Des Pausanias ausführliche Reisebeschreibung von Griechenland: Teil 2, Band 4 [2. Aufl., Reprint 2022] 9783112626146


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Des Pausanias ausführliche Reisebeschreibung von Griechenland: Teil 2, Band 4 [2. Aufl., Reprint 2022]
 9783112626146

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Des

Pausanias ausführliche

Reisebeschreibung von

Griechenland BUS dem Griechischen überseht und mit

Anmerkungen erläutert von

Johann Eustachius Goldhagen, Hektor der Domschule

Magdebukg,

Zweiter Theil, Gier ter

und

letzter

Band.

Zweyte verbesserte Ausgabe.

Berlin, Key

C. G.

Schöne,

r 7 - -.

Das neunte Buch.

BOEOTIACA. oder die

böotischen Denkwürdigkeiten.

Sorten

gränzt

(in

die Landschaft Attika,



daß di« Piataer den Eleutheriern am nach» sten wohnen. Das ganze böotische Volk hat den Namen von dem Bootus, den man für etnen Sohn der Nymphe Menabppe und des Itonns hält, dessen

Die Namen einiger

Vater Amphiktyon t) war.

Städte kommen von gewissen Männern, noch mehrere

von Frauenspersonen her.

Die Platäer find, wie ich

glaube, hier im Lände selbst entsprungen: ihren Namen

führen fie von der Platäa her, die fie für ein« Toch» ter des Flusses a) halten.

Anfänglich haben ohne

A L

*) Siehe von ihm D. r. K. 1. am Ende D. io. K. L. im Anfänge. a) Nämlich des Asopus, als des berühmtesten Flusses in Böotien, für dessen Tochter sts auch Hederich suegiebt, und die/

Zwei»

se Stelle dabey anführek; sie aber doch in dem Artickel Aso» puS, utttet seinen Töchtern ntchk mit nennet. Pausanias zeigt aber Im folgenden fei ist an, daß Nia» diese ÄLepiMNg gehcget habe,

4

Das neunte Buch.

Zweifel Könige bcy ihren regieret: denn in ganz Grie­ chenland herrschten Könige, und tu Demokratien sind

in spätern Zeiten eingeführet.

Die Platäer wissen

keine andere Könige, als den Asopus undCitharon: die­ ser soll dem Berge, jener dem Flusse den Namen gege­ ben haben.

Ich glaube auch, daß Plataa, von der die

Stadt benennt worden ist, eine Tochter des Königes

Asvpus, und nicht des Flusses gewesen sey.

Die Pla­

täer haben sich vor der Schlacht der Arhenirnser bey

Marathon durch besondere Thaten nicht bekannt gemacht. An dieser hatten sie Antheil: und da Zserxeö Griechen, land mit seinen Völkern überschwemmte; wagten sie es, mit den Atheniensern zu Schiffe zu gehen, trieben

auch dc.l Feldherrn deö Xerrcö, MardoniuS, de« Go, bryas Sohn, au« ihrem Gebiete zurück. Es hat sie

zweymal betroffen, daß sie vertrieben, und auch wieder in Böotien zurück gebracht worden. In dem Kriege

der Pelvponnesier mit den Atheniensern nahmen die !a, eedamonier Plataa durch eine Belagerung ein, und ver, jagten die Einwohner.

Nachdem sie durch den Frie­

den, den Antalcidas zwischen dem Könige in Persien und den Griechen zu Stande bracht^ 3) wieder herge­ stellt, und die Bürger von Athen zuruck gekommen wa,

ren: hatten sie das Unglück, zum zweytenmal vertrieben zu werden.

Sie waren mit den Thebanern in keinen

offenbaren Krieg verwickelt, und glaubten vielmehr, daß der Friede mit ihnen bestehen würde; weil sie den tace, dämoniern bey der Einnehmung der Schlosses Katmrea

weder $) Don diesem Frieden, der in der Gr. Geschichte B. f. Ä. K. i ?. der Friede des Antalcidas 9. Nachricht, genannt wird, giebt Lenvphon

Böotien.

5

weder mit Rath noch That beygestanden hatten.

Hin«

gegen die Thebaner erklärten, weil die Lacedamonier den Frieden gestiftet, und selbst wieder gebrochen hatten; so wäre die Verbindung auch mit allen andern aufgehoben.

Da fich nun die Plataer von Seiten der Thebaner nicht sicher zu seyn glaubten: sehten sie die Stadt in den 6e# sten Vertheidizungöstand, und hie, so etwas weit von

der Stadt ihre Ländereyen hatten, giengen nicht zu al­ len Zeiten des Tages dahin: sondern weil sie wußten, daß die Thebaner, ipie sie mehrentheils gewohnt waren,

allgemeine Rathsversammlungen des ganzen Volkes an­ stellten: so lauerten sie diese Versammlungen ab, und

alSdenn sorgten die, so ihre Ländereyen am weitesten har­

ten, ruhig für ihre Landwirthschaft.

Aber derBöolarch

Neokles 4) zu Thebe entdeckte die List der Plataer, und ertheilte den Befehl, dckß ein jeder Thebaner gewaf«

nec bey die Versammlung erscheinen, sollte: und gleich führte er ffe nicht den geraden Weg von Thebe, sondern

-um Theil über das flache Feld, -um Theil über Hysiä nach Eleutherä gegen die attische Gränze zu, wo kein Kundschafter ausgestellte war, und gedachte des Mitta­

ges an den Mauren der Plataer zu seyn. bildeten sich

Die Plataer

ein, die Thebaner hielten eine allgemeine A 3

Ver-

4) Böotarchen hieß«, die wechselten entweder in der Ober, KriegSobersien der Thebaner anführung ab, oder thaten alles und Böotier, deren bald mehr, gemeinschaftlich. Ich weiß bald weniger ans ein Jahr be- nicht, warum Gedoyn diesen stellt wurden. Im i;K. werden Dio tarchen einen Archonten ihrer sieben mit Namen snge, nennt, da diese Benennung bey führet. Bisweilen hat auch einer den Böotiern oder Thebaner» allein diese Würde erlanget. Sie nicht im Gebrauch gewesen.

Das neunte Buch.

6

Versammlung, und viele waren auf dem Lande von der Die Thebaner machten mit den

Stadt abgeschnitten.

Zurückgebliebenen eineu Vergleich, daß fte noch vor der

Sonnen Untergang fortziehen sollten, ein Mann mit ei­

nem, die Weibeelntte jede mit zwey Kleidern.

Das

Schicksal der Plakaer war jetzo von ganz anderer Art, als zu der Zeit, da die Lacedamonier unter Anführung

des Archidamus die Stadt cinnahmen.

Denn die La«

eedamonier eroberten sie durch eine Belagerung,

und

verhinderten sie durch zwo Mauren, aus der Stadt zu entweichen.

Die Thebaner hingegen verhinderten sie,,

kn die Stadt zu kommen.

der Stadt geschahe

Diese zweyte Eroberung

drey Jahr

vor der leuktrischen

Schlacht, als Asteus fl) zu Athen Archon war.

Die

Stadt wurde von den Thebaner» bis auf die Tempel niedergsriffen.

Dis Art und Weise wie die Stadt an

den Feind übergieng, diente allen Plataern war Erhal«

rvng ihres Lebens.

Denn die Achenienfer nahmen sie

insgesamt wieder auf.

Als Philippus bey ^häronea

gesiegt hakte, und eine Besatzung in Thebe legte, und

alles that, die Thebaner zu Grundes» richten; ließ et auch dis Plataer nach ihrer Stadt zurück ziehen. Kap. i.

Wenn man sich von dem platäischen Ge­ biete an dem Berge Cilhäron ein wenig zur

Rechten, wendet; trift man die wüsten Plätze, der ehe­ maligen böotischen Städte, Hysia und Erythra an. Auf den Ruinen von Hysiä ist noch ein halbvollendeter Tem,

prl des Apollo, und ein heiliger Brunnen.

Nach dem Vor«

5) Diodor saget D- if. SokratideS sey zu dieser Zeit Archon

gewesen.

7

Böotien.

Vorgeben der Booten weissagten ehemals die, so anü

diesem Ziehbrunnen trunken.

Komnrt man wieder auf

die Landstraße; so findet man zur Rechten das vorge,

gebens Grabmahl des Mardonius.

Daß sich der Leich»

nam des Mardonius nach der Schlacht gleich verlohren,

ist eine bekannte Sache: wer ihn aber begraben habe, wird nicht einstimmig berichtet.

Daß ist gewiß, daß

dfrtontes, des Mardonius Sohn, dem Dionysophanes, einem Ephesier, und andern Ioniern, viel Geschenke ge,

geben habe, weil sie dafür gesorgt, feinen Vater zu be« graben.

Der «rstbenannte Weg gehet von Cleuthera

nach Plataa.

Auf dem Wege von Megara ist zur

Rechten eine Quelle, und etwas weiter fort der Fels Aktaons, aufdem er soll geschlafen haben, wenn er von der

Jagd müde gewesen, und in der Quelle soll er die ba-

dende Diana gesehen haben.

Stesichorus von Himera

schreibet, die Göttin habe ihm mit einer Hirschhaut be­ deckt, und dadurch verursachet, daß ihn die Hunde zer-'

rissen, damit er die Semele nicht heyrathen sollte. Ich glaube, daß seine Hunde natürlicher Weise toll gewor, den, und in der Tollheit, ohne einen Unterschied zu ma­

chen, einen jeden, der unter sie gerathen, würden zerris­

sen haben. An welchem Orte des CitharonS Pentheus, des Echions Sohn, fein Leben unglücklich eingebüßek habe, und wo OedipuS nach seiner Geburt hingelegt

worden, weiß niemand; den hohlen Weg aber in PhociS,

wo er seinen Vater umbrachte, wissen wir.

Der Berg

Citharon ist dem cithäronischen Jupiter heilig, wovon ich an seinem Orte mehr sagen werde.

Bey dem Eingänge in Plakäa find die Graber

derer, so gegen die Perser gefochten haben. A ♦

Die andern

Grie»

8

Das neunte Buch.

Griechen haben ein gemeinschaftliches Begrabnißmahl:

die Lacedämonier und Athenienser, so in dem Treffen ge­ blieben, haben ihre besondern Graber, auf welche Denk­

schriften des Simonides in elegischen Versen gesetzet sind.

Nicht weit von dem gemeinschaftlichen Begrabniß der Griechen ist ein Altar Jupiters, des Befreyers.

Das

Grabmahl ist aus Erz, der Altar und die Bildsäule Jupiters aus weißen Marmor.

Es wird noch alle

fünf Jahre das Kampfspiel Eleutheria ff)

gefeyert,

und im saufen die größten Geschenke gewonnen.

laufen bcwafnet vor dem Altare.

Sie

Das Siegeszeichen,

so die Griechen wegen der Schlacht bey Plataa aufge­ richtet haben, stehet auf fünfzehn Stadien weit von der Stadt.

Gehet man in der Stadt selbst von dem Al­

tare und der Bildsäule, so dem I. piter, dem Befreyer

aufgeuchtet worden, fort, so findet man das Heroum

der Plataa, von welcher ich schon gemeldet habe, was die Platqer, von ihr sagen, und was ich glaube.

Der

Tempel der Juno zu Plataa ist wegen seinerGröße und

der Schönheit der Bildsäulen sehcnswürdig. Bey dem Eingänge stehet die Rhea, wie sie dem Saturn den in Windeln gewickelten Stein an statt des gebohrnen Kin­ des bringt. Die Juno heißt hier Telea, die Erwach­

sene; ihre Bildsäule ist sehr groß, sie stehet gerade, und ist, wie Die Rhea, von dem Praxiteles aus penkhelischen

Marmor gearbeitet.

Kallimachus hat in einer andern

Statue die Juno sihend vorgestellt: man nennt sie die

Verlobte, wegen

folgender Fabel t

Kap. 6) Eleutheria, weil bad rrn und zum Andenken der DeKampfspiel dem Jupiter Cleu, freyung von Griechenland ger therius, dem Lefteper ja Eh- halten wurde-

Böotien.

9

Man sagt, Juno habe mit dem Jupiter aus einer gewissen Ursache qezürnet, und sey nach Euböa entwichen: als er sie nicht habe besänftigen können, sey er zu dem Cltharon gekommen, der damals zu Plataa regierte, und ein überaus verschlagener Mann gewesen. Er gab dem Jupiter den Rath, eine hölzer­ ne Bildsäule zu machen, sie verdeckt auf einem Wagen von zwo Ochsen fchren zu lassen, und zu sagen, er führe die Plaraa, des Asopus Tochter, als seine Braut heim. Jupiter folgte diesem Rathe. Juno erfuhr die Sache, gleich und kam ohne Verzug. Als sie zu dem Wagen kam, und das Kleid der Bildsäule herunter riß: hatte sie eine große Freude über den Betrug, da sie ein Schnitz, bild an statt einer Braut fand, und söhnte sich mit dem Jupiter aus. Wegen dieser Aussöhnung feyern sie das Fest Dädala, weil die Schnitzbilder ehedem Dädala

Jtap. 3.

hießen. Sie brauchten diesen Name«, meiner Mey, nung nach, noch ehe DadaluS, des Palamaons Sohn, zu Athen gebohrcn wurde, und er hat, wie ich glaube, von solchen Bildern erst den Namen, nicht aber gleich bey seiner Geburt bekommen. Das Fest Dadala feyern die P.'atae? allemahl im siebenten Jahre, wie der Aus, leger der Alterthümer des Landes sagte; aber gewiß ge­ schiehet er in einer kürzern Zeit: doch können wir di« Zeit von einem Feste zum andern nicht auf das genaue« ste ausrechnen. Das Fest wird so begangen: Nicht weit von Aialksmena ist der größte Eichenwald in Böo­ tien, und in demselben starke Stamme. In diesen Wald gehen die Plataer und legen Stücke von gekochten Fleische hin. Die andern Vögel machen ihnen keine Unruhe, wegen der Raben aber, die herzugeflogen kom, A 5 men.

Das neunte Buch.

10

men, stehen sie wohl auf der Hut; und wenn einer ein

Stücke Fleisch wegführet, beobachten sie, auf welchen

Baum er sich setze; den hauen sie um, und machen davon ein Bild, das sie Dadalum heißen. Dieses Fest feyern

die Pkataer für sich, und nennen es die kleinen Dädala, (daö kleine Bilderfest). Das große Bilderfest hal« te'n die andern Böotier mit, welches erst im sechzigsten

Jahre geschiehet.

