Der Londoner Viehmarkt und seine Bedeutung für den Continent insbesondere Deutschland [Reprint 2021 ed.] 9783112516423, 9783112516416


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Der Londoner Viehmarkt und seine Bedeutung für den Continent insbesondere Deutschland [Reprint 2021 ed.]
 9783112516423, 9783112516416

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Der

Londoner Y i e h m a r k t und

seine Bedeutung für den kontinent insbesondere

Deutschland.

Von

Dr. E d u a r d

Hartstein,

Geheimer R e g i e r u n g s r a t h , Director der landwirthschaftlichen Akademie Poppelsdorf, Ehrenmitglied der Königlichen Landwirthschafts-Gesellschuft von England.

Bonn, bei Adolph Marcus. 1SG7.

Der

Londoner Vieh markt und

seine B e d e u t u n g für den Continent insbesondere

Deutschland. Voll

Dr. E d u a r d

Hartstein,

lii'.lieimei' Kegieruugsrath, Dirci-tor der laiuhvirlliM-haftlicheii Akademie J>i>ppolsdnri, Ehrenmitglied der Könielichen l.audwirtlischafts-Gesellschaft von Ktmland.

Bonn, Adolph 1SÜ7.

Marcus.

I n h a l t .

Seite

I.

Kurze Beschreibung des Londoner Viehmarktes

II.

Vorschläge zur Trennung des Marktes für einheimisches und fremdes Vieh

2 5

III.

Das Schlächtergewerbe und die Schlachthäuser Londons

10

IV.

Die Fleischmärkte Londons

16

V.

Die Versorgung Londons mit Fleischsendungen von Aussen

20

VI.

Die Fleisch- und Viehpreise in London

29

VII. Beschickung des Londoner Viehmarktes

38

VIII. Art und Kosten des Verkaufes

59

IX.

Der Transport des Viehes nach London

69

X.

Die Bedeutung des Londoner Viehmarktes für das Ausland

91

Eine der grossartigsten Erscheinungen der Weltstadt London, welche besonders den deutschen Landwirth beim Besuche der Metropole Grossbritanniens mit lebhaftem Interesse erfüllt, ist deren Viehmarkt. Nicht allein der ungeheure Umfang dieses Marktes und dessen vortreffliche Einrichtungen erregen Bewunderung, sondern auch das dort zusammengebrachte Vieh, welches die verschiedensten Racen und Arten vertretend, ein reiches Material zum Studium der Viehzucht darbietet, nimmt im hohen Masse unser Interesse in Anspruch. Nicht minder staunenswerth aber ist die Sicherheit und Regelmässigkeit, mit welcher der Markt die über drei Millionen starke Einwohnerschaft der Hauptstadt mit Fleischnahrung reichlich versorgt, was nicht zum geringsten Theile dem Umstände verdankt wird, dass fast alle Länder Europas sich in Folge des freien Verkehrs an der Viehzufuhr dorthin betheiligen. In dieser allgemeinen Betheiligung ist denn aber auch der Einfluss des Londoner Viehmarktes auf die Landwirthschaft des Continents unverkennbar, die in der Steigerung und Verbesserung der Viehzucht ein Hauptmittel ihres Fortschritts besitzt. Es wird daher der Mühe lohnen, diesen Weltmarkt nach seiner allmähligen Entwickelung und gegenwärtigen Einrichtung zu schildern, sowie die Vortheile, welche dessen Beschickung den Landwirthen des Continents, insbesondere Deutschlands bietet, zu erörtern. 1

2

I.

Kurze Beschreibung des Londoner Viehmarktes.

Nachdem der Viehmarkt in der City J a h r h u n d e r t c l a n g auf dem sog. Smithfield bestanden hatte, wurde bei allmähliger Vergrösserung und endlich riesenhaftem Anwachsen der Hauptstadt eine V e r ä n d e r u n g wünschenswerth, da die Lage, A u s d e h n u n g und Einrichtungen des alten Marktes den Bedürfnissen j e länger desto weniger entsprachen. Indessen bot die Beschaffung eines ausreichenden und günstig gelegenen Terrains, des ersten Erfordernisses zu einem neuen Markte, ausnehmende Schwierigkeiten dar. Allerhand Vorschläge wurden gemacht, indessen erwiesen sich die meisten derselben als unausf ü h r b a r . Am E n d e liess sich aber die Entscheidung der F r a g e nicht mehr aufschieben: die Corporation der City von London, welcher das ausschliessliche Recht zur Halt u n g des Viehmarktes zusteht, sah sich um so mehr zur A u f h e b u n g der alten Einrichtung vom Smithfield gezwungen, als die Unglücksfälle beim Transport des Viehes in den belebten und zum Theil engen Strassen der Hauptstadt sich immer mehr häuften und laute Klagen darüber erschollen. So wurde denn im J a h r e 1851 der Beschluss gefasst, einen neuen Viehmarkt zu errichten und denselben nach dem nördlichen Theile von London in die Vorstadt Islington zu verlegen, wo das sog. Copenhagenfield ausreichenden Raum bot. Dieser neue Markt, welcher im J a h r e 1857 unter dem Namen des „hauptstädtischen Viehmarktes" — Metropolitan Cattle Market — eröffnet wurde, umfasst eine F l ä c h e von 109 Morgen, wovon u n g e f ä h r die eine Hälfte zu den Viehständen, die andere zu den Nebenanlangen verwendet ist. D e n eigentlichen Viehmarkt bildet ein Quadrat von 780 F u s s L ä n g e und Breite, in dessen Mitte sich das sogenannte Bankhaus mit seinem hohen T h u r m e erhebt. I n diesem Gebäude befinden sich ausser einigen Bankcomptoiren die B u r e a u x der Marktbeamten, das Postbureau und

eine Telegraphenstation. D e r Platz selbst ist in seiner ganzen A u s d e h n u n g gepflastert, durch unterirdische A b zugscanäle t r o c k e n g e l e g t und reichlich mit W a s s e r versorgt, welches durch Zuleitungen in eiserne Bassins geführt wird. Es ist die E i n r i c h t u n g getroffen, dass die eine Hälfte des Marktes f ü r das Grossvieh, die a n d e r e für Kälber, S c h a f e und S c h w e i n e benutzt wird. D e r Fläc h e n r a u m der ersteren Hälfte, also der Rindviehstände, beträgt in r u n d e r S u m m e 250,000 • F u s s ; er gestattet die Aufstellung von 7000 Stück Grossvieh. D i e offenen Schafstände, welche in A b t h e i l u n g e n f ü r j e 20 Stück zertheilt sind, umfassen 143,000 • F u s s und reichen f ü r 30,000 Schafe aus. A n sie schliessen sich zwei bedeckte, an den Seiten offene Hallen von j e 30,000 • F u s s G r u n d fläche an, deren j e d e 1200—1500 Stück K ä l b e r oder Schweine aufzunehmen vermag. I n diesen Hallen ist, um das A u f - und A b l a d e n des Viehs zu erleichtern, der Fussboden um einige Fuss erhöht. An den Marktplatz schliessen sich westlich 12 Schafställe an, welche für etwa 8000 Stück reichen, und südlich 12 Ochsenställe, die f ü r 3000 S t ü c k Raum g e w ä h r e n . Diese Stallungen dienen zur A u f n a h m e desjenigen Viehes, welches vor dem Markttage am Platze eintrifft, und von solchem, welches e n t w e d e r nach dem V e r k a u f e nicht sofort abgeholt wird, oder u n v e r k a u f t geblieben ist. Es bedarf keiner A u s f ü h r u n g , dass durch diese E i n r i c h t u n g der Viehhandel wesentlich erleichtert wird. Z u r f e r n e r e n E r l e i c h t e r u n g des V e r k e h r s sind auch auf Kosten der City sieben grosse G a s t h ö f e in unmittelbarem Anschluss an den Marktplatz erbaut, welche g e g e n einen massigen Preis vermiethet w e r d e n . Endlich lag es im Plane, gleichfalls in unmittelbarem Anschluss an die eben erwähnten umfassenden Einrichtungen eine entsprechende Anzahl grosser öffentlicher Schlachthäuser zu errichten, die an Stelle der vielen vorhandenen kleinen Privatschlächtercien zu t r e t e n bestimmt waren, indessen ist zur Zeit erst eines davon zur Ausführung gekommen. U n d selbst diess eine wird bei der allgemeinen A b n e i g u n g , welche die Schlächter Lon-

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dons gegen das Schlachten in öffentlichen Schlachthäusern haben, bisher nur wenig und eigentlich nur von den in der Nähe desselben wohnenden Schlächtern benutzt, weshalb man vorläufig von dem Bau anderer öffentlicher Schlachthäuser Abstand genommen hat. Der Rest des Areals ist für einen Horn- und Ledermarkt bestimmt. W i e schon die vorstehende kurze Beschreibung erwarten lässt, macht die ganze Anlage des Londoner Viehmarktes auf den Besucher einen grossartigen Eindruck. Aber die Beobachtung des Einzelnen vermindert die Bewunderung nicht, welche das gewaltige Institut erregt, so zweckentsprechend und gelungen ist die Ausführung auch im Besonderen ausgefallen. Allerdings waren auch die Kosten, um den Markt herzustellen, sehr bedeutende: einschliesslich des für den Grund und Boden gezahlten Kapitals hat die ganze Anlage einen Aufwand von 3 Millionen Thaler erfordert, welches Kapital durch die Einnahmen aus den Standgebühren, die Vermiethung der Gasthöfe und einige Nebengefälle mit nicht vollen 2 Procent sich verzinst. A n zwei Tagen der Woche, Montag und Donnerstag, wird der Markt abgehalten, von denen der Montagmarkt der bei weitem besuchteste und wichtigste ist. Die durchschnittliche Zahl der am Montag zu Markt gebrachten Thiere beträgt 5000 Stück Rindvieh und 18000 Schafe, während es sich am Donnerstag um durchschnittlich 1000—1200 Stück Rindvieh und 6—8000 Stück Schafe handelt. Die an beiden Markttagen zum Verkauf gebrachte Zahl von Kleinvieh beläuft sich durchschnittlich auf 400— 500 Kälber und 600— 700 Schweine. Es versteht sich, dass diese Zahlen nach verschiedenen Verhältnissen hin schwanken; jedoch pflegt der Markt nur zur Weihnachtszeit stärker, als eben angegeben wurde, besucht zu werden. Selbst dann aber sind die sämmtlichen Viehstände lange nicht besetzt, da man bei der Anlage derselben auf die Vermehrung der Bevölkerung und das damit sich steigernde Raumbedürfniss für die Zukunft genügend Rücksicht genommen hat.

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Zur Verwaltung dieses grossartigen Marktes sind folgende Beamte nöthig: 1. Der Markt-Vorsteher (Market Clerk). Dieser hat die Direction des ganzen V e r k e h r s , vertheilt die Plätze, giebt die Erlaubniss zur Einstellung, kauft das nöthige Futter, setzt sich mit der Polizei in Verbindung, so oft diess nöthig wird, führt zweimal wöchentlich an die Stadt seine K a s s e ab, ist Mitglied des für die City eingesetzten Markt-Comite's, beaufsichtigt die Treiber (drovers), führt dieselben im Register und hat überall auf Befolgung der gegebenen Vorschriften und Anfertigung der schriftlichen Arbeiten zu achten. 2. D e r erste Controleur. Dieser stellt die Rechnungen für Grossvieh und Schafe auf, führt die Register über Plätze und Ställe und erhebt die Gebühren. 3. Der zweite Controleur besorgt die Zählung der Schweine und Kälber, stellt die Rechnungen auf und erhebt die Gebühren. 4. Ein Inspector hat auf Reinlichkeit des Platzes und der Ställe zu halten, vereinnahmt und verrechnet das Futter und den Dünger und stattet darüber wöchentliche Rapporte dem Clerk und dem Markt-Comite ab. Demselben sind b e i g e g e b e n : ein Viehaufseher, ein Assistent desselben, ein Vorsteher des Schafstalles, dem die Beobachtung des kranken Viehes obliegt, vier A r beiter und ein Bauhandwerker. 5. Ausserdem ist noch ein Inspector angestellt, der thierärztliche Kenntnisse besitzen muss. Sein Geschäft ist es ganz besonders, darauf zu halten, dass kein ungesundes Vieh auf den Markt gebracht wird. E r hat sich daher von jedem Thiere die erforderliche U e b e r z e u g u n g zu verschaffen, verdächtiges Vieh zu beseitigen oder zur Beobachtung einstellen zu lassen. Die Treiber (drovers), welche dem Markte beigeordnet sind, erhalten keine Besoldung und werden von denjenigen bezahlt, die ihre Dienste in Anspruch nehmen. Sie müssen aber jährlich eine neue Erlaubniss g e g e n Erlegung von 1 s. einholen, eine Vorschrift, die deshalb

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f ü r nothwendig gehalten wird, damit geprüft werden kann, ob diese Personen auch noch gesund, kräftig und zum Treiben des Viehes brauchbar sind '). B e w u n d e r u n g s w ü r d i g endlich ist die O r d n u n g , welche, von diesem Beamtenpersonale gehandhabt, auf dem Iliesenmarkte von Islington herrscht, obgleich dasselbe der Zahl nach sehr beschränkt ist. Zur A u f r e c h t h a l t u n g derselben trägt es wesentlich bei, dass schon am Tage vor jedem Markte die Verzeichnisse des aufzustellenden Viehes dem Marktvorstande (Market Clerk) übergeben w e r d e n müssen, welcher darauf den Verkaufern die Viehstände, deren sie sich zu bedienen haben, anweist. Um j e d e S t ö r u n g des Verkehrs auf den vielbelebten Strassen, besonders der City, möglichst zu vermeiden, ist bestimmt, dass das Auftreiben des Viehes erst in der Nacht nach 12 U h r geschehen, das Abtreiben der verkauften Stücke vom Markte aber nur bis 11 U h r Morgens und dann erst nach 5 U h r Nachmittags stattfinden d a r f 2 ) .

II. Vorschläge zur Trennung des Marktes für einheimisches und fremdes Vieh. Das Einschleppen von Seuchenkrankheiten, die in Folge der Z u f u h r fremden Viehes nach dem L o n d o n e r Markte sich in Grossbritannien gezeigt und besonders in der letzten Zeit so ausserordentliche Dimensionen angenommen hatten, ward die Veranlassung des Vorschlags, zum Schutz dagegen den Markt für einheimisches und 1) Nach Risoh. Tb., Bericht über Schlachthäuser und Viehmärkte. Berlin, 1866. 8". S. 104. 2) Ueber die Höhe des Standgeldes, der Fütterungskosten, des Treiberlohnes u. s. w. werden später bei Berechnung der Verkaufsunkosten die nöthigen Angaben gemacht werden.

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f ü r nothwendig gehalten wird, damit geprüft werden kann, ob diese Personen auch noch gesund, kräftig und zum Treiben des Viehes brauchbar sind '). B e w u n d e r u n g s w ü r d i g endlich ist die O r d n u n g , welche, von diesem Beamtenpersonale gehandhabt, auf dem Iliesenmarkte von Islington herrscht, obgleich dasselbe der Zahl nach sehr beschränkt ist. Zur A u f r e c h t h a l t u n g derselben trägt es wesentlich bei, dass schon am Tage vor jedem Markte die Verzeichnisse des aufzustellenden Viehes dem Marktvorstande (Market Clerk) übergeben w e r d e n müssen, welcher darauf den Verkaufern die Viehstände, deren sie sich zu bedienen haben, anweist. Um j e d e S t ö r u n g des Verkehrs auf den vielbelebten Strassen, besonders der City, möglichst zu vermeiden, ist bestimmt, dass das Auftreiben des Viehes erst in der Nacht nach 12 U h r geschehen, das Abtreiben der verkauften Stücke vom Markte aber nur bis 11 U h r Morgens und dann erst nach 5 U h r Nachmittags stattfinden d a r f 2 ) .

II. Vorschläge zur Trennung des Marktes für einheimisches und fremdes Vieh. Das Einschleppen von Seuchenkrankheiten, die in Folge der Z u f u h r fremden Viehes nach dem L o n d o n e r Markte sich in Grossbritannien gezeigt und besonders in der letzten Zeit so ausserordentliche Dimensionen angenommen hatten, ward die Veranlassung des Vorschlags, zum Schutz dagegen den Markt für einheimisches und 1) Nach Risoh. Tb., Bericht über Schlachthäuser und Viehmärkte. Berlin, 1866. 8". S. 104. 2) Ueber die Höhe des Standgeldes, der Fütterungskosten, des Treiberlohnes u. s. w. werden später bei Berechnung der Verkaufsunkosten die nöthigen Angaben gemacht werden.

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fremdes Vieh zu trennen. F ü r das erstere sollte ausschliesslich der jetzige Markt zu Islington benutzt, für das fremde Vieh dagegen ein zweiter neuer Markt am U f e r der Themse errichtet werden, mit welchem letzteren zugleich grosse Schlachthäuser zu errichten seien, um durch Abschlachten möglichst an Ort und Stelle zugleich die vielfachen Störungen des Yiehtreibens in den Strassen Londons zu beseitigen. Gegen diesen Vorschlag einer solchen Trennung des einheimischen von dem fremden Marktviehe haben sich aber die zunächst an der Sache Bctheiligten, die Schlächter wie die Viehhändler, auf das Entschiedenste erklärt. Da die überwiegende Mehrzahl der ersteren, selbst die aus den aristokratischen Stadttheilen, wie vom W e s t e n d , sowohl einheimisches als fremdes Vieh ankaufen, so würde ihnen dadurch allerdings sehr schwer gemacht werden, sich mit ihrem Bedarf nach Wunsch zu versehen. Die Trennung und Verk e i l u n g des Viehmarktes auf zwei sehr weit von einander gelegene Plätze würde, falls die Abhaltung beider Märkte zu gleicher Zeit stattfände, die Käufer jedesmal von dem einen oder dem andern derselben ausschliessen, im andern Falle aber zum Mindesten einen bedeutenden Zeitverlust und noch andere Uebelstände zur Folge haben. Gerade die gleichzeitige Aufstellung des Viehes von der verschiedensten Qualität auf demselben Markte gewährt alle Vortheile der IJebersicht und Wahl, und giebt die Möglichkeit für Jeden, sich seinen Bedarf, möge er nun noch so gross oder gering sein, nach Wunsch anzukaufen. Noch entschiedener als die Schlächter, thun die Viehhändler gegen den erwähnten Vorschlag Einsprache. Nur der gleichzeitige Besuch desselben einen Marktes Seitens der verschiedenen Klassen des Schlächtergewerbes, so erklären sie, habe diejenige Concurrenz zur P\ilge, welche zur Erziclung guter Preise des Viehes und Fleisches erforderlich sei. Sie halten sich überzeugt, dass bei Trennung der Märkte die Viehpreise sinken und der Import vom Auslande sich sehr bald erheblich vermindern würde. Wollte man aber darin etwa einen Vor-

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tlieil für das Publikum erblicken, so würde auch diess als Täuschung sich herausstellen. Denn nach Verminderung der Zusendungen vom Auslande würde sehr bald eine Steigerung statt Ermässigung der Fleischpreise eintreten und hieraus nichts weiter als ein unbilliger Gewinn für die Yiehbesitzer Englands hervorgehn. In der That stimmen alle Sachkundige darin überein, dass nur durch die Beibehaltung e i n e s Viehmarktes die n o t w e n dige Concurrenz, die regelmässige Fleischversorgung Londons und die möglichste Gleichmässigkeit der Fleischpreise hergestellt werden kann. Unzweifelhaft scheint es ferner zu sein, dass für den Viehexport vom Auslande die vorgeschlagene Trennung einen erheblichen Nachtheil zur Folge haben würde. Bei dem entschiedenen Widerspruche also, der sich dagegen erhebt, wird diese Massregel voraussichtlich nicht zur Ausführung kommen; dagegen erscheint es zum Schutz gegen die Viehseuchen durchaus gerechtfertigt, dass der „hauptstädtische" Markt jetzt ausschliesslich für Fettvieh bestimmt ist und dass das dort zum Verkauf gebrachte Vieh, wie gleichfalls angeordnet worden ist, mit einer Brandmarke versehen wird, wonach eine weitere Versendung desselben als Handelswaare auf einen andern Markt ausgeschlossen ist und die Schlachtung desselben innerhalb zehn Tage stattfinden muss. Bei Erwähnung der Schutzmassregeln gegen die Einschleppung von Viehseuchen, welche nach den durch die Rinderpest in England herbeigeführten Verheerungen mit dem grössten Eifer besprochen werden und sozusagen die brennende Tagesfrage bilden, sei noch kurz eines Vorschlages gedacht, der damit in Zusammenhang steht, des Vorschlags nämlich, wonach das eingeführte Vieh im Hafenorte einer Zwangsschlachtung oder aber sofort nach der Landung einer Quarantaine unterworfen sein solle. Das sogenannte Zwangsschlachtcn nun, wonach das importirte Fettvieh im Landungshafen innerhalb vier Tage nach der Ankunft getödtet werden soll, findet wegen der grossen Nachthcile, welche für die Verkäufer damit verbunden

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sein würden, n u r w e n i g e Vertheidigcr, indem man mit R e c h t geltend macht, dass durch die E i n f ü h r u n g einer solchen Massregel die Viehzufuhr vom Continent ganz erheblich beeinträchtigt, ja am E n d e wohl gar ganz aufg e h o b e n w e r d e n würde. Nicht w e n i g e r misslich steht es mit der zweiten in Vorschlag gebrachten Massregel, dem Quarantainesystem. D e n n ganz abgesehen davon, dass das H a l t e n des Viehes in einer vierzehntägigen oder g a r dreiwöchentlichen Quarantaine, wie sie vorgeschlagen wurde, ausserordentlich weitläuftige und ausgedehnte Einrichtungen erfordert, die g e r a d e in London oder auch in anderen grossen Seestädten wie Liverpool sich nur s c h w e r beschaffen Hessen, so w ü r d e n damit wieder vielfache und erhebliche Nachtheile f ü r die V e r k ä u f e r des continentalen Schlachtviehes v e r b u n d e n sein. Zunächst w ü r d e n nämlich die beträchtlichen A u s g a b e n f ü r F u t t e r und P f l e g e des Viehes w ä h r e n d der Quarantaine in Anschlag zu b r i n g e n sein, welche eine dircctc V e r t h e u c r u n g desselben h e r b e i f ü h r e n müssten. A b e r auf der andern S e i t e w ä r e auch die G e f a h r vorhanden, dass das Vieh selbst bei der besten P f l e g e sich während der Quarantainezeit verschlechtere, daher am W e r t h abnehme, da das ungewohnte F u t t e r , die V e r ä n d e r u n g der L u f t und des Aufenthaltes in d e r R e g e l ungünstig auf den Zustand des thierischen Organismus wirkt. D a z u kommt noch die Gef a h r , dass g e s u n d e s Vieh g e r a d e am Platze der Quarantaine, wo die verschiedenartigsten T h i e r e zusammengebracht w e r d e n w ü r d e n , von einer S e u c h e n k r a n k h e i t inficirt w e r d e . E n d l i c h aber w ü r d e d e r Viehhandel selbst eine erhebliche S t ö r u n g dadurch erleiden, ohne dass in Rücksicht auf den durch die Quarantaine gesicherten Gesundheitszustand des Viehes sich mit Sicherheit auf einen höheren Preis r e c h n e n Hesse. Schwerlich d ü r f t e es einem Zweifel unterliegen, dass die Quarantaineeinrichtung in gleicher W e i s e als das Zwangsschlachtcn am Ausschiffungsplatze die Vieheinfuhr nach E n g l a n d wenn nicht gänzlich aufh e b e n , so doch sicherlich ausserordentlich beeinträchtigen und v e r m i n d e r n w ü r d e , wodurch selbstverständlich f ü r

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die Hauptstadt eine w e s e n t l i c h e S t e i g e r u n g der Fleischpreise h e r b e i g e f ü h r t w e r d e n miisste. D a h e r w i r d denn auch nicht a n z u n e h m e n sein, dass die eine oder a n d e r e von diesen M a s s r e g e l n zur A u s f ü h r u n g g e l a n g e .

III.

Das Schlächtergewerbe und die Schlachthäuser Londons.

