 7, 227 W.; die vortrefflichen scenen zwischen Golo und Genoveva SOLGEB nachgel. sehr. (1826) l, 8. — von einem einzelnen worle: ein vortreffliches oder (ironisch) LESSING 14, 303 Petersen. e) unerschöpflich in beziehung auf abstrakta, freier in älterer spräche: vortrefflicher verstand, vortreffliches ged&chtnis, vortreffliche gaben KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1123»; daraus dann dieses autoris vortreffliches ingenium zu spüren EYEBING proverb. copia (1601) "1, vorr. 7 b ; dasz so vortreffliche geschickligkeit in herren Peter Squentz vergraben A. GRYPHIUS P. Squenz 19 ndr.; wie vortreffliche genade . . . ist von gott gegeben MoSCHEROSCH insomnis cura parent. 136 ndr.; eine dame von hohem adel und vortrefflichen tugenden GRIMMELSHAUSEN Simpl. l, 180 Keller; (ihre) vortrefliche Vollkommenheit NEUMARKfortgepfi. musik.-poet. lustw. (1657) Zuschrift 13; (das lob) vortrefflicher weiszheit AOYBTAS griüenvertreiber (1670) 5; der vortreffliche nutz der schiff: farth ABB. A S. CLARA etwas f. alle 2 (1711) 39; die vortrefflichen absichten LESSING 18,214 M.; Klopstocks manier, so ausmahlend, so vortreflich, empfindungen ganz ausströmen . . . zu lassen HERDEB 6,160 S.; ihre eigne vortreffliche einsieht GELLEBT (1839) 9, 121; da sie (rübchen) denn vortreffliche Wirkung thun GÖTHE IV 19, 74 W.; vortreffliche plane! honete gewerbe SCHILLER 2,41 O.; (junge leide) haben vortrefflichen appetit MOLTKE ges. sehr. u. denkw. (1892) 7, 60; mit vortrefUchem sinn ordnete Rom sich ein gedenktest an

HEEDES 2 7 , 2 5 3 S.

4) ebenso mannigfaltige anwendung in prädikativem gebrauch: was ist besser und vortrefflicher als dein eigen leben ? pers. baumgarten (1690) s. 11 Olearius; die Schreibart ist vortrefflich BODMEB samml. crit.-poet. sehr. (1741) l, 65; ein gedieht (soll) entweder vortrefflich sein oder gar nicht existiren GÖTHE 21,126 W. — ausz welcher beiwonung er inen änlich zu sein oder vortrefflicher zuwerden ausz eiffer entzündet FISCHABT Oarg. 272 ndr. — (eine Verfassung, die) kein volk der erde je so vortreflich gehabt h a t ARCHENHOLZ England

u. Italien

(1786) 1, 1, 6.



Gelferts briefe schienen mir vortrefflich STEFFENS was ich erlebte (1840) 1, 217; ganz vortrefflich scheint mir alles, was ihr sagt G. KBLI.ER (1889) 6, 63;

112

VORTREFFLICH

1779

VORTREFFLICH —VORTREFFLICHKEIT

wenn leuten, die nichts bessers wissen, diesz Irdische vortrefflich scheint

STOPPE Parnati

(1785) 3 7 ;

(leute,) welche jedes buch, das die tugend anpreiszt, vortreflich finden WIELAND Agathon (1766) 1, 197; die grundlagen der bundesverfassung fand er vortrefflich TREITSCHKE dt. gesch. im 19. jh. 3, 285. — under den vornembsten kriegsthaten, die man hoch und vortrefflich h e l t R E U T E R V. S P E I E kriegsordnung

(1594) 8 5 ;

sein bruder nach hohen äpfeln Behielt,

die er für ganz vortrefflich hielt GÜTHE 4, 152 W.; wenn sie sich das pferd nun immer besser und die chaussee immer vortrefflicher denken GBABBE 1, 378 Bl. 5) nähere bestimmung durch präpos.: wenn aber eines dauerhafter, das andere an grad vortrefflicher LEIBNIZ dt. sehr. (1838) 2, 40; an menschenliebe und leutseligkeit vortrefflich GOTTSCHED beob. (1758) 368; an glantz vortrefflicher als die andern alle BODMER samml. crit.-poet. sehr. (1741) 1, 36. — in einer kunst, in der Schönheit vortrefflich 8eyn KRAMER t.-ital. diel. 2 (1702) 1123 B ; vortrefflich im geschmack ADELUNG ; in der geheimen philosophia, in der magia und mehr andren verborgenen Wissenschaften vortrefflich VALVASOR d. ehre d. herzogth. Crain (1689) 1, 249; der eintzige lateinische poet, der in dieser gattung vortreflich gewesen ist RAMLER einl. in d. schönen wissensch. (1758) 1, 370; dasz Theokrit in seiner a r t vortreflich sey GESZNER sehr. (1772) l, 8; wer in der musik vortrefflich werden will QUANTZ anweis. d. flöte zu spielen (1789) 6. — reich an gühteren, vortreflich von verstände RIST d. friedewünsch. Teutschland (1648) 57. — (Kunde) zum niederziehen und würgen des sich stellenden wildes vortrefflich HEPPE aufricht. lehrprinz

1780

stellen, aufführen, durchführen, ausführen, sehen, hören, verstehen mit folgendem inf., einem vortrefflich stehen, zu gesichte stehen, Bich befinden, es geht einem vortrefflich, sich benehmen, sich ausnehmen, sich vertragen, sich stehen mit jem., sich unterhalten, seine sache vortrefflich machen, paszen, geraten, schmecken, sich schmecken lassen, bekommen u. a. ADELUNG führt aber auch an: vortrefflich schwören, fluchen, trinken können. — einige beispiele besonderer anwendung: dieser sonst vortreflich gelehrte Benedictiner HAHN einl. zu d. t. staats-, reichs- u. kayserhist. (1721) 2, 155; glaube mir, mein brüderchen, dasz du dich vortrefflich irrest GOTTSCHED dt. Schaubühne (1741) 1, 284; ich wollte das geschlecht der Weiberfeinde vortrefflich fortpflanzen LESSINO 2, 9 M.; sieht die Schönheit davon vortrefflich ein RABENER W. (1777) 1, 148; seine abbildung gleicht dem original vortrefflich KLINOER (1809) 3, 299; wohlwissend, wie vortrefflich es beisteht, denselben (den boden) zu behaupten ALLMERS marschenbuch 16. b) vor adj. (part. prät.) oder adv.: dasz ein lehrer vortrefflich in der philosophia erfahren seye MOSCHEROSCH insomnis cura parerti. 37 ndr.; diese ruten seynd vortrefflich gut in den Weinbergen ATTINGER jagd- u. weidbüchl. (1681) 227; eine vortrefflich schöne stube CHR. REUTER Schelmuffsky 17 ndr. (vollst, ausg.); ein vortreflich kluger und tapferer seemann SCHNABEL Felsenburg (1749) 1, 15; vortreflich zufrieden bin ich BRÄEER sehr. (1789) 1, 2; ein vortrefflich feines tuch GÖTHE 23, 90 W.; vortrefflich beritten M. v. EBNER-ESCHENBACH (1893) i, ich kan an andern orten vortreflich lose seyn

(1751) 10.

GEB. WEISE d. grünend, jagend überfi.fed. 36 ndr.;

6) sehr oft erscheint das neutr. substantiviert: das vortreffliche, welches der gute geschmack allein besitzt, musz also auch in der musik eingeführet werden SCHEIBE d. crit. musicus (1745) 9; die liebhaber des vortreflichen HERDER 15, 43 &.; gleichgültigkeit gegen das genossene vortreffliche G. FÖRSTER (1843) 6, 67; steht das gute, das vortreffliche nur wie ein festes unverrücktes ziel da

sie ist vortrefflich nngestalt WARNECKE poet. versuch (1704) 21.

GÖTHE 23, 244 ]¥.,

oft bei ihm,

z. b. 19, 21; 17, 2 8 ; 45, 1 9 ;

46, 55; I V 27, 244; 41, 116; 42, 105, 126; so wird man sich blosz mit dem vortrefflichen beschäftigen Athenäum, (1798) 1, 145; erjagen will sie das vortreffliche BETTINE d. Günderode (1840) 1, 49; das vortreffliche der form J.

u.

W . GRIMM briefw.

(1881)

9;

vorausgesetzt,

sie

leisteten das überaus vortreffliche GAUDY (1844) 2, 125; ein edles beispiel alles vortrefflichen M. v. EBNEREsCHENBACH (1893) 1, 1 2 5 ;

ward vortrefllches Je so ganz entheiligt? ELOrSTOCK oden 2, 94 M.-P.; wer mag denn gleich vortreffliches hören? nnr mlttelmäszlge sollten lehren GÖTHE 5,1,117 W. gesteigert: hierüber kann nichts vortreflichers gesagt werden SCHILLER l, 153 G.; jedem gemelnesten hold, jedem vortreflichern feind HEEDER 26,65 S.; die edelsten künste, die zu dem vortreflichsten geschickt mochten 22, 93; das vortrefflichste nach innen bezüglich zu leisten GÖTHE 46, 20 W. — in adverbialer Wendung: wo Lessing in seinem Laokoon am vortrefflichsten schreibt HERDER 3, 9 8.; er empfing den langen und breiten And r e a s a u f d a s vortrefflichste LAUBE (1875) 8, 218.

7) in nicht faszbarer mannigfaltigkeil wird vortrefflich als adv. gebraucht, doch ist hier zu beachten, dasz die ältere spräche sich hier freier bewegt, indem sie das adv. mit verben verbindet, bei denen es jetzt kaum mehr stehen wird; auch vermeidet die neuere spräche vortrefflich vor dem adj. oder .adv., während sie es gern mit dem part. präi. verbindet (vortrefflich beritten, aufgehoben u. s. w.). a) mit verbalformen verbunden: er geiget, singet, tantzet etc., sie malet, sticket etc. vortrefflich KBAMER t.-ital. dtet. 2 (1702) l l 2 3 b ; einen vortrefflich bewirthen STEINBACH 2, 865; einige Wendungen begegnen besonders häufig: vortrefflich spielen, sprechen, schreiben, kochen, dar-

dasz ich m i r . . . den canariensect vortreflich gut schmecken liesz SCHNABEL Felsenburg (1749) l , 63; das französische wir läszt in dem munde eines Schriftstellers . . . vortreflich tapfer LESSINO 7, 2 M.; ich weisz, dasz es dir vortrefflich wohl anstehen wird STBANITZKY ollapatrida 28 Wiener ndr. 8) sehr oft alleinstehend als aus/ruf, nach dem zusammenhange auch ironisch: vortrefflich ! in der hitze ihrer leidenSchäften würde mir ein wort den hals gekostet haben LESSINO 2, 270 M.; vortrefflich! nur ein edles herz ist im stände, sich zu freuen GERSTENBERO schlesw. lit.-br. 196 lit.-denkm.; vortrefflich, junger mann LENZ l , 63 Tieck; ganz vortreflich SCHILLER kob. u. liebe 3, l ; herrlich — vortrefflich, lieber herr Zinnober! E . T. A. HOFFMANN 5, 37 Or.; zeig her das! j a ! vortrefflich MÜLLNERdramat. w. (1828) 5, 272;

ironisch:

o schön I vortrefflich I das sind wieder die mahlereyen deiner furcht (o proper ttuffl) SCHIUSE Macbeth V O R T R E F F L I C H K E I T , f . , vom

vorhergehenden

3, 8. adj.

abgeleitet und dessen sinn folgend, vgl. fürtrefflichkeit teil 4 , 1 , 1 , sp. 918, wo auch über das aufkommen von vorneben fürtrefflichkeit in den nhd. Wörterbüchern und die Verdrängung der älteren form gehandelt wird, vortrefflich keit kann übrigem schon aus dem frühen 16. jh. belegt werden (s. unier l). superiorità HULSIUS (1618) 2, 404»; vortreffligkeit, splendor RETHEB thesaur. (1686) o 3 " ; fürsive vortrefflichkeit STIELES 2299; ebenso KRAMER t.-ital. dict.

2 (1702) 1 1 2 S C ; LUDWIG t.-engl.

lex.

(1716)

2010;

praestantz die vortreflichkeit SPANNUTIUS (1720) 380; für-, vortreffliohkeit STEINBACH 2, 865; vortrefflichkeit FRISCH 2, S 8 S B ; ADELUNG; CAMPE.

1) das f . bezeichnet ursprünglich ein übertreffen, s. vortreffen: in allen sinnen hat er ein vortieflikeit vor andern heiligen d. buch geistlicher gnaden (1503) 9 b ; nachwirken dieser bedeutung: und ob zwar so wol der mann als das weibe zu göttlichem ebenbild erschaffen, so scheinet doch, es habe das weib noch einigen Vorzug und vortrefflichkeit von der natur empfangen HOHBERG georg. curio». (1682) 1, 186.

1781

VORTREFFLICHKEIT

VORTREFFLICHKEIT—VORTREIBEN

2) diese Vorstellung schwindet dann mehr und mehr, so dasz nur die Vollkommenheit bezeichnet wird. KLOPSTOCK hat eine ode die vortrefflichkeit gedichtet: aufl schon tönet Ihr schritt, naht die vortrefflichkeit In der halle oien 2, 52 M.-P. a) auf personen bezogen (vgl. vortrefflich 1): die beschreibung unser vortreffligkeit A. GBYPHIUS Horribil. 3 ndr.; wie Simplicius durch hohe reden seine vortrefflichkeit zu erkennen gibt GBIMMELSHAUSEN Sim.pl. 1, 21 KeUer; die anwesende erkenneten hieraus seine vortreflichkeit BUCHOLTZ Herkuliskus (1665) 8; möchte doch der Tien deine vortrefflichkeit mit einem gemahle belohnen A. v. HALLES Usong (1771) 32; das bild seines Wesens und seiner vortrefflichkeit weicht nicht von mir GÖTHE 42, 2, 7 W.; die groszen, schaarenweisen freudenthränen, die mir deiner vortrefflichkeit halber aus den äugen laufen TIECK (1828) 10, 144; er war mir mit seiner vortrefflichkeit bisweilen lästig HOLTEI vierzig jähre (1843) 1, 170. b) ebenso von unpersönlichem (vgl. vortrefflich 3): Selenissa achtet weder meines standes, noch seiner (des Blandes) vortreffligkeit A. GBYPHIUS Horribil. 40 ndr.; was arme leute treiben, das will selten vortrefflichkeit gewinnen MÖSES (1842) l, 113; die ältesten gesänge der Hellenen, welche sich kraft ihrer vortrefflichkeit wirklich erhalten haben FB. SCHLEGEL (1846) 3, 9; äugen, die deine (der rote) vortrefflichkeit sehen, müssen, vor anmut erstaunt, gestehen, dasz dich ein göttlicher flnger gemacht BROCKES ird. vergnügen in sott ( 1 7 2 1 ) 2 ,

146.

c) grad, stufe u. ä. der vortrefflichkeit: in was für einen stand der vortreflichkeit auch unsere teutsche haubtsprache gesetzet und nebenst anderen erhaben sein kan SCHOTTEL t. haubtspr. (1663) 74; (wenn) von den graden der vortrefflichkeit die rede ist DUSCH verm. sat. sehr. (1758) 40; auf einen hohen grad der vortrefflichkeit GÔTHE I I

akad.-ausg.;

5, l , 13

W.;

W . v . HUMBOLDT

ges. sehr.

6, s

einen gewissen grad von vortrefflichkeit

SCHELLING ( 1 8 5 6 ) I

3, 6 5 .

d) näher bestimmende epitheta: die maske einer Meduse . . . von merkwürdiger vortrefflichkeit GÖTHE I V 46, 256 W.; eine ungeordnete, j a unverstandene vortrefflichkeit CABOLINE l, 385 Waitz; bald ersticken diese rohen horden jene klassische vortrefflichkeit PLATE» 1,448 R.; (ironisch:) lndesz die moderne vortrefflichkeit iaullenzt auf ledernen klssen STBACHWITZ ged. ( 1 8 5 0 ) 3 2 0 ;

zeichen einer besondern vortrefflichkeit d. neueste aus d. anm.

gdehrsamk.

(1751)

3, 4 8 6 ;

LESSIKO

10,179

M.;

ZAOHABIÄ poet. sehr. (1763) 8, 86. — innere vortrefflich k e i t L A V A T E B physiogn.fragm.

(1775) 1, 107; F B . L . JAHN

1, 283 E. — der glaube an seine (Jesus)

menschliche vor-

t r e f f l i c h k e i t D . F B . STBAUSZ ( 1 8 7 6 ) 6 , 3 3 ;

den glauben an menschliche vortreflichkeit zu stehlen

SCHILLER 5 , 1 , 1 6 2

G.

das gefühl hoher vortreflichkeit STURZ (1779) l , 50; F E . SCHLEGEL (1846) 6, 72; W. v. HUMBOLDT ges. sehr. 6, 119 akad.-ausg.; MÖBIKE 3, 9 Göschen. — (das schöne) Stellvertreter einer höheren vortrefflichkeit SOLOEB varies. über ästhetik (1829) 361; zwey persische gedichte . . . von der höchsten vortrefflichkeit GÖTHE I I I e, 285 W. e) unendlich oft mit abhängigem genit. : von der weiber vortrefflichkeit und der m&nner mängel HABSDÖBFFEB frauenz.-gesprächsp. (1641) 2, 183; der hirsch wegen vortrefflichkeit seiner hörner MOSCHEBOSCH ges. (1650) 2, 321; die vortrefflichkeit der armuth AGYBTAS griUenvertreiber (1670) 77; Homers vortrefflichkeit in dieser kunst BREITINQER crit. dichtkunst (1740) l , 29; wer die vortreflichkeit eines kunstwerks fühlet HEBDEB 22, 96 S.; brachten nachricht von der vortrefflichkeit des landes GÖTHE 7, 167 W.; das sich nun die obersten der fremden armee selbst von der vortrefflichkeit des preuszischen exerci-

1782

tiums überzeugt hätten IMMEBMANN 18, 54 B.; das gesteht leuchtet von der vortrefflichkeit seines mittags t i s c h e s GUTZKOW ( 1 8 7 2 ) 8, 73.

f) mit sinnverwandten oder sinnergänzenden subst. verbunden: dero eigenen preisz und vortrefflichkeit thealrum amoris (1626) 6; eine sonderbare klugheit und vortrefflichkeit GBIMMELSHAUSEN Simpl. 4, 566 Keller; vortrefflichkeit und tugenden PBÜTOBIUS anthropodem. pluton, (1666) 1, 323; vortrefflichkeit und würde BBEITINGEB crit. dichtkunst

(1740) 1 , 1 0 1 ; w e r t h u n d vortrefflichkeit

HEBDEB

3,9 S.; vortrefflichkeit und geistligkeit (der musik) SCHUBABT ästhetik d. tonkunst (1806) 39; harmonie, Wahrheit, Ordnung, Schönheit, vortreflichkeit SCHILLEB 4, 41 O.; eure angeborne vortrefflichkeit und Zartheit E . M. ABNDT sehr, für u. an s. I. Deutschen (1845) 1, 418; ihre gute andauernde führung und vortrefflichkeit G. KELLER (1889) 4, 246; doch wer mag nur der färben unterscheid, erhöhung und vortrefflichkeit nach Ihrem rechten Werth beschreiben? T E I L L E R poet. betracht. ( 1 7 5 0 ) 1 , 1 4 . g) plural für die gesamtheit oder einzelne vortreffliche eigenschaften: eines liebhabers von sonderbaren vortrefflichkeiten würdig A. GBYPHIUS Horrib. 54 ndr.; alle heldenverrichtungen und vortreflichkeiten NEUMABK fortgepfi. musik.-poet. lustw. (1657) 1, 234; die schmeicheleven und Unwahrheiten, die man uns . . . von unsern vortrefflichkeiten vorsagt d. vernünft. tadlerinnen (1726) 1, 44; wir verliehen dem David vortreflichkeiten HEBDEB 24,144 S.; wie kan es möglich seyn, einen solchen schätz von allen vortrefflichkeiten zu sehen und sich nicht zu verlieben? STBANITZKY ollapatrida 247 Wiener ndr.; S h a k e s p e a r e v o r t r e f f l i c h k e i t e n AYBENHOFF (1814) 2, 9 4 ;

geistige vortrefflichkeiten, die vom Schöpfer gleichfalls stammen BROCKES ird. vergnügen in gott (1721) 4, 22. 3) als titvlatur in allerer spräche: eminentz, die hoheit, vortrefflichkeit ('ist der cardinäle ihr titul') SPANNUTIUS (1720) 237; daher hat man das ehrenwort groszer minister, excellenz, im deutschen nicht besser als durch vortrefflichkeit auszudrücken gewuszt GOTTSCHED beob. (1758) 369; von einer frau: weil er (ein kaiser) nun kein anders mittel weisz, sich zu retten, als vermittelst einer heurath mit eurer vortrefflichkeit STBANITZKY ollapatrida 359 Wiener ndr. 4) hierzu als gelegenheitsbildung: ihr cultursturmläufer und v o r t r e f f l i c h k e i t s s c h n ü f f l e r fremder läppen K . E D L E R v . P U T L I T Z klagdieder

u. br. ( 1 8 1 7 ) 1 2 7 .