Denn so lange Zeit soll das Fest

ausgefallen seyn, als die Plataer ins Elend wanderten.

Es sind vierzehn 7) hölzerne Bilder bereit, die in den Jahren der kleinen.Bilderfeste verfertigetworden. Die

Plaräer, Koronäer, Thespier, Tanagräer, Charoneer, Lebadier und Thebaner theilen sie durch das Loos unter

sich, und nehmen sie mit fort.

Denn auch diese fanden

für gut, sich mit den Plataern auszusöhnen, bey der ge« meinen Versammlung mit zu erscheinen, und ein Opfer zu dem Bilderfeste zu schicken, als Kassander, Anti« paterS Söhn , das zerstöhrte Thebe wieder aufbauete. Die Stadgen, die wenig in'Betrachtung kämmen,

machen durch das Loos aus, wie viel eine jede beptra, gen soll. Sie schmücken das Bild bey dem Asopus, sehen es auf einen Wagen,

bestellen eine Frau als

Braulführerin, und loosen wieder, in welcher Ordnung sie in Proeeßion gehen sollen. Alsdenn lassen sie die Wagen auf die Höhe des Berges Citharon irtt lhebani« fchen fahren.

Auf dem Gipfel des Berges ist ein Altar

zubereitet, der auf folgende Art gemacht wird.

Sie

legen T) doyn irret, Jahr

Nicht vierzig, wie gct worden, 6« doch Pausa« setzt, der auch darinnen nias ausdrücklich hinzu setzt, daß er sagt, es sey alle an dem kleinen Lilderseste. «in solch Bild verfettn

Böotien.

H

legen viereckigte Balken so auf einander, als wenn ein Gebäude von Steinen aufgefuhrec wird.

Ist er hoch

genug, so tragen sie trockenes Reisholz darauf.

Die

Städte, und obrigkeitliche Personen, jede besonders, op#

fern der Juno eine volljährige Kuh, dem Jupiter einen Stier, schütten Räucherwerk und gießen Wein auf das Opferfleisch, und verbrennen 8) alles mit den Bll,

dern zugleich auf dem Altare; eben dergleichen Opfer

bringen reiche Privatpersonen.

Die aber daß Vermö­

gen nicht dazu haben, die sind gewohnt kleinere Thiere

zu opfern, und alle Opferstücke eben so auf dem Altare zu verbrennen.

Das Feuer ergreifet den Altar selbst

und verzehret ihn mit.

Ich weiß, daß ein solch Feuer

sehr groß wird, und so hoch in die Höhe steiget, daß es gar weit herum zu sehen ist.

Fünfzehn Stadien von

der Höhe, worauf der Altar Aebauet wird, herunter, ist die Grotte der cytharonischen Nymphen, Sphragidium

genannt, wo die Nymphen vor Alters sollen geweissaget haben. Kap. 4.

Der Minerva Area (derKriegerischen) haben

die Plataer einen Tempel von der Beute aufgefüh» ret, die ihnen die Athenienser nach der marathonischen Schlacht abgaben. Die Bildsäule ist von Holz und

verguldek, das Gesicht, die Hände und Füsss von pente-lesischen Marmor.

Sie giebt an Größe der ehernen Miner«

’) ES scheinet mir nicht zwei, felhast zu seyn, baß für zu lesen sey. Die, ses letztere schickt sich nicht wohl zu T«i und im Folgenden

ist das Wort wirklich dazu gesetzt. Der ganze Zusammenhang stimmt auch mit wei­ ner Meynung überein,

12

Das neunte Buch.

Minerva auf dem Schlosse zu Athen, die die Akhenien-

ser ebenfalls von den Erstlingen der marathonischen

Beute gießen lassen, nicht viel nach.

Phidias hat auch

In

die Bildsäule der Minerva zu Plataa verfertiget.

dem Tempelhause sind verschiedene Schildereyen. Poly«

gnotus hat den Ulysses, wie er die Buhler schon hinge,

richtet, und Onatas den ersten Kriegeszug der Argolier gegen Thebe abgemahlet.

Diese beyden Stücke stehen

in dem Borhause an den Mauern.

Zu den Füssen der

Bildsäule stehet das Bild des ArimnestuS, der die Pla#

taer in dem Treffen gegen den Mardonius, und noch

dop#

her bey Marathon anführete. Die «leufinische Ceres hat auch zu Plataa einen

Tempel, und Leitus ein Grabmahl.

Er war unter al­

len Feldherrn, die die Böotier nach Troja zu Felde gt#

führet hatten, der einzige der wieder nach Hause kam. Die gargaphischen Brunnen ließ Mardonius durch die persische Reuterey trübe machen und verschütten, als das

griechische Heer, so gegen ihm über stund, daraus sein

Wasser zum trinken holte.

Doch haben die Plataer

nachher die Brunnen wieder in Gang gebracht.

Auf

dem Wege von Plataa nach" Thebe ist der Fluß Peroe:

Peroe soll eine Tochter des Asopus seyn.

Wenn man

diffeitS des Asopus an dem Ufer desselben auf vierzig Stadien hinunter gehet, kommt man zu dem wüsten Platze der Stadt Skolus, auf dem ein nicht ausge,

baueteS Tempelhaus der Ceres und Proserpina stehet; auch ihre Bildsäulen find nur halb fertig.

Der Aso-

pus macht noch jetzo die Gränze zwischen dem thebani#

schen und platäischen Gebiete. Kap.

Böotien.

iz

Das thebanische Gebiete sollen zuerst die

Kap. f.

Hektener bewohnet, und Ogygus, ein im Lande

gebohrner Mann, ihr König gewesen seyn: von ihm ha­

ben viele Poeten der Stadl Thebe den Zunamen Ogygia gegeben.

Diese eisten Einwohner hat, wie man

saget, eine Pest aufgeriebcn, worauf die Hyanther und

Konter, die meiner Meynung nach Böotier, und keine

fremde Ankömmlinge gewesen, sich in dem Lande nieder­ gelassen haben.

Als Kadmus mit einem Heere Phö­

nicier angekommen war, wurden die HyantherM einem Treffen überwunden, und yiengen die folgende Nacht

flüchtig aus dem Lande fort: Die Aonier baten um ihre Erhaltung, und Kadmus erlaubte ihnen zu bleiben, und sich mit den Phöniciern zu vereinigen. Sie behiel­ ten ihre Wohnungen auf den Dörfern.

Kadmus er«

bauete die Stadt, die noch jetzo Kadmea heißt, so aber nach einer großen Erweiterung da» Schloß von der un­ ten am Berge liegenden Stadt Thebe wurde. Dem Kad­

mus machte seine Vermählung sehr viel Ansehen; wenn er sich anders nach der Erzählung der Griechen mit der Harmonia einer Tochter der Venu» und des Mars ver­

bunden hat: auch die Töchter machten seinen Namen berühmt: Semele, weil sie dem Jupiter einen Sohn

gebohren; Juno, weil sie eine Seegöttin geworden. Un­ ter des Kadmus Regierung waren nach ihm die Spar« ter, Chthonius, Hyperenor, Pelorus und Udaus im

größten Ansehen: doch Echion übertraf sie alle an Hel«

denmuth, und hatte die Ehre ein Schwiegersohn de» Kadmus zu werden.

Warum diese Manner Spar,

ter genannt worden,

davon hab« ich keine andere Ursache

Das neunte Buch.

14

Ursache finden können, als die in der Fabel ange­ geben wird 9).

Nachdem Kadmus unter die Encheleer, ein illyri­

sches Volk, gezogen war, führte fein Sohn Polydorua die Regierung.

Penlheus, des Echions Sohn, hatte

wegen seiner vornehmen Geburt und der Freundschaft mit dem Könige ein großes Ansehen; zog fich aber durch

seinen Stolz und Gottlosigkeit die Strafe des Bacchus zu.

Polydors Sehn war Labdakus; weil der Vater

frühzeitig sterben mußte, so übergab er die Vormund,

schäft samt der Regierung diemRykteus: von dem ich schon in den sicyonischen Denkwürdigkeiten angezeiget habe, wie er sein Leben vorlohren, und daß sein Bruder Lykus die Vormundschaft des jungen Prinzen und die

Regierung zu Thebe bekommen habe.

Lykuö übergab

sie dem erwachsenen LabdakuS, trat sie aber nach besten baldigen Tode von neuen nls Vormund feines Sohnes, des LajuS, an.

Zur Zeit dieser zweyten Vormund»

schäft kam Amphion und ZethuS mit der Kriegesmacht, die sie zusammen gebracht hatten, ins Land.

Lajus wur,

de von Personen, denen es am Herzen lag, das Ge­ schlecht und den Namen des Kadmus zu erhalten, heim»

lich fortgebracht.

Den LykuS überwanden der Antiope

Söhne in einem Treffen: sie bemächtigten sich der 9le? gierung, 4) fcrc^Tol, sparti, semina li, fparfi> die äusgesäeren, sollen sie genannt worden seyn, weil sie von den gebeten Zähnen

Ovidiua Metamorph. 3, v, loi. seqq. Kühn führt aus dem Scholiis Euripidis in Phoeniss. noch andere Mcy,

des Drachen, den Kadmus er, nutigeti von dieser Beiieiimmg schossen hakte, hervorIewachsen. an. Siehe denPattsanlas selbst.

Böotien.

15

gierung, und daueren die Unterstadt bey Kadmea an, der sie wegen der Verwandschaft mit derThebe den Ra» men Thebe gaben.

Homer legt hievon ein Zeugniß in

der Odyßea ab.

Sie haben ,0), spricht er, Thebe, dieStadtmit sieben Tho­ ren erbauet Und mit Thürmen bevestiget: unbevestiget konnten sie Das weltläustige Thebe nicht bewohnen, ob sie gleich starke Männer waren. Daß Amphion gesungen, und bey seinem Laukenspiele die

Mauern aufführete, davon gedenket zwar Homer gar nicht; aber er ist wegen der Musik berühmt gewesen.

Er hatte die lydische Tonweise wegen seiner Schwäger­ schaft mit dem Tantalus gelernt, und zu den vier Sai­ ten aus eigener Erfindung noch dreye hinzugethan. Der

Verfasser des Gedichtes auf die Europa sagt, Amphion habe von dem Merkur die Laute spielen gelernt, und die

Steine und Thiere durch seine Musik in Bewegung ge­

bracht. Myron von Byzanz, der heroische Gedichte und

Elegien geschrieben hat, sagt, Amphion sey der erste, der dem Merkur einen Altar aufgerichtet, und deswegen

eine Laute von ihm bekommen habe.

Man sagt auch,

Amphion werde in der Hölle wegen seiner Schmahworte gegen die Latona und ihre Kinder gestraft: von wel­

cher Strafe in dem Gedichte Minyas geredet wird, das von ihm und dem Thamyris aus Thrakien handelt. Das

Haus des Amphions und Zethus starb aus.

Amphions

Kinder nahm eine ansteckende Krankheit weg:

Des

Zethus

Io) OdyH. XI. 262. Zn ret der Poet dem Amphion und dem vorhergehenden Verse süh, Zethu« mit Name» an.

Das neunte Buch.

i6

Zethus Sohn brachte die Mutter selbst wegen eines Ver« gehens um, worüber sich der Vater zu Tode grämte. Darauf fehten die Thebaner den Lajus wieder auf den Thron. Das delphische Orakel weißagte ihm, wenn feine Gemahlin Jokaste einen Sohn zur Well brachte, würde ihm derselbe das Leben nehmen. Er ließ daher den Oedipus wegsehen. Als selbiger erwachsen war, brachte er nicht allein den Vater um, sondern heyrathete auch seine Mutter. Ich glaube aber nicht, daß er Kim der mit ihr gezeugt habe, und berufe mich auf den Ho, mer, der in der Odysse saget: Sie sahen die Mutter de« Sedipu«, die schöne Epikast,, Welche auö Unwissenheit eine erschreckliche Sache gethan

Und ihren eigenen Sohn geheyrathet. Vater umgebracht.

Er hatte seine«

Und heyrathete die Mutter: aber die Gitter machten die Sache bald unter den Menschen bekannt.

Wie haben sie wenn Oedipus hat IT)? Das des Hyperphas

denn die Sache bald bekannt gemacht, mit der Jokasta vier Kinder gezeugel ist nicht geschehen, sondern Euryganea, Tochter, ist ihre Mutter gewesen: wie diese«

**) Pausania« will sagen: ist die unnatürliche Verheyra, thung dem Oedipus und derZokasta bald bekannt geworden: so haben sie gewiß nicht vier Kinder mit einander gezeuget. Denn sobald sie da« erschreckliche Ge. hetmniß entdeckten, geriekhen sie darüber in die heftigste Betrüb-

niß, und verabscheueten ihre Den binbung so, daß sich Zokastr selbst erhieng. Darauf heyrathete Oedipus die Euryganea,und zem gete mit ihr, wie der Scholiast des Euripides saget, den Eteokkes und Polymers, und drey Töchter, Zokasta, Antigone unb Zsinene. Die traglichen Sid),

Böotien.

17

dieses auch die Gesänge, Oedipodia, bezeugen: und Ona» taS har zu Platäa die Euryganea bey dem Gefechte ih, ter Söhne mit niedergeschlagenen und traurigen Ge»

sichte gemahlt.

Polynices gieng noch unter der Re,

gierung des Oedipus von Thebe weg, aus Furcht, daß

der väterliche Fluch an ihm in die Erfüllung gehen mögte.

Er kam nach Argos Und vermahlte sich mit des Adra, stus Tochter: nach dem Tode feines Vaters gieng er, auf Ersuchen des Eteokles, nach Thebe zurück; gerieth

aber mit seinem Bruder in solche Widerwärtigkeiten, daß er das Vaterland zum andernmal verlies. Er er, hielt von seinem Schwiegervater einen mächtigen Bey, stand, büßte aber die Armee und sein leben selbst ein, da er sich mit seinem Bruder, der zugleich auf dem Platze blieb, in einem ZweykaMpf eingelassen hatte.

Das Königreich siel auf des Eteokles Sohn, den Laodamas, in dessen Namen Kreon, des Menöceuö Sohn, die Regierung als Vormund führte.

Nachdem er die

Regierung selbst angetreten hatte: unternahmen die Ae« gvlier den zweyten Kriegeszug gegen Thebe.

