Dasein und Bewusstsein: Eine Studie zur Problematik des Bewußtseins [Reprint 2019 ed.] 9783111493589, 9783111127231

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German Pages 51 [52] Year 1933

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Table of contents :
INHALT
Vorwort
I. Die Entfaltung des Daseins
II. Bewusstsein als Empfinden und Wahrnehmen
III. Bewusstsein als Vorstellen und Erinnern
IV. Bewusstsein als «gedankliche» oder «begriffliche» Erfassung
V. Die Fragwürdigkeit des Bewusstseins
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Dasein und Bewusstsein: Eine Studie zur Problematik des Bewußtseins [Reprint 2019 ed.]
 9783111493589, 9783111127231

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DASEIN UND

BEWUSSTSEIN EINE

STUDIE DES

ZUR

P R O B L E M A T I K

B E W U S S T S E I N S

V O N

OTTO

JANSSEN

A. O. PROF. AN DER UNIVERSITÄT MONSTER IIW.

1933

BERLIN

WALTER VORMALS

G. J .

DE

GRUYTER

GÖSCHEN*SCHE

J. GUTTENTAG, GEORG

LEIPZIG

& CO.

VE R L AG S H AN D L U NG

VERLAGSBUCHHANDLUNG

REIMER VEIT

• &

KARL

J.TRÜBNER

COMP-

Archiv-Nr. 42 35 33 Druck von Walter de Gruyter & Co., Berlin W 1 0

INHALT Seite

Vorwort I. II. HI. IV. V.

Die Entfaltung des Daseins Bewußtsein als Empfinden und Wahrnehmen Bewußtsein als Vorstellen und Erinnern Bewußtsein als «gedankliche» oder «begriffliche» Erfassung Die Fragwürdigkeit des Bewußtseins

5

...

7 13 27 35 44

VORWORT Den Gedanken, die sich in der nachfolgenden Abhandlung zusammendrängen, hat der Verfasser zu wiederholten Malen und zum Teil in sehr viel eingehenderer Weise Ausdruck verliehen. Daß ihre Behandlung vom Standpunkte einer das Interesse beherrschenden «Existenz »-Philosophie unserer Tage nicht gerade als zeitgemäß gelten kann, ändert weder etwas an ihrer tiefen Bedeutsamkeit, noch daran, daß sie so und nicht anders in Angriff zu nehmen sind, als es hier geschieht. Die «Existenzphilosophie», als Philosophie der personalen Vollzüge und Möglichkeiten hat der Forschung weite und lange brach gelegene Gebiete zurückgewonnen, aber es wäre verhängnisvoll zu glauben, daß die durch die Eigenart des neuen Gegenstandes gebotene Haltung den Denker befähige, solchen Problemen erfolgreich zu begegnen, die allererst «unterhalb» der Ebene des Personalen auftauchen und zu den B e d i n g u n g e n ihrer Struktur gehören. Zu ihnen aber würden ohne Ausnahme die Fragen zu zählen sein, die im folgenden behandelt werden. Ob im übrigen die hier vorgelegten Auffassungen sämtlich und wohlbehalten die Kritik passieren, erscheint dem Verfasser weniger belangvoll, als daß sie dazu beitragen möchten erstarrende Gedankengänge wieder in Bewegung zu setzen und sie in die Mühle der Diskussion zurückzubeordern. Münster i. W., März 1933.

1.

DIE ENTFALTUNG DES DASEINS Die Bestimmtheit eines Etwas, «da» oder «gegeben» zu sein, wohl zu unterscheiden von der anderen, immer nur hypothetisch bleibenden Bestimmtheit der «Existenz», verpflichtet sich nicht auf gewisse A r t e n des D a s e i e n d e n , d.h. dessen, was da ist. Körperlichen Dingen kommt solches Dasein in lediglich wechselnden Ausschnitten zu, räumlichen und unräumlichen Veränderungen und Übergängen nur in der jeweilig kurzen Spanne ihrer Gegenwartsbreite. Dasein haben seelische Zustände und Wandelbarkeiten, wie nicht minder das seltsame und selber «seelisch» zu nennende Ich, in welchem sie zentriert sind. Dasein hat das in der Vorstellung Vorschwebende und noch ohne Rücksicht auf das Wovon seines Vorstellungseins, ebenso wie die Halluzination oder das Traumgebilde. Aber grundsätzlich können auch I d e a l i t ä t e n jeder Art und inneren Entferntheit und sofern sie nicht in der Verfassung des S p e z i f i s c h e n aufgenommen werden, im strengen Sinne des Wortes, wenngleich immer als unselbständige, als einer nichtideellen Fundierung bedürftige, gegeben oder da sein. D a ist etwa die ideelle Ü b e r e i n s t i m m u n g von Daseiendem, da sein können I d e n t i t ä t , F o l g e , W i d e r s p r u c h usw., aber auch Bestimmtheiten, wie die des N u m e r i s c h e n , des Z e i t l i c h e n und R ä u m l i c h e n , der U r s ä c h l i c h k e i t , des Verhältnisses von Teil und Ganzem. Da zu sein aber vermöchten auch die ideellen Essentien e c h t e r Intentionalität, sowie die über das Feld des Daseienden hinausweisenden Idealitäten der «Erinnerung an» und des «Begriffes von» etwas. Aber das D a s e i n eines Etwas, als die eigentümliche Verfassung dieses Etwas, gegeben oder da zu sein, bezeichnete selber eine Weise seines ideellen Bestimmtseins. Ließe man alles «ideell» zu Nennende, selbst der entlegensten Observanz, durch das bindende, wenn auch nur limitierende Faktum geeint sein, daß es nicht von q u a l i t a t i v e r Beschaffenheit, nicht irgendwie s i n n f ä l l i g und der q u a l i t a t i v e n I n t e n s i t ä t f ä h i g sei, daß es in U n s e l b s t ä n d i g k e i t verharre gegenüber irgend fundierenden qualitativen Beständen und der i n der Zeit sich vollziehenden V e r ä n d e r u n g ü b e r h o b e n bleibe, so würde auch

