Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter: Mit einem Beitrag zur interdisziplinären Sachkulturforschung für das mittelalterliche Island [Reprint 2011 ed.] 9783110885699, 9783110135855


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German Pages 488 [584] Year 1994

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Table of contents :
Vorwort
Einleitung
I. Zielsetzung
II. Gliederung
III. Methodik
IV. Quellenmaterial
1. Schriftliche Quellen:
a. Sagaliteratur
b. Gesetzestexte
2. Archäologische Quellen
3. Quellenverknüpfung und ihre Problematik
V. Saga und Sachkultur. Ein Forschungsüberblick
Erster Teil: Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum
I. Terminologie des Hausbaus
II. Der Hausbau in Skandinavien: Die Entwicklung vom Neolithikum bis zum Mittelalter
1. Neolithikum
a. Frühneolithikum: Wohnbauten
b. Mittelneolithikum: Wohnbauten
c. Spätneolithikum: Wohn- und Wirtschaftsbauten
d. Gehöftstruktur
2. Bronzezeit
a. Ältere Bronzezeit: Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Jüngere Bronzezeit: Wohn- und Wirtschaftsbauten
c. Gehöftstruktur
3. Vorrömische Eisenzeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
4. Ältere römische Eisenzeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Keller und Souterrain
5. Jüngere römische Eisenzeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
6. Völkerwanderungszeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Siedlungsveränderung zwischen Völkerwanderungszeit und Vendelzeit
d. Bootshäuser
7. Vendelzeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
8. Wikingerzeit
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Grubenhaus
9. Mittelalter
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Blockbau
III. Der Hausbau in England: Die Entwicklung von der früh- bis zur spätangelsächsischen Epoche
1. Frühangelsächsische Epoche: Wohn- und Wirtschaftsbauten
2. Mittelangelsächsische Epoche: Wohn- und Wirtschaftsbauten
3. Spätangelsächsische Epoche
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Baustil
d. Skandinavische Haustypen in England
IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum: Die Entwicklung von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter
1. Färöer
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Gehöftstruktur
c. Baustil
2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man
a. Schottland: Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Isle of Man: Wohn- und Wirtschaftsbauten
c. Hebriden: Wohn- und Wirtschaftsbauten
d. Orkneys: Wohn- und Wirtschaftsbauten
e. Shetlands: Wohn- und Wirtschaftsbauten
f. Gehöftstruktur
g. Baustil
3. Island
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten der Wikingerzeit
b. Baustil der Wikingerzeit
c. Wohn- und Wirtschaftsbauten des Mittelalters
d. Baustil des Mittelalters
e. Gehöftstruktur
4. Grönland
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten der Wikingerzeit
b. Wohn- und Wirtschaftsbauten des Mittelalters
c. Gehöftstruktur
d. Baustil
5. New Foundland
a. Wohn- und Wirtschaftsbauten
b. Baustil
Zweiter Teil: Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund
I. Wohnkomplex
1. Wohnräume
a. Skáli / eldaskáli / eldhús - der Hauptwohnraum
b. Stofa - die Stube
2. Neben- und Wirtschaftsräume
a. Búr – Vorratsraum oder Vorratshaus
b. Baðstofa – die Badstube
c. Kamarr – der Abtritt
d. Kjallari – der Keller
e. Anddyrr – der Eingangsbereich
3. Raumanzahl
4. Konstruktion- und Einrichtungselemente
a. Baumaterial
b. Wand und Dach
c. Herdstellen
II. Nebengebäude
1. Skemma - der Schlafraum
2. Fjós – der Stall
3. Hlaða – die Scheune
4. Smiðja – die Schmiede
5. Dyngja – das Grubenhaus
6. Jarðhús – das Souterrain
III. Strukturen abseits vom Gehöft
1. Naust und hróf – das Bootshaus
2. Sel – die Almhütte
3. Búð – die Bude auf dem Gerichtsplatz
4. Túngarðr – der Gehöftzaun
Ergebnis
I. Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum
1. Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter
2. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter
II. Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund
Anhang
Zeittafel
Abkürzungen
Fundortkatalog
Literaturverzeichnis
Quellen
Sekundärliteratur
Index
Tafeln
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Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter: Mit einem Beitrag zur interdisziplinären Sachkulturforschung für das mittelalterliche Island [Reprint 2011 ed.]
 9783110885699, 9783110135855

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Cornelia Weinmann Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter

Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker Begründet von

Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer

Neue Folge Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

106 (230)

w DE

G Walter de Gruyter · Berlin · New York 1994

Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter Mit einem Beitrag zur interdisziplinären Sachkulturforschung für das mittelalterliche Island

Cornelia Weinmann

W G DE

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1994

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme

Weinmann, Cornelia: Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter : mit einem Beitrag zur interdisziplinären Sachkulturforschung für das mittelalterliche Island / von Cornelia Weinmann. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1994 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker ; N.F., 106 = 230) Zugl.: München, Univ., Diss., 1990 ISBN 3-11-013585-X NE: GT

ISSN 0481-3596 © Copyright 1994 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen Printed in Germany Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin

Vorwort Diese Arbeit wurde 1990 als Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität in München angenommen, betreut von Prof. KURT SCHIER (Institut für Nordische Philologie und Germanische Altertumskunde) und Prof. MAX MARTIN (Institut für Vor- und Frühgeschichte). Die umfangreiche Materialaufnahme zum archäologischen Teil der Arbeit erfolgte der Themenstellung wegen in Skandinavien; der Deutsche Akademische Austauschdienst und Svenska Institutet finanzierten einen insgesamt 14-monatigen Aufenthalt in Schweden. Meinen Lehrern am Institut für Nordeuropäische Archäologie der Universität Uppsala, Prof. BO GRÄSLUND, Dozent FRANDS HERSCHEND, ELSE NORDAHL u n d GUNNAR HEDLUND d a n -

ke ich für Diskussionen und Hinweise. FRANDS HERSCHEND sah das Manuskript kritisch durch. Dr. ANTON BATLINER u n d Dr. WINFRID GLOCKER halfen mir,

den Personalcomputer als sinnvolle Arbeitshilfe einzusetzen. Dr. ODD EINAR HAUGEN stellte mir zum Drucken der altisländischen Sonderzeichen den von ihm gestalteten Zeichensatz zur Verfügung-

München, Dezember 1993

Cornelia Weinmann

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

Einleitung

1

I.

Zielsetzung

1

II. Gliederung

2

III. Methodik

4

IV. Quellenmaterial

6

1. Schriftliche Quellen: a. Sagaliteratur b. Gesetzestexte 2. Archäologische Quellen 3. Quellenverknüpfung und ihre Problematik

6 6 7 8 10

V. Saga und Sachkultur. Ein Forschungsüberblick

12

Erster Teil: Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum

19

I.

21

Terminologie des Hausbaus

II. Der Hausbau in Skandinavien: Die Entwicklung vom Neolithikum bis zum Mittelalter 1. Neolithikum a. Frühneolithikum: Wohnbauten b. Mittelneolithikum: Wohnbauten c. Spätneolithikum: Wohn- und Wirtschaftsbauten d. Gehöftstruktur 2. Bronzezeit a. Ältere Bronzezeit: Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Jüngere Bronzezeit: Wohn- und Wirtschaftsbauten

26 26 26 28 30 33 34 35 38

VIII

Inhalt

c. Gehöftstruktur 3. Vorrömische Eisenzeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur 4. Ältere römische Eisenzeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Keller und Souterrain 5. Jüngere römische Eisenzeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur 6. Völkerwanderungszeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Siedlungsveränderung zwischen Völkerwanderungszeit und Vendelzeit d. Bootshäuser 7. Vendelzeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur 8. Wikingerzeit a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Grubenhaus 9. Mittelalter a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Blockbau III. Der Hausbau in England: Die Entwicklung von der früh- bis zur spätangelsächsischen Epoche 1. Frühangelsächsische Epoche: Wohn- und Wirtschaftsbauten 2. Mittelangelsächsische Epoche: Wohn- und Wirtschaftsbauten 3. Spätangelsächsische Epoche a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Baustil d. Skandinavische Haustypen in England

42 44 45 55 59 59 71 73 80 81 94 97 97 113 116 120 123 124 130 131 132 155 158 177 178 192 195 201 201 209 211 211 213 214 214

Inhalt

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum: Die Entwicklung von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter 1. Färöer a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Gehöftstruktur c. Baustil 2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man a. Schottland: Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Isle of Man: Wohn- und Wirtschaftsbauten c. Hebriden: Wohn- und Wirtschaftsbauten d. Orkneys: Wohn- und Wirtschaftsbauten e. Shetlands: Wohn- und Wirtschaftsbauten f. Gehöftstruktur g. Baustil 3. Island a. Wohn- und Wirtschaftsbauten der Wikingerzeit b. Baustil der Wikingerzeit c. Wohn- und Wirtschaftsbauten des Mittelalters d. Baustil des Mittelalters e. Gehöftstruktur 4. Grönland a. Wohn- und Wirtschaftsbauten der Wikingerzeit b. Wohn- und Wirtschaftsbauten des Mittelalters c. Gehöftstruktur d. Baustil 5. New Foundland a. Wohn- und Wirtschaftsbauten b. Baustil

IX

218 218 219 222 223 224 226 230 233 234 239 243 243 245 249 260 261 277 278 279 282 286 297 298 299 299 301

Zweiter Teil: Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund

303

I.

Wohnkomplex

305

1. Wohnräume a. Skäli/eldaskäli/eldhüs - der Hauptwohnraum b. Stofa - die Stube

305 305 311

X

Inhalt

2. Neben- und Wirtschaftsräume a. Bür - Vorratsraum oder Vorratshaus b. Baöstofa - die Badstube c. Kamarr - der Abtritt d. Kjallari - der Keller e. Anddyrr - der Eingangsbereich 3. Raumanzahl 4. Konstruktions- und Einrichtungselemente a. Baumaterial b. Wand und Dach c. Herdstellen II. Nebengebäude 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Skemma - der Schlafraum Fjos - der Stall Hlaöa - die Scheune Smiöja - die Schmiede Dyngja - das Grubenhaus Jaröhüs - das Souterrain

III. Strukturen abseits vom Gehöft 1. 2. 3. 4.

Naust und hrof - das Bootshaus Sei - die Almhütte Βύδ - die Bude auf dem Gerichtsplatz Tüngarör - der Gehöftzaun

Ergebnis I.

Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum

1. Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter 2. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter II. Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund

313 313 316 319 320 321 323 325 325 326 326 327 327 328 329 329 331 336 338 338 340 341 346 349 349 349 355 357

Inhalt

XI

Anhang

361

Zeittafel

363

Abkürzungen

365

Fundortkatalog

369

Literaturverzeichnis

405

Quellen

405

Sekundärliteratur

407

Index

469

Tafeln

479

Einleitung I. Zielsetzung In jüngster Zeit hat sich das Verknüpfen unterschiedlicher Quellengattungen innerhalb der Philologie, aber auch in Archäologie und Kunstgeschichte zu einer vielbeachteten, produktiven Forschungsrichtung entwickelt. Die Themenschwerpunkte liegen dabei deutlich auf der hoch- und spätmittelalterlichen Sachkultur Mitteleuropas. In der vorliegenden Abhandlung steht Nordeuropa im Blickpunkt: interdisziplinär soll der sachkulturelle Quellenwert einer hochmittelalterlichen Literaturgattung, der altisländischen Saga, im Ausschnitt beleuchtet werden. Untersucht wird, ob bestimmte Gruppen dieser Literatur, die Isländersagas und die Sturlungensaga, als Sekundärquellen zur Interpretation archäologischer Befunde auf Island herangezogen werden dürfen. Ausgewählt ist der Bereich des Hausbaus. Ausgangspunkt war dabei die Beobachtung, daß bis heute immer wieder Zitate aus dieser Literaturgattung herangezogen werden, wenn es um die Erläuterung bestimmter archäologischer Details wikingerzeitlicher oder mittelalterlicher 1 Hausgrundrisse in Nordeuropa geht. Die Textstellen sind dabei selten den Sagaausgaben selbst entnommen, meist ist das heute bereits 100 Jahre alte Standardwerk zum frühen isländischen Hausbau im Spiegel der Sagaliteratur angeführt 2 . Diesem Buch liegt jedoch kein archäologisches Material zugrunde. Die zwischenzeitliche Entwicklung in der archäologischen Hausforschung auf Island wie im übrigen Skandinavien rechtfertigt es, erneut zu untersuchen, inwieweit Sagaliteratur und archäologische Befunde im Vergleich interdisziplinär ausgewertet werden können. Weil eine umfassende Überblicksarbeit bisher fehlt, ist der frühe isländische Hausbau hier nicht als isolierte Er1 Die Bezeichnung der Zeitperioden erfolgt in dieser Arbeit dem Untersuchungsbereich gemäß nach dem skandinavischen System (siehe Zeittafel, S. 363). 2 VALTtR CUDMUNDSSON (1889): Privatboligen paa Island i sagatiden samt delvis i det 0vrige Norden. Kopenhagen.

2

Einleitung

scheinung vorgeführt, sondern in seiner Anknüpfung an skandinavische Bautradition vom Spätneolithikum bis zum frühen Mittelalter. Auch der wichtige Einfluß der Hausarchitektur des nordwest-atlantischen Raums wird herausgearbeitet. Damit liegt erstmals ein umfassender Uberblick über die Entwicklung des Hausbaus in diesen Regionen vor, denn bisher sind nur einzelne Zeitabschnitte und einzelne Zonen getrennt voneinander beschrieben 3 . II. Gliederung Als Einführung wird die Auswahl der altisländischen Texte erläutert, die Angaben zum wikingerzeitlichen und frühen mittelalterlichen Hausbau auf Island beinhalten. Bemerkungen zur Repräsentativität archäologischer Befunde zum Hausbau in Skandinavien und zur Problematik der Verknüpfung unterschiedlicher Quellengattungen schließen die Präsentation der Quellen ab. In einem Forschungsüberblick ist dann zusammengefaßt, welche Bereiche altisländischer Sachkultur bisher vergleichend mit Sagaliteratur als Quellenmaterial bearbeitet wurden. Im archäologischen Teil der Arbeit ist die Stellung des frühen isländischen Hausbaus im Rahmen der Baugeschichte des ländlichen Skandinavien beleuchtet. Die Entwicklung im Kernbereich Dänemark, Norwegen und Schweden steht dabei in einer Tradition, die über die Eisenzeit hinaus an den Anfang der Bronzezeit zurückreicht. Aus diesem Grund ist für diesen Bereich der Werdegang des Hausbaus vom Spätneolithikum bis zum Mittelalter behandelt, jeweils für Wohn- und Wirtschaftsbauten. Drei Gattungen von Nebengebäuden - Bootshaus, Grubenhaus und Souterrain - sind in eigenen Kapiteln behandelt. Die Gehöftstruktur, d. h. die Zusammenstellung von Wohn- und Wirtschaftsbauten im Hofbereich, wird für jeden Zeitabschnitt kurz erläutert. Der frühe Hausbau auf Island steht aber nicht nur mit dem skandinavischen Festland in Beziehung, sondern speziell auch mit der

3 Gut ist die Quellenlage hier für Dänemark, v. a. für den Zeitabschnitt der Bronzezeit (ζ. B. BECKER 1982, 1972b). Für Norwegen hat MYHRE 1980 eine Überblicksarbeit vorgelegt, HINZ 1989 ein Kompendium zum ländlichen Hausbau der Jüngeren Eisenzeit und des Mittelalters in Skandinavien.

II. Gliederung

3

Region skandinavischer Westexpansion 4 in Wikingerzeit und frühem Mittelalter. Um eventuelle bauliche Spuren dieser Expansion in England abgrenzen zu können, ist der angelsächsisch besiedelte Raum mit seiner Hausentwicklung seit der Völkerwanderungszeit einbezogen; neben ländlichen Wohnbauten wird hier auch der Hausbau in einem sozial höherstehenden Milieu beschrieben. Besonders ausführlich sind dann Schottland und die Inselregion im Nordwest-Atlantik behandelt, um die charakteristischen Züge des Hausbaus auf Island festzumachen und die architektonischen Einwirkungen v. a. von Norwegen und Irland/ Schottland herauszuarbeiten - aus diesen Ländern kommt der Großteil der Siedler, die nach isländischen Schriftquellen seit etwa 870 auf der Insel Land nehmen 5 . Im sachkulturellen Teil der Arbeit werden Aussagen der altisländischen Sagaliteratur untersucht, die sich auf konstruktive oder architektonische Details im Hausbau der Wikingerzeit und des Mittelalters beziehen. Ihre Auswertung erfolgt interdisziplinär im Vergleich mit dem archäologischen Befund. Wie die querwissenschaftliche Behandlung sachkultureller Themen innerhalb der mittelalterlichen Realienkunde zeigt, wird rein literarischen Quellen gewöhnlich als eine Art Korrektiv eine weitere, nicht literarische zeitgenössische Quellengattung gegenübergestellt. Meist sind dies Urkunden und Diplome, aber auch Reiseberichte oder Inventarlisten. In der vorliegenden Arbeit wurden zum Vergleich mit der behandelten Sagaliteratur die wichtigsten altisländischen Gesetzestexte ausgewertet 6 . Damit steht eine Textgattung zur Verfügung, die mit einem großen Teil der behandelten Literatur zeitlich korrespondiert und in einigen Fällen Details ergänzt oder interessante Parallelen aufweist. Dieser Abschnitt zeigt, in welchen Bereichen die literarische Beschreibung mit Bodenfunden übereinstimmt und wie sich innerhalb der Sagaliteratur Entwicklungen im Hausbau niederschlagen. Das Ergebnis dieses Vergleichs beleuchtet, in welchem Umfang Hausgrundrisse mit Hilfe von Schriftquellen interpretiert werden können und welche Schlüsse wiederum die Sagaforschung aus 4 In dieser Arbeit sind die Begriffe „Skandinavien" und „skandinavisch" rein im geographischen, nicht im politischen Sinn verwendet, um so unsauber definierte Benennungen wie „Wikinger" oder „nordisch" zu vermeiden. 5 ISLENDINGABÖK (iF 1:4), LANDNÄMAB0K (iF 1:42).

6 Siehe S. 7f.

4

Einleitung

der Gegenüberstellung von Hausbeschreibung und Archäologie ziehen kann. III. Methodik Der erste Teil der Arbeit gibt einen Überblick über die Hausarchäologie in Skandinavien und im Bereich des nordwestlichen Atlantik. Im Vordergrund steht dabei die Gliederung des umfangreichen Hausmaterials in Typen, gekennzeichnet durch unterschiedliche Konstruktionsmerkmale und Regionalverbreitung. Beim Gang durch die Baugeschichte der festlandskandinavischen Länder werden die Hauptphasen der Zeitperioden zwischen Neolithikum und Mittelalter7 nacheinander beschrieben; für den Bereich des Nordwest-Atlantik sind die Zeiträume der Wikingerzeit und des Mittelalters jeweils zusammen behandelt, um Einzelregionen in diesem Raum besser gesamthaft voneinander abheben zu können. Die wichtigen Entwicklungsschritte von Wohn- und Wirtschaftsbauten und der Gehöftstruktur werden für die aufeinanderfolgenden Epochen jeweils zusammengefaßt, die Charakteristika der unterscheidbaren Zonen hervorgehoben. Es folgen, nach Ländern geordnet, die Beschreibungen unterschiedlicher Haustypen und ihrer Verbreitung. Die behandelten Fundorte sind in einem Katalog zusammengestellt, der erstmals alle veröffentlichten ländlichen Hausgrundrisse Skandinaviens seit dem Spätneolithikum auflistet, zusammen mit Grabungen in den skandinavisch besiedelten Gebieten des nordwest-atlantischen Raums aus Wikingerzeit und Mittelalter. Erfaßt wurden dabei nicht nur Publikationen in den international verbreiteten Zeitschriften und Monographien, sondern auch in den Medien, die außerhalb Nordeuropas unzugänglich sind 8 . Nicht aufgenommen wurden Grabungsprotokolle und -pläne, die in Museumsarchiven oder Denkmalämtern magaziniert sind; ebenso blieben Vorberichte über laufende Grabungen ausgeschlossen, wenn sie nicht mindestens einen Plan und Maßangaben beinhalteten. Separate Berichte allein über die Siedlungsfunde einer Hausgrabung fehlen ebenso wie Publikationen zu wirtschafte- und siedlungsgeschichtlichen Verhältnissen einzelner Fundorte. 7 Siehe Zeittafel, S. 363. 8 Forschungsergebnisse sind bis Ende 1991 berücksichtigt.

III. Methodik

5

Im zweiten Teil der Arbeit folgt die Auswertung hausbeschreibender Passagen im untersuchten Teilbereich altisländischer Sagaliteratur. Die literarischen Angaben zu den einzelnen Räumen und Gebäuden des bäuerlichen Gehöfts wurden dazu chronologisch nach der Zeit ihrer schriftlichen Fassung und thematisch nach einzelnen Zonen des Hauses in Gruppen zusammengefaßt und jeweils mit dem archäologischen Befund verglichen. Keine der Textquellen liegt in indizierter oder maschinenlesbarer Form vor. Die einzelnen Belege zum Hausbau mußten deshalb erst in eine Computer-Datenbank eingelesen werden 9 , um Arbeitsschritte wie Sortieren oder Stichwortsuche, Korrekturdurchgänge und Formatierung maschinell vornehmen zu können. Die Datenbank enthält, abgesehen vom eigentlichen Beleg, jeweils Angaben zur Quelle des Zitats und eine Auflistung der konstruktionsbezeichnenden Stichwörter des Belegs in lemmatisierter Form, d. h. als unflektierte Vokabel. Zusätzlich wurden die Literaturzitate mit einer kategorialen Kennung versehen, die es ermöglicht, unterschiedliche Stichwörter zusammengehörender Sachbereiche zu Blöcken zu vereinen 10 . Damit können Einzeldetails des Hauses als Gruppe herausgegriffen und bearbeitet werden. Um eventuelle, sich in der Saga spiegelnde Veränderungen im Hausbau erkennen zu können, erfolgte das Einlesen der Belege in die Datenbank in chronologischer Reihenfolge nach der Zeit der Niederschrift der beiden ausgewerteten Sagagattungen, wie sie bei K. SCHIER11 angegeben ist. Insgesamt ist so das Belegmaterial in sechs Gruppen gegliedert 12 . Das Korpus enthielt ursprünglich über 2400 Einträge, denn abgesehen vom isländischen Hausbau waren auch Belege für die Verhältnisse anderswo in Skandinavien, v. a. in Norwegen und auf Grönland, aufgenommen worden. Da diese Textpassagen insgesamt aber zu schematisch und undetailliert beschreiben, blieben sie unbearbeitet. Der hier ausgewertete Index umfaßt noch über 1200 Einträge, in denen Teile des frühen isländischen Hauses beschrieben oder auch nur genannt sind. Wortwiederholungen, die sich auf bereits Erläutertes beziehen, wurden von Anfang an nicht 9 Als Datenbank wurde dBase III Plus von ASHTON TÄTE eingesetzt. 10 Beispielsweise wurden die Stichwörter „Türblatt", „Schwelle", „Türpfosten" unter der Kategorie „Eingang" zusammengefaßt, um nicht drei unterschiedliche Stellen im Index separat bearbeiten zu müssen. 11 K. SCHIER 1970:38f. 12 Siehe Zeittafel, S. 363f.

6

Einleitung

aufgenommen, wohl aber in der Datenbank vermerkt - sie hätten den Umfang der Listeneinträge mehr als verdreifacht. Die Auswertung des Index' folgt den einzelnen Kategorien, behandelt also die Haupt- und Nebenräume im Wohnbau eines Gehöfts sowie die Wirtschaftsgebäude und einige andere Bauten mit Spezialfunktion. Die Beschreibungen der Saga werden jeweils mit den Ergebnissen archäologischer Hausforschung verglichen, wobei der Schwerpunkt auf verwertbaren Details zu Architektur und Konstruktion eines Gebäudes liegt, nicht auf der Funktionsbeschreibung der entsprechenden Räume. Hinzuweisen ist schließlich generell noch auf die Besonderheiten isländischer Namensnennung: Verfasser werden nicht allein mit dem Familiennamen, sondern zusätzlich mit dem Vornamen an erster Stelle genannt. Beide Namensglieder sind flektierbar, in dieser Arbeit aber deutschem Sprachgebrauch angeglichen 13 . IV. Quellenmaterial 1. Schriftliche a.

Quellen

Sagaliteratur

Die altisländische Sagaliteratur umfaßt im engeren Sinn erzählende Prosawerke, die etwa von der Mitte des 12. Jhs. bis in die 1. Hälfte des 14. Jhs. auf Island entstanden. Sie gehen einerseits auf mündliche Erzähltradition der Insel zurück, andererseits finden sich Einflüsse kontinentaler Literatur des Mittelalters. Hier wird ein Ausschnitt dieser Literaturgattung ausgewertet, die ISLENDINGA SÖGUR oder Isländersagas, daneben die S T U R L U N G A SAGA, Sagas der politisch einflußreichen Familie der Sturlungen. Die Isländersagas befassen sich mit Ereignissen der sogenannten „Sagazeit", der Zeitspanne von der Besiedlung Islands - nach historischen Quellen um 870 - bis um 1030. Die realistischen Prosageschichten spielen meist auf der Insel, greifen aber auch auf beispielsweise Norwegen oder England über. Im Mittelpunkt stehen Ereignisse und Berichte um eine Familie oder eine Einzelperson, zum Teil auch um die Bewohner einer bestimmten Re-

13

Also ζ. B. HÖRDUR ÄGÜSTSSONS anstelle des korrekt isländischen HARDAR ÄGÜSTSSONAR.

IV. Quellenmaterial

7

gion Islands. Dies gilt ebenso für die Sagas, die unter der Bezeichnung STURLUNGENSAGA zusammengefaßt werden. Im Unterschied zu den Isländersagas sind hier in chronologischer Anordnung Schilderungen von Ereignissen kompiliert, die erst kurz vor der schriftlichen Fassung dieser Prosawerke eintraten. Der Großteil der Isländersagas wurde vom 13. bis zur ersten Hälfte des 14. Jhs. schriftlich gefaßt; eine der untersuchten Sagas ist noch im 16. Jh. entstanden 14 . Die Handschriften entstammen v. a. dem 14./15. Jh. Die Sammlung der S T U R L U N G E N S A G A dagegen wurde um 1300 aus einer Auswahl von „Gegenwartssagas" kompiliert, die während des späten 12. und 13. Jhs. zeitgenössische Personen und Begebenheiten von etwa 1120 bis zum Ende des isländischen Freistaats 1262/4 beschreiben, also nicht in die Sagazeit zurückgreifen. Sie wird als „dokumentarische Literatur" bezeichnet 15 . Überliefert ist sie in Handschriften des 14. Jhs. und der Zeit um 1400. Gerade diese beiden Sagagattungen eignen sich gut zum Vergleich sowohl untereinander als auch mit archäologischen Befunden, da sie etwa gleichzeitig aufgezeichnet wurden, aber von den Ereignissen und Schilderungen her unterschiedliche Zeitabschnitte behandeln. Als Materialbasis dienten hauptsächlich die Ausgaben der Reihe ISLENZK FORNRIT, Reykjavik, die Ausgabe der STURLUNGA SAGA v o n J 0 N J 0 H A N N E S S O N , M A G N Ü S FINNBOGASON u n d KRISTJÄN ELDJÄRN (1946) und die Reihe S A M F U N D TIL UDGIVELSE AF GAMMEL NORSK LITTERATUR, Kopenhagen. Damit liegt der

Großteil der literarischen Quellen in normalisierter, also vereinheitlichter Schreibung vor. Die chronologische Untergliederung der untersuchten Sagas in sechs Zeitgruppen folgt der Einteilung b e i K. SCHIER 1 6 .

b.

Gesetzestexte

Das altisländische Recht wurde lange Zeit ausschließlich mündlich überliefert. Historisch belegt ist eine erste schriftliche Fassung von 1117/18, die H A F L I D A S K R Ä ; diese Aufzeichnungen sind jedoch verloren. Die einzige bewahrte Redaktion des isländischen Freistaats stammt aus dem 13. Jh., gefaßt kurz vor der Unterwerfung Islands unter die norwegische Oberhoheit und damit unter norwegische Gesetzgebung im Zeitraum 1262 bis 1264. Diese 14 FLJ0TSDCELA SAGA. 15 HALLBERG 1983. 16 Siehe Zeittafel, S. 363f, nach K. SCHIER 1970:38f.

8

Einleitung

Sammlung, GRÄGÄS genannt 1 7 , liegt in zwei Fassungen vor, der KONUNGSB0K

von 1 2 5 0 / 6 0 und der STADARH0LSB0K

aus

den

letzten Jahrzehnten des 13. Jhs. 18 . Beide Texte umfassen die Bereiche Privatrecht, öffentliches Recht, Prozeß- und Strafrecht. Ihr Stellenwert als Privatredaktion oder als offiziell eingesetzter Rechtscodex ist unklar, jedenfalls müssen mehrere Gesetzessammlungen zu dieser Zeit im Umlauf gewesen sein, wie ein Abschnitt in GRÄGÄS zeigt 19 . Nach dem Ende der Freistaatzeit werden die isländischen Rechtsvorschriften durch eine norwegische Redaktion abgelöst, JÄRNSIDA benannt 20 , schrittweise eingeführt zwischen 1271 und 1273. Von Island akzeptiert wurde jedoch erst die revidierte Fassung der J0NSB0K 21 von 1281, die sich enger an GRÄGÄS anlehnt als JÄRNSIDA. Diese beiden jüngeren, stärker norwegisch geprägten Sammlungen wurden hier in einigen Fällen zur Ergänzung von Schilderungen in der altisländischen Saga herangezogen, ebenso an wenigen Stellen altnorwegische Gesetzestexte des Rechtsbezirks um den Sognefjord in Westnorwegen 22 . 2. Archäologische

Quellen

Im archäologischen Teil der Arbeit wird die Entwicklung des Hausbaus in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum vorgestellt 2 3 . Dabei zeigt die Fundortkartierung für den Kernbereich diachron, wie begrenzt die Gebiete sind, die überhaupt archäologisch untersucht wurden 2 4 . Deutlich geben sich die Forschungszentren für einzelne Perioden zu erkennen: für das Neolithikum etwa Bornholm und Schonen, für die Bronzezeit Jütland und das Mälargebiet, für die Ältere Römische Eisenzeit Jütland, Rogaland und die Ostseeinseln, für die Wikingerzeit Westjütland. Dies belegt ganz klar, wie ungleich die Repräsentativität einzelner Haustypen für die verschiedenen Epochen in den 17 Ausgabe: VILHJÄLMUR FINSEN ed. 1852-1883. 18 0LAFUR LÄRUSSON 1958. 19 GRÄGÄS (Konungsbok), Lögrettu-I>ättr § 117 (VILHJÄLMUR FINSEN 1852/1:213). 20 Ausgabe: KEYSER & MUNCH eds. 1846. 21 Ausgabe: 0LAFUR HALLD0RSSON ed. 1904. 22 GULATINGSLÖG, schriftlich gefaßt etwa 1250. Ausgabe: KEYSER & MUNCH eds. 1846. 23 Siehe Tafel 1. 24 Siehe Tafel 2.

IV. Quellenmaterial

9

jeweiligen Ländern ist. Die tatsächliche Verbreitung einzelner Haustypen ist mit Sicherheit verzerrt dargestellt, obwohl sie den jüngsten Stand publizierter Forschung wiedergibt. Verantwortlich dafür sind zum einen die unterschiedliche Forschungssituation und Grabungstechnik in den einzelnen Ländern 25 . In Dänemark ζ. B. verhalfen die Methode großflächiger maschineller Humusabdeckung und der Einsatz der Luftbildarchäologie v. a. in Westund Nordjütland zu hervorragenden Beobachtungen, die in Einzelfällen erlauben, eine Ansiedlung über ein Jahrtausend hinweg zu verfolgen 26 . In Schweden sind großflächige Untersuchungen auf Schonen beschränkt, in Norwegen sogar nur auf wenige Fundorte 2 7 ; auf Island, den Färöern und den schottischen Inseln fehlen sie bisher vollständig. Dort sind in den meisten Fällen nur die jüngsten Siedlungsphasen untersucht; chronologische Einordnungen erfolgten zumindest bei älteren Grabungen oft allein nach formalen Kriterien. Vor allem Aussagen zur Gehöftstruktur sind mit dieser Basis stark auf Einzelergebnisse angewiesen; zudem ist das Auffinden von Hausüberresten an eine Bauweise geknüpft, die deutlich sichtbare Spuren hinterläßt. Ein weiteres Problem v. a. in Norwegen und auf Island ist die bis in Mittelalter und Neuzeit reichende Platzkontinuität von Einzelgehöften in landwirtschaftlich gut nutzbarem Areal, das räumlich eng begrenzt ist. Hier verwischt die ständige Überbauung und Feldbestellung prähistorische Siedlungsspuren. Hausüberreste finden sich dann bevorzugt in peripher liegenden, weniger genutzten Bereichen, deren Hausformen häufig keine weite Verbreitung haben, also nicht repräsentativ sind und nur als Einzelfälle ohne direkte Anknüpfung an eine generelle Entwicklungstendenz aufgeführt werden können. Zum anderen hängen Grabungsergebnisse auch vom Untergrund der untersuchten Ansiedlung ab. Die leichten Sandböden Westjütlands mit den durch besonders tiefe Gründungen deutlichen Hausgrundrissen wurden beispielsweise am eingehendsten untersucht; hier blieben Spuren prähistorischer Gebäude auch aufgrund einer erst spät einsetzenden inten25 Ein forschungsgeschichtlicher Abriß findet sich etwa bei S. HVASS 1988a:52 bis 54, 1985a:116, NÄSMAN 1987:69f für Dänemark, bei L0KEN 1984c für Norwegen. Sehr instruktiv sind die Tabellen, die NÄSMAN 1984 zum Anteil der Publikationen über Hausgrabungen für verschiedene Zeitstufen und Landschaften in Skandinavien zusammengestellt hat. 26 Vorbasse [181]. Daneben stehen Hodde [63] und Grentoft [46] für die Ergebnisse dieser Untersuchungsmethode. 27 Beispielsweise Forsandmoen [204] und Ullandhaug [290].

10

Einleitung

siven Landwirtschaftsnutzung bevorzugt bewahrt 28 . Die heterogenen Lehmböden Ostjütlands und der dänischen Inseln dagegen lassen Gebäudereste nur schwer erkennen, hier setzen Untersuchungen mit Maschinenhilfe erst nach und nach ein. In ganz besonderem Maß gilt dies natürlich für die Moränenböden v. a. Mittelschwedens. Daneben wird die Fundfrequenz stark vom archäologischen Programm und den finanziellen Mitteln der zuständigen Behörden einer Landschaft gesteuert; man denke etwa nur an die bisher fast völlig fehlenden Hausgrabungen in Västergötland. Eine starke Vermehrung registrierter Fundorte dagegen geht auf die verschiedenen Erdgas-Anschlußprojekte seit Anfang der achtziger Jahre in Teilen Dänemarks und Südschwedens zurück; auch Straßenbauprojekte wie das der Ε 18 in Uppland tragen wesentlich zur Erhöhung der Fundanzahl bei. Diese Faktoren erklären auf den ersten Blick die scheinbar größeren Funddichten v. a. in Jütland, auf Fünen und Seeland sowie in Mittel- und Südschweden und im nordnorwegischen Küstenbereich. Auch die in zunehmendem Maß sinkende Publikationsgeschwindigkeit der Grabungsberichte verzerrt das Verbreitungsbild 29 . Das vorgestellte Material kann also nur punktuell in besonders gut untersuchten Regionen als repräsentativ gelten; dennoch erlaubt die Vielzahl der in dieser Arbeit zusammengetragenen Untersuchungen, den Gang der Hausentwicklung als Tendenz darzustellen und einzelne Haustypen regional voneinander abzugrenzen. 3. Quellenverknüpfung

und ihre

Problematik

Querwissenschaftliche, fachübergreifende Arbeiten bieten auf der einen Seite große Chancen, durch Kombination unterschiedlicher Quellengattungen neue Forschungsaspekte und Ergebnisse herauszuarbeiten. Dies ist ζ. B. dann der Fall, wenn Quellen einander ergänzen oder gegenseitig ihren Wahrheitsgehalt hinterfragen können. Auf der anderen Seite sind fachübergreifende Arbeiten von der Methode her problematisch: die Gefahr ist groß, Ergebnisse des zum Vergleich herangezogenen Wissenschaftsbereichs unkritisch zu zitieren, um eigene Thesen zu untermauern. Es gilt also, ausreichende Kompetenzen in zum Teil recht unterschied28 S. HVASS 1982a:130. 29 Für die bronze- und eisenzeitlichen Siedlungen Dänemarks liegen dazu statistische Werte und Graphiken vor bei THRANE 1985 und S. HVASS 1985c.

IV. Q u e l l e n m a t e r i a l

11

lichen Fächern zu erwerben, sich in deren Terminologie, Arbeitsmethodik und Quellenlage einzuarbeiten. Ein für die vorliegende Abhandlung relevanter Befund soll als Beispiel für die Problematik der Quellenverbindung in ihrer ganzen möglichen Reichweite dienen: die Anknüpfung tephrachronologischer Daten an schriftliche Zeugnisse 30 . Auf Island finden sich im Bodenprofil Aschenlagen (Tephraschichten), die von unterschiedlichen Vulkaneruptionen herrühren 3 1 . Besonders die Tephraschichten des Vulkans Hekla im Südwesten Islands wurden über Nennungen von Eruptionen in mittelalterlichen isländischen Annalen datiert, indem man im Bodenprofil von der obersten, jüngsten Aschenlage der historischen Zeit Lage für Lage nach unten zählte und die einzelnen Schichten mit einzelnen Einträgen in den Annalen korrelierte 32 . Dabei wurden die Schriftquellen ausgewertet, als ob es sich um wissenschaftliche Aufzeichnungen handle; vor allem wurde der vorhandene Zeitunterschied zwischen Naturereignis und schriftlicher Aufzeichnung nicht beachtet 33 . Obwohl - methodisch begrüßenswert auch ausländische Schriftquellen herangezogen wurden, die Vulkanausbrüche im Nordatlantik beschreiben 34 , hat man die Aussagen dieser Schriften unkritisch übernommen, unterschiedliche Textsorten ungeachtet ihres Wahrheitsgehalts ausgewertet. Jene Verknüpfung relativchronologischer Abfolgen von Aschenlagen mit angeblich gesicherten schriftlichen Daten führte zu einer scheinbar absoluten Chronologie vulkanischer Ablagerungen, die - lokal begrenzt - im Bodenprofil einer Grabung „eindeutig" identifiziert werden konnten 35 . Der Glaube an die Zuverlässigkeit dieser Quellenverknüpfung ging auf Island so weit, daß archäologische Datierungen durch Fundmaterial oder 0 4 - M e s sungen ohne weiteres unpubliziert blieben, wenn sie den Ergebnissen der Tephrachronologie widersprachen 36 . Diese Daten wurden im Zirkelschlußverfahren u. a. wieder auf Schriftquellen angewendet, etwa beim Versuch einer Umdatierung der LANDNÄMAB0K: diese Chronik der Landnahme auf 30 31 32 33

VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988, 1990. Siehe S. 245f. SIGURDUR THORARINSSON 1943, 1944. SIGURDUR THORARINSSON g e h t selbst nur in e i n e m Satz auf d i e s e Problematik e i n (1943:47). 34 SIGURDUR t>0RARINSSON 1967:25-30. 35 SIGURDUR THORARINSSON 1943. 36 VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:321.

12

Einleitung

Island wird üblicherweise in die 1. Hälfte des 12. Jhs. gestellt. Da jedoch die weitreichenden Verwüstungen eines Ausbruchs der Hekla im Jahr 1104 nicht geschildert sind, wurde vorgeschlagen, die Entstehungszeit dieser Schrift in die 2. Hälfte des 11. Jhs. zurückzudatieren 3 7 . Die angebliche Absolutchronologie der Tephrauntersuchungen fand aber auch innerhalb der Naturwissenschaften Eingang in die Auswertung von Bohrkernen aus dem grönländischen Inlandeis, deren wechselnder Schwefelsäuregehalt in den jährlich abgesetzten Eisschichten weltweite vulkanische Aktivitäten widerspiegelt. Ein Teil dieser Aktivitäten wurde mit Hilfe der Tephrachronologie Islands „absolut" datiert, Eiskernprofile dann wiederum genützt, um vulkanische Ablagerungen auf Island, aber auch abseits davon 38 , zeitlich einzuordnen. Daß die Quellengattungen Literatur und Archäologie unter anderen Prämissen dennoch einander gegenübergestellt werden können, zeigt die Auswertung in dieser Arbeit. V. Saga und Sachkultur. Ein Forschungsüberblick Altnordische Literatur findet erst mit dem Zeitgeist des Humanismus in Nordeuropa ein breites Interesse. Den Hintergrund bildet das erwachende Nationaldenken Dänemarks und Schwedens mit der intensiv betriebenen Erforschung von Denkmälern des nationalen Altertums v. a. mit dem Ziel, eine Vormachtstellung historisch zu begründen. Zu diesen Denkmälern zählen auch einige isländische Handschriften, in denen Königsgeschlechter aufgezählt werden ( K O N U N G A SÖGUR, HEIMSKRINGLA). Die Suche nach weiteren Manuskripten zur Geschichte der skandinavischen Vorzeit führt verstärkt seit Ende des 16. Jhs. zur Transferierung isländischer Handschriften an die Universität von Kopenhagen. Dort werden verschiedene Gattungen der Sagaliteratur, darunter auch Isländersagas, übersetzt und ausschließlich im Sinn authentischer Geschichtsquellen ausgewertet, aufgefaßt als in fester Form über Jahrhunderte mündlich überlieferte Vorzeitberichte 39 .

37 SVEINBJÖRN RAFNSSON 1974:121. 38 GUDRÜN LARSEN & SICURDUR t>0RARINSSON 1984:33f. Weitab von Island wurde so ζ. B. die Zerstörung Akrotiris auf Santorin datiert (HAMMER et al. 1987). 39 MUNDAL 1977:11.

V. Saga u n d Sachkultur

13

Die Auswirkungen des Zeitalters der Aufklärung rücken das Forschungsinteresse an der altisländischen Saga weg von der Frage der Historizität: quellenkritische Arbeitsweise verwirft alle mündliche Überlieferung als unhistorisch und richtet v. a. seit der 2. Hälfte des 18. Jhs. das Augenmerk auf den Wert der Saga als kulturgeschichtliches Dokument - nach dem Verständnis der Zeit als Abbild der Abhängigkeit von Literatur und Dichtung von dem geistigen, politischen, sozialen, aber auch dem von Natur und Umwelt geprägten Umfeld der Entstehungszeit der Sagas. Dieser Aspekt wird v. a. in Dänemark und Deutschland aufgegriffen 40 . Erst seit Anfang des 19. Jhs. wird altnordische Literatur im Sinn modernerer Literaturforschung ausgewertet. Fragen des U r sprungs, des Alters, der gegenseitigen Abhängigkeit und der Verfasser stehen im Vordergrund. Erst jetzt wird beispielsweise erstmals systematisch eine Reihe von Sagas ediert 4 1 . Eine allgemein kulturgeschichtliche Auswertung steht nicht im Vordergrund, sie schlägt sich nur in wenigen Ubersichtsarbeiten nieder 4 2 , nun bereits in dem Bewußtsein, daß die Schilderungen der altisländischen Saga sich auf das zeitgenössische Umfeld des Sagaverfassers beziehen, nicht auf die erzählte Zeit des 1 0 . / I I . Jhs. Spezielle sachkulturelle Fragen werden dabei in größerem Rahmen nicht aufgegriffen. Ausnahme davon ist jedoch der altisländische Hausbau im Spiegel der Saga; das Thema wird v. a. in Norwegen behandelt 43 . Am ausführlichsten untersucht V A L T t R G U D M U N D S S O N 1 8 8 9 den Hausbau auf Island 44 . Dort finden sich in sehr breitem Umfang relevante Sagazitate zusammengetragen und beschreibend ausgewertet. Zu betonen ist, daß die Hausschilderungen der Sagas hier als authentische Quellen nicht nur für das 13. Jh. angesehen werden, sondern auch für die Sagazeit selbst Geltung haben sollen 4 5 . Ergänzt sind diese Zitate durch diplomatarische Texte des 40

41 42 43 44 45

G e n a n n t seien hier für D ä n e m a r k PETER F. S U H M ; auf d e u t s c h e r Seite AUGUST L. SCHLÖZER und JOHANN CHRISTOPH ADELUNG (T. ANDERSSON 1964:18). Die „Sagabibliothek" von PETER ERASMUS MÜLLER, erschienen 1 8 1 7 - 1 8 2 0 in Kopenhagen. Beispielsweise LEO. 1835, WEINHOLD 1856, HILDEBRAND 1883, K Ä L U N D 1870. WEINHOLD 1856, in N o r w e g e n KEYSER 1847, N. NICOLAYSEN 1 8 7 1 / 1 8 8 4 , HOFF 1872. In Zusammenfassung 1894 erschienen. V A L T t R GUDMUNDSSON 1889:14.

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Einleitung

Hochmittelalters, durch Hausbeschreibungen und Bestandsaufnahmen von Gebäuden neuerer Zeit. VALTVR GUDMUNDSSON erläutert in seiner Arbeit v. a. die Funktion einzelner Gebäude oder Gebäudeteile hauptsächlich des Wohnbereichs nach Aussage der Saga und versucht eine Rekonstruktion und Entwicklungsgeschichte, die evolutionistisch, also im Sinn einer ununterbrochenen Tradition, im isländischen Hausbau seiner Zeit mündet. Wirtschaftsgebäude und Gebäudekonstellationen bleiben dabei im wesentlichen unbeachtet. Aussagen der Literatur des 13. Jhs. sind mit Haustraditionen des 18./19. Jhs. illustriert. Dieses Buch wurde ein Standardwerk, das man gerade in Deutschland häufig im Rahmen umfassender Hausuntersuchungen des „altdeutschen" Hausbaus immer wieder heranzog 46 . Obwohl dort aufgrund damals noch in ganz Skandinavien fehlender wissenschaftlicher Hausgrabungen keine Vergleiche mit archäologischen Befunden eingearbeitet sind, findet das Buch sich bis nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholt in archäologischer Literatur zitiert, wenn es um Raumidentifikationen oder eine etwas detailliertere Schilderung des Überbaus eines Grundrisses geht, vor allem der Dachkonstruktion 4 7 . Damit wurden gleichzeitig auch fehlerhafte Vorstellungen von den Entwicklungsschritten isländischen Hausbaus im Mittelalter weitergegeben, etwa vom sicheren Auftreten des Ganghaus-Typs bereits im 13. Jh. 48 . In den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs. erfolgt wieder eine Hinwendung der Sagaforschung zur Frage historischer Glaubwürdigkeit, nun aber unter sehr kritischer Gegenüberstellung verschiedener historischer Quellen mit den Sagas 4 9 , und u. a. auch im Vergleich mit Nachbarwissenschaften wie etwa der Rechtsgeschichte bzw. der Archäologie. Untersucht werden beispielsweise drei der großen Isländersagas bezüglich der dort geschilderten Rechtsprozesse im Vergleich mit den isländischen Gesetzessammlungen des späten 12. und 13. Jhs. 50 . Dieser Wandel ist möglicherweise zu verbinden mit dem Versuch einer Registrierung noch sichtbarer Hausüberreste auf Island und ihrer Zuordnung zu in den Sagas genannten Bauernhöfen 46 Etwa bei STEPHANI1902/3, RHAMM 1913. 47 Beispiele dafür sind etwa BRUUN 1928, RAMSKOU 1958:199 zur dyngja, oder N0RLUND & STENBERGER 1934, ROUSSELL 1941 zur Funktionsbeschreibung einzelner Räume. Für die volkskundliche Forschung steht ζ. B. RHAMM 1908. 48 Siehe S. 324. 49 Siehe etwa JESSEN 1872. 50 Etwa LEHMANN & SCHNORR VON CAROLSFELD 1883.

V. Saga und Sachkultur

15

oder Thingplätzen. Die erste Untersuchung dieser Art führt BJARNE THORARENSEN 1847 durch. Die nachfolgenden Ergebnisse werden systematisch im Publikationsorgan der 1879 gegründeten Isländischen Archäologischen Vereinigung veröffentlicht 5 1 ; zue r s t b i s 1 8 9 0 v o n SIGURDUR VIGFIJSSON, s p ä t e r b i s 1 9 1 0 v o n B R i N -

JOLFUR J0NSSON. Hierher gehören auch die beiden Bände topographischer Landesbeschreibung von KÄLUND (1877-1882). Mit MATTHIAS PORDARSON erfolgt eine Abkehr von dieser Art querwissenschaftlicher Forschung; nur für den Bereich der skandinavischen Ansiedlungen v. a. auf den Shetlands und Orkneys werden Versuche zur Lokalisierung von Schauplätzen der Saga noch bis in die fünfziger Jahre sporadisch weitergeführt 52 . An ihre Stelle treten stärker rein archäologische Untersuchungen 5 3 , später dann v. a. das skandinavische Gemeinschaftsprojekt im südwest-isländischen I'jorsä-Tal 54 . Etwa seit der Jahrhundertwende richtet sich philologisches Forschungsinteresse von ganzheitlichen Interpretationen stärker auf einzelne Gegenstandsgruppen der Sachkultur, dies aber nur sehr selektiv, beispielsweise in Form von Zusammenstellung und Beschreibung „altnordischer" Waffengattungen, Schiffstypen und Kleidersitten 55 . Typisch für diese Arbeiten ist das Vermengen von Angaben der Sagaliteratur mit Analogien, die in Zeit und Raum weit reichen, ferner das Fehlen jeglicher methodischer Angaben. Diese Art immer noch völlig unkritischer sachbezogener Literaturauswertung endet im wesentlichen gleichzeitig damit, daß einerseits systematische archäologische Forschung an Boden gewinnt, andererseits in den dreißiger Jahren die unkritische Auswertung von Sagaliteratur durch die Forschungsrichtung der „Isländischen Schule" v. a. unter SIGURDUR NORDAL weitgehend eingeschränkt wird: diese Literaturhistoriker kommen zu dem Schluß, daß isländische Sagas nur in kleinem Rahmen in mündlicher Erzähltradition stehen, zum Großteil aber ganz weitgehend das dichterische Werk individueller Schriftsteller des 13. bis 15. Jhs. darstellen, aufbauend auf verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen. Damit ist u. a. ein kulturgeschichtlicher 51 Ärbök hins islenzka fornleifafelags. 52 Beispielsweise von BR0GGER 1930, A. TAYLOR 1956. 53 BRUUN zwischen 1896 und 1923, THORSTEINN ERLINGSSON 1899, BRUUN & FINNUR J0NSSON 1909. 54 STENBERGER ed. 1943. 55 BJÖRN BJARNASON 1908, FALK 1912, 1914, 1919, SCHÖNFELD 1902.

16

Einleitung

Wahrheitsgehalt dieser Literaturgattung nicht mehr automatisch gegeben. Unter dem Eindruck dieser neuen Aspekte wird die Fragestellung der Sachkultur im Spiegel literarischer Quellen abgelöst durch übergeordnete Fragen zu Mentalität und Gesellschaft, zur Sozial- und Wirtschaftsstruktur Islands. Nur wenige Arbeiten greifen das alte Muster auch später noch auf, begrenzt v. a. auf die Bereiche Gebäude, Navigation und Kleidung. Diesmal liegen zum Teil archäologische Befunde als Ausgangspunkt der Beschreibungen zugrunde 56 . Erst in jüngerer und jüngster Zeit werden Einzelgruppen der Sagaliteratur Islands wieder als Schriftquelle zur Sachkultur herangezogen, allerdings nicht mehr als einzige Quelle, sondern überwiegend im Vergleich v. a. mit archäologischen Befunden, weiteren Schriftquellen und eventuell mit Bilddokumenten, einbezogen in quellenkritische Überlegungen 57 . Vereinzelt geschieht dies bisher auch im Rahmen noch viel weiter ausgreifender interdisziplinärer Forschung, die seit Beginn der achtziger Jahre bedeutend an Boden gewonnen hat und über die eigentliche Sachkultur hinaus v. a. gesellschaftsbezogene Verhältnisse beleuchten will 58 . Besonders deutlich wird diese neue Gewichtung realienkundlicher Forschung beispielsweise im Bereich der Auswertung hoch- und spätmittelalterlicher Schriftdenkmäler des deutschsprachigen Raums. Hier sind v. a. die Publikationsreihen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Krems zu nennen 59 . Diese Institution wertet neben literarischen Schriftquellen bevorzugt Urkundenmaterial, Inventare, Rechnungsbücher, Testamente etc. aus und zieht in besonders starkem Maß Ergebnisse etwa der Rechtsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Archäologie und Volkskunde heran, ergänzt durch Bilddenkmäler. Methodische Darstellungen weisen als Arbeitsziel die Sammlung und Dokumentation von Befunden aus, die unter Einbeziehung 56 HÜNNERKOPF 1936, E. OLSON 1936, OHLMARKS 1936, GUDMUNDUR HANNESSON 1943, FOOTE 1956, RAMSKOU 1969, der Abschnitt z u m Hausbau bei KUHN 1971. 57 Beispielsweise BJÖRN IORSTEINSSON 1963/64, O.OLSEN 1966, TEMPEL 1969, RAMSKOU 1970,1982, NANNA 0LAFSD0TTIR 1962. 58 Etwa SEGGEWISS 1978, MALMROS 1986, KREUTZER 1987. 59 Verschiedene Bände der Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien seit 1974, ferner die Newsletter-Serie „Medium A e v u m Quotidianum" des Instituts.

V. Saga und Sachkultur

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umfassender Quellenkritik und Beachtung besonders der Textsortenspezifik 60 v. a. eine realienkundliche Terminologie anstreben, geordnet nach zeitlicher, lokaler und sozialer Schichtung. Daneben steht aber auch die Erarbeitung von Terminologie und Lexikon 61 . Neben übergreifenden Untersuchungen zum Alltagsleben im Spätmittelalter in verschiedenen Regionen des deutschsprachigen Raums liegen diesem Programm gemäß bereits Studien zu Einzelbereichen der Realienkunde vor, etwa zu Kleidung, Bewaffnung, Handwerk, Mobiliar und Schiffsbau62. Neben den Vorhaben des Instituts für mittelalterliche Realienkunde in Krems ist v. a. die Forschungsarbeit der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in Göttingen zu erwähnen, die seit 1973 Bereiche der Sachkultur dieses Raums bearbeitet 63 . Hier liegen die Verhältnisse eher umgekehrt; archäologische Befunde stehen im Vordergrund und werden durch schriftliche wie bildliche Quellen ergänzt.

60 Vergleiche dazu v. a. SCHÜPPERT 1988,1984. 61 Siehe dazu die Methodenerläuterungen bei JARITZ 1988, APPELT 1976. In diesen Bereich fällt etwa auch der Sammelband von SCHMIDT-WIEGAND (ed. 1981). 62 HÜPPER-DRÖGE 1983, VAN UYTVEN 1983, GÜNTHER 1987, GROSS 1 9 8 8 , GRODDE 1989. 63 Bisher etwa die Bereiche Dorf, Flurformen, Agrartechnik, Handwerk, Handel und Verkehr, erschienen in mehreren Bänden der Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften, Göttingen.

Erster Teil Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum

Die folgenden Kapitel umfassen den archäologischen Teil der Arbeit. Zuerst wird die Entwicklung im Kernbereich Dänemark, Norwegen und Schweden in ihren wichtigen Zügen herausgearbeitet und bis ins Mittelalter verfolgt. Das Augenmerk ist im wesentlichen auf das dreischiffige Langhaus gerichtet, d. h. auf den Wohnbau mit Räumen unterschiedlicher Funktion, zu denen meist ein Stallteil gehört. Um die konstruktive Entwicklung dieser Hausform verdeutlichen zu können, werden auch die zweischiffigen Vorläufer im Neolithikum betrachtet. Zu diesem Teil der Arbeit gehört der Fundortkatalog im Anhang. Verweise im Text auf diesen Katalog erfolgen über den Ortsnamen und die laufende Numerierung im Verzeichnis 1 .

1

Z u m Beispiel Vorbasse [181]: Ortsname, Nummer im Fundortkatalog. Zu den Fundortkarten siehe Tafel 8 und 9.

I. Terminologie des Hausbaus Ein Haus besteht aus zwei Grundelementen: dem tragenden Gerüst und den isolierenden, raumabschließenden Flächen d e s Dachs und der Wände. In prähistorischen Gebäuden setzt sich dieses Gerüst aus Dach- u n d Wandpfosten z u s a m m e n , die gemeinsam das Dachwerk tragen. Die A n o r d n u n g der Dachpfosten im Hausinneren erlaubt dabei eine übergeordnete Typeneinteilung: die Grundrisse, die im folgenden besprochen werden, sind zwei-, drei- oder einschiffig, d. h. die Innenfläche des Hauses w i r d in Längsrichtung durch eine oder zwei Reihen von Dachpfosten in zwei bzw. drei Teilbereiche (Schiffe) gegliedert, oder sie ist völlig pfostenfrei 1 . Die Dachpfosten stützen das Dachgerüst. Sie sind gewöhnlich eingegraben u n d z u m Teil im Pfostenloch mit Steinen verkeilt, können aber auch auf Steinplatten stehen - dann nicht m e h r als Pfosten, sondern als Ständer bezeichnet. Im zweischiffigen H a u s sind die Dachpfosten längs der Mittelachse angeordnet u n d tragen den Firstbalken, die sogenannte Firstpfette - daher die Bezeichn u n g First- oder Mesulapfosten. Im dreischiffigen Haus sind zwei Reihen von Dachpfosten parallel zu den Längswänden aufgestellt. Sie teilen d e n I n n e n r a u m axial in ein Mittelschiff u n d zwei Seitenschiffe. In diesem Zwei- oder Doppelpfostensystem sind die einander gegenüber stehenden Dachstützen durch Querhölzer zu einem Pfostenpaar, d e m Joch, z u s a m m e n g e f a ß t . Der R a u m zwischen zwei Jochen wird als Fach bezeichnet. Auf den Jochen liegen in Längsrichtung des Hauses zwei kräftige Balken, die Seitenpfetten, z u m Teil f i n d e t sich auch beim dreischiffigen Haustyp zusätzlich eine Firstpfette, die von einem kurzen Balkenstück, dem Firststiel, getragen wird, der seinerseits in die Jochbalken eingezapft ist. Im dreischiffigen Gebäude können Querverbindungen, die sogenannten Einzüge, zwischen den Dachpfosten u n d dem oberen Teil, der Kopfzone, der Längswand eingebaut werden. Sie dienen dazu, dem nach unten u n d außen gerichteten Seitenschub des 1

Siehe Tafel 3.

22

I. Terminologie des Hausbaus

Dachs auf die Wände entgegenzuwirken. In anderen Fällen können Querbalken quer zur Längsrichtung des Hauses ein Auseinanderdrücken der Längswände durch das Dachgewicht verhindern. Sie sind fest mit dem Wandrähm v e r b u n d e n , d e m Langholz, das die Wandelemente nach oben abschließt u n d zusammenspannt. First- u n d / o d e r Seitenpfetten tragen das Dachgerüst u n d die Dachhaut. Das Dachgerüst besteht aus Dachrippen oder Raftern, d. h. aus nicht zu kräftigen Hölzern, die am First befestigt sind u n d quer zur Hausachse zu den Längswänden, den Traufseiten, laufen. Sie w e r d e n von den Pfetten abgestützt u n d liegen dem W a n d r ä h m auf. Die Rafter selbst können durch Zweiggeflecht, aufgelegtes Lattenwerk oder Holzverbretterung verstärkt sein. Auf ihnen ist die eigentliche Dachdeckung befestigt, die Dachhaut. Bei prähistorischen Gebäuden handelt es sich dabei in Skandinavien überwiegend u m Soden, ausgestochene Rasen- oder Torfstreifen, die in m e h r e r e n Lagen ü b e r einer w a s s e r d i c h t e n Deckschicht beispielsweise aus Birkenrindenstreifen, Reisig oder Steinplatten aufgelegt werden. Am Dachtrauf müssen diese Soden durch kantgestellte Bretter (Traufbretter) abgestützt werden, u m nicht abzurutschen. Besondere s c h ü t z e n d e V o r k e h r u n g e n in Form von Brettern (Giebelzier) sind auch im Bereich der Giebelfront zu erwarten; sie sind archäologisch jedoch nicht nachweisbar u n d bei Rekonstruktionen ergrabener G e b ä u d e meist n u r nach volkskundlichen Analogien gestaltet. A n d e r e s Dachdekkungsmaterial ist etwa Stroh oder Schilfgras; erst spät lassen sich beispielsweise Holzschindeln nachweisen. Die verschiedenen Deckungsarten machen eine unterschiedliche Dachneigung erforderlich: beim Sodendach der Schwere u n d der Abrutschgefahr wegen meist größer als 45°, bei Stroh-/Schilfgrasdächern steiler, u m schnelles Ablaufen von Regenwasser zu ermöglichen. Nach der Konstruktion des Giebelbereichs sind zwei Grundtypen des Dachbaus zu unterscheiden: das Satteldach mit Steilgiebel, der bis zum Dachfirst aufgeht, u n d das Walmdach mit allseitig gleicher Traufhöhe. Beim dreischiffigen Bau läßt sich die Dachkonstruktion mit Hilfe der Kontur der Schmalseite u n d der Abstände des äußersten Pfostenjochs von Giebel- und Längswand erschließen 2 . Danach unterscheidet man Rundgiebel mit Rundwalmdach bzw. gerundete oder gerade Giebel mit einem Walm, der nicht bis z u m First reicht, sondern nur bis z u m senkrechten 2 HERSCHEND 1980, 1987, siehe Tafel 4.

I. Terminologie des Hausbaus

23

Steilgiebelansatz, dem Firstdreieck mit einer R a u c h - / L i c h t ö f f 3 n u n g , dem Giebeloberlicht . Steht das äußerste Dachpfostenpaar sehr nahe vor der Giebelwand, spricht m a n von Krüppel- oder Schopfwalmdach, bei d e m der Trauf des Walms höher liegt als die Traufe der Dachflächen über den Langseiten des Hauses. Zusätzlich zu den Ö f f n u n g e n im Steilgiebelansatz müssen sich im Dachbereich über den Herdstellen, die bis z u r a u s g e h e n d e n Wikingerzeit immer axial angelegt sind, Rauch- u n d Lichtöffnungen b e f u n d e n haben, die wohl verschließbar waren. Direkte Spuren davon sind selten; im Text wird gesondert darauf verwiesen. Das Pfettendach des zwei- u n d dreischiffigen Haustyps wird im einschiffigen Bau v o m Sparrendach abgelöst. Die D a c h r i p p e n sind hier nicht an der Firstpfette befestigt, s o n d e r n im First paarweise starr miteinander verzimmert. Jeweils ein Sparrenpaar ist in der Kopfzone der W a n d mit einem Querbalken verzapft. Dieser starre Dreiecksrahmen ist tragender Bestandteil des Dachgerüsts. Das Sparrenpaar kann im Firstbereich durch Querhölzer, die Kehlbalken, miteinander verstrebt sein. Hier tragen die kräftigen W ä n d e allein das Dachgewicht, ohne zusätzliche Abstütz u n g durch Innenpfosten. Der Dachstuhl im prähistorischen H a u s ist offen, der R a u m zwischen W a n d r ä h m u n d First nicht d u r c h eine Decke abgetrennt, da der Rauch der Herdstellen über Ö f f n u n g e n im Dachr a u m abziehen muß 4 . Bisher ist allerdings nicht eindeutig nachzuweisen, ob Einzüge bzw. Jochbalken nicht doch durch Auflegen von Brettern oder Holzstangen als Speicherraum im Sinn eines Dachbodens genutzt w u r d e n , obwohl dies in Rekonstruktionszeichnungen immer wieder so angedeutet wird 5 . Als rauchdurchzogener Stellplatz im sonst offenen Dachstuhl w ü r d e sich ein derartiger Dachboden gut z u m Speichern von Getreide oder anderen Lebensmittelvorräten eignen, doch dürfte v. a. unter den Sodendächern mit ihrem kleinen Neigungswinkel k a u m ausreichend Raum zur Verfügung gestanden haben 6 . Die Quergliederung der Innenfläche des Hauses spiegelt sich in der Aufkammerung, seiner Aufteilung in einzelne Räume, die 3 Siehe Tafel 4 rechts. Man vergleiche auch rekonstruierte Bauten etwa in den Freilichtmuseen von Lejre auf Seeland, Moesgärd in Jütland u. a. 4 Vereinzelte Hinweise auf besondere Vorrichtungen zum Rauchabzug sind im Text hervorgehoben. 5 Siehe Tafel 15. 6 NÄSMAN 1983: 210.

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I. Terminologie des Hausbaus

voneinander durch Trennwände abgegrenzt sind. Dabei geben sich im Grundriß Wohnbereiche meist durch Herdstellen, Stallabteilungen oft durch Boxentrennwände zwischen den Viehständen oder an Jaucherinnen in der Mittelachse des Hauses zu erkennen. Andere Raumfunktionen sind meist nur über die Fundverteilung in der Kulturschicht im einstigen Bodenniveau des Gebäudes zu erschließen. Ausgliedern läßt sich oft auch ein Eingangsbereich. Je nach seiner Lage in der Giebel- oder Langseite spricht man von Längs- bzw. Quer aufschluß. Abgesehen von der Längs- oder Quergliederung der Innenfläche kann eine Klassifizierung des Hauses nach der Wandkonstruktion erfolgen. Mit am häufigsten läßt sich in prähistorischen Gebäuden lehmverputztes Flechtwerk belegen: direkt in den Boden gesetzte Wandpfosten aus Stämmchen mittleren Umfangs, aus Spaltbohlen oder behauenen Balken werden mit Ruten umflochten und von der Außen- wie der Innenseite mit gemagertem Lehm beworfen 7 . Als oberflächenhärtende Schutzschicht kann Kalkmilch aufgetragen werden 8 . Brennt das Haus nieder, bleibt der hartgebrannte Lehmbewurf unter günstigen Umständen als Staklehm mit den typischen Rutenabdrücken erhalten. Die Wandpfosten stehen beim Flechtwandbau meist nur in einer Zeile, doch können sie zur Verstärkung auch zweizeilig in doppelter Reihe gesetzt sein. Im Boden zeichnen sich gewöhnlich zwei Gründungsarten ab: die Wandpfosten können jeweils separat in eine Pfostengrube gesetzt werden oder gemeinsam in eine ausgehobene Rinne, das Wand- oder Fundamentgräbchen, das nach dem Justieren der Pfosten wieder verfüllt wird. Technisch avanciertere Konstruktionen sind Ständerbohlenbau und Stabwerk. Im Ständerbohlenbau besteht die Wand ebenfalls aus einem tragenden Gerüst von in den Boden gesetzten Wandund Eckpfosten; doch sind diese Pfosten beidseitig mit einer Nut versehen, in die als isolierende Füllung kürzere gespaltene oder behauene Stämme bzw. Planken eingeschoben werden. Hier liegt also ein Wechsel von stehenden (Ständer) und liegenden Holzteilen (Bohlen) vor 9 . Eine späte Variante dieser Bauweise ist das Fachwerk·, der Unterschied liegt in der weiteren Aufteilung der Wand in kleine Gefache durch kurze Hölzer, die Querriegel, zwischen den Wand7 8 9

Siehe Tafel 5 oben. TRIER 1969:77. Siehe Tafel 6.

I. Terminologie des Hausbaus

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pfosten. Die isolierende Ausfüllung des d u r c h Streben u n d Rahme zusätzlich fest verzimmerten Gerüsts erfolgt mit a n d e r e m Material, etwa Flechtwerk oder Ziegel. Im Stabbau dagegen besteht die W a n d nur aus stehenden Planken, die auf verschiedene Weise miteinander v e r s p u n d e t werden 1 0 . Gemeinsam ist diesen Konstruktionen, daß das Gerüst aus Wand- u n d Eckpfosten zusammen mit der Füllung in der Kopfzone der Wand von einem Rähm zusammengehalten wird. Z u m besseren Schutz vor Verrottung können die g e n a n n t e n KonstruktionsVarianten auf liegende Holzbalken, die Schwellen, gesetzt, die Schwellen wiederum auf einen Steinsockel gelegt werden. In einer Vorstufe dieser Entwicklung r u h t zunächst n u r die W a n d f ü l l u n g auf einer kurzen Holzschwelle, d e m Schwellriegel, eingezapft in die Wandpfosten, die ihrerseits immer noch eingegraben werden. Erst später stellt man auch die Wandpfosten auf eine Steinunterlage oder verzapft sie mit der Holzschwelle; der umlaufende Schwellenkranz ist dann nirgends mehr unterbrochen. Die technische Bezeichnung der tragenden Elemente wechselt dabei von Pfosten zu Ständer. Als weitere Konstruktionsmethode ist der Blockbau zu nennen, verbreitet in Gebieten mit Nadelwaldvegetation, w o gerade gewachsenes Holz größerer Länge hinreichend zur Verfügung steht. Die Wände bestehen in diesen Gebäuden aus liegenden Stämmen, die jeweils in den Ecken miteinander v e r k ä m m t sind: hier haben die Holzstämme nicht nur isolierende Funktion - die W ä n d e tragen sich selbst ohne zusätzliches Gerüst 1 1 . Das Dach r u h t auf einer Reihe von Seitenpfetten, die im Steilgiebel verankert sind. Die Fugen zwischen den liegenden Stämmen sind mit Moos, wohl auch mit Lehmverputz verfüllt. In einigen Regionen des untersuchten Gebiets können Holzwände zusätzlich von außen mit einer isolierenden Schicht u m g e b e n werden: der Schalwand oder der Sodenwand. Die Schalwand ist mit einer inneren und einer äußeren Schale aus Stein aufgeführt, der Zwischenraum mit dichtendem Material wie Erde, Kies oder Soden verfüllt. Die Sodenwand dagegen w i r d aus Sodenstücken aufgeschichtet. Sie kann auf einem Steinsockel oder in einem Wandgräbchen errichtet sein.

10 Siehe Tafel 5 mitte, unten. 11 Siehe Tafel 7.

II. Der Hausbau in Skandinavien: Die Entwicklung vom Neolithikum bis zum Mittelalter 1. Neolithikum A m Anfang der Entwicklungsgeschichte des dreischiffigen Hauses stehen zweischiffige Bauten mit gerade aufgehenden Wänden. Im Gegensatz zu späteren Epochen läßt sich das ohnehin spärliche F u n d m a t e r i a l des N e o l i t h i k u m s k a u m z u T y p e n i n n e r h a l b bestimmter Verbreitungsgebiete zusammenfassen; in einigen Fällen sind auch die Datierungen nicht gesichert. Das Bauprinzip der zweischiffigen Konstruktion überdauert etwa zwei Jahrtausende; überregional gemeinsame Züge zeichnen sich erst gegen Ende der Epoche ab. Sie kennzeichnen Südskandinavien als eine Art Kerngebiet, in dem gleichartige Entwicklungen im Hausbau ablaufen. a. Frühneolithikum:

Wohnbauten

Dänemark Die f r ü h e s t e n skandinavischen G e b ä u d e mit Firstpfostenkonstruktion, deren Innenraum in zwei Schiffe geteilt ist, sind von Ostjütland, Bornholm u n d Seeland bekannt (As Vig [4], Gredbygard Τ I [43], Skr&ppekaergärd [143]). Das Dach ruht hier jeweils z u r Hälfte auf einer Reihe von Pfosten entlang der Mittelachse des Hauses, zur Hälfte auf den Wänden. Der Grundriß des Langh a u s e s in As Vig ist rektangulär mit g e r u n d e t e n Ecken, die Grundfläche mißt 38 χ 3 m; einzeln eingegrabene Wandpföstchen indizieren Flechtwandbauweise. Bisher noch ohne Parallelen sind die angeblich leicht konvexen Längswände im Bau von Skrseppekaergärd - ein Merkmal, das üblicherweise erst ab der späteren Vorrömischen Eisenzeit zu beobachten ist 12 . Da während des gesamten Neolithikums nur Flechtwände mit Wandpfosten kleineren Durchmessers bekannt sind, wird eine leichtere Dachhaut, etwa aus Stroh, vorgelegen haben. Der lehmbelegte Boden des 12 Siehe S. 51.

1. Neolithikum

27

Hauses in As Vig ist etwas eingetieft; Spuren von Herdstellen sind nicht bewahrt. In Gredbygärd haben sich lediglich einige Pfostenlöcher der Firstpfostenreihe erhalten. Wo nachweisbar, sind Eingänge in einer Langseite des Gebäudes angelegt. Schweden Lediglich stratigraphisch datiert sind einige Hausfragmente in Südschonen, die nur mit Vorbehalt hier eingeordnet werden. In einem Fall handelt es sich um einen rundgiebeligen Firstpfostenbau von 12 χ 6 m Grundfläche (Mossby [371]). Seine Wand besteht ebenfalls aus einzeln eingegrabenen Pfosten für eine Flechtwerkkonstruktion; die Firstpfosten sind tiefer gegründet als die schwächeren Wandpfosten, zudem steinverkeilt. Von Form und größerer Breite her scheint dieses nicht durch Funde datierte Haus auch mit dem mittelneolithischen Bau von Ornehus [118] auf Seeland bzw. mit dem spätneolithischen Haus in Tirtgshög [408], Schonen, vergleichbar 13 . Möglicherweise deutet sich hier eine ostskandinavische Variante von Gebäuden mit gerundeten Giebeln an, die bisher noch nicht genauer greifbar ist. Die übrigen Hausfragmente Schonens sind nicht weniger unklar. Sie bestehen lediglich aus zwei Pfostenreihen, jeweils 3 m voneinander entfernt, auf eine Strecke von 7 m zu verfolgen (Karlshem/St. Herrestad 68:104 [353], Piledal 1983/St. Herrestad 68:87 [380]). Die Grundrisse sind hier nur aufgenommen, weil die Ausgräber glauben, an dieser Stelle die ältesten Spuren dreischiffiger Bauten in Skandinavien aufgedeckt zu haben, im Fall von Karlshem mit Anzeichen für Lehmflechtwerk als Wandkonstruktion. Der Abstand der paarweise nicht symmetrisch zueinander angeordneten Pfostenlöcher und die im Vergleich zum Mesulabau sehr unregelmäßig aufgestellten Pfostenreihen lassen jedoch eher vermuten, daß hier Spuren der Wandkonstruktion dieser Zeit vorliegen, in Piledal 1983/St. Herrestad 68:87 eventuell mit Ansätzen zu einem leicht gerundeten Giebel. Da die Datierung zudem nicht gesichert ist, dürfte es sich kaum um früheste Zeugnisse dreischiffiger Bauweise handeln. Dieselbe Unsicherheit besteht gegenüber dem Haus von Tingby [407] in Smäland, das die Tradition des Firstpfostenbaus in Schweden bis ins Mesolithikum zurückführen soll. Mit einer Datierung von ca. 6500-6000 v. Chr. liegt hier ein kleinflächiger Grundriß (9 x 3,5 m) mit Wandpfo-

13 Siehe S. 29, S. 32f.

28

II. Der Hausbau in Skandinavien

sten und Firstpfostenreihe vor 1 4 . Der Bau wurde zeichnerisch mit Steilgiebel und strohgedecktem Satteldach rekonstruiert 1 5 . Die Wandfüllung scheint aus Schilf oder Soden zu bestehen, von beiden Seiten durch eingegrabene und flechtwerkverbundene Pföstchen gestützt. Der Eingang liegt in einer Langseite. Im Innenraum ist giebelseitig eine Feuerstelle in Form einer Steinpackung erhalten. Den Funden und der Lage der Herdstätte nach diente dieser Bau als Wohnraum, Werkstatt und Vorratsraum. Die unregelmäßigen Wandpfostensetzungen könnten aber darauf hinweisen, daß hier keine senkrecht aufgehenden Wände vorliegen, sondern eher eine zeltartige Konstruktion 16 . b. Mittelneolithikum:

Wohnbauten

Die wenigen sicheren Hausfunde dieser Zeit zeigen, daß die Grundfläche der Gebäude generell breiter wird. Dänemark Im Lauf dieser Periode bildet sich auf Bornholm ein Mesulahaus heraus, das typmäßig dort über die Steinzeit hinausdauert: ein langes rektanguläres Langhaus mit gerundeten Ecken und wesentlich größerer Breite als bisher (>18 χ 6-7 m). Die Wandpfosten der Flechtwand sind nun nicht mehr durchgehend einzeln eingegraben, sie können auch in rinnenförmigen Wandgräbchen stehen. Die Dachkonstruktion hat man sich wohl als strohgedecktes Satteldach zu denken 17 . Im Gegensatz zum Frühneolithikum sind die Firstpfosten größer dimensioniert und tiefer eingegraben; als Konstruktionsvariante findet sich hier eine zusätzliche Reihe von Stützpfosten ca. 1 m vor jeder Langseite im Inneren des Hauses, beides Anzeichen dafür, daß man beginnt, das Dachgewicht zu einem größeren Teil von der Wand auf die Dachstützen zu verlagern (Gwdbygärd Α, Β, Μ, Ν [43], Limensgärd Υ, A A [86]). Dach-, Innen- und Wandpfosten sind jeweils quer zur Hausachse mit regelmäßigen Abständen angeordnet, stehen aber nicht in einer Linie, so daß nicht mit Querverbindungen zwischen den zentralen und lateralen Dachstützen zu rechnen ist. In einem Fall ist 14 Dieser Datierung wird von JOHANSSON 1989 aufs schärfste widersprochen. 15 WESTERGREN 1988c, Titelblatt. 16 Vergleiche etwa Grundriß und Rekonstruktion des spätmesolithischen Baus von Skateholm, Tullstorp sn., Schonen, bei L. LARSSON 1985 in Form einer Gamme, in der das Dach gleichzeitig die Wände bildet. 17 F.O. NIELSEN & NIELSEN & WATT 1985:12.

1. Neolithikum

29

diese Anordnung auch von Nordjütland bekannt, was generell auf größere Verbreitung schließen läßt als aus dem Fundbild bisher ersichtlich ist (Hvolris [66]). Nur wenige Exemplare von Langhäusern abweichender Konstruktion sind bekannt: dem archäologischen Befund nach werden sie wesentlich kürzer, aber ebenfalls breiter gebaut (8-15 χ 6 m ) als in der vorausgehenden Periode 1 8 . Der Grundriß der Wandpfostenhäuser ist rektangulär bzw. auf Seeland mit gerundetem Giebel (Runegärd [130], Ornehus [118]). Eingänge und Herdstellen lassen sich hier nicht beobachten. In den Anfang des Mittelneolithikums soll ein angeblich sehr früher Vertreter der dreischiffigen Bauweise datieren 1 9 (0. Hassing[185]). Die Wandpfosten stehen auch hier in einem Gräbchen, das Dachgewicht ruht aber scheinbar auf zwei paarweise angeordneten Reihen von Dachpfosten, die sehr nahe an der Außenwand liegen (Abstand 30-50 cm). Der Bau ist rektangulär mit gerundeten Ecken; sehr ungewöhnlich für Wohnhäuser ist der Eingang im Giebel. Die Verbreitung dieser angeblichen Konstruktionsvariante ist noch völlig unbekannt; zudem sollte das Gebäude nur mit Vorsicht hier angeführt werden, da eine Doppelreihe von Dachpfosten sonst in Skandinavien erst seit Mitte der Älteren Bronzezeit üblich wird. Andererseits ähnelt der Grundriß dem zweischiffigen Bornholmer Haustyp des Mittel- und Spätneolithikums; eventuell sind im Gebäude von 0 . Massing Spuren von Firstpfosten lediglich nicht mehr nachweisbar.

Schweden Nur aus Südschonen liegt ein Vorbericht über ein Hausfragment vor, das mit >25 χ 5 m ähnlich dimensioniert ist wie die Mesulabauten Bornholms (Piledal 1984/St. Herrestad 68:87 [380]). Bewahrt sind Spuren der einzeln gesetzten Wandpfosten; das Dach 18 Hier wird abgesehen von dem heute nicht mehr unumstritten als Wohnbau interpretierten 70 m langen Grundriß von Troldebjerg, Lindelse sn v Langeland (WINTHER 1935) bzw. den beiden über 30 m langen hausähnlichen Strukturen von Stengade, Tulleballe sn., Langeland (SKAARUP 1975, 1972, 1982:43^45). Diese Anlagen gelten innerhalb der neueren Literatur als Totenhäuser oder Zaunstrukturen (GLOB 1975:11, 13, SKAARUP 1982:44, 50, HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:55). P.O. NIELSEN 1981:25 dagegen interpretiert Troldebjerg als Wohnhaus. 19 Der Ausgräber ist sich dieser Einordnung nicht sicher. Er erwähnt Anzeichen dafür, daß der Fundplatz auch während der Vorrömischen Eisenzeit besiedelt war.

30

II. Der Hausbau in Skandinavien

ruht wohl auf Firstpfosten. Eine Trennwand und partiell eingetiefter Boden zeigen erstmals eine deutliche Unterteilung der Grundfläche in mindestens zwei Räume an. Vom selben Fundplatz sind angeblich dreischiffige Bauten beschrieben 2 0 , die in den Beginn des Mittelneolithikums datieren sollen (Piledal/St. Herrestad 68:77 [380]). Erhalten blieben nur je zwei Pfostenreihen im Abstand von 3 m zueinander, 8 bzw. 16 m lang, gedeutet als Dachpfostenspuren. Ähnlich den gleichartigen, ins Frühneolithikum datierten Gebäuderesten 21 müßten die Aussagen des Vorberichts erst genauer überprüft werden; ζ. B. spricht ein Zentralherd mit Lehmpackung über einer Steinlage in einem der Grundrißfragmente sowie der Querabstand der Pfostenreihen eher für eine Einordnung in die Ältere Eisenzeit - ein guter Teil der Keramik des Fundplatzes datiert denn auch in diese Zeit 22 . c. Spätneolithikum:

Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Die Zahl der sicher in das Spätneolithikum datierenden Bauten ist so gering und von unterschiedlichen Forschungsbedingungen abhängig, daß kaum von einer „Verbreitung" gesprochen werden darf. Deutlich überwiegt während dieser Periode im betrachteten Bereich die Mesulakonstruktion in neuerlich verbreiterten Häusern. Tendenziell ist der Abstand zwischen den Firstpfosten nun etwas größer als bisher. Dänemark Rektanguläre zweischiffige Langhäuser mit Innenstützen vor der eigentlichen Lehmflechtwand sind wiederum von Bornholm und Nordjütland bekannt 2 3 (Limensgärd S, T, AB [86], 0ster Nibstrup [187]). Die Giebel dieser Bauten sind überwiegend gerade mit abgerundeten Ecken. Die Innenstützen sind näher zur Außenwand gerückt. Ihre symmetrische Anordnung zueinander über den Hausinnenraum hinweg läßt wohl darauf schließen, daß sie nun bereits durch Querhölzer miteinander verbunden sind; die Innenstützen selbst dürften eine Längspfette tragen 24 . Dach20 21 22 23

L. LARSSON & LARSSON 1986:38f. Siehe S. 27. L. LARSSON & LARSSON 1986:39. Vergleiche auch die etwas umfangreichere Einteilung von Gebäudetypen des Spätneolithikums und der Älteren Bronzezeit Dänemarks bei BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1989:78-84. 24 Siehe Tafel 12 unten.

1. N e o l i t h i k u m

31

pfosten aus Rund- und Wandpfosten aus Spaltholz konnten nachgewiesen werden. Die Fläche der Gebäude erreicht auf Bornholm über 38 χ 7-8 m, sie ist in Jütland aber deutlich kleiner (19,5 x 7 m). Eine Funktionsaufteilung in verschiedene Raumbereiche läßt sich nicht definieren, obwohl die Fundverteilung deutlich dafür spricht. Parallel dazu finden sich in Nord- und Ostjütland etwas kürzere und schmälere Rechteckbauten (etwa 8-18 χ 5-7 m) 2 5 mit gerundeten Ecken und Firstpfosten ohne zusätzliche Wandpfostenreihe (Diverh0j

[22], Myrhej

[102], Tastum [157],

Lindegärdens

Mark [88]). Ein nun deutlich greifbarer, weiter verbreiteter Zug in allen aufgeführten Gebäudetypen ist für einen Teil der Häuser ein ganz oder partiell durchschnittlich 30-60 cm eingetiefter Boden, oft in der östlichen Haushälfte. Diese bisher noch uninterpretierte Erscheinung tritt bevorzugt in Jütland, konzentriert um den Limfjord, und in Schonen auf 26 . Von der Grundfläche her zeichnen sich zwei Gruppen ab, die noch bis in die Ältere Bronzezeit reichen: zum einen Gebäude von durchschnittlich 12-16 χ 5-7 m Seitenlänge (Limensgärd S [86], Tastum [157], Myrhej [102], Stendis

A [152], Diverhej [22]). Spuren von Trennwänden, Fundverteilung und nur teilweise Eintiefung in verschiedenen Partien dieser Langhäuser lassen deutlich auf zwei bis drei Räume mit unterschiedlichen Funktionen schließen. Zum anderen finden sich mit weiterer Verbreitung in Jütland Eintiefungen in augenscheinlich kleineren Bauten, deren Fläche recht einheitlich bei etwa 6 χ 5 m liegt, aber auch kleiner sein kann. Diese Strukturen sind nicht alle eindeutig als Nebengebäude mit mehr oder weniger vollständig eingetieftem Boden zu identifizieren. Je nach Bewahrungszustand und Beobachtungsqualität kann es sich auch um Abschnitte größerer Gebäude handeln 27 (Hejgard VIII, IX [68], Nr. Bonis [106], Solbjerg III [146], Gug [49], Vorbasse XXII [181], Vorgod [182]).

25 Die Grundrisse sind häufig jedoch nicht vollständig bewahrt. 26 Siehe S. 33. Im Frühneolithikum ist dies bisher nur v o n As Vig [4] bekannt, i m Mittelneolithikum von Limensgärd [86] und Piledal 1984/St. Herrestad 68:87 [3801. 27 F.O. NIELSEN & NIELSEN 1985:113.

32

II. Der Hausbau in Skandinavien

Norwegen Bis in die Jüngere Bronzezeit hinein sind in Norwegen kaum Bauten rektangulärer Grundform mit sicher nachweisbarer zweioder dreischiffiger Konstruktion bekannt 2 8 . Zudem hat sich die Chronologie einzelner Regionen in den letzten Jahren stark verschoben 2 9 . Der Großteil der Gebäude, die immer wieder als dreischiffige Wandpfostenbauten, zum Teil mit Dachpfosten nach südskandinavischem Muster, gedeutet werden 3 0 , dürfte wahrscheinlich mit einem zeltartigen Holzgerüst versehen gewesen sein, wie es subrezent von samischen Wohnbauten (Gammen) bekannt ist 3 1 , zumal die Pfostenlöcher dabei immer mit einem wohl stützenden Steinwall verbunden sind. Erst das Spätneolithikum bringt eine Ausnahme (Stokkset 1, 2 [278]) in Form recht schmaler rundgiebeliger Wandpfostenbauten mit Firstsäulenkonstruktion (14-18 χ 4,5 m). Paarig angeordnete Wandpfosten deuten eine Querbindung an; in einer Haushälfte liegt jeweils zentral eine Herdstelle. Eine Gräbchenstruktur vor der eigentlichen äußeren Flechtwand wurde als Tropfrinne für vom Dach ablaufendes Regenwasser gedeutet 3 2 , doch könnte hier auch das Fundament einer isolierenden Sodenwand vorliegen, wie es für einen jütischen bzw. fünischen Haustyp der frühen Älteren Bronzezeit typisch ist 33 .

Schweden Ein Teil der ältesten Wohnbauten dieser Periode in Südschweden schließt sich typmäßig eng an die Rektangulärbauten in Nordjütland und Bornholm an, d. h. daß auch hier nahe den Längswänden zusätzliche Pfosten eingezogen werden, deren Stellung zur Firstpfostenreihe wie in Dänemark auf eine Querverbindung schließen läßt (Fosie IV, Boplats III, Haus 11-13, 16, Boplats II, 28 29

30

31 32 33

Einen Überblick zum vorbronzezeitlichen Hausbau geben beispielsweise OSTMO 1979 und P. SIMONSEN 1976. Beispielsweise für das Gebiet des nordnorwegischen Varangerfjords, wo neue C 1 4 -Untersuchungen Rückdatierungen von bis zu 1500 Jahren notwendig machten (HELSKOG 1980 gegenüber P. SIMONSEN 1961). Z u m Beispiel Hellarvikjx XVI, Traena, Nordland (GJESSING 1943, 1945: 154f, P. SIMONSEN 1970:38f) oder Redsmyra III, Kräkeroy, 0stfold (angeblich Mittel- oder Spätneolithikum, Ε. JOHANSEN 1957:42-55, 0STMO 1988: 155-160,1979). ANDREASSEN 1983. BAKKA 1976a:38 MYHRE 1980:463. Siehe S. 36.

33

1. N e o l i t h i k u m

Haus 22, Boplats

VI, Haus 92 [328], Hagestad

44 [339],

Tingshög

[408]). Die Grundfläche der Gebäude mit etwa 13-17 χ 6 m liegt nur wenig unter der von zeitgleichen Gebäuden in Jütland. In einem Teil der Häuser ist der Abstand der gewöhnlich sehr stabilen Firstpfosten im Ostabschnitt des Hauses kleiner als im Westteil, dies gilt auch für die Wandpfosten. Eine Funktionszuweisung für diese beiden unterschiedlichen Bereiche liegt bisher nicht vor 34 . Eines der Gebäude dieses Typs wurde rekonstruiert 35 , allerdings nach anderen Prinzipien als in Dänemark: die leichte Wand in Flechtbauweise mit einer Außenverkleidung aus Soden, angedeutet durch Spuren dünner Pföstchen außerhalb der Flechtwand; das Dach als gewalmtes Firstpfettendach mit kräftigen Mittelpfosten, gestützt auf die zusätzlich eingezogenen inneren Pfosten als selbständig tragende Einheit. Als Dachhaut wurde eine Strohdeckung gewählt. Parallel dazu findet sich - wie in Dänemark - die einzeilige Wandkonstruktion ohne zusätzliche Stützpfosten im Firstpfostenhaus, hier zum Teil mit über 30 m Länge (Fosie IV, Boplats III, Haus 14 [328], Piledal 1983, I/St. Herrestad

68:87 [380],

Norr-

vidinge 339, 338 [372]P6. Auch teilweise eingetiefte Böden sind in beiden Varianten dieser Langhäuser bekannt (Fosie IV, Boplats VI, Haus 92 [328], Hagestad 44 [339], La. Köpinge 7:3 [358], Nyby/St. Köpinge 21:25 [373], Norrvidinge 339, 338 [372]), e b e n s o i n w o h l

kleineren Wirtschaftsgebäuden (?) meist zweischiffiger Konstrukt i o n 3 7 (Stockholmsg&rden Köpinge 19:l/Köpingebro,

1971, 1967 [400], Hagestad Haus XI [358]). d.

33 [339],

La.

Gehöftstruktur

Anders als für hier nicht besprochene Gruppen von zeit- oder hüttenartigen Grundrissen läßt sich für zwei- und dreischiffige (?) Wohnbauten dieser Zeit keine Gebäudekonstellation beschreiben, da die wenigen kleineren Häuser, die als Wirtschaftsbauten ange34 Innerhalb der Eisenzeit gilt d i e s e s Merkmal als generelle Markierung d e s Wohn- b z w . Stallteils i m Langhaus. 35 Fosie IV, Boplats III, Haus 13 [328] (siehe Tafel 15). Siehe d a z u BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1987. 36 Im Vorbericht w e r d e n solche Gebäude auch v o n Annelund [308], U p p l a n d , genannt. 37 Vergleiche auch die e t w a s anders aufgebaute Einteilung v o n G e b ä u d e t y p e n d e s Spätneolithikums u n d der Älteren Bronzezeit S c h w e d e n s (auch o h n e innere Dachpfosten) bei BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1989:78-84.

34

II. Der Hausbau in Skandinavien

sehen werden könnten, wiederum keine Anknüpfung an eventuell vorhandene Hauptgebäude haben. Jedenfalls scheinen Ansiedlungen mit erhaltenen Hausgrundrissen immer nur wenige Gebäude zu umfassen. Festzustellen bleibt, daß die vorgestellten Bauten, deren Verbreitung in keiner Weise repräsentativ ist, überwiegend in erhöhter Lage errichtet werden. Ihre Orientierung ist zu Beginn der Epoche allem Anschein nach v. a. der Morphologie des Geländes angepaßt; erst mit dem Spätneolithikum kristallisiert sich deutlich für Südskandinavien eine Bevorzugung der Ostwest-Richtung heraus, häufig mit einer leichten Abweichung nach Nordwest-Südost. Dies wird im allgemeinen so gedeutet, daß man die kleinflächigen Giebelseiten des Hauses nach der vorherrschenden Windströmung ausrichtet, die Langseiten bestmöglich nach Sonneneinstrahlung und Tageslicht. Abweichende Orientierungen treten nur auf, wenn das bebaute Terrain keine andere Lösung erlaubt, bzw. wohl wenn überlagernde lokale Windverhältnisse eine andere Ausrichtung erfordern. 2. Bronzezeit In dieser Periode finden sich zu Anfang noch einige konstruktive Merkmale des ausgehenden Spätneolithikums; doch erfolgt nun der endgültige Übergang von noch vorwiegend zweischiffiger Bauweise mit Firstpfosten zum dreischiffigen Langhaus in Zweiständerkonstruktion, die bis Ende des 1. Jts. n. Chr. und zum Teil ins Mittelalter hinein den Hausbau im skandinavischen Raum prägt. Überregionale Gemeinsamkeiten lassen sich dabei über Dänemark hinaus wieder für Schonen und bedingt auch für Südwest-Norwegen konstatieren. In der neuen Bauweise spiegelt sich deutlicher eine zunehmende Verlagerung des Dachgewichtes von der Wand weg nach innen auf die nun verdoppelte Reihe der Dachpfosten, einhergehend mit tieferen Gründungen für die dachtragenden Pfosten selbst und einer tendenziell langsam schwächer werdenden Wandkonstruktion. Die zusätzlichen Innenstützen einiger südskandinavischer Mesulahäuser des Mittel- und Spätneolithikums stellen eine Vorstufe dieser Entwicklung dar. Theoretisch ergibt eine Gewichtsverlagerung von der Wand weg auch die Möglichkeit, eine massivere Dachhaut zu verwenden; doch fehlen für die Bronzezeit bisher Spuren von beispielsweise Sodendächern. Die veränderten bronzezeitlichen Grundrisse mit gerundeten Giebeln demonstrieren gleichzeitig

35

2. Bronzezeit

eine konstruktive Lösung, leichtere Wände trotzdem v. a. gegen axialen Schub sehr stabil zu halten. Erst knapp zwei Jahrtausende später wird sich diese Tendenz umkehren, damit die Voraussetzung für die wandlastigen Dächer und pfostenfreien Innenräume seit der Wende zwischen Wikingerzeit und frühem Mittelalter schaffend.

a. Ältere Bronzezeit:

Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Dänemark In den Beginn der Älteren Bronzezeit (Periode I) reicht v. a. in Ostjütland das spätneolithische zweischiffige, rektanguläre Haus mit gerundeten Ecken, zum Teil aber auch schon stärker gerundeten Giebeln in Lehmflechtwand-Konstruktion. Die Wandpfosten zeichnen sich nach wie vor als separate Pfostenlöcher ab; Reihen von zusätzlichen Dachstützen nahe der Wand lassen sich nun nicht mehr beobachten. Die Grundfläche der Bauten ist mit durchschnittlich 15-20 χ 6-7 m größer als im Spätneolithikum. In Bodenabschnitten des Hauses werden zum Teil immer noch 30 bis 40 cm tiefe Gruben angelegt (Lindebjerg [87], Egehej [25], Povlstrupgärd [124]). Diese Gruben und die Fund Verteilung sonst spiegeln neben nun weiter verbreiteten Spuren von Trennwänden eine Aufteilung des Hauses in verschiedene Funktionsbereiche. Wie im Spätneolithikum sind daneben kleinere zweischiffige Bauten (9-10 χ 4,5 m) bekannt, deren Boden ebenfalls partiell eingetieft ist (Hemmed Kxr [58], Vejlby [174], Tofteparken A 350 [159]). Ihre sehr einheitlichen Maße mit geringer Breite lassen auf Nebengebäude unbekannter Funktion schließen. Nach dem Übergang zur Doppelpfostenbauweise zeigt das Haus ab Periode II den typischen, d. h. dreischiffigen, rundgiebeligen Grundriß mit schwerer Pfostenwand und Lehmflechtwerk. Die neue Dachkonstruktion erlaubt nun etwas größere Hausbreiten (6-8 m bei 17-29 m Länge). Bisher ist dieser Gebäudetyp von Jütland und Fünen bekannt, Vorberichte liegen mittlerweile aber auch von Seeland vor. Das Dach ruht auf von zwei Pfostenreihen gestützten Längspfetten. Die Dachpfosten stehen paarweise gefluchtet; das deutet auf eine stabilisierende Querverbindung zwischen den Dachträgern, die das Auflager der Pfetten bilden. Diesem Joch sitzt ein Firststiel auf, der seinerseits den Dachfirst trägt. Das Dachgewicht ruht so im wesentlichen auf dem Pfostensystem,

36

II. Der Hausbau in Skandinavien

das Dach ist „überbalanciert" 3 8 , denn die Wand hat im Vergleich zur Mesula-Konstruktion einen geringeren Teil der Dachlast zu tragen. Die neue Rundform der Giebelwand sorgt dabei für hinreichende Stabilisierung des Hausgerüsts. Damit geht einher, daß die Dachpfosten generell im Lauf dieser Periode tiefer eingegraben werden als die Wandpfosten; dies zeigen etliche Grundrisse, bei denen sich aufgrund landwirtschaftlicher Überprägung nur Spuren der Dachpfosten erhalten haben. Der Abstand des letzten Pfostenjochs von der Giebelwand indiziert, daß das Dachgerüst mit Rundwalm gebaut wird 3 9 ; Indizien dafür sind die gleichen Abstände des letzten Dachpfostens von Lang- wie Giebelseite des Hauses und die Viertelkreisrundung der Wandpfosten im Bereich der Hausecken 40 . Die Eingänge, meist paarweise einander gegenüber, liegen nach wie vor in den Langseiten. Eine funktionelle Aufteilung der Hausinnenfläche in zwei bis drei Räume ist aufgrund sicherer Spuren von Trennwänden überall deutlich (Hejgärd I-VI, X [68], Trappendal 41 [163], Byhej/Hyllerup [15], Hemmed Kirke [57]). Typisch wird eine Ansammlung von Kochgruben zwischen erstem und zweitem Pfostenjoch im westlichen Teil des Hauses anstelle der bisher üblichen einzigen Feuerstelle, dort liegt also der Wohnteil. W ä h r e n d d e r Übergangsphase v o n d e r M e s u l a - z u r Zweiständerkonstruktion erscheint in Jütland und auf Fünen ein weiterer Typ von Langhaus mit kleinerer Grundfläche (durchschnittlich 5 - 1 0 x 4 m) von ovalem Grundriß. Typisch ist eine bis 1,5 m mächtige Sodenwand mit langrechteckigen Sodenstücken auf einer Steinlage oder im Fundamentgräbchen; Spuren von Dachträgern sind nicht vorhanden. Herdstellen finden sich zentral in einer Haushälfte. Wahrscheinlich dient die Sodenwand nur der äußeren Isolierung einer Flechtwand 4 2 , denn in zwei Gebäuden wurden Spuren dünner Pföstchen innerhalb der Sodenwand gefunden 4 3 . Damit liegen auch in Dänemark die bisher ältesten greifbaren Anzeichen einer besonderen Art zusätzlicher 38 39 40

HERSCHEND 1 9 8 9 : 8 4 . HERSCHEND 1980, EDGREN & HERSCHEND 1 9 7 9 : 1 1 - 1 6 . HERSCHEND 1987:24, Abb. 1.

41 Unter Umständen gehört auch das unter einem Grabhügel der Jüngeren Bronzezeit gefundene Hausfragment von Lusehej [93] hier eingeordnet (vgl. J.-A. PEDERSEN 1987:174, Abb. 6 nach THRANE 1984).

42 Siehe S. 48. 43

Vadgärd BE, CA 1171] (LOMBORG

1976:416).

2. Bronzezeit

37

Außenisolierung vor, die in späteren Epochen typisch wird, v. a. im Norden der Halbinsel. Dieser Gebäudetyp ist auf Periode I/II und II der Älteren Bronzezeit beschränkt (Vadgärd BG, BJ, BE, CA 1171], Brxndekilde [13]). Einige der Sodenwandbauten werden überlagert von einer Variante gleicher Grundfläche, jedoch mit kräftigen Wandpfosten (Vadgärd BL, BN, CO, CP, CF [171], R0jle Mose Cl, Bl, Al [131], Hejgärd VII, IX [68]). Hier deuten Pfostenspuren auf Dachkonstruktionen in First- wie bereits in Doppelständerbauweise; daneben ist auch bei diesem Haustyp noch eine partielle Eintiefung des Bodens zu beobachten44. In Verbindung mit den Sodenwandhäusern finden sich sichere Nebengebäude in Form von Vierpfostenspeichern (Vadgärd CQ [171]). Norwegen In Nordnorwegen laufen angeblich Häuser vom Typ „Hellarvikjae" weiter 45 . GJESSING datiert den rektangulären Bau VII von Hellarvikjae mit Steinumwallung und angeblicher Doppelpfostenreihe an diesem Fundort in die Ältere Bronzezeit46. Die zwei zentralen Herdstellen, die mächtigen Steinwälle und die völlig undeutlichen Pfostenspuren erinnern jedoch eher an die Bauweise in Form einer Gamme. Rein formal wird die singuläre Wandpfostenkonstruktion der Übergangszeit Spätneolithikum/Ältere Bronzezeit von Hatlebrekke [215] in Sunnmere mit den Bauten in Vadgärd [171] verglichen. Die dünnen Wandpföstchen sind in ein Steinfundament eingelassen, eine zentrale Herdstelle findet sich in einer Hälfte des Hauses. Spuren von Dachpfosten fehlen. Schweden Von der Datierung her reichen einige der spätneolithischen Mesulabauten Schonens in die Ältere Bronzezeit, u. a. noch teilweise mit partieller Eintiefung des Bodens (Fosie IV, Boplats VI, 92 [328], Norrvidinge 338, 339 [372]). Der jüngere, in Teilen Dänemarks so einheitliche Haustyp der Älteren Bronzezeit mit Rund-

44 Vadgärd CB [171]. 45 Siehe S. 32, Fußnote 30. 46 Hellarvikjz VII, Traena, Nordland (GJESSING 1943:136, 1945:154f).

II. Der Hausbau in Skandinavien

38

giebeln und einer Doppelreihe von Dachpfosten findet sich bisher weder in Schweden 47 noch in Norwegen. In die Ältere Bronzezeit datiert lediglich e i n rektangulärer Flechtwandbau mit gerundeten Ecken in Södermanland, von dem keinerlei Spuren der Dachpfosten bewahrt sind (Turinge 165, Haus XI [410]). b. Jüngere

Bronzezeit:

Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark Die Jüngere Bronzezeit kennt in Dänemark 4 8 nur einen sehr einheitlichen Typ von Hauptgebäuden. Ihrer weiten Verbreitung wegen wird dessen Grundrißform als „ N o r m t y p " Südskandinaviens bezeichnet 49 . Grundfläche wie Breite des Mittelschiffs sind gegenüber der Älteren Bronzezeit unverändert. Die Lehmflechtwände werden nun aber generell weniger massiv konstruiert, mit einzeln gesetzten, schmäleren Wandpfosten. Beide Giebelseiten sind weiterhin gerundet, das Dach voll gewalmt (Bjerg Α, Β [8], Hovergärde [64], Lille Bavn [85], Spjald [149], Ristoft III [128], Jegstrup [71], Skamlebsek [139], Heltborg [56], Skinderup [141]). Der in den Langseiten liegende Eingangsbereich mit meist zwei einander gegenüberliegenden Türen wird nun zur Mittelachse des Hauses hin eingezogen - möglicherweise als konstruktive Gegenmaßnahme für ein die Eingangshöhe reduzierendes, weit heruntergezogenes Hausdach 5 0 . Mit dem Rundgiebel finden sich in einigen wenigen Fällen die ersten sicheren Belege für Wohnstallhäuser. In diesen Langhäusern mit Stallabteil liegt der Wohnbereich meist im westlichen Teil des Hauses, kenntlich an Kochgruben zwischen erstem und zweiten Pfostenjoch und am Lehmboden. Der abgetrennte Stallbereich mit Erdboden ist im östlichen Teil desselben Gebäudes angelegt, nachweisbar zum Teil durch Spuren 47

Die als rektangulärer Hausgrundriß mit gerundeten Ecken gedeuteten Steinreihen von Valhall, Barkäkra sn., bei Kivik in Schonen w e r d e n heute nicht m e h r als Hausfundament angesehen (STRÖMBERG 1954:76f, RAUSING 1 9 4 9 : 5 9 - 6 2 ) ; dies gilt auch für die der Jüngeren Bronzezeit zugeordneten Steinreihen von Koarum, Mellby sn., bei Kivik (ARNE 1925:125).

48

Die starke Konzentration von Hausfunden auf Nordwest-Jütland ist sicher forschungs- und wirtschaftsgeschichtlich bedingt (siehe S. 8f). BECKER 1982:56. BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1983a:16. Vergleiche die Rekonstruktionszeichnung des Hauses von Skamlebsek [139], das nach d e m Vorbild der jungbronzezeitlichen U r n e von Stora Hammar, St. H a m m a r sn., Schonen, gestaltet w u r d e (LOMBORG 1 9 7 9 ) .

49 50

39

2. Bronzezeit

von Trennwänden aus Holzplanken oder dünnen Pfosten zwischen den Viehboxen. Diese Boxenwandspuren finden sich anfangs auch im Giebelareal des Hauses bzw. ungleich an den beiden Langseiten verteilt (Hovergärde [64], Nybro I, II [108]), bald aber nur mehr symmetrisch einander gegenüberliegend an den Langseiten, verbunden mit den Dachträgern, die aus diesem Grund im östlichen Teil des Wohnstalles mit kürzerem Abstand voneinander aufgestellt werden als im Wohnbereich (Bjerg [8], Spjald 1149], Bannerup D [6]). In wenigen Fällen läßt sich daneben eine Aufteilung in drei Räume belegen 51 . Auch auf Bornholm sind rundgiebelige Gebäude bekannt (Gredbygärd S I [43]), jedoch wie schon früher mit besonderer Dimension; die Grundfläche mißt in diesem Fall m e h r als 33 χ 8,5 m. Eine eher rektanguläre Variante in Flechtwandbauweise mit lediglich abgerundeten Ecken findet sich parallel dazu in Nordjütland (Fragtrup [34]) und Schonen 52 . Die einzeilige Lehmflechtwand bildet nach wie v o r d e n Raumabschluß für beide Haustypen; die Entwicklungstendenz geht von massiveren, weiter auseinanderstehenden Wandpfosten zu leichten, dichtgestellten 53 . Räumlich mit dem Langhaus verbunden sind mancherorts S p e i c h e r g e b ä u d e (Skamlebxk

[139], Spjald XIII, XV, XIX [149], Kil-

dedal [76]), augenscheinlich in einer Eins-zu-Eins-Zuordnung 54 . Im untersuchten Bereich sind Speichergebäude dieser Zeitstellung außerhalb Dänemarks wiederum unbekannt. Norwegen

Norwegen steht weit hinter dem Hausfundreichtum Dänemarks zurück. Der Schwerpunkt der bronzezeitlichen Besiedlung liegt, der Verbreitung von Kleinfunden nach zu schließen, im Südwesten und Westen 55 ; hier sind dreischiffige Grundrisse jedoch erst aus der Jüngeren Bronzezeit bekannt - in Nordland lassen sie sich angeblich bis in die Ältere Bronzezeit zurückverfolgen 56 . Erst in jüngster Zeit konnten in Rogaland Gebäudereste aufgedeckt werden, die mit etwas weniger ausgeprägt rundgiebeliger Lehmflechtwerkkonstruktion und eingezogenen Eingängen dem däni51 J. JENSEN 1988:160 für Fragtrup IM] u n d Kxrholm 52 Siehe S. 41. 53 BECKER 1976a:75. 54 THRANE 1982:46. 55 0 . JOHANSEN 1980. 56 Hellarvikjx VII, siehe S. 3 7 .

[831.

40

II. Der Hausbau in Skandinavien

sehen Typhaus mit Pfostenjochen entsprechen (Forsandmoen LIX [204], Habakken I [221]). Mehrere Türöffnungen weisen auch hier auf eine Unterteilung der Gebäude in mindestens zwei Funktionseinheiten hin. Eventuell deuten schmälere Fache im östlichen Teil des Hauses ebenfalls auf Stallabteile, nachweisbar ist dies jedoch nicht. Daneben finden sich in Rogaland Gebäude, die von ihrer Konstruktion her an die älterbronzezeitlichen Sodenwandhäuser Jütlands erinnern. Es handelt sich um Grundrisse mit jeweils ca. 1 bis 2 m mächtigen Sodenwänden in Wandgräbchen, augenscheinlich vor einer Holzwand - hier liegt demnach ebenfalls eine besondere A r t der A u ß e n i s o l i e r u n g vor (Sandve [267], Nestangen

[253]).

Der

Umriß der Häuser ist allerdings nicht oval wie in Dänemark, sondern rektangulär bis quadratisch mit abgerundeten Ecken. Die umbaute Fläche beträgt ca. 8 x 6 m; Dachpfosten sind nicht nachweisbar. Ein weiterer Gebäudetyp - allerdings unbekannter Funktion läßt sich seit kurzem im selben Gebiet ausgrenzen; er reicht vom Ende der Jüngeren Bronzezeit bis in die Vorrömische Eisenzeit57. Es finden sich jeweils Spuren eines hufeisenförmigen Wandgräbchens mit Resten von Wand- und weit nach außen gerückten Dachpfosten (Vollmarka [299]). Die gekrümmten Langseiten sind 5-7 m lang; das Gräbchen zeigt eine eingegrabene Flechtwand an. Die Struktur scheint mit einer etwa 5 m breiten Giebelwand abzuschließen, dort ist auch der Eingang zu suchen. Die Konstruktion dieses Gebäudetyps ist bisher unklar; es ist nicht auszumachen, ob es sich überhaupt um dreischiffige Häuser handelt. Doch sind Wandgräbchen für nur eine Haushälfte aus der Vorrömischen Eisenzeit Dänemarks bekannt 58 - analog dazu könnten auch hier unter Umständen gewöhnliche Langhäuser vorliegen. Dies zu postulieren, reichen die Beobachtungen bisher jedoch nicht aus. Schweden

Die überregionale Einheitlichkeit des jungbronzezeitlichen Wohnbaus in Dänemark läßt sich in Schweden (bisher) nicht gleichermaßen klar festmachen. Die geringe Anzahl von Hausfunden

57

Unter Umständen tritt er dort bereits seit dem Übergang zur Älteren Bronzezeit auf, wie ein konstruktiv sehr ähnlicher Grundriß von Lebrekk [244] andeuten könnte, der auf ca. 1450 v. Chr. datiert ist. 58 BÄRDSGÄRD 1982:30, etwa in Grentoft [46].

2. Bronzezeit

41

dort erlaubt es nicht, deutliche Lokalregionen mit ausgeprägten Haustypen abzugrenzen. Der in Dänemark typische Grundriß des Flechtwandhauses mit eingezogenem Eingang, Rundgiebel und schweren Dachpfosten findet sich nur vereinzelt in Süd- und Mittelschweden, jedoch mit kürzerer Grundfläche (durchschnittlich 10-24 χ 7-8 m) als in Dänemark (Fosie IV, Boplats I [328], Tibbie Ε 1 [406]59, Glasrutan [332], Häkantorp [348]). Der Großteil der Gebäude weist aber immer noch gerade Giebelseiten mit abgerundeten Ecken nach älterbronzezeitlichem Muster auf (La. Köpinge 19:lfKöpingebro, Haus VIII [358]60, Nyby-Kabusavägen [373], Hallunda 13, 69 [341]). Die spezielle Ausformung des Eingangs gehört bei beiden Varianten eher zur Ausnahme; eine Entwicklung im Bereich der Wandpfosten von weit- zu engstehender Anordnung wie in Dänemark läßt sich am vorhandenen Material nicht beobachten. Sichere Spuren von Stallabteilen fehlen, wenn man von engeren Pfostenstellungen im östlichen Teil einiger Häuser absieht. Eine Funktionsaufteilung in zwei Räume ist jedoch deutlich, u. a. durch Vorratsgruben im Haus 61 . Daneben wurden in jüngster Zeit auch längere Gebäude mit größerer Raumanzahl beobachtet (Apalle [310]). Ob darin soziale Unterschiede zu sehen sind, kann noch nicht geklärt werden. Hervorzuheben ist, daß die längsten Grundflächen generell bevorzugt im mittelschwedischen Raum auftreten. Mit einer sicher forschungsgeschichtlich bedingten Konzentration im weiteren Bereich des Mälargebiets, daneben auch in Östergötland, sind kleinere, mehr oder weniger rundgiebelige Gebäude mit Flechtwand typisch. Diese Wand steht entweder auf einem Steinsockel, oder sie ist an der Innenseite einer Wand oder eines Walles aus großen Steinblöcken mit vorgeblendeter Stein-/Erdepackung aufgeführt 62 . Dieses Konstruktionsdetail ist sonst während der Bronzezeit unbekannt, wenn man von fraglich datierten 59

Hier stehen allerdings die C 1 4 -Werte noch aus; das Haus wurde nach formalen Gesichtspunkten und nach benachbarten Grabfunden datiert. 60 Man beachte die Ähnlichkeit mit Fragtrup [34] in Jütland. 61 Z u m Beispiel Fosie IV, Boplats II, I [328], (BJÖRHEM & S Ä F V E S T A D 1983a:16). 62 Vom Umriß her korrespondieren die Grundrisse der Flechtwandhäuser von Happsta und Källberga Ί, 2, beide in Alunda sn., Uppland (O. ALMGREN 1912b:346-347, 342-345). Ihre Datierung steht jedoch nicht fest; besonders die zentrale, erhöhte Herdstelle in Källberga 1 spricht gegen eine Einordnung in die Jüngere Bronzezeit.

42

II. Der Hausbau in Skandinavien

südwest-norwegischen Bauten absieht 63 . Spuren von Dachpfosten fehlen meist, der Boden der Gebäude ist häufig mit einer Steinpackung belegt (Broby [318], Boda [317], Häga [347], Lunda [368], Ljunga [364]). Auch hier sind Stallungen nicht nachzuweisen, doch indiziert die Plazierung der Herdgruben in einem Abschnitt des Hauses eine Funktionsaufteilung. Bisher typenmäßig nicht greifbar ist ein Grundriß in Blekinge, der ans Ende der Jüngeren Bronzezeit gestellt wird (Istaby [351]). Seine Dachkonstruktion mit Firstsäulen ist für diese Zeitepoche ungewöhnlich. Eine Parallele findet sich in einem weiteren zweischiffigen Bau in Östergötland (Tallboda II [405]), im Vorbericht ebenfalls in die Ubergangszeit zur Vorrömischen Eisenzeit datiert - dort wurden auch zeitgleiche dreischiffige Häuser gefunden. Eine weitere Bauvariante ist von Västergötland bekannt (Röra [389]). Die Wände dieses über 30 χ 10 m (!) messenden Gebäudes bestehen aus Soden in Wandgräbchen; seine Konstruktion erinnert an die dänischen Formen der Älteren Bronzezeit 64 . Kleinere, v. a. schmälere Nebengebäude sind bisher erst in geringer Anzahl aufgedeckt, forschungsbedingt konzentriert in Schonen und Mittelschweden (Ingelstorp 41 [349], Valieberga 36 [414J65, Fosie IV, Boplats I [328]), Turinge 165, Haus X [410]). Auch hier liegt eine Flechtwandkonstruktion vor, ohne daß sich Details feststellen lassen. Kleinere eingetiefte Strukturen dieser Art in Schonen wurden von STRÖMBERG als bronzezeitliche Grubenhäuser gedeutet 6 6 . In allen Fällen handelt es sich jedoch um Siedlungsgruben ungeklärter Funktion, in denen lediglich bronzezeitliche Keramik gefunden wurde; Pfostenlochspuren fehlen darin völlig. c.

Gehöftstruktur

Erst mit der Jüngeren Bronzezeit lassen sich im untersuchten Raum Ansammlungen von Häusergruppen erkennen, die als 63 Siehe S. 37. 64 Siehe S. 36. Den dänischen Sodenwandhäusern der Älteren Bronzezeit II mit ovalem Grundriß sollen noch undatierte Gebäude in Annelund [308], Uppland, entsprechen. 65 Hier haben sich Spuren von Kalkfarbe auf dem Lehmputz erhalten (STRÖMBERG 1980a:79). 66 STRÖMBERG 1981:468. Fundorte: Bromölla (PETRfi 1959), Kvarnby (WIDHOLM 1974a), Malmö-Rosengärd (SALOMONSSON 1971). Vergleiche auch Igelsta, Östertälje (HYENSTRAND 1976).

2. Bronzezeit

43

Gehöft gedeutet werden können, auch w e n n die Funktionen der einzelnen Gebäude noch nicht genauer bestimmbar sind. Primär können n u r Einzelhöfe nachgewiesen werden, nach wie vor ohne erkennbaren Plan überwiegend in Höhenlage angeordnet. Daß diese Plazierung jedoch nicht zwingend ist, zeigten jüngst v. a. G r a b u n g e n im Vorfeld von S t r a ß e n b a u m a ß n a h m e n in Mittelschweden: dort fanden sich Siedlungsspuren wiederholt im Rachl a n d 6 7 . D a n e b e n sind in Schweden auch Terrassierungen der Baufläche bekannt 6 8 . Dänemark In erster Linie lassen sich für die Jüngere Bronzezeit Einzelgehöfte unterscheiden (Grmtoft R, S, Τ [46], Omgärd-Sig CXXVII [117], Spjald [149], Bjerg Α, Β [8]). Obwohl größere A n s a m m l u n g e n von Langhäusern seit der Älteren Bronzezeit bekannt sind 6 9 , spricht m a n vor Beginn der Vorrömische Eisenzeit im allgemeinen nicht von Dörfern 7 0 . Eine dorfartige Anlage liegt per definitionem d a n n vor, wenn mindestens drei gleichzeitige, wirtschaftlich selbständige Einheiten (Gehöfte) nachweisbar sind 7 1 . Für die Bronzezeit ist die Gleichzeitigkeit der Gebäude oft nicht gesichert; Wirtschaftsgebäude sind eher selten (nachweisbar). Bekannt w u r d e n bisher nur Vorratsgebäude; seit Beginn der Jüngeren Bronzezeit sind Ställe in einigen Fällen im Ostteil des Langhauses untergebracht. Norwegen Über die bronzezeitliche Siedlungsstruktur N o r w e g e n s sind aufgrund der wenigen H a u s f u n d e k a u m Aussagen möglich. N u r in Forsandmoen [204], Rogaland, sind bisher sechs bis sieben Gebäude aufgedeckt, die alle - wenn auch nicht gleichzeitig - in die Jüngere Bronzezeit datieren. Diese Hausansammlung wird vom Ausgräber als Dorfanlage interpretiert 7 2 . Generell läßt sich nur feststellen, daß die Orientierung der Gebäude nicht der in Dänemark 67 Beispielsweise Tibbie [406], Uppland. Siehe ferner Malma Södra [369], Uppland; Glasrutati [332], Östergötland. 68 Etwa in Hallunda [341] und Lunda [368], Södermanland, Glasrutan [332], Östergötland. 69 Etwa Spjald [149] mit mehr als 33 oder Bjerg Β [8] mit mehr als 32 Gebäuden. 70 BECKER 1982:67. Eine Ausnahme ist etwa LOMBORG 1973, 1976 für Vadgärd [171]. 71 BECKER 1977:532. 72 L0KEN 1984b.

44

II. Der Hausbau in Skandinavien

üblichen entspricht; sie liegt hier im wesentlichen bei NordwestSüdost. Schweden

Für Schweden liegen noch viel zu wenige Beobachtungen vor, um die Siedlungsstruktur beleuchten zu können. Dazu kommt, daß mit ganz wenigen Ausnahmen keine Nebengebäude zu einem Wohnkomplex gefunden wurden. Einer dieser Fälle ist Apalle [310] in Södermanland, wo Vorratshäuser gegraben sind. Hier ist auch bereits die Rede von „Dorfstruktur" 73 . Im Fall von Fosie IV [328] dagegen vermuten die Ausgräber nach dänischem Muster eher eine Einzelhofbebauung, die während der Jüngeren Bronzezeit den Standort in einem bestimmten Umfeld immer wieder wechselt74. 3. Vorrömische Eisenzeit Bis zum Ende der Bronzezeit verändert sich das Langhaus in Zweiständerbauweise nicht, doch zum Beginn der Eisenzeit hin manifestiert sich eine Reihe von konstruktiven Neuerungen: der Grundriß gibt die charakteristische Rundung der Giebelseiten auf zugunsten einer rektangulären Fläche mit gerundeten Ecken. Die Gebäude werden allgemein schmäler bei etwa gleichbleibender Breite des Mittelschiffs; damit ändert sich die Verteilung des Dachgewichts ein wenig. Die Eingänge werden anders konstruiert. Erstmals treten in weiterer Verbreitung unterschiedliche Formen einer Außenwandisolierung auf. Diese Neuerungen sind am eindeutigsten in Dänemark zu beobachten; die Zahl der publizierten Hausfunde in Norwegen und Schweden reicht nicht aus, um für den Zeitabschnitt der Vorrömischen Eisenzeit überregionale Gemeinsamkeiten festzustellen.

73 ULLfiN 1988:18. 74 BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1983b:153. Siehe S. 57.

3. Vorrömische Eisenzeit

α. Wohn- und

45

Wirtschaftsbauten

Dänemark In der Übergangsphase zur Vorrömischen Eisenzeit (Periode I a) finden sich noch rundgiebelige Langhäuser mit zum Teil eingezogenem Eingang, jedoch im Gegensatz zur Bronzezeit nun fast ausnahmslos kürzer und mit deutlich erkennbarem Stallteil (Bjerg A XVIII, XIX, Β XVII [8]). Das für die fortgeschrittene Vorrömische Eisenzeit dann typische Langhaus ist ebenfalls kleiner, v. a. schmäler als bisher (durchschnittlich 10-18 χ 5-5,5 m); sein Grundriß ist nun einheitlich rektangulär mit gerundeten Ecken. Damit ändert sich auch die Walmung des Daches: von jetzt an ist ein Walm erschließbar, der unterhalb der Firstlinie aufsetzt und Raum für einen Steilgiebelansatz mit Licht-/Rauchöffnung im Firstdreieck schafft 7 5 . Die Breite des Mittelschiffs bleibt unverändert; insgesamt stehen die Dachpfosten immer noch sehr nahe an den Außenwänden. Der zum Teil steingeflieste Queraufschluß von etwa 1 m Breite wird in der Wandflucht nicht mehr eingezogen. Die Türpfosten selbst zeichnen sich in der Wandlinie ab; sie sind tiefer eingegraben als Wandpfosten. Die stabilisierende Wirkung der bronzezeitlichen Rundgiebel wird hier alternativ durch verbesserte Tragfähigkeit der Wände ersetzt: durch eine Verstärkung der Langseiten, im Lauf der Vorrömischen Eisenzeit realisiert nach zwei verschiedene Prinzipien. An westjütischen Gebäuden läßt sich eine Form dieser Wandverstärkung dokumentieren. Dort wird in Periode I der Vorrömischen Eisenzeit die Wandlinie in der Regel verdoppelt: außerhalb des Wandgräbchens bzw. der Pfostenlöcher einer kräftigen Flechtwand mit verstärkten Eckpfosten findet sich eine weitere Reihe massiver Pfostenlöcher. BECKER unterscheidet in Grontoft [46] zwei Phasen 76 : eine ältere, bei der die Pfostenlöcher in größerem Abstand zueinander 0,7-1,8 m weit von einem flacheren Wandgräbchen entfernt sind (Areal O u n d eine jüngere, in der diese Pfostenlöcher eng nebeneinander in 20-30 cm Abstand nahe des eigentlichen, nun tiefen Wandgräbchens stehen (Areal D und E). Rekonstruiert werden diese äußeren Pfostenspuren als senkrechte 75 Im Grundriß ist dies aus den ungleichen Abständen der Wandpfosten vom letzten Dachpfostenpaar vor dem Giebel ersichtlich (HERSCHEND 1987:25, Abb. 2). Eine Rekonstruktionszeichnung findet sich beispielsweise bei NÄSMAN 1983:203. 76 BECKER 1972a:86.

46

II. Der Hausbau in Skandinavien

Stützen eines weit überstehenden Walmdaches 7 7 . Hier ist die isolierende und die tragende Funktion der Wand also voneinander getrennt (Bjerg Β [8], Klegod [78]7S, Grentoft, u. a. A XVIII, Β II, IX-XI, C XI, Ε VIII, V, G VI [46], Nybro VII [108], Gerding Hede I [51 ], Dankirke VIII [20], Jegstrup 1, 7, 8 [71]). Die Raumfläche zwischen den Innenwänden ist in diesen frühen Gebäuden mit 7 bis 10 χ 3,5-4,5 m etwas kleiner als im jüngeren „Normalhaus". Zugunsten einer nur mehr einzeiligen Wand wird diese Sonderkonstruktion gegen Ende der Vorrömischen Eisenzeit I aufgegeben (Hodde [63], Grentoß B, C, Ε [46], Troldtoft [165], Sarup [132], Breumbanke [12], Dalshej E, F, G [19], Malle Degnegärd Α, Ν [96], Omgärd-Sig [117], Sig [136], Grenbjerg Skole [44], Kraghede [79], Dankirke VIII [20], Hesselagergärd [61], Hvolris [66], Dejrup [21], Krogstrupgärd [80], Nykser 0st [110], Fredbjerg [35], Hedegard I/II, Haus III [53], Nr. Farup [107], Hjemsted Bänke [62]). Doch auch dann lassen sich stabilisierende Maßnahmen nachweisen, nun nach einem anderen Prinzip: belegt sind kräftige Spaltbohlen oder eckig behauene Bohlen als Wandpfosten in einer Flechtwandkonstruktion, die zudem noch überwiegend in Wandgräbchen gesetzt wird. Für ein- und denselben Bau kann aber auch die eine Hälfte mit einzeln gegründeten Pfosten, die andere - meist der Stallteil mit Pfosten in Wandgräbchen konstruiert sein. In einem Fall scheinen große Steinblöcke im Fundamentgräbchen auf eine Bauweise hinzudeuten, bei der die Wandelemente auf einem Holzsockel stehen - ein avanciertes Konstruktionselement, das in nennenswertem Ausmaß sonst erst seit der Jüngeren Eisenzeit auftritt 79 .

77 BECKER 1982:60f. Das früheste Auftreten dieser Konstruktion ist für das Ende der Jüngeren Bronzezeit in Fragtrup [34] belegt, wo ein Wohnstallhaus schon den Grundriß der Vorrömischen Eisenzeit zeigt, aber noch den leicht eingezogenen Eingangsbereich aufweist. Die von H. ANDERSEN 1951 vorgeschlagene Lösung, derartige Grundrisse als „spxndhus" mit schrägstehenden, vom Dachfirst bis außerhalb der Hauswand auf den Boden reichenden Raftern zu rekonstruieren, wurde bereits von HATT (1957:368), später auch S. HVASS (1982a:134) und BECKER (1982:61) mit dem Argument abgelehnt, daß die stets beobachteten schweren Dachpfosten im Hausinneren dann unnötige Bauelemente darstellen würden. 78 Hier konnten hölzerne Boxentrennwände aus nicht entrindetem Rundholz und eine Flechtwand über vier- oder dreikantig behauenen Eichenbohlen von 2 χ 2 bis 3 χ 6 cm Durchmesser nachgewiesen werden (AARUP JENSEN 1987). 79 Malle Degnegärd Ρ [96] (J.N. NIELSEN 1981:66-69). Eine gleichartige Wandkonstruktion soll in Sejlßod [133] vorliegen (siehe S. 50).

47

3. Vorrömische Eisenzeit

In diesen jüngeren Wohnstallhäusern ist der Stallteil geräumiger als zu Beginn der Epoche 80 , sein Boden liegt häufig etwas tiefer als der Wohnbereich. Dort ist der Boden lehmbelegt, im Stallteil nur aus Erde; lokal überwiegend auf die Gegend um Esbjerg in Südwest-Jütland begrenzt, kann der Stallboden zum Teil aber mit Steinpflasterung versehen sein (Roborg 1129],

Spangsbjerg

[148],

Selager [134], Skärup [144]). Die meist recht exakt zentral angelegten, einander gegenüberliegenden Eingänge in beiden Langseiten sind zum Teil durch Trennwände verbunden, so daß ein separater Eingangsraum entsteht; Türschwellen aus Holz lassen sich an der inneren Wandlinie nachweisen. Dies deutet auf einen speziellen einspringenden Türrahmen hin, der seinerseits an den Eingangspfosten befestigt ist 8 1 . Wohn- und Stallteil sind im Durchschnitt etwa gleich groß. Überwiegend im Westteil des Hauses stehen die Pfostenjoche weiter voneinander entfernt; die Feuerstellen liegen stets zwischen dem zweiten und dritten Pfostenpaar. Die bisher aus Glutgruben mit zerbrannten Kochsteinen bestehenden Herdstellen, die an mehreren Stellen des Hauses angelegt waren, entwickeln sich zu ebenerdigen Zentralherden in der Längsachse des Gebäudes 82 . Anders als noch zur Jüngeren Bronzezeit sind sie aufgebaut aus einem Steinpflaster, das mit Lehm verstrichen und zum Teil geometrisch verziert wird. Im Stallteil verkleinert sich der Pfostenabstand: hier sind die Dachpfosten mit Boxentrennwänden aus Holzplanken oder Pföstchen verbunden. Wandspuren zeigen, daß die Boxen ca. 1,2 m lang und 70-80 cm breit angelegt sind; im Durchschnitt ist Platz für 12 bis 24 Tiere vorhanden. H E R S C H E N D verweist darauf, daß besonders die Stallteile mit Walmdächern ohne Licht-/Rauchöffnung gedeckt sind 83 . Wie schon in der Jüngeren Bronzezeit finden sich auch während der Vorrömischen Eisenzeit in Verbindung mit dem Wohnstallhaus im Einzelhof- wie im Dorfbereich 84 Langhäuser ohne Stallteil, kleinere Wohnställe (7-8 χ 5 m) und einfach konstruierst) In Breumbanke [121 ist im Anschluß an den Stall beispielsweise ein separater Raum ohne Boxenspuren nachgewiesen, der möglicherweise als zusätzlicher Futterraum zu deuten ist. 81 HERSCHEND, mündliche Mitteilung. 82 Dahinter wird eine Umstellung in der Art der Essenszubereitung vermutet, etwa weiterentwickelt in Spezialgefäßen über offenem, nur bei Bedarf entzündetem Feuer (BRUUN & FINNUR J0NSSON 1909:304f). 83 HERSCHEND 1987:24, Abb. 1. 84 Siehe S. 56.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

te, einräumige Vorratshäuser mit Lehmboden und Lehmflechtwand. Dazu kommen andere Nebengebäude von durchschnittlich 4-7 χ 3-5 m Grundfläche zum Teil mit Giebeleingängen, ferner k l e i n e V i e r p f o s t e n s p e i c h e r (Sig [136], Vangeledgärd [173], Moesgärd Golfbane

Hodde [63], Grentoft A [101]). I n e i n e m T e i l

[46], von

Wirtschaftsbauten der frühen Vorrömischen Eisenzeit ruht das Dach auf Firstpfosten; diese Häuser sind mit 2,5-3 m sehr schmal 8 5 . Die Funktion der Nebengebäude ist meist nicht erschlossen; eine Ausnahme bildet etwa der außerhalb der Dorfumzäunung von Hodde gelegene Bau XXXII, der anhand von Fundgegenständen und Lage als Schmiede identifiziert wurde 86 . Aufgrund der erhöhten Fundfrequenz manifestieren sich in Dänemark mit der Vorrömischen Eisenzeit erstmals lokal deutlicher unterscheidbare Haustypen. Angepaßt an die ungünstigen klimatischen Verhältnisse in Westjütland und Himmerland, seltener auch an weiter südlich liegenden Küstenstrichen Jütlands, besteht die Wand bei sonst baugleichen, wenn auch etwas kürzeren Wohnställen (6-12 χ 6,5 m) und Nebengebäuden aus einer Holzkonstruktion meist in Form von massivem Lehmflechtwerk in Wandgräbchen 87 , von außen mit einer zusätzlichen Isolationss c h i c h t a u s S o d e n v e r s e h e n (Tolstrup [160], Gwnvang [47], 0ster Lern Hede [186], Lynggärd [94], Borremose [10]). D i e s e b e s o n d e r e

Bauvariante bei Wohn- wie Wirtschaftsgebäuden ist als Schutz der eigentlich tragenden Wand vor Nässe zu verstehen; gleichzeitig ist das Westküstenklima Voraussetzung dafür, daß die Soden nicht zu schnell austrocknen und an Masse verlieren 88 . Vor allem in Himmerland liegen sie in einigen Fällen auf einem breiten Steinsockel. Anstelle einer Sodenwand sind auch lediglich niedrigere Sodenwälle vor einer derartigen Holzwand denkbar 89 , denn die isolierende Schicht konnte bisher nur bis max. 70 cm 85 Gwntoft HI, Η II [46] (BECKER 1982:63). 86 S. HVASS 1982a:52f, 168-170. 87 In älterer Literatur immer wieder beschriebener Lehmverputz direkt auf der Innenseite der Sodenstücke ist nach S. HVASS (1985a:119) auf ungünstigen Bewahrungszustand bzw. auf die Grabungstechnik zurückzuführen. Daß der Lehmverputz über dem Flechtwerk augenscheinlich auch fehlen kann, dokumentieren die Befunde von Selager 1134]. Dort ließ sich ferner zeigen, daß der Lehmbelag des Fußbodens ein wenig auf die Flechtwand hochgezogen wird (KNUDSEN & RINDEL 1989:7). 88 TRIER 1969:73. 89 HATT 1957:365, KLINDT-JENSEN 1957:41, S. HVASS 1982b:191.

3. Vorrömische Eisenzeit

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Höhe nachgewiesen werden, bei einer Breite von 0,5 bis 1,3 m 9 0 . Die länglichen Sodenstücke sind 20-40 cm breit und liegen mit der Schmalseite zur Wand; im Bereich der Hausecken sind sie keilförmig zugeschnitten und fächerartig ausgelegt 91 . Der Eingangsbereich im Durchbruch des Isolationswalles ist häufig mit Lehmboden versehen oder mit Geröll gepflastert, zum Teil mit Fischgrätmuster. Er wird durch je zwei Pfostenpaare an Innen- und Außenkante der Sodenwand markiert. Auffällig ist, daß sich die Doppelpfosten der Dachträger hier etwas näher an der Innenwand befinden als in unisolierten Lehmflechtwandhäusern; dies verweist auf eine geringere Tragkraft der Wände 9 2 . Darum werden die Sodenwälle auch als wandstützende Elemente angesehen 9 3 . J. LUND & NIELSEN wie S. HVASS94 deuten die beobachteten Steinsockel einiger Grundrisse innerhalb der Wälle als Indiz eines Schwellenunterbaus für eine Holzwand, möglicherweise in Stabbauweise. Diese Konstruktion wäre dann als Mittel zur Erhöhung der Tragfähigkeit der Hauswände zu interpretieren. In einigen Fällen haben sich Spuren einer Dachdeckung aus Soden erhalten 9 5 . Das damit sehr hohe Dachgewicht macht ebenfalls weiter auseinanderstehende Dachpfostenreihen notwendig. Herdstellen aus Lehmplatten über einer Steinpackung, Lehmboden im Wohnbereich, Erdboden im Stallteil mit Boxentrennwänden aus schweren Planken und lehm- oder kieselbelegte Eingangsräume zeigen die gleiche Funktionsverteilung wie in Langhäusern ohne Sodenwand an. Im Gegensatz zu Regionen mit unisolierten Lehmflechtwandhäusern entwickeln sich im Bereich von Einzelhöfen oder dorfartigen Anlagen in derselben Region seit der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit diachron ortsfeste, zum Teil bis Beginn der Völ90 S. HVASS 1985a:118f, SALEWICZ 1976:65. Derartige Sodenisolierungen waren vom Prinzip her noch zu Anfang des 20. Jhs. in dieser Gegend bekannt, wie bspw. die Photographie Abb. 2:86 in STEENSBERG 1953 zeigt. Für das 19. Jh. läßt sich dort belegen, daß die Sodenwälle speziell nur in den Wintermonaten aufgestapelt wurden (STOKLUND 1986,1987). 91 S. HVASS 1985a:119, KANN RASMUSSEN 1968:140f. 92 HATT 1938:263, S. HVASS 1985a:121. 93 HATT 1957:365. 94 J. LUND & NIELSEN 1984, S. HVASS 1985a:118. 95 In Nerre Fjand XIV 1113] werden verkohlte Holz- und Taureste im Stallteil des Langhauses als Überreste der Dachrafter und der Rafterbefestigung gedeutet (HATT 1957:37). Andere Interpretationen sind jedoch möglich, etwa als eines der seltenen Anzeichen für einen Dachboden (siehe S. 62).

50

II. Der Hausbau in Skandinavien

kerwanderungszeit besiedelte Wohnhügel (dänisch byh0je)96 von 50-125 m Durchmesser und 1-2 m Höhe (Heltborg [56], Vestervig [176]). Zur Hügelbildung trägt bei, daß baufällig gewordene Häuser abgerissen, die Sodenwände untergepflügt werden 97 . Dann erfolgt der Neubau wieder an der gleichen Stelle. Charakteristisch für diese Wohnhügel sind u. a. Drainagegräben für das abfließende Oberflächenwasser rund um die einzelnen Gebäude. Diese besondere Siedlungsform entwickelt sich aber nicht überall dort, wo Sodenisolierung auftritt, wie zahlreiche Einzelgehöfte oder Dorfanlagen ohne Hügelbildung belegen (Malle Hedegärd [97], Skärup Shirbxk

[144], Nerre Fjand XVII, XIV [113]98, Borremose [10], Hede [145], Lundager [90], Älestrup [183], Selager [134]).