Die The«

baner ter haben alle diese zu Kindern den, und »ach derselben eine AuSe der Zokaste gemacht, threSchau- legung gemacht, die dem Sinne spiele mit desto mehr Abscheu und des Pausanias nicht völlig ge,

Schrecken anzufüllen. Gcdoyn hak mit dem AmasäuS, ob er gleich sagt, daß kein Ausleger Vor ihm auf die Gedanken ge-

mäß ist; welches auchMr.ßoU vjn tom. 3. de Fhistoire de l’Academie des Infcriptions ausführlich gezeigt hat. Die

kommen, dem Worte «wa-w», Stelle Homers ist in der Odyß. audita, explorata,- eine ganz un, B. ll. v. 470. Zokaste heißt

gebräuchliche Bedeutung gege, auch Epikaste, Pausanias , IV. Dd.

B

i8

Das neunte Buch.

baner lieferten den Argoliern bey GlisaS ein Treffen, in welchem LaodamaS den Aegialus, des Adrastus Sohn

zwar erlegte; dennoch erlangten die Krgoücr den Sieg, und Laodamas machte sich in der folgenden Nacht mit

einer Anzahl freywilliger Thebaner fort, und zog nach

Illyrien.

Die Argolier nahmen Thebe ein, und über­

gaben das Reich dem Therfander, des Polynices Sohne. Als die Völker des Agamemnon«, mit denen er nach

Trvza gieng, an einem unrechten Orte landeten, und sie in Mysien einen ziemlichen Verlust erlitten; wurde auch Therfander, nachdem er unter allen Griechen die großlen Proben der Tapferkeit abgelegt hatte, von dem Te«

lephus erlegt.

In der Stadt Elaa hat er auf dem

Markte unter freyen Himmel ein Denkmahl, welches ein Stein ist, auf dem man ihn so abgebildet siehet, wie

er nach dem Felde an dem Flusse Kayku« ritt, und die Landeseinwohner bringen ihm, wie sie sagen, ein Todten-

opfer.

Rach seinem Tode erwählten die Thebaner, da

die Flotte aufs neue wider den Paris und die Trojaner versammelt wurde, den Peneloes zu ihrem Heerführer;

weil TifamenuS, Thersanders Sohn, das männliche Al­ ter noch nicht erreicht hatte.

Aks Peneleos von dem

Eurypylus, des Telephus Sohne erlegt war; machten sie den Tisilmenus, als den SohnThersanders und der Demonsffa, einer Tochter des Amphlaraus, zum Köni­ ge.

An ihm übten die, Furien ia) des Lajus und Oe-

dipus ihren Zorn nicht aus; wohl aber an seinem Soh­

ne Autesion, so daß er sich auch, nach dem Rathe de« Orakels, bey den Doriern niederließ.

Nach seinem Abzüge

I3) Die Furien, die Erin, daS Geschlechte 'deS LajuS und nies oder die Rachgöttinnen, die -OedipuS »erfolgten.

Böotien.

19

Abzüge erwählte man den Damafichthon, des Opheltes Sohn, des Peneleoö Enkel, zum Könige.

Damasich,

thons Sohn war Ptclomäus, fein Enkel Xanthus, dem

Melanthus, des Andropompus Sohn, in einem Zwey, kämpfe, nicht wie ein tapferer Mann, sondern hinterli» stiger Weise niedermachte.

Von dieser Zeit an gefiel

es den Thebanern nicht mehr, unter der Herrschaft einer einzigen Person zu stehen, sondern die höchste Gewalt mehrern zugleich anzuvertrauen.

Kap. 6.

Von ihren

glücklichen

und

unglücklichen

Kriegesverrichtungen ist das bekannteste, waS ich jetzo anführen will.

Sie wurden von den Athenien,

fern in einem Treffen überwunden, die den Platäern in

einem Kriege, der aus Granzstreitigkeiten entstanden

war, Beystand leisteten.

Sie litten noch eine Nieder»

läge von den AtheMnsern bey Plataa, als sie die Par» they des Königes Xerxes wider die Griechen ergriffen

hakten.

Doch hatte das ganze Volk an diesem Berge»

hen keine Schuld: weil damals zu Thebe wenig Per­ sonen, der alten Verfassung zuwider, sich der Regierung

angemaßet hatten.

Wäre der König in Persien zu

der Zeit nach Griechenland gekommen, als die Söhne

des Pisistratus zu Athen herrschten; so würden die Athe» tiienfer der Beschuldigung, persisch gesinnt zu seyn, nicht haben entgehen können.

Nach diesem erhielten die

Thebaner bey Delium in dem tanagrischen Gebiete über

die Athenienser einen Sieg: und HippokrateS, des Art» phrons Sohn blieb mit vielen Volk auf dem Platze. Nach dem Rückzüge der Perser bis auf den Krieg der

Pekoponnesier gegen die Athenienser stunden die Theba» B *

ner

20

Das neunte Buch.

her mit den Lacedamoniern in guter Freundschaft. Nach, dem aber der Krieg geendigt, und der akheniensischen Seemacht ein Ende gemacht war: fingen nicht lange darauf die Thebaner mit den Korinthern einen Krieg gegen die Lacedamonier an. Bey Korinth und Charo« nea wurden sie geschlagen, erlangten aber bey Leuktra den größten Sieg, den jemals Griechen über Griechen er» fochten haben. Sie schäften das Regiment der Zehn, männer in den Städten ab, und vertrieben die sparta, nischen Harmosten I3). Den phocischen Krieg, den die Griechen den Heiligen nennen, haben sie nach bet Zeit zehn Jahr unaufhörlich fortgesetzt. Ich habe in den akheniensischen Denkwürdigkeiten schon angetner, ket, daß die Niederlage bey Charonea den Griechen ins, gesamt 'großen Nachtheil zugezogen habe. Die Theba» ner erfuhren die schädlichen Folgen am meisten; indem in ihre Stadt eine makedonische Besatzung geleget wur­ de. Als nach dem'Tode des Philippus, Alexander dir makedonische Regierung angetreten hatte: wagten es die Thebaner, die Besatzung wegzujagen. So bald es geschehen war, deutete ihnen Gott ihren bevorstehenden Untergang an: in dem Tempel der Ceres, der Gesetz, gkberin, erschienen ganz andere Zeichen, als vor der leuk, trischen Schlacht. Denn damals webten die Spin­ nen die Thüren des Tempels mit weißen, vor dem An« zuge des Alexanders aber mit schwarzen Faden zu. Zu Athen soll es ein Jahr vor dem Kriege des Sulla, der so üble Folgen für die Stadt hatte, Aschs geregt net haben. Kap.

3) Siehe bey dem -ten Buch« die rrstr Anm.

Böotien.

21

Alexander zerstöhrle di« Stadt Thebe, und vertrieb die Einwohner, die ihre Zuflucht nach Athen nahmen: Kassander, des Antipaters Sohn, brach» te sie wieder zurück. Die Alhenienser beförderten die Wiederaufbauung der Stadt Thebe mit großem Eifer, und die Meffenier und Megalopoliten nahmen sich der, selben gleichfalls an. Kaffander scheint Thebe bloß aus Haß gegen den Alexander wieder aufgebauet zu haben. Er suchte sein ganzes Haus auszurotten. Er übergab die Olympias de« gegen sie erbitterten Pjacedoniern, sie zu steinigen; die Söhne Alexanders, den Herkules von der Barsine, und den Alexander von der Rhoxane, brach, te er mit Gift um. Er beschloß aber sein Leben auch nicht auf eine glückliche Weise. Denn er fiel in eine Wassersucht, in welcher ihm bey seinem Leben Würmer aus dem L?ibe wuchsen. Den ältesten von seinen Söh, «en, den Philippus, nahm nicht lange nach dem Antritt der Regierung eine auszehrende Krankheit aus der Welt. Der zweyte Sohn, Antipater, ermordete seine Mutter, Thessalonika, eine Tochter der Nikasipolis und des Phi, lippus, dessen Vater Amyntas »ar. Er gab vor, sie bewiese mehr Liebe gege» Ihren jüngsten Sohn, den Alexander. Dieser rief den Demetrius, des Antigo, nus Sohn, zu Hülfe, räumte durch ihn seinen Bruder aus dem Wege, und übte also Rache an ihm aus: allein es zeiget« sich, daß er an ihm seinen Mörder, und nicht einen Beschützer gefunden habe. So hat also, ich weiß nicht welcher Gott, den Kassander zur Strafe gezogen.

K«p. 7.

Thebe wurde inzwischen unter Kaffanders Regie­ rung in seinem alten Umfange ganz wieder aufgebauet, B 3 mußte

Das neunte Buch.

22

mußt« aber auch in den folgenden Zeiten große Wider,

Mattigkeiten erfahren.

Denn als Mithridates mit

-en Römern in Krieg verwickelt war, erwählten sie die Parthey des Königes, aus keiner andern Ursache, wie

ich vermuthe, als aus Freundschaft zu den Atheniensern. Da aber Sylla mit seinem Kriegsheere in Böotien ein#

siel; geriethen die Thebaner in Furcht, änderten ihre

Gesinnung, und bewarben sich wieder um die Freund# schafk der Römer.

Allein Sylla ließ seinen Zorn ge#

gen sie aus, und züchtigte sie auf allerley Weise, beson# -ers damit, daß er ihnen die Hälfte ihres Gebietes nahm. Er brauchte dazu diesen Vorwand.

In dem Kriege

gegen den Mithridates fehlte es ihm an Gelde: daher

nahm er zu Olympia, und Epidaurus die heiligen Scha#

he, und auch zu Delph diejenigen weg, so die Phoeier noch übrig gelassen hatten. Er theilte sie unter der Armee auö: den Göttern gab er an statt der Schatze

die Hälfte von dem rhebanischen Gebiete. Nachge# hends haben die Römer den Thebanern dieses Stücke

Land

wiedergegeben.

Sonst

wurde

ihr

Zustand

von der Zeit an immer schlechter nnd elender.

Zu

meiner Zeit lag die ganze Unterstadt wüste, bis auf

die Tempel. (labt,

Das Schloß allein,

oder die Ober#

wird noch bewohnet, heißt aber nicht Kad#

mea, sondern Thebe. Kap. g.

Wenn man über den Asopus gegangen,

und noch zehen Stadien von der Stadt ist: fin# det man die wüste Stelle von Potniä, und auf derselben

einen Hain der Ceres und Proserpina.

Die Statüen

nennen die, so bey dem Flusse wohnen, die Potniadi#

fchen

Böotien.

23

schen Göttinnen. Sie verehrten sie an einem gefetzten Tage mit den verordneten Ceremonien; besonders ha» den sie den Gebrauch, in die sogenannte Megara oder Mlterirrdische Kapellen, junge Schweinichen laufen zu

lassen, die das Jahr darauf um dieselbe Zeit bey Dodona, dem Vorgeben nach, auf der Weide gehen. Wem es beliebt, der glaube dieser Erzählung. Hier ist auch ein Tempel des Bacchus, mit dem Zunamen Aegoborus (der Ziegenfresser). Bey einem Opfer, das sie dem Bacchus brachten, wurden sie durch den Trunk so wild und toll; daß sie auch den Priester des Bacchus um­ brachten. Gleich nach dieser Mordthat wurden sie mit einer ansteckenden Seuche heimgesuchet. Das del­ phische Orakel befahl ihnen, dem Bacchus einen schönen Knaben zu opfern. Wenige Jahre darauf soll der Gott für den Knaben eine Ziege zum Opfer angenom­ men haben. Zu Potnia wird em Brunnen gezeigt, von dem Mn sagt, die einheimischen Pferde, so von sei­ nem Wasser tranken, würden toll.

Auf dem Wege von Potnia nach Thebe ist zur rechten Hand ein umschlossener kleinerPlah, auf dem ei­ nige Säulen stehen. Man glaubt, hier habe die Erde den Amphiaraus verschlungen; und man giebt vor, auf die Pfeiler setze sich kein Bogel, und das Graß fresse we­ der ein zahmes noch ein wildes Thier. Thebe hatte in seinen alten Ringmauern sieben Thore, die auch jetzo noch stehen. Das erste Thor hieß Elektra, von der Elektra, der Schwester des Kadmus; das andere Prötides von einem Landeeeinwohner Prötus, dessen Zeit und Vorfahren nicht zu erfahren waren: das dritte B 4 Neika,

S4

Das neunte Buch,

Neita, soll von der tiefsten Saite, welche Rete heißt,

den Namen haben, weil sie Amphion bey diesem Thore erfunden hat. Ich habe aber auch gehöret, daß Zethus Amphions Bruder, einen Sohn mit Namen Neis gehabt habe, und von dem rühre die Benennung des Thores her. Das vierte Thor, Krenea, führt den Namen von Kre* ne I3), das fünfte, Hypststä, von dem Tempel desJu» yiter Hypsistus, (bet Höchste) der nahe dabey ist; das sechste heißt Ogygia, und das siebente HvMviokdes. Wie dieser Name offenbar der neuste; so ist Ogyglä Her jüngste. Byn der Benennung HoMdlOides giebt man folgende Ursache an. Als die Thebaner von den Argoliern jn dem Treffen bey GlisaS geschlagen waren: zogen mit dem LaodamaS, des Eteokles Sohne, viele Thebaner heimlich fort. Ein Theil von ihnen scheuere sich vor der Reise nach Illyrien; sie wandten sich nach Thessalien, und besetzten den Berg Homole, der unter he« thessalischen Bergen da» fruchch-reste Erdreich hat, und am wafferreichesten ist. Da sie nachher Thersan, der jn ihr Vaterland zurück kommen ließ; so nennten sie das Thor, durch welches sie wieder einzvgen, von dem Berge Homole Homoloibes. Wenn man von Plataa kommt; geht man durch das Thor Elektra in dieStadt: bey diesem soll Kapaneus den gewaltigsten Angrif auf die Mauer gethan haben, und vom Blitz ersthla» gen seyn. Kap. -.

Diesen Krieg her Argolier halte ich mittet de» Kriegen, die zu den Zeiten der sogenannten Helden

*3) Das ist von dem Brun, von Statio Papinio porta Dirtiett Dirre; daher dieses Thor caea genannt wird.

Böotien.

