Der Weltbaumwollmarkt: Ein ökonometrisches Modell [1 ed.] 9783428418282, 9783428018284


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Der Weltbaumwollmarkt: Ein ökonometrisches Modell [1 ed.]
 9783428418282, 9783428018284

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Frankfurter Wirtschaftsund Sozialwissenschaftliche Studien

Heft 24

Der Weltbaumwollmarkt Ein ökonometrisches Modell

Von

John-ren Chen

Duncker & Humblot · Berlin

FRANKFURTER WIRTSCHAFTSU N D SOZIALWISSENSCHAFTLICHE

STUDIEN

Heft 24

Herausgegeben von der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Der Weltbaumwollmarkt Ein ökonometrisches Modell

Von

Dr. John-ren Chen

DUNCKER& HÜMBLOT / BERLIN

Alle Rechte vorbehalten © 1970 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1970 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany

Vorwort

B e i der vorliegenden A r b e i t handelt es sich u m eine Dissertation, die unter dem gleichen T i t e l i m Oktober 1968 von der Wirtschaftsu n d Sozialwissenschaftlichen F a k u l t ä t der Johann Wolfgang Universität i n F r a n k f u r t Heinz Sauermann für

Goethe-

angenommen wurde. H e r r n Professor

und H e r r n Professor D r . Reinhard Selten

die wohlwollende Förderung

und tatkräftige

Dr.

b i n ich

Unterstützung

zu

D a n k verpflichtet. Manche wertvolle Anregung habe ich w ä h r e n d der Abfassung der A r b e i t i n der Diskussion m i t H e r r n Reinhard Tietz erhalten, dem ich an dieser Stelle danken möchte.

Inhaltsverzeichnis

Erster Teil Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik der wichtigsten Exportländer 1. Kapitel: 2. Kapitel:

3. Kapitel:

4. Kapitel:

5. Kapitel:

6. Kapitel:

Einführung

9

Ein statistischer Überblick

12

Produktion

12

Konsum

21

Welthandel

28

Preise auf dem Weltmarkt

39

Die Baumwollpolitik der USA

47

Produktionspolitik

47

Exportpolitik

57

Die Baumwollpolitik Mexicos

64

Produktionspolitik

64

Exportpolitik

66

Die Baumwollpolitik Brasiliens

67

Produktionspolitik

68

Exportpolitik

69

Die Baumwollpolitik Ägyptens

73

Produktionspolitik

73

Exportpolitik

76

Zweiter Teil Ein ökonometrisches Modell des Weltbaumwollmarktes 7. Kapitel:

Definitionen

8. Kapitel:

Grundgedanken der Modellkonstruktion (allgemeine Überlegungen)

80

85

6 9. Kapitel:

Inhaltsverzeichnis Strukturgleichungen des Modells

94

10. Kapitel:

Prüfung der Interdependenzeigenschaft des Modells

100

11. Kapitel:

Identifikation

105

Statistische Schätzung der Parameter des Modells

108

USA

109

12. Kapitel:

Mexico

120

Brasilien

125

Ägypten

131

Der Sudan

136

Peru

137

Die übrige Welt

138

13. Kapitel:

Über die Schätzungsmethoden

139

14. Kapitel:

Das rekursive Modell (Schlußbetrachtung)

154

Anhang

156

Literaturverzeichnis

164

Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole

1. Abkürzungen

CCC Commodity Credit Corporation ECC Egyptian Cotton Commission

2. Symbole I. T e i l AAt

Die gesamten Anbauflächen, die zum Einsatz für Baumwollproduktion genehmigt sind (acreage allotment), in der Periode t

Ct

Indices der Produktionskosten in der Periode t

Cj 1

Der geschätzte Binnenkonsum im t-ten Jahr

l

C[

Die Trendgröße für den Konsum im t-ten Jahr

E et

Der geschätzte Durchschnittsertrag in der Periode t

G\

Die geschätzte Produktion i m t-ten Jahr

Ki j

Der Binnenkonsum im i-ten Jahr in USA

Lt

Die Lager am 1. August des Jahres t

M et P^

Der geschätzte Import für das Jahr t Der monatliche Durchschnitt der Preisindices für alle Agrarprodukte in den letzten 10 Jahren in den USA

P^ n

Die Durchschnittspreise für Baumwolle in der Basisperiode

Pj

n

Pf P st St

Der monatliche Durchschnittspreis, den die amerikanischen Landwirte in den letzten 10 Jahren bekommen haben Paritätspreise für Baumwolle in der Periode t Angebotsprozentsatz für das Jahr t in den USA Das Gesamtangebot im Jahr t in den USA

Sj*

Das Normalangebot im Jahr t in den USA

Xi i

Der Export im t-ten Jahr aus den USA

X*

Der geschätzte Export im t-ten Jahr

X

l r t

Die Trendgröße für Export im t-ten Jahr

8

Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole II. T e i 1

i, j

Laufindex für Exportländer, und zwar 1 = USA, 2 = Mexiko, 3 = Brasilien, 4 = Ägypten, 5 = Sudan, 6 = Peru und 7 = übrige Welt t Laufindex für die Zeitpunkte bzw. Periode A Anbauflächen für Baumwollproduktion, die abgeerntet wurden AA Erlaubte Anbauflächen durch die Politik der Anbaubeschränkung in den Produktionsländern B Bevölkerung D Die Gesamtnachfrage nach Baumwolle aus einem Exportland E Durchschnittsertrag pro Anbaufläche ES Exportsteuer EW Wechselkurs der Währungen der Exportländer gegenüber den USA in „giving-quotation" G Produktion K Binnenmarktnachfrage in den Produktionsländern KK Pro-Kopf-Konsum von Kunstfasern K™ Gesamtkonsum der Importländer K? Pro-Kopf-Konsum in den Produktionsländern KU Kunstfaserproduktion der Baumwollproduktionsländer KW Gesamtweltproduktion der Kunstfasern L Anfangslager der Produktionsländer Lm Gesamtanfangslager der Importländer der freien Welt P Weltmarktpreise Pin Binnenmarktpreise der Produktionsländer Pku Preis der Kunstfaser in Baumwollproduktionsländern Pp Paritätspreise für Baumwolle in den USA Ptt Unterstützungspreise bzw. Ankaufspreise der Regierung in Produktionsländern P" Prozentsatz der Unterstützungspreise von den Paritätspreisen in den USA R Dummy- Variable, die extra besprochen wird an der Stelle, wo sie auftaucht. Sie hat den Wert 1 oder 0 S Das Gesamtangebot der Baumwolle aus einem Produktionsland SUB Exportsubvention T Lineare Trendvariable TWi Die Summe der Gesamtexportmenge der gleichen Baumwollsorten __ außer dem Lande i, der Lm und KW TWi Die Summe der Gesamtexportmenge außer dem Land i, der L m und KW U, V Stochastische Variablen X Exportmenge Y Volkseinkommen Yp Pro-Kopf-Einkommen Y* Index des Pro-Kopf-Einkommens Yj Symbol für Korrelationskoefflzienten

Erster

Teil

Statistischer Uberblick und die Baumwollpolitik der wichtigsten Exportländer 2. Kapitel Einführung

Die Entwicklung des Weltbaumwollmarktes 1 nach dem 2. Weltkrieg ist durch folgende Punkte charakterisiert: a) Die Produktion steigt schneller als der Verbrauch. Diese Entwicklung ist durch die Steigerung der Produktivität und die Zunahme der Anbauflächen in vielen kleinen Produktionsländern bedingt. Der Fortschritt der Agrarwirtschaft, wie Auswahl der Saat, Anwendung von Kunstdüngemitteln und bessere Methoden zur Schädlingsbekämpfung usw., veranlaßt die rasche Steigerung der Agrarproduktivität, besonders in den USA und Mexico. Die Verbreitung der Verwendung von Kunstdünger und die Errichtung von Bewässerungssystemen ermöglichen es, in Gebieten Baumwolle anzupflanzen, die es früher, der ungünstigen natürlichen Bedingungen wegen, nicht erlaubten, so z.B. in Mexico. Aus diesem Grund haben sich die Gesamtanbauflächen der Welt vergrößert, während die Anbauflächen der USA wegen Anbaubeschränkung durch die Regierung gesunken sind. Der gesamte Weltverbrauch an Baumwolle ist während der Nachkriegszeit auch gestiegen, aber nicht so rasch wie das Angebot. Das Kennzeichen dieser Entwicklung ist die ständige Zunahme der Gesamtweltlager der Baumwolle. 1964/65 haben die Weltbaumwoll-Lager ihr höchstes Niveau nach dem Krieg erreicht. b) Die Regierungseinwirkungen in Baumwollproduktionsländern auf Produktion und Export. Eine Besonderheit des Weltbaumwollmarktes nach dem 2. Weltkrieg ist die Intervention durch die Regierung in den Angebotsländern.

1

ohne kommunistische Länder.

10

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

c) Die starke Konkurrenz durch das Angebot der Kunstfasern. Da Kunstfasern industrielle Produkte sind, werden die meisten Kunstfasern der Welt von hochentwickelten Ländern, wie den westeuropäischen Ländern, den USA und Japan erzeugt. Diese Länder (außer den USA) sind auch die wichtigsten Baumwollimportländer der Welt. Die Konkurrenz der Kunstfasern mit der Baumwolle ist durch den billigeren Preis der Kunstfasern, deren immer besser werdende Qualität und den technischen Fortschritt bei der Umstellung der Maschinen von Baumwolle auf Kunstfasern als Grundstoff der Textilproduktion noch verstärkt worden. Das Angebot bzw. die Produktion der Kunstfasern und ihr Verbrauch sind seit der Nachkriegszeit rasch gestiegen. d) Der sinkende Trend der Baumwollpreise auf dem Weltmarkt: Diese Entwicklung ist durch Produktionsüberschüsse, starke Konkurrenz von Kunstfasern und das unelastische Angebot der Exportländer in bezug auf den Preis, besonders der Entwicklungsländer, zu erklären. Dieses unelastische Angebot ist wie folgt zu erklären: (i) Es fehlt den Landwirten in den baumwollproduzierenden Gebieten die Möglichkeit, andere Pflanzen anzubauen, (ii) Die Schwierigkeit des Anbauwechsels: Dies ist im allgemeinen für alle Agrarprodukte der Fall, und zwar, je länger die Anbauzeit ist, desto schwieriger ist ein Wechsel von einer Pflanze zu einer anderen. Der Wechsel während der Reifezeit einer Pflanze bedeutet Verlust für die Landwirte. Deshalb können die Preisschwankungen während der Reifezeit kaum den Einsatz der Bodenflächen beeinflussen; (iii) Immer mehr Baumwolle wird in den Produktionsländern verbraucht, in denen die Preise ganz von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt isoliert werden; (iv) Die Binnen- und Weltmarktpreise werden durch Intervention der Regierung in den Produktionsländern getrennt. Die Produktionsentscheidung der Landwirte bezieht sich auf den Binnenmarktpreis bzw. den Garantiepreis der Regierung. Daher reagieren die Produzenten nicht direkt auf die Preisschwankungen auf dem Weltmarkt; (v) Für einige große Produktionsländer sind die Deviseneinnahmen, wie z. B. für Ägypten, Mexico, Sudan, Pakistan und Syrien aufgrund des Baumwollexportes die wichtigste Quelle der Deviseneinnahmen. Das Angebot dieser sogenannten Monokulturländer auf dem Weltmarkt ist meistens unelastisch in bezug auf den Preis. Diese Arbeit besteht aus zwei Teilen: I m ersten Teil wird die Entwicklung des Weltbaumwollmarktes in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 untersucht 2 und die Faktoren, die diese Entwicklung bedingten, besprochen, um die Informationen, die für den Aufbau des zweiten Teils benötigt werden, zu gewinnen. Der erste Teil besteht aus einem sta2 Das laufende Jahr der Baumwolle dauert vom 1. August eines Jahres bis zum 31. Juli des nächsten Jahres.

1. Kapitel: Einführung

11

tistischen Überblick über die Entwicklung des Weltbaumwollmarktes und der Besprechung der Baumwollpolitik der wichtigsten Exportländer, die hauptsächlich diese Entwicklung bestimmten. I m zweiten Teil wird mit Hilfe der Informationen, die im ersten Teil gewonnen wurden, ein erklärendes Modell für den Weltbaumwollmarkt in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 aufgestellt werden. Die Parameter im Modell werden mit Hilfe statistischer Methoden geschätzt. Bei dieser Parameterschätzung werden statistische Experimente durchgeführt, bei denen man vorhat, verschiedene Modellvorstellungen zu verifizieren. Wir werden dann ein Modell aufbauen, das man nach den folgenden Kriterien: 1. dem richtigen Vorzeichen, 2. dem höchsten Multikorrelationskoeffizienten, und 3. statistisch gesicherten Regressionskoeffizienten 3, als das beste bezeichnen kann. Das Modell geht von der Seite der Angebotsländer aus, denn der Weltbaumwollmarkt wird fast ausschließlich durch die Entscheidungen der Angebotsländer bestimmt. Das Modell enthält sieben Hauptsektoren, nämlich sechs Exportländer, deren Anteil am Gesamtexport der freien Welt in den letzten zwölf Jahren insgesamt über 70 °/o betragen hat, und die übrigen Länder, die in einer aggregierten Form in das Modell aufgenommen werden, denn es gibt mehr als 70 Länder in der Welt, die Baumwolle anbauen und über 50 Länder, die Baumwolle exportieren. Die Rolle, die diese kleinen Länder allein auf dem Weltmarkt spielen, ist kaum zu beachten. Die sechs Länder, die wir im Modell behandeln werden, sind die USA, Mexico, Brasilien, Ägypten, der Sudan und Peru. Da die Baumwolle je nach den stapeligen Längen und anderen Besonderheiten nach vielen Kategorien unterschieden werden kann, werden wir in der Untersuchung je eine Sorte als Muster für jedes dieser sechs Länder nehmen. Auf dem Markt werden nach den stapeligen Längen drei Hauptgruppen der Baumwolle unterschieden: die kurz-, die mittel-, die lang- und extra-lang-stapelige Baumwolle 4 . Die kurzstapelige Sorte wird durch indische Baumwolle vertreten. Aber diese Sorte ist wegen ihres kleinen Anteils auf dem Weltmarkt in diesem Modell nicht berücksichtigt worden. Da die Amerikaner die größten Anbieter für die mittelstapelige Baumwolle auf dem Weltmarkt sind, werden diese Sorten amerikanische „Upland-Cotton" genannt, während die lang- und extra-lang-stapeligen Sorten wegen der Dominanzlage der Ägypter auf dem Weltmarkt als 3

mit 5 °/o Irrtumswahrscheinlichkeit. Die stapelige Länge für kurzstapelige Baumwolle ist kürzer als *U inch; für mittelstapelige zwischen s/4 und einundeinachtel inch; für langstapelige zwischen einundeinachtel und einunddreiachtel inch; für extralangstapelige über einunddreiachtel inch. 4

12

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

ägyptische Sorten bezeichnet werden. Die erste Sorte bieten die USA, Mexico und Brasilien und die zweite Sorte Ägypten, der Sudan und Peru an. 2. Kapitel E i n statistischer Überblick I . Produktion

Nach dem 2. Weltkrieg steigerte sich die Gesamtbaumwollproduktion der Welt von 3 784 000 metric ton im Jahr 1946/47 auf 8 269 000 m. t. im Jahr 1964/65, also eine Steigerung auf mehr als das Doppelte. I n der Periode von 1953/54 bis 1964/65 hatte die Gesamtweltbaumwollproduktion einen steigenden Trend. Die Jahresdurchschnittsproduktion dieser Periode betrug 7 107 000 m. t. Ausnahmen von diesem steigenden Trend traten 1954/55,1956/57 und 1957/58 auf. Diese Ausnahmen wurden hauptsächlich von den USA verursacht. 1953/54 betrug die Weltproduktion 6 597 000 m. t., also etwa 310000m.t. mehr als im Jahr 1952/53. Die Amerikaner produzierten davon etwa 5 4 % (3 585 000 m. t.). Dank der Steigerung des Durchschnittsertrages (ein Durchschnittsertrag pro Hektar von 363 kg, etwa 50 kg [bzw. 15,5 °/o] mehr als 1952/53) haben die Amerikaner trotz der geringeren Anbauflächen ihre Produktion im Jahr 1953/54 um etwa 303 000 m. t. bzw. 9 °/o gegenüber dem Vorjahr erhöht. Die Anbauflächen in Mexico waren 1953/54 des ungünstigen Klimas wegen (Wassermangel) und in Brasilien wegen des niedrigeren Preises während der Anpflanzzeit geringer als 1952/53, insbesondere in Südbrasilien (Hauptproduktionsgebiet Brasiliens). Um die Produktion der Nahrungsmittel nicht zu gefährden, beschränkten die ägyptische und pakistanische Regierung die Anbauflächen der Baumwolle; dies erklärt die plötzliche Produktionssenkung Ägyptens und Pakistans 1953/54. Die Anbauflächen in Ägypten verringerten sich um 33°/o, während die Produktion 3 0 % niedriger war als 1952/53. Die pakistanische Produktion war 1953/54 etwa 20°/o geringer gegenüber dem Vorjahr. Die Produktionssenkung dieser Länder wurde von anderen kleinen Produktionsländern kompensiert, so daß sich die Gesamtweltproduktion mit der Höhe der amerikanischen Produktionssteigerung vergrößerte. Die erste Ausnahme von dem steigenden Trend der Weltbaumwollproduktion ereignete sich 1954/55. Diese Entwicklung ist durch die Senkung der Anbauflächen in den USA zu erklären, die wiederum durch Anbaubeschränkungen der US-Regierung verursacht wurde. Die amerikanische Regierung hat 1954/55 zum zweiten Mal (das erste Mal war 1950/51) nach dem 2. Weltkrieg wieder die Politik der Anbaubeschränkung (acreage allotment and marketing quota) eingeführt, um

2. Kapitel: E i n statistischer Überblick

13

Tabelle 1 Die Baumwollproduktion der freien Welt und der wichtigsten Exportländer (Maßeinheit: 1000 metric tons) Jahr

freie Welt

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

Sudan

Peru

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

6 597 6 435 6 761 6 391 6 076 6 332 6 787 7 230 7 355 8 004 8148 8 269

3 585 2 978 3 205 2 898 2 387 2 506 3170 3107 3117 3 237 3 339 3 305

263 392 486 407 457 511 360 455 431 523 457 517

316 359 370 283 294 305 370 423 542 488 510 455

318 348 334 325 405 446 457 478 336 457 442 504

91 89 111 133 147 127 127 116 217 163 102 152

119 102 93 107 109 109 139 121 143 145 140 152

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

Committee: „Cotton — World Statistics —

Tabelle 2 Abgeerntete Anbauflächen der wichtigsten Exportländer der freien Welt (Maßeinheit: 1.000 Hektar) Jahr

freie Welt

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

Sudan

Peru

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

25 922 25 433 25 779 24 858 24 011 23 671 24 340 24 680 25 742 26 077 26 020 26 076

9 851 7 781 6 851 6 319 5 487 4 795 6118 6195 6 327 6 301 5 752 5 689

754 922 1059 873 916 1033 754 904 794 833 789 784

1619 1821 2 023 1740 1497 1619 1862 2 023 2 226 2 226 2 327 2 327

556 663 763 694 764 800 739 787 834 696 684 676

264 277 242 309 295 359 381 380 476 448 441 448

209 217 227 239 238 236 253 261 247 260 260 260

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

Committee: „Cotton — World Statistics —

Produktionsüberschüsse zu beseitigen. D i e Anbauflächen w u r d e n auf 8 668 000 H e k t a r beschränkt. D i e abgeernteten Flächen betrugen 7 791 000 ha. Dies bedeutet eine 21 °/oige Senkung der Anbauflächen gegenüber 1953/54. D i e Senkung der Anbauflächen gegenüber 1953/54 w u r d e teilweise durch Steigerung der Durchschnittserträge (um 5°/o) kompensiert.