V O R T R E F F U N G , f . («. vortreffen), auf das unter fürtreffung teil 4 , 1 , 1 , sp. 919 verwiesen wird, scheint nicht vorzukommen. V O R T R E I B E N , verb., s. fürtreiben teil 4,1, 1, sp. 919; mhd. vür-, vortriben mhd. wb. 3, 87 B ; LEXER 3, 460; vgl. HALTAUS

572;

F I S C H E B schwäb.

wb.

2, 1884;

propellere

vortreiben DIEFENBACH mlat.-hochclt.-böhm. wb. 224; vortreiben, vorsichhertreiben et fürhintreiben, prae se agere STIELER 2322; vortreiben, cacciare in presenza b avanti gli occhi KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1129 B ; füret vorgetrieben, ich treibe vor, propeilo STEINBACH 2, 857; vortreiben ADELUNG; CAMPE; mnld. voredriven VEBWIJSVEBDAM 9, 978. — gegenüber dem älteren fürtreiben ist die anwendung von vortreiben bedeutend eingeschränkt. 1) in eigentlicher bedeutung: bewirken, dasz etwas vorwärts, vornhin, hervor, vor jemanden hin sich bewegt oder bewegt wird. a) zunächst von tieren: wurden etliche von den ahuhirschen vorgetrieben, auch bey 30 stück gefellet OLEABIUS pers.reisebeschr. (1696) 277; bei manchen jagden wurden bis zu 5000 stück wild der verschiedensten art vorgetrieben SCHWAPPACH hdb. d. forst- u. jagdgesch. (1886) 2, 634. — einem das viehe vortreiben, dasz der käuffer es sehe KBAMEB t.-ital. dict. 2 (1702!) 1129 B ; die geworfenen ferken werden dem zehntherrn vorgetrieben, dasz er darunter wähle J . GRIMM dt. rechtsalt.1 1, 543; vgl. LEXEB kämt. wb. 68. — in der schlackt: Hannibal 112*

VORTREIBEN—VORTREIBER

VORTREPPCHEN-VORTRETEN

hiesz seine leicht bewaffneten . . . eine anzahl ochsen vortreiben MOMMSEN röm. gesch. (1864) 1, 574. — beim reiten: vortreibende hilfen erhalten die erförderliche biegung der hinterhand v. ALTEN hdb. f. heer u. flotte

beschlage nöthiges stück' (schmales eisen zum festen verschlieszen der fenster) EOOERS 2, 1273; teil einer maschine der Strumpfwirker P R E C H T L technol. encycl. ( 1 8 3 0 ) 1 8 , 2 2 7 . V O R T R E P P C H E N , n., dimin. zum folgenden wort: der alte windet sich mühselig das schmale vortreppchen hinan KÜRNBERGER novellen (1861) 1, 20.

1783

( 1 9 0 9 ) 1, 3 7 8 .

b) dann in allgemeiner, mannigfaltiger anwendung: einen, der unter dem tische steckt, vortreiben CAMPE. — andern voraus:

1784

V O R T R E P P E , f., 'eine treppe, ein auf gang von stufen vor der eigentlichen treppe' CAMPE ; gewöhnlich aber treppe, und n u n trieb dich dein t r u t z so allen v o r die zum eingang eines gebäudes führt: vor der vortreppe (¿t&o ukv vuv ye jtoXv nooSißijxas undJTQJV otü yrinnti auf dem hofe stehen marmorne bildsäulen GRAFEN zu I I . 6, 126) S T O L B E B O ( 1 8 2 0 ) 6 , 3 6 1 ; auf den stufen der vortreppe BttROER 170" Bohtz; IMMERMANN 5,190 B.; (bauernhaus) mit steinernen vorvor jemandem her, von den schillern bei einem, leichentreppen G . K E L L E R ( 1 8 8 9 ) 5, 2 6 8 . — name zweier Schnecken begängnis: (buccinum trochlea und murex dolarium) NEMNICH. {dasz ich) die klnder gegen l o b n den t o d t e n vorgetrieben und wöchentlich ein lied f ü r thaler hingeschrieben NKUKIRCH ged. (1744) 1 4 2 .

c) in technischer an wendung: vortreiben des schusseg

(beim weben) LUEQER lex. d. ges. technik (1894) 7, 884.

tunnelbau (vgl. unter d): einen richtstollen vortreiben HOYBR-KREUTER

technol.

wb.

(1902)

L, 8 2 3 ;

MABSCH-HEEBEN techn. wb. (1876) 9, 733.

vgl.

KAR-

bromeplastik:

die gravierung der nur an den ohren vorgetriebenen haarzotteln mitteil. d. kais. archäol. Instituts zu Athen 1908, 4 3 5 .

d) in neuerer militärischer spräche: nicht einmal eine spitze hatten sie (die feinde) vorgetrieben D. v. LILIENCRON zehn novellen (1904) 116; er (major v. Arnim) sollte . . . Streifpartien vortreiben MEINEKE leben d. generalf. v. Boyen 1, 346. — freier: (wir glaubten) unsern angriff . . . vortreiben zu können HINDENBURO aus m. leben 342. — doch auch von schützen-, laufgräben u. ä., vgl. unter c: die zickzacks vortreiben HOYER-KREUTER technol. wb. (1902) 1, 822; während der belagerung von Fredrikssten durch die Schweden 1718 verhinderte G. das vortreiben

der laufgräben v . ALTEN Mb. f . heer u. flotte (1909) 4, 506;

versuch des feindes, seine gräben gegen unsere Stellungen vorzutreiben amtl. kriegsdepeschen 17. 7. 1916. e) vom antrieb zu kreisförmiger bewegung vor jemandem, damit er es sehe: jemandem den kreisel vortreiben

VORTRETEN,

mhd.

4,1,1,

sp.

919;

LEXER 3, 588;

STEINBACH 2, 8 5 0 ; v o r t r e t e n A D E L U N O ; CAMPE.

1) zunächst von menschen, weiter nach vorn, aus einer gruppe, menge, aus einem verbergenden ort, hinter etwas deckenden hervor, vor jemandem hin, näher an ihn heran treten; weiter, einen schritt, aus dem gebüsch, hinter dem schrank vortreten u. s. w. : deswegen trat ich vor mit der lunce in der band GÖTHE 43, 106 W.; jetzt trat ich vor und warf mich zu den füszen des königs hin SCHILLER 5,1, 24 G.; tritt man durch diese querschlucht.. . weiter gegen westen vor R I T T E R erdkde ( 1 8 2 2 ) 1, 7 9 6 ; als er (der geistliche) nun vortrat und den segen sprach FONTANE I 5 , 1 1 0 ; (dasz) der gefeierte liebling nochmals vortrat (vor den Vorhang) jahrb. d. Qrittparzerges. 2, 331 ; (ich ersuche) diejenigen herren, welche nach der alphabetischen Ordnung voraussetzen können, dasz ihre namen im aufrufe nahe bevorstehen, vorzutreten BISMARCK polit. reden 1, 228 Kohl; Belnke fing so an, wie er vorgetretten: dank sey, könlg, euch Reinicke fuchs eben trat ein bfirger vor und sprach

2) in freierer und übertragener anwendung; vom pflanzenwuchs (vgl. treibhaus): das getreide, das jetzt weit

(1650) 157;

HERDER 2 6 , 3 5 9 5 . ;

vorgetrieben steht GÖRRES ges. br. (1858) 3, 638; nun erst

du tritt vor! wer bist du und was hältst du diesen mann? SCHILLER Willi. Teil 3, 3; (.der dichter,) der oftmals schon Im lanfe des stficks vortrat

fragt er ihn über die erde und den samen aus, die er bisher gebraucht, um seine schnellen Wunderblumen vorz u t r e i b e n J E A N PAUL 15/18, 676 H . ;

PLATEN 2, 3 4 1 2 t ;

wer hier im gotteskampf zu streiten kam ffir Elsa von Brabant, der trete vor

Schm.-H.

übertragen: in der häuslichen glückseligkeit sind die windstillen, zwischen vier engen wänden vorgetriebenen bequemen freuden nur der zufälligste beatandtheil

R . WAQNER 2, 72 volktamg.;

aus seiner schlucht der wandrer tritt in seine öde fläche vor

JEAN PAUL (1826) 7, 112; weil ich d e m leser in jedem

kapitel immer so viel ideen . . . vortreiben werde 21, 61. kühner: b e y der Verfassung nun ist die natur geblieben u n d h a t , so offte sie ein weibgen vorgetrieben, w e i t gröszre müh und fleisz zur bildung a n g e w a n d t , als wenn sie in die weit ein männgen h a t gesandt

HKNRICI ernst-, schenh. u. tat. ged. (1727) 2, 194.

in besonderer wendung: (als J. Orimm) im jähre 1863 starb, hatte er das werk . . . bis gegen den schlusz des F vorgetrieben ARTH. HÜBNER in: forsch, u. fortschritte (1933)

mhd. wb. 3, 9 7 " ;

precettere vor- vel ubertreten DIEFENBACH gloss. 451°; vortreten, praecedere, anteire, praegredi, praeire, it. antecellere, praestare, eminere S T I E L E R 2 3 3 8 ; vortretten, voraustretten, passare avanti KRAMER t.-ital. dici. 2 ( 1 7 0 2 ) 1 1 3 8 A ; für- et vorgetreten, ich trete vor, progredior

CAMPE.

nun s a h Ich süsze blütenzelt vergehen, i c h sah die goldnen fruchte vorgetrieben XJHLAND ged. 1, 423 E.

verb., vgl. fürtreten teil

v ü r - , vortreten

9

101.

V O R T R E I B E N , »., die eigentliche treibjagd vorbereitendes zusammentreiben des wildes: rehe, hirsche . . . sah er aufgescheucht vom vortreiben zur morgenden groszen

A . v . DROSTE-HÜLBHOFF 2 ( 1 8 7 8 ) 35.

vor- und zurücktreten : wir hätten dann auch . . . immer etwas vor - und etwas zurückzutreten GÖTHE I I 2, 44 W. — mit dem fusz, bein vortreten oder von diesen selbst, so auch bei bildwerken: und tritt man in denselben tempo mit dem rechten fusz wieder vor v . FLEMING d. voük. t. Soldat (1726)

246;

wo Bie mit den füszen vortrat, gähnte rings ein düstres nicht«

G. KELLER (1889) 10, 1 8 6 ;

dasz alsdann der linke fusz vorträte GÖTHE I V 2 6 , 1 1 7 W . ; nur das vortretende linke bein durch eine schiene gedeckt N I E B U H R röm. gesch. ( 1 8 1 1 ) 3, 2 9 0 ; das linke bein ein wenig vortretend H E R M . GRIMM Michelangelo ( 1 8 9 0 )

j a g d GUTZKOW tauberer v. Rom (1858) 6, 372.

1, 296.

V O R T R E I B E R , m., vom verb. vortreiben abgeleitet, dessen sinn folgend CAMPE: wie ich bey den vortreibern

2) prägnant, zur konfirmation sich stellen SPIESZ henneberg. idiot. 273. — vor gericht, zum verhör, vor einer behörde u. ä. erscheinen, sich stellen: beim gerichte vortreten, ad Judicium progredì STBINBACH 2, 850; so laszt die partheyen nur immer wieder vortreten bei GOTTSCHED dt. Schaubühne. 6, 300; da auch dieses verhör geendigt w a r , . . .

war, so ersiehe ich leute von uns hinweg fliehen GÖTZ

v. BERLIOHINGEN lebensbeschr. 34 Bieling; vielleicht fehlerhaft für vortreber, d. h. vorträber, vgl. vortraber sp. 1762. — dinglich: vortreiber, 'ein zu einem vollständigen fenster-

1785

VORTRETEN

l i e s z m a n a u c h s i e e n d l i c h w i e d e r v o r t r e t e n GÖTHE 21, 75 W . ; k o m m t klüger 1 t r e t e t vorl A. GEYPHIÜS Irauerap. 514 Palm; so n i m m , gercchtlgkelt, d e n n deinen lauf! klägere t r e t e vor H . v . KLEIST 1, 356 E. 3) von tieren, dann von gegenständlichem: lich a u s d e m w a l d e ins feld v o r t r a t e n STBAUSZ d. Schleier 62. — sonne, mond: wie d n vorgetreten, sonne, slchtbarlich

1786

VORTRETEN

Schm.

rehe, die zierund ästen E.

BÜCKERT (1867) 1, 469;

Aber die vergoldten zlnnen t r a t der m o n d soeben vor EICHENDOBFF (1864) 1, 374; ein reizend welb Im leichten silberflor, t r i t t L u n a h i n t e r d e m geblrge vor HEKWEGH ged. einet lebendigen (1841) 177. w e i l s i e (die verschobene linse des auges) i m l e t z t e r e n f a l l e m i t d e r z e i t w i e d e r v o r t r e t e n k a n n F . T H . V. SCHUBERT verm. sehr. (1823) 3, 19»; d a s v o r t r e t e n d e r s t i f t e (an einer maschine) KARMARSCH-HEEREN techn. wb. (1876) 10, 7 6 8 ; d a s Ist der leib, der Jetzt, die grobe kBrperhtille d u r c h s c h i m m e r n d , w a n n sie fällt, v o r t r i t t In klarer fülle BOCKEET (1867) 8, 607.

4) deckend, schützend, auch übertragen: damit man ihn n i c h t s e h e n s o l l t e , t r a t e n s i e v o r CAMPE;

wenn es darum geschieht (dasz ihr einem hofmann auf denfusz tretet), ihm vorzutreten (und so demfürsten näher zu sein)

KLINGER (1809) 1 1 , 1 1 1 .

6) die in der eben angeführten stelle hervortretende bedeuiung wird dann weiter entwickelt zur bezeichnung höheren ranges, mit dem eben auch das recht des vortriüs verbunden ist, eines besseren oder auch eines angemaszten rechtes, ferner zur bedevtung des Vorzuges; 'zuweilen auch, obgleich seltener, dem ränge nach vor oder über ihn gehen' ADELUNG; precellere vor- vel ubertreten DIEFENBACH gloss. 45L C ; antecellere, praestare, eminere STIELER 2 3 3 8 : dasz ja niemand, den sie nicht dafür ansehen und dem es ihrer meinung nach nicht zukommt, ihnen vortrete Beinicke fuchs (1650) 2 4 4 ; dasz Mustafa, der von einer sclavinnen geboren, ihren kindern . . . in der herrschafft solte vortreten E R . FRANCISCI d. hohe traursaal (1665) 1, 386; die propheten treten an fülle und lauterkeit den meisten gnomologen der Griechen weit vor H E R D E R 12, 81 18.; keine (Zeitschrift) in Deutschland wird ihr in aufrichtigkeit, eigener empfindung und gedanken vortreten GÖTHE IV 2 , 1 3 W.; (die frau steuereinnehmerin,) die der alten, würdigen frau muhme beym heiligen liebesmahl durchaus vortreten will KOTZEBUE dram. w. (1828) 18, 6 6 ;

Ich trat im kayserthum dem ältern bruder vor

CANITZ ged. (1727) 76.

v o r t r e t e n d w a n d t e sie den todespfeil u n d w e h r t Ihn a b v o n deinem leibe

(ij toi 7tq6a9t at&aa ßtlio; ¿/trtevxlz äfivvtv II. 4,129) BÜBGER 157*

Bohlt;

s c h ü t z e n d t r a t e s t d u vor, dasz n i c h t mich verletzte der zufall GÖTHE 1 , 2 7 7 W. d e n empfindungen, die in den psalmen herrschen, trete m a n weder als feind entgegen, noch als blinder vert h e i d i g e r v o r H E B D B B 12, 209 3.; m i r m i t e i n p a a r W o r t e n vorzutreten u n d mich zu vertreten beim lesepublikum E . T . A . HOFFMANN briefw. 2, L, 159 H. v. Mttüer. — in

gegenteiligem sinn, hindernd, zurückdrängend;

übertragen:

als o b ich irgend einer g a n g b a r e n philosophie v o r - o d e r z w i s c h e n t r e t e n , s i e v e r d r ä n g e n . • . w o l l t e H E R D E R 16, 403 8.

5) vor jemandem hergehen, besonders auch vom antreten zum Vi/rausschreiten: etliche lackeyen t r o t t e n ihrem f ü r s t e n o d e r h e r r e n v o r KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1 1 3 8 » ;

einem vortretten, 'feyerlich und langsam, vor ihm hergehen' ADELUNG; vgl. v o r t r i t t : (gössen und platze) v o l l e r lackeyen, t r a b a n t e n u n d hofgesind, die ihnen (bischöfen) v o r u n d n a c h t r o t t e n R Ä T E L Curäi chron. v. Schlesien (1607) 2 5 5 ; s c h e r g e n , d e r g l e i c h e n d o c h d e n v e s t a l i s c h e n j u n g f r a u e n v o r t r a t e n LOHENSTEIN Armin. (1689) 2, 978 TT ; bey d e n engein, die d e m gerechten in d e m paradiese v o r t r e t e n l i n d s e i n e n s i t z b e r e i t e n K L I N G E R (1809) 6, 15; i c h bin erstaunt, dasz niemand i m Vorzimmer gewesen seyn s o l l t e , i h r o d u r c h l a u c h t v o r z u t r e t e n IFFLAND theatr. w.