Auf den Bereich des östlichen Limfjord beschränkt ist seit Beginn der Vorrömischen Eisenzeit ein weiterer Gebäudetyp: Langhäuser mit vollständig eingetieftem Boden (durchschnittlich 75 cm tief), gleich lang, jedoch mit 5 bis 6 m breiter gebaut als der „Normaltyp" (Sejlflod CL, CR, EA [133]). Ein Stallteil mit Boxenwandspuren ist nicht durchgehend zu beobachten. Die eingetieften Eingangsbereiche weisen Besonderheiten auf: sie können mit einem gangartigen Windfang versehen sein, der von der nach außen vorspringenden Längswand gebildet wird; später findet sich hier nur ein Steinpflaster. Konstruktionsmäßig weicht dieser Haustyp mit seinen Pfostenwänden in Wandgräbchen kaum vom Gewohnten ab, unter Umständen lassen sich hier ebenfalls Schwellenkonstruktionen wohl für Stabbau nachweisen". Obwohl ein Teil dieser Gebäude in die frühe Vorrömische Eisenzeit datiert, fehlt hier die bei nicht eingetieften Häusern übliche Wandverdopplung der Periode I100. Das Mittelschiff der Bauten ist ähnlich breit wie bei gleichalten, nicht eingetieften Sodenwandhäusern; eventuell kann im Eingraben der Häuser eine andere Variante der Wandverstärkung gegen den Seitenschub eines

96

In einem Fall ist hier die kontinuierliche Besiedlung eines derartigen Wohnhügels bis in die Jüngere Bronzezeit zurück gesichert (Heltborg [56], BECH 1985:133). 97 S. HVASS 1985a:119. 98 Auch hier findet sich der leicht eingetiefte Stallboden. 99 J.N. NIELSEN 1987. Diese Konstruktion ist gesichert für die etwas jüngere Siedlung von Overbygärd [120] mit gleichermaßen eingetieften Wohnbauten; dort fanden sich in der zu den Häusern gehörenden Kelleranlage BRF 12-15 cm breite Eichenplanken als Wand (siehe S. 73). 100 Siehe S. 45.

3. Vorrömische Eisenzeit

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schweren Daches gesehen werden, oder aber es spiegelt sich hier eine alternative Lösung des Isolierungsproblems 101 . Zur jüngsten Stufe der Vorrömischen Eisenzeit hin werden die Wohnbauten aller genannten Typen generell länger, der Durchschnitt liegt nun bei 12-22 χ 5-6 m Grundfläche. Auffällig ist, daß der Grundriß zumindest der größten Langhäuser dabei leicht konvex wird (Hodde I [63], N0rre Fjand XIV [113], Malle Degnegärd [96], Sejlflod [133]). Diese Veränderung wird mit einer so besonders effektiven Absteifung der tragenden Wand erklärt 1 0 2 . Das Hausinnere ist in diesen Gebäuden zum Teil in mehr als drei Räume aufgeteilt, was außer durch Trennwandspuren auch aufgrund der Verteilung von Herdstellen und Fundgegenständen, aufgrund von konstruktiven Details wie etwa Eingangspfosten, aber auch anhand von Belag oder Phosphatgehalt des Bodens festgestellt werden kann 103 . Von etlichen Fundorten sind spezielle Kelleranlagen der späten Vorrömischen Eisenzeit und der Älteren Römischen Eisenzeit bekannt geworden. Sie sind später gesondert behandelt. Norwegen

Ähnlich den Verhältnissen der Bronzezeit liegen auch jetzt noch viel zu wenige Hausgrundrisse vor, um bestimmte Typen herausarbeiten zu können. Abgesehen vom nur hier sehr häufig auftretenden Giebeleingang lassen sich so kaum Gemeinsamkeiten finden. Rundgiebelige Bauten treten jedenfalls auch in Norwegen nicht mehr auf. Die Größenverhältnisse stimmen in etwa mit den dänischen Funden der frühen Vorrömischen Eisenzeit überein; die Häuser sind also im Durchschnitt kürzer und etwas schmäler (9-11 x 4-6 m) als in der vorangegangenen Epoche. Im windexponierten Westteil Rogalands - deutlich wieder Forschungsschwerpunkt - sind giebelseitig aufgeschlossene Holzhäuser mit einer Innenwand in Wandgräbchen erhalten, die außen mit Stein und Soden verkleidet ist (Smähaugane 1, 2 [273], Havodl [223]). Wahrscheinlich laufen diese isolierten Gebäude bis in die ausgehende Vorrömische Eisenzeit hinein 104 . Sie gehören zu einer besonderen Siedlungsform, die während der gesamten Eisen101 J. LUND 1984:72. 102 O. OLSEN & SCHMIDT 1977:129. Der konvexe Grundriß hat demnach nichts mit erhöhtem Platzbedarf zu tun, wie H. SCHMIDT (1973:59) und CAPELLE (1969:256) vermuten. 103 Vergleiche dazu besonders MYHRE 1980, Kapitel 6-8. 104 MYHRE 1980:105,107,114.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

zeit in Norwegen zu beobachten ist: den ringförmigen Anlagen 1 0 5 . Die Art der Isolierung dieser Häuser wird den Hausbau v. a. der Küstenregion Norwegens bis über die Eisenzeit hinaus prägen. Wie in Jütland sind die Wohnhäuser des südwestlichen Landesteils damit den Klimaverhältnissen angepaßt, nur findet hier neben Soden auch Stein Verwendung: die aus Holz oder Flechtwerk gebauten Innenwände werden im wind- u n d regenreichen Küsten- u n d Fjällgebiet gegen Nässe u n d Verrottung isoliert, nicht so in den waldreichen Gebieten des Inlandes 1 0 6 . Möglicherweise spielen aber noch andere Faktoren eine Rolle, da Gebäude mit Stein-/Sodenwällen zwar bevorzugt im küstennahen Bereich anzutreffen sind, umgekehrt aber - im gesamten skandinavischen Raum betrachtet - nicht alle Bauten an der Küste zusätzlich isoliert sind 1 0 7 . So ist in Rogaland auch der fragmentarische G r u n d r i ß eines Gebäudes ohne S t e i n - / S o d e n w a n d erhalten, in Form einer deutlich konvexen D o p p e l p f o s t e n r e i h e (Forsandmoen 57a [204]). Die Struktur wird überlagert von einem jüngeren Bau, der allem Anschein nach ein Charakteristikum aufweist, das seit der Jüngeren Bronzezeit bekannt ist: ein Wandgräbchen m a r k i e r t n u r eine H ä l f t e d e s G e b ä u d e s (Forsandmoen 57b [204P08). Eine ähnliche Gräbchenstruktur, in diesem Fall mit Spuren von W a n d p f o s t e n , Lehmflechtwerk u n d Soden ist in Stavnheim 1277] aufgedeckt worden. Allerdings sind ihre Seiten stark konvex, so daß hier auch ein Vertreter der hufeisenförmigen Bauten mit Giebeleingang vorliegen könnte, die in Rogaland seit der Älteren Bronzezeit bekannt sind 1 0 9 . In abgelegenen Hochfjälltälern Rogalands w e r d e n kleinere rektanguläre Bauten (Mjelhus [245]) mit sehr nahe der Außenw a n d aufgestellten Doppelpfosten als nur saisonal bewohnte Unterkünfte gewertet 1 1 0 . Die Mauer besteht aus einem bis 1 m breiten Steinwall, eine innere Holzkonstruktion w u r d e nicht beobachtet. 105 Siehe S. 64f. 106 MYHRE 1980:164f. 107 KLINDT-JENSEN 1955:977. Vergleiche etwa die Häuser auf Bornholm und in dieser Arbeit nicht behandelt - die unisolierten Lehmflechtwandbauten der ausgehenden Völkerwanderungszeit von Eneborg, Saltviks sn., Aland (HACKMAN 1941). Soziale oder wirtschaftliche Unterschiede als Ursache für die andersartige Bauweise erwägen L0KEN 1983:89 und NÄSMAN 1984: 81.

108 Auch Forsandmoeti VII 1204] weist dieses Charakteristikum auf (s. L0KEN 1987a, Abb. 3). Siehe S. 46. 109 L0KEN 1987a:158. Siehe S. 40. 110 SKJ0LSVOLD 1970b:69.

3. Vorrömische Eisenzeit

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Das Dach ist sodengedeckt. Die Eingänge liegen im Giebel, nicht in den Langseiten. Die auffällige scheinbare Fundleere in Ostnorwegen wird darauf zurückgeführt, daß hier Holzbauten ohne zusätzliche isolierende Schicht üblich gewesen sein könnten, die keinerlei Spuren im Boden zurückgelassen haben 111 . Nur aus 0stfold ist ein rektangulärer Flechtwandbau mit >20 χ 6 m Grundfläche ohne direkt nachweisbaren Stallteil bekannt (Opstad 1260]). Die Wandpfosten stehen in Fundamentgräbchen; eine zentrale Herdstelle liegt auf dem Lehmboden - nun nicht mehr in Form einer einfachen Grube, sondern einer Lehmplatte mit zusätzlicher Aschengrube. Hier findet sich der in Dänemark zeittypische doppelseitige Queraufschluß. Aus dem Norden Norwegens sind nur die unsicher datierten Rektangulärbauten von Hellarvikjx I [217] u n d Resnesvalen I [263] in Nordland hier zu nennen. Die Grundfläche ist angeblich in drei Schiffe geteilt; das Mauerwerk besteht - typisch für die Region - aus Soden über einem Sockel aus Feldsteinen. Bemerkenswert und für diese Epoche ohne Parallele sind große, kantgestellte Steinplatten an Teilen der Mauerinnenkante. Spuren einer inneren Holzwand wurden nicht beobachtet. Die Eingänge liegen nahe einer Hausecke, der Boden innen ist zum Teil steingefliest. GJESSING hat beide Gebäude aufgrund ihrer Höhenlage über dem Meeresspiegel und nach Kleinstfunden von Eisenfragmenten frühestens in die Vorrömische Eisenzeit eingeordnet 1 1 2 . Doch weichen die angeblichen Doppelpfostenreihen durch ihre Unregelmäßigkeit stark vom sonst zu beobachtenden Bild ab. Dazu kommt, daß die Herdstellen in beiden Gebäuden augenscheinlich aus Feuerstelle - in Hellarvikjx I sogar mit kantgestellten Steinplatten zur Begrenzung - und Glutgrube bestehen; diese Kombination ist in Norwegen frühestens seit der Völkerwanderungszeit gesichert 113 . Demnach wären die genannten Bauten eher später zu datieren, unter Umständen nur in der Funktion als Nebengebäude.

111 HAGEN 1953:201, MYHRE 1982c:108. 112 GJESSING 1943:136. 113 Siehe S. 102.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Schweden

In Schweden sind so wenige Hausüberreste dieser Epoche beschrieben, daß Charakteristika einzelner Regionen nicht erkennbar sind. Insgesamt können die Grundrisse nicht mit dem dänischen „Normtyp" verglichen werden: Stallabteilungen sind beispielsweise nicht nachweisbar 114 , die Wohnbauten scheinen breiter und länger als in Dänemark (>20 χ 6-8 m). In den Übergang von der Jüngeren Bronzezeit zur Vorrömischen Eisenzeit datiert das Fragment eines Gebäudes in Hailand mit Wandpfostenspuren in Wandgräbchen, ähnlich wie in Dänemark noch mit dem gerundeten Giebel der vorangegangenen Epoche (Västra Änghagen [413]). Spuren von Dachstützen sind hier nicht erhalten, ebensowenig eine Andeutung der Funktionen dieses Baus. Der Typ des Langhauses mit verdoppelter Wandlinie der frühen Vorrömischen Eisenzeit ist angeblich mit einer Fundstelle in Södermanland vertreten 1 1 5 , doch scheint hier anstelle der Dachstützen eine zusätzliche Wand in Ständerbohlenkonstruktion außerhalb des eigentlichen Flechtwerks errichtet zu sein (Turinge 165, Haus III [410]). Diese Bauweise spricht zusammen mit den streng rechtwinkligen Ecken, den Dachpfosten im Giebel und dem schmalen Mittelschiff jedoch eher gegen eine Einordnung in die Vorrömische Eisenzeit. Pauschal in die Vorrömische Eisenzeit datiert sind einzelne rektanguläre Gebäude in Schonen und Östergötland mit um einzeln eingegrabene Pfosten errichteter Lehmflechtwand, die dem in Dänemark so klaren Typhaus noch am ehesten entsprechen (La. Köpinge 6:20 [358], Glasrutan

C [332], Hörtegärden

[346]).

Wie

in Dänemark sind auch hier im Fall eines längeren Gebäudes der späten Vorrömischen Eisenzeit die Wände leicht konvex 116 . Nebengebäude sind bisher nicht beschrieben. 114

115 116

Unter Umständen verbirgt sich ein Stallabteil hinter der dichteren Pfostenstellung d e s wohl in d i e Vorrömische Eisenzeit z u datierenden Gebäudefragments v o n Nyby/St. Köpinge 21:25 [373], Schonen, von d e m nur die Doppelpfosten bewahrt sind (M. LARSSON 1987). Zu erwähnen sind für diese Epoche auch die erst in einem Vorbericht genannten rektangulären Wandpfostenbauten mit gerundeten Ecken von Skottorp 1394] Halland (ARTELIUS 1986). V o m Ausgräber nicht datiert, sondern lediglich von der Proportion her in dieser Epoche eingeordnet. La. Köpinge 6:20 [358].

3. Vorrömische Eisenzeit

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Nur mit großem Vorbehalt sei hier eine weitere Konstruktionsvariante vorgestellt, die in jüngster Zeit in Uppland bekannt wurde 1 1 7 . Gestützt auf C 14 -Datierungen hat K. ANDERSSON 1 1 8 Gebäude in die jüngere Vorrömische Eisenzeit gestellt, die in Blockbauweise errichtet worden sein sollen (4-5 x 5-6 m), angelegt auf Stein- oder Holzsockeln (Tibbie [406]). Indizien dafür sind v. a. Reste von Lehmverputz mit dreikantigem Querschnitt. Üblicherweise ist diese Bautechnik erst mit der ausgehenden Wikingerzeit sicher nachweisbar 1 1 9 , doch glaubt der Ausgräber, v. a. in Kammergräbern der Eisenzeit frühe Hinweise auf Blockbauweise zu finden 1 2 0 . Die angeführten Belege sind jedoch nicht als absolut eindeutig zu bezeichnen, also auch nicht als Beweis für ein so frühes Auftreten des Blockbaus in Skandinavien zu werten - häufig handelt es sich ζ. B. um eckverkämmte Planken, nicht um Balken oder Stämme. Der größte dieser sogenannten Blockbauten ist über einer ca. 2 χ 3 m messenden Grube angelegt, die als Kellerraum gedeutet wird. Kelleranlagen dieser Art - wenn auch häufig ungeklärter Funktion - haben zeitgleiche Gegenstücke in Nordjütland seit Ende der Vorrömischen Eisenzeit 121 - allerdings nicht in einer parallelisierbaren Form, und zudem nie im Hausinneren. Tibbie betreffend sprechen der vermutete Holzboden und ein als Eckfeuerstelle gedeutetes Steinfundament in der jüngsten Phase des Baus ganz deutlich gegen so frühe Datierung; zumindest wird fraglich, ob Keller und oberirdischer Bau tatsächlich gleichalt sind. b.

Gehöftstruktur

Mit der Vorrömischen Eisenzeit verdeutlicht sich zumindest in Dänemark das Bild von Siedlungsgemeinschaften. Eine kontinuierliche Entwicklung von der Einzelgehöftgruppe der Bronzezeit zur frühen eisenzeitlichen Dorfstruktur ist dabei teilweise zu beobachten 122 . 117 Bisher liegen jedenfalls keine Fundparallelen vor. Verwiesen sei jedoch auf die Schwellenkonstruktion in einigen der sodenisolierten Gebäude Nordjütlands (siehe S. 46), deren primär als zeituntypisch geltendes Auftreten sich nach und nach bestätigt. 118 K. ANDERSSON (1989). 119 Siehe S. 196. 120 K. ANDERSSON 1989. 121 Siehe S. 73f. 122 Spjald [Ί49], Bjerg [8] (BECKER 1980:137).

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Dänemark Während die Jüngere Bronzezeit, wenigstens den bisherigen Grabungsbefunden zufolge, keine sicheren Dorfanlagen kennt, werden jetzt in Dänemark Gehöfte in dorfartiger Konstellation angeordnet; die Gebäude einer unterschiedlich großen Anzahl von Höfen liegen dabei in Reihen (Grentoß Β [46], Sejlßod [133], Hjemsted Bänke [62]). Die Befunde von Sarup [132] und Drengsted [24] zeigen, daß der Abstand der einzelnen Gehöfte im Dorf oder Weiler voneinander dabei relativ groß, eine Zuordnung zu Einzelhof oder Dorf also grabungsabhängig sein kann 123 . Pro Gehöfteinheit sind neben den Wohnbauten nun auch durchgehend Wirtschaftsgebäude belegt, während der älteren Vorrömischen Eisenzeit durchschnittlich je ein, später auch zwei Gebäude. Die Häuser stehen parallel oder - seltener - im Winkel zueinander (Hodde [63]). Ihre Funktion ist nicht erschlossen. Seit Periode II können die Höfe eines Dorfes von einer gemeinsamen Einfriedung in Form eines Palisadenzauns umgeben sein (Grentoft A [47], Borremose [10]). Die Einzäunungen werden heute weniger als Verteidigungsanlagen denn als Abgrenzung von Weideland und zum Fernhalten des Viehs angesehen 124 , doch lassen die häufig schweren Palisaden und eine zumindest für Hodde nachgewiesene Zaunhöhe von 1,8 m auch beide Deutungen zu 1 2 5 . In Grentoft und Hodde ist zu beobachten, daß sich während des jüngeren Abschnitts der Vorrömischen Eisenzeit der Abstand zwischen den Gehöften verkleinert; die Stallabteile werden generell größer. Die Dorfanlagen weiten sich aus; Hodde beispielsweise umfaßt zur Zeit seiner größten Ausdehnung in Periode III ca. 27 Gehöfte mit mehr als 50 Bauten; Grentoft Α während Periode II gerade 5 Höfe. Die Hofgebäude sind nun nicht mehr nur lose in Reihen ausgerichtet, sondern um einen offenen Platz oder einem Weg entlang gebaut (Hodde [63], Grentoft A [46], Tolstrup [160]). Hervorzuheben sind die kieselgepflasterten Verbindungswege zwischen den sodenisolierten Gebäuden der Anlage von Selager [134], die später während der Älteren Römischen Eisenzeit sogar typisch werden für die Region Südwest-Jütlands, wo dieser Haustyp auftritt 126 . Innerhalb der Dorfumfriedung Hoddes finden sich nun auch die einzelnen Höfe umzäunt; sie sind 123 124 125 126

15-115 m (BECKER 1982:68, 1983:8). BECKER 1968b:76, HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:117. J.LUND 1988:163. KNUDSEN & RINDEL 1989:8.

3. Vorrömische Eisenzeit

57

d a m i t als selbständige W i r t s c h a f t s e i n h e i t e n i n n e r h a l b einer Dorfgemeinschaft charakterisiert. Soziale Differenzierungen beginnen sich von n u n an zu manifestieren 1 2 7 : einmal in der unterschiedlichen Größe der Stallabteile 128 oder in ihrem Fehlen, d a n n aber auch in der Anlage jeweils eines besonders großen Hofareals innerhalb des Dorfs (Hodde, Anlage 1 [63], Bjerg Β XVII [8]). Separate Abgrenzungen lassen sich daneben auch für einzeln steh e n d e Gehöftgruppen mit Haupt- u n d N e b e n g e b ä u d e n von zwei bis drei gleichzeitigen H ö f e n belegen, die insgesamt in ihrer Verbreitung gegenüber den Dorfanlagen noch wenig erforscht sind (Grenbjerg Skole 144], Sig [1361, Krogstrupgärd [80]). Zu betonen bleibt, d a ß die Dörfer untereinander von Hausanzahl, Einfriedung, H a u s p l a z i e r u n g etc. nicht einheitlich sind, a b h ä n g i g u. a. von wirtschaftlichen Faktoren, etwa von der Lage zur Küste oder der Bedeutung von Ackerbau oder Viehzucht je nach Art der Bodengüte bzw.der Größe des v o r h a n d e n e n Wirtschaftsareals 1 2 9 . Siedlungen werden während dieser Epoche gewöhnlich inmitten wirtschaftlich nutzbaren Landes angelegt 1 3 0 . Abhängig von der Bodenqualität, vom Verhältnis bebauten Lands zu Weidefläche u n d von der Menge anfallenden Düngers, d. h. von der Anzahl aufgestauten Viehs, müssen Siedel- u n d Anbauflächen in unterschiedlichen Z e i t r ä u m e n 1 3 1 u m g e l e g t w e r d e n , u m einer z u einseitigen Bodenbeanspruchung vorzubeugen - die Dörfer beginnen zu w a n d e r n 1 3 2 . Beim Niederbrennen der alten, baufällig gewordenen Ansiedlung 1 3 3 fällt dann gleichzeitig Nährstoff f ü r künftiges Ackerland an. Die Dorfanlagen bleiben bei ihren Wanderbewegungen im Lauf der Zeit auf eng begrenztem Areal, weil einmal gerodete u n d bebaute Wirtschaftsflächen nicht vollständig 127

128

129 130 131 132

133

BECKERS Beobachtungen in Bjerg Β [8] machen wahrscheinlich, daß besonders große Höfe bereits in der frühen Vorrömischen Eisenzeit existieren (1983:12-14). Von 6-8 bis zu 14-16 Tiere beispielsweise in Grentoft Β 146] (HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:116). In Hodde 1631 handelt e s sich um Platz für 14-16 b z w . 18-20 Tiere, im größten Hof d a g e g e n für 22-30 Tiere (S. HVASS 1988a:55f). LEWIS 1985. DONAT 1987:181. L.C. NIELSEN 1982b:138. Grgntoft [46] ca. 30 Jahre, Hodde [631 ca. 100-150 Jahre (S. HVASS 1980b:180). Beobachtet sind diese Bewegungen bisher im jütischen Bereich. Eine der wenigen Ausnahmen sind die nachweisbaren Verlagerungen des Einzelgehöfts von Torstorp Nerreby [161] auf Seeland (R0NNE 1986). PORSMOSE 1988:229.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

neu erschlossen werden müssen, und weil wirtschaftlich nutzbares Areal zumindest seit den Jahrhunderten um die Zeitenwende nicht mehr im Überfluß zur Verfügung steht 134 . Anders liegen die Verhältnisse für die Wohnhügel Nordjütlands: sie sind im Bereich fetten Lehmbodens angesiedelt 135 ; die Bodenbonität ermöglicht in diesen Regionen eine ortsfeste Siedlungsform, die auf den leichteren Sand- und Grusböden Jütlands nicht denkbar ist 136 . Zudem ist die Besiedlung mit nur 1-2,5 k m Abstand zwischen den Wohnhügeln so dicht, daß nicht genügend Areal zur Neuanlage von Siedlungsflächen zur Verfügung steht 137 . Zu vermuten ist aber, daß Wohnhügel auch außerhalb Jütlands auftreten; bisher ist dies n u r für Bornholm nachweisbar 138 . Die v. a. während der Römischen Eisenzeit zu beobachtende Häufung von Wohnställen in generell längeren Gebäuden im östlichen Teil Thys läßt dabei auf unterschiedliche Wirtschaftsformen innerhalb der Wohnhügelsiedlungen schließen 139 . Norwegen

Für Norwegen fehlen aufgrund der Grabungssituation bisher Erkenntnisse zur Struktur von Gehöftanlagen der Vorrömischen Eisenzeit. Lediglich für Forsandmoen [204] in Rogaland scheint sich zu bestätigen, daß eine dorfartige Struktur erstmals auch in Norwegen nachweisbar ist, die zudem wandert, wie es von Dänemark bekannt ist 140 . Für diese Epoche liegt eine eher weilerartige Gruppierung dreier Hofgruppen mit je zwei bis drei Häusern vor; die Einheiten sind mehrere 100 m voneinander entfernt. Einzelne Wandpfostenreihen werden dabei als Spuren von Nebengebäuden interpretiert. Schweden

Auch mit der Vorrömischen Eisenzeit reichen die Grabungsbefunde noch nicht aus für eine Beschreibung der Gehöftstruktur. Anders als die ersten Anzeichen der Jüngeren Bronzezeit 141 lassen sich für die Vorrömische Eisenzeit Hofakkumulationen, die als 134 135 136 137 138 139 140 141

HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:136 mit weiteren Literaturverweisen. S. JENSEN 1977:68f. L. HVASS 1980:32f. S. JENSEN 1979:28. Sorte Muld [147] (VEB/EK 1988:26). S. JENSEN 1977. L0KEN 1984b. Siehe S. 44.

3. Vorrömische Eisenzeit

59

Dorfstrukturen zu deuten wären, bisher nicht nachweisen, ebensowenig Wanderbewegungen im Gehöftbereich 142 . 4. Ältere Römische Eisenzeit Wieder ist Dänemark das Land, in dem am deutlichsten zu belegen ist, wie sich der Hausbau noch in Tradition der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit weiterentwickelt. Für die übrigen skandinavischen Länder beginnen sich einzelne Haustypen etwas klarer abzuzeichnen; überregionale Zusammenhänge lassen sich jedoch mit sehr wenigen Ausnahmen auch jetzt nicht feststellen, abgesehen von einzelnen konstruktiven Merkmalen. Dazu gehört beispielsweise eine deutlicher sichtbare Funktionsaufteilung des Wohnstallhauses in mehr als zwei Räume und Anzeichen einer zusätzlich verstärkten Wandkonstruktion bei gleichzeitig schwächerer Fundamentierung. a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark

Im Prinzip unverändert wird das dänische „Normalhaus" 1 4 3 in die Ältere Römische Eisenzeit übernommen. Einige Neuentwicklungen sind jedoch zu beobachten: die Gebäude werden etwas länger gebaut; der zu Ende der Vorrömischen Eisenzeit v. a. bei größeren Häusern mit erhöhter Raumzahl auftretende konvexe Grundriß findet sich jetzt sehr häufig auch beim kleineren Wohnstallhaus aller lokal abgrenzbaren Gruppen. Neu sind Wandverstärkungen in Form doppelt gesetzter Wandpfostenreihen, v. a. im Bereich der Langseiten. Die Flechtwandhäuser Jütlands, nun mit 16-22 m Länge, sind kenntlich an separat oder in Fundamentgräbchen gesetzten Wandpfosten. Vergleichbare Grundrisse finden sich in geringer Zahl auch auf Bornholm, Seeland und Fünen (Hodde [63], Vorbasse [181], Runegärd

1, 2 [130], Grenhedens Mark [45], Dalshej C, D

[19], Tved [167], Stalmosegard [154]). Innerhalb dieser Epoche sind Wandpfosten aber generell schlecht erhalten; häufig finden sich vom Hausgrundriß nur Spuren der tief gegründeten Dachpfosten bewahrt. Die Wand wird also nicht so tief verankert, muß aber bei 142 TESCH 1983b:105. 143 BECKER 1982:56.

60

II. Der Hausbau in Skandinavien

etwa gleichbleibender Breite des Mittelschiffs nicht weniger Dachgewicht tragen. Aus diesem Grund werden unterschiedliche konstruktive Lösungen zur Wandverstärkung eingesetzt: einmal in Doppelreihen gestellte Wandpfosten (Grenhedens Mark 145], Runegärd 1, 2 [130]), zum anderen vermehrt konvexe Langseiten und - nur indirekt anhand der geringen Wandpfostentiefe nachweisbar - Einzüge, die eine Seitenverbindung von den Dachpfosten zu Wandpfosten bzw. Wandrähm schaffen und den Dachdruck nach unten/außen auffangen helfen 1 4 4 - nicht selten läßt sich beobachten, daß Dachpfostenjoche und stärkere Wandpfosten in einer Linie liegen. Einzüge sind wohl auch in Verbindung zu sehen mit der verlängerten Hausfläche und der damit größeren Empfindlichkeit des Hauses gegenüber Winddruck. Ebenso spiegelt die konvexe Grundform an sich eine konstruktive Lösung zur Verbesserung der Stabilität in Querrichtung des Gebäudes. Die Doppelreihe der Dachpfosten läuft dabei der Wandkrümmung parallel; das bedeutet, daß bei gleichbleibender Wandhöhe und Dachneigung auch die Firstlinie einen leicht konvex gekrümmten Verlauf erhält 145 . Im Wohnstallhaus wird die überwiegend im Osten gelegene Stallseite mit den dichter stehenden Pfostenjochen vergrößert; mit Holzwänden abgeteilte Boxen von 1,4 m Breite sind bekannt. Wie zur Vorrömischen Eisenzeit findet sich die Sonderform mit steinbelegtem Stallboden und zentraler Jaucherinne in Lehmflechtwerk- und Sodenwandgebäuden lokal beschränkt überwiegend in Südwest-Jütland in der Gegend um Esbjerg (Kjxrsing [77], V ognsbelj Spangsbjerg Kirkevej [180], Dankirke III, VII [20], Boldesager [9], Sjxlborg II [138], Myrthue [103], Selager [134]). Gewöhnlich besteht der Stallboden jedoch aus Erde, der Boden im Wohnbereich aus Lehm. Über diese Räume hinaus lassen sich im westlichen wie im östlichen Teil des Hauses von jetzt an deutlich zusätzliche Bereiche unterschiedlicher Funktion abgrenzen 146 - so sind nun im Durchschnitt auch mehr als zwei Eingänge vorhanden. Fundamentgräbchen oder erhaltene Sockelreste kennzeichnen den Standort hölzerner Trennwände. Die rundlichen 144 145 146

HERSCHEND 1989:84. Siehe etwa Tafel 47. ZIMMERMANN 1988 hat für den Bereich der „Nordseeanrainerstaaten", darunter auch Dänemark, festgestellt, daß die Innengliederung von Langhäusern mit augenscheinlich festen Regeln von der Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter in gleichartiger Weise erfolgt. Dies gilt sowohl für Raumgröße als auch für Raumabfolge.

4. Ältere R ö m i s c h e Eisenzeit

61

oder rechteckigen Lehmplatten der Feuerstellen im Wohnbereich, über Steinpackungen aufgestrichen, werden zum Teil geometrisch verziert. Der Eingangsbereich als eigener, gangartiger Raum trennt dabei Wohn- und Stallteil voneinander, der Boden dieses Ganges ist in Jütland meist kieselbelegt. Er liegt nach wie vor fast regelmäßig exakt in der Mitte der Langseiten. Für einen Fundort läßt sich zeigen, wie das Türblatt des durch tiefe Pfosten in der Wandlinie markierten Eingangs aussieht: Reste einer noch etwa 1,2 m hohen, 50 cm breiten Plankentür aus Eiche mit Querriegeln sind bewahrt; die Türe sitzt im Bereich der Schwelle mit dem Zapfen der Endplanke in einem Drehstein 147 . Im Gehöft- wie im Dorfbereich gehören weiterhin Langhäuser ohne Stall sowie kleinere, rektanguläre Arbeits- und Vorratsgebäude in Zweiständerbauweise mit verputzter Lehmflechtwand und Lehmboden zur Hofeinheit. Ihr Eingang liegt häufig im Giebel, oft sind nur zwei Dachpfostenpaare vorhanden (Hodde [63], Vorbasse [181], Priorslekke [125], Tolstrup [160], Mariesminde Α, Β [99], TOed [167], Hqris [70], Lenhejvej/Tarm [95], Staurby [150]). Die Funktionen der Bauten sind nicht gedeutet; Schlackefunde belegen in manchen Fällen Schmiedewerkstätten. Zu diesen Nebengebäuden gehören auch wieder Vierpfostenspeicher. Augenscheinlich nicht in das beschriebene Bild einheitlicher Hauskonstruktion passen einige Grundrisse rektangulärer Flechtwandbauten auf Fünen (Lundsgärd A, B, F [92]). Hier soll eine insgesamt vom übrigen Bereich abgehobene lokale Sonderentwicklung vorliegen 148 , da die Gebäude in Mesulakonstruktion errichtet seien. Dieses Ergebnis wird von der heutigen Forschung abgelehnt, begründet durch unzureichende Grabungstechniken 149 . Weitergehende Schlüsse etwa in Richtung einer Interpretation als Zusatzpfosten, wie für die Ältere Römische Eisenzeit Nordschwedens erläutert 150 , fehlen bisher, da die Grundrisse von Lundsgärd ohne Parallelen geblieben sind. Andere lokale Bauunterschiede, die erstmals mit dem Ende der Vorrömischen Eisenzeit nachweisbar sind, bleiben auch jetzt bestehen: in Südthy und Himmerland finden sich weiterhin die ortsfesten Ansiedlungen von hier ebenfalls leicht konvexen, so-

147

Nerre Fjand III/la 1113]

148 149 150

ALBRECTSEN 1946, JACOBSEN 1983:31 f. S. HVASS 1985a:116, GR0NGAARD JEPPESEN 1982:60. S i e h e S. 6 8 .

(HATT 1957:61).

62

II. Der Hausbau in Skandinavien

denisolierten Lehmflechtwandhäusern 1 5 1 mit Sodendach auf kräftigen Raftern 1 5 2 , etwas breiterem Mittelschiff u n d geringfügig kürzerer Grundfläche als bei Gebäuden ohne Außenwälle (Hurup [65], Ginderup [40], Mariesminde [99], Heltborg [56], Täbel [168], Vestervig [176]). Die Soden der Dachhaut liegen einigen Befunden nach auf einer Unterlage aus Stroh oder Gras. Anzeichen eines Dachbodens z u m Lagern von H e u im Stallbereich finden sich möglicherweise in Ginderup in Form von Holzstämmchen u n d Strohseilen 1 5 3 . Eine Aufteilung in Wohn- u n d Stallteil läßt sich in einigen dieser Gebäude anhand der üblichen Funktionsmerkmale wie dekorierter Herdplatte aus Lehm oder Boxenwandspuren sowie Trennwänden aufzeigen. Hervorzuheben sind Ablaufkanäle in einigen Gebäuden des Wohnhügels von Vestervig: mit Seiten- u n d Deckplatten gebaut führen sie v o m Hausinneren unter der Torfwand hindurch nach draußen. Ihre genaue Funktion ist ungeklärt. Vor allem in sodenisolierten Gebäuden, seltener in Lehmflechtwandhäusern, ist zu beobachten, daß der Stallteil auf abschüssigem Untergrund gewöhnlich tiefer liegt als der Wohnbereich, er kann aber auch künstlich tiefergelegt sein (Tolstrup [160], Hurup [65], Ginderup [40], Overbygärd [120], N0rre Fjand [113], Hesselagergard [61], Nerre R0dklit [114], Fredbjerg [35]). Dies könnte als bewußte Maßnahme gegen eine Verschmutzung des Wohnbereichs durch Stallmist u n d Jauche gesehen w e r d e n 1 5 4 , aber auch als Folge davon, daß der Stallboden ständig mit Jauche durchtränkt u n d beim Ausmisten im Lauf der Zeit automatisch etwas eingetieft wird 1 5 5 . Uber die Altere Römische Eisenzeit hinaus wird diese Besonderheit nicht beschrieben. Im gleichen Gebiet, aber auch weiter südlich in Küstennähe sind Sodenwandhäuser außerhalb der Wohnhügel im Einzelgehöft wie in Dorfanlagen nachzuweisen, v. a. in Himmerland wieder mit Steinsockel unter der Sodenisolierung 1 5 6 (Tolstrup [160], Skerbsek Hede [145], Engeistrup [28], 0sterbelle [188], Narre Fjand 151 152 153 154 155 156

Spuren weißen Kalküberzugs auf einer der Trennwände im Haus ist von Nerhä F [112] bewahrt (J.N. NIELSEN 1972:71). Unter anderem konnte entrindetes Lindenholz als Baumaterial des Dachgerüsts nachgewiesen werden (Ginderup A [40], KJ/ER 1928:15, 1930:33). S. HVASS 1982a:134f. HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:141. L. HVASS 1980:42, S. JENSEN 1981:175. Der Steinsockel wird von J. LUND & NIELSEN 1984 ζ. T. als Unterlage für Fußrähme einer Innenwand in Stabbauweise gedeutet (siehe S. 49).

63

4. Ältere Römische Eisenzeit

XVIII, IX [113], Malle Hedegärd [97], Myrthue [103], Sjxlborg [138], Älestrup [183], Selager [134], Ullits Mark [170]). V o n d e r I n n e n e i n -

richtung ist nur eine ca. 20 cm hohe Erhöhung entlang dreier Seiten im Haus von Ullits Mark zu erwähnen, die an Sitzkonstruktionen im Seitenschiff einiger Gebäude der Jüngeren Eisenzeit erinnert. Neben den Wohnbauten in Sodenwandkonstruktion sind Wirtschaftsbauten gleicher Bauweise mit meist rektangulärem Grundriß bekannt. Auch die eingetieften Langhäuser des Limfjordbereichs werden weiter gebaut, zum Teil mit Stallteil (Overbygard BA [120], Sejlflod-Tofthej

EA [133],

Ugleg&rden

[169],

Tiendegärden

[158]),

und zumindest in Overbygard und Sejlflod-Tofthej wohl mit Wänden aus Stabplanken über Holzschwellen 157 . Veränderungen sind wieder im Eingangsbereich zu beobachten: zu Beginn der Älteren Römischen Eisenzeit erscheint hier neben gewöhnlichem Steinpflaster und einer Windfangkonstruktion eine steingefaßte Grube vor der eigentlichen Türe, wohl von Holzplanken überdeckt und in ihrer Funktion bisher ungeklärt 158 . Als Neuerung sind zu Beginn der Älteren Römischen Eisenzeit in Overbygard Spuren von stets östlich des Eingangs liegenden Anbauten festzustellen, etwa 9 χ 4 m groß, gleich dem Haupthaus konstruiert und ebenfalls eingetieft, zum Teil mit Feuerstellen auf dem Lehmboden. Ihre Funktion ist bislang unbekannt. Diese Anbauten kommen bald wieder außer Mode, gleichzeitig wird das Langhaus vergrößert, die Eintiefung des Bodens im gesamten Hausbereich gegen Ende der Älteren Römischen Eisenzeit aufgegeben. Dabei verschwindet auch die Grube vor dem Eingang der Gebäude. Insgesamt zeichnet sich an Fundorten mit mehrphasiger Bebauung ab, daß gegen Ende der Älteren Römischen Eisenzeit Wohnställe tendenziell länger gebaut werden. In einigen Siedlungen der späten Vorrömischen und der Älteren Römischen Eisenzeit finden sich zusätzlich separat angelegte Kellerräume. Diese Bauten sind weiter unten gesondert behandelt. Norwegen

Wahrscheinlich mit Wurzeln in der Vorrömischen Eisenzeit zeigt sich nun deutlich in der Römischen Eisenzeit ein eigener Haustyp mit lokal beschränkter Verbreitung in charakteristischer 157 J.N. NIELSEN 1987, J. LUND & NIELSEN 1984. 158 Da der Eingang zum eingetieften Haus hin leicht abfällt, könnte es sich um Wasserablaufgruben handeln.

64

II. Der Hausbau in Skandinavien

Siedlungsform: die ringförmige Hofanlage 1 5 9 (norwegisch ringtun). Darunter versteht man im Idealfall radial in ovaler oder hufeisenförmiger Anordnung um einen offenen Platz angelegte dreischiffige Häuser kleinerer Grundfläche. Das Rund der Gebäude wird von einem oder zwei Durchgängen zum Innenplatz hin unterbrochen. Die Hauswände bestehen aus Holz oder Flechtwerk, sie sind an drei Seiten von einem isolierenden Stein- oder Sodenwall umgeben; der zum Platz weisende Giebelbereich des Hauses mit dem Eingang dagegen wird nicht isoliert. Die Seitenwälle der Häuser können zusammengebaut sein. Das Dach ist sodengedeckt; Spuren einer wasserabweisenden Schicht aus Birkenrinde unter den Soden sind nachgewiesen. Der Boden der Gebäude besteht aus gestampfter Erde ohne Lehm- oder Steinbelag. Gesichert ist, daß es sich bei diesem einräumigen Haustyp um Wohnbauten handelt, da stets Herde und Glutgruben anzutreffen sind; zudem sprechen die Funde im Hausbereich für eine derartige Anwendung. Kontinuierliche Nutzung, verbunden mit der Wandkonstruktion der Häuser, hat hier - wie in Dänemark zum Teil zur Bildung von Siedlungshügeln geführt. Umstritten dagegen ist die genaue Funktion dieser Anlagen, die ein Areal von durchschnittlich 40 χ 50 m umfassen. Sie sind in der Mehrzahl aus Rogaland, aber auch aus Troms und Nordland bekannt: sie liegen oft abseits bestellbaren Bodens 160 , häufig nahe der Küste oder auf Inseln. Sicher nachweisbare Ställe und Nebengebäude fehlen durchgehend, was eine Anwendung im Sinne einer dörflichen Siedlung 161 unwahrscheinlich macht; die geringe Zahl der Anlagen spricht ebenfalls gegen eine bäuerliche Gehöftform 162 . Andererseits ist eine große Zahl von Brandgruben im Zentrum ringförmiger Hügel nahe der Hausanlage charakteristisch 163 , ferner kleine Rundhügel im Zentrum der Platzstruktur 1 6 4 . Dies 159

160 161 162 163 164

So wenigstens übersetzt EGEN/ES LUND 1964 den norwegischen Terminus. Die Wortwahl ist unglücklich, denn sie läßt an bäuerliche Gehöfte denken. Ein neutraler Vorschlag wäre etwa „ringförmige Hausanlage". EGEN^ES LUND 1965:289, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:52. So PETERSEN 1936:70, 1938:157, M0LLEROP 1958:52. R0NNESETH 1966:20. EGEN^S LUND 1965:307. Diese Gruben werden u. a. als Kochgruben (O.S. JOHANSEN & S 0 B S T A D 1978:52) oder Kohlenmeiler (WIK 1983a:271, 1983b:106) gedeutet, die Rundhügel auch als Opferstätten (EGEN/ES LUND 1964:97). Unter dem Rundhügel der Anlage von Klauhau(g)ane [229] wurde ein Gebäude von 5 m Seitenlänge mit Wandgräbchen und Spuren von Pfosten und Planken eventuell in

4. Ältere R ö m i s c h e Eisenzeit

65

führte zusammen mit der Spur etlicher in der Nähe gelegener Bestattungen in Bootgräbern mit zum Teil kostbaren Beigaben 165 zur Annahme, daß hier eine besondere Siedlungsform vorliegt - ein Häuptlingssitz 1 6 6 , eventuell auch im Sinn eines religiösen Zentrums 1 6 7 oder eines Mittelpunkts für Gerichtsbarkeit und Handel zu deuten 168 . Das Vorkommen von großen Bootshäusern 169 in Verbindung mit allen ringförmigen Anlagen sowie deren Lage teilweise in Meeresnähe lassen für die Jüngere Eisenzeit auch an temporär genutzte Landstationen für Schiffsbesatzungen denken 170 . Eine ganzheitlichere Aussage erlauben die Verhältnisse auf den Lofoten in Nordnorwegen. In Vorberichten werden dort große Gehöftanlagen genannt, deren Fundspektrum an Importwaren auf eine wichtige Regionalstellung hinweist 171 . Dort wurden interessanterweise in der näheren Umgebung in Luftbildaufnahmen auch ringförmige Hausanlagen und große Bootshäuser beobachtet, die nach Aussage der Funde bis in die Wikingerzeit hinein benützt wurden: Bremsholmen

[197] u n d Bestad [199].

Während der Älteren Römischen Eisenzeit finden sich diese ring- oder hufeisenförmigen Anlagen in Rogaland und auf den Lofoten; die Hufeisenform scheint dem Verbreitungsbild nach auf den Norden beschränkt. Die Anlagen bestehen allgemein aus durchschnittlich 12-14 Einzelgebäuden von 6-10 χ 4-6 m Grundfläche mit rektangulärer oder leicht konvexer, isolierter Wand (Klauhau(g)ane

[229], Dysjane

[200], Be [198], Leknes [237]). D o c h

auch kleinere Anlagen mit einer geringeren Zahl von Häusern sind seit der Vorrömischen Eisenzeit bekannt (Smähaugane [273], Hävodl

165 166

167 168 169 170 171

[223]).

S t ä n d e r b o h l e n b a u w e i s e g e f u n d e n (M0LLEROP 1987:60). Seine Funktion ist ungeklärt. EGEN^ES LUND 1965:289, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:52, H A G E N 1977:291. EGEN^ES LUND 1965, O.S. JOHANSEN 1980:185. Zur U n t e r m a u e r u n g w e i s t EGENi€S LUND darauf hin, d a ß d i e ringförmigen A n l a g e n v o n VollmoettSteigen [300] u n d Sandmxlan-Bjarkay [266] (siehe S. 142f) bei der Reichse i n i g u n g N o r w e g e n s w ä h r e n d der Jüngeren W i k i n g e r z e i t zerstört w u r d e n (1965:299, so auch WIK 1983:278). GRIEG 1942b:174, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:50, R0NNESETH 1966: 23. WIK 1983:278. Siehe S. 120-123. HAGEN 1977:291, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:52; v o n EGENyES LUND 1965:295f, 1956:103 sogar mit militärischer Flottenorganisation verknüpft. I. LARSSEN et al. 1984, O.S. JOHANSEN et al. 1986, siehe S. 106, 144.

66

II. Der Hausbau in Skandinavien

Die These einer Sonderfunktion dieser Strukturen wird durch die Tatsache gestützt, daß Spuren gleichalter bäuerlicher Siedlungen abweichender Konstellation nachweisbar sind. Von Vest-Agder beispielsweise ist ein Einzelgehöft publiziert. Die Häuser dort ähneln denen der ringförmigen Hausanlagen, auch von der Grundfläche her; möglicherweise liegen hier die Eingänge ebenfalls im Giebelbereich. Erhalten sind Wandgräbchen für eine Holz- oder Lehmflechtwand, eventuell auf Sockel 1 7 2 . Die Wand dieser Häuser ist jedoch unisoliert (Oddernes kirke [258]). D i e Langseiten sind hier im Gegensatz zum dänischen Raum nicht konvex; zudem scheinen die Gebäude streng einräumig - Spuren eines Stallabteils zeichnen sich im Erdboden des Hausinneren nicht ab. In Rogaland sind jedoch in jüngster Zeit unisolierte Holzbauten zutage gekommen, die mit dänischen Haustypen vom Prinzip her vergleichbar sind (Forsandmoen XXXIV, XII [204]). Die Gebäude sind konvex und mit mehreren Eingängen in den Langseiten versehen. In einer Rekonstruktionszeichnung wurde die Wand als Stabbau dargestellt 173 , auch hier als Indiz besonderer Wandverstärkung zu verstehen. Aufgrund enger stehender Pfostenjoche läßt sich in Haus XII ein Stallteil ausgrenzen. Der Wohnbereich zeigt eine Herdstelle zwischen erstem und zweitem Pfostenpaar, vom Giebel her gerechnet. Interessant ist, daß in einem Fall im Bereich der Feuerstelle ein Pfostenjoch verbreitert, also näher zur Wand hin aufgestellt wurde, um den pfostenfreien Raum rund um den Herd besonders groß zu machen 174 . An Nebengebäuden ist nur aus Forsandmoen ein Vierpfostenspeicher bekannt, wie er auch in Dänemark gefunden wurde. Die relative Fundarmut des norwegischen Inlands an Hausüberresten generell ist sicher auf eine weiter verbreitete reine Holzbauweise der Gebäude zurückzuführen 175 . Daß daneben aber auch andersartige Bautechniken existierten, die sich bisher der großräumigen Registrierung entzogen, zeigen ζ. B. nicht rekonstruierbare Spuren eines wahrscheinlich nur sodenisolierten Holzbaus der Römischen Eisenzeit in Troms (Hofs0y [219]).

172 173 174 175

ROLFSEN 1976:72. L0KEN 1988:15. L0KEN 1988:9. HAGEN 1953:201, ROLFSEN 1974b:53, MYHRE 1982c:116.

67

4. Ältere R ö m i s c h e Eisenzeit

Schweden

Mit Beginn der Römischen Eisenzeit zeigen sich in Schweden nach dem jetzigen Stand der Forschung regionale Unterschiede im Hausbau etwas deutlicher; der Schwerpunkt liegt für diese Epoche erstmals v. a. im Norden des Landes. In Nord- und Mittelschweden sind Hunderte von Terrassenfundamenten bekannt 176 : Verflachungen bzw. Aufschüttungen in Hanglage, aus Stein oder Erde gebaut und gegen hangabwärts ablaufendes Regenwasser durch Drainagegraben geschützt 177 . Diese Terrassen bilden den Unterbau für unterschiedliche Gebäude: große konvexe Langhäuser mit Queraufschluß und Auffahrtsrampe neben kleineren, meist rektangulären Langhäusern und Langhäusern mit Eckanbau 178 . Nur wenige sind bisher untersucht; dabei kamen Spuren überdurchschnittlich großer, dreischiffiger Bauten (25-27 χ 7-8 m) mit konvexen Langseiten in Flechtwandkonstruktion zum Vorschein (Darsgärde [321 ], Trogsta 71 Η [409]). Ergebnisse von Phosphatmessungen in Nordschweden deuten an, daß auch hier von nun an eine Aufteilung der Häuser in mehrere Wohn- und mehrere Stallteile erfolgt 179 . Ställe sind damit jetzt endlich auch in Schweden sicher nachweisbar, allerdings nie mit Boxentrennwänden. In Norrland finden sich Spuren einer äußeren Isolierung des Lehmflechtwerks mit Birkenrinde 180 . Konservierende Maßnahmen für die Dachpfosten aus Fichte oder Eiche durch Ankohlen der eingegrabenen Teile ließen sich belegen; eine leichtgewichtige Dachdeckung scheint vorzuliegen 181 . Daß konstruktionsgleiche Häuser mit Lehmflechtwand durchaus auch ohne Terrassierung auf ebenem Boden gebaut werden, zeigen die Grundrisse von Gene I, IX [331] und Äsäs [307] m i t konvexen Langseiten und mehrfacher Raumaufteilung. In Äsäs scheint die Wand zweizeilig mit doppelten Pfosten gebaut worden zu sein, ein Merkmal, das in Einzelfunden von Bornholm und

176 177 178 179 180 181

In H ä l s i n g l a n d allein ca. 2 0 0 V o r k o m m e n (LIEDGREN 1984a:94, LIEDGREN 1981). LIEDGREN 19843:96, 1986:25, BAUDOU & SELINGE 1977:332f. LIEDGREN 1984a:96f. LIEDGREN 1984b:6. LIEDGREN 1986:26, 1984d:308. BAUDOU 1973:103.

s.

a.

68

II. Der Hausbau in Skandinavien

Jütland her bekannt ist 182 , in Schweden bisher aber augenscheinlich auf diesen einen Befund in Västmanland beschränkt ist. In Gene 11331 ] ist die Flechtwand einer Langseite direkt in den Boden gesetzt, in anderen Teilen der Wand jedoch auf einen eingegrabenen Holzsockel 183 . Diese Art d e r Wandkonstruktionbleibt f ü r die Ältere Römische Eisenzeit offensichtlich auf den Norden des Landes beschränkt. Im selben Grundriß finden sich darüber hinaus Anzeichen dafür, daß das Dach nicht für alle Teile des Hauses aus ein und demselben Material besteht, abschnittsweise tragen zusätzliche Firstpfosten und weitere Seitenpfetten ein anscheinend schwereres, besser isolierendes (Soden-) Dach oder sogar einen eingezogenen Dachboden 1 8 4 . Dieses Merkmal ist besonders hervorzuheben, denn die Bauvariante mit abschnittsweise fünf Schiffen und dabei schmalem Mittelschiff findet sich außerhalb von Schweden während dieser Epoche nicht. Mit der Jüngeren Römischen Eisenzeit taucht sie an einigen wenigen Fundorten in Südwest-Norwegen auf, in Schweden selbst dann mit größerer Verbreitung 1 8 5 . Hier wird also unter schwerem Dach nicht die Wand verstärkt, sondern das Dachgerüst durch Pfosten kräftiger unterstützt. Diese Konstruktion geht einher mit außergewöhnlich weit auseinandergesetzten Jochen. Unter anderem lassen sich steinverkeilte Pfostenlöcher beobachten, nach HERSCHEND 1989 ein Indiz für Einzüge 186 . In Gene sind ferner besonders kräftige Eckpfosten auffällig; sie belegen eine zusätzliche Absteifung des Hauses in Längsrichtung 1 8 7 und finden sich zeitgleich und bis in die Völkerwanderungszeit hinein auch in Terrassenhäusern, u. a. in Hälsingland und Uppland 1 8 8 . Alle genannten Merkmale sprechen für reichlichen Zugang zu besonders langem Bauholz, wie er in Südskandinavien nicht gegeben ist. Haus I in Gene besteht aus sechs Räumen, mit Wohn- und Stallbereich in der Mitte, Werkräumen jeweils an den Giebelseiten. Die Herdstellen sind - anders als 182 183 184 185

186 187 188

Siehe S. 60. RAMQVIST 1983:141. RAMQVIST 1983:60, 141-143. HATT (1957:370) erwähnt diese besondere Konstruktion bereits für einige jütische S o d e n w a n d h ä u s e r der Vorrömischen Eisenzeit (Nerre Fjatid XIV [113], Solbjerg 1146], Tolstrup 1160]), doch s e h e n die angeblichen Zusatzpfosten in d e n Grundrissen z u m Großteil w i e g e w ö h n l i c h e W a n d p f o s t e n aus. Siehe S. 60. HERSCHEND 1989:93. Ensta A 96, A 29 [326], Onbacken [378].

4. Ältere Römische Eisenzeit

69

in Dänemark - immer noch einfache Gruben in der Längsachse des Gebäudes. In ihrem Bereich sind die Pfostenjoche weiter voneinander entfernt aufgestellt. Eingänge befinden sich in Langund Schmalseiten des Hauses; ihre Pfosten sind hinter die Wandlinie zurückgezogen, um die Eingangshöhe zu vergrößern. Ein Giebel in diesem Bau hinterläßt nur ganz schwache Spuren; dort wird eine leichtere Wandkonstruktion vermutet 1 8 9 . Dieser Raum hat wohl eine spezielle Funktion, geknüpft etwa an eine Scheune mit Einfahrt 1 9 0 oder einen Trockenraum für Getreide 1 9 1 ; in seinem Bereich liegt eine leichtere Dachkonstruktion v o r 1 9 2 . Dieser besondere Raum ist dem Fundbild nach in Nordschweden am frühesten anzutreffen; vorher tritt er punktuell nur einmal während der Jüngeren Bronzezeit in Västergötland auf 1 9 3 , wenn der Grundriß richtig interpretiert wurde. Während der Jüngeren Römischen Eisenzeit und der Völkerwanderungszeit stellt ein kaum nachweisbarer Giebel auch außerhalb Schwedens nahezu ein zeittypisches Merkmal dar. Diese besondere Giebelbauweise findet sich durch eine Grabung auch in Östergötland belegt, hier an einem mehrräumigen Haus mit lehmverputzter Flechtwand (Blasvädret [315]). Hier sind ebenfalls in verschiedenen Abschnitten des Hauses Firstpfosten eingezogen, zudem finden sich zum Teil steinverkeilte Dachpfostenlöcher, ein Anzeichen für eine Querabsteifung des Gerüsts durch Einzüge. Der Grundriß ist ganz leicht konvex und weist als (lokale?) Besonderheit einen schwach gerundeten Giebel auf 1 9 4 . Rundgiebel und Mesulapfosten belegen zusammen mit verstärkten Pfostenlöchern eine spezielle Absicherung des Holzgerüsts gegen Längs- und Seitenschub. In Uppland ist der gerundete Gie-

189 190

191 192 193 194

RAMQVIST 1983:146f. MYHRE 1980:443, HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988. Analog subrezenten Verhältnissen auf den Hebriden hat ROUSSELL vorgeschlagen, leichter konstruierte Giebelwände könnten anzeigen, daß im Stallteil des Langhauses beim jährlichen Viehaustrieb und Ausmisten im Frühjahr eine Giebelseite eingerissen und später wieder verschlossen werde (1937:123). So für die Jüngere Römische Eisenzeit Vallhagar 5 [4151 (KLINDT-JENSEN 1955b:839f). RAMQVIST 1983:142. Röra 1389], siehe S. 42. Diese Grundrißform datiert üblicherweise in die Jüngere Römische Eisenzeit. Ahnliche Gebäude mit gerundeten Giebeln sind im Vorbericht aber auch von Fägelberg [330] und Mörtlösa Västergdrd 1370] in Östergötland bekannt.

70

II. Der Hausbau in Skandinavien

bei ebenfalls belegt, hier an einem konvexen Haus von 25 m Länge (Täby Prästgärd 179

[404]).

Hausgrundrisse der Älteren Römischen Eisenzeit aus Schonen sind bisher nicht publiziert; es wird lediglich von Lehmbodenfragmenten und Wandlehmbewurf berichtet (Vä-Vassalyckan II/1945

14121).

Der Haustyp der schwedischen Ostseeinseln, belegt seit der Älteren Römischen Eisenzeit, weicht stark von den Befunden des schwedischen Festlands ab. Der Großteil der Gebäude hier wird mit Holzwänden gebaut, die von außen durch eine mächtige Steinmauer in Schaltechnik mit einer Füllung aus Erde/Stein isoliert sind. Dieses Konstruktionsprinzip ist seit der Vorrömischen Eisenzeit v. a. aus den küstennahen Regionen SüdwestNorwegens bekannt und stellt eine vom Materialzugang bestimmte Variante dar - in Nordjütland werden seit derselben Zeit Soden als Wandisolierung verbaut. Bedingt durch diese spezielle Bauweise wurde auf Öland wie Gotland eine im Vergleich zum Festland wesentlich größere Anzahl von Hausgrundrissen registriert, denn Steinwälle hinterlassen viel deutlichere Strukturen als reine Holzbauten. Gegraben sind jedoch nur sehr wenige Häuser, überwiegend in stark landwirtschaftlich genutztem Gebiet. Auf Öland gehören dazu die - nach den in gekrümmter Linie stehenden, steinverkeilten Dachpfostenlöchern zu urteilen - konvexen Langhäuser von Bo IV, I [316]. Eine Aufteilung durch Trennwände in mehrere Räume läßt sich belegen. Deren Funktion ist nicht zu erschließen; Herdgruben weisen lediglich auf Wohnbereiche hin. Die Eingänge liegen im Giebel wie in der Längswand, allerdings nicht zentral wie in Dänemark. Sie sind stets durch zwei kräftige Pfosten je an der Außen- und Innenseite der Mauer gekennzeichnet. Die Walmdächer der Wohnhäuser sind mit Soden gedeckt, die der Nebengebäude auch mit Stroh oder Schilf 1 9 5 . Die Ausgräberin nahm an, daß diese Bauten nur mit Lehmflechtwand konstruiert waren, da Wandspuren bis auf Reste von Lehmverputz fehlen. Heute ist man eher der Meinung, daß der Staklehm von Holzwänden herrührt, die von außen durch die sonst gewöhnlich auf der Insel zu beobachtenden Steinwälle geschützt waren. Spuren dieser Wälle sind durch die starke landwirtschaftliche Überprägung des Bodens zerstört 196 .

195 196

BESKOW-SJÖBERG 1977:80f. MYHRE 1980:406, FALLGREN 1988:18f.

4. Ältere Römische Eisenzeit

71

Auch auf Gotland findet sich derselbe Haustyp; für die leicht konvexen Gebäude (durchschnittlich 20-22 χ 8-10 m groß) ist in einigen Fällen eine Einteilung in mehrere Räume, u. a. mit Wohnu n d Stallteil, n a c h w e i s b a r (Rings

A, D [385], Höglundar

[344]).

Spuren von Wandlehm indizieren wie auf Öland Flecht- oder Holzwände innerhalb der Steinwallverkleidung aus einer Schale von Kalksteinplatten, dem natürlichen Baumaterial Gotlands, verfüllt mit Erde und Grus. Sie kann 1-2 m Mächtigkeit erreichen; die Mauerecken sind außen gerundet, innen rechtwinklig 197 . Abweichend von Öland liegen die Eingänge nur im Giebelbereich. Die Dachkonstruktion dagegen gleicht der auf der Nachbarinsel, auch hier stehen die dachtragenden Pfosten in steinverkeilten Pfostenlöchern, zum Teil aber auch auf Steinplatten. Die Nebengebäude der Ostseeinseln zeigen rektangulären Grundriß, ebenfalls mit Schalmauer. Sie sind giebelseitig aufgeschlossen; ihre Funktionen sind in keinem Fall bekannt. b.

Gehöftstruktur Dänemark

Im Prinzip verändern sich die strukturellen Verhältnisse für Einzelgehöft wie Dorfanlage gegenüber der Vorrömischen Eisenzeit nicht 198 . In der Mehrzahl auf Jütland, in einem Fall auch auf Bornholm (Sorte Muld [147]), sind Dorfanlagen sowohl als Flachsiedlungen wie als Wohnhügel bekannt. Sie vereinen eine unterschiedlich große Anzahl selbständiger Höfe 199 meist in Reihenano r d n u n g (Priorslekke [125], Runegärd [130], Overbygard [120], Mariesminde [99], Nerre Fjand [113]); n u r in d e n g r ö ß e r e n D ö r f e r n

mit ihren geräumigeren Gebäuden ist ein zentraler, unbebauter Platz zu erkennen (Hodde [63]). Kieselbelegte Wege von Haus zu Haus sind dagegen für Anlagen mit sodenisolierten Häusern in Südwest-Jütland typisch 200 . Pro Hofeinheit sind insgesamt durchschnittlich zwei bis fünf Nebengebäude und Speicher parallel, aber zum Teil auch im Winkel zum Wohnstall angeordnet. Der Stall bietet beispielsweise in Hodde [63] nun Platz für 12-24 Tiere im Durchschnitt. Besonders große Höfe innerhalb der Dorfgemeinschaft lassen sich 197 KLINDT-JENSEN 1955a:1001. Auch hier schlägt MVHRE eine Lösung mit Steinwällen vor (1979:185). 198 Vergleiche dazu den Überblick v. a. bei S. HVASS 1988a. 199 Zum Beispiel 8-9 Einheiten in Priorslekke [125] gegenüber 27 in Hodde [63], 200 KNUDSEN & RINDEL 1989:8.

72

II. Der Hausbau in Skandinavien

auch jetzt wieder nur in den größeren Siedlungen ausmachen. Die Dörfer sind meist von einem gemeinsamen Zaun umgeben, ihre Wirtschaftseinheiten in der Regel nicht separat voneinander abgegrenzt; eine Ausnahme bilden beispielsweise jedoch Hodde [63] oder Selager [IM]. Daneben sind weiterhin auch nicht im Dorfverband stehende Gehöfte bekannt, in Form von zwei bis drei Höfen mit Wohnund Wirtschaftsbauten innerhalb einer gemeinsamen Umzäunung (Vorbasse [181], Gärslev [50], Jelling [73]). Das Gehöftareal in beiden Siedlungsformen ist etwas größer als vorher 2 0 1 . Ein Verlegen der Gebäude findet nach wie vor statt (Sejlflod-Tofth0j [133], Hejris [70]). Innerhalb der ortsfesten Wohnhügelsiedlungen Nordwest-Jütlands zeigt sich deutlich eine Dominanz kürzerer Wohnbauten ohne Stall im Westen der Halbinsel (Mariesminde [99], Vestervig [176], Täb0l [168]). Im Osten sind dagegen häufiger Wohnställe nachgewiesen (Ginderup [40], Hurup [65]). Diesen Unterschied führt S. JENSEN zurück auf verschiedene Wirtschaftsformen 202 . Norwegen Die ersten Strukturbeobachtungen beziehen sich auf die ringförmigen Anlagen Rogalands und Nordlands; damit sind aber keine bäuerlichen Siedlungen erfaßt. Das Einzelgehöft betreffend lassen sich keine Aussagen zu Art und Anzahl von Nebengebäuden machen, da Stallungen oder Wirtschaftsgebäude bisher nur im Fall von Forsandmoen [204] beobachtet werden konnten. Diese ganz offenkundige Fundlücke dürfte auf das Fehlen isolierender Steinmauern (außerhalb der ringförmigen Hausanlagen) im Hausbau des Küstenbereichs vor dem 4. Jh. zurückzuführen sein 2 0 3 ; auch für die Jüngere Eisenzeit sind reine Holzbauten in Norwegen erst ganz selten nachgewiesen. Allerdings ist hervorzuheben, daß bisher immer noch zu wenige großmaßstäbliche Flächenuntersuchungen auf bewirtschaftetem Land vorliegen 204 . Die Siedlungsdauer der wenigen Bauten der Römischen Eisenzeit ist nicht genau feststellbar; Wanderbewegungen sind bisher nur von Forsandmoen [204] bekannt. 201 202 203 204

S. HVASS 1988a:67. S. JENSEN 1977. ROLFSEN 1974b:53f. Gerade die wichtigen Anlagen von Forsandmoen [204] undBorg/Lofoten [195] wurden erst nach Entfernung der Humusschicht auf bebauten Feldern aufgedeckt.

4. Ältere Römische Eisenzeit

73

Schweden Nur auf den Ostseeinseln lassen die wenigen Gehöfte dieser Zeit Schlüsse auf eine Hofstruktur zu. Erst gegen Ende der Älteren Römischen Eisenzeit zeichnet sich ab, daß auf Gotland und Öland mehrere, zum Teil separat umzäunte Gehöfte mit je zwei bis drei Gebäuden von einem gemeinsamen Steinwall zu weilerartigen Komplexen zusammengeschlossen werden (Höglundar [344]). Das so vom Weideland abgegrenzte Gehöftareal umfaßt neben den Gebäuden gedüngte Äcker, Grasland und Viehpferche. Steinbegrenzte Gänge für das Weidevieh, sogenannte Viehtriften, leiten von den Ställen zu den Weideflächen 205 . Die Hofanlagen bestehen aus großen Langhäusern mit Wohnfunktion, teilweise auch mit Stall unter einem Dach, und aus kleineren Nebengebäuden, parallel oder im Winkel zu den Wohnbauten angeordnet. In Nordschweden finden sich keine Dorfanlagen, auch Einzäunungen fehlen dort. Im Gehöftbereich lassen sich kleinere Wirtschaftsgebäude ausgliedern, meist ein bis zwei pro Hof. Sie stehen bevorzugt im Winkel zum Hauptgebäude, damit einen Hofplatz andeutend 206 . c. Keller und

Souterrain

Lokal in der Hauptsache begrenzt auf Vendsyssel 207 finden sich in Jütland seit der späten Vorrömischen Eisenzeit bis in die Ältere Römische Eisenzeit in einigen Fällen Kellerräume, zum Großteil außerhalb der eigentlichen Wohnhäuser einer Ansiedlung. Dabei handelt es sich zum einen um kleine rundliche, nur 30-80 cm tief ausgehobene Gruben mit Steinauskleidung von ca. 0,2-1 m 3 Fassungsvermögen (Nerre Fjand, Keller 1285, 1283, bei Haus XXXI), zum anderen um zum Teil recht geräumige (bis 13 m 2 ) rechteckige Kammern, 1,5-2 m tief eingegraben, ausgekleidet mit Plankenwerk oder Flechtwand (Overbygärd, Sjxlborg). Spuren einer Isolationsschicht aus Sodenlagen zwischen Plankenverkleidung und Grubenwand sind bekannt (Overbygärd BRF). Der Boden kann mit einem Lehmestrich überzogen sein; Pfostenspuren innerhalb der Kammer lassen unter Umständen auf ein Satteldach 205 206

CARLSSON 1979, WIDGREN 1983. LIEDCREN 1 9 8 1 : 4 6 f .

207

Bisher ist nur mit Sjxlborg ein erster Fund aus Südwest-Jütland bekannt, mit Hammelev einer von Djursland im Osten der Halbinsel.

74

II. Der Hausbau in Skandinavien

als Überbau schließen208. Zu betreten sind diese Räume durch von der Erdoberfläche abgesenkte Gänge; üblicherweise führen zusätzlich steinausgekleidete Ventilationskanäle zum Kellerraum. In wenigen Fällen sind Vorratsgefäße bewahrt (Overbygärd BRF, Grmhedens Mark), die zusammen mit den Belüftungen die Funktion der unterirdischen Anlagen als Vorratskeller deutlich machen 2 0 9 . Eine direkte Verbindung von Kelleranlagen zu einem ebenerdigen Haus ist bisher nur in wenigen Fällen wahrscheinlich zu machen 210 (Grenhedens Mark, Sjeelborg II, Overbygärd BRF). Abgesetzt von Kellergruben finden sich gleichzeitig komplexere unterirdische Anlagen abweichender Grundfläche, die mit unvermörteltem Stein ausgekleidet sind. Ihr Vorkommen ist fast zur Gänze auf das Gebiet beschränkt, aus dem auch der Großteil der holzverkleideten Keller bekannt ist - d. h. auf Nord- und NordostJütland (Vendsyssel und Osthimmerland/Djursland). Der Form nach lassen sich grob drei Gruppen unterscheiden 211 : -

einfache Kammern zum Teil mit angefügten längeren Gängen oder steinbelegten Kanälen, die mit Brunnen oder Wasserläufen verbunden sind. - Ovale Kammern mit von den Schmalseiten aufsteigenden Gängen. - Kammern mit konvexen Langseiten, mit einem durch zwei Türpfosten markierten Gang. In diesen Kammern und Gängen ist überwiegend die Wand, nicht aber der Boden mit Stein ausgekleidet; reine Erdwände finden sich ebenfalls 212 . Die Wandung der Strukturen steht meist leicht nach außen geneigt. Details der Aufbauten dieser unterirdischen Anlagen oberhalb der Steinfütterung sind nicht bekannt; in einem Fall waren Lehmflechtwände nachzuweisen (Legten Mark G). Spuren einer Abdeckung der Gänge blieben meist nicht erhalten, zum Teil sind Steinplatten belegt (Kragelund, Hammelev, im 208

In Rekonstruktionszeichnungen finden sich aber auch Flachdach-Darstellungen, vergleiche etwa Grenhedens Mark, (FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, Abb. 18:49). 209 J. LUND 1984:75. 210 Vergleiche Abb. 17, 18 bei FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967:47, 49, dagegen aber S. HVASS 1985a:119 und J. LUND 1980:135. 211 Nach J. LUND 1984; siehe dazu Fundortkatalog S. 403f. 212 Für bautechnische Details allgemein s. WAINWRIGHT 1963:106-108, WARNER 1979.

4. Ältere Römische Eisenzeit

75

Steinkeller von Grenhedens Mark), aber auch Holzbohlen sind denkbar 2 1 3 . Über den kammerartigen Erweiterungen sind Rafterdächer mit Sodendeckung m ö g l i c h 2 1 4 . Die steinverkleideten Gänge und Kammern liegen ebenfalls fast stets in Nähe größerer ebenerdiger Häuser, doch läßt sich auch hier nur in wenigen Fällen eine Verbindung wahrscheinlich m a c h e n 2 1 5 . Erst in jüngster Zeit wurden nur entfernt ähnliche Strukturen aus Schonen und Uppland bzw. Östergötland gemeldet. Es handelt sich z u m einen um eine kellerartige Rundgrube von 1 m Durchmesser und 1 m Tiefe ohne Steinauskleidung im W o h n bereich des Langhauses von Piledal 1983, I/St. Herrestad 68:87. Sie wurde aufgrund von Keramikfunden in der Grubenfüllung in die Römische Eisenzeit gestellt 2 1 6 . Da der Wohnbau später jedoch ins Spätneolithikum zurückdatiert werden m u ß t e 2 1 7 , kann die „Kellergrube" nicht an das Haus geknüpft werden. 2 χ 3 m mißt die Grube mit Lehmboden, die innerhalb des angeblichen Blockhauses der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit von Tibbie [406] aufgedeckt wurde. Ihre Tiefe beträgt 1,7 m, die Wände sind weitgehend mit Flechtwerk ausgekleidet, ihre Öffnung ist durch Rahmenwerk aus Stein und Holzstämmen markiert. Gedeutet wurde die Gesamtanlage als Kochhaus mit Vorratskeller. Die einst wohl rektanguläre Grube von Glasrutan C, mitten in einem der Vorrömischen Eisenzeit zugewiesenen Hausgrundriß gelegen, maß ursprünglich 4 χ 2 m bei 1,7 m Tiefe. Sie ist steinverkleidet 2 1 8 ; Spuren von Holzteilen können von einer vorgeblendeten Flechtwand, einem Holzboden oder einer hölzernen Abdeckung herrühren 2 1 9 . Die aufgezählten schwedischen Anlagen 213

Vergleiche die Rekonstruktionszeichnung für Bxkmoien Α bei FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967:51, Abb. 19 (nicht so im Originalbericht von HATT 1960). 214 KJ/ERUM 1960:80f. 215 Dies gilt für die aus einem Holz- und einem Steinabschnitt kombinierte Anlage von Grenhedens Mark (FRIIS 1964:9), ferner für Bxkmoien A (HATT 1960:202) und Legten Mark (FRIIS 1964, FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967). J. LUND dagegen stellt in keinem der Fälle eine gesicherte Verbindung zu Langhäusern fest (1984:73). 216 L. LARSSON & LARSSON 1984:40-42. 217 L. LARSSON & LARSSON 1986:31. 218 Als Kellergrube wird auch die 3 x 2,6 m messende, nur 40 cm tief eingegrabene Struktur mit steinbelegtem Boden in Helgö, Siedlungsgruppe 2 [342] zwischen Haus 1 und 3 angesehen (HOLMQVIST et al. 1961:98). Von der Zeitstellung her dürfte sie jedoch eher der Jüngeren Römischen Eisenzeit oder Völkerwanderungszeit angehören. 219 KARLENBY et al. 1988:37.

II. Der Hausbau in Skandinavien

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stimmen von der Struktur her nicht mit den dänischen überein; ihre A n k n ü p f u n g an Häuser ist datierungsmäßig k a u m gesichert. Die Funktion komplexer Kelleranlagen wie in Nordjütland ist bis heute nicht eindeutig geklärt. S. MÜLLER ging vom schriftlichen Quellenmaterial her von unterirdischen Verstecken aus 2 2 0 ; heute gilt eher, d a ß lediglich V o r r a t s r ä u m e v o r l i e g e n 2 2 1 . J. L U Ν D versucht, die Funktion der Anlagen anhand des Auftretens oder Fehlens von Gängen zusätzlich z u m Eingang zu erschließen; sie sind h ä u f i g sehr niedrig u n d w e r d e n als Luftkanäle gedeutet. K a m m e r n mit L u f t z u f u h r sollen demnach zu belüftende Ware beinhalten, Kammern ohne L u f t z u f u h r f ü r gleichmäßige Temperatur sorgen. Im ersten Fall wird - impliziert durch die beobachtete Nähe z u m Wasser - an Lagerung von Fisch gedacht, im zweiten an Lagerung von Saatgut 2 2 2 . Eine Bedeckung der Anlagen mit Steinplatten soll eine nur saisonale N u t z u n g erleichtern - die Platten w e r d e n z u m Füllen der Räume eventuell abgehoben. Lediglich Kammern in Verbindung mit Wasserzufuhr werden als temporär genutzte Behausungen gedeutet, im Sinn auch von Werkstätten wie Färbereien, Gerbereien, oder auch von Badstuben 2 2 3 . Herkunft

der steinausgekleideten

Souterrains

Künstlich angelegte unterirdische Gänge u n d K a m m e r n mit Steinverkleidung ähnlich den in N o r d j ü t l a n d g e f u n d e n e n sind innerhalb Skandinaviens bisher ohne Gegenstück. Doch kennt man seit S. MÜLLER ( 1 9 1 2 ) , BLANCHET ( 1 9 2 3 ) u n d HATT ( 1 9 3 7 ) vergleichbare Strukturen von den Shetlands, Orkneys, den Hebriden, von Schottland, Irland, Cornwall u n d der Bretagne, dort Souterrain (französisch, englisch), fogou (cornisch) oder uam/weem (altirisch/englisch) bzw. uaigh/wag (gälisch/englisch) benannt, veraltet auch Pict's house. Der Unterschied zu den dänischen Anlagen besteht im wesentlichen darin, daß die Souterrains des englischen u n d iro-schottischen Raumes ganz überwiegend mit oberirdischen Gebäuden verbunden sind. Für Dänemark ist dies zumindest n u r selten nachweisbar. Die augenscheinlich lokal eng begrenzte Kenntnis unterirdischer Ganganlagen scheint auf Han220 221 222 223

S. MÜLLER 1912. KJ/ERUM 1960:84. J . L U N D 1984:75f. KJ/ERUM 1960:85, J. L U N D 1984:76.

4. Ältere Römische Eisenzeit

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delswegen von Nordschottland her nach Nordjütland gelangt zu sein 2 2 4 . Auf den schottischen Inseln und in Schottland sind unterirdische Gangsysteme seit der Jüngeren Bronzezeit bekannt 2 2 5 , in der Bretagne während des Latöne, in Cornwall seit der Vorrömischen Eisenzeit. Während die Souterrains hier mehrheitlich etwa mit dem 2 - / 3 . Jh. n. Chr. verschwinden, werden sie in Irland vom 5. bis 12. Jh. häufig 2 2 6 . In Frankreich finden sich diese Strukturen weit verbreitet während Mittelalter und früher Neuzeit 2 2 7 . Insgesamt gehört die Mehrheit in die Vorrömische Eisenzeit und die Jüngere Eisenzeit, genaue Datierungen sind meist nicht möglich. CHILDE verbindet diese Bauten aufgrund des Verbreitungsbildes mit dem keltischen Kulturkreis 2 2 8 , neuere Untersuchungen verweisen angesichts der streng lokal begrenzten Vorkommen - unterirdische Anlagen fehlen in Großbritannien beispielsweise außerhalb von Westcornwall und Schottland - stattdessen auf gleichartige sozio-ökonomische Bedingungen innerhalb verschiedener Gebiete als Motor 2 2 9 . Diese These entschärft die chronologischen Unstimmigkeiten, die sich ergeben, wenn man postuliert, daß sich das Souterrain von der Bretagne aus ab dem 2. Jh. v. Chr. nach Westcornwall verbreitete und von dort weiter nach Norden vordrang 2 3 0 . Dieses Postulat läßt beispielsweise das hohe Alter unterirdischer Strukturen in Schottland außer acht. Ungeklärt muß bisher bleiben, warum sich hinsichtlich Form und Rauminhalt so unterschiedliche Lokalformen entwickelt haben: in der Bretagne ist das Souterrain tunnelartig in den anstehenden Fels geschnitten, zum Teil mit steinverkleideten Wänden, gelegentlich mit oberirdischen Häusern verbunden 2 3 1 . Diese Form findet sich auch in Westcornwall (Penwith) neben offen gegrabenen, dann überdeckten Anlagen mit unvermörtelter Stein224 225 226

227 228 229 230 231

FRIIS & LVSDAHL JENSEN 1967:52. CHILDE 1935:211-215, 0VREVIK 1985:149, HAMILTON 1956a:75f, WAINWRIGHT 1963:23. WARNER 1979:127f, 1980:84, C. THOMAS 1972:76, TWOHIG 1976:37. Die Datierung irischer Anlagen in die Jüngere Bronzezeit (ζ. B. 0 RiORDÄIN 1953:33) hat sich als falsch erwiesen (WARNER 1980:84), damit auch die Theorie, daß diese Strukturen von Irland her nach Nordjütland hätten vermittelt werden können (FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967:52). KLEINMANN 1979, PIBOULE 1978. CHILDE 1931:171. Z u m Beispiel WARNER 1980:95f. So C. THOMAS 1972:76, 78. BLANCHET 1923.

78

II. Der Hausbau in Skandinavien

auskleidung, mit einem Dach aus Steinplatten, meist verbunden mit überkragenden Wänden. Der Hauptgang ist mit mehreren Eingängen und Seitenpassagen versehen; ein Teil der Strecken ist nur kriechend zu bewältigen 2 3 2 . Einzelne Kammern schließen sich an den Hauptgang an. Die gesamte Anlage ist oft von einem Erdhügel überdeckt; in Cornwall sind durchwegs ebenerdige Bauten daran geknüpft 233 . Die weniger geräumigen Souterrains Irlands sind überwiegend an Ringforts gebunden, tunnelartig mit niedrigen Eingängen im gewachsenen Fels oder mit Steinverkleidung im Erdboden angelegt. Holz- und - häufiger - Steindächer sind bekannt, über runden kammerartigen Erweiterungen oft als falsches Gewölbe überkragend gebaut, die Wände neigen sich also ebenfalls nach innen 2 3 4 . Hier sind mehrere ovale oder subrektanguläre Kammern mit verschiedenen, oft nur zu durchkriechenden Gängen verbunden. Luftkanäle und Wasserablaufrinnen, eingebaute Plattformen, Wandnischen und Herde lassen sich beobachten, neben Steingängen mit verborgener Mündung auch blind endende Gänge 235 . Die irischen Souterrains sind oberirdisch nur selten sichtbar 236 , jedoch auch außerhalb der befestigten Anlagen meist mit gewöhnlichen Wohnbauten verbunden. Am besten untersucht sind Souterrains im schottischen Sutherland 2 3 7 . Die Anlagen dort sind geräumiger, sie gleichen langen gekrümmten Gängen, durchschnittlich 5-15 m lang, 1-3,5 m breit und 0,8-2 m hoch; Wände und Boden sind steinverkleidet, in den untersten Reihen oft unter Verwendung von Orthostaten, senkrecht stehenden Steinplatten. Tunnelartig gegrabene Erdgänge oder Kammern, ferner Scheingewölbe und Steinplatten als Dachdeckung sind hier sehr selten, Holzdächer überwiegen, häufig wohl in Satteldachform. Auch eine Überdeckung mit Erde oder Soden ist nachweisbar 238 . Die Haupteingänge der Souterrains führen im Dorfbereich stets zu oberirdischen Bauten; Nebenpassagen zur Belüftung sind bekannt. Innerhalb des schottischen Verbreitungsgebiets bestehen Unterschiede zwischen verschie232 233 234 235 236 237 238

Dies kann als Notausgang (CLARK 1961:4), aber auch als Luftschacht gedeutet werden. CLARK 1961, HENCKEN O'NEILL 1932:137-154. WARNER 1980, TWOHIG 1976. 0 RiORDÄIN 1953:27-34, CLARK 1961:73-87, LUCAS 1975:165. CLARK 1961:76. WAINWRIGHT 1963, BARCLAY 1981. WAINWRIGHT 1963:108.

4. Ältere Römische Eisenzeit

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denen Landstrichen (Angus, Aberdeenshire, Sutherland) hinsichtlich der Form der Gänge und der Erhebung der Anlagen über den Boden 2 3 9 . Die steinverkleideten Souterrains der nord- und westschottischen Inseln sind kleiner, der Form nach auf den Orkneys und Shetlands eher polygonale Kammern mit engen Eingangspassagen als Gänge (1-2 χ 1-4 m, 1-2 m tief). Hier finden sich ebenfalls Orthostaten, ferner Wandnischen. Die Verbindung mit ebenerdigen Häusern oder ihrerseits eingetieften runden wheel-houses bleibt gewahrt. Das Dach, häufig aus Steinplatten, ist stets mit Erde oder Soden bedeckt 2 4 0 . Die Kammern haben eine größere Grundfläche als bisher beschrieben; darum sind nur hier große Stützsteine oder Säulen aus Steinplatten zur Abstützung der Dachdeckung eingebaut. Trotz der großen Anzahl und der Formenvielfalt dieser Souterrains läßt sich nach wie vor keine eindeutige Aussage zu deren Funktion machen. Einzelbefunde lassen an eine Vielzahl von Möglichkeiten denken: in Irland beispielsweise indizieren eingebaute Hindernisse - gegeneinander versetzte Steinplatten, verengte Durchgänge, blinde Gangstücke - eine Rolle der Souterrains bei der Verteidigung bzw. als feuersicherer Aufbewahrungsort von Wertgegenständen 2 4 1 , aber auch von Korn 2 4 2 . Nicht ungeteilt ist die Meinung darüber, ob die engen, gewundenen Gänge der Souterrains als Zufluchtsstätten geeignet waren, ob Aushungern oder Ausräuchern von außen den sicheren Ort zur Falle machen 2 4 3 oder ob Luftkanäle und verborgene Seitenausgänge solche Absichten vereiteln konnten 2 4 4 . Bemerkenswerterweise werden diese möglichen Merkmale eines Zufluchtsortes für Teile von Schottland als Anzeichen für Aufstallung von Kleinvieh gewertet 2 4 5 . Belüftungskanäle, Wasserdrainagen und plattenbelegte Böden erinnern an Vorratsräume, speziell etwa an Kornspeicher inner-

239 240 241 242 243 244 245

WAINWRIGHT 1953,1963:5-8. BR0GGER 1930:109, CLARK 1961:88-101. 0 RfORDÄIN 1953:29, WARNER 1979:132f. LUCAS 1975:180. WAINWRIGHT 1963:14, J. LUND 1980:120. Dies geht auch aus irischen Annalen des 11. und 12. Jhs. hervor (LUCAS 1975:184 mit Quellenangaben). WARNER 1979:132f. WAINWRIGHT 1963:17-19.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

halb einer Dorfanlage 246 . Wo Feuerstellen nachweisbar sind, kann auch eine Nutzung als Saison-Wohnplatz bedacht werden 247 , oder als Notunterkunft 2 4 8 . Isoliert liegende Keller werden dagegen bevorzugt als Zufluchtsräume gedeutet 249 ; ό RIORDÄIN sieht blinde Gangstücke und den Zugang verengende Steinplatten als Indiz für Verteidigungsanlagen 250 . Ganz vereinzelte Funde von Skelettresten bzw. einer figürlichen Darstellung im Eingangsbereich gaben den Anlaß zu einer vorsichtigen Deutung auch als Kultstätte 251 . Dies wird jedoch durchgehend abgelehnt; am wahrscheinlichsten bleibt die Zuordnung mehrerer unterschiedlicher Funktionen 252 . 5. Jüngere Römische Eisenzeit Die Siedlungsexpansion der Jüngeren Römischen Eisenzeit bringt nun auch außerhalb Dänemarks eine größere Dichte an Hausfunden mit sich 253 . Für den Hausbau ist diese Epoche durch eine deutliche Fortbewegung von der Tradition der späten Vorrömischen Eisenzeit gekennzeichnet; v. a. in Dänemark machen sich Veränderungen bemerkbar, die noch für den Haustyp der Völkerwanderungszeit charakteristisch sein werden: die Wohnbauten sind zum Teil länger, d. h. mit mehreren Räumen gebaut als vorher; dabei verdeutlichen sich Funktionsunterschiede. Der Grundriß gerade der größten Wohnstallbauten verändert sich, die Mittelschiffbreite wird verkleinert, die Dachträger rücken also weiter von der Wand weg. Interessant ist, daß in Dänemark eine Vereinheitlichung der verschiedenen Typvarianten beobachtet werden kann, in Norwegen und Schweden dagegen regionale Unterschiede aufgrund erhöhter Funddichte deutlicher werden. Im Lauf dieser Epoche tritt 246

WATKINS 1981:198f. Im westlichen Cornwall werden Souterrains noch heute als Kartoffelkeller im Winter, im Sommer als Keller für Milchprodukte genutzt, aber auch als Ställe für Hühner oder Schweine (C. THOMAS 1972). 247 F.W. L. THOMAS 1870:164, 0 RiORDÄIN 1953:31. 248 CLARK 1961:83. 249 FR IIS & LVSDAHL JENSEN 1967:52. 250 0 RiORDÄIN 1953:29. 251 P.M.L. CHRISTIE 1978:332f, CLARK 1961:137. 252 RADFORD im Vorwort zu CLARK 1961:XIII. 253 Etwa für Südwest-Norwegen beschrieben bei M0LLEROP 1958, MYHRE 1974b, für Gotland: CARLSSON 1979, für Östergötland: WIDGREN 1983, für das Mälargebiet: AMBROSIANI 1964.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

81

ferner ein völlig neuer Haustyp in Südskandinavien auf: das Grubenhaus 254 . a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark Der Hausbau in Dänemark geht deutlich einem neuen Stil entgegen, weg von der Tradition der späten Vorrömischen Eisenzeit. Rahmenkonstruktion und Raumaufteilung werden von neuen Entwicklungen erfaßt: das lehmverputzte Flechtwerk der Außenwände ist kräftiger konstruiert; deutlich sind rechteckige, separat gesetzte Wandpfosten und Planken nachweisbar, Wandgräbchen treten stark zurück. Die Langseiten der größten Gebäude in ganz Dänemark sind nur mehr selten sehr schwach konvex, sie werden meist ganz geradlinig angelegt. Die Giebel dagegen sind nun mehr oder weniger stark gerundet, nicht mehr streng gerade (Nerre Snede [115], Vorbasse, z.B. XXVI, LI, CIV [181], Hjemsted Bänke [62], Stavad [151], Melleparken [104], Enderup [27], Hßgsbro [67], Gudme I, Haus IV, V [48], Gudme Ill/Stxrkaervej [48], Lundsgärd E, C, II [92], Kserup [84], Torstorp Narreby [161], Omgärd A XXXIX [116], Sorte Muld [147], Dankirke I, Va [20], Vognsbel/ Spangsbjerg Kirkevej 7/7// [180], Bellingegärd [7], Farre [32], Hejme [69], Bsekke [17]). Auf Bornholm scheint sich dagegen die Bautradition der Älteren Römischen Eisenzeit zu behaupten, denn dort sind die Langseiten der Häuser noch leicht konvex, die Giebel bleiben gerade (Runegärd [130], Krusegärd III A, IV A [81]). Die vergleichsweise größere Breite dieser Bauten ist hervorzuheben. Die Flächenvergrößerung der Langhäuser ist verknüpft mit konstruktiven Maßnahmen im Bereich des Hausgerüsts: das Mittelschiff wird verschmälert, d. h. die Dachpfosten werden weiter von der Seitenwand des Hauses weggerückt 255 , gleichzeitig in Längsrichtung mit größerem Zwischenraum aufgestellt. Abhängig von der durchschnittlich großen Länge der Häuser sind besondere Vorkehrungen gegen axialen Schub notwendig, da die Wand mit der kleineren Mittelschiffbreite nun einen größeren Teil des Dachgewichts zu tragen hat - das Dach ist „unterbalan-

254 255

Siehe S. 158-174. Vergleiche die Tabelle Abb. 6 bei S. HVASS 1982a:142, s. a. J. LUND & NIELSEN 1987.

82

II. Der Hausbau in Skandinavien

eiert" 256 . Das Verstärkungsprinzip der Konvexwände ist dabei bemerkenswerterweise fast vollständig aufgegeben, stattdessen wieder der Rundgiebel neben der herkömmlichen verdoppelten Wandkonstruktion eingeführt. Hier zeigt sich also ein Rekurs auf konstruktive Lösungen, die schon einmal während der Bronzezeit angewandt wurden - allerdings nun nicht mehr verbunden mit einem rundgewalmten Dach, sondern mit dem traditionellen Walmdach der Älteren Eisenzeit mit Steilgiebelansatz. Zweizeilige Wände finden sich v. a. an den Langseiten, teilweise auch am Giebel im Bereich einzelner Räume 257 , seltener ganz durchlaufend. Die Dachpfosten sind jedoch nach wie vor tiefer eingegraben als der Wandbereich. Wandpfosten werden in zunehmendem Maß symmetrisch zueinander aufgestellt; sie bestehen aus kräftigen, behauenen Planken. Jochpaare in Linie mit den Wandpfosten dürften auf das Vorhandensein von Einzügen hinweisen. Unterschiedliches Dachdeckungsmaterial wird über Räumen mit einfacher bzw. verdoppelter Wandkonstruktion in der Fachliteratur nirgends in Betracht gezogen; bekannt ist dies etwa von Nordschweden258. Im Wohnstallhaus verdeutlicht sich die Mehrräumigkeit mit bis zu fünf Räumen, die Gebäude werden im Durchschnitt also länger: in Vorbasse [181] beispielsweise sind zwei Gruppen von ca. 20-30 m und 30-40 m Länge unterscheidbar, abhängig von der Länge des Stallteils. Das durchschnittliche Flächenmaß liegt bei 16 bis 26 m Länge und 5-5,5 m Breite259. Mehrere 1,2-1,5 m breite Eingänge werden in die Langseiten gesetzt, aber nun nicht mehr zentral. Sie liegen teilweise wieder einander gegenüber mit einem gangartigen Raum dazwischen und sind an besonders kräftigen Doppelpfosten kenntlich. Der Stall mit Spuren von Boxentrennwänden bzw. mit enger stehenden Fachen wird vergrößert, er liegt jetzt häufig im mittleren Drittel oder - nach altem Muster - in der östlichen Hälfte des Hauses. Die Boxen sind den Spuren nach 1-1,5 m breit und etwas über 1 m lang. Dem Stallabteil kann giebelseitig ein weiterer Raum vorgebaut sein 260 . Besonderheiten 256 257 258 259 260

HERSCHEND 1989:84. Meist mit Herdstellen, also im Bereich von Wohnräumen. Siehe S. 68. Das etwa 50 m lange, leicht konvexe Gebäude von Bxkke 117] in Jütland mit sieben Räumen ist bisher ohne Parallele in Dänemark. Die Orientierung wechselt zum Teil, der Stall kann auch im Westende des Hauses eingerichtet sein (v. a. in Ngrre Snede [115]). Eine Erklärung für dieses Phänomen fehlt bisher.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

83

ergeben sich darüber hinaus im Bereich v. a. des östlichen Giebels, der im G r a b u n g s b e f u n d h ä u f i g u n d e u t l i c h ist, also leichter konstruiert w u r d e - besonders bei sehr langen Gebäuden. Dieses Merkmal ist vor der Jüngeren Römischen Eisenzeit n u r von Nordschweden bekannt, nun also weiter verbreitet. Gedeutet wird es als wahrscheinlicher Beleg für eine Scheune mit Einfahrtstor 2 6 1 anschließend an d e n Stallraum (Vorbasse LIV, XXXVIII [181], Stavad [151], Dankirke I [20]). Der Wohnbereich ist durch Trennw ä n d e in zwei bis drei Räume aufgekammert. Die zentrale H e r d stelle, n u n wieder in G r u b e n f o r m u n d ohne Lehmplatte, liegt überwiegend zwischen zweitem u n d drittem Pfostenpaar, v o m Giebel her gerechnet. Dort w e r d e n die Joche der Dachpfosten in Längsrichtung weiter auseinandergerückt, u m einen möglichst großen, pfostenfreien I n n e n r a u m zu erhalten 2 6 2 ; diese Beobachtung kann auch für den Eingangsbereich gelten. Zu erwähnen ist, daß in Vorbasse [181] u n d Nene Snede [115] in einigen Fällen ein Dachpfosten nahe der Herdstelle fehlt 263 . Auch die kleineren Nebengebäude mit meist geraden Langseiten u n d mehr oder weniger gerundeten Giebeln zeigen vergrößerte Grundfläche (durchschnittlich 8-16 x 4-5 m) u n d zuweilen eine Verdopplung der Wandzeile. Wie unterschiedlich die Konstruktionen dabei sein können, wird besonders in Vorbasse [181] u n d Nerre Snede [115] deutlich: Spuren von Wandgräbchen oder einzelnen P f o s t e n g r ü n d u n g e n in ein bzw. zwei Zeilen sind beobachtet; das Dach kann z u m Teil auf nur einer Reihe von Firstpfosten r u h e n - zuweilen fehlen Pfostenspuren völlig, ebenso wie auch in diesem Haustyp einer der Giebel fehlen kann. Daneben finden sich Konvexbauten mit geraden Schmalseiten nach älterer Tradition. Von der Funktion her kann m a n meist g e r a d e nur Schmiedewerkstätten unterscheiden. Pfostenspeicher gehören wie üblich z u m Gehöft; Vierpfostenu n d erstmals auch Sechspfostenspeicher treten v. a. in Nerre Snede [115] in ungewöhnlich hoher Anzahl auf. Als neuer Typ von Wirtschaftsgebäuden erscheinen in Jütland die ersten Grubenhäuser im Lauf des 3. Jhs. 264 . Unter der Rubrik Nebengebäude sind von Fünen H a u s t y p e n zu nennen, die erst in jüngster Zeit und erstmalig f ü r die Ältere 261 262 263 264

Siehe S. 69. Vergleiche beispielsweise die Tabelle Abb. 5 in S. HVASS 1982a:140. Siehe S. 98. S. HVASS 1987a:531, siehe S. 158-174.

84

II. Der Hausbau in Skandinavien

Eisenzeit nachgewiesen wurden: nur saisonal benutzte Werkstatträume mit Spuren unterschiedlichster handwerklicher Tätigkeit 2 6 5 , verbunden mit einem Hafenplatz, angelegt entlang der Strandkante (Lundeborg I [91 ]). Es handelt sich um etwa 5 χ 4 m große Gebäude mit leichter, augenscheinlich nicht lehmverputzter Flechtwand und einfachen Feuerstellen in Form von Steinpackungen auf dem Erdboden. Spuren von Dachpfosten sind nicht vorhanden. Zumindest für Jütland kann konstatiert werden, daß nicht mehr so viele lokale Ausprägungen von Bautypen nachgewiesen sind. Das Bild hat sich nivelliert; die vollständig eingetieften Gebäude des Limfjord-Bereichs treten beispielsweise nicht mehr auf, in Sejlflod-Tofthej 1133] sind sie von ebenerdigen abgelöst. Nur noch in Nordwest-Jütland findet sich weiterhin der Lokaltyp sodenwallisolierter Flechtwandhäuser. Ihre Konstruktion ist unverändert; hier läßt sich die Verschmälerung des Mittelschiffs n i c h t b e o b a c h t e n (Ginnerup

[40], Heltborg

[56], Fredse [36],

Vester-

vig [176]). Im Südwesten der Halbinsel fehlen sie nun dagegen im Verbreitungsbild. Norwegen

Die Siedlungsexpansion, die besonders in der fortgeschrittenen Jüngeren Römischen Eisenzeit in Südwest-Norwegen zu beobachten ist 266 , gilt als Ursache dafür, daß Hausreste v. a. des 3. u n d 4. Jh. n. Chr. dort an zahlreichen Fundorten aufgedeckt wurden, ganz im Gegensatz zu früheren Perioden. In den ringförmigen Anlagen Norwegens 2 6 7 wächst die durchschnittliche Anzahl der Häuser in den ovalen wie den kleineren hufeisenförmigen Anlagen auf 14-16, ihre Grundfläche wird vergrößert, bleibt aber im Schnitt unter der von Häusern im bäuerlichen Bereich. Konvexe Langseiten überwiegen; zum Teil sind steinverkeilte Pfostenlöcher zu beobachten (Dysjane [200], Klauhau(g)ane [229], Leksaren [238], 0ygarden [306], Hävodl [223], Smähaugane 1273], Sandrmelan-Bjarkey [266], B0 [198], LeikengaTjetta [236], Ase [304], Leknes [237], Saupstad-Gimsey 1268], Vierem [302]).

265

Belegt sind etwa Holz-/Beinarbeiten, Glasperlenherstellung, Metallgießerei, Lederarbeiten (P.O. THOMSEN 1987:45). 266 M0LLEROP 1958:47f. 267 Siehe S. 64.

85

5. Jüngere Römische Eisenzeit

Neben diesen Anlagen mit ihrer Sonderfunktion findet sich im Küstenbereich Rogalands und Vest-Agders, noch spärlich belegt auch Nordlands, nun eine größere Zahl von Einzelgehöften mit Holzbauten von durchschnittlich 15-20 χ 7 m Grundfläche, jetzt auch hier mit vorgesetzten isolierenden Wänden in Steinbauweise. Die Grundrisse der augenscheinlich immer noch einräumigen Häuser sind leicht konvex mit geradem Giebel; im Gegensatz zu Dänemark erscheint hier zum Teil immer noch der Giebeleingang auch im Wohnhaus (Vere 4 [293], Nordberg [254], Penne II [261], Häland [222], Moland 1, 3, 4 [249]268). Gewöhnlich wird in den Wohnbauten der etwa 1 m breite, geflieste Eingang mit Kantsteinen an den Mauerwangen aber nur mehr in der Langseite eingebaut. Die eigentliche Holzwand des Hauses gibt sich durch Reihen von kleineren Steinen oder kantgestellten Steinplatten dicht innerhalb der Steinmauer zu erkennen, seltener auch durch Wandgräbchen oder Spuren von Lehmverputz an dieser Stelle. Sie kann bestehen aus Rund- oder Spaltholz, aus Planken in Staboder Ständerbohlenbauweise 269 , auch aus Flechtwerk. Denkbar ist daneben eine Anwendung von Holzschwellen als Unterbau, denn eigentliche Wandpfostenlöcher oder Wandgräbchen wie etwa in Dänemark sind kaum zu beobachten. Die Steinwand selbst, im Durchschnitt 1 m breit, kann als Schalmauer mit Soden-/Bruchsteinfüllung oder als Trockensteinmauer ganz ohne Füllung 1-1,5 m hochgezogen sein. Auch beide Typen in Kombination oder in Form eines Steinsockels für einen Sodenwall sind zu erwägen 270 . Möglicherweise ist der Raum zwischen Holzund Steinwand zur weiteren Wärmespeicherung und Zugluftdämmung mit Erde verfüllt 271 . Lokal unterschieden vom Wohnbau mit vorgeblendeter Steinmauer sind unisolierte Wohn- und Nebengebäude in reiner Holzwandbauweise v. a. im küstenferneren Bereich Norwegens (Gjerland [207], Forsandmoen Virik [298], Heyland [226],

XIII, XIX, XXI, XXIX, Bertnem [192], Augland

V, VI [190]).

[204],

Ihre leicht konvexe Holzwand ist als lehmbeworfenes Flechtwerk oder als Ständerbohlenbau mit Planken denkbar, wie Spuren von Wandpfosten und Wandgräbchen zeigen 2 7 2 . In Forsandmoen [204] stehen die Dachpfostenjoche in Längsrichtung weiter von268 Zur Siedlungsform dort siehe S. 187. 269 MYHRE 1982b:203. 270 MYHRE 1980:166, 168. 271 MYHRE 1980:154. 272 MYHRE 1982c:104f.

86

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

einander entfernt als vorher. Wie in Nordschweden lassen sich zum Teil Spuren einer Isolierung der Dachhaut mit Birkenrinde nachweisen. Die Gebäudekontur auch dieser Bauvariante ändert sich - anders als in Dänemark - während der Jüngeren Römischen Eisenzeit nicht. Dem heutigen Fundbild nach läßt sich die Entwicklung der Gebäudetypen mit oder ohne Außenisolierung erst im jüngeren Abschnitt dieser Epoche mit den Veränderungen im dänischen Raum zumindest in einigen Aspekten parallelisieren 2 7 3 . Das Hauptgebäude im Gehöft wird überregional vergrößert und in mehrere Räume aufgeteilt, darunter meist zwei Wohnräume unterschiedlicher Funktion, nach M Y H R E Koch- und Aufenthaltsraum 2 7 4 (Storrsheia 3, 6 [280], Lyngaland 2 [242], Birkeland 1, 2 [193], Slevdal I [272], Espeland 2 [201], Penne I [261], Auglend 1 [191], Greipstad I [209], Virik [298]). Spuren von Dach trägem fehlen mit wenigen Ausnahmen nach wie vor, es ist anzunehmen, daß die Pfostenjoche auf Unterlegsteinen direkt auf dem gestampften Erdboden aufgestellt wurden 275 . Wahrscheinlich ist auch hier mit einer zusätzlichen Verankerung des Holzgerüsts im Haus zu rechnen, eventuell durch Einzüge zwischen Dach- und Wandpfosten, wie es K L I N D T - J E N S E N vorschlägt 2 7 6 . Dafür sprächen in einigen Fällen steinverkeilte Dachpfostenlöcher. Zum Teil ist ein dreischiffiges Dachgerüst mit zusätzlich eingezogenen Firstpfosten nachweisbar, wie es erstmals während der Älteren Römischen Eisenzeit in Nord- und Mittelschweden auftritt (Storrsheia 3 [280], Greipstad I [209], Birkeland 1 [193], Nordberg [254], Augland 2 [190]). Dies könnte erklären, warum die bisher bekannten Bauten Norwegens nicht auch eine Entwicklung - bzw. einen Rekurs - zu geradlinigen Längswänden und Rundgiebeln mitmachen, wie dies in Dänemark der Fall ist. Die meist fehlenden oder nicht in ein festes System einzupassenden Dachpfostenlöcher verhindern ein Beurteilen der Verteilung der Dachlast; generell stehen die Dachpfosten noch näher an der Wand als ζ. B. in unisolierten dänischen Holzwandhäusern. Es ist zu vermuten, daß also einerseits Steinwälle und stabile Plankenwände, andererseits zusätz-

273 274

MYHRE 1 9 8 0 : 5 1 7 . MYHRE 1 9 8 2 a : 1 9 5 .

275 276

MYHRE 1982c:116. KLINDT-JENSEN 1957:43.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

87

liehe Firstpfosten die konstruktive Lösung mit stabilisierenden Rundgiebeln überflüssig machen. Die in der Mittelachse des Hauses angelegten Herdstellen, gewöhnlich mehrere funktionsunterschiedene pro Wohnbau, bestehen aus einfachen rundlichen Gruben, verfüllt mit Asche u n d / o d e r zerbrannten Kochsteinen. In einigen Fällen läßt sich jedoch zusätzlich nun auch hier eine Feuerstelle nachweisen, die typisch sein wird für die Jüngere Eisenzeit: es handelt sich um eine Steinplatte mit Spuren von Befeuerung, die an drei Seiten von kantgestellten Platten umgrenzt wird. Da diese Form während der Jüngeren Römischen Eisenzeit stets zusammen mit Herdgruben auftritt, muß sie eine Spezialfunktion erfüllen: PETERSEN deutete sie als Vorrichtung zum Korntrocknen, HAGEN als Backplatte 2 7 7 . MYHRE weist ihr allgemein die Funktion des offenen Feuers als Wärmequelle und Kochstelle zu 2 7 8 . Ein Stallteil im Wohnbau ist zu vermuten, läßt sich jedoch nur selten eindeutig nachweisen, da Spuren von engergestellten Dachpfosten oder von Boxentrennwänden fehlen. Als sichere Kennzeichen dienen etwa steingeflieste Bereiche im Langhaus (Birkeland 1 [193], Storrsheia 6 [280], Auglend 1 1191], Haland [222]). Ein offener Viehpferch findet sich im Anschluß an den Bau von Lyngaland 2 [242]. Auch die Nebengebäude zeigen zum Teil getrennte Raumbereiche. Sie werden häufig mit unisolierter Lehmflechtwand gebaut; hier hält sich auch der traditionelle Giebeleingang länger 2 7 9 . Ställe für Kleinvieh, Scheunen, Vorrats- und Werkräume sind zu unterscheiden (Gjerland II [207], Birkeland 3 [193], Auglend 4 [191], Augland 4 [190], Ullandhaug 6, 2 [290]). Lehmflechtwände weisen auch die wenigen, erstmals mit der Jüngeren Römischen Eisenzeit in Norwegen belegten Grubenhäuser auf, die bisher nur von einem Fundort in Vest-Agder beschrieben sind 280 (Oddernes kirke [258]).

277

278

279 280

PETERSEN 1933:8, HAGEN 1953:27. PETERSEN leitet die Benennung tussa von volkskundlich belegten Parallelen einer vergleichbaren Art von Herdsteilen in Ostnorwegen ab (1933:8, 87). MYHRE 1980:207. MYHRE wählt denn auch eine neutralere Bezeichnung: norwegisch äre, altnordisch arinn nach volkskundlichen und literarischen Quellen (1980:207). MYHRE 1980:188f. Ungegraben sind nur vermutete Grubenhäuser in Moland 12491, Vestvägfly, Nordland (O.S. JOHANSEN 1979:101).

88

II. Der Hausbau in Skandinavien

Schweden In Schweden verdeutlichen sich ebenfalls regionale Unterschiede a u f g r u n d der etwas höheren Funddichte z u n e h m e n d . Das kons t r u k t i v e Merkmal zusätzlich eingezogener Firstpfosten im Wohnbau hat sich von Nordschweden, der Region mit den d a f ü r f r ü h e s t e n Belegen der Älteren Römischen Eisenzeit, n u n nach Süden ausgebreitet, u. a. auf die Ostseeinseln Öland und Gotland. In ähnlichem U m f a n g gilt das ebenso f ü r Holzschwellen im Wandbereich. Gleich wie in Norwegen dürfte dies auch hier der G r u n d d a f ü r sein, daß Rundgiebel nicht entstehen, sondern der konventionelle Grundriß mit leicht konvexen Langseiten u n d gerundeten Ecken erhalten bleibt. Z u d e m läßt sich eine Verlänger u n g der Grundfläche nicht beobachten. Ob sich auch in Schweden die Mittelschiffe so durchgehend verschmälern wie in Dänemark, ist schlecht zu belegen; die Hausgrundrisse im Norden zeigen eine abweichende Konstruktion, in Mittelschweden sind sehr häufig die Wandpfosten nicht bewahrt. Wohl von Dänemark her beeinflußt, ist eine derartige Entwicklung jedoch zumindest im Süden des Landes und auf Gotland in wenigen Fällen nachweisbar. Das konvexe, mehrräumige Terrassenhaus mit Auffahrtsrampe in Norrland gehört mit bis zu 38 m Länge nach wie vor zu den größten bekannten Bauten Skandinaviens (Onbacken [378]). In der gleichen Region werden daneben Häuser wie gewohnt auch ohne Terrassengründung gebaut (Högom 3, 4 [345], Gene II, VII, X 1331]). Die Gebäude in Högom zeigen die seit der Älteren Römischen Eisenzeit in Norrland belegte Konstruktion mit einer Flechtwand direkt im Boden oder auf einem Holzsockel. In Gene dagegen w i r d die W a n d verdoppelt: eine innere Zeile aus Pfosten mit Flechtwerk oder Planken, u n d eine äußere Zeile lassen sich belegen, teilweise auf Holzschwelle 2 8 1 . Holzkonservierende Maßn a h m e n finden A n w e n d u n g in Form von Ansengen der bodenseitigen Pfostenenden, bzw. Isolierung der Schwellenhölzer durch Umwickeln mit Birkenrinde. Wie schon zur Älteren Römischen Eisenzeit sind hier wieder steinverkeilte Pfostenlöcher, kräftige Eckpfosten u n d rückversetzte Eingangspfosten zu beobachten. Spuren von Trennwänden, größere Fache zwischen den Jochen im Bereich der Herdgruben u n d variierend hohe Phosphatwerte im Boden weisen auf unterschiedliche Raumfunktionen. Boxen281 LIEDGREN interpretiert die doppelten Wandspuren als nur leichte Flechtwand hinter den bis zum Boden reichenden Dachflächen (1984c:51f).

5. Jüngere Römische Eisenzeit

89

w a n d s p u r e n in den Stallabteilen fehlen weiterhin. In Gene zeigt sich w i e d e r u m das Phänomen einer offenen Giebelwand 2 8 2 ; zusätzliche Stützpfosten f ü r First- oder Seitenpfetten n u r in bestimmten Abschnitten des Hauses indizieren nach wie vor verschiedene Arten der Dachdeckung an ein- u n d demselben Gebäude (Gene II [331], Onbacken, [378], Högom 4 [345]). Die zusätzlichen Doppelpfosten stehen dabei stets im Bereich der Herdstelle. Mehrräumige Häuser, z u m Teil auf gut drainierten Terrassen angelegt, mit Holz- oder Lehmflechtwänden augenscheinlich teilweise auf Holzschwelle, sind in Mittelschweden bekannt (Halleby I C, 3-5 [340], Helgö Siedlungsgruppe 2, Haus III, I [342]™, Ensta A 96 [326], Tibbie C 1 [406], Karleby [352]). Die Bauten sind generell schlecht bewahrt; sie haben einen leicht konvexen, z u m Teil auch rektangulären G r u n d r i ß mit Langseiteneingängen; hier treten ebenfalls vereinzelt separate Firstpfosten auf. Ein gerundeter Giebel ist wie schon zur Älteren Römischen Eisenzeit n u r vom u p p ländischen Täby Prästgärd [404] bekannt; die Gebäudekontur dort erinnert damit an die Verhältnisse in Östergötland. O b w o h l die Häuser teilweise deutlich mehrräumig sind, liegen zu ihrer Funktion keine Aussagen vor 2 8 4 ; Stallabteilungen beispielsweise sind nicht gesichert nachweisbar. C 1 4 -Datierungen nach zu urteilen reicht auch der östgötische H a u s t y p mit zusätzlichen Firstpfosten, schwach k o n v e x e m Grundriß u n d leicht gerundeten Giebeln in die Jüngere Römische Eisenzeit (Bläsvädret [315], Mörtlösa [370], Fägelberg [330]). Verwunderlich ist, daß in einigen Fällen gerade die Bauten mit zusätzlichen Firstpfosten mit leichten Strohdächern gedeckt gewesen sein sollen 285 . In Südschweden sind konvexe Langhäuser gegraben, deren Wände aus Lehmflechtwerk bestehen. Die Doppelreihe der Dachpfosten folgt der W a n d k r ü m m u n g , die Dächer sind damit ebenfalls konvex 2 8 6 . Die H e r d g r u b e n liegen wie g e w o h n t zwischen 282 283 284

285 286

Siehe S. 69. Die sehr unklare chronologische Einordnung der Gebäude auf Helgö 1342] erfolgte nach den Ergebnissen von AMBROSIANI 1985:107 u n d KYHLBERG 1982. Helgö Siedlungsgruppe 2, Haus III [342] wird von ARRHENIUS 1988 als Wohnstall gedeutet, genauer als Pferdestall (!). D e m widerspricht jedoch RAMQVIST 1990:58. Bläsvädret [315], Halleby I C, 3-5 [340]. Ähnlich dimensionierte u n d konstruierte Häuser sind i m Vorbericht auch v o n Hailand bekannt geworden, augenscheinlich ebenfalls ζ. T. mit Mesulapfosten (Skottorp [394], Stjärnarp [399]).

90

II. Der Hausbau in Skandinavien

dem ersten und zweiten Jochpaar neben dem Langseiteneingang in einer der Haushälften; eine Funktionsaufteilung in zwei bis drei Räume ist demnach zu erwarten. Ställe konnten jedoch nicht nachgewiesen

werden

(La. Köpinge

19:l/Köpingebro

IV,

IX

[358],

Nydala [374]). Auffällig in diesen großen Gebäuden sind von der Wandlinie nach innen eingezogene Türpfosten, die an Grundrisse in Nordschweden erinnern. Als Ausnahmefall läßt sich in La. Köpinge 19:l/Köpingebro zeigen, daß das Mittelschiff verschmälert wurde. Daneben sind lediglich Gebäudefragmente mit Lehmflechtwand zum Teil auf Steinsockel bekannt (Uppakra [411], VäVassalyckan

1/1945,

Π/1945,

1/1946

[412]).

Unter den Nebengebäuden dieser Epoche finden sich nun auch in Südschweden Grubenhäuser 287 . Auf den Ostseeinseln lebt unverändert der Typ der Gebäude mit Wandisolierung weiter. Die Dachpfosten stehen in diesen Häusern noch recht nahe der Wandinnenseite, zusätzliche Pfosten für Firstpfette oder Querbalken sind in einigen Grundrissen eingezogen. Besonders häufig ist zu beobachten, daß die Dachpfosten in steinverkeilte Pfostenlöcher eingelassen sind; sie laufen der Mauerkrümmung parallel. Die Steinverkeilung indiziert wahrscheinlich eine Querabsteifung der Gebäude durch Einzüge. Die Dachhaut soll aus Soden, daneben aus Stroh oder Schilf bestehen 288 . Mehrräumige Langhäuser von durchschnittlich 20-30 x 6-9 m Grundfläche sowie kleinere Nebengebäude stets ohne Terrassenanlagen weist Öland auf: leicht konvexe Wohnbauten mit der typischen eckengerundeten Stein wand in Schaltechnik (Södra Greda

[395],

Brostorp

[319]).

Das Mauerwerk besteht aus

einem

Feldsteinfundament mit Innenfüllung aus Erde/Stein, darüber aus geschichteten Kalkplatten. Zur Zeit der ersten systematischen Grabungen auf Öland wurden hölzerne Innenwände nicht beobachtet, doch lassen sich Spuren einer derartigen Konstruktion auf Gotland sicher auch für Öland postulieren 289 . Gleichalt sind leicht konvexe Lehmflechtwandgebäude, angeblich zum Teil mit Spuren eines isolierenden Sodenwalls (Sörby 287 Siehe S. 158-174. TESCH vermutet auch im sörmländischen Arby 1417] Grubenhäuser in einem Gehöft, eine Bestätigung durch Grabung steht jedoch aus (1972:12). Hier würde das einzige Vorkommen der Älteren Eisenzeit außerhalb von Schonen vorliegen, abgesehen von den nur unsicher datierten eingetieften Bauten in Helgö [342]. 288 BESKOW-SJÖBERC 1977:102, 104, STENBERGER 1933:198. 289 Siehe S. 70.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

91

Tall II A 1396], Bo II, III [3161 Ormöga [379], Skedstad [393]). Die Wandkonstruktion wurde von B E S K O W - S J Ö B E R G aufgrund des völligen Fehlens von Wandspuren als Sodenwand ohne Innenverblendung interpretiert, dann von M Y H R E analog den norwegischen Befunden umgedeutet als von außen isolierte Holzwände auf einer Holzschwelle 290 . Doch auch für die Jüngere Römische Eisenzeit gilt, daß wohl alle öländischen Häuser gleichartig mit einer Steinwandisolierung versehen waren, die hier nur nicht dokumentiert wurde, weil das Grabungsgebiet in landwirtschaftlich intensiv genutztem Gebiet liegt 2 9 1 . In den größeren Mehrfunktionsgebäuden bestehen die Herdstellen nun aus Steinplatten am Boden, zum Teil kombiniert mit Gruben; manchmal zusätzlich auch aus steineingefaßten Glutbehältern. In den kleineren Wirtschaftsbauten finden sich eher nur Herdgruben. Die oft gefliesten Eingänge der Wohnhäuser, markiert durch vier Pfosten, liegen im Giebel- wie im Langseitenbereich; teilweise sind auch hier einzelne Giebelseiten undeutlich. Im Gegensatz zu Gotland sind bisher nur wenige Wohnställe nachgewiesen, v. a. durch engerstehende Dachpfosten im Stallteil (Brostorp III [319], Sörby Tall II Β [396], Bo III [316]). Unter Umständen sind stattdessen kleinere Gebäude mit nicht steinwandisolierter Giebelseite als Viehunterstände zu deuten 292 . Vom Prinzip her gleichartig sind die durchschnittlich 8-9 χ 6 m messenden Steinwandhäuser in den Ringanlagen Ölands, nur sind ihre etwa 1 m breiten und 1,5 m hohen Mauern ohne Füllung allein aus unvermörtelten Platten gebaut, der natürlichen Spaltform des auf der Insel anstehenden Kalksteins. Ungewöhnlich ist, daß sich keinerlei Spuren von Holzwänden erhalten haben. Die Gebäude sind dem Rund der Burgmauer angepaßt und radial zum Zentrum des eingefaßten Platzes hin ausgerichtet; die Eingänge liegen im Giebel. Auch hier wird das Dach von Doppelpfosten getragen; häufig ist der gesamte Bodenbereich gefliest (Eketorp I [324]). Die Hauskonstruktion selbst weicht kaum von den Bauten außerhalb der Burgen ab, sie ist lediglich den Platzgegebenheiten innerhalb einer Rundmauer angeglichen. Die Vorbilder für die Gesamtanlage jedoch sind kaum einheimisch 293 : S T E N BERGER verweist auf formale Ähnlichkeiten mit den ringförmigen 290 291 292 293

BESKOW-SJÖBERG 1977:92, MYHRE 1979:185. MYHRE 1980:406, FALLGREN 1988:18f. STENBERGER 1933:92f. Vergleiche die Zusammenfassung bei WEGRAEUS 1976.

92

II. Der Hausbau in Skandinavien

Anlagen Norwegens; WERNER auf spätrömisch-byzantinischen Festungsbau, vermittelt durch die Verbindungen der Ostseeinseln z u m Kontinent 294 . Diese Beziehungen spiegeln sich besonders auf Öland und Gotland in zahlreichen Hortfunden von Goldsolidi, gedeutet als Sold- bzw. Foederatenzahlungen des römischen Reichs. W E R N E R wie S T E N B E R G E R sahen die Funktion der Ringanlagen als Fliehburgen in Unruhezeiten. In jüngster Zeit wird dies jedoch in etwas anderer Richtung interpretiert: neben einer Funktion als Befestigung sieht H E R S C H E N D das Fehlen von Ställen und Wirtschaftsbauten als Anzeichen einer Nutzung im Rahmen nichtpermanenter Besiedlung, die in Zusammenhang steht mit dem Wirtschaftssystem der Insel, das v. a. auf Viehzucht basiert 295 . Noch bis 1,3 m hoch sind die typischen Schalmauern der mehrräumigen, leicht konvexen Gebäude (16-34 χ 8-10 m) auf Gotland (Vallhagar

11, 18 [415],

Dune

1322],

Rings

[385],

Lojsta

[366]).

Nur

in

wenigen Ausnahmefällen läßt sich an mehrphasigen Gebäuden eine Verschmälerung des Mittelschiffs beobachten 296 ; generell ist die Jochbreite in kürzeren Häusern kleiner als in längeren 2 9 7 . Analog den norwegischen Verhältnissen hat man wohl auch auf Gotland mit einer Holz- oder Lehmflechtwand hinter der Steinmauer zu rechnen 2 9 8 ; Wandgräbchen vor ihrer Innenseite werden in diesem Sinn gedeutet (Vallhagar 4 [415]). Wo Giebel im Grundriß zu fehlen scheinen, kann unter Umständen mit einer unisolierten Flechtwand gerechnet werden, oder mit einer besonderen Raumfunktion 2 9 9 . Die durchwegs gefliesten Eingänge liegen - im Gegensatz zu Öland - ausschließlich in den Giebelseiten. Sie bestehen aus zwei Pfosten an der Innenkante der Steinmauer, einer im Boden eingelassenen Holzschwelle und einem oberen Querholz 3 0 0 . Die Tür dreht sich mit zwei Zapfen in Türschwelle und -stürz und sitzt einem Rahmen auf, der an den Eingangspfosten befestigt ist 301 . Ein Türblatt aus drei 1,8 m h o h e n 294 295 296 297 298

299 300 301

STENBERGER 1933:260-262, WERNER 1949:267-270. HERSCHEND 1988:54. Siehe S. 97. Dutte 1322], Vallhagar 11, 18 1415]. I. ANDERSON 1955:1025. MYHRE 1979:185. R. LUNDSTRÖMS Rekonstruktionszeichnung (1955:1035, Abb. 432) ist demnach falsch. Dies gilt auch für den Vollwalm der Zeichnung. Siehe S. 69. KLINDT-JENSEN 1955a:1002. HERSCHEND, mündliche Mitteilung.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

93

Fichtenplanken, durch zwei Querriegel verbunden, ist in Dune A [322] bewahrt geblieben 3 0 2 . Weitere Pfostenpaare an der Außenseite der Mauern sind wohl als Stützen für ein Außendach über dem Eingang zu sehen; die Mauerleibung selbst ist durch kantgestellte Platten verdeckt. Das Dach ruht auf Doppelpfosten in steinverkeilten Pfostenlöchern, der Giebel ist gewöhnlich abgewalmt. Fichtenholz konnte als Baumaterial des Innengerüsts nachgewiesen werden, zum Teil unentrindet, aber auch in Form vierkantig behauener B a l k e n 3 0 3 . Der Dachtrauf liegt wohl dem Wandrähm der Holzwand und der Innenseite der Mauerkrone auf 3 0 4 . Wichtig ist das Vorkommen zusätzlich eingezogener Firstpfosten in einem Teil der großen Wohn- wie der kleineren Wirtschaftsbauten. Zum Teil können unterschiedliche Funktionsbereiche abgegrenzt werden, kenntlich an Trennwänden, an Lehmböden im Wohnteil und an Böden aus Erde oder anstehendem Kalkstein im tieferliegenden Stallteil. Zeichen unterschiedlicher Dachdekkung über diesen beiden Teilen bzw. über Wohn- und Nebengebäuden sind nachweisbar 3 0 5 . Isolierende Lagen aus Birkenrinde wurden bisher erst selten gefunden 3 0 6 ; stattdessen vermutet man Lehmverputz als Teil der Dachhaut 3 0 7 . Eine alternative Deutung sieht in Funden von Staklehm gerade im Bereich der Herdstellen Anzeichen dafür, daß das Rafterwerk des Dachs rund um eine Rauchöffnung von innen mit Lehm verstrichen w u r d e 3 0 8 . Anhand von Abdrücken in den hartgebrannten Lehmklumpen läßt sich zeigen, daß diese Rafter 5-15 cm Durchmesser erreichen und im Wechsel mit dem wurzelnahen dickeren Ende nach oben oder nach unten gelegt werden. Wie auf Öland bestehen die Feuerstellen aus Gruben in der Mittelachse des Hauses, multifunktional als Koch- und Heizherde kombiniert zum Teil mit Steinplatten. Weitere Details der Inneneinrichtung sind Spuren 302 303 304

305 306 307 308

A. BIÖRNSTAD 1955:911, Abb. 15:423. NIHLfiN 1934:281. Also nicht - wie für Vallhagar behauptet (R. LUNDSTRÖM 1955:1035) - auf einer der Innenkante der Mauerkrone aufsitzenden Pfette. Die Rekonstruktion von Lojsta Hall 13661 (NIHL£N & BOETHIUS 1933:98f, Abb. 29, 30) mit bis auf einen niedrigen Steinsockel heruntergezogenem Dach ist falsch, ebenso die Lösung des gerade aufgehenden Holzgiebels unter einem Satteldach. Vallhagar 18 14151 (A. BIÖRNSTAD 1955:1003f). Höglundar 51 13441 (NIHLßN 1934:281). A. BIÖRNSTAD 1955:258. KLINDT-JENSEN 1955a:1003.

94

II. Der Hausbau in Skandinavien

von bankartigen Erhöhungen in Teilen der Seitenschiffe. Diese Erhöhungen werden üblicherweise erst mit dem Ende der Jüngeren Eisenzeit in weiten Teilen Skandinaviens deutlicher sichtbar. Zu Nebengebäuden zählen kleinere Wohn- und Wirtschaftsbauten, die gleichartig konstruiert sind, überwiegend jedoch einen rektangulären Grundriß haben. Unter diesen Häusern gibt es auf beiden Ostseeinseln etliche ohne erkennbaren Wandabschluß an einer Giebelseite. Anders als für die großen Wohnbauten werden fehlende Giebel hier als Viehunterstand, als Schuppen mit offenem Giebel bzw. mit leichter Holzkonstruktion interpretiert 309 . Neueste Untersuchungen deuten noch exakter auf Schafställe, da das Großvieh üblicherweise im Langhaus untergebracht ist 310 . b.

Gehöftstruktur Dänemark

Die großen Dorfanlagen von Vorbasse [181] und N0rre Snede [115] zeigen, daß die Umzäunung der Einzelgehöfte und die Anordnung der Höfe um einen freien Platz oder entlang eines Weges im Dorfverband bestehen bleiben, ebenso ein durch sein geräumiges Hauptgebäude und das besonders große Flächenareal hervorgehobener Großbauernhof. Die Gehöftfläche selbst vergrößert sich während der Jüngeren Römischen Eisenzeit, gleichzeitig wird der Wohnbau mit einer höheren Zahl von Räumen gebaut als vorher. Die Ställe bieten Platz für etwa 20-30 Tiere. Vielfältige Wirtschafts- und Speichergebäude stehen innerhalb des jeweils auch im Dorfbereich weiterhin einzeln umzäunten Gehöftareals, neu tritt das Grubenhaus hinzu, ferner offene Unterstände mit Pultdach an der Innenseite der Hofzäune. Durchschnittlich zwei bis vier Nebengebäude sind parallel zu den Langhäusern orientiert, doch liegen auch Grabungen von im Winkel stehenden Wirtschaftsbauten vor. Eine gemeinsame Umzäunung der Dorfanlagen ist nun nicht mehr feststellbar. Vorbasse und Nerre Snede belegen, daß Dörfer zumindest in Mittel- und Südjütland nach wie vor regelmäßig innerhalb einer begrenzten Fläche verlegt werden. Für Fünen liegen noch keine vergleichbaren Beobachtungen vor; auf Seeland zeigt zumindest Bellingegärd [7], daß auch hier Dorfsiedlungen mit separat eingezäunten, in Reihen angeordneten Hofanlagen zu erwarten sind. 309 310

STENBERGER 1933:92f. FALLCREN 1988:28.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

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Wieder lassen sich Unterschiede zwischen den Dorfanlagen selbst feststellen, beispielsweise zwischen Nordjütland und dem restlichen Teil der Halbinsel: so sind etwa die Gebäude von Stavad [151] im Vergleich zu Vorbasse [181] durchschnittlich kleiner, ebenso das Dorfareal. Einzäunungen und Boxentrennwände konnten dort nicht beobachtet werden, dafür aber Hofbegrenzungen durch Gräben. Die ortsfesten Siedlungen der nordwest-jütischen Wohnhügel mit ihrem lokal unterschiedlich hohen Anteil an Wohnställen bestehen unverändert seit dem Ende der Vorrömischen Eisenzeit; die Hausdichte innerhalb der Siedlungsgemeinschaft nimmt jedoch ab 311 . Über die Jüngere Römische Eisenzeit hinaus sind Sodenwandhäuser nur mehr an wenigen Plätzen zu verfolgen. Gleichzeitig verschwinden auch die zur Gänze eingetieften Wohnstallbauten des Limfjord-Bereichs; die Begründung dafür ist sicherlich in mehreren Faktoren zu suchen, etwa in Veränderungen der Wirtschafts- und der Organisationsform der Siedlungsgemeinschaften 3 1 2 . Erste Beobachtungen sprechen auch für eine Angleichung der Bauweise an den Typ des Pfostenwandhauses (Hejrhej [55]). Norwegen Erst mit der Jüngeren Römischen Eisenzeit läßt sich die Struktur von Einzelgehöften etwas näher beleuchten, denn auch in Norwegen bringt die Siedlungserweiterung dieser Epoche ein Anwachsen von Fundorten. Neben den ringförmigen Hausanlagen mit ihrer speziellen Funktion ist eine Reihe von bäuerlichen Einzelhöfen bekannt 313 ; wie schon zur Alteren Römischen Eisenzeit lassen sich Stallabteile nicht feststellen. Auch die Anordnung von Haupt- und Nebengebäuden ist unbekannt. Erst mit der fortgeschrittenen Jüngeren Römischen Eisenzeit zeichnet sich die für die Jüngere Eisenzeit Norwegens so typische Gehöftstruktur ab: 311 312 313

S. JENSEN 1977:72. S. JENSEN 1977:72, 77. Die Theorie von M0LLEROP 1958, daß Einzelgehöfte die angeblich kollektiv geführten Ringanlagen am Übergang Jüngere Römische Eisenzeit/Völkerwanderungszeit ablösen (festgemacht am Beispiel Klauhau(g)ane/Hattabergshagen) gilt heute als überholt. Die Anzahl der bekannten ringförmigen Hausanlagen ist zu klein (R0NNESETH 1966:20), zudem zeigt die heute bekannte Zahl von Hausresten der Älteren Eisenzeit a u ß e r halb der Anlagen, daß beide Strukturen gleichzeitig nebeneinander existiert haben.

96

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

ein im Durchschnitt dreiräumiger Wohnbau mit deutlichem Stallteil, jeweils mit ein bis drei Nebengebäuden um einen Hofplatz gruppiert. Die Orientierung der Gebäude ist allgemein den lokalen Windverhältnissen angepaßt, berücksichtigt zum Teil aber verstärkt morphologische Gegebenheiten 314 . Ein separates Einzäunungssystem in Form von Steinwällen läßt sich - wenn auch noch selten - ausmachen; es trennt Viehweideland von den zum Teil gedüngten Acker- und Grasflächen der sogenannten Binnen wiese im unmittelbaren Gehöftbereich 315 . Viehtriften sind bisher nur von Rogaland bekannt (Greipstad I [209]). Eine dorf- oder weilerähnliche Ansammlung von Gehöftanlagen wie in Dänemark und Schweden ist mit Ausnahme von Forsandmoen [204] nicht bekannt; dort kann es sich um ein Dorf oder um einzelne, in Gruppe liegende Wirtschaftseinheiten handeln 3 1 6 . Eine strukturierte Anordnung der Gebäude jeweils eines Gehöfts läßt sich innerhalb der untersuchten Fläche dort nicht nachweisen. Schweden Gebäudeanordnung und Struktur der Gehöftansammlungen auf Gotland, Öland und in Östergötland 3 1 7 , seit der Älteren Römischen Eisenzeit in Einzelfällen bekannt, verändern sich während dieser Epoche nicht. Die uneinheitlich orientierten Bauten, insgesamt im Durchschnitt meist zwei pro Gehöft, stehen bevorzugt in einer Ecke oder entlang der Gehöftumzäunung aus Steinwällen, die die Anlagen zu einer weilerartigen Struktur zusammenknüpfen - im Fall von Vallhagar 1415] wohl mit fünf bis sechs Höfen. Ein Teil dieser Steinwälle ist als Begrenzung von Viehtriften anzusehen, die durch ein Areal mit Anbauflächen in die Weidegebiete führen. Derartige Einzäunungen sind in Nordschweden unbekannt; möglicherweise bestehen sie dort aus Holz 3 1 8 . Nebengebäude sind mit der Jüngeren Römischen Eisenzeit insgesamt häufiger (zu beobachten); sie werden oft im Winkel zu den Wohnbauten angelegt. Angeblich lassen sich sogar Vierseitgehöfte nachweisen (Arby [417]). Parallel dazu ist auch eine große Zahl von Einzelgehöften bekannt, zu verbinden mit der Erweiterung bzw. Aufsplitterung 314 315 316 317

MVHRE 1 9 8 0 : 2 3 1 . MVHRE 1 9 7 8 : 2 3 8 . L0KEN 1988:10. CARLSSON 1979, STENBERGER 1933, WIDGREN 1983.

318

LIEDCREN 1986.

5. Jüngere Römische Eisenzeit

97

bebaubaren Areals in Marginalgebieten der Ostseeinseln, des Mälargebiets und Hälsinglands 319 . Für Öland glaubte BESKOW-SJÖBERG auf Siedlungsareale unterschiedlicher Wirtschaftsgruppen schließen zu können: im Küstengebiet Ackerbau und Viehzucht treibende Bauern in den traditionellen Steinwandhäusern, im Landesinneren mit seinen leichteren Böden dagegen Schafzüchter oder Almbetriebe in zum Teil sodenisolierten Flechtwandhäusern 320 . Die heutige Forschung lehnt Gebäude ohne Steinwandisolierung auf den Inseln ab; jedoch läßt sich die These durch erste Untersuchungen zumindest in der Weise stützen, daß auf verschiedenen Gehöften eine stark unterschiedliche Zahl von Schafställen registriert wurde 3 2 1 . Extensive Viehzucht wird auch als Anlaß zur Anlage der Ringwälle auf Öland gesehen, die als Sommerunterkünfte - ohne Aufstallung - das Beweiden abseits der eigentlichen Siedlung gelegener, magerer Böden durch Kleinvieh ermöglichen 322 . 6. Völkerwanderungszeit Die Haustypen der Jüngeren Römischen Eisenzeit verändern sich bis gegen Ende dieser Epoche nicht, lediglich in Norwegen wird mit etwas größerer Innenfläche gebaut. Konstruktionsweise und Raumaufteilung bleiben jedoch überall gleich; häufig ist allein vom Grundriß her eine zeitliche Abgrenzung von der Jüngeren Römischen Eisenzeit nicht möglich. a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark Das Wohnstallhaus der dänischen Inseln zeigt bis ins 6. Jh. weiter den von der Jüngeren Römischen Eisenzeit her gewohnten Grundriß rektangulärer Form mit stark gerundeten Giebeln (Vorbasse [181], N0rre Snede [115], Hjemsted Bänke [62], Dankirke V b/c [20], Drengsted [24], Dalshej Α, Β [19], Foulum [33], Sorte Muld [147], Oxbel I [121], Esbjerg/Skanderborgvej AE [30], Vognsb0l/Spangsbjerg Kirkevej 1, III [180], Melleparken [104], Skonager 319

Z u m Beispiel WIDGREN 1983, CARLSSON 1979, AMBROSIANI 1964, LIEDGREN 1986, HERSCHEND 1988.

320 321 322

BESKOW-SJÖBERG 1 9 7 7 : 1 0 9 , 127. FALLGREN 1988. HERSCHEND 1 9 8 8 : 5 4 .