8

1. Kapitel

die Bestimmtheit des D a s e i n s von etwas hierhin gehören. Dieser i d e e l l e Charakter des Daseins gelangt im Augenblick zu deutlichster Abhebung, wo sich das D a s e i n eines Etwas, dem N i c h t d a s e i n dieses selben Etwas, einem Faktum von durchaus eigenem Recht und Willen, entgegenstellt. Ein ausgebreitetes und leuchtendes Rot, das im Charakter seiner Anschaulichkeit (d. h. Wahrnehmungsmäßigkeit) vor mir steht, sei einen Augenblick später nicht mehr gegeben oder da. Die Frage, wovon solches Nichtdasein gelte, würde die Antwort finden: es gilt von der so und so zu charakterisierenden, leuchtenden F a r b e da draußen. Eben diese anschauliche Farbe ist nunmehr n i c h t da. N i c h t aber gilt solches Nichtdasein von der in der B e s t i m m t h e i t i h r e s D a s e i n s stehenden Farbe. Das heißt: es ist die anschauliche und leuchtende F a r b e , nicht aber die solchergestalt d a s e i e n d e Farbe, die nunmehr n i c h t da ist. Mit solchem N i c h t d a s e i n der einen und selben Farbe aber gelangt nun ihr (hier soeben gewesenes) D a s e i n als eine « B e s t i m m t h e i t » dieser Farbe zur Abhebung, die n i c h t m e h r d u r c h M e r k m a l e des Q u a l i t a t i v e n , des A n s c h a u l i c h e n usw. zu b e l e g e n i s t , sondern gemäß der eben aufgeführten limitierenden Kennzeichen unter die weite Überdachung des I d e e l l e n gehören würde. Die anschauliche Farbe da draußen i s t nicht Dasein, sondern sie steht, als eine daseiende, in der i d e e l l e n B e s t i m m t h e i t ihres Daseins. Eben dies aber, daß die ideelle Bestimmheit des Daseins von der a n s c h a u l i c h e n F a r b e da d r a u ß e n , d. h. derselben, die eben noch da war und in der Bestimmtheit dieses D a s e i n s stand, nunmehr nicht gilt, macht das Faktum ihres N i c h t d a s e i n s aus. Wobei der seltsame Umstand noch unberücksichtigt bleibe, daß jegliches Nichtdasein allererst f a k t i s c h i s t auf Grund dessen, daß eine selber ins Dasein fallende «Vorstellung» oder auch ein bloßer «Begriff» vom D a sein des nunmehr n i c h t Daseienden Bestand habe: Das N i c h t d a s e i n des leuchtenden, anschaulichen Rot vor uns — und nur um dieses handelt es sich hier — zeigt seine faktische Geltung immer nur auf Grund dessen, daß dieses selbe Rot, als ein d a s e i e n d e s , auf Grund einer «Vorstellung» oder im bloßen «Begriffe» von ihm, erfaßt wurde. Von dem Rot da draußen, gleichviel, ob ein Anlaß bestünde, es als »existierend« in eine Wirklichkeit hinzunehmen oder nicht, ließe sich sagen, es sei «evident» oder « t a t s ä c h l i c h » da. Damit ist nicht gesagt, daß eine «subjektive» Z u v e r s i c h t oder Ü b e r z e u g u n g «in mir» vorhanden sei, obwohl solche Überzeugung gewiß unablässig in Bereitschaft stünde. Auch wäre keineswegs an eine Hinsicht der N o t w e n d i g k e i t zu denken. Könnte doch diese selbe anschauliche Farbe im Augenblick verschwinden und damit ihrem Nichtdasein anheimfallen. Vielmehr verstehen wir unter der «Evidenz» eine durchaus im Sach-

Die Entfaltung des Daseins

9

verhalte gelegene U n b e d i n g t h e i t des Daseins selber: u n b e d i n g t o d e r t a t s ä c h l i c h ist die Farbe da draußen da oder gegeben und k e i n e s w e g s n i c h t d a , obwohl sie doch ebensowohl nicht da sein k ö n n t e . Ausdrücklich aber wäre zu bemerken, daß die « E v i d e n z » des Daseins der F a r b e da draußen nicht mit d e r j e n i g e n Evidenz i n e i n s zu setzen wäre, mit der sie «mir», zufolge eines relationalen oder intendierenden « B e w u ß t s e i n s » g e g e b e n , bzw. «für m i c h » d a sein soll. Würde — schon nach Maßgabe der Bewußtseinslehre — das D a s e i n der Farbe da draußen von dem Wahrnehmen ihrer, als einer daseienden, wohl zu unterscheiden sein, so würde sich für solches W a h r n e h m e n , als eine Weise der Cogitatio, die gleiche Hinsicht der Daseinstatsächlichkeit oder «Evidenz» ergeben müssen. Zufolge d e r s e l b e n Tatsächlichkeit aber, mit welcher ein Etwas im einen Falle g e g e b e n o d e r d a ist, wäre es im anderen Falle n i c h t da, so daß es anginge geradezu von einer S p h ä r e d e s T a t s ä c h l i c h e n zu reden, unter welcher sich tatsächliches D a s e i n wie tatsächliches N i c h t d a s e i n zusammenfinden. In das Bereich tatsächlichen N i c h t d a s e i n s aber ginge nicht ü b e r h a u p t die unendliche Fülle des Nichtdaseienden ein, sondern einzig und allein das im t a t s ä c h l i c h e n o d e r e v i d e n t e n S i n n e Nichtdaseiende, während dasjenige n i c h t t a t s ä c h l i c h Nichtdaseiende, das wir anderwärts mit dem Titel des « t h e o r e t i s c h e n » N i c h t d a s e i n s belegten, und worunter die Bewußtseinslehre ein Nichtdaseiendes verstehen würde, von dem nicht einmal ein B e w u ß t s e i n seines Nichtdaseins Geltung hätte, jener S p h ä r e d e s T a t s ä c h l i c h e n entrückt bliebe 1 . S o s e i n o d e r V e r h a l t e n , -als das Gelten eines Etwas von etwas in der Weise einer Geltungsbestimmtheit 2 , würde z u n ä c h s t u n d v o n s i c h a u s noch nicht das geringste von S e i n oder D a s e i n vermelden. Aber wohl vermöchte solches Sosein oder Verhalten, und zwar unter Einschluß seiner immer nur als ideell aufzunehmenden Vermittelungen, als e i n d a s e i e n d e s , d u r c h a u s u n d im v o l l e n U m f a n g e in der Bestimmtheit s e i n e s D a s e i n s zu stehen. Ja, es ließ sich der Nachweis erbringen, daß jeder Soseinsbezug unabänderlich in der Bestimmtheit seines (tatsächlichen) Daseins oder Gegebenseins stehen muß, wenn er der Bedingung seiner eigenen, d. h. ihm für sich zukommenden t a t s ä c h l i c h e n o d e r e v i d e n t e n G e l t u n g genügen soll. Und wir glaubten zeigen zu können, daß dieser Satz selbst für rein ideelle und vermeintlich «wesenhaft notwendige» Soseins-verhalte 1 Über Dasein und Nichtdasein, über die Idealität und Evidenz des Daseins usw. haben wir uns eingehend in unseren «Vorstudien zur Metaphysik» ausgesprochen. Bd. I u. II. 2 Hierzu das Nähere in unserem Buche «Ideeller Aufbau und Metaphysik des Denkens» Bd. I, S. 14 ff.