(1827) 6, 154. — in allgemeinem sinne von vorangehen:

als ein b e r r t r a t Beinecke vor, es folgten die a n d e r n GÖTHE 6 0 , 1 8 4 TT. so auch übertragen: will d a r a u f f ich d e r e r s t sein, der e u c h allen h i n a u s z v o r t r e t e n wil, u n d wie ich i m t h u e , also t h u t a u c h i h r m i r n a c h M. SCHROT wappenbuch (1581) 2 6 6 a ; w i e a u c h d i e j e n i g e ( e i n ende) g e n o m m e n , w e l c h i h n e n in gleichmfisziger vermessenheit u n d gottlosigkeit v o r g e t r e t t e n FIOKLER Hosius (1591) 3 6 7 ; d i e ä l t e s t e griechische geschichte v e r r ä t h z u viel spuren, d a s z f r e m d e in d e m lauf ihrer erfindungen ihnen oft vor-

getreten HERDER 2,123 8. — von namen, werter-, silbern.: des nahmens Banise halber, d a er ihrem n a h m e n vorz u t r e t e n d i e d r e i s t i g k e i t h a t t e H I P P E L kreuzu. querztige (1793) 1, 6 0 ; d a s z d a s v e r b u m i m S i n g u l a r s t e h e n k ö n n e , w e n n e s d e n S u b j e k t e n v o r t r i t t ADELUNG um-

ständl. lehrgebäude d. dt. spr. 2, 372; wo eine länge dem a n a p ä s t v o r t r i t t Voss Zeitmessung d. dt. spr. (1802) 166. — zeitliches vorausgehen: a b e r eine d ü s t e r e Zwischenzeit t r a t d i e s e n h e i t e r n a n s g ä n g e n v o r IMMERMANN 7 , 1 0 6 B. — i n besonderer anwendung: der himmel steh euoh bey.

im allgemeinen ist diese anwendung in der spräche der gegenwart veraltet, vgl. aber vom rangverhältnis der hypothekengläubiger: in der rangänderung ist die einigung des zurücktretenden und des vortretenden berechtigten . . . erforderlich bürgerl. gesetzb. § 880. — in besonderer Wendung: das erste selbständige gaunerwörterbuch, in welchem höchst bezeichnend die spezifisch deutsche 'spitzbubensprache' in starker läuterung vor das judendeutsch vortritt (die deutschen ausdrücke überwiegen) AV£-LALLEMAND dt. gaunerthum (1858) 3, 123. 7) bei jemandem zum besuch sich einstellen: gedenke, schwester Pette, jetzt t r a t der ohm Hans Schweinichen vor und b a t um dich SCHWEINICHEN denkte. 66 ö.; Johannes Lutz aus Herisau in der Schweiz t r a t bey mir v o r GÖTHE I I I 12, 328

W.;

vereinten gatten beyzustehen, trat einst die lieb Im himmel vor JOH. EL. SCHLEGEL (1761) 4 , 1 9 1 ;

denn alle Jahr, nur wenig augenblicke, pfleg ich bei Hanto vorzutreten GÖTHE Faust 7449. dann auch übertragen: nach kurzer zeit, mein guter, trete ich wieder vor (brieflich) und zwar dieszmal mit wünsch und ansinnen I V 38, 73 W. 8) ausserordentlich häufig wie hervortreten im sinne von vorragen, herausragen, im gegensatze zu einem zurückliegenden, mit dem etioas zusammenhängt; zugrunde liegt die Vorstellung einer gedachten bewegung. a) von bauwerken, gegenständen aller art: dies haus t r i t t vor den übrigen um eine eile vor CAMPE; ein vortretendes giebelgesims WELCKER alte denkm. (1849) 1 , 1 0 . — an den enden des kastens vortretende arme KABMARSCH-HEEREN techn. wb. (1876) 1, 4 4 0 ; vorstehende leiste u. ä. b) von körperteilen: das kinn t r i t t vor A. W. SOHLEGEL (1846) 9, 3 2 ; scharf t r a t die feine adlernase vor F 0 U Q U 6 altsächs. bildersaal (1818) 2, 222; mit den vortretenden backenknochen B I T T E R erdkde (1822) 1, 2 1 8 ; das tiefliegen oder vortreten des augapfels SÖMM ERRING vom baue d. menschl. körpers (1889) 5, 6 1 9 ; die weit vortretenden brauen (goriUa) BREHM tierleben 1, 60 P.-L. — an pflanzen: mit vortretenden ädern (des blatte») SCHLBCHTENDAL flora v. Deutschland (1880) 27, 296. c) in der landschaft: die nähe des in der kiemasiatischen halbinsel vortretenden östlichen continents A. v. HUMBOLDT Kosmos (1846) 2, 154; wo das Breithorn als eckpfeiler des gewaltigen felsenbaues frei vortritt H . v. BARTH Kallcalpen (1874) 2 3 (und natürlich sehr oft in diesem buche)-, in steiler, kecker linie t r a t ein felsiger

1787

VORTRETEN

bergrücken aus dem gehügel des ufers vor SCHEFFEL (1907) 1, 170. — in besonderer wendung, wobei die Vorstellung an die unter 1 behandelte bedeutung anknüpft: und, gleich dem wilden härme, tritt dort die flehte vor, and streckt die dunkeln arme zum Weltengeist empor TIEDGE (1823) 2,102. 0) der übertragene gebrauch des verb. ist im nhd. sehr verbreitet, doch ist zu beobachten, dasz in neuerer spräche in vielen Wendungen das deutlichere hervortreten vorgezogen wird, zunächst wird bezeichnet, dasz sich etwas abhebt, sich vor anderem schärfer den sinnen oder dem verStande aufdrängt, in diesem sinne kann das verb. sich auf personen, Sachen oder vnsinnliches beziehen, diese bedeutung kann dann aber abgeschwächt, der gegensatz nicht mehr so betont werden, so dasz vortreten den sinn annimmt: sich zeigen, in erscheinung treten, sich der Wahrnehmung darbieten u. a. diese anwendung ist allmählich veraltet. natürlich ist die grenze zwischen beiden anwendungen nicht immer scharf zu ziehen. a) von personen: (herr N.) trat im ersten aufzuge offenbar zu sehr vor GRILLPARZER 15,106 Cotta; (eine dichtung) verräth in dem vortreten des dichters . . . das 13. jh. GEBVIKUS gesch. d. dt. dichtung (1853) 2, 77; so energisch war frau kommerzienräthin noch nicht vorgetreten HOITEI erz. sehr. (1861) 36, 361. — erkühnen sich vorzutretten und . . . processe zu führen ETTNER med. mauläffe (1719) 276; so tritt er (Thersites) vor, so wird er abgefertigt HERDER 3, 169 S.; vgl. 204; 18, 101; drama, in welchem die wesen jedes ranges vortreten: vom gott des himmels bis zu den geistern der finsternisz GÖTHE 41, 2,190 W.; daaz er (Lichtenberg) als ein hauptgegner und bekämpfer der thörichten propheten und wunderthäter . . . öffentlich vorgetreten war GERVINUS gesch. d. dt. dichtung (1853) 5, 163. — vor- und zurücktreten in besonderer Wendung, ansatz zur tat und zurückweichen wird bezeichnet: wie er (Hamlet) sich windet, dreht, ängstigt, vor- und zurücktritt GÖTHE 22,16 W. b) von unpersönlichem; stärker ins auge fallen, scheinbares vortreten: die rundung der theile (in einem bilde), richtiges vor- und zurücktreten derselben GÖTHE I I 3, 359 W.; vgl. I 45, 280; I V 25, 49; welche (färben) vortreten, welche zurücktreten müssen VISOHER ästhetik (1846) 2,54. — altn. tritt die gutturalis noch stärker vor J. GRIMM kl. sehr. 3,119; (einen) im faesimile zu stark vortretenden buchstaben 2,10. e) so auch von unsinnlichem: demnach weiset auch so gar die quart gewisse, besonders merkwürdige und vortretende fälle auf MATTHESON kl. generalbaszschule (1735) 228; dasjenige wieder vortreten zu lassen, was sich bey mir vielleicht in den tiefsten hintergrund zurückgezogen hat GÖTHE I V 37, 4 W.; wenn in einem volke das scharfe, das spitzige, das geistige, das schlaue und pfiffige durchaus vortritt ARNDT sehr, für u. an s. I. Deutschen (1845) 2, 358; (das) deutlich werden der kausalität und des willens, jenes wechselweise vor- und zurücktreten beider SCHOPENHAUER 3, 291 Chr.; die sichtlich vortretende Unmöglichkeit Avil-LALLEMAND dt. gaunerthum (1858) 1, 83. d ) in abgeschwächter bede/utung, vgl. die entsprechende entwicklung bei vorkommen: das hin und wieder vortretende z ist überall getilgt und durch s ersetzt J. GRIMM Reinhart fuchs (1834) CLV. in dieser abschwächung jedoch selten, meistens näher der ursprünglichen bedeutung etwa wie 'sich zeigen, in erscheinung treten': gesicht, auf dem ein finsterer zug vortrat W . WEIGAND d. rote fiut (1936) 194; so wie meine einfalle vortreten, stelle ich sie in die reihe BODE Montaigne (1793) 3, 186; dasz sie die bisherige Ordnung der dichtungen theils beschlieszen, theils die neu vortretende einleiten GERVINUS gesch. d. dt. dichtung (1853) 4, 14; die meisten ungeleugneten übel und gebrechen des alters treten dann als einWiangriffe vor J. GRIMM kl. sehr. 1,198. e) mit dem dativ verbunden: leid und freude, süsze und bittere empfindungen . . . treten uns in wohlgeordneten, erlesenen scenen vor HERDER 20, 311 8.; vgl. 27, 167.

VORTRETER—VORTRIEB

1788

10) in älterer spräche mit dem akkus. eines Objekts: (gab ihm) einen wegweiser mit, der ihm den rechten weg . . . vortretten muste A . U. v. BRAUNSCHWEIQ Octavia (1677) 622; die beidenthalb ougen haten, den rechten wee una vor traten HEINRICH Y. HESIKR apokat. 8578; sehet sie an, die uns vor crefftecllchcn trat daz Bpor Daniel 2167 Hübner; hier hat Thuiscons söhn mit opfern und mit beten euch oft den heiigen weg zur Wohlfahrt vorgetreten J. CHR. KRÜGER »ehr. (1763) 181. vom reigenführcr (vgl. vortritt 4): tritt uns den ralen vor, ich tritt euch nach auf euren spor lastn.-ap. 1, 399 E. auch ohne den akk.: gevatter Englmalr, nun tritt aber vor 1,419. V O R T R E T E R , m., vom vorhergehenden verb abgeleitet; vgl. fürtreter teil 4, l , 1, sp. 920; vortreter, der, antecessor, anteambulo STIELER 2338; vortretter, colui che passa d fd la carte innanzi KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1138®; vortreter CAMPE. 1) im eigentlichen sinne 'der jemandem vorangeht', z. b. von solchen, die ehrenhalber vor jemandem schreiten: ich gab mir die ehre, ihren vortreter zu machen AYRENHOFF (1814) 3, 63; vgl. oben KRAMER; freier: durch den löwen wird auch zuverstehen gegeben ein jeglicher sünder, und durch den begleyter oder vortretter der teuffei ÄG. ALBERTINUS hirnschleiffer (1664) 299; vor ihnen her schwimmen seine trompeter oder vortretter, die tritones SANDBART iconologia deorum (1680) d 4 8 . — mit nachtreter verbunden: da wegen dicke des laubes weder Cynthia selbsten, noch deroselben vor- und nachtreter . . . ihrem liebkosen zusehen möchte DACHSDORF wintertages schäfferei (1636) c 2 b ; ein nachtretter oder vortretter . . . einer dama ABR. A S. CLARA mercks Wien (1680) 40. — in besonderer anwendung: sein vortreter im sonnenschein des ruhms und glückes, der ihn dadurch in schatten st-eüt A. G. MEISSNER Alcibiades (1781) 2, 260. 2) Übertragen im sinne von 'anführer', besonders aber auch von 'Vorgänger', das aber im Sprachgebrauch der neuzeit vortreter völlig verdrängt hat: sie seufzent under dem schweren joch und begerent vortretter, werden waffen nemen, als balt ir in ein zaichen gebt dt. städtechron. 3, 133 (Nürnberg)-, denn etlich in kindlichen tagen durch die Seelenmörder und vortretter der rotten und örden yngefürt werdend, dasz sy söliche gelübd thünd ZWINGLI dt. sehr. (1828) 1, 329; voll genug nehmen die Vertreter und vortreter des fortschrittes ihren mund schon jetzt HOLTEI erz. sehr. (1861) 7, 142. — sie sind uns übrigen Deutschen . . . die glorreichen vortreter und das erste beispiel der freiheit und ehre geworden ARNDT sehr, für u. an s. I. Deutschen (1845) 1, 344. 3) für Vertreter: deszgleichen wird der vortreter wider den willen des gläubigers oder klägers nicht zugelassen, so der vortreter in meinung, sich selbst zu einem selbechuldiger zu machen, die vortretung auff sich nemen wil Breslauer gerichtsordnung (1691) 30. V O R T R B T U N G , /., zu vortreten gebildet, veraltet; vortretung, die, antecessio et praestantia STIELER 2388: hierauf begaben sich ihre kais. majestäten . . . unter oberwähnter vortretung und begleitung... zurück d. neueste aus d. anmuth. gelehrsamk. (1751) 6, 333; unter vortretung des hofstaats THÜMMEL reise (1791) 4, 347; in diesem sinne durch vortritt verdrängt. — eine andere anwendung des Wortes s. unter vortreter 3. V O R T R I E B , m. 1) 'oder die vortrifft, in einigen gegenden das recht, sein vieh eher als andere auf die weide zu treiben; im gegensatze des nachtriebes oder der nachtrifft. den vortrieb, die vortrifft haben' ADELUNG; in gleichem sinne bei CAMPE; vgl. FISCHER schwäb. wb. 2, 1687. hierzu v o r t r i e b s r e c h t , n. KRÜNITZ öcon. encycl. 231,489. 2) weder ADELUNO, noch CAMPE verzeichnen die allgemeine bedeutung des Wortes, handlung des vortreibens:

1789

VORTRINKER—VORTRITT

VORTRIFT—VORTRINKEN

v o r t r i e b eines stollens (vgl. vortreiben 1 d ) L U E Q E B lex. d.

ges. technik (1894) 2, 742. vortreibende kraft: insofern nämlich schwingende flügel (der vögel und insekten) sowohl vortrieb als auch auftrieb erzeugen forsch, u. fortachr. 11 (1936) 343; von einer Schwimmerin: ihr armzug erscheint fast schwach, . . . dafür aber ist ihr beinschlag von stärkstem vortrieb Zeitungsnotiz; hierzu V o r t r i e b s k r a f t , f . v . A L T E N hdb. f . heer u. flotte (1909) 3, 269.

V O R T R I F T , f., s. vortrieb 1. V O R T R I L L E R N , verb., 'vor einem andern trillern, trillernd singen, damit er es höre, wie auch, damit er trillern, lerne' CAMPE ; in diesem sinne könnte es z.b. von einer gesangslehrerin gebraucht werden; gewöhnlich aber erscheint es in herabsetzender bedeutung, vom gesang eines kastraten: welch geseuiz, von dem entmannten s&nger eines welchen volks, wie hohngelächter ans zur Schmach und schände vorgetrillert SCHUBABT jed.

(1825)

2,18.

in allgemeinerer anwendung: deine action (im mdodram) wird zerstttckt, und die musik, ihr vor- oder nachtrillernd, bleibt kraftlos HEEDER 23, 659 8.; eine lustige kindsmagd, die den kindern Wälzer und contretänze vortrillert

JÜNO-STIIXINQ

(1835)

6, 149; (die)

ihm

die

neuesten opernarien vorgetrillert hätte HEBBEL W. 12, 42 W. — frei: (dasz man) einen Plato einer Anis seine liebe wird vortrillern hören d. neueste aus d. anmuth. gelehrsamk. (1751) 1, 526; die beiden schönen (gestalten einer oper) wurden . . . recht lieblich vorgetrillert COSTENOBLE tageb. 2,127 Weilen. V O R T R I N K E N , verb.

1790

wasser reicht, unverzüglich auf, zuerst einen schluck vorzutrinken, sicher ist sicher STEGUWEIT d. Stelldichein d. schelme (1937) 194. V O R T R I N K E R , m., propinator ein vortrincker, ders eim bringt FRISIUS dict. (1556) 1078a; MAALER 477 a ; vortrinker, insteüer van gezondheid, die voor drinlct KRAMER-MOERBEEK (1768) 402b (vgl. vortrinken 1). — zu vortrinken 2: (die geitzigen) begehen die weise der giffttrinckenden mucken, welche, obgleich die vortrincker ihre vorgeher werden zum tode, dennoch . . . nicht stutzen, noch ihre begierden hemmen ER. FRANCISCI d. letzte rechenschafft (1681) 354; zunächst zur rechten (des pastors) steht . . . der Vorsänger und vortrinker a latere LICHTENBERG erklärung d. hogarthischen kupferstiche (1794) 1, 113. anführet im trinken: keineswegs als ein buszprediger unter den Sündern, sondern vielmehr als der Vorredner und vortrinker der sauberen bruderschaft W . H. RIEHL gesch. aus alter zeit (1863) 2, 131. zur bezeichnung des symposiarchen: kein fröhliches gastmahl . . . , wobei nicht einer aus der gesellschaft durch den Würfel zum vortrinker und gesetzgeber des festes erwählt worden wäre BÖTTIOER kl. sehr. (1837) 3, 212. V O R T R I T T , !»., fürtritt ist teil 4, 1, 1, sp. 920 nur aus STEINBACH 2, 850 belegt, der es nach seiner ort neben vortritt aufführt, dann aber für dieses einen beleg aus GÜNTHER bringt; in Wirklichkeit scheint fürtritt nur selten gebraucht worden zu sein: doch behelt gemeiniglich der rahtschlag in vernunfft und grund der rechten den furtritt M. v. OSSA prudentia regnativa (1607) 127. vortritt, locus primus, vulgo praecedentia STIELER 2338; vortritt, precedenza KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) H38 a ; vortritt, antecessus DENTZLER davis ling. lat. (1716) 338b; 'ein im hochdeutschen seltenes worf ADELUNO; vortritt CAMPE.

1) in der häufigsten anwendung in gleicher bedeutung wie zutrinken und studentisches vorkommen (vgl. dieses 1) im entwickelten nhd. hauptsächlich das vorangehen unter 4 f oben sp. 1237), wobei der andere das gleiche als ein zeichen höherer Stellung, zunächst in der eigentmasz nachzutrinken hat; diese bedeutung wird denn auch in lichen sinnlichen bedeutung, dann aber freier und in den Wörterbüchern meist angeführt; praebibo, praepoto, promannigfaltiger Übertragung, dasz z. b. jemand vor anderen pino ich trinck vor, credentz, bring eyn, trinck zu lieb den anfang machen darf mit irgend etwas, ganz unsinnE R . ALBEBUS (1540) u 2 A ; v o r t r i n c k e n , propinare MAAlich auch, dasz jemandem ein Vorzug irgend welcher art LER 477A; propino vortrincken und es einem anderen zugestanden oder von ihm in anspruch genommen wird b r i n g e n CALEPINUS diel. XI ling. (1598) 1174 A ; f ü r - et u. s. w. anderseits kann die Vorstellung eines höheren vorgetruncken STEINBACH 2, 876 (fürtrinken wird kaum ranges oder Vorzuges auch zurücktreten, s. z. b. unter f. vorkommen, ist auch teil 4, 1,1, sp. 920 nicht aufgenommen); auch zeitliches vorangehen kann gemeint sein, eine reihe die bedeutung ist bei CAMPE richtiger als bei A D E L U N O anmehr oder weniger fester verbalverbindungen ist hervorgegeben; er hat mir vorgetrunken, ich mag ihm nicht zuheben. B

n a c h t r i n k e n SCHWAN nouv. diet. (1783) 2, 979 ; nid.

voor-

drinken, jemands gezondheid insteilen, het jemand brengen, toebrengen

K R A M E R - M O E R B E E K (1768) 402 B ;

met drinken

vgl. VEBWIJS-VEKDAM 9, 978: Giton achtete mich nicht für würdig, nur einmahl im vorbeygehen mir vorzutrinken HEINSE 2, 208 Schüddekopf; herr, so Ist mein wünsch, erlaube, wenn es deiner macht gefällt, dasz sie uns den becher vortrinkt, nach der sitte der Lombarden

O. F . GEDPPE Theudetinde (1849) 13.

in freier anwendung: es mag wohl eine Zeitlang dauern, bis ihnen (den bergen) da oben eins vorgetrunken wird SCHEITEL (1907) 3, 109.

2) andere anwendungen: vortrincken, zuerst trincken H U L S I U S - R A V E L L U S (1616) 391 A ; e i n e m v o r t r i n c k e n , d e n v o r t r u n c k h a b e n K B A H E B t.-ital. dict. 2 (1702) 1147 B ;

ey gott geb dir drus aller narren 1 lasz mich vordrinkhen nach melm willen I ATBKB 6,3188

K.

sich im voraus mit einem- trunk versorgen: trinck vor, sitz vor zu tysch, ein zwifelhaftigs nachtmal würt fürgesetzt (prior bibas, prior decumbas: cena dubia adponitur Phormio 342) Terenz deutsch (1499) 126A; der vorsichtige reisende mag sich hier immerhin etwas vortrinken, denn weiter südlich wird er so angenehme weine schwerlich wieder finden STEUB drei sommer in Tirol (1895) 2, 142. — pregustare, gustare prima vorversuchen, v o r t r i n c k e n HÜLSIUS (1618) 2, 307 A ; s o l l t e s t d u

einmal

durst leiden, dann fordere den Franzosen, der dir das

a ) den vortritt haben, havere la precedenza, il passo KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) l l 3 8 a ; den vortrit hatten die Beiern, so des kriegens wider die Hungern gewonet waren FABER (1563) 73b. (die wildmeister) haben . . . die praerogativ und vortritt vor denen andern jägern GÖCHHAUSEN notab. venat. (1741) 309; der fürst hat den vortritt SCHILLER Fiesko 6,16; von selbst verstand sich, dasz seine gesandten . . . überall den vortritt hatten TREITSCHEE dt. gesch. im 19. jh. (1897) 1, 357; der abt hatte den vortritt FONTANE I 2, 340. kollektiva: das regiment hatte den vortritt bei der armee, wir konnten also immer voraus sein GÖTHE 33, 20 TT., in dem vorausziehen liegt hier auch eine gewisse ehrung. freier: den vortritt hat das könlgrelch. sehr gerne steht Karlos dem minister nach, er spricht für Spanien

SCHILLXB dorn Kurlos

2, 2.

b ) den vortritt lassen u. ä.: einem den vortritt lassen, donner le pas ä qu. SCHWAN nouv. dict. 2, 979b; darumb, lasz ich dir den vortrit(Xtv nQonaqoi&Ev Od. 17,282) SCHAIDENREISZER Odyssea (1537) 73 a ; und ihr von den übrigen klägern aus ehrfurcht der vortritt gelassen ward J. EL. SCHLEGEL (1761) 6, 303; es liesz nach herkommen regelmäszig der jüngere College dem älteren den vortritt MOMMSEN röm. Staatsrecht (1871) 1, 70; h a t e r s c h o n e r -

klärt, dasz er uns den vortritt lassen wird beim erwerb W . v. POLENZ Grabenhäger (1897) 2, 69; dem Gottsched, welchem oft, als dem magnlflkus, der oberste des raths den vortritt lassen musz KOST verm.ged. ( 1 7 6 9 )

6;

1791

VORTRITT laaz mir Jüngern bent FOüQDi held d. norden» (18X0) 1, 98.

den vortritt

auf kollektiva bezogen: dasz nicht den altpreuszischen, sondern den westfälischen bataillonen . . . der vortritt gelassen werde BISMABCK ged. u. erinn. 2,110 volksausg.;

bleibt es nun dabei, dasz ich der bürg (dem burgtheater) den . . . vortritt lassen musz? DINGELSTEDT im jahrb. d. Oriüparzerges. 8,168. — selbst Frankreich liesz Mussolini n u n den vortritt (im Donauraum)

STEGEMANN weltwende

(1984) 338. — die Italiäner und Franzosen weit zu ruck bleiben und uns Teutschen den vortritt unansprüchig überlassen solten (1641) 3, B 2».

