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German Pages 251 Year 1996
HEIKE GADING
Der Schutz grundlegender Menschenrechte durch militärische Maßnahmen des Sicherheitsrates das Ende staatlicher Souveränität?
Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel Herausgegeben von Jost Delbrück Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht 118
Völkerrechtlicher Beirat des Instituts:
Daniel Bardonnet I'Universite de Paris 11 Rudolf Bernhardt Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg Ludus Caflisch Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales, Geneve Antonius Eitel Bonn Luigi Ferrari Bravo Universita di Roma
John Norton Moore University of Virginia, Charlottesville Fred L. Morrison University of Minnesota, Minneapolis Albrecht Randelzhofer Freie Universität Berlin Krzysztof Skubiszewski Polish Academy of Sciences, Warsaw and Poznan Christian Tomuschat Humboldt-Universität zu Berlin
Louis Henkin Columbia University, New York
Rüdiger Wolfrum Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg
Tommy T. B. Koh Washington, D. C.
Sir Arthur Watts London
Der Schutz grundlegender Menschenrechte durch militärische Maßnahmen des Sicherheitsrates das Ende staatlicher Souveränität?
Von Heike Gading
Duncker & Humblot · Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gading, Heike: Der Schutz grundlegender Menschenrechte durch militärische Massnahmen des Sicherheitsrates - das Ende staatlicher Souveränität? / Von Heike Gading. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel; Bd. 118) Zug\.: Kiel, Univ., Diss., 1995 ISBN 3-428-08647-3 NE: Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht (Kiel): Veröffentlichungen des Walther-Schücking-Instituts ...
Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Color-Druck Dorfi GmbH, Berlin Printed in Gerrnany ISSN 0720-7263 ISBN 3-428-08647-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 @
Vorwort
Das Manuskript dieser Schrift hat im Januar 1995 der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als Dissertation vorgelegen. Spätere Veröffentlichungen und tatsächliche Geschehnisse konnten nur noch vereinzelt berücksichtigt werden. Von den vielen, die die Entstehung der Arbeit hilfreich begleitet haben, möchte ich meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Jost Delbrück, ganz besonders danken. Er hat mich durch ständige Bereitschaft zum Gedankenaustausch, wertvolle Hinweise und auch kritische Gegenpositionen in jedem Stadium meiner Arbeit gefördert. Dank gebührt ferner Herrn Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, der so rasch das Zweitgutachten erstellt hat. Allen Mitarbeitern des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel danke ich herzlich für ihre Hilfsbereitschaft. Dies gilt insbesondere für Frau Dr. Ursula Heinz und Frau Rotraut Wolf, die durch ihren Einsatz die technische Fertigstellung meiner Arbeit sehr erleichtert haben. Gleichermaßen möchte ich an dieser Stelle auch Frau Heike Dettmers, Herrn Wolfgang Erasmi und Frau Renate Kinny danken, die das Manuskript meiner Arbeit kritisch gelesen haben. Ohne Beispiel steht aber vor allem das, was meine Eltern für mich getan haben. Ihr Vertrauen in mich und meine Arbeit sowie die Offenheit, mit der sie stets meinen Werdegang begleitet haben, sind von unschätzbarem Wert. Aus diesem Grunde möchte ich an einer bewährten, akademischen Tradition festhalten und ihnen als Dank dafür diese Arbeit widmen.
Berlin, im Oktober 1995
Heike Gading
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
15
Teil I: Zwangsmaßnahmen des Sicherheitsrates unter Einsatz von Waffengewalt A. Unterscbeidung zwiscben den Friedenstruppen der Vereinten Nationen und den militäriscben Streitkräften, die Zwangsmaßnabmen nach Kapitel VB CBVN durcbrühren ............................................................................................
21
B. Formen der Zwangsmaßnabmen des Sicberbeitsrates unter Einsatz von Waffengewalt ..... .......... ... ............ ... ................................. .... ....... ... ........................
23
I. Eigene Streitkräfte nach Artikel 42 i. v.m. Artikel 43 CHVN .......................
23
II. Ermächtigung an Mitglieder der Vereinten Nationen nach Artikel 42 Satz 2 CHVN i. v.m. 48 Absatz I CHVN ..............................................................
25
III. Truppen zur Friedensdurchsetzung (peace-enforcement units) ..................
27
IV. Ermächtigung an regionale Abmachungen oder Einrichtungen, Artikel 53 Absatz 1 CHVN .............................................................................................
31
C. Scblußbemerkungen zu den Zwangsmaßnabmen des Sicberheitsrates unter Einsatz von Waffengewalt .... ...... ............... ................ ......................... ................
33
Teil 11: Verstoß gegen das Verbot des Eingreifens in die inneren Angelegenheiten eines Staates, Artikel 2 Ziffer 7 CHVN A. QualifIZierung militäriscber Maßnabmen des Sicberbeitsrates als "Eingreifen" ..........................................................................................................................
36
B. Angelegenheiten, die ihrem Wesen nach zur inneren Zuständigkeit eines Staates gebören ....................................................................................................
37
8
Inhaltsverzeichnis
C. Zwischenergebnis .................................................................................................
41
Teil III: Voraussetzungen militärischer Maßnahmen unter der Autorität des Sicherheitsrates nach Kapitel VII CHVN A. Auslegung des Begriffs der FeststeUung ...........................................................
42
I. Allgemeines zur Auslegung ...........................................................................
43
11. Auslegung des Wortlautes ............................................................................
44
111. Systematische Auslegung ..............................................................................
44
l. Hauptverantwortung für den Frieden, Artikel 24 Absatz 1 CHVN .. .....
45
2. Grundsätze der Gerechtigkeit und des Völkerrechts, Artikel 1 Ziffer 1 CHVN......................................................................................................
%
3. Zwischenergebnis zur systematischen Auslegung ................................ ..
49
IV. Teleologische Auslegung ..............................................................................
49
l. Politisches Organ ....................................................................................
50
2. Eigene Rechtsetzungskompetenz des Sicherheitsrates? .........................
52
3. Beachtung der Rule ofLaw durch den Sicherheitsrat ...........................
54
a) Funktion der Rule ofLaw bei der Friedenssicherung .....................
55
b) Kompetenzübertragung in der Charta der Vereinten Nationen
......
56
c) Paralleles Tätigwerden von Sicherheitsrat und Internationalem Gerichtshof ........... ........................... ...... ... ....................... ... ......... ..........
57
d) Steigende Bedeutung der Rule of Law ........................ .......... ...........
64
e) Einwand der mangelnden Durchsetzbarkeit der Rule of Law? .......
65
Zwischenergebnis zur Rule ofLaw ..................................................
66
4. Zwischenergebnis der teleologischen Auslegung ...................................
67
V. Ergebnis zum Begriff der Feststellung .........................................................
67
f)
B. Bedrohung des Friedens, Friedensbruch oder Angriffshandlung
...............
67
I. AngrijJshandlung ..........................................................................................
68
11. Bruch des Friedens
68
111. Friedensbedrohung
69
1. Wörtliche Auslegung der Friedensbedrohung ........................................
69
9
Inhaltsverzeidmis
2.
3.
a) Bedrohung des nationalen Friedens oder des Weltfriedens
69
b) Unterscheidung in negativen und positiven Friedensbegriff
70
Systematische Auslegung der Friedensbedrohung .................................
71
a) Interventionsverbot in Artikel 2 Ziffer 7 CHVN
71
b) Gewaltverbot in Artikel 2 Ziffer 4 CHVN .................................... ..
72
aa) Friedensbedrohung und Verletzung des Gewaltverbotes ..........
72
bb) Friedensbedrohung und "potentielle" Verletzung des Gewaltverbotes ...........................................................................................
76
c) Menschenrechtsschutz nach Artikel 55 (c) CHVN ..........................
78
d) Zwischenergebnis zur systematischen Auslegung ...... .... ......... ... .....
80
Teleologische Auslegung der Friedensbedrohung .................... ..............
81
a) Friedensbegriff .................................................................................
82
aa) Negativer Friedensbegriff .................................... .................. .. .
82
bb) Positiver Friedensbegriff . ....... ... .......... ............. ... ........ ........... ...
83
cc) Polarisienmg zwischen negativem und positivem Friedensbegriff
84
dd) Verbindung von negativem und positivem Friedensbegriff ......
85
ee) Die "Neue Weltordnung" als Friedensmodell
..........................