10

1. Kapitel

anzusetzen sei, d. h. daß diese Verhalte, ohne in der wie immer fundierten Evidenz oder Tatsächlichkeit ihres D a s e i n s zu stehen, auch ihre ebenso evident zu verstehende E i g e n g e l t u n g — mag immer diese in einem höchsten Maße wahrscheinlich bleiben — n i c h t zu verbürgen vermögen, und daß vollends ihre etwa in Anspruch genommene «Wesensnotwendigkeit« niemals eine evidente oder tatsächliche genannt werden dürfte, sondern stets im bloßen «Begriffe» ihrer Geltung gelegen sei. Dagegen wäre es völlig absurd und jedem phänomenologischen Ausweis zuwider, wollte man behaupten, daß ein Sosein oder Verhalten — und sei es selbst das vermeintliche entscheidende eines «In-der-Welt-seins« (gleich «Mensch») — nicht als ein d a s e i e n d e s , d. h. als in der B e s t i m m t h e i t seines Daseins s t e h e n d , zu gelten habe, sondern selber D a s e i n sei 3 ). Obwohl das D a s e i n v o n e t w a s gewiß auch für sich als eine Weise des Soseins oder Verhaltens betrachtet werden dürfte, wenn eben auch nur als die eine Weise, in der die ideelle Daseinsbestimmtheit v o n d i e s e m E t w a s gilt, wäre doch das Dasein unter keinen Umständen mit irgendeinem anderen (nicht dergestalt d a s e i n s mäßigen) Charakter eines V e r h a l t e n s oder S o s e i n s zu identifizieren. Allein nicht weniger ungangbar erschiene der Versuch, den T e r m i n u s oder die Termini eines jeglichen Soseins, als die beliebig zu verstehenden E t w a s , in welchen sein beziehentlicher Charakter gleichsam verfestigt erscheint, mit dem Dasein in e i n s zu s e t z e n . Sofern ein Sosein oder Verhalten in die Bestimmtheit seines Daseins fiele, würde auch der Terminus oder die Termini des Soseins selber allererst als daseiend zu bezeichnen sein4. Während es im Sinne einer «Sphäre des Tatsächlichen» gelegen ist, das t a t s ä c h l i c h D a s e i e n d e , d.h. in der Bestimmtheit seines Daseins Stehende, wie das ebenso t a t s ä c h l i c h oder evident N i c h t d a s e i e n d e in einem zu überspannen, steht ihr im Nichttatsächlichen eine weitere und freilich zunächst nur m o d a l zu verstehende Sphäre des M ö g l i c h e n entgegen. Was n i c h t tatsächlich da ist, oder als n i c h t t a t s ä c h l i c h soseiend auch n i c h t tatsäch3 Siehe die Kritik der Seinslehre bei M. Heidegger («Sein und Zeit»), in unserem. Buche: «Das erlebende Ich» usw. S. 199 ff. Wesentliche Irrtümer dieser Seinslehre mußten wir einmal darin sehen, daß ihr Urheber in entscheidenden Verhalten oder Soseinsweisen und entgegen dem phänomenologischen Befunde, dem Sosein als solchem unbesehen einen Vorrang vor seinen Terminierungen einräumte, wie ferner darin, daß er das «In-der-Welt-sein» (gleich «Mensch«), also ein bloßes Verhalten oder Sosein (das nicht etwa den obigen Einzelfall des Geltens der Daseinsbestimmtheit von etwas verkündete) willkürlich und statt eines nur Daseienden, selber zum Dasein dekretierte. 4 Zur Vermeidung naheliegender Irrtümer haben wir daher in unserem Buche: «Das erlebende Ich und sein Dasein» immer nur dort von Sosein oder Verhalten gesprochen, wo nicht das Verhalten des Da-seins, d. h. das Gelten der Daseinsbestimmtheit — von etwas, gemeint war.

Die Entfaltung des Daseins

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l i e h in der Bestimmtheit seines Daseins steht 5 , kann lediglich m ö g l i c h e r w e i s e da sein oder so sein. Sei es wiederum in dem von mir selber zentrierten Daseinsfelde, sei es in einem fremden Felde des Daseins. Aber das dergestalt Mögliche könnte auch in der völlig anderen und immer nur hypothetisch bleibenden Seinsverfassung der E x i s t e n z gemeint sein. Mit solcher Schichtenabhebung das Tatsächlichen und Nichttatsächlichen gelangte die andere zur Deckung, nach welcher sich das Tatsächliche, als das im weitesten Sinne Wahrgenommene und im Wahrnehmen als ein S e l b s t Daseiende oder Nichtdaseiende (bzw. Soseiende oder Nichtsoseiende), vom N i c h t t a t s ä c h l i c h e n unterschiede, das n i c h t als ein S e l b s t da sei oder nicht da sei (bzw. so sei oder nicht so sei) und lediglich «vorgestellt» sei, bzw. «im Begriffe» seines Daseins oder Soseins gelegen bleibe 7 . Doch davon wird in Kürze die Rede sein. Was endlich irgend im ichterminierten Felde des Daseienden da ist, trägt die Bestimmtheit dieses seines tatsächlichen Daseins o h n e jedwede, vor allem vom Wirklichen her in Anspruch genommene, B e v o r z u g u n g . Die Farbe da draußen, die jeder zu sehen meint und die wir, ob mit Recht oder Unrecht, in eine Wirklichkeit hinzunehmen bereit sind, ist nicht in einem h ö h e r e n Maße d a , wie das mir vorschwebend Vorstellungsmäßige, — dieses nur für sich besehen und noch ohne Rücksicht auf das W o v o n seines Vorstellungseins —, oder wie das vor mir auftauchende halluzinatorische Gebilde. Und wiederum, und durchaus ohne Vorzug seines Daseins da, ist alles, was im eigentlichen Sinne des Wortes «seelisch» zu nennen wäre, wie die Fülle unserer ichhaltigen Zuständlichkeiten etwa oder das seltsame Ich selber, dem sie zugehören, wobei die völlig andere und von derjenigen des «Ichfremden» wohl zu unterscheidende P o s i t i o n a l i t ä t alles Seelischen für den Charakter solcher D a s e i n s g e l t u n g s e l b e r , ohne Bedeutung bliebe. — In d e m Augenblicke aber wird die Sphäre des Tatsächlichen überschritten und die Unentschiedenheit des M ö g l i c h e n angegangen, in welchem sich etwa die Frage erhebt, ob ein Daseiendes noch unter gewissen Bedingungen da sein w e r d e oder je da g e w e s e n s e i , ob ein Nichtdaseiendes da sein k ö n n t e oder vielleicht in einem fremden Daseinsfelde da i s t 8 , aber auch die Frage auftaucht, ob ein Daseiendes 5 Über den vermeintlichen «Vorrang» des Soseins vor seinem Terminus und das Dasein dieses Terminus vgl. im übrigen: «das erlebende Ich» usw. S. 182. 6 Nichttatsächliches Dasein würde also noch nicht dasselbe wie tatsächliches Nichtdasein besagen, obwohl hier, wie wir vielfach gezeigt haben, eine Hinsicht gegenseitiger Angewiesenheit bestünde. 1 Wir haben diese zwar nicht schwierigen aber etwas verwickelten Verhältnisse in unserem Buche: «Vorstudien zur Metaphysik»Bd. I zu entwirren versucht. 8 Übrigens haben wir nachweisen können, daß unter Umständen selbst die Faktizität des Daseins unentschieden bleibt. Siehe unseren Exkurs über den eigentlichen Daseinszweifel», «Vorstudien» usw. Bd. I S. 431 ff.