98

II. Der Hausbau in Skandinavien

[142], Stavad [151], Hessel [60], Msrup [105], Gudme 1/ IV, V [48], Gudme IH/Stserkxrvej [48], Gudme II [48], Hejme [69], Bellingegärd [7], Sellebjerg [135], Omgard C IV [116], Hejris A I [70], Hegsbro [67], Enderup [27], Jersie Strand [75]322). Die Wand besteht aus lehmverputztem Flechtwerk über kräftigen, in einzelnen Räumen zum Teil verdoppelten Wandpfosten oder aus Planken; Spaltholz ist neben Rundholz nachweisbar, in einem Fall Wandund Dachpfosten mit rechteckigem Querschnitt 324 . Entrindete Weidenruten als Rechtwerk und Eichenholz als Baumaterial des Hausgerüsts konnten belegt werden. Wandgräbchen lassen sich nur äußerst selten beobachten. Die über den Innenraum hinweg symmetrische Aufstellung der Wandpfosten in den Längswänden überwiegt nun ganz deutlich; aufgekommen war sie bereits während der Jüngeren Römischen Eisenzeit. Die bisherige Mittelschiffbreite bleibt unverändert, ebenso der größere Abstand der Pfostenjoche in axialer Richtung. Erst jetzt ist die große Fachbreite Anlaß dafür, nun auch in Dänemark in einigen Fällen zusätzliche Firstpfosten einzuziehen325. Die Einteilung des Hauptgebäudes in drei bis fünf Räume belegen Herde, weiter oder enger gestellte Dachpfostenpaare, Spuren von Eingängen und Trennwänden, darüber hinaus unterschiedlicher Bodenbelag und abschnittsweise Wandverdopplung. Die Herdstellen liegen jedoch nicht mehr so regelhaft an einer definierten Stelle des Hauses, die Lage des Hauptwohnraums variiert also stärker als bisher. Die Feuerstellen der Wohnbereiche bestehen vielerorts wie bisher aus Glutgruben oder ebenerdigen Lehmplatten auf einer Steinpackung; als Neuerung kommen von nun an in einigen Fällen Rahmen aus behauenen Holzbalken dazu, die eine Lehmplatte umschließen 326 . In Vorbasse [181], N0rre Snede [115] und Foulum [33] kann ab und zu beobachtet werden, daß ein Dachpfosten im Bereich der Herdstelle fehlt. Diese bisher unerklärte Erscheinung ist seit der Jünge-

323

324 325 326

Die ursprüngliche Datierung dieser Gebäudespuren in die Jüngere Bronzezeit (TORNBJERG 1982) wurde von J.-A. PEDERSEN revidiert (1987:176, Fußnote 1). Hessel 2-4 [60]. Melleparken 11041, Hejme Süd [69], Sellebjerg [135], Esbjerg/Skanderborgvej AE [30], Oxbel I [121], Foulum XXXI [33]. Oxbal 1 [121 ], Trselborg [166].

6. Völkerwanderungszeit

99

ren Römischen Eisenzeit bekannt; dem heutigen Forschungsstand nach scheint sie auf Jütland beschränkt. Möglicherweise läßt sie auf einen neuen konstruktiven Zug rückschließen, der in weiterer Verbreitung erst mit der Jüngeren Wikingerzeit deutlich wird: dem Zusammenbinden der Langseiten des Hauses nicht mehr durch Einzüge, sondern durch Querbalken, die über den gesamten Innenraum hinweg von einem Wandrähm zum anderen laufen 3 2 7 und kurze Firststiele tragen, die ihrerseits die Dachpfetten stützen 3 2 8 . Die über den Innenraum hinweg symmetrische Aufstellung der Wandpfosten, der größere Abstand der Pfostenjoche in axialer Richtung wie das vereinzelt beobachtete Einziehen singulärer Firstpfosten können so zwanglos weitere Schritte auf dem Weg zum stützenfreien Innenraum zumindest des Wohnbereichs dokumentieren. Damit geht eventuell eine größere Wandhöhe in diesem Teil des Hauses einher, denn ein raumüberspannender Querbalken muß über Kopfhöhe angebracht werden, während die Einzüge der Seitenschiffe gewöhnlich unter Kopfhöhe laufen. Der Bezug aller im Boden verankerten Konstruktionsteile aufeinander spiegelt gleichzeitig eine genauer durchdachte Planlösung als bisher 329 . Spuren von Boxentrennwänden zeigen Stallabteile von ca. 1 m Breite und 1-1,3 m Länge an; sie finden sich wie zur vorhergehenden Epoche bevorzugt in der Hausmitte, nicht an den Giebelenden. Dort liegt ein Raum mit anderer Funktion, zum Teil durch eine leichter konstruierte Schmalseite ohne Wandspuren als Scheune o. ä. gekennzeichnet 3 3 0 . Die 1,2-1,5 m breiten Eingänge mit Holzschwellen und kräftigen Doppelpfosten liegen wie gewöhnlich meist mittig in den Langseiten zwischen den zentral angeordneten Wohn- und Stallbereichen; ein schmales Eingangsareal ist durch Trennwände abgeteilt. Zusätzliche Türen sind nahe der Giebelseiten eingebaut. Insgesamt lassen sich auch jetzt kaum mehr Regionalunterschiede in Dänemark feststellen. Isolierende Sodenwälle vor Holzgebäuden in Nordwest-Jütland sind fast vollständig verschwunden 3 3 1 , bisher nur mehr von einem Wohnhügel und von einem ebenerdig angelegten Wohnhaus ohne Stallabteil bekannt (Ves327 328 329 330 331

HERSCHEND, mündliche Mitteilung. Siehe Tafel 47, Aufriß mitte rechts. HERSCHEND, mündliche Mitteilung. Siehe S. 69. Siehe S. 95.

100

II. Der Hausbau in Skandinavien

tervig [176], Fredse [36]). Die Dachpfosten stehen dort wie üblich näher an der Außenwand als in unisolierten Gebäuden; Eichenholz ist als Gerüstmaterial nachgewiesen. Im dörflichen wie im Einzelhofbereich w e r d e n neben Wohnställen von durchschnittlich 20-36 χ 5-6 m Fläche Langhäuser ohne Stall (20-30 χ 5 m) sowie kleinere, zum Teil ein- oder zweischiffige Nebengebäude in Flechtwandkonstruktion gebaut (7 bis 15 χ 4-5 m), allerdings augenscheinlich in geringerer Zahl als vorher (Vorbasse [181], Nerre Snede [115], Esbjerg/Skanderborgvej [30], Drengsted [24], Sejlflod-Tofth0j [133]). Wie während der Jüngeren Römischen Eisenzeit ist eine Vielzahl von Konstruktionsvarianten dokumentiert. Auch bei diesen kleineren Bauten finden sich z u m Teil Giebel ohne W a n d s p u r e n . Unter den Wirtschaftsgebäuden sind Pfostenspeicher häufiger belegt, daneben gehören Grubenhäuser zum Gehöftareal. Zeitlich nicht genau greifbar sind die Veränderungen, die sich mit d e r a u s g e h e n d e n V ö l k e r w a n d e r u n g s z e i t ohne regionale Beschränkung im Hausbau manifestieren. Zum 6. Jh. hin verlieren die Schmalseiten der Gebäude nach u n d nach ihre R u n d u n g (Skonager XIII, XI [142], Foulum VII, XI [33], Hessel 4 [60]). Dann ist der gesamte Grundriß betroffen: die Giebelwände von Langhaus wie N e b e n g e b ä u d e werden überwiegend streng gerade gebaut, die L ä n g s w ä n d e dagegen konvex 3 3 2 (Torstorp Nerreby 8/VII [161], Vorbasse [181], Nerre Snede [115], Foulum VIII, I, XXIV, XXI, XXV [33], Trxlborg [166], Nygärd [109], Stavad G, Β [151], Skonager XIV [142], Krusegärd lila [81], Bellingegärd [7], Esbjerg/Skanderborgvej Μ [30], Drengsted [24]). Damit erfolgt ein Rückgriff auf konstruktive Lösungen, die während der Älteren Römischen Eisenzeit angewandt wurden, d a n n verschwanden und nun von neuem auftauchen. Endgültig erklärbar ist dieses Abgehen von augenscheinlich bewährten Bauvarianten bisher nicht - es kann hier nur herausgestellt werden, denn eine vergleichbar wechselnde Entwicklung gilt ja beispielsweise auch für die Form der Giebelwand zwischen Bronzezeit u n d Völkerwanderungszeit in Dänemark. Sie belegt, daß architektonische Probleme offenbar durch unterschiedliche Techniken gelöst w e r d e n können, die eher zufällig a u f g e n o m m e n w e r d e n , nicht im Sinn einer n u r in einer 332

Neuerdings bürgert sich für diese Form der Wandkrümmung der Begriff „divergierende Wand" ein (A.-E. JENSEN & WILLEMOES 1982:37, EGEBERG HANSEN 1988:179).

6. Völkerwanderungszeit

101

Richtung ablaufenden Entwicklung. Zu überprüfen wäre jedoch, ob nicht das Bemühen um bessere Ausnutzung des eventuell nicht mehr ausreichend verfügbaren Bauholzes eine der treibenden Kräfte für prinzipielle konstruktive Änderungen sein könnte. HERSCHEND verweist darauf, daß konvexe Wände bei besserer Stabilität höher aufgezogen werden können, was den Einsatz von Querbalken ermöglicht 3 3 3 . Deren z u s a m m e n b i n d e n d e Wirkung bringt die Reduktion der sonst notwendigen Anzahl von Dachpfostenjochen mit sich. Die Konvexität ist gepaart mit sehr guter axialer Stabilität; die längsgehenden Pfetten können so aus weniger kräftigem Holz gezimmert werden. Letztendlich brächte diese Konstruktion also höhere, pfostenfreie Innenräume bei gleichzeitiger Materialersparnis mit sich. Das Bemühen um geringeren Holzverbrauch wird spätestens seit der ausgehenden Wikingerzeit ganz deutlich, wenn Schwellenkränze aus Holz oder Stein als Wandfundament üblich werden. Die Hausbreite der erneut konvexen Häuser wächst ein wenig; das Mittelschiff aber wird im Durchschnitt etwas schmäler gebaut als im älteren völkerwanderungszeitlichen Haustyp Dänemarks. Die kräftige Konstruktion mit zum Teil abschnittsweise doppelzeiliger W a n d besteht fort; Fundamentgräbchen treten häufiger auf, sie laufen aber nicht um. Die Eingänge werden strenger in der Mitte der Langseiten angelegt. Auch jetzt zeichnen sich Stallabteile weniger durch Boxenwandspuren als durch engerstehende Dachpfostenjoche ab; sie belegen, daß die Zahl der Boxenstellplätze nun zurückgeht. Diese veränderten Grundrisse weisen schon stark auf die Verhältnisse der jüngsten Eisenzeit. Erschwert wird die Abgrenzung dieser Epoche von der Völkerwanderungszeit v. a. durch die geringe Menge von Siedlungskeramik gerade dieser Zeit, ferner durch eine stagnierende Entwicklung hinsichtlich Gefäßform und Ornamentierung. Vom Hausbau her muß der Übergang zwischen jüngerer Völkerwanderungszeit und Vendelzeit in Dänemark als fließend betrachtet werden. Norwegen Das Langhaus der Völkerwanderungszeit in Norwegen zeigt sich seit den Neuerungen der Jüngeren Römischen Eisenzeit im wesentlichen unverändert; im Südwesten wie im Norden und Osten des Landes bleibt das einheitliche Konstruktionsprinzip der vorangegangenen Epoche bewahrt, doch vergrößert sich die Grund333

HERSCHEND, mündliche Mitteilung.

102

II. Der Hausbau in Skandinavien

fläche im Durchschnitt leicht. Gegen Verrottung besser geschützte Wände auf einer Holzschwelle lassen sich in wenigen Fällen jetzt auch hier belegen. Sie spiegeln ebenfalls materialsparende Maßnahmen, da so ein Wiederverwenden von Wandpfosten und Innenverkleidung möglich wird. Etliche ringförmige Hausanlagen datieren in die Völkerwanderungszeit, jedoch der heutigen Fundlage nach fast ausschließlich nur mehr im nordnorwegischen Raum 334 ; Anordnung und Hausanzahl unterscheiden sich nicht von den Verhältnissen der Jüngeren Römischen Eisenzeit (Leksaren [238], Leikenga-Tjetta 1236], Sandmaelan-Bjarkey [266], Äse 1304], Vollmoen-Steigen [300], B0 [198], Saupstad-Gims0y [268], Leknes [237]). In Südwest-Norwegen wird das typische Gehöft seit der vorhergehenden Epoche dominiert von einem durchschnittlich 20-30 m langen, 6-8 m breiten Hauptgebäude mit meist drei Räumen, abgeteilt durch hölzerne Trennwände. Fundverteilung, Lage der Eingänge in der Langseite meist zwischen zwei Räumen und Plazierung der Feuerstellen indizieren einen Stallteil und zwei Wohnräume unterschiedlicher Funktion, von MYHRE als Küche und Hauptaufenthaltsraum neben einem weiteren Aufenthaltsoder Vorratsbereich gedeutet 335 . Der wichtigste Raum des Hauses mit den Hauptfeuerstellen liegt dabei gewöhnlich im wärmsten Abschnitt des Gebäudes, neben dem Stall. Wie in Dänemark kann sich am Ende des Stallteils ein weiterer kleiner Raum unbekannter Funktion befinden. Zusätzliche, besonders schmale Abteilungen werden als Geräte- oder Holzkammer angesehen336. Im Wohnbereich finden sich meist mehrere unterschiedliche Feuerstellen in Kombination: Herdgrube, Steinpackung oder zum Teil steinumrahmte Steinplatte vom Typ tussa/arinn 3 3 7 . Den einzelnen Herden sind verschiedene Funktionen zugeordnet 338 ; im Kochraum liegen sie oft in der Mittelachse des Hauses, außerhalb auch in anderer Plazierung. Zentralherde können beachtliche Dimensionen von über 2 m Länge erreichen; erstmals sind überdeckte Luftzufuhrkanäle von der Außenwand her an ei334 335

336 337 338

O.S. JOHANSEN 1980:181, EGEN>ES LUND 1965:299. MYHRE 1980:321, 323. Vergleiche die Zusammenstellung für alle norwegischen Gebäude der Völkerwanderungszeit bei MYHRE 1980:261-370, im Auszug 1982a/b. MYHRE 1975a:83. Siehe S. 87. Wärmen, Leuchten, Kochen, Braten; wohl auch Korntrocknung.

6. Völkerwanderungszeit

103

nem Fundort nachgewiesen 339 . Andere Details der Inneneinrichtung fehlen; bankartige Erhöhungen in den Seitenschiffen sind in einem Fall zu vermuten 340 . Besonders lange Hauptgebäude (30-60 m) mit vier bis fünf Räumen werden als Indikator für eine sozial höhergestellte Schicht gewertet 3 4 1 ; hier sind neben Stallteil und Vorratsraum bis zu drei Wohnbereiche unter einem Dach zusammengefaßt (Ullandhaug 3 1290], Lyngaland 1 [242], Espeland 1 [201], Vestre Hange [295]). Die eigentliche Wand besteht aus Flechtwerk oder Holz, zum Teil in Wandgräbchen oder weiterentwickelt bereits auf einer Holzschwelle über einem Steinblockfundament. Stabwerk- oder Ständerbohlenkonstruktion sind denkbar 3 4 2 . Diese Wand ist von außen wieder durch eine 1-1,5 m hohe und ebenso breite Steinmauer isoliert 3 4 3 , eine Schalstruktur läßt sich häufig erkennen. Holz- und Steinwand sind durch einen Zwischenraum getrennt 3 4 4 . Die Konstruktion der Wand ist insgesamt sehr kräftig; ihre konvexe Krümmung zeigt wie zur Jüngeren Römischen Eisenzeit so eine andere konstruktive Lösung zur Stabilität als beim dänischen Haus der Völkerwanderungszeit mit seinen Rundgiebeln 3 4 5 . Der südwest-norwegische Grundriß dagegen weist gerade Giebelseiten auf (Ullaland 1 [289], Auglend 1 [191], Hodnefjell 2 [218], Krägeland 1 [233], Birkeland 1, 2 [193], Skeie 2 [271], Veddägäsen 2 [292], Storrsheia 1, 4, 5 [280], Sostelid 2 [276], Vatland 2 [291], Slevdal II [272], Nordberg [254], Grmevoll av Vaula 1, 3 [212], Leigvang 1 [235], Liknes [239], Muräne [251], Tjetland [283], Knutstad [231]). Eine der Schmalseiten kann undeutlich bleiben. Die Lage der gefliesten Eingänge ist variabler als in Dänemark; im Durchschnitt sind sie 1 m breit und finden sich nahe dem Giebel in den Längswänden, zum Teil auch einander gegenüber. Türpfosten lassen sich an der Innenseite der Mauer nachweisen; an ihnen kann eventuell auch eine Holzabdeckung

339 Ullandhaug 3 [290], Raum II (MYHRE 1980:216, Abb. 109). 340 Birkeland 3 [193]. 341 HAGEN 1953:197. 342 Mögen [248], vgl. auch die Rekonstruktion von Ullandhaug [290]. 343 NÄSMAN steht dieser so umfassenden Generalisierung MYHRES skeptisch gegenüber (1983:64). MYHRE selbst aber räumt ein, daß das Vorhandensein einer Holzwand unter Umständen von wirtschaftlichen/sozialen Gegebenheiten abhängen kann (1982c:108). 344 In Breimyr [196] beispielsweise 10-30 cm breit (PETERSEN 1936:88). 345 Siehe S. 86.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

der Mauerwangen befestigt sein346. Sonst ist der Wanddurchbruch in der Fußzone mit kantgestellten Steinplatten verkleidet. Das Walmdach besteht aus Soden über einer Birkenrindenisolierung 347 , für einzelne Häuser ist aber auch eine zweigeteilte Dachdeckung mit Stroh/Gras bzw. Soden nachgewiesen348. Die Dachständer stehen häufig auf Steinplatten; Grundrißzeichnungen zeigen bei allen Unsicherheiten aufgrund der weit zurückliegenden Grabungen, daß die gesamten Plazierungs- und Fundamentierungsvarianten von Dachpfosten bzw. -Ständern für unterschiedliche Räume verschieden sein können, Unterlegplatten beispielsweise nicht durchgehend im gesamten Haus auftreten. Neben Rundhölzern liegen auch rektangulär behauene Planken als Dachpfosten vor. Soweit überhaupt zu beobachten, sind die Mittelschiffe ohne Unterschied breiter als etwa in Dänemark, abhängig von der Steinwallisolierung der Gebäude. Verallgemeinernd glaubt MYHRE, in der Lage der Dachständer im Verhältnis zur Wand eine gewisse Regelmäßigkeit zu erkennen: in langen Gebäuden sollen sie sich näher der Wand, in kürzeren näher der Mittelachse des Hauses befinden 349 . Aus den Grundrissen geht dies jedoch nicht deutlich hervor. In manchen Wohnbauten sind einzeln eingezogene Firstpfosten erkennbar350. Während der Boden im Wohnbereich gewöhnlich aus Erde besteht, ist der jetzt deutlicher nachweisbare Stallbereich häufig durch Steinfliesung entlang der Mittelachse gekennzeichnet (Birkeland 1 1193], Auglend 1 [191], Storrsheia 5 [280], Veddägäsen 2 [292], Sostelid 2 [276]). Direkte Spuren von Boxentrennwänden fehlen stets, sie bestehen wohl aus Holz, das nicht im Boden fundamentiert wird 351 . Der Stallteil findet sich bei Gebäuden in Hanglage stets im höher liegenden Ende des Hauses. Häufig steht er in Verbindung mit einer Viehtrift, die aus dem Gehöftbereich auf das Weideland führt352. In einigen Fällen sind Viehpferche aus Steinmauern im Anschluß an ein Haus nachgewiesen (Lyngaland 2 [242], Hodnefjell 1 [218], Muräne [251]). 346 347 348 349 350 351 352

MYHRE 1980:187. MYHRE 1980:141, GRIEG 1934:135, HAGEN 1953:198. Ullandhaug 1 [290] (MYHRE 1980:181). MYHRE 1982c:109. Storrsheia 1, 4, 5 [280], Skeie 2 [271], Auglend 2 [191], Nordberg [254], Vestre Hauge [295]. Stallungen sind in N o r d n o r w e g e n nur indirekt durch Knochenfunde von Stallvieh nachweisbar (O.S. JOHANSEN 1979:109). Siehe S. 115.

6. Völkerwanderungszeit

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Unterschiedlich genutzte, auch mehrräumige Nebengebäude von 8-12 χ 5 m Fläche, teilweise mit Herdstellen, gehören zum Gehöft innerhalb der Hofmauer; sie finden sich aber augenscheinlich auch außerhalb. Hier überwiegt ebenfalls die konvexe Grundform. Eingänge liegen zum Teil in einer der Giebelseiten (Veddagäsen 1 [292], Kalvestad [227], Vatland 1 [291], Skeie 1 [271], Ullaland 2 [289], Ullandhaug 6 [290], Krageland 2 [233], Sostelid 3 [276], Auglend 3 [191], Grenevoll av Vaula 2 [212], Breimyr [196], Helganeset [216], Storhaug [279], Tjugadal [285], Hennland [224], Koltedal [232], Klovningneset [230]). Diese Nebengebäude können mit einer Steinwand ohne Holzinnenwand gebaut sein 3 5 3 . Das Dachgerüst entspricht dem der Wohnbauten, auch hier treten zum Teil zusätzliche Firstpfosten auf 3 5 4 . Von der Funktion her sind Schmieden, Ställe und Scheunen belegt 3 5 5 . Häufig finden sich parallel zu den großen Hauptgebäuden, aber auch in größerem Abstand davon, weitere kleinere Langhäuser mit meist zwei Räumen (Wohnbereich und Vorrats/Aufstallungsbereich) 356 , je nach Hofgröße 10-30 m lang (Sostelid 1 [276], Lyngaland 2 [242], Birkeland 3, 2 [193], Ullandhaug 1 [290], Espeland 3 [201], Auglend 2 [191], Skeie 3 [271], Grenevoll av Vaula 4 [212], Fosse [205], Hodnefjell 1 [218], Häland [222], Leigvang 2 [235], Vdgadal [301], Tjugadal [285], Mögen [248]). MYHRE hat einzelne dieser Räum vorschlagsweise als Festhallen gedeutet; Kriterien dafür sind ungewöhnlich viele, große Kochgruben, verbunden mit relativ dünner Kulturschicht und dem Fehlen von Funden, die von alltäglicher Hausarbeit zeugen, etwa Webgewichte, Spinnwirtel oder Mahlsteine 3 5 7 . Eine so exklusive Raumnutzung widerspricht jedoch der sonst zu beobachtenden Multifunktionalität des Innenbereichs. Ob diese Hausbeschreibungen auch für wetterexponierte Regionen außerhalb der südwestlichen Landesteile gültig sind, läßt sich aufgrund der wenigen Funde abseits von ringförmigen Anlagen in Nordland und Troms kaum generalisieren. In Greipstad [209] ist ein Hauptgebäude mit Steinwandisolierung neben Wirtschaftsbauten in Holzbauweise aufgedeckt. Die kleineren Holzwandbauten sind an drei Seiten von einem Gräbchen umgeben, das möglicherweise als Fundamentrinne für einen Sodenwall gedeu353 354 355 356 357

MYHRE 1975a:76. Skeie 2 1271], Krägeland 2 [233], Vergleiche die Zusammenstellung bei MYHRE 1980. Vergleiche die Zusammenstellung bei MYHRE 1980:261-370. MYHRE 1980:324f.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

tet w e r d e n kann 3 5 8 - daneben sind aber auch Spuren von Wandp f o s t e n in F u n d a m e n t g r ä b c h e n erhalten 3 5 9 . Sodendächer mit Birkenrindenisolierung, zusätzliche Firstpfosten 3 6 0 und leichter konstruierte Giebelseiten sowie Spuren von Seitenerhöhungen erinnern an den südwest-norwegischen Hausbau. Sodenwandisolierung liegt auch von d e m bemerkenswerten „Häuptlingssitz" in Borg [195] auf Vestväg0y, Lofoten, vor. Dieser außergewöhnlich große, zur Völkerwanderungszeit 55 χ 8 m (!) messende Konvexbau mit Wandgräbchen u n d - ähnlich wie in N o r d s c h w e d e n - sehr schmalem Mittelschiff ist erst in populär gehaltenen Vorberichten veröffentlicht; er weist z u s a m m e n mit ringförmigen Anlagen u n d einer großen Zahl weiterer, noch ungegrabener Gebäude u n d Bootshäuser im Bereich Borg/Bestad 361 auf die besondere Bedeutung Vestvägays hin. Diese Rolle wird durch Funde kostbarer Importwaren bestätigt. Borg gehört zu den längsten bekannten Gebäuden der Eisenzeit N o r w e g e n s , doch erreichen Wohnbauten weiter im Süden des Landes immerhin Maße bis 48 m 3 6 2 . Im Gebiet von Troms u n d Nordland lassen sich andeutungsweise Siedlungsstrukturen ausgliedern, die erst mit der ausgehenden Eisenzeit an Bedeutung gewinnen 3 6 3 , von Dänemark aber seit dem Ende der Vorrömischen Eisenzeit gut bekannt sind: es handelt sich u m Wohnhügel, in denen mächtige Kulturschichten von einer l a n g d a u e r n d e n , ortsfesten Besiedlung zeugen. Auf Vestvägay beispielsweise reichen Kleinfunde in diesen Anlagen von der Völkerwanderungszeit bis ins Mittelalter 3 6 4 ; die Strukturen sind jedoch erst in Probeschnitten erfaßt. In die Völkerwanderungszeit zurück datieren beispielsweise einige Hügelbauten in Grunnfarnes 1210], Bestad [199] und Moland 1, 3, 4 [249]. Sie sind mit mächtigen Erdwällen isoliert; v o m Hausinneren sind bisher keine Details bekannt. Der Typ des Steinwandhauses scheint auf die windexponierten Küsten- u n d Gebirgsregionen beschränkt; konvexe Holzgebäude 358

359 360 361 362 363 364

O.S. JOHANSEN führt an, daß in N o r d n o r w e g e n generell überwiegend nur Grassoden zur Wandisolierung benützt werden, viel weniger Stein als i m S ü d w e s t e n (1979:106). Greipstad III [2091 (STAMS0 MUNCH 1973:269). Greipstad II, IV, V [209]. Hierzu ein Vorbericht bei O.S. JOHANSEN et al. 1983. Ullaland [289], Sostelid [2761. Siehe S. 187. O.S. JOHANSEN 1974.

6. Völkerwanderungszeit

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mit Planken- oder Flechtwand ohne Stein-/Erde-Isolierung sind in Sogn, Vestfold und Rogaland bekannt. Steinreihen indizieren dabei zum Teil eine Sockelkonstruktion neben Wandpfosten in Fundamentgräbchen (Gjerland [207], Virik [298], Forsandmoen [204], Sola [275]). Stabbau oder Ständerbohlenbau sind denkbar 365 . Die Häuser dort sind mit einer Länge von durchschnittlich 30 m sehr geräumig; sie korrespondieren so mit den größeren der steinwandisolierten Gebäude. Ihre Langseiten sind konvex, die Giebel gerade. Spuren der Doppelpfosten haben sich bewahrt, hier in einigen Fällen auch direkt im Giebel; das Dach der Häuser ist also zum Teil nicht mehr gewalmt 366 . Ein im Vergleich zu stein wandisolierten Bauten deutlich schmäleres Mittelschiff indiziert wieder, daß das Dachgewicht in großem Maß von den Wänden mitgetragen wird; die Pfostenlöcher zeigen, daß die Dachstützen selbst kräftig dimensioniert sind. Der Jochabstand kann dabei bis zu 7 m betragen. Die zentrale Feuerstelle liegt hier, anders als beim isolierten Haus, zwischen zweitem und drittem Dachpfostenpaar; sie ist mit einer Glutgrube kombiniert. Weitere Herde anderer Funktion finden sich zusätzlich im Hausinneren. Raumaufteilung und Eingänge dagegen unterscheiden sich nicht vom Steinwandhaus; auch hier sind Türpfosten in Flucht mit der Holzwand zu beobachten, sie bestehen aus rektangulär behauenen Holzplanken. Im Stallbereich lassen sich neben engerer Pfostenstellung in einem Fall sogar - einmalig für Norwegen - Boxenwandspuren von 75-90 cm Länge in 85 cm Abstand voneinander nachweisen 367 . Kleinere Nebengebäude von 15-17 χ 5 m fehlen nicht. Reine Pfostenwände in Fundamentgräbchen ohne Isolierung liegen auch im Fragment des Konvexbaus von Flakstad [202] auf den Lofoten vor; die dachtragenden Doppelpfosten sind zum Teil in mit organischem Material ausgefütterten Pfostenlöchern aufgestellt. Eine sichere Datierung fehlt hier; doch können Konstruktion und Gebäudefläche mit den völkerwanderungszeitlichen Häusern von Forsandmoen [204] verglichen werden 368 . 365 366

367 368

L0KEN 1984a:62. Forsandmoen II [204], Hier ist das Mittelschiff auffällig schmal, in etwa 1 m Abstand lassen sich außerhalb der Längsseiten des Baus Pfostenlöcher von geringer Tiefe feststellen ( L 0 K E N 1983:86). Diese formalen Merkmale datieren das Haus eigentlich in die Wikingerzeit; der Ausgräber ordnet es jedoch der Völkerwanderungszeit zu. L0KEN 1983:87. SANDMO 1985:89f.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Terrassenanlagen als Unterbau sind bei weitem nicht so häufig wie in Schweden; bisher wurden sie bevorzugt im Inland registriert (Modvo [247], Greftegrev [208]). Die Terrassen bilden hier das Fundament für konvexe, sodengedeckte Holzwandhäuser zum Teil mit Wandpfosten in Gräbchen. Trotz einer sicherlich viel größeren Verbreitung sind nicht permanent genutzte Bauten in der Fjällregion abseits der Siedlungsgebiete noch ganz spärlich dokumentiert; diese kleinen Häuser sind etwa als Almgebäude auf Sommerweiden zu interpretieren. Sie finden sich durchschnittlich in einer Höhe von 800 m bis 1150 m ü. NN 3 6 9 . Bisher sind Untersuchungen erst aus dem Gebiet von Sogn und Hardanger publiziert, dort konnten diese Almhütten der Völkerwanderungszeit zugewiesen werden (Flesje [203], S0re Sumtangen [282], Grev seter [213]). Die in etwa rektangulären Bauten mit meist ca. 1 m mächtiger Schalmauer weisen Spuren von Birkenrindenisolierung unter einem Sodendach auf, ihre Grundflächen sind durchschnittlich 6-8 x 2,5-4 m groß. Pfostenlöcher sind nicht nachweisbar, zum Teil aber Spuren innerer Holzwände. Die Eingänge liegen im Giebel, der leichter gebaut ist. Rektanguläre Herde in Form von Steinplatten mit einem Rahmen aus Kantsteinen liegen in der Mitte der kleinen Häuser auf dem gestampften Fußboden. Gleichartige kleine Bauten, teilweise mit erhaltener innerer Holzwand und Pfostenjochen, reichen an anderer Stelle in Sogn bis ins frühe Mittelalter (Nyset-Steggje [257], Svolset [281]). Schweden Wie in den Nachbarländern verändert sich das Haus der Völkerwanderungszeit in Schweden gegenüber der Jüngeren Römischen Eisenzeit nicht; lokale Unterschiede gleichen sich stark aus, wenn man von den Ostseeinseln absieht. Auf dem Festland sind weiterhin Terrassenfundamente von durchschnittlich 14-34 χ 6-8 m Grundfläche in Hälsingland, Ängermanland, Medelpad, Uppland und Ostergötland bekannt, die längsten davon im Norden (Trogsta 71 [409], Onbacken [378], Helgö, Siedlungsgruppe 2, 3 [342], Darsgärde A 22 [321 ], Ensta A 95, A 96 [326], Halleby I C, Haus 2 B, 6 B, 7 [340], Gredelby C [334], RAA 38, Harmänger sn. [383], RAA 98, Rolfstaän [384]). Die Terrassenkanten sind meist durch Steinreihen befestigt; das Haus kann mit einer Langseite leicht in den Hang ge369

MAGNUS 1983:96.

6. Völkerwanderungszeit

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graben sein, dann schützen Drainagegräben vor abfließendem Oberflächenwasser. In Hälsingland, Medelpad und Jämtland wurden daneben auch Gebäude ohne künstlich angeböschtes Fundam e n t a u f g e d e c k t (Gene II, IV, VIII [331], Högom 3, 4 [345], lägdan Β [357]).

Kyrk-

Von der Konstruktion her sind die terrassierten wie die ebenerdigen Gebäude leicht konvex mit Lehmflecht- oder Holzwand, zum Teil auf Steinsockel, sonst in Wandgräbchen bzw. auf birkenrindenisolierter Holzschwelle. Tanne und Eiche als Baumaterial sind gesichert 370 . Stab- oder Ständerbohlenkonstruktion lassen sich denken 371 , wohl kaum aber Blockbauweise, wie dies immer wieder etwa für Helgö postuliert wird 372 . In den größeren Häusern werden die recht massiven Dachpfosten zum Teil in den Pfostenlöchern verkeilt. Üblicherweise bleibt die Mittelschiffbreite unverändert. In Nordschweden finden sich einzeln eingezogene Firstpfosten, vor allem im Bereich der Herdstellen (Högom 4 [345], Onbacken

[378], RAA

98, Rolfstaän

1 [384]). H i e r ist w i e d e r auf

extrem schmale Mittelschiffe zu verweisen, vergleichbar dem Gebäude von Borg [195] in Nordnorwegen 373 . Die Häuser in Mittel- wie Nordschweden sind quer aufgeschlossen; für einzelne Räume finden sich zum Teil auch Giebeleingänge. Im gesamten Raum bestehen die Zentralherde aus einer Steinpackung am Boden, aus Lehmplatten oder aus einfachen Herdgruben von durchschnittlich 1-2 m Durchmesser. In ihrem Bereich sind die Fache besonders groß. Lehmverputz mit Abdrükken von Astwerk gerade im Umkreis der Feuerstellen indiziert besonders in Nordschweden eine Form von Rauchfang 374 . Nach SCHEPERS deuten diese Spuren möglicherweise das Vorhandensein von Dachböden über den Seitenschiffen des Hauses an, auf denen Brennbares, etwa Heu, gelagert wird 375 . Der Rauchfang hat in diesem Fall eine Funktion auch als Funkenschutz. Verdoppelte Wandkonstruktion 3 7 6 und leichter gebaute Giebelpartien sind immer noch nachweisbar, ebenso kräftige Eckpfosten. Das Innere 370 371 372 373 374 375 376

Beispielsweise Halleby [340] (BAUDOU 1973:104). RAMQVIST 1983:83. HOLMQVIST & GRANATH 1969, WIGREN 1983. Siehe S. 106. Beispielsweise Trogsta A [4091 (LIEDGREN 1981:64). SCHEPERS 1954:340. Im Fall von Gene [331] unter Umständen eine nur schwach verankerte Flechtwand hinter den bis zum Boden reichenden Dachflächen (LIEDGREN 1984c:51f).

110

II. Der H a u s b a u in S k a n d i n a v i e n

d e r g r o ß e n W o h n b a u t e n ist in durchschnittlich zwei bis drei R ä u m e aufgeteilt; f ü r Gene [331] sind deutlich Wohn-, Stall- u n d Wirtschaftsabteilungen unter einem Dach nachgewiesen 3 3 7 , u n t e r a n d e r e m auch a u f g r u n d der Verteilung von Pollen f ü r Futterpflanzen bzw. Brotgetreide 3 3 8 . Engerstehende Dachpfosten 3 3 9 oder steingeflieste Bodenabschnitte 3 4 0 indizieren ein Stallabteil v. a. im östlichen Teil des Hauses. Als Besonderheit f i n d e n sich d a r ü b e r h i n a u s in Trogsta 71 A [409] Anzeichen d a f ü r , d a ß ein H a u s abschnitt mit hölzernem F u ß b o d e n versehen war, der auf d e n Sockelbalken des W a n d f u n d a m e n t s aufliegt 3 4 1 . Dieses Baudetail läßt sich d a m i t erstmals in S k a n d i n a v i e n n a c h w e i s e n ; sein Auftreten sagt jedoch nichts zur realen räumlichen oder zeitlichen Verbreitung aus, da das Aufdecken derartiger Spuren stark v o m E r h a l t u n g s z u s t a n d der Hausüberreste u n d v o m Stand der Grabungstechnik abhängt. N u r schlaglichtartig sind v o n U p p l a n d , Sörmland, Östergötland, Halland u n d Schonen recht fragmentarische Überreste von Lehmflechtwandbauten bewahrt, je nach Größe u n d Funktion des H a u s e s von rektangulärer oder konvexer G r u n d f o r m (Arby [417], Tibbie C 1 [406], Linghems gärd [363], Nydala [374], Uppakra [411], Fosie V [329], Tingshög/Köpinge [408], Önsvala [375]). Die W a n d der meist mehrräumigen Bauten steht z u m Teil auf einem Steinsockel; ihre Pfostenspuren fehlen häufig. In vielen Fällen sind lediglich die tiefer gegründeten Dachpfostenlöcher erhalten; z u m Teil sind darin Steinkeile nachgewiesen. Auch einzelne Firstpfosten treten auf 3 4 2 . Sonst sind v o m H a u s i n n e r e n L e h m f u ß b ö d e n neben H e r d stellen in Form von Steinpackungen bekannt. Von der Größe her korrespondieren die G e b ä u d e mit den Terrassenhäusern. Auf Oland finden sich seit der Jüngeren Römischen Eisenzeit unverändert die Haustypen mit etwa 1-2 m breiter, z u m Teil noch 1 m hoher Schalmauer in konvexem Grundriß (Övetorp [376], Rönnerum [388], Brostorp [319], Södra Greda [395], Hässleby [338]) oder die sicher ebenfalls einst steinwallisolierten Konvexbauten 3 4 3 mit F l e c h t w a n d u n d S o d e n d a c h (Bo II, III [316], Ormöga [379],

337 338 339 340 341 342 343

Z u m Beispiel Gene II 1331] (RAMQVIST 1983:158, Abb. 5:12). Trogsta 71 A [409] (WENNBERG 1 9 8 6 ) . Halleby C, 6 Β [340] (BAUDOU 1973:100). Gredclby C [334], RAA 98, Rolfstaän 1 [384], LIEDCREN 1981:64. Ärby III [417], Vä-Vassalyckan 1, 1946 [412]. MYHRE 1980:406, FALLGREN 1988:18f.

6. Völkerwanderungszeit

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Skedstad [393], Björnhovda 1314]), bzw. angeblich Gebäude mit isolierendem Sodenwall (Sörby Tall I, II A [396j 3 8 4 ). Die Häuser sind quer aufgeschlossen, zum Teil mit einander gegenüberliegenden Eingängen; dazu können Giebeltüren kommen. Im Durchschnitt lassen sich zwei bis drei Räume ausgliedern, abgeteilt durch Trennwände. Darunter sind wohl zwei Wohnräume 3 8 5 , kenntlich v. a. an kombinierten Zentralherden, bestehend aus einer Steinplatte, die mit einer Glutgrube verbunden ist. Der übrige Raum wird von Stall oder Werkstatt belegt. Die Dachpfosten stehen auch hier häufig in steinverkeilten Löchern; zusätzliche Pfetten- oder Firstpfosten sind zu beobachten (Ormöga [379], Brostorp III [319]). In den öländischen Ringanlagen der Völkerwanderungszeit werden Steinwandhäuser von durchschnittlich 13 x 4 m Grundfläche immer noch in radialer Anordnung errichtet; Häuser belegen jetzt auch den Innenraum der Anlage. Die Giebel sind nun jedoch bis auf den eigentlichen Eingang von etwa 1 m Breite geschlossen; im Mauerdurchbruch liegen Steinschwellen (Eketorp II [324], Ismantorp [350]). Die Steinmauern sind unvermörtelt und 0,8 bis 1,2 m breit. Deutliche Funktionsunterschiede lassen sich feststellen; so sind neben reinen, zum Teil zweigeteilten Wohnräumen mit drainierendem Steinpflaster unter einer Schicht gestampfter Erde separate Viehställe mit Steinpflaster und - als Besonderheit - Boxenwandsteinen ergraben, die Boxen selbst sind ca. 1,6 m breit und bieten Platz für zwei Tiere. Abtrennungen dieser Art sind damit erstmals auch in Schweden dokumentiert. Daneben lassen sich Speicher und Werkstätten unterscheiden; diese Aufteilung ist verbunden mit einer nun permanenten Besiedlung 3 8 6 . Hier sind unterschiedliche Arten der Dachdeckung feststellbar - wenn auch nicht an ein und demselben Haus: so sind nur die Wohnhäuser sodengedeckt, in anderen Gebäuden läßt sich Stroh als Dachhaut nachweisen. Als Pfostenmaterial ist Eichenholz gesichert 387 . Diese Pfosten stehen auf Unterlegsteinen oder in steinverkeilten Löchern; sie sind also wohl mit Einzügen verbunden. An den Grundrissen der Häuser von Eketorp II [324] konnte exemplarisch nachgewiesen werden, daß der Neigungswinkel des 384 385 386 387

Siehe S. 91. Vergleiche zur Funktionsinterpretation einiger Gebäude HERSCHEND 1988: 51, Abb. 7. HERSCHEND 1988:53. EDGREN & HERSCHEND 1979:18, 32.

112

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

gewalmten Teils im Dachgerüst kleiner ist als der Winkel der Seitenflächen des Daches, denn das jeweils äußerste Joch der Dachträger steht in größerem Abstand von der Giebelwand als die Reihe der Dachträger von den Längswänden. Zwischen dem First u n d dem auf dem äußersten Joch ruhendem Walm entsteht so eine dreieckige Öffnung, die als Rauch- u n d Lichtöffnung gedeutet wird 3 8 8 . Im Gegensatz zum sonst am Haus der Eisenzeit üblichen Doppelwalm ist das Dach der Häuser dieser Anlage der Ringmauer angepaßt; an der zur Mauer weisenden Seite endet es als Satteldach 3 8 9 . Die Gebäude auf dem Innenplatz der Anlage sind jedoch mit zwei Walmgiebeln versehen. Auf Gotland bleibt der Typ des leicht konvexen, n u n mit durchschnittlich 8-10 m etwas breiteren Hauses mit isolierender Schalsteinmauer vor einer Holzwand unverändert, auch die relativ breiten Mittelschiffe finden sich nach wie vor (Vallhagar 1-4, 7, 9, 11-20 [415], Höglundar [344], Rings [385], Knuts [355], Ringvide [387], Ulla Homa 2, 3 [361], Lojsta [366], Dune [322], Ulla Äby [362], Ekes [323]). Mehrphasige Häuser zeigen zum Teil jedoch eine geringfügige Verkleinerung des Jochabstands 3 9 0 . In manchen Fällen läßt sich die Holzwand durch Gräbchen an der Innenseite der Steinmauer belegen. Die Gebäude sind längs aufgeschlossen. Eine R a u m a u f t e i l u n g mit mehr als dem im Durchschnitt nachweisbaren Wohn- u n d Stallbereich 3 9 1 ist bisher sicher nur aus d e m über 60 m (!) langen Hauptgebäude von Stavgard/Känne 1 [398] belegt 392 . Der Wohnteil der gotländischen Langhäuser ist in den meisten Fällen mit einem Lehmfußboden versehen; im Gegensatz zu N o r w e g e n kommen die Ställe mit E r d b o d e n hier nicht morphologisch höher zu liegen, sondern umgekehrt. Eine Trennw a n d z u m Stall oder Viehboxen sind nicht nachweisbar. Es gibt Anzeichen dafür, daß das Walmdach über Räumen unterschiedlicher Funktion verschieden gedeckt wird, indiziert durch zusätzliche Firstpfosten u n d das Fehlen von Spuren einer Sodendekk u n g in bestimmten Hausabschnitten (Vallhagar 14, 18-21 [415], Övetorp I [376]). Unentrindete Stämmchen aus Fichte oder Birke 388

389 390 391 392

EDGREN & HERSCHEND 1979:14-16. V e r g l e i c h e i n s g e s a m t d i e detaillierten Beschreibungen v. a. d e s tragenden Holzgerüsts bei d e n Rekonstruktionen der Eketorp II-Häuser von EDGREN & HERSCHEND 1979:18-48. EDGREN & HERSCHEND 1979:34. Z u m Beispiel Dune [322}. Vergleiche HERSCHEND 1989:86, Abb. 4. Vallhagar, z.B. 7,18,11 [4151. MYHRE deutet auch hier aufgrund der Plazierung der Feuerstellen eine m ö g liche Z w e i t e i l u n g d e s Wohnbereichs a n (1980:435, 467).

6. Völkerwanderungszeit

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und Birkenrindenlagen sind mancherorts von Dachgerüst und Dachhaut erhalten 393 . Mehrteilige Feuerstellen in Form steingefüllter Gruben oder Kalksteinplatten, kombiniert mit einer Glutgrube, liegen in der Mittelachse des Hauses im Wohnteil, weitere Details der Inneneinrichtung können nicht erschlossen werden 3 9 4 . Wieder treten auch hier wohl funktionsbedingt zum Teil schwächere Giebelkonstruktionen auf 395 . An sicheren Nebengebäuden ist in ganz Schweden insgesamt wenig bekannt; kleinere Bauten sind eher rektangulär und überwiegend in der Bauweise der größeren Häuser errichtet (Fosie V [329], Ulla Horm 1 [361], Vallhagar 5, 2, 12, 13 [415], Vä-Vassalyckan I, 1946 [412]). Besonders zu nennen ist die Schmiede in Haus VI von Gene [331], weil hier durch Brandeinwirkung die Dachrafter teilweise erhalten blieben und in ihrer Verteilung am Boden das Vorhandensein einer Rauchöffnung im Dach erkennen lassen. b.

Gehöftstruktur Dänemark

Verglichen mit der Jüngeren Römischen Eisenzeit verändern sich die Verhältnisse der Völkerwanderungszeit von Gehöftstruktur und Hofareal her kaum. Im älteren Abschnitt dieser Epoche fallen in einigen Dörfern zum Teil sehr lange, mehrräumige Wohnstallhäuser auf; ihre Grundfläche sowie die Zahl der Wirtschaftsbauten - im Durchschnitt zwei bis drei - läßt im Dorfverband weiterhin soziale Unterschiede aufscheinen. Nebengebäude sind parallel oder im Winkel zu den Wohnbauten angeordnet 3 9 6 . Auch Speicherbauten gehören dazu; a m deutlichsten sind sie nach wie vor in Nerre Snede [115] zu beobachten. In Vorbasse [181] werden die Grubenhäuser nun in Gruppen bzw. Reihen zum Dorfplatz hin ausgerichtet; üblich ist ein 393 394

395 396

Höglundar 51 [344], Vallhagar 7 [415]. Die von KLINDT-JENSEN (1955a:1000) angeführten Lehmbänke entlang der Langseiten im Wohnbereich einiger Gebäude von Vallhagar werden von den Ausgräbern eher als Spuren des Dachbelags (siehe S. 93) oder unterschiedlicher Bodenabnutzung interpretiert. Eine giebelseitige, als Bank zu deutende Steinpackung liegt eventuell in Höglundar 3 [344] vor (LUNDBERG 1951:16). Vallhagar 5, 10 [415], Ulla Homa 1-3 [361]. Im Fall von Sorte Muld II [147] wenden sich allerdings BECKER ( 1 9 5 8 : 1 4 5 ) und S. HVASS (1982a:139) gegen eine Winkelanordnung in Form eines zusammengebauten Komplexes.

114

II. Der Hausbau in Skandinavien

eingetiefter Bau pro Hof. Hinsichtlich der Gebäudeanordnung innerhalb des immer noch großflächigen Gehöftareals ist zu bemerken, daß Wohn- und Wirtschaftsbauten zunehmend entlang bzw. in Verlängerung der Umzäunung angelegt werden, nicht mehr mitten auf dem Hofplatz. Wie schon zur Jüngeren Römischen Eisenzeit zeichnen sich Dorfanlagen in Nordjütland durch fehlende Zaunstrukturen aus 3 9 7 , gegenüber den einzeln umzäunten Gehöften des Dorfes weiter im Süden der Halbinsel bzw. auf Seeland 3 9 8 . Auf Fünen dagegen entziehen sich Strukturverhältnisse bisher der Beobachtung. Gesichert ist für alle Regionen lediglich die unterschiedliche Größe der Dörfer. Auffälligerweise erfolgt in N0rre Snede während der jüngeren Völkerwanderungszeit eine Umorientierung der Gebäude von der üblichen OstsüdostWestnordwest-Richtung auf Südost-Nordwest 3 9 9 , die erst in der darauffolgenden Epoche rückgängig gemacht wird. Gründe für diese Maßnahme sind nicht bekannt. Deneben belegen große Flächengrabungen wie in Vorbasse und Nerre Snede nach wie vor ein Wandern des Dorfes. Einzelhofanlagen außerhalb von Dorfstrukturen können aus einer oder mehreren Wirtschaftseinheiten bestehen, wie üblich mit Haupt- und Nebengebäude und einer Umzäunung, die von innen mit offenen Schuppen bebaut sein kann (Merup 1105], Omgärd 67 [116]). Am Beispiel Vorbasse [181] ist zu beobachten, daß der Viehbestand der jütischen Gehöfte gegen Ende des 6. Jhs. zurückgeht, das Gehöftareal kleiner wird. Auch die Anzahl der Höfe innerhalb des Dorfverbands verringert sich. Darin mag sich ein Niederschlag der veränderten Situation v. a. des 6. Jhs. spiegeln 400 . Norwegen Der Gebäudebestand einer Hofanlage ist in Südwest-Norwegen wieder ähnlich deutlich wie zur Jüngeren Römischen Eisenzeit. Für wandisolierte Häuser wie für reine Holzbauten gilt, daß neben einem Hauptgebäude mit Stallabteil für durchschnittlich 30 bis 40 Tiere 4 0 1 zwei bis vier zusätzliche größere Wohn- und kleinere Arbeitsbauten stehen. Grubenhäuser (mit nur einer gesicher397 398 399 400 401

So beispielsweise in Narre Snede [235/. S. HVASS sieht darin unter Umständen eine Art von Regulierung (1979c:109). S. HVASS 1988a:72. EGEBERG HANSEN 1988:190. Siehe S. 116-120. HAGEN 1953:141-143.

6. Völkerwanderungszeit

115

ten Ausnahme 4 0 2 ) oder Pfostenspeicher sind bis heute unbekannt. In der Regel gehören Bootshäuser zum Gehöft 403 . Die Orientierung der Gebäude richtet sich nach Windrichtung oder Geländemorphologie; überwiegend sind sie parallel zueinander ausgerichtet. Auffällig ist die häufige Anordnung von Wohnställen schräg zum Hang, mit dem Stall im höhergelegenen Hausteil. Ein Steinwall schließt die Binnenwiese mit g e d ü n g t e m Acker- u n d / o d e r Grasland 4 0 4 und den typischen Lesesteinhäufen vom umliegenden Weideland ab, die Viehtrift führt v o m Stall her dort hinaus. Sie bildet gleichzeitig einen Teil des Steinwalles. Diese unvermörtelten Maueranlagen fehlen im Norden des Landes fast v o l l s t ä n d i g 4 0 5 . Über den Anteil an Wiesen- o d e r Ackerland innerhalb der Gehöftmauer herrscht Unklarheit 4 0 6 ; doch lassen die Größenunterschiede des Binnenareals von etwa 5 bis 15 ha, in einigen Fällen bis 30 ha, neben der Grundfläche der Hauptgebäude soziale Unterschiede erkennen. Nach MYHRE 4 0 7 sind grundsätzlich zwei Arten von Hofanlagen in Südwest-Norwegen zu unterscheiden: einmal das einfache Gehöft mit nur einer Wirtschaftseinheit („Typ Lyngaland"), z u m anderen der Mehrbetriebshof mit mehr als einer Einheit innerhalb einer gemeinsamen Hofmauer („Typ Storrsheia") bzw. mit einer zusätzlich nach Einheiten aufgeteilten Binnenwiese („Typ Sundaberg"). Eigentliche Dorfanlagen wie etwa in Dänemark ließen sich bisher, abgesehen von Forsandmoen [204], nicht nachweisen. Die Hausanordnung dort deutet einen zentralen Dorfplatz a n 4 0 8 . Wohn- und Wirtschaftsbauten sind zu beobachten; Speicher- und Grubenhäuser fehlen auch hier. Schweden Unverändert werden die Strukturen der Jüngeren R ö m i s c h e n Eisenzeit weitergeführt. In Uppland, Södermanland und Östergötland lassen sich während des betrachteten Zeitraums Einzelgehöfte mit separaten Steinwällen, seltener mit Viehtriften, be402 403 404 405 406 407 408

Oddernes kirke 1258], Siehe S. 120-123. Siehe dazu PROVAN 1973, MYHRE 1985a. O.S. JOHANSEN 1979:106f; Ausnahmen sind Gehöfte auf Andeya und in Greipstad [209] (O.S. JOHANSEN 1979:106). Nur Ackerland (MYHRE 1972:14, 1973c:15); Acker- und Grasland (LILLEHAMMER 1974, M0LLEROP 1958:23), nur Wiesenland (PROVAN 1973). MYHRE 1972:17f, 1973c:21f. L0KEN 1988:10.

116

II. Der Hausbau in Skandinavien

obachten 4 0 9 . Diese Einzäunungen von Haupt- u n d Nebengebäuden fehlen in Nordschweden bisher völlig; eventuell w u r d e n sie dort aus vergänglichem Material errichtet 410 . Unregelmäßig gruppiert finden sich Höfe auf Öland u n d Gotland auch zu Weilern zusammengefaßt, die von einer gemeinsamen Einfriedung umzäunt sind 4 1 1 . Das Gehöft umfaßt dort stets ein Hauptgebäude u n d im Durchschnitt ein bis zwei Wirtschaftsbauten. Haupt- und Nebengebäude ordnet man parallel oder im Winkel zueinander an. Die Vierseithöfe von Arby [417] in Södermanland u n d Övetorp 1376] auf Öland sind bisher ohne Parallele; sonst ist eher üblich, daß die Häuser entlang der Steinwälle oder in Ecken der Umzäunung stehen 4 1 2 . Weilerartige Strukturen liegen a u ß e r d e m wohl in Schonen v o r 4 1 3 , dort mit einer A n o r d n u n g der Gebäude in Reihen. N u r hier im Süden, u n d wahrscheinlich in Helgö [342], sind darüber h i n a u s Grubenhäuser bekannt, allerdings nicht im Hofbereich, sondern im Umfeld früher Handelszentren 4 1 4 . c. Siedlungsveränderung Völkerwanderungszeit und

zwischen Vendelzeit

Mit A u s n a h m e ganz marginal gelegener Regionen wie etwa Nordnorwegen läßt sich im gesamten bisher betrachteten Bereich Skandinaviens feststellen, daß die reichen H a u s f u n d e der Völkerw a n d e r u n g s z e i t regional leicht verschoben im Lauf des 6. Jhs. weitgehend abbrechen. Die folgenden Jahrhunderte der Vendelzeit sind augenscheinlich ohne Ausnahme spärlich belegt, erst die Wikingerzeit bringt wieder zahlreiche Hausüberreste. Diese Erscheinung w u r d e f r ü h erkannt und zu deuten versucht 4 1 5 . Zuerst ging man dabei von lokal begrenzten Gebieten aus, so w u r d e n beispielsweise für Gotland, Öland, das Mälartal, Östergötland u n d Bornholm primär kriegerische Ereignisse erwogen, die ein Verlassen der Siedlungen zwischen Ende des 5. u n d der 1. Hälfte des 409 410 411 412 413 414 415

LIEDCREN 1983:124, AMBROSIAN1 1964:212ff, SPORRONG 1971:203. LIEDCREN 1986:26. Beispielsweise Vallhagar [4151 mit 5-6 Höfen, Eketorp [324] mit etwa 15 Hofeinheiten. STENBERGER 1933:93. Fosie V [329]; im Vorbericht Önsvala [375], allerdings noch ohne Datierung. Siehe auch TESCH 1983c:109 für TingshöglKöpinge ]408]. Siehe S. 165. Z u m Beispiel STENBERGER 1933, PETERSEN 1944a.

6. Völkerwanderungszeit

117

6. Jhs. zur Folge gehabt hätten 4 1 6 . Später wurden überregional wirksame Faktoren in Betracht gezogen, etwa Klimaveränderung e n 4 1 7 oder Bodenauslaugung 4 1 8 , aber auch Epidemien 4 1 9 und Auswanderung 4 2 0 . Schließlich jedoch machten v. a. norwegische Funde deutlich, daß neben Anzeichen für einen Siedlungsabbruch gegen Ende der Völkerwanderungszeit auf einigen Gehöften kontinuierliche Besiedlung bis in Vendelzeit oder Wikingerzeit/Mittelalter nachweisbar ist 4 2 1 . Dann zeichnete sich auch großräumiger ab, daß Gebäudereste des 6. und 7. Jhs. v. a. deshalb zu fehlen scheinen, weil Hausgrundrisse dieser Zeitspanne nur wenige Siedlungsfunde erbrachten und gerade die Keramik, die den größten Anteil darunter ausmacht, für den betreffenden Zeitraum nur schwierig zu datieren ist 4 2 2 . Diese Beobachtung lenkte im gesamten skandinavischen Bereich das Augenmerk darauf, daß die Auflassung von Gehöften nur in Marginalgebieten zu beobachten ist, also in Arealen, die im Lauf der Expansionsbewegungen des 4 . / 5 . Jhs. besiedelt worden waren, bevorzugt als Viehzüchtereien meist auf minder geeignetem, abseits gelegenem Boden 4 2 3 . Zudem wurde deutlich, daß als Spuren einer Unruhezeit gedeutete Brandhorizonte im Siedlungsgebiet nicht einem bestimmten, begrenzten Zeitpunkt zuzuordnen sind, daß also mit Sicherheit gewöhnliche, zeitlich nicht miteinander korrelierte Brandereignisse dokumentiert sind 4 2 4 . Heute ist klar, daß die Regressionserscheinungen dieser Zeit sich regional unterschiedlich ausgewirkt haben - man vergleiche 416

417 418 419 420 421

422 423

424

BOLIN 1926:249f, WERNER 1949, STENBERGER 1933:268, 1955:1161, 1169 bis 1176, S.-O. LINDQUIST 1968:135, 137, M0LLEROP 1958, HAGEN 1953. Dagegen EDGREN 1983, KLINDT-JENSEN 1957:160,162, NÄSMAN 1988. BESKOW-SJÖBERG 1977:127f, L.C. NIELSEN 1984:138. PETERSEN 1944a:53f, M0LLEROP 1958:24. GRÄSLUND 1973:280f. S. LINDQVIST 1945:50f, PETERSEN 1944a:54, NERMAN 1935. Südwest-Norwegen: R0NNESETH 1966:71-88, Mälargebiet: AMBROSIANI 1964:214, Öland, Gotland: BESKOW-SJÖBERG 1977:128f, CARLSSON 1979: 138,146. Vergleiche beispielsweise GR0NGAARD JEPPESEN 1981:123, ROLFSEN 1974b:54f, NÄSMAN 1988:235, S. JENSEN 1982:121-125, RAMQVIST 1983:191f. Öland, Gotland: BESKOW-SJÖBERG 1977:127, NÄSMAN 1975:300, MYHRE 1979:188; für Schweden allgemein: LIEDGREN 1984b:9f, RAMQVIST 1983:188, BESKOW-SJÖBERG 1977:130; für Südwest-Norwegen: FETT 1956:31f, SLOMANN 1972:22f, MYHRE 1974b:73, 79, 1979:188, M0LLEROP 1958, STAMS0 MUNCH 1973; für Dänemark: S. HVASS 1982a:143. EDGREN 1983.

118

II. Der Hausbau in Skandinavien

etwa den vollständigen Siedlungsabbruch in Norrland mit der Siedlungskontinuität in Nordnorwegen 4 2 5 - und nicht mehr monokausal zu erklären sind. Die Ursachen der Regression werden zudem heute nicht mehr so ausschließlich unter dem Aspekt der äußeren, sondern v. a. der inneren Veränderung verstanden: einer der wichtigen Gründe ist die gleichsam vorprogrammierte Folge der Urbarmachung allen verfügbaren wirtschaftlich nutzbaren Landes, was zur Überbeanspruchung des Bodens führte 4 2 6 . Der notwendigerweise resultierende Rückgang auf wirtschaftlichem Gebiet setzt nach allgemeiner Auffassung gleichzeitig auch Veränderungen des Siedlungsmusters und der ökonomischen Grundlagen in Gang: die Marginalgebiete werden verlassen 4 2 7 , Viehzucht geht stark zurück, die als Weideland genutzten Landstriche wachsen zu 4 2 8 . Als Folge davon verändert sich die Gehöftkonstellation: in Südwest-Norwegen beispielsweise verschwinden Viehtrift und der die Binnen wiese abgrenzende Steinwall 429 . In Mittelschweden werden weilerähnliche Anlagen mit gemeinsamer Einzäunung zugunsten von separat abgegrenzten Einzelgehöften aufgelöst 4 3 0 , auch Hofverlegungen sind zu beobachten 4 3 1 . Allerdings dürfen diese Entwicklungen nicht als Hauptursache für die Veränderungen der ausgehenden Völkerwanderungszeit gesehen werden, immerhin finden sich Hinweise auf permanente Bodendüngung mindestens seit der Römischen 425 426

427

428

429 430 431

Norrland: LIEDGREN 1988, Nordnorwegen: J0RGENSEN 1988, O.S. JOHANSEN 1982:53. Östergötland: WIDGREN 1983:12, 123f, 1979:149, Gotland: CARLSSON 1979:121, Mälargebiet: AMBROSIANI 1964:210, Öland: BESKOW-SJÖBERG 1977:129, NÄSMAN 1975. Gotland: CARLSSON 1982:16, MYHRE 1979:188, BESKOW-SJÖBERG 1977:129, Öland: MYHRE 1979:188, BESKOW-SJÖBERG 1977:129, Mälargebiet: AMBROSIANI 1964:210, SPORRONG 1971:197, Östergötland: WIDGREN 1979: 149, Norrland: LIEDGREN 1 9 8 4 a : l l l , Südwest-Norwegen: MYHRE 1980:95f, LILLEHAMMER 1974:47. Norrland: LIEDGREN 1 9 8 4 a : l l l , RAMQVIST 1983:190, RAMQVIST & MÜLLER-WILLE 1988:102, Öland, Gotland: BESKOW-SJÖBERG 1977:127, RAMQVIST 1983:190, Östergötland: WIDGREN 1979:149, Nordnorwegen: RAMQVIST 1983:190, Südwest-Norwegen: R0NNESETH 1966, MYHRE 1972:177, MOLAUG 1977:16. Siehe auch die Pollenuntersuchungen von ENGELMARK & WALLIN 1985. ROLFSEN 1974b:55. Mälargebiet: AMBROSIANI 1964:231, Östergötland: WIDGREN 1983:124. AMBROSIANI 1964:210, SPORRONG 1971:197, CARLSSON 1979:147, 38, 50, 155, STAMS0 MUNCH 1973.

6. Völkerwanderungszeit

119

Eisenzeit 432 . Es erfolgt zudem eine weite Gebiete erfassende Umstellung von der Bauweise mit gesondert isolierter W a n d auf reine Holzbauten 4 3 3 u n d Holzeinzäunungen, die einen Besiedlungsabbruch aufgrund schwierig registrierbarer Hausspuren lediglich vorspiegelt. Aus diesem Grund ist anzunehmen, daß der Umfang an Wüstungen unter den völkerwanderungszeitlichen Höfen viel geringer ist als bisher angenommen 4 3 4 . Bedingt durch die veränderte Bautechnik läßt sich zudem der Zeitraum dieser strukturellen Veränderungen nicht genau fassen - er kann bis ins 7. und 8. Jh. reichen 435 . Ein weiterer wichtiger Aspekt wird beispielsweise auf Öland deutlich, wo sich u. a. in Eketorp II [324] zu Anfang der Völkerwanderungszeit eine Siedlungserweiterung in Verbindung mit expansiver Viehzucht manifestiert 4 3 6 . Als die Bebauung innerhalb der Ringanlage abbricht, geht auch die Siedlungsdichte sonst auf der Insel zurück; nach H E R S C H E N D wachsen etwa 4 0 % der vorher zur Verfügung stehenden Acker- und Weideflächen zu. Diese Veränderung wird für den Ostseeraum mit dem Zusammenbruch des weströmischen Reichs, damit dem Ausfall des wichtigsten Handelspartners für Vieh und Häute in Verbindung gebracht. Die völkerwanderungszeitliche Krise ist hier also ökonomischer Art, geknüpft an Produktionsrückgang, damit wohl auch an leichten Bevölkerungsschwund u n d zwangsweise wirtschaftliche Umstrukturierung 4 3 7 . Daß mit einer veränderten Wirtschaftsbasis auch Umwälzungen im sozialen Bereich verknüpft sind, macht sich gleichzeitig durch eine veränderte Grabsitte bemerkbar 4 3 8 . Damit wird verständlich, w a r u m innerhalb von Gebieten, deren Wirtschaftssystem während des 4./5. }hs. nicht von „ausländischen Handelspartnern" abhing, keine ökonomischen oder sozialen Veränderungen aufscheinen. Nicht zuletzt mögen auch 432 433 434 435 436 437 438

NÄSMAN 1988:240, vgl. auch VIKLUND 1989. Beispielsweise für Gotland a n g e n o m m e n v o n CARLSSON 1977c, 1979:147, 38, 155, 1988, für Schonen: BJÖRHEM et al. 1982:35. CARLSSON gibt für Gotland etwa 10-15 % an (1988:40), S.-O. LINDQVIST für die Ostseeinseln 30 % (1976:21). So für Gotland: CARLSSON 1988, für Öland: BESKOW-SJÖBERG 1977. HERSCHEND 1988:4f. HERSCHEND 1988:62-64. Mälargebiet: AMBROSIANI 1964:215, Gotland: WERNER 1949:272, 282 (hier bezogen auf d e n Abbruch d e s Goldreichtums auf Gotland u n d Öland durch Unterbrechung der Verbindungen z u m mittleren Donauraum), STENBERGER 1955:1173f, N o r w e g e n : R0NNESETH 1966:74, SLOMANN 1972:28, ROLFSEN 1974b:54, MYHRE 1980:139.

120

II. Der Hausbau in Skandinavien

Machtverschiebungen zwischen den verschiedenen Kulturprovinzen oder Neuordnungen von Landverteilung im Sinn einer beginnenden Zentralisierung eine Rolle spielen, damit verbunden beispielsweise das Verlegen alteingeführter Handelswege 439 . Belegbar ist dies etwa für den Wirtschafts- und Machtfaktor Eisenverhüttung, die sich in Schweden gerade während der Vendelzeit endgültig von Jämtland nach Hälsingland und Dalarna verlagert^. d.

Bootshäuser

Eine Gebäudegruppe muß hier erwähnt werden, deren Bauweise die Tendenz der Hausentwicklung nach der Völkerwanderungszeit vorzeichnet und ein Charakteristikum mittelalterlicher Konstruktion vorwegnimmt: besonders große Bootshäuser, in denen Boote und Schiffe, aber auch Fischereigerät an Land vor den Einflüssen der Witterung geschützt werden. Bekannt sind sie von der gesamten Küste und von vielen Binnengewässern ganz Norwegens, auch wenn die Forschungslage Schwerpunkte setzt in Rogaland, Hordaland und Nordnorwegen 441 . In Nordland und Troms sind Bootshäuser v. a. in Verbindung mit den ringförmigen Hausanlagen zu nennen 442 . Von Schweden, Dänemark und den skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum sind nur wenige Fundpunkte registriert, hier fehlen Grabungen zum Großteil noch 443 . Zu den Bootshäusern gehört streng genom-

439

440 441 442 443

Mälargebiet: NERMAN 1941, Kapitel 4, 5, AMBROSIANI 1964:218, SLOMANN 1972:25, M0LLEROP 1958:48f, Östergötland: S.-O. LINDQUIST 1968, Norrland RAMQVIST 1988, ÖHNEGÄRD 1983. RAMQVIST & MÜLLER-WILLE 1988:103. Vergleiche die Auflistungen bei MYHRE 1977:61-64, ROLFSEN 1974a:30-42 und die Verbreitungskarte bei MYHRE 1985b:37, Abb. 1. Vergleiche e t w a Sandmxlan-Bjarkey, Troms [266] (STORM MUNCH 1969), B0slad/Borge [199], Nordland (O.S. JOHANSEN et al. 1983:15f). Für D ä n e m a r k b e i s p i e l s w e i s e nur d a s w i k i n g e r z e i t l i c h e Harrevig am Limfjord (RAMSKOU 1961), für S c h w e d e n u. a. Bandelundaviketi, Gotland (NIHLfiN & BOETHIUS 1933:107f), Helgö Siedlungsgruppe 2/III (ARRHENIUS 1988), Västerbotten (L.Z. LARSSON 1984). N u r erwähnt seien Ergebnisse schwedischer Ortsnamenforschung (LIü£N 1926, I. OLSSON 1959), die auf das Vorhandensein mittelalterlicher Bootshäuser hinweisen, beispielsw e i s e N a m e n w i e „Skepphusa" in Västmanland und auf Aland, oder Zusammensetzungen mit „Snäckhus" auf Gotland (nach der Bezeichnung eines bestimmten Schiffstyps).

6. Völkerwanderungszeit

121

men auch eine Anlegestelle mit Slipanlage 444 . Die Anlegestelle besteht aus zwei parallelen Steinreihen im Flachwasser mit einer Austiefung dazwischen; von dort weg führt eine Schleifstrecke zum Bootshaus, belegt zum Teil mit Steinplatten oder Holzstämmen, die das Ziehen des Schiffskörpers erleichtern. Datiert werden Bootshäuser in Norwegen, abgesehen von Fundobjekten, nach der Höhenlage über dem heutigen Meeresspiegel und nach C 14 -Bestimmungen. Dabei ergibt sich für den ganzen Küstenbereich eine Häufung von Datierungen in die Völkerwanderungszeit; das Fundmaterial zeigt jedoch, daß die bisher ältesten Bootshäuser bereits aus dem 2. Jh. n. Chr. s t a m m e n 4 4 5 . Ein guter Teil datiert auch in Wikingerzeit und Mittelalter 4 4 6 ; konstruktionsgleiche Bauten werden zum Teil noch heute errichtet. Die großen norwegischen Bootshäuser der Völkerwanderungszeit bestehen aus einem konvexen Holzbau, mit dem Giebel etwa rechtwinklig zur Wasserlinie orientiert. Die Kurzseite am Wasser ist in der Regel ganz offen. Die übrigen Holzwände des Baues können von sehr massiven, im Durchschnitt mehr als 1 m mächtigen Erd- oder Steinwällen umgeben, zum Teil auch in den Uferhang eingegraben sein. Länge und Breite der Gebäude bewegen sich zwischen 15-44 χ 5-7 m 4 4 7 . Das innere Holzgerüst ist aus direkt in Wandgräbchen gesetzten Vertikalplanken u n d / o d e r Halbstämmen konstruiert; zum Teil lassen sich Steinverkeilungen nachweisen. In der sehr gut erhaltenen Anlage von Stend in Fana bei Bergen 4 4 8 schließen die Planken der Längswände nicht nahtlos aneinander. Ferner sind Giebel- und Längswände in den Ecken nicht miteinander verbunden - zumindest nicht im Niveau des Fundamentgräbchens; für den Bereich oberhalb des ehemaligen Bodenniveaus fehlen Beobachtungen 4 4 9 . In der Giebelseite dagegen zeigen die Holzplanken auch im Boden Aussparungen zur 444 445

446 447 448 449

Vergleiche etwa die Anlage von Nes (ROLFSEN 1974a:20-24) oder NordSunde (ROLFSEN 1967). Stend, Fana, Hordaland (MYHRE 1977), Brunnavik, Nord-Kolnes, Sola, Rogaland (ROLFSEN 1966, 1974a:87), Nes, Ferkingstad, Karmeiy, Rogaland (IS ACH SEN 1941, ROLFSEN 1974a:23). Vergleiche die Datierungstabellen bei MYHRE 1985b:48. Vergleiche auch die Maßangaben bei MYHRE 1985b:44, Abb. 9. MYHRE 1977,1973b. MYHRE 1977:38, 52. In der frühen mittelalterlichen Kirche von St. Maria Minor in Lund beispielsweise sind Bohlen aufgedeckt, die nur überhalb des Bodens eine Nut zum Verspunden aufweisen (AHRENS ed. 1981:144, Abb. 89).

122

II. Der Hausbau in Skandinavien

Verspundung 450 . Die Wandhöhe ließ sich in einigen Fällen recht exakt mit 2-2,5 m bzw. 2,5-3 m errechnen 451 ; die Raummaße von völkerwanderungszeitlichen Bootshäusern passen damit gut zu durch Grabungen und Unterwasserfunde überlieferten Schiffsrümpfen 4 5 2 . Die Holz wand entspricht im Prinzip den konstruktiven Verhältnissen des Wohnbaus, nicht jedoch das Dach: in der Regel fehlen Dachpfosten, der Innenraum ist nicht mehr unterteilt. Dachpfosten konnten bisher nur in der mit 8,3 m besonders breiten Anlage von St end festgestellt werden, angeordnet in einer Doppelreihe 453 . Im Normalfall bedeutet dies, daß das gesamte Dachgewicht allein auf den kräftigen Seitenwänden ruht, eine Konstruktionsweise, die sich im Hausbau erst mit dem Übergang zum frühen Mittelalter durchsetzt. Dies macht klar, daß die vorgeblendeten Erd- und Steinwälle nicht nur zur Isolierung dienen, sondern noch eine wichtige zusätzliche Funktion erfüllen, wie ihre besondere Mächtigkeit zeigt: sie verhindern ein Ausweichen der Seitenwände gegenüber dem Lateraldruck des Daches 454 , das mit seiner Haut aus Birkenrinde und Soden die Gewichtsverhältnisse beim Wohnbau erreicht, ohne zusätzlich von Pfosten abgestützt zu werden. Im Bootshaus von Bjelland nahe Bergen ist ein steingepflastertes Abflußrinnensystem im Boden erhalten, darüber Spuren von Querbalken, die regelmäßig 80 cm voneinander entfernt sind: sie belegen, daß der Schiffskörper auf Holzbalken gelagert wurde, unter denen Tropfwasser ablaufen konnte. Die großflächigen Bootshäuser von Stend und Bjelland scheinen zum Standardtyp für Langschiffe zu gehören, der bis ins frühe Mittelalter unverändert bleibt 455 . Daneben finden sich natür450

451 452 453

454 455

Die Rekonstruktion einer Giebelseite als Doppelwand aus vertikalen Holzplanken vor liegenden Rundbalken in Bjelland, Stord, Hordaland und Stend (HINSCH I960) dürfte fehlerhaft sein; analog den Verhältnissen in Stend muß hier eine Wanderneuerung stattgefunden haben (MVHRE 1977:50). MYHRE 1977:46. Vergleiche dazu die Liste von Schiffsfunden bei MYHRE 1985b:48, Abb. 14, ferner ROLFSEN 1974a:103, Abb. 31. Die Frage nach dem Vorhandensein von Querbalken haben HINSCH 1960:12 bis 14 und MYHRE 1977:47 behandelt; man rechnet wegen der kräftigen Stützwälle nicht mit Verbindungen über den Innenraum des Baus hinweg. HINSCH spricht dagegen von einem Sparrendach mit hochsitzenden Kehlbalken für Bjelland, ROLFSEN 1966 für Brunnavik, M0LLEROP 1964 für Tjoraneset. MYHRE 1977:47f. Vergleiche die Auflistung bei MYHRE 1985b:47, Abb. 13.

6. Völkerwanderungszeit

123

lieh auch Hütten kleinerer Dimension für die Wasserfahrzeuge der Fischer und Bauern 456 . Hier sind überwiegend nur Stein- oder Erdumwallungen nachweisbar, selten Holzeinbauten. Diese Nebengebäude werden ihrer unauffälligen Konstruktion wegen meist eher zufällig im Rahmen von Gehöftgrabungen in Gewässernähe entdeckt. Das Boot mag hier von einer einfachen zeltartigen Überdeckung aus Holzplanken geschützt worden sein 457 . Nur nebenbei sei erwähnt, daß die Verbreitung großer Bootshäuser für kriegstüchtige Schiffe vor dem Hintergrund von Siedlungskernen, damit verbunden auch von reich ausgestatteten Gräbern, Einblick gibt in die navale und damit politische Organisation einzelner Regionen Norwegens - wie M Y H R E n a c h z u weisen versucht 458 . Dies läßt sich besonders gut für die Bootshäuser der ringförmigen Hausanlagen beleuchten. 7. Vendelzeit Die Überlegungen zu den Siedlungsveränderungen seit Ende der Völkerwanderungszeit machen verständlich, warum Hausfunde besonders des 7. Jhs. in Skandinavien augenscheinlich so schlecht belegt sind. Nur schlaglichtartig läßt sich die Bauweise dieser Epoche beleuchten, die nur zum Teil noch in völkerwanderungszeitlicher Tradition steht. Eine bisher durchaus deutliche regionale oder gesellschaftliche Differenzierung ist anhand der wenigen Funde nicht aufzuzeigen. Es lassen sich jedoch eine Reihe baulicher Details nennen, die nicht mehr auftreten oder in veränderter Form vorliegen: in den wenigen verbliebenen und sicher datierten Häusern mit isolierender Steinmauer ist nirgends mehr ein leichter konstruierter Giebel zu beobachten; besonders auffällig ist das Fehlen jeglicher Spuren eines Stalls - es finden sich weder Jaucherinnen oder Boxentrennwände, noch enger gestellte Dachpfostenjoche. Aus diesen nicht mehr vorhandenen Merkmalen geht hervor, daß Räume mit Spezialfunktion, etwa Vorratsräume oder Scheunen und Ställe, vom Wohnbereich getrennt werden. Dabei ist verwunderlich, daß nahezu keine Nebengebäude für die Vendelzeit registriert werden konnten; dies ist sicher als Indiz für 456 457 458

Vergleiche etwa „Kjepenhavnbukta", Nord-Sunde, Stavanger (ROLFSEN 1967), ferner etwa L'Anse aux Meadows, Newfoundland (siehe S. 301). Vergleiche die Rekonstruktion für Harrevig am Limfjord (Skalk 1 9 6 1 / 3 , Titelblatt). MYHRE 1985b, 1984. Siehe dazu auch ROLFSEN 1974a, Kapitel 7, BULL 1918.

124

II. Der Hausbau in Skandinavien

eine veränderte Bauweise auch bei kleinflächigen Häusern zu werten. Die geringe Anzahl von Gebäuderesten überhaupt läßt vermuten, daß überregional avancierte Bautechniken, etwa der Ständerbohlen- oder der Stabbau, zunehmend die alten, zum Teil zusätzlich speziell isolierten Wandkonstruktionen ablösen. Im Rahmen dieser Entwicklung sind Pfostengründungen nicht mehr so tief angelegt; Holzaußenwände werden sukzessive auf Steinsockel gesetzt, was einen verbesserten Schutz vor Verrottung gewährleistet. Die Tendenz, das Dachgewicht mehr und mehr auf die Wand zu verlegen, hält an: insgesamt macht sich als Trend eine verbreitetere Anwendung von sehr stabilen Holzwänden bemerkbar; die Verdopplung von Wandpfosten spielt dabei aber kaum mehr eine Rolle. Damit einher geht ein langsames Verschwinden der inneren Dachstützen im Haus, auch der zusätzlich eingezogenen Firstpfosten - eine Entwicklung, die sich bei Wirtschaftsbauten schon viel länger belegen läßt. Davon wiederum dürfte die generell zu beobachtende kleinere Grundfläche der Wohngebäude abhängen. Steinverkeilte Pfostenlöcher, gedeutet als Indizien für Einzüge zwischen Wandrähm und Dachpfosten, treten sehr stark zurück. Auch die Dachform ändert sich: Dachpfostenpaare direkt in der Schmalseite v. a. des dänischen Hauses zeugen davon, daß die Giebel nun häufig gerade bis zum Dachfirst aufgehen, das alte Walmdach also zunehmend vom Satteldach abgelöst wird. Insgesamt deutet sich damit bereits die Bauweise der Wikingerzeit an. Offenbar werden auch Feuerstellen weniger markant konstruiert, Lehmböden seltener aufgetragen 459 . Diese Veränderungen tragen mit dazu bei, daß Spuren von Hausanlagen nicht mehr sehr deutlich zu erkennen sind. a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark

Lokale Bauvarianten lassen sich für diesen Zeitabschnitt nicht feststellen; beispielsweise sind die nordjütischen Gebäude mit Sodenisolierung nicht mehr zu belegen. Die wenigen Exemplare vendelzeitlicher Langhäuser zeigen durchwegs konvexe Langseiten und gerade Giebel. Ihre Durchschnittsfläche beträgt ca. 14 bis 24 χ 6-7 m; die Gebäude sind damit etwas breiter als vorher, erreichen aber nicht mehr die Länge völkerwanderungszeitlicher 459

HEDEAGER & KRISTIANSEN 1988:116.

7. Vendelzeit

125

G r u n d r i s s e (Ragnesminde [127], Omgärd [116], Torstorp-Nerreby 8/VII [161], Skonager XIV [142], Gammelby-Esbjerg [39], Vorbasse [181], Nene Snede [115], Mzrup Ost [105], Endebjerg [26]). Das Dach

wird nach wie vor von Doppelpfosten getragen, die Mittelschiffbreite hat sich gegenüber der ausgehenden Völkerwanderungszeit im Durchschnitt nochmals ganz leicht verschmälert. Die Anzahl der Pfostenpaare ist weiter reduziert; meist lassen sich nur mehr zwei bis drei Joche pro Haushälfte belegen. Der Jochabstand ist nahezu einheitlich; das letzte Pfostenpaar steht nun überwiegend sehr nahe oder direkt im Giebel, ein Beleg für gerade aufgehende Schmalseiten oder einen Schopfwalm. Firstpfosten fehlen dem heutigen Fundbild nach völlig. Die Wände bestehen überwiegend aus separat und unterschiedlich dicht gesetzten Wandpfosten, in einzelnen Räumen der Wohnbauten noch wie zur Völkerwanderungszeit auch in doppelter Reihe. Durchgehende Wandgräbchen sind nur selten belegt. Die Wandpfosten stehen einander über den Innenraum hinweg paarig gegenüber und fluchten mit den Pfostenjochen 460 . Das Wohnhaus ist deutlich mehrräumig, doch scheint die Anzahl der einzelnen Raumbereiche stark zurückgegangen - zumindest lassen sich, u. a. auch aufgrund der nun meist nicht mehr zu belegenden Herdstellen, kaum noch Funktionsunterschiede feststellen. Eindeutige Spuren von Stallabteilungen fehlen. Die meist in der Mitte der Langseiten liegenden Eingänge weisen sich durch charakteristisch hinter die Wandlinie eingezogene Türpfosten aus; von Trennwänden abgeschlossene, separate Eingangsräume sind in manchen Fällen belegt. Zu Nebengebäuden mag ein kleiner Pfostenwandbau von 6 x 5 m Grundfläche mit nur einem Raum gehören (Dorthealund [23]). Hier sind Türpfosten und gegenüberliegende Wandpfosten sehr tief gesetzt, darin spiegelt sich eine pfostenfreie Dachkonstruktion mit First- oder Seitenpfette(n). Sonst lassen sich nur Vierpfostenspeicher in Nerre Snede [115] beobachten. Norwegen

Trotz der geringen Zahl von Hausüberresten kann man dem heutigen Forschungsstand nach feststellen, daß der Hausbau in Norwegen die völkerwanderungszeitliche Tradition weiterführt sehr wahrscheinliche konstruktive Neuerungen lassen sich bisher noch nicht belegen, zumindest fehlt jede Spur von Holzbau460 Siehe S. 99.

126

II. Der Hausbau in Skandinavien

ten ohne zusätzliche Außenisolierung, obwohl sie beispielsweise für die Völkerwanderungszeit bekannt sind. Dem Fundmaterial nach zu urteilen werden ringförmige Hausanlagen nur mehr in Nordnorwegen weiter besiedelt (Sandmaelan-Bjarkey [266], Leikenga-Tj0tta [236], Vollmoen-Steigen [300]). Die 14 bis 16 Konvexbauten mit Sodenlagen im isolierenden Mauerwerk unterscheiden sich nicht von denen der Völkerwanderungszeit. Gewohnte Züge kennzeichnen auch die wenigen Funde in Südwest-Norwegen, soweit sie sich überhaupt einigermaßen sicher in die Vendelzeit 461 datieren lassen (Mäkskitmyro [252], Fosse [205]). Die Schalmauer der Gebäude umgrenzt nach wie vor einen leicht konvexen Grundriß mit geradem Giebel, sicher mit einer inneren, tragenden Holzwand, obwohl Spuren davon für die Vendelzeit nicht belegt sind. Die Grundfläche beträgt etwa 20 χ 6,5-8 m, sie liegt damit an der Untergrenze der Abmessungen für völkerwanderungszeitliche Langhäuser in Norwegen. Es handelt sich um queraufgeschlossene Bauten mit gefliesten Eingängen in Giebelnähe; jeweils drei Räume unterschiedlicher Funktion sind auszumachen. Das Dachgerüst zeigt die gleiche Konstruktion wie früher, steinverkeilte Pfostenlöcher kommen noch vor, daneben auch einzelne Firstpfettenträger. Generell finden sich jedoch nur sehr wenige Pfostenspuren; sie belegen, daß die Mittelschiffbreite immer noch größer ist als in Häusern ohne Steinwandisolierung. Die über 1,5 m langen Feuerstellen bestehen aus ebenerdigen Steinplatten; sie haben ihre Form verändert, damit sicher auch einen Teil ihrer Funktion - Kantsteine fehlen jetzt. Eine Kombination mit einer Glutgrube liegt nur in Fosse [205] vor; Kochgruben lassen sich nicht beobachten. Ställe unter einem Dach mit den Wohnräumen sind nicht nachzuweisen, an beiden Fundorten jedoch ein Viehpferch am Wohnbau, wie er schon aus der Völkerwanderungszeit bekannt ist. Aufgrund neuerer Forschungsschwerpunkte sind von Nordnorwegen neben den ringförmigen Anlagen mehr Gebäudeüberreste bekannt als im Süden des Landes. Vielleicht spiegelt sich darin aber auch die gerade hier festgestellte Siedlungskontinuität ohne Spuren einer völkerwanderungszeitlichen „Krise" (Tussey I [288], Borg [195], Liland [240]). Diese Bauten sind allerdings bisher erst in Vorberichten veröffentlicht; doch zeigen die Grundrisse of461

Nach der norwegischen Terminologie „Merowingerzeit" wie in Mitteleuropa.

7. Vendelzeit

127

fenbar keine Abweichung von den gewohnten Verhältnissen. Doppelpfostenreihen sind beobachtet, Steinherde in der Zentralachse, auch das für Nordnorwegen typische Vorkommen von Sodenlagen in der Wandisolierung. Das über 55 m lange Gebäude in Borg [195] wird während der Vendelzeit umgebaut und auf 82 m (!) verlängert, die Breite wächst von ca. 8 auf 8,5 m, das Mittelschiff bleibt außerordentlich schmal. Damit setzt sich das Auftreten besonders großer Häuser im Norden des Landes fort. Ausführlicher publiziert ist bisher erst Tussey I [288] in Troms. In der isolierenden Steinwand dieses leicht konvexen Baus finden sich Soden lagenweise geschichtet mit dichtgepacktem Geröll, vor einer tragenden Wand aus Hechtwerk über Wandpfosten aus Birkenholz. Lehmverputz konnte nicht beobachtet werden. Die Isolierung ist an der zur Küste weisenden Hausseite deutlich mächtiger. Hervorzuheben ist die Dachkonstruktion: nach Meinung der Ausgräberin liegt in diesem Fall ein reiner Mesulabau vor; doch wäre zu bedenken, daß Dachstützen auf Steinplatten gestellt und nur zusätzliche Firstpfosten eingetieft worden sein könnten; zudem läuft die vorhandene Pfostenreihe dezentral. Die Eingänge liegen einander gegenüber in den Langseiten nahe einem Giebelende. Ein weiterer Eingang kam nahe des anderen Giebelendes zum Vorschein. Interessant ist, daß zwei der Mauerdurchbrüche schräg angelegt sind, was als gangartige Struktur bei einer über 2 m mächtigen Außenwand sicher wärmeisolierend wirkt. Eine steinerne Trennwand, eine Steinpackung am Boden im nordöstlichen, eine kombinierte Feuerstelle im südwestlichen Hausabschnitt zeigen deutlich an, daß hier - im Gegensatz etwa zu Rogaland - noch ein Wohnstallgebäude vorliegt. Der Wohnbereich ist durch eine hölzerne Trennwand in zwei Zonen geteilt, der Hauptaufenthaltsraum liegt dabei in der Hausmitte. Der Zentralherd besteht aus Steinplatten am Boden und einer steingefaßten Kochgrube; eine weitere Kochgrube findet sich in Giebelnähe. Lehmputz wurde im Bereich dieser Feuerstelle beobachtet, vielleicht kann dies als Indiz für eine funkenisolierende Lehmschicht um die Rauchöffnung im Dach gesehen werden. In Nordnorwegen laufen neben diesen Einzelbauten auch permanent besiedelte Wohnhügel 462 weiter (Bestad [199], Moland 2, 6 [249]). Außer der Verwendung von Soden zur Außenisolierung sind von den Häusern dort keine Details veröffentlicht.

462 Siehe S. 187.

128

II. Der Hausbau in Skandinavien

Nebengebäude oder zusätzliche kleinere Wohnbauten sind für die Vendelzeit im gesamten Bereich Norwegens nicht beobachtet bzw. publiziert; eventuell darf dies als Beleg für eine reine Holzbauweise bei Wirtschaftsbauten gerechnet werden. Abseits gelegene Almhäuser, untersucht im Bereich Sogn u n d Hardanger, wurden bereits für die Völkerwanderungszeit abgehandelt 4 6 3 . Schweden Für Schweden sind die baulichen Verhältnisse besonders schlecht z u beschreiben. Dies liegt zum Teil daran, daß viele Wohnplätze der Älteren Eisenzeit nach dem Verlassen von Gräberfeldern überdeckt u n d daher bei der archäologischen Untersuchung dieser Nekropolen zufällig angeschnitten wurden. Für die Jüngere Eisenzeit tritt diese Überlagerungskonstellation augenscheinlich seltener auf 4 6 4 . Sicher ist aber, daß Regionalunterschiede in der Bauweise erhalten bleiben, sofern es Gebäude des traditionellen völkerwanderungszeitlichen Typs angeht. Im wesentlichen lassen sich verstärkt H o l z w ä n d e auf einem Steinsockel feststellen, nicht mehr direkt in den Boden gesetzt. Daneben belegen generell schwache Wandspuren ein Zurückgehen der Verwendung von Lehmflechtwerk 4 6 5 zugunsten stabilerer Holzkonstruktionen. CARLSSON spricht f ü r Gotland sogar bereits von einer Umstellung auf S t ä n d e r b o h l e n b a u t e n , die jedoch erst mit der ausgehenden Wikingerzeit sicher belegbar s i n d 4 6 6 . HOLMQVIST nennt Stabbauwände für Helgö [342] 467 ; bezweifelt w e r d e n m u ß dagegen, ob kleinere G e b ä u d e mit einzeiligem Steinrahmen dort wirklich als Blockbauten zu deuten sind 4 6 8 . Terrassierungen sind offenbar immer noch weit verbreitet, sowohl in Norrland 4 6 9 als auch in Mittelschweden, wo einige der künstlich aufgeschütteten Anlagen seit der Völkerwanderungszeit weiterbesiedelt w e r d e n (Halleby I C, 2 B, 6 B, 7 [340], Ensta [326], Helgö [342]). N u r ganz selten läßt sich überhaupt eine vollständige Grundrißkontur erkennen: das rektanguläre, rundgiebelige Lehmflechtwandhaus von Ekhammar [325], angelegt auf ei463 464 465 466 467 468 469

Siehe S. 108. GÖTHBERG 1989:74. TESCH 1983a:56. CARLSSON 1985. HOLMQVIST et al. 1970:127. So NÄSMAN 1984:88, WIGREN & LAMM 1984:91. LIEDGREN 1981:52.

7. Vendelzeit

129

ner Terrasse, ist einer der Belege dafür, daß die traditionelle Konvexform in Schweden wohl fast völlig zurücktritt. Den terrassierten Fundamenten nach zu urteilen dürfte sich die Grundfläche der Gebäude auf etwa 14-24 χ 5-7,5 m verkleinern. Weitere, nur sehr fragmentarisch erhaltene Rektangulärbauten mit Flechtwand, zum Teil mit der Wandfüllung bereits auf Steinsockel 470 , möglicherweise auch mit massiven Holzwänden in Stabbauweise, sind in Mittel- und Südschweden aufgedeckt (Tingshög/Köpinge 1408J, Helgö, Siedlungsgruppe

1-3 [342], Ensta A 29, A 30 [326], Sund

Α III [402]). Eventuell gehört der rundgiebelige Lehmflechtwandbau von Augerum [311] mit Giebelaufschluß ebenfalls in die Vendelzeit. Im Inneren der Gebäude sind Lehmböden zu beobachten, zum Teil auch unverkleidete Herdgruben in der Raumlängsachse. Über die Dachkonstruktion insgesamt liegen kaum Beobachtungen vor, da die Hausüberreste zu fragmentarisch sind. Steinverkeilte Pfostenlöcher treten nicht mehr häufig auf 4 7 1 , Firstpfosten fehlen völlig. Die zum Teil nur schwachen Wandspuren bei gleichzeitig „unterbalanciertem" Dach sprechen für Einzüge zwischen Dachpfosten und Wandrähm zur Kompensation des Seitenschubs durch die Dachlast 472 ; doch ist zu bedenken, daß massive Holzwände etwa auf einem Sockel durchaus nicht so deutliche Spuren hinterlassen müssen wie leichtere Flechtwerkwände. Über Funktionsaufteilungen ist nichts bekannt. Fest steht nur, daß Wohnställe nicht mehr nachweisbar sind; bisher fehlen auch Beobachtungen von Nebengebäuden, die als Ställe zu deuten waren. Räume mit leichter konstruierter Giebelwand werden nicht mehr gebaut. Auf Öland reicht der traditionelle konvexe Wohnstall-Typ mit Stein-/Sodenisolierung noch ins 7. Jh.; doch tritt er zahlenmäßig fast v o l l s t ä n d i g z u r ü c k (Sörby Tall II Β [396], Eketorp II [324]).

In

Sörby Tall findet sich neben der Herdgrube noch eine Glutgrube aus kantgestellten Steinplatten, ferner wurden steinverkeilte Pfostenlöcher registriert. Auf Gotland lassen sich keine Steinwandbauten des völkerwanderungszeitlichen Typs mehr belegen. Ein rektanguläres Nebengebäude nur mit einer Holzwand unbekannter Bauweise auf 470 471 472

So auch bei d e m hier nicht b e h a n d e l t e n Fundort Storhagen, Finström, Aland (KIVIKOSKI 1946). Der H a u s t y p dort reicht bis in die Wikingerzeit. N u r noch in Ensta A 29, A 30 [326] und Sund Α III [402]. HERSCHEND 1989:84.

130

II. Der Hausbau in Skandinavien

Steinsockel (Stänga Annex 1 [401] ist Indiz dafür, daß nach dem Einschnitt zu Ende der Völkerwanderungszeit mit veränderter Bauweise gerechnet werden muß. Die Zeitstellung dieses Baus innerhalb der Jüngeren Eisenzeit ist unbekannt. Abgesehen davon sind Nebengebäude für den gesamten Raum unbekannt; hervorzuheben ist lediglich das sprunghafte Ansteigen von Grubenhäusern konzentriert in Schonen, wo sie mit spezieller Werkstattfunktion neben Lehmflechtwandbauten in neu entstehenden Zentralorten auftreten 473 . b.

Gehöftstruktur Dänemark

Die Beurteilung der Gehöftstruktur ist bei der geringen Anzahl sicher datierter Häuser nicht einfach, zumal eine Siedlungskontinuität über das 6. Jh. hinaus bisher nur in Vorbasse [181], Narre Snede [115] und - nach Streufunden zu urteilen 474 - in Gudme I [48] zu beobachten ist. Durch die Gräberfeldbelegung ist sie jedoch weiträumiger sicher nachgewiesen 4 7 5 , ferner durch Pollenuntersuchungen: für das 6./7. Jh. beispielsweise ließ sich in Vorbasse landwirtschaftliche Nutzung belegen 476 . Die Zahl der Höfe ist nun kleiner als zuvor; Vorbasse zeigt jedoch, daß das Gehöftareal größer wird. Die einheitlichen Maße der Einzäunungen einzelner Höfe indizieren, daß mit einer gewissen Form von Regulierung zu rechnen ist 477 , die eine veränderte Gesellschaftsorganisation voraussetzt. Die Anordnung der Wohn- und v. a. der Nebengebäude eines Hofes entlang der Umzäunung wird beibehalten. Insgesamt liegt die Hofstruktur v. a. im dörflichen Bereich noch in der Tradition der Völkerwanderungszeit, anders als die Gebäude selbst 478 . Eine Verlegung von Dorfanlagen ist nach wie vor bezeugt, wie das Beispiel Vorbasse [181] zeigt. Auf eine zwischenzeitige Umorientierung einzelner Wohnbauten des 7. Jhs. von grob Ost-West auf Nord-Süd - bzw. umgekehrt - wird f ü r Omgärd [115] u n d Narre 473 474 475 476 477 478 479

Snede [115] v e r w i e s e n 4 7 9 ; die N o r d -

Siehe S. 165, 174. VANG PETERSEN 1987. Z u m Beispiel in Lindholm Heje (6.-10. Jh.), Bornholm gärd (5.-9. Jh.) nach S. HVASS (1979d:40). GR0NGAARD JEPPESEN 1981:156. S. HVASS 1988a:89. S. HVASS 1988a:86. L.C. NIELSEN 1980:180, EGEBERG HANSEN 1988:196.

Lousgärd

und

Bxkke-

7. Vendelzeit

131

Südorientierung ist auch von Gammelby-Esbjerg [39] bekannt. Vereinzelt findet sich diese Abweichung jedoch bereits während der Völkerwanderungszeit 4 8 0 und später zur Wikingerzeit 4 8 1 , ohne daß ihre Bedeutung bekannt wäre. Norwegen Trotz der Siedlungserweiterung nach 600 4 8 2 liegen für das vendelzeitliche Norwegen keine repräsentativen Beobachtungen vor. Ausgehend von den Verhältnissen der Wikingerzeit und des frühen Mittelalters gegenüber der Struktur der Völkerwanderungszeit ist lediglich zu extrapolieren, daß das Hofareal mit Binnenwiese und Acker größer wird 4 8 3 . Abzäunungen dieser Zone und Viehtriften sind nun auch in Südwest-Norwegen nicht mehr zu belegen. Vor allem der fehlende Nachweis der Zaunsysteme und Stallungen hat veranlaßt, die Veränderungen zwischen Vendelzeit und Wikingerzeit/Mittelalter im Licht einer andersgearteten Wirtschaftsweise zu sehen, verbunden mit dem Rückgang von Viehzucht zugunsten von intensiv betriebenem Ackerbau 4 8 4 . Dabei bleiben jedoch Materialveränderungen beim Haus- und Zaunbau unberücksichtigt. Schweden Einzelgehöfte dieser Epoche sind selten, Dorfstrukturen gänzlich unbekannt. Als eine der möglichen Ursachen für diese Fundlücke wird die Veränderung des Haustyps in den wenigen detailliert untersuchten Gebieten angesehen: Holzbauten neuer Konstruktion und Holzeinfriedungen anstelle der überkommenen Steinwälle 4 8 5 . 8. Wikingerzeit Erst mit dem Übergang zur Wikingerzeit werden Vorkommen von Hausüberresten in Skandinavien wieder zahlreicher. Ursache dafür ist zum einen die erneute Aufsiedlung auch peripher 480 481 482 483 484 485

Vorbasse 1181} (S. HVASS 1979a:77, Abb. 6), Oxbel II [111/ (HATT Trabjerg 1162] (BENDER J0RGENSEN & SKOV 1980).

1959).

MYHRE 1972:177. MYHRE 1978:239. MYHRE 1972, 1974a, ROLFSEN 1974b, R0NNESETH 1966. Zum Beispiel CARLSSON 1979:38, 5 0 , 1 5 5 für Gotland, BAUDOU 1973:113 für Östergötland.

132

II. Der Hausbau in Skandinavien

gelegener Gebiete, aber auch eine zum Traditionellen hin veränderte Hauskonstruktion, die wieder mehr Spuren im Boden hinterläßt. Zum anderen spiegeln sich hier regional konzentrierte archäologische Forschungsprojekte mit dem Schwerpunkt Wikingerzeit/Mittelalter, die über eine vielerorts in Skandinavien zu beobachtende Siedlungsverlagerung zu Ende der Wikingerzeit und über die Entstehung mittelalterlicher Dörfer Aufschluß geben sollten. Diese Projekte brachten v. a. für Westjütland gezielt eine Anzahl neuer Fundorte. Die bisher trotz etlicher Varianten in ganz Skandinavien zu beobachtende Gleichförmigkeit der Konstruktion von Langhäusern geht nun endgültig verloren. Es finden sich jetzt durchgehend die Züge, die von der eisenzeitlichen Bautradition wegführen und bereits im Grundriß einiger vendelzeitlicher Gebäude deutlich geworden waren: die Tendenz zum pfostenfreien Innenraum und die Auflösung des Langhauses mit Stall-/Wohnteil unter einem Dach. Gleichzeitig damit treten in einzelnen Regionen Haustypen auf, die nicht mehr in das gewohnte Bild eisenzeitlichen Hausbaus eingepaßt werden können. Nur noch in peripherer Lage bleibt die traditionelle Bauweise bis weit ins Mittelalter hinein bewahrt. a. Wohn- und Wirtschaftsbauten Dänemark Belegt v. a. für Jütland werden Langhäuser während der Älteren Wikingerzeit des 9. bis ins fortgeschrittene 10. Jh. unverändert mit konvexen Langseiten gebaut, wenn auch mit größerer Grundfläche - im Durchschnitt 20-30 χ 6-8 m (Aggersborg Dorf A, D [2], Omgärd A VI, Α IIa, Β XL, A XXIII [116], Vorbasse CC [181], Trabjerg XXIX, XXVII [162], Sxdding XL, C, LXXXV1I, LXV, XXII, XCIV [155], Gammelby-Esbjerg [39], Jernkxr IV [74], Moesgärd [100], Vognsb0l/Spangsbjerg Kirkevej II, V [180], Begelund [18]). Die Wandkonstruktion ist meist kräftig; in Anlagen mit mehreren Bauphasen läßt sich dabei erkennen, daß generell eine Entwicklung vom Flechtwerk über rektangulär behauenen oder runden Pfosten zu stabileren Wänden in Ständerbohlen- oder Stabbauweise erfolgt 486 . Einzeln eingegrabene Wandpfosten dominieren; Fundamentgräbchen kamen bisher erst selten zum Vorschein. Doppelte Wandzeilen sind kaum mehr zu beobachten; Holzschwellen als Wandfundament sind noch unbekannt. Anders als zur 486

Beispielsweise in Omgärd [1Ί6] (L.C. NIELSEN 1976:42f).

8. Wikingerzeit

133

Vendelzeit sind die Giebelseiten der Gebäude nicht mehr streng gerade, die Ecken werden nun häufig leicht gerundet. Zwei besonders tiefe Pfostenlöcher im Bereich der Kurzseiten zeigen gerade aufgehende Giebel wohl mit Satteldächern an 4 8 7 . Die Mittelschiffbreite ist im Durchschnitt nun ein wenig größer als zur Vendelzeit. Indiziert durch überwiegend deutliche Spuren von Trennwänden erinnert die Raumaufteilung in den Konvexbauten an die Mehrräumigkeit älterer eisenzeitlicher Epochen, je nach Grundfläche zum Teil mit sehr langen Fluchten bis zu sieben Räumen; im Durchschnitt lassen sich drei Zonen ausmachen. In den Langhäusern sind augenscheinlich wieder mehr Funktionen unter einem Dach vereint; u. a. kann man jetzt erneut Stallabteile neben den Wohnräumen nachweisen, besonders in den längsten Gebäuden. Sie sind an Boxentrennwänden kenntlich (Aggersborg Dorf D 12], Vorbasse CCIII, CCXXIII [181], Omgärd Α IIb 1116], Sodding IV, LXXX, LXXXVI [155]). Die Stallboxen sind beispielsweise in Vorbasse ca. 1 m breit. In den langen Bauten können durch die Spuren von mehr als einer Herdstelle auch mehrere Wohnbereiche abgegrenzt werden. Generell sind Feuerstellen jedoch selten zu beobachten; sie finden sich wie gewohnt in der Längsachse des Hauses in Form von zum Teil steinausgekleideten Gruben oder ebenerdigem Steinpflaster. Parallel dazu können Holzböden in weiterer Verbreitung nachgewiesen werden; Lehmböden lassen sich kaum mehr registrieren. Queraufschlüsse sind nach wie vor die übliche Eingangsanordnung, teils zentral in der Mitte der Langseiten, teils etwas asymmetrisch zum Giebel hin. Die Türpfosten sind nur noch selten nach innen eingezogen. Daneben treten nun ab und an zusätzliche Giebeleingänge auf. Im Innenraum sind wie bisher Dachpfosten in Zweiständeranordnung vorhanden 4 8 8 . Zusätzliche, zum Teil steinverkeilte Firstpfosten belegt 487 488

In Omgärd 1116] läßt sich während des 9. Jhs. beobachten, daß gerade Giebel zuerst an kleineren Wohnbauten, dann verstärkt mit dem 10. Jh. auch an größeren auftreten (L.C. NIELSEN 1980:180). Zu überprüfen wäre die „sfnfsu/e"-Konstruktion mit einer Pfostenschere, die den Dachfirst trägt, also mit konvergierenden Pfostenpaaren anstelle der gewohnten Joche. Diese Anordnung wird von BENDER J0RGENSEN & SKOV (1979a: 19) für Trabjerg XLIII [162] und von L.C. NIELSEN (1976:43) für ein Gebäude der älteren Phase von Omgärd XIII [116] vorgeschlagen. Der Vorschlag basiert wohl auf Überlegungen zur Kombination von Doppel- und Firstpfosten in einem Hausgrundriß. In weiterer Verbreitung ist diese Bauweise erst aus der Neuzeit bekannt, v. a. von Fünen und Nordwest-Jütland, dort besonders im Bereich Sailing (ZANGENBERG 1925:82). Zu beachten

134

II. Der Hausbau in Skandinavien

nur mehr ein Fall, hier verbunden mit einer Stabwand in Fundamentgräbchen. Konkrete Beobachtungen zur Art der Dachdeckung liegen nirgends vor; analog zu jüngeren wikingerzeitlichen Haustypen rechnet man mit einer Dachhaut aus Soden, Stroh oder Holzschindeln 489 . Kleinere Wirtschaftsbauten im Verband mit Langhäusern wurden aufgedeckt (durchschnittlich etwa 10 χ 6 m groß), meist ebenfalls mit Wandpfosten, selten nur mit Plankenwänden (Vorbasse CCXVIII, CCXVII, CCXXXI [181], Sxdding LIX, I, XX [155], Jernkxr I, III [74], Aggersborg Dorf Β [21, Moesgärd Ostwest-Bau [100]). Die Grundform ist hier variabel konvex oder rektangulär; innere Dachstützen sind meist vorhanden. Unter anderem treten in einem Rektangulärbau Mesulapfosten auf 490 ; Dachpfosten können aber auch bereits vollständig fehlen - Konstruktionen, die an Nebengebäuden schon seit der Jüngeren Römischen Eisenzeit zu beobachten sind. Die Funktion dieser Gebäude läßt sich nicht erschließen, nur Speicherbauten sind aufgrund der symmetrischen Vierpfostenstellung identifizierbar491. Sicher vom nordwestdeutsch - niederländischen Raum her beeinflußt treten gegen Ende dieser Frühphase der Wikingerzeit als konstruktive Weiterentwicklung die ersten Außenschrägstützen an Langhäusern auf - nachgewiesen für Jutland und Bornholm. Das Dachgewicht ruht hier nur mehr zum Teil auf den Seitenpfetten, die zunächst von einer stark reduzierten Anzahl von Dachpfosten, später dann im wesentlichen nur mehr von Querbalken und den Wänden getragen werden. Der Hauptteil der Dachlast ist jetzt auf das Wandrähm geleitet, das Wandrähm wiederum durch Schrägpfosten gegen den nach außen gerichteten Dachdruck abgestützt. Die Wand selbst ist aus besonders kräftigen einzeln gesetzten Pfosten bzw. Planken gebaut; die Giebelseiten dieser veränderten Konvexhäuser sind nun im wesentlichen ganz gerade (Sxdding XVIII, LXIV [155], Vorbasse CXCI, LXV [181], Omgard A XVI, A XXXVIII, III [116], Runegärd XX, XXI [130], Trabjerg I [162],

489 490

491

wäre für die Wikingerzeit, daß schräggestellte Pfostenlöcher auch durch das Herausziehen von Dachpfosten entstehen können; diese Wiederanwendung von Bauholz läßt sich sehr häufig belegen. Siehe S. 137. Omgärd Β XXXV [1161. Ein ähnlicher Grundriß liegt von Jegstrup II [7712] vor, doch scheinen hier Außenstützen (siehe unten) vorhanden zu sein; der Bau wäre dann in die Jüngere Wikingerzeit einzuordnen. Vorbasse [181], Sxdding [155].

8. Wikingerzeit

135

Gl. Hviding [41], Vilslev Α, Β [178], Herrup [59], Lindholm Heje 1389, 2689b [89]). Mit dieser konstruktiven Neuerung ist ein weiterer Schritt in Richtung des pfostenfreien Innenraums getan. Vom Dach selbst sind keine Details bekannt; O. OLSEN & SCHMIDT nehmen an, daß die traditionelle Rofenkonstruktion durch das Sparrendach abgelöst wird 4 9 2 . Außenstützen vor den Giebelseiten lassen aber auch auf Walmdächer schließen 493 , da sie in Verbindung mit einem Satteldach funktionslos wären. Die Grundfläche dieser Bauten beträgt im Durchschnitt 16-29 χ 5-7,5 m, eine Unterteilung in bis zu fünf Räume ist belegt, darunter auch Stallabteile 494 oder Werkstätten 495 . In Gl. Hviding [41] wird einer der Teilbereiche als Toreinfahrt mit Zugang zu Wohn- und Stallteil gedeutet. Der bekannteste Haustyp der Jüngeren Wikingerzeit des ausgehenden 10. und der 1. Hälfte des 11. Jhs. ist benannt nach seinem ersten Fundort in der zuerst als Militärlager 496 , dann als königliches Machtzentrum, als Militärstützpunkt und Handelsbasis 497 gedeuteten Anlage von Trelleborg [164]. Dendrochronologisch datiert mit 980/81 n. Chr. 4 9 8 finden sich dort innerhalb einer Ringwallanlage sechzehn weitgehend identische Bauten, geometrisch in Vierergruppen angeordnet. Die Wände der konvexen Häuser mit streng geradem Giebel bestehen aus Planken in Stabbauweise mit Nut- und Federverbindung. Sie sind entweder separat in den Boden gesetzt, wobei Abdrücke nur jeder zweiten Planke erhalten blieben499, oder sie stehen in einem Wandgräbchen. Das besondere ist, daß Dachpfosten im Hausinneren nun fehlen, abgesehen von je zwei sehr kräftigen Planken in den Raumtrennwänden und im Giebel. Das Dachgewicht ruht also großteils auf der Wand; die Wand wird ihrerseits von schrägstehenden Außenpfosten abgestützt. Der Innenraum ist nicht mehr wie bisher unschematisch untergliedert, sondern streng dreigeteilt; die Giebelräume nehmen je 492 493 494 495 496 497

498 499

O. OLSEN & SCHMIDT 1977:125. H. SCHMIDT 1973:59. Beispielsweise in Sxdding IV, LXXX, LXXXVI [1551, Gl. Hviding [41] und Vorbasse CXC1, LXC, CCIII, LXV [181]. Beispielsweise Gl. Hviding [41]. O. OLSEN & SCHMIDT 1977:96-104. ROESDAHL 1977a:172-176, 1987. Einen Forschungsüberblick zu dieser Frage geben ROESDAHL 1984, 1977a, STILLING 1981, Τ.Ε. CHRISTIANSEN 1984. BONDE & CHRISTENSEN 1984, H. ANDERSEN 1984. Diese tiefer eingegrabenen Planken sind stets mit Nutschlitzen versehen.

136

II. Der Hausbau in Skandinavien

die Hälfte d e r G r u n d f l ä c h e in A n s p r u c h . Sie sind v o n innen d u r c h T ü r e n in den T r e n n w ä n d e n z u betreten; v o n außen a u c h d u r c h die Schmalseiten des H a u s e s . In den H a u p t r a u m mit der zentralen Feuerstelle führen z w e i g e g e n e i n a n d e r versetzte Eing ä n g e in d e n L ä n g s w ä n d e n . Der B o d e n ist d e n Spuren n a c h in einigen Gebäuden plankenbelegt. Dieser H a u s t y p tritt in Trelleborg - geknüpft an die Funktion d e r Ringwallanlagen - in normierter B a u w e i s e a u f 5 0 0 , deshalb bestand hier ein besonderes Interesse a m Versuch einer Rekonstruktion. SCHULTZ 1942 u n d N0RLUND 1948 erarbeiteten unter Berücksichtigung b i l d l i c h e r 5 0 1 u n d p l a s t i s c h e r 5 0 2 H a u s d a r s t e l l u n g e n sow i e w e n i g e r literarischer Q u e l l e n 5 0 3 eine Rekonstruktion - aufg r u n d v o n Beobachtungsfehlern nicht m i t s c h r ä g s t e h e n d e n A u 500 Verschiedentlich wurden die zugrundeliegenden Maßeinheiten zu ermitteln versucht: der römische Fuß mit 29,5 cm für Aggersborg [1] (SCHULTZ 1949:97), mit 29,6 cm für Fyrkat [37] (H. SCHMIDT 1977:108), mit 29,42 cm für Trelleborg [164] (N0RLUND 1948:26). 501 Die Bildsteine von Ardre VIII und Tjängvide I, Alskog sn., Gotland; von Sparlösa kyrka, Västergötland und von Dynna, Oppland. Die friesische Münze von Dorestad C - vgl. dazu aber die reservierte Haltung bei HÄTZ 1985: die Münze ist mehr als 100 Jahre älter als das „Trelleborg-Typhaus". Der Bayeux-Teppich - vgl. dazu aber die Auswertung der Hausdarstellungen des Teppichs bei WILSON (1985:213-217), der den dargestellten Gebäuden nur schablonenhafte Wirklichkeitstreue zuspricht. Forschungsgeschichtlich interessant ist es, die frühen Versuche zur Interpretation der Hausabbildungen daneben zu stellen (S. LINDQVIST 1941:85-87, I. ANDERSON 1955:1011). 502 Der Cordula-Schrein von Kammin (Pommern), von SCHULTZ v. a. für die Gestaltung der Endabschlüsse von Wandrähm, Querbalken und Dachfirst genutzt. „Hogbacks", hausförmige Grabsteine mit konvexem First aus dem Gebiet skandinavisch/irischer Ansiedlungen im Norden Großbritanniens zur Zeit der 1. Hälfte des 10. Jhs. Die Anknüpfung dieser Grabsteine an Skandinavien haben COLLINCWOOD 1927, H. SCHMIDT 1970:16, 1973:68, LANG 1975, MORRIS 1985:240 und SMYTH 1979:272-277 behandelt. Zu bedenken ist aber, daß die Vorlage dieser Modelle - Bauten mit konvexer Wand und konvexem Dach - sehr wohl auch im angelsächsischen England bekannt sind, ohne in skandinavischem Zusammenhang zu stehen. Der Sarkophag von Botkyrka, Södermanland, Schweden (HOLMQVIST 1949, Abb. 350-351). Zu ergänzen sind diese Vorlagen durch eine hausförmige Fibel, gefunden in Ladoga im Westen der ehemaligen Sowjetunion, datiert um 1000 (publiziert bei LEVIN NIELSEN 1969:68). 503 Die „Stabkirchenpredigt" (Kirkiodagsmäl) in einer norwegischen Homiliensammlung von etwa 1150 (INDREB0 1931:96-97). Die Beschreibung eines Heiligenschreins im Kapitel 10 der MAGNÜSS SAGA INS GODA in HEIMSKRINGLA, der etwa 1230 entstandenen Geschichte der norwegischen Könige von Snorri Sturlusson (IF XXVIII:20).

8. Wikingerzeit

137

ßenstützen, sondern mit einem umlaufendem Svalgang, einer laubengangartigen Galerie. Die Auswertung der beobachteten Tiefe von Planken- und Pfostenlöchern ergab Anhaltspunkte für das Dachgerüst: die Wandplanken werden umlaufend von einem W a n d r ä h m zusammengehalten, die noch vorhandenen Dachständer tragen Längspfetten. Über den Mittelraum hinweg werden die Pfetten zusätzlich von Querbalken mit aufsitzenden Firststielen abgestützt; diese Querbalken ihrerseits ruhen auf dem Wandr ä h m 5 0 4 . Das Dachgerüst besteht aus Sparren; die steile Dachneig u n g 5 0 5 schließt eine Sodendeckung aus - in der Rekonstruktion verwendete man Holzschindeln auf einer Bretterunterlage 5 0 6 . Alternative Vorschläge wurden einige Jahre später veröffentlicht: als Holzhaus mit Sodenummantelung nach isländischem Muster 5 0 7 , bzw. als Haus mit Kübbung nach mittelalterlichem Vorbild, mit weit herabgezogenem Holzdach auf einem Sparrengerüst mit Kehlbalken 508 - beide Male noch ungewalmt. Später kamen dem „Trelleborg-Typhaus" zeitgleiche Häuser in den jütischen Ringwallanlagen von Aggersborg [1], dann Fyrkat 137], ans Tageslicht. Diese Bauten, die mit Ausnahme von Windfängen völlig identisch sind mit Trelleborg, belegten eindeutig, daß die Pfosten außerhalb der Hauswände nicht senkrecht stehen, sondern gegen die Wand geneigt sind, also keine umlaufende Galerie bilden, sondern als schrägstehende Außenstützen interpretiert werden müssen 5 0 9 . Nachgrabungen in Trelleborg bestätigten diesen Befund 5 1 0 . Daraufhin erarbeitete H. SCHMIDT 1973 eine 504 505 506

507 508 509

510

Siehe Tafel 47. Vergleiche SCHULTZ 1952:18-22, v. a. Abb. 3:20, N 0 R L U N D 1948:76. In Fyrkat [37] wurde eine Dachneigung von 50-60° ermittelt (O. OLSEN & SCHMIDT 1977:127). Die Darstellung des Daches auf einigen „hogbacks" läßt auch an Ziegeldeckung denken (WALTON 1954:68, vgl. Abb. 3:71); doch war der Fund einer hölzernen Dachschindel in Trelleborg [164] bei der Rekonstruktion ausschlaggebend (abgebildet bei O. OLSEN & SCHMIDT 1977:130, Abb. 95). Als weiterer Beleg dient der Schindelfund im Brunnen des Hofes von Gl. Hviding 141], dendrodatiert mit 804 bzw. 840 n. Chr. (S. JENSEN 1987a:6f, 1988b). LAURING & HOFF-M0LLER 1953. J. LARSEN 1958. CAPELLES Vorschlag einer Rekonstruktion mit Außenpfosten (1969:254f), die nicht die Wand, sondern den Dachtrauf stützen (vgl. die Darstellung auf dem Bildstein von Änge I, Buttle sn., Gotland) wird d u r c h d a s erwähnte übrige Bildmaterial entkräftet. O. OLSEN 1968.

138

II. Der Hausbau in Skandinavien

revidierte Rekonstruktion des „Trelleborg-Typhauses" für Fyrkat, bezeichnenderweise unter Einbeziehung desselben Vergleichsmaterials an Bilddarstellungen u n d Plastiken, ergänzt d u r c h konstruktive Einzelheiten noch stehender historischer Gebäude in Schweden 5 1 1 u n d England 5 1 2 , sowie weiterer bildlicher Darstellungen u n d Plastiken 5 1 3 . H. SCHMIDT rekonstruierte das Dach hier nicht m e h r als Satteldach wie SCHULTZ u n d N 0 R L U N D , sondern als gewalmtes Sparrendach 5 1 4 , wieder mit Holzschindeldeckung auf Bretterunterlage. Die Pfetten dienen dabei im wesentlichen nur noch der Längsabsteifung des Daches, nicht mehr dem Tragen der Dachlast 5 1 5 . Über d e m W a l m f i n d e t sich ein Steilgiebelansatz mit der Licht- bzw. Rauchöffnung in eisenzeitlicher Tradition. Im Unterschied zu Trelleborg besteht die Wand in Fyrkat u n d Aggersborg aus auf Lücke stehenden Doppelplanken mit Brettern als Verbindung in den Zwischenräumen, zusammengehalten d u r c h ein aus kürzeren Einzelteilen zusammengesetztes W a n d r ä h m 5 1 6 . Die Doppelplanken sind tief eingegraben, haben also tragende Funktion; die Füllung dagegen dient der Isolierung 5 1 7 . Der beobachtete Neigungswinkel der Außenstützen von 70° und deren Wandabstand von etwa 1,25 m machten eine Rekonstruktion der Wandhöhe mit ca. 3 m möglich 5 1 8 ; die W a n d ist damit nicht m e h r n u r m a n n s h o c h wie beim traditionellen Haus der Eisenzeit. Da die N e i g u n g der Außenstützen stets gleich bleibt, ihr Abstand von der W a n d in der Hausmitte aber größer ist als am Giebel, ist die Wand an dieser Stelle

511 512 513

514

515 516 517 518

Scheune von Biskops, Bunge sn., Gotland aus dem 17. Jh., abgebildet u. a. bei O. OLSEN & SCHMIDT 1977:124, Abb. 39. Baguley Hall, Cheshire (J.T. SMITH & STELL 1960). Die Bildsteine von Hunninge I, Klinte sn. und Änge I, Buttle sn., Gotland; der Oseberg-Teppich, Vestfold. Das irische Book of Keils; das Hausmodell von Klinta, Köping sn., Öland (PETERSSON 1958), weitere „hogbacks" (Einzelheiten beschreibende architektonische Deutungen finden sich bei H. SCHMIDT 1973:69-77). Nach den Ergebnissen von Fyrkat [37] entspricht die Zahl der Außenstützen der Zahl der Sparren im Dachgerüst (O.OLSEN & SCHMIDT 1977:125f). Vgl. dazu den Grund- und Aufriß eines „Fyrkat-Typhauses" auf Tafel 47. O. OLSEN & SCHMIDT 1977:126, H. SCHMIDT 1981:37. Zu konstruktiven Einzelheiten der Balkenbindung von Wandrähm, Querbalken, Außenstützen siehe O. OLSEN & SCHMIDT 1977:121-123. Auch hier liegt Stabbauweise vor wie in Trelleborg [1641, wenn man die Doppelplanken in Funktion der Nut sieht (O. OLSEN & SCHMIDT 1977:119). O. OLSEN & SCHMIDT 1977:109f.

8. Wikingerzeit

139

h ö h e r 5 1 9 . Auch sie verläuft also horizontal wie vertikal in konvexer Linie. Die Langseiteneingänge dieses „Fyrkat-Typhauses" sind mit einem Windschutz versehen, dessen Wände ebenfalls aus eingegrabenem Plankenwerk mit Wandrähm bestehen. Sie sind schräg von außen abgestützt; das Walmdach ruht auf dem Balkenwerk des Hauptraums, das im Bereich des Eingangs deswegen von einem zusätzlichen Stützpfosten abgesichert ist 520 . Die Türblätter sind als Bretter mit Quervernagelung rekonstruiert. Die Häuser aller bisher bekannten Ringwallanlagen sind identisch in einen Mittel- und zwei Giebelräume aufgeteilt. Die Funktion der Giebelräume ist nicht bekannt, doch lassen Funde verbrannten Korns bzw. sicher einst plankenüberdeckte kleine Gruben oder Keller sowie vereinzelt Feuerstellen auf eine Verwendung als Vorrats-/Kochraum schließen 521 . Im Mittelteil der Gebäude sind zum Teil Spuren von 1,5-1,7 m breiten Bankerhöhungen entlang der Längswände zu erkennen. Die rektangulären Zentralfeuerstellen sind nur wenig eingetieft, ein Rahmen aus Holzbalken oder Stein umfaßt in Lehm gebettete Steinplatten. Einzelne Pfostenlöcher wohl für Vorrichtungen zum Kesselaufhängen neben dem Herd sind bekannt 522 . Im Fall von Holzböden fehlen Spuren von Herdstellen. Nur kurz sei erwähnt, daß auch im Bereich von Stadtkern-Untersuchungen in Dänemark und Schweden Häuser mit schrägstehenden Außenpfosten bzw. Gebäude in Art des „Fyrkat-Typhauses" nachgewiesen werden konnten. Scheinbar treten diese Konstruktionsvarianten dort am frühesten auf 5 2 3 (Gl. Lejre [42], 524 Viborg IX [177], Lund [367] ). Die Grundflächen der Häuser sind unterschiedlich groß; neben einer Wandfüllung mit Holzplanken ist hier auch Flechtwerk nachgewiesen 525 . Es zeigt sich, daß das „Fyrkat-Typhaus" während des ausgehenden 10. und in der 1. Hälfte des 11. Jhs. auch im Dorfbereich auftaucht, 519 520 521 522 523 524 525

Siehe auch die Rekonstruktionen von Eketorp II 1324] bei EDGREN & HERSCHEND 1979:17. O. OLSEN & SCHMIDT 1977:130f. O. OLSEN & SCHMIDT 1977:133. O. OLSEN & SCHMIDT Abb. 127:183, Abb. 115:168. Viborg IX {177] datiert ins 8./9. Jh., Gl. Lejre [42] in die 1. Hälfte des 10. Jhs. Siehe S. 153f. Viborg IX 1177], Lund 1367]. Diese Wandvariante läßt sich auch hinter der Seitenornamentierung vieler „hogbacks" vermuten (WALTON 1954:72).

140

II. Der Hausbau in Skandinavien

augenscheinlich als Wohngebäude beschränkt auf besonders große Höfe einer gehobenen Gesellschaftsschicht 526 - belegt bisher in Jutland und auf Fünen (Vorbasse CCXXXII, CV1, A XLI [181], Trabjerg [162], Sxdding XVIII, LXIV [155], Omgärd A V, A XLVI, A XXXII [116], Bytoften AGF [16]), in Vorberichten auch von Seeland (Begelund [18]). Diese Konvexbauten sind hier mit vernuteten Planken- oder Ständerbohlenwänden gebaut, also variabler konstruiert als in den Ringwallanlagen. Die Wandplanken werden zuerst noch einzeln gesetzt; im Gegensatz zur Älteren Wikingerzeit sind sie massiver und halten einen regelmäßigeren Abstand voneinander ein. Seit Ende des 10. Jhs. werden sie dann bevorzugt in Wandgräbchen fundamentiert. In Omgärd und Trabjerg ist darüber hinaus zu beobachten, daß verdoppelte Wandpfosten innerhalb einer Ständerbohlenkonstruktion durch Stabbauweise abgelöst werden 5 2 7 . Schließlich treten auch Holzschwellen auf 5 2 8 . Grundriß und Raumeinteilung dieser ländlichen Gebäude unterscheiden sich nicht vom Typhaus. Auch hier sind Spuren von Herdstellen im zentralen Innenraum selten bewahrt. Der Stall ist nun nicht mehr mit den Wohnräumen zusammengebaut, sondern - teilweise mit Boxentrennwänden in etwa 1 m Abstand voneinander - in einem oder mehreren separaten Nebengebäuden untergebracht 529 (Vorbasse LXX, LXXI, IC [181], Omgärd A XLIII, Β XXXI [116]). Möglicherweise hängt diese Veränderung eng mit dem pfostenfreien Grundriß der Langhäuser zusammen - der Wegfall der Dachpfosten als Verankerung für Boxentrennwände könnte letztendlich bewirkt haben, daß Ställe nun gänzlich abseits gebaut werden 530 . Sicher aber darf diese Ausgrenzung des Stallteils aus dem Haupt-Gehöftbau des „FyrkatTyphauses" als Prestigemaßnahme gelten 5 3 1 , eventuell auch im Sinn einer gesellschaftlichen Umstrukturierung, der bewußten Trennung von Herrschaft und Gesinde, von Wohn- und Produktionsbereich 532 . Andererseits können sich in den Hauptgebäu-

526 527 528 529 530 531 532

BECKER 1981b:30, s. HVASS 1 9 7 9 c : l l l . L.C. NIELSEN 1977a:71. Omgärd 1116] (L.C. NIELSEN 1977a). So auch in der Ringwallanlage von Trelleborg [164]: hier befinden sich die Stallungen in separaten Gebäuden der Vorburg (SCHULTZ 1942:22). Natürlich ist auch der umgekehrte Vorgang denkbar, so NÄSMAN 1987 in DLU:78. L.C. NIELSEN 1977a:79. HERSCHEND, mündliche Mitteilung.

8. Wikingerzeit

141

den auch Werkstatteinrichtungen finden 5 3 3 . Grubenhäuser sind zusammen mit Wohnbauten dieses Typs im Gehöftverband nicht mehr nachweisbar, ihre Funktion muß in andere Räume oder Nebengebäude verlegt worden sein. Abweichend davon werden in gleichalten kleineren Gehöften einfachere Wohnbauten mit Außenstützen, aber ohne die charakteristische Raumaufteilung gebaut (Vorbasse CCXXXV [181], Omgärd A XXXVIII, A XVI, Α III [116], Vallensbsek II [172]). Doch auch hier zeigen sukzessive weniger oder bereits völlig fehlende Innenpfosten zusammen mit einer kräftigen Wandkonstruktion die tendenzielle Entwicklung zum pfostenfreien Innenraum. Die Ställe stehen ebenfalls separat im Hofareal. Im Unterschied zu Anlagen der gehobenen Schicht findet sich das Grubenhaus jedoch noch unter den Wirtschaftsbauten. Die übrigen Nebengebäude sind in allen Gehöften ohne Unterschied konvex oder rektangulär (3-7 χ 3,5-4 m groß); ihre Wände zeichnen sich durch separat gesetzte Pfostenlöcher oder durch Fundamentgräbchen ab. Zum Teil treten noch Dachpfosten auf, überwiegend fehlen sie jedoch bereits. Erwähnt sei, daß vereinzelt die dreischiffige Hausform der Älteren Wikingerzeit ohne Außenstützen noch bis ans Ende der Epoche reicht; dies ist dem heutigen Fundbild nach auf Bornholm und Seeland der Fall (Gadegärd [38], Vallensbxk I [172], Ottestrup 3/1 [119]). Neben leicht konvexen sind hier bereits auch rektanguläre Grundrisse zu beobachten (Enggärd Vest 99 [29]), wie sie für mittelalterliche Bauten ohne Außenstützen typisch w e r d e n 5 3 4 . Bisher läßt sich nicht entscheiden, ob hier im wesentlichen regionale oder nicht doch überwiegend auch soziale Unterschiede zu sehen sind. Die Übergangszeit zum frühen Mittelalter ist dann geprägt von konvexen Gebäuden mit besonders kräftigen Wandpfosten oder -planken, gänzlich ohne Spuren innerer Dachstützen. Schräge Außenpfosten treten nur mehr in reduzierter Anzahl auf, schließlich fehlen sie völlig (Ssedding VIII, VI [155], Omgärd A IV

[116], Vallensbsek A, B, F, G [172], Vorbasse XLI, CCXLI, CLVII, CH

[181], Vilslev A, F [178], Skeigärden [140]). Genaue Datierungen für die Bauten dieser Zeit liegen nicht vor, so kann ein Teil der Gebäude auch ins frühe Mittelalter reichen. Diese Häuser sind mit 533 534

Vorbasse [181], Siehe S. 179f.

Phase des 11. Jhs. (S. HVASS 1984b:109).

142

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

durchschnittlich 17-27 χ 6-8 m Grundfläche gegenüber den frühesten Bauten mit Außenstützen nahezu unverändert groß. Dafür finden sich bis über 1 m tief eingegrabene Wandpfosten, zum Teil in Fundamentgräbchen. Ein Teil dieser Gebäude, darunter auch Wirtschaftsbauten, zeigt nun rektangulären Grundriß (Trabjerg XIII [162], Saedding XC, LXXIV

[155], Vorbasse LXIV, CXIV [181])

535

.

Diese Form findet sich bei den frühen mittelalterlichen Bauten wieder; sie belegt, daß der Seitenschub des Daches nun auf andere Weise abgefangen werden kann, als es für die Eisenzeit üblich war 536 . Norwegen

Im Vergleich zu den Verhältnissen des 7. und 8. Jhs. ist der Wikingerzeit wieder eine größere Anzahl von Hausgrundrissen zuzuordnen. Diese Entwicklung ist verknüpft mit der Siedlungsexpansion, die sich anhand von Siedlungs- und Grabfunden für das 9. und 10. Jh. nachweisen läßt und zum Teil Wohnplätze wieder erfaßt, die zu Ende der Völkerwanderungszeit wüst geworden waren 5 3 7 . Die Hausgrabungen verteilen sich jedoch nicht gleichmäßig über die bekannten wikingerzeitlichen Siedlungsgebiete; die meisten Funde liegen wie gewohnt aus Rogaland vor, generell aus eher peripher gelegenen Bereichen. Trotz der deshalb nur mangelhaften Repräsentativität der Gebäude zeichnen sich nach den unzureichenden Befunden der Vendelzeit weiterhin Regionalunterschiede im Hausbau ab. Eine Entwicklung zu einem relativ einheitlichen Haustyp wie in Dänemark ist nicht nachweisbar. Doch auch hier wird durch das weitgehende Fehlen von Stallabteilungen die Funktionsaufteilung des eisenzeitlichen Langhauses deutlich. Ringförmige Anlagen sind wie zur Vendelzeit nur mehr a u s N o r d n o r w e g e n b e k a n n t (Sandmzlan-Bjarkey [266], LeikengaTjetta [236], Vollmoen-Steigen [300]). Sie alle g e h ö r e n n o c h d e m

Typ der Völkerwanderungszeit an, mit sodenisolierten Konvex535

536 537

WATT e r w ä h n t rektanguläre Häuser dieser Zeit o h n e nähere A n g a b e n a u c h v o n Bornholm ( 1 9 8 8 b : l l l ) . Angeblich datieren ferner Borup 3/1 und Borup 2 [11] in d i e a u s g e h e n d e Wikingerzeit (STEENSBERG 1983b). D o c h w e i s e n eine Stabkonstruktion auf Steinsockel u n d W a n d h e r d e eher auf Zeitstellung i m frühen Mittelalter hin. Siehe S. 178f. B e i s p i e l s w e i s e KALAND 1972 für Telemark, MYHRE 1972 für Nord-Jaeren, HOUCEN 1947 für 0 s t l a n d e t .

8. Wikingerzeit

143

bauten von ca. 10 χ 4 m Grundfläche. Die Beschränkung dieser Lokalzentren auf den Norden des Landes läßt sich möglicherweise mit der politischen Zentralisierung der Königsmacht seit der Völkerwanderungszeit in Verbindung bringen, die sich verstärkt im Süden des Landes auswirkt; ringförmige Hausanlagen verschwinden jedenfalls endgültig im Lauf der Jüngeren Wikingerzeit538. Daneben laufen in diesem Landstrich permanent besiedelte Wohnhügel weiter, von deren Hauskonstruktion noch keine Publikationen vorliegen (Bostad [199], Moland 2, 6, 1249], Saurbekken [269]). Bekannt ist lediglich, daß auch hier Sodenisolierungen vorkommen. Abgesehen von diesen speziellen Anlagen sind bisher nur einzelne Grundrisse der Wikingerzeit in Nordnorwegen bekannt, einer davon ein Konvexbau des 10. Jhs., noch konservativ dreischiffig, wohl mit 6 Räumen, unter denen kein Stall ausgliederbar ist (Arstad [189]). Die Wand ist höchstwahrscheinlich in Ständerbohlenkonstruktion zum Teil in Wandgräbchen errichtet 5 3 9 , von außen durch einen Sodenwall geschützt 540 . Das Hausinnere ist leicht eingetieft, das Dach mit Soden gedeckt. Hervorzuheben ist, daß die Grundfläche dieses Hauses erstaunlich groß ist (39 χ 6 m), verglichen mit den Maßen der sonst bekannten wikingerzeitlichen Gebäude Norwegens 541 . Von der Größe her wird Arstad noch vom Wohnbau des Lokalzentrums in Borg [195] übertroffen; das Langhaus dort mißt 82 (!) χ 8,5 m. Die traditionelle Bauweise der Völkerwanderungszeit mit zwei Reihen von Dachpfosten, einer Holzwand in Fundamentgräbchen und der Außenisolierung sowie einer Dachhaut aus Soden hat sich hier bewahrt. Die Lage der Eingänge - einer davon mit passagenartigem Vorsprung - und die Verteilung der Kleinfunde indizieren, daß neben zwei eigenen Eingangsräumen drei Wohnbereiche und wahrscheinlich ein Stallteil aus-

538 539 540

541

EGEN/ES LUND 1965:299. STAMS0 MUNCH 1983:138. Die Geröllwände d e s nur i m Vorbericht erwähnten Grundrisses v o n Sandbukt [2651, Finnmark könnten ebenfalls Reste eines derartigen isolierenden Sodenwalles sein. M ö g l i c h e r w e i s e sind d i e s e extrem langen Bauten nicht ausschließlich jeweils auf N o r d s k a n d i n a v i e n beschränkt. BJÖRHEM & SÄVFESTAD erwähnen für Fosie IV [332825] in Schonen ein - allerdings noch nicht gesichertes Gebäude der Wikingerzeit v o n 75 m Länge (1983a:22).

144

II. Der Hausbau in Skandinavien

gliederbar sind 542 . Der größte Wohnraum wird - der Bedeutung eines Machtzentrums gemäß - als Gildehalle gedeutet, da hier beispielsweise Scherben von kostbarem fränkischen Importglas gefunden wurden. Auffallend ist auch die zentrale Feuerstelle: sie setzt sich aus einer 8 m (!) langen Herdgrube und ebenerdig verlegten Steinplatten zusammen. Doch wurden auch Spinnwirtel und Webgewichte registriert; eine zu eng gefaßte Funktionszuweisung ist also sicher problematisch 543 . Nebengebäude sind für Nordnorwegen bisher nicht beschrieben. Eisenzeitliche Bautradition läßt sich noch in steinwandisolierten Häusern Rogalands nachweisen, doch sind die Hauptgebäude der Gehöfte im Durchschnitt jetzt kleiner (etwa 17-23 χ 5 bis 7 m), bedingt durch eine andere Art der Raumaufteilung: Ställe lassen sich in der Regel wie schon zur Vendelzeit nicht mehr ausfindig machen; auch separat gebaute Stallungen fehlen bis auf wenige Ausnahmen. Die großen Wohnbauten sind immer noch konvex mit geraden Giebelseiten (Oma [259], Storrsheia 2 [280], Mäkskitmyro

[252], Rapstad

[262]).

