Der Koran. Arabisch - Deutsch: Band 5 Sure 4,1-176
 9783641247522

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DER KORAN Arabisch-Deutsch

DER KORAN Arabisch-Deutsch Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar von Adel Theodor Khoury

Band 5 Gütersloher Verlagshaus

DER KORAN Arabisch-Deutsch Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar von Adel Theodor Khoury

Band 5

Sure 4,1 – 176

1994 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 1994 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Umschlaggestaltung: Dieter Rehder, Aachen Gesamtherstellung: ICS Communikations-Service GmbH, Bergisch Gladbach ISBN 978-3-641-24752-2 www.gtvh.de

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

Umschrift und Lautwerte arabischer Buchstaben .

10

Abkürzungen . DerKoran . Die Bibel .. Arabische Kommentare. Koranübersetzungen . . Allgemeine Literatur . . Jüdische und christliche Literatur . Altes Testament 13 - Rabbinische Texte 14 - Neues Testament 14

11

:1:1 :1:1 11

:1:1 12

13

Allgemeine Abkürzungen Zeitschriften, Lexika Die Suren des Korans . Hinweise für den Leser

Wissenschaftlicher Kommentar Sure 4: Die ~rauen (al-Nisä'), 1-176 . Allgemeine Fragen . Bezeichnung . Datierung . . . . Struktur . . . . . Wichtigste Aussagen . Vorzüge der Sure 4 Kommentar 4,1-6 4,7-14. 4,15-2:1 ° 4,22-28 4,29-35 ° Exkurs: Über den Umgang mit den Frauen 0

0

0

0

21

2} 2} 2} 2}

24 25

27 28

40 56 66

8o 90

6

Inhalt

4,)6-43 ° 4t44-48 0 4t49-59° 4,60-70 0 4,71-78 0

Exkurs: I:Iadith über die Vorherbestimmung 4/79-87 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 4,88-91 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Exkurs: Verbleib im Ausland oder Auswanderung? 4,92-94 ° 0 4,95-104 o 4,105-1120 4,113-1260 4,127-1300 4,131-137° 4,138-147° 4,148-152 0 4,153-1620 4,163-1700 4r171-17}o Exkurs: Christus im Koran 4,174-176 0 ° 0 0 ° 0 0 0 0 0

94 106 114 126 138 1 47

0

0

Bibliographie

0

Register Koranstellen Bibelstellen Personen 0 0 0 0

0

150

0

164 170 178 184 198 204 218 224 232 242 248 260 268

273 280

Vorwort

Dieser auf mehrere Bände angelegte Korankommentar ist für Religionswissenschaftler und Theologen sowie für alle bestimmt, die den Islam nicht in erster Linie als ein gesellschaftliches Gebilde und ein politisches System betrachten und die an den Koran nicht vor allem als ein philologisch zu erschließendes Material herangehen. Der Autor richtet sein Augenmerk über das Philologische, das Gesellschaftliche und das Politische hinaus auf das Religiöse im heiligen Buch des Islam. Das Religiöse, zumal im Islam, umfaßt zwar nicht nur die Aussagen des Glaubens, die Formen der Frömmigkeit und die Normen des sittlichen Handelns, sondern auch die Regeln des gesellschaftlichen Lebens und die Grundlagen der politischen Staatsführung. Es begründet aber all dies und sanktioniert es durch die Berufung auf die Autorität einer unmittelbaren Offenbarung Gottes. Gerade diese Dimension des Islam als Ergebung in den Willen Gottes und Stehen unter dem Wort des Herrn der Welten erlaubt es, nach der Möglichkeit zu fragen, Verbindungslinien zwischen dem Inhalt des Korans und ähnlichen Aussagen anderer Offenbarungen aufzuzeigen. Gedacht ist hier vornehmlich an die Offenbarungen Gottes im Alten und Neuen Testament. Dies um so mehr, als der Koran selbst sich nicht als ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Menschheit versteht, sondern sich in eine Kontinuität mit der Tora und dem Evangelium und zugleich in ein Spannungsverhältnis zu ihnen stellt. Daher wird in diesem Kommentar nicht ausschließlich das Material rezipiert, das die muslimischen Kommentatoren mit Eifer und Scharfsinn gesammelt haben, sondern es werden, wo es möglich ist und sich anzeigt, die Parallelen aus den heiligen Schriften der Juden und der Christen sowie aus der jüdischen und der christlichen Literatur zitiert oder wenigstens angegeben. Aber der Koran ist das heilige Buch der Muslime. So ist der Autor vorrangig bemüht, das Verständnis der muslimischen Gelehrten von der Hauptquelle ihrer eigenen Religion zu berücksichtigen. Zunächst werden also die großen islamischen Kommentare herangezogen, und zwar die der klassischen Zeit sowie ausgewählte moderne Werke. Da jedoch bei vielen Stellen die islamische Tradition keine einheitliche Deutung der betreffenden Verse enthält, wird auf die wichtigsten vertretenen Meinungen hingewiesen. Es gibt auch bei der Erklärung mancher Verse bzw. Kleinabschnitte Meinungsverschiedenheiten zwischen der Auslegung, die von Muslimen vertreten wird, und der Deutung, die Islamwissenschaftler ausarbeiten: Hier werden auch die Forschungsergebnisse bzw. Thesen und Hypothesen der westlichen Islamwissenschaft wiedergegeben, insofern sie zu einem besseren Verständnis der Stelle beitragen. Viele Abschnitte des Korans beinhalten theologische Aussagen über Gott, die

8

Vorwort

Schöpfung, den Menschen in seinem Leben und seinem jenseitigen Los, über die Normen des religiösen Vollzugs und über die Rechtsbestimmungen, die die verschiedenen Bereiche in Familie und Gesellschaft regeln. Was die Gelehrten des Islam aus diesen Stellen an theologischen Lehren und konkreten Gesetzen ausgearbeitet haben, wird durch Hinweise erwähnt oder näher dargestellt. Es gibt auch Verse des Korans, die die geistlichen Bemühungen der Asketen und Mystiker angeregt, ja gefördert haben und diese Gottsucher zu besonders prägnanten und lehrreichen Äußerungen veranlaßt haben. Solche Äußerungen werden in diesem Kommentar wiedergegeben. Erwähnt werden auch die Stellen, die die religiöse Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen im Lauf der Jahrhunderte bis in unsere Tage hinein genährt haben. Bei der Behandlung dieser Koranstellen werden die wichtigsten Positionen der beiden Protagonisten angegeben bzw. in der gebotenen Kürze dargelegt. Dies und alles andere geschieht mit Maß. Denn der vorliegende Kommentar will nicht eine Kompilation aller geäußerten Meinungen und vertretenen Deutungen sein, sondern vor allem ein Gefährte und Wegweiser für Theologen, Religionswissenschaftler und Islamwissenschaftler sowie für die gebildeten Leser, der ihnen allen zu einem genaueren und besseren Verstehen des Korantextes helfen will. Damit soll eine Doppelbewegung der Öffnung in Gang gesetzt und gefördert werden: Öffnung der Christen, der Juden und der anderen Gläubigen auf den Islam und Öffnung der Muslime auf das Christentum und die biblische Tradition allgemein. Die deutsche Übersetzung, die hier wiederaufgenommen wird, ist die des Autors, die er unter der Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah angefertigt hat und die bereits im Gütersloher Verlagshaus erschienen ist (1987, 2. Auflage 1992), versehen mit einem Geleitwort des früheren Generalsekretärs des Islamischen Weltkongresses, Dr. Inamullah Khan, der das Unternehmen ausdrücklich gutheißt. Es werden hier nur die Druckfehler, die sich eingeschlichen haben, korrigiert. Nur an sehr wenigen Stellen wird die Übersetzung selbst verbessert, und dies, damit die Treue zum arabischen Original noch größer wird. Gerade weil jede Übersetzung nur eine mögliche Deutung übernimmt, wird hier das arabische Original des Korantextes der Übersetzung gegenübergestellt. Somit haben Muslime, die des Arabischen mächtig sind, sowie Islamwissenschaftler und andere Leser die Möglichkeit, die Qualität und die Richtigkeit der Übersetzung zu überprüfen. Außerdem wird im Kommentar zu jedem Vers angegeben, ob der Text grammatikalisch und sprachlich sowie aufgrund der islamischen Auslegungstradition selbst andere Deutungs- und Übersetzungsmöglichkeiten zuläßt und welches diese Möglichkeiten konkret sind. Der unbeschwerteren Benutzung des Werkes dienen die Hinweise für den Leser (siehe unten). Anders als in den vorherigen vier Bänden dieses Kommentars werden ab diesem Band die Angaben zur internen Koran-Konkordanz spärlicher ausfallen, weil demnächst die Teile der vollständigen Konkordanz erscheinen werden.

Vorwort

9

Die ersten Bände dieses Korankommentars haben von seiten zahlreicher, namhafter Fachkollegen eine freundliche und überaus positive Aufnahme gefunden. Ich danke all denen, die mir schriftlich oder mündlich ihre zustimmende Beurteilung des Werkes und ihre Ermunterung mitgeteilt und einige nützliche Vorschläge zur praktischen Gestaltung des Textes unterbreitet haben.

Adel Theodor Khoury

Umschrift und Lautwerte arabischer Buchstaben

th dj djj

l:t kh dh z

sh ~

4

gh w

y ä, i, ü

= Explosionslaut - vor jedem anlautenden Vokal gesprochen = stimmloses englisches th (thing) = stimmhaftes dsch =Doppel dj = scharfes, ganz hinten in der Kehle gesprochenes h = eh (wie in : ach) = stimmhaftes englisches th (the) = französisches z = sch = dumpfes stimmloses s = dumpfes stimmloses d = dumpfes stimmloses t = dumpfes englisches th (the) = gepreßter, in der Kehle gebildeter, stimmhafter Reibelaut = Gaumen-r = englisches w = englisches y; deutsches j = lange Vokale

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~

.......

b

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t

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th dj ( (.,...:;. djj)

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c c.

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4 ~

gh f

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kh d dh

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y

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z s sh

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IJ

_,.

q

Abkürzungen

Der Koran Die arabische Standardausgabe: al-Mu~l)af al-sharif, oder: al-Qur'än al-karim, Kairo 1344 H/1923. Es gibt auch verschiedene Ausgaben, deren Text allgemein dieser Standardausgabe entspricht, mit Ausnahme der Hinweise für die Rezitation, welche von einer Ausgabe zur anderen variieren können.

Die Bibel Sie wird hier nach der Einheitsübersetzung zitiert.

Arabische Kommentare Bay#wl: Nä~ir al-Din Abü 1-Khayr al-Bayc;läwi: Anwär al-tanzil wa asrär al-ta'wil, 2 Bde., lstanbulu96 H/1889; auch Ausgabe Fleischer, Leipzig 1846-1848. Ibn Kathlr: Abü 1-Fidä' Ismä'il Ibn Kathir: Tafsir al-Qur'än al-'~im, 4 Bände, Kairo 1408 H/ 1988. Manär: Tafsir al-Qur'än aHtakim (Tafsir al-Manär) von Mul)ammad 'Abduh/Mul_tammad Rashid Ric;lä, 11 Bde., Kairo 1325-1353 H/1907-1934; Neudruck in 12 Bänden, Kairo 1367-1375 H/1948-1956; erneuter Neudruck in 12 Bänden, Beirut o.J. Räzl: Fakhr al-Din al-Räzi: Mafätil) al-ghayb, 8 Bde., Kairo 1308 H/1891; 16 Bde. (32 Teile), Beirut 1990. (Hier wird nach der Beiroter Ausgabe zitiert.) Ta bar!: Djämi' al-bayän fi tafsir al-Qur'än, 30 Teile in 10 Bänden, Kairo 1323-1329 H/ 1900-1911; neuere Ausgabe unter dem Titel: Djämi' al-bayän 'an ta'wil al-Qur'än, hrsg. von Mal)müd Shäkir/Al_tmad Shäkir, 15 Bde. (bis Sure 16), Kairo ab 1374 H/1954. Tabätabä'l: al-Mizän fi tafsir al-Qur'än, 20 Bde., 3· Aufl., Beirut 1393 H/1973 (Shi'it). Zamakhsharl: Mal)müd ibn 'Umar al-Zamakhshari: al-Kashshäf, 4 Bd., 3· Auf!., Beirut 1987 (Mu'tazilit).

Koranübersetzungen Bell: Richard Bell. The Qur'än. Translated, with a critical re-arrangement of the Surahs, 2 Bde., Edinburgh 1937!1939. Blachere: Regis Blachere, Le Coran. Traduction selon un essai de reclassement des Sourates, 2 Bde., Paris 1949fl951. Paret: Rudi Paret, Der Koran. Übersetzung, Taschenbuchausgabe, 3· Auf!., Stuttgart 1986. Paret: Rudi Paret, Der Koran. Kommentar und Konkordanz, Taschenbuchausgabe, 3· Auf!., Stuttgart 1986.

12

Abkürzungen

Yusuf Ali: Abdallah Yusuf Ali, The glorious Qur'än. Translation and commentary,

2 Bde., Lahore 1935; Neudruck nach der 3· Aufl. von 1938: Beirot o.]. In den Bänden des vorliegenden Werkes wird meine Übersetzung gegenüber dem arabischen Original abgedruckt: Der Koran. Übersetzung von Adel Theodor Khoury. Unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah, Gütersloher Taschenbücher, Siebenstern 783, Gütersloh 1987, 2. Auflage: 1992.

Allgemeine Literatur Buhl: Frants Buhl, Das Leben Muhammeds (deutsch von H.H. Schaeder), Leipzig 1930; 3· Aufl., Heidelberg 1961.

Eis': The Encyclopaedia of Islam, neue Ausgabe, Leiden/London ab 1960. Geschichte des Qoräns (= GdQ): Th. Nöldeke/F. Schwally, I. Teil: Über den Ursprung des Qoräns, 2. Aufl., Leipzig 1909; II. Teil: Die Sammlung des Qoräns, 2. Aufl., Leipzig 1919. Th. Nöldeke/G. Bergsträsser/0. Pretzl, III. Teil: Die Geschichte des Korantexts, 2. Aufl., Leipzig 1938. Neudruck der drei Teile in einem Band: Hitdesheim 1961. Hirschfeld: H. Hirschfeld, New Researches into the composition and the exegesis of the Qoran, London 1902. ]. Horovitz: Koranische Untersuchungen, Berlin 1926. Jeffery, Foreign vocabulary: A. Jeffery, The foreign vocabulary of the Qur'än, Baroda 1938. Jeffery, Materials: A. Jeffery, Materials for the history of the text of the Qur'än, Leiden 1937·

Masson: Denise Masson, Le Coran et la n?velation judeo-chretienne, 2 Bde., Paris 1958. Speyer: H. Speyer, Die biblischen Erzählungen im Qoran, Gräfenhainichen 1931; Neudruck: Hildesheim 1961.