U m die G r o s s a r t i g k e i t des G e s c h ä f t s v e r k e h r e s auf dem Londoner M a r k t e besser zu w ü r d i g e n , w i r d es erspriesslich sein, des S c h l ä c h t e r h a n d w e r k s , wie es in der britischen Hauptstadt besteht und geübt wird, mit einigen W o r t e n zu g e d e n k e n . Die Zahl derer, w e l c h e sich mit diesem G e w e r b e befassen, w i r d in r u n d e r S u m m e auf 4000 geschätzt, die sich in verschiedene Klassen theilen. Es g i e b t zunächst Gross- oder Hauptschlächter (carcase butchers), deren Geschäftsbetrieb darin besteht, das ausgeschlachtete Y i e h g a n z oder in V i e r t e l vertheilt direct vom Hause oder auf den F l e i s c h m ä r k t e n an K l e i n s c h l ä c h t e r , F l e i s c h h ä n d l e r und Fleischlieferanten zu v e r k a u f e n . A u f den Einzelverkauf lassen sich diese Grossschlächter überhaupt um so wenig e r ein, als ihr Geschäftsbetrieb ein ausserordentlich umf a s s e n d e r ist. U m Letzteres zu verdeutlichen, sei hier nur angeführt, dass die durchschnittliche Zahl der von j e Einem dieser L e u t e wöchentlich g e k a u f t e n und geschlachteten T h i e r e 80 - 1 « ) S t ü c k Grossvieh und 500—800 S c h a f e beträgt. J a , es g i e b t einzelne E n g r o s - S c h l ä c h t e r in London, die s o g a r mehr als das Doppelte der a n g e g e b e n e n S t ü c k z a h l schlachten. Die zweite Klasse der Schlächter bilden die K l e i n s c h l ä c h t e r (retail-butchers), w e l c h e den V e r k a u f des F l e i s c h e s en detail besorgen. Diese schlachten selbst nur eine k l e i n e Zahl von T h i e r e n — wöchentlich im Durchschnitt 8—10 Ochsen, 50—80 S c h a f e und

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die Hauptstadt eine w e s e n t l i c h e S t e i g e r u n g der Fleischpreise h e r b e i g e f ü h r t w e r d e n miisste. D a h e r w i r d denn auch nicht a n z u n e h m e n sein, dass die eine oder a n d e r e von diesen M a s s r e g e l n zur A u s f ü h r u n g g e l a n g e .

III.

Das Schlächtergewerbe und die Schlachthäuser Londons.

U m die G r o s s a r t i g k e i t des G e s c h ä f t s v e r k e h r e s auf dem Londoner M a r k t e besser zu w ü r d i g e n , w i r d es erspriesslich sein, des S c h l ä c h t e r h a n d w e r k s , wie es in der britischen Hauptstadt besteht und geübt wird, mit einigen W o r t e n zu g e d e n k e n . Die Zahl derer, w e l c h e sich mit diesem G e w e r b e befassen, w i r d in r u n d e r S u m m e auf 4000 geschätzt, die sich in verschiedene Klassen theilen. Es g i e b t zunächst Gross- oder Hauptschlächter (carcase butchers), deren Geschäftsbetrieb darin besteht, das ausgeschlachtete Y i e h g a n z oder in V i e r t e l vertheilt direct vom Hause oder auf den F l e i s c h m ä r k t e n an K l e i n s c h l ä c h t e r , F l e i s c h h ä n d l e r und Fleischlieferanten zu v e r k a u f e n . A u f den Einzelverkauf lassen sich diese Grossschlächter überhaupt um so wenig e r ein, als ihr Geschäftsbetrieb ein ausserordentlich umf a s s e n d e r ist. U m Letzteres zu verdeutlichen, sei hier nur angeführt, dass die durchschnittliche Zahl der von j e Einem dieser L e u t e wöchentlich g e k a u f t e n und geschlachteten T h i e r e 80 - 1 « ) S t ü c k Grossvieh und 500—800 S c h a f e beträgt. J a , es g i e b t einzelne E n g r o s - S c h l ä c h t e r in London, die s o g a r mehr als das Doppelte der a n g e g e b e n e n S t ü c k z a h l schlachten. Die zweite Klasse der Schlächter bilden die K l e i n s c h l ä c h t e r (retail-butchers), w e l c h e den V e r k a u f des F l e i s c h e s en detail besorgen. Diese schlachten selbst nur eine k l e i n e Zahl von T h i e r e n — wöchentlich im Durchschnitt 8—10 Ochsen, 50—80 S c h a f e und

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eine entsprechende Anzahl von Kälbern — und kaufen ihren ü b r i g e n Bedarf daneben auf den F l e i s c h m ä r k t e n . Von beiden Klassen sind wieder die blossen Fleischhändler (Mcatdealers) zu unterscheiden, die nur auf den Fleischmärkten oder auch direct von den Grossschlächtern das Fleisch zu dem von ihnen vermittelten Detailverkauf ankaufen. Endlich ist es nöthig, noch der sogenannten Fleischlieferanten zu e r w ä h n e n (meat-contractors), welche die Flcischliefer u n g e n an die A r m e e , an öffentliche Institute, wie Schulen u. s. w. im G a n z e n ü b e r n e h m e n . Diese Fleischlieferanten sind theils Grossschlächter, theils solche Personen, welche die ü b e r n o m m e n e n L i e f e r u n g e n d u r c h den Ankauf von Fleisch auf d e n verschiedenen F l e i s c h m ä r k t e n ausführen oder durch andere Schlächter a u s f ü h r e n lassen, wobei sie nur f ü r die pünktliche E r f ü l l u n g ihres V e r t r a g s , was die Güte und die Quantität, rechtzeitige E i n l i e f e r u n g des Fleisches u. s. w. anbetrifft, verantwortlich sind. Ihre Verträge pflegen meist auf sechs Monate abgeschlossen zu werden. W i e bedeutend auch das Geschäft dieser Mcat-contractors ist, g e h t schon daraus h e r v o r , dass einzelne derselben F l e i s c h l i e f e r u n g e n f ü r 20—30000 Menschen ü b e r n e h m e n . A l l e g e n a n n t e n Klassen nun pflegen regelmässig ihr e n Fleischbedarf von dem hauptstädtischen Markte zu beziehen, da es durchaus nicht G e b r a u c h ist, etwa auf dem L a n d e lebendes Vieh anzukaufen, höchstens mit A u s n a h m e von Kälbern und S c h w e i n e n . J a , die B e d e u t u n g des Londoner Metropolitan-Marktes ist um so grösser, j e häufiger ausser den F l e i s c h e r n und Fleischlieferanten der Hauptstadt selbst S c h l ä c h t e r aus Provinzialstädten, z. B. Keilt's, regelmässig von dort ihren Bedarf beziehen. U n d zwar sind es nicht bloss etwa kleinere Städte, welche auf diese W e i s e von L o n d o n her mit Fleisch versorgt werden, sondern selbst grosse F a b r i k s t ä d t e wie Birmingham, Manchester und Seeplätze wie Liverpool, erhalten einen Theil ihres Vieh- und Flcischbedarfs vom Londoner Markte, so dass die Hauptstadt in dieser Beziehung wie in andern Beziehungen auch als das allgemeine Emporium vom Continent her erscheint.

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Auf dem Londoner Markte concurriren daher die Gross- und Kleinschlächter der Hauptstadt, ferner Fleischlieferanten, sowie auch zahlreiche Schlächter von auswärts. Immerhin ruht aber des Hauptgeschäft in den Händen der Grossschlächter, die dann auch hinsichtlich der Fleischpreise den bestimmenden Ausschlag geben. Dieser Umstand macht zugleich auch erklärlich, dass die Yerkaufsgeschäfte auf diesem Riesenmarkte sich verhältnissmässig schnell und leicht abwickeln. Während man bei uns selbst auf grösseren Viehmärkten daran gewöhnt ist, ein ängstliches Hin- und Herhandeln selbst auf die einzelnen Stücke stattfinden zu sehen, werden dort auf dem Londoner Metropolitan-Markt oft von einem einzigen Grossschlächter in der kürzesten Frist zu einem Durchschnittspreise Verkaufsabschlüsse gemacht, die sieh auf hundert und mehr Haupt Grossvieh oder mehrere hundert Schafe beziehen. Nur durch dieses Zusammenfassen, diese Grossartigkeit in Geschäftsbetrieb wird es möglich gemacht, dass im Laufe von wenigen Stunden der Verkauf so grosser Massen aufgestellten Viehes ohne Störung von Statten geht. Die Grossschlächter nun, wie auch viele der bedeutenderen Kleinschlächter besitzen ihre eigenen Schlachthäuser, mit denen Stallungen unmittelbar verbunden zu sein pflegen, um das auf dem Markte gekaufte Vieh darin bis zum Schlachten aufzustellen. Solcher Schlachthäuser giebt es in London gegen tausend, von denen über hundert allein auf die City, die innere oder Altstadt, kommen. Diejenigen Kleinschlächter aber, welche kein eigenes Schlachthaus haben, benutzen gegen eine bestimmte Entschädigung (pro Stück) das ihnen zunächst gelegene eines Gewerbegenossen. Man hat nun wiederholt in Erwägung gezogen, ob nicht aus Rücksichten der öffentlichen Gesundheitspflege, behufs besserer Controle, sowie zur Vermeidung des Viehtreibens auf den belebten Strassen diese Privatschlachthäuser aufzuheben und an deren Stellen öffentliche grosse Schlachthäuser einzurichten seien, wie solche in einzelnen grösseren Städten der Monarchie, wie z. B. in Edinburgh, eingeführt sind. Es ist bereits

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auch der Anfang dieser Massregel durch die Errichtung eines grossen Schlachthauses im Anschluss an den hauptstädtischen Viehmarkt gemacht worden. In der That müssen die mannigfachen Missstände, welche mit Privatschlachthäusern verbunden zu sein pflegen, überall empfunden werden, und ist auch deren Aufhebung im allgemeinen Interesse als dringend wünschenswerth anerkannt. Gleichwohl erheben die Londoner Schlächter hiergegen einstimmig den heftigsten Widerspruch und beweisen thatsächlich durch die äusserst geringe Benutzung des vortrefflich eingerichteten, öffentlichen Schlachthauses zu Islington, obgleich die dafür zu zahlenden Gebühren nicht hoch s i n d i h r e Abneigung, sich anderer, als Privatschlachthäuser zu bedienen. Da diese Angelegenheit, wir meinen die Frage der öffentlichen Schlachthäuser, auch in den grösseren Städten Deutschlands das allgemeine Interesse erregt, so möge auf dieselbe hier noch mit einigen Bemerkungen eingegangen und namentlich die von den Londoner Schlächtern gegen dergleichen Institute vorgebrachten Gründe angeführt werden. Diese behaupten nämlich, dass durch die Beseitigung der Privatschlachthäuser ihnen wesentliche Nachtheile zugefügt werden würden. Das Schlachten des Viehes, welches sie in ihren Privatschlachthäusern durch ihre eigenen Leute ohne besondere Kosten vornehmen lassen, würde durch öffentliches Schlachten vertheuert werden, wozu noch die nicht unbedeutenden Kosten kämen, die für das Fuhrwerk zum Abholen des in dem öffentlichen Schlachthause geschlachteten Viehes gerechnet werden müssten. Noch schwerer aber als dieses falle in die Wagschale, dass für Jeden das Schlachten des 1) Die Kosten des Schlachtens in dem für Rechnung der City geführten Schlachthauses, wozu die Leute von diesem selbst gestellt werden, sind folgende: Für ein Stück Grossvieh . . . 4s. (IThlr. 10 Sgr.) Für ein Schaf oder Schwein . . 1 s. (10 Sgr.) Für ein Kalb 21/,, s. (25 Sgr.)

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Viehes durch seine eigenen Leute sauberer und besser ausgeführt werde, was namentlich für die sichere Ausnutzung der Abfälle von besonderer Wichtigkeit sei. Ausserdem habe man es, da der Fleischbedarf j e nach der Witterung und anderen Umständen ziemlich wechsele, nur bei der Benutzung eigener Schlachthäuser ganz in der Hand, das Schlachten zur augenblicklichen Befriedidigung des jedesmaligen Bedürfnisses sofort schnell auszuführen. Auf diese Weise allein lasse sich stets frische, gute Waare liefern, während im andern Falle das Fleisch, zumal bei lieisser Witterung, sehr leiden, zum Theil sog a r in Verderbniss übergehen würde und somit Nachtheile sei es für Käufer, sei es für Verkäufer, sei es für Beide in Aussicht ständen. Endlich aber sei man nur in den Privatschlachthäusern, wo das Schlachten unter persönlicher Controle stattfinde , gegen D i e b s t a h l , namentlich gegen Entwendungen von T a l g , dessen Menge bei den einzelnen Thieren bekanntlich so sehr schwanke, geschützt. Man kann von einzelnen Schlächtern, wie diess aus persönlicher Erfahrung versichert werden kann, die Behauptung hören, dass, alle diese Nachtheile zusammengenommen, der Verlust beim Schlachten in öffentlichen Schlachthäusern beim Grossvieh auf 30 s. (oder 10 Thlr.) und beim Kleinvieh auf 3 s (1 Thlr.) fürs Stück angeschlagen sei. Sollten wirklich diese Nachtheile so erheblich sein, so würde allerdings, wie eine einfache Rechnung ergiebt, der jährliche Verlust bei der ausserordentlichen Menge des in London gebrauchten Schlachtviehes eine ganz enorme Höhe erreichen. Folgender Ueberschlag ergiebt diess: Nehmen wir die Zahl des wöchentlich in London zur Schlachtbank gebrachten Viehes nur zu 6000 Stück Grossvieh und 30,000 Stück Kleinvieh an, so würde der Ausfall nach obigen Sätzen wöchentlich 13,f)00 mithin jährlich 702,000 oder nach unserm Gelde in runder Summe 4 Millionen 700,000 Thlr. betragen. Diese Summe nun, um welche durch das Schlachten in öffentlichen, statt in den bis jetzt gebräuchlichen Privat-Schlachthäusern das Fleisch höher zu stehen käme, würde als Vertheue-

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rung desselben von dem eonsumirenden Publikum zu zahlen sein: ein Umstand, welcher gar sehr der E r w ä g u n g werth erscheint und ohne den sich der energische Widerstand, welchen das ganze Schlächtergewerbe Londons gegen die Einführung öffentlicher Schlachthäuser leistet, in der That nicht erklären liesse. So bildet denn die Errichtung derLetztern nur noch eine offene F r a g e , auf deren nähere Erörterung wir hier nicht eingehen wollen, indem wir uns nur auf die B e m e r k u n g beschränken, dass für deren Einführung wenigstens in grossen Städten immerhin Gründe genug sprechen, wie wir sie denn schon hie und da angeführt finden. W a s aber London betrifft, so ist es freilich wahr, dass die Aufhebung der l'rivatschlachthäuser eine gewaltige Veränderung der dort bestehenden Verhältnisse zur F o l g e haben müsste, was denn wiederum nicht ohne manche Schwierigkeiten, Umstände und Verluste würde abgehen können. Insbesondere würden die Kleinschlächter bei ihrem sehr wechselnden Fleischbedarf für den Detailverkauf dabei leiden, die Grossschlächter dagegen, welche die ganzen ausgeschlachteten Thiere auf den Fleischmärkten oder direct von ihrem Hause aus verkaufen, viel weniger davon betroffen werden. Nichtsdestoweniger ist der Plan zur Errichtung öffentlicher Schlachtanstalten auch für London neuerdings wieder in E r w ä g u n g gezogen und sind die dagegen gemachten triftigen Einwendungen keineswegs aufgegeben. E s versteht sich, dass bei der ausserordentlichen Ausdehnung der Stadt die Vertheilung der Schlachthäuser an verschiedenen Stellen ein unabweisbares Erforderniss wäre und dass solche in verschiedene Vorstädte verlegt werden müssten. Um aber überhaupt zur Ausführung schreiten zu können, wäre es vorher nöthig, die Grossschlächter im allgemeinen Interesse zum A u f g e b e n ihrer Privatschlächtereien zu bestimmen, was eben bisher noch nicht hat erzielt werden können.

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IV.

Die Fleischmärkte Londons.

Neben dem oben geschilderten grossen Viehmarkte bestehen in London drei, sämmtlich in der City gelegene Fleischmärkte, nach den G e g e n d e n , wo sie liegen, Newgate, Leadenhall und Whitechapel genannt. Von diesen ist der zuerst genannte der bei weitem bedeutendste, indem er stärkern V e r k e h r darbietet, als die beiden andern zusammengenommen. Da die Einrichtungen dieser Fleischmärkte in London von den in unsern grossen Städten befindlichen in mancher Hinsicht wesentlich verschieden sind, ist derselben hier zu gedenken, um so mehr, als die nähere Kenntniss für etwaige Fleischsendungen, welche vom Auslande geschehen, von nicht geringer W i c h tigkeit ist. Mit Ausnahme der Sonn- und Festtage werden die Fleischmärkte in London täglich abgehalten, wobei sie unter der regelmässigen strengen Controle von Marktinspcctoren stehen. Diese haben die Pflicht, zum Schutze des Publikums die gute Beschaffenheit des feilgebotenen Fleischcs zu prüfen und alles in F o l g e mangelhafter Verpackung, schlechter A u f b e w a h r u n g oder sonstwie verdorbene Fleisch sofort zu confisciren. Ein Detailverkauf findet auf den Märkten nicht statt; vielmehr werden die ausgeschlachteten Thiere (carcases) nur entweder ganz oder in Viertel zerthcilt abgegeben. Die V e r s o r g u n g des Marktes geschieht vorzugsweise durch die Grossschlächter, welche sich eben, wie schon oben bemerkt wurde, auf den Ausverkauf des Fleisches in detail nicht einlassen; dazu kommen aber noch bedeutende Fleischsendungen von ausserhalb. Ist auf diese W e i s e der Einzelverkauf von den Fleischmärkten ausgeschlossen, so versteht es sich, dass die K u n d e n und A b n e h m e r auf denselben die Kleinschlächter sind, die selbst nur eine sehr geringe Zahl Vieh schlachten, ferner die Fleischhändler, die den Bedarf

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für ihre Verkaufsläden, ohne selbst zu schlachten, dort ankaufen und endlich die oben erwähnten Fleischlieferanten. Ausser diesen Klassen von Londoner Käufern beziehen Schwester- und Provinzialstädte theilweise noch ihren Bedarf an Fleisch von den genannten drei grossen Märkten der Hauptstadt. Kein W u n d e r daher, dass der Verkehr auf denselben ein ganz ausserordentlicher ist, wie schon aus dem Umstände hervorgeht, dass mehr als drei Viertel des ganzeil Londoner Fleischbedarfs dort zum Verkauf gebracht wird. Hinsichtlich dieses Verkaufs nun besteht die eigenthümliche Einrichtung, dass derselbe fast ausschliesslich durch Commissionäre, sogenannte dead meat sales men, vermittelt wird. Selbst von den Grossschlächtern Londons haben nur einige ihren eigenen Verkaufsladen auf dem Markte; die meisten ziehen es v o r , das Fleisch durch die Commissionäre (Salesmen) zum Verkauf zu bringen. In deren Händen liegt somit das ganze Verkaufsgeschäft und zwar wird es so betrieben, dass die Salesmen Verkaufsstände auf dem Markte innehaben, welche sie von der City miethen. Der Miethpreis für diese ist auf den einzelnen Märkten verschieden, er beträgt in Newgate 30 s.; inLeadenhall dagegen nur 12—15 s. Ausserdem ist die City berechtigt, für das zum Verkauf gebrachte Fleisch eine Marktgebühr zu erheben, welche nach den gesetzlichen Bestimmungen englischen Pfennig (gleich2 1 / 2 Pfennig Preuss.) für je 21 & Fleisch beträgt. Hat man bisher davon Abstand genommen, diese letztere Abgabe zu erheben, so wird doch beabsichtigt, dazu zu schreiten, so bald die Einrichtung eines neuen grossen Fleischmarktes, welche im W e r k e ist, erfolgt sein wird. Die Salesmen erhalten für die Vermittelung des Fleischverkaufs bestimmte Commissionsgebühren, nämlich 1 d. (10 Pf. Preuss.) auf den Stein von 8 Pfund, wofür sie jedoch alle sonstigen Ausgaben als Standgeld u.s.w. tragen müssen. Bei dieser Art und Weise des Verkaufs wird nun in der That ein grosses Vertrauen in die Redlichkeit der Commissionäre gesetzt, zumal bei den jetzigen 2

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Einrichtungen eine irgendwie zuverlässige Controle nicht zu ermöglichen ist. Einerseits nämlich wird in den Seitens der Salesmen über den Erlös aufgestellten Berechnungen der Name des Käufers nicht vermerkt; andrerseits lässt sich aber auch aus den täglich veröffentlichten Notirungen über die Fleischpreise kein zuverlässiges Urtheil über die Richtigkeit der gemachten Geldberechnung gewinnen. Denn indem die Angaben der Fleischpreise je nach der Qualität der Waare fast um das Doppelte schwanken, bieten auch sie nicht den gehörigen Anhalt. Dazu kommt noch, dass die Ermittlung der Fleischpreise zwar durch den Mark tvor steher, aber ausschliesslich nach den Angaben der Commissionäre geschieht, in deren Interesse es natürlich liegt, die Preise möglichst niedrig anzugeben. Man rühmt im Allgemeinen die Redlichkeit der Salesmen und glaubt sich auf sie verlassen zu dürfen, da es ihnen daran liegen müsse, durch reelle Bedienung sich die Kundschaft zu erhalten. Auch erblickt man gerade in der erheblichen Ooncurrenz der Salesmen den hauptsächlichsten Schutz gegen Uebervortheilung. Uebrigens wird die Misslichkeit dieser Verkaufsart von den Betheiligten sehr wohl gefühlt, wesshalb man auch verschiedene Schutzmassregeln in Vorschlag gebracht hat. Zunächst dringt man darauf, dass in den Geldberechnungen die Namen der Käufer bemerkt werden. F e r n e r wünscht man, dass die täglichen Preisnotirungen von einer gemischten Commission aufgenommen werden, die ausser von Commissionären auch aus Käufern unter dem Vorsitze des Marktvorstandes gebildet wird. Die Durchführung solcher oder ähnlicher Massregeln dürfte namentlich im Interesse derer sein, die vom Auslande her Fleischsendungen nach London vornehmen: ein Punkt, auf den wir wegen seiner besondern Wichtigkeit später zurückzukommen gedenken. Obgleich das eigentliche Geschäft der Salesmen nur in dem Verkaufe des ausgeschlachteten Fleisches besteht, so übernehmen dieselben doch auch ausnahmsweise ihnen direct zugesandtes lebendes Vieh, um es in London nach

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Bedürfniss schlachten zu lassen und dann ausgeschlachtet auf den Märkten zu verkaufen. Es geschieht dies jedoch nur in der heissen Jahreszeit, wenn Gefahr vorhanden ist, dass das aus weiter Entfernung nach London gesandte Fleisch einer Yerderbniss unterliegen könnte. Da die Entfernung der drei Fleischmärkte von einander nicht eben gross ist, so kann es nicht Wunder nehmen, dass sich die Fleischpreise, zu deren näherer Besprechung wir in einem der nächsten Abschnitte übergehen werden, auf allen dreien immer ziemlich gleich stellen. Wird z. B. eines Tages auf dem Newgate Market eine ausserordentlich grosse Menge Fleisch feilgeboten und droht der Preis dadurch gedrückt zu werden, so kommt dies bald zur Kenntniss der Käufer auf den andern Märkten, die sich dann beeilen, an den Vortheilen des dortigen starken Angebotes Theil zu nehmen und sofort durch die stärkere Nachfrage eine Ausgleichung der Preise wiederum herbeiführen. Trotz des ansehnlichen Umfanges der jetzt in London bestehenden drei Fleischmärkte und der ausgezeichneten Ordnung, welche auf ihnen herrscht, sind dieselben für den ausserordentlich gesteigerten Verkehr und Bedarf der Hauptstadt nicht mehr ausreichend. Man hatte deshalb schon seit mehreren Jahren auf eine Erweiterung derselben oder auf zweckmässigen Ersatz Bedacht genommen. In letzterer Beziehung wurde von allen Betheiligten der dringende Wunsch ausgedrückt, zur Erleichterung des Geschäftsverkehrs wie für das lebende Vieh so auch für das Fleisch e i n e n grossen Markt zu errichten, der für diesen Zweck alle die Vortheile gewähren könnte, welche der Metropolitan Cattle Market für den Viehverkauf darbietet. Es ward zu diesem Ende der früher als Viehmarkt benutzte, in der City gelegene Smitlifield Market in Vorschlag gebracht. Da derselbe allen Anforderungen, die gestellt werden konnten, entsprach, hat im vorigen J a h r e die Corporation der City den Entschluss gefasst, auf ihm einen allgemeinen Fleischmarkt zu errichten, und sind die zu dessen Ausführung nüthi-

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gen Vorarbeiten bereits so weit gefördert, dass die Eröffnung desselben im Sommer 1868 erfolgen wird. Zur Erleichterung des in Aussicht stehenden grossartigen Verkehrs wird in unmittelbarer Nähe des Smithfield Marktes eine Station der unterirdischen Eisenbahn, die zugleich mit dem Viehmarkt in Islington in directer Verbindung steht, eingerichtet werden. So wird denn nach Ausführung dieses Unternehmens London gleich seinem Weltviehmarkt auch einen Weltfleischmarkt besitzen.