HARSDÖBFFER

frauenz.

-gesprächsp.

c) zugestehen, einräumen u.a.: wollen wir ihm den vortritt unter der bedingnisz zugestehen, dasz . . . MEISL theair. quodlibet (1820) 2, 113; die königlichen höie wollten

den groszherzoglichen wohl die gleichberechtigung beim vortritt, doch nicht bei den Unterschriften zugestehen TBEITSCHKE dt. gesch. im 19. jh. (1897) 3, 671. — (ist es)

nicht herabwürdigung des geistlichen standes, einem laien . . . einen vortritt zu gestatten? HIPPEL kreuz- u. querzüge (1793) 1, 448; dasz er immer dem Ältesten von beiden häusern den vortritt zusprach RAKKE (1867) 37, 297; Pescara . . . gab dem herzog den vortritt C. F. MEYEB Versuchung d. Pescara

1792

VORTRITT

(1901) 149;

kein Schwedenkönig räumt den vortritt mir A . V. ARNIM 18, 9;

boten mir, als einem gaste, höflich den vortritt an: ich sollte zuerst sprechen LAUBE (1875) 16, 114;

die aller Bchönlsten trauen ein, mein frau die herzogin Ich mein, der gan Ich vortrit und gelust

faitn.-tp. 1, 412 K.

d) der vortritt gebührt jemandem: ihnen gebührt der vortritt DZXNHABDSTEIN ges. dram. w. (1848) L, 99; den vortritt sollst du überall mir schulden, vor mir dich beugen sollst du demuthvoll B . WAGNER ge». sehr. U. dichlungeN (1897) 2, 92.

e) den vortritt verlangen, fordern u. ä.: wer also den vortritt verlangt, der soll ihn von mir haben SOHWABE belust. (1741) 4, 272; die grosze oper in Paris verlangte den vortritt L A U B S (1876) 1, 383; und anch den vortritt werde ich nur einmal verlangen, wenn du nicht zu stSrrig bist, nur heut, nur hier im dorn, und niemals mehr HEBBEL a. 4,104 W.;

um dieses bloszen namens willen fordern sie . . . den vortritt u n d ausgezeichnete ehrenbezeugungen FICHTE (1845)

6, 217. f ) nehmen, gewinnen: gehindert, an ihnen vorbei zu schleichen u n d den vortritt z u gewinnen GÖTHE 26,107

W.; gefällts euch, ihr helden, so nehmt den vortritt JTREYTAG (1886) 8, 99; nimm du nur, holdes liecht, den vortritt In das haosz, Ich folge willigst nach ZIEGLER d. artat. SanUe (1689) 848. während in diesen Stetten, eine bevorzngung nicht betont wird, tritt diese in den folgenden wieder stärker hervor:

mm jedoch gewann ein junger herr den vortritt, der in jeder beziehung Aber aÜe übrigen emporragte HOLTEI erz. sehr. (1861) 28, 226; luden . . . mich höflichst ein, den vortritt z u nehmen v . D. STEINEN naturvöllcer

Brasiliens

(1894) 103; zeitlich: wenn die Italiener im violintrio und dno uns vorangingen, so gewannen wir Deutsche den historischen vortritt im quartett W . I L RIEHL musikal. charakterköpfe (1899) 2, 163. g ) u m den vortritt streiten KKAMKB t.-ital. dict. 2 (1702)

1138»; ein welb, das sittsam geht, sich stiller zucht befielst, und umb die narrenkapp und vortritt Bich nicht reist SACHE! utyr. ged. 89 ndr.; der anwalt Kaps gerleth des vortritt« wegen in fehde mit dem arzte Hein PFEFFEL poet. vtrtuehe (1812) 6,146.

ment zu entphahen, und weren . . . die obersten des orts a m vortritt gewest H . v . D. PLANITZ berichte aus d. reichs-

regiment 1621-23 (1899) 67; so müste ich auch von allen feierlichen solennitäten wegbleiben, weil dabei noch wol öffter der vortritt einen hader, strittigkeit und Schlägerei gebiert EB.FBANCISCI lußkreis (1680) 321; vor der thüre standen zwei männer und machten gegenseitig komplimente über den vortritt HAUTF (1890) 2, 290; dasz ich heute gar der sonne bei euch den vortritt abgelaufen h a b e ROSEQGEB I 6, 302; mein ist der vortritt

GEIBEL (1888) 6, 61.

zeitliches vorausgehen: dieser vortritt (im bankrott) rührte daher, dasz . . . G . K E L L E B (1889) 4, 94. 1) das völlige verblassen der eigentlichen sinnlichen bedeutung ist besonders bemerkbar, wenn vortritt auf tiere und unpersönliches bezogen wird, was jetzt gemieden wird:

nach disen behalten die schaff von Mileto den vortritt H E Y D E N Plinius

(1665) 248; (tiere,)

die f ü r

bevorzugt

gelten, und fast möcht ich sagen, den vortritt haben FONTANE I 6, 62. — nach der heiligen schrillt, die in allem . . . den vortritt h a t SPEINO gürtel desz lebens (1664)

q 6 a ; die erste gäbe . . . , die mir mein mann gegeben hat und den vortritt hat vor allen andern ZOBEL sächsisch lehenrecht (1689) 85a; darunter die meisnische (spräche) als die in der ehrsten Sprachenreinigung am besten geläuterte den fortrit behält ZESEN verm. Helikon (1666) 1, 197; welchem ich von diesen beiden (themen) den vortritt und oberste stelle einräumen solte HOHBERG georg. curios. (1682) 2, vorrede; der vortritt der griechischen spräche vor der ihren HEBDEB 23, 82 S.; welche von beiden (der poesie und der 'versmacherkunst') aber den vortritt habe, und zu haben verdiene? wäre unpolitisch zu entscheiden BÜBQEB S 2 0 b Bohtz; zeitlich: gegen den vortritt der pflanzen i m meere (frühere entstehung vor den tieren)

streitet übrigens Schuberts bemerkung JEAN PAUL 44, 62 H. 2) freiere anwendung;

beispid gebendes vorangehen:

der

heilige vortritt, der da zeiget, wie man wandeln und Christo

gefallen

soll

evangel. .schluszkette

H . MÜLLEB

(1686) 1, 9 b ; so wollen wir dann in solcher Ordnung dem vortritt dieser klugen meisterinn (der natur) nachtreten VALVASOB d. ehre d. herzogth. Crain

(1689) 1, 141; w o z u

der erlöser? wenn er nicht den vortritt thut, können w i r nachfolgen? LAVATBB verm. sehr. (1774) 2, 212; wie

uns die himmlische frau immer auf alles gute hinwies durch ihren vortritt FOUQUÄ gefilble, bilder (1819) 1,16; vortritt ist besser als nachtritt, — frühritt ist besser als nachtritt RÜOKEBT (1867) 11, 662; was Ghiberti den vortritt in einer neuen richtung gegeben hat, war das S t u d i u m der antike HEBM. GBIMM Michelangelo (1890) l, 30. — etwa wie 'das vorgehen': es w a r also n u r ein

höchst vorsichtiger, schwacher vortritt von Jens und andern kritikern, wenn sie gegen dies und jenes buch (der bibel)

...

zweifei erhoben H E B D E B 24, 227 S.

3) auszerordenÜich häufig wi unter (dem) vortritt, wobei das wort wieder in seiner eigentlichen bedentung erscheint, oft von Zügen, aufzogen aller ort, doch auch sonst in

dllgemeiner anwendung: unter vortritt des marschallstabes HEBDEB 6, 330 8.; der zug des wählenden Volkes tritt unter dem vortritt von hornbläsern heran BBENTANO (1862) 6, 80; die nonnen unter dem vortritt der ftbtissin E. T. A. HOJTMANN 2,16 ffr.; während Gottlieb . . . (die pferde) unter vortritt der alten Ursula nach dem nachbarhause führte FBEYTAG (1886) 12, 66; die gutsleute unter vortritt einiger musikanten W . v. POLENZ Orabenhäger (1897) 2, 248. — tiere: die enten unter

dem vortritt eines vielerfahienen enterichs SPIELHAOEN (1877) 1, 26. — übertragen, filhrung,

anführung

bezeich-

nend: unter dem vortritt des kaisers durch edlgemeine Vereinbarung das joch des pabstes abzuschütteln RANKE (1867) 4, 221; vgl. 116; 8, 187. 4) das vorangehen, die anführung

beim tarne (vgl. unter

h) dann in Verschiedenen Wendungen: understunden vortreten 10): der bischof Johannes, der als wirth den vortritt machen wollte, nahm die ehefrauen , . . die eine eich eczliche, under zweierlei gestalt das heilige sacra -

1793

VORTROJAHISCH—VORTRUPP

VORTRITT—VORTROG

bei seiner rechten, die andere bei seiner linken hand sagenb. d. preuez. Staates L, 3 7 8 ;

GRISSE

unser einer hab dan auch den vortritt« ich and die geselle mein

fastn,-tp. 1, 396 K.;

wellen den vortrlt vor Im pehalten

4X0.

das anheben des tanzet:

goldene harte Apollos ond der dunckellockigen mnsen mitthronendes etgenthum, der des taszes vortritt horcht, der (rende beginnt

1794

V O R T R O J A N I S C H , adj., dem trojanischen kriege vorausliegend: in vortrojanischer zeit K . O . MÜLLER d. Dotier

(1824) 1, 66.

verb., sich vortrollen, sich plump vorwärts, aus etwas heraus bewegen CAMPE. V O R T R O M M E L , / . : drauf rief er: rohrdommel, — der schultruppe vortrommel RÜCKERT (1867) 11, 622. — als technische Vorrichtung (vgl. vortrockentrommel): die vortrommeln entfeuchten das salz bis auf 6 proc. MÜSPBATT VORTROLLEN,

chemie

(1898) 6, 784.

HEKDBK 22,168 S. V O R T R O M M E L N , verb., jemandem auf der trommel 6) zutritt zu einem, höherstehenden, einer behörde u. ä., vorspielen, entweder zum anhören oder lehrend CAMPE; um ein anliegen vorzutragen, audienz; diese anwendung ist von einem uhrwerk: heute trommelte ihm noch dazu der veraltet: möchten höchst dieselben dem geh. hofrat rechnungsführer seiner frohen zeit, der uhraffe, alle Kirms etwa morgen frühe einen vortritt erlauben, um s t u n d e n v o r JEAN PAUL 3, 88 H. — herabsetzend vom kladie umstände vorzutragen GÖTHE I V 2 7 , 1 8 1 W.; am vierspiel CAMPE: (wenn ich mir) auf meinem verstimmten folgenden tage erhielten wir auch den vortritt vor den clavier einen contret&nz vortrommle GÖTHE 19, 30 W.; helvetischen senat ZSCHOKKE (1824) L, 2 8 6 ; schafft mir doch diesen (den 'gereimten angehenden lateiner', d. h. die vortritt bei dem herrn kanzler VAN D. VELDE 8 (1826) gereimten grammatischen regeln) trommelte und sang ich 43; in gleichem sinne dän. et foretrsede; vgl. nd. förträde, mir gerne vor 26, 46; vgl. vortrummeln. förtrft TBK DOOBNKAAT-KOOLMAN l, 646 A . — von einem V O R T R O M P E T E N , verb., auf der trompete vorblasen, schönen mädchen, das sieh als geséllschafterin vorstdU: zum anhören oder lehrend CAMPE: (wir) sahen zum fenster schon bei ihrem vortritt verfinstert sich das gesicht der hinaus, wo uns die Soldaten etwas vortrompeteten gehofften neuen gebieterin SCHOPENHAUER 4, Sie Gr. RUNGE hinterl. sehr. (1840) L, 411. — übertragen auf lautes 6) mehrfach in dinglicher bedeutung. sprechen, herabsetzend; lautes prahlen: da er nichts that, a) 'ein ding, welches vortritt oder auf welches man vor- was er nicht vorher und nachher aller weit vortrompetete tritt' CAMPE; schwelle: andere knieen an der thfir oder J E A N PAUL L, 140 H . auf dem vortritt (einer kapeIle) K N E B E L lit. nachlasz V O R T R O P F , V O R T R O P P , s. v o r t r u p p und v o r (1836) 3, 114. — altan: ich öffnete eine andere thür, die truppe. auf einen vortritt oder altan führte quelle bei CAMPS; V O R T R O T T , m., selten, humoristisch für vortrupp: vgl. tritt. die jungfrauen . . . bildeten den vortrott LAUFP Pittje b) nach CAMPS (unter vorderhand) heiszt die rechte hand Pittjewitt (1903) 1 7 0 ; unter vorgehen führt CAMPE v o r im niederdt. auch vortritt. t r o t t e n auf. o) harmoniefremder ton auf schwerem taktteil, der zu V O R T R O T Z E N , verb., scheint nicht vorzukommen, wohl der verlangten harmonie überleitet, vgl. vorhält: dasz es aber im teil 4 , 1 , 1 , sp. 620 fehlendes fürtrotzen: daher sowol aufhaltungen und vortritte in der grundstimme denn auch die Latiner das wort insultare, das ist eigentals in den obertheilen einer vollstimmigkeit geben könne lich einem nachdantzen fürtrotzen und verlachen, bisz MATTHESON Ici. generalbaszschule (1736) 228 anm. auff den heutigen tag haben behalten GRASSER Schatzd) 8 . v. BIRKEN redebind' u. dichtkunst (1679) setzt für kammer (1610) 336. trochaeus vortritt ein, s. vortrittzeile. — als terminus bei den 'trittreimen', die erste von zwei zusammengehörenden V O R T R Ü G E N , verb., jemandem einen trug vormachen, verszeilen: die trittreime seynd, welche also eingerichtet ihn täuschen: denn sie gewahrt, und gefüget werden, dasz die meinung darin muaz was ihr gefühl nicht vorgetrogen. wechselweis umtreten oder darin trittweis die eine meiIm Schwerte scharf den groszen schart IHMEBMAHK 13, 163 B. nung also auf die andere also folgen, damit die folgende meinung oder die Wörter in dem nachtritte ordentlich V O R T R U M M , » . , der baumstamm zwischen wurzd und den Wörtern in dem vortritte antworten, und also eine dem beginn der äste FISCHER Schwöb, wb. 2, 1687. völlige meinung zusammen gebracht werde SCHOTTEL V O R T R U M M E L N , verb., für vortrommeln: ihm aber t. vers- oder reimkunst (1666) 2 2 0 ; s. vortrittzeile. die schmerzen zu versüszen, so trummelten die Galli 7) als erstes glied in Zusammensetzungen; v o r t r i t t s - ihm was vor GOTTSCHED beyträge zur crit. hist. (1732) d i p l o m , n.: die dem menschen über andere thiere ver7, 86. liehene herschaft war «gentlich nichts als ein vortritts V O R T R U N K , m., propoma vortrunck FRISCHLIN diplom STURZ (1779) 1 , 2 1 0 . — -eiferer, m.: mancher (1686) L 7 7 B ; vortrunck, der erste trunck HULSIUS-RAehrsüchtiger vortrittseiferer sol te was drum geben, . . . VELLUS (1616) 3 9 1 A ; den vortrunck haben KTIIMTO t.-ital. sein nachtreter zu sein E B . FRANCISOI d. letzte rechen- dict. 2 (1702) H 4 7 B ; vortrunk CAMPE; der erste trank als schafft (1681) 1060. — - r e c h t , n.: diesem vortrittsrechte ehre: einen jüngling hat er zum vortrunk gerufen, wähder juden . . . sei nun lange genug rechnung getragen rend hier nicht wenige sitzen, deren haar im rath und worden D.FB.ST&ATJSZ (1876) 3 , 1 6 9 . — vortrittzeile,/.,kämpfe ergraut ist FRETTAO (1886) 9, 232. vgl.: seuberet trochaische oder nachtrittzeile oder jambische vortrittdemnach des erschlagenen haupt, liesz die hirnschalen z e i l e 8. v. B I R K E N redebind-

u. dichtkunst

(1679) 14.

in silber fassen, und, wann er den vortrunck gethan, seine herren dieselbig ausztrincken WURSTISEN Pauli Aemilii hist. (1672) L, 129. — das zutrinken (vgl. vortrinken 1) scheint durch vortrunk nicht bezeichnet zu werden, jedenfalls ist es der Studentensprache fremd, doch «ieden MUSPRATT chemie (1898) 6 , 7 8 4 . vgl.: vortrunk, het voordrinken, instdlen, instelling van V O R T R O C K N E N , verb., erstmalig, vorbereitend trock- gezondheid. met een ander het drinken KRAMEB-MOBBBEEK (1768) 402». nen, häufig in technischer spräche: transport der vorgetrockneten ziegel KAHMtTMmr-Kmnmnr techn. tob. V O R T R U P P , m., in älterer spräche in der allgemeinen,, (1876) 3 0 8 ; MTJSPRATT chemie (1000) 7, 1966. — hierzu v o r bedeutung einer vorausgeschickten heeresaJbteUung, allert r o o k n u n g , f.: eine ausreichende vortrocknung des saldings scheint sich allmählich die bedeutung auf eine z e « MÜSPBATT a. a. o. 6, 780. kleinere abteäung einzuschränken; vortrupp, praecursores, V O R T R O G , m., vordertrog oder trog, in dem vorberei- anteewsores STEINBACH 2 , 8 7 7 ; vortrupp, 'vid. avanttende arbeit vorgenommen WTNT MÜSPBATT chemie (1000) garde, ist ein theü der armee, der vor dem ganzen Corps 6,1100. hermarschieret' FÄSCH leriegs-, ingenieur-, seelexicem (1736) m., vorweggenommener: Wiesner fand sie wunderschön, er glühte im vortriumph DÜBINOSPELD d. literatur (1868) 1,116. V O R T R O C K E N T R O M M E L , / . , Vorrichtung beim ealzVORTRIUMPH,

X I I . S.