Stieglecker: H. Stieglecker, Die Glaubenslehren des Islam, 2. Auf!., Faderborn 1983. Watt/Bell: W .M. Watt, Bell's introduction to the Qur'än, completely revised and enlarged, Edinburgh 1970.

Watt/Welch: W.M. Watt/AT. Welch, Der Islam I, Stuttgart 1980.

Abkürzungen

13

Jüdische und christliche Literatur Altes Testament Gen Ex Lev Num Dtn Jos Ri Rut :r Sam 2 Sam :1 Kön 2 Kön :1 Chr 2 Chr Esra Neh Tob Jdt Est :1 Makk 2 Makk Ijob Ps

Genesis Exodus Levitikus Numeri Deuteronomium Josua Richter Rut :1 Samuel 2 Samuel :1 Könige 2 Könige :1 Chronik 2 Chronik Esra Nehemia Tobit Judit Ester :1 Makkabäer 2 Makkabäer Ijob Psalmen

Spr Koh Hld Weis Sir Jes Jer Klgl Bar Ez Dan Hos Joel Am Obd Jona Mi Nah Hab Zef Hag Sach Mal

Spüche Kohelet Hoheslied Weisheit Jesus Sirach Jesaja Jeremia Klagelieder Baruch Ezechiel Daniel Hosea Joel Amos Obadja Jona Micha Nahum Habakuk Zefanja Haggai Sacharja Maleachi

Abkürzungen

14

Rabbinische Texte Babylonischer Talmud Palästinischer Talmud

Mischna Tosefta

(Die Traktate dieser Werke sind folgende:) Abot Arakhin Aboda Zara Baba Batra Bekhorot Berakhot Betsa Bikkurim Baba Metsia Baba Qamma Chagiga Challa Chullin Demai Edujot Erubin Gittin Horajot Jadajim Jebarnot

Pea Pesachim Quidduschin Quinnim Rasch ha-Schana Sanhedrin Schabbat Schebiit Schebuot Scheqalim Sota Subka Taanit Tamid Tebul Jom Temurot Terumot Uqtsin Zabim Zebachim

Joma Kelim Ketubbot Kilajim Masserot Makkot Makhschirin Maaser Scheni Megilla Meila Menachot Middot Miqwaot Moed Qatan Nazir Nedarim Negaim Ohalot Orla Para

Neues Testament Mt Mk Lk Joh Apg Röm 1 Kor 2 Kor Ga! Eph Phil Kai 1 Thess 2 Thess

Matthäus Markus Lukas Johannes Apostelgeschichte Brief an die Römer 1 Korinther 2 Korinther Galater Epheser Philipper Kolosser 1 Thessalonicher 2 Thessalonicher

1Tim 2 Tim Tit Phlm Hehr Jak 1 Petr 2 Petr 1 Joh 2 Joh 3 Joh Jud Offb

1 Timotheus 2 Timotheus Titus Philemon Hebräer Jakobus 1 Petrus 2 Petrus 1 Johannes 2 Johannes '3 Johannes Judas Offenbarung des Johannes

Abkürzungen

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Allgemeine Abkürzungen a.a.O. Anm. arab. Art. Bd. Bde. bzgl. bzw. ca. ders. d.h. dt. ebd. ed. etc. f.

ff. GdQ geh.

am angegebenen Ort Anmerkung arabisch Artikel Band Bände bezüglich beziehungsweise circa derselbe das heißt deutsch ebenda editiert et cetera = und so weiter folgend folgende Geschichte des Qoräns: siehe Nöldeke geboren

gest. Hidjra hrsg. Hrsg. Jg. Jh. Nr. N.S. o.J. p.

s. s.o. sog. s.u. u.a. u.ö. usw. vgl. vol. z.B.

gestorben (islamische Zeitrechnung) herausgegeben Herausgeber Jahrgang Jahrhundert/Jhs. Nummer Neue Serie ohne Jahr pagina = Seite Seite siehe oben sogenannt siehe unten unter anderem; und andere und öfter und so weiter vergleiche volumen = Band zum Beispiel

Zeitschriften, Lexika Eis' MW PG PL ShEis ZDMG

The Encydopaedia of Islam, neue Ausgabe, Leiden/London ab 1960. The Muslim World, Hartford ab 1911 (bis 1947: The Moslem World). Patrologia Graeca, ed. J.P. Migne, 161 Bde., Paris 1857-1866. Patrologia Latina, ed. J.P. Migne, 217 Bde., 4 Registerbde., Paris 1878-1890. Shorter Encydopaedia of Islam, hrsg. von H.A.R. Gibb/J.H. Kramers, Leiden 1953; Neudruck: LeidenfLandon 1961. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Leipzig ab 1847.

Die Suren des Korans

Im Anhang des Kapitels über den Koran befindet sich eine komplette Liste der in der islamischen Literatur gebräuchlichen Bezeichnungen der Suren des Korans. Hier werden nur die üblichen Surennamen wiedergegeben. Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17:

Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure

18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 2]: 28: 29: 30: 31: 32: 33: 34: 35: 36:

Die Eröffnung (al-Fäti{la), zu Mekka, 7 Verse Die Kuh (al-Baqara), zu Medina, 286 Verse Die Sippe 'Imräns (Äl 'Imrän), zu Medina, 200 Verse Die Frauen (al-Nisä'), zu Medina, 176 Verse Der Tisch (al-Mä'ida), zu Medina, 120 Verse Das Vieh (al-An'äm), zu Mekka, 165 Verse Der Bergkamm (al-A'räf), zu Mekka, 206 Verse Die Beute (al-Anfäl), zu Medina, 75 Verse Die Umkehr (al-Tauba), zu Medina, 129 Verse Jonas (Yünus), zu Mekka, 109 Verse Hüd, zu Mekka, 123 Verse Josef (Yüsuf), zu Mekka, 111 Verse Der Donner (al-Ra'd), zu Medina, 43 Verse Abraham (Ibrähim), zu Mekka, 52 Verse .I;Iidjr (al-.I;Iidjr), zu Mekka, 99 Verse Die Bienen (al-Nal;tl), zu Mekka, 128 Verse Die Nachtreise (al-Isrä') - oder: Die Kinder Israels (Bani Isrä'il), zu Mekka, 111 Verse Die Höhle (al-Kahf), zu Mekka, 110 Verse Maria (Maryam), zu Mekka, 98 Verse Tä Hä, zu Mekka, 135 Verse Die Propheten (al-Anbiyä'), zu Mekka, 112 Verse Die Wallfahrt (al-.I;Iadjj), zu Medina, 78 Verse Die Gläubigen (al-Mu'minün), zu Mekka, 118 Verse Das Licht (al-Nür), zu Medina, 64 Verse Die Unterscheidungsnorm (al-Furqän), zu Mekka, 77 Verse Die Dichter (al-Shu'arä'), zu Mekka, 227 Verse Die Ameisen (al-Naml), zu Mekka, 93 Verse Die Geschichte (al-Qa~a~), zu Mekka, 88 Verse Die Spinne (al-'Ankabüt), zu Mekka, 69 Verse Die Byzantiner (al-Rüm), zu Mekka, 6o Verse Luqmän, zu Mekka, 34 Verse Die Anbetung (al-Sadjda), zu Mekka, 30 Verse Die Parteien (al-A{lzäb), zu Medina, 73 Verse Saba', zu Mekka, 54 Verse Schöpfer (Fätir), zu Mekka, 45 Verse Yä Sin, zu Mekka, 83 Verse

Die Suren des Korans Sure Sure Sure Sure Sure

37: 38: 39: 40: 4:1:

Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure

42: 43: 44: 45: 46: 4T 48: 49: 50: 5:1: 52: 53 : 54: 55: 56: 5T 58: 59: 6o: 6:r: 62: 63: 64: 65: 66: 67: 68: 69: 70: 7:1: 72: 73: 74: 7Y 76:

Sure 7T Sure 78: Sure 79:

Die sich reihen (al-$äffät), zu Mekka, :182 Verse $äd, zu Mekka, 88 Verse Die Scharen (al-Zumar), zu Mekka, 75 Verse Der vergibt (Ghäfir) - oder: Der Gläubige (al-Mu'min), zu Mekka, 85 Verse Im einzelnen dargelegt (Fu~~ilat) - oder: I:Iä Mim Sich niederwerfen (I:Iä Mim al-Sadjda), zu Mekka, 54 Verse Die Beratung (al-Shürä) zu Mekka, 53 Verse Der Prunk (al-Zukhruf), zu Mekka, 89 Verse Der Rauch (al-Dukhän), zu Mekka, 59 Verse Die auf den Knien sitzt (al-Djäthiya), zu Mekka, 37 Verse Die Dünen (al-AI;lqäf), zu Mekka, 34 Verse Mul;lammad, zu Medina, 38 Verse Der Erfolg (al-Fatl;l), zu Medina, 29 Verse Die Gemächer (al-I:Iudjurät), zu Medina, :r8 Verse Qäf, zu Mekka, 45 Verse Die aufwirbeln (al-Dhäriyät), zu Mekka, 6o Verse Der Berg (al Tür), zu Mekka, 49 Verse Der Stern (al-Nadjm), zu Mekka, 62 Verse Der Mond (al-Qamar), zu Mekka, 55 Verse Der Erbarmer (al-Ral;lmän), zu Medina, 78 Verse Die eintreffen wird (al-Wäqi'a), zu Mekka, 96 Verse Das Eisen (al-I:Iadid), zu Medina, 29 Verse Der Streit (al-Mudjädala), zu Medina, 22 Verse Die Versammlung (al-I:Iashr), zu Medina, 24 Verse Die Prüfung (al-Mumtal;lina), zu Medina, :13 Verse Die Reihe (al-$aff), zu Medina, :14 Verse Der Freitag (al-Djumu'a), zu Medina, :1:1 Verse Die Heuchler (al-Munäfiqün), zu Medina, :1:1 Verse Die Übervorteilung (al-Taghäbun), zu Medina, :r8 Verse Die Entlassung (al-Taläq), zu Medina, :12 Verse Das Verbot (al-Tal;trim), zu Medina, :12 Verse Die Königsherrschaft (al-Mulk), zu Mekka, 30 Verse Das Schreibrohr (al-Qalam), zu Mekka, 52 Verse Die fällig wird (al-I:Iäqqa), zu Mekka, 52 Verse Die Himmelsleiter (al-Ma'äridj), zu Mekka, 44 Verse Noach (Nül;t), zu Mekka, 28 Verse Die Djinn (al-Djinn), zu Mekka, 28 Verse Der sich eingehüllt hat (al-Muzzammil), zu Mekka, 20 Verse Der sich zugedeckt hat (al-Muddaththir), zu Mekka, 56 Verse Die Auferstehung (al-Qiyäma), zu Mekka, 40 Verse Der Mensch (al-Insän) oder: die Zeit (al-Dahr), zu Medina oder zu Mekka, 3:1 Verse Die gesandt werden (al-Mursalät), zu Mekka, 50 Verse Der Bericht (al-Naba'), zu Mekka, 40 Verse Die entreißen (al-Näzi'ät), zu Mekka, 46 Verse

18 Sure Sure Sure Sure

Die Suren des Korans So: St: S2: S3:

Sure S4: Sure S5: Sure S6: Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure Sure

S7: SS: S9: 90: 9t: 92: 93: 94:

Sure 95: Sure 96: Sure 97: Sure 9S: Sure 99: Sure too: Sure tot: Sure to2: Sure to3: Sure t04: Sure to5: Sure to6: Sure tOT Sure toS: Sure t09: Sure tto: Sure t11 : Sure tt2: Sure tt3 : Sure tt4 :

Er runzelte die Stirn ('Abasa), zu Mekka, 42 Verse Umwinden (al-Takwir), zu Mekka, 29 Verse Zerbrechen (al-Infitär), zu Mekka, t9 Verse Die das Maß verkürzen (al-Mutaffifin), oder: Das Maß verkürzen (al-Tatfif), zu Mekka, 36 Verse Sie spalten (al-Inshiqäq), zu Mekka, 25 Verse Die Sternzeichen (al-Burüdj), zu Mekka, 22 Verse Der Nachtstern - oder: Was in der Nacht erscheint (al-Täriq), zu Mekka, t7 Verse Der Allerhöchste (al-A'lä), zu Mekka, t9 Verse Die bedecken wird (al-Ghäshiya), zu Mekka, 26 Verse Die Morgenröte (al-Fadjr), zu Mekka, 30 Verse Das Gebiet (al-Balad), zu Mekka, 20 Verse Die Sonne (al-Shams), zu Mekka, t5 Verse Die Nacht (al-Layl), zu Mekka, 2t Verse Der Morgen (al-J)u}.lä), zu Mekka, tt Verse Das Weiten (al-Shar}.l), - oder: Sich weiten (al-Inshirä}.l), zu Mekka, S Verse Der Feigenbaum (al-Tin), zu Mekka, S Verse Der Embryo (al-'Alaq), zu Mekka, t9 Verse Die Bestimmung (al-Qadr), zu Mekka, 5 Verse Das deutliche Zeichen (al-Bayyina), zu Medina oder zu Mekka, S Verse Das Beben (al-Zalzala, oder: al-Zilzäl), zu Medina oder zu Mekka, S Verse Die laufen (al-'Ädiyät), zu Mekka, 11 Verse Die Katastrophe (al-Qäri'a), zu Mekka, tt Verse Wettstreit um noch mehr (al-Takäthur), zu Mekka, S Verse Der Nachmittag (ai-'A~r), zu Mekka, 3 Verse Der Stichler (ai-Humaza), zu Mekka, 9 Verse Der Elefant (al-Fil), zu Mekka, 5 Verse Quraysh, zu Mekka, 4 Verse Die Hilfeleistung (al-Mä'ün), zu Mekka, 7 Verse Die Fülle (al-Kauthar), zu Mekka, 3 Verse Die Ungläubigen (al-Käfirün), zu Mekka, 6 Verse Die Unterstützung (al-Na~r), zu Medina, 3 Verse Die Palmenfaser (al-Masad), - oder: Lodern (al-Lahab), zu Mekka, 5 Verse Der aufrichtige Glaube (al-Ikhlä~), zu Mekka, 4 Verse Das Frühlicht (al-Falaq), zu Mekka, 5 Verse Die Menschen (al-Näs), zu Mekka, 6 Verse

