Die Söhne des Thal’s: Teil 2 Die Kreuzesbrüder [2. Aufl., Reprint 2022] 9783112666760, 9783112666753


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German Pages 206 [404] Year 1819

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Die Söhne des Thal’s: Teil 2 Die Kreuzesbrüder [2. Aufl., Reprint 2022]
 9783112666760, 9783112666753

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D

I E

K R E U Z E S B R Ü D E R .

Die

Kreuzest)rüder.

i

P

DER

E

R

3

O N E N .

G R O S S M E I S T E R

DER

A L T E

VOM

CARMEL,

ein

hundert-

jähriger G r e i s , erster Aeltester ADAM

TON

V A L I N C O U R ^ ,

Tempelritter, jetzt

gewesener

Carmeliter-Provincial,

zweiter Aeltester Acht A L T E . Ein

>

GENOSSE

W I L H E L M

Sens,

VON

PARIS

(

Erzbischof

von

Präsident des über die Templer n i e -

dergesetzten

Inquisitions - Tribunals ,

und

Lehrling Ein Bote und drei Reisige, im Dienste JACOB

BERNHARD

HUGO

VON

GUIDO

VON

V I L L A R S ,

VON

M O L AY,

VIENNÖIS,

der Norinandie,

Meister

Gross-Comthur Gross - Prior von

gewesener Aufseher

des

Tempelhauses zu Paris, H a u s - C o m t h u r G O T T F R I E D C H A R L O T

VON

VON

SALZA G U Y O N N E

)

Ritter

TEMPELRITTER LEBTE, und

UND

PAGEN,

S E E V I I N I I H ,

KOENIGLICHE

PRONOTARIEN,

Tempelorden, CHE,

REISIGE

CHER, NER,

ein

GARDE

ZEUGÜN

CHORKNABE, ein

RAETHE gegen

- O F F X C I E R E ,

des Seneschalls, ein

BUERGER,

H O J -

den W A -

G E I S T L I -

GERICHTSDIE-

BOTE,

S C H E E & E V

|

V O L K .

Die Handlung spielt zu Paris, im Jahre 1 5 1 4 ; sie fingt endigt

den 17ten März früh Morgens an, sich

Untergang.

den

i8ten

März

mit

und

Sonnen-

E

K

S

T

E

E R S T E

K

A

C

T

.

S C E N E .

( Z i m m e r des Erzbischofs von Sens,

ihit zwei ein-

ander gegenüber stehenden T h i i r e n , von denen die eine in das Cabmet des Bischofs führt.

Es

ist früher Morgen.) SCHREIBER

DES

ERZBISCHOFS

nem mit Papieren belegten Tische sitzend, bsnd.)

P A T E R

VINCENT

(zur

(an ei-

und selireiHauptthür

herein schleichend.) VINCENT. ind des Herrn Bischofs Gnaden schon zu sprechen? SCHREIBER. Ja. VINCENT. Schon so früh a u f ?

SCHREIBER.

Seit vier Uhr am Pulte. V L S C B S

T.

Ich bin hieher beschieden. — SCHREIBER

Ja. "VINCENT.

Ihr wisst wohl Die Ursach meiner L a d u n g ? SCHREIBER.

Ja. VINCENT.

Wie ich vermuthe, Der ewige Prozess der Tempelherren. SCHREIBER.

Wie Ihr vermuthet. Vincent. Ich will doch nicht hoffen, Dass Seine Gnaden meinen treuen Eifer Verkennen . , . dass . . . der Lohn der treuen Dienstp. Die ich der Kirche — Warum lächelt I h r ? SCHREIBER.

Ich nics'te nur ——

V L N C E NT.

Ihr konntet in der Tliat. Herr Pronotar, mir einen Dienst erweisen, Wenn Ihr, so offen als dem wahren Freunde, Mir sagtet, was durch Andere vielleicht \ o n mir des Bischofs Gnaden

hinterbracht.

SCHREIBER (seine Feder zerstampfend.) Verwünschte

Feder! VINCENT.

U n d ihr wurdet wirklich Z u Eurem ew'gen Diener mich verpflichten, Wem. überhaupt ihr offner gegen mich In Manchem wärt. —

Der Erzbischof —

es ist

Ein Mann, der nie genu«' bewundert wird, Dess hohen Gaben man sich kriechend nur, Mit tiefgesenktem Antlitz, nahern darf.



SCHREIBER.

Ihr kennt doch seinen D a c h s h u n d ?



VINCENT.

A b e r dennoch Lässt er von keifaem so sich recht erkennen, Und niemals weiss m a n , wie man mit ihm dran ist^ Ja selbst sein Eifer für die Kirche Gottes



10

Scheint manches Mal —



w i e soll ich sagen ? —

selbst

B e y überwies'nen Ketzern zu erkalten. SCHREIBER.

E r hat ihn abgeschafft. V I N C E N T

Wen?

(Kn.itig.)



SCHREIBER.

Seinen

Dachshund,

W e i l er z u viel kroch u n d von hinten zwickte. VINCENT.

Herr Pronotar —

Ich Sprech' im Ernst —

als F r e u n d .

I h r seyd ein w ü r d ' g e r M a n n ; allein zu störrisch So macht man nicht sein G l ü c k ! —

Der



Erzbischof

Ist selbst g e w a n d t nach oben und nach unten E i n theurer M a n n ! —

V e r d i e n t pich nicht durch blosses Messelesen. SCHREIBER



A l l e i n das Pallium —

(seine Papiere durchblätternd.)

V e r w ü n s c h t viel A r b e i t ! VINCENT.

E r , so gross er seyn mag, Ist sterblich doch. —

W e n n eine Stütze sinkt,

D a n n sieht ein Jeder, dem sie d i e n t e , sich l i s c h einer andern um —

dann braucht man w i e d e r

S o manchen Freund, den man erst störrig wegstiess!



W i r wollen traulich seyn,

Herr Pronotar.

Ich biet' Euch meine Hand mit Biedersinn! SCHREIBER

(hält, da ihm der Pater die Hand

reichen w i l l , alle Finger in die Höhe.) Voll Tinte! VINCENT.

Freundschaft ist ein Gabenwcchscl, V o n gegenseitigem Bedarf erzeugt.



S e y ich der Beichtiger, uijd Ihr der Beichtsohn!



Ihr beichtet mir, w a s hier in diesen Mauern Sich etwa zuträgt; dafür schenk' ich Euch Das Seelenheil und was ihm angehör.'g Seht hier ein Pröbchen!





(er zieht einen goldenen Kelch unter der Kutte hervor, und reicht ihn dem Schreiber.) SCHREIBER.

Nein, das ist zu arg ! (aufspringend und in da» Cabinet hinein rufend) Eu'r G n a d e n ! VINCENT.

Wie?



SCHREIBER.

Eu'r G n a d e n ! Pater V i n c e n t !





12

ERZBISCHOF

VON

— SENS

(tritt a u f . )

ERZBISCHOF. Was gibt es ? SCHREIBER

(dem Erzbischof den Kelch entgegenhaltend. )

Diesen Becher hat der Pater Mir mitgebracht, dass ich ihm beichten soll, W a s hier geschieht



ERZBISCHOF. Herr P a t e r ! VINCENT. E u e r Gnaden, Seh'n mich in einer frohen W a l l u n g , wo Der S c h m e r z , Minuten Ihnen zu missfallen, Der süssen Wonne weicht, in diesem Edcln Den treuen F r e u n d des Edelsten zu sehn ! — Schon lange hielt ich ihn der Liebe werth, Die E u r e Gnaden reichlich ihm geschenket, D a nie Ihr Scharfblick sich an Menschen irret;



Doch selbst die äusserste der Möglichkeiten, E i n solch es G u t vergeudet j e zu seh'n, Gesellt zu meinem unbegränzten Eifer F ü r Euer Gnaden Wohlfahrt —

ich gesteh' es —-

Trieb mich zu einem frevelhaften Argwohn,

— Der Pronotar —

13



er k ö n n t e d o c h

vielleicht

N i c h t ganz der G n a d e Werth s e j n , d i e ihn ehret. — • D ' r u m w a g t ' ich Z u m u t h u n g e n , die mein D a s stets g e w o h n t ,

Herz,

den P f a d d e r P f l i c h t z u g e h » ,

Mit R e c h t v e r a b s c h e u t . —

Dieser Becher

I h n p r ü f e n , o b sein H e r z a u c h P r o b e

hielte

E s w a r ' n e S c h w ä c h e , die d e m K o p f D o c h nicht d e m treuen Herzen,

sollte —

vielleicht,

S c h a n d e macht.



Ich b i n b e s c h ä m t : der E d l e hat gesiegt; D o c h d e r Besiegte ist,

w i e er, e n t z ü c k t !



ERZBISCHOF.

Spart künftig E u c h

ein

Casualgedicht,

U n d i h m die U n l u s t , sich f ü r E u c h z u

schämen.

TINCENT.

Eu'r

Gnaden! E R Z

BISCHOF.

Z u 'was Anderm ! — Mich z u a n a t o m i r e n ,

Ich erlaub' Euch:

w e n n Ihr könnt.



(zu dem Schreiber) W o ist die Bittschrift der g e f a n g ' n e n SCHREIBER Hier



Templer?

(ihm ein Papier gebend.)



14



fc, K 1 B I s c H o F (reicht das Papier dem Pater.) Les't! —

(zu dem Schreibet) Ist Nachts

viel

Neues eingenommen ? S C H R E I B E R (auf zwei Pakete zeigend.) Hier sind die Briefe, dorten die Berichte. ERZBISCHOF

(sieht ein Paket flüchtig durch,

legt es dann auf den Tisch, und sagt zu dem Pater ) Habt Ihr geendet ? — Könnt Ihr Euch vertheid'gcn ? — Ihr s c h w e i g t ? VINCENT

— (indem er dem Erzbischof das Papier ehrerbietig zurückgibt)

Nur das Erstaunen macht mich sturam ! — O, G o t t ! wie tief gesunken ist dies V o l k Der ketzerischen Brut von Templern, dass sie In meinem Eifer für ihr Seelenheil sonst nichts, Als nur die Absicht sie zu quälen, sehn! ERZBISCHOF.

Tiraden sind noch nicht Vertheidigung!



Die Sache kommt vor 's geistliche Gericht; Dort reinigt Euch !

— Vincent. Ein Haufe Querulanten,

l"a schon als Kelzer keines Glaubens Werth sind





15



Sollt' er vermögen, einen treuen Diener Dem Rechtsstreit auszusetzen ? — E R Z B

ISCHOF,

Still! Ich kenn' Euch! — Die Templer wurden Eurer Huth vertraut) Und Ihr habt sie gemissbraucht —• Eure Selbstsucht, Nicht, wie Ihr sagt, ein heil'ger Eifer, trieb Euch, — V I N C E N

T.

Verzeihung, Eu'r Hochwürden; doch ich muss E r w ä h n e n , dass allein auf meinen Antrieb Die würd'gen Brüder Heribert und Noffo Des Ordens GrUu'l entdeckt — auf meinen Antrieb Hat Cyprianus — E R Z B I S C H O F .

Schweigt von diesem Dummkopf! Wie war's Euch möglich, ihn in's Spiel zu mischen? — Und jene Beiden — Schurk' und Tollhäusler! —« Wahrhaftig, schöne Zeugen für die Wahrheit! Vincent. Und dennoch ist, bloss auf i h r Zeugniss — ERZBISCHOF.

Das Gescheh'n, was ohne s i e , weit ehremulier,' Gewiss geschehen wäre. — Doch genug.



16



Mein Tag ist kostbar. — So viel nur zum Scliluss: Bedient Ihr einmal, noch der Folter Euch Aus eignem Antrieb, so — Ihr kennt mich, Pater! VINCENT

(zitternd.)

Um Gottes w i l l e n , gnäd'ger H e r r ! — ich glaubte, Die Folter scy ein Mittel, um die Wahrheit —E r z b i s c h o p. Die Folter ist ein schrcökliches Bed'ürfniss, Wenn's hohe Zwecke gilt —

ein Riesenschwert

Von Zwergeshänden nicht zu fuhren. —

Geht!

(Vincent geht ab.) SCHREIBER.

Der Lügner, d e r ! — ERZBISCIIOF.

Ich kenn' ihn. — Zu der Arbeit! (setzt sich in einen gegen den Vordergrund der Bühne stehenden Lehnstuhl.) SCHREIBER.

In diesem Packe sind die eiligsten — Hier ein Gesuch der Frau des Gnostikers, Empfohlen durch ein beigeschloss'nes Schreiben Des Herrn Promoters. ERZBISCHOT.

Her!



17



(er nimmt dem Schreiber beide Papiere aus der H a n d , dann l e s e n d , vor sicli) E r sitzt so l a n g e Die M e n s c h l i c h k e i t ! —



d i e l e i d e n d e F a m i l i e ! —»

U n d seine schöne F r a u , H e r r C a r d i n a l ? Ihr T h o r e n ! wenn ihr Tausende



erwiirg't,

W e r f t a u c h d i e L a n c w e g , die Mitleid h e u c h e l t ! —(dem Schreiber die beiden Papiere

zurückge-

bend ; laut) W i r d nicht g e w ä h r t ! —

W o T a u s e n d fallen m ü s s e n ,

G i l t E i n e r n i c h t s — W e r hiess den T h o r e n W a h r h e i t A u f Dächern pred'gen! —

Gebt das T J t b i i g e .

S c U l i E I B E R (ihm ein andres Papier reichend,) G e s u c h d e r P r i o r i n des

Ciaren-Klosters,

U m i h r e n Brucitr M o l a y noch zu sehn. ERZBISCIIOF

(es i h m , nachdem er es durchgelaufen, zurückgebend.)

Des O p f e r s letzter L a h e t r u n k ! — SCHREIBER

(die Rubriken

Gewahrt!



verschied'ner P a -

piere lesend.) „ A p p e l l a t i o n d e r T e m p l e r an den Papst, „ V o m Procurator Peter von Bologna." E n z B i s c ii o F . Zu s p ä t ! —

Zum Circuliren, dann zum Vortrag!

Die A'raizcsoruaer.

U



18



SCHREIBER.

„Revisionsbericht des T e m p e l h o f e s „ V o m Consistorio zu Montpellier, „ D a s s dorten sich kein Teufelskopf g e f u n d e n . " ERZBISCHOJ?

(vor sich.)

D u m m k ö p f e desto m e h r ! (laut) G e h t zum Archiv — SCHREIBER.

E i n Brief m i t Chiffern. ERZBISCHOF.

G e b t ihn h e r !



(niftimt ihm den Brief aus der H a n d , ihn vor sich lesend) „ S o eben „ T r i f f t Adalbert in Pilgertracht liier ein." Doch endlich in d e r S c h l i n g e ? — Das Mittel deiner R e t t u n g ,



G u t , das w a r

Adalbert,

U n d deiner letzten P r o b e , w i l d e r A n j o u ! — BEDIENTER

DES

ERZBISCHOF*

(tritt auf.) B E D I E N T E R .

Des Cardinal Legaten E m i n e n z —> ERZBISCHOF.

Mit F r e u d e n — (da der Bediente noch stallen bloibt) Nun?

BEDIENTER.

Auch bracht' ein fremder Knabe Ih einer himmelblauen Liverei Dies Schreiben. — Eure Gnaden, sagt er, Wüssten — ERZBISCHOF

(nimmt dem Bedienten den Brief

ab; indem er ihn eröffnet Und Iieiet.) Schon gut! — ( Bedienter geht ab. ) Ein falsches Kästchen — Franz von Poitou — Verworftie Rotte! — S c h n ö d e Buhlerin! —• Auch eure Zeit soll kommen! -— (zu dem Schreiber) Ist noch sonst 'was ? —» SCHREIBER,

J, Exccution von fünfzig Tempelrittern „ Z u Orleans; Absolutions -Erkcnntniss „ Von fünfzehn Klerikern und elf Servienten; „Bericht, dass Bruder Reinhold von Prouino „ I n Wahnsinn starb ERIBLSCFTOF.

Auch er ? — (vor sich) Religion, Du kostest viel? — wirst du es auch vergelten? — Der Cardinal! — (zu dem Schreiber) das Andre bis zum Mittag! —

~ C A R D I N A L

20



P R A E N E S T E

(tritt auf.)

(dem Cardinal entgegen gehend.)

E S Z S I S C H O F

Eu'r Eminenz — C

ALT D I N A I , .

Verzeiht, Herr Erzbischof, J3ass ich so früh schon Euch beschwerlich falle. —« ERZÜISCITOF.

Ich bitte — (zu dem Schreiber) Auf mein Zimmer, bi» ich rufe — ( Schreiber geht ab.) C I S D I K I L

( nach einer kleinen Pause.)

Wie hast du diese Nacht geschlafen, Wilhelm? —^ ERZBISCUOT,

Sehr ruhig. C A R D I N A L .

Ruhig ? — Und in dieser Nacht Starb Reinhqld von Prouino ! E R Z B I S C II O F .

Eben hört' ich's. CARDINAL

E r starb in wilder W u t h j sein letzter Seufzer War noch ein Fluch auf dich! — ERZBISCHOF.

E r treffe mich —•

C A R D I N A I .

D u bist entsetzlich, MenschI E R Z B I S C H O F .

Er treffe mich, Wenn jemals ich des edeln Reinhold Feind war.



C A R D I N A L .

Und doch warst du's, der, als mit reinem Eifer Er für die Sachc seines Ordens sprach, Ihn in ein eng Gefangniss werfen liess, W o er in wilden Wahnsinn E R

fiel,

und starb?

ZBISCHOP.

Ich w a r ' s , und er bleibt nicht das letzte Opfer. C A R D I N A L .

D u mit der eisenharten Riesenseele, Fühlst du denn nie ein Ilcrz in deiner B r u s t ? E n z 111 s c ii o Ich schätze d i c h ;



F.

doch was ich hier (auf die Brust zei-, gend) empfinde,

Kannst du nicht fassen. —? C A R D I N A L .

W i l h e l m , grosser Mensch! Wärst du so gut als gross, du warst ein Hoil'ger O , warum b i s t du nicht, w a s du seyn



könntest?

ERZBISCHOF,

Ich kann nur d a s seyn, was ich soll.

W a i woH't

Ihr alle denn von mir ? .— Soll ich nun einmal Der Blitz des'Höchsten seyn, so muss ich's g a n z sey», Mag auch die cig'ne Flamme mich vermehren. CARDINAL,

Und m u i s t du denn das seyn? — ERZBISCHOF,

Kannst du es *eyn, Du , mit der'sanften Seele? — Kann es Philipp? Kann's Nogaret? Und soll des Herren Richtschwert In feilen Händen wiithen? —• Bin ich feil? CARDINAL.

Das bist du nicht, bei Gott! auch nie gewesen! ERSIBISCHOF.

Sind Rachgier, Selbst *- und Habsucht meine Fehler ? CARNINAL,

D u , mit der Armutli eines Patriarchen, Der nichts bedarf, nichts furchtet, und nichts hofft! ERZBISCHOF.

Bin ich der Leidenschaften Sklav ? — hat Wollust, fíat,

was Ihr L i e b e nennt, mich je beherrscht? CARDINAL,

Nein, du Entsetzlicher, Seit dreissig Jahren,



23



Dass ich dich kenne, merkt' ich nie die Regung Von L i e b e , Hass und allem, was die Menschheit Verschönt und schwächt, an dir. ERZBISCIIOF.

Und liebtest doöh mich? CARDINAL.

Weil ich nicht anders konnte; weil du mich Als wie mit Zauberbanden au dich kettest. ERZBISCIIOF.

D'rum folg' mir ferner; —- Tadle nicht den Weltgeist, Wenn er zu seinem Richtschwert einen Arm, Wie er ihn braucht, sich

schuf! —

Ich

kau»

nicht anders, W^il I h r

nicht könnt, was

ich

kann.



Wa»

mir's kostet, Bcrcchn' ich Dem nur, welcher mich berief.



C A R D I N A L .

S o bleib der Schuld'gen Geisscl! Doch, was haben Die armen Opfer, die du taglich schlachtest, Die Templer, dir gethan, dass so ergrimmt Du auf sie schlägst?



ERZSISCHOF,

I c h ? ich? — Du faselst, Alter! G e t h a n ? die Templer m i r ? ich war' ergrimmt?





H

CARDINAL.

Und wenn sie dir denn nichts gethan — o, l a s s m i c h - r Lass Gott durch mich an dein Gewissen reden! E

N

z

B I

sc

II

o

F.

W o h l , guter E i f r e r ! rede frei und offen! CARDINAL.

Das will ich , j a ! — und heut' zum letzten Male —> Ein AI gesandter Gottes steh' ich hier, Und um mich stchn die Geister der Erwürgten. Heut' ist der E n d f u n k t , heute red' ich n o c h : Dann ubergeb 1 ich dich dem höchsten R i c h t e r ] — ERZBISCHOF.

S o rede ! CARD

ISAL,

Als der hollische Gedanke V o n Tempelraub io Philipps Seele aufstieg, Als er bcschloss, den Orden zu vernichten, Um ihn mit Müsse dann zu plündern: — Ernährte diesen Bolltnfunken ?

Wet



E R Z B I S C H O F .

Ich. CARDINAL.

Als' d'rauf, ein Opfer für die Rachsucht Philipps,



25



D e r f r o m m e Bonifacius *) erblich, U n d C l e m e n s , der vor Gott sich rein'gcn möge, A u s Murderhänden die T i a r e n a h m W e r drang in i h n , sein übereilt



Versprechen,

W o f ü r der Kunig ihm den P u r p u r gab, I m Untergang der T e m p l e r zu erfüllen ? EBZBISCHOF,

Ich! ich! CARDINA.L.

W e r leitete den Blutbefehl, K r a f t des in einer unheilvollen Stund® I m ganzen F r a n k e n l a n d e alle Templer, A l s w i e voh Gottes Zornfluth übereilt, Verhaftet wurden ? E s z B i s c II o F. L li , u n d i m m e r ich,! CARDINAI,.

U n d als auch dieses Meisterstuck gelungen, U n d C l e m e n s , u m sein unbedachtsam W o r t , W o m ö g l i c h , noch zu b r e c h e n , ein Gericht

*) Dieser Papst starb bekanntlich an den Folgen der Misshandlungen, die er auf König Philipps cles Schönen Befelil hatte erdulden müssen.



26



Von unbescholtnen Männern niedersetzte *), TJnd dort die Templer ihres Ordens Sache Mit Eifer f ü h r e n wollten : w e r — vergib mir AVer unterbrach mit eines Satans Arglist Dies heilige Gcricht? — W a r s t d u es n i c h t ? Beriefst d u nicht dein P r o v i n z i a l - C o n c i l In dein Moment, als schon die Richter s c h w a n k t e n ? U n d schrecktest d u durch deine Scheiterhaufen Dfc armen Opfer n i c h t , dass keiner mehr Sich

vertheidigen w a g t e , u n d Prouino,

Er, welchcr jetzt vielleicht vor G o t t dich anklagt, Des Ordens letzter Schutz, in W a h n s i n n

fiel?

E R Z B I S C H O F .

Vollende, Freund5 denn meine Zeit ist kostbar. CARDINAL .

Nicht s o , wie deine Seele, die zu retten Ich wenig W o r t e n u r noch sagen will. —— Du hast den Zweck erreicht; und , w a r der Orden,

*) Dieses und mehrere andre ira Verfolg angeführte Data sind aus den von Herrn Moldonhauer gesammelten Acten über den Inquisitions - Prozess der Tempelherren entlehnt, mit Hinsicht auf Dupuy's, freilich oft parteiische, Nachrichten.

Was ich vor Gott verneinen möchte , Strafbar — S o ist es schwer gebüsst, die Schuld gesuhnet. S a g , .Richter, was verlangst du m e h r ?



E r z bischop. Die Wurzel Der kranken Pflanz« auszurotten, CARDINAL.

Unmensch! A u c h Molay also? — ERZiisciior, Muss geopfert werden, CARDINAL.

E s ist dir nicht genug, dass sieben Jahre E r schon im Kerker schinachtet —

nicht genug,

Dass seine Seele, Gottes edles W e r k , So ganz zerrüttet; nicht g e n u g , o G o t t ! Dass ein Geständniss, welchcs nur der Wahnsinn Ihm ausgepresst, den Frieden ihm vernichtet, Und dumpfe Schwermuth seinen Geist verzehrt: D u willst auch noch des Heil'gen morsche Hüll« Z u m R i c h t j l a t z schleppen; willst den ganzen Rest Der Hcldenzunft, den reinen, strengen Guido, Und jenes Riesenbild der frommen Vorzeit, Den achtzigjährigen H u g o , willst sie alle,



28



Die wen'gen Bessern, die noch übrig sind, Dem Tode weih'n! — O du — wie soll ich's sagen ? — D u Gottmensch oder Teufel, kehre zu Der Menschheit schönem Mitte wieder heiiu! —t Ich schwärme nicht; allein dein guter Engel — Er spricht zum letzten Mal zu dir.



(indem er vor dem Bischof auf die Kniee sinkt.) Ein schwacher Greis, doch stark durch Gottes Kraft! Mein harret schon das Grab — ich furchte dich nicht. Nicht deinen Blitz, der alles Leben tödtet; Für deine Seele furcht' ich nur — Hier lieg' ich, Umfassend deine Knie', und bitte dich, Mit Gott und mit der Mensejihcit dich zu sühnen! E R Z B I S C I I O F

(ihn

mit einiger Heftigkeit auf-, hebend,)

Was willst d u , wunderlicher Mensch ? — Lass ab ! C A R D I N A L .

Nicht eli', als bis ich dich zurückgeführt! —• Ich bm der Einzige, zu dem du dich, Und wenn auch selten nur, als Mensch genähert j Ich kenne dich seit drei.ssig Jahren, sah In dir, dem Jungling, schon den Riesengeist, Der kühn die tessel jeder Regel brach. Dein Lehrer hiess ich; doch du w^rst der ineine,

Yoh dem Moment, als d u im Seminar Die Thaten Sanct Georg's Und DoAiinik's Mit Flammenaugen lasest, bis zu jenem, W o , das Barett d u mit dem Helm vertauschend; Z u m Kreuzzug nach Aegypten zogst —

verlicss

Mein Blick dicli n i e , — W i e du mit R u h m zurückkamst, W i e du , ein Held , zu Jedermanns Verwund'rung, Dich wieder schnell in Klosterzucht Legrubst, Döi't M o n d e n , Jahre lang in Koglit'schen Büchern Studirtest, u n d der Menschen Antlitz iloh'stj W i e d u dann endlich wieder dich ins Lehen Hineinwarfst u n d , gleich einem Feuerball, Der keinen w ä r m t , und alles mit sich fortreisst,' Von Grad zu Grade flogst: — das alles sah' ich Mit Schaudern a n , und flehete zu Gott, Dass er mit dir es selig enden m o c h t e ! —• E r hat — entsetzlich! — hat mich-nicht erhört; D o c h , mein Beruf ist damit nicht geendet. ER richte; doch —• m i c h schuf er n u r zum Segnen* W e n n seine Stimme dir noch t ö n t , so höre mich ! —» ERZBISCHOF.

Was soU ich d e n n ? C A R D I N A L .

Koch lebt der Rest des Ordens,

Von jeneh Vätern des ConeiliumS) Die Gottes Geist, zum Heil der Kirclie, jetzt Versammelt zu Vienne, sind die meisten f ü r Gnade, wenige für strenges Recht. Will nur der König, So ist Molay frei, Und seine Leidensbrüder —•• ERZBISCHOF.

Wohl! — ünd dann? CAKBINAI. Dann wird der fromme Bund der Tempelherren^ In seiner wahren Regel hergestellt, Wie er vor Bernhard'« reiner Seele stand; Und von dem Gift der Ketzerei gereinigt, In strenger Huth der heil'gen Mutter - Kirche^ A u f s neu' ein schöner Altar Gottes glüh'o ERZBISCHOF.

Und wer soll diesen Altar gründen? CAUDIKAL,

Du«. In deinen Händen ist der kühne Philipp Zahm, wie der Tiger vor des Löwen Blick; J a ; Clemens selber bebt vor deinem Eiiifluss« Du endest heute dein Provinzial - Capitel, Wenn auch der grösste Theil des Ordens dort



31



Aus Furcht der Folter Vieles eingestand, Mehr eingestand vielleicht, als er gesündigt; Du bist das Haupt; auf dich kommt alles an, Auf dich harr't alles heute. — Dein Bericht Sey menschlich, und der König muss verzeihen, Und Clemens wird

ich weiss es—selbst dir danken^

Wenn du verbesserst, was er schlcclit gcmacht, Und was er ganz gewiss schon längst bereuet. E R Z S I S C II O F .

Hast du geendet? CARDIKÄL.

Ja. E R Z B I S C H O F W

Willst du mich hören ? CARDINAL;

O, dass du menschlich sprächest! ERZEISCHOF.

Mit wenig Worten Ist es gethan. — Auch ich will fragen, so Wie du.

Doch Antwort, keine Litanei! —'

Wenn etwas i s t , kann es zugleich auch n i c h t s e y o ? CARBINAL.

Absurdität!



32

E R 7.

V,



I S C II O F.

Wozu schuf Bernhard-Templer? CARDINAL,

Zu treuen Dienein uns'rcr Matter-Kirche, Den Glauben zu Lcschiitztn vor den Heiden. ERZBISCIIOF.

Was ist das Höchste uusers Kirchenglaubens ? CARDINAL.

Das Siihnungsamt der Gottheit mit den Menschen? ERZ B i s CIIOF

(den

Cardinal

bei

der

Hand

ergreifend. ) Glaubst du — wir reden diesmal nicht als Piiester, Und wollen jetzt einander nicht belügen — Glaubst d u - r - w a s schlügst du so die Angin nieder?—• Sey ehrlich) Alter! sieh mir ins Gesiebt! — Glaubst d u , dasS sie an den Versöhner glauben? — CARDINAL (in einiger Verlegenheit, die er zü verbergen suclit.) Sie glauben — ja — s i e sagen, dass sie's glauben. ERZ BI s e n o r . Sic sagen's n i c h t , mein Freund; und darin liegt £s! Sie sagen ihicn Bübchen ohne Bart, Dass der nicht G o t t

ist, "dcr's für uns s e j n soll. —•

Das ist doch dumm — nicht wahr?

Cardinal, E i n schwer Verbrechen W e n n es erwiesen ist!

ERZBISCHO#, Sohst nichts, als dumm, D o c h , leider! zu erwiesen. —

W e n n nun also

Der Kirche Diener sie mit Fäusten schlagen: Sind sie noch ihre Diener ? und was muss Die Kirche t h u n ?

Cardinal. Die Schuldigen bestrafen,. U n d die Verirrten bessern.

Erzbisciiof, W e r ist strafbar? Ist es der Thor, der sinnlos Mährchen nachplärrt; W i e ? oder ist es der entschlossne Mann, Der p l a n - und kraftvoll Proselyten w i r b t ? W e r ist zu bessern ? —

Kann die Allmacht selbst

Des Mannes reifgewordne W i l l k ü r brechen?

Cardinal< W a s folgt daraus?

E r z bisch'of. Die Obern müssen sterben. Die Kreuzesbruder.

3



34

-

C AR ÜIXAL,

Die Kirche alsu lechzt "ach Menschenhlut? K K Z B I S C H O r.

D i e Kirche, Frcurd , geht ihren festen Schritt, W i e jedes Riesenkind des ew'gen Schicksals. Sie lechzt nach Blute n i c h t ; doch sie zertritt, W a s ihr im W e g e s t e h t , und das Z c r t r e t n e \ erdichtet wieder sieh zu kräft'gcrm Leben. CARDINAL.

Du sprichst als Priester, n i c h t , w i e du gelohtest, Als Mensch zum M e n s c h e n . — Sag', w e n n nun einmal Die Herzen wir enthüllen —

ist das Schreckbild,

Das der Fanatiker d i e K i r c h e tauft, Ist es der Opfer W e r t h , die wir Ihm schlachten? ERZBISCHOF, ;

W o ist ein hess rer Glaube für die Menschheit?



W i r tüdteten das Lehen kühner Vorzeit; Womit bevölkern Vi ir den iiden Raum, W e n n wir ihn nicht mit W ä r m e neu b e s e e l e n ? —» Dem heitern Griechen lebte seine W e l t j Wir raubten ihr des Lebens hellen

Fiuiiss.

Der W i k k r c i s ist für uns ein T o d t e n h a u s ; \ c n i i c h t e t ist der Mensch, w e n n nicht zum L e b e n Mit Adlerflug das Ideal ihli reisst.



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Hier strahlt der Kirche volle Glorie; In ihr verklärt, erscheint die Erdenhülle lies Heiligen, ein leuchtend Sternenbild; Und wenn der Msnsch vor Todesnaclit erbebt, Und vor dem Sonnenglanz des höchsten Lcbcnsj So sühnt ein holder Mond, der Mittler,^ ihn, Mit der Natur und mit der Gottheit aus. CARDINAL.

Und diesem Monde bringst du blut'ge Opfer? Und u n s r e Wahrheit soll die einzige Für A l l e seyn? — ERZBISCHOF.

Sie rinnt aus tausend Quellen. Die Kirche schllesset diese Quellen nicht: Sie k a n n es nicht, und darf es auch nicht w o l l e ü ^ Will.sie den Nahrungssaft sich nicht entzieh'ü. Doch, Keiner trübe je des Andern Quelle: Das ist des Schicksals erstes Machtgebot. — Sind jene Templer, was sie predigen, Sind sie vermögend, ohne Ideal Das Angesicht der Gottheit änzuschau'n'. Warum entzogen sie die Decke Mosis Den ungeübten Augen ihrer Jünger?