113

VORTRUPP—VORTRUPPE

VORTRUPPE—VORTUCH

265 ; vortrab, vortrupp, Vorzug in gleichem sinne JACOBSSON technol. wb. 8,1061»; ADELUNG verzeichnet vort r u p p nicht, sondern nur die vortruppen; der vortrupp, 'der vorderste trapp, oder die vorderste truppe' CAMPE, und hierzu die vortruppen, obgleich er einen besondern plur. vortruppe(Z) ansetzt, heutiger plur. die Vortrupps. — über das Verhältnis beider Wörter s. unter vortruppen: (befehl,) fort zu eilen, um den vortrupp . . . zu fähren A. U.

tummelten sich vor dem rathhaus FBEYTAG (1886) l, 16; Rennenkampf hatte . . . seine vortruppen einige kilometer

1795 4

v . BRAUNSCHWEIG Octavia

(1677) 3, 464; besser (als v o r -

t r a b und nachtrab) würde es heiszen vortrupp, nachtrupp LESSING 4, 8 M.; Ibrahim Bassa, der den vortrupp der armee führte M. I. SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 5, 290; unter andern zog ein vortrupp bei einer schanze auf pistolenschuszweite v o r b e i Q . FORSTER (1843) 8, 232;

es kann nützlich sein, wenn man einen pasz inne hat, einen vortrupp vorwärts desselben zu stellen A. H. v . BÜLOW d. feldzug

von 1800 (1801) 307; d r e i s z i g t a u s e n d

der erlesensten bildeten vortrupp GÖBBES heldenb. v. Iran 2, 42; der vortrupp der parlamentstruppen wurde abgewiesen v . ALTEN hdb. f . hur

u. flotte (1909) 4, 9;

von einer ¡kleinen vorausgeschickten schar: es war nur ein kleiner vortrupp, der in Dornloh herberg nahm WATZLIK d. pfarrer v. Dornloh (1930) 78. — ältere Schreibungen: einei vortroup von 500 auszerlesenen pferden, welcher die avangardi haben solte F. v. TBOILO oriental, reisebeschr. (1676) 6S8; deren vortroupp war eine compagnie musquetirer VALVAS oft d. ehre d. herzogth. Grain (1689) 2,834; zum vortroupp gehörig, primipilaris KIRSCH (1728) 2, S40». — die a v a n t g u a r d e (den v o r t r o p p )

SCHUPP sehr. (1663) 506; der vortropp aüg. dt. bibl. l l , 33. — anno eodem 6. julii kommt des Szekely Moisés sein vortropf, ohngefähr 2500 ungerische huszaren quellen z. gesch. d. stadt Kronstadt 5,167 (gleich darauf plur.: seine vortropfen). — in der modernen heeressprache hat vortrupp einen ganz bestimmten sinn, es bezeichnet bei einer marschierenden trappe den teil der vorhut, der in bestimmtem abstand der spitze folgt, und hinter dem wieder »n gewissem abstand der haupttrupp marschiert. — vort r u p p in übertragenem sinn: (ideen,) die dem ersten äugen blicke des erwachens ajofstoszen, die den vortrupp der nächtlichen träume machen JEAN PAUL 40,34 H.; näher der eigentlichen bedeutung: noch einmal betrat der 'Stahl' heim' als vortrupp die politische arena STEGEMANN weitwende (1934) l i s . — ob FÄSCH an der oben angefahrten stelle eine vorgeschobene bastion wie mit vortrab so auch mit vortrupp bezeichnen will, ist nicht deutlich. V O R T R U P P E , f . , vgl. vortrupp, m.; während neben trupp, m., der sing, des f . durchaus gebräuchlich ist, kommt neben vortrupp das f . die vortruppe kaum vor: die vortrupp setzte über die Loretz J . v. MÜLLEB (1810) 22, 380; l , 226; bei der vortruppe ging es einsilbig zu R . H. aus d. Steiermark

(1910) 38. — in

der

altern zeit ist der plural durchaus herrschend, den ADELUNG allein verzeichnet, während CAMPE ihn unter dem m. vortrupp bringt, in der neueren heeresspraehe versteht man unter vortruppen gewöhnlich die für sich operierenden vorgeschobenen heeresabteihingen, während im älteren nhd. vortruppen meist mit avantgarde gleichgestellt wird. 1) vortruppen, trappe deOa vanguardia KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1210°; avantgarde die vortruppen einer armée WAOHTLEB (1714) 49; v o r t r u p p e n , 'd. i. die vornen an, die

zu erst mar/Airen1 SPEBANDEB (1727) 66B ; vortruppen einer armee, der vortrab, the van or vanguard ofan army LUDWIG t. -engl. lex. (1716) 2362; 'die ersten oder vordersten trappen eines kriegaheeres oder eines beträchtlichen theües derselben' ADELUITO: dem angrif der feindlichen vortruppen zu begegnen HBTT.MANN gesch. d. pelop. krieges (1760) 618; der herzog jagte dessen vortruppen zurucke M. I . SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 2, 832; gegen Toul und die Maas drängen die vortruppen des heeres an GÖBBES ges. sehr. (1864) 1,209; den französischen flüchtlingan folgten russische vortruppen, schwärme yon kosaken

(1919) 47;

vortruppen nachl (dem abziehenden feinde) QRABBE 2, 250 Bl.

übertragen: in den kreis der herolden und vortruppen desz gerichts EB. FRANCISCI d. letzte rechenschafft (1681) 702; wenn sich dergleichen vortruppen zeigen (polizeibeamte) LICHTENBERG erkl. d. hogarthischen kupferstiche (1794) 4, 224.

2) häufig ist in älterer spräche an la troupe angelehnte

Schreibung; die v o r t r o u p p e n praecursores KIRSCH 2, 340 A ; avantgarde die v o r t r o u p p e n APINUS gloss. nov. (1728) 48:

geriehten die königl. schwedische vortrouppen ihm stracks in die eisen CHEMNITZ schwed. krieg 2 (1653) 97; als aber am zweiten tag nach ihrem anmarsch die vortrouppen dahin kamen KRÄMER leben u. tapffere thaten (1681) 434; die vortrouppen in fun&tzig tausend mann s t a r c k ZIKGLER d. asiat.

der vortrupp weicht, der nachzog drängt nach vorn GEILLPARZKR 9, 97 Cotta;

BARTSCH zwölf

z u r ü c k g e n o m m e n LUDENDORET kriegserinn.

1796

Banise

(1689) 263.

von

heU-

schrecken: (dasz) erstlich die vortrouppen ankommen, dann der helle häufen CHB. LEHMANN histor. Schauplatz (1699) 648. — andere Schreibungen: vortroppen, antecessores agminis

RETHEB thes. (1686) o 3 B ; 3. s c h l a u c h e be-

velchshaber mit den vortroppen BRANDIS d. tirol. adlers ehrenkräntzel (1678) 24; welcher (ßusz) durch die vortroppen der dragoner . . . besetzet war französ. Simplicissimus (1683) l , 268; nahm der von Grönningen ihm vor, einen ausfall auf diese vortroppen zu thun KELCH liefl. historia (1695) 230. — weil aber des Moysis seine vortropfen h a r t geschlagen war würden quellen z. gesch. d. Stadt Kronstadt 5,157. VORTUCH, »., vgl. fürtuch teil 4, l , l, sp. 920, über das aufkommen von vortuch und seine bezeugung durch die älteren Wörterbücher sp. 923; vor-, vürtuoch mhd. wb. 3, 133 A ; LEX ER 3, 483; mnd.

v o r d ö k SCHILLER-LÜBBEN

5, 339B; tersorium auenwisch vel vordueke DIEFENBACH gloss. 680°; im 16. und 17. jh. herrscht durchaus fürtuch; vortuch, n., vorfleck, m., vorschürtze, /., grembiale KRÄMER t.-ital. dict. 2 (1702) 1216°; mantelium, der m a n tel, handquel, ein v o r t u c h SPANNUTIUS (1720) 318; nach

FBISCH 2, 408A ist vortuch schriftgemäszer als fürtuch; ADELUNG führt

v o r t u c h nicht an, CAMPE dagegen in

all-

gemeiner bedeutung (s. unter 1), die Verwendung für schürze bezeichnet er als oberdt. vortuch im sinne von schürze hat sich im entwickelten nhd. zu allgemeinem gebrauch nicht durchsetzen können, fürtuch ist landschaftlich weit verbreitet s. teil 4,1, 1, sp. 921, und in anlehnung an diesen gebrauch wird fürtuch auch wieder in der Schriftsprache verwendet. 1) in allgemeiner anwendung, 'ein vor einem dinge befindliches tuch' CAMPE; vortuch an eim altar, pallarium voc. von 1482 m m I a ; palla sit altartuoch, pallarium vortuoch tibi signat zs.f. dt. alt. 5,'414 (hs. des 15. jh.). 2) gewöhnlich prägnant für ein brusttuch der frauen (so besonders jetzt fürtuch, auch nd. vördook MENSING schlesw. -holst, wb. 5, 470) oder schürze u. ä.; das vortuch kann zum schütz der kleider, doch auch zum schmucke dienen; in der folgenden stelle aber schürz vor dem nackten leibe: auch tragen ein theil der weiber vortücher von büntzen gemacht CASSIODORUS regnum Congo (1597) 2, l l . a) als teil der weiblichen ldeidung: ein ramiges kuchelvortuch KBAMEB t.-ital. dict. 2 (1702) 257C; spitzenvortuch, señale da dama con merli 1216°; vortuch, an apron LUDWIG t. -engl. lex. (1716) 2352; seines weibes vortuch oder schurtz EB. FRANCIS CU lufftkreis (leso) 273; die arbeit war ihre lust, und das vortuch ihr liebster putz RAUPACH dram. w. ernster gattung (1835) 3, 185; (sie trägt) einen weiten, abgenähten rock, darüber ein blauleinenes vortuch CASTELLI (1844) 10, 316; Hannerl, im köchenanzug m i t v o r t u c h NESTBOT (1890) 2, 248; die F r a n z i w a r m i t

ihrem vortuche über die äugen gefahren, sie bedachte nicht, dasz das die feine schürze war, die zum sonntagsS t a a t e g e h ö r t e ANZENGBUBEB (1860) 2, 38;

1797

1798

VORTUN

VORTUCH—VORTUN

und (des teufelt) groszmütterlein geachiftig tuhn sive vortuhn, praevalere agendo S T I E L E S 2357; vortrippelte herbei vom herde, b fürthun mettere, ponere dinanzi KtttMUTt t.-ital. dict. 2 wischt den rusz sich von der nase (1702) 1084»; noch STEXNBACH führt fürthun an: für- et mit dem vortnch AD. PICHLEE neue markiteine (1890) 83. vorgethan, ich thue vor 2, 786; sonst aber gilt vorthun (1711) 1 0 1 8 A ; DENTZLER clavis ling. Iat. (1716) b) das vortuch dient auch dazu, etwas zu sammeln, zu RÄDLEIN 8 8 8 B ; LUDWIG t.-engl. lex. (1716) 2 3 5 0 ; SPERANDER (1727) tragen, einzuwickeln: (sie) raffte noch so viel laub ins vor2 4 2 B ; FBISCH 2, 3 7 4 B ; beachtenswert sind seine bemerkungen tuch als sie darein fassen konnte Musius Volksmärchen d. über die Schreibungen thun und tuhn ( 3 7 3 B ) , die er beide

Deutschen l, 47 H.; (ich) hatte nnn auch das neunte röslein erobert und in meinem geschürzten vortuche bew a h r t BBENTANO (1852) 4, 132; (pildinge,)

die sie i m v o r -

tuche mitgebracht hatte ROSEOOEB II 10, 374. o) schürze der männer: das vortuch der bartscherer SCHWAN nouv. dict. (1783) 2, 979»; es sind nicht alle gute köche, die klare vortttcher und lange messer tragen HÜPFE aufriebt. Uhrprinz (1761) 185; ein hübscher wirt, zwar ohne grünes kappel, rote nasen und blaues vortuch NESTBOT (1890) 5, ISO; (indem

er den) sessel m i t d e m v o r -

tuche vom staube reinigte GRILLPABZEB 13, 248 Cotta; ein grünes vortuch reichte, an der brüst einen hämisch bildend, (dem schuster) bis unter den hals S. BRUNNES erz. u.

sehr.

(1864) 1, 1 0 6 ;

dat is Hermsn Rcimenschnlder mit slnem vordoke stolt DANIEL V. SOEST 263

ablehnt; vorthun ADELUNG ('welches nur im gemeinen leben üblich ist')-, CAMPE, als 'niedrig, aber deswegen noch nicht verwerflich', vgl. FISCHER schwäb. wb. 2, 1687.

l) etwas nach vorn, aus etwas herausschaffen und vor jemanden bringen, so gelegentlich in der Umgangssprache; nd.: moi fördön (lockend vorlegen) deid dür ferköpen TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 1, 639 a ; vgl. auch unter 6. Z) häufig dagegen ist 'etwas vor einen andern gegenständ thun' KRPNITZ öcon. encycl. 231, 4 8 2 ; besonders sich selbst etwas vorhalten, an sich befestigen u. ä., auch um etwas zu verdecken: schürze vortuhn, eine larfe vortuhn STIELEB 2857; die hand vor- b darvorthun; die fürhänge, den schirm, die spanische wand vorthun KBAMKB t.-ital. dict. 2 (1702) 1 0 8 4 » ;

Jotttt.

d) serviette, z. b. der kinder, und andere Verwendungen: (dilnne Jeuchen) gebrauchen sie an statt der Servietten oder vortücher, wischen die fetten finger daran OLEABIUS pers. reisebeschr. (1696) 313; (das kind) geiferte so sehr, dasz.... ihm die mutter drei- bis viermal des tages ein frisches vortuch vorbinden muazte SAT.ZMANN Conrad Kiefer (1845) 81. — vortuch, Handtuch AUTENRIETH pfälz. idiot. 148; das im gürtel hängende weisze vortuch (der Wirt-

der deutsche Helikon h&t schwarzen flor und binden vorgetan

FLEMING dt. ged. 1, 251 L.;

Ich stehe frey vor deinen äugen, keine deck Ist vorgethan B.v. Boffmanmwaldau u. anderer Deuttehen ;e. 3, 138; vgl. MEN3ING schlesw.wäre'; ha Würger! du kannst nur die glücklichen tödten, holst. wb. 5, 475; vgl. Vorübung. die lebenssatten gehst du vorüber SCHILLER rävber 5, 2; V O R Ü B E R , adv. und präpos., mit dem ton auf der er zog nun die Stadt im bogen weit vorüber JEAN PAUL zweiten silbe, s. fürüber teil 4, 1,1, sp. 924; abducere in I 6,419 akad.-ausg.; von Campofiore kamen sie, die diversum a nido entwärisz, vorüber, beseytz ausz dem nest Engelsburg . . . vorüber, nach dem Petersplatz RANKE treyben oder jagen FRISIUS dict. (1556) 4 a ; adversus, päbste 1, 485; gegenüber, gerad vor über 43"; e regione dargegen über, denn nur ein leises wehn, die erblassenden wangen vorüber, grad vor über 456»; hiemach bei MAALER 477»; e regione fühlt er noch PTKKEB (1856) 1, 14. gestracks vor über CALEPINUS dict. XI ling. (1598) 491B; vgl. unter 9. fürüber et vorüber, praeter STIELEB 1374; vorbey, vorüber (fürüber), di passaggio, passando d'appresso KRAMER t.-ital. dict. 2 (1702) 12l7b; vorüber, adversus, e regione DENTZLEB clavis ling. lat. (1716) 338t); vorüber, vide fürüber, mit beispielen nur für fürüber STEINBAOH 2, 887; vorüber ADELUNG; CAMPE; vgl. mnld. voreover VERWXJSVEBDAM 9, 1050. — da vorüber meistens mit verben verbunden, auch mit ihnen in der Schrift zusammengerückt werden kann, ohne dasz jedoch wirkliche Zusammensetzungen entstehen (CAMPE zahlt deren 143 auf), folgen hier zunächst nur allgemeine bemerkungen, während die belege bei den verben stehen, auch wenn vorüber nicht mit dem verb. zusammengeschrieben ist. vorüber verbindet sich in unerschöpflicher fülle mit verben, die entweder selbst eine bewegung im räume oder einen verlauf in der zeit bezeichnen, ferner aber auch mit solchen, die eine derartige Vorstellung irgendwie zulassen, kühnere bildungen s. unter 9. einige beispiele der Verbindung mit verben müssen hier schon vorweg genommen werden. 1) vorüber, das in allerer spräche oft noch nicht zusammen geschrieben wird, ist eigentlich vor etwas über, wobei über allein schon das vorbei, vor die Stellung zu dem bezeichnet, an dem die bewegung vorüber geht; vgl. das von ADELUNG aus J. £ . SCHLEGEL angeführte zitat: ja wär der thränen erster ausbrach über. — vor kann von über durch das zugehörige wort getrennt sein, was ADELUNG miszbüligt, obgleich es mehrfach (mit für) in LUTHEBS bibelübersetzung vorkommt: gerad vor der Stadt über MLAALER 477a (hier im sinne von gegenüber); also czogen sy vor Erffort über und legerten sich by Vargela STOLLE thür. chron. 26 lit. ver.; wenn er jetzt den furchtbarbrausenden Sturmwind sehnsuchtsvoll, hinsinkenden arms, gleich kühlenden Westen, vor sich über zu führen am traurigen bach arbeitet KLOPSTOCK Messias 2, 378; laaz den trüben trauergedanken, doch schnell und geflügelt, ror dir über, o söhn 9, 231. 2) in räumlicher beiieutung, 'vor einem andern dinge über, d. i. an dem vordem theile hin und weg; wo es in der edlern Schreibart gern für das im täglichen umgange gewöhnlichere vorbey gebraucht wird' ADELUNO. ein versuch, die anwendüngen von vorüber und von vorbei auseinanderzuhalten, wird z. b. gemacht bei MAASZ-EBEBHARD Synonymik (1818) 6,159; aber beide können in bezug auf einen ruhenden oder bewegten gegenständ (oder person) sowohl bewegung von einer seile zur andern als von hinten nach vorn oder von vorn nach hinten bezeichnen. a) mit dem dativ, vorüber kann vor- oder nachstehen: und so durchschweifte er lange die schönen th&ler um Lucca, den prächtigen landhäusern, cascaden und grotten wechselnd vorüber EIOHENDORTF (1864) 3, 127;

c) gewöhnlicher aber als der unter a und b beilegte gebrauch des vorüber als präp. ist es, dasz zu vorüber noch eine präposition tritt, die sich eng mit dem gegenstände oder der person verbindet, während vorüber nunmehr adverb. ist. ADELUNG will besonders vor einsetzen: wie bitter ist der tod dann, wenn er vor dem unglücklichen vorübergeht; vgl. (er) aber leufit aufi Seehausen, vor der Stadt vorüber, nach Vielbaum ENTZELT aümärk. chron. (1579) 47 Böhm; andere präpositionen: dasz Flaccus, um nicht von Sulla erdrückt zu werden, an ihm vorüber nach Asien abgezogen sei MOMMSEN röm. gesch. (1864) 2, 317; (wenige,) die, waren sie an ihm vorüber, n i c h t . . . über ihn triumphierten O. LUDWIG (1891) 2, 810; der andre hatte seinen sitz vorüber bei Sankt Veits kapeile UsTEBI (1831) 1, 62; seltsam gestückelt durch der latten band slchBt du vorüber an der kerkerwand manch riesenhafte Schattenbildung fliehen A. V. DROSTK-HtJlSHOPF 2 (1878) 247. — bei einsam gelegenen . . . gehöften vorüber GÖTHE 25, 3 W. — den gipfel hinunter, durch die trümmerrunse gerade unter meinem Standpunkte vorüber H . v . BARTH Kalkalpen (1874) 273. 3) in zeitlichem sinne, 'aus der gegenwart dahin und fort, ein verflieszen, verfiossensein, verschwinden aus unserm empfindungskreise bezeichnend1 HÜBNEB zeitungslex. (1824) 4, 845A; praeteritum vorüber SCHÖPPEB synon. 46A neudruck: ich lebte einige tage lang in aller ruhe und hielt das ungewitter für gänzlich vorüber BAHRDT gesch. s. lebens (1790) 1, 378. — T» anderem sinne, nd. dat jar vorover, das jähr hindurch quelle im jb. f. nd. sprachf. 46, 20A; vgl. vorüberbringen unter 8. 4) zu nachdrucksvollem, alleinstehendem vorüber ist je nach dem zusammenhange eine zeitliche oder räumliche Vorstellung leicht zu ergänzen: umsonst! vorüber ist vorüber! den kranken rettet ihr nicht mehr LBNAU 502 Barthei; vorüber der tag nnd sein schall GEIBF.L 1, 143 Cotta; vorüber, ihr schafe, vorüber 1 dem schäfer Ist gar so weh GÖTHE 1, 85 W.; nebllch trüber himmel an mir vorüber SCHILLER 1, 275 G.; was niedrig lag, scheint aufzustehn, und, was erhaben, sich zu bücken, vorüber nun (der schein des mondes wandert) A. v. DEOSTE-HÜLSHOPF 2 (1878) 46. (vorüber) G. HAUPTMANN d. weber (1892) 115, bühnenanweisung für einen hinter der szene singend vorübergehenden.

1805

VORÜBER

V O R Ü B E R (zusammenrückungen)

(zusammenrüekungen)

6) substantiviert: an jedes kreuz am wege . . . richtete sie im schnellsten vorüber eine bitte um beistand GUTZKOW d. zanberer v. Rom (1858) 3, 379; die blumen und blflten wandten sich weit und breit von der sonne ab und dem Wanderer zu, und alle zweige seines vorübers gerieten ohne wind in bewegung HANS GRIMM volk ohne, räum (1928) 1,126; beachte die verschiedene anwendung in beiden Stetten, geistig: das beständige anschauen des e i l i g e n v o r ü b e r i n m i r J E A N PAUL 48, 302 H.