88
ft) Zwischen bilanz zum Friedensbegriff ........................................
90
b) Friedensbedrohung und Menschenrechte in der Praxis des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ....................................................
91
aa) Die Praxis als selbständiger Auslegungsfaktor ..........................
92
bb) Kongo ........................................................................................
95
cc) Südrhodesien .............................................................................
98
dd) Südafrika ....................................................................................
99
ee) Irak .............................................................................................
101
ft) Ehemaliges Jugoslawien ...........................................................
105
gg) Somalia
116
hh)Rwanda
119
ü) Zwischenbilanz zur Praxis des Sicherheitsrates ........................
125
c) Definition des Friedensbegriffes in Artikel 39 CHVN .. ......... ....... ...
126
aa) Neuere Definitionen
126
bb) Rechtlicher Rahmen
128
10
Inhaltsverzeidmis
cc) Konzept der erga omnes-Ptlichten und Friedensbedrohung
130
(I) Inhalt des erga omnes-Konzeptes .......................... ......... .....
131
(2) Menschenrechte als Pflichten erga omnes ..........................
136
(3) Verletzung der Menschenrechte mit erga omnes-Wrrkung und Friedensbedrohung in Artikel 39 CHVN .....................
138
(4) Umfang der erga omnes-Ptlichten .............................. ........
147
(a) Unterschiedliche Auffassungen ..................................
147
(b) Übernahme für den B~griff der Friedensbedrohung? ...
150
(c) Bestimmung des Umfanges ........................................
153
(aa) Menschenrechte, deren Verletzung unstreitig eine Bedrohung des Friedens darstellt .......................
153
(bb) Das Recht auf Selbstbestimmung ......................
154
(cc) Das Recht auf eine demokratische Staatsform?..
159
dd) Zwischenergebnis zur Definition des Friedensbegriffes ............
164
d) Zwischenergebnis zur teleologischen Auslegung ............................
165
4. Historische Auslegung der Friedensbedrohung ......................................
166
a) Subsidiarität der historischen Auslegungsmethode ..........................
166
b) Vorbereitende Arbeiten zur Friedensbedrohung ................... .. .. .......
167
aal Dumbarton Oaks-Vorschläge ....................................................
167
bb) Konferenz in San Francisco ......................................................
168
(l) Vorbereitende Arbeiten zu Kapitel VII CHVN ..................
169
(2) Vorbereitende Arbeiten zum Menschenrechtsschutz der Vereinten Nationen ......................... ... .................... ............
171
cc) Zwischenergebnis zu den vorbereitenden Arbeiten ..................
175
c) Auslegung der vorbereitenden Arbeiten ...........................................
176
d) Ergebnis der historischen Auslegung ............... .. .. .. .. .. .................... ..
180
5. Ergebnis zum Begriff der Friedensbedrohung ........................................
180
C. Ergebnis zu den Voraussetzungen militärischer Maßnahmen nach Kapitel VllCHVN .............................................................................................................
180
Inhaltsverzeichnis
11
Teil IV: Staatliche Souveränität als Grenze für die Ausweitung der Kompetenzen des Sicherheitsrates A. Souveränität der Staaten
182 184
I. Begriff der Souveränität ....................................... .
187
ll. Einschränkungen der Souveränität 1. Völkerrechtliche Verträge ...................... ..... ................. . ......... .............. .
187
2. Internationale Organisationen ................................... .... ................. ....... .
188
3. Internationaler Menschenrechtsschutz ... .
191
4. Internationale Strafjustiz ......................................... .
195
5. Zwischenergebnis zu den Einschränkungen
199
IIl. Geltung des Prinzips der staatlichen Souveränität ............................ ....... . 1. "We1tgesetzgebung" ohne Zustimmung aller Staaten
199
......................... .
200
2. Durchsetzung des Völkerrechts durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen .............. .............................................................
202
3. Zwischenergebnis ................................................................................. .
205
IV. Die Ausweitung der Kompetenzen des Sicherheitsrates gemessen am Prinzip der staatlichen Souveränität ................................... ................................
205
1. Friedensbedrohung und internationaler Menschenrechtsschutz ....... .. ...
205
2. Friedensbedrohung und Durchsetzung des Völkerrechts .................... .
211
3.
Friedensbedrohung und Weltgesetzgebung
213
4. Friedensbedrohung und Praxis zum Prinzip der staatlichen Souveränität
215
V. Zusammenfassung ........................................... .. ....... .......... .. ......... ........... .. ...
221
B. Beacbtung des Grundsatzes der Verbä1tnismäßigkeit bei der Auslegung des Begriffs der Friedensbedrobung ................................ ............... ................... ......
222
I. Geltung des VerhältnismäßigkeitsKJ'undsatzes im Völkerrecht II. Geltung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit bei der Feststellung einer Friedensbedrohllng ...................... ......... ................ .... ........ ....... llI. Drei Teilgrundsätze des Grundsat;;es der Verhältnismäßigkeit
222 223 223
1. Geeignetheit ............................................................................................
224
2. Enorderlichkeit ....... .............................................. ............. .....................
225
3. Verhältnismäßigkeit im engeren Sinne ...... .. .. .. .. ..... .. .. .. ....... .. .. .. .. .. .. .. .. ..
228
12
Inhahsverzeiclmis
IV Zusammenfassung zur Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßiglreit
231
mr die Ausweitung der Kompetenz des Sicberheitsrates ....... ............................ ....... .... ...........................
231
C. Ergebnis zur staatlicben Souveränität als Grenze
Gesamtergebnis und Ausblick
233
Literaturverzeichnis
235
Abkürzungsverzeichnis AJIL
= American Journal of Intematiooal Law
AVR
= Archiv des Völkerrechts
BGB\.
= BlUldesgesetzblatt
CHVN
= Charta der Vereinten Natiooen
EA
= EurqJa-Archiv
EPIL
= EncyclqJedia of Public International Law
EuGRZ
= EurqJäische Grundrechte Zeitschrift
GYTI,
= German Yearbook of Internatiooal Law
Hrsg.
= Herausgeber
ILC
= Internatiooal Law Commissioo
i.VM.
= in VerbindlUlg mit
m.w.N.
= mit weiteren Nachweisen
ÖzöRV
= Öslerreichische Zeitschrift für öffentliches Recht IUld Völkerrecht
RdC
= Rccueil des Cours
Rn.