12

1. Kapitel. Die Entfaltung des Daseins

— nun nicht mehr in der Bestimmtheit dieses D a s e i n s stehend — vielleicht als »existent« in eine Wirklichkeit dürfe hingenommen werden usw. Schon in ihrem eigenen Strukturbereiche hat die Bewußtseinslehre es nur zu oft versäumt das t a t s ä c h l i c h e D a s e i n eines (wahrnehmungsmäßig) «Bewußten» oder «im (wahrnehmenden) Bewußtsein Erfaßten» v o n e b e n d e m « B e w u ß t s e i n v o n e t w a s » , in welchem es erfaßt wird, und s e i n e r i h m zukommenden aktuell oder nachträglich aufgenommenen Daseinsverfassung zur Abhebung zu bringen. Man setzte das Dasein eines Etwas unbesehen mit seinem «Bewußt«-sein in e i n s und mußte nun dahin gelangen, alle Seinsproblematik des «im Bewußtsein» (wahrnehmungsmäßig) Erfaßten unverzüglich in eine Erörterung seiner W i r k l i c h k e i t oder E x i s t e n z einmünden zu lassen. Bei Cartesius z. B. ist das zufolge der Cogitatio des W a h r n e h m e n s als wahrgenommen Erfaßte, das C o g i t a t u m , grundsätzlich dem Seinszweifel unterworfen. Und es ist ihm deshalb unterworfen, weil dieser Denker es unverzüglich im Hinblick auf seine E x i s t e n z oder W i r k l i c h k e i t zu befragen unternimmt. Hätte Cartesius es vor jeder Wirklichkeitserkundung im bloßen Hinblick auf sein im Bewußtsein zu erfassendes D a s e i n aufgenommen, so hätte ihm nicht entgehen können, daß es in diesem seinem D a s e i n ebenso unzweifelhaft genannt zu werden verdiente, wie es das Dasein der Cogitatio selber verdient, welch' letztere nach Maßgabe der Bewußtseinslehre die unumgängliche Voraussetzung für das D a s e i n e i n e s C o g i t a t u m bilden sollte. Ebenso unbesehen aber wird nun andererseits die Unzweifelhaftigkeit des Daseins der Cogitatio und mit ihr natürlich die Unzweifelhaftigkeit des D a s e i n s e i n e s t e r m i n i e r e n d e n I c h , als die Unzweifelhaftigkeit eines E x i s t i e r e n d e n von Cartesius aufgenommen, obwohl doch wie überall, so auch hier die E x i s t e n z der Cogitatio wie die Existenz des Ich durchaus und grundsätzlich im Zweifel bliebe. In der Phänomenologie Husserls wird das Dasein eines Etwas g l e i c h f a l l s und in einer nicht weniger merkwürdigen Weise verfehlt. Obzwar Husserl das D a s e i n oder G e g e b e n s e i n etwa einer Farbe — z. B. des Rot da draußen — nicht in Abrede stellen würde, wäre ihm doch das gegebene Rot alles Andere, als das, was unsere vorstehenden Überlegungen als gegeben oder daseiend bezeichnen mußten, nämlich die so und so beschaffene, von dieser bestimmten Position her «gesehene» und gemäß solchem «Sehen» daseiende Farbenbesonderung. «Gegeben» wäre i h m vielmehr und wahrhaftig das in kontinuierlichen, einem Erlebnisstrome angehörenden « Farbabschattungen» identisch Vermeinte. Dies identisch Vermeinte und angeblich dennoch da draußen Gegebene oder Daseiende wäre daher offenkundig und faktisch nur als ein ideelles und von verschiedenen Erlebnisweisen her intendiertes E i n h e i t s -

2. Kapitel. Bewußtsein als Empfinden und Wahrnehmen

13

m o m e n t anzusehen. Der nach u n s e r e r Auffassung daseienden konkreten Farbe da draußen muß demgemäß das Schicksal widerfahren, daß sie nach H.s Vorgang als bloße «Abschattung» oder abschattende Erlebnisweise — und entgegen jedem tatsächlichen Befunde, der sie da draußen belassen müßte — in den Erlebnisstrom und damit in die Sphäre des Seelischen verwiesen und mit einer beseelenden Auffassung «auf» jenes identisch Vermeinte ausgestattet wird. Aber auch im Erlebnisstrome verharrt sie bei H. keineswegs als eine d a s e i e n d e , sondern wird unverzüglich in der Verfassung ihrer E x i s t e n z aufgenommen. Die «immanente» Wahrnehmung soll nach H. die E x i s t e n z ihres Gegenstandes verbürgen.

2.

BEWUSSTSEIN ALS EMPFINDEN UND WAHRNEHMEN E s wird nicht eben häufig zur Kenntnis genommen, daß uns das beziehentlich aufgenommene « B e w u ß t s e i n v o n e t w a s » innerhalb der Philosophie und Psychologie der Gegenwart im wesentlichen in zwei Formulierungen zu begegnen pflegt 9 . Formulierungen, die in ihrer offenkundigen und sehr verdächtigen Sinnesgegensätzlichkeit jedenfalls das eine deutlich machen, daß hier Schwierigkeiten vorliegen müssen, die in den Kern der Dinge hinabreichen. Ein erster, « r e l a t i o n a l e r » Sinn des Bewußtseins meint so etwas wie eine unvergleichliche «Beziehung» zwischen den f r e i l i c h z u n ä c h s t n u r i m Sofern i h r e s D a s e i n s zu v e r s t e h e n d e n «Objekten» und uns, und zwar in der Art eines von den Objekten «ausgehenden», durch eben jene «Beziehung» vermittelten «Für mich»-seins. Es heißt in diesem Falle: Die Objekte sind im Bewußtsein « m i r g e g e b e n » , bzw. «für m i c h » da. Die andere und im Augenblick sehr geläufige Auffassung dreht das Verhältnis in gewisser Weise um: das Bewußtsein ist ein « i n t e n dierendes». Zufolge einer eigentümlichen Intention, einer «Hingewandtheit auf», die nichts von Vorgang oder Aktualität in sich zu tragen brauchte, bin ich im Bewußtsein auf die Objekte gewandt oder «gerichtet» : das Bewußtsein ist allemal ein intendierendes Bewußtsein von etwas. In einem letzten Sinne aber wären beide Bedeutungsrichtungen des Bewußtseins «ideell» zu nennen. Gäbe die B e l a t i o n eines Bewußtseins unverzüglich und aus sich die Idealität einer B e z u g n a h m e zu erkennen, die in dem «Mir» oder «Für mich» ihren Ausdruck 8 Es möge hier ausdrücklich bemerkt werden, daß wir eine attributive Sinnrichtung des «Bewußtseins» schon an der Schwelle ablehnen. Desgleichen natürlich eine Identifikation des «Bewußtseins» mit der Ganzheit oder einem Teilbestand des «seelischen Lebens».