Hinweise für den Leser

Dieser Kommentar in mehreren Lieferungen gibt neben einer deutschen Übersetzung den arabischen Originaltext der offiziellen Ausgabe des Korans in der schönen osmanischen Handschrift wieder. Dieser Text fand die Zustimmung einer Kontrollkommission der Kairoer Universität Azhar. Die Übersetzung ist die des Autors. Sie ist bereits veröffentlicht worden in: Der Koran. Übersetzung von Adel Theodor Khoury. Unter Mitwirkung von Muhammad Salim Abdullah. Mit einem Geleitwort von Inamullah Khan, Generalsekretär des Islamischen Weltkongresses, Gütersloher Taschenbücher/Siebenstern 783, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh :1987, 2. Auflage: :1992. Diese Übersetzung ist um größtmögliche Treue zum arabischen Original bemüht. Notwendige Zusätze werden in Klammern ()gesetzt. Wo Abweichungen vom genauen Wortlaut des Originals unumgänglich sind, um Verwechslungen und Mißdeutungen vorzubeugen, wird die wörtliche Wiedergabe des Originals im Kommentar zu dieser Stelle angegeben. Zur Gestaltung der Rezitation und des frommen Gebrauchs des koranischen Textes gliedert sich dieser Text in 30 Teile, welche wiederum in je zwei Abschnitte aufgeteilt sind. Insgesamt sind es also 6o Abschnitte. Teile, Abschnitte und deren Untergliederungen (~, % und ~) werden durch ein Sternchen (*) vor dem jeweiligen Vers angezeigt. Wenn der Beginn dieser Gliederung mit dem Anfang einer Sure zusammenfällt, wird auf das Sternchen verzichtet. Der Kommentar des Korantextes befaßt sich zunächst einmal mit allgemeinen Fragen, die die jeweilige Sure betreffen, wie Name der Sure, Datierung, Struktur, besondere Inhalte, Aussagen über die Vorzüge der Sure. Dann folgt der Kommentar, wobei der Text der Sure, insofern diese eine gewisse Länge besitzt, in übersichtlichen und zusammenhängenden Abschnitten behandelt wird. Bei jedem Abschnitt werden bekannte Varianten zum offiziellen Text hinter dem arabischen Original angegeben. Diese Varianten sind die, die bei den muslimischen Kommentaren sowie bei Jeffery, Materials ... , erwähnt werden. Die Angabe hinter der Klammer lautet bei, wenn die Variante in einem Codex enthalten ist; sie lautet nach, wenn es sich um die Tradition der Rezitatoren handelt. Wenn eine Variante eine andere Bedeutung hat als die offizielle Version, wird sie übersetzt. Die zu kommentierenden Verse werden halbfett angegeben, dahinter in Klammern eventuell abweichende Verszahlen der Ausgabe von Gustav Flügel/Gustav Redslob aus dem Jahr :1834- Beispiel: 2,35(33)· Der Kommentar ist bemüht, eine breitangelegte Konkordanz der Begriffe und Wörter innerhalb des Korans zu erstellen. Dies erfolgt meistens dort, wo im Koran eine Vokabel zum ersten Mal vorkommt. Wenn die gleiche Vokabel später noch-

20

Hinweise für den Leser

mals erscheint, wird auf die erste Stelle mit einem --+ verwiesen. Dort findet dann der Leser die weiteren Koranstellen und auch eventuell eine Liste der Verse aus der Bibel, die einen ähnlichen Inhalt aufweisen oder gleiche Ausdrücke gebrauchen. Die Wörter, Halbsätze bzw. Sätze, die Gegenstand der Kommentierung sind, werden halbfett gesetzt. Kursiv erscheinen die arabischen Termini, nicht jedoch die arabischen Personennamen. Oben ist eine Liste häufig zitierter arabischer Kommentare und wissenschaftlicher Bücher aufgestellt. Der Leser möge sich deren bedienen, vor allem bei der Bearbeitung der Anmerkungen.

Sure 4

Die Frauen (al-Nisä') zu Medina, 1.76 Verse

Sure 4

Die Frauen (al-Nisä') zu Medina, 176 Verse

Allgemeine Fragen Bezeichnung Die Sure 4 des Korans trägt den Namen »die Frauen«. Ober die Frauen, das Eherecht, das Familienrecht, das Erbrecht, sowie über das Verhalten der Frauen, über ihre Stellung und ihre Behandlung sprechen viele Verse der Sure, vor allem in den ersten Abschnitten und bereits im Vers 3·

Datierung Die muslimischen und die nicht-muslimischen Autoren sind sich darüber einig, daß die Sure 4 in die medinische Zeit gehört. Bei der näheren Datierung denken die meisten Autoren an die Zeit zwischen der Niederlage am Ul;md (März 625) und dem Rückzug der Mekkaner nach der Belagerung Medinas (Grabenkrieg 627). Einzelne Stellen können früher entstanden sein, wie z. B. 4,116-126 (unmittelbar nach der Auswanderung 622) oder 4,150-159 (wohl in der Zeit des Bruchs mit den Juden: 624). Einzelne Verse können auch später entstanden sein (in der Diskussion ist der Vers 4,58: von Mul;lammad nach der Einnahme der Stadt Mekka 630 zum ersten Mal verlesen oder nur zitiert). Einzelabschnitte können auch bekannte Themen früherer Zeiten wieder aufgenommen haben.

Struktur Die Sure ist offensichtlich eine Sammlung von Abschnitten zu verschiedenen Themen. Diese Themen sind auch nicht in Einheiten zusammengestellt, sondern befinden sich verstreut über die ganze Sure.

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

1. Rechtsbestimmung über Ehe, Familie und Erbschaft Einleitung: Zusammengehörigkeit der Menschen: 4,1. Eigentum der Waisen: 4,2-6.9-10. Polygamie: 4,3. Erbschaft: 4,7-8.11-14. Strafe der Unzucht: 4,15-18. Eherecht: 4,19-28. Soziale Beziehungen und Familienrecht: 4,29-42. Anhang: kultische Reinheit: 4A3· 2. Gegen die Widersacher der Muslime Gegen die Juden: 4A4- 57. Einschub: Rechtsbestimmungen an die Adresse der Gläubigen: 4,58-59. Gegen die Heuchler: 4,60-70. Pflicht zum Kampf gegen die Feinde: 4,71-78. Wieder gegen die Heuchler: 4,79-84. Einschub: Gemischte Aussagen an die Adresse der Gläubigen: 4,85-87. Behandlung der Heuchler: 4,88-91. Kampf gegen die Ungläubigen und Vorschriften für die Zeit des Kampfes (Bestimmungen über den Mord; sich der Gemeinschaft der Muslime anschließen; Gebet in Kriegszeit): 4,92-112. 3. Verschiedenes Gegen die Verräter und die Polytheisten: 4,113-126. Über die Waisen und die Ehefrauen: 4,127-130. Allmacht Gottes und Ermahnung zur Gerechtigkeit: 4,131-135· Gegen die Heuchler: 4,136-149. Gegen die Juden von Medina (in diesem Abschnitt Aussagen über die Kreuzigung Jesu Christi und über die Speiseverbote): 4,150-169.170. Gegen die Trinität: 4,171-173. Aufruf zum Glauben: 4,174-175. Nachtrag zum Erbschaftsrecht: 4,176. Wichtigste Aussagen Zu den wichtigsten Aussagen der Sure 4 zählen wohl die Rechtsbestimmungen über Ehe, Familie, Erbschaft und Stellung der Frau in der Gesellschaft. Außerdem spiegelt sich darin die unsichere Situation der islamischen Gemeinschaft wider, denn sie stand in einem akuten Konflikt mit ihren Feinden in Mekka und konnte sich der feindseligen Haltung der Juden von Medina nicht entziehen. Außerdem wuchs die Gefahr der Heuchler, deren Verhalten die Sicherheit der Gemeinde bedrohte und die politischen Interessen der Muslime gefährdete.

Kommentar

25

Für Christen sind die Aussagen des Korans zu Jesus Christus, zu seinem Tod am Kreuz (4,157-159), zu seiner Person und zur Trinität (4,171-172) von besonderer Bedeutung.

Vorzüge der Sure 4 In zwei I:Iadith nach Ibn Mas'üd hat Mul,lammad gesagt, daß fünf Verse der Sure 4 ihm lieber sind als die ganze Erde und das, was sie enthält. Es sind nach dem ersten I:Iadith folgende Verse: 4t40; 4,31; 4,48 = 4,:1:16; 4,64; im anderen I:Iadith ist die Rede von 4,31; 4t40; 4,48 = 4,:1:16; 4,110. Ein dritter I:Iadith nach Ibn 'Abbäs läßt Mul,lammad sagen: »Acht Verse sind in der Sure >die Frauen< herabgesandt worden, welche für diese Gemeinschaft besser sind als das, worüber die Sonne auf- und untergeht.« Diese Verse sind 4,26; 4,27; 4,28 und die fünf Verse, die in den I:Iadith nach Ibn Mas'üd erwähnt sind1 . Im folgenden sei nun der Wortlaut dieser Verse wiedergegeben: 4,26: Gott will (es) euch deutlich machen und euch zu den Verfahrensweisen derer, die vor euch lebten, leiten und sich euch zuwenden. Gott weiß Bescheid und ist weise. 4,27: Und Gott will sich euch zuwenden; diejenigen aber, die den Begierden folgen, wollen, daß ihr eine gewaltige Abweichung vollzieht. 4,28: Gott will euch Erleichterung gewähren. Der Mensch ist ja schwach erschaffen worden. 4,)1: Wenn ihr die schweren Vergehen meidet von dem, was euch untersagt ist, sühnen Wir euch eure Missetaten und gewähren euch einen ehrenvollen Eingang (ins Paradies). 4,40: Gott tut nicht einmal im Gewicht eines Stäubchens Unrecht. Und wenn es einen gute Tat ist, so wird Er sie verdoppeln und von sich her einen großartigen Lohn zukommen lassen. 4,48 = 4,:1:16: Gott vergibt nicht, daß Ihm beigesellt wird, und Er vergibt, was darunter liegt, wem Er will ... 4,64: ... Würden sie, da sie gegen sich selbst Unrecht verübt haben, zu dir kommen und Gott um Vergebung bitten, und würde der Gesandte für sie um Vergebung bitten, so würden sie sicher finden, daß Gott sich gnädig zuwendet und barmherzig ist. 4,110: Wer Böses begeht oder sich selbst Unrecht tut und dann Gott um Vergebung bittet, der wird finden, daß Gott voller Vergebung und barmherzig ist. 4,147: Warum sollte Gott euch peinigen, wenn ihr dankbar und gläubig seid? Und Gott zeigt sich erkenntlich und weiß Bescheid.

1.

Vgl. Ibn Kathir I, S. 424.

4,1-176

Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. [8Y,] 1 0 ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, der euch aus einem einzigen Wesen erschuf, aus ihm seine Gattin erschuf und aus ihnen beiden viele Männer und Frauen entstehen und sich ausbreiten ließ. Und fürchtet Gott, in dessen Namen ihr einander bittet, und (achtet) die Verwandtschaftsbande. Gott ist Wächter über euch. 2 Und gebt den Waisen ihr Vermögen und tauscht nicht Schlechtes gegen Gutes aus. Und zehrt nicht ihr Vermögen auf zu eurem Vermögen hinzu. Das wäre eine große Sünde. 3 Und wenn ihr fürchtet, gegenüber den Waisen nicht gerecht zu sein, dann heiratet, was euch an Frauen beliebt, zwei, drei und vier. Wenn ihr aber fürchtet, (sie) nicht gleich zu behandeln, dann nur eine, oder was eure rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt. Das bewirkt es eher, daß ihr euch vor Ungerechtigkeit bewahrt. 4 Und gebt den Frauen ihre Morgengabe als Geschenk. Wenn sie euch freiwillig etwas davon überlassen, so könnt ihr es verbrauchen, und es wird euch zur Freude und zum Wohl sein. 5 Und gebt nicht den Toren euer Vermögen, durch das Gott euch einen Unterhalt verschafft hat. Versorgt sie damit und kleidet sie, und sagt zu ihnen, was

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0>wissenschaftliche Erkenntnis von der jungfräulichen Geburt aus Weibchen der unteren TierklassenDie Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate< (97,3).« Von Abü Hurayra wird erzählt, daß jemand ein Wort von ihm überlieferte des Inhalts: Gott wird seinem gläubigen Diener für eine gute Tat den Lohn von tausend tausend Taten. Als er nun darauf angesprochen wurde, erwiderte er: Das habe ich

103 nicht gesagt. Ich habe gesagt: Die eine gute Tat wird durch zweitausend tausend verdoppelt- und er zitierte diesen Vers-. Dann sagte er: Wenn Gott sagt: »einen großartigen Lohn«, wer kann denn sein Maß feststellen 8 ?

4,41(45): Wie wird es sein, wenn Wir von jeder Gemeinschaft einen Zeugen beibringen und dich als Zeugen über diese beibringen?: ähnlich 16,89; ~ 2,143. Siehe auch 16,84; 28,75. über diese: über die Muslime, mit denen er verkehrt und denen es obliegt, Zeugen über die Menschen zu sein (2,143). Auch Jesus war Zeuge, solange er bei den Gläubigen war (vgl. 5,117).

4,42(45): An jenem Tag werden diejenigen, die ungläubig und gegen den Gesandten ungehorsam waren, wünschen, sie würden den Erdboden gleichgemacht, und sie werden vor Gott keine Aussage verschweigen: an jenem Tag: Das ist der Tag des Gerichts. Die Ungläubigen und Ungehorsamen wiinschen, tot zu sein, so daß die Erde über ihnen eingeebnet wird, oder daß sie nicht auferstehen müssen, so daß sie unter der Erde liegen bleiben. Siehe auch 91,14. Sie können vor Gott nichts verschweigen, denn Gott weiß ja über alles Bescheid. Eine andere Deutung bezieht diesen Teilsatz auf das Verb wiinschen. Die Ungläubigen und Ungehorsamen wiinschen, sie hätten nichts verschwiegen, denn wer sein Wissen über die echte Sendung Mu}:tammads verschweigt, wird der Lüge überführt (so Ibn 'Abbäs), oder wer seinen Unglauben zu verschweigen sucht, gegen den legen seine eigenen Hände und Füße Zeugnis, so daß er wiinscht, er hätte doch nichts verschwiegen9.