V.

Die Versorgung Londons mit Fleischsendungen von Aussen.

Da London während einer kurzen Periode, wo der Rinderpest wegen der Transport lebenden Viehes auf Landstrassen und Eisenbahnen untersagt war, mit ausgeschlachtetem Fleisch leicht und reichlich versorgt worden war, so wurde die schon früher angeregte F r a g e von Neuem aufgeworfen, ob die Stadt nicht überhaupt ausschliesslich mit auf dem Lande geschlachtetem Vieh versehen und der Viehmarkt somit ganz aufgegeben werden könne. W e n n dieser wegfiele, so argumentirte man, würden die Verbreitung ansteckender Krankheiten und sonstige Nachtheile, als namentlich die durch das Viehtreiben auf den Strassen herbeigeführten Störungen des Verkehrs, ferner der nachtheilige Einfluss der zahlreichen Privatschlächtereien auf den Gesundheitszustand der Stadt und andere Gefahren, die aus dem Zusammenhäufen grosser Viehmassen entspringen, gänzlich vermieden werden. J a , man behauptete, dass das auf dem Lande — an Ort und Stellt — geschlachtete Vieh wenn auch nicht immer schön aussehendes, doch im Grunde besseres und jedenfalls haltbareres Fleisch liefere, als dasjenige, wel-

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gen Vorarbeiten bereits so weit gefördert, dass die Eröffnung desselben im Sommer 1868 erfolgen wird. Zur Erleichterung des in Aussicht stehenden grossartigen Verkehrs wird in unmittelbarer Nähe des Smithfield Marktes eine Station der unterirdischen Eisenbahn, die zugleich mit dem Viehmarkt in Islington in directer Verbindung steht, eingerichtet werden. So wird denn nach Ausführung dieses Unternehmens London gleich seinem Weltviehmarkt auch einen Weltfleischmarkt besitzen.

V.

Die Versorgung Londons mit Fleischsendungen von Aussen.

Da London während einer kurzen Periode, wo der Rinderpest wegen der Transport lebenden Viehes auf Landstrassen und Eisenbahnen untersagt war, mit ausgeschlachtetem Fleisch leicht und reichlich versorgt worden war, so wurde die schon früher angeregte F r a g e von Neuem aufgeworfen, ob die Stadt nicht überhaupt ausschliesslich mit auf dem Lande geschlachtetem Vieh versehen und der Viehmarkt somit ganz aufgegeben werden könne. W e n n dieser wegfiele, so argumentirte man, würden die Verbreitung ansteckender Krankheiten und sonstige Nachtheile, als namentlich die durch das Viehtreiben auf den Strassen herbeigeführten Störungen des Verkehrs, ferner der nachtheilige Einfluss der zahlreichen Privatschlächtereien auf den Gesundheitszustand der Stadt und andere Gefahren, die aus dem Zusammenhäufen grosser Viehmassen entspringen, gänzlich vermieden werden. J a , man behauptete, dass das auf dem Lande — an Ort und Stellt — geschlachtete Vieh wenn auch nicht immer schön aussehendes, doch im Grunde besseres und jedenfalls haltbareres Fleisch liefere, als dasjenige, wel-

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ches man von den in der Stadt geschlachten Thieren erhalte '). Gegen die Aufhebung des Viehmarktes lassen sich indessen sehr gewichtige Gründe geltend inachen, deren Ausdruck wir auch schon in der Thatsache finden, dass Rindfleisch und Hammelfleisch von Thieren, die in Schottland, Nord-England u. s. w. geschlachtet sind, stets 2 englische Pfennige auf den Stein weniger bringen, als Fleisch, das von in London geschlachtetem Vieh kommt — ein Preisunterschied, der auf den ganzen Ochsen 1 5 1856 1857 1858 1859 18G0 1861 1862 1863 1864 1865

263,394 251,931 258,465 255,854 264,764 262,578 266,041 265,754 282,503 294,409 315,873 313,264

24,853 23,420 20,395 23,426 24,164 19,558 23,038 19,001 20,838 25,271 27,902 33,711

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1

, !. :, i!

Schafe und [ Schweine Lämmer.

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1,498.525 1,423,418 1,335,474 1,238,204 1,335,597 1,462,036 1,424,770 1,378,910 1,391,343 1,389,142 1,392,144 1,514,926

1

34,280 38,940 34,077 28,232 32,646 30,999 29,671 36,068 35,627 33,985 36,985 32,179

I n d i e s e r T a b e l l e sind e i n e r s e i t s O c h s e n u n d K ü h e , anderseits S c h a f e und L ä m m e r z u s a m m e n g e f a s s t , w o b e i zu b e m e r k e n , dass d i e Z a h l der K ü h e e i n e ä u s s e r s t g e r i n g e ist u n d h a u p t s ä c h l i c h aus T h i e r e n b e s t e h t , w e l c h e g ü s t g e b l i e b e n auf d e n M a r s c h e n f e t t g e w e i d e t sind, dass d a g e g e n d i e Z a h l d e r L ä m m e r z i e m l i c h b e t r ä c h t l i c h ist u n d sich v o n J a h r zu J a h r v e r m e h r t hat. W i e n i c h t a n d e r s zu e r w a r t e n , sind d i e V i e h s e n d u n g e n n i c h t g l e i c h m ä s s i g stark in d e n e i n z e l n e n M o n a t e n . U m d i e S c h w a n k u n g e n in d i e s e r H i n s i c h t e r k e n n b a r zu m a c h e n , f ü h r e n w i r b e i s p i e l s w e i s e die m o n a t l i c h e n S e n d u n g e n d e s J a h r e s 1 8 6 5 an ( V g l . E n g l a n d s H a n d e l v o n H a r g r e a v e s . 1866. p. 15). Monat.

,. Ochsen und Kühe.

Januar.... 1 20,669 Ü Februar. . . 21,158 ; März 22,400 April 19,670 Mai 23,030 Juni 24,050 ' Juli 26,010 August . . . 29,600 September. 27,040 1 October. . . 30,332 November. 37,115 ! December . 32,190 i Summe , 313,264 Ii

Kälber. 1.095 1.196 1,142 1,279 3,199 4,278 5,757 3,828 3,324 2,932 2,858 2,823 33,711

Schafe und,, Schweine. ;j Lämmer. !i 73,714 " 66,590 86,752 91,850 129,140 165,720 : 149,960 ' 147,520 151,440 ! ' 157,840 167,230 | 126,170 jj 1,514,926 U

'

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2,370 2,714 3,015 2,602 2,117 3,210 2,480 2,175 3,287 2,478 2,811 2,920 32,179

40

'

Nicht blos die g e w a l t i g e Zahl der zum V e r k a u f a u s g e s t e l l t e n T h i e r e , welche die T a b e l l e ergiebt, macht auf die B e s u c h e r d e s L o n d o n e r V i e h m a r k t e s einen g r o s sen E i n d r u c k , s o n d e r n auch die bunte M a n n i g f a l t i g k e i t d e r s e l b e n , da aus den verschiedensten L ä n d e r n des Continents V i e h s e n d u n g e n nach der e n g l i s c h e n Metropole gehen. S o findet man auf dem M a r k t e in I s l i n g t o n nicht nur die verschiedenen V i e h r a c c n G r o s s b r i t a n n i e n s reichlich vertreten, s o n d e r n auch viele des A u s l a n d e s , da auch dies ein b e d e u t e n d e s C o n t i n g e n t zu den L o n d o n e r S c h l a c h t b ä n k e n stellt. Mit R e c h t kann man daher den L o n d o n e r V i e h m a r k t als einen W e l t m a r k t bezeichnen, w e l c h e r g e r a d e d u r c h die reiche Z u s a m m e n s t e l l u n g und bunte F ü l l e der verschiedensten e n g l i s c h e n und continentalen V i e h r a c e n , die auf ihm vertreten sind, ein weitschieht i g e s , interessantes Material zum S t u d i u m der V i e h z u c h t darbietet. G e w a l t i g täuschen w ü r d e man sich a b e r , wenn man etwa g l a u b e n wollte, es wären daselbst nur Musters t ü c k e der einzelnen V i e h g a t t u n g e n anzutreffen. Der V i e h m a r k t gleicht vielmehr einer bunten K a r t e , w o neben dem V o r z ü g l i c h s t e n , was die e n g l i s c h e Viehzucht zu leisten v e r m a g , reichlich auch die Mittelsorte, ja selbt die g e r i n g e r e und g e r i n g s t e W a a r e vertreten ist. G e r a d e durch d i e s e M a n n i g f a l t i g k e i t und V e r s c h i e d e n h e i t in der G ü t e des zum V e r k a u f gestellten V i e h e s leistet d e r Markt, was er s o l l : er dient den a l l e r v e r s c h i e d e n s t c n B e d ü r f n i s sen der H a u p t s t a d t , die die g r ö s s t e n G e g e n s ä t z e des R c i c h t h u m s und der D ü r f t i g k e i t u m f a s s t . D i e T h e i l n a h m e des A u s l a n d e s an den Vortheilen des L o n d o n e r V i e h m a r k t e s datirt von nicht l a n g e her, hat a b e r , n a c h d e m seit der A b s c h a f f u n g der englischen Zölle auf f r e m d e s V i e h und a n d e r e l a n d w i r t s c h a f t l i c h e E r z e u g n i s s e (1842 u. 1846) einmal die B a h n g e b r o c h e n war, in s t a r k e r P r o g r e s s i o n z u g e n o m m e n . N o c h bis zum J a h r e 1842 bestand die E i n f u h r des f r e m d e n V i e h e s nur aus w e n i g e n S t ü c k e n : dann aber fand b a l d ein lebhafter A u f s c h w u n g statt, der seitdem sich nicht nur erhalten hat, sondern noch i m m e r im W a c h s e n b e g r i f f e n ist. V o n wel-

41 eher hohen Bedeutung wärtig

der

englische V i e h m a r k t

b e r e i t s f ü r das A u s l a n d g e w o r d e n

ist,

f o l g e n d e n statistischen E r m i t t l u n g e n , w e l c h e T a b e l l e zusammengestellt

geben

lichen Berichten entnommen lässigkeit Anspruch machen t , im Jahre 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 Aus

,

2,096 745 2,434 8,193 18,574 28.119 27,259 28,891 35.934 52,530 05,596 94,548 88,208 73,750 61,862 65,698 62,016 63,201 77.010 81,194 68,818 109,653 179,507 227,528

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j.

und w e l c h e , da sie amtEs wurden

55 22 29 382 1,296 7,724 10,813 10,195 14,406 18,771 25,048 30,705 26.130 23,777 21,444 27,315 26,983 22,383 27,559 25,902 29,069 41,245 52,226 55,743

!

eingeführt:

Schafe und j ^mmer

, ¡Schweine

323 110 1,411 10,984 56,629 115,964 104.819 115,093 126,813 203,024 230,476 259,420 183,436 162,642 145,059 177,207 184,482 250,580 320,219 312,923 299,472 430,788 496,243 914,170

205 183 139 549 1,669 959 792 1,747 5,573 7,476 10,524 12,757 11,077 12,171 9,916 10,678 11,565 11,084 24,452 30,308 18,162 27,137 85,362 132,943

Zusammenstellung

d e u t l i c h das A n s c h w e l l e n d e r

1

:

ergiebt

sionen n a m e n t l i c h seit d e n l e t z t e n v i e r J a h r e n

recht

in d e n d r e i l e t z t e n J a h r e n sich

ganz

e r h e b l i c h s t e n sind

Z u s e n d u n g e n an R i n d v i e h und S c h a f e n , w e l c h e ist

sich

Vieheinfuhr, deren Dimen-

serordentliche g e w o r d e n sind. A m

Bedeutend niedriger

die

in e i n e r

sind, auf v o l l s t ä n d i g e Z u v e r -

,r.,, Kalber.

Ochsen und Kühe

gegen-

zeigen

ausdie

besonders

enorm gesteigert

haben.

d i e Z a h l d e r nach d e m

Markte

1) Von jedem eingeführten fremden Stück Vieh wird nämlich ein kleiner Betrag, sog. Clarirungskosten, erhoben, wodurch eine sehr genaue Controle der Einfuhr sich ergiebt.

42

eingeführten K ä l b e r und Schweine, ein Umstand, aus dem leicht auf einen verhältnissmässig sehr g e r i n g e m V e r brauch von Kalb- und Schweinefleisch geschlossen w e r d e n könnte. D i e s ist jedoch nicht zutreffend, wenn auch der E n g l ä n d e r auf den G e n u s s des Rind- und Hammelfleisches den H a u p t w e r t h legt. Die Z u s e n d u n g e n von Kälbern und S c h w e i n e n erhalten nämlich die S c h l ä c h t e r Londons hauptsächlich direct, theils in lebenden, theils in ausgeschlachteten Thieren, wobei wir beispielsweise an den bereits oben e r w ä h n t e n bedeutenden I m p o r t an Schweinefleisch durch die Schlächtereien K o o p m a n n und Bollheimer zu H a m b u r g erinnern. Selbst die in der Tabelle a n g e f ü h r t e Zahl von Kälbern und S c h w e i n e n kam nur theilweise auf den Markt, während ein a n d e r e r T h e i l direct an den F l e i s c h e r a b g e l i e f e r t wurde. Auf den Verbrauch an Schweinefleisch hat allerdings die T r i c h i n e n furcht v o r ü b e r g e h e n d eingewirkt. Vergleicht man die Tabellen des gesaminten jährlich zum L o n d o n e r Markte g e b r a c h t e n Viehes und des vom A u s l a n d e allein dorthin e i n g e f ü h r t e n , so ergiebt sich, dass schon zu A n f a n g der f ü n f z i g e r J a h r e u n g e f ä h r der vierte Theil des Schlachtviehbedarfs der englischen Metropole durch die V i e h e i n f u h r aus der F r e m d e g e d e c k t wurde, ein'Verhältniss, das sich allmählig, wie die vorstehenden Zahlen ausweisen, bedeutend zu Gunsten des Auslandes geändert hat. E s giebt S a c h k u n d i g e , w e l c h e behaupten, dass das in den letzten zwei J a h r e n auf den Markt zu Islington gebrachte lind verkaufte Vieh zu zwei Dritteln aus f r e m d e r E i n f u h r bestanden habe. B e d e n k t man nun ferner, dass diese sich keineswegs auf L o n d o n allein beschränkt, sondern dass auch andere englische S t ä d t e , d a r u n t e r manche von bedeutendem U m f a n g e , wie Newcastle, IIulI, L i v e r p o o l , Manchester, Birmingham und andere, r e g e l mässige Z u s e n d u n g e n von f r e m d e m Vieh erhalten, so tritt die B e d e u t u n g d e r V i e h e i n f u h r vom Continent erst ins rechte Licht. Nach den E r f a h r u n g e n der letzten J a h r e kann man es als eine unbestreitbare Thatsache betrachten, dass E n g l a n d trotz seiner gehobenen u n d vormehrten

43 Viehzucht

dieser

bedarf, j a

dass dieselben bei

Zusendungen

vom

dein

Auslände

schnellen

dauernd

Anwachsen

d e r industriellen B e v ö l k e r u n g Grossbritanniens

zur D e k -

k u n g des n ö t h i g e n F l e i s c h b e d a r f s noch i m m e r m e h r s t e i gen

werden. Um

zu

beurthcilen, w e l c h e L ä n d e r

an

der b e d e u -

t e n d e n V i e h e i n f u h r n a c h L o n d o n theilnehmen, können A n h a l t s p u n k t zunächst die H a f e n p l ä t z e in's A u g e werden, Nach schaft

aus

welchen

dein im J o u r n a l von

die

Vichzusendungen

als

gefasst

geschehen.

der kgl. Landwirthschafts-Gesell-

E n g l a n d (vol. V . p a r t I V . p. 3 6 6 )

veröffent-

lichten letzten B e r i c h t e vom 1. J u l i 1 8 6 5 fand eine Viehausfuhr aus f o l g e n d e n H ä f e n und in n a c h s t e h e n d e n lenverhältnissen

Hafenplatz. Aalborg Aarhuus Amsterdam Antwerpen Boulogne Bremen Cadiz Calais Carril Copenhagen Coruna Dordrecht Dünkirchen Gibraltar Glückstadt Gothenburg Hamburg Harburg Harlingen Havre Medemblik Neudieppe Oporto Ostende llotterdam Tönningen Vigo

.

Zah-

statt:

Land. Dänemark dito Holland Belgien Frankreich Deutschland Spanien Frankreich Spanien Dänemark Spanien Holland Frankreich Spanien Deutschland Schweden Deutschland dito Holland Frankreich Holland Frankreich Portugal Belgien Holland Deutschland Spanien

Kälber. 1,160 562 418 535 2,407 5,784 1,035 78 100 20 429 2,349 609 605 23 128 5,142 150 19,065 1 2,393 249 952 1,631 41,149 28,898 1,031

i —

82 1,548 175 1

j,

S c h w e i n , —





44

1,475 32 5,963 6,949





149

1,529









1,032 13,594 — —

2,930 —

— —

70 157 —

i

2,660 228 258

30,629 2,140

16 44

:



20 6,136



659 4 64,385 1,522 33,076



!: :

22,007 5,412



-—

8,042 418 10,555





1,040 20,131 3 —



6,758 143,741 32,385 —



4 8 •



988 19,614 — —

44

D e m n a c h sind die Haupthafenplätze des Continents für die V i e h e i n f u h r I M C I I E n g l a n d D o r d r e c h t , H a m b u r g , H a r l i n g e n , M e d e m b l i k , R o t t e r d a m und T ö n n i n g e n , wobei zu b e m e r k e n ist, dass seit dem A u s b r u c h e der R i n d e r p e s t d e r j e n i g e V i e h e x p o r t aus D e u t s c h l a n d , w e l c h e r über Rotterdam zu g e h e n pflegte, sich t h e i l w e i s e nach A n t w e r p e n , theils nach G e e s t e m ü n d e g e w a n d t hat. H a n d e l t e es sich nun für die v o r l i e g e n d e n U n t e r s u c h u n g e n g a n z b e s o n d e r s d a r u m , festzustellen, w e l c h e r A n t h e i l an der g e s a m m t e n Viehausfuhr auf die einzelnen L ä n d e r und L a n d s c h a f t e n k o m m e , so k o n n t e leider trotz a l l e r B e m ü h u n g e n eine v o l l k o m m e n e s i c h e r e A u s k u n f t über diesen w i c h t i g e n P u n k t deshalb nicht erlangt w e r d e n , weil das von den I l a f e n p l ä t z e n eines L a n d e s e x p o r t i r t e V i e h als ausschliesslich aus diesem L a n d e stammend b e z e i c h n e t zu w e r den pflegt. A b e r diese B e z e i c h n u n g der H e r k u n f t des V i e h e s nach den Hafenplätzen ist nur bei einzelnen L ä n dern, nicht ü b e r a l l , zutreffend. S o wird z. B . das aus O p o r t o e x p o r t i r t e Vieh ausschliesslich p o r t u g i e s i s c h e s sein, und das aus G o t h e n b u r g verschiffte kann man unzweifelhaft als s c h w e d i s c h e n U r s p r u n g s b e t r a c h t e n ; anders verhält es sich d a g e g e n mit d e n j e n i g e n H e r d e n , die in den H ä f e n der Nord- und Ostsee zum E x p o r t k o m m e n . So b e s t e h t b e i s p i e l s w e i s e das von R o t t e r d a m verschiffte V i e l . , das man in E n g l a n d g e w ö h n l i c h als holländisches bezeichnet, k e i n e s w e g s aus diesem allein, sondern b e g r e i f t in sich auch viel deutsches, w e l c h e s aus den R h e i n g e g e n d e n und anderen L a n d s c h a f t e n D e u t s c h l a n d s ü b e r H o l l a n d ausgeführt wird. D a ein n ä h e r e r N a c h w e i s ü b e r die e i g e n t l i c h e H e r k u n f t des in E n g l a n d a n l a n g e n den f r e m d e n V i e h e s n i c h t v e r l a n g t wird, so muss man sich mit e i n z e l n e n N a c h r i c h t e n d a r ü b e r b e g n ü g e n , wie auch der V e r f a s s e r sich von L o n d o n e r V i e h h ä n d l e r n nur eine a l l g e m e i n e A u s k u n f t und f o l g e n d e A n g a b e n zu verschaffen wusste. D a s erste f r e m d e V i e h , welches im J a h r e 1 3 4 2 auf dem alten S m i t h f i e l d M a r k t e zum V e r k a u f kam, war von R o t t e r d a m a u s ' importirt worden. Z w e i J a h r e später, 1844, fand auch von H a r l i n g e n und

45

Amsterdam aus ein Viehimport nach London statt, der seitdem sich immer mehr gesteigert hat. Im J a h r e darauf (1845) begann der Viehexport von Hamburg und 184G der von T ö n n i n g e n . D e r erstere Hafenplatz hat im Laufe der J a h r e für die Ausfuhr aus Mecklenburg und Preussen besondere Bedeutung gewonnen, und namentlich ist der E x p o r t von Schafen aus verschiedenen Gegenden über Hamburg sehr umfangreich g e w o r d e n ; während von Tönningen aus nur die Verschiffung von schleswigholsteinischem V i e h stattfindet. Die Ausfuhr aus diesem letzteren Hafen hat sich dergestalt vermehrt, dass sie schon 1855 über 20,000 Stück betrug und jetzt in runder Zahl auf 40,000 Stück Grossvieh im J a h r e angenommen werden kann. Ende der vierziger J a h r e nahm auch der Viehimport nach England von B r a k e in Oldenburg seinen Anfang, den man jetzt auf 5 0 0 0 — 6 0 0 0 Stück jährlich veranschlagt. Die ersten Versuche der Viehausfuhr aus Spanien und Portugal wurden 1853 ausgeführt, sie hat sich in allmähliger Steigerung während der letzten J a h r e auf 8 0 0 0 — 10,000 S t ü c k erhöht. Von Dänemark erhielt der Londoner Markt schon zu Ende der fünfziger J a h r e , wenn auch in geringem Masse, Zusendungen, die jedoch wenig Anklang fanden und erst in der F o l g e wichtiger wurden; wenigstens der E x p o r t von Schafen in den letzten 3 — 4 J a h r e n ist ziemlich bedeutend geworden S o hat sich nach und nach die Zahl der Länder, welche sich an der Vieheinfuhr nach England betheiligen, immer mehr erweitert, wobei Belgien und namentlich F r a n k r e i c h sich neuerdings besonders hervorthun. Die wöchentlichen Zusendungen aus Frankreich werden auf c i r c a 5 0 0 0 S t ü c k geschätzt. Auch von Gothenburg in Schweden, das überhaupt in einem lebhaften V e r k e h r mit Grossbritannien steht, ist der Londoner Markt wiederholt mit Vieh beschickt worden, doch befriedigte dasselbe seiner geringen Qualität halber anfangs nur wenig und erst in neuerer Zeit findet es bessere Aufnahme. Von ganz untergeordneter Bedeutung sind die vereinzelten Viehzusendungen aus Norwegen g e blieben. Endlich sei noch erwähnt, dass auch der Ver-

46

/

such gemacht worden ist, über den atlantischen Ocean hinüber lebendes Vieh nach England zu senden, nämlich von Buenos-Ayres aus. Dieser mit einigen Stück Rindvieh angestellte Versuch ist aber gescheitert, da die Thiere welche auf der langen S e e r e i s e zu stark gelitten hatten, in g a r zu schlechtem Zustande in London anlangten. Man hat daher dergleichen S e n d u n g e n , vor der Hand wenigstens, gänzlich aufgegeben. Oben wurde die B e m e r k u n g gemacht, dass durch die A n g a b e der Häfen, aus welchen das Vieh verschifft wird, die Länder, denen das Vieh angehört, k e i n e s w e g s überall festgestellt werden können und dass diess insbesondere nicht bei den Häfen der Ost- und Nordsee möglich sei. Nun würde es aber g e r a d e bei dem aus Deutschland exportirten Vieh von besonderem Interesse sein, die Quote der Ausfuhr aus den einzelnen Gegenden und verschiedenen Ländern näher kennen zu lernen. Es darf hierbei zunächst im Allgemeinen als sicher angenommen werden, dass Schleswig-Holstein neben Holland die Hauptmasse des exportirten Viehes liefert, und demnächst Oldenburg, Mecklenburg, einzelne ältere Provinzen Preussens und Süddeutschland sich am meisten daran b e t e i l i g e n . So wurden beispielsweise von Viehhändlern aus Cöln und Mainz Mastochsen in ansehnlicher Zahl in Hessen, B a y e r n und W ü r t e m b e r g a u f g e k a u f t , um allwöchentlich in grossen Transporten über A n t w e r p e n oder Rotterdam — seit dem Ausbruche der Rinderpest statt über Rotterdam über Geestemünde und Antwerpen — nach London versandt zu werden. Anzuführen sind ferner die Zusendungen an Mastvieh, welche aus Oesterreich kommen. Ein grosser Viehhändler, Hirschler in W i e n , macht vom Herbste bis zum Februar Ankäufe von mageren Ochsen auf den g r o s s e m Märkten Oesterreichs für die Zuckerfabriken Böhmens und der Umgebung von W i e n und lässt sie 3—4 Monate auf Mästung stehen. Nachdem diese vollendet ist, übernimmt er das Vieh wiederum zum Export nach London. Die Ausfuhr desselben beginnt im F e bruar und dauert bis zum J u n i , während welchen Zeit-

47

raumes allwöchentlich Transporte von 100—150 Stück über Bremen-Geestemünde oder Hamburg nach London abgefertigt werden. Es versteht sich, dass einen so weiten Transport nur schweres Vieh lohnt; in den österreichischen Sendungen zeichnen sich besonders die steyerischen Ochsen aus, welche neben Thieren anderer Art, wie Tyroler und Ungarischer Race, vorkommen. Was den Viehexport aus Preussen betrifft, so liefern ausser Schleswig-Holstein die Provinzen Brandenburg und Sachsen das grösste Contingent, von wo die mit den Abfällen der Brennereien oder Zuckerfabriken gemästeten Ochsen zur Ausfuhr meist über Hamburg nach London gehen. Nennenswerth ist ferner die Ausfuhr aus Rheinland und Schlesien, geringer dagegen die aus Pommern, Posen und W e s t f a l e n , während Ost- und Westpreussen sich bisher in directen Sendungen seitens der Viehbesitzer fast noch gar nicht betheiligt haben '). Die Frage aber, ob und inwiefern ein directer Export des Mastviehes aus der Provinz Preussen nach London und eine Erweiterung desselben aus den anderen Provinzen des preussischen Staates empfehlenswerth erscheine, soll im letzten Abschnitte nach Besprechung der mit dem Viehtransport verbundenen Gefahren und Unkosten näher erörtert werden. W e n n bereits oben erwähnt worden ist, dass auf dem Londoner Markte Vieh von der allerverschiedensten Qualität, von der vorzüglichsten bis zur geringsten zu finden sei, so knüpft sich daran die F r a g e , wie nun die verschiedenen Zusendungen in dieser Hinsicht sich zu einander stellen, wie das einheimische englische Vieh sich zu dem fremden der Werthschätzung des Flei1) Nach einer dem Verfasser von einem befreundeten Gutsbesitzer Westpreussens gemachten Mittheilung haben vor einigen Jahren Viehhändler grössere Ankäufe von Ochsen in der Danziger Niederung gemacht und diese über Hamburg nach dem Londoner Markt versandt. Dem Vernehmen nach sollen solche Ankäufe in neuerer Zeit sich wiederholt haben.