2. Kapitel

14

fände, so würde die I n t e n t i o n , bei aller Bereitwilligkeit Strebungen oder Tendenzen in sie hineinzutragen, doch ein letztes und nur ideell zu verstehendes Moment des «Auf», «Zu», «Von etwas» usw. offenbar, machen. Ginge man, noch ungeachtet obiger Gegensätzlichkeit, der Behauptung na&h, ein Etwas sei nur insofern g e g e b e n oder d a , als es « f ü r mich» in der Weise eines wahrnehmenden Bewußtseins da sei oder auch v o n m i r im Sinne eines solchen Bewußtseins intendiert werde, so ließe sich erwarten, daß dieses Ich im «Vollzuge» eines solchen Wahrnehmens, d. h. in der Situation des Wahrnehmens stehend, nicht selber da sei, und daß, wenn es gleichwohl noch und a l s ein w a h r n e h m e n d e s in das Dasein falle, es eben nicht nur ein «Bewußtsein von» einem beliebigen i c h f r e m d e n Etwas, sondern darüber hinaus und zugleich auch ein Bewußtsein v o n s i c h s e l b e r habe. Aber gegen solche vermeintlichen Tatsachen spricht der Befund eine sehr vernehmbare Sprache. Es zeigt sich nämlich, daß wenn ich etwa eine Farbe oder einen Ton wahrnehme, ja ihnen wahrnehmend «zugewandt» bin, i c h im Vollzuge dieses wahrnehmenden Bewußtseins, wenn auch gleichsam zurückgedrängt und weniger emporgehoben, noch da sein kann, nicht als derjenige, der nebenher «bewußt» ist, d. h. irgendwie »innerlich» wahrgenommen würde, oder «Bewußtsein von» sich selber hätte, sondern als der W a h r n e h m e n d e und in der vollen Verfassung dessen, der solches wahrnehmende «Bewußtsein» in der Weise eines «Subj e k t e s » terminierte. Ein Gleiches aber würde für die ichhaltigen und e i g e n t l i c h intentionalen Gefühle und Stellungnahmen zu gelten haben. Bin ich, in einem intentionalen Gefühle lebend, auf die dergestalt intendierten Sachverhalte «im Bewußtsein» gerichtet, so werde ich, wenn auch sicher nur nebenher, keineswegs des Gefühles als eines für «mich» daseienden inne, sondern in einer Verfassung, in der es dem Ich als einem Bewußtsein h a b e n d e n und folglich schon in s e i n e r S u b j e k t h a l t u n g d a s e i e n d e n selber als daseiend «zugeh ö r t e » 10. Aber es zeigte sich auch, daß wenn das Ich sich ausdrücklich selber wahrnehmungsmäßig im Bewußtsein erfaßte, d. h. vermeintlich «für sich» selber da wäre, es schlichter Aufnahme gemäß, schon als ein Erfassendes, d . h . in d e r H a l t u n g s e i n e s , s o l c h e E r f a s s u n g t e r m i n i e r e n d e n , « S u b j e k t » - s e i n s da wäre bzw. da sein könnte. Sind diese Tatsachen, nicht immer deutlich zwar, aber doch in aller Evidenz, aus dem «Vollzuge» eines bewußtseinsmäßigen Wahrnehmens zu belegen, so werfen sie die alte Überzeugung um, als könne jegliches 10

Über die Begriffe des «Ichzugehörigen» und «Ichfremden», deren Unterscheidung noch ohne jede Bewandtnis zu einem «Bewußtsein» — etwa im Sinne eines Bewußtseins tsubjektes* oder -*Objektes» —• bleibt, vgl. eben als ein Modus des Bewußtseins von etwas figurieren und damit ideellen und unvergleichlichen Charakter an dem. eigentümlichen letztlich des «von Etwas» — sei er nun relational oder intentional zu verstehen — teilnehmen müssen. Das von L. gemeinte «Einziehen» aber besagte, wie uns scheint, etwas ganz anderes. Es besagte einen Vorgang des In-uns-hinein-Ziehens und mit dem Vorgang eine von der Farbe von dem Tone ausgehende Wirksamkeit, die unser «seelisches Sein» modifizierte. Wobei Farbe und Ton als die Ausgangspunkte solcher Einwirkung natürlich lediglich im Sofern ihres Daseins, nicht aber in dem ihrer Existenz oder Wirklichkeit aufzunehmen wären. Das von der Bewußtseinslehre in Anspruch genommene intentionale oder relationale «von Etwas», und sei es auch schon im Sinne eines Wahrnehmens zu verstehen, wüßte dagegen als solches nichts von einem Vorgang oder von einer Wirksamkeit, sondern stellte eine letzten Sinnes ideelle Bezugnahme von völlig eigener Art dar, der zufolge ein Etwas (eine Farbe, ein Ton usw.) «für mich» da, bzw. von mir «intendiert» sein soll. Ja, man würde, gesetzt es wäre von einer Intention des wahrnehmenden Bewußtseins mit Recht die Rede, von ihr im besonderen sagen dürfen, daß sie der «Richtung» jenes «Ein2

J a n s s e n , Dasein und Bewußtsein

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2. Kapitel

um so erheblicher abschwächen, je weniger das Objekt etwa durch seine Größe oder durch die Intensität seines qualitativen Gehaltes auffiele. Vom Charakter des seltsamen « G e g e n ü b e r » wäre zu sagen, daß er durchaus nicht unter allen Umständen Geltung forderte. Schwindet er doch um so nachdrücklicher hin, je offenkundiger das «Objekt» nicht nur seine räumliche Bestimmtheit aufgibt, sondern sich auch dem Bereiche des Ichzugehörigen «nähert». « Schon ein Kopfschmerz, ein Hunger oder Durst, eine meine Leiblichkeit durchströmende Kälte oder Wärme, eine körperliche Mattigkeit oder Frische stehen s e l b s t d a n n nicht mehr eigentlich dem Ich 'gegenüber', wenn ich sie — in getreuer Aufnahme ihrer gewissen Ichnähe und ohne der Tendenz nachzugehen, die ihre diffuse und 'unvollendete' Räumlichkeit zu verfestigen trachtet — in den 'Blick' der Aufmerksamkeit hebe. Und noch mehr schwindet dies 'Gegenüber' in Anbetracht des e i g e n t l i c h Ichzugehörigen der Gefühle, Appetenzen und Stellungnahmen, 'in' denen wir 'leben' und die, obzwar in engster Ichbewandtnis, 'da' sind. Mag immer ich noch ein ichzugehöriges Gefühl, eine Stimmung, eine Strebung als 'mir gegeben', 'für mich da seiend' bezeichnen, sie stünden mir — auch in jedem, etwa anders als räumlich zu verstehenden, Sinne — nicht 'gegenüber', sondern sie verblieben, auch unter dem 'Blick' der Aufmerksamkeit, auf eben der 'Seite', auf der sie auch im naiven 'Vollzuge' und wenn jener 'Blick' auf dem jeweils intendierten O b j e k t e ruhte, gelegen wären, nämlich auf der Seite des wahrnehmenden Ich, das unentwegt 'in' ihnen zu leben fortführe. Wäre aber in dem immerhin merkwürdigen Faktum des ' G e g e n ü b e r ' zum Ich das Bewußtsein von etwas zweifellos nicht zu suchen, so gewiß ebensowenig in dem der ' G e g e n s t ä n d l i c h k e i t ' , wofern man im allgemeinen unter ihr m e h r als das bloße 'Etwas' im Modus seines 'Bewußt'-seins verstünde und dringens» oder Einziehens in uns selber, geradezu zuwiderliefe. — Wir vermögen daher auch nicht zu beglaubigen, was L. über die «Empfindung», als «materialen Teil des Aktstoffes» (gleich wahrnehmendes Erleben etwa des Rot) sagt: «Es ist dieser Wahrnehmungsvorgang nur dadurch qualitativ eigenartig bestimmt, daß er ausschließlich dieses individuelle Rotmoment vermittelt und also das dadurch gekennzeichnete 'Zumutesein' — bedeutet.» Auch unter Voraussetzung eines Bewußtseins, ja, selbst eines wahrnehmenden» Bewußtseins von etwas, könnte das «Zumutesein» nicht die Besonderung eines solchen Bewußtseins in der Weise eines «Sehens», «Hörens» usw. konstituieren. Unannehmbar für uns wäre daher auch der Satz: «Dieses Erfassen» (des «unmittelbar gegebenen Außengegenstandes») «soll aber an und für sich keine Tätigkeit des Ich bedeuten, sondern ein bloßes Geschehen: das erlebende Geschehen. Es handelt sich für mein unmittelbares Bewußtsein um ein Eindringen oder Einziehen in das Ganze meines seelischen Seins» (vom Verf. gesperrt.) Das als Wahrnehmen oder Empfinden determinierte relationale oder intentionale Bewußtsein von etwas könnte nicht als Geschehen ausgelegt werden.