= Randnummer
UN
= United Natioos
VN
= Vereinte Natiooen
ZaöRV
= Zeitschrift fUr ausländisches öffentliches Recht IUld Völkcrrecht
Einleitung Der Wegfall des Ost-West-Gegensatzes hat mit dazu beigetragen, daß die intemationale Staatengemeinschaft besser auf gewaltsame Konflikte und die Verletzung fundamentaler Menschenrechte reagieren kann. Die wachsende Bedeutung des Sicherheitsrates ist dabei unübersehbar. Als er im April 1991 zum Schutz der Kurden und Schiiten im Irak eingriff, haben seine Maßnahme neben vielen politischen Diskussionen auch rechtliche Fragen ausgelöst. Ist ein solches Vorgehen des Sicherheitsrates rechtmäßig? Kann er militärische Maßnahmen auch zum Schutz von Menschenrechten ergreifen? Die Entwicklungen im ehemaligen Jugoslawien sowie das Eingreifen des Sicherheitsrates in Somalia und Rwanda haben diese Frage erneut in den Vordergrund der Diskussion gerückt. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sah und sieht sich der Frage gegenübergestel\t, ob er bei massiven Menschenrechtsverletzungen als ultima ratio militärische Maßnahmen ergreifen und notfalls auch einen tiefen Einschnitt in die Achtung der Souveränität des betroffenen Staates riskieren soll. Die vorliegende Arbeit setzt sich damit auseinander, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen militärische Maßnahmen zum Schutz der Menschenrechte ergreifen kann und ob dies noch mit dem grundlegenden Prinzip der Achtung der Souveränität der Staaten vereinbar ist. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung ist die Charta der Vereinten Nationen. Militärische Maßnahmen des Sicherheitsrates sind nur eine Möglichkeit der Vereinten Nationen, um auf massive Verstöße gegen grundlegende Menschenrechte zu reagieren. Doch sie verdienen deswegen besondere Aufmerksamkeit, weil sie auf der einen Seite unter Umständen das einzige effektive Mittel zur Beendigung der Menschenrechtsverstöße sein können~ auf der anderen Seite können sie aber auch sehr viele Opfer verlangen. In der Charta der Vereinten Nationen (CHVN) stehen dem Sicherheitsrat unterschiedliche Formen zur Verfügung, mit militärischen Maßnalunen zu reagieren. Diese sollen zunächst kurz dargestellt werden, bevor anschließend auf die Voraussetzungen für das Ergreifen militärischer Maßnahmen näher eingegangen wird. Der Überblick soll deutlich machen, was es heißt, dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Kompetenz zuzusprechen, mit militärischen Maßnahmen gegen einen Staat vorzugehen. Die Menschenrechte haben in den intemationalen Beziehungen an Bedeutung gewonnen. Ihr Schutz war zur Zeit des Völkerbundes sehr schwach ausgestaltet. Le-
16
EinlcitlUlg
diglich vereinzelt gab es Schutz für bestimmte Minderheiten. 1 Dies hat sich entscheidend durch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 verändert. Seitdem ist die Zahl der intemationalen Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte, die überwiegend unter der Ägide der Vereinten Nationen entstanden sind, ständig angewachsen 2 Die wirtschaftlichen Verflechtungen und die Fortschritte in der Infonnationstechnologie und ihre Verbreitung sowie der steigende grenzüberschreitende Personenverkehr bewirken, daß schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in einem Staat nicht olme Auswirkungen auf die anderen Staaten bleiben. Die intemationale Staatengemeinschaft setzt sich zunehmend mit Menschenrechtsverletzungen in anderen Staaten auseinander. Die verst~rkten Eingriffe des Sicherheitsrates in inteme Konflikte spiegeln das in der Staatengemeinschaft bestehende erhöhte Interesse wider. Wenn der Sicherheitsrat aus humanitären Grtinden mit militärischen Maßnahmen in einem Staat eingreift, dann stellt sich jedoch die Frage, ob ihm in solchen Fällen nicht durch das Verbot der Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Staaten eine unüberwindliche Schranke gesetzt wird.' In Artikel 2 Ziffer 7 CHYN heißt es, daß "aus dieser Charta ... eine Befugnis der Vereinten Nationen zum Eingreifen in Angelegenheiten, die ihrem Wesen nach zur inneren Zuständigkeit eines Staates gehören, ... , nicht abgeleitet werden kann." Das Verbot hat seinen rechtlichen Grund in dem für das Völkerrecht gnmdlegenden Prinzip der Achtung der staatlichen Souveränität. Dies beinhaltet, allgemein gesprochen, die innen- und außenpolitische Gestalnmgsfreiheit der Staaten. Das Verbot der Einmischung in die inneren Angelegenheiten soll die Staaten vor Intervention und Domination schützen. Nicht eindeutig ist bisher, welche Bereiche zu den inneren Angelegenheiten der Staaten gehören. Die kleineren und mittleren Staaten haben immer wieder auf die Gefahr der Auflösung des Verbotes durch ein zu enges Verständnis der inneren Angelegenheiten hingewiesen. Andererseits würde ein zu weites Verständnis dazu führen, daß die Staaten absolut frei in der Ausübung ihrer Jurisdiktion wären. Sie könnten innerhalb ihrer Staatsgrenzen Menschenrechte verletzen, Massaker anrichten und sich des Genozids schuldig machen, olme daß von außen dagegen vorgegangen werden könnte. Angesichts der Entwicklungen im Menschenrechtsschutz und des veränderten Bewußtseins in der intemationalen Staatengemeinschaft gegenüber Verstößen gegen die Menschenrechte stellt sich die Frage, wieweit der Menschenrechtsschutz noch zu den inneren Angelegenheiten der Staaten gezählt werden kann und ein
Hierzu Clark. 61; Humphrey. Hwn3ll Rights. II f.; ders., UN Charter, 39; RusselllMuther, 323. Siehe die Übersicht 7I.Ill1 Stand des internationalen Menschenrechtsschutzes ein Jahr nach der in Wien abgehaltenen Weltkonferenz über Menschenrechte in : Vereinte Nationen 42 (1994), 118 ff. , Dazu Delbrlick. EinmischlUlg - ja oder nein? Was die Vereinten Natiooen dürfen, Evangelische Kommentare. Monatsschrift ZllID Zcitgeschehen in Kirche lUld Gesellschaft 25 (1992), 22 ff. I
1
Einleitung
17
Eingreifen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen damit im Grundsatz ausgeschlossen wäre. Eine der grundlegenden Veränderungen in der Charta der Vereinten Nationen gegenüber der Völkerbundsatzung ist die Bewahrung des Friedens durch ein zentrales Organ. Im Gegensatz zu dem dezentralisierten System der Völkerbunds atzung wird dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in Kapitel VII CHVN die Kompetenz zugewiesen, Zwangsmaßnahmen zu ergreifen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren und wiederherzustellen. 4 Die an der Gründung der Vereinten Nationen beteiligten Staaten haben Zwangsmaßnahmen zur Erhaltung des internationalen Friedens und der Sicherheit für notwendig gehalten, die sich auch gegen Mitglieder der Vereinten Nationen richten können. Das Verbot der Einmischung in die inneren Angelegenheiten in Artikel 2 Ziffer 7 CHVN läßt eine Ausnahme zu, wenn der Sicherheitsrat Maßnahmen nach Kapitel VII CHVN zur Sicherung des Weltfriedens anordnet. Der genannte Artikel fährt im zweiten Halbsatz fort: "die Anwendung von Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII wird durch diesen Grundsatz nicht berührt". Diese Ausnahmeregelung setzt voraus, daß der Sicherheitsrat mindestens eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit gemäß Artikel 39 CHVN feststellt. Um mit militärischen Maßnahmen nach Kapitel VII CHVN gegen schwerwiegende Verstöße gegen die Menschemechte vorgehen zu können, ist zu klären, ob diese als Bedrohung des Friedens qualifiziert werden können. Dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wurde nach den negativen Erfahrungen mit der schwachen Stellung des Völkerbundrates weites Ermessen für die Entscheidung eingeräumt, Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII CHVN zu ergreifen. Die Großmächte erhielten durch das Vetorecht bei den Entscheidungen eine stärkere Position als die anderen Gründungsmitglieder. Dies hat zu der Auffassung geführt, daß der Sicherheitsrat als politisches Organ der Vereinten Nationen seine Entscheidungen frei treffen könne, ohne dabei an das Recht gebunden zu sein. Die Verabschiedung der Resolution 748 (1992), mit der der Sicherheitsrat Sanktionen gegen Libyen erläßt, damit es zwei libysche Staatsangehörige ausliefert, die für das Attentat auf die Pan-Am-Maschine über dem schottischen Lockerbie gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden sollten, hat die Frage nach den rechtlichen Grenzen für
• Voraussrt2lm.gfiir Zwang;ma&.ahmen nach Artikel 16 der Völkerbundsatzung war, daß ein Mitglied zum Krieg geschritten war. In diesem Fall mußte der Rat den anderen Mitgliedern vorschlagen, welche Maßnahmen zu ergreifen waren, um den Verpflichtungen Achtung zu verschaffen (Artikel 16 Absatz 2 Völkerbundsatzung). Text der VölkerbWldsatzung in Auszügen bei Meyn, Kriegsverbot Wld Gewaltverbot, in: Delbrück (HIsg.), Friedensdokumente aus fünf JaluhWlderten, Abrüstung, KriegsvemütlDlg, RüstlDlg.ortioos." lO9 Süddeutsche ZeitWlg vom 22. Juni 1994.