48

'

sches

nach v e r h a l t e ,

welche Viehracen

insbesondere

meisten g e s c h ä t z t und am h ö c h s t e n b e z a h l t w e r d e n . rauf dient nun v o r

Allem

zur A n t w o r t ,

dass im

am Da-

Grossen

und G a n z e n das e n g l i s c h e und schottischc V i e h s e i n e r F r ü h r e i f e , s e i n e r g r o s s e n M a s t f ä h i g k e i t und seines v o r z ü g l i c h e n und w o h l s c h m e c k e n d e n F l e i s c h e s w e g e n v o r d e n Thieren

den V o r r a n g behauptet.

Zufuhr der verschiedenen

Aber

Racen

des in E n g l a n d

m i s c h e n V i e h e s ist nicht d i e s e l b e g e b l i e b e n , einer

im Journal

der

kgl.

nämlich

gebrachte Rindvieh,

das

nach

Landwirthschafts-Gesellschaft auf

1838 30,00 13,00 11,00 2,50 13,00 3,00 10,00 6,00 1,50

werthe

Veränderung

in:

1858 33,00 9,25 5,00 1,00 16,00 2,00 4,00 0,25 8,00 1,50 9,00 11,00

10,00

100,00

dieser Z a h l e n z e i g t eine in

Da-

Viehmarkt

Procenten berechnet,

100,00 Vergleich

ergiebt.

den L o n d o n e r

Shorthorns Herefords Devons Longhorns Englisch Crosses (Kreuzungen) . .' Highlanders Polled-Scots Ayrshires Scotsch Crosses Irish Crosses Welsh runts Irish Fremdes Vieh

Der

einhei-

w i e sich aus

von England mitgetheilten Zusammenstellung nach bestand

fremden

die S c h ä t z u n g und

der Beschickung

bemerkens-

des

Londoner

V i e h m a r k t e s d u r c h d i e v e r s c h i e d e n e n R a c e n , d i e in) L a u f e v o n z w a n z i g J a h r e n e i n g e t r e t e n ist. W ä h r e n d n ä m l i c h Shorthorns

u n d d i e K r e u z u n g e n mit d e n s e l b e n sich

m e h r t h a b e n , hat d i e Z a h l d e r H e r e f o r d s , D e v o n s ,

die ver-

Long-

h o r n s und d e r P o l l e d - S c o t s , d i e f r ü h e r e i n e n

bedeutenden

P r o c e n t s a t z a u s m a c h t e n , nicht u n b e d e u t e n d

abgenommen.

L e t z t e r e s g i l t auch v o n d e m R i n d v i e h aus W a l e s runts).

Dagegen

Kreuzungen

des

ergiebt

sie Ii

eine

(Welsh

starke Z u n a h m e

irischen L a n d s c h l a g e s

mit

an

Shorthorns.

49

Ausserdem wird gegen früher eine beträchtlichere Zahl des irischen, durch ein richtiges Züchtungsverfahren verbesserten Landviehs zum Londoner Markt gebracht. Beachtenswerth ist ferner die Abnahme der Zufuhr des Ayrshireviehs, welches sich weniger zur Mast eignet, als es als Milchvieh geschätzt wird. W e i t e r ist auffallend die Verminderung der zum Londoner Markt gebrachten Highlanders und Polled Scots, da diese Racen, was die Qualität des Fleisches anbetrifft, besonders das schwarze ungehörnte schottische Vieh (black polled Scots), zu den vorzüglichsten gerechnet werden. Es ist diess wohl hauptsächlich dem Umstände zuzuschreiben, dass diese Racen in der Frühreife und der grossen und schnellen Mastungsfähigkeit den Shorthorns nachstehen. Seit 1858 hat die Zahl der zum Londoner Markt gebrachten Shorthorns und der Kreuzungen noch zugenommen, so dass diese jetzt die Hauptmassen des Fleischbedarfs für die Metropole liefern, soweit dieser von inländischem Vieh gedeckt wird. Welche Fortschritte in der Zucht der Shorthorns und der Kreuzungen gemacht worden sind, zeigt der Vergleich des durchschnittlichen Schlächtergewichts mit dem anderer Racen, wie er in folgender Tabelle erscheint : Shorthorns Herefords . Devons . . . Longhorns Scots Welsh runts Crosses (Kreuzungen) von Shorthorns mit englischem und schottischem Vieh . . . Crosses (Kreuzungen) von Shorthorns mit irischem Vieil

1838 95 Stones a 8 U 90 85 85 90 87

1858 100 Stones a 8 ft 93

8' 83 90 87

90

98

80

92

1) Vgl. Journal of the Royal Agricultural Society of Kugland. Vol. XX. p. 475. 1

50

Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass die reinen Racen sich mit Ausnahme der Shorthorns im durchschnittlichen Schlächtergewicht während eines Zeitraums von zwanzig Jahren nur w e n i g verändert haben, w o g e g e n die Kreuzungen mit Shorthorns eine erhebliche Gewichtszunahme zeigen. A u c h hinsichtlich der Schafe hat auf dem Londoner Markte im Allgemeinen das einheimische V i e h den V o r zug vor dem vom Auslande eingeführten. Es ist diess einmal der Eigenthümlichkeit der englischen Schafracen zuzuschreiben, deren hervorragende Eigenschaften in der Frühreife und schnellen Mastungsfähigkeit bestehn, dann aber auch dem Umstände beizumessen, dass von den englischen Schafen nur junges, 1—2 Jahr altes V i e h zum Markte gebracht wird. Unter ihnen liefern nun die Southdowns das beste Fleisch, während die Hampshire- und Shropshire-Downs sowie die Cheviots von geringerm W e r t h e sind. V o n den grossen langwolligen Schafen werden die Leicesters, Cotswolds mid Lincolns am höchsten geschätzt. Besonderen W e r t h legt man ferner auf die Kreuzungen des Leicester- und Cheriotschafes, deren Züchtung in den Lothians von Schottland sehr verbreitet ist. Hinsichtlich des Preises dieser verschiedenen A r t e n ist zu bemerken, dass das Fleisch der Southdowns durchschnittlich um 1 d. (10 Pf.) auf das Pfund höher bezahlt wird, als das der grossen, langwolligen englischen Schafe. U e b e r die Veränderungen, welche in der Beschickung des Londoner Marktes von verschiedenen Schafracen im Laufe von 20 Jahren eingetreten sind, giebt die folgende Zusammenstellung in Procenten berechnet, nähere A u s kunft

1) Vgl. Journal of the Royal Agricultural Society Vol. X I X . p. 498. Vol. X X I V . p. 212.

of Engl.

51 Im J a h r e Lincolns Leicesters Southdowns 1 ITampshire-Downs . .J Crosses (Kreuzungen) . Gloucesters (Cotswolds) Kents Scotsch

1838 31,00 29,00

1858 27.00 25,00

12,00

10,00

14,00 0,00 5,00 2,50 1,50

15,25 8,00 5,00 1,00 3,00 5,75

F r e m d e s Vieh



100,00

100,00

Aus einer anderen Zusammenstellung vom J a h r e 18G2 mögen nur folgende Angaben hervorgehoben werden. Es betrug damals der Procentsatz der Li'neolnschafe nur noch 22,CO, der Leicesterschafe 22,50, dagegen war der Procentsatz der Kreuzungen auf 21,,00 gestiegen. Ebenso hatte die Zahl der Southdowns und Hampshire-Downs von 101 des J a h r e s 1858 sich um 5g vermehrt. Nach dieser Zusammenstellung sind auch die Kreuzungen sehr in Aufnahme gekommen, da sie sich durch schnelle Entwicklung und Mastungsfähigkeit besonders auszeichnen. Finden Vortheil solcher Kreuzungen bietet der Vergleich des Schlächtergewichts der verschiedenen Schafracen aus den Jahren 1838 und 1858 einen weiteren Beleg. Dasselbe stellt sich nämlich nach den in dem Journal der kgl. Landw.-Gesellsch. von England veröffentlichten Bericht ') nach Stones a 8 ft berechnet, wie folgt: Lincolns.. . Leicesters . Southdowns Gloucesters Kents Scotch . . . . -Trish Kreuzungen

1838 11 107, 10 11 11 67, 0 97,,

1858 12 117, 10 127, 11

7i 7 10 11

72

1) Journal of the Royal Agricultural Society of England. Vol. XX. p. 47fi.

52

Danach zeigen die K r e u z u n g e n , — w e n n man von den irischen S c h a f e n absieht, welche f r ü h e r ganz vernachlässigt waren, aber durch eine n e u e r d i n g s sich verbreitende richtige Z ü c h t u n g eine ausserordentliche Gewichtszunahme erlangten — die beträchtlichste Gewichtsvermehrung. W a s endlich die S c h w e i n e anbetrifft, so finden auf dem L o n d o n e r M a r k t e die kleineren Sorten mit einem durchschnittlichen G e w i c h t von 150 bis höchstens 200 8> u n d zwar namentlich die Berkshire- und Essex-Race, den besten Absatz. G e h e n wir nach diesen kurzen B e m e r k u n g e n über das auf dem L o n d o n e r Markte zum Verkauf g e b r a c h t e Vieh und dessen verschiedenen W e r t h nach Race u n d Mästung dazu über, das W e r t h v e r h ä l t n i s s des ausländischen Viehes zum englischen ins A u g e zu fassen, so tritt uns h i e r die erfreuliche E r s c h e i n u n g e n t g e g e n , dass d e r f r ü h e r wohlberechtigte P r e i s u n t e r s c h i e d zwischen beiden mit dem A u f s c h w ü n g e und den wesentlichen Fortschritten der continentalen Viehzucht immer mehr abnimmt. Hoffentlich wird derselbe in nicht allzu langer Zeit ganz u n d g a r v e r s c h w u n d e n sein. Dabei ist freilich mit in Anschlag zu b r i n g e n , dass der Absatz des Viehes vom Continent eine Reihe ~von J a h r e n mit verschiedenen Vorurtheilen der S ö h n e Albions zu k ä m p f e n hatte, die aber gleichfalls in A b n a h m e begriffen sind. G e g e n w ä r t i g findet man zwar immer noch, dass im grossen D u r c h s c h n i t t f ü r das englische Vieh vorzüglichster Z u c h t und Mästung ein etwas höh e r e r P r e i s bezahlt wird, als f ü r das beste ausländische, indessen ist dieses P l u s ein sehr g e r i n g e s und b e t r ä g t auf den Stein i 8 ® englisch höchstens 6 d. (5 Sgr.). I n einzelnen Fällen ist aber schon f ü r vorzügliche ausländische W a a r e derselbe Preis erzielt w o r d e n , als f ü r das beste englische Fleisch, wie denn der Preis ü b e r h a u p t w e n i g e r durch die Race des Viehes als durch dessen Qualität bestimmt wird. D i e mittleren ausländischen Sorten kommen f e r n e r mit den e n t s p r e c h e n d e n des englischen Viehes fast gleich zu stehen und was das f r e m d e

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Vieh geringer Qualität ¡inbelangt, so trifft man die eig e n t ü m l i c h e Erscheinung, dass dasselbe oft etwas höher bezahlt wird, als das englische gleicher Beschaffenheit, weil nämlich das fremde sich voller im Talg schlachten soll. Die Vieheinfuhr von der pyrenäischen Halbinsel, deren oben erwähnt worden ist, besteht ausschliesslich in Ochsen, welche anfänglich nur wenig Beifall fanden, weil sie meist zu alt zum Verkauf gestellt und dabei sehr starkknochig waren. Ausserdem sollten sie auch nicht genug Talg liefern. So kam es, dass sie trotz ihres bedeutenden lebenden Gewichtes verhältnissmässig niedrig bezahlt wurden. Jetzt hat sich dies Verhältniss sehr erheblich geändert. Man bringt von Spanien und Portugal jüngere Thiere zum Markte, die einen guten Preis erhalten '). Das aus Norwegen importirte Vieh hat seiner geringen Qualität wegen fast gar keinen Eingang gefunden. Aehnlich verhielt es sich früher mit dem aus Schweden eingeführten, während gegenwärtig dasselbe bessere Aufnahme findet und bei Verbesserung der Qualität grössere Zusendungen von dort zu erwarten sind. Bedeutender ist der Viehexport aus Dänemark sowohl an Rindvieh wie namentlich an Schafen geworden, indem besonders auf die Zucht der letzteren neuerdings viel Sorgfalt verwendet wird. Der grösste Theil des aus Dänemark gebrachten Viehes geht nach Schottland, auf den Londoner Markt dagegen verhältnissmässig nur weniges. Ein Theil dieser Schafe wird von den Farmern in den Lothians Schottlands gekauft, um dort gemästet zu werden. Sie gelten im Vergleich mit den englischen mindestens als gute Mittelwaare. Aehnlich steht es mit dem dänischen Rindvieh, das von mittlerer Schwere zu 1) Der Verfasser fand im verflossenen Herbst an einem Markttage einen ziemlich bedeutenden Transport Ochsen aus Portugal, welche ihrer vorzüglichen Qualität wegen zu fast gleichen Preisen wie das beste englische Vieh verkauft wurden.

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/

sein pHegt und einen Verkaufspreis von 18—24 pro Stück erzielt. Eine ganz besondere Beachtung verdient der Aufschwung, den der Viehexport von Frankreich nach dem Londoner Markte erfahren hat. Anfänglich bestand eine starke Abneigung gegen den Ankauf französischen Viehes, welche nunmehr vollständig beseitigt ist, so dass man gegenwärtig dafür dieselben Preise bezahlt, wie für das beste englische Fleisch '). Diess ist in der That das beste Zcugniss für die ausserordentlichen Fortschritte, welche die Viehzucht in Frankreich gemacht hat, und mit Bestimmtheit dürfen wir erwarten, dass Frankreich der englischen Viehzucht mit d e r Z e i t eine bedeutende Conenrrenz machen werde. Ebenso liefern auch die Marschgegenden (Polders) von Belgien vorzügliche Mastthiere, Ochsen wie Schafc, für den Londoner Markt, die mit den besten holländischen auf eine Stufe gestellt werden können. Wenn auch ein nicht unbedeutender Theil des aus den holländischen Häfen, besonders Rotterdam, nach London exportirten Viehes diesem Lande nicht angehört, so ist dennoch die Viehausfuhr aus Holland selbst, verglichen

1) Vgl. Wochenblatt der Annalen der L a n d w i r t s c h a f t . Jahrg. VII. No. 14. — Einer der bedeutendsten Commissionäre des Londoner Marktes schreibt darüber, dass er die ersten französischen Ochsen nur mit Widerstreben gekauft habe, weil er überzeugt gewesen, dass seine Kunden sich an Fleisch von Arbeitsochsen nicht würden gewöhnen können. Aber gerade das Gegentheil davon sei eingetreten. Jetzt stehe die Sache so, dass seine Kunden ganz besonders nach diesem Fleische verlangten, seines vorzüglichen Geschmackes wegen, obgleich sie wohl wüssten, dass es von französischen Ochsen stamme. Die Fleischer der aristokratischen Stadttheile drängten sich darum, es zu erhalten. Während französische Ochsen vor zwei Jahren in Smithfield und Newgate keine Abnehmer gefunden haben würden, nehmen sie jetzt den ersten Rang auf den englischen Fleischmärkteu ein. Diese Aeusserung zeigt, dass ein wahrer Triumph über das langgenährte englische Vorurtheil gegen das ausländische insbesondere französische Vieh, gewonnen worden ist.

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mit der anderer Länder, die grösste. Und wiederum bildet London für Holland den Hauptabsatzplatz. Diess gilt sowohl für Grossvieh, als für Kleinvieh, wie denn die Ausfuhr von Schafen, besonders aber der Absatz von Kälbern, welche grade in Holland vorzüglich gemästet werden, sehr bedeutend ist. W a s nun die Qualität des holländischen Rindviehes betrifft, so nimmt dasselbe unter den Zusendungen des Continents nicht den ersteil Platz ein, sondern gilt nur als gute Mittelwaare. Indessen hat man auch in Holland begonnen, durch Verbesserung der Racen bessere Resultate zu erzielen. Namentlich in denjenigen Gegenden Hollands, in denen der Viehexport die Hauptrolle spielt, hat man den von Natur durch Milchergiebigkeit ausgezeichneten Rindviehschlag mit solchcn englischen Racen gekreuzt, die sich durch Fleischwüchsigkeit auszeichnen, besonders auch mit Shorthorns und hierdurch die Mastfähigkeit des einheimischen Rindviehschlages nicht unerheblich vervollkommnet. Solche Kreuzungsprodukte sind zur Zeit auf dem Londoner Markte eine gesuchte W a a r e und werden entsprechend höher bezahlt: die Verkaufspreise von Ochsen mit 100—120 Stones ä 8 1 Schlächtergewicht stellen sich auf 28, sogar auf 30 (186 2 / 3 —200 Thlr.). Sehr vort e i l h a f t ist ferner der Absatz der holländischen Marschschafe, die fast durchgängig mit englischen Fleischschafen, namentlich Leicesters oder Lincolns, gekreuzt sind. Besonders schwere und gute Maststücke dieser Gattung werden mit 63 j a selbst 72 s. (21—24 Thlr.) bezahlt. Der Mastvichabsatz aus den Marschgegenden Schleswig-Holsteins nach England hat in kurzer Zeit einen ausserordentlichen U m f a n g erreicht, so dass er für jene Gegenden von hoher Bedeutung geworden ist. Früher war die Ausfuhr ausschliesslich über Hamburg und Lübeck, wo Händler das Mastvieh den Marschbesitzern finden Londoner Markt abkauften. Nachdem aber die Westeisenbahn nach Tönningen hergestellt und gleichzeitig eine directe Dampfschifffahrtsverbindung mit England eingerichtet worden war, haben die Marsclibauern die

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,

dirccte Verschiffung und den Verkauf desselben in London durch dortige Markt-Commissionäre selbst in die Hand genommen. Seit dieser Zeit hat die Vielimästung auf den dortigen Marschen einen bedeutenden Aufschwung gewonnen. Das zur Mast bestimmte Vieh wird nur zum geringsten Theile in den Marschen selbst aufgezogen, vielmehr erhalten die Mästereien ihren Bedarf an magerem Vieh entweder ans dem sogenannten Landvieh — und zwar aus Ditlimarschcn und der Umgegend von Tündern — oder aus den bedeutenden Weidetriften Nordschleswigs und Jütlands, welche auf die sog. Magermärkte gebracht werden und von dort in die Mästereien der Marschen übergehen. Soweit aber Selbstaufzucht in den Marschgegenden stattfindet, werden Kreuzungen des einheimischen Schlages mitShorthorns ausgeführt und dadurch recht befriedigende Resultate erreicht. Der Qualität nach gilt auf dem Londoner Markte unter dem fremden Vieh das Schleswig-Holsteinische am meisten, und insbesondere werden die Ochsen aus Jütland, die sogenannten jütischen Ochsen, am höchsten bezahlt. Sie bringen fast denselben Preis wie die beste englische Waare. Ziemlich umfangreich ist auch der Export von Marschschafen aus SchleswigHolstein, die durch Kreuzungen mit Cotswolds, Leicesters und Lincolns sehr verbessert worden sind und in London einen guten und sicheren Absatz finden. Der Verkauf des auf den Weiden gemästeten Viehes nimmt im Juli seinen Anfang und dauert bis zum November. Das vom Niederrhein nach London verkaufte Vieh wird der Qualität nach dem holländischen im Allgemeinen gleichgestellt. Hei dem übrigen deutschen Vieh, welches auf dem dortigen Markte zahlreich vertreten ist, wird hinsichtlich des Preises nicht auf die Race, sondern nur auf die Qualität Rücksicht genommen. So fand der Verfasser beispielsweise an verschiedenen Markttagen grössere Transporte der birkenfelder Race in London vor, welche, zum Theil junge und gut gemästete Thiere, ihrer vorzüglicheren Beschaffenheit wegen fast zu denselben Preisen bezahlt wurden, wie sehr gutes engli-

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sches Vieh, w ä h r e n d alte, minder gut gemästete S t ü c k e derselben Race n u r als g e r i n g e W a a r e b e t r a c h t e t und demgemäss abgesetzt 'wurden. Es verdient dabei b e m e r k t zu werden, dass das fettgeweidete "Vieli einen weiten T r a n s p o r t nicht so gut e r t r ä g t , als das mit Abfällen, der technischen N e b e n g e w e r b e , wie mit Schlempe oder Rübenpressling g e f ü t t e r t e , was für die Viehtransportc aus e n t f e r n t e r e n G e g e n d e n , wie aus Oesterreich, nicht ohne W i c h t i g k e i t ist. U n t e r den f r e m d e n Schafen w e r d e n , wie bereits oben wiederholt b e m e r k t worden ist, besonders die schweren, mit englischen llacen gekreuzten Marschschafc gesucht. Man bezahlt dieselben so gut, dass im Verhältniss zu englischen langwolligen Racen kein irgend erheblicher Unterschied im Preise stattfindet. W a s d a g e g e n die aus Deutschland zum L o n d o n e r Markt exportirten Merino's betrifft, von welchen schon im J a h r e 1858 bedeutende S e n d u n g e n g e m a c h t w u r d e n und welche seitdem in imm e r grösserer Zahl nach London gebracht worden sind, so ist bei diesen der Preisunterschied ein b e d e u t e n d e r . Die ersten Z u s e n d u n g e n waren von sehr g e r i n g e r Qualität, daher der P r e i s sich durchschnittlich auf 15 s. (5 Thlr.) f ü r ' s Stück stellte, so dass es nach A b z u g der Transport- und V e r k a u f s k o s t e n , die sich auf u n g e f ä h r einen T h a l e r b e l i e f e n , ausserordentlich zweifelhaft erscheint, ob ein Vortheil bei diesem G e s c h ä f t herauskam. S p ä t e r hat sich a b e r der E x p o r t von Merinoschafen wesentlich v o r t e i l h a f t e r gestaltet, n a c h d e m auf die Erziclung k r ä f t i g e r e r F i g u r e n und grösseren Gewichtes mit E r f o l g hingearbeitet worden war, wie die später erzielten Preise von 18—22 s. (6—7'/s Thlr.) diess beweisen. Immer aber ist der Unterschied in den Fleischpreisen ein nicht unbeträchtlicher; durchschnittlich wird das P f u n d Fleisch von den Southdowns mit 2 d. (20 Pf.) mehr bezahlt, als das der Merino's. H ö h e r d a g e g e n werden die seit einigen J a h r e n in d e u t s c h e n W i r t h s c h a f t e n vielfach a u s g e f ü h r t e n K r e u z u n g e n der Merino's mit Southdowns auf dem Londoner M a r k t e v e r w e r t h e t , wo sie g e r n ge-