36



C A IIB III A L .

Und sollten s i e , was ihnen Wahrheit ist, ISicht auch verbreiten ? ERZBISCHOFI

Haben sie's vermocht? Verlasst das Volk die Tempel unsrer Götzen? —4 Freund, hier ist der Erfolg der Priifungstein: Das wirklich Grosse, niemals kann's misslingcn : W a s nicht gelingen konnte, war nicht gross. CARDINAL.

TJnd durch Verfolgung soll der Irrthum ^schwinden? Ist sie es nicht, die ihm Gedeihen g i b t ? ERZBISCHOF.

Glaubst du in Ernst, dass ich die Ketzereien Vertilgen w i l l , wenn ich die Ketzer opfre? — W i e , oder ist Verfolgung nicht die Kelter, In die das Schicksal alles Kühne presst ? — W a s Wahrheit sey, w i r können's nicht entscheiden; Doch wenn im Elend sie die Probe hält, Dann zeigt sie erst sich in verklärtem Glänze. Ist — was die Templer offen lehren — jene* Zwar sittlich hohe, aber ncrvenlose Bild Das Z i t l , zu dem die Menschheit koinmCn soll: »So wird es aucli crreiclit, trotz allem Hindern.



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S o l l , wie ihr Meister lehrt, der Erdenherrscher Zugleich das Haupt der unsichtbaeen Kirche, Das Göttliche der Menschheit Sklavin werden j Soll das so seyn — wiewohl ich's nicht begreife — Die Zukunft wird es zeitigen. — Für jetzt Spricht, wenn es Meinung gilt, der Gottheit Stimme Durch's Volk zu uns. — C A R D I N A L

.

Und spricht das Volk nicht deutlich"? E

R Z B I S C XI O F .

O j a , es weint bey ihren Scheiterhaufen. D o c h , wird es für das Ideal der Templer, F ü r ihren freudenleeren PflichtbegrifF, Auch seines Glaubens heitern Himmel tauschen? CARDINAL,.

Das sali es nicht — die Edcln sollen forschen, Das Volk allmählich folgen. EßZBLSQHOF.

Guter Schwärmer, Du zählest sechzig Jahr', und kenn'st gewiss Gar viele Tausend Menschen — kenn'st du wohl Der reinen Wahrheitsforscher nur genug, U m diese schmale Zelle zu bevölkern ? — Und du bist gut genug, dir nur zu träumen,

Dass jene tausend rothbekreutzten Wichte, An die der O i d e n ohne Vorbehalt Z u I l ä n d t n v o l l die hohe Weisheit spendet, Mit diesem I f u n d e weislich wuchern w e r d e ! —~ U n d wenn's n u n einem jener groben lincchte, Dem ihrer Weisheit Inn'res sie enthüllten, W e n n ' s ihm n u n einfällt, was ihm W a h r h e i t ist, Dem groben J u n g e r unsers Kirchenglaubens Z u predigen mit Worten u n d mit F ä u s t e n ; W e n n jener seinen Gott mit gleichen Waffen Verthcidigt, Tausend sich zum Streite mischen: Willst d u das Blut von so viel Millionen, Das deine Schonung wen'ger Hunderte Vergossen h ä t t e , willst du's, Alter, auch Auf dein Gewissen n e h m e n , u n d den Dämon Religions - Krieg w e c k e n , uns das Kleinod Der G l a u b e n s - E i n h e i t rauben — dazu bloss, Damit ein Häuflein Schwätzer ungestört D a s , was der Weise a n s t a u n t , keck verlache? C A B B I N A I .

Sie sind nicht Schwätzer bloss; sie übten T h a t e n Der Ewigkeit, E nz

B

i sc

H

o

F.

U n d üben sie die noch ?

Strahlt noch das Kreuz von Palastina's Zinnen ? Sind nicht die jetz'gen Sohne jener Templer K a u m Schatten mehr der alten Jtcldenzunft? Sind ihre Häuser mehr als schlechte Kloster, W o man in dumpfer Unbedputenheit Den Klang aus hoher Vorzeit sinnlos nachplarrt ? C A R D I N A II .

Du inst.

W e n n gleich ein unverdient Ge-di ick

D e m Orden r a u b t e , w^s er einst besass; Doch ist er luv die Menschheit stets noch thatig. Ist er es nicht, wir sprechen jetzt als F r e u n d e , — Der noch der U c l x r m a c h t der Despotie Die Wage hf|lt? Als Konig Philipp ernst Durch falsch gemünztes Geld das Volk betrog: W a r damals nicht der T e m p e l h u n d allein Des Volkes Retter?



ERZBISCHOF.

U n d wie lange half es ? — Meinst d u , das Meisterstuck satan'scher Aj'glist, Der Despotismus, falle gleich in Trümmer, W e n n d u durch einen Stoss ihn wankend machst? W e n n du sein F u n d a m e n t nicht untergräbst, W i r k t jeder Stoss nur, dass er fester steht. D u zählst die Thaten deiner Templer auf;



Doch, ich will mehr dir sagen, was sie thun, Was seihst der Fürsten Blindheit, die nur gierig Nach ihrem ¡schätzen haschet, übersieht, Sic streben, alle Hironen umzustürzen^ Auf deren Trümmern dann ein TYilvvnal Der Weisen .— wie sie's nennen

zu errichten}

Und diese Weisen sind natürlich —

sie!

C ARBISAL, U n d thaten sie's—.-Mensch, ich soll mcnschlicli reden! -»» Gilt Freiheit dir picht mehr, als Tyrannei ? E N Ü I S C A O

F.

Auch dich bestechen iVuhmtn, gutpr Schwärmer!. Sprich! druckt der Lanzendruck ^ n tausend Templern Nicht SCIIWL rcr, als das Eine ITcnkcischwcrt, Von eines Knaben schwachcr Iland gefuhrt ? Und kann der Gross'rc, der doch einmal nun Geborner Herrscher ist — benennt ihn, wie Ihr wollt: Archontcn, Bürger, Unterthan



Genug, er herrscht — so muss es seyn r~* verborgen, Wie die Natur! . . .

— kann dieser Grossere

Das Schwert, das er doch immer lenken inuss, Kann er's nicht freier lenken durch die Hund Des schwachen K n a b e n , der's zum Scheine führte Als wenn er Millionen plumpen Fausten

41



E s erst mit Ungestüm enlreisscn soll ? — O, dass ilu1 lenken lerntet, statt zertrümmern! C A R D I N A L .

W i r aber lenkt denn hier des Rechtes Schwert ? P e r feile N a g a r t t !

— ERZBISCIIOP,

E r ist Maschine i C A R D I N

AL.

Und welche Kraft kann noch ihm Einhalt t h u n ? — Der Stände Macht hat Philipp schon vernichtet; Der Templer nur war noch sein Gleichgewicht: Sinkt dieser, so darf zwanglos der Tyrann In seiner Bürger Eingeweiden wüthen, ER z u s c n o r , Die Kirche ist das giosse Gleichgewicht, V o m Schicksal hingestellt zur cw'gcn Brustwehr, Dass nie der Menschenherrscher sich vermesse Das Heiligste der Menschheit anzutasten.



So lange d e r Koloss noch aufrecht steht, Bleibt auch der Menschheit Kleinod unveiloren.



Und — dass er stch'n bleibt, bürgt mein G e n i u s ! Und, wenn auch Pfuscherliände ihn entstellen, Dass er den Bessern selbst ein Scheusal scheint; Und wenn auch kleine meisternde Vernunft



42

I h n d r ä n g t e , dass zum Schein er rückwärts w i c h e j TTnd Wenn's ihm auch J a h r h u n d e r t e gelänge, Mit Afterwt'isheit ihn zu übernebeln, U n d dann laut auszuschrei'n : t r ist nicht m e h r ! S e h t , er entfloh vor unsrer Weisheit L a n z e n ! W e n n ' s einmal so weit käme — w e h ' der Zeit! Sie wäre Sklaverei, u n d unsre Freiheit! U n d doch — sie könnte jenes Riesenbild Nicht ü b e r m a n n e n ; siegreich kam' es wieder, Und n ä h m e jeden Fussbreit wieder ein, Den Afterwahn ihm scheinbar abgewonnen, C A R D I N A L .

Der Vorwelt W u n d e r hat die Zeit vertilgt! E R Z B I S O H O F .

Doch nicht die Regel ewiger Naturen. Die Kirche, F r e u n d , ist ewig, wie der Geist, Der sie zu seinem Tempel a u s e r k o h r ; Denn ewig bleibt ein Cirktl der Geweih'ten, Der nichts gemein hat mit der nied'ren Welt. Sein sichtbar Haupt —

u n d w a r ' es schlcchter noch,

Als der Tiaren - J u d e Clemens schlecht ist — Doch bleibt er Schlus.iglied jener starken Kette. Geschlungen durch

der Geister Innerstes,

W i r d sie von keiner E r d e n m a c h t

zertrümmert;

Gespannet zwischen "Recht und Tyrannei, Zeigt sie dem Erdengott des Geistes

Allmacht,

Und zieht, wenn keck er sie zu sprengen wagte, In tausend Schlingen ihn zu Boden hin. —* S o übet sie geräuschvoll

Wunderwerke,

)

•Die, gleich dem stillen Wirken der Natur, Gerauschlos nur gebildet werden können.



Wenn einmal — was der Menschheit Engel w e h r e ! — W e n n — was nicht möglich — diese Kette dennoch Zerrissen wurde. —» j a , dann sind wir arm. —» P o c h dafür soll das T h a l —

(als ob er sich besonne)

Ich hab' geendet, CARDINAL,

Ist d a s dein letztes

Wort?

Enziuscijop, Schon allzu viel, CARPINAL.

Der Orden also stirbt? ERZBISCIIOF.

Als Templer —r j a ! Das, was gebrechlich ist, muss Untergehn: Das ist des Schicksals W i l l ' — und er ist eisern, CARDINAL,

Du also bist das

Schicksal?





44

-

ERZBISCHOT.

Watrd mir Muth, E s seyn zu w o l l e n , Kraft, «s seyn zu

können,

So b i n ich es. C A R D I N A I ,

Wohlan, so scheiden w i r ! Ich übergebe dem dich, den du vorstellst; Sein Blitzstrahl aber trifft dich doch! E R Z B I S C H O F . ES

sey! —*

C A R D I N A L .

Du hast mich widerlegt, nicht überzeugt. Du willst die Temmler todten, ich sie retten; Von nun an trennen unsre Wege sich, — Sey du der stärkste Gegner auch im Kampfe, JJoch stärker ist die Kraft des Herrn in mir! —* Wir kämpfen redlich — nicht? E R Z B I S C H O F .

Das kannst du fragen ? C A R D I N A L .

Und Gott entscheide zwischen dir und mir!

— K A N Z L E R

46

V O N



N O G A R E T

N o c A E I T

(ZU

Nehmt mir's nicht ubel,

(trat

AUF.)

dem Erzbischof.) Freund! —

Zwar hört'

ich draussen, Dass Ihr beschäftiget; doch die Befehle Von Seiner Majestät



E R Z B I S O H O F .

Ich hin zu Diensteni C A B D I S A L .

Vielleicht dass meine Gegenwart —« N O O A R E

T.

Mit nichterh Es gilt die Templer.

Eure Eminenz,

Als Fürst der Kirche, sind doch auch Partheij Wenn's die Vertilgung ihrer Feinde gdt. C A R D I N A L .

Doch bitt' ich, mich für diesmal zu entschuldigen} Die Messe

— J S O G A R E T

(höhnisch.)

Geht den Weltgeschäfteh vor! C A R D I N A L

(sich verbeugend.)

Ilferr K a n z l e r — Erzbischof! — (zum Letztern heimlich) Ich muss in's Freie —• Gedenk' an Gott! —

(geht ab.)



46

NOGARET



( i h m nachrufend.)

Der Konig hat L e v e r !



(er wirft sich nachlässig in einen Sessel.) D e t Alte •wird mi. Nicht

täglich mehr zuwider!

wähl-, Freund

Erzbischof:

er



meint's

nicht

ehrlich, E r ist ein Krypto - Templer ? ERZBISCIIOJF.

W i e man's N

nimmt

o G A R E T.

Der K o n i g , F r e u n d , liess mich um sechs Uhr heute Schon rufen. — N u n ,

ihr wisst, ich bin ihm alles.

Die ganze Nacht hat er nicht schlafen k ö n n e n j E r will durchaus, die Untersuchung soll Noch heute

schliessen. ERZBISCHOF.

Seine Majestät Wird sich gedulden. —

Heut' ist Schlussverhör,

"Und zwar bei Nacht, um Auflauf zu verhüten; Schon morgen übergeben wir die Actcn. No

GARET.

Nehmt E u c h in A c h t ! Ihr habt 'neu schweren S t a n d ! ERZBISCHOF,

Den hab' ich n i e !





47



NOGAKET.

Ist von den Teufelsköpfen Jiichts weiler ausgemittelt ? ERZBISCHOF.

Nur Geschwätz; Und kein Beweis. NOGARET.

I h r hattet zur Ergänzung Doch sollen einerf machen lassen. ERZBISCHOF.

Kanzler! —1 NOGAIET.

Nun, n u n ! I h r seyd ein wunderlicher Mann; Bald thut Ihr s o , als war't Ihr unser einer, Und seyd im Grunde doch auch

wieder anders»

Der Teufel mag in E u c h sich finden. ERZBISCHOF.

Soll's auch, So Gott w i l l ,

nicht! Nogaret. Ihr seyd des Ordens Feind ? ERZBISCHOF.

Auf meine Weise —- ja.

m-

48

—-

Nogaret. Seyd

einverstanden

Dass » a n ihn stürzen m ü s s e ? E R Z B I S C H O F, Ja. N O GA RET. Nun also, W a s zaudert I h r ? Der König will es so, Ich w i l l es sp; denn ärger als die Holle Ist der verworfne Orden mir verhasst, Der meinen Planen stets entgegen war. Das sey Euch g'nug, Herr Erzbischof! E r z b i s c h o r, Z u viel schon; Mehr, als ich brauche. NOGARET» Ihr seyd noch zu schüchtern^ G e h t noch zu langsam, ehrt zu sehr die Formen j Das habt Ihr noch vom Priester! E r z b i s c h op. Kann w o h l seyä. N o GARET. K ü h n sey

der

Staatsmann,

schnell

Schlag,

w i e Blitz und



49



U n d nie verlegen um die W a h l der Mittel: D a s ist das Beste, w a s z u m Z i e l e f ü h r t ; U n d was gelungen i s t , das ist • auch rechtlich. ERZBISCHOF.

W o z u d a s , w e n n ich bitten d a r f ?



NOGARET.

Nur dazu, E u c h zu b e w e i s e n , dass Ihr Schüler seyd, Dass Ihr noch v i e l e s , ausser dem Brevier, E r l e r n e n m u s s t , u n d es nur lernen könnt V o n Männern, w e l c h e W e l t mit Geist verbinden. D o c h , was bedarf's hier vieler W o r t e ! — Dies Schreiben !



Les't

(er gibt ihm ein Blatt Papier.)

ERZ B l i c H O F

(nachdem e r e s angesehn.)

V o n der Gräfin von

Auvergne?

(er liest e s . )

NOGARET.

J a , runzelt nur die Augenbraunen — Ist m e i n

Werk! —

Les't I h r ' s ?

das



(indem er mit dem Erzbischof zugleich in da« Papier sieht, liest er) „ A l l e s ist gewonnen. „So

eben lag er noch zu meinen

Füssen,

„ U n d , w i e ein T a u b e r g i r r e n d , bringt der T h o r Die

Krcuzesbrüdet.

4

50





„ S e i n letztes Restchen Selbstheit mir zum Opfer»1 „Nur Eine Stunde noch, Und Molay's Zögling, „Der edle Franz von Poitou, bietet selbst „ Z u seines Meisters Untergang die Hand." ERZBTSCHOF.

Ein feines Kunststück! NOGARET.

Habt Ihr das vermocht? Habt Ihr das ausgewittert? — Hattet Ihr Im Schneckengange mönchischer Synoderl Den Sohn des Pairs und Seneschalls voii Frankreich Wohl dahin bringen können, Euch das Kästchen: Mit Schriften auszuliefern, das der Sache Den Ausschlag gibt, und Molay's Leben kostet? EKZBISCHOF.

Vielleicht hätt' ich es nicht g e w o l l t . WO G A R ET.

So lernet Fiir's Kiinft'ge — was man wollen muss, und kann, M e i n Werk ist das! — Ich leitete die Gräfin; Ich wusste, dass sie Mölay'n glühend hasst, W e i l er von ihrem Umgang mit dem König Ganz laut gesprochen. — Schlau benutzt' ich sie, Um ihn durch sie auf ewig zu verderben. —-



51



Durch meine listigen Spion' erfuhr ich, Dass Molay, kurz vor seiner Haft, dein PoitOU Des Ordens inn're Regel, die der Meister Allein besitzet, anvertraut —

verschlossen,

In einem Kästchen, wovon Molay welslich Den Schliisscl selbst behalten hat. ERZIISCHOF.

Auch ich Erfuhr das.

— N o G A R E T. Nun? ERZBISCHOF.

Und achtete nicht d'rauf. MOSABET,

Weil?

— ERZBISCHOF.

Diese Regel weiter nichts enthält, Als Sitten - und Ceremonial - Gesetze. NOGARET.

Vortrefflich! — Aber, was Ihr noch nicht wisst, I s t , dass ich dieses Kästchen unserm Schwärmer Durch meine Treuen hab' entwenden, und E i n gleichgestaltetes, doch andern Inhalts, An dessen Stelle habe setzen lassen.



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Der Inhalt i s t : ein Päckchen Brief' aus Flandern^ In welchen die Rebellen um den Beistand Des Ordens bitten — dann ein Päckchen Acten^ Nach welchen in dem

General-Capitel,

Auf Molay's Antrag, dieser Beistand ihnen F ü r hunderttausend Livres angeboten wird



Ein Aufruf an das Volk, sich zu empören, Und endlich noch ein Dutzend andrer Stucke, S o tauschend nachgemacht und so gravirend, Dass schon ein Zwölftel mei r als g'niigend wäre, D e n Rest des Ordens a u f s Schafott zu bringen, ERZBISCUOF.

Und diese Schriftcn?



KOGASET.

Trägt der Schwärmer Poitou Noch heut' in seiner schonen Lais Schooss; Wiewohl er Molay'n hat mit einem Eidschwur Versprechen müssen, dieses theure Kästchen An Niemand auf der Erde ZU vertrau'n. Was es enthält, hat er vom Hörensagen; Der Pinsel meint) es sey die Ordens - Regel, Und macht sich noch — Gott weiss, welch ein Gewissen Daraus, dass er sein letztes Restchcn Ehre Auf Amors Hochaltar zum Opfer bringt.





53



E s lebe Männerpfiff und Weiberarglist!



E r — Molay stürzen — er, sein erster Günstling — Das trifft das Herz! — Wie wird sein Vater sich, Der Streit - Cumpan des Gecken Molay, freu'n! — Mit Einem Schlage Zwei! — ist das nicht herrlich? E R 7. B I S C H O F .

Gibt's sonst noch e t w a s ? NOGARET,

Ist das nicht g e n u g ? Der beste Beitrag nicht zu Euren Acten? E R Z B I S C H O F .

Das wolle Gott nicht, dass ein solches Machwerk Das heilige Gericht, an dessen Spitze Ich selber steh', entehre! NOGARBT.

Wie! ERZBISCHOF.

Ich nehme Auf dieses Kästchens Inhalt keine Rucksicht. NOGA Wie!

keine Rücksicht?

R E T.



Wohl! —

schon sehn E s gibt noch andre Wege!



Ihr

sollt



54



E r z b i s c h o f .

Nur durch mich nicht; Ich gehe meinen Nahmen nicht zu Stucken Von dieser Art.

— N o g a r e t ,

Herr Bischof! E r z b i s c h o f .

Was beliebt? NO

G AR E I.

Ihr seyd . . . Doch, ich will schweigen. — Hat Albqna Euch nicht geschrieben? E r z b i s c h o f .

Wegen Villarets, Des Gnostikers? — Kann nicht gewillfahrt werden; E r wird gerichtet, wie die Andern. N o G ARET.

Wie! Ihr scherzet, Bischof! — E r z b i s c h o f .

Niemals. N o

g a r e t .

Auch mein Fürwort? —• E r z b i s c h o f .

Kann nicht den Gang des heil'gen Rechtes hemmen.

N P & A R E T.

Herr Erzbrschof, Ihr sprecht mit Philipps Günstling! Fast scheint es mir, als ob I h r das vergässet, Und das V e r h ä l t n i s a u c h , worin wir steh'n. Ich hab' Euch gross gemacht; ich kann Euch stützen! ERZBISCHOF. Ob gross gemacht? ich zweifle fast •— Und stürzen ? Das wird der kluge Kanzler den wohl nicht, Der seine Edelthaten alle kennt. N 0 6 A K E T. W a s wisst I h r ? ERZBISCHOF. Ich war Beicht'ger Eures Yorfahrs, Dem Ihr die letzte Oelung eingemischt; Ich

— NOOABEI. Hitzkopf I h r ! — W a r u m so bitter, F r e u n d ? —-

I h r k e n n t m i c h j a ! — W i r sind und bleiben Freunde —r Und diese Bestie von Gnostiker, Sie sollte uns entzweien ? — Mag er brennen, Und war' auch zehnmal schpner noch sein W e i b ! BEDIENTER

(tritt auf,)

BEB UNTER. Die Synodal, - Notare





56



ERZBISCHOF. Sollen warten! ( Bedienter ab.) (vom Stuhl aufstehend.)

K O G A R I T

I h r sc yd beschäftigt, Freund —

auf Wiedersehn! (geht ab.)

ERZBISCHOF

(allein,)

Auch d » bist reif; nur eh' ich dich zertrete, Musst unwillkührlich du mein Werk vollziehn!



Doch dieses W e r k ? —Verstumme, Menschlichkeit! — Im Bund des Thaies hab' ich es beschworen



Das Leben wird im Tode nur geboren! (geht ab.)

Z W E I T E

S C E N E .

(Zimmer im Palaste der Gräfin Mathilde.) GRAEFIN VON

MATHILDE

POITOU

(sitzend.)

FRANZ

(in weltlicher Ritterkleidung

vor ihr knieend.) G R A E F I N. Steht auf; Ihr langweilt mich!



Franz. Nein, eher nicht,

Bis, schöne Zauberin, du mir verziehen, Bis mir dein Auge wieder Wonne lächelt! — GR AEFIN.

Geht hin zu Molay! — Mag er's Euch vergelten, Dass Ihr ihm einer Fürstentochter Liebe, Dass Ihr des treusten Weibes Ilerz ihm opfert! Ob Ihr ihn auch nicht rettet — könnt Ihr doch Vielleicht die Marterkrone mit ihm theilen, Wenn Euer Eid zum Scheiterhaufen FRANZ

(aufspringend.)

W e i b ! —• W a s sag'st d u ? GR-AEFIN.

Nicht verwegen, Tempelherr! — Ich rufe meine Frau'n — FRANZ.

Den Scheiterhaufen? —• t)er Tugend Muster — e r ? — GRAEFIN.

Du kannst ihn retten. Du hast die W a h l : ich biete Molay's Leben, Ich biete dir des Königs Huld — und Liebe Mit allen ihren Freuden biet' ich -dir. Doch nie soll diese Hand den Mann beglücken,



58

—•

Der nicht .ein kleines Opfer bringen will! —• Dies Herz mag brechen, eh' ich es verschwende! FRANZ.

Em Bubenstück nennst du ein kleines Opfer? —* Sag, warum folterst du mein wundes Herz? That ich nicht alles schon, dich zu gewinnen? Ist, seit der unglücksel'gen Wonnestunde, Als ich zum ersten Mal dich sah, mein Friede Auf ewig nicht entfloh'n ? — soll ich die Wonne, Die deine Huld im Uebermaase gibt, Soll ich durch meinen Himmel — soll ich sie Kur um den höchsten Preis des Daseyns kaufen?^-» Iiab' ich nicht schon des Ordens heil'ges Kleid, Den feierlichen Eidschwur dir geopfert, Der — lächle immerhin! — der mich auf ewig1 An den verkannten Bund der Edcln knüpfte? G R A E F i N (spotten^.) Den feierlichen Schwur — den Bund der Edcln! — Ein schweres Opfer, das dein Leben rettet! — FRANZ.

Mein Leben ?—Gräfin, nein — Ihr kennt mich nicht! —TJm seines Levens willen hat kein Poitou Noch je der Ehre heil'ges Band zerrissen.



59

GR



AEFIV.

So k n ü p f es wieder a n ; besteig den Holzstoss — U n d stirb als Held! — Mag auch der Gram mich todten j W a s kümmert's d i c h ! F R A N Z .

O, schone mein, T y r a n n i n ! Es g'nüge dir — was keiner Folter Qual Mir je entrissen hätt' — an meiner Ehre, Die i c h , ' a l s ich den Tempelbund verliess, Schon einmal dir mit Schmerz zum Opfer krachte! Verlange nicht den schändlichsten Verrath, Als Preis f ü r deine Liebe! G

R A E F

i

N .

Poitou! — Z w a r d u verdienst es n i c h t , dass dieses Herz, U m welches Philipp selbst vergebens buhlte, Dies Herz, geschaffen einen Thron zu zieren U n d zu verachten, dass für dich es schlägt, F ü r d i c h , den Sklaven seiner Schwärmereien, Der fähig ist, in kindisch eitlem W a h n Der Liebe schwelgerische Seligkeit, TJm eine stolze Grille, zu verachten; Der —



60



FRANZ,

Zu verachten! GRAE FIS.

Unterbrich mich nicht! Ich weiss es, was ich mir, was ich der Wurde Des Weibes schuldig bin •— dass jedes Wort, Jetzt noch an dich verschwendet, mich entehrt, Ich weiss das alles, und — doch muss ich sprechen, Weil — unbegreifliche Verblendung! — weil Du mehr, als du es werth bist, Undankbarer, Dies nie bezwung'ne Herz gefesselt hältst! FRANZ,

Mathilde! — GRAEFIN,

Was verlang' ich denn von dir? — Gib immerhin mich selbst dem Tode Preis! Geh! — hasse mich; — nur schenke mir dein Leben! —» Noch kennst du nicht das Schrecklichste ! — Vernimm: Man weiss, dass du ein Kastchen hast; —• und auch, Dass Molay es dir gab, und dass es Schriften Von Wichtigkeit enthalt. — Man scheuet sich, Den I'air von Frankreich vor Gericht zu zieh,'n; Deswegen will man — Gott! ich darf's nicht denken ! —



61



Man will dich heimlich morden, den Besitz Des Kästchcns zu erlangen, - r F H AN Z .

M i c h ? — Entsetzlich! — GKAEPIN .

Für diese Nacht schon ist die That bestellt — Und d u , du sonderbarer Schwärmer! weisst, Dass dieses Kästchen g'rade für die Reinheit Des Ordens zeuget —» dass die Ordensregel, Die es enthalt, Beweis für Molay's Unschuld, Zu seiner Rettung ist, lind zauderst noch Dein Wort zu brechen, da nur dies ihn rettet, Und m i c h , die deinen Tod nicht uberlebt? — Geh, w i r sind fertig! —

(stellt vum Stuhle auf.)

F R A N Z.

O; du Engel Gottes, Zu meiner Rettung mir gesendet — w i e Kann ich dir danken! GRAJEFIN

(weinend.)

Lass mich — du verdienst Die Thranen nicht! —' FRANZ,

Ich eile nach dem Kärtchen!



62



GRAEFIN. Ist das dein fester Vorsatz ? (£eht an den Tisch, und ergreift eine auf demselben stehende Klingel.) FRANZ. J a , ber G o t t ! W a s willst d u thun ?





GKAIHK

(klingelt.)

Ein Augenblick —• KANZLER

VON

NOGARET

(tritt auf.)

GRAEFIN. Herr Kanzler1, Verzeihet mir, dass ich E u c h warten liess. — Der G r a f von Poitou hat ein Document, D a s , in Betreff der Tempelordens - Sache, Von vielem Linfluss ist —

er bittet Euch,

Z u m König ihn zu führen, dass er selbst E s Seiner Majestät behand'gcn könne. NOGARET. Eu'r Gnaden überraschen mich. — Herr Graf, Ihr hattet keine schönere Vermittlung Ich eile mit Vergnügen —

ist's gefällig?

FRANZ. Ich bin erstaunt, Mathilde!







GRAEFIN

(leise zu ihm.) F o r t , nur f o r t !

E s gilt dein Gliirk und deines Molay's L e b e n !



( Franz eilt bestürzt ab ; der Kanzler folgt ihm; Mathilde lacht ihnen höhnisch nach. Vorhang fällt.)

Dee



64



Z W E I T E R

E R S T E

A C T .

S C E N E .

( D i c h t e r Wald unweit Paris, im Vordergrunde seitwärts eine Höhle.) Am V o r m i t t a g e d e s s e l b e n PHILIPP

vos

ANJOU gekleidet.)

Tages.

(allein, als Gärtnei

Schon schlägt es Z t h n vom Notre - Dame - T h u r m , U n d er ist noch nicht h i e r ! — Und so gewiss doch Versprach er mir in seinem letzten Schreiben, Schon in der vor'gen Nacht hier einzutreffen. — Die U n r u h ' tödtet mich. —• Sollt' unter weges Ihm wo ein Unglück . . . sollte Nogaret Von meinem Anschlag wissen . . . i h n verhaftet • . •



65



Ihn . . . Fliehe, grässlich B i l d ! — denken. A u c h Humbert kommt nicht —

ich mag's nicht —

hat er ihn verfehlt?

Irrt Adalbert vielleicht mich aufzusuchen ? H a , ein G e r ä u s c h ! — Gelobt sey G o t t !

ein Pilger —

ja,



er ist e s !



HUMBERT.

ADALBERT

(treten auf ¡a

Pilgertracht»)

H Ü M B E R T. D a haben w i r den F u l i d ! PHILIPP A u f deinen Posten! —

(eilig ZU ihm.) Lege d : c h auf die E r d e ;

U n d w e n n du einen Blenschen kommen hörst, So eile her. —

W e n n man uns hier entdeckt,

Sind w i r verloren.

— H u M B F. R T. S e y d ganz ohne Sorgen. (läuft schnell ab.) ADALBERT.

Mein Y a t e r ! pHiLirp. Sohn ! —

(er umarmt ihn mit Innigkeit.) Dies sev der letzte Kuss,

Bis w i r die Menschheit in Die

Kreuzesbrüder.

T y j a n n e n b l u t gerächt! —» 5

ADALBERT!

Welch ein Empfang! — ich ahnde schaudernd — Vateft PHILIPP

(indem er ihn zu der Höhle führt.)

Komm her! — Dies war die Wohnung eines Wolfes; Selbst vor der Sonne Strahlenauge birgt Uns diese Freistatt — Horch, was rauschet da? —» ADALBERT.

Der Wind fährt durch die jungen Blätter. —• PHILIPP.

Weisst du Des Ordens Schicksal schon? ADALBERT.

Nichts mit Gewissheit. Als ich, Auf Euren Rath, vor sieben Jahren Aus unserm Glänzhaus Aix entfloh'n war, trieb es Unwiderstehlich mich, zum Grab' des Herrn Äu wallen, und mein irdisch Leiden dort Im Brunnquell aller Tröstung zu versenken. — Was dort mir widerfuhr — es ist zu hoch Für Menschcnoliren — d'rum erlasst mir*s —- G'nug, Ich ging getröstet, nicht geheilt, von danuen. —» Thebais Wüste ward mein Aufenthalt, W o , unter heiligen Anachoreten, Ich in Beschaulichkeit und frommen Pflichten



67

-n

t)ie l l u h e meines Herzens wiederfand; 5üu finden glaubte — denn der Liebe Macht Verfolgt uns auch in gottgeweihte

Zellen.

Nach langem kämpfen und vergebnem Streit, Ergriff ich wieder Muschelhut und Stecken, Und pilgerte, mit Lieb' in meinem Herzen, Nach Damiette, um mein Vateiland Und — gölt' es auch mein Leben — um das Grab Der nievergesshen Agnes zu besuchen. In Damiette hört' ich, welches Schicksal Den Orden treffe: ob verdient, ob nicht, Erfuhr ich nicht; doch sprach mein Herz ihn frei. W i e ich durch Humbert Euch darauf geschrieben, W i e Ihr durch ihn mir den Befehl ertheilt, Euch unverzüglich in Paris zu sehn, Ist Euch bekafmt; doch Eure Briefe w a r e a So räthselliaft — als jetzt Ihr selber mir Iii Eurem wilden Blick und Ton erscheint! PHILIPP.

Ich w i l l das Räthsel losen — höre mich! —> Du weisst, dass, als vor sieben Jahren w i r Aus Cypern gingen, unser edle Molay, Sobald wir nur in Frankreich angelandet, Nach Poitiers zum Papst sich hin begab.



68



I c h w a r , v c r s t e c k t in eines K n a p p e n S e i n trculiclicr Begleiter überall.

Jacke,



D u weihst a u c h , w i e der gleissnerische Pfafl« Mit falscher L i e b ' u n d H u l d ihn W i r kamen Vcibarg

hinterging.

nach P a r i s ; a u c h K ö n i g

Philipp

iHe T ü c k e seines bösere Herzens.