Die I n n e n w a n d b e s t e h t a u s

Holz; abgesehen von wenigen Wandpfostenlöchern unmittelbar hinter dem Steinwall sind keine Baudetails zu erschließen. Das Dach ruht auf Doppelständern, die zum Teil auf Steinplatten stehen. Die Mittelschiffbreite ist gegenüber der Vendelzeit unverändert; steinverkeilte Pfostenlöcher fehlen jetzt aber fast völlig. Die äußere, isolierende Mauer zeigt die gleiche Bauweise wie zur Völkerwanderungszeit; die gefliesten Eingänge liegen nach wie vor in der Langseite, immer dezentral in Giebelnähe. Hervorzuheben ist dabei der 4,5 m lange passagenartige Vorbau von Storrsheia 2, von dem keine weiteren konstruktiven Details bekannt sind - er ist wohl überdeckt 544 . Die umbaute Fläche ist in zwei bis drei Räume aufgeteilt. Spuren von Trennwänden fehlen bis auf das Steinfundament von Mäkskitmyro, wo ein 10 cm hoher Schwellenstein den Durchgang zum Nebenraum markiert. Von der Inneneinrichtung ist wenig erhalten; zu erwähnen bleibt, daß die über 1 m langen Feuerstellen aus Steinplatten bestehen, meist kombiniert mit Glutbehältern. Kochgruben finden sich an anderen Stellen im Haus, sind generell aber selten.

542 543 544

STAMS0 MUNCH & JOHANSEN 1988b:54, O.S. JOHANSEN 1989:41, Abb. 5. HERSCHEND, mündliche Mitteilung. MYHRE 1980:366. Derartige Eingangspassagen wurden auch in Gmdeim 1211]

und Tjoraneset 1 [284] nachgewiesen.

8. W i k i n g e r z e i t

145

Auch bei kürzeren Gebäuden (11-15 x 6-7 m) gleicher Konstruktion dürfte es sich um Wohnbauten handeln. Ihr Grundriß ist ü b e r w i e g e n d k o n v e x (Birkelandst0len 1 [194], Krägeland 2 [233], Tranheim [286], Gwdeim [211], Tjoraneset 1 [284]). Die H o l z w ä n d e

sind ebenfalls steinisoliert 545 . Geflieste Eingänge liegen dezentral in einer Langseite. Wie bei den größeren Gebäuden sind einfache Herde in oder nahe der Mittellinie des Hauses angelegt. Die Dachkonstruktion scheint hier variabler als bei den großen Wohnbauten; zum einen sind Doppelständer in Pfostenlöchern oder auf Steinplatten zu beobachten, zum anderen finden sich augenscheinlich auch zusätzliche Firstpfosten. Steinverkeilte Pfostenlöcher sind selten; das Mittelschiff ist etwas breiter als in den großen Wohnbauten. Spuren von Trennwänden in Form einzelner Steinreihen sind kaum bewahrt, jedoch deutet sich eine Raumunterteilung an nach der Lage der Feuerstellen, Eingänge etc. Wahrscheinlich bestanden diese Unterteilungen aus Holzplanken, die zwischen einem Dachpfostenpaar und den Wänden befestigt waren 546 . Ein Stallabteil im Wohnbau ist nur für Tranheim nachzuweisen, wo in einem der Räume eine Steinpackung in der Mittellinie des Hauses gefunden wurde. M Y H R E deutet die großen Bauten als Wohngebäude einer gehobenen Schicht, der kleinere Häuser mit weniger Räumen gegenüberstehen 547 . Nebengebäude zu den Wohnbauten beider Größenordnungen sind nur selten belegt. Ihre Wandkonstruktion war möglicherweise so schwach, daß keine Spuren im Boden erhalten blieben. Nur in wenigen Fällen glaubt man, aufgrund fehlender Herdstellen separate Ställe ausgliedern zu können 548 ; die betreffenden Gebäude sind giebelseitig zu betreten. Weitere Funktionen lassen sich nicht erschließen. Überraschenderweise sind auch für die Wikingerzeit kaum Häuser bekannt, die nicht mit einer zusätzlichen Außenisolierung versehen sind, obwohl derartige Typen seit der Älteren Eisenzeit in Norwegen belegt sind. Dies erklärt sich sicher durch die nur wenig auffälligen Spuren, die reine Holzwandhäuser hinterlassen, denn Beispiele für diese Konstruktionsvariante sind durch545 546 547 548

Lediglich für Tjoraneset 1 [2841 schlägt M0LLEROP (1987:65) e i n e H o l z w a n d auf Steinsockel vor. MYHRE 1980:366. MYHRE 1980:473, 519. Birkelandstelen 2 [194], Tjoraneset 2 [284].

146

II. Der Hausbau in Skandinavien

aus vorhanden 5 4 9 . Dem heutigen Fundbild nach konzentrieren sie sich auf Oppland, mit je einer Ausnahme in Aust-Agder und in Trondelag (Nygärd/Hovland [256], 0vre Dal [305], Langset [234], Skarg 1 [270], Mosetet [250]). Diese Wohngebäude zeigen eine andere Grundform als die Konvexhäuser des Küstenbereichs: sie sind rechteckig, gebaut mit Holzwänden auf Holzschwellen über einem einreihigen Steinsockel, aber auch mit direkt in den Baugrund gesetzten, schweren Wandpfosten. Diese Formen weisen bereits stark auf die frühe mittelalterliche Bauweise hin. Die Hausfläche beträgt durchschnittlich 10-20 χ 5-6 m, das Dach ruht noch auf Doppelpfosten, meist in steinverkeilten Pfostenlöchern, was möglicherweise Einzüge indiziert. Dach- und Wandpfosten können in einer Linie fluchten. Der Beschreibung nach sind in einem Fall zusätzliche Firstpfosten gesetzt 550 . Über die Konstruktion der Holzwand selbst liegen keine Beobachtungen vor; u. a. wird auch Blockbauweise in Erwägung gezogen 5 5 1 . Soweit nachweisbar, besteht die Dachhaut wie bisher aus Soden über Birkenrindenlagen. Die gefliesten Eingänge liegen nach wie vor in der Langseite des Hauses, das in ein bis drei Räume unterteilt ist; Stallabteile fehlen dabei. Von der Inneneinrichtung verdienen nur die 40 cm hohe Erdbank mit hölzernem Kantbrett im Seitenschiff des Gebäudes von Skarg 1 und einfache Herdgruben in der Mittelachse der Häuser Erwähnung. Wirtschaftsbauten sind nicht bekannt. Zur Gruppe der unisolierten Gebäude sind auch die im Fjäll liegenden Häuser von Vesle Hjerkinn I, II, IV [294] zu stellen, die zu einem Gehöft gehören, dessen wirtschaftliche Grundlage neben Ackerbau und Viehzucht auch Rentierjagd war - es liegen also keine Sennhütten vor, obwohl unter diesen auch Beispiele aus Wikingerzeit und frühem Mittelalter bekannt sind. Es handelt sich wohl um Wohnhäuser; Ställe sind nicht nachgewiesen. Die Rechteckbauten sind ein- bis zweiräumig; auch hier wird die Möglichkeit einer Blockbaukonstruktion erwogen 5 5 2 . Vom Hausinneren ist sehr wenig erhalten; eine Langseitenbank scheint nach549

Von diesen Holzwandhäusern sind nur undetaillierte Vorberichte ohne Grabungspläne veröffentlicht; der Beschreibung nach könnten einige der Bauten eher ins frühe Mittelalter als - durch Kleinfunde belegt - in die Wikingerzeit datieren. Dafür spräche auch die unklare Erwähnung eines Eckofens in Nygärd/Hovland [256] (GRIEG 1938:118). 550 0vre Dal I [305]. 551 GRIEG 1938:118,121f; vgl. dazu aber S. 196. 552 WEBER 1986:182.

8. Wikingerzeit

147

weisbar, ferner Herde in der Mittelachse der Bauten. Für eine bis ins frühe Mittelalter reichende Nutzung spricht deutlich eine Eckfeuerstelle in Haus II553. Umriß und Bauprinzip der kleineren Wohnbauten Südwest-Norwegens finden sich auch in Kaupang 1228] wieder, dem wikingerzeitlichen Marktort in Vestfold, der von etwa 800 bis in die 2. Hälfte des 9. Jhs. in Funktion war. Hier wurden 6 Gebäude gegraben, angeordnet entlang der ehemaligen Wasserlinie. Es handelt sich überwiegend um Konvexbauten, die als ständig benutzte Wohnhäuser und als Nebengebäude, u. a. als Werkstätten, bezeichnet werden. Raumunterteilungen sind nicht in jedem Bau vorhanden, Ställe ließen sich nicht nachweisen. Wohl bedingt durch Lage und Funktion der Ansiedlung macht sich hier vor dem Hintergrund traditioneller Bauweise jedoch deutlicher Einfluß von Süden bemerkbar, besonders im Wohnbau I: die Außenisolierung vor einer Fichtenholzwand in Ständerbohlenkonstruktion ist beidseitig durch eine Stützwand aus zugespitzten Eichenplanken verstärkt, so daß man eher von einer Kastenwand sprechen kann, die mit Steinpackungen bzw. Soden über einem Steinsockel verfüllt ist; ihre Breite beträgt ca. 1 m 5 5 4 . Innerhalb dieser Packung ließen sich zusätzliche Schrägstützen für die Innenseite der Holzplanken nachweisen. Die Kastenwand ist durch Schrägstützen auch von außen abgesichert; aus dem Neigungswinkel der Pfostenreste ließ sich eine Wandhöhe von ca. 1,5 m errechnen. Die stabile Konstruktion spricht dafür, daß die Wand den Seitendruck des Daches tragen muß 5 5 5 , dementsprechend fehlen innere Dachpfosten primär; erst in einer späteren Phase wurde augenscheinlich eine Firstpfostenreihe eingezogen. Die Giebelseiten sind leichter gebaut, im Eingangsbereich dort ließ sich Flechtwerk nachweisen. Längs einer Langseite läuft im Hausinneren eine Bankerhöhung von 1,5 m Breite. Holzgiebel weist auch der Rechteckbau V auf, dieses Haus ist jedoch quer aufgeschlossen. Die Mauer besteht hier nur aus Stein.

553 554

555

Siehe S. 187. Annähernd vergleichbare Parallelen zu dieser Konstruktion finden sich nur in den kleineren dänischen Rechteckbauten innerhalb der H ä u s e r g e v i e r t e von Fyrkat [37] und Trelleborg [164], Auch hier wird b e s o n d e r s isoliert; e s liegt eine Schalwand aus Holz mit Sodenfüllung vor (O. OLSEN & SCHMIDT 1977:151-153, 191 Abb. 131, N0RLUND 1948:900TOLLNES 1969:75.

148

II. Der Hausbau in Skandinavien

Details der Wandkonstruktionen und die Eingangslage weichen in Kaupang also vom gewöhnlichen wikingerzeitlichen Konvexhaus Norwegens ab; gerade die Außenpfosten erinnern stark an die Konvexbauten der Jüngeren Wikingerzeit in Dänemark. Von der Inneneinrichtung ist einiges erwähnenswert: in Haus V fand sich eine verkohlte Holzplanke, die als Überrest eines Riemenbodens gedeutet werden könnte 556 . In Gebäude II, dessen Holzwand traditionell nur mit einem Steinwall verkleidet ist, ist hinter einer leichten Trennwand eine steinausgekleidete Kellergrube von 90 cm Tiefe und 1,9 χ 1,5 m Fläche angelegt 557 . Darüber hinaus findet sich ein bautechnisch interessantes Detail, das anderswo bisher nicht belegt ist: in einem der Brunnen am Marktort kam eine sekundär verwendete Wandplanke mit einem runden Loch von 14,5 cm Durchmesser zum Vorschein, die unter Umständen als Nachweis einer Fensteröffnung gedeutet werden kann 558 . Die Trennung der Gebäude in verschiedene Funktionseinheiten ist für einen Marktort nichts besonderes. Wie bereits erwähnt, deutet sie sich für bäuerliche Gehöfte darin an, daß Stallungen in Langhäusern mit Steinwall selten sind und in reinen Holzwandbauten bereits völlig fehlen, also separat und in anderer Technik errichtet worden sein müssen. Eine viel weitergehende Aufteilung in Funktionseinheiten ist bisher singulär nachgewiesen mit der Anlage von Ytre Moa A-F [303] in Sogn, datiert ins 9. und 10. Jh. Nicht alle Teile des Gehöfts sind dabei gleichzeitig in Benutzung. Hier ist ebenfalls kein Wohnstall mehr zu beobachten, aber auch zwei- bis dreiräumige Wohnbauten fehlen. Sechs rektanguläre Gebäude mit jeweils nur einem Raum wurden aufgedeckt; ihre Zuordnung untereinander ist unklar. Die durchschnittliche Innenfläche beträgt 10 χ 4 m. Der Eingang liegt, gänzlich abweichend von den größeren Bauten, ausschließlich im Giebelbereich; der Giebel ist durch eine Holzwand in Ständerbohlenkonstruktion ohne Schwellenunterbau abgeschlossen. Auch die übrigen Innenwände bestehen aus Holz, sie sind nach gewohntem Muster durch einen heute 2-4 m breiten Stein-/Erdewall von außen isoliert. Direkt hinter der Holzwand schließt der untere Teil des Walles zum Teil mit hochkant gestellten Steinplatten ab. Das Hausdach ruht auf steinverkeilten Doppelpfosten. 556 TOLLNES 1969, Abb. 3:47. 557 TOLLNES 1969, Abb. 6:51, Abb. 4:49. 558 BLINDHEIM & TOLLNES 1976:84f.

8. Wikingerzeit

149

In einigen Bauten liegen ca. 1 m lange Feuerstellen in der Mittelachse des Raumes, stets nahe der dem Eingang gegenüberliegenden Giebelseite; auch eine Glutgrube wurde aufgedeckt. Spuren einer Erdbank fanden sich in Haus A, jedoch nur an einem Teil der Längswand, nicht durchgehend. Drei der Gebäude mit Holzinnenwand und offenem Herd werden als Wohnhäuser gedeutet, ein weiteres als Küchenhaus, da die Innenfläche kleiner und von einer großen Kochgrube belegt ist. Zwei andere sind aufgrund der fehlenden Feuerstelle und nur geringer Fundanzahl als Nebengebäude unbestimmter Funktion interpretiert. Jeglicher Hinweis auf einen Stall fehlt. Die Raumfunktionen eisenzeitlicher Langhäuser scheinen hier erstmals vollständig auf kleine separate, einräumige Gebäude aufgeteilt zu sein - vorausgesetzt, daß beim Kiesabbau der Siedlungsterrasse von Ytre Moa kein mehrräumiger Bau unbemerkt zerstört wurde. Die tatsächliche Sonderstellung dieser Anlage ist auf einer derartigen Basis noch nicht sicher zu verifizieren. An das in Dänemark so deutliche und weitverbreitete „Trelleborg-Typhaus" erinnert in Südwest-Norwegen einzig die Raumaufteilung im Grundriß von Oma [259], die sich wiederum auch in frühen isländischen Wohngebäuden findet 5 5 9 . Gerade diese Ähnlichkeit läßt andererseits vermuten, daß Häuser dieses Typs in (Südwest-) Norwegen nicht so selten gewesen sein können, wie das Verbreitungsbild heute glauben macht 560 . Schweden

Erst die Wikingerzeit hinterläßt in Schweden wieder eine größere Zahl von Hausüberresten, auch hier abhängig von einer Phase der Siedlungsexpansion. Deutlich ist zu erkennen, daß in der so spärlich dokumentierten Zeit zwischen Mitte des 6. und Anfang des 9. Jhs. konstruktive Neuerungen den Hausbau verändert haben. Trotz der oft unvollständigen und kaum flächendeckenden Grabungen läßt sich feststellen, daß v. a. Unterbauten aus Holzschwellen oder Holz auf einem Steinfundament gegenüber den Nachbarländern noch weiter verbreitet sind als vorher; im Wandbereich werden zunehmend tragfähigere Holzplanken neben Lehmflechtwerk verwendet. Die erneut etwas verkleinerte Grundfläche der Häuser (durchschnittlich 10-18 χ 5-7 m) ist unter Umständen auf diese veränderte Wandkonstruktion zurückzu559 Siehe S. 254-256. 560 MYHRE 1980:370.

150

II. Der Hausbau in Skandinavien

führen, ebenso die - im Gegensatz zu Dänemark und Norwegen bevorzugte rektanguläre Grundform. Sicher spiegelt sich darin aber auch generell die Aufspaltung des eisenzeitlichen Langhauses in kleinere Bauten unterschiedlicher Funktion - Ställe beispielsweise finden sich so gut wie nicht mehr unter einem Dach mit dem Wohnbereich. Auch in Schweden folgt die Mehrzahl der Bauten nicht den dänischen Entwicklungsschritten; eine Unterteilung in Ältere oder Jüngere Wikingerzeit ist kaum möglich. Die bisher deutlichen lokalen Bauunterschiede v. a. zwischen dem schwedischen Festland und den Ostseeinseln zeichnen sich dem heutigen Fundbild nach nicht mehr ab. Terrassenanlagen finden sich immer noch in Norrland (Björka [313]) und Mittelschweden (Gredelby C, Β [334], Helgö, Siedlungsgruppe 1, 2 [342], Hässelby [337]561). Die auf Terrassen errichteten wie auch die ebenerdig angelegten Häuser dieser Landesteile zeigen eine Bauweise in Lehmflechtwand- oder Holzwandkonstruktion, in Frage kommen Ständerbohlenbau oder Stabwerk. Holzschwellen sind für beide Varianten nachgewiesen, zum Teil auf einem Steinsockel. Teilweise sind nur mehr die Wandpfosten direkt im Boden verankert, der zwischenliegende Wandbereich steht auf einem Steinsockel 562 . Allgemein sind Wandspuren schlecht erhalten, bevorzugt haben die tiefer gegründeten Türpfosten Spuren hinterlassen. Daß insgesamt die Entwicklung vom erdgesetzten Pfosten zur Sockelkonstruktion verläuft, läßt sich anhand von zeitlich aufeinanderfolgenden Bauphasen einzelner Fundplätze dokumentieren 563 . In Leksand [359] weist ein Fundamentgräbchen außerhalb der Wandpfosten auf eine zusätzliche, noch ungedeutete Konstruktion hin. Dem heutigen Forschungsstand nach ist die Interpretation von Gebäuden mit Steinsockel als Blockbauten umstritten 564 ; es könnten in den fraglichen Fällen ebensogut Unterlagen für Holzschwellen als Basis einer Plankenoder Bohlenwand vorliegen. 561

562 563 564

Von M. BIÖRNSTAD 1966 wurde Hässelby, Komplex BCD [337] als Fundament dreier kleiner Gebäude interpretiert; eine Deutung als mehrräumiges Wohnhaus auf terrassiertem Untergrund erscheint jedoch plausibler. Gredelby [334], Pollista VIII [381]. Pollista VI/VIII [381], Tibbie [406], Vorgeschlagen für Helgö [342] von HOLMQVIST & GRANATH 1969 und WIGREN & LAMM 1984, für Hässelby A [337] von M. BIÖRNSTAD 1966, für Prästgärdshagen/Björklinge [382] von HJÄRTHNER-HOLDAR (mündliche Mitteilung).

8. Wikingerzeit

151

Vom Umriß her sind generell zwei Hausvarianten zu unterscheiden. Der schon während der Vendelzeit dominierende Rektangulärbau findet sich weiterhin (Kyrklägdan C [357], Prästgärdshagen/Björklinge [382], Pollista VI, VIII [381], Tibbie [406], Glia [333]) 5 6 5 ; die Giebel können dabei gerundet sein (Gredelby [334], Pollista VI [381]). Parallel dazu sind leicht konvexe Bauten mit geradem Giebel zu beobachten (Leksand [359], Hässelby A [337], Skäggesta V [392], Tibbie [406]). Diese Formenunterschiede scheinen nicht zeitabhängig zu sein; um eventuell gesellschaftsspezifische Merkmale feststellen zu können, reichen die Beobachtungen heute aber noch nicht aus. Die Gebäude aller beschriebenen Varianten können zwei bis drei Räume aufweisen; Spuren von Trennwänden im Hausinneren fehlen aber meist. Die Eingänge liegen stets in den Langseiten, zum Teil verbunden mit einem separaten Eingangsraum. Stallteile sind nirgends mehr zu belegen 5 6 6 . Über Dachkonstruktionen ist nichts bekannt; die Mittelschiffbreite ist gegenüber der Vendelzeit unverändert. In wenigen Fällen sind nur Firstpfosten als Dachstützen nachgewiesen 567 ; daneben liegen bereits völlig pfostenfreie Innenräume vor 5 6 8 . Steinverkeilte Pfostenlöcher sind immer noch zu beobachten. In Analogie zu den Verhältnissen der Völkerwanderungszeit ist anzunehmen, daß die Dächer gewalmt sind; über Wohnbauten der Wärmehaltung wegen wohl sodengedeckt. Lehmböden finden sich nur mehr selten; die Herdstellen können aus einfachen stein- oder lehmeingefaßten Gruben bestehen, im Wohnbereich auch aus rektangulären Steinrahmen, verbunden mit einer Koch-/Glutgrube. Im Wohnbau von Gredelby deuten Reste von Lehmflechtwerk im Herdbereich auf einen Rauchfang 569 . Aus Südschweden sind für diese Zeitstufe überwiegend Grubenhäuser bekannt 5 7 0 ; Pfostenspuren, die von Langhäusern inmitten der Grubenhäuser herrühren müssen, sind mehrheitlich 565

566

567 568 569 570

In Birka [312] ließen sich nur Mengen gebrannten Staklehms feststellen, weitere Konstruktionsdetails oder auch nur die Hausform sind nicht bekannt. Lediglich in Leksand [359] scheinen - zumindest der Rekonstruktionszeichnung nach - Wohnhaus und Stallteil noch zusammengebaut, aber zumindest deutlich voneinander abgesetzt zu sein (HJÄRTHNER-HOLDAR 1 9 8 4 : 2 9 , Abb. 5). Gredelby C [334], Pollista VI [381]. Prästgdrdshagen/Björklinge [382], Pollista II [381]. SVENSSON 1985:6. Siehe S. 167.

152

II. Der Hausbau in Skandinavien

nicht deutbar. In Fosie IV [328] lassen Hausüberreste in Form von Dachpfostenlöchern lediglich darauf schließen, daß die Wandkonstruktion der dreischiffigen Gebäude schwach ist, oder - analog den bereits erwähnten Landschaften - auf einem Holzsockel steht. Die völkerwanderungszeitlichen Haustypen Olands und Gotlands sind mit der Vendelzeit weitgehend verschwunden, abgelöst von Häusern einer veränderten Bauweise, die jedoch erst mit der Wikingerzeit spärlich faßbar wird 571 . Die Gebäude messen auf den Inseln jetzt nur noch etwa 10-15 x 5-7 m; ein Unterschied zur Wandkonstruktion auf dem schwedischen Festland ist nicht mehr vorhanden. Sie sind nur noch ein- oder zweiräumig; das Fehlen von Feuerstellen macht eine Funktionszuweisung schwierig. Ausschließlich fragmentarische Überreste rektangulärer Flechtwerkbauten mit eingegrabenem Holzsockel, ohne nachweisbare Raumeinteilung oder Dachkonstruktionsdetails, liegen auf Öland v o r (Solberga [335]).

411/Köpingsvik

1397], Klinta

131 [354], Gätebo A 120

Ebenfalls rektangulär sind Häuser mit eingegrabenen, steinverkeilten Wandpfosten aus Kiefernholz rechteckigen Querschnitts auf Gotland. Auch hier steht die Wand auf einem Holzsockel; augenscheinlich handelt es sich aber - anders als auf der Nachbarinsel - u m eingegrabene Wandpfosten zwischen Schwellriegeln als Unterlage für liegende oder stehende Planken, es liegen also Ständerbohlen- oder Stabbauten vor (Fjäle 2, 4, 5 [327]). Die Eckpfosten sind besonders kräftig; eventuell steht auch die Steinverkeilung der Wandpfosten speziell mit der Schwellriegelkonstruktion in Zusammenhang. Dachpfosten fehlen in diesen Bauten; zwei Pfostenlöcher in den Giebelseiten indizieren, daß im Giebel verankerte Pfetten das Dach stützen. Eingänge finden sich augenscheinlich in einer Langseite, eventuell zusätzlich im Giebel. Die schwächeren Pfostenspuren dort wurden als Indiz für einen offenen Giebelvorbau gedeutet 572 . Als Besonderheit sei auf die Rekonstruktion von Fjäle 4 mit einem Wandfenster verwiesen, die auf den besonderen Pfostensetzungen in der Längswand basiert. Z u ä h n l i c h e n Ergebnissen k a m SVENSSON f ü r Pollista VI [381 ] in

Uppland 5 7 3 .

571 572 573

CARLSSON 1984:151. CARLSSON 1981:40. SVENSSON 1987:21f.

8. Wikingerzeit

153

Rektanguläre Flechtwandhäuser mit verkeilten Wandpfostenlöchern liegen in Bürge 1, 2 [320] vor. In einem der Bauten wurden Firstpfosten beobachtet, in dem anderen fehlen Spuren der Dachträger. In die Wikingerzeit datiert wird ferner der dreischiffige Rektangulärbau von Levide [360] mit Lehmflechtwerk über einem Steinsockel, in dem Spuren von Wandpfosten zu erkennen sind. Im Vergleich zu den übrigen gotländischen Bauten lassen steinverkeilte Pfostenlöcher für zwei Reihen von Dachständern eine Einordnung in die Wikingerzeit jedoch unsicher erscheinen. Nebengebäude dieser Zeitstufe sind im Gesamtbereich Schwedens sicher nicht systematisch erfaßt. Die Konstruktion variiert bei den wenigen erhaltenen Rektangulärbauten von durchschnittlich 5-11 x 3-5 m Grundfläche stark; zum Teil finden sich W a n d p f o s t e n (Pollista II [381], Skäggesta XIV [392])· d a n e b e n a u c h

Steinsockel als Unterbau für Holzwände (Gredelby Vorratshaus/ Stall [334], Olhamra [377]). In e i n e m Teil d e r W i r t s c h a f t s b a u t e n

lassen sich zum Teil steinverkeilte Mesulapfosten nachweisen. Die Dachdeckung dürfte aus Stroh bestehen 574 . Hervorzuheben sind die Ergebnisse von Leksand [359]: hier fanden sich Grubenhäuser, die dem bisherigen Forschungsstand nach fast ausschließlich auf Südschweden begrenzt zu sein schienen, zudem augenscheinlich von einem Typ, der völlig neu ist - mit Pultdächern 575 . Auffällig ist, daß im Gegensatz zu Dänemark kaum Gebäude konvexer Grundfläche mit Außenstützen oder vom Typ „TrelleborgFyrkat" aufgedeckt werden konnten. Dem heutigen Fundbild nach mag dies mit der Anwendung stabilerer Holzwandkonstruktionen zusammenhängen, könnte aber auch auf soziologische Besonderheiten hinweisen. Im städtischen Bereich, der in der vorliegenden Arbeit gewöhnlich ausgeklammert bleibt, ist ein konvexer Grundriß in Art des „Fyrkat-Typhauses" von etwa 1020 bekannt, der ausgezeichnet mit dänischen Befunden der Jüngeren Wikingerzeit zu vergleichen ist; bezeichnenderweise liegt er in Lund [367]576 und steht zeitlich in Verbindung mit dem frühesten dänischen Bischofssitz in Südschweden. Der Bau mißt 21 χ 5,5 m; Raumaufteilung und Aufschiuß entsprechen genau 574 575 576

SVENSSON 1985:6. Vergleiche HJÄRTHNER-HOLDAR et al. 1984:29, Abb. 5. Grundstück PK-banken, St. Clemens-Viertel (T. NILSSON 1976).

154

II. Der Hausbau in Skandinavien

den dänischen Parallelen, auch die einzelnen, besonders tief eingegrabenen Planken in den Trennwänden. Allerdings besteht die Außenwand des Gebäudes nicht aus Holzplanken, sondern aus Flechtwerk; das führte zur Überlegung, daß die vor dieser Wand beobachteten schrägstehenden Außenpfostenlöcher keine Wandstützen, sondern zum Dachfirst durchlaufende steile Sparrenbalken anzeigen könnten. Diese Sparren würden zusätzlich von zwei Pfetten abgestützt, die auf kräftigen Pfosten der Trennwände ruhen. Die Steilheit des so rekonstruierten Daches mit Vollwalm erlaubt eine Deckung nur mit Stroh, Schilf o. ä . 5 7 7 . Zu erwähnen ist, daß die zentrale Herdstelle vor dem Niederbrennen des Hauses zwischen 1030 und 1040 zu einem Rauchofen mit Glutkammer umgebaut wurde - diese Änderung dürfte in Zusammenhang stehen mit der Einführung der häufig mit Kuppel überbauten Eck- oder Wandfeuerstellen, die in anderen Gebäuden desselben Areals in Lund während der Jahrzehnte um 1070 zu beobachten ist 5 7 8 . Die scheinbar spärliche Verbreitung des Hauses vom Typ „Trelleborg-Fyrkat" in Schweden wird sich möglicherweise verschieben, denn in jüngster Zeit wurde ein weiterer Konvexbau mit Außenstützen in Uppland aufgedeckt, der bereits aus dem 9. Jh. stammt (Hässelby [336]). Es handelt sich um ein etwa 25 m langes, ca. 6,5 m breites Haus mit Wänden aus lehmbestrichenem Flechtwerk und gerade aufgehenden Giebeln. Das Satteldach ist mit Soden über einer Birkenrindenschicht gedeckt. Es ruht in einer Haushälfte auf Pfostenjochen, in der anderen dagegen auf der Wand, die nur hier von Schrägpfosten abgestützt wird. Ein Zentralherd, rektangulär und mit Steinen umlegt, liegt in einer Hälfte des Hauses. Im Vorbericht wird ein weiterer Bau mit schrägen Außenstützen, aber noch mit Innenpfosten für Skabersjö 1391], Schonen, genannt 5 7 9 - man vergleiche auch die Abbildung eines derartigen Typs von Sallerup [390], Schonen, bei BURENHULT580. Ein Langhaus mit Außenpfosten liegt darüber hinaus

577 Siehe die Rekonstruktion von T. NILSSON in MÄRTENSSON 1976, Tafel III. Auch für das Fyrkat -Haus liegt eine frühe Rekonstruktionszeichnung nach diesem Muster vor, die von O. OLSEN & SCHMIDT (1977:135) allerdings verworfen wurde. 578 T. NILSSON 1976. 579 WIHLBORG 1985:25 580 BURENHULT 1984:96, Abb. 38. Ein weiterer, jüngerer (11. Jh.) Konvexbau von gleicher Form, aber mit Schwellriegeln zwischen eingegrabenen Wandpfo-

155

8. Wikingerzeit

von Varia [416] in Hailand vor; es datiert ins 11. Jh. und ist der bereits fehlenden inneren Dachstützen wegen gut mit dänischen Parallelen vergleichbar 581 . Hervorzuheben ist auch für Schweden die den Durchschnitt weit überragende Grundfläche dieser Konvexbauten. b.

Gehöftstruktur Dänemark

Das Gehöft der Frühen Wikingerzeit besteht als Einzelhof wie in der dörflichen Gemeinschaft seit dem ausgehenden 8. Jh. gewöhnlich aus einem zentral gelegenen großen Wohnstallhaus mit Platz für etwa 20-30 Stück Vieh (Omgärd 1116], Trabjerg [162], Vorbasse

[181]). Im Dorf gruppieren sich die einzelnen, meist eingezäunten Höfe 582 um einen freien Platz (Ssedding [155], Trabjerg [162]) oder entlang eines Weges (Vorbasse [181]). Das Hofareal ist wieder weiter angewachsen. Die Höhenlage der Ansiedlungen wird augenscheinlich immer noch bevorzugt 583 , doch finden sich Beispiele dafür, daß Hausgrundrisse durchaus auch in anderer Lage zu erwarten sind, wie etwa die Gebäude von Vilslev [178] am Ufer eines kleinen Flusses. Zum Hofbestand gehören durchschnittlich zwei bis vier kleinere Wirtschafts- oder Werkstattbauten, häufig entlang des Zaunes aufgereiht, ferner mindestens ein bis zwei Grubenhäuser und V i e r p f o s t e n s p e i c h e r (Vorbasse [181], Saedding [155], Omgärd [116], Lindholm Heje [89], Aggersborg Dorf [2]). Die G r u b e n h ä u s e r s i n d

bevorzugt in kleinen Gruppen nahe des Dorfplatzes oder des Weges angelegt 584 . Eine Viehtrift aus Holzpfosten ist bisher nur von Vallensbeek

[172] b e k a n n t . In S&dding,

Omgärd

u n d Lind ho Im

Heje585 lassen sich möglicherweise Drei- und Vierseithöfe ausgliedern, Moesgärd [100] wird als Zweiseithof angesehen. Derartige geschlossene Anlagen haben jedoch keine eisenzeitliche

sten einer Flechtwand ist von Tjudnäs Gärd, Haus II, Kastellholm, Aland, bekannt (DREIJER 1955). 581 Siehe S. 141. 582 Eine Ausnahme ist etwa Ssedding 11551.

583 So ζ. B. in Trabjerg [162], Seedding [1551, Gl. Hviding [41], Vallensbxk 1172]. 584 Auf Bornholm fehlen Spuren dieser eingetieften Nebenbauten bislang (WATT 1988b:lll).

585 Seedding 11/XXV/III [155], Omgärd Β XX, Β XXX, Β XXIII [116].

156

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

Tradition, ihr Vorhandensein ist nicht zur Gänze gesichert 586 im allgemeinen erscheinen sie erst im 16. oder 17. Jh. Die Jüngere Wikingerzeit bringt weitere Annäherungen an frühe mittelalterlichen Verhältnisse: Viehzucht spielt eine wachsende Rolle, im Durchschnitt können nun etwa 50 Stück Vieh aufgestallt werden, doch sind auch Ställe für 80-100 Tiere bekannt 5 8 7 . Diese Ställe stehen nun ausschließlich separat. Dazu kommen Vierpfostenspeicher und weitere, meist rektanguläre Nebengebäude unbekannter Funktion. Soziale Unterschiede sind erkennbar an der unterschiedlichen Wohnbaugröße und der Fläche des jeweils eingezäunten Areals, aber auch an der unterschiedlichen Anzahl von Nebengebäuden. Vor allem in der jüngeren Phase der Epoche sind gehäuft Großbauernhöfe im Dorfbereich, aber auch als Einzelhof anzutreffen, kenntlich an den besonders großen Wohnbauten des „Fyrkat-Typhauses". Gerade in diesen Anlagen lassen sich Grubenhäuser nicht mehr nachweisen; andere Nebengebäude finden sich jedoch weiterhin am Hofzaun entlang aufgereiht, nun häufig Giebel an Giebel. Interessant wäre es, einen Vorschlag von JEPPESEN & M A D SEN 1989 aufzugreifen und die lokale Anknüpfung dieser herausragenden Höfe an Kirchen, also deren administrative Machtstellung und gesellschaftliche Sonderposition zu untersuchen 588 . Wanderbewegungen der Dörfer sind - soweit nach der Siedlungsveränderung der Völkerwanderungszeit zu beobachten seit dem 8. Jh. nicht mehr feststellbar; zwischen Ende des 10. und Anfang des 12. Jhs. endet für eine große Anzahl von Dorfanlagen diese eisenzeitliche Tradition, häufig verbunden mit einer letztmaligen Umlegung der Dorfanlage an den Platz, der dann vom Mittelalter an kontinuierlich weiterbesiedelt wird 589 . In der jüngsten Phase von Vorbasse finden sich Anzeichen dafür, daß die Grenzen der Hofareale im Dorfverband nach einem bestimmten Einteilungsschema planmäßig angelegt werden 590 , daß also eine neue Form der Dorforganisation gegenüber der älteren eisen-

586 587 588

589 590

O. OLSEN & SCHMIDT 1977:149. Omgärd [116], mittlere Phase, Vorbasse Westsiedlung [1811. HERSCHEND verweist daneben auf Skeigärden 1140] in Lisbjerg/Jütland und b e i s p i e l s w e i s e auf Varia 1116] bei K u n g s b a c k a / H a l l a n d ( m ü n d l i c h e Mitteilung). Siehe S. 192f. Etwa Sxdding [155], Trabjcrg [1621, Vorbasse [181] (BECKER 1981b:28). S. HVASS 1984:105.

8. Wikingerzeit

157

zeitlichen Siedlungsform vorliegt, die jedoch bereits in der Zeit vor dem Ende der Älteren Eisenzeit wurzelt 591 . Norwegen Das während der Völkerwanderungszeit noch so einheitliche und vollständige Bild der Hauskonstellation im bäuerlichen Gehöft hat sich mit der Vendelzeit weitgehend verloren. Augenscheinlich erfolgt während der neuerlichen Aufsiedlung des 9. bis l l . J h s . eine Aufspaltung: auf der einen Seite stehen die traditionellen und multifunktionalen Wohnbauten, zu denen nahezu keine Nebengebäude bekannt sind; auf der anderen Seite finden sich zumindest in einem Fall neuartige, nur mehr einräumige Häuser mit voneinander getrennten Funktionen. Hinter diesen Gehöftvarianten könnten v. a. soziale Unterschiede stehen, doch sind die Beobachtungen dazu noch nicht aussagefähig. Auf den Höfen in Oppland scheinen einzelne Gebäude zum Teil im rechten Winkel zueinander angelegt (Langset [234], 0vre Dal [305]), so daß ein offener Hofplatz entsteht. Von Umzäunungen der Binnenwiese und von Viehtriften fehlt weiterhin jegliche Spur; augenscheinlich läßt sich aber doch feststellen, daß mit dem Ende der Vendelzeit eine erneute Erweiterung des Hofareals erfolgt 5 9 2 . Da Nebengebäude überwiegend fehlen, sind Aussagen zur Gehöftstruktur nicht möglich; unterschiedliche Strukturtypen lassen sich nicht mehr unterscheiden, wie es etwa zur Völkerwanderungszeit möglich war. Lediglich Ytre Moa [303] kann als Gehöftanlage bezeichnet werden, auf der mehr als eine Wirtschaftseinheit angesiedelt ist; in diesem Fall rechnet man mit zwei Familien 593 . Schweden Trotz der Expansionsphase der Wikingerzeit sind auch in Schweden keine Dorfstrukturen bekannt, wenn man von den frühen Zentralorten in Schonen absieht 594 . Erst in jüngster Zeit wurden v. a. in Uppland Einzelgehöfte mit mehreren Gebäuden erforscht: in Gredelby [334], Pollista [381] und Skäggesta [392] liegt je eine Hofanlage mit Wohnhaus und Nebengebäuden vor, u. a. Vorratsbauten und separat gelegener Stall, angeordnet um einen Hof591 592 593 594

A.E. CHRISTENSEN 1969, GR0NGAARD JEPPESEN 1981:155. MYHRE 1978:264. LILLEHAMMER 1971, BAKKA 1976b. Siehe S. 165.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

platz. Eine vergleichbare Struktur zeichnet sich auch in Bürge [320] auf Gotland ab. Grubenhäuser als Wirtschaftsbauten finden sich außerhalb von Schonen nur äußerst selten; doch werden zukünftige Grabungen das Verbreitungsbild sicher noch ändern, wie Vorberichte von Leksand [359], Dalarna, Selberga/Köpingsvik 1397], Öland 5 9 5 und Bälsta, Uppland 5 9 6 , eventuell auch von Västergötland 597 zeigen. Für Fjäle [327] auf Gotland ist zu beobachten, daß die Hausfläche sich verkleinert, die Anzahl der Gebäude pro Gehöft wächst 5 9 8 ; in Pollista [381] beispielsweise gehören drei oder vier Häuser zum Hof 599 . Gehöftumzäunungen lassen sich nicht feststellen. Trotz der schlechten Fundlage ist zumindest für Südschweden feststellbar, daß an der Wende zum frühen Mittelalter in vielen Fällen Dörfer umgelegt werden an Stellen, die ab dann kontinuierlich besiedelt sind 600 . c.

Grubenhaus

Das Grubenhaus als Wirtschaftsgebäude spezieller Funktion gewinnt während der Jüngeren Eisenzeit über den Gehöftbereich hinaus an Bedeutung. Weil seine Verbreitung in Skandinavien sehr weit ist, gleichzeitig aber sehr unregelmäßig, sollen die archäologischen Befunde an dieser Stelle zusammengefaßt werden. Der Begriff „Grubenhaus" bezeichnet kleinere eingetiefte Nebengebäude von rundovalem bis rechteckigem oder quadratischem Grundriß mit senkrechten Wänden, die über den Erdboden aufragen. Die Wände setzen das Grubenhaus eindeutig ab gegen die ebenfalls eingegrabene Erdhütte ohne eigentliche Wand, mit auf dem Erdboden aufliegenden Dach. Die Konstruktion der Wände und des Daches ist variabel: archäologisch nachgewiesen sind in Skandinavien die Flechtwand mit oder ohne Lehmverputz, die Holzwand mit Bohlen oder Planken und die Sodenwand. Die Wände reichen jeweils bis zum Boden der Grube, um von den Grubenkanten nachrollendes Material zurückzuhalten. Die Wandhöhe über der Erdoberfläche ist 595 596 597 598 599 600

SCHULZE 1984:5. KARLENBY 1987. Källands Räda (HAGBERG 1984:60) - hier wird ein Grubenhaus zumindest vermutet. CARLSSON 1981:46. SVENSSON 1987:21. Siehe S. 195.

8. Wikingerzeit

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nur in Ausnahmefällen rekonstruierbar, die Raumhöhe hängt von der Neigung des Daches u n d der Tiefe der ausgehobenen Grube ab. Der Eingang in den eingetieften Raum ist meist durch einen schräg von der Erdoberfläche zum Boden der Grube reichenden, teilweise getreppten Gang gekennzeichnet; Details z u r Türkons t r u k t i o n sind n u r selten zu b e o b a c h t e n . Der B o d e n des Grubenhauses kann aus gestampfter Erde bestehen, mit Laub oder Astwerk isoliert sein, mit Lehm bestrichen oder mit Steinpflaster bzw. Holzplanken belegt. Das Dachwerk läßt sich lediglich anh a n d der Spuren von Pfostenlöchern oder Unterlegsteinen f ü r Pfosten rekonstruieren. Ausgehend von mitteleuropäischem Vergleichsmaterial können Grubenhäuser auch in Skandinavien nach der Anzahl der Pfosten typologisch gegliedert werden 6 0 1 : - Giebelpfostenhaus mit je einem Pfosten in der Mitte der Giebelseiten 602 - Eckpfostenhaus mit je einem Pfosten in den Ecken, als Variante mit Eck- u n d Giebelpfosten 6 0 3 - Wandpfostenhaus meist mit acht Pfosten (Eckpfosten u n d je ein Pfosten in der Mitte der Längs- und Giebelwände), die Zahl der Wandpfosten kann auch größer sein 604 . Im Giebelpfostenhaus indiziert die P f o s t e n a n o r d n u n g ein Satteldach, dessen Firstbalken auf den Stützpfosten in der Mitte der senkrecht bis z u m Dach aufgehenden Giebelseiten ruht. Zwischen Firstpfette u n d L ä n g s w a n d bzw. W a n d r ä h m bilden längs u n d querlaufende Dachlatten die Unterlage f ü r eine D a c h h a u t aus Schilf, Stroh, Gräsern oder auch Soden. Für G r u b e n h ä u s e r mit Eckpfosten oder paarig stehenden Wandpfosten ist dagegen eher eine Sparrenkonstruktion denkbar 6 0 5 , bei der die Dachsparren auf dem Wandrähm stehen, die Dachlast also direkt auf den W ä n d e n ruht. Für G r u b e n h ä u s e r mit r u n d e m G r u n d r i ß lassen Pfostenlöcher in der Mitte der Grube bzw. außerhalb des Grubenrandes mit Neigung nach innen eine zeltartige Dachform vermuten, etwa Stangen, die konisch über der Grube aufgestellt u n d über der

601 602 603 604 605

AHRENS 1966:211, vorher GUYAN 1950:212, s. a. DONAT 1980. Zweipfostenhaus nach GUYAN 1950:212. Vierpfostenhaus, als Variante Sechspfostenhaus nach GUYAN 1950:212. Vielpfostenhaus nach GUYAN 1950:212. AHRENS 1966:213, 216.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Grubenmitte befestigt werden 606 . Aber auch Satteldächer über dem runden Grubenhaus sind bekannt 607 . Archäologische Indizien wie Wechsel von fundführenden Lagen mit fundleeren Flugsandlagen im Profil der Grubensohle sprechen in manchen Fällen für eine nur temporäre Abdeckung des Grubenhauses, also für eine entfernbare Dachhaut wohl in Form von Planen 608 . Wenn eine feste Feuerstelle nachgewiesen ist, findet sie sich überwiegend in einer Ecke des Raumes; beschrieben sind offene Herde in Form von Feuergruben oder Steinpackungen sowie Öfen aus Feldstein bzw. aus Steinplatten, zum Teil lehmvermörtelt. Türöffnung oder Luken im Dachbereich des Grubenhauses sind als Rauchabzug denkbar; diese Öffnungen dienen gleichzeitig als natürliche Lichtquellen. Erhalten sind häufig Erdbänke an einer oder mehreren Seiten der Grube, ab und zu auch mit Spuren einer Abdeckung aus Holz. Für die verschiedenen Typen von Grubenhäusern auf dem Kontinent wurde eine vorsichtige chronologische Gliederung versucht 609 . Deren Ergebnisse sind nur in geringem Maß auf Skandinavien übertragbar, da dort von den bekannten Formen der Typ der Giebelpfostenhäuser mit rechteckigem bis ovalem Grundriß überwiegt 610 , der auch auf dem Kontinent diachron auftritt und geographisch nicht eingegrenzt werden kann 611 . AHRENS hält unter den rechteckigen bis quadratischen Grubenhäusern den Wandpfostentyp für jünger als den Eckpfostentyp 612 ; diese Aus606 OHLSSON 1976:90, STRÖMBERG 1961, 1:23. Im strengen Sinn der Definition zählen diese Bauten jedoch zu Erdhütten. 607 Beispielsweise Trabjerg XXXVIII, XXXIX (BENDER J0RGENSEN & SKOV 1980:124). Der bisher alleinstehende Vorschlag, rundovale Grubenhäuser mit einem im First gewölbten Satteldach wie bei der Rekonstruktion von Langhäusern des „Trelleborg-Typs" zu versehen (NANCKE-KROCH 1978:86), verfehlt den Gesichtspunkt der einfachen Konstruktion bei nicht zu Wohnzwecken gebauten Häusern. 608 RAUSING schlägt Zelttuche aus Leinwand, Nessel oder Ziegenhaar vor (1979:16). 609 AHRENS 1966; vgl. dazu noch gegensätzlich GUYAN 1950:211, TISCHLER 1956:137. Für Westeuropa liegt eine Zusammenfassung von CHAPELOT 1980 vor. 610 Die Aussage von BENDER J0RGENSEN & SKOV (1979b:71), in Trabjerg während der Wikingerzeit einen Übergang von runden zu rechteckigen Grubenhäusern feststellen zu können, steht bisher allein, wird außerdem von Befunden für Gehöfte der Völkerwanderungs- bis Wikingerzeit sowohl in Dänemark wie in Schweden entkräftet. 611 AHRENS 1966:211. 612 AHRENS 1966:213, 217.

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sage läßt sich für Südskandinavien bisher nicht nachvollziehen, da der Eckpfostenbau dort frühestens ab der Vendelzeit 613 , der Wandpfostenbau dagegen schon ab Übergang zur Völkerwanderungszeit 614 nachgewiesen ist. Die Funktion von Grubenhäusern läßt sich anhand der unterschiedlichen Funde im Bodenniveau der Grubenfüllungen erschließen: Webgewichte, Spinnwirtel, Werkzeug und Halbfabrikate oder Abfälle von Metall-/Leder-/Beinverarbeitung weisen immer wieder auf eine Anwendung als Werkstätten hin, Keramik und Knochen auf Küchen oder Vorratsräume. Öfen mit einem hohen Anteil feuermürber, d. h. durch Einwirkung großer Temperaturunterschiede bei wiederholtem Erhitzen und Abkühlen brüchig gewordener Steine lassen an eine Benutzung als Dampfbaderaum denken. Auffällig ist das Überwiegen von Funden, die mit Textilherstellung in Verbindung zu bringen sind: in Skandinavien wie auf dem Kontinent 615 führen Webgewichte zum Spannen der Kettfäden im aufrechtstehenden Gewichtswebstuhl und Spinnwirtel als Rotationsgewicht der Handspindel die Fundlisten an. Paarige Pfostenlöcher innerhalb des Grubenbereichs können zum Teil den Rahmenhölzern des Gewichtswebstuhls zugeordnet werden, den man sich schräg gegen eine Wand oder das Dachgerüst gelehnt vorzustellen hat 616 . In einigen Fällen zeigen Reihen nebeneinanderliegender Webgewichte im niedergebrannten Grubenhaus den Standort des Webstuhls an 617 . Im Bereich textiler Arbeiten findet sich nebenbei eine funktionale Erklärung für die Eintiefung des Bodens i m Grubenhaus: üblicherweise wird sie allgemein mit geringem 613 614

615 616

617

Z u m Beispiel Valleberga-Stockholmsgärden 2/1965 (STRÖMBERG 1 9 7 1 b : 200). Z u m Beispiel Vilslev (KANN RASMUSSEN 1969). Vergleiche etwa auch Flögeln (Niedersachsen), w o der Wandpfostentyp schon im l . J h . n . C h r . neben d e m Eckpfostentyp nachgewiesen ist (SCHMID & ZIMMERMANN 1976:36). DON AT 1980:90. Z u m Beispiel Ättekulla 10 (WIDHOLM 1974b:10), Löddeköpinge (OHLSSON 1980:91), für England Bourton-on-the-Water (DUNNING 1932:287). Vergleiche ferner die Rekonstruktionszeichnung bei ZIMMERMANN 1982b: 112, 115, Abb. 3. Vergleiche ζ. B. Lindholm Hqe 2688 (RAMSKOU 1958:198), Esbjerg-Gammelby (N. THOMSEN 1969:39), für England Sutton Courtenay XX (LEEDS 1927:75), West Stow 15 (WEST 1985/11 Abb. 71), Upton (JACKSON et al. 1969:210).

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II. Der Hausbau in Skandinavien

bautechnischem Aufwand besonders der Wand und Dachkonstruktionen begründet, beim Vorhandensein von Feuerstellen auch mit Minderung der Feuergefahr, bei unbeheizten Grubenhäusern als Möglichkeit, in durch das Eingraben relativ warmen bzw. frostfreien Räumen zu arbeiten 618 . Flachs ist neben Wolle der bevorzugte textile Faserrohstoff der Eisenzeit nicht nur Skandinaviens 6 1 9 ; die einzelnen Arbeitsgänge der Flachsbearbeitung vom Brechen der getrockneten Stengel bis zum gesponnenen und verwobenen L e i n e n 6 2 0 werden im Grubenhaus erleichtert durch die Feuchte und Kühle des Erdbodens, weil Flachs aufgrund der hohen natürlichen Luftfeuchtigkeit im Grubenhaus geschmeidig bleibt 621 . Die Funktion als Werkstatt erklärt, warum Grubenhäuser stets abseits von den eigentlichen Wohngebäuden zu finden sind. Diese Zuordnung läßt sich dem gegenwärtigen Fundbild nach am 618 619

ZIMMERMANN 1982a:133, H.J. MADSEN 1969:21. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Idee, die Verbreitung von Grubenhäusern nach Skandinavien zu Beginn der Jüngeren Römischen Eisenzeit mit dem Bekanntwerden von Anbau und Verarbeitung von Flachs in dieser Zone zu verbinden (KANN RASMUSSEN 1969:24). Dabei ist aber zu bedenken, daß das Grubenhaus primär nicht nachweisbar nur textiler Arbeit diente; ferner sind Abdrücke von Leinsamen in Keramikscherben aus Dänemark seit der Jüngeren Bronzezeit (HELB/EK 1959:113) und der Vorrömischen Eisenzeit nachgewiesen (HALD 1950:126); auch Gewebe aus Leinen nicht erst seit dem 3. Jh. n. Chr. (etwa in Himlingeje, HALD 1950:127), sondern bereits seit dem 1. Jh. n. Chr. (HELB/EK 1959:114) belegt. 620 Aus Dänemark sind Flachshecheln in Grubenhäusern bekannt (H.H. ANDERSEN 1975:98). Mit der Funktion als Trockenplatz für Flachs, daneben auch Getreide, sind der Feuergefahr wegen stets abseits gelegene, beheizbare Nebengebäude mit eingetieftem Boden noch im 18. und frühen 19. Jh. in Südschweden belegt (LITHBERG 1919:69f, LÖNBORG 1904:184f, 1910621 STRÖMBERG 1978:43, RAUSING 1979:17, GUYAN 1950:210. Bezeichnenderweise sind archäologisch im 11./12. Jh. andernorts ganze Tuchmachereien in langen Gebäuden mit eingetieftem Boden nachgewiesen. Vergleiche etwa die Kaiserpfalz Tilleda bei Sangerhausen am Kyffhäuser, Haus 21 und 33 (P. GRIMM 1963:64-66), für das 9. und 10. Jh. beispielsweise den Herrensitz Goltho, Lincolnshire, England (BERESFORD 1987:55). Textilarbeiten sind in verschiedenen Kulturkreisen noch bis in die Gegenwart hinein an eingetiefte Räume gebunden (HALD 1964). In diesem Zusammenhang ist die Interpretation länglicher Gruben in Grubenhäusern interessant (ζ. B. Esbjerg-Gammelby, ZIMMERMANN 1982b:131, Abb. 4, Trabjerg XXXVIII, BENDER J0RGENSEN & SKOV 1980:124, Abb. 5). Sie werden als Vertiefungen gedeutet, die die natürliche Feuchtigkeit des Erdbodens abgeben und so die Luftfeuchtigkeit des Raums speziell zum Leinenweben erhöhen. VORTING deutet sie dagegen als „Laufspuren" der Weberinnen (1972b:5).

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klarsten in Dänemark belegen, wo flächendeckende Grabungen Höfe im Dorfverband an einigen Stellen über Jahrhunderte kontinuierlich verfolgen lassen 6 2 2 . Es ergab sich hier, daß im Durchschnitt ein bis zwei Grubenhäuser jeweils einem größeren Wohnhaus mit anderen ebenerdigen Nebengebäuden.zuzuordnen sind; in größerem Rahmen liegen dazu noch keine Ergebnisse vor. Wiederholt wurden Grubenhäuser auch als permanente Wohnräume gedeutet, v. a. im Zusammenhang mit Grabungen, die im Bereich einer größeren Ansammlung von Grubenhäusern der Vendelzeit, Wikingerzeit und des frühen Mittelalters primär nicht eindeutige oder aber nur sehr wenige Spuren ebenerdiger Wohnhäuser aufdeckten 6 2 3 . Auch im angelsächsisch besiedelten England der Völkerwanderungszeit sind derartige Anlagen bekannt 6 2 4 . Dagegen spricht eigentlich, daß in verhältnismäßig wenigen Grubenhäusern eine feste Feuerstelle belegt ist 625 , allerdings lassen sich Glutpfannen, Tranlampen o. ä. denken 6 2 6 . Ferner ist die stets geringe Flächengröße von durchschnittlich weniger als 15 m 2 zu beachten und die Tatsache, daß Grubenhäuser nicht lange kontinuierlich benutzt werden, wie vielerorts die immer wieder durch fundleere Flugsandlagen unterbrochenen Bodenprofile beweisen. Das Füllmaterial der Gruben zeigt, daß die Vertiefungen aufgelassener Grubenhäuser nach Bedarf mit dem Aushub anderer Bauten oder auch mit Abfall zugeschüttet werden - abgesehen vom Auswechseln einzelner tragender Pfosten findet eine Erneuerung der Häuser in der Regel nicht statt. In flächenhaft angelegten Grabungen belegen dänische wie schonische Siedlungsuntersuchungen darüber hinaus sicher, daß Grubenhäuser nicht isoliert, sondern in Verbindung mit größeren ebenerdigen Behausungen vorkommen, von ihrer Funktion her also nicht als Wohnräume, sondern als Nebengebäude anzusehen

622 623

624 625

626

Sxdding [155], Vorbasse 1181], Trabjerg 1162]. Ärhus Sendervold (H.H. ANDERSEN et al. 1971), Löddeköpinge-Vikhögsvägen (OHLSSON 1976), Valleberga-Stockholmsgärden (STRÖMBERG 1961),Ystad-Tankbäten (STRÖMBERG 1978),Hagestad (STRÖMBERG 1963). Sutton Courtenay (LEEDS 1927), Mucking/Linford (JONES & JONES 1 9 7 5 , JONES 1978), vgl. S. 202. Vergleiche Löddeköpinge-Vikhögsvägen: in 2 von 54 Gebäuden, Gärdlösa: 12 von 52, Valleberga-Stockholmsgärden: 6 von 28, Löddeköpinge-NordSiedlung: 3 von 28. RAUSING 1979:17, STRÖMBERG 1978:41.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

sind 6 2 7 . Allerdings macht die ungewöhnliche Häufung von Grubenhäusern an einem Ort, die Lage dieser Ansammlungen stets nahe der Küste, an einem Wasserlauf oder einer Handelsstraße einerseits 6 2 8 , in vielen Fällen Spuren von nur saisonaler Anwendung andererseits 629 eine Sonderstellung wahrscheinlich: diese Fakten sprechen für eine Funktion von Grubenhäusern in Zusammenhang mit auf Handel und Produktion basierenden, nicht mehr rein bäuerlichen Siedlungskonzentrationen 6 3 0 . Hier muß auch die Überlegung Beachtung finden, daß Grubenhäuser unter Umständen überhaupt erst dann angelegt werden, wenn handwerkliche Produktion über den Eigenbedarf einer Gehöftoder Dorfgemeinschaft hinausgeht 6 3 1 - es darf nicht übersehen werden, daß vor dem Auftauchen des Grubenhauses, aber auch parallel dazu sich immer wieder vor allem Textilarbeiten im Wohnbereich von Langhäusern nachweisen lassen, wie Funde von Spinnwirteln oder Webgewichten zeigen 6 3 2 ; Grubenhäuser fehlen dann auf dem Gehöft. Aber auch andere, sonst im Grubenhaus ausgeübte handwerkliche Tätigkeiten - meist Schmiedearbeiten - lassen sich in ebenerdigen Haupt- oder Nebengebäuden belegen 633 . 627

Vergleiche für den Kontinent auch TISCHLER 1956:137, GUYAN 1950:212, TRIER 1969:39, KRÜGER 1967:32, DONAT 1980:66, 83, 90, MÜLLER-WILLE 1977:171, für das angelsachsische England RADFORD 1958. Die Konzentration dieser Siedlungen v. a. in Ostdänemark und Schonen hat L.C. NIELSEN dazu veranlaßt, eine vom übrigen Dänemark abweichende, mit Südschweden korrespondierende „östliche Grubenhausregion" zu postulieren (1977b, 1981c, dann auch OHLSSON 1982). Dieser Annahme wurde von BJÖRHEM, SÄFVESTAD & TESCH (1983) sowie von NÄSMAN (1982:83) aufs schärfste widersprochen mit dem Hinweis, daß gewöhnlich zu kleine Flächen untersucht sind, um von reiner Grubenhaus-Bebauung zu sprechen, daß sich zudem im Gewirr der stets konstatierten Pfostenlöcher im Grabungsbereich zunehmend mehr Langhäuser feststellen lassen.

628 629 630 631 632

E. CINTHIO 1972:57. OHLSSON 1976:155f. STJERNQUIST 1981. SCHMID 1982:103. Zum Beispiel in Dänemark Ginderup (HATT 1935a:41), Sorte Muld II (KLINDT-JENSEN 1955:27, Abb. 21), Oxbel 1 (HATT 1959:145), Omgärd C XII (L.CHR. NIELSEN 1982:184f), in Schweden Vallhagar 7 (KLINDT-JENSEN 1955:854), auf Island Stöng (ROUSSELL 1943b:86), SuÖurgata 3-5, Wohnbau (NORDAHL 1988:64), auf den Shetland-Inseln Jarlshof 1 (HAMILTON 1956a:128), Underhoull (SMALL 1967:244). Beispielsweise in Norwegen Skeie 2, Veddägäsen 1, Hovden 2 (MVHRE 1980:289, 299, 332).

633

8. Wikingerzeit

165

Die Grubenhausansammlungen in Schonen und Ostdänemark werden demnach als Markt- oder Werkstattareale von bis in die Völkerwanderungszeit zurückreichenden Zentralorten gedeutet 634 , d. h. von verkehrsgünstig gelegenen Zentren eines begrenzten Gebietes mit politisch-rechtlich-religiösen Funktionen, in denen als Umschlagplatz für Nah- und Fernhandel saisonal Markt gehalten wird; die aber - sind nicht all diese Kriterien kombiniert - nicht urbanisiert, also nicht permanent besiedelt werden 6 3 5 . Hier ist nicht mehr vom Grubenhaus als Nebengebäude zu sprechen; in den frühen Handelszentren von Haithabu-Südsiedlung 6 3 6 oder Arhus Sendervold 6 3 7 ζ. B. weist die Ausstattung nahezu aller Grubenhäuser mit Herdstellen oder Öfen darauf, daß sie permanent als Werkstätten genutzt, wenn nicht sogar bewohnt wurden. Allgemein sind Grubenhäuser in Mitteleuropa seit der Hallstattzeit, also seit dem 8. Jh. v. Chr. bekannt 6 3 8 , im norddeutsch-niederländischen Raum seit der Älteren Römischen Eisenzeit 6 3 9 , in Dänemark seit dem 3. Jh. 6 4 0 ; in Schweden wie in England begegnen sie kontinuierlich seit dem Übergang zur Völkerwanderungszeit 641 . Auch in Norwegen treten die bisher ältesten Grubenhäuser mit der ausgehenden Jüngeren Römischen Eisenzeit auf 634

635 636 637 638 639 640

641

Löddeköpinge-Vikhögsvägett (OHLSSON 1976:151, 153), Arhus Sendervold (H.H. ANDERSEN et al. 1971:268), für den Ostseeraum HERRMANN 1985, ferner etwa Haithabu-Südsiedlung (STEUER 1974:161). H. ANDERSSON 1972:25, 29, E. CINTHIO 1972:57, 59, HERRMANN 1973:64f, LAMM et al. 1982:4. STEUER 1974:162. H.H. ANDERSEN et al. 1971:49, 59. GUYAN 1952:177, DONAT 1980:88. Zum Beispiel Flögeln: 1. Jh. (SCHMID & ZIMMERMANN 1976), Wijster: 2. Jh. (van ES 1967). Zum Beispiel Vorbasse (S. HVASS 1983:130). Zu überlegen wäre, ob etwa die zu Langhäusern der Älteren Römischen Eisenzeit gehörenden Annexe mit eingetieftem Boden in Nordjütland (Overbygärd, J. LUND 1977) als eventuelle Vorläufer von Grubenhäusern im definierten Sinn zu betrachten seien; doch zeigen die dazugehörige Langhäuser ebenfalls eingetieften Boden, zudem treten sie nur ganz begrenzt in der Gegend des Limfjordes auf. Ferner läßt sich eine spezielle Nutzung dieser Annexe als Werkstätten nicht belegen (J. LUND 1977:137). ZumBeispiel Gärdlösa (STJERNQUIST1965:18f), Ystad-Tankbäten (STRÖMBERG 1978:84), Svedala (JACOBSSON 1978:9), Västra Karaby (OHLSSON 1971:30), Valleberga-Stockholmsgärden (STRÖMBERG 1961:26), Helgö (KYHLBERG 1982:23), in England Heybridge (DRURY & WICKENDEN 1982).

166

II. Der Hausbau in Skandinavien

wenn der Befund von Odder ties kirke 1258]642 richtig interpretiert ist. Ihr Fehlen an weiteren Fundorten deutet jedoch eher darauf, daß diese Form von Werkstattgebäuden in Norwegen unbekannt ist 643 , wie übrigens auch auf Bornholm oder Gotland. Im 11. Jh. verschwindet der Haustyp langsam, verknüpft mit dem Aufkommen der ersten Stadtgründungen und der damit verbundenen Arbeitsteilung, im ländlichen wie städtischen Bereich abgelöst von permanent betriebenen Werkstätten in ebenerdigen Anlagen 644 . Im städtischen Bereich sind unterirdische Anlagen dann eher als Kellerräume mit Überbauung zu deuten, nicht mehr als separate, eingetiefte Nebengebäude 645 . Nach dem 12. Jh. fehlen Grubenhäuser im untersuchten Bereich völlig. Sowohl ihr Auftauchen wie ihr Verschwinden dürfte in Skandinavien mit einem weiträumigen Strukturwandel von Siedlungs- oder Wirtschaftsform verknüpft sein 646 , für den Beginn etwa im Sinne einer differenzierteren handwerklichen Tätigkeit, primär auf den häuslichen Bedarf ausgerichtet, später in Form einer sich als eigener Berufszweig etablierenden Handwerkstradition, die nicht mehr nur saisonal und für den eigenen Bedarf ausgeübt wird 647 , sondern ihren festen Platz hat im organisierten Handwerk und Handel der Zentralorte, erlöschend dann mit der Neuorganisierung von Dörfern und der Neugründung von Städten zwischen 11. und 12. Jh. 648 .

642 ROLFSEN 1976:76. 643 MYHRE 1980:519. 644 Vergleiche etwa Omgärd (L.C. NIELSEN 1980); für den Kontinent AHRENS 1966:231. Reliktvorkommen von Grubenhäusern (schwedisch jordstuga, backstuga, vgl. T. JÖNSSON 1976) sind in Südschweden wie auf dem Kontinent noch bis ins 20. Jh. vereinzelt zu beobachten (AHRENS 1966:209, GUYAN 1950: 210f); sie sind aber meist von der Funktion her keine Nebengebäude, sondern ärmliche Wohnräume für soziale Randgruppen oder Notunterkünfte in abgelegenen Gebieten. Eine Kontinuität von der ausgehenden Wikingerzeit oder vom frühen Mittelalter her ist nicht nachweisbar. 645 Noch im 10. und 11. Jh. dagegen dienen dem Grubenhaus ähnliche Strukturen in frühen Stadtsiedlungen Großbritanniens u n d Irlands als eingetiefte Wohn- und Arbeitsräume (HALL 1984, Auflistung S. 74, MURRAY 1983). Diese Gebäude sind im Durchschnitt allerdings größer als gewöhnliche Grubenhäuser. 646 STJERNQUIST 1970:146, 1981a:20-22. 647 So etwa SCHMID 1982:103 und ZIMMERMANN 1982a:112, 117 für den Bereich des niedersächsischen Küstengebietes. 648 H. CINTHIO 1975, STRÖMBERG 1963:24, 1980b:24-26.

167

8. Wikingerzeit

Das Grubenhaus

in Skandinavien, atlantischen

England Raum

und im

nordwest-

Während Grubenhäuser im Gesamtbereich Dänemarks sowohl in Verbindung mit bäuerlichen Gehöften als auch in Markt- und Handelszentren vorkommen, sind sie in Schweden bisher mit wenigen Ausnahmen 6 4 9 auf das Gebiet Schonens und dabei hauptsächlich auf Markt- und Handelszentren beschränkt. Auf den Ostseeinseln fehlen Grubenhäuser mit Ausnahme v o n Öland 6 5 0 völlig. Auch in Norwegen sind nur wenige eingetiefte Werkstätten bekannt 6 5 1 , hier stets verbunden mit Langhäusern des Gehöftbereichs. Im Westteil des untersuchten Gebiets fehlen eingetiefte Häuser auf den Färöern, auf Grönland und den schottischen Inseln; auf Island sind bisher erst von zwei Stellen Grubenhäuser bekannt, beide in Verbindung mit Einzelgehöften 652 . Auch auf New Foundland finden sich Grubenhäuser; im angelsächsischen Großbritannien treten sie im Dorfverband, auf Herrensitzen wie in frühstädtischen Anlagen auf 6 5 3 . Diese auffällig ungleiche Verteilung beruht zum einen darauf, daß großflächige Grabungen immer noch zu den Ausnahmefällen gehören; zum anderen erschwert die Siedlungskontinuität gerade im Bereich der Einzelgehöfte, aber auch im Umkreis der frühen mittelalterlichen Zentralorte ein Auffinden aller zusammengehörigen Hausstrukturen. Im Gehöftbereich scheint das Grubenhaus darüber hinaus nicht überall obligatorisch aufzutreten. Insgesamt aber zeichnet sich wie bei den Wohnbauten ein Kerngebiet gemeinsamer Entwicklung in Südskandinavien ab.

649

Unter anderem Helgö, verbunden mit einem Handwerkszentrum; zu einem Gehöft gehören die Grubenhäuser von Fosie IV (BJÖRHEM & SÄVFESTAD 1983:22f); für die übrigen Fundorte ist noch keine Zuordnung möglich: Leksand, Dalarna (HJÄRTHNER-HOLDAR etal. 1984, ERSGÄRD & SVSE 1984:7), Källands Räda, Västergötland (HAGBERG 1984:60). 650 Köpingsvik, Solberga 4/1Ί, (SCHULZE, mündliche Mitteilung), auch dort in Zusammenhang mit einem Handwerkszentrum (SCHULZE 1978:103). 651 Unter anderem Oddernes kirke (ROLFSEN 1976), eventuell auch in Moland (O.S. JOHANSEN 1977:34). 652 Siehe S. 174-177. 653 N e w Foundland: L'Anse aux Meadows Ε und G (A.S. INGSTAD 1971); England ζ. B. Mucking/Linford (JONES & JONES 1975, JONES 1978), West Stow (WEST 1985, 1978), Yeavering (HOPE-TAYLOR 1977), Portchester Castle (CUNLIFFE 1976), Thetford (DAVISON 1968).

168

II. Der Hausbau in Skandinavien

In Skandinavien liegen kaum Beobachtungen zum Anlegen der Grube beim Bau des Grubenhauses vor, beschrieben wird lediglich eine oft sehr uneinheitliche Neigung der Grubenwände oder unregelmäßiger Umriß der Eintiefung. Zu vermuten ist, daß die Grube zuerst bis zum Niveau der sehr häufig nachweisbaren Erdbänke ausgehoben und von dort auf kleinerer Fläche tiefergelegt w i r d 6 5 4 . Der Aushub wird zum Teil als Auflager des Dachtraufe und als Isolierungswall gegen vom Dach oder oberirdisch abfließendes Regenwasser aufgeschüttet 6 5 5 , zum Teil sicher auch zum Verfällen der nach Aufführen der Wände verbliebenen Grubenböschung benützt. Angaben zur Tiefe der Grube in den Grabungsberichten - sie schwanken zwischen 20 und 95 cm - sind mit wenigen Ausnahmen nur als Näherungswerte zu betrachten, denn die Grubentiefe wird nach Entfernung der auflagernden Humusschicht vom Niveau des Grabungsplanums aus gemessen. Deshalb sind auch keine Aussagen zu einer eventuell an verschiedene Funktionen gebundenen Grubentiefe zu machen. Generell überwiegt eine Orientierung der Grubenhäuser in OstwestRichtung; damit weisen deren Langseiten nach Norden bzw. Süden. Wo Spuren eines Eingangs erhalten sind, liegen sie vorherrschend im Süden, Südosten oder Südwesten 6 5 6 ; damit wird die Türöffnung zur wichtigsten Lichtquelle neben möglichen Öffnungen im Dach. Von der Eingangskonstruktion selbst sind wenige Male Pfostenlöcher bzw. Ausbuchtungen der Grube erhalten: meist von der Erdoberfläche zum Grubenboden abfallende Rampen, in Einzelfällen auch mit Erdstufen 657 . Nähere Details wurden nicht beobachtet; der Abstand der Pfostenlöcher oder die Länge der hölzernen Türschwellen gibt lediglich eine Türbreite von 5060 cm an 6 5 8 . Wo keinerlei Spuren bewahrt sind, sollte man Ein-

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H.H. ANDERSEN 1965:5. OHLSSON 1976:87, 1973:30, STRÖMBERG 1982b:188. Z u m Beispiel Ystad-Tankbäten (STRÖMBERG 1978:40), Löddeköpinge-Vikhögsvägen (OHLSSON 1976:96), Arhus-Sendervold DAQ (H.H. ANDERSEN et al. 1971:44). Ausnahmen kommen aber vor, ζ. B. Karstorp A 99 (AMBROSIANI & MAGNUSSON 1972:21), Sandby-Södergärd (STRÖMBERG 1971a:249). Z u m Beispiel Löddeköpinge-Vikhögsvägen (OHLSSON 1976:82), Sutton Courtenay XII (LEEDS 1927:63, Abb. 2), Moesgärd (T. CHRISTENSEN 1983:18, Abb. 11). Arhus-Sendervold CJR (H.H. ANDERSEN et al. 1971:42).

8. Wikingerzeit

169

Stieghilfen aus organischem Material in Erwägung ziehen, etwa getreppte Stammstücke 659 oder Sodenstufen 660 . Bei allen behandelten Grubenhäusern überwiegt der rechteckige Typ mit Satteldach im Verhältnis zu runden oder ovalen Varianten mit andersartiger Dachkonstruktion. Dabei ist jedoch zu beachten, daß runde Grubenhäuser nur anhand so eindeutiger wie auch übersehbarer Merkmale wie Spuren von Wandpföstchen unterschieden werden können von gewöhnlichen Gruben, etwa Abfallgruben, was die Häufigkeit der Formverteilung unter Umständen etwas verschiebt 661 . Bekannt sind Grubenhäuser vom Zweipfosten-, Vierpfosten- 662 , seltener vom Vielpfostentyp 663 . Das Aufmaß der Gruben bewegt sich durchschnittlich in einem Rahmen zwischen 1-4 m für die Kurzseiten, 2-6 m für die Langseiten; für den eigentlichen Innenraum ist noch die Breite der Wandkonstruktion abzuziehen, sowie deren Abstand vom Grubenrand: Werte zwischen 5-30 cm wurden beobachtet 664 . Alle im Überblick genannten Varianten der Wandkonstruktion sind in Schweden, Dänemark und England nachgewiesen; von Norwegen sind Flechtwandhäuser bekannt, von Island und New Foundland v. a. Sodenwände oder die unverkleidete Grubenwand. Die Zweipfostenkonstruktion 6 6 5 mit Flechtwand überwiegt im gesamten betrachteten Gebiet unter den Typvarianten, in den meisten Fällen mit Lehmbewurf. Wiederholt sind Wände aus eingegrabenen Holzplanken oder Holzpfosten ohne

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KRÜGER 1967:26. Ein derartiges Kletterholz w u r d e in Lund g e f u n d e n , datiert u m 1020-1050 (BLOMQUIST & MÄRTENSSON 1963:122, Abb. 100). Etwa in Sleen / D r e n t h e (BRUIJN & v a n ES 1968:132, Abb. 4:134). In ungewöhlicher Anzahl finden sich runde Grubenhäuser mit Giebelpfosten in Trabjerg. Z u m Beispiel Valleberga-Stockholmsgärden 4/1965 (STRÖMBERG 1966:24) u n d 2:65 (STRÖMBERG 1971b:200), West Stow 17 (WEST 1985/11, Abb. 79). Z u m Beispiel Köpingebro (TESCH 1979:9), Trelleborg/Ystad (WALLIN 1980: 35), Arhus-Sendervold CfR, DKR ( H . H . A N D E R S E N et al. 1971), Vilslev (KANN RASMUSSEN 1969), West Stow 22, 5, 3 (WEST 1985/11, Abb. 93, 38, 35). Löddeköpinge-Nordsiedlung (OHLSSON 1980:93), Helgö, Siedlungsgruppe 2, Anlage 9 (HOLMQVIST 1968a:197), Hagestad 19, Grubenhaus 1 (STRÖMBERG 1962:149). Eine Variante dieser Konstruktion mit zwei Giebelpfosten je Schmalseite ist v o n Arhus-Sendervold DSM, OU bekannt (H.H. ANDERSEN et al. 1971), ferner von Äsum (JACOBSSON 1979).

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Sockel beschrieben 666 , aus Dänemark liegen aufgrund günstigerer Bodenverhältnisse die exaktesten Befunde vor 667 . Bisher einmalig in Schweden ist die Wandkonstruktion eines Grubenhauses in Hagestad mit einem Sockel aus augenscheinlich verblatteten Balken, die von Pfosten und Steinkeilen am Platz gehalten werden. Plankenreste weisen auf die Funktion dieser Balken als Schwellenkranz einer Planken- oder Flechtwand hin 668 . Zur Wandhöhe generell liegen kaum Befunde vor; hier kann die vom Grubenboden aus in einer Höhe von ca. 1,6 m erhaltene Sodenwand von Vilslev als Anhaltspunkt dienen 6 6 9 . Aufgrund theoretischer Überlegungen zur bequemen Befeuerung von Ecköfen im Grubenhaus und Berechnungen zum Mindestabstand Dach-Ofen zur Vermeidung von Brandgefahr errechnet DONAT einen Wert von ebenfalls ca. 1,5 m 6 7 0 . Dieses Maß entspricht auch der durchschnittlichen Wandhöhe in Wohnhäusern. Die Pfostenlöcher der Dachträger oder Wandstützen können außerhalb des Grubenrandes, mitten darauf oder innerhalb liegen, geben also keinen eindeutigen Aufschluß über Bindekonstruktionen zwischen Ständer und Wand. Die Pfosten selbst sind einfach in die Erde gegraben; steinverkeilte oder sodengefütterte Pfostenlöcher kommen vor. Daneben sind Unterlegplatten bekannt. Vom Bodenbelag der Grube lassen sich Holzdielen nachweisen 671 , daneben Zweige 672 666 Zum Beispiel Ystad-Tankbäten (STRÖMBERG 1978:39), Uldal Nord (B. ANDERSEN et al. 1984:133), Esbjerg-Vognsbel C (VORTING 1970:230, Herrup I, II (SKOV 1979:63). 667 Beispielsweise stehendes Plankenwerk aus Spaltbohlen in Arhus-Sendervold, Haus CME, in verkohltem Zustand noch bis 3 cm dick, 10-25 cm breit; in Haus FAR 4-5 cm dick und bis 20 cm breit - in beiden Fällen ohne Nut (H.H. ANDERSEN et al. 1971:40f, 42, 48f). West Stow 12 ist als Ständerbohlenbau konstruiert (WEST 1985/11, Abb. 59). 668 Hagestad 19, Grubenhaus 1 (STRÖMBERG 1963:3). Spuren eines liegenden Holzbalkens sind ferner von Valleberga-Stockholmsgärden bekannt, doch sind die Überreste zu fragmentarisch, die Form des Grubenhauses zu unklar, um genauere Details rekonstruieren zu können (Grundriß 13:68, STRÖMBERG 1963:3). 669 KANN RASMUSSEN 1969:22. In Arhus-Sgndervold sind in einem Fall verbrannte Wandplanken noch in einer Höhe von 75 cm erhalten (Grubenhaus CME, H.H. ANDERSEN et al. 1971:43). 670 DONAT 1970:260, 1980:84. 671 Zum Beispiel Löddeköpinge-Vikhögsvägen (OHLSSON 1976:87), evt. auch in Valleberga-Stockholmsgärden 2:70 (STRÖMBERG 1971b:234, Abb. 33) und 1:67 (STRÖMBERG 1971b:248). Vergleiche auch West Stow (WEST 1985/1: 120) und New Wintles Farm/Eynsham (GRAY 1974:54). Fehlende Auskleidungen des Grubenrands, eine unverfestigte Grubensohle und fehlende Ein-

8. Wikingerzeit

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oder Flechtwerk. Ein gestampfter Lehmboden erscheint in FosieTrehögsparken Haus 1673, in Oxie-Kyrkoväg

mit 1 bis 3 cm Dicke 6 7 4 .

Allgemein üblich ist wohl gestampfte Erde, unter Umständen mit Stroh bedeckt 675 . Über die Konstruktion des Giebels geben die Pfostenlöcher bzw. Pfostenunterlegsteine im Bereich der Schmalseiten Aufschluß. Da sie in unmittelbarer Nähe der Wand stehen, muß der Giebel gerade bis zum Dachfirst aufgeführt sein; als Dachkonstruktion kommt damit überwiegend das Satteldach in Frage. Die Dachhaut der Satteldächer dürfte aus Schilf, Stroh 676 oder Soden bestehen, unter Umständen ist der Raum zwischen Erdboden und ganz herabgezogener Dachfläche mit Stroh/Schilf verfüllt 677 . In L'Anse aux Meadows G auf New Foundland ist mit der herabgestürzten Sodendeckung der Dachhaut wahrscheinlich die Abdeckung des Rauchlochs erhalten - sie besteht aus einer Schieferplatte 678 . Die Dachkonstruktion über runden Gruben ist in Einzelheiten nicht bekannt; mancherorts ist ein Pfostenloch jeweils in der Grubenmitte nachweisbar 679 , aber auch Giebelpfosten treten auf 680 . Erdbänke im Grubenhaus sind in zwei beobachteten Fällen 681 noch je etwa 50 cm breit und 25 cm hoch. Von Ärhus-Sendervold liegen exaktere Ergebnisse vor, dort ist eine Holzabdeckung der Bankvorderseite erhalten: kantgestellte Bretter, von kleinen Pflökken im Erdboden gehalten, bzw. verzimmert; ferner eine Abdekkung der Sitzflächen mit querliegenden Unterlegleisten und aufgelegten Holzbrettern in Längsrichtung der Bank 682 . Die Bänke

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g a n g s s p u r e n z e i g e n hier an, d a ß über der eigentlichen Grube e i n B o d e n e i n g e z o g e n war. Es liegen also z u m Teil eher kellerartige R ä u m e vor. Z u m Beispiel Arhus-S0ndervold CME (H.H. ANDERSEN et al. 1971:43), Tvedemosegärd (J.-A. P E D E R S E N 1988:254), u . U . a u c h in Oxie-Kyrkoväg (MANDAHL 1974:120). K. JÖNSSON 1974:90. MANDAHL 1974:121. STRÖMBERG 1963:7. In Ärhus-S0ndervold ζ. B. ist verkohltes Stroh der Dachhaut n a c h g e w i e s e n (Grubenhaus CME, H.H. ANDERSEN et al. 1971:43). Siehe auch West Stow 15 (WEST 1971:5). Vä (THUN 1968:276). A.S. INGSTAD 1971:124. Vergleiche ζ . B. Rinkaby 13 (STRÖMBERG 1961:29). Z u m Beispiel in Arhus-Sendervold OU (H.H. ANDERSEN et al. 1971:40), Trabjerg XXXVIII, XXXIX (BENDER J0RGENSEN & SKOV 1980:124). Löddeköpinge-Nordsiedlung SK 2 u n d SK 3/7 (OHLSSON 1980:96), Svedala A 100 (JACOBSSON 1978:26). Grubenhaus CJR u n d CME (H.H. ANDERSEN et al. 1971:42f).

172

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

dort haben die gleiche Höhe, sind aber mit 70 bzw. 90 cm erheblich breiter 683 . Feste Feuerstellen sind in Skandinavien bis in die Völkerwanderungszeit in Grubenhäusern nicht nachweisbar, abgesehen von Hinweisen auf temporäre Wärmequellen, die sich in Lagen von Ruß, Holzkohle oder vereinzelt feuermürben Steinen in der Bodenschicht widerspiegeln. Augenscheinlich im Lauf der Vendelzeit werden Grubenhäuser vereinzelt mit einfachen Herden ausgestattet. Es handelt sich um rundliche Feuergruben, daneben auch um ebenerdige Steinpackungen derselben Abmessung. Erst in der Wikingerzeit treten die ersten Steinöfen im Grubenhaus auf, wo nachweisbar, in Grubenhäusern mit Planken wand 684 . Diese Öfen haben einen quadratischen bis rechteckigen Grundriß von mindestens 80-120 cm Kantenlänge; die Brennkammer ist meist aus kantgestellten Steinplatten oder Rollstein gebaut und durchschnittlich 50 cm hoch, ihr Boden kann aus Steinplatten, aus Lehm oder einem Kieselpflaster in Lehm bestehen. Anhäufungen von Feld-/Rollsteinen im und um den Ofen werden als eingestürzte Steinkuppel gedeutet. Spuren einer Lehmvermörtelung sind manchmal vorhanden 685 . Im Gegensatz zu Herden finden sich Steinöfen in Grubenhäusern stets in Ecklage. Das Auftreten von Steinöfen in diesem Haustyp wird üblicherweise mit slawischem Einfluß in Verbindung gebracht 686 : im östlichen Mitteleuropa sind seit dem 6. Jh. regelrechte Dörfer mit quadratischen Grubenhäusern in Blockbauweise mit Wohnfunktion im bäuerlichen Bereich bekannt, angepaßt den Bodenbedingungen und dem ungünstigen Klima dieser Gegenden 687 . Sie sind im westslawischen Gebiet vorwiegend mit Herden ausgestattet, 683 684

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H.H. ANDERSEN et al. 1971:42f. Z u m Beispiel Arhus-Sendervold DAQ (H.H. A N D E R S E N et al. 1971:46), Seby EO (BIRKEDAHL CHRISTENSEN 1983:1490, Löddeköpinge-Nordsiedlung SK 2, SK 9, SK 3/7 (OHLSSON 1980:91, 94), Ystad-Tankbäten 13 (STRÖMBERG 1978:39). Löddeköpinge-Nordsiedlung SK 3/7 (OHLSSON 1973:36, 39, 1980:83), OxieKyrkoväg (MANDAHL 1974:121), Köpingebro (TESCH 1979:9), Uldal (RIECK 1982:50. DONAT 1980:68, PLEINEROVÄ1975:124, P. GRIMM 1971:280f. DONAT 1980:63. Etwa d i e w e s t s l a w i s c h e n S i e d l u n g e n v o n Bfezno der 2. Hälfte d e s 6. Jhs. (PLEINEROVÄ 1966) mit M i s c h f o r m e n g e r m a n i s c h - s l a w i scher Hauskonstruktion in Form v o n Eckfeuerstellen in rechteckigen Grubenhäusern; v o n Dessau-Mosigkau d e s a u s g e h e n d e n 6. bis b e g i n n e n d e n 8. Jhs. (KRÜGER 1967) oder v o n Stare Mesto u n d Zlechov der Zeit v o n 850 bis 1000 (HRUBY 1961).

8. Wikingerzeit

173

im ostslawischen vorwiegend mit Stein- bzw. Lehmöfen 6 8 8 , stets in Ecklage. Obwohl slawische Grubenhäuser von Funktion wie Konstruktion her nicht mit skandinavischen vergleichbar sind, entspricht der skandinavische Ofentyp dem der slawischen Steinöfen 6 8 9 ; als „Kastenofen" ist er vom 8.-10. Jh. auch aus dem Gebiet Schleswig-Holsteins östlich der Elbe, und Niedersachsens westlich bis zur Weser bzw. südlich bis zur Mittelgebirgsgrenze bekannt 6 9 0 . Über die wikingerzeitlichen Handelsbeziehungen zum Ostseebereich hinaus wird ein direkter slawischer Kontakt mit Südskandinavien wahrscheinlich gemacht durch immer wieder beobachtetes Vorkommen vendischer Keramik in schwedischen u n d ostdänischen Grubenhäusern seit Ende des 9. Jhs., hauptsächlich aber im 10. bis 12. Jh. 6 9 1 . Weiter zurückreichende Beeinflussung spiegelt sich möglicherweise in den bisher ältesten skandinavischen Steinöfen in Helgö692, die wiederholt als „Sauna" bzw. 6 „Backöfen" bezeichnet wurden 9 3 - ungeachtet der sonst nachgewiesenen multifunktionalen Verwendung von Grubenhäusern. Interessant ist dabei, daß Ecköfen in Grubenhäusern generell viel früher auftreten als im Wohnbau.

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Verbreitungskarte bei DONAT 1970 Abb. 2:254. Vergleiche DONAT 1980:65, RAPPOPORT 1972. OHLSSON 1980:94. Vergleiche etwa Haus CIX der Siedlung Stare Zämky bei Brünn der Zeit um 950 (STASA 1960:292), Brezno U (PLEINEROVÄ 1975: 127), Zlechov X ( H R U B i l 9 6 1 , Abb. 8:494), aber auch Neumünster-Grotekamp (HINGST 1957:383), Haithabu-Südsiedlung 15 (STEUER 1974:16). AHRENS 1966:228. Die von HINZ 1953 publizierte „germanische S a u n a " in Rantrum, Ks. Husum, mit angeblichem Eckofen aus der Zeit um Christi Geburt hält besonders im Hinblick auf den Ofen einer Überprüfung nicht stand. Vergleiche SELLING 1955:227f, M . A N D E R S E N 1984:149. S l a w i s c h e Keramik ist in Schweden z . B . nachgewiesen in Löddeköpinge-Vikhögsvägen (OHLSSON 1976:153), Oxie-Kyrkoväg (MANDAHL 1974:123), YstadTankbäten (STRÖMBERG 1978:71-75), Hagestad (STRÖMBERG 1963:15); in Dänemark in Gl. Lejre (BIRKEB^K 1982:185), S0by (BIRKEDAHL CHRISTENSEN 1983:153), Mysselhejgärd I (S0RENSEN 1982:35). Das Verhältnis von Import zu autochthoner Herstellung slawischer Keramik wird hier nicht behandelt; SELLING erwähnt Gefäße slawischer Form, die aber augenscheinlich in Südschweden hergestellt wurden (1955:14). Grubenhaus 9 der Siedlungsgruppe 2 , der Ofen darin C 1 4 -datiert mit 4 6 5 + / - 9 0 n. Chr. (OHLSSON 1980:96). Dieser Wert ist - wie viele der Einzeldatierungen in Helgö - jedoch nicht vollständig gesichert. HOLMQVIST & GRANATH 1969:42, A. LUNDSTRÖM 1968:281, HOLMQVIST 1968b:121,1976b:39.

174

II. Der Hausbau in Skandinavien

Daß in Keimzellen späterer Stadtgemeinschaften durchgehend eine größere Anzahl von Grubenhäusern mit einer Feuerstelle ausgerüstet ist 694 als in den Grubenhausgruppen von später nicht weiterentwickelten Zentralorten 695 , könnte damit begründet werden, daß Markt-/Handwerksbuden im ersten Fall nicht mehr nur saisonal, sondern permanent benutzt werden, also auch beheizbar sein müssen. Dies ist im Zusammenhang damit zu sehen, daß besonders im Bereich früher Stadtgründungen stabile Grubenhäuser vom Wandpfostentyp auftreten. Das Grubenhaus

auf

Island

Grubenhäuser sind auf Island erst in jüngerer Zeit an zwei Orten in Verbindung mit Einzelgehöften bekanntgeworden 696 (Hvitarholt I, IV, V, VII, X 1528], Grelutottir III, V 1523])·, größere Ansammlungen wie in Südschweden fehlen völlig. In Hvitarholt wurden insgesamt fünf eingetiefte Grubenhäuser gegraben, die nicht gleichzeitig in Gebrauch waren 6 9 7 , aber eines davon steht gesichert mit einem der Wohnbauten dort in Verbindung. Die zwei Grubenhäuser von Grelutottir dagegen werden für gleich alt gehalten 6 9 8 ; auch für Island bestätigt sich damit zumindest in diesem Fall die Zuordnung von zwei Grubenhäusern pro Gehöft. Die Räume sind um die Ostwest-Richtung orientiert; die ursprüngliche Eintiefung wurde mit 0,6-1,2 m bestimmt. Aufmaß und Umriß der Gruben entsprechen den skandinavischen Gegen-

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Arhus-Sendervold, Haithabu-Südsiedlung. Löddeköpinge, Valleberga-Stockholmsgärden. f>0R MAGNÜSSON (1973:59) gibt darüber hinaus noch zwei Lokalitäten an, wo Grubenhäuser möglicherweise nicht erkannt bzw. erst nachträglich als solche gedeutet wurden: SkriÖuklaustur, Fljotsdalur, Mulajjing (J0N J0NSSON 1897:21-24) und Gjäskögar, I>jorsärdalur (KRISTJÄN ELDJÄRN 1961: 39f). In SkriÖuklaustur weist eine vermörtelte (!) Mauer allerdings eher auf einen spätmittelalterlichen oder noch jüngeren Kellerraum. Der Raum in einer tiefergelegenen Schicht unter der Stube von Gjäskögar (KRISTJÄN ELDJÄRN 1961:39-41) mißt 5,5 x 3,4 m, die Wand ist durch Steine und Pföstchenspuren gekennzeichnet. Ein Eingang ließ sich nicht nachweisen. Der Raum wurde durch eine Eckfeuerstelle erwärmt, Webgewichte fanden sich.

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i>0R MAGNÜSSON 1976:100. GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:67.

8. Wikingerzeit

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stücken; Anzeichen einer inneren Wandverkleidung fehlen 6 9 9 . In keinem Fall ließ sich ein Eingang nachweisen; vermutlich waren die Häuser über eine Holztreppe o. ä. und eine über dem Bodenniveau liegende Öffnung zu betreten 700 . In Haus III und V von Grelutottir fand sich dagegen jeweils am Westgiebel direkt neben dem Ofen eine etwa 50 cm hohe Stufe aus kantgestellten Reihen von Steinplatten, mit Sand hinterfüllt und mit liegenden Steinplatten abgedeckt; GUDMUNDUR 0LAFSSON deutet dies als Eingangsbereich 7 0 1 . Soweit feststellbar, sind auch die isländischen Grubenhäuser als Giebelpfostenhäuser mit Firstpfette konstruiert 7 0 2 ; die massiven Pfostenlöcher lassen an eine schwere Dachhaut aus Soden denken, unter Umständen auf einer Unterlage aus Steinplatten über den Raftern des Dachgerüstes 703 . In fünf der sieben isländischen Grubenhäuser fanden sich einfache Öfen aus unvermörtelten kantgestellten Steinplatten und Deckplatten aus Stein, überwiegend in einer Ecke piaziert. Die übrigen Gebäude wurden durch Herdstellen an einer Längswand erwärmt. Stets liegen in unmittelbarer Umgebung der Öfen Haufen von mehr oder weniger rußigen, faustgroßen Rollsteinen oder von Steinplatten, die zum Teil zersprungen sind. Man deutet sie teils als Kochsteine 7 0 4 , teils als Indiz der Anwendung des Ofens zur Dampferzeugung, indem erhitzte Steine mit Wasser übergössen werden. Die Verrußung deutet wohl an, daß der Plattenrumpf des Ofens mit einem wärmespeichernden Roll-/Feldsteinmantel umgeben war. Bezeichnend ist, daß in Grelutottir V ein zweistökkiger Ofen mit Kochsteinen in der oberen Brennkammer gefunden wurde 7 0 5 , dessen Typ aus grönländischen Wohnbauten bekannt ist 706 . Auch auf Island treten Ecköfen in eingetieften Nebengebäuden früher auf als in der Stube von Wohnhäusern.

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700 701 702 703 704 705 706

Eigenartigerweise setzt t>0R MAGNÜSSON (1973:30) die zum Teil schmalen Pfostenlöcher im Wandbereich von Hvitdrholt I, IV, VII mit Dachstützen in Verbindung, obwohl hier auch Spuren einer Wandkonstruktion innerhalb des Grubenrandes vorliegen könnten. THOR MACNUSSON 1976:100. GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:45, 52. Im Fall Grelutottir III mit zwei Seitenpfetten auf nahe der Wand stehenden Pfosten (GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:46). f>0R MAGNÜSSON 1976:100. f>0R MAGNÜSSON 1973:16, GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:44. GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:50. 0 64 a „Enochs Ruiner", Raum II [499], Siehe S. 292.

176

II. Der H a u s b a u in Skandinavien

Mit einer Ausnahme werden Spuren von Bänken erwähnt, aufgebaut aus Sodenlagen 707 . Die Erhöhungen liegen etwa 20 bis 30 cm über dem Grubenboden, bis zu 50 cm breit 708 . Vermutlich waren diese Erhöhungen mit Holz belegt. Bisher singular ist der Ablaufkanal des Gebäudes Hvüärholt 1, der von einer Ecke aus als 1 m langer Erdtunnel nach außen führt - was vorsichtig als Untertunnelung einer Sodenwand gedeutet werden könnte dann 2 m lang als oberirdischer Kanal mit Steinplattenabdeckung zu verfolgen ist und schließlich unterirdisch ausläuft. Diese Vorrichtung kann als Ablaufrinne für Wasser, alternativ aber auch als Luftzufuhrkanal für den Ofen im Grubenhaus gedient haben 709 . Die Funktion der isländischen Grubenhäuser wird - ausgehend von den Steinöfen, dem Ablaufkanal von Hvttdrholt I und den feuerbeanspruchten Steinen, in allen Fällen im Sinn einer Badstube gedeutet, in der Dampf durch Besprengen erhitzter Steine mit Wasser erzeugt wird. Nur für Grelutottir V zieht G U D M U N 710 D U R 0 L A F S S O N noch die Funktion als Webstube in Betracht , da hier eine größere Anzahl von Webgewichten gefunden wurde, die in den bisher bekannten übrigen isländischen Grubenhäusern fehlen oder nur in geringer Stückzahl 711 vorkommen. Zwei größere Pfostenlöcher in diesem Grubenhaus werden als Spuren eines Webstuhls gedeutet. Am wahrscheinlichsten ist wohl, daß die eingetieften Gebäude hier wie auch in Südskandinavien vielfältig genutzt werden; Funde von Kochsteinen, Schlacke und einer Wollschere deuten dies an. Die isländischen Grubenhäuser gehören alle der frühen Siedlungsperiode an: Grelutottir ist mit ca. 900 n. Chr., Hvitdrholt ins 10. Jh. datiert. Spätere Grundrisse sind bisher unbekannt. Funde von Webgewichten in jüngeren Langhäusern könnten ein Indiz dafür sein, daß Grubenhäuser in der Funktion von Webwerkstätten später nicht mehr gebaut oder zumindest für textile Arbeiten nicht mehr benutzt werden. Auch die Eingliederung des Raums für Dampfbäder in das Innere des Wohnhauses aus Gründen besseren Wärmehaushalts ist damit zu verbinden, seit dem

707 708 709 710 711

f>0R MAGNÜSSON 1973:31. Grelutottir III (GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:43). t>0R MAGNÜSSON 1973:18. GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:54. 2-3 g e g e n ü b e r 12 in Grelutottir V.

8. Wikingerzeit

177

11. Jh. bekannt von Wohnhäusern auf Grönland, spätestens seit dem frühen 14. Jh. von Island 712 . 9. Mittelalter Mit dem Übergang Wikingerzeit/Mittelalter erreicht die Entwicklungstendenz, die sich mindestens seit der Älteren Römischen Eisenzeit im skandinavischen Hausbau verfolgen läßt, ihren Schlußpunkt: die Innenräume sind nun weitgehend pfostenfrei, eine massive Wandkonstruktion vermag das Dachgewicht allein zu tragen. Da der pfostenfreie Innenraum Gerüstverstrebungen voraussetzt, die im Boden keine direkten Spuren mehr hinterlassen und eher durch Analogie zur volkskundlichen Hausforschung erschlossen werden müssen, endet der vorliegende Uberblick zur Hausentwicklung auf dem skandinavischen Festland mit dieser Epoche. Im wesentlichen werden Grundrisse des 11. und 12. Jhs. vorgestellt, in wenigen Fällen sind auch Gebäude des 13. und 14. Jhs. einbezogen. Der pfostenfreien Konstruktion gemäß werden Wohnbauten mehrheitlich mit kräftigen Holzwänden in Stab- oder Ständerbohlenbauweise bzw. in Blockbautechnik errichtet, bald schon überwiegend auf Holzschwellen, die dem schnellen Verrotten der Wandpfosten im Boden entgegenwirken. Diese Schwellen, zum Teil auf einem Sockel aus Feldsteinen, erschweren das Auffinden bzw. Identifizieren von Hausgrundrissen erheblich. Die Gebäude sind generell kleiner als zur Wikingerzeit. Die Tendenz, Räume unterschiedlicher Funktion - darunter meist den Stallteil - aus dem Raumverband zu nehmen und als kleineres, separates Haus aufzustellen, läuft v. a. in Schweden aus der Wikingerzeit ins Mittelalter weiter. Daneben hält sich aber noch das traditionelle Langhaus, wenn auch meist ohne Stall. Die Vielfalt gleichzeitiger Haustypen ist damit größer als früher; lokale Ausprägungen sind aber nicht mehr so deutlich. Bedingt durch fehlende Flächenuntersuchungen ist heute noch nicht zu entscheiden, ob sich hier nur regionale oder darüber hinaus auch soziale Unterschiede spiegeln. Hinsichtlich einer Typenverbreitung ist ferner zu beachten, daß sich mit dem Ende der Eisenzeit die Fundlage stark verschlechtert: das Wandern der Dorfstrukturen auf relativ eng begrenztem Gebiet wird nun von ortsfester Siedlungsweise abge712 Vergleiche dazu S. 273, 288.

178

II. Der Hausbau in Skandinavien

löst 7 1 3 . Damit vermindert sich die Möglichkeit der Gebäudelokalisierung besonders auf bewirtschaftetem Areal zusätzlich ganz stark. a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Dänemark

Die Verteilung der Mittelalter-Grabungen in Dänemark beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf Teile Westjütlands und auf Seeland. Eine einheitliche Entwicklung im Hausbau ist nicht mehr zu beobachten; die hier beschriebenen Grundrisse geben in ihrer fehlenden Übereinstimmung ein Bild von der Konstruktionsvielfalt, die mit der Jüngeren Wikingerzeit einsetzte. Das deutliche Bild sozialer Unterschiede, wie es die Wikingerzeit noch zeigt, verwischt sich nun, obwohl diese Unterschiede sicherlich weiterbestehen. Ein gemeinsamer Zug ist jedoch, daß im Hausinneren fast nirgends mehr Dachstützen nach eisenzeitlichem Muster anzutreffen sind 714 , und daß Dächer nun im wesentlichen in Sparrenkonstruktion vorliegen. Bis ans Ende des 13. Jhs. gehen immer noch eingegrabene Pfosten bzw. Planken in die Wandkonstruktion ein; weitgehend fehlende Wandgräbchen und mit größerem Abstand als bisher voneinander aufgestellte, massive Wandpfosten deuten jedoch an, daß in vielen Fällen bereits Schwellriegel zwischengelegt werden, auf denen die eigentliche Wandfüllung steht. Das Fluchten der Wandpfosten über den Gebäudeinnenraum hinweg weist hin auf besondere Gerüstverstrebungen quer zur Hausachse. Erst später setzt sich allgemein der Ständerbau durch; tragende Holzteile werden dabei ohne Ausnahme auf ein Unterlager aus Stein gesetzt. Diese Entwicklung geht sicher auch auf den enormen Holzverbrauch der traditionellen Bauweise zurück, wo fehlender Verrottungsschutz das häufige Auswechseln tragender Gerüstteile erforderlich machte, wie Spuren im Wandbereich vielerorts zeigen. Mit dem Ständerbau verbunden ist eine andere Art der Standsicherung: war ein Gebäude bisher in der Fußzone durch mehr oder weniger tief gesetzte Pfosten, später dann auch durch Einzüge oder Querbalken verstrebt, werden nun stattdessen in der Kopfzone Verzimmerungen der Lang- und Querhölzer vorgenommen. Diese Ankerbalken

713 714

Siehe S. 192-194. Bisher mit einer Ausnahme: Prxstestien/Hjerting

1126] (siehe S. 182).

9.

Mittelalter

179

und Schrägstreben lassen sich archäologisch nicht nachweisen, höchstens indirekt erschließen. Hervorzuheben ist auch die Verlegung der Herdstelle, die von Kochgruben abgesehen - bis ans Ende der Wikingerzeit ausnahmslos in der Zentralachse des Hauses angelegt worden war. In den wenigen Fällen, in denen überhaupt noch Spuren von Herdstellen, als Neuerung zunehmend auch von Ofen, zu finden sind, liegen sie nun großenteils an der Hauswand. Diese Veränderung wird üblicherweise mit der Einführung eines neuen Raumtyps verbunden 715 . Die Vielfalt gleichzeitig auftretender Konstruktionsvarianten läßt sich am besten nach Grundriß, Dachabstützung und Wandkonstruktion untergliedern. Noch an die Wikingerzeit erinnern Konvexbauten, die - wenn auch mit schwächerer Krümmung - in die 2. Hälfte des 11. und ins 12. Jh. weiterlaufen. Sie lassen sich bisher in Jutland, auf Seeland und auf Falster belegen (Vilslev F [178], Kxrup I-II1 [84], Vorbasse LXXXIII, 1, 2 [181], Margrethehäb II, Haus VII [98], Bulagergard 3 [14], Hampegärd Π A, IV A [52], Tangen [156], Bsekke [17], Sig [137], Poghej I [123], Skeigärden [140]). In allen Fällen handelt es sich um kräftige einschiffige Wandpfostenbauten mit geraden Giebeln, eventuell in Ständerbohlentechnik errichtet 716 . Spuren von Steinsockeln sind bei einigen der jüngeren Gebäude erhalten. Die Grundfläche dieser Konvexbauten hat sich gegenüber der Wikingerzeit nicht verändert. Ihre Raumanzahl ist nicht leicht festzustellen, da Spuren von Trennwänden selten sind. Ein bis vier Bereiche lassen sich unterscheiden, darunter nur einmal ein gesichertes Stallabteil 717 . Herdstellen sind kaum auszumachen; in Poghej fallen Spuren runder Ofen mit Lehmflechtwerkkuppel auf. Sonstige Details zur Inneneinrichtung fehlen. Die Mehrzahl der jüngeren und jüngsten hier behandelten Gebäude ist streng rektangulär. Diese Form findet sich im Wohnbau seit Ende der Wikingerzeit; die stabilisierende Wirkung der Konvexwand wird dabei durch andere konstruktive Maßnahmen am Kerngerüst des Hauses abgelöst. Eine Gruppe dieser Rektangulärbauten ist zweischiffig; eine Reihe von Firstpfosten stützt das Dach. In Store Valby 1 D [153] konnte eine Dachhaut aus Stroh 715 716

Siehe S. 197f. T. CHRISTENSEN 1 9 9 0 : 2 0 9 .

717 Bsekke [17],

180

II. Der Hausbau in Skandinavien

nachgewiesen werden. Die Wände dürften der sehr regelmäßigen Pfostenabstände wegen überwiegend in Ständerbohlentechnik aufgeführt sein (Nr. Farup 2 [107], Store Valby 1, Haus D [153], Astrup II [184], Pebringe II, III [122], AstI [5]). Nur in einem Fall soll die Außenwand aus lehmbestrichenem Flechtwerk bestehen (Hampegärd III C [52]). Diese Rektangulärbauten sind durchschnittlich kürzer und etwas schmäler als die Häuser konvexer Form (ca. 12-24 χ 4 bis 6 m). Interessant ist, daß in einem Grundriß von Bornholm Firstpfosten mit Spuren von Doppelpfosten abwechseln (Krusegärd [81]); möglicherweise liegt hier ein „stritsule"-Haus vor, wie es bereits für die Wikingerzeit beschrieben wurde 718 . Beide Wandvarianten finden sich auch bei einer kleinen Zahl rein einschiffiger Bauten geringer Größe (8-16 χ 3,5-5,5 m) in Jutland und auf Seeland; die Flechtwand in Store Valby 17, Haus II Β [153], die Ständerbohlenwand in Bulagergärd 1, 2 [14] und Borup 4, 5 [11]. Nicht in jedem Fall läßt sich jedoch eine Zuordnung treffen; dies gilt für die einschiffigen Rektangulärbauten von Jernkxr II, V [74], Hampegärd [52], Ottestrup 1, Haus II [IIS], Ottestrup 2, Haus V [119], Veldbsek 0st [175], Andersminde I [3], Kxrgärd I [82] 7 1 9 und Bytoften [16]. Reine Stabbauten liegen angeblich in Borup 3, I und. II [11] vor, mit einem Schwellenkranz aus Holz zum Teil über einem Steinsockel. Sie sollen in die Wikingerzeit datieren 720 ; gegen eine derartige Einordnung sprechen aber deutlich die Wandrauchöfen in beiden Gebäuden. Im 12. Jh. werden die kräftigen Wandpfosten aller Haustypen immer noch eingegraben, während die Füllung der Zwischenfache auf Schwellriegeln ruhen kann; zum 13. Jh. hin liegt das Schwellenholz dann häufiger bereits auf Steinsockeln721. Diese Aussage ist jedoch nur im Sinn einer Entwicklungstendenz gültig. Dagegen ist sicher festzustellen, daß die Wandbohlen in einer frühen Phase rektangulär

718 719 720 721

Siehe S. 133. Die Pfostenlöcher außerhalb dieses Steinsockelbaus sind nicht gedeutet; es scheint sich nicht um Spuren schrägstehender Außenstützen zu handeln. Siehe S. 142. Ein interessantes Detail zur zusätzlichen Isolierung von Ständerbohlenbauten zeigt ein Haus des 13. Jhs. in Ribe-Sudergade: auf der Innenseite der Bohlenwand ist eine zweite Schicht vertikaler, vernuteter Planken angebracht; der Zwischenraum ist mit Holzspänen verfüllt (P.K. MADSEN & MIKKELSEN 1985, H. MIKKELSEN 1987b).

9. Mittelalter

181

b e h a u e n w e r d e n , im 13./14. Jh. d a n n eher h a l b r u n d e n oder keilförmigen Querschnitt zeigen 7 2 2 . Im späten 12. u n d im 13. Jh. manifestiert sich beim einschiffigen Rektangulärbau eine konstruktive N e u e r u n g : die Abseite oder Kübbung 7 2 3 , belegt mit je einem G r u n d r i ß in Südwest-Jütland und auf Seeland. Hier werden an ein Ständergerüst mit Sparrendach s e k u n d ä r e , 1-1,5 m breite Seitenschiffe angebaut, von deren W a n d r ä h m Stichsparren oder „seitliche Auflanger" auf das eigentliche S p a r r e n d a c h reichen. Die Abseite k a n n lediglich Teilen der Längswand parallel laufen (Nr. Farup 1 [107]) 724 ; gewöhnlich aber findet sie sich durchgehend an beiden Langseiten (Hejninge E, D [54]). Die Grundfläche ist wesentlich länger als bei den bisher beschriebenen Gebäuden (über 26 m); dies liegt daran, daß hier z u m Teil Stall- u n d Wohnteil z u s a m m e n g e b a u t sind. Die A u ß e n w ä n d e bestehen im Fall von Hejninge aus Flechtwerk über eingegrabenen Wandpfosten; möglicherweise steht die Füllung auf Schwellriegeln. Der Ausgräber zieht jedoch auch die Stabbauweise in Betracht 725 . Im Bereich des Limfjord wird im 11. Jh. noch einmal die Sonderform der Wandisolierung greifbar, die besonders w ä h r e n d der Jüngeren Römischen Eisenzeit u n d V ö l k e r w a n d e r u n g s z e i t f ü r dieses Gebiet typisch war: die Sodenwand (Nodskov Hede, Südu n d Nordgehöft [III]). Sie läßt sich dort an W o h n - u n d Wirtschaftsbauten nachweisen, durchschnittlich 1,5-2 m mächtig. Der größte Raum im Südgehöft ist noch in leicht konvexer G r u n d form gebaut. Über die Bauweise der eigentlichen tragenden W a n d ist nichts ausgesagt, Spuren eines Holzpanels o. ä. konnten nicht beobachtet werden. Das Dach wird in allen Häusern von Firstpfosten getragen. STEENSBERG nimmt an, daß hier noch keine Dachsparren auftreten 7 2 6 ; die unterschiedlichen R ä u m e in Haus IV 722

H. MIKKELSEN 1987a:24f.

723 Die Verbindung dieser Konstruktion, die zuerst in Südwest-Jütland auftritt, zu Nordwest-Deutschland und zum Nordseeküstenbereich soll hier nicht beleuchtet werden. Dort ist sie seit dem 10. bzw. 11. Jh. nachweisbar (ζ. B. REICHMANN 1982:170, KOSSACK et al. 1984:186f). Damit verknüpft wäre die Frage, ob die Kübbung in eisenzeitlicher Tradition steht, abzuleiten vom dreischiffigen Bau (VENSILD 1982), oder ob sie eine neue Entwicklung vom einschiffigen Bau her darstellt (NÄSMAN 1983:213). 724 Der frühe Beleg des ausgehenden 11. Jhs. von Vilslev Β [178] ist unsicher. S. JENSEN sieht im konvexen (!) Grundriß ein Gebäude mit Kübbung (1987c:21); ganz klar ist die Konstruktion jedoch nicht. 725 726

STEENSBERG 1986. STEENSBERG 1974:63.

182

II. Der Hausbau in Skandinavien

scheinen einmal mit Soden, einmal mit Stroh gedeckt zu sein 7 2 7 . Die Funktion der einzelnen Abteilungen mit separaten Eingängen, durch Sodenwälle oder eine Holzkonstruktion voneinander getrennt, läßt sich nicht erschließen. Unterschiedliche Bodenbeläge aus Lehm oder Erde sprechen für verschiedene Verwendungszwecke. Vom Hausinneren sind lediglich Ofen beschrieben: es handelt sich um Feuerstellen mit einer Haube aus Lehmflechtwerk - in einem Fall in Wandlage, in einem anderen zentral in der Mittelachse des Hauses. Hervorzuheben ist auch ein passagenartig verlängerter Eingangsvorbau. Eine weitere Besonderheit ist eine als Schlafplattform gedeutete Lehmpackung von 1,75 χ 1,0 χ 0,08 m in einer Ecke des Wohnraums von Haus IV. Eine ähnliche Sodenwallkonstruktion wurde in Halkxr 2 bei Aalborg aufgedeckt, einem befestigten Herrensitz des 14. Jhs. 7 2 8 . Hier sind mit Wandpfostenreihen deutliche Spuren einer Holzwand hinter der Isolierschicht nachzuweisen. Außerhalb des Gebiets um den Limfjord wurden Soden in der Wandkonstruktion eines Bauernhauses nur in Nr. Farup 1 und 3 1107] bei Ribe entdeckt; allerdings liegen sie dort in einem Fundamentgräbchen und werden als Unterlage für einen Holzsockel gedeutet 729 . Demnach scheint - wie während der Älteren Eisenzeit - tatsächlich eine lokale Bauvariante vorzuliegen; doch führt STEENSBERG an, daß die Verwendung von Soden typisch sei für abseits gelegene Gehöfte einer sozial auf niedrigerer Stufe stehenden Bevölkerungsschicht 730 . Nicht an einen bestimmten dieser beschriebenen Typen anknüpfbar ist das einzelne, rektanguläre Gebäude mit Rundecken von Praestestien/Hjerting [126] mit Doppelpfosten und Fundamentgräbchen, das aufgrund von Keramikfunden dem Ende des 12. Jhs. zugewiesen wird. In allen vorgeführten Hausvarianten mit rektangulärem Grundriß können die reinen Wohngebäude in zwei bis drei Räume aufgeteilt sein; Beobachtungen zur speziellen Raumfunktion fehlen fast vollständig. Wohnställe werden noch bis Ende des 13. Jhs. gebaut, unabhängig von der Art der Wandkonstruktion (Hejninge E, D [54], Store Valby 1 D [153], Beekke [17]); doch ist ihre Zahl verschwindend gering. Aber auch separate Ställe sind kaum 727 728 729 730

STEENSBERG 1952:268f. Halkxr/Hedegdrd, Ejdrup sn., Jütland (ROUSSELL 1947, HYLDCÄRD 1988, 1987). P.K. MADSEN 1985:176. STEENSBERG 1974:61.

183

9. Mittelalter

nachweisbar, wohl abhängig von der Wandkonstruktion dieser Gebäude. Im Inneren der Wohnbauten werden Feuerstellen selten beobachtet, eventuell bewirkt durch zunehmenden Einbau von Holzfußböden. Häufigst ist die Lage einfacher Herde in Form von Steinpackungen an einer Wand. In einigen Fällen ließen sich Kuppeln aus Lehmflechtwerk nachweisen 731 ; seit dem 11. Jh. liegen damit nachweislich Rauchöfen im Wohnraum vor. Eine weitere Variante findet sich angeblich in den Öfen von Borup 3, Raum 3 u n d 2 [II]732. Ihre Rückseite wird vom Stabpanel der Innenwand gebildet, die zwei Seitenwangen ebenfalls aus Stabplanken auf einem Holzsockel. Oben ist der Ofen geschlossen, Lehmpacken verhindern dort den Rauchaustritt. Zentralherde in Form von einfachen Gruben kommen zum Teil in Räumen mit Kuppelöfen vor - sie haben sicher andere Funktionen. Nur sehr wenige mittelalterliche Wirtschaftsbauten sind bisher publiziert. Es handelt sich um kleinere rektanguläre Häuser mit schweren Wandpfosten, im wesentlichen einräumig (Vorbasse LXXXIX

1181], Bulagergärd 4, 5 [14], Borup Dreschplatz

[11], Poghej

II [123]). Ihre Wände sind insgesamt ebenso variabel konstruiert wie bei den Wohnhäusern; Ständerbohlenbauten mit Mesulapfosten oder auch ganz ohne Innenpfosten sind belegt. In ihrer Funktion sind die Nebengebäude bis auf Vierpfostenspeicher 7 3 3 ungedeutet. Nur im Fall von Nßdskov Hede [111] lassen sich angeblich vom Wohnkomplex getrennt stehende Ställe nachweisen; u. a. wird ein Raum mit offener Giebelseite (Haus II) als Schafstall interpretiert. Der Übergang von den aufgeführten Gerüstkonstruktionen zum weniger Holz verbrauchenden Fachwerkbau gänzlich ohne Innenpfosten, mit in Gefache geteilten Wandflächen, die zusätzlich horizontal aufgeteilt sind, läßt sich im ländlichen Bereich bisher nicht verfolgen, auch wenn die zum Teil sehr regelmäßige Stellung eingegrabener Wandpfosten eine frühe Aufteilung in Fache nahelegt 734 . Beobachtungen zu Vorformen des Fachwerkbaus liegen jedoch aus frühen Stadtanlagen seit dem fortgeschrittenen 11. Jh. vor, beispielsweise in Viborg und Kege735. Bis Ende des 731 732 733 734 735

N0dskov Hede I, IV [Uli, Krusegärd STEENSBERG 1983b. B e i s p i e l s w e i s e Vorbasse LXXXVIII B e i s p i e l s w e i s e in Nr. Farup 2 [107], Hampegärd [52], Bulagergärd [14]. LEVIN NIELSEN 1969, L. PEDERSEN

[8Ί], Astrup [181], Astrup 1982.

II [184],

II 1184], Vorbasse LXXXIII

[181],

184

II. Der Hausbau in Skandinavien

13. Jhs. werden die Wandpfosten von Fachwerkbauten häufig noch eingegraben, die zwischenliegenden Gefache mit Lehmflechtwerk zuerst direkt in den Boden, etwa seit dem 13. Jh. dann zunehmend auch auf Holzschwellen gesetzt 736 . Die Wandfüllung selbst besteht am häufigsten aus Flechtwerk, seit Ende des 13. Jhs. vor allem auch aus Ziegel 737 . Erst im Lauf des 14. Jhs. werden Pfosten und Gefache auf eine durchlaufende Holzschwelle über einem Steinsockel gesetzt 7 3 8 . Seit dem 15. Jh. läßt sich die zusätzliche Vertikalaufteilung der Fächer nachweisen, d. h. das Wandstück zwischen zwei Wandpfosten wird über dem Erdboden durch den Riegel - eine waagrechte Verbindung von Pfosten zu Pfosten - verstärkt, die Längsversteifung des Hauses wird nun durch Schwelle, Rähm und zwischenliegende Riegelhölzer gewährleistet. Das Riegelwerk hängt u. a. mit der Einführung von Fenstern zusammen 7 3 9 , sicher aber auch mit zusätzlicher Standsicherung nach dem Wegfallen der direkt in den Boden gesetzten Wandpfosten. Norwegen

Die Anzahl der Fundorte dieser Zeit ist klein und regional sehr ungleichmäßig verteilt; die Typenvielfalt hat sich gegenüber der Wikingerzeit nicht verringert. Die Mehrzahl der Gebäudegrundrisse ist rektangulär, die Grundfläche entspricht noch den Verhältnissen der vorausgehenden Epoche. Innenpfosten treten in der Regel nicht mehr auf. Damit setzt sich die seit der Wikingerzeit dokumentierte Entwicklung fort; das Festhalten an der eisenzeitlichen Raumaufteilung des Langhauses bleibt dabei aber im wesentlichen gewahrt. Kleinfunden nach zu urteilen reicht in Rogaland ein kleiner Teil der traditionellen dreischiffigen Konvexbauten mit Steinwandisolierung noch ins Mittelalter (Oma [259], Birkelandstelen 1,2 [194], Krägeland 2 [233]); so auch das im Inland gelegene, noch dreischiffige, bereits aber rektanguläre Gebäude von Skarg [270] in Aust-Agder. In Rogaland und Hordaland bleibt mehrheitlich vom 12. bis 14. Jh. zumindest die Kombination von Holzinnenwand und Steinmauer erhalten, wenn auch die Innenpfosten hier vollständig fehlen und der Grundriß streng rektangulär ist 736 737 738 739

Store Valby 17, II Β [1531 K0ge (L. PEDERSEN 1982), Smerup, Smerup sn v Seeland (STIESDAHL 1979). Hejtiinge C 154]. LEVIN NIELSEN 1969.

185

9. Mittelalter

(Hanaland 1 [214], Birkeland 4, 5 [193], Heybeen Valldalseter I [255]).

I, II [225],

Nordre

Ein anderer Gebäudetyp, belegt v. a. im Inland, aber auch an der Außenküste Süd- und Westnorwegens und zusätzlich in Telemark und Oppland, wird nicht zusätzlich isoliert (Lurekalven I, II [241], Birkelandstelen IV/Stelsletten [194], Hovden I [220], Vestre Nape II [296], Gilberg [206], Trondenes [287]). Die H o l z w ä n d e ste-

hen hier auf einem Steinsockel, der als Unterbau wohl für eine Ständerbohlen- oder eine Stabkonstruktion angesehen wird, obwohl nach älterer Forschungsmeinung gerade derartige Steinreihen als Indiz für Blockbau gewertet wurden 740 . Für beide Typen den Steinwand- wie den Steinsockelbau - gilt, daß die Grundfläche durchschnittlich etwa 11-23 χ 5-7 m beträgt; die reinen Holzbauten sind dabei kürzer als die steinwandisolierten. Innere Dachpfosten fehlen durchgehend; Details der Dachkonstruktion sind teilweise aber zu erschließen: es handelt sich um die üblichen Sodendächer mit Birkenrindenisolierung, augenscheinlich ab und an mit Steinen beschwert 741 . Die gefliesten Eingänge liegen wie gewohnt in der Langseite nahe eines Giebels, daneben gehäuft auch etwa in der Hausmitte 742 , verbunden mit einem eigenen Gangbereich. In den meisten Fällen lassen sich drei bis vier Räume unterscheiden; die Trennwände stehen auf Steinreihen oder sind an Bodenschlitzen für stehende Plankenwände kenntlich. Ausgrenzbar sind zentral der im Durchschnitt zweigeteilte Wohn-Aufenthaltsbereich mit Feuerstelle, seitlich anschließend meist ein kleinerer Vorrats-/Speicherraum mit separatem Eingang. Die Fußböden bestehen immer noch aus gestampfter Erde; Teile von Holzdielen über querliegendem Rundholz sind in Trondenes bewahrt, Holzplanken unter Umständen in Vestre Nape II. Ganz deutlich liegen die meisten Feuerstellen auch hier im Wand- oder Eckbereich einzelner Räume, gebaut aus Bodenund kantgestellten Seitenplatten, 2-3 m2 groß und zum Teil kombiniert mit einer Glutgrube. Als Besonderheit ist ein Keller zu nennen 743 . Hervorzuheben ist das unterschiedliche Bodenniveau in d e n R ä u m e n v o n Nordre

Valldalseter

I, Lurekalven

und

Hovden II. Wahrscheinlich wird so die Neigung des Untergrunds 740 741 742 743

So b e i s p i e l s w e i s e GRIEG 1938 für Gilberg 1206], PETERSEN 1936 für landstelen IV/St0lsletten 1194]. V e r g l e i c h e d a z u S. 195f. MARTENS 1973:37. H0yb0en I [225], Birkelandstelen IVj Stelsletten 1194], Hovden 1 [220], auch Birkeland 5 [193]. Gilberg [206] (GRIEG 1938).

Birke-

wohl

186

II. Der Hausbau in Skandinavien

ausgeglichen, im Gegensatz zum eisenzeitlichen Haus, dessen Boden dem Hanggefälle ohne Stufenbildung folgt 744 . Mit nur zwei Fundorten belegt treten die isolierte wie die unisolierte Wandkonstruktion auch nördlich der besprochenen Gebiete in Troms und Trondelag auf (Mj0lvik [246], Mosetet [250]). Allerdings sind die Grundrisse dort nicht zeitgleich, Mosetet datiert ins 11./12. Jh., Mjelvik gehört in das 14./15. Jh. Beide unterscheiden sich durch ihre Raumanzahl von Gebäuden in Süd- und Westnorwegen: es lassen sich jeweils nur zwei Räume neben dem auch hier etwa mittig gelegenen Eingangsbereich ausgrenzen. Der Wohnbau von Mjßlvik 1 wird durch eine Steinmauer in Schalkonstruktion isoliert; die eigentliche tragende Holzwand ist in Stabbautechnik aufgeführt - der Zwischenraum ist hier mit ca. 1 m bemerkenswert breit. Vom Walmdach sind Sparrenreste erhalten. Dieses Dach ist mit unterschiedlichem Material gedeckt: über dem Vorraum nur mit einer Haut aus Birkenrinde und Soden, mit Soden und Rinde auf einer Unterlage aus Holzplanken über dem zweiten Raum 745 . Die geflieste Feuerstelle liegt noch zentral im Wohnbereich mit Erdboden; es finden sich Anzeichen dafür, daß der Holzrahmen des Rauchlochs über dem Herd mit Lehm verputzt war. Der Fußboden des anderen Raums ist steingefliest. Gegen Ende des Spätmittelalters wird das Haus mit kleinen Anbauten in Blockbauweise an der Langseite erweitert. In Mosetet dagegen liegt ein unisolierter Holzschwellenbau ohne Steinsockel vor; die Schwellen ruhen deutlich nur auf Ecksteinen. Auch hier zeigen die Räume unterschiedliches Bodenniveau. Unter den vorgeführten Hausgrundrissen zeichnet sich ein interessanter, wohl zeitbedingter Strukturunterschied zwischen Nord- und Südwest-/Südnorwegen ab: obwohl Stallabteile nur in Ausnahmefällen zu belegen sind 746 , gehören die Steinwandwie die Steinsockelbauten der südlichen Landesteile mit ihren drei bis vier Räumen noch eher zum eisenzeitlichen Typ des Langhauses, während hier zumindest im Fall von Mjelvik die Funktionen des Langhauses auf Einzelgebäude verteilt wurden. Diesem Typ der Hofkonstellation läßt sich im Süden gerade noch Lurekalven zuweisen, obwohl hier die Raumanzahl größer ist. Zu diesem Strukturmuster paßt ferner die Anlage von Vesle Hjerkinn [294] mit dem ebenfalls nur zweiräumigen Wohnbau 744 745 746

Siehe jedoch auch S. 199. STAMS0 MUNCH 1976:109, P. SIMONSEN 1956:103f. H0yb0en I [225], u. U. auch Hovden I [220],

9. Mittelalter

187

III, datiert ins 11./12. Jh. Hier sind die Anzeichen für Blockbau besonders stark, da Spuren eines eckverkämmten Schwellensockels aus Kiefernholz erhalten sind. Im Hauptraum findet sich eine zentrale Feuerstelle, daneben ein Eckherd, ferner Reste einer 1,5 m breiten, 30 cm hohen Erdbank an drei Seiten des Raums, augenscheinlich ohne Holzverkleidung. Das Hausinnere zeigt damit eine völlig andere Einrichtung als bisher beschrieben: einen Raum mit Eckherd und an drei Seiten umlaufenden Bänken. Von Raumaufteilung und Einrichtung her handelt es sich hier um eine Stube 7 4 7 . Eine von der Siedlungsform her abweichende Gruppe nordnorwegischer Gehöftanlagen ist viel umfangreicher, aufgrund nur kleiner Grabungsflächen liegen aber bisher keine Detailbeobachtungen zur Hauskonstruktion vor. Diese Höfe liegen auf Wohnhügeln ähnlich denen der Älteren Eisenzeit Jütlands, sie sind hauptsächlich verbreitet im äußeren Küstengebiet von Nordland und Troms 7 4 8 . Sie reichen hier zum Teil in die Völkerwanderungszeit zurück; teils entstehen sie in der Wikingerzeit 7 4 9 , gehäuft erst zwischen 14. Jh. und der 2. Hälfte des 16. Jhs. Die Besiedlung bricht in den meisten Fällen im 19. Jh. ab 7 5 0 . Der Durchmesser der Anlagen beträgt im Durchschnitt 50 bis 60 m, die Höhe 2-4 m, sie kann aber auch bis auf 7 m anwachsen. Ihre Entstehung wird durch stetes Anhäufen von Abfall und dem Sodenmaterial der Wände immer neu übereinandergebauter Häuser erklärt 7 5 1 . Die Lage der Wohnhügel und ihr Fundspektrum machen wahrscheinlich, daß hier speziell Fischer siedelten, allein oder mit weiteren Familien zusammen. Viehzucht und Ackerbau spielen nur eine geringe Rolle 7 5 2 , das Hauptgewicht liegt auf den Absatzmöglichkeiten im Exporthandel mit Trockenfisch, der seit dem ausgehenden Spätmittelalter in Norwegen eine große wirtschaftliche Rolle spielt 753 . Für alle Fundorte Norwegens gilt, daß kleinere Nebengebäude kaum zu beobachten sind. Konstruktionsmäßig herrscht bei den 747 748 749 750 751 752 753

Siehe S. 197f. Vergleiche etwa EGEN^S LUND 1957, STAMS0 MUNCH 1966, 1973, BERTELSEN & URBANCYK 1985, DAHL BRATREIN 1988. Beispielsweise Grunnfarnes, Senja und Heggett, Harstad in Troms (STAMS0 MUNCH 1966,1965, BERTELSEN 1973, HOLM-OLSEN & BERTELSEN 1973). P. SIMONSEN 1970:19. HOLM-OLSEN 1983, BERTELSEN 1984, 1979a/b. HOLM-OLSEN 1981, BERTELSEN 1979a/b, 1989. P. SIMONSEN 1956, HOLM-OLSEN 1981.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

w e n i g e n A u s n a h m e n (durchschnittlich 5-7 χ 4-6 m groß) die Steinwandisolierung bzw. wohl auch die Steinwand allein vor (Hanaland 2 [214], Mjelvik 2-4 [2461 Smävägene [274], Veey [297]); daneben gibt es einige Bauten mit H o l z w a n d (Hovden II [220], Lakabe [243], Lurekalven III [241]). Über die Funktionen ist wenig bekannt; beobachtet w u r d e häufig eine Herdgrube, in Läkabe u n d Hovden II sogar mit einem Zugkanal. Alle diese Nebengebäude sind vom Giebel her zu betreten. Ställe unter den Wirtschaftsbauten sind nur in Mjelvik gesichert: in einem Fall liegt ein zweiräumiger Grundriß vor; hier ist die Holzwand nur im Stallbereich mit einem zusätzlichen Steinwall isoliert. Es gibt seltsamerweise Anzeichen f ü r einen Holzfußboden, unter ihm eine Jauchegrube mit Abflußrinne unter einer Hausecke nach draußen. Der anschließende unisolierte Raum wird als Melkraum gedeutet. Ein weiterer Stall (für Schafe) mit 1,5 m mächtiger Steinmauer weist ebenfalls einen H o l z b o d e n über der Jauchegrube auf. Dazu k o m m t ein Küchenhaus mit Steinmauer, für dessen Gerüst auch ein Walknochen verwendet wurde. Abgegrenzt vom Hofplatz ist eine u m z ä u n t e , grasbewachsenene Fläche, gedeutet als Viehpferch. Etwas abseits steht eine Schmiede mit unisolierter Holzwand. Schweden Für Schweden ist die Quellenlage außerhalb der f r ü h e n städtischen Siedlungen wesentlich schlechter als zur Wikingerzeit, bedingt v. a. d u r c h die vorherrschende W a n d k o n s t r u k t i o n mit Steinsockeln als Unterbau. Die Weiterentwicklung von der eisenzeitlichen Bauweise her läßt sich gerade nur in Uppland u n d auf Gotland verfolgen, in anderen Landschaften zeigen sich neue Konstruktionen dem heutigen Fundbild nach gleichsam unvermittelt. Deutlich bleibt bis zum Ende des betrachteten Zeitraums die nur in Schweden dominierende Funktionsaufteilung eines Hofes auf mehrere kleine Häuser; mehr als zwei Räume unter einem Dach finden sich k a u m mehr. Der frühe mittelalterliche H a u s b a u weicht mit diesen durchwegs kleinflächigen Bauten (4 bis 12 χ 5-7 m) stark von den gleichzeitigen Funden in Dänemark u n d Norwegen ab. Diese Aufteilung des eisenzeitlichen Langhauses in Einzelgebäude wird gerne mit der Einführung der Block-

9. Mittelalter

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bautechnik verbunden 7 5 4 . Dabei erklärt man die kleinere Seitenlänge der Häuser mit der Durchschnittslänge der zum Bau verwendeten Nadelholz-Stämme, die AufStückelung des Langhauses selbst dadurch, daß mit liegenden Stämmen oder Balken begrenzter Länge nicht ebenso lange Wände errichtet werden könnten wie in Stab- oder Ständerbohlenbauweise. Von Ängermanland und Hälsingland liegen Grundrisse vor, die als Fundamente für Blockbauten gedeutet werden, datiert ins 12. bis 14. Jh. (Gene III [331 ], Kyrklägdan A [357], Kyrkbyn [356], Björka [313]). Die Holzwände stehen dabei überwiegend auf einem Steinsockel. Vom Hausinneren ist kaum eine Struktur erhalten; lediglich Eckherde bzw. Ecköfen aus Feldsteinen lassen sich nachweisen, dazu in Gene III an zwei Seiten des Gebäudes Erdbänke. Blockbauten ohne Steinsockelunterbau sind aus Kyrkbyn bekannt. Die annähernd quadratischen Gebäude dort besitzen möglicherweise zur besseren Isolierung - eine doppelte Holzwand, dazwischen eine Sandfüllung. Räume mit Eckfeuerstelle aus Stein und mit Erdbänken, zum Teil mit einem Vorraum, werden als Wohnbauten, Gebäude ohne Herd als Vorrats-/Speicherhäuser angesehen. Ein Wohnstall ist nur in Kyrklägdan A nachgewiesen; er wird ans Ende des 14. Jhs. gestellt. Die mit 31 m ungewöhnliche Länge dieses Blockbaus erklärt sich wohl durch das Zusammensetzen von mindestens zwei Hausteilen 7 5 5 , die sich durch ihre Spuren im Boden unterscheiden: im Wohnteil im Westen finden sich vor dem Steinsockel ein Fundamentgräbchen und Reste von Lehmbewurf 7 5 6 , im Stallteil im Osten nur ein Steinsockel. Beide Bereiche sind durch Trennwände in Gräbchen voneinander abgeteilt, wahrscheinlich mit einem Eingangsraum d a z w i s c h e n 7 5 7 . Der Wohnteil wiederum scheint weiter in Wohn- und Vorrats-/Arbeitsbereich untergliedert zu sein. Reste von Birkenrinde deuten auf ein Sodendach zumindest über diesem Abschnitt des Hauses. Dieses Beispiel belegt, daß augenscheinlich doch auch längere Gebäude in Blockbauweise errichtet 754

755 756 757

STIGUM 1946, KLOSTER 1938, ERIXON 1947. Auf konstruktive Details wird hier nicht eingegangen; verwiesen sei v. a. auf die Arbeiten von ERIXON 1937, VRE IM 1938, PHLEPS 1942. OLAUSSON 1985:41. Siehe S. 196. Diese Raumaufteilung erinnert an den nicht sehr deutlichen, unrekonstruierbaren Grundriß von Lövsäs 13651 in Jämtland, der ins 13. Jh. gehört.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

werden können, allerdings nicht mit in einem Stück durchgehenden Wänden. In Mittel- und Südschweden finden sich bisher allem Anschein nach keine so frühen Belege für Blockbauten 7 5 8 . Von Uppland läßt sich mit dem mittelalterlichen Teil der Hofanlage von Skäggesta [392] von der Wikingerzeit her deutlich die Abfolge vom drei- zum einschiffigen Bau aufzeigen. Steinsockel fehlen; Wandpfostenlöcher werden als Anzeichen einer Ständerbohlenkonstruktion gedeutet 759 . Der Grundriß von Gebäude XIV ist nicht exakt rektangulär wie sonst in dieser Epoche, im Ostteil des Hauses sind die Längswände ganz schwach konvex. Außerhalb des städtischen Bereichs sind in Schweden nur noch Bauten einer Burganlage des 11.-14. Jhs. in Östergötland untersucht: kleine rechteckige Häuser, giebelseitig in Reihen zusammengebaut, Haupt- und Nebengebäude angeordnet um einen freien Platz (Ringstad, Hausgruppe I, II [386], SvintunajBodaviken [403]). Die Häuser von 5-10 χ ca. 5 m Grundfläche zeigen Fundamente aus Steinreihen, der Überbau scheint zu einem kleinen Teil aus Flechtwerk, sonst aus Holz zu bestehen 7 6 0 . Die steingefliesten Eingänge liegen teils in einer Längs-, teils in einer Giebelseite. Große Herdstellen finden sich in Wand- oder Ecklage, kleine rundliche Herdgruben auch an anderen Stellen im Hausinneren. Die Fußböden bestehen zum Teil aus Lehm und Kies, zum Teil auch aus Holzplanken. Ständerbohlenbauten sind seit dem Übergang zum Mittelalter auf Öland in der befestigten Anlage von Eketorp III 1324] nachgewiesen, wiederum in radialer Anordnung wie die Steinbauten der Völkerwanderungszeit, angelegt um einen freien Platz. Anders als auf Gotland - vielleicht auch anders als im öländischen Gehöft außerhalb des Ringwalls - sind neben einzeln stehenden, kleinen Holzhäusern einräumige Gebäude zu einer Raumflucht zusammengebaut, die durchschnittlich vier Einheiten von 2 bis 4 χ 3-6 m Seitenlänge umfaßt und 15-21 m lang werden kann. Die Fundamente der insgesamt noch etwa 135 erhaltenen Einheiten in Eketorp bestehen aus einer Lage von Kalksteinplatten über der gesamten Grundfläche, an den Außenkanten behauen, oder lediglich aus Steinreihen in Sockelform. Der Holzüberbau wird als 758 759 760

BOETHIUS erwähnt jedoch Holzfragmente von Blockbauten des 11./12. Jhs. in Dalarna (1927). GÖTHBERG 1989:71. Der Ausgräber zieht v. a. Blockbauweise in Betracht.