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kauft werden. Gut gemästete S t ü c k e dieser Gattung bringen 2 7 - 3 5 s. (9—11 2 / 3 Thlr.). Bei dem starken Consnm des SchafHcischcs in E n g land, welches nebst dem Rindfleisch dort am meisten beliebt ist, wird daher London für den Absatz gut gemästeter Fleischschafe aus Deutschland einen guten und gesicherten Markt bieten. A m Schlüsse dieser Besprechung der Art und Weise, wie der Londoner Markt beschickt wird, möge noch mit einigen Worten die F r a g e berührt werden, ob und inwiefern die verschiedenen Klassen des Schlächtergewerbes sich an dem Ankaufe des fremden Viehes mehr oder weniger betheiligen. Früherhin war eine starke Abneig u n g g e g e n alles fremde Vieh in England ganz allgemein verbreitet in F o l g e eines übermässigen Vorurtheils, welches die meisten Engländer überhaupt in Bezug auf das Ausland, dessen Verhältnisse und Erzeugnisse bis vor Kurzem hatten, zum Theil auch noch nähren. Demgemäss galt den Söhnen Albions von vorn herein alles Fleisch von fremden Schlachtthieren für trocken, zäh, g e schmacklos, auch wohl gar für ungesund. W i r finden daher auch, dass in den ersten J a h r e n des Viehimportes vom Continent das fremde Vieh fast ausschliesslich von den Fleisehliefera-nten für die Armee, öffentliche Institute oder dergleichen Anstalten, die Massenbestellungen machten, angekauft wurde. Allmählig fand man aber, dass auch ausländisches Fleisch wohlschmeckend und wegen seines Preises cmpfehlcnswerth sei. E s fingen daher die kleinen Schlächter in den inneren Stadttheilcn Londons an, sich am Ankauf des vom Continent hinübergebrachten Viehes zu betheiligcn und später auch die Grossschlächter selbst aus den aristokratischen Stadttheilen des Londoner Westends. Dieser U m s c h w u n g der öffentlichen Meinung in B e z u g auf das ausländische Fleisch ging freilich nur allmählig und so zu sagen mit Widerstreben vor sich, indem anfangs von den Schlächtern noch immer die Furcht gehegt wurde, sie würden ihre Kunden verlieren, wenn sie ihnen nicht einheimische

59 Waare lieferten; dieser Umschwung wurde aber bald durch die ausserordentlichen Fortschritte kräftig unterstützt, welche die Viehzucht auf dem Continent, in Deutschland wie in Frankreich, in den letzten zehn Jahren, gemacht hat. Gegenwärtig, nach manchen schweren Kämpfen, sind die Vorurthcilc gewichen; man weiss in England, dass nunmehr auch auf dem Continent grosse Sorgfalt auf die Zucht und bessere Mästung des Schlachtviehes verwandt wird, und lässt sich die Concurrenz des fremden Importes um so lieber gefallen, als dadurch die Flcischprciso sich verhältnissmässig niedriger stellen. Gegenwärtig stehen die Sachen in London so, dass das fremde Vieh geringerer Qualität von den Fleisehlieferanten und den Schlächtern der armen Stadttheile angekauft zu werden pflegt, während das fremde Vieh mittlerer und bester Qualität denselben Absatz auch in den besten Stadttheilen findet, wie das einheimische. Diese Beseitigung des englischen Vorurthcils in Bezug auf fremdes Flcisch ist als eine wichtige Errungenschaft zu betrachten, welche sich die Viehzucht des Continents zu Nutze zu machcn hat. Denn für letztere ist die dadurch erleichterte Möglichkeit des Viehimports nach England von grosser, ja von unberechenbarer Wichtigkeit.

VIII.

Art und Kosten des Verkaufs.

Schon bei Gelegenheit der Beschreibung 'des Londoner Viehmarktes wurde oben mitgetheilt, dass der Verkauf auf demselben durch Commissionäre (cattlc-salcsmen) vor sich gehe, welche regelmässig ihre Zusendungen erhalten und zwischen Producenten und Abnehmern die Mittelspersonen abgeben. Diese Verkaufsweisc durch

59 Waare lieferten; dieser Umschwung wurde aber bald durch die ausserordentlichen Fortschritte kräftig unterstützt, welche die Viehzucht auf dem Continent, in Deutschland wie in Frankreich, in den letzten zehn Jahren, gemacht hat. Gegenwärtig, nach manchen schweren Kämpfen, sind die Vorurthcilc gewichen; man weiss in England, dass nunmehr auch auf dem Continent grosse Sorgfalt auf die Zucht und bessere Mästung des Schlachtviehes verwandt wird, und lässt sich die Concurrenz des fremden Importes um so lieber gefallen, als dadurch die Flcischprciso sich verhältnissmässig niedriger stellen. Gegenwärtig stehen die Sachen in London so, dass das fremde Vieh geringerer Qualität von den Fleisehlieferanten und den Schlächtern der armen Stadttheile angekauft zu werden pflegt, während das fremde Vieh mittlerer und bester Qualität denselben Absatz auch in den besten Stadttheilen findet, wie das einheimische. Diese Beseitigung des englischen Vorurthcils in Bezug auf fremdes Flcisch ist als eine wichtige Errungenschaft zu betrachten, welche sich die Viehzucht des Continents zu Nutze zu machcn hat. Denn für letztere ist die dadurch erleichterte Möglichkeit des Viehimports nach England von grosser, ja von unberechenbarer Wichtigkeit.

VIII.

Art und Kosten des Verkaufs.

Schon bei Gelegenheit der Beschreibung 'des Londoner Viehmarktes wurde oben mitgetheilt, dass der Verkauf auf demselben durch Commissionäre (cattlc-salcsmen) vor sich gehe, welche regelmässig ihre Zusendungen erhalten und zwischen Producenten und Abnehmern die Mittelspersonen abgeben. Diese Verkaufsweisc durch

RO

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Makler findet nicht nur bei dem vom Auslände importirten Vieh statt, sondern auch fast ausschliesslich bei den Viehsendungen aus England und Schottland selbst. In Folge dessen beherrschen die Commissionäre den gesammten Markt der Art, dass ein directer Verkauf von Vieh auf demselben durch Producenten etc. ohne Vermittelung der Makler, selbst für Engländer, mit Schwierigkeiten verknüpft sein w ü r d e ; daher wir denn auch finden, dass solche directe Handelsabschliisse durch die Eigner nur ausnahmsweise vorkommen. D e r Geschäftsgang beim Londoner Viehhandel ist folgender. Es wird zunächst seitens der Viehbesitzer einem Commissionär in London über die A r t und die Stückzahl der Viehsendung, sowie auch hinsichtlich der Zeit, zu welcher der Transport auf der Eisenbahn und zu Schiffe in London eintreffen w i r d , Anzeige gemacht. Im Falle der Verschiffung vom Auslande muss gleichzeitig der Agent der betreffenden Dampfschifffahrtsgesellschaft von der Absendung des Viehes nach dem englischen Hafenorte in Kenntniss gesetzt und ihm aufgetragen werden, dasselbe mit dem nächsten Boote nach London abgehen zu lassen. Der schon benachrichtigte Londoner Commissionär findet sich nun bei der A n k u n f t des Schiffes im Hafen oder bei inländischem Verkehr auf dem Bahnhofe zur Zeit der Ankunft des betreffenden Zuges ein, übernimmt sofort das Vieh und übergiebt es den Treibern, welche es nach den auf dem Marktplatz errichteten oder nach Privatstallungen oder auf nahegelegene Weiden bringen, wo es bis zum Verkauf gehalten wird. Man sieht, dass es bei dieser Einrichtung nicht erforderlich ist, mit dem Vieh eigene W ä r t e r nach London zu schicken, wodurch die Kosten des Transportes erheblich gesteigert werden würden. Hinsichtlich der Pflege und Fütterung der Thiere auf der Reise wie in London bis zum Verkaufe sind zweckmässige Einrichtungen getroffen, von denen im folgenden Abschnitt gehandelt werden soll. Die Viehtransportc namentlich vom Auslande richtet man am besten so ein, dass dieselben ein bis zwei Tage vor dem Markttage in

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London eintreffen, damit dem von der Reise aufgeregten und angestrengten Vieh einige Ruhe und Erholung vergönnt sei. Da von dem Zeitpunkt der Absendung des Viehes und dessen Eintreffen in London der Commissionär für Alles, was die Pflege und Aufstellung, den Verkauf des Viehes und Zahlung des eingebrachten Preises betrifft, zu sorgen hat, so ist der Viehbesitzer völlig auf den Commissionär angewiesen und so zu sagen in dessen Hände gegeben. Es versteht sich daher, dass derselbe auch die volle Verantwortlichkeit zu tragen hat und insbesondere seinem Ermessen überlassen bleiben muss, wie und zu welchem Preise er den Verkauf bewerkstellige, worüber sich allgemeine Vorschriften nicht ertheilen lassen. Als Regel gilt, dass, sobald der Verkauf abgeschlossen ist, der Makler seine Rechnung aufstellt, worin der Name des oder der Käufer bemerkt ist, und dass dem Verkäufer der Erlös sofort übersandt wird. Auch für den richtigen Eingang und die Ablieferung der Gelder hat der Commissionär einzustehen. Die Zusendung der letzteren geschieht in der Regel durch Verinittelung der Banquiers, wodurch hinreichende Sicherheit geboten ist, da man gewöhnlich Wechsel auf die Bank von England, sogenannte Bank Post Bills giebt. Es gilt dies allgemein für die bequemste und sicherste Remittirung des gewonnenen Erlöses, welcher übrigens auch, falls es gewünscht wird, in Wechseln auf deutsche Häuser bezogen werden kann. Die Kosten, welche mit dem Verkaufe verbunden sind, bestehen nun vor allen Dingen in der dem Commissionär zu zahlenden Provision, den Commissionsspesen; dazu kommen die Marktgelder, der Treiberlohn, die Ausgaben für Stallung und Futter und endlich beim fremden Vieh noch Landungsspesen, Werftgeld und sog. Clarirungskosten. F ü r die meisten der genannten Posten, als Marktgeld, Treiberlohn, Landungsgebühren u . s . w . bestehen bestimmte Sätze, aber auch die übrigen, wie die Provision für den Verkauf und die Futterkosten werden von den verschiedenen Connnissionären fast ganz gleich

I

62

berechnet. Die Commissionsgebühi-en haben seit dem 1. Januar dieses J a h r e s eine Steigerung erfahren, indem statt des bisherigen Satzes von 3 s. (1 Thlr.) für das Haupt Grossvieh 4 s. ( l ' / s Thlr.) gezahlt werden müssen. Die mit dem Verkaufe verbundenen Kosten betragen nach den Angaben eines der bedeutendsten Viehmakler, J o h n (liblett, wie folgt: Für

1 0 chsen.

Provision Marktgebühren Treiberlohn Futterkosten auf den T a g . . . . Landungs-, Werft- und Clarirungskosten

s. 4 1

d. —

6 9



1



3 10

= =

Thl. Sgr. 1 10 — 15

=



=



1 — 3 "12 7*

-



3

77, 10

=

F ü r 1 S c h a f. s. Provision Marktgebühren Treiberlohn Futterkosten auf den T a g . . . . Landungs-, Werft- und Clarirungskosten

d. 9 3

— —

'

17. 17,

— —

6 9

1

Thl. Sgr. =



=



'7,

=



=



=



=



17. 17, 5 17\'2

F ü r 1 K a lb. Provision Marktgebühren Treiberlohn resp. Fuhrkosten. Futterkosten p. Tag Werftgeld u. Clarirungskosten

s. 2

d. 6



=

Thl. Sgl-, — 25 0 U

=

1



=

C 6

— —

4

io Vu

=



=



=

10 5 5



1

187,

F ü r 1 S c h w e in. Provision Marktgebühren Treiberlohn resp. Fuhrkosten. Futterkosten p. Tag Werftgeld u. Clarirungskosten

s. 2 —

1

d. —

=

47. —



c



6

4

= = = =

=

Thl. Sgr. — 20 — 3% — 10 — 5 5 —

1

137,

63

W e n n nun auch kleine Abweichungen von diesen Angaben in einzelnen Kostensätzen vorkommen, so sind doch im Allgemeinen die von anderen Commissionären dem Verfasser gemachten Angaben mit den obigen so übereinstimmend, dass es nicht der Mühe werth ist, solche unbedeutende Schwankungen in den Kosten hier näher anzuführen. Es stellen sich also die Yerkaufskosten einschliesslich des Futters für einen T a g folgendermassen: für 1 Ochsen 10 s. 3d. oder 3 Thlr. 12'/2Sgr. » 1 Schaf 1 » 9 » » — » 17 V2 » » 1 Kalb 4 » lO'/j d. » 1 » 183/4 » » 1 Schwein 4 » 4 '/2 » » 1 » 13 3/4 » Hierzu kommen aber noch die eigentlichen Transportkosten, von denen im folgenden Abschnitt gehandelt werden wird. W e n n man jene beim Verkaufe des Viehes in London selbst erwächsenden Kosten ins Auge fasst, wird man nicht umhin können, dieselben, was Rindvieh und Schafe betrifft, als massig zu betrachten, zumal wenn, was auch aus anderen Gründen immer vorzuziehen ist, nur schweres, gut gemästetes Vieh zum Verkauf kommt. Die Verkaufskosten bei den Kälbern und Schweinen dagegen erscheinen hoch und stehen zu denen beim Rindvieh und bei den Schafen in keinem angemessenen Verhältnisse. Schon in Hinsicht hierauf wird es daher beim Export von Kälbern und Schweinen ganz besonders darauf ankommen, nur schwere und preiswürdige Stücke zur Ausfuhr zu bestimmen. Gegen die oben geschilderte, auf dem Londoner Viehmarkte übliche Verkaufsweise durch Commissionäre drängen sich manche Bedenken auf; und mancher deutsche Viehhändler hat gegen den Verfasser sich darüber schon missfällig ausgesprochen. Es lassen sich in der Thnt auch gewichtige Ausstellungen dagegen machen, selbst unter Annahme des günstigsten Falles, dass man nämlich die Londoner Viehmakler als sachkundige und durchaus reelle und zuverlässige Leute betrachtet:

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I

eine Annahme, die bei dem j e n e r Klasse von Mittelspersonen allgemein g e s p e n d e t e n L o b e der Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit wohl zugelassen w e r d e n darf. Die V e r kaufsabschlüsse nun w e r d e n u n t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der Qualität nach dem S c h l ä c h t e r g e w i c h t der einzelnen S t ü c k e g e m a c h t , bei w e l c h e r V e r k a u f s w e i s e , wenn sich auch Manches d a g e g e n einwenden lässt, doch unter Voraussetzung grosser Sachkenntniss und l a n g j ä h r i g e r E r f a h r u n g eine möglichst zutreffende S c h ä t z u n g erlangen lässt, sobald die Zahl des in den wenigen S t u n d e n des Marktv e r k e h r s von e i n e m H ä n d l e r zu v e r k a u f e n d e n Viehes nicht allzu gross ist. B e d e n k l i c h e r gestaltet sich aber die Sache, wenn von einzelnen Commissionären Abschlüsse mit Grossschlächtern über hundert oder noch mehr Stück Grossvieh, das verschiedenen Besitzern angehört, zum Durchschnittspreise g e m a c h t w e r d e n , wie dergleichen riesige Geschäfte, deren wir schon bei der obigen Schild e r u n g des Marktes gedachten, keineswegs zu den Seltenheiten g e h ö r e n . Dabei liegt es also den Commissionären ob, behufs der A b r e c h n u n g mit den einzelnen Viehbesitzern j e d e m derselben seinen Ant'neil an der erlösten S u m m e pro rata zu bestimmen, was bei einer grossen Zahl ungleicher und vielleicht eben erst ü b e r n o m m e n e r , vielleicht n u r flüchtig e i n g e s e h e n e r V e r k a u f s s t ü c k e , die nach Massgabe d e r Qualität und des S c h l ä c h t e r g e w i c h t s geschätzt w e r d e n müssen, grosse S c h w i e r i g k e i t e n hat. D ü r f e n wir auch den L o n d o n e r V i e h m a k l e r n ein bedeutendes Mass von Sachkenntniss u n d Routine zutrauen, so können wir uns doch n i m m e r m e h r der Besorgniss entschlagen, dass in solchen F ä l l e n auch beim besten W i l l e n I r r t h ü m e r unterlaufen, durch welchc der eine oder der a n d e r e der Viehcommittenten zu Schaden kommt. Und in der T h a t ist es zu v e r w u n d e r n , dass bei den vielfachen A b r e c h n u n g e n dieser A r t verhältnissmässig nur selten K l a g e n von Seiten der Betheiligten v o r k o m m e n . Setzen wir aber den Fall eines unlautern V e r f a h r e n s solcher V i e h m a k l e r , w e l c h e Controle ist dem Viehbesitzer dann zu seiner Sicherheit g e b o t e n ? D e r Commissinnür

65 ist zunächst verpflichtet, auf der V e r k a u f s n o t e den N a m e n des K ä u f e r s zu b e m e r k e n . A b e r solche A n g a b e des Käufers bietet bei grossen Verkaufsabschlüssen zu einem Durchschnittspreise natürlich g a r keinen Nachweis ü b e r die Richtigkeit der Berechnung. Selbst in dem Falle, wo der S c h l ä c h t e r nur das V i e h eines Resitzers von dem betreffenden Commissionär a n k a u f t und also die Vertheilung des Erlöses nach der S c h ä t z u n g wegfällt, wird es bei dem Riesenverkehr der brittischen Hauptstadt namentlich f ü r einen Ausländei* äusserst schwierig sein, einen sicheren Nachweis zu e r l a n g e n . D a h e r können wir solchen N o t i r u n g e n nur einen sehr bedingten W e r t h beimessen. F ü r den mit den Verhältnissen des L o n d o n e r Vieh- und F l e i s c h h a n d e l s nicht genau V e r t r a u t e n möchten die durch die Zeitungen regelmässig veröffentlichten Fleisch- und Viehpreise des dortigen Marktes eine leidliche Controle bei den V e r k ä u f e n von Vieh darbieten; j e doch haben wir schon f r ü h e r G e l e g e n h e i t genommen, auf die Mangelhaftigkeit der jetzigen P r e i s n o t i r u n g e n hinzuweisen, welche meistens aus einseitigen A n g a b e n herv o r g e g a n g e n sind, und halten uns verpflichtet, an dieser Stelle nochmals auf das Unzuverlässige derselben aufmerksam zu machen. Sie mögen höchstens als A n h a l t zur Beurtheilung des allgemeinen G a n g e s des Fleischund Viehhandels geeignet s e i n , d ü r f e n aber nicht den A n s p r u c h auf vollkommene Sicherheit machen. Dabei weisen wir noch auf den U m s t a n d hin, dass des W e r t h e s wegen, den man in England auf die Qualität des Fleisches legt, die Preisnotirungen in der R e g e l nach den drei Kategorien der g e r i n g e n , mittleren u n d besten W a a r e g e schehen und in F o l g e dessen fast um das D o p p e l t e schwanken, wie dies durch die oben (S. 35) mitgetheilten Preisangaben bestätigt wird. Ein unredlicher Commissionär hat daher selbst nach Massgabe der veröffentlichten Zeitungsnachrichten einen weiten Spielraum, innerhalb desselben die Preise des ihm zum Verkauf übergebenen Viehes niedriger dem V e r k ä u f e r anzugeben, als sie wirklich erzielt w e r d e n , ohne dass man im S t a n d e ist, ihn dabei 5

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des Betrugs zu überführen. Eine gewisse Controle würde sich nun dadurch ausüben lassen, dass der Viehbesitzer zeitweise den Londoner Markt besuchte und sich von dem G a n g e der dortigen Geschäfte und den erzielten Preisen .persönlich unterrichtete, was auch von einzelnen englischen Farmern, wenn es sich um den Verkauf grösserer Transporte von Mastvieh handelt, bisweilen geschieht. F ü r den Ausländer wäre jedoch der persönliche Besuch des Londoner Marktes mit zu grossen Opfern verknüpft, als dass er als Auskunftsmittel dürfte empfohlen werden, und es wäre noch dazu zweifelhaft, ob sich dann auch wirklich hierdurch eine zuverlässige Controle erreichen liesse. Man ist also, dies muss als das Resultat der angestellten Erörterungen betrachtet werden, schliesslich immer auf die Redlichkeit und Sachkenntniss der Viehmakler angewiesen, daher es namentlich für den ausländischen Viehimporteur ganz besonders darauf ankommen wird, aus der grösseren Zahl derselben die richtige Wahl zu treffen. Mehr als alles Andere sichert den Vortheil der Viehbesitzer die Concurrenz der Commissionäre unter einander, denen es daran gelegen sein muss, durch möglichst umsichtige, reelle und prompte Verkaufsabschlüsse sich ihre Kundschaft zu erhalten und zu erweitern. Bei dieser e i g e n t ü m l i c h e n Art der Verkehrsverhältnisse auf dem Londoner Viehmarkte kann es nun freilich nicht Wunder nehmen, wenn namentlich auf dem Continent sowohl Seitens der Viehbesitzer als der Viehhändler Stimmen laut geworden sind, welche eine Aenderung jener Verkaufsweise verlangen. Das Interesse derer, welche Vieh zu verkaufen haben, lässt es natürlicher W e i s e als wünschenswcrth erscheinen, dass sie den Verkauf auf dem Londoner Markte direct, ohne die mit Kosten verknüpfte Vermittelung von Commissionären, abschliessen, indem sie dabei von der Meinung ausgehen, selbst am besten ihren Vortheil wahren zu können. Ihre Einwendungen g e g e n die jetzige Verkaufsweise auf dem Londoner Markte sind um so verständlicher, j e weniger es einem Zweifel unterliegen kann, dass bei derselben den Vieh-

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händlern erhebliche Vortheile entgehen, die sie nicht entbehren wollen. Aber auch die Abneigung der Viehbesitzer gegen den Viehexport nach England, besonders wenn sie mit den Verhältnissen Londons nicht vertraut sind, ist leicht begreiflich : sie schlagen die mit dem weiten Transport und dem Verkaufe des Viehes dort verbundenen Gefahren und Verluste sehr hoch an und ziehen daher vor, mit einem oft sehr massigen Gewinne in der Heimath vorlieb zu nehmen. Hierin ist auch die Erklärung der Thatsache zu suchen, dass aus manchen Viehzucht treibenden Gegenden des Continents der Viehhandel nach London bisher keinen Anklang gefunden hat. Von solcher Seite her ist denn oft der Wunsch ausgesprochen worden, dass die englischen Viehhändler oder Grossschlächter den Ankauf des Viehes direct im Auslande, sei es selbst, sei es durch Agenten ausführen möchten ; indessen sind die dahin gehenden Bemühungen bis jetzt erfolglos geblieben, und es ist auch wenig Aussicht vorhanden, dass sie später besseren Erfolg haben werden. Nicht selten dagegen kommt es in neuester Zeit vor, dass englische Viehmakler den Continent, namentlich Deutschland, zu dem Zwecke bereisen, neue Bezugsquellen ausfindig zu machen, die Viehzüchter des Continents zur Beschickung des Londoner Marktes anzuregen und auf die W a h l des dahin abzusendenden Viehes einen Einfluss auszuüben. Findet der Ankauf des Viehes für den Londoner Markt durch einheimische Viehhändler statt, welche die Versendung dorthin für ihre Rechnung übernehmen, so wird dadurch, wie auf der Hand liegt, der höchste Vortheil für die Landwirthe nicht erzielt, weil der Zwischenhändler an dem Gewinne selbstverständlich Thcil nimmt. Dafür giebt es thatsächliche Belege genug. So mussten die Producenten in Schleswig Holstein vor der Eröffnung der Westeisenbahn nach Tönningcn und der Dampfschifffahrtsverbindung zwischen Tönningen und London ihr Vieh Hamburger Händlern überlassen, welche es nach dem Londoner Markt brachten, und mit diesen Zwischenpersonen

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natürlich den Gewinn theilen. J e t z t aber fällt Letzteres weg, indem die Marschbesitzer den directcn Verkauf des Viehes auf dem Londoner Markte durch englische Commissionäre für ihre Rechnung bewerkstelligen. E s wird allerdings der directe Verkauf des Viehes auf dem Londoner Markte Seitens der Besitzer ohne die Vermittelung von Commissionären als ein immer anzu strebendes Ziel gelten müssen, und ebenso mag der Ankauf des continentalen Mastviehes direct durch englische Grossschlächter und Fleischlieferanten ohne jeden Zwischenhandel als" das v o r t e i l h a f t e s t e betrachtet werden. Wir dürfen uns jedoch nicht verhehlen, dass der Durchführung dieser Verkaufsart bisher noch grosse Hindernisse entgegenstehen, so dass von deren liealisirung für jetzt wenigstens Abstand zu nehmen ist. Namentlich wird sich die Beseitigung der Commissionäre des Londoner Viehmarktes als einer seit lange bestehenden und tief gewurzelten Einrichtung, nicht so leicht herbeiführen lassen und heftigem Widerspruche begegnen. Unter den obwaltenden Verhältnissen wird es sich vielmehr darum handeln, bei den directen Viehsendungen nach London an die dortigen Commissionäre Massregeln zu einer genügenden Controle über deren Promptheit und Ehrlichkeit in den einzelnen Verkaufsabschlüssen zu treffen. In dieser Hinsicht ist die richtige Notirung und Veröffentlichung der Viehpreise durch eine gemischte Commission unter dem Vorsitze des Marktvorstchers schon in einem früheren Abschnitte (S. 34) als das geeignetste Mittel erkannt worden. Daneben wird die jetzige Einrichtung, die Namen der K ä u f e r auf der Abrechnungsnote zu verzeichnen, beibehalten werden müssen; und es fragt sich nur noch, ob es nicht vielleicht statthaft sein würde, eine kurze Bescheinigung Seitens des Ankäufers auf der Note des Commissionärs zu fordern. Zieht man endlich das Interesse in Betracht, welches die Commissionäre behufs der Erhaltung ihrer Kundschaft an einer möglichst reellen Bedienung derselben haben müssen, so erscheinen die Gefahren und möglichen Ver-

(in Iuste bei der directen Viehversendung und dem Verkauf für eigene Rechnung im Ganzen und Grossen nicht so erheblich, dass man nicht, natürlich immer mit gehöriger Beobachtung aller schon b e r ü h r t e r Vorsichtsmassregeln, sich diesen Maklern und ihrer Vermittelung anvertrauen sollte, zumal dieselben in der PJandelswelt im Allgemeinen sich eines guten Rufes der Sachkenntniss und Zuverlässigkeit erfreuen ').