D e r n e u e K r e u z z u g , die

Vereinigung

D e r T e m p l e r u n d M.ilthcscr, w a r die D i e m a n d e m e d t l n Mnlay S e i n grosses I l c r z —

legen

Fallej

wollte.

z u gross f ü r j e d e n A r g w o h n — •

G a b u n v e r w a h r e t ihn den JXctzen Preis, t)ie ilnn die Bosheit aufgestellt. — W a r nieine W a r n u n g —

Vergeblich

öffentlich erklärt' er,

Dass die V e r e i n i g u n g der b e i d e n O r d e n —* Z u deren Meister P h i l i p p seinen E r k o h r t n hatte —

Buben

nur ein U n d i n g

Dass s i e , v e r e i n t , u n f e h l b a r fallen

sey; müssten,

D a sie getrennt u n ü b e r w i n d l i c h w a r e n . *) — • D a s w a r sein S t u r z , das hatte man

erwartet;

*) TJeber dïese Erzahlung a. m. Histoire apologétique rusaient,

-de l'ordre

dit Templiers.

des chevaliers Il

Tomes,

critique

du temple Paru

1789.

et

de Jù-



61)



Die Frage war ein Vorwand nur. Vermögen —

Des Ordens

und sein Stolz auf Menschenrechte,

Der nie das J o c h der Tyrannei ertrug, W a r lange schon ein Dorn in Philipps Auge. Noch zwang er sich zu gleissnerischer Milde, Und schürte heimlich nur das Feuer a n ; D o c h , angefacht von seinem Dem Schurkcn Nogaret,

Helfershelfer,

entflammt' es bald,

Den Tempelbund auf ewig zu vertilgen.



Z w e i Tempelritter, Prior Montfaucon, Und der bekannte Schurke INofFodci, D i e , eben als wir Cyprlen verliessen, W i e du gehört, aus ihrer Haft entfloh'n, Sie wurden die Maschinen, die der König Zum V o r w a n d , uns zu stürzen,

auserkohr;

Sie und der heuchlerische Pfaffe Squiii, Den Molay aus des Pökels letzten liefen Z u m Glück erhob, und, weil er ihn für dumm TJnd ehrlich hielt, mit Zutrau'n hbcrlütufle. A

D A h II E Ii T.

P e r Cyprian ? — ich staune! PHILIPP,

Dieses Kleeblatt,

7o — Geleitet vom Spione Nogarets, Von den^ vcischmitztcn Augustiner Vincent, W a r d von dem chiistlichsten Monarchen selbst, I n einer ganz geheimen Audienz, K u r in des K a n z l t r s Beiseyn, inquirirt. W a s man entdeckte, war ein Schandgeinählde Erdichteter Verbrechen unsers Ordens, So grell und p l u m p gemahlt, dass selbst der D ü m m s t a F ü r Si hurkenstümperci es halten musste; Nur Philipp n i c h t : was J e d e r Lüge nannte, Das war ihm Wahrheit — jedes Mittel galt I h m völlig gleich, ward n u r sein Zweck erreicht, —ir Geübt in allen Künsten der Verstellung, L u d er den Kleister Molay zum Begräbniss Der königlichen Tante Valois, TJnd ü b e r h ä u f t ' ihn da mit Schmeicheleien. Sechs Stunden später, in der Dämmerung —« Der giausenvollste Morgen meines L e b e n s ! —W a r d Molay, in der Mitte des Capitels, Mit allen R i t t e r n , Priestern und Servientcn, Von Nogaret v e r h a f t e t ; gleiches Schicksal T r a f , in derselben S t u n d e , alle Templer Des Königreichs. — So fein berechnet wurde, So schön vollbracht das Meisterstück der Hölle! —

ADALBERT.

W a r u m musst' ich entfernet seyn ! warum JSicht diese Marterkrone mit gewinnen | PHILIPP.

W e i l mir es ahndete — weil ich in dir Den Retter unsers Bund's erhalten wollte. — Doch, ich muss kurz seyn. — All' die Grausamkeiten, Die eine Schaar von Priestern, welche jetzt Der Templer Richter wurden, sich erlaubte, U m das Gcsständniss nie begangner Frevel Von ihnen zu erpressen —

sie sind einzig,

Sie sind zu grässlich, als dass ineine Zunge Durch ihre Nennung sich entehren könnte. ADALBERT.

Allein der keil'ge Vater ? P H I L I P P .

Hatte selbst^ Nachdem sein Vorfahr Bonifacius, Durch Nogarets verruchten Arm gefallen, E s , als Bedingung seiner heil'gen Würde, Dem Moloch Philipp fest geloben müssen, Der Kirche K i n d , die Templer, ihm zu opferu,' D o c h , selbst zum offnen Bösewicht zu niedrig,



72



Wollt' er den Schein des Rechtes gern gewinnen; Der edle Molay — halte mich! — mir schwindelt! ADALBERT,

Wie wird Euch

Vater!

P II IJ, IE p (schluchzend.) Warum kann ich nicht, Statt einer Thräne der erstickten Wuth . , . ! Der edle Grfeis — durch jahrelangen Kummer, Durch alle Foltern wilden Menschenhasses, Durch alle Qualen eines engclreinen, Und für die Welt nur allzuzarten Herzens, Im Innern schon verzehrt — der grosse Molay Fiel bald nach seiner schändlichen Verhaftung In Wahnsinn — ADALBERT.

Wahnsinn ? — Gott, sind das die Palmen ? PHILIPP.

In diesem Zustand Hess der Pfuffe Clemens, Mit Hülfe dreier schurkischer Prälaten, Z u Chinon den Gerechten inquiriren, Um Frevel zu gestehn, vor denen selbst Der noch nicht ganz verworfne Sunder schaudert.

73



ADALBERT,

Und Molay? — PHILIPP,

E r gestand im Wahnsinn alle«, Was nur die Bosheit von ihm wünschen konnte,« Das Protokoll ihm vorzuzeigen, ward. —• Vergessen — u n d , was etwa noch gefehlet, W a r d hinterher gehörig nachgetragen. Nach diesem Kunststuck heiliger Justiz W a r d auf dieselbe Art zwei volle Jahre Die Untersuchung, nach wie vor, geführt. Bald waren's Foltern, bald Verheissungen, Durch welche man der Lügen Eingeständnis» Erpressen wollte, und auch oft erpresste; Doch was man h a t t e , war nur ein Gewebe Von Widersprüchen. —• Viel' im ¿Volke schrieen, Man wolle nur die Templer rechtlos morden, Weil sie des Rechtes Märtyrer, die Schutzwehr Der Bürgerfreiheit wären. — AD A L B E R T . Nun, da» Volk — Was th*t es ? —

PHILIPP.

W a s es stets gcthan hat

nichts!

EI murrte, d r o h t e , ward mit Förmlichkeiten Gefüttert, und —r- betrogen, wie gewöhnlich. — Sey's diese Absicht - — sey es, dass der Papst D e n Fehler wieder gut zu machen wünschte, U n d dass er in den Augen von Europa



W e i l diessdurch Mährchen sich nicht hlenden liess D e n äcbein der Rechtlichkeit gewinnen w o l l t e : K u r z — eine Anzahl von gerechten Männern W a r d angesetzt, d i e , wenn auch Priester gleich, D e r Menschheit Wurd* und Rechte dennoch ehrten. E i n neuer] Glücksstern schien den Unterdrückten Jetzt aufzugehn ; u n d , hätte Arglist nicht Ihn bald u m w ö l k t , so waren sie gerettet, ADALBERT

0 , weiter! —m PHILIPP.

Aufgefodert von den" Rieh tern^ Die Wahrheit kühn und offen zu bekennen, Belebte bald Bewusstseyn reiner Unschuld Des Ordens bessern Theil zur Thätigkeit, Z w a r Molay selbst, in Blödsinn, und so krank, E r konnte nicht des Bundes Sache führen;



75



Doch Prior Guido von d e r Normandie, P e s edeln Dauphins *) ernster, weiser Bruder, Der Procurator Peter von Bologna, D e r gottergtbne Priester von Prouino, U n d viele A n d r e , w e r t h , ciass ihre Nahmen I m Buch der Heiligen verzeichnet stchn



Sie traten a u f , u n d mit Gefahr des L e b e n i E r h p b c n sie der W a h r h e i t Stimme k ü h n . Selbst Viele, die bei^ unerhortcu Martern D a s , was sie nie begangen, eingestanden, E r m u n t e r t von der Mjlde ihrer Richter, Bekannten jetzt des Ordens Unschuld laut, U n d n u r das Zeugniss d u m m e r Laienbrüder, Die manches von den heiligen

Gebräuchen

D?s Tempels missverstanden, und Betrog'ner, U n d S — V i n c e n t .

I h r h a b t , was E u c h die sanfte Mütter - Kirche D u r c h meinen Mund verkündiget, verschmäht. E s sey ! — ich that, was ich vermag — jetzt kann ich F ü r E u c h n u r beten



COMIHUR.

Nein — Gott besser's — nein £ Gebet aus Eurem- Munde . . . flucht nu'^. lieber!

Vi

NCE NT.

Genug für jetzt! — W a s heut mich zu Euch her Geführt, ist Seiner Majestät Befehl. Gewöhn*, selbst mit der harten Pflicht zu strafen Der Gnade süsse Milde zu verbinden, W i l l unser allerchristlichster Monarch, Noch eh' Ihr heute vor Gericht erscheint, Euch gnädigst eine Audienz ertheilen — Erkennet diese Gnade, und verdient s i e ! GOMTHÜR.

Mir — Audienz? — Ich b i n , Gott besser's, lange Entwöhnt, an Fürstenhofen zu erscheinen — Der König, Audienz! —r- Der König ist . . . (hastig.)

VINCENT

W a s , wenn ich fragen d a r f ? C oM

T II

v n.

Ein Mensch, Gott besser's, Und ein gesalbtes Haupt — und Gott hat ihn Zum Menschenherrschcr doch gesetzt — er wird Der Menschen Noth erkenner! — J a , Herr Pater, Noch einmal will ich zu dem Throne hin Die alten Glieder tragen — j a , ich w i l l ' s ! —• Zwar bin ich schwach und krank -— allein — ich will es.



100



Vielleicht dass Gott dos schwachen Greises Mund Z u m Werkzeug sich erkoren



VINCENT.

W o h l , so folgt m i r ! —* Noch

Eins!

(zum Troubadour)

Herr

Sänger, saget

Eurem Meister, Dass zu der Abbatissin, seiner Schwester, Die ihn zu seh'n wünscht, diesen Nachmittag Er, auf Befehl des Herren Erzbischofs, Gtfiihret werden solle. —

Lasst ihn fertig

Sich halten — hört I h r ?



TROUBADOUR.

Ja ; ich will's bestellen, (Pater Vincent geht mit dem Comtliur Hugo ab.) DER TROUBADOUR

(tritt auf den Vordergrund

der Bühne.) TROUBADOUR (dem Pater nachsehend.) D u Wesen sonder Ton und Harmonie!



(auf Molay bliclcfend.) Wie süss er schläft! — Der Friede, der ihn wachend Vcrl'asst, bedeckt mit seinem sanften Fittig Den Schlummernden, und holde Phantasie, Der T h a u des guten Vaters, kühlet ihm Die müden Schlafe. — 0 , wir Staubgeschopfe! —



101



I m W a c h e n irren w i r ; n u r wenn der T r a u m Der K u n s t , nur w e n n der süsse Schlummer uns Des Grabes deckt, scli'n w i r die S o n n e ! M O L A Y



(im Schlafe.). Agnes!

T R O U B A D O U R

(ZU

ihm hin eilend,)

Er äihzt — er rührt sich — O, dass nur der W a h n s i n n Nicht wieder ihn ergreife! — Zittert, S a i t e n ! U n d wiegt sein Herz in Melodieen ein. — (spielt auf der Harfs und singt) Von einem fernen Sterne Tönt liolder Liebessang, Und diesen sanften Klang Hprt unser Herz so gerne. Sagt, was ertönet der Gesang? Was klingt der holde Liebesklang? — Von einem fernen Hügel Strömt frische Morgenluft; In diesem Lebensduft Hebt unser Geist die Flügel. Sagt, was erfrischt mit Lehenfeduft? Von wannen strömt uns Morgenluft?



102



Was dir von fernen Auen Als Ton der Heimath klang, P e r Strahl, der dich durchdrang, P u kannst ihn hier nicht schauen. P o c h was im Innern wiederklingt, Was jener Lcbenshauch durchdringt — P e r Götterfunken ist's! — er ringt Hinauf zum ew'gen Licht! — ¡ t l o L A Y (erwachend und nach deqi Vorgrundo eilend,) H a l t ! sie entläuft! — TROUBADOUR.

Wer, tlieurer Meister, w e r ? — M

O

L, A

Y.

E i n holdes weiblieh Wesen — sag' es keinem! 's war meine Agnes — sahst d u sie n i c h t ? Du konntest sie wohl h a l t e n ! Böser S ä n g e r ? TROUBADOUR,

I h r schwärmet, guter Meister ! •

Als dreimal drei Monden verronnen, da eilt Der liebende Ritter zum Grabe; Da sieht er, mit Dornen und Rosen umlaubt, Im mondlichen Glanz' eines Kindelsins Haupt, Am Busen der Muttsr im Grabas



112



Dem Tode hatt' er, der Starte, geraubt l)es Lebens herrliche Gabe : Denn Lieb' ist der ewigen Stärke Gesell; D i e reisset das Leben heiter und schnell Vom Grabe. —*

( Der Sänger schwägt. Sin an.

Molay blickt gerührt

Der Vorhang fällt.)

113



D R I T T E R

E R S T E

A C T .

S C E N E .

( K ö n i g l i c h e r A u d i e n z - S a a l mit G e m ä l d e n d e r kö-> n i g l i c h e n A h n e n in L e L m s g r o s s e d e c o r i r t : Hinter;,! u n d e ein T h r o n ; Saales T h u r c n ,

woven

in das V o r z i m m e r ,

ira

an b e i d e n S e i t e n d e s die z u r rechten

Hand

u n d die z u r l i n k e n in das

k ö n i g l i c h e CaLii>ct f u h r t . ) An

demselben

M A R S C H A L L ,

Tagr

gegen

V I C O M T E

Mittag. VON

T E A U V E R D ,

E i R O N ,

CHEVALIER,

KAMMERHERR,

rere andere H O P L E U T E . BANTEN

UND P

Hinten

IGEN.

MARQUIS. I)er K ö n i g v c i l t heut lang' Dit

Kreuzesbrüder.

C H A -

M A R Q U I S ,

— 8

mehT R A -



114 BARON.

Ist es denn wahr, Dass man in Flandern . . . ? K A M M ER IIERR.

Still! der Erzbischof! ERZBISCHOF

(tritt aus der Thiire rechter Hani herein.)

E

R

z

E I

s

c ü o p.

Gott grüss'Euch, meine Hcrr'n! — W o ist der König ? K A M M E R

Im Cabinet

IIEHR.

— B A R O N .

Verzeih't, Herr Erzbischof, Wie steht es mit den T e m p l e r n ? E R Z B I S C H O F .

G u t , und n i c h t gut. ( geht in das Cabinet.) M A R S C H A L L .

Der tJebermüthige! M A K Q U J s (zum Kammerherri).) F r e u n d , wisst Ihr nicht, Ob Seine Majestät allein?



113 B A R O N .

Der Kanzlet W i r d bei ihm seyti EIN



H O F M A N N (wichtig.)

Der Kanzler? —

Um

Verzeihung

So eben Stand Messirc Nogarct Beim jungen Grafen Iioitou am Fenster. MARSCHALL

(zum Marquis.)

Ihr fragt auch manchmal sonderbar! — W e r anders Als des Herrn Bischofs Gnaden hat denn jetzt wftlil V o r dem L e v e r Erlaubniss sich zu zeigen ? KAMMERHERR

(leise.)

Ja w o h l ! es scheint, als st-y die heilige Justiz verdrängt von dem Pallium - — B A R O N (ZU dem Hofmann.) Bei Poitou ? —

dem Sohn des Sencsehallsj

Bei dem gewes'nen Templer, sagt I h r ? H O F M A N N .

Dorten, A u f Ehrenwort sah ich den Kanzler!



MARQUIS.

Ah! Vermuthlich, um mit ihm die Morgengabe Der Gräfin von Auvergne zu bestimmen.



116



MARSCHALL.

Vergebne M ü h ' ! die ist von h o h e m Handelt Schon langst bestimmt



KAMMERHERÄ

(fein.)

I h r Herr'n, die Couferenz V o n Nogaret und Poitou hat — Ich besser

das weiss

einen höheren Bezug! MARQUIS.

Vielleicht,

dass gar der G r a f von dem Geheimniss

Der Tempelherr'n dem Kanzler Auskunft gibt. BARON.

V o m TeuFelskopfe meint Ihr, den sie heimlich Iti ihren Tempeln angebetet ?



C HE V A L I E R .

Possen !



Das war' ein recht Geheimniss! — Dieser K o p f — Ich hab' ihn selbst in meiner Hand gehabt; Mein O h m , Comthur des Ordens, zeigt' ihn mir MARSCHALL.

Euch? KAMMERHERR.

Sagt doch ! BARON.

E i , das w ä r e !



417

MARQU

— rs.

Chevalier! BARON.

W i e sah sie denn wohl a u s , die Fratze ? C H E V A L I E R .

Ei nun l Wie so ein K o p f , ein Teufelskopf — so gross — W i e soll ich sagen ? — wie ein Katzenkopf, ' W a s d r ü b e r oder drunter. BARO

N.

Aber wie denn ? — E m wirklicher, lebendiger Teufclskopf? CHEVALIER.

E r war so gross, als wie ein mäss'ges Oxhoft V o n Cahors — guten Cahors — n u n — versteht m i c h ! Dann b a t er oben so ein Ding von Mütze. BARON.

Die H o r n e r ?

— C H E V A L I E R .

Freilich, Hörner oder Mütze !• BARON.

U n d übrigens von Fleisch u n d Bein?

r -

118



CHEVALIER.

Natürlich! Vergoldet vorn; versilbert hinten



MARQUIS.

Habea Sie ihn denn wirklich adorirt?



CHEVALIER.

Versteht sich. * ) Wenn das Capitel anging, zog der Meister Ihn aus der Tasch' — VlCOMTE.

Den ganzen Oxhpft? CHEVALIER.

Freilich! Aus Tasche oder Schnappsack



BARON.

Stört ihn nicht! —f

* ) Diese Erzählung, so wie das schon im vorigen Acte erwähnte Mährchen von einem wunderthätigen Kindeskopie, ist wirklich in dem Prozesse der Tempelherren von einigen Zeugen ausgesagt worden!! Man sehe M o l d e n h a u e r .



119



CHEVALIER.

Dann musste jeder von den Brüdern ihn} Den -i— mit Vergunst zu sagen —

küssen.

B AFTON.

Wem, Dem Meister oder K o p f e ? CHEVALIER.

N u n , natürlich Dem Meister. — D a r a u f s p r a c h er: seht das Hauptl E s gibt Gedeihen unsern F e l d e r n , gibt uns, Was unser Herz begehrt — Seht d a , ihr Hcrr'n — D'rauf hob er es beim Barte auf

Verehrt ihn,

Das ist der wahre Wundermann! der darf Mit unserm Herrgott sprechen, wann er will! Bah ps. Der Gott scy bei uns ?



MARQUIS.

Blasphemie! CHEVALIER.

U n d endlich Da fallen alle Brüder hin, und beten Den Muffel a n , und küssen sich einander,

Wo ich nictit sagen mag * ) — das ist es alles! BARON,

Gott steh' uns

bei! MARSCHALI,.

Von welcher Hexe haben Sie denn das Haupt? CHEVALIER.

Wie mir mein sel'ger Ohm Vertraute, ward's in tiuem Grab' zu Sidon Gefunden, wo ein muntrer Hiltersmann Ein todtes Miidchcn ernst geherzt — Die Frucht Von diesem et quiescat

war — so sagt man —

Dies Teufelskopfchen, das er nach neun Monden Zu ihren Fussen liegen fand —r- Dabei Vernahm er einen Laut aus tiefer Erde; Verwahr' dies Haupt; so wirst du Herr des Schicksals! MARQÜIS.

Nun

weiter! CHEVALIER .

Es traf richtig ein. — Der Ritter Zog bald darauf zum Krieg nach Cypernland.

* ) In spina dorsi,

heisst es in den Acten.



121



Nicht weit von daonen w o h n e n die Grissonen, E i n Volk von Cannibalen, d k ' j Gott straf m i c h ! Z e h n Männer E u c h , voij Kopf zu Fuss bipanzert, Z u m Jmbiss fressen — Gegen diese Heulen Zog nun der Ritter mit der Christen - Schaar, Sie wehrten sich wie Türken — Alles floh ; Schon sank die Oriflamm — allein am Ende, Als nichts mehr helfen w o l l t e , h a l f — der k ö p f ! V l c o ai t e . I h r war't «vohl nicht d a b e i ? Chevalier. W a s ich E u c h sage: Den Kindeskopf hielt n u n der Ritter plötzlich Der Feinde Mau'r entgegen, und sie stürzte In einem Hui mit allen festen T h u r m c n Zusammen, wie ein Schober Heu, Gott slinf m i c h ! — Die Heiden flohn — gewonnen v. ar das Feld. BA Ra N . W a s nicht der Teufel m a c h t ! V I C OMTE

.

Nur keinen Kopf, W o unser Herrgott ihn nicht hingesetzt. Chevalier. Noch mehr — Als n u n von Cypern unser Ritter



122



Z u r See nqch Hause ging, v e r w a h r t ' er sorglich Den W u n d e r k o p f in einem gold'nen Kastchen. Die Schiffer glauben, dass in diesem Schrein Vielleicht ein Schalz besondrer Art befindlich U p d stehlen ihm den Schlüssel.



Bei der Nacht,

Als er im tiefsten Schlafe liegt, eröffnen Das Kästchen s i e , u n d einer von den Kuhnsteij Berührt den Kopf — potz E l e m e n t ! — da fängt Die See zu brausen an — ein schrecklich Wetter, Bei Menschendenken nicht e r h ö r t , steigt a u f : Die Wellen thiirmen sich, der Nordsturm bläst, U n d , wie in» Hui, sind Mann i/nd Maus verschlungen, Sogar die F i s c h t krieglen solchen Schreck, Dass noch bis diesen Tag zehn Meilen weit Rings um in jenen Wassern niemals einer Sich blicken lässt. MARSCHALL.

N u n ? und der R i t t e r ? —• CpEVlLIEja. De« E r t r a n k , wie alle Andern



MARQUIS.

U n d das K ä s t c h e n ?



123



CniTAlIEB. Schwamm wohlbehalten jjis nach Damktte, Wo es die Templer fanden, u n d , bekannt Mit Teufelei, in i ren Kram es mischten. K A M M E n H J; R R . Daher sind sie so reich! Baron. Beim hcil'gen Roch! Gern gab' ich alle Köpfe meiner Bauern Fiir diesen Einen ! Ein H O F M A N N tritt ein.

Hoiiahh. A b ! hon jour,

ihr Hprr'nl

M^n bringt den Alten schon. Marquis. Wen ? lioEMAKN. Den Comthur Von Villars. Baron. W e n ? — den alten Templer? JOfMASS. J«.



124



K A-MME^IIERR. E r ist v o m K ö n i g Hieher

zur Privat - A u d i e n z

beschicden. H O P M A K S .

Holla, s e h t ! ' — P A T E R

V I N C E N T

FÜHRT

da k o m m t DEN

er!

C O M T H Ü R

in völliger Ordenstracht herein. VINCENT

(zum

Comthur.)

Bis h i e h c r l i a b ' ich E u J » g e b r a c h t — Euch Wenn

Eurem

Schicksal uberlassen —

Seine Majestat nach mir E u c h

Des treusten F r e u n d e s ,

der

jetzt muss ich Denkt, fragen,



C O M T H U R .

Schon gut, Gott ( P a t e r V i n c e n t geht ab.

besser'sl — -

Comthur bleibt e n t -

fernt von den Hofleuten s t e h e n , neugierig betrachlen.

die ihn

Pause.)

M A R S C H A L L .

Ein wunderlicher

alter K a u z !

MARQUIS



(leise.)

Ihr

Herr'n,

W a s meint Ihr, w e n n w i r a u f den Z a h n i h m fühlten ? Er

könnt' uns viel





125

BARON



(eben s o . )

Den Clie\alier lasst machen, Der zäumt ihn Euch gewiss gar stattlich auf. C H E V A L I E R .

Das traut mir z u ! ( E r tritt zu dem Comthur, der während der Zeit die Gemälde im Saale betrachtet liat, und sagt laut zu ihm, indess sich die Andern um Beide versammeln.) Wicht wahr, Herr Gross - C o m t h u r —> Ihr sehet sd u m h e r — Bemerkt Ihr h i e r ?

w o h l vieles Neue

— C O M T H U R .

Viel iNeucs, ja — Gott hesscr's l C H E V A L I E R .

E s ist wohl lange schon, dass Ihr allhier Nicht lustgewandelt?



C O M T H U R .

F ü n f und sechzig Jahres C H E V A L I E R .

Wahrhaftig ? — U n d so schmuck, so rüstig noch ? C O M T H U R .

D u r c h Gottes K r a f t Und Fugu«-;.



i 26



C H E V A L I E R .

Das gesteh' i c h ! Co

M T

ii r

R .

S a g t , lieber Herr! ist jenes Bildniss nicht Der heilige König

Ludwig? C H E V A L I E R .

J a , ganz r e c h t ! M.18SCUA11I

Ihr liabt ihn noch g c k a j n t ' ' C O M I H U K .

O j a , Gott bcsser's! E s ist

als s a h ' . i c h ihn noch -\ov mir steh'n

In seiner wtfU'nen Schaubcn *") — das Barett Von grünem S a m m e t , so auf's linke Auge Gedruckt

— MARQUIS .

Ein grun Barelt? — G o t t , wie geschmacklos! C O M T U U R .

In diesem Anzug girg mein edler Lehnsherr, Z u r heil'gen K r e u z f a h r t , in Touion an Bord. Ich war ein junger Edelknab' in D u n s t e n

*) Altdeutsches W o r t , für Mantel.

127



Der Caslllian'schen Kön'gin. Mutter Blanka. Rechts stand der König, links sein jüngster Bruder, G r a f Karl von A n j o u , und die Königin Stand zwischen Beiden — ich trug ihr die Schleppe. Sie weinte, nach der Weiber A r t , Gült besser's; Doch Ludwig hob die ITaud gen Hümmel: „Muttier," So sprach er — „v.cint nicht, sondern danket Gott, „ D a s s mich der Heiland ausersehn, sein Grab „ A u s Wilder Heiden K'auen zu erretten. „ U n d dringet gleich ein Schwert iii E u r e Seele, „ W i e einst der sclunerzcnreichen

Gnadenmutter,

„ A l s sie den S s j l i r , den Heiland, bluten s a h : „ S o wird auch E u c h , wie s i e , die Marterkrone, j , Z u der er mich bestimmet h a t , erfreuen."



So sprach der fromme Held — verwischte heimlich Die T h r ä n e ,

die auch ihm in's Auge trat,

Und stieg in's S c h i f f — um —- wie der Geist in ihiii Geweissagt hatte —

nimmer heimzukehren; BARON.

I h r dientet bei der Castilian'schen Blanka, Der Tochter Karls des Grossen ? — Welche Zeit s c h o n ! COHTIIUS.

Der Kaiser Karl der Grosse w a r , W o h l etwas alter noch.

Gott bessfcr'ä,



128



M A R Q TJ r S . Herr Gross - Comthur, W i e w a r die Fürstin d e n n g e k l e i d e t ? —

trug siö

A u c h solelie aufgeschlitzte Allass - E r m e l U n d b a l l ) gestutzte F i d c r l i i U c h c n , w i e Die Damen unsrer Herzen lieut zu Tage ? C oM THü R . Die heut'gen F r a u ' n , Göll besser's, k e n n ' i c h nicht j Doch m e i n e etile sel'ge Dame Blanka^ S i e trug sich immer fein u n d

ehrbarlich,

Dass ihre Schönlu it hiebt die Zucht bemeistern, Die Zucht die S c h ö n h e i t nicht verdrängen konnte: MARQUIS.

Sehr

schön

gesagt! MARSCHALL.

Ihr sprecht j a w i e ein Herold 1 CHEVALIER.

Ei e i , Herr R i t t e r ! schon so alt und geistlich} Und doch ein f i i i u r W e i b ' e r k e n n c r ! —

Das

Hat E u c h die fromme F ü r s t i n w o h l g e l e h r t ?



CoMTIll'E.

S i e hat mich manches noch gelehrt —

Gott b e s s e r ' s !

Besonders a u c h : dass eine kluge R e d e In einem n ä n ' s c h c a Ohre schläft. —

Darum



129



Herr Chevalier, Gott bcsser's, uder was Ihr Noch sonsten seyn mögt, fodert nicht von nur, Dass ich der Fürstin Rci.cn Euch verkünde. M A R S C I I A L I ,

Das nenn' ich abgeführt! MARQUIS,

Freund Chevalier, Der hat's im Nacken! — YICOMTE

(zum Comtluir.) Bra\cr alter Mann,

Nehmt's uns nicht ü b e l , dass der kleine Mann dort (auf den Chevalier zeigend.) Es unternahm, mit seinem eig'nen Massstai Die alten Piiesengliedcr auszumessen. CHEVALIER.

W e r ist ein Massstab? —• C o JVI T II U R (ihm sanft auf die Schulter klopfend.) Lasst es gut seyn, Herr! Der Himmel hat mich heut' zu Euresgleichen Gemacht: wir müssen Beide sleh'n und warten. Bei meinem frommen- Ludwig war das nicht so, Wenn er zu Rechte sass! —> Vergönnet wir, Die Kreuzesbrüder,

a

-r-

130

All seinen Zügen noch mein Herz zu hbett, TJnd kurzweilt unterdessen, wie Ihr wollt. (er tritt, mit dem Rücken nach dem Einging? zugekehrt, vor Ludwigs Bildnis».) MARQUIS»

Ein guter alter D u m m b a r t ! CHEVALIER,

E r ist wehrtos; Sonst wollt' ich . . .

!

VICOMTE.

Auch nicht viel! — PAGE.

Der Cacdin^l! CARDINAL

VON P R A E N E S T E ;

rere H o F L E U T E , VON

ÄRRAS

unter denen

dann mehder G R A P

(alle aus dem Vorzimmer «in-

tretend )t CARDINAL

(ZU

dem Kammerherril, der ihm

einen Stuhl bietet.) Bemüht Euch nicht! — Sind Seine Majestät Koch nicht erschienen ?

-431



KAMMERIIEHR.

K e i n ; ich eil' indessen E u r ' Eminenz zu melden



CARDINAL.

Ich kann Warten —• W e r ist der A l t e ? K A M M E R zi E R R . Hugo, Gross - Comthut«, C A R D I N A L (rasch.) Von

Yillars? KAMMERHEÄB»

Ja. CARDINAL.

Ich hab' ihn einst gekannt. C o M T H t i R -(sich umkehrend, laut.) W a s hör' i c h ! — ist das nicht IVäneste'ns Stimme ? — Gott besser's, j a ! — G o t t grüss' dich, frommer Priester! (ihm die Hand schüttelnd.) CARDINAL

(in

einiger Verlegenheit, die ec zu verbergen sucht, laut.)

Icli freu'mich, Herr Comthur, Euch wohl zu sehn,-—i (leise zu ihm.) U m Gottes -willen, F r e u n d , sey s t i l l ! hier sind V>IK Nicht unter uns —

die W ä n d e habeu Ohren 1



132

COMTHUR.

J a wolil! allein die Herzen n i c h t , Gott bessefr's! —4 Ich inuss noch Vieles lernen



KAEMMERER (aus der Cabinets - Thüre t r e tend und sie aufreissend.) Platz, dem König! ( Die Hofleute treten in einem halben Cirkel um den T h r o n . ) KÖNIG

P H I L I P P ,

aus dem Cabinet.

E R Z B I S C H Ö F

(kommen

Der König tritt unter den Balda-

chin ; der Cardinal stellt sich ihm zur Hechten, der Erzbischöf zur Linken.) KONIG.

S e \ d Uns gegrüsset, edle Reichs - Vasallen! —> Ist wer von E u c h , der Unser königliche» Gehör verlangt —

der r e d e !

KAMMERHERR.

Graf von Afras Wünscht,

Eurer

Majestät

—*

KÖNIG.

WillKotomeii, Wie

steht's

in

Flandern? G R A T .

Die Rebellea sind

Graf!



133

A u f s Haupt geschlagen — Alles huldiget Den Lilien des christlichsten

Monarchen.

König. So hat der Himmel Unser Flchn erhört -*» W a s macht mein Bruder Valois ? — G r a f . E r empfiehl: Sich E u r e r Majestät, u n d trug mir auf, Die Siegesnaeliricht E u c h zu bringen. König. Wohl! TTnd dieses Ehrenzeichen TJnsrer Ahnherr'n, (er hängt dem Grafen eine Ordenskette um.) E s sey der Dank des tapfem Ritlcrsinann's —— O , wellte G o t t , dass auch die stillen Feinde Des U t i i h e s und der Kirche lallen mochte»! — Nicht w a h r , Herr Cardinal, I h r wünscht d a s ? C ARD IN AI.. Fallen, Mein K ö n i g , oder reuig wiederkehren Z u m Schooss der Mullcrkirche! — K ö NI & ( höhnisch lächelnd.) I h r sevd stark Im G l a u b e n ! — Ist »och sonst ' t w a s ?





i 34



KAMMERHERR.