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ebenfalls mehr, als das pure 'Gegenüber' zum Ich, oder auch nur den Tatbestand der Ichfremdheit, sondern eine Art von Entgegenstehen und Eigenbehauptung gegenüber dem Ich, welches ich selbst bin. Aber davon abgesehen, daß solche Gegen-ständlichkeit keineswegs von allgemeingültiger Natur ist, sondern zugleich mit dem Nachlassen der Sinnfälligkeit und Eindringlichkeit des Objektes abschwillt, ja völlig verschwinden kann, dürfte es sich in diesem Fall um ein Beispiel 'emotionalen Widerhalles' handeln, der — freilich ohne das Vorhandensein einer entsprechenden und a k t u e l l e n Regung 'in uns' vorauszusetzen — unmittelbar aus dem Ichfremden begegnete u . Und zwar zeigte sich das Objekt hier in Stellungnahme zu uns selber begriffen, wobei solche Stellungnahme, ausgehend vom Charakter der bloßen Zuwendung zu uns, bis zur Widerständigkeit und Aufdringlichkeit tingiert sein könnte. Aber auch die Tatsache der Aufmerksamkeit würde die Geltung eines wahrnehmenden Bewußtseins von etwas noch nicht an den Tag heben. Denken wir einmal an die w i l l e n t l i c h e Aufmerksamkeit, so stellte sich diese in einer Weise dar, daß auf eine gewisse intentionale Stellungnahme meiner selbst hin, nämlich auf die des Willens zur 'Emporhebung' eines Etwas im Sinne der Aufmerksamkeit, eben diese sehr seltsame und von aller qualitativen Intensität wohl zu unterscheidende Emporhebung als eine d u r c h a u s d e n ' G e g e n s t a n d ' s e l b s t , w e n n a u c h n u r im S o f e r n s e i n e s D a s e i n s , a n g e h e n d e und u n v e r g l e i c h l i c h e S t e i g e r u n g vonstatten ginge. Hier zeigt sich zunächst, daß diese ganze in sich unzweifelhaft intentionale Konfiguration, mag immer man auch die Auflassung vertreten, sie müsse allemal durch ein geltendes 'Bewußtsein von etwas' unterbaut sein, doch weder in sich schon dieses Bewußtsein offenbar macht, noch auch eine Tinktion desselben oder gar eine 'Leistung' dieses Bewußtseins darstellte, sondern ausschließlich eine Sache der S t e l l u n g n a h m e , bzw. des jeweiligen 'Gegenstandes' selbst wäre, an w e l c h l e t z t e r e m sich, unter der 'Urheberschaft' des Ich und im Verfolg jener willentlichen Haltung, die merkwürdige 'Emporhebung' im Sinne der Aufmerksamkeit vollzöge. Im besonderen aber wäre solche 'Emporhebung' oder 'Steigerung', wie uns der schlichte Befund lehrte, e i n e A n g e l e g e n h e i t des G e g e n s t a n d e s s e l b e r — nicht eines wirklichen bzw. in Wirklichkeit existierenden natürlich, sondern als eines 'da'-seienden oder 'nicht da'-seienden, bzw. 'vorgestellten' und im S o f e r n dieses Daseins oder Nichtdaseins, nicht aber eine Angelegenheit eines 'Bewußtseins von' ihm, oder auch nur seiner selbst, s o f e r n ein Bewußtsein von ihm Geltung hätte. Das heißt: die einzig w a h r h a f t e Intention, um die es sich im Falle w i l l e n t l i c h e r Emporhebung handelte, wäre die der w i l l e n t l i c h e n H a l t u n g o d e r 14

2*

Vgl.:

«Das erlebende Ich» usw. S. 93 ff. und an anderen

Orten.

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S t e l l u n g n a h m e zu e t w a s selber, nämlich zu jener unvergleichlichen Steigerung oder Emporhebung im Sinne der Aufmerksamkeit, und niemals würde die Steigerung — unbeschadet der M ö g l i c h k e i t , sie ginge a l l e r e r s t auf G r u n d e i n e s ' B e w u ß t s e i n s v o n e t w a s ' v o n s t a t t e n , — a u s sich h e r a u s ersichtlich machen, daß sie sich k r a f t e i n e s B e w u ß t s e i n s oder auf dem Untergrunde eines solchen vollziehe15. Ginge man von der Überzeugung aus, daß alles irgend Gegebene oder Daseiende durch ein gewisses 'Maß' seiner Emporhebung im Sinne der Aufmerksamkeit ausgezeichnet sei, und daß zu eben dieser Emporhebung auch eine spezifische Weise ichterminierter Intention, nämlich das Zugewandtsein oder ' A u f m e r k e n ' , gehöre, so könnte man für Augenblicke die Meinung hegen, eben in diesem 'Aufmerken' bezeuge sich das gesuchte 'Bewußtsein von etwas' oder, wie man auch sagen dürfte: darin, daß wir, wenn auch noch so gelegentlich und beiläufig, einem Gegenstande oder Sachverhalte 'zugewandt' 16 seien, werde der wahrhafte Sinn des 'Bewußtseins von etwas' offenkundig. Freilich würde man unter diesen Umständen, über den Kreis der w i l l e n t l i c h e n Aufmerksamkeit, auch die automatische, die triebhafte, ja die zwangsmäßige, d. h. gewissermaßen durch den Gegenstand erzwungene, mit hier einbeziehen müssen. Aber es schiene nicht, daß der hier eingeschlagene Weg Erfolg verspreche. Das 'Zugewandtsein' im Aufmerksamkeitssinne würde allenfalls einem geltenden Bewußtsein von etwas unabänderlich eingelegt bleiben, nie und nimmer aber wäre es mit ihm zu identifizieren. Denn meinte, schon der Bewußtseinslehre gemäß, der T e r m i n u s des 'Zugewandtseins' etwas, was allererst auf d e m G r u n d e eines intentionalen Bewußtseins, wenn auch vielleicht in strenger Angewiesenheit zu ihm, zur Geltung gelangte, so zeigte sich andererseits, daß die der seltsamen Emporgehobenheit eines Etwas entsprechende Intention offenkundig und ganz ohne Zweifel d e n I n t e n t i o n e n d e r S t e l l u n g n a h m e o d e r a u c h der A p p e t e n z a n g e h ö r t e , in keiner Weise jedoch den Cha15

Im folgenden wird sich deutlich machen, daß der mögliche Einwurf: ohne die grundlegende Intention oder Relation eines Bewußtseins von etwas, müsse das intentionale Zugewandtsein im Aufmerksamkeitssinne, gewissermaßen im luftleeren Raunte hängen, völlig gegenstandslos bleibt. Eine allein an den Charakteren des Daseienden, ihren Positionalitäten und Konfigurationen sich vollziehende Orientierung würde der Geltung intentionaler Zugewandtheit vollauf genügen. Das Feld des Daseienden ist, auf eben das Faktum, des Daseins hin besehen, kein Feld der Wirklichkeiten. 16 Über den Sinn der Zuwendung und einen ferneren Sinn der Zugewandtheit, wie über das «Wandern» der Zuwendung wie der Emporgehobenheit selber vgl. «Vorstudien» Bd. I, S. 273 ff. 244 ff. Ferner: «Das erlebende Ich» S. 185 ff.