14

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik Tabelle 3 Durchschnittserträge der Baumwollproduktion in den wichtigsten Exportländern (Maßeinheit: Kg/Hektar)

Jahr 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

Sudan

Peru

363 382 467 458 435 522 517 500 491 512 579 579

350 426 460 466 499 495 477 503 542 628 581 662

194 196 183 163 195 206 198 208 243 220 216 193

572 525 438 467 530 557 619 607 402 657 646 745

345 321 456 432 158 347 330 299 439 448 441 448

535 483 507 440 482 491 517 503 527 565 544 513

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

Committee: „Cotton — World Statistics —

Tabelle 4 Lager der wichtigsten Exportländer am 1. August des laufenden Jahres (Maßeinheit: 1000 metric tons) Jahr

freie Welt

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

Sudan

Peru

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

3 509 4152 4 515 4 855 4 525 4103 3 889 3 647 3 743 3 747 4 505 4 970

1215 2109 2 429 3150 2 466 1894 1926 1639 1567 1698 2 432 2 684

39 25 63 11 28 72 87 59 57 55 57 85

444 258 173 137 112 129 130 143 143 217 184 217

179 100 133 66 95 130 156 94 103 54 76 81

48 48 70 59 118 79 57 54 72 145 130 65

30 49 57 25 39 42 20 48 42 36 28 35

Quelle: International Cotton Advisory Committee: „Cotton — World Statistics — Quarterly Bulletin"

Eine rasche Steigerung der Durchschnittserträge (21 °/o) und der Anbauflächen (22%) verursachte eine Produktionserhöhung von 4 9 % in Mexico. Die Steigerung der Anbauflächen war durch ausreichende Bewässerung des wichtigen Produktionsgebietes Matamoros möglich geworden, in dem 1953/54 wegen Wasserknappheit für 400 000 acre auf Baumwollproduktion verzichtet worden war. Der Bau des FalconDammes trug dazu bei. Etwa 95 % der Gesamtanbauflächen in Mexico wurden 1954/55 bewässert.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

15

Die Produktion in Brasilien war nur etwas geringer als 1953/54. Dies erklärt sich durch das ungünstigere Klima im Süden. Die Produktion in Ägypten war knapp 1 0 % höher als im Vorjahr. Die 20°/oige Steigerung der Anbauflächen wurde durch niedrigere Durchschnittserträge um 10 °/o kompensiert. Die Produktion der übrigen Länder war höher als im Jahr 1953/54. Unter Berücksichtigung aller Produktionsländer der Welt wurde die Produktionssenkung in den USA mit der Erhöhung anderer Länder kompensiert. Die Bilanz ergab eine um 162 000 m. t. geringere Produktion gegenüber 1953/54. Die Gesamtweltbaumwollproduktion 1955/56 war durch folgende Punkte charakterisiert: (a) Eine weitere Senkung der Anbauflächen in den USA, (b) die rasche Steigerung der Durchschnittserträge in den USA und (c) die Erhöhung der Anbauflächen in den übrigen wichtigen Produktionsländern. Zu a): Die Anbaubeschränkungen in den USA wurden weiter verschärft. Die „acreage allotment" war 1955/56 etwa 15°/o niedriger als 1954/55. Außerdem führte die amerikanische Regierung die flexiblen Unterstützungspreise ein (siehe Kapitel 3), damit sich die Produktion durch den Preismechanismus der Entwicklung der Marktsituation anpaßt. Die abgeernteten Flächen waren etwa 12 % niedriger als 1954/55. Zu b): Der Durchschnittsertrag pro Hektar in den USA war 1955/56 etwa 2 2 % höher als im Vorjahr. Diese Steigerung des Durchschnittsertrages ist sowohl durch reale Produktivitätssteigerung, die durch Intensivierung der Baumwollproduktion auf kleineren Anbauflächen zu erklären ist, als auch durch den Verzicht auf Einsatz weniger fruchtbarer Flächen für Baumwollproduktion, der auf die Politik der Anbaubeschränkung zurückzuführen ist, bedingt. Eine Steigerung von etwa 227 000 m. t. (knapp 8 % ) gegenüber 1954/55 bezeichnet die amerikanische Baumwollproduktion 1955/56. Zu c): Die Mexikaner haben ihre Anbauflächen 1955/56 um 1 5 % gegenüber 1954/55 (137 000 Hektar) erhöht. Mit höherem Durchschnittsertrag pro Hektar hat die mexikanische Baumwollproduktion einen Rekord in der Geschichte erreicht (eine Produktionserhöhung von 94 000 m. t. bzw. 24%). Die Anbauflächen 1955/56 in Brasilien und in Ägypten waren auch größer als 1954/55 (12% in Brasilien und etwa 10 % in Ägypten). Mit niedrigerem Durchschnittsertrag war die brasilianische Produktion nur wenig höher und die ägyptische sogar niedriger als im vorhergehenden Jahr. Die Produktion der übrigen Länder hatte das gleiche Niveau wie 1954/55. Die Gesamtweltproduktion 1956/57 brachte nach 1954/55 wieder einmal eine Ausnahme vom steigenden Trend. Die Ursache dieser Ent-

16

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Wicklung ist auf die Senkung der Anbauflächen in allen wichtigen Produktionsländern zurückzuführen. A m 1. August 1956 haben die amerikanischen Baumwoll-Lager ihren Rekord nach dem 2. Weltkrieg erreicht. Um diese Überschüsse zu beseitigen und um weitere Überschüsse zu vermeiden, senkte die amerikanische Regierung sowohl ihre „acreage allotment" (um 4 °/o) als auch ihre Unterstützungspreise (um 7 % der Paritätspreise), die seit einigen Jahren auf 90 % der Paritätspreise beharrten. Die abgeernteten Flächen waren in den USA etwa 8 °/o kleiner als im Vorjahr. Mit einem niedrigeren Durchschnittsertrag war die Produktion in den USA 1956/57 um 9 °/o niedriger als 1955/56. I n Mexico ist die Senkung der Anbauflächen durch die Kreditbeschränkung der Regierung für die Baumwollproduktion und durch das trokkene Klima zu erklären. Die mexikanischen Anbauflächen waren etwa 17 °/o niedriger als 1955/56. Auch die Senkung der ägyptischen Produktion ist durch die Politik der Regierung zu erklären. Eine Beschränkung der Anbauflächen auf 3 0 % der gesamten bebaubaren Flächen für Baumwolle wurde bestimmt. Die abgeernteten Flächen waren jedoch um 9 % kleiner als 1955/56. Die Weltbaumwollproduktion wich 1957/58 wieder einmal von ihrem steigenden Trend ab. Die Gesamtproduktion war etwa 315 000 m. t. (etwa 5 %) niedriger als 1956/57. Die Ursache ist die Senkung der amerikanischen Produktion. Während die Amerikaner ihre Produktion um 511000 m. t. (bzw. 18%) gegenüber dem Vorjahr gesenkt haben, war die Produktion aller übrigen Länder um 196 000 m. t. (bzw. 6 %) gegenüber 1956/57 gestiegen. Da die Anbaubeschränkungen in den USA 1957/58 gegenüber 1956/57 strenger waren, blieben die abgeernteten Flächen um etwa 900 000 ha kleiner als im Vorjahr. Der Grund waren die niedrigeren Unterstützungspreise der Regierung (78% der Paritätspreise für 1957/58). Mit etwas niedrigerem Durchschnittsertrag im Vergleich zum Vorjahr war die amerikanische Produktion um 18 % niedriger als 1956/57. Die Produktion in Mexico, Brasilien und Ägypten war höher als 1956/57. Durch die Steigerung der Anbauflächen und des Durchschnittsertrages produzierten die Mexikaner 12 % und die Ägypter etwa 20 % mehr als im vorhergehenden Jahr. Mit kleineren Anbauflächen und höherem Durchschnittsertrag stieg die Produktion in Brasilien gegenüber 1956/57 nur wenig an. Die Weltproduktion erreichte 1958/59 fast das Niveau des Jahres 1956/57 und war etwa 256 000 m. t. (bzw. 4 %) höher als 1957/58. Diese Produktionssteigerung verteilt sich je zur Hälfte auf die USA (etwa 119 000 m. t.) und die übrigen Länder (136 000 m. t.).

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Trotz der geringsten Anbauflächen seit dem 2. Weltkrieg steigerte sich in den USA die Produktion im Jahr 1958/59 wegen des wesentlich höheren Durchschnittsertrages. Die „acreage allotment" war in USA für 1958/59 etwas kleiner als 1957/58, während die abgeernteten Flächen eine starke Senkung erfuhren, die durch die Einführung der „SoilBank"-Politik zu erklären war (siehe Kapitel 3). I m Gegensatz zu den USA wurden mehr Flächen in Mexico (um 13 °/o), Brasilien (um 8 °/o), Ägypten (um 4 °/o), Sudan und Uganda abgeerntet. Mit etwa demselben Durchschnittsertrag steigerte sich die mexikanische Produktion auf 54 000m.t. (bzw. 12°/o) gegenüber 1957/58. Die Ägypter konnten auch ihren Durchschnittsertrag verbessern und daher eine Produktionssteigerung von 41 000 m. t. (bzw. 10 °/o) erreichen. Die erhebliche Steigerung der amerikanischen Produktion erklärt das Anwachsen der Weltproduktion 1959/60, die etwa 455 000 m. t. (bzw. 7 %) höher als 1958/59 war. Die Amerikaner hatten 664 000 m. t. (bzw. 26°/o) mehr produziert, während die Gesamtproduktion der übrigen Länder um 209 000 m. t. (bzw. 5 °/o) sank. Die Einführung der Dualunterstützungspreise (siehe Kapitel 3) war der Grund für die Erhöhung der amerikanischen Anbauflächen. Nach dieser Politik lag es in der Hand der Landwirte sich zwischen Unterstützungspreisen A, die 80 % der Paritätspreise betrugen, und den Unterstützungspreisen B mit 65 °/o der Paritätspreise zu entscheiden. Diejenigen Landwirte, die sich für die Unterstützungspreise A entschieden, durften nur die ihnen erlaubten Anbauflächen bepflanzen, während diejenigen Landwirte, die sich für die Unterstützungspreise B entschieden, dagegen 40 %> mehr Flächen bebauen durften. Die Anbauflächen in den USA stiegen deshalb um 1 323 000 Hektar (bzw. 28 °/o) im Vergleich zu 1958/59. Entgegengesetzt zu den USA verringerten sich die mexikanischen Anbauflächen um 279 000 ha (bzw. 27%). Die Produktion war jedoch etwa 151 000 m. t. (bzw. 30 %) kleiner als 1958/59. Die Gründe dafür waren folgende: a) Ungünstige Preislage in der letzten Zeit, und b) die Vermutung, daß die Kreditbeschränkung für die Baumwollproduzenten eingeführt wird.

Die niedrige Produktion Brasiliens seit 1956/57 ist durch folgende Punkte zu erklären: a) Die niedrigeren Preise für Baumwolle veranlaßten die Landwirte, andere Produkte anzubauen, b) Ungünstige Wetterlage, besonders 1957 in Südbrasilien, die niedrigen Ertrag verursachte, c) Insektenschädigung, von der besonders Sao Paulo betroffen war, die nicht nur niedrigeren Ertrag, sondern auch schlechtere Qualität bewirkte. 2 Chen

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Sowohl die kleineren Anbauflächen, die durch Punkt a) oben zu erklären sind, als auch der niedrigere Ertrag, der durch Punkt b) und c) oben zu erklären ist, trugen zur niedrigeren Produktion Brasiliens seit 1956/57 bei. Nicht zuletzt schlug die schlechtere Qualität den Weltmarktpreis für Baumwolle aus Brasilien ab. 1959/60 war die brasilianische Produktion wesentlich höher, d.h. 65 000 m. t. (bzw. 21%) gegenüber 1958/59. Die Gründe dafür sind: a) daß die Regierung höhere Unterstützungspreise bot, b) daß die niedrigen Weltmarktpreise für Kaffee die Landwirte veranlaßten, mehr Baumwolle anzupflanzen, und c) daß der Ertrag durch günstige Wetterlage und Bemühungen der Regierung im Staat „Tarana" gestiegen war. Die Anbauflächen waren 1959/60 etwa 243 000 ha (bzw. 15%) größer als 1958/59. Die ägyptischen Anbauflächen waren wegen der Anbaubeschränkung für die „Karnak"- und „Ashmouni"-Sorten etwa 8 % niedriger als im Vorjahr. Die Produktion war durch höheren Ertrag jedoch etwas höher als 1958/59. Die Sudanesen konnten durch Einrichtung eines Bewässerungssystems mehr Baumwolle anbauen. Die Gesamtweltproduktion betrug 1960/61 7 230 000 m. t. Dies bedeutet eine Steigerung von 443 000 m. t. (bzw. 6,5 %), die von den Produktionsländern außerhalb der USA erreicht wurde. Während die amerikanische Produktion auf dem Niveau von 1959/60 blieb, produzierten die Brasilianer, Ägypter, Spanier und Lateinamerikaner wesentlich mehr als im Vorjahr. Die amerikanische Produktionspolitik für 1960/61 war dieselbe wie die von 1959/60. Nur wurden die „acreage allotment" erhöht und die Unterstützungspreise niedriger gesetzt. Die angebauten Flächen änderten sich nur um 1 %. Aber wegen des niedrigeren Ertrages war die Produktion um 2 % geringer als 1959/60. Die Mexikaner haben 1960/61 etwa 27 % mehr Baumwolle produziert als 1959/60. Diese Produktionssteigerung ist sowohl durch mehr Anbauflächen (15% höher) als auch durch höhere Erträge (um 5 % ) zu erklären. Die Produktion in Brasilien war wegen mehr Anbauflächen (um 8 %) und höheren Ertrags (um 5 % ) etwa 53 000 m. t. bzw. 1 4 % höher als 1959/60. Die Produktionssteigerung in Ägypten, die hauptsächlich auf die Erhöhung der Anbauflächen zurückzuführen ist, war nur gering. Die Erhöhung der Weltproduktion 1960/61 ist hauptsächlich durch Produktion Indiens bedingt, das in diesem Jahr etwa 282 000 m. t. (bzw. 39 %) mehr produziert hatte als im Jahr 1959/60.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Die Baumwollproduktion der freien Welt blieb 1961/62 ungefähr auf dem gleichen Niveau wie 1960/61. Die Produktion war jedoch um 1,5 °/o höher als im Vorjahr. 1961/62 gab die Regierung der USA ihre Dualunterstützungspreise auf und setzte mehr Anbauflächen (acreage allotment) (366 000 ha bzw. 5°/o) fest. Die abgeernteten Flächen waren jedoch nur um 2°/o höher als 1960/61, weil die erlaubten Anbauflächen, die wegen der ungünstigen Wetterlage nicht abgeerntet wurden, höher waren als 1960/61. Die Anbauflächen in Mexico waren 1961/62 etwa 12 °/o (bzw. 108 000 ha) niedriger als 1960/61. Trotz einer Steigerung des Durchschnittsertrages um 7 % war die Produktion um 18 000 m. t. (bzw. um 5°/o) niedriger als 1960/61. Der Grund dafür, daß die Anbauflächen gesunken waren, ist in der Politik der Regierung zu suchen. Um den Bedarf nach Nahrungsmitteln durch eigene Produktion zu decken, versuchte die Regierung günstigere Bedingungen für die Weizenproduktion zu schaffen, und zwar durch a) Unterstützungspreise für Weizen, b) Kreditbeschränkung für die Baumwollproduktion, c) Beschränkung der Bewässerung für Baumwollproduktion in den Gebieten, in denen Baumwolle als Konkurrenzprodukt für Weizen auftrat, und d) höhere Exportsteuer für Baumwolle aus Gebieten, in denen Baumwolle als Konkurrenzprodukt für Weizen galt. I m Gegensatz zu Mexico haben die Brasilianer ihre Baumwollproduktion 1961/62 weiter um 119 000 m. t. (bzw. um 28 %>) erhöht und eine Rekordproduktion nach dem 2. Weltkrieg erreicht. Sowohl die höheren Anbauflächen (etwa 10%) als auch die Steigerung des Durchschnittsertrages (16 %) trugen zu dieser Rekordproduktion bei. Die Produktion in Ägypten und Indien war wegen ungewöhnlich niedrigen Durchschnittsertrages, der durch Insektenschädigung verursacht wurde, kleiner als im Vorjahr. Die Anbauflächen in Ägypten waren 1961/62 um 6 % höher als 1960/61. Nach der Stagnation 1961/62 zeigte die Weltproduktion 1962/63 einen weiteren Anstieg. Die Produktion war um 649 000 m. t. (bzw. 9 %) höher als 1961/62. Die Ursache dafür muß hauptsächlich in der Produktionssteigerung außerhalb der USA gesehen werden. Während die amerikanische Produktion in diesem Jahr um 120 000 m. t. bzw. um 4 % höher war als im Vorjahr, war die Gesamtproduktion außerhalb der USA um 529 000 m. t. bzw. um 12 % höher als 1961/62. Die Mexikaner hatten erstmals in der Geschichte den Durchschnittsertrag der Baumwollproduktion pro Hektar von über 600 kg erreicht. Mit einem Ertraganstieg von 16 % und einer Erhöhung der Anbauflächen von etwa 5 % erreichte die mexikanische Baumwollproduktion eine Rekordhöhe in ihrer Geschichte. Die Produktionserhöhung betrug 92 000 m. t. (bzw. 21 %) gegenüber dem Vorjahr. 2*