120
Teil Ill: VoraussetZ1lllgw militärisdier Maßnahmw wter der Autorität des Sicherheitsrates
Somalia-Fall deutlich gewordene Tendenz, daß er auch aus humanitären Gründen eine Friedensbedrohung im Sinne des Artikels 39 CHVN feststellt und nach Kapitel VII CHVN militärisch eingreift. Begonnen hatten die Aktivitäten des Sicherheitsrates in Rwanda bereits im März 1993. In der Resolution 812 (1993) äußerte er seine ernste "Besorgnis über die Kämpfe in Rwanda und ihre Auswirkungen auf den Weltfrieden und die internationale Sicherheit" und über "die humanitären Folgen der jüngsten Wiederaufnahme der Kämpfe in Rwanda, insbesondere die wachsende Zahl von Flüchtlingen und Vertriebenen sowie über die Bedrohungen der Zivilbevölkerung"31o. Auf das gemeinsame Ersuchen der Regierung in Rwanda und der Rwandischen Patriotischen Front (RPF) hin beschloß der Sicherheitsrat in der Resolution 846 (1993) die Schaffung einer Beobachtermission der Vereinten Nationen für Uganda und Rwanda (UNOMUR).311 Am 4. August 1993 schlossen die Regierung Rwandas und die RPF ein Friedensabkommen in Aruscha (Tansania). Es sah die Bildung einer Regierung sowie die allmähliche Verschmelzung der Truppen der RPF mit den Regierungstruppen vor. Des weiteren sollten freie Wahlen unter der Kontrolle der Vereinten Nationen stattfmden. Die Durchführung des Abkommens blieb auch im Folgenden das Ziel der Aktivitäten der Vereinten Nationen in Rwanda. 312 In der Resolution 872 (1993) beschloß der Sicherheitsrat auf Antrag der Parteien des Abkommens, seinen Beitrag zur seiner Durchführung zu leisten, indem er eine Friedensoperation unter der Bezeichnung ,,Friedensmission der Vereinten Nationen für Rwanda (UNAMIR)" einrichtete. Ihr Auftrag beinhaltete typische friedenssichernde Funktionen, wie die Schaffung einer Zone um die Hauptstadt Kigali, in der Waffen in Verwahrung zu geben waren, die Überwachung der Waffenruhevereinbarungen und der Sicherheitslage, Hilfe bei der Minemäumung sowie Unterstützung bei der Flüchtlingsrückführung und bei den humanitären Aktivitäten. 313 Die in der Resolution 846 (1993) eingerichtete Beobachtermission UNOMUR wurde in die Friedensmission UNAMIR eingegliedert. Der Auftrag der Friedensmission UNAMIR wurde am 20. Dezember 1993 in der Resolution 891 (1993) verlängert. 314 Trotz dieser Aktivitäten der Vereinten Nationen blieb das Friedensabkommen von Aruscha in der Folgezeit toter Buchstabe. Nach dem Flugzeugabschuß am 6. April 1994, bei dem der rwandische und der burundische Präsident den Tod fanden, begannen erneut heftige Kämpfe in Rwanda. Der Sicherheitsrat reagierte auf den
"0 sc Res. 812 vom 12. März 1993, deutsch in: Vereinte Natienw 41 (1993),219.
m SC Res. 846 vom 22. Juni 1993, deutsch in: Vereinte Natienw 41 (1993),220. m Siehe dazu die Erklänmg des Präsidwttn des Sicherheitsrates vom 10. SqJtember 1993, UN Doc. S/26425, deutsch in: Vereinte Natienw 41 (1993),220. m SC Res. 872 vom 5. Oktober 1993, deutsch in: Vereinte Natienw 42 (1994),79. '" SC Res. 891 vom 20. Dezember 1993, deutsch in: Vereinte Natienw 42 (1994), 79 f.
B. Bedrol:umg des Friedens, FriedwsbrudI oder Angriffshandhmg
121
Ausbruch der Kämpfe mit den Resolutionen 912 und 918 (1994), in denen er den Auftrag der Friedensrnission UNAMIR bestärkte und der Situation entsprechend ausgestaltete. 315 In der folgenden Resolution 925 (1994) stellte der Sicherheitsrat fest, daß die Vertreibung von 1,5 Millionen rwandischen Einwohnern, die vom Hungertod bedroht waren, sowie die massiven Flüchtlingsströme in die Nachbarländer eine humanitäre Krise darstellten. Ferner ging er auf Berichte ein, die Akte des Völkermordes in Rwanda nachwiesen, und stellte fest, daß die Begehung von Völkermord als internationales Verbrechen strafrechtlich verfolgt würde. Weiterhin sagte er zu dem Auftrag der Friedensrnission UNAMIR, diese sollte weiter eine neutralisierende Funktion zwischen den Kriegsparteien einnehmen, um die Einhaltung der Waffenstillstandsvereinbarungen zu erreichen. Ferner sollte sie sich um die Sicherheit und den Schutz der Flüchtlinge, Vertriebenen und Zivilbevölkerung kümmern, wenn möglich durch die Einrichtung von humanitären Sicherheitszonen. Außerdem solle sie die Verteilung der humanitären Hilfsleistungen sichern und unterstützen. 316 Auf den so beschriebenen Auftrag der Friedensrnission nahm der Sicherheitsrat in seiner Resolution 929 (1994) wieder Bezug. Darin stellte er erstmals fest, daß das Ausmaß der humanitären Krise in Rwanda den Frieden und die Sicherheit in der Region bedrohe. Er wurde nach Kapitel VII CHVN tätig und hat die Mitgliedsstaaten ermächtigt, "alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die in der Resolution 925 (1994) genannten humanitären Ziele zu erreichen".317 Mit der Resolution 929 (1994) entsprach der Sicherheitsrat der Empfehlung des Generalsekretärs, ein Angebot Frankreichs anzunehmen. 318 Frankreich war bereit, 2000 Soldaten nach Rwanda zu entsenden, um den Völkermord in Rwanda bis zur engültigen Aufstellung der Friedensmission UNAMIR aufzuhalten, die frühestens in drei Monaten erwartet wurde. 319 Die Resolution 929 (1994) ist mit zehn von fünfzehn Stimmen angenommen worden. China, Brasilien, Pakistan, Neuseeland und Nigeria haben sich der Stimme enthalten. Eine genauere Analyse der skizzierten Aktivitäten des Sicherheitsrates in Rwanda wird möglicherweise zeigen können, daß er in der Angelegenheit Rwanda aus humanitären Gründen eine Bedrohung des Friedens festgestellt und nach Kapitel VII CHVN militärische Maßnahmen autorisiert hat. Von besonderem Interesse ist die Resolution 929 (1994). Darin stellte der Sicherheitsrat zum ersten Mal im Zusammenhang mit Rwanda fest, daß der Frieden
'" sc Res. 912 vom 21. Apri11994; SC Res. 918 vom 17. Mai 1994.
". SC Res. 925 vom 8. .hm.i 1994. m SC Res. 929 vom 22 . .hm.i 1994. '" UNDoc. S/1994n28 vom 19 . .hm.i 1994. 119 Das Angeborts 1966,4 (252); älmlidl audl RidlterJessup, (374); Ridlter Padillo Nervo, (462 f.) lDldRidlter Forster(478 f.); zum Ganzen vg\.. Mann, 407 f.
B. Bedroillmg des Friedens, Friedensbrudt oder Angriffshandhmg
137
Aus den genannten Beispielen wird deutlich, daß der Internationale Gerichtshof in seinen Entscheidungen auch Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte erga omnes-Wirkung zuspricht. Weitere Hinweise enthält der Artikel 19 Absatz 3 des Entwurfes zur Staatenverantwortlichkeit der International Law Commission. Er nennt Beispiele völkerrechtlicher Verbrechen, deren Begehung die Verletzung einer erga omnes-Verpflichtung darstelle. Zu den Verpflichtungen gehören das Aggressionsverbot (Artikel 19 Absatz 3 (a)) sowie das Verbot der Sklaverei, des Völkermordes und der Apartheid (Artikel 19 Absatz 3 (c)). Auch das Restatement enthält eine Aufzählung von Verboten zum Schutz der Menschenrechte, die erga omnes wirken. Genannt werden der Völkermord, die Sklaverei oder der Menschenhandel, die Ermordung oder das Verschwindenlassen Einzelner, Folter oder andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlungen oder Bestrafungen, hinausgezögerte, willkürliche Inhaftierung, systematische Rassendiskriminierung und ein sich wiederholendes Muster von schwerwiegenden Verletzungen international anerkannter Menschenrechte. In der Völkerrechtlehre ist bereits vor der Entscheidung im Barcelona TractionFall die Einhaltung von Menschenrechten als Beispiel für solche völkerrechtlichen Pflichten genannt worden, bei denen auch ein nicht geschädigter Staat zum Beugezwang befugt sei. 375 Nach dem Barcelona Traction-Fall wird gerade den Menschenrechten eine Wirkung erga omnes zugesprochen. Die Begründungen dafür sind bereits angeklungen. Wenn bei bewaffneten Konflikten die Menschenrechte der Bevölkerung in dem betreffenden Staat in großem Umfang verletzt werden, dann wäre dies ohne die erga omnes-Wirkung nur eine Angelegenheit der kämpfenden Parteien in diesem Staat. Daher bezieht sich die Befürwortung der erga omnesWirkung von Pflichten in der Völkerrechtslehre gerade auch auf den Bereich der Menschenrechte. Insgesamt kann daher kein Zweifel daran bestehen, daß auch und gerade im Bereich des Menschenrechtsschutzes Verpflichtungen mit erga omnes-Wirkung existieren. Damit ist allerdings noch nicht beantwortet, welchen Menschenrechten im einzelnen eine erga omnes-Wirkung zukommen soll. Auf diese Frage wird später noch genauer einzugehen sein.