25

Helden von den Griechen wider einander geführet wor­ den sind, für den denkwürdigsten. Denn die Kriege der Eleusinier gegen dieAthenienser, und der Thebaner gegen die Minyer, «rforderken keinen langen Marsch der Völ­ ker gegen einander, und wurden in einem Treffen entschieden, so daß es gleich jum Frieden kam. Hingegen die Armee der Argolier kam mitten ans dem Pelopon­ nes mitten in Böotien; und Adrastus hatte aus Arka­ dien und Messenien Hülfövölker versammlet. Den Thebaner« kamen in Sold genommene Truppen, und aus der Landschaft MinyaS die Phlegper zu Hülfe, Als die Thebaner in der Schlacht bey dem Flusse Jsmenus geschlagen waren: nahmen sie die Flucht in die Stadt. Weil die Peloponnesier die Belagerungskunst nicht ver­ standen, und die Angriffe mit grösserer Hihe als Ge­ schicklichkeit thaten: so schossen und warfen die Theba« «er viele von den Mauern todt; thaten darauf einen Ausfall, brachten sie in Unordnung, und erlangten ei­ nen so vollkommenen Sieg, daß die ganze Armee bis auf den Adrast auf dem Plahe blieb. Doch büßten sie auch sehr viel Leut« ein: daher ein Sieg, der mit gros­ sen Verlust erfochten wird, ein kadmeischer Sieg heißt. Nicht viel Jahre darauf zogen die von den Griechen so­ genannten Epigoni15) mit dem Thersander wider die Thebaner zu Felde. Bey dieser argolischen Armee wa­ ren nicht allein Arkadier und Messenier, sondern auch Korinther und Megarier, als Hülfsvölker, Den Thebanern standen hie Nachbarn bey, und bey Glisas kam B 5 es ,$) Epigoni, die nachge- fchlagenen sieden Fürsten, die bohrnrn, da« ist die Sthne der auch Im Lateinischen so heNtM im ersten Zuge wider Thede er- worden sind,

Das neunte Buch.

26

es zu einer großen Schlacht.

So bald die Thebaner

überwunden waren, zog eine Parthey mit dem Lavda, rnas aus dem Lande fort; die Zurückgebliebenen wurden

durch eine Belagerung gezwungen, sich zu ergeben.

ist auf diesen

Krieg

ein

episch

Gedichte

Es

gemacht.

Wenn KallinuS I$) desselben gedenket; so macht er den Homer zu dem Verfasser, und viele ansehnliche Schrift, steiler treten seiner Meinung bey.

Ich gebe diesem

Gedichte die nächste Stelle nach der Ilias und Odyssea. Genug von dem Kriege, den die Argolier und Theba, ner wegen der Söhne des Oedipus mit einander ge, führet haben.

Nicht weit von dem Thore ist das Begrab,

Kap. io.

niß, wo alle die liegen, die ihr Leben in dem Treffen mit Alexander» und den Macedoniern einbüß,

ten.

Nahe dabey wird ein Plah gezeigt, wo Kadmus,

wenn der Fabel zu glauben ist, die Zahne des bey dem Brunnen erlegten Drachen aüssaete, aus denen Man,

ner hervsrgewachsen seyn sollen.

Zur rechten des Tho,

reS ist ein dem Apollo geheiligter Hügel, der, wie Apollo selbst der Ismenische heißt; weil der Jsmenus da vor,

bey fließet.

Gleich bey dem Eingänge in die Stadt

siehet man die Minerva uud den Merkur in Bildsäulen aus Marmor: jene soll SkopaS, diesen Phidias ausge, hauen haben.

Sie heißen Pronai, weil sie vor dem

Tempelhause

rZ $«Z) stehen, worinnen die Bildsau,

le der Apollo der Größe und Bildung nach völlig mit der

,s) Tallinns (denn so ist ei« Poet, dessen Strabo, Ache, wahrscheinlich mit Sylburgen naus und Clemens von Alexa», satt LallLnus zu lesen) war drie» gedenken.

Böotien.

27

der bey den Branchiden übereinkommt. Wer die eine von diesen beyden Bildsäulen gesehen und von ihrem Werkmeister gehört hat, der wird nicht viel Geschicklich­ keit gebrauchen, wenn er die andere bestehet, wahrzunehmen, daß fie ein Kunststück des Kanachus sey. Nur sind sie in der Materie unterschieden: der branchidische Apollo ist aus Erz, der ismenische aus Cedsrnholze gear­ beitet. Vor dem Eingänge liegt ein Stein, auf wel­ chem des Tiresias Tochter, Manko, soll gesessen haben, deß­ wegen er noch der Stuhl der Manko heißt.

Zur Rechten des Tempelhauses sollen die steinernen Bilder die Henioche und Pyrrha vorstellen, die man für Töchter des Kreons hält, der als Vormund des Laodamas, des Sohnes des Eteokles, die Regierung führte. Zu Thebe wird noch heutiges Tages ein Knabe au» ei­ nem vornehmen Hause, der eine vorzügliche Schönheit und Starke hat, zum Priester des ismenischrn Apollo allemal auf ein Jahr bestellt. Man nennt ihn §en Lorbertrager, weil solche Knaben Kranze von Lorberblattern tragen. Ob es verordnet sey, daß alle und je­ de, die den Lorberkranz getragen haben, dem Gott einen ehernen Dreyfuß zum Geschenke bringen, kann ich nicht sagen: ich glaube aber, daß es durch einGeseh nicht er­ fordert werde: weil ich dergleichen Dreyfüffe nicht viel gesehen habe: es mögen also wohl nur die reichsten der­ gleichen Geschenke geben. Unter diesen Dreyfüffen ist theils «egen seines Alterthums, theils wegen des Ruh­ mes der Person, die ihn geschenket hat, der merkwürdig­ ste den Amphitruo brachte, als Herkules den Lorberkranz getragen hatte. Weiter

Das neunte Buch.

sZ

Weiter von dem ismenischen Hügel hinauf siehet man einen Brunnen, von dem gesagt wird, er sey dem Maro heilig, und der Gott habe einen Drachen zum Wächter bey derQuelle gesehet. Bey diesem Brunnen ist das Grab des Kaanthus, den man für einen Bruder der Melia und einen Sohn des Oceanus ausgiebt. Er wurde, wie man erzählet, von seinem Vater au-geschickt, seine entführte Schwester zu suchen. Als er entdeckte, daß ste Apollo hab«, und er sie ihm nicht wegnehmen konnte: unterstand er sich Feuer auf dem heiligen Pla­ tze de- Apollo anzulegen, und wurde deswegen von ihm, wie die Thebaner sagen, mit einem Pfeil erschossen, und darum ist ihm hier ein Grabmahl oufgerichtet. Apollo soll mit der Melia den TeneruS und Jsmenius gezeuget haben: dem erstern schenkte er die Gab« zu wahrsage», von dem andern hat der Fluß den Namen bekommen, da er vorher Ladon hieß. Zur linken Seit« de- Thore- Elektra sind noch die Ruinen des Hauses, in dem, wie man sagt, Amphitruo gewöhnet hat, als er wegen der Er­ mordung des ElektryonS von Tirys entwichen «ar. Un­ ter den Ruinen zeigt man noch die Schlafkammer der Elektra. Trophonius und Agamede« sollen dem Amphitruo da- Haus gebauet habe», woran diese Aufschrift

§ap. H.

stand:

Ai- Amphitruo sich mit der Akkmene vermählen wollt« er, wählte er sich diese Brants(immer: Trophonius, »er Anchasier, und A-amedes haben sie gebauet.

Böotien.

29

Das war nach dem Berichte der Thrbatter die Auf, fchrift I7). Man zeigt ferner das Grabmahl der Kinder des Herkules, so er mit der Megara gezeuget; giebt aber von ihrem Tode einen ganz andern Bericht, als sich in den Gedichten des Stesichorus von Himera und des Panyasis 18) findet. DieThebaner sehen hin» zu, Herkules habe in der Raserey auch den Amphitruo umbringen wollen; er sey aber von dem Wurfe eines Steines vorher in einen Schlaf gefallen; diesen Stein habe Minerva auf ihn geworfen, den die Leute So» phronister, den zur Vernunft bringenden Stein, nennen IP). Hier sind in einer Nische Bilder von Frauensperso» nen, die ziemlich unkenntlich geworden. Die Thebaner nennen sie die Zauberinnen, und sagen, sie waren von der Zuno ei ©>:- naher Vetter HerodotS gewesen KÜHN seyn. Er war einer von den sechs Porten, bi« schlechthin oder verwandelr in und übersetzt: dieser/ nLmlich vorzüglich die Poeten genannt Amphirruo, soll hier begraben wurden, welche Ehre Homrrus, seyn. Zch lese tSt« für Eupolis, Hesiodus, Antimachus, und glaube, daß PausaniS, was Nikander und Panyasis hakten: er vorher schon gesagt, hier dar, Vofiius de Poetis Graecis. um wiederhole, weiter deutlich anzeigen wollte, daß er die Auf­ IS) Weil ihn Minerva durch schrift nicht selbst gelesen,sondern den Wurf von der Raserey be, nur gehöret habe. freyere, in welche ihn Zuno ge, *Thtov

jttey

ßeüoi

Das neunte Buch.

4o

Zch trage Sorge für da« schattigte Leuktra, und die «lesische Gegend,

Zch sorge auch für die tiefcraurende Töchter des Scedasus. Dort wird eine thränenvoile Schlacht gehalten: und niemand

unter den Menschen kan sie wissen, bis ihre ansehn, ltche junge Mannschaft

Die Dorier verlohren haben, wenn der unglückliche Tag ge,

kommen ist; Denn kan Ceressus eingenommen werden, sonst nicht.

Sobald Epaminondas die Thespier, aus Ceressus, wo# hin sie entflohen waren, vertrieben hatte, eilte er nach

dem Peloponnes, zumal da ihn die Arkadier eifrig da­ zu aufmunkerten.

Bey seiner Ankunft vereinigten sich

die Argolier freywillig mit ihm.

Die Mantineer, so

Agesipolis in Dörfer vertheilt hatte, brachte er wieder

in die alte Stadt zusammen 2P). Er brachte die Arkadier durch seine Vorstellungen dahin, daß sie die klei­ nen Städte, die sehr schwach waren, selbst zerstöhrten, «nd erbauete ihnen die Stadt , so noch heutiges Tages Megalopolis, die Große Stadt, heißt. Die Zeit, in welcher Epaminondas das Amt eines Böotarchen zu

führen hatte, war um: und es stand die Todesstrafe darauf, wenn jemand das Amt über die gesetzte Zeit führte.

Allein Epaminondas kehrte sich an das Gesetz

nicht, weil es jetzo dem gemeinen Wesen nachtheilig war, und fuhr in den Verrichtungen eines Böotarchen fort.

Er gieng mit der Armee vor Sparta: weil aber Agesilaus ihm nicht entgegen zog: so nahm er die Wiederaufbauung der Stadt Messens vor, und er wird von den heuri*9) SltheD. j>. A. z, und Asnophons Sr.Gesch. B- s.K. io.

D. 6. K. 17.

Böotien.

4i

heutigen Messemern als der Stifter ihres Volkes er­ kannt.

Ich habe davon schon in der messenischen Be­

schreibung

Unterdessen

gehandelt.

schwärmten

die

Bundesgenossen der Thebaner im lacedämonischen Ge­ biete zerstreuet herum, plünderten und raubten.

Die­

ses bewegte den Epaminondas mit den Thebanern nach Böotien zurück zu gehen.

Als er mit seinem Heere bey

Lechaum angekommen war, und durch die engen und unbewegsamen Passe gehen wollte: griff Jphikrates, des Timotheus Sohn, die Thebaner mit den Peltasten und den andern atheniensischen Völkern an. Epaminondas

schlug die Feinde zurück, und gieng bis vor Achen: weil aber Jphikrates den Atheniensern nicht erlaubte, gegen ihn ins freie Feld heraus zu rücken; so setzte er Er wurde auf Leib und

seinen Zug nach Thebe fort.

Leben angeklagt, daß er das Amt eines Böotarchen über die gesetzte Zeit fortgeführet hätte: die durchs Loos

erwählten Richter aber sollen gar nicht zur Sammlung

der Stimmen geschritten seyn. Nach dieser Zeit bewies der Fürst in Thes,

Kap. if.

fallen, Alexander 30) an dem Pelopidas eine

schändliche Treulofigkeit und Ungerechtigkeit: denn er legte diesen Herrn, der zu ihm als seinem und des gan­

zen thebanischen Volkes Freunde, gekommen war, ins

Gefängniß.

Die Thebaner säumten nicht, wider ihn

zu Felde zu gehen.

Sie trugen das Commando bey

diesem Kriegeszuge dem Kleomenes, einem der damali, gen Böotarchen, auf, und Epaminondas mußte unter

C 5

ihn

3o) Stehe von ihm Lenophons Gr. Gesch. B. 6, «6. und Plm rarchs.Leben des PeloptdaS.

42

Das neunte Buch.

ihn Kriegesdienste thun. Als die Armee bey Thermo, pyla stand, überfiel sie Alexander, der in den engen Passen auf sie gelauert hatte. Da nun alle Wege jur Erhaltung der Armee versperret zu seyn schienen: so machte sie den Epaminondas zum Oberfeldherrn, und die Böotarchen traten ihm ihre Gewalt freywillig ab. Nun trauere sich Alexander niche den Krieg fort zu se­ hen, da er sahe, daß Epaminondas die Armee anführte, und setzte also den Pelopida» in Freyheit.

In der Zeit, baß Epaminondas abwesend war, jagten die Thebaner die Orchomenier aus dem Lande. Epaminondas sahe biese Vertreibung als eine dem Staat nachtheilige Sache an, und sagte, wenn er zugegen ge, wesen, hatte dieses schädliche Unternehmen nicht zu Stande kommen sollen. Als er von neuen zum Böo­ tarchen erwählet worden, gieng er mit der Armee wie, der in den Peloponnes: bey Lechaum schlug er die Laee, dämonier, und mit ihnen die Pelleneer aus Achaja, und die Athenienser, so unter Anführung des Chabrias aas Athen gekommen waren. Es war bey den Thrbanern eingeführet, alle andre Kricgesgefangenen für ein Löse, geld frey zu lassen, die aber, so au» Böotien entlaufen waren, am Leben zu strafen. Epaminondas nahm da» sicyonische Städtgen Phöbia ein, wo viele böotische Flüchtlinge waren: er ließ nicht» destoweniger, alle die er antraf, um Geld los; er that, al» wenn er sie nicht für Böotier hielte, und schrieb einem jeden, wie eö ihm einfiel, einen ganz andern Geburtsort zu.