4,43(46): 0 ihr, die glaubt: die Muslime; ~ 2,104.

8. Vgl. Räzi V, 10, S. 107-108; ähnlich bei Ibn Kathir I, S. 472. Räzi selbst denkt hier an die mystische Veranlagung mancher Menschen und die Möglichkeit, daß Gott ihnen ermöglicht, ihn zu sehen. Diese Schau sei wohl mit dem »großartigen Lohn« gemeint (ebd., S. 108). Das ist vielleicht, was der Koran im oben zitierten Vers 10,26 mit dem »Besten und noch mehr« andeutet. 9· Vgl. Räzi V, 10, S. 110; Zamakhshari I, S. 512.

104

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

kommt nicht zum Gebet, während ihr betrunken seid, bis ihr wißt, was ihr sagt: Der ganze Vers findet sich ähnlich, jedoch in einer ausführlicheren Fassung in 5,6 wieder; dort fehlt die Erwähnung der Trunkenheit10 • kommt nicht zum Gebet: wörtlich: nähert euch nicht dem Gebet. Daß es sich hier um das Pflichtgebet selbst handelt, ist die Meinung der Mehrheit der Kommentatoren. Einige (wie Ibn 'Abbäs, Ibn Mas'üd, l:fasan al-Ba~ri und auch Shäfi'i) denken eher an die Moschee, wie in 22AO das Wort lja[awät eben Gebetsstätten bedeutet. betrunken: Zur Entwicklung der Haltung des Korans zum Wein und seine Vorbehalte siehe~ 2,219 und die dortigen Ausführungen. und auch nicht sexuell verunreinigt - es sei denn, ihr geht vorbei -, bis ihr euch gewaschen habt: sexuell verunreinigt: Die Rechtsgelehrten unterscheiden hier zwischen der leichten Verunreinigung (badath), die nur eine Teilwaschung (wuqü') erfordert, und der sexuellen Verunreinigung (djanäba wie hier und in 5,6), die eine Vollwaschung (ghusl) nötigmacht. ihr geht vorbei: Einige deuten: es sei denn, ihr seid unterwegs. Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid, oder wenn einer von euch vom Abort kommt oder wenn ihr die Frauen berührt habt und ihr kein Wasser findet, dann sucht einen sauberen Boden und streicht euch über das Gesicht und die Hände: Diese Regelung, der sogenannte tayammum, gilt für die hier aufgezählten Fälle. Was ein sauberer (wörtlich: guter) Boden ist, ist umstritten: AlZadjjädj denkt an die Erdfläche, ob Staub darauf liegt oder nicht; Abü l:fanifa meint, daß es auch ein Fels oder Stein ohne eine Schicht Erde bzw. Staub sein kann, während Shäfi'i darauf besteht, daß Erde bzw. Staub an die Handflächen des Beters gelangen muß. Was das Streichen über die Hände betrifft, so soll es nach der Mehrheit der Rechtsgelehrten bis zu den Ellbogen reichen. Der Kranke darf die Ausnahmeregelung benutzen, wenn er zwar Wasser findet, jedoch bei Benutzung von Wasser große Schmerzen oder schweren Schaden an seiner Gesundheit bis hin zum Tod fürchtet. Unter dem Ausdruck »die Frauen berührt habt« verstehen einige den Beischlaf (so Ibn 'Abbäs, l:fasan al-Ba~ri, Mudjähid, Qatäda, und auch Abü l:fanifa), andere jede Berührung (so Ibn Mas'üd, Ibn 'Umar, al-Sha'bi, al-Nakha'i und auch Shäfi'i).

10. Zum Hintergrund dieser Anweisung geben die I;ladith in verschiedenen Varianten an, daß einige Gefährten Mul;lammads nach einem Gelage betrunken zum Gebet kamen; einer von ihnen las aus dem Koran vor, jedoch falsch: »Sprich: 0 ihr Ungläubigen, ich verehre (... ), was ihr verehrt, auch ihr verehrt( ... ), was ich verehre. Ich werde(.. . ) verehren, was ihr verehrt habt, und ihr werdet(... ) verehren, was ich verehre. Ihr habt eure Religion, und ich habe meine Religion« (vgl. 109,1-6: dort steht das Wort nicht, wo die ... in Klammern angegeben sind). Siehe Ibn Kathir I, S. 474·

Kommentar: 4,43 Wenn Wasser da ist, jedoch es zur Stillung des Durstes von Mensch und Tier benötigt wird, dann - so die allgemeine Meinung der Gelehrten - darf man die Ersatzreinigung mit einem sauberen Erdboden vornehmen.

Gott ist voller Verzeihung und Vergebung: auch in 4,99; 22,60; 58,2; •afuww (voller Verzeihung): 4,:149; ~ 2,52; ghafür (voller Vergebung):~ 2,:173.

44 Hast du nicht auf jene geschaut, denen ein Anteil am Buch zugekommen ist, wie sie den Irrtum erkaufen und wollen, daß ihr vom Weg abirrt? 45 Gott weiß besser über eure Feinde Bescheid. Und Gott genügt als Freund, und Gott genügt als Helfer. 46 Unter denen, die Juden sind, entstellen (einige) den Sinn der Worte und sagen: »Wir hören, und wir gehorchen nicht«, und: »Höre zu, ohne daß du hören kannst«, und: »Achte auf uns«; sie verdrehen dabei ihre Zungen und greifen die Religion an. Hätten sie gesagt: »Wir hören, und wir gehorchen«, und: »Höre«, und: »Schau auf uns«, wäre es besser und richtiger für sie. Aber Gott hat sie wegen ihres Unglaubens verflucht, so glauben sie nur wenig. 47 0 ihr, denen das Buch zugekommen ist, glaubt an das, was Wir hinabgesandt haben zur Bestätigung dessen, was bei euch ist, bevor Wir bestimmte Gesichter auswischen und sie auf ihren Rücken kehren oder sie verfluchen, wie Wir die Gefährten des Sabbats verflucht haben. Und der Befehl Gottes wird ausgeführt. 48 Gott vergibt nicht, daß Ihm beigesellt wird, und Er vergibt, was darunter liegt, wem Er will. Und wer Gott (andere) beigesellt, hat eine gewaltige Sünde erdichtet.

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108

4,46: mina lladhina: wa mina lladhina: Und unter denen ... (bei Ibn Mas'üd). al-kalima: al-kaläma, al-kilma (laut Zamakhshari I, S. 51.7). wa n~urnä: wa an~irnä: und gewähre uns Aufschub (bei Ubayy).

Kommentar

4,44(47): Hast du nicht auf jene geschaut: Hier beginnt eine neue Reihe von Abschnitten, die sich mit den Feinden der Muslime (4-45) und mit denen auseinandersetzen, die dem Islam fernbleiben oder deren Verhalten der Sache des Islams abträglich ist. Der hier gebrauchte Ausdruck findet sich weiter in 4-49·51.60.77. Er bedeutet: Hast du sie dir angeschaut, auf sie dein Augenmerk gelenkt und eine eigene Sicht der Dinge, eine eigene Ansicht und Meinung gewonnen. ~ 2,243.

denen ein Anteil am Buch zugekommen ist:

~

3,23; 4,51. Die Leute des Buches (~ 2-44), diejenigen, denen das Buch zugekommen ist (~ 2,87), das sind im allgemeinen Sprachgebrauch des Korans die Juden und die Christen. Hier werden nach den Kommentatoren die Juden angesprochen: siehe den unmittelbaren Kontext weiter unten 4-46 (Unter denen, die Juden sind). Ibn 'Abbäs bezieht diese Verse auf zwei Rabbiner, die immer wieder 'Abd Alläh ibn Ubayy, den Anfiihrer der Heuchler aus den Reihen der Muslime, besuchten, um ihn und seine Gefolgsleute vom Islam abzubringen.

wie sie den Irrtum

erkaufen:~

2,16.

und wollen, daß ihr vom Weg abirrt?: zum Thema siehe~ 2,109; ~ 3,69.100; 4,89.113; 6,119; 6o,2.

4,45(47): Gott weiß besser über eure Feinde Bescheid:~ 2,140.

Und Gott genügt als Freund: der sich um eure Anliegen kümmert. Gott genügt: ~4,6.

und Gott genügt als Helfer: der euch in den schwierigen Situationen auch wirksam beisteht. Auch in 25,;1; Gott genügt als Sachwalter: 4,81.132.171; 17,65; 33,)·48.

4,46(48): Unter denen, die Juden sind, entstellen (einige) den Sinn der Worte: Das Wort einige steht nicht im Text, wird aber von den Kommentatoren vorausgesetzt. Oder man bezieht die Worte unter denen, die Juden sind, auf die, denen ein Anteil des Buches zugekommen ist (in 4,44), obwohl diese weit zurücklie-

110

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

gen. Andere verbinden sie mit dem unmittelbar vorausgehenden Wort Helfer: Gott genügt als Helfer gegen die, die Juden sind. Zum Begriff der Entstellung (tabrlf}~ 2,75. Siehe auch die Ausführungen unter ~ ),72-78.

und sagen: »Wir hören, und wir gehorchen nicht«, und: »Höre zu, ohne daß du hören kannst«, und: »Achte auf uns«; sie verdrehen dabei ihre Zungen und greifen die Religion an: Hier werden einige Beispiele vom Umgang der Juden mit dem Propheten Mul,l.ammad angeführt. Ihre Haltung ist die des Unglaubens und der Verweigerung des Gehorsams, sie wird auch als despektierlich und herabwürdigend beschrieben, damit kommt sie einem Angriff auf die Religion gleich. Wir hören und gehorchen nicht:~ 2,93. - Höre zu, ohne daß du hören kannst: wegen Schwerhörigkeit, die dich heimsuchen möge, oder wegen des Todes, der dich ereilen möge; oder ohne daß du eine dir genehme Antwort hörst; ohne daß dein Ruf angenommen wird1 . -Achte auf uns:~ 2,104; satt selbst auf die Worte des Propheten zu achten. - sie verdrehen dabei ihre Zungen:~ 3,78; zur herabwürdigenden Wirkung ~ 2,104. - greifen die Religion an: auch in 9,12.

Weiter 4,46(49) Hätten sie gesagt: »Wir hören, und wir gehorchen«, und: »Höre«, und: »Schau auf uns«, wäre es besser und richtiger für sie:~ 2,104. Dies entspricht eher der Würde und der Autorität eines Propheten und der Bereitschaft der Menschen, auf die Botschaft zu hören und ihren Anweisungen zu folgen. wäre es besser für sie: ~ 2,54; richtiger: ~ 2,282.

Aber Gott hat sie wegen ihres Unglaubens verflucht, so glauben sie nur wenig: ~ 2,88.

4,47(5o): 0 ihr, denen das Buch zugekommen ist:~ 4,44. glaubt an das, was Wir hinabgesandt haben zur Bestätigung dessen, was bei euch ist.~ 2,41. - hinabgesandt: ~ 2,23.

1. Vgl. Zamakhshari I, 517; Räzi V, 10, S. 122; Bayc;läwi I, S. 279. -Zu den Schwierigkeiten, diesen Ausspruch zu deuten, vgl. R. Blachere, Le Coran II, Paris 1951, S. 938-939, Anmerkung.

:1:1:1 bevor Wir bestimmte Gesichter auswischen und sie auf ihren Rücken kehren: Einige Kommentatoren nehmen den Satz wörtlich und denken dabei an den Tag des Gerichts und der Abrechnung, an dem Gott die Gesichtszüge der Menschen ausradiert und die Gesichter umkehrt und sie glatt wie ein Rücken oder Hinterteil macht. Andere beziehen die Worte auch auf die Gegenwart und deuten die Worte im übertragenen Sinn: Gott wird diese Menschen beschämen und veranlassen, daß sie das Gesicht verlieren und in ihrem Ansinnen zurückgewiesen werden. l:lasan al-Ba~ri interpretiert wie folgt: bevor Wir sie von der Rechtleitung fernhalten und sie zu ihrem früheren Irrtum zurückkehren lassen. Eine weitere Deutung bezieht den Satz auf die Verhandlungen mit den Notabeln von Adhru'ät und versteht das Wort Gesichter für Angesehene; die Deutung lautet dann: bevor Wir die Lage bestimmter Angesehener verändern und sie ihr Ansehen verlieren lassen, und bevor Wir sie mit Erniedrigung bekleiden und dorthin zurückkehren lassen, woher sie gekommen sind2 • Das Wort tamasa (auswischen) findet sich auch in :10,88 (bezogen auf das Vermögen); 36,66; 54,37 (in beiden Fällen bezogen auf die Augen); 77,8 (bezogen auf die Sterne). - auf ihren Rücken kehren: ~ ),1:1:1. oder sie verfluchen, wie Wir die Gefährten des Sabbats verflucht haben: sie: nicht direkt die Gesichter, denn das Pronomen für die Gesichter im vorherigen Halbsatz lautet hä, während hier hum steht (nal'anuhum); es sind also entweder die Träger der Gesichter oder die hier Angeredeten, denen das Buch zugekommen ist. Entweder geht es hier um den Fluch Gottes im allgemeinen (~ 2,88) oder um den Fluch, der die Frevler zu »verabscheuten Affen« verwandelte (~ 2,65). Der Fluch über die Gefährten des Sabbats wird auch in 4,:154; 7,:163-166 erwähnt. Und der Befehl Gottes wird ausgeführt: auch in 8,42.44; JJ,J7; bezogen auf sein Versprechen und seine Verheißung: 17,5.108; 73,18. -Gott allein gehört die Entscheidung und der Befehl in allen Angelegenheiten:~ ),128.154·

4,48(51): Gott vergibt nicht, daß Ihm beigesellt wird, und Er vergibt, was darunter liegt, wem Er will: wörtlich auch in 4,1:16. Zum Thema~ 3,64; 4,363.

2. Vgl. Zamakhshari I, S. 519; Räzi V, 10, S. 125. Diese letzte Deutung scheint sehr weit hergeholt. 3· Aus dieser Stelle folgert Räzi, daß man die Juden in der Sprache des islamischen Rechts als Beigeseiler (mushrikun) nennen darf: vgl. V, 10, S. 127-128.

112

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

Die Ash'ariten beziehen sich auf diesen Vers, um festzustellen, daß Gott die schweren Sünden vergibt, auch unabhängig von der Reue des Sünders4. Die Mu'taziliten setzen die Reue und Umkehr voraus (siehe Aussagen des Korans in 25,70; vgl. 25,71; 28,67). Zur Reue und Umkehr~ 2,16o; 3,89. Gott vergibt, wem Er will: 4,116; ~ 2,284; wem Er will: ~ 2,90.