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Wegen des niedrigen Durchschnittsertrages produzierten die Brasilianer 1962/63 10 % weniger Baumwolle als 1961/62. Nach dem durch Insektenschädigung verursachten ungewöhnlich niedrigen Durchschnittsertrages, konnten die Ägypter 1962/63 ihren Ertrag verbessern und einen neuen Rekord nach dem 2. Weltkrieg erreichen. Die Produktion war trotz einer Senkung der Anbauflächen von 138 000 ha (bzw. 16 °/o) um 121 000 m. t. (bzw. 36 °/o) höher als 1961/62. Die indische Produktion war 1962/63 um 189 000m.t. (bzw. 21%) höher als 1961/62. Dies ist sowohl durch höheren Ertrag als auch durch größere Anbauflächen zu erklären. Alle übrigen Länder meldeten 1962/63 mehr Produktion als 1961/62. 1963/64 und 1964/65 war die Weltbaumwollproduktion relativ stabil geblieben. Die Steigerung von 1963/64 gegenüber 1962/63 war nur etwas größer als 1 % und 1964/65 betrug sie gegenüber 1963/64 weniger als 1 %. Die amerikanische Produktion war relativ stabiler als die anderer Länder. Dies ist durch wahrscheinlich bessere Schätzungsmethoden und durch Anbaubeschränkung zu erklären. Der amerikanische Durchschnittsertrag war 1963/64 etwa um 1 3 % höher als 1962/63. Aber 1964/65 blieb er auf dem Niveau von 1963/64. Die mexikanischen Anbauflächen waren 1963/64 um 44 000 ha (bzw. 5 % ) niedriger als 1962/63. 1964/65 blieben sie auf dem Niveau von 1963/64. Durch niedrigere Anbauflächen und dem niedrigeren Durchschnittsertrag war die mexikanische Produktion 1963/64 um 66 000 m. t. (bzw. um 12 %) niedriger als 1962/63. Die Produktion war 1964/65 jedoch um 60 000 m. t. (bzw. um 13 %) höher als 1963/64. Die Produktion in Brasilien war 1963/64 und 1964/65 ebenfalls relativ stabil, da die Schwankungen bei den Anbauflächen durch Änderungen des Durchschnittsertrages kompensiert wurden. Nachdem die ägyptische Produktion 1963/64 auf dem gleichen Niveau wie 1962/63 geblieben war, meldete Ägypten im Jahr 1964/65 seine Rekordproduktion, die durch den höchsten Durchschnittsertrag in der Geschichte (um 745kg pro ha, d.h. etwa 100kg bzw. 1 5 % höher als 1962/63) zu erklären ist. Die Inder und Pakistaner haben 1963/64 mehr als 1962/63, aber 1964/65 weniger als 1963/64 produziert. Die Gesamtproduktion aller übrigen Länder der freien Welt blieb in den letzten zwei Jahren auch recht stabil. Die Gesamtweltproduktion erreichte aber 1964/65 ihren Rekord nach dem 2. Weltkrieg. Nach dieser statistischen Betrachtung können wir zusammenfassen: 1. Die Gesamtweltbaumwollproduktion in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 zeigt einen steigenden Trend.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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2. Der Prozentsatz der amerikanischen Produktion an der Gesamtweltproduktion ist gesunken. Die Durchschnittsproduktion der ersten sechs Jahre betrug für die USA 2 927 000 m. t., etwa 45,5 °/o der Jahresdurchschnittsproduktion der Welt in diesen sechs Jahren (6 432 000 m. t.). Die Jahresdurchschnittsproduktion in den USA in den letzten sechs Jahren ist 3 212 000 m. t., also etwa 42,1 °/o der Jahresdurchschnittsproduktion der Welt in der gleichen Periode (7 632 000 m. t.). Die Jahresdurchschnittsproduktion in den USA für die zwölf Jahre betrug 43,6% der Jahresdurchschnittsproduktion der Welt (3 069 000 m. t./ 7 032 000 m. t.). Während der Anteil der mexikanischen Jahresdurchschnittsproduktion an der der Welt in der ersten und zweiten Hälfte dieser Periode jeweils 6,5 % betrug, konnten die Brasilianer und Ägypter in den letzten sechs Jahren ihren Anteil an der Durchschnittsproduktion der Welt von jeweils 5 % auf 6,1 % und 5,6 % auf 5,8 % verbessern. Der Anteil der übrigen Länder an der Jahresdurchschnittsproduktion der Welt für die erste und zweite Hälfte in dieser Periode betrug jeweils 37,4 % und 40 %. 3. Der amerikanische, mexikanische, brasilianische und ägyptische Durchschnittsertrag pro ha zeigt eine steigenden Trend, während ihre Anbauflächen einen sinkenden Trend aufweisen. 4. Die Baumwollproduktion ist durch Bewässerung und technischen Fortschritt in vielen Ländern möglich geworden, in denen früher keine Baumwolle produziert werden konnte. 5. Die wichtigsten Faktoren, von denen die Baumwollproduktion abhängig ist, sind folgende: a) Unterstützungspreise bzw. Marktpreise für Baumwolle: Die Baumwollpreise, die die Landwirte erhalten, bestimmen die Entscheidungen der Landwirte über den Produktionseinsatz bzw. Bodeneinsatz. I n denjenigen Ländern, in denen die Regierung Unterstützungspreise für Baumwolle angibt, sind die Unterstützungspreise einer der wichtigsten Faktoren für die Produktionsentscheidung der Landwirte. Für andere Länder sind die Marktpreise dieser Entscheidungsfaktor. b) Die Politik der Regierung, wie Anbaubeschränkung, Soil-Bank-Politik und Unterstützungspreispolitik in den USA, Kreditbeschränkung, Wasserbenutzungsbeschränkung und die unterschiedlichen Sätze der Exportzölle in Mexico (siehe auch Kapitel 4), Unterstützungspreispolitik in Brasilien und Anbaubeschränkung mit Unterstützungspreispolitik in Ägypten. c) Wetterlagen und andere natürliche Bedingungen, wie z. B. Insektenschädigung, spielen beim Ertrag der Baumwollproduktion und daher bei der Baumwollproduktion auch eine wichtige Rolle. I I . Konsum

Der Weltbaumwollkonsum in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 zeigt einen steigenden Trend. Der Jahresdurchschnittskonsum der Welt in dieser Periode war 6 596 000 m. t. Der Konsum in den ersten sechs Jahren war niedriger und der in den letzten sechs Jahren höher als

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

dieser Durchschnitt. Der Weltkonsum erreichte sein höchstes Niveau 1964/65 in dieser Periode. Drei Abweichungen von diesem steigenden Trend, nämlich 1957/58, 1958/59 und 1962/63, sind in der Statistik zu erkennen. Der Konsum 1957/58 war etwa 248 000 m. t. niedriger (bzw. 4 % ) als 1956/57 und etwa 18 000m.t. niedriger als 1955/56. Der Konsum 1958/59 war zwar etwa um 138 000 m. t. (um 2 °/o) höher als 1957/58, aber um llOOOOm.t. (um 1,5%) niedriger als 1956/57. Der Konsum 1962/63 war um 201000m.t. (bzw. 2,7%) niedriger als 1961/62 und etwa 15 000 m. t. (knapp 1 %) niedriger als 1960/61. Der Weltbaumwollkonsum in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 ist durch folgende Besonderheiten charakterisiert: a) Der Konsum in den Entwicklungsländern, besonders in denjenigen Ländern, die Baumwolle produzieren, wie Mexico, Brasilien, Ägypten und Indien, hat einen rasch steigenden Trend, der folgendermaßen zu erklären ist: (i) Bemühungen der Regierung um die Industrialisierung: Diese Länder versuchen durch den Vorteil an Rohstoff ihre Textilindustrie zu fördern, und statt Baumwolle Textilprodukte aus Baumwolle zu exportieren. Die Regierung betreibt daher eine Politik, die zugunsten der Textilindustrie im Inland nach dem Rohstoffbedarf ausgerichtet ist; so wird z. B. der Binnenbedarf von Baumwolle in Brasilien und Ägypten an erster Stelle berücksichtigt. Wenn die Deckung des Binnenbedarfs von Baumwolle gefährdet wurde, verweigerte die Regierung den Baumwollexport aus dem Land; (ii) Die Bekleidungsnachfrage in diesen Ländern steigerte sich wegen der Erhöhung des Einkommensniveaus und des Bevölkerungszuwachses; (iii) Die Konkurrenz der Baumwolle mit Kunstfasern in diesen Ländern war und ist gering, da diese Länder selbst kaum Kunstfasern produzieren. Drei Ausnahmen von diesem steigenden Trend des indischen Baumwollkonsums sind in den Jahren 1957/58, 1958/59 und 1962/63 zu erkennen. Der Konsum war 1957/58 37 000m.t. bzw. 4 % niedriger als 1956/57, und 1958/59 etwa 12 000 m. t. höher als 1957/58 (bzw. 1 %), aber 25 000 m. t. (bzw. 2 %) niedriger als 1956/57. Der Konsum war 1962/63 4000 m. t. (knapp 1 %) niedriger als 1961/62. Der indische Jahresdurchschnittskonsum in dieser Periode betrug 1 001 000 m. t. Dies entsprach etwa dem Konsum von 1960/61, war aber höher als in den ersten sieben Jahren und niedriger als in den letzten vier Jahren. Der Baumwollkonsum Mexicos in derselben Periode hatte einen ununterbrochen steigenden Trend, und zwar steigerte sich der Konsum von 72 000 m. t. im Jahr 1953/54 auf 130 000m.t. im Jahr 1964/65 (fast das Doppelte). Der Jahresdurchschnittsverbrauch in dieser Periode betrug 104 000 m. t.; das entsprach etwa dem Konsum von 1957/58 und 1958/59 und war höher als in den ersten vier und niedriger als der in den letzten sechs Jahren.

2 Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Tabelle 5 Baumwollkonsum der freien Welt und der vier wichtigsten Exportländer (Maßeinheit: 1000 metric tons) Jahr 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

die freie Welt

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

5 854 5 995 6 208 6 438 6190 6 328 6 784 6 876 7 062 6 861 7137 7 424

1884 1936 2 020 1894 1756 1906 1971 1806 1 945 1833 1878 2 002

72 83 96 102 104 104 105 108 110 110 121 130

191 217 228 223 228 249 257 271 282 271 249 260

73 78 87 90 97 112 113 119 129 138 132 143

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

Committee: „Cotton — World Statistics —

Tabelle 6 Baumwollkonsum der wichtigsten Importländer (Maßeinheit: 1000 metric tons) Jahr 1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

Indien

Japan

BRD

England

865 889 928 982 945 957 965 1002 1071 1067 1138 1198

529 460 504 617 532 518 637 746 712 653 686 737

265 271 286 310 311 294 319 325 302 283 284 286

398 382 335 346 316 278 284 267 229 222 231 233

Frankreich 290 275 264 298 305 254 298 303 284 278 283 253

Italien 190 174 116 191 187 189 222 225 227 231 227 191

Quelle: International Cotton Advisory Committee: „Cotton — World Statistics — Quarterly Bulletin"

Von 1953/54 bis 1964/65 haben die Brasilianer durchschnittlich im Jahr 244 000 m. t. Baumwolle verbraucht. Dieser Durchschnittskonsum war höher als der Konsum in den ersten fünf Jahren und niedriger als in den letzten sieben Jahren. Durch die Politik der Unterstützungspreise und die Exportpolitik der Regierung entstanden unterschiedliche Preise auf den Binnen- und Außenmärkten. Die Binnenmarktpreise, die

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

den Konsum in Brasilien beeinflussen, richten sich nach den Unterstützungspreisen, während die Außenmarktpreise von den anderen Faktoren abhängen, die wir später noch eingehend untersuchen möchten. Der ägyptische Konsum hatte auch einen ununterbrochen ansteigenden Trend in dieser Periode, und zwar stieg er von 73 000 m. t. im Jahr 1953/54 bis auf 143 000m.t. im Jahr 1964/65 und erreichte 1964/65 den höchsten Punkt in dieser Periode. Der Jahresdurchschnittskonsum (109 000 m. t.) entsprach etwa dem Konsum 1958/59. Während der Konsum in den ersten fünf Jahren dieser Periode niedriger als der Durchschnittskonsum lag, war der in den letzten sieben Jahren höher als der Durchschnitt. Trotz der Politik der Unterstützungspreise und der Exportpolitik für Baumwolle versuchte die ägyptische Regierung ein einheitliches Preissystem im In- und Ausland aufzustellen. Jedoch wurde der Export verweigert, besonders für diejenigen Baumwollsorten, die die ägyptische Industrie benötigt, wenn die Deckung des Binnenbedarfes dadurch gefährdet wird. b) Der Konsum in den USA zeigt in den letzten zwölf Jahren im Gegensatz zu den Ländern, die wir in a) besprachen, keinen steigenden Trend. Außerdem ist ein abnehmender Trend des Pro-Kopf-Konsums in den USA zu erkennen. Dies ist hauptsächlich durch die Konkurrenz von Kunstfasern zu erklären. Aufgrund des technischen Fortschrittes konnte man in letzter Zeit die Qualität der Kunstfasern immer mehr verbessern und zu immer billigeren Preisen auf den Markt bringen. Dadurch wurde der Bedarf von Baumwolle von verschiedenen Industrien, insbesondere der Textilindustrie und der Reifenindustrie durch Kunstfasern substituiert. Nach der Statistik von US Department of Agriculture 5 senkte sich der Prozentsatz des Baumwollkonsums am Gesamtverbrauch der Textilindustrie von 70,2 % im Jahr 1949 auf 57,1 % im Jahr 1963, während der Prozentsatz des Kunstfaserkonsums von 20,3 % im Jahr 1949 bis auf 37,3% im Jahr 1963 anstieg. Dabei stieg in der gleichen Zeit der Anteil des Rayon-Konsums allein von 1,7% bis auf 18,4%. Der Jahresdurchschnittskonsum von 1953/54 bis 1964/65 in den USA betrug 1 920 000 m. t. (etwa 29 % des Gesamtweltkonsums in dieser Periode). Der amerikanische Konsum erreichte den Rekord der Nachkriegszeit 1950/51. Der höchste Konsum in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 (im Jahr 1955/56) war niedriger als der im Jahr 1950/51. 1956/57 verringerte sich der Konsum von 2 020 000 m. t. im Jahr 1955/56 bis auf 1 894 000 m. t. (bzw. um sechs Prozent). Die Entwicklung ist durch folgende Punkte zu erklären: (i) Niedrigere Profitrate der Textilindustrie: Durch niedrige Produktpreise und relativ hohe Baumwollpreise 5 US Dept. of Agriculture: Analysis of Factors Affecting US Cotton Export, Washington D. C. 1966, S. 48.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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sank die Profitrate für Baumwollprodukte; (ii) Die Nachfrage nach Baumwollprodukten sank wegen der Rezession in Automobilindustrie und Wohnungsbauindustrie; (iii) Senkung des Exportes von amerikanischen Textilprodukten; durch die Baumwollexportpolitik der Regierung wurde die amerikanische Baumwolle billiger auf dem Weltmarkt als auf dem Binnenmarkt. Dadurch erlitten die amerikanischen Textilindustrien eine ungünstige Konkurrenzbedingung bei der Rohstoffversorgung. Vor der Einführung des „Cotton Textile Products Export Program" am Ende des Jahres mußte die amerikanische Textilindustrie höhere Rohstoffkosten als die ausländische hinnehmen. Dies schadete nicht nur der Konkurrenzfähigkeit der amerikanischen Textilindustrie auf dem Weltmarkt, sondern begünstigte auch die Konkurrenz ausländischer Textilprodukte aus Baumwolle auf dem amerikanischen Markt. Der amerikanische Konsum im Jahr 1957/58 war 138 000 m. t. (bzw. 7 °/o) niedriger als 1956/57. I n diesem Jahr befand sich die amerikanische Textilindustrie in der Rezessionszeit und stand stark der Konkurrenz von „non-cellulosic"-Fasern gegenüber. Der Konsum der „non-cellulosic"-Fasern stieg um 20 °/o gegenüber 1956/57, während der Konsum der Baumwolle, Wolle und Rayon sank. Ein positiver Faktor für die Entwicklung der amerikanischen Baumwollindustrie in diesem Jahr ist der Export der Baumwollprodukte. Dieser war 1957/58 höher als 1956/57. Außerdem verringerte sich der Import von Textilprodukten aus Baumwolle 1957/58 um 50 °/o gegenüber 1956/57. Nach der Rezession der Textilindustrie in den USA im Jahr 1957/58 steigerte sich der amerikanische Baumwollkonsum 1958/59 um 150 000 m. t. (bzw. um 8,5%) im Vergleich zu 1957/58 und 1959/60 um 65 000 m. t. (bzw. um 3 %) gegenüber 1958/59. Eine starke Senkung des Baumwollkonsums im Jahr 1960/61 betrug 165 000 m. t. (bzw. 8 % ) gegenüber 1959/60. Zum ersten Mal seit 1920 war der amerikanische Import von Textilprodukten aus Baumwolle höher als der Export. Diese Entwicklung wurde durch Exportsubvention der Baumwolle aus den USA verursacht. Die amerikanische Textilindustrie mußte höhere Rohstoffkosten tragen als die Industrien anderer Länder. Das Import-Export-Defizit der Baumwollprodukte der USA entstand durch geringeren Export als Import. Der Aufbau eines ImportKontingent-Systems für ausländische Textilprodukte wurde von der amerikanischen Textilindustrie gefordert. Mit einer Steigerung von 139 000 m. t. (bzw. von 8 % ) verbrauchten die Amerikaner 1961/62 etwa 1 945 000 m. t. Baumwolle. Sowohl das Volkseinkommen als auch die Beschäftigung war 1961/62 höher als ein Jahr vorher. Die Profitrate der Textilindustrie steigerte sich. Außer-