Bey Mantinea siegte zwar seine Armee, er selbst aber.wurde von einem Athenienser tödtlich verwundet. Zu

Böotien.

43

Zu Arhen ist in der Schilderey, worauf das Gefechte der Reuterey vorgestellet wird, Gryllus der Sohn des­ jenigen Xenophons, der den Cyrus auf seinem Zuge ge, gen den Artaxerxes begleitete, und die Griechen bis an« Meer zurück führte, als der Mann abgebildet, wel­ cher den Epaminondas erleget. In der Aufschrift der Statue des Epaminondas wird von ihm unter andern gerühmet, daß er Messens wieder aufgebauet, und den Griechen die Freyheit erworben habe. Die Aufschrift ist in elegischen Versen abgefaßt und folgenden Inhalt» r Durch unsere Anschläge hat Sparta viel von seinem Ruhm

verlohren.

Das heilige Messens bekommt endlich wieder Kinder: Unter dem Schutz der Waffen der Thebaner istMegalopolis mit einer Mauer umgeben worden Sl):

Ganz Griechenland lebet nach feinen eignen Gesehen in der Freyheit.

Das sind die vornehmsten Werke, durch welche Epa­ minondas seinen Ruhm erworben hat.

Nicht weit von feiner Statüe ist ein Tem­ pelhau« des Ammon«. Die Bildsäule hat Kalanus verfertiget und Pindarus geschenket. Dieser Dichter Kap. 16.

’*) Zch habe diesen Vers nach vier Versen nur achte gemacht, Sylburgs wahrscheinlichen Der, und darinnen ausgedrückt, wa« Änderung übersetzt. Nach den die Reime mit sich brachten. Worten des Textes müste es Wenn man die Geschichte von heissen: Thcdr, die große Stadt, Messen» und Megalopolis nach,

ist durch die Waffen gekröner siehet, wird man die Aufschrift worden.

Gedoyn hat aus den leicht verstehen.

Das neunte Buch.

44

Dichter schickte auch' Lobgesange auf den Ammon nach Libyen zu den Ammoniern.

Zu meiner Zeit stand noch

ein solcher Lobgesang auf einer dreyeckigten Denkfaule

hey dem Altare, den PtolemäuS, des Lajus Sohn,

dem Ammon aufgerichtet hat.

Hinter dem Tempel Ammons ist bet Ott, wo TiresiaS aus dem Gesänge und Fluge der Vögel wahrsagte: nahe dabey stehet der Tem,

pel der Fortuna: sie trägt den Plutus, (den Gott des Reichthums) in der Gestalt eines Kindes. Nach

dem Berichte der Trojaner hat der Athenienfer, Zkeno« Phon, die Hande und das Gesicht der Bildsäule, Kal,

listonikus, ein im Lande gebohrner Künstler, das übrige ouSgearbeitet.

Es ist eine kluge Erfindung den Reich,

rhum der Fortuna, äls einer Mutter und Pflegerin,

in die Hande zu geben.

Die Erfindung des Cephifo, dutus ist ober eben so wihig, da er den Atheniensern die Friedensgöttin so abgebildet hat, daß sie den Plu,

lus trägt.

Von der Venus haben die Thebaner so

alte Schnißbilder, daß sie glauben , die Harmonia habe sie der Göttin gewidmet, und sagen, sie waren

aus den hölzernen Schiffschnabeln des Kadmus ver, fertiget. Sie stellen die Venus unter drey Namen vor: die erste Heist Urania, (die himmlische) die an­

(die gemeine) die dritte Apostrophia, (die abwendende). Die Harmonia hat ihr diese Be­ dre Pandemos,

nennungen gegeben.

Die Himmlische erwecket die rei,

ne Liebe, die mit keiner fleischlichen Begierde vermischet ist; die Gemeine hat mit der fleischlichen Vermischung

zu thun; die Abwendende soll die Menschen von un­ rechtmäßigen Begierden und unheiligen Werken abwendrn.

Denn die Harmonia wußte, was unter frem­

den

45

Böotien.

den Völkern und unter Griechen für schändliche Dinge unternommen worden, dergleichen nachher die Dichter

von der Mutter des Adonis, von der Phädra,

der

Tochter des Miuos, und von dem Thracier, TereuS,

erzählet haben.

Der Tempel der Ceres, der Gesetzgeberin, soll ehe,

dem das Haus des Kadmus und seiner Nachkommen ge, wesen seyn.

Die Bildsäule der Ceres ist bis auf die

Brust zu sehen: es sind dabey eherne Schilde aufgehan, gen, die den Personen von Range, so in dem Treffen bey

Leuktra geblieben, zugehöret haben.

Bey dem Thore

Prötides ist das Theater erbauet, und ganz nahe dabey

stehet der Tempel des Bacchus, mit dem Zunamen Lysius (der Befreyer). Denn der Gott befreyete die Thebaner, so bey den Thraciern in die Gefangenschaft gergthen waren, als sie bey Haliartia ankamen, von

den Banden, und setzte sie in den Stand, die Thracier im Schlafe nieder zu machen.

Die andre Bildsäule

in diesem Tempel stellt, nach dem Berichte der Theba-

ner, dieSemele vor.

Der Tempel wird nur alle Jahr

einmal an gewissen verordneten Tagen eröffnet.

Man

siehet hier auch noch Ueberreste von dem Hguse des Ly,

ftii, und das Grabmal derSemele.

Alkmene hat kein

Grabmal: denn sie soll nach ihrem Tode in einem Stein

verwandelt seyn.

Die Thebaner stimmen mit den Er.

zahlungen der Megarier nicht überein:

wie sie denn

auch in andern Dingen vieles anders als die übrigen

Griechen «zählen.

An eben diesem Orte haben die The­

baner den Kindern des Amphions Grabmale aufgerichtet, den Söhnen besonders, und den Töchtern besonders.

Das neunte Buch.

46

In dir Nahe ist ein Tempel der Diana

Kap, 17.

Euklea,

deren Bildsäule aus der Werkstakt

des SkopaS gekommen.

Man sagt, die Töchter des

AntipönuS, Androklea und Alcis lägen in dem Tempel

begraben.

Als die Thebaner unter Anführung des Her,

kules den Orchomeniern ein Treffen liefern wollten: soll ihnen gewcissaget worden seyn, sie würden den Sieg er,

langen, wenn der, so unter den Bürgern der Geburt

nach der vornehmste wäre, sich selbst das Leben nehmen wollte.

AntipönuS hatte die berühmtesten Vorfahren,

aber nicht Lust, für das Volk ;u sterben; seine Töchter

waren bereit dazu: sie legten selbst Hand an sich, und wurden deswegen verehrt.

Vor dem Tempel der Dia,

na Euklea stehet ein Löws aus Stein, den Herkules zu einem Denkmale soll gewidmet haben, als er die Orcho»

menier und ihren König Erginus, der Klymenus Sohn,

besiegt hatte.

Nicht weit davon siehet man den Apollo

Boedrvmius 32) und den Merkurius AgoräuS: auch

diese sind Geschenke des Pindarus.

Der Platz, wor,

auf die Leichname der Kinder Amphions verbrannt sind,

ist

32) Das ist, der Helfer, der tm Kriege Beystand leistet. Die Akhentenser feperten ihm das Fest Boedromia, von web chem der Monat zzoedromion, der ohngefähr mit unserm Au, gust überein kommt, den Na, men hatte. Der Scholiaste des Kallimachu« sagt bey dem Systen Vers des Hymnus auf den Apol­ lo: als die Athenienser mit Kriege überzogen wurden, lagre

das Orakel des Apollo, sie soll­ ten die Feinde mit einem Ge, schrey anfallen: dieses thaten sie und erlangeten den Sieg: da­ her wurde Apollo Boedromiu» genannt. Von s«>i bas Ee, schrep und oyfx.04 der Lauf. Doch das zusammengesetzte Wort heißt ein Hel­ fer, der auf das Geschrey ei­ nes andern zur Hülfe gelaufen kommt.

Böolien.

47

ist etwa ein halb Stadium weit von ihren Grabern, und die Asche davon ist noch heutiges Tages da ju sehen. Rahe bey Amphitryons Hause stehen zwo Bildsäulen der Minerva, so den Beynamen Zosteria (die Umgürtende) hat: denn hier soll er die Waffen angelegt haben, als er den Euböern, die Chalkodon anführte, entgegen gehen wollte. Die Waffen anl«, gen hieß bey den Alken, sich UMgÜrten. Wenn Ho­

mer 33) sagt, Agamemnon sey dem Mars dem Gür­ tel nach ähnlich; so versteht er, wie man meynt, seine Rüstung. Das gemeinschaftliche Grabmahl des ZethuS und Amphions ist ein kleiner aufgeworfner Hügel. Man giebt vor, die Einwohner zu Tithorea in PhociS holten die Erde davon weg, und zwar zu der Zeit, da die Sonne im Stier geht. Denn wenn sie alsdenn Erde von diesem Grabe holen und bey das Grabmahl der An« tiope legen; so wird das iand den Tithoreern, nicht aber eben so reichlich den Thebanern Früchte tragen. Das glauben diese Städte nach den Weissagungen deBacie, worunter auch dieser Ausspruch ist: Wenn 6er Titoreer dem Amphion and ZethuS

Oel und Kuchen zum Grabe bringen und Gelübde thun wird,

Eben zu der Zelt, da der berühmte Stier durch die Hitze der Sonne erwärmet wird:

So

13) IJ. r. v. 478.

Aga/ des Gürtels, das ist, der Rü-

memuon war den Augen und stung, und wegen der Brust dem Haupte nach dem blitzendenZu, Neptun ähnlich. plter, dem Mars in Ansehung

Das neunte Buch.

48

So hüte dich vor einem Uebel, das über die Stadt kommt, und dem nicht leicht abznhelfen ist. Denn die Feldfrüchte verderben.

Wenn dle Thitorccr Erde wegnehmen und zu dem Grabe des Phokus bringe». Bacis nennt es das Grabmahl des Phokus aus folgen» der Ursache. Die Gemahlin des Lykus (Dlrce) ehrte den Bacchus vor allen andern Göttern.

Als sie nun

auf die bekannte Weife grausam gemißhandelt war 34):

so faßte Bacchus gegen die Antiope einen großen Zorn: wie denn eine übertriebene Rache den Göttern allezeit mißfällt.

Sie soll in eine Raserey gerathen und in ihr

ter Unsinnigkeit durch ganz Griechenland herum gelau­ fen seyn, bis sie Phokus, ein Sohn des Ornykions und

Enkel des Sisyphus, antraf, sie von der Raserey be« freyete, und zur Gemahlin nahm.

Beyden zusammen

ist ein Grabmahl aufgerichtet worden.

Die Steine,

worauf das Grabmahl des Amphions ruhet, sind nicht sonderlich bearbeitet, und werden für des Gegenstücke

gehalten, welche dem Gesänge des Amphions folgten. Derglelchen Dinge sagt man auch von dem Orpheus:

zu dem die wilden Thiere sollen gekommen seyn, als er auf der Laute spielte.

Kap. ig. Kühn hat durch eine ge, ringe Veränderung des Wortes 5T69-86-H5 in alle Dun, kelheit der Stelle aufgekläret. Antiope war von der Dlrce aus Eifersucht ins Gefängniß geleger: die Söhne der erstem, Amphion und Zethus, rächten sich

deswegen sehr grausam. Denn sie banden die Dirce mit den Haaren an den Schwanz eines wilden Ochsen, und ließen sie also, elendiglich zu Tode schlei, fen, woran Antiope elften Wohl­ gefallen hatte,

Böotien. Äsjh it

49

Aas dem Thor- Prötibes geht der Weg

von Thebe nach Chaleis.

Auf dieser Landstraße

wird das Grab des Melanrppus grzeiget, der einer der

besten KriezeSmanner unter den Thebanern war, und in dem ürgolischen Kriege den Tydeus und den Me-

risteus, einen von des Adrastus Brüdern, erlegte: ihn

über soll Aniphiaraus niedergemacht haben.

Ganz na­

he bey dem Grabe sind drey unbearbeitete Steine.

Die

Thebaner, so der Alterthümer kundig sind, melden,

Tydeus liegt hier, und sey von demMaon begraben: sie führen zur Bestätigung dieser Meynung die Worte des Homers aus der Jliaö an:

Den Tydeus bedeut bey Thebe die aufgeworfne Erde. S& 14. v. IQ-»«» »*■» •«?«», hat Mad. Dacier und M. Boivin anders als PausantaS ausgelegt. Sie verstehen durch xi»e« linum die Salten der Leyer oder Laute: und also hießen die angeführten Worte: die Säiren klangen schön. Di» dymus und Eustathiu« legen sie eberi so aus, führen aber auch dle Erklärung des Pausanias, welche nicht so richtig als die erstere scheinet. Denn es ist nicht wahrscheinlich, daß der Poer in einem Gemählde, 111 welchem er die Frilichkeit der Weinleser

schildert, einen jungen Musi, kanten sollte vorgestellt haben, der den Tod des Linus beweinte G. Doch H. D. Ernestl sagt in derAnmerkung bey dieser Steller ut de carmine accipiatur, fuadet verbum quod indicat hic cantum diuersum a priori est eniin fulä et akttäZ«* 9«mi, quae magis puero, quam chordi» conuenit. ei) Dieses Wort fetzt dop» zusammen aus «< ach und Vielleicht wird es besser aus diesem Namen und Elend, Jammer, ober Tod und Untergang zusammen gesetzt.

Böotien.

79

uud OetolinuS. Die Thebaner sagen, er liege bey ihnen begraben; nach der Niederlage den Charonea habe Phi­ lippus, des Amyntas Sohn, einem Traume ju Folge, die Gebeine des tinus weg und nach Makedonien ge­ bracht ; nach einem andern Traume aber sie nach Thebe zurück geschickt; was auf dem Grabe gestanden, sey nebst andern Denkmahlen mit der Zeit verschwunden. Sonst erzählen die Thebaner noch, nach diesem Linus ha­ be ein anderer UnuS, des Jsmenius Sohn gelebt, den Herkules, welcher von ihm in der Musik unterrichtet worden, als ein Knabe erschlagen habe. Gedichte hat weder der erste noch andere littus verfertigt, oder sie sind doch nicht auf di« Nachkommen ge, bracht worden. Die ersten Bildsäulen der Musen inSge, sammt sind von der Hand des CephisodotuS. Nicht weit von ihnen sind wiederum drey von eben die­ sem Meister 63): drey andere hat Strvngylion ver, fertigt, der Kühe und Pferde am besten abbilden könn, te: die drey letzten kommen aus der Werkstatt des OlympiostheneS. Auf dem Helikon sieht ferner em Apollo und Merkur aus Erz, wie sie wegen der Leyer mit einander streiten. Eine Bildsäule des Bacchus ist eine Arbeit des LysippuS; die andre, welche Sulla ausgestellt hat, ist stehend von dem Myron gebildet, und am sehenswürdigsten nach dem ErechtheuS zu Athen.