6) veraltet ist der gebrauch im sinne vom gegenüber, vgl.

1806

vorübergebraust sei GRÄSZE jägerbrevier (1861) 2, 137. — geführte, dampfschiß: die blinkenden equipagen mit strahlenden damen brausten vorüber LAUBE (1875) 8, 82; (hügel,) an welchen heute das dampfschifi vorüberbraust MOLTKE ges. sehr. u. denkw. (1892) 1,114. — gewässer: steinige waldbäche brausen vorüber SCHEFFEL (1907) 1 , 1 1 6 ; an des Busses rand, der an dem dorf vorüber brauste P7BFFEL poet. versuche (1812) 10, 187. im bilde: es ist ein gewaltiger ström des lebens, der hier

oben vor 1 FRISIUS, CALEFUTUS, DENTZLER, MAAT.HR unter

v o r ü b e r b r a u s t M . v . EBNER-ESOHENBACH (1893) 4, 83. —

l und fürüber l b, teil 4, l, l, sp. 925. (der gänge) auszgehen, welches ich dem ligenden allzeit vor über zu sein gesagt habe BEOH bergwerckbuch d. Agricola (1621) 57.

s t r ö m e d e s h e r z e n s v o r ü b e r b r a u s t e n JEAN PAUL 7 / 1 0 , 3 8 5

n u n sasz von ohngefähr, da alles dlesz geschah, auf einer blumenbank dem guten, blinden alten vorüber, Oberon WIELAND (1794) 22, 292.

7) im nd. erscheint das wort im sinne von 'vornüber' vöröwer MENSING schlesw.-hülst, tob. 6, 476; förafer TEN DOORNKAAT-KOOLMAN l , 537 a ; f ö r ä w e r SCHMIDT - PETER 8EN nordfries. 45TT; so auch in Aachen ROVENHAGEN 158;

s. vorüberbiegen, -bücken unter 8. 8) in der zusammenrüchtng mit Verben ist die Verbindung meistens eine sehr lose, vorüber kann dabei zu anderen Satzteilen in engere beziehung treten, auch wenn vorüber unmittelbar vor dem verbum sieht, wird es häufig nicht mit ihm zusammengeschrieben. — v o r ü b e r b e b e n , 'bebend vorüber gehen' CAMPE: gern weilt ich, grazie, wo du den hügel hinabgeschwebt, leicht, wie ein rosenblatt auf zephyrs flügel vorüber bebt MATTHISSON /ed. (1821) 182; was sich begeben, vorüber bebt eB meinem Innern leben A D . FREY ges. dicht. (1899) 176.

— - b e g e b e n , sieh CAMPE. — - b e w e g e n CAMPE: die französische bühne ist gleichsam ein rahmen, innerhalb dessen sich vor dem auge des Zuschauers eine reihe von tableaux vorüberbewegt sehr. d. Oötheges. 6,142. bieg e n , vorüber hier im sinne von vornüber (s. unter 7): die arme frau sasz neben mir auf dem canapee vorübergebogen MÖSES (1842) 3, 35; bei jeder lebhaften bewegung, wenn sie sich vorüberbog, machte sie den schönsten busen sichtbarer TIECK (1828) 16, 398. — - b l i t z e n , sich blitzartig, aufblitzend vorüberbewegen: (sie) hatte durch eine lücke der nebelwolken einen glänzend geschirrten rappen vorüberblitzen sehen C. F. MEYER Jürg Jenatsch (1901) 314. — übertragen: scenen von reiner, unvermischter wonne, die in blendendem glänze schnell vor meinem geist vorüberblizen WIELAND I 3, 30 akad.-ausg.; wie schon einmal ihr (der frau e. Stein) liebt an uns rasch vorübergeblitzt war BIELSCHOWSKY Goethe (1898) l, 267. — part. präs.: wovon bisher nur vorüberblitzende ahnungen seine einbildungen . . . berührt hatten WIELAXD Agathon (1766) 2, 61; aus den äugen, von Stirn und mund jezuweilen der wohlbekannte zug vorüberblitzend TIEOK (1828) 4, 414. — - b l ü h e n , vorüber zeitlich (oben 3): (natur,) die doch gleichmütig an unserem leben vorüber blüht WATZLIK d. pfarrer v. Dornloh (1930) 56. — - b r a u s e n , 'brausend, mit gebraus sich vorüber bewegen' CAMPE; in räumlichem sinne von personen und menschenmassen: (zuflucMstätte,) an der selbst Alexanders zug spurlos vorübergebraust war MOMMSEN rörn. gesch. (1854) 1, 666; bis der böse schwärm der dränger vorübergebraust war HÄUSZER dt. gesch. (1854) 2, 40; bevor ich mein ziel erreichte brausten noch mehrere österreichische Schwadronen . . . an mir vorüber HINDENBURG aus m. leben (1920) 23; was bleibt dem sclaven übrig, wenn der köniff in pracht und herrliehkeit vorüberbraust, als sich zu sagen: er musz dran, wie ich HEBBEL tc. 2, 251 JF.

tiere: sie sprang wieder mitten in den hafer hinein, indessen die hunde an uns vorüberbrausten G.KELLEB(1889) 1,195. — wilde jagd: Bich niederwerfen und schweigend, mit nach dem boden gekehrten gesichte verharren, bis es

besondere wendung: in seine ohren, vor denen die blutH. — vgl. noch zur übertragenen anwendung des Wortes, wobei auch zeitlicher verlauf mit einbegriffen werden kann: der stürm in Oswalds seele war vorübergebraust SPIEL HAGEN (1877) 1, 88. — die letzten fünfundzwanzig jähre, die wir haben vorüberflieszen, oder vielmehr vorüberbrausen sehen E . M. ARNDT sehr, für u. an s. I. Deutschen (1845) 2, 82; ruhig und besonnen h a t er den wilden zeitenlauf an sich vorüberbrausen lassen GÖRBES (1864) 2, 61; lenz und winter, wie nacht und tag, Zeitenwechsel vorüberbrausend

RTTCKEBT (1867) 1, 254.

— - b r i n g e n CAMPE: bei den hochzeiten wird das neuvermählte paar auf der Btrasze umhergeführt, um sie auch an einem groszen steine vorüberzubringen, dem sie grosze ehierbietung bezeugen RITTER'erdüzie (1822) 1 1 , 3 0 4 . — fürüberbringen fehlt teil 4, 1,1, sp. 926: finde du nur selbst mittel und weg, wie du gemelte tag fürüber bringest SPEE güld. tugendb. (1649) 230; vgl. zu dem sinn von fürüber oben 3 am ende. — - b r u d d e l n , brodelnd vorüberflieszen: den gletscherbach, der unmittelbar am hause vorüberbruddelte ANDRAE ROMAN aus längst vergangenen tagen (1899) 140; vgl. brudeln teil 2, sp. 417. — - b ü c k e n : da bückte ich mich mit halben leibe vorüber (vornüber, s. oben 7) GERSTENBERQ Ugolino 235 dt. nat.-lit. — - d ä m m e r n , undeutlich vorüberziehen: (Agnes) liesz noch in späten träumen die gestrigen theestunden an sich vorüber dämmern HOLTKI erz. sehr. (1861) 2 , 8 7 . — - d e n k e n , mit den gedanken übergehen: getroffen von des basses kalten dolchen, an denen gerne wir vorüberdenken LBNAV neuere ged. (1838) 202. — -donnern: ob feind oder freund in raschem gemeng an einem vorüberdonnre FOÛQUÉ alt tâché. bildersaal (1818) 4, 547. — - d r ä n g e n CAMPE; refl., übertragen: fröhliche gedanken, die sich in bunter menge an seiner seele vorüberdr&ngten HAUFF (1890) L, 190. — intrans., in eigentlichem sinne: Vincke sah an zwanzig personen herumstehen und v o r ü b e r d r ä n g e n VARNHAGEN V. ENSE tageb. (1861) 4, 92.

— - d r e h e n : wenn sie sich an dem traurigen Waldhornbläser vorüberdrehte G . KELLER (1889) 4, 148. — - d r i n g e n CAMPE. — - d r ö h n e n : als er (der eisenbahnzug) vorübergedröhnt war, wurden die schranken geöffnet GUTZKOW ritter v. geiste (1850) 5, 873. — - d r ü c k e n , refl., übertragen: wie denn viele sehr kirchlich gesinnte . . . in der ausübung dieser geböte ofi gar schwerhörig an ihnen sich vorüberdrücken RANK erinn. (1896) 69 bibl. dt. schriftsteiler aus Böhmen. — - d ü r f e n , bei CAMPE zusammengeschrieben und als 'niedrig' bezeichnet. v o r ü b e r e i l e n CAMPE, auszerordentlich häufig. a) mit dem dat. (s. oben 2 a): wenn wir dicke, schwere wölken . . . dem monde vorübereilen . . . sehen PH. O. RUNGE hinterl.

sehr. (1840) L, 15;

(er) eilet der tanzenden menge scheu vorüber zum wald HEQNER ges. sehr. 5 (1830) 193. mit dem akkus. (2 b): jetzt h a t der mond schon . . . den Jordan vorübergeeilt attg. dt. bibl. anhang zu 53 —86, 2445; ich musz die traurige scene vorübereilen SONNENFELS ges. sehr.

(1783) 8, 272.

b) in eigentlichem sinne, von wirklicher bewçgung: nicht um sich her sehende, vorübereilende, anmaszliche fremde

1807

VORÜBER ozusammenrückungen)

GÖTHB 46, 64 W.; vgl. 49, 861; an Climene hastig vorübereilend LAUBE (1875) 2, 257; ein diener, der mit einem präsentierbrett an ihm vorübereilte S H E L B A U E N (1877) 1,190; der landrath . . . grüszte ihn, rasch vorübereilend HOLTEI erz. sehr. (1861) 17, 90;

(Hektar) eilte vorüber entbrannt, auf das schnellste die Griechen abzutreiben (II. 5, 6 9 0 ) BÜSOEE 2 2 9 " Bohtz; ich reichte dir die hand, ich reichte dir sie flehend, du eiltest nur schneller vorüber GÖTHE 12, 71 W. freier: ich bin wirklich in Wilna . . . nicht als ein vorübereilender, sondern als einer, der hier hütten bauen und wohnen bleiben will G. FORSTE» (1843) 7, 291. — von tieren: deszhalb im frühjahr bey uns von diesen v o r b e r eitenden gasten (Schnepfen) wenige zu erwarten sind GÖTHE m 12,189 W.; (die) vorübereilende turteltaube NAUMANN naturgesch. d. vögel (1822) 6, 241. — unbelebtes in der natur: wie der grosze feuerreiche ström (Rhein) dort den kleinern (Nahe) hineinschlingt und stolzer vorüber eilt MALES M Ü L L E S (1811) 1 , 1 8 6 ; womit ein flusz die wiese thellet nnd vor der Stadt vorübereüet

J. G. JAOODI (1807) 1, 40.

VORÜBER {zusammenrilckungen)

1808

bäum nach dem andern beglänzte und wieder im dunkeln liesz G . H E L L E S (1889) 2, 113; Im vorfibereilen grflszen sich mit blicken voll von bchmerz, die sich fest und ewig schlieszen möchten an das treue herz TJHLAND ged. 1, 8 E.

Schm.-H.;

noch senkt mit starker hand den mächtgen speer nachlässig stolz er Im vorübereilen

A . V. DBOSIB-BOLSHOFF (1878) 2, 205.

v o r ü b e r f a h r e n ; da teil 4, 1,1, sp. 926 fürüberfahren nicht aus schriftsteilem belegt ist, sind im folgenden solche belege mit aufgenommen; praenavigo fürschiffen, fürüber fahren CALEPINUS dict. XI ling. (1598) llS5 b ; für- et vorüber gefahren, ich fahre vorüber STEINBACH 1, 404; v o r ü b e r f a h r e n CAMPE.

a) mit dem akkus., s. oben 2 b : als ich in einer schönen morgenstunde den letzten aufenthalt seines (Petrarkas) irdischen daseins vorüberfuhr H E E D E S 17, 272 8. b) gewöhnlich wird das wort im entwickelten nhd., auch wenn keine nähere bestimmung dabeisteht, von der bewegung in geführten aller ort gebraucht: wenn am morgen der todtengreber mit dem k a m fürüberfuhr HEBTZOQ d. schiltwache K.; da er (der kutscher) vorm galgen vorüber fuhr L E H M A N florü. polit. (1662) l , 364; ein vorüberfahrender arzt liesz... den wagen halten E . T. A. HorirMANN 12, 69 Gr.; dasz ich ihn schon früherhin auf den kornsäcken reitend an unserm chausseehause hatte vorüberfahren sehen G A U D Y (1844) 8, 147; wenn Melanie auf der rückreise vorüberfährt GUTZKOW ritter v. geiste (1850) 1, 41;

im bilde: wie man so viel mühe und arbeit an ein paar bruchstücke (des grafen Rudolf) wenden könne, die in ihrem (Oervinus) werk wie ein tropfen in dem breiten ströme vorüber eilen briefw. zw. J. u. W . GRIMM, Dahlmann u. Oervinus 2, 64. — (heisze luftsäulen) verscheuchen das vorfibereilende gewölk A . .v. HUMBOLDT ansichten d. natur (1808) l, 5; wind nnd ströme, bemerkst dn wol die holden grüsze, donner nnd bagel wenn du, monarch, vorüberfährst? rauschen ihren weg bei WEIOHMANN poesie d. Niedersachsen (1721) 4, 6 ; und ergreifen, vorüber eilend, wenn er nett angeputzt, nebst seinem scheilenpferd, einen nm den andern GÖTHE 2, 84 W. vor der geliebten hausz fein offt vorüberfährt HENRICI ernst-, scherzh. u. tat. ged. (1727) 1, 562. c) vorüber zeitlich, s. oben 3, das verbum wird zunächst c) auf dem wasser: der vatter E m i l i a n i . . . des nachte auf die zeit und ihre teile bezogen; dabei kann die Vorstellung bey gutem winde neben der insulen Echinides füruber der örtlichen bewegung einwirken: mein leben, alles was fuhr H E Y D E N Plinius (1565) 308; (der landgraf ist) vor ich bin, was ich werden soll, liegt auf dem flügel dieses einer vornemen teutschen statt . . . zu wasser vorüber vorübereilenden augenblicks KLINQKR (1809) 8, 75; der gefahren L E H M A N fioril. polit. (1662) 3, 366; wir fuhren vorübereilenden guten stunde D . F B . STRAUSZ (1876) L, 7; bei verschiedenen kleinen buchten vorüber • G . F O B S T K B unwiederbringlich versinkt die ungenossene stunde, (1843) 2, 7; wer bei nacht auf dem flusse vorüberfährt kommt, eilet vorüber, und ist schon nicht mehr A. v. HUMBOLDT ansichten d. natur (1808) 1, 26; (als sie) DUSCH verm. w. (1754) 567; vor Boulogne vorüberfuhren und auf der höhe von Calais so eilt traurig die zeit mit schwerem schritte vorüber ZACHABU poet. sehr. (1763) 4, 75; anlangten RANKE (1867) 14, 318; und mit der eile des sturms eilet vorüber der augenbllck lndesz ein flacher mit dem nachen KlOPSIOCK Oden 1, 204 M.-P. vorflberfährt PFEFFEL poet. versuche (1812) 4,174. d) in mannigfaltigem übertragenem gebrauch, wobei bald d) subjekt kann auch das gejährt sein: ich hole einen der örtliche, bald der zeitliche sinn mehr deutlich werden Schlitten, dort unten fährt noch einer vorüber GÖTHE 24, kann: wir eilen (am eitlen) vorüber H E R D E R 23, 45 8.; 333 W.; um dort mit den vorüberfahrenden handelswenn ihre (der beredsamkeit und des ifitzes) Wirkungen schifien in handel einzugehen R I T T E S erdkde (1822) 1, 307; nicht blosz im mündlichen gespräch flüchtig vorüber eüen der vorüberfahrende reisewagen mit seinen launenhaften FB. SOHLEGEL (1846) l, 9; . . . passagieren GRABBE 4, 271 Bl.; sechs schuiten, welche täglich von Hartem nach Amsterdam vorüberfuhren (unwixeenheit) giebt dem, wobey der blick sonst leicht der neuhelt falschen reiz [vorflberellct, IMMXBMANN 2, 99 B.; Emilie rief eine vorüberfahrende J. A. SOHLEGEL verm. ged. (1787) 1, 161. droachke a n HOLTEI erz. sehr. (1861) 25, 83; e) besonders ist der übertragene gebrauch des pari. präs. bis ein wagen, der rasselnd noch vorüberfnhr, mich schreckte zu beachten, wobei das fluchtige dem beständigen gegenüberHÖLDERLIN 2, 10 Lüzmann. gestellt Vierden kann: laszt mich euch b i t t e n . . . noch mehr donnern und dröhnen eines vorüberfahrenden eisenbahnals vorübereilende mienen zu suchen und zu studieren zuges ALVERDES Beinhold (1931) 77. LAVATER physiogn. fragm. (1775) 4, 474; (Schriftsteller,) denen an lebendiger darstellung der vorübereilenden e) substantivisch, besonders häufig in der Verbindung im sitten . . . alles gelegen ist G . F Ö R S T E R (1843) 6, 5; das vorbeifahren: (bei abtritten am wasser) ist auch überausz vorübereilende des tages im Zusammenhang aufzufassen sittlich und höflich anzusehen, wann im fürüber fahren GÖTHE 42,1, 52 W.; (dasz) liebe eine vorübereilende der ehrlichen leut das wasser neben den häusern auffgrille sei LENZ 3,160 Tieck; ausdruck schnell vorüberplump&et und den fürüber reysenden ein freudzeichen eilender gemüthsaffekte HEGEL (1832) 10, 2, 224; nur f ü r neben einem guten naeengeschmaek gibt GUABINONIUS sie (die menschheit), nicht f ü r das vorübereilende . . . gegrewd d. Verwüstung (1810) 655; (das kap) zeichnete sich schlecht SCHOPENHAUER l , 16 Gr. durch 6 hervorragende spitzen beim vorüberfahren aus R I T T E R erdkde (1822) 4, 460; da sie ihn beim vorüberf) sehr häufig ist die Verbindung im vorübereilen, die fahren im postwagen gesehen LAUBE (1875) 8, 85; sie sah sowohl im eigentlichen wie im übertragenen sinne gebraucht das beständige vorüberfahren der Wallfahrer in kähnen wird: als was sie im vorübereilen in mir gewahren konnten A. v. DBOSTE-HÜLSHOFF br. an L. Schücking (1893) 316; rÜBST PtfoKLKR briefw. u. tageb. (1873) 1, 148; ein helles d a und dort wohnte eine hübsche tochter oder zwei, von lieht in der hand tragend, weiches im vorübereilen einen

1809

V O R Ü B E R 0tusammenrückungen)

denen etwas zu erblicken wir im voriiberfahren uns bemühten G. KELLEB (1889) z, 36; die Sektionen, die sich an den einen wegrand gedrängt hatten während des vorüberfahrens (einer batterie), ziehen sich wieder mehr auseinander D. v. LILIENOBON W. L, 43. f) von jeder heftigen bewegung, so von plötzlich und hastig vorübereilenden personen oder tieren; ein reiler: aber 6 a laor wischet auf! die Seiten neben ausz, also dasz der ander mit grausamer stercke fürüber fuhr Amadis 366 lit. ver.; (Mephistophdes als zauberpferd trägt Faust durch die lüfte) und dieweil sie (die Stadt Augsburg) D . Faustus auch gesehen, ist er fürüber gefahren volksb. v. dr. Faust 63 ndr. — im bilde: wolan, diese humeln las ich schnurren und f ü r über faren LUTHE» 19, 643 W. — von wind und stürm; auch im bilde: der überwinder der weit huldigte dem dichter, weil er fühlte, dasz ohne diesen sein ungeheures dasein nur wie ein Sturmwind vorüberfahren würde GÖTHH 21, 130 B e gleich wie der wind fQrttber fehrt, das glück der menschen sich verkehrt RINQWALDT evang. (1581) a 2»; drauszen mag ein linder west oder stürm voriiberfahren LENAU 39 Barthel; doch als daa grosze wetter (die freiheitshriege) ellfertig, ohne epur, wie windeshauch durch biätter, dahier vorüberfuhr KÜCKERT (1867) 1, 142. g ) und so in mannigfaltigem, freiem und übertragenem gebrauch; im eigentlichen sinne: da er nemlich etliche mal nach einander in seiner stuben einen seltzamen schatten an der wand vorüber fahren gesehen WIDMANH Fausts leben 78 Keller; frei: dem spötter selbst fährt wohl zu Zeiten der schatten dieses nichts an der stirne vorüber KLINGEB (1809) 12, 39. — mit deutlicher betonung des zeitlichen Verlaufs: schnell fährts (das leben) vorüber HEBDEB 12, 78 8.; der frühling, der vorüberfuhr, und der aus Zukunft winket UttCKERT (1867) 2, 569. geistige vorginge: leidenschaften, launen, vorüberfahrende anstösze von lächerlichem ehrgeitz WIELAM> Agathon (1766) 2, 88; in diesem groszen streite fahren tausend reizende bilder schnell in mir vorüber WINOKELMANN bei JUSTI Winckehnann 2, 2, 425. h ) von der intransitiven bedeutung ausgehend in aktiver Vorstellung: mit der hand an etwas, jemandem mit dem besen an der nase vorüberfahren u. ä.; als ich mit dem stahl ihm beim auge vorüberfuhr MEISSNEB Alcibiades (1781) 2, 92. i) tote fahren entwickelt auch vorüberfahren einen transitiven gebrauch: 'zu wagen, in einem wagen vorüber schaffen' CAMPE. v o r ü b e r f e g e n , intrans., übertragen von heftiger bewegung: der schwarzen, weiszrandigen sturmwolke nachgebildet, die vor dem monde vorüber fegt LAISTNEB nebelsagen (1879) 195; dann ist es vorbei, vorübergefegt, das schiff arbeitet wieder ächzend PLÜSCHOW Segelfahrt ins Wunderland 83; da sah er Roland Im vorüberfegen REQIS Bojardos verl. Roland (1840) 195. — - f l a c k e r n : zumeist weibersünden sind es, die wir an uns vorüberflackern gesehen ROSEGGEB I 6, 413. - f l a m m e n : man wird dich einen meteor nennen — vorüberflammend und in höchster pracht zerstiebend W . V . P O L E N Z ges. w. a, 245. — - f l a t t e r n CAMPE. a ) im eigentlichen sinne, bewegung durch flügel: nur ein paar fledermäuse flatterten vorüber HEBEL l, 74 Behaghd; dann haschen sie nach einem vorüberflatternden Schmetterlinge STUTEB (1904) 3, 261; mit schwerem flttlch flattert ea vorüber A. V. DROSTE-HÜLSHOFV 2 (1878) 244. b ) /reeer, dann auch von anderer bewegung: bei solchem schnellen vorüberflattern desz sehr tuncklen gewölcks EB.FBANOISCI d. eröffnete lusthaus (1676) 626; als ich diese possierlichen gespeister (englische Studenten) an mir v o r überflattern sah G. FORSTES (1848) s, 430; XII. 2.