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

dem waren die höheren nicht ausgeführten Aufträge und die niedrigeren Lager der Textilprodukte auch ein Grund für die Steigerung des Baumwollkonsums 1961/62. Trotz geringeren Verbrauches 1962/63 und 1963/64 erreichten die Amerikaner in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 nochmals die 2-million-metric-ton-Grenze (2 002 000 m. t.). Das neue Baumwollgesetz erklärt diese Entwicklung. I m April 1964 wurde ein Gesetz durchgebracht, daß die Preise, die die amerikanische Textilindustrie für amerikanische Baumwolle bezahlt, gleich den Exportpreisen sein müssen. Dies wurde durch die Ausgleichszahlung (equalization payment) der Regierung für die im Inland verbrauchte Baumwolle erfüllt. Die Zahlung betrug 6,5 cents pro pound im Jahr 1964/65. Außerdem befand sich die amerikanische Volkswirtschaft auch in einer besseren Konjunkturlage. c) Der Konsum in Baumwollimportländern, insbesondere in westeuropäischen Ländern, wie Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien: Anders als die Länder, die in a) besprochen wurden, zeigt der Konsum dieser Länder keinen steigenden Trend in der Periode von 1953/54 bis 1964/65. Der Konsum in diesen Ländern, Japan und Hongkong, betrug im Jahresdurchschnitt 2 296 000 m. t. (etwa 38 % des Gesamtweltkonsums). Die Baumwolle wird in diesen Ländern sehr stark von den Kunstfasern konkurriert. Außerdem ist eine internationale Konjunkturschwankung der Textilindustrie aus der Statistik ersichtlich. Da diese Länder keine Baumwolle produzieren, müssen sie vom Ausland importieren. Daher wurde die Produktion der Kunstfasern in der Zeit der sogenannten Dollarknappheit nach dem 2. Weltkrieg von der Regierung dieser Länder gefördert, um die Devisenausgaben zu verringern. I n Großbritannien steigerte sich der Prozentsatz des Kunstfasernverbrauchs am Gesamtgrundstoffverbrauch der Textilindustrie von 15,2 % im Jahr 1949 bis auf 45,4 °/o im Jahr 1963, während der Prozentsatz des Baumwollkonsums von 56,3 °/o im Jahr 1949 bis auf 28,6 °/o im Jahr 1963 sank. I n Frankreich nahm der Prozentsatz des Kunstfasernverbrauches von 16,3% bis auf 31,9% zu und der des Baumwollkonsums von 55,2 % auf 46,0 % in derselben Zeit ab6. I n der Bundesrepublik Deutschland steigerte sich der Prozentsatz des Kunstfasernkonsums von 39,7% im Jahr 1949 bis auf 44,6% in 1963, während der des Baumwollkonsums von 48,1 % bis auf 44,4% in derselben Zeit sank7. 6 7

US Department of Agriculture: a.a.O., 1966, Seite 48. US Department of Agriculture: a.a.O., 1966, S. 48.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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I n Italien waren die Prozentsätze des Kunstfasern- und Baumwollkonsums jeweils 19,9 % und 63,6 °/o im Jahr 1949 und 38,3 °/o und 44,4 °/o im Jahr 19637. Der Jahresdurchschnittskonsum von 1953/54 bis 1964/65 für Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien betrug jeweils 293 000 m. t., 295 000m.t., 282 000m.t. und 202 000m.t. Die internationale Rezession der Textilindustrie in dieser Periode war im Jahr 1957/58,1958/59,1961/62 und 1962/63 zu erkennen. d) Der Baumwollkonsum in Japan zeigte auch einen steigenden Trend in den letzten zwölf Jahren. Aber der Prozentsatz des Baumwollkonsums an dem Gesamtgrundstoffverbrauch der Textilindustrie zeigt einen abnehmenden Trend (1949 war dieser 76,8% und 1963 nur 47,4 %). Umgekehrt steigerte sich der Prozentsatz des Kunstfasernkonsums am Gesamtgrundstoffkonsum der Textilindustrie von 20,7 % im Jahr 1949 bis auf 42,9 % im Jahr 1963. Dies besagt, daß die Steigerung des Baumwollkonsums langsamer war als die des Gesamtgrundstoffverbrauchs der Textilindustrie 7 . Der Jahresdurchschnittskonsum Japans in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 betrug 611000 m. t. Nach dieser Zahl war Japan nach den USA und Indien das drittgrößte Verbrauchsland von Baumwolle in der freien Welt. Da die Entwicklung der japanischen Textilindustrie stark von ihren Kunden im Ausland abhängig ist, wird der Baumwollkonsum auch von dem Export von Textilprodukten stark beeinflußt. Die internationalen Konjunkturschwankungen der Textilindustrie sind auch in Japan zu erkennen. Nach der Steigerung 1956/57 um 113 000m.t. (bzw. 22%) gegenüber 1955/56 nahm der Baumwollkonsum Japans 1957/58 um 85 000 m. t. (bzw. 13,5 %) ab. Der Grund dafür ist in der Überproduktion des Baumwollgarnes und -tuchs und in der Verschlechterung der Devisenlage zu finden. Die japanische Regierung förderte seit Jahren die Rayon-Industrie, um die Devisenausgaben für Baumwoll-Import zu verringern. Nach 1957/58 und 1958/59 steigerte sich der japanische Baumwollverbrauch im Jahr 1959/60 von 518 000m.t. im Jahr 1958/59 bis auf 637 000 m. t. (um 119 000m.t. bzw. um 23%). Sowohl die starke Nachfrage nach Baumwollprodukten im Inland als auch im Ausland seit Ende 1959 erklärt diese Entwicklung. 1960/61 stieg der japanische Konsum weiter und nahm im Jahr 1961/62 jedoch wieder wenig und im Jahr 1962/63 scharf ab. Nach dieser Rezession steigerte sich der Verbrauch 1963/64 wieder und überschritt 1964/65 die 700 000-m. t.-Grenze. Die Rezession 1958/59 und 1962/63 erstreckte sich allgemein auf die gesamte internationale Ebene.

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik I I I . Der Welthandel

Die Baumwolle ist einer der wichtigsten Rohstoffe auf dem Weltmarkt. Die USA, Indien, Ägypten und Brasilien waren in der Geschichte die maßgeblichen Baumwollexportländer auf der Welt. Nach dem 2. Weltkrieg war die Situation auf dem Weltbaumwollmarkt etwas anders. I n der Periode von 1953/54 bis 1964/65 wurde Mexico das zweitwichtigste Exportland nach den USA, während sich Indien von einem reinen Exportland zu einem Importland entwickelte. Seit der Trennung von Indien nach dem 2. Weltkrieg (im Jahr 1947) ist Pakistan ein Exportland der Baumwolle geworden. Indien kann wegen der Bemühungen, den Bedarf nach Nahrungsmitteln durch eigene Produktion zu erfüllen, und der Steigerung des Baumwollverbrauches der inländischen Industrie den Bedarf nach Baumwolle nicht aus eigener Produktion entsprechen. Eine wichtige Änderung des Weltbaumwollmarktes nach dem 2. Weltkrieg ist der Eintritt von Mexico in den Weltmarkt als einer der größten Anbieter. Durch Verbreiterung des Bewässerungssystems, bessere Insektenbekämpfungsmethoden und Anwendung von Kunstdüngern steigerte sich die Baumwollproduktion in Mexico sehr rasch. Der größte Teil der mexikanischen Produktion gelangt auf den Weltmarkt. Daher wurde Mexico in der Periode 1953/54 bis 1964/65 nach den USA das zweitgrößte Exportland auf dem Weltmarkt. Der Jahresdurchschnitt des Weltbaumwollexportes von 1953/54 bis 1964/65 betrug 2 959 000m.t. Das war etwa 41,6% (bzw. 44,9%) der Weltproduktion (bzw. des Weltkonsums). Ein steigender Trend des Baumwollexportes ist in der Statistik zu erkennen. Jedoch waren die Schwankungen jedes Jahresexportes stärker als die der Produktion und des Konsums. Die Weltexportschwankungen könnten beinahe durch die Schwankungen des amerikanischen Exportes erklärt werden, da die USA nicht nur das größte Produktions- und Konsumland der Welt sind, sondern auch das größte Exportland. Jede Änderung des amerikanischen Baumwollexportes wirkt sich sehr stark auf dem Weltmarkt aus. Der Jahresdurchschnitt des amerikanischen Baumwollexportes in den letzten zwölf Jahren betrug 1 076 000 m. t. bzw. 36 % am Gesamtweltexport. Mexico hat nach den USA in der gleichen Periode die meiste Baumwolle exportiert. Der Jahresdurchschnitt des mexikanischen Exportes in derselben Zeit betrug jedoch weniger als ein Drittel des amerikanischen Exportes, d.h. 326 000m.t. (bzw. 1 1 % am Gesamtweltexport). Die anderen Exportländer, geordnet nach den Exportmengen in dieser Periode, sind Ägypten, Brasilien, der Sudan und Peru. Der Jahresdurchschnitt des Exports dieser Länder (d.h. USA, Mexico, Ägypten, Brasilien, Sudan und Peru) betrug etwa 2115 000 m. t. (bzw. 71 % am Gesamtweltexport).

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Außer diesen sechs wichtigsten Exportländern sind eine Reihe von kleinen Exportländern zu zählen, die insgesamt einen Jahresdurchschnitt von 844 000 m. t. (bzw. 29 °/o) exportierten, wie Pakistan, Türkei, Syrien, Argentinien, Griechenland und viele asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Länder. Sie gehören alle zu den Entwicklungsländern. Der Export dieser kleinen Länder hat in den letzten zwölf Jahren einen steigenden Trend gezeigt, da die Produktion dieser Länder wegen der Verbreiterung der Anbauflächen und der höheren Produktivität rasch anstieg, während die wichtigsten Produktionsländer ihre Anbauflächen durch Anbaubeschränkungen der Regierung oder andere Faktoren verringert haben. Tabelle 7 Baumwollexport der freien Welt und der wichtigsten Länder (Maßeinheit: 1000 metric tons) Jahr

freie Welt

USA

Mexico

Brasilien

Ägypten

Sudan

Peru

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

2 584 2 362 2 523 3171 2 793 2 506 3 357 3 300 3 037 3132 3 536 3 209

852 781 505 1724 1297 630 1609 1493 1 101 747 1257 913

206 271 437 283 306 390 281 347 323 409 308 349

304 225 177 83 47 53 97 151 185 249 223 226

323 236 312 201 274 301 400 344 244 296 299 339

90 65 122 72 85 146 128 95 139 171 157 103

86 77 110 88 91 117 93 108 131 134 115 106

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

Committee: „Cotton — World Statistics —

Der Gesamtweltimport hat in den letzten zwölf Jahren einen Jahresdurchschnitt von 2 693 000 m. t. Dies war weniger als der Jahresdurchschnitt des Gesamtweltexportes in der gleichen Zeit. Das bedeutet, daß der Export der freien Welt an die kommunistischen Länder größer war als der Import. Nach dem Jahresdurchschnitt waren Japan (617 000 m. t. bzw. 2 3 % am Gesamtweltimport), Bundesrepublik Deutschland (299 000 m. t. bzw. 11 %), England (286 000m.t. bzw. um 11%), Frankreich (282 000m.t. bzw. um 10,5 %), Italien (196 000 m. t. bzw. 7,3 %), Indien (129 000 m. t. bzw. 5%), Hongkong (86 000m.t. bzw. 3 % ) und Belgien (90 000m.t. bzw. um 3 % ) usw. die wichtigsten Importländer. Der Anteil dieser wichtigsten Importländer betrug etwa 74 % am Gesamtweltimport.

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik Tabelle 8 Baumwollimport der freien Welt und der wichtigsten Länder (Maßeinheit: 1000 metric tons)

Jahr

freie Welt

Japan

England

BRD

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

2 473 2 344 2 373 2 875 2 456 2 369 3 016 3 019 2 742 2 788 2 970 2 871

530 444 517 640 521 550 713 770 619 669 690 744

382 322 322 384 314 246 304 248 211 221 267 209

275 264 278 348 316 266 368 310 282 282 316 281

Quelle: International Cotton Advisory Quarterly Bulletin"

HongFrankItalien Indien kong reich 286 291 266 343 259 237 327 307 262 279 291 236

171 159 154 209 185 166 244 217 218 230 230 167

123 107 114 108 76 85 159 198 146 162 121 145

49 48 53 56 58 73 101 109 99 121 139 120

Committee: „Cotton — World Statistics —

I m Vergleich zum Export sind die Importländer außer Indien nur Konsumländer, die keine Baumwolle produzieren, während die Exportländer nur Produktionsländer sind. Der Fall des „Re-Exports" ist sehr wenig vorgekommen. Der Versuch, den „Re-Export" zu vermeiden, wird durch Exportländer unternommen, z.B. hat die ägyptische Regierung besondere Maßnahmen gegen den Re-Export (siehe Kapitel 6) der ägyptischen Baumwolle ergriffen, da sonst die Regierung keine effiziente Exportpolitik betreiben könnte. Der Gesamtweltexport betrug 1953/54 etwa 2 584 000 m. t. Das war ein Rekord seit dem Korea-Krieg und um 253 000 m. t. (bzw. 11 °/o) mehr als 1952/53. Davon exportierten die Amerikaner 162 000 m. t. mehr als im vorigen Jahr. Die Brasilianer exportierten 1953/54 271 000 m. t. bzw. um 82 °/o mehr als 1952/53. Der Export aus Mexico war etwas kleiner und aus Ägypten 53 000 m. t. (bzw. um 14 %>) kleiner als 1952/53. Der Export aus den USA war im 1. Halbjahr wegen der Dollarknappheit der Importländer, der höheren Exportpreise, die durch hohe Unterstützungspreise der Regierung verursacht wurden, und der Vermutung der Wiedereinführung von Exportsubventionen zurückgeblieben. I m zweiten Halbjahr hatte sich der Export aus den USA gesteigert, weil: (i) die amerikanische Regierung erklärte, daß sie keine Absicht hatte, in der nächsten Zeit Exportsubventionen wieder einzuführen; (ii) das Angebot aus anderen Ländern auf dem Weltmarkt beschränkt war; (iii) das Devisenhilfeprogramm der amerikanischen Regierung die Devisenprobleme der Importländer erleichterte (siehe: Kapitel 3).