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Ständerbohlenkonstruktion mit gerade aufgehendem Giebel und Strohdach interpretiert 761 ; Blockbau oder Stabwerk kommen nicht in Frage, da der Bedarf an großen Mengen gerade gewachsenen Holzes während des frühen Mittelalters auf Öland nicht gedeckt werden konnte 7 6 2 . Einige Trennwände sind im Hausinneren zu beobachten, ohne daß verschiedene Funktionen zu erschließen wären. Feuerstellen fehlen durchwegs, obwohl nur wenige Anzeichen für Holzböden neben der sonst üblichen Steinfliesung ausgemacht werden konnten. Stattdessen ließ sich ein Haus ausgegliedern, das mit einer nahezu 3 x 3 m messenden Herdstelle ausgerüstet wohl eine Gemeinschaftsküche für den gesamten - feuergefährdeten - Häuserkomplex der Anlage darstellte 763 . Der Hausbau Gotlands präsentiert sich als Weiterentwicklung wikingerzeitlicher Konstruktionen. Weiterhin werden kleine, ein- bis zweiräumige Holzbauten in Ständerbohlenbauweise ohne Innenpfosten errichtet, während des 12. Jhs. v. a. wohl in Nebengebäuden. Zuerst setzt man steinverkeilte Wandpfosten noch direkt in den Baugrund; während des 13./14. Jhs. werden dann überwiegend Wandständer und Schwellriegel auf Steinsockeln benutzt (Fjäle 2, 3 [327], Bürge 3 [320], Hellvigs 3 [343]).

Der H a u s e i n -

gang liegt bei einräumigen Bauten nach wie vor im Giebel, sonst auch in der Mitte der Langseiten mit eigenem Eingangsraum wie in Norwegen. Herdstelle und Ofen aus Feldstein rücken hier ebenfalls in die Ecke. Dachpfosten sind nicht nachweisbar, der Dachstuhl ruht bereits großteils auf der stabilen Wand; doch können auch Seitenpfetten im gerade aufgehenden Giebel verankert sein 7 6 4 . Als Übergangsformen der Bauweise zwischen 12. und 13./14. Jh. sind Häuser mit Holzsockel auf einer Steinreihe anzusehen, die in regelmäßigen Abständen Spuren von Pfostenlöchern zeigen (Annelund [309]). Nebengebäude lassen sich in Schweden kaum ausgrenzen, da sie von der Grundfläche her nicht mehr markant vom Wohnbau abweichen. So sind ζ. B. keine separaten Ställe bekannt. Als Nebengebäude sicher bestimmbar ist lediglich der 10 x 7 m große Bau von Kyrklägdan D [357]; hier sind von der Wand Spuren zum Teil steinverkeilter Pfostenlöcher erhalten. Ein zentral gelegener Ofen aus Steinplatten und mehrere Herdgruben sowie v. a. 761 762 763 764

Vergleiche die Rekonstruktion bei WEGRAEUS 1974:12. BORG et al. 1976:170. BORG et al. 1976:183-185. CARLSSON & PETTERSSON 1979:163.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Funde von Knochenresten lassen an ein Koch- oder Schlachthaus denken 7 6 5 . Fachwerkkonstruktion ist seit dem 13. und 14. Jh. - so der Grabungsbefund bisher - nur im städtischen Bereich Südschwedens nachzuweisen, stets noch mit erdgegründeten Wandpfosten und Gefachefüllungen aus Flechtwerk, seltener aus Ziegel über zwischenliegenden Holzschwellen 766 . Riegel in den Fächern lassen sich erst spät belegen 767 . b.

Gehöftstruktur Dänemark

Wo Nebengebäude aufgedeckt wurden, läßt sich zeigen, daß Wohn- und Wirtschaftsbauten um einen hofartigen Platz angelegt sind. Zwei bis drei Gebäude parallel zueinander (Vilslev [178], Nedskov Hede [111]) oder im Winkel gestellt (Bulagergärd [14], Pebringe II/III [122], Nr. Farup [107]) kommen häufig vor; seltener werden Wohnhäuser an den Giebeln zusammengebaut. Gebäudekonstellationen mit drei oder vier Flügeln, wie sie heute noch vorzufinden sind, entstehen wohl erst im 16./17. Jh. Nach wikingerzeitlichem Muster befindet sich der Stall meist in einem separaten Bau, nicht länger mit den Wohnräumen unter einem Dach. Grubenhäuser sind nicht mehr zu beobachten, wohl aber quadratische Vierpfostenspeicher (Bulagergärd [14], Vorbasse [181], Hampegärd [52], Margrethehäb II [98]). Zuordnungsbare Umzäunungen wurden bisher erst in Vorbasse und Bulagergärd registriert, dort sind auch jetzt wie zur Wikingerzeit Nebengebäude entlang des Zaunes aufgestellt. Insgesamt gesehen hat die Wanderbewegung dänischer Dorfanlagen im Übergangsbereich zwischen Wikingerzeit und Mittelalter aufgehört. Großräumige Untersuchungen in verschiedenen Gebieten Dänemarks 7 6 8 zeigen, daß in dem Zeitraum zwischen 10. Jh. und Anfang des 12.Jhs. die überkommene Struktur der 765 766

767 768

OLAUSSON 1985:41. Lund, Ulla Fiskaregatan 1, St. Clemens-Viertel 4 (SANDBLAD 1949:90-93, BLOMQVIST 1951:343-348); Malmö, von-Conow-Viertel, Neptun-Viertel (ROMBERG 1982); Halmstad, Hjärtat-Viertel, Phase 2 (LINDH 1978). 15. Jh.: Lund, Store Torregatan 28 (BLOMQVIST 1951:347). Fünen: GR0NGAARD JEPPESEN 1981, 1979, Seeland: HEDEAGER 1982, H E DEACER et al. 1982, Lolland, Falster: HEDEGAARD-ANDERSEN 1983.

9. Mittelalter

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Dorfanlagen aufgegeben, etwa die Hälfte der Gehöfte verlassen und um meist geringe Entfernung verlegt wird. Der Neuaufbau geschieht nach einer übergeordneten Aufgliederung: dabei wird das Dorf im Zentrum der Anbauflächen piaziert, jedem Hof ein bestimmtes Wohn- und Wirtschaftsareal je nach Größe und Besteuerung zugewiesen. Der unterschiedliche Flächenanteil kann anhand der Umzäunungsspuren festgestellt werden 7 6 9 . Das erschließbare Maßsystem dieser Regulierung spiegelt dabei eine übergeordnete Instanz und Planung 770 ; es läßt sich bereits seit dem 11. Jh. beispielsweise in der Westsiedlung von Vorbasse 1181] oder in Ottestrup [119] erkennen 771 . Mit der Regulierung enden die Wanderbewegungen der Dorfanlagen. Augenscheinlich erfolgt diese Umstrukturierung jedoch nicht nach starr einheitlichem Muster, unter Umständen richtet sie sich nach regional verschiedenen Gegebenheiten, denn einige Siedlungen werden beispielsweise überhaupt nicht verlegt 772 . Obwohl flächendeckende Untersuchungen bisher erst punktuell erfolgen konnten und beispielsweise der Bodenqualität der erfaßten Gebiete noch zu wenig Beachtung geschenkt wurde 773 , sieht man die Hauptgründe dieser übergeordnet geregelten Umstrukturierung v. a. vor wirtschaftlichem Hintergrund: der Einführung der Mehrfelderwirtschaft als Maßnahme gegen Bodenverschlechterung, notwendig geworden durch erhöhten Bevölkerungsdruck, damit verbunden der Notwendigkeit intensivierten Ackerbaus 774 und der Ausweitung bestellbarer Flächen 775 . Wie das überregionale Auftreten der Umstrukturierung in Skandinavien andeutet, müssen diese Maßnahmen sicher jedoch u. a. auch im Rahmen politischer und kirchenrechtlicher Faktoren gesehen werden. Der jeweilige

769 So etwa für Trabjerg [162], Vorbasse [181], Gammelby-Esbjerg [39]. Weitere Beispiele bei L.C. NIELSEN 1981c:6. 770 L.C. NIELSEN 1981c:6, S. HVASS 1984b: 109, PORSMOSE CHRISTENSEN 1979. 771 S. HVASS 1984:105, HOLM & NIELSEN 1984:69. 772 Etwa Okholm (BENCARD 1969), Hostrup (STOUMANN 1979). 773 CALLMER 1986:168. 774 GR0NGAARD JEPPESEN 1981:156. PORSMOSE CHRISTENSEN sah diese Entwicklung noch an die agrartechnische Neuerung des Räderpflugs mit Streichbrett gebunden (1977), die schon seit den dreißiger Jahren zur Erklärung herangezogen worden war. Diese Pflugart ist in Dänemark jedoch schon seit dem 8. Jh. bekannt (CALLMER 1986:179), ohne bereits so früh eine wirtschaftliche Umstrukturierung bewirkt zu haben. 775 PORSMOSE 1988:229, BIRKEBaeK 1982b:24f.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

Stellenwert dieser unterschiedlichen Voraussetzungen ist heute noch nicht zu beurteilen. Norwegen Nebengebäude lassen sich nun insgesamt häufiger im Gehöftkomplex nachweisen als während der Jüngeren Eisenzeit, Grubenhäuser fehlen wie bisher. Ställe zusammen mit Wohnräumen unter einem Dach finden sich ebenso selten wie separate Ställe, die nur in zwei Fällen bekannt sind - jeweils kombiniert mit einer Scheune bzw. einem Melkraum 7 7 6 . Wohnbauten und Wirtschaftsgebäude können zum Teil im Winkel zueinander aufgestellt sein und so kleine, manchmal geflieste Hofplätze bilden (Mjelvik 1246], Sand [264]). Daneben gibt es auch die Anordnung von Gebäuden parallel zueinander, getrennt durch einen schmalen Zwischenraum (Heybeen [225], Lurekalven [241]). Beobachtungen zum Einzäunungssystem fehlen seit der Völkerwanderungszeit; nur im Fall von Heybeen ließ sich für das 12./13. Jh. sehr undeutlich eine Binnenwiese mit Spuren einer SteinwallUmgrenzung festmachen 777 . So muß völlig unklar bleiben, wann der Übergang von der Gehöftstruktur der Älteren Eisenzeit zum historisch belegten Gehöft Norwegens mit der großen, durch Steinmauer und Viehtrift abgegrenzten Binnenwiese und zahlreichen kleineren Wohn- und Wirtschaftsbauten gesammelt an einer Stelle stattfindet. R 0 N N E S E T H knüpft das Entstehen dieser Struktur an organisierte wirtschaftliche Veränderung mit intensiviertem Ackerbau, die eine Siedlungskonzentration mit sich bringt 7 7 8 ; sie soll etwa um 1200 eintreten. M Y H R E setzt den Zeitraum dafür zwischen das Ende der Wikingerzeit bis zum Auftreten der Schwarzen Pest in Norwegen im Jahr 1349 779 . Schweden Nebengebäude sind unter den spärlichen mittelalterlichen Hausresten kaum bekannt; über Gehöftstrukturen lassen sich so keine Aussagen treffen. In Jämtland ist eine Zweiflügelanlage registriert, die wohl einen Hofplatz abgrenzt 7 8 0 . Vierseitgehöfte kommen 776

777 778 779 780

Lurekalven III [241], Mjelvik [2461. Vergleiche KALAND mit Berechnungen zur Viehanzahl in Lurekalven und Heybeen 1225] (1987:186). Sie rechnet jeweils mit 10-20 Rindern und etwa 25 Schafen. RANDERS 1978:41, Abb. 1. R0NNESETH 1966. MYHRE 1974a:40. Kyrklägdan [357].

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auch in Schweden allem Anschein nach vor dem 16. Jh. nicht vor. Abgesehen von Schonen 7 8 1 liegen nur wenige Flächengrabungen vor, die das Verhältnis von wikingerzeitlichen zu frühen mittelalterlichen Dorfanlagen beleuchten können. Untersuchungen im Gebiet von Gärdlösa und Hagestad haben gezeigt, daß in etwa der Hälfte der Fälle keine Kontinuität zwischen Wikingerzeit und Mittelalter nachweisbar ist 7 8 2 . Siedlungen der Wikingerzeit finden sich hier in größerer Zahl als während des frühen Mittelalters, möglicherweise ist in diesem Bereich mit einer regulierenden Zusammenlegung von Dorfstrukturen zu r e c h n e n 7 8 3 . Ähnlich den Ergebnissen der dänischen Forschung wird die Verlegung und Regulierung von Dörfern mit technologisch-wirtschaftlichen Veränderungen, aber auch mit politischen Konstellationen, nicht zuletzt mit der Einführung des Kirchenrechts begründet 7 8 4 . Die Umstellung auf Mehrfelderwirtschaft 7 8 5 , die in die ausgehende Eisenzeit zurückreichen dürfte, könnte auch Anlaß zu einer Veränderung der Struktur im Einzelhofbereich sein, die sich zumindest für Gotland belegen läßt: dort scheinen Gebäude versetzt zu werden, um mehr Anbaufläche zu erhalten 7 8 6 . c.

Blockbau

Seit der Wikingerzeit, verstärkt mit dem beginnenden Mittelalter, häufen sich Hinweise auf Hauskonstruktionen in Blockbauweise, also mit Wänden aus liegenden, eckverkämmten Stämmen und mit Dächern, die ohne Abstützung durch Innenpfosten auf Pfetten ruhen, die in den gerade aufgehenden Giebelwänden verankert sind. Allerdings finden sich in schwedischen und norwegischen Grabungsberichten mindestens seit Beginn der Römischen Eisenzeit ab und zu Angaben über Gebäude oder Beschreibungen 781

Gärdlösa, Hagestad, Valleberga, Hötofta (STJERNQUIST 1981, SKANSJÖ 1983). 782 STJERNQUIST 1981, CALLMER 1986. 783 CALLMER 1986:171. 784 Zum Beispiel für das Mälargebiet: HYENSTRAND 1974, SPORRONG 1971; für Schonen: CALLMER 1986; für Östergötland: WIDGREN 1983:13. 785 Für Teile Ostschwedens ist Zweifelderwirtschaft nachgewiesen, ζ. B. für Östergötland: WIDGREN 1983:124; für das östliche Mittelschweden: SPORRONG 1971:203. 786 CARLSSON 1979:40, 147.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

von Grabkammern bzw. Brunnenfassungen, die eventuell in Blockbauweise errichtet sein könnten. Indizien dafür sind im Hausbau in erster Linie Steinsockel und Stücke gebrannten Lehmbewurfs mit dreieckigem Querschnitt, gedeutet als Dichtungsmaterial zwischen den liegenden Stämmen 7 8 7 . Dabei scheint sich zu ergeben, daß die Blockbauweise in Skandinavien keine Neuerung der Übergangszeit Wikingerzeit/Mittelalter ist, sondern weit in die Ältere Eisenzeit zurückreicht. Doch ist dabei zu betonen, daß weder dreieckiger Lehmverputz noch Steinsockel als völlig eindeutiger Nachweis anzusehen sind; K. ANDERSSON verweist auf die Möglichkeit, daß der Verputz auch von einem Rauchfang stammen und daß der Steinsockel natürlich auch Unterbau für Lehmflechtwerk oder Holzkonstruktionen aus Planken/Bohlen sein kann 7 8 8 . Ganz stark spricht gegen ein so frühes Auftreten von Blockbauten ferner, daß mit Ausnahme von Tibbie 1406] 7 8 9 in allen Grundrissen, die angeblich mit liegenden Stämmen konstruiert sind, zwei Reihen von Dachständern vorkommen, was beim Blockbau nie zu beobachten ist. Sicher nachweisbar ist diese Konstruktion in jedem Fall erst mit Funden von eckverkämmten Stämmen, die in mehreren Umgängen übereinander erhalten sind, um sie deutlich etwa von einem Schwellenkranz unter einer sonst ganz anders konstruierten W a n d unterscheiden zu können. Derartigen Funden nach m u ß das Konstruktionsprinzip des Blockbaus spätestens zu Beginn der Wikingerzeit zumindest in Südskandinavien bekannt gewesen sein, wie beispielsweise Verstrebungen im Balkenwerk der Wallanlage des Danevirke I in Südjütland zeigen, dendrodatiert mit 737 n. C h r . 7 9 0 , oder das Totenhaus auf dem GokstadSchiff von ca. 900 n. C h r . 7 9 1 . Hier wird nicht auf die Frage eingegangen, woher der Impuls zur Einführung des Blockbaus in Skandinavien stammt und auf welchem W e g er sich dort verbreitet hat; gängiger Auffassung nach ist diese Konstruktion von slawisch besiedeltem Gebiet eingeführt 7 9 2 . Im Hausbau scheint sie sich jedoch nicht vor dem frühen Mittelalter durchzusetzen, zu787 788 789 790 791 792

Eine Zusammenstellung über diese Strukturen findet sich etwa bei WIGREN & LAMM (1984:900 oder bei K. ANDERSSON (1989). K. ANDERSSON1989:44f. Siehe S. 55. H.H. ANDERSEN et al. 1976. GRIEG 1937. Vergleiche die Zusammenfassung unterschiedlicher Forschungsmeinungen bei HAUGLID 1980, zur Diskussion ferner ROSANDER 1986.

9. Mittelalter

197

mindest ist dies bisher archäologisch nicht eindeutig nachweisbar. Dabei ist aber zu bedenken, daß Blockbauten, die nicht zum Schutz vor Holzfäule etwa auf Steinsockel oder Holzpflöcke gesetzt werden, sondern direkt dem Erdboden aufliegen, so gut wie keine Spuren hinterlassen müssen. Norwegen

Aufgrund erhaltener Holzreste ist die Blockbauweise am eindeutigsten in Norwegen nachweisbar, obwohl für den frühen mittelalterlichen Gehöftbereich nahezu keine eindeutigen Indizien für diese Konstruktion vorliegen. Im Raum früher Städte oder Handelsorte jedoch erlauben aufgrund rascher Bodenaufschüttung besonders gute Erhaltungsbedingungen immer wieder einen Einblick in die ältesten mittelalterlichen Siedlungsschichten, auch wenn die Grabungsflächen moderner Bebauung wegen nur kleinen Umfang haben können. Die ältesten Blockbauten, meist einräumig und noch direkt auf den Baugrund gesetzt, datieren hier in das ausgehende 10. und das 11. Jh. 793 . In dieser frühen Phase zeigen sie noch Erdboden und einen Zentralherd, aus Bergen liegen Belege für sodengedeckte Dächer vor 7 9 4 . Mit dem frühen 12. Jh. ist Blockbau dann häufiger belegt 795 , nun avancierter auf einem Fundament aus Stein oder Holzpflöcken unter der Holzschwelle und mit Holzboden. Diese jüngeren Haustypen zeigen meist ein bis zwei kleine Räume im Anschluß an einen größeren, der beheizbar ist; Ecköfen lassen sich deutlich nachweisen. Räume dieser Art mit einer in die Ecke gerückten Wärmequelle werden gewöhnlich als „Stube" bezeichnet. Dieser neue Raumtyp soll im beginnenden Mittelalter zusammen mit der Blockbautechnik v. a. im städtischen Bereich Skandinaviens eingeführt worden sein 796 . Die Stube ist primär charakterisiert als ein geschlossener Raum mit Eckofen, und meist mit schmalen Bänken an zwei bis drei Wänden - im Gegensatz etwa zu den Bänken im Seitenschiff jungeisenzeitlicher Langhäuser. Anfangs besteht die Stube aus einem Raum; eventuell mit 793

794 795

796

Oslo ( H 0 E G et al. 1977, H . - E . LIDÖM 1972, M O L A U G 1975) Trondheim (LONG 1 9 7 5 a / b , 1983), Skien (MYRVOLL 1982, 1984), Kaupang, Sunnmare (HERTEIG 1972, S0RHEIM 1990). HAUGLID 1980:160, REIMERS 1982:93. Oslo (H0EG et al. 1977, H.-E. LID£N 1972, MOLAUG 1975), Bergen-Bryggen (REIMERS 1976), Borgund (HERTEIG 1972, 1975), Skien (MYRVOLL 1982, 1984). So ζ. B. KLOSTER 1938, STIGUM 1946.

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II. Der Hausbau in Skandinavien

offenem Giebelvorbau an einer Schmalseite. Dieser Vorbau wird bis zum 12. Jh. geschlossen und zum Teil in zwei kleine Räume unterteilt 797 . Nicht diskutiert werden soll die Frage, ob ein stubenartig geschlossener, beheizbarer Raum schon viel früher bereits im eisenzeitlichen Langhaus auszugliedern wäre, wie dies von NÄSMAN zur Debatte gestellt wird 798 . Diese Frage ist geknüpft an so unwägbare Faktoren wie die Höhe von Raumtrennwänden und das Vorhandensein von Dachböden. Ohne hier auf die Etymologie des Begriffs „Stube" und die Rolle des Ofens zur Raumerwärmung einzugehen 799 , sei angeführt, daß der Raumtyp nach allgemeiner Auffassung von slawisch besiedeltem Gebiet des östlichen Mitteleuropa eingeführt wird und besonders für die höherstehende Gesellschaftsschicht, darunter v. a. die Stadtbevölkerung, schnell an Bedeutung gewinnt 8 0 0 . Hier findet sich auch bald ausschließlich der charakteristische Eckofen; auf dem Land dagegen hält sich der Zentralherd in Stubenräumen noch sehr lange 8 0 1 . Eck- und Wandherde sind jedoch auch aus vielen Langhausgrundrissen bekannt, u. a. auch in Dänemark, wo die Blockbauweise sich im Hausbau nicht etabliert. Damit könnte die Stube auch in Gebäuden auftreten, die nicht in Blockbaukonstruktion errichtet sind; denkbar ist darüber hinaus ein Stubenraum in Blockbauweise, während die übrigen Räume mit anderer Wandkonstruktion gebaut werden - in dieser Hinsicht sind auch die schon aufgeführten unterschiedlichen Fußbodenniveaus in frühen mittelalterlichen Langhäusern Norwegens interessant 802 . Sichere zweistöckige Blockbauten mit Laubengang und Schlafräumen im Obergeschoß über einem ebenerdigen Speicherraum lassen sich in Bergen-Bryggen für die 2. Hälfte des 13. Jhs. belegen 8 0 3 . Es ist besonders diese Möglichkeit der Aufstockung von Häusern, die den Blockbau so dominant macht im Stadtgefüge, 797

Vergleiche etwa Oslo-Gamleby (HAUGLID 1980:148) oder Rauland (STIGUM 1946:48). 798 NÄSMAN 1983:207-210. Vergleiche auch MYHRE 1982a:213. 799 Die Ableitung hat sich heute von „stieben" bzw. „dampfen" in Verbindung mit der Badstube zum „geschlossenen Raum in Holz- oder Blockbauweise" verschoben (HÄHNEL 1975, bes. S. 356-396). Siehe auch die Arbeiten etwa von B. SCHIER 1966, SCHEPERS 1954 und STOKLUND 1984:101-104. 800 HAUGLID 1980:300. 801 In Norwegen und Schweden zum Teil bis ins 17./18. Jh. (STIGUM 1946:46, HAUGLID 1980:194, 210, 272). 802 Siehe S. 186f. 803 HERTEIG 1960:181 Rekonstruktion, REIMERS 1976:93 Rekonstruktion.

9. Mittelalter

199

dem Platzbedarf angepaßt. Im Bereich bäuerlicher Siedlungen dagegen ist Blockbauweise dem heutigen Fundbild nach bis in das 13. Jh., in Nordnorwegen bis gegen 1450 nicht sicher nachweisb a r 8 0 4 ; die Steinfundamente angeblicher älterer Blockbauten dürften schon wegen ihrer Länge mit einer anderen Wandkonstruktion zu verknüpfen sein 8 0 5 , auch wenn unterschiedliches Fußbodenniveau im Hausinneren eine Aufstückelung des Wandbereichs indizieren könnte, was sich bisher aber noch nicht erhärten läßt 8 0 6 . Die ältesten noch weitgehend erhaltenen Gebäude stammen vom Ende des 13. Jhs., dendrochronologisch oder nach konstruktiven Merkmalen meist der Balkenköpfe und -querschnitte datierbar 8 0 7 . Schweden Obwohl die Hauskonstruktion in Blockbauweise in Schweden augenscheinlich am frühesten - in der Wikingerzeit - auftreten s o l l 8 0 8 , sind mittelalterliche Blockbauten außerhalb des städtischen Bereichs wie beschrieben erst seit dem 12. Jh., dem heutigen Fundbild nach nur im Norden des Landes belegt. Anzuschließen sind von der Konstruktion her auch die Holzbauten der festungsähnlich palisadenbewehrten Anlage „Bulverket" im Tingstäde t r ä s k 8 0 9 , einem stark verlandenden Inlandsee im Norden Gotlands. Nach C 1 ^Untersuchungen datiert sie mit einem Mittelwert in die 1. Hälfte des 11. Jhs., reicht aber wohl bis etwa 1200. Auf einem Kastenwerk aus Kiefernstämmen mit aufgelegten Holzplattformen fanden sich Reste kleiner, einräumiger Rechteckbauten von etwa 3 χ 3 m Grundfläche, den erhaltenen Holzteilen nach erbaut in Stab- und Blockbauweise. Im Stadtbereich kennt man

804 805 806 807

808 809

P. SIMONSEN 1956:101. So HAUGLID 1980:129 für Vesle Hjerkinn [294], Hovden [2201, Vestre Nape [2961. BREKKE 1982:84f. Zum Beispiel Finnesloft, Voss, Hordaland, datiert ins 13. J h . / l . Hälfte des 14. Jhs. (BERG 1951). Raulandstue, Uvdal, Nummedal, datiert 1280-1300 (VREIM 1953, Abb. 1:349, Abb. 2:351, BUGGE & NORBERG-SCHULZ 1969:5759). Rolstad, Ser Fron, Oppland, datiert ca. 1300 (VREIM 1953:363, Abb. 13). Siehe S. 150. BENDEGARD 1983 mit Rekonstruktionen, ZETTERLING 1927. Zur möglichen Deutung als slawische (!) Station für Sklavenhandel s. W E S T E R D A H L 1985:407, 1988. RAUSING 1990 interpretiert die Anlage dagegen als einheimischen Saison-Marktort.

200

II. Der Hausbau in Skandinavien

den Blockbau bisher ab dem 13. Jh. 8 1 0 . Außerhalb davon stammen die ältesten heute noch stehenden Bauten aus dem 14. und 15. Jh. 8 1 1 . Dänemark

Entsprechend der Verbreitung der Blockbauweise in Gebieten mit Nadelwald tritt in Dänemark diese Konstruktion im Hausbau nicht auf.

810

811

Sigtuna (SVENSSON 1 9 8 7 a / b ) , Söderköping (B . BROBERG & HASSELMO 1978), Lödöse (ROSENSTRÖM 1963, EKRE 1976, 1968), Örebro (B. BROBERG & HASSELMO 1981). Zehntscheune von Älvdalen, Älvdalens sn., Dalarna; Ornässtuga, Torsdngs sn., Dalarna (ERIXON 1947:597, 619).

III. Der Hausbau in England: Die Entwicklung von der frühbis zur spätangelsächsischen Epoche Dieser Überblick bildet den Hintergrund für die Frage, ob im angelsächsischen England Spuren von Haustypen nachweisbar sind, die auf die wikingerzeitliche Expansion skandinavischer Siedler in den Bereich des nordwestlichen Atlantik h i n w e i s e n 8 1 2 . Er beginnt zu dem Zeitpunkt, als die Periode der römischen Besetz u n g Britanniens beendet ist und angelsächsische Bevölkerungsteile sich im Land etabliert haben.

1. Frühangelsächsische Epoche: Wohn- u n d Wirtschaftsbauten In spätrömischer Zeit sind im Bereich römischer Städte u n d Befestigungsanlagen v. a. Süd- u n d Mittelenglands Spuren „germanischen" Hausbaus auszumachen. Es handelt sich u m Grubenhäuser des späten 4. u n d des 5. Jhs., meist vom Giebelpfostentyp 8 1 3 , beispielsweise in Portchester Castle 1444], Thetford 1452], Heybridge [435]. Die Grubenhaus-Ansammlungen sind z u m Teil sehr deutlich v e r k n ü p f t mit S p u r e n von e b e n e r d i g e n , r e k t a n g u l ä r e n P f o s t e n w a n d b a u t e n (Dorchester [430], Heybridge [435]). Diese Erscheinung wird damit erklärt, daß im Zug von Truppenbewegungen innerhalb des römischen Heers verstärkt seit der 2. H ä l f t e des 4. Jhs. Militäreinheiten nach Britannien gelangen, die zu einem erheblichen Prozentsatz aus Sachsen, Franken, A l a m a n n e n u n d Ostgermanen bestehen 8 1 4 . Aufgrund von G r a b f u n d e n u n d durch B e o b a c h t u n g u n t e r s c h i e d l i c h e r G r a b s i t t e n ließ sich j ü n g s t darüber hinaus feststellen, daß noch zur Zeit gesicherter römi812 Im Fundortverzeichnis dieser Arbeit sind die wichtigsten britischen Hausfunde angegeben; wenige Ergänzungen v. a. in Regionalzeitschriften finden sich beispielsweise bei RAHTZ 1976 und S. JAMES et al. 1985. 813 Siehe S. 159. 814 BÖHME 1986:522, MYRES 1986:85f, 92.

202

III. Der Hausbau in England

scher Militärpräsenz während der 1. Hälfte des 5. Jhs. auch freie angelsächsische Siedler - in keineswegs großer Zahl - nach England ziehen. Sie lassen sich v. a. in Mittel-und Ostengland nördlich der Themse nieder 8 1 5 ; die Verbreitung germanischer Keramik zwischen f r ü h e m 5. und späterem 6. Jh. scheint z u s a m m e n mit spärlichen H a u s f u n d e n darauf hinzudeuten, daß Siedlungsneug r ü n d u n g e n der Zuwanderer stets nur in Marginalzonen erfolg e n 8 1 6 (West Stow [457], MuckinglLinford [441], Bishopstone [420], New Wintles Farm/Eynsham [442], Catholme [423]). H a u s t y p u n d Konstellation dieser frühangelsächsischen Anlagen (1. Hälfte 5. Jh. bis 650) weichen beträchtlich von den gleichzeitigen Formen des Kontinents ab. Es sind keine Wohnstallhäuser bekannt, auch separate Stallgebäude fehlen völlig. Die Wohnbauten sind rektangulär u n d mit durchschnittlich 8-13 χ 4-6 m G r u n d f l ä c h e wesentlich kleiner, z u d e m ganz überwiegend einschiffig - Innenpfosten sind im allgemeinen nur selten zu beobachten; das gesamte Dachgerüst ist nach anderen Prinzipien konstruiert 8 1 7 . Neben ebenerdigen Rektangulärbauten sind in diesen Siedlungen Grubenhäuser angelegt, die üblicherweise zahlenmäßig überwiegen 8 1 8 . Sie gehören meist zum Giebelpfostentyp; in East Anglia treten jedoch gehäuft auch Sechspfostenbauten auf 8 1 9 . Die lange vertretene Meinung, daß allein diese Grubenhäuser den üblichen angelsächsischen Wohnhaustyp darstellen, gedeutet als „miserable huts"820, ist den heutigen Befunden nach ganz sicher auf das Fehlen von F l ä c h e n g r a b u n g e n u n d auf u n z u r e i c h e n d e archäologische Beobachtungen z u r ü c k z u f ü h r e n . Die Interpretation von G r u b e n h a u s - A n s a m m l u n g e n etwa als Behelfsunterk ü n f t e 8 2 1 gilt heute nicht mehr, zumal die Anzahl der Grubenhäuser an etlichen Fundorten in England auch d u r c h a u s klein 815 BÖHME 1986. 816

C. TAYLOR 1 9 8 3 : 1 0 9 - 1 2 4 , 1 9 7 8 , MYRES 1986:111.

817 S. JAMES et al. (1985) halten dem entgegen, daß innere Dachpfosten wesentlich häufiger vorhanden gewesen sein sollen, Spuren aber der Erosion zum Opfer gefallen sind. Dies ist zu bezweifeln, denn trotz allem hätten sich bei weiter Verbreitung im Durchschnitt dann viel mehr zumindest fragmentarische Spuren erhalten müssen. Siehe S. 204. 818 In West Stow [457] ζ. B. 68 Grubenhäuser neben 6 ebenerdigen Bauten, in Mucking/Linford 1441] 211 Grubenhäuser neben 50 ebenerdigen Bauten. 819 WEST 1985/1:169. Siehe S. 159. 820 821

LETHBRIDGE & TEBBUTT 1933:149. M.U. JONES & JONES 1974:33f.

1. Frühangelsächsische Epoche

203

sein kann 822 . Trotz der immer wieder v. a. Webwerkstätten anzeigenden Funde in diesen Strukturen dürfen augenscheinlich jedoch nicht alle grubenhausartigen Eintiefungen als Nebengebäude ausgegliedert werden, denn Pfostenspuren außerhalb der Grube führten zum Teil zu Deutungen als Hohlräume oder Keller unter dem Holzfußboden ebenerdiger Gebäude 823 . Lokale Unterschiede lassen sich im angelsächsischen Hausmaterial bisher nicht herausarbeiten; doch sind Hausgrabungen heute noch v. a. auf Ost- und Südost-England konzentriert 824 . Luftbildauswertungen bestätigen gleiche Konstruktionsprinzipien aber auch für Regionen außerhalb dieses Kernbereichs 825 . Allgemein sind die ebenerdigen Bauten der frühangelsächsischen Periode als massive, rektanguläre Wandpfostenhäuser aufgeführt. In der Frühphase bestehen sie aus stets separat eingegrabenen, meist eckig behauenen Pfosten oder Planken mit Abmessungen von durchschnittlich 30-50 x 5-10 cm, die durch ein Wandrähm verbunden sein müssen und auch in doppelter Reihe stehen könn e n (West Stow Η 1, Η 2, Η 6 [457], Mucking/Linford [441], New Wititles Farm/Eynsham [442], Sutton Courtenay [451], Chalton Β 1, Β 2, A 11, A 20 [424], Bishopstone [420], Catholme [423], Portehester Castle S 9 [444], Heybridge [435], Heslerton [434], Great Lin-

ford [433]). Die Pfostenlöcher des Wandbereichs sind gewöhnlich tief eingegraben, in der Längswand dabei meist tiefer als im Giebel; am kräftigsten zeichnen sich in der Regel die Türpfosten ab. Die Wandflächen zwischen den Holzplanken bestehen aus Lehmflechtwerk. MILLETT & JAMES postulieren, daß bei Wänden mit doppelter Plankenreihe ein Querriegel zwischen den Planken läuft, der stabilisierend wirkt und zur Verankerung des Flechtgerüsts dient 826 . Die Wände können nach Ausweis von beobachteten äußeren Schrägstützen 827 und deren Neigungswinkel nicht über Kopfhöhe reichen; das Vorhandensein von Querbalken zum

822

Beispielsweise in Chalton [4241 mit nur 4 Grubenhäusern unter 61 gegrabenen Gebäuden; in Catholme [4231 mit 7 Grubenhäusern unter 60 Gebäuden insgesamt. 823 So etwa in West Stow 1457]. 824 Siehe Tafel 57. 825 So etwa für Atcham, Shropshire (ST. JOSEPH 1975), Hatton Rock, Warwickshire (RAHTZ 1970) oder Sprouston, Roxburghshire (ST. JOSEPH 1982). 826 MILLETT & JAMES 1984:228f. Siehe Tafel 57. 827 Siehe S. 134.

204

III. Der Hausbau in England

Zusammenbinden der Langseiten ist damit ausgeschlossen 8 2 8 , obwohl die Wandpfosten über den Innenraum hinweg überwiegend paarweise zueinander angeordnet sind. Die Gebäude sind quer aufgeschlossen; die Eingänge liegen meist genau in der Mitte der Langseiten einander gegenüber. Daß Herdstellen kaum zu belegen sind, wird generell auf das Vorhandensein von Holzfußböden zurückgeführt 8 2 9 . MILLETT & JAMES zeigen in einer Rekonstruktionszeichnung f ü r Cowdery's Down [427], daß dieser Holzbelag möglicherweise erhöht liegt; die Querbalken unter den Bodendielen sollen dabei einer Lage von Querriegeln der Außenwand aufliegen bzw. durch sie durchgezapft sein 830 . Häufig sind im Hausinneren Spuren von Raumunterteilungen zu beobachten; bei kleinerer Grundfläche ist meist giebelseitig eine Fläche abgetrennt, in größeren Häusern kann dies auch an beiden Schmalseiten der Fall sein. Die Abtrennungen werden als Privatoder als Vorrats- bzw. Versorgungsbereiche gedeutet 8 3 1 ; sie sind durch axial gelegene Türen vom Innenraum, seltener auch von außen zu betreten. Details zur Dachkonstruktion sind nicht ohne weiteres zu erschließen 832 . In vielen Grundrissen machen zentrale, kräftige Giebelpfosten ein Satteldach mit Firstpfette wahrscheinlich, die in der gerade aufgehenden Giebelwand verankert ist. Zusätzlich kann diese Pfette eventuell durch einen Firststiel abgestützt sein, der einem Querbalken über dem Türdurchbruch in Trennwänden aufsitzt, oder durch separate Mittelpfosten 833 . Andererseits können Raumunterteilungen auch ein abgewalmtes Dach indizieren, dessen Walmfläche durch Pfosten in den Trennwänden gestützt wird. Als Deckmaterial hat man sich am ehesten Stroh oder Holzschindeln zu denken 8 3 4 . Die unterschiedlichen Rekonstruktions828

MILLETT & JAMES 1984:236; gegensätzlich d a z u beispielsweise BELL 1977: 224 und die Rekonstruktionen von Chalton [424] bei ADDYMAN 1972:303, 305 und SELKIRK 1973a:156-158. MILLETT & JAMES errechneten eine durchschnittliche Wandhöhe von 1,5 m.

829

RAHTZ 1976:90.

830

Die Autoren belegen dieses Konstruktionsdetail außer mit archäologischen Argumenten auch mit einer Passage in BEOWULF, aus der hervorgeht, daß die Halle Heorot über eine Treppe zu betreten ist (MILLETT & JAMES 1984:242).

831 832 833 834

ADDYMAN 1972:297, 304. V e r g l e i c h e d a z u v. a. MILLETT & JAMES 1984:233, 236-239. S. JAMES et al. 1985:191, s. a. Abb. 7:192. MILLETT & JAMES 1984:236.

1. Frühangelsächsische Epoche

205

Zeichnungen lassen verschiedenste mögliche bautechnische Lösungen erkennen835. In einigen Fällen ist zu beobachten, daß in der fortgeschrittenen frühangelsächsischen Epoche Hausstrukturen mit Wandpfosten in Fundamentgräbchen Grundrisse mit separat gesetzten Wandpfosten überlagern (Cowdery's Down C 7, C 8, C 10 [427], Doott Hill Β [429], Bishopstone XLVII [420], Thirlings Β, Ρ [453], Yeavering D 1, D 2a [458], Chalton A 1, A 2 [424]). Wie g e w o h n t k a n n die

Wandfüllung aus lehmbeworfenem Flechtwerk bestehen; die außerordentlich klaren Befunde von Cowdery's Down, Phase C zeigen, daß das Flechtwerk dabei zwischen gegeneinander versetzt stehende Wandplanken gespannt werden kann oder in Nuten nur einer Plankenreihe. Auch hier vermuten MILLETT & J A M E S wieder Querriegel zwischen den Wandplanken sowie ein umlaufendes Wandrähm 8 3 6 . Daneben liegen Wandfüllungen a u s Planken oder Bohlen vor. Bei den beiden unterschiedlichen Gründungsarten ist die Giebelwand durchschnittlich schwächer konstruiert, abgesehen von kräftigen Mittelpfosten. Der Übergang zwischen beiden Bauvarianten tritt nicht überall gleichzeitig auf, für Catholme [423] beispielsweise datiert er erst in die Mitte des 8. Jhs.837. Eine Sockelkonstruktion als Basis der Wandfüllung läßt sich nicht belegen. An durchschnittlich größeren Gebäuden mit einfacher wie weiterentwickelter Wandkonstruktion lassen sich zum Teil zusätzlich giebelseitige Anbauten geringer Grundfläche beobachten, meist schmäler als der H a u p t r a u m (Doon Hill Β [429], Yeavering A lb/c, Α 3b, C 4a/b [458], Thirlings Β [453], Cowdery's Down A 1 [427J838, Cowage FarmlFoxley Β [426]). Auch sie sind v o m H a u s -

inneren her zugänglich, ihre Funktion ist aber gänzlich unbekannt. Auf Schottland konzentriert scheinen dabei etwas ältere Formen, deren Annexwände leicht v-förmig auf einen mittigen Giebelpfosten zulaufen. Wandgräbchen sind auf diesen Bereich beschränkt, sie fehlen an den Langseiten (Doon Hill A [429], Balbridie [418]839). Diese konstruktive Besonderheit wird als Zeugnis britischer, nicht angelsächsischer Baukunst interpretiert; 835 Siehe Tafel 58. 836 MILLETT & JAMES 1984:229-233. 837 LOSCO-BRADLEY 1977:361. 838 Vergleiche Abb. 69 in MILLET & JAMES 1984:244. 839 REYNOLDS (1980:53-55) nennt noch zwei weitere Fundorte in Angus und Kincardinshire (Schottland).

206

III. Der Hausbau in England

allerdings ist gerade die Datierung an beiden Fundorten nicht unumstritten 8 4 0 . Etliche Grundrisse bevorzugt der fortgeschrittenen frühangelsächsischen Epoche zeigen an der Innenseite der Längswände, stets nahe den Eingängen und paarweise über den Innenraum angeordnet, Pfostenlöcher mit quer zur W a n d gestellten, vorspringenden Plankenabdrücken (Cowdery's Down Al, C 8-9, C 12, C 14, B/C 15 14271, Bishopstone 47 [420], Yeavering C 4a, D 4 a/b, C 3? [458], Chalton A 2, A 10, A 20 [424]). Diese Spuren werden als Indiz des Cruckbaus (Krückbaus) gedeutet, einer bisher noch nicht behandelten, v. a. während des Hochmittelalters für englische Hallenbauten typischen Konstruktionsart 8 4 1 : Crucks oder Krummspanner sind breite Dachträger aus einem Stück Holz, die vom W a n d f u n d a m e n t weg - später auch von einem Punkt höher in der W a n d - in einem Bogen zum Dachfirst streben u n d in einer Anfangsphase das Auflager für Seitenpfetten u n d Firstpfette des Dachgerüsts bilden 8 4 2 . Die gebogenen Planken ermöglichen dabei einen völlig pfostenfreien I n n e n r a u m . Die massiven W ä n d e frühangelsächsischer Gebäude u n d das Vorkommen von Außens t ü t z e n 8 4 3 deuten nach S. JAMES et al. darauf, daß bei f r ü h e n Cruckbauten die Dachrafter sich noch auf die A u ß e n w ä n d e stützen, die Wand also noch einen Großteil des Dachgewichts trägt 844 . Crucks dienen dann wohl eher einer Stabilisierung des Hausgerüsts in Längsrichtung als der direkten Ableitung des Dachdrucks. Die genannten Grundrisse sind insofern wichtig, als längere Zeit angenommen wurde, daß die Cruck-Konstruktion skandinavischen Ursprungs sei u n d erst mit der wikingerzeitlichen Besiedlung von Teilen Englands auf der Insel heimisch g e w o r d e n w ä r e 8 4 5 . Die frühangelsächsischen Funde zeigen, daß diese Vorstellung falsch ist. Eine andere Theorie besagt, daß gekrümmte 840

841 842

843 844 845

WILSON & HURST 1967:175f. WILSON & HURST 1967, HOPE-TAYLOR 1980 halten an einer frühangelsächsischen Datierung fest, SELKIRK zieht aufgrund von C 1 4 -Messungen eine Datierung in die Jungsteinzeit (!) in Betracht (1980). S. JAMES et al. 1985:194,196, BELL 1977:203. Siehe Tafel 59. Vergleiche Abb. 7, 8 in S. JAMES et al. 1985:192f. Zur Erweiterung dieser Definition für hochmittelalterliche Cruckbauten vgl. ALCOCK 1981b:2f. Siehe S. 207. S. JAMES 1985:194. WALTON 1954:74.

1. Frühangelsächsische Epoche

207

Dachstützen keltischen Ursprungs seien 846 . Vor allem ein Fundort schien dies zu bestätigen: der Bau von Latimer, Buckinghamshire, der auf dem Gelände einer spätrömischen Villa gefunden wurde und längere Zeit als der älteste sichere Cruckbau Englands galt, datiert ins letzte Viertel des 4. oder in das frühe 5. Jh.847. Er wird heute aufgrund seiner außerordentlich geringen Breite jedoch eher als von unten verstrebte Plattform gedeutet 848 . Doch dann ließen die Funde von Cruckbauten des 4. bis 5. Jhs. in Westfalen und Nordost-Holland, beispielsweise in Westick849 oder in Wijster850, den Ursprungsraum dieser Gerüstvariante eher in jenem Gebiet vermuten. Damit wären u. a. auch mögliche Cruckbauten der Jüngeren Römischen Eisenzeit in Vorbasse zu verknüpfen 8 5 1 . Vom Kontinent aus mag die Kenntnis dieser Konstruktion nach England gelangt sein. Eventuell liegen so verhältnismäßig wenige Belege für Cruckbauten unter den Gebäudespuren des 5. bis 11. Jhs. vor, weil diese Form der Dachträger schon bald nicht mehr direkt im Erdboden verankert wurde, sondern höher an der Wand ansetzte 852 . Auffällig ist, daß Cruckbauten in England v. a. nach der normannischen Invasion eindeutig nachweisbar sind, was letztendlich auch für eine weiterreichende Beeinflussung durch kontinentale Tradition erst zu diesem Zeitpunkt sprechen könnte 853 . Eine während der frühangelsächsischen Epoche stets noch wandlastige Dachkonstruktion läßt sich auch aus dem Vorhandensein von schräggestellten Außenstützen ableiten. Sie finden sich an nahezu allen der besonders großflächigen Bauten, jedoch auch bei etlichen von nur durchschnittlicher Größe (Cowdery's Down Β 4, C 7-9, C 11-14, B/C 15 [427], Chalton A 12 [424], Yeavering A 4, A 2, A la, A 3a/b, C 2, C 3, C 4a, D 4b [458], Thirlings Β, Ρ [453], Bishopstone I [420], Cowage Farm/Foxley B, A [426],

West Stow Η 2 [457]). Man kennt Schrägstützen in Verbindung sowohl mit einzeln stehenden Wandpfosten als auch mit Wandgräbchen. Sie treten dem bisherigen Fundbild nach mit dem fort846 847 848 849 850 851

J.T. SMITH 1965. BRANIGAN 1969. ADDYMAN 1981:37. BÄNFER et al. 1936. van ES 1967. So HERSCHEND 1987:29 für Vorbasse XLV, LXXIX [Ί81], ferner für Eketorp II, Haus Ε [324] (HERSCHEND, mündliche Mitteilung). 852 ADDYMAN 1981:38. 853 ALCOCK 1981c:57.

208

III. Der Hausbau in England

geschrittenen 6. Jh. auf. Diese Stützen stehen in etwa 60 bis 90 cm Entfernung von der Außenwand des Hauses, sie wirken dem nach außen und unten gerichteten Seitenschub des Daches entgegen. Sie korrespondieren mehrheitlich mit den Wandplanken, doch zeigen vereinzelte Abweichungen von diesem Grundmuster, daß wohl eher das Wandrähm als einzelne Wandplanken abgestützt werden 8 5 4 . In Skandinavien erscheinen derartige Konstruktionselemente erst mit der fortgeschrittenen Wikingerzeit 855 ; gegenseitige Beeinflussungen bzw. die Herkunft dieser Außenstützen aus dem Nordseeküstenbereich sollen hier jedoch nicht diskutiert werden. Unter den Gebäuden mit Außenstützen fallen von der überdurchschnittlichen Größe (25-26 χ 9-12 m) her v. a. Yeavering A 2 und A 4 [458] auf. Diese mehrphasigen Wohnbauten sind auch sonst bemerkenswert, denn sie zeigen angeblich eine Aufteilung in drei Schiffe. Ein Doppelpfostensystem will der Ausgräber darüber hinaus in den kleineren Nebengebäuden dort konstatiert haben 8 5 6 . Diese Interpretation der Grabungsbefunde wird allerdings stark angezweifelt, statt dessen eher für eine Cruck-Konstruktion plädiert; ferner spricht die Beobachtung einzelner Firstpfosten in Yeavering D 3 und D 1 aus der Zeit um 600 wahrscheinlich für ein Dach mit Firstpfette, die von Firststielen auf Querbalken getragen wird 857 . Die Gebäudegröße weist hier auf soziale Unterschiede h i n 8 5 8 ; neben Yeavering wird auch die Anlage von Chalton gestützt auf Erwähnungen in angelsächsischen Chroniken und Geschichtswerken - als Ansitz einer Oberschicht bezeichnet; Yeavering ist als „villa regia" der Könige von Northumbria genannt. In beiden Fällen treten kleinere quadratische Nebenbauten mit einander gegenüberliegenden Eingängen auf; sie werden als „bower" interpretiert, d. h. als Schlafräume, auch als separate Aufenthaltsräume für Frauen oder für Gäste 8 5 9 . In Yeavering finden sich darüber hinaus Grubenhäuser, augen-

854 855

MILLETT & JAMES 1984:243. Siehe S. 135.

857

J.T. SMITH 1987, Referat im Rahmen des Workshops der European Science Foundation in Moesgärd, Jütland: „The reconstruction of wooden buildings from the Prehistoric and Early Historic Period". Dies gilt auch für die luftbildregistrierten Anlagen von Atcham und Sprouston (ST. JOSEPH 1975, 1982). SELKIRK 1973a:58, BERESFORD 1982a:25.

856 Yeavering A Ία-c, Ό la/b, D 2a/b 1458].

858 859

1. Frühangelsächsische Epoche

209

scheinlich mit einer Flechtwand auf Holzschwellen 860 . Im einfacheren dörflichen Bereich dagegen läßt sich generell nur eine kleinere Zahl von Nebengebäuden nachweisen, die oft nur einen Eingang zeigen, sonst wie Wohnbauten konstruiert sind. Die Dreischiffigkeit ist aber nicht auf besonders große Bauwerke beschränkt - die beiden Bauten von Thirlings [453] beispielsweise liegen durchaus im Bereich der Durchschnittsgröße. Ein erster, ganz leicht konvexer Haustyp von 10 χ 4 m Grundfläche noch in Einzelpfostenbauweise mit Queraufschluß und geradem Giebel, ohne Spur von Dachträgern im Innenraum, ist von Bishopstone XXXVII [420] bekannt, datiert in das ausgehende 5. und ins 6. Jh. Die Langseiten bestehen aus einer Doppelreihe einander exakt gegenüberstehender Wandpfosten. Sie laufen divergierend auf die Türpfosten des Mitteleingangs zu. Das Dach selbst muß bei diesem Grundriß einen leicht konvexen First haben. Für das beginnende 7. Jh. liegen dann von Cowdery's Down [427] bereits drei Bauten mit divergierendem Wandverlauf vor 861 , die im Durchschnitt alle länger und breiter sind als die übrigen Gebäude der Siedlung. Cowdery's Down ist ganz deutlich einer höheren Gesellschaftsschicht zuzuordnen 8 6 2 . Wie die großen konvexen Hallenbauten der spätangelsächsischen Epoche belegen, darf man in dieser Bauform einen sozialen Indikator sehen. 2. Mittelangelsächsische Epoche: Wohn- und Wirtschaftsbauten Die mittelangelsächsische Epoche (650-850), zeitlich in etwa der Vendelzeit entsprechend, liefert im Gegensatz zu Skandinavien eine große Anzahl von Gebäuderesten. Die Bauverhältnisse bleiben im wesentlichen unverändert. Im Einzelgehöft und im dörflichen Bereich sind weiterhin Rechteckbauten mit Pfostenwand für Lehmflechtwerk oder - nun gehäuft - Holzplanken oder -bohlen zu beobachten; jetzt seltener mit Pfosten in separat gesetzten Gruben, sonst weiterentwickelt in Wandgräbchen 863 . Die Wandplan860 Haus C 1, D 3. Seltsam muten dabei die Pfostenspuren im Inneren von D 3 an, vom Ausgräber als Dachpfosten interpretiert. 861 Cowdery's Down C 8, C 12, C 14 [427], 862 MILLETT & JAMES 1984:248. 863 Verwiesen sei nebenbei auf die Rekonstruktion von Maxey Β [440], wo Stützpfosten für die Firstpfette auf einem Holzsockel stehen. Sockelkonstruktio-

210

III. Der Hausbau in England

ken fluchten stets über den Raum hinweg, wie es bereits während der frühangelsächsischen Epoche der Fall war. Die Durchschnittsgröße der Hausfläche bleibt mit 1 0 - 1 6 x 5 - 7 m etwa gleich, die Eingänge liegen weiterhin gewöhnlich einander gegenüber zentral in den Langseiten (Maxey [440], Mucking/Linford [441], New Wintles Farm/Eynsham [442], Catholme [423], Portchester Castle S 7, S 10, S 12 [444], Chalton A 1, A 2, AZ 1, AZ 2 [424], North Elmham S 1,2, Ζ 1,2 [443], Staunch Meadow/Brandon [449]). Dem heutigen Fundbild nach scheint es, daß stützende Außenpfosten an Gebäuden mit einzeln gesetzten Wandpfosten oder mit Fundamentgräbchen seltener vorkommen als während der frühangelsächsischen Epoche 864 . Dieser Befund ist sicher nicht grabungsabhängig, denn auch in den folgenden Zeitabschnitten treten Außenpfosten nur mehr an zwei Grundrissen auf 865 . Dies spricht implizit für eine sehr stabile Wandbauweise, eventuell in Verbindung mit weiterentwickelter Cruck-Konstruktion. Die fehlenden Spuren von Bauten mit divergierenden Wänden dagegen für die mittelangelsächsische Epoche nur auf dem Herrensitz Goltho 2 [432] belegt - sind wohl auf Beobachtungslücken zurückzuführen, denn große Konvexbauten werden später wieder zahlreich 8 6 6 und zeigen wie zur frühangelsächsischen Zeit durchwegs Herrensitze einer gehobenen Gesellschaftsschicht an. In diesen Umkreis sind auch großflächige Rektangulärbauten einzuordnen, die offenbar dreischiffig sind (Yeavering Α lc [458], Staunch Meadow [449]). Die Dachkonstruktionen bleiben mit gerade aufgehendem Giebel und Firstpfette wohl im wesentlichen unverändert; zusätzliche Firstpfosten sind nun sehr häufig nachgewiesen 867 . Doch können Gebäude mit Raumabtrennungen auch mit gewalmten Dächern verknüpft werden; die Vielfalt von Rekonstruktionsmöglichkeiten wurde für Cowdery's Down [427] bereits vorgeführt. Im Hausinneren sind Lehm- und Erdböden zu beobachten, sicher ist wiederum auch mit Holzdielen zu rechnen: Spuren von Herden fehlen im Durchschnitt; einige Male wurden Lehmplatten am Boden oder leicht eingetieft in der Zentralachse des Haunen tauchen in nennenswerter Verbreitung üblicherweise erst während der spätangelsächsischen Phase auf. 864 Maxey A [440] zeigt ζ. B. nur Außenstützen jeweils im Bereich der Giebel. 865 Siehe S. 212. 866 Siehe S. 211. 867 Maxey Β (4401 Staunch Meadow 1449], North Elmham S 1, Ζ 1, Ζ 2 [443], Chalton AZ 1 [424], Yeavering C 4b [458].

2. Mittelangelsächsische Epoche

211

ses nachgewiesen. In einem Fall deutet man vier Pfostenlöcher in der Hausmitte als Stützpfosten eines hölzernen Rauchfangs 8 6 8 . Im Inneren zahlreicher Gebäude sind wieder giebelseitige Räume abgetrennt; Anbauten lassen sich bei Häusern mit durchschnittlich 14-16 χ 5-8 m Grundfläche beobachten (Yeavering A 3b, A lc, C 4b [458], Staunch Meadow [449]). Als Nebengebäude gehören kleiner dimensionierte, rektanguläre Pfostenbauten mit Queraufschluß wie bisher zu den Hausanlagen aller Gesellschaftsschichten (North Elmham AM [443], Staunch Meadow [449]). Die Unterschiede liegen nach wie vor in der Anzahl dieser Wirtschaftsbauten. Hervorzuheben ist d a s Nebengebäude S 11 mit Ofen von Portchester Castle [444]. Die giebelseitig piazierte, geschlossene Feuerstelle besteht aus in Lehm gebetteten wiederverwendeten römischen Ziegeln und aus Bruchstein. Unter Umständen handelt es sich hier ebenso u m ein Backhaus wie bei North Elmham AM [443], wo sich Spuren einer wandseitigen Eintiefung mit Lehmkuppel im natürlichen Lehmuntergrund abzeichnen. 3. Spätangelsächsische Epoche a. Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Aus der in etwa der Wikingerzeit Skandinaviens entsprechenden spätangelsächsischen Periode (850-1066) sind ausschließlich Anlagen untersucht, die nicht dem bäuerlichen Umfeld angehören. Haupt- und Nebengebäude weichen nicht von den traditionellen Typen ab, wie sie bereits vorgestellt wurden. Gehäuft treten jetzt Schwellenunterbauten im Wandbereich auf; im sozial höchststehenden Milieu und im städtischen Bereich beginnt die Ablösung von Holzkonstruktionen durch den Steinbau 869 . Wie seit der frühangelsächsischen Epoche dominiert bei Wohnbauten einer gehobenen Schicht die schwach konvexe Form mit geradem Giebel. Die Grundfläche ist auf durchschnittlich 20 χ 6 m vergrößert; sie zeichnet sich durch Pfostengruben oder Wandgräbchen für Lehmflecht- oder Holzplankenwände ab. Paarweise einander gegenüberstehende Wandpfosten weisen auf

868 869

North Elmham S 1 [443] (WADE-MARTINS 1980:62). ADDVMAN 1972:297, RAHTZ 1976:86.

212

III. Der Hausbau in England

Querbalken oder ein Sparrengerüst hin 8 7 0 . Außenstützen sind an diesen großen Bauten nicht mehr zu beobachten (Cheddar „Long Hall" 1425], Goltho, Phase 3 [432], Sulgrave [450], North Elmham U [443], Rounds A [445], St. Neots A [448]). Außenstützen finden sich hingegen während des l l . J h s . immer noch an kleineren Gebäuden mit leicht divergierenden W ä n d e n (Portchester Castle S 13 [444], Buckden [422]). Die Eingänge der Konvexbauten liegen nach traditionellem Muster in der Mitte der Langseiten einander gegenüber. Zusätzliche T ü r ö f f n u n g e n lassen sich beobachten, abhängig von den Funktionsaufteilungen der großen Gebäude. Spuren von Trennwänden machen einzelne Räume deutlich, doch sind deren Funktionen meist unklar. Herdstellen fehlen ganz überwiegend; dies weist auf einen Bretterbelag der Fußböden hin. Im Mittelteil des einschiffigen Konvexbaus von Cheddar [425], der als „palatio regis" gedeuteten Anlage in Somerset, weist eine zweite Zeile zusätzlicher, nach innen geneigter W a n d p f o s t e n wohl auf einen Oberstock 871 . An den großen Wohnbauten der gehobenen Schicht läßt sich zum 11. Jh. hin eine Veränderung feststellen: die Gebäude werden rektangulär (Cheddar West Hall I [425], Goltho, Phase 4, 5 [432], Bishops Waltham [419]), dabei verkleinert sich der Grundriß v. a. in Längsrichtung. Z u d e m stehen die Holzwände in Ständerbohlen- bzw. Stabkonstruktion hier n u n auf Holzschwellen oder Schwellriegeln, eine Konstruktion, die bald auch bei Nebengebäuden auftaucht. Neben den Konvexbauten laufen auch Rektangulärbauten ins frühe 11. Jh. weiter, augenscheinlich mit Spuren innerer, rechteckig behauener Dachpfostenpaare. Sie finden sich v. a. in größeren Wohnhäusern meist mit Lehmflechtwand (Portchester Castle S 15 [444], Raunds IV [445], Waltham Abbey [456J872). Kleinere Wohn- oder Wirtschaftsbauten bewahren die rektanguläre Form und die Wandpfostenbauweise meist in Wandgräbchen, wie sie seit der mittelangelsächsischen Epoche üblich ist. Raumunterteilungen fehlen hier in der Regel (Portchester Castle S 14, S 8, S 17 [444], Cheddar S, Ν, Ρ [425], Goltho, Phase 4, 5 [432], 870 871

CHARLES 1982:106, BERESFORD 1987:50 m i t R e k o n s t r u k t i o n s v o r s c h l ä g e n . RAHTZ 1964:57.

872 Die Konstruktion dieses Gebäudes angeblich mit Sodenwand bei HUGGINS (1976, 1985) wird nicht anerkannt (WILSON 1976:112, GRAHAM-CAMPBELL 1978:4260; auch hier liegt sicher ein Holzwandbau vor.

213

3. Spätangelsächsische Epoche

North Elmham U 1443], Raunds

B, F, S, G, H, R [445], Eaton

Socon

[431]). Zu den Innendetails liegen so gut wie keine Beobachtungen vor, eventuell abgesehen von vier zentral gesetzten Pfosten in Raunds Β [445], die möglicherweise einen Rauchabzug über der Herdstelle anzeigen, oder von einem Backofen mit Kuppel aus L e h m f l e c h t w e r k i m „Küchenhaus"

v o n Goltho,

Phase

3

[432].

Nicht unerwähnt bleiben sollen Latrinenbauten der Zeit um 900, die zu den Nebengebäuden des Bischofssitzes von North Elmham, Struktur W, X [443] gehören; sie zeichnen sich als Spuren von vier im Quadrat um eine Grube angeordneten Pfosten ab. b.

Gehöftstruktur

Für die früh- und mittelangelsächsische Zeit bis ins 8. Jh. hinein gilt, daß überwiegend die typischen kleinen, dichtgelegenen Bauernhöfe und Weiler der romano-britischen Bevölkerung von den angelsächsischen Zuwanderern weiterbesiedelt werden. Die zahlenmäßig weit selteneren Neugründungen übernehmen nicht nur die Form dieser kleinen Siedlungseinheiten, sondern auch eine Siedlungsweise, bei der die Höfe nach etwa 200 Jahren den Ort wechseln 873 . Die Höhenlage wird augenscheinlich b e v o r zugt 874 . In weilerartigen Anlagen, deren Areal nie die Dimensionen etwa dänischer Dörfer erreicht, läßt sich keine deutliche Gruppierung längs eines Wegs oder um einen freien Platz erkennen 8 7 5 , wie dies in Skandinavien der Fall ist. Erst mit dem 8. Jh. setzt ein Konzentrationsprozeß ein, der bis zum Beginn des Mittelalters zu einer planmäßigen Gründung größerer, strukturierter Dörfer führt 876 . Separate Einzäunungen der Gehöfte lassen sich relativ häufig beobachten 877 , dennoch ist die Anzahl der auf einem Hof stehenden Gebäude schlecht feststellbar. Gesichert ist jedoch, daß stets etliche Nebengebäude zum Wohnbau gehören, wie schon allein die Grubenhäuser zeigen. Diese Gebäudekonstellation ist nicht nur im Bereich von Gehöft oder Weiler üblich, sondern auch in den Gutshöfen bzw. Königsgütern der Führungsschicht, die sich v. a. durch die überdurchschnittliche Größe der Wohn873 874 875 876 877

C. TAYLOR 1983:109-124, HAMEROW 1988. S. JAMES et al. 1985:184. C. TAYLOR 1978:389. C. TAYLOR 1983:390. Chalton [424], Catholme [423], Cowdery's Down [427], Yeavering 1458], lings [453],

Wir-

214

III. Der Hausbau in England

bauten auszeichnen. Das Fehlen von Ställen soll generell auf ein milderes Klima zurückgeführt werden können, das die Aufstallung von Vieh unnötig macht 878 . c. Baustil

Untersucht wurde die Frage nach der Herkunft oder Beeinflussung des angelsächsischen Baustils bisher nur für Mittel- und Ostengland 8 7 9 . Die Zusammenstellung besonders gut erhaltener Baureste des 6.-8. Jhs. 8 8 0 ergab dabei, daß die Regelmäßigkeit der Grundrisse mit ihren häufig zugrundeliegenden Quadrat-Proportionen, daneben auch das Auftreten von Giebelanbauten, wohl auf romano-britische Tradition zurückgeführt werden dürfte 881 , daß dagegen die erdgegründete Wandkonstruktion mit Lehmflechtwerk ohne Schwellenhölzer, später die freien äußeren Schrägstützen, die Lage der Eingänge, ferner das Auftreten von Grubenhäusern neben ebenerdigen Rechteckbauten Einwirkungen der Bauweise des germanischen Festlandes darstellen. Ungeklärt bleibt dabei die Frage, ob germanische Einwanderer d i e insulare Bauweise in kontinentaler Handwerkstradition nachahmten 8 8 2 , oder ob andererseits romano-britische Bauleute die Bauweise der neuen politischen Elite übernahmen 883 und an gewohnte architektonische Strukturen anpaßten, obwohl sie dann bautechnisch gesehen einen Rückschritt getan hätten. Bemerkenswert ist die Überlegung, daß die zugewanderten Ansiedler in Britannien konstruktive Lösungen für den pfostenfreien Innenraum mit übermannshohen Wanden vorfinden, die auf dem (skandinavischen) Kontinent erst gut drei Jahrhunderte später erreicht werden. d. Skandinavische

Haustypen

in

England

Abgesehen von Schottland 884 ist auf britischem Boden bisher kein einziger wikingerzeitlicher Hausfund namhaft zu machen, der

878 879 880 881 882 883 884

RAHTZ 1976:60f. S. JAMES et al. 1985. Cowdery's Down [427], Yeavering [4581, Thirlings [4531. Vergleiche S. JAMES et al. 1985:186, Abb. 4 und S. 202, Abb. 12. DIXON 1982, C. TAYLOR 1983, REYNOLDS 1980:52, N. HIGHAM 1986:247. S. JAMES et al. 1985:206. Siehe S. 227f.

3. Spätangelsächsische Epoche

215

eindeutig in skandinavischem Zusammenhang steht 8 8 5 , obwohl die Geschichtsschreibung, bestätigt durch O r t s n a m e n u n t e r suchungen 8 8 6 , seit dem letzten Viertel des 9. Jhs. eine permanente skandinavische Besiedlung in N o r d - und O s t e n g l a n d 8 8 7 , seit Anfang des 10. Jhs. auch in Nordwest-England und SüdwestSchottland bezeugt 8 8 8 . Erklärt wird dies mit schneller Adaption der vorgefundenen Kulturverhältnisse durch die skandinavischen Siedler, auch auf dem Gebiet des Hausbaus 8 8 9 , bzw. mit direkter Übernahme bereits bestehender angelsächsischer Gehöftanlagen in vollbesiedeltem Gebiet 8 9 0 . Von den auf dem skandinavischen Festland so klaren Typkriterien kann in England lediglich die Bauweise mit isolierendem Mauerwerk als Unterscheidungsmerkmal genutzt werden: demnach sind zwei Gehöfte in Nordengland, nach Ausweis der Ortsnamen stark skandinavisch besiedelt 8 9 1 , eventuell in skandinavischen Zusammenhang zu stellen 8 9 2 (Ribblehead 1446], Simy Folds 14471). Die Höfe umfassen ein ca. 14-20 χ 3,5 m großes Haupthaus und ein bis zwei Nebengebäude im Winkel dazu, angeordnet u m einen eingezäunten, gepflasterten Hofplatz. Der Grundriß der Wohnbauten ist rektangulär mit gerundeten Ecken; die W ä n d e bestehen in Simy Folds nur aus Steinplatten, im Hauptgebäude von Ribblehead aus einer Schalmauer mit Grusfüllung. Die Eingänge liegen in den Giebelseiten. Spuren eines Zweipfostensystems als Dachträger ließen sich nicht nachweisen, ebensowenig Anzeichen von Langseitenbänken oder Zentralherden, die v. a. im nordwest-atlantischen Raum als typisch für den skandinavischen Hausbau gelten. Die ein- bis zweiräumigen rektangulären Nebengebäude sind kleiner, aber gleichartig konstruiert. Sie dienen unterschiedlichen Funktionen. Für Ribblehead ist eine Küche und eine Schmiede vorgeschlagen 8 9 3 ; Stallabteile fehlen in beiden Fällen. Da jedoch beispielsweise im Lake District in 885 886 887 888 889 890 891 892 893

WILSON 1976:400, MORRIS 1981:241. Etwa S. NICOLAISEN 1982a/b, CAMERON 1971, FELLOWS-JENSEN 1985. Northumbria, die „Five Boroughs" (Lincoln, Nottingham, Derby, Stamford und Leicester) und East Anglia. Cumbria, Lancashire, Cheshire, Westmoreland, Dumfriesshire. RAHTZ 1976:401. FELLOWS-JENSEN 1978:316, MORRIS 1977b, SAWYER 1981:125. Vergleiche etwa FELLOWS-JENSEN 1985. KING 1978:25, MORRIS 1981:241. KING 1978.

216

III. Der H a u s b a u in England

Cumbria mehrere Rektangulärbauten ähnlicher Bauweise aufgedeckt w u r d e n , die der Lage nach A l m g e b ä u d e darstellen 8 9 4 , angelegt vor der skandinavischen Besiedlung Cumbrias im späten 9. Jh. 8 9 5 , können die vorgestellten Bauten nicht z w i n g e n d als skandinavische Haustypen angesehen werden, zumal Simy Folds in die Mitte des 8. Jhs. datiert 896 . Ein weiteres mögliches Kriterium zur Ausgrenzung skandinavischer Bauten ist für den englischen Raum die Verwendung von Soden im Mauerwerk. Derartige W a n d k o n s t r u k t i o n e n tauchen tatsächlich w ä h r e n d der spätangelsächsischen Epoche auf. Mit ihnen manifestieren sich dem heutigen Forschungsstand nach erstmals lokale Bauunterschiede, wenn sich dies auch durch die sehr ungleiche Verteilung von G r a b u n g e n in Großbritannien fälschlich so darstellen könnte: seit dem 9. u n d 10. Jh. treten in Cornwall u n d Devon rektanguläre oder am Giebel leicht eingezogene queraufgeschlossene Häuser mit Sodenwänden auf, die auf der Innenseite deutliche Spuren von Flechtwerk zeigen (Treworld [455], Tresmorn, Areal 1, 2, 4 [454], Hound Tor, Areal 2 [436]). Die Funktionen der Bauten sind im Detail über eine Wohnnutz u n g hinaus nicht erschließbar 8 9 7 ; nicht alle scheinen als Wohnstall aufgeteilt. Die Dachkonstruktion ist unbekannt, als Dachhaut sind Soden unter Stroh zu vermuten 8 9 8 . Echte Schalmauern aus Stein/Erde sind nur in Mawgan Porth [439] dokumentiert, wo auch einige wenige Details zur Inneneinrichtung vorliegen: ein Eingangsraum u n d ein Stallteil ohne Boxentrennwände lassen sich unterscheiden; Anbauten dienen augenscheinlich der Aufb e w a h r u n g von Vorrat u n d Viehfutter. Der Wohnteil ist an einer zentralen Herdgrube kenntlich, ferner an Schlafstellen mit einer U m r a h m u n g von kantgestellten Steinplatten. N u r hier ließen sich Dachpfostenspuren einer Mesulakonstruktion nachweisen. Der Typ des Sodenwandhauses in Südwest-England reicht bis in die 1. Hälfte des 13. Jhs. (Hound Tor, Areal ί [436], Tresmorn, Areal 1, 2, 4 [454], Dinna Clerks [428], Lanyon [438], Hutholes [437]) u n d wird d a n n im allgemeinen von Steinhäusern abgelöst. Es darf dabei jedoch nicht übersehen w e r d e n , daß diese Sodenwandhäuser überwiegend in Moorgebieten auftreten, wo kräftiges 894 895 896 897 898

B e i s p i e l s w e i s e Bryant's Gill, Kerttmere [421], BALDWIN & WHVTE 1985, N. HIGHAM 1986:327f. Ribbleh ead [446] w u r d e der 2. Hälfte d e s 9. Jhs. zugeordnet. Zur kontroversen Diskussion u m Wandkonstruktion u n d Zeitstellung dieser Bauten s. AUSTIN & WALKER 1985, BERESFORD 1988. BERESFORD 1979:115.

3. Spätangelsächsische Epoche

217

Langholz als Baumaterial nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht - die Sodenkonstruktion kann also nicht als Indiz für skandinavischen Einfluß gerechnet werden, zumal entsprechende Kleinfunde fehlen. Unter dem Vorbehalt der nicht flächendeckenden Verteilung von Grabungen hat der Überblick über den angelsächsischen Hausbau seit dem 5./6. Jh. bis hin zur normannischen Invasion in England gezeigt, daß keine sicheren Zeugnisse skandinavischen Hausbaus nachgewiesen werden können, bedingt durch den hohen Grad der Akkulturation skandinavischer Siedler auf der Insel. Dieser Befund gilt auch für das 12. und 13. Jh., wo sich in England endgültig der Steinbau bzw. der Holzbau auf Schwellensockel durchsetzen und Wohnstallhäuser in größerer Verbreitung auftreten.

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwest-atlantischen Raum: Die Entwicklung von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter Im Raum des nordwestlichen Atlantik entwickelt sich der traditionelle skandinavische Haustyp der Eisenzeit in anderer Form als auf dem skandinavischen Festland. Unterschiedliche Einflüsse schaffen jeweils Regionalzonen spezieller Ausprägung. 1. Färöer Die skandinavische Besiedlung der Färöer - schriftlichen Quellen nach von Norwegen aus - beginnt in der 1. Hälfte des 9. Jhs., wie Pollendiagramme mit Zeichen einer deutlich ansteigenden Verbreitung von getreideanzeigenden Pflanzen indizieren 899 . Ein verstärkter Zustrom von Siedlern erreicht die Färöer später im 9. Jh., verursacht durch beginnenden Landmangel auf den ebenfalls bereits skandinavisch besiedelten schottischen Inseln 900 . Siedlungsreste der Wikingerzeit und des frühen Mittelalters sind nicht sehr zahlreich auf den Färöern - sie liegen im Küstenbereich, der spätestens seit der Wikingerzeit kontinuierlich landwirtschaftlich genutzt und besiedelt wurde. Fundverluste können darüber hinaus auch durch Landsenkung entstanden sein 901 .

899 J0HANSEN 1985:58, 1982:130. 900 FELLOWS-JENSEN 1984:165. Im Pollendiagramm hervortretende Spuren einer ersten Besiedlungsphase in der 1. Hälfte des 7. Jhs. sind nicht eindeutig zuzuordnen: sie können einen früheren Siedlungsschub von Norwegen aus dokumentieren, aber auch - schriftlich belegt im „Liber de mensura orbis terrae" von DICUIL aus dem Jahr 825 - von Irland her, der bisher weder durch Grab- noch durch Siedlungsfunde verifizierbar ist (J0HANSEN 1971, 1982,1989, ARGE 1989a/b). 901 DAHL 1968:195.

1. Färöer

α. Wohn- und

219

Wirtschaftsbauten

Wikingerzeit Die wenigen untersuchten Grundrisse - offenbar fast ausschließlich jünger als Ende 10. Jh. 9 0 2 - ergeben ein sehr einheitliches Bild vom wikingerzeitlichen Haustyp der Färöer, gemessen an den Verhältnissen des skandinavischen Festlands. Die Orientierung der Gebäude weicht kaum von der Nordsüd-Richtung ab, eine Giebelseite weist zum Meer, der Langseiteneingang meist zu einem fließenden Gewässer. Der Grundriß der frühesten Bauten ist konvex mit geraden oder leicht gerundeten Kurzseiten, die Grundfläche beträgt ca. 14-20 χ 5-6 m (Kvivik II [484], FuglafjörÖur VIII [4SI], Sörvägur [489], Sandavagur „Yviri ί Toftini" [486]). Auch das bisher älteste Gehöft läßt sich diesem Muster zuordnen (Toftanes II [492]) - hier deuten C 1 4 -Untersuchungen auf das 9./10. Jh. 903 . Die Außenwand besteht aus einer Schalmauer mit Erde-, Kies- oder Sodenfüllung, sie ist bis 1,5 m mächtig und noch bis in 90 cm Höhe nachgewiesen. Spuren von tragenden Holzwänden innerhalb dieser isolierenden Mauern wurden in älteren Grabungen nicht beachtet; neuere Untersuchungen zeigen jedoch eindeutig kantgestellte Steinplatten, Steinreihen oder kleinere Pfostenlöcher als Anzeichen einer inneren Holzwand wohl aus Plankenwerk, eventuell auf einer Holzschwelle 9 0 4 . Spuren des dachtragenden Doppelpfostensystems, eingegraben oder auf Unterlegsteinen, sind insgesamt sehr selten, doch lassen sich sogar steinverkeilte Pfostenlöcher beobachten. Wie auf dem skandinavischen Festland liegen hier Sodendächer vor über einer Auflage aus Birkenrinde oder Stroh 9 0 5 . Die Hauptgebäude des wikingerzeitlichen Gehöfts scheinen einräumig zu sein, Trennwände hinterließen zumindest keine Spuren; Wohnställe liegen deutlich nicht vor 9 0 6 . Der Boden besteht aus einer durchlässigen Steinpackung, meist mit auflagernder Lehmschicht. In der Steinunterlage lassen sich immer wieder plattenverkleidete Drainagen bzw. Zugluftkanäle zu den Herdstellen beobachten, die unter den Hauswänden hindurch ins Freie führen. Von der Inneneinrichtung sind etliche Details zu erkennen, so etwa 50-75 cm breite Bänke in Teilen der Seitenschiffe, 902 903 904 905 906

Siehe die Tabellen bei ARGE 1989a:120f. STUMMANN HANSEN 1989:143. THORSTEINSSON 1982:153. DAHL 1971a:69. Der vermutete Stallteil von Toftanes II [492] ist noch nicht gesichert.

220

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

kenntlich an den Spuren von Stützpflöcken für die Kantbretter der Erhöhung. Holzreste dokumentieren die Verbreiterung dieser Bänke, der Raum darunter kann hohl oder mit Erde verfüllt sein; die Höhe beträgt heute noch bis 35 cm. Die eingetiefte Feuerstelle liegt stets in der Längsachse des Hauses, sie ist 4-7 m lang, etwa 75 cm breit und mit Steinplatten ausgekleidet. Außer durch die beachtliche Länge zeichnet sich die Feuerstelle auch durch eine steingefaßte runde oder rektanguläre Grube in der Mitte der Anlage aus. Diese Vertiefung wird als Koch- oder Glutgrube gedeutet 9 0 7 . Zusätzliche Herdgruben, wie etwa auf Island an anderen Stellen im Raum, kommen nicht vor. Bis ans Ende der Wikingerzeit bleibt der Typ des Wohnhauses im Gehöft unverändert, auch was die Lage der Feuerstelle betrifft (Fuglafjöröur VII1481]). Mit der ausgehenden Wikingerzeit finden sich dann Anbauten ans Wohnhaus (Sörvagur [489], Toftanes II, XII, XI [492], Syörugöta „Noröuri ί Form" [490]). Sie sind zum Teil lediglich durch eine Holzwand auf Steinsockel abgetrennt und liegen nicht nur an der rückwärtigen Langseite wie auf Island 908 . In Syörugöta „Noröuri ί Forna" wird zudem eine Aufteilung in zwei Räume mit Erd- bzw. Steinboden deutlich. Die Feuerstelle immer noch zentral gelegen - besteht hier nur aus einer plattenumlegten Grube, verbunden mit ebenerdigen, nun nicht mehr eingetieften Steinplatten. Besonders auffällig ist eine 35 cm hohe und ca. 0,8 χ 4,3 m messende Steinplattform an einer Langseite, die nur vergleichbar ist mit Anlagen von Freswick [459], dort indifferent als „Schlafplattform" gedeutet 909 . Nebengebäude in Gehöftzusammenhang konnten der kontinuierlichen Besiedlung wegen bisher kaum nachgewiesen werden. Eine Ausnahme ist etwa Kvivik [484], wo parallel zum Hauptgebäude ein Bau mit Scheune und Stall erhalten ist. Von Konstruktionsweise und Grundriß her gleicht dieser Komplex dem Wohnhaus. Der Stall ist kenntlich an einer steinausgekleideten Jaucherinne und an steinernen Boxentrennwänden; die Stellplätze sind 1,6 m lang und 1 m breit - der Stall bietet demnach Platz für 8-12 Tiere. Die angebaute Scheune wurde später errichtet, abgeteilt durch eine Trennwand auf Steinsockel. 907 908 909

DAHL 1968:194. Siehe S. 225. Freswick I, Haus IV, VI [459], siehe S. 228. Alternativ wäre ein Vergleich mit der Steinplattform im Bau 1 G der Phase VI in Jarlshof/Shetlands [477] möglich (HAMILTON 1956a:171). Dieses Gebäude wird als Schafstall des 12./13. Jhs. gedeutet, die Plattform als Futterschütte.

1. Färöer

221

Wie in Norwegen sind abseits des eigentlichen Gehöfts auch auf den Färöern Almanlagen bekannt, stets in Gewässernähe gefunden. Grundrisse von Almgebäuden liegen etwas weiter und höher im Inland, häufig an Orten mit Namen, die eine dem Gälischen entlehnte Bezeichnung aergi für „Sommerweide, Alm, Almhütte" enthalten 9 1 0 . Diese Gebäude können zum Teil einem bestimmten Gehöft im Küstenbereich zugeordnet werden 9 1 1 . Näher untersucht wurden bisher Anlagen des 9. bis 11. Jhs. - hier haben sich also ältere Siedlungsspuren erhalten als im Küstenbereich. Es handelt sich um einräumige, leicht konvexe Häuser mit Sodenwänden von durchschnittlich 1,2 m Dicke, zum Teil auf einem Steinfundament (Argisbrekka, Areal A VIII, A I, A XII [480], Syörugöta „Vesturi ί Horni" 2 [490], Hov [482]). Die Grundfläche beträgt etwa 5,5-7,5 χ 3,5-4 m; zentrale Herdstellen und Erhöhungen in den Seitenschiffen sind nachweisbar. Das Dach wird von Doppel- oder von Firstpfosten getragen. Der geflieste Eingang liegt im Giebelbereich, in einigen Fällen ist dort eine Holzwand zu vermuten, ähnlich wie in Ytre Moa [303] oder Svolset [281], aber auch auf Grönland 9 1 2 . Während des 11. Jhs. wird in Argisbrekka, Areal VIII das einräumige Gebäude durch eine hölzerne Trennwand in einen Wohnbereich mit Eckherd und einen fliesenbelegten Stall mit drei bis vier Boxen aufgeteilt. Hier gelang der Nachweis, daß neben einheimischen Holzarten wie Birke oder Wacholder auch Treibholz wie Lärche und Fichte verbaut wurde, zudem importiertes Holz von Eiche und Kiefer 9 1 3 . Zusätzlich wird - wie bei größeren Wohnbauten - an der Langseite ein kleiner Raum angebaut, ebenfalls mit Sodenwand und Giebeleingang, eventuell mit Holzboden. In der Nähe liegen kleinere Nebengebäude unbekannter Funktion, zum Teil auch mit Sodenwand, Firstpfosten und Feuerstelle. Mittelalter Belegt an Beispielen, die mehrheitlich ins 13. Jh. gehören, zeigt sich, daß der Grundriß der Wohngebäude zum Mittelalter hin sehr deutlich verändert wird: er ist nun rektangulär, dabei kleiner (durchschnittlich 5 - 1 0 x 3 - 4 m) und v. a. schmäler; die Anbauten 910 911 912 913

Irisch-gälisch airidh, manx eary, schottisch-gälisch airghe (MATRAS 1957: 53, 590- Vergleiche die Auflistung bei DALL MAHLER 1989:163f. DAHL 1970,1971b. V 53, ALBRETHSEN & KELLER 1986. MALMROS 1990.

222

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

sind v e r s c h w u n d e n 9 1 4 (Sandavägur ,,ί Eingjartoftum" II I486], Sandavägur „Innanfyri HeygagerÖi" I, III I486], Kvivik I [484], Fuglafjördur VI [481], Skarvanes [488], Kaldbak [483], Tjörnuvik [491]). Auch die Lage der Eingänge variiert stärker. Das Prinzip der Schalm a u e r wird nicht aufgegeben; eine innere, tragende Holzkonstruktion ist durchgehend nachweisbar. Von den Innenräumen sind k a u m nennenswerte Details bew a h r t . Die einst zentral gelegene Feuerstelle w a n d e r t an die W a n d , häufig in eine Ecke. Ein ofenartiger Einbau in der Wand selbst ist in Sandavägur „Innanfyri HeygagerÖi" II dokumentiert. Umlaufende Bänke von bis 50 cm Breite mit Holzfront und einer Füllung aus großen Steinen ließen sich nur in Tjörnuvik feststellen; dort findet sich eine Herdstelle in Ecklage. Z u s a m m e n mit dem Holzbelag des Bodens über einem Balkenfundament weisen diese Einrichtungsdetails in Tjörnuvik darauf hin, daß der Raumtyp der Stube auf den Färöern spätestens u m 1200 bekannt ist. Sonst ist die Bodenfläche der Innenräume meist vollständig gefliest oder mit lehmüberstrichenem Kieselpflaster belegt; Drainagen finden sich nun selten. Pfostenlöcher sind nicht mehr zu beobachten, möglicherweise liegen in den schmalen Räumen schon pfostenfreie Sparrendachkonstruktionen vor 9 1 5 . Eine Aufteilung des Hausinneren in einzelne Funktionsbereiche ist schlecht nachweisbar, Spuren hölzerner Trennwände sind äußerst selten. Lediglich das Vorhandensein mehrerer Herdstellen könnte auf eine A u f k a m m e r u n g hinweisen. Die im Verhältnis zur Wikingerzeit größere Anzahl von nahe am H a u p t g e b ä u d e errichteten kleinen Häusern spricht aber eher für eine Ausgliederung verschiedener speziell genutzter Räume aus dem Wohnbau. In keinem Fall ließ sich die Funktion erschließen; für das Mittelalter ist kein einziger Stall bekannt. b.

Gehöftstruktur

Ständige Bearbeitung u n d Bebauung der begrenzt vorhandenen günstigen Wirtschafts- u n d Siedlungsflächen auf den Färöern machen umfassende Beobachtungen zur Gehöftstruktur unmöglich. In den meisten Fällen konnten nicht einmal die Wirtschaftsgebäude der gegrabenen wikingerzeitlichen Wohnbauten aufge914 Dies gilt auch für Almgebäude, die dem Mittelalter zuweisbar sind (Hov

[482], Sydrugöta „Vesturi ί Horni" 3 [490]). 915 DAHL 1961:63, THORSTEINSSON 1982:155.

1. Färöer

223

deckt werden. Lediglich in Kvivik [484] und der etwas jüngeren Anlage von Toftanes [492] fand sich jeweils ein Nebengebäude parallel zum Wohnbau. Ein wohl annähernd vollständiges Bild einer Gehöftanlage des 9. oder 10. Jhs. 9 1 6 kann nur die Sondiergrabung von Sandur [487] vermitteln. Hier wurden fünf bis sechs Nebengebäude sicher unterschiedlicher Funktion 9 1 7 in unmittelbarer Nachbarschaft der Spuren eines größeren Konvexbaus angeschnitten. Soweit zu beurteilen, gruppieren sich die kleinen Häuser etwa parallel zum Wohngebäude um einen Hofplatz 918 . Etwas besser sind die Verhältnisse des Mittelalters bekannt, gekennzeichnet durch Wohnbauten, die parallel oder im Winkel zu Wirtschaftsgebäuden gebaut werden. Sie liegen nahe beieinander, der Zwischenraum in Form eines Hofplatzes oder Gangs ist steingefliest (MiÖvdgur [485], Sandavdgur „Innanfyri Heygageröi" [486]). Die Funktion der Wirtschaftsbauten ist völlig unbekannt, ein Stall ließ sich in keinem Fall ausgliedern. Erwähnenswert sind dagegen steinerne Plattformen zur Heutrocknung, die im Hofkomplex von Sandavdgur „Innanfyri Heygageröi" gefunden wurden und mit Vorkommen auf den Shetlands vergleichbar sind 919 . c. Baustil Am besten vergleichbar sind die wikingerzeitlichen Bauten der Inselgruppe mit gleichalten skandinavischen Häusern in Rogaland, etwa Oma [259] oder Rapstad [262] 920. Dieser Vergleich beschränkt sich jedoch v. a. auf Konvexität, Dreischiffigkeit und Außenisolierung der Gebäude, ferner auf die gefliesten Eingänge und das vorherrschende Fehlen von Pfostenspuren der Dachträger. Weiterreichende Parallelen, etwa der Hofstruktur oder des Sozialstatus der Wohnbauten, können nicht gezogen werden, da weder in Südwest-Norwegen noch auf den Färöern eine hinreichend große Anzahl wikingerzeitlicher Grundrisse untersucht ist, um diese Fragen näher zu beleuchten - dies gilt v. a. für Stallbauten. Neben Ähnlichkeiten mit der traditionellen Ausprägung wikingerzeitlichen Hausbaus in Westskandinavien fallen jedoch andere Merkmale ins Auge, die auf deutliche Verbindungen mit 916 917 918 919 920

KROGH 1975. Unter anderem mit einer Badstube (Haus 4, DIKLEV 1981:20f). DIKLEV 1981, Abb. S. 16f. Siehe S. 243. Siehe S. 144.

224

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

dem nordwest-atlantischen Raum hinweisen, sicher bedingt durch die Zahl der Neusiedler aus dieser Region. Dazu gehören v. a. Drainagen und die kleinen Anbauten, die gegen Ende der Wikingerzeit an den Wohnbau angesetzt werden, wenn auch nicht in der stereotypen Anordnung nur an der rückwärtigen Langseite wie auf Island 921 . Die mittelalterliche Entwicklung erinnert in ihrer Grundtendenz wieder an den Festlandsbereich: die konvexe Kontur der Gebäude ist verschwunden, in den Innenräumen finden sich keine Doppelpfosten mehr, Herdstellen werden in Wand- oder Ecklage eingebaut, in einem Fall läßt sich der Raumtyp der Stube belegen 922 . Auch die Auflösung des multifunktionalen Wohnbaus hat stattgefunden: während der Wikingerzeit sind Wohnställe unbekannt, für das Mittelalter sind kleine Einzelbauten typisch. Insgesamt stehen die wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Hausgrundrisse der Färöer dem Festlandsbereich näher als Gebäude auf Island, Grönland oder den schottischen Inseln. 2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man Außerhalb des angelsächsisch besiedelten Bereichs mit seinen Rektangulärbauten und Grubenhäusern findet sich während der gesamten Eisenzeit eine völlig andere Hausform, das keltische Rund- oder Zellenhaus. Nur in dessen Verbreitungsgebiet ließen sich bisher Hausreste ausgrenzen, die recht eindeutig skandinavischen Ursprungs sind: in Schottland, auf Man, den äußeren Hebriden, den Orkneys und Shetlands. Grabungsabhängig handelt es sich dabei überwiegend um einzelne Gebäude, nur selten um eine Gehöftanlage. Neben archäologischem Fundmaterial und historiographischen Quellen hat die Ortsnamenforschung auf den schottischen Inseln und in Caithness, aber auch in Südwest-Schottland, Ausbreitung und Dichte skandinavischer Besiedlung beleuchtet 923 ; dem steht die geringe Anzahl skandinavischer Hausreste gegenüber 9 2 4 . Dies ist zum einen zurückzuführen auf kontinuier921 922

Siehe S.256f. Tjörnuvtk 14911, siehe S. 222.

923

MARWICK 1952, S. NICOLAISEN 1 9 8 2 a / b , 1969, BR0GGER 1930, FELLOWSJENSEN 1984, OFTEDAL 1956.

924

Von Skye liegen beispielsweise überhaupt keine Hausreste vor (SMALL 1976:30).

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

225

liehe Besiedlung der wenigen Rächen, die nicht als Weide- oder Ackerland genützt wurden, ferner durch die beträchtliche Erosion der bevorzugt besiedelten Küstengebiete. Ein weiterer Punkt ist, daß die Bevölkerungsdichte in diesen Regionen zu gering war, um eine ähnlich durchgreifende Akkulturation der Neusiedler zu bewirken wie im angelsächsisch besiedelten Raum - zudem ist für einige Fundorte ein plötzlicher Abbruch der piktischen Bauphasen des Substrats zu beobachten, was nicht als Anzeichen friedlicher Integration gewertet werden kann 925 . Die native Bauweise ist gekennzeichnet durch runde oder unregelmäßig wabenförmige Strukturen aus runden bis subrektangulären Zellen. Das Mauerwerk besteht aus horizontal aufeinandergeschichteten Steinplatten, basal durch halb eingegrabene Kantplatten gestützt. Die Zellen sind durch Mauervorsprünge mit Kantplattenverkleidung voneinander abgesetzt. Im größten Raum der Gebäudeanlage ist ein zentral gelegener Herd mit Kantsteinen angelegt, daneben finden sich zu beiden Seiten Steinplattformen, an der Vorderkante ebenfalls mit kantgestellten Platten. Die Dächer dürften mit vorkragenden Steinplatten wie ein falsches Gewölbe gebaut worden sein 926 . Die skandinavisch beeinflußte materielle Kultur hält sich im Bereich der Inseln bis zur Eingliederung unter schottische Oberhoheit in den Jahren 1263 (Hebriden, Westschottland), 1266 (Man) bzw. 1468/69 (Orkneys, Shetlands). Dieser Kontinuität wegen ist im folgenden der Hausbau der Wikingerzeit direkt mit d e m Abschnitt Mittelalter verknüpft. So werden auch die mittelalterlichen Siedlungsphasen bis zum Ende der skandinavischen Oberherrschaft im nordwestlichen Atlantikraum in der britischen Forschung überwiegend als Jäte norse" bezeichnet (1100-1500 n. Chr.), da ein Wechsel innerhalb der materiellen Kultur gegen

925

926

Die Frage nach friedlicher Integration oder gewaltsamer Landnahme der Neusiedler wird hier nicht weiter erörtert. RITCHIE (1974) belegt einen unkriegerischen Übergang für die Mehrzahl der skandinavischen Siedlungen in Schottland und auf den schottischen Inseln, d e m steht in anderen Fällen ein plötzlicher Siedlungsabbruch der piktischen Anlagen e n t g e g e n (I. CRAWFORD 1981, STEWART 1965:247, MORRIS 1982:73, 75, I. CRAWFORD & SWITSUR 1977:131). Beispielhaft sei hier auf die piktischen Bauphasen d e s 7. und 8. Jhs. in Buckquoy 4-6 1471] (RITCHIE 1979:178f) und Coileagan an Udal 1468] (I. CRAWFORD 1974:9) hingewiesen.

226

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Ende der Wikingerzeit nicht zu beobachten ist 9 2 7 . Datierungen innerhalb dieser Phase sind schwierig, weil bei Siedlungsgrabungen am häufigsten Gebrauchsgerät gefunden wird, dessen Formen über lange Zeit unverändert bleiben. Auch die wesentlich selteneren Trachtbestandteile unter den Siedlungsfunden sind oft von so einfachem und weitverbreitetem Typ, daß sie feinchronologisch nicht ausgewertet werden können. Dies erschwert die Datierung des Hausmaterials der skandinavischen Siedlungen erheblich. Obwohl häufig einzelne Bauphasen deutlich ausgliederbar sind, relative Abfolgen also dokumentiert werden können, werden zeitliche Einordnungen oft eher nach Grundrißformen als nach Aussage der vergesellschafteten Siedlungsfunde vorgenommen. Hinzu kommt, daß das Baumaterial älterer Häuser gewöhnlich wiederverwendet wurde, deren Struktur also oft nur mehr in stark fragmentiertem Zustand vorliegt. a. Schottland:

Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Teile Schottlands sind seit dem frühen 9. Jh. skandinavisch besiedelt. Spuren von Ansiedlungen wurden bisher erst im Bereich von Caithness im Nordosten Schottlands gefunden, bezeichnenderweise v. a. im Bereich von Sandbuchten, wo durch Küstenerosion immer wieder Hausüberreste freigelegt werden 9 2 8 . Ortsnamenuntersuchungen deuten an, daß die Besiedlung besonders von Süd- und Westnorwegen ausgegangen sein dürfte 929 . Die Zahl der Siedlungen muß viel größer gewesen sein und auch Teile des Inlandes umfaßt haben; dort sind wikingerzeitliche Anlagen jedoch wahrscheinlich aufgrund der Platzkontinuität von jüngeren Gehöften überbaut 930 . In Freswick [459] ist eine skandinavische Ansiedlung untersucht, die von der Jüngeren Wikingerzeit bis in die 2. Hälfte des 13. Jhs. bewohnt war. In mehreren Phasen 9 3 1 liegen hier von zwei 927 928 929 930 931

HAMILTON 1956:93, 103, 193, MORRIS 1985:211. Fundortkarte siehe Tafel 61. S. NICOLAISEN 1982a/b, MARWICK 1952, BR0CGER 1929. Vergleiche dagegen aber SMALL (1968b:12), der eine wikingerzeitliche Besiedlung von den Orkneys aus annimmt. BATEY 1987a:144f. Mögliche Fundorte sind dort genannt auf S. 30f. A.O. CURLE 1939, CHILDE 1943. Deren Aufteilung in je drei (auf den beiden Fundplätzen in Freswick nicht miteinander korrelierte) Phasen wurde von BATEY 1987a revidiert und verfeinert, ohne jedoch eine genauere zeitliche Einordnung zu erreichen.

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

227

verschiedenen Grabungen 932 Ost-West- bzw. Nord-Süd-orientierte Rektangulärbauten mit 9-11 χ 3-4 m Grundfläche vor. Ihre Giebel weisen zur Küste. Die Gebäude in Freswick I sind in zwei Gruppen stark ineinander bzw. übereinander gebauter Grundrisse konzentriert 9 3 3 ; Freswick II umfaßt nur ein mehrphasiges Gebäude. Ob zwischen beiden Fundstellen Zusammenhänge bestehen, ist v. a. der fehlenden Feinchronologie wegen völlig unklar; ihre Bauphasen lassen sich so nicht miteinander parallelisieren. Wikingerzeit Dieser Zeitabschnitt kann in Freswick I [480] nicht aufgegliedert werden. Nachweisbar sind annähernd rektanguläre Gebäude (Haus I, II, VI), zum Teil giebelseitig aneinandergereiht. Sie gehören augenscheinlich nicht zu den ältesten Bauphasen. Ihre Außenwände bestehen aus sodenverfüllten Schalmauern. An einer Stelle läßt sich beobachten, daß zuerst Strandgeröll, später Steinplatten für die Schalung verwendet werden 9 3 4 , genau wie es auch von den Shetlands, Orkneys und Hebriden bekannt ist 9 3 5 . Ein Lehmbett für das Mauerfundament konnte registriert werden, Parallelen finden sich in Brough of Birsay [470] auf den Orkneys 9 3 6 . Die Eingänge liegen überwiegend in der Langseite, wie gewohnt nahe eines Giebels; häufig sind sie gefliest. Raumunterteilungen lassen sich im Hausinneren nicht beobachten 9 3 7 ; allerdings muß die Lage der Herde auf unterschiedliche Raumfunktionen hindeuten 9 3 8 . Danach sind Wohnbereiche zu unterscheiden; unbeheizte Räume sollen der Vorratshaltung dienen. Die Herdstellen, etwa rektanguläre steinplattenausgekleidete Eintiefungen von bis zu 3 x 2 m, umgeben von kantgestellten Platten, liegen stets in der Mittelachse des Hauses, zum Teil durch Steinplatten vor Zugluft vom Eingang her geschützt. Die Böden 932 933 934 935 936 937 938

A.O. CURLE 1939, CHILDE 1943, im folgenden Freswick I bzw. Freswick II genannt. Gruppe 1 und 2 bei BATEY 1987a. Gruppe 1 entspricht A.O. CURLES Gruppe A und C, Gruppe 2 A.O. CURLES Gruppen Α und Β von 1939. Freswick I, Haus VI [459] (BATEY 1987a:94, bei A.O. CURLE 1939 noch umgekehrt gedeutet). Jarlshof [477], Sandwick [478] (BATEY 1987a:95), ferner Drimore Machair [469] und Skaill 3 [473]. Freswick I, Haus VI [459] (BATEY 1987a:95), Brough of Birsay, Areal IX, 17 [470] (HUNTER 1986:98, Abb. 36). Einige von Α .O. CURLE festgestellte Trennwände erwiesen sich als Spuren von Außenwänden verschiedener Bauphasen. BATEY 1987a:91.

228

IV. Der H a u s b a u der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

bestehen meist aus Erde, selten sind sie gefliest. Auffällig sind etliche steinausgekleidete Kanäle, die entweder der L u f t z u f u h r zur Feuerstelle oder als Wasserablauf dienen. In mehreren Fällen ist im Mauerwerk eine kleine, bis 50 cm tiefe Nische in 20-40 cm Höhe über d e m Fußboden ausgespart 9 3 9 ; ihre Funktion ist nicht geklärt. Diese Strukturen sind auch von Island u n d Grönland bek a n n t 9 4 0 . Nennenswerte Einrichtungsdetails finden sich nur in Haus VI: hier ist zusätzlich z u m Zentralherd eine Kochgrube vorhanden; allein in diesem Raum gibt es Spuren von Pfostenlöchern, die A . O . C U R L E mit Dachstützen in Verbindung bringt 9 4 1 . An den Langseiten lassen sich bis zu 90 cm breite B a n k e r h ö h u n g e n e r k e n n e n , z u m Teil mit an der Vorderseite kantgestellten Steinplatten. Vor einer dieser Bänke ist eine mit Steinplatten ausgekleidete, kistenartige Vertiefung im Boden eingelassen, die nicht als Herdstelle interpretiert werden kann 9 4 2 . Hier findet sich in einer Ecke auch eine Plattform aus Steinplatten von ca. 1,6 χ 1,2 m Fläche, die als Schlafbereich (Alkoven?) gedeutet w i r d 9 4 3 . Ställe lassen sich für diesen Zeitabschnitt nicht ausgliedern; neueste Grabungen zeigen aber, daß Nebengebäude z u m Gehöft gehörten 9 4 4 . Mittelalter/Late

Norse

N u r die stratigraphisch jüngsten Bauten in Freswick I [459] sind sicher dem Mittelalter zuzuordnen 9 4 5 . G r u n d f o r m u n d Mauerwerk bleiben unverändert, in Haus VI gibt es Anzeichen dafür, daß eine Trennwand eingezogen u n d der Zentralherd verschmälert wird 9 4 6 . Mit Bau IV scheint ein Wohnhaus vorzuliegen, das wahrscheinlich mit einem Viehverschlag in einer Raumecke ausgestattet ist 947 . Im Wohnteil dieses Baus findet sich eine „Schlafplattform" aus Steinplatten; Trennwände lassen sich jedoch nicht n a c h w e i s e n . Die ü b r i g e n H ä u s e r s i n d a u g e n s c h e i n l i c h Nebengebäude. A . O . CURLE unterscheidet eine Schmiede (Bau III)

939 940 941 942 943 944 945 946 947

Freswick I, Haus II, VI 1459]. Siehe S. 268, 292, dort ins Mittelalter datiert. A.O. CURLE 1939:90f. Siehe d a z u S. 257-259. A.O. CURLE 1939:92. BATEV1989. Freswick I, Haus III, IV, V, VII [4591. BATEY 1987a:73. A.O. CURLE 1939:85.

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

229

und ein Bootshaus (Bau V) - diese Interpretation wird jedoch von BATEY angezweifelt 9 4 8 . Mit Bau VII liegt ein Wirtschaftsgebäude vor, das als Scheune mit einer Anlage zur Korntrocknung gedeutet wird, alternativ als Raum zum Trocknen von Fisch bzw. als Töpferei 9 4 9 . Auf eine Trockenfunktion weisen jedenfalls die beiden eckständigen steinernen fc/Zn-Anlagen950mit Befeuerung in steinausgekleideten, kistenartigen Eintiefungen. Mit zu den interessanteren Strukturen dieser Siedlungsphase gehört das sogenannte „Badehaus" in Bau I. Es liegt etwas eingetieft, der Boden ist steingefliest, ein Ofen, wohl aus Geröllstein und Sodenzwischenlagen aufgebaut, findet sich in einer Ecke. Ein Zugluftkanal zum Ofen und eine Ablaufrinne machten für A.O. CURLE951 die Funktionszuordnung als Badstube wahrscheinlich; zumindest der Ablauf gehört nach neuesten Untersuchungen jedoch einer älteren Phase an 9 5 2 . Trotzdem sollte die Funktionszuweisung v. a. nach isländischen und grönländischen Parallelen richtig sein. Der mehrphasige Bau von Freswick II, von A.O. CURLE der späten Wikingerzeit zugewiesen, dürfte seiner deutlichen Raumunterteilungen wegen eher als mittelalterlich einzustufen sein. Eine einräumige Frühphase mag noch in die Wikingerzeit zurückreichen. Der Grundriß ist rektangulär und in einen Wohnbereich mit Zentralherd - hier kombiniert mit Glutgrube - und einen unbeheizten Giebelraum aufgeteilt. Dazwischen liegt ein separater Eingangsbereich, durch eine Holztrennwand, im Fundamentgräbchen steinverkeilt, und durch eine Wand auf Steinfundament von den übrigen Räumen abgetrennt. Er ist durch einen passagenartigen Vorbau aus Stein um 3 m nach außen verlängert. Im Wohnbereich sollen kantgestellte Steinplatten in 30 cm Entfernung von der Längswand schmale Bänke anzeigen, doch könnte hier auch ein Sockel für eine innere Holzwand in Stabbauweise vorliegen. An einem weiteren schottischen Fundort auf der Insel Bute westlich Glasgow sind Hausüberreste geborgen, die ihrer Kon948 BATEY 1982a:49. 949 BATEY 1987a:92. 950 Feuerstellen mit Rauchkanälen, die in einen runden Trockenkamin münden. In diesem Kamin wird über Gitterböden aus Astwerk Getreide im heißen Rauch getrocknet. Siehe auch S. 275. 951 A.O. CURLE 1939. 952 BATEY 1987a:93, 79.

230

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

struktion wegen als skandinavisch gelten 953 ; sie datieren ins 12./13. Jh. Die Bauten von Little Dunagoil E, F [460] sind rektangulär, das Mauerwerk besteht aus einem Steinsockel unter Stein-/ Sodenlagen. Herdstellen wurden nicht gefunden, doch sind Spuren von Doppelpfosten und einer Dachdeckung aus Soden erhalten. Diese Merkmale passen gut in skandinavischen Zusammenhang, dazu kommt noch die besondere Ausformung des Eingangsbereichs im Giebel: die Schmalseiten sind nicht mit der Längswand verbunden, zudem sind sie eingezogen, so daß eine Art Giebelvorbau entsteht. Derartige Strukturen sind im Stallabteil der mittelalterlichen Häuser von Sandwick [478] und Jarlshof [477] auf den Shetlands bekannt 954 . b. Isle of Man Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Skandinavische Besiedlung setzt auf Man ebenfalls mit dem frühen 9. Jh. ein 955 . Ungeachtet der großen Menge skandinavisch geprägter Ortsnamen v. a. im Bereich der Küste und des unmittelbaren Hinterlandes 956 , die auf Westskandinavien als Ausgangspunkt hinweisen 957 , wurden entsprechende Siedlungsreste auf Man aufgrund der Siedlungskontinuität bisher fast nur in Verbindung mit hochliegenden Küstenbefestigungen entdeckt; die Häuser stellen dabei stets eine Sekundärbesiedlung dar 958 . Als skandinavisch geprägt werden Grundrisse bezeichnet, die eine dreischiffige Aufteilung und zentrale Langherde zeigen. Unklar ist, ob hier - wie im schottischen Bereich - permanente Siedlungen oder lediglich kurzfristig bewohnte Bauten vorliegen, wofür das häufige Auftreten wenig stabiler Sodenwände, augenscheinlich ohne Innenverkleidung, sprechen könnte. Von der Funktion her wurden die Gebäude im Küstenbereich als Stützpunkte für plündernde Schiffsbesatzungen interpretiert, in der eigentlichen Siedlungsphase dann als Küstenwachstationen 959 . Ab-

953 954 955 956 957 958 959

MARSHALL 1964:56. Siehe S. 242. FELLOWS-JENSEN 1983:37,46. KNEEN 1925-29, MARSTRANDER 1932, M. GELLING 1970, 1978, Β. MEGAW 1978. Siehe die Karte bei FELLOWS-JENSEN 1983:39, Abb. 1. FELLOWS-JENSEN 1983:46. P.S. GELLING 1961:328. BERSU 1968, CUBBON 1983:18f.

2. Schottland, die schottischen Inseln u n d Isle of Man

231

seits der eigentlichen Siedlungsgebiete im Inland 960 sind darüber hinaus einzelne Kleinbauten bekannt, die als nur saisonal bewirtschaftete Almgebäude angesehen werden. Insgesamt sind die Häuser auf Man nur von einigen Merkmalen der Innenaufteilung, nicht nach Grundriß und Formentwicklung an den Bereich der schottischen Inseln anzuschließen. Dabei spielt sicher die zum Teil nur temporäre Nutzung der Gebäude eine Rolle. Wikingerzeit

Die Gebäude auf Man sind durchwegs rektangulär mit gerundeten Ecken, die Innenfläche mißt durchschnittlich etwa 1 0 x 4 m. Die Wand besteht aus Soden, zum Teil mit beidseitiger Steinverblendung oder auf einem Steinsockel, teilweise auch aus einer Schalm a u e r mit Soden- bzw. E r d f ü l l u n g (Cass ny Hawin [463], Doarlish Cashen [466], Cronk ny Merriu [465]). Eine W a n d h ö h e v o n bis

1,5 m ist nachgewiesen, die Breite beträgt 1-2 m. Die Häuser sind quer aufgeschlossen, beide Eingänge liegen einander gegenüber stets nahe eines Giebels, ein Giebelaufschluß kann dazukommen 961 . Gefliest sind die Eingänge hier nicht. In der Mehrzahl der Gebäude finden sich längsseitige Bankerhöhungen, zum Teil mit kantgestellten Steinplatten abgeschlossen. Typisch ist ferner eine Bank vor der Giebelwand. Die Feuerstellen sind ihrer temporären Nutzung gemäß einfach konstruiert, in Form von Herdgruben in der Längsachse des Hauses. Raumunterteilungen fehlen, ebenso fast durchwegs Spuren der Dachkonstruktion. Lediglich in Cass ny Hawin sind Spuren von Doppelpfosten nachgewiesen. Drainagekanäle, ein typischer Zug skandinavischer Bauten auf den schottischen Inseln, finden sich selten. In einem Fall könnte ein Stall mit Boxentrennwänden aus Steinplatten im Anschluß an den Wohnbereich vorliegen (Cronk ny Merriu); doch ist eine spätere, hochmittelalterliche Veränderung des Gebäudes hier nicht auszuschließen. Die vom Grundriß her vergleichbaren, von der Konstruktion her dagegen einfacheren Langhäuser von Vowlan Α, Β 1-5 [467] werden als Saisonwohnplätze im Sinn von Küstenstützpunkten oder Küstenwachstationen betrachtet 962 , da

960 961 962

Braaid 1461], Cashtal [462], Doarlish Cashen [466], Unklar ist d i e Gleichzeitigkeit der Eingänge in Lang- u n d Giebelseite (P.S. GELLING 1961:328). BERSU 1949:73.

232

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

ihre Wände aus unverputztem Flechtwerk bestehen. Diese Häuser sind vermutlich mit einem ungewalmten Satteldach mit leichter Dachhaut gebaut. Mit Langseitenfundamenten aus kantgestellten, sodenhinterfüllten Steinplatten und wahrscheinlich mit sodenisolierten Holzgiebeln auf Holzsockel wären auch die Anlagen N1-N2 und E1-E2 von Braaid [461] hier einzuordnen, nur der Gebäudeform nach datiert zwischen 9. und 11. J h . 9 6 3 . Doch ist die Stellung dieser Gebäudegruppe mit Wohnhaus und eventuell separatem Stall 9 6 4 insgesamt nicht klar, weil neben einer konvexen und einer rektangulären Struktur auch ein Rundhausfundament des keltischen Formenkreises aufgedeckt wurde, Siedlungsfunde zudem fehlen und weder Feuerstellen noch deutliche Anzeichen der sonst typischen Langseitenerhöhungen nachweisbar sind. Die kantgestellten Steinplatten an der Basis der Schalmauer mit Torfkern erinnern an die prä-skandinavischen Konstruktionen im nordwest-atlantischen R a u m 9 6 5 ; doch erscheinen kantgestellte Platten auch in skandinavischem Zusammenhang. Mittelalter/Late

Norse

Skandinavische Bautradition bleibt über das Ende skandinavischer Oberherrschaft im Jahr 1266 hinaus noch bis ins 14. Jh. bewahrt, doch machen sich mit Beginn wohl im 12./13. Jh. Veränderungen bemerkbar: die Schalmauer wird nun streng rechteckig gebaut, die Langseitenbänke allem Anschein nach verschmälert (Close ny Chollagh [464], Cashtal II [462], Cass Ny Hawin [463]). Soweit feststellbar, ruht das abgewalmte Dach stets noch auf runden oder rechteckig behauenen Pfosten und auf Pfetten; vermutet wird eine Deckung mit Stroh oder Schilf 9 6 6 . Möglicherweise liegen in Cashtal II Spuren eines Wandpanels vor. Holzböden lassen sich nun nachweisen; augenscheinlich sind die Gebäude einräumig, aber von größerer Grundfläche als bisher (ca. 14 χ 8 m). Für beide Zeitabschnitte sind Nebengebäude auf Man bisher nur von Doarlish Cashen [466] und Close ny Chollagh [464] bekannt. Dort liegen neben dem Hauptgebäude innerhalb einer Hofplatzumgrenzung aus Rasensoden einmal zusätzlich ein kiln zur Korntrocknung, einmal offenbar ein Viehstall. Zu Wirtschafts963 964 965 966

P.S. GELLING 1964:202. Die rektanguläre Struktur N1-N2 Umriß nach aber jünger sein. CUBBON 1983:18. SMALL 1982:252. P.S. GELLING 1966.

könnte

dem

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

233

bauten kann man auch die auf durchschnittlich etwa 200 m ü . N N gelegenen Almhütten des Inlands rechnen. Im Gegensatz zu Norwegen, d e n Färöern u n d Cumbria 9 6 7 handelt es sich hier u m rundlich-ovale Bauten mit Sodenwand, z u m Teil auch mit Herdstellen, aber wahrscheinlich nur mit einfachsten Dächern aus Astwerk 9 6 8 . Zahlreiche Hüttenüberreste stehen wie auf den Färöern in Verbindung mit Ortsnamen, die gälisch „Sommerweide, Alm, A l m h ü t t e " bedeuten 9 6 9 . Diese Anlagen laufen über die Wikingerzeit hinaus in das 13. u n d 14. Jh. Sie müssen auf Man bereits in prä-skandinavischer Zeit benutzt worden sein, da die altnordische Bezeichnung „sxtr" nicht parallel zur manxgälischen auftritt 9 7 0 , die einheimische augenscheinlich also von den skandinavischen Siedlern übernommen wurde. c. Hebriden Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Die H a u s f u n d e der H e b r i d e n sind bisher auf zwei Inseln beschränkt: North u n d South Uist. Sie vermitteln nur ein dürftiges Bild, da beispielsweise keinerlei Nebengebäude bekannt sind. Die beiden Fundorte zeigen eine unterschiedliche Siedlungsstruktur; besonders interessant ist, daß hier Wohnhügel angelegt w u r d e n , die vom 4. Jh. n. Chr. bis ins 18. Jh. (!) besiedelt waren. Sie dürften - wohl auch vom wirtschaftlichen Umfeld her - mit den Siedlungshügeln in Norwegen vergleichbar sein 9 7 1 . Der Übergang zu skandinavischer Bauweise mit konvexer Schalmauer läßt sich in diesen Strukturen für die Mitte des 9. Jhs. belegen 9 7 2 .

967 968 969 970

Siehe S. 108, 215f, 221. P.S. GELLING 1964a:171. Siehe S. 221. E. MEGAW 1978. Zur weiteren Erläuterung dieser Frage und einer eventuellen Funktionsverschiedenheit beider Begriffe s. FELLOWS-JENSEN 1984, 1985, M.C. HIGHAM 1978, WHYTE 1985. 971 Siehe S. 187. 972 I. CRAWFORD 1974:11.

234

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Wikingerzeit

In der Flachsiedlung von Drimore Machair [469] sind Überreste eines Wohngebäudes der Übergangszeit vom 9. zum 10. Jh. erhalten. Es zeigt leicht konvexen Grundriß mit einem geraden und einem gerundeten Giebel, die Grundfläche umfaßt 14 χ 5 m. Die Außenwände bestehen aus etwa 90 cm mächtigen Schalmauern aus Geröllblöcken mit einer Füllung von Soden bzw. Erde, z u m Teil nur aus Geröllblöcken wohl einer früheren Bauphase. Die Mauerinnenseite dürfte bevorzugt aus Stein, die Außenseite aus Stein und Soden in Wechsellagen aufgebaut gewesen sein 973 . Spuren einer Holzwand ließen sich nicht belegen. Der geflieste Queraufschluß liegt in Giebelnähe in einer Langseite. Wie auf den Färöern ist die in der Mittelachse gelegene Feuerstelle sehr lang (ca. 8 x 1 , 5 m); zusätzliche Herdgruben sind dezentral angelegt. Weitere Details der Inneneinrichtung wie Pfostenspuren oder Bankerhöhungen vor den Längswänden sind nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Eine Raumunterteilung ist durch die Lage des Herdes und durch ungleiche Fundverteilung zu erschließen, obwohl Spuren einer Trennwand fehlen. Mittelalter/Late

Norse

Im Wohnhügel von Coileagan an Udal [468] wurde ein Wohnbau des 12. Jhs. angeschnitten und vorläufig publiziert. Seine Grundfläche gleicht in etwa der des wikingerzeitlichen Hauses, auch die Schalmauer gehört noch zum Konstruktionsprinzip. Eine Raumunterteilung ist hier anhand einer Trennwand deutlich, ohne daß Einzelfunktionen erschlossen werden konnten.

d. Wohn- und

Orkneys Wirtschaftsbauten

Die im Verhältnis zu den skandinavischen Ortsnamen 974 relativ geringe Zahl deutlich skandinavisch geprägter Hausüberreste auf den Orkneys ist auf die gleichen Ursachen zurückzuführen wie auf den übrigen schottischen Inseln. Auch hier trugen kontinuier-

973 MacLAREN 1974:12. 974 MARWICK 1952.

2. Schottland, die schottischen Inseln u n d Isle of Man

235

liehe Besiedlung und die stetige erosive Zerstörung der äußeren Küstenbereiche zu einer Verringerung des Hausmaterials bei. Dennoch bietet einer der Fundplätze die Möglichkeit, eine skandinavische Ansiedlung vom 9. bis ins 12. Jh. hinein zu verfolgen (Brough of Birsay [470]). Allerdings gehören die Hausüberreste dort nicht ins bäuerliche Milieu, wie dies sonst in der Region der Fall ist, sondern in das Umfeld einer führenden Gesellschaftsschicht. Die wirtschaftlich nutzbaren Flächen auf der Insel sind zu klein, der Zugang zu beschwerlich, als daß dort ein gewöhnlicher Bauernhof angelegt worden wäre. Belegt durch Schriftquellen ist hier wahrscheinlich der Sitz eines der Orkney-Jarle zu lokalisieren 975 , errichtet über einer frühchristlichen Klosteranlage mit Kirche und Gräberfeld. In der 2. Hälfte des 11. Jhs. wird dort erneut eine Kirche, im 12. Jh. eine Kathedrale und für kurze Zeit der Bischofssitz der Orkneys eingerichtet. Wikingerzeit

Die wikingerzeitlichen Bauten der Orkneys schließen sich zeitlich wie bautechnisch eng an die Hausform der übrigen schottischen Inseln an. Die ältesten Gebäude des frühen 9. Jhs. zeigen einen leicht konvexen Grundriß von etwa 10-15 χ 5-6 m Fläche und bis 1,5 m mächtige Schalmauern aus dem plattig spaltenden Sandstein der Inseln, innen mit Erd- bzw. Sodenkern (Brough of Birsay, Areal III, Hausgruppe

C, D [470], Skaill 2, 3 [473], Buckquoy 3,1 [471 ]).

Soden finden sich auch in der äußeren Steinschichtung 976 . Dabei läßt sich beobachten, daß in frühen Phasen noch Geröllsteine anstelle von Steinplatten verbaut werden 977 . Dieses Merkmal begegnet auch sonst in wikingerzeitlichen Bauten des schottischen Bereichs; es weist auf Einflüsse keltisch-piktischer Bautechniken hin978.

975 976

977 978

HUNTER 1986:174. Siehe d i e detailreichen Ergebnisse v o n HUNTER 1986:97f, Abb. 35, 36 u n d S. 108 für Brough of Birsay, Struktur 17 1470], w o u. a. die unterste Lage passend behauener Steinplatten sorgfältig in ein Lehmbett gesetzt ist. Eine derartige Konstruktion ist auch v o n Freswick VII [459] bekannt (BATEY 1987a:95). Skaill 3 [473]. Freswick VI [459], Drimore Machair [469], N a c h g e w i e s e n ist es beispielsweise auch i m frühchristlichen Oratorium d e s 8. u n d 9. Jhs. v o n Brough of Birsay (CRUDEN 1965:24).

236

IV. Der H a u s b a u der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

Die Gebäude sind dreischiffig und in Giebelnähe quer aufgeschlossen, ein weiterer Eingang kann sich in der Giebelwand selbst befinden. Der Mauerdurchbruch ist häufig gefliest. Die Dachträger stehen wohl auf Steinplatten, da so gut wie keine Spuren von Pfostengruben vorhanden sind. Das Dach selbst dürfte mit Soden über einer Schilflage gedeckt sein 979 . Das Gebäudeinnere ist durch Trennwände aufgeteilt. Im Wohnteil finden sich Spuren von längsseitigen Bänken aus Erde, die Vorderkanten mit Steinplatten verkleidet, 20 cm hoch und 0,9-1,5 m breit. Der Boden ist unbelegt, die bis zu 5 m langen Zentralherde sind steinausgekleidet. Zum Teil sind Drainagen im Boden eingelassen, sie finden sich aber auch vor den Außenseiten der Wände. In einem Fall 980 wurde eine Mauernische freigelegt, wie sie von Freswick [459], aber auch von Grönland und Island bekannt ist 981 . Innere Holzwände fehlen scheinbar überall. Auf den Orkneys bietet sich die Möglichkeit, Merkmale im Hausbau zu beobachten, die gesellschaftsspezifisch sind. Von der besonderen Anlage des Brough of Birsay [470] war bereits die Rede; einer gehobenen Schicht sind sicher auch die Gebäudereste von Westness [475] auf Rousay zuzuordnen. Hier besteht der Wohnbau I des 10./11. Jhs. aus drei bis vier Räumen, die Hauslänge beträgt mehr als 35 m. Die Inneneinrichtung weicht nicht vom gewohnten Bild ab, doch scheint hier ein spezieller kleiner Raum nur zum Kochen ausgliederbar zu sein. Interessant ist bei diesem langen Gebäude, daß ein Langseiteneingang verschmälert und mit einer vorgebauten Passage versehen wurde; diese Maßnahme dient sicher wie auf Grönland einer zusätzlichen Wärmeisolierung. In Brough of Birsay wird das Areal östlich der Bischofsresidenz als Wohnbereich der Orkneyjarle angesehen. Für die späte Wikingerzeit des ausgehenden 10. und beginnenden 11. Jhs. ist hier „Jarl Sigurds Halle" zu nennen 982 , ein noch 22 χ 8 m messender Bau mit Mauerwerk der gewöhnlichen Konstruktionsweise und mit zentraler, eingetiefter Herdstelle. Das von seiner Größe her auffällige Gebäude ist durch Überbauung und Küstenerosion so stark zerstört, daß keine weiteren Details bewahrt blieben. Stäl-

979 980 981 982

CRUDE Ν 1965:27. Skaill 4, 5 [473] (P.S. GELLING). Siehe S. 268, 292, dort ins Mittelalter datiert. Benannt nach Jarl Sigurör Eysteinsson digri (gest. 1014).

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

237

le sind auf den Orkneys für die Wikingerzeit bisher lediglich von Brough

of Birsay,

Areal III/C u n d v o n Westness

III b e k a n n t . I m

Gegensatz zu den Befunden des Mittelalters sind die Stallteile in keinem der Fälle mit dem Wohnhaus zusammengebaut - in Westness handelt es sich um einen separaten Bau, der giebelseitig an einen nicht deutbaren Raum gesetzt ist, in Brough of Birsay ist der Stall durch einen separaten Eingangsbereich von einem Raum unbekannter Funktion getrennt. An Innendetails weist Westness III ausnahmsweise randlich angelegte, steingefaßte Jaucherinnen und Fliesenboden auf, nur hier sind einige Steinplatten als Boxentrennwände bewahrt. Der Raum bietet Platz für ca. 18 Tiere 983 . An beiden Fundorten ist der Stall parallel zum eigentlichen Wohnhaus errichtet, nur durch einen schmalen, steingefliesten Gang davon getrennt. Diese Anordnung erinnert an den Befund von Kvivik 1489], Färöer 9 8 4 .

Nebengebäude mit Schalmauer wurden u. a. untersucht in Brough of Birsay, Areal VII-IX [470]. I m G e g e n s a t z z u d e n W o h n -

bauten sind sie rektangulär und einräumig mit einer Grundfläche von durchschnittlich 1 0 x 5 m; Pfostenspuren fehlen. Funktionen sind so gut wie nicht erschließbar; in Westness [475] konnten eine Schmiede und ein rektanguläres, halb eingegrabenes Bootshaus mit Mauern nur aus Steinplatten näher bestimmt werden. In Skaill 4 [473] wurde ein Gebäude des ll.Jhs. als mögliches Badehaus gedeutet. Es mißt 12 χ 4 m, hat einen Lehmboden und in beiden Giebeln Herde mit Zugkanal, in einem Fall unter einer hohlen Bank gelegen. Mit diesen Anlagen weicht das Haus erheblich von den sonst bekannten Badehäusern viel kleinerer Grundfläche mit Eckofen aus großen Geröllsteinen ab, wie sie etwa von Grönland her bekannt sind 985 ; eventuell liegt hier ein Gebäude zum Korntrocknen vor, ähnlich Haus VII in Freswick

[459]986.

Hervorzuheben ist schließlich, daß wie auf den Hebriden auch auf den Orkneys neben den beschriebenen Flachsiedlungen bis zu 5 m hohe Wohnhügel bekannt sind (u. a. Saevar Howe [472]). Diese Anlagen sind heutigen Kenntnissen nach beschränkt auf Sanday und North Ronaldsay. Sie begegnen seit dem 9./10. Jh. 987 und

983 984 985 986 987

KALAND, mündliche Mitteilung. Siehe S. 220. Siehe S. 293. Siehe S. 229. DAVIDSON et al. 1983.

238

IV. Der Hausbau der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

reichen möglicherweise in die Zeit vor der skandinavischen Besiedlung zurück. Hier w u r d e mit G r a b u n g e n erst begonnen; bisher kamen Überreste von ca. 11-12 χ 4 m messenden Gebäuden z u m Vorschein, zum Teil mit Drainage u n d Wandbänken, augenscheinlich nicht von den bisher beschriebenen H a u s t y p e n abweichend. Mittelalter/Late

Norse

Veränderungen an mittelalterlichen Gebäuderesten sind auf den Orkneys nur von Brough of Birsay D u n d Areal II [470], ferner in Skaill 4 [473] und Tuckoy [474] zu beobachten. In Skaill zeigt sich, daß die Grundfläche verkleinert wird; in Tuckoy u n d auf Birsay 988 sind f ü r W o h n b a u t e n n u n rektanguläre G r u n d r i s s e zu konstatieren. Südöstlich der Kathedrale von Birsay zeigen sich deutlich Anbauten an der Langseite eines Gebäudes der Hausgruppe D des 12./13. Jhs. Diese mittelalterliche Struktur hat v. a. auf den Shetlands Parallelen 989 , aber auch auf Island und Grönland. Während des späten 11. und 12. Jhs. entsteht im Areal des „Jarlspalastes" ein neuer Gebäudekomplex, am wichtigsten darunter die sogenannte „Halle Jarl Thorfinns" 9 9 0 . Dieser Komplex besteht aus mehreren n u n rein rektangulären Gebäuden u m einen mit Drainagen versehenen, ummauerten Hofplatz, der auch zu einem Bootslandeplatz führt. Die Mauern der Gebäude bestehen aus behauenen Steinplatten, die - ganz außergewöhnlich - vermörtelt sind 9 9 1 ; diese Neuerung hebt sich deutlich von noch in traditioneller Manier aufgeführten Nebengebäuden an der Kliffkante ab. Die Dächer scheinen jedoch überall nach wie vor sodengedeckt zu sein 9 9 2 ; Spuren von Dachträgern sind nirgends bewahrt. Von der einst wohl 14 χ 6,5 m großen „Halle" sind nur m e h r Fragmente einer zentralen eingetieften Feuerstelle u n d 30 cm hohe Bänke an Langseiten u n d Giebel erhalten. Unter diesen Erhöhungen laufen geflieste Kanäle, die in Verbindung stehen mit einer Feuergrube in einem in Längsachse angebauten Vorraum. Die gesamte Vorrichtung w u r d e als hypokaustartige Heizanlage interpretiert.

988 989 990 991 992

Brough of Birsay, Phase 3, Areal VII, VIII [470] (HUNTER 1986:135). Siehe S. 242. Benannt nach Jarl törfinnr Siguröarson (gest. 1064). Spuren v o n Kalkputz fanden sich an der Wandaußenseite d e s Rektangulärb a u s v o n Tuckoy [474]. CRUDEN 1965:30.

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

239

Der Boden des Raums ist fliesenbelegt. An die „Halle" schließt ein 15 m langer Gang an, von dem wiederum Seitenräume wegführen. Obwohl die Gesamtstruktur nur sehr fragmentarisch erhalten ist, hat man sie als Ganghaus nach grönländischem bzw. isländischen Muster interpretieren wollen 993 . Nur von Brough of Birsay 1470] sind noch jüngere Bauten nachgewiesen; in Areal II folgt im 12. Jh. ein Komplex kleiner rektangulärer, einräumiger Gebäude, angelegt über „Jarl Thorfinns Palast", soweit erkennbar eng und unregelmäßig zusammengebaut. Die Wände bestehen hier nur mehr aus Stein ohne Sodenkern, die Böden sind gefliest, einige Räume mit steinausgekleideten Feuerstellen versehen. Spuren von Dachpfosten fehlen. Vor allem dieser jüngere Teil der Gesamtanlage steht wohl in Zusammenhang mit dem im 12. Jh. hier etablierten Bischofssitz. Anlagen ähnlicher Konstellation, eventuell mit einem Kloster zu verbinden, sind von Brough of Deerness bekannt 994 . Gebäudeansammlungen dieser Art in exponierter Lage sind weiter verbreitet auf den Shetlands, Orkneys und in Sutherland/Schottland; Grabungen oder deren Publikationen fehlen aber bisher 995 . e. Shetlands: Wohn- und

Wirtschaftsbauten

Auch auf den Shetlands werden die landwirtschaftlich wenig nutzbaren Flächen im Küstengebiet kontinuierlich überbaut 996 ; Überreste von Gebäuden der Wikingerzeit seit etwa 800 997 und des frühen Mittelalters sind dementsprechend selten. Die Anzahl der stark norwegisch geprägten skandinavischen Ortsnamen spiegelt jedoch die denkbare Ausdehnung der einstigen Besiedlung 9 9 8 . Archäologisch untersucht wurden bisher Jarlshof [477],

993 WAINWRIGHT 1962:178, CRUDEN 1965:29. Siehe S. 288f, 276f. 994 MORRIS 1977a, 1987, s. a. Abb. 107 in MORRIS 1985:237. 995 LAMB 1974, 1978 beschreibt einige dieser Gebäudeansammlungen und deutet sie als Einsiedeleien, die in die Zeit der irischen Mission auf den Inseln und in Schottland zurückreichen könnten (1974:86). Zu bezweifeln bleibt allerdings, ob eine grobe chronologische Unterteilung in präskandinavisch und skandinavisch aufgrund rektangulärer oder leicht konvexer Hausgrundrisse zu halten ist, wie sie LAMB 1974 vertritt. 996 Siehe Abb. 1, 2 in SMALL 1982:242f. 997 J0HANSEN (1985) gibt nach Pollenuntersuchungen getreideanzeigender Pflanzen einen Zeitraum zwischen 700 und 800 an. 998 Siehe JAKOBSEN 1897, 1901, STEWART 1965, S. NICOLAISEN 1969, 1982.

240

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Underhoull

[479],

Sandwick

[478] u n d Da Biggins

[476];

dabei bietet

sich mit Jarlshof auf Mainland die seltene Möglichkeit, eine kontinuierliche Besiedlung skandinavischen Ursprungs vom frühen 9. bis ins 15. Jh. durchgehend zu verfolgen. Die Phaseneinteilung für diesen Fundort 999 , die auf viele Hausüberreste der schottischen Inseln übertragen wurde, ist jedoch umstritten. Wikingerzeit

Die Wohngebäude des 9. Jhs. sind unregelmäßig konvex (ca. 20 χ 5 m), mit geraden oder leicht gerundeten Giebelseiten (Jarlshof 1/1, II/2 [477],

Underhoull

[479]).

M i t d e m a u s g e h e n d e n 9. J h .

wird die Kontur der Gebäude angeblich rektangulär. Das 1-1,5 m mächtige Mauerwerk besteht aus einer Schalmauer von plattigem Sandstein mit Erd- bzw. Sodenkern; in der äußeren Schale können zur zusätzlichen Isolierung Sodenlagen eingeschaltet sein. Der Untergrund der Gebäude ist planiert und mit Drainagen versehen; die Orientierung der Häuser richtet sich v. a. nach der Geländemorphologie. Die Eingänge liegen in einer oder - einander gegenüber - in beiden Langseiten, zusätzliche Giebelöffnungen können auftreten. Von der Dachkonstruktion sind nur wenige Details erhalten 1000 ; überwiegend dürften Zweiständerbauten mit Dachpfosten in Pfostenlöchern oder auf Steinplatten als Unterlage vorliegen; nur in Underhoull deuten wenige Pfostenlöcher in der Mittelachse des Hauses auf eine Mesulakonstruktion 1001 . Die Hauptgebäude sind von Anfang an stets zweiräumig; Spuren der Trennwände sind jedoch nicht sehr auffällig. Augenscheinlich liegen in diesen frühen Phasen nur Kombinationen von Wohnräumen vor, in Jarlshof 1/1 und II/2 etwa Aufenthalts- und Kochraum 1 0 0 2 . Spuren tragender Holzwände wurden - wohl wegen des frühen Datums der Grabungen - nicht beobachtet. In den Wohnräumen sind kantgestellte Steinplatten vor der Stirn-

999 1000

1001 1002

HAMILTON 1956a. Insofern sind die Rekonstruktionszeichnungen bei HAMILTON 1956a bedenklich, wo die für Wohn- und Stallteil unterschiedliche Dachdeckung mit Dachfenstern nahe der Außenmauer und eine mit beschwerten Schnüren befestigte Stroh-/Grasdeckung wiedergegeben wird, wie sie heute auf erhaltenen shetländischen „black-houses" vorliegt. SMALL 1968a:64. Für eine Deutung von Haus H/2 als Wohnstall liegen keine Indizien vor; im sogenannten Stallteil fehlen beispielsweise Jaucherinnen, die im nordwest-atlantischen Bereich sonst zu beobachten sind.

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

241

seite bankartiger Erhöhungen aus Erde in Teilen der Seitenschiffe bewahrt, die Bankbreite beträgt ca. 1,2 m. Die Feuerstellen, häufig mit Zugkanälen, liegen zentral in der Mittelachse, ausgenommen in Underhoull, wo der Herd wohl der Mesulapfosten wegen an einer Längswand piaziert ist. Die Feuerstellen bestehen gewöhnlich aus einer rektangulären Steinpackung, umgrenzt von kantgestellten Steinplatten. Die Besonderheit der in den Zentralherd eingebauten Koch-/Glutgrube der Färöer läßt sich angeblich in einem Fall beobachten: in Jarlshof 1/1 hat sie die Form einer steinausgekleideten Kammer und ist teilweise in die Außenwand des Hauses eingelassen. Zwischen Herdstelle und Kammer sorgt dort eine schräg eingebaute Steinplatte für den vereinfachten Transport erhitzter Steine in die Kochgrube 1003 . Separate Kochgruben erscheinen nur im Küchenbereich; wie auf Island treten sie in jüngeren Bauten nicht mehr auf. An Nebengebäuden sind nur in Jarlshof überwiegend einräumige Schmieden, Scheunen und separate Ställe wohl für Kleinvieh nachgewiesen, möglicherweise auch eine Latrine (Haus II/1F). Diese Gebäude messen im Durchschnitt 5 χ 7 m, sie sind rektangulär, sonst aber gleichartig konstruiert wie die größeren Bauten. Dachpfosten sind nicht nachweisbar. In Underhoull ist augenscheinlich ein Bootshaus mit Steinwand bewahrt 1004 . Zu betonen ist, daß im Nebengebäude 1/1 D der frühesten Siedlungsphase in Jarlshof eine besondere Wandkonstruktion vorliegt: sie besteht nur aus Steinplatten, deren unterste Lage innen und außen durch kantgestellte Platten verkleidet ist. Eine Seite ist nur aus Geröll aufgebaut. Diese Bauweise ist ganz eindeutig keltisch/piktisch 1005 . Mittelalter/Late

Norse

Wie überall im nordwest-atlantischen Raum bringt erst das Mittelalter weiterreichende Neuerungen: im späten 11. Jh. erscheinen in Jarlshof V/1, 6, 7 [477] erstmals ganz sicher Wohnställe, zum Teil mit Viehtrift zum Giebeleingang des Stalls. Neue Nebengebäude werden großteils parallel zueinander ganz nahe an das Hauptgebäude gesetzt. Die Herdstellen sind deutlich kleiner als während der wikingerzeitlichen Phasen 1006 . Auch der Wohnbau von Under-

1003 1004 1005 1006

A.O. CURLE 1935:277f, v. a. Abb. 10:278, Abb. 9:277. SMALL 1967:242. Siehe S. 225, 235. HAMILTON 1956a:157.