Und wer GoH (andere) beigesellt: auch in 4,116; beigesellen:

~

3,64; 4,J6.

hat eine gewaltige Sünde erdichtet: Der Ausdruck ist ungewöhnlich: Der Koran spricht davon, daß die Ungläubigen und die Frevler über Gott Lügen erdichten und Sünden erwerben. Hier werden beide Begriffe zusammengebunden. Sünde:~ 2,85; erdichtet: ~ 3,94.

V,

4· Siehe die Argumentation des Räzi und seine Zurückweisung der Meinung der Mu'taziliten: 10, S. 128-130.

49 Hast du nicht auf jene geschaut, die sich selbst für rein erklären? Nein, Gott erklärt rein, wen Er will, und ihnen wird nicht ein Dattelfädchen Unrecht getan. 50 Schau, wie sie gegen Gott Lügen erdichten! Dies genügt als offenkundige Sünde. 51 Hast du nicht auf jene geschaut, denen ein Anteil am Buch zugekommen ist, wie sie an die nutzlose Magie und an die Götzen glauben und von denen, die ungläubig sind, sagen: »Diese folgen einem rechteren Weg als die, die glauben«? 52 Das sind die, die Gott verflucht hat. Und wen Gott verflucht, für den wirst du keinen Helfer finden. 53 Oder haben sie etwa einen Anteil an der Königsherrschaft? Auch dann würden sie den Menschen nicht einmal ein Dattelgrübchen zukommen lassen. 54 Oder beneiden sie die Menschen um das, was ihnen Gott von seiner Huld hat zukommen lassen? Wir ließen ja der Sippe Abrahams das Buch und die Weisheit zukommen, und Wir ließen ihnen eine gewaltige Königsherrschaft zukommen. 55 Unter ihnen gab es solche, die daran glaubten, und unter ihnen gab es solche, die sich davon abwandten. Und die Hölle genügt als Feuerbrand. 56 Diejenigen, die unsere Zeichen verleugnen, werden Wir in einem Feuer brennen lassen. Sooft ihre Häute gar sind, tauschen Wir ihnen andere Häute (dagegen) em,

.

. ........................ ........................ ........ .

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damit sie die Pein kosten. Gott ist mächtig und weise. 57 Und diejenigen, die glauben und die guten Werke tun, werden Wir in Gärten eingehen lassen, unter denen Bäche fließen; darin werden sie auf immer ewig weilen. Darin sind geläuterte Gattinnen. Und Wir werden sie in einen ausgedehnten [9Y.] Schatten eingehen lassen. ""58 Gott befiehlt euch, anvertraute Güter ihren Eigentümern zurückzugeben und, wenn ihr unter den Menschen urteilt, nach Gerechtigkeit zu urteilen. Wie trefflich ist das, womit Gott euch ermahnt! Gott hört und sieht alles. 59 0 ihr, die ihr glaubt, gehorchet Gott und gehorchet dem Gesandten und den Zuständigen unter euch. Wenn ihr über etwas streitet, so bringt es vor Gott und den Gesandten, so ihr an Gott und den Jüngsten Tag glaubt. Das ist besser und führt zu einem schöneren Ergebnis.

111 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • l!l

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118

Varianten: 4t49-59 4,53: fa'idhan (IS~): fa'idhan (~S~): rein orthographische Variante (bei Ibn Mas'üd, Ibn 'Abbäs). lä yu'tüna: lä yu'tü (bei Ibn Mas'üd nach einigen Gewährsleuten). 4,55: ~adda: ~udda: davon abgewiesen wurde (bei Ibn Mas'üd, Ibn 'Abbäs, 'Ikrima, al-Djal;tdari); ~idda: davon abgewiesen wurde (bei Ubayy; nach Abü Radjä'). 4,56: kullamä: kulla mä: rein orthographische Variante (bei Ibn Mas'üd). 4,57: sanudkhiluhum: sayudkhiluhum: Er wird sie eingehen lassen (bei Ibn Mas'üd; nach Ibn Waththäb, Nakha'i). 4,58: al-amänät: al-amänat (Singular) (laut Zamakhshari I, 5. 523). ni'immä: na'immä (laut Zamakhshari I, 5. 523). 4,59: faruddühu: fardji'ü: so geht (damit) zu Gott ... ) (bei Ubayy). wal-rasüli: wa ilä 1-rasüli: und vor den Gesandten (bei Ibn Mas'üd).

Kommentar

4,49(52): Hast du nicht auf jene geschaut:~ 4A4; 2,243.

die sich selbst für rein erklären?: Der Vorwurf trifft all diejenigen, die in ihrer Selbstgerechtigkeit und Selbstzufriedenheit sich selbst loben. Vor allem sind es die Christen und die Juden, denen der Koran vorwirft zu behaupten: »Wir sind die Söhne Gottes und seine Lieblinge« (5,18); und: »Es werden das Paradies nur die betreten, die Juden oder Christen sind« (~ 2,111) 1 . Die meisten Autoren denken aber hier vor allem an die Juden und führen außer den eben erwähnten Vorwürfen auch folgenden Hintergrund: Sie hätten auch behauptet: »Das Feuer wird uns sicher nur einige gezählte Tage berühren« (~ 3,24). Darüber hinaus hätten sie geprahlt: Wir zählen Propheten unter unseren Vorfahren, sie werden für uns Fürsprache einlegen. Auch seien sie - nach einer Äußerung von Ibn 'Abbäs - zu Mul;lammad gekommen und hätten auf ihre Kleinkinder gezeigt und gefragt: 0 Mul;lammad, trifft diese da irgendeine Schuld? Er habe gesagt: Nein. Daraufhin hätten sie betont: Bei Gott, wir sind wie diese; was wir nachts begehen, wird für uns am Tag gesühnt, und was wir tagsüber begangen haben, wird für uns nachts gesühnt2 • Die Mahnung, sich selbst nicht für rein zu erklären, findet sich auch in 53r32; sich für rein erklären (zakkä): ~ 2,129. Gott erklärt rein, wen Er will: auch in 24,21; ~ 2,174; 3,77. Die Läuterung der Seele wird empfohlen in 87,14; 91,9. und ihnen wird nicht ein Dattelfädchen Unrecht getan: zum Thema ~ 4,40. Das Wort fati'l kann auch Fädchen, Gedrehtes bedeuten, es ist z. B. der zwischen den Fingern gedrehte Schmutz, wie die Autoren präzisieren. Es geht auf jeden Fall um eine sehr geringe Größe. Das Wort kommt im Koran noch in 4,77; 17,71 vor.

4,50: Schau, wie sie gegen Gott Lügen erdichten: Die oben zitierten Worte der Juden sind nur Lügen gegen Gott. Schau, wie: ~ 3,137; Lügen erdichten: ~ 3,94.

Vgl. Zamakhshari I, 5. 520. Siehe dazu und zu ähnlichen Angaben Räzi V, 10, S.130; Ibn Kathir I, S. 484-485; Manär V, S.151-152. 1.

2.

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

120

Dies genügt als offenkundige

Sünde:~

4,20.

Sünde:~

2,85.

4,51: Hast du nicht auf jene geschaut, denen ein Anteil am Buch zugekommen

ist:~

4t44;

),2).

wie sie an die nutzlose Magie und an die Götzen glauben und von denen, die ungläubig sind, sagen: »Diese folgen einem rechterenWeg als die, die glauben«?: Der geschichtliche Hintergrund dieses Tadels, der die Juden in die Nähe der Polytheisten rückt und ihnen vorwirft, an die Magie und an die Götzen zu glauben und sogar den Polytheismus dem Islam vorzuziehen, ist folgender: Zwei angesehene Juden aus Medina seien nach Mekka gereist, um den Mekkanern eine Allianz gegen Mu};tammad anzubieten. Die Mekkaner zeigten sich mißtrauisch, da ja die Juden als Schriftbesitzer Mu};tammad näher stünden als den Polytheisten. Sie forderten die Juden auf, vor ihren Götzen niederzufallen, was diese getan hätten. Dann entwickelte sich folgendes Gespräch. Abü Sufyän aus Mekka fragte die Juden: Wer folgt der besseren Rechtleitung, wir oder Mu};tammad? Der Jude Ka'b ibn alAshraf fragte: Was verkündet Mu};tammad denn? Sie antworteten: Er befiehlt, Gott allein zu dienen, verbietet den Götzendienst, er hat die Religion seiner Väter verlassen und die Zwietracht gesät. Ka'b fragte: Und was ist eure Religion? Sie sagten: Wir sind die Wächter des Hauses (der Ka'ba), wir geben den Pilgern zu trinken, nehmen Gäste auf, befreien den Leidenden. Sie listeten ihre Wohltaten auf. Da sagte Ka'b: Ihr folgt der besseren Rechtleitung3. al-djibt wird nur in diesem Vers gebraucht. Darunter verstehen die Autoren die Magie oder die Götzen oder den Götzendiener und Zauberer oder den Satan. altäghüt, das sind die Götzen: ~ 2,256. Einige wollen die beiden Wörter mit Personen aus den Reihen der Juden oder mit zwei Götzen der Mekkaner identifizieren4 von denen; wörtlich: zu denen, vgl. zu diesem Ausdruck~ 2,154; die ungläubig sind:~ 2,89. - Diese: die polytheistischen Mekkaner.

4,52(55): Das sind die, die Gott verflucht hat: auch in 47,23 (bezogen auf die Heuchler); ~ 2,88.159. Gemeint sind die Juden, mit denen sich der Koran in den vorherigen Versen auseinandersetzt. Die Auswirkungen dieses Fluches werden an mehreren Stellen im Koran verdeutlicht, so z. B. in ~ 2,61 (Und über sie wurden Erniedrigung und Elend gelegt, und sie zogen sich den Zorn Gottes zu); ähnlich der Fluch über die Heuchler: 33,61; 47,23 . .3· Vgl. Zamakhshari I, S. 521; Räzi V, 10, S. 1.32; es gibt auch andere Varianten, siehe Ibn Kathir I, S. 486; Manär V, S. 155-156, 158. 4· Vgl. zum Ganzen Zamakhshari I, S. 521; Räzi V, 10, S. 1.32-1.3.3; Ibn Kathir I, S. 485-486; Manär V, S. 156.

121

Und wen Gott verflucht, für den wirst du keinen Helfer finden: zum Thema 2,107. Der Ausdruck findet sich auch in 4,123.145· 173; 17,75; 33,17.65; 48,22; - 71,25.

~

4,53(56): Oder haben sie etwa einen Anteil an der Königsherrschaft?: Der Sinn der Verse 53 und 54 ist wohl folgender: Die Juden von Medina besitzen keine Königsherrschaft und keine entsprechende Macht, so dürfen sie sich nicht überheblich und selbstsicher zeigen. Hätten sie jedoch eine solche Herrschaft und Macht, dächten sie sicher nicht daran, andere daran auch nur ein wenig teilnehmen zu lassen. Sie würden alles eifersüchtig für sich behalten wollen. Den anderen gönnen sie nichts, nicht einmal das, was Gott ihnen von seiner Huld geschenkt hat; darüber sind sie voller Neid (4,54). So sind sie nicht nur geizig (vgl. 4,37) und verweigern den anderen einen Anteil an ihrem eigenen Vermögen, sondern sie sind auch neidisch und möchten gerne die Gaben Gottes den anderen verwehren. al-mulk: Königsherrschaft, Besitz. Es geht vielleicht um die Behauptung der Juden, sie hätte eher Anspruch auf die Königsherrschaft und die Prophetie und hätten daher es nicht nötig, eine prophetische Botschaft bei den Arabern anzunehmen, oder ihnen würde am Ende der Zeit die Königsherrschaft zugeteilt werden, und zwar durch einen eschatologischen König bzw. den Messias. Der Koran weist diesen Anspruch zurück. Oder der Vers will deutlich machen, daß die Juden zwar Besitz haben, jedoch dies auf Grund ihres Geizes keine echte Herrschaft begründet5.

Auch dann würden sie den Menschen nicht einmal ein Dattelgrübchen zukommen lassen: Dattelgrübchen, das ist näherhin der Dattelkeimling, d. h. sehr wenig6 . Hier wird der Vorwurf an die Adresse der Juden bestätigt, daß sie dem Geiz verfallen sind: ~ 4t37·

4,54(57): Oder beneiden sie die Menschen um das, was ihnen Gott von seiner Huld hat zukommen lassen?: Die Menschen hier sind wohl Mu]:lammad und auch die Muslime mit ihm. Die Huld Gottes bewirkte, daß Mu]:lammad eine prophetische Sendung erhielt und damit Ansehen erlangte, und daß die Muslime seinen Beistand und den Sieg erhielten und damit Macht und fortschreitenden Erfolg. Einige fügen hinzu: Sie neideten ihm die Zahl seiner Frauen. beneiden: ~ 2,109; Huld: ~ ) ,7).

5· Vgl. Räzi V, 10, S. 1,34. 6. Vgl. Zamakhshari I, S. 521-522.

122

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

Wir ließen ja der Sippe Abrahams das Buch und die Weisheit zukommen, und Wir ließen ihnen eine gewaltige Königsherrschaft zukommen: Wie immer wieder im Koran geht der Text hier von der dritten Person zur ersten Person über. Die Juden kennen doch die prophetische Tradition und die Königsherrschaft aus eigener Geschichte und Tradition, sie haben also keinen Grund, anderen die gleichen Zeichen der Huld Gottes zu beneiden. Buch und Weisheit: ~ 2,129; Königsherrschaft: Saul/Tälüt (2,247-248); David (2,251; 38,2o); Salomo (38,)5)7.

4,55(58): Unter ihnen gab es solche, die daran glaubten, und unter ihnen gab es solche, die sich davon abwandten: Der Text läßt nach Meinung der Kommentatoren mehrere Deutungsmöglichkeiten zu: Unter den Leuten der Sippe Abrahams gab es einige, die glaubten, und andere, die sich davon abwandten; - unter den Juden glaubten einige an Mul;lammad bzw. an den Koran, während andere sich abwandten; - unter den Juden glaubten einige an das, was über die Sippe Abrahams berichtet wurde, während andere es zurückwiesen. Zur Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen~ 2,253; ~ 3,100; 57,26. Und die Hölle genügt als Feuerbrand: um die verstockten Ungläubigen von damals und von heute zu peinigen.