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Wegen der hohen Unterstützungspreise der brasilianischen Regierung war die Baumwolle aus Brasilien gegenüber der anderer Länder auf dem Weltmarkt benachteiligt. Der Export 1952/53 war deshalb außergewöhnlich klein und die meisten Lager gingen in den Besitz der Regierung über. Die Lager hatten am 1. August 1953 einen Bestand von 444 000 m. t. (siehe Tabelle 4) und erreichten damit ihren höchsten Stand in dieser Periode. 1953/54 versuchte die Regierung, den Export aus ihren Lagern zu fördern (siehe Kapitel 5). Die Verkaufspreise wurden auf das Niveau der Notierungspreise in New York gesetzt. Dadurch konnten die Brasilianer ihren Baumwollexport um 8 2 % gegenüber 1952/53 erhöhen. I m Gegensatz zu den USA und Brasilien konnten die Ägypter wegen der geringeren, für den Export zur Verfügung stehenden Mengen weniger als im Vorjahr exportieren. Die Senkung des ägyptischen Exports wurde durch die Steigerung des sudanesischen und peruanischen Exports kompensiert, da die Baumwolle aus diesen drei Ländern die gleichen Sorten, nämlich lang- und extra-lang-stapeligen Sorten, vertreten (siehe Kapitel 1). Der Gesamtweltimport war 1953/54 kleiner als der Gesamtweltexport. Das größte Importland der Welt, Japan, importierte 1953/54 um 82 000 m. t. (bzw. 18%) mehr als 1952/53. Auch der Import Englands, Frankreichs, der Bundesrepublik Deutschlands, Italiens, Hongkongs und Belgiens war 1953/54 größer als im vorhergehenden Jahr. Der italienische Import von 1953/54 blieb auf dem Niveau von 1952/53 stehen. Der Gesamtweltexport nahm 1954/55 um 222 000m.t. bzw. 8,5% gegenüber 1953/54 ab. Der Export aus den USA, Brasilien, Ägypten, Sudan undPeru war 1954/55 jeweils um 71 000 m. t. (um 8%), 79 000 m. t. (um 26%), 87 000 m. t. (um 27%), 25 000m.t. (um 28%) und 9000 m.t. (um 10 %) niedriger als 1953/54. Mexico war die einzige Ausnahme von den wichtigsten Exportländern. Der Export von Mexico war 1954/55 um 65 000 m. t. (um 31 %) höher als 1953/54. Auch der Gesamtweltimport war 1954/55 niedriger als 1953/54. Der japanische, deutsche, indische und Hongkonger Import war 1954/55 kleiner als 1953/54. Die Italiener importierten 1954/55 mehr gegenüber 1953/54. Der Gesamtweltimport blieb mit 129 000 m. t. (bzw. 5,2 %) unter dem Niveau von 1953/54. Der wichtigste Faktor, der den Export und Import 1954/55 beeinflußte, war die Erwartung über eine Änderung der amerikanischen Baumwollexportpolitik, die Anfang 1955 im Parlament debattiert wurde. Die Vermutungen über eine Wiedereinführung der Exportsubvention und eine Senkung der Unterstützungspreise veranlaßten die Händler, auf günstigere Bedingungen zu warten.

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1 Teil: Statistischer

berblick und die Baumwollpolitik

Die amerikanische Baumwollexportpolitik von 1954/55, deren Maßnahmen hauptsächlich die Exporthindernisse beseitigen sollten, die durch Schwierigkeit der Importländer an Zahlungsmittel entstanden waren (siehe Kapitel 3), blieb unverändert gegenüber 1953/54. Andere Maßnahmen der Exportpolitik wurden diskutiert, jedoch noch nicht eingeführt. Brasilien gewährte den Exporteuren günstigere Wechselkurse (siehe Kapitel 5), damit die brasilianische Baumwolle auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig blieb. Die Senkung des brasilianischen Baumwollexportes im Jahr 1954/55 ist durch die niedrigeren, zum Export verfügbaren Mengen (Produktion plus Anfangslager abzüglich des Binnenkonsums) zu erklären. Die Lager am 1. August 1954 hatten einen Bestand von 258 000 m. t. und waren um 186 000 m. t. (bzw. um 42 %>) kleiner als am 1. August 1953 (siehe Tabelle 4). Mexico, Peru und Indien senkten ihre Exportsteuer. Der indische Export hat sich 1954/55 von 23 000m.t. auf 46 000m.t. verdoppelt, was jedoch die Gesamtexportsituation der Welt nicht änderte. Der Weltexport war 1955/56 um 161 000 m. t. (um 7 °/o) höher als der im Jahr 1954/55, der der niedrigste in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 und etwas höher als der niedrigste Export seit dem Korea-Krieg war, aber noch um 61 000 m. t. geringer als der von 1953/54. Der Gesamtweltimport war 1955/56 auch etwas höher als 1954/55 (um 29 000 m. t. bzw. um 1 °/o). Mit 505 000 m. t. (um 276 000m.t. bzw. 35°/o weniger als 1954/55 und um 347 000 m. t. bzw. um 41 °/o weniger als 1953/54) erreichte der amerikanische Baumwollexport seinen tiefsten Bestand seit dem Korea-Krieg und in der Periode von 1953/54 bis 1964/65. Der Grund dafür ist die Vermutung über die Änderung der amerikanischen Baumwollexportpolitik, da die Einführung einer neuen Exportpolitik im Parlament debattiert wurde, um die Lager bei CCC (CCC = Abkürzung für „Commodity Credit Corporation") zu verringern und um den sogenannten traditionellen Anteil der amerikanischen Baumwolle am Weltmarkt aufrechtzuerhalten. Die Spekulation über die Wiedereinführung der Exportsubvention bzw. einer anderen Politik der Exportförderung veranlaßt nicht nur die Exporteure, sondern auch die Importeure, auf dem Weltmarkt eine abwartende Haltung einzunehmen. I m September 1955 wurde ein spezielles Millionen-Ballen-Exportprogramm (siehe: Kapitel 3) bekanntgegeben. Ab dem 1. Januar 1956 wurde Baumwolle bestimmter Sorten aus den Lagern der CCC für den Export versteigert. Die Baumwolle, die unter diesem Programm gekauft worden ist, wurde ab dem 1. August 1956 exportiert. Vor der Einführung dieses Programms konnten die Amerikaner keine Baumwolle unter den Unterstützungspreisen exportieren, ohne Verlust zu erleiden.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Durch die neue Politik konnte die Baumwolle auch unter den Unterstützungspreisen exportiert werden. Eine erhebliche Preissenkung der amerikanischen Baumwolle auf dem Weltmarkt und ein Doppelpreissystem (Binnen- und Weltmarktpreis) der amerikanischen Baumwolle war die Folge dieser neuen Exportpolitik. Die Maßnahmen der amerikanischen Regierung gegen die Mängel der Importländer an Zahlungsmitteln wurden weiter betrieben. Während der Export aus den USA im Jahr 1955/56 sich verringerte, konnten die Mexikaner 166 000 m. t. (bzw. um 61 °/o) Baumwolle mehr als im Vorjahr exportieren und den Rekord des mexikanischen Baumwollexports erreichen. Die Mexikaner exportierten in diesem Jahr beinahe die gleiche Menge wie die USA. Diese Steigerung des Exportes ist durch geringere Konkurrenz der amerikanischen Baumwolle und höhere Produktion in Mexico zu erklären. Der Export aus Brasilien war 1955/56 um 48 000 m. t. (bzw. um 21 °/o) kleiner als 1954/55. Dies ist durch eine geringere verfügbare Menge zu erklären. Die Anfangslager am 1. August 1955 hatten ihren niedrigsten Stand seit dem Korea-Krieg (um 85 000 m. t. bzw. 3 3 % weniger als am 1. August 1954). Die Produktion und der Konsum 1955/56 in Brasilien waren jedoch 11 000 m. t. höher als 1954/55. Wegen der stärkeren Nachfrage nach ägyptischen Baumwollsorten konnte der Export aus Ägypten, Sudan und Peru höher sein als 1954/55. Der Export aus Ägypten war um 76 000 m. t. (bzw. um 32 %), der aus dem Sudan um 57 000 m. t. (bzw. um 88 %) und der aus Peru um 33 000 m. t. (bzw. um 41 %) höher als 1954/55. Der Export aus den übrigen kleinen Ländern war auch im Jahr 1955/56 um 115 000 m. t. (bzw. um 15 %) größer als im Jahr 1954/55. Der Gesamtweltimport erhöhte sich 1955/56 nur um 1 % gegenüber dem Vorjahr. Der Import Japans, der Bundesrepublik Deutschland und Indiens war höher als 1954/55, während der Import Frankreichs, Italiens und Belgiens ein wenig abnahm. Der englische Import blieb unverändert zum Vorjahr. Mit 3171 000 m. t. erlebte die Welt im Jahr 1956/57 ihren höchsten Baumwollexport seit dem 2. Weltkrieg, und es wurde zum ersten Mal in der gleichen Periode die 3-million-metric-ton-Grenze überschritten. Der Export war um 648 000 m. t. (bzw. um 26 %) höher als 1955/56. Der Export von 1957/58 konnte das Niveau von 1956/57 nicht halten und verringerte sich um 378 000 m. t. (bzw. um 12 %). Der Export von 1958/59 nahm weiter gegenüber 1957/58 um 287 000 m. t. (bzw. um 10 %) ab. Der Import der freien Welt blieb 1956/57 trotz dessen höchsten Niveaus seit dem 2. Weltkrieg unter der 3-million-metric-ton-Grenze. Er vergrößerte sich um 502 000 m. t. (bzw. um 21 %) gegenüber 1955/56. 3 Chen

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1 • Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Auch der Import der nachfolgenden zwei Jahre nahm ab und war im Jahr 1958/59 etwa auf dem gleichen Stand wie 1955/56. Mit der neuen Exportpolitik konnten die Amerikaner im Jahr 1956/57 ihren Baumwollexport um 1219 000 m. t. gegenüber 1955/56 steigern. Dies war ca. 241 °/o der Exportmenge von 1955/56. I m Gegensatz zu den USA exportierten alle wichtigsten Exportländer wegen der beschränkten Mengen, die zum Export zur Verfügung standen, weniger als 1955/56. Der mexikanische Export war um 154 000 m. t. (bzw. um 35 °/o) niedriger als 1955/56. Durch eine Exportkontrolle wurde von der brasilianischen Baumwolle nur 83 000 m. t. (bzw. um 47 °/o des Exportes von 1955/56) exportiert, damit die Deckung des Binnenbedarfs nicht gefährdet wurde, denn die Produktion in Brasilien war wegen ungünstiger Ernten niedriger als sonst. Der Export aus Ägypten war im Jahr 1956/57 um 111 000 m. t. geringer als 1955/56. Die Nah-Ost-Krise in diesem Jahr spielte dabei eine Rolle. Es ist besonders zu erwähnen, daß die Amerikaner in diesem Jahr 54 °/o am Weltexport auf sich vereinten. Die Textilindustrie befand sich im Jahr 1956/57 in einer guten Konjunkturlage. Der Konsum in allen wichtigen Ländern war höher als im Vorjahr. Dieser trug wiederum zum höheren Import dieses Jahres bei. Der japanische Import hatte zum ersten Mal nach dem 2. Weltkrieg die 600 000 m.t.-Grenze überschritten. Mit einer Steigerung von 123 000 m. t. (bzw. um 23 °/o) importierten Japaner 640 000 m. t. im Jahr 1956/57. Der Import in England, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien lag 20 °/o über dem Import von 1955/56. Die wichtigsten Faktoren, die den Export der Baumwolle 1957/58 beeinflußten, waren folgende: (i) Der Konsum in den Importländern sank. Sie importierten daher auch weniger; (ii) Die exportierbaren Mengen außerhalb der USA waren höher als 1956/57; (iii) Die Defizite der Zahlungsbilanzen einiger wichtigen Importländer verringerten den Import in diese Länder und (iv), die CCC versteigerte eine gegenüber 1956/57 kleinere Menge zum Export. Die Exportpolitik der USA von 1957/58 änderte sich nicht gegenüber dem Jahr 1956/57, und der Export aus den USA war um 427 000 m. t. (bzw. um 25 °/o) geringer als 1956/57. I m Vergleich zu den USA exportierten die Mexikaner um 23 000 m. t. (bzw. um 8 %>) und die Ägypter um 73 000 m. t. (bzw. um 36 %>) im Jahr 1957/58 mehr als im vorhergehenden Jahr. Durch Produktionssteigerung in diesem Jahr hatten Mexico und Ägypten mehr exportierbare Mengen zur Verfügung und versuchten, diese auf den Weltmarkt zu bringen. Die Situation in Brasilien war wie im Vorjahr. Die außergewöhnlich niedrige Produktion bestimmte den niedrigsten Export in der Periode von 1953/54 bis 1964/65. Der Export aus Brasilien wurde noch immer kontrolliert.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Die Spekulation über eine günstigere Exportbedingung seitens der amerikanischen Regierung war anläßlich der heftigen Debatte im Parlament entstanden. Der Grund dafür ist folgender: Nachdem die neue Exportpolitik bzw. „the special export program" seit 1956 betrieben wurde, ging fast alle Baumwolle in den USA durch CCC ins Ausland, d.h. die Baumwolle wurde an die CCC von den Landwirten zu den Unterstützungspreisen geliefert. Die CCC verkaufte diese an sie gelieferte Baumwolle wieder an die Exporteure, die die Baumwolle ins Ausland liefern. Dies bedeutet nicht nur eine schwere finanzielle Belastung für die CCC, da die Unterstützungspreise höher waren als die Verkaufspreise der CCC an die Exporteure, sondern auch einen unökonomischen Umweg des Exports. Außerdem wurden die inländischen Industrien durch höhere Materialkosten gegenüber ausländischen Industrien belastet. Der amerikanische Export sank im Jahr 1958/59 wieder auf ein niedrigeres Niveau, das nur um 125 000 m. t. höher als das von 1955/56 und das zweitniedrigste in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 überhaupt war. Ein anderer Grund für den niedrigen Export der USA im Jahr 1958/59 lag in dem zu niedrigen Exportsubventionssatz, der nach der neuen Exportpolitik seit 1958/59 eingeführt wurde. Der Export aus Mexico im Jahr 1958/59 war um 84 000 m. t. (bzw. um 27 °/o) höher als 1957/58, während der amerikanische Export um 667 000 m. t. (bzw. um 51 %) niedriger als im Vorjahr war. Dies ist ein Beispiel für die Konkurrenz zwischen amerikanischer und mexikanischer Baumwolle. Wie die Zahlen der letzten Jahre zeigten, wurde mehr mexikanische Baumwolle auf dem Weltmarkt verlangt, wenn die Amerikaner weniger exportierten. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für die Steigerung des mexikanischen Exportes dieses Jahres. Ein anderer wichtiger Faktor der Exportschwankungen ist die Menge der Baumwolle, die zum Export zur Verfügung steht. Die Mexikaner hatten im Jahr 1958/59 etwa 511 000 m. t. Baumwolle produziert (dies war die bisher höchste Produktion in Mexico; siehe Kapitel 2, (I)). Die ungünstige Produktionslage in Brasilien blieb bis 1958/59 unverändert, daher wurde der Baumwollexport weiter von der Regierung kontrolliert. Außerdem durfte keine Baumwolle unter den minimalen Preisen exportiert werden, die von der „Bank von Brasilien" bestimmt worden waren. Der Export war 1958/59 nur etwas höher als im Vorjahr und spielte auf dem Weltmarkt kaum noch eine Rolle. Mit höheren zum Export zur Verfügung stehenden Mengen versuchte die ägyptische Regierung ihren Export im Jahr 1958/59 durch günstigere Devisenkurse und niedriger Exportsteuer zu erhöhen. Der Export dieses Jahres aus Ägypten war um 27 000 m. t. (um 10 °/o) höher als im Vorjahr. Der Export des Sudan und Perus war ebenfalls höher als im Vorjahr. Mit einer Steigerung von 61 000 m. t. (um 72 °/o) gegenüber 1957/58 er*