IX. Der Transport des Viehes nach London. Da die richtige A u s f ü h r u n g des Viehtransportes von hoher Wichtigkeit ist, besprechen wir denselben in einem besonderen Abschnitte. Soll die Viehausfuhr f ü r den Verkäufer wirklichen Vortheil gewähren, so sind f ü r den Transport des Viehes zwei B e d i n g u n g e n zu e r f ü l l e n ; derselbe muss auf b i l l i g e und s i c h e r e A r t geschehen. I n ersterer Beziehung ist durch die in neuer und neuester Zeit eingetretene Concurrcnz der Communicationsmittel zu Wasser und zu L a n d e eine bedeutende Ermässigung der Frachtsätze h e r b e i g e f ü h r t und dadurch ermöglicht worden, selbst aus weiter E n t f e r n u n g mit Vortheil Vieh nach London zu versenden. D e r T r a n s p o r t muss aber zweitens auch ein hinlänglich sicherer sein, d. Ii. ohne Nachtheil für das Vieh selbst geschehen, was beim Fctt* 1) Um deutschen Landwirthen dadurch einen Anhalt zu directer Verhandlung zu bieten, theilt der Verfasser aus der grösseren Zahl ompfehlenswerther Commissionäre folgende mit, von denen die beiden ersteren der deutschen Sprache mächtig sind : 1. John Giblett & Son, Cattle salesmen, London. 63 West Smithfield. 2. John Hönck, Cattle salesman, London, Stonebridgehouse, Tottenham. 3. Thomas Coulson, Cattle salesman, London.

(in Iuste bei der directen Viehversendung und dem Verkauf für eigene Rechnung im Ganzen und Grossen nicht so erheblich, dass man nicht, natürlich immer mit gehöriger Beobachtung aller schon b e r ü h r t e r Vorsichtsmassregeln, sich diesen Maklern und ihrer Vermittelung anvertrauen sollte, zumal dieselben in der PJandelswelt im Allgemeinen sich eines guten Rufes der Sachkenntniss und Zuverlässigkeit erfreuen ').

IX. Der Transport des Viehes nach London. Da die richtige A u s f ü h r u n g des Viehtransportes von hoher Wichtigkeit ist, besprechen wir denselben in einem besonderen Abschnitte. Soll die Viehausfuhr f ü r den Verkäufer wirklichen Vortheil gewähren, so sind f ü r den Transport des Viehes zwei B e d i n g u n g e n zu e r f ü l l e n ; derselbe muss auf b i l l i g e und s i c h e r e A r t geschehen. I n ersterer Beziehung ist durch die in neuer und neuester Zeit eingetretene Concurrcnz der Communicationsmittel zu Wasser und zu L a n d e eine bedeutende Ermässigung der Frachtsätze h e r b e i g e f ü h r t und dadurch ermöglicht worden, selbst aus weiter E n t f e r n u n g mit Vortheil Vieh nach London zu versenden. D e r T r a n s p o r t muss aber zweitens auch ein hinlänglich sicherer sein, d. Ii. ohne Nachtheil für das Vieh selbst geschehen, was beim Fctt* 1) Um deutschen Landwirthen dadurch einen Anhalt zu directer Verhandlung zu bieten, theilt der Verfasser aus der grösseren Zahl ompfehlenswerther Commissionäre folgende mit, von denen die beiden ersteren der deutschen Sprache mächtig sind : 1. John Giblett & Son, Cattle salesmen, London. 63 West Smithfield. 2. John Hönck, Cattle salesman, London, Stonebridgehouse, Tottenham. 3. Thomas Coulson, Cattle salesman, London.

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vieh, das um so viel leichter Schaden leidet, von ganz besonderer Wichtigkeit ist. W i r werden die darauf zielenden Einrichtungen und Massregeln gleichfalls zu besprechen haben. Ehe wir aber dazu übergehen, mögen einige Bemerkungen über die zum Schutze gegen das Einschleppen der Seuchcnkrankhcitcn in England angeordnete thierärztliche Untersuchung, welcher das vom Continent eingeführte Vieh unterliegt, gemacht werden. Bei der obigen Beschreibung des Londoner Vichmarktes wurde schon erwähnt, dass unter dem Beamtenpersonal des Marktes sich auch ein Thierarzt befindet, dessen Aufgabe es ist, den Gesundheitszustand des zum Markt gebrachten Viehes zu überwachen. Neben dieser eigentlichen Marktcontrole ist aber noch eine thierärztliche Untersuchung alles fremden in den Hafen von London oder anderer englischer Städte eingeführten Viehes angeordnet, die früher mit vieler Nachsicht ausgeführt wurde, seit dem Ausbruch der Rinderpest aber bedeutend verschärft worden ist. Zur Vermeidung von Verlusten ist letzteres von allen, die aus den Ländern des Continents Vieh nach England bringen wollen, sehr zu beachten. Nachdem die Einfuhr von magerem Vieh verboten und das Schlachten des zum Markte gebrachten Viehes innerhalb einer bestimmten Frist angeordnet worden ist, hat übrigens die thierärztliche Untersuchung eine geringere Bedeutung, als bei der früher stattfindenden Einfuhr von magerem Vieh, welches von F a r m e r n verschiedener Grafschaften Englands und Schottlands zur Mast angekauft wurde. Nach den gegenwärtig geltenden Vorschriften wird nun sämmtliches fremdes Vieh bei der Landung durch einen von der Regierung angestellten Thierarzt untersucht und mit einem Certificat über den Gesundheitszustand versehen, ohne welches der Londoner Markt von ihm nicht betreten werden darf. Vieh, das mit Lungenseuche, Rinderpest und derartigen gefährlichen Krankheiten behaftet oder derselben verdächtig ist, wird auf A n o r d n u n g des Regierungsthierarztes sofort

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gctödtet und vernichtet. Hinsichtlich des mit Maul- und K l a u e n s e u c h e behafteten Viehes war das Verfahren nicht immer gleich. A n f a n g s war man so nachsichtig, d e r g l e i chen T h i e r e passiren und zum Markt b r i n g e n zu lassen; nachdem sich jedoch grosse Missstände daraus e r g e b e n hatten, wurde später angeordnet, diejenigen Thiere, welche bei der Inspection als mit Maul- oder Klauenseuche b e h a f t e t g e f u n d e n w o r d e n waren, im Ilafcnplatze sofort zu schlachten, wobei die k r a n k e n Theile (Kopf oder Füsse) z u r ü c k b e h a l t e n und zerstört w u r d e n . Das noch gesunde V i e h desselben T r a n s p o r t e s w u r d e dann u n g e h i n d e r t zum Markte g e f ü h r t und durfte dort v e r k a u f t worden. Neuerdings ist jedoch auch dies nicht m e h r g e s t a t t e t ; e n t w e d e r muss sämmtliches Vieh eines solchen T r a n s p o r t e s , bei dem k r a n k e T h i e r e sich finden, im H a f e n geschlachtet w e r d e n oder bis zur vollständigen H e r s t e l l u n g einer Quarantaine sich u n t e r w e r f e n , woraus natürlich ausserordentliche Kosten und Verluste f ü r die Besitzer erwachsen. Zieht man dabei in Betracht, dass trotz aller V o r k e h r u n g e n auf weiten T r a n s p o r t e n das Vieh von den letztgenannten K r a n k h e i t e n leicht angesteckt w e r d e n kann und dass d e r A u s b r u c h derselben durch die Strapazen einer langen Reise sehr b e f ö r d e r t w e r d e n soll, so ist zur grössten Vorsicht zu r a t h e n . Zur V e r m e i d u n g aller der mannigfachen Uebelstände, welche mit d e r A n s t e c k u n g der zum Markte gesandten T h i e r e voraussichtlich verbunden sind, hat man neuerdings fast überall die Einrichtung getroffen, das V i e h vor der E i n s c h i f f u n g einer sorgfältig e n thierärztlichen U n t e r s u c h u n g zu unterziehen. I n den holländischen H ä f e n geschieht dies durch eigene vom Staate d a f ü r honorirte Veterinärs, w ä h r e n d in andern Hafenplätzen eine solche Inspection auf Kosten der Viehbesitzer u n t e r n o m m e n wird, ein O p f e r , zu welchem in A n b e t r a c h t des dadurch möglicherweise zu vermeidenden Schadens d r i n g e n d zu rathen ist. Die thierärztlichc Unt e r s u c h u n g übrigens, welche mit dem Vieh unmittelbar nach dessen A n k u n f t in London vorgenommen wird, bietet w e n i g Garantie, da sich die Thiere nach einer an-

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strengenden Fahrt gewöhnlich in einem fieberhaft aufgeregten Zustande befinden. Wünschenswerth wäre es, wenn der von verschiedenen Seiten gemachte Vorschlag ausgeführt würde, die thierärztliche Untersuchung erst zwölf Stunden nach der Ausschiffung, nachdem das Vieh getränkt und gefüttert worden, vorzunehmen. Diejetzigc Art der Untersuchung wenigstens, wo unmittelbar nach dem Landen 400—500 Stück Grossvieh einer Schiffsladung durch e i n e n Thierarzt, welchem höchstens e i n Gehülfe beigegeben ist, in kaum zwei Stunden geprüft werden, kann selbst unter der Voraussetzung grösster Uebung und Sachkenntniss des inspicirenden Veterinärs, doch nur als oberflächlich bezeichnet werden. W ü r d e man dagegen den Thiercn erst bei hinreichender Fütterung und Pflege einige Ruhe und Erholung gönnen, zu welchem Zwecke freilich für ausreichende Stallung in den Hafenplätzen gesorgt werden müsste, so wäre dann eine viel zuverlässigere Feststellung ihres Gesundheitszustandes möglich, wodurch sowohl das Interesse der Käufer, als der Viehimporteure besser gewahrt sein würde. Um nun zum Transportwesen selbst überzugehen und zunächst den Seetransport des Viehes ins Auge zu fassen, so versteht es sich, dass die Einrichtung der Transportmittel, also hier der Schiffe, zweckentsprechend und hinreichend bequem sein muss, wenn das Vieh auf der Reise nicht sehr leiden soll. Auf den zum Waarentransport bestimmten Seeschiffen kann das Vieh natürlich nur auf dem Deck verbleiben, und selbst dafür sind immer noch besondere Einrichtungen zu treffen. Es sind nun, seitdem die Viehausfuhr nach England sich so vermehrt und mit einer gewissen Regelmässigkeit vor sich zu gehen angefangen hat, von den verschiedenen Gesellschaften Schiffe eigens für den Viehtransport gebaut und eingerichtet worden, wobei es hauptsächlich auf folgende Punkte ankam. Es musstc dafür gesorgt werden, dass die Ein- und Ausschiffung der Thiere sich leicht bewerkstelligen lasse; sodann, dass dieselben während der Seefahrt hinreichen-

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den Kaum haben, dass sie f e r n e r leicht und ausreichend gepflegt w e r d e n können «und endlich dass sie g e g e n die Wittern ngseinfliisse geschützt seien und namentlich nicht von zu s t a r k e r Hitze im Schiffsräume zu leiden haben. Bezüglich des V e r l a d e n s sind auf den neuen Schiffen die E i n r i c h t u n g e n überall so getroffen, dass die T h i e r e direct von den L a n d u n g s b r ü c k e n auf die Schiffe und von diesen beim A u s l a d e n auf die L a n d u n g s b r ü c k e n zurückg e f ü h r t w e r d e n k ö n n e n . Das V e r l a d e n durch A u f w i n d e n in S c h l i n g e n ist überall beseitigt. D u r c h die H ü l f e der L a n d u n g s b r ü c k e n wird beim V e r l a d e n g e r a u m e Zeit gewonnen ; wie schnell dasselbe vor sich geht, zeigt ein Bericht des Secretärs d e r G e n e r a l Steam Navigation Comp a n y Mr. Pratt. Auf einem der neuen Schiffe seiner Ges e l l s c h a f t , der Maas, nimmt die V e r l a d u n g von 570 Stück Ochsen, auf welche das Schiff b e r e c h n e t ist, nur o'/i S t u n d e in A n s p r u c h und eben diese Zahl wird sogar in 50 Minuten ausgeladen. Auf allen grösseren Schiffen geschieht die V e r l a d u n g des Viehes auf dem Deck, dem Zwischendeck und in dem unteren Schiffsräume. W i r bemerken dabei zugleich, dass auf den grossen Schiffen das Vieh w ä h r e n d der F a h r t w e g e n der g e r i n g e n Schwankung e n , denen sie u n t e r w o r f e n sind, am wenigsten zu leiden hat, weshalb sich auch diese für längere Seefahrten ganz besonders empfehlen. So haben die zum Viehtransport benutzten Schiffe, die von Oporto auslaufen, eine L ä n g e selbst bis zu 300 Fuss. F ü r das auf dem D e c k befindliche Vieh sind in einzelnen Schiffen Schutzdecken errichtet, um die Thiere g e g e n die Witterungseinflüsse, besonders g e g e n S o n n e n s t r a h l e n und Regengüsse, zu schützen. Vielfach wird darüber geklagt, dass beim Vichtransport die Schiffe überfüllt würden. Um den dadurch herbeigeführten Missständen zu e n t g e h e n , hat man daher vorgeschlagen, dass die R e g i e r u n g e n die Viehzahl der vollen S c h i f f s l a d u n g e n bestimmen und darüber wachen sollten, dass j e n e Zahl nicht überschritten werde. D e r gleichen Bestimmungen sind jedoch um deswillen schwierig, weil es dabei immer auf die Grösse des Viehes, die

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Dauer der Seefahrt und auf die sonstigen E i n r i c h t u n g e n der Schiffe ankommt. Die Datier der S e e f a h r t hat auf die Bestimmung des Raumes f ü r die T h i e r e insofern Einfluss, als diesen bei langen F a h r t e n , die m e h r e r e T a g e in A n s p r u c h n e h m e n , Platz zum N i e d e r l e g e n g e g e b e n w e r d e n muss, was bei kürzeren F a h r t e n nicht nöthig ist. I m letzteren F a l l e giebt man im G e g e n t h c i l dein engeren S t a n d e des Viehes den V o r z u g , indem hierdurch dem Nied e r l e g e n der T h i e r e , welches bei stürmischem W e t t e r leicht B e s c h ä d i g u n g e n h e r v o r r u f t , v o r g e b e u g t w i r d : die hauptsächlichen Verletzungen geschehen nämlich dadurch, dass die l i e g e n d e n T h i e r e durch die nebenstehenden getreten w e r d e n und starke Q u e t s c h u n g e n erhalten. Auf den k ü r z e r e n S e e f a h r t e n r e c h n e t man p r o H a u p t Grossvieh einen Raum von 8 Fuss L ä n g e und 2 bis 2'/ 2 Fuss Breite, w o g e g e n f ü r lange Seefahrten z. B. von O p o r t o nach L o n d o n 3 F u s s Standbreite und noch mehr g e g e b e n wird. Z u r V e r h ü t u n g von Verletzungen sind f e r n e r zwischen j e 4—ü Stück Abtheilungen durch feste S t ä n d e ang e b r a c h t , welche E i n r i c h t u n g namentlich f ü r stürmisches W e t t e r und starkes S c h w a n k e n der Schiffe n ö t h i g ist. E b e n s o w e r d e n auch die Schafe auf dem T r a n s p o r t durch H ü r d e n in einzelne kleinere A b t h e i l u n g e n g e t r e n n t . Die A u f s t e l l u n g der T h i e r e ist auf den meisten Schiffen in zwei Reihen, die K ö p f e nach den Schiffsseiten g e w a n d t , und nur ausnahmsweise kommt auf sehr breiten Schiffen noch eine dritte Reihe zwischen den beiden andern in der Mitte des Schiffes vor. J e n e Aufstellungsweise, wo die T h i e r e in zwei Reihen mit den Köpfen von einander abg e w e n d e t nach den Schiff'sseiten zu stehen, ist in einzelnen n e u e n Schiffen auf der Route von H a m b u r g nach IIull dahin a b g e ä n d e r t worden, dass die T h i e r e mit den K ö p f e n g e g e n e i n a n d e r nach der Mitte des Schiffes zu stehen k o m m e n und zwar so, dass ein G a n g zwischen ihren K ö p f e n frei bleibt. Es geschieht diess, u m einmal auf diese W e i s e das T r ä n k e n und F ü t t e r n besser bewerkstelligen zu k ö n n e n , sodann aber auch, um dem in dem Zwischendeck und den unteren Schiffsräumen aufgestellten

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Vieh leichter frische L u f t zuführen zu können, «als bei der gewöhnlichen Einrichtung möglich ist. Ein grosser Nachtheil d e r älteren Schiffe besteht nämlich in dem Mangel einer h i n r e i c h e n d e n Ventilation, in F o l g e dessen das V i e h ausserordentlich leidet, namentlich in dem Falle, w e n n die Schiffe zur Zeit der Ebbe nicht in die H ä f e n einlaufen k ö n n e n und stundenlang vor denselben in der Sonnenhitze r u h i g liegen bleiben müssen. E s muss mit A n e r k e n n u n g h e r v o r g e h o b e n w e r d e n , dass bei der Construetion der neuen, f ü r den Viehtransport gebauten Schiffe f ü r eine vortreffliche Ventilation gesorgt ist. Grosse S o r g f a l t wird auf die Reinigung der Schiffe, so oft sie zum V i c h t r a n s p o r t g e d i e n t haben, gelegt, besonders um A n s t e c k u n g e n der T h i e r e an der Klauenseuche und ähnlichen leicht ü b e r t r a g b a r e n Krankheiten zu v e r h i n d e r n . F r ü h e r bestand die R e i n i g u n g nur in dem W e g s c h a f f e n des R o t h e s und dem A b w a s c h e n des Bodens; g e g e n w ä r t i g jedoch w e r d e n Dcsinfectionsmittel, namentlich C h l o r k a l k , a n g e w a n d t , nachdem vorher der Boden des Schiffes sorgfältig vom S c h m u t z e b e f r e i t und gereinigt w o r d e n ist. Die W a r t u n g des Viehes auf den Schiffen geschieht, da dasselbe nur ausnahmsweise von e i g e n e n im Dienste der Besitzer stehenden Leuten begleitet wird, durch die Schiffsmannschaft, welche dieses Geschäft pünktlich besorgt. Bei k ü r z e r e n Seefahrten wird das Vieh auf den Schiffen nicht g e f ü t t e r t , höchstens mit W a s s e r getränkt, während es bei l ä n g e r e n T o u r e n ausser W a s s e r auch H e u erhält. J e m e h r es bei d e r C o n c u r r e n z der Dampfschifffahrts-Gesellscliaften in deren Interesse liegt, das Vieh in möglichst g u t e m Zustande abzuliefern, desto grössere S o r g f a l t wird w ä h r e n d der S e e f a h r t auf dessen Pflege verwandt, so dass in dieser Hinsicht kein Grund zur Besorgniss f ü r die Viehbesitzer vorliegt, welche ihr E i g e n t h u m dem Meere anvertrauen. Dass aber die Thiere, ohne wesentlich zu leiden, auch einen längeren Seetransport aushalten, beweist besonders die Thatsache, dass die V e r s c h i f f u n g aus Spanien und P o r t u g a l immer mehr zu-

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nimmt, obgleich die Fahrt von dort nach London vier, ja bei ungünstiger Witterung und Jahreszeit fünf Tage erfordert und doch dem Wohlbefinden des Viehes nur sehr geringen Eintrag thut. W i r fügen bei dieser Gelegenheit gleich die durchschnittlichen Fahrzeiten von den andern Hauptverschiffungsplätzen nach London bei. Von » » » » » » » »

Tönningen. . . Hamburg.... Amsterdam . . Bremen Havre Rotterdam . . Antwerpen l ) . Ostende Boulognc....

40—44 Stunden » 40—44 » 30—36 » 30—36 » 24—30 » 20—24 20—24 » » 15—20 » 9—12

Gegen die Anstrengungen der Seefahrt sind die verschiedenen Viehgattungen übrigens in ungleichem Grade empfindlich. Arn meisten leiden dabei die Schweine, die der frischen Luft am dringendsten bedürftig nur auf dem Deck der Schiffe verladen werden dürfen, wie denn auch der Transport derselben zu und aus den untern Schiffsräumen zu schwierig sein würde; demnächst das Rindvieh, wogegen die Schafe die Seeüberfahrt am besten ertragen. Was die Beschädigungen des Viehes auf der Reise betrifft, so bestehen dieselben hauptsächlich in Quetschungen, es kommen jedoch auch Beinbrüche und andere starke Verletzungen vor, wenn die Ueberfahrten bei stürmischem W r ettcr sehr ungünstig sind. Am gefährlichsten sind die Seeüberfahrten zur Zeit der Aequinoctialstürme und besonders im Spätherbste, wo der Canal von Stürmen heimgesucht wird. Bei dem Hochgange der See und starkem Hinundherschwanken der Schiffe kommt es 1) Statt der directen Seefahrt Antwerpen-London wird in neuerer Zeit die von der Great Eastorn Railway Company für den Viehtransport eingerichtete Route Antwerpen-London via Harwich vielfach benutzt. Die Seefahrt von Antwerpen nach Harwich beträgt nur acht Stunden. Die Abfahrt der Dampfschiffe findet jeden Dienstag und Freitag Mittag statt.