'" Wengier, 580.
138 Teil ill: VcraussdZlDlgen militärischer Maßnahmen lDlter der Autorität des SidIerheitsrates
(3) Verletzung der Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung und Friedensbedrohung in Artikel 39 CHVN Die Betrachtung der Praxis des Sicherheitsrates hat ergeben, daß der Sicherheitsrat nach Kapitel VII CHVN militärische Maßnahmen ergreift, wenn grundlegende Menschenrechtsverletzungen grenzüberschreitende Wirkung haben und dadurch eine Verletzung des Gewaltverbotes provozieren. Die Entscheidungen des Sicherheitsrates in Bosnien-Herzegowina, insbesondere die Einrichtung und der Schutz der Sicherheitszonen, sowie das Tätigwerden in Südrhodesien, in Somalia und in Rwanda lassen darüber hinaus erkennen, daß der Sicherheitsrat eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit auch dann feststellt, wenn keine Verletzung des Gewaltverbotes nach Artikel 2 Ziffer 4 CHVN bevorsteht, sondern es um den Schutz von grundlegenden Menschenrechten geht. Generell zeigt sich nicht nur in der Praxis des Sicherheitsrates eine ausweitende Tendenz bei der Friedenssicherung, sondern auch in neueren Deklarationen der Generalversammlung. Die "Erklärung über die Verstärkung des Grundsatzes der Unterlassung einer Androhung oder Anwendung von Gewalt in den internationalen Beziehungen" von 1987 sowie die "Erklärung über die Verhütung und Beseitigung von Streitigkeiten und Situationen, die den Weltfrieden und die internationale Sicherheit bedrohen können, und über die Rolle der Vereinten Nationen auf diesem Gebiet" von 1988 enthalten Empfehlungen für die Organe der Vereinten Nationen und insbesondere für den Sicherheitsrat, sich so fiüh wie möglich mit der Aufgabe der Friedenssicherung zu befassen. Dazu werden konkrete Vorschläge gemacht, wie die vorhandenen Kompetenzen flexibel und extensiv für eine pragmatische Friedenssicherung genutzt werden können. 376 Die Frage ist, ob sich auch theoretisch zeigen läßt, daß Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung von so hoher Bedeutung in der Staatengemeinschaft sind, daß ihre Einhaltung notwendige Voraussetzung für den Frieden ist und ihre Verletzung den Frieden im Sinne des Artikel 39 CHVN bedroht. Ein notwendiger Schritt wäre, eine Bedrohung des Friedens im Sinne des Artikel 39 CHVN dann zu sehen, wenn erga omnes wirkende Menschenrechte verletzt werden. Das Aggressionsverbot gehört unbestritten zu den Verpflichtungen, die erga omnes gelten. Wenn es verletzt zu werden droht, liegt ohne Zweifel eine Bedrohung des Friedens vor. Etwas einfältig könnte man fragen, was dagegen spricht, auch bei Verletzungen anderer erga omnes-Pflichten eine Bedrohung des Friedens anzunehmen. Daß grundlegende Menschenrechte genau wie das Aggressionsverbot zu den Verpflichtungen erga omnes zählen, könnte daher den Schluß rechtfertigen, daß >7. GA Res. 42/22 vom 18. November 1987, Ziffer 25 - 31 des Annexes; GA Res. 43/51 vom 5. Dezember 1988, Ziffer 2,5,6,12 des Annexes; vgl. daZllBruha, Gewahverbot, Rn. 9lDld 23.
B. Bedrolnmg des Friedens, Friedensbruch oder Angriffshandlung
139
auch die Verletzung grundlegender Menschenrechte eine Bedrohung des Friedens darstellt. 377 Diese Schlußfolgerung erscheint zunächst etwas einfach und schematisch. Wenn aber noch andere Gründe für eine um die Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung erweiterte Auslegung der Friedensbedrohung sprächen, dann wäre diese Überlegung eine Bestätigung. Sie würde unterstreichen, daß eine erweiterte Auslegung der Friedensbedrohung systematisch zu der bereits anerkannten Auslegung des Begriffs passen würde. Den entscheidenden Hinweis für die Auslegung des Friedensbegriffes in Artikel 39 CHVN könnte möglicherweise eine Betrachtung geben, wer bei der Verletzung von erga omnes-Pflichten zu deren Einhaltung tätig werden kann. Da in aller Regel diejenigen eine Verpflichtung durchsetzen, denen gegenüber sie besteht, stellt sich die Frage, wem gegenüber die Pflichten erga omnes gelten. Die folgenreiche Formulierung des Internationalen Gerichtshofes im Barcelona Traction-Falllautete: "Die Pflichten erga omnes gelten gegenüber der Staatengemeinschaft als ganzer. Alle Staaten haben ein rechtliches Interesse an ihrem Schutz". Damit blieb aber ungeklärt, wer eigentlich genau mit "omnes" gemeint ist. Es könnten die Staaten ut singuli sein. Dann könnte jeder einzelne Staat bei einer Verletzung von Menschenrechten mit erga omnes-Wirkung deren Einhaltung geltend machen. "Omnes" könnte aber auch in dem Sinne zu verstehen sein, daß eine wie auch immer organisierte Staatengemeinschaft gemeint ist, seien es die Vereinten Nationen oder eine andere, vielleicht erst noch zu bildende Organisation, die dann zur Einhaltung dieser Pflichten tätig wird. Beide Interpretationen erscheinen möglich. Damit können sowohl einzelne Staaten oder Staatengruppen als auch die organisierte Staatengemeinschaft Gegenmaßnahmen ergreifen. 378 Zu den möglichen Gegenmaßnahmen der organisierten Staatengemeinschaft gehören die Zwangsmaßnahmen des Sicherheitsrates nach Kapitel VII CHVN. Wenn sowohl einzelne Staaten als auch der Sicherheitsrat im Namen der Staatengemeinschaft zur Einhaltung der erga omnes-Pflichten tätig werden dürfen, dann könnte möglicherweise aus dem Vergleich zulässiger Maßnahmen der einzelnen Staaten mit den Maßnahmen des Sicherheitsrates Schlüsse auf die Auslegung des Begriffes der Friedensbedrohung in Artikel 39 CHVN gezogen werden. Daher ist es notwendig, zunächst zu untersuchen, mit welchen Maßnahmen einzelne Staaten und Staatengruppen auf die Verletzung von erga omnes-Pflichten reagieren dürfen. Diese sind dann mit der Möglichkeit des Sicherheitsrates, Maßnahmen nach Kapitel VII CHVN zu ergreifen, zu vergleichen.
'" So Simma, erga onmes, 143. m Vgl Weil, AJIL 77 (1983), 413 (432); Simma, erga onmes, 136; offengelassen ven Bindschedler, Menschenrechte, 182.