Der ViccnitB Von C h a t e a u v e r d , zurückgekehrt a\is England, KÖNIG,

W a s hietet mir mein Vetter E d w a r d ? — Habt I h f j W i e Wir b e f o h l e n , in der Teinpclsache P a s Nöth'ge ih?n eröffnet? VICOMTE,

König E d w a r d Lässt Grnss und Handschlag Eurer Majestät E n t b i e t e n , und —

so lauten seine W o r t e :

„Vertilgt die S ü n d e , schont des S ü n d i g e n ! * K uN [o Der gute Vetter schwärint — Und Ihr— (Cardinal geht a b . ) KÖNIG

(allein,

nachdenkend,

mit

einiger

Rührung.) War'

es v i e l l e i c h t n i c h t

K A N Z L E R

VON

blosser P o b c l w a h n ? NOGAIIET

tritt

~ ein.

N o c A R ET. Verzeihung, Wir

S i r e ! Doch mein E i f e r trieb mich

h a b e n i h n , d e n Poitou, —

er

bringt

—i

150



Das Kästchen selbst, das Eure Ma]estat Schon wissen, , — Jetzt ist alles auf dem R e i n e n ; Die Allmacht selbst kann picht die Templer retten, K onio• Ich wollt', es wäre anders ! —

Nogarct,

Verdank' es deinem T e u f e l , dem du dienst, Dass du das nicht empfindest! —

Aber ziltre,

W e n n mir einst klar w i r d , was ich jetzt nur ahnde! NoCAlt£T.

Mein K ö n i g , ich erstaune! —

Dieser Ton,

E s w a r ja Euer Wille —— gestern noch (reruhten Eure Majestät KÖNIG

— (verdriesslich.) \

Ich weiss es. NOCAIET.

Vielleicht der Cardinal, der — KÖNIG.

Lästre nicht, W a s du

schlecht bist, zu vcrstch'n ! — W i r gingen

Z u w e i t ; der schändliche Prozess entehrt V o r W e l t und Nachwelt mich, NOCABET,

H a , jetzt versteh' i c h ! (mit angenommener Ruhe.)



151



Wie Eurer Majestät gefällig — Soll ich Der Templer Ketten losen — dass sie frei, U n d triumphirend über unsre Ohnmacht, Mit Eures Staates Feinden keck verbündet, Den Aufruhr, den sie heimlich sonst genährt, Dann öffentlich und ungesclieu't verbreiten?



Nur einen Wink noch, und ich öffne ihnen Die Schatze —

dass sie wieder Söldner sich

Erkaufen — gegen meinen König — Gott! er selbst Befiehlt es! —

(nach eimer Pause.) S i r c ! soll ich , . . ? —• KÖNIG.

Schweigen sollst d u ! N o GARET, O,

dass die Welt das nicht gelungene Werk

Des weisesten der Fürsten einst belachein, Dass eine Rotte dies bewirken soll, Die freventlich, und selbst in Kerkern noch, Des grossten Königs spottet — ! KÖNIG.

Spottet? — Du

lügst zu

frech!

Mensch,



W O G A U E T.

Die Gräfin ist mein Zeuge.

-r-

152

W e n n E u r e Majestät ihr diese ¡Sacht Das Rcndez - vous — sie wird dann seihst —Kosio. Ja w o h l ! Bald halt' ich es vergessen! — Ist das richtig? N o G A R E T.

Uro Mitternacht erwartet sie —• R O S I C ,

Und Poitou?



N O G A R E T.

E r h ä l t , wenn Ihr's erlaubet —

übermorgen

Die Hand der schonen G r ä f i n , die — sein spottet. K o N f G

(lächelnd.)

Das hast d u gut gemacht, recht gut — d u S c h u r k e ! D u kommst

doch

mit heut' INacht? — W i r schen wieder

Die Mäntel u m :

nicht w a h r ? N O G A R E T.

Ich folge, Sire, Euch

in

die

Holle

— KÖNIG.

Da gehst d u voran!NOGARET.

Darf ich den Grafen also . . . ?

tau-



153 KÖNIG, Meinetwegen!

NOCAJET. E r wartet draussen schon mit seinem Der arme T h o r !

Kästchen,

— K oNi G. So k o m m '

er!

N o G A R E T ( i n das Vorzimmti r u f e n d . ) G r a f von

Poitou!

( Der König geht an die Cabinets - T h ü r . tritt mit dem Kastchen herein. winkt ihm h e r a b l a s s e n d , Cabinet,

wohin

Franz

Franz

Der König

u n d geht in das u n d Nogaret i h m

folgen.)

Z W E I T E

S C E N E .

( Spraelizimmcr im Norbertincr - Nonnen - Kloster von Sanct C l a i a :

l i n k s ein k l e i n e r A l t a r

mit

einem Marienbilde. ) AGNES

(allein, einen B r i e f i n der Hand haltend.)

S o s o l l , so soll er

kommen,

I c h soll i h n h e u t n o c h U n d d i e gepresste

Seele

sehaucn,



154



I n seine Lippen b a u c h e n ! —* U n d neues Leben saugen, Aus seinen grossen blauen, Aus seinen Feueraugen! —•» Dem Kerker hier entronnen, Soll ich in gold'ner Ferne, V o n seinem Arm umschlungen, Mich im Azur des Himmels U n d in dem Schmelz der Fluren, I n Lieb' u n d Freiheit sonnen! —— O,

dass mich W o n n e todte,

Dass ich an seinem Herzen In's Flammenmeer zerrönne! Doch , ist dies Freudebeben Kein Bruch des S c h w u r ' s , den ich dem Herrn gelobet ? Ist dieses glühende Streben, P a s hier (auf ihr Herz z igend) so w u t h e t

und

toi) et, J>ie Angst am nahen Ziele



Sind d a s des ersehnten Entzuckens Gefufrle? — ( Pause. ) U n d wenn ich dann mit ihm die T h a t vollendet, \Venn dann mein Leid geendet — ich den Mauern,



155



In denen i c h , — mit S c h a u e r n , a c h ! umnachtct — S o lange schon geschmachtet, dünn e n t s p r u n g e n , T J n d ' w i e d e r ihn e r r u n g e n : — w e r d ' ich's t r a g e n ? W i e — oder ist dies Z a g q n , dieses Bangen E i n Vorgefühl der langen e w ' g e n S t r a f e n , J)ie noch im Dunkel schlafen , und mit S c h r e c k e n Mich einst erwecken ? — W i r d die ird'schen Flammet» Gott nicht verdammen — d e m ich T r e u geschworen, Der mich zur Braut e r k o h r e n ? — w e r d e n Gluten Der Holle den u m i l u t h e n , den verderben



D e n , w e l c h e n zu e r w e r b e n , ich d a s L e b e n Der S e l i g k e i t g e g e b e n ? — w i r d vernichtet, Mein Adalbert den c w g e n T o d dann sterben ? ( Sie blickt nach dem Marienbilrle,



und wirft

sich mit Inbrunst davor nieder.) O, gnadenreiche Mutter aller W o n n e n ! Du kennst die D o r n e n , die die L i e b e k r ö n e n ; Denn d e i n e m Aug' entströmt das c w ' g e Sehnen, Der L i e b ' und W e h m u ' h tiefer W u n d e r b r o n n e n , Als Tliriincn einst in diesen Augen rönnen, Da starb dein S o h n , die Gottheit zu versöhnen, U n d doch versiegten nicht die Muttcrthranen "Vom Strahl der a u f g e g a n g ' r c n Gnadensonnen. Du liebtest, Königin der H i m m e l s c h ö r e ;





156

K a n n deine M a g d , des S t a u b e s arme Beute, K a n u sie des Staubes reinste Blüthe hassen? —>. B e i deines Sohnes T o d c s k a m j r f !

erhöre

D i e S c h w a c h e , die mit G o t t lind L i e b ' im Streite - n S ö l l ich die L i e b e , soll i c h G o t t v e r l a s s e n ? DIE

AEBTISSIS

—•

ist wahrend Agnesens letzter

Rede herein getreten, A F. E T

G o t t ist die L i e b e —

k o m m an meine B r u s t ! A r,

H a , ich v e r s t e h e ,

ISSIS,

Es.

Trostvcikümlerin,

U n d w i l l dir foly'en ! (indem sie aufspringt, und die Aebtissin erblickt) Gott! seyd Ihr es,

Mutter?

A I B T I S S I N .

l e b bin e s , arme D u l d e r i n , u m D i r in das w u n d e Herz zu

Freude

flössen!

A C N E S .

Freude? Ihr

ängstigt

mich! AEBTISSIN.

Komm,

selz' d i c h z u mir

(Beide setzen sich.)

her.



lo7

ÄGKES



(vor sich.)

G o t t , sie erriith v i e l l e i c h t

— !

A E B T I S S I N .

D u weisst es, D a s s s e i t ' d e r fiirchterliclicn

Mitternacht,

D i e d i r das h ö c h s t e G l ü c k d e s Den Mann

Tochter^

Erdenlebcns,

der L i e b e , rauhte —

mütterlich

I c h d e i n e r S e e l e W u n d e n stets gepflegt *), A o s i s . O,

meine Mutter! . . . A E B T I S S I N ;

Unterbrich mich n i c h t ! Der, welcher über

Schmerz

und Licht



erhaben,

Mit cw'i!cin Fl i e d e n u n s r e l i r u s t ei f ü l l t , E r t h e i l t ' ihn dir. — D u l'oh'st der L r d y F r e u d e n , U n d w ü h l t e s t dir d e n S c h l e i e r . —

F.ine

Des R i m m e l s , schützte dich die Gottheit

Braut selbst:

Dein Köstlichstes, die U n s c h u l d , w a r

gerettet}

Durch das Gcrücht von deinem Tode

ward

Dfer W ü t l i c r i c h b e t r o g e n , d u b e f r e i e t .

*)

Man sehe über die folgende Erzählung im erste»

T h e i l Act VI. Scene I .



158



ACNES.

Wozu der fcicrliche Eingang, Mutter? AEBTISSIN..

Zu deines Lebens feierlichster Stunde Mit Kraft dich zu bewaffnen. — Gutes Mädchen, Die Erde hat auch Freuden noch, doch oft Sind sie belastender aTs Schmerzen. —• Agnes! Ist's lange h e r , dass deine Mutter starb? AGNUS.

Acht Jahre, dünkt mich. — Doch, um Gottes willen i Was soll das alles ? A E E T I S S I K .

Jene Perchal War deine Mutter nicht, AGNES.

Sic war nicht . . . ? Aiüiissiu. Nein; Die Fürstin

Valois war

deine

AGNES.

Die gute alte Fürstin? —

Mutten



159



AEBTISSIN.

Eben die. — Jetzt sind es sieben J a h r e , als sie starb, U n d mit dem letzten i l a u c h e mir i h r Kleinod^ Ihr einzig K i n d , empfahl. ACMES.

Doch die Prinzessin —« Verzeihet m i r *— sie w a r ja nicht v e r m ä h l t ! A E B T I S S I K .

Dti war'st die einz'ge Frucht verbot'ner Liebe« AGNES.

Verbot'ner L i e b e ! — a c h ! das erbt sich fort! — O , iient;t mir ineinen V a t e r , dass mit Zähren Der L i e b ' ich an mein Herz ihn drücken k ö n n e ! A E B T I S S I S .

Dein Vater ist —

.

bewaffne dich mit S t ä r k e !

Dein Vater ist mein unglücksel'ger Bruder, Der Tempelmcister Molay — der vielleicht Geboren ist — o, unerforschter Gott! — Des Heilands Marterkrone zu g e w i n n e n ! —> Du zitterst j du bist leichenblass ? — ACNES.

O Gott! — So war es nicht umsonst, dass dieser Nähme,





160

Dass dieser Leidensliabme stets mein Inn'res So wunderbar ergriffen? •>— AEBTISSIN

Bet' um Kraft Von oben — denn du sollst den Vater sehn> Noch heute sehn, in dieser Stunde noch! ACNES.

Unmöglich! AüDTISSiS". Seine Richter haben endlich Mein Fleh'n erhört — Nach fünfzehn langen Jahren Wcrd' ich ihn heut' — das saget mir mein Herz —— Zum ersten und zum letzten Male sehn! A G ITE S (feierlich. ) Zum ersten und zum letzten Male ! — Mutter. Ich kann nicht . . . Ar. B T i s s i i i . Was, mein Kind? AGNES.

Kann nicht ihn seli'xl) Um ihn dereinst auf ewig zu \erlieren! —* AEBTISSIN.

Wir finden dort uns wieder!



161



AGNES.

Nein , ach nein!



Ich Sünderin! ich kann des Heiligen Anblick



Unmöglich kann ich ihn ertragen! AEBTISSIN.

Tochter! Auch meine Brust hat, wie die dein', empfunden, Und ist geläutert —

Nur ein kurzer K a m p f j

Und bald ist er vorüber. —

Zage nicht!

Der Gott der Liebe hasst nicht uitsre Flammenj E r gab dem Weibe Klarheit, statt der Kraf^ Und nur die Glut kann uns're Kraft verklarenl AGNES (nach dem Marienbilde bückend.) H a ! ist das deine Stimme von dort oben? Du gibst mir Starke ! — Ja , igh will ihn seh'n Auch er ist Opfer ja der ew'gen L i e b e ! Ich will ihn seh'n —

auch i h n —

O, bittet Gott,

Dass ich im grossen Kampfe nicht erliege! P F O E R T N E R I N

tritt ein.

PrOEETNIRIS. Z w e i Eilger vom gelobten Laude bitten Um

Einlass !

Die Kreuzeshrüdef•



11





162



A E B T I S S I N .

Lasst mit Trank und Speise sie Erquicken. (Pförtnerin geht ab.) (vor sich.)

A C N E S

O , gewiss der gute Anjou Mit Adalbert! — W i e klopft das Herz m i r ! A E B T I S S I N .

Agnes, W a s ist

dir

wieder ?

P r o i H l N E H l N (wieder herein tretend.) Sie verlangen sehnlichst, Eu'r W ü r d e n selbst zu sprechen. A E B T I S S I N .

Zwar ich wünschte In dieser Stunde wenigsten» allein . . . Doch — es sind HülfsbedürfVge — bring sie her ! — ( Pförtnerin geht ab. ) A E B T I S S I N

(ZU

AGNES.)

Dir ist nicht wohl — tritt ab in deine Z e l l e ! A G N E S

(bittend.)

Und doch — zwei Pilger von J e r u s a l e m ! Sie sind wie Boten mir des ew'gen Frühlings Luijst, liebe Mutter, lasst mich bleiben!



163



AE BTISSIN. Wohl! PHILIPP, ADALBERT

( B e i d e in Piigertracht)

treton auf. PHILIPP. Verzeihung, heil'ge F r a u e n , dass zwei Pilger In Eurer Gottcrgeb'nen Andacht Euch A u f wenige Minuten unterbrechen. ACNES (vor sich, auf Adalbert blickend.) E r ist e s ! — S t ä r k u n g , Mutter des Erbarmens 1 AKBTISSIU. S e y d uns gegrüsst in unserin schlechten Hause, U n d nehmt vorlieb mit armer Klosterkost. PHILIPP. W i r sind gespeiset und g e t r ä n k t ! — A E B T I S S I N. So setzt Euch ! — Ihr kommt vom heil'gen L a n d e , fromme P i l g e r ? PHILIPP. Ich n u r von C y p e r n , edle F r a u ; doch dieser (auf Adalbert zeigend.) Ist erst seit Kurzem von der heil'gen W a l l f a h r t Z u Christi Grab zurückgekehrt — er bringt E u ' r W ü r d e n von der fipmmeii Abatissin



164



des Stifts Vom licü'gen Sacranlent zu Aix Den Friedcnsgruss und Botsckaft. AEBTISSIN.

Aix, sagt Ihr, Wo meine gute Mcchtild . . . ? — In der Wolt Hiess sie Marquise Villars. A-B AL BERT. Eben die. AEBTISSIN.

Sie lebt noch? — ist Aebtissin ihres Klosters? A D A L B E R T .

Und Muster edler Zucht und Sittlichkeit^ Wie ihre heil'ge Freundin. AEBTISSIN.

O , mein Gott! Du schenkst mir heute viel! — Ich Litt' Euch, Pilger, Verweilt bei uns! P H I L I P P .

Wir müssen noch vor Abend Nach Saint - Denis. AEBTISSIN.

Ruht wenigstens Euch aus! —* (zu Agnes leise) Ein feiner Mann> der junge Pilger!



165



AGNES-.

Wirklich! AEBTISSIN

(laut zu Adalbert.)

W e n n Ihr es nicht als Weibcrneugier deutet



Was trieb E u c h , junger Mann, so zeitig schon Das Iliiligthum zu suchcn, das gewöhnlich ]S'ur des bejahrten Sünders- Zuflucht ist? AD

ALBEHT.

Her Kummer machte f r ü h e mich zum Greise; Als Jüngling schon empfand i c h , dais die W e l t Der Ort nicht ist, wo unsre F r e u d e n hliih'n, AE'BTISSIS

(mit einem Blick auf Agnes.)

Dein Leidcnsbruder, Mädchen! — Armer Mann! Und d o c h , wie reich! —

O selig, w e r entbehre»*

U n d dulden sehun im Lenz des Lebens l e r n t ! E r leinet früh des Herzens Blüthcn pflegen, Die ihm des Lebens p ü r r e nicht g e w ä h r t ! —i F Ell L I P P . Ihr seyd so gut als w eise! —

Conradin,

Entdeck' den hcil'gen Frauen deinen Kummer,' Jucht ungetrystet wirst d u heimzieh'n. —

Sanft

Schuf Gott das W e i b , dass es des Trostes Engel Dem Manne war' auf rauher D u l d e r b a l m !



166



ACNES,

O , liehe Pilger, ja — erzählt-uns etwas V o n Eurer W a l l f a h r t ! — ADALBERT

(vor sich.)

G o t t , ihr Silberiaut! Verleih' mir S t ä r k e !

(laut) K u r z , ihr edlen Frauen,.

Doch traurig ist die K u n d e meines Lehens,



I c h heisse Conradin, und dient' als W a p p u c r D e m tvackeru Seneschall von Montierrat, Vor wenig Jahren war es, als die Hand Der edelsten der Mädchen mich auf ewig Beglückcn sollte; — holde Liehe knüpfte Der Herzen Land —

und in dem ihren mahlte

Sich die N a t u r , im Mnrgenroth verklärt/ Durch welches, wie der Sonne erste Strahlen, Der Gottheit F u n k e n , L i e h e , dämmernd brach. Der T a g , durch heil'gen Fviesterscgen uns Auf ewig zu vereinen, w a r b e s t i m m t ; Als meine scliüne Bliithe, hingerafft V o m Hauch des T o d e s , welkte.



AEBTISSIN.

Armer Jüngling !•





167



ADALBERT.

Mein erster W u n s c h , als ich das h ö r t e , War .Der Tod — vielleicht h ä t t ' ich ihn mir gegeben,. W e n n nicht ein Gottgeweihter Priester mich Auf d e n gewiesen, der durch seinen T o d Der Liehe die Unsterblichkeit errungen. Ein unnennbarer Trieb ergriff mich jetzt, Des Heilands Grab zu schauen. — Von Calais Ging ich zu SthiiF'; es lief nach wenig Wochcn Bei günst'gen W i n d e n in Roselte ein. AGNES.

U n d E u r e Pilgerschaft zur lieil'gen Stadt W a r eben so gefahrlos ? ADALBERT.

J a , mein F r ä u l e i n ! Das Schicksal wollte meinen hohen Schmerz Durch niedres Unglück nicht entwürdigen. V e r b ü n d e t mit dem Tode w a r ich worden j Di« sonst 'empörton Wellen bahnten sich, Der Assassinen räuberische Horden, Selbst des Sirokko Gluth verschonten m i c h ; Z u f r i e d e n , meinen Himmel zu ermorden, Verwarf der T o d mein F l e h e n , u n d entwich



1GS



S o k a m ich e n d l i c h , nach vergcbncm Sehnen, Z u m heil'gen Grab, der Freistatt frommerThräncn,—• J e r u s a l e m erblick' i c h , und betrete Das L a n d , w o sich der Gnaden Meer ergoss; Pilatus I l a u s —

die b l u f g e Marteistätte,

W o des Gerechten Blut zur Erde nieder floss, U n d G o l g a t h a , w o in der Morgenröthe Der Gottheit uns ein ew'ger F r ü h l i n g spross: I n hoher Andacht betend hingesunken, Entflammt auch mich des reinen Lichtos Funken/ U n d als ich d'rauf g e w ü r d i g t w a r d zu schauen Das G r a b , die W i e g e aller l l i m m e l s w o n n e n ; Da überfiel mich schnell ein belüg Grauen, Die Erde schien vor meinem Blick zerronnen, Mein Herz begann in W t h m u t h aufzuthauen, I m Strahl der cw'gen L i e b e sich zu sonnen, U n d .von der W e l t und ihrem Schmerz geschieden, U m w e h t e mich der Gottheit milder Frieden Unmöglich ist e s , dass ich Euch erzähle, W e l c h grosses W u n d e r jetzt an mir geschah, Agnesens Bild entschwand aus meiner S e e l e ; Doch b a l d stand es Verklärter w i e d e r da. E s w a r , a l s - o b ich an des Grabes Hohle Den Heiland auf mich nieder schweben sah.



— Mir w a r , Um

169.



als m ü s s t ' i c h j e t z t die A u g e n s c h l i c s s e n ,

ganz in M o r g e n d ü f t e n zu

zerilicssen.

D a dämmert's mir, gleich Regenbogenschimmernj W i e Stromgebrans' und ferner

Chorgesang;

E s w a r , als o b sich aus d e r E r d e M e i n G e i s t zur G l o r i e

Trümmern

des H i m m e l s

schwang,

U n d d u r c h das S a u s e n , d u r c h das L i c h t g e f ü m m e r V e r n e h m l i c h m i r des H e i l a n d s W o r t „ D a s Kindiein L i e b e , „Sein

erklang:

lassl es zu m i r k o m m e n ;

L e b e n ist in m e i n e r B r u s t

entglommen!"

D a l i e b t ' ich w i e d e r m e i n e alten

Schmerzen,

G e s t ä r k t verliess ich d ' r a u f das h c i l ' g e M i t m e i n e r Agnes B i l d im f r o m m e n E r g r i f f ich w i e d e r u m

den

Grab;

Herzen^'

Pilgerstab,

I n Nacht u n d W ü s t e b l i c k t e n

holde

Kerzen,

Die S t e r n e , mild auf meinen Pfad herab. S o k o m m ' ich

e n d l i c h zu d e n

D i e b r ü d e r l i c h m i r eine F r e i s t a t t b i e t e n . PFOE'RTNERIN

—»

Thebaiten, —

tritt auf.

PFOEILTNERIN. D i e W a c h e b r i n g t den

T c m p e l m e i s t e r —r

AIBTISSIN. Gott! ( E i l t mit der Pförtnerin a b . )

170



ADALBERT.

O , meine Agnes! — AGNES

(ihm in die Arme fliegand. ) O , mein Adalbert!

A D A L B E R T

(sie glühend umarmend.)

Liebst d u mich n o c h ? ACNES.

Bist d u der meine w i e d e r ? ADALBERT.

O , w a r u m h a b ' ich Flügel nicht', 'mich froh I n alle Lüfte mit dir aufzuschwingen, U n d wonnevoll, dich an mein Herz gedrückt, Den Engeln zuzujauchzen: sie ist m e i n ! AGNE S .

O , w a r u m kann ich diese Körperhülle Tiicht von mir werfen — nicht in diesem Kuss Mit dir zusammenschmelzen — E i n e

Flamme

Mit d i r , an dem Altar der Gottheit g l ü h ' n !



P H I L I P P .

Besprecht Euch, meine K i n d e r ! —• Augenblicklich Kommt die Aebtissin wieder. A D A L B E R T.

I h r h a b t Refcht! —



171



(zu Agnes) W i r müssen flieh'n', nach wenig Stunden schon! U m Mitternacht bin ich im Klostcrhoie. Dies Pfcifchen wird dich rufen.

Ilör'st d u es,

Dann steigest d u an diesem Netz hcral> ; (er gibt ihr ein Stricknetz) An ihm erklimmen wir die niedre M a u e r ; Dort steli'n die Pferde schon gesattelt —

Morgens

Sind w i r in Sicherheit! AGNES.

W i e ! und mein E i d s c h w u r Die Gottverlobtc soll . . . ? — A c h , Adalbert! ADAI. BERT

(zu

— —

Philipp.)

K o m m t , lasst uns s t o b e n ! AGNES.

Adalbert! — w i r

flieh'n!

M O L A Y wird vo-n der Wache herein geführt. A E B T I S s I N (zu dem Hauptmann der Wache.) IVur hier herein! — u n d , wenn ich bitten darf, Mit meinem Bruder mich allein zu lassen —• Der Erzbischof hat es erlaubt.



H A U P T M A N N .

Wenn nur Kein Missbrauch . • •



172



AEBTISSIW.

W i s s t , ich bin Aebtissin ! H A U P T M A N N .

Wohl» (geht mit der Wache ab.) A I B T I S S I N (ZU Molay, der sich unterdessen gesetzt hat.) Kennst

du, mich

noch ?



M O L A Y .

Ich glaube

Kunigunde,

A E B T I S S I N .

Du glaubst? —

O Gott! M O L A Y .

D u bist das kleine Mädchen, Nicht w a h r ? — d a s mir — ich war nur K n a p p e noch U n d kam aus meiner ersten Schlacht zurück D a s kleine Mädchen, nicht? — S o sorglich w u s c h ?



das meine Wunden



A E B T I S S I N .

A c h ! so muss doch dies Herz Koch E i n m a l brechen! M O L A Y .

Die Akazie, W o wir als Kinder spielten —

ich Sanct Görg,

173



Und du die Magdalena — mich bedünkt, Ich seh' sie noch! — AiäBTiSSIN. Auch ich —

(mit einem Blick nach oben) O , diesen Kelch nur,

Gült! lass vorüber geh'n! — H Ö H T .

Du bist 'wohl gar Die Schwester .Kunigunde? — Liebe Schwester! O, Gott s e j Dank! — Hast du den guten Philipp/ Den sel'gen guten Philipp, nicht geseh'n? PHILIPP

(der bisher mit Adalbert in der Ent-

fernung gestanden hat, vor sich.) Ich hall's nicht aus — und kost' es auch mein L e b e n ! (zu Molav) Dein Philipp lebt — dein Philipp stirbt für dich! —Lebt wohl, Aebtissin! (eilt fort; Adalbert folgt ihm.} AEB'I

ISSIK.

"Was war das? M O I A

Y.

Mein

Philipp!

A E B T i s s i n (zu MMay.) Ermann« dich! —

Wie dieses Rathscl auch

Sich lösen möge —

uiisre Zeit hat Flügel ! M O L A

y.

E s war sein Geist, nicht w a h r ?



ABB Tis SIN.

Ermanne

dich!

MoUTi Und dil bist k e i n Geist — du bist wirklich meine Getreue Kunigunde ?



AEBTISSIN

(begeistert. J

Ja, ich bin's, Und von des Himmels lichten Höhen schau'n Die seligen Erzeuger auf uns nieder! Ist das ihr Abglanz ? —



öffnet sich vor mir

Der Zukunft Thor? — Sey standhaft, Bruder Jakob! IVlir fegt der iun're Geist: wir werden Beide Die zweite Morgensonne nicht mehr seh'n! M O L A

Y.

Ja, du bist meine Schwester —

o , auch mich

Ergreift des Himmels Klarheit, und es fallt mir Wie Schuppen jetzt vom Auge!



AEBTISSIN.

Eh'

wir

schtidtn,



175 • —

iBleibt uns ein Werk noch zu vollenden — Schlürfe Den letzten Tropfen Seligkeit,! AGNES

(vorsieh.)

Ich bebe! — A I B T I S S I N (Agnes zu ihm führend.) Umarme deine Tochter! MOIAY.

Tochter! — lebt sie? —> Wo

ist sie ?

wo ? —-

A C X I S (vor ihm hin stürzend, und knieend.seinen Hls umschlingend.) Sie liegt an deinem Herzen! — A I B T I S M S (mit aufgehob'nen gefalteten Händen , indem sie nach Beiden hinblickt.) Ich habe deine Herrlichkeit geseh'n; Jetzt, Herr, lass deine Magd in Frieden fahren! (Die Personen bleiben so gruppirt. Vorhang fällt.)

jDei



176

V I E R T E R

E R S T E (Augustiner-Kloster.



A C T .

S C E N E ; Vincents Zelle: zwei L i c h -

ter und eine Flasche auf dem Tische.) Es ist an demselben Tage gegen Mitternacht. P A T E R

V I N C E N T , C Y P R I A N

C A P E L L A N u s .

VINCENT. Ihr seyd unheilbar.

Geht nur!



CTIRIAN, Mutter

Gottes!

Ich that ja alles, was Ihr nur gewollt. VINCENT. Ja —

aber w i e ? — Der Erzbischof hat Recht.

Wie könnt' ich solchem Pinsel mich vertrauen!



177



CYPRIAN.

Hab' ifch den Noffo und den Montfaucoil Nicht frei gemacht? —

liab' ich vor dem Gerichte

Nicht alles treulich, wie Ihr mich's gelehrt, Gebeichtet? —

V o n dem Teufelskopf, vom Götzen

Mit den Karfunkclaugen — v o n

der Katze,

Die im Capitel sbll erschienen seyn, V o n dem Verspti'n des heil'gch Kreuzes *) — und Noch andern Gräueln, die ich nie geselm, Die zu behalten, hunderttnal zu sagen, Mir fast der Kopf zersj r u n j e n !



V I N C E N T.

Gott Mit Eurem Papagaigeschwatz! ~

verdamm'

Euch

W e r glaubt's?

Zumal aus Eurem Mund', w o alleä Mischmasch, U n d selbst die feinste List zur Dummheit w i r d ! CYPRIAN.

l e b wollt', ein Jeder wäre so zufrieden Mit denen G a b e n , die ihift Gott vcriich'n, Als ich. —

Auch kannten sonsten mich die Leute.'

Mein sel'ger Guardian pfiegt' oft zu sagen':

*)

Alles Beschuldigungen, die den Tempelherren

wirklich gemacht worden sind. Die

Kreuzesbrüden

12



178



jDas ist ein Homo, der! — fürwahr, der läast sich Zu viel gebrauchen! — J a , dass Gott erbarm! In diesen letzten argen Zeiten ist Es ja so schlimm, dass selbst die Brauchbarkeit Verbraucht lieisst! VINCENT.

Brauchbar? — J a , zu einem Klotzt; Deih man, an einen» rostigen Altar, Ein Chorhemd' umhängt, eine Fackel ihm In beide Fäuste druckt, und ein

Oremui

In's platte Hirn ihm bl'äu't — da seyd Ihr brauchbar! Allein zu einem Mönch, der jede Stunde Des Inner« Farben wechseln, jeden Wind Benutzen, jeden Blick erspäh'n, wenn's noth thut In jede Form sich giessen, und den Hauptzweck Doch niemals aus den Augen lassen muss: Zu einem solchen hat der Herrgott Euch In seinem Zorn geschaffen! CYPRIAN.

Das Verdienst VVird oft verkannt!



VINCENT.

Was habt Ihr denn verdient? Die Schellenkappe! — Wo sind die Beweise,



179



Auf die des Ördens Sturz sich gründen Sollte ? — Steint Ihr, mit plumpen Mährchen sey's gethan? — W o ist der Teufelskopf, den mitzubringen Ich Euch befohlen? CYPRIAN.

Gott bewahr' in Gnaden! Den grossen Kopf — er reicht bis an die Decke —• Den sollt' ich heimlich transportiren ? VISCINT;

Dummkopf! Blieb Euch kein andres Mittel? — Doch warum Mit Euch die Zeit verderben! — Seht Euch vor, Noch heute wird die letzte Sitzung seyn — Dass Ihr nicht wieder Unsinn schwatzet! —• CYPRIAN.

Gott Wird durch mich

sprechen! V I N C I N T.

J a , wie durch den Esel Des Bileam!

Im übrigen — erwartet

Vom Erzbischof nichts Gutes! — Wie es scheint, Weiss er den Mord des Glöckners Otto.



180



CYPRIAN.

Herr Gott Im

Himmel! —

Lieber Pater! Y INCENT.

's ist Euch tlecht! Wie konntet Ihr so dumm seyn ? — Diesem Tölpel, Der schon von selbst aus Furcht geschwiegen hätte, Ein. Tränkchcn einzugeben, das sogleich Mit allen offnen Zeichen der Vergiftung Ihn tödten musst'— und es ihm selbst zu reichen! —• Was lag an diesem Wicht? Vie könnt' Euch je Sein Zeugniss schaden?

I h r , ein Mönch!

ein

Priester! Und so ein plumper Mord! — Pfui, Ihr entehrt Die Weihe Simons! *) CYPRIAN.

Ach, du Lämmlein Gottes! Der Erzbischof wird doch wohl . . . NOFFO

V O N N O F F O D E I tritt auf in weltlicher Rittertraclit. 3ST p E F o (zu Vincent.) Griiss' Euch Gott!

* ) Die Priesterweih» in der katholischen KjicJie,

18J,



(zu C y p r i a n )

Bon soir, du Dickkopf! —• Endlich haben wir Den Vogel abgeschossen! VINCENT.

Wie? KOIPO,

Der junge Doetor, Der Poitou — des Meisters Sclioosskind — zeugt Jetzt selber gegen ihn — "VINCENT.