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

reichte der sudanesische Export 1958/59 einen Rekord seit dem 2. Weltkrieg. Der Export aus Peru betrug 117 000 m. t. Das bedeutet eine Steigerung von 26 000 m. t. (bzw. um 28,5 °/o) und war der bisher höchste Export Perus. Nach den Bemühungen der USA konnte der Gesamtweltexport wieder die 3-million-metric-ton-Grenze überschreiten. Der bisherige Rekord des Gesamtweltexportes wurde mit 3 357 000 m. t. (eine Steigerung von 851 000 m. t. bzw. 33,5 °/o gegenüber dem vorigen Jahr) erreicht. Der wichtigste Faktor für diese Entwicklung ist durch den amerikanischen Export zu klären. Die Erhöhung des amerikanischen Exportes betrug ca. 1000 000 m. t. Das bedeutet eine Steigerung von 155% gegenüber 1958/59. Der höhere Export aus den USA ist durch höhere Exportsubventionssätze, die die Terminologie „payment in kind" trugen (siehe Kapitel 3) und von 6,5 cents pro pound im Jahr 1958/59 auf 8 cents pro pound im Jahr 1959/60 erhöht wurden, sowie durch die niedrigen zum Export zur Verfügung stehenden Mengen der amerikanischen Sorten in den übrigen Ländern zu erklären. Die Maßnahmen der amerikanischen Regierung zur Erleichterung des Mangels der Importländer an Zahlungsmitteln wurde weiter betrieben. Weitere Faktoren zur Erklärung der Steigerung des Weltexportes waren Konsumerhöhung in den wichtigsten Importländern und die ungünstige Produktion in Indien, die die Inder veranlaßte, mehr Baumwolle zu importieren. Eine Exportsenkung von 109 000 m. t. (bzw. 28 %) in Mexico ist durch die ungünstige Produktion zu erklären (siehe Kapitel 2 [I]). Aufgrund der Produktionsförderung der brasilianischen Regierung und bessere Wetterlage wurde im Jahr 1959/60 mehr Baumwolle produziert und um 83 % mehr gegenüber dem Vorjahr exportiert. Die Exportbeschränkung (Exportkontingent, siehe Kapitel 5) und minimale Exportpreise wurden weiter fortgesetzt. Höhere Anfangslager und eine Produktionserhöhung in Ägypten erklären die Exportsteigerung im Jahr 1959/60 (um 33 % gegenüber dem vorherigen Jahr). Der Export 1959/60 war der Rekord Ägyptens in der ganzen Periode von 1953/54 bis 1964/65, und dies war das einzige Mal, daß die Ägypter die Grenze von 400 000 m. t. Baumwollexport in der Nachkriegszeit erreichten. Der Export des Sudans, Perus und der übrigen Länder war niedriger als im vorigen Jahr. Von der Importseite ist zu erwähnen, daß die Japaner ca. 163 000 m. t. (bzw. 29,6 %) mehr importierten als im Vorjahr. Fast alle anderen Importländer hatten auch in diesem Jahr mehr importiert als im vorigen Jahr. Die Inder hatten eine Importsteigerung von 74 000 m. t. (bzw. 87 %) gemeldet. Dies ist durch die ungünstige Produktionslage in Indien zu erklären.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Der Weltexport im Jahr 1960/61 war nur um 57 000 m. t. (bzw. 1,5 °/o) geringer als 1960/61. I m Jahr 1961/62 und 1962/63 war der Weltexport unter diesem Niveau. Der Export war 1961/62 mit 3 037 000m.t. der niedrigste seit fünf Jahren, während der Export im Jahr 1963/64 der höchste in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 (3 536 000 m. t.) war. I m Jahr 1964/65 sank der Weltexport wieder und betrug 3 209 000 m. t. Der Grund für diese Schwankung ist auf das größte Exportland, die USA, zurückzuführen. Der amerikanische Export schwankte von Jahr zu Jahr. Dabei spielt die Exportpolitik der amerikanischen Regierung die wichtigste Rolle. Jedoch wird die Baumwolle der übrigen Länder immer wichtiger auf dem Weltmarkt. Besonders nahm der Export außerhalb der sechs wichtigsten Länder in der Zeit von 1961/62 bis 1964/65 mit einem großen Sprung zu. I m Jahr 1964/65 betrug der Export der übrigen Länder 1 214 000 m. t. (etwa 32 °/o am Gesamtweltexport). Nicht nur der Export aus den USA, sondern auch der aus Mexico, Brasilien und Ägypten schwankte ziemlich stark. Aber die Schwankungen des Exports dieser Länder waren wegen ihres kleinen Anteils auf dem Weltmarkt nicht so wichtig wie die der USA. Oft wurden die steigenden und sinkenden Schwankungen von den verschiedenen Ländern kompensiert. Aber die Kompensation amerikanischer Schwankungen durch andere Länder war manchmal zu klein, so daß die Auswirkung der amerikanischen Exportschwankungen nicht ausgeglichen wurde. So war z. B. der Gesamtweltexport 1960/61 weniger als 1959/60, weil der amerikanische Export sank; der Export 1961/62 verringerte sich weiter, da der amerikanische Export ebenfalls weiter sank. Nur wurde die Senkung des amerikanischen Exportes 1962/63 von anderen überkompensiert. Der Weltexport 1963/64 war um 12,5 °/o höher als 1962/63, da sich der amerikanische Export um 510 000 m. t. (um 68 °/o) gegenüber dem vorigen Jahr steigerte. Von der Importseite aus gesehen, war der Weltimport 1960/61 trotz des hohen Konsums im selben Jahr wegen der Senkung der Lager in den Importländern etwas niedriger als 1959/60. Der Grund für die Verringerung der Lager in den Importländern war die Erwartung einer Steigerung der amerikanischen Exportsubvention. Zwei Ausnahmen von der allgemeinen Importsenkung waren die Steigerung des japanischen und des indischen Importes im Jahr 1960/61. Sowohl die Japaner als auch die Inder meldeten ihren Importrekord in dieser Periode, nämlich 770 000 m. t. und 198 000 m. t. Der Export Mexicos war 1960/61 um 66 000 m. t. (bzw. 23,5 %>) höher als 1959/60. Die Gründe dafür sind auf die Produktionssteigerung im Jahr 1960/61 zurückzuführen. 1960/61 stieg der Export Brasiliens aufgrund höherer Produktion, während der Export Ägyptens sank.

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Die Senkung des Gesamtweltimportes im Jahr 1961/62 ist durch die Lagerungspolitik und des Konsums in den Importländern zu erklären. Anfang des Jahres 1961/62 waren die Mengen, die zum Export nach dem „payment in kind"-Programm bei der CCC eingetragen wurden, wegen der Steigerung des Subventionssatzes recht hoch, aber danach verringerte sich die Eintragungsmenge wieder. Der Export des Jahres 1961/62 von den USA war um 392 000 m. t. (bzw. 26 °/o) niedriger als im Vorjahr. 1961/62 war der Export Ägyptens wegen der Produktionssenkung um 1000 m. t. bzw. um 29 °/o geringer als 1960/61. I m Jahr 1962/63 sank der amerikanische Export bis auf 747 000 m. t. Die Exportsubvention in den USA blieb noch auf dem Niveau des vorigen Jahres, d. h. 8,5 cents pro pound. Da eine Änderung der amerikanischen Exportpolitik von der Politik der Exportsubvention zur Politik der Versteigerung für Export, im Parlament debattiert wurde, zeigte sich wiederum die Spekulation der Exporteure. Die abwartende Haltung der Händler erklärte den niedrigen Export dieses Jahres aus den USA. Mit einem Produktionsrekord konnten die Mexikaner mehr Baumwolle exportieren. Daher war der mexikanische Export 1962/63 um 86 000 m. t. (um 27 %>) höher als im Vorjahr und konnte die 400 000 m. t.Grenze überschreiten. Die Brasilianer hatten zum ersten Male seit 1955/56 mehr als 200 000 m. t. exportiert. Das System des Exportkontingentes Brasiliens wurde aufgegeben, da die Deckung des Binnenkonsums wegen der hohen Produktion nicht gefährdet werden konnte. Nicht zuletzt konnte Ägypten auch im Jahr 1962/63 mehr exportieren. Der Export der USA stieg im Jahr 1963/64 von dem niedrigen Niveau im Jahr 1962/63 bis auf 1 257 000 m. t. Diese Steigerung ist auf die Wiedereinführung der Versteigerung für Export aus den Lagern von CCC zurückzuführen. Die Subventionspolitik (payment in kind) wurde in diesem Jahr weiter zusammen mit der Versteigerung für den Export betrieben. Der Subventionssatz betrug etwa die Differenz zwischen Versteigerungskurs für Export und dem Verkaufspreis der CCC für Binnenverbrauch. Der Subventionssatz war 8,5 cent pro pound im Jahr 1963/64. I n der Tat wurde sehr wenig Baumwolle durch das „payment in kind"Programm exportiert. Die Versteigerung für den Export wird regelmäßig durchgeführt. Der Export Mexicos im Jahr 1963/64 nahm um 101 000 m. t. (bzw. um 24,6 °/o) im Vergleich zum Vorjahr ab. Auch der Export aus Brasilien blieb unter dem Niveau des Jahres 1962/63. I n Ägypten war der Export auf dem Niveau des Vorjahres stehengeblieben. Bei den Importländern konnte eine allgemeine Importsteigerung im Jahr 1963/64 beobachtet werden. Nur der Import Indiens lag unter dem Niveau von 1962/63.

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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Der Export 1964/65 aus den USA war trotz der gleichen Exportpolitik niedriger als im Vorjahr. Dies ist u. a. durch den Streik der Hafenarbeiter in den USA in den ersten zwei Monaten 1965 zu erklären. Der Export Mexicos, Brasiliens und Ägyptens war höher als im Jahr 1963/64, während der Export des Sudans und Perus im Jahr 1964/65 geringer war als im Vorjahr. Nach dieser statistischen Betrachtung können wir die wichtigsten Faktoren, die die Schwankungen des Baumwollexportes in der Periode 1953/54 bis 1964/65 beeinflußt haben, wie folgt zusammenfassen: (i) Die Preise auf dem Weltmarkt sind einer der wichtigsten Faktoren, die die Exportschwankungen bestimmen, da sie den Gewinn der Exporteure unmittelbar beeinflussen können. (ii) Die Politik der Regierung in den wichtigsten Exportländern: Wir können die Maßnahmen der Exportpolitik nach ihrer Auswirkung auf den Export in zwei Gruppen einteilen. Zur ersten Gruppe gehören diejenigen Maßnahmen der Regierung, die durch ihre Auswirkung auf den Preis mittelbar den Export beeinflussen; z.B. die Subventionspolitik, die Exportzölle, die Änderung der Wechselkurse (Auf- bzw. Abwertung) usw. Zur zweiten Gruppe gehören diejenigen Maßnahmen der Regierung, die den Export unmittelbar bestimmen; z. B. die Versteigerung für den Export durch die CCC in den USA, die Exportlizenzen bzw. Exportkontingente in Brasilien, das Exportverbot bestimmter Sorten in Ägypten, usw. Sowohl die Maßnahmen der ersten Gruppe als auch die der zweiten Gruppe haben sehr starke Einflüsse auf die Exportschwankungen der jeweiligen Exportländer in der Periode von 1953/54 bis 1964/65. (ni) Die Spekulation auf die Änderung der Politik der Regierung in den USA. Wenn die Exporteure auf eine günstigere Bedingung warten, werden sie ihren Export vorübergehend einstellen bzw. verringern; umgekehrt, wenn sie eine schlechtere Bedingung befürchten, werden sie versuchen, ihren Export zu beschleunigen. (iv) Die Produktion, der Konsum und die Anfangslager der Exportländer: Diese drei Faktoren bestimmen die Mengen eines Landes, die aus dem Land exportiert werden können. Vernachlässigt man den „Re-Export", dann kann ein Land nur so viel Baumwolle exportieren, wie zur Verfügung steht. I V . Preise auf dem Weltmarkt

Unter den Baumwollpreisen versteht man (i) Weltmarktpreise; (ii) Binnenmarktpreise; (iii) Unterstützüngspreise bzw. Garantiepreise, zu denen die Regierung der Produktionsländer Baumwolle von den Landwirten kauft. Während die Weltmarkt- und Binnen-Preise hauptsächlich

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

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durch Nachfrage und Angebot auf dem Markt bestimmt werden, werden die Unterstützungspreise durch die Regierung der Produktionsländer festgesetzt. Daher ist die Höhe der Unterstützungspreise in jedem Land unterschiedlich. In einer Welt mit freiem Handel ohi^e Import- und Export-Zölle unterscheiden sich die Binnenmarktpreise und Weltmarktpreise (cifPreise am Hafen der Importländer) nur durch die Transportkosten. Durch die Funktion der Arbitrage wird der Unterschied zwischen den Weltmarktpreisen abzüglich der Transportkosten und den Binnenmarktpreisen beseitigt. In diesem Fall kann man von einem einheitlichen Preissystem auf dem Weltmarkt sprechen. Wenn aber die Regierung in den Markt eingreift, sei es in den Binnen-, Außen- oder beiden Märkten, werden die Unterschiede zwischen den Binnen- und den Weltmarkt-Preisen größer oder kleiner als die notwendigen Transportkosten sein. Wenn die Binnenmarkt-Preise höher sind als die Weltmarktpreise abzüglich der Transportkosten, dann spricht man von „Dumping"8. Tabelle 9 Jahresdurchschnittspreise der Baumwolle C. I . F. Liverpool/England (Maßeinheit: US-Cents/pound) USA Jahr

1953/54 1954/55 1955/56 1956/57 1957/58 1958/59 1959/60 1960/61 1961/62 1962/63 1963/64 1964/65

Memphis Territory SM lVl6 " 39,62 40,68 39,75 33,35 35,79 32,70 29,75 31,08 31,22 30,55 29,52 29,88

California

Mexico Matamorus

Brasilien Sao Paulo Type 5

SM SM l 13 /32 " lVie" 39,75 41,19 40,28 34,91 36,70 32,95 30,75 32,80 32,74 32,07 33,08« 35,839

38,01 39,10 35,03 32,63 33,81 28,97 29,30 30,35 30,08 29,11 29,52 29,19

Peru

Sudan

Ägypten 1 1

Pirna Nr. 1

G 5 S10

Giza 30 Karnak F.G. F.G.

SM l 9 /l6 " 34,31 37,31 32,53 30,149 28,669 25,519 25,72 27,80 27,53 26,35 26,27 26,179

47,569 50,95 53,499 63,61 49,19 35,76 43,73 43,71 41,38 38,58 42,49 43,50

53,609 53,549 54,41 69,33 48,51 34,59 41,63 43,54 38,00 36,89 42,699 47,96

49,98 49,42 52,95 54,76 41,53 34,29 41,129 41,519 —

36,4511 38,94 44,039

55,06 60,05 64,65 72,11 49,57 35,70 44,77 46,91 43,28 40,77 45,63 51,91

Quelle: International Cotton Advisory Committee: „Cotton-World Statistics — Quarterly Bulletin" 8 Haberler, G. v.: The Theory of International Trade, London, Edinburgh, Glasgow, 1961, S. 296 ff. 9 Durchschnittspreise für weniger als 12 Monate. 10 I m Jahr 1953/54 und 1954/55 sind die Preise für „G 45" (Sudan). 11 I m Jahr 1962/63, 1963/64 und 1964/65 sind die Preise für „Dendera F. G." und „Menoufi F. G." (Ägypten) statt „Giza 30 F. G." und „Karnak F. G.".

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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I n diesem Fall können die Binnen- und Weltmarktpreise unterschiedliche Schwankungen haben, da beide von verschiedenen Faktoren bestimmt werden. Auf dem Weltbaumwollmarkt kann man nicht von einem einheitlichen Preissystem sprechen, da die Regierungen, insbesondere die der wichtigsten Exportländer, in den Markt eingreifen. Unsere Betrachtung bezieht sich auf die Weltmarktpreise. Die Preise, die wir hier nennen werden, sind die cif-Preise Liverpool/England, wenn keine besonderen Anmerkungen gemacht werden. Allgemein gesagt, zeigen die Weltmarktpreise für Baumwolle in den letzten zwölf Jahren einen sinkenden Trend, der durch folgende Faktoren zu erklären ist: (i) Die Weltproduktion stieg schneller als der Weltkonsum. Ein Zeichen dafür war die Vergrößerung der Lager. Dieser Produktionsüberschuß drückt die Preise auf dem Weltmarkt; (ii) Die Konkurrenz der Kunstfasern: Die Produktionsüberschüsse der Baumwolle wurden durch die Konkurrenz der Kunstfasern noch höher. Mit der Steigerung der Kunstfasernproduktion und der Verbesserung der Qualität wurde die Konkurrenz der Kunstfasern für die Baumwolle immer schärfer. Diese Konkurrenz ist sehr zu beachten, denn die Kunstfasern werden meistens in industriellen Ländern produziert, die auch zu den wichtigsten Einfuhrländern der Baumwolle gehören. Eine andere Bemerkung, die wir hier zu machen haben, ist die über die Korrelation zwischen den Weltmarktpreisen für Baumwolle aus verschiedenen Ländern. Nach unserer Untersuchung bilden die Korrelation zwischen den Preisen für Baumwolle aus verschiedenen Ländern zwei Gruppen. Während die Korrelationskoeffizienten zwischen den Baumwollpreisen für USA, Mexico, Brasilien und Pakistan bei „ + 1" liegen, sind die Korrelationskoeffizienten zwischen diesen und den für Ägypten, Sudan und Peru relativ niedrig 12 . Außerdem sind die Korrelationskoeffizienten zwischen den Preisen für Ägypten, Sudan und Peru ebenfalls bei „ +1". Die Korrelationskoeffizienten zwischen den Baumwollpreisen, die durch gemeinsame Preis-Indices der Rohstoffe auf dem Weltmarkt deflationiert sind13, liegen zwischen den USA, Mexico, Brasilien und Pakistan; zwischen Ägypten, Sudan und Peru noch bei „ + 1", während die zwischen den Preisen für verschiedene Baumwollsorten sehr niedrig sind. Aus diesem Grund teilen wir in unserer späteren Untersuchung den Weltmarkt in zwei Teilmärkte auf, in den Markt für amerikanische Baumwollsorten, zu dem die USA, Mexico und Brasilien gehören, und in den Markt der ägyptischen Baumwollsorten, zu dem Ägypten, Sudan und Peru gehören. 12 13

Siehe Anhang: Korrelationskoeffizienten zwischen Baumwollpreisen. Reuter's Preisindex.