V O R Ü B E R (zusammenrückungen)

1810

well die lüftchen, enre buhler, scheu au euch vorüberflattern W . MttLLEB ged. 73 Hatfield. c) in übertragener anwendung; es kann dabei das flüchtige, unbeständige bezeichnet werden, ferner das vorübereilen, insofern es ein nichtbeachten ist. natürlich ist auch neutrale anwendung gebräuchlich: der ewige alte geiste der menschheit und der vorüberflatternde Zeitgeist E . M. ABNDT sehr, für u. an s. I. Deutschen (1846) 4, 37; die tage flatterten oder krochen vorüber LAUBE (1875) 8, 138; ein märchen, das die Wirklichkeit . . . vorüberflatternd erheitert O. LUDWIG (1891) «, 86; die asche meiner hoffnungen, die kränze geliebter todten flattern mir vorüber LENAU 18 Barthel. von personen: hie solte der trotzige helt antworten, so fladdert er f ü r über und alfenzt die weil - ein anders LITTHEB 26, 376 W.; das bewegen der menschen stellte ihm ihr vorüberflattern, ihr fliehen in die gräber dar JEAN PAUL 7/10, 413 H . ; wo tausend blind vorüberflattern, weilet voll Beele sein helles auge HEYDENREICH ged. 1 (1793) 118. v o r ü b e r f l i e g e n , fürüberfliegen (teil 4, 1, 1, sp. 926 ohne beleg), pretervolare voruberfliegen DIEFENBACH gloss. 468B; praeiervolo fürüberfliegen CALEPINUS dict. XI ling. (1598) 1145B; volare oltra furubet fliegen HULSIUS (1618) 2, 439»; vorüber fliegen, praeter vehi JÜEYHEB thesaurus (1686) o 3 B ; CAMPE. a ) mit dem dat. verbunden, wobei der dativ mit zur örtlichen Vorstellung gehört, nicht ein dat. commodi ist (vgl. oben 2 a ) : mit dem aufgang der sonne . . . flog ihm vorüber ein zug von zwölf geyern NIEBUHB röm. gesch. (1811) 1, soll der In ketten denen nachgehn, welchen er, kühner, vorüber flöge? KLOPSTOCK oden 1, 106 M.-P.; fliegen die tanben der saat In gleichem momento vorüber GÖTHE 1.337 W.; aus den farbigen Scheiben des fensters flog ein leuchtender strahl der abendsonn ihm vorüber PYKKER (1856) 1, 13. mit dem akkus., vgl. oben 2 b : und, wie ein vogel, der husar daa haus vorüberflog GRATEN ZU STOLBERG (1820) L, 43; ich fliege pracht und hof vorüber SCHILLER 3,104 G.; so flog er vorüber den schimmernden prunk In die einsame halle HÖLDERLIN 1, 85 Litzmann. b ) bewegung durch die luft, zunächst von vögeln, Schmetterlingen u. s. w.: (schlangen) das gevögel, wie hoch und schnell es auch fürüber fleugt, an sich ziehen und verschlücken HEYDEN Plinius (1665) 105; vom jauchzen der versammelten Griechen waren die vorüber fliegenden vögel betäubt zur erden gefallen A . v. HALLES Fabius u. Cato (1774) 157; ein anderes vorüberfliegendes (insekt) im gewandten fluge erhaschen NAUMANN naturgesch. d. vögel (1822) 2, 1, 355; eine mücke, die eben an ihm vorüDer flog STOBM (1899) 1, 76; vielleicht fliegt zu unserer Unterhaltung eine fledermaus vorüber M. v. EBNEB-ESOHENBACH (1893) 4, 379; Indes thet es sieh gantz begeben, das etllch kreuch fürüber flogen, thet ein mörder zum andern sagen: das sind gewisz Iblcl krench EYERING proverb. eopia (1601) 2, 208; der vogel flog vorüber nur, und niemand Ist, der seine spur hett irgend» wargenommen KSnigib. diehterkr. 154 ndr.; wie oft am abend sahn wir kleine vögel vorüberfliegen, hörten Ihren sang EÜCKERT (1867) 10, 406. von dem geflügelten Amor:

A m o r hatt ihn, da er einmal

vorüberflog... verwundet GESZNEB sehr. (1777) 1,170; vgl.: und schonend fliege dir stets Cytherens vogel vorüber MATTHISSON (1825) 1, 72.

114

1811

VORÜBER

VORÜBER

(zuaammenrückungen)

c ) in mannigfaltigster anwendung zur bezeichnung einer sehr schnellen beivegung, in der luft und auf der erde, von menschen, z. b. gehenden oder reitenden, in wagen, Schlitten, schiffen, im eisenbahnzuge fahrenden, natürlich auch von tieren, ferner von geführten aller art; von allen gegenständen, die in der luft sich schnell vorüber bewegen (z. b. ball, Speer,

kugel) u. s. w.: vorüberfliegend (im schiffe) befreundete man sich mit der schönen reihe merkwürdig hingelagerter . . . ansichten GÖTHE 24, 382 W.; er erblickte mich, als e r (zu rosz)

v o r ü b e r f l o g SCHIXLEB Fiesko

2, 11; e r w i r d

eine grosze freude haben, dich im vorüberfliegen zu sehen br. von u. an HERWEQH (1896) 70; zuerst flogs vorüber auf schwarzem rosz und dann auf dem braunen pferde E. M. ARNDT U. 6, 237 müszlge kutscher, vorüberfliegend

SCHOPENHAUER I , 77 G r . v o r ü b e r f l i e h e n : f ü r ü b e r f l i e h e n (fehlt teil 4,1,1, sp. 926), w ü s c h e n , praetervolare DECIMATOB thes. (1608); v o r ü b e r f l i e h e n CAMPE. a ) mit dem dat. (s. oben 2 a ) :

SCHILLER 1, 107 er.

R.-M.;

BOCKERT (1867) 2, 399.

vom auge eines mit der bahn reisenden:

Wendung

rechts u n d links

hat man die bahn mit bäumen bepflanzt, wodurch für da« vorüberfliegende auge ein wahrhaft krankhafter reiz e n t s t e h t GUTZKOW (1872) 11, 103. — dagegen oft von dem, oder sich schnell bewegende erblickt, an

sich vorbeiziehen läszt: schlösser und wälder flogen bey u n s e r n n a s e n v o r ü b e r BABO Schauspiele (1793) 3; d i e aus-

sichten, die in entgegengesetzter richtung vor unserm auge vorüber flogen G. FOBSTEB (1843) 3, 363; zuweilen blitzte der mond oder das vorüberfliegende licht eines b a u e r n h a u s e s d u r c h d e n wagen'EICHENDORFF (1864) 2,678; o f t schleudert ein orkan sie (die tkiläu/er), als in Schwindel vor sich her, am vorüberfliegenden felsengestad hinab KLOFBTOCK oden 1, 218 M.-P.

von den geführten ausgesagt: eine fremde gondel , . . rauschte hastig heran und flog eben so schnell vorüber G A U D Y (1844) 13, 121; w a g e n , d i e w i e d e r b l i t z a n uns v o r ü b e r f l o g e n R A N K erinn. (1896) 160 bibl. dt. schriftst. aus

Böhmen; die insassen mit einbezogen: zwei, drei schütten flogen vorüber, grüszten und sangen FONT AUE I 1, 7. dann von

vorüberfliegende gedanken HEBDEB

28, 293 8.; die vorüberfliegende empfindung THÜMMKL reise ( 1 7 9 1 ) 1 0 , 6 3 ; nach vorüberfliegender friedenshofinung GÖTHE 36, 63 W.; herr über ihre vielleicht nur zuweilen vorüberfliegenden leidenschaften HEINSE 6, 276 Sch.; bilder der phantasie, die blitzschnell an uns vorüberfliegen

mit dem aklcus. (s. oben 2 b ) :

ü b e r EIOHENDOBIT (1864) 2, 68. — in gewagter

d ) freier

1812

heiter wie frühlingstag schwand ihm das leben,floh ihm vorüber im hesperusglanz

tanz: ein paar nach dem andern flog an dem fenster vor-

was der reisende

f ) innere vorginge:

(zuaammenrückungen)

wahrnehmbarer

bewegung,

auch

im

bilde,: vorm vorüberfliegenden Wölkchen LAVATER physiogn. fragm. (1776) 2,3; in seiner jugend, w o seine lebenshimmel nur noch vorüberfliegende wölken trugen GBABBE 4, 216 Bl.; drauszen flogen schwarze wolkentrümmer . . . an einem fieberblassen mond vorüber HOLTEI erz. sehr. (1861) 6, 198. — es w a r n u r e i n v o r ü b e r fliegender s c h a t t e n CAROLINE 2,171 Waitz; Helios, wenn er am Scheitel mir vorüberfleucht H . v . KLEIST 2, 83 E. Sehnt.; vorüber fliegt des baches welle, zweimal berührt sie keine hand

TlEDOE (1823) 3, 144. in kühnen bildern: alles, was ich noch auftreiben konnte, um womöglich einen runden kreis so vorüberfliegender deutscher poesien (Volkslieder) aufstellen zu können

lasz den anfang mit dem ende sich in eins zusammenziehn I schneller als die gegenstände selber dich vorüberfllehn GÖTHE 3, 80 W. b ) von der eigentlichen bedeutung der flucht besiegter a u » nimmt das wort die bedeutung des schnellen vorübereilens an und wird in mannigfaltigster weise im sinnlichen und übertragenen sinne gebraucht: e i n t r ä g e r Spiegel d e r v o r ü b e r f l i e h e n d e n g e s t a l t e n FICHTE (1846) 2, 196; sie flieht jugendlich leicht, mit schlüpfendem lusze, vorüber KLOPSTOCK oden 1, 36 M.-P.; sah mann und rosz vorüberfllehn HÖLTY ged. 15 Balm; der wald nur grüszt, w o sie vorfiberflohen, kein wort die feierliche stille brach EICHENDORFF ( 1 8 6 4 ) 3, 663.

c) gegenstände: (ich sehe) durch die stürmenden, vorüberfliehenden wölken einzelne Sterne GÖTHE 19,187 W.; sonnenstrahl, der im vorüberfliehen auf seine luke leucht e t BETTINE dies buch gehört d. könig (1843) 1, 103; o weit voll schändet schaudernd erblickten dich die andern Sterne, wenn du vorüberflohst KRETSCHMANN (1784) 2, 79; (mond) eile nicht vorüberfliehend mit der Sichel scharf und blank

B R E N T A N O ( 1 8 5 2 ) 3, 92.

d ) scheinbare bewegung: das reiche gelände flieht vorü b e r (den schiffenden)

GÖTHE 26, 234

W.;

lachend fliehen an mir die reichen ufer vorüber SCHILLER 11, 77 O

e ) zeitlich vorgestellt, wobei auch flüchtigkeit, vergänglich'

keit betont werden kann: nur eine rasche kühne hand erg r e i f t d i e v o r ü b e r f l i e h e n d e g e l e g e n h e i t J. J . ENOEL (1801)

4,21; die tage des hierseins dieses... fürsten flohen schnell vorüber GÖTHE I V 22, 193 W.; (sie) liesz in dieser Verblendung den Zeitpunkt vorüberziehen HOLTEI erz. sehr. (1861) 5, 77; in den vorüberfliehenden ereignissen des tages das dauernde . . . zu erfassen GEBVTNUS gesch. d. dt. dicht. (1863) 1, 212; (tieht er) ewig jung die erde blühen, indesz v o m menschen bis zum wurm die lebenden vorüberfliehen GÖTTER (1787)1,463;

BRENTANO in: sehr. d. Oötheges. 14,79. — vom blick: sein

alles ist vorüberfliehend

blick flog scheu an der schlanken gestalt vorüber 0 . LUD-

TIEDGE (1823) 2, 83.

l ü f t e n v o r ü b e r H E B D E B 12,2485.,- (worte,) d i e a n d e n o h r e n . . . o h n e W i r k u n g v o r ü b e r f l o g e n K U N O E B (1809) 8, 319;

f ) innerer Vorgang: mehr braucht es nicht, um ohnmächtige nerven zu einem schnell vorüberfliehenden entzücken zu kitzeln G. FORSTES (1843) 3, 496; ohne sich festhalten zu lassen, flohen tausend gestalten seiner seele

es kribbelt von namen, welche als wesenlose Schemen vor den ohren der schüler vorüberfliegen LAGABDE dt. sehr.

m i t blitzesschnelle v o r ü b e r TIECK (1828) 8, 15,; v o r ü b e r fliehend w i e i n e i n e m flebertraum O . L U D W I G (1891) 1, S07;

WIG (1891) 1, 232. — an den ohren vorüber, nicht

haftend:

(musik) schwebt auf den lüften und fliegt auch mit den

(1886) 241.

e) von zeitlichen Vorstellungen: jähre des glücks und der ruhe flogen schnell . . . vorüber KLINOEB (1809) 8, 236; eine Viertelstunde, die wie eine minute vorüberflog HEINSE 6, 7 Sch.; im vorüberfliegen eines tages K . A . v . MÜLLER aufs.

u. vortr.

(1926) 67;

und äonen mögen nur über mir vorüber fliegen SCHUBABT ged. (1826) 1, 206; Jahrhunderte sind vorüber geflogen SCHILLEK 11, 358 G.

vergönne, dasz wir frey und kühn dir unsers Zweifels grund bekennen, und uns von herzen glücklich nennen, da wir ihn sehn vorüber fliehn GOTTSCHED ged. ( 1 7 6 1 ) 1, 156.

v o r ü b e r f l i e s z e n ; fürüberflieszen ist teil 4,1,1, sp. 926 nur lexikalisch belegt; praeterfluo, praeterlabor i c h flies f ü r ü b e r ER. ALBEBUS (1540) g g l a ; scorrere vicino f ü r u b e r

flieszen HULSIUS (1618) 2, 360"; fürüber- oder vorüberflieszen flieszen

STIELES 614; ebenso STEINBACH l , 470; v o r ü b e r CAMPE.

1813

VORÜBER

V O R Ü B E R (zusammenrückungen)

(zusammenrückungen)

a) i n eigentlichem sinne von flüssigem: die Oder fliszt bey Breszlau vorüber STEINBACH a. a. o.; meine brüder gehen verechtlich für mir über, wie eine bach, wie die wasserströme furuberflieszen Hiob 6, 15; der flusz m a c h t ein angenehmes geräusch im vorüberflieszen HIBSCHI'ELD theorie d. gartenkunst (1778) 6, 324; als wenn er die vorüberflieszenden wassertropfen (eines stromes) selbst zählte F . TH. v. SCHUBERT verm. sehr. (1823) 4, 255; die nördlich der groszen Antillen vorübergeflossenen äquatorialen wasser v. ALTEN Mb. f . heer u. flotte (1909) 1, 598; wo die Lauter hell und lauter meinem zäun vorüberflleszt HÜCKEET (1867) 2, 530. b) übertragen, zeitlich vergehen: alles, was zeitlich ist, fleuszt augenblicklich vorüber STIELES 615; es sind nunmehr fast 19. j ä h r vorübergeflo?sen CHR. WEISE d. polit. reiner (1677) 986; die hohe minute ist vorübergeflossen JEAN PAUL l , 346 H . ; so liesz ich denn die zeit vorüberflieszen TIEGS (1828) 2, 269; (ein feststehendes,) an welchem die zeit mit ihrem inhalt vorüberflösse SCHOPENHAUER 4, 120 Chr.; (tag,) der mir, well ich allein war, öd und traurig vorüber flosz KIOPSTOCK oden 1, 56 M.-P.; fünf und zwanzig lenze, o du lieber, flössen mir an deiner Seite süsz, wie ein krystallbach vorüber SCHÜBAKT ged.

( 1 8 2 5 ) 2, 2 0 8 .

a) im eigentlichen sinne von führen, bewegung im räume, zunächst im subjekt und objekt vom lebenden wesen: dasz man ihn gefesselt vor dem hause seines vaters, seiner braut vorüberführte J . J . ENGEL (1801) 8, 48; ein häufe heiden führte fünfhundert christliche gefangene unter geiselschlägen vorüber J . GBIMM kl. sehr. 7, 186; (er) sah, wie sie von L y s am arme vorübergeführt wurde G. KELLER (1889) 2, 196; (er) führte . . . das S t . Arnaudsche p a a r an buden und sommerhäusern vorüber FONTANE I 4, 253. — (er) führt das weisze rosz an ihnen vorüber BBENTANO ( 1 8 6 2 ) 3, 8 5 .

b) dann aber in allgemeiner anwendung: allein der schnelle flusz, der mich vorüber führet, macht, dasz mein fusz kein land berühret GOTTSCHED neueste

v o r ü b e r f l i r r e n , im eigentlichen sinne und übertragen: vergangene n a c h t im palais ist es auch mir wie ein blitz vor den äugen vorübergeflirrt LAUBE (1876) 16, 219; lasz nur den tollen spuk der zeit vorüberfllrren BttCKKBX (1867) 8, 98. mit dem akhus., s. oben 2 b: denn wie ein blitzstrahl flirrte mlchs vorüber ORII.LPARZER Sappho 5, 6. übertragen: — - f l i t z e n , von schnellster bewegung, auch als alles vorübergeflitzt war, wartete ich noch einige augenblicke D . v. LHJBNCKON (1896) 2, 206; das war eine scheene z e i t ! . . . wenn so was blosz nich so voriberflitzte G. HAUPTMANN Böse Bernd (1904) 82. — - f l ö s z e n CAMPE. — - f l ü c h t e n , auf der flucht vorübereilen CAMPE; auch übertragen (vgl. vorüberfliehen): mit dem grauen einer reinen seele, die rasch a m gräszlichen vorüberflüchtet BIELSCHOWSKI Goethe (1898) 1, 425; es prallt das mondlicht scheu von ihm zurück, und scheu der wind an ihm vorüberflflehtet LENATJ 105 Barthel. sinne: der ström — - f l u t e n CAMPE; im eigentlichen fluthete brausend an den hohen ufern der insel vorüber DHOYSEN gesch. Alexanders d. Or. (1833) 391; (der Inn) fluthet hier schon in mächtigem zuge vorüber STEUB drei sommer in Tirol (1895) 1, 21. — übertragen: äuszerungen der vorüberflutenden menge FONTANE I 1, 632; Jäh trifft mein blick die menschen all, die vorüberfluthen in wirrem schall ASENT, COSRADI, HENCKELL mod. dichtercharakt.