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namentlich darauf an, das Vieh am Niederlegen zu verhindern, wobei das zur W a r t u n g bestimmte Personal durch die übrige Schiffsmannschaft unterstützt wird. Aber nicht allein während der Stürme, sondern auch bei windstillem Sommerwetter in starker Hitze hat das Vieh viel zu leiden, zumal wenn es beim Einlaufen in die Häfen nicht gleich ausgeladen werden kann. Man sorgt deshalb dafür, dass bei der Abfahrt der Schiffe, die betreffenden Commissionäre telegraphisch aufgefordert w e r d e n , sich rechtzeitig im Hafen einzufinden und das Ausladen sofort nach dem Landen der Schiffe vornehmen zu lassen. Die F r a g e nach der Versicherung des Viehes gegen Unglücksfälle auf der See ist bereits Gegenstand vielfacher Erörterung gewesen, ohne bis jetzt zu einem rechten Abschluss gebracht zu sein. Schon die vielen Clausein, welche die Versicherungs-Gesellschaften in die bezüglichen Policen aufzunehmen für nothig halten, lassen die Versicherungen als mehr oder weniger werthlos erscheinen, so dass auch bis jetzt wenigstens die Versicherung des Viehes bei der Seeüberfahrt wenig Eingang gefunden hat. Zur nähern Orientirung lassen wir hier die uns von verschiedenen Gesellschaften geinachten Mittheilungen folgen. Die Transport-Versicherungs-Gesellschaft „Schweizerischer Lloyd" berechnet die Viehversicherungen nach folgenden Sätzen: 1) Von Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen während des Sommers 3/s % des declarirten Werthcs im Winter Va % „ „ „ 2) Von Hainburg nach London im Sommer Va °/o d e s declarirten Werthcs im W i n t e r 3 / 4 % » » » wobei jedoch die besondere Clausel in die Police eingesetzt wird : frei von natürlichem Tode, frei von Beinbruch, frei von Ueberbordspiilen, Springen und Werfen. Nach den Angaben der Herren Günther und Behrcnd in Geestemünde beträgt die Assecuranz-Prämie bei der Verschiffung aus dortigen Häfen nach London '/a Procent gegen Total-Verlust und im Monat Juli gegen alle Ge-

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fahr, ausgenommen Beinbruch und natürlichen Tod, für Rindvieh 3 % und Schafe 4 7 2 % . Die Stettiner Gesellschaften verlangen nach den Mittheilungen der Herren F r . P i t z s c h k y & Comp, zu Stettin für Viehversicherungen 11/4°/0 und bedingen dabei die Clausel „frei von Beinbruch und frei von natürlichem Tode." Von den Bremer Gesellschaften wird nach Angaben des Herrn J o h . Heckemann in Bremen das V i e h nur g e g e n Totalverlust für 7 » — V ä % Prämie versichert. Nach den Mittheilungen desOber-Inspectors der A g r i p pina Herrn Garenfeld zu Cöln kann das von Hamburg nach London per Dampfer exportirte Vieh bei der Assecuranz-Compagnie, „dem Globus" (Director derselben M. A . Mentzel zu H a m b u r g ) unter folgenden B e d i n g u n g e n versichert w e r d e n : 1) unter Deck, frei von Beinbruch und natürlichem Tode ohne Serienbestimmung . . . zu '/•> % , 2) auf dem Deck, frei von Beinbruch und natürlichem Tode, sowie frei von Ueberbordspülen und W e r f e n ZU 7 2 % , 3) auf dem Deck, frei von Beinbruch und natürlichem Tode, aber mit Garantie des Ueberbordspülens, Spring e n s und W e r f e n s . . . . zu 3 % , 4) unter w i e auf dem Deck g e g e n alle Gefahr zu 8 °/0, Dieselben Prämien werden bei Viehsendungen von den Häfen Belgiens und Hollands nach London berechnet. Für die Ostsee wechseln die P r ä m i e n je nach der J a h r e s z e i t ; für den Sommer schätzt Herr Garenfeld das Risico auf das Doppelte der Reisen von Belgien, Holland oder Hamburg. Die General Steam Navigation Company zu London, welche den Viehtransport aus den verschiedensten Häfen, als Hamburg, Bremen, Geestemünde, Tönningen, Kopenhagen etc. vermittelt, übernimmt die Viehversicherungen nur auf die Route Tönningen-London. Die Versieherungen selbst geschehen blos für Hornvieh und Schafe g e g e n Prämien, welche nach Zeit und sonstigen Umständen einer

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Veränderung unterliegen. F ü r Viehbesitzer, welche während der ganzen Saison vom J u l i bis zum November regelmässige Zusendungen machen, stellen sich die Prämien niedriger, als für Solche, welche erst iin L a u f e der Saison mit dem Viehexport beginnen, oder auch nur ab und zu kleinere Sendungen bewirken. Im ersteren F a l l e wird für Hornvieh 2 % des abgeschätzten Werthes und für S c h a f e 2 y 2 % bezahlt. E s wird dabei noch die auffallende B e d i n g u n g gestellt, dass das betr. Vieh fett geweidet sei, wogegen das im Stalle gemästete von der Versicherung ausgeschlossen bleibt. Zum Schutze der Gesellschaft werden die Thiere durch einen von ihr angestellten Thierarzt auf den Gesundheitszustand genau untersucht, und nur wirklich gesundes Vieh angenommen. Für leichte Verletzungen wird kein Ersatz geleistet, es gilt vielmehr beim Landen der Schiffe alles Vieh für gesund und nicht zum Schadenersatze berechtigt, welches ohne menschliche Beihülfe ans L a n d gehen kann. Bei starken Beschädigungen dagegen, als namentlich bei Beinbrüchen, verkauft die Gesellschaft das Vieh für ihre eigene Rechnung und zahlt an den Viehbesitzer den versicherten Werth. F ü r contagiöse oder innere Krankheiten ist die Gesellschaft nicht verantwortlich. In solchen Fällen stellt der englische Veterinär Atteste aus, auf deren Grund die Bestimmungen der dortigen Behörden g e g e n Viehseuchen, zur Anwendung kommen. Auch selbst auf dieser Route wird von der Viehversicherung wegen der erschwerenden Clausein ini Ganzen wenig Gebrauch gemacht. Obige Notizen dürften zur G e n ü g e erklären, warum die Viehversicherungen bisher so wenig E i n g a n g gefunden haben- Denn der niedrige Prämiensatz von 1/->—3/i°/o des declarirten Werthes schützt g e g e n die gewöhnlichen Unglücksfälle nicht, deren Vergütung durch die mitgetheilten Clausein ausgeschlossen wird; für Versicherung g e g e n alle Gefahr aber sind die zu zahlenden Prämien zu hoch. E s steht zu hoffen, dass die Versicherungsgesellschaften, nachdem hinreichende Erfahrungen über die Unglücksfälle beim Viehtransport zur S e e gesammelt wor-

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den sind, sich zu einer R e g u l i r u n g und E r m ä s s i g u n g der Prämiensätze w e r d e n bereit finden lassen, -worauf dann ohne Zweifel eine allgemeinere B e n u t z u n g d e r Versicher u n g durch die Vichbesitzer auch eintreten wird. Bei allen Seeschifffahrts-Gesellschaften ist es G e b r a u c h , f ü r das auf der Reise etwa zu G r u n d e g e g a n g e n e und über Bord g e w o r f e n e Vieh keine F r a c h t zu erlieben oder die bereits d a f ü r erhobene F r a c h t zurückzuerstatten, wog e g e n f ü r alle m e h r oder minder stark verletzten, a b e r noch zum Schlachten g e e i g n e t e n T h i e r e keine R ü c k g a b e d e r F r a c h t bewilligt wird. Die F r a c h t f ü r die S e e f a h r t des Viehes wird in der R e g e l beim L a n d e n desselben von den Coinmissionären bezahlt, welche auch die Eisenbahnkosten meistens in London als N a c h n a h m e e n t r i c h t e n . W a s die F r a c h t k o s t e n der S e e ü b e r f a h r t angeht, so stellen sich dieselben im Ganzen g e n o m m e n in F o l g e d e r besonders in den letzten J a h r e n e i n g e t r e t e n e n C o n c u r r e n z d e r verschiedenen Gesellschaften niedrig. S o b e t r u g noch vor einigen J a h r e n auf den Schiffen der G e n e r a l Steam Navigation C o m p a n y die Fracht f ü r das H a u p t Grossvieh von Rotterdam nach London 20 s. (6 T h l r . 20 S g r . ) , währ e n d dieselbe jetzt nach E r ö f f n u n g der Concurrenzlinic der G r e a t E a s t e r n C o m p a n y pro H a u p t anfänglich auf 10 s. und jetzt auf 15 s. (5 Thlr.) r e d u c i r t worden ist. Aehnlichc F r a c h t e r m ä s s i g u n g e n sind in F o l g e der Concurrenz auf a n d e r n Routen eingetreten. So concurriren von T ö n n i n g c n nach L o n d o n zwei Dampfschifffahrts-Gesellschaften, wovon die englische Gesellschaft von Davids n u r 10 s. (SVs Thlr.), die a n d e r e von H ö n k dagegen 20 s. f ü r das H a u p t Grossvieh an F r a c h t berechnet. Obgleich die letztere Gesellschaft besonderes V e r t r a u e n bei den Marschviehbesitzern Schleswig-Holsteins geniesst, wird sie doch durch die gebotene Concurrenz sich über k u r z oder lang zu einer E r m ä s s i g u n g d e r Frachtsätze entschliessen müssen. O h n e hier speciell auf die Verschiffungskosten, welche die verschiedenen Gesellschaften von den einzelnen H a f e n p l ä t z e n aus nach London berechnen, näher einzugehen, wollen wir nur die F r a c h t s ä t z e der wichtigen

81 Routen

von Rotterdam, Hamburg,

stemünde

Antwerpen

und Gee-

anführen.

Es beträgt die Fracht von Rotterdam nach L o n d o n pro Haupt Grossvieh 15 s. (5 Thlr.) » Schaf 2 s. (20 Sgr.) Schwein 2—3 s. (20 Sgr.—1 Thlr.) » V o n H a m b u r g nach L o n d o n pro Haupt Grossvieh » » Schaf (vorwiegend Merinos) » » Schwein Von a)

20 s. (6 Thlr. 20 Sgr.) 1 s. 6 d. (15 Sgr.) 2 s. 6 d. (25 Sgr.)

Antwerpen

direct nach L o n d o n (durch

die General Steam

g a t i o n C o m p a n y ) ') pro Haupt Grossvieh Schaf . . . » » » Schwein . » Kalb . . . .

s. s. s. s.

15 1 2 5

b) v i a H a r w b i c h n a c h L o n d o n Railway Company,

(5 Thlr.) 6 d. (15 Sgr.) 6 d. (25 Sgr.) (1 Thlr. 20 Sgr.)

(durch die Great Eastern

deren Schiffe jeden Dienstag

F r e i t a g Mittag abgehen) pro Haupt Grossvieh » Schaf... » » Schwein . Kalb »

2

Navi-

und

) 15 1 2 5

s. s. s. s.

(5 Thlr.) 6 d. (15 Sgr.) 6 d. (25 Sgr.) (1 Thlr. 20 Sgr.)

V o n G e e s t e m ü n d e n a c h L o n d o n 3) pro Haupt Grossvieh 20 s. (6 Thlr. 20 Sgr.) Schaf . . . 1 s. 6 d. (15 Sgr.) » » » Schwein . 3 s. (1 Thlr.) » Kalb 3 s . ( l Thlr.) 1) Agent derselben ist W. Kennedy in Antwerpen. 2) Agent derselben ist Franz Hüger in Antwerpen. 3) Die Agentur versieht die Firma Günther und Belirend in Geestemünde, welchen Herren ich noch folgende weitere Mittheilungen über sonstige Unkosten verdanke: Die Verschiffungspro » » »

und Agenturspesen betragen: Ochse . . 25 Sgr. Schaf... 27, » Schwein. 5 » Kalb . . . 10

82

/

Gehen wir vom Seetransport zum Landtransport über, so ist vorab zu bemerken, dass in B e z u g auf letztern ein grosser Unterschied zwischen der Fortschaffung des mageren und des fetten Viehes und wiederum in B e z u g auf die verschiedenen Vichgattungen selbst obwaltet. A l l e s magere Vieh erträgt den Landtransport auf den weitesten Strecken, wogegen das Treiben des Fettviehes nur für kürzere Wegstrecken zulässig i s t , wenn dasselbe nicht erheblichen Schaden leiden soll. Während Schweine bekanntlich nur im magern Zustande für den Landtransport geeignet sind, können Ochsen und namentlich Schafe denselben gut ertragen. Einzelne Viehhändler ziehen bei Mastochsen den Landtransport für kurze Strecken sogar dem auf der Eisenbahn vor. E s fst jedoch dabei die Vorsicht zu treffen, dass die täglichen Touren höchstens 4 - 5 Stunden betragen und dass am ersten T a g e mit einer kleinen Strecke begonnen werde. Uebrigens wird durch das Treiben des Viehes, wo man Eisenbahnen benutzen kann, keine Geldcrsparniss erzielt. Die Kosten für Land- und Eisenbahntransport stellen sich für kleinere Entfernungen ungefähr gleich, für grössere ist, ganz abgesehen von anderen Vortheilen, wie namentlich dem der Zeitersparniss, der Eisenbahntransport sogar erheblich billiger, als das Treiben. Setzen wir z. B . den F a l l , dass eine Entfernung von 70 Meilen zurückgelegt werden soll, so kann dies mit der Eisenbahn bequem in 20—24 Stunden geschehen, beim Landtransport aber würden dazu mindestens 20 T a g e erforderlich sein, während welcher so be-

Als Fnttergeld wird in Geestemünde für den T a g berechnet: pro » » »

Ochse . . Schaf... Schwein. Kalb . . .

12% Sgr. 2Va » 5 » 3 »

Ausserdem wird für die thierärztliche Untersuchung des Rindviehs, sowie für das darauf basirte Gesundheitsattest pro Stück 1— l , / 2 S g r . bezahlt, j e nachdem mehr oder wenige Thiere verladen werden.

83

deutende Fütterungskosten und Treiberlohn erwachsen, dass die Fracht dadurch viel überwogen wird. Also nur für kurze Wegstrecken ist bei den heutigen Communicationsmitteln der Landtransport empfehlenswerth. Beim Eisenbahntransport des Viehes müssen freilich besondere Vorsichtsmassregeln beachtet werden. Hinsichtlich der Construction der Wagen, die zum Viehtransport dienen, kommt es darauf an, dass dieselben dem Vieh bei hinreichender Ventilation genügenden Schutz gegen Witterungseinflüsse gewähren. Ganz geschlossene Wagen sind desshalb wegen Mangel an frischer Luft ebenso zu verwerfen, wie die ganz offenen. Als die zwcckmässigsten erweisen sich solche, die mit einer Decke zum Schutz gegen Regen und Sonne versehen und an der Seite bis zur derjenigen Höhe verschlossen sind, welche das Ueberspringen des Viehes unmöglich macht. Dabei muss noch ein hinreichender offener Raum zur Einführung frischer Luft übrig bleiben. Die gewöhnlichen Viehwagen der Eisenbahnen von 120 Quadratfuss Laderaum sind für G Stück Grossvieh oder 50 Schafe bestimmt. Sie reichen jedoch auch für 7 und selbst 8 Stück aus, wenn diese gedrängt aufgestellt werden. W a g e n mit 150—160 Quadratfuss Laderaum dienen für 10—11 Haupt Grossvieh oder eine entsprechende Zahl von Schafen. Auf einigen Eisenbahnen sind W a g e n für den Transport von Schafen eingerichtet, die einen doppelten Boden haben und 100 Stück aufzunehmen im Stande sind. Eine empfchlenswerthe Verbesserung neuerer österreichischer Vieheisenbahnwaggons besteht in der Einrichtung von Wasserrinnen zum Tränken des Viehes während der Fahrt, namentlich der Schafe. Diese Rinnen sind so angebracht, dass sie von aussen gefüllt werden können; dieselben erweisen sich namentlich für längere Touren und wenn die W a g e n unter Zollverschluss stehen, als sehr nützlich. Die Frage, ob kleinere oder grössere Viehwagen den Vorzug verdienen, ist zu Gunsten der ersteren zu entscheiden, da in diesen bei eintretender Unruhe des Viehes das Drängen und Verletzen der Thiere weniger zu be-

84

i

fürchten ist. W e n n trotzdem von einzelnen Viehhändlern grössere Waggons vorgezogen werden, so geschieht dies in Rücksicht auf die Ersparniss an Personal, welches dem Vieh zur Begleitung beizugeben ist. Entschieden muss man sich gegen das zu gedrängte Aufstellen des Viehes aussprechen, weil es dadurch besonders bei heisser Witterung ausserordentlich leidet. Da nun selbst bei dem gedrängtesten Stande die Tragfähigkeit der Wagen nicht überschritten werden kann, so haben sich die meisten Eisenbahnverwaltungen bisher nicht veranlasst gefunden, die Zahl der in jedem Wagen zu verladenden Thiere streng zu controlliren. Es dürfte sich daher zur Beseitigung dieser Missstände empfehlen, eine solche Controlle scharf zu handhaben oder die Fracht pro Haupt und Meile zu erheben, wie dies auch Seitens der rheinischen Bahnverwaltung auf den von Mainz über Cöln nach Antwei'pen gehenden Extraviehzügen eingerichtet ist. F ü r jeden mit Vieh gefüllten Wagen pflegt ein Begleiter angenommen zu werden, es genügt jedoch, dass für je 2—3 W a gen ein W ä r t e r mitgegeben werde, dessen hauptsächliche Aufgabe darin besteht, das Niederlegen der Thiere zu verhindern, weil denselben dadurch leicht Quetschungen und andere Beschädigungen widerfahren. Tränken und Füttern des Viehes ist in den gewöhnlichen bisher gebräuchlichen W a g e n nicht ausführbar; man muss sich begnügen, demselben etwas Brod oder in Wasser getauchtes Heu zu reichen; um so mehr empfiehlt sich daher die oben erwähnte Einrichtung der österreichischen Viehwagen, wodurch das Tränken auf der Reise ausserordentlich bequem ausgeführt werden kann. Von besonderer Wichtigkeit ist es zu constatiren, wie lange das Vieh ohne wesentlichen Nachtheil in den W a g e n jetziger Einrichtung verladen bleiben kann. Es gilt in dieser Hinsicht als Regel, bei längeren Touren die vierbeinigen Reisenden nach einer 18—20stündigen Fahrt auszuladen und ihnen eine zwölfstündige Ruhe zu gönnen, während welcher Zeit sie in Stallungen untergebracht, reichlich getränkt und gefüttert werden müssen.

85

Bei solchen U n t e r b r e c h u n g e n der F a h r t und sorgsamer P f l e g e halten die T h i e r e m e h r t ä g i g e T o u r e n ohne N a c h theil aus. Grössere Reisen ohne U n t e r b r e c h u n g dem Vieh zuzumuthen, ist bedenklich. Mitunter w e r d e n dergleichen a u s g e f ü h r t , die sogar 30 bis 40 Stunden in A n s p r u c h n e h m e n , aber sie sind immer mit G e f a h r e n für die T h i e r e verbunden, die dadurch in einen a u f g e r e g t e n , fieberhaften Zustand versetzt werden. U e b r i g e n s kommt es dabei sehr auf die Jahreszeit an, in welcher die F a h r t e n stattfinden, und ferner, ob der T r a n s p o r t in d u r c h g e h e n d e n (Vieh-) Z ü g e n oder auf den gewöhnlichen G ü t e r z ü g e n stattfindet. Die Stösse, welche das Vieh beim öftern Anhalten der Z ü g e erleiden muss, greifen es ausserordentlich an und verursachen leicht Q u e t s c h u n g e n und andere Beschädigungen. Ebenso ist der T r a n s p o r t bei heisser W i t t e r u n g sehr a n s t r e n g e n d , namentlich wenn die mit Vieh angefüllten W a g e n l ä n g e r e Zeit unbefördert auf den Stationen den b r e n n e n d e n Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, wie man dies bisweilen beobachten kann. Schon deshalb bieten d u r c h g e h e n d e Viehzüge, wie solche auf der rheinischen u n d einigen a n d e r n Bahnen eingerichtet sind, bedeutende Vortheile und es ist daher dringend zu wünschen, dass dieses Beispiel recht bald allgemeine Nachahm u n g finde. Bei dem Eisenbahn-Viehtransportc ist f e r n e r zu beachten, dass das V e r l a d e n der T h i e r e nicht unmittelbar nach einem e r m ü d e n d e n Marsche oder nicht sofort nach einer reichlichen F ü t t e r u n g geschieht. Im letzteren Falle tiitt leicht Unverdaulichkcit ein, an deren F o l g e n das Vieh sehr leidet. Die gewöhnlichen G ü t e r z ü g e legen, den Aufenthalt auf den Stationen eingerechnet, in der S t u n d e 2—2'/ 2 Meilen zuiiek, die d u r c h g e h e n d e n Viehzüge dagegen 37:> —3 2 / a Meilen, nach welchen Sätzen die Fahrzeit des Viehtransports f ü r bestimmte Strecken leicht zu berechnen ist. W i r d der Viehtransport auf den Eisenbahnen mit Beobachtung der nöthigen Vorsichtsmassregeln a u s g e f ü h r t ,

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'

so ist derselbe mit nur sehr geringen Verlusten verbunden. In einzelnen Fällen ist ein Stück Vieh durch Entspringen aus Wagen mit zu niedrigen Seitenwänden während der Fahrt verunglückt. Sonstige Beschädigungen als Beinbrüche beim Verladen oder Quetschungen des Viehes bei zu gedrängtem Stande oder Niederlegen desselben kommen gleichfalls selten vor. Ganz besondere Aufmerksamkeit erfordert übrigens der Transport der Schweine und Schafe, deren zu gedrängtes Verladen namentlich im Sommer für längere Touren vermieden werden muss. Nach den Erfahrungen bedeutender Viehhändler beträgt der Verlust bei den Eisenbahn-Viehtransporten nicht ganz ein Procent. Was die Kosten des Eisenbahntransportes betrifft, so bieten die Tarifsätze der verschiedenen Gesellschaften mancherlei Abweichungen dar, wie dies beispielsweise aus den Frachtsätzen der folgenden Bahnen ersichtlich ist. 1. Auf der Rheinischen Eisenbahn. Pro Wagenladung und Meile 24 Sgr. Eine ganze Wagenladung besteht aus 6 Pferden, 6 Ochsen oder fetten Kühen, 9 mageren Kühen, 12 Rindern , Fohlen oder Eseln, 20 fetten Schweinen, 40 mageren Schweinen, 100 Ferkeln, 30 Kälbern oder Ziegen, 50 Schafen. Bei Theilladungen wird zu '/» Wagenladung, d. h. jede angefangene als volle Drittel-Ladung gerechnet. W e r d e n auf einen W a g e n mehr Stücke als die vorstehend angegebene Maximalzahl einer Wagenladung geladen, dann ist für jedes Stück mehr der entfallende Betrag, nach der Stückzahl der ganzen Wagenladung berechnet, zu bezahlen. F ü r jeden Viehwagen wird ein Begleiter, der auf dem Viehwagen Platz nimmt, frei befördert. Auf den Extraviehzügen von Mainz über Cöln nach Antwerpen wird pro Haupt Grossvieh und Meile nur o Sgr. bezahlt.

87 2.

Auf der Hessischen Ludwigsbahn.

Pro Wagenladung und Meile etwa 1 fl. 12 kr. P f e r d e und anderes Vieh werden nur in ganzen und halben Wagenladungen befördert. Eine ganze Wagenladung besteht in 6 Stück Pferde oder Mastochsen, „ mageren Rindviehs, Fohlen oder Esel, 8 — 10 24—30 „ grössere Schweine, 30—40 „ Schafe, Kälber, Ziegen oder Mastschweine, die halbe Wagenladung bis zur Hälfte dieser Stückzahl. W e r d e n auf einen Wagen mehr Thiere, als vorstehend angegeben geladen, so gilt dieselbe Bestimmung wie ad 1. Der Begleiter muss ein Billet lösen, er mag im Personen- oder im Viehwagen Platz nehmen. 3.

Auf der Rhein-Nahe, Saarbrücken, und Saarbrücken-TriererEisenbalin.

Pro Wagenladung und Meile circa 2IV2 Sgr. Auf eine Wagenladung werden gerechnet: 6 Stück Pferde, gemästete Ochsen oder fette Kühe, 8 „• magere Ochsen, magere Kiihe, Rinder oder Füllen, 40 ,, Kälber, magere Schweine, Schafe und Ziegen, 30 „ fette Schweine, 100 „ Ferkel. Die Begleiter haben Personenbillete zu lösen, und zwar, wenn sie im Viehwagen Platz nehmen, Billets für die niedrigste Wagenklasse. 4.

Auf der Main-Xeckar-Baliu.

Pro Wagenladung und Meile circa 1 fl. 24 kr. Eine Wagenladung besteht in 6 Stück Pferden oder Mastochsen, 8—10 „ mageres Rindvieh, Fohlen oder Esel, 21—30 Schweine, x 31—40 „ Schafe, Kälber, Ziegen oder Ferkel. Der Begleiter muss ein Billet lösen.

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Bei Beförderung von geringerer Stückzahl als vorstehend angegeben, treten höhere Preise ein. 5.

Auf der künigl. Würtembergischen

Bahn.

F ü r P f e r d e und Vieh in ganzen Wagenladungen ohne Unterschied der Thiergattung pro Meile bei Güterzügen und gemischten Z ü g e n : für einen zweiachsigen W a g e n unter 572 Meter L ä n g e . . . . 1 fl. 17 kr. für einen solchen von öVä Meter L ä n g e und mehr 1 „ 38 „ für doppelbödige W a g e n 5 0 % Zuschlag zu den obengenannten T a x e n ; für einen vierachsigcn W a g e n . . 2 „ 34 ., Bei verlangter Beförderung mit Personenzügen tritt eine E r h ö h u n g von 20°/ 0 ein. (i.

Auf der Nassauischen Bahn.