Nicht möglich! NOFFO.

Mittags —Ich hatt' im Schloss die Wache — gab der Konig Ihm Audienz — der Kanzler fuhrt' ihn ein} Port hat der Graf das Kästchen VINCENT..

Ha! NOFFO.

Ihr kennt ei Dem König. überreicht. — Die Audienz Währt' eine volle Stunde — Leichenblass Kam unstr Gräflcin aus des Königs Zimmern, Doch schon verziert tait einer Gnadenkette,



182



VINCENT.

Nun,

lind ?

— NOFFO .

Was gebt Ihr mir, wenn ich'« Euch sage ? VIKCISI.

Efun, lieher IJauptmann ? Norro. Wie der Käpimerer, Der an der Thür des Cabinets gehorcht, Mir* zugeraunt, so hat der junge Herr Die Augen mächtig aufgerissen, als Im Kästchen, statt der heil'gen Ordensregel, Die wir ihm weggemaust, ganz andre Sachen Gewesen sind*. — Erst hat er gravitätisch Mit Senti A d a l b e r t (bittend.) Vater!

Philipp. Fort, bei meinem Fluch! f o r t , oder deine Agnes ist verloren!

Adalbert. So Schütz' Euch Gott! (zu Agnes) Komm, Mädchen meiner Seetoj In Tod und Leben mein!



igo

ACNES

~

( i h n umfassend.)

In Tod und L e b e n ! (rtaoh dem Kloster gewendet) Verzeihung — Gott der Liebe — Kunigunde



Verzeihung! — Lebet wohll ADADIERT

(ZU P h i l i p p . )

L e b ' w o h l , leb' wohl!



Agnes steigt auf der Strickleiter über die Klostermauer, Adalbert ihr nach. PHILIPP

(allein,

ihnen über die Mauer

nachsehend.) Sie sind herunter — Humbert bringt die Pferde — Sie steigen a u f — D e r Gott der Unschuld leit'Euch!—« U n d jetzt zum Tempelthurni! — In der Verkleidung Kennt Niemand mich — Die Kinder sind gerettet, Nur Molay noch — ich will ihn glücklich seli'n, U n d , soll er sterben, m i t ihm üntergeh'n!



( geht nach der Klosterseite ab.) S T I M M E N (hinter der Büline.) Der Mörder katin nicht weit s e y n ! —

S e h t , was

schleicht Dort an der Mauer ? —

Steh!

P H I L I P P (gleichfalls hinter der Bühne.) D u siegest, Hölle!



i91

D R I T T E

— S C E N E .

(Grösser Gerichtssaal: hinten eine lange mit rothem Tuche beschlagene, und mit Lichtern besetzte Tafel , lim welche die Rathe sitzen ; vorn eine kleinere, und an derselbên zwei Prötouotarien.) CARDINAL-LEGAT RITTER

VON

PRAENESTE,

DÜ P L E S S I S,

iind weltliche R A E T H E

(um die Tafel sitzend),

P R O T O N Ô T À R I E N CARDINAL

mehrere geistliche X

PRÖMOTOR

Vorgrunde) i VON

AL^

B A N O (herein tretend. ) A I B A S O

Bon

soir,

(ZU

dem Cardinal Präneste. )

College, — Alle schon versammelt? DU

P I Ï S S I S .

Bif auf den Präses, allé. Â L B A N O (zur Seite des Cardinais Präneste am Tische Platz nehtaend. ) Noch nicht d a ?



Man darf auf ihn nicht warten — wenn wir Beide, Mein Bruder, der Legat, und ich, Promotor Des heil'gen Stuhls, hier sitzen. —

Pfonotar!

Wo iit das Protocoll der letzten Sitzung?



192

P R D S O T A R .

Befehlen E m i n e n z , es zu v e r l e s e n ? A L B A S O .

E i w a s ! verlesen! —* G e b t nur her ! — (zu den Rathen, nachdem er das Protoeoll durchgslaufen) Die SacheW i r d ennuyant -— die ew'gen

Sessionen

Bei N a c h t , und dann das abgesclynackte Zeug Die widrigen Formalien —



bei G o t t !

Wenn die fatalen Templer alle nur Verbrannt erst w ä r e n , oder losgesprochen



S e y ' s , w a s es sey — damit man schlafen k o n n t e ! —= Nicht w a h r ,

College? P R A E N E S XE . Schlafen soll man nur>

Wenn man gewacht h a t , wo m a n sollte. A H A S O .

So? W i e meint Ihr das ?





P n A E N E S T E (leise zu ihm.) Sie lächeln Alle —• geht Doch

keine

Blossen!



i 93



PRONOTAII. Der Herr Präsident! EHZSiSCHOF

VON SENS

(tritt auf.)

Erzbisciiof. E u r ' Eminenzen —

meine Herren R ä t h e !



Ich komm' heut spat; ein Vorfall, d e r , Gott Lob, Nicht von Bedeutung — hat mich aufgehalten. (setzt sich auf die Oberstelle an den Tisch.) ALBANO.

Ein Vorfall? EltZBISCHOF. Gegenstand der heut'gen Sitzung I s t , wie bekannt, das Endverhör und Urtheil Der Tempelherr'n. — Der Punkt, auf den es ankommt Ist oft schon Ventilirt, allein sa wichtig, Dass ich Eucli nochmals ihn bettieiklich machen, Und Eurer Prüfung ihn empfehlen muss.



E s gilt Verdammung oder Lössprechung Von einer Klasse Menschen, die der Kirche Zil nah* verwandt, als dass nicht beides sie, Ihr Laster und ihr S t u r z , verwunden sollte. Was Ihr daher beschliesst — erwäget wohl, Dass Mitleid nicht, noch Ansehn der Person, Nur strenger Eifer für das Recht E u c h leite.; Die

Kreuzesbrüder.

l3

194 D u

Das TJrtheil —



PLESSIS".

glaub' ich —• k a n n n i c h t schwierig seyn



D i e G r ä u e l der Beklagten sind zu schreiend, Zumal

da S e i n e Majestät der König . . . ERZBISCHOF

( i h m in's W o r t fallend.)

Als S i e zum C l i c f des R a t h e s m i c h

ernannt,

D e n W u n s c h e r k l ä r t , dasS Picclit gchandliabt w e r d e . PRAENESTE.

G e w i s s , n u r das kann unsers weisen

Königs

U n d unsre R i c h t s c h n u r s e y n , und j e d e A u f etwas anders w ä r e d o p f e i t

Rucksicht

stiafbar,

D a , w e n n die T e m p l e r w i r k l i c h sich Hier nur von Fre\ ein gegen unsre

vergangen,

Kirche

Die R e d ' i s t , und da diese heil'ge M u t l e r Nach dessen B e i s p i e l , dessen E i l d sie ist D e n S i i n d e r zuchtiget,

— —

doch nicht vertilgt.

S i e zu repräsentiren sind w i r

hier;

U n d w e n n — w ie billig — vor dein S p r u c h des R e c h t e s D i e S t i m m e der E m p f i n d u n g S o kirim, Die Frage,

sonst

verstummt,

im R e c h t s s t r e i t zwischen S o h n und Mutter, w i e es s c h e i n t , w o h l d i e n u r

seyn,

G e f ü h l und R e c h t im E i n k l a n g zu verbinden. Aus d e m

G e s i c h t s p u n k t w ü n s c h t der



heil'ge ^ ater



195

D i e S a c h e anzuseh'n —



I c h bin beauftragt,

D e n Herren dieses an das Herz zu legen. A I B A N O ,

Auch

ich



gewiss



mein

Oheim

wünscht

das!

E r ist jetzt and'res Sinnes PRA.ENESTE

Clemens



( i h n nnstossend, leise.) Herr C o l l e g e ! •—

ERZBISCIIOF.

Gewiss ist der Entschluss des heil'gen S o oft er sich auch ändern m a g ,

Vaters,

untrieglich;

I n d e s s , wie ich von seiner Billigkeit U n d diesen weisen Fürsten

unsrer

Kirche

(auf die Cardinale zeigend. ) Z u hoffen w a g e , werden sie dem

Rechte

Nicht durch ein Anselm vorzugreifen

wünschen,

D a s , so verehrlich es auch immer sey, Doch kcinesweg's die heiligen Statuten D e r Kirchenväter abrogiren

kann,

Die unsern U r t e i l s s p r u c h bestimmeri müssen. —* D o c h , es wird Z e i t , ans W e r k zu gehn — F i i r j e t z t Bedarf es n u r der Confrontation D e r Zeugen und Beklagten —

(zum Pronotar) F ü h r t sie vor 1



196

PROMO

— TAR.

Der Meister ist noch nicht erschienen. ERZBISCHOF.

T h u t nichts; Er

bleibt

zuletzt.

HER.tB6R.iv

N O F F O ,

CYPRIAN,

V L N -

C E N T , und andere Z E U G E S treten ein, dann unter Begleitung der Wache, G U I D O , C H A R L Ö T ,

und andere

G O T T F R I E D

P E L R I T T E R

und

T E M -

S E R V I E N T E N

(in

Ordenstracht, doch ohne Degen und mit Ketten geschlossen. )

Die vier erstgenannten, nebst den an-

dern Zeugen, treten auf die rechte Seite der Gerichtstafel ; die andern auf die linke« E R Z B I S C H O F

(ZU

den Herein getretenen Personen.)

Ihr wisst, warum Ihr hier s e y d : t)ie Punkte zu vernehmen, deren mafl Den Tempel - Orden von Jerusalem Beschuldiget. — E u c h , Z e u g e n , liegt 6s ob, Die Wahrheit nach Gewissen zu verkünden, U n d E u c h , Beklagte, steht es frei, geziemend E u c h zu vertlieid'geii. — Was Ihr sprecht, bfcdenkl,

"w-

i97

Dass Gott die Wahrheit sieht, den Frevel richtet! — Verles't die Punkte, Pronotar ! —ALB

ANO.

Doch nur So kurz als möglich! — PRONOTAR

(lesend.),

,,KUgeputikte, „ Die in E R Z BISCH Ç*.

Zur Sache! PHONOTA»

(lesend.)

„Erstens *): dass die Templer 3,An Gott nicht fest geglaubt, und jeden d'ium „Nur heimlich in den Orden aufgenommen; „Zum zwci'en: dass — wenn einer reeipirt^ „ Sie ihn sofort in eine dunkle Kammer „Gefyhret, wo er Gott, den Herrn, verläugnen, „ A u f s Kreuz bat treten und es anspei'n müssen,'* NOFFO.

£ium letzten hin ich selbst gezwungen worden. »

I

m

*) Diese Punkte waren die hauptsächlichsten, über welche die Tempelherren wirklich inquirirt wurden.



198

P R O NOT AR

— (lesend.)

„ Z u m dritten: dass ein falsches Götzenbild „ S i e angebetet, dass mit cin^r Haut „ Es überzogen und gcbalsamt, auch „ M i t Augen von Karfunkelstein verseli'n war; „Dass sie daran geglaubt und es für „Gehalten

Gott

haben." ALBANO.

G o t t , welche Blasphemie! Wenn's noch die Augen einer Schönen



CYPRIAN.

Ja, Karfunkelstein die Augen, und ein Bart V o n S i l b e r , zwanzig Schuh lang. ERZBISCHOF.

Schweigt! PRAENESTE.

Doch Zu

recessiren,

dass

sich

dies

Idol

Bis jetzt nicht vorgefunden. PRO

NOTAR.

Soll

gescheh'n.

(lesend.) » Z u m vierten: dass sie in Aegyptenland

bitt'

„ A m hcil'gen Ludewig Verrath geübt, )fc

Auch Akkon einst den Feinden überliefert;

„ D a s s , fünftens, sie mit gleicher Felonie „ D e m Soldan Babylons die Christen - Heere „ Verkaufet; d a s s , zum sfcchsten, sie den Schatz „ D e s Königs — welchen Gott erhalten möge!



„Ziuji Nachtheil unsers Herrn und auch des,Reichs „ Gemissbraucht; und dass, siebentens, sie sammtiieh, „ D e r Ketzerei ergeben, so gesündigt, „ Wie die Bewohner Sodoms und Gomorrha's." CYPRIAN.

J a , mit Verlaub, recht arge Ketzer waren's; Sif statuirten selbst den heiligen Dccembcr nicht! ( Alle R a t h e lachen. ) VINCENT

( h e i m l i c h zu C y p r i a n . )

S o haltet doch den M u n d ! P R O N O T AR

(lesend.)

„ D a s s , achtens, wenn ein Mitglied ihres Ordens „ Verstorben, sie zu Pulver es verbrannt, „ U n d seine Asche, statt des Herren Leib, „ D e n sie verachtet, aufgezehrt.

Zum neunten:

„ D a s s s i e , den schnöden Dienern Malioms gleich, „ M i t einem Gürtel sich begürtet haben,

200 „Mit



dem zuvor der Götzenkopf berührt,

„ U n d der ein Zeichen w a r , dass sie entbunden „ Sich vom Gesetz der Jieil'gen Jiirche wähnten; „ Z u m zehnten: dass kein Templer je ein Kind Getauft, poch ^us der heil'gen Tauf' gehoben.'', CBARLOT.

p a s müsst IJnp wissen, Cyprian 1 C

VPRIAH.

Bewahre! (5ie haben nie ein Kind zur heil'gen Taufe Gepräparirt. PRONOTAR

(lesend.)

„ Dass endlich, elftcns , sie, 3, Wenn irgendwo ein Templer sich vergangen « U n d d^s Gelübd' der Keuschheit übertreten, „ D a s aus sothaner E h ' erzeugte Kind „ L e b e n d i g an dem Spiess gebraten, und „ M i t seinem Fett ihjr Götzenbild gesalbtE R Z B I S C H o. F .

Genug!

— ( Zu den Zeugen.) Ihr b a b t jetzt noch einmal vernommen,

W a s Ihr schon sonslen vor uns ausgesagt.

201



K ö n n t I h r , im Angesichte der Beklagten, V o r Gott und u n s , als Wahrheit das bezeugeu7 N o r r o . W i r können e s , auf Pflicht und Ritterehrei HERIBERT

(seinen Handschuh hinwerfend.)

Hier liegt mein H a n d s c h u h ! — Ich erkläre l a u t ; —m Der Meister Molay und die Tempelritter Sind eine Schaar verworfner W i c h t e ! —» G U I D O .

Bube 1 ELZBISCHOF.

V o n beiden Theilen Mässigung! —

Vergesst nicht,

V o r w e m Ihr steht! —CYPRIAN.

Wenn E u ' r Hochwürden G n a d e n Mir gnädiglich verzeihen, piocht' ich eine G a n z kleine Bitte wagen



ERZBISCHOF,

Wclche? Redet! CYPRIAN



(auf seinen Ordensmantel zeigend,)

Mir dieses Sündenkleid hier auszuzieh'n, IJnd mich von meiner S c h u l d , dass ich so lange D e m T e u f e l , wenn auch ohne A r g , gedient —•» Mit Gunst zu absolviren.



202

GOTTFRIED



(hervortretend.)

Eben Ist

raein

das

Gesuch. ERZBISCHOF.

W i e heisst I h r ? GOTTFRIED,

Aufzuwarten, Gottfried

von

Salza. ERZBISCHOF.

V o n Geburt ? GOTTFRIED.

Ein

Deutscher.

ERZBISCHOF.

Ja —

ich entsinne m i c h ! —

(zu den Rathen) W i e e« mir sthcint,

W i r d dies Subject, als ganz unschädlich, w o h l Z u absolviren scyn. AI-ba^ o. O ja — So

sieht

er

unschädlich,

aus!

E R Z B t S C H O F (ZU G o t t f r i e d . )

Ihr seyd entlassen —

geht!

203 (sich den Mantel abreissend und

G Ö T T F R I E D

ihn hinwerfend.) Ö, tausend Dank ! — Da lieg, d u Teufelsmantel! — Nun kann ich doch 'mal wieder Hasen jagen, Und meine Bauern hetzen —• Deutschland lebe! — (geht ab.) E R Z B I S C H O F

(aufCyprian zeigend.)

Was diesen Mönch betrifft, so hat er zwar Die Sünden seines Ordens eingestanden; Doch ist er einer Mordthat angezöchtigt, Die Untersuchung heischt. — Man führ' ihn fort, Und sorge, dass er nicht entkomme! C Y P R I A N .

Gott! Hochwürden — mein geweih'tes Haupt! W A C H E .

— Nur

fort!

( Cyprian wird abgeführt.) E R Z B I S C H O F .

ITnd jetzt -— ein Wort mit Euch noch, Pater Vincent'. Es ist erwiesen, dass Ihr Euer Amt, Als Huter der Gefangenen, gemissbraucht; Auch sind noch Data gegen Euch vorhanden, D i e , wenn die Hälfte nur gegründet ist, Der Todcsstiaf' Euch überliefern müssen.



— 204 — JJis dieses ausgemittelt wird T - verhafte Ich Euch im Nahmen Seiner Majestät, Und werde unterdessen selbst die Aufsicht D e r arretirtep f empelberr'n verfügen. VlUPENT Die Herren werden —

(halb trotzig.)

h o f f ich — nicht vergessen,

Dass des Herrn Kanzlers Gnaden — E m

W F I T I I C H I K

R A T H .

J a , in Hinsicht Des Herrn Kanzlers, dächt' ich — ERZBISCHOF.

Diese Hinsicht -r» Selbst wenn sie noch bedeutend wäre — P e n L a u f des Rechts nicht hemmen

konnte



(iu Vincent.) Die Karthause Hat sphon B e f e h l , E u c h aufzunehmen —

geht!

( Vincent wird abgeführt.) ERZBISCHOF.

Die andern Zeugen können sich entfernen. (Heribert und No.ffo gehen nebst den andern Zeugen ab.) EKZSISCHOP

(ZU den

Templern.)

Ihr habt zum letzten Male nun vernommen,



205



Weshalb der Tempelorden angeklagt» Habt Ihr noch etwas zu ervt'iedern ? GUIDO.

Ja! ERZDISCHOi'. Jedoch vergösset nicht, dass trotzig LäugneU Die Schuld tiicht mindert, sondern grösser macht! PRAEKESTE.

Und dass dem Reuigen die Wiederkehr Zum Mutterarm der Kirche offen steht. GUIDO. Ich bin ein Rittersmann, und kann die Wahrheit, Wenn ich sie durch das Schwert nicht künden darf, Durch Phrasen nicht vergülden : aber treu Will ich ihr seyn im Leben und im Tode. ERZBISCHOF.

Seyd Ihr erwählt, das Wort zu führen? G U I D O .

Ja; Denn unser Aelteste, der Gross - Comthur Von Villars, liegt Seit diesem Mittag schön Im stärksten Fieber. PRABNESTE

(vor sich.}

Gott, ein neues Opfer!



206



Guido. Da er des Lebens Ende nahen fühlt, So hat er mich beauftragt, Euch zu bitten, I h m , was dem ¡Mörder selbst am Hochgericht Noch nie versagt w a r d , zu verstatten. E RZ BISCH Ol'. Was? Guido. Das Mahl des Herrn und auch die letzte Oelung. Erzbisciiof. Wer hat ihm das verweigert? Guido. Pater

Vincent,

Um, wie er sprach, den Sterbenden zu zwingen, Die Wahrheit zu gesteh'n. PrAENESTE. Entsetzlich! Erzbischof. Scheusal! —* (klingelt, und sagt zu dem Aufwärter, der augenblicklich herein tritt) Ein Priester soll sogleich im Tempelthurm Das Sacrament dem Gross - Comthur von Villars



207



U n d j e d e m der G e f a n g e n e n , der sonst noch E s zu gemessen wünschet> reichen. (Aufwärter geht ab.) G U I D O .

Dank

Euch!

E s schmachten dort noch V i e l e , denen lange Dies Heiligthum verweigert w u r d e . ERZBISCIIOP,

Schwer Soll den es treffen, der's E u c h Z u r Sache j e t z t !

vorenthielt!



G U I D O (vor sich, mit einem Blick nach oben.) V e r l e i h ' mir M ä s s i g u n g !



(laut) Ihr habt uns vorgelesen, wessen wir Bczüchtigt w o r d e n

Aber habt Ihr

E r w o g e n , wer es ist, der uns

auch

beschuldigt?

Hüllt nicht der T e u f e l selber seine L ü g e n In's schimmernde G e w a n d der

Wahrheit ein,

U n d w a n d e l t d ' r u m die L ü g e sich in W a h r h e i t ? —«' W e r sind die M ä m i c r , welche uns v e r k l a g e n ? S i n d es die Muster ritterlicher

Sitte?

Wie', oder sind es nicht V e r w o r f n e nur, D i e , angetrieben durch des Herzens

Tücke*



208



Durch Gold verblendet, durch die Furcht geschreckt, Uns ihrem teufclischen Endzweck opfern? Sind es nicht Sohne jenes Lügenvaters, t)ie, noch verworfner als der Erbfeind selbst. Sich nicht einmal bertiüh'ten, ihre Lugen Jn das Gewand der Wahrheit einzukleiden? Denn, was sie sagen, ist theils plurtip ersonnen, Theils abgeschmackt, und thöricht umgedreht. —* t n d diese Menschen zeugen gegen uns! Und diese Menschenrotte findet Glaubfen! Und diesem Mcnsehcnäuswurf könnt' es glücken, Den erstfcn ördeh in der Christenheit Iti siebenjälir'ge Kerkerschmach zu bringen, Und ach! — mehr als die Hälfte unsrer Brüder Den Flammen aufzuopferh! EK2BI3CIIOF.

Ihr vergesst Die Antwort auf die Klagepunkte. GUIDO.

Wohl! Vefzeihet mir, dass in der grossen Kunst, Kein Mensch zu seyn, ich nur ein Neuling bin! — Der erste Punkt war, wie ich mich entsinne, ti»ss

unser Orden nicht an Gott geglaubt.



209


t W ii d ht'is.'.eii Spiel, Und Treu' und Glanben — Lügen: Dann werden Viel' erliegen; Doch, eben durch's Gewühl Wird Klarheit herrlich siegen. —» Dann wird zumal, Vom Löivenlhal Ein Jüngling änserkohren, Zu suchen, was verloren: Die Wiege, wo in Qual Das Höchste ward geboren. ¿um Morgen dringt Der Held , lind bringt, Was selbst er nicht darf schauen* Es wird den Blöden grauen; Doch kalten Iirwalin zwingt Die Gluth und das Vertrauen*



240



E i n mystisch Band W i r d um ilen Rand D e r Ei-cle dann g f c h l n n o e n : Aus einem Stamm entsprungen W i r d olles sich verwandt



D u r c h Glauben F r i e d ' errungen. Bei Glorkenldatig .Und Chorgesang W i r d dann das neue Zeichen Dem alten Urbild weichen ; E s wird das Eis erweichen, D e r Mensch zi m Himmel reichen. I n vollen Strömen streichen D u r c h alle W e l t entlang D e r Liebesdrang I n Bild und T o n , in W o r t u n d in Gesang, I n Geist u n d T h a t , das Chaos auszubleichen. M o l a Y. W e l c h ein G e s a n g ! — Vom

w i e fernes Harfcnlispeln

D o n n e r uLcrtäubt! — GESTALT

(mit

W e r ltlirt' ihn

völlig

veränderter

dich? starker

Stimme.) D e r Marschall E u d o ! —

*)

*)

Man sehe den ersten T h e i l , Act V. Scene IV.

~

241

(tritt näher zu Molay,

so dass der noch immet

»chlafende Trdubadour sichtbar wird.)

MOLAY

(erstaunt.)

Eudo? —

w a s ist d a s l

(er erblickt den Troubadour, und springt mit Entsetzen vom Stuhl auf.) Jesus Maria! —

Gibt's der Sänger z w e i ?



G E S T ALT.

Entsetz' dich nicht! — W a s ich vor sieben Jahren Versprach, das hielt ich. —- Herrlich wirst du enden, W i e du begannst — D u lebtest nicht umsonst! W a s du g e b a u t , das bleibt, u n d —



dieser Thurm»

Ein dauernd Denkniahl deines Marterthums, W i r d durch ein dunkel furchtbar Strafgericht Der Kerker dessen, der zuletzt die Krone D e s recht - u n d p f l i c h t v e r g e s s e n Philipp trägt, U n d d e s s e n , d e r , aus gleichem Stamm'entsprossen, I n d e m G e w ä n d e deines reinen Bundes D i e blutbefleckten Tigerklauen birgt.



(es schlägt Ein Uhr vom Tempelthurm.) Doch h o r c h ! die S t u n d e schlägt, die v o n der Last D e s angenomm'nen Körpers m i c h befreit.

Die Areuzesbrüdcr.

16





242



Gedenke m e i n , wenn morgen dich die Sonne Zum ersten und zum letzten Mal bescheint! I h r erster Strahl gibt dir des Lichtes I h r letzter einigt dich mit ihm. — ( Die Gestalt verschwindet. auf die Knie«.

Schimmer;

L e b wohl ! Molay sinkt beteftd

Der Vorhang fallt.]



243



F U E N F T E R

E R S T E

A C T .

SCENE.

In eben der Nacht gegen das Ende derselben, ( I n n e r e V o r l a l l e der T h a l s h o h l e ,

in einem Felsen

unter d e m Carmeliter - Kloster zu Paris. der Mitte des Hintergrundes die

In

kolossalische

Statue einer liegenden S p h i n x ; an beiden l e i ten derselben eiserne Pforten, die zu besondern A b t e i l u n g e n des T h a i e s f u h r e n .

Im Vorder-

g r u n d e , auf einer kleinen E i h o h u n g , eine L o tosblume und ein Piosenstock.

Die Sccne w irci

d u r c h die F l a m m e eines kleinen \ or dc'r S p h i n r stehenden

Griechischen Altares e r h e l l e t ,

auf

w e l c h c m drei Reiche stehen.) D E B . A L T E VOM C A R M E L (nls Einsiedler g e kleidet, mit einem langen, ihm his zum Gurts! her-

244



Vnter hangenden Earte.) L l N C O U R i

A D A M

VON

V A -

( i n Carmcliter - Tracht.)

( D i e Pforte zur rechten Hand eröffnet sich,

und

man erblickt in der dadurch entstehenden Oeff» nung den Alten vom Carmel sitzend,

und in

•iütm grossen Buche lesend.) A.LTER

VOM; C A R M E I

(nach einer Pause,

in

einem starken , doch monotonen Tone») Bereitet d i e W i e g e d e s

Lebens,

I h r B r ü d e r , b e r e i t e t da$

Grab!

( D i e Pforte schliesst sich wieder und verbirgt i h n . ) VERBORGENE I I S

STIMMEN

T H A L E S

DER

ALTEM

( i n einem gesanga'hnlichen, hohlen Ton«.)

A l l e s ist z u m S e y n

erkohrcn,

Alles w i l d durch T o d

geboren,

U n d kein S a a t k o r n g e h t

verloren.

( M a n hört während dieser und der das

Schaufeln der an ihren

Thaiesbrüder, hinter der Biihne. — V i t i s c o j j i

folgenden

Gräbern

Seen»

arbeitende»

ADAM

TOI

tritt aus der Pforte l i n i e r Hand,

die er eif«n lässt.

In der dadurch entstehendes



245

Öeffnung zeigen sich P H

— 11

rpp und

AD AR.BEST

in Pilgertracht, auch AGNES, sa'mmlUch schlafend.) ADAM (mit Rührung auf die Gruppe bückend.) So schliiiinneft s a n f t — d e r m a l e r mit den Kindern-— U n d Gott schcrik' Euch das Licht ! — (es ertönen drei Glockenschlä'ge) Ein Grabesbruder ? —• J)er E r z B I S C H O F

V O N S E N S tritt vermummt

ht/rein , und sinkt vor Adam auf die Kniee.) ADAM

(ZU d e m

Erzbischof.)

i?cy mir geyriisset, Blutiger! steh a u f ! VERBPHGESJ;

STIMMEN..

W e r d u i c h Blut und Nacht geschwommen! Jst den Aengsten bald entnommen. Blutiger, sey uns willkommen ! E

Ii

z

BISCHOF

(der unterdessen aufgestanden ist.)

Jcli dank' E u c h in dem heil'gen Zeichen. A D A M .

Bringst du Uns K u n d e aus der W e l t ? ERZBISCHOF.

t)er Sohn des Staubes Hat seine erste Probe nicht b e s t a n d e n ;



246



Der AnMick Anjou's iibcvwäiayf ihn. Auch ich war tief erschüttert; hätte nicht Das Hiü'ge mich gestiiikt — ich war" ei legen! Ajja M, Du bist des T l i a \ s Sohn — du sinkest nicht! V Ü K ÜORG r u c

STIMMEN-.

Wer das h e i l t e Wort gefunden, Ist deni Blute'schon entschwunden, Wird vom Staub nicht überwunden.' AD

AM.

E r will bekennen ? ERZBISCIIOF.

J a , noch- diesen Morgen Verkündet er dem Volk . . . A D A M .

E r wird CS nicht — E r wird

erleuchtet

werden!

ERZBISCHOF.

Unuinstösslich Ist also . . . ? ADA

M.

Dass des I h a l c s Kind versinke^ Und aus dem morschcn Tempel aufcrblüli' Ein Lebensbaum im ew'gcn Ilain des Lammes.



247



VERBORGENE

STIMMEN.

Formen werden und verwehen, Lei cn muss Verwesung sehen, Und der Strahl zum Urquell gehen. ERZBISCHOF.

Ich ehre Euren weisen RathschlusS. —

(zu Adam)

Hast du Noch sonst was zu gebieten? A D A M .

Wenn

der

Blinde

I)ie letzte Prob' erfüllet, fuhr' ihn her, Dass er \erwandelt werde! JERZBISCHOF.

Und sein Bruder ? ADAM

(auf die Schlafenden zeigend.).

Dort schlummert er bei seinen Kindern. V E R B O R G E N F.

STIMMEN.

Liebe decket hoher Glaube, Lässt der Welt sie nicht zum Rauhe, Rettet sie %om Erdenstaube, ( X)ie linke Pforte schliesst sieb, so dass die dahinter Schlafenden, Philipp, Adalbert und Agnes, verdeckt werden.)



248

E a z



BISCHOF,

Haben Die Starken sie erhascht ? A D A M .

Wann fehlten sie? E E Z B I S C ^ O F ,

Ihr

opfert

Anjou ? A D A M .

Noch ist cr's nicht werth —• Ihn musg die Unschuld zu Thcbais lautern, E R Z B I S C Ü O I ,

U n d Robert d'Ortdin ? A D A M .

Wird hergebracht Und vor dem Sohn des Stauhes aufgenommen« Wenn der geopfert, dann LcmCtst du Den jungen Schotten und die sechs E r w ä h l t « ! , Und sendest mit dem E\ängelium Der Morgenrothe sie zu den Iiebriden. VERBORGENE

S T I M M E H .

In dem Morgen ward's begonnen, Und in Mitternacht ersonnen, Gluth und Azur hat's gewonnen. ( Die Glocke schlagt dreimal.)

— Entferne dich! —

249



die Glocke kündet mir

Per Starken Ankunft schon. — Z e u c h hin in Frieden! ( Der Erzbischof geht ab.) ADAM

VON V \ L I N C 0 U K T ,

ein vom Kopfe

bis zum Fusse hellblau G E W A P P N E T E R

mit

zugezogenem Visir, ein Schwert und eine Lanze- iu der Hand haltend;

dann Z W E I

ff A P T N E T E ,

welche R. O B E R T

eben so G E — D'HE-

11 E t) O N , deui die Augen verbunden sind, gewaltsam auf die Buhne fuhren,

( R o b e r t ist nicht in' Or-

denskleidung, sondern geharnischt.) AHAM (ZU dem ersten Gewappneten,) Ihr bringt den blindgebornen

Schotten?

GEWAPPNETER. Ja. ADAM. Fuhrt

ihn

herein !

ROBERT

(sich gegen die Gewappneten,

die ihn

herein fuhren , mit Heftigkeit sträubend.) Ihr wollt mich todten, Morder? Versucht es nicht — denn furchtbar w i l d mein T o d Gerächt sonst werden ! — A D A M (ZU den Gewappneten.) Nehmt die Bind' ihm a b !

— ROBERT

250

(nachdem



die

Gewappneten- ihm (Tie

Binde abgenommen haben, wild umher bückend,) Wo

bin ich ? A D .v J I . R e i c h e t i h m d e n K c i c h der S t a r k e !



( E i n Gewappneter bietet Roberten einen Becher.) ROBERT.

Ha,

Gift! ADAM. I c h trinke dir ihn z u !



(trinkt aus demselben Becher, und reicht ihn dann dein Robert^) RpBEBT. Es sev!



(trinkt gleichfalls, dann sagt er zu Adam) Wer

bist

du,

Greis?



Ha,

w e l c h c G l u t h ! —»

w i e ist m i r !



W i e neu g e b o r e n —

frischer L c L c n s n t h c m

Durchzuckt m i c h ! —

H a u c h ' ich H i m m c l s d u f l e ? — A D A M ,

Setz dich! V e r b o r g e n e

STIMMEN.

W e n n der S t a u b d a s L i c h t

errungen,



251



Schwebet er in Dämmerungen, Bis ihn hohe Gluth

durchdrungen.

ROBERT.

Gesang! — W o bin ich denn ?



A H A M .

Was

willst

du

h

ROBERT.

Das frag' ich dich und deine Raubgtnossen, Die mich auf offner Strasse überi'dllcn. A D A M .

W a s willst du in Paris ?



ROBERT.