(1885) 8.

— - f ö r d e r n : die sonnen - u n d sternenwagen fördern tage und tage, j'ahre und j'ahrhunderte vorüber ROSEGQEB I I 6 , 1 0 . — - f r a c h t e n : welche (stamme) aus den Wäldern hier vorübergefrachtet werden DITTRIOH bemerk, auf einer reise durch d. grafsch. Cflatz (1816) 226. v o r ü b e r f ü h r e n , s. fürüberführen teil 4, 1 , 1 , sp. 926; vorübergeführt, ich führe vorüber, praeterdueo STEIN BAOH l , 392; vorüberführen CAMPE.

ged. ( 1 7 5 0 ) 7 4 ;

(ich) trete manchmal hier ab, wenn mich mein beruf vorüberführet BRENTANO Oodwi (1801) 2, 886; wenn mich meine abendspaziergänge hier vorüberführten SMIDT mittheil, aus d. tagebuche eines nord. seemanns (1830) 15. — wenn sie (gerüche) rasch an der Schleimhaut vorübergeführt werden SÖMMERRING vom baue d. menschl. kärpers (1839) 5, 617; nach vorüberführen des armes Avi-LALLEMAND dl. gaunerthum (1858) 2, 187. — (sausewind,) der s t a u b und. mücken . . . vorüberführt GÖRBES ges. br. ( 1 8 5 8 ) 3, 1 6 8 ;

zu diesem ziel hinauf hast du, mein herr! und mein gottt bey mehr als einem grabe mich, mit mächtigem arme, vorübergeführt KIOPSTOCK oden 2, 3 M.-P.; auch diese donnerschwere wölke, die über mir schwarz drohend niederhieng, sie führte mir ein engel still vorüber

wie schnell flieszt nicht unser leben vorüber ADELUNG vmst. lehrgebäude d. dt. spr. 2, 593; (die) das dasein als ein unaufhaltsames vorüberflieszen erkannten W.V.SCHOLZ ers. (1924) 48; gespielln meiner Jugend, die in Augustens schoos in Weisheit und gesängen mir halb vorüberflosz DUSCH verm. w. (1754) 11. c) innerer Vorgang: weil sie (böse gedanken) so g a r leicht und fürüber flieszen NIGBINUS von Zauberern, hexen (1592) 446; der ganze gleitende Widerschein des jugendmorgens flosz an ihm glimmend vorüber JEAN PAUL (1826) 10, 47.

1814

SCHILLER 1 4 , 9 6

G.

c) sehr häufig von weg und sinnveruxmdten Wörtern: hinter dem garten führte ein pfad . . . an einem kreuz vorüber FÜRST PÜOKLER briefw. u. tageb. (1873) L, 161; in einem wirthshaus bei Cannstadt, wo die strasze vorüberführt RANKE (1867 ) 27, 108; die strasze . . . senkt sich, an alten grabmälern vorüberführend MOLTKE ges. sehr. u. denkw. (1892) 1,162. — d a s (toi) gegen W . . . . führt . . . a n mehreren chinesischen posten . . . vorüber RITTER erdkde (1822) 2, 176; der haupteingang des hauses, der a n der küche vorüberführte STIFTEB (1904) 2 , 2 6 4 ; (lcorridor,) der an den zimmern . . . Erichsons vorüberführte FONTANE I 1, 67. — mit objekt, wobei aber weg auch die Handlung bezeichnen kann: sein weg führt ihn a m roten engel vorüber O. LTJDWIO (1891) 1, 260; mein weg zur arbeit führte mich alltäglich an diesem hause vorüber G. KELLER (1889)

1,169;

ich selbst, als mich in später d&mmrung einst der weg an diesem bäum vorüberführte, hab ein gespenstisch weib hier sitzen sehn SCHILLER jungfrau v. Orleans prol. 2. im bilde: hier führt unser weg noch an einer bedenklichen stelle unseres modernen politischen lebens vorüber LAGABDE dt. sehr. (1886) 169. d) im verlauf der zeit zur Wahrnehmung bringen: die einzelnen menschlichen gestalten, die das leben, die geBellschaft, die geschäfte an uns vorüberführen AD.MÜLLSB verm. sehr. (1812) 2, 6; wo die erschrockne natur mit abgewendetem antlltz die wonne des frühlings vorübergeführt DUSCH verm. w. ( 1 7 6 4 ) 3 9 5 ;

vorüber führt ein herrliches geschlck erhabne heiden, hochverehrte trauen

GÖTHE 4 , 9

W.

e) von der darsteUung durch das wort, wobei das nacheinander durch das verbum bezeichnet wird: man verzeihe diese flüchtigen, fast frevelhaft eilenden Worte, womit wir einen so verdienten m a n n vorüberführen GÖTHE I I 7 , 1 8 4 W.; das sind die bilder, welche die geschichte uns hier vorüberführt HEGEL (1832) 9, 352; der dichter führt geistig bewegte bilderzüge in meinem innern vorüber VISCHER ästhetik (1846) 3, 1, 10; erscheinungen, an denen uns der vorige abschnitt vorüberführte JHEKINQ geist d. röm. rechts 2, 2, 323;

114*

1815

VORÜBER

V O R Ü B E R (zusammenrückungen)

(¡usammenrückungen)

auch die traurigen bilder der zeit, sie führ leb vorflber GÖTHB 1, 294 W.; noch einmal laazt des dlchters pbantasle die düstre zeit an euch vorüberführen SOHILLEE 1 2 , 8 ß.

in tönen: dasz ihm (dem zuhöret) dasselbe (andante aus einer oper) ... wie in neuer beleuchtung vorübergeführt wird O. JAHN Mozart (1858) 4, 176. — vom bildenden künstler: in seinem (Mantegnas) triumphzuge Cäsars, wo er alles, was ein groszes talent vermochte, in höchster fülle vorüber führt GÖTHE 49, 259 W.; der künstler, der im gegebenen räume eine reihe gestalten scharfgezeichnet u n d f a r b e n h e l l v o r ü b e r f ü h r t SCHEFFEL (1907) l , 99.

f) als subjektiver Vorgang: (Hoffnung,) die selbst dem unglücklichsten schmeichelnde bilder der zukunft in täuschendem träume vorüberführt FÜRST PÜCKLER briefw. u. tageb. (1873) l , 435; wenn aber der zug seiner gedanken die erlebnisse in dem mietshause . . . vor seiner seele v o r ü b e r f ü h r t e W . WEIGAND d. löffelstelze

(1819) 219.

g) besondere anwendung: der druck der nächsten hefte wird denn auch die laufende zeit nicht unangenehm und ungenutzt vorüber führen GÖTHE IV 37,19« W.; auch in der folgenden stelle hat vorüberführen diesen sinn: am heutigen morgen wurden in ihm alle die gefühle mächtig, rege, welche jene Vergangenheit vorüberführten, wo er mit seinem geliebten, unvergeszlichen freunde Friedrich v. Schiller die schönsten tage verlebt I 42, 2, 75. — der bruder wollte mir nichts entdecken, damit ich mich nicht kränkte, er gedachte es noch vorüberzuführen STIFTES (1904) 4, 1 , 124.

v o r ü b e r g a l o p p i e r e n : junge mädchen . . . galoppirten fröhlich vorüber RITTES erdlcde (1822) 2, 780. — - g a u k e l n CAMPE; sich unsiät oder spielend, tändelnd vorüber bewegen; selten von personen: bursch und dirne traten paarweise zur tarantella an und gaukelten in zierlichen Wendungen aneinander vorüber GAUDI? (1844) 15, 16. — in allgemeiner

und freier anwendung,

auch

von inneren Vorgängen, leicht verbindet sich mit dem wort die Vorstellung des flüchtigen oder täuschenden eindrucks: wie die schatten des vergangenen lebens seiner erstaunten seele vorübergaukeln THÜMMEL reise 6, 75; unendliche Zeiten gaukelten mit mannichfaltigen Veränderungen vor meinen äugen (im träume) vorüber NOVAIJS 4, 62 Minor; lasz der gegenwart erschelnung ruhig dir vorübergaukcln PLATEN 1, 410 R .

{in der tanzmusik von Strausz): fröhliches und behagliches, zärtliches und sentimentales, derbes und komisches, wehmüthiges und ausgelassenes gaukelt in bunter abwechslung vorüber BÖHME gesch. d. tanzes (1886) 272. — in besonderer Wendung: von dem finsteren ernste des nachdenkens . . . ahnt man nichts mehr, wenn der genialische magister (D. Fr. Strausz) an uns vorübergaukelt NIETZSCHE (1895) 1, 248.

v o r ü b e r g e h e n , vgl. fSrübergehen teil 4,1, l , sp. 926; transire fürubergehen nornencl. lat. germ. (1634) 137; en passant im vorüber gehen A m n j s gloss. nov. (1728) 396; für- et vorübergangen, ich gehe fürüber; du gehst allezeit b e y m i r v o r ü b e r STEINBACH l , 561; v o r ü b e r g e h e n CAMFK.

a) die Vorstellung des vorbei liegt in -über (vgl. übergehen), das tritt besonders hervor, wenn die beiden bestand teile getrennt werden: ich hab vor dich ubergegangen LUTHES 10, 3, 418 TT. (vgl. Hes. 16, 6); byn ich offt . . . vor deym hause übergangen HÜTTEN 2,186 B.; es kans keyn weib lassen, wenn sie vor einem spiegel übergehet, sie müsz yhn heszlich ansehen AGRIOOLA sprichw. (1534) A a L B ; Jehovah ging vor seinem antlitz über HEBDEB 12, 36 8.;

s o o f t sie v o r m i r ü b e r g i n g MAT.KK

U T E S

(1811) 1,261; er (Teil) ging vor dem hut über BS. GRIMM dt. sagen (1891) 2, 125. b) die Verbindung mit dem bloszen dat. (und akk.) ist auszerordenäich häufig (s. oben 2 b und 2 c){ ich gehe einem grabe vorüber HERDES 15, 210 8.; wie könnt er wohl einem Sarkophag und einem leiohensteine aus NeroB zeit Vorübergehn T THÜMMEL reise 6,190; wenn er . . . der quelle vorübergeht TIEOK (1828) 6, 217; dem leidenden

1816

wesen . . . vorüberzugehen IMMERMANN 2, 80 B.; ihren (der maierei) rohen anfängen . . . haben wir hier vorüberzugehen R . WAONER sehr. u. dicht. (1897) 3, 141; auch Ist Gabriel traurig und mit verhülltem geslchte mir vorübergegangen KLOPBTOCK Mess. 3, 407; geht« mädchen mir vorüber, rufts laut In mir, du bist ein mann

SCHIIILEB 1, 267 O.;

wo blutig die geschlchte böser zelten Ihr (einerflehte)vorüber ging TIEDQE (1823) 2, 64; und wem sie vorüber gingen, dem lachten sinnen und herz

EICHSNDOBTT (1864) 1,380;

Ich könnt dir nimmermehr vorübergehn STOBM (1899) 1 , 1 5 4 .

c) bei der Verbindung mit dem akk. tritt besonders die Vorstellung des übersehene, Übergehens, nicht beachteru hervor, auch in übertragener bedeuiung, wo von einer wirklichen bewegung nicht mehr die rede ist: ein gemählde gehe ich vielleicht vorüber und sehe es nicht HERDER 27,194 8.; sie gingen die Römerin langsam und In gedanken vertieft vorüber KLOPSTOCK Mess. 15, 719; wie ich ihn (den spiegel) vorübergehe GRILLPARZER 4, 28 Cotta.

Phraseologie der tugend gehe mein cabinetchen vorüber LAVATER handbibl. (1790) 2, 163; warum gingen wir die höfe der guten und gerechten fürsten . . . vorüber KLINGES (1809) 3, 274; warum gehe ich die frischen, grünenden bäume vorüber und bleibe stehen vor dem blitzgetroffenen? GRILLPARZER 15,18 Cotta; wollt ich allein (von allen dichtem) dich (mond) stamm vorüber gehn BÜRGER 55* BoUz; nachtviole, dich geht man am blendenden tage vorüber GÖTHE 1, 346 W.

Übertragen: dürft ich . . . einen so erprobten freund vorübergehen? KLINGES (1809) l , 426; beinahe möchte ioh mich meiner dienstfertigkeit schämen, wenn Genuas edelste Zierden sie vorübergehen SOHILLES Fiasko 2,17; laszt uns ihn nicht vorübergehn (let tu not leave Kim oui)

Shakespeare Julius CJesar 2,1; (ein anderer) füge die hier vorübergegangenen stücke bey HEEDER 20, 351 S .

d) im eigentlichen örtlichen sinne, schrittweise sich an etwas vorbeibewegen, daher zunächst von menschen, seltener von tieren; alleinstehend: (Karl V.) verschlosz die fenster, wo er schöne weibspersohnen sah vorübergehen ZÜTKGREF-WEIDNER t. nation weish. 3 (1653) 86; wenn du wirst vorübergehen, so klopffe hir an A . GSTFHIUS Horrib. 64 ndr.; die schnell vorübergegangene gestalt der amazone GÖTHE 23, 244 W.; das volk lacht auf, die trommel wird gerührt, sie gehen vorüber SCHILLER 14,2910.; die W a l p u r g i s . . . grüszte, indem wir vorübergingen BETTINK Gl. Brentanos frühlingskranz (1844) 55; vorübergehende elegants schielen herauf E. T. A. HOFFMANN 1, 201 Chr.; so suchte ich wegzublicken und ging stumm vorüber G . KELLER (1899)

1,155;

und Atreus söhn ging trendigen herzens vorüber

B0BOHB 216* B. (Ttagifzcto II. 4, 272);

dasz kein vorübergehender Wandrer (¿tilzt]s) heimlich zu rauben käme V o s s Od. 1 3 , 1 2 3 B.; hast dn das m&dches gesehn flüchtig vorübergehn? GÖTHE S, 149 W.

e) das pari. präs. substantiviert: zweige und äste . . . , welche die vorübergehenden abbrechen BUTSCHKY Pathmos (1677) 805; wo kein vorübergehender spricht: 'segen gotteis auf euch' HEBDEB 12, 220 8.; den vorübergehenden zum ekel und abscheu KLINGER (1809) 3,288; dann fechten sie aus dem hinterhalt, werfen speere auf die vorübergehenden RITTES erdkde (1822) 5, 374; (harrt ängstlich,) ob von den tausend vorübergehenden einer seinen blick darauf werfe G. KELLER (1889) s, 38. f) mit näherer, durch eine präpos. angeknüpfter bestimmung, besonders häufig wird an gehraucht: an dem Wächter vorübergehend STAINHÖWEL de claris mulieribua 108 Dr.;

VORÜBER (zuaatnmenrückungen)

VORÜBER (zusammenrückungen)

so gingen wir an tulpenbeeten vorüber GÖTHE 26, 46 W.; ein bauer, der am schloszhofe vorüberging IMMERMANN 2, 67 B.; nm auf der strasze an mir vorüberzugehen und stumm zu grüszen M. v. EBNER-ESOHENBACH (1893) 4,108;

in freier, bildlicher und verblaszter anwendung: (dinge,) von denen ein deutscher mentor zu seinem züglinge sagen würde: wir gehn vorüber HERDER 3, 463 8.; was die orgel betrifft, so geht der genius welscher tonkunst schweigend an ihr vorüber SCHÜBABT Ästhetik d. tonkunst (1806) 69; mit stillschweigen kann ich nicht vorübergehen das blatt vom Samaritaner GÖTHE 49,1, 304 W.; alle (gelehrten) sind an einem codex vorübergegangen, der . . . J. GRIMM kl. sehr. 2, 2; frau v. Sevigne geht nie mit der feder an seinem namen vorüber, ohne ein freundlich beiwort LAUBE (1875) 6, 210; er konnte an unabweislichen thatsachen der Wirklichkeit . . . vorübergehen TBEITSOHKE hist. it. polit. aufsätze (1886) 1, 20;

1817

und geht In entferneten altern ein wandrer am steine vorüber DENIS lüdet Sinei* i. bürden (1772) 170; wenn du willst Vorübergehn an einem rosenstocke RÜCKEST (1867) 3, 61.

das ich in mir selbst von hertzen lache, wo ich dergleichen einen sehe bey mir vorüber gehen MOSCHEEOSOH geeichte (1660) 2, 146; welche fast alle stunden . . . bey dem hause vorüber giengen RIEMER d. polit. maulaße (1676) 27. — sie lächelt freundlich, wenn ich zögernd neben ihr vorübergehe S. GESZNER (1778) 2, 9. — wie Simeon der stylite, der sich auf seine saule sezt und die narren unter sich vorübergehen läszt SOHUBABT br. l, 83 Slrausz. — die gieng vor eines beckers hausz vorüber BUCHT hebammenb. (1680) 243; als die beiden . . . dicht vor dem fürsten vorübergingen E. T. A. HOEEMANN 16, 41 Qr. g) von gott:

1818

soll man den leuten zu willen der warhelt mit stillen vor über gehen

VOIQTLINDER oden u.lieder (1642) 98;

dasz ein mann an Ihrer eignen schwer erkämpften tugend vorüberging SCHILLER 6,1,161 O.

kühnere Wendung: sein auge ging an den gröszten Schönheiten, die ihn umringten, vorüber STUTEB (1004) 4, 233.

1) der infinitiv substantiviert; außerordentlich häufig ist die Verbindung im vorübergehen, die zunächst im eigentlichen örtlichen sinne (vgl. oben dff.) gebraucht wird, aber KIOPSTOCK oden 1,147 M.-P. auch mit der sinnesfärbung, dasz man sich gar nicht aufhält (deutlicher: nur im vorübergehen); dann wird im von tieren: so mag der wurm den vorübergehenden vorübergehen wie en passant übertragen gebraucht, wo an elephanten dann auch ausmessen KLINQER (1800) 3, 40; eine bewegung im räume nicht mehr gedacht wird; immer während das tier, mit vollem geweih, ruhig an ihm vorim eigentlichen sinne, wenn eine nähere örtliche bestimmung überging »ÜBST PÜOKLER briefw. u. tageb. (1873) l, 188. h) freiere anwendung auf andere art von bewegung, oder mit präpos. hinzutritt: im vorübergehn am kirchhofe FoUQüi gefühle, bilder (1810) 1, 30; im vorübergehen an unbestimmt: ^ ^ sSume der gaststube FONTANE I 6, 216. — mir der alte im und lasz uns Insgesamt, die wir dein glücke lieben, vorüber gehen in ein ohr sagte MOSOHEBOSCH geeichte durch kein Vorübergehn auf schneller post betrüben (1660) L, 126; dasz den heiligen gott man nimmer könne GCHTHEB gtd. (1736) 768. sehn als von rückwärts, und doch nur im Vorübergehn unpersönlich: in immer rascherem fluge ging es an . . . TREUER dt. Dädalus (1676) L, 760; nur im vorübergehen Magdeburg und seinem dorne vorüber FONTANE I 4, 297. — GÖTHE braucht es von reisenden, die auf enthalt nehmen, läszt er einen matten, sterbenden blick auf den marquis im gegensatze zu einheimischen: dasz demoiselle Sontag fallen SCHILLER 6, l, 374 O.; Jahrmärkte, wo man neue waaren im vorübergehen beurtheilt WACKENRODEB hernun auch klang- und tonspendend bey uns vorüber zenserg. (1707) 168; berichtete von den städten, wo er sich gegangen I V 41,144 W.; vorübergehenden freunden und aufgehalten, so wie von jenen, die er nur im vorüberbleibenden einheimischen 42, 73; vgl. I 24, 126. gehen gesehen HOLTEI erz. (1861) 18, 42; rasch und gleichi) übertragen auf die strasze: aus manchen der vorüber- sam im vorübergehen aufschauend LAUBE (1876) 1, 331; gehenden hauptstrasze allzu fernen orten GÖTHE 24, du drückst mir im vorübergehn die hände 830 IT.; auf der strasze, die nahe an dem hause vorüber* SCHILLER 6, l , 50