242

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

houll [479] wird mit einem Stallteil versehen, der mit einer gefliesten Viehtrift in Verbindung steht. Interessant ist, daß die Stallgiebelwände dort und in Jarlshof VI/6 deutlich ohne Verband mit den Langseiten eingesetzt und zusätzlich ein Stück eingezogen sind. Dieses Merkmal wird - ähnlich den Befunden des skandinavischen Festlands - so gedeutet, daß die Giebelseite zum Viehaustrieb und z u m Ausmisten einmal im Jahr eingerissen und dann wieder aufgebaut wird 1007 . Im 12. Jh. erscheinen dann Anbauten mit der gewohnten Mauerkonstruktion an den Langseiten der Wohnhäuser (Jarlshof VI/1, 7, VII/5-7

[477], Sandwick

[478]).

Diese N e u e r u n g

ist a u c h

von

Underhoull [479] bekannt, wird dort aber ins 11. Jh. datiert. Soweit sich die Funktion der angebauten, oft steingefliesten Räume erschließen läßt, handelt es sich um Ställe, Scheunen oder Vorratskammern. Für Sandwick jedoch hat BIGELOW eine Anwendung als Abtritt vorgeschlagen, weil hier eine Rinne unter der Wand nach außen führt, wie es von Island her bekannt ist 1008 . Die Wohnstallhäuser von Sandwick, Underhoull und Jarlshof 7 zeigen deutlich, daß in der Zeit des späten 12. und frühen 13. Jhs. der Raumtyp der Stube mit schmalen Längsbänken u n d einer breiten Giebelplattform auch in diesem Bereich eingeführt ist. Spuren von Eckherden, so typisch auf dem skandinavischen Festland, finden sich in Sandwick [478] u n d Da Biggins [476] auf P a p a Stour. In Da

Biggins

liegen Reste eines Rektangulärbaus in Schalmauerkonstruktion vor, zum Teil mit einer drainierenden Packung kleiner Steine unter dem Fundament. Wahrscheinlich ist die Anlage in mehrere Räume aufgeteilt. Es finden sich Stützsteine für eine innere Holzwand, Spuren eines Plankenbodens als Besonderheit - Parallelen sind bisher nur auf den Färöern und auf Man nachgewiesen 1009 . Zusätzlich sind Spuren einer 50 cm breiten, noch 10 cm hohen wandbankartigen Struktur vorhanden. Vom Dach haben sich Birkenrindenisolierung und Sodenreste bewahrt 1 0 1 0 .

1007

Siehe S. 69.

1008

BIGELOW 1987:29. S i e h e S. 266.

1009

Siehe S. 222, 232.

1010

B. CRAWFORD 1985:145.

2. Schottland, die schottischen Inseln u n d Isle of M a n

/.

243

Gehöftstruktur

Gleich den Verhältnissen auf den Färöern, auf Island, Grönland u n d New Foundland liegen auch auf den schottischen Inseln nur Einzelhöfe vor, in keinem Fall Dorfanlagen. Aussagen zur Gehöftkonstellation des bäuerlichen Bereichs sind n u r f ü r Jarlshof [477] möglich; Brough of Birsay [470] mit seinen zahlreichen Gebäuden gehört einem anderen sozialen Umfeld an. Die Wirtschaftsbauten in Jarlshof sind in den frühen Phasen etwas verstreut abseits v o m W o h n k o m p l e x angeordnet, H a u p t - u n d N e b e n g e b ä u d e sind z u m Teil von einem gemeinsamen Steinwall umgeben. Eine Steinpflasterung längs der Fassade des Wohnbaus hin zu den Nebengebäuden läßt sich häufig beobachten 1 0 1 1 . Auf dem eingezäunten Bereich der Binnenwiese von Jarlshof w u r d e n den rezenten shetländischen Exemplaren identische Plattformen f ü r Heutrockengestelle gefunden 1 0 1 2 - diese Strukturen sind auch von Underhoull [479] bekannt 1 0 1 3 . Interessant ist, daß in Jarlshof augenscheinlich zeitgleiche Wohnbauten für mehr als eine Familie vorhanden sein sollen - dieser Befund ist f ü r die Wikingerzeit des gesamten beobachteten Bereichs ohne Parallele. Zu bedenken ist deshalb, daß dieser Deutung die umstrittene Phaseneinteilung von H A M I L T O N 1 0 1 4 zugrundeliegt, die Rückschlüsse auf eine Gleichzeitigkeit der Gebäude erschwert. Die Veränderungen des Mittelalters zu enger zusammengebauten Nebengebäuden im Winkel oder mit Anbauten sind nur in Freswick [459] u n d Jarlshof [477] belegt. Diese Gebäudekonstellation läßt einen kleinen Hofplatz entstehen, auf den die einzelnen Gebäudeeingänge m ü n d e n . Der Boden dieser Plätze ist meist gefliest. An den übrigen Fundorten w u r d e n nur einzelne Wohngebäude näher untersucht. g. Baustil Mit Ausnahme der Isle of Man stehen die behandelten Gebäude der Wikingerzeit im schottischen Raum von G r u n d f o r m u n d Raumaufteilung her ganz deutlich in der Tradition der eisen1011 1012 1013 1014

Jarlshof 1/1 1477], Skaill 3 [473], 91). HAMILTON 1956a:137. SMALL 1967:240. HAMILTON 1956a.

Brough of Birsay

C [470] (KALAND 1973:

244

IV. Der Hausbau der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

zeitlichen Bauweise Festlandskandinaviens, besonders Norwegens. Darin spiegelt sich v. a. das Diktat des verfügbaren Baumaterials, im wesentlichen Stein und Soden, die ein Kerngerüst aus Holz umschließen. Einige Züge machen jedoch deutlich, daß Holz - abhängig von der Vegetation der Inseln - in noch viel geringerem Umfang verbaut wird als in Norwegen oder sogar auf den Färöern. Beispielsweise bestehen die Kantenabschlüsse der Bänke im Seitenschiff durchgehend aus Steinplatten, und Spuren von Pfostenlöchern fehlen ganz überwiegend, abgesehen von den Inseln Man oder Bute, die England mit seinen Holzressourcen am nächsten liegen. Dies bedeutet, daß die Dachstützen auf Steinplatten gestellt wurden, deutlich eine Maßnahme gegen Verrottung. Darüber hinaus sind Hinweise auf hölzerne Innenwände sehr selten. Dazu paßt auch ein Innendetail, das auf Island und Grönland Parallelen hat, nicht aber auf den Färöern oder in Norwegen: steinausgekleidete Wandnischen unbekannter Funktion, die beim Einzug einer Holzwand nicht zugänglich wären. Diese Merkmale grenzen Schottland und die schottischen Inseln deutlich bautechnisch vom skandinavischen Festland ab. Andererseits sind bestimmte Züge zu beobachten, die auf einen Einfluß des piktischen Substrats hinweisen: einmal die Verwendung von Orthostaten, hochkant gestellte Steinplatten, in der Fußzone von Schalmauern skandinavischen Typs, belegt an Nebengebäuden 1015 ; oder die Verwendung von Geröllsteinen in Schalmauern der älteren Bauphasen 1016 . Dazu kommt das fast regelmäßige Auftreten von Drainagerinnen quer aus dem Hausinneren ins Freie, die auch auf Grönland, Island und den Färöern verbreitet sind, auf dem skandinavischen Festland aber keine Gegenstücke haben. Auch die Funde von kiln-Anlagen zur Getreidetrocknung deuten auf eine Übernahme nativer Elemente, denn sie sind auf den Raum der schottischen Inseln beschränkt. Die veränderte Bauweise des frühen Mittelalters zeichnet sich im nordwest-atlantischen Raum recht einheitlich durch eine deutlichere Aufteilung der Innenräume, durch kleinere Grundflächen und durch Anbauten aus 1017 . Die Anordnung der Anbauten läßt 1015 1016 1017

Jarlshof 1/1 D [477], Bootshaus von Westness [475]. Siehe S. 227. Anbauten treten auf den Färöern während der 1. Hälfte d e s 11. Jhs. auf, auf d e n Shetlands sind sie b e i s p i e l s w e i s e erst im 12. Jh. nachweisbar. Darin m a g sich entweder - w e n i g plausibel - eine zeitliche Verzögerung s p i e g e l n , oder w i e d e r unterschiedliche Grabungssituationen u n d d i e

2. Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man

245

wieder bestimmte Regionen erkennen - sie ist beispielsweise auf Island und Grönland anders als auf den schottischen Inseln und den Färöern. Die schottischen Inseln bilden einen Bereich, in dem die konventionelle eisenzeitliche Bauweise durch einige piktische Elemente abgewandelt wird. Zugleich ist diese Zone in etlichen Merkmalen von den Färöern abgesetzt, wo etwa Mauernischen oder kistenartige, mit Steinplatten ausgekleidete Vertiefungen im Boden unbekannt bleiben.

3. Island Noch bis in die jüngste Zeit schien archäologisch untermauert werden zu können, was die isländische Geschichtsschreibung zur Besiedlung der Insel aussagt: daß auf Island seit dem Jahr 870 oder 874 Land genommen wurde. Im Bereich des Hausbaus bestätigte sich diese Datierung u. a. wieder durch Grabungen in Reykjavik 1 0 1 8 . Seit kurzem scheint jedoch die Auswertung von Pollendiagrammen und C 1 ^Untersuchungen von Siedlungsspuren auf der Inselgruppe der Vestmannaeyjar südwestlich vor Island ein anderes Bild zu ergeben: der Phase der nach Schriftquellen faßbaren Besiedlung Islands geht eine Siedlungsperiode möglicherweise bereits seit dem 7. Jh. n. Chr. voraus 1 0 1 9 . Die Entwicklung des isländischen Hauses während Wikingerzeit und frühem Mittelalter wurde bereits mit der Publikation der großen skandinavischen Grabungskampagne 1939 auf Island skizziert 1 0 2 0 . Seit dieser Zeit ist sie v. a. durch Ergebnisse tephrachronologischer Untersuchungen auf Island genauer faßbar geworden. Tephrachronologie fußt darauf, daß Tephra, feinkörniges vulkanisches Auswurfmaterial, sich bei einem Vulkanausbruch mit der vorherrschenden Windströmung sektorenförmig vom Eruptionszentrum aus weit verteilt und an erosionsgeschützten Stellen

schwierig zu fassende Chronologie der Siedlungen auf den schottischen Inseln. 1018 1019 1020

Aöalstrxti 18 [513], SuÖurgata 3-5 [542] (NORDAHL 1989, 1983). MARGRßT HERMANNS-AUDARD0TTIR 1989, MARGRET HERMANNSD0TTIR 1986, BJARNI EINARSSON 1989. STENBERGER ed. 1943.

246

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

von Löß und Torf überdeckt wird, damit im Bodenprofil erhalten bleibt. Da der Chemismus des Auswurfmaterials Schwankungen unterworfen ist, lassen sich Aschenlagen voneinander unterscheiden und weiträumiger verfolgen 1021 . Auf diese Weise können die vulkanischen Ablagerungen einer bestimmten Region relativchronologisch ausgewertet werden, d. h. man kann feststellen, welche Schichten jünger oder älter sind als andere, wenn sie etwa im Bodenprofil einer Grabung angeschnitten werden. Für die historische Zeit wurden unterschiedliche Aschenlagen begrenzter Regionen Islands mit schriftlichen Nachrichten von Vulkanausbrüchen in isländischen Annalen korreliert und damit absolut datiert 1022 . Verfeinert hat man dieses System durch Ergebnisse von Eisbohrungen auf Grönland 1023 : in den Jahresschichten der Eiskalotte spiegelt erhöhter Schwefelsäuregehalt vulkanische Aktivitäten; die jeweiligen Schichten lassen sich im Bohrkern zählen. Auf diese Weise konnten Spuren von Vulkaneruptionen festgestellt und zeitlich eingeordnet werden, die auf Island selbst unter Umständen keine Spuren hinterlassen haben - bedingt etwa durch meerwärtige Windrichtung oder ein zu begrenztes Ablagerungsgebiet. Mit Hilfe dieser feinen Skala wurde beispielsweise eine v. a. in Südwest-Island verbreitete Aschenlage aus dem Gebiet der Veiöivötn-Gangschwärme zeitbestimmt, einer Zone vulkanischer Spaltensysteme östlich des Vulkanbergs Hekla. Diese Aschenlage hat unter der Bezeichnung landnämslag (isländisch „Schicht der Landnahmezeit") oder „Schicht VII a + b " 1 0 2 4 bzw. „Vö ~ 900" 1 0 2 5 Eingang in die Forschungsliteratur gefunden. Sie ist mit ihrer auffälligen weiß/graugrünen Schichtung u . a . in den Sodenstücken von Sodenwänden eines der ältesten Gebäude Südwest-Islands nachweisbar 1026 . Diese Schicht wird heute nach Eiskernuntersuchungen in das Jahr 9 0 1 / 9 0 2 n. Chr. datiert 1 0 2 7 . 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027

Ein Forschungsüberblick findet sich bei SIGURDUR THORARINSSON 1944. Vergleiche etwa SIGURDUR THORARINSSON 1943. HAMMER et al. 1986. SIGURDUR f>0RARINSSON 1967:19f. GUDRÜN LARSEN 1984. Siehe S. 251. HAMMER et al. 1980:230, Abb. 1, GUDRÜN LARSEN 1982:63, MARGRfiT HALLSD0TTIR 1987:25. C 1 4 -Messungen an Torf, der mit diesem Lager in Verbindung steht, ergaben ein höheres Alter (VILHJÄLMUR ÖRN VILHjALMSSON 1988:322); dies könnte jedoch auf regional bedingte Veränderungen des CO z -Gehalts zurückzuführen sein (siehe S. 248).

3. Island

247

Pollenuntersuchungen in Torflagen über und unter der Aschenschicht belegen, daß im gleichen Zeitraum die einheimische Birkenvegetation stark zurückgedrängt wird, verstärkt Kulturgräser auftreten: in diesen Veränderungen spiegelt sich die skandinavische Landnahme auf Island 1028 . Unter Bezug auf dieses Instrumentarium, auf typologische Hausformen-Vergleiche sowie auf Datierungen von Kleinfunden und C 14 -Untersuchungen entwickelte sich der frühe isländische Hausbau gemäß der gängigen Forschungstradition folgendermaßen 1029 : vom Ende des 9. Jhs. an ist ein Langhaus mit leicht konvexen Seitenwänden nachweisbar. Die Ecken der geraden Giebel sind gerundet, das Hausinnere durch Trennwände in unterschiedliche Funktionsbereiche geteilt. Noch im Lauf des 10. Jhs. wird das Wohnhaus erheblich vergrößert: an der Rückseite finden sich nun Anbauten in einem Block, meist zwei bis drei Räume, von der Funktion her als Vorratsraum und Abtritt zu deuten. Im 11. Jh. werden zusätzliche Räume nicht mehr als Block, sondern in separaten Flügeln an die Rückseite des Hauses gesetzt. Gleichzeitig verändert sich die Innenaufteilung: auch auf Island tritt nun der neue Raum typ der Stube auf 1 0 3 0 . Die Stufen der Hausentwicklung des 12. und 13. Jhs. sind aufgrund fehlender Grabungen noch nicht bekannt; in der 2. Hälfte des 14. Jhs. präsentiert sich somit scheinbar übergangslos im Süden des Landes mit dem sogenannten Ganghaus in seiner ersten Entwicklungsphase eine neuartige Raumanordnung: Mittelpunkt des Wohnbaus ist nun eine gangartige Passage, um die sich zu beiden Seiten Räume gruppieren. An ihrem Ende findet sich blockartig eine weitere Anzahl von stets zwei bis drei Räumen. Einer davon tritt jetzt neu auf: die Badstube, ein kleines, erhöht liegendes Gelaß mit Holzplattform und einem Steinofen in Eck- oder Wandlage. An den Giebelseiten des Hauptbaus werden weitere Räume angebaut, die nicht über den zentralen Gang betreten werden können, sondern durch separate Türen in der Langseite zugänglich sind.

1028 1029 1030

MARGRET HALLSD0TTIR 1987, I>ORLEIFUR EINARSSON 1961, 1963. Vergleiche HÖRDUR ÄGÜSTSSON 1981, 1982, 1968, ROUSSELL 1943c:201 bis 214. Siehe S. 197f.

248

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Diese Hausform entwickelt sich bis zum 15. Jh. zum eigentlichen Ganghaus (isländisch gangabser), in dem alle Räume von einem langen zentralen Gang aus erschlossen sind. Diese Anordnung bleibt im wesentlichen - wenn auch mit wachsender Raumanzahl - bis in die 1. Hälfte des 19. Jhs. erhalten; seit dem 18. Jh. beginnt v. a. im Süden Islands die Entwicklung dahin, alle Räume nebeneinander mit den Eingängen zum Hofplatz hin anzuordnen (isländisch burstabxr). Im Norden des Landes geschieht dies nur mit den Hauptwohnräumen. Während der Zeitspanne vom 14. bis zum 18. Jh. verändert sich auch die Badstube: aus dem Raum, der als Dampfbad benutzt wird, entwickelt sich der einzige beheizbare Arbeitsraum, dann der bestisolierte Schlaf-, Eß- und Arbeitsraum. Die Grundfläche vergrößert sich dabei laufend. Der Hauptwohnraum verfällt parallel dazu, er entwickelt sich zum Schlafraum des Gesindes. Die beschriebenen Veränderungen werden allgemein als klimabedingt angesehen; dabei wurde die spätestens seit Mitte des 13. Jhs. verstärkt spürbare Klimaverschlechterung 1 0 3 1 im betrachteten Bereich noch durch den Mangel an Brennholz verstärkt, der schon bald nach der Landnahmezeit einsetzt, wie v. a. Pollendiagramme der isländischen Birke zeigen 1 0 3 2 , sowie Spuren von Brandrodung, die bis ins 12. Jh. die Besitznahme von Land begleitete 1 0 3 3 . Neben der Reaktion auf Klimaveränderungen beim Hausbau zeigt auch die sinkende Anzahl marginal gelegener Gehöfte, wie sehr Klima und die Beanspruchung der empfindlichen Bodennarbe des Hochlandes über 200 m ü. NN die Siedlungsgrenze zurückweichen lassen 1 0 3 4 . Die Zeitstellung der Entwicklungs-

1031 1032 1033

1034

Siehe ζ. B. HÖRDUR ÄCÜSTSSON 1982:267, Abb. 16. tORLEIFUR EINARSSON 1963:449f, 453, MARCRfiT HALLSDÖTTIR 1987:20, 33, Tafel 2. SIGURDUR THORARINSSON 1944:192-203. Brandrodung wurde archäologisch u. a. bei folgenden Grabungen mit frühen Siedlungsspuren festgestellt: SüÖurgata 3-5, Reykjavik [542], Snjäleifartöttir [539], Isleifsstaöir [529], Skeljastadir [538], Skallakot [537], Stöng [540], Pörarinsstaöir [543]. KRISTJÄN ELDjARN 1965b:10, 1948:121, GUDRÜN SVEINBJARNARDÖTTIR 1983:54.

3. Island

249

stufen im isländischen Hausbau war bis in die jüngste Zeit hinein allgemein anerkannt, auch wenn mit wachsender Intensität darauf hingewiesen wurde, daß C 1 4 -Messungen an isländischem Material möglicherweise unzuverlässig s i n d 1 0 3 5 . 1988 dann machte VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON deutlich, daß das angeblich so feine Instrument der Tephrachronologie sehr wahrscheinlich entscheidend revidiert werden muß, wie seine Ergebnisse einer Nachgrabung in Stöng [540] zeigen 1 0 3 6 . Wie einleitend beschrieben, steht die Verknüpfung von Aschenlagen mit Daten isländischer Geschichtsschreibung auf einer quellenkritisch stark angreifbaren Basis. Da weitere gängige naturwissenschaftliche Auswertungsmethoden - etwa Pollenanalysen und Eiskernuntersuchungen - in das System der Tephrachronologie eingeknüpft sind, stehen und fallen nahezu alle anwendbaren Datierungsmethoden auf Island mit der Auswertung des schriftlichen Quellenmaterials. Dazu kommt, daß die Unterscheidung von Aschenlagen augenscheinlich doch nicht so eindeutig ist, da der Chemismus des Eruptionsmaterials einzelner Vulkane nicht so schnell wechselt wie postuliert 1 0 3 7 . Abweichungen zwischen Tephrachronologie und klassisch-archäologischer Funddatierung sind o f f e n b a r 1 0 3 8 ; in welchem Ausmaß Umdatierungen innerhalb des isländischen Hausbaus vorgenommen werden müssen, wird sich erst langsam zeigen können. a. Wohn- und Wirtschaftsbauten der Wikingerzeit Typisch für den traditionellen isländischen Hausbau sind isolierende Außenwände aus Sodenlagen. Die Technik des Aufziehens einer Sodenwand aus ausgestochenen Rasenstücken wird hier einleitend erläutert, da einige der speziellen Wandstrukturen auch in

1035

1036 1037 1038

Es wird debattiert, ob der Chemismus von Vulkaneruptionen die Isotopenwerte der Proben nicht zu stark verändert (SIGURDUR t>0RARINSSON 1977:35, I.U. OLSSON 1983:393, KRISTIN HULD SIGURDARD0TTIR 1987: 156f, NORDAHL 1988:114, VILHJÄLMUR ÖRN VILHjALMSSON 1988:323 mit weiteren Literaturangaben). Die Datierungen liegen möglicherweise zu hoch, die Materialproben scheinen also älter. Siehe S. 262. VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:320 mit Forschungsbeispielen. VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:320f.

250

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Grabungen nachweisbar waren 1039 . Gras- und Torfsoden können in verschiedenen Formen zugeschnitten werden 1040 : - Streifensoden (isländisch strengur): ca. 90-120 cm lang, 30 cm breit, an einer Längskante 5 cm dick, zur anderen hin ausdünnend. Verwendung: in stabilen Wänden mit langer Lebensdauer. Bauweise: Streifensoden werden plattenartig ausgelegt, mit den dicken Enden jeweils zur Außen- bzw. Innenseite der Wand weisend. Abfälle beim Zuschneiden und Bauschutt werden in die Mitte zwischen den Lagen gefüllt. Lage um Lage wird aufgelegt, dazwischen immer wieder mit den Füßen festgestampft. Zwischenlagen von ganzen rechteckigen Sodenstükken im Raum zwischen Innen- und Außenschale festigen die Wand. Lediglich im Eckbereich werden Streifensoden nicht verwendet, dort legt man Stücke von Klamp- oder Pferchsoden, je nachdem, ob die Eckkanten gerade oder gerundet ausfallen sollen. - Klampsoden (isländisch klömbruhnaus): keilförmige Sodenstücke von ca. 60 χ 25 χ 25 cm Kantenlänge, an einer Seite zusätzlich schräg zugeschnitten. Verwendung: in stabilen Wänden mit langer Lebensdauer. Bauweise: die Sodenkeile werden schräg aufwärtsstehend aneinandergelegt; auch hier weist das dickere Ende zur Wandaußen- bzw. Wandinnenseite, die Grasseite wird zur Seite gewandt. Die Richtung der Sodenstücke kann von Lage zu Lage gewechselt werden, dabei entsteht ein Fischgrätmuster in der Wand. Häufig werden umlaufende Lagen von Streifensoden zwischengesetzt. Wandfüllung und Ecken entsprechen den Verhältnissen der Streifensodenwand. - Pferchsoden (isländisch kviahnaus): rechteckige Sodenstücke von ca. 60 χ 30 χ 20 cm Kantenlänge. Verwendung: in weniger beanspruchten, nicht unbedingt wasserdichten Wänden oder Wällen, etwa in Umzäunungen. Bauweise: die Stücke werden zur besseren Bindung im Wechsel längs oder quer zur Wand gelegt, da hier kein ausdünnendes Ende vorhanden ist. Die Wurzelseite weist nach oben.

1039

Nach GlSLI GESTSSON 1982. Dort finden sich auch Erläuterungen zu dem Gerät, das beim Sodenstechen und Sodenwandbauen verwendet wird. Vergleiche ζ. B. die Abbildungen bei HÖRDUR ÄGÜSTSSON 1981 oder bei SACHER 1938. 1040 Siehe Tafel 72.

3. Island

-

251

Brockensoden (isländisch snidda): wie Pferchsoden, jedoch rautenförmig geschnitten. Verwendung: für wenig beanspruchte Wände, etwa in Zaunwällen. Bauweise: mit der Grasseite nach außen; dabei wird die Standfestigkeit durch verwachsendes Wurzelwerk erhöht.

In nicht wenigen Fällen ließ sich - v. a. aufgrund der im Profilquerschnitt sichtbaren Aschenlagen - die Art der im prähistorischen Hausbau verwendeten Sodenstücke feststellen; überwiegend handelt es sich dabei um Streifensoden 1 0 4 1 . Die bisher ältesten nachweisbaren Gebäude der 1. Hälfte des 9. J h s . 1 0 4 2 sind schwach konvex mit einem Wandsockel in Schalmauertechnik, verfüllt mit Erde/Kies (Herjolfsdalur VIII, II, I, XI, IX [525]). Über diesem Fundament sind die Außenwände aus Soden gebaut, überwiegend in Streifensoden-Technik; S o d e n l a g e n wechseln mit Steinzwischenlagen. Der Innenraum wurde bei Baubeginn stets etwas tiefer g e l e g t 1 0 4 3 ; seine Fläche umfaßt ca. 8 - 1 4 χ 3,5 m. Bemerkenswert ist, daß hier noch ein Wohnstall neben einem separaten Stallbau - nachweisbar ist (Herjolfsdalur VIII). Diese Raumkombination betont besonders das höhere Alter der Grundrisse von Herjolfsdalur - sie ist bisher weder im wikingerzeitlichen Norwegen noch im nordwest-atlantischen Bereich

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Unter anderem Sudurgata 3-5, Reykjavik [542], Herjolfsdalur [5251, Hvitärholt [5281, Grelutottir [5231, Stöng, älteste Phase [540]. Klampsoden konnten u. a. in HofstaÖir [526] oder Küaböt F [531] festgestellt werden. Hier wird nicht die Zeitstellung von Herjolfsdalur herangezogen, die mit einer Rückdatierung der „Landnäms"-Aschenlage in das 8. oder sogar 7. Jh. verknüpft ist (MARCRfiT HERMANNSDÖTTIR 1986, MARGRET HERMANNS-AUDARD0TTIR 1989). Vergleiche dazu die kritischen Stellungnahmen von VILHjALMUR ÖRN VILHjALMSSON 1988:323, NORDAHL 1988:113f und SVEINBJÖRN RAFNSSON 1991, die v. a. auf das Fehlen von Fundgegenständen hinweisen, die eine Umdatierung stützen könnten, ferner auf Unstimmigkeiten bei den C 1 4 -Messungen. Allerdings ist noch kein isländisches Gräberfeld komplett untersucht; die ältesten Gehöfte liegen zudem in Gebieten, von denen Grabanlagen bisher nicht bekannt sind (BJARNI EINARSSON 1989). Funde der Frühzeit sind also generell schlecht belegt. MARGRET HERMANNSD0TTIR 1982:113. Grabungen an anderen Fundorten früher Haustypen belegen, daß der Baugrund brandgerodet oder bis auf den gewachsenen Boden entfernt w u r d e (Zusammenstellung bei NORDAHL 1988:39, 44, 46).

252

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

nachgewiesen, zu diesem Zeitpunkt dort also bereits vom Wohnbau mit separatem Stallgebäude abgelöst. Spuren von zum Teil paarig angelegten Pfostenlöchern zeigen, daß die Bauten dreischiffig konstruiert sind. Reste der Sodendeckung des Daches sind häufig, in einem Fall scheinen unter den Dachsoden Steinplatten als Unterlage auf das Dachgerüst gelegt worden zu sein1044. An Innendetails sind in den Wohnhäusern Seitenbänke und Steinplatten-Zentralherde belegt, in den Ställen Steinplatten als Boxentrennwände und ein gefliester Mittelgang. Neben den Herdstellen finden sich zum Teil zwei bis drei große Kochgruben meist ebenfalls in der Mittelachse des Hauses. Die Zahl der Feuerstellen und ein zusätzlicher Faßabdruck 1045 (Haus II) sprechen für die Multifunktionalität der Gebäude; abgesehen von Wohnstall VIII läßt sich keine Raumaufteilung beobachten 1046 . In etwa unverändert scheinen diese Verhältnisse das 9. Jh. hindurch fortzudauern (Herjolfsdalur III, IV, V), jedoch wird die Bauweise solider: die Sodenwände sind mächtiger, die Langseiteneingänge liegen nun abgekehrt von der vorherrschenden Windrichtung 1047 . In dieser Zeit werden drainierende Rinnen angelegt, die Oberflächenwasser v. a. von den leicht in den Hang eingetieften Giebelenden der Gebäude ableiten. Ein Wohnstall ist nun nicht mehr nachweisbar, statt dessen der separate Stallbau IV, der mit ca. 14 Boxen fast doppelt so viel Platz bietet als der ältere Stall im Wohngebäude. Hervorzuheben ist, daß neben dem Giebeleingang in Bau IV eine gangartige Verbindung zum parallel ganz nahe liegenden Wohnhaus V besteht. Für diese Zeitstufe wird also bereits deutlich, daß sich die Multifunktionalität des Langhauses aufzulösen beginnt; neben einem separaten Stall gehört zumindest ein Kochhaus zum Wohnkomplex (Bau III). Zu beachten ist aber, daß diese Charakteristika bisher im wesentlichen an einer einzigen großflächigen Grabung festgemacht sind.

1044 1045 1046

1047

MARGRfiT HERMANNSD0TTIR 1982:107f. Siehe S. 265. Leider ist nur in den seltensten Fällen publiziert, welche Fundstücke wo im Hausgrundriß gefunden wurden. Eine Funktionszuweisung nach norwegischem Muster (MYHRE in zahlreichen Arbeiten) ist somit meist nicht möglich. MARGRET HERMANNSD0TTIR 1982:107.

3. Island

253

Mit aller Vorsicht können hier die von ihrer Zeitstellung her ungeklärten, offensichtlich einräumigen Gebäude von Skeljastaöir [538], t>j0rsärdalur, eingeordnet werden. Auch dort finden sich in den stratigraphisch ältesten Gebäuden zahlreiche Kochgruben. Paarweise Pfostenlöcher sind nachgewiesen, ferner von der Dachhaut Steinplatten als Unterlage der Sodendeckung. Eines der Gebäude ist tiefergelegt, andere weisen Giebeleingänge auf, obwohl es sich nach Meinung des Ausgräbers um Wohnbauten handelt. Die Gebäude liegen in mindestens vier Horizonten übereinander, MATTHIAS t » 0 R D A R S O N rechnet mit einer Siedlungsdauer von etwa 200 Jahren 1 0 4 8 . In einem Bodenprofil im Bereich des Grabungsortes ließ sich unter einer Tephralage, datiert ins Jahr 1104, eine mächtige Lößschicht nachweisen. Diese sterile Schicht liegt über einem Horizont mit Brandrodungsspuren direkt über der Aschenlage von 901/902. Darum ist es möglich, daß ein Teil dieser Gebäude ins 9. Jh. zurückreicht. Zu dieser frühen Phase gehören auch die fragmentarischen Siedlungsspuren von Aöalstrseti 14 und 18, Reykjavik [513], In AÖalstrxti 14 zeigt das Grabungsprofil, daß ein Haus mit Sodenwand auf dem Grund stand, ehe der Vulkanausbruch von 901/902 erfolgte. An gleicher Stelle wurde kurze Zeit später ein Sodenwandhaus errichtet, in dessen Wand deutlich das „landndmslag" zu erkennen ist 1 0 4 9 . Beide Bauten sind nur im Grabungsprofil angeschnitten. In die 1. Hälfte des 10. Jhs. datieren die Grabungen von SuÖurgata 3-5, Reykjavik [553]Λ050. Auch hier finden sich die Form- und Konstruktionsverhältnisse der ältesten Bauten wieder: die Gebäude sind leicht konvex mit gerundeten Giebeln, mit Schalmauerfundament unter Streifensodenwänden errichtet. Haupt- und Nebengebäude - hier deutlich identifizierbar eine Schmiede sind fast parallel sehr dicht nebeneinander piaziert. Bei beiden liegt der geflieste Eingang in einer Langseite nahe der Giebelwand. In der Schmiede fand sich an der Innenseite des Wanddurchbruchs eine Türschwelle aus Birkenholz. Die Wände sind über 1 m mächtig, der Erdboden im Hausinneren ist zum Teil mit Steinfliesen belegt. Vom Dach sind Spuren einer Sodendeckung

1048 1049 1050

MATTHIAS t>0RDARSON 1943:132. NORDAHL 1988:24. Die Hausreste der Grabungen in SuÖurgata 7 aus der 1. Hälfte des 10. Jhs. (KRISTIN HULD SIGURDARD0TTIR 1987) sind zu fragmentarisch, um mit den hier behandelten Gebäuden besprochen werden zu können.

254

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

über Steinplatten erhalten. Im Wohnbau wurde ein Zentralherd aus Steinplatten (1,2 χ 0,75 m) mit Kantsteinen an drei Seiten gefunden, kombiniert mit einer steinausgekleideten rektangulären Grube; Kochgruben fehlen. Pfostenspuren waren weder hier noch in den beiden überlagernden Bauten erkennbar, die sich durch eine Wandbasis aus senkrechtstehenden Steinplatten von ihren Vorläufern unterscheiden. Gleichartige Kantplatten finden sich sonst an piktischen Bauten im Bereich der schottischen Inseln und an einzelnen skandinavischen Gebäuden der frühen Wikingerzeit in diesem Raum 1051 . Sie begrenzen das Fundament des Wandkörpers von der Innen- und Außenseite; darüber sind jeweils Streifen- und Klampsodenlagen aufgelegt. Bemerkenswert ist ein steinplattengedeckter und -ausgekleideter Kanal, der durch den Eingang eines der Gebäude nach außen führt. Abgesehen von der Sodendeckung sind keine Spuren der Dachkonstruktion erhalten. Die beiden Bauten sind wegen fehlender Herdstellen zu Nebengebäuden zu rechnen. Mit einem terminus post quem von 901/902 gehört auch der Grundriß eines Sodenwandhauses in AÖalstrsti 18, Reykjavik in diesen Zeitabschnitt. Der noch wenig stabilen Bauweise wegen dürfte er etwas älter sein als die Gebäude in SuÖurgata, Reykjavik. Wandstärke und Feuerstelle sind mit den Anlagen dort vergleichbar, jedoch fehlt das Steinfundament. Die Sodenwand ist aus Streifenlagen aufgebaut, in denen deutlich das „landnämslag" sichtbar ist 1052 . Ein gleichaltes dreischiffiges Gebäude mit Sodenwand wurde auf ViÖey [554] vor Reykjavik angeschnitten. Hier fanden sich Spuren bretterbelegter Seitenbänke. Im Lauf des 10. Jhs. beginnt sich die Grundfläche konvexer Wohnb a u t e n z u v e r g r ö ß e r n (Hvitärholt III [528], Snjäleifartottir, Horizont1053 [539], isleifsstaöir 2, Niveau 2 [529], Klaufanes

I

unterer [530],

Hrifunes [527]). Bisher ist nicht nachweisbar, ob die Flächenerweiterung wie etwa im wikingerzeitlichen Dänemark einen besonderen Sozialstatus anzeigt, verbunden mit der Etablierung der Landnahmegehöfte nun in der zweiten und dritten Generation.

1051 1052 1053

Siehe S. 225, 244. NORDAHL 1988:29f, 37. Zu diesem Grundriß läßt sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch das mindestens zweiräumige Langhaus von ErpsstaÖir [520] stellen, das bereits 1899 aufgedeckt worden war.

3. Island

255

Die Giebel der Gebäude sind gerade mit mehr oder weniger gerundeten Ecken, die Grundfläche beträgt etwa 1 7 - 1 9 x 5 bis 6 m . Soweit bisher beobachtet, ist das Fundament der großen Gebäude nicht in Schalmauerbauweise konstruiert; es finden sich keine Steinreihen unter den Sodenwänden, die mit durchschnittlich 1,52 m Breite zum Teil noch bis 30 cm Höhe erhalten sind. Nur in Hvitärholt III ist besonders deutlich die Konstruktion einer Innenwand innerhalb der Sodenisolierung zu beobachten: in engem Abstand zur Sodenwand finden sich hier kleine Pfostenlöcher von 5-6 cm Durchmesser, jeweils 30 cm voneinander entfernt. In den Zwischenräumen liegen flache Steinplatten. Die Innenwand dürfte hier in Flechtwerktechnik aufgeführt worden s e i n 1 0 5 4 . Diese Konstruktion wird in den jüngeren Wohnbauten durch Stützsteine für Holzsockel abgelöst, die Flechtwandverkleidung wird dabei wohl aufgegeben und durch Stabwerk ersetzt 1 0 5 5 . Soweit zu beurteilen, ruht das Dach auf Doppelständern, die jetzt jedoch überwiegend, wenn auch nicht ausnahmslos, auf Stützplatten stehen, nicht mehr in Pfostenlöchern. Von der Dachhaut sind Spuren einer Sodendeckung bewahrt, zum Teil auch wieder Dachplatten aus Stein. Die umbaute Fläche ist wahrscheinlich in mindestens zwei oder drei Räume mit Wohnfunktion geteilt, die Abtrennung erfolgt durch nur ausnahmsweise nachweisbare Trennwände 1 0 5 6 . Der Eingangsbereich liegt in einer Langseite nahe des Giebels. Kleine Pfostenlöcher im Mauerdurchbruch haben sicher mit dem Türüberbau oder einer Wangenverkleidung aus Holz zu tun, sind bisher aber ungedeutet. Der größte Teil der Seitenschiffe ist von Erhöhungen aus Erde belegt, ca. 1-1,5 m breit und 10-20 cm hoch, mit Steinplatten oder hölzernen Stützpföstchen an der Vorderkante. Zwischen ihnen liegt auf dem Fußboden aus gestampfter Erde eine zentrale Feuerstelle mit bis zu 3 m Länge, aus Steinplatten wie in den älteren Wohnbauten. Nicht erhellen läßt sich, wie die kleinen abgetrennten, durchschnittlich 3 m breiten Räume genutzt werden, die neben oder im Eingangsbereich liegen; einfache Kochgruben oder mit Schichten von Asche, Holzkohle

1054 1055 1056

Wahrscheinlich liegt eine derartige Konstruktion auch in fsleifsstadir 2, Niveau 2 [529] vor, dort jedoch etwa 1 m von den Sodenwänden entfernt. t>0R MAGNÜSSON 1973:55f. Die Steintrennwand von Klaufanes [530] etwa könnte zu einer späteren Bauphase gehören, da ein Herd aus kantgestellten Steinplatten in ihr eingebaut ist, deutlich ein Merkmal mittelalterlicher Bauweise.

256

IV. Der Hausbau der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

und Knochen gefüllte rundliche, lehmausgestrichene Gruben von 1,5 χ 1 m Durchmesser, einige Dezimeter eingetieft, lassen an Küchenräume denken 1057 . Mit dem fortschreitenden 10. Jh. verdeutlichen zusätzliche Eingänge in einer Langseite die schon vorher feststellbare Tendenz, Einzelbereiche im multifunktionalen Wohnbau stärker voneinander abzugrenzen, auch wenn Spuren von Trennwänden nach w i e vor sehr s c h w a c h sind (isleifsstaöir 2, Niveau 1 [529], StorholshliÖ

[541], Bolstaöur Süd [518]) 1058 . Die Zentralherde sind einfacher gebaut: Kantsteine zum Beispiel fehlen häufig, Glutgruben werden seltener. Unregelmäßig ovale, lehmverstrichene Gruben von ca. 1 m Durchmesser und 10-50 cm Tiefe treten auf in StorholshliÖ u n d Bolstaöur

Süd, aber auch in d e r „Jüngeren

Schmiede"

von SuÖurgata 3-5, Reykjavik [542], Diese Strukturen werden interpretiert etwa als Wasserbehälter für den täglichen Bedarf im Haushalt, in Schmiedegebäuden auch als Gefäße zum Abkühlen oder Härten von Metall 1059 . Nach wie vor nehmen Feuerstelle und Seitenbänke den größten, zentralen Teil des Hauses ein; die übrigen Räume zeichnen sich zum Teil durch anderen Bodenbelag oder verändertes Bodenniveau ab, ohne daß ihre Funktion zu erschließen wäre. Die Holzinnenwand vor der Außenisolierung aus Soden und Stein ruht durchwegs auf Steinplatten. Die Grundfläche des Hauptraums verändert sich nicht; aber an einigen Fundorten lassen sich Anbauten an der Rückseite der Gebäude nachweisen, von innen her zugänglich (Hvitdrholt VIII, IX [528], Grelutottir I [523]). Diese kleinen, ca. 4 χ 3 m großen Zusatz-

1057

1058

isleifsstadir 2, Niveau 2 [529] (STENBERGER e d . 1943:164). V o n Grundriß u n d R a u m a u f t e i l u n g her läßt sich der nicht v o l l s t ä n d i g untersuchte, undatierte H a u s g r u n d v o n EiriksstaÖir, Haukadalur, Dalasysla hierherstellen (THORSTEINN ERLINGSSON 1899:52-58, BRUUN 1928:136-138, MATTHIAS t>0RDARSON 1964, BRYNJÜLFUR J0NSSON 1895). D i e s e s G e b ä u d e wird nur mit Vorbehalt hierhergestellt, d e n n sein Grundriß ist sehr undeutlich; d i e Datierung ans E n d e d e s 10. Jhs. erfolgte nach N e n n u n g e n in der Sagaliteratur (MATTHIAS t>0RDARSON 1932a:22, KRISTjAN ELDjARN 1956:288). D i e kombinierte Feuerstelle in d i e s e m Bau rechtfertigt eine so frühe Einordnung; d o c h l i e g e n hier sicher mehrere Phasen vor: drei E i n g ä n g e z e u g e n v o n einer V e r l ä n g e r u n g d e s H a u s e s , w o b e i einer der E i n g ä n g e verlegt wird (MATTHIAS t>0RDARSON 1932a: 11).

1059

MATTHIAS t>0RDARSON 1932a:16.

257

3. Island

bauten scheinen als Vorratsräume zu dienen, zumal sie nicht mit Feuerstellen versehen sind. Kleine Pfostenlöcher können als Spuren von Bänken oder regalartigen Einbauten interpretiert werden; Dachpfosten sind nicht nachweisbar. Der Boden besteht wie gewöhnlich aus gestampfter Erde, in einem Fall liegen Anzeichen für einen Holzbelag vor 1 0 6 0 . Mit dem heutigen Publikationsstand kann der Beginn dieser baulichen Veränderung nicht feiner als ins fortgeschrittene 10. Jh. datiert werden; Grelutöttir zum Beispiel wird um 1000 aufgegeben. Einen Datierungshinweis gibt möglicherweise das schlecht erhaltene Hauptgebäude von Einhyrningsflatir [519] in SüdwestIsland, das von der Kontur her gut mit Grelutöttir I vergleichbar ist. Aussagekräftige Kleinfunde konnten in Einhyrningsflatir nicht geborgen werden, doch belegen Besiedlungsspuren im Bodenprofil dicht über der „Landnahmeschicht", daß der Bau kurz nach 900 und während des gesamten 10. Jhs. in Funktion war. Ebenfalls noch ins 10. Jh. gehören Anbauten, die mehr als einen Raum umfassen und deutlicher als rechteckige Strukturen zu erkennen sind (Skallakot 1 [537]). Vom Hauptinnenraum her zu betreten, schließen sich hier drei kleine Räume in einem Block an die Rückseite des 30 m langen, in vier Räume geteilten Konvexbaus an. Seine mehr als 2 m mächtigen Sodenmauern sind längs der Fassadenseite basal mit Kantplatten gesäumt. Hier findet sich eine Steinreihe unter der äußeren Mauerflucht der Giebelseiten, wohl deshalb, weil die Anlage mit ihrer Rückseite leicht eingetieft, unter der Vorderseite aber aufgeschüttet wurde, um den Untergrund auszugleichen. Die beiden Außeneingänge mit passagenartigem Mauervorsprung sind gefliest 1 0 6 1 , Bodenplatten finden sich auch im Bereich der Fassade. Im Hauptinnenraum mit Holzwand sind außer der Zentralfeuerstelle Seitenbänke mit einer Unterteilung in 1-1,6 m breite Abteile belegt, angedeutet durch Querreihen aus Stein 1 0 6 2 . Die kleinen Giebelräume sind von ihrer Funktion her ungedeutet; trotz einer großen Kochgrube wird der westliche Giebelraum vom Ausgräber nicht als Küche interpretiert. Dort findet sich im Bereich des Eingangs eine in den Boden eingelassene Grube, die Steinplatten der Auskleidung ragen über das Bodenniveau auf.

1060 1061 1062

Grelutöttir I [523] (GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:40). Ein derartiger Vorsprung findet sich auch in Grelutöttir ROUSSELL 1943a:65.

1 1523].

258

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Eine derartige „Steinkiste" läßt sich bereits in StorholshliÖ [541] und fsleifsstaöir 2, Niveau 1 [529] im Eingangsraum in ganz ähnlicher Position ausmachen. Auch später noch ist sie meist an gleicher Stelle zu beobachten. Diese Bodenvertiefungen sind stets aus Steinplatten an Wänden und Boden konstruiert, die Kantlängen betragen zwischen 40 und 80 cm, die Tiefe 20 bis 40 cm. Aschereste, die auf einen Gebrauch als Feuerstelle hinweisen könnten, fehlen meist, ebenso Lehmauskleidung, die für einen Wasserbehälter spräche. Die Funktion dieser Strukturen im Wohnbau ist bis heute ungeklärt, vorgeschlagen wurden lediglich Deutungen als Gefäß für Essensabfälle 1063 oder als Waschbekken 1064 . Für den mittelalterlichen Bau von Sämsstaöir [535] könnte der erste Fall bestätigt werden, da dort in situ Knochenreste in der Vertiefung gefunden wurden 1065 . Die Interpretation als Waschbecken lehnt sich an die Funde von in den Boden eingetieften Steinkisten in zahlreichen Schmiede-Nebengebäuden an, die obwohl ohne Lehmschicht - als Wasserbecken zum Kühlen und Härten bei der Metallverarbeitung gedeutet werden. Später hat K R I S T J Ä N ELDJÄRN derartige Strukturen in Schmieden nach Schriftquellen und volkskundlichen Belegen als „Sitzkiste" gedeutet - der Schmied sitzt beim Arbeiten am Boden, mit Füßen und Unterschenkeln in der Vertiefung 1066 . Auch in Verbindung mit Getreidetrocknungsanlagen der Art, wie sie auf den schottischen Inseln bekannt sind, kommen Steinkisten auf Island vor 1067 . In SuÖurgata 3-5, Reykjavik [542] konnte die Steinkiste als Kornbehälter identifiziert werden, sonst ist sie aufgrund der Aschefüllung eher als Feuerstelle zu interpretieren. Diese Steinkisten sind nicht auf Island beschränkt; sie finden sich etwa gleichzeitig auch in Caithness/Schottland, auf den Orkneys und auf Grönland 1 0 6 8 , ohne daß ihre Funktion dort genauer gedeutet werden kann. Unklar ist dabei, woher die Tradition dieser Steinkisten rührt; auf den Orkneys sind in den Boden eingelassene, lehmverkleidete Behälter (allerdings viel größeren Raumvolumens) etwa 1063 1064 1065 1066 1067 1068

ROUSSELL 1943c:211. KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:17. SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977:65f, siehe S. 264. KRISTJÄN ELDJÄRN 1982. SuÖurgata 3-5, Reykjavik [5421 (NORDAHL 1988:103), Gröf [524] (GlSLI GESTSSON 1959:340Freswick Haus VI, VII [459] (A.O. CURLE 1939:91, 94f, BATEY 1987a:175f), 0 83 HvaIsey/Qaqortok, Raum IX [502], V 53d Austmannadal 5, Raum XII [510] (ROUSSELL 1941:144f, 201).

3. Island

259

von Skara Brae (3. Jt. v. Chr.) belegt 1069 . Vom skandinavischen Kontinent fehlen vergleichbare Spuren. Die drei angebauten Räume in Skallakot messen 9-30 m 2 und sind nach Meinung des Ausgräbers nicht sicher mit einer inneren Holzwand versehen, obwohl Pfostenlöcher oder Unterlegsteine diese Konstruktion nahelegen 1070 . Die Trennwände bestehen nicht aus Holz, sondern aus Soden. Hervorzuheben ist in Raum VII eine Erdbank mit an der Kante verlaufender, in eine Grube im Haus mündender Rinne - diese Einrichtung konnte bisher nicht gedeutet werden. Raum V und VII gelten als Vorratsraum bzw. Küche mit einer kleinen Feuerstelle. Da der Gesamtkomplex von Skallakot mit 30 m Fassadenlänge wesentlich größer ist als die übrigen Gebäude mit nur einem Anbau, darf man annehmen, daß die beiden Hausvarianten mit ihrer differierenden Anzahl von Anbauten gleichzeitig nebeneinander laufen, bedingt durch den unterschiedlichen Platzbedarf unterschiedlich großer Haushaltungen. Daß der „Skallakot-Typ" nicht jünger ist, läßt sich auch durch die Form des Zentralherdes und das Vorhandensein einer Kochgrube erhärten. Der vieldiskutierte, über 38 m lange Bau von Hofstaöir [526] sei hier nur am Rande erwähnt - er war von den Ausgräbern als Opferhalle mit angeblich über 25 m langem Zentralherd und angebautem Altarraum gedeutet worden. Fundgegenstände wie Netzbeschwerer und Eisenscheren machen diese Interpretation jedoch unwahrscheinlich, zudem liegen ganz eindeutig unterschiedliche Bauphasen vor, was BRUUN & FINNUR J0NSSON 1 9 0 9 entgangen war. ROUSSELL rechnet das nicht datierte Gebäude denn auch zu Wohnbauten, auch O. OLSEN lehnt eine rein sakrale Nutzung ab 1071 . Es ist der Langseitenanbauten wegen an dieser Stelle erwähnt - man beachte dabei aber, daß hier einer der äußerst seltenen Grundrisse aus Nordisland vorliegt; das Gebäude kann also möglicherweise eine regionale Konstruktionsvariante spiegeln, die nicht von der Form her mit den Verhältnissen im Südwesten verglichen werden sollte. 1069

1070

1071

CHILDE 1931:17, dort als Behälter für Fischköder gedeutet; so auch für die steinzeitliche Siedlung von Rinyo, Haus G (CHILDE & GRANt 1949). Siehe dagegen CLARKE & SHARPLES 1985:65 mit der wahrscheinlicheren Interpretation als Wassertank. ROUSSELL identifiziert diese Spuren als Dachpfosten. In diesem Fall würde der First des Anbaus senkrecht zum First des Hauptraums stehen (1943a:67f). ROUSSELL (1943c:220)/ O. OLSEN (1966:192f).

260

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

An Nebengebäuden dieses Zeitabschnitts sind v. a. Grubenhäuser 1 0 7 2 zu nennen (Hvitärholt IV [528], Grelutottir III [523]). An beiden Fundorten sind diese eingetieften Bauten mehr oder weniger undatiert; daher ist nicht zu entscheiden, wieviele jeweils zu einem Wohnbau gehören. In Grelutöttir ist gesichert, daß mindestens ein Grubenhaus dem Hauptgebäude zeitgleich ist. Beide liegen in ganz geringem Abstand parallel zueinander; in den anderen Fällen wurden die eingetieften Bauten dagegen abseits errichtet. Die parallele Lage ist auch bei einem sehr schlecht erhaltenen kleinen Gebäude an der Vorderseite von tsleifsstaöir 2, Niveau 1 [529] zu beobachten; der Feuerstelle wegen wird dieser Sodenwandbau als Kochhaus gedeutet 1073 . Abgesehen davon finden sich vereinzelt Scheunen und Schmieden (Grelutöttir VI [523], Hvitärholt II [528], Suöurgata 3-5, Reykjavik, Schmiede II [542]), in Hvitärholt VI zusätzlich ein Stall mit hölzernen Boxentrennwänden und gefliestem Mittelgang. b. Baustil der Wikingerzeit Wie der Überblick zeigt, stimmen in der ältesten Phase Grundform, Flächenmaß, Aufteilung der Raumfunktionen, ferner die Anordnung der Eingänge und der Feuerstellen mit dem überein, was - der heutigen Fundsituation nach - v. a. von Dänemark und Norwegen her bekannt ist. Stallbauten finden sich ebensowenig in Verbindung mit dem Wohnbau wie auf dem skandinavischen Festland. Dies betont die Sonderstellung von Herjolfsdalur [525], wo noch ein Wohnstall nachweisbar ist. Als Anzeiger kühleren Klimas müssen die überall anzutreffenden Sodenwände und die Eingangspassagen gedeutet werden, die auch im skandinavischen Kerngebiet in klimatisch benachteiligten Gebieten auftreten. Daneben lassen sich jedoch einzelne Baudetails aufzeigen, die keine Vorbilder auf dem skandinavischen Festland haben, sondern in den nordwest-atlantischen Raum weisen: im Hausbau sind dies v. a. kantgestellte Steinplatten im Fundamentbereich der Außenwände und im Boden eingelassene „Steinkisten" unbekannter Funktion 1 0 7 4 . Hervorzuheben sind v. a. die Befunde von Suöurgata 3-5, Reykjavik [542] mit Steinplatten im Fundament und einer Drainagerinne. Besonders interessant ist, daß diese konstruk1072 1073 1074

Siehe S. 174-177. STENBERGER ed. 1943:157. Siehe S. 257-259.

261

3. Island

tiven Merkmale dort mit einer Kulturschicht korreliert sind, in der u. a. eine Gewandnadel des frühen 10. Jhs. gefunden wurde, die Parallelen mit Material der Orkneys und Irlands aufweist 1 0 7 5 . Unter anderem kommen auch von dort Neusiedler, ausgewandert aufgrund der gegen Ende des 9. Jhs. bereits abgeschlossenen Aufsiedlung noch verfügbaren Lands in diesen Regionen 1 0 7 6 . Belegt ist dies, abgesehen von isländischen historischen Quellen, v. a. durch Orts- und Personennamen auf Westisland 1 0 7 7 , aber auch durch Untersuchungen an mittelalterlichen Skelettresten und durch neuzeitliche Blutgruppenuntersuchungen an der isländischen Bevölkerung 1078 . c. Wohn- und Wirtschaftsbauten

des

Mittelalters

Die Weiterentwicklung im Hausbau auf Island bringt durchgreifende Änderungen mit sich: die Multifunktionalität des alten Langhauses löst sich nun gänzlich auf zugunsten von Räumen für jeweils voneinander gesonderte Tätigkeiten; die Anordnung der Anbauten nimmt ein festes Schema an (Stöng [540J1079, Sdmsstaöir [535], Gjdskogar [522]™80, Asldkstunga fremri [514]). Die auffälligste Veränderung ist, daß ein völlig neuer Raumtyp eingeführt wird: die Stube, wie auf dem skandinavischen Festland kenntlich an schmalen Wandbänken, später auch an Eckherden. Bekannt wurde diese Entwicklungsstufe 1939 durch Grabungen im Südwesten Islands, im Bereich des f»j0rsä-Tals und im Hrunamannaafrettur 1 0 8 1 . Aufgrund tephrachronologischer Untersuchungen war das Ende der Besiedlung dieser Region mit dem Vulkanausbruch der Hekla im Jahre 1300 korreliert worden, als eine mächtige Aschen-/Bimssteinschicht, heute „H 1" genannt, 1075 1076 1077 1078

1079 1080

1081

NORDAHL 1988:46, 49. K ) R MACNÜSSON 1973:91, SMYTH 1975/1:82. Beispielsweise HERMANN PÄLSSON 1953. Die vielfältigen und kontroversen Ergebnisse diesbezüglicher Untersuchungen finden sich bei FROSTI F. J0HANNSSON zusammengefaßt (1987:15-29). Dort wird allerdings nur mit einem geringen Anteil keltischer, v. a. irischer Bevölkerung unter den Neusiedlern gerechnet. Zur Rekonstruktion eines Hofes nach dem Grundriß von Stöng 1540] s. HÖRDUR ÄGÜSTSSON 1983. Vom Umriß her mag das ungegrabene Gehöft von Hrauntunga hierher gehören (BRUUN 1898:37f, Tafel XX, 1928:166-170), auch die Anlage von Litla Viöiker, Bäröardalur, S u ö u r - t i n g e y r a r s y s l a (BRUUN 1898:35f, Tafel XVII, 1928:164-166). STENBERGER ed. 1943.

262

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

d a s Gebiet v e r s c h ü t t e t e 1 0 8 2 . Später m u ß t e diese Datierung aufg r u n d verbesserter U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n u n d w i e d e r unter H e r a n z i e h u n g i s l ä n d i s c h e r A n n a l e n r e v i d i e r t w e r d e n 1 0 8 3 ; bisher galt seitdem das Jahr 1104 als Zeitpunkt des v e r w ü s t e n d e n Vulkanausbruches. Die frühesten P r o t o t y p e n des v e r ä n d e r t e n H a u s typs in Stöng u n d SämsstaÖir w u r d e n deshalb ins 2. V i e r t e l / M i t t e des l l . J h s . datiert, denn ein Teil der Gehöfte d e s verschütteten Gebiets w a r deutlich v o r der v e r h e e r e n d e n E r u p t i o n verlassen w o r d e n . Neueste N a c h g r a b u n g e n in der Anlage v o n Stöng z e i g e n n u n aber, d a ß die Datierung der H ä u s e r erneut z u korrigieren i s t 1 0 8 4 : in Stöng fand sich eine zweite, ältere B a u p h a s e 1 0 8 5 , u n d das S o d e n m a t e r i a l d e r j ü n g e r e n , 1 9 3 9 g e g r a b e n e n Phase enthielt A s c h e n l a g e n der Schicht Η 1. Vorausgesetzt, daß an der Zeitstell u n g v o n Η 1 nach wie vor festzuhalten ist, bedeutet dies, d a ß n a c h der V e r w ü s t u n g von 1104 in Stöng erneut gesiedelt w u r d e . Die j ü n g e r e P h a s e läßt sich nun in Stöng u n d SämsstaÖir mit 1 0 8 6 Hilfe h e u t e feiner als 1 9 3 9 datierten F u n d m a t e r i a l s und neuer C 1 4 - W e r t e 1 0 8 7 in das spätere 12. Jh. bzw. a n d e n A n f a n g des 13. Jhs. stellen; d a s endgültige Auflassen der Gehöfte dieses Bezirks in Südwest-Island war also nicht die Folge eines einzigen, sondern w i e d e r h o l t e r V u l k a n a u s b r ü c h e in d i e s e m Z e i t r a u m 1 0 8 8 , also ein 1082 SIGURDUR I>0RARINSSON 1967:30-38, mit Isopachenkarte und Verbreitung der Aschenablagerungen in Abb. 7:31, Abb. 8:32. Siehe auch SIGURDUR THORARINSSON 1943:51. 1083 SIGURDUR i>ÖRARINSSON 1967:50-52. Quellenangaben bei SIGURDUR bÖRARINSSON 1967:23-25. Eine Revision war schon bald nach der Veröffentlichung durch STENBERGER (ed. 1943) beispielsweise von J0N STEFFENSEN gefordert worden (1943a/b, 1951), dem im Friedhof von Skeljastaöir [538] in t>j0rsardalur die für den langen Besiedlungszeitraum nach der Christianisierung um 1000 zu geringe Anzahl an Körperbestattungen aufgefallen war. 1084 VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1989, 1988,1990. 1085 Ältere Phasen wurden an mehreren Stellen in t>jorsärdalur angeschnitten, ζ. B. in SämsstaÖir 1535] und Gjäskogar 1522], jedoch nicht näher untersucht. 1086 Einlagige Kämme mit verbreitertem Rücken der 2. Hälfte des 12. Jhs. bzw. der 1. Hälfte des 13. Jhs., ferner ein grünglasierter Scherben ostenglischer Keramik, der frühestens in den Anfang des 13. Jhs. datiert wird (VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:315, Abb. 3:317). Dieser Scherben war bereits 1939 registriert und richtig datiert worden, aber nicht in die Diskussion um die Zeitstellung von Stöng eingegangen (ROUSSELL 1943b:97). 1087 VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988, Tabelle 1:319. 1088 Die Annalen nennen Eruptionen der Hekla in den Jahren 1158,1206 und 1222 (VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:316).

3. Island

263

längerfristiger Vorgang, sicher auch beeinflußt von Faktoren wie Klimaverschlechterung u n d Bodenerosion 1 0 8 9 . Die neuentdeckte ältere Bauphase in Stöng - noch ohne Stube, aber bereits mit rückwärtigen Anbauten - gehört nach Aussage von C 1 4 -Messungen und Fundmaterial ins 11. Jh. Der Zeitpunkt der Einführung des neuen Raumtyps ist mit dieser korrigierten Datierung ebensowenig faßbar wie vorher, doch entzerrt sich der zeitliche Übergang vom Haus mit rückwärtig angebauten Wirtschaftsräumen (Hvitärholt [528],

Skallakot 1 [537]) z u m Haus des „Stöng-Typs".

In Stöng [540] wird die neue Stube mit einspringender Fassade 1 0 9 0 an einer Giebelseite des alten Hauptwohnraums angebaut. An dessen Rückseite finden sich nach wie vor Räume mit Wirtschaftsfunktion, allerdings nun getrennt angeordnet, nicht mehr als Block. Der ursprüngliche Hauptraum zeigt noch deutlich leicht konvexe Wände, der Grundriß der Stube dagegen ist streng rektangulär. Obwohl alle Räume der bisher bekannten Gehöfte mit Stube gleichzeitig errichtet sind, bestehen die Wände der aneinandergrenzenden Hausbereiche nun meist aus Soden, nicht mehr aus Holz. Die Außenwand und ein kleiner Teil der Innenwände sind variabler und stabiler gebaut, mit Lagen von Stein zwischen den Sodenlagen. Die Streifenstruktur der Soden ist an manchen Stellen noch deutlich erhalten. Die Steinzwischenlagen reichen an der Innenseite der Zwischenwände bis zu 1 m höher als an der Außenseite. Der einzige Eingang der Wohnbauten, die nun zwischen 26 und 38 m lang sind, liegt noch an gewohnter Stelle im Bereich des Hauptwohnraums in Giebelnähe 1 0 9 1 . Der Wanddurchbruch ist am Boden gefliest, nur im besonders gut aufgeführten und bewahrten Grundriß von Stöng sind Stützsteine für eine hölzerne Wandverkleidung der Mauerwangen nachweisbar. Ein Türblatt dürfte sich nach der Lage von Schwellensteinen und Pfostenlöchern an der Mauerinnenseite der 1,5 bis 2 m mächtigen Außenmauer befunden haben. 1089 1090

1091

VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988:316, 1989:98. Dieser Einsprung scheint in Gjäskogar [522] zu fehlen, doch war hier der Erhaltungszustand der Sodenwände sehr schlecht; sie sind durch Einwirkung von Wind und Wasser partienweise „zerflossen" (KRISTJÄN ELDJÄRN 1961:26). Als Variante in Gjäskogar [522] auch etwa in der Mitte der Fassade am entgegengesetzten Ende des Hauptwohnraums. Hier sind allerdings Teile der Fassade so ausgewaschen, daß ein möglicher Zusatzeingang an gewohnter Stelle nicht nachweisbar wäre.

264

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

An Raumkomponenten ist der 12-13 χ ca. 5 m messende Hauptraum herkömmlicher Art neben der kleineren, etwa 8 χ 3 bis 4 m großen Stube zu unterscheiden; unter den Anbauten lassen sich Vorratsraum und als neues Element ein Abtritt ausgliedern. Der Eingangsbereich ist durch eine Holzwand deutlich vom Hauptwohnraum getrennt. Bodenverfärbungen in Stöng deuten darauf hin, daß diese Holzwand etwa 7 cm mächtig sein kann 1 0 9 2 . Ein weiterer kleiner Raum grenzt giebelseitig an den Eingangsbereich. Seine Funktion ist unbekannt, in Stöng mag er als zusätzlicher Schlafraum gedient haben; eine rektanguläre Abteilung dort wird als Alkoven gedeutet 1 0 9 3 . In allen Gebäuden dieses Typs ist im Eingangs- oder Giebelraum ein steinausgekleideter Trog in den Boden eingelassen 1094 . Im Hauptwohnraum finden sich wieder 1,2 bis 1,8 m breite Erdbänke in den Seitenschiffen. In der stets tiefergelegten Laufzone liegt die zentrale Herdstelle aus liegenden Steinplatten, unter Umständen noch kombiniert mit einer Glutgrube. Steinerne Querreihen auf den Seitenbänken indizieren eine Unterteilung, zum Teil über den gesamten Innenraum hinweg. Die Erdbänk e 1 0 9 5 reichen dabei nicht von Giebel zu Giebel, an einer Schmalseite bleibt ein Zwischenraum; dort liegt der Eingangsbereich zu den anderen Räumen. Neben der hölzernen Trennwand bestehen auch die Langseiten des Hauptwohnraums aus einer Holzwand in Stabbauweise. Die übrigen Räume des Gebäudes sind vom Hauptwohnraum aus zu betreten. Die bis 1,5 m breiten Sodenwände werden von Durchgängen passagenartig durchbrochen. Hier finden sich keine Bodenfliesen, augenscheinlich auch keine Holzverkleidung. Türblatt und ein oder zwei Türpfosten sowie ein Schwellenstein sind überwiegend an der Wandinnenseite des Nebenraums angebracht. Die Stube kann etwas tiefer liegen als der Hauptwohnraum, sie mißt durchschnittlich 24-30 m 2 . Vor den hölzernen Längs wänden sind 40-50 cm breite, den steinernen Kantstützen nach mindestens 30 cm hohe Bänke eingebaut, aus Erde mit Holzabdeckung auf Querbalken. Die Bänke sind charakteristisch für diesen Raum; sie 1092 1093 1094 1095

ROUSSELL 1943b:82. ROUSSELL 1943b:82. KRISTJÄN ELDJ ARN erwägt eine Abtrennung für Holzvorrat (1971a :7). In pörarittsstadir 1543] übernimmt stattdessen ein Stein mit natürlicher Vertiefung diese Rolle. Siehe S. 267. Nach neuesten Untersuchungen in Stöng [540] nicht holzverkleidet (VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1989:86).

3. Island

265

unterscheiden sich durch ihre Schmalheit deutlich von den breiten Seitenschifferhöhungen im H a u p t w o h n r a u m . Vor der rückwärtigen Giebelseite der Stube ist offenbar ein Podest eingezogen, breiter und nur aus Holz gebaut. Sowohl in Stöng [540] als auch in SämsstaÖir [535] wurden Anzeichen dafür gefunden, daß hier ein Webstuhl s t a n d 1 0 9 6 ; in Gjäskogar [522] dagegen scheinen diesen Raum Eckherd und Holzvorrat einzunehmen. Sonst liegt in der Mittelachse der Stube eine einfache Herdstelle in F o r m eines in den Erdboden eingetieften, steinausgekleideten Trogs. Sie muß demnach eine andere Funktion erfüllen als die ebenerdige Herdstelle des Hauptwohnraums. Diese A n o r d n u n g ist jedoch nicht zwingend; in Gjäskogar findet sich zusätzlich eine einfache Eckherdstelle mit begrenzenden kantgestellten Steinplatten. Das Dach der beiden Wohnräume ist unterschiedlich konstruiert: im Hauptwohnraum ruhen die Doppelpfosten auf Unterlegsteinen, integriert in die Kantenbegrenzung der Seitenbänke; in der Stube dagegen fehlen alle Anzeichen für Dachstützen - hier muß eine pfostenfreie Konstruktion mit Querbalken vorliegen. Weitere Details sind nicht bekannt, man weiß lediglich, daß ein Dachgerüst aus Holz und eine Dachhaut aus Steinplatten und Soden zur Konstruktion gehören, ohne weitere Schlüsse ziehen zu können. Die zwei rückwärtigen Anbauten (4-7 χ 2-3 m) sind jeweils über den Eingangsraum bzw. über den Hauptwohnraum zu betreten, nie jedoch von der Stube aus. Ihre W ä n d e können aus Stein u n d / o d e r Soden bestehen, Pfostenspuren fehlen völlig. Der größere der beiden Räume ist als Vorratsraum für Lebensmittel zu identifizieren, wie Pfostenspuren und Unterlegsteine von Seitengestellen und zwei bis drei eingetiefte Faßabdrücke von bis zu 1,5 m Durchmesser im Erdboden belegen 1 0 9 7 . Den Spuren nach verschmälern sich diese Fässer konisch nach oben, sie sind aus Dauben z u s a m m e n g e s e t z t 1 0 9 8 . Spuren des Inhalts zeigen - v. a. nach Angaben isländischer Sagaliteratur, aber auch nach subrezenten Analogien - daß hier Sauermilch (isländisch skyr) gela-

1096 1097

1098

ROUSSELL 1943b:86 / SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977:75. Der Abdruck von drei Fässem ist auch von der Teilgrabung in Lambhöföi, tjorsärdalur, Ärnessysla bekannt (THORSTEINN ERLINGSSON 1899:59-61, BRUUN 1928:140-144). Zum möglichen Aussehen dieser Fässer vgl. KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:26f mit Beispielen des frühen 20. Jhs.

266

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

gert wurde 1 0 9 9 . Diese Faßabdrücke - typisch für das Haus des „Stöng-Typs" - fehlen in älteren Gebäuden, mit Ausnahme des Wohnbaus von Herjolfsdalur II [525]u00 und des Vorratsraums 1101 von Grelutottir 1 [5237 . Bei dem anderen Raum handelt es sich allem Anschein nach um einen Abtritt 1 1 0 2 , in Stöng [540J mit zwei Rinnen an den Längswänden, sonst je mit einer. Diese Rinnen, mindestens 35 cm breit, sind an den Kanten steingefaßt; sie münden unter der Giebelwand mit leichtem Gefälle ins Freie. Das innere Ende wird jeweils von einer kantgestellten Platte begrenzt, in der ein Sitzbalken eingelassen sein mag, doch kann diesen Zweck auch die erst jüngst nachgewiesene Sodenauflage der Steineinfassung erfüllt haben 1103 . Dieser Raumtyp stellt eine Besonderheit dar - er ist einmalig für den gesamten betrachteten Bereich. Abgesehen vom angelsächsischen Raum - dort aber in anderer Bauweise sind Parallelen außerhalb Islands bisher nicht bekannt. Zu den Wohnbauten mit Stube gehören Nebengebäude von durchschnittlich 3-4 χ 4-8 m Seitenlänge; Kuhställe 1 1 0 4 und Schmieden 1105 wurden ausgegliedert. Giebelaufschluß und rektanguläre Form sind unverändert, jedoch kommen keine reinen Sodenwände mehr vor; die Soden werden immer auf einen doppelreihigen Steinsockel gesetzt. Typisch sind Ställe mit gefliester, die Hangneigung ausnutzender Jaucherinne und mit durch Steinplatten abgeteilten Boxen für etwa 20 Tiere. An der Art der Rinnenkante lassen sich Boxen für Kühe und Stiere unterscheiden - im Standplatz der männlichen Tiere sind die Kantsteine senkrecht zur Jaucherinne angeordnet, nicht parallel dazu,

1099

1100 1101 1102

1103 1104 1105

KRISTJÄN ELDJÄRN 1971a:13. Andere Untersuchungen ergaben jedoch einen weißlichen Bewuchs von Kieselalgen bzw. Reste von lehmigem Sand, u. U. also Spuren von der Dichtmasse der Fässer (KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:25, Fußnote 1, 1961:32). Nach subrezenten Analogien könnten einzelne dieser Fässer auch Urin z u m Waschen roher Schafwolle enthalten haben (BUCKLAND & PERRY 1989). MARGRET HERMANNSDÖTTIR 1982:109. CUDMUNDUR 0LAFSSON 1980:33. Ganz eindeutig schien der Verwendungszweck dieser Anbauten unsprünglich nicht; so deutete ROUSSELL ihn primär als Kühlraum (1943b:90), THORSTEINN ERLINCSSON als Badstube (1899:42). Dies wurde erst v o n KRISTJÄN ELDJÄRN richtiggestellt (1961:447f, 1971a:14). VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1989:86. Stöng 4 [540], Sämsstaöir [535]. Stöng 3 [540], Mittelteil des Stalles von Gjäskogar V [522].

3. Island

267

um den Urin besser ablaufen lassen zu können 1 1 0 6 . Zu den Ställen gehören angebaute Scheunen, separat oder durch den Stallraum zugänglich. Diese Gebäude sind mit Doppelpfostenreihen versehen, wie paarig angeordnete Unterlegsteine vor den Boxentrennwänden oder auf dem Scheunenboden zeigen. Von Raumanordnung und Flächenmaß her sehr ähnlich ist der Stall mit angebauter Scheune von Bergporshvoll 1517], für den ( ^ " M e s sungen ein Alter von 840-1040 n. Chr. ergaben 1 1 0 7 . Seine Wände bestehen aus reinen Soden, die Boxentrennwände sind aus eingerammten Birkenstämmen, nicht aus Steinplatten konstruiert. In den ca. 30 Boxen ließen sich deutlich Spuren von Anbindepflöcken feststellen. Möglicherweise tritt dieser Typ von Nebengebäude also bereits in den frühesten Siedlungsphasen auf. Der Gebäudetyp mit Stube und Anbauten liegt in einer weiteren Variante in Südwest-Island vor, bisher erst mit einer Grabung erfaßt und durch die Tephraschicht Η 1 mit einem terminus ante quem von 1104 datiert (Porarinsstaöir [543]). Auch hier wird die Stube Giebel an Giebel einspringend mit dem Hauptwohnraum zusammengebaut, zusätzlich ist aber noch der Stall zu dieser Raumkombination gefügt. Die rückwärtigen Anbauten entsprechen dem gewohnten Muster; ein weiterer Anbau an einer Giebelseite jedoch weist bereits auf den Haustyp, der nach der Forschungslücke des 13. Jhs. heute als älteste Form des sogenannten Ganghauses bekannt ist, mit Wirtschaftsräumen an beiden Giebelseiten 1 1 0 8 . Auch der nun etwa in der Mitte der Fassade liegende Haupteingang deutet in diese Richtung. Die Formverhältnisse mit Hauptwohnraum - und Stall - in leicht konvexer, der Stube in annähernd rektangulärer Form haben sich nicht verändert, doch sind die einzelnen Räume kleiner. Der Eingangsbereich mit Holztrennwand vor dem Hauptwohnraum entspricht den Verhältnissen in Stöng [540]. In den Seitenschiffen des Hauptwohnraums sind Bänke eingebaut, von kantgestellten Steinplatten abgeschlossen. Diese Platten zeigen deutlicher als die sonst üblichen Stützkonstruktionen für das Kantbrett, daß zwischen Erdbank und Holzabdeckung ein (isolierender) Hohlraum bestehen muß, denn die Oberkanten der Steinplatten reichen etwa 10 cm über die

1106 1107 1108

SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977:86. KRISTJÄN ELDJÄRN & GtSLI GESTSSON 1952, KR IST] Α Ν ELDJÄRN 1959. Siehe S. 270.

268

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Oberkante der Erdfüllung 1109 . Dies erklärt auch, wie die häufiger beobachteten Steinreihen quer zur Bank zu denken sind im Rahmen der Konstruktion von Holzwänden, die einzelne Bankabteilungen voneinander trennen: der Bretterbelag der Bank liegt auf den Steinen, die Trennwand wird über den Steinstützen errichtet und mit Wand- und Dachpfosten verzimmert. Die Steinreihen verhindern dabei das Durchsacken des Holzbelags der Bank über dem Hohlraum. Zwischen den Seitenbänken liegt eine einfache Zentralfeuerstelle. Vom Hauptwohnraum aus führt ein Gang durch breite Sodenwände zur Stube. Bemerkenswert ist, daß er vor der eigentlichen Stubentür in etwa 1,5 m Abstand von einer zweiten Tür versperrt wird; hier dürfte sich das Bemühen um verbesserte Wärmehaltung spiegeln. Die Stube mit schmalen Bänken entlang der Langseiten und mit hölzernem Wandpanel bietet das gewohnte Bild. Die Kantsteine der Bänke zeigen, daß der Holzbelag ebenfalls über einen isolierenden Hohlraum gelegt wurde. Die Bänke reichen nicht bis zum Giebel, dort finden sich Spuren eines Webstuhls. Neu ist, daß kein Zentralherd mehr gebaut wird; dies deutet wohl - analog den Verhältnissen außerhalb Islands - ebenfalls auf eine im Vergleich zum „Stöng-Typ" etwas jüngere Zeitstellung. Stattdessen findet sich im Winkel zwischen östlicher Bank und Wand - ähnlich Gjdskogar [522 ] - eine einfache ofenartige Herdstelle aus Kantsteinen und einer Deckplatte; die Rückwand besteht aus den Steinlagen der Hausinnen wand. Dieser Herd wird als Kochstelle interpretiert 1 1 1 0 . Eine nischenartige Öffnung mit Steinplattenauskleidung in der Wand ist ungedeutet 1111 . Der Stall ist ebenfalls vom Hauptwohnraum aus zu betreten, er wurde nachweislich in einer Phase mit den übrigen Gebäudeteilen errichtet 1 1 1 2 . Steine als Boxentrennwände, Jaucherinne und deutlich unterscheidbare Stierboxen erinnern an die gleichalten, jedoch abseits stehenden Stallungen im Ejorsä-Tal, allerdings sind hier weniger Tiere aufgestallt. Vom Stall aus gelangt man in den 1109

1110 1111 1112

Es gibt Anzeichen dafür, daß dieser Hohlraum zur weiteren Isolierung verfüllt gewesen sein könnte: so fanden sich - bisher einmalig - auf den Erdbänken in Skallakot 1 [537] Spuren von trockenem Moos und Gras (ROUSSELL 1943a:64). KRISTjAN ELDJÄRN 1949:22. Dies gilt für eine ähnliche, ungeflieste Nische in Skallakot 1, Raum VI 15371. KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:28.

3. Island

269

Raum, der in Gebäuden des „Stöng-Typs" als Abtritt interpretiert wird. Im Fall von Pörarinsstaöir handelt es sich nach Meinung des Ausgräbers jedoch um eine Scheune oder zumindest einen offenen Heuplatz 1 1 1 3 . Auch der neu hinzugetretene kleine giebelseitige Raum mit gefliestem Mittelteil ist keine Latrine; seine Funktion wurde vorsichtig als Pferdestall festgelegt, obwohl dazu nur auf Grönland Parallelen bestehen. Bemerkenswert ist die Wandbasis aus Kantplatten im Ostteil dieses Raums. Ein langer Gang führt von hier zu einer weiteren Außentür. Als Besonderheit finden sich in Pörarinsstaöir zusätzlich zum Kuhstall abseits vom Wohnkomplex zwei Schafställe für etwa 160 Tiere 1 1 1 4 . Diese Ställe wurden in unregelmäßig langer, leicht geschwungener Form aus Sodenwänden gebaut, die Außenseiten mit Steinfundamenten. Sie sind sehr schmal angelegt, die durchschnittliche Raumbreite beträgt nur 2 m. Charakteristisch sind die langen Futtertröge vor den Seitenwänden, etwa 25 cm breit, begrenzt von kantgestellten Steinplatten. Am größeren der beiden Ställe (Stall C) ist nach gewohntem Muster ein ca. 5 χ 2 m messender Scheunenraum angebaut; das innere Fundament der Sodenwand besteht aus Kantplatten. Pörarinsstaöir [543] ist insofern bemerkenswert, als es scheinbar eine lokale Variante des südwest-isländischen Gehöfts darstellt. Eine mögliche Parallele findet sich, zumindest von der Raumkonstellation her, in Laugar 1532], ebenfalls im Südwesten. Auch hier sind Stube und Hauptwohnraum mit einem Kuhstall mit Boxentrennwänden kombiniert, offenbar zudem mit einem Schafstall, kenntlich an der schmalen, steinplattenbegrenzten Futterkrippe. Allerdings ist der Kuhstall hier im Winkel zum Hauptwohnraum angebaut, nicht in Verlängerung dazu. KRISTJÄN ELDJÄRN datierte diesen nur oberflächlich gegrabenen Grundriß ins 11. Jh. Die v. a. aufgrund typologischer Merkmale postulierte Gleichzeitigkeit des Hofs von Pörarinsstaöir mit dem „Stöng-Typ" ist ebenfalls von der Umdatierung des Grundrisses in Stöng [540] betroffen: auch Pörarinsstaöir dürfte damit an den Anfang des 13. Jhs. zu stellen sein. Zu wiederholen ist jedoch, daß hier einige Merkmale vorliegen, die dieses Gehöft jünger datieren. Die Art der Feuerstellen ist anders als in Stöng, Eckherde sind beobachtet. 1113 1114

Dieser Teil des Hauses wurde jedoch nicht vollständig gegraben. KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:38.

270

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Auch die sehr zentrale Lage des Haupteingangs sowie der zusätzliche, aus der Hausachse gedrehte Giebelraum mit eigenem Eingang weisen bereits auf den Haustyp des 14. Jhs. hin. Auffällig ist ferner die weniger exponierte Plazierung der Wirtschaftsräume und die Einbeziehung der Stallräume für Großvieh in den Wohnkomplex. Diese Merkmale weisen deutlich auf Maßnahmen für eine bessere Wärmehaltung im Haus, damit ebenfalls mindestens auf das fortgeschrittene 13. Jh. 1115 . Sicher wird sich dies jedoch erst durch weitere Parallelfunde erhärten lassen. Sehr wahrscheinlich zu machen ist jene Entwicklung jedoch durch den Hausgrundriß von Asläkstunga intiri [515]. Auf diesem Hof wurde ebenfalls ein separat zugänglicher Wirtschaftsraum giebelseitig quer zur Hausachse angebaut; die Stube ist mit einer Eckfeuerstelle ausgerüstet. Es fehlt jedoch der Stall, und der Haupteingang liegt noch nicht zentral in der Fassade. Dieses Gehöft stünde damit typologisch zwischen Stöng und Pörarinsstaöir und 1116 gehört möglicherweise an den Anfang des 13. Jhs. . Eine erste Form von Ganghaus 1117 , etwa 150 Jahre jünger als der „Stöng-Typ", steht für die nächste Entwicklungsstufe des isländischen Hausbaus. Abseits der viel besser bekannten Gebiete des Südwestens ist sie belegt durch ein Gehöft in Südisland (Gröf 1524]), wo bisher keine älteren Bauspuren untersucht sind. Der Grundriß ist tephrachronologisch mit einem terminus ante quem von 1362 datiert 1118 . Die Entwicklung vom Langhaus des „StöngTyps" mit Anbauten und Stube zum Gebäude, in dem eine Gruppierung der Räume um einen zentral gelegenen Gang beginnt, muß sich also innerhalb von eineinhalb Jahrhunderten abspielen - vorausgesetzt, daß in Südwest- wie in Südisland Veränderungen im Hausbau nach demselben Schema ablaufen. Auf dem skandinavischen Festland sind parallele Formen nicht belegt das Ganghaus entwickelt sich nur unter den besonderen Klimaverhältnissen Islands und Grönlands. Doch auch auf Grönland fehlen direkt vergleichbare Hausfunde - bei ROUSSELLS entspre1115

1116 1117 1118

Unberücksichtigt bleibt hier die Möglichkeit einer sozialen Schichtung; immerhin weisen Raumgröße, Anzahl der Sauermilchfässer und Viehboxen auf ein kleineres Gehöft hin. THORSTEINN ERLINGSSON gibt lediglich an, daß das Gebäude vor 1350 verlassen war (1899:41). „Kurzganghaus" (isländisch stuttgangabxr) wird als Bezeichnung v o n HÖRDUR ÄGÜSTSSON vorgeschlagen (1987:261). SIGURDUR t>0RARINSSON 1958:25-29.

3. Island

271

chendem „Typ 2" 1119 weicht die Raumaufteilung vom isländischen Muster ab; nur das Kriterium des Zentralgangs findet sich auch dort. N A N N A 0LAFSD0TTIR 1 1 2 0 versucht nach Beschreibungen in der altisländischen Sagaliteratur der Sturlungen-Kompilation das Auftreten des Ganghauses mindestens seit 1250 zu belegen - besonders interessant ist ihre Annahme, daß dieser Haustyp sich nur im großbäuerlichen Milieu entwickelt hat 1 1 2 1 . Sie postuliert die Entstehung von Ganghäusern auf Island; KRISTJÄN ELDJÄRN 1 1 2 2 geht von einer Parallelentwicklung auf Island und Grönland aus, die aber auf Grönland schneller vorangeht. HÖRDUR ÄGÜSTSSON dagegen führt an, daß nach Hausbeschreibungen in Sagas des 13. Jhs. kein Hinweis auf ein voll entwickeltes, mit allen Räumen zum Gang hin orientiertes Ganghaus vorliegt. Letztendlich kann weder die Frage nach dem Erscheinen des Ganghauses auf Island noch die Frage, ob die Gruppierung um einen Gang als wärmeisolierende Maßnahme zuerst auf Grönland oder auf Island erfolgte, mit dem heute vorliegenden Hausmaterial geklärt werden. Der Grundriß von Gröf hat mit dem Haustyp von Stöng [540] kaum mehr etwas gemeinsam, wenn man von Stube und Hauptwohnraum absieht. Viel größer ist die Affinität zu PorarinsstaÖir [543], doch zeigen sich einige markante Neuentwicklungen: der Haupteingang des Hauses ist in der Mitte der Fassade piaziert, er führt nicht mehr in den Hauptwohnraum, sondern in einen Gang. Die Wirtschaftsräume liegen nun gebündelt an der rückwärtigen Hausmitte bzw. an beiden Giebelenden. Gleich PorarinsstaÖir weisen die Eingänge der Giebelräume zur Hausfront, die Räume sind nun aber nicht mehr durch das Hausinnere zu betreten. Stube und Hauptwohnraum sind deutlich anders aufgeteilt; als Neuerung findet sich eine Badstube nicht mehr abseits im Grubenhaus, sondern am Ende des Ganges im Wohnkomplex eingebaut. Wesentlich ist, daß das Mauerwerk zum Teil noch mächtiger (2-3 m) gebaut wird als in PorarinsstaÖir, und daß die Herdstellen des Hauses von der Größe her wesentlich reduziert sind. Die Gesamtlänge der Fassade hat sich mit 38 m kaum verändert, jedoch fehlt der markante Einsprung zwischen Hauptwohnraum und Stube. Die rektangulären Grundflächen der ein1119

Siehe S. 288f.

1120

N A N N A 0LAFSD0TTIR 1962.

1121

Diese These findet sich auch für Grönland, siehe S. 296.

1122

KRISTJÄN ELDJÄRN 1 9 4 8 : 1 3 4 f .

272

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

zelnen Wohn- und Wirtschaftsbereiche gleichen denen in Porarinsstaöir, der Kuhstall steht allerdings abseits. Die Wände bestehen aus einer Schalung mit Bruchstein und erdverfülltem Zwischenraum. Da sie nicht vollständig untersucht wurden, ist unklar, ob nicht teilweise zusätzlich isolierende Sodenlagen an den Wandaußenseiten vorhanden waren. Die Fassade ist dabei mit ausgesucht großen Steinen verkleidet 1123 . Ihr entlang zieht sich wie bereits von Pörarinsstaöir bekannt - ein gefliester Laufweg zu den beiden Giebelräumen. Bemerkenswert ist ein erhöhter Stein mit rundlicher Vertiefung außerhalb des Eingangs, der traditionell als Handwaschbecken gedeutet wurde 1 1 2 4 . Diese Strukturen finden sich in jüngeren Gebäuden nirgends mehr. Eine etwa 50 cm von der Wandaußenseite zurückversetzte Bretterwand mit eingelassener Türe verschließt den Hauptgang des Hauses. Der Eingangsbereich ist gefliest, unter ihm läuft mit leichtem Gefälle ein Abflußkanal von einem der hinteren Räume nach außen. Vom Gang aus führen einander gegenüberliegende Eingänge in die Wohnräume. Der Hauptwohnraum in Gröf mißt ca. 9 χ 5 m; er ist durch eine Holzwand vom Gang abgetrennt; eine 10 cm breite Vertiefung zeigt noch die Spuren einer Holzschwelle mit Steinstützen. Nach traditionellem Muster finden sich Bankplattformen mit Kantbrettern in den Seitenschiffen. In der gefliesten Laufzone liegt eine unscheinbare Feuerstelle aus großen Steinp l a t t e n 1 1 2 5 . Der hintere Teil des Raums ist durch eine Holzkonstruktion abgeteilt; seine Einrichtung und Funktion sind unklar. Die Abtrennung ist viel deutlicher als beim „Stöng-Typ". Stützsteine entlang der steingemauerten, noch bis 1,4 m hohen Längswände belegen eine Holzinnenwand; das Dachpfostensystem deutet sich mit wenigen Pfostenlöchern und Unterlegsteinen an, die Dachkonstruktion ist jedoch nicht rekonstruierbar. Die Stube ist vom Gang aus zu betreten; ihre Grundfläche mißt ca. 7 χ 3 m. Stützsteine sprechen auch hier für eine Innenwand aus Holz. Deutlich zeichnen sich die schmalen Seitenbänke aus Erde mit Holzauflage ab. Die Vorderkanten bestehen ebenfalls aus Holz, nur nicht an der Stelle, wo eine sehr einfache Herdstelle auf dem Erdboden dicht vor die Kantsteine der Bank gebaut ist. Das 1123 1124 1125

Vergleiche die Befunde auf Grönland, siehe S. 283, 288. GlSLI GESTSSON 1959:12, siehe S. 258. Die Kleinheit dieser Feuerstelle deutet GlSLI GESTSSON z u s a m m e n mit Spuren von Werktagsarbeit in der Badstube (siehe S. 2 7 3 ) als Indiz dafür, d a ß sich aus dem ehemaligen Hauptarbeits-/Aufenthaltsraum bereits ein reiner Schlafraum entwickelt haben könnte (1959:52).

3. Island

273

hintere Drittel des Raums ist nach traditionellem Muster durch eine pfostenlochmarkierte Holzwand abgetrennt; das Bodenniveau dort entspricht der Höhe der Giebelbank, die vor der Holzwand umläuft. Damit ist auch für diesen Raum die Unterteilung deutlicher als im älteren „Stöng-Typ". Kein Fund macht die Funktion des abgetrennten Bereichs deutlich; nach Sagazitaten vermutet der Ausgräber hier einen Arbeitsplatz für Frauen 1126 . Der Hausgang führt, wohl durch zwei Innentüren abgetrennt, in einen 2 χ 2 m großen Raum an der Rückseite des Wohnkomplexes, dessen vordere Hälfte deutlich mit einem Bretterboden bedeckt war. Unter diesem Boden verbindet ein Hohlraum eine kanalartige Öffnung unter der Außenwand hindurch mit dem Abflußsystem unter den Gangfliesen. Den Spuren nach liegt hier wahrscheinlich ein Brunnenhaus vor, kombiniert mit einem Abtritt: es ließ sich nachweisen, daß man einen nahen Bach unter der Außenmauer hindurch in den Raum geführt und unter dem Hausgang wieder ins Freie geleitet hatte. In Verlängerung des Hausgangs führt ein abknickender Gang ohne Untertunnelung zu der hier erstmals im Wohnkomplex nachweisbaren Badstube, die durch ein Türblatt an der Wandinnenseite verschlossen ist. Sie liegt deutlich höher als die übrigen Teile des Hauses. Das wichtigste Ausstattungsmerkmal in diesem 3 x 2 m großen Raum ist eine erhöht in die Innenwand zum Abtritt eingebaute Feuerstelle. Ob es sich dabei um einen Ofen handelt, ließ sich nicht feststellen; eine große Menge feuermürber Steine in der Feuerstelle gibt zumindest die Funktion dieses Raums als Dampfbadstube an, in der durch Übergießen erhitzter Steine Dampf erzeugt wird. Dafür sprechen auch die breiten, 30 cm hohen Sitzplattformen, die den größten Teil des Raumes entlang der Außenwände einnehmen. Die erhöhte Lage, der abgeknickte Gang und eine hochgezogene Türschwelle aus Stein sprechen für besondere Maßnahmen gegen kalte Zugluft 1127 . Funde von Spinnwirtein und Wetzsteinen zeugen davon, daß auch Hausarbeiten in dem gut beheizbaren Raum ausgeführt werden. Parallelen zu diesem Raum innerhalb vom Wohnkomplex finden sich ausschließlich in jüngeren isländischen Gebäuden und auf Grönland 1128 . Neu sind schließlich auch die beiden Giebelräume mit ihren zur Fassade gedrehten Eingängen. Anders als beim Vorläufer die1126 1127 1128

GiSLI GESTSSON 1959:53f. GlSLI GESTSSON 1959:27. Siehe S. 292f, 276, 288.

274

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

ser Anordnung in Pörarinsstaöir [543] ist die Vorderwand dieser Räume etwas rückversetzt und holzverbrettert, in der Mitte ist jeweils das Türblatt eingelassen. Der Raum im Nordwesten ist u. a. aufgrund eines Faßabdrucks - deutlich als Vorratsraum zu bestimmen, mit wandseitig angebrachten Brettern oder Regalen von 80-100 cm Breite. Erstmalig ist für diesen Raum typ eine einfache Eckfeuerstelle nachweisbar, die unter Umständen zum Räuchern gedient haben könnte 1 1 2 9 . Stützsteine an der Wand sprechen nach Meinung des Ausgräbers für Wandständer, die ein Rähm als Auflage für ein Sparrendach tragen 1 1 3 0 ; die Dächer der Giebelräume sind wohl nicht mit dem Dach über dem Hauptkomplex verbunden. Der entsprechende Raum am südöstlichen Giebel ist durch Überbauung stark beschädigt; seine Funktion wurde anhand großer Aschemengen und einer einfachen Feuerstelle auf dem Erdboden als Kochraum bestimmt. Damit ist eine weitere Funktionsaufteilung dokumentiert, denn in älteren Gebäuden Islands ist dieser Raumtyp vor Gröf nicht auszugrenzen: die Kochgruben in Gebäuden des 9. und 10. Jhs. liegen im Bereich des Hauptwohnraums oder des Eingangs, höchstens durch Holztrennwände abgeteilt. Zu vermuten ist, daß die Wand- und Eckherde in Gebäuden des „Stöng-Typs" als Kochstellen dien e n 1 1 3 1 , ehe mit der Vorstufe zum Ganghaus eine neue Lösung gefunden wird. Stall und Scheunengebäude sind in Gröf [524] vom Wohnkomplex getrennt und in anderer Konstellation aneinandergereiht: nicht mehr im Winkel zueinander wie in Stöng [540], Bergpörshvoll [517] und PorarinsstaÖir [543], sondern Giebel an Giebel. Der Stall mit mächtiger Sodenwand, in Hangneigung gebaut, gleicht von Flächengröße und Boxenaufteilung den bereits besprochenen Ställen. Die Länge der Eingangspassage und der Einbau von wahrscheinlich zwei Türblättern hintereinander sprechen für bewußte Wärmedämmung. Die Scheune weicht durch ihr großes Fassungsvermögen 1 1 3 2 , durch eine Wasserdrainage unter d e m Mittelgang 1 1 3 3 und durch die auffälligen Stützsteine für Dachständerpaare vom gewohnten Bild ab. Auch hier sind Steinplat1129 1130 1131 1132 1133

GlSLI CESTSSON 1959:58f. GlSLI CESTSSON 1959:32. So KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:22 zumindest für Porarinsstadir [5431. Ca. 126 m3 (GlSLI CESTSSON 1959:62). Eine drainageähnliche Struktur ist sonst nur von dem vorsichtig als Scheune gedeuteten Bau Hvitarhölt II [528] bekannt, der nicht genauer als ins 10. Jh. datierbar ist (I>0R MAGNÜSSON 1973:20).

3. Island

275

ten als Teil der Dachhaut nachgewiesen. Mit diesem Stall-/Scheunenkomplex vergleicht KRISTJÄN ELDJÄRN auch das Gebäude von Lundur [533]1134, das primär als heidnischer Tempel gedeutet worden war 1 1 3 5 , später als Wohnbau 1 1 3 6 . Die Hausstrukturen in Lundur fallen durch ihre schmalen, langgestreckten Räume auf; ähnliche Merkmale finden sich in der jüngeren Phase von Snjäleifartöttir [539]. Keiner dieser Bauten ist datiert; der Konstruktionsweise nach wurden sie von den Ausgräbern zum „f'jorsärdalur-Typ" gestellt. Es ist plausibel, ausgehend von KRISTJÄN ELDJÄRNS Umdeutung, alle diese Häuser ins 14. Jh. zu stellen. In Snjäleifartottir 2 wurde zum Beispiel die Aschenlage der Η 1Eruption gefunden, der Bau ist also sicher jünger als etwa 1200; zudem ist das Gebäude mehrphasig 1 1 3 7 . Hier liegen wohl ausschließlich Wirtschaftsgebäude vor, denn Kleinfunde fehlen fast vollständig, ebenso Herdstellen oder die so charakteristischen Seitenbänke der Wohnbauten. Besondere Aufmerksamkeit verdient das zweite Nebengebäude in Gröf: ein kiln, eine Korntrocknungsanlage, wie sie auf den Orkneys bekannt ist 1 1 3 8 . Sie besteht aus einem Feuerraum mit einer zentral am Giebel gelegenen „Kiste" aus Steinplatten und dahinter einer Herdstelle, von der ein plattenüberdeckter Heizkanal in einen Turmbau mit ca. 1,4 m Durchmesser führt, der sich im Originalzustand wohl nach oben verjüngte. Die Platten des Heizkanals dienen gleichzeitig als Laufgang zum eigentlichen Trockenraum. Eine Einrichtung vergleichbarer Funktion findet sich nur in SuÖurgata 3-5, Reykjavik [553]u39. Die Trocknungsanlage dort ist mit einem terminus ante quem in die 1. Hälfte des 13. Jhs. bzw. ins 14. Jh. datiert. Hier liegt kein kiln vor, sondern das Fragment eines rektangulären Sodenwandhauses mit einfacher Herdstelle, die an eine plattenausgekleidete Steinkiste von 100 χ 80 χ 50 cm Ausmaß grenzt. Darin fand sich eine erhebliche Menge von Weizenkörnern. Analog diesem Befund wäre un-

1134

KRISTJÄN ELDJÄRN 1 9 6 5 a .

1135 1136 1137

SIGURDUR VIGFÜSSON 1885. VOIONMAA 1943. STENBERGER ed. 1943:107.

1138 1139

GlSLI GESTSSON 1959:65f. NORDAHL 1 9 8 8 : 1 0 1 - 1 0 7 .

276

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

ter Umständen auch die Steinkiste vor der Herdstelle im kiln von Gröf als Kornbehälter denkbar 1140 . Grundrisse vom Typ des voll entwickelten Ganghauses 1141 datieren in den Zeitraum zwischen der 2. Hälfte des 15. und dem Ende des 17. J h s . (Forna-Lä [521], Kuaböt 1531], Reyöarfell [534], Sandärtunga [536]). Sie alle gehören einer Zeit an, die von der untersuchten Sagaliteratur im wesentlichen nicht mehr erfaßt ist, werden also nur kursorisch beschrieben. Hervorzuheben sind die nun überdurchschnittlich mächtigen Stein-/Sodenwände - häufig über 1,7 m breit - und das Überwiegen von Steinverkleidungen an der Innenseite dieser Wände. Von der Raumanordnung her erinnern Kuabot und Reyöarfell noch stark an Gröf [524]: Stube und Hauptwohnraum liegen einander weiterhin gegenüber, nur durch Bretterwände vom Eingangsbereich getrennt. Die Erhöhungen in den Seitenschiffen des Hauptwohnraums zeigen teils steinplattenverkleidete Vorderkanten, teils auch eine Holzverkleidung. Ein nun durchschnittlich längerer Gang führt zur Latrine bzw. zur ofengeheizten Badstube, an einem oder an beiden Enden der Flucht von Wohnräumen liegen Vorrats- oder Küchenräume, die holzverbretterten Giebel rechtwinklig zur Hausfassade gedreht. In Kuabot als dem größeren Gehöft mit größeren Räumen liegt der Gang nicht zwischen Stube und Hauptwohnraum, sondern zwischen Hauptwohnraum und einem besonders großen Vorratsraum, kenntlich v. a. an dem in die Innenwand eingemauerten Sauermilchfaß. In Reyöarfell d a g e g e n scheinen Vorräte nicht in einem eigenen Raum aufbewahrt zu werden, sondern - nur durch Holztrennwände abgeteilt - in einem Gelaß im Hauptwohnraum. Spuren innerer, tragender Holzwände finden sich nach wie vor, v. a. in Kuabot sind in allen Räumen deutlich paarig angelegte Steinplatten als Unterlagen für Wandpfosten oder Fußrähme für eine Stabwand beobachtet. Mehrere Herdstellen sind in den Gebäuden vorhanden, allerdings nur mehr sehr kleine Anlagen. Sie liegen nur im Hauptwohnraum noch zentral, sonst, wie schon früher, bevorzugt an der Wand. Ein Latrinenraum ließ sich in Ktlabot G ausgrenzen, charakterisiert durch eine unter der Wand hindurch nach außen führende 1140

1141

NORDAHL 1988:105. An gleicher Stelle wird angedeutet, daß einige der bereits genannten Steinkisten unklarer Funktion an anderen Orten auf Island (siehe S. 257-259) einen ähnlichen Zweck erfüllen könnten. „ L a n g g a n g h a u s " (isländisch langgangabxr) nach HÖRDUR ÄGLJSTSSON 1987:261.

277

3. Island

Rinne. Ein Ablaufrinnensystem unter den Fliesen oder den Bretterdielen des Ganges scheint typisch; es findet sich in Küabot und Forna-Ld. Mit Forna-Lär142 und Sanddrtungan43 in Südwest- bzw. Westisland liegt offenbar eine Gruppe kleinerer Anwesen vor 1 1 4 4 . Hier fehlen deutlich die aus der Hausachse herausgedrehten Giebelräume. Sehr ähnlich grönländischen Verhältnissen gruppieren sich nun die mit Ausnahme der Badstube wesentlich kleineren Räume eng um den zentralen Gang/ die Mächtigkeit der Innenwände aus Soden und Steinlagen ist ganz stark angewachsen. Auffällig ist die unsorgfältige Ausstattung der Räume; zu unterscheiden sind im älteren Wohnkomplex nach gewohntem Muster Hauptwohnraum, Stube und Vorratsraum, ferner die Badstube 1145 . In Sanddrtunga läßt sich keine Stube ausgliedern. Die Badstube nimmt nun eine wesentlich größere Fläche ein; damit zeichnet sich deutlich die Funktionsänderung dieses Raums ab, die nach Urkundenquellen seit dem 15. Jh. belegbar ist 1 1 4 6 . Vielleicht spiegelt sich diese Entwicklung auch im etwa gleichalten Küabot, wo in der Badstube Spuren etwa 2 m breiter Holzplattformen an beiden Giebelseiten des Raums gefunden wurden. Für keine dieser jüngsten der hier behandelten Anlagen sind Nebengebäude außerhalb des Wohnkomplexes registriert, abgesehen von dem kleinen Gebetshaus auf dem Hofplatz von Küabot. d. Baustil des

Mittelalters

Ein Vergleich mit der mittelalterlichen Entwicklung des Hausbaus auf dem skandinavischen Kontinent, aber auch in den skandinavischen Ansiedlungen des nordwest-atlantischen Raums 1142 1143 1144

1145

1146

Datiert zwischen 1450 und 1550. Verschüttet 1693. Auch das Nordgehöft von Bolstaöur [518] muß von seiner nur fragmentarisch erhaltenen Form her hier eingeordnet werden. Ein Eckherd in einem, ein Zentralherd in einem anderen Raum lassen zumindest auf Stube und Hauptwohnraum in dem Gebäude schließen. KRISTJÄN ELDJÄRN (1951a) deutete die beiden nordwestlichen Räume in Forna-Lä 1521] als Stall bzw. Scheune; dieser Ansicht wird von HÖRDUR AGÜSTSSON widersprochen; er interpretiert sie als Hauptwohn- und Vorratsraum. ARNHEIDUR SICURDARDÖTTIR

1966:72.

278

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

zeigt, daß Island zwar die Auflösung des multifunktionalen Langhauses und die Einführung des Raumtyps der Stube übernimmt, dann aber architektonisch eigene Wege geht. Prägend wirken sich v. a. klimatische Bedingungen und der Mangel an ausreichenden Mengen einheimischen Bau- und Feuerholzes aus. Schmälere Räume und das Vorhandensein nur mehr einer einzigen Feuerstelle in aneinandergebauten Räumen belegen Reaktionen auf diese äußeren Voraussetzungen. Allerdings führt die Entwicklung nicht so weit wie auf Grönland 1 1 4 7 , obwohl die einzelnen Schritte durchaus vergleichbar sind: auf Grönland von einer Aufteilung des Hauptwohnraums über den Anbau von Wirtschaftsbauten bis zur Einführung der Stube und zum komplexen Zusammenbau aller Wohn- und Stallräume um einen verbindenden Gang. Vor allem diese letzte Stufe kam auf Island nicht zur Ausbildung, sicher ein Zeichen etwas weniger dramatischer Klimabedingungen. Nach dem heutigen Stand der Forschung läuft die Separatentwicklung der beiden Länder nicht gleichzeitig ab; es sieht so aus, als ob die einzelnen Entwicklungsstufen auf Grönland länger währten als auf Island. Diese Fragestellung wird hier aber nicht weiterverfolgt, da die Hausentwicklung Grönlands typologisch ganz stark an isländische Hausformen geknüpft ist, deren Chronologie gerade neu überarbeitet werden muß. e.

Gehöftstruktur

Für den gesamten betrachteten Zeitraum gilt, daß auf Island nirgends weilerartige Gehöftkonzentrationen vorliegen; das Einzelgehöft ist die übliche Siedlungsform. Fehlende Flächenuntersuchungen bringen es mit sich, daß insgesamt nur sehr wenige Wirtschaftsbauten bekannt sind. Bootshäuser beispielsweise sind nirgends nachweisbar 1148 . Sozialunterschiede anhand der Anzahl und Größe der einzelnen Bauten eines Gehöfts sind so nicht zu konstatieren. Allgemein gilt, daß die Häuser der Gehöftanlage stets nahe eines Busses oder Bachs angelegt werden, bevorzugt in erhöhtem Terrain, die Fassade des Hauptgebäudes dem Gewässer oder dem Weg zum Gehöft zugewandt. Wo die Morphologie es bedingt, werden Teile der Gebäude in den Hang gegraben, um ein 1147 1148

Siehe S. 282. Das sogenannte „Flokanaust" bei Brjänslxkur in Vatnsfjöröur, Baröastrandarsysla, eine ca. 20 χ 6,5 m große, zum Wasser hin offene Struktur aus Sodenwänden (THORSTEINN ERLINGSSON 1899:84-88, BRUUN 1928:19) wurde nie näher untersucht.

3. Island

279

ebenes Bodenniveau zu erhalten. Nebengebäude werden verstärkt in der frühesten Siedlungsphase ganz nahe parallel dem Hauptgebäude angelegt 1149 , was v. a. auch von den Färöern und den Orkneys her bekannt ist. Der überwiegende Teil der jüngeren Wirtschaftsgebäude steht abseits. Für das Hoch- und Spätmittelalter sind keine Nebengebäude nachweisbar. Ein Wohnstall ist nur vom bisher ältesten isländischen Fundort in Herjolfsdalur [525] bekannt, diese Raumkonstellation wird sehr bald völlig aufgegeben, sie erscheint bis auf zwei nur entfernt vergleichbare Ausnahmen 1 1 5 0 auch nicht wieder, als sich die Mehrräumigkeit der Hauptgebäude deutlicher ausprägt. Kleine, gepflasterte Hofplätze sind nur in der ältesten Phase von Suöurgata 3-5, Reykjavik 1542] u n d in der jüngeren Phase von

Herjölfs-

dalur [525] zu beobachten. Sonst sind Steinplatten im Boden vor der Vorderfassade des Wohnkomplexes nachgewiesen, v. a. bei den jüngeren Bauten. Der Gehöftbereich mit Wohnhaus und den wichtigsten Nebengebäuden wird wohl von einem Wall aus Soden eingegrenzt; in Fragmenten ist diese Umzäunung nur in StorholshliÖ [541], Hvitärholt [528] und Grelutöttir [523] registriert, freilich undatiert und von ihrer Anlage her den Gebäuderesten nicht immer sicher z u z u o r d n e n 1 1 5 1 . Reste einer Umzäunung fanden sich auch in Gjäskogar [522] in etwa 50 m Abstand vom Hauptgebäude in Form eines 80-90 cm breiten, noch 50 cm hohen Sodenwalles; der deutlich sichtbare, gleichdimensionierte Wall unterhalb der Anlage von Stöng [540] wird dagegen als Viehpferch gedeutet 1152 . 4. Grönland Historischen wie literarischen Angaben gemäß begann die Besiedlung Südwest-Grönlands durch Skandinavier, v. a. Isländer, im Jahr 985 oder 986 n. Chr., erreichte ihren Höhepunkt mit dem 11. und 12. Jh. und endete in der 2. Hälfte des 15. Jhs. durch ein Zusammentreffen verschiedener Faktoren: am einschneidendsten darunter die verschlechterten Klimaverhältnisse seit Mitte des 1149 1150 1151

1152

Herjolfsdalur [525], Suöurgata 3-5, Reykjavik [542]. Pörarinsstaöir [543], Laugar 1532]. Die fast vollständige U m w a l l u n g von Skallakot [537] ist nicht d e m Wohnkomplex 1 z u z u w e i s e n , sie w u r d e erst nach d e m W ü s t w e r d e n dieses Baues angelegt (ROUSSELL 1943a:57). ROUSSELL 1943b:77.

280

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

13. Jhs., verbunden mit Mangelernährung der Siedler, aber auch die z u n e h m e n d e Isolation vom Haupthandelspartner Norwegen u n d eventuell feindliches Zusammentreffen mit Eskimogruppen 1 1 5 3 . Grönland hebt sich durch Anzahl u n d Bewahrungszustand der erhaltenen mittelalterlichen skandinavischen Hausüberreste ganz stark von den bisher besprochenen Regionen ab. Die Gehöftspuren konzentrieren sich im Bereich von Julianehäb u m die Fjorda r m e des N o r d r e Sermilik 1 1 5 4 , Tunugliarfik u n d des IgalikoFjords, identifiziert als die „EystribygÖ", die „Ostsiedlung" der altisländischen Saga 1155 (dänisch 0sterbygd), u n d in der Gegend von Godthäb u m den Ameralik- und den Godthäbs-Fjord, den Bereich der „Vestribygö", der Westsiedlung (dänisch Vesterbygd). Im Bereich von Ivigtut ist zwischen beiden Siedlungskonzentrationen in dem Gebiet, das sich vom Qornoq- z u m Tigssaluk-Fjord erstreckt, eine weniger dichte A n s a m m l u n g deutlich kleinerer G e h ö f t e 1 1 5 6 auszumachen, die in der altisländischen Literatur nicht als separate Siedlung genannt ist (dänisch Mellembygd). Hier fehlen Publikationen noch weitgehend 1 1 5 7 . Der Erhaltungszustand der wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Gebäude ist v. a. deswegen so gut, weil die Wohnplätze nach dem Ödewerden der Siedlungen zwischen Mitte des 14. Jhs. (Vesterbygd) und Ende des 15. Jhs. ( 0 s t e r b y g d ) 1 1 5 8 nicht weiter besiedelt oder wesentlich zerstört w u r d e n - wenn man von einzelnen, gut zu unterscheidenden Uberbauungen der Eskimo-Kultur absieht. Die 1153

1154 1155

1156 1157 1158

Vergleiche dazu v. a. die Arbeiten von McCOVERN 1980, 1981, 1985, KELLER 1986, BERGLUND 1986, DANSGAARD et al. 1975, FREDSKILD 1982, N0RLUND 1924, Kapitel Χ, XI, 1927, McCHEE & MAGNÜS EINARSSON 1983, McGHEE 1984, ARNEBORG 1988. Die Schreibung der grönländischen Ortsnamen ist oft uneinheitlich. Zahlreiche Arbeiten zur Korrelierung der altisländischen Fjord- und Gehöftnamen mit gegrabenen Siedlungen liegen vor: GHM III, Kapitel XXXV, FINNUR J0NSSON 1899, BRUUN 1918, H.M. JANSEN 1972, L.E. ANDERSEN 1982. Vergleiche auch die Quellensammlung von 0LAFUR HALLD0RSSON 1978. ROUSSELL 1941:10f, VEB/EK 1958a:109f. VEB/EK 1956, 1958a mit ersten Untersuchungen; Inventarisierung bei BRUUN 1917. Vergleiche G A D 1967. Diese Werte basieren v. a. für Vesterbygd auf schriftlichen mittelalterlichen Quellen, zusammengestellt bei 0LAFUR HALLD0RSSON 1978, GAD 1982, ferner in GHM. Verbesserte Vergleichsmöglichkeiten von Siedlungsfunden und C 1 4 -Messungen werden diese Daten noch verändern können (ANDREASEN 1982:188, BUCKLAND et al. 1983:89).

4. Grönland

281

Permafrost-Verhältnisse Grönlands trugen dazu bei, v. a. von der Inneneinrichtung der Räume ungewöhnliche Details zu bewahren. Dazu kommt, daß die Erinnerung an jene einstigen nordeuropäischen Ansiedlungen nie erlosch - der Beginn der Missionierung Grönlands von Dänemark aus brachte unverzüglich die ersten Beschreibungen verlassener Siedlungen der Nordleute 1159 ; später wurden systematische Suchexpeditionen entlang der südlichen West- 1160 und Ostküste 1 1 6 1 durchgeführt mit dem Ziel, etwa überlebende Skandinavier aufzuspüren. Nach einer Reihe von Einzelpublikationen 1162 erschienen die Untersuchungsergebnisse bereits 1845 in Zusammenfassung 1 1 6 3 , hier schon im Vergleich mit literarischen Quellen. Die ersten wissenschaftlichen Grabungen begannen gegen Ende des 19. Jhs., sie wurden in zahlreichen Artikeln in speziell auf Grönland ausgerichteten Zeitschriften veröffentlicht 1164 . Heute sind über 300 mittelalterliche Hofanlagen skandinavischer Siedler entlang der Südwest-Küste Grönlands bekannt, Konstruktionsdetails und Gehöftstruktur beschrieben. Dabei findet sich aber immer noch eine große Zahl bisher erst topographisch erfaßter Baureste 1165 . Die grundlegende Einteilung der Entwicklung des skandinavischen Hauses auf Grönland wurde von ROUSSELL 1941 vorgelegt. Seiner Meinung nach verläuft sie in den frühen Siedlungsphasen vergleichbar der des isländischen Hauses, bedingt durch die Besiedlung Grönlands durch Isländer und durch sehr ähnliche topographisch-klimatische Verhältnisse auf beiden Inseln, verselbständigt sich aber später. Am Anfang steht nach ROUSSELL das einräumige Langhaus, ein reiner Wohnbau in etwa nach isländischem Vorbild. Dieser „Typ 1" ist chronologisch einzuordnen zwischen der Landnahme auf 1159 1160

1161 1162

1163 1164 1165

Beispielsweise von HANS EGEDE 1738. PEDER OLSEN WALLÖE 1751-53, AARON ARCTANDER 1777-79. Vergleiche dazu die Forschungsgeschichte bei ALBRETHSEN 1971, STEENSTRUP 1886, BRUUN 1896,1918, GHM III, Kapitel XXXIV. WILHELM AUGUST GRAAH 1828-31, GUSTAV HOLM 1883-85. Hier sind die Arbeiten von CHRISTIAN PETER PINGEL und WILHELM AUGUST GRAAH hervorzuheben, erschienen in zahlreichen Ausgaben der „Nordisk Tidskrift", später „Annaler for Oldkyndighed" der Kongelige Nordiske Oldskrift-Selskab zu Kopenhagen zwischen 1832 und 1842. In „Granlands Historiske Mindesmaerker I-III". Vor allem die Arbeiten von DANIEL BRUUN und GUSTAV HOLM in „Meddelelser om Gronland" und „Det grenlandske selskabets skrifter". Vergleiche dazu etwa die Arbeiten von BÄK 1971, 1972a/b.

282

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Grönland u m 985 n.Chr. u n d einer Zeit im 11. Jh. Von etwa der Mitte des 11. bis ans Ende des 13. Jhs. läuft er als „Typ l a " weiter in großflächigerer Form mit m e h r e r e n R ä u m e n in einer Reihe, d a n n auch mit Anbauten an einer Langseite 1 1 6 6 . Daraus entwickelt sich - n u n unabhängig von isländischen Vorbildern - im Lauf des 13. Jhs. „Typ 2", das Ganghaus mit einem oder mehreren Gängen, denen entlang in Reihe Einzelräume nicht mehr nur mit Wohnfunktion angeordnet sind. Einige Wirtschaftsgebäude sind dabei aber stets noch abseits des Wohnbaus piaziert. Eine parallele Entwicklung führt zu „Typ 3", dem Zentralgehöft, in dem Wohnu n d Nebengebäude unregelmäßig angeordnet zu einem Block zus a m m e n g e s e t z t sind. Hier ist n u r eine indirekte D a t i e r u n g möglich: der Haustyp war voll entwickelt, ehe die grönländischen Siedlungen verfielen. Nach ROUSSELL sind die hier skizzierten Veränderungen auf das sich seit dem 13. Jh. verschlechternde Klima zurückzuführen - das Aneinanderbauen einzelner Gebäude im Ganghaus und Zentralgehöft ermöglicht bessere Isolierung u n d Erwärmung der Räume. Die Hausbeschreibung richtet sich im folgenden nach dieser T y p e i n t e i l u n g 1 1 6 7 , es gibt jedoch auch alternative Vorschläge 1168 . a. Wohn- und Wirtschaftsbauten

der

Wikingerzeit

Nach ROUSSELL besteht ein Gebäude der frühesten Stufe („Typ I") aus einem unregelmäßig rektangulären Raum mit gerundeten Ecken (0 17a Narssaq I [493], 0 29a Brattahliö 2, Raum I [497], V 52a Umiviarssuk, Anlage unter Haus 1 [508]); die u m b a u t e G r u n d fläche mißt etwa 10-16 χ 4-6 m. Neuere Untersuchungen brachten jedoch noch ältere Räume zutage. Die Dimensionen sind gleich, doch scheint hier bei einigen Wohnhäusern eine deutlicher konvexe G r u n d f o r m mit geraden Giebeln 1 1 6 9 vorzuliegen (0 29a Brattahliö, Haus A, Haus 60 [497], 0 83 Hvalsey/Qaqortok 6, Raum

1166 1167

1168 1169

Zu beachten ist jedoch, daß diese Datierung an die heute nicht mehr gültige zeitliche Einordnung von Stöng 1540] auf Island geknüpft ist. Verzeichnisse der bisher gegrabenen Siedlungen nach dieser Einteilung finden sich bei ROUSSELL 1941, 1936, N0RLUND & STENBERGER 1934 und H.M.JANSEN 1972. Vorgestellt sind hier deshalb nur die ausführlich beschriebenen Gehöfte. Siehe S. 295. ALBRETHSEN 1982:284.

4. Grönland

283

Kleinere rektanguläre Häuser dieser ältesten Stufe abseits der Wohnbauten sind wohl als Wirtschaftsgebäude zu deuten. Allgemein gilt, daß die etwa 1 m mächtigen Außenwände mehrheitlich aus Sodenlagen über einem zweireihigen Steinfundament bestehen, seltener aus Steinplatten oder -blocken mit dünnen Sodenzwischenlagen. Eine Schalmauer wie im südwestnorwegischen oder schottischen Bereich ist nicht deutlich ausgeprägt, doch sind auch hier die größeren Steinblöcke auf Außenund Innenseite der Wand konzentriert. Die Schauseiten einiger Wohngebäude sind mit besonders ausgesuchten Steinblöcken verkleidet 1 1 7 0 ; an anderen Stellen kann die Stein-/Sodenwand zusätzlich durch Sodenpackungen von außen isoliert sein. Ein inneres Holzgerüst läßt sich nachweisen, wohl in Form einer Wand in Stabbauweise auf Sockelsteinen, oder direkt im Erdboden stehend. Zu beachten ist, daß das Material dazu in jedem Fall aus Treibholz oder importiertem Holz bestand; die niedrige, gebüschartige Birken- und Weidenvegetation Südwest-Grönlands ist nicht als Bauholz verwertbar. Geflieste, recht schmale Eingänge liegen giebelnah in einer Langseite; die Mauerwangen sind steinverkleidet. Steinplatten als Türsturz bzw. als Schwelle finden sich zum Teil noch in situ; Holzverkleidungen der Türöffnung sind unbekannt. Die Böden der Innenräume sind partiell gefliest, sonst aus gestampftem Lehm oder Kies. Sehr häufig werden sie wie im Raum der schottischen Inseln von steinausgekleideten, plattenüberdeckten Drainage- oder Wasserleitungsrinnen durchzogen; in einigen Fällen dient ein im Boden eingelassenes Fäßchen als Schöpfstelle 1 1 7 1 . Diese Rinnen kommen in den späteren Haustypen kaum mehr vor. Ausführliche Details zur Dachkonstruktion sind nicht bekannt. Im Wohn- wie im Stallbereich könnten wohl Zweiständerbauten vorliegen; nachweisbar ist dies jedoch nur äußerst selten anhand von paarweise angelegten Pfostenlöchern 1172 . Doch wäre auch an eine materialsparendere Bauweise mit in der Giebelwand verankerten Pfetten zu denken. Die Dachdeckung dürfte aus Soden bestehen; möglicherweise deuten die Spuren mehrerer Pfosten um eine der Feuerstellen das Vorhandensein IX [502]).

1170 1171 1172

ROUSSELL 1941:136. 0 29a Brattahlid 2, Raum I [497], 0 17a Narssaq Raum I, später auch Raum II [493]. V 51 Sandnes/Qilaussarfik, Stallgebäude 5, Raum I [507], 0 83 Hvalseyj Qaqortok 6, Raum IX [502].

284

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

einer Rauchöffnung im Dach an 1 1 7 3 . Die zentralen Herdstellen der frühen Bauten des „Typs 1" ähneln denen Islands bzw. der schottischen Inseln, es handelt sich um etwa 3-4 m lange Eintiefungen mit Kant- und Bodensteinplatten oder um ebenerdige Steinplatten. Eine zusammengesetzte Feuerstelle mit Glutgrube und Steinplatte ist u. a. bekannt von 0 83 Hvalsey/Qaqortok 6, Raum 1X1502J. Pfostenspuren im Bereich der Herde fehlen überwiegend, was als Anzeichen für die Verwendung von (Speck-) Steingefäßen zum Kochen gedeutet werden könnte, die nicht über dem Herd hängen wie Metallgefäße, sondern im oder am Feuer stehen. Möglicherweise besteht das Brennmaterial bevorzugt aus Dung; Schafdung wurde in V 7 Anavik/Ujaragssuit [504] im Bereich der Feuerstellen gefunden 1 1 7 4 . Daneben gibt es aber zusätzliche rektanguläre oder rundliche, zum Teil steinausgekleidete Kochgruben, gerne nahe der Türöffnung. Die verschiedenen Herdstellen haben also unterschiedliche Funktionen. Ganz selten sind Spuren von Erhöhungen aus Erde/Kies an Lang- oder Giebelseite ohne Spuren einer Verkleidung: beobachtet wurden sie in einem Fall mit einer Breite von 1,5 m an der Giebel-, von 70 bis 80 cm an der Langseite, 30 cm hoch 1175 . Wo immer neben Wohnbauten des „Typs 1" Wirtschaftsbauten auftreten, sind sie - Scheunen ausgenommen - gewöhnlich kleiner, rechteckig gebaut und nur ein- bis zweiräumig. Die Funktion ist in den meisten Fällen unbekannt; eine Ausnahme sind ζ. B. die nur für Grönland beschriebenen Vorratshäuser, die bevorzugt in erhöhter, trockener Lage mit bis über 1 m mächtigen, unisolierten Mauern aus besonders großen Steinblöcken gebaut wurden, was eine gute Luftzirkulation gewährleistet. Ein Gebäude dieser Konstruktion von 4,5 x 4,5 m Seitenlänge mit noch über 2 m hohen und bis 1,8 m breiten Mauern wurde auf der NugssuaqHalbinsel nördlich Disko gefunden, dem Gebiet der „Norörsetur" - aus Schriftquellen bekannte Jagdstationen und Fangplätze der Nordleute 1 1 7 6 . In einem anderen Fall gibt es Anzeichen dafür, daß 1173 1174 1175 1176

V 52 Sattdnes/Qilaussarfik 4, Raum I [507] (ROUSSELL 1936:34, 1941:149). ROUSSELL 1941:196. 0 83 Hvalsey/Qaqortok 6, Raum IX [502]. Bj0rnefzldelNugssuaq (STEENSTRUP 1886, ROSENKRANTZ 1967, H. INGSTAD 1985:418-422). Die Funktion dieses Baus ist jedoch umstritten; es mag sich um ein Lagergebäude für Felle und Walroßzähne handeln. Wie der N a m e besagt, wollte man darin u. a. auch eine Bärenfalle sehen (VEB/EK 1958b:736) - sogar an einen kleinen Kapellenbau wurde gedacht (ROSENKRANTZ 1967:3770, bzw. an ein Almgebäude (URWITZ 1979:28). Die ver-

4. Grönland

285

ein Vorratshaus mit Hilfe eines in die Steinmauer eingefalzten Balkenbodens in zwei Stockwerke aufgeteilt war; hier ist die Außenmauer noch 3 m hoch erhalten 1177 . Hervorzuheben ist die durch Wechsellagen breiter und schmaler Steinplatten gemusterte Sandsteinmauer der „Zehntscheune" von 0 47 GarÖar/Igaliko [498]. Sie fällt auch durch ihre trapezförmige Türöffnung auf diese Form findet sich sonst im keltischen Raum und belegt direkte Kontakte zu Irland oder Schottland 1178 . Dicht am Wasser gelegene Grundmauern sind eventuell als Spuren von Vorratsschuppen für Handelswaren zu interpretieren 1179 . Bootshäuser sind bisher nicht beobachtet, abhängig von Landsenkung und Küstenerosion. Wenige Schmiedegebäude lassen sich abseits der Wohnbauten nachweisen. Wenn Viehställe nicht wie beim Zentralgehöft mit dem Wohnkomplex zusammengebaut werden 1180 , können sie giebelseitig oder als Block mit anderen Wirtschaftsgebäuden, etwa mit Scheunen, verbunden sein. Sie liegen stets nahe dem Wohnhaus innerhalb der Hofumfassung. Ist der Untergrund geneigt, liegt der Boden der Stallteile hangabwärts tiefer. Die Eingänge finden sich in Schmal- wie Langseite; die etwa 1,5 m mächtigen Mauern aus Stein-/Sodenlagen sind stets gut mit zusätzlichen, bis 2 m mächtigen Sodenlagen von außen isoliert. Auf diese Weise erhält man verlängerte, wärmedämmende Eingangspassagen. In einem Fall sind Türpfosten aus kräftigen Kanthölzern und ein stark repariertes Türblatt (128 χ 60 cm) bewahrt, konstruiert aus drei Fichtenholzplanken, die mit Holznägeln an Querriegeln befestigt sind 1181 . Der Boden der Ställe ist meist plattenbelegt, mit Jaucherinnen in der Mittelachse. Diese Rinnen scheinen zum Teil nicht durchgehend eingetieft zu sein, sondern aus einer Reihe von Gruben zu bestehen 1182 . In Boden und Wand eingelassene kantgestellte Steinplatten teilen Boxen ab; üblich sind Stellplätze für 10-20 Tiere in 0sterbygd, für eine etwas geringere Zahl in Vester-

1177 1178 1179 1180 1181 1182

schiedenen literarischen und chorographischen Quellen mit der Nennung dieser Region finden sich abgedruckt bzw. erwähnt bei 0LAFUR HALLD0RSSON 1978 und BRUUN 1918, Kapitel VII. V 7 Anavik/Ujaragssuit [504] (ROUSSELL 1941:231f). N0RLUND & ROUSSELL 1930:56f. ROUSSELL 1941:231. Siehe S. 290. V 51 Sandnes/Qilaussarfik, Stallgebäude 5, Durchgang von Raum I zu Raum III 1507] (ROUSSELL 1936:37, 43f, Abb. 31:44, Abb. 178:163). N0RLUND & STENBERGER 1934:86.

286

IV. Der Hausbau der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

b y g d 1 1 8 3 . In den zum Teil über 60 m langen Stallanlagen des Bischofssitzes von 0 47 Garöar/Igaliko [498] dagegen konnten über 100 Kühe aufgestallt werden. Ab u n d an sind d u r c h den Frostb o d e n konservierte Holzpflöcke z u m A n b i n d e n der Tiere bewahrt, im Boden oder in der Wand verankert 1 1 8 4 . Eine Giebelseite kann ohne Verbund mit den angrenzenden Mauern hochgezogen sein - hier läßt sich denken, daß eine leicht zu durchbrechende Ö f f n u n g für das Ausmisten des Stalles nach den Wintermonaten vorliegt 1 1 8 5 . Die Scheunenräume sind länger u n d schmäler als die Stallungen, der Boden bleibt hier ungefliest. Abgesehen von wasserführenden Kanälen in einigen Räumen sind Quellfassungen oder regelrechte kleine Brunnenstuben in Form einfacher Steingebäude abseits der Häuser aufgedeckt worden 118 *. b. Wohn- und Wirtschaftsbauten des Mittelalters Eine etwas jüngere Variante 1 1 8 7 des Wohngebäudes vom „Typ 1" bilden Langhäuser mit drei bis vier in Längsachse aneinandergeb a u t e n Räumen, auf die die unterschiedlichen Funktionen der älteren, einräumigen G e b ä u d e aufgeteilt sind (0 17a Narssaq, Raum I-IV 1493], 0 S3 Hvalsey/Qaqortok, Raum VIII-IX [502], 0 64c „Igaliko-Fjord" 1 [500]). Die Außenmauern bestehen jetzt mehrheitlich aus Stein-/Sodenlagen, die inneren Zwischenwände aus Soden häufig auf einem Steinsockel. Im Bereich der I n n e n w ä n d e sind die Soden oft in Mustern gelegt; beispielsweise in Klamps o d e n - T e c h n i k 1 1 8 8 . In einem Fall ist unter der sodenverstärkten A u ß e n w a n d ein drainierendes Kiesfundament nachgewiesen 1 1 8 9 . Die Einzelräume sind durch jeweils separat ins Freie f ü h r e n d e T ü r e n zu betreten, oder d u r c h einen g e m e i n s a m e n Eingang in einer Langseite. Unterscheiden lassen sich Wohn- u n d

1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189

N0RLUND 1967:63. V 51 Sattdttes/Qilaussarfik 5, Raum IV, V1507], V 51 Sandnes/Qilaussarfik 5, Raum I [507] (ROUSSELL 1934:16,1941:224). 0 29a Brattahliö 2 [497], 0 83 Hvalsey/Qaqortok [502] (ROUSSELL 1941: 36). In 0 17a Narssaq [493] w u r d e ein Webschwert der 1. Hälfte d e s 11. Jhs. g e f u n d e n (VEB^K 1964:225). 0 64c „Igaliko-Fjord" 1, Raum I, III; Stallkomplex 2, Raum II [500]. Zur Erläuterung der Sodenbautechniken siehe S. 250f. 0 64c „Igaliko-Fjord" 1 1500].

287

4. Grönland

Küchenräume, nur noch selten mit zentraler Feuerstelle, ferner Vorratsräume. Anbauten zusätzlich an einer Langseite charakterisieren den „Typ la", nachweisbar zwischen etwa 1050 und 13001190 (V 51 Sandnes/ Qilaussarfik

4 [507],

0 47 Garöar/Igaliko

8, Phase

1 [498]).

Das

Mauerwerk zeigt wiederum hohen Sodenanteil, zum Teil bestehen v. a. die Innenwände nur aus Soden über einem Steinfundament, häufig in Streifensoden-Technik gelegt. In Gebäuden dieses Typs läßt sich eine Art Eingangsraum unterscheiden, der in der Mitte des Hauses liegt und durch Stein-/Sodenwände von den übrigen Räumen abgetrennt ist 1191 . Von hier gehen weitere Zugänge zu den einzelnen Räumen ab. Gewöhnlich ist ein Wohn- und ein Schlafraum auszugliedern, zusätzlich Vorrats- oder Werkräume. Pfostenlöcher an der Wandinnenseite, Stützsteine oder vorgesetzte Wandgräbchen weisen wieder auf eine innere Holzverkleidung der Wohnräume. Reste von Wandpanel wurden gefunden 1192 ; in einem Fall teilweise steinplattenbelegte Erdbänke an Lang- oder Kurzseite eines Raums 1193 . Feuerstellen liegen kaum mehr zentral. Bemerkenswert ist eine Wandnische von 2 χ 1 m, wohl für eine separat stehende Bettstatt 1194 . In einem Vorratsraum haben sich das Balkenfundament sowie der Abdruck mitsamt einigen Dauben eines Fasses erhalten, zum Teil in die Wand eingebaut 1195 . Nach isländischen Parallelen werden Holzbehälter dieser Art als Sauermilchfässer gedeutet 1196 . An Nebengebäuden gehören weiterhin abseits stehende Stallungen mit Scheunen zum Gehöft, darunter der Stallkomplex 2 v o n 0 64c „Igaliko-Fjord"

1190 1191

1192 1193 1194 1195 1196

[500].

N a c h ROUSSELL 1941. N 0 R L U N D & STENBERGER d a g e g e n lassen d i e s e n Haustyp nicht vor 1200 beginnen (1930:85). Z u m Teil erinnert d i e s e s Grundmuster an mittelalterliche Gebäude d e s 12. bis 14. Jhs. in N o r w e g e n , b e i s p i e l s w e i s e Heyboen [225], Hovden I [220], Vestre Nape [296] (siehe S. 185). V 51 Sandnes/Qilaussarfik 4, Raum I, III [507]. 0 20 Tunuarmiut 1, Raum III [4941 (ROUSSELL 1941:151). V 51 Sandnes/Qilaussarfik 4, Raum I [507] (ROUSSELL 1936:33). S i e h e S. 292. V 51 Sandnes/Qilaussarfik 4, Raum IV [507] (ROUSSELL 1936:36, Abb. 21, 22:34f, Abb. 122:136). Siehe S. 265.

288

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Die Hausform vom „Typ 2", ähnlich dem isländischen Ganghaus mit Einzelräumen beidseitig eines verbindenden Korridors, ist bisher nur von 0sterbygd bekannt (0 83 Hvalsey/Qaqortok 6 [502], 0 64c „Igaliko-Fjord" 3 [500], 0 29 Brattahliö 18 [496], 0 29a Brattahliö 2, Raum II-V [497], 0 47 Garöar/Igaliko 8, Phase 2 [498]). Der Gang ist fliesenbelegt, im Durchschnitt unter 10 m, jedoch auch bis zu 20 m lang und meist etwa 1 m breit. Von dort führen Eingänge in die einzelnen Räume mit Erdböden. Die rektangulären Wohn- und Vorratsräume im Wohnkomplex mit Flächen von ca. 2 χ 3 m bis 7 χ 5 m grenzen mit Innenwänden aus Sodenlagen über einem Steinsockel aneinander, die Außenwände bestehen wie gewöhnlich aus Stein- und Sodenlagen im Wechsel. Die Fassade kann mit ausgesucht großen Steinblöcken verkleidet sein. Eine zusätzliche, bis 2 m mächtige Sodenisolierung an besonders windexponierten Hauswänden ist erhalten. Pfostenspuren sind nicht zu beobachten, die Dachkonstruktion ist so nicht erschließbar; eventuell ist jeder Raum mit einem separaten Dachgerüst versehen 1197 . Die Herdstellen liegen überwiegend an einer Wand oder in der Ecke, unterschiedliche Formen kommen vor, von der Kochgrube zum Teil mit Steinauskleidung bis zur ebenerdigen Feuerstelle, abgegrenzt mit kantgestellten und liegenden Steinplatten. Sie finden sich in Koch- und Aufenthaltsräumen, häufig mit Steinplatten als Hitzeschutz an der Wand. Es sind aber insgesamt deutlich weniger Herdstellen als vorher eingerichtet. Räume mit zum Teil bis 50 cm tiefen Kellergruben, die bretterüberdeckt gewesen sein dürften 1 1 9 8 , lassen sich wohl als Vorratsräume interpretieren. Sonst gleichen die Ausstattungsverhältnisse denen des älteren Haustyps, zum Teil mit Seitenbänken und gefliesten Wasserrinnen. Erstmals ist nun eine Dampfbadstube im Wohnkomplex nachweisbar (0 64c „Igaliko-Fjord" 3, Raum VI [500])u": ein nur 2 χ 1,5 m messender Raum, dessen Boden höher liegt als im Gangbereich. Kennzeichnendes Merkmal ist der Eckofen in Form eines 80 cm hohen Rechtecks von 1,5 x 0,9 cm Kantenlänge, gebaut aus Stein- und Sodenlagen. Kieselgeröll stellt die Überreste des verstürzten Gewölbes dar. Im Ganghaus kann ferner ein stets deutlich später angebauter Raum auftreten, der den besonderen 1197 1198 1199

N0RLUND & ROUSSELL 1930:99. 0 29 Brattahliö IS, Raum VI [496], 0 83 Hvalsey/Qaqortok 1502] (N0RLUND & STENBERGER 1934:76). Zur Funktionsbeschreibung dieser Räume siehe S. 273.