140
Teil ill: VoraussetZlDlgw militärischer Ma'ßnahmw IUlter der Autorität des SicherlJ.eitsrates
Militärische Maßnahmen einzelner Staaten, die gegen einen anderen Staat ergriffen werden, der die Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung verletzt hat, verstoßen grundsätzlich gegen das Gewaltverbot in Artikel 2 Ziffer 4 CHVN, sofern sie nicht vom Sicherheitsrat autorisiert sind. Dasselbe gilt für militärische Maßnahmen einer Staatengruppe. 379 Dennoch gab es mehrere Beispiele in der völkerrechtlichen Praxis, in denen Staaten militärische Maßnahmen zur Verhinderung oder Beseitigung schwerer Menschenrechtsverletzungen zum Schutz fremder Staatsangehöriger ergriffen haben. Dazu gehört die Intervention Indiens in Ost-Pakistan 1971, die Tansanias in Uganda 1979 sowie die Vietnams in Kambodscha 1979. 380 Von einem Teil der Völkerrechtslehre werden diese humanitären Interventionen im Nachhinein für rechtmäßig erklärt, gerechtfertigt, entschuldigt oder zumindest von der übrigen Staatengemeinschaft als geduldet bezeichnet. 381 Die Behauptung, die fehlende offene Akzeptanz der humanitären Interventionen in der Völkerrechtslehre sei nichts anderes als raison d'6tat, ist nicht überzeugend. 382 Die bisherige Staatenpraxis hat gezeigt, daß bei zwischenstaatlichen humanitären Interventionen nicht nur humanitäre Gründe, sondern auch eigennützige Zwecke im Vordergrund gestanden haben. 383 Auch wenn es extreme Fälle geben mag, in denen das Eingreifen auch nur einzelner Staaten oder Staatengruppen unter bestimmten Voraussetzungen wünschenswert erscheint,384 so läßt das Gewaltverbot in Artikel 2 Ziffer 4 CHVN keine Ausnahme aus humanitären Erwägungen ZU. 385 Militärische Gegenmaßnahmen einzelner Staaten oder Staatengruppen bei der Verletzung von erga omnes-Pflichten sind deshalb unter der Geltung des Gewaltverbotes nicht rechtmäßig. Zu fragen ist, ob einzelne Staaten oder Staatengruppen unterhalb der Schwelle der Gewaltanwendung gegen einen Staat vorgehen können, der erga omnes-Pflichten verletzt.
Verdross/Simma, 291; Simma, erga onmes, 140; RandelzhoJer, Rn. 51 zn Artikel 2 Ziffer 4, in: Simma (Hrsg.), Cllarta da" Vereintw Natienw, 1991; Bowelt, Use of Force, 50; Beyerlin, 66; ders., EPll3 (1982), 211 (213); FranckiRodley, A.JIL 67 (1973), 275 (302 f); Cassese, Retum, 514; Hailbronner, 100; vgl. dazn auch Brownlie, Thoughts, 139 ff.; ders., Humanitari:m Intervwtioo., 217 ff.; Farer, Hum:mitarianIntaventien, 185 ff.; differw:rierwdPauer, 152 ff. IUld 181 f Daven zn IUlterscheidw sind )79
die Maßnahmweines Staates ZJJm Schutz eigwer Staatsangehöriger, derw Zu1ässigkeit umstrittw ist; siehe dazu statt vieler RandelzhoJer, Rn. 52 ff. zn Artikel 2 Ziffer 4, in: Simma (Hrsg.), Charta der Vereintw Natienw, 1991; Schulze, 753 f.; Verdross/Simma, 904 ff. m.w.N. '''' Eine ausführliche Darstel1lUlg der Praxis bei Pauer, 155 ff. m Lillich, 241, 250; Reisman, Humanitari:m Intervwtien, 178, 192 f; Verwey, 74 f; umf:mgreiche Darstel1lUlg bei Pauer, 139 ff. m.w.N. ) I l Farer, Humanitari:m Intervwtien, 196. m Schreuer, Commwt, 149; Pauer, 178 f; Farer, Humanitari:m Intervwtien, 192 f. '" Zu dw Mindetv~gw, die :m die Rechtfertigung einer humanitärw Intervwtien geknüpft werdw, siehe die AufzähllUlg bei Farer, Humanitari:m Intervwtien, 198 m.w.N. m Zu weiterw BegriindlUlgw siehe die Autorw in Fußnote 379.
B. Bedrdllmg des Friedens, Friedensbruch oder Angriffshandhmg
141
Als Gegenmaßnahmen gegen Menschemechtsverletzungen in einem anderen Staat kommen Retorsionen und Repressalien in Betracht. Sie haben sich in der Zeit des klassischen Völkerrechts entwickelt, als die Staaten nur mit eigenen Mitteln auf Völkerrechtsverletzungen reagieren konnten. Auch wenn heute die Möglichkeit besteht, bei Völkerrechtsverletzungen internationale Organisationen einzuschalten, werden die zwischenstaatlichen Gegenmaßnahmen nicht aufgegeben. Die Retorsion bezeichnet eine dem Völkerrecht nicht widersprechende, aber unfreundliche Handlung. Sie ist oft die Anwort auf ein ebensolches Verhalten, kann aber auch als Reaktion auf ein völkerrechtswidriges Verhalten erfolgen. Im Unterschied zur Retorsion ist die Repressalie selbst ein völkerrechtswidriger Akt. Sie ist ein Rechtseingriff eines in seinen völkerrechtlichen Rechten verletzten Staates in einzelne Rechtsgüter jenes Staates, der ihm gegenüber den Umechtstatbestand gesetzt hat. Sie dient dazu, den Verletzerstaat zur Wiedergutmachung des Umechts zu bewegen. 386 Die entscheidende Frage lautet, ob bei der Verletzung von Menschemechten mit erga omnes-Wirkung ein Umechtstatbestand gegenüber anderen Staaten gesetzt wird, so daß diese Gegenmaßnahmen ergreifen können. Für die Retorsion spielt es keine Rolle, ob durch die Verletzung der Menschenrechte einem anderen Staat gegenüber ein Umechtstatbestand gesetzt wurde. Sie stellt keinen Verstoß gegen das Völkerrecht dar, und daher können alle Staaten mit einer Retorsion reagieren. 387 Problematischer ist es, ob einzelne Staaten oder Staatengruppen Repressalien bei der Verletzung von erga ornnes-Pflichten ergreifen können. Grundsätzlich darf eine Repressalie nur von einem Staat ergriffen werden, der durch die vorausgegangene Völkerrechtsverletzung direkt verletzt worden ist. Dies ergibt sich aus dem Grundsatz der Relativität der völkerrechtlichen Pflichten. 388 Bei der Verletzung von Menschenrechten mit erga ornnes-Wirkung wird nicht direkt ein Umechtstatbestand gegenüber den anderen Staaten gesetzt. Direkt verletzt sind nicht andere Staaten, sondern Individuen. Es stellt sich die Frage, ob damit ausgeschlossen ist, daß andere Staaten Repressalien ergreifen. Bereits bei den Begründungen der Völkerrechtslehre, warum es völkerrechtliche Pflichten mit erga ornnes-Wirkung gibt, klingt an, daß der Grundsatz der Relativität nicht aufrechterhalten wird. Die Begründungen stützen sich darauf, daß es bei der Verletzung von Menschemechten im eigenen Staat keinen unmittelbar von der Verletzung betroffenen anderen Staat gibt, der Repressalien ergreifen könnte, und die Personen, deren Rechte verletzt worden sind, in der Regel sowohl aus tatsächli-
"'Statt vie1a- Verdross/Simma, 902 (Retorsicn), 907 ff. (Repressalie); Dahm/Delbrück/Wolfrum, 91 f.; Fischer, in: Ipsen (Hrsg.), VölkerredJ.t, 894 f. '" DahmlDelbrück/Wolfrum, 92. '" Verdross/Simma, 907; Dahm/Delbrück/Wolfrum, 92.