4,56(59): Diejenigen, die unsere Zeichen verleugnen, werden Wir in einem Feuer brennen lassen:~ 4,30. Zeichen:~ 2,)9· sooft ihre Häute gar sind, tauschen Wir ihnen andere Häute (dagegen) ein, damit sie die Pein kosten: Der Satz will die Unaufhörlichkeit der ewigen Pein ausdrücken, deswegen könnte man auch statt kosten verkosten übersetzen. Einige Autoren denken hier nicht an die Häute der Verdammten, sondern an die Kleider aus Pech (14,50), die die Verdammten umhüllen werden. Aber, erwidern andere, man kann von Kleidern nicht sagen, daß sie gar werden, sondern, daß sie verbrennen. Außerdem gibt es keine Veranlassung, die Worte im übertragenen Sinn zu deuten 8 • die Pein kosten: ~ 3,106. 7· Zamakhshari (I, 5. 522) denkt hier neben David und Salomo an Josef in Ägypten: Der Koran spricht davon, daß Gott ihm eine »angesehene Stellung im Land gegeben« hat (12,56; vgl. 12,54). - Was nun die Zahl der Frauen des Propheten betrifft, so wird hier darauf hingewiesen, daß eine ähnliche Huld auch David (hundert Frauen) und Salomo (dreihundert Frauen und siebenhundert Konkubinen) widerfahren ist: Zamakhshari I, 5. 522; Räzi V, 10, 5. 137. 8. Vgl. Räzi V, 10, 5. 139, der den Kommentator al-QäQi 'Abd al-Djabbär zitiert.

123

Gott ist mächtig und weise: Er vermag alles und kann alle bezwingen, er ttit aber in seiner Weisheit nur das Richtige, so daß er nur die bestraft, die es verdienen, und zwar nach dem Maß der Gerechtigkeit.

4,57(6o): Und diejenigen, die glauben und die gute Werke tun, werden Wir in Gärten eingehen lassen, unter denen Bäche fließen; darin werden sie auf immer ewig weilen. Darin sind geläuterte Gattinnen: ~ 2,25; ~4,1J.

Und Wir werden sie in einen ausgedehnten Schatten eingehen lassen: oder: dichten Schatten. Vom Schatten als paradiesische Erfrischung ist auch an anderer Stelle im Koran die Rede: 36,56; 77A1; - 1J,J5; vgl. 77,31.

4,58(61): Gott befiehlt euch, anvertraute Güter ihren Eigentümern zurückzugeben: Zur Treue bei der Aufbewahrung und der Rückgabe der anvertrauten Güter siehe~ 2,283; ~ 3,75· Es geht wohl um jede Art von anvertrauten Gütern, auch wenn der von den Kommentatoren angegebene geschichtliche Anlaß nur eine konkrete Situation betraf: Als Mul,tammad Mekka einnahm, schloß der Wächter der Ka'ba, 'Uthmän ihn Tall,ta ihn 'Abd al-Där die Ka'ba und stieg aufs Dach. Er weigerte sich, den Schlüssel der Ka'ba abzugeben. 'Ali nahm ihm den Schlüssel weg und öffnete die Ka'ba, so daß Mul,tammad darin beten konnte. Als er herausging bat ihn 'Abbäs, ihm den Schlüssel zu übergeben und ihn mit dem Wächtermat und dem Trinkdienst zu betrauen. Da kam dieser Vers herab. Mul,tammad befahl 'All, den Schlüssel dem 'Uthmän zurückzugeben und sich bei ihm zu entschuldigen. Da sagte 'Uthmän: War es dir zuwider, so daß du nun kommst und dich entschuldigst? Er sagte: Gott hat in deiner Angelegenheit einen Koranvers herabgesandt. Da sagte 'Uthmän: Ich bezeuge, es gibt keinen Gott außer Gott, und ich bezeuge, Mul,tammad ist der Gesandte Gotte;. Da kam Gabriel herab und teilte Mul,tammad mit, daß das Wächteramt der Ka'ba auf ewig in der Familie 'Uthmän bleibt9. Eine weitere Meinung denkt hier an die Pflicht der Regierenden, das Anvertraute zurückzugeben und nach Gerechtigkeit zu urteilen.

9· Vgl. Zamakhshari I, S. 523; Räzi V, 10, S. 142. Ibn Kathir gibt weitere Versionen mit unterschiedlichen Einzelheiten wieder: I, S. 488-489.

1.24

Sure 4: Die Frauen (al-Nisii')

und, wenn ihr unter den Menschen urteilt, nach Gerechtigkeit zu urteilen: Der Koran erhebt die Gerechtigkeit zur zentralen Tugend der Muslime: »Ü ihr die ihr glaubt, tretet für Gott ein und legt Zeugnis für die Gerechtigkeit ab. Und der Haß gegen bestimmte Leute soll euch nicht dazu verleiten, nicht gerecht zu sein. Seid gerecht, das entspricht eher der Gottesfurcht« (5,8; vgl. 7,29; 49,9). Siehe ähnliche Anweisungen in 6,152; 1.6,90; 38,26; - 5,42. Auch der I:Iadith überliefert folgenden Spruch Mul;lammads: »Diese Gemeinschaft bleibt bei gutem Zustand solange sie, wenn sie spricht, die Wahrheit sagt, und wenn sie urteilt, gerecht entscheidet, und wenn sie um Erbarmen gebeten wird, Barmherzigkeit erweist« (nach Anas) 10•

Wie trefflich ist das, womit Gott euch ermahnt!: Wie trefflich (ni'immä): nur noch in 2,271.; sonst findet man die Form ni'ma: ~ 2,271.; euch ermahnt:~ 2,66. Gott hört und sieht

alles:~

2,96. - Gott hört alles (sami'): ~ 2,127; er sieht

alles (ba~ir): ~ 2,96.

4,59(62): 0 ihr, die ihr glaubt: die Muslime,~ 2,1.04.

gehorchet Gott und gehorchet dem Gesandten: in dieser Form auch in 5,92; 47,33i 64,1.2; gehorchet Gott und dem Gesandten: ~ J,J2. Vielleicht enthält die Wiederholung des Wortes gehorchet die Betonung der relativen Selbständigkeit des Propheten in Sachen des Rechtes und der gesetzlichen Bestimmungen. Seine Anweisungen und sein verbindlicher Weg (sunna) bildet ja neben dem Koran die zweite Hauptquelle der islamischen Lebensordnung. Ihre Autorität wird mit der Autorität Gottes begründet und ihr gleichgestellt. »Wer dem Gesandten gehorcht, gehorcht Gott« (4,80) 11 • und den Zuständigen unter euch: vgl. 4,83. Es sind diejenigen, die für Rechtsfindung (d. h. die Gelehrten: so Ibn 'Abbäs, I:Iasan al-Ba~ri, Mudjähid, al-Qa};t};täk) und die für die Durchsetzung des Rechtes (d. h. die Regierenden: so Sa'id ibn Djubayr) zuständig sind. Einige nennen hier diejenigen, die beide Funktionen erfüllten: die Rechtgeleiteten Khalifen bzw. (für die Shi'iten) die unfehlbaren Imäme12 •

10. Bei Räzi V, 10, S. 145. Vgl. die Ausführungen in meinem Beitrag: Das Gesetz Gottes. Eine koranisehe Theologie des Gesetzes, in meinem Buch A. Th . Khoury : Der Islam kommt uns näher, Freiburg 1992, S. 4649 (der gesamte Beitrag: S. 36-58). 12. Siehe dazu die Ausführungen von Räzi V, 10, S. 148-150 (der gegen die shi'itische Deutung argumentien), und die sehr lange Argumentation des Shi'iten. Tabätabä'i V, S. 388-401. 11.

125

Kommentar: 4,59

Wenn man die Zuständigen eher auf die Gelehrten bezieht, dann könnte man - wie es Räzi ausführlich zu beweisen sucht - in diesem Satz die drei Hauptquellen des islamischen Rechtes und Gesetzes feststellen: Gehorchet Gott, d. h. dem Koran; gehorchet dem Gesandten, d. h. seiner Sunna (wie sie im I;Iadith beschrieben wird); gehorchet den Zuständigen, d. h. der Übereinstimmung der Gemeinschaft wie sie von den Gelehrten vertreten wird1 J.

Wenn ihr über etwas streitet:~ 3,152. so bringt es vor Gott und den Gesandten: Die Entscheidungsinstanzen sind der Koran und der Prophet. In 4,83 wird empfohlen, die Angelegenheiten vor »den Gesandten und die Zuständigen« zu bringen. Das Verb radda (bringen vor, zurückbringen) findet sich auch in 4,83; 6,62; 10,JO; 18,)6.87.

so ihr an Gott und den Jüngsten Tag glaubt: auch in 24,2;

~

2,8.

Das ist besser: ~ 2,54. und führt zu einem schöneren Ergebnis: auch in 17,J5· Das Wort ta'wfl bedeutet sonst im allgemeinen Deutung: ~ 3,7.

13. Siehe einen Exkurs über die Zuständigen, die Übereinstimmung und die Analogie im Manär V, 5. 195-222.

6o Hast du nicht auf jene geschaut, die behaupten, sie glaubten an das, was zu dir herabgesandt wurde, und an das, was vor dir herabgesandt wurde, wie sie die Streitsachen vor die Götzen bringen wollen, wo ihnen doch befohlen wurde, sie zu verleugnen? Und der Satan will sie weit abirren lassen. 61 Und wenn zu ihnen gesagt wird: »Kommt her zu dem, was Gott herabgesandt hat, und zum Gesandten«, siehst du die Heuchler sich klar von dir abwenden. 62 Wie wird es wohl sein, wenn sie ein Unglück trifft für das, was ihre Hände vorausgeschickt haben, und sie zu dir kommen und bei Gott schwören: »Wir wollten es ja nur gutmachen und Einvernehmen schaffen«? 63 Das sind die, von denen Gott weiß, was in ihrem Herzen ist. Wende dich von ihnen ab, ermahne sie und sprich zu ihnen über sie selbst eindringliche Worte. 64 Und Wir haben die Gesandten nur deswegen entsandt, damit man ihnen gehorcht mit der Erlaubnis Gottes. Würden sie, da sie gegen sich selbst Unrecht verübt haben, zu dir kommen und Gott um Vergebung bitten, und würde der Gesandte für sie um Vergebung bitten, so würden sie sicher finden, daß Gott sich gnädig zuwendet und barmherzig ist. 65 Nein, bei deinem Herrn, sie glauben nicht (wirklich), bis sie dich zum Schiedsrichter nehmen über das, was

II

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zwischen ihnen umstritten ist, und danach wegen deiner Entscheidung keine Bedrängnis in ihrem Inneren spüren, sondern sich in völliger Ergebung fügen. 66 Und wenn Wir ihnen vorgeschrieben hätten: Tötet einander oder zieht aus euren Wohnstätten aus, sie hätten es nicht getan, bis auf wenige von ihnen. Würden sie doch das tun, wozu sie ermahnt werden, es wäre sicher besser für sie und würde sie stärker festigen, 67 und Wir würden ihnen von Uns her einen großartigen Lohn zukommen lassen, 68 und Wir würden sie einen geraden Weg führen. 69 Diejenigen, die Gott und dem Gesandten gehorchen, befinden sich mit denen, die Gott begnadet hat, von den Propheten, den Wahrhaftigen, den Zeugen und den Rechtschaffenen. Welch treffliche Gefährten sind es! 70 Das ist die Huld Gottes. Und Gott genügt als der, der Bescheid weiß.

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Varianten: 4,6o-7o

Varianten: 4,6o-7o 4,6o: bimä unzila 000 wamä unzila: bimä anzala 00 0 wamä anzala: Was Er hinabgesandt hat 00 0 und was Er (vor dir) hinabgesandt hat (laut Zamakhshari I, So 525)0 bihi: bihä (bei Ibn Mas'üd; nach 'Abbäs ihn al-FaQ.l)o 4,61: ta'älau: ta'älü (nach l:fasan al-Ba~ri)o 4,66: ani 000 awi: anu 000 awu (nach Ibn Kathir, Näfi', Kisä'i); ani 000 awu (nach Abü 'Amr)o qalilun: qalilan (bei Ibn Mas'üd, Ubayy, Anas, in den Codices der Rezitatoren von Damaskus; nach Ibn 'Amiro 4,69: l_lasuna: l_lasna (laut Zamakhshari I, So 531)0

Kommentar

4,60(6J): Hast du nicht auf jene geschaut:~ 4A4· die behaupten, sie glaubten an das, was zu dir herabgesandt wurde, und das, was vor dir herabgesandt wurde:~ 2,4. Es sind die Heuchler, die hier angesprochen und getadelt werden: Siehe~ 2,820; Exkurs im Bd. IV dieses Kommentars, S. 282-286.

Nach Abü Muslim al-I~fahäni deutet der hier gebrauchte Ausdru(k daraufhin, daß der gemeinte Heuchler jemand aus den Reihen der Leute der Schrift, der sich nach außen heuchlerisch zum Islam bekennt: Er behauptet ja, an die frühere und an die koranisehe Offenbarung zu glauben.

wie sie die Streitsachen vor die Götzen bringen wollen: wörtlich: die bei den Götzen das Urteil suchen. täghüt: Götzen, ~ 2,256; ~ 4,50. Je nach den Angaben über den Anlaß der Verkündigung dieser Verse, wird das Wort auf den einen oder anderen der beteiligten Personen, entweder unter den Heuchlern oder unter den Dienern der Götzen und Orakelpriestern, bezogen. Siehe Näheres dazu weiter unten.

wo ihnen doch befohlen wurde, sie zu verleugnen: sie: die Götzen. lassen:~ ),164. Zum Anlaß dieser Äußerungen des Korans wissen die Kommentatoren folgende Tatbestände zu berichten: - In einer Streitsache zwischen einem Juden und einem der Heuchler wollte der Jude die Sache vor Mu}:tammad bringen, der Heuchler zog es vor, Ka'b ibn al-Ashraf anzurufen. Im Gegensatz zu Mubammad war dieser für seine Bestechlichkeit bekannt. Dem Juden, der im Recht war, gelang es, die Sache dem Propheten Mubammad zur Entscheidung vorzulegen. Dieser urteilte zu seinen Gunsten. Der Heuchler wollte die Sache lieber weiter vor Abü Bakr bringen. Auch dieser sprach sich für das Recht des Juden aus. Der Heuchler wollte dann die Sache vor 'Umar bringen. Der Jude berichtete diesem, daß der Heuchler weder das Urteil von Mu}:tammad noch das von Abü Bakr annehmen wollte. Da holte 'Umar sein Schwert und schlug den Heuchler tot. Da klagte man 'Umar vor Mu}:tammad an. Da kam Gabriel herab und rechtfertigte 'Umar. Nach diesem Bericht wäre mit dem Wort täghüt der bestechliche Ka'b ihn alAshraf gemeint.