6, Raum III

4. Grönland

289

Status des Hofes anzeigt, von den Ausgräbern als „Halle" bezeich-

net (0 83 HOalsey/Qaqortok 6, Raum X [502], 0 111

Herjolfsnes/

Ikigait Β [503], 0 47 Garöar/Igaliko 8, Raum IX [498]). Diese Räume sind von größerer Dimension als andere im Wohnbau - bis 130 m 2 wurden in der Bischofsresidenz von 0 47 Garöar/Igaliko gemessen. Zumindest der untere Teil der Wände ist stets in reiner Steinbauweise aufgezogen, hervorzuheben sind Spuren von L e h m m ö r t e l 1 2 0 0 . Zur Ausstattung gehören Wandbänke an den Langseiten und zentral eine eingetiefte, bis 4 m lange und bis 1,3 m breite, nicht eingefaßte Feuergrube, in 0 83 Hvalsey/Qaqortok mit Zugkanal. Dort sind Sockelsteine für eine innere Holzwand nachgewiesen; Spuren von Doppelpfosten der Dachkonstruktion haben sich nur in diesem Raum erhalten. Besonders interessant sind die noch 1,3 m hohen Steinmauern. Der Tür stürz des giebelseitigen Eingangs blieb erhalten; ohne Holzrahmen ist die Türöffnung 1,9 m hoch, 1 m breit. Ferner ist dort eventuell die einzige direkt nachweisbare Art von Fenster 1 2 0 1 im gesamten betrachteten Bereich und Zeitraum belegt: die Öffnung ist 34 χ 56 cm groß, entstanden durch Auslassen eines Steins beim Aufziehen der Mauer 1 2 0 2 . In diesen besonderen Räumen fehlen Funde, die eine alltägliche Nutzung anzeigen; vermutet wird, daß ihre Funktion mit den hier vorhandenen Kirchen auf dem Hof zusammenhängt, sie also im Rahmen kirchlicher Verwaltung oder kirchlicher Festtage genutzt wurden 1 2 0 3 . Nicht zu klären ist, ob ihre Einführung mit dem Raumtyp der Stube zu tun hat, die sonst im mittelalterlichen Skandinavien bekannt ist, auf Grönland jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden kann. Im Hofbereich von Ganghäusern sind sonst nur wenige Stallungen und Scheunen 1 2 0 4 oder Vorratsgebäude als Wirtschaftsbauten bekannt. Sie unterscheiden sich nicht von den Nebengebäuden älterer Zeitstellung. 1200

1201 1202 1203 1204

Mörtelspuren sind sonst nur von grönländischen Kirchenbauten bekannt (Garöar/Igaliko, Anavik/Ujaragssuit, Hvalsey/Qaqortok), ferner aus der Fassade des Bischofssitzes in 0 47 Garöar/Igaliko, Haus 8 [498] ( N 0 R LUND & ROUSSELL 1930:79, 81, 84) und in Brough of Birsay [470], Mainland, Orkneys, siehe S. 238. ROUSSELL 1941:190. Zu beachten ist aber, daß gerade an dieser Raumseite die Mauer nicht in ihrer gesamten Mächtigkeit erhalten ist. BERGLUND 1982. Beispielsweise in 0 29 BrattahliÖ 18, Haus 19, 20 [496]; 0 111 Herjolfsnes C, D, Ε [503] .

290

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

„Typ 3", das Zentralgehöft mit blockartig zusammengebauten rektangulären Wohn- und Wirtschaftsräumen samt Stallungen, ist typisch für kleine und mittelgroße Gehöfte v. a. des Inlands (V 53c Austmannadal/Kügssuaq 4 [509], V 53d Austmannadal/Kügssuaq 5 [510], 0 64a „Enochs Ruiner" 1 [499], V 54 Nipäitsoq [511], V 52a Umiviarssuk 1 [508], V 8 Puilassok [505], 0 28 Brattahliö/Igdlungüjuk 47 [495]). Die Gebäudegruppen sind immer wieder teilweise in den Hang gebaut. Ihre Mauern bestehen aus Wechsellagen von Stein/Soden oder - als Trennwände - aus Soden über Steinsockeln; mit Steinzwischenlagen sind sie zum Teil noch bis in 1,3 m Höhe nachweisbar. An den Außenseiten finden sich wieder zusätzlich isolierende Sodenpackungen. An manchen Stellen hat sich das Muster der ausgelegten Sodenstücke erhalten, so ζ. B. die Fischgrätschichtung der Klampsoden einer Zwischenwand 1 2 0 5 . Holzwände in den Innenräumen sind auch in diesem Haustyp verbreitet, wie Sockelsteine zeigen. Der Zugang zum Komplex mit einem Wohn- und einem Stallbereich erfolgt über nur eine oder zwei Außentüren; die einzelnen Innenräume sind über eine entsprechende Anzahl von Gängen miteinander verbunden. Gewöhnlich liegen die Gänge zum Wohnteil und zum Stallteil voneinander getrennt; häufig werden sie zur besseren Isolierung gekrümmt oder geknickt angelegt; der Morphologie des Untergrunds folgend können sie über Stufen laufen 1206 . Die Gänge sind gefliest, meist nur 60-90 cm breit, also schmäler als in Gebäuden des „Typs 2", und im Durchschnitt 7 bis 15 m lang. Üblicherweise finden sich im Hausinneren Anzeichen für Türen im Wanddurchbruch zu einzelnen Räumen. Auch dort ist der Boden steingefliest; eine Täfelung der Mauerwangen läßt sich nicht belegen. Schwellen aus Stein oder Holz zeigen die Position des Türblatts an; der Pfosten, an dem das Türblatt befestigt ist, scheint in Schwelle und Türsturz eingezapft oder angeblattet zu sein 1207 . Aufgrund des permanenten Bodenfrosts haben sich in seltenen Fällen Reste von Dachhölzern bewahrt, u. a. eine First- oder Seitenpfette und einige Rafter, sowie Stücke der Sodendeckung 1 2 0 8 . Wohl läßt sich die Dachkonstruktion auch aus die1205 1206 1207 1208

Raum VII/XVI in V 5M Austmannadal/Kügssuaq 1 [510] (ROUSSELL 1941:188, Abb. 85:138). Zur Erläuterung der Sodenformen siehe S. 250f. ROUSSELL 1941:163. Nachweisbar für V 53d Austmannadal/Kügssuaq 5, Raum XXI [510] (ROUSSELL 1941:181). V 52a Umiviarssuk 1, Raum IX, XIII, XIV [508] (ROUSSELL 1936:83, vgl. dort beispielsweise Abb. 172:161 im Fundkatalog).

4. Grönland

291

sen Funden nicht genau rekonstruieren, beispielsweise wurde nie ein Wandrähm oder ein Dachpfosten registriert. Doch kann zumindest auf ein sodengedecktes Raftergerüst über einzelnen Räumen geschlossen werden, mit Spuren von Holznagel- und Blattverbindungen. Sehr unterschiedlich ist die Anzahl der Räume in einem Zentralgehöft - auf einer Grundfläche von durchschnittlich 15 χ 30 m können bis zu 22 Einzelräume gezählt werden. Sie sind annähernd rektangulär und etwas kleiner als bei den anderen Haustypen (2-6 χ 1,5-4 m). Ihre Funktion läßt sich nur über die Raumausstattung erschließen 1209 . Da der Erhaltungszustand teilweise so einmalig ist, seien Einzeldetails hier etwas ausführlicher besprochen. In Räumen des Wohnbereichs ist der Boden aus gestampfter Erde. Es gibt Anzeichen dafür, daß er zur besseren Isolierung mit Birkenreisig belegt wurde 1 2 1 0 . In einigen Fällen sind Fragmente von Panelbrettern der Holzwand erhalten, mit einem Querschnitt von etwa 13 χ 3 cm und Hohlrillenverzierung auf der Vorderseite. Eines dieser Bretter fand sich noch in situ, mit abgeschrägtem Ende 40 cm von der Außenwand entfernt in den Boden gerammt 1 2 1 1 . Im gleichen Raum liegen mit ca. 20 cm hohen, steinbelegten Erhöhungen an einer Kurz- und einer Langseite wohl Bänke vor. Hier haben sich Teile der einst überdeckenden Holzplanken erhalten 1212 . Die Bretter des Sitzbelags bestehen aus sekundär verwendetem Fichtenholz; sie ruhen auf steingestützten Querhölzern. Diese Querhölzer sind in das abschließende, hochkantstehende Kantbrett eingefalzt, auf dem Kantbrett ist die äußere Belagplanke mit Holznägeln befestigt. Das rückseitige Auflager der Bank bildet die Fußschwelle des Wandpanels, ein zum Einfügen der Panelbretter geschlitzter Balken, durch Steine und Holzpflöcke gestützt. Die Längsbank ist niedriger als die Querbank, sie endet allem Anschein nach an einer höl-

1209 1210 1211

1212

Vergleiche auch die Funktionszuweisungen anhand v o n Pollenuntersuchungen bei BUCKLAND et al. 1983. V 52a Umwiarssuk 1, Raum II, III [508] (ROUSSELL 1936:73, MELDGAARD 1977:169). V 53d Austmannadal/Kugssuaq 5, Haus 1, Raum XXI [5101; eine Planke ist noch 1 m lang. ROUSSELL errechnete aus der Planke u n d anderen Einrichtungsdetails eine W a n d h ö h e von mindestens 1,65 m (1941:183). V 53d Austmannadal/Kugssuaq 5, Haus 1, Raum XXI [510]. Im selben Gebäude ist eine weitere Holzplanke einer 75 c m breiten, 15 cm hohen Querbank erhalten (Raum XIV, ROUSSELL 1941:188).

292

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

zernen Querwand 1 2 1 3 ; die Bankbreite an der Giebelseite beträgt 55 cm, an der Langseite 45 cm. Im Bereich dieser Bänke finden sich gerne Webgewichte. In einem anderen Fall soll eine bis 1,7 m breite Bank nach Meinung des Ausgräbers einen Schlafraum indizieren; sie endet an der Frontseite des Raums in zwei Stufen von 20 bzw. 40 cm Höhe über dem Fußboden 1 2 1 4 . Ein andersartiger Schlafplatz läßt sich in einem weiteren Zentralgehöft nachweisen: ein Bettgestell von 155 χ 95 cm, gezimmert aus in vier Eckpfosten gezapften Brettern. ROUSSELL hat dieses Gestell nicht als Überreste eines Alkovens gedeutet 1 2 1 5 - ist der Befund richtig, liegt hier ein ganz bemerkenswertes Detail zur Inneneinrichtung vor. Zum Teil sind Wandnischen in etwa 1 m Höhe über dem Boden eingelassen 1216 . Spuren einer hölzernen Wandverkleidung fehlen in ihrer Nähe. Die Nischen können mit Steinplatten ausgekleidet sein. Ihre Funktion ist nicht bekannt, doch ist wohl an regalartige Fächer zu denken. Sie sind vereinzelt auch auf den schottischen Inseln und auf Island zu finden 1217 . Unterscheidbar sind ferner Räume mit Feuerstellen überwiegend in Eck- oder Wandlage, ganz selten zusätzlich noch zentral. Die zentralen Herde sind einfacher als früher, sie bestehen aus länglichen Eintiefungen ohne Kantsteine, oder aus ebenerdigen Steinplatten. Große, zusammengesetzte Herdstellen wie auf den schottischen Inseln finden sich nicht mehr. Daneben werden v. a. im Küchenbereich steinausgekleidete Kochgruben an der Wand oder in einer Ecke angelegt, häufig durch kantstehende Steinfliesen vor Zugluft geschützt 1218 . Insgesamt sind die Herde jetzt kleiner und noch weniger zahlreich - sicher ein deutlicher Hinweis auf zunehmend schwierigere Brennstoffversorgung. Geschlossene Öfen finden sich nur in den Badstuben: erst mit den Zentralgehöften lassen sich spezielle Räume zum Dampfbaden häufiger nachweisen, da sie bevorzugt in den Wohnkomplex

1213 1214 1215 1216

1217 1218

ROUSSELL 1941:182f. 0 64a „Enochs Ruiner" 2, Raum VI 1499]. V 52a Umiviarssuk 1, Raum I [5081 (ROUSSELL 1936:69-71, Abb. 51:71). 0 64a „Enochs Ruiner" 1, Raum III [499] (30 χ 28 χ 46 cm, 18 χ 22 χ 24 cm), übereinander angeordnet in Raum II (23 χ 13 χ 28 cm und 33 χ 27 χ 40 cm). Eine ähnliche Eintiefung von nur einer Etage findet sich auch in Raum VIII (VEB^EK 1943:29, 36, 43). Siehe S. 228, 236, 268. ROUSSELL 1941:198.

4. Grönland

293

integriert sind 1219 - unter den Nebengebäuden der Haustypen 1 und 2 können sie nicht belegt werden. Badstuben finden sich beim Zentralgehöft mitunter aber auch abseits vom Wohnkomplex: in einem dieser separaten Badhäuser besteht der Ofen nur aus Steinlagen wiederum mit einer Geröllkuppel; Überreste einer 40 cm hohen hölzernen Plattform, die eine Raumhälfte einnimmt, sind erhalten 1220 . Sie ist aus sekundär benutzten Holzplanken auf Querbalken gebaut, als Kantabschluß dient ein in den Seitenwänden verankertes Rundholz. Die Planken sind mit Holznägeln befestigt. Allgemein sind die Räume der Badstuben mit durchschnittlich 2 χ 2 m Grundfläche klein; Wasserablaufrinnen, wie etwa auf Island beobachtet, fehlen hier 1221 . Vorratsräume sind gewöhnlich nicht abzutrennen, doch finden sich manchmal Eindrücke großer Fässer wohl zur Milchsäuerung 1 2 2 2 , genau wie sie auf Island v. a. seit dem 12. Jh. bekannt sind 1 2 2 3 . Auch Schmieden sind im Wohnkomplex nachweisbar 1224 . Räume mit gefliestem Boden und Jaucherinne werden als Ställe für Kleinvieh gedeutet. Boxentrennwände aus Stein indizieren Kuhställe; diese Räume finden sich stets in besonders geschützter Lage 1225 . Holzpflöcke zum Anbinden der Tiere sind bewahrt 1226 . Pferdeställe lassen sich nur schwer nachweisen; eventuell zählen Räume mit nur einer Reihe von Boxen dazu 1227 . Das Bemühen um bestmöglichen Wärmeschutz im Stalltrakt zeigt ein gut erhaltenes Türblatt bei zwei im Boden verankerten Türpfosten, bestehend aus vier durch Querriegel zusammengehaltenen Planken 1228 . An der äußersten Planke sitzt noch eine zapfenartige Verlängerung, die Türe drehte sich also in einer Lochangel oder war am Türpfosten angebunden. Die geringe Größe des Türblatts (107 χ 57 cm) läßt vermuten, daß nicht die gesamte Türöffnung verschlossen war, sondern wohl über dem Türblatt Raum gelassen wurde, um die Luftzirkulation in diesen 1219 1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227 1228

V 53d Austmannadal/Kügssuaq 5, Raum XV [510], 0 64a „Enochs Ruiner" 1, Raum III [499], 0 71 Vatnahverfi [5011, V 51 Sandnes/Qilaussarfik [5071. V 52a Umiviarssuk 1, Raum VI [5081 (ROUSSELL 1936:74-81). Siehe S. 176. 0 71 Vatnahverfi [5011, V 54 Nipaitsoq [511], V 8 Puilassok [505], Raum I. Siehe S. 265. B e i s p i e l s w e i s e in 0 28 Brattahliö/Igdlüngüjuk 47, Raum VII [4951. ROUSSELL 1941:162. V 52a Umiviarssuk 1, Raum IX, XIII, XIV [508] (ROUSSELL 1936). BRUUN 1918:166, N 0 R L U N D & STENBERGER 1934:81. V 52a Umiviarssuk 1, Raum XIII [508] (ROUSSELL 1936:86-88, Abb. 59, Abb. 179:164).

294

IV. Der Hausbau der skandinavischen A n s i e d l u n g e n

inneren Räumen des Zentralgehöfts zu gewährleisten 1 2 2 9 . Dies dürfte auch für ein weiteres, nur 90 cm hohes und 55 cm breites Türblatt gelten. Es verschließt einen Gang, der zwar im Wohnteil des Zentralgehöfts liegt, zuletzt aber als Schafstall genutzt wurde 1 2 3 0 . Scheunen sind überwiegend im Stallbereich des Wohnkomplexes untergebracht. An einigen Fundorten liegen Ställe für Kleinvieh oder Scheunen und Vorratsgebäude jedoch auch zusätzlich abseits des eigentlichen Hauskomplexes; diese Höfe werden zu Großgehöften gerechnet 1231 . Grundrisse von Almgebäuden sind unter den vielen abseits des Hofes aufgeschichteten steinernen Viehhürden nur selten definitiv zu unterscheiden. Andererseits müssen Sommerweiden existiert haben, wie Berechnungen zeigen, die angestellt wurden bezüglich der durchschnittlichen Viehanzahl eines Gehöfts und der Menge des Winterfutters, das von der gedüngten (und bewässerten) Binnenwiese um den Hofkomplex eingebracht werden kann. Sie ergaben, daß Grasflächen auch abseits des Gehöfts u n d der unmittelbar angrenzenden Weideflächen geheut werden mußten, u m das im Durchschnitt neun Monate lang aufgestallte Vieh zu versorgen 1 2 3 2 . Dafür sprechen ferner Pollendiagramme, die auf Kosten der ursprünglichen buschartigen Polarvegetation stark erweiterte Grasareale belegen 1233 . In jüngerer Zeit wurden in 0 s t e r bygd v. a. kleinere Ruinengruppen in 200 bis über 300 m ü. N N untersucht, die mit zahlreichen Viehpferchen in Verbindung stehen, aber auch mit Spuren von Scheunen oder Ställen. Dabei konnte etwa 0 83a Qaqortok als Sommerweideplatz identifiziert w e r d e n 1 2 3 4 . Ein Wohngebäude ließ sich hier nicht ausgliedern, 1229 1230

1231 1232

1233 1234

ROUSSELL 1936:88. V 53d Austmanmdal/Kügssuaq 5, Raum XVII [510] (ROUSSELL 1941:185). Vergleiche auch Gang XII i m Stalltrakt v o n V 52a Umiviarssuk 1 [508] (ROUSSELL 1936:85, vgl. dort i m Fundkatalog S. 163f, Abb. 180). ROUSSELL 1941:30. ALBRETHSEN & KELLER 1986, BOJSEN CHRISTENSEN 1989. U n k l a r h e i t herrscht darüber, ob S o m m e r w e i d e n in der Zeit der ersten Besiedlung oder erst später a n g e l e g t w u r d e n ; siehe d a z u die A r g u m e n t a t i o n bei KELLER 1983: 63f. Vergleiche auch MÜLLER-WILLE 1974:165. FREDSKILD 1978. Beschrieben bereits bei ROUSSELL 1941:37-41, Abb. 22:41. Vergleiche auch d i e A u f z ä h l u n g bisher identifizierter S o m m e r Weideplätze bei ALBRETHSEN & KELLER 1986. Weitere Fundorte sind vermutlich u. a. auch Β 111, Β 10 und Β 22 i m Bereich v o n Kap Farvel an der Südspitze Grönlands (BÄK 1971,1972b).

4. Grönland

295

dies war in V 53 Austmannadal 2 möglich: der unregelmäßig rechteckige Raum mißt ca. 3 x 3 m, umgeben von einer soliden Stein-/Sodenwand. Die Inneneinrichtung besteht aus zwei 50 cm breiten u n d hohen Bänken an gegenüberliegenden Seiten u n d einer Eckfeuerstelle mit Steinplatten gegen die Zugluft von der Eingangsöffnung im Giebel. Ein später angebauter, schmaler Raum ist von seiner Funktion her ungedeutet. Es hat sich gezeigt, daß ROUSSELLS Modell der Hausentwicklung auf Grönland sich durch die Zeitstellung von Siedlungsfunden nicht überprüfen läßt, da das Fehlen feindatierbarer Gegenstände keine exaktere chronologische Einordnung zuläßt. Direkte Parallelen v. a. zu den Haustypen 2 und 3, dem Ganghaus und d e m Zentralgehöft, liegen außerhalb Grönlands nicht vor; d a z u kommt, daß fast ausschließlich nur jeweils die jüngsten Siedlungsphasen überwiegend der Wohngebäude eingehender erforscht wurden 1 2 3 5 . Bei den Vergleichen mit der Entwicklung des isländischen Hausbaus muß beachtet werden, daß das Chronologieschema Islands höchstwahrscheinlich zu revidieren ist 1236 . Folgerichtig wurde in jüngerer Zeit ein alternatives Modell zur Hausentwicklung auf Grönland erarbeitet, das v. a. osteologische Untersuchungen der Abfallhalden sowie Analysen der landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Umgebung eines Hofes zur Grundlage hat. Demnach könnten die unterschiedlichen Gehöftformen durch ihre topographische Lage insofern beeinflußt worden sein, als sich Ganghäuser v. a. im Küstenbereich mit geringerem Platzangebot entwickelt haben; Ställe spielen hier keine besondere Rolle, da hauptsächlich Fischfang betrieben wird. In den Talgängen des eisfreien Inlands steht ebenfalls nicht unbegrenzt Platz zur Verfügung; die hier vorherrschende Viehhaltung erfordert den Anbau von Ställen an den Wohnkomplex - das Zentralgehöft entsteht 1237 . Die Haustypen 2 und 3 nach ROUSSELL w ü r d e n d e m n a c h gleichzeitig n e b e n e i n a n d e r v o r z u f i n d e n

1235 1236 1237

ALBRETHSEN 1982:270. Siehe S. 262. ANDREASEN 1981.

296

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

sein 1 2 3 8 , aber unterschiedliche Wirtschaftsgrundlagen widerspiegeln 1 2 3 9 . Dem steht gegenüber, daß Zentralgehöfte nicht nur im Inland, sondern auch an der Küste vorkommen 1 2 4 0 und daß gerade im Küstenbereich besonders große Stallbauten zu finden sind 1 2 4 1 . Ferner konnten im Inland sehr wohl beträchtliche Mengen von Meerestieren in Nahrungsabfällen nachgewiesen werden 1 2 4 2 . Die Wirtschaftsgrundlagen sind demnach nicht streng dichotom aufgeteilt. Spiegeln die Haustypen möglicherweise keine differenzierte Ernährungsbasis, sondern eine soziale Schichtung? R O U S SELL wies bereits darauf hin, daß Kuhstall und Scheune in großen Hofanlagen abseits stehen, in kleineren dagegen mit dem Wohnkomplex zusammengebaut w e r d e n 1 2 4 3 . Soziale Unterschiede äußerten sich demnach in der Anzahl der Gebäude eines Gehöfts und in der Größe des Wohnkomplexes 1 2 4 4 . Dazu paßt die Beobachtung, daß das eigentliche Langhaus - „Typ 1 " bzw. „ l a " nach ROUSSELL - mit seinen weit verstreuten Wirtschaftsgebäuden häufig an einen Kirchenbau auf dem Hofareal geknüpft ist, vermutlich also das Gehöft eines Großbauern darstellt 1 2 4 5 . Die Konzentration von Zentralgehöften im klimatisch benachteiligten, wirtschaftlich weniger begünstigten Vesterbygd weist in ähnliche Richtung. Zu denken wäre etwa, daß die Haustypen 2 und 3 durch Anlagerung immer neuer Räume an ein gewöhnliches Langhaus entstanden sein könnten 1 2 4 6 , wobei eine sozial höherstehende Schicht die Wirtschaftsgebäude eher abseits beläßt (Ganghaus), während sonst Nebengebäude mit dem Wohnkomplex zusammengebaut werden (Zentralgehöft). Dieses Modell zweier gleichzeitiger, eine Sozialabstufung aufzeigender Haustypen wird sich 1238

1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246

Das Zentralgehöft von V 54 Nipäitsoq 1511] ζ. B. weist Funde vom Anfang des 11. bis in die 1. Hälfte des 14. Jhs. auf (ANDREASEN 1980); das Ganghaus 0 29 Brattahliö 18 1496] reicht ins 15. Jh. (N0RLUND & STENBERGER 1934:72). ANDREASEN 1981, McGOVERN & JORDAN 1982. Z u m Beispiel V 8 Puilassok [505], V 16 Sarqarssuak [506], 0 28 Brattahliö/ Igdlungüjuk47 [495]. Beispielsweise 0 29a Brattahliö [497], 0 47 GarÖar/Igaliko [498], VEB^EK 1941:44, MÜLLER-WILLE 1974:168. ROUSSELL 1941:30. ROUSSELL 1941:80. McGOVERN & JORDAN 1982. ALBRETHSEN 1982:271. So schon N0RLUND & ROUSSELL 1930:78-85 für das Hauptgebäude der Bischofsresidenz in 0 47 GarÖar/Igaliko [498], ferner ROUSSELL 1941:225.

4. Grönland

dann verifizieren lassen, wenn vollständigere Grabungen der Nebengebäude eines Gehöfts vorliegen. c.

297 v. a.

Gehöftstruktur

Vor allem die ältesten Gehöfte liegen bevorzugt am Fjordboden des schmalen Landstreifens zwischen innerer Küste und Inlandeis, an Stellen mit guten natürlichen Häfen und ausreichender Süßwasserversorgung durch Bäche oder Flüsse. Ansiedlungen sind jedoch auch von weiter ins Inland reichenden Seitentälern und Fjorden bekannt 1 2 4 7 . Die Häuser werden meist in trockener Lage auf Bodenerhöhungen gebaut; dabei weist die Fassade der Gebäude vorzugsweise zum Wasser. Kleinere Gebäude dagegen liegen oft mit den Giebelseiten in der Hauptwindrichtung. Der Hofbereich wird durch künstliche Stein-/Sodenwälle oder natürliche Hindernisse abgegrenzt 1 2 4 8 . Ein von Gebäuden annähernd umschlossener Hofplatz kommt nur in 0 47 Gardar/Igaliko [498] vor, dem grönländischen Bischofssitz. Innerhalb des Hofwalls liegt dort neben dem Wohngebäude ein Teil der Wirtschaftsbauten wie Schmiede, Kuhställe oder Badhaus, in zahlreichen Fällen auch ein Friedhof mit Kirche. Grubenhäuser als Arbeitsräume sind nicht bekannt; die klimatischen Verhältnisse auf Grönland dürften eine Anwendung derartiger Räume verhindert haben. Andere Nebengebäude sowie Ställe für Kleinvieh 1 2 4 9 und Lagergebäude finden sich außerhalb der Sodenumzäunungen. Dies gilt auch für eine Vielzahl von Viehpferchen mit Steinmauern, oft angelegt an Plätzen, wo große Steinblöcke in die Mauer integriert werden können. Ein Teil dieser Anlagen ist möglicherweise auch als Heuplatz zu deuten 1 2 5 0 . Im Zentralgehöft sind Wohn- und Wirtschaftsbauten zu einem Komplex zusammengefaßt, weitere Nebengebäude finden sich selten, zum Teil sind sie sicher lediglich nicht archäologisch erfaßt.

1247 1248 1249 1250

Vor allem zwischen den Fjorden Tunugliarfik und Sermilik, südlich des Igaliko-Fjords („Vatnahverfi", vgl. VEB/EK 1952,1958a, 1982) und in Austmannadal, Vesterbygd. Zu beobachten beispielsweise in V 7 Anavik/Ujaragssuit [504], 0 47 GarÖarllgaliko [498], V 53c Austmannadal 4/Kügssuak [509], 0 28/29/29a Brattahlid [495-497], Vergleiche die Untersuchungen zum Haustierbestand von HATTING 1982. N0RLUND & STENBERGER 1934:104.

298

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

Im Bereich der Binnenwiese des eingezäunten Hofbereichs sind eigens angelegte Bewässerungsrinnen von besonderem Interesse. Derartige Anlagen ließen sich - u. a. durch Pollenanalysen 1251 für Brattahliö und andere Gehöfte 1 2 5 2 nachweisen. Hervorzuheben sind ferner Aschereste von Birken- und Farngestrüpp, die als Nachweis für künstliche Düngung gewertet werden 1253 . d.

Baustil

Die ältesten Bauten Grönlands stehen noch deutlich in der eisenzeitlichen Tradition v. a. Westskandinaviens, wie Schalmauer, Kontur, Dreischiffigkeit und die Gliederung der Hausinnenfläche zeigen. Dazu paßt auch die Tatsache, daß Ställe während der Wikingerzeit nicht mit dem Wohnbereich zusammengebaut werden. Wie auf dem skandinavischen Festland und auf den Färöern ist die Vorderfront der Bankerhöhungen in den Seitenschiffen des Hauptwohnraums mit Holz, nicht mit Steinplatten verkleidet; an färingische Häuser erinnern die langen Zentralherde. Dem gegenüber sprechen etliche architektonische Merkmale für konstruktive Besonderheiten, wie sie auch von den schottischen Inseln bekannt sind, etwa Drainagen im Boden oder Wandnischen. Auch Unterlegplatten für die Dachstützen sind dort üblich. Wasserzuführung in Kanälen dagegen weist nach Island. Die Verkleinerung der Raumfläche, die zusätzlichen Anbauten nach dem Ende der Wikingerzeit, die Einführung von Stube und Eckfeuerstelle während des frühen Mittelalters belegen die gemeinsame Entwicklung der nordwest-atlantischen Zone. Wie auf Island müssen mit gleichartigem Baumaterial jedoch Maßnahmen gegen die Klimaverschlechterung seit Mitte des 13. Jhs. getroffen werden, die weder auf den schottischen Inseln noch auf den Färöern zu beobachten sind: die Entwicklung des Ganghauses und das Zusammensetzen aller Wohn- und Wirtschaftsbauten eines Gehöfts, darunter auch der Badstube, zu einem Komplex mit mächtiger Sodenisolierung sind unter diesen Vorzeichen zu sehen, ferner die auffällige Verkleinerung der Herdstellen wegen Brennstoffmangels. Allerdings reichen diese Maßnahmen weiter als auf Island, wo beispielsweise Stallbauten

1251 1252 1253

FREDSKILD 1969:51. KELLER 1983:59. MÜLLER-WILLE 1974:165.

4. Grönland

299

nie mit dem Wohnhaus zusammengebaut werden 1 2 5 4 , ein Zentralgehöft nicht entsteht. Damit zeigt sich auch Grönland zusammen mit Island als eigenständiger Bereich innerhalb des nordwest-atlantischen Raums. 5. New Foundland Historische und literarische Quellen 1255 berichten über planmäßige Überfahrten von Grönland aus an einen Küstenstrich im Westen, der seinen geographischen Merkmalen nach benannt wurde mit „Helluland", „Markland" und „Vinland", heute gleichgesetzt mit Baffinland, Labrador und New Foundland. Dabei wird auch von kurzfristigen Siedlungsversuchen um die Jahrtausendwende in Vinland gesprochen, die jeweils aufgrund feindlicher Zusammentreffen mit der einheimischen Bevölkerung wieder aufgegeben wurden. Die Auswertung der literarischen Quellen, u. a. unter Einbeziehung astronomischer Breitenbestimmungen nach Angaben in der Saga 1256 , resultierten in der Lokalisierung Vinlands an unterschiedlichen Küstenstreifen entlang der Ostküste Kanadas und der USA von Labrador bis Virginia und Georgia. Archäologische Spuren skandinavischer Besiedlung konnten bis heute nur im nördlichen New Foundland festgestellt werden, in L'Anse aux Meadows 1512] an der Epaves-Bay. a. Wohn-

und

Wirtschaftsbauten

Die Gebäude an der Epaves-Bay zeigen von Material und Raumfunktionen her, daß sie nicht für eine permanente Besiedlung vorgesehen waren: obwohl Holz und Treibholz in der nächsten Umgebung reichlich zu Verfügung standen 1257 , bestehen die Bauten überwiegend aus Soden ohne Steinfundament. Am ältesten ist der Komplex eines Langhauses mit vier Räumen in einer Reihe (Haus A). Seine Grundfläche beträgt 1254 1255 1256

1257

Die einzige Ausnahme bildet Porarinsstaöir [543]. Eine umfangreiche Zusammenstellung findet sich etwa bei BRUUN 1918, Kapitel IV. Siehe etwa RA FN 1841,1837, STORM 1887. Einen Forschungsüberblick geben HALLDÖRR HERMANNSON 1936, MARSTRANDER 1979, TANNER 1941. Versuche der Zuweisung von Ortsnamen in Sagas bei TANNER 1941, H. INGSTAD 1959, STEENSBY 1917. A.S. INGSTAD 1970:134f.

300

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

24 x 4,5 m; der Grundriß ist leicht konvex mit gerundeten Ecken. Die Wände sind aus Streifensoden g e l e g t 1 2 5 8 und 1-1,5 m mächtig. Die beiden Eingänge zu den scheinbar je zwei und zwei miteinander verbundenen Räumen liegen in einer Langseite des Hauses, sie sind - im Gegensatz zu Grönland - nicht gefliest. Die wenigen Spuren im Hausinneren deuten ein Doppelpfostensystem an, das am wahrscheinlichsten ein abgewalmtes Sodendach getragen haben dürfte. Der Boden besteht lediglich aus gestampfter Erde. Auffällig ist, daß sich in jedem Raum ein bis drei Herdstellen in Form einfacher Gruben finden, sowohl zentral wie in Eck- oder Wandlage. Diese Gruben können mehr als 2 m lang und fast 1 m breit werden, über ihre mögliche Phasenabfolge liegen keine Untersuchungen vor. Spuren einander gegenüberliegender Langseitenbänke finden sich in Raum I; Raum IV dagegen weist eine Giebelbank auf. Konstruktiv gleichartig ist das angeblich jüngere Haus D mit seiner etwas breiteren Grundfläche, das offenbar zusätzlich zu zwei Räumen einen Anbau an der Gebäuderückseite aufweist. Dieser Raum, der etwas tiefer liegt, ist durch Erosion jedoch stark zerstört. Mitten im Haus findet sich eine zentrale Feuerstelle, kombiniert mit steinausgekleideter Glutgrube. Im selben Raum ließen sich auch Spuren von Langseitenbänken nachweisen. Verglichen mit grönländischer Bauweise scheint Bau F von der Raumkonstellation her am jüngsten, hier finden sich insgesamt drei Anbauten an beiden Langseiten. Eine Drainagerinne für Oberflächenwasser wurde entlang einer Hausseite angelegt. Der ungeflieste Haupteingang liegt in einer Langseite in Giebelnähe; dort fanden sich Eisenniete, die von einer Holztüre herrühren sollen 1 2 5 9 . Auch hier bestehen die Wände aus Soden, doch ließen sich in mehreren Räumen Pfostenspuren wohl einer inneren Holzwand feststellen. Auffälligerweise finden sich hier wieder Zentral- neben Wand- oder Eckfeuerstellen in jedem Raum. Die Zentralherde sind nicht von kantgestellten Platten abgegrenzt, können aber mit einer steinausgekleideten Glutkiste und einer Kochgrube kombiniert sein. In Raum II deuten Pfostenlöcher unter Umständen eine Rauchöffnung über der Feuerstelle an; die Sodenschicht des Dachbelags fehlt auch über dem Zentralherd in

1258 1259

Siehe S. 250f. A.S. INGSTAD 1970:119.

5. New Foundland

301

Raum III. Dort war die R a u c h ö f f n u n g den Spuren nach v o n Steinplatten u m l e g t 1 2 6 0 . Die Inneneinrichtung der R ä u m e beleuchten lediglich Spuren von Langseitenbänken (Raum II) u n d wohl ein Faßeindruck (Raum IV) sowie eine Vorratsgrube von ca. 1 m Durchmesser und 1 m Tiefe (Raum II). Von der Gruppierung her gehören je ein bis zwei Nebengebäude von durchschnittlich 2-3 m Seitenlänge zu den Wohnbauten, parallel dazu angeordnet (Haus B, C, E, G, ]). Sie sind durchgehend aus Soden gebaut, rektangulär mit gerundeten Ecken. Die W ä n d e umschließen jeweils nur einen Raum, Spuren von Dachstützen fehlen. Die Lage der Eingänge entspricht der in den großen Gebäuden, soweit dies überhaupt feststellbar ist; der Eingangsbereich selbst ist meist ungefliest. Typisch sind einfache Herdstellen in Wand- oder Ecklage, in einem Fall findet sich auch eine zentrale Feuerstelle mit kleiner, steinausgekleideter Glutgrube (Haus B). Sonst sind die Herde nur an Holzkohlenkonzentrationen in einer Grube bzw. an einer steinernen Boden- oder Seitenplatte kenntlich. Von der Inneneinrichtung ist in Gebäude Β eine 1,5 m breite, 10 cm hohe Erdbank entlang einer Längs w a n d hervorzuheben. Haus E, G u n d / sind zwischen 0,5 u n d 1,2 m eingetieft, anders als auf Grönland liegen hier also G r u b e n h ä u s e r vor oder z u m i n d e s t Erdhütten 1 2 6 1 ; ihre W ä n d e bestehen aus d e m gewachsenen bzw. ausgehobenen Erdboden. Die Funktion dieser Bauten läßt sich nicht erschließen; sie ist lediglich für das besonders tief eingegrabene Haus } bekannt: hier weist ein als Amboß gedeuteter Steinblock neben der Herdstelle auf eine N u t z u n g als Schmiede hin; bestätigt wird dies durch eine Kohlenmeilergrube nahe des Gebäudes. Zu den Nebengebäuden lassen sich Spuren von vier Bootshäusern an der ehemaligen Wasserlinie rechnen. Ihre Wände bestehen aus dem Kies des Aushubs, darüber aus Sodenlagen. Spuren eines Innengerüsts aus Holz sind in diesen 5-7 m langen, ca. 3 m breiten Strukturen nicht zu beobachten. b. Baustil Innerhalb der Siedlung von L'Anse aux Meadows fallen, wie bereits betont, die vielen Feuerstellen auf; fast jeder Raum ist mit mindestens einem Herd ausgestattet. Die unterschiedlichen Räume erfüllen demnach wohl alle eine ähnliche Funktion: sie sind 1260 1261

A.S. INGSTAD 1970:122. Siehe S. 158.

302

IV. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen

im wesentlichen zum Aufenthalt gedacht. Einfache Sodenwände und das Fehlen nennenswerter Abfallmengen stützen die Ansicht, daß es sich hier nur um temporär bewohnte Bauten handelt 1 2 6 2 . Dazu kommt, daß sowohl Ställe als auch Viehpferche fehlen. Spuren von Viehhaltung lassen sich also nicht nachweisen 1 2 6 3 , obwohl gute Weideplätze auch zur Zeit der Besiedlung vorhanden waren. Abgesehen von Formvergleichen mit grönländischen Hausüberresten der Wikingerzeit und des frühen Mittelalters sind die Anlagen in L'Anse aux Meadows untereinander nur durch C 1 4 Untersuchungen datierbar 1264 . Dabei ergab sich eine Häufung der Daten in der Zeit kurz vor der Jahrtausendwende und im 11. Jh. Damit wird deutlich, daß die Parallelisierung mit grönländischen Haustypen gar nicht möglich ist, da dort die Entwicklung vom Langhaus zum Langhaus mit Anbauten bzw. zum Zentralgehöft erst später angesetzt wird. Daß es sich bei der Ansiedlung auf New Foundland tatsächlich um eine skandinavische Gründung handelt und nicht etwa um eine indianische, machen einzelne Funde deutlich: beispielsweise eine Ringkopfnadel 1265 oder eine Steinlampe, gefertigt aus einem Geröllblock 1 2 6 6 , ferner Details der Konstruktion und Inneneinrichtung, wie die hölzerne Wandverkleidung oder Anordnung und Kombination der Herde. Gerade die Feuerstellen mit der fehlenden Kantenumrahmung zeigen starke Ähnlichkeit zu den grönländischen, ebenso der gesamte Grundriß von Haus F. Auch die speziellen Bauten der Bootshäuser und der Schmiede sprechen eindeutig für skandinavische Provenienz.

1262 1263 1264 1265 1266

A.S. INGSTAD 1970:152. Auch im Pollendiagramm finden sich keine Hinweise, ebenso wenig im Knochenmaterial der untersuchten Abfallhäufen (A.S. INGSTAD 1970:152). A.S. INGSTAD 1970:115, 124. Haus A, Raum III. Sie ist typisch für den skandinavisch-keltischen Bereich des 9. und 10. Jhs. (A.S. INGSTAD 1985:176f). Haus F. Ihr Typ ist von Island und Caithness/Schottland her bekannt (A.S. INGSTAD 1985:221-224).

Zweiter Teil Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund

Im sachkulturellen Teil der Arbeit wird untersucht, inwieweit für den Wohnkomplex und die Nebengebäude des frühen isländischen Gehöfts, ergänzend auch für einige abseits liegende Gebäude mit Spezialfunktion, eine Übereinstimmung zwischen literarischer Schilderung und archäologischem Befund auszumachen ist. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Nennungen von Konstruktionsdetails und der Aufzählung unterschiedlicher Räume und Gebäude, so wie sie sich dem Textmaterial entnehmen lassen. Die Einrichtung oder Funktion der Räume ist nur kursorisch angeführt, weil die Auswertung von Sagaliteratur unter diesem Aspekt bereits Eingang in Wörterbücher und einschlägige Lexika gefunden hat 1 . Begriffsdefinitionen oder etymologische Deutungen sind nicht Gegenstand der Untersuchung; aus diesem Grund werden nicht alle in der Saga belegten synonymen Termini aufgeführt und keine Schreibvarianten hervorgehoben.

1

Eine kleine Überblicksarbeit liegt zudem von ARNHEIDUR SIGURDARD0TTIR (1966) vor.

I. Wohnkomplex

1. W o h n r ä u m e α. Skdli/eldaskdli/eldhus - der

Hauptwohnraum

Der H a u p t w o h n r a u m gehört z u s a m m e n mit der Stube zu d e n meistgenannten Hausbereichen innerhalb der untersuchten altisländischen Sagaliteratur. Er erscheint unter drei synonymen Bezeichnungen; dabei liegt eine bestimmte Bevorzugung der unterschiedlichen N a m e n vor: skdli tritt bei weitem am häufigsten auf, eldhus und eldaskdli folgen erst mit großem Abstand. Eldhüs fehlt in den jüngeren Sagas der G r u p p e n 3 u n d 4 völlig 1 ; der Begriff taucht aber in der Gruppe 5 des 14. bis frühen 16. Jhs. wieder auf. Diese zeitliche Abfolge innerhalb der sechs Sagagruppen ist an Funktionsunterschiede geknüpft 2 . Die große Mehrzahl der Textstellen bezieht sich auf Inneneinrichtung u n d Funktion des H a u p t w o h n r a u m s , aber auch Konstruktionsdetails sind genannt. Demnach dient der skdli nachts z u m Schlafen, tagsüber als Aufenthalts- oder Arbeitsraum. Charakteristische Merkmale sind das set, die erhöhte Bankplattform in den Seitenschiffen des dreischiffigen Baus, u n d das golf, die Laufzone zwischen diesen Seitenerhöhungen. Das set ist nicht ungegliedert; unterschiedliche Arten von Schlafplätzen w e r d e n genannt: lediglich durch niedrige Bretterwände (brikr)3 abgeteilte offene Bettstellen (rekkja), z u m Teil mit Strohunterlage u n d Bettz e u g 4 ; daneben aber auch geschlossene Alkoven (lokrekkja, lokhvila) 5, die Schlafplätze des Bauern u n d seiner Familie. Diese Alkoven bieten gewöhnlich Platz für zwei Personen; sie liegen in einer Reihe mit den nicht abgeteilten Bettstellen auf den Seitenbänken. Unterschiedliche Bezeichnungen definieren m a n c h m a l 1 Siehe Zeittafel, S. 363f. 2 Siehe S. 310. 3 Islen 188:514 (zu lesen: tslendinga saga, Kapitel 188, Seite 514). Zu den Abkürzungen siehe S. 265f. 4 Zum Beispiel eyr 50:139, gisla 27:86, islen 71:326, finn 4:257. 5 Zum Beispiel islen 71:326, eigla 78:244.

306

I. Wohnkomplex

die Lage bestimmter Schlafplätze genauer, etwa an einer Giebelw a n d des Raums 6 . Vom set selbst findet nur das Kantbrett Erwähn u n g (setstokkr, rekkjustokkr)7. Hervorgehoben w e r d e n in einigen Fällen auch Stoffbehänge vor den Bettstellen 8 . Auf die Herdstellen, die für diesen Raum eigentlich namengebend sind 9 , geht die Saga nur selten ein; erschließbar sind unterschiedliche Funktionen wie Feuer, das z u m Kochen oder Wärmen entfacht wird, oder die N e n n u n g einer H e r d g r u b e ( e l d g r o f ) 1 0 . Daraus lassen sich jedoch keine Rückschlüsse etwa auf kombinierte Herdstellen in der Längsachse des Hauses oder auf Kochgruben ziehen. Die altisländische Bezeichnung seyöir für „Kochgrube" taucht in der untersuchten Sagaliteratur nicht auf; stattdessen wird in einer Episode erwähnt, daß ein Kessel über die Herdstelle gehängt und wieder fortgenommen wird bzw. über der H e r d g r u b e steht 1 1 . Dies könnte andeuten, daß die Essenszubereitung mit erhitzten Steinen in der Kochgrube z u m Zeitpunkt der Saganiederschrift nicht mehr üblich ist - tatsächlich finden sich in mittelalterlichen Hausgrundrissen ja keine Kochgruben mehr 1 2 . Im Rahmen dieser Arbeit sind Einzelteile der Wand- und Dachkonstruktion besonders interessant. Die Bretterverkleidung (pili) der Außen- wie der Raumtrennwände ist angeführt. Eine gewisse Rolle im Handlungsgeschehen der Saga spielt das skot, dem Kontext nach der Raum zwischen Holzinnenwand u n d isolierender S o d e n w a n d 1 3 - gehäuft in Verbindung mit eldhus bzw. skäli genannt. Dieser Zwischenraum wird in einigen Passagen als Fluchtgang benützt, er ist vom Hausinneren zu betreten u n d in einem Fall mit einer Geheimtür (laundyrr) nach draußen versehen 1 4 . Einmal scheint es, daß die Wandverbretterung vor dem skot schnitzverziert ist. Dargestellt sein soll ein Wandpfosten mit dem Bild Hagbarörs 1 5 , des Protagonisten einer Heldensage, die nur in einer 6 7 8 9 10 11 12

13 14 15

Islen 188:514, 172:489, 43:289, {Jorgs 17:129. Kroka 3:125, viglu 23:115, grett 35:119, 28:95, islen 188:514. Barö 7:14, j>orgs 30:157, islen 172:489, eyr 51:142. Altisländisch eldr „Feuer"; eldhüs, eldaskäli bedeutet also „Feuerhaus, Herdhaus, Herdraum". Kjal 7:17, 3:9, eyr 53:147. Vatns 28:74, kjal 3:9. Die einmalige Erwähnung erhitzter Steine in Verbindung mit der Abendmahlzeit könnte damit als bewußte Schilderung altertümlicher Verhältnisse angesehen werden (eyr 54:148). Eigla 58:174, eyr 33:92, reyk 26:236, ljos 15:83. Heiö 9:232. Die Geheimtür allein wird öfter genannt. Korm 3:208. IF VIII:208, Fußnote 1.

1. Der Hauptwohnraum

307

Nacherzählung von etwa 1200 bewahrt ist 1 6 , aber älteren Ursprungs sein muß. Diese Passage überzubewerten ist jedoch gefährlich, denn hier ist ein in die Saga aufgenommener Vers des Skalden Kormäkr Qgmundarson (10. Jh.) in Prosa interpretiert. Der poetische Sinngehalt wurde möglicherweise zur Zeit der Niederschrift zu Anfang des 13. Jhs. nicht mehr richtig verstanden 17 . Eindeutiger ist die Schilderung einer mit geschnitzten Darstellungen ausgestatteten Holzinnenwand in LAXDCELA S A G A 1 8 . Einige Male wird eine Holzwand an der Schmalseite des skdli erwähnt, durch die eine Tür führt. Aus einer Episode in K O R M Ä K S SAGA scheint hervorzugehen, daß Türblatt und Schwelle durch einen breiten Zwischenraum voneinander getrennt sind 19 . Doch auch diese Stelle geht auf einen Vers des 10. Jhs. zurück, dessen Prosainterpretation nicht unbedingt Gewicht zugemessen werden darf. Beschreibungen nach kann eine weitere Holzwand den skäli in der Mitte unterteilen in eine Zone für Frauen (kvennaskdli) und eine für Männer (karlsskäli)·, durch diese Trennwand führt eine Tür 20 . Als oberster Abschluß der Holztrennwände wird ein Querbalken (pvertre) genannt 21 , die Wände reichen also nicht bis zum Dachfirst. Daneben deutet die Bezeichnung bjorpili22 eine auch den Dachraum abschließende Giebelwand an. Bis zum Querbalken reichen können kleine Verschläge (klefi) im Hauptwohnraum am Giebel links und rechts des Eingangs 23 . Sie sind mit Vorräten gefüllt, nach EYRBYGGJA SAGA mit Dörrfisch und Mehl, und mit einer Tür verschlossen 24 . Der Begriff pvertre scheint darüber hinaus weiter gefaßt zu sein, v. a. wenn er in Pluralform vorliegt: er bezeichnet dann wohl Einzüge zwischen Pfosten der Holzwand und den Dachpfosten. Bemerkenswert ist die Nennung eines Bretts auf dem pvertre, auf dem sich ein Mann verbergen kann. 16 Saxo Grammaticus: Gesta Danorum, Buch VII. 17 HOLLANDER & OLRIK (1912) glauben noch an die Darstellung v o n Schnitzwerk, doch BJARNI EINARSON (1986) und von SEE (1987) verweisen deutlich auf den fehlinterpretierten Inhalt des betreffenden Verses, der demnach keinerlei Bezug zu einer bildlichen Darstellung hat. 18 Für das Gehöft Hjaröarholt im Laxärtal, Westisland: lax 29:79f. Siehe auch njala 119:303. 19 Korm 3:207. 20 Islen 171:487, 172:489. 21 Grett 35:119. 22 Vapn 14:51. 23 Eyr 52:145, 53:147. 24 Eyr 52:145. In Sagas der Gruppe 6 ist klefi noch mit anderer Funktion genannt, siehe S. 312.

308

I. Wohnkomplex

Man möchte hier an eine Art von Dachboden denken, die sonst nicht belegt ist, oder aber an einen Loftraum (loft, lopt), der u. a. im skäli als separater Schlafplatz über einer Reihe von pvertre angelegt ist 25 . In NJÄLS SAGA ist die Schilderung eines Überfalls mit Brandstiftung, einer brenna, Anlaß dafür, den Dachstuhl über dem skäli etwas detaillierter zu behandeln. Die Dachhaut (pekja) ist genannt, ihr Grasbewuchs belegt eine Sodendeckung 26 . Dachrafter (raefr) oder verklinkerte, also einander jeweils teilweise überdekkende Dachbretter (suÖpak) sind als Unterbau erwähnt, ferner Öffnungen in den Dachflächen, die aber nie eine genaue Plazierung erschließen lassen 27 . Die tragenden Teile des Gerüsts sind nicht vollständig genannt; erwähnt werden Enden eines vorstehenden Längsbalkens (brunäss), an dem von außen gezerrt wird, wobei das gesamte Dachgerüst zusammenbricht 28 . Ähnlich den Interpretationen zu pvertre zeigen auch die unterschiedlichen Kommentare zu dieser Passage, daß die Zuordnung bestimmter Bezeichnungen zu einzelnen Bauteilen durchaus nicht eindeutig ausfallen muß. V A L T i R G U D M U N D S S O N 2 9 hält brünäss beispielsweise für eine Firstpfette oder ein Wandrähm 30 ; KRISTJÄN ELDJÄRN deutet den Begriff als eine der Seitenpfetten auf dem Jochbalken der Dachpfosten 31 . Ein oder zwei Eingänge werden in Verbindung mit dem Hauptwohnraum genannt, ohne daß daraus Rückschlüsse auf eine Raumkonstellation gezogen werden könnten. In dieser Hinsicht sind Nennungen der Räume besonders wichtig, die an den skäli angrenzen. In Sagas der Gruppe 2 ist dies ein Stall32, in Gruppe 1 eine Stube 33 , in Gruppe 6 der Eingangsbereich im Wohnkomplex und die Latrine34; Gruppe 5 nennt eine Nähstube (saumstofa)35.

25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

Njala 129:328, 77:186, islen 173:492, 72:329. Heid 12:247. Njala 77:186-188, t>orgs 17:129, islen 153:456. Njala 77:186. VALTiR GUDMUNDSSON 1889:121. FRITZNER führt „Firstpfette" an, in IF XII:186, Fußnote 5, wird das entsprechende Literaturzitat mit „Wandrähm" gedeutet. KLNM 16, Spalte 59, s. v. skäle. Gisla 16:53f, valla 6:250, drop 13:170. Korm 7:226. Islen 61:316, ]>orgs 32:159, islen 171:486, 138:437. Viglu 8:77.

309

1. D e r H a u p t w o h n r a u m

Archäologisch läßt sich ein Wohnraum mit charakteristischen Bankerhöhungen in den Seitenschiffen und mit Innenwand aus Holz auf Island seit Beginn der Besiedlung nachweisen 36 . Auch hölzerne Trennwände, die einen derartigen Wohnraum abschließen, sind schon mindestens seit dem 10. Jh. im Grundriß bekannt. Doch erst Gebäudereste seit der Zeit um 1200 (nach der neuen Chronologie) weisen eine größere Zahl von Merkmalen auf, die mit Beschreibungen in der Sagaliteratur korrelierbar sind. Im Hauptwohnraum

v o n Stöng

[540]

u n d SämsstaÖir

[535]

beispiels-

weise ist eine Unterteilung in zwei Zonen durch Querreihen von Steinen auf den Seitenbänken deutlich, hier liegen auch zwei Giebeleingänge durch die hölzernen Trennwände an den Schmalseiten des Raums vor. Für Stöng träfe sogar die Verbindung des skäli mit Eingangsbereich und Latrine zu, wie sie in I S L E N D I N G A S A G A (Kapitel 138) geschildert ist. Besonders interessant ist der Grundriß von PorarinsstaÖir [543] mit einem Stall, der an den skäli grenzt - dieser Befund erinnert unmittelbar an die Passage in GISLA S A G A S Ü R S S O N A R (Kapitel 16), wo ein Mörder nach vollbrachter Tat im skäli durch den Stall entkommt. Dagegen belegt die Nennung einer Stube neben dem Hauptwohnraum in Sagas der Gruppen 1 bis 5 ganz deutlich, daß stets Gebäude beschrieben werden, die der zeitgenössischen Umwelt des Verfassers entstammen, nicht der Zeit des 10. und frühen ll.Jhs., in der die Sagas spielen. Die Unterteilung der Seitenbänke in einzelne Bettstellen läßt sich schon in den ältesten Gebäuden anhand von Pfostenunterlegplatten oder von Pföstchen für die Kantbretter der Seitenplattformen festmachen, die untereinander regelmäßigen Abstand halten 37 . Besonders deutlich wird die Unterteilung jedoch erst mit dem Hauptwohnraum von Gröf [524], wo mehrere Steinreihen rechtwinklig zur Längsachse des Hauses über die Seitenbänke laufen. Hier wie in Reyöarfell [534] ist auch ein Teil des skäli durch eine Bretterwand abgegrenzt; diese Bereiche wurden von den Ausgräbern als kleine Gelasse gedeutet, in denen Lebensmittel verwahrt werden. Direkt mit klefi bezeichnet ist der Eckbereich der Seitenbank in Kuabot [531 ], wo eine erhaltene Planke mit Nutschlitz als Laufschiene für eine Schiebetür interpretiert wurde.

36 E t w a Herjölfsdalur V [525], Isleifsstadir 2, Niveau 2 [529] o d e r Klaufanes 3 7 B e i s p i e l s w e i s e i n Snjäleifartöttir [539], Isleifsstadir 2, Niveau 1 [529], holshlid [541], Stöng [540].

[530]. Stor-

310

I. W o h n k o m p l e x

Ein dem skot vergleichbarer Zwischenraum zwischen Holzinnen- und Sodenaußenwand ist im Grundriß nachweisbar, v. a. wenn Wandgräbchen oder Sockelsteine den Abstand der Holzwand eines Raums von der äußeren Sodenisolierung anzeigen. In zahlreichen Grundrissen Islands beträgt dieser Abstand 30-40 cm; direkt bewahrte Holzteile der Innenwand ergaben in Küabot A [531] und Grelutöttir I [523] Werte von 40-50 cm 38 . Die Grundrißinterpretation von Küaböt mit den an einer Stelle zum Innenraum hin augenscheinlich offenen Holzwänden erlaubt eine Vorstellung, wie man hinter die Panelbretter gelangen könnte. Die in der Saga erwähnte Verzierung der Wandplanken läßt sich mit einigen Belegen illustrieren: von Nordisland liegen wenn auch aus sakralem Umfeld - kerbgeschnitzte Bretter mit Fragmenten einer Darstellung des Jüngsten Gerichts vor, stilistisch ins 11. Jh. zu datieren 39 . Von Grönland sind in einem mittelalterlichen Gehöft Überreste profilierter Panelbretter bekannt. In den jüngsten der vorgestellten Wohnkomplexe von Gröf [524] bis Sandärtunga [536] ist eine Aufteilung der ehemaligen Doppelfunktion des skäli erfolgt: identifizieren lassen sich dort ein Kochraum (eldhüs) und separat davon der Hauptwohnraum (skäli) 40 . Dies spiegelt sich in den jüngsten Sagas der Gruppe 5 (14. Jh. bis 1. Hälfte des 16. Jhs.), wo neben skäli das eldhüs wieder auftaucht, das in Gruppe 3 und 4 nicht genannt ist. In einzelnen Passagen gilt dies bereits für die Sturlungen-Kompilation der Zeit um 1300, wo skäli klar getrennt neben eldhüs im Sinn von zwei separaten Räumen genannt wird 41 . Zu verweisen ist hier auch auf den Gesetzestext der GRÄGÄS, wo als Haupträume im Gehöft stofa, eldhüs und bür genannt werden. Im Zusatz sind jedoch als Sonderfall eldhüs und skäli auf dem Hof aufgeführt 4 2 . Möglicher38

CiSLI GESTSSON 1987:15, G U D M U N D U R 0 L A F S S O N 1980:36. M a n verg l e i c h e a u c h d i e F u n d e v o n S t a b w a n d p a n e l auf G r ö n l a n d , d i e ebenfalls 4 0 c m i n n e r h a l b der A u ß e n w a n d d e s H a u s e s g e f u n d e n w u r d e n : V 51 Sandnes/Qilaussarfik 4, Raum III [507] (ROUSSELL 1936:350, V 5M Austmannadal 5, Raum XXI [510] (ROUSSELL 1941:183). 39 Flatatunga (KRISTJÄN ELDJÄRN 1954), vgl. e t w a auch MöÖrufell (MAGER0Y 1953). Weitere Beispiele d e s 13. u n d 14. Jhs. z e i g t ARNHEIDUR SIGURD A RD0TTIR 1966, Tafel 6, 7. 40 A u c h d i e Unterteilung d e s H a u p t w o h n r a u m s in Stöng [540] verbindet HÖRDUR ÄGÜSTSSON m i t v o n e i n a n d e r abgetrennten F u n k t i o n e n als A u f e n t haltsort b z w . Kochraum (1982a:257). 41 Z u m Beispiel islen 188:514, 71:326, Jjorgs 29:155, 30:157, svinf 6:91. 42 GRÄGÄS (Staöarholsbok), U m fiärleigor § 227 (VILHJÄLMUR FINSEN 1879: 260): „ H ü s ero oc })riv i hvers m a n z h i b y l u m j?av er til scaöa bota ero mcelt

1. Der Hauptwohnraum

311

weise ist die Aufteilung des einst multifunktionalen skäli in einen Wohnraum und einen Kochraum also seit der 2. Hälfte des 13. Jhs. in den Gegenwartssagas und in GRÄGÄS belegt; archäologisch ist dies jedoch erst mit dem Grundriß von Gröf [524] nachweisbar, also seit der 1. Hälfte des 14. Jhs. In den jüngsten untersuchten Grundrissen fehlen alle Merkmale, die für den skäli typisch sind. Die Beschreibungen lassen sich hier nicht mehr mit einem bestimmten Bereich im Haus korrelieren. b. Stofa - die Stube Neben dem Hauptaufenthaltsraum skäli gehört in der Saga die Stube (stofa, stufa) zu den wichtigsten Wohnräumen eines Hofes. Das zeigt sich klar in den vielen Erwähnungen, von denen - wie bei skäli - die meisten in Sagas der Gruppe 6 auftreten. Auch der Gesetzestext der GRÄGÄS zählt die Stube neben eldhüs und bur als wesentlichen Teil des Gehöfts auf 43 . Die Stube wird multifunktional genutzt, die zitierten Stellen belegen beispielsweise Schlafen und Essen oder Frauenarbeit in diesem Raum, aber auch das Feiern großer Feste, etwa Hochzeiten 44 . Bei derartigen Anlässen wird der Raum mit Wandbehängen bespannt, man stellt Reihen loser Bänke auf 45 . Über die eigentliche Einrichtung ist nur Schematisches zu erfahren. Am häufigsten werden schmale Sitzbänke (bekkr) und breite Podeste (pallr) genannt. Nur in der Bezeichnung pverpallr wird deutlich, daß diese breiten Erhöhungen an der Giebelseite des Raumes zu suchen sind. Die Lage der schmalen Bänke an den Seitenwänden geht u. a. daraus hervor, daß sie als langbekkr, als Langbank bezeichnet werden 4 6 , häufig auch paarweise als die „vornehmere" (ceÖra) und die „mindere" (oceÖra) Bank benannt sind, wenn sich Personen unterschiedlicher gesellschaftlicher Stellung in der Stube gegenübersitzen 47 . Die Giebelbank ist den Beschreibungen nach v. a. Aufenthaltsort der Frauen, zur Arbeit oder zur Feier 48 . An diesen erhöhten Bereich dürften ef upp breNa. Eitt er stofa. Annat elldhus. Et .iii. bur {?at er konor hafa mat reiöo i. Ef maör a baeöi elldhus oc scala [...]." 43 GRÄGÄS (Staöarholsbok), U m fiärleigor § 227 (VILHJÄLMUR FINSEN 1879: 260). 44 Viglu 14:89, islen 170:482, lax 69:202. 45 Islen 141:441, J?orgs 43:172, njala 136:360, hava 14:340, f>org 10:24. 46 Islen 170:482, guömu 7:172. 47 f>orgs 10:24, 14:123, sturl 4:66, fost 10:165f. 48 Guömu 12:185, 7:172, viglu 14:89, 94, lax 69:202, korm 20:277, eyr 20:52.

312

I. Wohnkomplex

auch die Bezeichnungen saumstofa, Nähstube 4 9 oder Oefjarstofa, W e b s t u b e 5 0 in Sagas der Gruppe 3 und 5 geknüpft sein, die zudem andeuten, daß textile Arbeiten nicht mehr im Grubenhaus außerhalb des Wohnbaus verrichtet werden. Abgesehen von den Sitzgelegenheiten finden sich kaum weitere Details. Ausnahme sind Szenen um kleine Verschlage (klefi, borÖhus)51 in der Stube, die einerseits zur Verwahrung von Uten-silien dienen; klefi bezeichnet andererseits aber auch einen Schlafplatz. Herdstellen sind nur ausnahmsweise und indifferent erwähnt 52 , ihre Lage geht aus dem Text nirgends hervor. Wandverbretterung, eine zum First reichende Giebelwand, Querbalken und verschließbare Türen werden ohne Erläuterung genannt 53 . Die Dachzone findet kaum Beachtung; Ausnahme ist die Nennung eines Loftraums und einer verschließbaren Öffnung in den Dachflächen 54 . Etwas aufschlußreicher sind Szenen, in denen weitere Räume genannt werden, die mit der Stube in Verbindung stehen. Belegt sind skäli und ein Vorratsraum 5 5 . In einem Fall grenzt die Stube über eine Holztrennwand an den Eingangsbereich des Hauses, ferner findet sich eine Angabe über zwei Türen, die in die Stube führen 56 . Mit Sagas der Gruppe 6 tauchen zusätzliche Spezialbezeichnungen für weitere Stubenräume im Gehöft auf, v. a. eine litlustofa kleinerer Grundfläche 57 , daneben auch die almannastofa, die der gewöhnlichen Stube entspricht 58 . A R N H E I D U R S I G U R D A R D 0 T T I R 5 9 verweist darauf, daß alle Höfe, in denen die Saga diese Raumtypen nennt, Priesterwohnstätten waren, also zu einer gehobenen Gesellschaftsschicht gehören. Hier dürfte sich eine gegenüber dem gewöhnlichen Bauernhof höhere Raumanzahl spiegeln. Das Gehöft der Sagazeit wird in allen Sagas der Gruppen 1 bis 5 mit einem Stubenraum beschrieben. Dies steht deutlich im Gegensatz zum archäologischen Befund; als Stube zu bezeichnende Räu49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

Viglu 8:77f, 18:97. Njala 132:344. Islen 173:492. Grett 75:239, 37:126. Etwa njala 127:324, Jjorgs 43:172, hava 2:298, njala 103:268, grett 65:212. Guömu 18:197, arons 14:266, gull 13:26, {Jorgs 29:155, islen 115:395. Islen 46:295, guömu 18:199. Grett 65:212, korm 5:218. Etwa islen 150:453, 172:490, svinf 6:91, arons 10:255, }>orgs 43:172, 17:132. Islen 96:369, 188:513. ARNHEIDUR SIGURDARD0TTIR 1966:51.

1. Der Hauptwohnraum

313

me lassen sich vor dem Auftreten des Hauses vom „Stöng-Typ" 60 nirgends nachweisen. In dieser Hinsicht ist eine Stelle in FLJ0TSDCELA SAGA besonders interessant, wo erwähnt ist, daß es „früher" keine Stuben auf dem Bauernhof gab 61 . Erst in Grundrissen seit Anfang des 13. Jhs. (nach der neuen Chronologie) läßt sich eine stofa archäologisch belegen, analog literarischen Angaben charakterisiert durch schmale Langseitenbänke. In einigen Gebäuden ist auch ein Querpodest vor der Giebelwand deutlich erkennbar; in einem Fall 62 wurden Gewichtsteine für einen stehenden Webstuhl darauf gefunden - die Bezeichnung vefjar- oder saumstofa wird sich wohl auf diesen Bereich beziehen. Leider sind aber gerade andere Details wie Holzwände, Herde oder das Dachgerüst nie oder nie so eindeutig beschrieben, daß man für den Grundriß verwertbare Schlüsse ziehen könnte. Vor allem die archäologisch belegte unterschiedliche Dachkonstruktion in stofa und skäli spiegelt sich in der Saga überhaupt nicht. Erhellend ist nur eine Episode, in der ein Mann durch eine Luke unter der Bretterverkleidung des Giebelpodests Zuflucht sucht, und beim Aufreißen der Bretterdielen entdeckt wird 6 3 . Diese Stelle belegt die Bauweise des Podests und den Luftzwischenraum zwischen Erd-/Steinerhöhung und Holzabdeckung, wie er in einigen Gebäudegrundrissen nachgewiesen werden konnte. 2. Neben- und Wirtschaftsräume a. Bür - Vorratsraum oder

Vorratshaus

Im mittelalterlichen Island wird bur verallgemeinernd als Bezeichnung für Vorratsräume außerhalb oder innerhalb des Wohnbaus benutzt. Die untersuchte Sagaliteratur gibt so gut wie keine Hinweise auf die Konstruktion. Lage und Funktion dagegen werden ausführlicher behandelt: mehrheitlich sind mit bür kleine Vorratsgebäude abseits des Wohnkomplexes, aber innerhalb der Gehöftumgrenzung benannt. Die eigentliche, korrekte Bezeichnung utibür wird also sehr oft vereinfachend durch bür oder hüs ersetzt. Die Funktion als verschließbares Vorrats- und Waren60 61 62 63

Siehe S. 261-266. Fljot 11:241, entstanden wohl in der 1. Hälfte des 16. Jhs. Gröf [524]. Eyr 20:53f.

314

I. Wohnkomplex

lager 6 4 verdeutlicht sich durch Benennungen wie etwa sgölabur 65 oder ggrvibür66, also Räume für spezielles Gut, hier Reit- und Zaumzeug bzw. Kleidung. Auch das Verwahren von Waffen wird einmal ausdrücklich erwähnt 67 , ferner eine Funktion als BehelfsS c h l a f r a u m 6 8 , der von Vorräten geräumt und mit Bettstellen versehen wird. Ob die Bezeichnung suörbur69 die Himmelsrichtung etwa zur Unterscheidung von anderen Vorratshäusern angibt oder sich auf die Lage eines Vorratsraums im Wohnkomplex bezieht, muß ungeklärt bleiben. Am häufigsten werden bur und utibur dann genannt, wenn es darum geht, Personen zu verbergen oder einzuschließen 70 . Aus diesen Episoden scheint hervorzugehen, daß Vorratsgebäude auch in größerer Entfernung von einem Hof angelegt sind, ζ. B. auf einer Alm 7 1 . Dies ist archäologisch natürlich nicht belegt. An Konstruktionselementen werden lediglich der Dachfirst (mxnir) und niedrige Wände genannt, ferner der Eingang ohne weitere Beschreibung 7 2 . Auf eine mögliche Raumunterteilung weist die Nennung der Trennwand in einem bur 7 3 . Als für isländische Verhältnisse kostbare Besonderheit erscheint einmal ein stokkabur 7 4 , d. h. ein Vorratsgebäude wohl aus liegenden Stämmen (stokkr) in Blockbauweise 75 . Den Nennungen eines abseits liegenden ütibür stehen in der Saga Belege mit einem Vorratsraum innerhalb des Wohnkomplexes

64 Etwa hava 15:342f, guömu 23:208, fljot 20:284, viga 1:5, vapn 4:30f, islen 15:240, gunn 4:59. 65 Islen 156:464. 66 Vapn 4:29, vatns 24:65. 67 Islen 171:487. 68 Hava 18:347, bjam 14:149, hava 15:342, 20:349. 69 Sturl 7:71. 70 Korm 5:220, lax 14:31, vatns 25:66, harö 37:173, fljot 20:282, heiö 10:236. 71 Lax 55:166. Dies gilt wahrscheinlich auch für die Beschreibung eines Vorratsraums mit Eßwaren, der mit einem eldhüs, also einem Raum mit Herdstelle, kombiniert ist und so weit abseits vom Wohnbau steht, daß ein dort gelegtes Feuer nicht bemerkt wird (njala 51:132, 48:123). 72 Islen 156:464, 173:492. 73 Islen 188:516, gisla 25:80. 74 Viga 14:44. 75 So zumindest die Erläuterung in iF IX:44, Fußnote 5 und H. STIGUM s. v. Bur in KLNM 2, Spalte 366. Nach FRITZNER ist diese Übersetzung jedoch nicht durch andere Schriftquellen abgesichert.

2. Neben- und Wirtschaftsräume

315

gegenüber 7 6 . Eine spezielle Benennung dieser Räume findet sich in den Gegenwartssagas der Gruppe 6, als Vorratsraum für Eßwaren (matbur), der im Wohnkomplex an die Stube anschließt, bzw. als Vorratsraum mit einer Luftöffnung (vindauga) 11. Dazu paßt an anderer Stelle die Nennung einer matselja, der Person, die die Vorräte zu verwalten hat - sie besitzt den Schlüssel zum bur 78; dieser Raum ist also auch im Inneren des Hauses verschließbar. Von seiner Einrichtung ist nur ein regalartiges Gestell (burhilla) 79 erwähnt. Archäologisch lassen sich Nebengebäude speziell mit der Funktion der Vorratshaltung, die als litibür bezeichnet werden müßten, verständlicherweise kaum unter den Wirtschaftsbauten einer Hofanlage ausmachen. Aber auch innerhalb des Wohnhauses fällt die Ausgliederung von Vorratsräumen, in denen eventuell das Essen bereitet wird, kaum leichter. Herdstellen finden sich in etlichen separaten Räumen isländischer Hausgrundrisse des Mittelalters, ohne daß damit eine Funktionszuweisung möglich wäre. Spuren von Borden über dem Boden sind verständlicherweise selten; beispielsweise in Gröf, Raum VII [524], wo Pföstchenspuren an den Längswänden als Indizien für Lagergestelle gedeutet wurden 8 0 . In der isländischen Fachliteratur werden kleinere Räume im multifunktionalen Langhaus älteren Typs, deren Trennwände Spuren hinterließen, als bür bezeichnet. Eine weitere Raumbezeichnung in der Sagaliteratur ausschließlich der Stufe 6 konnte mit größerer Sicherheit archäologisch belegt werden: das skyrbur81. Skyr, eine isländische Sauermilchspezialität, wurde noch bis in die Moderne in großen Bütten gelagert, die meist mit dem Boden in die Erde gegraben waren. Die Bezeichnung skyrbur läßt vermuten, daß diese Fässer allein in einem abseits gelegenen Raum standen, doch das widerspricht allem Anschein nach dem archäologischen Bild: in etlichen Fällen, ζ. B. in Stöng [540], Sämsstadir [535], Gjaskogar [522], PorarinsstaÖir [543] und Grelutottir [523] finden sich einzelne Räume mit kreisrunden Bodenabdrücken von zwei bis drei großen Fässern innerhalb des Wohnkomplexes. Volkskundliche Parallelen und die Sagazitate 76 77 78 79 80 81

Eyr 51:144, gisla 25:80. Guömu 12:185. Eyr 20:51. Viga 18:62. Siehe S. 274. Islen 174:492.

316

I. Wohnkomplex

waren Anlaß, diese Räume als skyrbür zu deuten. Meist kann kein weiterer Raum im Wohnbau als bur bezeichnet werden; Sauermilch und Speisevorräte müssen hier zusammen gelagert worden sein. Von besonderer Bedeutung ist der Befund von SämsstaÖir, wo sich im Vorratsraum nachweisen läßt, daß das Sauermilchfaß mehrere Male neu eingebaut wurde 8 2 . Der Faßdurchmesser ist größer als die lichte Weite des Eingangsbereichs, die Wände des Raumes zeigen keine Spuren eines Umbaus. Dies bedeutet, daß die neuen Fässer zerlegt in den Raum transportiert und dort zusammengesetzt wurden oder daß man die Wände des Raums um das Faß baute. Ähnliche Beobachtungen liegen für Porarinsstaöir vor 83 . Beleuchten lassen sich diese Befunde durch Gesetzestexte, in denen geregelt wird, daß ein Pächter beim Verlassen des Hofs keinen Raum einreißen darf, um seine großen Fässer zu entfernen, wenn er ihn nicht wieder aufbaut - oder er muß das Faß zerlegen 84 . Im untersuchten Ausschnitt der Sagaliteratur findet sich einmal ein biskupsbür erwähnt, in dem der Bischof von Holar, dem nordisländischen Bischofssitz, seine Schlafstätte hat 85 . Dieser besondere Raum könnte im Inneren des Wohnkomplexes gelegen haben. Daß im Text eine hölzerne Giebelwand (brjostpili) genannt ist, dürfte auf die Lage dieses Schlafraums an einer der Schmalseiten des Wohnbaus hinweisen. Der Beleg läßt sich jedoch höchstens im Sinne einer erhöhten Anzahl von Räumen mit Spezialfunktion in Gebäuden der Oberschicht auswerten, wie es beispielsweise für die Bischofssitze von Brough of Birsay 1470] (Orkneys) oder 0 47Garöar/Igaliko [498] (Grönland) archäologisch nachweisbar ist. b. Baöstofa - die Badstube Ganz schwierig zu behandeln ist just der Raum, der im archäologischen Grundriß so deutlich heraustritt - die baöstofa, die (Dampf-)Badstube. Aus zwei Episoden in H E I D ARVIGA SAGA (Kapitel 4 ) und in EYRBYGGJA SAGA (Kapitel 2 8 ) werden Aussehen und Funktion deutlich: die baöstofa ist ein kleiner Raum, den Belegen nach eingetieft, mit Stufen vor dem Eingang, der als Falltüre oder Luke geschildert wird. In einer Ecke steht ein Rauchofen 82 83 84 85

Siehe SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977:107, Abb. 29. KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:14, 24. GRÄCÄS (Konungsbok), Landbrigöa I>ättr § 220 (VILHjALMUR FINSEN 1852/11: 138), J0NSB0K, Kapitel 9 (0LAFUR HALLD0RSSON 1904:137). Islen 42:288.

2. Neben- und Wirtschaftsräume

317

aus Feldstein oder Steinplatten, dessen Feuerraum geheizt wird, bis die Steine hitzedurchglüht sind. Über dem Eckofen befindet sich eine kleine Falltüre; durch Wasseraufgüsse von oben kann Dampf erzeugt werden. Beide Passagen erinnern an eine Beschreibung eingetiefter Grubenhäuser. Nur eine der Belegstellen (EYRBYGGJA SAGA) nennt zusätzlich einen Vorraum (forstofa), von dem aus eine Tür in die eigentliche Badstube führt. Dieser Terminus ist nicht eindeutig zu interpretieren; es muß kein Raum im eigentlichen Sinne damit bezeichnet sein, es kann sich auch einfach um einen Platz vor der Eingangstüre handeln 8 6 . Beachtet werden muß, daß die Schilderung in HEIDARVIGA SAGA nicht in der Originalfassung erhalten ist. Der entsprechende Teil der Handschrift wurde zusammen mit einer Abschrift 1728 beim großen Brand von Kopenhagen vernichtet und liegt nur als Nacherzählung des Kopisten vor. Möglicherweise erklärt sich damit die große Ähnlichkeit der Passagen in beiden Sagas - der Kopist der HEIDARVIGA SAGA dürfte auch die wichtigste Handschrift von EYRBYGGJA SAGA gekannt haben, die ebenfalls 1728 vernichtet wurde. Zudem steht fest, daß der Verfasser der EYRBYGGJA SAGA u. a. eine Version von HEIDARVIGA SAGA als Quelle benutzte 8 7 . Diese zwei Schilderungen für die Zeit um die Jahrtausendwende sind die einzigen Belege der frühen Sagagruppen; häufiger wird eine baöstofa erst in der Sturlungensaga genannt. Der kleine Raum ist dort nur als in den Wohnkomplex des Gehöfts eingebaut beschrieben. Er dient nicht mehr nur zum Dampfbaden, sondern wird auch als Nachtlager genutzt 8 8 . Seine Einrichtung ist in dieser Sagagruppe nicht erwähnt. Von besonderem archäologischen Interesse ist ein Hinweis in FLJ0TSDCELA SAGA, verfaßt in der 1. Hälfte des 16. Jhs., daß im Zeitraum des 10. und frühen 11. Jhs. kaum spezielle Badstuben existierten, sondern stattdessen große Herdfeuer entzündet wurd e n 8 9 . Dabei indiziert die Bezeichnung bakstreldr („Wärme-/ Backfeuer") in diesem Zusammenhang wohl auch eine Funktion als Schwitzbad an offener Herdstelle im Gegensatz zum späteren

86 87 88 89

So interpretiert beispielsweise GfSLI GESTSSON (1959:12) den Platz unmittelbar vor dem Haupteingang in Gröf [524] nach der Sagaliteratur als forstofa. EINAR 0 L . SVEINSSON & MATTHIAS t>0RDARSON 1935:XCVIII (eyr). Islen 176:498, >orka 11:24, Jjorgs 32:159. Fljot ll:240f.

318

I. Wohnkomplex

D a m p f b a d in einem Raum mit Ofen 9 0 . Diese Aussage der Saga stimmt mit d e m archäologischen Befund überein - vor Mitte des 14. Jhs. ist in keinem der untersuchten Grundrisse eine baöstofa mit O f e n nachweisbar; dagegen fehlt sie in keinem der jüngeren H a u s f u n d e 9 1 . Typisch ist ihre Lage an der Rückseite des Hauses u n d meist am Ende des langen Gangs, der seit Mitte des 14. Jhs. charakteristisch ist 9 2 . Die Ecköfen bestehen aus Stein, z u m Teil sind sie in der Wand eingebaut. Sonst sind nur Spuren von Wandbänken zu erwähnen 9 3 . Eine Verwendung als Schlafraum erscheint bei der geringen Flächengröße unwahrscheinlich; doch mag sich ein im 14. Jh. einsetzender Funktionswandel archäologisch durch das z u n e h m e n d e Fehlen von Herdstellen außerhalb der baöstofa manifestieren. Möglicherweise gibt es D a m p f b a d e r ä u m e vor dieser Zeit außerhalb des Wohnkomplexes in Grubenhäusern, wie es in der Saga geschildert wird. Aus dem 9. und 10. Jh. sind in Hvitärholt [528] u n d Grelutottir [523] insgesamt sieben eingetiefte Bauten bek a n n t , fünf davon mit Steinofen 9 4 . Besonders interessant ist Hvitärholt /, wo eine Rinne unter der W a n d hindurch aus d e m Grubenhaus führt, gedeutet als wahrscheinlicher Wasserablauf 9 5 . W e n n die F u n k t i o n s d e u t u n g dieser G e b ä u d e richtig ist 9 6 , g e w i n n e n die Schilderungen eingetiefter Badstuben der Sagag r u p p e n 1 u n d 2 an Gewicht, auch w e n n sich die Details der Stufen oder der Luke nicht belegen lassen können 9 7 . Diesen Befunden nach wäre die baöstofa ein Raumtyp, der in der unters u c h t e n Sagaliteratur als Merkmal f ü r Altertümlichkeit im Gegensatz zu den zeitgenössischen Verhältnissen seit dem 13. Jh. benutzt wird. Beschreibung u n d Bodenfund stimmen hier überein.

90 VAUrtR GUDMUNDSSON 1889:240. 91 Vergleiche etwa die zusammenfassenden Beschreibungen bei GiSLI GESTSSON 1976. 92 Siehe S. 270. 93 Siehe S. 273. 94 Siehe S. 174-177. 95 t>0R MAGNÜSSON 1973:18. 96 Daß sie darüber hinaus auch zu anderen Zwecken genutzt wurden, beweist das Fundspektrum (siehe S. 176). 97 Man vergleiche jedoch die vermutete Steinstufe im Eingangsbereich von Grelutottir III und V [523], siehe S. 175.

2. Neben- und Wirtschaftsräume c. Kamarr - der

319

Abtritt

Die recht seltenen Nennungen eines Abtritts lassen zwei unterschiedliche Angaben zu: innerhalb der Sagagruppe 2 wird er als Bau außerhalb des Wohnkomplexes erwähnt, Sagagruppe 6 kennt ihn nur als eingebauten Raum. In beiden Fällen sind die Benennungen gleich (kamarr, ndÖ(a)hus, salerni) - nur utikamarr verdeut98 licht in einem Fall, daß der Abtritt im Freien steht . Genaue Lageangaben kommen nicht vor, im Wohnbau werden lediglich Gang und skdli im Kontext mit diesem Raum genannt. Über Innendetails ist aus der Saga nichts zu erfahren, erwähnenswert ist aber die Nennung einer Sodenwand „unter dem Abtritt", die den Fluchtweg aus einem brennenden Haus versperrt". Ergänzen lassen sich diese spärlichen Angaben nur durch eine Passage im Rechtstext der GRÄGÄS100, die regelt, daß ein Hund nicht im Abtritt angebunden sein darf, wenn er Personen angreift, die diesen Ort aufsuchen und sich „auf die Stange setzen". Erwähnt sei nebenbei auch eine Passage in LANDNÄMAB0K, der Geschichte der Besiedlung Islands 101 , die das Vorhandensein einer hölzernen Innenwand im Latrinenraum voraussetzt, auf die eine Zeichnung geritzt wird. Interessant sind darüber hinaus Passagen in der STURLUNGENSAGA und einer der jüngeren Sagagruppen, die eine Wasserzufuhr durch Kanalleitungen ins Haus erwähnen 102 . In der Saga sind diese Leitungen nicht explizit mit dem Abtritt in Verbindung gebracht, doch sind sie archäologisch v. a. im Ganghaus nachzuweisen, zum Teil gerade im Bereich des kamarr103. Archäologisch finden sich auf Island vor einer Zeit um 1200 (nach der neuen Chronologie) keine Spuren eines Abtritts, weder außernoch innerhalb des Wohnbaus. Ein solcher Raum läßt sich erst98 Eyr 26:66. 99 Islen 67:322. 100 GRÄGÄS (Staöarholsbok), Vigsloöi § 346 (VILHJÄLMUR FINSEN 1879:371) „Nu er hundr bundiN i kamre. j^a seal hann eigi taca til manz. er hann gengr til kamars. eöa setz a tre eöa tekr ser boröfere." In der Fassung der Konungsbok dagegen wird die synonyme Bezeichnung gangr gesetzt (§ 241 Vm hundz bit. VILHJÄLMUR FINSEN 1852/11:187). 101 LANDNÄMAB0K, Fassung der Sturlubok, Kapitel 330 (GUDNIJ0NSSON (ed. 1953): fslendinga Sögur 1:183. Akureyri.). 102 Hss 13:214, harö 31:165. 103 Siehe S. 273.

320

I. W o h n k o m p l e x

mals in Langhäusern mit rückwärtigen Anbauten nachweisen 104 , hier jeweils vom Hauptwohnraum bzw. einem Vorraum aus zu betreten; später auch in Ganghäusern des 14. und 15. Jhs., dort verbunden mit dem langen Hausgang 105 . In jüngeren Gebäuden fehlt der Abtritt. Diese Räume sind schwierig zu identifizieren; Hinweise geben nur wandseitige Ablaufrinnen, die unterirdisch nach außen führen und an den versperrten Fluchtweg der Saga erinnern. Kantgestellte Steinplatten an den beiden Enden einer Rinne hat man nach der zitierten Passage in GRÄGÄS als Auflager für einen Sitzbalken interpretiert. Anzeichen für Holzwände fanden sich bisher nirgends. Hierher gehören auch die Wasserkanäle, die beispielsweise in Gjäskogar 1522] oder Kuabot [531] aufgedeckt wurden, nicht aber in den frühen Langhäusern des 10. bis 12. Jhs. Sie sind meist plattenüberdeckt und laufen unter dem Hausgang hindurch nach draußen!06 Zumindest im Fall von Gjäskogar steht der Wasserkanal in Verbindung mit dem Latrinenraum. Archäologisch ist der Abtritt also nur innerhalb des Wohnbaus belegt, dem entsprechen Schilderungen in den Gegenwartssagas. Sagagruppe 2 dagegen führt für die Sagazeit den Abtritt stets abseits vom Wohnbau an - hier ließe sich nachweisen, daß absichtlich ein altertümlicher Zustand vorgespiegelt wird. d. Kjallari

- der

Keller

Nennungen eines Kellerraumes finden sich nur in der Sturlungensaga. Nach den Schilderungen dort versteht man unter dem Begriff kjallari Vorratsräume für Bier107, deren Lage nicht erläutert wird. In anderen Szenen dient dieser Raum dazu, Männer einzusperren oder sich zum Belauschen zu verbergen 108 . Das Gelaß liegt manchmal unter der Stube 109 ; eigenartig ist, daß der Raum über dem Keller auch als loft bezeichnet wird, ein Terminus, der üblicherweise nur dem Bereich über den Querbalken des 104 105 106

107 108 109

Stöng V [5401, Gjäskogar IV [522], Sämsstadir [5351. Gröf IV [524], Kuabot G [531]. Erinnert sei auch an eine wohl spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Heißwasserleitung in Reykholt, Borgarfjöröur, die Wasser v o n einer Thermalquelle z u einer steingefaßten Badestelle leitet (bORKELL CRiMSSON & CUDMUNDUR 0LAFSSON 1988). t o r g s 43:171. Islen 95:368. Ebendiese Stube wird kurz vorher als „litlustofa" bezeichnet (islen 95:368).

2. Neben- und Wirtschaftsräume

321

Dachstuhls vorbehalten i s t 1 1 0 . A R N H E I D U R SIGURDARD0TTIR 1 1 1 deutet dies als Beschreibung von Hohlräumen unter Holzböden. Archäologisch lassen sich Kellerräume auf Island bisher nicht nachweisen 1 1 2 . Parallelen zum Sagatext ergeben sich aber auch nicht außerhalb Islands: im ländlichen Bereich sind entsprechende Strukturen nur spärlich belegt. Genannt seien hier die wenig eingetieften wikingerzeitlichen Kellergruben in einigen Giebelräumen der Gebäude in Trelleborg [164] oder in Vilslev A [178] hier in Form einer 4 χ 2 m messenden Grube von 50 cm Tiefe, markiert durch Pfostenlöcher. Auch in Kaupang II [228] in Vestfold fand sich ein Keller 113 . In Vorbasse [181] wird eine 3 χ 4 m große, steinausgekleidete Eintiefung mit Vorbehalt ins 11./12. Jh. datiert 1 1 4 . Schließlich sind von Grönland bis 50 cm tiefe, kellerartige Vorratsgruben wohl mit Bretterüberdeckung bekannt 115 , sie gehören ins 13./14. Jh. e. Anddyrr - der Eingangsbereich In allen Sagagruppen mit Ausnahme der ältesten wird an einigen Stellen ein eigener Eingangsraum genannt (anddyrr, anddyri, gnd). Damit ist der Bereich unmittelbar hinter dem Haupteingang bezeichnet, von dem aus in allen Hausgrundrissen der Wikingerzeit wie des Mittelalters die Eingänge zu den Wohnräumen abgehen. Das Dach über dieser Zone des Hauses ist sodengedeckt 116 ; in einem Fall wird ein loft, eine Art von Dachboden erwähnt 1 1 7 . Einige Male wird in den Sagazitaten deutlich, daß eine Holzwand Hauptwohnraum und Eingangszone voneinander trennt; diese Angaben sind auf Gruppe 4 beschränkt 118 . Daneben ist eine besondere Tür im Eingangsraum genannt, eine skellihurö. 110 Islen 153:456. 111 ARNHEIDUR SICURDARD0TTIR 1966:51. 112 Auf den vermörtelten unterirdischen Raum von SkriÖuklaustur wurde bereits S. 174 verwiesen. Wenn hier tatsächlich ein Keller vorliegt, ist er zumindest zu jung, um als Beleg für Sagazitate dienen zu können. 113 Siehe S. 148. 114 KIEFFER-OLSEN 1987:56. 115 Siehe S. 288. 116 Islen 188:515, 156:463. 117 Eyr 26:65f. 118 Grett 35:119, 65:212.

322

I. Wohnkomplex

Damit bezeichnet man eine selbsttätig schließende Tür, bei der das Türblatt durch eine steinbeschwerte Schnur nach dem Öffnen immer wieder zugezogen wird. Das Türblatt besteht einer Episode nach aus Planken, die durch einen Querriegel (oki) zusammengehalten werden 1 1 9 . Eine synonyme Bezeichnung für den Eingangsbereich ist forskali 12°, doch ist diese Benennung weiter gefaßt. Sie kann andere Gänge im Haus meinen, primär auch Gänge außerhalb des Hauses 121 . Dieser forskäli ist einmal mit vollständiger Wandverbretterung beschrieben 122 . Etliche Angaben finden sich in der untersuchten Sagaliteratur zum Haupteingang selbst, der mit dem Eingangsraum in Verbindung steht, ferner zu den anderen Türen im Wohnkomplex. Von der Außentür (ütidyrr), die verschließbar ist, werden dabei Schwelle, Türsturz, Türpfosten und Türrahmen bzw. Rahmenverblendung genannt, ferner eine Giebelzier über dem Eingangsbereich mit separatem Balkenwerk 123 . Diese Stellen scheinen zu belegen, daß ein windfangähnlicher Eingangsvorbau vorliegt. Daß Teile des Türrahmens möglicherweise besonders verziert sein können, wird durch Nennungen wie dyrhöfudsdyrr oder brandadyrr impliziert 124 . Auf dem Außentürblatt selbst befindet sich augenscheinlich eine Sichtöffnung, ferner wird ein Ring genannt, durch den ein Sperrbalken geschoben werden kann. Gegenüber den relativ detailfreudigen Beschreibungen der Saga liefert die Archäologie kaum interessante Belege zum Eingangsbereich. Schwellensteine oder Türpfosten markieren die Lage der eigentlichen Türblätter, von denen nur in Grönland Reste bewahrt sind 125 . Allerdings läßt sich ein bestimmter Typ von Türe nachw e i s e n , d i e skellihurö.

I n Suöurgata

3-5, Reykjavik

[542] u n d i m g r ö n -

ländischen V 53d Austmannadal 5 [510] wurden im Gangbereich der Hausgrundrisse jeweils durchlochte Steine gefunden, das grönländische Exemplar fast 9 kg schwer 126 . Beide Stücke hat man 119 120 121 122 123 124 125 126

Hava 2:295f. Islen 156:463. HÖRDUR ÄGÜSTSSON 1987:240. Drop 13:169, islen 124:405. Islen 174:494. Islen 171:486, 43:289, eyr 26:65, eigla 38:96. Islen 188:513f, 516, 176:499. Siehe S. 293. NORDAHL 1988:88f, ROUSSELL 1941:202. Vergleiche die Abbildung einer rezenten selbstschließenden Türe bei J0NAS J0NASSON 1945:452 oder bei NORDAHL 1988:89, Abb. 127.

2. Neben- und Wirtschaftsräume

323

- nach der Beschreibung bei VALTtR GUDMUNDSSON 127 - als Teile

der skellihurd interpretiert. Geschnitzte Türverzierungen im Gehöftbereich sind von Grabungen auf Island nicht b e k a n n t 1 2 8 ; diese a r c h i t e k t o n i s c h e n Merkmale blieben v. a. in Norwegen an mittelalterlichen Speicherbauten und an Stabkirchenportalen erhalten, von denen Urnes das bekannteste ist 1 2 9 . Schwedische Beispiele von mittelalterlichen Blockbauten mit geschnitztem Balkenwerk sind beispielsweise in den Sammlungen von Anders Zorn in Dalarna bewahrt 1 3 0 . Uber die Dachkonstruktion im Eingangsbereich liegen keine Erkenntnisse vor; Küaböt 1531] belegt aber z u m i n d e s t eine dichtende Isolierung aus Steinplatten unter dem Dachgerüst 1 3 1 . Dort findet sich auch das deutlichste Beispiel für eine vollständige W a n d v e r b r e t t e r u n g . H o l z t r e n n w ä n d e z w i s c h e n Eingangsbereich und angrenzenden Räumen sind archäologisch gut belegt; zunächst v. a. in Gebäuden des „Stöng-Typs" und in frühen Ganghäusern. Doch läßt sich ein abgeteilter Eingangsraum bereits in den ältesten Langhäusern ohne Anbauten ausgrenzen; die Nennung von Vorräumen mit Holztrennwand in der Saga kann also nicht zur Identifikation bestimmter Haustypen dienen. Dies ist grob nur über die Erwähnung mehrerer Außentüren im Wohnbau möglich; dafür liegen Beispiele aus den Sagagruppen 2, 4 und 6 vor. Diese Textstellen können sich zumindest nicht auf die ältesten Langhäuser noch ohne Anbauten beziehen - hier ein weiterer Beleg dafür, daß die Bauverhältnisse des 13. Jhs. auf die geschilderte Sagazeit des 9 . / 1 0 . Jhs. übertragen werden.

3. Raumanzahl Beim Zuordnen von Kategorien zu den einzelnen Literaturzitaten wurde in der Datenbank stets vermerkt, wenn im Zusammenhang einer Episode mehr als ein Raum im Wohnbau genannt war. Es

127 128

129 130 131

VALTVR GUDMUNDSSON 1889:230. Verwiesen sei hier nur auf das geschnitzte Türblatt der Kirche von Vatyjöfstaöir, Fljötsdalur, Noröur-Mula-Sysla in Ostisland aus der Zeit um 1200. Zahlreiche Abbildungen finden sich beispielsweise bei HAUGLID 1973 und GJ^RDER 1952. BOETHIUS 1927. LILJA ÄRNAD0TTIR 1987b:40.

324

I. Wohnkomplex

zeichnen sich mehrere Passagen ab, aus denen die Raumanzahl innerhalb einer Episode am besten hervorgeht 1 3 2 . Alle Schilderungen finden sich in der Sturlungen-Kompilation, also in den „Gegenwartssagas"; die Ereignisse datieren in die zwanziger und fünfziger Jahre des 13. Jhs. Beschreibungen in Sagas der Gruppen 1 bis 5, die das Gehöft der Sagazeit des 10. und frühen 11. Jhs. betreffen, fallen stets viel kärglicher aus - hier sind nur skäli133 und st ofα genannt, obwohl die Stube als eigener, abgeteilter Raum erst mit dem Mittelalter im Grundriß archäologisch nachweisbar ist. Von weiteren Räumen im Wohnkomplex wird im wesentlichen nicht gesprochen, wenn man vom Eingangsbereich (anddyrr) und den separaten Nebengebäuden bür, kamarr und dyngja absieht. Gerade die Nennungen des Eingangsbereichs sollten beachtet werden - sie finden sich in allen Sagagruppen mit Ausnahme der ältesten Stufe. Unter Umständen kann dies andeuten, daß frühe Formen eines Ganghauses, wie es bisher nur im Grundriß von Gröf 1534] archäologisch belegt ist, schon im fortgeschrittenen 13. Jh. zu erwarten w ä r e n 1 3 4 . Eine Bestätigung dafür läßt sich jedoch nicht geben, dann dazu wäre der Nachweis zu führen, daß der durch Trennwände deutlich abgeteilte Eingangsbereich früherer Haustypen bis zurück ins 10. Jh. nicht als anddyrr bezeichnet wurde. Die zusammenhängenden Episoden der Sturlungensaga, die mehrere Räume nennen, lassen immer nur erkennen, um welche Zonen im Haus es sich handelt. Nicht zu erschließen ist, wie die Anordnung der Räume zu denken ist. Bekannt sind die beiden Grundrißrekonstruktionen, die nach der in STURLU SAGA für das Jahr 1253 geschilderten Szene einer Brandstiftung auf dem Hof F l u g u m y r i in Nordisland gefertigt wurden 1 3 5 : V A L T i R GUDMUNDSSON zeichnete den Wohnkomplex als Ganghaus, ROUSSELL deutete die Passage als Beschreibung eines Langhauses mit rückwärtigen Anbauten. Dieses Beispiel zeigt ganz eindringlich, daß die untersuchte Literatur unter dem Aspekt der Raumanordnung nicht auswertbar ist, wenn mehr als zwei Räume in Verbindung zueinander beschrieben sind.

132 Islen Kapitel 171, 71,188, 61; )?orgs Kapitel 29. 133 Beziehungsweise die Synonyme eldhüs, cldaskäli (siehe S. 305). 134 Gröf [534}: terminus ante quem 1362. Siehe a. NANNA 0LAFSD0TTIR 1962. 135 Siehe Tafel 88.

3. Raumanzahl

325

In bezug auf die Raumanzahl sind Stellen in GRETTIS SAGA136 und in FLJ0TSDCELA SAGA137 besonders interessant, also in Sagas der späten Gruppen 4 und 5: in GRETTIS SAGA wird erwähnt, daß „früher" der eldaskdli viele unterschiedliche Funktionen wie Arbeit, Essen, Schlafen unter einem Dach vereinigte. FLJ0TSDCELA SAGA führt an, daß einst die einzelnen Räume im Gehöft nebeneinander lagen, eine Stube nirgends bekannt war und Badstuben selten vorkamen. Beide Passagen betonen damit die Verhältnisse der vergangenen Zeit, in der die Handlung spielt. 4. Konstruktions- und Einrichtungselemente Erwähnungen unterschiedlicher Bauelemente, die nur einer bestimmten Zone im Haus, etwa dem Dach oder der Wand, nicht aber definierten Räumen zugewiesen werden können, wurden in die Datenbank aufgenommen, da sie einen großen Teil der ausgewerteten Literaturzitate ausmachen. Von diesen Elementen sind die wichtigsten hier in Gruppen zusammengestellt; die Nennung jedes einzelnen erübrigt sich, da Definitionen im Wörterbuch nachgeschlagen werden können. a.

Baumaterial

Zwei Zitate erwähnen, wie Außenwände aus Stein- und Sodenlagen errichtet werden, wobei das Material dem Arbeiter auf der halbfertigen Wand zugeworfen und dort festgeklopft wird 1 3 8 . Etliche Male geht aus dem Text v. a. der Sagagruppe 2 hervor, daß Bauholz von norwegischen Handelsschiffen gekauft oder direkt dort im Land beschafft wird 1 3 9 . Holzholen im Wald auf Island selbst bezieht sich dem Zusammenhang nach auf Bau- wie auf Feuerholz 1 4 0 .

136 137 138 139

Grett 14:38. Fljot ll:240f. i>orgs 41:167f, korm 7:226. Unter anderem heiö 3:216, vatns 16:43, reyk 9:172, gisla 7:25, hava 24:357. Dieser Hinweis findet sich auch in GRÄGÄS (Staöarhölsbok), Um fiärleigor § 234 (VILHJÄLMUR FINSEN 1879:267). 140 Njala 36:92, gisla 31:97, eyr 35:95, guömu 10:179, svarf 16:166.

326

I. Der Wohnkomplex

b. Wand und Dach Von den auf eine Wand bezogenen N e n n u n g e n sind nur Giebelseiten zu erwähnen, die bis zum First reichen u n d besonders bezeichnet werden (björr)1*1; in einem Fall auch das W a n d r ä h m (staflsegja) 142 . Die meisten Zitate führen dabei die Wandverbretterung (pili) ohne weitere Details an; in einigen Fällen ist damit auch eine hölzerne Trennwand bezeichnet 143 . Vom Dach wird häufig die Deckung aus Soden erwähnt, etwa w e n n die Dachhaut abgetragen w e r d e n muß, u m gewaltsam ins Hausinnere zu gelangen, oder wenn das Gras auf dem Dach eine Rolle spielt 1 4 4 . Vom Dachgerüst (pekja) selbst sind bestenfalls Birkenrofen u n d „große Balken" ohne weitere Definition genannt 1 4 5 , daneben auch die Firstpfette (maenir)1*6. Gluggr, skjär, Ijori oder vindauga bezeichnen Ö f f n u n g e n in den Dachflächen der Wohnu n d Wirtschaftsbauten; doch lassen sie sich in keinem einzigen Fall nach Nennungen in der Saga lokalisieren 147 . c. Herdstellen Ein wichtiges Element des Innenraums ist die Feuerstelle. Doch zeigt die Auswertung der Stichwörter skäli und stofa, daß Herde in der Saga kaum erwähnt sind, auch nicht als N e n n u n g e n ohne definierte Raumangabe. Es lassen sich lediglich unterschiedliche H e r d t y p e n erkennen, arinn148 u n d eldgrofu9, also eine ebenerdige u n d eine eingetiefte Feuerstelle, ohne daß sich diese Unterschiede e i n d e u t i g auf einen archäologischen B e f u n d beziehen könnten verwiesen sei hier nur auf die unterschiedlichen Herdstellen etwa in der Stube u n d im H a u p t w o h n r a u m von Stöng [540]. Interessant ist die Erwähnung eines Rauchfangs (reykhafa)150 in einer Episode; doch sind keinerlei Schlüsse aus der betreffenden Stelle zu ziehen; ein archäologischer Nachweis fehlt. 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150

torgs 32:160. Guömu 14:190. feorgs 32:160, gisla 25:80. Eyr 42:113, gisla 13:43, njala 79:195, sturlu 7:71, guömu 14:189, islen 188:514. Hcensa 9:25, njala 129:331. Gunn 2:54, vatns 26:68. Barö 9:18, 8:16, islen 23:251, 55:307, 172:489, guömu 18:197, 3:165, 12:185. Zum Beispiel ljos 8:50, islen 67:322, vatns 26:68. Kjal 3:9. Harö 31:165.

II. Nebengebäude 1. Skemma - der Schlafraum Bei der skemma handelt es sich um einen Schlafraum, der abseits vom Wohngebäude steht - die Entfernung läßt sich aus den Texten nicht erschließen. Synonym wird dieser Raum auch als svefnstofa, seltener als svefnhus bezeichnet 151 . An Details ist nur eine mit Eisenschloß und Sperrbalken verriegelbare Tür genannt 1 5 2 . Zur Bauweise liegen keine direkten Angaben vor, allerdings gibt eine Stelle in der Sturlungensaga Hinweise darauf, daß man unter Umständen mit Gebäuden in reiner Holzkonstruktion zu rechnen hat 153 : für das Jahr 1237 wird erwähnt, daß eine solide skemma zur Bußzahlung abgebrochen u n d versetzt w e r d e n muß. Diese N e n n u n g impliziert, d a ß ein derartiger Bau einen nicht unerheblichen Wert darstellt. Für das 13. Jh. ist die skemma ausschließlich als Schlafraum dargestellt. Das Wörterbuch des Arnamagnaeanischen Instituts an der Universität Kopenhagen 1 5 4 enthält für die Zeit seit dem späten 14. Jh. Einträge aus isländischen Urkunden, die eine Funktion der skemma als Vorrats- und Speicherraum belegen. In der untersuchten Sagaliteratur spiegelt sich dieser Funktionswandel noch nicht. Archäologisch ist eine Schlafkammer abseits vom W o h n b a u nicht auszugliedern, zumal Nebengebäude generell kaum registriert sind.

151 152 153 154

Lax 7:12f, sturl 9:72, viglu 8:77. Arons 5:242. Islen 124:406. An diesem Institut werden alle Handschriftennennungen einzelner Lemmata des Isländischen verschiedener Sprachstufen gesammelt und katalogisiert.

328

II. N e b e n g e b ä u d e

2. Fjos - der Stall Als wenig handlungsrelevant werden Wirtschaftsgebäude in der Sagaliteratur nur selten erwähnt. Stallbauten erfahren dabei noch die größte Aufmerksamkeit. Die Belegstellen zeigen meist nur, daß Ställe abseits des Wohnkomplexes liegen - ganz überwiegend in größerer Entfernung davon; nur zweimal wird deutlich von einem Schafstall innerhalb der Hofumzäunung gesprochen 1 5 5 . Unterschiedliche Benennungen belegen spezielle Ställe für Großvieh wie Rinder (fjös, fjärhus) und Pferde (hrossahus) oder für Kleinvieh wie Schafe, aufgeteilt nach Nutz- und Zuchttieren (sauÖahus, geldingahus, hrutahüs), und Lämmer (lambahus). Ganz überwiegend werden diese Häuser in der Einzahl genannt; die Pluralform läßt nur selten auf eine Gruppierung schließen, wobei nie eine Verbindung etwa zu Almgebäuden gezogen werden kann. Zum Teil scheinen entfernt gelegene Ställe eingezäunt zu sein 1 5 6 . Detailliertere Einzelheiten - abgesehen von indifferenten Nennungen der Wände und Türen - liegen nur vom Rinderstall vor: hier werden Boxen trenn wände aus Stein (bashella)'157, Stellplätze (bdss) an zwei Seiten des Stallgebäudes 1 5 8 - darunter auch spezielle Boxen für Ochsen 1 5 9 - bzw. der Mittelgang oder die Jaucherinne C/ZorrJ160 erwähnt. Das Anpflocken von Großvieh ist einige Male genannt 1 6 1 ; Futterkrippen kommen ohne Details nur einmal im Pferdestall zur Sprache 1 6 2 . Die Viehanzahl ist selten angegeben, beispielsweise 30 Rinder - ein andermal nur 13 oder 8 Stück Vieh bzw. 80 Schafe 1 6 3 . Während eines Überfalls wird das Dach des Lämmerstalls abgedeckt 1 6 4 ; dies deutet implizit auf eine Grassodendeckung. Im selben Zusammenhang ist zu erfahren, daß der Eingang dieses Gebäudes eng und niedrig ist. Stallgebäude scheinen auch Sonderfunktionen zu erfüllen: beispielsweise können die Stallknechte dort u n t e r g e b r a c h t

155 156 157 158 159 160 161 162 163 164

Fost 12:178, fljot 3:219. Islen 138:430, fost 9:163, Jjorgs 47:182. Z u m Beispiel gTett 33:115. Eyr 63:171, gisla 12:41, 16:53, fljot 19:276, bjarn 16:153, grett 33:115. Islen 33:266. Bjarn 16:153. Eyr 63:171, harÖ 22:155. Grett 14:40. Z u m Beispiel sturl 20:91, g u ö m u 23:208, harö 29:163. Fost 12:179f.

2. Der Stall

329

sein 165 , Arbeitsgerät wird verwahrt 166 . Als Versteck schildert man abgelegene Schafställe typischerweise nur für die Sturlungenzeit 167 . Interessanter sind Passagen, aus denen zu erschließen ist, daß Viehställe mit einer Scheune zusammengebaut sind 168 , denn einzelne untersuchte Gehöftgrundrisse wurden als Stall mit Scheunenanbau gedeutet. Für den archäologischen Befund ebenso wichtig sind Schilderungen in Sagagruppe 2, aus denen hervorgeht, daß der Stall mit einem Wohnraum in Verbindung steht, also mit dem Wohnkomplex zusammengebaut ist 169 . Dem Zusammenhang nach handelt es sich dabei nur um Rinderställe, die Funktion des anschließenden Wohnraums ist immer als Schlafstätte definiert. Meist wird nur eine Tür als trennendes Element zwischen Stall und Wohnbereich genannt, in einem Fall auch ein Gang (forskdli) 170. 3. Hlaöa - die Scheune Die abseits stehende Scheune ist ganz selten angeführt, meist als Versteck. Ihre Architektur läßt sich nicht erschließen, abgesehen von der Nennung von Luftöffnungen (vindauga), die so groß sind, daß ein Mann sich hindurchzwängen kann 171 . Augenscheinlich dient dieser Bau nicht nur als Heuspeicher, sondern ab und an auch zur Unterbringung einzelner, v. a. jüngerer Tiere 172 . In keinem dieser Fälle ist auszumachen, ob die Scheune dann mit einem Stall zusammengebaut ist, oder ob ein kleiner Verschlag in der Scheune eingerichtet ist. 4. Smiöja - die Schmiede Außer Stall und Scheune werden kaum weitere Nebengebäude genannt; am häufigsten erscheint noch die Schmiede, die immer abseits der Wohnbauten steht, einmal deutlich innerhalb des vom 165 166 167 168 169 170 171 172

Reyk 11:179, harö 22:155. Drop 12:168. Sturl 7:71, guömu 4:167, islen 36:273, 55:307. Zum Beispiel islen 33:266, fljot 19:275f, ljos 2:8, harö 22:155. Gisla 16:53f, valla 6:250, drop 13:169f. Drop 13:169. Fljot 19:276, 12:247, islen 33:266, ljos 2:8. Viga 14:45, reyk 18:207, eyr 63:172.

330

II. N e b e n g e b ä u d e

Hofzaun umschlossenen Bereichs 173 . Abgesehen von der Erwähnung eines Steins, der sicher als Amboß dient 174 , finden sich keinerlei Details. Dies gilt auch für Nebengebäude mit anderen Funktionen, die im Zusammenhang mit heidnischem oder christlichem religiösen Kult stehen 175 . Archäologisch sind einzeln stehende Stallgebäude oder Scheunen kaum untersucht, da sie fehlender Flächengrabungen wegen meist nicht registriert wurden. Ausnahmen sind etwa einige wohl sehr frühe Stallbauten in Herjolfsdalur IV, XI [525], deutlich mit Boxen und Jaucherinne, oder der als Scheune interpretierte Grundriß Hvtidrholt II [528], datiert ins 10. Jh. Interessanter für eine Parallelisierung mit Sagaliteratur sind die Verhältnisse des 13. und 14. Jhs. Hier wurden einige abseits stehende Nebengebäude als Rinderställe interpretiert, kenntlich an den typischen Innenstrukturen. Anhand der Boxenabtrennungen konnte die Viehanzahl des Hofes in einigen Fällen geschätzt werden, sie liegt zwischen 15 und 30 Tieren 176 . Der in einem Zitat genannte spezielle Stellplatz für Ochsen spiegelt sich in den einmal längs, einmal quer zur Jaucherinne angelegten Kantsteinen der Box 177 , die d e u t l i c h i n SämsstaÖir

[535], PorarinsstaÖir

[543]

u n d Gröf

[524]

unterschieden werden konnten. Spuren von Pflöcken zum Anbinden der Tiere glaubt man in Bergporshvoll [517] bewahrt. In allen Fällen fanden sich im Winkel, später auch Giebel an Giebel angebaute Scheunenräume - zumindest wurden die Anbauten einiger Literaturzitate wegen als Scheunen gedeutet, denn sie sind völlig fundleer und damit von der Funktion her nicht eindeutig einzuordnen 1 7 8 . Schafställe dagegen ließen sich mit Ausnahme von PorarinsstaÖir bislang nicht belegen; dort sind sie an den langen Futterkrippen und der Raumenge kenntlich. Ein Stall im Wohnkomplex - sonst nur von hochmittelalterlichen Höfen auf Grönland bekannt - ließ sich bisher lediglich in 173 174 175

H e i ö 27:296. Eigla 30:78. Gööahus/blothus:

176

Störig 1540]: 20 Rinder (ROUSSELL 1943b:92), SämsstaÖir [535]: 20 Rinder

177

(SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977:83), BergpörshvaU 1517]: 30 Rinder (KR1STJÄN ELDJÄRN 1959:24), Mrarinsstadir 1543/: 15 Rinder (KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:30), Gröf15241: 20 Rinder (GiSLI CESTSSON 1959:60). Siehe S . 2 6 6 f .

d r o p 4:146, vatns 26:68; bxnahüs:

sturl 21:91.

178 Stöng 4 15401, SämsstaÖir 15351, Bcrg[ättr § 117 (VILHJÄLMUR FINSEN 1852/1:211): „t>ar scolo pallar iii. vera vmb huerfis lögrettona sva viöir at rumlega megi sitia ahueriom Jjeirra fernar tylptir manna."

346

III. Strukturen abseits vom Gehöft

rektangulär angeordneten Bänken bzw. Plattformen bestehen, auf denen die Richter Platz nehmen 2 7 1 . Die Grabung im Bereich von zwei konzentrischen Kreiswällen in Pingnes, einem der ältesten Thingplätze Islands, ergab jedoch nichts Spezifisches; sie können nicht mit der Funktion von lögritta oder dömhringr in Zusammenhang gebracht werden, zumal sie augenscheinlich mit einem Hausgrundriß im Zentrum der Kreisstruktur in Verbindung stehen 2 7 2 . Ein innerer, älterer Wall aus Soden (Durchmesser 8 m) wird von einem jüngeren aus unvermörteltem Stein (Durchmesser 18 m) umfaßt. Der Soden wall ist tephrachronologisch an den Anfang des 10. Jhs. datiert, die Gesamtanlage reicht ins 13. Jh. 2 7 3 . Eine bestimmte Funktion läßt sich diesen Rundstrukturen auf Thingplätzen nach heutiger Erkenntnis nicht zuweisen, beispielsweise wurden derartige Wälle ohne Grabung auch als Pferdekoppel oder Schafpferch gedeutet 274 . 4. Tüngarör - der Gehöftzaun Die Aufzählung von Wohnkomplex und Nebengebäuden wird abgeschlossen mit der Struktur des tüngarör, des Sodenwalls um die gesamte Gehöftanlage. Er wird in der Saga häufiger genannt, die Konstruktion aus Soden geht dabei aus den Zitaten hervor 275 . Derartige Sodenumzäunungen sind archäologisch nach

271

Dömhringr: GRÄGÄS (Konungsbok), fingskapa-Mttr § 47 (VILHJÄLMUR FINSEN 1852/1:82). Vergleiche dazu auch die zusammenfassende Arbeit zur Kreisstruktur in der Rechtsliteratur und ihrer Symbolik von HOLMGREN 1929, Ο. OLSEN 1966:194-196. Die im Volksmund als „Lögretta" bekannte quadratische Struktur von Gröf, Hrunamannaafrettur, ergab bei einer Grabung keinerlei Hinweise auf Funktion bzw. Datierung (I>ORKELL GRlMSSON 1962). 272 Zu erwähnen ist, daß MATTHIAS i>0RD ARSON eine rektanguläre, von einem Kreiswall umgebene Struktur in Pingvellir, der Stätte des überregionalen isländischen Alltings, als virkisbüS, als Bude mit einer Art Verteidigungswall, bezeichnet (1922:65f). Diese Deutung geht ebenfalls auf die Sagaliteratur zurück (siehe S. 343). 273 GUDMUNDUR 0LAFSSON 1987:348. 274 Zum Beispiel BRUUN 1899:32, 1928:94f, 194. 275 Beispielsweise heiö 12:249.

4. Der Gehöftzaun

347

g e w i e s e n 2 7 6 , doch nie in ihrem Gesamtverlauf. Der Wall in Gjäskogar [522] beispielsweise ist 80-90 cm breit und noch 50 c m hoch; aus Gesetzestexten ist bekannt, daß ein Sodenwall im G e lände abseits des Gehöfts unten 5 Fuß, oben 3 Fuß breit sein muß also maximal etwa 1,5 m mächtig, und bis zur Achsel eines Mannes zu reichen hat 2 7 7 . TungarÖr selbst ist in GRÄGÄS definiert als der Wall, der eine gedüngte Grasflur umschließt, die Binnenwiese direkt im Bereich des Wohnbaus 2 7 8 .

276 277 278

Siehe S. 279. GRÄGÄS (Konungsbök), Landbrigöa-I>ättr § 181 (VILHJÄLMUR FINSEN 1852/11: 90). GRÄGÄS (Konungsbök), Landbrigöa-Mttr § 181 (VILHJÄLMUR FINSEN 1852/11: 90).

Ergebnis I. Der Hausbau in Skandinavien und im nordwest-atlantischen Raum Im ersten, archäologischen Teil der Arbeit wird die Stellung des frühen isländischen Hausbaus in seiner A n k n ü p f u n g an skandinavische Bautradition beleuchtet und der Einfluß der Hausarchitektur des nordwest-atlantischen Raums herausgearbeitet. Die Entwicklung des dreischiffigen Langhauses mit Räumen unterschiedlicher Funktion steht im Mittelpunkt, beschrieben für den Kernbereich Dänemark, Norwegen und Schweden. 3. Der Hausbau in Skandinavien vom Neolithikum bis zum Mittelalter A m A n f a n g stehen zweischiffige Bauten, die gegen Ende des Neolithikums in Südskandinavien erste überregional gemeinsame Konstruktionsdetails erkennen lassen. Dazu gehören Wände aus lehmverputztem Flechtwerk und kräftige Mesulapfosten als Stützen für ein wohl strohgedecktes Satteldach, zum Teil kommen zusätzliche wandparallele Innenpfosten dazu. Häufig sind partiell eingetiefte Böden zu beobachten; die Hausachse richtet sich zunehmend in Ostwest-Richtung aus. Erst während der Älteren Bronzezeit tauchen sichere dreischiffige Bauten auf. Die Konstruktion mit nun zwei Reihen von Dachpfosten ermöglicht es, den Druck des Dachgewichts sukzessive stärker auf die Dachpfosten zu verlagern. Damit können die Gebäude breiter, die Wände zunehmend leichter gebaut werden. Gleichzeitig kann das Dachgerüst eine massivere Dachhaut tragen, ohne daß besonders kräftig dimensioniertes Bauholz nötig ist. In Dänemark bildet sich ein einheitlicher Grundriß heraus, der typisch wird für die Bronzezeit: der lehmverputzte Flechtwandbau mit runden Giebelseiten, nun mit Rundwalmdach anstelle des Satteldach. Die Funktionsaufteilung des queraufgeschlossenen Hauses tritt deutlich hervor. Neben einem Wohnbereich mit Herdstellen und Kochgruben in der Längsachse des H a u s e s

350

Ergebnis

zeigen Spuren von Boxentrennwänden Stallabteile an, die im Ostabschnitt des Gebäudes liegen. In Norwegen und Schweden läßt sich dieser typische Grundriß nicht gleichermaßen häufig nachweisen; dort finden sich überwiegend Fundamentspuren mit gerundeten Ecken. Immer wieder sind in diesen Ländern besondere Formen der Wandisolierung durch Stein- oder Sodenlagen vor der eigentlich tragenden Innenwand nachweisbar. Während der frühen Vorrömischen Eisenzeit wird der rundgewalmte Grundriß der Wohnstallhäuser im gesamten Raum aufgegeben und durch schmälere Rektangulärbauten mit Steilgiebelansatz ersetzt. In Dänemark vergrößert man die Tragfähigkeit der Flechtwände bei dieser Konstruktion durch zusätzliche Dachstützen vor der Außenwand, später stattdessen durch besonders kräftige Wandpfosten. Dieser Entwicklungsschritt ist im übrigen Skandinavien nicht belegt, dort finden sich auch nach wie vor keine Spuren von Stallabteilen. Isolierungen vor der eigentlichen Wand treten in den besonders wetterexponierten Regionen Norwegens und Dänemarks nun in weiterer Verbreitung auf. In Dänemark ist erstmals zusätzlich die Dachdeckung mit Soden nachgewiesen, die im gesamten Bereich bis ins Mittelalter hinein dominieren wird. Seit der Vorrömischen Eisenzeit zeichnen sich deutlich Gruppierungen von Gehöften in dorfartigen Strukturen ab. Die Wohnund Wirtschaftsgebäude der unterschiedlich großen Hofeinheiten sind in Dänemark in Reihen oder um einen offenen Platz gebaut. Wanderbewegungen dieser Dorfanlagen zur Vermeidung von Bodenüberbeanspruchung sind v. a. für Jütland nachgewiesen. Gegen Ende der Vorrömischen Eisenzeit ändert sich der Grundriß großer Wohnbauten. Die Häuser werden nun länger gebaut als bisher, die Längswände erhalten eine k o n v e x e Krümmung. Dieses Merkmal läuft in die Ältere Römische Eisenzeit weiter und greift dabei auch auf kleinere Wohnstallhäuser über. Neu ist die Verstärkung der Flechtwände in Form doppelt gesetzter Wandpfostenreihen. Zur zusätzlichen Versteifung des Hausgerüsts werden Einzüge zwischen Dachpfosten und Wandpfosten bzw. Wandrähm eingefügt. Hausgrundrisse in Dänemark zeigen eine Aufteilung in eine größere Zahl von Räumen als bisher, auch der Stall ist vergrößert. In Norwegen und Schweden zeichnen sich regionale Haustypen erst jetzt etwas klarer ab. In Norwegen überwiegen sodenisolierte Gebäude in Konvexform. Abgesehen von den Wohnbauten der ringförmigen Anlagen im

I. Der Hausbau

351

Küstenbereich 1 ist eine Funktionsunterscheidung einzelner Räume im Haus nicht möglich. In Schweden erinnern die Gebäude mit konvexem Grundriß und deutlicher Raumaufteilung mit Stallabteil an dänische Verhältnisse. Allerdings dominiert hier nicht die Wandverstärkung durch Verdopplung der Wandpfostenreihen. Stattdessen sind v. a. im Norden des Landes zusätzliche Firstpfosten und weitere Seitenpfetten in Einzelabschnitte von Wohnstallbauten eingezogen, auch Einzüge zwischen Wand- und Dachpfosten lassen sich nachweisen. Punktuell ist zu belegen, daß man sich im Bereich der Herdstellen um ein pfostenfreies Areal bemüht - dort stehen immer wieder Pfostenjoche mit größerem Abstand als bei den übrigen Pfostenpaaren im Haus. Eine Besonderheit sind leicht gebaute Giebelwände, ein Merkmal, das während der Jüngeren Römischen Eisenzeit und der Völkerwanderungszeit auch außerhalb Schwedens zeittypisch wird. Möglicherweise steht diese Sonderkonstruktion mit Stallabteilen oder Scheunen in Wohnbauten in Verbindung 2 . Abweichende Formen von Wohnställen kennzeichnen die Ostseeinseln. Dort sind die Konvexbauten mit Holz- oder Flechtwänden durch Schalmauern isoliert. Im Gesamtbereich Skandinaviens vergrößert sich die Fläche der Langhäuser gegen Ende der Älteren Römischen Eisenzeit erneut, die Raumanzahl wird erhöht. Die Jüngere Römische Eisenzeit bringt in Dänemark eine Vereinheitlichung von Typvarianten; beispielsweise verschwinden die sodenwandisolierten Bauten zu Ende dieser Epoche fast völlig. In Norwegen und Schweden dagegen sind nun aufgrund erhöhter Funddichte deutlichere Regionalunterschiede bemerkbar als bisher. In Dänemark kündigt sich ein neuer Baustil an: die Konvexform verschwindet weitgehend, sie wird durch rundgiebelige Gebäude mit kräftigen geradlinigen, teilweise zweizeiligen Wänden aus Flechtwerk abgelöst. Gleichzeitig verschmälert sich die Breite der Mittelschiffe. In Norwegen läuft die Bauweise mit konvexen Wänden weiter, isolierende Schalmauern treten häufig auf. Neben Einzügen und zusätzlichen Firstpfosten machen möglicherweise Holzschwellen und stabile Stabplanken im Wandbereich eine Konstruktionsänderung wie in Dänemark überflüssig. Eine Aufteilung der Gebäudefläche in mehrere Räume, darunter auch Stallabteile, ist jedoch erst in der fortgeschrittenen Jüngeren Römischen Eisenzeit deutlich nachweisbar. Der konvexe 1 Siehe S. 63-66. 2 Siehe S. 69.

352

Ergebnis

Grundriß der mehrräumigen Wohnstallbauten bleibt auch in Schweden unverändert. Die Anordnung von Einzelhöfen im Dorf entspricht in Dänemark dem gewohnten Bild; in Norwegen wird die Gehöftstruktur mit Wohnstall und ein bis drei Nebengebäuden um einen Hofplatz erstmals deutlicher. Auf den schwedischen Ostseeinseln ist eine kleine Zahl von Höfen mit meist zwei bis drei Gebäuden in weilerartigen Anlagen zusammengefaßt, verbunden durch Gehöftabgrenzungen aus Steinplatten. Überregional sind Nebengebäude jetzt generell häufiger zu beobachten, neu darunter eingetiefte Grubenhäuser. Bis zum Ende der Völkerwanderungszeit bleiben die Hausformen im Gesamtbereich von Grundfläche und Raumaufteilung her unverändert. Die Verwendung von Holzsockeln als Wandfundament beginnt sich in diesem Zeitraum nun generell durchzusetzen. In Dänemark dominieren Wohnställe mit stark gerundeten Giebeln und geraden Langseiten in Flechtwerk- oder Holzbauweise, in Norwegen die immer noch leicht konvexen Wohnställe mit Schalmauer, Sodenisolierung oder allein der Holzwand. Auch in Schweden wird die traditionelle Bauweise bewahrt. In den mehrräumigen Konvexbauten im Norden des Landes finden sich nach wie vor die Besonderheiten bei Dach- und Giebelkonstruktion wie zur Älteren Römischen Eisenzeit. Die Gebäude der Ostseeinseln mit Schalmauer weisen ebenfalls teilweise zusätzliche Firstpfosten und Einzüge auf. In Dänemark verändern sich die Grundrisse erst gegen Ende der Epoche erneut. Die Konvexform mit geradem Giebel, eine Konstruktionsweise der Älteren Römischen Eisenzeit, wird wieder aufgegriffen. Gleichzeitig vermindert sich die Mittelschiffbreite, die Stallabteile werden verkleinert. Der Hausbau der Vendelzeit ist in Skandinavien insgesamt schlecht belegt. Eine der Ursachen dafür ist die weite Gebiete erfassende Umstellung von zusätzlich mit Schalmauern isolierten Gebäuden auf reine Holzbauten, die im Boden nur mehr kaum registrierbare Spuren hinterlassen. Entscheidend aber sind die Auswirkungen einer Umstrukturierung der Siedlungs- und Wirtschaftsverhältnisse überhaupt 3 . Generell werden die Pfostengründungen der Außenwände zunehmend durch Holzschwellen und - besonders in Schweden - durch Steinsockel als Fundament ersetzt, der Abstand der Dachpfostenjoche vergrößert sich. 3 Zum Hintergrund dieser Erscheinung siehe S. 116-120.

I. Der Hausbau

353

Mit dem Übergang zur Wikingerzeit nimmt die Zahl der Hausgrundrisse wieder zu. Dabei wird deutlich, daß sich die Gleichförmigkeit eisenzeitlicher Bauweise auflöst, die trotz etlicher lokaler Gebäudevarianten in Skandinavien zu beobachten war. Bei den großen Konvexbauten Dänemarks zeigt sich, daß Flechtwerk von stabiler Ständerbohlen- oder Stabbauweise ersetzt wird. Während der Älteren Wikingerzeit treten hier nochmals Wohnställe auf. Mit der Jüngeren Wikingerzeit erscheint dann eine neuartige Konstruktion, die im wesentlichen auf Häuser einer gehobenen Gesellschaftsschicht beschränkt ist: Außenschrägstützen fangen das Dachgewicht auf, das nun bei einer stark reduzierten Anzahl von Dachpfosten von Querbalken und stabilen Wänden allein getragen wird. Die Prototypen dieser Bauweise finden sich in den dänischen Ringwallanlagen von Trelleborg und Fyrkat, ferner in einigen frühstädtischen Siedlungen. Auf großen Höfen im bäuerlichen Umfeld läßt sich die Weiterentwicklung dieses Haustyps bis zum Ende der Wikingerzeit verfolgen: kräftige, tief fundamentierte Wände ermöglichen die Reduzierung von verbliebenen Innenpfosten und Außenschrägstützen. In Norwegen gleichen einige Wohnbauten mit kräftigen Holzwänden und Soden- oder Schalmauerisolierung von der Konstruktion her den dreischiffigen Häusern der Älteren Wikingerzeit Dänemarks. Mehrere Räume sind zu unterscheiden, darunter aber kaum mehr Stallabteile. Reine Holzwandbauten ohne Außenisolierung erinnern mit ihrer Rektangulärform bereits an die Verhältnisse des Mittelalters. Holzschwellen und Steinfundamente für kleinräumige Rektangulärbauten prägen die Hausfunde in Schweden. Die verschiedenen Funktionen des eisenzeitlichen Langhauses sind hier am konsequentesten auf Einzelgebäude aufgeteilt. Generell gilt, daß Ställe nun überwiegend vom Wohnbereich abgetrennt werden. Die Strukturen von Dorfanlagen veränderten sich seit der Älteren Eisenzeit im wesentlichen nicht. Immer noch lassen sich Einzelhöfe in Anordnung um einen Dorfplatz oder entlang eines Wegs erkennen, am deutlichsten in Dänemark. Mit dem Übergang von der Wikingerzeit zum frühen Mittelalter enden in Skandinavien jedoch die Wanderbewegungen der Dörfer, häufig verbunden mit einer letztmaligen Umlegung an den Platz, der ab dann kontinuierlich weiterbesiedelt wird. Es läßt sich beobachten, daß die Hofareale dabei nach einem bestimmten Einteilungsschema planmäßig angelegt werden. Mit dem Beginn des Mittelalters sind dreischiffige Gebäude mit Dachpfosten im Hausinneren fast völlig verschwunden; auch

354

Ergebnis

die schräggestellten Außenstützen der Konvexbauten fehlen nun. Die pfostenfreien Gebäude, deren stabile Holzwände im wesentlichen auf Holzschwellen oder Steinsockeln errichtet werden, sind archäologisch kaum mehr aufzuspüren. Unterschiedliche Möglichkeiten der Verstrebung von Wand- und Dachgerüst lassen die Vielfalt gleichzeitig auftretender Haustypen anwachsen. Grundlage sind rektanguläre Hausgrundrisse von kleinerer Grundfläche als bisher. Holzböden und Öfen bzw. Herde in Wand- oder Ecklage lösen die traditionelle Zentralfeuerstelle ab. Die Raumanzahl im Wohnbau vermindert sich, stattdessen werden mehrere kleine Gebäude unterschiedlicher Funktion gebaut. Der Gang durch die Zeitperioden von Neolithikum bis Mittelalter zeigt v. a. für einen Kernbereich in Südskandinavien überregional bis zum Ende der Völkerwanderungszeit eine gleichgerichtete Entwicklung, die die Reduzierung bzw. Entfernung von Dachpfosten aus dem Innenraum zum Ziel hat. Dafür spricht die sukzessive Verschmälerung der Mittelschiffbreite, die eine zunehmende Verlagerung des Dachgewichts auf immer stabilere Wände anzeigt. Letztendlich ersetzen Querbalken mit Firststielen zum Abstützen der First- oder Seitenpfette, später dann Sparrendächer die traditionelle Bauweise mit zwei Reihen von Dachpfosten. Frühe Vorläufer innerhalb dieser Entwicklung sind die Dachkonstruktionen in Bootshäusern 4 . Ein weiterer Zielpunkt ist die Aufteilung und Ausgliederung der verschiedenen Zonen des primär multifunktionalen Langhauses. Seit dem Ende der Völkerwanderungszeit grenzt sich v. a. Schweden aus der gemeinsamen Entwicklung aus, während Dänemark und Norwegen noch länger traditionelle Formen wahren. Die einzelnen Entwicklungsschritte folgen dabei generell nicht linear aufeinander. Die einmal gefundene konstruktive Lösung der Konvexform, die eine verbesserte Axialstabilität des Hauses garantiert, ist im Grundriß beispielsweise bereits gegen Ende der Vorrömischen Eisenzeit belegt, wird dann augenscheinlich nicht weiterverfolgt, taucht aber etwa fünf Jahrhunderte später mit Gebäuden der ausgehenden Völkerwanderungszeit wieder auf. Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung von Holzsockeln in der Wandkonstruktion, die prinzipiell eine längere Lebensdauer des Hauses sichern, aber immer nur punktuell seit der Vorrömischen 4

Siehe S. 122.

355

I. Der Hausbau

Eisenzeit belegt werden können und erst seit dem Ende der Wikingerzeit in weiterer Verbreitung dokumentiert sind. Diese Neuentwicklungen und Rekurse belegen, daß konstruktive Lösungen im Hausbau nicht nach einem logisch-rationalen Schema immer weiter vervollkommnet, sondern auch von anderen Faktoren gesteuert werden. Dabei spielen wohl nicht nur verfügbares Rohmaterial oder der Stand der Holzbautechnik eine Rolle, sondern etwa auch ökonomische Bedingungen oder soziale Normen 5 , die in ihrer Gesamtheit noch viel zu wenig berücksichtigt sind. 2. Der Hausbau der skandinavischen Ansiedlungen im nordwestatlantischen Raum von der Wikingerzeit bis zum Mittelalter Der Gebäudetyp, der Vorbild ist für das wikingerzeitliche Haus auf Island, kann für die Jüngere Eisenzeit in Norwegen belegt werden, dem Herkunftsland des Großteils der Neubesiedler der Insel. Speziell für die Wikingerzeit ist er bisher aber nur in wenigen Exemplaren untersucht. Damit ist zur Repräsentativität dieses Typs keine Aussage möglich; nur der Vergleich mit vorangegangenen Zeitepochen zeigt, daß er zum Standard der konvexen mehrräumigen Langhäuser mit isolierendem Schalmauerwerk gehört. Die ältesten Gebäude Islands stehen damit im wesentlichen in der Tradition dieser westskandinavischen Wohnbauten ohne Stallteil 6 , wie Längs- und Quereinteilung der Innenfläche, Zentralherd und Art der Außenisolierung zeigen. Doch finden sich von Anfang an Konstruktionsdetails, die auf den nordwest-atlantischen Raum hinweisen und Parallelen v. a. im keltisch-piktischen Hausbau haben. Dazu gehören beispielsweise kantgestellte Steinplatten im Mauerfundament, steinausgekleidete kistenartige Strukturen im Boden, Wandnischen und plattenüberdeckte Drainagekanäle. Mit dem Ende der Wikingerzeit beginnt eine Entwicklung, die traditionelle Grundelemente wahrt, aber eigenständige, für Island typische Hausformen hervorbringt, etwa das Langhaus mit rückwärtigen Anbauten oder das Ganghaus. Die verstärkte Unterteilung des Hauses in mehrere einfunktionale Räume und die Einführung des Raumtyps der Stube korreliert vom Prinzip her mit den mittelalterlichen Neuerungen im Hausbau Festlandskandi-

5 6

HERSCHEND 1989. Mit Ausnahme des Wohnstalls von Herjölfsdalur

VIII [525], siehe dazu S. 251.

356

Ergebnis

naviens. Doch hat die spezielle isländische Entwicklung dort keine Parallelen, auch nicht im nordwest-atlantischen Raum. Der Hausbau in den skandinavisch besiedelten Regionen der Färöer, Schottlands und der schottischen Inseln zeigt zur Wikingerzeit ein recht einheitliches Bild. Wie auf Island sind Grundelemente traditioneller späteisenzeitlicher Bauweise mit einzelnen Konstruktionsdetails verschmolzen, die von der ursprünglich ansässigen Bevölkerung übernommen wurden. Dazu gehören etwa Geröllsteine in der Schalmauer der Außenisolierung, kantgestellte Steinplatten im Mauerfundament sowie Wandnischen und Bodendrainagen. Die Isle of Man fügt sich weniger deutlich in dieses Bild, da dort v. a. temporär genutzte Gebäude gefunden wurden. In Nordengland sind Spuren skandinavischer Bauweise nicht sicher belegt. Die vom skandinavischen Festland bekannten Entwicklungen im mittelalterlichen Hausbau machen sich generell auch im nordwest-atlantischen Raum bemerkbar, wie die Aufgliederung einzelner Hausfunktionen auf nun einschiffige kleine Rektangulärbauten oder die Einführung der Stube und der Eckherde bzw. -Öfen zeigt. Diese Neuerungen werden aber in unterschiedlicher Weise umgesetzt, die Region in Einzelzonen gliedernd: der Hausbau der Färöer mit mehreren separaten Einzelbauten um einen Hofplatz ζ. B. lehnt sich relativ eng an die Verhältnisse in Norwegen an; die schottischen Inseln bilden mit dem erneuten Einbau von Ställen ins Wohnhaus und mit dem Beibehalten von Anbauten kleiner Räume in etwa eine Einheit; Grönland steht zumindest in den frühen Siedlungsphasen Island nahe. Island und Grönland grenzen sich durch Veränderungen ab, die deutlich als Antwort auf die Klimaverschlechterung seit Mitte des 13. Jhs. zu verstehen sind, mit mächtigen Außenisolierungen, einem engeren Zusammenrücken der einzelnen Räume, mit weniger und schlechter gebauten Feuerstellen. Auf Grönland führt dieser Umweltdruck letztendlich zum Zusammensetzen aller Räume, auch der wichtigsten Wirtschaftsbauten, zu einem Komplex, dem Zentralgehöft 7 . Auf Island geht die Entwicklung nicht so weit, sie endet mit dem Ganghaus, das alle Wohnräume um eine lange Passage versammelt, die Wirtschaftsbauten aber abseits beläßt. Der noch zur Wikingerzeit von der Bautradition her relativ einheitliche Raum Westskandinaviens und der nordwest-atlantischen Siedlungen zerfällt mit dem Übergang zum Mittelalter also 7 Vergleiche dazu aber S. 296.