W e r gab das R e c h t dii Mich zu befragen? An

am.

D.cr,,so mehr als d u ! ROBERT.

\ielleicht ein Henker des gekrönten B u b e n ! —O , hatten deine Spiessgesellen nicht Mir sorglich jedes Stück Metall geraubt, Jcli wollte mir den Weg aus dieser Gruft Durch eure Herzen bahnen — VERBORGENE

ihr V e r l ä t h e r !

SJT I M M E K .

Irdisches musst du verlieren,



252

U n d des Wassers Sehnsucht spüren, W i l l s t im Azur d a regieren. A D A M ,

Hier hast du Schwert und Lanze



(er nimmt dem ersten Gewappneten das Schwort und die L a m e ah, ten.

und reicht beiV s Huber-

Dann zu den Gewappneten gewendet) Zieh* in . F r i e d e n . ( D i e Gewappneten gehen ab.) A H A M (ZU R o b e r t )

I c h bin allein — ein G i e i s und w e h i l o s — ROBERT

handiel

(ihn erstaunt anblickend.)

Durch welche Allmacht rührst d u ,

Wundergreis,

Mein Innerstes, wie keiner j e es r ü h r t e ?



A D A M .

Das thut ein Höherer als ich, R O B E R T .

Gelähmt Kin ich durch deinen Blick. — Q , sag m i r , faagl i h r , die I h r

Alter!

bedeutungsvoll, wie Geister

D e r Vorzeit mich umrauscht



Ton

: was mir?

wollet

Il»r

253 A

D A

jl.

Hast dii mit klarer Seele, was d u willst, G e p r ü f t , so weihst du a u c h , was Andre wollen.. VERBORGENE

S T I M M E N .

W e n n d u willst die AVeit ergründen K u r in d i r kannst d u sie



finden;

Doch wer seh'n w i l l , niuss erblinden. ROBERT.

I c h darf mich dessen, was ich w i l l , nicht schämen. U n d wärst d u , Greis, mit deiner Htil'genmiene, Des Buben Philipps Helfershelfer auch, I c h wollte d i r , ich wollte deinem König In's Antlitz sagen: — j a , ich bin gekommen, U m meinen Vater Molay. den Gerechten, Aus des Tyrannen Klauen zu befrci'n. — An Schottlands G l ä n z e , wo seit sieben J a h r e n I c h , gänzlich abgeschieden von der Welt, N u r der Natur und meinen Ptlichtcn lebte, — E r f u h r ich kürzlich erst — zu spät vielleicht! —• Welch grässliclies Geschick dem Heidtnorden, U n d a c h ! dem edelsten der Menschtn

drohe:

I h m , der mir mehr noch als das Leben g a b !



Hat dich der Frost des Alters, hat die Bosheit Noch nicht dum Herz versteint, so denke s e l b s t



254

W a s Ich e m p f a n d , u n d w a s . . . i c h flog zu Schiffe, Knm nach P a r i s , u n d — w a r u m soll Ith l ü g e n ! I c h w o l l t e diese ]\"a< h t noch z u m



Pallast

D e s königlichen H e r k e r s — diese Nacl.t n o c h W o l l t ' ich ihn n i o i d e n , ui:d fiir m e i n e n

Vatei-,

W e n « ihn des Königs T o d g e r e t t e t , s t e r b e n . D a t r a f e n deine K n e c h t e m i c h —

am



Abhang

V o n einem Hiigel — d e i n e K n e c h t e , h ö r s t d u ' s ? — Sit t i a f u i m i c h — w i e G o t t e s Elitz — w i e niemals — Sie t r a f e n so m i c h —

an d e s Hügels A b h a n g

I c h k ä m p f t e so w i e n i e — Sil- i i b e i m a n n t e n —

allein Vergehens

— —

d e i n e - K n e c h t e , sag' ich



Sic L a n d e n m i c h " - s i e w a r f e n m i c h — w a s sagt' i c h ? Sie w a r f e n m i c h in's W a s s e r i— E n d l i c h k a m ich



J a •— ein gewall'ger K a m p f — ich 'hmss i h n r e t t e n ! — W i e Wird m i r ! — E u e r T r a n k h a t m i c h b e r a u s c h t —Mir s c h w i n d e l t ! (er h a t , während der letzten Reden, immer starker getaumelt und sinkt jetzt ermattet auf einen Sitz.) A D A M ( i h m einen andern Becher, den er vom Altare n i m m t , reichend.) N i m m d e n Kelch d e r S c h ö n h e i t , V E R B O R G E N E

Schüler!

S T I M M E N .

Gluth wird Licht, und Kampf wird Frieden *,



.255

Dass du nimmer kannst ermüden, Strahlt dir Rosenglanz aus Süden. ROBERT

(nachdem er getrunken, sehr ermattet Und sich nur langsam erholend.)

W o bin i c h , Alter ? — gib mir deine R e c h t e ! Nicht wahr —



du bist mein Freund ? —^

A D A M (ihm die Hartti reichend.) Dein

Todesbrüder.

ROBERT.

Ich bin von einem schweren Traum erwacht W i e Stehet es mit M o l a y ?





A D A M .

Wie

mit

dir.

ROBERT.

Ich war berauscht — so diiucht mir — u n d im Taumel Hab' ich vielleicht erzählt

. . .

A D A M .

W a s wir schon wussten. ROBERT.

D u liebst ihn a u c h , den armen, edlen M o l a y ? A d a M. W i r Beide sind aus Einem Quell geflossen Z u £i«em Borne kehren w i r zurück.



256



ROBERT.

Mir Vird so weh und wolil! — H a ! täusch' ich mich ? Y\JE — oder glänzt der Rostnsihimmer wiiklich Von deinem Antlitz — Stli' ich r e c h t ? — Was ist mir? Vor einem Augenblick Warst du ein Greis noch Und jetzt stehst d u , ein Jüngling, neben m i r ! — VBRBORCESE

STIMMEN.

Uebe Kunst mit reinen Sinnen, Dann wirst du die Kraft gewinnen} Um in Schönheit zu zerrinnen ! ROBERT

(begeistert ,

mit

Entzücken

aufspringend.) Bin ich zur Unterwelt entrückt? —» ich höre Die tiefen Wasser rauschen — Winde biausen Der Sphärenklang der ewigen Gestirne Tönt in mein trunknes O h r , und brennend gluhn^ Wie bunte Sterne, Blumen um mich her! — Ist das ein Hain? — sind di Und was ich jetzt will« A N AM»

Und w a s Wolltest du ? ft.O B EBT, Die ew'ge Regel hoher Sittlichkeit Dem lodernden Otfühl zum Opfer b r i n g e n : Den Meiste i retten durch ein Bubenstück, Di» Kreuzesbrüder.

1J

Adam. Was

willst

da

jctit? Robert. Dem Lauf des ew'gen Rechtes

Vermessen nicht in seine Räder greifen: Den Meister ehren lind ihn sterben lassenViniiORCEN'E

STIMMEN,.

B r u d e r , d u enteilst dem Staube. Dass d u dir picht bleibst zum Raube, W a r d dir Hoffnung, Lieb' und Glaube, Adam. Du hast das Chaos der Natur verstanden; W i r ehren d i c h , und halten dich f ü r wertb, Auch ihre Harmonie zu schauen. ROBERT.

Ihf Sollt mich nichts lehren

selber will ich es

Aus mir entspinnen, oder ewig darben. A i i n , D u machst mir Freude — denn dein guter Geist Hat dir schon olfenhart, worauf es ankommt.



Komm her, mein Solin und Bruder — sag' mir oiTeu, W o glaubst d u d i c h ?

~ .253 — RODERT.

I n eine Räuber-hohle G l a u b t ' ich im A n f a n g m i c h v e r s e t z t , doch nun Hielt' ich fur G a u k l e r E u c h , w e n n m i r mein Herz —< F ü r Geister höh'rer A r t , w e n n mein V e r s t a n d m i r Deii

Wahn

erlaubte. A D A M .

D e i n e Z w e i f e l sind Gcrecht —

D o c h , dass w i r nichl hetriegen wolleti,

W i r d dich die F o l g e lehren.



W i e d u j sind w i r , v o m E l e m e n t N u r , dass w i r jene e w i g e

Staubgenossen, erzeugt.

VerLindung

D e r ersten Stoffe m i t dein Geist

vcrsteh'n,

Dass w i r das E l e m e n t z u seinem

TJrstoiF

Veredeln

können —

scheidet u n s u n d dich. —
— der am stärksten W e n n m a n ihn uns e n t r e i s s t ? R o

schmerzt,



BERT.

A m stärksten schmerzt es, W e n n man den

G l a u b e n an das

D e m Menschen r a u b t —

Gottliehe

A u c h m i r ward er entrissen,

U n d t i e f empfind 1 ich's ! A DAM. Wir Was

dir d e r G l a u b e an dein

begegnen u n s ! Ideal,

Das ist dem V o l k sein Heiland

und sein

Fetisch.

Man kann i h m alles n e h m e n , n u r nicht das, A m w e n i g s t e n , w e n n man's i h m nicht Man s o ' l l es i h m n i c h t n e h m e n ; A n etwas H o h e s ,

etwas

vergütet.

denn d e r

Göttliches,

Glauhe

Ist ja der edelste Krystall der Schöpfung. —• W i e die Natur im Pliantasicenspiel, Uebt sich der Geist in regellosen

Launen;

Doch immer bleibt's K r y s t a l l : in welchen Forme» E r anschiesst, das ist einerlei —

und besser,

Der Formen abenteuerlichste dulden, Als den Krystall gestaltend zu zerbröckeln, ROBERT.

U n d alles dieses führt . . . ?



A D A M .

Dich

auf

den

Grund,

W a r u m w i r jedes V o l k e s G l a u b e n ehren 5 W a r u m w i r Klosterbrüder h i e r , am Ganges Eraminen s i n d ; w a r u m w i r diesen Tropfen, D e r , selbst getrübt, den Urquell Nur zu verklären suchen, nicht Und —

widerspiegelt, verwischen;

da der Mensch es einmal nicht vermag,

Die Gottheit ohne Mittler anzuschauen



W a r u m w i r , durch Messias und Prometheus, Durch H o r u s , W i s c h n u , E r o s , T h o r und Christus, Dem staubbedeckten Geiste Flügel lieh'n. U m sich zu seinem Urquell aufzuschwingen.

—>

283



I I o b e r t .

D u s c h w ä r m s t erträglich ;

d o c h i c h hin's nun satt.

W o z u das alles m i r ? - r A d a m .

Zu

dem

Beweise,

Dass E u r e T e m p l e r , die d e m Neuling Des angeerbten

Glaubens Trost

N i e h l nur das ihnen

tntrissen,

an Virtraute

Werk,

Z u w e l c h e m sie v o n uns b e r u f e n Dass sie die R e g e l der N a t u r ,

schon

waren,

die %vcise

D e r Kriiiie e w ' g e F o r m e n e h r t ,

verletzten;

Dass sie an G o t t , Natur u n d uns g e s ü n d i g t .



TJnd halten sie f ü r d a s , w a s sie zerrissen, Noch etwas neu geschaffen! R Ü ß E II T .

A l t e r Mann, D u kennst den O r d e n n i c h t , d e n d u so l ä s t e r s t ! G e b i l d e t w a r in unserm

Geiste

D a s P r a c h l g t b ä t i des allgemeinen

schon Willens.

N u r w e n i g J a h r e n o c h , und a u f den Der Despoticen

Trümmern

hälfen w i r ' s erschaffen, A d a m .

D u selber weisst noclit n i c h t , w a s schaffen h e i s s t ! W e n n d u m i r m e i n e n Ltcincnmantcl n i m m s t ,



284



TJnd mich in ein Gewand von Sammet kleidest —•» Hast du mich umgesohatFen?



RosrnT. Du

verwirrst

mich.

Adam. Sind jene Politik und jene Formen, In die, wie ein Chamäleon, die W e l t Sich heute so, und morgen anders kleidet —> Sind sie der K ein von uusrer W e s e n h e i t ? —> W i e ! oder sind sie nicht die Hülle bloss, D i e , mag sie l i i c h t i r oder schwerer stwn, Den Körper selber uicht verändern kann ? —• J\4um der Despot die inn'rt: Kraft,

dein Selbst,

Das dich zum AI glänz Gottes m a c h t , dir tauben?L u d kann der Freist iat dir den Strahl von oben —— Das Einzige, warum du da bist —

geben?

ROBERT.

Und soll der Zirkel der Geweihten . . . A.DAM. Schneidern, Wenn er erschaffen k a n n ? •— Zerfetzte Lumpen I n das zerriss : ne Kleid der Menschheit flicken, Wenn er in sich Beruf und Kräfte fühlt, Sie zu veegöttlichen? —

S a g , soll er d a s ?





285



Und darf im Anlauf zu d

Auch Prior Guido, dem sie diese Nacht Die Knochen ausgeschraubt. J. K A r, M

M F. R F. R .

Ein wackrer Herr! AELT.

KifMMiriJR.

Bewahr' dein Maul! J.

K A I M M E B E R .

Ei nun! wer hört es denn! Die dorten

hangen, (auf die königtichrn AhnenblWer zeigend.) können mich nicht Hessen;

Penn solche Thicre fressen nur so lange, AU sie nicht selbst gefressen werden. AE.LT,

KAEMMÜREXI.

Bursche, Man hört dir's a n , dass du ein Neuling bist —• Nimm dich in Acht, und lass das närrsche Grübeln! — Nur Eins ist noth — das ist das Brot — nur Einer Hat Rcclit — der Stock, so lung' er prügeln kann. Verzehr' dein Brot, nimm , was du kriegen kannst. Was ausser d i r , ist Backbaus oder Stock; Was in dir — Magen, und das Mittelding, Das dich mit dem, was ausser dir., verbindet Und das, was in d i r , deckt — das ist der Rücken.

- -

3dl



W e n n dieser hrcit ist, jener gut verHaut, So bist du ein gemachter M a n n ; das Grubeiii Macht dich zum ausgemachten — Lass es bleiben! J. K

A

E Ai M i : J1 E R .

Ich danke für dein giildiies A. B

C.,

Das d u mit Wanst und Schultern selbst bewährst, Ar.

LT.

K A I M M E R F. N .

Nicht ich allein -— sieh n u r den Noffo an • Der war einst T e m j e j h e r r ,

und ist jetzt Ilauptmaüjl;

Bloss, weil er auf den Rücken sich verstand. J.

KilMMiBH.

Man hört es gleich — dein Lehrer w a r dei" Kanzler/ AtLT.

K A E M M F. II E TT .

Hol' ihn der H e n k e r ! der hat ausgekanzlert! —• J.

KA

E 3T M N H F. R .

Liegt Cr denn sehr gefülnllch? AELT.

KAElViMEREfii Eine W u n d e

Ganz n a h ' am H e r z e n , und drei Zoll wohl tief> Ein Stücker vier Gedärme mitgerissen, Heisst gut k u r i r t ! — D i r Kerl musS wie ein Satan Gestosseu h a b e n ! J.

KXEMMItH.

G u t , dass man ihn h a t !

— AELT.

Vielleicht

auch

302



KAEMMERER.

nicht

gut!

Doch,

mert's J.

was

küm-

uns!

KAEMMERER.

O b auch mit diesem guten Stoss der Kanzler Iiii Ernste w o h l gemeint w a r ? AELT.

KAEMMERER.

Was weiss ich! —• Trifft mancher eine Maus, und meint die Kalzc. J.

KAEMMERER.

J i m ! sonderbar! — U n d was hat wohl den Kanzler U n d jemand Anders bei so später Nachtzeit i u m Garten h i n g e f ü h r t ? AELT.

KAEMMERER.

F r e u n d , ich verzweifle, l)ass d u bei Ilofe Glück machst — F ä h r t mit der T h ü r in's Haus —

Dein Talent d u kannst nichi

fragen. J.

tJnd

also ?

KAEMMERE«.

— AELT.

KAEMMERER.

Also geh' icli dir die L e h r e : W e n n d u dem Löwen dich als Knecht verdingst Ü ü d to.it i h m auf die Jagd gehst — tausche nicht



303



Die Esclshaut mit seinen Löwenmähnen, Dass nicht im Irithurn dich der Tiger packe. j.

KAIMMERBII.

Wohl i ic h verstehe ! NOFlFO

V O N

A M .

tritt auf.

N O F F O D E I KAEMMERER.

Ah! wie geht es, Hauptmann? Sind sié schon

dort ? ÍÍOFFO.

Habt Ihr nicht läuten hören? —' Yor einer Stunde zogen sie. J.

KAEMMERER.

Die Herren Yon der Kapuze sind wohl auch dort? N o r f o. Freilich j Der

alté

und

der

junge

Cardinal,

Der windige Promotor — AEÍT.

KAEMMERER.

Ah ! vcrmuthlich Inl Nahmen seines heil'gen Ohms — das Volk Zu

haranguiren. J.

KAEMMERER.

Aber sonderbar,



304



Dass diese SrCne zwischen Licht u n d DUhkel Gegeben

wird. AELT,

K A E M M S B I K .

Die ganze Sache spielt J a zwischen Licht und Dünkel — Hauptmann, nicht? NOFFO.

I h r seyd ein Schalk — d o c h — lasst deh Beitel fahren, ' S ist m i r fatal — Die K n i e sollten prasseln, U n d widerrufen 1— W a s sö schön begann, ßcliliesst wie eih schales Mährleih n u n . — Genuq ! Ich weiss ganz andre Neuigkeiten. AELT.

K A E M M E R E R .

Ei! J . K

AE M

31 E tl E

R .

tJm's Himmels w i l l e n , sagt sie! NOFFO.

Nun Des

Kanzlers

ist

AELT.

—> der

Mörder

entwischt! KAEMAIEHER.

H a , meine Almdung! NOFFO.

Der Erzhischof, dem man ihn anvertraut, W i l d ' a u s z u l a d e n haben.



305

AEIT.

KAEMMERER.

D e r ? — Dort sitzt (nach des Kölligs Catunet zeig Seit einer Viertelstunde schon — ich wette, E r wickelt sich heraus. Pío

FFO .

Und ausserdem S i n d , kaum vor einer halben Seigerstunde, Des Herren Seneschalls von Poitou Gestrenge Herrlichkeit liier einpassirt. AELT.

KAEMMERER.

Der alte Poitou? J.

KAEMMERER.

Yermullilich wohl, U m seines Sohnes Hochzeit beizuwohnen? N OFF O.

Ich zweifle, dass ihm dieser Tanz gelüstet"; Auch bringt er zu viel Gäste mit. AELT.

KAEMMERER.

Wie so ? NOFFO.

Ich sah' ihn', wohlbewehrct, an der Spitze Yon tausend gut berittnen W a p p n e r n , eben In's Thor zieh'n. Die Kreuzesbrüder.

so

306



A l L T . K A>p M ME U F. R . Tausend W a j p n c r ? —

G e h t , Ihr l ü g t !

U OFFO . I c h w o l l t e , dass ich löge —

D o c h der A l l e

K o m m t nicht v t i g e l i e n s -— E r ist Molav's . F r e u n d ; TJnd trü^t mich alles nicht —

der alte Degen

W i r d jetzt erzwingen w o l l c l i , w a s der P a p s t Umspnst gebettelt hat: Ar.LT.

KAEMIIEME. D a n n , F r e u n d , packt ein! Korio.

Noch nicht so b a l d ! —

I c h b a u ' a u f diese Stunde, 1

A u f eines Pfaffen L i s t , auf G u i d o ' s L ä h m u n g , U n d dann auf Molay's Hera, das i m m e r noch Mit seinem K o p f e

durchgeht.

AELT.

KAEMIIERER. S t i l l ! der K ö n i g !

DER

KONIG»

DER

aus dem C'abinette.

ERZBISCIIOF

treten

Die Uebri^en ziehen sich ehrer-

bietig nach dem Hintergrunde der Bühne zurück. KÖNIG. Koch keine Zeitung vom AEIT.

Schafotte?

KAJEMMERER* Nein.

307 König; G e h t , N o f j b d e i , und holt mir Nachricht! (mit' einem Blick auf die Kämmerer) Fort! ( N o f f o und beide Kämmerer gehen ab.) K i i S I C (sich in einen Sessel werfend.) Mir ist nicht vsolil, Freund

Erzbischof!

ErzbxscIIOF. Natürlich



D e r ' S c h r e c k von dieser Wacht! K O KI

Cr

O E s ehrlich zu gestehn —

i. nein,

das

nicht!

ich solhc fioii seyn,

Dass dieses öffentliche Schtildhi kenjutiiiss Der-'Ordens - Ohorn Vor der W e l t mich reinigt/ Doch dass ich diesen Pöbcl^ünslHng

Guido,

t l n d jenes Haupt der Frdhcitsschv ä r m e r —

Molay,

Dass i c h , wenn sie gestehen, sie bcgnad'gcn, Sie schonen muss, die ich verlilycn

konnte,

Die so verbfisst mir sind, und die ich dennoch . . . Ja, dennoch zwingt mich etwas sie zu achten; Ich brenne, sie zu tödten, und —

ich schaudre.

E n z i i i s c n oFi Mein König scheinet, glaub' i c h , zu vergessen,



308

D a s s , w e r die W e l t berechnen w i l l , mit sich Die Rechnung abgeschlossen Laben ituiss. K Ö N I G .

Und

könnt'

ich's

auch,

könnt'

ich

gcsprudcl

dem

Das ist es d o c h , was I h r G e w i s s e n Könnt'

ich

dem

auch

Blut-

— nennt

gebiefen: —

kann

— ich's

Andern ? — O , dass man niemals alle Ketten brechen U n d Herr seyn k a n n ! ERZBISCHOF.

W e r w e h r t es E u r e r H o h e i t ? K Ü N I O .

\ y e r ? — Jener übernmlh'gc Tross Vasallen, Die nie sich kirreh lassen, stets den Herrn Z u spielen Willens sind. — So eben meldet Der alte Senef.chall von Poitou

mir,

Dass er mit lausend W a j . p m r n eingetroffen, U n d bittet sehnlichst mich u m die ErlaubnisS, Noch heute früh mir aufzuwarten. —

Denkt!

Mit tausend L a n z e n ! — u n d — w a r u m er kommt — I h r rathet's w o h l ! .—•

309 E it z

B



i s c rr o

F.

E r ist ein F r e u n d von Molay, E i n Starrkopf obendrein — Doch sollt' er trotzen, So

dächt'

ich

— KÖNIG.

I l a b ' i c h Macht n o c h , ihn zu z w i n g e n ? I h r irrt — der Alte gilt zu viel im Lande l — J a freilich — wenn der d u m m e Streich von gestern Mich nicht um JVogaret g e b r a c h t ! — Der Schurkc! E r vrar gewandt von allen ¿Sellen —

brauchbar

Z u allem, was ein König nicht befehlen, K u r wünschcn kann — fast u n e n t b e h r l i c h ! — Hört, E r dauert mich beinah' —

es ärgert mich,

Dass Jhr den Mörder habt entwischen lassen. E R Z B I S \ C HOF. War's anders möglich? — Dieser Tollh'auslcr Yon Giirlner — kann E r E u r e r Hoheit schaden? U n d w ü r d e n i c h t , bei jeder Untersuchung, Das intendirte Bendez - V o u s im Park



U n d manches andre n o c h , was Eure Hoheit, W i e mir es scheint, vergessen wünschcn — r u c h t b a r ? KÖNIG.

Ja, Ihr h a b t R e c h t ! — Nun, lasst den Buben l a u f e n !

— E I N

PAGE,

310



nacjiher Tl I T T E R

DUJ'LESSXS

treten auf. P A G E . Man m e l d e t , da.ss Sieur Nugaret so eben Mit T o d e

abgegangen,

K O N I G - (entsetzt vom Stuhle aufspringend.) M e n s c h , v. as sagst d u ? D o c h , er w a r reif g e n u g ! —



Iis ist schon gut! —•» ( P a g e gellt ab.)

K Ö N I G - ( i n Nachdenken versunken.) Und An

also todt —

der durch so manches Band

mich geheftet w a r ! —

E s ist doch

I c h hab' ihn nie geachtet; doch sein Erschüttert

mich



und,

glaubt'

Ahndung

seltsam!

Tod ich ' w a s

von

—«

I c h w ü r d e w ä h n e n , dieser Schauer scy Wohl

gar ein Bote meines nahen T o d e s !



(zu dem eben herein tretenden Ritter du Plesiis) A h ! du Plessis! —

was bringt Ihr uns ?

PU

TIBSSIS. Ich

bebe,

D e m Munde zu vertrau'n, was mit Entsetzen Mein

Ohr

vernahm.

-r-

3li KÖNIG,

H a ! was ? Enzüisciior

(vor sich.) G t l o h i scy G o t t !

Du

Pussis.

W i e E u r e Majestät befohlen, w u r d e n V o r einer Stunde selion der Tenipelmeister 'Und Prior Guido zum Schafott gofilhrt, Des Ordens Griiu'l , die sie dem Ilath gestanden, Jetzt öffentlich dem Volke zu bekunden. Wiewohl es fvüh noch w a r , so strömte dennoch Das Volle in Schaaren z u , und. murrete, Dass man die Märtyrer — so rief es laut



Ermorden wolle. K II >T I G .

Ha ! ich will euch zügeln ! DU

PLESSIS.

1

Der Cardinal Promotor — wie befohlen —: Ergriff das W o r t , u n d kündete dem Volke Des hcut'gcn Schauspiels Zweck — allein vergebens, V o n allen Seiten schallt' ein wild £ e t ö s e ; Laut rief das V o l k : wir wollen nicht den Pfiffen, W i r wolle» Guido h ö r e n ! Vater G u i d o !



312



K Ö N I G .

U n d konnten meine Garden denn die Schitier Nicht niederstossen ? DU

P L E S S I S .

Wie vermochten sic's? Einhundert Mann, und diese Menscheninasse! K Ö N I G .

Nur weiter!

— D u

PLESSIS.

Der Promotor also schwieg, Und Guido wurde von dem Tragescsscl Emporgehoben — Alles Volk verstummte



Kein Athcmzug — und er — ich wage kaum E s nachzusagen! KÖN

IG.

Nun? D u

PLESSIS".

Der Bösewicht, E r sprach nur wenig — a b e r , was er sagte, T r a f so wie Blitz und Schlag.



Ihr Fränk'schen

Männer ! — 'So hob e r , dünkt mich, an — gelogen hab' ich; Denn a l l e s , w a s ' i c h gestern eingestanden, W a r ganz erdichtet und das letzte Mittel



313



E u c h meiner B r ü d e r E h r e zu verkünden, I h r wisst, was wir g e t h a n , was wir E u c h waren : Der kleinste unter Euch war unser B r u d e r ! W i r brachen unScr Brot dem Dürftigen, U n d schützten i h n , wenn, Tyrannei ihn drückte. .Gedenkt —Verzeihung, Sire! — derMünzverflilschung, Des schändlichen Sequesters auf die Güter Der Wechsler * ) ! — B r ü d e r ,

denkt an alles das,

U n d saget: waren wh-'s n i c h t , welche k ü h n Mit eignem G u t ' und Blute dem

Tyrannen

Y e n v c h r e t e n , zu Bettlern E u c h zu machen, U n d E u r e r Kinder Gut zu f r e s s e n ? — KÖKI6. Schweigt!



Ich will nichts h ö r e n ! — Memmen I h r ! — W a r u m Zerriss't I h r nicht den M c u t c r ? Du

PiEssis. Konnten wir's

In dem M o m e n t ?

— König. Nur w e i t e r !

*)

Handlungen , die sich Philipp der Schöne gegen

seine Unterthanen wirklich erlaubte.

314 —» Du

r u s s i s . Jetzo sind wir



So f u h r , begleitet von des Pöbels Jubel, Der Prior fort — jetzt sind wir ganz verlassen. Z u unserm Untergänge liat der Papst Mit dem Tyrannen Philipp sich verschworen. U n s Beiden sagt m.ti Leben z u , und Freiheit, F ü r pine Kleinigkeit — : wir sollen lügen.



Das will ich n i c h t ! — J e t z t wartet mein der ilolzstossj Doch lieber will ich i h n , wie meine Binder, Mit Iluhin betreten, als die W a h r h e i t sehenden. Des Ordens Frevel soll ich E u c h



verkünden?

Ich hn'je sie genannt; der Kampf f ü r Wahrheit, F ü r E u e r Ilccht ist unsers Bundes Frevel, U n d dass wir schuldlos s i n d , ist unsie Schuld. Zerstören will m a n , Bürger, E u r e Brustwehr, U n d unser T o d ist E u e r Untergang! D a r u m , I h r B r ü d e r , wenn Jhr retten könnt, So rettet — mich nicht — denn ich will es enden — Doch rettet, meinen edlen Meister — rettet Den Utberresl des edlen Bundes, der F ü r Euch gelebt, u n d jetzt f ü r E u c h auch stirbt. KÖNIG.

V e r r ä t h e r ! — U n d das V o l k ?



315

Du



P l E S S J S ,

In läutern T a u m e l Durchbrach's die S c ' ranken , stürmte '/.um Schafott^ TJnd sicher w ü r d ' es uns zerrissen IkiJkn, Wenn Molay nicht mit seiner Ileii'gcmiiicnc D u r c h einen W i n k das Wogen dieses Meeres Beruhigt hätte. E R Z B i s e n o r .

N u n , Herr B i t t e r ? — M u l a j ?• Du

l'iissrs.

Ich habe nicht b e h a l t e n , w a s er s a g t e ; Doch

d ä m p f t ' es schnell

die

Flamme,

die

schon

ausbrach.-

A u c h er g e s t a n d ,

dass Mitleid nur u n d

Schrecken

I h m das Geständniss a u s g e p r e i s t , — der Ol den, Y o n dem, w a s man als S c h u l d ihm angedichtet, V o l l k o m m e n rein sey, —

d a s s nur e r gesündigt;

TJnd, durch des Herzens W a l l u n g hingerissen, Gelogen h a b e , dass er dies Vergeh'n In F l a m m e n freudig biissen' —

mit dem

Tod«

D e s Ordens Unschuld jetzt besiegeln wolle, K ö n i g .

Der

Schwärmer!



316

E R Z B I S C H O F

— (vor

E r ist u n s e r ! D u

sich.)



PX,ESSIS.

Wild D e s V o l k e s unterbrach ihn —

Geheul

alle schricen:

W i r w o l l e » retten! Fluch den U n t e r d r ü c k e r n ! —rDa winkte Molay —

und die Menge seiiwieg.

„ E h r t E u r e Pflicht Ihr B ü r g e r " —

hob er an

„ U n d ehrt auch u n s , die makellos gelebt, „ L i n d die wir ohne Makel sterben w o l l e n ! „ D e s A u f r u h r s F a c k e l , wenn sie angezündet, „ V e r z e h r e t d e n , der sie zuerst ergriff, „ U n d u n a u f h a l t s a m wiithet dann die F l a m m e . „ W o l l t Ihr E u c h Recht v e r s c h a f f e n , wenn Ihf „ V e r n i c h t e t , u n d , von E r ü d e r b l u t bedeckt, „ D e n T o d v e r d i e n e n , den I h r E u c h „O,

erränget?

er ist schw.er f ü r d e n , der ihn v e r d i e n t ;

„ V e r g ö n n t u n s , dass w i r schuldlos ihn erleiden KÖNIG.

Der'

Heuchler,

der! Du

Ptissis.

V i e l ' unterbrachen

ihn,

U n d r i e f e n : hört ihn n i c h t ! hört unsern G u i d o Doch dieser schwieg verwirrt, und Molay s p r a c h :

— ( ^Ein

317



ehrcnwerther Mann ist Guido; doch

„ E r redet nicht für s i c h , und ich bin Meister. „ W a s Er v e r m a g , vermögen A l l e w i r . ,>Für mich — für ihn — im Nahmen aller Brüder „ W a h l ' ich den Tod für W a h r h e i t u n d für R e c h t ; „ Und Gottes ew'ger Fluch ergreife den, „ D e r eine Lanze s c h w i n g t , um uns zu r e t t e n ! „ W i r wollten frei E u c h , nicht gesetzlos, machen5 „ D e n n keine Freiheit ohne Recht u n d Pflicht! — „ U n d , haben w i r für Euer Recht gekämpft, „ S o lehr' Euch unser T o d , es zu v e r d i e n e n ! " E i t Z B i s c u o F (sich vergessend.) 0 , er ist Werth zu sterben ! DU

P.LESSIS.

W i i r d ' g e r Herr, Ich bin S o l d a t , doch minder t a u b als I h r



Denn dieser Mann — er könnte Stein' e r w e i c h e n ! KÖNIG.

Bcsclilicsst! bcschliesst! D u

PLESSIS.

Als Molay dies gesprochen^ W a r d eine Grabesstille — Guido nah'te sich Mit Ehrfurcht i h m , u n d küssle seine Hand.



318

Kein Wort ward mehr gehört —

Das Yolk. ver*

lief sich; Und , ,stolz wie Sieger, zogen zwischen uns Die Tempel]) ejiren hin zu ihrem Kerker. —• Kö

i G- (nach einer Pause.)

Eizbischof! — EiizBiscnDii Wie ich es vermuthet. K Ö NI G .

Schändlich!



Sic müssen sterben, wenn ich leben soll! Du Auch

Molay



Plessis.

? K öntg. Ist ein Ii e u c h ein d e r Yerratlier,

Wie jeher Guido o f f e n e r Rcbcil. —An Beiden hängt'das Volk — sie müssen sterben! So will ich e s ! — K i i r . Wort, bei meinem Zorn! —» Und das ohn' allen Aufschub!