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

Der Weltmarktpreis für amerikanische Baumwolle, wie z.B. für „Memphis Territory SM l 1 / 1 6 inch", sank von 46,16 cents pro pound im Jahr 1951/52 bis auf 39,63 cents pro pound im Jahr 1953/54. Diese Preissenkung galt auch für Mexico, Brasilien und Ägypten usw. Die hohen Preise, die durch den Korea-Krieg verursacht wurden, konnten nach dem Krieg nicht mehr das gleiche Niveau behalten. Die Weltmarktpreise für amerikanische Baumwolle waren in den Jahren von 1953/54 bis 1955/56 vor der Einführung der neuen Exportpolitik höher als die Unterstützungspreise der amerikanischen Regierung, denn die Exporteure konnten keine Baumwolle unter den Unterstützungspreisen anbieten, ohne Verlust zu erleiden. Die Weltmarktpreise unterschieden sich von den Binnenmarktpreisen in den USA hauptsächlich nur durch Transportkosten. Die Ägypter und Brasilianer verkauften die Baumwolle zu den Preisen, die sich nach den Preisen des New Yorker Terminmarktes richteten. Wegen der günstigeren Devisenkurse für den Export gegen US-Dollar konnten die Exporteure noch mit etwas niedrigeren Preisen im Vergleich zu den Verkaufspreisen der ECC (Egyptian Cotton Commission) exportieren. Ein anderer Faktor, der die Preise auf dem Weltmarkt beeinflussen konnte, waren die Exportzölle. Mit Ausnahme der USA wurde der Baumwollexport aus fast allen Ländern verzollt. Die Weltmarktpreise im Jahr 1954/55 waren etwas höher als im vorhergehenden Jahr. Der Preis für amerikanische „Memphis Territory SM 1 J / 1 6 inch" (die Durchschnittspreise von zwölf Monaten) betrug 40,68 cents pro pound, d.h. 1,08 cents pro pound höher als im Jahr 1953/54. Auch die Preise Mexicos waren von 38,01 auf 39,10 cents pro pound im Jahr 1954/55 gestiegen. Die brasilianischen Preise sind von 34,31 cents pro pound für Sao Paulo Typ 5 im Jahr 1953/54 auf 37,31 cents gestiegen. Nicht nur die Preise für amerikanische Sorten, sondern auch die für ägyptische Sorten stiegen im Jahr 1954/55. Der Grund für diese Preissteigerung auf dem Weltmarkt ist durch mehr Nachfrage und durch Produktionssenkung gegeben, denn die Welt konsumierte 1954/55 ca. 141 000 m. t. mehr und produzierte um 162 000 m. t. weniger als im Vorjahr. Mit der Erwartung, daß die amerikanische Regierung eine günstige Exportpolitik zur Exportförderung einführen wird, begannen die amerikanischen Preise auf dem Weltmarkt im Jahr 1956 mit dem „special export program" (siehe Kapitel 3) für bestimmte Sorten zu sinken. Die Preise für „Texas M -V18 inch" senkten sich von 36,01 cents pro pound im Dezember 1955 auf 29,78 cents im Januar 1956. Das neue Exportprogramm wurde verbreitet und nicht mehr auf bestimmte Baumwollsorten beschränkt. Eine Ausnahme bildeten nur noch die extra-langstapeligen Sorten. Die Folge war die Senkung der Preise von 43,34 cents für „Memphis Territory SM l 1 / 1 « inch" im April auf 34,91 cents pro

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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pound im Mai. Die Durchschnittspreise des Jahres 1955/56 für amerikanische Baumwolle waren deshalb niedriger als 1954/55, besonders für „Texas M 1 5 / 1 8 inch". Durch die neue Politik wurden die Weltmarktpreise für amerikanische Baumwolle niedriger als die Binnenmarktpreise in den USA, da die neue Exportpolitik ähnliche Auswirkungen auf die Weltmarktpreise hat wie die Subventionspolitik. Durch den Einfluß der neuen amerikanischen Exportpolitik wurden die Weltmarktpreise für Baumwolle aus den anderen Exportländern auch niedriger als im Jahr 1955/56 gegenüber dem Vorjahr. Der Druck auf die Baumwollpreise durch andere Exportländer war besonders stark für die amerikanischen Sorten wie z. B. für die mexikanische und brasilianische Baumwolle. I m Gegensatz zur Senkung der Exportpreise der USA stiegen die Weltmarktpreise für ägyptische Sorten im Jahr 1955/56. Das Steigen dieser Preise hatte im Januar 1956 angefangen. Die Preise für ägyptische „Ashmouni F. G." steigerten sich von 41,48 cents pro pound im Dezember 1955 auf 46,62 cents im Januar 1956 und auf 56,87 cents im Mai 1956; für „Giza 30 F.G." von 48,43 cents auf 55,28 cents und 62,96 cents und für „Karnak F. G." von 59,07 cents auf 62,30 cents und 81,90 cents im gleichen Zeitraum. Die Steigerung dieser Baumwollpreise ist durch die Nahost-Krise 1956 zu erklären. Das hohe Preisniveau für ägyptische Baumwollsorten blieb bis März bzw. April 1957 erhalten. Die Preise für „Ashmouni F. G." sanken von 56,41 cents im Februar auf 49,36 cents und im März 1957; für „Giza 30 F.G." von 62,53 cents auf 52,92 cents. Die Preise für „Karnak F. G." sanken von 81,04 cents im Februar auf 70,55 cents im März und auf 62,14 cents im April 1957. Die Preise Perus und des Sudans hatten ähnliche Schwankungen wie die von Ägypten. Während die Preise der ägyptischen Sorten stiegen, sanken die Preise amerikanischer Sorten weiter. Die Preise im zweiten Halbjahr der Saison 1956/57 waren jedoch ein wenig höher als die im ersten Halbjahr. Die Durchschnittspreise der zwölf Monate im Jahr 1956/57 waren 28,38 cents pro pound für „Texas M 1 5 / 1 6 inch" (eine Senkung von 4,57 cents im Vergleich zu den Durchschnittspreisen von 1955/56), 33,35 cents für „Memphis Territory SM l 1 / 1 6 inch" (eine Senkung von 6,5 cents pro pound) und 34,91 cents für „California S. M. I 8 / 3 2 inch" (eine Senkung von 5,37 cents). Nach der Nahost-Krise sanken die Preise ägyptischer Sorten ab März 1957 und hatten bis Dezember 1957 keine starken Preisschwankungen. Die Preise ägyptischer Sorten fielen ab Januar 1958 und hatten im März 1959 ihr Minimum in der Periode von 1953/54 bis 1964/65 erreicht. Die Preise für „Ashmouni F. G." waren 28,66 cents im März 1959; für „Giza 30 F. G." 31,00 cents und für „Karnak F. G." 31,95 cents.

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1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

I m Januar 1958/59 ist eine allgemeine Preissenkung auf dem Weltmarkt zu erkennen. Dazu sind einige Bemerkungen zu machen: (i) Die Spekulation auf günstigere Exportbedingungen und die Einführung des „payment in kind"-Programms in den USA (siehe Kapitel 3) sind die Gründe dafür, daß die Weltmarktpreise für die amerikanische Baumwolle trotz des kleinen Exportes niedriger waren als im Vorjahr; (ii) Die Weltmarktpreise für mexikanische Baumwolle waren durch die größeren Exportmengen noch stärker gesunken als die für amerikanische; (iii) Die Preise für ägyptische Sorten waren außergewöhnlich niedrig. Die Differenz zwischen den Preisen für diese und für die amerikanischen Sorten war außergewöhnlich klein. Die Durchschnittspreise der zwölf Monate im Jahr 1958/59 waren 32,45 cents pro pound für ägyptische „Ashmouni F.G.", 34,29 cents für „Giza 30 F. G." und 35,70 cents für die Sorte „Karnak F. G." im Vergleich zu 39,75 cents, 41,53 cents und 49,75 cents für die entsprechenden Sorten im Vorjahr. Die Durchschnittspreise im Jahr 1958/59 waren 32,82 cents pro pound für sudanesische „G 5 L", 34,59 cents für sudanesische „G 5 S", 31,89 cents für peruanische „Pirna No. 1, l 9 / 1 6 inch" im Vergleich zu 42,28 cents, 37,98 cents und 49,19 cents für die entsprechenden Sorten im Vorjahr; (iv) Die Nachfrage auf dem Weltmarkt wurde durch die Rezession der Textilindustrie in Westeuropa und Japan beeinflußt: Sie bewirkte in Verbindung mit der Produktionssteigerung und den hohen Lagern einen Druck auf die Preise; (v) Die Vermutung über eine Erhöhung der Exportsubventionssätze der US-Regierung wirkte sich auf die Weltmarktpreise aus; und (vi) Die Exportzölle waren in einigen Ländern niedriger als im vorhergehenden Jahr. I n Ägypten z. B. war der Exportzoll jetzt 3,99 US-cents pro pound für extra-lang-stapelige und 2,40 cents für die übrigen Sorten. Die Entwicklung der Weltmarktpreise war im Jahr 1959/60 dadurch charakterisiert, daß die Preise für ägyptische Sorten von dem Tal im März 1959 bis zum Februar 1960 wieder gestiegen waren und vom März an wieder etwas sanken, während die Preise für amerikanische Sorten immer noch auf dem niedrigen Stand blieben. Diese Entwicklung war eine Reaktion gegenüber den ungewöhnlich niedrigen Preisen für ägyptische Sorten im Vergleich zu anderen im letzten Jahr. Außerdem waren die zum Export zur Verfügung stehenden Mengen im Sudan und Peru schon beinahe im Dezember 1959 vollständig verkauft. Das niedrige Preisniveau für amerikanische Sorten ist durch höhere Subventionssätze (8 cents pro pound im Jahr 1959/60 im Vergleich zu 6,5 cents im Vorjahr) und durch hohe Angebotsmengen auf dem Weltmarkt zu erklären. Die monatlichen Durchschnittspreise für amerikanische Baumwolle waren 1960/61 um 2 cents pro pound höher als im Vorjahr. Die Brasilianer mußten nicht nur eine starke Verringerung ihres Anteils am Weltmarkt in der Zeit von 1956/57 bis 1959/60 in Kauf nehmen, sondern sie bekamen auch noch ungünstigere Preise für ihre Baumwolle

2. Kapitel: Ein statistischer Überblick

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im Vergleich zu der amerikanischen und mexikanischen Baumwolle. Die ungünstige Preislage ist durch die schlechtere Qualität, die wiederum auf die schlechteren Wetterlagen zurückzuführen ist, zu erklären. I m Jahr 1960/61 konnten sie ihre Preislage auf dem Weltmarkt etwas verbessern. I m Jahr 1960/61 hat die amerikanische Regierung zwei Entscheidungen getroffen, die die Weltmarktpreise für amerikanische Baumwolle beeinflußt haben würden, wenn sie sich nicht gegenseitig kompensiert hätten. Die eine war die Senkung der Versteigerungspreise zum Export, die andere die Senkung der Subventionssätze von 8 cents pro pound im Jahr 1959/60 auf 6 cents im Jahr 1960/61. Außer diesen beiden waren zwei weitere Faktoren zu nennen, die die Preiserhöhung für amerikanische Baumwolle im Jahr 1960/61 erklären. Der erste war die Vermutung über die Erhöhung der CCC-Lagerkosten, was sich in einer Steigerung der Verkaufspreise der CCC auswirken würde; der zweite war die Vermutung, daß die Preise auf dem amerikanischen Binnenmarkt steigen würden. Die Preise für ägyptische Sorten hatten im Jahr 1960/61 keine großen Schwankungen. I m Vergleich zu 1960/61 erhöhten sich die Verkaufspreise der CCC zum Export um 3,5 cents pro pound gegenüber 1961/62. Außerdem wurde der Subventionssatz der USA von 6 cents pro pound auf 8,5 cents erhöht. Die Auswirkungen dieser beiden Entscheidungen auf die Weltmarktpreise kompensierten sich, so daß die Preise auf dem Weltmarkt wenig beeinflußt wurden. Nicht nur die Verkaufspreise der CCC zum Export, sondern auch die Binnenmarktpreise erhöhten sich durch die höheren Unterstützungspreise im Jahr 1961/62 um 3,5 cents pro pound gegenüber dem Vorjahr. Die Preise für ägyptische Baumwollsorten waren im Jahr 1961/62 ungünstiger im Vergleich zum vorhergehenden Jahr. Die Differenz zwischen den Preisen amerikanischer und ägyptischer Sorten war in diesem Jahr kleiner geworden. Aufgrund der ungünstigen Produktionslage Ägyptens wurde keine „Giza 30 F. G." auf dem Weltmarkt verkauft. Auch die „Ashmouni" verschwand von Oktober 1961 bis zum März 1962 aus der Preisliste für ägyptische Baumwolle. Die niedrigeren Preise Perus und des Sudans lassen sich durch vergrößertes Angebot auf dem Weltmarkt erklären. Die Spekulation über die Wiedereinführung des „sales for export"Programmes in den USA und die internationale Rezession der Textilindustrie sind wahrscheinlich der Grund für die Preissenkung im Jahr 1962/63. Die Durchschnittspreise pro Monat 1963/64 auf dem Weltmarkt waren für die amerikanische Baumwolle niedriger als im vorhergehenden Jahr,

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1 Teil: Statistischer

berblick und die Baumwollpolitik

in Mexico etwas höher und in Brasilien wiederum etwas niedriger, während die Preise für ägyptische Sorten im allgemeinen um 2 bis 4 cents höher waren. Als Gründe dafür sind folgende zu nennen: (i) Die Amerikaner exportierten im Jahr 1963/64 ca. 6 8 % mehr als im Jahr 1962/63; (ii) Die Nachfrage auf dem Weltmarkt war 1963/64 stärker als im Vorjahr, insbesondere wurden die ägyptischen Sorten noch mehr nachgefragt; (iii) Die ägyptische Regierung hat ihre minimalen Exportpreise periodisch erhöht (siehe Kapitel VI); (iv) Die Produktion im Sudan war um 37 % geringer als im Jahr 1962/63. Die Preise auf dem Weltmarkt im Jahr 1964/65 blieben allgemein stabil. Die Preise für amerikanische Baumwolle in diesem Jahr waren etwas höher als im vorhergehenden Jahr. Trotz der Senkung des Exportsubventionssatzes der USA von 8,5 cent pro pound im Jahr 1963/64 auf 6 cent im Jahr 1964/65 blieben die Preise auf dem Weltmarkt für die amerikanische Baumwolle wenig beeinflußt, denn die amerikanische Regierung hatte das „payment in kind"-Programm mit dem „sales for export"-Programm zusammen durchgeführt, und da der amerikanische Export am meisten durch das letzte Programm ins Ausland ging, blieb der Einfluß der Änderung des Exportsubventionssatzes auf die Weltmarktpreise nur unbeachtlich. Außerdem war der Export der USA auch geringer als im vorhergehenden Jahr. Die Preise für mexikanische Baumwolle im Jahr 1964/65 waren knapp 0,35 cent pro pound (monatliche Durchschnittspreise) niedriger als 1963/64. Dies kann durch größere Exportmengen Mexicos erklärt werden. Die Preise für brasilianische Baumwolle waren recht stabil in diesem Jahr. Die Preise für ägyptische Sorten wurden stark von den minimalen Exportpreisen der ägyptischen Regierung beeinflußt. I m Laufe des Jahres waren die minimalen Exportpreise recht stabil geblieben. Die Preise für andere ägyptische Sorten waren im Durchschnitt niedriger (um 1 cent pro pound) für „Tangins Type 5" aus Peru, höher (um 1 cent pro pound) für „Pirna No. 1 l 9 / 1 6 inch" aus Peru, um 0,60 cent pro pound niedriger für „GSL" aus dem Sudan und um mehr als 5 cent pro pound für „G 5 S" aus dem Sudan als im Vorjahr. Abschließend fassen wir die wichtigsten Faktoren zusammen: Faktoren, die die Preisschwankungen auf dem Weltmarkt in der Periode 1953/54 bis 1964/65 bestimmten: (i) Die Exportmengen eines Landes und die gesamten Exportmengen der gleichen Baumwollsorten aus übrigen Ländern: Die Weltmarktpreise für die Baumwolle eines bestimmten Exportlandes werden ceteris paribus niedriger, wenn das Land mehr exportiert; umgekehrt werden die Preise ceteris paribus höher; wenn die gesamten Exportmengen der gleichen Baumwollsorten aus übrigen Ländern steigen, werden die Preise ceteris paribus niedriger; umgekehrt werden die Preise ceteris paribus höher.

3. Kapitel: Die Baumwollpolitik der USA

47

(ii) Die Konjunkturlage der Textilindustrie in den Importländern: Diese Konjunkturlage hat eine positive Auswirkung auf die Weltmarktpreise. Diese Auswirkung wird jedoch durch die Produktionsschwankungen der Kunstfasern in Importländern kompensiert, z. B. wird die Produktion der Kunstfasern auch gesteigert, wenn die Textilindustrie in Importländern eine gute Konjunkturlage hat; die hohe Produktion der Kunstfasern in Importländern hat jedoch eine negative Auswirkung auf die Baumwollpreise. (iii) Die Lager in Importländern haben negativen Einfluß auf die Weltmarktpreise für Baumwolle. (iv) Die Maßnahmen der Regierung, wie z. B. die Versteigerung der CCC zum Export und die Exportsubvention der USA; Exportsteuer und Wechselkursefestsetzung in Brasilien und Ägypten usw. können die Weltmarktpreise unmittelbar und mittelbar durch ihre Auswirkungen auf die Exportmengen beeinflussen. (v) Die Preise für die gleichen Baumwollsorten aus den übrigen Ländern könnten auch eine wichtige Rolle bei den Preisschwankungen für die Baumwolle eines bestimmten Landes spielen, denn die Preise für die gleichen Sorten haben ähnliche Schwankungen auf dem Weltmarkt. Daher kan die Möglichkeit der Preisführerschaft des größten Exportlandes nicht außer acht gelassen werden. (vi) Die Spekulation auf die neue Exportpolitik der amerikanischen Regierung seitens der Importländer ist der Grund für die Verzögerungen beim Import, die wiederum die Preise auf dem Weltmarkt drücken könnten.

3.

Kapitel

Die Baumwollpolitik der USA Die amerikanische Regierung hat eine sehr starke Stellung auf dem Baumwollmarkt, da sie nicht nur das Angebot auf dem Binnen-, sondern auch auf dem Weltmarkt sehr stark beeinflussen kann, weil die USA der größte Anbieter auf dem Weltmarkt sind. Wir wollen nun die Baumwollpolitik der USA besprechen, und zwar zuerst die Produktionspolitik, da sie das Gesamtangebot der USA u. a. bestimmen wird, und dann die Exportpolitik, die den Weltmarkt sehr stark beeinflußt. I . Produktionspolitik

Die Ziele der amerikanischen Agrarpolitik sind nach „Public Law 89-321" die folgenden:

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1 • Teil : Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik a) b) c) d) e) f) g)

das Einkommen der Landwirte zu schützen, die Preise der Agrarprodukte zu stabilisieren, die Versorgung der Argarprodukte zu sichern, die Überschüsse der Agrarprodukte zu verringern, die Ausgaben der Regierung zu verringern, den Außenhandel zu fördern, bessere Wirtschaftschancen für die Agrargebiete zu schaffen.