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rakter einer ihr eigentümlichen intentionalen Bezogenheit erkennen lasse, die sich als Intention eines ' B e w u ß t s e i n s ' ansprechen ließe. Endlich aber wäre auch der soeben zugestandenen Voraussetzung nur mit Vorsicht zu begegnen; das heißt: selbst wenn man es für wahrscheinlich halten wollte, daß alles irgend Gegebene oder Daseiende insofern auch in einem 'Maß' seiner Emporgehobenheit stünde, so wäre es doch, selbst nach Auffassung der Bewußtseinslehre, keineswegs ausgemacht, daß dem im bloßen und schon entfernten ' H o f e ' der Beachtung Befindlichen und folglich minder Emporgehobenen eine Weise minderen ' Z u g e w a n d t s e i n s ' im Aufmerksamkeitssinne entspreche. Jedenfalls würde der nachträgliche und rückgewandte 'Blick' nichts dergleichen zur Abhebung bringen. Und so ließe sich abschließend behaupten, daß w e n n der Sinn eines 'Bewußtseins von etwas' zweifelhaft werde, auch das Faktum stellungnehmenden oder appetitiven Zugewandtseins, ja, selbst der Fall einer eigentümlichen und unvergleichlichen Weise intentionaler Bezugnahme ihn nicht zu retten vermöchte.» Daß sich vom D a s e i n d e r F a r b e , vom D a s e i n des T o n e s da draußen etwa ein r e l a t i o n a l e s wahrnehmendes Bewußtsein im. Sinne ihres «Gegebenseins» oder «Daseins für» zur Abhebung bringen ließe, erschiene über die Maßen fraglich. Zeigt sich, daß das Ich, «für welches» ein beliebig daseiendes Etwas da sein soll, selber schon irgendwie in der Bestimmtheit seines Daseins stehen kann, und zwar ohne «für sich selber» da zu sein, so sinkt der Sinn des Bewußtseins als eines im r e l a t i o n a l e n Sinne wahrnehmenden in sich zusammen, d. h. es bleibt außer der immer nur gelegentlichen Bezugnahme des Gegenüber, der Gegenständlichkeit der Zugewandtheit im Aufmerksamkeitssinne kein grundlegendes und s c h l e c h t h i n g e m e i n g ü l t i g e s Verhältnis zurück, in welchem sich das Dasein eines Etwas als allererst daseiend «für» ein Ich bekundete. Und so zeigten wir anderwärts 17 , daß das jeweilige Feld des ichzentrierten Daseins zwar eine Fülle unabänderlicher Angewiesenheiten, Strukturen, Positionalitäten offenbare, nicht aber das, was sich im Sinne eines wahrnehmenden Bewußtseins von etwas verstehen ließe. Aber es erschiene uns im besonderen noch viel weniger sinnvoll hier von einem i n t e n t i o n a l e n Bewußtsein zu reden. Würde die soeben besprochene «Zugewandtheit» noch den Charakter der Intentionalität aufrecht halten, wiewohl es sich gewiß nicht, wie wir sahen, um die Intentionalität eines « B e w u ß t s e i n s » handelte —, so würde jegliche Intention in dem Augenblicke aufgehoben sein, in welchem der Sinn der Zugewandtheit entfiele. Was 17 Diese ganzen Verkältnisse haben wir in unserem Buche: «Das Ich und sein Dasein» sowie in einem Teil unserer «Vorstudien» I. Bd. dargestellt.

erlebende eingehend

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irgend und in minderer Emporgehobenheit, ja gänzlich beiläufig; «neben» dem Etwas erscheint, dem ich auf Grund willentlicher Stellungnahme oder auch nur triebhaft «zugewandt» bin, vermag ohne Zweifel die Bestimmtheit seines D a s e i n s zu tragen; aber wir werden nicht zugeben, daß es auch nur in i r g e n d e i n e m Sinne « i n t e n d i e r t » sei, d. h. daß so etwas, wie eine «Intention» oder «Gerichtetheit» auf dieses Etwas stattfinde. Und ebenso ist es, wenn Daseiendes ü b e r h a u p t u n d o h n e j e d e n V o r z u g der «Beachtung» da ist. Hierbei machte es nicht viel aus, in welcher Weise man das eigentlich I n t e n t i o n a l e der Intention aufzunehmen versuchte, ob in einem rein ideellen Sinne des «Von Etwas» oder der «Richtung auf», oder ihr in etwa den Charakter des Strebungsmäßigen, der «Tendenz», beließe. Auch ließen wir nicht den Einwand zu: die I n t e n t i o n sei auch in den vorgenannten Fällen vorhanden, nur trete sie nicht in den Vordergrund, vermöge aber nachträglich zur Abhebung zu gelangen, wenn sich die Zugewandtheit gleichsam auf den «Ort» ihrer Geltung erstrecke. Auch diesen Weg müssen wir als ungangbar erklären: von einem Charakter des Intentionalen ist nicht das mindeste hier zu verspüren 18. Doch noch eines wäre hier näher zu erörtern. Es wird behauptet, daß das Ich, diese seltsame, durchaus «seelisch» zu nennende Mitte und der Terminus aller e i g e n t l i c h e n Intentionen nicht allein Fremdes oder auch Ichzugehöriges als «für» dieses Ich daseiend in einer Relation oder auch Intention eines Bewußtseins erfasse, sondern auch ein Bewußtsein von sich selber zu terminieren vermöge, gleichviel ob wir diese Bewußtseinsweise als eine solche des W a h r n e h m e n s ansprechen dürften oder nicht. Soeben wurde bemerkt: Ginge man der Behauptung nach, es sei ein Etwas nur i n s o w e i t gegeben oder da, als es «für mich» und im Sinne eines (wahrnehmenden) «Bewußtseins von etwas» da sei, oder auch von mir, als ein daseiendes, intendiert werde, so ließe sich erwarten, daß dieses Ich im «Vollzug» eines solchen Wahrnehmens, d. h. im aktuellen B e w u ß t h a b e n eines dergestalt «für» dieses Ich Daseienden nicht s e l b e r da sei. Demgegenüber würde eine besinnliche Analyse so deutlich wie möglich zeigen, daß das Ich im a k t u e l l e n B e w u ß t h a b e n eines daseienden Etwas selber da sein k ö n n t e , nicht als der, der sich nebenher «innerlich» wahrnimmt oder Bewußtsein von sich selber hätte, sondern als der Wahrnehmende und in der uneingeschränkten, wenn auch minder ausdrücklichen Verfassung seines 18 Über die verhängnisvolle Verquickung des Problems vom intentionalen Bewußtsein mit dem ganz anders zu verstehenden semiotischen Problem des «Bedeutens» oder «Meinens» haben wir eingehend im ersten Bande unseres Buches: «Ideeller Aufbau» usw. gehandelt. Siehe S. 66 ff. Über Bedeutung und Meinen siehe auch: «Das erlebende Ich» usw. S. 185 ff.