E Ji z b i s c 11 o j? { hastig.) Eure Hoheit Befehlen also . . . ? König.Noch heut' Abend sollen

— Am

319



Augustiner - Kloster auf der

Insel

D i e F l a m m e n sie v e i z e h r e n — s e l b e r

will ich

M i t L u s t es sehen !

En z t l s m i o F . Soll ich den Das Todesurtheil

Verbrechern

künden? KÖNIG.

Plcssis

soll's!

E R z b i s c II OF. So

bilt' ich mindestens

Den Zum

Meister, wie

um

die

Erlaübhiss,

er l a n g e s c h o n

C a i rucliter - K l o s t e r h i n z n

gewünscht, führen,

Üm

a u s des P r 101's, seines F r e u n d e s ,

Die

S a c r a ZJI e m p f a n g e n : —

eine

Händen,

Gnade,

D i e m a n i h m f ü g l i c h n i c h t •versagen

kann.

KÖNIG.

T l u i t , w a s I h r w o l l t — n u r dass er n i c h t e n t w i s c h t ! — * I h r steht mir für ihn

ein!

ERZBISCHOF.

Mit meinem

köpfe!

(geht E I N

P A G E

PAGE D e r Seneschall

(herein

von Poitou,

tritt

auf.

tretenrl.) Graf

Brienne.

ab.)

320



K ö r « i o (vor sich.) Ö , des v e r w ü n s c h t e n T h o r e n !



( l a u t zu dem P a g e n ) M i t V e r g n ü g e n ! —( Page geht a b . ) K Ö N I G (nashdenkend. vor sich,) OB i c h . . . ? — Ich kann nicht a n d e r s !



( l a u t in die Scene rufend.) Bourignon 1 (Der A E L T E S T E K A E M M E R E R

tritt

herein.

Der König zieht ihn auf die S e i t e , und spricht sehr angelegentlich und leise zu ihm.

Während dessen

tritt der alte S E N E S C I I A L L

VON* P o i T Ü U

herein, völlig geharnischt,

doch ohne Hehn ; er hat

am linken Schenkel einen Stelzfuss , und bleibt in e i niger Entfernung stehen.

Der Kämmerer geht in den

Hintergrund der Bühne zurück.) SE II ESC n A L L (zu dem Könige tretend.) Gestrenger Herr! K Ö N I G (mit erkünstelter Heiterkeit.) Willkommen, So

rüstig

noch,

so m u n t e r



mich!

Seneschäll! nun,

das



(mit einem Blick auf du PleSsis) W a h r h a f t i g — Poitou begräbt uns n o c h !



freu't

SEKESCHALÜ.

K o m m ' ich gelegen, S i r e ?



KÖNIG.

Besondre

Fraget —^

Der erste meiner Helden kann wohl nie Mir ungelegen kommen.



(setzt sich, und zeigt dem Seneschall mit der Ilaml einen Stuhl) W i e ich höre, Bringt I h r uns tausend W a p p n e r mit —- w a r u m d a s ? SINESCIIALL

(der sich unterdessen gesetzt hat.)

W e i l ich die Krallen lieber zeig', als berge. KÖNIG.

I h r scherzt noch i m m e r ! —

(zu dem Kämmerer) Einen Becher W e i n

Dem Herren Seticschall — vom besten! hörst d u ? (Kämmerer geht ab.) SEKESCHALI.

Erst t h u n , dann t r i n k e n ! KÖNIG.

Welcher Zufall schenkt denn Uns das Vergnügen E u r e r G e g e n w a r t ?



Vielleicht die nahe Heirath Eures Sohnes Mit Gräfin von Auvergne? Jiie Kreuzeshrüder.

— 31



32i

S E N E 'S C II A 1 t,'. E u r e H u r e ? «— Nein

—»

das

nun

eben

nicht!

K Ö N I G (auffahrend.) I h r s p r e c h t . . . ! —» S p.'y E S C H A L L . A l s P a i r z u m Ersten S e i n e s g l e i c h e n ,

und

A l s V a t e r eines e b e n b ü r t ' y e n R i t t e r s .



Öoch das gellt m i c h an — I s t m e i n S o h n ein S c h u r k e } I c h g l e i c h ' es a u s ; — d e n König d a r f i c h

darum

Koch n i c h t b e m ü h ' n . K Ö N I G (sich mit vieler Anstrengung zur Gelassenheit zwingend.) U n d also d e n n z u r S a c h e ! —» Was führt Euch-her?



(als der Kämmerer mit dem Becher herein tritt.) N u n — einen

Morgentrunk!

( K ä m m e r e r präsentirt dem Serieschall einen irdenen Becher.) SlNESCHAlL

(den Becher nehmend Und ihn dem Könige reichend.)

Eu'r Gnaden trinken ritterlich m i r z u !



323



KÖNIG- (den Becher mit angenommener Gleichgültigkeit abweisend.) Ich trinke Morgens keinen Wein. SLNESCIULL.

Ich N u r - i n ,Gesellschaft

trink'

ich

auch

nicht -oli elf geopfert w e r d u i ? STIMMEN

VON

INNEN.

Amen! TlIALOESOSSJä, "Wird er verwandelt w e r d e n ? STIMMEN

VON

INNEN;

Amen! Die grosse, fast die ganze ]3rcite der 13ühuo einnehmend© Pforte öffnet sich, und man sieht das Iniure der Thalshöhle, ganz mit Guld und Licht bekleidet. derselben,

In

niil'cu im Hintergründe, erhebt sich ein

init Rosen bedet.'iter liolier Grabhügel, an dessen vier Ecken die transparenten lüldcr eines Engels, Löwen , Stieres und Adlers stehen. ten

des

STEN, LES

Hügels

Dlli

und S E C H S

auf vergoldeten SluMen,

sitzend.

Auf beiden Sei-

Ii F l D F. N Al.TE

eines

A E I. T E -

DES

TlIA-

einander gegenüber

( Oer erste Aelteale ist in Gold-, der zweite

•in SilberstofT gekleidet; Beide mit dreifai hen Kronen. Von deh andern Alten sind die zu ei, welche zunächst an den Aeltesten sitzen, in feuerl'arbene, die beiden darauffolgenden in luflblaue, und die beiden letztes^

334-



gegen flen Vorgrund sitzenden, wänder gekleidet.

in wässergraue G e -

Jeder hat einen kleinen Griechi-

schen Altar mit einem darauf stehenden Rauchfasse,

nebst einer H a r f e ,

Königskrone auf dem Kopfe. pyramidalische G r u p p e , Susmaclit.

flammenden

vor sich,

und eine

Das Ganze bildet eine

deren Spitze der Grabhügel

, Während des ganzen Auftritts erklingen

Harfentöne.) ( D e r T i j a l g e n o s s e und d e h Eribis c h o f fuhren M o n r ' n über die S t u fen der Pforte, und knieen, Molny'n in der Mitte, gleich am Eirigai ge des Innern, diä Gesichtet gegen den Grabhügel gerichtetj nieder, und klingeln dann, so oft die Alten niederknieen, mit ihren Glocken.) j)lE

beiden

w a s s e r o r a ü A l t e n

g e k l e i d e t e n

(aufstehend.)

H e i l i g , t e i l i g , heilig ist d a s

Liclit!

( k n i e e n nieder, indem sie ihre Kronen unü Harfen hinlegen.) DtE B E I D E S . l u f t b l a u e n

Alten

H e i l i g , h e i l i g , heilig ist d a s

Wort!

(aufstehend.)

(knieen nieder.) Die

beiden

f e u e r f a r b e n e n

A l t e n

(aufstehend.) H e i l i g , h e i l i g , ' h e i l i g ist d i e

Gestalt! (knieen nieder,)

— Z W E I T E R

fc)as W o r t w a r d

335



A E I T E S T M

(aufstehend,)

Licht! (kniet nieder.)

E R S T E R

A I I T

K STEH

Das Licht w a r d

(aufstehend.)

Gestalt!

(knieet nieder.) » E S I N A L E S (erscheint über dem Grabhügel, 111 der Gestalt eines Schönen Jünglings, in ein langes blutfarbenes Gewand gekleidet, mit einer Dornenkrone taf. deni K»'pfe j und. einer Kreuzesfahne 111 der Hand (während alle Allen auf das Gedieht niederfallen), und spricht in vernehmlichem, aber sehr sanftem Tone.)

G R O S S M E I S T E R

t ) i e G e s t a l t u n d das W o r t u n d das L i c h t sind G o t t ! — • ( M a n hört das Brunsen aller Elemente. Glan—' ¡¡¡ende, Wolken bederken die Altert Und dert Grossmeister des Thaies. Die kolossalischa Bildsäule der Isis erseheint brennend im Vorgrunde. H o i i V richtet sich auf, und in dem Augenblicke ainken ihm K O R E R T , P n u i n , A D A L B E R T nnd A G H E S in flie Arme. D e r Vorhang fällt.)



336



S E C H S T E R

E R S T E

ACTF»

S C E N E ;

(Gefäugniss im Tcmpeltlmrm,

wie am Ende, des

zweiten und 'vierten Acts.) E s ¡st an d e m s e l b e n T a g e g e g e n A b e n d , e i n e S t u n d e vor MO LAY

Sonnenuntergaag.

( i n ' v ö l l i g e r Ordenstracht,

ohne Schwert) S E N 8

und der

ungefe.sselt,

E R / B I S C I I O F

doch VON

( B e i d e z u s a m m e n sitzend, letzterer w i e d e r i n

Seiner g e w ö h n l i c h e n MOI-AY

(ein

Tracht.) Paar

Erauenhandschuhe

in

der

H a n d h a l t e n d , m i t sanfter R ü h r u n g . )

So

'will

ich

uenn

mich

auch

von

trennen!



ctich

jetzt

(nach einer k l e i n e n P a u s e zu d e m E r z b i s c h o f . )

Die liess sie mir in ihrpr Todesstunde,



337

Ein Bild der Ijieb' und Reinheit! — Nimm sie h i n ! (er reicht die Handschuhe dem Er2bischof.J Jetzt hab' ich nichts mehr, was mir theuer ist! (nachdem er die Handschuhe in eine offene schwarze Kiste, die er in den Händen hält, gelegt, letztere verschlossen , und sie unter einen Mantel genommen hat, sehr samft und mit tiefer verhaltener Rührung,) Bast du noch sonst 'was zu bestellen? EHZBISCHOF

M O I A T .

Nein — Ich habe meine Rechnung abgethan



Bis auf den letzten Tropfen hab' ich ihn Geleert — den

Kelch

des

Schmerzes

und

der

Wonne; — Jetzt bin ich fertig ! ERZBISCIIOF.

Willst du deine Kinder, Und deinen Anjou, C1IQ nach Thebais Sie in die Wüste ¿ichin, nach einmal segnen? M O I A Y .

Wozu das? -— sind sie nicht gesegnet? — haben Sie aus dem grünen Staube der Verwesung Üas Leben nicht cntblüh'n gcseh'n ? Die Kreuzesbruder.

U2



338



ERZBISCHOF.

Mein

Bruder,

W i e tief fühl' ich mich unter dir! — So lang« Bin ich dem Thale zugesellt; und dennoch —* Du hast in wenig Stunden mehr gelernt, Ais

ich

in

Jahren. MoiiY. Und — bedurft' ich's nicht? ERZBISCIIOF.

Am Ziele l>ist du schon — o , lächle nicht! Ich könnte dich beneiden ! Dennoch traur' ich,' Dass ich dich opfern musste ! M O L AY,

Grabesbruder! Verliere dich nicht selbst! — Den Neid verzeih' ich,, Die Trauer nicht. — O, unaussprechlich schwelg' ich In der Verwandlung Wonn', in dem Gefühl Des schönen Opfertodes!

O , mein Bruder!

Kicht wahr ? es kommt die Zeit — wo alle Menschen Den Tod erkennen —• freudig ihn umarmen, Und fiihlön werden, dass dies Leben nur Der Liebe Ahndung ist, der Tod ihr Brautkuss, Und s i e , die, mit der Inbrunst pines Gatten



339

—•

Im Brautgemach, uns v o m G e w a n d ' entkleidet



V e r w e s u n g , Glutherguss der Liebe istl EFTZ-ßiscrioF. S i e Werden e s ! —

Dein N ä h m e ,

Glücklicher,

W i r d ' einst, ein ewig S i n n b i l d dieser L e h r e , I n aller A u s e r w a h l t e n Herzen

gliili'n.

K E R K E R W A E R T E R K l H K i RWAIHTER

tritt auf.

(zu dem Erzbiscliof.)

D i e W a c h e m e l d e t , dass die sechs

Gafan^nenj

Die diese Nacht vom T e m p e l t h u r m

entkommen,

Nicht a u f z u f i n d e n sind. ERZJÜSCIIOF

(heimlich zu Molay.) Die sechs E r w ä h l t e n . —•

( l a u t zu dem Kerkerwärter.) Zeigt es dem König a n . und

übergebt

Zugleich dies S c h r e i b e n S e i n e r Majestät. (er zieht eii-en versiegelten Brief hervor, und gibt ilin dem KerkerwaYlcr, welcher sogleich abgeht.) MOLXY.

D u trägst noch deine K e t t e n ,

Armer!

E Ii z B i s c H o F. Nein I Mit deinem O p f e r ist mein A m t

geendet!

D a s T h a l bef'rei't mich v o n d e r

Sklaverei,



340



D i e , ihm z u d i e n e n , ich erdulden musste, I n diesem Schreiben nehm' ich v o m

Tyrannen,

D e m J ä m m e r l i c h e n , jelzt auf ewig A b s c h i e d . U n d , w e n n die Kreuzesbrüdcrschaft Dann ist mein irdisch T a g e w e r k

geweiht,

vollbracht,

D a n n zieh' iclj h i n , von wannen ich gekommen. CARDINAL

VON P H A E N E S T E

tritt aui.

GAJIUIN'AI. (ZU dein ErzBischof.) j e t z t hast d u tritimphii e t , G r ä s s l i c h e r ! Ich w i l l nicht

fluchen



d o c h , ist deine Seele

Nicht ganz v e r w o r f e n , so vcrscbqne mich Mit deinem schauderhaftcn A n b l i c k ! MUIAY

(zu dem



Cardinal.) Freund !

E R z Ii 1 5 c II o F (bietet dem Cardinal die Hand. •Dieser nimmt sie nicht an , sondern geht, mit dem Gesichte von dem Erzbischof abgewendet, in den Ilii.tergrund der Bühne.) Gott segne dich ! —

V i e l l e i c h t wirst du g e w ü r d i g t ,

Sein L i c h t zv schau'n —

dann richte über m i c h !

(zu Molay, den er auf den Vordergrund des Theaters zieht, halb leise) W i r müssen scheiden —

d u zur "Meisterschaft,

U n d ich z u m K e r k e r noch —

Umarme mich!



341



M o LAY (indem er d';n ErzJjischof umarmt.) D u w ü s t zum Licht sie f ü h r e n ? ERZ B i s c H o r . Zweifle M O L A

nicht!

Y.

I h r w e r d e t mein im T h a l e nicht vergessen ? E r z e i s c ii o r . Yergassen wir denn Mosis und Osiris, J o h a n n i s , C h r i s t i ? — Dein Nähme strahlt bei i h r e n ! M O L A

So zeuch in Frieden! ERZEISCIIOF

Y.

— (auf sein Gesicht zeigend.) O , dass diese Rothe

Jn Schnee, und dieser schon in Gii'm zerrönne!



Dann spreng' ich meine Band', und hin hei d i r ! (er geht ab.) CARDINAL

(der unterdessen im Hintergründe,

ohne das vorige Gespräch zu bemerken, in tiefe Gedanken versenkt,

gestanden hat,

kehrt sich jetzt zu Molay.) Ist der V e r w o r f n e f o r t ? M O L A Y.

W e n meinst d u , B r u d e r ?



342

C AR D LN AH. W e n a n d e r s , als den heizentblösstcn W i l l s t r, Bei- eben \ o n dir ging! — O , dass ich selber Dies Krokodil g e n ä h r t ! MOLAY,

D u irrst, mein B r u d e r ! CARD

I N Ü , ,

Ich i r r e ? M O L A Y.

Forsche weiter n i c h t ! — Vergib mir, W e n n ich. die Dcckc dir nicht heben k a n n ! — K o m m an

mein

Ilcrz



versöhn'' dich mit

der

Menschheit! Sie ist so kindlich, u n d d u bist so g u t ! CARDINAL.

N e i n , d u bist g u t , dass d u den Ungeheuern Verzeihen k a n n s t ; ich — Gott vergeh' es m i r ! — Ich kann es n i c h t ! — M O L A Y ( f u h r t den Cardinal an das Fenster.) Sieh dort die Herrlichkeit Der vollen Saaten! — E r u d c r , kannst d u hassen? — Die liebe l i t b e S o n n e , wie sie scheidend Die grünen jungen Leben ü b e r s t r a h l t !



343



Kaum eine Stunde n o c h , so geht sie unter. Ist es nicht herrlich, mit ihr zu verglüh'n? CAHDISALI

Entsetzlich! — eine Stunde n u r ! — Nein, nein5 Du kannst nicht sterben! Mo

— LAY.

liiebst du mich denn n i c h t ? CARDINAL,

D u musst dein Leben retten! —

wenn du selbst,

D u Stolzer, es verschwenden willst — uns Andern Gehörst du a u ! —

Hast du das R e c h t , das Herz

Uus zu zerreissen ?

— MOIAT.

XAid I h r könnt es m i r Zerreissen wollen? —

Und Ihr missgönnt mir

Den schönen Tod für Wahrheit und für l'ülclit? CAEDINAL,

D u sollst die Wahrheit uiclit verletzen —

sollst

Dein dich entehrenden Geständniss nicht Dein Leben danken —

Deine Meistcrpflicht

Hast d u jetzt schön vor aller Welt verklärt* Sie ist geendet mit des Ordens T o d e ; Und der ist h i n ! — - Der heuchlerische Clemens Und sein bestocliner Synodus —

so ebea



344



Erhalt* ich hier die Bulle — liat den Qrdca Auf ewiy abgeschafft, und dessen Guter Dein König und dem Hospital geschenkt. Da lies es selbst ! (er zieht ein Papier heraus, und liest es dem Molay vor) „ Z w a r nicht im Wege Rechtens, „Doch Kraft des apostol'schen Vorbedachts*). — " — O, des erbarmungswerthen Nothbehelfs! Aus apustol'schem Vorbedacht die Regel Des Rcchtes und der Menschlichkeit verletzen! —< Der Heuchler hat die Welt und mich abscheulich Bis zu dem letzten Augenblick getäuscht — Doch Gott wird er nicht täuschen! M O L A Y .

Arme Arglist! — Was zürnst d a i h m ? — er weiss es ja nicht besser — Kann er das Ewige zerstören ?

* ) In der Bulle, durch welche Clemens V. den Tempelorden aufhob, heisst es wörtlich: cum eam (seutentiam) non pussemus f e r f e de j u r e , seil per viam jirövisionis apostolicae.



345



'CAHUIKAt.. G'nug Von diesem' Frevler ! — ich entsag' ihm gänzlich — Nur das zu d i r : — der Orden ist vcriilgt; Du hast ihm keine Pflicht mehr — bist nicht Meister, Nicht Templer m e h r , nicht Untcrthan des Königs. Ihm .hast du keine Pflichten; der Tyrann Hat alle seihst ge'ös't •— die Pflicht e r l a u b t , Ja sie b e f i e h l t dir jetzo, dich zu retten. — Deswegen kam ich her — mein Reisewagen Steht fünfzig Sehritt van hier — du kleidest dich (indem er eine Mönchskutte unter seinem Gewände hervorzieht) In diese Kutte, dass die Wächtcr glauben, D u seyst der Priester einer, die bestellt sind, Die Sacra den Gefangenen zu reichen. Wir kommen, eh' es d u n k e l , zur Abtei Der Cistercicnser, und der König selbst Kann , sollt' er diese Freistatt auch entdecken, Gewaltsam dich den Klostcrmauern nicht Entreissen — Wenig Tage bleibst du d o r t ; Dann gehst du auf mein Gut bei Avignon, U n d da verleben wir in hcil'gcr Stille, Im Arm der Freundschaft unsrer Tage Rest.



346



M O L A Y.

Mein Bruder l CARDINAL,

Zaudre nicht! es muss gelingen! Der heil'ge — a c h ! so tief entehrte Purpur 'Beschützet uns vor jedem Uehei fall., M O L A Y.

Auch vor dem eignen Richte* in uns selbst? CARDINAL.

Um Gottes w i l l e n ! keinen Widerspruch! — Dein Leben hangt am Faden der Sekunde 7—» Kur fort, nur fort1, MOIAY.

Nur Eine Frage noch. —•« W i e kommt es, dass du dieses Rdttungsmittel Mir jetzt erst bietest? CARDINAL

(verlegen.)

W e i l — o zaudre nicht! —• W e i l es die letzte Zuflucht, weil — so komm doch!—• W e i l ich noch immer hofft', es wäre möglich, Dich auf dem Wege Rechtens zu befrei'n. MOLA

Y.

Und dieser W e g , den du mich führen willst) Ist also nicht ein reclitcr Weg ?



347



C A R D I N A L .

W i e kannst d u Den F r e u n d so f o l t e r n ! M O L A Y.

I h n nicht aufzuopfern, An seines Grabes R a n d e seinen Fuss, Der nie gestrauchelt, vor dem Fall zu schützen! — Dein eigner Kopf fühlt, dass, was d u mir vorschlägst, Nicht recht ist; dennoch wagt er, übertäubt Von deinem Iicr?.en, n i c h t , dich

anzusprechen.

Ich kenne d a s , mein L e i d e n s b r u d e r ! Das Ist meines Lebens Bild, der Quell der T h r ä n e n ; E r ist versiegt durch einen Strahl von oben. D o c h , B r u d e r , gilt der Ruf des Scheidenden, Des Freundes dir — so h ü t e Kopf und Herz, Dass keins dem andern zu gebieten wage, U n d beide unverrückt nach oben schau'n. CARDINAL .

So willst d u , G r a u s a m e r , denn mit Gewalt Dich uns entreissen? —

unser Recht zertreten,

Dem Unrecht des Tyrannen zu gehorchen ? Mo

L A

y.

Der König ist wohl ungerecht — er missbraucht Als Wittel uns zu seinem schnöden Z w c c k ;



348



Doch er ist selbst n u r Mittel — er tlmt Unrecht —• Aus (Jem Gesichtspunkt tliut er's, den er h a t — Doch was er t l m t , ist doch der ew'yc R a t h s / h l a s s Des oben) Richters u n d der Menschen Willkür Ist n u r ein liebel seiner Riesenhand. C A R D I S A L .

W o h l a n ! So w i r d der ew'gc Richter den» Auch diesen Schritt

. . . M O L

AY.

Versuch die Gottheit n i c h t ! Sie fodert viel; doch lohnt sie überschwenglich. W a s Unrecht deinem schwachcn Auge scheint, Ist mehr als Recht — ist eines Vaters Gnade. Ich hab' es nicht verdienet, i c h , der Staub, Dass ich's gewürdigt h i n ! C A K B I S A I .

O

Schwärmerei!

Auch diesen raubst d u mir ! M O I A T ,

Vermiss dich n i c h t ! E i n E n d p u n k t rühret an den



anderen:

Des Jünglings G l u l h , die F l a m m e des Verklärten W a s zwischen beiden liegt, ist Schatten n u r . Von w o der Mensch b e g a n n , da muss er .enden.



3 i9

I c h g l i i h e t e ; ich h a b e Und

n u n die D e c k e



Gluth

belächelt:

fovt ist —

L e i ' ich a n !

—*

CARD INAL. D u folgst mir n i c h t ?

— M o I, A Y . Du,

F R A N Z DER

VON

Bruder,

T O I T.O U

S E N R S C H A L L

folgest

mir!

(wahminn!« ) , VON

dann

P O I I O U

mU

einigen R E I S I C E N . treten auf. F r a n z Ich m u s s zu i h m !

( w i l d herein stürzend.) — CARDINAL. Ein Rügender!



F n. A n z . Das

bin

ich!



(zu Molay) Cut,

dass d u lebst! —

I c h lial)e d i c h

W i e J u d a s seinen Herrn verrieth — F ü r schnödes Gold

verrathen,

fiir

Gold,



( i n d e m er sich die um seinen Hals hangende goldno iCette abreisst, und sie heftig zu Boden wirt'u) H i e r liegt es — J e t z t h i n i c h losgerissen v o n d e n Der Hölle

sprich mich Ketten

sprich mich s e l i g , Heiliger!



selig,



350



M O L A Y. O , heil' i h n , Allerbarmer! . . . SENESCHALL

Franz!

(mit seinen Reisigen herein tretend.) W o ist er ?



(zu Franz, als er ihn gewähr wird) H a ! — hier, V e r w o r f n e r ? — F o r t aus meinen A u g e n ! F o r t , S c h a n d e meines

Stamms!

F R A N Z .

Ich

gehe,

Vater!

A u s E u r e n Augen u n d dem A u g e Gottes, D a s dort am Horizonte flammt — Hinunter in die F l a m m e n w o g c n !

hinunter, —

(eilt verzweifelnd ab.) SENESCHALL.

Buhe !



(zu den Reisigen) G e h einer nur ihm nach — er ist mein S o h n d o c h ! — U n d achte auf den W u t h e n d e n , dass er K e i n L e i d s sich thue !



(zu Molay und dem Cardinal) Griiss' euch G o t t , Ihr L e u t e ! W o ist der Meister Molay ?

— MOLAY

351



(auf i h n zu tretend.)

Camcrad! S I S I S C H A L L

(über Molay's Anblick. entsetzt und gerührt.)

Du> Molay? d u —

(zu den Reisigen)

Gellt ihr Lei S e i t , Gesellen! — (zu Molay) Sie d ü r f e n mich nicht weinen sehn! — (Die Reisigen gehen ab.) MOLAT

(ZU dem Senescliall.)

O

Gott!

Seh' ich dich noch einmal! — So eben dacht' ich, Die E r d e sey schon nichts für mich — u n d n u n *—« Schon hier der Himmel! SENE

S C H A U .

Armer Bruder Jakob, W i e siehst d u aus ! — Ich kenne dich kaum wieder—« W i e eiu verdorrter S t a m m ! — Sie haben schändlich Dir mitgespielt

die Buben — und auch meiner! MOLAY.

Er

ward

verführt!



SÜSESCHALL,

E r ist kein Toitou, Kein Ritter m e h r — der gleissnerische Heuchler! —•



352

Das kommt vom A. B. C ! — Vergib es mir, Dass ich die Schlange selbst dir zugeschickt, Die

dich erwürgt! —^ M O I A Y .

Die Hirtjd, mein Waffenbruder! —Treu hältst du deinen Jugendschwur — zum Todc> So schwuren wir bei Ghaza — w«y's nicht so? StNISCIIALI. Das wolle Gott nicht, dass zum Tod' in Flammetl Ich dich geleite! — Halte dich bereit — Am Scheiterhaufen harren meine Wappner j Wir retten mit Gewalt dich! C A R - O I N A I (ZU dem Seneschall.)

Engel Gottes, Habt Dank! M O I A Y

(ZU

dem ;Senescliall.)

Auch d u ? — O heilige Vernunft, Was bist d u , wenn dich Leidenschaft bethört! S E NE S C H A L

Was

soll

II.

das ? C A R D I N A L .

Graf, vergebens hab' ich schon



353 (auf Molay zeigend )

S e i n Ilerz bestürmet —

h a r t \erscl:lieüst er es

V o r seiner F r e u n d e F l e h e n — S i: N K s c h a l l Mensch, was

Sterben will

er!

(zu Mol,.y.)

i$t das ! M o l a Y. D a s frag' ich selber dich. —«

W i l l s t d u den A u g e n b l i c k des

k(U rseh'ns

I n J a m m e r mir v e r w a n d e l n , die

Minute

t)es

sel'gen S c h e i d e n s m i r v e r b i t t e r n ?



S E N E S C(II a l l . Jakob! Besinne d i c h ! —

d u bist ein

Mann!

M o l a y. Das bin ich



U n d kämpfen bis zum letzten H a u c h — i c h fiilil' es — D a s ist mein L o u s !

—"

S e n e s c II AI. L . Willst d u unmännlich W a s d u besiegen k a n n s t ?

dulden,



Molay. U n d w i l l s t d u siegen, W o d u l d e n besser i s t ? • — U n d soll ich Mit dem G e f ü h l e s c h e i d e n , m e i n e n Die

Jireuzesbriider.

denn

Heinrich, 23



354



Der m i r , als edler J ü n g l i n g , einst das Leben Mit eb ener Gefahr gerettet — ihn, Als Greis, f ü r m i c h , zum frevelnden Rebellea E n t e h r t zu s e h n ? S E N E S C H A L L (auffahrend.) C a m ' r a d ! — Du bist der Alte! So grau mein Kopf ist — ich muss dir ihn leihul — Schwatz

mir

von Pflichten

nicht —

ich wohl

die

kenn'



Des ilitters Pflicht i s t , Unschuld zu erretten



D u kennst mein W o r t — d u beugst es n i c h t !

M O L AY.

Wohlan! So

handle

wie

du

willst



du

beugst

auch

mich nicht! — Ich will f ü r Wahrheit sterben — d u willst freveln! — Gib mir den Bruderkuss



(umarmt den Seneschall) Jetzt geh' und h a n d l e ! Allein, vergiss nicht —

: alle Kraft ist O h n m a c b ^

W e n n sie der höchsten K r a f t entgegen strebt!



355



S E NE S C H A L L .

Es ist nicht Zeit zu plaudern — lebe wohl! — ( gutmüthig ) Du böser Jakob, d u ! — P f u y ! sterben will er, Verlassen seinen WafFenbruder! — Jakob! Du'musst nicht sterben! — hörst d u ? M O L A Y.

Treuer Heinrich) Du gabst schon einmal mir das Leben; gönne Eia schöneres im Tode m i r ! — SENESCHALL.

Du

Starrkopf!



M O L AY.

Du beugst den ew'gen Willen nicht —• SINE

SCHALL.

Leb wohl!

Du steckst mich an mit deinen Schwärmereien — Ich halte Wort — am Richtplatz seh'n wir uns! (er geht ab.) M O L A Y.

Da eilt er h i n . um eine That zu thun, Die nicht geschehen wird. — Du arme Menschheit^

356



Du wähnst zu handeln; und bist Seihst ein Ball — Lass ab VQ» deinem S p i e l ! — (Mari hört einige GIoclcenscMa'ga von dem Tempslthurme.J ICARDINAT.

Die Glocltc tönt — Die Schergen kommen — W e h !

ich halt's nicht

aus! — W i r d er dich retten? — O , der Hoffnung F u n k « » Glimmt nur sehr spärlich noch 1 M O I A Y .

Lass ihn verglüh'n! .—•» CARDINAL.

Die Lanzen rasseln schon — ich mtlss versinken, Erblick' ich s i e ! Du Grausamer! —

Du wolltest dich nicht retten, Leb w o h l ! —

ich" w i l l zum

Richtplatz -— O j Ungewißheit, härter als der T o d l «••» Leb wohl auf Tod und L e b e n ! — Mo

LAY.

Wohl — auf L e b e n ! Auf Lehen d o t t , wohin die treue Liebe Allein uns folgt!

t -

357



CARDIN AI, ( indem er Molay glühend umarmt.)' O Golt! (er will gehen, kehrt wieder um, und umarmt ihn aufs neue.) Noch Einmal — Und nun fort! —• (er eilt von der Bühne.) M O L A Y (allein.)

So fallen Blatter, eines nach dem mdern, E h ' sich der Blüthenkelch eröffnet! — R I T T E R

D U

P L E S S I S ,

S C H E R G E N PU

trete«

W A C H E ,

auf.

PLESSIS.

Verzeihung", Herr Ritter Molay — dass mir mein Beruf Zur harten Pflicht es macht

das Todcsiutheil

Euch zu verkündigen. MOLAY.

Ein Friedensbote Erscheint Ihr mir. DU

PLESSIS.

Noch ist es Zeit, Herr Ritter. P e r König hat von Eures Feindes Härte Sich überzeugt —t der Erzbischof von Scns Ist jetzt, auf sein Gesuch, von allen Würden

358 Entlassen — Verloren.



bat des Königs' Gnade gänzlich

S t h r leicht möglich, daSs sein

Tod

Den Frevel büssen musS, mit welchem er Den grossesten der Könige beleidigt. M O L A YI

O,

wohl

ihm

dann! D u P j,

s s i s,

Des Königs Majestät Lässt noch einmal, im Fall dass Euer Würden Des aufgehob'nen Teil}) elordens Schuld Dem Volke öffentlich verkünden

wollen,

Das Leben und die Freiheit E u c h entbieten. M O L A Y.

I c h dank' ihm —

seinetwegen n u r ; denn ich

Bedarf hienieden keiner Gnade mehr. Du

P L I S S I S .

S o zwingt Ihr mich, Euch d a s , was Euren Brüdern Ich kund gethan — wiewohl mit schwerem Herzen —Z u kündigen. MOIAX.

Sind mehrere verurtheilt? Du

PuSsis.

J e t z t , ausser E u c h und G u i d o , sieben nur.

359



M O L AY. Gott segne sie!

sie sind bewährt erfunden



O , mein Gcfolg' ist herrlich! — Lcs't das Urtlieil! — DU P I E S S I S

(lesend.)

„ W i r Philipp Yalois, der Franken König, „ U n d Clemens, Bischof, Kriecht der Knechte Gottei, „ Von Gottes Gnaden.