Pro W a g e n l a d u n g und Meile circa 1 fl. 35 kr. D i e W a g e n l a d u n g berechnet sich wie bei der MainNeckar-Bahn. W e r d e n auf einen W a g e n mehr Stück als die angegebene Maximalzahl g e l a d e n , dann ist für jedes Stück mehr der ratirliche B e t r a g zu entrichten. Der Begleiter muss ein Billet lösen. 7,

Auf der Cöln-Mindener Eisenbahn.

Pro Wagenladung und Meile c. 23 S g r . Die Beförderung von Vieh geschieht nur in ganzen und Drittel-Ladungen. Eine ganze L a d u n g eines vierrädrigen W a g e n s darf, sofern der Raum des W a g e n s es gestattet, bestehen a u s : 7 Stück Ochsen oder fette Kühe, 9 „ magere Kühe, 12 „ Rinder, Esel, Fohlen, 6 „ Koppelpferde. Zu jedem Viehwagen ist einem Führer die unentgeltliche Mitfahrt gestattet.

89 8.

Auf der Bergisch-Märkischen Eisenbahn.

I n Allem wie ad 7. 9. In dem Verkehre des Rheinischen Eisenhahn-Verbandes (umfassend die Rheinische Bahn im Verkehre mit der Pfalz, Baden, und Würtemberg).

P f e r d e und Vieh pro Meile: 1. in g e w ö h n l i c h e n G ü t e r - oder V i e h w a g e n : a. ein W a g e n unter ö'/a Meter Bodenlange . b. „ „ von 5«/a Meter und m e h r Bodenlange 2. in doppelbödigen

22 S g r . 28



Wagen

a. ein W a g e n unter ö'/g Meter Bodenlänge . 33 „ b. „ „ von 5 1 / 2 Meter u n d m e h r Bodenlänge . . . . . 42 „ D e r Begleiter muss ein Billet lösen. D e m V e r s e n d e r bleibt es überlassen, in die W a g e n so viele T h i e r e zu v e r l a d e n , als Raum und T r a g f ä h i g k e i t es gestatten. 10. In dem Verkehre des norddeutschen Eisenbahn -Verbandes (umfassend die Bahnen von Deutz bis Berlin).

F ü r P f e r d e u n d grosses Vieh in W a g e n l a d u n g e n f ü r j e 10 D F u s s engl. L a d e r a u m der gestellten W a g e n pro Meile . . . . 2i/i S g r . f ü r kleines Vieh in einfachen W a g e n . IV2 f ü r kleines Vieh in doppelbödigen W r agen . 23/4 „ U n t e r 5 F u s s w e r d e n g a r n i c h t , 5 F u s s und darüber für volle 10 F u s s gerechnet. 11. In dem rheinisch-thüringischen Eisenbahn-Verbände.

D e r T r a n s p o r t von Vieh und P f e r d e n in gewöhnlichen G ü t e r w a g e n wird in ganzen W a g e n l a d u n g e n zum Preise von 11 x/4 S g r . pro Achse und Meile übernommen. F ü r j e d e W a g e n l a d u n g erhält ein Begleiter sowie ein H u n d freie B e f ö r d e r u n g .

90 12.

Auf den holländischen Bahnen.

Die T r a n s p o r t k o s t e n w e r d e n nach dem L a d e r a u m berechnet, und zwar f ü r j e d e 10 Quadratfuss der gestellten W a g e n pro Meile f ü r Grossvieh in b e d e c k t e n und u n b e d e c k t e n Wagen 2'/4 S g r . f ü r Borstenvieh und S c h a f e : in einfachen W a g e n l'/a „ in doppelbödigen W a g e n . . . . 23/< Die vorstehenden A n g a b e n ü b e r die Viehtransportkosten zeigen weder hinsichtlich der Tarifsätze, noch auch darin, ob der begleitende T r e i b e r f r e i e F a h r t hat oder ein besonderes P e r s o n e n g e l d zahlen muss, Uebcreinstimmung. W o l l t e man sich auf eine ausführliche Mittheilung und V e r g l e i c h u n g der Tarife aller deutschen Bahnen und der wichtigsten des Auslandes einlassen, so w ü r d e dies zu weit f ü h r e n . A u c h w ä r e eine solche Zusammenstellung nur von bedingtem W e r t h e , da häufig Veränderung e n in den Tarifsätzen einzelner Bahnen selbst nach kurzer Zeit vorkommen. F ü r den v o r l i e g e n d e n Z w e c k kam es uns darauf an, dem deutschen L a n d w i r t h das Material zur K o s t e n b e r e c h n u n g des V i e h e x p o r t e s so weit an die H a n d zu g e b e n , dass er selbst im S t a n d e ist, einen ung e f ä h r e n K o s t e n ü b e r s c h l a g anzustellen. Zu diesem Behuf k ö n n e n alle k l e i n e n A b w e i c h u n g e n in den Tarifsätzen unberücksichtigt bleiben. Man wird der W a h r h e i t in der K o s t e n b e r e c h n u n g ziemlich nahe kommen, jedenfalls a b e r keines zu niedrig e n Ansatzes sieh schuldig machen, w e n n man durchschnittlich pro Meile und W a g g o n mit 120 • F u s s Lader a u m 25 S g r . und freie F a h r t des T r e i b e r s behufs des Kostenüberschlages annimmt. Hinsichtlich der übrigen Kosten des Eisenbahn-Vichtransportes ist noch die Ausgabe f ü r Desinfection der W a g e n , welche f ü g l i c h niemals unterlassen w e r d e n sollte, zu e r w ä h n e n . W e n n dieselbe nicht Seitens der Viehversender selbst geschieht, so berechnet die Mehrzahl der

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E i s e n b a h n v e r w a l t u n g e n f ü r jeden W a g e n eine einmalige G e b ü h r von 15 S g r .

X.

Die Bedeutung des Londoner Viehmarktes für das Ausland.

A u s den Mittheilungen und E r ö r t e r u n g e n der bisherigen Abschnitte wird der Leser bereits die Ueberzeug u n g g e s c h ö p f t haben, dass die B e d e u t u n g des Londoner V i e h m a r k t e s f ü r das Ausland eine g a n z u n g e w ö h n l i c h e sei. D e r so bedeutende und noch immer zunehmende V e r b r a u c h des dorthin zum V e r k a u f g e b r a c h t e n Viehes, sowie die vielseitige Betheiligung des Continents an der V i e h e i n f u h r nach E n g l a n d lassen dies schon zur G e n ü g e e r k e n n e n ; b e d e n k t man aber, dass in allen den verschiedenen L ä n d e r n , welche sich bisher daran betheiligt '), eine erhebliche S t e i g e r u n g des Viehexports nach London s t a t t g e f u n d e n hat und noch immer stattfindet, so k a n n man dadurch in der A n s i c h t , dass derselbe mit erheblichen Vortheilen v e r b u n d e n sein müsse, nur bestärkt werden. E s ist auch nicht f ü r die nächste Zeit zu befürchten, dass bei v e r m e h r t e r V i e h a u s f u h r nach L o n d o n , selbst wenn dieselbe noch b e d e u t e n d e r e D i m e n s i o n e n annehmen sollte, etwa eine U e b e r f ü l l u n g des dortigen Marktes eintreten werde. V i e l m e h r k ö n n t e man die Besorgniss h e g e n , dass bei dem schnellen A n w a c h s e n der Bevölker u n g der Hauptstadt und des d a d u r c h vermehrten Bedarfes an F l e i s c h n a h r u n g eher ein Mangel als ein U e b e r 1) Davon machen nur Norwegen und Amerika eine Ausnahme. Dieses wegen zu grosser Entfernung, welche den Viehtransport als ein missliches Geschäft erscheinen lässt, jenes wegen der zu geringen Qualität des Viehes, wie diess die Viehzufuhr aus Schweden neuerdings, seitdem die dortige Viehzucht sich gehoben, beweist.

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E i s e n b a h n v e r w a l t u n g e n f ü r jeden W a g e n eine einmalige G e b ü h r von 15 S g r .

X.

Die Bedeutung des Londoner Viehmarktes für das Ausland.

A u s den Mittheilungen und E r ö r t e r u n g e n der bisherigen Abschnitte wird der Leser bereits die Ueberzeug u n g g e s c h ö p f t haben, dass die B e d e u t u n g des Londoner V i e h m a r k t e s f ü r das Ausland eine g a n z u n g e w ö h n l i c h e sei. D e r so bedeutende und noch immer zunehmende V e r b r a u c h des dorthin zum V e r k a u f g e b r a c h t e n Viehes, sowie die vielseitige Betheiligung des Continents an der V i e h e i n f u h r nach E n g l a n d lassen dies schon zur G e n ü g e e r k e n n e n ; b e d e n k t man aber, dass in allen den verschiedenen L ä n d e r n , welche sich bisher daran betheiligt '), eine erhebliche S t e i g e r u n g des Viehexports nach London s t a t t g e f u n d e n hat und noch immer stattfindet, so k a n n man dadurch in der A n s i c h t , dass derselbe mit erheblichen Vortheilen v e r b u n d e n sein müsse, nur bestärkt werden. E s ist auch nicht f ü r die nächste Zeit zu befürchten, dass bei v e r m e h r t e r V i e h a u s f u h r nach L o n d o n , selbst wenn dieselbe noch b e d e u t e n d e r e D i m e n s i o n e n annehmen sollte, etwa eine U e b e r f ü l l u n g des dortigen Marktes eintreten werde. V i e l m e h r k ö n n t e man die Besorgniss h e g e n , dass bei dem schnellen A n w a c h s e n der Bevölker u n g der Hauptstadt und des d a d u r c h vermehrten Bedarfes an F l e i s c h n a h r u n g eher ein Mangel als ein U e b e r 1) Davon machen nur Norwegen und Amerika eine Ausnahme. Dieses wegen zu grosser Entfernung, welche den Viehtransport als ein missliches Geschäft erscheinen lässt, jenes wegen der zu geringen Qualität des Viehes, wie diess die Viehzufuhr aus Schweden neuerdings, seitdem die dortige Viehzucht sich gehoben, beweist.

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fluss sich einstellen möchte. Denn auf einen erheblichen Zuschuss von Vieherzeugnissen aus dem eigenen Lande kann für London um so weniger gerechnet werden, als die Rinderpest manche Heerden vernichtet, andere gelichtet hat und nach den neuesten Nachrichten auch noch immer nicht als erloschen zu betrachten ist. Ausserdem muss in Betracht gezogen werden, dass der Fleischconsum in den Industrie-Districten Englands ein sehr ansehnlicher ist und sich täglich vermehrt. Wenn man die in den früheren Abschnitten zusammengestellten Fleisch- und Viehpreisc des Londoner Marktes mit den Preisen in Deutschland vergleicht, welche in den letzten J a h r e n eine nicht unerhebliche Steigerung erfahren haben, so ergiebt sich zwischen beiden kein grosser Unterschied, wenn wir von den Preisen der durch Eisenbahnen und andere Verkehrsmittel wenig erschlossenen Gegenden absehen und besonders das Vieh mittlerer und geringerer Qualität berücksichtigen. Man könnte hiernach zu dem Schlüsse geneigt sein, dass mit der Vichausfuhr nach England sich ein irgendwie namhafter Gewinn nicht erzielen lasse. Diesem Zweifel an der Vortheiihaftigkeit eines derartigen Geschäftes ist aber wieder die Thatsache des sich immer mehr steigernden Viehexportes nach England entgegenzustellen, welcher selbst in den Gegenden, wo erst vor einigen Jahren im kleinsten Massstabe damit begonnen wurde, in immer wachsender Progression Platz greift. Die Gründe dafür, dass trotz des unerheblichen Preisunterschiedes docli noch Gewinn beim Viehexport nach England erzielt wird, lassen sich leicht auffinden. Zunächst kommt dabei der schnelle und grossartige Umsatz der Grosssehlächter Londons in Betracht, die sich in Folge dessen mit einem verhältnissmässig geringen Procentsatz ihres Betriebskapitals begnügen und dennoch ein gutes Geschäft machen. Wiederum verstehen die Kleinschlächter und Fleischhändler, welche ihren Bedarf hauptsächlich auf den von den Grossschlächtern versorgten Fleischmärktcn erhalten, durch geschickte Sortirung des Flcisches im Detailhandel einen ziemlich hohen

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Gewinn ans dem von ihnen im Ganzen gekauften Fleische zu erzielen und finden somit bei schnellem Umsätze gleichfalls ihre Rechnung. Zum B e l e g dafür wollen wir eine vor kurzem in der Times veröffentlichte, von sachkundiger Seite gemachte Mittheilung über die Verwerthung des Viehes und den daraus Seitens der Schlächter und Fleischhändler erzielten Gewinn hier im A u s z u g e anführen. Ein gut gemästeter Ochse von 100 Stones ¡1 8 tü Schlächtergewicht, welcher dem Fleischer im Einkaufe bei einem Preise von 5 s. 5 d. p r o S t o n e in runder S u m m e 27 ¿i. gekostet hat, wird bei gehöriger Fleischsortirung folgendermassen verwerthet: Hintertheil.

68 U 80 » 70 » 48 » 52 » 24 » 34 » 68 U 48 » 120 » 56 » 38 » 52 » 24 » 38 »

L. s. oberes Schwanzstück 2 16 Lendenstück 3 3 Mittelschwanzstück 2 15 unteres Schwanzstück.... 1 12 dicke Kreuzballen 1 19 dünne Weichen — 17 Beine — 12

Vordertheil,

erste Rippen Mittelrippen oberer Rippentheil Bruststück unteres Halsstück Wamme Beine Nanel Zunge Kopf Nierenfett Herz Schwanz Nieren Leber Abfälle, Haut, Klauen, Hörner, Talg und B l u t . . . . Summe

d. 8 4 5 — — — 9

2 1 4 1 1 — — 1 — — — — — —

13 10 16 — 5 — 17 4 6 4 18 4 9 — 5 4 5 — 6 — 10 — 2 6 1 — 1 4 1 6

1 31

14 8

— 8

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W e n n diese Berechnung zeigt, dass die ursprünglichen Kosten des Ankaufs von 27 durch den Ausverkauf zu 31 «i. 8 s. 8 d. geworden sind, so ergiebt dies einen Ueberschuss von 4 8 s. 8 d. Zieht man hiervon die Geschäftsunkosten mit etwa 0 0 % ab, so bleibt ein Reingewinn von 2 4 s. 4 d. auf 27 oder von ungefähr acht Procent des Anlagekapitals. Bei den eigenthümlichen Einrichtungen des Londoner Schlächtergew e r b e s , bei welchem, wie oben erwähnt, die Kleinschlächter von den Grossschlächtern mit Fleisch versorgt werden, um den Detailverkauf zu bewerkstelligen, vertheilt sich dieser Profit auf beide Klassen. Um die Höhe des jährlichen Gewinnes zu bezeichnen, bemerkt der erwähnte Berichterstatter in der Times weiter, dass das Geschäft in klingender Münze abgemacht werde, indem die Bezahlung vierteljährlich, monatlich, wöchentlich oder auf der Stelle erfolgt. Nimmt man nun an, dass der Schlächter sein Geld einmal im Monat zu 8°/ 0 umschlägt, so werden bei ihm 100«^. am Ende des J a h r e s auf 251 4?. gestiegen sein; während bei zweimonatlichem Umschlage zu 8 % dieselbe Summe in 12 Monaten wenigstens auf 158 »

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Die Ausfuhr solcher schwerer Maststücke vorzüglicher Qualität wird nach vorstehender Berechnung trotz der erheblichen Steigerung der Viehpreise im eigenen Lande selbst auf weite Entfernungen lohnend sein. A n ders dagegen stellt sich das Verhältniss beim Verkauf von Vieh mittlerer und geringer Beschaffenheit und leichten Gewichtes, da die nicht unerheblichen Transport- und Verkaufskosten hierfür dieselben sind, als für schwere und vorzügliche Stücke. Die oben mitgetheilten Viehpreise schwanken je nach der Qualität der Thiere pro 100 Zollpfund Schlächtergewicht von lß»/ a bis 24 Thlr. Nehmen wir beispielsweise den Preis von 100 Zollpfund zu 19 Thlr., so wird der Verkaufspreis eines 800 Pfund schweren Stückes nur 152 Thlr. betragen. Bringt man hiervon die Kosten des Transports und Verkaufs in Abzug, so wird in vielen Fällen der Vortheil des Exports von solchem Vieh nach London wenigstens aus weiter

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Ferne fraglich erscheinen, was natürlich bei Vieh von geringem Gewichte und geringer Qualität noch mehr der Fall sein muss. W i r unterlassen die weitere Mittheilung solcher Berechnungen, da dieselben bei dem beständigen Wechsel der lokalen Verhältnisse nicht als unbedingt zutreffend angesehen werden können. Es versteht sich, dass der Landwirth sich nur dann zur Viehversendung nach London entschliessen darf, wenn die angestellte Berechnungwesentlich zu Gunsten des Exports ausschlägt, da immer ein gewisses Risico damit verknüpft ist. So sind in den obigen beispielsweisen Berechnungen weder die Unkosten etwaiger Seeassecuranz, noch die in einzelnen Fällen vorkommenden Verluste durch Verunglücken oder Sterblichkeit auf der Reise in Anschlag gebracht worden, weil die dafür anzunehmenden Sätze je nach Art und Dauer der Reise und sonstigen Umständen ausserordentlich wechseln. Es ist aber dringend zu empfehlen, bei Kostenüberschlägen für irgend einen bestimmten Fall gebührende Rücksicht darauf zu nehmen und nach Anhalt der früheren Mittheilungen eine entsprechende Quote dafür in Ansatz zu bringen. Zum Schlüsse dieser Abhandlung wollen wir die wesentlichen Resultate unserer Untersuchungen kurz zusammenfassen. W i r stellen dabei den Satz obenan, dass der Londoner Viehmarkt durch seine ungeheure Ausdehnung und seinen riesenhaften Verkehr .schon jetzt eine hohe Bedeutung für das Ausland besitzt und in Zukunft finden Absatz des fremden nichtenglischen Viehes sich noch immer günstiger zu gestalten verspricht. Wir brauchen uns dabei nur an die grossen Zahlen der jährlichen Vieheinfuhr zu erinnern, deren wesentlichsten Theil Deutschland liefert. Diese ausserordentlich starken Viehsendungen sind aber, wie wir ferner gesehen haben, nicht ais eine vorübergehende Erscheinung zu betrachten, vielmehr bedarf England derselben dauernd, da es, ganz abgesehen von der grossen Calamität der Rinderpest, welche es so hart betroffen, ebenso wenig im Stande ist, seinen Bedarf

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an Fleisch selbst zu erzeugen, als es seinen Consum an Getreide zu decken vermag. Das schnelle Anwachsen der Bevölkerung Grossbritanniens und die Vermehrung seiner Bedürfnisse wird die Nachfrage nach Fleischnahrung immer mehr steigern und den Continent zur vermehrten Vieheinfuhr auffordern. Begünstigt wird dieselbe neuerdings noch dadurch, dass die frühern sehr hartnäckigen Vorurtheile der Engländer gegen das fremde Vieh immer mehr schwinden, so dass schon jetzt zwischen der besten englischen und continentalen Waare ein bemerkenswerther Preisunterschied nicht mehr besteht. Ebenso sind nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen die Verluste durch Beschädigungen und Sterblichkeit des Viehes selbst auf langen Land- und Seereisen vcrhältnissmässig gering und beeinträchtigen den Gewinn des Vieliexports nur unbedeutend. W e n n ferner die Art und Weise des dortigen Viehverkaufs noch Manches zu wünschen übrig lässt, so bietet doch andererseits die Concurrenz der Marlct-Commissionäre (cattle-salesmen) einen gewissen Schutz gegen Uebervortheilung der Vieiibesitzer. Auch steht zu hoffen, dass durch die Einführung einer genauen amtlichen Notirung der Viehpreise auf dem Londoner Markte den Viehexporteuren eine bessere Controlle über den Verkauf bald verschafft werden wird. Weiter haben wir darauf hingewiesen, dass nach den in Schleswig und anderwärts gemachten Erfahrungen der directe Verkauf des Viehes — durch Vermittelung jener Commissionäre — für vortheilhafter zu halten sei, als die Ucberlassung desselben an englische oder einheimische Händler an Ort und Stelle. Zu dem Letzteren ist nur in den Fällen zu rathen, wo sich eine unüberwindliche Abneigung der Viehbesitzer gegen jene Verkaufsweise zeigt. Hat erst der Viehexport auf diese Weise in einer Gegend Platz gegriffen, so wird bald der directe Verkauf in London für eigene Rechnung Eingang finden. Besonders empfehlenswerth ist ferner die Vereinigung der Landwirthe zur gemeinschaftlichen Viehausfuhr, weil beim Export einer grösseren Anzahl von Thieren die Ko-

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sten sich v e r m i n d e r n , eine sorgfältige U e b e r w a c h u n g des g a n z e n Geschäfts sich erleichtert und somit der G e w i n n steigen m u s s . W i r d dabei das zu e x p o r t i r e n d e Vieh vor d e r V e r s e n d u n g seinem Gewicht und seiner Qualität nach abgeschätzt und der Gesammterlös später pro rata vertheilt, so ist der willkürlichen Schätzung des mit dem V e r k a u f e b e a u f t r a g t e n Comniissionärs, falls dessen Verkaufsabschluss zu einem Durchschnittspreise erfolgt, vorg e b e u g t . D a s wichtige Hiilfsmittcl der Association ist deshalb gewiss auch f ü r den Viehexport der vollen Beachtung werth. D i e A u s f u h r wird sich hauptsächlich auf Rindvieh und S c h a f e erstrecken, da der T r a n s p o r t von K ä l b e r n und Schweinen auf weiten E n t f e r n u n g e n mit besonderen Von S c h w i e r i g k e i t e n v e r b u n d e n und zu kostspielig ist. wesentlichem Einfluss auf den G e w i n n des Viehexports ist f e r n e r die richtige W a h l der zu v e r s e n d e n d e n Stücke, wobei grosses G e w i c h t und vorzügliche Qualität den A u s schlag geben. S c h w e r e Maststücke empfehlen sich wegen der gleichbleibenden T r a n s p o r t - und Verkaufskosten als vorzügliche, weil in E n g l a n d die G ü t e des Fleisches mehr anerkannt und höher geschätzt wird, als bei uns, wie diess die grossen U n t e r s c h i e d e der englischen Fleischpreise zur G e n ü g e zeigen. Endlich muss darauf hingewiesen werden, dass d e r g e w i n n b r i n g e n d e Absatz vorzüglichen Fettviehes, welchen der L o n d o n e r Markt gewährleistet, nicht ohne segensreiche R ü c k w i r k u n g auf die deutsche Viehzucht selbst geblieben ist und diesen erspriesslichen Einfluss auch in Z u k u n f t in immer stärkerem Masse zu üben verspricht. F r ü h r e i f e und Mastfähigkeit, diese kostbaren Eigenschaften des F e t t v i e h e s , werden auch in Deutschland immer m e h r als das Ziel der Viehzucht a n e r k a n n t , was f ü r uns eine um so grössere B e d e u t u n g hat, j e weniger man sich bei einer Rundschau Uber die Zustände des deutschen L a n d b a u s der Einsicht verschliessen kann, dass die deutsche Viehzucht im Grossen und Ganzen g e n o m m e n w e der der A u s d e h n u n g , noch der Vollkommenheit nach die-

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jenige Stellung einnimmt, welche ihr gebührt, um ein Hauptföi'derungsmittel des landwirtschaftlichen Betriebes zu sein. W i r dürfen uns aber auch andererseits die erschwerenden Umstände nicht verhehlen, unter welchen der deutsche Landwirth im Vergleich mit anderen Ländern arbeitet. Mangel an genügendem Absatz und zu geringe Würdigung der Qualität des Fleisches haben bisher an dem langsamen Fortschritte unserer Viehzucht Schuld getragen, und gerade von diesem Gesichtspunkte aus wird die Viehausfuhr nach dem Londoner Markte als H e b e l des landwirtschaftlichen Fortschrittes im rechten Lichte erscheinen. In Gegenden, wo es bisher an hinreichendem Absätze der Vieherzeugnisse fehlt, werden daher Landwirthe sich ein wesentliches Verdienst um ihre Heimath erwerben, wenn sie die F r a g e des Viehexports nach England eingehend prüfen, die ersten Versuche der Ausfuhr selbst unternehmen und demnächst die allgemeine Betheiligung mittels einer gut geleiteten Association zu Stande bringen. So kommen wir immer wieder zu dem Schlüsse, dass der Londoner Viehmarkt wie bisher auch fortan direct und indirect fördernd auf die deutsche L a n d w i r t s c h a f t wirken werde und schliessen mit dem Wunsche, dass die Landwirthe Deutschlands sich der Vortheile desselben in immer grösserem Masse theilhaftig machen mögen.

Monn, D r u c k v o n C a r l

ftr:or?i.

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