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terminierenden « S u b j e k t s e i n s » . Das Gleiche aber würde auch für den Fall der Selbsterfassung gelten. Wo immer es hieße, daß das Ich nur insofern da sei, als es «für sich selber», im Sinne des Bewußtseins von sich, da sei, da vermöchte es laut phänomenologischen Ausweises schon in der Haltung seines Subjektseins da zu sein, d. h. als dasjenige, welches ein Bewußtsein von sich selber terminierte. Aber nun ließe sich ohne Schwierigkeit dartun, daß auch hier faktisch von der Relation oder Intention eines Bewußtseins nicht die Rede sein dürfte. Da das Ich in jeder Weise des Bewußtseins von etwas schon als ein in seiner Subjekthaltung stehendes und terminierendes da sein könnte, würde es sich in jener Selbsterfassung, wäre sie nur eine beiläufige oder nicht, um ein s c h o n v o r g ä n g i g d a s e i e n des Ich handeln, das, einem wahrnehmenden Bewußtsein gemäß, Bewußtsein von sich selber als einem daseienden zu haben beanspruchte. Indessen ginge damit noch keineswegs die Forderung Hand in Hand, das Ich müsse sich i n solchem bewußtseinsmäßigen Wahrnehmen s e l b e r «gegenüber» sein. Von dergleichen ist nicht mehr die Rede, nachdem sich mühelos zeigen ließ, daß der Charakter des «Gegenüber» mehr und mehr dahinschwindet, je ausdrücklicher sich die übergänglichen Weisen des Daseienden dem Ich zu «nähern» scheinen. Was hier gemeint ist, wäre einzig dies, daß dieses vorgängig und in Subjekthaltung daseiende Ich, welches ich selbst bin «für mich», d . h . m i r bewußt sei, und zwar wiederum nach Maßgabe eines relationalen oder intentionalen Bewußtseins von etwas 19 und ohne im mindesten ein «Gegenüber» als die Vorbedingung solchen Bewußtseins • gelten zu lassen. Hier aber wird die Sinnlosigkeit solcher bewußtseinsmäßigen Selbsterfassung offensichtlich. Ist das Ich als der i n S u b j e k t h a l t u n g stehende Terminus des Bewußtsein von etwas und zwar hier des Bewußtseins seiner selber, immer schon vorgängig irgendwie d a , so forderte dieses Ich für sein D a s e i n nicht, daß es «für sich» da sei; aber dann wird überhaupt die vermeintliche Funktion eines B e w u ß t s e i n s sinnlos, v e r m ö g e d e s s e n das Ich noch sich selber bewußt sein sollte, 19 In dem Bestreben, unter Preisgabe des «Gegenüber» die intentionale oder relationale Selbsterfassung zu retten und sich nicht den Sinnlosigkeiten eines attributiven Bewußtseins auszuliefern, kommt es zu seltsamen Wendungen. M. Geiger spricht in seinem Aufsatze («Fragment über den Begriff des Unbewußten und die psychische Realität ») davon, daß die Ichzuständlichkeiten «von einem vom Ich ausgehenden Lichtnebel erhellt» werden, daß ein «inneres Bewußtsein» sich ihnen «anschmiege», das sie jedoch nicht in einem «gesonderten Bewußtseinsstrahle» erfasse. Eine andere Auffassung spricht von einer «Imprägnierung» durch das Bewußtsein. Der eigentümliche Impuls, den diese Denker auf das attributive Bewußtsein empfangen, ist ein offenkundiger Hinweis auf die ganze Schwäche und Unzulänglichkeit der Bewußtseinslehre selbst. — unverzüglich Der Gedanke der Attribution aber mündet — sich auflösend in unsere eigene Auffassung hinein.

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d e n n es i s t j a ohne Rücksicht auf dieses Bewußtsein v o n s i c h ein vollinhaltlich und originär d a s e i e n d e s , und zwar ein in s e i n e r S u b j e k t v e r f a s s u n g d a s e i e n d e s , wobei solches «Subjekt»sein, wie gleich zu sehen sein wird, noch in mancherlei anderen Sinnrichtungen, als denen des Subjektseins im B e w u ß t s e i n s s i n n e verstanden werden könnte. Schließlich aber würden sich auch die im wahrhaften Sinne intentionalen und i c h z u g e h ö r i g e n Gefühlshaltungen und Appetenzen von den hier beobachteten Verhältnissen nicht ausschließen. Bin ich — «lebend» in intentionalen Gefühlen — einem Sachverhalte zugewandt, so bleibt es, aus vorhin angeführten Gründen, verwehrt zu sagen, sie seien nur insofern da oder «nebenher» da, als sie «für mich» da seien. Aber es wäre auch nicht erlaubt zu meinen, sie seien mir im Sinne des Wahrnehmens oder sonst einer «Bewußtseinsweise» bewußt, und zwar keineswegs deshalb, weil sie dem Ich nicht eigentlich mehr «gegenüber» lägen. Läßt sich weder ein relationales noch ein intentionales «Bewußtsein von» der Farbe oder dem Tone da draußen zur Abhebung bringen, so sicher auch nicht von dem Gefühle, das gleichwohl, wenn auch von minderer Emporgehobenheit, d. h. weniger im Sinne der Aufmerksamkeit hervortretend, dennoch in voller Stärke seines qualitativen Bestandes «da» ist und von sich aus eine wahrhafte Intention terminiert; nur daß es sich hier nicht um «ichfremde», sondern um «ichzugehörige» oder «ichhaltige» Weisen des Daseienden handelte, ja, daß sie sogar jederzeit bereit wären, in eine «Subjekt»verfassung 2 0 des Ich einzugehen. Aber weder hätten die positionalen Unterschiede der Ichzugehörigkeit und Ichfremdheit, noch etwa die hier gemeinte «Subjekts-Haltung das mindeste mit dem Charakter eines relationalen oder intentionalen Bewußtseins zu schaffen. U n d d e n n o c h g i b t es e i n e S e l b s t e r f a s s u n g des I c h , wenn sie auch sicher nicht als die eines Bewußtseins von etwas gelten darf. Ebenso wie ich, in willentlicher Stellungnahme oder auch triebhaft, ein ichfremdes oder ichzugehöriges Etwas im Sinne der Aufmerksamkeit, wenn auch nur im bloßen Sofern seines Daseins, «emporzuheben» vermag, vermöchte auch dieses Ich, welches ich selbst bin, zufolge meiner eigenen Stellungnahme oder auch triebhaft, eine E m p o r h e b u n g s e i n e r s e l b s t zu erfahren. So merkwürdig sich diese Tatsache auch anläßt, wir würden sie nicht ernsthaft bezweifeln dürfen. Geht die Frage dahin, w e l c h e s I c h gemeint sei, wenn ich mich selber im Sinne der Aufmerksamkeit emporhebe, so lautet die Antwort: es ist offenbar das eine und selbe Ich, welches als «Subjekt» der Stellung20 Im besonderen etwa: den in der