Und der Satan will sie weit abirren

132

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

Nach anderen Berichten wollten die Streitparteien eine Beurteilung durch Mu}:tammad nicht annehmen, sie befürworteten eher das Urteil eines Priesters der Götzen (dieser wird dann hier mit täghüt bezeichnet). - Andere beziehen die Koranstelle auf die Gewohnheit der Menschen, sich an einen Götzen und seinen Diener (dieser ist dann der täghüt), oder an einen Götzen (täghüt) unter Gebrauch von Orakelstäben zu wenden1 . Die Kommentatoren meinen jedoch, daß der Wortlaut der Verse allgemein zu verstehen und nicht nur auf solche Vorfälle, wie sie in den oben erwähnten Berichten beschrieben werden, zu beziehen sind2 •

4,61(64): Und wenn zu ihnen gesagt wird:-+ 2,91. »Kommt her zu dem, was GoH herabgesandt hat, und zum Gesandten«: auch in 5,104; - 63,5. Ähnliche Aufforderung in 4,59. siehst du die Heuchler sich klar von dir abwenden:-+ 4,55.

4,62(65): Wie wird es wohl sein, wenn sie ein Unglück trifft für das, was ihre Hände vorausgeschickt haben: Das ist wohl die zu erwartende Folge ihres schlechten Handelns: Unglück wird sie treffen und sie dazu bringen, Unterstützung und Beistand bei ihren Angehörigen und beim Propheten zu suchen (so Abü Muslim al-I~fahäni). Eine andere Deutung des Textes sieht in diesem Satz nur einen Einschub, der die schlechte Lage der Heuchler im Diesseits und im Jenseits unterstreichen will (so l:lasan al-Ba~ri und al-Wä}:tidi). Andere beziehen das erwähnte Unglück auf den Tod des Heuchlers in der oben wiedergegebenen Geschichte von 'Umar (so al-Zadjjädj), oder auf die Weigerung Mu}:tammads, sie auf seinen Waffengängen gegen die Feinde mitzunehmen oder in seiner Gegenwart zu dulden (so Abü 'Ali: al-Djubbä'i)3. Unglück trifft: -+ 2,156; was ihre Hände vorausgeschickt haben: -+ 2,95. und sie zu dir kommen und bei GoH schwören: »Wir wollten es ja nur gutmachen und Einvernehmen schaffen«: siehe 9,107. Sie wollten ihren Widersacher Gutes tun und so die Eintracht mit ihnen fördern; oder sie wollten, daß bei der Streitsache mit 'Umar ihr Gefährte Gutes erfahre und 1. Vgl. Räzi V, 10, 5. 158-159; Zamakhshari I, S. 525; Manär V, S. 222-223. 2. So Ibn Kathir I, S. 492 . .3· Räzi V, 10, S. 162, merkt an, daß die früheren und späteren Kommentatoren sich mit der näheren Deutung dieser Stelle schwertun; auch Manär V, S. 228-229, berichtet über die

Ablehnung solcher Spekulationen durch Mul;lammad 'Abduh.

Kommentar: 4,61-64

133

Eintracht zwischen ihm und seinem Gegner herrsche; oder sie wollten jemanden angehen, der anders als Mul;tammad nicht streng und kompromißlos Recht spricht, sondern den Ausgleich sucht, so daß beiden Parteien Gutes widerfährt und zwischen ihnen Einvernehmen erzielt wird4.

4,63(66): Das sind die, von denen GoH weiß, was in ihren Herzen ist: an Heuchelei, Haß und Feindschaft. Der Ausdruck findet sich ähnlich auch in 33,51; 48,18. Wende dich von ihnen ab: kümmere dich nicht um sie, oder laß von ihnen ab und bestrafe sie nicht (wie in~ 4,16). ermahne sie: weise auf ihre Heuchelei und Unredlichkeit hin und erinnere sie an die Strafe im Jenseits. und sprich zu ihnen über sie selbst eindringliche Worte: oder: sprich zu ihnen Worte, die in sie dringen. Entweder sind diese Worte eine Präzisierung der Ermahnung, von der vorher die Rede ist, oder sie haben eine eigene Aufgabe, z. B. zu zeigen, welche Folgen das Verhalten der Heuchler für ihre Beziehungen zu den anderen haben kann und welche Härte in der Reaktion der anderen sie zu erwarten haben.

4,64(67): Und Wir haben die Gesandten nur deswegen entsandt, damit man ihnen gehorcht mit der Erlaubnis GoHes: d. h. nach seinem Willen und Befehl. Die Forderung des Gehorsams gegenüber den Gesandten bekräftigt den Befehl, dem Propheten Mul;tammad zu gehorchen: ~ 3-32; 4,59. Würden sie, da sie gegen sich selbst Unrecht verübt haben: durch ihre Heuchelei und ihr verkehrtes Verhalten;~ 2,54. zu dir kommen und GoH um Vergebung biHen:

~

2,199.

und würde der Gesandte für sie um Vergebung bitten: Zur Bitte des Gesandten um Vergebung siehe auch 3,159; 9,80.113; 24,62; 6o,12; 63,5.6; -Abraham: 12,98; 19,47; 6o,4; die Engel: 40,7; 42,5; - vgl. auch 12,97

4· Vgl. Räzi V, 10, S. 163.

134

Sure 4: Die Frauen (al-Nisa')

so würden sie sicher finden, daß GoH sich gnädig zuwendet und barmherzig ist:~ 2,37; 1,1; 4,16.

4,65(68): Nein, bei deinem Herrn, sie glauben nicht (wirklich), bis sie dich zum Schiedsrichter nehmen über das, was zwischen ihnen umstriHen ist: lä: Nein oder gewiß (bei deinem Herrn); zum Schiedsrichter nehmen (~akkama): auch in 5,43. Das arabische Verb shadjara (umstritten sein) wird nur an dieser Stelle im Koran gebraucht. Die meisten Kommentatoren verbinden diesen Vers mit den vorherigen: Die Angesprochenen wären die gleichen Heuchler, denen vorher Tadel gesprochen worden ist (so 'Atä', Mudjähid, al-Sha'bi).

und danach wegen deiner Entscheidung keine Bedrängnis in ihrem Inneren spüren, sondern sich in völliger Ergebung fügen: Das Wort ~aradj (Bedrängnis) findet sich auch in 5,6; 6,125; 7,2; 9,91; 22,78; 24,61; 33,J7·38.5o; 48,17; - in ihrem Inneren: wörtlich: in ihren Seelen; sich in völliger Ergebung fügen: wörtlich: sich in Ergebung ergeben, sich völlig ergeben. Es werden hier als Zeichen des wahren Glaubens die innere Zustimmung zu den Entscheidungen des Propheten und das äußere Sich-fügen gefordert.

4,66(69): Und wenn Wir ihnen vorgeschrieben bäHen: Tötet einander oder zieht aus euren WohnstäHen, sie bäHen es nicht getan, bis auf wenige von ihnen: Wenn Gott den Heuchlern unter den Muslimen oder den Menschen allgemein, wie damals den Juden, vorgeschrieben hätte, sie sollen einander töten (~ 2,54; siehe den umgekehrten Befehl: »Tötet nicht einander«: ~ 4,29), und hätte er von ihnen, wie es mit den Auswanderern geschah (~ 3,195; 2,84), gefordert, aus ihren Wohnstätten auzuziehen, sie hätten es nicht getan. Im I:Jadith wird nach al-A'mash berichtet5, daß einige Muslime auf diesen Vers mit den Worten reagiert hätten: »Würde Gott dies tun, so würden wir es erfüllen.« Daraufhin hätte Mul)ammad gesagt: »Der Glaube ist ja in den Herzen seiner Besitzer fester als die feststehenden Berge.« bis auf wenige:~ 2,83.

Würden sie doch das tun, wozu sie ermahnt es wäre sicher besser für

sie:~

werden:~

2,231.232;

~

2,66.

2,54. Oder: es wäre etwas Gutes für sie.

5· Siehe Ibn Katlür I, S. 494; dort weitere Berichte; auch bei Zamakhshari I, S. 529-530, und Räzi V, 10, S. 172.

1.35

und würde sie stärker festigen: im Glauben und im Gehorsam, d. h. in den Angelegenheiten der Religion Gottes. ~ 2,265.

4,67(7o): und Wir würden ihnen von Uns her einen großartigen Lohn zukommen lassen:~ 3,1.72.

4,68(7o): und Wir würden sie einen geraden Weg führen:~ 1.,6. Der gerade Weg ist der Weg der Rechtleitung Gottes. Einige sehen darin auch den Weg, der am Tag des Gerichts die Gläubigen zum Paradies führt 6 •

4,69(71.): Diejenigen, die Gott und dem Gesandten gehorchen: ~ 3,J2; 4,1.3·99·

befinden sich mit denen, die Gott begnadet hat:~ 1.,7. Es geht nicht darum, daß sie die gleiche Rangordnung erreichen, sondern daß sie dort weilen, wo auch die hier genannten Personengruppen weilen: im Paradies. von den Propheten: ~ 2,61.. den Wahrhaftigen: denjenigen, die in ihrem Glauben und Verhalten wahrhaftig sind (so Abraham: 1.9,41.; Idris: 1.9,56; Maria, die Mutter Jesu: 5,75); - die die Gesamtheit der Religion für wahr halten (57,1.9: Diejenigen, die an Gott und seine Gesandten glauben, das sind die Wahrhaftigen und die Zeugen vor ihrem Herrn); -oder die besten unter den Gefährten Mul;lammads: Hier denken die Autoren vor allem an Abu Bakr, der den Ehrentitel al-~iddzq (der Wahrhaftige) trägt. den Zeugen: denjenigen, deren Leben für die Wahrheit der Religion Zeugnis ablegt, entweder durch Bekenntnis oder durch Einsatz für die Sache des Glaubens bis zum Martyrium; vgl. den oben zitierten Vers 57,1.9; ~ 2,1.43 (Und so haben Wir euch zu einer in der Mitte stehenden Gemeinschaft gemacht, damit ihr Zeugen seid über die Menschen und daß der Gesandte Zeuge sei über euch); ~ 2,23. und den

Rechtschaffenen:~

6. Vgl. Räzi V, 10, 5. 174.

2,1.30.

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

Welch treffliche Gefährten sind es!: Das Leben im Paradies in der Gemeinschaft solcher hervorragender Vertreter des Glaubens und der Rechtschaffenheit ist eine große Auszeichnung, die den Gehorsamen zuteil wird. Außerdem steht ihre Begegnung im Zeichen der Freundschaft und der Zuneigung. In der christlichen Begräbnisfeier des byzantischen Ritus wird auch für die Toten gebetet, »Gott möge ihnen im Paradies eine Rangstufe verleihen, wo die Scharen der Heiligen und der Wahrhaftigen wie Sterne glänzen. «7 Zum Hintergrund dieser Verheißung enthält der l:ladith einige Äußerungen von Mitgliedern der islamischen Gemeinde, die betrübt waren und sich bekümmert zeigten, ob sie wohl auch im Paradies den Propheten sehen würden, da er ja die höchsten Rangstufen erlangen werde8 .

4,70(72): Das ist die Huld Gottes: oder: diese Huld kommt von Gott. Huld: ~

2,64.

Und Gott genügt als der, der Bescheid weiß: über den Gehorsam der Gläubigen und über die Art, wie Gott sie belohnt und ihnen seine Huld erweist. ~ 2,29.

7· Vgl. das Euchologion: Begräbnisfeier in der Kirche, Eulogitaria der Toten, 6. 8. Vgl. Zamakhshari I, S. 531; Räzi V, 10, S. 175; Ibn Kathir I, S. 495-496; Manär V, S. 247-248. Räzi merkt an, daß diejenigen, die genaue Untersuchungen anstellen, meinen, daß der Grund zur Herabsendung einer solchen Stelle doch ernster und bedeutender sein muß als diese gefühlsbetonten Geschichten, deren Echtheit sie nicht unbedingt in Zweifel ziehen wollen (V, 10, 5. 175)·

[9~]

72 0 ihr, die ihr glaubt, seid auf eurer Hut, und rückt in Trupps aus oder rückt zusammen aus. 72 Unter euch gibt es manch einen, der langsam ausrückt; und wenn euch ein Unglück trifft, sagt er: »Gott hat mir Gnade erwiesen, da ich nicht mit ihnen dabei war.« 73 Und wenn euch eine Huld von Gott her trifft, sagt er sicher, als hätte zwischen euch und ihm nie Liebe bestanden: »0 wäre ich doch mit ihnen gewesen, so hätte ich einen großartigen Erfolg errungen!« * 74 So sollen diejenigen, die das diesseitige Leben gegen das Jenseits verkaufen, auf dem Weg Gottes kämpfen. Und wer auf dem Weg Gottes kämpft und daraufhin getötet wird oder siegt, dem werden Wir einen großartigen Lohn zukommen lassen. 75 Was hindert euch daran, zu kämpfen auf dem Weg Gottes und für diejenigen unter den Männern, den Frauen und den Kindern, die wie Schwache behandelt werden und die sagen: »Unser Herr, führe uns aus dieser Stadt hinaus, deren Einwohner Unrecht tun, und bestelle uns von Dir her einen Freund, und bestelle uns von Dir her einen Helfer«? 76 Diejenigen, die glauben, kämpfen auf dem Weg Gottes. Und diejenigen, die ungläubig sind, kämpfen auf dem Weg der Götzen. So kämpft gegen die Freunde des Satans. Die List des Satans ist schwach. 77 Hast du nicht auf jene

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geschaut, zu denen gesagt wurde: »Haltet eure Hände zurück und verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe«? Als ihnen dann der Kampf vorgeschrieben wurde, hatte plötzlich ein Teil von ihnen eine solche Furcht vor den Menschen wie die Furcht vor Gott oder eine noch stärkere Furcht. Und sie sagten: »Unser Herr, warum hast Du uns den Kampf vorgeschrieben? Hättest Du uns doch für eine kurze Frist zurückgestellt!« Sprich: Die Nutznießung des Diesseits ist gering, und das Jenseits ist besser für den, der gottesfürchtig ist. Und euch wird nicht ein Dattelfädchen Unrecht getan. 78 Wo immer ihr seid, der Tod wird euch erreichen, auch wenn ihr in hochgebauten Burgen wäret. Wenn sie etwas Gutes trifft, sagen sie: »Das ist von Gott.« Und wenn sie etwas Schlechtes trifft, sagen sie: »Das ist von dir. « Sprich: Alles ist von Gott. Was ist mit diesen Leuten los, daß sie kaum eine Aussage begreifen?