Kap. 30.

Sulla ") Wer die griechischen Wvr, doyn mir dem Amasäus geirrt te nicht obenhin ansichet, der habe, da sie nur die drey ersten wird leicht finden, daß hier Gr- »der -irrsten Musen »erstehen

So

Das neunte Buch.

Sulla nahm sie den orchomenischen Minyern weg, und

brachte sie als ein Geschenk hieher.

Das heißt, nach

dem Sprüchworte der Griechen, die Götter mit frem-

den Rauchwerke verehren.

Man findet hier auch noch Bildnisse anderer Dich­ ter und berühmter Meister im Singen und Spielen: als den Thamyris, der schon blind ist, und die zerbroche­ ne Laute noch rühret;

ingleichen den Arion aus Me-

thymna auf dem Delphine.

Der Meister der Star

tue des Sakadas aus Argos 64), hat den Eingang des

Pindars in dem Lobgesange auf ihn nicht verstanden, und daher die Pfeifen der Lange nach eben so groß ge­

macht, als den Pfeifer selbst.

Hesiodus ist flhend ab­

gebildet, mit der Laute auf den Knieen, welches Jnstru-

ment er doch nicht gebraucht hat.

Man weiß aus sei­

nen Gedichten selbst, daß er singend einen Stab von Lorber in der Hand hatte.

Das Alter des Hesiodus

und Homers habe ich nicht Lust zu bestimmen, ob ich

gleich die genaueste Untersuchung darüber angestellt ha­

be : denn ich kenne die Streitsucht der Gelehrten, und besonders derer, die sich zu meiner Zeit auf die Dicht­ kunst gelegt haben. Bey dem Orpheus au» Thraeien steht das Bild

der geheimen Religion, und Thiere aus Stein und Erz,

die seinem Gesänge zuhören.

Die Griechen glauben viel

erdichtete Dinge, dahin auch diese» gehöret, daß sie den Orpheus

6Dieser SakadaS hat in die Ode Pindars auf ihn ist nicht den 'pylhischen Spielen auf der mehr vorhanden. Es ist seiner Flöte den Preis davon getragen; schon mehrmals gedacht.

Böotien.

81

Orpheus für einen Sohn der Muse Kalliope, nicht ei# ner Tochter de« Pierus halten;♦ daß die Thiere durch fein Spielen gereizt zu ihm gekommen, und daß er leben­ dig in den Hades (die Wohnung der Geister) gegan. gen, um seine Frau bey den Pnterirrdischen Göttern los» zubitten. Orpheus übeeechf, nach meinem Urtheil, in der Schönheit der Lieder, alle vorhergehende Dichter und Sanger, und erlangte ein großes Ansehen: indem man glaubte, er habe die geheime Verehrung der Göt­ ter, die, Reinigungen von Blutschulden, die Heilung der Krankheiten, und Mittel den Zorn der Götter ob# zuwenden, erfunden. Die thracischm Weiber sollen ihm, weil er ihre Männer beredet, mit ihm herum za ziehen, nach dem Leben getrachtet, aber aus Furche vor denselben es nicht gewagt haben, sich an ihm zu ver­ greifen, bis sie von Weine trunken ihren Anschlag voll­ zogen: daher die Gewohnheit entstanden, daß sich die Männer besaufen, wenn sie in ein Treffen gehen wol­ len. Andere sagen, Orpheus sey vom Donner erschla­ gen worden, und zwar zur Strafe, daß er in den Ges Heimniffen Dinge offenbarte, davon die Menschen vorher nicht gehöret hatten. Noch andere geben vhr, er sey nach dem Tode seiner Frau an einen Ort in Thesprvtün^ Namens Aornus, gekommen, wo ehedem di« Todcm um Rath gefragt worden: weil er nun geglaubt, dsk Geist der Eurydice folge ihm nach, und er sich darinnen betrogen gesehen, habe er sich vor'Traurigkeit selbst das Leben genommen. Nach dem Vergeben der Thracier

singen die Nachtigallen, die um sein Grab ihre Nester haben, lieblicher und stärker als andere. K«usani«i,

tV. Btz.

$

Dik-

Das neunte Buch.

8r

Die Makedonier, die in der Landschaft Pieria, so

von dem Berge den Mamn hak, und in der Stadt Dium wohnen, geben vor, in dieser Gegend sey Orpheus

von den Weibern umgebracht worden. Gehet man von Dium ufrer den Berg und unt zwanzig Stadien zurück 8 leg', so trift man zur Rechten eine Säule an, auf

der «in steinerner Wasserkrug stehet: und darinnen sol« len nach dem Vorgeben der Einwohner des Landes die

Gebeine des Orpheus liegen.

Hier lauft auch ein Fluß

Helikon, verliert sich aber fünf und siebenzig Stadien

weiter hinunter in der Erde, aus welcher er zwanzig

Stadien von dem Orte wieder hervorkommt, und den Namen Baphyra empfängt, ins Meer fällt.

auch Schiffe trägt und

Die Diäter sagen, der Fluß sey vom

Anfänge her über der Erde, ohne sich zu verlieren, fort­

gegangen; als aber die Weiber, so den Orpheus umge»

bracht, das Blut von ihren Händen darinnen abwaschen

wollen, sey der Fluß unter die Erde gegangen, um sein Wasser nicht zur Reinigung von dem Morde zu geben.

Zu Larissa hört« ich eine andere Erzählung, nämlich an dem Berge Olympus läge auf der Seite gegen Make­

donien zu die Stadt Libethra, und nicht weit von dersel­ ben sey das Grabmahl des Orpheus.

Die Libethrier,

seht man hinzu, bekamen aus Thrakien eine Weissagung,

wenn die Sonne die Gebeine des Orpheus beschiene, würde ihre Stadt durch ein Schwein 6S) zu Grunde

gehen.

Sie achteten auf diese Wahrsagung nicht son­

derlich, und glaubten nicht, daß irgend ein Thier so groß und stark sey, daß es der Stadt Schaden thun könne,

ein

e$) Das griechische Wort 2v(, gfa schein, war auch der Na, me eines Baches.

Böotien.

8z

«in Schwein aber habe mehr Kühnheit als Stärke. Als «s aber Gott gefiel, begegnete ihnen dieser Zufall. Ein Hirte legte fich des Mittags bey dem Grabe des Or, pheus nieder, und schlief ein. Im Schlafe sang er die Lieder des Orpheus mit starker und angenehmer (Stirn# nie. Die Hirten und Ackerleute, so in der Nahe wa# rett, verließen ihre Verrichtungen, und kamen zusammen, den im Schlafe singenden Schäfer zu hören. Ein je, der wollte am nächsten bey ihm seyn: sie drängten und stießen einander so, daß die Säule umfiet, und das Be­ hältniß der Gebeine zerbrach, so daß nun die Sonne die Gebeine des Orpheus beschien. Gleich in der folgen# den Nacht fiel so ein gewaltiger Regen, daß der Sys, einer von den Regenbächen, die von dem Olympus herunter kommen, die Stauer der Stadt Libethra niederriß, 6te Tempel der Götter und di« Häuser der Menschen um* stürzte, und die Einwohner samt allem Vieh ersäufte. Nach dem Untergänge der Stadt brachten die Mac«, donier zu Dium, nach dem Berichte des Larissaus, die Gebeine des Orpheus an ihren Ort. Wer die Gefchich, te der Dichtkunst untersucht hat, der kennt die ächten Gesänge des Orpheus, der weiß, daß sie insgesammt sehr kurz und wenig an der Anzahl sind. Die Lykome# den wissen sie auswendig, und singen sie bey dem gehet# men Gottesdienste. In Ansehung der Schönheit der Poesie mögten sie wohl den Hymnen des Homers nachjusetzen chyn; die Religion aber giebt ihnen «in grösseres Ansehen.

Kap. ; i. Auf dem Helikon steht auch das Bild der Arsinoe, mit der sich ihr Bruder Ptolemäus F s vermäh#

84

Das neunte Buch,

vermählet hak. Ein eherner Straußvogel tragt die Arsinoe. Diese Vögel haben sowohl Flügel als ande­ re; sie können sich aber mit denselben wegen der Schwe­ re und Größe ihres Leibes nicht in die Luft erheben. 2(n eben dem Orte ist das Bild eines Hirsches, der den Telrphus, einen Sohn des Herkules, sauget, neben ihm ei­ ne Kuh, und eine sehenswürdige Bildsäule des Priapus. Dieser Gott wird an den Orten verehret, wo man Zie­ gen und Schaafe weidet, oder Bienenstöcke hält: die Lampsacener aber verehren ihn mehr, als andere Götter, und halten ihn für einen Sohn des Bacchus und der Benns. Auf dem Helikon stehen verschiedene Dreysüffe, worunter der älteste der ist, den Hesiobus, als er durch einen Gesang den Preis zu Chalcis in Euböa er­ hielt, bekommen haben soll. Um den Hain herum woh­ nen Leute, und die Thrspier stellen dabey den Musen zu Ehren einen feyerlichen Kampf an. Auch dem Eros wird ein Kampfsptel gehalten und man theilet nicht nur in der Musik, sondern auch den Athleten Prei­ st au»» Zwanzig Stadien von dem Haine weiter hinauf ist die Hippokrene (der Brunnen des Pferdes), den das Pferd des Bellerophons, indem es mit dem Huf auf die Erde schlug, «öfnet haben soll. Die Böotier so um den Helikon wohnen, sagen nach einer mündlich fort­ gepflanzten Nachricht, HesioduS habe nichts anders als das Gedicht geschrieben, so die Wer­ ke und Tage heißt: und von diesem Gedichte nehmen fie den Eingang an die Musen weg, und sehen den An­

fang da, wo er von den verschiedenen Arten des Wett­ eifers

85

Böotien. eiferS der Menschen redet 65). *

Sie haben mir bey

der Quelle eine bleyerne Tafel gejeigt, worauf die Ta,

gewerke geschrieben sind, di« aber durch die Länge der

Zeit mehrentheils verdorben ist.

Nach einer andern

ganz verschiedenen Meynung hat HesioduS eine große Anzahl von poetischen Werken hinterlassen, als ein Ge«

dichte auf Frauenspersonen, und das so den Titel Eoae magnae führt 67X: ferner die THeogonie, ein Gedicht auf

den Wahrsager MelampuS, eines von dem Thefeus, wie er mit den PirithouS in die Hölle steigt;

die Ermah»

nung de« Chirons, bey der Unterweisung des Achilles, und endlich die Werke und Tage 6e).

Eben die, so

ihm alle diese Gedichte zuschreiben, sagen auch, Hesiodus habe bey den Akarnaniern die Wahrsagerkunst ge« lernt.

Es sind auch weissagend« Gedichte vorhanden,

die wir selbst gelesen haben, und Erklärungen der Wun­ derzeichen.

Die Meynungen wegen seiner Tober (tim#

F r 6S") Der Eingang nn die Musen enthält io Verse, die sich sowol zu dem Gedichte schicken. daß ich nicht sehe, warum diese Böotier sie nicht für ächterkannt haben. Durch da« Wort wetteifer suche id) das griechische Lrih da« sonstZank rmd Streit heißt, auszudencken, womit Hefiodus den Trieb unddieBemühung der Menschen bemerkt, einander nachzueifern und zu übertreffen. 67) Siche die Igte Anmer­ kung bey dem isten BlichL.

mett

Von diesen Gedichten haben wir noch die-werke uni» Tage, darinnen eine Anweisung zur klugen Landwirthschask ge« gebe» wird; die Thsogonie, von dem Ursprünge und Fortpsian« zung der Götter; das Schild des Herkules, welche« einige, aber mit weniger Wahrschein« lichkcit, für ein Fragment von dem Gedichte Halts», das so oft unter den Namen Lose ruaznaa angeführt wird..

Das neunte Buch,

86

men eben so wenig überein.

Darinn sind die Erzah-

lungen einig, daß die Söhne des Ganyktors, KtimeNUS und

Antiphus, wegen der Ermordung des Hesio-

dus vonNaupaktuö nach Molukria entflohen, und auf dem Gebiet dieses Stadtgens wegen einer Entehrung des Neptuns zur Strafe gezogen worden.

Hingegen

wegen der Ursache seiner Ermordung sind sie nicht einstimmig: einige sagen, ein andrer habe die Schwester der beyden Brüder geschändet, und Hesiodus sey die­

ser Schandthat ohne Grund beschuldigt worden: an­ dere halten ihn derselben schuldig.

So widerspre­

chend sind die Nachrichten von dem Hesiodus und

-feinen Gedichtey. Auf der Höhe des Berges Helikon ist ein kleiner

Bach, mit Namen Lamus; in dem thefpischen Gebiete

ein Ort, Donakon

wo man die Quelle sieht, in

deren Wasser sich Narcissus gespiegelt, und auS Unwis­

senheit seinen eignen Schatten zu sehen, sich in sich selbst

verliebt, und vor Liebe gestorben seyn soll.

Jedermann

sieht wohl ein, wie ungereimt es sey, zu glauben, daß ein Mensch in der Einfalt so weit gehen könne, daß er auf die Art sich in sich selbst verliebe, und den Men­

schen von einem Schalten nicht zu unterscheiden wisse. Nach einer andern nicht so bekannten Erzählung hatte Narcissus eine Zwillingsschwester, die ihm völlig ähnlich

war,

") Für Donakon seht Ge< boyn undAmasäu« Hedvnakon: sie ziehen also den Artikel a mit in ei» Wort zusammen,

Donakon hat vermuthlich den Name» von dem Rohre oder Schilfe, so an diesem Orte HLu, fig wuchs.

Bdorten.