I n der Periode von 1953/54 bis 1964/65 herrschten auf dem Baumwollmarkt fast nur die Probleme der Überschüsse. Diese Probleme wurden durch die Konkurrenz der Kunstfasern verstärkt. Die amerikanische Produktionspolitik in dieser Periode hat ihren Schwerpunkt im Bemühen, die Überschußprobleme zu lösen. Die wichtigsten Maßnahmen der amerikanischen Produktionspolitik sind die folgenden: a) die Politik der Unterstützungspreise, b) die Politik der Anbaubeschränkungen und Verkaufskontingente. Die Politik der Unterstützungspreise ist eine der wichtigsten Maßnahmen der amerikanischen Regierung, die die Produktion, das Einkommen der Landwirte und die Preise beeinflussen kann. Die Unterstützungspreise, die von der Regierung vor der Anbauzeit als Garantiepreise für Agrarprodukte bekanntgemacht werden, sind nach einem bestimmten Standard festgesetzt worden, der den Namen „Paritätspreis" trägt. Dieser Paritätspreis wird monatlich berechnet und bekanntgemacht. Der Unterstützungspreis wird im Prozentsatz des Paritätspreises angegeben. Wir werden daher diesen Begriff erklären, bevor wir in die Politik der Unterstützungspreise eingehen. Der Paritätspreis ist ein Begriff, der zeigt, welchen Preis die Landwirte in einer bestimmten Periode für ein Agrarprodukt bekommen müssen, um die gleiche Kaufkraft desselben Produktes in dieser Periode wie in der Basisperiode zu erhalten, in der das Verhältnis zwischen dem Preis und den Produktions- und Lebenskosten der Landwirte als gerechtfertigt bezeichnet werden kann. Die Definition des Paritätspreises ist nach „the Agricultural Adjustment Act of 1938" und „the Agriculture Act of 1948/49" unterschiedlich. Die erste Definition nennen wir „den alten Paritätspreis" und die zweite als „den neuen Paritätspreis". Der alte Paritätspreis wurde von 1953 bis 1955 als Standard zur Festsetzung der Unterstützungspreise für Baumwolle verwendet. Die Übergangsperiode von der Verwendung des alten und zu der des neuen Paritätspreises lief von 1955 bis 1956/57. Nach 1956/57 ist der neue Paritätspreis in Kraft getreten.

3. Kapitel: Die Baumwollpolitik der USA

49

Die Änderung der Definition für den Paritätspreis hat nach dem 2. Weltkrieg mit der Debatte im Parlament über den Einbezug der Arbeitskosten in die Produktionskosten ihren Beginn gefunden, da der alte Paritätspreis die Periode von 1910 bis 1914 als Basisperiode und die Durchschnittspreise von 1910 bis 1914 zur Berechnung der Paritätspreise verwendet hatte, was nach den Änderungen der Wirtschafts- und SozialBedingungen nicht mehr gerechtfertigt erschien. Der alte Paritätspreis wurde nach „the Agricultural Adjustment Act of 1938" wie folgt berechnet:

= 12,41 cents • C t wobei:

Pf

: Paritätspreise für Baumwolle in der Periode t;

P™ : Die Durchschnittspreise für Baumwolle in der Basisperiode (vom 1. August 1909 bis Ende Juli 1914), d. h. 12,41 cent pro pound für „Middling 5/s inch" Baumwolle. Ct

: Indices der Produktionskosten in Periode t (1910—1914 = 100).

Nach dieser Definition ist der Paritätspreis für Baumwolle einfach das mathematische Produkt aus dem Durchschnittspreis in der Basisperiode und dem Index der Produktionskosten in der laufenden Periode (1910—1914 als Basisperiode). Der neue Paritätspreis ist nach „the Agriculture Act of 1948" wie folgt definiert:

wobei:

Pf

: Paritätspreis für Baumwolle in der Periode t;

d. h. der monatliche Durchschnittspreis, den die Landwirte in den letzten zehn Jahren bekamen.

d. h. der monatliche Durchschnitt der Preisindices für alle Agrarprodukte in den letzten zehn Jahren (1910—1914 = 100).

Der neue Paritätspreis unterscheidet sich vom alten dadurch, daß: (i) der Durchschnittspreis von 1909 bis 1914 für Baumwolle durch den Durchschnittspreis der letzten zehn Jahre zur Berechnung des Paritäts4 Chen

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1 Teil: Statistischer

berblick und die Baumwollpolitik

preises ersetzt wurde. Während der Durchschnittspreis der Jahre 1909 bis 1914 eine Konstante ist, ist der Durchschnittspreis der letzten zehn Jahre keine Konstante. Das bedeutet, daß der alte Paritätspreis ein gerechtfertigter Preis gegenüber der Periode von 1909 bis 1914 ist, während der neue einen gerechtfertigten Preis gegenüber dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre angibt. Für einen sinkenden Trend der Baumwollpreise ist der alte höher als der neue Paritätspreis; umgekehrt, wenn der Baumwollpreis einen steigenden Trend hat, ist der neue höher als der alte Paritätspreis. (ii) Bei der neuen Definition berücksichtigt man nicht nur die Entwicklung des Index der Produktionskosten, sondern auch die Entwicklung der Preise für alle Agrarprodukte. I n der Übergangsperiode von der Verwendung des alten in die des neuen Paritätspreises wurden beide Paritätspreise berechnet. Als Standard zur Berechnung der Unterstützungspreise wurde der höhere der beiden Paritätspreise verwendet. Hierbei ist noch zu erwähnen, daß der Paritätspreis nur die gleiche Kaufkraft für Bauwolle in der laufenden Periode wie in der Basisperiode bedeutet. Er bringt nicht das gleiche Lebensniveau bzw. das gleiche Einkommensniveau in der laufenden Periode wie in der Basisperiode für die Landwirte zum Ausdruck, da das Einkommensniveau außer den Preisen für Agrarprodukte noch von vielen anderen Faktoren bestimmt wird. Ein ähnlicher Begriff wie der des Paritätspreises ist die Paritätsrate (parity ratio), die das Verhältnis zwischen dem Preisindex der Agrarprodukte und dem der Produktionskosten der Landwirtschaft (beide werden mit Hilfe der Verkaufsmenge jedes Produktes als Gewicht berechnet) wiedergibt. Der Unterschied zwischen Paritätsrate und Paritätspreis ist, daß die Paritätsrate mit den tatsächlichen Preisen für alle Agrarprodukte berechnet wird, die die Landwirte bekommen, während der Paritätspreis im Gegenteil ein Sollpreis für ein bestimmtes Agrarprodukt ist, so daß die Landwirte die gleiche Kaufkraft für das Produkt in der laufenden wie in der Basisperiode bekommen. (A) Die Politik der Unterstützungspreise: Wie die meisten Maßnahmen der amerikanischen Agrarpolitik wurde die Politik der Unterstützungspreise und der Anbaubeschränkungen während der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts mit dem „Agricultural Adjustment Act" eingeführt. Das Ziel der Unterstützungspreise ist u. a. den Landwirten zu helfen, die Paritätspreise für ihre Produkte zu erhalten. Diese Politik wird vom Landwirtschaftsministerium durch Darlehen, Ankaufen und andere Operationen durchgeführt.

3. Kapitel: Die Baumwollpolitik der USA

51

Da der Unterstützungspreis den Mindestpreis für Baumwolle garantiert, spielt er eine wichtige Rolle bei der Produktionsentscheidung der Landwirte. Die Regierung kann durch die Manipulation der Unterstützungspreise die Baumwollproduktion beeinflussen. Bei höheren Unterstützungspreisen werden ceteris paribus mehr Bodenflächen für Baumwolle angebaut; umgekehrt, werden ceteris paribus wenige Flächen in der Produktion eingesetzt, wenn die Unterstützungspreise niedriger sind. Der Unterstützungspreis ist nicht nur der Garantiepreis für Baumwollproduzenten, sondern auch der Preis, an dem sich die Konsumenten orientieren können. Denn die Regierung (durch CCC) kauft die Baumwolle von den Produzenten zum Unterstützungspreis an und verkauft auf dem Markt zu dem Preis, der den Ankaufspreis und bestimmte Gebühren trägt, diese An- und Verkaufsaktionen der CCC sichern sowohl die Preise für Landwirte als auch einen stabilen Marktpreis für Konsumenten. Während des 2. Weltkrieges wurden den Landwirten stets höhere Preise für ihre Produkte garantiert (92,5 °/o der Paritätspreise für Baumwolle), um die Deckung des Kriegsbedarfs zu sichern. Diese höheren Unterstützungspreise wurden bis zwei Jahre nach dem Krieg garantiert, damit eine plötzliche Preissenkung nach dem Krieg, wie die Erfahrung von der Zeit nach dem 1. Weltkrieg zeigte, vermieden wurde. I n der Periode von 1953/54 bis 1964/65 können wir in der Politik der Unterstützungspreise drei verschiedene Methoden unterscheiden: a) feste Unterstützungspreise b) flexible Unterstützungspreise c) Dualunterstützungspreise. Zu a): Die festen Unterstützungspreise von 1953/54 bis 1954/55: Nach dem „Agriculture Act of 1949" hat die amerikanische Regierung ab 1950 die Politik der flexiblen Unterstützungspreise durchgeführt. Diese wurde nach dem Abbruch des Korea-Krieges wieder außer Kraft gesetzt. Um die Deckung des Bedarfs während der Kriegszeit zu sichern, setzte die amerikanische Regierung das Niveau der Unterstützungspreise auf 90 °/o des Paritätspreises fest. Dieses hohe Niveau der Unterstützungspreise galt für die Jahre während der Kriegszeit und für die weiteren zwei Jahre nach dem Krieg (1953/54 und 1954/55). Die Produktionsüberschüsse, die hauptsächlich durch hohe Unterstützungspreise verursacht wurden, waren nach dem Koreakrieg bedrohlich angewachsen14. Um das Problem der Überschüsse zu lösen, 14 Die Lager am Ende des lfd. Jahres 1953/54 vervierfachten sich gegenüber 1950/51, verdreifachten sich gegenüber 1951/52 und verdoppelten sich gegenüber 1952/53. Die Lager am Ende des lfd. Jahres 1954/55 waren um 15 °/o höher als 1953/54.

4*

52

1 Teil: Statistischer Überblick und die Baumwollpolitik

versuchte die Regierung die flexiblen Unterstützungspreise, die von „Agriculture Act of 1949" eingeführt wurden, wieder in Kraft zu setzen. Da die flexiblen Unterstützungspreise erst nach 1954/55 durchgeführt werden konnten, wurde die Maßnahme der Anbaubeschränkungen, über die wir noch sprechen werden, im Jahr 1954/55 wieder eingeführt. Folgende Argumente für die Fortsetzung der festen Unterstützungspreise bzw. für die Einführung der flexiblen Unterstützungspreise wurden bei der Debatte im Senat gebracht: Die Argumente für die Fortsetzung der festen Unterstützungspreise waren: (i) Der Übergang von den festen zu den flexiblen Unterstützungspreisen wird eine starke Preissenkung für Agrarprodukte und dadurch eine starke Senkung des Einkommens der Landwirte verursachen, besonders der kleinen Landwirte, deren Lebensniveau unter dem Durchschnitt liegt; (ii) Die starke Senkung des Einkommens der Landwirte wird eine Depression der Gesamtwirtschaft der USA verursachen. Diese Argumente wurden von Vertretern der West- und Südbundesstaaten vorgebracht. Die Argumente für die Einführung der flexiblen Unterstützungspreise waren: (i) Die flexiblen Unterstützungspreise können das Einkommen der Landwirte schützen, ohne zu einer Überproduktion zu führen; (ii) Die Kosten bei der Durchführung der flexiblen Unterstützungspreise werden geringer sein als die bei den festen Unterstützungspreisen; (iii) Die Durchführung der flexiblen Unterstützungspreise kann zu einem Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot führen, da die Baumwollproduktion durch die Auswirkung der flexiblen Unterstützungspreise an die Nachfrage angepaßt wird. Zu b) Die flexiblen Unterstützungspreise: Sie sind dadurch charakterisiert, daß ihr Niveau von der Höhe der sogenannten Angebotsprozentsätze (Gesamtangebot zu Normalangebot) abhängt. Das Niveau der Unterstützungspreise variiert zwischen 75 °/o und 90 °/o der Paritätspreise 15. Bei einem Angebotsprozentsatz von 120 bedeutet das, daß das Gesamtangebot um 2 0 % höher ist als das Normalangebot (bzw. die Gesamtnachfrage). Das Niveau der Unterstützungspreise wird niedriger, 15 Unter der Bedingung, daß die L a n d w i r t e die Anbaubeschränkung (falls es sie gibt) nicht ablehnen, w i r d das Niveau der Unterstützungspreise nach folgender Tabelle bestimmt (nach dem „ A g r i c u l t u r e A c t of 1949"):

3. Kapitel: Die Baumwollpolitik der USA

53

wenn der Angebotsprozentsatz höher ist. Dieser niedrigere Unterstützungspreis drückt die Produktion und umgekehrt. Man hofft, daß das Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot dadurch erreicht werden kann. Da der Angebotsprozentsatz bei der Bestimmung der Unterstützungspreise noch unbekannt ist, wird dieser von dem Landwirtschaftsminister geschätzt. Nach dem „Agricultural Adjustment Act of 1938" (Artikel 1301) ist der Angebotsprozentsatz wie folgt definiert:

,n

(1) Wobei:

P st

: Angebotsprozentsatz für das Jahr t;

St

: Das Gesamtangebot im Jahr t;

S" : Das Normalangebot im Jahr t;

Hierbei wird (2)

S" wie folgt bestimmt: S ¿ n = l , 3 . ( c ? + X?)

und (3) und (4) Supply percentage at the beginning of the marketing year not more than more than 108 110 108 112 110 114 112 116 114 118 116 120 118 122 120 122 124 124 125 125 126 126 127 127 128 128 129 129 130 130

Level of support shall be not less than following percentage of the parity price 90 89 88 87 86 85 84 83 82 81 80 79 78 77 76 75

54 wobei:

1 T e i l : Statistischer Überblick und die B a u m w o l l p o l i t i k Cj 1 : Der geschätzte Binnenkonsum i m t-ten Jahr; K 1 { : Der Binnenkonsum im i-ten Jahr; : Die Trendgröße für den Konsum im t-ten Jahr (wie diese Trendgröße bestimmt wird, ist unbekannt); X * : Der geschätzte Export i m t-ten Jahr; X 1 £ : Der Export i m i-ten Jahr; : Die Trendgröße für Export i m t-ten Jahr (wie diese Trendgröße bestimmt wird, ist unbekannt);

St w i r d durch folgende F o r m e l berechnet: St = Lt + Get + m\

(5) Wobei:

Lt

: Die Lager am 1. August des Jahres t;

G\ : Die geschätzte Produktion i m t-ten Jahr; M* t : Der geschätzte Import für das Jahr t; setzen w i r n u n die Gleichungen (3) u n d (4) i n die (2) ein, dann erhalten wir: (6)

S? = 1.3 •

KM) /

10 + C f + Q j * X u ) / l 0 + X f

setzen w i r die Gleichungen (5) u n d (6) i n die (1) ein, d a n n bekommen wir:

1.3 •

(%K u)/l0

+

C6i, b62 > 0; und bes < 0. (63) Angebotsfunktion auf dem W e l t m a r k t : Xe — e60 + 661 • Gq * 662 • Le + Uös WObei 661, 662 ) 0.

7. D i e übrigen L ä n d e r der W e l t : D i e Exportmenge des einzelnen Landes, das w i r i n den übrigen L ä n d e r n aggregieren, ist so klein, daß sie keine Rolle m e h r auf dem

9. Kapitel: Strukturgleichungen des Modells

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Weltmarkt spielen. Es kann daher angenommen werden, daß sich diese Länder wie auf einem Markt mit vollkommener Konkurrenz verhalten. Daher stellen wir keine Nachfragefunktiön für die einzelnen Länder auf. (71) Gesamtangebotsfunktion der übrigen Länder: Gi = b7o + Ö7i • T + U71 Die Produktion der übrigen Länder zeigt einen steigenden Trend in den letzten 12 Jahren, daher erwarten w i r einen positiven Wert für den Koeffizienten b7i.

(72) Angebotsfunktion auf dem Weltmarkt: X7 = 070 + G71 * G7 + Ö72 ••' T + U72 Hierbei erwarten w i r positive Werte für die Koeffizienten 071 und 072-

Die Strukturgleichungen, die wir oben aufgestellt haben, sind alle Verhaltensgleichungen. Die Definitionsgleichungen im Modell sind die folgenden: (i)

Der Gesamtkonsum der USA: (Def.1) K l t = BifKPxt wobei Bu eine exogene Variable ist.

(ii) Die Produktion der USA: (Def. 2) Gu = Eu> Au wobei Eit eine exogene Variable ist. (iii) Der Binnenmarktpreis Mexicos: (Def.3) p * w = p 2 — ES2 wobei ES2 eine exogene Variable ist. (iv) Die Produktion Brasiliens: (Def. 4) Gst = Est • Ast wobei Est eine exogene Variable ist (v)

Der Binnenmarktpreis Ägyptens: P; n = P 4 — ESi

(Def. 5)

Nach diesen Definitionsgleichungen des Modells sind noch die Exportbeschränkungsungleichungen anzugeben: a) USA: (B.1)

-K u +

Xu