142
Teil In: VoraussetZllIlgen militärischer Maßnahmen Wlter der Autorität des Sidu:lheitsrates
chen als auch aus rechtlichen Gründen nicht gegen den Verletzer vorgehen können. Wenn nicht andere Staaten Gegenmaßnahmen ergreifen könnten, bestünde die Gefahr, daß der Schutz der Menschenrechte ohne Durchsetzung wertlos bliebe. 389 Es wäre sinnlos, die erga ornnes-Wirkung bei bestimmten Menschenrechten zu akzeptieren, wenn nicht gleichzeitig den Staaten die Möglichkeit zusteht, Repressalien zu ergreifen, obwohl ihnen gegenüber kein Unrechtstatbestand gesetzt worden ist. 390 Daher ist es notwendig, daß andere Staaten Repressalien bei der Verletzung von Menschenrechten mit erga ornnes-Wirkung einsetzen können. Diese Staaten üben dann ihre eigenen Rechte aus, die bei der Verletzung einer erga ornnes-Norm entstehen und parallel zu dem verletzten Menschenrecht des Einzelnen existieren. 391 Es sollen aber nicht die Bedenken verschwiegen werden, daß Repressalien auch zum Anstieg internationaler Spannungen führen können, weil Unsicherheit darüber besteht, wann erga ornnes-Pflichten verletzt wurden und welche Maßnahmen jeweils zu ergreifen sind. Außerdem kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß im Zweifel andere Staaten eher aufgrund nationaler Interessen als aus humanitären Gründen eingreifen würden. 392 Um dem zu begegnen, ist die Anwendung von Repressalien auf die Fälle zu beschränken, in denen die Verletzung von Menschenrechten ein hohes Maß an Eindeutigkeit erreicht hat. 393 Im Ergebnis sind damit Repressalien bei der Verletzung von Menschenrechten mit erga ornnes-Wirkung in Ausnahmefällen zulässig. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß einzelne Staaten oder Staatengruppen bei der Verletzung von Menschenrechten mit erga ornn.. s-Wirkung das Recht haben, unter bestimmten Voraussetzungen Gegenmaßnahmen anzuwenden, die unter der Schwelle der Gewaltanwendung bleiben. Militärische Maßnahmen einzelner Staaten oder Staatengruppen sind völkerrechtswidrig. Aus diesem Ergebnis lassen sich möglicherweise Rückschlüsse für die Beantwortung der Frage ziehen, ob der Sicherheitsrat nach Kapitel VII CHVN vorgehen kann, wenn Menschenrechte mit erga ornnes-Wirkung verletzt werden. Dazu sollen diese zwischenstaatlichen Maßnahmen mit denen des Sicherheitsrates verglichen werden. Wird die Entscheidung, daß ein Staat gegen erga ornnes-Pflichten verstoßen hat, vom Sicherheitsrat getroffen, so ist die Rechtssicherheit weniger gefährdet als bei
'" Siehe dazu oben Seite 135. '90 Verdross/Simma, 909; Dahm/Delb/"Ück/Wolfrum, 92 f.; Shapira, A VR 30 (1992), 16 (19 f.); Henkin, Age of RigJ:tts, 59 f. '" Shapira, A VR 30 (1992),16 (18). Alu!hurst, BYIL 44 (1970), 1 (15 f.); Frowein, erga onmes, 258 f.; Oellers-Frahm, A VR 30 (1992),28 (33 f.); Dahm/Delbrück/Wolfrum, 92 f.; Verdross/Simma, 909. '9) Frowein, erga onmes, 259; Oellers-Frahm, A VR 30 (1992), 28 (34). )9l
B. BedroillDlg des Friedws, Friedensbruch oder Angriffmandltmg
143
der Entscheidung durch einen einzelnen Staat. Wenn der Sicherheitsrat bei der Verletzung von Menschemechten mit erga ornnes-Wirkung eine Bedrohung des Friedens feststellt, dann hat das gegenüber der Entscheidung eines einzelnen Staates den Vorteil, daß er als Organ der Vereinten Nationen eher im Interesse der gesamten Staatengemeinschaft handelt als ein einzelner Staat. 394 Auch wenn die Entscheidung eindeutig ist, daß erga ornnes-Pflichten in einem Staat verletzt worden sind, birgt die Anwendung von Maßnahmen einzelner Staaten auch hinsichtlich der Auswahl, Intensität und Dauer der Maßnahmen eine größere Gefahr des Mißbrauchs als dies bei Maßnahmen des Sicherheitsrates der Fall ist. Darüber hinaus ergeben sich aus dem Konzept der erga ornnes-Pflichten selbst Hinweise auf ein vorrangiges Tätigwerden im Rahmen der organisierten Staatengemeinschaft. Eine der Pflichten mit erga ornnes-Wirkung ist das Verbot der Gewaltanwendung zwischen den Staaten. Würden gewaltsame Maßnahmen einzelner Staaten zur Einhaltung anderer erga ornnes-Pflichten zugelassen, dann würde das Verbot der Gewaltanwendung zwischen den Staaten sehr eingeschränkt. Die Anerkennung von Verpflichtungen erga ornnes zeigt aber eher ein Bedürfnis der Staatengemeinschaft, Verletzungen bestimmter völkerrechtlicher Pflichten mit weltweiter Solidarität anstatt mit einzelstaatlichen gewaltsamen Maßnahmen entgegenzutreten. 395 Im Ergebnis sind damit bei der Verletzung von erga ornnes-Pflichten Entscheidungen und Maßnahmen des Sicherheitsrates den zwischenstaatlichen Reaktionen vorzuziehen. 396 Trotz dieses eindeutigen Vorranges der Maßnahmen des Sicherheitsrates vor zwischenstaatlichen Maßnahmen gibt es in der völkerrechtlichen Praxis viele Beispiele für zwischenstaatliche Gegenmaßnahmen. Der Grund dafür liegt in einer ,.. Die Bildung anderer kollektiver Organe der organisierten Staatengemeinschaft mit einer Entscheidungsbefugnis ftir Gegenmaßnahmen soll damit nicht ausgeschlossen werden. Die Vorteile, die ftir die Entsdleidung des Sicherheitsrates genannt werden, gehen auch ftir andere kollektive Entscheidungen, die entweder in einer Gruppe voo Staaten gctroffen werden kÖDIlen oder in einer institutiooalisierten F01ID durch Organe der Staatengemeinschaft; vgl. da211 Frowein, erga omnes, 259. Zu den po1itischen Zweckmäßigkeitserwägungen im Sicherheitsrat und dem Gewicht der natiooalen Interessen der ständigen Mitglieder siehe oben Seite 50 ff. ,.s Ago, Achter Bericht zum EntWlllf der Staatenverantwortlichkeit, rr..C Yearbook 1979, Band II, Teilband I, 3 (43); Riphagen, Vorläufiger Bericht vom I. April 1980 zum EntWlllf der Staatenverantwcrt1ichkeit, rr..C Yearbook 1980, Band II, Teilband I, 107 (123); Oellers-Frahm, A VR 30 (1992), 28, (34 f.). Siehe da211 auch Scheuner, Solidarität unter den Natiooen als Gnmdsatz in der intematiooalen Gemeinschaft, in: De/brück, J. (Hrsg.), Festschrift ftir E. Menzel. Recht im Dienst des Friedens, 251 - 277. ,,. Vgl. da211 Verdross/Simma, 909; Frowein, erga omnes, 253; Oellers-Frahm, A VR 30 (1992), 28 (34); Ago, Achter Bericht zum EntWlllf der Staatenverantwortlichkeit, rr..C Yearbook 1979, Band II, Teilband I, 3 (43); Riphagen, Vorläufiger Bericht zum EntWlllf der Staatenverantwortlichkeit, rr..C Yearbook 1980, Band II, Teilband 2,107 (121 ff.); Schreuer, Comment, 149, 152; Fis/er Damrosch, 218; Fenwick, Virginia Journal ofIntematiooal Law 13 (1973), 340 (357); Bindschedler, Menschenrechte, 184.