87

war, die die Haare eben so trug als er und sich eben so kleidete, auch sogar mit ihm auf die Jagd gieng. Nar, ciffuS lichte die Schwester zärtlich; und da er nach ihrein Tode oftmals bey die Quell« kam; wußte er wohl, daß er seinen Schatten sahe, fand aber darinnen eine Beruhigung der Liebe, daß er sich einbildete, nicht sei« nen Schatten, sondern das Bild der Schwester zu se­ hen. Die Narcisse hat, meinen Gedanken nach, die Erde schon vor ihm hervorgebracht, wenn wir nach de» Versen des Pamphos davon urtheilen sollen. Denn dieser Thespier, der lange vor dem NarcissuS gelebt Hot, schreibt, die Tochter der Ceres sey, als sie spielte und Blumen laß, entführet, und nicht durch Veilchen, sondern durch Narcissen betrogen worden. Zu Kreusis, dem thespischen Seehafen ist nichts von öffentlichen Merkwürdigkeiten: in dem Hause einer Privatperson war eine Bildsäule des Bacchus au» Gyps und schön gemahlt. Die Schif­ fahrt aus dem Peloponnes und Kreusis geht krumm herum, und ist gefährlich. Denn wegen der weit in« Meer hineingehenden Vorgebirge, kan man nicht ge­ rade zu fahren, und von den Bergen blasen die Winde den Schiffen gewaltig entgegen. ' Wenn man von Kreu­ Kap. 31.

sis an der Küste von Böotien fortschiffk, so hat man zur Rechten die Stadt Thisbe. Erst liegt am Meere ein Berg, von demselben kommt man auf rin stäche« Feld, und denn zu einem andern Berge, an dessen un­ tern Theile die Stadt gcbauet ist. Herkules hat hier einen Tempel und eine gerade stehende Bildfaule; es wird ihm auch ein Fest gefcyert. Das Feld zwischen F 4 den

88

Das neunte Buch.

den beyden Bergen würde wegen des vielen Wassers in eine See verwandelt seyn, wenn nicht mitten hindurch ein starker Damm geführt wäre. Alle Jahr leiten sie das Wasser auf die andere Seite des Dammes, und erhalten also die eine Seite zum Ackerbau. Thisbe soll «ine einheimische Nymphe seyn, von der die Stadt den Namen bekommen,

Schiffen wir weiter, so kommen wir bey ein Stabt» gen am Meere, Tipha. Hier ist dem Herkules ein Tempel erbauet, und es wird ihm jährlich ein Fest gehalten. Die Einwohner rühmen sich, von Alters her unter allen Böotiern die Kunst der Schiffahrt am be­ sten verstanden zu haben, und führen zum Beweise an, daß TiphyS, ihr Landsmann, die Ehre gehabt, der Steuermann des Schiffes Argo zu seyn: sie zeigen auch vor der Stadt den Ort, wo das aus Kolchis zurückkvmmende Schiff angelandet sey. Von Thefpien ins Land hinein kommt man nach Haliartus. Wer der Erbauer von dieser Stadt und von Koronea ■ gewesen sey, darf ich nicht von der Erzählung der orchomenischen Denk­ würdigkeiten trennen. Weil die Haliartier in dem Kriege der XerxeS gegen Griechenland, den Griechen tre» blieben, so verheerte ein Theil feiner Armee ihr Gebiet und die Stadt mit Feuer. In der Stadt ist das Grabmahl Lysander«. Er rückte vor Haliartus, das mit Thebanern und Alhenienfern beseht war: di« Feinde thaten einen Ausfall und er blieb in dem Ge­ fechte. Lysander verdient in feinen meisten Handlun­ gen ein besonderes Lob, in einigen aber einen scharfen Tadel, Als er die lattdämonische Flotte f-mmandirke; zeigt?

89

Böotien.

zeigteereine Klugheit folgender Gestalt: Weil er wahr

nahm, Alcibiades sey nicht "bey der Flotte, so wußte er bey demAntiochuS, dessen Unteradmirale, die Hoff,

nung zu erwecken, den iacedamoniern in einem See, treffen überlegen zu seyn: er ließ sich auch durch seine

Verwegenheit und stolze Einbildung verleiten, dem Ly«

sander bey der Stadt Kolophon ein Treffen zu liefern, darinnen er völlig überwunden wurde.

Da Lysander

zum zweytenmal von Sparta als Admiral zu der late*

dämonischen Flotte kam: hatte er den Cyrus so in sei« «er Gewalt, daß er ihm zu Unterhaltung der Flotte,

so oft er nut darum ansuchte, zu rechter Zeit und im Ueberfluße Geld auezahlen ließ.

Als bey Aegoepota,

mus hundert atheniensische Schiffe vor Anker lagen,

bemächtigte sich Lysander derselben; indem er wahrge­ nommen hatte,

haß das Schiffvolk weit herum zer,

streuet sey, und Lebensmittel einkaufs.

Von seiner

Gerechtigkeit legte er eine schöne Probe ab.

Autoly,

kuS, ein Pankratiast, dessen Bildniß ich in dcm Pry,

kaneo zu Athen gesehn habe, gerieth mit dem Eteoni« kus, einem Spartaner, ich weiß nicht über welche Sache, in einen Proceß,

Man erkannte, daß der Sparta,

ner Unrecht habe.

Weil nun zu der Zeit die dreyßig

Tyrannen zu Athen die Herrschaft führten, und Lysan, der selbst noch zugegen war: so war Etevnikus so ver«

wegen, daß er seinen Gegner schlug, und ihn, weil

er sich wehrte, zu dem Lysander schleppte, in der gewift ftn Hoffnung, er werde einen günstigen Ausspruch für

ihn thun.

Allein Lysander erkannte seine Sache für

ungerecht, und wreß ihn mit Schimpf und Schande «h.

Pie angeführten Dinge waren Lysandem rühme ' 8 , 11»;

90

Das neunte Buch.

lich; folgend« hingegen befleckten seinen Ruhm. Er ließ den Philokles, einen von den Oberhauptleuten der atheniensischen Flotte, nebst viertausend Mann, da sie schon gefangen waren, niebermachen 7O), und erlaubte nicht einmal, die Leiber mit Erde zu bedecken, welches doch die Athenienser, den bey Marathon ge, bliebenen Persern, und TerxeS den bey Thermopyla erschlagenen Laeedämoniern verwiiligt hakte. Die Lacedamonier selbst hat er dadurch noch mehr verhaßt ge­ macht, daß er ein Regiment von zehn Personen in den Städten einführte, und lacedamonische Harmosten bestellte. Die Laeedamonier achteten das Geld nicht, und sammleten davon keine Schah«: weil sie von einem Orakel den Ausspruch gehört hatten, blos allein die Liebe zum Gelde werde Sparta unglücklich machen. Dennoch flößte ihnen Lysander eine große Begierde nach Gelde ein. Ich folge daher den Per­ sern, und nach einem Gesetze derselben 7 x) urtheile ich, daß 7e) Lenophon Gr. Gesch. D. r. K. s. sagt nicht, daß die Ge, fangnen nieder gehauen worden, und führt eine gerechte Ursache an, warum Lysander denPhilo, kies habe nlederhauen lassen. 7') Nach diesem Gesetze muß, te» die Richter die angeschuldig, ten Verbrechen und die Verdien, sie eine« Angeklagten gegen rinander halten, und nach dem diese oder jene grösser befunden wurden, ihn verurtheile» oder los,

sprechen: wie aus B. Diodori Sic. Bibi. Hist. L. XV. i» dem Verfahren der drey Richter bey der Sache de« Tertbazes zu m sehn ist. Denn da sie der Kö, nigArtaxrrxes fragte, warum sie denTeriba;eS,dergroßerStaatö, verbrechen beschuldigt war, los, gesprochen hätten; führten sie vornemlich an, sie hätten solche» wegen der Größe seiner Ver, dienste qetban. Kühn weiset dar 6ei) auf Briffon. de regno Perfarum p. 87. gg. Pausanias

Böotien.

9i

daß tysander den Laeedamoniern mehr Schaben als Vortheil gestiftet habe. K«p. 33Zu Haliartus ist dem CekropS, Pandions Sohne, ein Heroum aufgerichtet. Fünfzig Stadien weit von der Stadt liegt der tilphusische Berg mit der Quelle Thilphusa. Die Griechen sagen, die Argolier, so unter der Anführung der Söhne des Po» lynices Thebe erobert, hatten mit der andern Beute den TiresiaS nach Delph bringen wollen; unterwegeS habe er seinen Durst aus der Quelle Tilphufa gelöscht, und darauf den Geist aufgegebcn. Sein Grab ist auch bey der Quelle. Die Manko, feine Tochter, soll dem Apollo von den Argoliern gegeben seyn 71), auf dessen Befehl sie nach Kolophon in Ionien geschift, wo sie den Rhacius aus Kreta geheyrathet hat. Was sonst von dem TiresiaS erzählt wird, wie alt er gewor, den, daß er aus einer Frau in einen Mann verwan« delt sey/ und daß Homer in der Odyssee dichtet, Tire­ siaS sey allein in dem Hades klug und weis»/ sind ganz bekannte Dinge. Die Haliartier haben an dem til« Phusischen Berg« «inen unbedeckten Tempel der Göt­ tinnen, hingegen verurtheilt den Lysam der, weil der Schaden, so er bey den Spartanern gestiftet, größer als die Vortheile gewesen, so er ihnen geltistet.

und Göttinnen leibeigene Kncch, te und Mägde bey ihren Tem, peln gehabt, ist bekannt. Cicero pro Cluentio redet von der familialVlartis, von seinem leibei­ genen Gesinde, und in der viviT2) Nemlich in und bey sei- natione in Q. Caecilium sagt nem Tempel al« eine Leibeigene er: ipsam, Agonidcm Venerf zu dienen. Denn baß Gökter in sendtutem acliudicat.

92

Das neunte Buch.

tinnen, die Praxidicä genannt werden ,3). Hier schweren sie, und schweren nicht leichtsinniger Weise. In der Stadt Haliartus sind Tempelhäuser, die kein Dach, keine Bildsäulen haben, und von denen nicht einmal bekannt ist, welchen Göttern sie gewidmet wor­ den. In dem haliartischen Gebiete ist ein Fluß, Lophi«. Man erzählt, weil da« Land anfänglich dürre und ohne Wasser gewesen, so sey einer der Vornehmsten nach Delph gegangen, und habe gefragt, auf welche Art sie Wasser im Lande finden könnten; die Priesterin habe ihm befohlen, wer ihm, wenn er nach Haliartus zurück käme, am ersten begegnen würde, den sollte er umbrin, gen; Lophi« deS Parthenümene« Sohn, sey ihm zuerst begegnet, und diesen Jüngling habe er ohne Bedenken mit dem Degen niedergestoßen; wo nun da« Blut hin­ geflossen, da sey Wasser au« der Erde hervorgequollen t daher wird der Fluß Lophi« genannt.

Akalkomenä ist ein kleine« Dorf ganz unten an dem

Fuße eine« tzar hohen Berge«, da« den Namen von ei­ nem Eingebohrnen de« Lande« haben soll, von dem, wie gesagt wird, Minerva aufgezogen worden. Andere ge­ ben vor, Alalkomenia sey eine Tochter de« Ogyge« ge, wesen. Etwa« weiter von dem Dorfe unken im Grun­ de stand ehedem ein Tempelhau« der Minerva, darinnen eine alte Bildsäule au« Clphenbein gewesen. Wie sich Sulla gegen die Athenienser grausam bewiesen, und nicht als ein Römer mit ihnen umgegangen ist: so hat er auch gegen die Thebaner und Orchymenier gehandelt, und zu Alalko,

’3 > Gieb? die 76. Anmerkung zum zken Buche, wo nur vou chm Prsxidika Macht wird.

Böotien.

93

Alalkomena die Bildsäule der Minerva geraubt. Da. für nun, daß er gegen die griechischen Städte so gewü­ tet, hat ihn die allerabscheulichste Krankheit, nemlichdie Läusesucht befallen. Ein solches Ende nahm feine vor, malige vermeinte Glückseligkeit. Der Tempel zu Alal, komenä wurde nach tarnest nicht mehr geachtet, weil die Göttin nicht mehr darinnen wohnte. Zu meiner Zeit beförderte den Umsturz des Tempels noch ein an* derer Zufall. Ein großer und starker Epheu drang zwischen die Fugen der Steine ein, und trieb sie aus ein­ ander. Es lauft hier ein kleiner Regenbach, dem der Name Triton gegeben ist, weil nach einer bekannten Sage die Minerva bey einem Flusse Triton 7 4) auf, gezogen ist: und das soll dieser Fluß, nicht der li, bysche seyn, der aus dem tritonischen See ins liby­ sche Meer fallt.

Kap. 34-

Ehe man von Alalkomena nach Koronea

kommt, findet man den Tempel der Mmerva Jtonia, die diesen Beynamen von dem Jtonius, einem Sohne des Amphiktyons hat. Hier halten die Böotier ihre altzemeine Landesversammlung. In dem Tem, pelhause sind die Bildsäulen der Minerva jtonia und des Jupiters aus Erz zu sehen. Agarokritus, ein Schü,

ier und Liebling des Phidias hat sie verfertigt. Zu meiner Zeit sind auch die Bildsäulen der Gratien auf­ gerichtet worden. Von der Jodamia, einer Priesterin der Göttin, wird erzählt, als sie des Nachts in den Tempel gegangen, sey ihr die Minerva selbst erschienen; auf ihrem Rocke sey der Kopf der Medusa gewesen, durch

’*) Daher sie auch Tritvul« «Nh Trltenia heißt.

94

Das neunte Buch.

durch deren Anblick Jodomia in einen i^tein verwan, delt worden. Daher legt eine Frauensperson alle Tage Feuer auf den Altar der Jodamia, und ruft dreymal- in' bövlischer Sprache: Jodamia lebt und verlangt Feuer.

Zu Koronea verdient der Altar des MerkuriuS EpimeliuS 7Sj, ingleichen der Winde, auf dem Markte bemerkt zu werden. Etwas weiter hinauf stehe ein Tempel der Juno mit einer alten Bildsäule, die von der Arbeit desThebanerS, Pythodorus ist, und aufder Hand die Sirenen tragt. f Diese Töchter des Achelous ließen sich, wie man sagt, von der Juno bereden, mit den Musen einen Wettstreit im Singen anzustellen. Die Musen erlangten den Sieg, rupften ihnen darauf die Federn aus den Flügeln, und machten sich Kränze dar, aus. Vierzig Stadien weit von Koronea ist der Berg Libethrias, worauf Bildsäulen der Musen und der libethrischen Nymphen stehn. Die beyden Quellen, deren sie eine UbethriaS nennen, die andere--------- haben an einem Felsen die Gestalt der Weiberbrüste, und geben ein Wasser, so der Milch ähnlich ist 7 f). Bis zu dem Berge ”) EpimeliuS, der Sorge für die Schaafe trägt. Auf ei» nem Lippertschen Abgüsse habe ich den Merkur gesehn, wie ein Schaaf vor ihm steht, als wenn es ihm schmeicheln wollte.