357

I. Der Hausbau

in unterschiedliche Bereiche, abhängig u. a. von den unterschiedlichen Bedingungen des Materialzugangs und der klimatischen wie der wirtschaftlichen, damit auch der politischen Verhältnisse. II. Das isländische Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga: Literarischer Beleg und archäologischer Befund Im zweiten Teil der Arbeit werden Aussagen der altisländischen Sagaliteratur zum Hausbau der Wikingerzeit und des frühen Mittelalters interdisziplinär mit Grabungsbefunden verglichen. Der isländische Hausbau dieser Zeit läßt sich durch Grabungsbefunde recht gut beleuchten, wenn die Entwicklung vom Langhaus zum Ganghaus auch nur lückenhaft belegt ist. Die Auswertung hausbeschreibender Belegstellen in der untersuchten Sagaliteratur ergibt vor diesem Hintergrund Unterschiede zwischen den Isländersagas, die die „Sagazeit" hauptsächlich des 10. und frühen 11. Jhs. behandeln, und der Sturlungensaga, die zeitlich nur kurz zurückliegende Ereignisse des späten 12. und 13. Jhs. schildert: In der Isländersaga wird ein Haus im wesentlichen nur mit zwei Räumen beschrieben: dem Hauptwohnraum (skäli) und der Stube (stofa). Selten sind andere Räume erwähnt; beispielsweise die Vorratskammer

(utibur,

bür),

d i e L a t r i n e (utikamarr)

und das

Gru-

benhaus (dyngja) - sie stehen dem Zusammenhang nach abseits, gehören also nicht zum eigentlichen Wohnkomplex. Die Archäologie zeigt, daß im späten 9. und im 10. Jh. auf Island nur Langhäuser mit einem multifunktionalen Innenraum gebaut werden; Spuren leichter Holztrennwände deuten separate Zonen etwa zum Kochen an. Im Lauf des 10. Jhs. kommen dann Anbauten von Einzelräumen an der Hausrückseite dazu. Der Hauptwohnraum ist aber nicht unterteilt, eine Stube mit den typischen schmalen Seitenbänken und mit Eckfeuerstelle läßt sich in keinem Fall nachweisen 8 . Demnach beschreiben Isländersagas aller Gruppen nicht das Langhaus der Sagazeit, sondern eine Raumkonstellation, die den Bauverhältnissen seit dem 13. Jh. ähnelt. Dazu passen auch Szenen, aus denen hervorgeht, daß ein Stall an die Wohnräume angebaut ist; diese Grundrißlösung ist wenn auch bisher selten - für Gehöfte des späten 12. und des frühen 13. Jhs. belegt 9 . 8 9

Vergleiche etwa die Grundrisse von Isleifsstaöir [529] o d e r Hvitärholt PorarinsstaÖir [543], Laugar [532]. Siehe dazu S. 269f.

[528].

358

Ergebnis

Ein anderes Bild ergibt sich bei der Beschreibung der abseits liegenden Nebengebäude - hier zeigt der archäologische Befund, daß die Isländersagas Hofstrukturen der Wikingerzeit darstellen. Nur in dieser Zeitepoche fehlen Latrinen primär im Wohnbau ohne Anbauten, finden sich an einigen Fundorten Grubenhäuser 1 0 , einmal auch in der Funktion der Dampfbadstube, wie es in EYRBYGGJA SAGA (Kapitel 28) oder H E I D A R V I G A SAGA (Kapitel 4) beschrieben ist. Utikamarr und dyngja sind damit Raumtypen, die als besondere Anzeiger für altertümliche Wohnverhältnisse benutzt werden. In Sagas der Sturlungen-Kompilation der Zeit um 1300 fallen die Erwähnungen zahlreicher Räume neben Hauptwohnraum und Stube auf. Vorratsräume, oft das skyrbur mit den Sauermilchfässern, der Abtritt, die Dampfbadstube, auf großen Höfen eine weitere kleine Stube (litlustofa) oder ein Kellergelaß (kjallari) werden im Handlungsverlauf etlicher Episoden aufgezählt. Das Grubenhaus dagegen taucht beispielsweise nicht mehr auf. Dies läßt deutlich erkennen, daß nun ein anderer Haus- und Gehöfttyp beschrieben ist, wo mehrere Wohn- und Nutzräume unter einem Dach vereint sind, den Texten nach auch ein Stall. Diese Nennungen erlauben es jedoch nicht, unter den archäologisch untersuchten Gebäuden des Mittelalters eine Form zu finden, die den Sagazitaten der Gruppe 6 annähernd eindeutig entspricht. Sowohl der Typ mit rückwärtigen Anbauten 11 als auch das frühe Ganghaus 1 2 könnten auf die Beschreibungen passen - hier sei nochmals auf die Rekonstruktionsversuche von V A L T t R GUDMUNDSSON 1889 u n d R O U S S E L L 1941 verwiesen, die nach ein und derselben Sagaepisode einmal ein Gebäude des „Stöng-Typs", einmal des „Gröf-Typs" zeichneten 13 . Von der Raumanzahl her läßt sich also feststellen, daß Isländersagas und Sturlungensaga unterschiedliche Gebäude beschreiben - bzw. daß in der Isländersaga versucht wird, altertümliche Verhältnisse vorzugeben. Dazu paßt, daß in den Gruppen 1 bis 5 der Isländersagas immer wieder Bemerkungen eingeflochten werden, die den Eindruck des Vergangenen verstärken, etwa Hinwei-

10 HvMrholt [528], Grelutöttir [523]. 11 Beispielsweise Stätig [540], 12 Beispielsweise Gröf [524], 13 Siehe Tafel 88.

II. Das Haus in den Isländersagas und in der Sturlungensaga

359

se auf Gebäude, die früher an einem bestimmten Platz standen, oder auf abweichende Lebensgewohnheiten 14 . Für die Beschreibung von Innenräumen gelten diese Ergebnisse nicht. Wohl lassen sich nach Schilderungen in den Sagas etliche Raumtypen im gegrabenen Grundriß identifizieren, so etwa der Hauptwohnraum mit breiten Erhöhungen in den Seitenschiffen, z u m Teil auch mit einer Raumunterteilung und der Holztrennwand zum Eingangsbereich. Daneben ist die Stube mit schmalen Bänken an den Langseiten und einem breiteren Giebelpodest zu unterscheiden, ebenso der Sauermilch-Vorratsraum mit den Faßabdrücken. Doch ist dabei kein Unterschied zwischen Beschreibungen der Isländersagas und der Sturlungensaga zu konstatieren; allein aus der Schilderung der Innenräume ließe sich nicht erschließen, ob von einem Langhaus der Wikingerzeit oder von einem anderen, mittelalterlichen Haustyp gesprochen wird. Dieses Ergebnis bezieht sich auch auf die Nennungen von Konstruktionsdetails. Einzig nach Angaben in der Sagaliteratur ist es nicht möglich, Begriffen wie etwa pvertre oder brundss15 einen bestimmten Teil des Innengerüsts im Haus zuzuweisen. HÖRDUR ÄGLISTSSONS Arbeiten zeigen, daß zur Klärung dieser Fragen auf andere Schriftquellen bzw. auf Ergebnisse der volkskundlichen Hausforschung zurückgegriffen werden muß. Dies bedeutet, daß der bearbeitete Ausschnitt isländischer Sagaliteratur generell zur Identifizierung einzelner Räume im Grundriß dienen kann, sonst der Archäologie aber kaum wesentliches Material liefert. Umgekehrt jedoch ergibt sich, daß Archäologie und Literatur in etlichen Fällen ein übereinstimmendes Bild ergeben, wenn nicht Einzeldetails der Konstruktion, sondern gesamthaft die Anzahl und Kombination von Räumen spezieller Funktion im geschilderten Gehöft bewertet werden 16 . Sagazitate können vorsichtig unter Berücksichtigung der Tradierungsproblematik von Handschriftenquellen auch dazu beitragen, die Kenntnisse über die archäologisch teilweise nur lückenhaft belegte Hausentwicklung auf Island zu ergänzen. Als Beispiel sei nochmals das eldhus erwähnt, der separate Kochraum im Wohnkomplex, der archäologisch erst für die 1. Hälfte des 14. Jhs., in der Sturlungensaga schon für das 13. Jh. nachgewiesen ist. Dem Textkontext nach bezeichnet dieser Begriff hier einen anderen 14 Vor allem grett 14:38, 55:178, Πjot ll:240f, lax 47:145, eyr 26:66, harö 2:120. 15 Siehe S.307f. 16 Siehe S. 357.

360

Ergebnis

Raum als in den älteren Isländersagas der Gruppe 1 und 2, wo eldhüs zusammen mit eldahüs und skäli synonyme Benennungen des Hauptwohnraums sind. Innerhalb der Sturlungensaga dagegen bezeichnet eldhüs deutlich einen vom Hauptwohnraum separierten Bereich mit einer Herdstelle, dem Namen nach ein Küchenraum. Diese Funktionsunterteilung erinnert an den Grundriß des frühen Ganghauses von Gröf [524], wo erstmals für die 1. Hälfte des 14. Jhs. ein abgetrennter Kochraum belegt ist. Ein weiteres Beispiel ist die Badstube im Wohnkomplex, die ebenfalls literarisch bereits um 1300 Erwähnung findet, archäologisch bisher aber erst seit Mitte des 14. Jhs. belegt werden kann 17 . Vielleicht geben die vorgelegten Ergebnisse Anregung dazu, isländische Sagas nicht nur zeitgemäß unter den Gesichtspunkten literaturwissenschaftlicher oder soziologischer Fragestellungen zu behandeln, sondern vorsichtig und kritisch im interdisziplinären Vergleich auch verstärkt wieder als eine der Quellen zur wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Sachkultur Islands zu nutzen. Das hier vorgestellte Resultat querwissenschaftlicher Arbeit kann wiederum von der Sagaforschung aufgegriffen werden. Offenbar dienen die Hausbeschreibungen der Isländersaga, die sich von den Schilderungen der Sturlungen-Kompilation unterscheiden, bewußt dazu, den Eindruck einer Erzählung von vergangenen Ereignissen zu verstärken, dem Zuhörer die Verhältnisse der Vorzeit deutlicher vor Augen zu führen. Warum dabei aber gerade die Nebengebäude bzw. die Nebenräume in einem älteren, authentischeren Zustand geschildert werden als der Wohnkomplex selbst, läßt sich nicht beantworten. Eine mögliche Interpretation wäre, daß vielleicht versucht wird, toposartig die einfachen, wenn nicht gar primitiven Zustände einer vergangenen Zeit zu plakatieren. Es verwundert nicht, wenn dazu gerade die „Sanitäranlagen" als Indikatoren dienen. Von seiten der Sagaforschung können sowohl Fragen zur Rezeptionsgeschichte als auch Untersuchungen zur Verfasserintention im mittelalterlichen Island u. a. nach der hier vorgeführten Methodik beleuchtet werden.

17 Siehe S. 318.

Anhang

Zeittafel

Das skandinavische Chronologiesystem Neuzeit Mittelalter Wikingerzeit Vendelzeit Völkerwanderungszeit Jüngere Römische Eisenzeit Ältere Römische Eisenzeit Vorrömische Eisenzeit Jüngere Bronzezeit Ältere Bronzezeit Spätneolithikum Mittelneolithikum Frühneolithikum

ab 1500 1050-1500 800-1050 575-800 400-575 160-400 Zeiten wende-160 500-Zeitenwende 1000-500 1800-1000 2400-1800 2800-2400 4000-2800

Die Zeitgruppen der ausgewerteten Sagaliteratur 1 Isländersagas Gruppe 1 Umfaßt: Gruppe 2 Umfaßt: Gruppe 3 Umfaßt: Gruppe 4 Umfaßt: 1

ca. 1200-1230 HEID, FOST, KORM, HALL, BJARN, EIGLA ca. 1230-1280 VIGA, REVK, LJOS, VALLA, DROP, VAPN, GISLA, LAX, EYR, EIRIK, GRÖN, VATNS ca. 1270-1290 GUNN, HCENSA, BANDA, HRAFN, NJALA ca. 1300 HARD, HAVA, GULL, SVARF, GRETT, FLOA

Nach K. SCHIER 1970:38f, basierend auf SIGURDUR NORDAL. Zu den Abkürzungen siehe S. 365f.

364 Gruppe 5 Umfaßt:

Zeittafel 14. Jh. bis 1. Hälfte 16. Jh. FINN, t>ORD, KJAL, BARD, VIGLU, KROKA, FLJOT

Sturlungensaga Gruppe 6

ca. 1300

Umfaßt:

IORC, STURL, PRET, GUDMU, HSS, ISLEN, i>ORKA, SVINF, IORGS, ARONS

Abkürzungen Sagaliteratur arons banda barö bjarn drop eigla eirik eyr finn fljot floa fost gisla grett grön guömu gull gunn hall harö hava heiö hrafn hss hoensa islen kjal korm kroka lax ljos njala prest reyk sturl svarf svinf Jx>rö

Arons saga Hjgrleifssonar Bandamanna saga Bäröar saga Snaefellsass Bjarnar Saga Hitdcelakappa Droplaugarsona saga Egils saga Skallagrimssonar Eiriks saga rauöa Eybyggj 3 s a g a Finnboga saga ramma Fljotsdcela saga Floamanna saga Föstbroeöra saga Gisla saga Surssonar Grettis saga Asmundarsonar Groenlendinga saga Guömundar saga dyra Gull-boris saga Gunnlaugs saga ormstungu Hallfreöar saga vandraeöaskälds Haröar saga Grimkelssonar Hävaöar saga Isfiröings Heiöarviga saga Hrafnkels saga Freysgoöa Hrafns saga Sveinbjarnarsonar Hoensa f>0ris saga Islendinga saga Kjalnesinga saga Kormäks saga Kroka-Refs saga Laxdoela saga Ljosvetninga saga Njals saga Guömundar saga gööa (Prestssaga) Reykdoela saga Sturlu saga Svarfdoela saga Svinfellinga saga t>öröar saga hreöu

366 t>org t>orgs {jorka valla vapn vatns viga viglu

Abkürzungen t>orgils saga ok Hafliöa t>orgils saga skarda t>0röar saga kakala Valla-Ljots saga Väpnfiröinga saga Vatnsdcela saga Viga Glums saga Viglundar saga

Zeitschriften und Serien AA AaE AJ AL AmS Annaler ANOH AUD Antiq Arbok ArchJ AS AUD BAR BerRGK BMÄ BS BT CA CBA DLU FHH FMS FNFB FRAM Frofl FV GA GAJ GHM HIOUS HÄ IF JbRGZM JDA JMM

Acta Archaeologica Archaeology and Environment Antiquaries Journal Archaeologica Lundensia Arkeologisk museum Stavanger Annaler for Nordisk Oldkyndighed Aarbeger for Nordisk Oldkyndighed og Historie Arkaeologiske udgravninger i Danmark Antiquity Arbok hins Islenzka Fornleifafelags The Archaeological Journal Antikvariske Studier Arkaeologiske udgravninger i Danmark British Archaeological Reports Bericht der Römisch-Germanischen Kommission Bergens Museums Ärbok Bornholmske Samlinger Bebyggelsehistorisk Tidskrift Current Archaeology Council for British Archaeology Danmarks laengste udgravning Frä haug ok heiöni Frühmittelalterliche Studien Foreningen til norske fortidsmindesmaerkers bevaring Fra Ringkebing Amts Museer Froöskaparrit Fornvännen Gotländskt arkiv Glasgow Archaeological Journal Granlands Historiske Mindesmaerker Historisk Institut, Odense Universitet, Skrifter Härdsyssels Ärbog Islenzk Fornrit Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz Journal of Danish Archaeology Journal of Manx Museum

Abkürzungen KLNM KVHAA MA MIV MLUHM MoG MoM MS NA NAR NSt PCAS PMNHAS

367

Kulturhistorisk Leksikon for Nordisk Middelalder Kungliga Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien Medieval Archaeology Museerne i Viborg Amt Meddelanden frän Lunds universitetets historiska museum Meddelelser om Granland Mark og Montre Mediaeval Scandinavia Nationalmuseets Arbejdsmark Norwegian Archaeological Review Northern Studies Proceedings of the Cambridge Antiquarian Society Proceedings of Isle of Man Natural History and Antiquarian Society PopArk Populär Arkeologi PSAS Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland PZ Praehistorische Zeitschrift RAA och SHM Riksantikvarieämbetet och Statens Historiska Museer, Stockholm RGA Reallexikon der Germanischen Altertumskunde SAF Scottish Archaeological Forum SMÄ Stavanger Museum. Ärbok SMS Stavanger Museum. Skrifter sts Studien zur Sachsenforschung TMS Tromsö Museums Skrifter UBÄ Universitetet i Bergen. Ärbok UOÄ Universitetets Oldsaksamling. Ärbok UOS Universitetets Oldsaksamling. Skrifter UV Uppdrags verksa mhe ten VIMRÖ Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters ZfA Zeitschrift für Archäologie ÄSOM Arbog for Svendborg & Omegns Museum

368

Abkürzungen

Abkürzungsschlüssel der norwegischen und schwedischen Landschaftsbezeichnungen (zu Tafel 8) Aa Bk B1 Bu Da Dl Fm Gl Go Ha Hä Hj Hl Hm Ho Ji LI Mp Mr Nb Nk N1 Nt

Aust-Agder (Norwegen) Blekinge (Schweden) Bohuslän (Schweden) Buskerud (Norwegen) Dalarna (Schweden) Dalsland (Schweden) Finnmark (Norwegen) Gästrikland (Schweden) Gotland (Schweden) Halland (Schweden) Hälsingland (Schweden) Härjedalen (Schweden) Hadeland (Norwegen) Hedmark (Norwegen) Hordaland (Norwegen) Jämtland (Schweden) Lappland (Schweden) Medelpad (Schweden) Mere og Romsdal (Norwegen) Norrbotten (Schweden) Närke (Schweden) Nordland (Norwegen) Nord Trandelag (Norwegen)

°g Ol Ol Rk R1 Rm Sf Sk S1 Sm St Tm Tr U1 Va Vb Vf Vg Vm VI Al 0f

Östergötland (Schweden) Öland (Schweden) Oppland (Norwegen) Ringerike (Norwegen) Rogaland (Norwegen) Romerike (Norwegen) Sogn og Fjordane (Norwegen) Skäne (Schweden) Södermanland (Schweden) Smäland (Schweden) Sar Trandelag (Norwegen) Telemark (Norwegen) Troms (Norwegen) Uppland (Schweden) Vest-Agder (Norwegen) Västerbotten (Schweden) Vestfold (Norwegen) Västergötland (Schweden) Västmanland (Schweden) Värmland (Schweden) Ängermanland (Schweden) 0stfold (Norwegen)

Fundortkatalog Der Katalog umfaßt die im Text behandelten Fundorte. Er ist nach Ländern geordnet, die Fundorte erscheinen jeweils in alphabetischer Reihenfolge, nach skandinavischem System mit A, ä, se, 0 , 0 am Schluß, Ö wird wie d behandelt. Die Umlaute Ä, ä, Ö, ö, Ü, ü dagegen sind unter ae, oe, ue einsortiert. Die Veröffentlichungen zu jedem Fundort sind nach der behandelten Zeitstellung aufgegliedert. Bei den Verfasserangaben bezeichnen die ersten Nennungen jeweils die wichtigsten Publikationen zu einem Fundort. Isländische Verfasser sind dabei dem speziellen Namenssystem des Landes gemäß aufgeführt 1 . Frühneolithikum Mittelneolithikum Spätneolithikum Ältere Bronzezeit Jüngere Bronzezeit Vorrömische Eisenzeit Ältere Römische Eisenzeit Jüngere Römische Eisenzeit Völkerwanderungszeit Vendelzeit Wikingerzeit Mittelalter

Fnl Mnl Snl Äbz Jbz Vrez Ärez Jrez Vwz Vz Wz Ma

Dem skandinavischen Katalogisierungssystem gemäß ist neben der Landschaftsbezeichnung für Dänemark und Schweden das Kirchspiel (abgekürzt sn. 2 ), für Norwegen die Kommune angegeben. Für Großbritannien und den nordwest-atlantischen Raum wird nur Landschaft oder Insel verzeichnet.

1 2

Siehe Literaturverzeichnis. Dänisch sogn, schwedisch socken.

370

Fundortkatalog

Dänemark 1. 2.

3. 4. 5. 6. 7.

8.

9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

17.

18. 19.

Aggersborg, Aggersborg sn., Jütland Wz N0RGAARD et al. 1986, SCHULTZ 1949, ROESDAHL 1981, 1984, 1977b Aggersborg Dorf, Aggersborg sn., Jütland Wz ROESDAHL 1986, 1977b, 1981, O. OLSEN & SCHMIDT 1977, SCHULTZ 1949 Andersminde I, Ribe Domkirke sn., Jütland Ma STUMMANN HANSEN 1982 As Vig, As sn., Jütland Fnl DAVIDSEN 1978:151 Asä, Asä sn., Jütland Ma STEENSBERG 1952, 1974:69-70, 1953:383-385 Bannerup, Nr.Kirkeby sn., Lolland Jbz HEDEGAARD ANDERSEN 1983 Bellingegärd, Hejelse sn., Jütland Jrez TORNBJERG1985 Vwz TORNBJERG 1985 Bjerg, Nr. Omme sn., Jütland Jbz BECKER 1972b:14-16,1980:132-137,1982 Vrez BECKER 1980:132-137, 1982, 1983:12-14 Boldesager, Esbjerg, Jütland Ärez N. THOMSEN 1953 Borremose, Aars sn., Jütland Vrez J. MARTENS 1990, BR0NDSTED 1960:87-90 Borup, Gunderslev sn., Seeland Ma STEENSBERG 1983a/b, STEENSBERG et al. 1983 Breumbanke, Darum sn., Jütland Vrez BENCARD 1970 Braendekilde, Braendekilde sn., Fünen Äbz B. ANDERSEN et al. 1984:131 Bulagergärd, Verst sn., Jütland Ma ADAMSEN 1982, DLU:379-380 Byh0j/Hyllerup, St. Peders sn., Seeland Äbz J.-A. PEDERSEN 1987, DLU:184-186 Bytoften, Renninge sn., Fünen Wz J.A. JACOBSEN 1983:32-34, DLU:221-222 Ma GR0NGAARD JEPPESEN 1981:102 Baekke, Baekke sn., Jütland Jrez DLU:374 Ma SIEMEN 1987 Bagelund, Varpelev sn., Seeland Wz H. NIELSEN & TORNBJERG 1987, TORNBJERG 1988, 1990 Dalsh0j, Ibsker sn., Bomholm Vrez KLINDT-JENSEN 1957:32-43 Ärez KLINDT-JENSEN 1957:26-32 Vwz KLINDT-JENSEN 1957:17-18, 185-208

Dänemark 20.

21. 22. 23. 24.

25. 26. 27.

28. 29. 30. 31. 32. 33. 34.

35.

36.

37.

38.

Dankirke, V. Vedsted sn., Jütland Vrez E. THORVILDSEN 1972, H.J. HANSEN 1990 Ärez E. THORVILDSEN 1972, H.J. HANSEN 1990 Jrez E. THORVILDSEN 1972, H.J. HANSEN 1990 Vwz E. THORVILDSEN 1972, H.J. HANSEN 1990 Dejrup, Ovtrup sn., Jütland Vrez S. NIELSEN 1978 Diverhaj, Lyngby sn., Jütland Snl ASINGH 1988, ASINGH & BOAS 1987 Dorthealund, S. Stenderup sn., Jütland Vz DAVIDSEN 1975 Drengsted, Dostrup sn., Jütland Vrez BECKER 1982:68, VOSS 1976:70 Vwz VOSS 1976 Egehej, Hemmed sn., Jütland Äbz BOAS 1983, 1980 Endebjerg, Besser sn., Samse Vz ADAMSEN1989 Enderup, Hviding sn., Jütland Jrez S. JENSEN 1980 Vwz S. JENSEN 1980 Engeistrup, Vindblaes sn., Jütland Ärez HATT 1938:231-237 Enggärd Vest, Herborg sn., Jütland Wz ROSTHOLM 1988 Esbjerg/Skanderborgvej, Jütland Vwz VORTING1973 Faarup, Ladderup sn., Mors, Jütland Wz S. NIELSEN 1977 Farre, Give sn., Jütland Jrez K. THORVILDSEN 1951 Foulum, Tjele sn., Jütland Vwz A.-E. JENSEN & WILLEMOES 1982 Fragtrup, Färse sn., Jütland Jbz DRAIBY 1985:138-157, BECKER 1972b:7-8, 1968a:88, J. JENSEN 1971 Fredbjerg, Farsa sn., Jütland Vrez S. JENSEN 1981 Ärez S. JENSEN 1981 Fredsa, Ledderup sn., Mors Jrez HATT 1930 Vwz HATT 1930 Fyrkat, Nr. Onsild sn., Jütland Wz O. OLSEN & SCHMIDT 1977, H. SCHMIDT 1985, 1981, O. OLSEN 1968 Gadegärd, Poulsker sn., Bornholm Wz VENSILD1975

371

372 39.

40.

41. 42. 43.

44. 45.

46.

47. 48.

49. 50. 51. 52. 53. 54. 55.

Fundortkatalog Gammelby-Esbjerg, Jerne sn., Jütland Vz VORTING 1972a/b Wz VORTING 1972a/b Ginderup/Ginnerup, Heltborg sn., Jütland Ärez HATT 1935a, 1937, KJ/ER 1925,1930,1928 Jrez HATT 1935a, 1937, KJ/ER 1925,1930,1928 Gl. Hviding, Vr. Vedsted sn., Jütland Wz S. JENSEN 1987c/a/b, 1988b Gl. Lejre, Allerslev sn., Seeland Wz T. CHRISTENSEN 1987b, S0RENSEN 1982 Gradbygärd, Äker sn., Bornholm Fnl F.O. NIELSEN 1986 Mnl KEMPFNER-J0RGENSEN & WATT 1985, F.O. NIELSEN & NIELSEN & WATT 1988, 1985, KEMPFNER- J0RGENSEN & WATT 1987, F.O. NIELSEN 1986 Jbz F.O. NIELSEN 1986 Granbjerg Skole, Nr. Omme sn., Jütland Vrez BECKER 1981a, L.C. NIELSEN 1982b, 1984 Granhedens Mark, Volstrup sn., Jütland Vrez FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, FRIIS 1964 Ärez FRIIS & LYSDAHL-JENSEN 1967, FRIIS 1964 Grantoft, Nr. Omme sn., Jütland Jbz BECKER 1969,1972a, 1980:137-139,1976b, HATT 1957 Vrez BECKER 1966a/b, 1969,1968a, 1972a, 1980:137-139,1976b, HATT 1957 Grenvang, Solbjerg sn., Mors Vrez HATT 1928:219-236 Gudme, G u d m e sn., Fünen Jrez Gudme I/IV, V: VANG PETERSEN 1985, 1987, KROMANN BALLING & VANG PETERSEN 1985 Gudme III/Staerkaervej: VANG PETERSEN 1987, 1988b Vwz Gudme I/IV, V: VANG PETERSEN 1985, 1987, KROMANN BALLING & VANG PETERSEN 1985 Gudme II: VANG PETERSEN 1988a Gudme III/Staerkaervej: VANG PETERSEN 1987, 1988b Gug, Sr. Trander sn., Jütland Snl BR0NDSTED 1957:311-312 Gärslev, Tarm sn., Jütland Ärez S. HVASS 1988a:62-63 Garding Hede, Gerding sn., Jütland Vrez H. ANDERSEN 1951 Hampegärd, Gundslev sn., Falster Ma I. HANSEN 1983 Hedegärd, Ejstrup sn., Jütland Vrez DLU 1987:383-384, O. MADSEN 1987 Hejninge, Hejninge sn., Seeland Ma STEENSBERG 1986, 1953:376-382 Hejrhej, Thisted sn., Jütland Jrez M. MIKKELSEN 1990

Dänemark 56.

57. 58. 59.

60, 61.

62.

63. 64. 65.

66.

67.

68.

69.

70.

71.

72.

373

Heltborg, Heltborg sn., Jütland Jbz BECH 1984:42-43 Vrez BECH 1985, 1984 Ärez BECH 1984 Jrez BECH 1984 Hemmed Kirke, Hemmed sn., Jütland Äbz BOAS 1988 Hemmed Kaer, Hemmed sn., Jütland Äbz BOAS 1980:119 Herrup, Sevel sn., Jütland Wz SKOV1979 Hessel, Hesselager sn., Jütland Vwz S. HVASS 1985a:190-194, 1975c Hesselagergärd, Hesselager sn., Jütland Vrez S. HVASS 1985a:187-189, 1975b Ärez S. HVASS 1985a:187-189, 1975b Hjemsted Bänke, Skaerbaek sn., Jütland Vrez ETHELBERG 1988, 1990b Jrez ETHELBERG 1988, 1990b Vwz ETHELBERG 1988, 1990b Hodde, Hodde sn., Jütland Vrez S. HVASS 1985a, 1976a, 1973, 1975a, 1977b Ärez S. HVASS 1985a, 1976a, 1975a, 1982a Hovergärde, Hover sn., Jütland Jbz J. JENSEN 1971, BECKER 1972b:6f Hurup, Hurup sn., Jütland Ärez KANN RASMUSSEN 1968, MORTENSEN 1966, SALEWICZ 1976 Hvolris, Hersom sn., Jütland Mnl SEEBERG 1969 Vrez SEEBERG 1969 Hegsbro, Hviding sn., Jütland Jrez S. JENSEN 1980 Vwz S. JENSEN 1980 Hejgärd, Gram sn., Jütland Snl ETHELBERG 1986, 1987 Äbz ETHELBERG 1987, 1986, 1990a Hajme, Sanderum sn., Fünen Jrez JACOBSEN et al. 1985 Vwz JACOBSEN et al. 1985 Hajris, Nr. Omme sn., Jütland Ärez L.C. NIELSEN 1984 Vwz L.C. NIELSEN 1984 Jegstrup, Dommerby sn., Jütland jbz DAVIDSEN 1982, 1981 Wz P. MIKKELSEN 1987:56-58 Jegstrup, Ravnstrup sn., Jütland Vrez DLU 1987:283-284

37 73. 74,

75. 76. 77. 78. 79, 80. 81.

82. 83. 84.

85. 86.

87. 88.

89. 90. 91.

Fundortkatalog Jelling, Jelling sn., Jütland Ärez MIKKELSEN 1988, S. HVASS 1988a:62-64 Jernkaer, Ribe Domkirke s n v Jütland Wz P.K. MADSEN & PETERSEN 1983 Ma P.K. MADSEN & PETERSEN 1983 Jersie Strand, Jersie sn., Seeland Vwz TORNBJERG 1982 Kildedal, Heisinge sn., Seeland Jbz HEDEGAARD ANDERSEN 1988 Kjaersing, Bryndum sn., Jütland Ärez Ν. THOMSEN 1953, 1961, Η. CHRISTIANSEN 1985 Klegod, Holmsland Klit sn., Jütland Vrez AARUP JENSEN 1987,1974 Kraghede, Branderslev sn., Jütland Vrez HATT 1928:254, KLINDT-JENSEN 1950 Krogstrupgärd, Snejbjerg sn., Jütland Vrez ROSTHOLM 1986:54-55 Krusegärd, Poulsker sn., Bornholm Jrez VENSILD 1974 Vwz VENSILD 1974 Ma VENSILD 1975 Kaergärd, Αι sn., Jütland Ma VEJB/EK 1984 Kaerholm, Nr. O m m e sn., Jütland Jbz BECKER 1972b:12-13 Kaerup, Benlase sn., Seeland Jrez SIEMEN 1984 Ma SIEMEN 1984 Lille Bavn/Vorbasse, Vorbasse sn., Jütland Jbz S. HVASS 1983:127 Limensgärd, Äker sn., Bornholm Mnl F.O. NIELSEN & NIELSEN 1985:102-107, F.O. NIELSEN & NIELSEN & WATT 1985, F.O. NIELSEN & NIELSEN 1987, 1986a/b Snl F.O. NIELSEN & NIELSEN 1985:107-111, F.O. NIELSEN & NIELSEN & WATT 1985, F.O. NIELSEN & NIELSEN 1987, 1986a/b Lindebjerg, Skovby sn., Fünen Abz J ^ G E R & LAURSEN 1983, 1984 Lindegärdens Mark, Sem sn., Jütland Snl O.A. SCHMIDT & STERUM 1987 Lindholm Haje, Lindholm sn., Jütland Wz RAMSKOU 1958, 1956, 1954, MARSEEN 1959 Lundager, Lunde sn., Jütland Vrez KRISTENSEN 1936 Lundeborg I, Fünen Jrez P.O. THOMSEN 1 9 8 7 a / b , 1 9 8 8 a / b

Dänemark 92. 93. 94. 95. 96. 97.

98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111.

Lundsgärd, Äsum sn., Fünen Ärez ALBRECTSEN1946 Jrez ALBRECTSEN 1946, J.A. JACOBSEN 1987 Lusehej, Flemlese sn., Fünen Abz THRANE 1984, J.-A. PEDERSEN 1987:174 Lynggärd, Teidse sn., Mors Vrez BUGGE VEGGER 1987 Lenhajvej/Tarm, Egvads sn., Jütland Ärez EGEBERG HANSEN 1985,1987a Malle Degnegärd, Malle sn., Jütland Vrez HATT 1938:252-260, J.N. NIELSEN 1981, J. LUND & NIELSEN 1984:68-70 Malle Hedegärd, Ranum sn., Jütland Vrez HATT 1938:237-252 Ärez HATT 1938:252-260, J.N. NIELSEN 1981, J. LUND & NIELSEN 1984:68-70 Margrethehäb II, Roskilde, Seeland Ma T. CHRISTENSEN 1990, 1987a Mariesminde, Vestervig sn., Jütland Ärez HATT 1961,1937 Moesgärd, Vindinge sn., Seeland Wz T. CHRISTENSEN 1983 Moesgärd Golfbane, Vindinge sn., Seeland Vrez JEPPESEN1985 Myrhej, Strandby sn., Jütland Snl AARUP JENSEN 1973, 1984 Myrthue, Hostrup sn., Jütland Ärez N. THOMSEN 1965 Molleparken, Lagumkloster sn., Jütland Jrez WULFF ANDERSEN & RIECK 1984 Vwz WULFF ANDERSEN & RIECK 1984 M0rup, Nerup sn., Jütland Vwz MIKKELSEN 1987, DLU:354-357 Vz DLU:356-357 Nr. Borris, Nr. Borris sn., Jütland Snl J. SIMONSEN 1986 Nr. Farup, Farup sn., Jütland Vrez ASINGH & JENSEN 1983 Ma P.K. MADSEN 1985 Nybro, Janderup sn., Jütland Jbz J. NIELSEN & MIKKELSEN 1985 Vrez J. NIELSEN & MIKKELSEN 1985 Nygärd, Vester Hassing sn., Jütland Vwz BIRKEDAHL 1988b Nykaer 0 s t , Herning sn., Jütland Vrez ROSTHOLM 1986:47-48 Nadskov Hede, Lomborg sn., Jütland Μa STEENSBERC 1952:259-283, 1953:375-376

375

376 112. 113.

114. 115.

116.

117.

118. 119.

120. 121. 122.

123. 124. 125. 126. 127. 128. 129.

Fundortkatalog Nerhä, Nerhä sn., Jütland Ärez J.N. NIELSEN 1972 Norre Fjand, Sr. Nissum sn., Jütland Vrez HATT 1957,1940 Ärez ΗΑΓΓ 1957,1940 N0rre Radklit, Nysogn sn., Jütland Ärez HATT 1954 N0rre Snede, N. Snede sn., Jütland Jrez EGEBERG HANSEN 1988, 1982a, 1983, 1987b Vwz EGEBERG HANSEN 1988, 1982a/b, 1983, 1980, 1987b Vz EGEBERG HANSEN 1988, 1987b Omgärd, Nr. Omme sn., Jütland Jrez L.C. NIELSEN 1984 Vwz L.C. NIELSEN 1982b/c Vz L.C. NIELSEN 1980:176-180 Wz L.C. NIELSEN 1980, 1977a, 1976 Omgärd-Sig, Nr. Omme sn., Jütland Jbz L.C. NIELSEN 1982b, 1984 Vrez L.C. NIELSEN 1982b/a, 1984 Ornehus, St. Heddinge sn., Seeland Mnl BUUS ERIKSEN 1988 Ottestrup 1, 2, Ottestrup sn., Seeland Wz HOLM & NIELSEN 1984, AXBOE 1983 Ma HOLM & NIELSEN 1984, AXBOE 1983 Overbygärd, V. Hassing sn., Jütland Ärez J. LUND 1977, 1975, 1979 Oxbcil, Al sn., Jütland Vwz HATT 1959 Pebringe II, III, Karise sn., Seeland Ma STEENSBERG 1952, LUDVIGSEN & STEENSBERG 1941 STEENSBERG 1953:382-383 Poghej, Jütland Ma MEJDAHL1987 Povlstrupgärd, Suldrup sn., Jütland Äbz BIRKEDAHL 1988a, DLU:261-262 Priorslekke, Horsens, Jütland Ärez KAUL 1985c, KAUL & NIELSEN 1984 Praestestien/Hjerting, Jütland Ma SIEMEN 1987 Ragnesminde, Br0ndbyvester sn., Seeland Vz MAHLER 1985 Ristoft, Torsted sn., Jütland Jbz BECKER 1968a, 1972b Roborg, Tjaereborg sn., Jütland Vrez N. THOMSEN 1968:5-9

Dänemark 130.

131 132, 133.

134.

135,

136 137. 138, 139, 140, 141, 142,

143. 144, 145.

146. 147.

148.

Runegärd, Äker s n v Bornholm Mnl J0RGENSEN & WATT 1985 Ärez WATT 1980, 1983, 1988a/b Jrez WATT 1980, 1988a/b Wz WATT 1983, 1982, 1988a/b Rajle Mose, Strib-Rejleskov sn., Fünen Äbz JA·GER & LAURSEN 1983, 1984 Sarup, Härby sn., Fünen Vrez N.H. ANDERSEN 1984, BECKER 1982:68 Sejlflod-Tofthaj, Sejlflod sn., Jütland Vrez J.N. NIELSEN 1980, 1982a, 1987 Ärez J.N. NIELSEN 1980, 1987, 1979 Vwz J.N. NIELSEN 1982b, 1987 Selager, Al sn., Jütland Vrez KNUDSEN 1987, KNUDSEN & RINDEL 1989 Ärez KNUDSEN 1987, KNUDSEN & RINDEL 1989 Sellebjerg, Birkende sn., Fünen Jrez JACOBSEN et al. 1985 Vwz JACOBSEN et al. 1985 Sig, Nr. Omme sn., Jütland Vrez L.C. NIELSEN 1982b/a, 1984 Sig, Torstrup sn., Jütland Ma H. CHRISTIANSEN 1987, SIEMEN 1987 Sjaelborg, Hostrup sn., Jütland Ärez N. THOMSEN 1959, 1957 Skamlebaek, Färevejle sn., Seeland Jbz LOMBORG 1977, 1979, 1980 Skeigärden, Lisbjerg sn., Jütland Wz JEPPESEN & MADSEN 1989 Ma JEPPESEN & MADSEN 1989 Skinderup, Ulbjerg sn., Jütland Jbz DLU:297-298 Skonager, Naesbjerg sn., Jütland Vwz SIEMEN 1985 Vz SIEMEN 1985 Skraeppekaergärd, Saeby sn., Seeland Fnl KAUL 1990, 1988 Skärup, Sjarring sn., Jütland Vrez HAACK OLSEN & OLESEN 1982, HELLES OLESEN 1982 Skerbaek Hede, Ejdrup sn., Jütland Vrez HATT 1938:119-166 Ärez HATT 1938:119-166 Solbjerg, Solbjerg sn., Jütland Snl E. JOHANSEN 1986 Sorte Muld, Ibsker sn., Bofnholm Jrez KLINDT-JENSEN 1957:18-26, 175-185 Vwz KLINDT-JENSEN 1957:18-26, 175-185 Spangsbjerg, Jerne sn., Jütland Vrez N. THOMSEN 1968:9-12

377

378 149, 150. 151. 152 153. 154. 155, 156. 157. 158. 159. 160.

161.

162.

163. 164. 165. 166. 167. 168.

Fundortkatalog Spjald, Bregning sn., Jutland Jbz BECKER 1972c, 1980:130-132, 1972b:8-12 Staurby, Vejlby sn., Fünen Ärez JACOBSEN 1983:27-29 Stavad, Tise sn., Jütland Jrez DEHN 1982 Vwz DEHN 1982 Stendis A, Ryde sn., Jütland Snl SKOV 1982, 1978 Store Valby 1, 17, St. Mikkels landsn., Seeland Ma STEENSBERG & 0STERGAARD CHRISTENSEN 1974 Stllmosegärd, Vindinge sn., Seeland Ärez T. CHRISTENSEN 1983 Saedding, Guldager sn., Jütland Wz STOUMANN 1980,1977, 1979 Tangen, Tjaereborg sn., Jütland Ma SIEMEN 1987, STERUM 1976 Tastum, Kobberup sn., Jütland Snl J. SIMONSEN 1983 Tiendegärden, Lillevorde/Gudum sn., Jütland Arez J.N. NIELSEN 1979 Tofteparken, Aars sn., Jütland Äbz M. HANSEN 1986 Tolstrup, Aars sn., Jütland Vrez HATT 1928:236-253, 1938:227-231, 1937, M. HANSEN 1982, M. HANSEN & ÄBO J0RGENSEN 1987 Ärez HATT 1928:236-253, 1938:227-231, 1937, M. HANSEN 1982, M. HANSEN & ÄBO J0RGENSEN 1987 Torstorp Nerreby, Haje Tastrup sn., Seeland Vrez R0NNE 1987, 1986 Jrez R0NNE 1987, 1986 Vwz R0NNE 1987, 1986 Vz R0NNE 1987, 1986 Trabjerg, Borbjerg sn., Jütland Wz BENDER J0RGENSEN & SKOV 1980, 1979a/b, SKOV 1973 Trappendal, Hejls sn., Jütland Äbz BOYSEN & ANDERSEN 1983, 1981a/b Trelleborg, Hejninge sn., Seeland Wz N0RLUND 1948, 1938, O. OLSEN 1965, 1968, SCHULTZ 1942, H. SCHMIDT 1973 Troldtoft, Vind sn., Jütland Vrez HATT 1935b Traelborg, Verst sn., Jütland Vwz VOSS 1957 Tved, Tved sn., Fünen Ärez P.O. THOMSEN 1983 Täbal, Vestervig sn., Jütland Ärez BECH 1984:56

Dänemark 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176.

177. 178.

179. 180.

181,

182.

379

Uglegärden, Lillevorde sn., Jutland Ärez J.N. NIELSEN 1979 Ullits Mark, Ullits sn., Jütland Ärez ÄBO J0RGENSEN & KLINGENBERG 1988 Vadgärd, Naesborg sn., Jütland Äbz LOMBORG 1976, 1973, 1979, 1980 Vallensbaek, Vallensbaek sn., Seeland Wz KAUL 1985a/b, 1987 Vangeledgärd, Stenlese sn., Fünen Vrez FYNS STIFTSMUSEUM 1984 Vejlby, Vejlby sn., Jütland Äbz JEPPESEN1984 Veldbaek 0 s t , Jütland Ma SIEMEN 1987 Vestervig, Vestervig sn., Jütland Vrez H. ANDERSEN & VOSS 1963, VEB/EK 1988,1976, HATT 1937 Ärez H. ANDERSEN & VOSS 1963, VEB/EK 1988, 1976, HATT 1937 Jrez VEB/EK 1988, 1976, H. ANDERSEN & VOSS 1963, HATT 1937 Vwz VEB/EK 1988, H. ANDERSEN & VOSS 1963 Viborg, Jütland Wz LEVIN NIELSEN 1969 Vilslev, Vilslev sn., Jütland Wz S. JENSEN 1987c/b, 1988a Ma S. JENSEN 1987c/b, 1988a Vognsbol, Jerne sn., Jütland Ärez N.THOMSEN 1953 Vognsb0l/Spangsbjerg Kirkevej, Esbjerg sn., Jütland Jrez STOUMANN1982 Vwz STOUMANN 1982 Wz STOUMANN 1982 Vorbasse, Vorbasse sn., Jütland Snl S. HVASS 1978, 1986 Ärez S. HVASS 1983, 1979 b / c / d , 1977b, 1984a Jrez S. HVASS 1983, 1980b, 1976b, 1 9 7 9 c / d / b , 1977b, 1987c, 1984a Vwz S. HVASS 1979a, 1979c, 1976b, 1980b, 1983, 1987c, 1984a, 1988b Vz S. HVASS 1988b Wz S. HVASS 1980a, 1985b, 1983, 1984b/a, 1987c, 1976b, 1979c/b/d, 1987a/b, 1977a Ma KIEFFER-OLSEN 1987, S. HVASS 1985b, 1979c, KIEFFER-OLSEN & HVASS 1987, S. HVASS 1987a:538-539, 1987c Vorgod, Vorgod sn., Jütland Snl ROSTHOLM 1986:55-56

380 183.

184. 185. 186. 187. 188.

Fundortkatalog Älestrup, 0sterb0lle sn., Jütland Vrez IVERSEN1982 Ärez IVERSEN 1982 Astrup II, Astrup sn., Fünen Ma GR0NCAARD JEPPESEN 1983, 1982 0 . Hassing, 0 . Hassing sn., Jütland Mnl E. JOHANSEN 1975 0 s t e r Lern Hede, Sr. Lem sn., Jütland Vrez HATT 1949:92-108 0 s t e r Nibstrup, Branderslev sn., Jütland Snl KJER MICHAELSEN 1989, 1987, 1988 0sterb0lle, 0sterbolle sn., Jütland Ärez HATT 1938:166-216, BR0NDSTED 1960:125-128

Norwegen 189. 190. 191.

192. 193.

194.

195.

196. 197.

Arstad, Beiarn, Nordland Wz STAMS0 MUNCH 1983, 1973 Augland, Kristiansand, Vest-Agder Jrez ROLFSEN 1984:125, 1980 Auglend, Bjerkreim, Rogaland Jrez PETERSEN 1933:31-38, MYHRE 1980:279-282 Vwz PETERSEN 1933:31-38, MYHRE 1980:279-282 Bertnem, Overhalla, Nord Trandelag Jrez FARBREGD 1980 Birkeland, Eigersund, Rogaland Jrez PETERSEN 1933:5-16, MYHRE 1980:268-271 Vwz PETERSEN 1933:5-16 Ma PETERSEN 1933:5-16, MYHRE 1980:339-342 Birkelandstelen, Bjerkreim, Rogaland Wz PETERSEN 1936:71-80, MYHRE 1980:347-348 Ma Birkelandst0len/St0lsletten: PETERSEN 1936:71-80, MYHRE 1980:347-348 Borg, V e s t v l g e y , Nordland Vwz STAMS0 MUNCH et al. 1986, 1987, STAMS0 MUNCH & JOHANSEN 1988a/b, O.S. JOHANSEN et al. 1983, 1986, LARSSEN et al. 1984, 1987 Vz STAMS0 MUNCH & JOHANSEN 1988a/b, O.S. JOHANSEN et al. 1983,1986, LARSSEN et al. 1984 Wz STAMS0 MUNCH et al. 1987, STAMS0 MUNCH & JOHANSEN 1988a/b, O.S. JOHANSEN et al. 1983, 1986, LARSSEN et al. 1984, O.S. JOHANSEN 1989 Breimyr, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:5-7 Bremsholmen, Kvalay, Troms Jrez VORREN 1988

Norwegen 198

199

200.

201,

202,

203, 204,

205. 206.

207.

208.

209.

210.

381

B0, Steigen, Nordland Ärez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:34-38, O.S. JOHANSEN 1980:89, MOLTU 1983, P. SIMONSEN 1970:63 Jrez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:34-38, O.S. JOHANSEN 1980:89, P. SIMONSEN 1970:63, MOLTU 1983 Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:34-38, O.S. JOHANSEN 1980:89, P. SIMONSEN 1970:63, MOLTU 1983 Bestad, Borge, Vestvägay, Nordland Jrez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-46, O.S. JOHANSEN 1974:108-109, 1977:32-34, 1979:99-100 Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-46, O.S. JOHANSEN 1974:108-109, 1977:32-34, 1979:99-100 Vz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-46, O.S. JOHANSEN 1974:108-109,1979:99-100, 1977:32-34 Wz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-46, O.S. JOHANSEN 1974:108-109, 1979:99-100, 1977:32-34 Dysjane, Klepp, Rogaland Ärez PETERSEN 1936:68-69 Jrez PETERSEN 1936:68-69 Espeland, Sandnes, Rogaland Jrez ESPEDAL 1967, MYHRE 1980:309-313 Vwz ESPED AL 1966, MYHRE 1980:309-313 Flakstad, Nordland Vwz SANDMO1985 Flesje/Sula, Älesund, M0re og Romsdal Vwz Β0Ε1926 Forsandmoen, Forsand, Rogaland Jbz L0KEN1986 Vrez L0KEN 1987a, 1986 Ärez L0KEN 1988a, 1987a, 1988b Jrez L0KEN 1987a, 1988a, 1983,1986, 1982, 1984b Vwz L0KEN 1987a, 1988a, 1983, 1982, 1984b/a Fosse, Time, Rogaland Vwz EGEWES LUND 1940:36-40 Vz EGEN/ES LUND 1940:36-40 Gilberg, Lillehammer, Oppland Ma GRIEG 1938, 1937:106 Gjerland, Farde, Sogn og Fjordane Jrez MYHRE 1973a, 1975b:243-244 Vwz MYHRE 1973a, 1975b:243-244 Greftegrev, Jevnaker, Oppland Vwz ROLFSEN 1984:131 Greipstad, Kvaloy, Tromse, Troms Jrez STORM MUNCH 1965, STAMS0 MUNCH 1973:268-270, O.S.JOHANSEN 1979:98-99 Vwz STORM MUNCH 1965, STAMS0 MUNCH 1973:268-270, O.S.JOHANSEN 1979:98-99 Grunnfarnes, Torsken, Troms Vwz STAMS0 MUNCH 1965, 1973:270-271

382 211. 212. 213. 214. 215. 216. 217. 218. 219. 220. 221. 222.

223.

224. 225. 226. 227. 228.

229.

230. 231. 232.

Fundortkatalog Gradeim, Time, Rogaland Wz EGEN/ES LUND 1940:40-42, MYHRE 1980:352-354 Granevoll av Vaula, Mosteray, Rennesey, Rogaland Vwz PETERSEN 1952b:24-26, MYHRE 1980:303-309 Grev seter, Valdres, Oppland Vwz HELMEN 1949 Hanaland, Time, Rogaland Ma PETERSEN 1936:81-86, MYHRE 1980:348-350 Hatlebrekke, Sande, Mere og Romsdal Äbz G. GJESSING 1945:156f Helganeset, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:3-5 Hellarvikjae I, Traena, Nordland Vrez G. GJESSING 1943, 1945:154f Hodnefjell, Mosteray, Rennesey, Rogaland Vwz MYHRE 1980:313-315 Hofsey, Traney, Troms Ärez O.S. JOHANSEN 1979:104 Hovden, Vinje, Telemark Ma MARTENS 1973:33-52, 1976, 1972, MYHRE 1980:331-332 Häbakken, Klepp, Rogaland Jbz HEMDORFF 1987 H l l a n d , Hjelmeland, Rogaland Jrez PETERSEN 1944b Vwz PETERSEN 1944b Hävodl, Time, Rogaland Vrez PETERSEN 1936:59-70, HAAVALDSEN 1988, 1986 Ärez PETERSEN 1936:59-70, HAAVALDSEN 1988 Jrez PETERSEN 1936:59-70, HAAVALDSEN 1988 Hennland, Eigersund, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:19-21 Heybeen, Fjell, Hordaland Ma RANDERS 1978, 1981, 1982, KALAND 1987 Heyland, Sandnes, Rogaland Jrez EGEN/ES LUND 1937 Kalvestad, Älesund, Mere og Romsdal Vwz LIND0E1931 Kaupang, Tjelling, Vestfold Wz TOLLNES 1969, BLINDHEIM 1975, TOLLNES 1971, BLINDHEIM & TOLLNES 1976 Klauhau(g)ane, Hä, Rogaland Ärez M0LLEROP 1971:155-159 Jrez M0LLEROP 1971:155-159 Klovningneset, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:19-20 Knutstad, Farsund, Vest-Agder Vwz GRIEG 1934:7-20 Koltedal, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:11-13

Norwegen 233.

234. 235. 236.

237.

238. 239. 240. 241. 242.

243. 244. 245. 246. 247. 248.

383

Krägeland, Bjerkreim, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:23-31, MYHRE 1980:274-279 Wz PETERSEN 1933:23-31, MYHRE 1980:343-344 PETERSEN 1933:23-31, MYHRE 1980:343-344 Ma Langset, Follebu, Oppland GRIEG 1938, 1937 Wz Leigvang, Sandnes, Rogaland Vwz MYHRE 1980:316-319 Leikenga-Tjetta, Tjatta, Nordland Jrez WIK 1983a/b, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43, O.S. JOHANSEN 1980:190 Vwz WIK 1983a/b, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43, O.S. JOHANSEN 1980:190 Vz WIK 1983a/b, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43, O.S.JOHANSEN 1980:190 Wz WIK 1983a/b, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43, O.S. JOHANSEN 1980:190 Leknes, Vestvägay, Nordland Arez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:38-42 Jrez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:38-42, P. SIMONSEN 1970:72-74 Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:38-42, P. SIMONSEN 1970:72-74 Leksaren, Hä, Rogaland Jrez PETERSEN 1938 Vwz PETERSEN 1938 Liknes, Bjerkreim, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:55-56 Liland, Vestvägay, Nordland Vz O.S. JOHANSEN 1977:32, 1974:108 Lurekalven, Raday, Hordaland Ma KALAND 1979,1987 Lyngaland, Time, Rogaland Jrez PETERSEN 1936:37-58, 92-95, MYHRE 1980:291-297 Vwz PETERSEN 1936:37-58, 92-95, MYHRE 1980:291-297 Läkabe, Sandeid, Hordaland Ma PETERSEN 1939B, LILLEHAMMER 1975, MYHRE 1980:358 Labrekk, Strand, Rogaland Äbz L0KEN 1987b Mj0lhus, Hä, Rogaland Vrez SKJ0LSVOLD 1970b, 1960a, MYHRE 1980:111 Mj0lvik, Sandeya, Troms0, Troms Ma P. SIMONSEN 1956, STAMS0 MUNCH 1976 Modvo, Sogndal, Sogn og Fjordane Vwz BAKKA 1976b Mögen, Rauland, Telemark Vwz MARTENS 1973, 1976, 1972

384 249.

250.

251. 252.

253. 254.

255. 256. 257. 258.

259.

260. 261. 262. 263. 264. 265.

Fundortkatalog Moland, Vestvägay, Nordland Jrez O.S. JOHANSEN 1979:101-102, 1977:34 Vwz O.S. JOHANSEN 1979:101-102, 1977:34 Vz O.S. JOHANSEN 1979:101-102, 1977:34, 1974:110-111 Wz O.S. JOHANSEN 1979:101-102, 1977:34, 1974:110-111 Mosetet, Overhalla, Nord Trandelag Wz M0LLENHUS 1975 Ma M0LLENHUS 1975 Muräne, Talgje, Finruay, Rogaland Vwz PETERSEN 1946, MYHRE 1980:301-302 Mäkskitmyro, Utsira, Rogaland Vz PETERSEN 1936:23-25, MYHRE 1980:350-351 Wz PETERSEN 1936:23-25, MYHRE 1980:350-351 Nestangen, Hä, Rogaland Jbz SKJ0LSVOLD 1970a:40-41, 1961 Nordberg, Farsund, Vest-Agder Jrez GRIEG 1934:40-46 Vwz GRIEG 1934:40-46 Nordre Valldalseter, Odda, Hordaland Ma MARTENS 1973:19-33, 1976, MYHRE 1980:328-331 Nygärd/Hovland, Fäberg, Oppland Wz GRIEG 1938, 1937 Nyset-Steggje, Ärdal, Sogn og Fjordane Vwz BJ0RGO 1986 Oddernes kirke, Kristiansand, Vest-Agder Ärez ROLFSEN 1976, 1980 Jrez ROLFSEN 1976, 1980 Oma, Time, Rogaland Wz PETERSEN 1933:66-68, MYHRE 1980:345-347 Ma PETERSEN 1933:66-68, MYHRE 1980:345-347 Opstad, Tune, 0stfold Vrez L0KEN 1978:154-158 Penne, Farsund, Vest-Agder Jrez GRIEG 1934:52-57, MYHRE 1980:98-102 Rapstad, Eigersund, Rogaland Wz PETERSEN 1933:21-23, MYHRE 1980:342-343 Rosnesvalen I, Traena, Nordland Vrez G. GJESSING 1943, 1945:154f Sand, Storfjellet, Rast, Nordland Ma P. SIMONSEN 1970:79-81 Sandbukt, S0r0ysund, Finnmark Wz P. SIMONSEN 1968, 1970:144-148

Norwegen

266

267 268

269 270,

271. 272,

273,

274. 275. 276. 277. 278. 279. 280.

281.

282.

385

Sandmaelan-Bjarkery, Bjarkey, Sar Troms Jrez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:13-25 Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:13-25, O.S. JOHANSEN 1980:186 Vz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:13-25, O.S. JOHANSEN 1980:186 Wz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:13-25, O.S. JOHANSEN 1980:186 Sandve, Hä, Rogaland Jbz SKJ0LSVOLD 1970a:27-39, 1960b Saupstad-Gimsey, Vägan, Nordland Jrez O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-45, P. SIMONSEN 1970:71-72 Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:44-45, P. SIMONSEN 1970:71-72 Saurbekken, Harstad, Troms Wz BERTELSEN 1973 Skarg, Bykle, Aust-Agder Wz ROLFSEN 1977 Ma ROLFSEN 1977 Skeie, Gjesdal, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:70-77, MVHRE 1980:287-291 Slevdal, Farsund, Vest-Agder Jrez GRIEG 1934:29-40 Vwz GRIEG 1934:29-40 Smähaugane, Hä, Rogaland Vrez SHETELIG 1909, MYHRE 1975b Ärez SHETELIG 1909, MYHRE 1975b Jrez SHETELIG 1909, MYHRE 1975b Smävägene, Utsira, Rogaland Ma PETERSEN 1936:25-28 Sola, Utsola, Rogaland Vwz H0GEST0L & BAKKEVIG 1986 Sostelid, Äseral, Vest-Agder Vwz HAGEN 1953:14-38,1951, MYHRE 1980:265-268 Stavnheim, Hä, Rogaland Vrez BÄRDSGÄRD 1982, LINDBLOM et al. 1980 Stokkset, Sande, Mere og Romsdal Snl BAKKA 1976a:38-39 Storhaug, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:13-19 Storrsheia, Bjerkreim, Rogaland Jrez PETERSEN 1933:38-54, MYHRE 1980:283-287 Vwz PETERSEN 1933:38-54, MYHRE 1980:283-287 Wz PETERSEN 1933:38-54, MYHRE 1980:344-345 Svolset, Leikanger, Sogn og Fjordane Vwz MAGNUS 1986 Sere Sumtangen, Eidfjord, Hordaland Vwz Β0Ε1942

386 283, 284, 285, 286 287, 288 289 290

291 292, 293, 294,

295, 296. 297, 298,

299. 300.

301.

Fundortkatalog Tjetland, Gjesdal, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:68-70 Tjoraneset, Sola, Rogaland Wz M0LLEROP 1964,1987:65, MYHRE 1980:355-357 Tjugadal, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:7-9 Tranheim, Utsira, Rogaland Wz PETERSEN 1936:20-23, MYHRE 1980:351-352 Trondenes, Harstad, Troms Ma STAMS0 MUNCH 1976 Tussey I, Kval0y, Tromse, Troms Vz ST0REN BINNS 1983 Ullaland, H l , Rogaland Vwz PETERSEN 1933:56-66 Ullandhaug, Stavanger, Rogaland Jrez MYHRE 1980, 1967, 1969, 1973c, M0LLEROP 1974, KLEPPE JOHANSEN 1987 Vwz MYHRE 1980, 1969, 1967, 1973c, M0LLEROP 1974, KLEPPE JOHANSEN 1987 Vatland, Eigersund, Rogaland Vwz PETERSEN 1933:16-19, MYHRE 1980:272-274 Veddägäsen, Helleland, Rogaland Vwz PETERSEN 1939a, MYHRE 1980:297-301 Vere, Farsund, Vest-Agder Jrez MYHRE 1980:102 Vesle Hjerkinn, Dovre, Oppland Wz WEBER 1986, 1987, HOUGEN 1944:187-194 Ma WEBER 1986, 1987, HOUGEN 1944:187-194 Vestre Hauge, Farsund, Vest-Agder Vwz GRIEG 1934:21-29 Vestre Nape, Fyresdal, Telemark Ma MARTENS 1973:52-64, MYHRE 1980:332-334 Veey, Romsdal, Mere og Romsdal Ma HERTEIG 1954 Virik, Sandefjord, Vestfold Jrez HAAVALDSEN1983 Vwz HAAVALDSEN 1983 Vollmarka, Hä, Rogaland Jbz HAAVALDSEN 1984 Vollmoen-Steigen, Engelay, Steigen, Nordland Vwz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:26-34, EGEN^S LUND 1956, MOLTU 1983 Vz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:26-34, EGEN/ES LUND 1956, MOLTU 1983 Wz O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:26-34, EGEN/ES LUND 1956, MOLTU 1983 Vägadal, Utsira, Rogaland Vwz PETERSEN 1936:9-11

Norwegen 302. 303. 304.

305. 306.

Vaerem, Grong, Nord Trendelag Jrez FARBREGD 1980:57-62 Ytre Moa, Ärdal, Sogn og Fjordane Wz BAKKA 1965, 1976b, LILLEHAMMER 1971 Äse, Dverberg Andey, Nordland Jrez SJ0VOLD 1971, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43-44, O.S. JOHANSEN 1980:190 Vwz SJ0VOLD 1971, O.S. JOHANSEN & S0BSTAD 1978:43-44, P. SIMONSEN 1970:89-90 0 v r e Dal, Fäberg, Oppland Wz GRIEG1938 0ygarden, Rennesey, Rogaland Jrez PETERSEN 1952a

Schweden 307. 308.

309. 310. 311. 312. 313. 314. 315.

316.

317. 318.

387

Äsäs, Romfartuna sn., Västmanland Ärez HYENSTRAND 1973 Annelund, Uppland Snl K. ANDERSSON & HJÄRTHNER-HOLDAR 1989 Jbz K. ANDERSSON & HJÄRTHNER-HOLDAR 1989 Annelund, Visby, Gotland Ma CARLSSON 1981:42-43 Apalle, Övergrans sn., Uppland Jbz ULLfiN 1988 Augerum, Augerum sn., Blekinge Vz MONTELIUS 1906:283 Birka, Björkö sn., Uppland Wz ARBMAN 1939:49-50 Björka, Hälsingtuna sn., Hälsingland Wz SJÖSVÄRD 1984, A. BROBERG 1983 Ma SJÖSVÄRD 1984, A. BROBERG 1983 Björnhovda, Torslunda sn., Öland Vwz HAGBERG 1976 Bläsvädret, Vreta Klosters sn., Östergötland Ärez FERNHOLM 1982, 1987 Jrez FERNHOLM 1982, 1987 Bo, Bredsätra sn., Öland Ärez BESKOW-SJÖBERG 1977:97, lOlf Jrez BESKOW-SJÖBERG 1977:25-69, 97-105, BESKOW 1976 Vwz BESKOW-SJÖBERG 1977:25-69, 97-105, BESKOW 1976 Boda, Bred sn., Uppland Jbz O. ALMGREN 1912a Broby, Börje sn., Uppland Jbz SCHÖNBÄCK 1952

388 319.

320.

321.

322.

323.

324.

325. 326.

327.

328.

Fundortkatalog Brostorp, G l ö m m i n g e sn., Ö l a n d Jrez STENBERGER 1931, 1933:110-125, 1929 Vwz STENBERGER 1931, 1933:110-125, 1929 Bürge, L u m m e l u n d a sn., Gotland Wz THUNMARK & TROTZIG 1971, THUNMARK-NYLfiN 1983, 1979, THUNMARK 1979 Ma THUNMARK-NYLfiN 1983,1979 Darsgärde, Skederid s n v U p p l a n d Ärez AMBROSIANI 1964, 1976, 1958 Vwz AMBROSIANI 1964, 1976, 1958 D u n e , D a l h e m sn., Gotland Jrez STENBERGER 1940, A. BIÖRNSTAD 1955:911-916 Vwz STENBERGER 1940, A. BIÖRNSTAD 1955:911-916 Ekes, Bro sn., Gotland Vwz WENNERSTEN 1929, STENBERGER 1933:152-153, A. BIÖRNSTAD 1955:878-879 E k e t o r p I-III, G r ä s g ä r d s sn., Ö l a n d Jrez BORG et al. 1976:49-51, 73-78, STENBERGER 1967, WEGRAEUS 1974 Vwz BORG et al. 1976:51-55, 117-150, STENBERGER 1964, 1967, BORG & NÄSMAN 1971, HERSCHEND 1980, WEGRAEUS 1974 Vz BORG et al. 1976:51-55, 117-150, STENBERGER 1967, 1964, BORG & NÄSMAN 1971, HERSCHEND 1980, WEGRAEUS 1974 Ma BORG et al. 1976:56-59, 161-188, BORG 1976, BORG & NÄSMAN 1971, WEGRAEUS 1974 E k h a m m a r , K u n g s ä n g e n s sn., U p p l a n d Vz RINGQUIST & TESCH 1974 Ensta, Täby sn., U p p l a n d Jrez MODIN 1973, 1976 Vwz MODIN 1973, 1976 Vz MODIN 1973, 1976 Fjäle, Ala sn., Gotland Wz CARLSSON & PETTERSSON 1979, CARLSSON 1981, CARLSSON 1977a Ma CARLSSON & PETTERSSON 1979, CARLSSON 1981, CARLSSON 1977a Fosie IV, Lockarp sn., Schonen Snl Bo plats II, III, VI: BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1989, 1983a/b Äbz Boplats VI: BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1989, 1983a Jbz Boplats I, II: BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1 9 8 3 a / b Wz BJÖRHEM & SÄVFESTAD 1983a

Schweden 329. 330.

331.

332.

333. 334.

335. 336. 337. 338. 339.

340.

341.

389

Fosie V, Lockarp sn., Schonen Vwz BJÖRHEM & SÄFVESTAD 1983a/b Fägelberg, Rappestad sn., Östergötland Ärez FERNHOLM 1987:73f, 1982:22 Jrez FERNHOLM 1987:73f, 1982:22 Gene, Själevad sn., Ängermanland Ärez RAMQVIST 1983:59-78, 1981, 1984 Jrez RAMQVIST 1983, 1981, 1984 Vwz RAMQVIST 1983, 1981, 1984 Ma RAMQVIST 1983:34f, 90-93 Glasrutan, Östergötland Jbz KARLENBY et al. 1988:34-36 Vrez KARLENBY et al. 1988:35-39 Glia, Bromma sn., Uppland Wz HANSSON 1936 Gredelby, Knivsta sn., Uppland Vwz SVENSSON 1985, C. ANDERSSON & SUMMANEN 1987 Wz HEDMAN et al. 1984, SVENSSON 1985, C. ANDERSSON & SUMMANEN 1987 Gätebo, Bredsätra sn., Öland Wz STENHOLM 1982, 1977 Hässelby, Börje sn., Uppland Wz KNUTSSON 1982, FORSÄKER 1984 Hässelby, Spänga sn., Uppland Wz M. BIÖRNSTAD 1966, 1955 Hässleby, Köping sn., Öland Vwz EDGREN et al. 1976 Hagestad, Löderup sn., Schonen Snl Hagestad 33: STRÖMBERG 1971a:250 Hagestad 44: STRÖMBERG 1976:45, Abb.:43 Halleby, Skärkind sn., Östergötland Jrez BAUDOU 1973:58-84, 1968 Vwz BAUDOU 1973:99-107, 1968 Vz BAUDOU 1973:99-107, 1968 Hallunda, Botkyrka sn., Södermanland Jbz JAANUSSON et al. 1975, 1978

390 342.

343. 344.

345.

346. 347. 348. 349. 350.

Fundortkatalog Helgö, Ekerö sn., Uppland Jrez HOLMQVIST 1976a/b, 1968 a / b , HOLMQVIST & GRANATH 1969 Helgö, Siedlungsgruppe 2: HOLMQVIST et al. 1961, HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964, HOLMQVIST et al. 1970, HOLMQVIST 1976a, 1968a Helgö I: HOLMQVIST et al. 1961:61-88 Helgö III: HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964:3-36 Vwz Helgö, Siedlungsgruppe 2: HOLMQVIST et al. 1961, HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964, HOLMQVIST et al. 1970, HOLMQVIST 1976a, 1968a Helgö, Siedlungsgruppe 3: HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964:3-36, WIGREN & LAMM 1984, KYHLBERG 1985 Vz Helgö, Siedlungsgruppe 1: HOLMQVIST 1976a/b, 1968a, HOLMQVIST & GRANATH 1969 Helgö, Siedlungsgruppe 2: HOLMQVIST et al. 1961, HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964, HOLMQVIST et al. 1970, HOLMQVIST 1976a, 1968a Helgö, Siedlungsgruppe 3: HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964:3-36, WIGREN & LAMM 1984, KYHLBERG 1985 Wz Helgö, Siedlungsgruppe 1: HOLMQVIST 1976a/b, 1968a Helgö, Siedlungsgruppe 2: HOLMQVIST et al. 1961, HOLMQVIST & ARRHENIUS 1964, HOLMQVIST et al. 1970, HOLMQVIST 1976a, 1968a Hellvigs, Fole sn., Gotland Ma BOHRN 1942 Höglundar, Stenkyrka sn., Gotland Ärez NIHLfiN 1934, A. BIÖRNSTAD 1955:899-905, LUNDBERG 1951 Vwz NIHLfiN 1934, A. BIÖRNSTAD 1955:899-905, LUNDBERG 1951 Högom, Selänger sn., Medelpad Jrez Högom 3: PETRß 1960 Högom 4: M. BIÖRNSTAD 1956, BAUDOU & SELINGE 1977:330-333 Vwz Högom 3: PETRfi 1960 Högom 4: M. BIÖRNSTAD 1956, BAUDOU & SELINGE 1977:330-333 Hörtegärden, Ö. Vemmenhögs sn., Schonen Vrez VIFOT 1934, STJERNQVIST 1951:48 Häga, Bondkyrko sn., Uppland Jbz O. ALMGREN 1905 Häkantorp, Västra Karaby sn., Schonen Jbz ESPING BODEN 1984 Ingelstorp 41, Ingelstorp sn., Schonen Jbz STRÖMBERG 1981:461-464, 1982a:154-156, 1980a:78-79 Ismantorp, Länglöt sn., Öland Vwz STENBERGER 1933:235-243

Schweden 351. 352. 353. 354. 355. 356. 357.

358.

359. 360.

361. 362.

363. 364. 365. 366. 367. 368. 369.

391

Istaby, Mjällby sn., Blekinge Jbz BJÖRKQUIST & PERSSON 1977, 1979 Karleby, Östertälje sn., Södermanland Jrez BENNETT 1984 Karlshem/St. Herrestad 68:104, St. Herrestad sn., Schonen Fnl L. LARSSON & LARSSON 1986:41-49 Klinta, Köping sn., Öland Wz JONSSON1971 Knuts, Väskinde sn., Gotland Vwz M. LINDQVIST 1973 Kyrkbyn, Pite sn., Angermanland Ma HVARFNER 1964, LUNDHOLM 1976, 1978 Kyrklägdan, Äs sn., Jämtland Vwz OLAUSSON1985 Wz OLAUSSON 1985 Μa OLAUSSON 1985 La. Köpinge, St. Köpinge sn., Schonen Snl La. Köpinge 7:3: L. LARSSON & LARSSON 1984:70-77 La. Köpinge 19:l/Köpingebro: TESCH 1983a, 1979 Jbz La. Köpinge 19:l/Köpingebro: TESCH 1983a:48/b, 1980:84-89, 1979 Vrez La. Köpinge 6:20: TESCH 1980:84-90, 1983b/a:48 Jrez La. Köpinge 19:l/Köpingebro: TESCH 1979, 1980:84, 1983a:48 Leksand, Leksands sn., Dalarna Wz HJÄRTHNER-HOLDAR et al. 1984, ERSGÄRD & SYSE 1984 Levide, Vail sn., Gotland Wz NORDEN 1929:102-103, STENBERCER 1933:160-161, 1953:32-33 Lilla Homa, Stenkumla sn., Gotland Vwz LUNDBERG 1937, A. BIÖRNSTAD 1955:905-909 Lilla Äby, Bro sn., Gotland Vwz NORDIN 1888, A. BIÖRNSTAD 1955:877-878, STENBERGER 1933:152-153 Linghems gärd, Tömevalla sn., Östergötland Vwz HINZE & LARSSON 1985 Ljunga, Skönberga sn., Östergötland Jbz ARNE 1905 Lövsäs, Lockne sn., Jämtland Ma N1LSON1952 Lojsta, Stänga sn., Gotland Jrez BOETHIUS & NIHLfiN 1932, A. BIÖRNSTAD 1955:894-898 Vwz BOETHIUS & NIHLiN 1932, A. BIÖRNSTAD 1955:894-898 Lund, Schonen Wz NILSSON 1976 Lunda, Lovö sn., Uppland Jbz B. PETRfi 1982 Malma Södra, Bondkyrko sn., Uppland Jbz WRANG 1988

392 370.

371. 372.

373.

374.

375. 376. 377. 378.

379.

380.

381. 382. 383. 384.

Fundortkatalog Mörtlösa Västergärd, Linköping, Östergötland Ärez FERNHOLM 1987:74, 1982:23 Jrez FERNHOLM 1987:74, 1982:23 Mossby, V. Näbbelöv sn., Schonen Fnl L. LARSSON & LARSSON 1986:70-73 Norrvidinge, Norrvidinge sn., Schonen Snl CALLMER1973 Äbz CALLMER 1973 N y b y / S t . Köpinge, St. Köpinge sn., Schonen Snl Nyby/St. Köpinge 21:25: M. LARSSON 1987 Jbz Nyby-Kabusavägen: WALLIN 1986 Vrez Nyby/St. Köpinge 21:25: M. LARSSON 1987 Nydala, Snöstorp sn., Halland Jrez STREIFFERT1986 Vwz STREIFFERT 1986 Önsvala, Schonen Vwz WALLIN 1987 Övetorp, Algutsrum sn., Öland Vwz STENBERGER 1933:130-142 Olhamra, Vallentuna sn., Uppland Wz OLAUSSON & PETRfi 1982 Onbacken, Bollnäs sn., Hälsingland Jrez LIEDGREN 1985, STENBERGER 1953:36-38 Vwz LIEDGREN 1985, STENBERGER 1953:36-38 Ormöga, Bredsätra sn., Öland Jrez BESKOW-SJÖBERG 1977:70-79, 106-108, BESKOW 1976 Vwz BESKOW-SJÖBERG 1977:70-79, 106-108, BESKOW 1976 Piledal/St. Herrestad, St. Herrestad sn., Schonen Fnl Piledal 1983/St. Herrestad 68:87: L. LARSSON & LARSSON 1984:30-31 Mnl Piledal/St. Herrestad 68:77: L. LARSSON & LARSSON 1986:36-39 Piledal 1984/St. Herrestad 68:87: L. LARSSON & LARSSON 1986:24-30 Snl Piledal 1983, 1/St. Herrestad 68:87: L. LARSSON & LARSSON 1984:38-43,1986:30-33 Pollista, Övergran sn., Uppland Wz HÄLLANS 1987, SVENSSON 1987c Prästgärdshagen/Björklinge, Björklinge sn., Uppland Vz S. SÖDERBERG 1980 RAA 38, Vatträng A, Harmänger sn., Hälsingland Vwz LIEDGREN 1984c:57, 1981, 1984b RAA 98, Rolfstaän, Forsa sn., Hälsingland Vwz LIEDGREN 1989

Schweden 385.

386. 387, 388. 389, 390. 391. 392.

393.

394.

395.

396.

397. 398.

399. 400. 401. 402.

393

Rings, H e j n u m sn., G o t l a n d Ärez NORDIN 1891, A. BIÖRNSTAD 1955:864-876, STENBERGER 1933:149-152 Jrez NORDIN 1891, A. BIÖRNSTAD 1955:864-876, STENBERGER 1933:149-152 Vwz NORDIN 1891, A. BIÖRNSTAD 1955:864-876, STENBERGER 1933:149-152 Ringstad, Östra Eneby sn., Östergötland Ma NORDEN 1929 Ringvide, Lärbro sn., Gotland Vwz ZERPE1985 R ö n n e r u m , H ö g s r u m sn., Ö l a n d Vwz STENBERGER 1933:125-129 Röra, Röra sn., Västergötland Jbz S. ANDERSSON 1970:355-358 Sallerup, Sallerup sn., Schonen Wz BURENHULT 1984:96 Skabersjö, Skabersjö sn., Schonen Wz WIHLBORG 1985:25 Skäggesta, Litslena sn., U p p l a n d Wz GÖTHBERG & SÖDERBERG 1987, GÖTHBERG 1989 Ma GÖTHBERG & SÖDERBERG 1987, GÖTHBERG 1989 Skedstad, Bredsätra sn., Ö l a n d Jrez BESKOW-SJÖBERG 1977:131-134 Vwz BESKOW-SJÖBERG 1977:131-134 Skottorp, S k u m m e l ö v s sn., H a l l a n d Vrez ARTELIUS1986 Jrez ARTELIUS 1986 Södra Greda, Fora sn., Ö l a n d Jrez STENBERGER 1935 Vwz STENBERGER 1935 Sörby Tall, Gärdslösa sn., Ö l a n d Jrez BESKOW-SJÖBERG 1977:11-24, 89-96, BESKOW 1976 Vwz BESKOW-SJÖBERG 1977:11-24, 89-96, BESKOW 1976 Vz BESKOW-SJÖBERG 1977:11-24, 89-96, BESKOW 1976 S o l b e r g a / K ö p i n g s v i k , K ö p i n g sn., Ö l a n d Wz SCHULZE 1978 S t a v g a r d / K ä n n e , Burs sn., Gotland Vwz NIHLfiN 1932, STENBERGER 1933:153-155, A. BIÖRNSTAD 1955:886-894 Stjärnarp, Eidsberga sn., Halland Jrez ARTELIUS 1986 S t o c k h o l m s g ä r d e n , Valleberga sn., Schonen Snl STRÖMBERG 1971a:238-240 Stänga Annex, Stänga och Lye sr., Gotland Vz CARLSSON 1977b Sund, Säffle, V ä r m l a n d Vz LUNDBORG 1972, 1961

394 403. 404.

405, 406,

407. 408.

409.

410.

411.

412.

413. 414. 415.

416. 417.

Fundortkatalog Svintuna/Bodaviken, Krokeks sn v Östergötland Ma NORDfiN 1938 Täby Prästgärd, Täby sn., Uppland Ärez HEDMAN1984 Jrez HEDMAN 1984 Tallboda, Rystad sn., Östergötland Jbz ANTTILA 1986, FERNHOLM 1987:63-66 Tibbie, Litslena sn., Uppland Jbz K. ANDERSSON 1988, K. ANDERSSON & HJÄRTHNER-HOLDAR 1989 Vrez K. ANDERSSON 1989 Jrez K. ANDERSSON & HJÄRTHNER-HOLDAR 1989 Vwz K. ANDERSSON & HJÄRTHNER-HOLDAR 1989 Wz HEDMAN 1987:138 Tingby, Västra Dörby sn., Smäland Fnl RAJALA & WESTERGREN 1990, WESTERGREN 1 9 8 8 a / b / c Tingshög/Köpinge, St. Köpinge sn., Schonen Snl TESCH 1983a, 1979 Vwz TESCH 1983a Vz TESCH 1983a/c Trogsta, Forsa sn., Hälsingland Ärez LIEDGREN 1981, 1984d Vwz WESTFAL 1978, LIEDGREN 1981, 1984a/c Turinge 165, Turinge sn., Södermanland Äbz TESCH 1980:92,1979 Jbz TESCH 1983b, 1980:92, 1979 Vrez TESCH 1980:93, 1983b, 1979 Upplkra, Uppäkra sn., Schonen Jrez VIFOT 1936, STENBERGER 1953:28-31, STJERNQVIST 1951:52-53 Vwz VIFOT 1936, STENBERGER 1953:28-31, STJERNQVIST 1951:52-53, STRÖMBERG 1961:19-20 Vä-Vassalyckan, Vä sn., Schonen Ärez Vä-Vassalyckan 11/1945: STJERNQVIST 1951:36-37 Jrez Vä-Vassalyckan 1/1945, Π/1945, 1/1946: STJERNQVIST 1951:32-37, 1961:20 Vwz Vä-Vassalyckan 1/1946: STJERNQVIST 1951:37-42 Västra Änghagen, Göteborg, Västergötland Vrez LUNDH 1988 Valleberga 36, Valleberga sn., Schonen Jbz STRÖMBERG 1981:464-468, 1980a:79-80 Vallhagar, Fröjel sn., Gotland Jrez STENBERGER & KLINDT-JENSEN 1955 Vwz STENBERGER & KLINDT-JENSEN 1955, B. ALMGREN 1957 Varia, Tölö sn., Halland Wz LUNDQVIST 1990 Ärby, Turinge sn., Södermanland Jrez TESCH 1972, 1983b/c, 1980:95 Vwz TESCH 1972, 1983b/c, 1980:95

England

England 418. 419. 420. 421. 422. 423. 424.

425. 426. 427. 428. 429. 430. 431. 432.

433. 434. 435. 436.

Balbridie, Kinkardinshire Vwz REYNOLDS 1980, SELKIRK 1980, HOPE-TAYLOR 1980 Bishops Waltham, Hampshire Wz SELKIRK 1968, WILSON & HURST 1971b Bishopstone, Sussex Vwz BELL 1977, SELKIRK 1976 Bryant's Gill, Kentmere, Cumbria Wz DICKINSON 1985 Buckden, Huntingdonshire Wz TEBBUTT1962 Catholme, Staffordshire Vwz LOSCO-BRADLEY 1974,1977 Vz LOSCO-BRADLEY 1974,1977 Chalton, Hampshire Vwz ADDYMAN & LEIGH 1973, ADDYMAN et al. 1973, SELKIRK 1973a, CHAMPION 1977 Vz ADDYMAN et al. 1973, ADDYMAN & LEIGH 1973, SELKIRK 1973a, CHAMPION 1977 Cheddar, Somerset Wz RAHTZ 1979, 1964, BROWN et al. 1963/1:5, II:908f Cowage Farm/Foxley, Wiltshire Vwz HINCHLIFFE 1987 Cowdery's Down, Basingstoke, Hampshire Vwz MILLET & JAMES 1984:192-261 Dinna Clerks, Devon Ma BERESFORD 1979:124-127 Doon Hill, Dunbar, East Lothian Vwz REYNOLDS 1980, WILSON & HURST 1967 Dorchester, Oxfordshire Vwz FRERE 1964, 1985, ROWLEY 1974 Eaton Socon, Bedfordshire Wz ADDYMAN 1965b Goltho, Lincolnshire Vz BERESFORD 1987,1977 Wz BERESFORD 1987, 1977, 1982a/b, SELKIRK 1977 Great Linford, Buckinghamshire Vwz YOUNGS & CLARK 1981, WEBSTER & CHERRY 1980 Heslerton, North Yorkshire Vwz POWLESLAND et al. 1987:163-167 Heybridge, Essex Vwz DRURY & WICKENDEN 1982 Hound Tor, Devon Wz BERESFORD 1979:110-112, WILSON & HURST 1966b Ma BERESFORD 1979:110-112, WILSON & HURST 1966b

395

396 437.

438. 439. 440. 441.

442.

443.

444.

445.

446. 447. 448. 449. 450. 451. 452. 453. 454.

Fundortkatalog Hu tholes, Devon Wz BERESFORD 1979:122-124, WILSON & HURST 1966a Ma BERESFORD 1979:122-124, WILSON & HURST 1966a Lanyon, Cornwall Μa WILSON & HURST 1966c Mawgan Porth, Cornwall Wz BRUCE-MITFORD 1956 Maxey, Northants Vz ADDYMAN 1965a Mucking/Linford, Essex Vwz BARTON 1962, JONES 1974, 1978, JONES & JONES 1975, 1974, MYRES 1986, 1974, HAMEROW 1988 Vz HAMEROW 1988 New Wintles Farm/Eynsham, Oxfordshire Vwz WILSON & HURST 1971a, GRAY 1974, HAWKES & GRAY 1969 Vz WILSON & HURST 1971a, GRAY 1974, HAWKES & GRAY 1969 North Elmham, Norfolk Vz WADE-MARTINS 1980, 1968, 1973 Wz WADE-MARTINS 1980, 1968, 1973 Portchester Castle, Hampshire Vwz CUNLIFFE 1976:14-60, 1966, 1972, SELKIRK 1972 Vz CUNLIFFE 1976:14-60, 1972, SELKIRK 1972 Wz CUNLIFFE 1976, 1966, 1969, 1972, SELKIRK 1972 Raunds, Northamptonshire Wz CADMAN 1983, CADMAN & FOARD 1984, YOUNGS & CLARK 1982, SELKIRK 1987 Ribblehead, Yorkshire Wz KING 1978, MORRIS 1981, SELKIRK 1978a Simy Folds, East Lothian Vz MORRIS 1981, COGGINS et al. 1983 St. Neots, Huntingdonshire Wz ADDYMAN 1972, 1973 Staunch Meadow/Brandon, Suffolk Vz CARR et al. 1988, YOUNGS & CLARK 1982b Sulgrave, Northamptonshire Wz DAVISON 1969a/b Sutton Courtenay, Berkshire Vwz LEEDS 1923, 1927, 1947, BENSON & MILES 1974 Thetford, Norfolk Vwz DAVISON 1968 Thirlings, Northumberland Vwz WEBSTER & CHERRY 1974, 1975 Tresmorn, Cornwall Wz BERESFORD 1971, WILSON & HURST 1968, 1969 Ma BERESFORD 1971, WILSON & HURST 1968, 1969

England 455. 456. 457.

458.

Treworld, Cornwall Wz DUDLEY & MINTER 1966, WILSON & HURST 1965b Ma DUDLEY & MINTER 1966, WILSON & HURST 1965b Waltham Abbey, Essex Wz HUGGINS 1976, 1985, SELKIRK 1978b West Stow, Suffolk Vwz WEST 1985, WEST 1978, 1971, WEST STOW ENVIRONMENTAL ARCHAEOLOGY GROUP 1974, SELKIRK 1973b Yeavering, Northumberland Vwz HOPE-TAYLOR 1977, BROWN et al. 1963, 1:2-6 Vz HOPE-TAYLOR 1977, BROWN et al. 1963,1:2-6

Schottland 459.

460.

Freswick, Caithness Wz Freswick I: A.O. CURLE 1939, 1954a, BATEY 1982, 1987a/b, GRIEG 1942a:l 18-128, BATEY 1989 Freswick II: CHILDE 1943, BATEY 1987b Ma Freswick I: A.O. CURLE 1939, 1954a, BATEY 1982, 1987a/b, GRIEG 1942a:l 18-128 Freswick II: CHILDE 1943, BATEY 1987b Little Dunagoil, Bute Ma MARSHALL 1964

Isle of Man 461. 462. 463.

464. 465.

466. 467.

Braaid, Kirk Marown Wz FLEURE & DUNLOP 1942, P. GELLING 1964b, 1958 Cashtal, Ballagawne, Kirk Garwick Ma BERSU & CUBBON 1966 Cass ny Hawin, Kirk Malew Wz P. GELLING 1956b, 1961, 1958 Ma P. GELLING 1956b, 1961, 1958 Close ny Chollagh, Scarlett, Castledown, Kirk Malew Ma P. GELLING 1956a, 1961, 1958 Cronk ny Merriu, Port Grenaugh, Kirk Santon Wz P. GELLING 1952, 1961, 1958 Ma P. GELLING 1952, 1961, 1958 Doarlish Cashen, Kirk Patrick Wz P. GELLING 1971 Ma P. GELLING 1971 Vowlan, Fort Ramsey Wz BERSU 1949

397

398

Fundortkatalog

Hebriden 468. 469.

Coileagan an Uda(i)l, North Uist Ma I. CRAWFORD & SWITSUR 1977, I. CRAWFORD 1974 Drimore Machair, South Uist Wz MacLAREN 1974

Orkneys 470.

471. 472. 473.

474. 475.

Brough of Birsay, Mainland Wz CRUDEN 1965, 1958, C.L. CURLE 1982, HUNTER 1986, HUNTER & MORRIS 1981, 1982 Ma CRUDEN 1965, 1958, C.L. CURLE 1982, HUNTER 1986, HUNTER & MORRIS 1981, 1982 Buckquoy, Mainland Wz RITCHIE 1979 Saevar Howe, Birsay, Mainland Wz HEDGES 1983 Skaill, Deerness Wz P. GELLING 1984 Μa P. GELLING 1984 Tuckoy, Westray Ma YOUNGS et al. 1984, OWEN & McKINNELL 1989, GAIMSTER et al. 1989 Westness, Rousay Wz KALAND 1973, 1971 Ma KALAND 1973,1971

Shetlands 476. 477.

478. 479.

Da Biggins, Papa Stour Ma B. CRAWFORD 1985, 1979, 1978 Jarlshof, Sumburgh Head, Mainland Wz HAMILTON 1956a/b, A.O. CURLE 1935,1936,1954a/b, SMALL 1982 Ma HAMILTON 1956a/b, A.O. CURLE 1935,1936,1954a/b, SMALL 1982 Sandwick, Unst Ma BIGELOW 1985 Underhoull, Unst Wz SMALL 1967, 1968a, 1982 Ma SMALL 1967, 1968a, 1982

Färöer

399

Färöer 480. 481.

482.

483. 484.

485. 486.

487. 488. 489. 490.

491. 492.

Argisbrekka, Eiöi, Eysturoy Wz MAHLER 1986, DALL MAHLER 1989, C. MALMROS 1990 Fuglafjöröur „ViÖ Gjogvarä", Eysturoy Wz DAHL 1958a Ma DAHL 1958a Hov ,,ί Ergidali", Suöuroy Wz DAHL 1968:197, 1971b:49, 1970:364-366 Ma DAHL 1968:197, 1971b:49, 1970:364-366 Kaldbak ,,ί Soylugarösbö", Streymoy Ma ARGE 1980 Kvivik „Niöri ä Toft", Streymoy Wz DAHL 1951a/b, 1958b:130-134, 1968:192-194, 1965b: 137-139,1971a Ma DAHL 1951a/b, 1958b:130-134, 1968:192-194, 1965b: 137-139,1971a Miövägur „Inni ä Tvörgaröi", Vägar Ma MAHLER 1984 Sandavägur, Vägar Wz „Yviri ί Toftini": DIKLEV 1976 Ma ,,ί Eingjartoftum": DAHL 1961 „Innanfyri Heygageröi": ARGE 1985, 1987, 1988 Sandur „Viö Kirkjugarö", Sandoy Wz DIKLEV 1981, KROGH 1975:50-51 Skarvanes „Litlahusgrund", Sandoy Ma DIKLEV 1980 Sörvägur „Viö Hanusa", Vägar Wz DAHL 1965a, 1968:196 Syörugöta, Eysturoy Wz „Vesturi ί Horni": L. ANDREASSEN 1981 Ma „Noröuri ί Forna": DAHL 1952, 1958b:137-138, 1968:196197 Tjörnuvik „Yviri ί Tröö", Streymoy Ma THORSTEINSSON 1982:155, 1976 Toftanes, Leirvik, Eysturoy Wz STUMMANN HANSEN 1987, 1989, A.-C. LARSEN & STUMMANN HANSEN 1984

Grönland 0sterbygd 493.

494.

0 17a Narssaq Wz VEB/EK 1964,1965, McGOVERN & BIGELOW 1984 Ma VEBiEK 1964,1965, McGOVERN & BIGELOW 1984 0 20 Tunuarmiut Ma BRUUN 1896:263-271, N0RLUND 1924:319-321

400 495. 496. 497.

498.

499. 500. 501. 502.

503.

Fundortkatalog 0 28 Brattahliö / Igdlungüjuk Ma ROUSSELL 1941, 0 29 BrattahliÖ Ma ROUSSELL 1941, 0 29a BrattahliÖ Wz ROUSSELL 1941, Ma ROUSSELL 1941,

N0RLUND & STENBERGER 1934 N0RLUND & STENBERGER 1934 N0RLUND & STENBERGER 1934 N0RLUND & STENBERGER 1934

0 47 Garöar/Igaliko Wz N0RLUND & ROUSSELL 1930, ROUSSELL 1941:46-47, 147-149, CLEMMENSEN 1911:334-340 Ma N0RLUND & ROUSSELL 1930, ROUSSELL 1941:46-47, 147-149, CLEMMENSEN 1911:334-340 0 64a „Enochs Ruiner" Ma VEB^EK 1943:18-54, 1941 0 64c „Igaliko-Fjord" Ma VEB/EK 1943:55-80, 1941 0 71 Vatnahverfi Ma VEB/EK 1958a/b, 1952, 1982 0 83 Hvalsey/Qaqortok Wz ROUSSELL 1941 Ma ROUSSELL 1941 0 111 Herjolfsnes/Ikigait . Ma N0RLUND 1924

Vesterbygd 504.

505. 506. 507.

508. 509. 510. 511.

V 7 Anavik/Ujaragssuit Wz ROUSSELL 1941:32-34 Μa ROUSSELL 1941:32-34 V 8 Puilassok Ma ROUSSELL 1941:167-171 V 16 Sarqarssuak Ma ROUSSELL 1941:162-164 V 51 Sandnes/Qilaussarfik Wz ROUSSELL 1936, 1941:51-54 Ma ROUSSELL 1936, 1941:51-54 V 52a Umiviarssuk Wz ROUSSELL 1936:57-94, 1941:160-162 V 53c Austmannadal 4/Kügssuaq Ma ROUSSELL 1941:64-66, 171-179 V 53d Austmannadal 5/Kügssuaq Ma ROUSSELL 1941:66-69, 179-190 V 54 Nipäitsoq Ma ANDREASEN 1980, 1982, BUCKLAND et al. 1983, MELDGAARD 1977

New Foundland

401

New Foundland 512.

L'Anse aux Meadows Wz A.S. INGSTAD 1985,1970, 1971, H. INGSTAD1986 Ma A.S. INGSTAD 1985,1970, 1971, H. INGSTAD1986

Island 513. 514.

515. 516. 517.

518. 519. 520. 521. 522. 523. 524. 525.

526. 527. 528.

Aöalstraeti, Reykjavik Wz Aöalstraeti 14: NORDAHL 1983, 1988 Aöalstraeti 18: NORDAHL 1983,1988 Äsläkstunga fremri, fcjörsardalur, Ärnessysla Ma STENBERGER ed. 1943:113-120, THORSTEINN ERLINGSSON 1899:61 Äsläkstunga innri, tjorsärdalur, Ärnessysla Ma THORSTEINN ERLINGSSON 1899:30-42, BRUUN 1928:139f Auönugil, Ärnessysla Ma i>0R MAGNÜSSON 1985 Bergjsorshvoll, Rangärvallasysla Wz KRISTJÄN ELDJÄRN & GlSLI GESTSSON 1952, KRISTJÄN ELDJÄRN 1959 Bolstaöur, Älftafjöröur, Snaefellsnessysla Wz Bolstaöur Süd: MATTHIAS f>0RDARSON 1932 Ma Bolstaöur Nord: MATTHIAS I>0RDARSON 1932 Einhyrningsflatir, Vestur-Eyjafjallasveit, Rangärvallasysla Wz GUDRÜN SVEINBJARNARD0TTIR 1982 Erpsstaöir, Miödalur, Dalas^sla Wz THORSTEINN ERLINGSSON 1899:50-52, BRUUN 1928:138 Forna-Lä, Eyrarsveit, Snaefellsnes Ma KRISTJÄN ELDJÄRN 1951 Gjäskogar, tjörsärdalur, Ärnessysla Ma KRISTJÄN ELDJÄRN 1961, 1965b Grelutottir, Arnarfjöröur Wz GUDMUNDUR 0LAFSSON 1980 Gröf, Öraefi Ma GlSLI GESTSSON 1959, KRISTJÄN ELDJÄRN 1965b Herjolfsdalur, Heimaey, Vestmannaeyjar Wz MARGRiT HERMANNS-AUDARD0TTIR 1989, MARGRfiT ΗERMANNSD0TTIR 1982, 1986, MATTHIAS t-ÖRDARSON 1926 Hofstaöir, Myvatnssveit, Suöur-t>ingeyjarsysla Ma BRUUN & FINNUR J0NSSON 1909:265-296, BRUUN 1928:39-47, O. OLSEN 1966:182-193 Hrifunes, Skaftärtunga Wz KRISTJÄN ELDJÄRN 1984 Hvitärholt, Ärnessysla, Hrunamannaafrettur Wz I>0R MAGNÜSSON 1973, 1976

402 529. 530. 531.

532.

533.

534. 535.

536. 537. 538. 539.

540.

541. 542.

543.

544.

Fundortkatalog Isleifsstaöir, Borgarfjaröarsysla Wz STENBERGER ed. 1943:145-170 Klaufanes, SvarfaÖardalur, Eyjafjaröarsysla Wz KRISTJÄN ELDJÄRN 1943 Kuabot, Älftaver Ma GlSLI GESTSSON 1 9 8 7 a / b / c , LILJA ÄRNAD0TTIR 1 9 8 7 a / b / c , GUDRÜN SVEINBJARNARD0TTIR 1987 Laugar, Ärnessysla, Hrunamannaafrettur Ma KRISTJÄN ELDJÄRN 1949:6-9, BRUUN 1928:146-148, THORSTEINN ERLINGSSON 1899:46-49 Lundur, Lundareykjardalur, Borgarfjaröarsysla Ma VOIONMAA 1943b, KRISTJÄN ELDJÄRN 1965a, SIGURDUR VIGFÜSSON 1885:97-103 Reiöarfell, Borgarfjöröur, Hälsasveit Ma t>ORKELL GRlMSSON 1976 Sämsstaöir, I>j0rsardalur, Ärnessysla Ma SVEINBJÖRN RAFNSSON 1977, THORSTEINN ERLINGSSON 1899:42, BRUUN 1928:143f Sandärtunga, tjörsärdalur, Ärnessysla 17. Jh. KRISTJÄN ELDJÄRN 1951 Skallakot, tjörsardalur, Ärnessysla Wz ROUSSELL 1943a Skeljastaöir, t>jörsardalur, Ärnessysla Wz MATTHIAS t>0RD ARSON 1943 Snjäleifartottir, t>j0rsardalur, Ärnessysla Wz STENBERGER ed. 1943:98-112 Ma STENBERGER ed. 1943:98-112 Stöng, I>j0rsardalur, Ärnessysla Ma ROUSSELL 1943b, KRISTJÄN ELDJÄRN 1971, VILHJÄLMUR ÖRN VILHJÄLMSSON 1988, 1990 Storholshliö, {»jorsardalur, Ärnessysla Wz VOIONMAA 1943a Suöurgata 3-5, Reykjavik Wz NORDAHL 1983, 1988 Ma NORDAHL 1983, 1988 t>0rarinsstaöir, Ärnessysla, Hrunamannaafrettur Ma KRISTJÄN ELDJÄRN 1949, THORSTEINN ERLINGSSON 1899:50, BRUUN 1897:148, 1899:13, SIGURDUR i>0RARINSSON 1949 Viöey, Reykjavik Wz MARGRfiT HALLGRlMSDÖTTIR 1988

Kelleranlagen und Souterrains

403

Kelleranlagen und Souterrains Dänemark Rundliche Gruben (Durchmesser 60-125 cm) Nerre Fjand, Keller 1285, 1283, XXXI, Sr. Nissum sn., Jütland HATT 1957:115, 117, 228 Anlagen mit Holzauskleidung Rechteckige Kammern (1-1,7 χ 2-3 m) Overbygärd BFK, EDO, BRF, V. Hassing sn., Jütland J. LUND 1980:118, 1978, 1976:7, 1984:69-70 Grenhedens Mark, Volstrup sn., Jütland FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, Abb. 17:47, Abb. 18:49 Sjaelborg II, Hostrup sn., Jütland N. THOMSEN 1959, 1958 Anlagen mit Steinauskleidung - einfache Kammern Legten Mark B, F, E, Flade sn., Jütland KJJ€RUM 1960, 1959b

Donbaek, Gjerum sn., Jütland S. MÜLLER 1912:113-122, KJ/ERUM 1959a, J. LUND 1984:64f Stupdrup, 0 . Brenderslev sn., Jütland J. LUND 1984:68f - mit angefügten Gängen Legten Mark A, Flade sn., Jütland KJ/ERUM 1960, 1959b Grenhedens Mark, Volstrup sn., Jütland FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, FRIIS 1964 Egebjerg, Ugilt sn., Jütland LYSDAHL 1982, J. LUND 1984:69 Hammelev, Hammelev sn., Jütland BOAS 1984,1983b, J. LUND 1984:69 - mit Wasserkanälen Legten Mark C, D, G, Flade sn., Jütland KJ/ERUM 1960, 1959b - ovale Kammern mit Gängen an der Schmalseite Donbaek, Gjerum sn., Jütland S. MÜLLER 1912:113-122, KJ/ERUM 1959a, J. LUND 1984:64f Baekmoien A, B, Flade sn., Jütland HATT 1960, FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, Abb. 19:51 Grenhedens Mark, Volstrup sn., Jütland FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, FRIIS 1964

404

Fundortkatalog

- Kammern mit konvexen Langseiten und Türpfosten Baekmoien E, Flade sn., Jütland HA TT I960 Stupdrup, 0 . Branderslev sn., Jütland J. LUND 1984:68f Anlagen mit reinen Erdwänden Dalgärd, Tolne sn., Jütland KJ/ERUM 1960:78-79, J. LUND 1984:68 Stupdrup, 0 . Branderslev sn., Jütland J. LUND 1984:68 Egebjerg, Ugilt sn., Jütland LYSDAHL 1982, J. LUND 1984:69 Anlagen mit Steinplattendeckung Kragelund, Volstrup sn., Jütland J. LUND 1984:67 Hammelev, Hammelev sn., Jütland J. LUND 1984:69, BOAS 1984, 1983b Granhedens Mark, Volstrup sn., Jütland FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1967, FRIIS 1964

Island Keldur, Rangärvallasysla MATTHIAS &0RDARSSON 1932b, CUDMUNDUR SKÜLASON 1956:12-13

Schweden Tibbie, Litslena sn., Uppland K. ANDERSSON 1989 Glasrutan C, Östergötland KARLENBY et al. 1988:37 Piledal 1983,1/St. Herrestad 68:87, St. Herrestad sn., Schonen L. LARSSON & LARSSON 1984:40-42

Literaturverzeichnis Die alphabetische Auflistung folgt skandinavischem Gebrauch: Ä, d, x, 0 , 0 erscheinen jeweils am Schluß, 6 wird wie d behandelt. Die Umlaute Ä, ä, Ö, ö, Ü, ü dagegen sind unter ae, oe, ue einsortiert. Isländische Verfasser sind nach dem spezifischen Namenssystem des Landes aufgeführt, sie werden also nach dem Vornamen alphabetisch eingeordnet, nicht nach dem Familiennamen. Namen, die mit Ρ beginnen, werden in Publikationen außerhalb Islands z u m Teil unter Th zitiert; aus diesem Grund ist Ρ entgegen der isländischen Alphabetfolge unter Th eingeordnet.

Quellen Die untersuchte Sagaliteratur liegt im wesentlichen in folgenden Ausgaben vor: IF STUAGNL Sturlunga Saga

Islenzk Fornrit, Reykjavik Samfund til udgivelse af gammel norsk litteratur, Kopenhagen J0N J0HANNESSON, MAGNLJS FINNBOGASON, KRISTJÄN ELDJÄRN (eds.) (1946), Reykjavik Sagatexte

Arons Saga (1946): Sturlunga Saga II, 237-278. Bandamanna Saga (1936): IF VII, 291-363 (Guöni Jonsson ed.). Bäröar Saga Snaefellsass (1860): Det nordiske Literatur-Samfund 27, 1-46 (Guöbrandr Vigfusson ed.). Bjarnar Saga Hitdcelakappa (1938): i'F III, 109-211 (Siguröur Nordal, Guöni Jonsson eds.). Brennu-Njals Saga (1954): IF XII (Einar 01. Sveinsson ed.). Droplaugarsona Saga (1950): IF XI, 135-180 (Jon Johannesson ed.). Egils Saga Skalla-Grimssonar (1933): IF II (Siguröur Nordal ed.). Eiriks Saga Rauöa (1935): IF IV, 194-237 (Einar 01. Sveinsson, Matthias M r ö a r son eds.). Eyrbyggja Saga (1935): IF IV, 1-184 (Einar 01. Sveinsson, Matthias t>0röarson eds.). Finnboga Saga (1959): IF XIV, 251-340 (Johannes Halldorsson ed.). Fljotsdcela Saga (1950): IF XI, 213-296 (Jon Johannesson ed.). Floamannasaga (1932): STUAGNL LVI (Finnur Jonsson ed.).

406

Literaturverzeichnis

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Index Die alphabetische Auflistung folgt skandinavischem Gebrauch: Ä, ä, ee, 0 , 0 erscheinen jeweils am Schluß, δ wird wie d behandelt. Die Umlaute Ä, ä, Ö, ö, Ü, ü dagegen sind unter ae, oe, ue einsortiert. Ρ ist unter Th eingeordnet. Abseite siehe unter Kübbung Abtritt 213, 241, 242, 264, 266, 273, 276-277, 308-309, 358 afbiiö 341 Alkoven 264 almannastofa 312 Almgebäude 108, 128, 146, 216, 221, 222, 224, 231, 233, 294-295, 340-341 Anbau 63, 67, 186, 205, 211, 214, 216, 220, 242, 244, 247, 256, 257, 259, 261, 264, 282, 287, 298, 300, 356, 357 anddyri siehe unter anddyrr anddyrr 321-323,324 Angelsächsische Epoche England 201-217 - , frühangelsächsisch 201-209 - , mittelangelsächsisch 209-211 - , spätangelsächsisch 211-213 Ankerbalken 178 Anpflocken 267, 286, 293, 330 arinn siehe unter tussa Aschenlagen 11 äss 340 Aufkammerung 23 Außenstützen siehe unter Schrägstützen Backhaus 211 Badehaus 76, 161, 176, 229, 237, 288, 293, 297 baöstofa 316-318, 358 Badstube 198, 248, 271, 273, 276, 277, 288, 292-293, 298, 333, 358, 360 bakstreldr 317-318 Bankerhöhung siehe unter Seitenerhöhung

Bankplattform siehe unter Seitenerhöhung bass 328 bässhella 328 Baumaterial 325 Baustil - , England 214 Färöer 223-224 Grönland 298-299 Island -Mittelalter 277-278 - Wikingerzeit 260-261 New Foundland 301-302 Schottland, die schottischen Inseln und Isle of Man 243-244 bekkr 311, 313 Besiedlung - , England - , - angelsächsisch 201-202 - skandinavisch 214-215 - , Färöer 218 - , Grönland 279-280 - , Island 245 - , Hebriden 233 - , Isle of Man 230-231 - , Orkneys 234 - , Shetlands 239 Bettstatt 292 Binnenwiese 96,115,118, 131, 194, 243, 294, 298, 346 Bischofssitz - , Lund 153 - , Brough of Birsay 235, 236, 239 biskupsbur 316 bjorr 326 bjorJ?ili 307,312

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Index

Blockbau 195-200 - , allgemein 195-197 - , Dänemark 200 - , Norwegen 197-199 - , Schweden 199-200 25, 55, 109, 146, 150, 172, 177, 185, 186, 187, 188-189, 190, 333 Bodeneintiefung 30, 31, 35, 37, 50, 62, 63, 84, 95, 165, 253 Bohlen 24 Bootshaus 65, 106, 115,120-123, 229, 237, 241, 301, 354 boröhus 312 bower 208 brandadyrr 322 Brandrodung 248, 251, 252 brikr 305 brjöstf>ili 316 Brockensoden 251 Bronzezeit 34-44 - , allgemein 34 - , Ältere 35 - Dänemark 35-37 - , - Norwegen 37 - , - Schweden 37-38 - , Jüngere 38 - , - Dänemark 38-39 - , - Norwegen 39-40 - , - Schweden 40-42 brunäss 308,359 Brunnenstube 273, 286 büö 341-346 bur 310, 311, 313-316,324, 340,357 bürhilla 315 Chronologie Island 261-263, 245-247 siehe auch unter Tephrachronologie Cruck 206 Cruckkonstruktion 206, 207, 208, 210 Dachboden 23, 49, 62, 68, 109, 198, 308 Dachdeckung Birkenrinde 22, 64, 86, 93,104, 106, 108, 113, 122, 146, 154, 185, 186, 189, 219, 242, 339 - , Bretter 137, 138, 186, 308

Dachdeckung, Grassoden 34, 49, 53, 62, 64, 68, 70, 75, 90, 104, 106, 108, 110, 111, 112, 122, 134,143, 146, 151, 154, 159, 171, 175, 182, 185, 186, 189, 197, 216, 219, 230, 236, 238, 242, 252, 253, 255, 265, 283, 290, 300, 308, 326, 328, 339, 350 -, Holzschindeln 134, 137, 138, 204 - , Lehmschicht 93 - , Schilf 22, 70, 90, 154, 159, 171, 232, 236 - , Steinplatten 22, 175, 252, 253, 254, 255, 265, 323 -, Stroh 22, 26, 28, 33, 62, 70, 89, 90, 104, 111, 134, 153, 154, 159, 171, 179, 182, 191, 204, 216, 219, 232, 240, 349 Dachgerüst 21, 22 Dachhaut 22 Dachneigung 22, 137, 154 Dachpfosten 21 Dachrippen siehe unter Dachrafter Dachrafter 22,23,49,75,93, 113, 175, 290, 308, 326, 340 Dachstuhl 23 DachtTauf 137 Dampfbadstube siehe unter Badstube Danevirke 196 Divergierende Wand 100 domhringr 345-346 Doppelpfostensystem 21 Dorf 43 -, Regulierung 130,156, 192-193, 195 -, Wanderung 57, 58, 72, 94, 114, 130, 177, 192, 193, 350, 353 Drainagekanal 50, 62, 78, 79, 122, 176, 188, 219, 222, 224, 228, 229, 231, 236, 238, 240, 244, 252, 254, 260, 273, 274, 277, 283, 286, 288, 298, 300, 318, 319, 320, 355, 356 dreischiffig 21, 35 Düngung 57, 73, 96, 115, 118, 298 dyngja 318, 324, 331-336, 358 dyrhöfuösdyrr 322 Eckfeuerstelle siehe unter Wandund Eckfeuerstelle Eckpfostenhaus 159, 160, 161

Index Eingangsbereich 47, 49,50, 61, 82, 83, 99,143, 151, 185, 186, 191, 254, 264, 267, 276, 287 Eingangspassage 50, 63,127,143, 144, 229, 236, 257, 260, 274, 285 einschiffig 21,179,180,181,190, 202 Einzäunung 56, 57, 72, 73,94, 95, 96, 114,115, 116, 118, 119,130, 131, 155, 156,157,192,193,194, 213, 243, 279, 297, 328 Einzüge 21, 23, 60, 68, 69, 82, 86, 90, 99, 111,124, 129, 146, 178, 307, 350, 351, 352 eldaskäli siehe unter skäli eldgrof 306,326 eldhus 305-311,314,359-360 Erdhütte 158 Fach 21 Fachwerk 24, 183-184, 192 Färöer 218-224 Faßabdruck 252, 265, 274, 276, 287, 293, 301, 315-316, 359 Fenster 148,152, 184, 289 Feuerstelle pfostenfrei 66, 83, 88, 98 bis 99,109, 351 First 35, 60, 112, 136, 154, 206, 209 Firstbalken siehe unter Firstpfette Firstdreieck 23, 45, 112 Firstpfette 21, 23,125,159, 204, 206, 208, 209, 210, 354 Firstpfosten 21, 26, 27, 28, 30, 31, 32, 33, 34, 36, 37, 42, 48, 61, 68, 69, 83, 86, 87, 88, 89, 90, 93, 98, 99, 104, 105, 106, 109, 110, 111, 112, 124, 125, 126, 127, 129, 133, 134, 145, 146, 147, 151, 153, 179, 180,181, 183, 204, 205, 208, 216, 241, 349, 351, 352 Firststiel 21, 35, 99, 137, 204, 208, 354 fjärhus siehe unter fjos fjos 328-329 Flechtwandbau 24 Flechtwerk 24 florr 328 forskäli 322,329 forstofa 317 fotafjöl 342

471 Fund amentgräbchen siehe unter Wandgräbchen Futterkrippe 269,328 gaflhlaö 340 Gamme 28, 32, 37 Gang 239, 271, 272, 273, 276, 277, 278, 288, 290 Ganghaus Grönland 271, 282, 288-289, 295 bis 296, 298 - , Island 248, 267, 270-271, 276, 319, 320, 323, 324, 355, 356, 358 Gefache 24,183-184,192 Gegenwartssagas 7 Gehöftstruktur -, Ältere Römische Eisenzeit 71-73 - Dänemark 71-72 - Norwegen 72 - Schweden 73 Bronzezeit 42-44 - Dänemark 43 - Norwegen 43-44 - Schweden 44 England 213-214 Färöer 222-223 Grönland 297-298 Island 278-279 Jüngere Römische Eisenzeit 94-97 - Dänemark 94-95 - Norwegen 95-96 - Schweden 96-97 Mittelalter 192-195 - Dänemark 192-194 - Norwegen 194 - Schweden 194-195 Neolithikum 33-34 Schottland und schottische Inseln 243 Vendelzeit 130-131 - Dänemark 130-131 - Norwegen 131 - Schweden 131 Völkerwanderungszeit 113-116 -Dänemark 113-114 - Norwegen 114-115 -Schweden 115-116 Vorrömische Eisenzeit 55-59 - Dänemark 56-58 - Norwegen 58

472

Index

Gehöftstruktur, Vorrömische Eisenzeit Schweden 58-59 - , Wikingerzeit 155-158 - - Dänemark 155-157 - , - Norwegen 157 - - Schweden 157-158 geldingahüs 328 genecium siehe unter gynecaeum genicium siehe unter gynecaeum Gerätekammer 102 Geröll in Schalwand 227, 235, 241, 244, 356 Gerüst 21 Giebeloberlicht 23 Giebelpfostenhaus 159, 160,175, 201, 202 Giebelpodest 231, 242, 265, 273, 300, 311, 313, 359 Giebelraum 102, 135, 139, 257, 267, 270, 271, 273-274, 276 Giebel wand in leichter Konstruktion 69, 83, 89, 91, 92, 100, 103,106,108,109,113,123, 147, 230, 242, 286, 351 Giebelzier 22,322,339 gluggr 326 Glutgrube 47, 53, 64, 91, 98,107, 111, 113, 126, 129, 149, 151, 185, 220, 229, 241, 256, 264, 284, 300-301 Glutkiste siehe unter Glutgrube Glutpfanne 163 Gokstad-Schiff 196 golf 305 Grägäs 8 Grönland 279-299 Grubenhaus 81, 83, 87, 90,100,113, 114, 115, 116, 130, 141, 151, 153, 155, 156, 158-177, 201, 202, 203, 208-209, 213, 214, 301 - , Island 174-177, 260, 271, 358 - , Skandinavien, England und nordwest-atlantischer Raum 167 bis 174 Gulatings-Gesetze 8 gynecaeum 334 gprvibur 314 Hafliöaskrä 7 Halle 105, 144, 238, 259, 289 Hebriden 233-234

Hekla 11-12 Helluland 299 Herdgrube 42, 53, 70, 83, 87, 88, 89, 91, 93,102, 109, 113, 129, 146, 151, 188, 190, 191, 231, 234, 254, 300, 306 Heuplattform 223,243 hlaöa 329,330-331 Hlaöbiiö 342 hogback 136 Holzboden 75, 110, 133, 136, 139, 148, 159, 183, 185, 188, 190, 191, 197, 203, 204, 210, 212, 221, 222, 232, 242, 257, 273, 354 Holzgiebel 147, 148, 232 Holznagel 285, 290, 291, 293 Holzschwelle 46, 55, 63, 66, 68, 85, 88, 91, 102, 103,109, 110, 140, 146, 149, 150, 152, 170, 177,182, 184, 186, 187, 191, 197, 209, 212, 214, 232, 255, 276, 351, 352, 353, 354 Holzsockel siehe unter Holzschwelle hröf siehe unter naust hrossahus 328 hrutahüs 328 hus 313 hypogeum 334 Island 245-279 Isländersagas 6-7 Isle of Man 230-233 Islendinga sögur siehe unter Isländersagas jaröhus 336-338 Järnsiöa 8 Joch 21,35 Jonsbok 8 kamarr 319-320,324 Kantgestellte Steinplatten 53, 78, 79, 148, 225, 241, 244, 254, 257, 260, 269, 355, 356 karlsskali 307 Kastenofen 173 Kastenwand 147 Kehlbalken 23, 122, 137 Keller 50, 55, 63,139,148,166, 171, 185, 203, 288 Kelleranlage 73-80

473

Index kiln siehe unter Korntrocknungsanlage kjallari 320-321,358 Klampsoden 250, 254, 286, 290 klefi 3 0 7 , 3 0 9 , 3 1 2 klömbruhnaus siehe unter Klampsoden Kochgrube 36, 38, 105, 126, 127, 144, 149, 151, 179, 220, 228, 241, 252, 253, 254, 257, 259, 274, 284, 288, 292, 300, 349 Kochhaus 75, 149,191, 192, 252 Kochkessel 139, 306 Kochraum 102, 139, 215, 236, 240, 256, 259, 260, 274, 276, 287, 288, 292, 360 Kochsteine 87, 175, 306 Konungsbök (Grägäs) 8 Korntrocknungsanlage 229, 232, 237, 244, 258, 275-276 Krückbau siehe unter Cruckbau Krüppelwalmdach 23 Krummspanner siehe unter Cruck Kübbung 137, 181 Küchenhaus siehe unter Kochhaus Küchenraum siehe unter Kochraum kvennaskäli 307 kvi 340 kviahnaus siehe unter Pferchsoden Längsaufschluß 24 Längspfette siehe unter Seitenpfette lambahus 328 Landnahmeschicht siehe unter landnämslag Landnämabok 11-12 landnämslag 246, 253, 254, 257 langbekkr 311 Langhaus 20 - , Grönland 281-284, 286-287, 296 - , Island 247, 278 - , mit rückwärtigen Anbauten - , - Grönland 270, 282, 287 - , - Island 247, 323, 324, 355, 358 Latrine siehe unter Abtritt Laubengang 136-137, 198 laundyrr 306 Licht-/Rauchöffnung 23, 45, 47, 93, 112, 113, 127, 138, 160, 168, 171, 186, 284, 300-301, 308, 312, 326, 340

litlustofa 312, 320, 358 ljori 326 lögretta 345-346 loft 3 0 8 , 3 1 2 , 3 2 0 , 3 2 1 lokhvfla 305 lokrekkja 305, 337 lopt siehe unter loft Markland 299 matbur 315 matselja 315 Mauernische siehe unter Wandnische Melkraum 188,194 Mellembygd, Grönland 280 Mesulapfosten 21 siehe auch unter Firstpfosten Mittelalter 177-195 allgemein 177-178 - , Dänemark 178-184 - , Färöer 221-222 - , Grönland 286-297 - , Hebriden 234 - , Island 261-277 - I s l e of Man 232-233 - , New Foundland 299-301 - , Norwegen 184-188 - , Orkneys 238-239 - , Schottland 228-230 - , Schweden 188-192 - , Shetlands 241-242 Mittelschiff 21 Mörtel 172, 174, 238, 289 maenir 314, 326 näö(a)hus 319 naust 338-339 Neolithikum 26-34 - , allgemein 26 Frühneolithikum 26-28 - Dänemark 26-27 Schweden 27-28 Mittelneolithikum 28-30 allgemein 28 - Dänemark 28-29 Schweden 29-30 Spätneolithikum 30-34 - Dänemark 30-31 Norwegen 32 , - Schweden 32-33 New Foundland 299-302

474

Index

Nut 24, 121, 122, 135, 205, 291, 309 Obergeschoß 198, 212 Ofen 146, 154,160,165, 172, 173, 175, 176, 179,180, 182,183, 189, 191, 197, 198, 211, 213, 222, 229, 237, 247, 288, 292, 293, 316, 317, 318, 354 oki 322 Orkneys 234-239 Orthostat siehe unter kantgestellte Steinplatten pallr 311,336,343 Pferchsoden 250 Pferdestall 89,269,293 Pfettendach 23 Pfosten 21,25 Pfostengrube 24 Pfostenloch 21 Pultdach 153 Queraufschluß 24 Querbalken 21, 23, 99, 101, 122, 134, 136, 137,138, 178, 204, 208, 212, 265, 307-308, 312, 339, 353, 354 Querriegel 24, 203, 204, 205 Räderpflug 193 Rafter siehe unter Dachrafter Rauchfang 109,151,196, 211, 213 Rauch-/Lichtöffnung siehe unter Licht-/Rauchöffnung Raumanzahl 323-325, 358 Regalgestell 257, 274, 315 rekkja 305 rekkjustokkr siehe unter setstokkr reykhafa 326 Riegel 184 rimanaust 339 Ringanlagen Öland 91-92, 97, 111 Ringförmige Hausanlagen Norwegen 52, 64-65, 72, 84, 95, 102, 105, 106, 120, 123, 126, 142 bis 143, 350 Ringwallanlagen Dänemark 135, 137, 353 Römische Eisenzeit 59-97 -, Ältere 59-73 - , - allgemein 59 - , - Dänemark 59-63 - , - Norwegen 63-66 -, - Schweden 67-71

Römische Eisenzeit, Jüngere 80-97 - , - allgemein 80-81 - , - Dänemark 81-84 - , - Norwegen 84-87 - , - Schweden 88-94 Rofen siehe unter Dachrafter Rundgiebel 22, 44, 38, 39, 41, 45, 51, 54, 69, 70, 81, 86, 89, 97, 103 Rundhaus 224-225 Rundwalmdach 22, 36, 38, 82, 349 raefr 308,340 Sagazeit 6 salemi 319 Satteldach 22, 28, 73, 93, 112,124, 133,138, 154, 159, 160, 169, 171, 204, 232, 349 sauöahüs 328 Sauermilchfaß siehe unter Faßabdruck saumstofa 308,312-313 Schafstall 94, 97, 183, 188, 220, 269, 294, 328, 330, 337 Schalmauer 25, 51, 70, 71, 85, 86, 90, 91, 92, 97, 103, 104, 105,106, 107, 108, 110, 111, 112, 123, 126, 127, 129,144, 145, 148, 184, 186, 188, 215, 216, 219, 222, 227, 231, 233, 234, 235, 237, 240, 242, 272, 283, 298, 350, 351, 352, 355 -, auf Kiesfundament 286 -, auf Lehmbett 227, 235 - , auf Steinplattenfundament 242 Schalwand siehe unter Schalmauer Scheune 69, 83, 87, 99, 105, 123, 194, 220, 229, 241, 242, 260, 267, 269, 274, 284-285, 286, 287, 289, 294, 296, 351 Schiebetür 309 Schiff 21 Schlafkammer siehe unter Schlafraum Schlafplattform 182, 220, 228, 292 Schlafraum 208, 264, 272, 314, 318 Schmiede 48, 61, 83, 105, 113, 215, 228, 237, 241, 253, 256, 258, 260, 266, 285, 293, 297, 301, 329, 331 Schnitzerei 291, 306-307, 310, 322, 323 Schopfwalmdach 23,125

Index Schottland 224-230 Schrägstrebe 179 Schrägstützen 134,135,137,138, 139, 141,147, 148, 154, 203, 206, 207, 208, 210, 212, 214, 353, 354 Schwelle 2 5 , 4 9 , 5 0 , 5 5 , 1 8 4 , 2 1 1 , 2 1 7 Schwellenkranz 25, 101,170,180, 196 Schwellriegel 25, 152,154, 178, 180, 181,191,212 screona 334 Sechspfostenhaus 159,202 Sechspfostenspeicher 83 Seitenbank 146, 160, 171, 176, 187, 189, 197, 222, 229, 238, 242, 261, 264, 268, 272, 289, 291, 295, 318, 357, 359 Seitenerhöhung 63, 93-94,103, 106, 113, 139, 146, 147, 149, 197, 219 bis 220, 221, 228, 231, 232, 236, 237 bis 238, 241, 243, 252, 254, 255, 257, 264, 267, 272, 276, 284, 287, 288, 298, 300-301, 305, 309 Seitenpfette 21, 30, 35, 68, 89, 99, 101, 125, 134, 137, 138, 154, 175, 191, 206, 211, 354 Seitenschiff 21 sei 340-341 selsgluggr 340 set 305 setstokkr 306, 309 seyöir 306 Shetlands 239-242 Sitzbalken 266 skäli 305-311, 324, 325, 337, 357, 358 skellihurö 321-322 skemma 327 skjär 326 skot 306,310 skyrbür 315-316,358 Slipanlage 121 smiöja 329,330,331 snidda siehe unter Brockensoden Soden 22 Sodenisolierung 73, 283, 285, 288, 298

475 Sodenwand 25, 32, 33, 36, 37, 40, 42, 48, 49, 50, 52, 53, 55, 56, 60, 61 bis 62, 63, 64, 66, 70, 71, 84, 85, 90, 91, 95, 97, 99, 105, 106, 124, 127, 137, 143, 158, 170, 176, 181, 182, 187, 212, 216-217, 221, 230, 231, 232, 233, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 260, 263, 266, 267, 269, 274, 275, 277, 286, 287, 288, 290, 299, 302, 319, 331, 342, 344, 350, 352, 353 Souterrain siehe unter Kelleranlagen Sparrendach 23,122, 135, 137, 138, 159, 178, 181, 212, 222, 274, 339, 354 spasndhus 46 Stabbau 25, 49, 50, 62, 63, 66, 85, 103, 107, 109, 124, 129, 132, 133, 135, 138, 140, 142, 150, 152, 177, 180, 185, 186, 189, 199, 212, 229, 255, 264, 276, 283, 351, 353 Staöarholsbok (Grägäs) 8 Ständer 21, 24, 25 Ständerbau 178,181 Ständerbohlenbau 24, 54, 65, 85, 103, 107, 109, 124, 128, 132, 140, 143, 147, 148, 150, 152, 170, 177, 179, 180, 183, 189, 190, 191, 212, 353 staflasgja 326 Staklehm 24 - , mit Dreiecksquerschnitt 55, 196 Stallgebäude 87, 105, 111, 123, 140, 144, 145, 156, 177, 182, 183, 188, 192, 194, 220, 232, 236-237, 241, 251-252, 260, 266, 267, 272, 274, 285-286, 287, 289, 294, 296, 297, 298, 330 Steilgiebel 22 Steilgiebelansatz 23, 45, 82,138, 350 Steinbau 211, 216, 217 Steinfundament siehe unter Steinsockel Steinkiste 228, 245, 257-259, 260, 264, 275-276, 345, 355 Steinlampe 163,302 Steinpflasterung im Stall 47, 60

476

Index

Steinsockel 25, 41, 48,49, 53, 55, 62, 85, 90, 103, 107, 109, 110, 124, 128, 129, 130, 142, 144, 145, 146, 147, 149, 150, 153, 177, 178, 179, 180, 184, 185, 188, 189, 190, 191, 196, 197, 199, 220, 221, 229, 230, 231, 251, 253, 255, 266, 269, 283, 288, 290, 310, 352, 353, 354 Steinverkeilung 21, 27, 68, 69, 70, 71, 84, 86, 88, 90, 93,109,110, 111, 121, 124, 126, 129, 133, 144, 145, 146, 148, 151, 152, 153, 191, 219, 229 Stichsparren 181 stofa 311-313, 320, 324, 357, 358 stokkabur 314 stokkr 314 Streifensoden 250, 251, 254, 263, 287, 300 strengur siehe unter Streifensoden stritsule-Haus 133,180 Stube 174, 175, 187,197, 198, 222, 224, 242, 247, 261, 263, 264-265, 267, 268, 269, 270, 271, 272-273, 276, 277, 278, 289, 355, 356, 359 Sturlunga saga siehe unter Sturlungensaga Sturlungensaga 6-7 suörbür 314 siiöjjak 308 Svalgang siehe unter Laubengang svefnhüs siehe unter skemma svefnstofa siehe unter skemma saetr 233 sgölabür 314 Tephrachronologie 11-12, 245-247, 249, 261-262 Tephraschichten 11-12, 245, 252, 261-262, 275 Terminologie 21-25 Terrassenanlage 43, 67, 88, 89, 108 bis 109,129,150 textrina 334 t>ekja 308,326 Jjili 306-307, 309-310, 312, 326 Jsverpallr 311,359 Jjvertre 307 tjald 341 Traufbretter 22,339

Traufseite 22 tunc 334-335 tüngarör 346-347 Türblatt 61, 92-93,139, 263, 264, 274, 285, 293-294, 300, 307, 322, 338 Türrahmen 92,332 Türschwelle 44, 47, 61, 92, 99,111, 168, 253, 264, 272, 273, 283, 290, 322 Türsturz 283, 289, 322 tussa 87,102, 326 überbalanciert 36 unterbalanciert 81-82,129 utibür 313,314,315,357 ütidyrr 322,323 utikamarr 319, 357, 358 vebgnd 345 vefjarstofa 312-313,336 Vendelzeit 123-131 - , allgemein 123-124 - , Dänemark 124-125 - , Norwegen 125-128 - , Schweden 128-130 Ventilationskanal 74, 76, 78, 79 Verrottungsschutz 25, 52, 67, 88, 102, 109, 124, 178, 244 Vesterbygd, Grönland 280, 296 vetrhüs 340 Viehpferch 73, 87, 104, 126, 188, 279, 294, 297, 341, 346 Viehtrift 73, 96, 104, 115,118,131, 155, 242 Vielpfostenhaus 159,169 Vierpfostenhaus 159, 160 Vierpfostenspeicher 37, 48, 61, 66, 83, 125, 134, 155, 156, 183,192 vindauga 315, 326, 329 V inland 299 virkisbuö 343 Völkerwanderungszeit 97-116 - , allgemein 97 - , Dänemark 97-101 - , Norwegen 101-108 -, Schweden 108-113 - , Siedlungsveränderung 116-120 Vorratsgebäude 43, 44, 48, 87,189, 284-285, 289, 294, 297 Vorratsgrube siehe unter Vorratskeller

Index Vorratskeller 41, 74, 76, 301 Vorratsraum 28, 102,103,105,111, 123, 139, 185, 204, 216, 227, 242, 259, 264, 265, 266, 274, 276, 277, 287, 288, 293, 310-311, 315 Vorrömische Eisenzeit 44-59 - , allgemein 44 - , Dänemark 45-51 - , Norwegen 51-53 - , Schweden 54-55 Walmdach 22, 33, 46, 47, 70, 82, 104, 112, 124, 139, 151, 186, 204, 210, 232 Wandgräbchen 24, 25, 28, 36, 40, 42, 45, 46, 48, 51, 52, 53, 54, 59, 60, 64, 66, 81, 83, 85, 92, 98,101,103, 105, 106, 107, 108, 109, 112, 121, 125, 132, 134, 135, 140, 142, 143, 178, 182, 189, 205, 207, 209, 210, 211,212 Wand- und Eckfeuerstelle 142,147, 154, 160,174,175,179,183,185, 187, 189, 190, 191, 198, 221, 222, 224, 241, 255, 261, 265, 268, 269, 270, 274, 288, 292, 295, 300-301, 354, 356, 357 Wandnische 78, 79, 228, 236, 245, 268, 274, 287, 292, 298, 355, 356 Wandpfostenhaus 159,160,161 Wandrähm 21, 25, 60, 93, 99,136, 137, 138, 139, 159, 184, 203, 205, 208, 274, 339, 350 Wandverdopplung 45,50, 54, 59, 60, 67, 82, 83, 88, 89, 98, 101,109, 124, 125, 132, 203, 209, 350 Wasserbehälter 255-256, 257, 258 Webgewichte siehe unter Webstuhl Webhütte 176, 203, 333-334 Webstuhl 144, 161, 164, 174,176, 265, 268, 292, 313

477 Werkstattgebäude 83-84, 87,147, 155 Werkstattraum 28, 68, 111, 135, 141, 162, 287 wheel-houses 79 Wikingerzeit 131-158 - , allgemein 131-132 Dänemark 132-142 - , Färöer 219-221 - , Grönland 282-286 - , Hebriden 234 - I s l a n d 249-260 - I s l e of Man 231-232 - , New Foundland 299-301 - , Norwegen 142-149 - , Orkneys 235-237 - S c h o t t l a n d 227-228 - , Schweden 149-155 - , Shetlands 240-241 Windfang 137,139 Wohnhügel 50, 58, 61-62, 64, 71, 72, 95, 99, 106, 127, 143, 187, 233, 237 Zelttuch 160,341 Zentralgehöft 282, 290-294, 295-296, 297, 356 Zentralort 130, 165, 166, 167, 174 Ziegel 184, 192 Zugkanal 102, 176, 188, 219, 228, 229, 237, 238, 241, 289 Zusatz-Innenstützen 28,30,32, 33, 34,35 Zweipfostenhaus 159, 169 Zweipfostensystem 21 zweischiffig 21, 27, 34, 179, 349 äre siehe unter tussa aergi 221,233 0sterbygd, Grönland 280, 288, 294 Qnd siehe unter anddyrr

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Typeneinteilung von Hausgrundrissen nach der Anordnung der Dachpfosten: zweischiffiger Grundriß (oben), dreischiffiger Grundriß (mitte), einschiffiger Grundriß (unten) (abgeändert nach NÄSMAN 1987:76f). Zwischen den runden Pfostenmarkierungen kennzeichnen gerade Linien Quer- und Längsverbände des dachtragenden Gerüsts (Joche und Pfetten). Im Giebelbereich ist ein Walmdach (oben, mitte) bzw. ein Satteldach (unten) angedeutet.

Tafel 4

Kontur der Giebelwand und die Dachwalmung: Vollwalm (links), Walm mit Steilgiebelansatz (rechts) ( n a c h HERSCHEND 1987:24f)

Tafel 5

Wand in Flechtwerkkonstruktion (oben) Wand in Stabbaukonstruktion (mitte, unten) (aus BIRKEB^EK 1982b:50)

Tafel 6

W a n d in Ständerbohlenbauweise (aus

CHRISTIE

1974:14)

Tafel 7

Wand in Blockbauweise (aus

CHRISTIE

1974:16)

Tafel 8

Landschaftsbezeichnungen in Norwegen und Schweden Schlüssel zu den Abkürzungen siehe S. 368

Tafel 10

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen des Frühneolithikums

Tafel 11

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen des Mittelneolithikums

Tafel 12

Mittelneolithikum Dänemark Limensgärd AA [86] (oben) (aus F.O. NIELSEN & NIELSEN 1987:260) Rekonstruktion für das Spätneolithikum (unten) (aus F.O. NIELSEN & NIELSEN & WATT 1985:12)

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen des Spätneolithikums

Tafel 14

Spätneolithikum Norwegen S t o k k s e t [278] (aus 0STMO 1979:84)

Spätneolithikum Schweden Fosie IV/Boplats III [328] Rekonstruktion (aus BURENHULT 1983:17)

Tafel 16

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Älteren Bronzezeit

Tafel 17

Ältere Bronzezeit Dänemark Egehej [25] (oben) (aus J. JENSEN 1988:157) Hemmed Kirke [57] (unten) (aus BOAS 1988:153)

Tafel 18

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Jüngeren Bronzezeit

Tafel 19

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Jüngere Bronzezeit Dänemark Hojgärd [68] (oben) (aus J. JENSEN 1988:158) Trappendal [163] (unten) (aus BECKER 1982:56)

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Tafel 20

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Vorrömischen Eisenzeit gefüllte Kreise: Gebäude mit Sodenwandisolierung

Tafel 21

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Vorrömischen Eisenzeit

Tafel 22



2

3

*



Vorrömische Eisenzeit Dänemark Grentoft Β X [46] (oben) (aus BECKER 1969:238) 0 s t e r Lern Hede III [186] (unten) (aus HATT 1949:98)

Tafel 23

Vorrömische Eisenzeit Dänemark Norre Fjand [113] (oben) (aus HATT 1957: Tafel IV A) Hodde 1/1 [63] (unten) (aus S. HVASS 1976a:146)

Tafel 24

Vorrömische Eisenzeit Dänemark Hodde [63] Dorfstruktur (oben) (aus S. HVASS 1988a:54)

Sig [136] Einzelgehöftstruktur (unten) (aus BECKER 1982:68)

Tafel 25

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Älteren Römischen Eisenzeit gefüllte Kreise: Gebäude mit Sodenwandisolierung

Tafel 26

Skandinavien Fundorte mit Hausgrundrissen der Älteren Römischen Eisenzeit

Tafel 27

Ältere Römische Eisenzeit Norwegen Ringförmige Hausanlage von B0 [198] (aus MOLTU 1983:42)

Tafel 28

HOUSE II

HOUSE I

COOKING ROOM ?

STORAGE ?

STABLE ?

STABLE

ENTRANCE ROOM?

DWELLING

WORKING ROOM ?

Ältere Römische Eisenzeit Schweden Raumeinteilungen in Gene I und II [331] (aus RAMQVIST 1983:158)

Tafel 29

Fundorte mit Kelleranlagen/Souterrains der Vorrömischen Eisenzeit und der Älteren Römischen Eisenzeit in Dänemark

Dänemark Kelleranlage Grenhedens Mark ( a u s FRIIS & LYSDAHL JENSEN 1 9 6 7 : 4 7 , 4 9 )

Tafel 31



C3 w