144
Teil ill: VoraussetZllllgen militärisdter Maßnahmen lDlter der Autorität des Sicherheitsrates
Schwäche der organisierten Staatengemeinschaft. Aufgrund der Ausübung des Vetorechts im Sicherheitsrat hat er lange Zeit keine Friedensbedrohung feststellen können, um Maßnahmen zu ergreifen. Das hat zu der Anwendung von Repressalien und humanitären Interventionen einzelner Staaten geführt. 397 Aus dem Vergleich von zwischenstaatlichen Maßnahmen mit denen des Sicherheitsrates und der Tatsache, daß Staaten in eindeutigen Fällen Repressalien ergreifen dürfen und auch militärische Maßnahmen ergreifen, die unter bestimmten Voraussetzungen geduldet werden, lassen sich Rückschlüsse auf den Begriff der Friedensbedrohung ziehen. Würde die Verletzung von Menschenrechten mit erga omnesWirkung in keinem Fall einer Friedensbedrohung nach Artikel 39 CHVN gleichkommen können, dann hätten einzelne Staaten weitergehende Rechte hinsichtlich der Ergreifung von Gegenmaßnahmen gegen den Verletzerstaat als der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Hinsichtlich militärischer Gegenmaßnahmen würde dies dazu führen, daß in der Praxis weiterhin die Staaten vorrangig tätig würden. Dies ließe sich nicht damit vereinbaren, daß den Maßnahmen des Sicherheitsrates aus den genannten Gründen der Vorrang eingeräumt wird. Das bedeutet, daß der Begriff der Friedensbedrohung in Artikel 39 CHVN nicht so eng ausgelegt werden darf, daß der Sicherheitsrat bei der Verletzung von Menschenrechten mit erga omnes-Wirkung keine Feststellung nach Artikel 39 CHVN treffen könnte. Der Vergleich der zwischenstaatlichen Gegenmaßnahmen mit der Möglichkeit, einer Verletzung der Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung im Rahmen von Kapitel VII CHVN entgegenzutreten, ergibt somit, d~ß der Sicherheitsrat auch bei einer Verletzung dieser Menschenrechte die Kompetenz hat, eine Bedrohung des Friedens im Sinne des Artikel 39 CHVN festzustellen. Diese Argumentation wird unterstützt durch die Ausführungen des Internationalen Gerichtshofes in dem Gutachten "Reparation for injuries suffered in the service of the United Nations".398 Der Internationale Gerichtshof kommt in dem Gutachten zu dem Schluß, daß die Mitglieder der Vereinten Nationen diesen nicht nur bestimmte Rechte übertragen haben, sondern ihnen gleichzeitig auch die Möglichkeit gegeben haben, diese Rechte durchzusetzen, beispielsweise im Wege einer Schadensersatzklage, ohne dies ausdrücklich in der Charta der Vereinten Nationen oder anderen konstituierenden Texten erwähnt zu haben. Dies sei notwendig, damit die Vereinten Nationen funktionsfähig sind und ihre Aufgaben erfüllen können. 399 In dem Gutachten "Reparations for injuries suffered in the service of the United Frowein, erga onmes, 253; Oellers-Frahm, A VR 30 (1992), 28 (34). ICJ RqJOrts 1949, 173 ff. In dem Gutachten geht es um die Frage, ob die Vereinten Natirnen Schadensersatz vrn einem Mitgliedsstaat fiir einen Schaden verlangen kronen, den ein Angestellter der )97
'9'
Vereinten Natirnen bei der Ausfiihrung seiner Pflichten dadurch erlitten hat, daß der Mitgliedsstaat eine völkerrechtliche Pflicht verldzt hat. '99 ICJRq:Jorts 1949,173 (179 f.).
B. Bedrcbung des Friedms, Friedmsbruch oder AngJ"iff!i1andlung
145
Nations" bestätigt der Internationale Gerichtshof somit, daß zu einer völkerrechtlichen Verpflichtung auch die Möglichkeit ihrer Durchsetzung gehört. Mit einem Ausdruck des U.S. Supreme Courts spricht Franck in diesem Zusammenhang von einern ,,Halbschatten" (penumbra), der die übertragenen Rechte um die Möglichkeit ihrer effektiven Durchsetzung erweitert. 40o Da aus den genannten Gründen die Einhaltung von Menschenrechten mit erga omnes-Wirkung eher der organisierten Staatengemeinschaft, insbesondere dem Sicherheitsrat, als den einzelnen Staaten obliegt, muß entsprechend dem Gutachten des Internationalen Gerichtshofes dem Sicherheitsrat auch die Möglichkeit zustehen, diese Verpflichtungen durchzusetzen. Die Einhaltung dieser Menschenrechte muß somit im Rahmen der Charta der Vereinten Nationen durchgesetzt werden können, also insbesondere durch die Maßnahmen des Kapitels VII der Charta, für die die Feststellung einer Friedensbedrohung nach Artikel 39 CHVN durch den Sicherheitsrat Voraussetzung ist. Daraus folgt für die Auslegung des Friedensbegriffes in Artikel 39 CHVN, daß dieser erweitert ist um die Einhaltung der Menschenrechte mit erga omnes-Wirkung. Diese Argumentation läßt sich durch Beispiele aus der Praxis des Sicherheitsrates ergänzen. Sie betreffen zwar nicht die Durchsetzung der erga omnes-Pflichten, sondern nur die Ausformung und Konkretisierung von erga omnes-Pflichten durch den Sicherheitsrat. Dies ist aber die Voraussetzung für seine Feststellung, daß die Verletzung von erga omnes-Pflichten den Frieden bedroht. In der Resolution 276 (1970) erklärt der Sicherheitsrat, daß die andauernde Anwesenheit der südafrikanischen Verwaltung in Namibia illegal ist und daß demzufolge alle Akte, die von der südafrikanischen Regierung im Namen Namibias vorgenommen werden, illegal und ungültig sind. 401 Weiterhin fordert der Sicherheitsrat in der Resolution die Staaten auf, und zwar insbesondere diejenigen, die wirtschaftliche oder andere Interessen in Namibia verfolgen, jegliche Geschäfte mit der südafrikanischen Regierung zu vermeiden. 402 Weitere Einzelheiten folgen in der Resolution 283 (1970), in der der Sicherheitsrat u. a. alle Staaten auffordert, jegliche Beziehungen, insbesondere diplomatische und konsularische, durch die die Herrschaft Südafrikas auf dem Gebiet von Namibia anerkannt wird, nicht fortzusetzen.
Die Frage ist, ob der Sicherheitsrat mit den Resolutionen alle Staaten, unabhängig von ihrer Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen, verpflichten konnte, die illegale Anwesenheit der südafrikanischen Verwaltung in Namibia nicht anzuerken-
400 Franck, AJIL 86 (1992), 46 (89); ders., Security Council, 83 f., mit Verweis auf McCulloch v. Maryland, 4 Wheat. 316 (1819); Myers v. United States, 272 U.S. 52 (1926); United States v. CurtissWrighl Corporation, 299 U.S. 304 (1936). '01 SC Res. 276 vom 30. Januar 1970, Paragraph 2 des q>erativen Teiles. "" SC Res. 276 (1970), Paragraph 5 des q>erativen Teiles.
10 Gading
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Teil ill: VoraussetZllIlgen militärisd:J.er Maßnahmen IDlter der Autorität des Sidterheitsrates
nen:W3 Nach dem Wortlaut der Resolutionen sind alle Staaten zur Nichtanerkennung aufgefordert. Das bedeutet, daß sich die vom Sicherheitsrat in den Resolutionen umrissenen Pflichten nicht nur an die Mitglieder der Vereinten Nationen wenden, sondern erga omnes gelten. Im Namibia-Gutachten404 des Internationalen Gerichtshofes wird diese erga omnes-Wirkung bestätigt. Der Internationale Gerichtshof führt darin aus, daß sich die Beendigung des Mandats und die Erklärung der Illegalität der Anwesenheit Südafrikas in Namibia an alle Staaten wendet in dem Sinne, daß die Blockierung der Legalität erga omnes wirkt. 405 Ähnlich ist auch die Resolution 216 (1965) des Sicherheitsrates zu beurteilen. Sie ist der Anfang einer Reihe von Resolutionen, die alle Staaten verpflichten, die Situation in Südrhodesien nach der Erklärung der Unabhängigkeit durch die weiße Minderheit nicht anzuerkennen. 406 Diese Beispiele zeigen, daß der Sicherheitsrat mit seinen Resolutionen im Bereich der Friedenssicherung dazu beiträgt, daß einer völkerrechtlichen Verpflichtung die Wirkung erga omnes zukommt Sie weisen auf die besondere Bedeutung hin, die der Sicherheitsrat bei der Einschätzung der Verletzung von erga omnes-Pflichten hat. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß insbesondere der Vergleich mit den zwischenstaatlichen Gegenmaßnahmen deutlich macht, daß der Sicherheitsrat eine Bedrohung des Friedens feststellen kann, wenn in einem Staat Menschenrechte verletzt werden, die erga omnes wirken. Diese Auslegung des Begriffs der Friedensbedrohung entspricht der Rechtsprechung des Internationalen Gerichtshofes zur Durchsetzung völkerrechtlicher Pflichten und paßt systematisch zu der bereits anerkannten, restriktiven Auslegung des Begriffes. Es gibt Beispiele in der Praxis des Sicherheitsrates, in denen er einzuschätzen hatte, ob eine Verpflichtung mit erga omnesWirkung verletzt worden ist. Damit ist bereits die nächste Frage - nämlich welche Verpflichtungen erga omnes wirken - angesprochen.
'0) Während die Frage heute eher akademisd:t ist, weil fast alle Staaten Mitglieder der Vereinten Nationen sind, ist sie dies Zeitpunkt der Resolutirnen keineswegs gewesen; vgl. daru Gowlland-
Debbas,295.
=
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