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4,72: layubatti'anna: layubti'anna: langsam ausrückt (laut Zamakhshari I, S. 532). 4,73: layaqülanna: layaqülunna (nach l:fasan al-Ba~ri). takun: yakun (die Rezitatoren außer l:faf~ in der Tradition von 'A~im). fa afüza: fa afüzu (laut Zamakhshari I, S. 533). 4,74: fasaufa nu'tihi: fasanu'tihi (bei Ibn Mas'üd). 4,75: min hädhihi l-qaryati l-~älimi ahluhä: mina l-qaryati llati känat ~älimatan: aus der Stadt, die Unrecht tut (oder: getan hat) (bei Ibn Mas'üd). 4,77: walä tu~lamüna : walä yu~lamüna: und ihnen wird nicht Unrecht getan (nach Ibn Kathir, l:farnza, Kisä'i). 4,78: yudrikkum: yudrikukum (laut Zamakhshari I, S. 537). mushayyadatin: mushayidatin (nach Nu'aym ibn Maysira).

Kommentar

4,71(73): 0 ihr, die ihr glaubt: die Muslime;~ 2,104.

seid auf eurer Hut: nehmt euch in acht vor den Feinden. Al-Wäl;tidi vertritt auch folgende Deutung: nehmt eure Waffen. Siehe auch 4,102; ~ 2,235.

und rückt in Trupps aus: Das Wort thubät (getrennte Gruppen, Trupps) findet sich im Koran nur in diesem Vers.

oder rückt zusammen aus: Es wird von den gegebenen Umständen, der Lage der Feinde und dem Verlauf der Kampfhandlungen abhängen, ob die Muslime in getrennten Gruppen oder zusammen ausrücken sollen. Unter veränderten Umständen gibt der Koran eine andere Anweisung: »Die Gläubigen dürfen nicht allesamt ausrücken. Möge doch von jeder Abteilung von ihnen eine Gruppe ausrücken, so daß sie selbst sich in der Religion belehren lassen und ihre Leute, wenn sie zu ihnen zurückkehren, warnen, auf daß sie auf der Hut seien« (9,122). infin:i (rückt aus): auch in 4,72; 9,38.39·41.81.122.

4,72(74): Unter euch gibt es manch einen, der langsam ausrückt: oder: der - so schwört er - langsam ausrückt; oder: der andere langsam ausrücken läßt. Gemeint sind hier die Heuchler und die schwachen Mitglieder der Gemeinde. Ähnlich werden solche Personen in der Sure 9 angeredet: »Ü ihr, die ihr glaubt, was ist mit euch, daß ihr, wenn zu euch gesagt wird: >Rückt aus auf dem Weg GottesDu bist kein Gläubiger>sie verfielen einer Ähnlichkeit« könnte an die doketischen Vorstellungen in der christlichen monophysitischen Theologie erinnern: vgl. H. Gregoire: op. sit., S. 113-119; ]. Henninger: op. cit., S. 25-29; G. Riße: op. cit. 197, - Zum Doketismus vgl. G. Riße: op. cit., S. 137-151.

Sure 4: Die Frauen (al-Nisä')

Eine spätere, nicht-orthodoxe Deutung dieser Verse besagt, daß es den Juden zwar gelungen sei, den Leib Jesu am Kreuz zu töten, nicht aber seine Botschaft und den Geist seiner Sendung zu vertilgen. Geistlich bleibt Jesus Christus immerfort lebendig, so wie die Märtyrer des Glaubens, die nicht als Tote betrachtet werden dürfen (~ 3,169). Darum betone ja der Koran: »Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet« (4,157), d. h. nicht wirklich und im vollen Sinne des Wortes3.

Diejenigen, die über ihn uneins sind: zum

Ausdruck~

2,176.

sind im Zweifel über ihn: Der Ausdruck findet sich auch in 10,94.104; 11,62.110; 14,9-10; 27,66; J4,21.54; J8,8; 40,)4; 41t45; 42,14; 44t9· Gemeint sind hier nach den Kommentatoren entweder die Christen, die in ihren verschiedenen Konfessionen jeweils unterschiedliche Auffassungen über Christus und seinen Tod vertreten, oder die Juden, die geglaubt hatten, Jesus getötet zu haben, jedoch zweifelten, als sie doch feststellen mußten, daß der gekreuzigte Körper nicht Jesu Körper war4. Sie haben kein Wissen über ihn: über Jesus oder über den, den sie ans Kreuz geschlagen haben. ~ 3,66.

außer daß sie Vermutungen folgen:~ 2,78; ~ 2t46; siehe auch 6,116. 148; 10,36 (Die Vermutung nützt in bezug auf die Wahrheit nichts). Und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet: mit Gewißheit, ob sie ihn wirklich getötet haben oder nicht, oder ob sie ihn selbst oder einen anderen getötet haben.

4,158(157): sondern Gott hat ihn zu sich erhoben: zu dieser Aussage und zur Zeitabfolge zwischen Tod und Erhebung Jesu zu Gott~ 3,55: Das Leben Jesu kam zu einem Ende und, ohne daß die Juden ihn getötet haben, wurde er zu Gott erhoben; oder Gott hat ihn sterben lassen (jedoch nicht durch die Hände der Juden) 3· Vgl. L. Massignon: Le Christ dans les Evangiles, selon Ghazali, in: Revue des Etudes Islamiques 6 (1932), S. 523-536. - Erwähnt sei hier die kuriose Vorstellung, die von der nicht zum orthodoxen Islam gehörenden Gemeinschaft der Abmadiyya vertreten wird: Jesus sei nicht am Kreuz gestorben, vielmehr sei er lebendig vom Kreuz abgenommen und sei dann nach Kashmir in Indien gereist, wo er lange Jahre mit der Verkündigung seiner Botschaft beschäftigt gewesen sei. Dort sei er auch im Alter von 120 Jahren gestorben und in der Stadt Shrinägar begraben worden; vgl. Rashid Riqä: Manär VI, S. 42-43; G. Grönbold, Jesus in Indien. Das Ende einer Legende, München 1985. 4· Vgl. W. Rudolph: Die Abhängigkeit des Qorans von Judentum und Christentum, Stuttgart 1922, S. 82; R. Bell: Origin of Islam in its Christian environment, London 1926, S. 153-155.

Kommentar: 4,158-159

2 57

und danach zu sich erhoben (so Ibn 'Abbäs, Ibn Isl).äq), oder: Gott hat ihn in einem Vorgang sterben lassen und zu sich erhoben (so al-Rabi' ibn Anas), oder Jesus wurde zuerst zu Gott erhoben, dann wird er am Ende der Zeit wiederkommen und nach Erfüllung seiner Aufgabe sterben. Gott ist mächtig und weise:~ 2,129; auch in 4,56.165; 48,19.

4,159(158): Und es gibt keinen unter den Leuten des Buches, der nicht vor seinem Tod an ihn glauben würde: Gemeint sind die Juden und die Christen. Die Aussage bezieht sich entweder auf den Tod des jeweiligen Menschen aus den Reihen der Juden und der Christen: Bevor sie sterben, werden sie an Jesus glauben, und zwar entsprechend der Wahrheit über ihn: Er sei wirklich der Messias, der Gesandte Gottes (so an die Adresse der Juden: siehe oben 4,157), bzw. er sei nicht Sohn Gottes, sondern Knecht Gottes (so an die Adresse der Christen: 4,171-172). Dies geschieht entweder in den letzten Augenblicken des Lebens auf Geheiß der Engel, die die Seele des Sterbenden in Empfang nehmen, oder nach dem Tod, also wenn es zu spät ist. Eine andere Deutung bezieht die Worte vor seinem Tod auf Jesus: Bevor Jesus stirbt, hier wohl in der Endzeit nach seiner Wiederkunft, werden alle Juden und Christen, die dann noch am Leben sind, den richtigen Glauben an ihn finden5. Am Tag der Auferstehung wird er über sie Zeuge sein: ~ 2,143. Der Koran sagt: »Und am Tag, da Wir in jeder Gemeinschaft aus ihren eigenen Reihen einen Zeugen über sie erwecken« (16,89; vgl. 16,84). So wird Jesus gegen die Juden, die an ihn nicht glauben wollten, und auch gegen die Christen, die einen falschen Glauben an ihn hatten, Zeugnis ablegen. Nach der islamischen Überlieferung wird Jesus am Ende der Zeit zunächst einmal vom Himmel ins heilige Land herabkommen. In Jerusalem und im ganzen Land wird er den wahren Glauben, den Islam verkünden. Er wird sich auch als vollkommener Muslim verhalten: Er wird den Antichristen vernichten und in Jerusalem das vorgeschriebene Morgengebet verrichten, wobei er sich hinter den Vorbeter in den Reihen der muslimischen Gläubigen hinstellt. Er wird sodann alles abschaffen, was gegen das Gesetz des Islam verstößt, das Schwein töten, und Zeichen, Dinge und Gebäude beseitigen, die nicht zum strengen orthodoxen Islam passen (wie Kreuze, Kirchen und Synagogen). Er wird gegen die Juden und die Christen Zeugnis ablegen und alle Christen, die den Islam nicht angenommen haben, töten. Dann wird er über ein vollkommen geeintes Reich herrschen, als gerechter König regieren und der ganzen Schöpfung einen vierzig Jahre währenden Frieden schenken. Damit

5· Vgl. Räzi VI,

11,

S. 105-106.

Sure 4: Die Frauen (al-Nisii')

er den anderen Propheten in allem ähnlich wird, wird er auch heiraten und Kinder zeugen. Dann wird er sterben und in Medina neben Mul;tammad und den ersten Khalifen Abü Bakr und 'Umar beigesetzt werden. Schließlich kommt die Stunde des Gerichts. Gott wird als Weltenrichter sitzen und seiner Allmacht bestimmen, wem er erlauben will, für die Menschen Fürsprache einzulegen. Unter diesen begnadeten Menschen findet sich Jesus, denn der Koran zählt ihn zu denen, die Ansehen bei Gott im Diesseits und im Jenseits besitzen(~ 3A5), d. h. prophetische Sendung auf Erde und Fürspracherecht am Tage des Gerichts. Zudem wird Jesus bei der Auferstehung und dem Gericht über die Leute des Buches Zeugnis abgeben (4,159) 6 .

4,160(159): Und wegen der Ungerechtigkeit derer, die Juden sind:~ 2,62. haben Wir ihnen köstliche Dinge verboten, die ihnen (sonst) erlaubt waren: vgl. dazu~ 3,93.94; auch 6,146; 16,118. köstliche Dinge:~ 2,57. und weil sie vom Weg Gottes nachdrücklich abweisen: auch in~ 3,99; 9,34; zum Ausdruck~ 2,217. Im allgemeinen wird dieser Vorwurf an die Adresse der feindlichen Polytheisten formuliert.

4,161(159): und weil sie Zins nehmen, obwohl er ihnen verboten ist: ~ 2,275-281. und weil sie das Vermögen der Menschen durch Betrug verzehren: ähnlich in 5,42.62.63; ~ 2,188. Und Wir haben den Ungläubigen unter ihnen eine schmerzhafte Pein bereitet:~ 4,18.

4,162(16o): Aber diejenigen von ihnen, die im Wissen fest gegründet sind: siehe zum Ausdruck~ 3,7. und auch die Gläubigen: Es sind entweder die Gläubigen unter den Leuten des Buches, oder eben die Muslime.

6. Zu den l;Iadith, die sich auf die Wiederkunft Jesu am Ende der Zeit beziehen, siehe Ibn Kathir I, S. 547-552.

Kommentar: 4,160-162

2 59

glauben an das, was zu dir herabgesandt wurde und was vor dir herabgesandt wurde: ~ 2-4; 4,6o. Und denen, die das Gebet verrichten:~ 2,3. Man kann auch diesen Satz direkt mit dem vorherigen verbinden und darin eine weitere Beschreibung derer von den Leuten des Buches, die im Wissen fest gegründet sind, und der Gläubigen sehen7.

und die Abgabe

entrichten:~

2-43.

und an Gott und den Jüngsten Tag

glauben:~

2,8.

denen werden Wir einen großartigen Lohn zukommen lassen:

~4-40.

7· Der Koran enthält die Form al-muqlmlna, statt der erwarteten Form al-muqlmuna. Einige Grammatiker des Islam sehen darin eine besondere Hervorhebung der Bedeutung des Gebets, während die anderen weitere Erläuterungen anbieten, um aus der Verlegenheit einen Ausweg zu weisen. Die meisten wollen aber der Frau Mubammads 'Ä'isha nicht zustimmen, die im Hinblick auf diese Stelle meinte, es gebe Ungereimtheiten in der Sprache des Korans. Siehe dazu die Ausführungen von Zamakhshari I, S. 590 (der anmerkt: »Das ist ein weites Feld«) und Räzi VI, 11, s. 107- 108.

[11~]

""16.3 Wir gaben dir eine Offenbarung, wie Wir Noach und den Propheten nach ihm offenbart haben. Und Wir offenbarten (auch) Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen, Jesus, Ijob, Jonas, Aaron und Salomo. Und Wir ließen David eine Schrift zukommen. 164 Und (Wir schickten) Gesandte, von denen Wir dir früher erzählt haben, und (auch) Gesandte, von denen Wir dir nicht erzählt haben - und Gott hat mit Mose wahrhaftig gesprochen -, 165 Gesandte als Freudenboten und Warner, damit die Menschen nach (dem Auftreten) der Gesandten keinen Beweisgrund gegen Gott haben. Und Gott ist mächtig und weise. 166 Aber (ja), Gott bezeugt, was Er zu dir herabgesandt hat. Er hat es mit seinem Wissen herabgesandt. Auch die Engel bezeugen es. Und Gott genügt als Zeuge. 167 Diejenigen, die ungläubig sind und vom Weg Gottes abweisen, sind weit abgeirrt. 168 Denen, die ungläubig sind und Unrecht tun, wird Gott unmöglich vergeben, und Er wird sie unmöglich einen rechten Weg führen, 169 es sei denn den Weg zur Hölle, darin werden sie auf immer ewig weilen. Und dies ist Gott ein leichtes. 170 0 ihr Menschen, der Gesandte ist von

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