Unsern Gruss zuvor!

„ N a c h d c m aus Unserm königlichen Willen, „ U n d Unserni apostol'schen Vorbedacht, „ W i r in dem Rath der Edlen Unsers Landes, Und auf Beschluss der frommen Kirchenväter, „ P i e zu Vienne Wir um Uns versammelt, „Beschlossen, den bisher'gcn Ritterorden „ G e n a n n t vom Tempel zu Jerusalem, „Dieweil an G o t t und an der hcil'gen Kirche, „ W i e auch au Unserm Ahnherrn Ludewig, „'Durch Ketzerei und schnöde Felonie „ E r schändlich sich vergangen, zu vertilgen: „ A l s liaben W i r , Kraft Unseres Beschlusses, „ I h n ausgestossen aus der Christenheit, s

, Und seinen Nahmen ausgelöscht auf Erden —» MoLiT

(sanft lächelnd.)

Die schwache Ohnmacht!



360

D u P l i £ s s i s (weiter lesend.) „ U n d verordnen

Wir,

„ D a s t J a k o b Bernhard Molay, ehrnals Meister, u I iid Guii.o Viennois, vorher Gross - Prior, „NYbst sieben a n d t r u unten nachbenanntcn, „ D a sie des O r d e n s Schuld nicht eingeständen,! „ Den Tod des Scheiterhaufens d u l d e n sollen. „ D e r A n d e r n harret glciehe Buss' u n d Strafe, „ D ä f e r n auf ihrem Läugnen sie b e h a r r e n ; „ N u r so sie eingestehen, sollen sie, „Wach abgelegtem O r d e n s k i e i d , d u r c h B u s s ? „ E n t s ü n d i g e t u n d los gelassen 5,Doch

werden,

sonder Anrecht an des O r d e n s

Güter,

„ A u c h sonder jeglichc E n t s c h ä d i g u n g , „ U n d das ist Unsre L u s t * ) .

Locus

Sigili'i.

—•

„ G e s c h c h ' n Paris im T e m p e l h o f , am Tage „ D e s heiligen Cyrills, am achtzehnten „ D e s Mitrzfcn - M o n d e s , d r e i z e h n h u n d e r t vierzehn „ Nach Unsers Herrn Erscheinung.

Philipp, König.

„ Y o n wegen seiper Heiligkeit, A l b a n o . " MOLAY. Habt

Ihr

geendet ?

*) Das bekannte Tel est notre

plaisir.



36t

D u



P L E S S I S .

Ja. M O L A Y. Und könnt I h r wohl Mir eine Bitte noch bewilligen? Du

PiESSIS.

Von ganzem Herzen. M O L A Y.

Gerne möeht' ich noch Die Ritter sprechen, welche so beglückt sind. Die Marterkrone heute zu erringen. D u

P I E S S I S .

Die sieben andern sterben morgen e r s t j Kur Guido stirbt mit Euch. MOLAY

(bittend.) So lasst sie kommen.

Du PIESSIS

(zu einem Schergcn.)

Führt die Gefang'nen h e r , auch Prior G u i d o ! (nachdem der Scherge abgegangen ist, zu Molaj\} "Wie ist Euch ? MOIAY.

W i e den} sonst Gefesseltem,' D e r , aller Ketten f r e i , am Fasse nur Die letzte trägt.

KERKERMEISTER

( h e r e i n t r e t e n d , mît einem Brief in der Hand.)

E i n Bote aus d e m Kloster D e r Norbertinerinnen von Sanct Clara Jîringt diesen Brief an Molay. D u P LE s s i s (ihm den Brief abnehmend.) G e b t ihn her?



(er liest ihn.) MOLAY.

V o n wegen meiner Schwester ! Du Pt£ssis

(indem er den Brief zu verbergen sucht.) E s ist nichts ——

Die Abatissin, E u r e Schwester, nimmt V o n E u c h noch Abschied —- lest es n i c h t ! M o l a Y, H e r r Ritter, I l i r täuscht mich nicht —

sie ist vorangegangen,

Die'fromme Kunigunde! D u P I E S S I S ( i h m den Brief hinreichend.) Ariner Mann, W i e gerne h ä t t ' ,ich diese letzte T r a u e r E u c h noch erspart ! —



363



M o t A Y (freudig, nachdem er den Brief gelesen.) Sie starb am hohen Mittag — Sie harret mein -— zu viel der Freud' auf E i n m a l ! ^ » Du Hier kommen sie!

P u s s i s .



G K O SS - P R I O R G U I D O, S E C H S T E M PET, R I T T E R und DER SERVIENT G R E G E K werden von " W A C II E hereingeführt.) DIE

H U E I N R I E T I K I I N

RITTER

(als ¡ i «

Molay erblicken.) O , unser Yatcr Molay ! D u bleibst uns treu zum T o d e ! Molay. Meine

Kinder!

Mein Reich t h u m ! — O, jetzt kann ich freudig r u f e n : Hier bi.i ich, H e r r u n d die du mir gegeben!



Kommt her zu mir — umarmet mich noch einmal! ( indem er zuerst den Prior Guido küsstj O G u i d o ! — dass ich deiner Seele Dunkel Zerstreuen könnte! —• GUIDO.

Schon dein Anblick tliut's; V u d was in meiner Brust noch krampficht zuefc^

—•

364



Gefühl des schweren Unrechts — bald, ich ahnd' cs4 Ist es vorüber! MO

LAY.

Wo ist unser Charlot, Der von Guyonne? G U I D O .

H a ! der hat gestanden J M O L A Y.

JJr ist so jung — er sucht das Leben noch Im Leben — zürn' ihm nicht! — ( i n d e m er alle der Reihe nach umarmt u n d zuletzt auf Greger trifft.)

Was scli' ich ? Greger! Auch du bist hier? liess ich dich zu Toulon Bei deiner Mutter nicht? *) GÄEGEK'.

Sie ist verschieden. —iWas kann ich Armer bcss'res, als dem Herrn, Den ich mit meinem Blüt' erretten möchte, £ u m Tode folgen,! — M o l AY (mit einein Blick nach oben.)

Also diesen auch

. * ) Mau sehe den ersten Theil Act IV. Scene II.

— Errettet! —

365



a c h , schon E i n e r ist Ersatz

F ü r die V e r l o r n e n !



(zu Greger, indem er ihn mit Inbrunst Umarmt) K o m m an meine B r u s t ! Nicht weinen, J ü n g l i n g ! — E r fühl t zur Mutter Du

O , dein V a t e r liebt d i c h }

dich!

r L E 3 s i s (vor sicli.) R a u m kann icli's tragen!

MotAT

(zum Kerkermeister.)

Sahfit du nicht meinen S ä n g e r , guter

Wächter?

Skit gestern A b e n d schon f e r m i s s ' ich ihn. KERKERMEISTER. Beinah' hätt' ich's vergessen — Z o g er von dannen — Zerbrochen — A n Euch,

Diesen

Morgen

seine Harfe hat er

überliefern soll ich sie

(er gibt Molay'n die zerbrochne Harfe.J MOL AY. Gott segne i h n !



( indem er die Harfe Welimütlng in den Hän-> den hall und betrachtet, berührt er e i nige Saiten, welche erklingen.) Das H o U ist todt





366

Die Saiten klingen fort — Kann nicht ersterben!

— die Melodie



(Geräusch hinter der Mittelthür.) K E R K E R M E I S T E R (indem er sie öffnet.) Hier nur durch! — Einige G E F A E N G T V I S S K N E C H T E

tragen eine»

Sarg durch die Mitteltliür herein.) MOLAY

1

(der unterdessen die Harfe weggelegt hat, auf den Sarg zeigend.) Was

ist

das?

K E R K E R M E I S T E R .

Der alte Gross - Comthur. Du

P I E

s sis .

Auf das Gesuch Der Anverwandten des Verstorbnen, haben Des Königs Majestät genehmiget, I h n , mit den Zeichen seiner Ritterwürdej A u f seiner Ahnen Gut in der Provence Beerdigen

zu

lassen. M O I A Y .

Güt'ge Gottheit! Auch unsern Spielen bist du hold ! — Was kindlich Sein Herz g e w ü n s c h t — ein Grab bei seinen Yätera — Das gibst du i h m ! —-



367

u P t i s s r s



(zu den Knechten.)

Schafft ihm den Mo LAY

Anblick

fort!

( i n d e m diu Knechte den Sarg wegtragen wollen , zu du Plessis.)

L a s s t , g u t e r R i t t e r , m i c h Doch D e r mein Johannes w a r — D e s Freunde« Iiullo

einmal

ihn,

lasst m i c h n o c h e i n m a l

schau'n!

D u

PLESSIS.

Wer kann Euch etwas Versagen! (zu den Knechten) Nehmt

den Deckel

ab!

(die Knechte setzen den Sarg h i n ,

nnd öffnen ihn?

Man sieht in demselben Hiigo's L e i c h e mit

ge-

falteten Händen in der völligen Ritter - Rüstung, mit dem Helm auf di'm K o p f e , und dem grossen rothen Kruuz auf dem Brustharnisch.) MOL AY.

Da liegt er —» Auf seinem Antlitz Himmel! DIE

ANDERS

TEMPLER

(sich

ZUR L e i c h e

drängend.)

Unser Führer!





368



M o LAY (mit süsser Wehmulh die Hand des Todteti ergreifend,) Du Solin der Einfalt und der Treue!

Dank dir

Für deinen Tod, der mich gerettet! — Bruder; W i r scheiden nicht! (die Thurmglocke schlägt.) BU

P I,

ESSI S.

Herr Ritter, lasst uns kurz sevn! (Die Knechte legen den Deckel auf den Sarg, und tragen ihn fort,) MOIAV.

So

gellt

denn !



(zu den andern Templern) Genossen meiner Wonne! Auch Ihr zieht hin — beharret bis an's Ende! —• W i r kehren in des Yalers Schoos zurück — Und er , der üns zu Märt* rorn erki hren, Er wird die Gluthen kühlen und uns herrlich Verwnndeln, dass wir allen Völkern einst Als Feuersäulen glänzen ! VOLK

(ausserhalb der Buhne.) Platz dem Alten! Dtr

Wer?,

PLESSIS.



369



V O L K .

Platz dem Heiligen Vom Berge Carmel! Y O L K > das gewaltsam auf die Bühne dringt, dann D E R A L T E VOM C A R M E L (als Einsiedler gekleidet.) (Alle fallen bei dem Anblick des Alteil auf dis Kniee, nur Molay nicht, der iin Vorgrand« stehen bleibt.) A L I ! V O M C A R M J I (ZU Molay, der im Vorgrunde steht, und dem er sich, oha» auf die Andern zu Micken, nähert.) Ich bin Vom Thal gesendet, dich zu leiten. DER

1V1 O L A Y (vor ihm auf die Kniee sinkend.) Gib mir den Segen, Aeltcster! ALTER

VOM

CARMEL.

Im Nahmeil Des Lichtes, und des Wortes, und der Kraft, Gesegn' ich dich in der vollkommnen Zahl, Und schenke dir den Frieden unsers Meisters ! Du bist entsühnt — zeuch ein zu deiner Freude I M d L A V (nachdem er aufgestanden ist.) Die Brüder sandten dich? *— Die Areuiesbrüdtt,

Hb



370

A T T E R

TOM

— C I H M L T .

Zum- Stellvertreter Des Thaies weih' ich dich heim ew'gcn Licht —« D u Littest Gott f ü r uns,

und

(indem er sich vor Molay auf die Kniee niederlässt.) lit.icend bring' ich Des i h a l e s Huldigung, T c i k Hirter, dir, Dass d u sie bringst dem Meister von dem Hügel! MOLAY.

Steh a u f ! -— Ö , iibersclig lohnst d u , G o t t ! V O L K

(im Hintergrunde.)

Der Heilige- \ o r Molay knieend ! M O L A Y

(sucht den Alten aufzuheben.) Bruder!

A L T EU

VOM

C A R M E L

(noch immer Jcnieend.)

So segne d u auch m i c h ! (Molay legt ihm schweigend die Hände auf den Kopf. Die Todtenglocl-ij erschallt wieder,und tönt, in langsam Wiederhullen dumpfen Schlägen, bis zu Ende des Schauspiels fort.) D U

P I E S S I S .

Das letzte Zeiclicn ! A L T E R

VOM

CARMEI,

Jetzt folge mir getrost.

(aufstehend,

2U

Molay.)

Des Thaies Brüder,



371



I n Ost und W e s t , i m S ü d e n u n d im S i n d heute alle z u m G e b e t

Norden,

versammelt}

U n d sinket d e i n e T { ü l l e , so ertönt D e r erste E o b g e s a n g d e m heil'gen M OLAY

Molay!



(begeistert.)

Z u m H o c h g e r i c h t , z u m O p f e r , zur

Veikliirung!

(er eilt von der Bühne. Der Alte und die Andern folgen ihm.) Z

W

E

I

T

E

S

C

E

N

E

.

( R i c h t p l a t z a u f d e r Insel v o r d e r S e i n e , die in d e r E n t f e r n u n g \ orhei iiiesst.

In d e r Milte d e s H i n *

t e r g i u n d e s ein Sc h e i t c i l . a u f e n ; rechts im H i n t e r g r ü n d e der königliche G a r t e n p a l a s t ,

mit einem

B a i k o n ; links d a s A u g u s t i n e r - K l o s t e r , demselben Felsen.

ein -über den Flus's Man hört d a s

hinter

hervorragender

Geliiute d e r

Todten-

glocken.) "y*OT.K,

jep'ichen Geschlechts und Alters,

dichtem Gt ch-üuge den Schauplatz. sind die G A i t ü E V her

am

» E S

Scheiterhaufen die

SE.NESCIIALLS EIN

erfüllt in

Unter dem Volke

IVÖN'IGS, R E I S I G E N

zerstreut.

F. I ' E 8 O E R (ZU einem andern.)

D i e S o n n e steckt in W ö l k e n / w i e im

Sack,

und näD E S



372

ZWEITER



BtTERßER.

J a , es ist dnickcnd schwul; und Doch kein Regen ! D R I T T E R

B U E R C E S .

O , dass er kiimc, und die iTeucrflammet) Ersäufte

1

und die Henker obendrein!

V I E R T E R

BUERO-ÄH

(herein tretend.)

S i t kohimcn sclion! F U E N F T E R

BÜERGER

(auf den Palast zeigend.)

Ha! seht Ihr dort den König Mit Seiner Buhlcrin am Erkerfenster? SECHSTER

BUERGER.

Ich möchte heute nicht in seiner Haut seyn ? E I N B O T E (sich auf der andern Seite durch dss Volk drängend;) Ich muss zum König! Platz! B U E R G E R (auf derselben Seitej zt| einem andern, indem er auf den Boten zeigt,)

SIEBENTER

W e r ist denn das? ACHTER

B Ü E R G £ R .

Ein Böte aus Vicnnc. NEUNTER BÜERGER

(auf der andern Seite,)

Ist es möglich? ZEHNTER

J a , tödtlich krank!

BUERGER.



373

ELFTER



BUERGER.

D e r heij'ge V a t e r ? Z w o i t r i E E

BÜERGER.

Richte* D o r t o b e n ! -— (Der Bote verliert sich in der Gegend des Palastes unter dem Gedränge. Der König erscheint mit der Gräfin von Auvergne und mit Gefolge auf dem Balkon.) ERSTER

BUERGER.

H a ! d e r K ö n i g tritt h e r v o r ! ELI» G A R D E - H A U F T M A N N

(zu dem

Volke,

halb leise.) Schrci't V i v a t t S c h u r k e n ! VOLK

(laut.)

Vivatl (leise) in d e r H ö l l e ! ZWEITER

BUEHGER.

D a bringen sie d e n Gross - P r i o r ! (Guido wird langsam von Schergen herein geführt.) MEHRERE

STIMMEN

IM

VOLKE.

O Gott! ANDERS

Vfolilthäter —

STIMMER

VaUi l



(schluchzend.)



474

GAHDE - IIA U M

— MANN.

Haket Euer Maul!



D e n ersten, der noch m u c k s e t , sioss' ich nieder! —«• E I N SCHERGE (ZU Guido, der äusserst schwach und langsam geht.) Nun



wollt GUIDO

Ihr

nicht ?

(auf den Scheiterhaufen im grunde zeigend.}'

Hinter-

Ist dqs mein Schciterliaufen ? SCHERGE.

N e i n , dort ist E u r e r —

f o i t ! der K ö n i g

wartet!

G>u i x> o . Der König?

Ha!



(indem er die Augen aufschlägt und den König guf dem Balkon erblickt, zu ihm) V e r w o r f n e r Henker Philipp ! Ich lade dich v o r Gottes Angesicht Y o n heut' an binnen Jahresfrist —

u n d dich,

V e r r ä l h e r C k mens, binnen vierzit^ Tagen, D e r U n s c h u l d , die I h r m o r d e t ; R e d ' u n d A n t w o r t Z u gehen vor dem höchsten Richter * ) ! MEHREITE

BUERGER.

Grässlich f

* ) Man seile die Schlussbemerkung,

375 SCHERGE.

In's Teufels N a h m e n ,

fort!

(Guido wird abgeführt. Heribert und NofFo treten auf der andern Seite herein.) HERIBERT

(ZU d e m

Volke.)

V e r b r a n n t schon ? EIN

BUERGER.

Wer? HERIBERT.

D e r schnöde

Molay! EIN

B U E R GEH

(drohend.)

Dass d i c h alle E I N

Koch

ANDRER

Wetter!

B u E RGEK .

nicht. HERIBERT.

Ha! Dank dir, JSLN

Teufel!

GARDEOFNTIIER

( v o n d e r G e g e n d de»

Falasles kommend, drängt sich zu dem Scheiterhaufen ,

und sagt zu d e n ,

mit

Fackeln in den Händen, umlier stehenden Scherjen ) Langsam D e n Scheiterhaufen a n ! — - der K ö n i g h a t E s so -befohlen.

zündet

— EIN

376

BUERGER



(leise zu dem andern,)

D a s s sie länger, s c h m a c l i tep Dey U p m e n s c h , pEli



der !

SENESCIIALI, vermummt in

VON P O I T O U

der Nähe des

(erscheint

Scheiterhaufens,

Und saj>t leise zu einem seiner

dprt befindli-

chen Reisigen.) Ist alles

fertig?

REISIGER. Ja! EIN

SCHERGE

(tritt a u f , indem

er sich unter

dem V o l k e Platz zu machen sucht.) Weg

da yom Scheiterhaufen ! ANDRE

SCHERGEN. Flatz da! Platz d a !

Per Delinquent!

ELN BUERGER Der Ist

bei

dem



—> (zu dem andern.)

Bote aus

Vicnne

König!

ROBERT

( g a n z schwarz gekleidet hereintretend, zu den Bürgern.) L e b t er n o c h ? EIN

BUERGER, Der

Meister?



377



ROBERT. Nun,

wer

Ein

denn

sonst ?

B II I R G E R (in die Scene hinemzeigend.} Dort kommt er



ROBERT. G o t t sey Eis

Dank!

A N D R E R B U E R G E R (der eben auftritt.)

D e r hundertjälir'ge Heilige v o m Carmel Begleitet

ihn

— EIN

DRITTER.

E r hat vor ihm geknieet!



(Ein vorantretender S C H E R G E ; dann unter Begleitung der W a c h e ,

M o LA.Y

mit

kreuzweise auf der

Brust zusammen gebundenen Händen, durch den ALTEN

VOM

C A R M E I , , der ihm zur Linken

geht, geführt;

endlich Ritter DU P L F . S S I S mit

einem langen weissen Stabe, und wiederum Wache. Der Zug kann sich wegen des auf ihn losströmenden Gedränges nur sehr langsam bewegen.) HERIBERT

(indem er sich zu Molay durchzudrängen sucht.)

Macht P l a t z ! — V o l k

(laut 2U Molay und dem Alten,) O , bittet f ü r u n s , bittet f ü r u n s !



378

G.AR D E -



H A U P T M A N N .

Z u m T e u f e l ! still! Rorro

(zu dem vordringenden Heribert leise.) Mach f o r t ; w i r h a b e n

Eil!

S C H E R G E (Ina durch Heriberts Andringen das G e dränge sich verstärkt.) Pun —

stockt es ?

HERIBERT

(dicht auf Molay zu tretend und IHQ wild anblickend.) J a k o b M o l a y , kennst d u

mich?

D u stahlst d e n Muisterniantel, d a f ü r gab ich l ) e n T o d dir —

w i r sind q u i t t !



(verliert sich mit Noffo in das Gedränge.) MOLAY

( i h m nachrufend.) Vergib mir, Bruder! — s

(zu dem Alten) E i n Tropfen W e r m u t h n o c h ! —r DER

A L T E

VOM

CARMEL

(ZU

Molay.)

E s w a r der l e t z t e ! —«* E i Ii B u r , K f i ER (zu dem andern.) S e h t ihr den K ö n i g ? — E I N

E r ist l e i c h e n b l a s s !

ANDRER

—r

BI-SUGIII.

Jetzt stallt er p l ö t z l i c h a u f —

er geht v o m E r k e r !



379



(•wahrend der König und sein Gefolge den Balkon verlassen, ist der Zug langsam vorgeschritten, und Robert hat sich zu Iloiay vorgedrängt.) R O B E R T (ZU Ivlolay, in der heftigsten Rührung.) Die Seele Last d u mir u n d deinen Erliis't —

ich w e i n e n i c h t !

Söhnen



M o LAY (zu Robert.) D u führst sie zu m i r ! (Robert reisst dem Molay ein Stück seines Mantels mit der Hälfte des'darauf gehefteten Kreuzes ab, und verliert sich unter die Menge.) A L TEH

drängend.)

Rest!

ROBERT



Hälfte

(den Mantel hoch empor haltend.) E r scy

ein Z e i c h e n - k ü n f t i g

Für J o d e n , der den T o d

erblickt h a t !



— A L T E R

3S9

T E M P E I

— -

ISUVIEKT.

Dein Ist dies G e w a n d — d u bist jetzt unser Mcistct! R o ß £ R T (die Finder auf den Älanlel legend.) W o h l a n , so schwör' ich auf dies weisse Kleid E u c h Treu'

und Reinheit —

Brech'

ich meinert

Schwur, So sey mein Nähme unter E u c h vertilgt!



(er umgürtet sicli mit dem abgerissenen Stücke des Mantels.) Jetzt tretet näher — s o ! — legt E u r e Dolche Hier auf meia Schwert — gebt mir die H ä n d e ! — (er zieht,

während der vorigen W o r t e ,

sein

Schwert, lind die Templer, indem sie ihre Dolche aus den Gürteln ziehen und. auf das Schwert lege», nehmen die vorgeschriebene Stellung au.) ROBERT.

Schwör^ So

wahr

der

Glaube

alles

überwindet,

So wahr die Liebe uns mit Got't vereint, So w a h r die Ilpfl'nung üßer Giabern w e h t : Die Kohle zu bewahre«', bis sie G l u l h wir-d! —

~

390



Afii.E TBMi'jjjtR• Wir

schwören

es! R O B I K T.

TJ-nd welch ein Unterpfand Gebt I h r f ü r E u r e T r e u e ? ALLE

T I M T I I R (mit einer den folgenden W i n -

ten angemessenen Pantomime.) Dieses H e r z ! — D e r Meineid w e r d ' an ihm g t i a c h l ! R O B E RX.

Sa.

sey

es!



(Nachdem die Templer ihre Dolche eingesteckt haben und in den Kreis Zurück getreten sind ) Doch was w i r machen —r noch bcdcck' es D u n k e l ! U n d , dass in dieser Nacht wir nicht versinken, Strahlt

uns der Morgenstern!



Der

Bund

Tempels, E r musstff fallen —• weil er allzu f r ü h Die Decke lüpfte —? B r ü d e r , wir nicht also! — Den Sperber müssen wir an Wachsamkeit, Den Lcu'n an M u t h , den Affen an Gewandtheit, Den Fuchs an feiner Klugheit übertreffen; Doch stets des hohen Ursprungs eingedenk,

des



391

—-

D e r unscrn Zweck von u n s c m Mitteln scheidet, U n d uns. zum L L c n L i i d der Gottheit JtirsosTEK

schuf!

TEMPBIKITTJE.

Doch ww: gibt Nahrung uns und O b d a c h ? R O B E R T

(ZU i h m . )

Kennst d u E i n festeres Gewöl!>e, als den Himmel, K i n reicher S a a t f e l d , als der E r d § Schooss ?



O , unser H a u s , vom Herren selbst gewölbt, Ist so unendlich w i e die W e l t —

zum T e m p e l

E s zu erhöhen, d a s ist unser A m t ! — Natur ist reich an S c h ö n h e i t überall



Erflehet Weisheit E u c h , verschafft E u c h

Stärke,

S o ist ein jeder Fleck Euch, gut genujj Zum Paradiese!



(ein Zeichen mit der Glocke,

ausserhalb

der Bühne.) Ha! —

der A b g e s a n d t e

Des; Väter - Thaies!; — Bruder W IL I I E L M

VON

PARIS,

ehedem E r z -

bischof von Sens, (in Carmeliter-Tracht, eine kleine Glocke in der H a n d , und einen kleinen schwarzen Kasten unter dem Arme tragend) tritt auf.



392

BRUDER



WILHELM.

Friede scy mit Eircli! PiOBERT (zu ihm.) Was b r i n g s r d u

uns?

BRUDER

W I L H E L M .

Den Segen eurer Väter, Und

(indem er den Kasten *) dem Robert übergibt) diesen Kasten, den mit reinem Sinn

Ein treues Weib errettete — Bewahrt ihn Zuiu Tage der Vollendung! — RO

BERT.

W a s enthält e r ? BRUDER

Den

Tod,

die

Kraft,

WILHELM.

die

Gälirung

und

deA

Frieden! — Der Weg ist cucli bereitet — ziehet heim,

* ) Man sehe den ersten Theil Act VI. Scene II. unJ den zweiten Theil Act VI. Seena I.



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F ü r jetzt nach d e i n e m Schlosse, d ' H e r e d o n ! — D i e s Schreiben

(er Ubergibt Roberten ein Papier} b ü r g t euch sicheres Geleit.

D e r r o t h e L o w e bietet euch die Distel, Der H o f f n u n g Z e i c h e n u n d des M ä r t y r e r s ; TJnd welcher auf E u r o p a ' s Scheitel t h r o n t , W i r d euer K r e u z e r h ö h e n aus den T r ü m m e r n . —• D o c h , dass ihr eures P f a d e s nie verfehlt, So s e n d e t , d ' H e r e d o n , als erstem Meister Der Krcuzesbi üderschaft von» Occident, Das Thal die Glockc d i r ! (er übergibt Roberten «lio Glocke.) Sic ist das Z e i c h e n Der erstgebarnen T o c h t c r unsers Thals, Der K i r c h e , eurer Mutter —

Euch

Symbol,

Des liolicu U r s p r u n g s n i m m e r zu vergessen! —— (auf die Glocke aeigend, mit erhabner Stimme) W i e dieses schwach vergängliche Metall, Z u m T e m p e l r u f t die b e t e n d e Gameine, Als ew'ger Engelsharfcn W i e d e r h a l l : So findet I h r , was cuch mit Gptt vereine^ I n der Natur gebildet überall, U n d keinen f u n k t , w e er nieht "Widerscheine.



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Die ganze Welt ist nur der Gottheit Zeichen; J)ie Flamme lpdert auf, es wächst der Baum, Die Welle schäumt, den Himmel zu erreiche»!, TJnd alles deckt des Aetliers Azursaum; Es ringt das. Licht das Starre auszugleichen, Und alles, ßuseyn wild ein Frühlingstraum. — Doch, schüncr hat sich, Liebe nie verklärt, Als da sie sich für uns dahingegeben, Von Kraft erzeugt, von Schönheit aufgenährt, —r Z u m Mittler könnt Ihr auch den Staub erheben; Doch, wenn des Lebens Druck das Horz beschwert, Kann Tröstung nur vom Kreuze niedcrschweben. Die Welt ist aus dem süssen Traum erwacht, Das Hciligthum der Unschuld ist verloren, Der Lüste Bn>nd im Herzen angefacht, Und darum ward dies. Zeichen auserkohren; Die Sünde hat es in die Welt gebracht: Als Lebep. starb, da ward, das Kreuz geboren ! Vernichtet wird es einst, wenn wieder Leberi Aus der Natur zu allen Wesen spricht, Und alle freudig sich zu Gott erheben,



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Die erste U n s c h u l d , sie erscheint uns n i c h t ; D o c h , durch die S c h u l d , dem Licht entgegenstrebon, Das ist der Menschheit jammervolle Pflicht! — Bis diese Zeit erscheint, seyd unverdrossen, Z u predigen .die Zeichcn der Natur, U n d jenes Heil'ge, dem auch I h r entsprossen; Doch alles kündet den Geweihten nur



Die W e l t ist noch m i t Dunkelheit umflossen, Vermengt mit ihr verlieret I h r die Spur.



U n d an den Zeichen soll man euch

erkennen,

Dass Friede, Lieb' und Unschuld bei euch s c y ; Verfolgung nicht, nur Zwietracht, kann euch trennen. Betretet dunkle pf^de sonder S c h e u : Der TIerr licss Mosen einen Busch e n t b r e n n e n ; E u c h gab er einen Stern zum F ü h r e r b e i !



Aus der Geselligkeit gescl.iIossn.em Kreise F ü h r t euren Jünger in die Kunst hinein, Was Regel w a r , w i r d dann) Musik i h m ,seyn; Ist er geprüft auf seines Lebens Gleise, K u r daijn. ?rst dürft I h r ihn den* Tode w e i l r n ; Das Lebeu ist n u r Rüstung zu der Reise.





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Doch, was Ihr lehrt, so ?ey es Zeichen n u r ! Aus sich heraus niuss es der Jüuger 'winden, Sonst trifft er nimmermehr die rechte Spur Der Worte Schall verflieget glcieh den Winden, im Donnerton spricht wortlos die Natur, I ' n d nur der Sucher kann und Soll es finden. L u d wenn im Tod* er dann das Leben fand,So fiilii'ct ihn zu eurer Väter Hallen, Und zeiget ihm des Glaubens beilig Band; "Von Tausend wird das Loos dann Einem fallen, Dass er, dem Stiftej- unsres Bunds verwandt, Gesellet wird den Auscrwähltcn allen. (ein gewaltiger Giocfcenschlag, aus dem'Innern der Höhle; die fernen Todtenglocken verstummen.) Die Glocke tönt-—das Opfer ist vollendet! — So ziehet h i n , und folgt dem hohen Ruf, Mit welchem euch die Kirche ausgesendet; Denn dieser Mutter bleibt ihr stets verpfändet! Sic war es, welche eure Väter schuf; Sie ist es, welche Licht und Kraft euch spendet; —



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Denn nie wird eine grosse That geendel. Und Mensch und Welt verfehlen den Beruf, Bleibt nicht ihr Herz dem Lichte zugewendet!



R. o B e n T. Ein Blitz! B l l t ' D I R WIX. II E 1 M. Es ist der letzte Sonnenstrahl.



Er ist geopfert — Preis dem heiFgen Moiay! (Die Strahlen der Sonne vergolden den Iiitin. Ucbev der Pforte der Thalshöhle erscheinen unter dem erleucJiteteu Nalimen J o n AHSES, DUBAS,

rent.

J.

Ii.

JESUS, M O L AT

die

Kilinsn

und

As'-

in einer Reihe, gleichfalls transpa-

Robert und alle Kreuzesbrüder sinken

auf die Kniee.

Lanm feierliche Pause,

rend der man aus dem Inneren

wäh-

der Höhle,

unter Begleitung von Harfen und Gldckenklängen, die Alten des Thaies, jedoch in dumpfen uud unverständlichen Tönen,

das Dreimal-

Heilig nach der gewöhnlichen Kirchenmelodie singen hört.

Bruder Wilhelm betet gleichfalls,

und macht endlich das Zeichen des Kreuzes über

die knieenden Kreuzesbruder,

dann aufstehen.)

Vielehe

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B K IT X) IC K W l L l i i L M . Zieht hin in F r i e d e n ! RoBEKIb F o r t , n a c h tTIIei edon ! ( Der Kreuzesmeister eilt, den Kasten tmd die Glocke in den Händen haltend, mit den Kreuzcsbriidern von der Bühne.

Bruder Wilhelm sieht ihnen mit i aufgehobenen Händen nach. Der Gesang der A l ten aus dem Innern der Höhle tönt fort. Vorhang fällt.)

Der



E

P

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I

L



O

G

.

G e s u n g e n hab* ich e u c h , I h r Kreuzesbruder, Was sich mit euren Vätern einst be^ab. Der alte Tempel sank in jSacht danieder, Der Meister Lracli i h n , der ihm Daseyn gab; Ein neuer zeigte glorreich dann sich wieder, Und neu erobert ward das heil'ge G r a b : Vergehens waiFnet sieh der SLaub auf E r d e n ; Das Heilige kann nie vernichtet werden. Doch

konnte

Er

die alle Form, vernichten, llat wohl die, neue längeren Bestand ? — Was kann sie für die Ewigkeit errichten. Des armen Staubgeschiiples schwache H a n d ? —



400



Entrollt die Bücher aller Weltgeschichten, S i e sind des sielen W echsels Unterpfand. — Mag ewig auch das Heilige bestehen, .Sein irdisch Staubgewaud'muss untergehen! — So oft das Licht den Menschen will e r scheinen, So hüllt es sich in ihre Formen ein; Verwechselt wird es oft mit dem Gemeinen, T)e