Richtigkeit haben, siehet ein grie, chischer Leser gar leicht, und die sehr abweichende Übersetzung des Amasäus beweiset er auch. Gedoyn bleibt zwar näher bey den Worten. Doch wenn «ach ihm die andere Quelle Petra 7 gewesen, und habe die Ansle* gung btt. ^raumes der Hekuba gegeben, deren Exfül«

3ie

Regierung angetreten hat.

Die Peleaden aber haben,

wie gesagt wird, noch vor der Phemonoe gelebt,

und

sind die ersten Frauenspersonen gewesen, die diese Verse

g-esungen haben r

Jupiter war, Jupiter ist, 'Jupiter wird seyn; o große« Jupiter: Die Erde träget Früchte, darum preiset sie als eure Mutter, lilnter den Mannern sind für Wahrsager gehalten wor­ den, EuklouS ausCypern, Mujaus, de« AntiophemuS

Sohn von Athen, Lykus, Pandions Sohn, und BaciS, aus Böotirn, der von den Nymphen begeistert gewesen.

Ich habe, den Lykus ausgenommen, di« Weissagungen aller

*•) Siehe die , 8 ke Anmerk. wahrsagende Priesterinnen Zuzu»; ersten Buche. pttcrs zu Dodona. Siehe die 4:) So hießen die drey fzteAnmrrk. zum 7ten Buche.

165

PhociS. aller dieser Männer gelesen.

So viel Männer und

Weiber sollen bis auf unsere Zeit aus göttlicher Einge» bung geweissager haben.

Es kann die Zeit endlich kom«

men, da wieder dergleichen geschehen mögte.

Den ehernen Kopf eines Bisons, eines pöo*

Kap. 13.

nischen Ochsen ^), hat Dropion DeonS (Leons) Sohn, König in Päonien nach Delph gesch'ckt.

Diese

Ochsen sind unter allen Thieren am schwersten zu fan*

gen: keine Netze sind stark genug, sie darinnen zu »er* stricken. angeftellt.

Die Jagd wird auf folgende Weise gegen sie

Wenn die Jäger eine steile Höhe an einem

tiefen Graben gefunden haben; so verwahren sie dieselbe mit einem starken Gehege: darauf bedecken sie die Höht-

an der Seite, wo sie abschießt,

frisch abgezogenen Hauten.

bis auf die Ebene mit

Haben sie öher dergleichen 1 j

43) Diese Thiere nennt Pli­ nius Hist. Nat. L. VIII. c. i3. iubates bifontes und zählet sie unter die wilden Ochsen, von de­ nen er bte Vrosx die Auerochsen, so einige damrt vermengen, rich, rig unterscheidet. Sie ließen sich so zahm machen, daß man sie Vorspanne, tüieMartialis>L. I. egigr. io5. bezeuget, wenn er s-g-t: turpes elleda quod trahunt bifontes C/purnius Eclog. VII. macht.

nicht

folqendeDeschretbungvov ihnem Vidünus et tauros, quibusi aut ceruice leuata Peformis fcaptilrStorus emk natx aut quibus hirtae Jactantur per colla iubae,. quibus afpera mento Barba iacet, treniulisque ri* gejit palearia fatis. Ob das Thier, welches I. Cä­ sar D- 6. Kap. rL. vom Galli­ schen Kriege beschreibet, decBdt son sey^ IK strelriL>

166, Das zehnte Buch, picht genug; so machen sie trockene Hauke schlüpfrig.

mit Oes AlSdenn treiben die, so gut zu Pferde sind,

die Bisone an den jetzt beschriebenen Ort.

Diese glit,

schen auf den ersten Hauten aus, und überschlagen sich bis in das Thal herunter.

Sind sie herunter gestürzt,

so macht man sich weiter nichts mir ihnen zu schaffen. Binnen vier oder fünf Tagen nimmt ihnen der Hun­

ger und die Mattigkeit schon das meiste von ihrer Wuth. Die, so hie Kunst verstehen, sie zahm zu machen, hrin,

gen ihnen, wenn sie stille liegen, die Frucht der zahmen Fichte 4 *), die sie von den dünnesten Schaaken gcreini, gek haben; eine andere Speise wollen diese Thiere an­

fänglich nicht annehmen.

Endlich lassen sie sich binden

fortführen: und so werden sie gefangen, Gegen dem ehernen Ochsenkopfe über siehet man eilte Statue mit einem Panzer und einem Feldherrnklei,

de über dem Panzer,

Die Andrier sollen sie ihrem Er,

bauer, dem Andreus, zu Ehren aufgestellt haben.

Die

Bildsäulen des Apollo, der Minerva und Diana haben die Phocier gesetzt, und zwar von der Beute, die sie von den Thessaliern, ihren beständigen Feinden gemacht; sie

gränzen mit denselben, nur daß auf der einen Seite die

epiknemidischen Lokrier zwischen ihnen wohnen.

Die

Thessalier >d derülua»

Kerne in einer weichern.Gchss» lm mZWN gefthr wird.

PhociK.

167

Thessalier zu PharsaluS, die Macedomer, welche die Stadt Dion an Pierien bewohnen, die CyreNäer, in Libyen, so griechischer Herkunft sind, haben auch Geschenke in den Tempel gegeben: die letzten einen Ma» gen, auf dem Ammon stehet; die Macedvnier zu Dion, einen Apollo, der einen Hirsch angefaßt hat, die-Phar,

salier einen Achilles zu Pferde. Die Korinthier und Dorier haben auch ein SchatzbehLltniß gebauet, worein da« Gold aus Lydien beygelegt worden. Die Bild­ säule des Herkules ist ein Geschenke der Thebaner, dasie gaben, als sie den heiligen Krieg mit den Phoekern führten. Man siehet ferner eherne Bildnisse, so die Phocier ausgestellt haben, als sie in dem zweyten Tref, fen die thessalische Reuterey in die Flucht geschlagen hat­ ten. Die Phliusier haben einen Jupiter von .Erz und zugleich die Bildsäule der Diana nach Delph gebracht. Von Mantinea in Arkadien ist ein eherner Apollo da, und stehet nicht weit von dem Schahbehältnisse der Korinther.

Herkules und Apollo halten einen Drevfuß, und sind abgebildet, als wenn sie deßwegen mit einander käm­ pfen wollten. Latona und Diana suchen den Apollo, Minerea den Herkules zu besänftigen. Auch dieses ist ein Denkmahl der Phocier, das sie aufrichteten, als sie Tellias aus Elis gegen die Thessalier angeführet hatte» Die Minerva und Diana sind von der Hand des Chioa nis, an den andern Bildsäulen hat Diyüus mit dem Amykläus gearbeitet: beyde sollen Korinther gewesen seyn. Man erzählt zu Delph, als Herkules, des Am« phi'.ryons Sohn, zu dem Orakel gekommen, habe die L 4 Mahrsil»

i68

Das zehnte Buch.

Mahrsaqerin Tenoklea ihm keine Antwort ertheilen wol­

len, weil Jphitus von ihm getöbtet worden sey: er habe

aber den Dreyfuß aus dem Tempelhause herauSgetra«

gen, und die Wahrsagerin habe gesagt: Der Herkules aus Tirys ist ein ganz andrer, als der Kano/

bische 4$).

Denn schon vorher war der egyptische Herkules nach Delph gekommen.

Darauf giebt Amphitryons Sohn

den Dreyfuß dem Herkules wieder, undXenokiea beant­ wortet ihm alle Fragen.

Von dieser Begebenheit Ha­

den die Poeten Gelegenheit genommen, den Streit des Herkules und des Apollo über den Dreyfuß zu be­ singen.

Die Griechen haben wegen des S ieges bey Plataa

gemeinschaftlich einen güldnen Dreyfuß, der auf einem ehernen Drachetz stehet, in den Tempel geschenkt.

Was

an diesem Geschenke von Erz gemacht war, das war zu

meiner Zeit noch vorhanden: aber das.Gold hatten dis

phocischen Obersten nicht zurück gelassen.

Die Taren­

tiner schick.en auch den Zehenden von der Beute, die sie dm Peueetiern, einem fremden (nicht zu den Griechen gehörigen) Volke, abgenommen hatten, nach Delph. Sie harten von dem Onatas zu Aegina und dem Sa*

lrwthus Bildsäulen verfertigen lassen, Fitßo und zu Pferde vorstellten.

die Personen zu

OpiS, König in Ja«

xvhien, (Kalabrien) der den Peucmsrn zu Hülfe kam, ist liegend, wie er in der Schlacht geblieben, abgebi'k«

dekr

Der aus ÄanvbuS oder KanexuZ in Ägypten geksm, mm war.

PhoeLs.

169

bet: bey ihm stehet der Heros Taras» und Phalantus, der Laeeßamonier, und nicht «eit von ihm ein Delphin. Denn Phalantus soll, ehe er nach Italien gekommen,

bey Kriffa Schiffbruch gelitten, haben, und von einem Delphin ans htnb gebracht worden seyn.

Kap. 14.

Die Beile oder Aexte hat ein Tenedier, Pe, riklytus, des Eukhymachus Sohn, zum Anden«

fett einer alten Begebenheit in dem Tempel geschenkt.

Lyknus, sagt man, war ein Sohn des Neptuns und König zu Kolonä, einerStadt in Troas, gegen derJn-

fei LeukophryS über.

Er hatte eine Tochter, Hemithea,

und einen Sohn Tennes: ihre Mutter war Proklea,

eine Tochter des Klytius, eine Schwester des Kaletors, den nach Homers Berichte Ajax erlegte, als er ba$ Schiff des Prothesilaus in Brand stecken wollte.

Nach

dem Tode der Proklea heyrqchete Cyknus die Philono-

Sie verliebte sich in den

me des KraugafuS Tochter.

Tennes, wurde aber von ihm abgewiesen: daher log sie ihrem Manne vor, Tennes habe den schändlichsten Ver­

such bey ihr gemacht.

CyknuS glaubet der Verläum«

düng,, stecket ihn mit seiner Schwester in einen Kasten, und wirft ihn ins Meer.

Allein sie werden aus die In­

sel LeukophryS lebendig ans Land getrieben und erhalten; daher auch die Insel ihren Namen TenedvS von dem

Tennes bekonrmen hat.

Als Cyknus endlich entdeckte,

daß er betrogen worden, schifte er zu seinem Sohne, wollte lhm seine Unwiffenheit bekennens und um Ver­

gebung der Mißhandlung bitten.

Da er aber an der

Inst! angelanqt war, und das Schiff an einem Stei­ ne oder Baume mit einem Seile anbinden wollte: hieb

X

5

Tenne«

i7o

Das zehnte Buch.

TenneS dasselbe mit einem Beile im Zorne ab.

Daher

sagt man von einem, der etwas heftig abfchläget: er

hat es mit einem tenedischen Brile abgehauen.

TenneS

ist, nach der Erzählung der Griechen, bey der Verthei, digung seiner Insel, von dem Achill!- niedergemacht

worden.

Die Tenedier haben sich mit der Zeit, weil

sie für sich zu schwach waren, in dewSchutz derAlexandrier in Troaö begeben.

Die Griechen, so mit dem Könige in Persien Krieg geführet hatten, schenkten nach Olympia einen ehernen Jupiter, uach Delph einen Apollo,

und zwar von der

Beute, die sie in dem Seetreffen bey Artemisium und Kalamin gemacht hatten. Es wird erzählet, Themi»

stokles habe auch einen Theil der persischen Beute nach Delph dem Apollo zum Geschenke gebracht; und da er

gefraget , ob er die Geschenke in das Tempelhaus hinein

bringen solle, sey ihm von der Pythia befohlen worden, sie gar aut dem Tempel wegjubringen.

. Der Aus­

spruch lautete fa:

Bringe mir die persische Deute, ob sie gleich sehr sch in ist, Nicht in Has Tempeihaus: schicke sie aus das geschwinde, sie nach Hause. Es ist zu verwundern, daß sie von ihm allein die Geschen­ ke von der persischen Beute nicht hat annehmen wollen. Einige meynen, Apollo würde alle Geschenke von der

persischen Beute verworfen haben, wenn ihn die andern,

so wieThemistokieS, ehe sie dieGeschenke gebracht, vor­ her befragt hätten.

Andere sagen, weil der Gott ge,

wußt, daß ThemistokieS feint Zuflucht zu dem Könige

in

171

Phocis.

in Persien nehmen würde; so habe er darum die Ge,

schenke nicht annehmen wollen, damit dem Könige seine Feindschaft gegen die Griechen durch ein Denkmal seiner

Siege über die Perser nicht unglaublich würde.

Uebri«

gens findet man, daß der Krieg der Perser gegen Grie­

chenland auch in den Weissagungen des Baris 4ff) und noch vorher von dem EuklooS verkündiget sey. Die Delphier selbst haben nahe bey dem großen

Altare einen ehernen Wolf ausgestellt.

Nach ihrer

Erzählung hatte ein Mensch die heiligen Schätze bestoh­ len, und sich mit dem Golde da verborgen, wo der Par­

naß am dicksten mit wilden Baumen bewachsen war. Ein Wolf überfiel ihn im Schlafe, und brachte ihn

Als der Wolf täglich in die Stadt kam und

um.

heulte; kamen sie auf die Gedanken, Gott sey hier mit

im. Spiele, folgten also dem Thiere nach, fg^den das heilige Golh, und widmeten dem Apollo einen ehernen

Das übergüldece Bild der Phryne hat Praxi­

Wolf.

teles, der mit unter ihren verliebten Freunden gewe­

sen,

verfertiget,

sie selbst aber in dem Tempel ge«

schenket.

Kap. if.

Hiernachfi folgen die Bildsäulen des Apol­ lo, wovon die eine ein Geschenk der Epidaurier

in Argolien von der persischen Beute, die andre ein Ge­

schenk der Megarier ist, daß sie wegen des Sieges über die Akhenienstr bey Niffaa brachten.

Eine Kuh ist

von den Plaräern gegeben, da sie nebst den andern Grie­ chen

4